Deutlich zu spät

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Synnover
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Donnerstag 11. Dezember 2025, 11:48

Synnover war im Grunde fast die ganze Zeit ehrlich zu ihr gewesen, seit er und Lariana sich kannten. Und selbst seine letzten Worte, reserviert und nahezu kalt, beinhalteten eine Spur Wahrheit. Er hatte nur mit ihr gespielt. Das stimmte! Zumindest ging es ihm am Anfang so, als er frisch in Hymlia eingetroffen war. Er hatte nicht nicht aufrichtiger Freundlichkeit gerechnet und seinen Vorteil daraus gezogen, dass Larianas Vater und sie ihn so herzlich in ihrem Heim empfangen hatten. Dort kam er unter, bis er sich an alles hätte gewöhnen können. Deshalb war er mit Lariana übermäßig herzlich umgegangen, hatte mit ihr geflirtet und sie schließlich binnen kürzester Zeit verführt. Nichts davon war echt gewesen. Auch nicht der Kuss, den er ihr vor versammelter Klasse in Professor Filius' Unterrichtsstunde geschenkt hatte. All das war nur eine Vorstellung gewesen. Da hatte er noch Masken getragen! Auch, als er mit ihr in derselben Nacht geschlafen hatte. Erst der Morgen danach besaß eine seltsame Aufrichtigkeit, die begann ihn zu verändern. Erst dann schlichen sich echte Situationen in sein neues Leben, auch wenn Synnover sie nie hatte wahr haben wollen. Seine Beziehung zu Lariana, gegründet auf Falschheit wie alles andere in seinem Leben, besaß plötzlich winzige Splitter an Ehrlichkeit. So sehr, dass es ihn schmerzte, tiefer zu gehen, nachdem er hatte fürchten müssen, Zarrah und seine Freunde für immer verloren zu haben. So sehr, dass er sich vor dem Schmerz fürchtete, Lariana jemals zu verlieren. Und nun forcierte er es!
Er musste es tun, auch um sie zu schützen. Er wollte sie vor sich selbst schützen. Bereits jetzt zeigten sich erste Konsequenzen, dass er zugelassen hatte, sein Herz für sie zu öffnen. Sie war so kalt, ihre Hände rau, ihre Augen ständig glitzernd von den Tränen, die sie aktuell zurückzuhalten versuchte. Er beschmutzte sie, riss sie aus ihrem Wolkenreich und hinunter dorthin, wo sie bereits gewesen war. Sie würde enden ... wie er. Synnover wurde speiübel. Selbst wenn Lariana behauptete, ihn nicht zu fürchten, so sprach sie doch voll Abscheu und Abneigung von Zarrah. Dabei waren sie gleich. Er mochte keinen Dämon in sich tragen, wohl aber gezeichnet sein von Morgerias Dunkelheit und das so massiv, dass er davon überzeugt war, niemals nach Hymlia passen zu können. So viele Anzeichen hatten es ihm bewiesen. Er wollte auch kein Himmelsreiter werden. Er wollte diese Stadt nicht bechützen, in der alle so wunderschön waren wie er selbst. Sogar das störte Synnover auf eine groteske Weise. Er war unter ihnen nur einer von vielen. Er stach nicht heraus wie er es in Morgeria getan hatte und wie es einen Großteil seiner Bedeutung überhaupt ausmachte. Er war ... normal in Hymlia und am Ende doch nicht. Denn am Ende lag ein Stigma auf ihm, das er niemals würde loswerden können. Etwas, das sich sogar wie eine Krankheit auf andere ausbreitete und ihnen die reine Unschuld nahm. Er durfte das nicht zulassen, denn dafür liebte er Lariana zu sehr, schätzte Layan oder auch S'idan zu sehr. Er würde sie vermissen, aber er durfte nicht zulassen, ihnen die Finsternis zu bringen.
All seine guten Absichten, seine Sorgen, seine Liebe verbarg Synnover nun hinter einer alten Maske. Eine, die ihm bis jetzt treu geblieben war und nur darauf gewartet hatte, dass er sie erneut aufsetzte. Seine Miene war neutral, etwas distanziert, was ihn fast arrogant zu Lariana schauen ließ. Er schuf Grenzen, nicht nur physisch. Er versteckte sich hinter dieser neutralen, reservierten Miene, beschoss sie mit aller Munition, die ihm hinter dieser Festung verblieb und hoffte, sie zu vertreiben anstatt zu zerstören.
Er kappte alle Bande zu ihr. Ihr Entsetzen zu sehen war die Strafe für all das. Er prägte sich diese Züge gut ein. Sie würden ihn für immer begleiten, sein Herz bluten lassen und ihn dennoch darin bestätigen, dass er hier das Richtige tat. Er war nicht dafür geschaffen, ein Teil ihrer Welt zu werden. Er musste verhindern, dass sie ein Teil seiner Welt wurde. Er würde bei Zarrah bleiben, denn sie beide trugen Dunkelheit. Sie beide waren Opfer. Sie beide liebten einander und würden es gemeinsam irgendwie durchstehen. Er sah keine andere Option und je länger Synnover darüber nachgegrübelt hatte, desto überzeugter war er, dass er genau das wollte. Er wollte Lariana nicht noch unglücklicher sehen, aber er wollte versuchen, Zarrahs Leben etwas glücklicher zu gestalten und dadurch selbst vielleicht ein wenig Glück in ihrer Nähe zu finden. So wie er es bisweilen erleben durfte.

Nur Lariana wollte nicht mitspielen. "Das ... du ... lügst."
"Ein Jahr lang schon, ja", hielt er ihr eiskalt entgegen, ohne dass sein Blick flackerte. Er kannte das Spiel. Man hatte ihn darauf trainiert. Er beherrschte es so gut wie seine Schritte auf dem Sand der Schwarzen Arena. Er tanzte auf beiden Böden geradezu perfekt und er würde diese Kür vollenden, ohne aus der Rolle zu fallen. Es ging nicht darum, ob sie ihm gefiel. Darum war es nie gegangen. Man legte ihm auf, was erwartet wurde und das weiße Kaninchen erfüllte diese Erwartungen. Der einzige Unterschied zu damals bestand nun darin, dass er nicht länger das weiße Kaninchen war. Er war Synnover ... ein wenig Federflug noch, aber nicht genug, um dem Namen Ehre zu machen. Er würde seine eigenen Erwartungen erfüllen und ein wenig Leid zufügen, um vor der größeren Welle zu bewahren.
"Du lügst! Du redest davon, dass du in deinem Leben am Boden nur Leid und Schrecken erfahren musstest - aber ICH habe gesehen, wer du hier warst! DAS war nicht gespielt, Synnover Federflug! Du bist ein hervorragender Schauspieler, das muss man anerkennen, aber du lügst!"
Er lachte - kalt und herzlos. "Ich nehme das Kompliment gern an, Lari. Du behauptest, ich lüge und bestätigtst doch gleichzeitig, wie gut ich es kann. Ohja, es war alles nur Schauspielerei. Ich bin nicht nur hervorragend, ich bin der Beste. Das einzig gute Erbe, das Morgeria mir angedeihen ließ."
Lariana ließ sich nicht beirren, im Gegenteil. Sie redete sich in Rage. Sie hielt ihm vor, weiterhin an Zarrah zu hängen, obwohl er ihr nichts schuldig wäre. Das hatte die Dunkelelfe sogar selbst gesagt. Sie erwartete auch nichts von ihm. Sie hatte nicht einmal erwartet, dass er zurückkam ... und dennoch hatte sie ihn vor Karrish und diesen schaurigen Dämonenbeschwörern nicht verraten. Er mochte ihr nichts schuldig sein. Er wollte es! Larianas Worte stießen in seine Maske und ließen sie an winzigen Stellen bröckeln. Aber dahinter wartete nicht seine Liebe für sie. Die rissigen Löcher füllten sich mit Zorn, weil sie so schlecht über Zarrah sprach. Zarrah, die ihn gerettet und so viel für ihn getan hatte, nur um nun ihrerseits zu leiden. Sie waren beide Opfer der Nachtklingen, Morgerias Opfer.
Synnover erhob sich, um von höherer Position mit dieser kalten, verachtenswerten Maske auf Lariana herab zu blicken. "Du hast Recht. Ihre Familie ist für all das verantwortlich, nicht sie", erwiderte er und erstmals verspürte er Abneigung gegenüber der Hymlianerin. Das bestätigte ihn auch im Wissen, dass er Zarrah letztendlich in bisschen mehr liebte, denn er verteidigte sie.
"Bei mir durftest du einfach sein, wer du warst und hast es genossen. DAS kann keiner über so lange Zeit vorspielen!"
Er log. Sie behielt Recht. Oh, er hatte es genossen, einfach mal Dinge zu tun, die er wollte. Er hatte es genossen, im Schatten zu stehen und ihrem Glück zusehen zu können ... und zugleich jedes Mal von ihr eingeladen zu werden, es auch zu spüren. Wirklich zu spüren. Er hatte sich verliebt, weil sie ihn sein ließ. Synnover log. Er blieb konsequent.
"Lange Zeit? Es war nur ein Jahr, Lariana. Glaubst du, das schaffe ich nicht?" Er schnaubte auf. Dann wurde seine Stimme nur noch dunkler. Synnover zog jegliches Gefühl heraus, das er für sie verspürte. Es durfte jetzt nicht an die Oberfläche geraten, sonst würde sie ihm nicht glauben. Sie musste glauben. Sie musste fest daran glauben, dass es keine LIebe für sie von ihm gab. Nur dann könnte sie seine herbeigeführte Trennung annehmen, ihn vergessen oder hassen, in jedem Fall aber ohne ihn weiterleben ... ohne Makel Morgerias auf ihrer so wunderschönen Seele. "Ich habe sechs Jahre lang gespielt. Jeden Tag, jede Minute. Ich durfte mir keine Blöße geben, denn jede Form von Schwäche bedeutet am Boden den Tod, Lariana. Hymlia etwas vorzugaukeln - dir etwas vorzuspielen - war die leichteste Herausforderung, der ich mich hab stellen können. Nur ein Jahr ... gewiss, ich verspürte Kummer, als das Schiff unterging, zusammen mit Zarrah, die meine Herrin war. Es nahm mir gewisse Pläne. Aber nun kann ich vieles davon wieder aufgreifen und ... weiterspielen. Aber nicht hier, nicht mit dir. Ich bin ... deiner überdrüssig geworden."
Jede Silbe schlitzte ihm die Brust auf und riss tiefe Wunden in sein eigenes Herz. Nichts davon drang nach außen. Er war wirklich ein hervorragender Schauspieler. Kein Muskel zuckte. Syn blieb eiskalt und lächelte dennoch, überheblich wie er es in all den Jahren Dutzend Male bei Dunkelelfen gesehen hatte, die ihre Sklaven malträtierten, denunzierten und dann wegwarfen. Er brauchte sich nur seiner Erinnerungen zu bedienen und darzustellen, was täglich die Leinwand gewesen war, auf die er gestarrt hatte. Nun malte er darauf, seine eigene Interpretation von Schrecken und Hass.
Synnover fiel nur ein einziges Mal aus der Rolle, dennoch passte es. Er behielt soweit die Kontrolle, Lariana nicht zu schlagen, aber die erhobene Hand ob ihrer Worte gegenüber Zarrah - ihrer Verachtung seiner Liebsten gegenüber - ließen ihn sich beinahe vergessen. Er hätte zuschlagen können. Er wollte es tun und wusste nicht, was ihn letztendlich davon abhielt. Vielleicht Larianas zorniger Blick oder die blanke Schönheit ihrer Präsenz. Trotzdem stand Syn plötzlich da, die Hand erhoben. Er starrte auf sie herab, nachdem sie verkündete, Zarrahs Rettung wäre der größte Fehler von allen gewesen.
"Geh", zischte er sie an, aber Lariana war ohnehin schon auf dem Weg hinaus. Trotzdem wollte sie ihn nicht aufgeben. Sie würde bleiben, ihn retten, denn sie sah ihn nach wie vor als unfreiwilliges Opfer in den Fängen einer Frau, in der mehr als ein Dämon schlummerte. "GEH!", fauchte Synnover ihr zu, dann knallte die Tür. Er ließ die Hand sinken, ließ sich zurück auf das Sofa fallen. Mit beiden Händen umklammerte er seine Knie, bis die Fingerknöchel weiß hervortraten und Schmerz durch seine Beine jagte. Bis sich blutrote Abdrücke in seiner Hand bildeten, die wie eine Reihe kleiner Sichelmonde an seiner Kniescheibe entlang führten. Winzige Rinnsale von Blut bildeten sich, aber Syn ignorierte sie. Er japste, löste die Finger schmerzlich aus seinem Fleisch und verbarg dann das Gesicht in Händen. Er weinte, stumm.
Lariana zu verlassen schmerzte unendlich tief. Sein Herz fühlte sich schwer an, brannte bei jedem Schlag und sandte diese peinigenden Impulse in seinen gesamten Körper. Synnover konnte sich nicht rühren. Er saß da, ertrug den Schmerz und lauschte dem Grollen des Donners. Das Gewitter zog auf. Es ... beruhigte ihn auf seltsame Art und Weise, lenkte seine Gedanken ab. Er sehnte sich mit einem Mal danach, mit Turok durch schwarze Wolkendecken zu fliegen und Blitze zu jagen. Er wollte das Elektrisierende spüren im Glauben, dass es sich besser anfühlte als der Kummer in seinem Herzen. Er behielt Recht mit der Annahme von damals: Lariana zu verlieren ertrug er nicht. Es zerriss ihn innerlich und er saß lang allein auf dem Sofa, um tonlos zu weinen. Erst als seine Augen tiefrot, aber endlich trocken waren, erhob er sich. Seine Glieder fühlten sich bleischwer an. Er fühlte sich wie in Ketten, die ihn unablässig zu Boden ziehen wollten, aber Synnover tat Schritt um Schritt. Er nahm die Treppe, jede Stufe eine neue Herausforderung. Es dauerte ewig, aber schließlich kam er wieder an der Zimmertür seiner Schwester an.
Ohne zu klopfen trat er ein und beim Überschreiten der Schwelle setzte er eine neue Maske auf. Eine, die ihn neutral erscheinen ließ. Sie fiel herab, als er zum Bett schaute, um nach Zarrah zu sehen. Nein, vor ihr musste er keine Maske tragen. Das unterschied sie von Lariana. Sie war dunkel und gezeichnet wie er. Sie waren beide Sklaven.
"Zarrah", grüßte er sie, schloss die Tür und trat an das Bett heran. Er ließ sich schwerfällig auf der Kante nieder. "Hast du gesehen? Ich hab dir gerade gezeigt, was Liebe ist." Er atmete durch. Die letzten nötigen Worte. Dann wäre es geschafft. "Ich bleibe bei dir. Ich habe Lariana verlassen. Denn ... ich liebe dich ein bisschen mehr."
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