Deutlich zu spät

Natürlich wird auch hier fleißig mit Waren gehandelt, welche "vom Boden" beschafft wurden. Aber auch einheimische Waren sind hier zu finden. Es wird getauscht, versteigert und einfach nur verkauft.
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Synnover
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Freitag 3. Januar 2025, 18:40

Es würde ihn viel kosten, eigentlich unendlich viel. Er würde so viel Zorn und Enttäuschung auf sich laden. Ob man ihm noch vertraute, ihn liebte, wenn er zurückkäme, um sich seiner Flucht zu stellen? Seinem Diebstahl eines Pegasus und Abbruch der Ausbildung, in die Layan so viel Arbeit gesteckt hatte? All das riskierte er für ein wenig Rache. So wäre es die Sicht der anderen. Syn aber riskierte es, um frei zu sein. Er könnte es nicht, würde er einfach weiterleben. Es gäbe immer eine Kette, kalt wie Karrishs Blick und mit dem kichernden Rasseln Yolinthas, wenn er sich ihnen nicht endlich entledigte. Es musste sein.
Dennoch wollte er seine Angelegenheiten in Hymlia geklärt haben. Er wollte mit so viel wie möglich aufräumen. Dazu zählte für ihn auch, seine Eltern aufzusuchen. Menschen, mit denen er nichts verband. Aber aus Kiras Umschreibungen wusste er, wie sehr sie offenbar noch immer litten. Die Ungewissheiten begleitete ihr Leben, ansonsten hätte Kira ihn nicht so herzlich empfangen. Sie hatten ihr verlorenes Kind nie vergessen. Sie mussten ihn sehen, ganz gleich, was er davon hielt. Denn Syn spürte ... nichts. Er teilte nicht einmal Kiras Freude, als sie jauchzend aufsprang, jubelte, ihn packte und mit sich zog. Er würde nicht seine Eltern aufsuchen, denn mit dem Begriff verband er nichts. Er hatte nie Eltern gehabt. Er hatte ... Herren und Herrinnen. Das höchste elterliche Gefühl war sein Irrglaube gewesen, er bedeutete Karrish etwas. Wenigstens genug, dass dieser ihn nicht zum Sterben auf einem Haufen ausrangierter Arena-Leichen liegen ließ. Für ihn war er nichts weiter als Besitz gewesen, ein Gegenstand, das weiße Kaninchen, mit dem man prahlte, aber das man im eigenen Heim irgendwo in eine Ecke verbannte. Man fütterte es und pflegte es, damit es funktionierte, nicht weil man sich um es sorgte. Karrish war niemals väterlich zu ihm gewesen, keiner in Morgeria. Er musste erst nach Hymlia gelangen, um ansatzweise ein Gefühl dafür zu haben, aber weder Freunde noch seine Liebe zu Kira oder Lariana verband er mit diesem Begriff. Und jetzt sollte er Pharo und Vella kennen lernen.
"Es ist nur ... also wir haben im Moment ... eh ... also 'Besuch'."
"Störe ich? Dann nicht", warf er sofort ein. Er wollte sich nicht aufdrängen, um seine Bedürfnisse zu stillen. Er mochte gelernt haben, dass er welche haben durfte, aber bei Fremden existierte noch immer eine leichte Scheu, sie offen zu zeigen. Da hielt er sich inzwischen eher zurück, wirkte möglicherweise etwas unhöflich oder unnahbar. Die Maske falscher Ränkespielerei setzte Syn nicht mehr auf. Diese Zeiten waren vorbei!
Aber Kira ließ es nicht zu. Sie war für ihn da, auch jetzt. "Nun ... also ... in Ordnung, Syn! Komm!" Schon schleifte sie ihn mit sich, hinunter bis in die Wolkengasse Nummer 4. Dabei wirkte sie aufgeregter als er. Sie freute sich auf den Moment. Sie freute sich für ihre Eltern, für Syn und auch für sich. Denn endlich durfte sie das Geheimnis aufgeben. Sie beteuerte Syn, dicht gehalten zu haben, aber man spürte die Erleichterung, dass sie bald nicht mehr darauf achten müsste.
Schließlich kamen sie an und aus einer jauchzenden Kira war ein plötzlich recht stilles Schwesterchen geworden. Syn besaß inzwischen genug Empathie - zumindest ihr gegenüber - dass er es bemerkte. Er drückte ihren Unterarm kurz und tauschte einen Blick. "Du sagtest, sie haben mich nicht vergessen. Es wird gut gehen", machte er ihr gar Mut. Dann öffnete sich die Tür und nun war Syn es, den eine Schweigsamkeit befiel. Wie würde es in seinem einstigen Heim aussehen, an das er sich nicht erinnern konnte? Dann erstarrte er. Den Flur ... kannte er. Es war nur ein Bild, leicht verschwommen und dunkel, über Jahre in seinem Geist verborgen. Aber der Blick in das Haus hinein weckte eine gewisse Vertrautheit. Seine Augen huschten zur Tür. Er erinnerte sich, dort gesessen zu haben, eine viel kleinere Version von ihm. Er hörte eine Kinderstimme plappern ... auf Hymlikor. Sie erzählte von Kaninchen, während weiche, helle Hände ihm Schuhe über die Füße stülpten. Syn krallte sich am Türrahmen fest, aber Kira ließ ihm kaum Gelegenheit, diesen ersten Schock zu verdauen. Sie zog ihn mit sich und er riss sich zusammen. Sie kamen an einer waren Flut an gezeichneten Kinderbildern vorbei. In einigen davon erkannte er Kira, andere zeigten offenbar ihn selbst. Er sah die weißen Haare, die helle Haut, die schönen sanftgrünen Augen. Er sah nur nicht sich selbst. Er sah ein Kind, das ihm ähnlich sah. Aber er erinnerte sich an keine dieser Posten und auch nicht an das ausgefranste Stofftier, das der Bub in den viel zu kurzen Griffeln festhielt. Man sollte meinen, es wäre ein Kern, um alle Erinnerung zu wecken. Immerhin schien dem Kind das Kaninchen viel bedeutet zu haben. Bei Syn klingelte aber nichts, da war die Erinnerung an die schlanken Hände, die ihm Schuhe anzogen, deutlich fester und sie ... wärmte sein Innerstes ein wenig.
"Voll peinlich, oder?", grinste Kira ihn an. Syn blinzelte und betrachtete sie. Er hob die Schultern. "Nein", meinte er. Denn mit den Bildern verband er nichts. Es waren eben Zeichnungen, die Kinder zeigten. Dass Kiras Abbilder ihr unangenehm waren, konnte er kaum nachvollziehen. Ihm gefielen ihre Bilder. Sie war ein süßer Fratz gewesen, aber Syn neckte sie nun nicht. Er war aufgeregt, atmete nur sehr vorsichtig. Es fühlte sich irgendwie angespannter an als vor jedem seiner Auftritte in der Schwarzen Arena. Hier ging es doch nicht um Leben und Tod!
Die Spannung fiel hingegen von ihm ab, als er den älteren Hymlianer auf dem Sofa sitzen sah. Es war, als schaute Syn eine zukünftige Version seiner Selbst an, abgesehen von den Augen. Die waren so hell und weiß, dass man sich fragen konnte, ob es die natürliche Farbe des Mannes war oder ob er im Alter inzwischen erblindete. Letzteres konnte nicht der Fall sein. Denn just als eine Frau aus der Küche kam und ihr Hymlikor mit dem Fall ihrer Schale unterbrach, eilte ihr Gatte recht gezielt zu ihr herüber. Vella. Syn betrachtete die in die Jahre gekommene Frau. Das war Vella. Seine Mutter, wenn er nicht irrte. Dann musste der andere sein Vater sein. Beide knieten nun am Boden, er besorgt um sie und die Frau vollkommen erschreckt. Syn hingegen ... fühlte ... nichts ... bis ...
"Synnover!"
Er zuckte zusammen. Sein eigener Name stach sich wie ein heißer Dolch in sein Fleisch, so dass die Silben sonst wie Schmerz durch all seine Nerven fuhren, bis in die Spitzen seiner Extremitäten. Aber es schmerzte nicht. Nicht wie eine Verletzung schmerzte. Es war ... vertraut. Er kannte die Stimme, die ihn so nannte. Manchmal hatte sie gemahnt, wenn er in seinem kindlichen Übermut alle Gefahren in den Wind geschlagen und darauf vertraut hatte, dass die Trägerin jener Stimme ihn aus jeder Situation retten würde. Meistens sprach sie seinen Namen nämlich mit einer Liebe aus, die Yolintha aus seiner Seele getreten hatte und die nun mit geballter Macht erneut in ihn fuhr. es war so intensiv, dass es ihn paralysierte. Syn wusste nicht, damit umzugehen. Lariana liebte ihn, Zarrah hatte ihn geliebt, aber nichts konnte man mit der Liebe einer Mutter zu ihrem Kind vergleichen. Er kannte es nicht. Er hatte es vergessen und er konnte jetzt nicht damit umgehen. Also schottete er sich vor diese ungewohnten Emotion ab. Er schützte sich selbs. "Syn", antwortete er nur, nickte jedoch dabei. "Ich ... hieß mal so. Jetzt nicht mehr. Ich bin nur noch Syn. Aber ich glaube, ich bin das Kind, das ihr verloren habt." Er hob die Hand zum Gruß. "Hallo."
Den von Kira erwähnten Gast hatte Syn längst ausgeblendet. Die Situation ließ ihn nicht kalt. Etwas passierte mit ihm. Er wusste nur nicht zu reagieren, also griff er auf Verhaltensweisen zurück, die ihn immer beschützt hatten. Freundlich bleiben, ruhig bleiben, die anderen emotional sein lassen. Er würde sich ihnen schon anpassen, sobald er wusste, wie es wohl am besten aufgenommen würde.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Samstag 4. Januar 2025, 09:51

Syn konnte nicht wissen, ob man ihn noch in Hymlia haben wollte, wenn er erstmal zurückkehrte. Wenn er von seiner Rache heimkehrte, um das normale Leben wieder aufzunehmen. Er musste das in die Waagschale werfen, ohne Sicherheit. Aber er musste es auch tun, denn ohne dieses Wagnis würde er niemals frei sein. Und was war wichtiger als seine Freiheit? Er hatte sie zwei Jahrzehnte lang eingebüßt, ohne je etwas dafür gekonnt zu haben. Oder es zu verdienen. Es war sein Schicksal gewesen und nun war er an der Reihe, dieses in die eigenen Hände zu nehmen. Er hatte Hilfe gehabt, aber nun war er es, der sein Glück schmieden wollte. Bevor er aber aufbrach, um ein mehr als fragliches Unterfangen zu beginnen, wollte er in Hymlia alles bereinigen. Er hatte vor, mit Lariana die letzte der Nächte zu verbringen. Ihre Erinnerungen an ihn und sie gemeinsam frisch zu halten. Er wollte Kira verabschieden, wollte niemanden unerwähnt lassen. Auch nicht seine Eltern. Er verband mit diesem Begriff nichts, aber er wusste, dass sie da waren. Er wusste, dass sie ihn niemals vergessen hatten, und er hatte sich inzwischen entwickelt. Er wollte nicht länger nur so tun als ob. Er wollte wahrlich erfahren, erleben, leben und lieben. Auch seine Schwester liebte er und das war etwas, das niemals anders sein könnte. Kira freute sich aufrichtig, auch wenn sie später zerstreut wirkte. Auch Syn wurde ruhiger. Was würde ihn wohl hinter der Tür erwarten? Er wusste es nicht, konnte es sich nicht erklären. Woher sollte er auch wissen, was Eltern empfanden, wenn ein so lang verschollenes Kind wieder auftauchte?
Nachdem Kira die Tür öffnete, durchfuhr ihn allerdings ein kleiner Gruß aus seiner tief verankerten Vergangenheit. Er sah die Stufen zu seinen Füßen, sah ein Bild, das er niemals bewusst beschworen hatte. Er fühlte die warmen Finger, schlank und hell, wie sie seine Waden berührten, um die Schuhe anzuziehen. Es war überwältigend zu wissen, dass dies tatsächlich eine Erinnerung aus einer Zeit vor Morgeria war. Beim Eintreten folgte dann zumindest die Erkenntnis, dass er nie vergessen war. Und Kira nicht gelogen hatte. Die Bilder zeigten einen Jungen, den er nicht als sich selbst erkannte, aber sein Verstand sagte ihm, dass er das war. Kira hatte nichts von einem zweiten Bruder erzählt. Und sie plapperte schließlich viel! Nun aber verfolgte er die Zeitreise und sah auch Kira dort aufwachsen.

Auch ihre Kindheit zeigte glückliche Bilder. Eines mit erheblich viel Matsch überall und ihre weißen Haare wild durcheinander. Er empfand es als schön, auch wenn sie es offenbar eher peinlich berührt betrachtete. Noch ehe Syn aber all die Eindrücke besser verdauen konnte, sah er sich bereits seinem Vater, Pharo und seiner Mutter, Vella gegenüber. Letztere wusste sofort, wer vor ihr stand. Niemand konnte die Liebe einer Mutter erklären, aber man sagte ihr manchmal gar magische Züge nach. Und die Art und Weise, wie sie seinen Namen aussprach war, als würde sie mit einem Schlüssel in ein Schloss bohren, zu einer längst vergessenen Truhe in seinem Innern. Sie schluchzte, weil sie so furchtbar ergriffen war. Endlich verstand auch Pharo und sah aus den weißen Augen zu Syn. Blind war der Mann nicht. Er hatte nur das Merkmal so einiger Hymlianer. "Syn. Ich ... hieß mal so. Jetzt nicht mehr. Ich bin nur noch Syn. Aber ich glaube, ich bin das Kind, das ihr verloren habt. Hallo.", bemerkte er mechanisch, weil er nicht anders konnte. Er wusste nicht, wieso er überhaupt etwas fühlte. Wusste bis dahin nicht mal, dass ihm etwas fehlte. Aber da waren sie: Seine Eltern. Kira hielt sich ergriffen von der Situation im Hintergrund und ließ die anderen machen. Vella erhob sich mit zittrigen Knien und kam schließlich ungeachtet der Scherben auf Syn zu. Sofort schloss sie ihn in ihre Arme. Sie konnte nicht anders. „Syn!“, sagte sie mit einer Akzeptanz in der Stimme, dass er sich nicht überschwänglich zeigte. „Wie groß du geworden bist, mein lieber Syn!“, raunte sie an sein Ohr. Vella war eine schlanke Frau mit silbernen Haaren.
Sie war warm, roch, wie Syn’s Erinnerungen es noch gut kannten. Sie schluchzte abermals, ihr Körper bebte. „Ich… ich bin so sprachlos… Ich… wir glaubten dich verloren… wir haben so lange gesucht… wir… wir…“ Nun trat Kira vor und berührte ihre Mutter. „Mama? Du erdrückst ihn ja…“, bemerkte sie einfühlsam und behutsam. Und tatsächlich hatte Vella ordentlich zugedrückt. Um ihn ja nie wieder zu verlieren. Pharo aber trat ebenfalls näher und sah auf seinen Sohn hinab. Schließlich aber tropfte das Glück auch aus seinen Augen und er zog Syn ebenfalls in seine Arme. Er küsste ihn auf den Scheitel, bevor auch er wieder abließ, was ihnen sichtlich schwerfiel. Kira lächelte breit. Einen Moment standen sie sich alle nur gegenüber. Es war skurril. Dann aber lockerte Pharo diesen recht unangenehmen Moment. „Ich kehre mal die Scherben weg, Syn – setz dich bitte, möchtest du etwas trinken?“, fragte er und versuchte die Situation aufzulockern. Er wollte unverfänglich sein, für alle Parteien. Vella blinzelte und nickte. „Richtig, richtig… ich entschuldige ich will dich nicht überfordern. Es muss… reichlich verwirrend sein. Für dich sind wir Fremde, nicht wahr?“, sprach sie kehlig und konnte die Tränen doch nicht verbergen. „Setz dich, Junge – komm“, bat sie und deutete auf das Sofa im Raum. Pharo würde Syn zu trinken bringen, so er denn wollte, bevor er die Scherben wegkehrte und Kira ihm das aus der Hand nahm. „Lass mich“, sagte sie milde und schickte ihren Vater ebenfalls zu Syn. „Du siehst gut aus, Synno… Syn“, berichtigte Pharo sich und versuchte zu akzeptieren, was sein Sohn jetzt brauchte. „Wie ist es dir erga“- Er wurde unterbrochen.
Rumpelte aus dem obersten Stock und dann hörte man leise Schritte. Als würde geschlichen werden. Schließlich aber tauchte am Treppenabsatz ein brauner Schopf auf. Kira sah von ihrer Tätigkeit auf und machte große Augen, dann sah sie zu Syn, zurück zu der Person, die sich immer mehr ins Licht rückte. „Ehhhm“, machte Kira, dass ihr gleich wieder die Scherben aus dem Blech fielen, und sie stürzte auf die junge Frau zu. „Was… was tust du hier?“, fragte seine Schwester und dann hörte er eine Stimme, die ihm ebenfalls viel zu sehr vertraut war. „Ich habe Stimmen gehört… Davon bin ich aufgewacht und wollte sehen, ob ihr etwas zu essen habt.“, Dann reckte sich ein einst liebreizendes Gesicht, inzwischen mit einigen Narben darin, an Kira’s Haupt vorbei und Syn hatte einen mehr als guten Blick auf die Person. Er starrte direkt auf die blauen Augen, die Sommersprossen und… die inzwischen weit weniger buschigen und lockigen Haare von Crystin! Kira wandte sich um, blickte besorgt zu Synnover, während Crystin’s Augen von der Küche zu den auf der Couch sitzenden wanderten. Und schließlich ihr Blick auf den lindgrünen Augen des einstigen Kaninchens hängen blieb. „Syn…“, keuchte sie und riss die Augen auf.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Samstag 4. Januar 2025, 12:08

Es am den Vorbereitungen des eigenen Todes gleich, nur dass Syn nicht sein Testament aufsetzte. Ob er im Laufe seines persönlichen Rachefeldzuges an den Nachtklingen sterben würde, konnte man nicht ausschließen. Vielleicht schaffte er es nicht einmal lebendig nach Morgeria hinein, aber wenn er es nicht versuchte, würde die Ungewissheit siegen ... zusammen mit dem Wissen, dass es immer noch Ketten gab, die ihn banden, wenn auch dünn. Aber er würde sie für immer klirren hören. Es würde immer Ausläser geben. Syn musste sich endlich davon befreien - sich selbst und Zarrah, auch wenn es für sie zu spät kam. In seinem Geist aber zählte er sie mit dazu. Sie musste von ihren Geschwistern loskommen und der Tod bot keinen Ausweg. Syn wünschte es sich für sie. Deshalb wollte er es ihr - und sich - ermöglichen.
Wie die Konsequenzen nach dieser Tat für ihn aussähen und dass er möglicherweise alles riskierte, was er in Hymlia inzwischen sein eigen nennen durfte, waren keine Gründe zum Zweifeln. Er hatte zuvor nichts besessen, er wusste wie es war, ohne irgendetwas zu sein. Das bedeutete nicht, dass er Hymlia und alle Bewohner, die ihm nun nahestanden, nicht vermisste. Es bedeutete nur, dass er ihren Wert riskieren konnte, um seinen eigenen zu finden. Endlich.
So schrieb Syn sein persönliches "Testament". Er nahm Abschied, ohne dass irgendjemand wusste, was er plante. Am ehesten wäre noch Kira zu nennen, denn ihr hatte er gebeichtet, dass er Hymlia eines Tages verlassen wollte, um zu töten. Sie konnte nur nicht ahnen, dass er es für den Tag seiner Himmelsreiterprüfung plante. Bis dahin blieb nicht mehr viel Zeit und er wollte so viel wie möglich davor erledigt wissen. Er feixte heute etwas mehr mit S'idan als üblich, entschuldigte sich im Vorfeld bei Layan und würde die Nacht bei Lariana verbringen. Sie sollte die Letzte sein, an die er dachte, bevor er Hymlia verließ. Aber er wollte auch Ungewissheiten anderer ausräumen. Es war Zeit, seine Eltern aufzusuchen, selbst wenn er mit dem Begriff überhaupt nichts anfangen konnte. Kira führte ihn. Sie brachte das verlorene Kind nach Hause. Es benötigte nicht einmal einer großen Vorstellung. Vella, Syns und Kiras Mutter, erkannte ihn beim ersten Blick und der Schock führte zu eine zerbrochenen Schüssel. Sobald sie wieder halbwegs Herrin ihrer selbst war, löste sie sich von ihrem herbeigeilten Gatten und umarmte den Sohn stürmisch. Syn ließ es geschehen. Zum einen aus Perplexität, denn die gesamte Situation war etwas, mit dem er nicht umzugehen wusste. Zum anderen war er es auch nach einem Jahr in Hymlia und in Freiheit immer noch gewohnt, dass andere ihn unangekündigt berührten, bewegten und positionierten, wie sie ihn haben wollten. Es steckte ihm so sehr in den Knochen wie die Befremdlichkeit, von einer fremden Frau umarmt zu werden, die seine Mutter sein sollte. Er fühlte ... nichts. Jedenfalls keine Wärme, wie er sie bei Kira empfunden hatte oder bei Lariana, Turok oder S'idan. Vella war irgendeine Hymlianerin mit dem Titel der Mutter und das war es auch schon. Syn tat das hier nicht für sich, sondern für diese Frau. Er spürte nichts, abgesehen davon, wie gut es ihr tat. Und das stellte ihn irgendwie zufrieden. Es war richtig, oder?
"Wie groß du geworden bist, mein lieber Syn! Ich ... ich bin so sprachlos ... Ich ... wir glaubten dich verloren ... wir haben so lange gesucht ... wir ... wir..."
"Mama? Du erdrückst ihn ja..."

"Schon gut", richtete Syn das Wort an die einzige im Raum, die ihm inzwischen vertraut war. Irgendwie war er erleichtert, dass Vella und Pharo ihn nie hatten finden könnten. Das hätte bedeutet, dass auch sie nach Morgeria hätten kommen müssen ... in die dunklen Straßen, zu den Baracken der orkischen Clans oder in die gefährlichen Adelsbezirke der Dunkelelfen. Sie hätten nicht überlebt. Syn blickte einer älteren Version seiner sebst entgegen, bei der die Züge ein wenig härter wirkten und die Augenfarbe nicht stimmte. Ansonsten ... er könnte es sein. Er könnte eines Tages wie Pharo aussehen. Plötzlich umarmte ihn auch sein Vater eng und das war sehr neu. Man hatte Syn immer angeraten, für beide Geschlechter offen zu sein und er hatte in seinem Leben auch den einen oder anderen Elfenmann geküsst, becirct und umgarnt. Mehr war glücklicherweise nie geschehen. Umarmungen gehörten dazu und so fühlte sich die seines Vaters für ihn nur noch befremdlicher an als jene der Mutter. Sollte ich erwidern?, fragte er sich und hielt doch einfach nur still. Es war auch bald durchgestanden, wenngleich Syn es nicht als negative Erinnerungen mit sich tragen würde. Er konnte es nicht einmal in eine emotionale Richtung des Spektrums packen. Das Wiedersehen mit seinen Eltern stand in einem neutralen Zentrum, in dem er nichts zu fühlen wusste, selbst wenn da etwas wäre. Es war wie mit der Liebe, die so lange Zeit nur ein Begriff gewesen war. Einen, den er laut Yolintha niemals verstehen würde, weil er als Sklave gar nicht dafür vorgesehen wäre. Sie hatte sich geirrt. Er begriff. Mit der Zeit hatte er nicht nur verstanden, sondern auch gelernt, zu lieben. Möglicherweise brauchte es das bei seinen Eltern ebenfalls: Zeit. Werde ich nicht haben, jedenfalls jetzt nicht. Nach seiner Rache und wenn er wieder Zuhause in Hymlia wäre, könnte er sich damit auseinandersetzen. Noch ließ Syn nichts davon zu. Er handelte mechanisch, folgte somit auch einfach der Weisung seines Vaters, sich zu setzen. Das Sofa war bequem wie alles in der Stadt der weichen Wolken.
"Es muss ... reichlich verwirrend sein. Für dich sind wir Fremde, nicht wahr?" Syn nickte nur von seinem Platz aus, hatte noch nicht einmal zugestimmt, ein Getränk haben zu wollen. Es war nicht verwirrend. Es war ... fremd. Alles hier. Und seltsam, ein jüngeres Selbst auf Bildern an der Flurwand zu sehen, obwohl er sich auch damit nicht ganz verbinden konnte. Vielmehr kam es ihm so vor, sich irgendeiner fremden Familie aufzudrängen. Den Unterschied machte ihre Herzlichkeit aus. Sie hießen ihn Willkommen. Sie wollten ihn hier haben. Sie hatten ihn vermisst. Das war das Befremdlichste.
"Du siehst gut aus, Synno ... Syn." Syn lächelte aus reiner Höflichkeit. Auf alle in Hymlia traf dieses Kompliment zu. Er stach nicht einmal aus ihnen heraus. Sie alle waren so schön anzusehen, dass es ... fast enttäuschte. Auf dem Boden hatte er als außergewöhnlicher Blickfang gegolten. Hier ... war er Durchschnitt. "Wie ist es dir erga-" Ein Rumpeln unterbrach Pharo und aller Augen, inklusive Syns, wanderten Richtung Treppe, von wo aus das feine Trippeln von Füßen zu hören war, die nach und nach die Stufen nach unten nahmen. Doch es war nur Syn, der beim Anblick des braunen Haarschopfes erstarrte. Er riss die Augen auf, ohne sich sonst zu rühren. Er zuckte nicht einmal zusammen, so ... unglaublich traf ihn der Anblick des von Kira bereits erwähnten Gastes. Seine Schwester eilte auch sofort zu dem braunen Kopf, der nicht mehr so lockig und wild wirkte wie einst. Die Wildheit stand in ihren Zügen, geformt durch feine Narben, die ihr einst so zartes Gesicht nicht länger zerbrechlich aussehen ließen. Aber die großen blauen Augen, mit denen sie Syns Starren erwiderte, waren noch immer die Alten.
"Syn..."
Als hätte sie mit seinem Namen einen Befehl an ihn gerichtet, reagierte er endlich. Seine Bewegungen waren ungewohnt ungelenk. Hölzern drückte Syn sich vom Sofa ab in den Stand. Seine Beine kamen wackligen Stelzen gleich. Er war wirklich groß geworden! Der Boden fühlte sich so weit weg an, dass Syn leicht schwankte. Als müsste er erst wieder lernen zu laufen, tat er die ersten Schritte. Er strauchelte, bis sein Körper die Balance fand. Mit jedem weiteren Schritt wurde er schneller, bis er die letzte Distanz schon fast auf Crystin zustürmte. Man konnte erwarten, dass er sie nun ähnlich wie Vella in die Arme schloss oder direkt umhaute. Doch nichts dergleichen geschah. Syn bremste ruckartig vor ihr ab, ehe seine erhobenen Hände sich um ihren Leib legen konnten. Stattdessen hielt er sie nahe ihres Haar in der Schwebe, als hinderte ihn eine Barriere daran, sie zu berühren. Nur mit seinen Augen tastete er Crystins Bildnis ab und hielt dabei doch den Atem an, aus Angst, sie könnte wie ein Traum zerplatzen. Langsam, sehr langsam wagte er die nächsten Schritte. Mit nur einer Fingerspitze streifte er die braunen Strähnen und als Crystin nach wie vor vor ihm stand, wagte er es, ihr Haar zu streicheln, dann ihren Kopf und die hohle Hand schließlich an ihre Wange zu legen. Wie weich sie war ... und wie warm.
"Du ... lebst!", brachte er heiser hervor. Dann brachen alle Dämme. Syn überwand die letzten Hindernisse. Endlich schlang er seine Arme um Crystin, hob sie gar an, drückte sie eng an seinen Körper und drehte sich mit ihr, dass ihre Haare wie ein brauner Schleier um beide kreisten. Syn spürte ihren Körper, ihre Nähe. Er sog ihren Duft ein und fühlte all das, was er bei seinen Eltern nicht gespürt hatte. Schließlich ließ die Kraft in seinen Beinen nach. Er hörte auf, sich zu drehen und sank entweder vor oder mit Crystin zu Boden. Loslassen würde er sie nicht dabei. Vielmehr vergrub er sein Gesicht an ihr, dass die Sturzbäche an Tränen in Kleidung oder Haare sickerten. Er bebte, zitterte und brachte kein Wort heraus. Es zeigte sich, dass er nicht nur Zarrah schrecklich vermisste. Seine Reaktion bestätigte, wie tief die Freundschaft zu seinen Gefährten saß und wie sehr auch sie ihm gefehlt hatten. Dabei handelte es sich hier nur um Crystin - jene, mit der er allein aufgrund von Zarrahs Anweisung, sie ein körperlich in Frieden zu lassen, am wenigsten zu tun gehabt hatte. Da war der olle Rammellappen enger mit Razag gewesen. Aber wenn Crystin lebte, dann vielleicht auch der Ork. Vielleicht auch die Mannschaft der Silberpfeil oder gar...!
Syn sah sich nicht in der Lage zu sprechen. Sein Körper gehorchte ihm kaum. Er musste sich zwingend, die Arme so weit von Crystin zu lösen, dass er sie anschauen konnte. Aber in seinem Blick würde sie gewiss die unausgesprochene Frage erkennen können. Eine Frage, die sich in Furcht vor der Antwort kleidete, weil er es nicht wagte zu hoffen. Hoffnung konnte zerschlagen werden und Syn wusste nicht, ob er es noch einmal ertrug.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Sonntag 5. Januar 2025, 10:37

Wer niemals Eltern besessen hatte, würde sich dennoch gewiss irgendwann fragen, woher er stammte oder von wem. Er würde sich fragen, ob er nicht wertvoll genug gewesen war, dass man alles in Bewegung setzte, um ihn zu finden. Er würde vielleicht Wut verspüren, dass seine Eltern nicht da waren, um ihn zu beschützen. In Synnover’s Fall aber hatte das frühkindliche Stadium ausgereicht, dass er sie schlicht und einfach vergessen hatte. Dass er mit dem Begriff nichts mehr anfangen konnte. Und doch… beim Betreten des ihm fremden Hauses durchflutete eine leise Erinnerung seinen Geist. Er musste sich nicht aktiv daran erinnern, denn letztendlich waren jene raren Stücke seiner Vergangenheit tief in ihm verankert. Er hörte die warme Stimme, spürte die warmen Finger. Er wusste, ohne es aktiv zu begreifen, dass dies hier sein Elternhaus war. Und das Pharo und Vella seine Eltern waren. Nun musste er verstehen lernen, was Eltern waren. Dass sie stets für ihre Kinder da waren und er sich nirgendwo sonst so fallenlassen könnte. Aber Syn reichte die Zeit nicht. Er würde fort sein, bevor er sich mit seinen Eltern arrangiert hätte. Und es blieb stets seine Entscheidung. Auch seine Eltern machten es ihm nicht besonders schwer, denn sie waren sich im Klaren darüber, dass er zwar ihr geliebter Sohn war, aber längst ein anderes Leben geführt hatte. Welches… sie würden vermutlich vor Kummer und Schuld vergehen. So war es vielleicht gut, dass Pharo seine Frage nicht mehr aussprechen konnte, weil sie durch ein Poltern gestört wurden. Als sich der braune Schopf ins Sichtfeld der grünen Augen schob, setzte etwas bei Syn aus. Er starrte. Hielt die Luft an. Drei kleine Buchstaben waren es, die ihn endlich aus der Starre holten. Synnover erhob sich wackelig und ging wie ferngesteuert zu ihr herüber. Kira hatte die Augen weit geöffnet und starrte atemlos auf die Szenerie. Ihre Eltern verstanden nicht ganz, hatte Kira ihnen nur das Nötigste anvertraut, um Syn’s Bitte zu entsprechen. Aber auch sie beobachteten, was nun folgte.

Syn blieb vor Crystin stehen, die ebenso starrte und sprachlos zu sein schien. Er wagte es nicht, sie anzufassen aus Angst, dass sie verschwinden würde. Das sein Verstand sie nur projizierte. Warum aber Crystin? Von allen, war sie die weniger wichtige. Und doch… ihre Anwesenheit veränderte alles. Vor Monaten hatte er sich verabschiedet und jetzt… jetzt stand ein Beweis dieser Freundschaften lebend vor ihm! Endlich wagte Syn eine Berührung und als Crystin nicht verschwand, nicht einfach verpuffte, da schloss er sie so fest in seine Arme, dass sie aufjapste und gar etwas lachte. "Du ... lebst!" Oh, dieses Lachen… niemand lachte so glockenhell und freundlich, so warm und voller Leben, wie Crystin. Aber es klang nicht mehr ganz so makellos, verflog erstmal der Zauber der Freude. Syn erlag seinen Gefühlen, sank mit Crystin im Arm zu Boden und sie setzte sich mit ihm hin. Die blauen Augen strahlten und sie hielt auch ihn fest. Er sank an ihren Hals und weinte so bitterlich, dass sie ihre Arme um ihn schlang. Kira bekam feuchte Augen und hatte die Hände vor ihren Mund gelegt. Die Szene rührte die kleine Schwester, weil sie den Schmerz erkennen konnte, den er fühlen musste. Ihre Eltern schauten nur gerührt, aber weniger verständig. Sie hatte ja nicht mitbekommen, wie er gelitten hatte. Aber Kira hatte es. Eine Weile saß Crystin mit Syn da, wiegte ihn sanft, streichelte seinen Rücken. Sie gab ihm Zeit. Bis er es schaffte, sie anzusehen. Worte verließen nicht seine Lippen, aber das mussten sie auch nicht. Es war jetzt ein Jahr her, dass er jemanden aus seinem ‚alten‘ Leben gesehen hatte. Ein Jahr, seit er die Silberpfeil verlassen und alle zurückgelassen hatte. Ein Jahr ist es her, dass er versprach zurückzukommen, wenn sie nur warten würde… Ein langes Jahr… Crystin strich Synnover sanft die Tränen aus dem Gesicht und lächelte ihn an. Die Narben in ihrem Gesicht verzogen sich leicht. Inzwischen war ihr Haar nicht mehr so buschig und hing eher gerade und glatt hinab. Es war kürzer und sie schien älter zu sein. Ihr Blick hatte das Naive verloren, nicht aber die Wärme. Dann strich sie noch einmal über seine Wange. „Ich lebe, ja!“, bestätigte sie ihm. „Razag, Erin, Sprotte… sie leben alle.“, begann sie daraufhin mit beruhigender Stimme. Aber Zarrah erwähnte sie nicht. Warum? Sie wartete einen Moment, gab ihm erneut Zeit. Pharo und Vella aber spürten, dass dies nun nicht der Moment war, um sich einzumischen. „Wir werden kurz zu den Nachbarn gehen, sie erwarten uns ohnehin“, sagte Vella und sie erhoben sich. Ein Blick getauscht mit Kira ließ jene nicken. Crystin fasste Syn an den Oberarmen und half ihm, dass sie sich auf das Sofa setzen konnten. Sie hatte viel zu erzählen und er sollte alles hören. Kira half, falls Syn die Kraft nicht fand, bis alle drei allein waren und in Ruhe sprechen konnten. Crystin holte tief Luft und räusperte sich. Dann schweifte ihr Blick zur Seite, während sie sich an jenen Tag erinnerte…

„Erinnerst du dich an den Sturm damals? Als Hymlia dich zu sich rief?“, sie musste nicht warten, sie wusste, dass er es tat. „Der Himmel verschloss sich hinter dir und ließ uns im Sturm zurück. Wir mussten alle mitanpacken, mussten zusehen, dass wir die ‚Silberpfeil‘ aus dem unruhigen Gewässer bekamen. Es gelang uns tatsächlich. Wir fuhren weiter, aber die Silberpfeil hat ordentlich etwas abbekommen. Wir wussten, dass wir nicht nach Rumdett gelangten, so. Nach zwei weiteren Tagen tat sich ein neues Problem auf. Wir hatten Verfolger. Zarrah war es, die es bemerkte und sie machte schnell klar, dass wir ihnen nicht auf der beschädigten Silberpfeil entkommen würden. Wir befanden uns durch den Sturm noch immer recht nahe der Küste, fast vor dem Eisreich. Es war bereits bitterkalt, aber… Aber Zarrah schwor, dass wir nicht länger eine Wahl hätten. Sie schien die Verfolger zu kennen.“ Crystin seufzte und ihr Gesicht verlor ein wenig an Farbe, bei den Erinnerungen. „Es kostete sie sehr viel Überzeugungskraft bis sie Erin und Amos soweit hatte, dass sie ihr Schiff aufgaben. Wir zerstörten es, es war eine List. Die Verfolger sollten nur noch Trümmerteile vorfinden, aber wir mit dem Beiboot längst zurück an Land. Es funktionierte… zum Teil. Das Wasser war so eiskalt… Nicht mal Razag hatte Spaß darin dort zu schwimmen!“, lächelte sie leicht über die kleine Anekdote. Doch eigentlich war ihr nicht zum Lächeln zumute. „Das eisige Wasser forderte nicht wenige der Mannschaft… Unter anderem Amos.. Erin war außer sich. Sie war kaum zu bändigen… So viel Schmerz.“, wisperte sie und schloss die Augen. „Zarrah aber trieb uns weiter. Wir mussten das Land erreichen, sonst würden wir alle sterben. Sie war so… sie… sie übernahm die Rolle der grausamen Anführerin damit wir… wir überleben.“, murmelte sie. „Wir waren fassungslos, dass sie uns nicht Zeit zum Trauern gab. Wir waren wütend auf sie… sie…“, Crystin presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. „Wir waren herzlos, dabei hat sie nur versucht zu retten, was zu retten war…“, wusste sie nun. Kira stand für einen Moment auf und brachte auch Crystin etwas zum Trinken, was jene dankbar annahm. Schließlich fuhr sie fort. „Wir schafften es im Eisreich anzulanden. Hier aber zerfiel alles. Erin verwand den Tod von Amos nicht. Sie und der Rest der Mannschaft verließen uns. Razag, Zarrah und ich blieben übrig. Zarrah führte uns, sprach aber kein Wort. Ich habe sie schon oft so gesehen aber… aber das war anders. Sie war vollkommen versteinert. Keine Gefühle, keine… keine Wärme in ihr. Sie trieb uns voran, immer weiter und weiter. Es war eisig kalt, wir hatten weder Wasser noch Narhung… Irgendwann…. Irgendwann reichte es uns.“, sie schluckte. „Wir flohen vor Verfolgern, die eigentlich nur wegen ihr hinter uns her waren. Razag glaubte nicht länger daran, dass sie uns gut führte. Er warf…“, sie zögerte, „Er warf ihr vor, dass sie einzig und allein vor sich selbst und ihren Gefühlen für dich floh… und dabei über Leichen ging.“, murmelte sie. Crystin schien sich zu schämen dafür. „Er wollte es auf eigene Faust versuchen, aber ich verdanke Zarrah mein Leben… mehr als das, ich verdanke ihr, wer ich bin und sein konnte!“, nun rollten Tränen über ihr Gesicht. Die Zeit musste furchtbar gewesen sein. „Ich konnte sie nicht im Stich lassen. Razag verstand es nicht und nach drei weiteren Tagen des Fußmarsches, reichte es ihm endgültig. Er verließ uns… mich…“, schluckte sie und wischte sich über die Nase, während sie schniefte.

„Zarrah aber nahm es hin. So gingen wir weiter, bis wir tatsächlich Rumdett erreichten. Wir durchquerten das Eisreich, bis zur Piratenstadt. Und dort… dort geschah nichts. Wir…warteten“, murmelte sie und schüttelte den Kopf. „Zarrah wartete stundenlang starr und steif am Wasser, aber kehrte schließlich zurück in die Spelunke, in der wir uns eingemietet hatten. Ich wurde verzweifelt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und sie ließ nicht mit sich reden. Ich fühlte mich verloren… allein… ich vermisste Razag und hatte Angst. Rumdett ist… ist wirklich nichts für jemanden, wie mich. Irgendwann hörte sie auf zu warten. Sie ging nicht mehr zum Wasser. Sie begann Leute für Informationen zu bezahlen, fragte, wer bereit wäre ein Schiff nach Ardéris zu fahren. Doch noch bevor sie mit jemandem einen Handel eingegangen war, fanden uns die Verfolger.“, Crystin schloss die Augen. „Sie hatten uns aufgespürt. Zarrah hatte noch versucht mich zu beschützen, hatte mich versteckt und doch… als sie Zarrah fanden, sie zu Boden zwangen und ihr wehtaten… ich konnte nicht anders. Ich versuchte sie alle mit Licht zu blenden, versuchte ihr zu helfen. Das Überraschungsmoment nutzten wir aus und flohen. Wir rannten durch Rumdett, versuchten ein Versteck zu finden. Aber jetzt gaben sie nicht auf. Und als Zarrah erkannte, dass es kein Ausweg mehr gab, da … da packte sie mich und hielt mir ein Messer an die Kehle. Ihre Augen funkelten so kalt und abweisend… sie.. Sie schrie mich an, ich solle verschwinden und nie wiederkommen! Ich solle mein Leben leben, solle zusehen, dass ich das finde, was mich glücklich macht. Sie war so verdammt verbittert dabei. Ich wollte protestieren, aber sie ritzte mich mit ihrer Klinge und sofort wurde mir schwindelig. Dann stieß sie mich von sich, hinter Kisten und dort blieb ich liegen. Ich sah nichts, aber ich hörte, wie man sie packte. Sie wurde geschlagen, ich hörte sie keuchen… Und dann glaube ich, war da jemand, der sie kannte. Ich erinnere mich an eine bekannte Stimme, aber ich war viel zu sehr im Delir durch das Gift an ihrer Klinge, um klar zu denken. Schließlich aber hörte ich nur noch, wie man sie wegschleifte. Das war das letzte Mal, dass ich sie sah…“, murmelte sie und war sichtlich aufgewühlt. Crystin nahm zitternd einen Schluck und fuhr fort: „Es dauerte eine Stunde, dann konnte ich mich wieder bewegen. Zarrah hatte geplant, mich zu beschützen. Sie hatte verhindert, das man mich auch erwischte oder gar tötete… Und ich habe sie im Stich gelassen. Ich war allein in Rumdett und … und verzweifelt. Sie sagte, ich sollte das finden, was mich glücklich macht. Aber ich… ich konnte nicht. Ich erfuhr noch, dass eine Gruppe Dunkelelfen ein Schiff bestiegen und Richtung Süden fuhren. Der Hafenmeister sagte, er habe eine weißhaarige Frau bei ihnen gesehen – lebend. Doch mehr wusste er nicht. Ich hatte keine Mittel, keinen Plan keine Ahnung… Ich verbrachte viele Wochen auf den Gassen Rumdetts…“ sie sah auf ihre Hand, die zitterte. „Ich verlor mich selbst… verlor die Hoffnung… Ich scheiterte am Leben“, sagte sie bitter und schüttelte den Kopf, weil die Erinnerung sie peinigte. „Ich begann im Teufelsrochen zu arbeiten, versuchte mein Leben wieder in den Griff zu bekommen, aber… Rumdett ist nicht der Ort dafür. Ich habe Unaussprechliches getan und schäme mich sehr dafür. Bis Kira mich fand…“, sagte sie und blickte zu der Hymlianerin. Sie lächelten leicht. Kira wandte sich an Synnover. „Ich habe gesehen, wie sehr du leidest und ich wollte nachforschen, was mit deinen Freunden passiert ist. Ich habe wochenlang den Weg versucht nachzuvollziehen, habe mich in jeder freien Minute davongeschlichen und bin zum Festland geflogen. Ich fand Spuren, bereits ins Erdreich getrampelt oder“, sie winkte ab. „Ist auch egal, wie genau. Auf jeden Fall fand ich Crystin vor zwei Tagen in Rumdett… und als sie hörte, wie ich nach dem Schiff fragte, ob jemand etwas darüber wüsste und weil sie die Ähnlichkeit zu dir erkannte… da kam sie auf mich zu und ich nahm sie mit hierher, damit… damit sie dir ein wenig mehr erzählen kann…“, schloss Kira den Kreis. Stille kehrte einen Moment ein. Es war viel, sehr viel. Dann legte Kira eine Hand auf Syn’s Arm. „Sie könnte noch leben…“, flüsterte sie vorsichtig, weil sie nicht wissen konnte, was das für Syn bedeutete.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Montag 6. Januar 2025, 04:34

Wieviel ihm seine chaotische Gruppe wirklich bedeutet hatte, zeigte sich weder so ausdrücklich in seinen Worten, seinem Gebaren oder dem leidlichen Versuch, sich selbst aus der Formel hymlianischen Neubeginns herauszuziehen. Es zeigte sich nicht darin, als Lariana und er einander wiederfanden und er ihr halbwegs hatte erklären können, wie sehr sein Herz schmerzte, all die Trauer überhaupt zuzulassen und wie sehr er sich vor einer Wiederholung fürchtete. Es zeigte sich nicht darin, dass er Kiras Hand festhielt, während er ihr offenbarte, dass es besser wäre, keinen Kontakt zueinander aufzunehmen. Es zeigte sich auch nicht in seiner Verzweiflungstat, Galina aufzusuchen, nur um körperliche Wärme, aber ohne den Schmerz wahrer Nähe zu spüren. Und letztendlich auch nicht darin, dass er Lariana hatte begreiflich machen können, warum er zwar in der Lage war sie endlich zu lieben, es ihr aber niemals würde sagen können. Weil Zarrah, die es als erste hören sollte, tot war ... oder nicht? Der Funke von Hoffnung in Form hellblauer Augen, Sommersprossen und eines braunen Haarschopfes lud ein, Anderes zu erwarten. Aber er zeigte Syns Umwelt auch, wie sehr er selbst an Crystin hing, mit der er von seiner kleinen Gruppe doch am wenigsten zu tun gehabt hatte. Aber sie war ihm stets wichtig gewesen. Sie, ihre passablen Kochkünste, ihr heilendes Licht, ihre unschuldige Zuversicht und das glockenhelle Lachen. Sie, Razag und Zarrah. Alle drei hatten einen so festen Platz in Syns Herzen eingenommen wie es niemand zuvor geschafft hatte, nicht einmal Karrish. Und nun war eine von ihnen wieder da, einfach so wie aus dem Nichts aufgetaucht, umarmte ihn und trocknete recht erfolglos seine Flut aus Tränen.
"Ich lebe, ja! Razag, Erin, Sprotte ... sie leben alle."
Alle. Hoffnung, die mit jedem weiteren Namen wagte, sich aus dem Schutz seines Herzens zu stehlen, drehte ab und verschwand wieder darin. Nicht alle. Es waren nicht alle Namen gefallen, einer besonders nicht ... und Crystin war keine, die diesen Namen bewusst ausgelassen hätte, wenn nicht... Sie musste es ihm angesehen haben oder zumindest erahnen, dass er es hatte zwischen den Zeilen lesen können und niemals aus eigener Kraft nun auf die Beine kommen würde. Mit Kiras Hilfe bugsierte die lichtmagische Heilerin ihn zurück zum Sofa. Kiras Eltern - seine Eltern! - waren nicht mehr da. Syn hatte ihr Verschwinden nicht bemerkt, konnte sich auf diesen Umstand nun aber nicht konzentrieren. Er nahm es lediglich zur Kenntnis, sowie die Tatsache, dass er plötzlich wieder auf den hellen Polstern der Sitzgelegenheit hockte.
"Erinnerst du dich an den Sturm damals? Als Hymlia dich zu sich rief?" Syn antwortete nicht. Er nickte nicht einmal, dennoch konnte Crystin der Stille entnehmen, dass er diesen Tag nicht vergessen hatte. Denn er angelte nach ihrer Hand und umfasste sie mit seinen. Er klammerte sich daran fest, als fürchtete er, Crystin könnte aufspringen und tatsächlich noch zerplatzen. Sie mochte seine Anspannung über den Druck seiner Hände spüren, als sie erzählte. Auch, dass beides zunahm, je mehr sie ihm von dem Jahr preisgab, das er in Hymlia verbracht hatte, während die Besatzung der Silberpfeil ... während Amos ... Razag ... seine Freunde ...
Syn reagierte überhaupt nicht auf Crystins Ausführungen. Seine Mimik war wie versteinert, aber die helle Farbe seiner Haut nahm an Blässe zu und seine Augen starrten mit fassungsloser Leere vor sich ins Nichts. Hin und wieder ergriff ihn ein Zittern, das er durch Schauer abschüttelte, die seine Muskeln knacken ließen, weil er bis zum Zerreißen angespannt war. Er saß ganz steif da, presste Crystins Hand zwischen den seinen ganz platt und brachte keinen Ton heraus. Dennoch lauschte er aufmerksam.
Als sie Amos' Tod erwähnte, zuckte er einmal zusammen. Als Crystin davon erzählte, dass Razag sie verlassen hatte, konnte man ein leises Winseln vernehmen. Aber als sie davon sprach, dass Zarrah für eine lange Zeit jeden Tag in Rumdett auf ihn gewartet hatte, rannen erneut die Tränen. Wie so üblich weinte Syn sie vollkommen stumm. Seine Lippen waren nur noch ein Strich von fest aufeinandergepressten Lippen. Schuld legte sich über seine Züge wie ein dämonischer Schatten und als Crystin endlich vom schlimmsten aller Tage berichtete, nahm dieser Schleier aus Dunkelheit seine gesamte Haltung ein.
"Irgendwann hörte sie auf zu warten. Sie ging nicht mehr zum Wasser. Sie begann, Leute für Informationen zu bezahlten, fragte, wer bereit wäre, ein Schiff nach Ardéris zu fahren. Doch noch bevor sie mit jemandem einen Handel eingegangen war, fanden uns die Verfolger. Sie hatten uns aufgespürt. Zarrah hatte noch versucht, mich zu beschützen, hatte mich versteckt und doch ... als sie Zarrah fanden, sie zu Boden zwangen und ihr wehtaten..." Auch Syn tat weh und zwar Crystins Hand. Er klammerte sich inzwischen derart fest an ihre Finger, dass es schmerzen musste. Seine eigenen zitterten und kein Griff konnte ihn ruhig stellen. Seine Nägel - nicht mehr so fein, denn Morgerias Maniküre besaß er in Hymlia nicht - drückten sich in Crystins Fleisch und hinterließen zahlreiche kleine Sichelmonde darin. Trotzdem führte sie tapfer weiterhin die Geschichte aus. Syn sollte alles erfahren. Er musste. "Ich konnte nicht anders. Ich versuchte, sie alle mit Licht zu blenden, versuchte ihr zu helfen. Das Überraschungsmoment nutzten wir aus und flohen. Wir rannten durch Rumdett, versuchten ein Versteck zu finden. Aber jetzt gaben sie nicht auf. Und als Zarrah erkannte, dass es keinen Ausweg mehr gab, da ... da packte sie mich und hielt mir ein Messer an die Kehle." Syn zuckte nicht zusammen. Beinahe schien es, dass er diese Information mit der Ahnung eines Mannes aufnahm, der möglicherweise ähnlich gehandelt hätte oder zumindest die Motive der Dunkelelfe nachvollziehen konnte. "Ihre Augen funkelten so kalt und abweisend ... sie ... Sie schrie mich an, ich solle verschwinden und nie wiederkommen! Ich soll mein Leben leben, solle zusehen, dass ich das finde, was mich glücklich macht." Wieder rannen Tränen, wieder waren sie stumm. In Syns Geist aber schwirrten andere Worte umher. Du könntest so viel mehr sein. Sie hatte ihnen allen nur gewünscht, dass sie leben, glücklich wurden. Aber was ist mir ihr?
"Ich sah nichts, aber ich hörte, wie man sie packte. Sie wurde geschlagen, ich hörte sie keuchen ... Und dann, glaube ich, war da jemand, der sie kannte. Ich erinnere mich an eine bekannte Stimme, aber ich war viel zu sehr im Delirium durch das Gift an ihrer Klinge, um klar zu denken. Schließlich aber hörte ich nur noch, wie man sie wegschleifte. Das war das letzte Mal, dass ich sie sah..." Syn gab Crystins Hand endlich frei. Sie war unter dem festen Durck zwischen den seinen gerötet und besaß nun einige Spuren seiner Nägel. Sie zitterte wie die seinen. Er zwang sich, Crystins Geschichte nach Zarrahs Verschwinden auch noch anzuhören. Das war er ihr schuldig, auch wenn es ihm schwer fiel, nun noch aufmerksam zu bleiben. Still riss er sich zusammen, bis sie endete. Kira sprang ein, um die letzten Lücken zu füllen. Syn lauschte auch ihr, reagierte nicht. Seine Miene war eine Maske, geradezu emotionslos, sah man von den Tränenbahnen ab, die endlich versiegten. Er versteckte sich, suchte nach einer Maske, die passte. Er fand keine und so blieb ... nichts. Wer war er ohne diesen Schutz? Syn, der Zarrah und die gesamte Besatzung der Silberpfeil zurückgelassen hatte mit dem Versprechen, wiederzukehren, sobald er konnte und stattdessen ein Leben in Hymlia aufgebaut, gefressen, gefeiert und gefickt hatte ... während Amos starb, Razag und Crystin auseinandergingen, sie in Rumdett ihre unschuldige Art verlor und Zarrah...
"Sie könnte noch leben..." Kiras Berührung an seinem Oberarm fühlte sich an wie brennendes Eisen, mit dem sie ihn markieren wollte. Stigmatisieren als der Schwurbrecher, der er war. Und als wäre es ihr gelungen, sprang Syn vom Sofa auf. Er zischte sogar und hielt sich die Stelle, die von ihren Fingern berührt worden war. "Ich ... brauch frische ... ich brauch Luft", suchte er unter diesem lausigen Vorwand ein Heil in der Flucht. Aber er log nicht. Er fühlte sich schrecklich eingeengt, als wäre sein gesamtes Elternhaus zu dem kleinen stickig dunklen Raum des Schranks geworden, in dem Sodth und die anderen Orks ihn immer eingesperrt hatten. Syn japste und stürmte aus der Haustür ins Freie. Er lief nicht weit, falls Kira und Crystin ihm nacheilten, um nach ihm zu schauen. Tatsächlich schaffte Syn es nur bis zum Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dort aber ließ er all seinen unterdrückten Emotionen freien Lauf und zwar in Form der inzwischen durchaus ausgebildeten Luftmagie. Zu wieviel er fähig war, zeigte er, als seine bloßen Fäuste mit geballter luftmagischer Macht gegen die Hauswand donnerten. Wieder und immer wieder, dass die Druckwelle der Magie allein einige nahe stehende Pflanzenkübel umstieß. Die Fassade traf es jedoch härter. Syn riss sie zwar nicht ein, aber seine Fäuste schlugen luftmagie Risse in den Stein. Es bröckelte und rieselte unter seinen Hieben und die helle Wand färbte sich rot, als ihm von den harten Schlägen die Fingerknöchel aufplatzten. Das Blut strömte wie zuvor seine Tränen. Syn spürte es ebenso wenig wie den Schmerz. Er fühlte nur die Pein in seinem Herzen ... und die Schuld. Sie schrie er aus sich heraus, brüllte in den Himmel und gegen die Hauswand, die er weiterhin mit seinen Fäusten bearbeitete. Ich hätte sie mitnehmen sollen! Sie hat es mir gesagt, mit ihren Augen hat sie mich angefleht, sie nicht zurückzulassen. Sie wusste, was geschehen würde. Und ich hab sie zurückgelassen. Mehr noch ... ich hab ... ich hab sie nicht mal ...
Als ihn die Kraft auf's Neue verließ und Syn nur noch mit Stirn und Schultern an der Wand lehnte, richtete er den Blick hinunter auf seine Hände. Er betrachtete nicht die Fäuste. Er sah nur seine Handfläche, erinnerte sich an die seidige Weichheit von Zarrahs Haar, wenn er ihr im Versprechen jene Hand auf den Scheitel gelegt hatte. Er würde sie beschützen. Das hatte er still geschworen ... und diesen Schwur gebrochen. Nichts hatte er getan. Er hatte weder sie beschützt, noch die anderen. Hätte er sie mitgenommen, hätte man das Schiff nicht zerstören müssen. Dann wäre niemand von ihnen umgekommen, Crystin und Razag noch zusammen, dann...
Syn starrte auf seine Hände. Blut lief über die Handrücken und die Innenflächen. Seine aufgeplatzten Knöchel brannten. Der Schmerz erreichte ihn, zog ihn hinaus aus den selbstzerstörerischen Gedanken und zurück in die Klarheit, mit der er auch Arenakämpfe bestritten hatte. Er musste sich selbst nicht die Schuld an all dem geben. Er war nicht schuldig. Er war kein Sklave mehr, dem man diese und jegliche andere Schuld für irgendein Geschehen aufbürden konnte. Er hatte selbst entschieden, aus eigener Kraft heraus, den Weg nach Hymlia allein zu gehen. Und seine Entscheidung hätte nichts am Schicksal der anderen geändert. Auch ohne Zarrah hätten sie Besatzung und Schiff versenkt, allein nur, weil sie sie unterstützt hatten. Wir haben es in den Wäldern gesehen, als sie Razag entführten, nur weil wir Teil des gleichen Lagers waren. Es hätte nichts geändert. Syn hätte nichts tun können, außer das, was er ohnehin nun getan hatte. Er hatte gelernt. Er hatte gelebt, gelernt und sich auf etwas vorbereitet, das nun gänzlich in den Hintergrund rückte. All sein Streben, all seine Arbeit wären nicht vergeblich. Nur das Ziel war ein neues. Karrish und Yolintha erhielten etwas mehr Zeit ... Zarrah war ihm wichtiger.

Als Syn ins Haus der Familie Federflug zurückkehrte, hatte sich etwas an ihm verändert. Nicht nur, weil er die Tränen aus dem Gesicht gegen Schlieren seines eigenen Blutes eingetauscht hatte, als er versucht hatte, sich die feuchte Salzspur von den Wangen zu wischen. Etwas hatte sich an ihm verändert. Seine Haltung war gefestigt, sein Blick ebenso. Etwas brannte darin, aber es war nicht die Hoffnung darüber, Zarrah noch lebend zu finden. Es war ide Entschlossenheit, sie überhaupt zu finden und zu befreien, wo immer sie steckte. Es war ein neuer Schwur und er würde ihn einhalten oder beim missglückten Versuch krepieren. Und es war seine Entscheidung. All das ließ Syn eine seltsame Aura ausstrahlen, die bedrohlich und kalt, zugleich aber auch ... friedlich erscheinen ließ. Er war ruhig und vielleicht war gerade das der Grund, weshalb er gewisses Unbehagen mit sich trug wie einen Kriegsumhang.
Kira und Crystin wollte er nicht in diese Aura hüllen, versuchte aber auch nicht, sie gänzlich zu verbergen. Die Zeit der Masken war vorbei. Er setzte sich zurück zu ihnen auf das Sofa und atmete zunächst tief durch. Ein kurzer Blick galt der Schwester, ehe er sich Crystin zuwandte. Syn hob beide Hände an, legte sie um ihre vernarbten Wangen, beschmierte auch diese mit seinem Blut. Er seufzte, schaute Crystin entschuldigend in die hellblauen Augen. "Euer Trick mit dem Schiff hat wunderbar geklappt", war das erste, das er überhaupt sagte. Seine Stimme klang heiser und etwas belegt. "Ich dachte ... ihr seid im Sturm ertrunken. Es gab keinen Grund mehr für mich ... nach Rumdett ..." Syn zog scharf die Luft ein und brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. Er schloss dabei die Augen, ließ Crystin aber nicht los. Erst als er wieder klar sprechen konnte, öffnete er sie und fuhr fort: "Ich beherrsche keine Lichtmagie, um dich zu heilen." Seine Daumen strichen über die kleinen Narben und Bedauern glomm in seinem Blick. Trotzdem zwang er sich, diese ... von Kummer geprägte Version Crystins zu betrachten. "Aber gutes Essen heilt die Seele und meine Freundin kann verdammt gut kochen. Du musst es probieren, Crystin. Es macht ... glücklich." Er löste seinen Blick nur lang genug von dem braunen Haarschopf, um über die Schulter nach seiner Schwester zu schauen. "Kira? Kannst du Crystin zu Lari bringen, damit ihr dort etwas essen könnt?" Und schon wandte er den Blick wieder um. "Sie ist herzensgut, ich bin sicher, sie lässt dich heute Nacht bei uns schlafen." Bei uns. Er würde Crystin nun nicht allein lassen. Nicht heute Nacht. "Sie und Kira werden nach dir schauen, bis ich ... bei euch bin. Ich ... ich muss ... noch hier mit Kiras Eltern sprechen. Danach laufen ... den Kopf frei kriegen." Er lehnte sich zurück, ließ Crystins Gesicht endlich wieder los. Erschöpft sackte Syn etwas auf dem Sofa zusammen und blickte zur Decke. Die folgenden Worte wirkten so fehl am Platz, als er sie aussprach. Beinahe, als gehörten sie zu einem anderen Leben, das parallel ablief, welches er aber nicht abstoßen konnte. "Morgen ist ... ein wichtiger Tag."
Seine Prüfung zum Himmelsreiter. Nur noch wenige Stunden trennten ihn davon und er hatte ein Jahr darauf hingearbeitet, diesen Tag zu erleben. Es klang absolut lächerlich, nach all den Ereignissen in seinem Elternhaus nun zu dieser fast schon alltäglichen Zeremonie einer Abschlussprüfung zu gehen. Aber Syn würde schließlich nicht daran teilnehmen. Er hatte sich vorbereitet, sich und seinen Plan. Nur das Ziel wäre ein anderes. Ich werde dich finden.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Montag 6. Januar 2025, 21:34

Wie sollte Synnover ertragen, was Crystin berichtete? Wie sollte er sich nicht schuldig fühlen? Schuldig an dem Ende der Liebe von Razag und Crystin? Schuldig am Tod von Amos, an Erin’s Schicksal? Wie könnte er nicht Schuld empfinden, dass er Zarrah warten lassen hatte, ohne sein Versprechen einzulösen? Hatte er es sich zu bequem gemacht? Hätte er sofort nachschauen sollen, wie es der Gruppe ergangen war? Hätte er mehr nachfragen sollen? Fragen über Fragen fluteten seinen Verstand, während Crystin Licht in ein langwährendes Dunkel brachte. Er war wie paralysiert, während die Tränen stumm über seine Wangen flossen. Er zerdrückte der Heilerin beinahe die Hand, doch das war einfach nur ein Ausdruck seiner Gefühle, die er nicht laut aussprechen konnte. Synnover hatte hier gelebt, geliebt, gelacht und war aufgeblüht, während alle anderen untergegangen waren. War Freiheit das? Dass man sich selbst über alle erhob? Seine Bedürfnisse über alles andere stellte? Er brauchte frische Luft, er musste raus und weder Crystin, noch Kira hinderten ihn daran. Die Frauen sahen ihm verständig nach, wussten, dass dies sehr hart für ihn sein musste. Zum einen wollte keiner von ihnen, dass er sich nun schuldig oder schlecht fühlte, zum anderen, konnten sie ihm das aber auch nicht nehmen. Er musste selbst einen Weg finden, mit den Informationen umzugehen. Und Syn fand ihn. Irgendwie. Der Schmerz, den er fühlte, musste hinaus und er entfesselte alles, was er aufwenden konnte. Seine Magie wurde Teil von diesem Prozess und mit luftmagischen Fausthieben, schlug er Risse in eine Fassade die seine eigene symbolisierte. Er schlug und schlug, weinte und schrie es hinaus, dass sich ein Fensterladen über ihm öffnete und die Inhaber des Hauses erschrocken dreinblickten, sich aber lieber wieder zurückzogen. Er wurde nicht gestört, er durfte das auf seine Weise verarbeiten, oder zumindest ansatzweise.
Nachdem Synnover seinem Schmerz mehr als Ausdruck verliehen hatte, kehrte er mit einer eigenartigen, neuerlichen Aura zurück. Er war ruhig, abgeklärt und doch so ehrlich, wie selten. Er zeigte, dass er tief getroffen war, er damit nicht sofort umgehen konnte. Aber er hatte auch einen Entschluss gefasst. Er hatte einen Plan, er wusste, was nun zu tun wäre. Doch bevor er selbst losschlagen konnte, wollte er Crystin’s Opfer wertgeschätzt wissen. Sie war bei Zarrah geblieben, wo andere sich abgewandt hatten. Um am Ende allein zu sein. Und er hatte für sich erkannt, dass es nicht sein Fehler gewesen war, Hymlia entdecken zu wollen. Er sollte das Leben kennenlernen und er hat es in mehrfacher Form erleben dürfen. Jetzt sollte aber auch die Dunkelelfe ein Leben haben. Sie hatte für andere gesorgt, hatte sie geschützt und sich um ihr Vorankommen geschert.
Und Crystin war die einzige gewesen, die es ihr vergolten hatte, bis auch sie von Zarrah weggestoßen wurde, um zu Leben. Weil sie gewusst hatte, dass sie womöglich nicht… überlebte. Syn wusste das, hatte es in seinem Schmerz erkannt. Und dennoch schuldete er ihr etwas, wollte ihr etwas zurückgeben. Er wollte sie suchen, finden und ins Leben zurückholen. Er wollte sein Versprechen einlösen, wenn auch sehr, sehr viel später als er versprochen hatte. Doch zuvor: "Euer Trick mit dem Schiff hat wunderbar geklappt. Ich dachte ... ihr seid im Sturm ertrunken. Es gab keinen Grund mehr für mich ... nach Rumdett ..."

Crystin sah ihn aus ihren treuen, hellblauen Augen an und nickte verstehend. „Es tut mir leid“, hauchte sie erstickt, weil diese ganze Situation vollkommen aus dem Ruder gelaufen war. Jeder machte Fehler. Auch die Besatzung und Gäste der Silberpfeil. Syn aber lag etwas anderes am Herzen als eine Entschuldigung zu hören: "Ich beherrsche keine Lichtmagie, um dich zu heilen. Aber gutes Essen heilt die Seele und meine Freundin kann verdammt gut kochen. Du musst es probieren, Crystin. Es macht ... glücklich." Ihr rollte eine Träne über die Wange. Bevor er Kira ansprechen konnte, schnellten ihre Arme vor und umarmten Syn. Er war der Teil, der noch übriggeblieben war. Er war hier, greifbar und erinnerte Crystin an die gemeinsame Zeit. Sie schluchzte leise auf, während er sich an Kira wandte. "Kira? Kannst du Crystin zu Lari bringen, damit ihr dort etwas essen könnt?“ Kira nickte stumm. Sie selbst hatte ebenfalls eine belegte Kehle. Crystin hob den Kopf, ließ Synnover los. Sie wischte sich über die feuchten Augen. "Sie ist herzensgut, ich bin sicher, sie lässt dich heute Nacht bei uns schlafen." Crystin wirkte einen Moment unsicher, doch Kira war schon zur Stelle und legte einen Arm um die Brünette. „Keine Sorge, er hat Recht. Lariana wird dich in den Siebenschläfer-Kochen!“, lockerte sie die Stimmung etwas und lächelte. Dann sah sie Synnover an. „Kommst du auch? Dir könnte sie jetzt auch gut tun, schätze ich…“, murmelte sie und verzog den Mund. "Sie und Kira werden nach dir schauen, bis ich ... bei euch bin. Ich ... ich muss ... noch hier mit Kiras Eltern sprechen. Danach laufen ... den Kopf frei kriegen.", antwortete er und sprach mit Crystin. Kira beobachtete Syn genau, nickte dann aber. „In Ordnung, aber komm nicht zu spät. Lariana macht sich sonst nur Sorgen und sie wird ja Fragen stellen“, merkte Kira an. "Morgen ist ... ein wichtiger Tag." „Das stimmt!“, feixte Kira nun wieder und Crystin sah fragend drein. „Das erzähle ich dir auf dem Weg zu Lari“, versicherte die Schwester der Heilerin. Crystin nickte vorsichtig. „In Ordnung, wenn ihr… wenn ihr das meint. Ich… danke.“, sagte sie schließlich und meinte es aufrichtig. Auch wenn sie deutliche Spuren davongetragen hatte, war sie noch immer das wohl freundlichste Wesen überhaupt. Kira aber warf Syn noch mal einen Blick zu, während Crystin nach oben ging, um das Bisschen Hab und Gut mitzunehmen, das sie besaß. Viel war es nicht, nur eine kleine Tasche mit Firlefanz, aber es war ihrs und damit wichtig. Während Crystin oben war, trat Kira an Synnover heran. „Ich… ich habe gedacht, dass du es wissen wollen würdest…“, begann sie unsicher. „Ich wollte dir nicht zusätzlichen Kummer bereiten… ganz im Gegenteil! Es … es tut mir leid, dass du so leidest!“, versuchte sie ihm zuzureden. Und sie wahr absolut ehrlich dabei. Ihr Blick fiel auf seine geschundenen Knöchel. „Brauchst du Hilfe?“, fragte sie und in dem Moment kam Crystin wieder. „Ich mache das“, sagte sie und trat an Syn heran. Sie legte seine Hände zwischen ihre eigenen, hob den Blick in seine Augen und lächelte milde. Dann spürte er seit langer Zeit mal wieder das herrliche Gefühl ihrer Magie. Wie es warm, freundlich und einlullend seine Wunden behandelte, bis sie nicht mehr übrig waren. Sofern er das überhaupt zulassen würde. Letztendlich aber würden Kira und Crystin ihn verlassen und Kira versprach, dass sie ihren Eltern kurz Bescheid gab, dass er sie sehen wollte. Syn hatte also ein kurzes Zeitfenster, in dem er allein in seinem ehemaligen Zuhause war. Und in dem er Zeit hatte das zu tun, was auch immer er jetzt tun musste. Denn nur ein paar Minuten später wären seine Eltern wieder da. "Synn-.. Syn! Kira sagte uns, dass sie das liebe Mädchen zu Lariana Wolkenlos bringt. Du... kanntest sie also?", fragte seine Mutter nachdem sie zu Hause wieder angekommen waren. Es hatte sich so viel zugetragen, dass kaum wirklich Zeit blieb für all diese Gefühle. Vella seufzte auf, als auch ihr das klar wurde. Dann aber trat sie behutsam an Synnover heran und würde ihn auch berühren, sofern er nicht zurückschreckte. "Wir wissen nicht, was die alles widerfahren ist in deinem Leben, ohne uns. Wir... wir können uns nicht mal vorstellen, wie es jetzt für dich sein muss. Aber glaube mir, Syn... ganz egal was passiert, was geschehen ist, was du erlebt, getan oder gesagt hast: Wir sind deine Familie. Wir sind hier und jederzeit, immer und ohne Vorbehalte für dich da. Du wirst es niemals erleben, dass wir die Hilfe verweigern, wenn du sie von uns brauchst. Du sollst wissen, dass wir für dich da sind, aber von dir nichts erwarten... wie könnten wir, nach allem...", Vella schniefte leise und bedauernd, sodass Pharo ihr eine Hand auf die Schulter legte und Syn zunichte, um die Worte seiner Frau zu bestätigen. "Du bist und bleibst ein Federflug. Und das jederzeit, wenn du es willst", sagte auch sein Vater. Dann erhielt er ein Lächeln und war frei seine Eltern zu verlassen oder um etwas zu bitten... Sie hatten es angeboten!
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Mittwoch 8. Januar 2025, 18:26

Nicht nur für Syn bot Crystin ein Stück des gemeinsam erlebten Vergangenem, das plötzlich wieder greifbar und so lebendig war, dass es Kummer und Glück in gleichem Maße an die Oberfläche brachte und dort die Wogen der Seele ordentlich ins Schwanken brachten. Das galt auch umgekehrt. Crystin hatte in ihrer Erzählung angedeutet, dass ihr Leben in Rumdett nicht gerade einfach verlaufen war. Wo sie sich von allen der Gruppe am ehesten noch als wohlbehütet in Morgeria hatte zählen dürfen, wurden mit Syns Weggang nach Hymlia die Rollen vertauscht. Rumdett hatte ihr zugesetzt und sie offensichtlich zu Handlungen gezwungen, die einen Teil ihrer naiven Persönlichkeit einfach verschluckt hatten. Auch für sie wirbelte reichlich vieles durcheinander, Syn lebendig wiedersehen zu dürfen. Dass er entgegen seines früheren Charakters, der stark selbstbezogen gewesen war, nun aber auch Rücksicht auf ihr Leid nahm, trieb sie in seine Arme. Crystin schnellte vor und schlang ihn in eine Nähe, die er lange Zeit vermisst hatte. Sie war nämlich nicht mehr Larianas Nähe vergleichbar und so erwiderte er die Umarmung recht schnell. Er hielt Crystin fest, während er seiner Schwester eine Bitte zum gemeinsamen Essen bei seiner Liebsten abrang. Kira willigte natürlich ein, nicht jedoch ohne ihren Bruder argwöhnisch zu mustern. Von sich selbst hatte Syn nämlich nicht gesprochen.
"Kommst du auch? Dir könnte sie jetzt auch gut tun, schätze ich..." Er stimmte zu, wich allerdings mit mehreren Vorwänden aus, nicht sofort anwesend zu sein. Nicht alle waren eine Ausrede, um noch einmal allein die erfahrenen Informationen zu verarbeiten. Er schuldete es Kiras Eltern, noch eine Weile hierzubleiben. Sie hatten ihn gesehen und ihn als ihr verlorenes Kind wiedererkannt. Aber sie hatten kaum Gelegenheit gehabt, ihn Dinge zu fragen. Er wollte ihre Ungewissheiten ausräumen und so musste Syn in den sauren Apfel beißen und sie hier nun durchkämpfen. Ginge es nach ihm, sähen die Dinge anders aus. Ginge es ganz nach ihm, würde er nun bereits auf Turok sitzen, um gen Rumdett zu fliegen, denn von dort aus müsste er die Spur von Zarrahs Häschern aufnehmen.
Ich weiß gar nicht, wo Rumdett liegt, fiel ihm recht schnell auf. Er konnte auch nicht davon ausgehen, dass sein Pegasus die Route kannte. Er musste im Vorfeld mehr über diesen Ort herausfinden. Vielleicht wusste Crystin ihm das Nötigste zu sagen, aber das müsste er später dann beim Essen gut verpacken. Vielleicht bot ihm die Akademie aber auch Informationen, die nicht alle in Hymlikor verfasst waren. Eine Karte könnte reichen, wenn Syn sie halbwegs lesen könnte ... nicht unbedingt eine seiner Fähigkeiten. Egal. Ich muss dorthin.
Kira behielt den Blick nach wie vor auf ihren Bruder gerichtet. Seine Miene mochte eine glatte See sein, aber das Grüblerische stach aus seinen Augen hervor, zusammen mit einer Entschlossenheit, die manche direkt als den Einstieg in den Fanatismus interpretieren würden. Aber wie sollte Syn auch nicht? Er hatte nun acht Monate mit dem Schreckensgedanken spielen und leben müssen, dass er Zarrah und seine Freunde verloren hatte. Plötzlich aber waren sie alle noch lebendig, wenngleich weit über Celcia verstreut. Aber Crystin war hier und ... Zarrah lebte. Die Frau, von der er nun behauptete, sie zu lieben und auch zu verstehen, was es bedeutete, sollte immer noch am Leben sein. Wie könnte er keinen Tunnelblick entwickeln, um sie wiedersehen zu wollen?
Vollkommen in seinen Gedanken und der damit verbundenen Planung versunken, bemerkte Syn gar nicht, dass Crystin rasch nach oben ging, um ihr weniges Hab und Gut zusammen zu kramen. Kira war noch immer hier. "Ich ... ich habe gedacht, dass du es wissen wollen würdest ... Ich wollte dir nicht zusätzlichen Kummer bereiten ... ganz im Gegenteil!" Syns Blick löste sich von der Decke über ihm. Er drehte den Kopf zur Seite. "Es ... es tut mir leid, dass du so leidest!" Er beugte sich nach vorn, bis er wieder gerade auf dem Sofa saß, die Hände auf den eigenen Knien abgelegt. Das Blut seiner Fingerknöchel trocknete schon, aber sie brannten immer noch haraxisch. Syn ignorierte es. "Sie lebt noch ...", schüttelte er den Kopf. "Dir muss gar nichts leid tun. Der Kummer wird nachlassen, sobald..." Syn brach ab. Er musterte Kira. Seltsamerweise hatte er das Gefühl, ihr mehr anvertrauen zu können als anderen. Mehr noch als Crystin oder S'idan oder Lariana. "Ich finde sie", gestand er ihr so offen wie keiner anderen und blieb doch kryptisch. Aber Kira ahnte offenbar schon etwas.
"Brauchst du Hilfe?" Ihre Frage war garantiert nicht nur auf seine Handknöchel bezogen. Syn erwiderte nichts. Er erhielt keine Gelegenheit und Kira verpasste sie, mehr aus ihm herauszukitzeln, denn Crystin hatte nicht lange auf sich warten lassen. Und auch sie sah die geschundenen Hände ihres einstigen Gefährten. Als Heilkundige bot sie sich natürlich sofort an, die blutigen Risse zu behandeln. Syn gab seine Hände in die ihren, denn tief in seinem Inneren glomm neben der Hoffnung, Zarrah wiedersehen zu können etwas, das nun greifbarer war. Lichtmagie. Die Wärme dieser zauberhaften Magierichtung. Eine Gänsehaut legte sich über seinen gesamten Körper, als Crystin ihre Kräfte heraufbeschwor. Er konnte fühlen, wie sie mit den Mitteln des Lichts seine zerfetzten Hautenden wieder über die Knöchel schob und dem natürlichen Erbgut half, schneller zusammenzuwachsen, wie es sein sollte. Das vergossene Blut schwand nicht, die Verletzungen schon. Syn saß mit halb geschlossenen Augen da, genoss das sanfte Kribbeln in seinen Händen und die Wärme, die von Crystins ausging. Am liebsten hätte er sie nun noch einmal umarmt und gebeten, ihm all ihre Magie in den Körper zu jagen. Wann immer sie ihn auf diese Weise heilte, beneidete er sie und verschmähte die eigenen Kräfte. Dabei hatte er sie so gut unter Filius' Lehren ausgeprägt! Crystin wäre begeistert, was er selbst inzwischen alles konnte. Und Zarrah würde frei sein, denn er würde sich aller Mittel bedienen, sie zu sich zu holen. Nicht nur sie ging über Leichen...
"Bis später", verabschiedete er Crystin und Kira. Die Worte galten vor allem der Schwester, um ihr zu versichern, dass er wirklich nochmal aufkreuzen würde. Seine Andeutungen ließen für die clevere Hymlianerin sicherlich bereits auf Anderes schließen. Sie wusste, dass er die Himmelstadt eines Tages hatte verlassen wollen. Sie wusste, dass er hatte töten wollen, nun aber gab es ein größeres Motiv. Eines, das sie wohl überrascht sein ließ, dass er nicht sofort aufsprang. Aber vielleicht mutmaßte Kira hier eine Vernunft in Syn, dass er sich lieber in Ruhe vorbereitete. Dass er im Grunde schon soweit war und nur noch den richtigen Moment abpassen musste, in dem der Himmelsreiter-Schichtwechsel stattfand, damit er die Lücke am wolkenlosen Blau für seinen Fluchtflug ausnutzen könnte, konnte sie unmöglich wissen. Er hatte mit niemandem darüber gesprochen, nicht einmal mit Turok. Einzige Aufschlüsse gaben seine Spaziergänge, aber sie waren so sehr in seinen Alltag über Monate hinweg eingeflossen, dass man auch hier schwer einen Bezug ziehen könnte. Er hatte alles geplant. Morgen wäre der wichstige Tag in seinem Leben, seit er einen Fuß auf Hymlia gesetzt hatte. Und nicht einmal dachte er dabei an seine Prüfung zum Himmelsreiter.

"Synn- ... Syn!" Er zuckte auf und blinzelte. Seine Planung war perfekt, aber er durfte nicht zu sehr in Grübeleien versinken. Das machte verdächtig und ihn unachtsam. Wann waren seine Eltern zurück in ihr Zimmer gekehrt? Er blickte Vella und Pharo an, schob seine Hände an sich heran und versuchte, unauffällig die Spuren des Blutes an der Kleidung abzuwischen. "Kira sagte uns, dass sie das liebe Mädchen zu Lariana Wolkenlos bringt. Du ... kannest sie also?" Er nickte. "Wir reisten zusammen. Sie ist ... war ... die Geliebte meines besten ... Freundes." Wie es Razag wohl ging? Er musste sich verraten fühlen, dass Crystin zu Zarrah gehalten und ihn nicht begleitet hatte. Sein Herz musste ähnlich schmerzen wie Syns als er das Stück Treibgut der Silberpfeil von Layan in die Hände gereicht bekommen hatte. Er wurde ganz still bei den Gedanken an den Ork, der nun einsam seine Pfade auf Celcia beschritt.
Da berührte jemand seinen Arm. Es war so zaghaft und vorsichtig, als setzte sich ein Schmetterling auf seine Haut. Syn schaute auf und direkt in die Augen seiner Mutter. "Wir wissen nicht, was dir alles widerfahren ist in deinem Leben, ohne uns."
"Es ... war kein gutes Leben." So offen sprach er selten. So ehrlich war er niemals zuvor gewesen. Wie auch? Sklaven hatten dankbar dafür zu sein, dass ihre Herrschaften sie überhaupt am Leben ließen, ihnen eine Ecke zum Schlafen und halbwegs verdauliche Nahrung gaben. Er musste sich besonders glücklich schätzen, besonders dankbar und folglich besonders bereit sein, alles zu tun, was Karrish, Yolintha und Zarrah ihm abverlangten. Denn er hatte keine Schläge erhalten. Stattdessen hatte er nur sein Leben täglich in der Arena auf's Spiel setzen und seinen Körper missbrauchen lassen müssen. Wie konnte er es wagen, dieses Leben nicht zu vergöttern und undankbar zu sein?! Wie konnte er nun in Gegenwart seiner eigenen Eltern plötzlich ... vollkommen ehrlich antworten?
"Wir ... wir können uns nicht mal vorstellen, wie es jetzt für dich sein muss. Aber glaube mir, Syn ... ganz egal, was passiert, was geschehen ist, was du erlebt, getan oder gesagt hast: Wir sind deine Familie. Wir sind hier und jederzeit, immer und ohne Vorbehalte für dich da. Du wirst es niemals erleben, dass wir dir Hilfe verweigern, wenn du sie von uns brauchst."
Nicht nur seine Mutter sah es so. Pharo gesellte sich zu ihr, unterstrich mit einem tiefen Blick in die Augen seines Sohnes die Worte und setzte hinzu: "Du bist und bleibst ein Federflug. Und das jederzeit, wenn du es willst." Er lächelte ihn an. Syn aber runzelte die Stirn. Er wich den Blicken aus. Diese Situation war vollkommen unbekannt für ihn. Keine Maske oder Floskel aus seinem Repertoire gab ihm Aufschluss darüber, wie er sich nun geben oder was er sagen sollte. Was sie erwarteten, seine ... Eltern. Familie.
"Warum?", fragte er deshalb nur, vollkommen verständnislos. Er hob die Schultern an und deutete mit halb ausgestreckten Armen auf sich selbst. Er schaute sogar an sich herab. Er sah den Körper eines stattlichen jungen Mannes, der seine Muskeln nach wie vor zu trainieren wusste. Lariana hatte allein optisch einen Volltreffer gelandet. Syn besaß kein Gramm zu viel, war aber auch nicht so mit Stärke überladen, dass aus Leidenschaft eine unansehnliche Sucht wurde, die nur noch nach Muskelbergen strebte und keinerlei Ästhetik mehr zuließ. Sein Körper ließ das auch gar nicht zu. Er würde immer eher drahtig wirken, dennoch besaß auch er eine ausgeprägte Brust- und Bauchmuskulatur zum Anlehnen. Eine derartige Augenweide erhielt Vorteile, einfach weil sie schön war. Ob seine Eltern auch auf den Charme des weißen Kaninchens hereinfielen und ihm deshalb derartig traumhafte Angebote machten?
"Ihr ... kennt mich nicht, ebenso wie ich euch nicht kenne. Ich ... könnte ein schrecklicher Mensch sein. Vielleicht absolut unmoralisch! Ich ..." Seine Augen engten sich. "Ich könne ein Mörder sein. Möglicherweise habe ich mehr Leben als Lebensjahre auf dem Gewissen. Vielleicht bin ich manipulativ und spiele mit den Gefühlen anderer, ohne selbst welche zu haben. Möglicherweise bin ich die pure Sünde, ohne Skrupel. Vielleicht nutze ich alles und jeden auch nur zu meinem Vorteil aus. Vielleicht ... bin ich nicht mehr als ein Spielzeug anderer und nichts wert in den Augen der Gesellschaft, solange ich sie nicht mit Dingen, Worten oder Handlungen zu unterhalten weiß, für die man mich vom Rande Hymlias treten würde." All das war er und niemals hatte er sich selbst so sehr reflektiert. Allerdings... "Vielleicht bin ich morgen nach meiner Prüfung aber auch ein weiterer Himmelsreiter, der die Stadt beschützt." Mit Sicherheit bin ich eines: ein Lügner. Syn lächelte schwach. Dann erhob er sich und streckte den Rücken durch. "Fragt mich, was ihr von eurem verlorenen Sohn erfahren wollt. Ich beantworte es euch, aber nur noch hier und heute. Nur jetzt. Denn morgen ..." Er atmete durch. "Morgen verändert sich meine Zukunft, gemessen an meinem Handeln und meinen Fähigkeiten. Und darauf muss ich mich vorbereiten." Morgen flieg ich zu dir. Ich finde dich, Zarrah. Koste es, was es wolle.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. Januar 2025, 14:50

Für Synnover veränderte sich alles. Er war vom Schlimmsten ausgegangen, dass seine Freunde tot und unwiderruflich verloren waren. Doch jetzt diesem Ruf aus der Vergangenheit gegenüberzustehen und erkennen zu müssen, dass er einen verdammt großen Fehler begangen hatte, machte etwas mit ihm. Der Hymlianer hatte sein Leben gelebt, während seine Freunde alle ein weit weniger schönes Schicksal hatten. Sie alle hatten auf die eine oder andere Art und Weise das Nachsehen gehabt. Allerdings verkannte Syn eine Sache: Er hatte seit frühester Kindheit glitten. Er war ein Gefangener gewesen, über so viele Jahre. Er musste mit dem Schlimmsten aufwachsen und erleben, wie es seine Seele zu Staub zerfetzte. Er war dran. Es war in Ordnung, dass er gelebt, geliebt, gelacht und getanzt hatte. Niemand würde es ihm übelnehmen. Das zeigte ihm Crystin’s Reaktion. Kein Groll, keine Vorwürfe. Die Heilerin schloss ihn erleichtert in die Arme, zeigte ihm aufrichtig, wie sein Gesicht ihre Seele wärmte. Wie froh sie war, dass es ihm gut ging. Keiner von seinen engen Freunden hatte jemals gewollt, dass Syn litt. Ganz im Gegenteil. Er aber konnte mit der vermeintlichen Schuld im Moment nur auf eine Art umgehen und das war, sie hinter einer Maske zu verstecken, die doch keine war. Er zeigte Kira und Crystin, dass er nun bereit war, zu handeln. Dass das unbeschwerte Leben über den Wolken einen Dämpfer erhielt. Und er verriet, dass er Zarrah finden wollte. Etwas, das Kira stutzig werden ließ, sodass sie nachfragte, ob er sich denn anschließen würde, wenn sie zu Lariana gingen. Er würde nachkommen, das versprach er seiner Schwester und auch Crystin lächelte leicht. Sie heilte die Hände, die er am Mauerwerk zerschlagen hatte und Syn erinnerte sich an dieses wundervolle Gefühl, das ihm einst so sehr in den Bann geschlagen hatte. Der Abschied erfolgte im guten Glauben daran, einander wiederzusehen. Aber Kira warf noch mal einen Blick über die Schulter, bevor sie gemeinsam mit Crystin das Haus verließ. Nur wenige Zeit später waren seine Eltern plötzlich wieder da. Er hatte so sehr in seinen Gedanken festgehangen, dass er sie gar nicht bemerkt hatte.

Er erklärte, dass Crystin einst zu seinem Freund gehört hatte und seine Mutter nickte verständig. Dann aber fokussierte sich das Thema schnell auf den Kern ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Seine Eltern wollten es gut machen, wollten ihm klarmachen, dass sie kaum wussten, wie es ihm ergangen war. "Es ... war kein gutes Leben." Seine Mutter biss sich ungesehen auf die Wange. Es schmerzte… aber dann musste sie den Schmerz nicht ertragen, den sie fühlte, weil ihr Sohn verloren gewesen war über so lange Zeit. "Warum?" Unsicher sahen sich Pharo und Vella an. Kämen jetzt die Vorwürfe, die berechtigt aber nicht minder schwer verdaulich wären? "Ihr ... kennt mich nicht, ebenso wie ich euch nicht kenne. Ich ... könnte ein schrecklicher Mensch sein. Vielleicht absolut unmoralisch! Ich ... Ich könne ein Mörder sein. Möglicherweise habe ich mehr Leben als Lebensjahre auf dem Gewissen. Vielleicht bin ich manipulativ und spiele mit den Gefühlen anderer, ohne selbst welche zu haben. Möglicherweise bin ich die pure Sünde, ohne Skrupel. Vielleicht nutze ich alles und jeden auch nur zu meinem Vorteil aus. Vielleicht ... bin ich nicht mehr als ein Spielzeug anderer und nichts wert in den Augen der Gesellschaft, solange ich sie nicht mit Dingen, Worten oder Handlungen zu unterhalten weiß, für die man mich vom Rande Hymlias treten würde. Vielleicht bin ich morgen nach meiner Prüfung aber auch ein weiterer Himmelsreiter, der die Stadt beschützt. Fragt mich, was ihr von eurem verlorenen Sohn erfahren wollt. Ich beantworte es euch, aber nur noch hier und heute. Nur jetzt. Denn morgen ... Morgen verändert sich meine Zukunft, gemessen an meinem Handeln und meinen Fähigkeiten. Und darauf muss ich mich vorbereiten." Stille. Seine Eltern blickten ihn betreten an. Seine Worte, so ehrlich und reflektiert, so schonungslos und hart, waren doch auch bitter nötig. Synnover hatte in Hymlia vieles gelernt und gerade auch Lariana’s Liebe hatte ihm genug Selbstwert zurückgegeben, dass er sich gestärkt fühlen konnte. Trotzdem dauerte es einen Moment, da sein Vater schließlich das Wort ergriff. „Syn. Das, was dir widerfahren ist, ist niemals zu begreifen, zu entschuldigen oder wieder gutzumachen. Es wird auf ewig ein Teil deiner selbst sein und wir können nichts weiter tun, als dir stets ein offenes Ohr, eine offene Tür und jede Hilfe anzubieten, die wir dir geben können. Du bist unser Sohn. Auch wenn du uns nicht kennst und wir nicht wissen, was dich zu diesem durchaus stattlichen Mann hat werden lassen. Aber wir werden und haben nie aufgehört, deine Eltern zu sein. Blut ist dicker als Wasser, und es stimmt: Egal was du getan hast, wer du geworden bist und aus welchen Gründen du Entscheidungen triffst. Alles gehört zu dir, macht dich aus und wir werden nicht anfangen, dich zu formen. Wir können dir die Liebe, die wir immer für dich empfunden haben, nur zeigen und das wird Zeit brauchen.“
Pharo ging zu einem kleinen Kästchen, das auf einer Anrichte im Wohnzimmer stand. Vella schluckte mit einem Kloß im Hals. Pharo überreichte Synnover eine kleine, silberne Kette. An einer Gliederkette hing ein feines Medaillon, das von außen schöne Schnörkel aufwies. Man konnte das Medaillon öffnen und Syn erkannte die Namen seiner Familie in einen blauen Stein eingraviert. Pharo, Vella, Kira und… Synnover. „Eine Familie. Für immer. Egal wohin es dich zieht. Hier hast du für alle Zeiten dein Zuhause und wenn du es möchtest, kommst du zu uns. Wenn du unsere Hilfe brauchst, dann sagst du es.“ endete Pharo und legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter. Vella trat ergriffen vor und schlang die Arme um Syn. Sie ließ sich von ihren Gefühlen übermannen. „Ganz gleich, was deine Zukunft bringt, wie lieben dich, Schatz!“, sagte seine Mutter und er bekam keine Gelegenheit daran zu zweifeln, dass sie es beide so meinten. Dann aber ließen sie von ihm ab. „Du darfst die Kette behalten, wenn du möchtest. Um dich vielleicht zu erinnern, wohin du gehörst! Und solltest du morgen die Prüfung bestehen, würden wir uns sehr freuen, wenn wir für dich eine kleine Feier ausrichten dürften!“, lächelte Vella noch. Dann aber wurde es Zeit. Syn spürte, dass er nicht sehr viel länger warten konnte. Es zog ihn hinaus. Zog ihn zum Boden. Bevor er jedoch aufbrechen konnte, würde er Lariana Lebewohl sagen. Er würde es sich nach wie vor nicht nehmen lassen, dass sie die letzte wäre, die er sähe. Das war sie ihm wert und viel mehr.
Sobald Synnover seinen Kopf ein wenig geklärt hatte, sobald er dazu bereit wäre, würde er den Weg zu Lariana Wolkenlos mühelos finden. Und erneut konnte er durch die große Fensterscheibe sehen und erkannte, dass die drei Frauen offenbar über einen Witz lachten. Crystin, Lari, Kira – sie alle sahen fröhlich aus, während über dem Feuer scheinbar ein Eintopf brutzelte und angenehme Gerüche versprühte. Syn konnte Lari erkennen, wie sie sich an einer Tasse Tee festhielt und ihre Finger wärmte. Er wusste, dass sie oft kalte Finger hatte und hatte sie nicht selten damit aufgezogen, wenn sie ihn berührte. Normalität. Etwas, das er inzwischen gelernt hatte zu genießen. Es wurde auseinandergerissen und die Frage blieb doch: Würde es sich lohnen? Würde er es nicht bereuen, gerade Lariana aufzugeben? Jetzt, da er wusste, dass Zarrah lebte? Würde er noch immer zu Lari zurückkehren wollen, damit er zu Kreuze kriechen konnte, weil er sie klammheimlich verlassen hatte? Die blauen Augen schauten mit einem Mal aus dem Fenster, aber sie konnte ihn ob der einsetzenden Dunkelheit nicht richtig sehen. Sie schaute verträumt hinaus, ein wenig besorgt vielleicht. Sie wartete auf ihn. Kira wird Lari gewiss informiert haben, wer Crystin war. Und Lari, zu gut für die Welt, hatte es sich nicht nehmen lassen, die Heilerin bei sich aufzunehmen. Sie hatte Syn nicht enttäuscht, sondern genau so gehandelt, wie er es erwartet hatte. Mit Fürsorge, Freundlichkeit und Hingabe. Aber er würde mit ihr sprechen müssen. Das sah man ihr an. Lariana liebte Syn, daran bestand kein Zweifel. Aber das bedeutete auch, dass sie sich Sorgen machte, was es nun hieß, dass Crystin und seine Freunde und vor allem Zarrah womöglich noch lebte.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Freitag 10. Januar 2025, 19:27

"Du bist unser Sohn. Auch wenn du uns nicht kennst und wir nicht wissen, was dich zu diesem durchaus stattlichen Mann hat werden lassen." Vergossenes Blut anderer im Sand der Arena. Lust und Sünde, ohne jegliche Gefühl. Syn war versucht, Pharo genau diese Antwort zu geben. Er hatte ihm und Vella schließlich zugesichert, dass sie von ihrem Sohn erfahren würden, was sie wissen wollten. Dennoch unterdrückte er den Drang, so offen zu sein. Es lang nicht an Misstrauen gegenüber seinen Eltern. Dazu hätte Antipathie herrschen müssen, aber er sah beide vollkommen neutral an. Sie schienen gute Menschen zu sein. Sie hatten Kira zu einer unglaublichen, jungen Frau erzogen. Nein, es lag an einer Furcht in seinem Inneren, deren Grund sich Syn nicht erklären konnte. Er wollte nicht in die Gesichter beider Hymlianer blicken und dort Verachtung für all das sehen, was er darstellen mochte, sobald sie alles über ihn wussten. Er fürchtete ... Enttäuschung. Denn diese führte zu Strafen und einem Kurswechsel. Weniger Essen, Arrest in Schränken und viel zu engen Zimmern, Abwesenheit derer, auf die er nach einem harten Kampf hoffte, in ihrer Bilbiothek vorzufinden, weil er ansonsten in fremde Betten steigen müsste. Nach einem Jahr an einem Ort wie Hymlia unter Larianas Liebe, S'idans und Layan Freundschaft, Turoks Seelenverwandtschaft und Kiras geschwisterlicher Fürsorge fürchtete er es immer noch. Pharo hatte Recht. Alles, was einmal war, hatte ihn geformt und würde ihn auch nicht loslassen. Es würde für immer ein Teil von ihm sein. Er konnte nur versuchen zu lernen, anders damit umzugehen. Was Syn fürchtete, war, dass andere ihm erneut vorsetzten, was er zu lernen hätte, weil sie bestimmte Ergebnisse erwarteten, unabhängig, wie er sich damit fühlte. Und dann sprach Pharo weiter: "Alles gehört zu dir, macht dich aus und wir werden nicht anfangen, dich zu formen."
Syn saß da. Er erwiderte nichts, rührte sich aber auch nicht, bis Pharo erst zu einem Kästchen ging und dann mit dessen Inhalt vor Syn trat. Er reichte ihm ein Kleinod, ein Medaillon an silberner Kette. Der verlorene Sohn nahm es entgegen, öffnete es und betrachtete sich die Gravuren. Inzwischen konnte er Hymlikor recht passabel lesen und schreiben. Dennoch erkannte er seinen eigenen Namen eher an der Form der Buchstaben, bevor er deren Bedeutung begriff. Er fuhr seinen Namen mit einer Fingerspitze nach, ehe er aufblickte. Das Medaillon war nicht erst vorhin geschaffen worden. Es existierte vielleicht schon Jahre lang und es enthielt seinen Namen. Die Geste, die warmen Worte ... Syn wurde selbst ganz warm. War das Familie, wie Pharo sagte? Er schluckte.
"Eine Familie. Für immer. Egal, wohin es dich zieht. Hier hast du für alle Zeiten dein Zuhause und wenn du es möchtest, kommst du zu uns. Wenn du unsere Hilfe brauchst, dann sagst du es."
"Ganz gleich, was deine Zukunft bringt, wir lieben dich, Schatz!"
Vella umarmte ihn so stürmisch wie innig. Sie brach damit nicht nur Syns Starre, sondern erreichte, dass er - wenn auch zaghaft - seine Hand an ihren Rücken legte und den Kopf sanft auf ihrem Scheitel ablegte. Syn schloss die Augen und gab sich kurz dem Gedanken hin, beide um Hilfe zu bitten. Letztendlich schwieg er. Es würde sich noch zeigen, ob sie zu ihrem Wort standen, wenn er zurückkehrte und sich Layan, Lariana, sowie anderen konfrontiert sähe, die er im Morgengrauen verlassen würde. Ob sie ihn wirklich bei sich aufnähmen? Syn bezweifelte es, war zugleich aber auch neugierig es herauszufinden. Ob sie Zarrah auch bei sich aufnehmen? Innerlich schnaufte er trotzig. Sie müssen! Er würde nichts Anderes zulassen. Sie war ein gewichtiger Teil dessen, was er als Familie bezeichnete. Und egal, was seine Zukunft brächte, er liebte sie, diesen Schatz.

Aber war Syn wirklich derart entschlossen? War er bereits alles aufzugeben, was er sich in einem Jahr in Hymlia geschaffen hatte? Die Frage schlich sich in seine Gedanken, als er beim Haus Wolkenlos ankam und wie so üblich zunächst einen Blick durch das Fenster nahm. Es hatte sich zur Tradition gewandelt. Syn blieb immer erst vor der Tür stehen, blickte durch die Scheibe, ganz gleich, ob er dahinter Lariana werkeln sah oder nicht. Jetzt erkannte er sie, zusammen mit Crystin und Kira. Die Frauen unterhielten sich, scherzten offenbar. Sie wirkten guter Laune. Er lächelte. Er kannte Lariana zu gut, hatte gewusst, sie würde Crystin nicht der Tür verweisen. Er fühlte sich darüber aber auch erleichtert. Ihr müsst euch umeinander kümmern, wenn ich weg bin. Ihr alle drei.
Syn würde all das hier aufgeben. Seine Schwester, die so stolz darauf war, dass er Himmelsreiter werden könnte und die offenbar eine eigene mögliche Beziehung mit Layan auf's Spiel gesetzt hatte, nur um Crystin zu finden. Crystin ... er würde sie hier zurücklassen, in dieser für sie fremden Welt. Aber es ginge ihr hier besser als in Rumdett. Ohne den Ort zu kennen, war er davon überzeugt. Ob sie ihr unschuldiges Lächeln zurückgewänne? Vielleicht ebenfalls nach einem Jahr. Dafür würde Lariana ihres verlieren. Lari... Er blickte sie durch das Glas hindurch an. Syn betrachtete ihre Schönheit, die sich im Zentrum ihrer nachthimmelblauen Augen sammelte. Er würde auch sie aufgeben. Sie, die sein Herz befreit und ihn erstmals bewusst Liebe hatte spüren lassen. So sehr, dass er wusste, wem seine Liebe noch gehörte. Er seufzte. Dennoch stand sein Entschluss fest.

Er betrat das Haus Wolkenlos nicht. Syn wandte sich ab und stapfte Hymlias Straßen hinunter. Sein Gang war zielstrebig. Er führte ihn zur Akademie der Luftmagie hin, wo Professor Filius ihn und viele andere Hymlianer lehrte. Dort gab es eine Bibliothek für die Schüler, die nicht nur Wissen über Hymlia selbst beinhaltete. Er musste nach wie vor herausfinden, wo Rumdett lag. Ob er mit seinem Vorhaben Glück hatte und vielleicht einige Informationen, im besten Fall irgendeine Karte der celcianischen Küste abstauben könnte, änderte nichts an seinen weiteren Taten. Möglicherweise kam er nicht einmal in die Bibliothek herein. Syn hatte sich nie bemüht, die Öffnungszeiten herauszufinden. Träumerisch wie er war, ließ er sich nur an diesen Ort treiben, wenn Galina oder Lariana ihn zum Lernen dorthin mitschleiften. Unabhängig vom Resultat zog es ihn nach der Aktion aber noch einmal zur den Ställen der Himmelsreiterschule. Er vergewisserte sich, dass Turok versorgt und in der Box war, aus der er ihn morgen holen wollte. Er prüfte, ob seine Ausrüstung noch im Versteck verborgen war und packte gegebenenfalls ein, was er aus der Bibliothek hatte verschwinden lassen können. Erst danach machte er sich zurück auf den Weg zu Lariana.

Der restliche Abend verlief unglaublich harmonisch. Er war so wundervoll, dass Syn zeitweise den Ernst seiner morgigen Pläne vergaß. Er ließ sich voll auf das "Weibertrio" ein und Lariana, Kira und sogar Crystin wussten ihn gut abzulenken. Gemeinsam genoss man die Kochkünste der Hymlianerin, wobei Syn nicht müde wurde, Crystins Teller immer wieder mit Häppchen zu befüllen, die sie wenigstens probiert haben sollte. Nicht nur ihm standen Tränchen des Glücks in den Augen. Die Lichtheilerin hatte garantiert in Rumdett nicht derartige Köstlichkeiten vertilgen können. Das war unmöglich! Aber nicht nur der Gaumen kam auf seine Kosten. Die drei Frauen und Syn als Hahn im Korb schwatzten miteinander. Er erzählte den Hymlianerinnen, wie Crystin und er einander kennengelernt hatten und dass er sie beinahe verführt hätte, wäre seine Verwundung nicht aufgerissen. Für Syn war es keine große Sache, darüber zu sprechen, auch wenn Crystin möglicherweise ein wenig beschämt reagieren mochte. Dafür lief er seicht rot an, als sie über seine Euphorie witzelte, zum ersten Mal Wälder zu sehen. Lariana konnte es wohl irgendwie nachempfinden. Die Sehnsucht leuchtete ihr offen aus den Augen und als Syn begann, von Phaurencia, die Waldgott zu sprechen, hingen sowohl sie als auch Kira ihm an den Lippen. Crystin unterband es wohl nur deshalb nicht. Sie wusste wohl besser, wer wirklich Gott des Waldes war. Sie hatte den Geschichten aufmerksamer gelauscht.
Lediglich Zarrah erwähnte Syn kein einziges Mal und sollte sie durch Crystins Worte zur Sprache kommen, wurde er ganz still. Ehe die Stimmung umschlagen konnte, wechselte man also das Thema, so dass alle einen überaus fröhlichen Abend miteinander verbrachten. Bevor daraus allerdings eine ausgelassene Nacht werden konnte, intervenierte Kira. Sie erinnerte an die morgige Prüfung und dass ihr Bruder doch wenigstens etwas Schlaf bekommen sollte. Mit einem wissenden Augenzwinkern deutete sie an, dass weder er noch Lariana sofort einschlafen würden, sobald sich die Schlafzimmertür hinter ihnen schloss. Und sie sollte Recht behalten. Bevor man sich jedoch gegenseitig eine gute Nacht wünschte, rang Syn ihr ab, auch im Haus Wolkenlos zu übernachten. Er drängte Kira geradezu, bis sie endlich einwilligte. Sie würde bei Crystin mit im Zimmer schlafen, auch um ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten.
Syn war's zufrieden. Er lächelte Crystin warm an: "Hymlia ist ein guter Ort." Dann umarmte er sie und anschließend seine Schwester. Kira hielt er dabei inniger und länger als man es erwarten mochte. Auch sein darauf folgender Blick lag auffallend lang auf ihr. Der eigene war trotz aller Heiterkeit für diesen Moment irgendwie ... bekümmert und ernst. "Gute Nacht, ihr beiden! Wir sehen uns morgen!" Lügner...
Lariana würde die letzte in Hymlia sein, die ihn sehen sollte. Die Letzte, die ihm nahe sein, ihn spüren und genießen durfte. Sofern sie das wollte. Syn schlug ihr in dieser Nacht keinen Wunsch ab und nur sein Körper wäre die Grenze dessen, was beide noch am Schlafen hinderte. Er selbst wollte so viel aus diesen letzten gemeinsamen Momenten schöpfen, wie er konnte. Da war es fast überraschend, dass er es zeitig wieder aus den Federn schaffte, aber auch hier hatte er sich über Monate hinweg vorbereitet. Das Geheimnis lag im Wasser. Wenn man am Vorabend eine entsprechende Menge trank, lockte die volle Blase rechtzeitig aus dem Schlaf. Syn hatte es geübt und irgendwann herausgefunden, wie viel er zu sich nehmen musste, um in einem Zeitfenster zu erwachen, das seiner Planung entgegen kam.

Es gelang. Als Syn erwachte und erst einmal das Badezimmer aufsuchte, schlief Lariana noch selig. Er erleichterte sich aber nicht nur, sondern wusch sich und zog sich an. Um nicht aufzufallen, konnte er nicht auf nützliche Kleidung zurückgreifen, aber er hatte derlei Ersatz in seinem Rucksack bei Turok verstaut. Jetzt trug er die klassische Prüflingskleidung der Himmelsreiterkadetten: Eine hellgraue Hose, weißes Hemd und darüber die bläuliche Weste, die ihn als solchen kennzeichnete - zumindest für jene, die in Hymlia lebten. Am Gürtel befestigte er seine Kampffächer. Zuletzt griff er nach dem Medaillon seiner Famiie. Noch einmal las er alle Namen darin, dann klappte er es zusammen und hängte sich die Kette um. Syn wusste, dass es gefährlich sein konnte. Ein solches Kleinod verknüpfte Unschuldige sofort mit ihm. Sein abgelegter Name stand darin. Dennoch wollte er sich nicht davon trennen. Trotzdem verbarg er es vor Blicken, indem er es unter sein Hemd schob. Jetzt war Syn soweit. Er atmete durch und kehrte auf leisen Sohlen ins Schlafzimmer zurück. Sein Blick fiel sofort auf das Bett, auf Lariana. Wie gern hätte er sich verabschiedet. Noch lieber würde er einfach bleiben. Er wusste, dass beides nicht möglich war. Er hatte sich entschieden und doch blieb ihm keine Wahl. Es gab einfach keine andere Option für ihn als diese. Er würde sich immer für Zarrah entscheiden. Dennoch...
Syn handelte und zwar entgegen seiner Planung. So viel Zeit musste sein! Er konnte Lariana nicht vollends sang- und klanglos zurücklassen, auch wenn er erneut ein Risiko einging. Rasch suchte er ein Papier, Feder und Tinte zusammen. Er schrieb nur eine Zeile. Dann faltete er das Papier und legte es neben Lariana auf sein eigenes Kopfkissen. Er mochte ihr nicht sagen können, was er fühlte. Diese Worte, zum ersten Mal ausgesprochen, galten nicht ihr. Aber er konnte es ihr auf andere Weise mitteilen.


Ich liebe dich.
Schriftrolle Fuss

Sein Weg führte ihn nicht direkt hinaus. Er blieb am Zimmer stehen, hinter dessen Tür Kira und Crystin schliefen. Er lauschte. Sein Herz wurde schwer, noch schwerer. Es das Gewicht in seine Beine rutschte und ihm am Gehen hindern könnte, löste er sich. Mit eiligen Schritten verließ Syn das Haus Wolkenlos. Er nahm den einstudierten Weg, der seltsamerweise schon immer vorsah, auch einmal an Galinas Haus vorbei zu kommen. Er warf einen Blick auf ihre Tür, schmunzelte kurz, aber in Bedauern. Sie würde sich einen anderen suchen müssen, dem sie einen Buchband über Hymlias Historie über den Schädel zog, wenn er wieder verträumt und abgelenkt zum Himmel schaute. Galinas Heim stellte aber die einzige Ausnahme dar, von der Syn sich über seine Route hinaus verbaschiedete. Er durfte schließlich keine Zeit verlieren. Bald würde es auf dem Grundstück der Himmelsreiter nur so von ihnen wimmeln. Die Prüflinge kämen aus ihren Unterkünften. Sicher hielt S'idan sofort Ausschau nach Syn. Zuschauer und Familien träfen ein, um ihre Geliebten anzufeuern oder sich das Spektakel einfach anzusehen. Dann brächte man die Pegasi auf den Platz. Bis dahin musste er längst fort sein!
Syn schlich sich nicht in die Ställe. Er spazierte ganz offen. Das wäre weniger auffällig und er könnte seine Nervosität vor der Prüfung als Ausrede nutzen, die er mit einem Blick auf Turok beruhigen wollte. Glücklicherweise begegnete er niemandem. Syn kramte seine Ausrüstung hervor, lud alles in Turoks Satteltaschen und legte ihm das Zaumzeug an. "Tut mir leid, dieses Mal geht es nicht ohne. Aber ich hab dir extra Zuckerwürfel eingepackt", entschuldigte er sich bei dem Tier, streichelte seine Schnauze und lehnte sich anschließend für einen letzten Moment des Durchatmens an. "Wenn ich's nicht schaffe, musste du allein heim finden", raunte er dem Pegasus zu. Er war sich im Klaren, dass er auch Turok in höchste Gefahr brachte, aber es war nötig. Mehr noch als zuvor, denn es ging nicht länger um Rache. Es ging um Rettung.
Syn führte Turok aus dem Stall und warf einen Blick in den Himmel. Zwischen den Wolken sah er keinen Himmelsreiter seine Runde ziehen. Der Schichtwechsel fand statt. Er hatte nicht viel Zeit. Schon sprang er in den Sattel und gab Turok mit einem sanften streichen seines Halses zu verstehen, dass er losfliegen konnte. Gemeinsam spurteten sie auf den Rand der Himmelsstadt zu und schon stürzte Turok sich in die Tiefe. Es war der leichteste und schnellste Weg. So würden sie von den wenigsten gesehen und wenn der Höhenunterschied erst einmal groß genug wäre, könnte sein Pegasus wild und frei durch den Himmel gleiten. Syn schaute nur ein einziges Mal wehmütig zurück. Er hatte ein gutes Jahr gehabt. Ein einziges in seinem ganzen Leben, aber es war das Beste gewesen bisher. Er würde all das vermissen. Aber Zarrah vermisste er noch mehr.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Sonntag 12. Januar 2025, 00:38

In seinem Leben hatte Synnover sehr viele Entbehrungen machen müssen. Er hatte sich geißeln, peinigen und ausnutzen lassen müssen. Hatte seine Erfahrungen unter Orks gemacht, sich in Schränke sperren und drangsalieren müssen. Als Hymlianer hätte ihm ein anderes Leben zugestanden. Eines, in dem er geliebt worden wäre. In dem er hätte Fehler machen dürfen, ohne dafür bestraft zu werden. Er hätte eine Familie gehabt, die ihm nicht nur die Reste der Reste überließ, oder zu Handlungen zwang, die nicht der Natur entsprachen. Er hätte zwischen Pegasi, Luftmagie und weißen Wattebäumen aufwachsen sollen. Aber die Wege des Lebens waren nicht immer geradlinig. Er hatte einen Umweg genommen, sich auf einem langen Weg nach Hause befunden. Doch jetzt stand er hier, schaute auf drei Frauen, die sein Herz inzwischen zu wärmen wussten. Er hatte gelernt. Das weiße Kaninchen war zu Synnover geworden. Zu einem Federflug. Er hatte Freundschaften geschlossen, eine Liebe gefunden. Er hatte eine Familie gewonnen – eine Schwester, die er durchaus auch als solche akzeptieren konnte. Er war endlich zu Hause angekommen und niemand hatte ihm jemals etwas versprochen, das nicht der Wahrheit entsprochen hatte. Synnover Federflug, Wolkengasse 4, Sohn von Pharo und Vella, Bruder von Kira. Er hatte endlich einen Fußabdruck hinterlassen, der sich durchaus sehenlassen konnte. Razag wäre stolz, mächtig stolz auf seinen ‚Rammellappen‘ und würde ihm überschwänglich die Schulter klopfen, dass er vermutlich eine Woche lang den Arm nicht heben könnte. Und er war der Freund von Lariana Wolkenlos. Ihr Liebhaber, aber in Liebe und nicht in Leidenschaft geboren. Anfangs hatte er noch versucht sie zu bezirzen, geglaubt, dass das von ihm erwartet wurde. Aber er hatte sich schnell eines Besseren belehren lassen. Und er hatte Vertrauen gefasst. Er hatte in der Luftakademie gelernt, dass seine Fähigkeiten nicht unterworfen werden mussten, um sie zu nutzen. Er hatte es auf eine gute Stufe gebracht, konnte Zauber anwenden, den Wind leiten und sich durchaus auch verteidigen. Er brauchte nicht mehr die Worte, zum Zaubern. Es reichten seine Gedanken. Und er hatte sich im Fächertanz bewiesen, stetig geübt, sodass er auch hier eine durchschnittliche Stufe erreicht hatte. Synnover’s Athletik hatte sich im Training der Himmelsreiter verbessert. Er war etwas kräftiger geworden, muskulöser, ohne breiter zu werden. Er war noch immer wendig und schnell, aber er wäre sogar in der Lage ein Schwert zu halten. Syn hatte sich mit Turok angefreundet. Der Pegasus hatte sich auf ihn eingelassen und sie teilten ein Vertrauen, dass ihm am nächsten Morgen mehr als nützen würde.

Synnover Federflug hatte Hymlikor gelernt. Er konnte es durchschnittlich gut sprechen, schreiben und lesen, sowie gut verstehen. Es war enorm, was er sich alles hatte aneignen können. Und es war alles dank einer Person überhaupt erst möglich gewesen! Und genau jene Person galt es nun zu finden. Er hatte ihr ein Versprechen gegeben. Mehr als eines. Er hatte sie immer beschützen wollen und gleichwohl hatte er versprochen, zurückzukommen. Beides hatte er zum Wohle seines eigenen Werdeganges nicht eingelöst und das schlechte Gewissen plagte ihn. Aber sie hatte nie etwas anderes für ihn gewollt. Sie hatte ihm nicht ohne Grund seinen echten Namen und seine Herkunft geschenkt. Sie wollte, dass er lebte. Syn aber hat sehr gut gelebt. Er hat Lari gefunden, die er tatsächlich lieben gelernt hatte. Er wollte sie nicht verlassen, doch sein schlechtes Gewissen zog ihn zu Zarrah. Der Dunkelelfe mit ungewissem Aufenthaltsort. Er konnte sie nicht einfach allein lassen, da hatte er bereits getan. Nun musste er es wiedergutmachen. Erst dann würde er zu Lariana zurückkehren können. Ob Zarrah mitkäme? Professor Fililus hatte ihm bereits geholfen zu erkennen, was sie für ihn empfinden musste. Wenn sie nun erfuhr, dass er hier jemanden liebte… würde sie dann mitkommen? Syn wusste nichts darüber und im Moment machte er sich auch keine Gedanken. Er schaute auf das bildschöne Gesicht seiner Lari und Wehmut wollte sich breitmachen, weil er wusste, was kam.

Syn konnte sich auf den letzten Abend in Hymlia ganz konzentrieren. Seine Vorbereitungen waren abgeschlossen und selbst der Besuch in der Bibliothek war erfolgreich gewesen. Er besaß nun eine Karte von Celcia und erfasste endlich genau, wie groß das Land war. Er hatte Rumdett gefunden und wusste, dass es mit Hilfe von Turok nicht mal einen Tag dauern würde, es zu erreichen. Der Pegasus war schnell- kräftig und er würde keine Mühe haben die Stadt der Piraten zu erreichen. Wenn er sich denn lösen konnte. Der Abend im Hause Wolkenlos machte es ihm nicht gerade leicht. Kira und Lari waren ihm so wichtig geworden, wie er es nicht für möglich gehalten hatte. So war es nicht verwunderlich, dass die Umarmung seiner Schwester vor dem Zubettgehen ein wenig länger ausfiel, als vielleicht nötig gewesen wäre. Kira hatte ihn angelächelt und fragend geschaut. Sie ahnte gewiss etwas. Kira hatte sich als sehr aufmerksam entpuppt. Doch als er sie bat, wegen Crystin heute hier zu schlafen, da tat sie ihm den Gefallen, ohne nachzudenken. Was ihm wiederum Gelegenheit gab, sich vollkommen von Lariana zu verabschieden. Die Hymlianerin wusste nichts von seinen Plänen. Sie hatte aber auch vermieden, ihn einen Tag vor seiner großen Prüfung darüber auszufragen, wie es ihm mit dem Auftauchen von Crystin ginge. Sie genossen die Zweisamkeit sehr.
Lariana verführte Syn nach allen Regeln der Kunst und doch beherrschte Liebe ihr Treiben mehr als pure Leidenschaft. Aber irgendwann, war einfach der Moment gekommen, da Syn sich endlich auf seine Abreise vorbereiten musste. Und Lariana zufrieden einschlief. Sie hatte ihm Glück gewünscht, hatte gesagt, sie würde zum Zuschauen kommen und Crystin mitbringen. Dass sie das auf andere Gedanken bringen würde, wie Lari glaubte. Ja, Crystin würde es hier deutlich besser haben als in Rumdett. Vielleicht schaffte auch sie es, dass sie zu ihrem alten Ich zurückfand…. Vielleicht.

Am nächsten Morgen, sehr früh, dass es noch dunkel war, schlich sich Syn nun endlich hinaus. Er hatte mit Absicht Wasser getrunken, damit er rechtzeitig geweckt würde und schließlich ging sein Plan auf. Doch so leicht, wie er sich das gedacht hatte, fiel es ihm dann doch nicht. Der Hymlianer schaffte es nur schwer diejenigen zurückzulassen, die noch fest im Glauben an ihn schliefen. War es denn das wert? War Zarrah das wer? Alles aufzugeben? Jeden aufzugeben? Ohne zu wissen, ob er je wieder würde zurückkehren können? Syn glaubte ja. Was aber, wenn wieder eine Nachtklinge sein Leben zerstörte? Das neue Leben, hier in Hymlia? Dann könnte er jederzeit zurück. Er könnte hier um Verzeihung bitten und Lariana an den kleinen, geschriebenen Zettel erinnern, den er ihr soeben auf den Nachttisch gelegt hatte. Ich liebe dich. Drei kleine Worte, die er ihr nie sagen wollte und konnte. Aber sie waren nicht minder wahr. Er liebte sie. Sie war die erste, die es geschafft hatte und nun ließ er sie zurück. Für… eine Illusion? Was, wenn Zarrah ihn gar nicht wirklich liebte? Wenn Professor Filius sich irrte? Die Gedanken waren angespannt, als Syn das Haus verließ, um seinen Plan endlich in die Tat umzusetzen. Er hatte hervorragende Arbeit geleistet und alles klappte, wie am Schnürchen. Er durfte nur noch daran zurückdenken, was er zurückließ. Er wollte Zarrah zur Hilfe eilen und er wusste, wo er suchen musste. Als er Turok begrüßte und ihm Zaumzeug anlegte, schnaubte das Tier einen Moment irritiert. Syn schaffte es aber, ihn zu beruhigen und schließlich war alles bereit. Er prüfte noch mal den Himmel und fand keinen Himmelsreiter dort vor, sodass er das Zeitfenster des Wachwechsels genau abgepasst hatte. Und dann… dann gab er Turok die Sporen, damit sie sich gemeinsam vom Rand seines neuen Lebens stürzen konnten… Hinein, in eine ungewisse Zukunft mit ungewissem Ausgang.

Synnover weiter bei Ankunft in einer fremden Stadt
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. Februar 2025, 22:49

Synnover kommt von Am Ende von allem?

Turok war schneller als Callida und holte letztere mühelos ein. Zudem flog Kira nicht waghalsig und ohnehin in Gedanken versunken. Und während Zarrah bewusstlos blieb, war der Weg nach Hause ohne Zwischenfälle verlaufen. Sie alle brauchten Ruhe, sie alle hatten Schlaf und Frieden nötig. Als die Himmelsstadt in Sicht kam, wurden die Pegasi von selbst noch einmal schneller. Auch die Tiere freuten sich auf ihr Zuhause. Auch ihnen war das Abenteuer genug gewesen vorerst. Tatsächlich aber wurden die Ankömmlinge von zwei Himmelsreitern begrüßt. Einer davon war S’idan, wie Syn unschwer erkennen konnte. Der Halbelf hatte also die Prüfung durchgezogen und auch bestanden. Nun gehörte er zu der anerkannten Riege der Beschützer Hymlias. Der zweite Himmelsreiter war tatsächlich Layan. Er starrte die Gruppe mit einem bitteren Gesichtsausdruck an. Er sagte kein Wort, betrachtete nur jeden einzelnen von ihnen und ruckte schließlich mit dem Kopf, dass sie ihm folgen mochten. S’idan warf Syn einen vielsagenden Blick zu. Es würde Ärger geben und gleichzeitig grinste er kurz, was Syn Anerkennung für seine Tat suggerieren sollte. Sie waren Freunde. Und S’idan war nicht sauer oder enttäuscht von ihm. Gemeinsam aber flogen sie hinter dem Anführer der Himmelsreiter her und die Pegasi folgten beinahe schon automatisch. So sehr die Bindungen zu Syn oder auch Kira bestand – Layan würde immer den Ton angeben, wenn er es darauf anlegte. Nachdem sie auf der Wiese landeten, die zum Stall der Pegasi führte, rutschte Lariana von Turok und eilte auf Layan zu, der seine Schwester in die Arme schloss. „Lariana… wie konntest du nur so kopflos handeln..“, fragte er erleichtert und drückte sie noch fester an sich. Kira stand betreten neben Callida und räusperte sich dann. „Es war meine Schuld, Layan“, gestand sie und der Himmelsreiter schaute auf. Sein Blick, der Kira traf, wurde eine Spur unnachgiebig. Kira räusperte sich, sie wusste, dass er jedes Recht hatte, sauer auf sie zu sein. „Ich“, begann sie, aber Layan unterbrach sie sofort: „Du wolltest deinem Bruder helfen. Du wolltest ihn schützen, wolltest, dass er in Sicherheit ist. Ich weiß, Kira. Ich weiß das alles und es ehrt dich und es ehrt meine Schwester, es ehrt auch Syn, dass er seiner Freundin helfen wollte!“, sagte er aufgebracht und die Wut war kaum zu überhören. Er trat von Lariana weg, auf Callida zu, auf deren Rücken noch Zarrah hing. Layan betrachtete sie einen Moment, sah ihre zahlreichen Wunden, ihre ausgemergelte Statur. Er betrachtete sie etwas länger, wurde nachdenklich.

„Bei Ventha…“, murmelte er und nickte S’idan zu, er solle die Dunkelelfe vom Pegasus nehmen. S’idan hob Zarrah auf seine arme und hielt sie abwartend. „Ihr kümmert euch um Callida und Turok“, bestimmte Layan mit fester Stimme und sah dabei Kira und Synnover an. „Ich werde Lariana nach Hause bringen und S’idan – du kannst die Elfe in einem leeren Zimmer unterbringen, in der Akademie. Sie wird nicht unter dem Dach meiner Schwester schlafen!“, sagte er beschützend und Lariana schnappte kurz nach Luft. „Aber sie ist wichtig für“-, Layan bedachte sie mit einem scharfen Blick. „Dessen bin ich mir völlig bewusst, das ist der Grund, warum ich sie weit weg von dir haben will, Lari!“ Nun traf sein Blick Synnover. „Offenbar denkt er nicht richtig, wenn es um diese Frau geht! Er hat euch alle in Gefahr gebracht und die Pegasi, sowie unsere Heimat dazu!“, verurteilte er Synnover regelrecht, doch Kira öffnete den Mund: „Aber nur, weil ich ihm gezeigt habe, dass sie leben könnte! Er hat gedacht, sie wären tot und ich habe es nicht ertragen können, zu sehen, wie sehr es ihn verletzt!“, hielt seine kleine Schwester dagegen. Dann trat auch Lari vor. „Und ich konnte nicht ertragen, dass er dabei verletzt wird. Layan gerade du solltest verstehen, wie wichtig es ist, dass man die schützt, die man liebt! Willst du uns dafür jetzt bestrafen?“ Layan sah jeden wieder abwechselnd an. „Bestrafen?“, fragte er überrascht. „Wie könnte ich euch bestrafen?? Ich will ich in Sicherheit wissen. Euch alle! Und Hymlia. Ich würde es nicht ertragen, wenn dir Lari etwas zustieße. Oder dir, Kira. Oder dir, Syn.“, zählte er auch ihn dazu. „Du hast mein Vertrauen missbraucht, aber du hast es für jemanden getan, den du retten wolltest. Ich bin nicht glücklich darüber, aber ich verurteile das nicht. Dennoch… Ihr versorgt die Pegasi und danach treffen wir uns bei Lariana. Die Elfe wird versorgt.“, er sah sie noch einmal an. „Falls das überhaupt möglich ist“, murmelte er. S’idan schaute ebenfalls ins Gesicht von Zarrah. Dann zwinkerte er Syn zu. „Kann schon verstehen, wieso du dich für sie zu Boden stürzt!“, grinste er und Lariana schnaubte vernichtend. Kira biss sich auf die Unterlippe und sah besorgt zu Syn. Doch dann ließ sie den Kopf hängen und griff nach Callida’s Zügel, um sie zum Stall zu führen. „Irgendwelche Einwände?“, fragte Layan noch und sah dabei Synnover direkt an.
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- Überlebensausrüstung (Turoks Satteltaschen)
- Karte Celcias
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Samstag 15. Februar 2025, 21:17

Synnover fiel es schwer, Larianas Gefühlslage nachzuvollziehen. Er verstand die Angst in ihrem Blick nicht, erkannte kein bisschen die Eifersucht darin. Er konnte auch Zarrahs letzte Worte vor ihrer Ohnmacht nicht begreifen. Natürlich konnte er das nicht. Denn wer seinen Hintergrund kannte, würde verstehen. Er war so erzogen worden, geradezu darauf domestiziert wie ein Tier, dass er sich keinem jemals soweit nähern durfte, um Besitzansprüche zu stellen. Er hatte gewusst, dass er Eigentum der Nachtklingen und in - falschen! - Liebesangelegenheiten voll und ganz Yolintha gehörte. Aber ebenso war ihm Nacht für Nacht über Jahre hinweg eingetrichtert worden, dass er sich zu jeder zu legen hatte, die auch nur das kleinste Interesse an ihm - nein, an seinem Körper! - bekundete. Keine Dunkelelfe interessierte sich für die Person hinter dem Kaninchen. Keine außer Zarrah, doch nicht einmal das ließ ihn denken, dass er sich ausschließlich ihrer widmen würde. Denn so wie er Lariana nun mitteilte, dass er für sie und die Elfe da sein wollte, so würde er auch Zarrah irgendwann sagen, dass er die Hymlianerin nicht einfach beiseite schob, nur weil er seine Gefühle für die erste echte Frau in seinem Leben plötzlich wieder mit ihr teilen konnte. Allem vorausgesetzt, sie überlebte die Strecke nach Hymlia und wurde dort noch rechtzeitig behandelt. Denn es stand kritisch um Zarrah'lindae von den Nachtklingen. Syn sorgte sich sehr, auch wenn er diese Emotionen nicht nach außen trug. Überhaupt wirkte er angesichts der Ereignisse verhältnismäßig gefasst. Selbst jetzt, als Lariana ihrerseits eine Achterbahn der Gefühle mitmachte, konnte er zunächst ihre Freude gar nicht so offenherzig teilen. Ihre Sorge hingegen ... berührte ihn.
"Ihr beide ersetzt einander nicht. Ich brauche und möchte euch beide bei mir haben, zu euch beiden gehören."
"Ich weiß nicht, ob ich das kann, Synnover... Ich brauche Zeit ... ich .. ich dachte, dass wir beide ... allein ... ich ... ich bin verwirrt und fühle in mir diese Angst, dass du sie immer mehr lieben, immer mir vorziehen wirst."

"Lari..." Dass sie solche Ängste haben konnte, begriff er nicht. Keine der morgerianischen Frauen hatte es je befürchtet. Sie buhlten nicht um ihn, sie forderten seine Anwesenheit und er hatte sie ihnen gegeben. Zumindest sah es für das weiße Kaninchen stets so aus. Dass einige Dunkelelfen durchaus fast unter Zornestränen an Yolinthas gemeinem Lächeln abprallten, weil eine andere mehr für diesen kleinen Liebhaber gezahlt oder bessere Konditionen angeboten hatte, war nie bis an ihn herangekommen. Er hatte nur die Ausgangslage gesehen: Dort war eine Frau, die ihn erwartete und er würde in dieser Nacht bei ihr liegen. Jede diese Frauen hatte zufrieden geschaut. Keine davon hatte sich gewünscht, dass er länger blieb, denn sie wussten, sie konnten ihn jederzeit wieder haben. Er zog auch keine einer anderen vor, denn das hatte er niemals fühlen dürfen. Er hatte nicht einmal Yolintha vorgezogen ... denn sie war böse und eiskalt. Er hatte lediglich ihre falsche Nähe gesucht und das, was er bekam, wenn er gut zu ihr im Bett gewesen war. Lariana war ganz anders. Das musste er erst lernen und auch die Dinge, die eine solche Liebe auf einer so anderen Ebene bedeuteten, wenn ein Herz plötzlich für zwei schlug.
"Ich kann damit gerade nicht umgehen", murmelte sie, suchte sogar körperlichen Abstand zu ihm. "Ich bitte dich, dass du mir ein wenig Zeit gibst. Vielleicht muss ich nur schlafen, vielleicht muss ich ein paar Tage schlafen. Der Boden ist ganz anders als ich gedacht habe. Ich bin verwirrt, fühle mich unsicher und hilflos. Ich will nach Hause..."
Synnover angelte nach ihren Fingern. Er berührte sie nur sanft, wanderte von den Fingerspitzen bis zum Handrücken entlang und umschloss diesen dann mit seiner eigenen Hand. Er zog sie wieder etwas an sich heran, denn genau das wollte er schließlich nicht: Dass sie Abstand nahm. All das, was sie ihm zeigte, wollte er nicht. "Lari." Dieses Mal sprach er ihren Namen sogar auf Hymlikor aus. Er nutzte seine Muttersprache noch immer nicht so oft wie man es erwarten sollte. Er war es nicht gewohnt. Wenn sie aber zum Tragen kam, unterstrich es nur dich Wichtigkeit, mit der er sie gebrauchte. "In meiner Trauer hast du mir jegliche Zeit eingeräumt, dich nie beklagt und tapfer gewartet. Du hast mich unterstützt, aktiv und im Stillen. Wie könnte ich dir das nicht auch gewähren?" Er drehte sie wieder zu sich, griff nun auch ihre zweite Hand und hielt beide. "Schau mich an. Du sollst alle Zeit haben. Ich glaube, ich werde selbst Zeit brauchen, um ... herauszufinden, wie ich weder dir noch Zarrah das Gefühl gebe, weniger geliebt oder hinter die andere gestellt zu werden. Ich möchte euch glücklich machen und nicht das Gegenteil bewirken! Das sicher nicht! Deshalb ... du würdest es mir sagen, wenn du nicht glücklich damit wirst, oder? Ich weiß, du würdest dich bemühen, es zu versuchen. Ich kenne dich. Und ich will mich auch bemühen. Wenn es aber nicht funktioniert, dann ... suche ich nach einer anderen Lösung. Sei dieses Mal nicht einfach tapfer, ja? Nichts wäre schlimmer, als wenn du ..." Er schluckte. "... eine Maske aus falschem Glück trägst." Syn trat dichter an sie heran. Er schenkte ihr einen flüchtigen Kuss, denn sie hatte um etwas Zeit gebeten und er wollte sich ihr nun nicht zu sehr aufdrängen. "Dass mit der Erfahrung hier am Boden ... es tut mir leid. Niemals hab ich dir das zeigen wollen. Diese dunkle Welt nicht und ... auch nicht diese dunkle Seite in mir. Es gibt auch schöne Orte hier. Ich durfte ein paar sehen und vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, sie dir zu zeigen." Er versprach es nicht. Denn er wusste nicht, ob er jemals wieder die Gelegenheit haben würde, überhaupt zum Boden zu reisen. Kira flog voraus, Richtung Hymlia. Dort warteten alle. Dort warteten jene, die ihm wegnehmen konnten, was er für Zarrahs Rettung riskiert hatte. Dort wartete Layan und er war sicherlich ebenfalls nicht glücklich.

Zwei Himmelsreiter empfingen die Ankömmlinge, noch bevor sie hymlianischen Boden erreichten. Dass einer davon S'idan war, überraschte Synnover kaum. Sein Kamerad hatte sich angestrengt und mindestens so hart trainiert wie er selbst. Natürlich hatte er seine Prüfung mit Erfolg abgeschlossen. Eigentlich tat es sogar gut, ihn auf einem Pegasus zu sehen. Er würde fortan die Stadt bewachen. Er würde sich an deren Regeln und Gesetze halten, darauf achten, dass jemand wie Synnover sie befolgte. Sie tauschten kurze Blicke und Syn verzieh S'idan das Urteil in dem seinen. Aber S'idan grinste auch flüchtig. Es wurde nicht erwidert.
Layan, dem anderen Himmelsreiter des unfreiwilligen Empfangs, konnte Syn hingegen gar nicht erst in die Augen sehen. Ihre Blicke trafen sich und er wich dem des Hymlianers aus. Er wusste, was er getan hatte und wie viele Leben er mit seiner Aktion riskiert hatte, nur um eines zu retten. Da wog nicht einmal auf, dass er erfolgreich gewesen war. Er wusste es und nun kam die Zeit, sich dafür eine Strafe abzuholen. Yolintha und Karrish hatten ihm in solchen Fällen Dinge abgenommen, ihn zu Arrest verdonnert, was mitunter das Schrecklichste für ihn gewesen war. Körperliche Züchtigung musste er nie fürchten, denn sein Körper war ihr Kapital und das zerstörten sie nicht. Ihm fiel auf, dass er bislang nicht darüber nachgedacht hatte, wie Hymlia es handhabte und ... wer ihn strafen würde. er gehörte niemandem mehr. Aber Layans bitterer Blick ließ auf einiges mutmaßen. Für seine Verhältnisse etwas zu steif und hölzern landete er Turok auf dem Gelände der Himmelsreiter-Akademie, direkt nahe den Ställen. Callida stand auch schon dort und Kira machte kein minder betretenes Gesicht.
Lariana fand so Zeit, von Turoks breitem Rücken zu rutschen und zu ihrem Bruder zu laufen. Sie fiel ihm in die Arme, klammerte sich an ihn und Syn musste erkennen, dass sein Risiko noch weitaus höher gewesen war. Er war zum Boden geflogen, um Zarrah zu retten. Er hatte seinen Pegasus bewusst in diese Lage gebracht. Er hätte ihn verlieren können. Dass Kira und Lariana ihm gefolgt waren, lag nicht allein in seiner Schuld. Doch dass er sie nicht zurückgeschickt hatte, konnte man auf ihn übertragen. Wäre ihnen etwas passiert, hätte nicht nur Synnover eine Geliebte oder seine Schwester verloren. Layan und seine Eltern hätten Familie verloren. Der Anblick der beiden Wolkenlosgeschwister, Arm in Arm, verursachte einen schweren Kloß in seinem Hals. Er zwang sich, hinzuschauen. In seinem Kopf aber hörte er mit Larianas Stimme noch einmal ihre Frage vom Boden: War es das wert?
Seine grünen Augen flogen zu Kira herüber, die soeben alle Schuld auf sich nehmen wollte. Er mischte sich nicht ein. Synnover wirkte für den Moment wie betäubt. Er suchte nur nach Zarrah. Sie hing wie ein nasser Sack auf dem Rücken des Pegasus'. Aber sie lebte. Es ... hatte sich gelohnt. Es war all das wert gewesen ... oder nicht? Zog er ihr Überleben das derer vor, die ihm in Hymlia Freunde und Familie geworden waren? Er musste sich eingestehen, dass er die Frage bejahen konnte.
Plötzlich erschien S'idan in seinem Sichtfeld. Auf den stillen Befehl Layans hin, zog er Zarrahs Leib von dem Tier und hob sie auf seine Arme. Wie klein und zerbrechlich sie doch aussehen konnte. Synnover aber zuckte zusammen. Er machte schon einen Ausfallschritt auf S'idan zu, da hielten Layans harsche Befehle an ihn und Kira Syn auf. "Ihr kümmert euch um Callida und Turok. Ich werde Lariana nach Hause bringen und S'idan - du kannst die Elfe in einem leeren Zimmer unterbringen, in der Akademie. Sie wird nicht unter dem Dach meiner Schwester schlafen!"
Synnovers Augen weiteten sich. Er suchte Larianas Blick, hatte er doch erwartet, sie würden nun erst einmal alle zusammensein können. Endlich zusammen! Dann seufzte er und ließ den Kopf hängen. Nein. Selbst Lariana hatte ihm schon mitgeteilt, dass sie Zeit brauchte. Zeit und Abstand. Das musste er akzeptieren. Was ihm jedoch schwerfiel, war die Entscheidung, die Elfe in der Akademie unterzubringen, denn er zählte sich schon längst nicht mehr zu jenen, die sich dort aufhalten durften. Er hatte seine Prüfung verspielt. Die Ausbildung war nur Tarnung gewesen, um sich auf seinen Vergeltungsplan vorzubereiten, der schließlich in eine Rettungsaktion geendet hatte. Layan würde es ihm nicht verzeihen, sein Vertrauen missbraucht zu haben. Syn ballte die Fäuste.
"Offenbar denkt er nicht richtig, wenn es um diese Frau geht! Er hat euch alle in Gefahr gebracht und die Pegasi, sowie unsere Heimat dazu!" Die Worte waren hart, aber berechtigt. Synnover hatte sie sich klar gemacht, lange bevor Layan sie nun als vernichtendes Urteil aussprach. Er nickte, akzeptierte und ewartete nun die Strafe, den blick auf den Boden gerichtet.
Kira und Lariana hingegen verteidigten ihn weiterhin: "Aber nur, weil ich ihm gezeigt habe, dass sie leben könnte! Er hat gedacht, sie wären tot und ich habe es nicht ertragen können, zu sehen, wie sehr es ihn verletzt!"
"Und ich konnte nicht ertragen, dass er dabei verletzt wird."

"Er hat schon Recht", erhob Synnover nun die Stimme. Er verteidigte sich nicht, sondern suchte mit bittendem Blick jene von Lari und seiner Schwester. Sie hatten sich bereits genug Probleme eingehandelt. Es reichte. Sie sollten nicht ständig für ihn in die Presche springen. "Ich bin mir meiner Taten bewusst", meinte er zu ihnen, ehe sein Blick endlich Layans Augen suchte. "Ich akzeptiere, wie auch immer du mich bestrafen wirst."
"Bestrafen?"
Synnover blinzelte. Dann sah er fragend drein. Das war vollkommen neu. Er sah sich um, suchte eine List, einen Hinterhalt. Vielleicht machte es Layan ja Spaß, ihn für einen Moment in falscher Sicherheit zu wiegen, nur um ihn dann hitnerrücks niederringen zu lassen. Dann wäre er auf körperliche Züchtigung nicht so vorbereitet. Es würde mehr schmerzen. Aber Synnover fand keinerlei Anzeichen.
"Ich will ihn in Sicherheit wissen. Euch alle! Und Hymlia. Ich würde es nicht ertragen, wenn dir, Lari, etwas zustieße. Oder dir, Kira. Oder dir, Syn." "Synnover...", brabbelte er und mustert Layan. Er verstand nicht. Wo war der Haken? Was war das für ein Spiel? Syn runzelte die Stirn. Er kannte Layan inzwischen auch besser. Er sah ihm an, dass jener es ernst meinte und das ... verwirrte ihn stark. "Du hast mein Vertrauen missbraucht, aber du hast es für jemanden getan, den du retten wolltest. Ich bin nicht glücklich darüber, aber ich verurteile das nicht." Synnover machte einen kleinen Schritt zurück. Er nahm eine defensive Haltung an, merkte aber, dass er bereits leicht taumelte. Er verstand nicht. Er verstand es nicht, dass er hier vollkommen straffrei aus der Sache heraus käme. Würde Layan ihm Gift ins Essen mischen? Das ist nicht Morgeria. Das ist nicht der Boden. Deshalb magst du Hymlia! "Du ... meinst das ernst", murmelte er, um es von sich selbst zu hören und Sicherheit daraus zu ziehen. Er entspannte sich jedoch nicht wirklich.
"Ihr versorgt die Pegasi und danach treffen wir uns bei Lariana. Die Elfe wird versorgt. Irgendwelche Einwände?" Layan schaute vor allem Synnover an, als ahnte er bereits Rebellion. Er sollte Recht behalten. "Ja", meldete jener sich nämlich. Er trat an S'idan heran, warf einen Blick auf Zarrah. Er berührte ihr stumpfes Haar, strich es aus der Stirn. Selbst in diesem Zustand war sie wunderschön.
"Sie gehört zu mir. Ich lasse nicht mehr zu, dass wir getrennt sind", wandte Synnover sich erneut um und Layan zu. Er würde hier nicht mit sich reden lassen und wie schon in Rumdett umgab ihn diese düstere Entschlossenheit, seinen Willen durchzusetzen, notfalls mit Gewalt. Es war zu Larianas Enttäuschung noch nicht vorbei. Er würde weiterhin für Zarrah kämpfen, sie beschützen. Jetzt erst Recht! "Sie kommt zu mir nach Hause. Meine Eltern boten mir Unterstützung an in jeglicher Hinsicht. Ganz gleich, was geschieht. ich ... werde dieses Angebot nun ausnutzen. Zarrah kommt zu mir nach Hause, in Crystins Zimmer. Dort werde ich wohnen und auf sie achten, solange..." Syn schaute hinter sich. "Solange du Zeit brauchst, Lari." Schließlich wanderte sein Blick weiter zu Kira. "Du zeigst S'idan den Weg, Schwesterchen. Danach holst du Crystin, so schnell wie möglich. Wenn jemand Zarrah helfen kann, dann sie. Außerdem wird sie ihre Freundin sehen wollen. Wir ... haben sie einfach hier zurückgelassen. Das ist das Mindeste jetzt."
Er trat an Callida heran, griff nach ihren Zügeln. Turok berührte er lediglich am Hals, da wusste jener schon, dass Syn irgendetwas von ihm erbat. "Ich versorge die beiden Pegasi. Und Layan! Wenn du unbedingt jemanden ehren willst, dann wähle den, der es verdient. Ehre Turok! Er hat uns gerettet, Callida geleitet und und alle sicher nach Hause gebracht. Mir gebührt nichts für meine Taten, ich bin mir dessen bewusst. Aber er ... ist ein gutes Tier. Hatte einen guten Ausbilder." Er tätschelte Turok. "Na komm mit." Dann brachte er beide Pegasi Richtung Ställe, ohne sich noch einmal umzuschauen. Er hatte seine Forderungen gestellt und wo er sonst nichts forderte, erwartete er dieses Mal, dass sie erfüllt würden. Sollte es sich doch anders herausstellen, würde er es erfahren ... und dann erneut handeln.

Jetzt aber erreichte Synnover erst einmal die Boxen, die für Callida und Turok vorgesehen waren. Man hatte sie auch in seiner Abwesenheit gut ausgefegt, ausgemistet und sauber gehalten. Syn nahm den Tieren das Zamzeug ab und brachte sie in ihre Boxen. Dann füllte er das Futter auf, wobei Turok eine Extraportion Hafer bekam. Er begann sie zu striegeln und kümmerte sich auch sonst darum, dass sie nun gut versorgt wären. Doch schon auf halben Weg seiner Arbeit spürte er, dass sein Körper ebenfalls endlich nach Ruhe verlangte. Seit seinem Abflug aus Hymlia hatte er sich keine Pause gegönnt. Die Reise nach Rumdett, die Suche dort nach Anzeichen von Zarrahs Aufenthalt, das Treffen mit Kira und Lariana, anschließend der zweitägige Flug zur Insel Ardéris. Nur dort hatten sie alle kurz rasten können, wobei er nicht schnell genug zum Dunkelelfenlager hatte aufbrechen können. Die Konfrontation mit Yolintha, ihr Mord, Karrish, Daenwor, der Kampf, das Ritual, Zarrahs Rettung und nun die Reise zurück. All die Zeit lang hatte er durchgehalten, sich kaum Nahrung und nur sehr wenig Schlaf gegönnt. Jetzt, wo es so ruhig in den Ställen war, erkannte sein Körper, dass er auch zur Ruhe kommen könnte und er forderte es ein. Er forderte es vehement ein, indem er Synnover mit all den Gefühlen flutete, die er während des Erlebten weitgehend unterdrückt gehalten hatte, um einen klaren Kopf zu bewahren. So gut es eben ging. Das emotionale Chaos überwältige ihn zusammen mit der Erschöpfung. Er sackte neben dem Hafertrog zusammen, sank auf Turoks Stroh und zitterte am ganzen Leib. Tränen rannen ihm aus den Augen, noch bevor er sich zu einem Ball aus Überforderung zusammenkauern konnte. Er machte sich klein, so wie er es getan hatte, wenn man ihn in Schränke oder Zimmer einsperrte. Er machte sich klein und weinte still, wartete, dass seine Seele alles soweit verarbeitete, dass er es wegschließen und weitermachen konnte. Aber nicht alles war schlecht. Er hatte es geschafft! Zarrah lebte. Sie war hier. Sie war bei ihm. Er hatte Yolintha töten können. Karrish fehlte noch, aber es würde ihm eines Tages gelingen. Die älteste Nachtklinge käme nicht damirt davon. Allein schon für Zarrah musste er es tun. Ihr Bruder war die letzte Kette, die es zu lösen galt. Er und dieses Dämonenwesen, das sich in ihr eingenistet hatte. Aber noch konnte und wollte Synnover nicht näher darüber nachdenken. Es war sehr viel bei zu schweren Strapazen und zu wenig Schlaf. Wie gern hätte er sich nun einfach zu Lariana gekuschelt oder an Zarrah geschmiegt. Aber es ging gerade nicht. So umarmte er sich selbst, legte den Kopf auf den angewinkelten Knien ab und wartete darauf, dass er sich beruhigte.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Dienstag 18. Februar 2025, 19:40

Natürlich gab er seiner hymlianischen Liebe die Zeit, die sie von ihm erbat. Synnover musste nicht verstehen, warum sie nun kämpfte, aber er würde ihr eine Bitte nicht abschlagen. Der Mensch liebte Lariana Wolkenlos aufrichtig und erkannte, dass man in diesem Fall durchaus bereit war, Zugeständnisse zu machen. Sie war für ihn dagewesen, als er alles und jeden von sich stoßen wollte. Sie hatte nicht aufgegeben. Ihn nicht aufgegeben. Und das wollte er ihr zurückgeben. Dass Lariana durchaus Eifersucht für Zarrah empfand, ahnte Syn nicht. Er kannte das nicht. Er wusste nichts darüber, dass man ‚die Einzige‘ sein wollte. Dass sowohl Lari als auch Zarrah womöglich verletzt waren, dass er seine Gefühle nicht nur ihnen allein schenkte. Er machte sich darum keine Gedanken und womöglich war es nötig, dass ihn jemand an passender Stelle aufklärte. Doch bevor es darum gehen konnte, da musste er sich noch für seine Taten verantworten. Doch anders, als er dachte. Es hagelte keine Strafe im Sinne von morgerianischer Aufzucht. Es kam keine Auspeitschung, keinen Schmerz. Es gab nur eine seichte Enttäuschung in den Augen desjenigen, der ihm die Chance für Veränderung geboten hatte. Synnover wusste, dass er die Worte des Himmelreiters verdient hatte. Er legte auch kein Veto ein. Erst als Layan klar machte, dass Zarrah nicht bei Lari unterkommen würde, kam die Regung in Synnover zurück. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Denn wenn die Elfe in der Akademie wäre, würde er sie nicht sehen können. Er glaubte nicht daran, dass er Zugang zu ihr hätte. Und das war etwas, das er nicht akzeptieren konnte. Schuldeingeständnis hin oder her. Das nicht. "Sie gehört zu mir. Ich lasse nicht mehr zu, dass wir getrennt sind. Sie kommt zu mir nach Hause. Meine Eltern boten mir Unterstützung an in jeglicher Hinsicht. Ganz gleich, was geschieht. ich ... werde dieses Angebot nun ausnutzen. Zarrah kommt zu mir nach Hause, in Crystins Zimmer. Dort werde ich wohnen und auf sie achten, solange... Solange du Zeit brauchst, Lari." Die Angesprochene starrte Syn an. Sie presste ihre Lippen aufeinander und hielt die Tränen zurück. Dann nickte sie nur knapp. „Wie du meinst“, gab sie recht knapp Zustimmung, ehe sie sich an Layan wandte. „Bring mich nach Hause“, bat sie ihren Bruder und brauchte nun wirklich Abstand. Sie musste das alles verarbeiten und Layan warf einen prüfenden Blick auf Syn und Zarrah. Vor allem die Elfe musste unter dem grauen Blick bestehen. Er traute ihr nicht, das konnte man sehen. Zudem war sie diejenige, die nun einen Keil zwischen seine Schwester und Synnover trieb. Für Lari und Layan gab es eben nur Monogamie, wie es schien. Kira war still geblieben und hatte sich ausschließlich an Callida festgehalten. Seine Schwester hatte noch immer die Wunde am Kopf, wirkte seltsam ruhig und ihr Blick hatte ein wenig das sprühende Leben eingebüßt. "Du zeigst S'idan den Weg, Schwesterchen. Danach holst du Crystin, so schnell wie möglich. Wenn jemand Zarrah helfen kann, dann sie. Außerdem wird sie ihre Freundin sehen wollen. Wir ... haben sie einfach hier zurückgelassen. Das ist das Mindeste jetzt." Kira sah auf und brauchte einen Moment, ehe sie verstand. „Hm? Oh… ja, na klar, mach ich“, willigte sie ein und sah zu S’idan, ehe sie mit dem Kopf ruckte, dass er ihr folgen sollte. "Ich versorge die beiden Pegasi. Und Layan! Wenn du unbedingt jemanden ehren willst, dann wähle den, der es verdient. Ehre Turok! Er hat uns gerettet, Callida geleitet und und alle sicher nach Hause gebracht. Mir gebührt nichts für meine Taten, ich bin mir dessen bewusst. Aber er ... ist ein gutes Tier. Hatte einen guten Ausbilder." Layan warf einen Blick über seine Schulter. „Hätte er einen guten Ausbilder gehabt, wäre er nicht mit dir geflogen“, urteilte er auch darüber, ehe er Lariana an der Schulter fasste und sie endgültig von der Koppel führte.

So gingen sie alle unterschiedlicher Wege. S’idan, Kira und die leblos wirkende Zarrah machten sich auf den Weg zu Syn’s Eltern. Layan und Lariana gingen zu sich nach Hause, während Syn in die Stallungen ging. Die Pflege der Pegasi war nötig und für Syn eine Herzensangelegenheit. Aber sie führte auch dazu, dass er mehr und mehr erkannte, was er erlebt hatte. Und wie viel Glück sie alle gehabt hatten. Er erkannte, dass er Zarrah nur gerade so gerettet hatte und das der Kampf noch nicht vorbei war. Sie war besessen. Sie trug einen Dämon in sich, der dazu auserkoren war, die Truppen des Harax im Kampf der Dunklen Armee anzuführen. Ein Plan, der lange reifte und endlich Anwendung fand. Karrish war Drahtzieher, ebenso, wie Yolintha es gewesen war. Aber der älteste der Nachtklingen brauchte die Mittlere nicht dafür. Er war klug und verschlagen genug, es allein zu Ende zu bringen. Er wird garantiert auf der Suche nach Zarrah sein, denn immerhin trägt sie den Schlüssel des Erfolgs in sich. Ebenso war Syn nicht bekannt, ob die Elfe Daenwor noch lebte. Auch von ihr ging eine Gefahr aus, die kaum zu erkennen war. Es war viel, das auf den Menschen einprasselte und gleichzeitig war er erleichtert, dass er hatte retten können, was ihm wichtig geworden war. Turok beendete seine wohlverdiente Mahlzeit und legte sich dann zu Syn ins Stroh. Er wärmte den Menschen mit seinem Flügel, sodass Syn durchaus zur Ruhe finden konnte. Die Erschöpfung umfing ihn und zog ihn in einen festen, traumlosen Schlaf.

Es mussten einige Stunden gewesen sein, die Synnover genutzt hatte, um sich auszuruhen. Denn als er erwachte, fühlte er sich vermutlich etwas erschlagen, aber dennoch dauerte es nicht lange und er spürte auch eine gewisse, neue Stärke in sich. Turok hatte sich nicht vom Fleck gerührt, erhob sich aber gerade als auch Syn erwachte. Der Pegasus schnaubte gemächlich, als sich Schritte näherten. Es war Kira, die den Kopf in die Box steckte und Syn erblickte. „Hier bist du!“, sagte sie erleichtert und lächelte kurz. Sie sah besser aus. Ihre Wunde war verschwunden und sie hatte sich offenbar gewaschen, sowie umgezogen. „Dachte schon, du bist verschwunden… wieder…“, lächelte sie leicht schief, ehe sie Syn eine Hand hinstreckte, um ihm aufzuhelfen. „Komm, es wird Zeit, dass du dich umziehst und du dich wäscht, was isst und ein wenig zu leben kommst“, meinte sie und klopfte ihm gut gemeint ein wenig Stroh aus der Kleidung. „Sie ist wach“, meinte sie daraufhin und ihr Blick verriet, wen sie damit meinte. Kira würde Syn zurück zum Haus ihrer Eltern begleiten und dort würde er sowohl seinen Vater als auch seine Mutter vorfinden, die in der Küche haufenweise belegte Brote bereitet hatten. Als Kira mit Syn zur Tür hereinkam, nahm sie ihren Eltern die Köstlichkeiten ab und griff beherzt zu. „Wir wussten nicht, was… was sie gerne mag, daher haben wir von allem etwas gemacht“, gab seine Mutter zu und lächelte unsicher. Kira schnaufte. „Das sieht man. Haben wir überhaupt noch etwas in Hymlia zu essen?“, witzelte sie. Es ging ihr deutlich besser, wie Syn erneut feststellen durfte. Dann aber deutete Kira nach oben. Syn konnte einige Stimmen hören, die sich gedämpft unterhielten. Vor dem Zimmer angekommen, klopfte Kira höflich, ehe sie die Tür etwas umständlich öffnete. Das Zimmer war nicht sonderlich imposant. Es war klein aber bei näherer Betrachtung fein. Tatsächlich war es scheinbar das Zimmer von Kira, die hier allerlei Nippes gesammelt hatte. Es gab einige Zeichnungen, die sie offenbar selbst angefertigt und aufgehängt hatte. Sie zeigten einige Alltagsszenen, Pegasi, Wolken oder den Nachthimmel. Es waren talentierte Bilder und verrieten, dass sie durchaus ein gutes Auge besaß. „Meine Eltern haben haufenweise Brote gemacht, also greift zu“, nuschelte sie zwischen zwei Bissen und stellte den Teller auf einen Tisch in der Ecke. Dort lagen unaufgeräumt einige Pergamente mit unfertigen Zeichnungen oder Griffeln, Stiften und Federkielen. Sie war nicht sehr ordentlich, aber es passte zu ihrem Gemüt. Weit mehr interessant aber war der braune Haarschopf, der sich gerade vom Bett erhob und lächelnd Synnover entgegentrat. Sie umarmte ihn und schloss erleichtert die Augen. „Danke“, flüsterte sie und lächelte ihn an. „Ich konnte ihre oberflächlichen Wunden heilen. Ein paar andere müssen noch ein paar Mal magisch behandelt werden, aber… sie überlebt. Sie schafft es“, versicherte sie ihm und ließ ihn endlich einen Blick auf Zarrah werfen. Sie Elfe richtete sich gerade verhalten im Bett auf und lehnte sich gegen das hölzerne Bettgestell. Sie sah deutlich besser aus, wie er gleich erkennen konnte. Ihre Wunden im Gesicht waren fort, dafür trug sie aber um die Handgelenke Bandagen und auch ihr Oberkörper war nur durch eine einzige Bandage verhüllt. Ihre Augen blickten dunkelgrün in seine. Da waren sie also. Eine Dunkelelfe und ein Hymlianer…
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Freitag 21. Februar 2025, 20:57

Wie sehr er sich doch verändert hatte. Nicht nur beim Namen. Vom weißen Kaninchen zu Syn zu Synnover war es ein weiter Weg gewesen, der vor allem mit echten Emotionen gespickt worden war. Nichts von dem, was Syn empfand, war gekünstelt, wenn er sich nicht hin und wieder in alte Muster flüchtete und sich eine Maske aufsetzte. Auch das musste gelegentlich noch sein, vor allem in Situationen, mit denen er nicht umzugehen wusste. Das war zwar jetzt bei Layans Reaktion zu seinen Taten ebenfalls so, aber hier vertrat er einen Standpunkt mit aller Entschlossenheit. Er sah Zarrahs waghalsige Rettung generell nicht als falsch an, aber Layan tat dies ebenfalls nicht. Er zeigte sich lediglich enttäuscht darüber, dass Synnover ihn auf so ziemlich jede Art und Weise hintergangen hatte. Normalerweise würde er darüber nicht einmal lang nachdenken. Wie oft hatte er sich um seinen eigenen Vorteil über die Gefühle anderer hinweg gesetzt! Wie oft hatte rücksichtslos gehandelt und war teilweise dabei sogar über Leichen gegangen! Aber all das lag in der Vergangenheit und in einem Leben, das ihn nur als weißes Kaninchen kannte - einen ersetzbaren Sklaven, der nicht einmal in Karrishs Augen wirklich Wert besaß. Möglicherweise stach es deshalb so sehr jetzt, Layans enttäuschte Augen zu sehen. Denn es war nicht das Kaninchen, das sich dem Blick stellte, sondern Synnover Federflug, der heimgekehrte Hymlianer. Enttäuschung wandelte sich zu Misstrauen, als die grauen Augen seines Gegenübers sich auf Zarrah richteten. Natürlich musste er Abneigung ihr gegenüber verspüren, denn sie war nicht nur der Grund für Synnovers Verrat, sondern auch der Keil, der sich zwischen ihn und seine Schwester zu treiben drohte. Nicht weil Zarrah es entschied. Sie war bewusstlos. Aber Syn wollte ihr keinen Deut mehr von der Seite weichen - etwas, das Lariana natürlich verletzte. Wie die Dunkelelfe selbst es aufnehmen würde, musste sich erst noch zeigen. Zunächst einmal sollte sie auf Synnovers Anweisung hin zu dessen Elternhaus gebracht werden. S'idan würde sie tragen, Kira sollte ihm den Weg zeigen. Da niemand Einwände erhob, galt es als entschieden. Die Wolkenlos-Geschwister würden hingegen nun nach Hause gehen. Lariana brauchte Abstand und Layan würde ihr Trost spenden. Aber er wollte noch mit Synnover sprechen - später. Zunächst einmal sollte jener die Pegasi versorgen. Das tat er, bis sein Körper keine Kraftreserven mehr übrig hatte und sich durch das ausgeschüttete Adrenalin endlich die Erkenntnis in seinen Verstand bohrte, dass Zarrahs Rettung mehr als riskant gewesen war. Dass sie überhaupt alle so heil herausgekommen waren - von Zarrahs Besessenheit nun einmal abgesehen - glich einem Wunder. Es überwältige Synnover, so dass er im Stall weinend zusammensank, bis er in einen tiefen Erschöpfungsschlaf fiel. Der treue Turok spürte die Aufgewühltheit seines Reiters und legte sich zu ihm. Im Schlaf lehnte Syn sich auf ganz natürliche Weise an den warmen Pferdeleib an und fand Geborgenheit unter dessen Schwinge.
So fand Kira ihn vor, gerade als Syn aus seinem Schlaf erwachte und sich die getrockenten Tränen aus den Augen rieb. Turok rührte und erhob sich. Er schnaubte der jüngeren Hymlianerin zu, so dass Syns Aufmerksamkeit auf sie gelenkt wurde. Er schaute zu Kira auf, die Miene trotz der einigen Stunden Schlaf irgendwie müde.
"Hier bist du! Dachte schon, du bist verschwunden ... wieder..." Sie lächelte zwar, aber Syn traf der Scherz. Ebenfalls eine Sache, die ihn früher niemals belangt hätte. Nun aber senkte er voller Scham den Kopf, bis Kiras Hand in sein Sichtfeld trat. Er griff zu und ließ sich aufhelfen. Dabei ächzte er und krümmte sich leicht. Seine Glieder schmerzten von der Haltung, mehr noch aber ziepte und piekte sein Leib bei jeder Bewegung. Er biss die Zähne zusammenu, um Kira zu mustern. Sie zupfte etwas Stroh von seiner blutverkrusteten Kleidung. Yolinthas Blut und das vieler Wachen. Er hatte so viele umgebracht ... ob Kira ihn gesehen hatte?
"Komm, es wird Zeit, dass du dich umziehst und du dich wäschst, was isst und ein wenig zu leben kommst. Sie ist wach", fügte sie zudem noch an. Kira kannte ihren Bruder inzwischen und wusste, was seine Lebensgeister zu wecken vermochte. Normalerweise war es die Erwähnung Larianas, die für ihn gekocht, gebacken oder einfach nur nebenbei erwähnt hatte, dass ihr Blumenstrauß zu welken begann. Syn hatte sich dann stets beeilt, ihr eine Freude zu machen. Entweder mit einem Flug zu den Insel, um neue Blumen zu pflücken oder oftmals nur durch seine Anwesenheit und das aufrichtige Lob an ihre Fertigkeiten in der Küche. Dieses Mal jedoch war es Zarrah, deren bloße Erwähnung etwas in seinen Augen aufflackern ließ. "Ich komme", murmelte Syn, streckte sich und fuhr sich dann eher unauffällig an der eigenen Hüfte entlang und hinter zum Kreuz. Er folgte Kira, ließ sie aber noch nicht aus dem Stall heraustreten. Vorher hielt er sie mit einer Frage auf: "Wie geht es dir?" Auch er kannte sie und wusste, dass ihre stillen Wasser tiefer waren als sie vorgab. Sie kaschierte ihre Unsicherheit mit einer Lässigkeit oder scherzhaftem Gebaren. Syn wusste, dass die Ereignisse unmöglich spurlos an ihr hatten vorüberziehen können. Bei ihm hatten sie es nicht getan und er war es gewohnt gewesen, um sein Überleben zu kämpfen. Sein stiller Blick galt nun der Schwester und auch wenn er es nicht aussprach, bot er ihr hier und heute ebenso den Halt an, den er von ihr in Notzeiten bekommen hatte. Sie musste es nur in Anspruch nehmen. Ihr großer Bruder wollte für sie da sein. Zunächst aber musste er sich, wie sie sagte, in eine Form bringen, um das bewerkstelligen zu können. So ließ er sich von Kira mit nach Hause nehmen.
Unterwegs berichtete sie, dass ihre Eltern Zarrah offenbar mit der gleichen Herzlichkeit empfingen wie Crystin. Jedenfalls taten sie ihr Möglichstes, es dem Gast angenehm zu gestalten. Laut Kiras Aussage mussten sie bergeweise Brote belegt haben und als Synnover mit ihr zu Hause ankam, wurden diese Worte nahezu bestätigt. Der Turm an Broten, den seine Mutter gerade auf einem Teller stapelte, reichte ihr schon bis zur Stirn!
"Wir wussten nicht, was ... was sie gerne mag, daher haben wir von allem etwas gemacht."
"Das sieht man. Haben wir überhaupt noch etwas in Hymlia zu essen?"

Mutter und Tochter scherzten. Syn hingegen wurde bewusst, dass auch er Zarrahs Speisevorlieben nicht kannte. Er wusste überhaupt sehr wenig von ihr, viel weniger als von Lariana. Wie konnte er sie dann laut eigener Aussage gleichermaßen lieben? "Sie ist genügsam", meinte er nur, nickte aber dankbar in Vellas Richtung. Er war froh, dass sein Plan hier aufging und seine Eltern ihn tatsächlich unterstützen wollten. Es fühlte sich nicht mehr so schlimm an, diese beiden fremden Menschen auszunutzen.
"Ich möchte mich erst noch waschen", bat der Sohn und erhielt Zeit, es zu tun. Kira würde Vella und Pharo inzwischen helfen, damit all die Leckereien fertig gestapelt würden und man sie auch nach oben in ihr Zimmer transportieren könnte. Synnover ließ sich den Waschraum zeigen und seine Mutter geizte auch nicht damit, ihm Hemd und Hose seines Vaters zur Verfügung zu stellen. Zu all dem Blut auf seiner Kleidung sagte sie nichts und Syn wich ihrem Blick aus. Er wollte Layans Enttäuschung nicht auch dort finden, fürchtete es aber. Also beeilte er sich, in die Waschkammer zu gelangen und verriegelte die Tür hinter sich. Als er sich kurz darauf auszog, musste er feststellen, dass nicht alles Blut an seiner Kleidung von den Getöteten stammte. Die Wachen hatten ihn mehr als einmal erwischt, so dass der Stoff am verkrusteten Blut seiner Wunden klebte. Es schmerzte, ihn abzuziehen. Syn begutachtete daraufhin die Verletzungen. Die meisten ließen sich mit männlicher Störrigkeit ignorieren. Zwei aber saßen tiefer. Beide lagen an seiner rechten Hüfte, wo eine Klinge ihn erst geschnitten und dann gestreift haben musste. Er hatte selbst einiges an Blut verloren und es dauerte, sich davon rein zu waschen. Das Brennen ließ sich nur schwer ignorieren. Außerdem stahl Synnover sich ein längeres Stoffband, um sich selbst zu verbinden. Er wusste, dass Crystin ihn früher oder später heilen könnte, aber er würde sich nicht aufdrängen. Zarrah war wichtiger.
Und sie ist wach...
Gewaschen und nun auch optisch wieder vorzeigbar verließ Synnover nach einer Weile die Waschkammer. Er trug jetzt die helle Hose und das weiße Hemd seines Vaters. Beide passte recht gut, wobei das Hemd lockerer saß, so dass man die Kette seines Medaillons hin und wieder hervorblitzen sehen konnte. Syn hatte sich die Haare gewaschen, dass seine weißen Strähnen nun fluffig feucht in seine Stirn fielen. Er hatte sich endlich wieder rasieren können. Das allein half schon, sich wieder mehr nach einem Menschen anzufühlen. Kira drückte ihm das Tablett mit den Leckereien in die Hand und brachte ihn dann hinauf in Crystins Zimmer. Sie klopfte, trat kurz darauf ein. Syn folgte ihr und durfte schnell feststellen, dass zuerst Crystin und nun Zarrah und er sich in ihrem eigenen Zimmer einquartiert hatten. Er presste die Lippen aufeinander. Die Dunkelelfe musste also rasch von hier fort, damit Kira ihr eigenes Bett nutzen könnte. Er schuldete es ihr, außerdem hatte sie ein Anrecht darauf. Er würde sich darum kümmern, sobald...
Syns Gedanken verflüchtigten sich in der Wärme einer innigen Umarmung, die ein schmerzhaftes Brennen an seiner Hüfte entlang jagte. Er atmete knapp ein, schaute auf den braunen Schopf von Crystin herab und anschließend in ihre großen, blauen Augen. "Danke." Es war nur ein Flüstern, aber in der Ruhe des Raumes erreichte es sogar jede Ecke. "Ich konnte ihre oberflächlichen Wunden heilen. Ein paar andere müssen noch ein paar Mal magisch behandelt werden, aber ... sie überlebt. Sie schafft es."
"Danke", erwiderte Syn. Er lehnte sich ein wenig in die Umarmung hinein, ehe er das Tablett abstellte und sich dem Bett zuwandte. Denn dort regte sich Zarrah gerade. Er stockte. Ein smaragdgrünes Augenpaar musterte ihn, dass es ihm eine Gänsehaut bescherte. Er kniff die eigenen Augen zusammen, unterdrückte nur halb ein erleichtertes Japsen und lächelte. Dann setzte er sich endlich wieder in Bewegung, kam langsam an das Bett geran und ließ sich an der Kante nieder. Seine Finger legten sich vor das bandagierte Gelenk auf Zarrahs Handrücken. Er starrte sie an, als sähe er sie nun zum ersten Mal. "ich ... hab es wirklich geschafft. Wir" - sein Blick huschte knapp zu Kira, aber er bezog alle mit ein, auch die Abwesenden - "haben es geschafft. Wirklich geschafft!" Syn hob seine andere Hand, berührte nur zaghaft Zarrahs Wange. Als er die Weichheit ihrer Haut aber unter seinen Fingerspitzen fühlte, legte er seine gesamte Handfläche daran und seufzte erneut erleichtert auf. "Du lebst." Dann neigte er sich vor, breitete seine Arme aus und umschlang Zarrah leicht. Er lehnte sich gegen sie, ohne zu viel Gewicht auf sie ausüben zu wollen. Er klammerte nicht einmal, hielt sie nur und suchte ihre Nähe. Und er erkannte, wie sehr ihn all das doch letztendlich mitgenommen hatte. Zuerst zitterten nur seine Fingern, aber schnell bebte auch sein gesamter Leib.
Das weiße Kaninchen hatte sich aus Unrat und der Misshandlung von Orks hinausgekämpft. Raus aus dem düsteren Gassen und Hinterhöfen der morgerianischen Barackenbezirke, hinein in die Schwarze Arena und auf blutigen Sand. Es hatte sich Raubtieren, Sklaven, Verbrechern und anderen Gladiatoren gestellt. Er hatte sich jagen, aber nie fangen lassen und selbst in brenzligen Lagen obsiegt. Er hatte so viele getötet, ohne ihnen auch nur eine Klinge in den Leib rammen zu müssen. Aber nichts, absolut nichts, hatte ihm jemals os zugesetzt wie die jüngsten Erfahrungen. Doch hier auf dem Bett und in Zarrahs Armen saß auch nicht das weiße Kaninchen, sondern Synnover, dessen Emotionen echt waren wie die Tränen auf seinem Gesicht.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Samstag 8. März 2025, 23:38

Synnover hatte sich verändert. Er hatte im Laufe seiner bisherigen Reise gelernt dass Egoismus nicht immer zum Ziel führte. Er hatte erkannt, dass wenn man begann, sich aus anderen etwas zu machen, nicht länger nur sein eigenes Wohl im Blick hatte. Obwohl er allen Grund dazu hatte, sich seinen Gefühlen hinzugeben, wollte er trotzdem nicht vergessen, wie auch Kira unter den Geschehnissen gelitten haben musste. Bevor er sich also endlich dem widmete, worauf er so lange hingearbeitet hatte, hielt er seine kleine Schwester am Tor zu Turok’s Stall zurück und stellte eine si ple aber alles entscheidende Frage: “Wie geht es dir?“ Es war, als hätte Syn Kira körperlich am Weitergehen gehindert. Seine Schwester blieb abrupt stehen und starrte für einen Moment gegen das Holz der Stalltür. Ihre Hand ruhte am Griff und ihre Knöchel verbargen ihre Anspannung nicht. Das weiße, lange Haar seiner Schwester fiel ihr vor das Gesicht, als sie den Kopf leicht senkte. „Es… geht“, kam leise die Stimme hervor. Kira hob das feine Gesicht und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. „Ich schlafe schlecht, wenn ich ehrlich bin. Aber… was solls, so kann ich dir Strafarbeiten erledigen, die mir Mama und Papa aufgebrummt haben, weil ich einen Pegasus geklaut – mehrfach geklaut – habe, immer wieder zum Boden und dir nachgeflogen bin.“ Sie lächelte leicht. Dann wurde sie wieder ernster. „Es wird schon wieder. Und ich bereue es nicht, dir geholfen zu haben…“, murmelte sie, wenn auch aufrichtig.
Danach verließen sie den Stall und der Weg zurück in den bewohnteren Teil der Stadt schafften sie ohne irgendwelche besonderen Vorkommnisse.
Synnover und auch Kira hingen ein wenig ihren Gedanken nach, sodass sie sich unmittelbar vor der Tür zu Syn’s eigentlichen Elternhaus befanden. Das Wiedersehen mit seinen Eltern war nicht so ungewohnt, wie befürchtet. Tatsächlich hatten seine Eltern ihr Wort gehalten und sorgten anscheinend gut für die Gäste. Sie enttäuschten ihn nicht. Syn erfuhr ein kleines Bisschen die Wahrheit hinter dem Wort ‚Familie‘ und konnte sich diesbezüglich etwas entspannen. Bevor er aber mit dem Brot-Turm zu Zarrah wollte, musste er sich dringend waschen. Das Blut der anderen klebte bereits fest und unwaschbar an seiner Kleidung. Er könnte sie wohl nicht mehr reinigen, sondern müsste sie womöglich entsorgen. Mit dem Geld, das er bei Layan verdient hatte, könnte er sich neue leisten. Aber jetzt taten es auch Erdsatzstücke seines Vaters. Allein im Badezimmer wurde ihm schließlich bewusst, dass er sehr wohl selbst verletzt war. Dass nicht alles nur von seinen Feinden stammte. Er war getroffen worden und die Wunden waren nicht lebensbedrohlich aber sie waren tief genug, um ihm jetzt bewusstzumachen, dass er für einige Tage Einschränkungen hinnehmen müsste. Er würde sich zumindest nicht schmerzfrei bewegen können, doch das war ihm sicherlich noch hinlänglich bekannt und hielt ihn nicht auf. Schon früher hatte er dergleichen erdulden müssen und somit würde er daraus jetzt keine große Sache machen. Obwohl er sich sicher sein durfte, dass Crystin ihm hier helfen würde! Doch wieder war er sich mit sich selbst einig, dass sie ihre Kräfte für Zarrah aufsparen musste! Die Elfe war nun wichtiger.

Frisch gewaschen und wieder vorzeigbar, kam er gemeinsam mit Kira vor dem Zimmer an das eigentlich seiner Schwester gehörte. Sie hingegen schien seine Gedanken gar nicht wahrzunehmen, dass er sie nicht überstrapazieren wollte, und er kam auch nicht mehr dazu, den Gedanken fester zu greifen und einen Plan zu entwickeln, als er auch schon von Crystin herzlich empfangen wurde. Die Umarmung war schön und tat nach all dem Erlebten wahrlich gut. Crystin hatte durch ihre Magie ohnehin ein sonniges Gemüt und jetzt konnten die Kratzer der Zeit nichts daran ändern, dass Syn erneut Zeuge dessen wurde. Doch als sich im Bett endlich etwas regte, waren seine Sinne darauf gerichtet. Er schaute in ein grünes Augenpaar und für einen Moment stockte ihm der Atem dabei. Dann machte sich Erleichterung breit und wärmte sein Herz. Er lächelte und ließ Kira und Crystin stehen. Er kam zum Bett und Zarrah richtete sich auf, gab ihm Platz an ihrer Seite, dass er sich setzen konnte. Die Elfe verzog keine Miene. Sie beobachtete ihn lediglich und Syn war es, der das erste Wort ergriff. Zögerlich legte er seine Finger an ihre Wange, doch als er spürte, wahrlich ‚sie‘ spürte, da wurde er mutiger und umarmte sie schließlich. Er spürte sofort, wie sie sich versteifte. Sie war es nicht gewohnt. So, wie er es lange Zeit nicht gewohnt gewesen war. "Du lebst." Zarrah holte Luft und nickte. „Dank… Dir und deinen Freunden“, antwortete sie und ihre Stimme klang noch ein wenig rau.
Nicht alles konnte Crystin mit einem Fingerschnippen wegzaubern. Zarrah hatte über Monate gelitten. Sie würde Zeit brauchen, aber sie lebte. Synnover aber genoss die Umarmung und konnte endlich seine eigene Anspannung loslassen. Er spürte, wie sich das Adrenalin, das Verstehen einen Weg bahnte und er zu zittern begann. Zarrah zögerte, doch dann spürte Syn ihre Berührung. Sie erwiderte endlich die Umarmung, strich ihm sanft und fast etwas schüchtern über den Rücken. Das war der Moment, da sich Kira und Crystin leise aus dem Zimmer zurückzogen und die beiden endlich etwas allein ließen. Einen Moment dauerte die Umarmung noch, bis Zarrah sich bewegte, damit Syn sie ansehen konnte. Tränen rennen über seine Gesucht und die grünen Smaragde der Elfe suchten den Grund dafür. „Ich bin froh, dass du das Leben lebst, das dir eigentlich gehören sollte.“ Setzte Zarrah an und ihre Augen verrieten, dass sie es so meinte. Kein Groll lag darin, kein Hass ihm gegenüber. Sie warf ihm nichts vor. Gar nichts. „Ich habe es gehofft und deshalb nichts gesagt. Als du nicht, wie vereinbart, aufgetaucht bist, habe ich erkannt, dass du dein Leben aufgenommen hast. Ich habe mich für dich gefreut, Synnover.“, sie hob einen Mundwinkel an, der dann gleich wieder fiel. „Ich hoffe, du hast keine Schuldgefühle, denn sie wären unangebracht.“ Sie war… nüchtern. Zarrah war diplomatisch und zurückhaltend, wie sie es stets gewesen war. Sie war weder überschwänglich, noch konnte sie ihre Gefühle wahrhaftig zur Schau stellen. Doch sie berührte Syn plötzlich an der Brust und fügte an: „Das hier ist dein Leben. Dein Zuhause. Deshalb musst du dich nicht schämen oder rechtfertigen oder gar entschuldigen.“ Ihre Finger, wenn auch am Gelenk bandagiert, blieben auf seiner Brust. Zarrah's Blixl rutschte auf diese Geste und sie runzelte leicht die Stirn. Ihr Blick kletterte wieder in sein Lindgrün, wo sich ihr dunkler Blick etwas verlor. Für einen Moment tröpfelten die Sekunden zähflüssig dahin, dann nahm sie ihre Finger wieder von ihm. Sie schluckte, löste den Blick von ihm und schaute durchs Zimmer. War sie etwa verlegen?! „Sind diese Leute und das Mädchen deine Familie?“, fragte sie schließlich und betrachtete die Einrichtung seiner Schwester. Kira lebte, wie sie war: Leicht chaotisch, hier und dort gemalte Bilder von einigen hinlänglich bekannten Gesichtern, einige Erinnerungsstückte in Form von Ketten Ringen oder anderem Nippes… Kira lebte ihr Leben vollumfänglich. Das ganze Zimmer strotzte davon. Zarrah’s Blick kehrte zu Synnover zurück. Erneut verfing er sich. Als würde sie etwas überlegen, sich dann aber für das Gegenteil entscheiden und lieber etwas sagen: „Bist du glücklich?“
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Sonntag 9. März 2025, 17:34

Nicht nur Synnover durchlebte eine Veränderung. Aber weil er sich entwickelte und den Blick über den eigenen Tellerrand hinweg ausweitete, konnte ihm auffallen, dass auch Kira eine Wandlung durchmachte. Seine sonst so quirlige und um keinen Kommentar verlegene, selbst in Rumdett gespielt lässige Schwester wirkte seit den Ereignissen auf Ardéris ungewöhnlich still. Vor allem aber fiel ihm auf, dass sie dadurch vollkommen in den Hintergrund gerückt war. Hatte sich jemand ihren Zustand angesehen? Syn war kein Heilkundiger, Kira würde also zu Crystin oder einem hymlianischen Mediziner gehen müssen. Dennoch konnte er etwas tun. Eine simple Frage war es, aber sie erschütterte die Welt seiner Schwester. Sie ließ jene erstarren, ehe sie langsam den Kopf zu ihm herumdrehte. Ihre Antwort kam verzögert, jedoch ehrlich. Es ... ging. Synnover nickte. Er wusste, was sie meinte. Dann aber erzählte sie ihm von unruhigen Nächten und Träumen. Er lauschte aufmerksam, nahm auf diese Weise sogar ihr Murmeln mit und das ließ ihn zwar lächeln, zugleich belegte es sein Herz aber mit einem seichten Film aus Schuld. Sie bereute nicht, ihm geholfen zu haben. Dennoch ging es ihr vollkommen gut. So bot er ihr auf dem Weg zurück zu ihrem gemeinsamen Elternhaus etwas an, das für ihn selbst einst mehr Hilfe bedeutet hatte als irgendetwas Anderes. Ein Angebot, an dem er bis heute gern festhielt und das er nun vielleicht wieder in Anspruch würde nehmen können. Allein bei dieser Erkenntnis schlug sein Herz plötzlich schneller.
"Kira ..." Synnover berührte ihre Hand, umfasste aber nur zwei Finger davon. "Wenn du mal nicht schlafen kannst, kommst du zu mir. Und das gilt immer." Er schaute sie mit einem Blick an, den nur große Brüder besitzen konnten, wenn sie ihren Status als Schutz um die jüngeren Geschwister aufbauten. Das genügte aber schon. Es waren keine weiteren Worte nötig. Es gab auch vorerst keine Gelegenheit mehr dazu. Denn zunächst bewiesen Vella und Pharro Federflug, dass auch ein verschollener Sohn sich auf seine Familie verlassen konnte. Anschließend stellte eben jener Sohn fest, dass er beiden Elternteilen sich selbst beinahe wieder genommen hätte. Die Verletzungen waren nicht tief und für einen ehemaligen Gladiatoren wie Syn in jedem Fall händelbar. Sie erinnerten ihn aber auch daran, wieviel Glück er gehabt hatte und dass es noch schlimmer hätte ausgehen können - dass er auch nicht hätte nach Hymlia zurückkehren können.
Er schluckte die bittere Erkenntnis herunter, erinnerte sich lieber daran, dass er es geschafft hatte. Außerdem durfte er sich selbst nicht Angst einjagen, denn dann könnte er die Verfolgungsjagd auf Karrish und sein geplantes Ende niemals in Angriff nehmen. Eines Tages würde er sich wieder auf den Weg machen. Eines Tages, aber nicht heute. Der heutige Tag stand in Zarrahs Zeichen. Das wussten auch Crystin und Kira, die recht schnell das Kinderzimmer der Jüngeren verließen, um Syn und der Dunkelelfe ein wenig Privatssphäre zu gönnen. Syn hatte Zarrah überschwänglich umarmt. Jetzt aber zitterte er. Die Anspannung ließ endlich nach, zeigte der Welt, vor allem aber ihr, dass er nicht aus Stein gemeißelt war. Er war nicht der stolze Sklave, der jede Herausforderung belächelte, jedes Frauenherz mit Leichtigkeit zum Schmelzen brachte. Er war nicht der kühne Gladiator, der weder Gegner noch den Tod fürchtete. Er war ein junger Mann Anfang zwanzig, der nur einen Bruchteil der Welt und seit einem Jahr überhaupt erst seine eigene Heimat gesehen hatte. Jemand, der zwischen Familie und Freunden glücklich hätte werden sollen und sich trotzdem ins Lebensgefahr begeben hatte, um sie aus ihrem aufgezwungenen Schicksal zu retten. Er war derjenige, der ihr in einer Mischung aus körperlicher Erschöpfung und Erleichterung seine Liebe gestanden hatte. Jetzt lehnte er an Zarrah, ohne zu viel Gewicht auf sie zu legen und zitterte, als wenn eisige Temperaturen herrschten.
Synnover hatte sich verändert, das galt allerdings auch für Zarrah. Sie brauchte einen Moment, erwiderte seine Umarmung letztendlich dann doch. Sie strich ihm sogar sanft den Rücken entlang und als ihre Finger seinen Steiß erreichten, da hatte das Zittern ein Ende gefunden. Synnover war plötzlich ganz ruhig geworden. Sein Atem strich warm an ihrem Hals vorbei, unter den weißen Haarschopf. Schließlich sahen sie einander an, wie einst in den ersten Wäldern, die der Ex-Sklave hatte entdecken dürfen. Auch damals war sein Gesicht von Tränen gezeichnet gewesen. Damals aber lag Dankbarkeit in seinem Blick. Heute war es etwas Anderes. In die Erleichterung mischte sich ein Funkeln, das er nie so offen zur Schau getragen hatte. War es Glückseligkeit?
"Ich bin froh, dass du das Leben lebst, das dir eigentlich gehören sollte." Syn öffnete die Lippen, bekam aber nicht einmal einen Atemzug heraus, da sprach sie schon weiter. So entschied er, lieber zu lauschen. Ihre Stimme legte sich wie Honig in seine Gehörgänge und versüßte alles. "Ich habe es gehofft und deshalb nichts gesagt. Als du nicht, wie vereinbar, aufgetaucht bist, habe ich erkannt, dass du dein Leben aufgenommen hast. Ich habe mich für dich gefreut, Synnover." Wieder öffnete er den Mund einen Spalt breit. Wieder kam er nicht dazu, etwas zu sagen. Dieses Mal stockte ihm sogar der Atem. Sein Blick huschte blitzschnell zu ihrem Mundwinkel, um die Veränderung - Zarrahs hauchzarte Andeutung eines Lächelns - bloß nicht zu verpassen. Nun lächelte auch er, aber bei Syn hielt es wesentlich länger an. "Ich hoffe, du hast keine Schuldgefühle, denn sie wären unangebracht. Das hier ist dein Leben. Dein Zuhause. Deshalb musst du dich nicht schämen oder rechtfertigen oder gar entschuldigen." Sanft legten ihre Finger sich an seine Brust. Die Berührung glich einem Vogel, der mit winzigen Füßchen dort Platz nahm. Man spürte sie kaum und doch drang von dort aus eine Wärme bis zu seinem Herzen, dass es drohte, vor Wildheit zu zerspringen.
"Die Schuld war da ... lange Zeit", erwiderte Syn. "Als Layan - mein Ausbilder und ... Freund - mir ein Stück Treibgut der Silberpfeil zeigte und berichtete, dass er nur das hatte finden können, da dachte ich ... ich dachte ..." Er japste und schüttelte den Kopf. "Ich hab nicht nach euch gesucht. Es hat ohnehin noch zu lang gedauert, bis ich überhaupt einen Pegasus nehmen und zum Meer zurückfliegen konnte. Irgendwann hab ich's getan, aber konnte auch nichts mehr finden. Ich sah keinen Grund, Rumdett aufzusuchen. Also hab ich..." Er hatte das Leben aufgenommen, von dem Zarrah gesprochen hatte. Ob er es wollte, ließ Synnover offen. Er hatte es getan, weil es alles gewesen war, was übrig blieb. Das und seine Rache an den Nachtklingen, die er fortan Tag für Tag mit Entschlossenheit fütterte, sich auf Karrishs und Yolinthas Ende vorzubereiten. Nichts davon erzählte er Zarrah. Vielleicht könnte sie es ihm ansehen, vielleicht aber auch nicht, aber das Leben, das sie sich für ihn erhofft hatte, hatte er wirklich nur bedingt geführt. Nur dann, wenn er mit Lariana zusammengewesen ist oder mit Kira, letztendlich mit allen, die seine neue Familie bildeten.
Synnover schaute auf, als die Weichheit von Vogelfüßchen nicht mehr gegen seine Brust drückten. Zarrah hatte ihre Finger zurückgezogen. Die Stelle an seiner Brust fühlte sich ungewohnt kalt an. Sie aber ließ ihren Blick schweifen, als wollte sie dem seinen ausweichen. Er runzelte die Stirn.
"Sind diese Leute und das Mädchen deine Familie?"
Synnover nickte. "Meine jüngere Schwester, Kira. Die beiden Erwachsenen des Hauses sind ... meine Eltern. Ich hab auch welche, aber daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Eigentlich ... sind sie Fremde, die mir versichert haben, dass ich zu ihnen gehöre." Er wandte den Blick kurz zur Tür. "Im Grunde kenne ich sie etwa erst einen Tag." Dennoch hatten sie offensichtlich nicht gezögert, Zarrah einfach bei sich aufzunehmen. Sie hatten auch bei Crystin kein Anzeichen von Unwillen gezeigt, im Gegenteil. Pharro und Vella bereiteten sogar genug Essen für alle zu, dass Synnover noch ein halbes Dutzend Gefährten hätte anschleppen können. Jetzt war es seine Hand, die zur Brust fuhr, aber dort nur das Medaillon berührte, das nach wie vor um seinen Hals hing.
"Bist du glücklich?", fragte Zarrah und lenkte Synnovers Aufmerksamkeit wieder auf sie. Sie schauten einander an, grün auf grün. Eine Weile lang sagte niemand etwas, trotzdem baute sich zwischen ihnen keine unangenehme Stille auf. Vielmehr fühlte es sich warm an. In Synnovers Augen trat erneut dieses sanfte Funkeln. "Ich war so glücklich wie ich wohl habe sein können, ein Jahr lang", entgegnete er. Es war keine unbedachte Antwort. Zwischen den Zeilen lag mehr. Er hatte genossen, was er hatte haben dürfen. Er hatte sich von allen Hymlianern diese Welt über den Wolken zeigen lassen. Er hatte mit Galina gestritten, aber auch mit ihr zusammen gelernt. Er hatte sich von Professor Filius unterweisen lassen, beherrschte inzwischen die Luftmagie und auch seine Muttersprache. Er hatte mit Kira gelacht und in ihrem Geheimversteck geträumt. Er hatte eine gesamte Ausbildung zum Himmelsreiter durchlebt, nur auf die Prüfung verzichtet. Er war geflogen. Und nicht zuletzt hatte er Lariana nach altem Muster verführt, nur um zu erkennen, dass sie es war, die ihn in ihr eigenes Netz aus Liebe, Fürsorge und Zärtlichkeit gesponnen hatte. Er hatte sich verliebt. Aber war er glücklich?
"Jetzt bin ich es", setzte Synnover fort. Jetzt lächelte er auch, dass es seine Augen nur noch mehr erstrahlen ließ. Plötzlich aber stutzte er. "Nein, warte. Es fehlt etwas." Syn griff nach Zarrahs Hand. Er zog ihre Finger wieder an seine Brust. Seine eigenen aber hob er zu ihren Lippen. Mit dem Daumen strich er eine unsichtbare Barriere davor entlang. Er berührte sie nicht. Erst, als er den Mundwinkel erreichte, drückte er seine Fingerspitze hinein und hob ihn künstlich an. Das machte er auch am anderen Ende ihres Mundes, bis er Zarrah zum ersten Mal - wenn auch recht skurril und unter Hilfe - lächeln sah. Er lächelte warm. "Ich kann erst glücklich sein, wenn du's bist", sagte er, suchte ihren Blick. Wieder Schweigen, wieder eine Wärme statt unangenehmer Stille. Seine Hände umfassten ihre Wangen, ohne dass er den Blick von ihren Smaragden nahm. "Ich will dich küssen, Zarrah. Denn ich liebe dich." Aufmerksam beäugte er sie, lauerte auf eine Reaktion, wie ihr das Hymlikor gefallen mochte. Denn sein Name war laut ihrer Aussage das Schönste, was sie je gehört hatte. Außerdem wartete er auf die Erlaubnis, seinem Wunsch Taten folgen zu lassen.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. April 2025, 10:33

Synnover hatte gelernt, dass man sich um andere kümmerte. Dass sich nicht ausschließlich um ihn gekümmert wurde – sondern er das gleiche für diejenigen tun konnte, die er liebte. Kira gehörte von Anfang an dazu, denn zu ihr hatte er nicht das distanzierte Verhältnis, wie zu seinen Eltern. Auch Kira war fremd. Und doch war sie sofort zu ihm durchgedrungen und hatte sich eingenistet. Es tat gut und fühlte sich richtig an. Doch Synnover lernte auch sehr viel dadurch. Und so machte er ihr ein Versprechen, das er einst selbst erhalten hatte. Und das ihm viel bedeutete: "Wenn du mal nicht schlafen kannst, kommst du zu mir. Und das gilt immer." Seine Schwester sah ihn aus den ähnlichen Augen an. Sie stutzte für einen Moment, dann aber huschte Erkenntnis durch ihr Gesicht. Sie lächelte ihn aufrichtig und dankbar an. „Das werde ich!“ Es war ein Versprechen unter Geschwistern. Und Kira verließ sich auf Synnover, wie er es durchaus bei ihr tun könnte. Blut war dicker als Wasser und Kira zeigte ihm, dass es der Wahrheit entsprach.

Allerdings war Wasser manchmal auch wichtig. Nachdem sich die Geschwister im Haus der Eltern eingefunden und Synnover endlich erfrischt hatte, musste selbst ein Blinder erkennen, dass die Verbindung von Dunkelelfe und Hymlianer fest war. Kira und Crystin verließen die beiden, damit sie endlich einmal Zeit und Luft erhielten, um sich miteinander auszusprechen. Zarrah blieb, wie Syn sie stets wahrgenommen hatte. Sie war vorsichtig, wachsam und zurückhaltend. Überschwänglichkeit oder wahre Gefühlsbekenntnisse waren nicht ihre Stärke und hatten in ihrem Leben niemals Platz gehabt. Zarrah aber sprach deutlich mehr als er es wohl gewohnt gewesen war. Sie war sofort bereit ihm den Kummer zu nehmen, den er offenbar verspürte, als seine Anspannung sich löste und es aus ihm nass und schluchzend herausbrach. Die Worte und ihre Berührungen, brachten Syn zur Ruhe und gleichzeitig regten sie sein Herz an, wild zu schlagen. Die Zeit reduzierte sich auf ihren Moment. Nichts von außen hätte nun stören können, denn ihre Aufmerksamkeit lag bei ihm und seine bei ihr. "Die Schuld war da ... lange Zeit. Als Layan - mein Ausbilder und ... Freund - mir ein Stück Treibgut der Silberpfeil zeigte und berichtete, dass er nur das hatte finden können, da dachte ich ... ich dachte ...“ „Du dachtest, wir wären tot“, half sie ihm auf groteske Weise. Es war kein Vorwurf – es war eine Tatsache, die sie durchaus imstande war zu erkennen. Zarrah nickte dabei. "Ich hab nicht nach euch gesucht. Es hat ohnehin noch zu lang gedauert, bis ich überhaupt einen Pegasus nehmen und zum Meer zurückfliegen konnte. Irgendwann hab ich's getan, aber konnte auch nichts mehr finden. Ich sah keinen Grund, Rumdett aufzusuchen. Also hab ich..." Sie nickte erneut. Ihre Augen prüften seine Mimik, während er innerlich die Gründe aufzählte, die ihn haben weitermachen lassen. „Du hättest nichts tun können“, versuchte sie ihm wieder zu verdeutlichen. Einen Moment kehrte Schweigen ein, bis Zarrah das Thema wechselte. "Meine jüngere Schwester, Kira. Die beiden Erwachsenen des Hauses sind ... meine Eltern. Ich hab auch welche, aber daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Eigentlich ... sind sie Fremde, die mir versichert haben, dass ich zu ihnen gehöre.“ Zarrah’s Blick kehrte zu Synnover zurück, während er sprach. Sie beobachtete ihn weiterhin, wie er es bereits von ihr kannte. Die grünen Augen, die bis in die Seele zu blicken schienen. Sie hatte ihn schon immer gelesen, wie er feststellen konnte. Es war schon immer dieser eindringliche Blick aus ihren Augen. "Im Grunde kenne ich sie etwa erst einen Tag." Ihr Blick folgte seiner Bewegung, als er nach dem Medaillon griff. Doch Syn erklärte nicht, was es damit auf sich hatte. Aber sie registrierte, dass es inzwischen Dinge gab, die ihm von Wert waren. Er hatte gelebt – so, wie sie es sich für ihn wünschte. "Ich war so glücklich wie ich wohl habe sein können, ein Jahr lang" Ihre Blicke trafen sich erneut. Ihre Lippen öffneten sich, weil sie etwas erwidern wollte, aber Synnover war schneller: "Jetzt bin ich es" Es war schon der Anflug von Akzeptanz in ihrem Gesicht, dass er es endlich geschafft hatte. Dass er hier glücklich war, lebte und liebte. Zarrah war nicht hier, um ihm etwas wegzunehmen. Aber sie verkannte auch, dass sie ein Teil von seinem Glück war! "Nein, warte. Es fehlt etwas.“ Er griff ihre Hand und Zarrah stutzte merklich. Sie runzelte leicht die Stirn, ehe sie seinen funkelnden Blick fragend suchte. Was fehlte noch? Er hob seine Hand und verhalf ihr zu einem seltsamen Lächeln, das sie erstarren ließ. Sie ahnte nicht, worauf er hinauswollte. Denn ebenso, wie bei Synnover all die Jahre, legte niemand wert, dass sie glücklich war. "Ich kann erst glücklich sein, wenn du's bist" Zarrah’s Blick brach für eine unachtsame Sekunde. Sie öffnete die Lippen, weil die angestaute Luft entweichen musste. Sie keuchte. „Konzentriere dich auf dein Glück“, hauchte sie. "Ich will dich küssen, Zarrah. Denn ich liebe dich." Das Hymlikor war der Schlüssel, der ihre harte Hülle zerbrechen ließ. Es knackte und knirschte, während ihre Zurückhaltung bröckelte. Zarrah starrte ihn aus tiefgrünen Augen an. Sie glaubte nicht, was sie hörte. Aber die Hoffnung, dass es wahr war, zeigte sich deutlich in ihrem Gesicht. Zarrah wagte kaum, sich zu rühren, bis er um eine Einwilligung bat und ihren Lippen näherkam. Nun kam endlich Bewegung in den Elfenkörper. Zarrah wartete nicht länger, sondern lehnte sich ihm entgegen, damit sich ihre Lippen zu einer neuen Art Kuss vereinen konnten. Sie schloss dabei die Augen, zeigte ihm – nur ihm! – eine Seite, die auch er bisher nur erahnen konnte. Zarrah besaß Gefühl. Gefühle für ihn. Professor Filius hatte Recht und seine Erkenntnis war richtig gewesen, was Zarrah anging. Sanft und gleichzeitig sehnend, massierte sie seine Lippen, während die Bettdecke hinabrutschte und ihr mehr Bewegungsfreiraum gewährte. Sie lehnte sich vor, zog ihn zu sich und küsste ihn befreit und voller angestauten Gefühlen. Der Kuss war intensiv, befreiend und von Glück beseelt. Ihre Hände ruhten einerseits in seinem Nacken, andererseits an seiner Wange. Es dauerte. Es dauerte, bis sich die Gefühle ein wenig beruhigten, jedoch nur, damit sie atemlos ablassen konnte. Sie schaute ihn an, ohne die Nähe zu zerstören. Ihre Augen funkelten in einem neuen Glanz. Sie streichelte ihm sanft durch das leicht länger gewordene Haar und dann hoben sich tatsächlich beide Mundwinkel, sodass sie vermutlich zum aller ersten Mal lächelte. Nur für ihn. Nur durch ihn. Er hatte die Macht, sie lächeln zu lassen. „Zeig mir, was Liebe ist“, flüsterte sie bittend und zog ihn langsam in ihre Richtung, damit sie es sich in dem Bett durchaus bequem machen konnten. Zarrah achtete dabei nicht auf irgendwelche Zipperlein. Sie hatte nur noch Augen für Synnover.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Montag 14. April 2025, 06:20

"Du hättest nichts tun können."
Synnover sah es anders. Sein Blick verriet auch, dass er Zarrah hierbei nicht zustimmte. "Ich hätte dich mitnehmen können - mitnehmen sollen. Du hast mich sogar darum gebeten gehabt." Die Erinnerung kroch aus einer ein Jahr lang tief in sich verborgenen Ecke an die Oberfläche. Sie ließen ihn noch einmal ihre Worte hören, ließen ihn ihr Bild sehen. Wie sie dort hoch oben im Krähennest der Silberpfeil gestanden hatte, vollkommen durchnässt und mit diesem tapferen Blick, der ihn nur schwerlich hatte ziehen lassen wollen. Hätte Syn damals seinen eigenen Willen nicht durchgesetzt und sie mit nach Hymlia genommen, wäre das Jahr anders verlaufen. Gewiss hätte er auch Krystin und Razag nicht zurückgelassen. Vielleicht hätte es ihre Beziehung gerettet. Aber wären die Häscher der Nachtklingen dann bis in die Wolkenstadt gekommen? Hätten Layan und andere Himmelsreiter neben ihrer Heimat auch Zarrah verteidigt? Wie viele wären bei diesem Versuch gestorben, der im Vulkan glücklicherweise nur die Leben jener gekostet hatte, die ihm nicht nahestanden? Hätten Syn die Hymlianer zu jenem Zeitpunkt überhaupt etwas bedeutet oder hätte er ihr Leben achtlos riskiert, einfach weil er kein Jahr Zeit besessen hätte, um sich in das Ich zu entwickelt, das er nun lebte? Zu viele Spekulationen und nichts davon lag in trockenen Tüchern. Vielleicht hätte er wirklich nichts tun können, nicht damals. Aber jetzt war es möglich. Hier und jetzt, da er mit Zarrah im Zimmer seiner kleinen Schwester auf dem Bett saß. Mit Zarrah, die er hatte retten können, wenn auch nur um Haaresbreite, mit Hilfe zweier Frauen, die er nicht hatte einbinden wollen und ohne das Wissen, wie die Konsequenzen dafür noch aussehen würden. Immerhin war Agash irgendwie in Zarrah gefahren. Karrishs Plan hatte zu Teilen funktioniert. Was das bedeutete, würden sie alle erst noch kennen lernen müssen. Für den Moment stand diese Gefahr jedoch gänzlich im Hintergrund. Sie lauerte nicht einmal, denn nichts konnte die Ruhe durchdringen, die zwischen Synnover und Zarrah herrschte. Ihre Blicke trafen sich und er teilte ihr mit, dass er zum einen nur mit ihren eigenen Glück auch das seine finden könnte, zum anderen, dass er sie nach all der Zeit endlich küssen wollte. Es war allerdings Synnovers Liebesschwur, der etwas bewegte. Er hatte nicht erwartet, dass Zarrah so viel Hymlikor verstand. Offenbar hatte sie sich mehr der Sprache angeeignet als nur seinen Namen. Plötzlich erwiderte sie sein sanftes Vorlehnen, bis ihre Lippenpaare einander endlich berührten. Syn bemerkte es zunächst kaum, da er nur in das Funkeln ihrer tiefgrünen Augen starren konnte. Als Zarrah den Blick vor ihm allerding verbarg, indem sie die Lider senkte und sich ganz dem Kuss hingab, verfiel auch er dem sanften Streicheln ihrer Lippen. Er hieß sie willkommen, erwiderte es und erkunderte das neue Gefühl zwischen ihnen, das von der Elfe ausging. Es prickelte, als stünde etwas zwischen ihnen unter einer neuen Energie, die sich über ihre Leiber zog. Schon umschlangen sie einander, ohne dass es dem Hymlianer dabei zu eng wurde. Er konnte gar nicht dicht genug an Zarrah hängen! So sehnsüchtig wie auch sie, labte er sich an ihrem gemeinsamen Kuss, schmiegte sich an und suchte Halt, indem er die Fingerspitzen zunächst ihren Rücken herabwandern ließ und dann an ihrer Hüfte platzierte. Sie berührte indessen seine Wange, legte die freie Hand in seinen Nacken, um sich dort festzuhalten. Es brachte sein Herz nur noch intensiver zum Schlagen. Ihm wurde heiß und kalt zugleich und mit jeder Sekunde, die der Kuss länger anhielt, raubte sie ihm mehr und mehr dem Atem. So rangen sie beide ein wenig um Luft, als Zarrah weit genug von seinen Lippen abließ, um ihn anschauen zu können. Wieder starrte Synnover. Ihre Augen hatten sich ihm nur einmal ähnlich funkelnd gezeigt - damals im 'Eber', als sein Verständnis für diese Art von Gefühl noch nicht greifbar gewesen war. Jetzt spürte er es selbst und ähnlich musste auch sein Lindgrün leuchten. Es handelte sich aber nicht um ihren Blick, der ihn plötzlich wie erstarren ließ. Zarrahs Mundwinkel hoben sich an - beide und von ganz allein. Keine Daumen, die diese künstlich anhoben, so dass es ein kaschiertes Lächeln war. Keine Maske, die er ihr aufsetzte, obwohl er sich doch die Wahrheit dahinter wünschte. Jetzt zeigte sie ihm diese. Sie lächelte, aus tiefstem Herzen und nur für ihn. Sie lächelte, weil Synnover ihr hatte schenken können, was sie wohl bereits wesentlich länger erhoffte als er. Nicht aus einer Laune heraus und um ihr einen Gefallen zu tun! Er fühlte genauso. Er hatte es gelernt, wusste nun um dessen Bedeutung und konnte es ihr offen zeigen. Zarrah hingegen ... befand sich noch in einem Lernprozess, der bereits hinter Syn lag.
So forderte sie ihn mit einem verführerischen Flüstern auf: "Zeig mir, was Liebe ist." Im ersten Moment gab er nach, ließ sich von ihr etwas dichter in die Laken ziehen und von der Bewegung selbst treiben. Zarrah sank zurück in die Kissen und er konnte nicht sagen, ob sie oder der Stoff weicher war. Er folgte, stützte sich ab, um sie nicht mit seinem Gewicht zu belasten. Er ruhte halb über ihr, hing an ihren Augen und erneut wieder an ihren Lippen. Er stahl sich einen Kuss - frech, unerlaubt und frei. Doch dann schnaufte er, leicht amüsiert. "In dem Fall müsste ich jetzt an deine Vernunft appellieren", raunte Synnover ihr zu. Sein Blick ließ nur lang genug von ihr ab, um zu dem Teller zu huschen, den er hinter Kira in ihr Zimmer getragen hatte. "Ich müsste dich auffordern, erst einmal wieder zu Kräften zu kommen. Ich würde dir die leckersten Brote aus dem Stapel heraussuchen, dir beim Essen helfen und anschließend über dich wachen, bis du eingeschlafen bist. Ich würde dich waschen, deine Verletzungen versorgen so weit ich es kann und für alles andere Crystin heranziehen." Er schaute Zarrah erneut an. "Aber ich will nicht", sagte er entschlossen. Synnover schob sich dichter an Zarrah heran, neben sie, bedeckte sie aber noch immer mit seiner Brust. Er verströmte Wärme und Sehnsucht. Seine Stirn berührte die ihre. Sein Blick streichelte ihre smaragdgrünen Augen. "Wir haben einander über ein Jahr nicht gesehen. Die meiste Zeit davon habe ich ... akzeptieren müssen, dass es dich nicht mehr gibt." Er seufzte aus. Allein die Erinnerungen schmerzten. Er war so glücklich gewesen wie er hatte sein können. "Ich will dir nahe sein. So nahe, wie ich nur sein kann." Erneut neigte Synnover sich ihren Lippen entgegen, brach den Blickkontakt jedoch nicht ab. "Lass uns unvernünftig sein", raunte er ihr noch zu. Dann suchte er den nächsten, nicht enden wollenden Kuss. Er keuchte in jenen hinein und konnte sein Begehren kaum mehr verbergen. Jegliche Hemmung fiel von ihm ab. Es existierten keine Barrieren mehr zwischen ihnen. Sie zeigten einander, was nur sie beide voneinander sehen würden und niemand sonst.
Synnover liebkote zunächst ihre Lippen, anschließend ihren Hals und wanderte durchaus auch zu ihren Ohrspitzen, um daran zu knabbern. Manche Dunkelelfen trieb allein dieses Gefühl schon in den Wahnsinn und er wollte Zarrah nun alles fühlen lassen, wozu er fähig war. Seine Finger wanderten an ihrem Körper entlang, blendeten die Verbände aus, blieben letztendlich aber besonnen genug, jene Stellen nicht zu beanspruchen. Er streichelte ihre freien Hautstellen, wobei er sich gezielt einen Weg nach unten suchte, zu ihren Beinen. Es fühlte sich warm an. Sie fühlte sich warm an. Alles an ihr war warm und weich und Syn euphorisch wie nie. Die Sehnsucht sandte Impulse durch seinen Körper, welche seinen Herzrhythmus durcheinander wirbelten, so dass es dem kräftig entgegen schlug. Eine winnige Gänsehaut breitete sich über ihn aus und wo Zarrah ihn nicht berührte, erinnerte ihn Eiseskälte an das bittersüße Gefühlschaos beider Extreme in ihm. In seiner Magengegend begann es heftig zu kribbeln, als tanzten Dutzende Schmetterlinge in seinem Inneren ... und das ... ließ ihn mit einem Mal erneut erstarren. Wie paralysiert schaute er Zarrah einen Herzschlag lang an. Dann leuchtete etwas in seinen Augen auf, ließ diese noch wärmer wirken, als hätte sich eine Erkenntnis dort eingenistet. Doch warum zog er sich dann zurück. Syn lächelte, ließ aber von Zarrah wieder ab. Er lehnte sich in eine Sitzposition, betrachtete sie und angelte schließlich nach ihrer Hand. Dann schüttelte er sacht den Kopf. "Das hier ... ist nur Sex", gluckste er. Natürlich gehörte es dazu, aber hatte er nicht gelernt, dass gerade das rein Körperliche nur eine Extraportion auf dem Teller darstellte, der mit Liebe angefüllt worden war? Die Schmetterlinge flatterten aufgeregt und erinnerten ihn daran, wer ihm all das beigebracht hatte.
"Zarrah, lass mich dir zeigen, was Liebe ist", sagte er. Es klang ... seltsam. Glücklich und zugleich elend traurig. Aber Synnover lächelte dabei. "Doch vorher muss ich etwas wissen. Bitte, beantworte mir meine Frage, so gut es dir möglich ist. So weit, wie du es selbst weißt." Nun griff er auch nach ihrer anderen Hand. Er drückte beide und schaute sie durchdringend an. Seine Augen suchten bereits nach der Antwort, ehe er die Frage stellte und obgleich er überzeugt war, sie zu kennen, musste er es von ihr hören. "Liebst du mich?"
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