Am Marktplatz

Dutzende kleiner Stände sind hier zu finden, die mit bunten Markisen abgedeckt sind, um Ware und Händler vor der Hitze zu schützen. Auf dem Platz findet sich außerdem ein großer Brunnen, aus dem die Kamele und durstigen Wanderer trinken.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von fremde Frau » Sonntag 22. Oktober 2006, 23:52

"Natürlich, mein Kind, nur zu. Fragt und lernt!"

Die Händlerin war eine freundliche Alte. Serras erkannte zwar sofort, dass ihr Angebot an Kräutern mehr als rar war, doch vermutlich üblich für die Verhältnisse einer Stadt, in der so gut wie nichts gedeihen konnte.

Rasch stellte Serras ihre Frage, dass sie eine Pflanze namens Vivaxia suche, die sehr selten sei.

Die Alte schaute auf ihre Ware herab und meinte nur: "Tut mir leid, ich habe sie nicht. Mir sagt der Name auch nichts, wenn ich ehrlich bin. Aber wenn Ihr erzählt, sie sei selten, so solltet Ihr nach dem Händler Ahab Ausschau halten. Er besitzt alles, was selten und kostbar ist oder weiß zumindest, wo man es beschaffen kann. Meist sitzt er im <i>glühenden Gasthaus</i> und raucht Pfeife oder brütet über irgendwelchen Schriften, die er erkauft hat. Ihr werdet ihn erkennen, wenn Ihr ihn seht."

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 25. Oktober 2006, 14:02

Serras genoss es, eine Weile im Schatten zu sitzen. Wenigstens war es dort nicht soooo heiß. Aber es reichte noch, dass ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Wenn sie noch eine Weile in Sarma verbringen müsste, würde ihr Restgeld wohl nur für Wasser draufgehen.

Plötzlich blendete sie etwas. Es kam von einem der Häuserdächer. Serras stand auf und schaute nach oben. Dort standen zwei Gestalten, einer hielt einen Krummsäbel und war ziemlich vermummt. Serras kannte diese Person nicht. Aber die andere Gestalt, welche der ersten gegenüber stand, erkannte sie sehr wohl. Sarma war wirklich kleiner als gedacht, dass sie immer wieder auf dieselben Personen stieß.
Dort oben auf dem Dach stand Jahra und sie schien in Bedrängnis zu sein.


<i>[weiter in Marktplatz Sarmas --> Fast wie daheim]</i>

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 2. November 2006, 17:52

Der Händler hatte es nicht gewagt, seinen Stand am Markt zu verlassen, auch wenn er das Feuer bis hierhin sehen konnte, das in der Akademie ausgebrochen war.

<b>Was will ich auch da? Da hat sicher ein Student zu übertrieben Magie gewirkt.</b>

Außerdem waren überall die Wüstendiebe unterwegs. Eben noch waren sie in Scharen über den Marktplatz geströmt und hatten so einiges mitgehen lassen. Viele Händler würden heute Verluste machen müssen.
Aber nicht dieser Händler, nicht er. Er blieb hart, ließ sich von seiner eigenen Neugier nicht beeindrucken. Nein, er würde bei seiner Ware bleiben.

Die Entscheidung verhielt sich als richtig, als plötzlich eine junge Dame vor seinem Stand auftauchte und nach dem Preis für einfache Decken fragte.

"Nur fünf Goldmünzen, ein Sonderangebot. Normalerweise verlange ich 8, aber Decken verkaufen sich in einer Wüstenstadt nicht so gut. Manchmal wird es nachts kalt in der Wüste, manchmal aber auch nicht."

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 2. November 2006, 19:52

Der Mann wirkte ein wenig verwundert, dass die junge Frau eine solche Frage stellte. Kam sie denn nich aus der Gegend?

"Nun, die meisten Händler bilden ihre Karawanen selbst, zumindest die, die noch nach Balar wollen oder von dort kommen. Wenn Ihr nach einer Karawane sucht, dann macht Euch zum Stadttor auf, da müssen schließlich alle mal vorbei."

Der Händler lachte. Im Augenblick war ihm niemand bekannt, der nach Balar aufbrechen wollte. Andererseits hatte der eine oder andere Händler das bei der derzeitigen Anwesenheit von Wüstendieben sicher vor.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Alea » Dienstag 16. Januar 2007, 10:43

[von: Wohnviertel Sarmas --> Aleas Wohnung]

Sie brauchte nicht lange, um von ihrer Wohnung hier her zum Markt zu gelangen. Sie war zwar keine Umwege gelaufen, hatte sich aber dennoch Zeit gelassen, denn es eilte nicht. Außerdem empfand sie es immer wieder als schön, sich einfach nur die Häuser oder die Menschen, die aus jenen traten und auf den Straßen herum liefen, zu mustern. Menschen gab es an diesen Tagen zwar kaum welche zu sehen, aber immerhin standen die Häuser noch. Mit einem plötzlich aufkeimenden unangenehmen Gefühl sah sie zu den schwarzen Wolken hinauf. <b>Hoffentlich stehen sie auch noch eine Weile.</b> Als sie hier entlang gelaufen war, bevor die Wolken aufgetaucht waren, war ihr immer wieder der Schmuck aufgefallen, die die Menschen an sich trugen. Oder die kleinen Beutelchen, die von ihren Gürteln hinunter baumelten. Alea hatte sich schon einige Male dafür verflucht und vorgenommen, sich das abzugewöhnen, auch wenn sie wusste, dass das nicht machbar war. Es war Gewohnheit und wahrscheinlich besaß jeder Dieb ein unbezwingbares Verlangen nach etwas.
Mit einem Seufzen verharrte sie kurz, ehe sie den eigentlichen Marktplatz betrat. Sie war nicht wirklich überrascht, niemanden hier zu sehen. Manchmal huschte eine Gestalt auf der anderen Straßenseite vorbei, aber nicht, um einen Spaziergang zu machen, sondern wahrscheinlich, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Alea fand es schade, dass hier kein einziger Stand aufgebaut war. <b>Was habe ich eigentlich auch erwartet?</b> Resigniert seufzte sie, während sie langsam weiter lief. Wahrscheinlich würde gar nichts mehr Interessantes heute passieren. Wahrscheinlich wird sie vor Langeweile bald nach Hause zurück kehren und ebenso in der Wohnung sitzen, wie es der Großteil der Stadt tat, befürchtete sie.
Es war wirklich schade, dass es so leer hier war. Denn im Inneren hatte sie schon die Hoffnung gehegt, von irgendjemanden etwas stehlen zu können. Ja, in ihren Fingern juckte es förmlich. Während sie weiter lief, mit der kleinen Laterne in der Hand, um etwas sehen zu können, malte sie sich schon aus, wohin sie heute gehen könnte, um noch an schöne Sachen heran zu kommen. Da war es nützlich, dass selbst in den Geschäften niemand anwesend war.
Zuletzt geändert von Alea am Dienstag 16. Januar 2007, 11:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. Januar 2007, 13:14

Alea kam an einem kleinen Laden vorbei. Es handelte sich um einen Gemischtwarenladen. In Sarma bedeutete dies, dass nur die Adeligen, die Sultane und hohen Herren der Stadt, ein solches Geschäft betraten. Das einfache oder verarmte Volk konnte sich niemals so viel Geld zusammen sparen, um dort etwas zu kaufen.
Hauptsächlich gab es in derlei Geschäften aber auch nur noble und teure Waren wie Tabak oder prunkvoll verzierte Wasserpfeifen, Teppiche, Wandbehänge aus teurem Kaschmir oder seltene Obstsorten.
Aber auch Schmuck.

Der Händler hatte seinen Fensterladen zwar versucht, durch einen dicken Samtvorhang zu schließen, aber ein kleiner Spalt war geblieben. Durch den Ritz funkelten Alea wohl die schönsten Silberohrringe an, die sie in ihrem ganzen Leben gesehen hatte. Sie spiegelten sich in ihren Augen wider, als die junge Diebin ihr Gesicht gegen das schmutzige Fenster drückte.

Die Ohrringe lagen auf einem weichen Polster. Es waren zwei winzige ovalförmige Silberplättchen, in deren Mitte jeweils ein Jadestein smaragdgrün strahlte. Wie ein Paar Augen erwiderten sie Aleas verträumten Blick.

Alea schaute sich um. Niemand war auf den Straßen. Nur in der Ferne hörte sie das gleichmäßig hallende Geräusch von Schritten. Die Stadtwache Sarmas war trotz dem seltsamen Wetters unterwegs. Natürlich, denn vor kurzem hatten die Wüstendiebe einen wahren Aufstand veranstaltet, nur weil die Feuerakademie beinahe abgebrannt wäre. Nur die höchstrangigen Mitglieder wussten den wahren Grund, aber Alea kümmerte das ohnehin wenig.
Schmuck und vor allem diese wundervollen Ohrringe da im Schaufenster hinter dem Vorhang waren doch im Augenblick viel interessanter.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Alea » Dienstag 16. Januar 2007, 21:35

Ihr letzter Gedanke brachte sie auch dazu, näher an den Rand der Straße zu treten. Und noch weiter. Bis sie einen guten Blick in die Geschäfte hatte, obwohl ihr bei den meisten Läden die Sicht von Vorhängen versperrt wurde. Ihre Augen glitten über die Glasscheiben und die dahinter liegenden, ausgestellten Dinge.
Als ihre Augen bei einem der Läden auf Samtvorhänge stieß, wandte sie schon den Blick ab, doch dann sah sie aus den Augenwinkel etwas funkeln. Funkeln? Das hieß doch... oder? Ruckartig sah sie zurück zur Scheibe und tatsächlich, dort war ein Spalt im Stoff druch den sie auf die Ware sehen konnte. Ohrringe. Schmuck, überall. Aleas Augen wurden größer und sie trat näher an die Scheibe heran. Das trug nicht dazu bei, dass sie es schaffte, sich abzuwenden. Vielmehr wäre sie am Liebsten durch diese verdammte Scheibe getreten, die sie von diesen Ohrringen trennte. Diese wunderschönen Ohrringe mit den Smaragden. Verträumt sah sie sie an. Die Geräusche der fernen Stadtwache vernahm sie zwar, aber wirklich bis in ihr Bewusstsein drangen sie nicht. Hauptsache war doch, dass die Straßen leer waren, wie sie mit einem Blick feststellte. <b>Meine Chance. Los, Alea.</b>
Noch einmal sah sie sich verstohlen um, ehe sie auf die Tür des Ladens zuging. Sie öffnete den kleinen Beutel an ihrem Gürtel und bekam mit Daumen und Zeigefinger einen Dietrich zu fassen. Die Laterne stellte sie neben sich auf den Boden und ging dann leicht in die Hocke. Das eine Ende des Dietriches verschwand in dem Schloss der Tür und mit langsamen, geduldigen Bewegungen versuchte sie, so das Schloss zu knacken. Ihr Entschluss stand fest, sie wollte unbedingt dort hinein.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. Januar 2007, 22:36

Es war wirklich von Vorteil, dass die dunklen Wolken die Stadtbewohner von der Straße fern hielt. Einen großen Teil muss auch die Ansprache des Bürgermeisters dazu beigetragen haben. Alea hatte Leute darüber reden hören, war bei der Ansprache selbst jedoch nicht anwesend gewesen.
Hauptsache, niemand beobachtete sie. Außerdem war es so viel leichter, sich auf das Knacken des Schlosses zu konzentrieren, wenn man nicht ständig flüchtig über die Schulter blicken und nach unliebsamen Passanten spähen musste.
Klick!
Na, bitte! Schon war es geschafft und ihr Dietrich war nicht einmal abgebrochen. Jetzt stand ihr der Weg zu einer Menge Schmuck offen.
Vorsichtig drehte Alea den Knauf, die Tür öffnete sich. Zunächst spähte sie durch den Spalt vorsichtig hinein. Man sollte es nicht glauben, aber es war ihr schon passiert, dass sie Türen aufgebrochen hatte, hinter denen jemand bereits auf ihr Eindringen wartete – mit gezückter Armbrust.
Gut, dass Alea relativ schnell rennen konnte.
Hinter dieser Tür aber befand sich niemand, nur Beute. Vorsichtig schob sich Alea hinein und schloss die Tür wieder hinter sich.

Was hier alles auf sie wartete! Das ganze Schaufenster, welches von dem Vorhang verdeckt wurde, lag voll mit Ohrringen, Ketten, kleinen Armreifen, Spangen ... Alea fühlte sich geblendet von all dem Funkeln und Glitzern.
Im restlichen Laden sah es dafür nicht so aus, als fände sie hier Beute nach ihrem Geschmack. Es sei denn, sie interessierte sich plötzlich wirklich für Wasserpfeifen, Kaschmir, Wandteppiche und kostbare Marmor-Statuen. Die wären besonders schwer zu transportieren.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Alea » Mittwoch 17. Januar 2007, 10:02

Endlich. Das befreiende Klicken. Mit einem Mal stieß Alea den angehaltenen Atem aus und gleichzeitig entspannten sich sichtlich ihre Muskeln. Sie steckte den Dietrich wieder ein und griff nach der Laterne, ehe sie langsam die Tür öffnete und in den Raum spähte. Gut, scheinbar war niemand hier. Also schlüpfte sie durch den Türspalt und schloss sie hinter sich wieder.
In dem Raum hob sie etwas die Lampe und sah sich als aller erstes um. Mit wenig Interesse sah sie sich die Wandteppiche, Wasserpfeifen und was es hier sonst noch so gab, an. Und eigentlich tat sie es auch nur, um sich selbst zu beweisen, dass sie doch nicht so besessen von Schmuck war. Aber es half alles nichts. Sie hielt nur wenige Augenblicke durch, ehe sie zum Fenster ging. Als aller erstes zog sie den Samtvorhang gänzlich zu, damit sie niemand durch Zufall entdeckte, falls er genauso wie sie durch die Straßen schlendern würde.

Doch dann widmete sie sich dem Schmuck. Fast vorsichtig streckte sie die Hand aus und strich mit einem Finger über die silbernen Ohrringe. Schon allein, wie sie sich anfühlten... Alea fühlte sich wie in einem Traum. Und sie konnte nicht verhindern, dass ein erstaunter Laut ihre Kehle verließ. Ohne länger nachzudenken, denn es war ihr dann doch zu riskant lange in einem Laden zu verweilen, dessen Inhalte so wertvoll waren, nahm sie den Rucksack vom Rücken und stellte ihn vor sich auf den Boden. Die smaragdgrünen Ohrringe ließ sie in dem kleinen Beutel an ihrem Gürtel verschwinden und ihnen folgten zwei Ringe. Der eine Ring erhielt seine Form durch zwei Streifen, die ineinander verschlungen waren und sah für Reiche wohl eher schlicht aus. Der Zweite war etwas breiter und in das Silber waren Formen von Blättern eingearbeitet. Jedes Blatt davon wurde mit einem kleinen Smaragd geschmückt. Die Vorfreude darauf, die Ringe zu tragen, wuchs in diesem Moment ins Unermessliche. Als ihr dieser Gedanke kam, verharrte sie. "Wieso eigentlich nicht", murmelte sie mit einem Grinsen und zog den schmalen, schlichteren Ring wieder hinaus, um ihn sich gleich über den Finger zu schieben. Staunend betrachtete sie so das Schmuckstück an ihrer Hand. <b>Ein wirklich guter Fang.</b>

Dann machte sie sich wirklich daran, den restlichen Schmuck in den Rucksack zu verstauen. Sie zog ein Tuch hervor und breitete es auf der Vitrine aus, ehe sie Schmuckstück für Schmuckstück vorsichtig darauf legte.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 17. Januar 2007, 16:31

Die Ohrringe packte Alea in ihre kleine Gürteltasche, zusammen mit einem weiteren Ring. Den wunderschön geschwungenen Ring steckte sie sich an den Finger. Er funkelte im Schein ihrer Laterne wie ein kleines Glühwürmchen.

Aber noch hatte sie nicht alles eingepackt. Es gab noch so viel glänzenden Schmuck zu verstauen. Bevor noch ein Händler im Laden auftauchte, beschloss Alea lieber, sich etwas zu beeilen.
Mit der Erfahrung einer ausgebildeten Diebin, breitete sie ein Tuch auf der Vitrine aus und legte nach und nach alle Wertgegenstände hinein. Wie schön sie doch schillerten. Golden und Silber, ein Traum.

Rasch wickelte sie den Schmuck in das Tuch und band dieses dann zusammen. Der Schatz wurde um Rucksack verpackt. Noch einmal schaute sich Alea um. Hatte sie etwas übersehen?
Ihr Blick fiel erneut auf die Vitrine. Tatsächlich! Da hinten ganz im Eck lag noch etwas; ein kleiner Stein. Normalerweise interessierte Alea sich wenig für Steine, doch dieser musste ein Schmuckstück sein. Grund genug, dass sie ihn ebenfalls mitnehmen wollte.

Ihre Finger griffen nach dem Stein. Er schimmerte orange, gelb und rot; wie Feuer. Als Alea ihn berührte, durchzuckte sie kurz ein Bild. Doch bevor sie es klarer sehen konnte, war es auch schon wieder verschwunden. Seltsam.
Sie betrachtete den Stein genauer. Da erkannte sie, dass es in Wirklichkeit eine kleine Schuppe war, etwa so groß wie ihr halber Daumen. Auf der Rückseite war eine Nadel angebracht. Man konnte sich diese Schuppe wie eine Brosche anstecken.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Alea » Mittwoch 17. Januar 2007, 17:56

Bevor sie das Tuch fest verschnürte, sah sie sich noch einmal alles an. Wie die Dinge dort so lagen. Sie konnte es gar nicht fassen, dass das jetzt alles ihr gehören würde. Sie konnte sich kaum daran erinnern, so viel Beute mit einem Mal gemacht zu haben. Mit einem freudigen Lächeln verstaute sie das Tuch vorsichtig in dem Rucksack, ehe sie sich noch einmal ganz genau in der Vitrine umsah, ob sie nicht doch etwas vergessen hatte. Und tatsächlich, dort funkelte doch wirklich noch etwas. Dass sie das übersehen hatte. Aber wenigstens hatte sie es noch rechtzeitig gesehen. Auch wenn es nur ein Stein war, wie sie mit einem genaueren Blick feststellte, schien er wertvoll genug zu sein. Sonst würde er wohl nicht in diesem Laden liegen. Folglich würde er auch genug Geld bringen, wenn sie ihn verkaufte.
Also streckte sie die Hand danach aus und berührte das Steinchen. Augenblicklich erschien ein Bild vor ihrem inneren Auge. Sie versuchte, irgendetwas davon zu erkennen, doch schon war es wieder weg. Alea runzelte die Stirn. War das gerade Einbildung gewesen oder hatte sie da gerade wirklich etwas gesehen? Mit zusammen gekniffenen Augen betrachtete sie den Stein genauer, als könnte sie so das Bild in ihren Kopf zurück rufen. Das funktionierte zwar nicht, aber dadurch bemerkte sie, dass es gar kein Stein war. Es war eine Schuppe. Eine Schuppe? Und dann noch in solchen feurigen Farben? Vielleicht würde sie sie doch nicht verkaufen, sondern behalten. So etwas hatte sie noch nie gesehen und davon abgesehen, fand man so etwas sicher nicht oft. Egal. Mit einem Schulterzucken verschob sie ihre Überlegungen auf später. Den Zweck des Schmuckstückes hatte sie mittlerweile auch entdeckt, aber sie entschloss sich, die Schuppe erst einmal in ihre Hosentasche zu stecken. Schließlich würde es ja auffallen, wenn sie sie tragen würde, mit diesen Kleidern, die zeigten, dass sie nicht zu den Reichen, die sich so etwas leisten konnten, gehörte.
Dann sah sie sich ein aller letztes Mal um und wandte sich der Tür zu, als sie sich sicher war, dass es hier nichts mehr zu holen gab.
Zuletzt geändert von Alea am Mittwoch 17. Januar 2007, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Stadtwache » Mittwoch 17. Januar 2007, 20:00

Mit der Beute im Gepäck verließ Alea das Geschäft. Gerade rechtzeitig, denn kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, bog eine Patrouille aus zwei Stadtwachen um die Ecke. Als die Männer Alea entdeckten, rief einer von ihnen: "Heda, einen Moment!"

Mit schnellen Schritten kamen sie auf Alea zu. Diese blieb kerzengerade stehen. Wäre sie nun gelaufen, hätte sie nur Verdacht schöpfen lassen.
Die Wächter blieben vor ihr stehen und musterten ihre Gestalt.

"Soso, wen haben wir denn da erwischt? Wann begreift ihr Pack es endlich? Das Herumlungern vor angesehenen Gebäuden wie diesem Laden hier steht zur Strafe! Die unbescholtenen Bürger wagen sich doch nicht mehr in die Nähe dieses Geschäftes, wenn Lumpenpack wie du vor der Tür steht. Wie soll dieser arme Händler dann Gewinn einstreichen?"

"Scher dich fort, aber schnell!", meinte der andere Wächter mit grimmiger Miene. "Und lass dich bloß nicht noch einmal hier blicken, Mädel. Nun, mach schon, ehe wir uns dazu entschließen, dich in eine Gefängniszelle zu sperren und als Sklave an einen Sultan verkaufen."

Die beiden Wächter waren von der Ich-drück-nochmal-ein-Auge-zu-Sorte, aber selbst diese Gestalten ließen sich nicht lange reizen.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Alea » Mittwoch 17. Januar 2007, 20:47

Gerade hatte sie die Tür hinter sich geschlossen und wollte von den ausgebeuteten Laden verschwinden, da hielt sie eine plötzlich erschallende Stimme auf. "Heda, einen Moment!" Sie spürte förmlich, wie ihr das Herz in die Hose rutschte. <b>Lauf!</b> Doch sie lief nicht. Sie hörte auf ihren klaren Verstand und der sagte ihr, dass es keine gute Idee war, jetzt einfach wegzulaufen. Stattdessen blieb sie stehen und bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, während die beiden Männer der Stadtwache auf sie zu kamen. Sie legte sich schon Lügen zurecht, um sich herauszureden, doch zu ihrer Überraschung waren die gar nicht nötig. Erstaunt, aber nach außen hin einsichtig erscheinend, lauschte sie den Worten des Mannes. Kaum begann der zweite Wächter etwas zu sagen, nickte sie kurz und drehte sich dann nach seiner Aufforderung zu verschwinden auf den Absatz um, um langsam in die Richtung zu gehen, die der, aus der die beiden gekommen waren, entgegen lag. Kurz überlegte sie, den Herren noch einen schönen Abend zu wünschen, doch dann ließ sie es vorsichtshalber bleiben. Sie wusste nicht recht, wie diese Leute darauf reagierten und hatte im Moment wenig Lust, das auszuprobieren.

Zum Glück war die nächste Abzweigung nicht sehr weit und je näher sie der Ecke kam, desto schwieriger fiel es ihr, das langsame, normale Gehtempo einzuhalten. Doch sie schaffte es. Sie bog um die Ecke und das Erste, was sie tat, war sich erleichtert mit den Rücken an die Wand zu lehnen. Ebenso erleichtert atmete sie aus und dankte still demjenigen, der sie aus dieser Situation heil heraus gebracht hatte. Sie wollte gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn diese Männer ein paar Sekunden zuvor aufgetaucht wären. Nur kurz blieb sie an der Wand stehen, stieß sich dann ab und ging eilig die Straße weiter entlang, bis sie sogar schließlich etwas rannte. <b>Nur schnell weg, bevor sie doch noch etwas merken.</b>

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. Januar 2007, 19:49

Während Alea durch die sandigen Gassen lief, donnerte es über ihrem Kopf. Es hatte nie zuvor ein solches Wetter in Sarma gegeben. Natürlich kam vom Meer her ab und an einmal ein kleiner Regenguss, aber das war wirklich so selten wie ein Fremder, der Geld verschenkte. Aber es regnete schließlich auch nicht. Es blitzte und donnerte nur, außerdem war die ganze Stadt in ein schummriges Licht der Dämmerung getaucht. Alea kam das gerade recht, so erkannte man sie erst auf den zweiten Blick. Wären mehr Menschen unterwegs gewesen, hätte sie das Wetter vielleicht sogar für einen Glücksfall gehalten. Leider trauten sich die Bürger Sarmas allerdings kaum vor das Haus. Jeder zweite sah die Wolken als ein böses Omen an.

Doch Alea war nicht unzufrieden. Sie hatte ihren Fang gemacht und noch dazu einen recht guten, wenn sie das von sich behaupten durfte. Allein der Gedanke an die Ohrringe beflügelte ihr Herz. Doch auch diese wunderschöne Schuppenbrosche war ein wahres Glanzstück ihrer Beute.

Plötzlich hörte sie hinter sich eine Stimme. "Na, worüber freust du dich denn so?" Die Stimme war ihr sehr vertraut. Sie hatte sie so viele Jahre lang gehört und sich an ihren spitzbübischen Klang gewöhnt, dass sie sie aus Tausend anderen Stimmen hätte raushören können. Nur einer sprach so: Rejan.
Sie drehte den Kopf und blickte ihm direkt ins Gesicht. Rejan hangelte kopfüber an einem aus der Wand ragenden Balken, über den normalerweise eine Markise gespannt wurde. Er grinste Alea freundlich entgegen.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Alea » Montag 29. Januar 2007, 11:15

Sie behielt einige Minuten ihr Tempo bei. Umsehen tat sie sich jedoch nicht, denn wenn die Wachen ihr wirklich folgen würden, würde das ja nur wieder ihren Verdacht wecken. Nur, als sie um eine weitere Ecke bog, sah sie aus den Augenwinkel in die Richtung, aus der sie kam. Und sie sah niemanden. Sie konnte noch gar nicht glauben, dass ihr das wirklich gelungen war. Ein stolzes Grinsen zierte ihr Gesicht, als die vielen Schmuckstücke vor ihrem inneren Auge noch einmal auftauchten.

Je wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie angesprochen wurde. Doch sie brauchte nicht mal eine Sekunde, um die Stimme als die Rejans zu erkennen. Mit einem noch breiteren Grinsen drehte sie sich zu ihm herum und sah zu ihm hinauf, wobei sie ihn für einen Moment staunend ansah. "Hast dir ja einen schönen Platz zum Ausharren ausgesucht." Sie musterte ihn kurz, wie er da so herunter hing und machte noch einen kleinen Schritt in seine Richtung. Dann setzte sie ein geheimnissvolles Gesicht auf und sah ihn gespielt prüfend an. "Willst du das wirklich wissen?" Sie machte eine kurze Pause, die jedoch nicht dazu gedacht war, dass er antwortete, sondern nur dazu, um die geschaffene Heimlichtuerei noch ein wenig in die Länge zu ziehen. "Nagut. Große Schätze warteten diese Nacht auf mich." Mit einem Funkeln sah sie in Rejans Augen. Dann löste sie den Rucksack von einer ihrer Schulter und schwang ihn etwas, sodass er sichtbar vor ihr hing. Mit der linken Hand klopfte sie gegen sein Material. "Wirklich große Schätze." Das Grinsen erschien wieder auf ihrem Gesicht und sie nickte bestätigend. Jemand anderem hätte sie keineswegs von ihrem Beutezug und vor allem von ihrer Beute erzählt. Doch es war Rejan und sie vertraute ihm schließlich alles an, seit sie ihn kannte.

"Und was treibt dich in die Straßen hinaus? Hält dich wohl niemand zu Hause, hm?" Damit spielte sie auf die Frauen an, die er immer mit nach Hause gebracht hatte. Er wechselte zwar nicht täglich und auch nicht wöchentlich die Frauen, aber weitaus mehr, als sie selbst die Männer. Obwohl ihr alles in dieser Hinsicht zu viel erschien, schließlich hatte sie keine Vergleiche vorzuweisen. Mit einem neckischen Grinsen und hochgezogener Augenbraue sah sie zu ihm hinauf.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Wüstendieb » Montag 29. Januar 2007, 12:18

"Wenn du es genau wissen willst", grinste Rejan schelmisch, "meine derzeitige Geliebte wäre vor zwei Tagen beinahe festgenommen worden. Eine Schande für die Wüstendiebe, weshalb man sie im Hauptquartier nun festhält. Es ist noch nicht entschieden, was mit ihr geschehen wird. Ich vermute, ich bin wieder zu haben. Mein Bett ist kalt."

Mit einem gewagten Salto rollte er sich von dem Balken ab und landete gekonnt auf den Füßen vor Alea. Er hatte keine Lust mehr, über seine verflossene Liebe zu sprechen. Immerhin wusste Rejan, was mit Wüstendieben passierte, die man beinahe geschnappt hätte. Wenn sie Glück hatten, verbannten die hochrangigen Diebe ihn oder sie nur in die Wüste.
Rejan interessierte jetzt vielmehr Aleas hoch gepriesener Schatz, den sie in ihrem Rucksack prahlerisch vor sich hin und her schwenkte.

"Was genau steckt da drin?", fragte er neugierig. Aber dann hob Rejan die Hände. "Halt! Zeig es mir nicht hier. Selbst wenn sich die Leute wegen dieser schwarzen Wolken, den Blitzen und dem Donner in die Häuser verkriechen, so sind selbst Wände aus Sandstein sehr dünn. Komm mit! Wir gehen ins Hauptquartier. Da haben wir unsere Ruhe."

Und Rejan stapfte bereits los. Es gab viele Wege zu den Wüstendieben und die Wächter Sarmas kannten nicht einen einzigen. Nur dass sich das Geheimversteck irgendwo in der Stadt befand, war ihnen bekannt. Zu schade für sie, dass sie nicht einmal auf die Idee kamen, <i>unter</i> Sarma nachzuschauen.

Rejan und Alea spazierten scheinbar gemütlich durch die Gassen. Irgendwann bogen sie in eine enge Nische ein, in der nichts zu finden war außer einem aus der Mauer gebrochenen Felsblock. Rejan machte sich gleich an die Arbeit und schob den Block zur Seite. Ein kleines, unscheinbares Loch trat zum Vorschein. Alea kroch hindurch und Rejan folgte ihr. Mühsam zog er den Block von innen wieder vor den Geheimgang.



<i>[weiter in <a href="http://69169.rapidforum.com/area=60">Der Bund der Wüstendiebe</a>]</i>
Zuletzt geändert von Wüstendieb am Montag 29. Januar 2007, 12:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Alea » Montag 5. Februar 2007, 23:13

[von Die Wüstenstadt Sarma --> Der Bund der Wüstendiebe --> Der geheime Unterschlupf]

Zusammen mit Rejan kletterte sie die Leiter hinauf, die aus dem unterirdischen Versteck der Wüstendiebe in eine Seitengasse hinauf führte. Wie Rejan empfohlen hatte, waren sie in der Nähe des Marktplatzes wieder aufgetaucht und gingen nun in Richtung Markt, während Alea auf seine Worte antwortete: "Da mach' dir mal keine Sorgen. Zusammen schaffen wir das bestimmt mit dem Nähen. Auch wenn es hoffentlich nicht nötig sein wird." Sie grinste, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie irgendetwas besonders Schönes oder Prachtvolles zustande bekommen würden.

Mit der Laterne in der Hand leuchtete Alea ihnen den Weg. "Eine Schneiderei wäre wohl günstig." Sie runzelte die Stirn und sah vom dunklem Himmel auf die beinahe völlig leere Straße hinab. "Dann schaun wir mal, wo sich alle verkrochen haben." Alea schien die dunklen Wolken nicht gerade ernst zu nehmen. Es schien schon fast so, als würde sie es gar wundern, dass die Leute deshalb in den Häusern blieben. Aber in Wirklichkeit konnte sie dies schon nachvollziehen. Nur für sie wäre das kein Weg. Den gesamten Tag in den eigenen vier Wänden zu verbringen war einfach nichts für eine Diebin wie Alea.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Wüstendieb » Dienstag 6. Februar 2007, 14:56

Rejan und Alea verließen das unterirdische Labyrinth und kamen in einer Gasse nahe des Marktplatzes aus einer Säule aus Sandstein zum Vorschein. Rejan schloss den geheimen Eingang hinter sich. Wenn man nicht wusste, dass sich in der Säule ein Weg zum Komplex der Wüstendiebe befand, würde man nicht im Traum darauf kommen, hier auch nur näher danach zu suchen. Dass sich hier überhaupt ein Geheimgang verbarg, war kaum ersichtlich. Lediglich ein hauchdünner Riss in der Säule verriet, dass es sich bei dem Sandsteingebile um mehr handelte.

Alea und Rejan schlichen sich aus der Gasse und auf den großen Marktplatz, der wie ausgestorben war. Über ihnen tobte ein Gewitter, jedoch blieb Regen aus, welcher wohl am kostbarsten gewesen wäre. Stattdessen konkurrierten Blitz und Donner in wildem Spiel aus Geräusch und Licht miteinander. Es war en beeindruckendes Phänomen und doch konnte es einem eine Gänsehaut bereiten. Kein Wunder, dass sich die Bewohner Sarmas nicht auf die Straße trauten. Wer sah in einem solchen regenlosen Gewitter kein böses Omen?

Nun, Alea vielleicht und Rejan möglicherweise auch, denn sie hielten sich immer noch auf den Straßen und Plätzen der Stadt auf. Und scheinbar waren sie nicht ganz allein.
"Schau, Alea, dort vorne!", wisperte Rejan und knuffte sie in die Seite. Ein einsamer Mann verlud gerade einige Körbe und Kisten auf einen Karren, den er hinter ein Muli, einen Wüstenesel, gespannt hatte. Offenbar handelte es sich um einen Händler, der die Stadt verlassen wollte. Was er jedoch verlud, verabrgen die gut geschlossenen Behälter.

"Vielleicht hat der Kerl ein paar Kleider oder Stoffe für uns", meinte Rejan hoffnungsvoll. "Wir sollten der Sache auf den Grund gehen, aber wie? Soll ich ihn ablenken und du schaust nach und ... erleichterst den armen Mann um seine Last? Oder machen wir heute mal auf ehrlich?" Rejan konnte sich bei seiner letzten Frage kaum das Lachen verkneifen. Dass sich ein Wort wie <i>Ehrlichkeit</i> überhaupt in seinem Wortschatz befand, war schon erstaunlich genug.

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