Neph beobachtete den alten Magus, wie dieser skeptisch das Desinfektionsmittel entgegen nahm. Er war mehr als vorsichtig, dass war nicht zu übersehen. Doch Neph konnte es gut verstehen.
Nur wer vertraut, hatte sein leben verwirkt. Eine alte Dunkelelfen weise die jeder früh zu erlernen hatte. Jeder war sich selbst der nächste, vertrauen sollte man nur mit Vorsicht.
Aus den Augenwinkel konnte er die hässliche Katze sehen, die wieder tief unter die Bank gekrochen war und ihre wachsamen Augen auf hatte.
Eine leichte Gänsehaut überkam den Elfen, so fühlte er sich nicht nur durch ein Tier beobachtete, aber es konnte auch das Alter sein. Wahnvorstellung von den Schlachten , die man geführt hatte.
Neph drehte sich zu der jungen Frau hin und nahm das Züchtigungsarmband wieder hoch. Vielleicht war es noch von nutzen. Mit einer Bewegung schnallte er es an seinen Gürtel und lauschte den Worten des alten Magus.
“Menschen sehen eben nicht, dass sie nichts sind. Sie sind wohl tatsächlich so dumm, wenn sie nicht die Chance nutzen mehr zu werden. Ein Grund, weswegen sie von ihrer geglaubten Herrscherposition vertrieben werden mussten. Nur wer stark ist, hat ein recht zu leben und zu herrschen”
Dem Dunkelelfen entging es dabei nicht, wie zeitweilig Vanitas krampfhaft die Hand zur Faust ballte.
Der ist ja richtig wütend, ja eine gute Wahl hattest du getroffen
Der Magus hatte alles desinfiziert und reichte Neph die Utensilien, doch bevor er sie ihm gab, sprach deutlich Wut aus ihm. Er sprach etwas an, was Neph zum nachdenken anregte.
„Ich bin diese Hülle leid! Ich bin diesen schwachen, menschlichen Körper entgültig leid! Jahrzehnte forsche ich nun schon nach wegen, mir einen neuen Körper zu schaffen und ich stehe so kurz davor, endlich erfolg in diesem Unterfangen zu haben! Ich kann das Ziel schon fast sehen!! Und ich werde nicht so nahe vor der Erfüllung meines Lebenstraumes scheitern. Ich lasse mich von niemandem mehr aufhalten. Von absolut Niemandem!“
Einen neuen Körper? Vielleicht wieder Jugend und stärke?
Deutlich konnte man die Drohung hören, doch schien sie an jemand anderes gerichtet zu sein. Die Frust des Magus lud sich nur gerade an dem Dunkelelfen ab. Jemand, da war sich Neph sicher, hatte den Magus übel mitgespielt.
“ich kann deine Wut verstehen…” versuchte er erstmal besänftigend.
“ ich würde auch alles tun, um das Altern los zu werden. Und niemanden würde ich ein einmischen erlauben! Mein Ziel ist jedoch eher ewige Jugend, so bin ich gerne ein Dunkelelf. Dass du das Menschsein loswerden willst, ist nur zu gut zu verstehen.” dabei waren seine Worte ebenso kalt wie die von Vanitas.
Tatsächlich würde Neph ebenso alles für dies tun und seine Aufgabe in Zyranus betraf auch genau so ein Thema. Wer wusste nicht, ob nicht beide dem gleichen Dämon aufgesessen waren und das Schicksal diese beiden älteren Herren zusammen geführt hatte. Doch so was waren Spekulationen.
Im Wagen gab es ein Ruckeln und dann spürte man , dass der Wagen hielt. Eine nuschelnde Stimme vom Kutschbock war leise zu hören. Doch Neph verstand seiner guten Ohren wegen, jedes Wort. Sie hatten einen Lagerplatz erreicht.
“gut , wenn ihr schlafen wollt. Ich halte Ausschau, ob hier irgendetwas ist. …nimmt das, ist bequemer.” damit warf er Vanitas noch eine alte aber dicke Decke zu. Seltsame Embleme und Muster waren eingraviert. Was Vanitas nicht wusste, das dies die Decke von Neph war. Immerhin wusste der ältere Veteran, dass wenn man älter war, harte Planken fast den Tod bedeuteten. Und er selber bekam Schwierigkeiten, wenn er zu lange auf harten Boden lag. Das Alter war wirklich eine Last, egal ob Mensch oder Elf.
Damit verließ der Dunkelelf den Wagen, lehnte die Tür an und verschwand nach draußen.
Kaum hatte es sich Vanitas bequem gemacht, da kroch auch schon Ancilliar unter der Bank hervor. Sie wartete nicht auf eine Einladung, sondern sprang leichtfüßig auf die Bank und machte es sich zu Füßen vanitas bequem. Zwar war sie nicht das schönste Tier, doch sie hatte immer noch die Eigenschaft, dass sie viel Wärme erzeugte. Kein Wunder, dass sich viele ältere Menschen Katzen als Rheumadecke hielten oder aus dem Fell eine wärmende Unterlage machten. Sie rollte sich nachdem sie sich ausführlich geputzt hatte zusammen und schloss die Augen. Bei einer feindlichen oder zu hektischen Bewegung war sie aber sofort wieder wach. Leise schnurrte sie jetzt, doch ein Auge war immer leicht geöffnet.
Jetzt konnte Vanitas endlich seinen Schlaf nachholen.
Und tatsächlich störte ihn keiner.
“Hey, ..Herr! Wacht auf!” die Stimme knirsche etwas. Neph stand über Vanitas, ein Blick immer zu der Tür vom Wagen.
Erst als Vanitas wach war, konnte er Genervtheit in den Zügen des Dunkelelfen sehen. Auch sah man ihn jetzt das Alter an, ihm fehlte ebenso der Schlaf wie zuvor Vanitas.
“ Vanitas, da draußen ist jemand, der dich sprechen will!… ja, mich wundert es auch. Eine Frau, mit einer Robe…und die quasselt wie ein Wasser fall. Komm also raus!” Unterdrückter Zorn, dass er nicht über so was informiert wurde und irgend jemand hier den Magus fand. Verächtlich schnaubte er, drehte sich um und verließ den Wagen. Die Katze war wieder unter der Bank verschwunden.
Wer war das?
Von Draußen konnte Vanitas eine weibliche Stimme vernehmen, die den unterdrückten Zorn von Neph ignorierte.
“…also er kommt? Hervorragend. Das war nämlich gar nicht so einfach. Eigentlich soll ich ja keinen Fremden das Passwort geben, doch es ist wichtig… und das kleine Männchen in Rot meinte, ich solle hierher. Also dachte ich mir, na gut, wird schon richtig sein. Das Männchen war fröhlich und nett und da konnte ich nicht anders als es zu vertrauen. Immerhin wer denkt sich schon was böses. Und da es sagte , wo ich den Magier fände, machte ich mich auf den Weg. Und da sagt man mir, ich wäre naiv, kann man sich das vorstellen…”
“natürlich nicht!”
Als Vanitas den Wagen verließ, konnte er ein junges Mädchen sehen, was eindeutig eine Magierin der Stadt Zyranus war. Doch sollten sie verschwiegen sein und nicht überall erzählen in welchen Auftrag sie handelten. Sie sah nicht besonders aus, hatte ein Allerweltsgesicht und braune Haare, welche sie in einem losen Zopf gebunden hatte.
Als sie Vanitas sah, strahlte sie ihn an.
“genau wie beschrieben. Also ihr kennt ja lustige Leute, doch deswegen bin ich nicht hier. Also, ich soll euch mitteilen, dass sich…der Dunkelelf muss aber weg, ist nur für euch, dass hat mir dieser Wichtel extra gesagt.”
Sie blickte zu Neph und dieser verdrehte genervt die Augen. Seine Hand zuckte merklich nach einer Waffe um dieser Frau den Kopf abzuschlagen. Sie selber blickte ihn nur dümmlich dreinblickend an.
Er trat mehrere Schritte zur Seite, nickte Vanitas zu, dass er im Notfall eingreifen würde und sowieso gedachte dieses Weib umzulegen.
“…also, dass Wichtelchen hatte mir aufgetragen, dass ich euch folgendes sage. Die Passwärter von Zyranus haben sich geändert, sagt “ich komme auf Anraten des hohen Rates Syx und nur diesen gebt ihr Auskunft”, dann sollte alles klappen!… so das wars schon. Aber nicht weitersagen, ja?… ein wirklich nettes Wesen, was euch da kennt. Hatte eine rote Mütze auf, lustig, ehrlich! …aber ihr treibt keinen Schund damit, oder? Ich mein wir haben gefährliche Zeiten. Dann kann ich ja gehen.” damit drehte sie sich um und machte sich in einen leicht hüpfenden Schritt zu ihrem Pferd auf. Neph zog seine Armbrust und lud diese gemütlich. Ein Blick zum Magus, dann schoß er seinen Bolzen ab. Die Frau wusste nicht mal was sie traf, schon fiel sie zu Boden.
“so was lässtiges!… sind alle Magierfrauen so dämlich?”
Das Mädchen war auf dem Boden aufgekommen, zappelte und kreischte noch.
Ihr Pferd war erschrocken ein paar Schritte davon gelaufen, drehte sich jetzt verdutzt nach hinten um.
Neph schritt gemächlich auf die jetzt nicht mehr so fröhlich schauende Frau zu. In Panik hatte sie sich umgedreht, doch jedes Wort war ihr jetzt im Halse stecken geblieben. Ein eisiger Gesichtsausdruck lag auf Nephs Zügen, dann trat er auf die Frau zu. Er stellte einen Fuß auf die zappelnde Frau ab, verhinderte so ein davon kriechen. Sie war der Kraft des Dunkelelfen nicht gewachsen. Ein unverständliches Flehen und bitten.
“Brauchen wir sie noch?” Seinen Dolch hatte er gezogen , würde diesen über die Kehle der sich winselnden Frau ziehen, wenn ein nein käme. Ihm war die Frau mehr als egal, sie hatte nicht mal Reiz als Lustsklavin genutzt zu werden.