Ihr Kratzbaum war zurück!
Ja, sie freute sich!
Mist!
„Schön hast du es hier.“
Darna atmete tief durch und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du einen Weg findest, dass wir uns noch mal sehen können. Süßer Schmerz der Sehnsucht. So süß!“
Sie blinzelte und verlor sich für einen Moment in seinem Anblick. War es nicht egal, warum Er hier war? Dass Er hier war, reichte doch!
„Nett... aber ich glaube, dein Unterbewusstsein hat mich noch aus einem anderen Grund hier her beschworen.“
Jetzt legte sich ihr Kopf deutlich schief und entblößte damit die gegenüberliegende Seite ihres Halses, der mindestens genauso ansehnlich war wie Seine Schulter. Zum Harax, was für ein Paar sie abgäben!
"Beschworen?"
, wiederholte sie skeptisch, bevor sie ihm dem Klang nach erstaunlich gelassen vor den Latz knallte:
"Ich würde sogar eine Wette darauf eingehen, dass du nicht komplett unfreiwillig hier bist!"
Das Funkeln in seinen Augen gab ihr Recht. Sie lachte leise.
Jaaa, ihr Kratzbaum war zurück, und sie genoss es! Selbst der kurze Besuch seines Butlers konnte sie kaum von der Wiedersehensfreude ablenken, die sich bei ihr einnisten wollte. Sie hatte gelernt, dass Dämonen, die in Seinem Gefolge waren, ihr nichts taten, aber das hieß nicht, dass sie vollkommen gelassen ihnen gegenüber reagierte. Dieses Monster jagte jedem lebenden Wesen Angst ein. Darnas Mimik wurde aber sofort wieder weicher, als sie beobachtete, wie Freizul den Rakh Fauthar an den Ohren streichelte.
„Möchtest du mich etwas fragen, meine Liebste?“
Sie blinzelte und sie spürte dem Schauer nach, der schon bloß durch Seinen Blick über ihre Haut rann. Verflixt, warum erwischte Er sie immer kalt - äh, heiß, äh..! Mit einer kleinen Bewegung befeuchtete sie ihre Lippen und registrierte den ungewohnten Geschmack des Lippenrots. War da Erdbeerpulver beigemengt?
„Du siehst verändert aus.“
Atmen! Sein Blick allein vermochte ihre Kleidung in Rauch aufgehen zu lassen als er lasziv sie einmal von oben nach unten und zurück abtastete. Sie straffte leicht die Schultern.
"Du auch."
, bekam sie zunächst nur zwei Silben etwas mühsam aus ihrer Kehle und kämpfte wie verrückt darum, ihre Fassung wieder zu gewinnen! Die Frage, ob sie nur mit einer Illusion oder Erinnerung sprach, stellte sich ihr nicht. Falls es eine Täuschung war, gelang sie, tadellos!
Wieder blinzelte sie und haschte nach ihrer Konzentration. Was sie ihn fragen wollte? Das war nicht leicht zu beantworten, wenn er sie so ansah...
Ihre Gedanken rotierten von trivial, zu mitfühlend, und dann...
Dann gab es diesen einen Moment!
Manchmal gab es diese kleinen Augenblicke in denen alles ineinander griff und man sich der Bedeutung einer einzigen Frage so sicher wurde, dass einem heiß und kalt wurde, einem Schauer über den Rücken liefen und alle Zahnräder plötzlich ineinander griffen und alle Puzzlestücke ihren Platz gefunden hatten. Man hielt noch das letzte Teil in der Hand, das Bild war noch nicht vollständig, aber man wusste bereits wie es fertig aussah. Man hielt den Atem an.
So ein Moment ließ Darna einen kleinen heißen Schauer den Rücken hinab streichen und richtete jedes kleinste Härchen auf ihrem Körper auf.
Sie stockte innerlich.
Natürlich!
Plötzlich war ihr klar, was sie Ihn fragen wollte, und sie schaffte es, mit relativ ruhiger Konzentration seinem Blick zu begegnen. Sie musste trotzdem noch mal schlucken, bevor sie anständig sprechen konnte und die Anspannung des Moments gab ihr Recht:
"Ich habe hier in den Thermen einen Raum - einen sehr alten! - Raum gefunden, wo ein zu drehender Deckel unter einem 'Schattensiegel' - so wurde es umschrieben - verschlossen ist. Der jetzige Drachenkönig und keiner seiner Ritter erinnert sich daran und sie wären ohne mich nicht einmal in der Lage gewesen, ihn zu finden."
Sie ließ diese Information ganz kurz sacken und beobachtete genau, ob und wie Er darauf reagierte. Dieser Mistkerl beachtete gerade scheinbar gelangweilt seine glatt polierten Fingernägel, aber etwas an seiner lässigen Haltung ließ sie trotzdem wissen, dass er sehr aufmerksam zu hörte. Er wandte leicht das Kinn in ihre Richtung, als Zeichen von Interesse und nickte minimal, damit sie weiter redete. Ein bisschen stolz war sie auf ihre Aufspürarbeit ja schon, was auch dezent durchklang, als sie fortfuhr:
"Wir haben über ganz Drachma verteilt den Mechanismus gefunden, mit dem man den Deckel wohl öffnen könnte und jetzt stehen wir vor der Frage, sollten wir das tun oder nicht...?"
Sie legte den Kopf leicht provozierend schief und flötete freundlich sogar mit leicht geheuchelter Arglosigkeit:
"Du kannst uns nicht ganz zuuuufällig etwas dazu sagen oder raten?"
Es verging eine Sekunde - dann musste sie leicht über ihr eigenes Gebaren lachen und nahm der Provokation damit die Schärfe. Wie Sie Ihn dann ansah, war regelrecht... warm. Einfach freundlich. Dann geschah es.
Freizul drehte sich zum Spiegelbild, trat dicht hinter sie und lächelte sie genauso warm und freundlich an. Fast wie damals im Schloss von Jorsa, war er ihr sehr nah und doch unendlich fern. Die Nähe ließ ihre Haut sehnsüchtig prickeln, aber sein Blick war so viel mehr! Darin lag echte Zuneigung. Ihn so zu sehen, wärmte nicht nur ihr Herz, auch Körper Geist und Seele.
„Hast du schlaues Ding also mein Siegel gefunden.“
Klick, Klick, Klick... alle Zapfen griffen ineinander. ER bestätige, was sie schon lange irgendwie geahnt, ja irgendwie gewusst hatte. Solche Momente waren kostbar und sie genossen ihn gemeinsam. Natürlich war ER es gewesen! Also wusste ER auch was da unten lauerte. Freizuls lächelte und senkte seinen Blick kurz auf den Ansatz ihrer Schulter hinab, dort wo ihr Nacken sich für ihn entblößt hatte. Sein Brustkorb hob sich, als ob er kurz durchatmen müsste. Kein Atem berührte sie, aber es zu sehen sprach von SEINER süßen Qual der Sehnsucht. Süße süße Sehnsucht.
Seine Hand hob sich über ihre Schulterspitze und schwebte nur einen Fingerbreit darüber als er den Blick wieder zu ihrem Spiegelbild hob.
„Du möchtest wissen, was sich darunter befindet.“
Es war eine Feststellung, keine Frage.
„Du möchtest wissen, ob deiner neuen Familie von dort unten Gefahr droht.“
Auch das war richtig. Sein Finger wanderte unberührt dicht über ihrer Haut schwebend ihren Nacken entlang. War es heißer geworden hier im Raum? Er lächelte so charmant, dass man getrost von Verführung sprechen könnte, aber Darna war nun deutlich erwachsener und erfahrener. Heute konnte sie seinen Reizen durchaus widerstehen, ...wenn sie denn wollte.
„Wenn ich wüsste, dass dir mein Wort reichen würde, dann würde ich dir sagen, dass du jede Nacht deines Lebens in völliger Sorglosigkeit direkt darauf schlafen könntest. Aber da ich dich kenne...“
Ja, er kannte sie. Besser als sie sich selbst lange kannte.
„...deinen Leidenschaft und deine brennende Neugierde, ...“
Er sah wieder tief in ihre Augen. Ja, sie brannte! Wie kein anderer verstand er es einfach ihre gemeinsame Vergangenheit zu nutzen um die Gegenwart in Brand zu setzten. Sie sah ihrer beider Flammen im Spiegelbild auflodern und einander liebkosend sich vereinen.
„...werde ich mein Wissen mit dir teilen, ...damit du Frieden findest.“
Das war der Moment in dem Darnas Magie, die Magie, die sie verwandelt hatte, die sie von sich aus noch nicht anwenden konnte, erweckt durch ihn, aus ihr heraus brach. Ihre Flammen waberten einen Moment unkontrolliert um sie herum und versenkten das hübsche Interieur. ER lachte und flüsterte heiser:
„Wärst du hier bei mir, würde mein Kuss dich zähmen!“
und dann rückten SEINE Flammen gegen ihre, formten Figuren, ließen Farben entstehen und ihr Geist verband sich mit seinem. Sie erlaubte es, denn es war IHR Hort. Es waren ihre Phantasien und sie würden enden... aber jetzt... Jetzt durfte sie sich noch einmal seiner Macht hingeben.
…
Seine Stimme und seine Erinnerungen tauchten in ihr Wesen ein, wie ein Liebhaber. Es war überwältigend! Der Rausch von seiner Macht berührt zu werden war Illusion, Erinnerung und Traum zu gleich. Einst hatte sie einen Teil von ihm in sich getragen und diesen Teil, diese Erinnerung lockte er nun wieder hervor. Es ging einen Moment lang rückwärts durch ihr Leben bis hin zu jenem Punkt, da der verrückte Ritualmagier seine Seele an dieses kleine süße arglose Mädchen gebunden hatte. Es hörte jedoch nicht auf, sondern ging weiter und da Freizul ihren Geist vor der Last der Äonen schützen musste, legte er kurz seine Hand über ihre Augen – warm und leicht ohne sie zu berühren. Die warme Dunkelheit war tröstlich und geborgen. Dann flüsterte seine Stimme wieder zu ihr und seine Hand verschwand.
„Hab keine Angst... öffne deine Augen.“
Sie tat wie ihr geheißen und ihr Vertrauen in ihn wärmte sie beide.
„Sieh...“
Freizul war in seinen Erinnerung weit zurück gereist. Es musste eine Zeit sein, die zu Mythos und Legende geworden war.
„Ich erzähle dir eine Geschichte... und du weißt, Dämonen lügen, also glaube, oder auch nicht.“
Dämonenfürsten waren Lügner und Verführer. Er hatte nie abgestritten einer zu sein und doch... war er anderes und...mehr?
„Einst wandelten wir alle Seite an Seite bis ein Streit und entzweite.“
Es klang fast wie der Anfang von einem Gedicht, aber das Bild was sich vor Darnas Augen bildete, die riesigen sich langsam bewegenden Schuppen, ließen sie kurz aufjapsen.
„Hab keine Angst...“
, wiederholte er noch einmal und sie sah an sich vorbei, oder war es ihre Hand die in seinem Körper steckte, wie sich Finger sanft auf den Koloss legte. Sie/ER trat ein paar Schritte zurück, damit sie sehen konnte, WAS da genau vor ihr lag.
„Er schläft und ist doch immer wach. Er ist was er ist...“
Dann offenbarte sich seine ganze Gestalt.
Wie ein riesiger Wurm, geschuppt, mit Dornen so lang wie ein Mann lag vor ihr. Ohne Augen, blind, züngelte eine lange Zunge nach ihm/ihr. An seinen Seiten bewegten sich Auswüchse wie Gliedmaßen und sie hörte Stein brechen...
Erddämonhttps://
www.mtgnexus.com/img/gallery/5445-predatory-wurm.jpg
Freizuls Stimme bekam einen leicht Oberlehrerhaften Tonfall, als er schmunzelnd für Darna sein Wissen rezitierte:
„Nun lass mich dich befriedigen...“
Oh, dieser Schlingel! Darna stand schon immer auf Wissen und Freizul wusste, wie er sie reizen konnte.
„Der Erddämon ist auf Celcia nicht bekannt, da er wie sein Name es sagt, unter der Erde lebt. Im Gegensatz zu seinen fliegenden Artgenossen des Harax, hat er weder Flügel noch Gliedmaßen und bewegt sich wie eine gewaltige Schlange mit seinen 12 nach Bedarf ausfahrbaren Grabdornen durch das Erdreich. Der Erddämon hat eine ausgeprägte Vorliebe für die tiefen Energielinien der Erde und bewegt sich auf diesen verborgenen Wegen. Er schläft viel und ist recht umgänglich und bodenständig. Er ist ein Einzelwesen, dem Aussehen nach eine uralte Erdschlange. Er kommuniziert über Telepathie mit anderen Wesen. Fast nichts kann ihn aus der Ruhe bringen.
Diese dämonische Erdschlange hat gelernt, ohne Wirt auf Celcia zu überleben, indem er magische Quellen der Erd- oder Energiemagie frisst anstatt Lebensenergie, wie seine abtrünnigen kleinen Artgenossen, die einen Wirt benötigen, sobald sie in deiner Welt angekommen sind. Dadurch ist er über die Jahrhunderte auch so herangewachsen. Aber keine Sorge, er hat aber die haraxische Lebenseinstellung mit der Zeit gegen eine 'humanere', celcianische Haltung,ein Leben im Hintergrund getauscht. Einfach weil es ihm so ermöglicht wurde, lange und in Frieden zu leben. Er hat ja alles, was er braucht. Und weil er wie ein flügelloser Erddrache aussieht, halten die meisten Celcianer ihn eben dafür, wenn sie ihn sehen...zumal er auch sich meist nicht 'böse' verhält. Seine Kraft liegt in seinem Plasmaodem, wie du schon heraus gefunden hast. Er schläft dort unten in einer lähmenden und hoch entzündlichen Gaswolke. Wenn du also zu deinem König trittst, oder er deinen Rat sucht, dann … empfehle ich den Deckel einfach zuzulassen.“
Mit einem entwaffnendem Zwinkern und einem amüsierten Schmunzeln endete er und das Bild des schlafenden alten Drachenriesen unter der Stadt begann sich aufzulösen. Bald sah sie wider nur Freizul hinter sich und wie er einen letzten sehnsüchtigen Blick auf sie warf. Unerfüllte Sehnsucht war so süß. Das ER süß war, sollte sie ihm aber besser nicht sagen. Aber dieses Gefühl, diese Erinnerung an ihn hatte sie immer in ihrem Herzen getragen … und er in seinem.
Sie hatte also den Schlüssel zu dem Geheimnis unter Drachma gefunden und Freizul hatte ihr gezeigt, was dort schlummerte. Sobald sie sich nun mit Varukaaz verband, würde dieses Wissen auch auf den Drachenkönig und damit auf alle anderen über gehen. Das Rätsel wäre gelöst und das Siegel konnte ungebrochen bleiben. Danach konnte man am besten einfach wieder 'vergessen' dass es diesen Ort überhaupt gab, damit niemand aus Neugierde oder ganz aus Versehen einen schlafenden Drachen/Dämonen weckte.
„Drachen und Dämonen sind garnicht so unterschiedlich.“
, sprach er vielleicht sogar ihre Gedanken aus und vielleicht könnte man mutmaßen, dass sie vielleicht sogar einen gemeinsamen Ursprung hatten? ...Aber das wäre eine andere Geschichte... Legende und sowieso ein eher unglaubwürdiger Mythos. Dämonen logen!
Freizul lachte, als erahnte er Darnas Gedankenspirale, alles Abzweigungen, die ihr Geist vielleicht nehmen wollte und wandte sich mit einem Seufzen von ihr ab. Dann tat er etwas ungewöhnliches. Er setzte sich VOR sie auf den Hocker, so dass sie hinter ihm stand. Es war ein merkwürdiger Anblick ihn nur über den Spiegel zu sehen, die Leere des Polsters und doch sein Gesicht so nah. Es war eine Geste, die ihn ihr näher brachte und er lehnte sich vor zu der spiegelnden Oberfläche.
„Ich denke ab und an an dich...“
Er grinste und legte seine Hand an das Spiegelbild, so dass seine Körperwärme einen Abdruck auf dem Glas bildete. Als er sie wieder weg nahm, blieb der Abdruck.
„So ist das halt, wenn man Jahrzehnte mit einer kleinen Göre verbunden war...“
, stichelte der Kratzbaum. Sein Funkeln in den Augen sah zu ihr hoch.
„Ich würde mir gern etwas von dir wünschen.“
Sein Blick wurde ernster.
„Werde glücklich hier. Reise! Lebe! Genieße dein Leben, die Magie und wenn du einmal einsam sein solltest, dann setz dich hier zu mir und erzähle mir deine Geschichten. Ich höre zu.“
Gleichzeitig verblasste aber auch seine Gestalt langsam. Sich hier ihr zu zeigen, schien nicht dauerhaft zu funktionieren. Dafür waren die Welten einfach zu weit von einander entfernt... zu anders.
„Ich erinnere mich.“
, war das letzte was sie leise hörte. Dann verhallte seine Stimme zwischen den Dimensionen wie eine Erinnerung. Mit drei kleinen Worten hatte er sie in sein Herz geschrieben. ER erinnerte sich an dieses kleine wilde Menschenmädchen, an die heran wachsende störrische Frau, die ein Ritter werden wollte, an das mitfühlende Herz, dass kein Lachen kannte, an die junge Liebe und die Leidenschaft, die darunter verborgen gelegen hatte.
Er erinnerte sich...
… an sie!
…
Darna von Eibenau,
Tochter einer adeligen Familie, Kämpferin gegen dämonische Flüche, Retterin von Serna vor Morgerias Fluch, Trägerin der Seelenrose, …
Sie könnte sich noch so einige Titel mehr geben und der Stolz auf ihre Taten, auf ihre Erlebnisse wäre immer gerechtfertigt, aber jetzt...
…
Jetzt gerade war sie einfach nur eine kleine – reine – süße Erinnerung in Freizuls Herzen, die diesen großen alten 'Drachen' mit ihrem Mitgefühl, ihrer Reinheit und ihrer Liebe korrumpiert hatte.
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ÜBERGABE AN MADI
((ooc: Ich wirke noch ein bisschen im Hintergrund mit.))