Am Ende von allem?

Geschaffen durch die Ausbrüche des Vulkans Lavresh wächst kaum mehr etwas auf dieser Ebene. Bis auf kleine verschonte grüne Waldflecken ist hier alles nur noch Asche und Magmargestein. Hütet euch vor den tückischen Lavaflüssen.
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Am Ende von allem?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. Januar 2025, 21:51

Synnover kommt von Ankunft in einer fremden Stadt

Nein… sie flogen. Nachdem Syn den Hymlianerinnen klargemacht hatte, warum er das hier auf sich nahm, hatten sie Callida und Turok geholt und sich in den dämmernden Himmel erhoben. Der Wind blies kühl und doch herrschten hier wärmere Temperaturen als im Eisreich. Der Flug gestaltete sich anfangs recht ruhig. Keiner sprach ein Wort und Lariana hatte darauf bestanden, mit Syn gemeinsam auf Turok zu fliegen. Sie hatte kein Wort mehr gesagt, musste die Schwere der Worte erst noch für sich verdauen. Die Pegasi hatten keine Mühe in dem doch eher milden Klima zu fliegen und so erhoben sie sich über das noch blauglitzernde Meer unter ihnen und ließen Rumdett, die Stadt der Piraten hinter sich. Vielleicht kehrte Syn eines Tages hierher zurück, stattete dem Rochen einen weiteren Besuch ab, machte Jannis noch einmal schöne Augen. Vielleicht aber auch nicht. Wer wusste schon, was die Zukunft bringen wollte. Alle Sinne waren nun auf die Insel Ardéris gerichtet, die offenbar den Ort darstellte, an den man Zarrah’lindae von den Nachtklingen gebracht hatte. Die Reise dauerte. Sie verlief nicht sonderlich fröhlich und jeder schien zu spüren, selbst die Tiere, dass etwas Unaufhaltsames in der Luft lag. Kira flog gesittet neben den beiden Liebenden her. Sie war in ihre eigenen Überlegungen versunken, während Lariana stoisch auf den Weg vor sich starrte. Ihr Gesicht hatte etwas an Weichheit verloren, seit Syn ihr noch mal von Zarrah’s Wichtigkeit für ihn erzählt hatte. Dieses Gefühl dauerte bis in die Nacht hinein. Der sternenklare Himmel aber wusste auch die angespannte Hymlianerin zu besänftigen. Lariana schaute hinauf, ebenso, wie Kira und schaute mit einer Faszination und Sehnsucht in die Höhen über ihren Köpfen. Gleichwohl aber schaute sie nicht selten gen Boden. Unter ihnen lag das Meer, endlos und weit, zerstörerisch und Heimat für so vieles Unentdecktes. Die junge Frau verlor sich in diesem Zwiespalt, bis sie Syn’s Annäherungen wahrnahm. Erst war sie noch zurückhaltend, doch dann lächelte sie, schmiegte sich in seine Nähe und genoss es sichtlich. Sie wollte ihn nur bewahren. Vor der Düsternis, die sein Leben lang geherrscht hatte.

Als die Sonne aufging, wurde das Wetter trüb. Wolken taten sich auf, bauten sich zu einer grauen Decke aus Regenwolken, sodass sie etwas höherstiegen und oberhalb flogen, um nicht auch noch nass zu werden. Es war schon ein wahrer Vorteil, Pegasi zu besitzen. Turok und Callida folgten ihren Reitern ohne wenn und aber und nichts davon verzögerte, ihr Vorankommen. Ungefähr zur Hälfte des zweiten Tages ihres Flugs, spürten sie alle die Anstrengung. Es war nur natürlich, denn geschlafen hatte keiner von ihnen sonderlich viel. Und auch die Pegasi wurden müder, auch wenn sie sich wacker hielten. „Was ist das dort?“, fragte dann Kira von der Seite und trieb Callida etwas an, schneller zu fliegen. Sie reckte den Hals und auch Lariana wollte sehen, was sie entdeckt hatte. Nach zwei weiteren Flügelschlägen konnten sie es endlich erkennen: Vor ihnen stob eine schwarzgraue Wolke in die Luft und zerfaserte dann allmählich wieder gen Boden. Kira staunte. Doch Lariana war es, die begriff: „Das muss der Vulkan sein!“, rief sie gegen den Flugwind an und sofort merkte Synnover, wie sie angespannter wurde. Ihre Haltung festigte sich, ihr Blick angestrengt und konzentriert auf die Ferne gerichtet. Nun war es Zeit, die Tiere etwas sinken zu lassen und die Wolkendecke zu durchbrechen, um etwas zu sehen. Sie tauchten durch den grauen Nebel und fanden vor sich eine gewaltige Insel mitten im Meer. Die Wellen waren ein wenig unruhig, brandeten auf und der Wind zerrte verbissen an ihrer Kleidung. Syn entdeckte anders als womöglich erwartet ein karges Ödland. Und Zentrum dessen war ein schwarzer, meterhoher Berg, aus dessen Öffnung am Ende zischend, dampfend und hustend rote Flüssigkeit sickerte. Langsam bewegte sich diese am Berg wieder hinab und zog rot-orangene Fäden durch den Boden in unmittelbarer Nähe. Pechschwarze Felsen bildeten den Boden drumherum, während hier kein Kraut zu wachsen schien. Sobald die zähflüssige Lava auf das Meer traf, zischte und dampfte es, während die Lava abkühlte und zu weiterem Gestein wurde. Manches trieb an der Küste der Insel entlang, anderes bildete ein neues Stückchen Land.

Je tiefer sie flogen, desto mehr konnte das Trio erkennen. Syn sah, dass die Flora hier nur äußerst spärlich vorhanden war. Offenbar war dieses Land erst von einem Ausbruch des Vulkans überzogen worden, weshalb sich im Umkreis nur knöchernde Bäume, mit schwarzen Stämmen und morschen Ästen befanden. Ausgedörrte Büsche, die kaum mehr Nahrung für irgendetwas boten. Es gab Schlangen, die sich in den unregelmäßigen Spalten des Bodens bewegten, Eidechsen und andere Reptilien. Kira sah mit einer immensen Faszination auf alles, während Lariana nach Syn’s Hand griff. Es war schaurig, wenn man nur Hymlia gewohnt war. Kira deutete auf den Vulkan: „Nicht zu dicht, sonst reizt diese Hitze die Lungen der Pegasi!“, rief sie ihnen zu. „Lasst uns einmal herumfliegen, dann finden wir vielleicht einen Platz zum Landen“, überlegte Kira und flog schon vor, ohne viel Abstand zu Turok aufzubauen. Lari nutzte die Gelegenheit für ein paar Worte: „Syn… das… das ist Ödland. Meinst du denn wirklich, sie ist hier?“, fragte sie etwas lauter, aber sie klang zweifelnd, besorgt. Die Tiere ließen sich noch zu einem weiteren Rundflug überreden, sodass sie den Vulkan linkerhand umflogen. Syn konnte rechts erkennen, dass die Insel dort deutlich grüner wurde. Offenbar war der einstige Ausbruch nicht vollständig über die Insel gelangt. Unter sich konnte er dann jedoch eine Stadt ausmachen. Lari wusste, worum es sich handelte: „Das habe ich gelesen. Es leben die Oblinox hier. Zwei Dörfer, weil ihre Stämme sich nicht vertragen haben“, rezitierte sie eine Passage aus einem Buch, das sie in Hymlia mal in den Fingern hatte. Doch auch das war nicht ihr Ziel. Erneut flogen sie weiter und als sie schließlich den Vulkan zur Hälfte umrundet hatten, fiel etwas ganz anderes auf:

An der Grenze von Vulkan-Ödland und bewaldeter Inselmitte fand sich ein provisorisches Lager. Syn brauchte nicht lange und erkannte sofort die Fledermaus als das Wahrzeichen von Morgeria. Sie prangte auf Fahnen, die im Wind flatterten, auf Zeltdächern. Etwa zehn schwarze Zelte, vernünftiger Größe, standen dort im Schatten der Bäume, die mehr nach Urwald aussahen als zum Vergleich die Bäume im Arus, die er hatte kennenlernen dürfen. Die Zelte waren militärisch aufgereiht und alles wirkte bereits recht eingespielt. Und gerade, als sie in die Nähe kamen und einen geeigneten Landeplatz finden sollten, da sah Syn noch etwas. Ein Tross aus vier gerüsteten Dunkelelfen mit Speeren in der Hand, führten in ihrer Mitte eine junge Frau. Sie trug eine schäbig aussehende Robe aus einstigem Rot. Sie zwar zerschlissen, verdreckt. Auch die Frau wirkte geschwächt, sie stolperte nicht selten. Das rötliche Haar hing ungewaschen und zerzaust auf ihre schmalen Schultern herab. Sie hielten auf den Vulkan zu und wichen den unzähligen Narben der Lava aus. Sie waren nicht sehr breit, man konnte sie gut übertreten. Als sie endlich parallel zu der Stelle waren, an der sie angekommen waren, konnten sie einen Höhleneingang direkt im Vulkan erkennen. Immer wieder tropfte dort Lava von der Decke, sodass man aufpassen musste, beim Eintreten. Der Tross hielt genau auf jenen Eingang zu. Ansonsten war nicht viel auszumachen. Scheinbar war das Zeltlager ausgeflogen. Wohin nun? Direkter Weg? Oder erstmal abwarten, einen sicheren Landeplatz finden und die Lage besprechen?
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Synnover » Donnerstag 30. Januar 2025, 08:08

Das Schweigen der beiden sonst eher quirligen Hymlianerinnen war kaum zu ertragen, aber Syn konnte sich selbst nicht einmal motivieren, nun etwas für Auflockerung zu sorgen. Er sah den Horizont vor sich und irgendwo dort musste diese Insel sein, zu der die Dunkelelfen Zarrah mitgenommen hatten. Bislang konnte er sich den Grund noch immer nicht erklären. Er bereute, Zarrah nie genauer darauf angesprochen zu haben. Nun jedoch war es zu spät. Er musste sich auf das konzentrieren, was vor ihm lag, damit es für die Dunkelelfe nicht auch zu spät sein würde.
Tief in Gedanken versunken, aus denen er nur gelegentlich hervorbrach, um mit Lariana so gut als möglich auf einem Pegasusrücken zu schmusen, schwieg er wie die beiden Frauen. Er sagte auch kein Wort, als die Insel endlich in Sichtweite kam. Er konnte sich nicht einmal für den Anblick des Vulkans faszinieren, der schwarze Wolken in den Himmel stieß und zugleich goldenes Blut über das Land ergoss, bis es sich unter Zischen mit dem Meer vereinte. Seine lindgründen Augen suchten lediglich das schwarze Gestein nach Spuren dunkelelfischer Anwesenheit ab. Doch je größer die karge Landschaft sich unter ihnen ausbreitete, desto schwerer wurde sein Herz.
Lariana griff nach seiner Hand, aber Syn konnte den Druck nicht erwidern. Nichts. Hier war einfach nichts. Nur schwarze Felsen und geschmolzenes Feuer. Die Insel Ardéris sah noch trostloser aus als die Tote Ebene. Er engte die Augen, weil sich bereits ein verzweifeltes Brennen in seine Augenwinkel stahl. Innerlich gemahnte er sich, sich nicht verunsichern zu lassen. Du gibst doch sonst auch nicht auf! Aber sonst war er immer gezwungen worden, durchzuhalten. Dieses Mal beruhte alles auf einem freiwilligen Antrieb. Zum Glück gab es Kira. Auch wenn sie nur die kleine Schwester war, verstand sie es irgendwie instinktiv, ihm immer im richtigen Moment Mut zuzusprechen.
"Lasst uns einmal herumfliegen, dann finden wir vielleicht einen Platz zum Landen." Sie hatte Recht. Bisher waren sie nur auf einer Seite der Insel gewesen. Ardéris war groß. Jenseits des Vulkans gäbe es definitiv noch genug Platz für Dunkelelfen, sich zu verbergen. Inzwischen huschten Syns Augen auch zum Ufer der Insel. Ihr Schiff müsste doch ebenfalls irgendwo vor Anker liegen!
"Syn...", sprach Lariana ihn plötzlich an. "Das ... das ist Ödland. Meinst du denn wirklich, sie ist hier?"
Seine Finger zuckten, so dass er Laris Hand nun doch ein wenig dabei drückte. Es fühlte sich irgendwie glitschig an. Er schwitzte. "Du meinst, Crystin hat uns angelogen? Käpt'n Back hat uns hintergangen? Wenn wir nichts finden, dann muss ich zu ihm zurück und ihn..." Er seufzte aus, schüttelte den Kopf und suchte Seelenheil im Duft von Larianas Haaren. Dort vergrub er für eine Weile die Nase zwischen den weißen Strähnen, während Turok seine Runde um den Vulkan zog. "Es tut mir leid, Lari", murmelte Syn gegen ihr Haar. "Ich kann nicht klar denken. Ich weiß auch nicht, was ich tun werde, sollte ich sie gar nicht finden. Ich ... habe Angst davor, was dann wieder aus mir wird." Hilfe suchend schlang er nun beide Arme um die Hymlianerin vor ihm. Er klammerte sich an ihr fest. Tränen kullerten still wie so üblich aus seinen Augen, benetzten Larianas Haarschopf. Offenbar um ihn abzulenken - denn Lariana musste zumindest sein Zittern bemerkt haben - rezitierte sie, was sie über die Insel wusste. Es war faszinierend, wie gut sie sich doch mit Gegebenheiten des Bodens auskannte, obwohl sie nie zuvor dort gewesen war. Syn hingegen, der sein ganzes Leben minus fünf Jahre, nicht einem, auf dem Grund verbracht hatte, wusste kaum etwas. Oblinox. Der Begriff sagte ihm ebenso wenig wie es einst der der Insel getan hatte, bevor Razag ihn hatte aufklären können.
Trotzdem half die Ablenkung, denn sie ließ Syn nach unten schauen. Er suchte nach den Dörfern, die Lariana erwähnte. Stattdessen aber sah er eine immer größer werdende Grünfläche, die sich auf der anderen Seite des Vulkans an dessen Gestein schmiegte. Wie unterschiedlich Natur doch sein konnte! Der Wald Arus glänzte mit Tannicht, hier aber wirkten die Bäume buschiger, allein schon weil sie Laub statt Nadeln trugen. Syn machte große Augen. Der Anblick von Wäldern schenkte ihm immer wieder die Erinnerung seines ersten Ausblicks von den Wipfeln aus, was ihn wiederum an seinen ersten richtigen Kuss erinnerte, den er Zarrah geschenkt hatte. All das machte ihm Mut. Hoffnung hingegen zeigte ihm ein Bild zwischen beiden so extremen Landschaften. Knapp an der Grenze zum Vulkan und teilweise vom Blätterdach der Böume überschattet fand sich ein Lager vor, dessen wehende Banner ihm sofort vertraut waren. Wie oft hatte er schon die schaurige Fratze Morgerias von den Zinnen der Stadt wehen sehen müssen? Oft genug, um sie überall wiederzuerkennen.
Sein Zittern, seine Tränen, seine Zweifel endeten schlagartig. Das war der nötige Tropfen Hoffnung, den er gebraucht hatte, um wieder vollauf konzentriert zu sein. "Das sind sie", raunte er Lariana zu und tätschelte Turoks Seite, damit dieser nicht zu tief flog. Sie mussten unentdeckt bleiben. Im Lager selbst schien zwar aktuell keine Aktivität zu herrschen, wohl aber bewegte sich ein kleiner Konvoi von dort weg. Vier mit Speeren bewaffnete Dunkle marschierten zu einer Höhle im Berg, von deren Deckenrändern bereits das flüssige Innere des Vulkans tropfte. Auf dieser Seite wirkte es viel röter, dass es fast an Blut erinnerte. Gleiches galt für den Harrschopf der Gestalt, die im Zentrum der Kohorte versuchte, mit dem Rest Schritt zu halten. Sie trug ein schmutziges und zerschlissenes, rotes Gewand, das einen Großteil ihrer Statur verbarg. Die Haarfarbe stimmte nicht, aber möglicherweise klebte auch Blut in dem weiß, das Syn so gern einmal geflochten hätte. War die Figur dort unten Zarrah? Er fiel beinahe von Turoks Rücken, als er sich vorbeugte, um mehr zu sehen. Lariana konnte ihn gerade noch rechtzeitig halten. Da musste sich Syn etwas eingestehen: "Wir sind alle müde von der Reise." Seine Reflexe waren langsamer als sonst. Wenn er jetzt auf die Feinde herabstürmte, in der Hoffnung, Zarrah sei die Gestalt in der Mitte. Wenn er sie befreite, indem er alle anderen ... nein, es wäre ein Himmelfahrtskommando. Ein seltsamer Begriff für einen seines Volkes, denn man sollte meinen, dass es gut wäre, zurück zum Himmel aufzusteigen. Hier aber erwartete ihn nur ein unbesonnener Tod, würde er jetzt zuschlagen. "Wir müssen rasten. So nütze ich ihr nichts." Er gab Kira ein stummes Zeichen und flog dann an sie heran. Beide tauschten sich kurz aus, um dann nahe des Lagers der Dunkelelfen im Schutz des Waldes zu landen.
Es war eine gute Idee, denn Syn schmerzte der Hintern und seine Beine fühlten sich weich an, als er nach zwei Tagen Flug endlich von Turoks Rücken absaß. Dennoch half er Lariana herunter. Auch der Pegasus schien froh, endlich wieder festen Stand unter den Hufen zu haben. Syn lud die Satteltaschen ab. "Ein Lager für eine Person kann ich aufbauen", meinte er und schaute zu Kira. "Ihr ... habt euch vorbereitet?" Ansonsten würde es eng werden, aber er hatte eigentlich nicht einmal vor zu schlafen. Ja, er war müde, aber er wusste, dieses Mal würde er nicht einmal in Larianas Armen ein Auge zutun. Das konnte er nicht, nun, da er mutmaßlich Zarrah gesehen hatte. Wieviel Zeit blieb ihr noch?
Syn stellte die Tasche mit seiner Ausrüstung am Boden ab. "Ich bereite alles für ein Lager vor. Ihr könnt euch dort ausruhen. Versorgt die Pegasi, ich werde Turok nicht mitnehmen. Ich will nur etwas essen und dann..." Er sah in die entgeisterten Gesichter von Lariana und Kira. "Ich gehen nicht zum Vulkan und dieser Höhle - noch nicht. Ich verspreche es!" So wie er Zarrah versprochen hatte, sie zu beschützen? Syn dachte lieber nicht näher darüber nach. "Ich will nur ihr Lager auskundschaften. Je weniger das tun, umso sicherer. Wir fallen mit unserer hellen Haut und den Haaren ohnehin zu sehr in der Umgebung auf. Aber wir können nicht riskieren, dass dunkelelfische Verstärkung uns plötzlich in den Rücken fällt. Ich muss nachsehen." Er wusste, was das hieß. Vielleicht ahnten Kira und Lariana es auch inzwischen, nachdem sie Syns dunkelste Seite flüchtig kennen gelernt hatten. Sofern noch dunkelelfisches Leben im Lager der Spitzohren zu finden wäre, würde er es auslöschen. Keine Ausnahmen. Er riskierte nichts. "Wenn das erledigt ist, retten wir Zarrah gemeinsam. Falls ihr noch mitkommen wollt."
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 30. Januar 2025, 12:14

Aufgeben war keine Option. Aber es war auch schwer, denn noch nie hatte Synnover so ein Unterfangen aus eigenem Antrieb herausgewollt. Nun war er für den Erfolg oder Misserfolg selbstverantwortlich und musste sich selbst die kleinen Rettungsanker suchen, die ihn weitermachen ließen. Beim Anflug auf die Vulkanseite der Insel verlor er sie aus den Augen. Ödland, soweit das Auge reichte, machte die Hoffnung zunichte, hier überhaupt etwas zu finden! Es stellte sich heraus, dass es nicht schlecht war, dass die Hymlianerinnen ihm gefolgt waren. Kira näherte die erlöschende Flamme der Hoffnung, indem sie vorschlug, um den Vulkanberg herumzufliegen. Sie hielten sich weiter hoch am Himmel auf, damit niemand sie kommen sah. Noch immer hingen die Wolken tief und boten ein wenig Schutz. Tatsächlich entdeckte das Trio dann doch den Strohhalm, den Synnover’s Unterfangen brauchte: Ein Lager. Ein Lager der Dunkelelfen, wie es aussah. Morgeria’s Fledermaus war unverwechselbar und Syn würde niemals daran zweifeln, dass es sich hier um eben jene handelte, die Zarrah entführt hatten. Der Plan rückte wieder fest in den Fokus und er spürte, dass er es noch kaum erwarten konnte, loszuschlagen. Doch bevor es soweit war, mussten sie ein wenig die Lage sondieren. Und als ob jemand an Synnover’s Beherrschung zerren wollte, bewegte sich unter ihnen schließlich ein Konvoi aus vier Dunkelelfen samt einer Frau, die nicht näher zu erkennen war. Syn wäre beinahe von Turok gerutscht, weil er wissen musste, ob das etwa Zarrah war! Aber Lari hielt ihn, erinnerte ihn, dass er nicht vorschnell handeln durfte. "Wir sind alle müde von der Reise. Wir müssen rasten. So nütze ich ihr nichts." Die Frauen nickten und gemeinsam suchten sie eine Stelle im Urwald, bei der sie nicht gleich Gefahr liefen entdeckt zu werden. Hier im Dschungel hingen Lianen von den meterhohen Bäumen. Sie schirmten den Himmel mehr ab als im Arus und gleichzeitig war er heller, weil es nicht so viel Blattbewuchs an ihnen gab. Die Stämme waren meist kahl, bis eine üppige Baumkrone kam. Am Boden befanden sich dickfleischige Blätter, große Farne und wunderschöne, farbenfrohe Blüten seltsamer Blumen. Die Geräuschkulisse war ganz anders als im Arus. Man hörte seltsame Vogelrufe, Affenlaute oder auch das Schreien einer Großkatze. Alles war recht weit weg. Die Tiere hier in diesem Dschungel kamen nicht so dicht an die Grenze des Ödlandes, was das Lager der Elfen vermutlich auch erklärte. Sie waren geschützter als tief im Dschungel selbst.
"Ein Lager für eine Person kann ich aufbauen… Ihr ... habt euch vorbereitet?" Kira sah zu Lari und grinste dann etwas verlegen. „Ähm…“, machte die Schwester und räusperte sich. „Nee! Aber das macht nichts, wir… wir kriegen das auch so hin“, nickte sie zuversichtlich. Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie daran gar nicht gedacht hatte. Lariana warf Syn einen Blick zu, ehe sie so tat, als schaute sie sich nach geeignetem Material für ein Lager um. Syn aber wollte nicht schlafen und vermutlich könnte er das auch nicht. Das Lager der Dunklen war quasi einen Katzensprung entfernt, es war gewiss nicht ratsam hier richtig Wurzeln zu schlagen. Sie sollten essen und trinken und schließlich schauen, dass sie ein paar Minuten Ruhe fanden. Ob Kira oder Lari Schlaf finden würden? Unwahrscheinlich. Und auch Syn war unruhig. Er fühlte sich Zarrah so unglaublich nahe. Wen auch immer der Konvoi eskortiert hatte, sie waren auf dem Weg in die Höhle gewesen. Ein vorsichtiger Blick auf die Ebene in Richtung Vulkan zeigte den Tross nicht mehr. Wahrscheinlich waren sie bereits in der Höhle verschwunden. "Ich bereite alles für ein Lager vor. Ihr könnt euch dort ausruhen. Versorgt die Pegasi, ich werde Turok nicht mitnehmen. Ich will nur etwas essen und dann..." Beide Frauen starrten ihn an. "Ich gehe nicht zum Vulkan und dieser Höhle - noch nicht. Ich verspreche es! Ich will nur ihr Lager auskundschaften. Je weniger das tun, umso sicherer. Wir fallen mit unserer hellen Haut und den Haaren ohnehin zu sehr in der Umgebung auf. Aber wir können nicht riskieren, dass dunkelelfische Verstärkung uns plötzlich in den Rücken fällt. Ich muss nachsehen." Kira blickte unruhig zum Lager, während sie die Pegasi absattelte und ihnen die Freiheit gönnte, ohne Zaumzeug zu sein. Lari aber beobachtete Syn genau. „Wird das irgendwann wieder aufhören?“, fragte sie leise und hielt Syn’s Blick gefangen. „Wirst du irgendwann aufhören darüber zu sprechen, jemanden zu…“, sie konnte es nicht aussprechen. Die sanfte Seele der Hymlianerin war daran nicht gewöhnt. Aber sie liebte eben Syn und das machte es für sie schwierig. "Wenn das erledigt ist, retten wir Zarrah gemeinsam. Falls ihr noch mitkommen wollt." Lariana’s Antwort dauerte, während Kira vortrat und nickte. „Ich helfe dir, deshalb bin ich hier!“, nickte sie. Lari zögerte. Sie bedachte Syn mit einem nachdenklichen Blick. Dann seufzte sie, nickte. „Natürlich, wir können dir zumindest mit Luftmagie helfen, vergiss das nicht.“ Dann räusperte sie sich nervös. „Aber töten werde ich nicht!“, machte sie entschieden klar. Kira enthielt sich dabei. „Sei vorsichtig im Lager“, bat Lariana und auch Kira lächelte aufmunternd in seine Richtung. Ihre Augen baten ihn ebenfalls, dass er auf sich achtete. Im Gegenzug achteten die beiden Frauen auf sich, während er weg war.

Dann wurde es Zeit für Syn, sich in Richtung Lager der Dunklen zu schleichen. Der Dschungel bot ihm genug Möglichkeiten, um sich von hinten vorsichtig zu nähern und unentdeckt zu bleiben. Sobald er die ersten Zelte entdeckte, würde er feststellen, dass es ausgeflogen dalag. Er hörte keine Geräusche, bis auf den trockenen, teilweise heißen Wind, der die Hitze der Lavaflüsse am Boden etwas aufwirbelte und durch die Planen der Zelte schickte, die daraufhin flatterten. Ansonsten hörte er keine Stimmen. Weiter vorgewagt, fand er sich in einem Rechteck wieder. Außen befanden sich kleinere Zelte. An der Seite zum Dschungel lag ein großes Zelt mit eben der Kennzeichnung der Fledermaus auf dem Zeltdach. Syn sah die Ösen und Verankerungen im Boden stecken, die er durchaus lösen könnte, um etwas Spiel in der Plane zu haben und sich darunter hindurchzuschieben. Tatsächlich war nichts zu hören. In den kleinen Zelten fand Syn jeweils ein bis drei Pritschen und karge Ausrüstungen. Sie waren nicht sonderlich reich bestückt, reichten aber zum halbwegs komfortablen Schlafen. Ein paar persönliche Gegenstände gab es, aber alles wenig aufschlussreich. Alles in allem würde Syn, sollte er jedes kleine Zelt überprüfen, an die fünfzehn Pritschen zählen. Das große Zelt war aber weit mehr interessant. Hier war deutlich mehr Komfort, was auf den oder die Anführer spekulieren ließ. Zu jeder Seite gab es jeweils einen abgetrennten Bereich, der durch Stoffe verhangen war. Dahinter lagen zwei reichlich bedeckte Betten mit Fellen und weicher Polsterung. Schmucktruhen standen zu jedem Fußende und enthielten vermutlich wichtige Dinge oder Annehmlichkeiten. In der Mitte des Zeltes stand schließlich ein größerer Tisch, der zwei Stühle an jedem Ende stehen hatte. Hier wurde gewiss gegessen und womöglich auch beratschlagt. Einige Pergamente lagen in der Mitte des Tisches. Syn konnte darauf trotz des recht spärlichen Lichts einige Zeichnungen erkennen. In der Mitte des Blattes war ein Kreis mit merkwürdigen Symbolen gezeichnet. Darin ein großes ‚Z‘ markiert. Drumherum hatte jemand in einer feinsäuberlichen Handschrift Anmerkungen notiert, wieder durchgestrichen und anderes geschrieben. Aus diesen wurde Syn nicht wirklich schlau, denn sie waren in Lerium verfasst und keine einfachen Vokabeln. Er konnte vielleicht so etwas wie ‚Zentrum‘ oder ‚Gefäß‘ entziffern, aber der richtige Sinn erschloss sich ihm nicht. Irgendwann wurden diese Anmerkungen krakeliger, fast energischer. Als wäre Ungeduld das Motiv dafür. Eine zweite Pergamentseite enthielt allerhand Anweisungen, wie man Rituale am besten durchführte. Die Schrift unterschied sich deutlich von der der Anmerkungen. An einer weiteren Wand des Zeltes, quasi an der Rückseite und gegenüber vom eigentlichen Eingang, fand sich noch ein Tisch. Hier standen Waschschüsseln aber auch Karaffen mit erlesenen Weinen und anderen Spirituosen. Alles in allem mochten der oder die Bewohner wohl eine exquisite Einrichtung und hatten versucht den Komfort auch in dieses Zeltlager zu tragen. Plötzlich hörte Syn ein Pfeifen. Es klang gutgelaunt und beinahe ausgelassen. Es kam vom anderen Ende des Lagers und dann folgten auch Schritte. Jemand summte hier! Sobald Syn einen Blick riskierte würde er einen großklotzigen Kerl entdecken, der scheinbar ein dunkelelfischer Koch war. Er trug Schürze und die Flecken ließen darauf schließen, dass er entweder ein penibler Foltermeister oder aber der Koch war. Er leerte gerade einen Eimer Flüssigkeit am Rande des Lagers aus und es zischte laut, weil er das ganze in die Lava goss. Dann verschwand er wieder in einem anderen Zelt und kehrte mit einem Tablett zurück. Vollgepackt mit allerlei Köstlichkeiten. Auch hier zeigte sich ein erlesener Geschmack und offenbar wollte man selbst bei den dunklen Planungen nicht auf Annehmlichkeiten verzichten. Ansonsten war hier aber niemand und der Koch? Der steuerte gerade immer noch pfeifend auf das große Zelt zu.
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Synnover » Donnerstag 30. Januar 2025, 15:01

Der Wald von Arus hatte bereits großen Einfluss auf Syn ausgewirkt. Die Wälder der Insel Ardéris aber übertrafen das noch einmal. Ihre Stämme waren so hoch, dass man kaum noch die einzelnen Blätter des Schirms aus Grün über sich ausmachen konnte. Ranken und Lianen bahnten sich ihren Weg von den höchsten Ästen bis hinab zum Grund. Manche davon waren nicht von Schlangen zu unterscheiden. Andere wiederum erinnerten an Zarrahs einst so schön geflochtene Haarpracht, so wie in holzigen Strängen einander umarmten und beinahe selbst schon einen eigenen Baum bildeten. Man fühlte sich winzig und das lag nicht nur allein an den Bäumen. Die Farne, die am Grund wuchsen, waren ebenfalls gewaltig. Man konnte bei einem Regenguss sicherlich Schutz unter ihnen suchen und würde kaum nass werden. Bessere Alternativen boten natürlich einige krautige Pflanzen oder dicke, fleischige Blätter. Allerdings machten sie einen gewichtigen Eindruck. Ob Razag sie hätte anheben können? Lariana faszinierten vermutlich die Blumen am meisten. Im Vergleich waren die Sträuße, die Syn fast zehn Monate lang regelmäßig als Präsent mitgebracht hatte, nichts weiter als Unkraut. Jede Farbe verblasste neben den überdimensionierten Blüten, von denen viele ein einzigartiges Muster aus Streifen, sternenartigen Formen, Punkten oder Flecken aufwiesen. Manche Pollenstängel waren so groß wie Larianas Kopf! An diesen Blumen vorbei zu schlendern machte regelrecht benommen und Syn konnte schwören, dass er bei einigen eher fleischigen Exemplaren sogar Zähne entdeckt hatte. Möglicherweise irrte er aber auch, weil er müde von der langen Reise war oder in seinem wachsenden Wunsch nach Vergeltung in allem nur noch eine Bestie sah. Damit war er offenbar nicht allein.
"Wird das irgendwann wieder aufhören? Wirst du irgendwann aufhören darüber zu sprechen, jemanden zu..." Keine noch so schillernde Blüte konnte es mit Larianas Augen aufnehmen. Syn starrte in das tiefe, von glitzernden Sternen gesprenkelte Blau. Seine Pupillen flackerten kurz, dann brach er den Blickkontakt ab und schaute zu einigen Wurzeln am Grund. Er schwieg zunächst und damit hatte die Hymlianerin bereits ihre Antwort. Doch Syn wägte ihre Frage ordentlich ab. Er dachte nach, was er sagen könnte, um sie zu beruhigen. Gern hätte er ihr eine solche Antwort gegeben, aber alles in ihm schrie das Gegenteil. Indem er sein Leben lang andere getötet hatte, konnte er selbst einen weiteren Tag überleben. Dabei stand nicht einmal zur Debatte, ob er seine Kombattanten aktiv aufschlitzte oder ihnen die Luft zum Atmen raubte. Manchmal genügte es schon, Yolinthas Gift in einem unauffälligen Moment in ein Weinglas zu befördern, um am vorzeitigen Ende einer anderen Seele beteiligt zu sein. Es ließ sich nicht abstreiten: Syn war ein Mörder, nahezu schon immer gewesen. Zumindest hatte er getötet, seit er alt, groß und kräftig genug gewesen war, um sich im Kampf gegen Goblins, deren Hunde oder andere Bestien in den morgerianischen Hinterhöfen zu behaupten. Dem Gegner auszuweichen, bis der Kampf zu seinen Gunsten entschieden war, ließ sich ebenfalls mit Mord vergleichen. Denn Verlierer erhielten keine zweite Chance.
"Leben ... ist am Boden nicht viel wert, Lari. Solange du kein Dunkelelf bist", setzte er nach und seufzte. Er ballte die Hände zu Fäusten. Oh, wie gern hätte er ihr eine bessere Antwort gegeben. Langsam schaute er auf. Sein Blick wanderte an ihr entlang, bis er wieder ihre Augen fand. In seinen eigenen stand die bittere Wahrheit: Er hatte niemals damit aufgehört. Es war seine Natur geworden. Er war zum Töten bestimmt gewesen und man hatte es ihm eingetrichtert, bis es Teil seiner selbst geworden war. Es würde in den Hintergrund treten, vielleicht sogar für lange Zeit. Aber es würde nie aufhören, niemals. Er war ein Mörder wie alle anderen jenseits von Hymlia. "Hasst du mich?", fragte er und wappnete sich für eine niederschmetternde Antwort. Er wollte ihr doch die gleichen Worte sagen wie Zarrah, sobald er sie gefunden, gerettet und den richtigen Moment dafür erwischt hätte. Bekam er denn noch eine Gelegenheit oder wandte Lariana sich bereits im Herzen von ihm ab? Sie könnte ihn nur noch mehr hassen, ihre Gefühle nur schneller verlieren, wenn sie nach seinem Auskundschaften mitkäme. So bot er mit seiner Anmerkung indirekt an, dass sie sich aus allem heraushielt. Der Hass bliebe gering, wenn sie ihn nur vom Töten sprechen hörte und nichts sehen müsste. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.
Da antwortete Kira zuerst: "Ich helfe dir, deshalb bin ich hier!" Und schließlich schloss sich auch Lariana an, wenngleich zögerlich. Syn wusste, was das bedeutete. "Natürlich, wir können dir zumindest mit Luftmagie helfen, vergiss das nicht. Aber töten werde ich nicht!" Ein Ruck ging durch Syns Körper. Er zuckte zusammen und war mit wenigen Schritten bei Kira und Lariana. Beide Frauen zog er in eine enge Umarmung, hielt sie nah an sich gepresst. Lariana wollte er küssen, unterließ es im letzten Moment aber ... Er wollte sich ihr nicht aufdrängen, falls sie bereits von der Nähe angewidert wäre. Ein Mörder umarmte sie.
"Das sollt ihr auch gar nicht", krächzte Syn. Allein der Gedanke, dass an Larianas Händen Blut kleben könnte und Bilder sich für immer in ihr Herz bohren würden, schnürte ihm die Kehle zu. Und Kira? Sie war reichlich still gewesen, seit er ihnen seine dunkle - seine morgerianisch heimatliche - Seite gezeigt hatte. Es war ein Schock für sie, dass ihr eigener großer Bruder, den sie offenbar schon immer geliebt und angehimmelt hatte, eine eiskalte Bestie war. "Was auch passiert, überschreitet nicht diese Grenze", forderte er. "Es gibt danach kein Zurück und ... es verändert euch. Es genügt, wenn einer von uns dreien..." Er sprach nicht weiter. Die Stimme versagte ihm. Langsam löste er sich von ihnen. Dann trat Syn an Turoks abgenommene Satteltasche heran. Er packte alles aus, was nötig war, um ein kleines Lager ohne Zelt zu errichten. Einen Schlafplatz baute er allerdings auf, sowie einen Steinkreis mit genug brennbarem Material, dass sie ein Feuer würden entzünden können, falls sie es wollten. Syn bezweifelte, dass Rauch oder Brandgeruch so nahe an einem Vulkan Aufmerksamkeit erregen würden. Anschließend teilte er seine Vorräte mit Kira und Lariana, wobei er selbst die kleinste Ration aß. Es musste schließlich auch noch etwas für Zarrah übrigbleiben.

Wenig später war Syn auf dem Weg zum Lager der Dunkelelfen. Er schlich sich geduckt heran und erstarrte bei jedem Geräusch, das ihm unnatürlich vorkam. Die meisten stammten vom Urwald selbst. Das Lager hingegen lag wie verlassen da. Syn zählte die Zelte und wartete in seinem Versteck. Als sich niemand zeigte, wagte er es, an den kleineren Zelten vorbei zu schleichen, um wenigstens einen Blick hinein zu werfen. Schließlich betrat er das größte Zelt von allen und schaute sich um. Er hatte fünfzehn Pritschen gezählt, zuzüglich der beiden Felllager hier. Siebzehn Dunkelelfen und Zarrah. Syn bezweifelte, dass man sie auch nur auf weichem Waldboden schlafen ließ. Falls die rotgekleidete Gestalt sie war, so schien sie mit ihren Kräften am Ende. Wahrscheinlich musste sie wochenlange Torturen ertragen. Sie war eine Dunkelelfe ohne Wert!
Syn untersuchte das Hauptzelt. Er hoffte auf Einblicke, die ihm weitere Informationen einbrachten. Die Papiere auf dem langen Tisch gaben kaum Aufschluss. Er merkte auch schnell, dass er sich kaum auf die Notizen konzentrieren, geschweige denn alles plausibel übersetzen konnte. Das 'Z' in der Mitte der Zeichnung interpretierte er nur als eines: Zarrah. Sie wollte eine Schriftrolle über Ritualmagie finden... ob das hier ein Ritual darstellt? Aber wollte sie dem entgegenwirken oder gar...? Syn schüttelte sich. Nein, das passte nicht zu ihr! Sie hatte sich befreien wollen. Niemals würde sie freiwillig all das hier mitmachen. Sie hatte ihn bei seinem Abschied doch angesehen, als wollte sie, dass er sie mitnahm. Sie hatte in Rumdett am Wasser gewartet, über Wochen. Sie wollte die Bedeutung von Liebe ebenso erkennen wie er, sie verstehen und finden ... mit ihm. "Zarrah..."
Ein Pfeifen und Summen erinnerte Syn schnell daran, dass er sich im Lager des Feindes und somit durchaus in unmittelbarer Gefahr befand. Sofort schoss ihm Adrenalin durch den Körper und mit zwei leisen, aber ausholenden Schritten war er hinter einer der stofflichen Trennwände, um sich wenigstens etwas zu verbergen. Vorsichtig schlich er dann bis zum Eingang des Hauptzeltes und riskierte einen Blick. Der kräftige Dunkelelf, welcher als einziger durch das Lager stapfte, erinnerte ihn eher an einen Metzger denn Koch. Die Flecken auf seiner Schürze sprachen für sich. Syn löste seinen Blick nur für wenige Herzschläge, um seine Hand zu betrachten und die Finger zu lockern. Längst benötigte er keine Worten oder Gesten mehr, um die Zauber zu wirken, die er mit Professor Filius immer wieder geübt hatte. Es war lediglich Gewohnheit, sich zu überzeugen, dass seine Muskulatur noch funktionierte. Es verschaffte ihm Sicherheit. Und er war sich sicher: Jetzt würde er töten. Was machte ein genommenes Leben mehr schon noch aus? Er hatte schon als Kind die Grenze überschritten, sich verändert. Er würde niemals weniger Mörder werden können. Und hier wäre es wenigstens ein Leben von jemandem, der Zarrah wehgetan hätte. Sein Zorn wuchs. Entweder tat er es jetzt oder... oder ich finde mehr heraus.
"He, Dunkelelf!" Diese Vokabel war ihm auf Lerium geläufig wie keine andere. Syn trat in den Eingang des Zeltes, aber noch nicht hinaus. Sicher war sicher. Falls mehr als dieser eine Elf noch im Lager waren, würden andere ihn so wenigstens noch nicht gut sehen können. Mit geengten Augen und wenig Gnade im fordernden Blick nahm er den Koch ins Visier. Er hielt sich nicht mit langen Reden auf. "Zarrah'lindae von den Nachtklingen. Wo ist sie und was habt ihr mit ihr vor? Ich frage kein zweites Mal." Bereit, dem Dunkelelfen sofort mittels Atemnot die Luft zu rauben, damit er umfiele, bevor er Syn erreichte, wappnete er sich für Widerstand. Im Grunde rechnete er gar nicht damit, eine Antwort zu erhalten, aber so konnte er sich vor Lariana später zumindest rechtfertigen, es versucht zu haben.
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 30. Januar 2025, 22:37

Freiheit bedeutete eben auch, dass man für seine Entscheidungen geradestehen musste. Freiheit bedeutete, dass Handlungen auch Reaktionen forderten und man lernen musste, mit jenen umzugehen. Syn hatte sich entschieden, Hymlia und sein Leben dort zu verlassen. Er hatte sich entschieden, Zarrah zu finden. Eine Dunkelelfe, der er such verbunden, mehr noch verpflichtet fühlte. Er liebte sie, weil sie der Anfang von allem war. Weil sie nie aufgehört hatte, ihm ein anderes Leben zu bieten. Ebenso wie Crystin und Razag, hatte sie ihn aber nicht nur befreit. Sie hatte ihm Perspektive gegeben. Sie hatte ihm ein Leben ermöglicht, das sie selbst niemals führen durfte. Als Lariana ihn so ansah, ihn nach den Morden fragte, da fürchtete er, sie bereits verloren zu haben. Er fürchtete sich, dass sie ihn längst verließ und er fortan allein zurechtkommen musste. Allein. Ohne Halt. Doch Lariana schickte ihn nicht unter Tränen fort. Auch Kira sicherte ihm die Hilfe zu, die er dringend gebraucht hatte. Er fühlte es just in dem Moment, da beide Frauen Einverständnis zeigten. Er umarmte sie, zeigte ihnen, wie viel es ihm bedeutete und beide erwiderte diesen leichten Druck, der so viel aussagen wollte.
Danach schlich Syn wie angekündigt in das Lager. Er fand nicht viel heraus, nur die ungefähre Menge an Gegnern. Siebzehn. Mit Zarrah ? Vermutlich hatte sie keines der Lager bezogen. Oder? Ihm war kein Zelt aufgefallen, das einer Zelle geglichen hätte. Und die Rothaarige Frau, die er gesehen hatte, wirkte nicht als gleichberechtigt. Noch konnte Syn sich keinen wirklichen Reim auf alles machen. Er sah die Zeichnungen, sah das große Z in der Mitte des Kreises mit den Symbolen. Und für ihn war klar, dass das Zarrah bedeuten musste. War sie also Zentrum von allem? War sie etwas der Auslöser von all dem? Nein. Syn wusste, sie würde nicht freiwillig hier sein. Nicht sie. Mehr war im Grunde nicht in Erfahrung zu bringen, doch dann half ihm der Zufall. Pfeifend kam ein großer, aber nicht sehr muskulöser aussehender Elf auf das große Zelt zu. Syn reagierte blitzschnell. Er verschwand hinter den Trennwände der Lager, ehe er sich zum Eingang schlich. Dort wagte er einen kurzen Blick und sah den Koch, bevor er sich vergewisserte, dass er würde zaubern können. Luftmagie war nicht länger begrenzt auf eine Handbewegung, aber Syn ging hier auf Nummer sicher. Dann rief er nach dem Fremden:

„He, Dunkelelf Sofort blieb der Elf stehen und schaute fragend zum Eingang des Zeltes. Er engte etwas die Augen, versuchte im Schatten etwas auszumachen. „Wer ist da?“, fragte er mit seltsam hoher Stimme für so einen großen Kerl. "Zarrah'lindae von den Nachtklingen. Wo ist sie und was habt ihr mit ihr vor? Ich frage kein zweites Mal." Der Koch ließ das Essen etwas sinken, blickte nichtverstehend drein. „Wer?“, fragte er und zog die Nase kraus und die Oberlippe hoch, sodass er reichlich dümmlich aussah. Doch dann wurden seine Augen groß. „Ohhhh!“, zog er in die Länge. „Du meinst die Anführerin! Die ist mit den anderen in der Höhle. Sie versuchen es erneut, weißt du. Keine schöne Sache, es klappt nicht. Vermutlich stirbt die andere auch, weil sie es nicht hinkriegt“, schnatterte der Elf. Er trat inzwischen an das Zelt heran, wollte sein Tablett loswerden. Er seufzte. „Bist du neu hier? Wann bist du angekommen?“, fragte er Syn plötzlich und musterte ihn. „Kenn dich gar nicht“, überlegte er. „Du solltest aber nicht hier im Hauptzelt herumschleichen, das mögen die hohen Herrschaften gar nicht“, zog er Syn unverblümt ins Vertrauen. Der Kerl schien wirklich nicht so helle zu sein. „Zudem sind sie etwas angespannt, weil es so lange dauert. Die Anführerin braucht zu lange. Mich weihen sie ja nicht ein, aber sie sind den ganzen Tag dort, kommen ohne die Magier wieder, bringen neue hin… tja, ich sag dir, läuft nicht gut. Deshalb sorge ich für gutes Essen, das hebt die Stimmung, nicht?“, er grinste. „Die Anführerin hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Die schuftet wohl am härtesten. Aber du findest sie gewiss in der Höhle, bin ich mir sicher. Immerhin reden sie ständig von ihr. Brötchen, für den Weg?“, fragte er und hielt ein süßes Teilchen in die Höhe, während er breit grinste. Nun lag es an Syn, was er aus diesen Informationen machte. Was wurde aus dem Koch? Er schien nicht die hellste Kerze zu sein, aber würde er plaudern? Ganz gewiss!
Er hielt Syn offenbar für jemanden, der hier dazugehörte, ohne etwas zu hinterfragen. Es dürfte klar sein, wieso er hier war und sonst alle scheinbar in der Höhle. Er wusste, dass sich Zarrah „die Anführerin“ in der Höhle befand. Zusammen mit mindestens siebzehn anderen. Was trieben sie dort? Warum nannte er die Jüngste die Anführer? War Zarrah doch für alles verantwortlich? War alles nur ein irres Spiel? Beging er einen Fehler?? Er würde es wohl nicht herausfinden, wenn er nicht diese Höhle betrat. Was zum Harax wurde hier nur gespielt?!
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Synnover » Freitag 31. Januar 2025, 09:38

Syn riskierte einiges, indem er sich zeigte, aber es brachte ihm mehr Erfolg als die Sichtung der entdeckten Unterlagen. Schicksal, die Götter, wer auch immer ... jemand schenkte ihm ein wenig Glück und stellte ihm einen dunkelelfischen Koch ins Lager, dessen Suppentopf nicht so glanzhell poliert war wie die anderen. Kurzum, er war ein recht tumber und überraschend freundlicher Geselle. Während er noch plauderte und Syn trotz des optischen Unterschieds für ein Mitglied des Lagers hielt, engte der Hymlianer die Augen. Er musterte den Elfen und machte sich selbst ein Urteil. Freundlich, nicht besonders klug, geradezu naiv und sehr resedlig. Koch, allein im Lager zurückgelassen wie es aussah. Der ist ein Sklave... Zumindest konnte Syn das annehmen. Vielleicht besaß der Kerl mehr Freiheiten als andere, denn Syn entdeckte keine Ketten oder Spuren körperlicher Züchtigung, aber das musste nichts bedeuten. Ihn selbst hatte man gerade was den physischen Aspekt anging, stets mit Samthandschuhen angefasst. Schließlich sollte er noch ansehnlich sein für all die Frauen, die ihn regelrecht in ihre Betten zerren wollten. Eine kleine Narbe hier, mal ein gebrochener Arm dort, das ging in Ordnung. Aber langfristige Verstümmelungen hatte man stets von ihm ferngehalten.
Der Koch lenkte nun seine Aufmerksamkeit auf sich. Zuerst schien er Zarrah nicht zu kennen, wohl aber eine Anführerin der ganzen Epxedition hier. Und was der Dunkelelf zu sagen hatte, jagte Syn einen frostigen Schauer über den Rücken, dass es ihm bis in die Fingerspitzen kribbelte.
"Du meinst die Anführerin! Die ist mit den anderen in der Höhle. Sie versuchen es erneut, weiß du. Keine schöne Sache, es klappt nicht. Vermutlich stirbt die andere auch, weil sie es nicht hinkriegt. Zudem sind sie etwas angespannt, weil es so lange dauert. Die Anführerin braucht zu lange. Mich weihen sie ja nicht ein, aber sie sind den ganzen Tag dort, kommen ohne Magier wieder, bringen neue hin...""
So langsam formte ein Bild in Syns Kopf, jedenfalls eines, mit dem er arbeiten konnte. Er hatte die Notizen und Unterlagen im Hauptzelt gesehen. Dort war von Ritualen die Rede. Zarrah hatte eine Schriftrolle für Ritualmagie finden wollen. Kurz fragte Syn sich, ob sie Crystin, Razag und ihn nur für bösartige Zwecke hatte benutzen wollen, weil ihr sonst niemand zur Verfügung stand, aber er verwarf diesen bitteren Gedanken schnell. Nein, darum war es Zarrah nie gegangen. Sie hatte sie alle gerettet, befreit und das wichtigste war: Sie hatte sie um Mithilfe gebeten. Als Sklaven hätte sie es auch von ihnen einfordern können, sogar als Bringschuld für ihre Befreiung. Nichts dergleichen hatte sie getan. Syns Herz erwärmte sich noch einmal für die Elfe. Zugleich stieg auch seine Sorge um ihr Wohlergehen und das ließ ihn eine Entscheidung treffen. Er würde seinen Weg verfolgen. Keine Hinterhalte, keine Risiken.
"Die Anführerin hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Die schuftet wohl am härtesten. Aber du findest sie gewiss in der Höhle, bin ich mir sicher. Immerhin reden sie ständig von ihr. Brötchen, für den Weg?"
"Sicher, warum nicht?" Syn trat halb aus den Schatten des Zeltes und streckte - gespielt unbekümmert - die rechte Hand aus. Die Finger seiner Linken zuckten jedoch, mehr aus Gewohnheit als aus Notwendigkeit. Er brauchte nur den Blickkontakt zum Koch, um den Zauber zu wirken. Gedanklich hatte er ihn längst geformt, sich vorgestellt, wie er dem Dunkelelfen die Kehle enger werden ließ. Wie ihm die Muskeln krampften, mit denen er zu atmen versuchte und wie dennoch nicht ein bisschen der kostbaren, unsichtbaren Windkraft seine Lungen füllen würde. Sie kollabierten. Es dauerte nicht lange. Keine Minute später sackte der Koch mit aufgerissenen Augen und blau verfärbten Lippen bereits zu Boden. Syn riskierte aber nichts. Er wartete noch einen Moment, um sicher sein zu können. Er trat an den Koch heran und prüfte, ob die Atmung wirklich ausgesetzt hatte. Schließlich könnte sein Zauber entgegen aller Erwartungen fehlgeschlagen sein und den Mann nur in eine Bewusstlosigkeit geschickt haben. Dem war nicht so. Der unschuldige Tumbe war Opfer von Syns gewissenlosem Rachedurst geworden. Der Hymlianer entnahm ihm das Brötchen, ließ den Elfen liegen und blickte zum Vulkan empor, während er aß. Die Höhle war nicht allzu weit weg. Inzwischen ging er davon aus, dass die rothaarige Gestalt doch nicht Zarrah gewesen sein konnte. Vermutlich war es eine Magierin, ein Opfer, das sie für irgendwelche Rituale in die Höhle führten, aus der sie nicht mehr zurückkehrte. Weil Zarrah Rituale an ihnen vollziehen ... muss? Er bezweifelte, dass sie es wollte. Deshalb hatte man sie gesucht und verfolgt. Sie weigerte sich. Sie kämpfte, um ihre eigene Freiheit. Syn vertilgte den Rest des Brötchens und eilte dann zu seinem eigenen Lager zurück. Sein Versprechen wollte er wenigstens zu Teilen einhalten.

Syns Luftmagie besaß einen erheblichen Vorteil, wenn es darum ging, ein Leben auszulöschen: Es ging sauber vonstatten. So erschreckte er Kira und Lariana nicht, weil er bis zum Hals im Blut seines Opfers gebadet hatte. Nur seine versteinerte, ernste Miene kündete davon, dass etwas vorgefallen sein musste. Die Brauen hielt er zusammengezogen, der Blick war düster und entschlossen. So schritt Syn aus dem Dickicht und wartete, bis beide Frauen ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten.
"Zarrah ist ihre Anführerin. Trotzdem zwingen sie sie dazu, irgendeine Art Ritual zu vollziehen. Eines, bei dem Magier geopfert werden, soviel ich habe herausfinden können. Sie werden in die Höhle gebracht - das haben wie von unseren Pegasi aus gesehen. Sie kehren von dort nicht zurück." Er schüttelte den Kopf. "Es ist zu gefährlich für euch, vor allem für dich, Lari. Du bist Luftmagierin." Er auch, aber das spielte für ihn keine Rolle. Er war am Boden aufgewachsen. Er liebte Zarrah. Er war hier, weil er der einzige war, der es riskieren konnte. Lari und Kira folgten ihm nur. Sie durften nicht Opfer dieser Rettungsaktion werden. "Ihr bleibt hier", verkündete er entschieden und setzte sich wohl erstmals in seniem Leben über den Willen anderer hinweg. Er entschied für sie und war bereit, eine erhebliche Grenze dafür zu überschreiten. "Und ich sorge dafür." Es sollten die letzten Worte sein, die Kira und Lariana von ihm hörten. Er schaute sie beide an. Er stellte sich vor, was er sich beim Koch schon gedacht hatte, nur in abgeschwächter Form. Ja, er raubte ihnen den Atem, aber wollte nicht bis zum Äußersten gehen. Lariana und Kira sollten ja eben nicht sterben! Aber bewusstlos könnten sie ihm nicht folgen. Er wartete darauf, dass sie zusammenbrachen.
Plötzlich zuckte sein Herz. Etwas darin zog sich zusammen. Auch sein Magen fühlte sich irgendwie flau an. Syn starrte seine Schwester und seine Liebste an. Dann fiel sein Blick auf seine Hände, was den Zauber bereits unterbracht. Er starrte seine Finger an, ehe er die Fäuste ballte. Was tu ich denn hier?!, fragte er sich mit wachsendem Entsetzen. War er denn wirklich derart verdorben, dass er auch gegen jene vorging, die ihn liebten? Ja, er wollte sie schützen, vor ihren eigenen Entscheidungen bewahren. Zugleich ... Ich unterwerfe sie meinem Willen.
Das tat er bei Turok nicht. Das hatte er nie getan. Sein erstes Mal, dass sich jemand seinem Willen beugte, war es an einer Klippe gewesen. Während die See hinter ihnen ruhig dalag, hatte Zarrah sich vor ihm niedergekniet, um ihn erstmals die Macht spüren zu lassen, über andere Befehlsgewalt zu besitzen. Er würde ihren Blick von unten niemals vergessen.
"Nein ... das ist falsch", keuchte Syn und starrte auf. Er betrachtete Kira und Lariana. Vielleicht waren sie nun etwas außer Atem, aber die Bewusstlosigkeit hatte sie noch nicht ereilen können. Dazu hatte er den Zauber zu schnell unterbrochen. Syn schluckte. Was hätte er beinahe getan?! "Bitte ... bleibt hier. Zu eurem eigenen Schutz! Tut euch das nicht an", flehte er regelrecht, bevor er einen Haken schlug und in den Urwald lief. Er ließ sie zurück. Wenn er schnell genug war, könnte er Zarrah retten, bevor sie auch nur die Höhle erreichten. Vielleicht. Er bemühte sich, Distanz aufzubauen. Er musste nun zügig handeln, wie im Lager der Dunkelelfen. Hinein in die Höhle, Zarrah befreien, sie retten und alle anderen umbringen. Alle.
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Erzähler » Freitag 31. Januar 2025, 13:00

Niemand würde sich nun noch in seinen Weg stellten. Synnover würde eine weitere Verzögerung nicht mehr akzeptieren. Er hatte einem schrecklichen Irrglauben aufgesessen, als er annahm das alle von der ‚Silberpfeil‘ gestorben waren. Zu erfahren, dass Zarrah noch immer lebte und schließlich auch auf ihn gewartet hatte, hatte etwas in ihm ausgelöst. Syn wollte es wiedergutmachen. Er wollte sie retten, weil er glaubte, dass sie gerettet werden musste. Aber stimmte das? Restzweifel ließen sich aufgrund seiner Erfahrungen vermutlich nie vollkommen ausmerzen und dieser idiotische Koch schürte noch einmal kurz dieses Gefühl von Misstrauen. Die Anführerin? Was meinte er damit? War das hier alles auf ihren Befehl hin geschehen? Wurden Fremde geopfert? Wie passte das alles nur zusammen? Es brachte ihn nicht weiter, jetzt danach zu fragen. Es fehlten noch einige Teile in der Gesamtgeschichte und am Ende glaubte er noch immer an das Gute in der Elfe. Bisher hatte sie für alles einen Grund gehabt. Und er war gewillt, diesen Grund in Erfahrung zu bringen, sobald er sie gerettet hatte. Wenn sie gerettet werden musste…
Bevor er aber zuschlagen konnte, würde er sich noch um den Koch kümmern. Der etwas tumbe Kerl war nun ein Opfer der Umstände. Im Grunde hätte Syn ihn leben lassen können, doch das wäre grob fahrlässig gewesen. Es durfte einfach nichts dem Zufall überlassen werden. Und so, wie der Koch schon einem Fremden gegenüber plapperte, würde er bei erster Gelegenheit auch ihn, Syn, verraten. Und so war es ihm auch eine leichte Genugtuung, als er seine Hand vermeintlich nach dem Brötchen ausstreckte und ihm kurzerhand die Luft zum Atmen raubte. Das Üben zahlte sich aus. Es kostete Syn weder besonders viel Anstrengung noch Zeit. Er raubte dem anderen das Leben mit einem simplen Augenaufschlag und der Koch brach unter Röcheln und Entsetzen zusammen, bis er sich nicht mehr rührte. Dann fand er seinen Weg mit kalter Entschlossenheit zurück in das provisorische Lager. Die Frauen waren gerade dabei es noch ein wenig herzurichten, als er aus dem Unterholz kam. „Syn!“, rief Lariana erleichtert und lächelte ihm zu, bis sie seine Ausstrahlung erkannte. Unsicherheit folgte und sie sah hinter ihn in die Richtung, aus der er kam. „Alles in Ordnung?“, fragte sie, weil sie wusste, dass dem nicht so war. "Zarrah ist ihre Anführerin. Trotzdem zwingen sie sie dazu, irgendeine Art Ritual zu vollziehen. Eines, bei dem Magier geopfert werden, soviel ich habe herausfinden können. Sie werden in die Höhle gebracht - das haben wir von unseren Pegasi aus gesehen. Sie kehren von dort nicht zurück. Es ist zu gefährlich für euch, vor allem für dich, Lari. Du bist Luftmagierin." Lari zog die Brauen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. „Aber meinst du denn, dass es für dich nicht gefährlich ist?“, warf sie ein und auch Kira sah nicht so zufrieden aus. „Ja, wir können zusammen doch mehr bewirken“, schlug sie vor. "Ihr bleibt hier! Und ich sorge dafür." Wehrte er sich vehement dagegen. Die Frauen reagierten unterschiedlich. Lariana bewies wieder eine gewisse Stärke, als sich ihr Blick verdunkelte. Kira allerdings wirkte verzweifelt. Sie wollte ihrem großen Bruder helfen. Er war ihre Familie! Während Lari ihn in Sicherheit wissen wollte und am liebsten zurück nach Hymlia aufgebrochen wäre. Doch soweit kam es nicht. Syn wandte auch hier seine durchaus tödliche Magie an und konnte dabei zusehen, wie die Frauen erschrocken die Augen aufrissen, japsend sich an die Hälse griffen und langsam in die Knie gingen. Lari hustete und warf Syn dann einen flehenden Blick zu, während Kira sofort auf dem Boden landete und hilflos japste, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Das war zu viel. Syn ertrug das Bild nicht, es rüttelte ihn wach. Was tat er hier?! Er unterwarf diejenigen, die ihm Liebe entgegneten… Erschrocken brach der Zauber vor Vollendung ab. Hustend, prustend und röchelnd wanden sich Lari und Kira vor ihm im Staub. Unfähig sich um etwas anderes zu kümmern als ihre Atmung. "Nein ... das ist falsch… Bitte ... bleibt hier. Zu eurem eigenen Schutz! Tut euch das nicht an" Er klang flehend, aber er erhielt keine Absolution für seine Tat mehr. Er hatte sich daran erinnert, wie er Zarrah unterwerfen wollte. Er hatte die grünen, stolzen Augen gesehen, die ihm klargemacht hatten, dass er die Macht niemals über sie besitzen durfte. Dass sie es ihm übelnahm, ihr das anzutun. Und trotzdem… hatte sie gekniet. Er musste sie retten, denn egal wie stark sie sein mochte – er war schon seit Monaten überfällig!

Den Moment der Schwäche der Hymlianerinnen ausnutzend, zeigte Syn einmal mehr, wie schnell er sein konnte. Er rannte nun den Urwald hinter sich lassend hinein in die Einöde vor dem Vulkan. Er musste immer wieder über Spalten und Lavabecken springen. Er musste haraxisch aufpassen, damit er sich nicht verletzte. Aber er war es gewohnt schnell auszuweichen und das Training als Himmelsreiter hatte die Fähigkeiten diesbezüglich noch gestärkt.
In seinem Fokus lag der Vulkan, wie ein schwarzes Geschwür. Er ragte in den Himmel, als wollte er ihn verspotten. Die dickflüssige, rotglühende Lava floss wie Geifer an ihm herab und tropfte hämisch auf den Boden, der daraufhin zischte. Syn spürte die heiße, trockene Luft in seinen Lungen. Hier am Boden war die Luft nicht so wohltuend, wie in Hymlia. Überhaupt war hier alles deutlich giftiger, verkommener. Und er wollte Zarrah das Himmelsreich zeigen. Wollte ihr zeigen, dass es auch anders ging. So, wie er es hatte erleben dürfen.
Es dauerte nicht lange, bis Syn die Einöde überquert hatte. Der Hymlianer war ein weißer Pfeil, der Lava und Gestein auswich. Der dem Krabbelgetier von der Schippe sprang. Weder Schlange noch Spinne oder Skorpion konnte ihn erwischen. Er war zu schnell. Dann aber lag sie vor ihm: Die Höhle. Der Eingang war groß genug, damit selbst ein Riese hätte hindurchtreten können, ohne den Kopf zu senken. Es war gewaltig und machte die Größe des Vulkans noch mal bewusst. Nun gab es kein Zurück mehr. Da drinnen würde er alle Antworten finden, die er schon so lange gesucht hatte. Ein Blick zurück würde ihm nichts zeigen. Kira und Lariana waren nicht in seinem Rücken. Ob sie die Pegasi genommen und fortgeflogen waren? Ob sie ihn hassten? Der Schmerz, den dieser Gedanke womöglich auslösen könnte, könnte ihm für die bevorstehende Prüfung helfen. Was, wenn Zarrah doch für alles verantwortlich wäre? Er musste es endlich herausfinden, sich seinen leisen Ängsten stellen. Und als er einen Fuß hineinsetzte in die herrschende Dunkelheit der Höhle war es, als betrete er eine fremde Welt. Das Licht der Sonne wurde geschluckt und für ein, zwei Schritte umhüllte ihn nur schier endlose Dunkelheit. Wie ein sperriges Maul, eines geifernden Tieres, das Lava spuckte! Syn konnte die heiße Luft spüren, die hohe Temperatur hier drinnen. Das Atmen fiel etwas schwerer und dann erzitterte ein Brummen alles um ihn herum. Der ganze Berg zitterte dabei! Es rieselten einige Gesteinsbröckchen herunter, nichts, was ihn jedoch verletzen könnte. Das Zittern erstarb wieder und nun konnte Syn auch etwas hören, was wie das einstimmige Summen eines Bienenstocks klang. Auch konnte er mehr erkennen. Man hatte links von ihm Fackeln entlang eines abschüssigen Weges aufgebaut. Dort ging es lang! Doch Syn musste gar nicht tief hinein in den Berg gehen. Er konnte auf eine Art Balkon treten und hinunterschauen. Verborgen noch in der Dunkelheit und nur leicht beleuchtet von der ersten Fackel, war er gut versteckt. Er hatte dennoch den Blick auf alles, was sich unter seinen Füßen zutrug:

Als erstes fiel ihm vermutlich die unheimliche lila-rote Beleuchtung in der Mitte der wenig imposanten Höhle auf. Zentral gelegen prangte ein weißer Kreis mit Farbe gemalt. Er erkannte tatsächlich den Kreis von den Zeichnungen wieder, an dessen Ausläufern überall seltsame Symbole verteilt waren. Zahllose Schnörkel und Zacken verbanden sich zu einem skurrilen Gemisch aus Markierungen. Doch am interessantesten mochte für ihn wohl das Zentrum sein. Hier kniete eine Frau, die Arme unnatürlich zur jeweiligen Seite verdreht und an eiserne Ketten, deren Halterungen in den Wänden verankert waren, befestigt. Die Handgelenke schimmerten von offenen Wunden, als wären sie seit Monaten darin gefangen. Das einst weiße Haar war stumpf, der einst akkurat geflochtene Zopf vollkommen aufgelöst. Sie hingen ihr vor dem Gesicht, verdeckten das, was Syn so oft in seinen Nächten erträumt hatte. Ihr Körper wirkte so klein, so zierlich und weit weniger stolz als er sie in Erinnerung hatte. Es war eine Offenbarung und ein Schock gleichermaßen. Sie so zu sehen, erklärte Syn binnen Sekunden so einiges. Eine Anführerin? Ganz sicher nicht! Eine Gefangene, gefoltert, malträtiert, in die Knie gezwungen… Man wollte sie brechen, hatte sie womöglich längst gebrochen! Wie ein Tier im Käfig hielt man sie hier. Der Koch hatte erwähnt, sie lange nicht gesehen zu haben… Wie lange erduldete sie das hier schon? Um sie herum waren Fackeln ebenfalls im Kreis aufgestellt. Sie warfen schaurige Schatten an die Wände des schwarzen Vulkans und ließen das ganze Ambiente hier schaurig wirken. In einer Ecke der Höhle standen die vier Wachen, die Syn bereits vom Rücken des Pegasus‘ aus gesehen hatte. Die Rothaarige stand mit einer Rolle in der Hand vor Zarrah und murmelte undeutliche Worte. Immer und immer wieder. Bis sie sich zu jemanden umdrehte, den Syn aus seiner Position nicht sehen konnte. Ihr Gesicht wirkte ängstlich. „Es… es… klappt nicht“, hörte Syn die Rothaarige sprechen und dann knallte etwas auf eine feste Oberfläche, dass sie zuckte und sich schleunigst wieder zu der Gefangenen umdrehte. Diese aber bewegte sich endlich etwas. Langsam hob sie ihren Kopf, sodass das einst weiße Haar etwas zur Seite rutschte und Syn ihr Gesicht erkennen konnte. Sie sah… fürchterlich aus. Sie war erschöpft, weit mehr als das, sie war am Ende ihrer Kräfte, am Ende ihres Lebens! Sie hatte zahllose Wunden, die teilweise getrocknet und dann wieder erneuert worden waren. Überall war Dreck und Blut und trotzdem reckte sie das Kinn etwas höher und betrachtete die Rothaarige mit Stolz. „Ihr brecht mich nicht!“, krächzte die unwirklich klingende Stimme. Sie war leise, kraftlos, aber nicht minder schneidend.

Die Rothaarige zitterte am ganzen Körper. Dann wurde aus dem Bereich, den Syn nicht sehen konnte, jemand neues hinzugeschubst. Ein Mann oder Junge, wenn man so wollte. Auch er trug eine Robe. Er gesellte sich ebenso ängstlich neben die Rothaarige und gemeinsam begannen sie erneut die seltsamen Formeln zu murmeln, die Syn nicht verstand. Dann geschah etwas: Die Symbole auf dem Kreis um Zarrah herum begannen stärker zu leuchten. Auch der Kreis leuchtete nun in einem unheimlichen Lilaton. Zarrah starrte auf das Geschehen und schüttelte den Kopf. „Ihr schafft das nicht!“, rief sie zornig, vielleicht verzweifelt aus und rüttelte an ihren Ketten. Doch dann warf sie den Kopf in den Nacken, riss die Augen unnatürlich auf und schrie einen schmerzerfüllten Schrei in den Berg, der erneut mit einem grollenden Brummen antwortete. Er erzitterte und der Singsang wurde lauter und lauter. „AGASH! AGASH“, riefen nun alle Anwesenden und Zarrah versuchte sich weiter zu wehren, als der Boden unter ihren Knien verschwand und sie schwebte.
Syn’s Blick fiel auf eine alternative Welt, wie es schien. Darin wanden sich abstruse Kreaturen, sich selbst zerfetzend und dann entstieg daraus etwas, was schwarz und dickflüssig war. Bedrohlich schien es eine Art Präsenz zu sein, die sich tropfend hinter der gefangenen Elfe positionierte. Zarrah erstarrte in allem, was sie zuvor getan hatte und wurde weiter in die Luft gehoben. Das schwarze Ding kletterte an ihrem Körper empor, untersuchte sie wie ein neugieriger Liebhaber die Frau. Die Elfe rührte sich nicht, während alle anderen weiter und immer weiter „Agash, Agash“ riefen. Dann schrie das seltsame Wesen hochfrequent auf. Es gab einen Knall und alles war vorbei. Zarrah aber fiel mit einem ordentlichen Rumms auf den Boden zurück, die Arme knackten unappetitlich und doch rührte sie sich nicht. Das unheimliche Leuchten erstarb, das Summen hörte auf. Dann eine Stimme, die Synnover nur allzu gut kannte, untermalt von einem herrischen Klackern dünner Absätze auf dem steinernen Boden, das sich gleich in sein Sichtfeld schieben würde: „Hat es endlich funktioniert? Es sah anders aus als die Male zuvor!“, rief eine herrische, eiskalte Stimme, die nur von einer stammen konnte: Yolintha.
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Synnover » Freitag 31. Januar 2025, 20:52

Als Syn durch den Urwald und Richtung Vulkan rannte, dachte er schon nicht mehr an jene, die er zurückließ. Er tat es bewusst nicht, denn der Anblick ihrer um Luft ringenden Körper hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Ihr Japsen klingelte ihm noch in den Ohren. Bei dem Mord am dunkelelfischen Koch hatte er für diesen überhaupt nichts gefühlt, nicht einmal Bedauern, denn im Grunde war es eine unschuldige Seele auf seiner Liste. Bei Kira und Lariana hingegen...
Syn dachte nicht darüber. Er erlaubte es sich nicht, nicht jetzt. Er würde es noch tun, ganz gewiss. Sobald Zarrah in Sicherheit wäre. Frei ... wie ich. Vielleicht wären sie beide das am Ende wirklich. Auch frei von einer Heimat. Ob Kira und Lariana, ob ihr Bruder Layan oder irgendein Hymlianer sie noch über den Wolken begrüßen wollten? Es war Syn bewusst, was er riskierte. Alles, zur Not auch sein Leben. Und doch ahnte er noch nicht einmal im Ansatz, was ihn in der Höhe erwarten sollte.
Zunächst einmal kämpfte er gegen die hitzigen und teils rauchigen Dämpfe an, die der vulkanischen Ebene entstiegen. Die Lava heizte den Boden auf, schickte den Brandgeruch von Pflanzen mit sich, die längst nicht mehr waren. Winzige Aschepartikel verunreinigten die Luft. Das Atmen fiel nicht leicht. Syn könnte mit seiner Luftmagie zwar versuchen, Fremdkörper aus dem Part herauszufiltern, den er einatmen wollte, aber er hielt sich auch hier zurück. Er würde all seine Kräfte brauchen, um gegen die Dunkelelfen vorzugehen. Siebzehn Pritschen ... Noch sechzehn übrig. Fünfzehn, falls man Zarrah wirklich einen Schlafplatz gewährt hatte, aber es wären allemal genug. Wenn sie gleichzeitig angriffen, hätte er Schwierigkeiten. Leider konnte er sich nur mental auf die Anzahl der Gegner vorbereiten. Was ihn in der Höhle erwartete, wusste er nicht. Umso mehr erschütterte ihn der Anblick, als er am Ende des Ganges Fackeln flackern sah und den steinernen Balkon erreichte. Im Schutz der Schatten blieb er stehen und spähte hinunter. Sein Blick hielt sich kaum lang an der rituellen Zeichnung am Boden auf. Er sah nur die Gestalt im Zentrum. Die Frau, die man verachtungsvollerweise nur mit einem "Z" in den Notizen markiert hatte. Sie war doch so viel mehr. Ihr Anblick aber versetzte Syn eher in Schock und Wut, denn in Erleichterung. Das einzig Positive, was er aus der Szenerie ziehen konnte, die sich ihm bot, war, dass Zarrah noch lebte. Dann hörte er sie. Der Wind trug ihre wenigen, gekrächzten Worte zu ihm empor. Ob es seiner Magie oder den Luftströmungen innerhalb der Höhle geschuldet war, kümmerte ihn nicht. Er hörte sie. Er hörte ihre Stimme, ihre Worte. Er lächelte schwach. Sie gab noch immer nicht auf. Allerdings musste Syn auch erkennen, wie geschwächt sie war. Man hatte sie kein bisschen geschont. Welche Torturen sie all die Zeit, in der er sie für tot gehalten hatte, durchstehen musste ... es ließ sein Herz krampfen. Er umklammerte mit beiden Händen das Balkongeländer, nur damit er nicht sofort in blinder Wut zu ihr heruntereilte. Er musste sich zügeln, die Situation betrachten und einschätzen. Das Schlimmste aber war, dass er sie bis dahin weiter warten lassen und zusehen musste, was mit ihr geschah. Es brach ihn beinahe. Das hier war schlimmer als der Glaube, er hätte sie an den zeitlosen Gevatter verloren.
Syn holte tief Luft. Er schloss einmal kurz die Augen, um sich zu sammeln. Er durfte sich von Zarrahs Zustand jetzt nicht ablenken lassen. Er könnte nichts bewirken, wenn er sich dessen hingab und seinen Emotionen freien Lauf ließ. Er musste alles, was er eben gesehen hatte, in seinem Inneren bündeln und daraus Kraft ziehen, um zu töten. Fünfzehn oder sechzehn Mal. Er würde keinen verschonen!
Als er die Lider wieder hob, lenkte er den Blick bewusst von Zarrah weg. Er ließ ihn an der Höhlenwand entlang wandern, von Fackel zu Fackel. Die vier Wachen konnte er so schnell ausmachen und kurz darauf fand er auch jene Rothaarige, die er von Turoks Rücken aus noch für Zarrah in Blut getaucht gehalten hatte. Er kannte sie nicht, aber sie schien eine der Magierinnen zu sein, die der Koch erwähnt hatte. Und sie musste offenbar das Ritual durchführen. Sie wirkte nervös, wandte sich an Personen außerhalb von Syns Sichtfeld.
"Es ... es ... klappt nicht." Er runzelte die Stirn. Was geschah hier? Was hatte man mit Zarrah vor und warum musste sie es sein, die dort inmitten des gezeichneten Kreises in Ketten hing? Er spürte wie er zu zittern begann vor Anspannung. Jetzt einschreiten oder noch warten? Kurz wurde er sich des Gewichts seiner Kampffächer bewusst. Er würde alles einsetzen, um die Leben derer dort unten zu nehmen. Sechzehn, fünfzehn ... vielleicht weniger. Vielleicht verschonte er die Magierin. Sie schien nur eine Sklavin zu sein, gezwungen und nicht stark genug, sich zu widersetzen - wie er selbst einst. Plötzlich schubste man einen weiteren Robenträger in ihre Richtung. Dieser Magier war noch nicht einmal zum Mann gereift! Beide fürchteten sich. Syn erkannte es allein an der geduckten Haltung. Er entschied sich. Er würde keine Sklaven töten, wenn sie ihn nicht angriffen. Und wenn ich schnell genug bin, müssen sie sich nicht einmal dazu zwingen lassen. Langsam lockerte er seine Beine, Eine Hand fuhr an den Gürtel, um so lautlos wie möglich die Fächer zu lösen.
Da begannen die gezeichneten Symbole zu leuchten und Syn wurde Zeuge der Tortur, die Zarrah durchstehen musste. Er vergaß zu atmen. Er war wie paralysiert, während sich unter der Dunkelelfe seines Herzens der Boden auftat. Man musste nicht eimal magisch begabt sein, um zu spüren, dass von dort üble Kräfte drohten, in Celcias Welt zu dringen. Unbehagen überzog die Höhlenwände wie ein bitterer, finsterer Zuckerguss. Zähflüssig tropfte er in die Herzen aller Anwesenden. Dann löste sich etwas, das an Teer erinnerte, aus dem Loch des Ritualkreises. Es kroch an Zarrah empor und Syn zuckte zusammen. Er biss die Zähne aufeinander, dass sie knirschten. Bilder huschten vor seinen Augen entlang. Bilder von zahlreichen Dunkelelfen, die ihn auf ähnliche Weise betatscht und mit ähnlicher Gier angefasst hatten wie dieses ... Ding es nun mit Zarrah tat. Er wusste, dass jede Berührung sie ekelte. Dass es brannte, wo auch immer es ihre Haut erreichte. Dass sie es nie wieder würde vergessen können, sondern lernen musste, mit diesem Bild in ihrer Erinnerung zu leben. Dass es Grund genug war, allen hier einen qualvollen Tod zu bereiten.
Plötzlich riss es Zarrah nach hinten. Sie überstreckte ihren Hals, bis der Kopf weit im Nacken lag. Augen und Mund waren aufgerissen und ihr Schrei war wie ein Peitschenhieb auf Syn Rücken. Es zerris ihm die Haut. Er ächzte und warf sich die freie Hand vor den Mund. Aber jedes Geräusch, das er nun verursachte, ging ohnehin in Zarrahs Schmerzensschreien, sowie dem Chorus unter, den die Anwesenden am Boden anstimmten. Agash, sangen sie, immer wieder. Syn wusste nicht, ob es ein Name oder eine Zauberformel darstellte, aber es bereitete ihm nur noch mehr Unbehagen. Er musste sich zusammenreißen, nicht nach Zarrah zu rufen. Er musste sich zügeln, nichts zu unternehmen. Denn gegen dieses Ding ... hätte er vermutlich keine Chance. Aber was soll ich nur tun?
Ein neuerlicher Schrei durchbrach die erhitzte Luft. Er war hoch, wie ein unliebsamer Pfeifton im Ohr, den man nicht ignorieren konnte. Syn sank in die Knie und presste beide Kampffächer gegen seine Ohrmuscheln. Dann knallte etwas und er lugte zwischen der Ballustrade hindurch nach unten. Der Boden unter Zarrahs Körper hatte sich wieder geschlossen. Sie war darauf niedergestürzt, hing geradezu schlaff und mit erschreckend verdrehten Armen in den Ketten. Es zerriss Syn das Herz ... und dann ließ es die Splitter dessen erstarren. Denn auch sie erinnerten sich an die Stimme, welche nun die Höhle erfüllte, ehe ihre dralle Gestalt in sein Sichtfeld trat.
"Hat es endlich funktioniert? Es sah anders aus als die Male zuvor!"
Yolintha. Sie kam an den Kreis, wo die beiden Magiersklaven bibberten. Sie war bildschön und wie üblich hatte sie all ihre Kurven in Szene gesetzt. Vor über einem Jahr noch hätte Syn sich vor sie niedergekniet, ihre Füße geküsst und sie in loyaler Ehrerbietung angebettelt, sie heute Nacht wieder beglücken zu dürfen. Er hätte jeden Zentimeter ihres Körpers verführt, sie die halbe Nacht bestiegen und wäre anschließend auf dem Boden vor ihrem Bett zusammengerollt eingeschlafen, während sie noch die Leine hielt, die er wie ein Hund hätte tragen müssen. Und er wäre dankbar gewesen für dieses Leben. Ein Leben, in dem er um jedes Quäntchen ihrer und Karrishs Aufmerksamkeit buhlte. Ein Leben, in dem sie ihm wenigstens falsche Liebe gab, obwohl er nicht einmal wusste, was Liebe war. Es nicht zu wissen hatte! Denn Sklaven mussten Liebe nicht verstehen. Sie musste sie nur geben, Nacht für Nacht. Sie wurden benutzt und sollten dankbar sein! Und dann warf man sie weg...
Syn hatte es all die Jahre akzeptiert. Hingenommen, weil es sein Weltbild dargestellt hatte. Er ware eben weder Goblins, noch Ork und schon gar nicht Dunkelelf. Goblins wurden zwar auch oft genug misshandelt, durften aber frei in Morgeria umherlaufen. Sie durften Berufen ihrer Wahl nachgehen, sich ein Leben aufbauen. Wenn sie wussten, wie sie den Zorn der Elfen mieden und den Pranken der Orks auswichen, konnten sie es gut haben. Und die Orks? Es kam darauf auf. Entweder man lebte sein primitives Leben in dreckigen Baracken, führte Kriege gegen alles und jeden und fraß seine Feinde oder man landete wie Razag in der Arena. Sklave zwar, aber angesehen. Syn hatte sich immer für privilegiert gehalten, weil man ihn mit Materiellem versorgte, solange er seine Herrschaft nur zufrieden stellte. Er hatte es hingenommen. Er war dankbar gewesen dafür, weil er geglaubt hatte, schon das beste Schicksal erhalten zu haben, was ein unwürdiges Menschenleben wie seines hätte kriegen können. Er war nun einmal kein Dunkelelf. Aber jetzt sah er, was sie mit Zarrah trieben. Zarrah, die Starke, die Unnahbare, die manchmal etwas kalte, aber stets gerechte Anführerin. Zarrah, die ihn von einem Leichenberg gezogen, ihn geheilt und auf ihre eigene Mission mitgenommen hatte. Zarrah, die ihn in Tavernen mitnahm, mit ihm tanzte, ihn in ihrem Bett schlafen ließ und so schön und frei ausgesehen hatte, als sie ihn benutzte. Er nahm es er nach wie vor nicht übel. Zarrah war wohl die einzige, der er es jederzeit noch immer gestatten würde. Zarrah ... die auch direkt genug war, ihn für seine Eskapaden mit anderen Frauen zu schelten. Nicht aus Eifersucht heraus, sondern um ihm aufzuzeigen, dass er frei war und sich nicht länger verkaufen musste! Zarrah, deren Mundwinkel nach oben gezuckt war, weil er sich spielerisch zu einem Waldgott gemacht hatte. Zarrah, die ihm seine Freiheit geschenkt und ihn stets daran erinnert hatte, dass er sie besaß. Ebenso wie seinen Namen. Zarrah, die ihm diesen Namen gestohlen hatte, damit er ihn der Welt geben konnte. Zarrah, die ihm Jagen und den Rand der Welt und Segeln auf einem Schiff gezeigt hatte. Die Frau, die seekrank in ihrer Kabine saß und die ihn so tapfer angeschaut hatte, als er sie verließ. Zarrah ... die Wochen in Rumdett gewartet hatte ... bis man sie in dieses Schicksal zerrte.
Ich rette dich. Ich befreie dich. Jetzt. Syn trat in geduckter Haltung zurück in die Schatten, wo er genug Platz hatte, ohne gesehen zu werden. Dann hob beide Fächer, in jeder Hand einen. Er vollzog einige Bewegungen, die der Choreographie ähnelten, welche er mit Zarrah an Bord der Silberpfeil geübt hatte. Sie waren nicht notwendig, um Magie heraufzubeschwören, aber sie halfen, jene zu lenken. Seine Fächer untersützten ihn ungemein, dem Wind eine Richtung zu geben. Jenen rief Syn an. Er bündelte seine Kraft, um die warmen Winde des Vulkans in die Höhle zu leiten. Er ließ sie am Rand der Volkanwand entlang gleiten, an der ersten Fackel vorbei. Jene erlosch. Er schickte sie zur zweiten Fackel, zur dritten. Der Reihe nach stieg Rauch von den Holzstecken auf, die den Weg nach unten nicht länger erhellten. Und während der Wind diesen Pfad fortsetzte, huschte Syn bereits im Dunst hinterher.
An den lilaroten Fackeln hatte die Luftmagie etwas Schwierigkeiten. Das Licht war nicht natürlich und so musste der Wind gegen eine fremde Magie ankämpfen. Syn ließ sich nicht beirren. Er schürte seine Kräfte, indem er seinen Rachedurst und seinen Zorn hineinlegte. Er nährte seine Magie mit Hass auf Yolintha und alle, die Zarrah so zugerichtet hatten. Die unheiligen Fackeln erloschen und ihr Qualm verteilte sich wie Nebel in der Höhle. Syn fachte den Effekt weiter an, damit die dunkelelfischen Wachen im Dunst verschwanden. Dann betrat er diese Schwaden. Er schlich sich der Reihe nach an seine Opfer heran. Er holte sie, einen nach dem anderen - lautlos und ohne Spuren. Dieses Mal ging er noch skrupelloser vor als bei dem Koch des Lagers. Indem er seine Fächer zusammenklappte, schnürte er auch die Luftröhren der Wächter ab. Sie waren tot, ehe sie rächeln konnten, aber Syn sorgte dafür, dass jeder einzelne wenigstens einen Blick auf seinen Mörder erhielt. Er schaute ihnen direkt in die Augen und ... grinste dabei voller Genugtuung.
Nur den letzten der Vier bekam er nicht mehr rechtzeitig ins Visier. Jener bemerkte Syn vorab oder eher, dass sein Kamerad dicht neben ihm zusammenbrach. Er konnte Syn noch entgegenstarren, den Mund öffnen und seinen Warnruf als Gurgeln in die Höhle schicken. Dann endete auch sein Leben. Fünfzehn oder sechzehn ... minus vier. Syn trat aus den Schwaden, als diese sich ohnehin wieder langsam auflösten, denn er schickte keine Winde mehr nach. Er sammelte seine Kräfte, um sie gegen das Böseste innerhalb der Höhle zu richten. Er umrundete den Kreis mit Zarrah, betete zu allen Göttern, die ihm hold sein mochten, sie würde noch etwas durchhalten. Dann konnte - dann musste! - Yolintha seiner einfach gewahr werden. Er begegnete ihr mit erhobenem Haupt, aufrechter Haltung und Mordlust im Blick.
"Es wird nicht funktionieren", begann er, hob die Stimme, dass seine Worte von den Höhlenwänden widerhallten. "Denn ich werde dich aufhalten. Du glaubst, ich schaffe es nicht? Du ... hast auch geglaubt, ich wäre im Sand der Schwarzen Arena krepiert. Ich - der Letzte, der stand. Ich - der noch immer steht. Ich - der versteht! Endlich! Dein falsches Spiel, deine falsche Zuwendung ... und ja ... auch Liebe. Du glaubst, ich würde es niemals verstehen. Oh, du glaubst so vieles und in allem irrst du dich! Auch darin zu glauben, Herrin" - Syn spuckte aus - "über mich sein zu können. Aber ich bin mein eigener Herr. Ich bin frei. Ich werde der letzte sein, der hier steht. ICH - SYNNOVER FEDERLUG AUS HYMLIA!"
Syn warf beide Kampffächer zur Seite weg, aber dadurch würde er nicht waffenlos. Er rief den Wind an, um sie zu fangen. Er rief ihn an, um sie fliegen zu lassen, mächtig und pfeilschnell wie Turoks Leib. Ihre Eisenzacken am oberen Fächerrand sollten die Pfeilspitzen sein. Seine Magie würde ihnen den Weg weisen: zwei Fächer, ein schwarzes Herz. Syn jagte seine Waffen mit metallischem Blitzen auf Yolintha zu und erst kurz bevor sie ihren Körper treffen und sich in ihre Brust bohrend sollen, zog er seine Magie zurück, um sie für den wichtigsten Atemnot-Zauber seines Lebens zu sammeln. Er würde nichts mehr dem Zufall überlassen. Dieses Biest würde hier und heute sterben - durch seine Hand. Die Hand eines Sklaven, der frei war, einen Namen besaß und von ihnen beiden als letzter stehen bliebe, weil er verstand, was Liebe und wozu sie imstande war!
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Erzähler » Samstag 1. Februar 2025, 16:48

Syn hatte viel schreckliches gesehen. Er hatte viele Dinge tun müssen, weil man ihn dazu zwang. Er hatte vieles erdulden müssen, weil er keine Perspektive gehabt hatte. Und er hatte sich, nachdem er von Zarrah aus dem Pfuhl der Sünde geholt worden war, anfangs dorthin zurückgesehnt. Er hatte Schwierigkeiten gehabt mit der neu gewonnenen Freiheit umzugehen. Ihm wurde alles schnell zu viel und doch hatte Zarrah nie aufgehört ihn daran zu erinnern, dass er frei war. Sie hatte unermüdlich daran gearbeitet, dass er lernte, wer er war. Dabei stellte sie sich selbst in den Hintergrund. Etwas, das Syn bis dahin nicht gekannt hatte. Und jetzt sah er, wofür sie das alles getan hatte. Um selbst in Ketten zu landen. Sie hatte stets gekämpft, nur um zu verlieren. Syn aber verlor nicht, er überlebte und er tat es, indem er anderen das Leben nahm! Schon in der dunklen Arena war stets er der Überlebende. Er, das weiße Kaninchen. Jetzt war er das nicht mehr, er brauchte kein Pseudonym, denn er war Synnover! Und er war gekommen, um etwas zu tun, was selbstlos und … frei war. Doch er musste sich gedulden. Er durfte nicht vorschnell zuschlagen, sodass er mit ansehen musste, was der Dunkelelfe seines Herzens widerfuhr. Es tat ihm körperlich und seelisch weh zu erkennen, dass sie scheinbar seit geraumer Zeit hier gewesen, und in keinem guten Zustand war. Und trotzdem behielt sie einen letzten Rest Stärke, den sie ihren Peinigern entgegnete. Synnover konnte nicht anders als kurz zu lächeln. Bis der Schrecken erst richtig begann. Das Wesen aus dieser fremden Welt begrabschte die Elfe überall, als wären sie zwei Liebende, die übereinander herfielen. Allerdings hatte dies rein gar nichts mit Gefühlen dieser Art zu tun. Es war eher… Gier. Und die Atmosphäre um sie alle herum war ebenfalls nicht sonderlich einladend. Die beiden Magier, die eine Schriftrolle in den Händen hielten und unablässig murmelten, wurden von den Umstehenden unterstützt. ‚Agash‘. Ob es nun eine Formel oder ein Name war, blieb erstmal nebensächlich. Syn bereitete sich vor.
Er zählte die Opfer, ließ die Magier außenvor und kümmerte sich erstmal nur um die Wachen. Dann schien das Ritual gescheitert. Doch während er noch überlegte, kam ein entscheidendes Detail zur Geltung: Yolintha war anwesend. Und sie sah aus, wie er sie niemals vergessen könnte. Aufgetakelt, herausgeputzt und in ein hautenges Kleid gepresst, dass ihre Rundungen unterstrich. Sie hatte den selben kalten Ton und dieselbe elitäre Haltung. Nichts hatte sich an ihr geändert. Nicht mal der Anblick ihrer eigenen Schwester konnte etwas an dem herrischen Gesichtsausdruck ändern. Und das war sein Moment. Syn fackelte nicht lange. Er konzentrierte sich, dass die Feuer der Fackeln erloschen. Die Rauchschwaden stiegen an der Höhlenwand hinauf und erzeugten eine zusätzliche, schaurige Atmosphäre. Yolitnha krähte noch, dass jemand die ‚verdammten Fackeln‘ entzünden sollte, doch da war Syn bereits an der ersten Wache dran. Es war so mühelos. Und es war etwas vollkommen anderes auf diese Art zu töten. Er war kein Schausteller in diesem Moment. Er war kein Objekt der Lust, das hier neue Kunden gewann.

Syn tat es, weil er wollte. Weil er in sich Rache spürte für das, was man der einzigen Frau in seinem Leben angetan hatte, die ihm wirklich geholfen hatte. Die alles andere aufgegeben hatte, damit er diese zwölf wundervollen Monate hatte erleben dürfen. Er wollte etwas zurückgeben… Es gut machen. Und er würde nicht aufhören, bis es gut wäre. Seine Taktik war gut, das Überraschungsmoment hervorragend. Niemand rechnete mit ihm. Niemand. Und so fiel eine Wache nach der anderen lautlos zu Boden, bis die letzte aufmerksam wurde. Er gurgelte und das rief die arglisten grünen Augen der Schlange auf den Plan. Yolintha deutete auf den Schatten, den Syn darstellte. „WER WAGT ES?“, rief sie kreischend und engte die Augen. Sie war schon immer überheblich gewesen. Es sollte ihr Nachteil sein, dass sie sich für unverwundbar hielt. "Es wird nicht funktionieren. Denn ich werde dich aufhalten. Du glaubst, ich schaffe es nicht? Du ... hast auch geglaubt, ich wäre im Sand der Schwarzen Arena krepiert. Ich - der Letzte, der stand. Ich - der noch immer steht. Ich - der versteht! Endlich! Dein falsches Spiel, deine falsche Zuwendung ... und ja ... auch Liebe. Du glaubst, ich würde es niemals verstehen. Oh, du glaubst so vieles und in allem irrst du dich! Auch darin zu glauben, Herrin" - Syn spuckte aus - "über mich sein zu können. Aber ich bin mein eigener Herr. Ich bin frei. Ich werde der letzte sein, der hier steht. ICH - SYNNOVER FEDERLUG AUS HYMLIA!"
Yolintha sah für einen Moment vollkommen arglos aus. Sie wirkte gar belustigt über den Auftritt, bis sie Synnover endlich sehen konnte. Dann zeichnete sich auf ihrem Gesicht purer Unglaube ab, aber er schleuderte bereits seine Waffen auf sie. Die spitzen Klingen der Kampffächer zeigten bedrohlich auf sie. Die beiden Magier wichen erschrocken zur Seite weg und Yolintha’s grüner Blick bohrte sich in den von Synnover. „DU!“, lachte sie dann boshaft, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er gleichzeitig Magie wirkte. Sie lachte, bis es ihr im Halse steckenblieb. Es war eine Mischung aus Häme, Überheblichkeit und… Unglaube. Unglaube darüber, dass es ausgerechnet das Kaninchen war, das hier auftauchte und alles vermasselte. Unglaube, dass er es sein sollte, der sich über sie erhob und ihr den Garaus machte. Yolitnha röchelte, japste, sie strauchelte. Sie kratzte sich am Hals, als könnte sie so Luft bekommen. Dann riss sie auf einem Tisch, den Syn nicht erkennen konnte vom Balkon einige Unterlagen und Utensilien hinunter. Ehe sie sich wieder herumdrehte und mit ihrem perfekt manikürten Finger auf Syn deutete. Purer Hass schlug ihm entgegen.
Ihre Augen wurden dabei groß, bis sie sich nach hinten drehten und Yolintha’s Körper zu Boden ging. Noch einmal röchelte sie. Dann wich das Leben aus der mittleren Schwester. Die Magier kauerten in einer Ecke, wimmerten leise. Rings um Synnover herum lagen Leichen. Zarrah rührte sich nicht.

Und dann schreckten die beiden Robenträger zusammen, als sich ein Geräusch aus dem Dunkel schälte. Hinter dem Tisch, an dem Yolintha gesessen hatte, traten noch vier weitere Wachen hervor. Doch diese waren nicht dunkelelfischer Abstammung. Es waren Frauen, die wild und zornig aussahen. Sie hoben ihre Waffen, ihre Schilde mit einem Nudelholz darauf und funkelten Syn als Aggressor an. Doch bevor auch hier Leben genommen werden konnten, ertönte vom Balkon, auf dem Syn zuvor gestanden hatte, eine neue, altbekannte Stimme. „Das reicht jetzt!“, sprach sie klar und Ehrfurcht gebietend. „Du bist hier fertig- Kaninchen!“, hörte Syn die nächste Stimme, die sich ihm so vehement ins Hirn gebrannt hatte. Oberhalb seiner Position stand Karrish. Der älteste der Nachklingen war umringt von weiteren Wachen, die allesamt schwer gerüstet waren. Sie liefen bereits auf Syn zu und umzingelten ihn. Eine der Wachen aber legte auf Zarrah an. Er zielte mit einem Pfeil auf die am Boden Liegende und Karrish fixierte Syn mit seinem Blick. „Da bist du also“, sagte der Bruder von Zarrah ohne jedwede Emotion zu zeigen. „Überraschend.“ Kommentierte er schlicht. Dann aber hob er eine Hand und das war das Zeichen, dass sich die ‚wilden Frauen‘ die deutlich nach den Amazonen aussahen, ebenfalls rührten. Sie reihten sich ein, schirmten Syn ab und hielten ihn im Zaum. Dann trat hinter Karrish eine weitere Frau hervor. Sie war eindeutig Dunkelelfe, besaß aber einen verschlagenen, listen Ausdruck im Gesicht. „Er stört unsere Ziele. Er muss verschwinden“, zischte sie eiskalt und Karrish gebot ihr mit einem Finger Einhalt, weiterzusprechen. „Ergreift ihn“, forderte Karrish und ließ Syn festsetzen. Vielleicht nahm er noch einem, zwei oder gar dreien seiner Aggressoren das Leben aber irgendwann war er tatsächlich fixiert. Man fesselte ihn. Und zwar so fest, dass es ordentlich schmerzte. „Kusch, Kaninchen. Auf deinen Platz!“, sagte Karrish mit einer Ruhe, die zusätzlich Zorn heraufbeschwören könnte. Erneut sprach die Listige im Rücken von Karrish. „Wir sollten ihn in der Lava versenken!“, zischte sie und Karrish engte die Augen. Er kam langsam den Weg hinab, während eine Wache die Fackeln wieder entzündete. Sein Gang war erhaben, gemächlich.
Er überragte sie alle. „Nein, Daenwor.“, unterband er die Idee seiner verschlagenen Begleiterin. „Denn ich glaube, ich habe endlich die Lösung für unser Problem gefunden“, sagte er und schaute schließlich von Synnover zufrieden zu Zarrah. Dann drehte er sich zu Syn um, der gleichzeitig zu seinen Fesseln festgehalten wurde. Und sobald er versuchte etwas zu zaubern, erhielt er Schläge, die ihn unterbrachen. „Wusstest du, dass sie uns nie gesagt hat, wo wir dich finden?“, fragte Karrish und schnaubte freudlos. „Als wir erfuhren, dass sie dich befreite – dich und … diesen – wie auch immer er hieß und dieses Mädchen, da wollten wir unser Eigentum zurück. Wir wollten uns selbst darum kümmern.“, erzählte er Syn mit einer Seelenruhe. Er lief zu Yolintha am Boden und betrachtete sie ohne große Gefühlsregung, während er weitersprach: „Niemand stielt uns unseren Besitz und kommt ungestraft davon. Aber… Selbst unter größter Folter und in ihren dunkelsten Stunden, hat sie nie verraten, wo sie dich hingeschickt hatte. Aber“, er drehte sich um, blickte von Yolintha wieder zu Syn. „Jetzt weiß ich auch, wieso…“, ein eiskaltes Lächeln zeigte sich in dem ansonsten so glatten Gesicht. Seine Haaren lagen akkurat, während seine dunkle Kleidung ihm schmeichelte.
Er griff ungeniert über Yolintha’s Leiche hinweg zu einem Weinglas, das heilgeblieben war. Er nippte, wie Syn es unzählige Male gesehen hatte. Dann erst sprach er weiter. „Sie liebt dich. Und das ist der Grund, weshalb es nicht funktioniert!“, schloss er. Daenwor, die unbekannte Dunkle, zischte. „Liebe“, sie spuckte aus und funkelte mit ihren roten Augen böse zu Syn, dann zu Zarrah. „Und das bei einer Reinrassigen!“, spie sie und spuckte erneut. Karrish lachte ohne Freude und tief kehlig. „Oh, Daenwor, das ist wunderbar. Denn.. was wird wohl geschehen, wenn wir ihn vor ihren Augen … quälen? Wird das ihren Hass nähren, dass sie Agash aufnehmen wird?“, er stellte das Glas weg und klatschte wie ein Maestro in die Hände. „Finden wir es heraus!“, rief er. Die Wachen und alle, die noch übrig waren – alle dreizehn einschließlich Karrish, plus Daenwor, also vierzehn – begannen die Leichen aufzuräumen. Auch Yolintha wurde einfach in eine Ecke geschliffen und Karrish ging zu Zarrah, während Daenwor sich um die Magier kümmerte indem sie sie an den Kragen packte und wieder auf die Füße schleifte, die flehten und wimmerten. Syn wurde in Position gerückt, dass er flankiert von den Amazonen und zwei Dunkelelfen-Wachen gut von Zarrah zu sehen wäre, sollte sie erwachen. Zwei Wachen hielten ihn fest, dass er keine Dummheiten machte. Dann aber stieß Karrish nur der Stiefelspitze gegen Zarrah’s Körper. „Aufstehen, Liebes. Zeit, dass du aufhörst so ein stures Miststück zu sein! Ich habe auch ein wirklich himmlisches Geschenk für dich!“
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Synnover » Sonntag 2. Februar 2025, 02:31

Natürlich begegnete Yolintha seinen Worten mit einem höhnischen Grinsen. Synnover kann sie nicht anders. Sie fühlte sich ihm auch jetzt noch überlegen, nachdem er vier ihrer Wachen ausgeschaltet hatte und ihr all seinen Hass aus blitzenden Augen entgegen sprühte. Im Grunde feuerte sie ihn nur an, aber im Gegensatz zu vielen, die ihrem Kalkül impulsiv folgten und deshalb unterlagen, behielt er einen kühlen Kopf. Die Arena hatte ihn geformt, denn dort bedeutete jeder Fehler entweder eine schmerzliche Strafe oder gar den Tod. Das weiße Kaninchen hatte sich kaum Fehler erlaubt und Synnover würde es ebenfalls nicht tun. Er war nicht hier, um Fehler zu machen, obwohl er gelernt hatte, dass auch sie dazugehörten. Man lernte aus ihnen, behielt sie in Erinnerung, damit sich falsche Schritte nicht wiederholten. Niemals wieder würde er seiner Schwester oder Lariana die Luft abschnüren! Wohl aber Yolintha sollte seine Kräfte zu spüren bekommen und es gelang. Sie unterschätzte ihn, weil sie nie mehr als ein Spielzeug und Zeitvertreib in ihm gesehen hatte. Sie glaubte ja nicht einmal, dass er - ihr bester Liebaher, den sie mit einem einzigen Lachen hatte zerschmettern können - sich gegen sie wenden würde. Jetzt ... obsiegte er.
Es war Syn die größte Befriedigung, die Yolintha ihm überhaupt jemals hatte bescheren können, als sie ihre Augen vor Schreck aufriss und sich mit den spitz gefeilten Nägeln über den Hals kratzte, weil sich darin alles zusammenzog. Oh, er verfolgte jedes blutige Rinnsal, das sie sich selbst in ihrer Panik schuf und sah ihren Lebenssaft zu einem Collier bittersüßer Rache wandeln - das letzte Schmuckstück, das sie zieren sollte, bevor die Götter sich ihrer annahmen. Wie belanglos ihr Tod doch war. Sie brach einfach zusammen. Keine Schreie, keine Vergeltungswünsche oder Flüche. Nichts. Sie lag da und war einfach tot. Wie gut es sich anfühlte! Synnover glaubte fast, dass ihm eine Last vom Körper fiel, die auch nach zwölf Monaten fernab Morgerias seine Seele näher an den Boden gepresst hatte. Er spürte, wie sich unsichtbare Wurzeln von seinen Fußfesseln lösten, damit er alsbald endlich würde fliegen können. Sein Blick huschte herüber zu Zarrah im Zentrum des Ritualkreises. Yolinthas wertloser Leichnam war seiner Augen nicht länger würdig. Doch ehe Synnover auch nur einen Schritt in Richtung der Frau machen konnte, deretwegen er eigentlich gekommen war, lösten sich Gestalten aus der Kulisse der Stille. Sie hatten dort ruhig verharrt, aber nun kamen sie auf den Hymlianer zu. Erstmals in seinem Leben begegnete er Amazonen, ohne zu wissen, dass man sie so bezeichnete. Er sah gerüstete Frauen. Vor allem aber sah er, dass sie keine Dunkelelfen waren und das ließ ihn ein wenig überrascht die Stirn runzeln. Er wusste sie nicht einzuschätzen. Waren es Sklaven, die nur so handelten, weil sie wie die beiden Magier sich offenbar dazu gezwungen sahen? Sie konnten unmöglich auf einer Augenhöhe mit Yolintha gewesen sein. Syn zögerte ene Sekunde zu lang.
"Das reicht jetzt!"
Er brauchte sich nicht umzudrehen, nicht zum Balkon empor zu schauen, um zu wissen, wer dort sprach. Einst hatte jede Silbe aus dem Munde dieses Mannes ihm die Welt bedeutet, vor allem wenn er sie als wohlwollend interpretieren konnte. Jetzt jagte Karrish bloße Klangfarbe ihm einen Schauer über den Rücken, dass sich seine Nackenhärchen aufrichteten und er sich erstmals wieder daran erinnerte, was er noch im Nacken mit sich trug.
"Du bist hier fertig - Kaninchen!" Der Name ließ ihn zusammenzucken und kurz seinen Fokus verlieren. Karrish war hier und seine Stimme allein übte so viel Macht über den domestizierten Körper seines Kaninchens aus, dass jener wie paralysiert war. Unfähig sich zu bewegen starrte Syn in die Gesichter der kriegerischen Frauen, während dunkelelfische Wachen heraneilten und ihn umzingelten. Eine ihm fremde Stimme erreichte seine Ohren, ohne dass er sich in der Lage sah, zum Balkon zu schauen. Er kannte die Frau nicht, die dort sprach, zumindest nicht ihrer Stimme nach. Sie redete mit Karrish. Sie musste eine Dunkelelfe sein, denn sie war der Leriums mächtig. Syn verstand die Worte, wenigstens die letzte Forderung. Sie wollte ihn entfernt sehen. Seine Muskeln spannten sich an. Er wusste, dass er etwas unternehmen musste. Warum nur wollte sein Körper nicht reagieren?! Er stand wie unter einem Zauber, dabei beherrschte Karrish keinerlei Magie, soweit er wusste. Das war aber tatsächlich nicht nötig. Sein Befehl genügte. Schon stürzten die Wachen sich auf Syn, um ihn in Gewahrsam zu nehmen. Er wehrte sich kaum, denn es ging nicht. Mit starrem Blick spürte er, dass man seine Handgelenke fesselte und ihn an den Schultern packte, damit er nicht ausscheren konnte. Irgendein Dunkelelf sah es dann als notwendig an, ihm einen kräftig Fausthieb in die Nieren zu verpassen, so dass Syn sich unter dem überraschenden Schlag zusammenkrümmte. Wenigstens holte es ihn aus der Starre heraus.
"Kusch, Kaninchen. Auf deinen Platz!"
"Wir sollten ihn in der Lava versenken!"
"Nein, Daenwor."

Endlich sah Syn die Sprecherin - Daenwor -, denn sie und Karrish kamen den Pfad bis zum Höhlengrund herab, schlenderten an ihm vorbei und würdigten ihn kaum eines Blickes. Karrish hatte allerdings auch für Yolinthas Leichnahm wenig übrig. Er schritt über ihren Leib hinweg, um sich vom Tisch ein Glas Wein zu greifen. Sacht nippte er daran, während Synnover sich endlich wieder befähigt sah, die Lage einzuschätzen. Er hatte den ersten Schrecken abgeschüttelt, ruckte nun ein wenig an seinen Fesseln und erhielt sofort mit einem neuerlichen Schlag auf den Hinterkopf das Signal, hier keinen weiteren Ärger zu verursachen. Als er den Kopf wieder anhob, stand Karrish vor ihm. Er musterte ein entflohenes Eigentum mit ähnlicher Überheblichkeit wie Yolintha sie an den Tag legte und dennoch vollkommen anders. Denn Karrish wusste, sich im Zaum zu halten, so wie er wusste, dass er Syn aktuell um Längen überlegen war. Diese Erkenntnis glitzerte mit boshafter Ruhe in den Augen des Elfen. Synnover stierte ihm rebellisch entgegen.
"Wusstest du, dass sie uns nie gesagt hat, wo wir dich finden? Als wir erfuhren, dass sie dich befreite - dich und ... diesen - wie auch immer erhieß." Razag! Er heißt Raz'ulak der Furchtlose, du elender Bastard! "Und dieses Mädchen, da wollten wir unser Eigentum zurück. Wir wollten uns selbst darum kümmern. Niemand stiehlt unseren Besitz und kommt ungestraft davon. Aber ... selbst unter größter Folter und in ihren dunkelsten Stunden hat sie nicht verraten, wo sie dich hingeschickt hatte. Aber jetzt weiß ich auch, wieso..." Karrish lächelte verschlagen, während Synnover Blick von ihm abwanderte und sich dem Ritualkreis zuwandte, in dessen Mitte Zarrah als der malträtierte Haufen Elend noch immer reglos kauerte, zu dem sie sie gemacht hatten. Folter, vermutlich über mehr als Wochen. Loyalität, die ihn an die geheimnisvolle Stimme erinnerte, die er für seine Luftmagie hielt. Sie passt immer noch auf dich auf. Syn ertrug es kaum mehr, Zarrahs unendliche Treue ihm gegenüber dermaßen gestraft zu sehen. Glücklicherweise lenkte Karrishs Begleitung ihn ab. "Liebe", stieß Daenwor es wie einen Fluch aus. Syn zuckte erneut zusammen. Er wusste es doch längst, doch es nun von Außenstehenden zu hören, die es ebenfalls erkannt hatte, war etwas vollkommen Anderes. Es machte alles greifbarer. Es machte es zur Wahrheit, aber er hatte es nicht von Zarrah hören dürfen. Sein Blick haftete weiter an ihr, ihrem stumpf geworden Haar, den verdrehten Gliedmaßen, all den Spuren der Tortur.
"Und das bei einer Reinrassigen!"
"Oh, Daenwor, das ist wunderbar. Denn ... was wird wohl geschehen, wenn wir ihn vor ihren Augen ... quälen? Wir das ihren Hass nähren, dass sie Agash aufnehmen wird?" Synnover drehte nur langsam den Kopf, um Karrish Blick erneut zu begegnen. Seine Miene zeugte nicht vom Scherz in seinem Herzen. Aber seinem Blick sah man an, dass er sich jetzt am liebsten auf den Nachtklingenbruder gestürzt hätte, um ihn in Milliarden Fetzen zu zerreißen. Doch dann stutzte Syn. Sein Blick engte sich. Er ... wurde selbst ganz ruhig. Lariana hätte sich sofort wieder vor ihm gefüchtet, denn je mehr Karrish redete, desto weiter keimte in Syn eine dermaßen absurde Idee auf, dass er aufpassen musste, nicht gleich laut loszulachen. Wurde er ob all der Ereignisse etwa wahnsinnig? Nein ... nur ... selbstlos vor Liebe. "Finden wir es heraus!"
Plötzlich ging es recht schnell. Einige Wachen räumten die Getöteten beiseite, ohne dass jemand von ihnen groß Notiz nahm. Yolintha wurde auf den Haufen Wachen geworfen. Im Tode waren alle gleich. Daenwor schüchterte die Magier erneut ein, während Karrish zu Zarrah trat und man Syn hinter ihm posittionierte. Er wusste, was sein einstiger Herr nun vor hatte. Er hatte es angekündigt. Nun würde er Folter ertragen müssen. Weitaus schlimmer aber wäre, dass Zarrah es mitansehen und daran zerbrechen sollte. Sie sollte in Hass aufgehen, damit Agash - Syn mutmaßte, es handelte sich dabei um dieses teerartige Wesen - sie in irgendeiner Weise übernehmen konnte. Hätte er mehr von Ritualmagie, Dämonen und dem Harax verstanden, läge alles klar auf der Hand. So konnte er sich nur zusammenreimen, dass Zarrahs Liebe zu ihm von so viel Hass auf Karrish überschattet werden musste, dass dieses schaurige Ritual hier endlich begann. Und das war der Moment, in dem Synnover eine folgenschwere Entscheidung traf und handelte.
"Aufstehen, Liebes. Ziet, dass du aufhörst so ein stures Miststück zu sein! Ich habe auch ein wirklich himmlisches Geschenk für dich!"
"Herr!" Es kam ihm kaum ohne ein Knurren über die Lippen, aber nur so würde Syn wohl genug Aufmerksamkeit des Dunkelelfen erhalten, dass er zumindest seine Ohren ganz dem Namen nach spitzte. "Warum müht Ihr Euch an ihr ab? Warum versuchen, in ihr Hass zu wecken, wo er an anderer Stelle schon vorhanden ist?" Syn wartete auf eine Reaktion, auf ein Umdrehen, damit er Karrish anschauen und ihm genau diesen Hass präsentieren konnte. Ganz gleich, ob es geschah oder nicht, fuhr er fort: "Sie liebt mich also ... und weiter? Glaubt Ihr, ich erwidere es?" Die Worte brannten auf seiner Zunge wie Gift. Aber er musste sie aussprechen, so überzeugend wie mögilch. Er wusste, dass er dazu fähig war. Yolintha und Karrish hatten ihn geformt, dass er es beherrschte. Lügen war doch kein Problem für ihn! So verachtenswert wie es ihm möglich war versuchte Syn, bereits jetzt all seinen Hass in seine Stimme zu legen. Karrish sollte hören, wie sehr er jede einzelne Seele hier zu verabscheuen schien. Er sollte hören, was er in Zarrah erst wecken müsste, in ihm aber bereits vorfände. "Sie hat Euch nicht verraten, wo ich stecke, weil sie Euch gegenüber nicht eingestehen wollte, dass ich ihr entkommen bin. Nachdem sie mich meinem Heim und Euch entrissen und mit diesem stinkenden Ork durch die halbe Welt geschliffen hat, der einfach längst in der Arena hätte sterben sollen! Und nicht einmal die kleine Heilerin hat sie mir gegönnt! Stattdessen hat sie ... mit Eurem Eigentum gespielt. Sie hat sich von mir genommen, was ich ihrer Schwester regelmäßig gegeben habe, weil sie keinen Deut besser ist als diese verfilzte tote Schlampe!" Hier war es nicht einmal schwer, den Hass zu projizieren. Er lenkte ihn nicht auf Zarrah, wo er sich zusammenreißen und lügen musste. Bei Yolintha sprach er direkt aus seinem Herzen und auch Karrish fand dort einen Platz. "Es gelang mir zu entkommen, irgendwo in sumpfigen Wäldern. ich weiß selbst nicht, wie ich mich habe durchschlagen können, doch ich tat es allein. Hörst du, Karrish? Ich hab es aus eigener Kraft geschafft. Ich ... bin ... frei! Ich habe in Freiheit gelebt und erfahren, was Yolintha und du mir mein Leben lang vorenthalten habt! Und Zarrah! Liebe? Ha! Soll sie doch glauben, sie bei mir zu finden, aber ich kam hierher, um zu töten." Er holte Luft. Es musste so echt wie möglich herüber kommen. Es war nicht schwer. "Weil ich sie hasse! Weil ich euch alle hasse! Ich werde dich töten, hörst du? Dich, deine Wachen, die Fremde, euch alle ... und Zarrah! Sie wusste es. Und ich wusste, dass sie mich hatte fliehen lassen! Sie fürchtet mich. Du solltest mich fürchten! Denn niemals wird dich jemand so sehr hassen können wie ich es tue! ICH HASSE DICH!"
Syn wurde immer energischer, wilder. Er versuchte aufzustehen, wappnete sich für weitere Prügel oder drastischere Maßnahmen, ihn an Bewegung zu hindern. Er musste seinen Hass demonstrieren und so versuchte er zumindest, erneut Blickkontakt zu einer Wache aufzubauen, um auch ihr die Luft zu rauben. Sie sollten glauben, dass er blind vor Hass wäre. Gut genährter Hass ... umschmeichelt vom stolz des einst so selbstsicheren, arroganten Kaninchens, das sich in falsche Privilegien kleidete. Denn Karrish musste ihm glauben. "Zarrah hat überhaupt nichts geleistet! Dein Eigentum gestohlen hat sie, es durch die Welt gezerrt, es in ihrer ungezügelten Lust genommen und war nicht einmal imstande, es zu halten! Und sie soll nun diese Macht bekommen, die ich sah? Sie hat es nicht verdient! Ich sollte dort im Kreis stehen. STEHEN, hörst du? ICH! Ich sollte es bekommen! Agash ... AGASH!" Er wiederholte das Worte, das er im Singsang der anderen aufgegriffen hatte. Er brüllte es durch die Höhle, immer fordernder, als wäre er in der Lage, diese Bestie selbst zu rufen. Es war ein verzweifeltes Selbstmordkommando. Eines, das Karrishs Aufmerksamkeit gänzlich von Zarrah ablenken sollte. Zarrah, die liebte und die er erst würde bearbeiten müssen ... dabei hatte er ein von Hass getriebenes, nach Macht und Anerkennung geiferndes Kaninchen in seiner Falle. Syn wusste, was es bedeutete. Er fürchtete sich nicht. Er würde Gutes tun. Er hatte nur Angst, Zarrah könnte alles mit angehört haben ... und ... diesen Worten glauben. Denn er ahnte bereits, dass er keine Gelegenheit mehr erhielt, es richtig zu stellen. Aber hier ging es nicht um ihn. Es ging um sie. Schon immer. Sie war wichtig. Sie hatte es verdient, das Glück zu finden, das sie ihm ein Jahr lang ermöglicht hatte.
Seine Gedanken kreisten um Zarrah, um Lariana, Kira, Crytin, Layan, S'idan, Turok, selbst Professor Filius ... während er sich auch durch Schläge seitens der Wachen nicht abbringen ließ, weiter lauthals Agahs Macht und seinen Platz in diesem Ritual zu fordern. Hoffentlich gewährte ihm dieses Ungeheuer aus den Tiefen, Karrish und sein Gefolge mitnehmen zu können.
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 5. Februar 2025, 12:30

Zu erkennen, dass Zarrah ihn weiterhin geschützt hatte, wie es der säuselnde Wind immer betont hatte, war schwer zu ertragen. Warum war das so? Wieso hatte sie nicht nachgegeben? Zarrah hatte nie für sich persönlich etwas gefordert. Sie hatte ihr Augenmerk auf die ehemaligen Sklaven gelenkt. Crystin hatte mal angedeutet, dass die Dunkelelfe sie beschützt hatte und scheinbar tat sie das auch jetzt noch. Bis zu diesem Moment hatte niemand gewusst, wohin Synnover verschwunden war. Er hätte in Hymlia gelebt, unbescholten und frei. Aber er stand hier, starrte auf den regungslosen Körper, den Zarrah darstellte. Ob sie noch lebte, ließ sich kaum erkennen, doch Karrish schien da zuversichtlich zu sein. Der Dunkelelf, der seiner Schwester durchaus ähnlich sah, besaß diese untrügliche Ruhe. Diese Gewissheit in seiner Art, dass er die Fäden in den Händen hielt und niemand anderes daran zupfen würde. Meist behielt er Recht. Doch Zarrah hatte ihm aufgezeigt, dass Verrat von überall herkommen konnte. Als die Toten auf sein Geheiß hin zur Seite geschleppt wurden, landete auch Yolintha dort. Karrish bewies, wie wenig ihm die Dinge Wert sind, wie wenig Familie ihm wert war. Syn wurde noch einmal ganz bewusst gezeigt, was er längst geahnt hatte: Der Mann war nicht fähig anderes als sein Vorankommen zu erkennen. Die Worte, die er Zarrah am Boden entgegnete, brachten Syn dazu ein Angebot machen zu wollen. Zarrah sollte nicht noch länger gequält werden, doch er wusste auch, dass er dieses Angebot nicht überleben würde. Aber was konnte er schon tun? Er musste sie doch schützen, er hatte es geschworen:
“Herr!“ Karrish hielt inne, als er sich anschickte, Zarrah auf die Beine zu bekommen und drehte sich zu Syn um. Er richtete sich auf, betrachtete ihn mit dieser distanzierten Anmut, die Syn nur zur Genüge kannte. "Warum müht Ihr Euch an ihr ab? Warum versuchen, in ihr Hass zu wecken, wo er an anderer Stelle schon vorhanden ist?" Karrish legte die Hände aneinander und sah Syn weiterhin abwartend an. Er hörte zu, was der ehemalige Sklave zu nutzen wusste. Jetzt oder nie. "Sie liebt mich also ... und weiter? Glaubt Ihr, ich erwidere es?“ Karrish hob eine Augenbraue. Natürlich tat er es, wem machte er etwas vor? Karrish schien gelangweilt. "Sie hat Euch nicht verraten, wo ich stecke, weil sie Euch gegenüber nicht eingestehen wollte, dass ich ihr entkommen bin. Nachdem sie mich meinem Heim und Euch entrissen und mit diesem stinkenden Ork durch die halbe Welt geschliffen hat, der einfach längst in der Arena hätte sterben sollen! Und nicht einmal die kleine Heilerin hat sie mir gegönnt! Stattdessen hat sie ... mit Eurem Eigentum gespielt. Sie hat sich von mir genommen, was ich ihrer Schwester regelmäßig gegeben habe, weil sie keinen Deut besser ist als diese verfilzte tote Schlampe!" Nun aber änderte sich etwas im dunkelgrünen Blick des Ältesten. Er engte kurz die Augen, denn Syn beherrschte seine Lügen nahezu perfekt. Er wusste, wie er die Maske aufsetzen, tragen und halten konnte! Karrish beobachtete ihn, wie das Raubtier, das er war. Syn konnte sehen, dass er Zweifel zu sähen begann.

"Es gelang mir zu entkommen, irgendwo in sumpfigen Wäldern. ich weiß selbst nicht, wie ich mich habe durchschlagen können, doch ich tat es allein. Hörst du, Karrish? Ich hab es aus eigener Kraft geschafft. Ich ... bin ... frei! Ich habe in Freiheit gelebt und erfahren, was Yolintha und du mir mein Leben lang vorenthalten habt! Und Zarrah! Liebe? Ha! Soll sie doch glauben, sie bei mir zu finden, aber ich kam hierher, um zu töten." Daenwor zischte vernichtend, zog ihren Dolch und trat auf Syn zu. Karrish aber hob nur eine Hand, was die Dunkelelfe aufhielt. Der Älteste trat von Zarrah weg und bewegte sich etwas auf Syn zu, der noch immer gehalten wurde. Der aber begann sein Finale: "Weil ich sie hasse! Weil ich euch alle hasse! Ich werde dich töten, hörst du? Dich, deine Wachen, die Fremde, euch alle ... und Zarrah! Sie wusste es. Und ich wusste, dass sie mich hatte fliehen lassen! Sie fürchtet mich. Du solltest mich fürchten! Denn niemals wird dich jemand so sehr hassen können wie ich es tue! ICH HASSE DICH!" Karrish verzog die Lippen zu einem eisigen Lächeln. Ja, den Hass kaufte er Synnover absolut ab. Daenwor schnaubte und spuckte in seine Richtung. „DU solltest dich glücklich schätzen, dass ich dir nicht deine vorlaute Zunge herausreiße, Bursche!“ Karrish entließ ein amüsiertes, brummiges Lachen, das nicht lange währte. „Dieses Feuer!“, kommentierte er nur und nickte den Wachen zu. Sie fassten Syn noch fester an und erneut kassierte er einen Leberhaken. Die Wache erntete seitens Syn einen Blick und seine Luftmagie wirkte auf dem Zunder des Hasses hervorragend. Die Wache ließ ihn los, während er sich entsetzt an die Kehle packte und begann zu röcheln. Er erstickte mühelos, was die anderen Wachen veranlasste Synnover zu schlagen. Syn spürte die brennenden Schmerzen der Fäuste, Übelkeit flutete seinen Verstand, aber auch Zorn. Echter Zorn. "Zarrah hat überhaupt nichts geleistet! Dein Eigentum gestohlen hat sie, es durch die Welt gezerrt, es in ihrer ungezügelten Lust genommen und war nicht einmal imstande, es zu halten! Und sie soll nun diese Macht bekommen, die ich sah? Sie hat es nicht verdient! Ich sollte dort im Kreis stehen. STEHEN, hörst du? ICH! Ich sollte es bekommen! Agash ... AGASH!" Die Wachen hatten Mühe das zornige Kaninchen zu halten, aber sie hinterließen ihre Spuren auf Syn. Doch was machte das? Wenn Karrish sein Angebot annahm, dann hätte er eh ausgespielt.
Aber rettete das Zarrah? Wie sollte er sicher sein, dass er noch handlungsfähig bliebe, sofern er dieses Wesen aufnahm? Er pokerte extrem hoch und Karrish sah eine Weile ruhig zu, wie man versuchte mit Schmerz dem Kaninchen Manieren beizubringen. Bis der Älteste der Nachtklingen seine Hand hob und die Schläge aufhörten. Er nickte Daenwor und einer Wache zu, die daraufhin sofort zu Zarrah gingen und sie auf die Beine hievten. Die Dunkelelfe schien langsam zu Bewusstsein zu kommen, doch sie musste gehalten werden, damit sie endlich wieder stand. Ihre Arme knackten erneut und ließen Zarrah aufgrund der Schmerzen erneut in die Knie gehen, doch fallen konnte sie nicht. Daenwor grinste boshaft in Syn’s Richtung. Der Kopf der Elfe war nach vorn gefallen, sodass sie noch nicht den Blick heben konnte. Karrish aber rückte in Syn’s Nähe, ehe er sich zu Zarrah umdrehte und auf sie nickte. „Sieh hin, Kaninchen“, begann er und gab mit zwei Fingern seiner rechten Hand ein Zeichen. Zarrah wurde mit dem Rücken zu Syn gedreht. Dann entblößte man den schmalen Rücken, grün und blau von vielen Monaten der Drangsalierung. Was jedoch hervorstach war die Narbe, die Syn schon lange kannte.

Karrish’s Stimme war nicht laut und doch ohrenbetäubend in diesem Moment: „Zarrah’lindae ist bereits vorbereitet für das, weshalb sie überhaupt noch lebt. Sie ist es, die schon unsere Eltern markiert haben, damit dieser Tag kommt. Damit sie ihre einzige Bestimmung erfüllen kann. Siehst du es, Kaninchen? Kannst du erkennen, was sie ist?“, fragte er und es schwang ein gewisser Unterton mit, dass er es nicht erwarten konnte, endlich an ein langwährendes Ziel zu gelangen. Es war… Vorfreude. „Deine Worte mögen richtig sein und ich schwöre dir, ich nehme dein Angebot an!“, er wandte sich Syn wieder zu, während man Zarrah erneut an die Fesseln legte, zwei Amazonen diese spannten, damit sich die Elfe hielt. „So viel Eifer soll man nicht unbeachtet lassen, nicht wahr? Du wirst einen Platz in der Riege dieser neuen Welt erhalten und du wirst an ihrer Seite stehen. Du wirst jeden Tag die Gelegenheit haben, deinen Hass zu zeigen, ihn zu leben, durchtränkt davon zu werden. Es ist mir einerlei, was du fühlst!“, wurden seine Worte giftig und zischend. Auch er hasste. „Du bist nichts, Kaninchen. Nichts für mich, für meine Familie und du wirst nichts für sie sein. Sie wird sich nicht mal nach dir umdrehen, wenn ich mit ihr fertig bin. Du wirst nur alles entfachen. Mit deinem Auftauchen wirst du es sein, der es endlich möglich macht!“, fauchte er und kalt lag der grüne Blick auf ihm.
Dann aber nickte er und die Magier wurden herangeholt. Der Mann blickte unsicher zu Syn. Er versuchte seinen Blick aufzufangen, hatte seine Rede ebenfalls gehört und fragte sich wohl, wer er sein mochte, dass er so viel Mut besaß. Dann aber musste er sich gemeinsam mit der Rothaarigen über die Schriftrolle beugen und sich darauf konzentrieren. Es war vermutlich eben jene Schriftrolle, die Zarrah hatte finden wollen. Ob sie das alles hatte verhindern wollen? Würde er je erfahren, was sie eigentlich im Sinn gehabt hatte? Dann kam endlich Leben in die Dunkelelfe. Langsam, gemächlich hob sie den Kopf, dass ihre Haare die Sicht freigaben. Als sich die Augen öffneten, war darin nicht mehr viel von Stärke zu erkennen. Selbst die stärkste Person war irgendwann am Ende ihrer Kräfte. Daenwor und die Wache waren von ihr zurückgetreten, aus dem Kreis heraus und standen am Rand. Daenwor freute sich diebisch dem Spektakel beizuwohnen. Zarrah aber blickte nun endlich in Syn’s Richtung.

Ihr Blick ruhte auf seinem Gesicht. Lange. Es dauerte. Dann schnaubte sie und wandte ihn ab, als ihr Blick Karrish traf. „Lug und Trug…“, krächzte sie mit rauer Kehle. Sie spuckte aus, tief Rot tropfte es zu Boden. Sie war verletzt. Gebrochen. „Noch immer um keine Tricks verlegen, Karrish…“, murmelte die Dunkelelfe und glaubte scheinbar nicht daran, dass Syn echt war. Doch ihr Bruder ließ sich nicht nehmen, den Irrtum aufzuklären. „Trick? Nein, liebe Schwester. Dieses Mal nicht. Und weißt du was? Er ist gekommen, um uns alle zu töten! Einschließlich dich, weißt du? Er hat eben verkündet, wie sehr er dich hasst. Dich… und mich und…“, er deutete auf die tote Yolintha. „Sie hat er bereits erwischt. Ulkig nicht? Er sagte, dass deine Liebe zu ihm nichts wert ist. Dass er dir entkommen ist und er sich jetzt für alles rächen möchte!“, flötete er viel zu vergnügt. Ihm war das egal, aber er wusste, dass die Worte Zarrah mehr verletzten, als es die körperliche Züchtigung je könnte. Zarrah runzelte die Stirn, doch dann ruckte ihr Blick zurück zu Synnover. Sie starrte ihn genauer an. Sie wusste nicht mehr, was real und was nicht war. Er konnte sehen, wie sehr sie sich bemühte einen klaren Kopf zu behalten. Doch dann blinzelte sie und ihr Blick brach erneut. Sie erkannte die Wahrheit. Dass Syn wirklich hier war. „Synnover…“, murmelte sie mit aller Wärme, die ihr noch blieb. „Wieso bist du nur hergekommen…“, seufzte sie und sank etwas in ihren Ketten zusammen. Die Erkenntnis schaffte sie. Er konnte sehen, wie viel es ihr bedeutete, ihn endlich wiederzusehen. Und wie sehr es sie schmerzte. Dann aber blickte sie erneut in sein Gesicht. „Du warst frei… Endlich frei…“, murmelte sie. Noch immer lag er ihr am Herzen. Die Worte von Karrish aber wirkten in ihr. „Oder… erst, wenn wir nicht mehr sind… Wenn nichts mehr an uns erinnert…“, überlegte sie und schloss die Augen wieder. Sie nickte. Selbst jetzt würde sie es verstehen. Selbst jetzt gestand sie ihm zu, so zu empfinden, obwohl es ihr das Herz herausreißen musste, nach allem, was er inzwischen über ihre Beweggründe wusste. Selbst jetzt glaubte sie nicht, dass er ihretwegen kam. Sondern aufgrund seiner Rache. Zarrah würde nie glauben, dass etwas anderes in ihrem Leben existierte, außer Schmerz und Missachtung.

Karrish aber unterbrach sie. „Nun, Liebes – es wird Zeit. Da wir alle verstehen, was du für diese Kakerlake empfindest und er so erpicht darauf ist, es uns allen heimzuzahlen, wird es nun Zeit dir endlich deine Aufgabe zu erteilen!“ Er zückte ein Messer und Zarrah sah auf. Ihre Augen legten sich auf die Klinge, dann zog sie ihre Brauen zusammen. „Du musst ihm nicht wehtun…“, murmelte sie verstehend und ihr Blick glitt zu Syn. „Du musst nicht… ich akzeptiere es jetzt“, murmelte sie und ihr fehlte deutlich die Kraft, sich mehr als so zu wehren. Sich mehr einzusetzen. Karrish aber lachte bitter. „Ja aber Schätzchen, ich muss doch dafür sorgen, dass er auch bereit ist. Für alles, was Agash folgen wird, müssen wir doch Vorkehrungen treffen. Wir haben schließlich eine Abmachung!“, sagte er und Zarrah schluckte, ehe sie hustete und erneut Blut aus ihrem Mund tropfte. „Nein… nein… die Abmachung war eine andere… ich nehme Agash auf und erfülle meine Bestimmung. Dafür lässt du ab von ihm…“, murmelte sie. Sie hatte sogar in all den Monaten seine Freiheit verhandelt. „Ja, aber er bot sich doch so heroisch an? Wieso sollte ich das ablehnen?“, fragte Karrish genüsslich. Zarrah rüttelte an ihren Fesseln und etwas Wut flammte auf, die sofort durch die Schmerzen abgeflacht wurde. „Lass ihn einfach in Ruhe…“, murmelte sie reichlich geschwächt. „Er wird gehen… er wird euch in Ruhe lassen“, sagte sie schließlich und blickte Synnover direkt wieder an. „Er wird leben und vergessen. Er wird es hinter sich lassen und ich… ich verspreche dir, du wirst deine Rache so oder so bekommen“, sprach sie direkt mit ihm. „Agash wird die Armeen des Harax anführen und für den dunklen Herrscher kämpfen. Seit Jahren sucht mein Volk nach der Ritualmagierolle“, erklärte sie und schaute nur Syn an. Karrish unterbrach sie nicht. „Ich wollte sie vorher finden. Wollte sie ihnen vorenthalten. Das war der Grund, wieso ich damals… wieso ich euch bat…“, sie holte tief Luft. Sie musste schwer verletzt sein, denn erneut hustete sie. „Meine Eltern zeichneten mit Hilfe von Runen und Ritualmagie ein Sigel auf meine Knochen“, das musste der Grund für die Narben sein. „Sie markierten mich für die Anführerin der Heere des Harax. Agash. Eine Dämonin, die im Gegenzug die Befehle des dunklen Herrschers ausführen wird. Dafür lebt sie in mir…“, erklärte sie weiter und Daenwor lachte voller Vorfreude auf. „So ist es!“, zischte sie und sah ebenfalls zu Syn. „Und du wirst einer ihrer Lakaien werden!“ „Nein!“, rief Zarrah entschieden. „Ich höre auf zu kämpfen, wenn er frei ist!“, sagte sie und Karrish musterte seine jüngere Schwester.
Er schien zu überlegen. Dann wandte er den Blick zu Synnover. „Einverstanden“, sagt er mit so viel Genugtuung, dass einem schlecht werden könnte. „Du gestehst ihm ja immens viel zu, dafür, dass er dich so sehr hasst!“, sprach er mit Zarrah, sah aber Synnover an dabei. Und die Elfe? Die nickte lediglich. „Ich verlange nicht, dass es anders ist… wir haben sein Leben auf dem Gewissen, Karrish… Er hat jedes Recht dazu“, murmelte sie und schaute zu den Ritualmagiern: „Fangt schon an…“.
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Tierische Begleiter: Turok (Pegasus)

Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Synnover » Mittwoch 5. Februar 2025, 15:10

Ohne Kiras Bemühungen wäre Crystin niemals in Hymlia aufgeschlagen und ohne ihr Auftauchen hätte Synnover vielleicht ein Leben im Glauben führen können, dass Zarrah gestorben war, aber er hätte zumindest mit ihr abschließen können. So jedoch hatte er gewusst, dass eine Chance bestand, sie lebend zu finden und vor allem zu retten. Wie könnte er da frohen Mutes seinen Alltag weiter bestreiten, wie einer Ausbildung nachgehen, die doch nur Schein für seine Rachepläne war und wie könnte er Lariana lieben, ohne stets an die Dunkelelfe denken zu müssen? Auch mit der Annahme ihres Todes wäre es nicht gut ausgegangen. Denn spätestens jetzt, wo er Karrish und Yolintha nachgejagt wäre, hätte er sie ja finden müssen ... oder das, was von ihr noch übrig war. Es blieb nicht viel. Zarrah lag wie ein lebloses Häufchen Elend am Boden und nur Karrishs gnadenloses Fordern an sie, wach zu werden, schenkte Syn die Zuversicht, dass es noch nicht zu spät wäre. Doch wie sollte er sie jetzt noch retten? Ihr älterer Bruder war vollkommen von ihr eingenommen, hatte 'sein Kaninchen' in die Schranken gewiesen. Synnover war umzingelt von Wachen, von Amazonen. Er wurde festgehalten und beim kleinsten Zeichen von Rebellion sofort mit einem Hieb oder Tritt bestraft. Um seine Magie einzusetzen, wären es zu viele, zumindest wenn er auf die Atemnot zurückgriff. Aber Synnover hatte in den vergangenen Monaten nicht nur diesen Spruch gelernt. Vielleicht könnte er seinen Luftschild aufblähen, so wie er es bei seiner Eignungsprüfung mit S'idan getan hatte. Möglicherweise gelänge es ihm auch, einen kleinen Wirbelwind zu erzeugen, in dessen Auge er stünde. Leider waren die Wachen noch zu nah an ihm dran, als dass es Wirkung zeigen könnte. Ein solcher Sturm wäre hilfreich, sobald er Zarrah erreicht hätte, um alle anderen von ihr fernzuhalten. Aber wie, wie sollte er nur an sie herankommen?
Syn griff nach dem letzten Stohhalm, auch im Wissen, dass er damit sein eigenes Schicksal endgültig besiegelte. Er zögerte nicht. Er zweifelte nicht, dass es das Richtige war. Er überlegte allerdings auch nicht, ob Zarrah ihr Leben würde retten können, wenn man ihn mit ihr austauschte und er den Tod fände. Karrish hörte seinem Angebot aufmerksam zu. Er schien angetan, lehnte es letzten Endes aber dennoch ab. Stattdessen ließ er Zarrah anheben, drehen und zeigte Syn die Narbe an ihrem Rücken. Der Hymlianer erinnerte sich eher an das Gefühl seiner Fingerspitzen auf ihrer Haut, während er Zarrah sanft berührte, als dass ihm die Form der Narbe noch so geläufig wäre. Syn hatte nie nachgehakt, ging von einer Kampfverletzung aus. Sowas passierte. Nun aber offenbarten sich ihm nicht nur die Hintergründe für diese Narbe, sondern auch, warum Zarrah ihre eigenen Eltern ermordet hatte. Er verlor für einen knappen Moment seine beherrschte Miene und riss die Augen überrascht auf. Natürlich konnte Karrish dies immer noch als echtes Entsetzen interpretieren. Es kam schließlich nicht oft vor, dass man das eigene Kind, sowie die eigene Schwester am Knochen markierte, damit ein Dämon von ihr Besitz ergreifen konnte. Synnover lief es eiskalt den Rücken herunter und er bekam das dringende Bedürfnis, sich an jener Stelle zu kratzen, wo er bei Zarrah die Narbe sah.
"Du bist nichts, Kaninchen", lenkte Karrish mit einer ungemeinen Vorfreude in seiner sonst eher beherrschten Stimme die Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Nichts für mich, für meine Familie und du wirst nichts für sie sein. Sie wird sich nicht mal nach dir umdrehen, wenn ich mir ihr fertig bin."
"Was kümmert es mich?", schnarrte Syn mit kaschiertem Desinteresse zurück. Innerlich aber rütteten Karrishs Worte an seinem Mut. Was wäre schlimmer als Zarrah sterben zu sehen? Wenn sie lebte, mit ihm an ihrer Seite, wobei sie ihn allerdings vollkommen vergaß. Sie wäre nur noch eine Hülle, ein Gefäß für eine dämonische Bestie und Synnover sollte ihr Schicksal teilen - als Lakai. Schon wieder ein Sklave. Er schluckte leer, wusste nicht, ob das Zittern seiner Knie von dieser entsetzlichen Vorstellung kam oder weil die Wachen inzwischen einmal zu oft zugeschlagen hatten. Karrish schien nichts zu bemerken. Er war regelrecht euphorisch, dem Kaninchen und allen anderen den Plan zu verraten, für den Zarrah schon immer vorgesehen gewesen war. "Du wirst nur alles entfachen. Mit deinem Auftauchen wirst du es sein, der es endlich möglich macht!"
Syn ließ den Kopf hängen, die Zähne fest aufeinander gepresst. Er sah wütend aus und das war er auch, aber sein Zorn und sein Hass lenkten sich gerade nach innen. Anstatt Zarrah zu retten, führte er sie nun durch seine bloße Anwesenheit in den Untergang ... und er konnte nichts tun. Still wie so üblich weinte er, verlor dabei aber nur eine einzelne Träne. Sie tropfte vor ihm zu Boden, verdampfte, noch bevor sie sich dort zu einer winzigen Pfütze hätte ausbreiten können. Selbst hier in der Höhle herrschten deutlich hohe Temperaturen. Dann glitt Synnovers Blick zur Seite, weil er instinktiv das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Er behielt Recht. Der herangescharrte Magier musterte ihn unsicher. Syn schüttelte kaum merktlich den Kopf, erwiderte den Blick des Fremden jedoch eindringlich. Tu es nicht, sprach er aus, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Er hielt jedoch offen, ob das den Magus verschonen würde. Syn wusste es ja selbst nicht. Eigentlich hatte er niemanden am Leben lassen wollen. Sein Plan ging gerade gehörig in die Hose, während hinter seiner Stirn sämtliche Zahnräder in Gang gesetzt wurden, um irgendeine Lösung zu entwickeln. Ach, wenn ihm doch nur etwas einfallen wollte!
Die Antwort kam von unerwarteter Stelle und extrem schwach, aber sie schenkte mit der bloßen Nennung seines Namens - seines richtigen Namens, noch dazu auf Hymlikor - so vieles zurück, das Syn gerade verloren glaubte: Wärme, Zuversicht, Mut, Liebe und die Gewissheit, dass sie ihn soeben erkannt hatte. "Synnover..." Das allein reichte aus, um ihm wieder Kraft zu verleihen, enorm viel Kraft. Er fühlte sich beflügelt ... geliebt. Jegliche Worte Karrishs prallten an ihm ab. Sie konnten Syn nicht berühren. Hingegen schien er es auch gar nicht darauf abgesehen zu haben. Zarrah war das Ziel und Syn erkannte es, als er den Kopf hob und sich sein Blick mit dem ihren traf. Ihrer brach. Das weiße Kaninchen war ein perfekter Lügner. So gut, dass seine Lüge sogar Zarrahs Herz erreichte, wenn sie auch nur von ihrem Bruder wiedergegeben wurde. In ihm krampfte sich alles zusammen.
"Wieso bist du nur hergekommen... Du warst frei ... Endlich frei..." Er schüttelte den Kopf. Wie könnte er frei sein, wenn sie es nicht auch war? "Oder ... erst, wenn wir nicht mehr sind... Wenn nichts mehr an uns erinnert..." Als könnte ich dich vergessen. Hörst du nicht? Synnover versuchte, Zarrah und nur ihr allein seine Gefühle durch bloße Blicke mitzuteilen, aber die falsche Erkenntnis nahm ihr jeglichen Widerstand. Sie ließ den Kopf hängen, sank geradezu in sich zusammen, so dass nur noch die Ketten sie an Ort und Stelle hielten. Karrish wollte Synnover quälen ... es gelang ihm so gut! Syn wollte etwas sagen, irgendetwas. Alles deutete nicht nur darauf hin, dass sein Bemühen vergebens wäre, sondern dass er Zarrahs Schicksal durch sein Auftreten zusätzlich verschlimmert hatte. Das wog schwer. So wollte er ihr wenigstens sein Herz offenlegen. Vielleicht verzieh sie mit dem letzten Atemzug, dem letzten Herzschlag ... bevor das Unaussprechliche passierte.
Doch ehe er auch nur die Gelegenheit zum Sprechen erhielt, mischte Karrish sich wieder ein. Er zückte einen Dolch, woraufhin Zarrah kraftlos zu betteln begann, er mochte ihn - Synnover - verschonen. Und dann holte Karrish zum verbalen Schlag aus. Fast war es so, als hätte er nur auf diesen Moment gewartet. Seine Worte waren eiskalt, dass sie schmerzlich in Synnovers Herz schnitten. Abmachung?! Er starrte beide verbliebenen Nachtklingen an. Er konnte nicht glauben, was er soeben erfuhr. Zarrah schützte ihn schon so lange - vermutlich Jahre! War es ihm deshalb als Sklave verhältnismäßig gut gegangen unter der Familie Nachtklinge, weil sie ein Auge auf ihn hatte? Die Dunkelelfe suchte nach verbliebenen Kräften, um Syn noch einmal anzuschauen. Sie wollte es ihm erklären, ihm alles erzählen. Auch sie glaubte nicht mehr daran, dass es jemals wieder eine Gelegenheit gäbe. Es wurde Zeit, dass er die Motive hinter ihren Worten und Taten erfuhr. So berichtete sie ihm vom Grund, die Schriftrolle der Ritualmagie überhaupt suchen zu wollen. Für sie persönlich war sie nur minder interessant. Es ging einzig und allein darum, die Pläne des Dunklen Herrschers zu vereilten. Auch Zarrah kämpfte ihren Lebtag lang gegen Sklavenketten an, die man ihr auferlegt hatte. Nur nach außen hin durfte sie Rang und Namen behalten, ansonsten unterschied sie doch sehr wenig vom weißen Kaninchen.
Ein weiteres Mal versuchte sie, ihn dazu zu bewegen, jetzt noch umzukehren. Wenn er einfach ginge und alles vergaß ... er hätte niemals zurückkommen sollen! Aber ich liebe dich...
Zarrah blieb jedoch die Einzige, die Syn ziehen lassen wollte. Nicht einmal Daenwor unterstützte ihre Bitte. Stattdessen trat sie an Synnover heran, grinste ihm unverhohlen entgegen und glaubte offenbar, dass er nicht verstand, wenn sie alles ins Lerium verpackte. Aber als Sklave unter Dunkelelfen schnappte man vieles auf, lernte ihre Sprache - jedenfalls die Worte und Phrasen, die wiederholt fielen. Dazu zählten sogar Begriffe wie der des Lakaien, denn Synonyme für Sklaven drangen häufig aus den Mündern derer, die sich als Herren betitelten. Letztendlich war es aber gleich: Lakai, Leibeigener, Sklave ... all diese Bezeichnungen drückten doch nur den geringen Wert eines Individuums aus, das so nicht angesehen wurde. Es war ein lebendiges Ding, Mittel zum Zweck ... und jedes dieser Subjekte sollte am besten dankbar dafür sein!
"Nein!" Zarrah holte ihre letzten Kraftreserven aus sich heraus. Es war unglaublich, dass sie überhaupt noch etwas übrig hatte. Ihre Stimme hallte von den Höhlenwänden wider und ließ alle Anwesenden in ihre Richtung blicken. "Ich höre auf zu kämpfen, wenn er frei ist!"
"Einverstanden"
, entgegnete ihr Bruder nach kurzer Überlegung, wandte sich zu Synnover herum und schaute ihn aus vollster Zufriedenheit an. "Du gestehst ihm ja immens viel zu, dafür, dass er dich so sehr hasst!"
"Ich verlange nicht, dass es anders ist ... wir haben sein Leben auf dem Gewissen, Karrish ... Er hat jedes Recht dazu."

Karrish genügte das. Er wollte nicht länger warten. Er würde allerdings enttäuscht werden und seine Geduld nun auf die Probe gestellt. "Fangt schon an..." "Warte...t ... Herr!" Dieser eine Begriff zählte mitunter zur schwersten Prüfung. Syn wollte ihn nie wieder in Karrishs Gegenwart aussprechen, aber wenn er jetzt schwieg, wäre es zu spät. Er wartete ab, ob Karrish wirklich innehielt. Dann sah er an ihm vorbei und sprach direkt zu Zarrah: "Denk zurück an den Waldsee, jüngste der Nachtklingen. Erinnere dich an den Dolch - deine Klinge, die du mir geradezu aufgedrängt hast! Kommt dir dein eigener Befehl noch in den Sinn? Du hast mich aufgefordert, dich abzustechen." Syn erinnerte sich noch gut daran. Damals hatte Zarrahs Provokation ihn in eine Ecke gedrängt, so dass er einem Impuls gefolgt war, nur um aus dieser Drucksituation herauszukommen. Sofort hatte er es bereut und gewusst, dass er sie als einzige Nachtklinge nicht hatte töten wollen. Sie nicht.
Damals flüsterte ihm der Wind zu, nannte ihm die Methode, den Atemnot-Zauber umzukehren und so eine belebende Wirkung zu erzielen. Es war das erste Mal, dass Syn Zarrah hatte das Leben retten können. Nun wollte er es wieder tun, kostete es, was es wollte! Denn inzwischen war er emotional noch weiter. Er hatte erkannt, dass er sie aufrichtig liebte, so wie er auch Lariana liebte. Er könnte sein eigenes Leben nicht ohne sie weiterführen. Nicht, wenn das hier ihr Schicksal wäre und er nichts unernahm. Trotzdem durfte er sich von seinen Emotionen nicht dazu hinreißen lassen, sie Karrish und den anderen Dunkelelfen offenzulegen. Seine Lüge musste aufrecht erhalten bleiben, damit er zu einem geeigneten Zeitpunkt zuschlagen könnte. Es war lediglich notwendig, dass Zarrah diese List irgendwie durchschaute. Syn wählte seine Worte an sie mit reichlich Bedacht. Es blieb nur die Hoffnung, dass sie erfolgreich würde zwischen den Zeilen lesen können.
"Ich rannte davon, weißt du es noch? Ich lief durch den Wald im Glauben, dass du am Seeufer dein Ende fändest. Ich glaubte, du würdest sterben." Syn seufzte aus, sammelte sich. Er richtete seinen Blick auf Zarrahs Augen, die selbst gebrochen immer noch so wunderschön waren. Wie gern hätte er sich einfach in ihnen verloren und vergessen. Ihm war jedoch bewusst, dass er niemals wieder die Gelegenheit hätte, würde er sich jetzt diesem Wunsch hingeben. Nein, er musste noch ein wenig durchhalten. Er musste immer noch kämpfen. Er musste Zarrah mit seinen Worten erreichen! "Wenn du dich erinnerst, was am in dieser Nacht am Waldsee geschehen ist, kennt du die Wahrheit. Und dann weißt du, dass ich nicht einfach gehen kann. Ich bin gekommen, dich zu holen, Zarrah'lindae von den Nachtklingen! Und ich werde jedes Hindernis beseitigen, das sich mir dabei in den Weg zu stellen wagt." Der Grund hing unausgesprochen im Raum. Nur deshalb war Synnover hier. Nur deshalb verteidigte Zarrah seine Unversehrtheit so vehement. Sie wussten nicht, was Liebe war? Sie wussten es nur allzu gut, vielleicht besser als sonst jemand hier in der Höhle! Somit wussten sie auch, dass Synnover niemals würde frei sein können, ohne dass Zarrah nicht auch frei wäre. Und solange ihn diese selbst auferlegten Ketten aus Liebe hielten, so lange würde Zarrah weiterkämpfen müssen. Sie beide würden kämpfen - füreinander.
Und wenn einer von beiden starb, würde der jeweils andere auf ewig diese Ketten tragen. Er wäre Sklave seines eigenen Gewissens, seiner eigenen verlorenen Liebe. Sie war eine gnadenlose Herrin mit malträtierender Peitsche. Das durfte nicht geschehen! Für Synnover stand fest: Entweder kamen Zarrah und er hier und heute beide frei oder keiner von ihnen.
Der luftmagisch über Monate ausgebildete Hymlianer legte sich einen Plan zurecht. Er griff nach einem weiteren Strohhalm, klammerte sich daran und es kam einem Wunder gleich, dass er ihn überhaupt hatte finden können. Seine Zeit in Hymlia war nicht vergeudet. Er hatte Zarrah - und auch Crystin, all seine Freunde - zurückgelassen, aber nicht, um sie zu vergessen. Nicht, um ein sorgloses Leben zu führen, ohne sie zu berücksichtigen. Selbst im Glauben, sie seien alle gestorben, hatte er seine Zeit genutzt. Die Motive mochten Rache gegenüber den Nachtklingen gewesen sein, aber das Erlernte konnte er auch auf andere Felder ausweiten. Es war nicht umsonst, was er alles gelernt hatte. Es konnte ihm auch bei einem Rettungsversuch nutzen. Syn sammelte seine arkanen Kräfte, um sich mental auf einen Gegenschlag vorzubereiten. Er sollte größer ausfallen als alles, was er bisher mit der Luftmagie gewirkt hatte. Er wollte sich an einer Kombination von gleich drei seiner gängigen Zauber versuchen. Der Druck war enorm, denn es musste gelingen. Es war die letzte Chance.
Noch einmal ging er gedanklich durch, wie er es anstellen wollte. Syn besaß den Windschild, mit dem er S'idans massige Gestalt schon erfolgreich von sich hatte wegdrängen können. Wenn er diese Erfahrung einsetzte und den Schild nutzte, um sich von den Häschern zu lösen, die ihn umklammert hielten, dann wäre er nicht nur handlungsfrei, sondern alle Dunkelelfen und Amazonen auch weit genug fort, um den zweiten Part seines gewaltigen Zaubers anzugehen. Aus dem Windschild wollte Synnover einen Wirbelwind entstehen lassen. Den Umfang würde ihm das verdrängende Schild geben. Er stünde im Zentrum. Danach müsste er die geballte Luft nur noch in Bewegung setzen, sie drehen, um sein eigenes Zentrum herum. Schneller und immer schneller musste sie wirbeln, bis er den Sturm entfachte, der alle Feinde auf Abstand hielt. Schließlich - und das war ein Glücksversuch - wollte Syn den Umstand anwenden, dass mit genug Kraft die Luftmagie auch zu einem schneidenden, klingenartigen Wind werden könnte. Wenn er die einzelnen Windpartikel bündelte, so dass sie im Sturm gefährliche Spitzen bildeten, gelänge es ihm möglicherweise, alle im Umkreis seiner Macht mit bloßen Windklingen aufzuschlitzen. Alle außer sich selbst und jene in seinem unmittelbaren Zentrum. Zarrah...
Er hatte eine Kombination dieser Art niemals zuvor in seinem Leben versucht. Er wusste nicht einmal, ob es möglich war, die Luftmagie so einzusetzen. Vielleicht erwartete er bereits zu viel von sich selbst. Vielleicht überschätzte er sich, aber was spielte es für eine Rolle? Wenn er nun nicht alles gäbe, wäre alles verloren, was ihm wichtig wäre. Wind? Wenn du noch da bist, mich noch immer hören kannst ... ich brauche deine Hilfe. Dieses eine Mal, ich bitte dich!, rief er aus purer Verzweiflung die Stimme an, die er damals in Trauer in die Schranken gewiesen hatte und die seither verstummt war. Eine Stimme, die Professor Filius als seltsam bezeichnet hatte und von der Synnover sich laut seinem Rat lieber fernhalten sollte. Nichts dergleichen würde er jetzt tun. Und wenn er selbst einen Pakt mit Dämonen eingehen musste, dann würde es so sein. Für Zarrah würde er sich aller Mittel bedienen! Wind, ich bitte dich! Hilf mir! Danach kannst du mich verlassen, um selbst endlich frei zu sein. Ich halte dich nicht an mir. Ich werde deine Kraft nicht länger unterwerfen. Nimm dir, was du von mir brauchst, um dich zu lösen. Aber jetzt musst du mir - uns! - helfen.
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. Februar 2025, 14:10

Syn stellte die Geduld seines einstigen Herrn erheblich auf die Probe. Aber Karrish wähnte sich auch am Ziel, sodass er milde genug gestimmt war, für das, was Syn noch zu sagen hatte, bevor alles enden würde.
"Denk zurück an den Waldsee, jüngste der Nachtklingen. Erinnere dich an den Dolch - deine Klinge, die du mir geradezu aufgedrängt hast! Kommt dir dein eigener Befehl noch in den Sinn? Du hast mich aufgefordert, dich abzustechen.“ Zarrah hob den Kopf an, blickte zu Synnover auf. Auch wenn ihr Körper blutete, war ihr Blick in der Lage zu fixieren. "Ich rannte davon, weißt du es noch? Ich lief durch den Wald im Glauben, dass du am Seeufer dein Ende fändest. Ich glaubte, du würdest sterben. Wenn du dich erinnerst, was am in dieser Nacht am Waldsee geschehen ist, kennt du die Wahrheit. Und dann weißt du, dass ich nicht einfach gehen kann. Ich bin gekommen, dich zu holen, Zarrah'lindae von den Nachtklingen! Und ich werde jedes Hindernis beseitigen, das sich mir dabei in den Weg zu stellen wagt." Einen Moment hingen die Worte in der stickigen Höhle zwischen ihnen und all jenen, die sie hatten hören können. Zarrah schaute Syn lange an, ohne, dass sich etwas regte. Dann aber konnte Syn etwas entdecken, das nicht zufällig geschah. Zarrah’s Blick wurde eine Spur belebter. Hoffnung und Absolution fanden darin einen Funken und lösten eine einzelne Träne aus dem tiefen Grün ihrer Seele. Und dann… dann hob sich der Mundwinkel eine Spur und sie lächelte leicht. Niemand sah es, weil niemand auf so etwas achtete. Sie alle sahen lediglich das Gefäß in ihr, das sie sein sollte. Aber Syn entdeckte so viel mehr. Wie lange der Moment auch zwischen ihr und ihm dauerte, Karrish hatte sich abgewendet, um die Ritualmagier anzuhalten, endlich zu beginnen. Neben Syn entstand bereits das Gemurmel unverständlicher Worte. Es ging los. Jetzt oder nie, wenn er hier etwas erreichen wollte!

Der Hymlianer hatte seine Zeit in der Stadt der Wolken genutzt. Er war stets angetrieben worden von dem Willen, sich von den Ketten am Boden zu befreien und sich endgültig zu erheben. Er war nicht länger der Sklave und um das zu beweisen, hatte er den Plan auserkoren die Nachtklingen zu vernichten. Er hätte die Chance an diesem Ort. Er könnte sie ergreifen, sich ein für alle Mal entledigen, aber es gab einen Preis, den er nicht bereit war zu bezahlen: Zarrah’s Schicksal. Er würde sie nicht zurücklassen. Nicht, wenn es einen kleinen, verknickten Strohhalm gäbe, den er ergreifen konnte. Und so sammelte er bereits seine Magie, um zu einem finalen Schlag auszuholen. Während er sich darauf konzentrierte, erhoben sich die Stimmen der beiden Magier neben ihm und erneut wurde der Ritualkreis, in dem Zarrah’lindae gehalten wurde, wie ein Tier, in ein unheimliches rot-violettes Glühen getaucht. Es schien, als wäre der Vulkan noch eine Spur heißer, als hätte man das Tor zum Harax einen Spalt geöffnet. Ein Grummeln war seitens des Berges zu hören, dann erzitterte die Erde. Zarrah aber hatte nur Augen für Synnover. Sie hatte ihn verstanden, wusste, dass er hier war, um sie zu retten. Aber sie hatte auch eine Abmachung für ihn getroffen. Sie akzeptierte ihr Schicksal, wenn er dafür frei sein durfte. Diese Akzeptanz brauchte es, damit die Dämonin Agash einen Wirt in ihr finden konnte. Bisher hatte sich die jüngste Nachtklinge wehren können. Jetzt aber sollte es endlich gelingen.
Synnover aber ließ sich nicht abbringen davon, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Er bündelte seine Magie, sammelte sie und stellte sich vor seinem inneren Auge vor, was er damit bewirken wollte. Er hatte gelernt, dass seine Magie mehr konnte als bloßes Töten. Er konnte Leben schenken, er konnte Schilde kreieren. Er… musste es nur versuchen! Und er rief den Wind an, ihm zu helfen. Ein letztes Mal sollte er ihm den Weg zeigen. Synnover wusste nicht, warum der Wind zu ihm gesprochen hatte, warum Filius es als eine ‚seltsame Angelegenheit‘ hielt. Es war egal – er brauchte jetzt und hier alle Hilfe, die er bekommen konnte! Also visualisierte er einen Schild aus Luft, der imstande wäre, die Wachen beiseitezuschieben. Er musste nur Zarrah erreichen, dann könnte er einen Wirbelsturm erzeugen, der sie beide schützte. Und zu guter Letzt, würde er die Enden dieses Sturmes so verstärken, dass sie scharfen Dolchspitzen ähnelten, um jeden zu verletzen und zu töten, der ihnen auch nur zu nahekam! Alles lief parallel ab. Syn, der sich auf seine Magie konzentrierte, alles hineinlegte und die Magier, die Agash riefen, Zarrah zu besetzen. Im Ritualkreis wurde Zarrah erneut durch eine unsichtbare Macht emporgehoben.

Der Blickkontakt zu Syn brach ab, während er spürte, wie sich die Luft, um ihn zu sammeln und schließlich zu verdichten begann. Ich bin hier… ich helfe dir… hörte er dann über den nun einsetzenden Singsang der Magier hinweg. Und tatsächlich: Synnover’s Plan begann endlich Form anzunehmen. Unter Zarrah öffnete sich bereits das Tor zum Harax und man konnte die fleischlichen Gedärme eines in Chaos versinkenden Reichs entdecken. Die Luft hatte inzwischen deutlich an Dichte zugenommen, sodass Syn in der Lage war, den Impuls auszulösen, um die Wachen von sich zu stoßen. Sie waren ohnehin abgelenkt von dem Spektakel im Ritualkreis, sodass sie gar nicht mehr bemerkten, dass der Hymlianer etwas versuchte. Umso überraschter waren sie, als sie von einer unsichtbaren Druckwelle erfasst und von Syn weggeschleudert wurden. Dabei riss er auch die rothaarige Ritualmagierin von den Füßen, während der schwarzhaarige Magier noch immer murmelte und in Panik die Augen aufriss. Er traute sich nicht, aufzuhören, sprach die Formeln und hörte nicht auf. Syn aber musste seine Freiheit jetzt nutzen, wenn er seinen Vorteil nicht verspielen wollte. Karrish war aufmerksam geworden, ordnete gleich darauf mit einem Zischen an, man möge ihn wieder festsetzen, was Daenwor und die Amazonen auf den Plan rief. Mit Gebrüll stürzten sich die Frauen auf das Kaninchen, das jedoch immer wieder Impulse aussandte, um sich vor Angreifern zu schützen. Mit dem Schild aus Luft und einem gleichmäßigen Pulsieren, erreichten ihnen die Waffen und Hände der Frauen nicht. Er konnte sich dem Kreis nähern, in dem Zarrah wieder unnatürlich überstreckt hing und darauf wartete, endlich die Dämonin aufzunehmen. Du darfst den Boden nicht betreten, säuselte der Wind in vertrauter Stimme. Syn musste am besten die Impulse auch gen Boden senden, um in seiner Schildblase abzuheben. Allerdings spürte er mit jedem Schritt näher an den Ritualkreis, dass ihn etwas Machtvolles davon abhalten wollte, in das Innere des Kreises zu gelangen. Die Hitze hier war immens, das böse Triefen von hunderten und aberhunderten Wesen aus purem Hass erschwerten ihm den Weg. Alles an ihm wollte sich gegen die Nähe des Tores wehren. Es war ein natürlicher Instinkt. „HALTET IHN AUF!“, brüllte Karrish mit eiskalter Stimme und alle Kräfte, die noch anwesend waren, stürzten Synnover nach.
Er hatte alle Mühe seinen Schild aufrechtzuerhalten, die Impulse auszusenden und darauf zu achten, endlich diesen Kreis zu betreten. Er musste Zarrah erreichen! Er musste! Doch in seinem Rücken durchstießen Waffen seinen Schild, versuchten ihn zu verletzen. Er spürte hier und dort, wie eine Klinge ihn schnitt oder nur sehr knapp an ihm vorbeisauste. Die Lage spitzte sich zu, während immer und ständig der Magier in seinem Rücken lauter und lauter die Formeln gegen den Wind und das Kampfgebrüll anschrie. Zarrah hing einer Marionette gleich an ihren Ketten und rührte sich längst nicht mehr. Ihr Kopf war überstreckt, ihr Blick starr. Wie oft sie das wohl hatte erleiden müssen in den vergangenen Monaten? Nun war keine Zeit darüber nachzudenken! „Komm her du Ratte!“, zischte hinter Syn die Dunkelelfe Daenwor. Sie aber griff nicht mit weltlichen Waffen an. Daenwor entließ eine Horde von Schatten, die sich auf Synnover stürzen wollten. Plötzlich befand er sich in einer Wolke aus Schwarz, sah nichts mehr neben, vor oder unter sich. Der Wind säuselte ihm helfend zu: Halte ein! Sonst war alles umsonst, rief er in seinem Innern. Aber wie sollte er jetzt weitermachen? Synnover hielt an seinem Plan fest.

Er löste die Impulse auf, bis auf den, der ihn vom Boden fernhielt und konzentrierte sich auf den Wirbelsturm. Er baute ihn um sich herum auf, damit er sich Zeit verschaffte und die Angreifer von sich fernhielt. Er würde lediglich einmal kurz aufhören müssen, um Zarrah zu packen, sobald er in ihrer Nähe war, dann konnte er den Wirbel wieder schließen. Nun aber hörte Syn die Schreie der Amazonen, die Opfer seines scharfkantigen Wirbels wurden. Er hörte Daenwor, die etwas schrie, die Schatten wurden dunkler, zogen engere Kreise. Er spürte, wie sich mit einem Mal ein Summen in seinen Eingeweiden festigte. Es war beinahe unerträglich. Es kam mit solcher Vehemenz, dass es ihn sogar beinahe seine Konzentration für seinen Zauber hätte kosten können. Das Gefühl, welches er spürte, war mit nichts zu vergleichen, das er jemals empfunden hatte. Es war purer Hass. Pure Dunkelheit. Mit jedem Pulsieren, jagte ein Stromstoß gleich Schmerz durch seinen Körper. Er hörte auch die verbliebenden Wachen jammern. Es tat nicht nur ihm weh. „NICHT AUFHÖREN!“, rief dann Karrish’s Stimme hinter Syn, während er sich für einen Moment nicht bewegen konnte. „Was ist das?!“ Hörte Syn dann eine ihm mehr als vertraute Stimme in purem Entsetzen: Lariana. „Ich weiß es nicht!! DA IST ER!“, rief eine weitere Stimme: Kira. Die beiden Frauen waren ihm natürlich gefolgt. Sie waren hier, waren wegen ihm hier. Sie standen auf dem Balkon und sahen das ganze Ausmaß. Und auch Syn konnte plötzlich wieder sehen: Die Schatten lösten sich auf, während seine Magie noch immer aktiv war. Doch nicht nur Lariana und Kira waren da, auch vor seinen Augen veränderte sich die Lage. Das schwarze Wesen, welches er zuvor gesehen hatte, war nichts im Vergleich zu dem, dem er sich nun gegenübersah. Dieses war aus purem Blut. Rot und Schwarz tropfte es an den langen Gliedmaßen, dem dünnen Körper herunter. Dort, wo der Kopf war, ragten vier Hörner heraus, während aus dem Steißbein ein langer Schwanz wuchs. Die Finger waren lange Klauen, der Mund eine breite Fratze aus Zähnen. Die Augen waren schwarz und waberten, wie flüssiger Hass. Sofort fielen einige der Dunklen auf die Knie und huldigten der Dämonin: Agash. Sie tauchte vor Zarrah auf, erhob sich ebenfalls in die Luft und schaute die Dunkelelfe gierig an. Dann richtete sich ihr Blick auf Synnover, der mit seiner Luftmagie nichts ausrichten konnte gegen den Dämon. Ein hämisches Grinsen folgte, während sich hinter der ersten Zahnreihe die nächste und übernächste auftat. Dann griff Agash mit den blutig tropfenden Fingern nach dem Hals der Elfe. Sofort schrie Zarrah vor Schmerzen auf, was Leben in die anhaltende Starre aller Umstehenden brachte.
„SYN!“, riefen Kira und Lari wie aus einem Munden und sofort spürte Syn, wie er Unterstützung in Form von Luftmagie erhielt. Er konnte spüren, wie Lariana seine Magie mit ihrer anreicherte. Und Kira? Die stürzte sich mit wildem Gebrüll ins Getümmel, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Nun musste alles schnell gehen! In einem einzigen Gemisch aus Schreien, Pulsieren, Schmerzen und Singsang ging alles in einem Getümmel unter. Synnover erreichte endlich die Dunkelelfe, weil Lariana’s Magie ihm den nötigen Rest input gab. Während Kira sich um die Wachen kümmerte, die sehr viel besser ausgebildet waren und gewiss mehr Erfahrung besaßen. Aber es sorgte für Ablenkung. Sorgte für Unruhe. Karrish aber tobte. „ES REICHT!“, schrie er, wo ihn keiner hörte. Und der Magier? Der hatte die Augen weit aufgerissen, murmelte und murmelte, während seine rothaarige Begleitung bereits Opfer der vielen Begebenheiten geworden war. Löse den Wind auf, damit du sie nicht verletzt, säuselte der Wind, doch ihm blieb keine Zeit und vor allem keine Kraft. Er spürte bereits, wie seine Magie sich und ihn erschöpfte und er hatte jetzt erst den entscheidenden Teil seines Planes erreicht. Er musste Zarrah verletzen, damit er sie endlich retten konnte. Sein Wirbelwind schnitt in das Fleisch der Elfe, doch endlich gelang es ihm, ihren Körper zu berühren. Agash fauchte, lachte und geckerte als wäre das alles ein Spiel. Die Situationen schwollen zu ihren Höhepunkten an, während Lariana sich nun ebenfalls gegen Angreifer wehren musste. Daenwor war auf sie aufmerksam geworden, hatte bemerkt, dass sie Synnover mit ihrer Magie half.

Sie bedrohte die Hymlianerin und Lari entzog Syn einen Teil seiner Magie wieder. „AGASH!“, rief der Magier plötzlich und die Dämonin grinst Syn an, bevor sie auf ihn und Zarrah zuhielt. Sie prallte gegen ihn und sie, sodass sie ein Knäul aus Dunkelelfe, Hymlianer und Dämonin wurden. Syn spürte die ätzende Macht von Agash auf seiner Haut, konnte fühlen, welche Schmerzen sie auslösen konnte, während sie sich immer wilder um sich selbst drehten. Der Boden unter ihnen schloss sich wieder, Stichflammen schossen empor, während Syn’s Magie mit einem Mal aufhörte zu wirken. Es gab eine Explosion, die ihn von Zarrah trennte, ihn vor ihr riss, während er gleichzeitig zu Boden fiel. Dann fiel auch Zarrah, Agash verschwand und das Geschreie des Magiers übertönte alles. Er lag am Boden, mit einem Messer im Bauch, während Kira mit weitaufgerissenen Augen auf ihn starrte. Ihr ausgestreckter Arm verriet die Wahrheit. Sie hatte das Messer geworfen, um das Ritual zu stören. Die Explosion aber hatte einige von ihnen von den Füßen gerissen. Während sie sich aufrappelten, brodelte es plötzlich unter ihren Füßen. Der Boden bebte, zitterte und begann dann aufzureißen. Keiner konnte sein Gleichgewicht halten, während sich unter ihren Füßen die Lava aus dem Erdreich schälte. „DER VULKAN BRICHT AUS!“, rief ein unbekannter Wächter und versetzte damit alle in schiere Panik. Synnover sah sich dem Chaos gegenüber. Er sah Zarrah, die regungslos am Boden lag, der gefährlich bebte. Er sah Kira, die sich eine blutende Wunde am Kopf hielt und trotzdem noch atmete. Er sah Lariana, die sich nicht länger gegen Daenwor verteidigen konnte und er sah Karrish, der sich von seinen Wachen abschirmen ließ, um zu fliehen. Das Chaos war immens, die Zeit viel zu knapp. Doch bevor er verzweifeln konnte, hörte er einen Ton, der ihn bis ins Mark treffen sollte: Turok kreischte auf, verkündete, dass er hier war und schon sah er seinen treuen Freund in die Höhle stürmen. Erst walzte er Daenwor um, die schreiend über die Brüstung flog, dann folgte auch Callida. Die Pegasi sammelten die Hymlianer ein, ehe Turok zu Synnover lief. Lariana und Kira hievten sich bereits auf den Rücken der Pegasus-Dame, sodass Syn sich darüber keine Sorgen mehr machen musste. Inzwischen brach der Boden zu ihren Füßen mehr und mehr auf, als wäre er eine große Eisscholle, die zu dünn gewesen war, um darauf zu laufen. Lava ergoss sich über den schwarzen Boden und verbrannte alles und jeden, der nicht zügig genug wegkam. Die Hitze wurde unerträglich und immer wieder zischten Funken empor. Der Vulkan aber tobte und zitterte. Die Explosion musste einen Ausbruch herbeigeführt haben. Auf Synnover’s Geheiß hin, würde Turok auch Zarrah’s Körper akzeptieren, der regungslos blieb. Doch dann mussten die Hymlianer samt Pegasi und Dunkelelfe zusehen, dass sie das Weite suchten. Karrish war bereits drauf und dran die Höhle zu verlassen, nur wenige der Wachen konnten folgten. Die meisten waren bereits der Lava zum Opfer gefallen. Auch der Ritualmagier kroch über den Boden und die Leichen hinweg. Daenwor selbst schaffte es sich aufzurappeln.
Es war ein heilloses Durcheinander und das Chaos machte es unmöglich zu erkennen, wer dem Tod geweiht wäre und wer nicht. Einige lagen blutüberströmt durch die Explosion verletzt dar, andere waren verschont geblieben. Sie alle waren dem Untergang geweiht, wenn sie nicht schleunigst die Höhle verließen. Turok und Callida aber waren der unübertroffene Vorteil der Hymlianer. Aus der Höhle galoppiert, brauchten sie nur drei kurze Sprünge, um sich endlich in die Luft zu erheben. Gerade im letzten Moment, als der Vulkan Lavresh zu toben und zu spucken begann. Er pustete seine Asche und seine Lava in einem Ausmaß in die Luft, dass es ihnen die Sicht nahm. Die Asche und Hitze brannte in den Augen, Callida verlor kurz die Orientierung und wankte, sodass Lariana beinahe hinuntergefallen wäre, doch noch durch Kira aufgefangen wurde. Dann drehten die Pegasi bei, hinaus aufs Meer. Dort konnten sie zusehen, wie sich der Vulkan in seinem ganzen Zorn über die Landmasse ergoss und immer wieder und wieder die heiße Lava emporwürgte, als wollte er die schrecklichen Taten, die in seinem Innern geschehen waren, ausbrennen. Und als wollte er das Land bestrafen, das mitgeholfen hatte, sollte die Lava alles auslöschen, das sich nicht rechtzeitig rettete.
„Da vorn… da ist eine kleine Insel!“, rief Kira und deutete ins Meer hinein. Sie steuerte Callida darauf zu, denn keiner von ihnen war wirklich in der Lage jetzt bis nach Hymlia zu fliegen. Dann sanken die Pegasi nur kurze Zeit später in den goldgelben Sand ein. Noch immer hörten sie das Dröhnen und Wummern des Vulkans und konnten auch sehen, wie die Lava ins Meer floss. Sie hatten es geschafft… Sie wird dich brauchen…, hörte Syn den Wind erneut und dann spürte er, wie sich das Gefühl dieser Stimme mit einem Mal im Nichts auflöste. Er wusste, sie wäre fort… doch dafür hatte er es geschafft: Zarrah. Sie war befreit und mit ihm hier auf der kleinen Insel, die ein wenig Schatten, ein wenig Pause versprach. Zumindest, um für den Anfang ein wenig zu verdauen, was geschehen war. Um durchzuatmen. Turok legte sich in den Sand, damit die reglose Elfe von seinem Rücken rutschen konnte. Zarrah blieb im Sand liegen. Das Ausmaß ihrer Verletzungen war kaum zu ertragen, aber ihr Atem war noch vorhanden. Sie lebte. Sie alle lebten… Und wie, um der Hoffnung noch etwas mehr Nährstoff zu geben, öffnete Zarrah mit einem Mal die Augen, die dunkel und schwarz in die Welt blickten.
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Synnover » Freitag 7. Februar 2025, 18:57

In der Höhle des Vulkans schien die Zeit ihr eigenes Spiel zu treiben. Zunächst quoll sie so zähflüssig und langsam in den Strom des Geschehen wie die Lava sich durch die Ebene schlängelte. Aber es war gut so, denn auf diese Weise konnte Synnover jede Nuance erkennen, die sich in Zarrahs Gesicht änderte. Er sah die Träne. Er sah das Hochzucken ihres Mundwinkels, obwohl sie doch so weit entfernt hing. Schrecklich weit. Er würde eine lange Strecke zurücklegen und zeitgleich seine Luftmagie aufrecht erhalten müssen. Doch Syn war entschlossen, nun mehr als zuvor. Zarrah hatte zwischen den Zeilen gelesen und seine Botschaft verstanden. Er würde sie retten ... mit allen Mitteln.
Dass es jedoch mehr als seine eigenen Kräfte bedurfte, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ohnehin bekam er vermutlich nicht einmal die Hälfte mit, denn vieles geschah gleichzeitig und es ging plötzlich so schnell vonstatten. Die Zeit wollte die unangenehmen Ereignisse für Zarrah und ihn offenbar beschleunigen, damit sie schnell ans Ende dieses Schreckens kämen. Dass Syn in dieser Zeitspanne aber noch seinen Plan umsetzen musste, schien der Zustand, in dem sich alles bewegte, zu vergessen. Er hatte das Gefühl, schwer voranzukommen, nachdem er mit seinem Luftschild die Gegner von sich gestoßen hatte. Es war so einfach gewesen, aber den Wirbelsturm aufrecht zu erhalten und seine Enden scharf wie klingen zu schneiden, zehrte an seinen mentalen Kräften. Er musste sich darauf so sehr konzentrieren, dass er kaum gehen konnte. Träge schleppte sein Körper sich voran, aber seine Augen behielten das Ziel im Blick: Zarrah. So sah er auch keine der Stangenwaffen und schneidigen Klingen, die durch seine Windbarriere gestoßen oder gar geworfen wurden, um ihn zu verletzen. Er spürte nur das Brennen, den Schmerz, wenn einer der Angreifer Erfolg hatte. Er hörte Karrish Befehle rufen. Er hörte den Singsang des Magiers, aber er sah nur Zarrah vor sich ... und das Loch, das in einen Schlund unter ihr führte, der definitiv nicht von dieser Welt war. Auch wenn Syn selbst keinen tiefen Glauben besaß, so wusste er, dass nicht einmal Faldor selbst eine derart verdorbene, düstere Dimension schaffen würde.
Zarrah hing darüber, die Ketten ihrer Fesseln gespannt, dass ihre Extremitäten erneut knackten. Den Kopf hatte sie weit in den Nacken gerissen und die Augen erfüllte wieder dieses schaurige Leuchten. Ihr Mund war aufgerissen, aber dieses Mal schrie sie nicht mehr. Sie kämpfte nicht mehr. Sie nahm ihr Schicksal an, damit Synnover frei sein würde. Er aber wusste, dass er dieses Gefühl niemals für sich akzeptieren könnte, wenn sie nicht auch frei sein konnte.
Sein Wirbelwind erreichte den Rand des Ritualkreises. Mit grimmig zusammengebissenen Zähnen musste Synnover sich eingestehen, dass er die Magie entweder aufgab und neu schuf, während er einen Schritt weiter auf Zarrah zumachte oder dass er in Kauf nahm, sie zu verletzten. Letzteres wollte er gewiss nicht tun, sah aber keinen anderen Weg. Es war schon schwierig genug, den Sturm am Laufen zu halten. Er konnte nicht einschätzen, ob er ihn mit gleicher Kraft erneut wirken könnte, sollte er ihn erst einmal abbrechen. Außerdem würde so ein winziges Zeitfenster entstehen und das reichte vielleicht aus, seinen Plan zunichte zu machen. Es brauchte nur einen Dunkelelfen im Auge des Sturmes. Mit stechender Schuld im Herzen setzte Syn einen Fuß vor den anderen. Er versuchte, wenigstens schnell zu sein, damit die Wand aus schneidender, sich drehender Luft Zarrah schnell passierte. Er sah, wie die Wind blutige Risse in ihrer Haut hinterließen. Er beeilte sich. Einen Schritt noch, einen mehr, noch einen...
Da meldete sich die vertraute Stimme, die er um Hilfe gebeten und die so lange Monate geschwiegen hatte. Du darfst den Boden nicht betreten." Synnover riss sich von Zarrahs Anblick los. Selbst das kostete ihn Mühe. Er starrte vor sich und hinein in die waberne Leere, die doch mit so vielem gefüllt war. Er sah Gliedmaßen, Krallen, schwarfe Zähne und finstere Aufen. Sie formten sich immer wieder neu, verschmolzen und schufen andere, seltsam pervertierte Bilder. Die organisch wirkenden Wände schienen zu Bluten, gleichzeitig wirkte es, als würde sich dieses Teerwesen von vorher an ihnen entlang hangeln. Es blitzte und donnerte, ohne dass er ein Gewisser ausmachen konnte und je länger Synnover in diese schaurige Tiefe blickte, dest mehr spürte er den Hunger auf seine Seele. Er fühlte Gier und Hass, bis ihm ganz elend zumute war. "Zarrah!" Er zwang sich, ihren Namen zu rufen, um sich selbst daran zu erinnern, weshalb er hier war. Er durfte nicht zu lange in diese andere Welt spähen. Er musste sie retten.
Mit dem Fuß trat er in die Leere vor sich. Ein Teil des Wirbelwinds löste sich, um ihm eine wellenartige Stufe zu schaffen. Eine zweite tauchte auf, eine dritte. Dann zerfielen sie. Es war zu viel verschiedene Magie. Er konnte die Stufen nicht halten und den Wirbelwind samt Schneiden aufrecht erhalten. Wütend knurrte er auf. Schon überlegte er, was er noch versuchen könnte, da wurde die Welt um ihn herum schwarz. Wieder hörte er die Stimme, die er für den Wind hielt. Sie warnte ihn. halte ein! Sonst war alles umsonst. Synnover blieb stehen. Meinte sein unsichtbarer Helfer auch die Magie? Er konnte nichts mehr sehen. "Zarrah? Wind! Was geschieht hier?" Synnover nahm eine defensive Stellung ein. Sein Wirbelwind schwächte ab. Er konnte nun einmal nicht alles gleichzeitig tun und weil er nun weder Feinde noch die gefangene Zarrah mehr sah, schwürte sich in ihm die Panik. Oder lag es an den Schatten, die ihn komplett einhüllten? Sie krochen an ihm entlang, weckten Ängste, die er krampfhaft zu unterdrücken versuchte. Die meisten drehten sich um Zarrah, einige um Lariana und Kira. Keine um sich selbst. Aber sie drohten, ihn aufzuhalten. Syn spürte, wie Zweifel sich auf ihn legten, als besäßen sie Gewicht. Sie pressten ihn nach unten. Auf die Knie! Gib auf! Das schrien Schatten in seine Ohren. Er keuchte und spürte schon seine Beine nachgeben. Da drang eine andere Stimme durch als das Tosen und sprengte sogar das Summen, das sich krampfartig in ihm ausbreitete und seinen Körper mit Pein füllte. Eine Stimme, die das genaue Gegenteil darstellte, selbst wenn Sorge in ihr mitschwang. "ich weiß es nicht! DA IST ER!"
Lariana!
"SCHEISSE, LARI! HAU AB!" Er schrie gegen die Schatten an, ohne zu wissen, ob seine Worte überhaupt aus der Schwärze heraus drangen. Lariana konnte ihn anscheinend sehen. Syn hingegen drohte gerade, einzubrechen. Da brach die Dunkelheit auseinander. sie fiel von ihm ab und machte seine Sicht wieder klar. Schlagartig fand er sich in der schrecklichsten Szene seines Lebens wieder. Er nahm Karrish am Rande seiner Wahrnehmung war, der wütend brüllte und mit einem finsteren Blick vrsuchte, jeden mit Ungehorsam aufzuspießen. Er bemerkte den Magier, der noch immer das Ritual abhielt. Er sah zum Balkon auf, wo tatsächlich Lariana stand. Kira machte sich bereits mit beherzten Sprüngen auf den Weg zu ihm herunter.
"BLEIBT ZURÜCK! FLIEHT!", brüllte er beiden entgegen. Er würde es auch tun. Seine Rachepläne konnte er fallen lassen. Alles konnte er links liegen lassen, außer sie. Im Lindgrün seiner Augen spiegelte sich Zarrahs Gestalt wieder, als er sie erneut erfasste. Schon aber baute sich hinter ihr das auf, was ihre eigenen Eltern als ihr Schicksal auserkoren hatte und Synnover konnte nicht glauben, dass irgendjemand auf Celcia ... diese Bestie hierher holen können wollte. Er wich instinktiv zurück, strauchelte sofort. Als er daraufhin um sein Gleichgewicht rang, fiel sein Blick wieder auf das Loch im Boden, dem dieses Ungetüm soeben entstieg. Sein ganzer Leib bestand nur aus Blut, welches dickflüssig in die chaotische Tiefe unter ihr tropfte. Hörner zierten den Teil, den man für ihren Kopf halten konnte. Augen, die alles Glück zu verschlingen schienen, sondierten die Lage und als sich ihr mehrfach gezahntes Maul öffnete, glaubte Syn, dass sich ein zweiter Zugang in diese andere Welt öffnete. Für einen Herzschlag lang war er erstarrte. Dann schrie Zarrah unter der bloßen Berührung Agashs auf und löste so seine Paralyse.
Er dachte nicht länger nach. Er handelte. Synnover rief seinen Windschild herbei. Da er sich nicht länger auf den Wirbelsturm konzentrierte und auch nicht darauf achtete, ob er überhaupt noch aktiv war, gelang ihm der Zauber sofort. Er schob den Schild unter seine Füße und sandte erneut Impulse aus, die ihn rhythmisch vom Boden stießen. Auf diese Weise konnte er bis zu Zarrahs Position heranschweben. Je näher er an sie herangelangte, desto mehr nahm er aber auch den puren Hass wahr, sowie Agashs Gier in Zarrah einzudringen und ihre Seele zu unterwerfen.
"SYN!", schrien seine Schwester und Lariana im Chor.
"ES REICHT!", spie Karrish und verursachte ganz unnwillkürlich, dass Synnover kurz echte Genugtuung empfand.
"AGASH!", rief der Magier. Da grinste die Dämon hingegen nicht ihn, sondern Syn an. Er erwiderte den Blick ... furchtsam. Er fühlte das Verlangen, sich ihr zu ergeben, weil er ohnehin keine Chance hätte. Dann blinzelte er und bemerkte erneut Zarrah vor der Bestie. Beinahe entschuldigend schüttelte Syn den Kopf. "Ich kann nicht", suchte er tatsächlich Absolution bei dem Wesen und wies es gleichzeitig darauf hin, dass sie Zarrah nicht haben konnte. Nicht haben durfte. Sie gehörte zu ihm! Sie musste frei sein, damit sie mit ihm zusammen glücklich sein könnte. Damit sie nicht nur den Mundwinkel anhob. Synnover wollte sie breit lächeln sehen ... wegen ihm.
Plötzlich ging alles viel zu schnell. Zeit hatte ihren Spaß, wirbelte umher wie Synnovers Zauber. Seine Windstimme erinnerte ihn nochmal daran, dass er Zarrah schneiden müsste, um sie zu erreichen und er wusste, dass er es ihr antun würde. Nochmal. Dann wäre er bei ihr, könnte sie retten. Er spürte ein Schwanken. Syn war erschöpft. Dann hob ihn etwas an. Er erhielt erneut Auftrieb, auch auf mentaler Ebene. Fremde Luftmagie hielt ihn und er spähte flüchtig zum Balkon. Lariana unterstützte ihn mit ihren Kräften, aber auch Kira ließ ihn nicht im Stich. Sie kämpfte wie die Amazonen und auch gegen jene. Doch ihr Ziel war Daenwor, die Synnover bereits genug aufgehalten hatte. An viel mehr Details konnte er sich nicht mehr erinnern. Plötzlich war erneut das Grinsen der Dämonin da. Syn hatte Zarrah fast erreicht. Er streckte wieder die Hand nach ihr aus. Dann prallte das Blut, das Agahs Körper darstellte, gegen ihn und die Dunkelelfen. Syn griff blind zu, wollte sie bei sich behalten. Er wirbelte mit ihr und dem Haraxwesen umher, verlor jeglichen Fokus und ließ sämtliche Magie fallen. Unsanft stürzte er zu Boden. Es tat einen gewaltigen Knall, jemand schrie, dass der Vulkan ausbrach, aber es war nicht das Poltern von Lavresh, das in seinen Ohren klingelte. Es war Turoks Wiehern. Synnover öffnete die Augen und sah einen weißen, geflügelten Blitz über sich hinweg fegen. Rief er nach seinem Pegasus? Er würde es nicht mehr sagen können. Auch wusste er nicht, wie es ihm gelang, sich auf Turoks Rücken zu ziehen und darüber hinaus noch Zarrah vor sich zu platzieren. Er umklammerte sie und krallte sich in Turoks Mähne. Er rief ihm Befehle zu, an die er sich auch nicht mehr würde erinnern können. Es ging zu schnell, es war zu viel. Er ließ dem Tier freie Hand, während Erdbrocken und heiße Lava an ihm vorbei gen Boden stürzten. Vor ihm erklomm Kira hinter Lariana den Pegasus der beiden Frauen. Aber Turok war er, der die Flucht anführte. Er galoppierte durch den schmalen Tunnel und hinaus aus der Höhle, Callida folgte ihm ohne Zögern. Die Tiere schafften es gerade so. Kaum, dass sie sich vom Boden abstießen und in den rauchigen Himmel erhoben, grollte der Vulkan erneut. Lava sprühte und gluckerte aus Öffnungen im Boden. An anderen Stellen stuf Lavresh neue Schluchten, um sie mit seinem hitzigen Blut zu füllen. Turok hielt auf das Meer zu ... und Syn verlor das Bewusstsein.

Er lehnte am Hals seines getreuen Pegasus, Zarrah vor sich eingeklemmt, als er die Augen wieder öffnete. Das Tier setzte gerade auf einer kleineren Insel - die man kaum als solche bezeichnen konnte - zur Landung an. Neben ihm traf Callida am Strand der Insel auf. Ihre Hufe versanken sofort im Sand. Lariana und Kira stiegen ab, da landete auch Turok. Er und Synnover waren ein mehr als eingespieltes Team. Das Tier ging sofort in die Knie, legte sich hin, damit sein Reiter zusammen mit Zarrah in den goldenen Sand gleiten konnte. Erschöpft traf er auf dem Boden auf und hatte Mühe, überhaupt wieder in seine Sitzhaltung zu gelangen. Er hatte sich vollkommen verausgabt, fühlte sich ausgezehrt und ... leer. Etwas fehlte. Etwas war im Begriff zu verschwinden. Sie wird dich brauchen...
Danke. Genieß deine Freiheit. Werde glücklich... Er entließ seine Windstimme, vermutlich für immer. Er spürte, dass etwas fehlte, doch konnte nicht einordnen, was genau es war. Er machte sich darüber auch weniger Gedanken. Der Wind hatte ihn angewiesen, was er jetzt tun sollte. Mit wachsender Verzweiflung starrte er Zarrah an, sah ihre Gliedmaßen, die vorhin noch so verdreht in den Ketten hingen. Er sah die Verletzungen durch Folter, aber auch durch seine Magie. Er sah viel zu viel Blut an ihr.
Doch seine Sorge galt tatsächlich nicht nur ihr und schon gar nicht ihm selbst. Diese eogistischen Zeiten waren vorbei. Aber war es der Schrecken auch?
"Seid ihr wohlauf?" Synnover spähte über Turoks Rücken zu Lariana und Kira. Kurz zuckte sein Blick. Er hatte sie röchelnd und atemlos zurückgelassen. Aber sie waren gekommen und hatten sich für ihn eingesetzt. Sie würden es ihm entweder später noch krumm nehmen oder ... es passierte etwas, das er zuvor nicht erfahren hatte. Etwas, das mit Crystin und Razag und Zarrah begann. Zarrah...
Sein Blick kehrte rechtzeitig zu ihr zurück, um Zeuge zu werden, dass sie nicht nur noch lebte, sondern auch ihrerseits die Augen aufschlug. Im nächsten Moment aber erstarrte er. Kein Smagaradgrün blickte in die Welt hinein. Tiefe Schwärze umfing ihre Pupillen, so dass er beides nahezu nicht mehr auseinanderhalten konnte. "Zarrah...?" Zögerlich streckte Synnover seine Finger nach ihr aus, doch noch ehe er ihre Wange berühren konnte, hielt er inne. "Bist ... du immer noch du?"
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Erzähler » Samstag 8. Februar 2025, 13:06

So, wie er Zarrah nicht im Stich lassen konnte und wollte, erging es auch seiner Schwester und Lariana. Sie waren ihm zu Hilfe geeilt, obwohl er sie angriffen hatte. Synnover sah sich seiner größten Angst gegenüber, als sie in der Vulkanhöhle auftauchten. Aber letztendlich blieb ihm nichts anderes übrig, als sich weiter auf das eine Ziel zu konzentrieren, für das er überhaupt erst alles auf sich genommen hatte. Zarrah’s Rettung. Getrieben durch die Angst, den unbändigen Willen, schaffte er es mit Hilfe seiner Freunde, seiner Familie, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er hätte es allein schaffen wollen, hätte es mehr geschätzt, wäre er allein in Gefahr geraten, aber am Ende musste Synnover doch erkennen, dass er nicht länger allein war. Die erste Zeit seines Lebens verbrachte er nur im Glauben daran, etwas Wert zu sein. Nun war er es tatsächlich und erntete dafür die Hilfe, die er dringend brauchte. Niemand konnte alles allein schaffen und das lag gewiss nicht an den Fähigkeiten, die jemand besaß oder nicht besaß. Selbst Zarrah schaffte es nicht allein. Auch sie war auf die Hilfe von außen angewiesen! Synnover aber war es doch, der alles erst ermöglichte. Der das letzte Jahr nicht nur für Rache genutzt, sondern vor allem auch für Bindungen verwendet hatte. Er hatte es ganz allein geschafft, dass sich eine Lariana und eine Kira an seine Seite stellten. Nicht, weil er ihnen etwas im Gegenzug versprochen hatte. Im Gegenteil – er hatte deutlich, sehr deutlich, gemacht, dass sie wegbleiben sollten! Und trotzdem waren sie da. Weil er es war, der ihre Hilfe verdient und nötig hatte. Am Ende siegte dann aber doch die Erschöpfung, die seine große, magische Leistung geschaffen hatte. Synnover bekam den Flug auf Turok nicht mehr richtig mit. Erst als das Tier sicher den sandigen Boden erreichte, erwachte er erschöpft im warmen Sand. Die Sonne blendete ein wenig am blauen Himmel. Es war ein schöner Tag – ginge es nur nach dem Wetter. Eine feine Brise wehte über das salzige Meer hinweg, während die Wellen rauschten und die einzige Palme auf dieser Insel hin und herwiegte. Eine Insel war es nun tatsächlich nicht, denn ansonsten wäre sie auf Karten verzeichnet gewesen. Aber es reichte, um für einen Moment durchzuatmen. Sich für einen Moment zu besinnen, was da eigentlich gerade passiert war.

Synnover fühlte sich ausgelaugt und erschöpft. Aber er dachte schnell an wichtigeres: "Seid ihr wohlauf?", fragte er vorsichtig in Richtung Kira und Lariana. Die Frauen starrten ihm entgegen. Lariana hatte Tränen in den Augen und wirkte noch ein wenig durcheinander. Kira nickte leicht, aber auch sie sah nicht danach aus, dass sie das alles kalt ließ. Aber sie waren wohlauf, zumindest körperlich. Kira’s Kopfwunde blutete nicht mehr, hinterließ nur eine dunkelrote Fläche an ihrem ansonsten hellen Haaransatz. Lariana’s dunkelblauer Blick wanderte von Synnover zu Zarrah und auch er erinnerte sich, dass die Dunkelelfe Teil dieser Gruppe geworden war. Sie lag im Sand und zum ersten Mal hatte er Gelegenheit, sie richtig anzusehen. Sein Blick erfasste das ganze Ausmaß der letzten Monate. Sie war deutlich dünner, ihre Wangen eingefallen. Ihre Haare wirkten stumpf und ungepflegt. Man hatte ihr keinen Komfort zugestanden. Sie hatte viele Blessuren, die von älteren Verletzungen zeugten und über die sich frischere zogen. Grün und Blau waren all die Hautstellen, die er sehen konnte. Ihre Kleidung an so vielen Stellen zerfetzt. Einiges davon durch seinen Wirbelsturm. Doch diese Kratzer waren nichts im Vergleich zu allem anderen. Zarrah wies Schwellungen im Gesicht auf, an der Stirn oder dem Jochbein. Getrocknetes Blut verkrustete ihre Haare an der Stirn und verbanden sich zu unansehnlichen Kletten. Ihre Arme sahen seltsam aus. Sie mussten an einigen Stellen gebrochen sein, während ihre Handgelenke Wunden zeigten, die von den Monaten in Ketten stammten. Doch sie atmete. Sie lebte. Und als sie die Augen aufschlug, wollte sich für einen Moment Erleichterung einstellen. Bis Syn der Atem stockte. Dunkel, schwarz und ohne jeden Glanz, der an die Elfe erinnerte, ruhte der Blick im Himmel. "Zarrah...? Bist ... du immer noch du?" Er zögerte, sie zu berühren und Kira, sowie Lariana traten vorsichtig heran. Auch sie sahen, dass die Elfe mit diesem schaurigen Blick erwachte. Dann schloss Zarrah die Augen wieder. „Syn… vie.. vielleicht“, hörte man Lariana einwenden wollen, doch dann zuckte Zarrah’s Körper, bäumte sich einen Moment auf, ehe sie mit einem Ruck in den Sitz kam und die Augen erneut aufschlug. Nun waren sie grün und satt, so, wie Synnover es kannte.
Zarrah aber blickte auf das weite Meer, sah in der Ferne den Vulkan, der noch immer Lava hervorbrachte und dumpf grollte. Sie drehte langsam den Kopf, sah zu Lariana und Kira. Einen Moment musterte sie die beiden Frauen und jene hielten die Luft an. Erst dann wandte sich Zarrah endlich Synnover zu. Ihr Blick traf ihn direkt. „Synnover…“, murmelte sie und ließ ihren Blick langsam über sein Gesicht wandern. Es wirkte so, als hätte sie gerne die Hand gehoben, um ihn zu berühren, aber sie konnte aufgrund ihrer Verletzungen nicht. „Sie ist schwer verletzt, Syn… wir sollten sie ein wenig versorgen“, hörte er Kira’s Stimme vorsichtig anmerken. Zarrah nahm den Blick nicht von ihm. Es war, als könnte sie nicht glauben, dass er hier neben ihr saß. Dass sie hier war, frei und… halbwegs unversehrt. Dann aber verließen sie ihre Kräfte. Zarrah sank husten zurück in den Sand und ihre Finger, die sich nur unter Schmerz bewegen ließen, tasteten nach seiner Hand. „Ich bin noch ich… irgendwie…“, murmelte sie schließlich, ehe sie zurück in eine Bewusstlosigkeit sank. Das war der Moment, da sich Kira näherte und neben Syn in den Sand fallen ließ.

„Wir müssen ihre Wunden versorgen und sie muss dringend essen und trinken“, überlegte sie und nun kam auch Leben in Lariana. Die Hymlianerin nickte und schaute sich auf dem Eiland um. Viel gab es wirklich nicht, aber es würde für eine erste Verschnaufpause genügen. „Aus den Palmwedeln und Hölzern können wir ein Feuer machen. Die Palme selbst trägt Kokosnüsse, die können wir für ein wenig Nahrung, Wasser und auch für die Versorgung der Wunden nehmen.“, erklärte sie und offenbar war auch sie dankbar für diese Aufgabe. Kira nickte und lächelte Synnover zu. Sie tätschelte seine Schulter. „Komm, wir beeilen uns und dann überlegen wir in Ruhe, was wir als nächstes tun.“ Tatsächlich gab die Insel nicht ein Ausmaß an Möglichkeit preis, aber es würde für den Moment reichen. Die Frauen kümmerten sich um das Feuer, Syn konnte womöglich die Nüsse und die Palmwedel ernten, indem er den Stamm hochkletterte oder mit Turok flog. Während das Trio sich um ein provisorisches Lager kümmerte, lag Zarrah regungslos im Sand und wurde von Turok oder Callida gegen den Wind und den Sand abgeschirmt. Tatsächlich hatten die Frauen ein Teil ihres Lagers auf der Vulkaninsel wieder in die Satteltaschen verstaut, sodass auch Syn dass ein oder andere wiederfand. Nicht alles war parat, aber sie konnten wenigstens für einige Stunden ausharren. Das Feuer entzündete sich und knackte, während es sich durch die dürren Äste fraß, während sich Lariana um die Zubereitung von reinigendem Kokoswasser und ein paar Stücken Kokosfleisch kümmerte. Sie zerriss einen Teil ihres Hemdes, dass sie in langen Stoffbahnen mit dem Kokoswasser schmierte, damit sie es dann um Zarrah’s offene Wunden legen konnte. Hierbei konnte Lariana nicht vermeiden, immer wieder unsicher auf die Elfe zu schauen. Was ihr wohl für Gedanken durch den Kopf gehen mochten? Erst als sie gemeinsam alles hergerichtet hatten, die Pegasi ebenfalls Wärme spendeten und auch Zarrah am Feuer lag, damit sie nicht auskühlte, kehrte wieder Ruhe ein. Ruhe, die jedoch nur Raum für Worte schuf. Und es war Lariana, die als erste begann. Sie sah in das leise knisternde Feuer. „Wie geht es jetzt weiter? Wie…“, sie brach ab, dann brachen die Dämme. Lariana schaute zu Synnover und warf sich schließlich in seine Arme. Sie weinte, drückte ihn an sich.
„Ich bin so verdammt froh, dass du noch lebst, Syn… ich hatte solche Angst um dich, ich war wie gelähmt… So viele Gefahren… hat… hat es sich gelohnt? Ich-… ich meine… hast du ihre Augen gesehen?“, fragte sie so leise, dass es nur Kira hören könnte. Diese aber blickte bei den Worten zu Zarrah und musterte das Gesicht. „Lariana… sieh sie dir mal an… die muss so vieles ertragen haben…“, Kira wirkte furchtbar betroffen. „Warum haben sie das bloß mit ihr gemacht? Warum tut man das jemandem an? Und… und was bedeuten die schwarzen Augen denn?“, fragte sie. Die beiden Frauen hatten die Erklärungen ja nicht mitbekommen. Zarrah aber öffnete nur kurze Zeit später selbst wieder die Augen. „Sie wollen alle freien Völker unterwerfen…“, antwortete sie und Kira musterte Zarrah. Als die Frau Anstalten machte, sich erheben zu wollen, half die Schwester von Syn ihr etwas und lehnte sie gegen den Stamm der Palme. Zarrah schaute auf die Gesichter von Lariana, Synnover und Kira. „Ich bin dankbar“, verkündete sie und musterte Syn. „Ich habe nicht gedacht, dass…“, sie brach ab. Es lag ihr einfach nicht, ihr Herz auszuschütten. Sie schüttelte minimal mit dem Kopf. „Danke“, sagte sie schließlich nur und wandte den Blick ab. Lariana rückte näher an Syn heran und griff nach seiner Hand. „Haben wir einen Fehler gemacht, dich zu retten?“, fragte sie schließlich an Zarrah gewandt und Kira zischte: „Lari!“, ehe Zarrah den Blick hob. „Schon gut“, beschwichtigte sie Kira. „Ich weiß es nicht… Ich kann sie fühlen, sie.. ist in mir. Sie will heraus… aber sie ist zu schwach. Zu schwach, solange ich nicht vergesse.“ Ihr Blick kletterte zu Synnover’s Augen. Lariana bemerkte das und rutschte etwas unruhig hin und her. „Nun… was heißt das jetzt?“, fragte sie und sprach Syn direkt an.
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- zwei metallene Kampffächer
- Familienmedaillon mit Namensgravur
- Überlebensausrüstung (Turoks Satteltaschen)
- Karte Celcias
Tierische Begleiter: Turok (Pegasus)

Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Synnover » Samstag 8. Februar 2025, 15:51

Das Leben eines Sklaven in Morgeria brachte schon genug Strapazen mit sich. Man kämpfte darum, auffällig genug zu sein, dass die Herrschaften einen bemerkten, damit man das an Fürsorge erhielt, was das Überleben gerade so sicherte - keinen allzu feuchten, schimmeligen Schlafplatz, halbwegs verdauliche Nahrung und abgestandenes Wasser. Gladiatoren mochten es ob der Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse leichter haben, allerdings war es mit Leistung verbunden. Sie mussten sich im Kampf beweisen. Gewannen sie, standen ihnen Privilegien wie ein Badezuber oder eine Nacht mit weiblicher Gesellschaft zur Verfügung. Speis und Trank besserte sich, außerdem durften sie vorzeigbare, schlichte Kleidung tragen und wer sich bis zum Publikumsliebling hervortat, erhielt weitere Belohnungen. Das klang nicht schlecht, berücksichtigte man die Bedingungen nicht. Den Einsatz bei Kämpfen stellte viel zu häufig das eigene Leben dar. Unverwundet kehrte man selten aus der Schwarzen Arena zurück und jede neue Darbeitung musste die Zuschauer wieder ansprechen. Das bedeutete, dass die Herren jener Gladiatoren höhere Risiken eingingen. Mehr Gegner, plötzlich bewaffnet oder von einem Raubtier begleitet. Feuer, Magie, den Kampf mit Einschränkungen wie gefesselten Händen oder verbundenen Augen bewältigen. Es war Stress, verbunden mit Angst und man musste sich auf all seine Überlebensinstinkte verlassen können. Man durfte sich keine Fehler erlauben. All das ... standen Gladiatoren allein durch. Sklaven taten sich in Haushalten gelegentlich zusammen, manche verliebten sich sogar ineinander. Synnover war das so nicht passiert. Jeden Tropfen an Aufmerksamkeit sog er auf wie ein Schwamm, sein Leben lang, nur um ansatzweise das Gefühl von Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten. Er war es gewohnt, jegliche Konfrontation, jedes Hindernis und jede Herausforderung vollkommen allein bewältigen zu müssen. Hilfe wurde ihm nicht gewährt, es war ein zu luxuriöses Gut, um es an Sklaven zu verschwenden. Ebenso wie Zuneigung, Liebe. Dieses Weltbild nun auf den Kopf gestellt zu bekommen, musste er erst einmal verarbeiten und dann daraus lernen. Zwar hatte Syn in dem einen Jahr in Hymlia schon reichlich Fortschritte gemacht, aber dort war seine Umgebung geradezu wohlbehütet gewesen. Jetzt aber hatte er es mit Yolintha, ihren dunkelelfischen Wachen, Amazonen unter ihrer Anführerin Daenwor, mit Karrish und seinen Wächtern, mit Ritualmagiern, einer Dämonin, seiner eigenen Magie und nicht zuletzt einem ganzen Vulkan aufnehmen müssen. Niemand konnte all das allein schaffen. Im Grunde kam es einem Himmelfahrtskommando gleich, dass er es überhaupt versucht hatte. Denn Synnover war mit dem Wissen in die Vulkanhöhle gegangen, all diesen Feinden allein gegenüberzutreten, sie zu überwinden und Zarrah zu befreien. Als er erkennen musste, dass es wohl nicht gelänge wie er es sich ausgemalt hatte und Entschlossenheit, sowie Rachedurst - ja, nicht einmal Liebe - ausreichten, waren ihm andere zu Hilfe gekommen. Lariana und Kira, Callida und Turok. Keiner von ihnen ließ ihn im Stich. Sie stellten sich an seine Seite, stärkten seine Schultern, damit er die Gefahren überwinden konnte. Mit Erfolg. Die Gruppe entkam, zusammen mit Zarrah. Daenwor und Karrish hatte man zwar nicht ausschalten können, aber das war nur ein kleiner Wermutstropfen, denn es war an diesem Tag nicht Synnovers Ziel gewesen. Vielleicht würde er in Zukunft noch einmal Gelegenheit erhalten und vielleicht würde er dann nicht allein losziehen. Jetzt aber war nur Zarrah wichtig ... und jene, die ihm beigestanden hatten.
Sein erschöpfter, aber besorgter Blick sondierte Kira und Lariana. Beide starrten ihn an und ein flaues Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Sie besaßen keine physischen Verletzungen, aber vor den Schreckensbildern hatte er sie nicht bewahren können. Das war der Preis für ihre Hilfe und es schmerzte, beide davon so gebeutelt zu sehen. Gerade Lariana hatte nicht verdient, dass man ihr unschuldiges Gemüt derart verfinsterte. Synnover dachte flüchtig an Crystin und die Veränderung, die sich in ihre Augen geschlichen hatte. Ob er selbst ebenfalls ernster schaute als er es hätte tun können, wäre er in Hymlia zum Mann herangewachsen? Gewiss. Er hatte so viel mehr als die beiden Frauen gesehen, so viel mehr erlebt. Und dennoch war es nicht vergleichbar mit den Monaten der Tortur, unter den Zarrah hatte durchhalten müssen. Wie sie nun wohl schaute? Wäre ihr Blick gebrochen? Nein, es stellte sich als noch schauriger heraus. Synnover starrte in gänzliche schwarze Augen, die leer und fast schon seelenlos zum Himmel blickten. Hatte es nicht gereicht? War er zu spät gekommen? Er hatte das Ritual nicht aufhalten können...
Seine eigenen Augen wanderten über den Leib der Dunkelelfe. Er fand keine einzige unversehrte Stelle. Unter zerfetzter Kleidung schimmerte die eigentlich dunkle Haut grün, blau und braun von all den Blessuren. Er konnte Zarrahs Rippenbögen erkennen, so dünn war sie geworden und selbst jetzt wirkten ihre Arme schrecklich verdreht. Nur zu gern hätte Synnover sie begradigt, aber er wusste, dass nicht schmerzfrei vonstatten gehen könnte und er wollte ihr frisches Erwachen nicht sofort damit belasten. Sofern sie es überhaupt noch spürte. Ihr schwarzer Blick erschreckte und verunsicherte ihn. Eine Furcht kroch zu seinem Herzen, um sich darum zu legen. Hatte er sie nun schon wieder verloren? Er wusste nicht, ob er es ertragen könnte, sie so zu sehen. Vielleicht stünde ihm eine letzte Prüfung bevor, bei der er sich für immer von ihr würde verabschieden müssen ... und es dann mit eigener Hand beendete. Tränen brannten ihm bereits in den Augen, da bäumte sie sich plötzlich auf, bis sie fast aufrecht neben ihm saß. Er wagte nicht zu atmen und auch Lariana, die an ihn herangetreten war, rührte sich nun nicht mehr.
Bei Syn hingegen rannen die Tränen schon wieder. Es reichte aus, ihr Smaragdgrün zu erblicken, um die Dämme brechen zu lassen. Dennoch blieb er beherrscht, vielleicht lag es auch an einem Schock. Er saß still neben Zarrah, musterte sie und zuckte nicht einmal mit den Wimpern. Zarrah rührte sich zunächst auch nicht mehr. Sie schaute auf das Meer und hinüber zur Insel Ardéris. Der Vulkan ergoss sich weiterhin über das Land. Schwarzer Rauch entstieg seinem Schlot und schickte einen ungesunden Ascheregen auf Teile der Insel hinab. An einer Seite des Ufers schwämmte die Lava etwas ins Meer, das an Gebäudetrümmer erinnerte. Vielleicht handelte es sich aber auch nur um gewaltige, verformte Felsen. Es war nicht wichtig und Synnovers Aufmerksamkeit lag auch überhaupt nicht darauf. Er verfolgte jede Regung von Zarrah, versteifte sich, als sie endlich den Kopf drehte und ihm zuwandte.
"Synnover..." Er brachte kein Wort heraus. Er war vollkommen paralysiert, atmete ganz flach, dass man kaum das Heben und Senken seiner Brust wahrnahm. Er konnte nichts weiter tun, als sie anzustarren. Wie gut, dass er nicht allein mit ihr hier war. Sie wäre unter seinem Schockzustand einfach weggestorben. Lariana und Kira bemerkten es, vor allem, weil Syn auf ihr Ansprechen ebenfalls nicht reagierte. So kümmerten sie sich darum, die schwer verletzte Elfe zu versorgen. Beide gingen auf die einzige Palme der Insel zu. Sie wollten deren Wedel, sowie die dicken Kokosnüsse ernten. Es war nicht perfekt, aber besser als gar nichts zu tun.
Synnover und Zarrah hatten ein paar Atemzüge füreinander. "Ich bin noch ich ... irgendwie..."
Er holte Luft und es war höchste Zeit. Unter einem Schluchzen entließ er sie, schenkte Zarrah aber ein tapferes Lächeln. Er musste ihr jetzt die Stärke zeigen, die sie ihrer Gruppe stets präsentiert hatte, damit man nicht den Mut verlor. Er musste etwas sagen! "Du ... siehst übel aus", scherzte er vollkommen freudlos, aber es war etwas, das sie verband. Es waren die ersten Worte, die er nach seinem Zusammenbruch von ihr vernommen hatte, ehe er in ihr schönes Gesicht hatte blicken dürfen. Wie lange war das her! Wie sehr hatte er damals noch geglaubt, ihre Gunst mit falschen Zärtlichkeiten erringen zu müssen. Jetzt wollte er ihr alle Zärtlichkeit schenken, nur damit sie sich besser fühlte.
Synnovers Körper neigte sich vor. In diesem Moment ließ Kira sich neben ihn in den Sand fallen. "Wir müssen ihre Wunden versorgen und sie muss dringend essen und trinken." Wie sie das anstellen wollten, führte Lariana aus. Sie mochte keine versierte Heilkundige wie Crystin sein, die es nun dringend gebraucht hätte. Aber sie kannte ein paar Tricks, die nun Zarrahs Überleben sichern sollten. Ihre Hand fühlte sich warm an, als sie jene auf Syns Schulter ablegte. "Komm, wir beeilen uns und dann überlegen wir in Ruhe, was wir als nächstes tun." Er schaute zu ihr auf, nickte und wandte sich dennoch wieder Zarrah zu. "Stirb nicht", bettelte er. Dann schaffte es auch Syn auf die Beine. Seine Bewegungen waren mechanisch, sein Kopf leer. Er führte Anweisungen aus und flogt mit Turik zum Wipfel der Palme empor. Für die Wedel und Kokosnüsse musste er seine letzten Kräfte bemühen, denn er besaß keine Waffe mehr, um alles loszuschneiden. Seine Kampffächer steckten noch immer in Yolinthas Hals. Wahrscheinlich war beides längst der Lava zum Opfer gefallen.
Auch die Palmenblätter fielen. Lariana und Kira fingen sie auf, während Syn wieder herabflog, die Arme voll mit Kokosnüssen. Gemeinsam arbeiteten sie daran, aus den wenigen Dingen so viel wie möglich herauszuholen, damit man Zarrah umsorgen konnte. Als Lariana ihre Kleidung aufriss, weil sie jene als Verbände nutzen und ins Kokoswasser tauchen wollte, hielt Synnover sie auf. "Ich habe Verbände." Das stimmte. Er war nicht unvorbereitet zu seiner Mission aufgebrochen. In den Satteltaschen ließen sie sich bestimmt noch finden. Er hatte nur eine Bahn mitgenommen, die er im Vulkan verloren haben musste. Aber es waren noch weitere vorhanden. Jene waren sauber und somit besser geeignet als Larianas Kleidung. Sie war schmutzig von Asche, Dreck und auch Blut. Synnover sah nicht besser aus. Seine weißte Kleidung zierten unzählige rote Flecken, teils ovn Yolintha, teils auch von ihm selbst, weil die Wachen auch ihn verletzt hatten. Sobald er die aufgeschlitzten Stellen sah, spürte er den Schmerz. Trotzdem versuchte er, ihn zu ignorieren. Es war nichts im Vergleich zu Zarrahs Blessuren und sie ertrug es ganz still. Monate lang... Syn drehte den Kopf zu ihr herum.

Einige Zeit später brannte ein kleines, von Steinen umkreistes Feuer neben dem Stamm der Palme. Zarrah lehnte daran und Syn hockte dicht bei ihr. Er wickelte die letzte Bahn Verband um ihren Arm. Beide hatten sie kläglich mit den festeren Anteilen der Palmwedel geschient. Leider stellten diese sich nach wie vor als zu biegsam heraus, aber mehr besaßen sie nicht.
Larianas Stimme durchbrach die eingetretene Ruhe, ohne den Frieden darin zu stören: "Wie geht es jetzt weiter? Wie...?"
"Zarrah brauch Cry-"
Weiter kam er nicht. Lariana hatte ebenfalls tapfer durchgehalten, aber nun löste sich auch der Schock von ihr. Unter Tränen warf sie sich Syn an den Hals, umklammerte ihn und hielt sich an ihm fest. Syn erwiderte die Umarmung nach der ersten Überraschung sofort. Es tat ungemein gut, Lari so dicht an sich zu spüren. Sie war warm und weich. Er streichelte ihr Haar. "Ich bin so verdammt froh, dass du noch lebst, Syn..."
"Synnover... oder Synnover." Er lächelte und schmulte zu Zarrah. Sie hatte mal gesagt, sein Name auf Hymlikor sei das Schönste, was sie je hatte hören dürfen. Er wollte ihr noch viel schönere Dinge sagen. Lariana hingegen schüttete ihm ihr Herz aus: "Ich hatte solche Angst um dich, ich war wie gelähmt ... So viele Gefahren ... hat ... hat es sich gelohnt?"
Zorn kochte in Synnover empor. Gelohnt?! Er richtete seinen Blick auf Lari und seine Augen waren geengt vor Missbilligung. Wie konnte sie so etwas fragen? Dann aber erkannte Syn ihr verweintes Gesicht. Er sah, dass ihr der Schrecken noch lange Zeit in den Gliedern sitzen würde und auch auf Kira hatte er Spuren hinterlassen. Vor allem aber sah er ihre schlanken Hälse. "Wir haben alle überlebt. Es hat sich gelohnt", erwiderte er, ehe er den Blick senkte. "Das im Wald tut mir leid. Ich ... hab euch nicht wehtun wollen. Ihr müsst euch verraten fühlen, dabei wollte ich euch nur all das ersparen." Er hatte geahnt, was ihn erwartete und es selbst doch kaum fassen können. Für Kira, aber mehr noch Lariana musste es nun ihr Weltbild mit zahlreichen Rissen versehen haben, wenn es nicht gar in sich zusammengestürzt war. Keine Schriften in den Aufzeichnungen Hymlias verrieten die dunkle Seite Celcias, denn darauf konzentrierte sich das verträumte Himmeslvolk nicht.
"Warum haben sie das bloß mit ihr gemacht? Warum tut man das jemandem an?", fragte Kira betroffen. Selbst sie war offen fassungslos.
"Das ist der Boden. Die guten Orte sind nur jene, fernab von Dunkelelfen und ihrer Kaltherzigkeit." Orte wie die Wälder, durch die Zarrah ihn, Razag und Crystin geführt hatte. Der kleine Fluss, der 'Schwarze Eber', das Lagefeuer und die Floßreise ... das waren Dinge, die Kira und Lari sehen sollten. Nicht Rumdett, nicht Morgerias finsterste Vertreter und erst Recht nicht ein so seltsames Ritual, bei dem sie die Tore zu etwas geöffnet hatten, das Syn auch nicht begreifen konnte.
"Sie wollten alle freien Völker unterwerfen..." Sie hätte wispern können und sofort alle Augen auf sich gehabt. Kira und Lariana halfen Zarrah schnell in eine bequemere Postion, bei der sie an der Palme lehnen konnte, ohne dass es sie zu viel Kraft kostete. "Ich bin dankbar", sagte sie und als ihr Blick Syn traf, rutschte er sofort dicht an sie heran. Er schaute ihr tief in die Augen, während seine Züge sich vor Erleichterung glätteten. Ja, das war Zarrah. Sie war hier, sie lebte. Sie versuchte schon wieder, weiterzumachen. Er öffnete den Mund, um ihr so viele Digne zu sagen. Er erhielt keine Gelegenheit. "Danke." Syn lächelte warm. Er neigte sich etwas vor, hielt dann aber inne, als er Larianas Hand nach seiner greifen fühlte. Sie rückte zu ihm auf. Syn brach den Blickkontakt zu Zarrah ab, tauschte ihn gegen Larianas Anblick. Er drückte ihre Hand, strich mit dem Daumen über ihre Haut. "Ja. Danke", sagte er und bezog auch Kira mit ein. Sie hatten ihm zur Seite gestanden, einen Teil ihrer unschuldigen Seelen geopfert, um es zu tun. Er war mit nichts aufzuwiegen.
"Haben wir einen Fehler gemacht, dich zu retten?"
"Lari!"
"Schon gut. Ich weiß es nicht ... Ich kann sie fühlen, sie ... ist in mir. Sie will heraus ... aber sie ist zu schwach. Zu schwach, solange ich nicht vergesse."
"Nun ... was heißt das jetzt?"
, fragte Lari auf Zarrahs doch eher kryptische Worte hin. Sie verstand nicht, konnte nicht verstehen. Syn aber wuste es in dem Moment, da er und die Dunkelelfe einander wieder ansahen. Karrish hatte es offenbart, hatte mehrfach ausgesprochen, was Professor Filius nur durch seine Ausführungen hatte vermuten können. Zarrah liebte ihn. Sie hatte alles über sich ergehen lassen, um ihn zu schützen und für seine Freiheit, war sie sogar eine Vereinbarung eingegangen, die nun eine Dämonin in ihr versiegelte. Aber solange sie die Liebe zu Syn nicht vergaß, würde Agash keine Stärke erlangen. So war es, wie Syn es verstand. Und es rührte ihn zutiefst. Er hielt sich nicht zurück. Lari wurde zwangsläufig ein Stück mitgerissen, denn ihre Hand entließ der Hymlianer dennoch nicht. Er liebte ... sie und Zarrah. Letztere durfte es nicht vergessen. Letztere musste es erfahren. Synnover fragte dieses Mal nicht wie üblich, ob sie ihm gestattete, was er vorhatte. Er nahm es sich aber auch nicht rücksichtslos. Er kam Zarrah nahe, berührte ihre Stirn mit der seinen, streichelte ganz behutsam an ihrem Kiefer entlang, weil jener nicht so angeschwollen schien wie ihre Wange. Er neigte den Kopf und setzte mit aller Sanftheit seine Lippen an die ihren. Seine eigenen zitterten, beruhigten sich jedoch schnell, als er begann, ihre zu liebkosen. Er küsste ganz vorsichtig. Er streichelte Zarrah, schenkte ihr alle Zuneigung, die er über ein Jahr hinweg geglaubt hatte, ihr niemals wieder geben zu können. Tränen rannen, als er sich langsam und nur mit Widerwillen löste. Doch er musste ihr so vieles sagen. "Es tut mir leid", begann er aufrichtig reuig. "Es tut mir leid, dass ich so spät gekommen bin. Crystin sagte, du hast gewartet ..." Er seufzte und blinzelte eine weitere Tränenflut aus den Augen. Dann küsste er Zarrah noch einmal, flüchtig, doch nicht weniger liebevoll. Seine Stimme drohte, ihm zu versagen. Er klang heiser, als er weitersprach. "Es tut mir so unendlich leid ... ich dachte, ihr seid alle tot ... ich ... ich hab nicht nach euch gesucht. Ich war so davon überzeugt, dass ..." Er blickte sie an. Er prägte sich dieses Bild ein. All die Blessuren an dem geschundenen Körper, der nun auch noch eine Bestie beinhaltete. Er trug mit Schuld daran, dass es hatte geschehen können. Syn schüttelte den Kopf, keuchte. Dann wischte er sich die Tränen aus den Augen und suchte Zarrahs Blick. "Ich liebe ich." Er drehte den Kopf, zog an der Hand, die er nicht losgelassen hatte. Das tat er jetzt, um seinen Arm um Lariana zu schlingen. Auch sie schaute er an, stets im Wechsel. "Ich liebe euch! Dich, Zarrah und dich, Lari. Ich liebe euch! Aus tiefstem Herzen. Nichts und niemand wird daran etwas ändern."
Synnover neigte sich nun seiner hymlianischen Liebsten zu. Auch sie hatte einen Kuss verdient. Auch dieser sollte sanft, innig und liebevoll ausfallen. Tatsächlich bemühte Syn sich darum, keine über die jeweils andere zu stellen oder zu vernachlässigen. Als er von Larianas Lippen abließ, zog er sie noch dichter heran, dass sie bei Bedarf auf einem Schoß sitzen konnte. Er selbst rückte neben Zarrah, so dass sie an seiner Schulter anstelle der Palme Ruhe fände. "Und es wird sich immer lohnen, alles für euch zu geben. Deshalb finden wir einen Weg, diese ... Agash wieder aus dir herauszuholen. Irgendwie schaffen wir es." Er lugte über Larianas Schopf hinweg zu den beiden Pegasi. Synnover wusste nicht, ob Turok seinen Blick erwiderte, dazu verweilte er selbst zu kurz auf seinem getreuen Reittier. Denn auch die letzte im Bunde vergaß er nicht. Syn schaute Kira an, nickte ihr fast auffordernd zu. "Wir alle, gemeinsam."
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Erzähler » Samstag 8. Februar 2025, 21:43

"Synnover... oder Synnover.", berichtigte er Lariana, die ihn kurz ansah. Dann aber verfolgte sie den Blick, den er Zarrah zuwarf und schluckte das aufkeimende Gefühl hinunter. Sie war erleichtert, wie alles ausgegangen war und darauf kam es an! Sie wollte wissen, ob es sich gelohnt hatte und Synnover fühlte für einen Moment pure Wut. Sie keimte augenblicklich auf, denn natürlich hatte es sich gelohnt! Aber er beruhigte sich ebenso schnell, wie er sich aufgeregt hatte. Lari meinte es nicht so, das konnte er sehen. Sie war geschockt von dem, was sie erfahren hatte. War ihm blindlings nachgelaufen, aus Liebe. Und er hatte ihnen viel zugemutet. Ihr und Kira. "Wir haben alle überlebt. Es hat sich gelohnt. Das im Wald tut mir leid. Ich ... hab euch nicht wehtun wollen. Ihr müsst euch verraten fühlen, dabei wollte ich euch nur all das ersparen." Lari schüttelte nur den Kopf. „Das wissen wir…“, flüsterte sie nur, aber nicht minder wahr. Kira zeigte ebenfalls erhebliches Mitgefühl. Sie hatte sich schon früher als äußerst empathisch entpuppt und schließlich war sie es gewesen, die Synnover all das hier erst ermöglicht hatte. "Das ist der Boden. Die guten Orte sind nur jene, fernab von Dunkelelfen und ihrer Kaltherzigkeit." Lariana’s Blick glitt zur einzigen Dunkelelfe hier in der Runde. Sie war unsicher für einen Moment. Kira aber schaute Zarrah einen Moment musternd an. Sie versuchte das alles zu verstehen, einzuordnen. Aber auch in ihren Gliedern saß der Schreck. Die Lust an Abenteuern war ihr sicherlich erstmal vergangen. Als Zarrah schließlich zu sprechen begann, richteten sich alle Augen auf sie. Syn nutzte die Chance, rückte zu ihr auf und Lari folgte ihm unweigerlich. Sie konnte ihn nicht loslassen. Aber er konnte Zarrah nicht loslassen. Die Elfe ließ sich das Misstrauen durch Lari gefallen und beantwortete es gewohnt nüchtern. So kannte er sie, so war sie stets gewesen. Nichts deutete in dem Moment auf die Dämonin in ihr. Syn war erleichtert. Mehr noch, er verstand ihre Worte, die Lari nur die Stirn runzeln ließ.

Als Syn sich vorbeugte, japste Lariana aber erschrocken auf. Sie folgte, ließ seine Hand nicht los, weil er es nicht tat. Doch ihm folgte ein erschrockener Blick, als er sich gegen Zarrah lehnte. Die Elfe allerdings hob den Blick, hörte auf zu atmen. Sie schaute in das Gesicht, das ihr endlich wieder näher kam. Jenes Gesicht, das sie all die Monate gehofft hatte wiederzusehen. Nun wärmte seine Nähe ihre Seele. Sie schloss die Augen, war längst zu schwach, sich davon zu distanzieren. Synnover erlebte Zarrah ungewohnt offen. Und nutzte es, damit sie endlich erfuhr, was er erkannt hatte. Er neigte sich etwas, sodass sich seine Lippen zart auf ihre legen konnten. Zarrah erstarrte. Lariana erstarrte. Doch dann bewegte Synnover seine Lippen, zeichnete mit jeder Bewegung sein eigenes Siegel, sein eigenes Versprechen auf die Lippen, die er so lange vermisst hatte. Zarrah erwiderte den Kuss und tatsächlich löste sich nicht nur bei Synnover eine Träne. Während auch ihm dieser Moment so viel bedeutete, auch ihm endlich klar wurde, was er so lange vermisst hatte, da zeigte Zarrah ihm, wie sehr sie gelitten haben musste. Wie stark sie hatte sein müssen und wie verletzlich sie in diesem Moment war. Gefühle, die sie niemals offen zeigte, präsentierten sich ihm nun unverhüllt. Die salzige Offenbarung rann ihr über das Gesicht, während sie einander küssten. Er war es, der in der Lage war, sie zu heilen. “Es tut mir leid…Es tut mir leid, dass ich so spät gekommen bin. Crystin sagte, du hast gewartet …“, löste er sich und konnte nicht länger warten, endlich alles loszuwerden. Lariana starrte noch immer auf die Nähe zwischen Syn und Zarrah. Ihr wurde einiges klarer… und es schmerzte sie. "Es tut mir so unendlich leid … ich dachte, ihr seid alle tot … ich … ich hab nicht nach euch gesucht. Ich war so davon überzeugt, dass …“, noch ein Kuss, noch ein Stich. „Synnover…“, hörte man Zarrah flüstern. „Entschuldige dich nicht dafür endlich zu leben…“, wandte sie ein. "Ich liebe dich.", kam es von Syn. Lariana japste nach Luft. Zarrah aber starrte Synnover an. Die Zeit verlor ihren Fluss. Ihr grüner Blick ruhte auf ihm, solange, bis er sich zu Lari umdrehte. Dann folgte Zarrah‘s Blick auch zu ihr, sie hatte sie vollkommen vergessen. Für einen Moment war Zarrah nur bei Syn. Jetzt aber zog sie sich wieder etwas zurück. Sie waren nicht allein. Und sie erkannte, dass sich sein Fokus verschoben hatte. "Ich liebe euch! Dich, Zarrah und dich, Lari. Ich liebe euch! Aus tiefstem Herzen. Nichts und niemand wird daran etwas ändern." Er zog Lariana zu sich, küsste sie. Und Lari? Die wirkte ein wenig steif, nicht ganz so erleichtert, wie er. Doch sie lies sich küssen, ja schmiegte sich gar fest an ihn, um der anderen klarzumachen, dass sie zu ihm gehörte. Zarrah wandte den Blick ab und sammelte sich, fand zurück zu jener Elfe, die ihm nur das Beste wünschte.

Die Worte, die Synnover an sie richtete, ließen den grünen Blick ein wenig glasig werden. Ungekannte Wärme wollte ihn fluten, doch bevor es soweit war, schloss sie die Augen wieder und atmete durch, während ihre Lippen sich zu einem feinen, zarten Lächeln spannten. Kannte sie überhaupt pures Glück? Würde sie jemals ausgelassen lachen? Die Worte, die Syn für sie fand, berührten Zarrah nach all den Strapazen sichtlich. Sie zeigte eine nie dagewesene Transparenz und ließ Syn sehen, dass es ihr sehr viel bedeutete. Dass es für sie etwas Neues, etwas Besonderes war. Lariana aber schien das nicht so zu sehen. Die Hymlianerin hatte fest seine Hand umschlossen, saß auf seinem Schoß und beanspruchte ihn für sich. Ihr Blick brach ein wenig. Er liebte sie beide? Sie verstand es nicht… wie sollte sie auch. Kira war höflicher Weise zu den Pegasi gegangen und streichelte sie. Das war dann doch ein Thema, dass zu privat wurde. Lariana hatte sichtlich mit den Worten zu kämpfen. Ihr Blick traf Zarrah’s ein wenig giftig.
Zarrah blickte auf, während Lariana die Lippen zusammenpresste. Die Elfe schaute zwischen Syn und ihr hin und her, ehe sie auf dem Gesicht der Hymlianerin hängen blieb und das feine Lächeln wieder verschwunden war. „Ich werde ihm nichts wegnehmen, das er fernab von… mir, meiner Familie und meiner Heimat gefunden hat. Hab´ keine Angst…“, sie blickte zu Syn. „Es reicht mir zu sehen, wer er in deiner Nähe geworden ist…“ Sie wusste es. Sie wusste, dass er sein Glück gefunden hatte. Auch ohne sie. Und es war ja auch genau das, was sie ihm gewünscht hatte oder? Zarrah wurde nun nicht zu einer Heuchlerin. Sie versuchte sich etwas gemütlicher zu setzen, was ihr ein Zischen entlockte, ob der Schmerzen. Syn bot sich als weiche Alternative an und Zarrah atmete erleichtert aus, als sie gegen ihn sank. Seine Wärme lullte sie ein. Sie hatte sie vermutlich noch nie in ihrem Leben gefühlt. Nicht so. „Ich werde mich nicht zwischen euch drängen. Es ist so viel Zeit vergangen… So viel … Zeit…“ sie schloss die Augen wieder. Müde, entkräftet. Sie begriff noch gar nicht, was sie hatte durchmachen müssen. „Ich wusste nicht, was Liebe ist. Aber ich kann sie sehen… bei euch. Das genügt mir… ich habe ihm schon zu viel genommen. Nicht das auch noch“, murmelte sie, bevor sie erneut in eine heilsame Bewusstlosigkeit fiel und schwer gegen Syn sank. Lariana starrte sie an und ihr Blick schwamm. Es war alles zu viel. Sie blickte Syn an und neigte sich vor, um ihn zu küssen. „Wir müssen sie zu Crystin bringen…“, entschied sie und schaute zu Kira, damit sie die Pegasi heranholte. Lariana flüchtete sich in eine Geschäftigkeit. Sie ließ Syn frei und löschte das Feuer. Dann aber hielt sie inne und wandte sich an ihn, blickte auf ihre Liebe und die andere Frau, die an ihm lehnte. „Syn…nover ich… ich will auch, dass sie lebt, dass es ihr besser geht. Verstehe mich nicht falsch, sie ist ein Teil von deinem Leben, das… verstehe ich. Aber… es ist, wie sie sagte… wir haben uns gefunden… abseits von ihr. Ver… vergiss das nicht. Ich liebe dich so sehr und…“, sie schluckte sichtlich, rang mit sich: „Und DARAN ändert sich auch nichts. Aber du gehörst zu mir, nicht wahr? Du… Du hast es mir gezeigt, mir gesagt…“, sie schluckte erneut. Sie holte das zerknüllte Pergament hervor, auf dem er ihr seine Liebe gestanden hatte. Sie war sich plötzlich nicht sicher. Dann kam Kira mit den Tieren. Sie betrachtete die Gesichter der anderen und räusperte sich. „Nun, es ist für uns alle ein echt harter Tag gewesen… wir sollten nach Hause fliegen, damit sie überlebt und… und ihr euch erholen könnt“, versuchte sie, die Wogen zu glätten. Lari war sichtlich mitgenommen. Sie nickte, auf Kira’s Worte hin. „Gut, du hast Recht. Kira? Würdest du … sie… Za-Zarrah mitnehmen? Ich würde gerne einen Moment mit Synnover haben“, gestand sie und blickte Syn lächelnd an. Es war unsicher. Der dunkle Blick etwas trüb. Und sollte Syn keine Einwände erheben, so würde Lariana mit ihm gemeinsam auf Turok fliegen, während Callida mit Kira und Zarrah flog, nach Hause.
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Synnover » Sonntag 9. Februar 2025, 14:40

Das Glück war zurückgekehrt. Es nannte sich Zarrah'lindae von den Nachtklingen und es war als einzige Macht in der Lage, die Tür zu einem Teil in Syns Herzen aufzuschließen. Die Flügel stoben auseinander, damit seine Liebe für diese Frau wieder einen offenen Platz in der Welt einnehmen konnten. Was er tief in sich eingeschlossen hatte, durfte wieder frei fliegen. Das galt nicht nur für die Emotionen, die er aus Angst vor dem Schmerz nicht mehr hatte zulassen wollen. Es galt auch für den Namen, den seine Eltern bei seiner Geburt für ihn erwählt hatten. Er teilte ihn erneut mit, ließ Lariana und Kira wissen, dass er ihn wieder nutzen wollte und berührte dabei das Kleinod unter seinem Hemd. Mit dem Finger fuhr er die Form des Medaillons nach, in dem die Namen seiner Familie, sowie sein eigener eingraviert waren. Anschließend konnte er sich aber nicht mehr zurückhalten. Er war so überglücklich, dass Zarrah bei ihm, am leben und trotz des Dämons in ihr immer noch sie selbst war. All seine Freude musste hinaus, alle Gefühle, die er für sie empfand, wollte er ihr sagen. Endlich geschah es. Vielleicht etwas zu unüberlegt, aber Synnover dachte im Moment ohnehin nur mit dem Herzen. Das ließ ihn seinen Liebesschwur nicht nur an Zarrah richten, sondern auch an Lariana. Er liebte sie beide und er wollte keine von ihnen für die jeweils andere vernachlässigen. Für ihn konnte das Glück gerade nicht größer sein. Beide Frauen aber hatten mit seiner Offenbarung zu kämpfen.
Lariana versteifte sich in seinem Kuss, konnte ihn dennoch nicht loslassen. Sie hatte erlebt, wie er Zarrah behandelte, zu ihr sprach und sie ansah. Natürlich schmerzte das, vor allem ein so hezrensgutes Gemüt wie die Hymlianerin es besaß. Zarrah sah es, sogar sehr deutlich. Sie sah, was Synnover sich in diesem Jahr aufgebaut hatte. Er hatte gelernt zu leben und war nur aus Liebe bereit gewesen, es aufzugeben. Er hatte gesiegt, Zarrah gerettet. Für Lariana stellte sie aber nun eine Bedrohung des Lebens dar, das sie mit Syn zusammen erschaffen hatte. Und natürlich steckte die Dunkelelfe zurück. Sie war es schließlich gewohnt, allein aus ihrem auferlegten Schicksal heraus. Sie agierte aus den Schatten, funktionierte zum Wohl ihrer Familie und für die Pläne Morgerias unter ihrem dunklen Herrscher. Sie war keine Sklavin und trug doch wie keine andere ihrer Art deren Fesseln. Syn hatte sie retten, sie befreien wollen, aber soeben legte sie sich selbst wieder Ketten an - seinetwillen und um Larianas Willen. Es war schwer, das bewies ein Blick in ihre Augen, die glasig glänzten. Sie wünschte sich einen Platz wie den, welchen sie Lariana zugestand. Dass Synnover sie nach der Rettung nicht gänzlich aus seinem Leben stieß, war ihr genug. Sie nahm, was sie kriegen konnte. Er gab ihr allein dadurch so viel, weil er wieder aufgetaucht war - ihretwegen! Als Zarrah die Augen schloss und durchatmete, entließ sie das glückliche Ende eines Märchens, von dem sie geträumt hatte und nahm an, was die Realität ihr anbot. Nur ein Lächeln konnte sie nicht ungenutzt ziehen lassen. Syn liebte sie, sagte er. Es glitt nicht unberücksichtigt an ihr vorüber. Und er? Synnover sah es. Es war nicht nur ein gehobener Mundwinkel. Er sah sie lächeln, fand die Tränenspur auf ihrer Wange. Sein Herz überschlug sich. Er wusste gar nicht, wohin mit all den Emotionen. Niemals zuvor hatte er so viel ... inneren Frieden, eingebettet in reine Freude verspürt. Seine Augen leuchteten Lariana geradezu entgegen. Niemals käme er auf die Idee, dass sie alleinige Besitzansprüche an ihn stellen könnte. Er kannte es schließlich nicht. Es war normal für ihn, dass jegliche Frau ihn beanspruchen durfte. Der Unterschied jetzt war, dass es auf einer Ebene aus Zuneigung, LIebe und Authentizität geschah. Es war aufrichtig, was er für Lariana und Zarrah empfand. Er konnte ihnen beiden Liebe zugestehen.
Lariana konnte das nicht. Sie drückte Synnovers Hand und er erwiderte es. Er streichelte sie, glaubte doch felsenfest an das glückliche Ende - den glücklichen Anfang! - den er mit beiden begehen wollte. Er befand sich im reinsten Liebestaumel, dass er gar nicht sehen konnte, was seine beiden LIebsten geschäftigte. Zarrah - natürlich sie - klärte es auf. Denn sie konnte nachvollziehen, wie Lariana sich fühlen musste. Wie oft hatte sie schließlich Synnover mit anderen Frauen schäkern sehen müssen. Auch wenn darin nichts Echtes lag, so schmerzte der bloße Anblick, wenn er mit einer anderen Elfe in den Kammern verschwand, um ihr Zärtlichkeiten und Nähe zu schenken.
"Ich werde ihm nichts wegnehmen, das er fernab von ... mir, meiner Familie und meiner Heimat gefunden hat. Hab keine Angst..."
"Natürlich wirst du das nicht", entgegnete Syn verwirrt. Er zog die Brauen zusammen, musterte Zarrah und spürte eine seichte Spannung zwischen ihr und Lariana. "Es reicht mir zu sehen, wer er in deiner Nähe geworden ist..."
"Was erzählst du denn da?" Aber schon lehnte Zarrah sich gegen ihn und Synnover war bemüht, ihr so viel Komfort wie möglich zu bieten. Er schlang seinen Arm locker um ihren Körper, damit er ihren Kopf gegen seine Brust betten konnte. Sie wirkte so zerbrechlich! "Ich werde mich nicht zwischen euch drängen." Nun war es an ihm, sich zu versteifen. Er starrte erst Zarrah an, dann Lariana. Endlich entdeckte er an ihrer Haltung, sowie ihrem Blick, dass sie Zarrah eindeutig nicht mit der liebevollen Freude betrachten konnte, wie er es tat.
"Ich wusste nicht, was Liebe ist. Aber ich kann sie sehen ... bei euch. Das genügt mir ... ich habe ihm schon zu viel genommen. Nicht das auch noch."
"Aber Zarrah...!" Sie hörte es nicht mehr. Ihre letzten Kräfte hatte sie aufgebracht, um Lariana zu beschwichtigen. Sie sehnte sich nach der Nähe des Mannes, den sie beide liebten, aber sie würde ihn ihr nicht entreißen. Sie würde ein Schatten sein und ihre eigenen Gefühle herunterschlucken, um sich am Glück zu erfreuen, das Syn und Lariana zusammen hatten. Es rührte ihn zu Herzen, zugleich aber erschütterte es ihn tief. Auch Lariana war davon vollkommen überwältigt. Sie mochten dem Vulkan entkommen sein, aber es gab noch viel zu verarbeiten. Vor allem jetzt, da Synnover seine Liebe offen gestanden hatte. Sie suchte Beruhigung an seinen Lippen und Syn verwehrte ihr nichts. Er löste nur endlich seine Figner von ihren, aber nicht, um Lariana von sich zu stoßen. Auch sie umarmte er, zog sie innig an sich heran und in den Kuss hinein. Er genoss den Moment, liebkoste sie nicht minder als die bewusstlose Elfe. Er gab sich Mühe, ohne es bewusst zu tun. Es war ... ehrlich. Er hatte seine Zarrah gefunden und konnte Lariana dennoch voller Aufrichtigkeit und Zuneigung küssen. Nichts hatte sich bisher verändert, nicht hier. Nicht für ihn. Seine hymlianische Liebe hingegen musste es wirklich noch verarbeiten. Es war sehr viel. Nutzlos wollte sie allerdings auch nicht sein und so rettete sie sich selbst in pragmatische Handlungen. Denn Zarrah benötigte über Liebe hinaus vor allem Hilfe. Sie brauchte professionelle Heilung wie Crystin sie bieten könnte. Sie brauchte einen sicheren Ort, den Karrish nicht erreichen würde. Hymlia war die beste Option.
Schon winkte sie Kira herbei, bereitete selbst den Aufbruch vor. Er konnte gar nicht so schnell reagieren wie Lariana das Feuer löschte. Er konnte ja nicht einmal aufstehen und wollte es gerade auch nicht. Zarrah hing halb auf ihm und so wie viele Katzenbesitzer sich über Stunden unmöglich rühren könnten, weil ihr geliebtes Fellknäuel friedlich auf deren Bauch schlief, so wollte Synnover die notwendige Erholung Zarrahs nun ebenfalls nicht unterbrechen. Dieses Bild sprach Bände.
"Syn...nover..." Er schaute auf, lächelte und nickte. "Synnover", wiederholte er. Er war zurück - für alle. Doch darum ging es Lariana sichtlich nicht. Er bemerkte ihr Unbehagen. Etwas bekümmerte sie und es saß tief. Syn verlor sein Lächeln, es wich ernster Sorge. Er regte sich leicht unter Zarrahs inzwischen Fliegengewicht. "Ich will auch, dass sie lebt, dass es ihr besser geht. Verstehe mich nicht falsch, sie ist ein Teil von deinem Leben, das ... verstehe ich. Aber ... es ist, wie sie sagte ... wir haben uns gefunden ... abseits von ihr. Ver...vergiss das nicht."
Syn senkte den Blick. Er erinnerte sich an den Anfang, den Lariana gewiss anders interpretierte als er selbst. Er war nach Hymlia gekommen und hatte sie gesehen. Sie war die Tochter des Mannes, der ihn empfangen hatte. Natürlich hatte er sie mit Komplimenten, seinem Charme und liebevollen Worten umgarnt. Er tat es immer so. Es verschaffte ihm Vorteile. Erst, als sie auch körperlich zueinander fanden, hatte er erkannt, dass sie nicht einfach auf ihn hereinfiel, sondern auch an seinem Wohlergehen interessiert war. Sie hatte ihm keine Bedingungen gestellt, keine Grenzen gesetzt, ihn aber auch nicht einfach wortlos gewähren lassen wie Zarrah. Sie hatte ihn an die Hand genommen und ihm gezeigt, wie man gemeinsam das Glück beschritt. Erst ab jenem Moment hatte Synnover einen neuen Weg eingeschlagen ... und sich lossagen wollen, nachdem er vom mutmaßlichen Tod all seiner Gefährten hörte. Auch da hatte Lariana ihn unterstützt. Sie hatte nicht einmal zugelassen, dass er sich in Einsamkeit zurückzog. Sie hatte ihm gezeigt, wie man gemeinsam litt, damit es schneller ging und man erneut das Glück finden konnte. Syn hatte sich darauf einlassen können, weil...
"Ich glaubte, ich würde Zarrah niemals wiedersehen. Ich glaubte, ich hatte sie für immer verloren. Nur deshalb hab ich zugelassen, dass..."
Ich liebe dich so sehr und ... und DARAN ändert sich auch nichts. Aber du gehörst zu mir, nicht wahr? Du ... Du hast es mir gezeigt, mir gesagt..."
"Ich gehöre niemandem, ich bin frei." Das hatte Lariana aber so auch nicht gesagt und Synnover wusste es. Umsichtig schob er Zarrah nun doch von sich, lehnte sie vorsichtig wieder gegen die Palme und streichelte ihr stumpfes Haar. Er hatte ein unerklärtliches Bedürfnis, die silberweiße Seide zu waschen, zu bürsten und wieder zum Glänzen zu bringen. Nur nicht jetzt. Langsam erhob er sich. Seine Glieder fühlten sich steif und schwer an. Er wandte sich Lariana zu, um einige Dinge zu klären. Er sah sie mit einem Stück Papier hantieren und erkannte es sofort, auch wenn es schon furchtbar ausgefranst und zerknittert war. Das zeigte nur seinen Wert.
Kira erreichte die beiden, bevor Synnover zum Sprechen kam. Stattdessen war es seine Schwester, die das Offensichtliche ansprach und vorschlug, wie man es lösen konnte. Sie mussten nach Hymlia. Nur dort wären alle in der Lage, sich auszuruhen und zu verarbeiten. In ihrem jetzigen Zustand konnten sie keine klugen Entscheidungen treffen. Darunter würde nicht nur Zarrah leiden, sondern sie alle.
"Gut, du hast Recht. Kira? Würdest du ... sie ... Za-Zarrah mitnehmen? Ich würde gern einen Moment mit Synnover haben." Er seufzte, allerdings wonnig. Nicht nur bei Zarrah wärmte es ihm das Herz, seinen Namen auf Hymlikor zu hören. Lari besaß dieselbe Wirkung auf ihn. Er lächelte leicht, aber nur flüchtig. Als er Kira ebenfalls anschaute, war es bereits wieder verblasst. "Lari fliegt bei mir mit. Bitte, achte gut auf Zarrah. Wir sind sofort hinter dir. Wir ... dürfen nicht vergessen, dass trotz allem etwas ... mit ihr passiert ist." Er schaute seine Schwester eindringlich an. "Falls du irgendetwas bemerkst, das ... ich weiß nicht ... düster ist? Ruf uns sofort." Er hatte selbst keine Idee, gegen Agash vorzugehen oder wie man mit jemandem umgehen musste, der von einem Dämon besessen war. Aber Synnover hatte Zarrahs Hinweis: Solange sie sich erinnerte, dass sie ihn liebte, wäre die Bestie in ihr schwach. Falls also etwas geschah, musste Syn nur dicht genug an sie heran und sie erinnern. Zumindest hoffte er, dass das funktionierte.
"Flieg voraus, wir kommen gleich nach", sagte er zu Kira und half ihr dann, Zarrahs Leib auf Callida zu verfrachten. Erst nachdem das Tier abgehoben hatte, wandte er sich Lariana zu. Er griff nach ihrer Hand. "Ich gehöre nur noch mir selbst", teilte er ihr mit, nahm auf diese Weise ihre Worte wieder auf. Dann aber trat er näher an sich heran. "Zu wem ich gehöre, kann ich aber endlich selbst entscheiden und das möchte ich auch tun." Sanft stupste er mit seiner Nasenspitze gegen Larianas Stirn, wanderte einen Pfad an ihrer Wange entlang und erreichte ihre Lippen mit seinen. Er küsste sie nochmal, ausgiebig und liebevoll. "Meine Nachricht lügt nicht. Ich liebe dich, Lariana." Er lächelte. Es hörte sich schön an und endlich hatte er es auch ihr sagen können. Ihm fiel eine Monate lange Last vom Herzen. "Ich möchte bei dir sein. Ich möchte von dir geliebt werden und dich lieben dürfen. Ich gehöre zu dir", sagte er entschieden, während seine Finger durch ihre langen Haare glitten und einige Strähnen zerteilten. "Du ... bist kein Ersatz für sie gewesen, hörst du?" Er schaute Lariana tief in die Augen. "Ihr beide ersetzt einander nicht. Ich brauche und möchte euch beide bei mir haben, zu euch beiden gehören."
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Re: Am Ende von allem?

Beitrag von Erzähler » Freitag 14. Februar 2025, 22:49

Es war endlich möglich. Synnover hatte endlich die lang ersehnte Chance erhalten, Zarrah zu sagen, was er fühlte. Und was ihm in all den Monaten klargeworden war. Er liebte sie. Und er sprach es endlich aus. Und Zarrah? Synnover erlebte einen Moment nie gekannter Ehrlichkeit von ihr. Sie war offen, zeigte ihm stumm ihr Innenleben und wie viel es ihr bedeutete, dass er die Worte an sie richtete. Doch Zarrah musste auch erkennen, dass sie längst nicht mehr die einzige in seinem Leben sein konnte. Dass sie zwar einen Platz in seinem Herzen hatte, aber nicht für sein Glück verantwortlich war. Er hatte es anderswo gefunden und endlich erleben dürfen. Es war nicht ihr Tun, dass ihn hatte frei werden lassen. Mit Blick auf Lariana, wusste Zarrah, was er in den Monaten hatte erfahren dürfen. Und ganz im Gegenteil zu Lariana, wurde das Dunkelgrün nicht von Neid oder Eifersucht geprägt. Es war Verständnis, das sie empfand. Es war Akzeptanz dafür, denn sie war nie diejenige gewesen, die sich einfach genommen hätte. Zarrah beschwichtigte Lariana. Sie versuchte es zumindest. Aber Syn verstand nicht, wieso sie diese Worte wählte. "Natürlich wirst du das nicht. Was erzählst du denn da?" Zarrah’s Blick glitt für einen Moment zu Synnover, dann schüttelte sie nur sacht den Kopf. Ihr fehlte jetzt die Kraft dafür. Sie sank gegen ihn und murmelte nur noch ein letztes Versprechen. "Aber Zarrah...!" Synnover wollte verständlich machen, dass er sie beide gleichermaßen liebte. Aber er musste erkennen, dass das nicht auch für die Frauen gelten musste. Er konnte Lariana ihre Ängste ansehen. Und er hörte die Worte, die Zarrah sagte. Nur, weil er sie beide glücklich sehen und glücklich machen wollte, bedeutete das eben noch lange nicht, dass sie auch glücklich damit wären. Gefühle und freie Entscheidungen waren nicht immer einfach. Denn letztendlich trug man selbst nun auch die Verantwortung für alles weitere. Jetzt aber war es nötig, dass sie Zarrah halfen. Dass sich ihr Gesundheitszustand endlich besserte, sonst würden sich alle weiteren Dinge womöglich von selbst erübrigen. Lariana flüchtete in Pragmatismus und konnte dennoch nicht ganz ablassen. Sie brauchte nun Sicherheit, die Syn nicht klar geben konnte: "Ich glaubte, ich würde Zarrah niemals wiedersehen. Ich glaubte, ich hatte sie für immer verloren. Nur deshalb hab ich zugelassen, dass..." Sie unterbrach ihn und beteuerte ihre Liebe noch einmal. Sie gehörten zusammen.

"Ich gehöre niemandem, ich bin frei." Lariana zuckte zurück. Sie starrte ihn an, denn so hatte sie das gewiss nicht gemeint und auch nicht gesagt. Glücklicherweise war es Kira, die die Situation rettete oder ihre Unausweichlichkeit nur verschob. Lari wollte mit Syn fliegen und verbannte Zarrah somit für einen Moment aus ihrer Nähe. Syn schlug ihr nichts ab. Er liebte sie und er genoss ihre Nähe. "Lari fliegt bei mir mit. Bitte, achte gut auf Zarrah. Wir sind sofort hinter dir. Wir ... dürfen nicht vergessen, dass trotz allem etwas ... mit ihr passiert ist. Falls du irgendetwas bemerkst, das ... ich weiß nicht ... düster ist? Ruf uns sofort." Kira nickte ernst. Sie stand ebenfalls unter dem Einfluss des Erlebten und erwies sich als nüchtern in dem ganzen Chaos. „Ich achte darauf“, meinte sie, sah kurz unsicher zwischen Syn und Lariana hin und her. Syn half ihr mit Zarrah und die Elfe rührte sich nicht länger. Sie hing regungslos auf dem Widerrist von Callida und Kira setzte sich behutsam hinter sie. Sie betrachtete einen Moment den reglosen, furchtbar zugerichteten Körper und schluckte betroffen. Offenbar ging ihr das Schicksal der Elfe besonders nahe, doch den Grund dafür nannte sie nicht. Als Syn sie vorausschickte, hob Kira den Blick und nickte nur. Sie befolgte die Worte ihres größeren Bruders und ließ Callida abheben. Erst als Kira schon in der Luft war, wandte sich Syn noch mal an Lari: "Ich gehöre nur noch mir selbst. Zu wem ich gehöre, kann ich aber endlich selbst entscheiden und das möchte ich auch tun." Lari lächelte, als er sie anstupste, und schloss die Augen, um sich an ihn zu schmiegen. "Meine Nachricht lügt nicht. Ich liebe dich, Lariana." Sie öffnete die Augen und Freudentränen glitzerten darin. Sie wirkte erleichtert. „Ich bin so froh, dass du das sagst“, seufzte sie missverstehend. "Ich möchte bei dir sein. Ich möchte von dir geliebt werden und dich lieben dürfen. Ich gehöre zu dir. Du ... bist kein Ersatz für sie gewesen, hörst du?" Lariana war selig. Sie seufzte auf, griff nach seinen Wangen und küsste ihn ein wenig tränenfeucht. „Oh, ich möchte das auch, Syn. Ich bin… so froh, dass du das sagst!“, lächelte und weinte sie gleichermaßen erleichtert. Doch Syn war nicht fertig: "Ihr beide ersetzt einander nicht. Ich brauche und möchte euch beide bei mir haben, zu euch beiden gehören." Sie erstarrte. Sie starrte Syn an und das Lächeln verblasste. „Ich weiß nicht, ob ich das kann, Synnover…“, flüsterte sie und sie schluckte. Lariana schaute an ihm vorbei zu Kira, die schon einige Meter weit entfernt war. Lariana schloss daraufhin die Augen und ließ den Kopf hängen. „Ich brauche Zeit… ich… ich dachte, dass wir beide… allein… ich… ich bin verwirrt und fühle in mir diese Angst, dass du sie immer mehr lieben, immer mir vorziehen wirst. Ich kann damit gerade nicht umgehen und … und ich bitte dich, dass du mir ein wenig Zeit gibst. Vielleicht muss ich nur schlafen, vielleicht muss ich ein paar Tage schlafen. Der Boden ist ganz anders, als ich gedacht habe. Ich bin verwirrt, fühle mich unsicher und hilflos. Ich will nach Hause…“, murmelte sie ehrlich, wie sie stets gewesen war. Lariana hatte an seinem Wunsch zu knabbern und zeigte ihm das auch. Vielleicht gestand er ihr diese Bedenkzeit zu. Vielleicht war er auch enttäuscht von ihr. So oder so, der Flug auf Turok war geprägt von Schweigen. Lariana saß hinter ihm, hatte sich an ihn geschmiegt und die Arme um ihn gelegt. Sie war müde und ganz ruhig.

Synnover weiter bei Deutlich zu spät
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