Wo es beginnt

Das Grasland macht seinem Namen alle Ehre. Weite Wiesen, geziert von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Ein Beben hinterließ eine große Narbe in der schönen Ebene, eine große Schlucht, begehbar über eine dunkle Brücke
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Re: Wo es beginnt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Dezember 2023, 15:57

Sarin kommt von Die magische Stadt Zyranus -> Die Universität der Magie -> Zauberhaftes Studentenleben

Da war er wieder, der rote Faden, den Sarin so verzweifelt gesucht hatte. Sie hatte ihn nicht verloren. Er war nur kurz abhanden gekommen und mit Hyacinthus und Vikreth gegangen. Die beiden ungleichen Männer hatten ihn offensichtlich mit zum Krater genommen, den Asmodeus' Vernichtung im Feld vor der Stadt Zyranus hinterlassen hatte. Dorthin war die Truppe nun aber nicht unterwegs.
Nachdem Hyacinthus seinen kleinen Heldenmoment in der Taverne voll ausgekostet hatte, führte er Vikreth, Sarin und Iryan erneut in die Kälte hinaus. Die Nacht war tief und schwarz, ebenso wie die Felle der Reittiere, zu denen er seine Gefährten anschließend brachte. "Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, ich greife nicht auf unsere Kontakte zurück, hm?", lachte er. "Ich muss zugeben, Xot Hau'r war nicht sehr begeistert, dass ich ihn aus dem Schlaf gerüttelt habe, aber das verhalf uns dann noch mehr. Er wollte nämlich schnell wieder ins Bett, also hat er mir nur gezeigt, wo ich unsere ... Transporttierchen finden kann." Im Gehen deutete Cinni hinter sich zu Vikreth. "Und weil ich einen kriegstauglich aussehenden, gruseligen Dunkelelfen in Begleitung habe, der weiß, wie man mit morgerianischen ... Reittieren umzugehen hat, dauerte es auch nicht lang, dass Xot wieder seinen verdienten Schlaf erhielt."
Vikreth brummte nur: "Gut erzogen."
"Jaha, das ist er, für einen Ork!"
Hinter den beiden Männern hob Iryan die Mundwinkel. Er neigte sich Sarin entgegen und raunte ihr leise zu: "Ich glaube, Vikreth meinte eher die Reittiere. Ich kann mir schon denken, wie wir durch's Grasland kommen. Erschreck dich nicht, Sarin. Wenn sie wirklich gut erzogen sind, beißen sie nicht." Auch Iryan war Dunkelelf. Auch er hatte in Morgeria gelebt. Er kannte die Alternativen zu Pferden. Trotzdem blieb selbst er zunächst auf Abstand, als Hyacinthus die Gruppe in einen etwas abseits gelegenen Stall führte. Eigentlich wurden hier Kutschen untergebracht. Die einzelnen Pferche waren nun jedoch mit pelzigeren Transportwesen bestückt. In jeder abgetrennten Kammer, den schweren Kopf auf Stroh gebettet, lag jeweils ein morgerianischer Warg. Diese großen, pechschwarzen und aschgrauen Tiere, die mehr Bestien als gigantischen Wolfshunden glichen, machten nur auf den ersten Blick hin einen schrecklichen Eindruck. Wer sich etwas mehr Zeit nahm und die dolchlangen Zähne ignorieren konnte, sah schlummernde Riesenhunde, teilweise auch auf dem Rücken, Krallen versehene Pranken abgestreckt. Eines der Tiere hatte sogar seinen Pferch verlassen, um zum Nachbarn zu gehen und auf dessen pelzigem Bauch zu schlafen. Das Bild war beinahe niedlich anzuschauen.
"Xot meinte, zwei würden reichen und diese beiden dort hat er für mich ausgewählt." Hyacinthus mochte ohne magische Fähigkeiten geboren worden sein, aber ebenso ohne Scheu vor Gefahr. Er näherte sich ganz selbstverständlich den beiden kuschelnden Wargen. Der Graue, welcher halb auf dem schwarzen Artgenossen ruhte, hob den Kopf an. Dann schnupperte er in Hyacinthus' Richtung. Der Zyraner griff nach einer Tasche, die neben dem Pferch hing. Schon erhob sich der graue Warg ganz. Er war etwas kleiner als sein schwarzer Schmusepartner und soweit man es erkennen konnte, handelte es sich um ein Weibchen. Artig ließ das Tier sich vor Cinni nieder, schnupperte jedoch unentwegt weiter. Cinni öffnete die Tasche, zückte ein handgroßes Stück Trockenfleisch und warf es direkt auf das Maul des Wargs zu. Das Tier schnappte danach, schlang das Stück wie einen Fetzen herunter.
Jetzt wurde auch der schwarze Warg hellhörig. Er stämmte sich deutlich träger in den Stand, trottete neben die Grau und ließ sich dort ebenso artig nieder. Auch er erhielt von Hyacinthus ein Stück Fleisch. "Das sind Pest"- der schwarze Warg spitzte die Ohren - "und Cholera." Die graue Wargin ließ eine gewaltige Zunge aus dem Maul hängen. Hyacinthus trat an sie heran und kraulte dem Tier ganz unbesorgt den Hals. Cholera hechelte.
"Ist lustig, weil beides ... krank ... aber eines Krankheit schneller als die andere. Beide bringen Tod", versuchte Vikreth sich an einem Witz, der alles andere als witzig war. Welcher Ork auch immer die Warge getauft hatte, sah wohl eher fir Effizienz der Tödlichkeit in ihren Fähigkeiten als passenden Namensgeber. Die Tiere machten keinen kranken Eindruck. Pests Fell glänzte tiefschwarz wie Iryans seidiges Elfenhaar und Choleria wirkte zwar struppig, aber machte einen vitalen Eindruck.
Nachdem geklärt war, auf welchem der Tiere wer reiten würde - jeweils zwei auf einem Warg - half Vikreth, die Reitsattel anzulegen. Man nahm noch eine Tasche mit Trockenfleisch und eine Laterne, sowie Decken für die Tiere selbst mit. Alles ließ sich perfekt in Tragetaschen an den Sätteln anbringen. Vikreth band dort auch den Beutel mit Knochen fest. Hyacinthus hatte Kreide besorgt und das Blut trugen die Teilnehmenden noch im Leib. Sie besaßen alles Nötige, um ein Ritual irgendwo im Grasland zu vollziehen. Tatsächlich klappte der Ritt zum Ziel auch wunderbar. Vikreth saß mit Hyacinthus auf einem der Warge, Iryan und Sarin auf dem anderen. Die Dunkelelfen kannten sich aus, lenkten die Tiere und jagten sogar spaßeshalber ein wenig durch den schwindenden Schnee.

Die Nacht war kalt. Der Wind blies ihnen mit eisiger Härte in die Gesichter. Sarin spürte alsbald ihre Nase nicht mehr. Zum Glück konnte sie sich eng an Iryan kuscheln, der einen Großteil der Kälte von ihr abhielt. Dennoch machte es Spaß, auf den stattlichen Tieren durch die Schnee bedeckten Hügel zu jagen. In einigen Wochen würde hier alles jung und grün sein, vielleicht blühten sogar zahlreiche Blumen. Sarin erkannte im Vorbeireiten gelegentlich lila Tupfen im Schnee. Krokusse reckten ihre Knospen aus dem Boden. Die Welt erwachte langsam zu neuem Leben, doch die Elfe die offenen Blüten vorerst nicht sehen dürfen. Sie ritten bei Nacht. Manthala schenkte ihnen genug Licht, das vom Schnee reflektiert wurde. Die Sicht war frei, das Land leider auch. Natürlich könnte man jede x-beliebige Stelle für das Ritual nutzen, sobald die Gruppe nur weit genug von Zyranus entfernt war, doch es zeigte sich, dass Vikreth hier sehr pingelig mit dem Zielort war. Jedes Mal, wenn Iryan seinen Warg bremste, um eine Stelle vorzuschlagen, hatte der andere Dunkelelf etwas daran auszusetzen. Die Gründe ließen sich nicht immer benennen, denn manchmal fehlte ihm das celcianische Vokabular, aber Iryan und Vikreth konnten sich auch auf Lerium unterhalten.
"Er will Felsen, die den Rahmen für das Portal vorgeben", verkündete der Leibwächter Cinni und Sarin, damit auch diese verstanden. "Da er es allein öffnen und aufrecht erhalten muss, kann Gestein ihm helfen, die Ränder des Portals zu halten ... oder so ähnlich. Es erleichtert es ihm zumindest und darauf sollten wir Rücksicht nehmen." Es erschwerte ihnen jedoch die Suche.
Die Nacht schritt voran und als Manthalas Mondgesicht schon beinahe den Platz am Himmel abtrat, während in der Ferne erstes Tageslicht dämmerte, lenkte Virketh sein Reittier plötzlich nach rechts. Er beschleunigte, dass Iryan es schwer hatte, ihm zu folgen. Schließlich holte sein Warg den Artgenossen aber ein. Pest und Cholera kamen zum Stehen. Schnee wurde aufgewirbelt. Vikreth sprang von seinem Tier, während Hyacinthus etwas unbeholfen nach rutschte, bis er mit beiden Beinen wieder auf fester Erde stand. Er rieb sich den Rücken. Zyraner wie er ritten eindeutig selten aus. Vikreth ignorierte ihn. Er nahm das letzte Stück Weg zu Fuß, bis er eine Felsformation erreichte. Zwei große Steine ragten hoch über ihn hinaus, neigten einander entgegen und formten so beinahe einen natürlichen Bogen. Der Dunkelelf blieb davor stehen. Er nickte, als er sich umwandte. "Hier ist gut. Guter Ort. Wir müssen Schnee wegmachen. Ich muss ... Malsalz auftragen. Ich brauche Knochen. Ich brauche Blut." Er wirkte wir ausgewechselt und sehr lebendig. Vorfreude stand in seinem verbliebenen Auge, dass Hyacinthus ihn mit offenem Neid musterte. So musste es sich anfühlen, wenn man einen großen Zauber vorbereitete. Der Zyraner seufzte und schob mit seinem Stiefel etwas Schnee beiseite.
"Also gut", meinte er. "Lasst uns die Ritualstelle freiräumen. Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht."
Zunächst einmal galt es, den Boden frei zu machen. Da Vikreth mit Kreide zeichnen musste, konnten sie nicht einfach das ruhende Gras oder Erde freilegen. Iryan war damit beschäftigt. einige Steine heranzutragen, während die anderen Platz schafften. Sie würden die Kreidezeichnung auf Felsen machen. Vikreth platzierte die Tierknochen zu seltsamen Skulpturen darum. Auch die Anordnung an sich schien wichtig zu sein. Sarin half dabei, kleinere Steine, Dreck und braunes Gras beiseite zu schaffen. Gerade als sie einen neuen Haufen von allem hinter einen der umliegenden Felsen brachte, fiel ihr etwas im Schnee auf. Es ragte nur ein Teil davon unter der weißen Decke hervor, aber sie würde den Stoff unter Dutzenden erkennen. Sie hatte ihn bearbeitet. Sie hatte ihn getragen und sie hatte ihn geopfert ... an Manthala ... für ihren Pakt. Als sie sich schon danach niederbeugte, um den Umhang - ihren Umhang! - vom Schnee zu befreien, streckte sich ein einzelner, letzter Strahl Mondlicht über den langsam heller werdenden Himmel. Er erreichte Sarin, berührte sie mit der beruhigenden Kühle der Nachtmutter und wanderte weiter. Auf Iryan blieb er haften, dass jener für den Bruchteil von mehreren Herzschlägen in Mondlicht gebadet war. Dann verblasste er und zurück blieben nur die Gruppe aus Reisegefährten, die Warge, der Schnee, die Felsen und Sarins Paktgeschenk, der selbst genähte Umhang. Der Stoff lag weich und sauber in ihren Händen.
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Sarin Kasani
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Re: Wo es beginnt

Beitrag von Sarin Kasani » Montag 1. Januar 2024, 19:37

Der Trubel in Sarins Kopf würde sie wohl noch eine Weile begleiten, aber andere sahen dafür um so klarer. Ian sah tief in das Herz der Elfe, die vor ihm stand und deren ganzes Sein so erfüllt von Sorgen war, dass sie fast das aus den Augen verlor, was direkt vor ihr stand. Er gab sogar nach - für sie! Er entschied sich so, aber Sarin überraschte es, weil sie an ihren Zweifeln klebte wie an Spinnenfäden. Ihm dagegen war nur wichtig, dass die Nachtelfe nicht allein ging. Doch Cas war auch noch hier und brachte sich mit seinem Erscheinen in Erinnerung.
"Ohne ihn geht es nicht ... Ohne dich geht es vielleicht auch nicht..."
"Ich hatte ursprünglich auch vor, mitzukommen"

, erinnerte Iryan sie.
„Das weis ich doch.“
Sarin senkte fast beschämt den Blick, bei dem gut gemeinten Tadel, aber konnte noch immer nicht ganz los lassen.
"Aber wenn deine Sorge um mich zu groß ist, will ich dein Herz nicht damit belasten. Dann bleibe ich hier, so schwer es mir fällt."
Sie drehten sich im Kreis. Das wusste er und das wusste auch Sarin. Was beide nicht wussten, war eine Lösung für ihr Dilemma und das machte ihnen zu schaffen.
"DU musst wissen, was du wagen willst ... und kannst. Ich wünsche mir nur, dass ... dass..."
Iryan griff nach ihren Fingern. Er drückte sanft zu, damit Sarin zu ihm aufsah und riss sie damit aus ihrer Spirale. Seine Körperlichkeit war wie immer überwältigend für sie und nahm ihr die Kontrolle über ihre kleine unerfahrene und irgendwie auch eingefahrene Welt. Was gut so war! Manchmal musste man einfach die Kontrolle abgeben und wenn Ian sie an sich riss, dann war Sarin selig. Wenn er sie in seine Arme zog, aus deren Umarmung sie niemals aus eigener Kraft entkommen könnte, dann war sie wirklich glücklich.
"Ich will es wagen... Ich war und bin immer noch bereit dazu. Aber wenn ich dich sehe, so ... so ... tief besorgt um mein Wohlergehen. Du hast dich bereits um zu viele zu sorgen. Castus, Dhan ... wenn dein Herz nur halb so schwer ist wie meines, dann will ich unter keinen Umständen mehr Last darauf laden....Ich bin bereit, meine eigenen Wünsche zurück zu stellen, um dich etwas zu entlasten. Sollte es also dein Herz leichter machen, dass ich hier zurückbleibe und zum Nichtstun verdammt bin, dann..."
Jetzt klärte sich ihr Verstand. Ja, das tat es, denn Sarin begann in seinem festen Griff fahrig zu zappeln, aber hielt sich auch gleichzeitig an ihm fest um den Widerstand zu spüren.
„Ich... du...“
Sie knuffte ihn gegen den Arm.
"Warum muss das alles so kompliziert sein?!"
"Ja."

, erwiderte er und knuffte zurück.
Heee!
Sarin rieb sich schmollend die Stelle und streckte ihm aber dann verspielt die Zunge raus. War es verrückt, dass das gut getan hatte? Es rückte ihre Welt zurecht. Vielleicht würde eine anständige Tracht... nein. Aber vielleicht gehörte ihr ja mal der Hintern versohlt, damit sie auf andere Gedanken kam.
"Ich hab auch keine Lösung."
"Verlange nicht von mir, für dich zu entscheiden. Ich will nicht für d... Ich liebe dich!"

Iryan lächelte ihr entgegen.
Ich will dich doch einfach nur lieben!
Er griff nach ihrer verzweifelt geballten Faust, die sich in seiner sanften Gewalt so einfach löste und strich dann an ihren Augenwinkeln entlang. Frustration hatte die Winkel feucht werden lassen.
"Meine Entscheidung stand vorher schon fest. Ich will dich nicht allein in den Harax gehen lassen. Ich ... Sarin, ich liebe dich mehr als ich jemals jemanden geliebt habe. Du bist ein Traum, den ich greifen und halten und küssen und lieben kann. Ich will nicht, dass du vergehst. Ich will nicht aufwachen."
Und schwuppdiwupp, war ihre Kehle wieder staubtrocken, das Herz schlug wild und sie konnte vor lauter Zuneigung kaum atmen. Fast genau so einen Satz hatte einmal ihr Vater ihrer Mutter gesagt! Sarin war zutiefst ergriffen und genau in diesem Moment... hätte sie ihn vielleicht doch geheiratet!
"Wenn du mich entscheiden lässt, gehe ich mit dir."
, wiederholte der Dunkelelf fest. Wenn sie entschied, blieb er hier. Es gab offenbar keinen richtigen Weg aus dieser Notlage. Es gab kein 'Richtig' und kein 'Falsch'. Sarin lehnte sich gegen ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und tat das einzige, was ihr im Moment Halt gab. Sie ließ ihre stillen Lippen, ihren sich nach ihm sehnenden Körper, ihre sprechenden Hände nach seinem Nacken suchen.
Ich will dich!
Doch bevor es ausarten konnte, da wurden sie abermals unterbrochen.
"Ihr turtelt ja immer noch herum!"
Hyacinthus stieß die Tür auf und ließ einen kräftig kalten Wind herein. Sarin löste sich eilig von Ian und schaute ein wenig verlegen, wie ein junges pubertierendes Mädchen, dass man gerade bei etwas verbotenem erwischt hatte, zu Boden. Hätte Cinni sie nicht unterbrochen, sie hätte Ian gebeten, sie noch einmal schnell und hart zu nehmen. Die düstere Gestalt Vikreths folgte dem unmagischen Magier und seine reine Anwesenheit machte solche Gedankengänge noch unmöglicher - zumindest theoretisch.
"Knochen."
Liebesknochen...
"Dann haben wir alles?"
, fragte Ian und der Zyraner nickte. Sarin stimmte in die Bewegung mit ein und rieb sich die wie von Flieder bestäubten schimmernden Wangen.
"Ort."
, erinnerte Vikreth und Sarin nickte abermals und kehrte von nun vollends von ihrer rosa Wolke zurück zur Erde, während die Männer sich unterhielten.
"Wir müssen nur weit genug von Zyranus fort sein, dass man unsere ... unliebsamen, ritualmagischen Aktivitäten nicht bemerkt. Das Grasland ist groß und ratet mal, wer ein paar Reittiere hat auftreiben können."
Cinni ließ beide Daumen auf sich schnellen und reckte das Kinn, um in triumphaler Heldenpose mit dem Schnäuzerchen zu wackeln. Die Mundwinkel hoben sich ganz natürlich.
"Ich natürlich! Ich hoffe, ihr habt keine Angst vor riesigen Hunden!"
...
Natürlich hatte Sarin erst einmal bei der Bezeichnung von 'riesigen Hunden' an Pferde gedacht. Sie wurde wenig später eines besseren belehrt!
...ähm...
Vikreth brummte nur:
"Gut erzogen."
"Jaha, das ist er, für einen Ork!"

Hinter den beiden Männern hob Iryan die Mundwinkel. Er neigte sich Sarin entgegen, die gerade nichts mit bekam und raunte ihr leise zu:
„Ich glaube, Vikreth meinte eher die Reittiere. Ich kann mir schon denken, wie wir durch's Grasland kommen. Erschrick dich nicht, Sarin. Wenn sie wirklich gut erzogen sind, beißen sie nicht."
Ians warmer Atem auf ihrer Haut half. Seine Nähe half nicht weg zu rennen und womöglich noch einen Jagdtrieb in diesen Monstern zu wecken.
...wenn... dann... ...Bitte nicht beißen!!!...
Sarin starrte nur die riesigen beiden einem Wolf nicht unähnlichen Wesen an. Diese großen, pechschwarzen und aschgrauen Tiere, machten natürlich auf den ersten Blick hin einen schrecklichen Eindruck! Es reichte es aus, um einer weltfremden Nachtelfe erstmal den Atem zu rauben.
Die sind ja garnicht angekettet...!!!
Eines der Tiere hatte sogar seinen Pferch verlassen, um zum Nachbarn zu gehen und auf dessen pelzigem Bauch zu schlafen. Das Bild war 'beinahe' niedlich anzuschauen. Angst und Anziehung, Neugierde und Fluchtinstinkt kämpften bei dem Anblick nun langsam in der Elfe miteinander.
"Xot meinte, zwei würden reichen und diese beiden dort hat er für mich ausgewählt."
Hyacinthus näherte sich ganz selbstverständlich den beiden kuschelnden Wargen. Der Graue, welcher halb auf dem schwarzen Artgenossen ruhte, hob den Kopf an und Sarin den Atem. Sie verbarg ihr Gesicht an Ians Oberarm und spähte daran vorbei. Der Warg schnupperte in Hyacinthus' Richtung. Der Zyraner griff nach einer Tasche. Schon erhob sich der graue Warg ganz und Sarin wäre am liebsten los gespurtet. Er war etwas kleiner als sein schwarzer Schmusepartner und soweit man es erkennen konnte, handelte es sich um ein Weibchen. Sarin beobachtet das Treiben im angehaltenem Atem. Artig ließ das Tier sich vor Cinni nieder, um sich sodann von ihm füttern zu lassen. Der zweite folgte von den Fressgeräuschen angelockt sogleich.
"Das sind Pest und Cholera."
Die graue Wargin mit Namen Cholera ließ eine gewaltige Zunge aus dem Maul hängen. Hyacinthus trat an sie heran und kraulte dem Tier ganz unbesorgt den Hals, was Sarin tatsächlich etwas entspannte.
Hm... scheint in Ordnung zu sein...
Sie hatte von diesen Tieren nur in Geschichten gelesen, aber irgendwie waren sie da kleiner gewesen. Sie mochten als Reittiere beschrieben worden sein, aber in Natura waren sie doch um einiges beeindruckender für die kleine Elfe, als in ihren Büchern.
"Ist lustig, weil beides ... krank ... aber eines Krankheit schneller als die andere. Beide bringen Tod"
, versuchte Vikreth sich an einem Witz.
„Sie sind krank?“
DAS war unverhofft der richtige Faden für die Elfe mit dem Helfersyndrom. Als sie als Heilerin in der Taverne aufgetreten war, hatte sie sich richtig gut gefühlt. Auch hier half der Gedanke und ließ sie jetzt hinter Ian hervor treten um sich die Tiere genauer anzuschauen. Der Witz war zwar nicht verstanden worden, aber sorgte dafür, dass Sarin die 'Monster' in einem anderen deutlich ungefährlicherem Licht sah. Jetzt mutiger ging sie auf das Weibchen zu und ließ sich ein Stück Fleisch zum Füttern geben.
Schade, dass sie sterben werden... so krank sehen sie aber nicht aus. Muss was spezifisches für diese Gattung sein.
Sarin hatte sich in ihrem Leben wenig mit Krankheiten befasst. Weder Pest noch Cholera waren ihr ein Begriff, aber dafür wuchs ihre Zuneigung zu den Tieren sekündlich. Das graue Weibchen hatte es ihr angetan. Cholera wirkte zwar struppig, aber machte doch einen recht vitalen Eindruck.
Ob man ihr vielleicht später helfen kann?
Aber dafür war jetzt keine Zeit. Nachdem alles für die Reise geklärt war, konnte es los gehen. Tatsächlich klappte der Ritt auch wunderbar. Vikreth saß mit Hyacinthus auf dem Schwarzen, Iryan und Sarin auf dem grauen Weibchen. Die Dunkelelfen kannten sich aus und schnell entspannte sich die Nachtelfe. Bald jagten sie die Tiere sogar spaßeshalber ein wenig durch den schwindenden Schnee. Sarin kicherte, dann jauchzte sie und dann jubelte sie glücklich an Ian gepresst. Wenn das im schlimmsten Fall ihre letzten gemeinsamen Momente waren, dann genoss sie jede Sekunde ihres Glücks.
...
Die Nacht war kalt. Sarin kuschelte sich eng an Iryan. Sarin sah im Vorbeireiten gelegentlich lila Tupfen im Schnee.
Wunderschön! Diese Form... ich könnte einen Rock dem nachempfinden...
Die Oberwelt hatte schon einiges zu bieten! Sie ritten bei Nacht und als Nachtelfe hatte sie da nun mal einen kleinen Vorteil. Manthala schenkte ihren Kindern genug Licht, dass sie viel erkennen konnte und so war auch diese Reise ein Genuss für die Elfe. Vikreth war hingegen etwas pingelig mit dem Zielort und nicht so leicht zufrieden zu stellen. Ein Portal aus Steinen wurde gesucht. Am Ende der Nacht fand Vikreth endlich einen passenden Ort. Sie erreichten eine Felsformation die er akzeptierte.
"Hier ist gut. Guter Ort. Wir müssen Schnee wegmachen. Ich muss ... Malsalz auftragen. Ich brauche Knochen. Ich brauche Blut."
Alle halfen mit und jeder übernahm eine Aufgabe. Sarin half gerade dabei, kleinere Steine, Dreck und braunes Gras beiseite zu schaffen, als ihr etwas im Schnee auffiel.
Das...
Es ragte nur ein Teil unter der weißen Decke hervor, aber sie würde den Stoff unter Dutzenden erkennen.
Das kann doch nicht...
Sie hatte ihn getragen und sie hatte ihn geopfert ... an Manthala ... für ihren Pakt.
Mein Umhang!
Als sie sich niederbeugte, um den ihn vom Schnee zu befreien, streckte sich ein einzelner, letzter Strahl Mondlicht über den langsam heller werdenden Himmel. Er erreichte Sarin, berührte sie mit der beruhigenden Kühle der Nachtmutter. Sarin hielt still, dann wanderte er langsam weiter. Auf Iryan blieb er haften, dass jener für den Bruchteil von mehreren Herzschlägen in Mondlicht gebadet war. Sarins Herz raste. Das Zeichen ihrer Göttin war eindeutig. Zielsicher lief sie den Weg der in den Schnee gezeichnet worden war und warf dabei den Mantel wieder über. Ihre Finger liebkosten des wundervollen Stoff.
... Stoff wie aus Träumen gemacht...
Die zusätzliche Wärme war sehr willkommen und Ian würde das Meisterstück seiner Elfe gewiss auch wieder erkennen. Er würde ihn auch als das Wunder erkennen, dass es war. Als sie an seiner Seite zum stehen kam, da sah sie lächelnd zu ihm auf.
„Es wird funktionieren. Wir... wir wagen es. Zusammen. In Ordnung?“
Ein kleiner Rest Unsicherheit blieb immer, aber jetzt hatte Sarin neuen Mut gefasst.

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Re: Wo es beginnt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 2. Januar 2024, 15:56

Die Missverständnisse klärten sich. Manchmal musste man es eben aus einer anderen Perspektive betrachten, um die eigenen Erkenntnisse neu zu ordnen und alles weniger schlimm sehen zu können als zunächst angenommen. Das fiel nicht immer leicht, aber glücklicherweise löste sich der Knoten in Sarins Magen mit den wenigen, aber entschlossenen Worten, die Iryan ihr entgegen brachte. Es zeigte sich, dass sie nicht befürchten musste, einen Mitläufiger und Jasager in ihm gefunden zu haben, sondern jemanden, der durchaus in der Lage war, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Iryan wusste, was er wollte und das sogar sehr gut. Er wollte Sarin nicht mit weiteren Sorgen belasten, nur um seinen Willen durchsetzen zu können. Er nahm Rücksicht auf sie. Etwas, das ihr im Reich der Nachtelfen und nach dem Tod ihrer Eltern nur spärlich entgegengebracht worden war. Stets hatte sie sich zurückgenommen, dafür aber alles gegeben, um das Leben anderer angenehmer zu gestalten. Zwar fand sie darin Erfüllung - besonders in ihrer Tätigkeit als Schneiderin - nun aber war auch einmal der Moment gekommen, an dem sie sich auf das Podest stellen durfte. Nun war die Zeit, da andere ihr Rosen zuwarfen. Jene Männer, die sie so sehr ins Herz geschlossen hatte, taten das. Leider war nur noch Iryan von ihnen übrig, aber Sarin zeigte sich ebenso entschlossen wie er, Dhansairs und Castus' Rettung anzugehen. Der geliebte Halbdämon kam dabei an erster Stellte. Auch wenn sie noch nicht so recht wusste, wie sie es anstellen sollte, leiteten andere bereits alles in die Wege. Gerade Hyacinthus hängte sich immens rein, sie alle voranzutreiben. Wenn man bedachte, mit welcher arroganten Haltung er Sarin und Castus in der 'Fliegenden Schänke' entgegengetreten war, hatte er sich zu einem mehr als formidablen Verbündeten entwickelt. Viel mehr. Cinni war ein Freund. Vor Sarin brauchte er nicht einmal seine Unfähigkeit verstecken, Magie zu wirken. Er konnte ganz er selbst sein und darin ging er auf. So sammelte er nicht nur mitten in der Nacht zusammen mit dem neuesten Verbündeten Vikreth Knochen vom Schlachtfeld ein, sondern hatte auch Warge beschafft, mit denen sie eine geeignete Stelle für das Ritual anreiten konnten. Bis jene gefunden war, dauerte es ungemein lange, denn Vikreth war vor allem sehr sorgsam, dass es sich um eine perfekte Stelle handelte. Dabei ging er im Grunde nur vorsichtig um, wie es jeder Ritualmagier tun sollte. Immerhin plante er, ein Loch in das celcianische Gefüge zu reißen, um so einen Weg in den Harax zu ermöglichen.
Kalt blieb ihnen der Wind um die Ohren, als sie endlich eine passende Stelle gefunden hatten. Sarin wurde schnell klar, warum Vikreth diesen Ort vorsah. Die Felsformation formte für ihn schon einen halben Portalbogen, so dass es ihm leichter fallen sollte, seine Magie aufrecht zu erhalten. Jetzt mussten sie nur noch den Platz davor vom Schnee befreien. Dabei entdeckte Sarin etwas, von dem sie nicht geglaubt hatte, es jemals wiederzusehen. Zwischen einzelnen Schneewehen fand sie ein Stück Stoff. Es entpuppte sich als der warme Umhang, den sie selbst geschneidert und später Manthala als Opfer dargebracht hatte. Zunächst konnten Zweifel aufkommen, ob die Göttin dadurch den Pakt möglicherweise ablehnte und Sarins Vorhaben im Harax nicht weiter unterstützen würde. Doch es zeigte sich, dass alle Zweifel fehl am Platz waren. Die Nachtgöttin schickte einen letzten Mondstrahl auf Celcia herab. Er berührte Sarin, streichelte sanft ihre Wange, ehe er bis zu Iryan wanderte und dort eine Weile hängen blieb.
Die Nachtelfe sah ihren schwarzen Ritter, umgeben von der mondblassen Aura. So musste er sie einst gesehen und sich endgültig in sie verliebt haben. Damals war in ihm der Wunsch entstanden, sie mit allen Mitteln zu schützen. Wenig später war Sarin im Schnee ausgerutscht und aud dem Hintern gelandet ... und dann hatte ihr geliebter Leibwächter sie auf Händen getragen. Das alles schien schon so lange her zu sein! Letztendlich war es das auch. Damals noch auf der Flucht vor Dhansairs Vater, Fürst von Blutsdorn, hatten sie wenig später Castus im Grasland gefunden. Jetzt hieß es, ihn erneut zu finden, allerdings in den chaotischen Weiten des Harax.
Sarin kehrte zu ihrer Gruppe zurück. Hyacinthus schob letzte Reste von Schnee beiseite, während Vikreth sich mit kalten Fingern daran machte, Kreidelinien auf den vereisten Erdboden und die Felsen aufzutragen. Die Symbole ähnelten Runen und waren doch gänzlich anders. Sarin konnte ansonsten nichts Vertrautes darin finden. Dass sie allerdings wichtig waren, erkannte sie sofort. Vikreth achtete mit einer Kleinlichkeit darauf, sie in der richtigen Reihenfolge und fehlerfrei aufzutragen, dass es fast schon nervtötend war. Aber er allein wusste auch um die Gefahr, die der kleinste Fehler verursachen könnte. Wie gut, dass er darüber keinen Monolog hielt. Er hätte ansonsten noch Sarin in ihren Grundfesten der Hoffnung erschüttert und diese waren doch gerade erst neu aufgebaut worden.
"Ist das nicht der Umhang, den du der Göttin geopfert hast?" Iryan erkannte das schneiderische Meisterstück wirklich wieder. Er streckte die Hand danach aus, berührte den Stoff. Vor allem aber wollte er so die Gelegenheit nutzen, Sarin wieder nahe zu sein. Sie durfte sich an ihn lehnen und nicht nur den Stoff als Wärmequelle nutzen. "Warum trägst du ihn? War Manthala mit dem Geschenk nicht einverstanden?"
Doch Sarin blieb positiv: "Es wird funktionieren. Wir ... wir wagen es. Zusammen. In Ordnung?" Iryan nickte. "Zusammen", wiederholte er und drückte die Elfe enger an sich. Dann wandte er sich an Vikreth, wobei er schnell mit ihm ins Lerium wechselte, um besser kommunizieren zu können.
"Vikreth, wie weit seid Ihr?"
"Brauche noch Blut", erinnerte der Dunkelelf. Iryan zückte ein kleines Messer und reichte es ihn, den Griff voran. "Gibt es sonst noch etwas, das Sarin und ich beachten müssen, sobald Ihr das Portal geöffnet habt?"
"Der Harax ist ein finsterer Ort. Bedenke immer, dass die Dämonen nichts sehnlicher wünschen als in ihrer Welt im Rang aufzusteigen und eine fremde Welt zu erobern, zu unterwerfen, bietet ihnen die höchste Position unter den Dämonen an. Vor allem, weil sie diese Welt - Celcia - anschließend regieren könnten. Unter Dämonen gibt es keine Ausnahme, sie alle streben danach. Seid auf der Hut und behaltet das im Hinterkopf bei allem, was ihr dort tut. Oh und...!"

Vikreth piekte sich mit der Messerspitze in den Finger. Anschließend ließ er an genau drei Stellen seiner Kreidezeichnung jeweils drei Tropfen zu Boden fallen. Er reichte die Klinge an Iryan weiter, sah ihn und Sarin an. "Drei Tropfen - genau drei. Jeder von euch. Zerstört nicht meine ... Bildung. Mein Bild. Nicht Malsalz kaputtmachen! Drei Tropfen, zu meinen."
"Moment!", mischte sich Hyacinthus ein. Er stand am Rand des gezeichneten Ritualkreises und wagte nicht, sich zu rühren. Er wollte nichts ruinieren. Fragen hatte er dennoch. "Aus Geschichten zyranischer Bücher über die verbotenen Künste - unter anderem auch Ritualmagie - heißt es oft, dass man ganze Jungfrauen opfert, Hühnerköpfe abschlägt. Es geht zumindest stets sehr blutig zu. Ich dachte, Ihr braucht mehr als einen Piekser in den Finger, Vikreth."
Der Dunkelef verzog das Gesicht zu einem schiefen, halb vernarbten Grinsen. Dann schüttelte er den Kopf und winkte ab. "Dumme Märchen! Schreiberlinge versuchen immer, äh ... aufmerksam zu sein. Nein! Zu schaffen. Viel aufmerksam. Drama. Ja, Drama mit viel Blut. Ich brauche nicht viel Blut."
Das stimmte. Nachdem Sarin und auch Iryan jeweils drei mal drei Tropfen Blut in den Ritualkreis hatten fallen lassen, erklärte Vikreth noch irgendetwas von der Bedeutung der Zahl. Er brach jedoch schnell ab, denn auf Celcianisch konnte er diesen Vortrag nicht halten, auch wenn man aus jedem Wort seine Faszination für die Rituale heraus hörte. Nachdem das getan war, zückte er eine kleine Schale und mehrere Säcklein mit verschiedenen Pulvern. Er füllte die Schale zu unterschiedlichen Anteilen damit. Danach ließ er erneut Blut von sich hineinlaufen. Dieses Mal war es deutlich mehr als nur drei Tropfen. Im Anschluss verlangte er das auch von Iryan und Sarin, mischte das Pulver, bis es eine klebrige Konsistenz bekam. Jene Paste schmierte er dann unangekündit auf Iryans Lippen. Der Wächter stutzte.
Vikreth gab eine Erklärung auf Lerium ab und Iryan übersetzte anschließend. "Er wird ein Ritual im Ritual durchführen. Das Pulver bindet uns über unser Blut und seines daran. Es ist ein Ritus, der uns ermöglichen soll, die haraxische Luft auch als Nichtdämonen zu atmen. Vikreth meint, wir würden sonst entweder ersticken oder unser Innenleben verätzen." Iryan schmunzelte sanft. "Wir müssen uns wohl mit Küssen zurückhalten, solange wir dort sind."
"Nicht küssen!", erinnerte Vikreth sofort und mit erhobenem Zeigefinger. Aber auch die Aufnahme von Nahrung oder Wasser würde schwierig, sofern beides im Harax überhaupt existierte. Das bedeutete, Sarin und Iryan durften keine Ewigkeit in dieser anderen Welt verbringen. Das kleine Cas-Licht wurde nicht in den Ritus eingebunden. Es besaß keine Lippen und war zumindest zu einem Teil dämonisch, also sollte es sicher sein. Jedenfalls ging Vikreth nicht darauf ein.
Vielmehr betrat er nun die Mitte seines Ritualkreises. Er hob beide Hände. Plötzlich spürte man die Magie, die von ihm ausging.Hyacinthus riss staunend wie gleichermaßen neidisch die Augen auf. Vikreths Kleidung wurde von einem Wind erfasst, dass es ihm die Kapuze vom Kopf riss. Seine Haare flatterten ein wenig. Die Narben waren nun deutlich zu sehen. Der Elf sprach Worte, die keiner von ihnen verstand, aber Sarin zumindest von der Sprache her wiedererkannte. Asmodeus hatte mit ähnlicher chaotischen Tiefe gesprochen. Das Ritual wurde auf Haraxisch geführt.
"Mächte des Chaos und einer anderen Welt, Magie des Harax, erhöre mich! Öffne mir Wege in dein Reich. Zerreiß das celcianische Gefüge, auf dass ich einen Blick in deine Tiefen werfen darf. Mit Blut besiegelt, durch Blut geschützt, von Blut aufrecht erhalten fordere ich Zugang für die Gebundenen! Drei mal drei Tropfen Blut für drei mal drei Sünden, die ich mit meinem Körper begehen und auf meine Seele laden werde! Drei mal drei Versprechen an die Dämonen, dass ich sie in meinem Wirtskörper Willkommen heißen werde, sollten sie meine Schutzbarrieren durchbrechen. Drei mal drei Generationen, ehe dieses Versprechen verjährt! Mächte des Harax, gewährt mir Zugang!"
Etwas geschah. Sarin spürte es zuerst als heftiges Leuchten in ihrer unmittelbaren Nähe. Cas glühte förmlich. Er löste sich erneut unter ihrem Haare und schwebte wie in Trance auf Vikreth zu. Dabei nahm sein angenehmes Blau eine solche Intensität an, dass die Nachtelfe es sofort als jenes definierte Dämonenblau erkannte, das sie von Castus' Haaren her gewohnt war. Sein kleines, verbliebenes Licht entflammte darunter und als Iryan danach greifen wollte, zuckte seine Hand zurück. Er verbrannte sich förmlich daran, dass die Fingerspitzen schwelten.
"Halt ihn zurück, irgendwie", bat er Sarin. "Er darf Vikreths Ritual nicht stören."
Das drohte tatsächlich, wenn niemand das Cas-Lichtlein aufhielt. Es schwebte von Sarin fort und auf den Ritualkreis zu. Eben jener lag nun auch in einem flackernden Glühen, als züngelten blaue Flammen aus den verteilten Blutstropfen empor. Je höher sie stiegen, desto mehr nahmen sie Farben aus dem violetten Spektrum an, bis ihre Spitzen in tiefem Schwarz züngelten. Sie umgaben Vikreth, ohne ihn zu verbrennen. Der Dunkelelf riss beide Arme empor, formte mit den Fingern immer wieder seltsame Zeichen. Dann schaute er zur Seite, direkt auf Cas, Sarin und Iryan. Sein Auge, das eigentlich eine graue Farbe aufwies, war schwarz geworden wie die Nacht und auch der Augapfel hatte sich verdunkelt. Jetzt sah es fast so aus, als besäße er zwei leere Höhlen, wenn die andere nicht unter dem gleichen dämonenblauen Licht erfüllt wäre wie Cas. Vikreths leere Höhle leuchtete. Er starrte damit direkt in Sarins Seele hinein und sie hörte ihn in ihrem Geist sprechen: Halte das Licht auf. Es darf nicht in den Kreis. Noch nicht. Unterdrücke die Magie des kleinen ... Dings ... mit dem Umhang. Ich sehe es. Er absorbiert Magie. Nutze ihn, sonst ist das Ritual verwirkt.
Was auch immer Vikreth mit seinem dämonenblauen Ersatzauge sehen mochte, er behielt Recht. Sobald Sarin ihren Umhang aus Träumen, eigentlich geopfert an Manthala, einsetzte, verlor sich das Glühen um das kleine Cas-Licht. Sie vernichtete ihn nicht, falls sie das befürchtete, aber irgendwie ... bändigte sie ihn. Sie zähmte die ihm innewohnende Magie, die sich vom Ritual so angezogen fühlte. Sein intensives Glühen nahm ab, wurde wieder zu dem sanften Leuchten, das sie gewohnt war und Cas bewegte sich beinahe erleichtert. Als wäre das Licht ihr dankbar, ihn aufgehalten zu haben, schmiegte es sich so dicht an Sarin wie es ihm möglich war.
"Gut gemacht", lobte Iryan, der sie weiterhin im Arm hielt. Sarin hatte im richtigen Moment gehandelt. Denn nun konnte Vikreth sich wieder auf das Ritual konzentrieren. Die Flammen um den Kreis schossen nach vorn, seinen ausgestreckten Arm entlang und auf die Felsformation zu. Dort entließ Vikreth sie, dass sie wie ein feuriger Blitz von seinen Fingern sprangen und sich um die Steine wickelten. Sie klammerten sich dort fest, zuckten unter Energie und Macht, dass die Luft prickelte. Dann woben sie in dem Loch zwischen den Steinen ein Gewebe aus Chaos. Sie spannten einen Durchgang auf, aus dem schwarzblauer Rauch nach Celcia drang. Schreie, übel riechende Dämpfe und das tiefe Brummen dämonischer Anwesenheit hießen jene Willkommen, die es wagen wollten, sich durch dieses Portal zu werfen.
Vikreth blieb im Kreis stehen, winkte Sarin und Iryan aber auffordernd zu. "Geht!", rief er, um keine unnötige Zeit zu verschwenden. Der Durchgang bliebe nur so lange erhalten wie er Kraft besäße. Castus' Rettung war auch ein Spiel auf Zeit.
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Re: Wo es beginnt

Beitrag von Sarin Kasani » Donnerstag 4. Januar 2024, 19:27

"Es wird funktionieren. Wir ... wir wagen es. Zusammen. In Ordnung?"
In Iryans wunderschönen Augen fand Sarin die Zustimmung, die sie jetzt beide brauchten.
"Zusammen."
, wiederholte er und drückte die Elfe enger an sich. Dann wandte er sich an Vikreth, wobei er schnell mit ihm ins Lerium wechselte, um besser kommunizieren zu können. Sarin lauschte den dunklen Klängen und ab und an glaubte sie rudimentär eine Silbe oder ein Wort zu verstehen, aber noch nicht genug, um einen Sinn heraus filtern zu können. Es war auch merkwürdig, dass sie bei Ian irgendwie immer etwas mehr verstand als bei Vikreth, was an den Inhalten liegen mochte, die sie besprachen, oder einfach nur an Ians Stimmfarbe. Was auch immer sie besprachen, musste Ian mit Sarin teilen, wenn er wollte, dass sie auch informiert wäre. Später wandte sich der dunkle Magus wieder in Celcianisch an alle:
"Drei Tropfen - genau drei. Jeder von euch. Zerstört nicht meine ... Bildung. Mein Bild. Nicht Malsalz kaputtmachen! Drei Tropfen, zu meinen."
Nachdem Sarin und auch Iryan jeweils drei mal drei Tropfen Blut in den Ritualkreis hatten fallen lassen, erklärte Vikreth noch irgendetwas von der Bedeutung der Zahl, brach aber ab und machte mit dem Ritual weiter.
Faszinierend.
Das alles sah sehr interessant aus und als er Ian die Blut-Paste auf Iryans Lippen schmierte musste Sarin leise Lachen. Sein Gesichtsausdruck war einfach zu komisch. Vikreth gab eine Erklärung auf Lerium ab und Iryan übersetzte anschließend:
"Er wird ein Ritual im Ritual durchführen. Das Pulver bindet uns über unser Blut und seines daran. Es ist ein Ritus, der uns ermöglichen soll, die haraxische Luft auch als Nichtdämonen zu atmen. Vikreth meint, wir würden sonst entweder ersticken oder unser Innenleben verätzen....Wir müssen uns wohl mit Küssen zurückhalten, solange wir dort sind."
"Nicht küssen!"

Sarin hatte verstanden und nickte eifrig.
„Jetzt weiß ich auch woher dieser Mythos kommt, dass man im Harax nichts essen oder zu trinken annehmen soll. Ich hab davon mal in einem gruseligen Roman gelesen. In der Geschichte hatte der Autor beschrieben, wie der Held dort für immer gefangen blieb, weil er von einem Becher Wein gekostet hatte, den eine wunderschöne...“
Das ging wohl jetzt zu weit. Sarin winkte ab. Aber bevor sie auch noch die Lippen besudelt bekam, nahm sie noch mal einen großen Schluck aus einer Trinkflasche und stopfte sich auch noch etwas zu essen in den Mund.
„Gut... bin sofeit.“
Ian zuzwinkernd und schnell schluckend ließ sie sich von Vikreth die Lippen bestreichen. Kurz darauf betrat er die Mitte seines Ritualkreises. Er hob beide Hände. Der Elf sprach Worte, die keiner von ihnen verstand, aber Sarin zumindest von der Sprache her wiedererkannte. Eisig lief es ihr den Rücken hinunter. Etwas geschah. Sarin spürte es zuerst als heftiges Leuchten in ihrer unmittelbaren Nähe. Cas glühte förmlich neben ihr und schwebte wie in Trance auf Vikreth zu. Dabei nahm sein angenehmes Blau eine solche Intensität an, dass die Nachtelfe es sofort als jenes definierte Dämonenblau erkannte, das sie von Castus' Haaren her gewohnt war. Sein kleines, verbliebenes Licht entflammte darunter und als Iryan danach greifen wollte, zuckte seine Hand zurück. Er verbrannte sich förmlich daran, dass die Fingerspitzen schwelten.
DAS ist neu.
Zuvor hatte Cas oder auch Castus Flamme nie Ian verletzt. Das es das jetzt tat, sorgte bei Sarin für neue Ängste, aber jetzt war es ohnehin zu spät.
"Halt ihn zurück, irgendwie... Er darf Vikreths Ritual nicht stören."
Das drohte tatsächlich und blaue Flammen züngelten aus den verteilten Blutstropfen empor. Je höher sie stiegen, desto mehr nahmen sie Farben aus dem violetten Spektrum an, bis ihre Spitzen in tiefem Schwarz züngelten.
Halte das Licht auf. Es darf nicht in den Kreis. Noch nicht. Unterdrücke die Magie des kleinen ... Dings ... mit dem Umhang. Ich sehe es. Er absorbiert Magie. Nutze ihn, sonst ist das Ritual verwirkt.
Eigentlich hätte Sarin die Farbgebung bewundert, aber sie reagierte schnell, schon als Ian seine Warnung ausgesprochen hatte und war Cas gefolgt. Als dann Vikreths Stimme erklang, da handelte sie dem entsprechend und öffnete ihren Mantel über das blaue Leuchten. Wie zu einer Umarmung drehte sie sich ein und schmiegte sich an ihn. Sein intensives Glühen nahm ab, wurde wieder zu dem sanften Leuchten, das sie gewohnt war. Als wäre das Licht ihr dankbar, ihn aufgehalten zu haben, schmiegte es sich so dicht an Sarin wie es ihm möglich war. Sarin strich lächelnd von außen über den dunklen Stoff.
"Gut gemacht."
, lobte Iryan und ihr Selbstbewusstsein wuchs ein wenig, in dem Wissen, dass sie richtigen Moment gehandelt hatte.
Irgendwie hab ich das Gefühl, so wie wir Cas hinein 'schmuggeln', müssen wir Castus dann auch hinaus schmuggeln... na mal sehen. Ich bin sooo aufgeregt!
Nun konnte Vikreth sich wieder auf das Ritual konzentrieren. Die Flammen um den Kreis schossen nach vorn, seinen ausgestreckten Arm entlang und auf die Felsformation zu. Bald woben sie in dem Loch zwischen den Steinen ein Gewebe aus Chaos. Sie spannten einen Durchgang auf, aus dem schwarzblauer Rauch nach Celcia drang. Schreie, übel riechende Dämpfe und das tiefe Brummen dämonischer Anwesenheit hießen jene Willkommen, die es wagen wollten, sich durch dieses Portal zu werfen. Das Schauspiel war so fesselnd, dass Sarin kaum wagte zu atmen. Vikreth blieb im Kreis stehen, winkte Sarin und Iryan aber auffordernd zu.
"Geht!"
, rief er, um keine unnötige Zeit zu verschwenden. Der Durchgang bliebe nur so lange erhalten wie er Kraft besäße. Castus' Rettung war auch ein Spiel auf Zeit. Sarin wechselte einen schnellen entschlossenen Blick mit Ian und drückte seine Hand.
Hoffentlich geht es gut und Ian passiert nichts...
Sarin holte einmal tief Luft und betrat den Portalbogen.

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Re: Wo es beginnt

Beitrag von Erzähler » Montag 8. Januar 2024, 08:03

Es war das erste magische Ritual, bei dem Sarin Zeuge wurde. Runenmagie wirkte im Gegensatz zu dem, was Vikreth dort schuf, fast schon langweilig. Wenn sie ihre Kombinationen mit eigener Kraft erfüllte, damit die Wirkung der Zeichen auch auf andere als sie selbst übergehen konnte, so leuchteten die Symbole vielleicht mal auf. Das geschah hin und wieder auch bei der Aktivierung, je nach Kombination. Aber das hier war einfach faszinierend und auch ein wenig unheimlich anzuschauen. Vikreths verbliebenes Auge färbte sich zusammen mit der Sklera gänzlich schwarz. Dafür leuchtete aus seiner von Narben umrahmten Höhle nun das Dämonenblau, als formte sich dort ein magisches Auge, mit dem er direkt in den Harax schauen konnte, dessen Pforten er nun öffnete.
War es die Ritualmagie selbst, das Dämonenblau in der Augenhöhle oder die Möglichkeit, nun endlich doch in den Harax und zum Rest seines Seins zu gelangen, das Cas zum Handeln zwang? Sarin wusste es nicht zu sagen. Sie konnte nur sehen, wie sich das hoffnungsvoll blaue Licht von ihr löste, um in Richtung des Ritualkreises zu schweben. Vikreth entdeckte es ebenfalls. Sogleich forderte er die Umstehenden auf, Cas aufzuhalten. Er durfte das Ritual jetzt nicht stören, solange das Portal noch nicht stabilisiert wäre.
Iryan versuchte es zuerst, indem er nach Cas greifen wollte. Rasch riss er seine Hand zurück, als Qualm von den Fingerspitzen schwelte, die ein wenig verbrannt aussahen. Das war niemals zuvor geschehen. Das kleine Cas-Licht schenkte Hoffnung und Wärme. Es verbrannte nicht! Aber irgendetwas war anders. Cas leuchtete heller, jedoch mit einer anderen Intensität, die Sarin nicht ganz beschreiben konnte. Dem kleinen Licht schien es nicht einmal bewusst zu sein, was gerade geschah. Hätte es ein Gesicht besessen, wäre dieses dem Liebespaar abgewandt. Cas schwebte direkt auf Vikreth und die Portalsteine zu. Er wirkte wie in Trance, ließ sich auch durch Rufe seitens Hyacinthus nicht von seinem Weg abbringen. Einzig der Einäugige ahnte, wie man dem Lichtlein Einhalt gebieten konnte. Sein ritualmagisches Zauberauge stach mit haraxischem Blau tief in Sarins Seele hinein. Sie konnte den Elfen in ihrem Geist sprechen hören, vernahm seine Forderung und was nun zu tun wäre. Und sie vertraute darauf. Vikreth wünschte, dass sie den Umhang einsetzte, ihren eigenen Umhang, ihr Geschenk an Manthala. Doch wie meinte Vikreth seine Worte in ihrem Kopf? Stahl Cas Magie aus der Umgebung oder absorbierte ihr eigens geschnittener Stoff diese? Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. In Windeseile schwang Sarin ihren Ärmel empor, dass er sich wie ein schützender Flügel um das kleine, blaue Licht legte. Cas flackerte kurz auf, als hätte ihn jemand aus einem Tagtraum gerissen. Er leuchtete noch einmal intensiv, ehe der kraftvolle Schein nachließ. Unter Sarins Fittichen und im Schutz des Mantels nahm das Leuchten ab. Das Grelle schwand und zurück blieb ihr Lichtlein, ihr einziges Vermächtnis von Castus. Beinahe verwirrt drehte es sich, pulsierte warm. Es verbrannte weder den Umhang noch die Nachtelfe. Im Gegenteil, Sarin spürte das liebliche Glühen, als wärmte sie sich an der Seele eines anderen. Es besaß etwas Familiäres. Es verströmte Geborgenheit. Nichts davon würde ihr wehtun. Cas würde sie niemals verletzen.
"Geschafft", stieß Iryan im Tonus der Erleichterung aus. Er musterte knapp nochmal seine Fingerspitzen, ehe er die Hand unter seinem eigenen schwarzen Umhang verschwinden ließ. Ein Lob an Sarin ließ er sich dennoch nicht nehmen. Sie hatte hier nicht nur schnell, sondern auch erfolgreich gehandelt. Cas war wieder unter Kontrolle. Er schmiegte sich jetzt erneut knapp unter ihren Haaransatz im Nacken und pulsierte dort warm, aber schmerzfrei. Dabei achtete es selbst darauf, nicht zu weit aus dem Umhang zu ragen. Iryan musterte sowohl Cas als auch Sarin. Dann strich er mit der anderen Hand über ihre Schulter und den Stoff entlang. Wo er das Textil ein wenig gegen den Strich entlang fuhr, leuchtete es matt, als hätte jemand ein sehr blasses und sehr schwaches Licht entzündet. Nein, kein Licht. Es war nur die Erinnerung eines Schimmerns. Dann verschwand es auch schon wieder. "Der Umhang ist definitiv in Manthalas Besitz gewesen", murmelte der Elf mit nachdenklicher Miene. "Was immer er bewirkt, behalte es im Hinterkopf, Sarin. Es könnte noch nützlich sein."
"Er ... frisst ... Magie", ließ Vikreth sich vernehmen. Dann schüttelte er angestrengt den Kopf. Es war für ihn nicht leicht, die Matrizen des Portals zu formen und zu einem Geflecht zu weben, damit man es nutzen konnte, sowie gleichzeitig zu sprechen. Sein dämonisches Auge schien nun die Steine zu erfassen, die den Rahmen für die Zugang in den Harax mit formen sollten. Sein schwarzes, echtes Auge erfasste hingegen Sarin, Iryan und Cas. Es sah etwas albern aus, was in großem Kontrast zu seinen Worten stand. Erneut richtete er sie auf Lerium an den Dunkelelfen. Iryans Augen weiteten sich. Er stutzte, blickte dann auf Sarin herab und zu Vikreth zurück. Dieser nickte nur. Schließlich schnaufte er: "Schnell ... jetzt ... es ist Zeit!"
"Geht, ich beaufsichtige ihn", bestätigte Hyacinthus noch einmal mit dem Elan eines Freundes, der nicht mehr als diese Aufgabe erfüllen konnte, um zu helfen. Aber sie war wichtig und er war sich dessen bewusst. Schon klopfte er sich wie zum Schwur die Faust gegen die Brust.
"Schnell!", wiederholte Vikreth, dieses Mal noch drängender. Das Portal war bereit. Unheimlich züngelte und blitzte es wie unter elektrischer Ladung. Chaos erwartete sie. Doch es bliebe keine Zeit mehr, sich bewusst zu machen, wohin sie ihr Ziel führen sollte. Sarin machte einen ersten Schritt auf die Haraxpforte zu. Sie drückte dabei Iryans Hand, aber jener hielt sie auf, ehe sie das Portal betreten konnte.
"Zieh den Umhang aus. Überlass ihn mir", forderte er sie auf und ließ sich nicht von diesem Wunsch abbringen. "Vertrau mir", bat er. Sarin hatte keine Wahl. Die Zeit drängte. Vikreth drängte. Er ächzte bereits unter der Kraft, die ihn das Aufrechterhalten kostete. So blieb der Nachtelfe nur noch übrig, auf Iryans Wunsch einzugehen. Jener griff sich den Umhang und legte ihn sich über die Schultern. Er streifte die Kapuze über. Cas huschte von Sarins Halsbeuge zum Dunkelelfen herüber. Er verschwand unter dem Stoff, bis nur noch ein mattblaues Glimmen als Reflektion auf Iryans Rüstung zu sehen war.
"Vikreth meinte, er absorbiert Magie. So müsste ich doch in der Lage sein, das Portal problemlos zu durchschreiten. Lass es uns versuchen!"
"SCHNEEEEEEELLLL!" Iryan zuckte unter Vikreths fast schon verärgertem Ruf zusammen. Wieder umfasste er Sarins Hand, nickte ihr zu und dann konnte sie endlich einen Fuß in das Portal hineinsetzen, um eine andere Welt zu betreten und Celcia vorerst zu verlassen.

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