Das Anwesen Jafor
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Das Anwesen Jafor
Ysara kommt von Das Nest der Krähen
Das Viertel im Innenring von Grandea war wirklich eine andere Welt. Hier waren die Gassen gepflegt, die Vorgärten mit reichlicher Blütenpracht verschönert und alles in Ordnung gehalten. Jegliches Geld, das erwirtschaftet wurde, floss in die Außenwirkung des Adels. Auch Ysara wohnte hier ganz in der Nähe und doch war ihr Herz hier nicht Zuhause. Das Kopfsteinpflaster glänzte im Licht der Abendlaternen, die von einem Büttel jede Dämmerung entzündet wurden. Er ging dann mit seinem Zunderzeug die Gassen entlang und erleuchtete die Straßen der Reichen auf immer gleiche Weise. Es war nicht sehr viel los auf den Straßen und am Tor hatte Ysi mühelos hindurchschlüpfen können, dank des denkwürdigen Auftritts von Sadia und Tami. Die beiden Freundinnen hatten etepetete einen Streit vom Zaun gebrochen und sich lauthals über belanglose Dinge echauffiert. Der Blumenhändler hatte keine Petunien! So was zum Beispiel. Dabei waren sie so überzeugend, da auch sie ihre reichliche Energie zu lange versteckt halten mussten, dass die Wächter am Tor reichlich überfordert gewesen waren mit der Situation. Perfekt für Elian und Ysi, um ungesehen hindurch zu schlüpfen. Als sich der Tulmult am Tor wieder legte, waren beide bereits über alle Berge.
Ysara kannte den Weg zum Anwesen der Jafor. Oder besser: Wege. Offiziell fuhren sie sonst immer mit der Kutsche oder ließen sich, wie alle reichen und adeligen, in Sänften tragen. Dann konnte Ysi gemütlich aus dem Fenster schauen und sich die Welt in Schein und Glanz ansehen. Es war eine Dekadenz, die seinesgleichen suchte. Während das Gros des Volkes hungerte, fehlte es hier an nichts. Es gab jeden Tag ein heißes Bad, wenn sie wollte oder die schönsten Kleider oder Blumen aus allen Ecken der Welt. Ysi könnte alles haben, sofern sie ihre Eltern überzeugt bekam. Jetzt aber konnte sie keinen offiziellen Weg nehmen. Die Gassen waren nicht sicher, auch nicht hier. Immer wieder gab es Dunkelelfen und Elfinnen, die flanierten und sich sichtlich wohlfühlten. Nicht alle waren schlecht. Aber das mussten die Krähen vielleicht noch erkennen. Im Moment waren sie die Eindringlinge und sie störten. So musste Ysi sich einen anderen Weg suchen und würde sich überlegen müssen, wie sie das Anwesen Jafor nun betreten wollen würde...
Das Viertel im Innenring von Grandea war wirklich eine andere Welt. Hier waren die Gassen gepflegt, die Vorgärten mit reichlicher Blütenpracht verschönert und alles in Ordnung gehalten. Jegliches Geld, das erwirtschaftet wurde, floss in die Außenwirkung des Adels. Auch Ysara wohnte hier ganz in der Nähe und doch war ihr Herz hier nicht Zuhause. Das Kopfsteinpflaster glänzte im Licht der Abendlaternen, die von einem Büttel jede Dämmerung entzündet wurden. Er ging dann mit seinem Zunderzeug die Gassen entlang und erleuchtete die Straßen der Reichen auf immer gleiche Weise. Es war nicht sehr viel los auf den Straßen und am Tor hatte Ysi mühelos hindurchschlüpfen können, dank des denkwürdigen Auftritts von Sadia und Tami. Die beiden Freundinnen hatten etepetete einen Streit vom Zaun gebrochen und sich lauthals über belanglose Dinge echauffiert. Der Blumenhändler hatte keine Petunien! So was zum Beispiel. Dabei waren sie so überzeugend, da auch sie ihre reichliche Energie zu lange versteckt halten mussten, dass die Wächter am Tor reichlich überfordert gewesen waren mit der Situation. Perfekt für Elian und Ysi, um ungesehen hindurch zu schlüpfen. Als sich der Tulmult am Tor wieder legte, waren beide bereits über alle Berge.
Ysara kannte den Weg zum Anwesen der Jafor. Oder besser: Wege. Offiziell fuhren sie sonst immer mit der Kutsche oder ließen sich, wie alle reichen und adeligen, in Sänften tragen. Dann konnte Ysi gemütlich aus dem Fenster schauen und sich die Welt in Schein und Glanz ansehen. Es war eine Dekadenz, die seinesgleichen suchte. Während das Gros des Volkes hungerte, fehlte es hier an nichts. Es gab jeden Tag ein heißes Bad, wenn sie wollte oder die schönsten Kleider oder Blumen aus allen Ecken der Welt. Ysi könnte alles haben, sofern sie ihre Eltern überzeugt bekam. Jetzt aber konnte sie keinen offiziellen Weg nehmen. Die Gassen waren nicht sicher, auch nicht hier. Immer wieder gab es Dunkelelfen und Elfinnen, die flanierten und sich sichtlich wohlfühlten. Nicht alle waren schlecht. Aber das mussten die Krähen vielleicht noch erkennen. Im Moment waren sie die Eindringlinge und sie störten. So musste Ysi sich einen anderen Weg suchen und würde sich überlegen müssen, wie sie das Anwesen Jafor nun betreten wollen würde...

- Ysara
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Re: Das Anwesen Jafor
Die Diebin wäre am liebsten sofort gegangen, um nach Cassian zu sehen. Sie bereute es, dass sie selbst so unachtsam gewesen war, um nicht zu bemerken, dass keiner von ihnen über so lange Zeit etwas von ihm gehört hatte. Das gefiel ihr ganz und gar nicht. Es machte sie unruhig und es weckte ihren Beschützerinstinkt. Sie wollte ihre Krähen sicher im Nest wissen. Nicht zu wissen, was mit Cassian war, bedeutete eine mögliche Gefahr für ihn und damit für sie alle. Sie schlug vor, direkt zu ihm zu gehen und den Grund für sein Schweigen herauszufinden.
„Nicht allein. Dieses Mal nicht. Wer weiß, was da los ist.“ Ysi schaute von Elian zu Sadia, die ihm beipflichtete. „Er hat Recht, Ysi. Wer weiß, ob er nicht vielleicht in Schwierigkeiten steckt. Wir sollten alle gemeinsam nachsehen gehen.“
Die ganze Bande auf einmal? Ysara hielt das für keinen guten Plan und sie zeigte ihre Zweifel offen. Gleichzeitig machte es ihr Sorgen, dass Sadia annahm, dass er in Schwierigkeiten steckte.
"Glaubst du, ihm ist was zugestoßen?", murmelte sie und wollte gar nicht darüber nachdenken. Doch die Zweifel, die sie zuvor in den Raum geworfen hatte, waren eigentlich schon Antwort genug. Sie war sehr auf die Sicherheit ihrer Bande bedacht, weshalb es ihr lieber wäre, dass sie getrennt gingen - gerade auch um keine Aufmerksamkeit der Dunkelelfen auf sich zu ziehen, die durch die Straßen gingen und deren Absichten doch keiner ernsthaft einschätzen konnte. So schlug die Diebin vor, lieber getrennt ins Reichenviertel zu gehen und stellte ein leichtes Opfer für die unterforderte Bande in Aussicht. Tami war natürlich dabei, nichts anderes hatte sie von dem rothaarigen Wirbelwind erwartet, und nickte ihr zu. Sadia brachte sogar noch jemanden ins Spiel, die alte Effel, die seit Tagen nichts gegessen hatte. Ysara spürte Wut in sich aufwallen, als ihr das Leid der Alten an die Ohren drang.
"Manchmal hasse ich dieses Loch", murmelte sie wütend. Grandea. Wollte man jemanden Ungerechtigkeit erklären, bräuchte man nur auf diese Stadt zeigen, in der Kinder und Alte verhungerten. Sie wusste, dass sie nicht alle retten konnten, aber sie wollte es so gerne.
Ysara bemerkte die plötzliche Ruhe, die einkehrte. Ihr Blick fiel aus Elian, der seinen Tüftlerblick aufgesetzt hatte und der direkt mögliche Pläne samt Vor- und Nachteile in seinem Kopf analysierte. Tamis tippender Fuß und Sadias Seufzen klangen mit einem Mal laut in ihren Ohren. Ysi blickte ihre temperamentvolle Freundin mit einem Schmunzeln an. Man konnte ihr förmlich ansehen, wie viel Anstrengung es sie kostete, sich zurück zu halten. Ysi konnte es nachvollziehen. In ihrem Kopf ging sie den Weg durch und nahm an, dass sie längst ein Drittel der Strecke zurück gelegt hätte, wenn sie gleich losgegangen wäre. Aber das war natürlich nicht der Sinn des Ganzen. Ysis Finger fingen wie von selbst an, auf die Tischplatte zu tippen und als sie Sadias Blick einfing, musste sie breit grinsen. Sie überlegte für einen Moment, ihrer Freundin ein Kartenspiel anzubieten, doch für größere Späße war die Lage dann doch zu ernst.
„So.“
Na endlich, ich wäre schon längst da, dachte Ysi, übte sich aber ebenfalls in Zurückhaltung. Im Grunde war sie froh um Elians kühlen Kopf und seine durchdachten Pläne. Er war es, der immer eine Unstimmigkeit in ihren Plänen fand, und da wartete sie lieber einige Minuten länger, bevor alles von Anfang an zum Scheitern verurteilt wäre. Auch wenn es ihr schwer fiel. „Hier ist der Plan: Tami und Sadia, ihr werdet vor uns ins Pfeffersackviertel gehen.“ Ysi beugte sich ebenfalls nach vorne und blickte auf den Salzstreuer und die Äpfel, als wäre das ein reales Abbild ihrer Personen, während sie angestrengt Elians Plan folgte.„Ihr werdet am Tor für ein wenig Aufruhr sorgen, sodass wir alle ungehindert hindurchschlüpfen können. Unsere üblichen Schleichwege sind derzeit nicht sicher und werden unvorhersehbar von Dunklen patrouilliert. Ysi!“ Sie nickte verstehend und schaute Elian in seine blau-grauen Augen. „Du wirst dieses Mal unerkannt bleiben und dir einen Weg ins Anwesen von Cassian suchen. Du kennst dich dort am besten aus und weißt gewiss, wie du ins Gebäude kommst, ohne dass dich jemand sieht.“
"Nichts leichter als das", meinte sie mit einer Selbstsicherheit, die ihresgleichen suchte.
„Vorher wirst du mir noch eine Notiz verfassen, die ich dann als dein treuer Diener überbringen will. So locke ich den ersten Hausdiener an die Tür und räume hoffentlich den Weg für dich frei.“
"Klingt nach einem Plan", erwiderte sie und begann auch schon, Papier und Stift aus ihrer Tasche zu kramen.
„Ihr müsst dafür sorgen, dass auf der Straße niemand Verdacht schöpft. Tratscht, kichert, benehmt euch eben wie diese reichen Puppen, die kaum mehr Verstand haben als die Schminke, die sie tragen!“ Ysi blickte von ihrer Tasche auf, in Erwartung von Elians Blick und tatsächlich schaute er sie an. „Nichts für ungut“
"Pfff", murmelte sie gespielt empört und funkelte ihn schelmisch aus grünen Augen an.
„Lasst uns herausfinden, was Cassian aufhält. Und wenn die Sache droht aufzufliegen… Dann sucht Schutz überall, aber kommt nicht wieder her. Lasst Zeit vergehen, wenn ihr entdeckt wurdet! Erst wenn die Luft rein ist, sehen wir uns alle wieder hier und besprechen, was zu tun ist.“
Ysi legte Papier und Stift vor sich auf den Tisch und nickte. Dann sah sie noch einmal jeden ernst an. "Elian hat Recht. Wir dürfen keine Fehler machen. Wenn alles gut läuft, sitzen wir nachher zu fünft hier und amüsieren uns über Cassians Erzählungen." Sie versuchte es mit einem mutmachenden Lächeln, doch so ganz erreichte es ihre Augen nicht. Die Sorge um Cassian war größer, auch wenn sie versuchte, sie nicht gänzlich zu zeigen, um keinen zu beunruhigen. Sie war die Anführerin, sie musste ein selbstsicheres Vorbild abgeben.
Während sich die drei in, für das Reichenviertel angemessene Kleidung warfen, schrieb Ysara den Zettel für Cassian. Sie musste nicht lange überlegen, was sie schreiben sollte. Als sie den Stift zur Seite legte, las sie zufrieden ihre geschriebenen Worte.
Kurz und knackig, mit einer persönlichen, neckenden Note, aber dennoch dringlich. Sie schrieb die Worte so, wie sie es ihm auch durchaus ins Gesicht sagen würde: Frei von der Leber weg. Auch die förmliche Anrede war nicht vorhanden, die sie nur in offiziellen Dokumenten benutzte. Doch dieser Zettel war mehr als inoffiziell und nur eine Ablenkung. Bevor Cassian ihn las, würde sie ihn schon persönlich erreicht haben - so die Hoffnung.
Das Einzige, das Ysi an ihrer Kleidung änderte, war, dass sie ihre in der Dunkelheit auffallenden Haare unter einem schwarzen Tuch versteckte und den restlichen Stoff um ihren Hals wickelte, wo er locker über ihre Schulter hinab fiel. Dann ging die Truppe los. Ysi war nervös und konnte sich vor Aufregung kaum konzentrieren. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu ihrem Freund und zu der Gefahr, die hier auf den Straßen für sie lauern konnte. Glücklicherweise war heute nicht viel los, sodass sie unbescholten bis zum Tor kamen. Sadia und Tami gingen vollends in ihrer Rolle auf, während Elian uns sie das Schauspiel aus einer dunklen Gasse heraus beobachteten.
"Als hätten sie mein Leben studiert", raunte sie gespielt entsetzt zu Elian, ehe sie die passende Gelegenheit ergriffen und durchs unbewachte Tor huschten. Sie gingen noch einige Straßen, bevor sich Ysara etwas entspannte. Zumindest nachts fühlte sie sich im Innenring wohler - egal wie es nach außen wirkte. Die Dunkelelfen machten sie selbst hier nervös und im Notfall konnte sie sich hier noch auf ihren Namen berufen, um Schlimmeres zu verhindern. Sie übernahm nun die Führung. Sie hatte Jahre Zeit gehabt, um etliche unauffällige Wege zu bestimmten Zielen auszukundschaften. Sie wollte gerade die Straßenseite wechseln, als Elian sie mit einer leichten Berührung an der Schulter aufhielt. Ohne nachzudenken oder sein Aufhalten überhaupt zu hinterfragen, folgte Ysi der Bewegung und drückte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand in den Schatten. Sie waren zwar im Reichenviertel und Elian war dafür angemessen gekleidet. Trotzdem wollte sie es nicht darauf anlegen, dass sie jetzt jemand sah. Es bestand immer die Gefahr, erkannt zu werden und dass ihr Doppelleben aufflog. Was auch immer Elian ausgemacht hatte - vielleicht waren es die beiden Gestalten in einiger Entfernung -, erst als er die Situation für sicher hielt und ihr das mit einem Nicken deutlich machte, ging Ysi weiter. Sie hielt ebenfalls die Augen und Ohren offen, aber sie verließ sich ohne zu Zögern auf die anderen. "Wir sind gleich da. Nächste Straße rechts", flüsterte sie und musterte ihren Begleiter für einen Moment, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Er war nicht von hier und so sehr sie der Seitenwechsel beruhigte, konnte sie sich vorstellen, dass das bei ihm ganz anders war. Dann bogen sie in die Straße ein und das große zweiflügelige Tor aus Gusseisen mit etlichen Ranken, Schnörkeln und Blumen baute sich vor ihnen auf. Dahinter war ganz deutlich das Haus der Jafors zu erkennen.
Das Anwesen der Familie Jafor (Inspiration) war beeindruckend. Es war aus weißem Stein gebaut, wie fast alle Häuser hier im Reichenviertel, und erstreckte sich über drei Etagen. Das Dach war mit dunkelblauen Schindeln bedeckt und wurde von weißen Säulen und Zierat geschmückt. Die Fenster waren zahlreich und groß. Sie reichten vom Boden bis zur Decke und beschrieben an ihrer höchsten Stelle einen Bogen. Die Glasscheiben wurden von dicken Rahmen eingefasst, die wie Säulen anmuteten. Vor den Fenstern luden Balkone mit verzierten Balustraden zum Verweilen an der frischen Luft ein. Breite Stufen, die von einem ausladenden Geländer eingerahmt wurden, führten zur großen Eingangstür hinauf, neben der links und rechts sich je eine Säule hinauf streckte. Vor den Stufen befanden sich zwei angelegte Wasserbecken, die mit einem Gefälle miteinander verbunden waren und von etlichen Blumen umgeben waren. Ysi war schon oft hier gewesen, aber der erhabene Anblick des Anwesens erschlug sie immer wieder von Neuem. Das Haus war für die drei Personen, die darin lebten, viel zu groß. Selbst die Dienerschaft konnte unmöglich alle vorhandenen Zimmer füllen. Da war es kein Wunder, dass Cassian nur bedingt Gelegenheit fand, um zu den Krähen zu stoßen, denn als einziger Erbe trug er die Last der Verpflichtungen ganz alleine auf seinen Schultern. Ysara wusste durch ihren Bruder Severin, der oft versucht hatte, ihr Interesse für ihr Familiengeschäft und die Zahlen zu wecken, dass selbst ihre Familie genug Geld hatte, um ihren Lebensstandard mit einer ganzen Kinderschar aufrechterhalten zu können. Cassians Familie musste ungleich mehr verdienen und konnte ihrem einzigen Kind wohl alles ermöglichen, wovon es träumte, mochte man meinen. Doch Ysi wusste, dass Cassian ebenso wenig Erfüllung in dem Reichtum fand wie sie. Anders als seine Verehrerinnen, die nicht nur wegen seinem guten Aussehen hinter dem Erben her waren. Sein Elternhaus protzte nur so vor Geld und Luxus und Ysi konnte sich kaum vorstellen, dass er diesen Anblick täglich aufs Neue mit Freude ertrug.
Das Grundstück der Jafors war riesig. Eine hohe Steinmauer umgab das Anwesen und den einzigen - legalen - Zugang stellte das riesige, doppelflügelige Tor aus Gusseisen dar, vor dem sie in einiger Entfernung abseits der Straße im Schatten standen. Doch Ysara würde einen anderen Weg nehmen. "Komm." Sie schlichen ein ganzes Stück die Mauer entlang, bis Ysi plötzlich inne hielt. Hier waren einzelne Steine aus der Mauer bereits angebrochen und boten einen guten Halt für Hände und Füße. Ysi war in diesem Moment natürlich nicht zufällig darauf gestoßen, sondern wusste davon. Bevor sie die Mauer hinauf kletterte, sah sie den Dieb prüfend an und zupfte in ihrer letzten Amtshandlung den Kragen seines Hemdes zurecht, bevor sie ihm den liebevollen Zettel übergab, den sie für Cassian geschrieben hatte. Dann kletterte sie die Mauer hinauf und schaute vorsichtig über deren Rand hinüber. In der Ferne konnte sie eine Wache erkennen, die ihr jedoch den Rücken zugewandt hatte und in die entgegengesetzte Richtung lief. Sie blickte zu Elian hinab.
"Die Luft ist rein. Gib' mir zwei Minuten." Sie nickte ihm zu und befand sich dann schon auf der Mauer, ehe sie diese mit den Füßen zuerst auf der anderen Seite wieder hinunter kletterte. Elian würde vermutlich sowieso etwas brauchen, um die Mauer zurück bis zum Flügeltor entlang zu gehen und den riesigen Vorgarten zu durchqueren. Bis dahin hatte Ysi hoffentlich schon ein Schlupfloch ins Haus gefunden. Zuerst steuerte sie gebückt und flink, die Lichtkegel der Laternen auf dem Grundstück meidend, die Küche an, die um diese Uhrzeit schon verlassen sein musste. Ein guter Beobachter würde feststellen, dass sie das nicht zum ersten Mal machte und wusste, was sie tat. Tatsächlich hatte sie sich mit Cassian schon oft in seiner Küche getroffen. In der Nacht war sie leer und sie war über kurzem Wege direkt über den Dienstboteneingang zu erreichen. Außerdem lag sie auf dem hinteren Teil des Anwesens und war somit nicht vom Tor aus zu sehen. Sie schlich zur Fensterfront der Küche und verharrte einige Momente unter dem Fensterbrett. Vorsichtig hob sie den mit dem dunklen Tuch verhüllten Kopf und sah erleichtert, dass kein Licht im Inneren brannte. So erhob sie sich und drückte vorsichtig gegen jedes der drei Fenster, stellte jedoch fest, dass sie heute verschlossen waren. Ysi erinnerte sich, wie sie einmal durch eines hindurch gestiegen war und aus Versehen etwas auf der Küchenzeile beim Hineinklettern hinuntergestoßen hatte. Sie hatte gerade noch rechtzeitig ein Versteck in der Vorratskammer gefunden, ehe die Küchenmagd seufzend und meckernd herbeigeeilt war, um das Fenster zu schließen und für Ordnung zu sorgen. Sie grinste bei der Erinnerung, wie Cassian in die Küche gekommen war, um die Magd abzuwimmeln und sie zu beten, in ihre Kammer zu gehen und das Tagwerk für den Abend ruhen zu lassen. Nachdem die Magd verschwunden war, hatte er belustigt die Tür zur Speisekammer geöffnet, um sie heraus zu holen. Doch nun war es ihr Freund selbst, der verschwunden schien. Das Grinsen verblasste und Ysi huschte zur Rückseite des Hauses, an der sich der Dienstboteneingang befand. Sie vergewisserte sich noch einmal, dass keine Wache sie sah, ehe sie den genau passenden Dietrich herausnahm, um das Schloss der Tür zu knacken. Manche Dinge gingen eben ins Blut über, wenn man sie nur oft genug machte.
Die Tür schwang geschmeidig auf und wieder zu, als Ysara durch den Spalt hindurch geschlüpft war. Leise schloss sie die Tür, die geräuschlos ins Schloss fiel, ganz ohne dagegen treten oder drücken zu müssen. Eine gute Tür. Ysi blinzelte ein paar Mal, ehe sie sich an die Dunkelheit im Inneren gewöhnt hatte. Zum Glück war sie schon oft hier gewesen, sowohl am Tage als auch im Dunkeln, was ihr gerade einen Vorteil einbrachte. Sie lauschte angestrengt, hörte jedoch nur weit entfernt eine dumpfe männliche Stimme. Vermutlich war das der Hausdiener. Ysi steckte sich einen kleinen Teigling in den Mund und ging zielsicher durch einen Türbogen ohne Tür. Rechts dahinter, parallel zur Wand entlang, führte eine vergleichsweise unscheinbare Treppe in die zweite Etage. Das ermöglichte den Dienstboten oft ungesehen, die Etagen und Zimmer zu wechseln, ohne selbst einen störenden Eindruck zu erwecken. Kauend schlich sich Ysi die Treppe hinauf, wobei sie immer wieder stehen blieb und angestrengt lauschte. Das riesige Haus kam ihr fast zu still vor, aber vielleicht täuschte sie sich auch. Wenn sie doch mal etwas hörte, verharrte sie still wie ein Mäuschen und bewegte sich erst wieder, wenn das Geräusch verklungen war. Sie landete in einem Flur, von dem mehrere Zimmer abzweigten - entweder zu weiteren Fluren oder den Kammern der Dienerschaft, wie sie wusste. Der Dienstboten-Flügel, in dem sie sich gerade befand, war durch doppelflügelige Türen vom Rest des Hauses getrennt. Die Wände waren voller Gemälde und Portraits, auf dem Boden lagen dicke blaue Teppiche, über die sie nun zur großen Tür schlich, um hindurch zu huschen. Auch in diesem Teil des Hauses gab es so viele Fenster, dass die Laternen und der Mond genug Licht spendeten, wodurch sie im Haus gut sehen konnte.
Langsam und leise öffnete sie die Tür zum Rest des Hauses und verharrte einen Moment. Sie stand nun direkt oben in der Galerie, von der eine breite geschwungene Treppe in die große Eingangshalle (Inspiration) hinab führte. Ysara stellte sich ganz automatisch, um erst einmal Schutz zu suchen, in die nächstbeste Ecke und ließ den Blick schweifen. Zum einen, um sicherzugehen, dass sich außer ihr niemand hier befand. Zum anderen musste der ganze Protz erst einmal auf sie wirken. Von unten hörte sie zwei Männerstimmen, eine davon war Elians. Kerzenlicht erhellte die beiden kugelförmig und warf tanzende Schatten an die Wände. Die Tapeten an den Wänden waren hell und, wenn auch in dezenten, dennoch überladenen Mustern aus Blumen und Schnörkeln 'verschönert'. Cassian und sie hatten bei einen ihrer ersten Treffen in seinem Zuhause versucht, die Wahl der Tapete und all die Schnörkel in diesem Haus aufzuarbeiten. Er hasste sie, das Blumige und Kitschige, über das die Frauen, die ihm vorgestellt wurden, sich stundenlang und ganz begeistert mit seiner Mutter austauschen konnten. Ysi hingegen teilte seine Abneigung der überladenen, verspielten Wände gegenüber und so war der Kosename Schnörkelprinz entstanden, mit dem sie ihn nur ganz selten betitelte. Auch hier drinnen schmückten Säulen das Innere. Sie erhoben sich aus dem Boden aus Marmor und wuchsen bis zur Decke hinauf, geschmückt mit goldenen Dekorationen und .. Schnörkel. Das Geländer der Galerie fügte sich nahtlos in das Treppengeländer ein und schrie förmlich nach Gold. Ysi wusste nicht, ob es echtes Gold war - all die Verziehrungen an den Wandvorsprüngen, Säulen, Balustraden und Figuren, die durchaus auch Symbole des Gott des Lichtes darstellten. Aber es beeindruckte sie jedes Mal, und das, obwohl ihr Reichtum nicht fremd war. Sie fragte sich kurz, wie Elian diesen Anblick aus seiner derzeitigen Perspektive wahrnahm. Er sah dunkelblaue, kostbare Teppiche vor sich auf dem Marmorboden liegen, passend zu den dicken Vorhängen vor den Fenstern. Ein großer vergoldeter Tisch stand im Eingangsbereich mit einem riesigen Blumenarrangement darauf. Überall standen Kübel mit gepflegten Pflanzen und zartrosa Blumen darin. Alles war irgendwie.. viel zu viel.
Ysi hielt sich nicht länger damit auf. Sie widerstand dem Drang, nach unten zu den beiden Männern zu sehen, und schlich sich an der Wand entlang bis zur nächsten Tür, die in einen weiteren Gang führte. Sie atmete erleichtert aus, als sie diese Tür hinter sich geschlossen hatte und lauschte wieder. Ständig hielt sie Ausschau nach großen Bücherregalen oder Vorhängen, hinter denen sie sich verstecken würde, wenn sie doch mal jemand hörte, der sie entdecken könnte. An der nächsten Ecke bog sie nach links ab und war endlich vor Cassians Gemächern angekommen. Sie fackelte nicht lange, sondern schlich zur Tür und legte ihr Ohr an das verzierte Holz. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich nun das elfische Gehör. Sie schloss die Augen, um sich besser auf etwaige Geräusche zu konzentrieren und jene, falls es sie gab, wahrnehmen zu können. Dann versuchte sie, einen Blick durch das Schlüsselloch zu werfen und hoffte, dass all die Aufregung umsonst war und sie Cassian unbekümmert in seinen Gemächern finden würde.
„Nicht allein. Dieses Mal nicht. Wer weiß, was da los ist.“ Ysi schaute von Elian zu Sadia, die ihm beipflichtete. „Er hat Recht, Ysi. Wer weiß, ob er nicht vielleicht in Schwierigkeiten steckt. Wir sollten alle gemeinsam nachsehen gehen.“
Die ganze Bande auf einmal? Ysara hielt das für keinen guten Plan und sie zeigte ihre Zweifel offen. Gleichzeitig machte es ihr Sorgen, dass Sadia annahm, dass er in Schwierigkeiten steckte.
"Glaubst du, ihm ist was zugestoßen?", murmelte sie und wollte gar nicht darüber nachdenken. Doch die Zweifel, die sie zuvor in den Raum geworfen hatte, waren eigentlich schon Antwort genug. Sie war sehr auf die Sicherheit ihrer Bande bedacht, weshalb es ihr lieber wäre, dass sie getrennt gingen - gerade auch um keine Aufmerksamkeit der Dunkelelfen auf sich zu ziehen, die durch die Straßen gingen und deren Absichten doch keiner ernsthaft einschätzen konnte. So schlug die Diebin vor, lieber getrennt ins Reichenviertel zu gehen und stellte ein leichtes Opfer für die unterforderte Bande in Aussicht. Tami war natürlich dabei, nichts anderes hatte sie von dem rothaarigen Wirbelwind erwartet, und nickte ihr zu. Sadia brachte sogar noch jemanden ins Spiel, die alte Effel, die seit Tagen nichts gegessen hatte. Ysara spürte Wut in sich aufwallen, als ihr das Leid der Alten an die Ohren drang.
"Manchmal hasse ich dieses Loch", murmelte sie wütend. Grandea. Wollte man jemanden Ungerechtigkeit erklären, bräuchte man nur auf diese Stadt zeigen, in der Kinder und Alte verhungerten. Sie wusste, dass sie nicht alle retten konnten, aber sie wollte es so gerne.
Ysara bemerkte die plötzliche Ruhe, die einkehrte. Ihr Blick fiel aus Elian, der seinen Tüftlerblick aufgesetzt hatte und der direkt mögliche Pläne samt Vor- und Nachteile in seinem Kopf analysierte. Tamis tippender Fuß und Sadias Seufzen klangen mit einem Mal laut in ihren Ohren. Ysi blickte ihre temperamentvolle Freundin mit einem Schmunzeln an. Man konnte ihr förmlich ansehen, wie viel Anstrengung es sie kostete, sich zurück zu halten. Ysi konnte es nachvollziehen. In ihrem Kopf ging sie den Weg durch und nahm an, dass sie längst ein Drittel der Strecke zurück gelegt hätte, wenn sie gleich losgegangen wäre. Aber das war natürlich nicht der Sinn des Ganzen. Ysis Finger fingen wie von selbst an, auf die Tischplatte zu tippen und als sie Sadias Blick einfing, musste sie breit grinsen. Sie überlegte für einen Moment, ihrer Freundin ein Kartenspiel anzubieten, doch für größere Späße war die Lage dann doch zu ernst.
„So.“
Na endlich, ich wäre schon längst da, dachte Ysi, übte sich aber ebenfalls in Zurückhaltung. Im Grunde war sie froh um Elians kühlen Kopf und seine durchdachten Pläne. Er war es, der immer eine Unstimmigkeit in ihren Plänen fand, und da wartete sie lieber einige Minuten länger, bevor alles von Anfang an zum Scheitern verurteilt wäre. Auch wenn es ihr schwer fiel. „Hier ist der Plan: Tami und Sadia, ihr werdet vor uns ins Pfeffersackviertel gehen.“ Ysi beugte sich ebenfalls nach vorne und blickte auf den Salzstreuer und die Äpfel, als wäre das ein reales Abbild ihrer Personen, während sie angestrengt Elians Plan folgte.„Ihr werdet am Tor für ein wenig Aufruhr sorgen, sodass wir alle ungehindert hindurchschlüpfen können. Unsere üblichen Schleichwege sind derzeit nicht sicher und werden unvorhersehbar von Dunklen patrouilliert. Ysi!“ Sie nickte verstehend und schaute Elian in seine blau-grauen Augen. „Du wirst dieses Mal unerkannt bleiben und dir einen Weg ins Anwesen von Cassian suchen. Du kennst dich dort am besten aus und weißt gewiss, wie du ins Gebäude kommst, ohne dass dich jemand sieht.“
"Nichts leichter als das", meinte sie mit einer Selbstsicherheit, die ihresgleichen suchte.
„Vorher wirst du mir noch eine Notiz verfassen, die ich dann als dein treuer Diener überbringen will. So locke ich den ersten Hausdiener an die Tür und räume hoffentlich den Weg für dich frei.“
"Klingt nach einem Plan", erwiderte sie und begann auch schon, Papier und Stift aus ihrer Tasche zu kramen.
„Ihr müsst dafür sorgen, dass auf der Straße niemand Verdacht schöpft. Tratscht, kichert, benehmt euch eben wie diese reichen Puppen, die kaum mehr Verstand haben als die Schminke, die sie tragen!“ Ysi blickte von ihrer Tasche auf, in Erwartung von Elians Blick und tatsächlich schaute er sie an. „Nichts für ungut“
"Pfff", murmelte sie gespielt empört und funkelte ihn schelmisch aus grünen Augen an.
„Lasst uns herausfinden, was Cassian aufhält. Und wenn die Sache droht aufzufliegen… Dann sucht Schutz überall, aber kommt nicht wieder her. Lasst Zeit vergehen, wenn ihr entdeckt wurdet! Erst wenn die Luft rein ist, sehen wir uns alle wieder hier und besprechen, was zu tun ist.“
Ysi legte Papier und Stift vor sich auf den Tisch und nickte. Dann sah sie noch einmal jeden ernst an. "Elian hat Recht. Wir dürfen keine Fehler machen. Wenn alles gut läuft, sitzen wir nachher zu fünft hier und amüsieren uns über Cassians Erzählungen." Sie versuchte es mit einem mutmachenden Lächeln, doch so ganz erreichte es ihre Augen nicht. Die Sorge um Cassian war größer, auch wenn sie versuchte, sie nicht gänzlich zu zeigen, um keinen zu beunruhigen. Sie war die Anführerin, sie musste ein selbstsicheres Vorbild abgeben.
Während sich die drei in, für das Reichenviertel angemessene Kleidung warfen, schrieb Ysara den Zettel für Cassian. Sie musste nicht lange überlegen, was sie schreiben sollte. Als sie den Stift zur Seite legte, las sie zufrieden ihre geschriebenen Worte.
Wo steckst du, Schnörkelprinz? Melde dich! Y. |
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Das Einzige, das Ysi an ihrer Kleidung änderte, war, dass sie ihre in der Dunkelheit auffallenden Haare unter einem schwarzen Tuch versteckte und den restlichen Stoff um ihren Hals wickelte, wo er locker über ihre Schulter hinab fiel. Dann ging die Truppe los. Ysi war nervös und konnte sich vor Aufregung kaum konzentrieren. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu ihrem Freund und zu der Gefahr, die hier auf den Straßen für sie lauern konnte. Glücklicherweise war heute nicht viel los, sodass sie unbescholten bis zum Tor kamen. Sadia und Tami gingen vollends in ihrer Rolle auf, während Elian uns sie das Schauspiel aus einer dunklen Gasse heraus beobachteten.
"Als hätten sie mein Leben studiert", raunte sie gespielt entsetzt zu Elian, ehe sie die passende Gelegenheit ergriffen und durchs unbewachte Tor huschten. Sie gingen noch einige Straßen, bevor sich Ysara etwas entspannte. Zumindest nachts fühlte sie sich im Innenring wohler - egal wie es nach außen wirkte. Die Dunkelelfen machten sie selbst hier nervös und im Notfall konnte sie sich hier noch auf ihren Namen berufen, um Schlimmeres zu verhindern. Sie übernahm nun die Führung. Sie hatte Jahre Zeit gehabt, um etliche unauffällige Wege zu bestimmten Zielen auszukundschaften. Sie wollte gerade die Straßenseite wechseln, als Elian sie mit einer leichten Berührung an der Schulter aufhielt. Ohne nachzudenken oder sein Aufhalten überhaupt zu hinterfragen, folgte Ysi der Bewegung und drückte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand in den Schatten. Sie waren zwar im Reichenviertel und Elian war dafür angemessen gekleidet. Trotzdem wollte sie es nicht darauf anlegen, dass sie jetzt jemand sah. Es bestand immer die Gefahr, erkannt zu werden und dass ihr Doppelleben aufflog. Was auch immer Elian ausgemacht hatte - vielleicht waren es die beiden Gestalten in einiger Entfernung -, erst als er die Situation für sicher hielt und ihr das mit einem Nicken deutlich machte, ging Ysi weiter. Sie hielt ebenfalls die Augen und Ohren offen, aber sie verließ sich ohne zu Zögern auf die anderen. "Wir sind gleich da. Nächste Straße rechts", flüsterte sie und musterte ihren Begleiter für einen Moment, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Er war nicht von hier und so sehr sie der Seitenwechsel beruhigte, konnte sie sich vorstellen, dass das bei ihm ganz anders war. Dann bogen sie in die Straße ein und das große zweiflügelige Tor aus Gusseisen mit etlichen Ranken, Schnörkeln und Blumen baute sich vor ihnen auf. Dahinter war ganz deutlich das Haus der Jafors zu erkennen.
Das Anwesen der Familie Jafor (Inspiration) war beeindruckend. Es war aus weißem Stein gebaut, wie fast alle Häuser hier im Reichenviertel, und erstreckte sich über drei Etagen. Das Dach war mit dunkelblauen Schindeln bedeckt und wurde von weißen Säulen und Zierat geschmückt. Die Fenster waren zahlreich und groß. Sie reichten vom Boden bis zur Decke und beschrieben an ihrer höchsten Stelle einen Bogen. Die Glasscheiben wurden von dicken Rahmen eingefasst, die wie Säulen anmuteten. Vor den Fenstern luden Balkone mit verzierten Balustraden zum Verweilen an der frischen Luft ein. Breite Stufen, die von einem ausladenden Geländer eingerahmt wurden, führten zur großen Eingangstür hinauf, neben der links und rechts sich je eine Säule hinauf streckte. Vor den Stufen befanden sich zwei angelegte Wasserbecken, die mit einem Gefälle miteinander verbunden waren und von etlichen Blumen umgeben waren. Ysi war schon oft hier gewesen, aber der erhabene Anblick des Anwesens erschlug sie immer wieder von Neuem. Das Haus war für die drei Personen, die darin lebten, viel zu groß. Selbst die Dienerschaft konnte unmöglich alle vorhandenen Zimmer füllen. Da war es kein Wunder, dass Cassian nur bedingt Gelegenheit fand, um zu den Krähen zu stoßen, denn als einziger Erbe trug er die Last der Verpflichtungen ganz alleine auf seinen Schultern. Ysara wusste durch ihren Bruder Severin, der oft versucht hatte, ihr Interesse für ihr Familiengeschäft und die Zahlen zu wecken, dass selbst ihre Familie genug Geld hatte, um ihren Lebensstandard mit einer ganzen Kinderschar aufrechterhalten zu können. Cassians Familie musste ungleich mehr verdienen und konnte ihrem einzigen Kind wohl alles ermöglichen, wovon es träumte, mochte man meinen. Doch Ysi wusste, dass Cassian ebenso wenig Erfüllung in dem Reichtum fand wie sie. Anders als seine Verehrerinnen, die nicht nur wegen seinem guten Aussehen hinter dem Erben her waren. Sein Elternhaus protzte nur so vor Geld und Luxus und Ysi konnte sich kaum vorstellen, dass er diesen Anblick täglich aufs Neue mit Freude ertrug.
Das Grundstück der Jafors war riesig. Eine hohe Steinmauer umgab das Anwesen und den einzigen - legalen - Zugang stellte das riesige, doppelflügelige Tor aus Gusseisen dar, vor dem sie in einiger Entfernung abseits der Straße im Schatten standen. Doch Ysara würde einen anderen Weg nehmen. "Komm." Sie schlichen ein ganzes Stück die Mauer entlang, bis Ysi plötzlich inne hielt. Hier waren einzelne Steine aus der Mauer bereits angebrochen und boten einen guten Halt für Hände und Füße. Ysi war in diesem Moment natürlich nicht zufällig darauf gestoßen, sondern wusste davon. Bevor sie die Mauer hinauf kletterte, sah sie den Dieb prüfend an und zupfte in ihrer letzten Amtshandlung den Kragen seines Hemdes zurecht, bevor sie ihm den liebevollen Zettel übergab, den sie für Cassian geschrieben hatte. Dann kletterte sie die Mauer hinauf und schaute vorsichtig über deren Rand hinüber. In der Ferne konnte sie eine Wache erkennen, die ihr jedoch den Rücken zugewandt hatte und in die entgegengesetzte Richtung lief. Sie blickte zu Elian hinab.
"Die Luft ist rein. Gib' mir zwei Minuten." Sie nickte ihm zu und befand sich dann schon auf der Mauer, ehe sie diese mit den Füßen zuerst auf der anderen Seite wieder hinunter kletterte. Elian würde vermutlich sowieso etwas brauchen, um die Mauer zurück bis zum Flügeltor entlang zu gehen und den riesigen Vorgarten zu durchqueren. Bis dahin hatte Ysi hoffentlich schon ein Schlupfloch ins Haus gefunden. Zuerst steuerte sie gebückt und flink, die Lichtkegel der Laternen auf dem Grundstück meidend, die Küche an, die um diese Uhrzeit schon verlassen sein musste. Ein guter Beobachter würde feststellen, dass sie das nicht zum ersten Mal machte und wusste, was sie tat. Tatsächlich hatte sie sich mit Cassian schon oft in seiner Küche getroffen. In der Nacht war sie leer und sie war über kurzem Wege direkt über den Dienstboteneingang zu erreichen. Außerdem lag sie auf dem hinteren Teil des Anwesens und war somit nicht vom Tor aus zu sehen. Sie schlich zur Fensterfront der Küche und verharrte einige Momente unter dem Fensterbrett. Vorsichtig hob sie den mit dem dunklen Tuch verhüllten Kopf und sah erleichtert, dass kein Licht im Inneren brannte. So erhob sie sich und drückte vorsichtig gegen jedes der drei Fenster, stellte jedoch fest, dass sie heute verschlossen waren. Ysi erinnerte sich, wie sie einmal durch eines hindurch gestiegen war und aus Versehen etwas auf der Küchenzeile beim Hineinklettern hinuntergestoßen hatte. Sie hatte gerade noch rechtzeitig ein Versteck in der Vorratskammer gefunden, ehe die Küchenmagd seufzend und meckernd herbeigeeilt war, um das Fenster zu schließen und für Ordnung zu sorgen. Sie grinste bei der Erinnerung, wie Cassian in die Küche gekommen war, um die Magd abzuwimmeln und sie zu beten, in ihre Kammer zu gehen und das Tagwerk für den Abend ruhen zu lassen. Nachdem die Magd verschwunden war, hatte er belustigt die Tür zur Speisekammer geöffnet, um sie heraus zu holen. Doch nun war es ihr Freund selbst, der verschwunden schien. Das Grinsen verblasste und Ysi huschte zur Rückseite des Hauses, an der sich der Dienstboteneingang befand. Sie vergewisserte sich noch einmal, dass keine Wache sie sah, ehe sie den genau passenden Dietrich herausnahm, um das Schloss der Tür zu knacken. Manche Dinge gingen eben ins Blut über, wenn man sie nur oft genug machte.
Die Tür schwang geschmeidig auf und wieder zu, als Ysara durch den Spalt hindurch geschlüpft war. Leise schloss sie die Tür, die geräuschlos ins Schloss fiel, ganz ohne dagegen treten oder drücken zu müssen. Eine gute Tür. Ysi blinzelte ein paar Mal, ehe sie sich an die Dunkelheit im Inneren gewöhnt hatte. Zum Glück war sie schon oft hier gewesen, sowohl am Tage als auch im Dunkeln, was ihr gerade einen Vorteil einbrachte. Sie lauschte angestrengt, hörte jedoch nur weit entfernt eine dumpfe männliche Stimme. Vermutlich war das der Hausdiener. Ysi steckte sich einen kleinen Teigling in den Mund und ging zielsicher durch einen Türbogen ohne Tür. Rechts dahinter, parallel zur Wand entlang, führte eine vergleichsweise unscheinbare Treppe in die zweite Etage. Das ermöglichte den Dienstboten oft ungesehen, die Etagen und Zimmer zu wechseln, ohne selbst einen störenden Eindruck zu erwecken. Kauend schlich sich Ysi die Treppe hinauf, wobei sie immer wieder stehen blieb und angestrengt lauschte. Das riesige Haus kam ihr fast zu still vor, aber vielleicht täuschte sie sich auch. Wenn sie doch mal etwas hörte, verharrte sie still wie ein Mäuschen und bewegte sich erst wieder, wenn das Geräusch verklungen war. Sie landete in einem Flur, von dem mehrere Zimmer abzweigten - entweder zu weiteren Fluren oder den Kammern der Dienerschaft, wie sie wusste. Der Dienstboten-Flügel, in dem sie sich gerade befand, war durch doppelflügelige Türen vom Rest des Hauses getrennt. Die Wände waren voller Gemälde und Portraits, auf dem Boden lagen dicke blaue Teppiche, über die sie nun zur großen Tür schlich, um hindurch zu huschen. Auch in diesem Teil des Hauses gab es so viele Fenster, dass die Laternen und der Mond genug Licht spendeten, wodurch sie im Haus gut sehen konnte.
Langsam und leise öffnete sie die Tür zum Rest des Hauses und verharrte einen Moment. Sie stand nun direkt oben in der Galerie, von der eine breite geschwungene Treppe in die große Eingangshalle (Inspiration) hinab führte. Ysara stellte sich ganz automatisch, um erst einmal Schutz zu suchen, in die nächstbeste Ecke und ließ den Blick schweifen. Zum einen, um sicherzugehen, dass sich außer ihr niemand hier befand. Zum anderen musste der ganze Protz erst einmal auf sie wirken. Von unten hörte sie zwei Männerstimmen, eine davon war Elians. Kerzenlicht erhellte die beiden kugelförmig und warf tanzende Schatten an die Wände. Die Tapeten an den Wänden waren hell und, wenn auch in dezenten, dennoch überladenen Mustern aus Blumen und Schnörkeln 'verschönert'. Cassian und sie hatten bei einen ihrer ersten Treffen in seinem Zuhause versucht, die Wahl der Tapete und all die Schnörkel in diesem Haus aufzuarbeiten. Er hasste sie, das Blumige und Kitschige, über das die Frauen, die ihm vorgestellt wurden, sich stundenlang und ganz begeistert mit seiner Mutter austauschen konnten. Ysi hingegen teilte seine Abneigung der überladenen, verspielten Wände gegenüber und so war der Kosename Schnörkelprinz entstanden, mit dem sie ihn nur ganz selten betitelte. Auch hier drinnen schmückten Säulen das Innere. Sie erhoben sich aus dem Boden aus Marmor und wuchsen bis zur Decke hinauf, geschmückt mit goldenen Dekorationen und .. Schnörkel. Das Geländer der Galerie fügte sich nahtlos in das Treppengeländer ein und schrie förmlich nach Gold. Ysi wusste nicht, ob es echtes Gold war - all die Verziehrungen an den Wandvorsprüngen, Säulen, Balustraden und Figuren, die durchaus auch Symbole des Gott des Lichtes darstellten. Aber es beeindruckte sie jedes Mal, und das, obwohl ihr Reichtum nicht fremd war. Sie fragte sich kurz, wie Elian diesen Anblick aus seiner derzeitigen Perspektive wahrnahm. Er sah dunkelblaue, kostbare Teppiche vor sich auf dem Marmorboden liegen, passend zu den dicken Vorhängen vor den Fenstern. Ein großer vergoldeter Tisch stand im Eingangsbereich mit einem riesigen Blumenarrangement darauf. Überall standen Kübel mit gepflegten Pflanzen und zartrosa Blumen darin. Alles war irgendwie.. viel zu viel.
Ysi hielt sich nicht länger damit auf. Sie widerstand dem Drang, nach unten zu den beiden Männern zu sehen, und schlich sich an der Wand entlang bis zur nächsten Tür, die in einen weiteren Gang führte. Sie atmete erleichtert aus, als sie diese Tür hinter sich geschlossen hatte und lauschte wieder. Ständig hielt sie Ausschau nach großen Bücherregalen oder Vorhängen, hinter denen sie sich verstecken würde, wenn sie doch mal jemand hörte, der sie entdecken könnte. An der nächsten Ecke bog sie nach links ab und war endlich vor Cassians Gemächern angekommen. Sie fackelte nicht lange, sondern schlich zur Tür und legte ihr Ohr an das verzierte Holz. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich nun das elfische Gehör. Sie schloss die Augen, um sich besser auf etwaige Geräusche zu konzentrieren und jene, falls es sie gab, wahrnehmen zu können. Dann versuchte sie, einen Blick durch das Schlüsselloch zu werfen und hoffte, dass all die Aufregung umsonst war und sie Cassian unbekümmert in seinen Gemächern finden würde.
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Re: Das Anwesen Jafor
Überstürzt zu handeln hat noch niemanden wirklich weitergebracht. Sicher, es gab Situationen, da durfte man einfach nicht ewig lange überlegen, wenn man nicht riskieren wollte, dass der Ausgang fatal verlief. Aber ohne irgendwelche Informationen, konnte man einfach nicht blindlings losstürmen. Ysara schmeckte der kühle Kopf von Elian in diesem Zusammenhang nicht. Sie wollte direkt für eine Art Aufatmen sorgen, um sich selbst zu beruhigen, da es Cassian gut ginge. Nichts von ihm zu hören, war nun keine Seltenheit. Doch dass niemand etwas hörte, war mehr als ungewöhnlich. Sonst schrieb er Nachrichten, versuchte irgendwie zu kommunizieren. Jetzt aber… Ysi spürte das flaue Gefühl im Bauch und jenes drängte sie zum Handeln. Immerhin tat niemand der Anwesenden dieses Gefühl ab. Im Gegenteil: Sie schienen es zu teilen. Sie waren sich alle einig, dass sie nicht länger warten würden, sondern heute noch nach dem Rechten sehen würden. Nach einer schier endlosen Pause hatte ihr Tüftler und Kopf der Bande einen Plan. Ysara wäre lieber allein losgelaufen, aber angesichts der vorherrschenden Situation, war das auch nicht zielführend. Einer für alle und alle für einen, wie es in einem ihrer gern gelesenen Bücher hieß. Das galt auch für die Krähen! Und wenn Cassian in Schwierigkeiten steckte, dann würden sie ihm gemeinsam helfen. Ysara würde dabei ohnehin den schwierigsten Part übernehmen. Es war nur logisch, weil sie sich in dem Protzpalast der Jafor auskannte. Gesagt, getan. Nachdem sich alle ausgerüstet und ihre Rollen verinnerlicht hatte, führte Ysi Elian durch die Straßen des Innenrings. Hier war sie jemand, hier zählte ihr Name etwas. Trotz ihres Gefühls, dem Armenviertel mehr Rechnung zu tragen als ihrem eigenen Stand, gab ihr ihr Nachname dieser Tage Sicherheit. Wenn sie seitens der Dunklen angesprochen werden sollte, konnte sie ihn durchaus nennen und hätte zumindest die Chance auf ein glimpfliches Davonkommen. Aber Ysara hatte auch feststellen können, dass nicht alle Anhänger der dunklen Armee schwarze Herzen besaßen. Dann und wann grüßte sogar mal ein Pärchen freundlich und vermittelte das Gefühl von Normalität. Aber es war nur eine Farce, denn nichts in diesem Viertel war darauf ausgelegt, wahrhaftig zu sein. Höflichkeit gehörte zum guten Ton, wurde aber nicht immer auch wahrhaft gelebt! Ysara kannte das von ihresgleichen. Wenn die Damen und Mädchen aus gutem Hause weniger gute Manieren an den Tag legten, sobald eine von ihnen strauchelte. Dann wurde getuschelt, verlacht und gehässig ausgeschlossen. Es war ein hartes Brot zu einer der angesehenen Familie zu gehören und alle Augen und Ohren waren in ihre Richtung gereckt. Ysara wusste, dass man über sie tuschelte. Sie hatte nie hineingepasst in Odeuvre und Canapés.
Für einen Moment rutschte der Blonden das Herz in die Hose, als sie einen Trupp Soldaten auf sie zukommen sah. Sie drückte sich mit Elian in die Schatten einer Straßenlaterne und hörte ihr Herz klopfen. Elian hatte ihr Handgelenk gepackt als der Gleichschritt der Männer in Uniform näherkam. Sie waren zu viert, trugen Rüstungen ganz in schwarz, hatten ihre teilweisen langen Haare zu strengen Zöpfen gebunden und hielten jeweils Speere, während die Schwerter in dunklen Scheiden an ihren Gürteln baumelten. Sie schritten im lauthalsen Takt synchron an ihnen vorbei und nahmen gar keine Notiz von ihnen. Erst als sie weiterzogen, trauten sich Elian und Ysi weiter. Es war nicht mehr weit, bis die beiden endlich die äußersten Ränder der Mauen erreichten, die das Anwesen vor unliebsamen Besuch schützen sollte. Ysara aber kannte die kleinen Schwachstellen, auch weil sie bereits häufiger mal einen ungesehenen Weg hinein – oder auch gemeinsam mit Cassian hinaus gesucht hatte. Er hatte ihr diesen Weg mal gezeigt, als sie sich von einem der langweiligen Feste davonschlichen. Zudem hatten sie ein kleines System entwickelt, bei dem sie nicht einen offiziellen Termin benötigte, um ihren Freund zu sehen. Ysara führte Elian zu der Stelle und instruierte ihn. Er nickte geflissentlich und wartete dann, bis sie über die Mauer hinweg und auf das Grundstück gelangt war. Erst dann machte er sich auf den Weg, um seinen Teil des Plans auszuführen. Ysara aber schlich zielsicher zum Dienstboteneingang. Sie war einfach die perfekte Besetzung für diesen Part im Plan. Ohne groß nachzudenken, zückte sie das passende Werkzeug und ließ das Schloss der Tür aufschnappen. Geräuschlos schlüpfte sie hindurch und gelangte ins Innere des großen Anwesens. Im Grunde zeugte das von Überheblichkeit, dass es hier nicht bessere Bewachung gab. Man musste sich seines Standes schon sehr sicher sein, wenn man keine Angst hatte, irgendwann mal unfreiwilligen Besuch zu bekommen. Für einen Moment musste sie jedoch innehalten, damit sich ihre Augen an das Dunkel im Innern gewöhnten. Inzwischen war es Nacht und alles im Haus war ruhig. Nur ab und an konnte Ysara hören, dass noch irgendeine gute Fee oder Diener hier und dort aktiv war, doch der ganze Trubel, wie es sonst der Fall war, blieb aus. Perfekt für ihre Unternehmung. Die junge Grandessanerin schlich den Boteneingang weiter und schaffte es ungehindert in den ersten Stock des Hauses zu gelangen. Hierfür eignete sich die Dienstbotenpassagen hervorragend, denn sie waren so angelegt, dass die Dienerschaft durch das Haus gelangte, ohne etwaige Treffen zu stören. Es zeugte einmal mehr davon, das einige Menschen eben höhergestellt waren als andere. Ysi aber schätzte diesen Umstand nun und schaffte es beinahe ohne Zwischenfall, bis zu Cassian’s Zimmer. Nur einmal musste sie innehalten, denn sie hörte eine männliche Stimme, sie etwas sagte, was ihr aber so gar nicht vertraut vorkam. Es war eine dunkle, düstere Sprache, die sie nicht verstehen konnte und als sie Schritte hörte, wäre ihr fast das Herz stehengeblieben. Doch jene traten lediglich an eine geöffnete Tür heran, um sie dann zu schließen und die Stimme wurde hinter dem massiven Holz der Tür eingesperrt. Nun hörte sie auch die Schritte, die sich wieder von der Tür entfernten, nicht mehr, sodass sie getrost weiterlaufen konnte. Endlich erreichte sie den Gang, in dem auch das Zimmer von Cassian lag. Sie war nicht besonders oft hier gewesen, denn schließlich schickte es sich nicht für eine Dame, das Zimmer eines Mannes zu besuchen, doch im Geheimen war sie dann doch zwei – drei Mal hier gewesen. Nun aber hielt sie inne, während sie sich an die Entstehung des neckenden Spitznamens ‚Schnörkelprinz‘ erinnerte. Die überladenen Wände und prunkvollen Skulpturen und Nippes, der hier überall anstaubte, wenn er nicht gereinigt würde, würden wohl nie in ihr auf Geschmack treffen. Ysara riss sich von der Erinnerung los und legte ein Ohr an die Tür von Cassian.
Sie hörte… nichts. Vorerst jedenfalls, denn auf einmal hörte sie ein Rascheln, dann leise Schritte. Es war mehr ein Tapsen, aber irgendwie auch zu leicht, um von einem Mann zu stammen. Als sie ihre Neugierde nicht zügeln konnte und durch das Schlüsselloch spähte, kamen die Schritte etwas näher, wenn auch nicht in Richtung Tür. Ysara musste den Atem anhalten, damit ihre ganze Aufmerksamkeit auf dem Lauschangriff und schließlich auch das Spähen lag. Die Schritte kamen näher… näher…, gleich würde sie etwas erkennen können. Und gerade als sich eine schlanke, in den fließenden Traum eines seidigen Nachthemdes gehüllte und definitiv weibliche Silhouette in ihr eingeschränktes Sichtfeld schob, spürte sie, dass sie zu unaufmerksam gewesen war. Große Hände packten sie an ihren Oberarmen, zogen sie ein Stück von der Tür weg, bevor sich eine der Pranken über ihren Mund schob. Mit Nachdruck wurde Ysara zurückgezogen und rückwärts gezerrt. Sie wusste nicht, wer oder was das war, sondern konnte nur mitgehen, weil die Kraft und der Überraschungsmoment definitiv auf der Seite des Angreifers lagen. Unweit des Zimmers, das sie soeben noch ausspionieren wollte, wurde sie in einen Erker gedrückt. Hier gab es ein bodentiefes Fenster mit einer gepolsterten Sitzbank davor. Hier war sie von Blicken auf dem Gang verschont. Ysara spürte, wie sie herumgedreht wurde, um dann gegen die Wand gedrückt zu werden. „Was tust du hier, bist du wahnsinnig?“, wurde sie angezischt und das Gesicht, so wie die Stimme waren äußerst nahe an ihrem, um nicht laut sprechen zu müssen. Nach dem ersten Schreck aber nahm Ysara wieder mehr wahr. Sie roch eine unverkennbare Note von Sandelholz, das die Familie Jafor aus Sarma importierte. Und als ihre Augen wieder mehr sehen konnten, als einen Überlebenskampf, da konnte sie auch erkennen, wem sie da ins Netz gegangen war: Cassian stand vor ihr, etwas über sie gebeugt, weil er größer war als sie. Er schirmte ihren Körper mit dem seinen ab und hatte eine Hand neben ihrem Kopf gegen die Wand gelehnt. Sein Griff um ihren linken Oberarm lockerte sie etwas und wurde sanfter. Mit fragendem Blick schaute er ihr ins Grün. Er hatte bereits seinen Pyjama an und seine Füße steckten in Pantoffeln, als wäre er hundert Jahre alt. Sein Blick aber sagte Ysara, dass er offenbar froh war, sie zu sehen, auch wenn seine Stimme eher tadelnd war.
Für einen Moment rutschte der Blonden das Herz in die Hose, als sie einen Trupp Soldaten auf sie zukommen sah. Sie drückte sich mit Elian in die Schatten einer Straßenlaterne und hörte ihr Herz klopfen. Elian hatte ihr Handgelenk gepackt als der Gleichschritt der Männer in Uniform näherkam. Sie waren zu viert, trugen Rüstungen ganz in schwarz, hatten ihre teilweisen langen Haare zu strengen Zöpfen gebunden und hielten jeweils Speere, während die Schwerter in dunklen Scheiden an ihren Gürteln baumelten. Sie schritten im lauthalsen Takt synchron an ihnen vorbei und nahmen gar keine Notiz von ihnen. Erst als sie weiterzogen, trauten sich Elian und Ysi weiter. Es war nicht mehr weit, bis die beiden endlich die äußersten Ränder der Mauen erreichten, die das Anwesen vor unliebsamen Besuch schützen sollte. Ysara aber kannte die kleinen Schwachstellen, auch weil sie bereits häufiger mal einen ungesehenen Weg hinein – oder auch gemeinsam mit Cassian hinaus gesucht hatte. Er hatte ihr diesen Weg mal gezeigt, als sie sich von einem der langweiligen Feste davonschlichen. Zudem hatten sie ein kleines System entwickelt, bei dem sie nicht einen offiziellen Termin benötigte, um ihren Freund zu sehen. Ysara führte Elian zu der Stelle und instruierte ihn. Er nickte geflissentlich und wartete dann, bis sie über die Mauer hinweg und auf das Grundstück gelangt war. Erst dann machte er sich auf den Weg, um seinen Teil des Plans auszuführen. Ysara aber schlich zielsicher zum Dienstboteneingang. Sie war einfach die perfekte Besetzung für diesen Part im Plan. Ohne groß nachzudenken, zückte sie das passende Werkzeug und ließ das Schloss der Tür aufschnappen. Geräuschlos schlüpfte sie hindurch und gelangte ins Innere des großen Anwesens. Im Grunde zeugte das von Überheblichkeit, dass es hier nicht bessere Bewachung gab. Man musste sich seines Standes schon sehr sicher sein, wenn man keine Angst hatte, irgendwann mal unfreiwilligen Besuch zu bekommen. Für einen Moment musste sie jedoch innehalten, damit sich ihre Augen an das Dunkel im Innern gewöhnten. Inzwischen war es Nacht und alles im Haus war ruhig. Nur ab und an konnte Ysara hören, dass noch irgendeine gute Fee oder Diener hier und dort aktiv war, doch der ganze Trubel, wie es sonst der Fall war, blieb aus. Perfekt für ihre Unternehmung. Die junge Grandessanerin schlich den Boteneingang weiter und schaffte es ungehindert in den ersten Stock des Hauses zu gelangen. Hierfür eignete sich die Dienstbotenpassagen hervorragend, denn sie waren so angelegt, dass die Dienerschaft durch das Haus gelangte, ohne etwaige Treffen zu stören. Es zeugte einmal mehr davon, das einige Menschen eben höhergestellt waren als andere. Ysi aber schätzte diesen Umstand nun und schaffte es beinahe ohne Zwischenfall, bis zu Cassian’s Zimmer. Nur einmal musste sie innehalten, denn sie hörte eine männliche Stimme, sie etwas sagte, was ihr aber so gar nicht vertraut vorkam. Es war eine dunkle, düstere Sprache, die sie nicht verstehen konnte und als sie Schritte hörte, wäre ihr fast das Herz stehengeblieben. Doch jene traten lediglich an eine geöffnete Tür heran, um sie dann zu schließen und die Stimme wurde hinter dem massiven Holz der Tür eingesperrt. Nun hörte sie auch die Schritte, die sich wieder von der Tür entfernten, nicht mehr, sodass sie getrost weiterlaufen konnte. Endlich erreichte sie den Gang, in dem auch das Zimmer von Cassian lag. Sie war nicht besonders oft hier gewesen, denn schließlich schickte es sich nicht für eine Dame, das Zimmer eines Mannes zu besuchen, doch im Geheimen war sie dann doch zwei – drei Mal hier gewesen. Nun aber hielt sie inne, während sie sich an die Entstehung des neckenden Spitznamens ‚Schnörkelprinz‘ erinnerte. Die überladenen Wände und prunkvollen Skulpturen und Nippes, der hier überall anstaubte, wenn er nicht gereinigt würde, würden wohl nie in ihr auf Geschmack treffen. Ysara riss sich von der Erinnerung los und legte ein Ohr an die Tür von Cassian.
Sie hörte… nichts. Vorerst jedenfalls, denn auf einmal hörte sie ein Rascheln, dann leise Schritte. Es war mehr ein Tapsen, aber irgendwie auch zu leicht, um von einem Mann zu stammen. Als sie ihre Neugierde nicht zügeln konnte und durch das Schlüsselloch spähte, kamen die Schritte etwas näher, wenn auch nicht in Richtung Tür. Ysara musste den Atem anhalten, damit ihre ganze Aufmerksamkeit auf dem Lauschangriff und schließlich auch das Spähen lag. Die Schritte kamen näher… näher…, gleich würde sie etwas erkennen können. Und gerade als sich eine schlanke, in den fließenden Traum eines seidigen Nachthemdes gehüllte und definitiv weibliche Silhouette in ihr eingeschränktes Sichtfeld schob, spürte sie, dass sie zu unaufmerksam gewesen war. Große Hände packten sie an ihren Oberarmen, zogen sie ein Stück von der Tür weg, bevor sich eine der Pranken über ihren Mund schob. Mit Nachdruck wurde Ysara zurückgezogen und rückwärts gezerrt. Sie wusste nicht, wer oder was das war, sondern konnte nur mitgehen, weil die Kraft und der Überraschungsmoment definitiv auf der Seite des Angreifers lagen. Unweit des Zimmers, das sie soeben noch ausspionieren wollte, wurde sie in einen Erker gedrückt. Hier gab es ein bodentiefes Fenster mit einer gepolsterten Sitzbank davor. Hier war sie von Blicken auf dem Gang verschont. Ysara spürte, wie sie herumgedreht wurde, um dann gegen die Wand gedrückt zu werden. „Was tust du hier, bist du wahnsinnig?“, wurde sie angezischt und das Gesicht, so wie die Stimme waren äußerst nahe an ihrem, um nicht laut sprechen zu müssen. Nach dem ersten Schreck aber nahm Ysara wieder mehr wahr. Sie roch eine unverkennbare Note von Sandelholz, das die Familie Jafor aus Sarma importierte. Und als ihre Augen wieder mehr sehen konnten, als einen Überlebenskampf, da konnte sie auch erkennen, wem sie da ins Netz gegangen war: Cassian stand vor ihr, etwas über sie gebeugt, weil er größer war als sie. Er schirmte ihren Körper mit dem seinen ab und hatte eine Hand neben ihrem Kopf gegen die Wand gelehnt. Sein Griff um ihren linken Oberarm lockerte sie etwas und wurde sanfter. Mit fragendem Blick schaute er ihr ins Grün. Er hatte bereits seinen Pyjama an und seine Füße steckten in Pantoffeln, als wäre er hundert Jahre alt. Sein Blick aber sagte Ysara, dass er offenbar froh war, sie zu sehen, auch wenn seine Stimme eher tadelnd war.

- Ysara
- Spieler-Charakter
- Beiträge: 132
- Registriert: Dienstag 3. Oktober 2023, 15:19
- Moderator des Spielers: Madiha
- Aufenthaltsort: Andunie
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Mensch
- Sprachen: Garmisch
- Beruf: Diebin und Anführerin der 'Krähen'
- Fähigkeiten: - Diebeskunst (gut)
- Selbstverteidigung (durchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 0L, 0F
- Ausrüstung: - Dietriche, Spanner, Draht
- kleines Messer
Re: Das Anwesen Jafor
Mit gespitzten Ohren stand die Diebin endlich vor der Tür zu Cassians Gemächern. Es dauerte nicht lange, da hörte sie gedämpfte Schritte in seinem Zimmer und wusste gleich, dass sie viel zu leise für einen Mann wie Cassian waren. Vielleicht würde das aufgehen, wenn er durch sein eigenes Zimmer schleichen würde, doch das würde keinen Sinn ergeben. Wer stahl sich da also nachts in seinem Zimmer rum? Ysi linste durch das Schlüsselloch und ihre von unzähligen Büchern beflügelte Phantasie begann zu blühen. Befand sich ein Schurke in seinem Zimmer, der dem Vermögen des Erben hinterher war? Vielleicht sogar ein Dunkelelf, der seine Spuren verwischen wollte, damit ihm niemand auf die Schliche kam, dass er etwas mit dem Verschwinden Cassians zu tun hatte? Oder doch eher ein Luftmagier, der kaum den Boden berührte, und seine Habseligkeiten durchsuchte? Für wenige Sekunden schob sich dann tatsächlich der heimliche Besuch in ihr Blickfeld - eine Besucherin. Ysi erkannte eindeutig die weibliche Silhouette unter dem seidenen Nachthemd. Bevor sie darüber nachdenken konnte, machte ihr Herz einen ordentlichen Satz, als sie von hinten gepackt und von der Tür weggezogen wurde. Bevor sie reagieren und ein überraschter Laut ihre Lippen verlassen konnte, wurde ihr schon vorsorglich eine Hand auf den Mund gedrückt. Mit den Händen versuchte sie, die Hand des Dritten von ihrem Mund zu reißen und zappelte wehrlos. Einerseits wollte Ysara sich wehren, wusste aber auch, dass es nicht klug wäre, das Haus zusammen zu schreien und die Frau oder jemand anderen auf sich aufmerksam zu machen. Bevor sie aber eine Entscheidung treffen konnte, wurde sie plötzlich herum gedreht und mit dem Rücken gegen die Wand eines Erkers gedrückt, in dem sie sich plötzlich mit ihrem Peiniger befand. Alles ging so schnell. Das Adrenalin pumpte durch ihren Körper und versetzte sie in helle Aufruhr.
„Was tust du hier, bist du wahnsinnig?“
Sie erkannte den Sprechenden an seiner Stimme, bevor sie sein Gesicht wieder klar wahrnahm, wodurch sie ihre Abwehrhaltung aufgab. Es war Cassian. Ysis Körper zitterte ob des Adrenalins und dem kurzen Gerangel, das nicht wirklich eines gewesen war. Sie blickte zu ihrem Freund hinauf, der ihr überraschend nahe gekommen war, damit sie keiner hören konnte. Sie hatten, von den Übungsstunden mit Elian abgesehen, nie ernsthaft miteinander gekämpft und Ysara bemerkte nun, dass er stark war und sehr bestimmend sein konnte. Das äußerte sich auch bewusst oder unbewusst in seiner Haltung, mit der er sie fixierte.
"Man Cassian, du hast mich zu Tode erschreckt", zischte sie zurück und merkte, dass ihr Herz immer noch wummerte. Sie kreiste kurz ihre Schultern, um den Druck abzuschütteln, den sein Griff hinterlassen hatte. "Wir haben uns Sorgen um dich gemacht", flüsterte sie erklärend und musterte sein Gesicht, das ihr so nah war. "Wieso hast du dich nicht gemeldet!? Niemand hat etwas von dir gehört." Ihre Stimme war nicht frei von Vorwurf, aber wütend war sie nicht. Sie war ehrlich besorgt und auf der Suche nach einer Erklärung. Aber Cassian sah unversehrt aus. Natürlich war er das! Die Frau, die in seinem Zimmer auf ihn wartete, kam Ysi wieder in den Sinn. Ihr wurde bewusst, wie leichtsinnig sie gehandelt hatte. Was wäre, wenn die Fremde sie zuerst entdeckt hätte? Das hätte Cassian in Erklärungsnot gebracht.
"Wer ist die Frau in deinem Zimmer? Seid ihr so beschäftigt, dass du nicht mal eine Nachricht schicken konntest?", fragte sie leise und frei heraus. Sie klang nicht wütend oder provozierend, aber trotzdem war sie etwas angefressen. Sie alle machten sich Sorgen und er befand sich gesund und munter Zuhause und vergnügte sich hier! Ysi ließ ihn bewusst wissen, was oder eher wen sie gesehen hatte. Anderen gegenüber würde sie sich nicht in die Karten schauen lassen und hätte vielleicht so getan, als hätte sie nichts gesehen, um einen Vorteil daraus zu schlagen. Aber Cassian war ihr Freund und sie redeten über alles. Fast alles jedenfalls. Mit seinen Frauengeschichten prahlte er nicht vor ihr, aber es war ein offenes Geheimnis, dass sie existierten. Wenn eine Frau versuchte, sich ihm an den Hals zu werfen und ihm sichtlich unsympathisch war, ließ sie es sich auch nicht nehmen, sich im Stillen gemeinsam mit ihm über seine Verehrerin lustig zu machen. Aber das hier war anders. Offenbar war sie ihm sympathisch, sonst wäre sie nicht in seinen Gemächern. Und das war der Punkt, an dem sie gar nicht erst an den Details interessiert war. Sie hatte Sadia, um sich mit jemanden über solche Dinge auszutauschen. Und er sicherlich einen Kumpel.. einen aus seinen Kreisen oder Elian vielleicht? Vielleicht war es auch ihrem Umfeld geschuldet, in dem sie aufgewachsen waren, dass zumindest Ysi nicht der Typ war, um sich ungeniert mit dem anderen Geschlecht über solche Dinge auszutauschen. Eigentlich hatte sie nie genauer über ihn und die Frauen nachgedacht. Dass sie ihn aber jetzt mit einer überrascht hatte, fühlte sich seltsam an. Es war eine intime Sache und ging sie nichts an. Neben dem anfänglichen Ärger darüber, dass er für die Fremde Zeit hatte, aber nicht mal eine kurze Nachricht übermitteln konnte, empfand sie plötzlich Unwohlsein und fühlte sich ertappt. Sie ahnte, dass sie zu weit gegangen war, auch wenn sie es nur gut gemeint hatte, und ihr wurde klar, dass es sie eigentlich gar nichts anzugehen hatte, wer da in seinem Gemach war.
„Was tust du hier, bist du wahnsinnig?“
Sie erkannte den Sprechenden an seiner Stimme, bevor sie sein Gesicht wieder klar wahrnahm, wodurch sie ihre Abwehrhaltung aufgab. Es war Cassian. Ysis Körper zitterte ob des Adrenalins und dem kurzen Gerangel, das nicht wirklich eines gewesen war. Sie blickte zu ihrem Freund hinauf, der ihr überraschend nahe gekommen war, damit sie keiner hören konnte. Sie hatten, von den Übungsstunden mit Elian abgesehen, nie ernsthaft miteinander gekämpft und Ysara bemerkte nun, dass er stark war und sehr bestimmend sein konnte. Das äußerte sich auch bewusst oder unbewusst in seiner Haltung, mit der er sie fixierte.
"Man Cassian, du hast mich zu Tode erschreckt", zischte sie zurück und merkte, dass ihr Herz immer noch wummerte. Sie kreiste kurz ihre Schultern, um den Druck abzuschütteln, den sein Griff hinterlassen hatte. "Wir haben uns Sorgen um dich gemacht", flüsterte sie erklärend und musterte sein Gesicht, das ihr so nah war. "Wieso hast du dich nicht gemeldet!? Niemand hat etwas von dir gehört." Ihre Stimme war nicht frei von Vorwurf, aber wütend war sie nicht. Sie war ehrlich besorgt und auf der Suche nach einer Erklärung. Aber Cassian sah unversehrt aus. Natürlich war er das! Die Frau, die in seinem Zimmer auf ihn wartete, kam Ysi wieder in den Sinn. Ihr wurde bewusst, wie leichtsinnig sie gehandelt hatte. Was wäre, wenn die Fremde sie zuerst entdeckt hätte? Das hätte Cassian in Erklärungsnot gebracht.
"Wer ist die Frau in deinem Zimmer? Seid ihr so beschäftigt, dass du nicht mal eine Nachricht schicken konntest?", fragte sie leise und frei heraus. Sie klang nicht wütend oder provozierend, aber trotzdem war sie etwas angefressen. Sie alle machten sich Sorgen und er befand sich gesund und munter Zuhause und vergnügte sich hier! Ysi ließ ihn bewusst wissen, was oder eher wen sie gesehen hatte. Anderen gegenüber würde sie sich nicht in die Karten schauen lassen und hätte vielleicht so getan, als hätte sie nichts gesehen, um einen Vorteil daraus zu schlagen. Aber Cassian war ihr Freund und sie redeten über alles. Fast alles jedenfalls. Mit seinen Frauengeschichten prahlte er nicht vor ihr, aber es war ein offenes Geheimnis, dass sie existierten. Wenn eine Frau versuchte, sich ihm an den Hals zu werfen und ihm sichtlich unsympathisch war, ließ sie es sich auch nicht nehmen, sich im Stillen gemeinsam mit ihm über seine Verehrerin lustig zu machen. Aber das hier war anders. Offenbar war sie ihm sympathisch, sonst wäre sie nicht in seinen Gemächern. Und das war der Punkt, an dem sie gar nicht erst an den Details interessiert war. Sie hatte Sadia, um sich mit jemanden über solche Dinge auszutauschen. Und er sicherlich einen Kumpel.. einen aus seinen Kreisen oder Elian vielleicht? Vielleicht war es auch ihrem Umfeld geschuldet, in dem sie aufgewachsen waren, dass zumindest Ysi nicht der Typ war, um sich ungeniert mit dem anderen Geschlecht über solche Dinge auszutauschen. Eigentlich hatte sie nie genauer über ihn und die Frauen nachgedacht. Dass sie ihn aber jetzt mit einer überrascht hatte, fühlte sich seltsam an. Es war eine intime Sache und ging sie nichts an. Neben dem anfänglichen Ärger darüber, dass er für die Fremde Zeit hatte, aber nicht mal eine kurze Nachricht übermitteln konnte, empfand sie plötzlich Unwohlsein und fühlte sich ertappt. Sie ahnte, dass sie zu weit gegangen war, auch wenn sie es nur gut gemeint hatte, und ihr wurde klar, dass es sie eigentlich gar nichts anzugehen hatte, wer da in seinem Gemach war.
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Re: Das Anwesen Jafor
Es war bisher nie ein Thema gewesen, wer wann mit wem und warum zugange war. Innerhalb der Gruppe waren sie alle stets Freunde gewesen. Durch dick und dünn, in guten und weniger guten Zeiten. Alle für einen und einer für alle. Immer wieder. Doch in den letzten Monaten hatte sich das Gefüge der Krähen ein wenig geändert. Sadia und Elian hatten zueinander gefunden und ihre Gefühle füreinander der Gruppe offenbart. Anfangs war es gewiss etwas seltsam gewesen, denn bis zum Zeitpunkt der Enthüllung, da wirkten die beiden stets immer ein wenig wie Öl und Wasser. Gegensätze zogen sich bekanntermaßen an, doch damit hatte vermutlich keiner wirklich gerechnet. Und nun, nachdem der erste Schreck verdaut war, da musste sich die Gruppe eben auch mal an hitzige Diskussionen gewöhnen oder Meinungsverschiedenheiten, die gar nichts mit den Krähen und ihrer Aufgabe zu tun hatten. Es war alles ein wenig… enger geworden, aber auch komplizierter. Zudem wurden Gedanken angeregt, die vorher einfach keinen Raum eingenommen hatten. Sadia und Elian hatten ein geheimes, schlafendes Monster geweckt, das nun die Gruppe infiltrierte und ihnen eventuell auch Schaden zufügen konnte. Niemand missgönnte den beiden die Gefühle füreinander, aber es war eben auch eine Herausforderung, das konnte wohl keiner leugnen. Und Ysara? Sie war so sehr Freigeist und Wirbelwind, dass sie darüber in der Regel gar nicht genau nachdachte. Sie hatte den Kopf voll mit dem Sabotieren ihres Zuhauses und dem Pflegen des Kodex‘ der Krähen. Sie wollte vorankommen, die Ärmel tief im Morast versenken und etwas bewirken. Da war kaum Platz für etwaige Gefühlsduselei und romantische Ausflüge. Allerdings konnte sie auch nicht ganz leugnen, dass Cassian sie immer mal wieder daran erinnerte, dass auch sie ein Mädchen – eine junge Frau – war, das hin und wieder sehnsüchtig an die romantischen Passagen in ihren Abenteuer-Romanen hängen blieb. Wenn der Held seine Angebetete rettete oder nach langem Hin- und Her dann doch noch bekam. Es war eine ganz eigene Welt, die Ysara da mit Leben ihrer Fantasie füllte, doch bisher nur Gebilde in ihrem Kopf war. Dahingehend hatte sie keinerlei Erfahrungen gesammelt, was nicht weiter schlimm war. Doch Sadia und Elian pflanzten mitunter Gedanken, die sie durchaus auch mal ablenken wollten. Und Sadia ablenkten. Nichts hatte sich an dem Wunsch, die Krähen sicher und in Aktion zu wissen geändert. Aber es gab jetzt eben noch eine andere Priorität. Nun war es an Ysara noch eine Schippe draufzulegen und Sadia hin und wieder den Rücken freizuhalten. So, wie sie es auch bei jedem anderen tun würde. Cassian bildete da überhaupt keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil, denn der gebürtige Erbe eines großen Vermögens war wohl ihr engster Vertrauter. Sie würde alles für ihn tun und im Umkehrschluss würde er vermutlich auch in ihrem Haus stehen, wenn sie sang und klanglos verschollen wäre. Nach dem ersten Schrecken aber, konnte sich die Diebin beruhigen und wieder fokussieren. Cassian hatte sich so nahe an sie herangestellt, dass sie riechen konnte, dass er gebadet haben musste. Er roch so frisch und nach schwerem Sandelholz, das einem schwindelig werden konnte. Allerdings war sein Ausdruck überhaupt nicht entspannt. Er musterte Ysi aus seinen dunklen Augen, während der Mond kaum Licht in den Erker warf. Nach einigen Atemzügen hatte Ysara ihre Stimme wiedergefunden und zischte schlagfertig und gleichermaßen erleichtert zurück.
"Man Cassian, du hast mich zu Tode erschreckt! Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Wieso hast du dich nicht gemeldet!? Niemand hat etwas von dir gehört.", erklärte sie ihr Auftauchen und Cassian hielt seinen Blick in ihren grünen Augen. Einen Moment lang schien er unschlüssig, was er nun sagen sollte. Dann brach seine Miene etwas auf und er seufzte leise. Sie roch den minzigen Atem. Cassian stieß sich ein wenig von der Wand ab und spähte dann in den Gang zurück, aus dem er sie eben noch gezerrt hatte. Seine Hand ruhte immer noch an ihrem Oberarm, doch nun begann er gedankenverloren mit dem Daumen darüber zu streichen. „Nicht hier.“, flüsterte er und wirkte alarmiert. "Wer ist die Frau in deinem Zimmer? Seid ihr so beschäftigt, dass du nicht mal eine Nachricht schicken konntest?", konnte Ysara ihre Neugierde nicht zügeln. Er schnaubte. Sie setzte ihn bewusst in Kenntnis, weil er nur nicht glauben sollte, dass es ihr irgendetwas ausmachte. Einzig, dass er sich nicht rührte, war ein Problem gewesen. Das musste er begreifen. Cassian aber kehrte mit einem äußerst ernsten Ausdruck in den Augen wieder zu ihrem Gesicht zurück. Sein Blick glitt über ihre hellen Züge, bevor er noch mal den Kopf schüttelte. „Nicht hier.“, antwortete er erneut, ehe er mit dem Kopf ruckte. „Komm mit.“, flüsterte er und ließ seine Hand von ihrem Arm rutschen.
Er bedeutete ihr, leise zu sein und ihm zu folgen. Er spähte abermals in den Gang, sah dann aber von der Tür zu seinem Schlafgemach weg und blickte in die entgegengesetzte Richtung. Dort lag auch das Zimmer, aus dem Ysara die fremden Worte gehört hatte, die sie nicht hatte verstehen können. „Scheiße.“, knurrte der Dunkelhaarige und überlegt offenbar, wohin er Ysi bringen konnte, dass sie ungestört waren. Er wandte sich ihr zu und formte mit den Lippen lautlos das Wort ‚Dienstbotengänge‘, um ihr zu verdeutlichen, dass sie sich wieder durch das Haus schleichen mussten. Dafür mussten sie abermals an der nun verschlossenen Tür vorbei und Cassian schlich zusammen mit Ysara über den Flur. Gut, dass es hier im Hause nur so von Teppichen aus Sarma wimmelte. Cassian’s Eltern machten reichlich Geschäfte mit jenen aus der Wüste und importierten exotische Waren ebenso, wie sie Mineralien und Rohstoffe dorthin exportierten. Cassian’s Vater besaß sowohl Handelskarawanen an Land als auch über Wasser und hatte aus Andunie eine eigene Flotte von 5 Handelsschiffen geordert. Das Geschäft florierte, trotz schwerer Zeiten. Nun aber führte Cassian Ysara an dem Zimmer vorbei und weiter in Richtung Dienstbotenaufgang, den sie ebenfalls genommen hatte, um unentdeckt zu bleiben. Doch bevor sie jenen auch hätten erreichen können, öffnete sich mit einem Mal die Tür zu Cassian’s Zimmer am anderen Ende des Ganges und ließ das helle Licht eines Kerzenleuchters auf sie fallen.
„Cassian?“, hörte Ysara eine weibliche Stimme. Sobald sie sich umdrehte, konnte die Blonde erkennen, dass dort eine schlanke Person stand in einem Traum aus schwarzer Seide und Rundungen, die jede Frau neidisch werden lassen konnten. Das leicht Aschgraue Haar fiel ihr in langen Strähnen über die Schultern und wirkte ebenfalls fließend wie flüssige Seide. Ihr Gesicht war apart, regelrecht schön und die spitzen Ohren machten klar, warum sie so liebreizend aussah. Einzig die schwarzen Augen in der schwarzen Gesichtshaut machten das Gesamtbild etwas zunichte, denn noch immer war es für Grandea neu, dass Dunkelelfen und -Elfinnen hier wandelten. Aber jene Frau dort war unverkennbar eine. Und sie trug Nachtwäsche. Cassian erstarrte und wandte sich stocksteif um. Seine Miene war versteinert, das konnte Ysara sehen. „Was tust du da?“, waberte die Frage mit einer Spur Säuerlichkeit über den Flur. „Wer ist das?“, wollte sie wissen und warf Ysara einen eher herablassenden Blick zu. Cassian’s Gesicht veränderte sich. Ysara kannte das. Es war das offizielle Gesicht eines reichen Sohnes, der sich stets in der Öffentlichkeit zu benehmen wusste. Er trat von Ysi weg und legte seine Hände auf seinem Steiß zusammen, was ihn nur noch gerader werden ließ: „Oh, verzeiht, wenn wir Euch störten, Ta’nurie.“, erklärte Cassian und deutete auf Ysara, die immer noch verhüllt neben ihm stand. „Das ist eine Magd, die ich soeben schickte, um Euch einen Schlummertrunk zu bereiten. Hier in Grandea ist es Brauch, dass man seiner…“, er zögerte nur eine halbe Sekunde lang, aber Ysi kannte ihren Freund. Etwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. „…Verlobten einen solchen zubereiten lässt. Ich… wollte Euch überraschen!“, log er, dass sich die Balken bogen und wirkte unverschämt souverän dabei – wenn man ihn nicht so gut kannte, wie es Ysara tat. Ta’nurie aber musterte erneut Ysara argwöhnisch. Für einen Moment sah es so aus, als würde sie diese Finte nicht glauben, doch dann lächelte sie schmal. Es wirkte dennoch vernichtend. „Nun – wie reizend. Ihr habt seltsame Bräuche hier, aber ich will mal nicht so sein. Los, Magd. Bring mir den Trunk.“, wedelte sie mit der Hand, ehe sie sich umwandte und wieder in Cassian’s Zimmer verschwand. Dunkelheit legte sich in den Gang und hinterließ eine seltsame Kälte.
"Man Cassian, du hast mich zu Tode erschreckt! Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Wieso hast du dich nicht gemeldet!? Niemand hat etwas von dir gehört.", erklärte sie ihr Auftauchen und Cassian hielt seinen Blick in ihren grünen Augen. Einen Moment lang schien er unschlüssig, was er nun sagen sollte. Dann brach seine Miene etwas auf und er seufzte leise. Sie roch den minzigen Atem. Cassian stieß sich ein wenig von der Wand ab und spähte dann in den Gang zurück, aus dem er sie eben noch gezerrt hatte. Seine Hand ruhte immer noch an ihrem Oberarm, doch nun begann er gedankenverloren mit dem Daumen darüber zu streichen. „Nicht hier.“, flüsterte er und wirkte alarmiert. "Wer ist die Frau in deinem Zimmer? Seid ihr so beschäftigt, dass du nicht mal eine Nachricht schicken konntest?", konnte Ysara ihre Neugierde nicht zügeln. Er schnaubte. Sie setzte ihn bewusst in Kenntnis, weil er nur nicht glauben sollte, dass es ihr irgendetwas ausmachte. Einzig, dass er sich nicht rührte, war ein Problem gewesen. Das musste er begreifen. Cassian aber kehrte mit einem äußerst ernsten Ausdruck in den Augen wieder zu ihrem Gesicht zurück. Sein Blick glitt über ihre hellen Züge, bevor er noch mal den Kopf schüttelte. „Nicht hier.“, antwortete er erneut, ehe er mit dem Kopf ruckte. „Komm mit.“, flüsterte er und ließ seine Hand von ihrem Arm rutschen.
Er bedeutete ihr, leise zu sein und ihm zu folgen. Er spähte abermals in den Gang, sah dann aber von der Tür zu seinem Schlafgemach weg und blickte in die entgegengesetzte Richtung. Dort lag auch das Zimmer, aus dem Ysara die fremden Worte gehört hatte, die sie nicht hatte verstehen können. „Scheiße.“, knurrte der Dunkelhaarige und überlegt offenbar, wohin er Ysi bringen konnte, dass sie ungestört waren. Er wandte sich ihr zu und formte mit den Lippen lautlos das Wort ‚Dienstbotengänge‘, um ihr zu verdeutlichen, dass sie sich wieder durch das Haus schleichen mussten. Dafür mussten sie abermals an der nun verschlossenen Tür vorbei und Cassian schlich zusammen mit Ysara über den Flur. Gut, dass es hier im Hause nur so von Teppichen aus Sarma wimmelte. Cassian’s Eltern machten reichlich Geschäfte mit jenen aus der Wüste und importierten exotische Waren ebenso, wie sie Mineralien und Rohstoffe dorthin exportierten. Cassian’s Vater besaß sowohl Handelskarawanen an Land als auch über Wasser und hatte aus Andunie eine eigene Flotte von 5 Handelsschiffen geordert. Das Geschäft florierte, trotz schwerer Zeiten. Nun aber führte Cassian Ysara an dem Zimmer vorbei und weiter in Richtung Dienstbotenaufgang, den sie ebenfalls genommen hatte, um unentdeckt zu bleiben. Doch bevor sie jenen auch hätten erreichen können, öffnete sich mit einem Mal die Tür zu Cassian’s Zimmer am anderen Ende des Ganges und ließ das helle Licht eines Kerzenleuchters auf sie fallen.
„Cassian?“, hörte Ysara eine weibliche Stimme. Sobald sie sich umdrehte, konnte die Blonde erkennen, dass dort eine schlanke Person stand in einem Traum aus schwarzer Seide und Rundungen, die jede Frau neidisch werden lassen konnten. Das leicht Aschgraue Haar fiel ihr in langen Strähnen über die Schultern und wirkte ebenfalls fließend wie flüssige Seide. Ihr Gesicht war apart, regelrecht schön und die spitzen Ohren machten klar, warum sie so liebreizend aussah. Einzig die schwarzen Augen in der schwarzen Gesichtshaut machten das Gesamtbild etwas zunichte, denn noch immer war es für Grandea neu, dass Dunkelelfen und -Elfinnen hier wandelten. Aber jene Frau dort war unverkennbar eine. Und sie trug Nachtwäsche. Cassian erstarrte und wandte sich stocksteif um. Seine Miene war versteinert, das konnte Ysara sehen. „Was tust du da?“, waberte die Frage mit einer Spur Säuerlichkeit über den Flur. „Wer ist das?“, wollte sie wissen und warf Ysara einen eher herablassenden Blick zu. Cassian’s Gesicht veränderte sich. Ysara kannte das. Es war das offizielle Gesicht eines reichen Sohnes, der sich stets in der Öffentlichkeit zu benehmen wusste. Er trat von Ysi weg und legte seine Hände auf seinem Steiß zusammen, was ihn nur noch gerader werden ließ: „Oh, verzeiht, wenn wir Euch störten, Ta’nurie.“, erklärte Cassian und deutete auf Ysara, die immer noch verhüllt neben ihm stand. „Das ist eine Magd, die ich soeben schickte, um Euch einen Schlummertrunk zu bereiten. Hier in Grandea ist es Brauch, dass man seiner…“, er zögerte nur eine halbe Sekunde lang, aber Ysi kannte ihren Freund. Etwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. „…Verlobten einen solchen zubereiten lässt. Ich… wollte Euch überraschen!“, log er, dass sich die Balken bogen und wirkte unverschämt souverän dabei – wenn man ihn nicht so gut kannte, wie es Ysara tat. Ta’nurie aber musterte erneut Ysara argwöhnisch. Für einen Moment sah es so aus, als würde sie diese Finte nicht glauben, doch dann lächelte sie schmal. Es wirkte dennoch vernichtend. „Nun – wie reizend. Ihr habt seltsame Bräuche hier, aber ich will mal nicht so sein. Los, Magd. Bring mir den Trunk.“, wedelte sie mit der Hand, ehe sie sich umwandte und wieder in Cassian’s Zimmer verschwand. Dunkelheit legte sich in den Gang und hinterließ eine seltsame Kälte.

- Ysara
- Spieler-Charakter
- Beiträge: 132
- Registriert: Dienstag 3. Oktober 2023, 15:19
- Moderator des Spielers: Madiha
- Aufenthaltsort: Andunie
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Mensch
- Sprachen: Garmisch
- Beruf: Diebin und Anführerin der 'Krähen'
- Fähigkeiten: - Diebeskunst (gut)
- Selbstverteidigung (durchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 0L, 0F
- Ausrüstung: - Dietriche, Spanner, Draht
- kleines Messer
Re: Das Anwesen Jafor
Ysara hatte sich schon öfter ins Haus der Jafor geschlichen, aber immer in Absprache mit Cassian. Sie waren immer verabredet gewesen. Dass sie nun ohne Vorwarnung in sein Haus einbrach und bis zu seinem Zimmer schlich.. Ysis Blick wurde schuldbewusst, als sie erkannte, dass sie ganz klar eine Grenze überschritten hatte. Kein Wunder, dass Cassian nicht begeistert davon war, sie zu sehen. Sie hätte unbeabsichtigt Bekanntschaft mit seiner heimlichen Geliebten machen können, für die Ysara die Frau in seinem Zimmer noch hielt. Es hätte ein Desaster werden können, konnte es genau genommen immer noch werden, denn sie standen nicht weit entfernt von seinen Gemächern, zu zweit in eine Ecke gedrängt - unsittlich, wenn man darüber nachdenken würde. Doch für Ysi war die Vertrautheit zwischen ihnen ganz normal und nichts, in das sie mehr interpretierte. Sie ging mit Cassian locker und unbekümmert um. Frei von jeglichen Hintergedanken benahm sie sich ihm gegenüber so, wie sie war. Während die meisten anderen Frauen versuchten, einen möglichst guten Eindruck bei dem wohlhabenden Erben zu hinterlassen, war Ysi einfach nur froh, jemanden gefunden zu haben, bei dem sie zwischen all der Scharade sie selbst sein konnte und ihm gegenüber nicht den oberflächlichen Vorstellungen von Höflichkeit, Benehmen und damenhaftem Aussehen entsprechen musste. Ysi ahnte nicht, dass ihr das durchaus Neid und Missgunst unter den gutbetuchten Damen einbrachte und ihre Authentizität zu Tuscheleien führten. Immerhin sah man sie nicht selten in Cassians Gesellschaft und dann benahm sie sich so zwanglos, wie es sich viele vor ihm nicht trauten. Cassian und Ysi verstanden sich einfach sehr gut und sie war froh über die unbekümmerte Freundschaft, die sie pflegten.
Der unverkennbare Geruch von Sandelholz drang in ihre Nase und bei seinem Seufzen vermischte er sich mit Minze. Die Düfte, die ihn umgaben, waren eine Wohltat für ihre Nase, und eines der Dinge, die sie im Inneren dem Reichenviertel dem Armenviertel vorzog. Ysi nahm nicht die Augen von Cassians Gesicht und musterte ihn weiterhin eindringlich, als er den Blick abwandte. Sie bekam das Gefühl, dass doch nicht alles so gut war, wie es zunächst schien. Sie wollte eine Erklärung, wieso er sich nicht gemeldet hatte. Für einen Moment legte sich ein irritierter Ausdruck in ihre Augen, bis sie realisierte, was sie ablenkte. Sie blickte kurz zu seiner Hand hinab, dessen Daumen über ihren Oberarm strich, während er Zeit zum Nachdenken brauchte. Sie verharrte schweigend und gab sie ihm. Für Ysi war es eine Geste, die Vertrauen und Geborgenheit schaffte. Etwas, das sie nur bei ihren Krähen fand.
„Nicht hier.“
Ihre Blicke fanden wieder zueinander. Er wirkte so ernst und angespannt. Die Diebin sah kurz an Cassian vorbei, zu seinem Zimmer zurück. Er wirkte gar nicht so entspannt, wie er aufgrund seines Damenbesuchs sollte. Was genau genommen kein Wunder war. Sie hatte ihn gestört und ihn in eine missliche Lage gebracht. Vermutlich überlegte er nun nur noch, wie er sie möglichst nett, aber auch schnellstmöglich zum Gehen bringen konnte. Doch ohne Antworten würde Ysara nicht gehen, das wusste er wohl. Sie musste wissen, ob alles in Ordnung war. War die Frau der Grund für die Funkstille? Cassians ernster Blick, mit dem er zurück zu ihr schaute, besorgte sie. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
„Nicht hier. Komm mit.“
Sie nickte und folgte ihm. Sie wusste selbst, dass es hier nicht sicher war. Wenn sie jemand zusammen sehen würde, wäre es ein Desaster - zumindest wenn man sie erkennen würde. Es war unsittlich, dass sie hier war. Ihre Eltern würden durchdrehen, wenn man sie aus dem Hause Jafor direkt in ihr Elternhaus führte und eine Erklärung verlangte. Für Cassian wäre es am schlimmsten. Wie sollte er die Anwesenheit von gleich zwei Frauen in seinem Gemach zur abendlichen Stunde erklären? Seine Ehre stand auf dem Spiel.
Ysara wurde klar, dass sie es war, die Cassian gerade in Schwierigkeiten brachte, während er den Flur ausspähte und fluchend nach einem sicheren Weg Ausschau hielt. Die Diebin folgte ihm angespannt und nickte, als er ihr lautlos zu verstehen gab, dass sie zum Dienstbotengang gehen sollten. Das war relativ abgelegen und keiner der hier Anwesenden - wer auch immer in der fremden Sprache hinter verschlossenen Türen redete, Ysi nahm es nur am Rande war - würde Cassian dort als Erstes suchen. Leise schlich sie ihrem Freund über die dicken Teppiche hinter her. Als sie hörte, wie eine Tür in ihrem Rücken geöffnet wurde, nahm sie ein paar schnelle Schritte, um an Cassian vorbei zu huschen, sodass sie, wenn er sich zu der Tür in seinem Rücken herum drehen würde, sie hinter ihm stand. So konnte er sie mit seiner Gestalt vielleicht etwas abschirmen und sie unerkannt bleiben.
„Cassian?“ Ysi lugte neugierig hinter Cassians Schulter hervor. Ach du scheiße. Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus, als sie die Frau im Schein des Kerzenscheins genauer erkennen konnte. Eine Dunkelelfe! Bei Ysi schrillten alle Alarmglocken auf einmal los. Reglos stand sie einfach nur da und starrte die wunderschöne Elfe am Ende des Flurs an. Vor Überraschung und Staunen klappte ihr die Kinnlade hinunter. Aber vermutlich war die Elfe es gewohnt, ob ihrer Schönheit, von ihrem Gesindel so angestarrt zu werden. Sie ist wunderschön, dachte Ysi und fühlte sich direkt einen Kopf kleiner im Vergleich. Während feinste Seide den wohlproportionierten Körper umschmeichelte, dem ihr elfisches Gesicht in nichts nachstand, stand Ysi in ihren eingestaubten Kleidern plump hinter Cassian. Mit der dunklen Haut sah die Andere so exotisch aus, wie es die Kostbarkeiten waren, die Cassians Familie aus Sarma einfuhr.
„Was tust du da? Wer ist das?“
Die andere klang verärgert. Als ihr herablassender Blick sie traf, senkte Ysi ganz automatisch den Blick. Innerhalb von Sekunden beschloss sie, dass es das Sinnvollste war, sich als Magd auszugeben. Durch Zusehen hatte sie eine Menge von ihren Mägden gelernt und wie sie sich in Gegenwart ihres Vaters oder Bruders verhielten: respektvoll, folgsam und ihrer Rolle völlig ergeben. Aber die Elfe wirkte so erhaben, dass Ysi wie von selbst den Blick senkte, als sie den Blick aus den schwarzen Augen sah. Die Frage ist, wer bist du und was willst du von Cassian?, dachte Ysara mit einem Beschützerinstinkt, der ihre Bande zusammenhielt. Aber sie schwieg, mit gesenktem Blick, wie es sich für eine Magd gehörte, während es in ihrem Inneren brodelte. Sie bemerkte, wie steif Cassian wurde und schaute in seinem Rücken zu ihm hinauf. Kein Wunder, dass ihm das hier deutlich unangenehm war. Ysi biss sich auf die Unterlippe.
„Oh, verzeiht, wenn wir Euch störten, Ta’nurie. Das ist eine Magd, die ich soeben schickte, um Euch einen Schlummertrunk zu bereiten.“ Sie verstanden sich blind. Ysara senkte an passender Stelle respektvoll den Kopf, auch wenn ihr die Rolle gar nicht schmeckte. Aber da musste sie jetzt wohl durch. „Hier in Grandea ist es Brauch, dass man seiner…“ Sie bemerkte das Stocken und erneut trat ein fragender Ausdruck in die grünen Augen. „…Verlobten einen solchen zubereiten lässt. Ich… wollte Euch überraschen!“
Verlobt?! Hat er das gerade wirklich gesagt? Ysi senkte schnell den Blick, denn sie konnte nicht dafür garantieren, dass ihr ihre Gesichtszüge nicht vor Fassungslosigkeit entglitten. Sie hatte sich meistens gut im Griff, aber diese Nachricht änderte alles. Die Überraschung ist ihm gelungen. Sie merkte, wie neben der Fassungslosigkeit auch eine gewisse Hilflosigkeit und Ärger darüber in ihr aufwallte. Sie atmete ein paar Mal tief ein und wieder aus in seinem Rücken, durchaus hörbar für ihn, dass sie mit der Information zu ringen hatte. Dann spürte sie Ta’nuries Augen auf sich und hob langsam wieder den Blick. Die schwarzen Iriden der Dunklen musterten sie misstrauisch und vernichtend, dass es Ysi im Inneren ganz anders wurde.
„Nun – wie reizend. Ihr habt seltsame Bräuche hier, aber ich will mal nicht so sein. Los, Magd. Bring mir den Trunk.“
Ysi deutete einen Knicks an. Ihr Mund fühlte sich so trocken an, dass sie kein Wort hervorbrachte, selbst wenn sie gewollt hätte. Ihre Arme hingen an ihren Seiten hinab, aber die Hände waren zu Fäuste geballt und der Schmerz ihrer Fingernägel, die sie ins Fleisch bohrte, hielten sie davon ab, etwas Dummes zu tun. Die Zeit verrann wie Honig, bis die Dunkle endlich wieder in seinem Zimmer verschwand, die Tür schloss und den Flur in Dunkelheit tauchte. War es kälter geworden? Wie in Schockstarre stand Ysara einige Sekunden lang einfach nur da und konnte nicht glauben, was er gerade gesagt hatte. Das musste erst einmal sacken.
"Scheiße", entfuhr es nun ihr und sie griff kurzerhand nach Cassians Hand, um ihn einfach mit sich mit zu ziehen, ob er wollte oder nicht. Sie mussten reden! Ysara war unkonzentriert und unvorsichtig. Ihre Schritte waren flink und leise, aber sie hatte nun keinen Nerv mehr dafür, an jeder Ecke zu verharren und erst zu lauschen, ob der Weg frei war. Doch das Glück blieb auf ihrer Seite und sie passierten schließlich ungesehen die Tür zu den Räumen der Dienstboten. Ysi zerrte Cassian bis ans Ende des Flurs, vor ein großes Fenster, durch das der Mond sein Licht auf sie beide warf. Beinahe wie in den romantischen Geschichten, in denen sich der Adelige mit seiner wahren Liebe zu einem nächtlichen Treffen traf. Doch das hier war nicht romantisch. Es war gefährlich.
"Ne Dunkelelfe?!", wisperte sie. Sie ließ ihn los und schnappte nach Luft. Sie wusste gar nicht wohin mit der Aufruhr, die dieser Fakt in ihrem Inneren auslöste. "Deine Verlobte, ist das dein Ernst?!", setzte sie direkt nach, empört und regelrecht schockiert. Sie trat einige wirbelnde Schritte von einer zur anderen Seite des Flurs, bis zum Fenster und wieder zurück zu Cassian. Vor ihm blieb sie stehen und musterte ihn. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass seine Wahl auf eine Dunkelelfe fiel. Oder kannte sie ihn gar nicht?
"Du magst sie doch nicht?", wollte sie wissen, um einen ruhigen Ton bemüht und um sicherzugehen, dass sie ihn nicht völlig falsch einschätzte. Die Elfe war hübsch, das stand außer Frage. Aber sie war eine Dunkelelfe. Cassian warf sich nicht kopflos in irgendwelche Unterfangen. Ysi wünschte, er hätte ihr einfach einen Brief geschrieben oder dass seine Eltern ihre darüber informiert hätten. So davon zu erfahren, überrumpelte sie und stellte alles auf den Kopf. In dem blonden Kopf arbeitete es bereits. Sie wollte, dass er glücklich wurde und seine Verlobung war nur noch eine Frage der Zeit gewesen. In ihrem jugendlichen Leichtsinn hatte sie geglaubt, es würde noch dauern, bis sie erwachsen werden mussten. Sie hatte ihm immer eine Frau gewünscht, die seinen Ansprüchen gereichte und die ihn glücklich machte. Aber er konnte keine Dunkelelfe heiraten, definitiv nicht. Er war eine Krähe. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, als ihr das ganze Ausmaß bewusst wurde. Doch sie machte ihm keine Vorwürfe, auch wenn es sie Mühe kostete, nicht zu vorwurfsvoll zu klingen. Im Grunde hatte er sie aber einfach nur aus dem Konzept gebracht.
Sie schnaubte verärgert - nicht wegen Cassian, sondern wegen der Gesamtsituation - und sie konnte nur hoffen, dass er es richtig deutete. Zu viele Emotionen wirbelten in ihr, um ihm das auch noch klarmachen zu können. Ysi wandte sich ab und lief ohne ein weiteres Wort die Treppe hinab in die Küche. "Ne Dunkelelfe, ich glaub's ja nicht." Während sie gedämpft zu sich selbst redete, entzündete sie eine Kerze in der Küche. Sie wuselte durch den Raum, nahm einen Teekessel, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf die Herdplatte, die sie dann ebenfalls entzündete. "Schlummertrunk. Pff." Sie wirkte geschäftig. Falls Cassian ihr helfen wollte, würde sie ihn mit einem Kopfschütteln daran hindern und ihn nur fragen, wo sie den Tee fand. Sie sträubte sich nicht mal gegen die Arbeit, die ihr eine Dunkelelfe auferlegt hatte. Sie brauchte jetzt eine Aufgabe. Sie musste etwas tun, um einen klaren Kopf zu bekommen.
"Was soll eigentlich dein Aufzug? Hast du das von deinem Vater ausgeliehen?", fragte sie plötzlich, um ihren Ärger Luft zu machen. Für die Verlobung konnte er sicher nichts, sie konnte es ihm nicht vorenthalten. Die Wahl seiner Kleidung aber schon. Sein Pyjama irritierte sie schon die ganze Zeit über, aber jetzt hatte sie auch Zeit, das auszusprechen. Vielleicht war ihm gar nicht klar, wie alt er ihn aussehen ließ. Vermutlich traute sich niemand, ihm das mal zu sagen. Ihr Kommentar war etwas aus dem Kontext gerissen, aber es zeigte, dass Ysi noch ihre Gedanken sortieren musste und noch Zeit brauchte.
Schließlich stand der Teekessel auf dem Feuer, sie hatte eine hübsche Tasse aus einem der Schränke genommen und die Teekräuter lagen daneben. Sie schaute auf die Sachen hinab, wurde plötzlich leise und ruhig, ehe sie seufzte.
"Wie viel Baldrian soll ich in den Tee geben?" Sie verfehlte den beabsichtigten, belustigten Ton. Sie drehte sich zu Cassian und sah mit einem mal todernst zu ihm hinauf. "Sie würde einige Stunden schlafen. Du könntest abhauen. Du kannst im Nest untertauchen, bis sich alles erledigt hat", stellte sie in Aussicht und es blitzte kurz rebellisch in ihren Augen. Sie sprach leise und wirkte plötzlich nicht mehr so voller Tatendrang, sondern resignierte. Sie wusste nur zu gut, wie unrealistisch ihr Vorschlag war. Die Eltern schlossen Verbindungen und ihre Kinder mussten folgen. Der Gedanke, dass ihr einmal ein Dunkelelf vor die Nase gesetzt werden könnte, bereitete ihr einen Schauer. Irgendwie hatte sie es geschafft, so lange zu rebellieren, bis man ihr wenigstens mit realistischen Vorschlägen daher kam. Cassian aber hatte diese Wahl nicht. Ysi trat einen Schritt auf ihn zu und nahm ohne Umschweife seine Hände in ihre. "Wieso ausgerechnet eine Dunkelelfe? Das kann dein Vater nicht von dir verlangen", sprach sie leise und sah zu ihm auf. Sie war sich sicher, dass Cassian der Verlobung nicht aus freien Stücken zugestimmt hatte, sondern dass ihn sein Vater zwang. Oder täuschte sie sich völlig in ihrem Freund?
Der unverkennbare Geruch von Sandelholz drang in ihre Nase und bei seinem Seufzen vermischte er sich mit Minze. Die Düfte, die ihn umgaben, waren eine Wohltat für ihre Nase, und eines der Dinge, die sie im Inneren dem Reichenviertel dem Armenviertel vorzog. Ysi nahm nicht die Augen von Cassians Gesicht und musterte ihn weiterhin eindringlich, als er den Blick abwandte. Sie bekam das Gefühl, dass doch nicht alles so gut war, wie es zunächst schien. Sie wollte eine Erklärung, wieso er sich nicht gemeldet hatte. Für einen Moment legte sich ein irritierter Ausdruck in ihre Augen, bis sie realisierte, was sie ablenkte. Sie blickte kurz zu seiner Hand hinab, dessen Daumen über ihren Oberarm strich, während er Zeit zum Nachdenken brauchte. Sie verharrte schweigend und gab sie ihm. Für Ysi war es eine Geste, die Vertrauen und Geborgenheit schaffte. Etwas, das sie nur bei ihren Krähen fand.
„Nicht hier.“
Ihre Blicke fanden wieder zueinander. Er wirkte so ernst und angespannt. Die Diebin sah kurz an Cassian vorbei, zu seinem Zimmer zurück. Er wirkte gar nicht so entspannt, wie er aufgrund seines Damenbesuchs sollte. Was genau genommen kein Wunder war. Sie hatte ihn gestört und ihn in eine missliche Lage gebracht. Vermutlich überlegte er nun nur noch, wie er sie möglichst nett, aber auch schnellstmöglich zum Gehen bringen konnte. Doch ohne Antworten würde Ysara nicht gehen, das wusste er wohl. Sie musste wissen, ob alles in Ordnung war. War die Frau der Grund für die Funkstille? Cassians ernster Blick, mit dem er zurück zu ihr schaute, besorgte sie. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
„Nicht hier. Komm mit.“
Sie nickte und folgte ihm. Sie wusste selbst, dass es hier nicht sicher war. Wenn sie jemand zusammen sehen würde, wäre es ein Desaster - zumindest wenn man sie erkennen würde. Es war unsittlich, dass sie hier war. Ihre Eltern würden durchdrehen, wenn man sie aus dem Hause Jafor direkt in ihr Elternhaus führte und eine Erklärung verlangte. Für Cassian wäre es am schlimmsten. Wie sollte er die Anwesenheit von gleich zwei Frauen in seinem Gemach zur abendlichen Stunde erklären? Seine Ehre stand auf dem Spiel.
Ysara wurde klar, dass sie es war, die Cassian gerade in Schwierigkeiten brachte, während er den Flur ausspähte und fluchend nach einem sicheren Weg Ausschau hielt. Die Diebin folgte ihm angespannt und nickte, als er ihr lautlos zu verstehen gab, dass sie zum Dienstbotengang gehen sollten. Das war relativ abgelegen und keiner der hier Anwesenden - wer auch immer in der fremden Sprache hinter verschlossenen Türen redete, Ysi nahm es nur am Rande war - würde Cassian dort als Erstes suchen. Leise schlich sie ihrem Freund über die dicken Teppiche hinter her. Als sie hörte, wie eine Tür in ihrem Rücken geöffnet wurde, nahm sie ein paar schnelle Schritte, um an Cassian vorbei zu huschen, sodass sie, wenn er sich zu der Tür in seinem Rücken herum drehen würde, sie hinter ihm stand. So konnte er sie mit seiner Gestalt vielleicht etwas abschirmen und sie unerkannt bleiben.
„Cassian?“ Ysi lugte neugierig hinter Cassians Schulter hervor. Ach du scheiße. Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus, als sie die Frau im Schein des Kerzenscheins genauer erkennen konnte. Eine Dunkelelfe! Bei Ysi schrillten alle Alarmglocken auf einmal los. Reglos stand sie einfach nur da und starrte die wunderschöne Elfe am Ende des Flurs an. Vor Überraschung und Staunen klappte ihr die Kinnlade hinunter. Aber vermutlich war die Elfe es gewohnt, ob ihrer Schönheit, von ihrem Gesindel so angestarrt zu werden. Sie ist wunderschön, dachte Ysi und fühlte sich direkt einen Kopf kleiner im Vergleich. Während feinste Seide den wohlproportionierten Körper umschmeichelte, dem ihr elfisches Gesicht in nichts nachstand, stand Ysi in ihren eingestaubten Kleidern plump hinter Cassian. Mit der dunklen Haut sah die Andere so exotisch aus, wie es die Kostbarkeiten waren, die Cassians Familie aus Sarma einfuhr.
„Was tust du da? Wer ist das?“
Die andere klang verärgert. Als ihr herablassender Blick sie traf, senkte Ysi ganz automatisch den Blick. Innerhalb von Sekunden beschloss sie, dass es das Sinnvollste war, sich als Magd auszugeben. Durch Zusehen hatte sie eine Menge von ihren Mägden gelernt und wie sie sich in Gegenwart ihres Vaters oder Bruders verhielten: respektvoll, folgsam und ihrer Rolle völlig ergeben. Aber die Elfe wirkte so erhaben, dass Ysi wie von selbst den Blick senkte, als sie den Blick aus den schwarzen Augen sah. Die Frage ist, wer bist du und was willst du von Cassian?, dachte Ysara mit einem Beschützerinstinkt, der ihre Bande zusammenhielt. Aber sie schwieg, mit gesenktem Blick, wie es sich für eine Magd gehörte, während es in ihrem Inneren brodelte. Sie bemerkte, wie steif Cassian wurde und schaute in seinem Rücken zu ihm hinauf. Kein Wunder, dass ihm das hier deutlich unangenehm war. Ysi biss sich auf die Unterlippe.
„Oh, verzeiht, wenn wir Euch störten, Ta’nurie. Das ist eine Magd, die ich soeben schickte, um Euch einen Schlummertrunk zu bereiten.“ Sie verstanden sich blind. Ysara senkte an passender Stelle respektvoll den Kopf, auch wenn ihr die Rolle gar nicht schmeckte. Aber da musste sie jetzt wohl durch. „Hier in Grandea ist es Brauch, dass man seiner…“ Sie bemerkte das Stocken und erneut trat ein fragender Ausdruck in die grünen Augen. „…Verlobten einen solchen zubereiten lässt. Ich… wollte Euch überraschen!“
Verlobt?! Hat er das gerade wirklich gesagt? Ysi senkte schnell den Blick, denn sie konnte nicht dafür garantieren, dass ihr ihre Gesichtszüge nicht vor Fassungslosigkeit entglitten. Sie hatte sich meistens gut im Griff, aber diese Nachricht änderte alles. Die Überraschung ist ihm gelungen. Sie merkte, wie neben der Fassungslosigkeit auch eine gewisse Hilflosigkeit und Ärger darüber in ihr aufwallte. Sie atmete ein paar Mal tief ein und wieder aus in seinem Rücken, durchaus hörbar für ihn, dass sie mit der Information zu ringen hatte. Dann spürte sie Ta’nuries Augen auf sich und hob langsam wieder den Blick. Die schwarzen Iriden der Dunklen musterten sie misstrauisch und vernichtend, dass es Ysi im Inneren ganz anders wurde.
„Nun – wie reizend. Ihr habt seltsame Bräuche hier, aber ich will mal nicht so sein. Los, Magd. Bring mir den Trunk.“
Ysi deutete einen Knicks an. Ihr Mund fühlte sich so trocken an, dass sie kein Wort hervorbrachte, selbst wenn sie gewollt hätte. Ihre Arme hingen an ihren Seiten hinab, aber die Hände waren zu Fäuste geballt und der Schmerz ihrer Fingernägel, die sie ins Fleisch bohrte, hielten sie davon ab, etwas Dummes zu tun. Die Zeit verrann wie Honig, bis die Dunkle endlich wieder in seinem Zimmer verschwand, die Tür schloss und den Flur in Dunkelheit tauchte. War es kälter geworden? Wie in Schockstarre stand Ysara einige Sekunden lang einfach nur da und konnte nicht glauben, was er gerade gesagt hatte. Das musste erst einmal sacken.
"Scheiße", entfuhr es nun ihr und sie griff kurzerhand nach Cassians Hand, um ihn einfach mit sich mit zu ziehen, ob er wollte oder nicht. Sie mussten reden! Ysara war unkonzentriert und unvorsichtig. Ihre Schritte waren flink und leise, aber sie hatte nun keinen Nerv mehr dafür, an jeder Ecke zu verharren und erst zu lauschen, ob der Weg frei war. Doch das Glück blieb auf ihrer Seite und sie passierten schließlich ungesehen die Tür zu den Räumen der Dienstboten. Ysi zerrte Cassian bis ans Ende des Flurs, vor ein großes Fenster, durch das der Mond sein Licht auf sie beide warf. Beinahe wie in den romantischen Geschichten, in denen sich der Adelige mit seiner wahren Liebe zu einem nächtlichen Treffen traf. Doch das hier war nicht romantisch. Es war gefährlich.
"Ne Dunkelelfe?!", wisperte sie. Sie ließ ihn los und schnappte nach Luft. Sie wusste gar nicht wohin mit der Aufruhr, die dieser Fakt in ihrem Inneren auslöste. "Deine Verlobte, ist das dein Ernst?!", setzte sie direkt nach, empört und regelrecht schockiert. Sie trat einige wirbelnde Schritte von einer zur anderen Seite des Flurs, bis zum Fenster und wieder zurück zu Cassian. Vor ihm blieb sie stehen und musterte ihn. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass seine Wahl auf eine Dunkelelfe fiel. Oder kannte sie ihn gar nicht?
"Du magst sie doch nicht?", wollte sie wissen, um einen ruhigen Ton bemüht und um sicherzugehen, dass sie ihn nicht völlig falsch einschätzte. Die Elfe war hübsch, das stand außer Frage. Aber sie war eine Dunkelelfe. Cassian warf sich nicht kopflos in irgendwelche Unterfangen. Ysi wünschte, er hätte ihr einfach einen Brief geschrieben oder dass seine Eltern ihre darüber informiert hätten. So davon zu erfahren, überrumpelte sie und stellte alles auf den Kopf. In dem blonden Kopf arbeitete es bereits. Sie wollte, dass er glücklich wurde und seine Verlobung war nur noch eine Frage der Zeit gewesen. In ihrem jugendlichen Leichtsinn hatte sie geglaubt, es würde noch dauern, bis sie erwachsen werden mussten. Sie hatte ihm immer eine Frau gewünscht, die seinen Ansprüchen gereichte und die ihn glücklich machte. Aber er konnte keine Dunkelelfe heiraten, definitiv nicht. Er war eine Krähe. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, als ihr das ganze Ausmaß bewusst wurde. Doch sie machte ihm keine Vorwürfe, auch wenn es sie Mühe kostete, nicht zu vorwurfsvoll zu klingen. Im Grunde hatte er sie aber einfach nur aus dem Konzept gebracht.
Sie schnaubte verärgert - nicht wegen Cassian, sondern wegen der Gesamtsituation - und sie konnte nur hoffen, dass er es richtig deutete. Zu viele Emotionen wirbelten in ihr, um ihm das auch noch klarmachen zu können. Ysi wandte sich ab und lief ohne ein weiteres Wort die Treppe hinab in die Küche. "Ne Dunkelelfe, ich glaub's ja nicht." Während sie gedämpft zu sich selbst redete, entzündete sie eine Kerze in der Küche. Sie wuselte durch den Raum, nahm einen Teekessel, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf die Herdplatte, die sie dann ebenfalls entzündete. "Schlummertrunk. Pff." Sie wirkte geschäftig. Falls Cassian ihr helfen wollte, würde sie ihn mit einem Kopfschütteln daran hindern und ihn nur fragen, wo sie den Tee fand. Sie sträubte sich nicht mal gegen die Arbeit, die ihr eine Dunkelelfe auferlegt hatte. Sie brauchte jetzt eine Aufgabe. Sie musste etwas tun, um einen klaren Kopf zu bekommen.
"Was soll eigentlich dein Aufzug? Hast du das von deinem Vater ausgeliehen?", fragte sie plötzlich, um ihren Ärger Luft zu machen. Für die Verlobung konnte er sicher nichts, sie konnte es ihm nicht vorenthalten. Die Wahl seiner Kleidung aber schon. Sein Pyjama irritierte sie schon die ganze Zeit über, aber jetzt hatte sie auch Zeit, das auszusprechen. Vielleicht war ihm gar nicht klar, wie alt er ihn aussehen ließ. Vermutlich traute sich niemand, ihm das mal zu sagen. Ihr Kommentar war etwas aus dem Kontext gerissen, aber es zeigte, dass Ysi noch ihre Gedanken sortieren musste und noch Zeit brauchte.
Schließlich stand der Teekessel auf dem Feuer, sie hatte eine hübsche Tasse aus einem der Schränke genommen und die Teekräuter lagen daneben. Sie schaute auf die Sachen hinab, wurde plötzlich leise und ruhig, ehe sie seufzte.
"Wie viel Baldrian soll ich in den Tee geben?" Sie verfehlte den beabsichtigten, belustigten Ton. Sie drehte sich zu Cassian und sah mit einem mal todernst zu ihm hinauf. "Sie würde einige Stunden schlafen. Du könntest abhauen. Du kannst im Nest untertauchen, bis sich alles erledigt hat", stellte sie in Aussicht und es blitzte kurz rebellisch in ihren Augen. Sie sprach leise und wirkte plötzlich nicht mehr so voller Tatendrang, sondern resignierte. Sie wusste nur zu gut, wie unrealistisch ihr Vorschlag war. Die Eltern schlossen Verbindungen und ihre Kinder mussten folgen. Der Gedanke, dass ihr einmal ein Dunkelelf vor die Nase gesetzt werden könnte, bereitete ihr einen Schauer. Irgendwie hatte sie es geschafft, so lange zu rebellieren, bis man ihr wenigstens mit realistischen Vorschlägen daher kam. Cassian aber hatte diese Wahl nicht. Ysi trat einen Schritt auf ihn zu und nahm ohne Umschweife seine Hände in ihre. "Wieso ausgerechnet eine Dunkelelfe? Das kann dein Vater nicht von dir verlangen", sprach sie leise und sah zu ihm auf. Sie war sich sicher, dass Cassian der Verlobung nicht aus freien Stücken zugestimmt hatte, sondern dass ihn sein Vater zwang. Oder täuschte sie sich völlig in ihrem Freund?
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Re: Das Anwesen Jafor
Ysara musste sich eingestehen, dass sie nicht ganz überlegt gehandelt hatte. Erst jetzt, während sie mit Cassian dicht bei dicht im Erker vom Mondschein bestrahlt wurde, spürte sie, dass das ganze auch gehörig nach hinten losgehen könnte. Nicht auszudenken, was das für Erklärungsnot mit sich brächte, wenn nun einer der Diener die beiden miteinander erwischen würde. Das Bild sprach für sich und Ysara fühlte sich mit einem Mal ertappt. Obwohl sie aus guter Überzeugung heraus gehandelt hatte. Cassian war ihr wichtigster Freund und da war es nur selbstverständlich, dass sie loszog, um ihn heldenhaft zu retten. Dass er allerdings vielleicht gar nicht gerettet werden wollte, nach allem, was sie in seinem Zimmer hatte flüchtig bemerken dürfen… das war wiederum eine andere Geschichte. Bevor sich alles aber endlich aufklären sollte, wollte Cassian diese verfängliche Situation lieber nicht auf die Probe stellen und so floh er mit Ysi zum Dienstbotenaufgang. Hier hätten sie, ebenso wie zuvor, ungesehen verschwinden können, doch dummerweise war das Schicksal nicht ganz auf ihrer Seite. Ta’nurie – eine wunderschöne Dunkelelfe stand mit einem Mal im Flur und erleuchtete diesen mit ihrem Kandelaber. Ysara duckte sich zwar ins schützende Dunkel, war dem schwarzen Blick der Elfe allerdings nicht entgangen. Cassian musste nun doch Rede und Antwort stehen und offenbarte etwas, das Ysara sichtlich mitnahm. So sehr sie den Blick auch gesenkt hatte, um nicht erkannt zu werden und den Eindruck zu vermitteln, dass sie tatsächlich eine Magd hier im Hause wäre, sie konnte ein Keuchen nicht unterdrücken. Diese Neuigkeit wog allerdings auch Tonnen, wenn man genauer darüber nachdachte! Cassian, ausgerechnet ihr Freund Cassian sollte eine Dunkelelfe ehelichen? Ysi sah ihre Felle davonschwimmen. Sie kannte ihren Freund so gut und wusste, wie sehr er seine Familie eben auch unterstützen musste. seine Familie eben auch unterstützen musste.
Nachdem Ta’nurie die Tür hinter sich geschlossen hatte, herrschte Stille in der Dunkelheit. Ihre Augen mussten sich erst wieder etwas gewöhnen, bevor Ysara endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte. “Scheiße“, entfuhr es ihr bitter und schon schnappte sie seine Hand, um ihn mit sich zu ziehen. „Ysi.“, wollte Cassian sie aufhalten, doch irgendwie wirkte auch das eher halbherzig. Ihr Freund schien ebenfalls nicht ganz bei der Sache zu sein und so war es wohl der nächtlichen Uhrzeit und einer gehörigen Portion Glück geschuldet, dass sie unbemerkt die Dienstbotenquartiere erreichten und sich hier ein wenig freier unterhalten konnten. Trotzdem durften sie keinen Lärm machen, denn die Dienstboten schliefen derweil hinter den verschlossenen Holztüren.
Und Ysara kannte Gilbert, den Quartierdiener, der für die Zimmer und Ordnung unterhalb der Dienerschaft verantwortlich war. Er war gewissenhafter als ein Maulesel und führte stets alles nach strenger Vorschrift aus. Er war seit Jahrzehnten Teil der Familie Jafor und ihm entging nichts.
So dämpfte Ysi ihre Stimme, so gut es ihr unter den Umständen gelang und tigerte dennoch auf und ab, als hätte man sie soeben in einen Käfig verbannt. "Ne Dunkelelfe?! Deine Verlobte, ist das dein Ernst?!" „Es ist noch nicht lange offiziell…“, wandte er ein und schien ihre Gedanken zu lesen, dass sie es gern ‚offiziell‘ erfahren hätte. Oder eben von ihm und nicht … so. Cassian beobachtete Ysara einen Moment. Er kannte sie gut und wusste, dass sie sich gleich wieder fangen würde. Das tat sie, indem sie Cassian zur Küche hinunterlotste und tatsächlich begann, einen Tee zusammenzubrauen. "Schlummertrunk. Pff.", Cassian beobachtete Ysara erneut und wollte ihr bei der Zubereitung helfen, doch sie verscheuchte ihn einfach mit einer Handbewegung. Er ließ sie und lehnte sich mit dem Hintern gegen die Küchenzeile, bevor er seine Handballen links und rechts auf der Kante abstützte. Cassian wirkte stets souverän. Egal was er machte oder was er sagte, er schien immer den richtigen Ton und die richtige Haltung zu treffen. Auch jetzt wirkte er seltsam gelassen, obwohl sie ihm deutlich angemerkt hatte, dass es ihn belastete. Er hatte seine Maske, die er gegenüber Ta’nurie aufgesetzt hatte, noch nicht wieder abgelegt. "Was soll eigentlich dein Aufzug? Hast du das von deinem Vater ausgeliehen?" Das war der Moment, in dem Cassian seine Maske verlor. Erst wirkte er überrascht, sah an sich hinunter, dann lachte er mit dunkler Stimme und schüttelte seinen Kopf. Das war der Mann, den Ysara gut kannte. Er lachte nicht sehr oft, da ihn seine Pflichten dazu zwangen, ein Leben zu führen , das er nicht wollte, aber sie hatte schon häufiger mit seinem Lächeln oder dem Humor, der durchaus in ihm wohnte, Bekanntschaft machen dürfen. „Wieso? Gefällt es dir nicht?“, fragte er kess und drehte sich einmal, damit sie ihn bewundern konnte. Und wie sie ihn bewundern durfte. Cassian sah auch darin noch verboten gut aus, auch wenn er nun 100 Jahre älter wirkte. „Ach Ysara…“, seufzte er dann, während sie weiter den Tee brühen wollte. „Wäre doch alles so einfach, wie die Auswahl der falschen Garderobe für nächtliche Überraschungsbesuche…“, sinnierte er seltsam bedrückt und ließ damit bei Ysi eine Ahnung aufsteigen: "Wie viel Baldrian soll ich in den Tee geben?"
Er sah auf, aus diesen blauen Augen, die so viel mehr zu geben hatten, als den bloßen Titel. „Alles.“, kam die schlichte Antwort und für einen Moment wussten sie, dass sie es beide gerne so handhaben würden. [i] "Sie würde einige Stunden schlafen. Du könntest abhauen. Du kannst im Nest untertauchen, bis sich alles erledigt hat"[/i] Er schmunzelte und strich sich mit einer einstudierten Bewegung die längeren Haare zurück. „Bis sich alles erledigt hat… Ich beneide dich, um deine Hoffnung, Ysi.“, murmelte er und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
Sie ergriff seine Hände, während das Teewasser an Wärme zunahm. Er erwiderte den Griff und blickte auf sie herab. "Wieso ausgerechnet eine Dunkelelfe? Das kann dein Vater nicht von dir verlangen" „Sagst du ihm das auch?“, fragte er geradeheraus und sie beide wussten, dass sein Vater nicht mit sich reden ließ. Alles für Ansehen, alles für die beste Partie. Er schüttelte den Kopf und drückte ihre Finger, bevor er den Griff lockerte und um sie herumging. Er öffnete einen kleinen Schrank, hockte sich hinunter und steckte seinen Arm so weit in die Öffnung, dass es den Anschein hatte, er wollte dort hindurch verschwinden. „Warum eine Dunkelelfe?“, wiederholte er und zog seinen Arm zurück. In der Hand hielt er eine halb angebrochene Flasche Whisky. Er schloss den Schrank und erhob sich, während er sich zu Ysara umdrehte. „Ich bin froh, dass du hier bist, Ysi. Ich wäre beinahe an diesem Arrangement erstickt!“, gab er schließlich zu und erleichterte vielleicht ihr Herz. Er schüttelte die Flasche und fragte so stumm, ob sie auch etwas haben wollte. „Mein Vater hält es für eine wundervolle Idee, mich der Tochter eines Offiziers – nein, baldigen Generals – zu versprechen. Er sagte, die Umstände machten es nötig, mit der Zeit zu gehen. Die Dunkelelfen sind allesamt höhergestellt, wenn man bedenkt, was sie in der Welt losgetreten haben. Andunie, Pelgar, Sarma, ja ganze Landstriche sind gefallen, Ysara… Grandea soll nicht die nächste Großstadt sein. Man stellt sich mit ihnen gut. Die Belagerung vor Zyranus war ein Desaster. Grandessaner und Dunkelelfen flüchten in alle Himmelsrichtungen. Man will ein Bündnis – keinen Krieg. Und…“, er hatte die Flasche entkorkt und trank einen großen Schluck, ehe er Ysara die Flasche hinhielt. „…Das Haus Jafor hängt davon ab, dass ich hier meine Pflicht erfülle, zu diesem Bündnis beizutragen. Der baldige General – Ta’nurie’s Vater – wird die Befehlsgewalt über Grandea’s Soldaten erhalten. Es ist alles geplant… Ysi…“, er schaute sie aus diesen aufrichtigen Augen an. Ysara war die einzige, die Teil dieser Ehrlichkeit werden durfte. Er vertraute ihr. Sie war sein Anker in der Wirklichkeit, wenn alle um ihn herum zu träumen begannen. „Was soll ich machen? Ich kann nicht einfach weglaufen… man würde meine Familie hinrichten lassen…“, Bitterkeit mischte sich in seine Worte und er trank abermals einen gehörigen Schluck. Cassian war gezwungen, wie er es immer gewesen war. Doch dieses Mal… dieses Mal hing weitaus mehr davon ab, als seine bloße Freiheit.
Nachdem Ta’nurie die Tür hinter sich geschlossen hatte, herrschte Stille in der Dunkelheit. Ihre Augen mussten sich erst wieder etwas gewöhnen, bevor Ysara endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte. “Scheiße“, entfuhr es ihr bitter und schon schnappte sie seine Hand, um ihn mit sich zu ziehen. „Ysi.“, wollte Cassian sie aufhalten, doch irgendwie wirkte auch das eher halbherzig. Ihr Freund schien ebenfalls nicht ganz bei der Sache zu sein und so war es wohl der nächtlichen Uhrzeit und einer gehörigen Portion Glück geschuldet, dass sie unbemerkt die Dienstbotenquartiere erreichten und sich hier ein wenig freier unterhalten konnten. Trotzdem durften sie keinen Lärm machen, denn die Dienstboten schliefen derweil hinter den verschlossenen Holztüren.
Und Ysara kannte Gilbert, den Quartierdiener, der für die Zimmer und Ordnung unterhalb der Dienerschaft verantwortlich war. Er war gewissenhafter als ein Maulesel und führte stets alles nach strenger Vorschrift aus. Er war seit Jahrzehnten Teil der Familie Jafor und ihm entging nichts.
So dämpfte Ysi ihre Stimme, so gut es ihr unter den Umständen gelang und tigerte dennoch auf und ab, als hätte man sie soeben in einen Käfig verbannt. "Ne Dunkelelfe?! Deine Verlobte, ist das dein Ernst?!" „Es ist noch nicht lange offiziell…“, wandte er ein und schien ihre Gedanken zu lesen, dass sie es gern ‚offiziell‘ erfahren hätte. Oder eben von ihm und nicht … so. Cassian beobachtete Ysara einen Moment. Er kannte sie gut und wusste, dass sie sich gleich wieder fangen würde. Das tat sie, indem sie Cassian zur Küche hinunterlotste und tatsächlich begann, einen Tee zusammenzubrauen. "Schlummertrunk. Pff.", Cassian beobachtete Ysara erneut und wollte ihr bei der Zubereitung helfen, doch sie verscheuchte ihn einfach mit einer Handbewegung. Er ließ sie und lehnte sich mit dem Hintern gegen die Küchenzeile, bevor er seine Handballen links und rechts auf der Kante abstützte. Cassian wirkte stets souverän. Egal was er machte oder was er sagte, er schien immer den richtigen Ton und die richtige Haltung zu treffen. Auch jetzt wirkte er seltsam gelassen, obwohl sie ihm deutlich angemerkt hatte, dass es ihn belastete. Er hatte seine Maske, die er gegenüber Ta’nurie aufgesetzt hatte, noch nicht wieder abgelegt. "Was soll eigentlich dein Aufzug? Hast du das von deinem Vater ausgeliehen?" Das war der Moment, in dem Cassian seine Maske verlor. Erst wirkte er überrascht, sah an sich hinunter, dann lachte er mit dunkler Stimme und schüttelte seinen Kopf. Das war der Mann, den Ysara gut kannte. Er lachte nicht sehr oft, da ihn seine Pflichten dazu zwangen, ein Leben zu führen , das er nicht wollte, aber sie hatte schon häufiger mit seinem Lächeln oder dem Humor, der durchaus in ihm wohnte, Bekanntschaft machen dürfen. „Wieso? Gefällt es dir nicht?“, fragte er kess und drehte sich einmal, damit sie ihn bewundern konnte. Und wie sie ihn bewundern durfte. Cassian sah auch darin noch verboten gut aus, auch wenn er nun 100 Jahre älter wirkte. „Ach Ysara…“, seufzte er dann, während sie weiter den Tee brühen wollte. „Wäre doch alles so einfach, wie die Auswahl der falschen Garderobe für nächtliche Überraschungsbesuche…“, sinnierte er seltsam bedrückt und ließ damit bei Ysi eine Ahnung aufsteigen: "Wie viel Baldrian soll ich in den Tee geben?"
Er sah auf, aus diesen blauen Augen, die so viel mehr zu geben hatten, als den bloßen Titel. „Alles.“, kam die schlichte Antwort und für einen Moment wussten sie, dass sie es beide gerne so handhaben würden. [i] "Sie würde einige Stunden schlafen. Du könntest abhauen. Du kannst im Nest untertauchen, bis sich alles erledigt hat"[/i] Er schmunzelte und strich sich mit einer einstudierten Bewegung die längeren Haare zurück. „Bis sich alles erledigt hat… Ich beneide dich, um deine Hoffnung, Ysi.“, murmelte er und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
Sie ergriff seine Hände, während das Teewasser an Wärme zunahm. Er erwiderte den Griff und blickte auf sie herab. "Wieso ausgerechnet eine Dunkelelfe? Das kann dein Vater nicht von dir verlangen" „Sagst du ihm das auch?“, fragte er geradeheraus und sie beide wussten, dass sein Vater nicht mit sich reden ließ. Alles für Ansehen, alles für die beste Partie. Er schüttelte den Kopf und drückte ihre Finger, bevor er den Griff lockerte und um sie herumging. Er öffnete einen kleinen Schrank, hockte sich hinunter und steckte seinen Arm so weit in die Öffnung, dass es den Anschein hatte, er wollte dort hindurch verschwinden. „Warum eine Dunkelelfe?“, wiederholte er und zog seinen Arm zurück. In der Hand hielt er eine halb angebrochene Flasche Whisky. Er schloss den Schrank und erhob sich, während er sich zu Ysara umdrehte. „Ich bin froh, dass du hier bist, Ysi. Ich wäre beinahe an diesem Arrangement erstickt!“, gab er schließlich zu und erleichterte vielleicht ihr Herz. Er schüttelte die Flasche und fragte so stumm, ob sie auch etwas haben wollte. „Mein Vater hält es für eine wundervolle Idee, mich der Tochter eines Offiziers – nein, baldigen Generals – zu versprechen. Er sagte, die Umstände machten es nötig, mit der Zeit zu gehen. Die Dunkelelfen sind allesamt höhergestellt, wenn man bedenkt, was sie in der Welt losgetreten haben. Andunie, Pelgar, Sarma, ja ganze Landstriche sind gefallen, Ysara… Grandea soll nicht die nächste Großstadt sein. Man stellt sich mit ihnen gut. Die Belagerung vor Zyranus war ein Desaster. Grandessaner und Dunkelelfen flüchten in alle Himmelsrichtungen. Man will ein Bündnis – keinen Krieg. Und…“, er hatte die Flasche entkorkt und trank einen großen Schluck, ehe er Ysara die Flasche hinhielt. „…Das Haus Jafor hängt davon ab, dass ich hier meine Pflicht erfülle, zu diesem Bündnis beizutragen. Der baldige General – Ta’nurie’s Vater – wird die Befehlsgewalt über Grandea’s Soldaten erhalten. Es ist alles geplant… Ysi…“, er schaute sie aus diesen aufrichtigen Augen an. Ysara war die einzige, die Teil dieser Ehrlichkeit werden durfte. Er vertraute ihr. Sie war sein Anker in der Wirklichkeit, wenn alle um ihn herum zu träumen begannen. „Was soll ich machen? Ich kann nicht einfach weglaufen… man würde meine Familie hinrichten lassen…“, Bitterkeit mischte sich in seine Worte und er trank abermals einen gehörigen Schluck. Cassian war gezwungen, wie er es immer gewesen war. Doch dieses Mal… dieses Mal hing weitaus mehr davon ab, als seine bloße Freiheit.

- Ysara
- Spieler-Charakter
- Beiträge: 132
- Registriert: Dienstag 3. Oktober 2023, 15:19
- Moderator des Spielers: Madiha
- Aufenthaltsort: Andunie
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Mensch
- Sprachen: Garmisch
- Beruf: Diebin und Anführerin der 'Krähen'
- Fähigkeiten: - Diebeskunst (gut)
- Selbstverteidigung (durchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 0L, 0F
- Ausrüstung: - Dietriche, Spanner, Draht
- kleines Messer
Re: Das Anwesen Jafor
Cassian sollte also heiraten? Wann waren sie erwachsen geworden? Vermutlich später, als ihre Eltern gehofft hatten.. Ysi behagte der Gedanke überhaupt nicht. Nichts an der derzeitigen Situation behagte ihr. Im Moment noch am allerwenigsten die Dunkelelfe in Cassians Gemach. Ysi zog ihn einfach mit sich und ließ sich nicht aufhalten. Sie verfiel in Tatendrang, der früher oder später ihren Kopf klären würde. Doch die neue Erkenntnis musste erst einmal sacken. Er sollte eine Dunkelelfe heiraten und das erfuhr sie in der Nacht zwischen Tür und Angel! Gerade sie. „Es ist noch nicht lange offiziell…“ Sie registrierte seinen Einwand, reagierte aber nur kurz, indem sie für einen Moment in der Bewegung innehielt, und ihn ansah. Dann ging sie runter in die Küche. Während Cassian, nachdem sie ihm zu verstehen gab, dass er nicht helfen sollte, absolut ruhig und scheinbar gelassen an der Küchenzeile lehnte, wuselte Ysi ungläubig und empört durch die Küche. Der Ärger musste raus! Cassian wirkte entspannt, aber sie kaufte es ihm nicht ab, und seine aufgesetzte Zurückhaltung hielt sie nicht davon ab, ihre Gefühle offen zu zeigen. Ihre größte Wut ließ sie zuerst an seinem Pyjama aus, über den sie unbefangen reden konnte. Cassian lachte. Ysara stoppte in ihrer Bewegung und sah ihn schmunzelnd an. Seine Maske brach und sein tiefes Lachen ließ ihre Wut deutlich abebben. „Wieso? Gefällt es dir nicht?“ Sie kicherte, als er sich einmal um die eigene Achse drehte und musterte ihn eingehend. Sie wusste, selbst in diesem hässlichen Pyjama würden sich die Frauen um seinen Hals werfen, während sie ruhig neben ihm stand. "Du hast Kleidung, die dir mehr schmeichelt", antwortete sie grinsend.
„Ach Ysara…“ Ihr Herz zog sich zusammen, als würde all die Last, die er trug, nur über diese beiden Worte an ihre Ohren dringen. Ihr Lächeln gefror und ihre Augen bekamen einen traurigen Glanz. „Wäre doch alles so einfach, wie die Auswahl der falschen Garderobe für nächtliche Überraschungsbesuche…“ Sie schwieg und sah ihm einfach nur in diese Augen, während sie fragte, wie viel Baldrian sie in den Tee geben sollte. „Alles.“ Sie schwieg. Cassian machte es ihr schwer. In diesem Wort schwang alles mit, was sie wissen musste: Er wollte das nicht. Sie äußerte ihre spontane Idee, dass er verschwinden und im Krähennest untertauchen konnte. Ein Vorschlag, der aus absoluter Hilflosigkeit geboren wurde. „Bis sich alles erledigt hat… Ich beneide dich, um deine Hoffnung, Ysi.“ Sie schüttelte den Kopf. Es war eher ein Strohhalm, an den sie sich klammern wollte. "Irgendetwas müssen wir tun", raunte sie, aber sie wusste auch, dass es keine reelle Alternative war, im Armenviertel unterzutauchen.
Sie verstand nicht, wieso sein Vater wollte, dass er ausgerechnet eine Dunkelelfe ehelichte. Er konnte Cassian doch nicht zwingen! „Sagst du ihm das auch?“ Ihr Blick wurde ernst und hilflos. Sie beide kannten die Antwort. Ysara würde es sofort tun, wenn auch nur der Hauch einer Chance bestand, dass sein Vater ihr zuhören würde. Aber sie hatte kein Recht dazu, sich einzumischen, geschweige denn die Entscheidungen seines Vaters offen anzuzweifeln. Sie seufzte und blickte auf ihre Hände hinab, die er drückte, bevor er sich einem Schrank zuwandte. Stirnrunzelnd und sich fragend, was das jetzt sollte, beobachtete sie, wie er halb in dem Möbelstück versank. „Warum eine Dunkelelfe?, hörte sie ihn im Schrank murmeln. Als er mit der Flasche in der Hand wieder auftauchte, grinste sie vielsagend ob seines Geheimverstecks. „Ich bin froh, dass du hier bist, Ysi. Ich wäre beinahe an diesem Arrangement erstickt!“
Es tat gut, das zu hören. Also der erste Teil. Sie lächelte, weil er dadurch klar machte, dass er sie doch nicht schnellstmöglich aus dem Haus schaffen wollte. Er war froh, dass sie hier war und nahm sich Zeit, ihr sein Herz auszuschütten. "Ich bin froh, dass du deswegen nicht aus dem Fenster gesprungen bist", murmelte sie und schüttelte den Kopf auf sein Angebot mit dem Whisky. Sie trank nicht oft und wenn, dann auch nicht viel. Sie mochte es nicht, nicht klar denken zu können und nicht alles im Blick zu haben, was um sie herum passierte. Sie wurde oft Zeugin davon, wie die Leute jeglichen Verstand und Anstand unter dem Einfluss von Alkohol vergaßen. Ysi konnte selten entspannen. Am ehesten erlaubte sie sich es sich noch, wenn sie alleine in ihrem Zimmer oder der Bibliothek war und ihren Kopf in Heldengeschichten stecken konnte, die meistens ein gutes Ende nahmen. Aber in Gesellschaft anderer, fernab ihrer Krähen? Nein. Sie war immer wachsam, immer auf der Hut. Sie konnte sich keinen Fehltritt erlauben und hielt stets die Augen auf, zumindest gab sie ihr Bestes.
„Mein Vater hält es für eine wundervolle Idee, mich der Tochter eines Offiziers – nein, baldigen Generals – zu versprechen. Er sagte, die Umstände machten es nötig, mit der Zeit zu gehen. Die Dunkelelfen sind allesamt höhergestellt, wenn man bedenkt, was sie in der Welt losgetreten haben. Andunie, Pelgar, Sarma, ja ganze Landstriche sind gefallen, Ysara… Grandea soll nicht die nächste Großstadt sein. Man stellt sich mit ihnen gut. Die Belagerung vor Zyranus war ein Desaster. Grandessaner und Dunkelelfen flüchten in alle Himmelsrichtungen. Man will ein Bündnis – keinen Krieg. Und…“
Ysi war still geworden, es war erschütternd, was er ihr erzählte. Die Welt hatte sich in den letzten Jahren gewandelt, der Krieg kam näher. Und Cassian musste seinen Kopf hinhalten, um Frieden zu wahren. Eigentlich tat er genau das, wofür die Krähen versuchten, einzustehen. Aber der Preis dafür war viel zu hoch! Sie beobachtete ihn dabei, wie er einen großen Schluck aus der Flasche trank und sie ihr hinhielt. Das war eine außergewöhnliche Situation, die auch außergewöhnliche Maßnahmen verlangte. Auch wenn sie zuvor abgelehnt hatte, griff sie nun nach der Flasche und nahm einen großen Schluck, um den üblen Geschmack herunter zu spülen, den Cassians Worte in ihrem Hals hinterlassen hatten. Sie sog die Luft ein und unterdrückte gerade noch so ein Husten, als der Alkohol einen brennenden Film in ihrer Kehle hinterließ. Sie verzog das Gesicht ob des scharfen Geschmacks.
„…Das Haus Jafor hängt davon ab, dass ich hier meine Pflicht erfülle, zu diesem Bündnis beizutragen. Der baldige General – Ta’nurie’s Vater – wird die Befehlsgewalt über Grandea’s Soldaten erhalten. Es ist alles geplant… Ysi…“
Er schaute sie so aufrichtig an, dass selbst dieser dunkelelfische Bald-General Mitleid mit ihm bekäme. Ysi sah ihn mitleidig an. Er tat ihr leid. "Diese Welt ist nicht fair", sagte sie resigniert. Es war nicht fair, Cassian zu einer Hochzeit zu zwingen. Es war nicht fair, dass Eltern ihre Kinder an die Reichsten und Einflussreichsten verheirateten und es immer nur um Profit und Ansehen ging. Sie fühlte sich so hilflos wie lange nicht mehr. Sie wollte ihrem Freund helfen!
„Was soll ich machen? Ich kann nicht einfach weglaufen… man würde meine Familie hinrichten lassen…“
"Hin.. rich.. ten?", hauchte sie. Ysi wurde bleich. Sie hätte ihm gerne gesagt, dass sie das schaffen würden. Zusammen. Dass sie an seiner Seite war und er auf sie zählen konnte, so wie immer. Aber das hier war eine ganz andere Sache als die kleinen Intrigen, die langweiligen Bälle und die geschwollenen Gespräche in ihren Kreise. Er sollte in eine dunkelelfische Familie einheiraten, sein Schwiegervater würde den Soldaten ihrer Heimatstadt alles befehligen können, wozu er Lust hatte. Er hatte keine Wahl. Er konnte nicht weglaufen und seine Familie damit zum Tode verurteilen. In Ysis Hals bildete sich ein Kloß. Es klang ausweglos.
"Du könntest ihr ein eigenes Anwesen kaufen. Ihr könntet euch nur zu den offiziellen Anlässen sehen", überlegte sie dann laut, als sie den Gedanken weiterspann. Wenn sich die Ehe nicht verhindern ließ, vielleicht konnte man sie wenigstens erträglicher machen. "So machen es doch viele, oder nicht? Ihre nervigen Frauen in ihr eigenes Anwesen ausquartieren und hoffen, dass der Luxus sie zum Schweigen bringt." Sie war sich sicher, dass Cassian das nicht so handhaben würde - mit einer Frau, die ihm ebenbürtig war und die er liebte. Oder wenigstens mochte. Aber mit einer Dunkelelfe ließ sich doch so umgehen? Wobei Ysi für nichts garantieren würde, was Ta’nurie betraf. Als Dunkelelfe und Tochter eines Generals wusste sie sich sicherlich durchzusetzen. Und ihr erster Eindruck hatte ihr nicht gefallen. Allein die Art, wie sie mit Cassian gesprochen hatte, gefiel ihr nicht. Sie wirkte überheblich und unantastbar. Cassian konnte Ysi ansehen, dass sie auch von diesem Vorschlag nicht überzeugt war. Die Blonde sah besorgt, wie er noch einen Schluck vom Alkohol nahm. Wie einfach das Leben wäre, wenn sie einfach nur hier sitzen bleiben und die ganze Nacht über ihr Leben philosophieren würden. Doch diese Zeiten lagen hinter ihnen. Spätestens jetzt mussten sie der Realität ins Auge blicken und Cassian das tun, was sie so lange so erfolgreich verhindert hatten - sich dem Willen seiner Eltern und der Gesellschaft beugen.
"Mir gefällt nicht, wie sie mit dir redet", sagte sie ungefragt ihre Meinung in die aufsteigende Stille. Sie war immer offen seinen Verehrerinnen gegenüber gewesen. Sie gönnte ihm sein Glück. Jetzt aber eine Dunkelelfe als Verlobte vorgesetzt zu bekommen - nicht nur Cassian haderte damit. Eine Ehefrau würde eine weitere Einschränkung bedeuten. Noch eine Person und ihr ganzer Anhang, vor dem Cassian die Krähen geheim halten musste. Wo sie sich jetzt noch heimlich sehen konnten, würde das mit einer Ehefrau - egal ob Dunkelelfe oder nicht - so gut wie unmöglich werden. Sie kannte Cassian und sie würde nicht verlangen, dass er seine Ehre aufs Spiel setzte, dass er seine Ehefrau hinterging und anlog. Die Leute würden reden, wenn sie weiterhin so oft seine Gesellschaft suchen würde. Was sie anging, würde sie das nicht stören. Aber es ging um Cassian. Es ziemte sich nicht, so viel Zeit mit einem verheirateten Mann zu verbringen. Und was würde das für ihre Freundschaft bedeuten? Grübelnd schaute sie auf ihre Finger hinab, die sie nervös knetete. Sich für eine Dunkelelfe zurücknehmen zu müssen.. sie wusste noch nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie seufzte tief und war innerlich zerrissen. "Cassian?", sagte sie leise und schaute von ihren Fingern zu ihm auf. Es fiel ihr schwer, das Folgende zu sagen, das konnte er deutlich sehen. "Es war gut, dass du die Füße stillgehalten hast. Die Dunkle ist eine Gefahr für uns", kam sie dann auch gleich auf den Punkt. Durch die Elfe an seiner Seite - seine Verlobte, so widerstrebend dieser Gedanke auch noch war - wurde auch er zur Gefahr. Sie sprach es nicht aus, aber er konnte es sich sicher denken. Es fiel ihr wirklich nicht leicht, das zu sagen und sie haderte. "Du solltest erst einmal nicht mehr zu uns kommen. Das Risiko ist zu groß mit ihr in deinem Haus. Wenn sie dir auch nur annähernd auf die Schliche kommt, sind wir alle geliefert. Es tut mir leid, Cassian. Wirklich. Ich muss darüber nachdenken - mit Sadia und den anderen." Sie wusste, dass er sie gerade brauchte und sie war die Letzte, die ihn von sich stoßen wollte. Monatelang hatten sie mit der unterschwelligen Gefahr durch die Dunkelelfen in Grandea gehadert. Und nun war es ausgerechnet eine Krähe selbst, die die Gefahr näher brachte. "Vielleicht haben die anderen noch eine Idee, wie wir dich da rausbekommen. Am besten treffen wir uns zukünftig bei mir Zuhause. Ohne sie. Dir wird schon ein Grund einfallen, ja? Es tut mir leid. Bitte nimm' mir das nicht krumm", wurde sie noch ein Stück leiser und sah ihn betreten an. Manchmal musste sie Entscheidungen zum Wohle der Mehrheit treffen, auch wenn es ihr das Herz zerriss, weil es sich anfühlte, als würde sie ihren Freund im Stich lassen. Doch sie wusste nicht weiter, sie wusste nicht, wie sie das alles aufhalten sollte. Sie würden diese Ehe nicht kitten können. Wenn sein Vater nicht auf die Wünsche seines Sohnes einging, dann konnte niemand etwas ausrichten. Also musste Ysi Schadensbegrenzung betreiben.
„Ach Ysara…“ Ihr Herz zog sich zusammen, als würde all die Last, die er trug, nur über diese beiden Worte an ihre Ohren dringen. Ihr Lächeln gefror und ihre Augen bekamen einen traurigen Glanz. „Wäre doch alles so einfach, wie die Auswahl der falschen Garderobe für nächtliche Überraschungsbesuche…“ Sie schwieg und sah ihm einfach nur in diese Augen, während sie fragte, wie viel Baldrian sie in den Tee geben sollte. „Alles.“ Sie schwieg. Cassian machte es ihr schwer. In diesem Wort schwang alles mit, was sie wissen musste: Er wollte das nicht. Sie äußerte ihre spontane Idee, dass er verschwinden und im Krähennest untertauchen konnte. Ein Vorschlag, der aus absoluter Hilflosigkeit geboren wurde. „Bis sich alles erledigt hat… Ich beneide dich, um deine Hoffnung, Ysi.“ Sie schüttelte den Kopf. Es war eher ein Strohhalm, an den sie sich klammern wollte. "Irgendetwas müssen wir tun", raunte sie, aber sie wusste auch, dass es keine reelle Alternative war, im Armenviertel unterzutauchen.
Sie verstand nicht, wieso sein Vater wollte, dass er ausgerechnet eine Dunkelelfe ehelichte. Er konnte Cassian doch nicht zwingen! „Sagst du ihm das auch?“ Ihr Blick wurde ernst und hilflos. Sie beide kannten die Antwort. Ysara würde es sofort tun, wenn auch nur der Hauch einer Chance bestand, dass sein Vater ihr zuhören würde. Aber sie hatte kein Recht dazu, sich einzumischen, geschweige denn die Entscheidungen seines Vaters offen anzuzweifeln. Sie seufzte und blickte auf ihre Hände hinab, die er drückte, bevor er sich einem Schrank zuwandte. Stirnrunzelnd und sich fragend, was das jetzt sollte, beobachtete sie, wie er halb in dem Möbelstück versank. „Warum eine Dunkelelfe?, hörte sie ihn im Schrank murmeln. Als er mit der Flasche in der Hand wieder auftauchte, grinste sie vielsagend ob seines Geheimverstecks. „Ich bin froh, dass du hier bist, Ysi. Ich wäre beinahe an diesem Arrangement erstickt!“
Es tat gut, das zu hören. Also der erste Teil. Sie lächelte, weil er dadurch klar machte, dass er sie doch nicht schnellstmöglich aus dem Haus schaffen wollte. Er war froh, dass sie hier war und nahm sich Zeit, ihr sein Herz auszuschütten. "Ich bin froh, dass du deswegen nicht aus dem Fenster gesprungen bist", murmelte sie und schüttelte den Kopf auf sein Angebot mit dem Whisky. Sie trank nicht oft und wenn, dann auch nicht viel. Sie mochte es nicht, nicht klar denken zu können und nicht alles im Blick zu haben, was um sie herum passierte. Sie wurde oft Zeugin davon, wie die Leute jeglichen Verstand und Anstand unter dem Einfluss von Alkohol vergaßen. Ysi konnte selten entspannen. Am ehesten erlaubte sie sich es sich noch, wenn sie alleine in ihrem Zimmer oder der Bibliothek war und ihren Kopf in Heldengeschichten stecken konnte, die meistens ein gutes Ende nahmen. Aber in Gesellschaft anderer, fernab ihrer Krähen? Nein. Sie war immer wachsam, immer auf der Hut. Sie konnte sich keinen Fehltritt erlauben und hielt stets die Augen auf, zumindest gab sie ihr Bestes.
„Mein Vater hält es für eine wundervolle Idee, mich der Tochter eines Offiziers – nein, baldigen Generals – zu versprechen. Er sagte, die Umstände machten es nötig, mit der Zeit zu gehen. Die Dunkelelfen sind allesamt höhergestellt, wenn man bedenkt, was sie in der Welt losgetreten haben. Andunie, Pelgar, Sarma, ja ganze Landstriche sind gefallen, Ysara… Grandea soll nicht die nächste Großstadt sein. Man stellt sich mit ihnen gut. Die Belagerung vor Zyranus war ein Desaster. Grandessaner und Dunkelelfen flüchten in alle Himmelsrichtungen. Man will ein Bündnis – keinen Krieg. Und…“
Ysi war still geworden, es war erschütternd, was er ihr erzählte. Die Welt hatte sich in den letzten Jahren gewandelt, der Krieg kam näher. Und Cassian musste seinen Kopf hinhalten, um Frieden zu wahren. Eigentlich tat er genau das, wofür die Krähen versuchten, einzustehen. Aber der Preis dafür war viel zu hoch! Sie beobachtete ihn dabei, wie er einen großen Schluck aus der Flasche trank und sie ihr hinhielt. Das war eine außergewöhnliche Situation, die auch außergewöhnliche Maßnahmen verlangte. Auch wenn sie zuvor abgelehnt hatte, griff sie nun nach der Flasche und nahm einen großen Schluck, um den üblen Geschmack herunter zu spülen, den Cassians Worte in ihrem Hals hinterlassen hatten. Sie sog die Luft ein und unterdrückte gerade noch so ein Husten, als der Alkohol einen brennenden Film in ihrer Kehle hinterließ. Sie verzog das Gesicht ob des scharfen Geschmacks.
„…Das Haus Jafor hängt davon ab, dass ich hier meine Pflicht erfülle, zu diesem Bündnis beizutragen. Der baldige General – Ta’nurie’s Vater – wird die Befehlsgewalt über Grandea’s Soldaten erhalten. Es ist alles geplant… Ysi…“
Er schaute sie so aufrichtig an, dass selbst dieser dunkelelfische Bald-General Mitleid mit ihm bekäme. Ysi sah ihn mitleidig an. Er tat ihr leid. "Diese Welt ist nicht fair", sagte sie resigniert. Es war nicht fair, Cassian zu einer Hochzeit zu zwingen. Es war nicht fair, dass Eltern ihre Kinder an die Reichsten und Einflussreichsten verheirateten und es immer nur um Profit und Ansehen ging. Sie fühlte sich so hilflos wie lange nicht mehr. Sie wollte ihrem Freund helfen!
„Was soll ich machen? Ich kann nicht einfach weglaufen… man würde meine Familie hinrichten lassen…“
"Hin.. rich.. ten?", hauchte sie. Ysi wurde bleich. Sie hätte ihm gerne gesagt, dass sie das schaffen würden. Zusammen. Dass sie an seiner Seite war und er auf sie zählen konnte, so wie immer. Aber das hier war eine ganz andere Sache als die kleinen Intrigen, die langweiligen Bälle und die geschwollenen Gespräche in ihren Kreise. Er sollte in eine dunkelelfische Familie einheiraten, sein Schwiegervater würde den Soldaten ihrer Heimatstadt alles befehligen können, wozu er Lust hatte. Er hatte keine Wahl. Er konnte nicht weglaufen und seine Familie damit zum Tode verurteilen. In Ysis Hals bildete sich ein Kloß. Es klang ausweglos.
"Du könntest ihr ein eigenes Anwesen kaufen. Ihr könntet euch nur zu den offiziellen Anlässen sehen", überlegte sie dann laut, als sie den Gedanken weiterspann. Wenn sich die Ehe nicht verhindern ließ, vielleicht konnte man sie wenigstens erträglicher machen. "So machen es doch viele, oder nicht? Ihre nervigen Frauen in ihr eigenes Anwesen ausquartieren und hoffen, dass der Luxus sie zum Schweigen bringt." Sie war sich sicher, dass Cassian das nicht so handhaben würde - mit einer Frau, die ihm ebenbürtig war und die er liebte. Oder wenigstens mochte. Aber mit einer Dunkelelfe ließ sich doch so umgehen? Wobei Ysi für nichts garantieren würde, was Ta’nurie betraf. Als Dunkelelfe und Tochter eines Generals wusste sie sich sicherlich durchzusetzen. Und ihr erster Eindruck hatte ihr nicht gefallen. Allein die Art, wie sie mit Cassian gesprochen hatte, gefiel ihr nicht. Sie wirkte überheblich und unantastbar. Cassian konnte Ysi ansehen, dass sie auch von diesem Vorschlag nicht überzeugt war. Die Blonde sah besorgt, wie er noch einen Schluck vom Alkohol nahm. Wie einfach das Leben wäre, wenn sie einfach nur hier sitzen bleiben und die ganze Nacht über ihr Leben philosophieren würden. Doch diese Zeiten lagen hinter ihnen. Spätestens jetzt mussten sie der Realität ins Auge blicken und Cassian das tun, was sie so lange so erfolgreich verhindert hatten - sich dem Willen seiner Eltern und der Gesellschaft beugen.
"Mir gefällt nicht, wie sie mit dir redet", sagte sie ungefragt ihre Meinung in die aufsteigende Stille. Sie war immer offen seinen Verehrerinnen gegenüber gewesen. Sie gönnte ihm sein Glück. Jetzt aber eine Dunkelelfe als Verlobte vorgesetzt zu bekommen - nicht nur Cassian haderte damit. Eine Ehefrau würde eine weitere Einschränkung bedeuten. Noch eine Person und ihr ganzer Anhang, vor dem Cassian die Krähen geheim halten musste. Wo sie sich jetzt noch heimlich sehen konnten, würde das mit einer Ehefrau - egal ob Dunkelelfe oder nicht - so gut wie unmöglich werden. Sie kannte Cassian und sie würde nicht verlangen, dass er seine Ehre aufs Spiel setzte, dass er seine Ehefrau hinterging und anlog. Die Leute würden reden, wenn sie weiterhin so oft seine Gesellschaft suchen würde. Was sie anging, würde sie das nicht stören. Aber es ging um Cassian. Es ziemte sich nicht, so viel Zeit mit einem verheirateten Mann zu verbringen. Und was würde das für ihre Freundschaft bedeuten? Grübelnd schaute sie auf ihre Finger hinab, die sie nervös knetete. Sich für eine Dunkelelfe zurücknehmen zu müssen.. sie wusste noch nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie seufzte tief und war innerlich zerrissen. "Cassian?", sagte sie leise und schaute von ihren Fingern zu ihm auf. Es fiel ihr schwer, das Folgende zu sagen, das konnte er deutlich sehen. "Es war gut, dass du die Füße stillgehalten hast. Die Dunkle ist eine Gefahr für uns", kam sie dann auch gleich auf den Punkt. Durch die Elfe an seiner Seite - seine Verlobte, so widerstrebend dieser Gedanke auch noch war - wurde auch er zur Gefahr. Sie sprach es nicht aus, aber er konnte es sich sicher denken. Es fiel ihr wirklich nicht leicht, das zu sagen und sie haderte. "Du solltest erst einmal nicht mehr zu uns kommen. Das Risiko ist zu groß mit ihr in deinem Haus. Wenn sie dir auch nur annähernd auf die Schliche kommt, sind wir alle geliefert. Es tut mir leid, Cassian. Wirklich. Ich muss darüber nachdenken - mit Sadia und den anderen." Sie wusste, dass er sie gerade brauchte und sie war die Letzte, die ihn von sich stoßen wollte. Monatelang hatten sie mit der unterschwelligen Gefahr durch die Dunkelelfen in Grandea gehadert. Und nun war es ausgerechnet eine Krähe selbst, die die Gefahr näher brachte. "Vielleicht haben die anderen noch eine Idee, wie wir dich da rausbekommen. Am besten treffen wir uns zukünftig bei mir Zuhause. Ohne sie. Dir wird schon ein Grund einfallen, ja? Es tut mir leid. Bitte nimm' mir das nicht krumm", wurde sie noch ein Stück leiser und sah ihn betreten an. Manchmal musste sie Entscheidungen zum Wohle der Mehrheit treffen, auch wenn es ihr das Herz zerriss, weil es sich anfühlte, als würde sie ihren Freund im Stich lassen. Doch sie wusste nicht weiter, sie wusste nicht, wie sie das alles aufhalten sollte. Sie würden diese Ehe nicht kitten können. Wenn sein Vater nicht auf die Wünsche seines Sohnes einging, dann konnte niemand etwas ausrichten. Also musste Ysi Schadensbegrenzung betreiben.
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Re: Das Anwesen Jafor
Wenn es doch so einfach wäre. Wenn sie sich bei den Händen nehmen und einfach durch den Dienstboteneingang davonlaufen könnten. Weit weg von Zwängen, Regeln und… verlobten Dunkelelfen. Ysara klammerte sich an die kleinste Möglichkeit, ihrem Freund aus der Misere zu helfen. Aber Cassian war schon sehr viel weiter. Er offenbarte Ysara, dass es eben doch nicht so einfach werden könnte. Er erklärte freiheraus, welche Konsequenzen sein Veto haben könnte und dass sich die Zeiten gehörig geändert hatten. Es war wie ein Schlag in die Magengrube, als er deutlich machte, dass weglaufen im schlimmsten Falle den Tod seiner Familie zur Folge haben würde. Ganz bestimmt aber einen Bruch mit den Dunkelelfen und dem irreparablen Schaden seiner Ehre. Ysara wusste das besser als irgendwer sonst. Trotzdem wollte sie Lösungen präsentieren, statt der Ausweglosigkeit einen Rahmen zu geben. "Du könntest ihr ein eigenes Anwesen kaufen. Ihr könntet euch nur zu den offiziellen Anlässen sehen. So machen es doch viele, oder nicht? Ihre nervigen Frauen in ihr eigenes Anwesen ausquartieren und hoffen, dass der Luxus sie zum Schweigen bringt." Er betrachtete Ysara und schmunzelte dann, während die Idee in seinem Kopf Formen annahm, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelten. „Keine schlechte Idee. Ich könnte sie einfach fortsperren und nur herausholen, wenn mir danach ist.“, bemerkte er leicht sarkastisch und zwinkerte der Blonden zu.
Doch dann schüttelte er resigniert den Kopf und atmete erneut tief durch. „Die Dunkelelfen wollen Präsenz zeigen. Sie kaufen sich in die reichsten Familien ein und werden so immer stärker – und sind so aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.“, er überlegte kurz, „Himmel- die Familie Anassus hat sogar ihre Jüngste von 7 Jahren einem dunkelelfischen Magus versprochen!“, schnaubte er ungläubig und schüttelte das schwarze Haar. „Die Welt ist nicht unfair, sie ist verrückt geworden!“, griff er ihre Worte noch mal auf.
Dass sie beide die selben Ansichten teilten und sich teilweise schon blind verstanden, schaffte eine intime Vertrautheit, die sich nicht schickte in ihrer Welt. Wo im Armenviertel zarte Bande einfach entstehen durften, da waren sie im Viertel der Reichen verpönt. Wenn sie nicht bereits seit Langem das ‚schwarze Schaf‘ der Familie gewesen wäre hätte sie sich selbst ebenfalls Gedanken darüber machen müssen. Gedanken darüber, was es bedeutete, wenn man sie und Cassian tuschelnd am Rande eines Banketts oder im Hinterzimmer eines Theaters antraf. Sie hätte sich darüber Gedanken machen müssen, dass sie diese Freundschaft zu ihm nicht in dem Maße hätte pflegen dürfen, wie sie es nun einforderte. Sie waren sich nahe, vielleicht zu nahe und doch waren sie einfach füreinander da. Ysara konnte sich auf Cassian verlassen, während er es ebenso bei ihr konnte… Oder? "Mir gefällt nicht, wie sie mit dir redet", stellte sie klar und erntete ein Leuchten aus dem Blau der aristokratischen Augen. „Sagst du ihr das auch?“, grinste er dann und spielte erneut auf seinen Satz mit seinem Vater an. Er trank erneut einen Schluck aus der gefundenen Flasche, ehe er die Flasche wegstellte. Er hatte genug. Auch er brauchte einen klaren Verstand, denn noch war er sich nicht sicher, inwieweit Ta’nurie Verstand besaß. Einen Moment kehrte Stille ein, während Ysi auf ganz andere Gedanken kam. "Cassian?", kam es zögerlich von ihr, sodass sie seine Aufmerksamkeit erhielt. "Es war gut, dass du die Füße stillgehalten hast. Die Dunkle ist eine Gefahr für uns.“, er nickte langsam und behielt seinen Blick auf seiner Freundin, als wüsste er, was nun folgen würde. "Du solltest erst einmal nicht mehr zu uns kommen. Das Risiko ist zu groß mit ihr in deinem Haus. Wenn sie dir auch nur annähernd auf die Schliche kommt, sind wir alle geliefert. Es tut mir leid, Cassian. Wirklich. Ich muss darüber nachdenken - mit Sadia und den anderen."
Sein Gesicht verlor die Entspannung und wurde wieder zur allzeit gelebten Maske. Das Lächeln verflog und anstelle dessen traten glatte Gesichtszüge. Er beobachtete Ysara und konnte durchaus erkennen, dass es ihr nicht leichtfiel. Aber er sah auch ihre Priorität. "Vielleicht haben die anderen noch eine Idee, wie wir dich da rausbekommen. Am besten treffen wir uns zukünftig bei mir zuhause. Ohne sie. Dir wird schon ein Grund einfallen, ja? Es tut mir leid. Bitte nimm' mir das nicht krumm." Ysara konnte sehen, wie sich der zugewandte Blick zurückzog. Cassian richtete sich steif auf und verschränkte langsam die Arme vor der Brust, die dadurch nur noch breiter wirkte. „Verstehe.“, murmelte er schlicht und nickte plötzlich, ehe er seufzte. „Es ist wohl das Beste, da hast du Recht.“, gab er zu, doch er wirkte ganz und gar nicht erfreut darüber. Das Ausgelassene war verschwunden. Nun stand vor ihr der Cassian, den sie alle zu Gesicht bekamen. „Keine Sorge Ysara – ich werde deine Krähen nicht verraten und… ich verstehe das wirklich. Du kümmerst dich um die deinen und ich… ich kümmere mich um die meinen.“. Es kam einem Bruch gleich. Etwas roch wie angesengt und leicht verkohlt. Dabei blieb Cassian höflich. Er griff nach der Teetasse und ging an Ysi vorbei, um die Küche zu verlassen.
An deren Eingang blieb er noch mal stehen und wandte sich zu Ysara um: „Bevor ich gehe – hör mir noch zu: Ich habe gehört, wie Ta’nurie mit ihrem Vater sprach und dabei ging es um… einen Gegenstand von größter Wichtigkeit. Er soll im Arbeitszimmer ihres Vaters sicher verwahrt liegen. Der -baldige- General hat sein Quartier ein Stück weit im Westen des Innenrings. Kurz bevor man zum Tor gelangt, durch das man zum äußeren Ring kommt. Dort soll er dieses wichtige ‚Etwas‘ aufbewahren. Was es genau ist, kann ich nicht sagen, aber vielleicht ist es eine Schatzkarte oder so? Sie sprachen zumindest davon, dass es ihnen den Weg zu einem der größten Schätze zeigen würde, die man auf Celcia finden könnte.“ Er blickte sie an und zuckte die Schultern. „Ich dachte, das interessiert dich vielleicht. Womöglich könnte das die Probleme der Krähen ein wenig… heilen?“, teilte er ihr mit und bedachte sie abermals mit einem bedauernden Blick. „Mach’s gut, Ysi… Mir werden unsere gemeinsamen Feste fehlen. Aber ich nehme es dir nicht übel – ich weiß, dass du dich um deine Krähen sorgst.“, murmelte er leise aber nicht minder ehrlich. Dann wandte er ihr den Rücken zu und ging tatsächlich wieder den Dienstbotenaufgang hinauf. Cassian hatte Ysi verstanden und handelte danach, damit es für niemanden besonders schwer würde. Aber… zählte das? Sie hatte doch nur gesagt, er solle etwas Abstand halten, damit sie geschützt waren. Allerdings war Cassian heftig umschwärmt, aber eine Freundin hatte er tatsächlich nur einmal. Und jene nun zu verlieren, obwohl er sie am dringendsten brauchte, wog schwer. Aber Cassian war ein Profi. Er wurde dazu erzogen, jede Minute seines Aufwachsens. Nun bewies er, dass er weitaus stärker war, als man ihm vielleicht zutrauen würde. Dennoch war ihnen soeben ein äußerst wichtiger Teil ihrer Gemeinschaft verloren gegangen. Doch das, was Cassian erwähnt hatte, blieb interessant. Wo auch immer dieser ‚Arbeitsraum‘ sein sollte und was auch immer dort versteckt sein würde…Sie musste das vermutlich erstmal mit ihren Krähen sprechen…
Doch dann schüttelte er resigniert den Kopf und atmete erneut tief durch. „Die Dunkelelfen wollen Präsenz zeigen. Sie kaufen sich in die reichsten Familien ein und werden so immer stärker – und sind so aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.“, er überlegte kurz, „Himmel- die Familie Anassus hat sogar ihre Jüngste von 7 Jahren einem dunkelelfischen Magus versprochen!“, schnaubte er ungläubig und schüttelte das schwarze Haar. „Die Welt ist nicht unfair, sie ist verrückt geworden!“, griff er ihre Worte noch mal auf.
Dass sie beide die selben Ansichten teilten und sich teilweise schon blind verstanden, schaffte eine intime Vertrautheit, die sich nicht schickte in ihrer Welt. Wo im Armenviertel zarte Bande einfach entstehen durften, da waren sie im Viertel der Reichen verpönt. Wenn sie nicht bereits seit Langem das ‚schwarze Schaf‘ der Familie gewesen wäre hätte sie sich selbst ebenfalls Gedanken darüber machen müssen. Gedanken darüber, was es bedeutete, wenn man sie und Cassian tuschelnd am Rande eines Banketts oder im Hinterzimmer eines Theaters antraf. Sie hätte sich darüber Gedanken machen müssen, dass sie diese Freundschaft zu ihm nicht in dem Maße hätte pflegen dürfen, wie sie es nun einforderte. Sie waren sich nahe, vielleicht zu nahe und doch waren sie einfach füreinander da. Ysara konnte sich auf Cassian verlassen, während er es ebenso bei ihr konnte… Oder? "Mir gefällt nicht, wie sie mit dir redet", stellte sie klar und erntete ein Leuchten aus dem Blau der aristokratischen Augen. „Sagst du ihr das auch?“, grinste er dann und spielte erneut auf seinen Satz mit seinem Vater an. Er trank erneut einen Schluck aus der gefundenen Flasche, ehe er die Flasche wegstellte. Er hatte genug. Auch er brauchte einen klaren Verstand, denn noch war er sich nicht sicher, inwieweit Ta’nurie Verstand besaß. Einen Moment kehrte Stille ein, während Ysi auf ganz andere Gedanken kam. "Cassian?", kam es zögerlich von ihr, sodass sie seine Aufmerksamkeit erhielt. "Es war gut, dass du die Füße stillgehalten hast. Die Dunkle ist eine Gefahr für uns.“, er nickte langsam und behielt seinen Blick auf seiner Freundin, als wüsste er, was nun folgen würde. "Du solltest erst einmal nicht mehr zu uns kommen. Das Risiko ist zu groß mit ihr in deinem Haus. Wenn sie dir auch nur annähernd auf die Schliche kommt, sind wir alle geliefert. Es tut mir leid, Cassian. Wirklich. Ich muss darüber nachdenken - mit Sadia und den anderen."
Sein Gesicht verlor die Entspannung und wurde wieder zur allzeit gelebten Maske. Das Lächeln verflog und anstelle dessen traten glatte Gesichtszüge. Er beobachtete Ysara und konnte durchaus erkennen, dass es ihr nicht leichtfiel. Aber er sah auch ihre Priorität. "Vielleicht haben die anderen noch eine Idee, wie wir dich da rausbekommen. Am besten treffen wir uns zukünftig bei mir zuhause. Ohne sie. Dir wird schon ein Grund einfallen, ja? Es tut mir leid. Bitte nimm' mir das nicht krumm." Ysara konnte sehen, wie sich der zugewandte Blick zurückzog. Cassian richtete sich steif auf und verschränkte langsam die Arme vor der Brust, die dadurch nur noch breiter wirkte. „Verstehe.“, murmelte er schlicht und nickte plötzlich, ehe er seufzte. „Es ist wohl das Beste, da hast du Recht.“, gab er zu, doch er wirkte ganz und gar nicht erfreut darüber. Das Ausgelassene war verschwunden. Nun stand vor ihr der Cassian, den sie alle zu Gesicht bekamen. „Keine Sorge Ysara – ich werde deine Krähen nicht verraten und… ich verstehe das wirklich. Du kümmerst dich um die deinen und ich… ich kümmere mich um die meinen.“. Es kam einem Bruch gleich. Etwas roch wie angesengt und leicht verkohlt. Dabei blieb Cassian höflich. Er griff nach der Teetasse und ging an Ysi vorbei, um die Küche zu verlassen.
An deren Eingang blieb er noch mal stehen und wandte sich zu Ysara um: „Bevor ich gehe – hör mir noch zu: Ich habe gehört, wie Ta’nurie mit ihrem Vater sprach und dabei ging es um… einen Gegenstand von größter Wichtigkeit. Er soll im Arbeitszimmer ihres Vaters sicher verwahrt liegen. Der -baldige- General hat sein Quartier ein Stück weit im Westen des Innenrings. Kurz bevor man zum Tor gelangt, durch das man zum äußeren Ring kommt. Dort soll er dieses wichtige ‚Etwas‘ aufbewahren. Was es genau ist, kann ich nicht sagen, aber vielleicht ist es eine Schatzkarte oder so? Sie sprachen zumindest davon, dass es ihnen den Weg zu einem der größten Schätze zeigen würde, die man auf Celcia finden könnte.“ Er blickte sie an und zuckte die Schultern. „Ich dachte, das interessiert dich vielleicht. Womöglich könnte das die Probleme der Krähen ein wenig… heilen?“, teilte er ihr mit und bedachte sie abermals mit einem bedauernden Blick. „Mach’s gut, Ysi… Mir werden unsere gemeinsamen Feste fehlen. Aber ich nehme es dir nicht übel – ich weiß, dass du dich um deine Krähen sorgst.“, murmelte er leise aber nicht minder ehrlich. Dann wandte er ihr den Rücken zu und ging tatsächlich wieder den Dienstbotenaufgang hinauf. Cassian hatte Ysi verstanden und handelte danach, damit es für niemanden besonders schwer würde. Aber… zählte das? Sie hatte doch nur gesagt, er solle etwas Abstand halten, damit sie geschützt waren. Allerdings war Cassian heftig umschwärmt, aber eine Freundin hatte er tatsächlich nur einmal. Und jene nun zu verlieren, obwohl er sie am dringendsten brauchte, wog schwer. Aber Cassian war ein Profi. Er wurde dazu erzogen, jede Minute seines Aufwachsens. Nun bewies er, dass er weitaus stärker war, als man ihm vielleicht zutrauen würde. Dennoch war ihnen soeben ein äußerst wichtiger Teil ihrer Gemeinschaft verloren gegangen. Doch das, was Cassian erwähnt hatte, blieb interessant. Wo auch immer dieser ‚Arbeitsraum‘ sein sollte und was auch immer dort versteckt sein würde…Sie musste das vermutlich erstmal mit ihren Krähen sprechen…

- Ysara
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- Registriert: Dienstag 3. Oktober 2023, 15:19
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- Aufenthaltsort: Andunie
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Mensch
- Sprachen: Garmisch
- Beruf: Diebin und Anführerin der 'Krähen'
- Fähigkeiten: - Diebeskunst (gut)
- Selbstverteidigung (durchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 0L, 0F
- Ausrüstung: - Dietriche, Spanner, Draht
- kleines Messer
Re: Das Anwesen Jafor
Ysara ließ nicht locker und überlegte, was Cassian seine derzeitige Situation im Rahmen der Möglichkeiten erleichtern würde. Es schien aussichtslos, die Verlobung zu lösen - so neu, absurd und widerstrebend dieser Gedanke auch für die Blonde war und sicher auch lange bleiben würde. So bildete sich die Frage, ob er die Dunkelelfe überhaupt ständig an seiner Seite dulden musste?
„Keine schlechte Idee. Ich könnte sie einfach fortsperren und nur herausholen, wenn mir danach ist.“ Sie erwiderte schief grinsend sein Schmunzeln und wurde dann mit ihm zusammen wieder ernst, als er ihr klar machte, dass das nicht so einfach ging. „Die Dunkelelfen wollen Präsenz zeigen. Sie kaufen sich in die reichsten Familien ein und werden so immer stärker – und sind so aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Himmel- die Familie Anassus hat sogar ihre Jüngste von 7 Jahren einem dunkelelfischen Magus versprochen! Die Welt ist nicht unfair, sie ist verrückt geworden!“
Das hieß, dass die Dunkelelfen bald nicht nur um ihren Unterschlupf im Armenviertel herum schleichen würden, sondern sich Stück für Stück in die Oberschicht einheirateten? Ysara konnte nur ahnen, wie viel Einfluss und Macht sie dadurch erhalten würden. Es gab schon jetzt genug großkotzige und machtbesessene Familien, die fast alles für ihre Ehre und Ziele tun würden. Wenn sich darunter nun auch noch Dunkelelfen mischen würden, Dunkelelfen, die sich jetzt schon Kindern versprechen ließen. Ysara wollte nur ungern darüber nachdenken. Ein Schauder lief ihr dabei den Rücken hinunter und kurz flackerte der Gedanke auf, ob sie irgendwann auch an der Reihe wäre? Schnell schob sie diesen Gedanken zur Seite. Sie wollte nicht über die Ehe nachdenken, schon gar nicht mit einem … Dunkelelfen. Ysara seufzte tief und geschlagen. Die Kost, die Cassian ihr servierte, war schwer zu verdauen und zu begreifen.
Wenn sie sich alle Dunkelelfen so gaben, wie Ta'nurie, dann wünschte sie sich so wenig Bande wie möglich zwischen den dunklen Elfen und Menschen. Sie mochte Ta'nurie nicht, vor allem nicht, wie sie mit Cassian umging, und das machte sie direkt deutlich.
„Sagst du ihr das auch?“
"Wenn ich sicher sein kann, dass sie mich mit ihren leeren schwarzen Augen nicht verhext", sagte sie und wirkte nicht sehr selbstsicher dabei. Sie misstraute den Dunkelelfen - allen voran Ta'nurie - und ja, sie hatte auch Angst, weil es neu und unbekannt war. Sie wusste die Dunkle nicht einzuschätzen und das bereitete nicht nur ihr persönlich Unbehagen. Was war, wenn sie überall ihre Augen und Ohren hatte und Cassian bereits ausspionierte? Zutrauen würde es Ysara ihr und es wäre fatal für ihre Diebesbande! Wörtlich über Nacht war ihnen der Feind so nahe gekommen, wie all die letzten Monate nicht. Sie musste die Situation auch für die Krähen einschätzen, auch wenn ihr nicht gefiel, in welche Richtung sich das hier entwickelte. Cassian wohl noch weniger, als sie zögerlich mit der Sprache heraus rückte und ihn darauf aufmerksam machte, dass die Dunkle ihre Truppe gefährdete. Es fiel ihr nicht leicht, was sie zu sagen hatte. Nein, es war unglaublich schwer, weil sie wusste, dass sie Cassian damit verletzen würde. Trotzdem fühlte sie sich zu diesem Schritt gezwungen. Immerhin besaß sie den Mut, ihn ehrlich aus grünen Augen unentwegt anzusehen und konnte so beobachten, wie die Entspannung, die sie sich eben erst geschaffen hatten, aus Cassians Gesicht wich. Sein Lächeln, das ihm so gut stand, verschwand mitsamt seiner Emotionen hinter einer perfekt passenden Maske. Seine Haltung wurde steif und er verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust. Ysis Herz wummerte in ihrem Brustkorb vor Sorge, Angst und vor Reue.
„Verstehe. Es ist wohl das Beste, da hast du Recht.“
Ob er es wirklich verstand? Sie konnte es nicht sagen, nicht mehr. Selbst Ysara fiel es nun schwer, ihn aufgrund seiner geänderten Haltung und der glatten Miene einzuschätzen. Er hatte es perfektioniert, seine Gedanken und Gefühle einzuschließen. Selbst vor ihr verbarg er sie nun. Es schmerzte, ihn so zu sehen, zu merken, dass sie ihn noch mehr verletzt hatte, als sie befürchtet hatte. Die Strafe dafür war, dass er sich von einem Moment auf den nächsten komplett von ihr abwandte.
„Keine Sorge Ysara – ich werde deine Krähen nicht verraten und… ich verstehe das wirklich. Du kümmerst dich um die deinen und ich… ich kümmere mich um die meinen.“ Sie spürte einen Stich in ihrem Herzen, dessen Intensität sie überraschte. "Cassian.. du gehörst auch zu mi.. uns Krähen", flüsterte sie und berichtigte sich gerade noch schnell. Aber so war es doch? Sie konnte nicht sagen, dass es schon immer so gewesen war, aber sie pflegten ihre vertraute Freundschaft nun schon seit mehreren Jahren. Manchmal glaubte sie, sie hatten nur sich, während alle um sie herum durchdrehten und die Augen vor der Wirklichkeit verschlossen. Aber vielleicht war es ja auch genau andersherum..? Zumindest Cassian wurden zur Zeit die Augen in vielerlei Hinsicht geöffnet. Als er an ihr vorbei ging, überlegte sie kurz, widerstand dann aber dem Drang, nach seiner Hand zu greifen und ihn aufzuhalten. Sie hatte ihn vor den Kopf gestoßen. Ysara versuchte ihr Bestes, um den Spagat zwischen beste Freundin und Anführerin hinzubekommen. Sie war für jeden ihrer Freunde da. Aber sie musste eben auch das große Ganze im Blick behalten. Das war das Los der Anführerin, die gerade kläglich als beste Freundin versagte.
Als er noch einmal stehen blieb, wappnete sie sich für eine weitere Abfuhr. Da war zwar auch Hoffnung, dass er blieb, dass sie es jetzt hier aus der Welt schaffen würden. Aber im Herzen wusste Ysara, dass er es ihr nicht so leicht machen würde.
„Bevor ich gehe – hör mir noch zu: Ich habe gehört, wie Ta’nurie mit ihrem Vater sprach und dabei ging es um… einen Gegenstand von größter Wichtigkeit. Er soll im Arbeitszimmer ihres Vaters sicher verwahrt liegen. Der -baldige- General hat sein Quartier ein Stück weit im Westen des Innenrings. Kurz bevor man zum Tor gelangt, durch das man zum äußeren Ring kommt. Dort soll er dieses wichtige ‚Etwas‘ aufbewahren. Was es genau ist, kann ich nicht sagen, aber vielleicht ist es eine Schatzkarte oder so? Sie sprachen zumindest davon, dass es ihnen den Weg zu einem der größten Schätze zeigen würde, die man auf Celcia finden könnte. Ich dachte, das interessiert dich vielleicht. Womöglich könnte das die Probleme der Krähen ein wenig… heilen?“
Ysara schaute ihn zuerst überrascht an und hörte dann äußerst aufmerksam zu. Ein Gegenstand größter Wichtigkeit, vielleicht eine Schatzkarte? Cassians Worte traf auf offene Ohren, aber wo normalerweise ihre Abenteuerlust und Tatendrang sofort geweckt wären, gab es jetzt gerade nur Schuldgefühle, die ihr die Kehle zuschnürten. Deshalb nickte sie stumm und sah wie ein geschlagener Hund zu ihm hinauf. Sie hatte ihm gerade auferlegt, sich von den Krähen fernzuhalten, und dennoch teilte er dieses Wissen mit ihr.
„Mach’s gut, Ysi… Mir werden unsere gemeinsamen Feste fehlen. Aber ich nehme es dir nicht übel – ich weiß, dass du dich um deine Krähen sorgst.“
"Um alle Krähen. Das weißt du doch..?", sagte sie in seinem Rücken. "Es ist nur vorübergehend. Es tut mir leid, Cassian", fügte sie hinzu. Wer hatte gesagt, dass sie nie wieder gemeinsam Feste feiern würden? Meinte er wirklich nie? Meinte er etwa, dass sie sich nie wieder sehen würden?
Nein, das würde er nicht tun. Er ist nur gekränkt. Sie versuchte, sich innerlich selbst zu beruhigen, was ihr aber nicht gelang. Er wird es verstehen. Irgendwann. Sie konnte es nur hoffen. Ebenso wie sie hoffte, dass diese Situation wirklich nur vorübergehend war, doch auch hier musste sie der Realität ins Auge blicken. Das Einzige, das vorübergehend sein würde, war die Verlobung. Doch die Ehe.. Ta'nurie würde lange bleiben und im Weg stehen. In vielerlei Hinsicht.
Ysara löschte das Feuer auf dem Herd und stellte dann die Flasche Whisky zurück in Cassians Geheimversteck. Während der eine unüberlegte Dinge machte, räumte der andere hinter ihm auf, damit es keinen Ärger gab. So hatten sie es doch immer gemacht und es hatte ihre Freundschaft gefestigt. Ysara verräumte zuletzt den Tee, sodass die Mägde morgen keinen Ärger wegen der Unordnung bekommen würden. Dann pustete sie die Kerze aus und verließ leise das Haus durch die Tür, durch die sie ungefragt hinein gelangt war. Auf dem Weg zur Mauer, immer auf der Hut und nach Wachen Ausschau haltend, überlegte sie, dass sie vielleicht einfach nur eine Nachricht hätte schicken sollen.. Dann hätte sie schriftlich von Cassians Verlobung erfahren und Zeit gehabt, über Weiteres nachzudenken. Sie hatte nicht impulsiv gehandelt, aber vielleicht doch unüberlegt? Sie stand zu ihrer Entscheidung, hatte jedoch Sorge, dass Sadia ihr den Kopf waschen würde. Ysi fiel die Notiz ein, die Elian in ihrem Namen dem Hausdiener übergeben hatte. Sie hoffte, dass Cassian sie las, wenn er alleine war, und sie direkt verbrannte. Sie kam sich selten dämlich vor bei dem Wissen, dass er sich nach ihrem Streit nun auch noch als Schnörkelprinz betiteln lassen musste. Aber vielleicht erinnerte es ihn auch daran, dass nichts endgültig sein musste und, wenn alles ruhiger geworden war, wieder Scherze auf sie beide warteten? Die Diebin kletterte über die Mauer und verharrte auf der anderen Seite, mit dem Rücken an den kalten Steinen gelehnt, für einige Momente. Sie schloss die Augen. Nun, fernab von Cassian und etwaigen Gefahren, ließ sie die Gefühle erst wirklich zu. Und sie fühlte sich elend, als hätte sie ihren Freund für immer verloren und sie konnte nur hoffen, dass Cassian das nicht mit seinen Worten gemeint hatte. Die kalte Nachtluft auf ihrem Gesicht tat gut und klärte den Kopf, hinterließ jedoch einen eisigen Film auf ihren Wangen. Ysara wusch ihn von der Haut und bemerkte mit einem irritierten Blick, dass ihre Wange nass von Tränen war. "Verdammt." Sie schüttelte den Kopf und atmete ein paar Mal tief ein und aus, während sie die Tränen fort blinzelte und irgendwann ihre Fassung wiedererlangte. Dann, als sie sicher war, dass niemand in Sichtweite war, pfiff sie einmal laut, damit Elian sie hörte. Dann schlich sie in Richtung des Tores zum Anwesen und wartete im Schatten auf Elian, als wäre nichts geschehen. Nun, fast. Von ihren Tränen war nichts mehr zu sehen, aber sie wirkte bedrückt und unglücklich.
"Er ist wohlauf", sagte sie knapp als Elian bei ihr war und wich seinem Blick aus. "Aber er hat ein großes Problem. Ich erzähl' es dir und den anderen im Unterschlupf", sagte sie. Sie wollte nicht hier und jetzt darüber reden. Wenn sie ihm offenbarte, dass Cassian eine Dunkelelfe heiraten musste, dann wollte sie das in einem geschützten Rahmen tun, in dem sie ihre Emotionen und Gedanken darüber offen ausleben konnten - während sie ihre eigenen bis dahin hoffentlich wieder besser unter Kontrolle hätte.
„Keine schlechte Idee. Ich könnte sie einfach fortsperren und nur herausholen, wenn mir danach ist.“ Sie erwiderte schief grinsend sein Schmunzeln und wurde dann mit ihm zusammen wieder ernst, als er ihr klar machte, dass das nicht so einfach ging. „Die Dunkelelfen wollen Präsenz zeigen. Sie kaufen sich in die reichsten Familien ein und werden so immer stärker – und sind so aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Himmel- die Familie Anassus hat sogar ihre Jüngste von 7 Jahren einem dunkelelfischen Magus versprochen! Die Welt ist nicht unfair, sie ist verrückt geworden!“
Das hieß, dass die Dunkelelfen bald nicht nur um ihren Unterschlupf im Armenviertel herum schleichen würden, sondern sich Stück für Stück in die Oberschicht einheirateten? Ysara konnte nur ahnen, wie viel Einfluss und Macht sie dadurch erhalten würden. Es gab schon jetzt genug großkotzige und machtbesessene Familien, die fast alles für ihre Ehre und Ziele tun würden. Wenn sich darunter nun auch noch Dunkelelfen mischen würden, Dunkelelfen, die sich jetzt schon Kindern versprechen ließen. Ysara wollte nur ungern darüber nachdenken. Ein Schauder lief ihr dabei den Rücken hinunter und kurz flackerte der Gedanke auf, ob sie irgendwann auch an der Reihe wäre? Schnell schob sie diesen Gedanken zur Seite. Sie wollte nicht über die Ehe nachdenken, schon gar nicht mit einem … Dunkelelfen. Ysara seufzte tief und geschlagen. Die Kost, die Cassian ihr servierte, war schwer zu verdauen und zu begreifen.
Wenn sie sich alle Dunkelelfen so gaben, wie Ta'nurie, dann wünschte sie sich so wenig Bande wie möglich zwischen den dunklen Elfen und Menschen. Sie mochte Ta'nurie nicht, vor allem nicht, wie sie mit Cassian umging, und das machte sie direkt deutlich.
„Sagst du ihr das auch?“
"Wenn ich sicher sein kann, dass sie mich mit ihren leeren schwarzen Augen nicht verhext", sagte sie und wirkte nicht sehr selbstsicher dabei. Sie misstraute den Dunkelelfen - allen voran Ta'nurie - und ja, sie hatte auch Angst, weil es neu und unbekannt war. Sie wusste die Dunkle nicht einzuschätzen und das bereitete nicht nur ihr persönlich Unbehagen. Was war, wenn sie überall ihre Augen und Ohren hatte und Cassian bereits ausspionierte? Zutrauen würde es Ysara ihr und es wäre fatal für ihre Diebesbande! Wörtlich über Nacht war ihnen der Feind so nahe gekommen, wie all die letzten Monate nicht. Sie musste die Situation auch für die Krähen einschätzen, auch wenn ihr nicht gefiel, in welche Richtung sich das hier entwickelte. Cassian wohl noch weniger, als sie zögerlich mit der Sprache heraus rückte und ihn darauf aufmerksam machte, dass die Dunkle ihre Truppe gefährdete. Es fiel ihr nicht leicht, was sie zu sagen hatte. Nein, es war unglaublich schwer, weil sie wusste, dass sie Cassian damit verletzen würde. Trotzdem fühlte sie sich zu diesem Schritt gezwungen. Immerhin besaß sie den Mut, ihn ehrlich aus grünen Augen unentwegt anzusehen und konnte so beobachten, wie die Entspannung, die sie sich eben erst geschaffen hatten, aus Cassians Gesicht wich. Sein Lächeln, das ihm so gut stand, verschwand mitsamt seiner Emotionen hinter einer perfekt passenden Maske. Seine Haltung wurde steif und er verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust. Ysis Herz wummerte in ihrem Brustkorb vor Sorge, Angst und vor Reue.
„Verstehe. Es ist wohl das Beste, da hast du Recht.“
Ob er es wirklich verstand? Sie konnte es nicht sagen, nicht mehr. Selbst Ysara fiel es nun schwer, ihn aufgrund seiner geänderten Haltung und der glatten Miene einzuschätzen. Er hatte es perfektioniert, seine Gedanken und Gefühle einzuschließen. Selbst vor ihr verbarg er sie nun. Es schmerzte, ihn so zu sehen, zu merken, dass sie ihn noch mehr verletzt hatte, als sie befürchtet hatte. Die Strafe dafür war, dass er sich von einem Moment auf den nächsten komplett von ihr abwandte.
„Keine Sorge Ysara – ich werde deine Krähen nicht verraten und… ich verstehe das wirklich. Du kümmerst dich um die deinen und ich… ich kümmere mich um die meinen.“ Sie spürte einen Stich in ihrem Herzen, dessen Intensität sie überraschte. "Cassian.. du gehörst auch zu mi.. uns Krähen", flüsterte sie und berichtigte sich gerade noch schnell. Aber so war es doch? Sie konnte nicht sagen, dass es schon immer so gewesen war, aber sie pflegten ihre vertraute Freundschaft nun schon seit mehreren Jahren. Manchmal glaubte sie, sie hatten nur sich, während alle um sie herum durchdrehten und die Augen vor der Wirklichkeit verschlossen. Aber vielleicht war es ja auch genau andersherum..? Zumindest Cassian wurden zur Zeit die Augen in vielerlei Hinsicht geöffnet. Als er an ihr vorbei ging, überlegte sie kurz, widerstand dann aber dem Drang, nach seiner Hand zu greifen und ihn aufzuhalten. Sie hatte ihn vor den Kopf gestoßen. Ysara versuchte ihr Bestes, um den Spagat zwischen beste Freundin und Anführerin hinzubekommen. Sie war für jeden ihrer Freunde da. Aber sie musste eben auch das große Ganze im Blick behalten. Das war das Los der Anführerin, die gerade kläglich als beste Freundin versagte.
Als er noch einmal stehen blieb, wappnete sie sich für eine weitere Abfuhr. Da war zwar auch Hoffnung, dass er blieb, dass sie es jetzt hier aus der Welt schaffen würden. Aber im Herzen wusste Ysara, dass er es ihr nicht so leicht machen würde.
„Bevor ich gehe – hör mir noch zu: Ich habe gehört, wie Ta’nurie mit ihrem Vater sprach und dabei ging es um… einen Gegenstand von größter Wichtigkeit. Er soll im Arbeitszimmer ihres Vaters sicher verwahrt liegen. Der -baldige- General hat sein Quartier ein Stück weit im Westen des Innenrings. Kurz bevor man zum Tor gelangt, durch das man zum äußeren Ring kommt. Dort soll er dieses wichtige ‚Etwas‘ aufbewahren. Was es genau ist, kann ich nicht sagen, aber vielleicht ist es eine Schatzkarte oder so? Sie sprachen zumindest davon, dass es ihnen den Weg zu einem der größten Schätze zeigen würde, die man auf Celcia finden könnte. Ich dachte, das interessiert dich vielleicht. Womöglich könnte das die Probleme der Krähen ein wenig… heilen?“
Ysara schaute ihn zuerst überrascht an und hörte dann äußerst aufmerksam zu. Ein Gegenstand größter Wichtigkeit, vielleicht eine Schatzkarte? Cassians Worte traf auf offene Ohren, aber wo normalerweise ihre Abenteuerlust und Tatendrang sofort geweckt wären, gab es jetzt gerade nur Schuldgefühle, die ihr die Kehle zuschnürten. Deshalb nickte sie stumm und sah wie ein geschlagener Hund zu ihm hinauf. Sie hatte ihm gerade auferlegt, sich von den Krähen fernzuhalten, und dennoch teilte er dieses Wissen mit ihr.
„Mach’s gut, Ysi… Mir werden unsere gemeinsamen Feste fehlen. Aber ich nehme es dir nicht übel – ich weiß, dass du dich um deine Krähen sorgst.“
"Um alle Krähen. Das weißt du doch..?", sagte sie in seinem Rücken. "Es ist nur vorübergehend. Es tut mir leid, Cassian", fügte sie hinzu. Wer hatte gesagt, dass sie nie wieder gemeinsam Feste feiern würden? Meinte er wirklich nie? Meinte er etwa, dass sie sich nie wieder sehen würden?
Nein, das würde er nicht tun. Er ist nur gekränkt. Sie versuchte, sich innerlich selbst zu beruhigen, was ihr aber nicht gelang. Er wird es verstehen. Irgendwann. Sie konnte es nur hoffen. Ebenso wie sie hoffte, dass diese Situation wirklich nur vorübergehend war, doch auch hier musste sie der Realität ins Auge blicken. Das Einzige, das vorübergehend sein würde, war die Verlobung. Doch die Ehe.. Ta'nurie würde lange bleiben und im Weg stehen. In vielerlei Hinsicht.
Ysara löschte das Feuer auf dem Herd und stellte dann die Flasche Whisky zurück in Cassians Geheimversteck. Während der eine unüberlegte Dinge machte, räumte der andere hinter ihm auf, damit es keinen Ärger gab. So hatten sie es doch immer gemacht und es hatte ihre Freundschaft gefestigt. Ysara verräumte zuletzt den Tee, sodass die Mägde morgen keinen Ärger wegen der Unordnung bekommen würden. Dann pustete sie die Kerze aus und verließ leise das Haus durch die Tür, durch die sie ungefragt hinein gelangt war. Auf dem Weg zur Mauer, immer auf der Hut und nach Wachen Ausschau haltend, überlegte sie, dass sie vielleicht einfach nur eine Nachricht hätte schicken sollen.. Dann hätte sie schriftlich von Cassians Verlobung erfahren und Zeit gehabt, über Weiteres nachzudenken. Sie hatte nicht impulsiv gehandelt, aber vielleicht doch unüberlegt? Sie stand zu ihrer Entscheidung, hatte jedoch Sorge, dass Sadia ihr den Kopf waschen würde. Ysi fiel die Notiz ein, die Elian in ihrem Namen dem Hausdiener übergeben hatte. Sie hoffte, dass Cassian sie las, wenn er alleine war, und sie direkt verbrannte. Sie kam sich selten dämlich vor bei dem Wissen, dass er sich nach ihrem Streit nun auch noch als Schnörkelprinz betiteln lassen musste. Aber vielleicht erinnerte es ihn auch daran, dass nichts endgültig sein musste und, wenn alles ruhiger geworden war, wieder Scherze auf sie beide warteten? Die Diebin kletterte über die Mauer und verharrte auf der anderen Seite, mit dem Rücken an den kalten Steinen gelehnt, für einige Momente. Sie schloss die Augen. Nun, fernab von Cassian und etwaigen Gefahren, ließ sie die Gefühle erst wirklich zu. Und sie fühlte sich elend, als hätte sie ihren Freund für immer verloren und sie konnte nur hoffen, dass Cassian das nicht mit seinen Worten gemeint hatte. Die kalte Nachtluft auf ihrem Gesicht tat gut und klärte den Kopf, hinterließ jedoch einen eisigen Film auf ihren Wangen. Ysara wusch ihn von der Haut und bemerkte mit einem irritierten Blick, dass ihre Wange nass von Tränen war. "Verdammt." Sie schüttelte den Kopf und atmete ein paar Mal tief ein und aus, während sie die Tränen fort blinzelte und irgendwann ihre Fassung wiedererlangte. Dann, als sie sicher war, dass niemand in Sichtweite war, pfiff sie einmal laut, damit Elian sie hörte. Dann schlich sie in Richtung des Tores zum Anwesen und wartete im Schatten auf Elian, als wäre nichts geschehen. Nun, fast. Von ihren Tränen war nichts mehr zu sehen, aber sie wirkte bedrückt und unglücklich.
"Er ist wohlauf", sagte sie knapp als Elian bei ihr war und wich seinem Blick aus. "Aber er hat ein großes Problem. Ich erzähl' es dir und den anderen im Unterschlupf", sagte sie. Sie wollte nicht hier und jetzt darüber reden. Wenn sie ihm offenbarte, dass Cassian eine Dunkelelfe heiraten musste, dann wollte sie das in einem geschützten Rahmen tun, in dem sie ihre Emotionen und Gedanken darüber offen ausleben konnten - während sie ihre eigenen bis dahin hoffentlich wieder besser unter Kontrolle hätte.
- Erzähler
- Nicht-Spieler-Charakter
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- Registriert: Montag 4. Januar 2010, 20:11
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- Ausrüstung: [br][/br]
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Re: Das Anwesen Jafor
Es war ein tiefer Schlag zu erkennen, dass sie nicht gleichzeitig die beste Freundin und die gerechteste Anführerin sein konnte. Ausgerechnet Cassian nun auf Abstand zu halten, obwohl er klargemacht hatte, das er nicht weiter wusste, fiel Ysara alles andere als leicht. Die Blonde hatte gewiss keinen immerwährenden Bruch herbeiführen wollen, doch Cassian wirkte so, als würde er sich nun für immer verabschieden. Auf einmal war seine Lockerheit nicht mehr da, sein Blick abgewandt und seine Haltung steif. Er spielte seiner Freundin etwas vor und das tat weh. Immerhin waren sie einander in all den letzten Jahren immer eine Stütze gewesen. Bei jedem langweiligen Ball, jedem noch so steifen Geburtstag oder einer erneuten Verlobungsfeierlichkeit, konnte sie sich immer aufeinander verlassen. Ausgerechnet jetzt, wo Cassian mit dem Rücken zur Wand und gefesselten Händen dastand, konnte er das nicht mehr. Aber er verstand es. Das tat er wirklich, denn der Erbe des Hauses Jafor wurde sein Leben lang immer und immer wieder darauf vorbereitet, unliebsame Dinge wegzulächeln, Haltung zu wahren und weiterzumachen. Immer im Blick das Beste für die Familie. Und das war eben, sich selbst und seine Überzeugungen zu opfern, um seiner Familie das Ansehen, das Geld und sogar das Leben zu retten. Ysara musste sich eingestehen, dass ihre Abfuhr vermutlich härter war, als sie vorerst glaubte. Er verlor nun auch noch seinen Rückhalt. Das, wofür er gekämpft hatte. Er zählte sich bereits nicht mehr zu den Krähen, denn er würde die Verlobung mit Ta’nurie niemals lösen können. Nicht, wenn er nicht dem Ende seines Hauses zuarbeiten wollte. Ysara stand allein in der Küche, nachdem Cassian gegangen war. Er war fort – tatsächlich und wahrhaftig. Ysi räumte noch alles zusammen, denn das hatten sie immer so gemacht. Der eine machte Blödsinn, der andere räumte auf. Es war eine gut geübte Handlung und gleichzeitig der Auftakt des Verarbeitens, was eben passiert war. Die Grandessanerin musste darüber nachdenken, dass auch sie irgendwann einem Dunklen versprochen werden könnte. Immerhin war sie noch immer nicht unter der Haube und ohnehin eher ein… ‚Problemfall‘. Sich mit den Aggressoren dieser Welt gut zu stellen, wäre gewiss auch ein Gedanke, den ihre Eltern irgendwann hegen könnten. Ein Schutzschild gegen die Feinde, die sich in gemachte Nester setzten. Das waren ja rosige Aussichten. Und auf einmal wurde aus Spaß bitterer Ernst…
Ysara weiter bei: Das Nest der Krähen
Ysara weiter bei: Das Nest der Krähen
