Guten Flug...

Die Himmelsstadt schwebt wie eine Insel hoch in den Wolken. Hier leben Menschen, dessen Antlitz dem von Engeln gleichen. In hellem weiß erstrahlen die Gebäude, welche auf den Wolken erbaut wurden.
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Guten Flug...

Beitrag von Erzähler » Sonntag 3. Juni 2012, 17:29

Zion wird hergeschleift von: Auf einen Humpen


Sie nahmen enge Gassen und wichen größeren Ansammlungen von Hymlianern bewusst aus, um zu vermeiden, dass weitere Fragen gestellt werden könnten. Dawit hatte Zion fest im Griff und zerrte ihn mit nicht immer sanfter Gewalt mit sich, anstatt ihn wirklich ausschließlich zu stützen. Und sollte der Kleine auf die Idee kommen, nach Hilfe zu rufen, wäre seine freie Hand schneller auf seinem Mund, als diesem lieb wäre, und auch fester.
Lajos war ein paar Schritte voraus, um auch drauf zu achten, dass die Luft hinter der nächsten Ecke stets rein war.
Während hinter ihm der Rote und Sjak gingen, ersterer mit einem feinen, triumphierenden Grinsen auf den Lippen, letzterer mit grimmiger Miene, die mit jeder Gasse düsterer wurde.
"Hältst du das wirklich immer noch für eine gute Idee?", raunte er seinem Anführer zu und konnte die Zweifel einfach nicht mehr vollständig unterdrücken. Er wusste ja, was kommen sollte, und er war sich nicht sicher, ob das so toll werden würde, wie es sich in der Theorie angehört hatte.
"Ich mein... der Bengel kann ja kaum alleine stehen und..." Er verstummte, als Nizam ihn durchdringend ansah und dabei obendrein auch noch lauernd wirkte.
"Wenn du was Konkretes zu sagen hast, dann spuck's aus!", zischte er scharf.
Sjak schluckte merklich, war aber noch nicht soweit, dass er sich wirklich ernsthaft gegen den anderen aufbäumte. So schüttelte er nach wenigen endlosen Sekunden nur den Kopf.
Das Gesicht des Roten hellte sich wieder auf und er klopfte ihm auf die Schulter. "Na bitte, geht doch. Schön, dass wir darüber gesprochen haben."
Doch das schlechte Gewissen und ungute Gefühl in Sjak nagte nur noch weiter an ihm.
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Zion Marun
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Re: Guten Flug...

Beitrag von Zion Marun » Montag 4. Juni 2012, 20:43

Die frische Luft stieg ihm in die Nase. Was ihn zumindestens nun wissen ließ das sie die Taverne verlassen hatten. Neugierigen Gästen hatten sie irgenwas erzählt und Zion konnte durch sein Gemurmel nichtmal ein Gegenwort erheben. Zumindestens keines das man gehört hätte. Er reckte den Kopf Dawit entgegen, der ihn wohl nur noch als einziger in der Runde verstand und ließ von seinem krallen ab. "Mein Vater ist Himmelsreiter... meine Mutter.. Luftmagierin der Akademie.", begann er. "Du wirst.. sicher gut entlohnt werden... wenn du mich zu ihnen zurück brinngst." Zion machte ihm ein eindeutiges Angebot. Das Letzte zu dem er wohl noch in der Lage war. Denn die frische Luft, die im ersten Moment seinen Kopf noch klarer machte, bewirkte nun das Gegenteil. Die Kräuter entfalteten nun richtig ihre Wirkung. Sein Körper fühlte sich eingebildet federleicht an. Der Blick klärte sich wieder etwas, doch was er sah konnte nicht mehr genau verarbeitet werden. Zion fühlte sich auf einmal gut. Wie frei. So formte sich ein dümmliches Grinsen auf seinen Lippen und der eben noch geklammerte Griff begann damit sich an den Hünen zu ziehen und sich kuschelnd an ihn zu schmiegen. Dawit roch nach Alkohol und Rauch. Gerüche die sich bei seinem Besuch in der Taverne wohl in seine Kleidung gesogen hatte. Es war ihm keineswegs unangenehm, es verleitete ihn sich nur noch näher an den Weißhaarigen zu drücken. Er rieb dazu sogar auch seine Wange an seiner Kleidung und seufzte wohlig dabei. "Du riechst.. so gut.", nuschelte er verträumt und versuchte mit einer Hand über die Brust des großen Mannes zu streichen. Das diese Situation noch etwas gefährliches hatte war wie verflogen, aber auch seine Neugierde war weg. Er genoß gerade nur noch die Nähe von Dawit und seinen berauschten Zustand. "Gehen wir zu dir, Großer?", fragte er mit einem verruchten Grinsen auf den Lippen und einem Blick der über den Körper von Dawit glitt, als würde er ihn gedanklich schon ausziehen. Den Weg den sie gingen bekam Zion nach wie vor nicht mit. Die Gassen in denen sie sich herum trieben, noch in welchen Stadtteil sie gingen. Aber warum sich darum Gedanken machen? War es doch völlig egal wo sie waren. Hauptsache diese starken Arme würden ihn weiter festhalten.

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Re: Guten Flug...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. Juni 2012, 14:29

Dawit merkte die Bewegung und als er die genuschelten Worte vernahm, begann er breit zu grinsen. Wie bei einem kleinen Kind tätschelte er Zion auf den Kopf, was in dessen Zustand sicherlich sich alles andere als angenehm anfühlte. "Was denn, was denn? Hast du Angst, Kleiner? Brauchst du nicht. Wir wollen dir nur was Nettes zeigen!", sprach er gutgelaunt und überhaupt nicht beeindruckt von dem Angebot.
Denn er hatte stets genug Geld und notfalls würde die Gruppe schon dafür sorgen, dass sie wieder Nachschub hätten.
Außerdem würde er sich niemals gegen seinen Anführer entscheiden. Bis sich etwas in dem Verhalten ihres Opfers änderte, was ihm überhaupt nicht passte. Er kuschelte sich immer mehr an ihn und begann sogar, sich leicht an ihm zu reiben.
Ungläubig, beinahe schon entsetzt blickte der Hüne zu ihm runter. "Äh...", machte er zuerst, bis sich seine Augen weiteten und sein Mund sich angeekelt verzog.
Am liebsten hätte er den Bengel von sich weggestoßen. Doch vorerst verkniff er es sich und sah nur leidend zu dem Roten. "Steht der hier auf Jungs?", fragte er mehr als zweifelnd und laut genug, dass die gesamte Gruppe es hören konnte.
Prompt begann Lajos natürlich zu lachen, auch nachdem er sich einen bösen Blick von Dawit eingefangen hatte. Und selbst Sjak konnte nicht vollkommen ernst bleiben, sondern es blitzte in seinen Augen amüsiert auf.
Nizam selbst grinste zwar, zuckte jedoch ansonsten mit den Schultern. "Keine Ahnung, aber wer weiß? Du gefällst ja auch anderen..." Er zwinkerte ihm vielsagend zu, was der Hüne mit einem ärgerlichen Schnauben quittierte.
Dann packte er bewusst etwas grober, als es nötig gewesen wäre, Zions Handgelenk und drückte es von sich weg, behielt ihn jedoch trotzdem weiterhin so, dass er ihm nicht entkam. Nur, dass er ihn jetzt nicht so sehr mit sich schleifte, sondern stärker vor sich herschob, um solchen Aktionen wie eben zu entgehen. Er mochte nichts weiter als Frauen, auch mal zwei auf einmal, aber bestimmt keine Milchbubis!
Wenigstens war der Weg nicht mehr weit, die Umgebung wurde zwar nicht einsamer, doch es wimmelte auf den Straßen immer weniger von Hymlianern und die Verindungsbrücken zu den anderen Wolken der Stadt kamen allmählich in Sicht. Nicht mehr lang, dann hatte er es überstanden!
Und für Zion würde es noch eine Überraschung geben, auf die sich Dawit nun noch viel stärker freute und das schon mit einem fast grimmigen Grinsen auf den Lippen.
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Re: Guten Flug...

Beitrag von Zion Marun » Dienstag 23. Oktober 2012, 16:52

Als Zion wie ein kleines Kind getätschelt wurde, tat das dem Kopf wirklich nicht unbedingt gut und der Blonde verzog einen Mundwinkel. Dann hörte er ein Gelächter. War etwas lustiges passiert? So wirklich hatte er es nicht mitbekommen, doch dann wurde er grop von Dawit gepackt und vor ihm her geschoben. "Auhh...nicht so grob.", sprach Zion mit verzogenen Gesicht.
Gegen Dawits Kraft konnt er nichts entgegen setzten, so wurde der Kleine einfach weiter vorgeschoben. Wirklich schade, dass der Hüne anscheinend kein Verlangen nach Zions Nähe hatte, aber das wäre ja auch nicht das erste Mal gewesen. Männer zeigten nur Interesse wenn er sich als Frau ausgab und wehe er flog auf, dann musste er aber rennen.
Sie gingen so weiter. Noch immer konnte Zion nicht ahnen wo es hinging, noch nahm er es wirklich wahr so sie momentan waren. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten, wo man ihn hinführte.

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Re: Guten Flug...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 7. November 2012, 11:00

Dawit grinste schadenfroh bei dem Protest, den er zu hören bekam. „Was denn? Ist unser Milchbubi etwa empfindlich? Oh, das tut mir aber so überhaupt nicht leid!“, erwiderte mit leicht beißendem Spott.
Er war nicht mehr gut auf diesen Jungen zu sprechen, seitdem dieser geglaubt hätte, er würde sich auch mit solchen Kerlen vergnügen wollen. Nein, nie und nimmer!
Und seine Stimmung sank noch mehr, da sich vor allem Lajos und Nizam hinter ihm darüber laut genug lustig machten, dass er es problemlos hören konnte. Entsprechend wütend war er auf Zion und sein Griff wurde noch etwas fester, seine Geduld noch zart besaiteter.
Wenigstens war der Weg nicht mehr sonderlich lang, sie gelangten in eine Nebengasse, die direkt auf eine der kleinen, schmaleren Brücken zuführte. Dawit grinste schadenfroh, während sich Sjak dem Rothaarigen näherte.
„Bist du wirklich sicher, dass wir das durchziehen sollen?“, raunte er ihm zu.
Nizams Grinsen blieb zwar auf dessen Lippen, aber sein Blick wurde kalt und er sah den anderen nicht einmal über die Schulter hinweg an. „Hast du etwas dagegen?“, gab er kühl zurück.
Sjak seufzte. „Nein, nicht direkt, aber… du siehst doch, dass der kaum stehen kann!“
„Das Denken überlass mir! Ich finde, er kann es sehr wohl!“, knurrte der Anführer und sein Tonfall war allen Mitgliedern der Gruppe bekannt.
Mit einem knappen Nicken ließ der Angesprochene das Thema vorerst fallen. Trotzdem behagte es ihm absolut nicht, vor allem, wo niemand sie aufhalten würde, da sich auf dieser Brücke zur nächsten Wolke kein Passant befand. Sie war auch nicht so gut besucht untertags, denn erst gegen Nacht wurde es in dieser Gegend lebendig.
Dawit schob indes sein Opfer vor sich her auf die Brücke, bis in etwa in die Mitte des Bogens. Dann blickte er zurück und grinste den anderen schadenfroh entgegen.
„So, da wären wir!“, meinte Nizam im Plauderton und trat auf die andere Seite von Zion heran. Er grinste wissend. „Jetzt sind wir am richtigen Ort für unser kleines Geheimnis!“, gab er weiter bekannt und war sich sicher, dass ihr Opfer neugierig genug wäre, um jetzt nicht zu verschwinden.
Also gab er Dawit einen Wink, seinen Griff etwas zu lockern. Natürlich nicht zu viel, immerhin sollte die Möglichkeit zur Flucht nicht bestehen.
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Re: Guten Flug...

Beitrag von Erzähler » Sonntag 5. Januar 2025, 17:28

Maruka kommt von -> Der Wald Arus -> Reise durch den Arus

Während dieser Reise, die noch weitere 7 Tage andauern würde, hatten die Drei ausreichend Zeit sich noch ein wenig besser kennenzulernen. Doch im Grunde veränderte sich zwischen ihnen nicht viel und es blieb herzlich, neckisch und durchaus amüsant. Am Ende des Euwins, wo der Fluss ins Stille Meer mündete, stiegen sie auf ein größeres Schiff um, was auch gut war, denn der Wellengang war teils nicht so still, wie der Name zu trügen vermochte. Dennoch war ihnen das Wetter weiterhin hold und keine Zwischenfälle raubte ihnen irgendwelche Nerven.
Viel Neues über die Wächter erfuhren sie auch nicht. Tatsächlich verhielten sich die Wächter unter sich auch mehr wie ganz normale Personen, oder ein Freundeskreis und wirkte weit weniger Mythisch, als man es zu Beginn von ihnen erwartet hatte.
Paras … hielt sich während der Flussreise noch recht tapfer. Doch den Wellengang auf dem Schiff vertrug er nicht sehr gut. Blass saß er häufig bei der Reling und versuchte irgendeinen Punkt am Horizont zu finden, an dem er sich orientieren konnte. Dass er die 4 Reisetage auf dem Meer kaum etwas zu sich nahm war vermutlich nicht schwer anzunehmen. Doch zumindest bot das Schiff ihm die Möglichkeit sich in einer Kabine hinzulegen – wenn auch nur in einer Hängematte.
Roan hingegen schien sich immer mehr zu entspannen. Er war von sich selbst überrascht, doch die ständig andere und neue Umgebung zog ihn vollkommen in seinen Bann. Wachen Blicks betrachtete er die neue Welt, auf die er vermutlich nicht so schnell gestoßen wäre, wäre er in Zyranus geblieben.
Er unterhielt sich viel mit Maruka – neckte Paras nur selten, denn sein Freund tat ihm am Schluss doch zu leid, als dass er darüber Späße treiben könnte. Auch fand ein Gespräch zwischen ihm und Karvin statt, dass zwar steif war, doch immerhin ein Schritt nach vorne. Die alte Frau war zumindest darüber sehr glücklich, wie sie Maruka im Anschluss anvertraute.
„Ich glaube er freundet sich langsam mit seiner Rolle an!“, gluckste sie der Jüngeren in Ohr, während sie dem Lockenkopf nachsahen. Karvin schmunzelte leicht und stützte sich auf die Reling, als sie einen überraschten Laut von sich gab.
„Oh, da sind wir ja schon fast!“, offenbarte sie plötzlich, als sich vor ihnen ein magisches Bild präsentierte. Die Meeresoberfläche wurde immer glatter und schien kaum Wellenbewegung mehr zu besitzen. Wolkenberge hingen so tief, dass sie ohne Schwierigkeiten durch eine hindurchfahren könnten, wenn sie wollten. Auf der Meeresoberfläche spiegelten sich die watteähnlichen Gebirge so realistisch, so dass es schwer zu sagen war, wo nun oben und unten war.
Auch Roan war von diesem Anblick gefangen und kehrte neben Marukas Seite zurück.
„Sowas habe ich noch nie gesehen…!“, staunte er und schien so fasziniert, dass er kaum blinzeln wollte. Sowohl Maru, als auch er schreckten plötzlich zusammen, als ein lautes Geräusch hinter ihnen über die See schallte. Ein Wächter hatte in ein großes Horn geblasen, durch das ein durchdringender Ton erzeugt wurde. Doch weiter geschah erst einmal nichts.
„Na Maruka?“, sprach Karvin die Dunkelhaarige nach guten 20 Minuten an und grinste leicht. „Freust du dich auf deinen ersten Pegasiritt?“ Und als hätte sie es gewusst, glitten über ihnen aus den Wolken plötzlich mehrere Reiter auf schneeweißen und geflügelten Pferden. Einige Pegasis waren ohne Reiter unterwegs, doch ließ sich annehmen, dass diese für ihre Gruppe gedacht war.
Natürlich konnten nicht alle gleichzeitig auf dem Schiff landen und so geschah dies Stück für Stück. Einige Wächter flogen bereits voraus und so blieben am Schluss nur Karvin, Phius Barok – ein männlicher Wächter und Pegasusreiter und das Trio zurück. Darüber hinaus würden 4 andere Wächter noch bleiben, die das Schiff in einen sicheren Hafen schiffen würden.
Ein hübscher Pegasus, der nicht ganz weiß, sondern mehr ein Schimmel war, wurde vor Maruka geführt.
„Das ist Theti“, stellte Barok ihr das Tier vor. „Wenn es dir nichts ausmacht werde ich mit dir reiten, oder kannst du alleine fliegen?“, fragte der weißbärtige und Haarige Mann, der äußerst fröhliche Augen besaß.
Theti stand recht still vor Maruka und schien ihre potenzielle Reiterin zu beobachten. Sie schob ihr ihre Nüstern entgegen und gab ein kehliges und leises Wiehern von sich.
Währenddessen diskutierte Karvin mit Roan und Paras, die unbedingt alleine fliegen wollten, was die ältere Dame den beiden jungen Männern offenbar nicht zutraute – zurecht!
Würde Maruka sich trauen sich mit diesem Tier in die Lüfte zu schwingen? Ob nun begleitet, oder nicht? Wie hatte sie die ganze Reise überhaupt erlebt und durchgestanden?
„Landen wir wirklich auf Hymlia?“, fragte Paras nach dem einem Moment und schien den Himmel nach besagter Stadt abzusuchen. Doch nichts außer Wolkengebirge war zu erkennen.
„Tun wir. Und bevor ihr fragt: Nein, auch nicht jeder Hymlianer weiß von den Wächtern. Wir leben größtenteils normal unter ihnen, aber wir haben auch auf dem Festland eine Basis, die über die letzten Jahre jedoch nicht aktiv bewohnt wurde. Vergesst nur bitte nicht … die Wächterschaft ist ein geheimer Zirkel! Daher bitte ich euch aufzupassen, mit wem ihr über unsere Belange sprecht.“, erklärte Karvin den Dreien. Roan traute sich als Erster auf den Pegasi zu steigen, der nicht ganz so ruhig war, wie es Theti zu sein schien.
„Pass mit den Flügeln auf!“, warnte Barok und runzelte etwas besorgt die Stirn. „Wenn du an den Federn ziehst werden sie empfindlich!“
Trotz Hufgetrappel blieb der Blondschopf vorerst oben und sah stolz zu seiner Freundin. „Ich denk das bekomm ich hin. Kann ich nicht mit Maruka fliegen?“, fragte er grinsend und sah auffordern in ihre hübschen braunen Augen.
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Re: Guten Flug...

Beitrag von Maruka » Montag 6. Januar 2025, 17:22

Als die Jungs am Vorabend plötzlich in ihrem Zelt zu randalieren begannen, schob sie sie mit Nachdruck hinaus. Der Grund für die kleine Kabbelei war ihr dabei vollkommen entgangen, da sie sich ganz auf den Stein konzentriert hatte. Warum die Männer sich plötzlich so albern verhielten, verstand sie schlicht nicht. Allein in diesem Zelt fühlte sie sich für einen kurzen Moment recht einsam und ihre Gedanken schweiften unwillkürlich kurz zu dem schönen warmen Gefühl, das Erens Arme ihr gegeben hatten. Ob Kilian dem Experiment noch sehr nachtrauerte, oder ob eines Tages irgendwo andere Arme auf sie warteten? Ein klitzekleines Sehnen hatte sich der jungen Erdmagierin bemächtigt und sie sah zu der niedrigen Zeltdecke hinauf, wo irgendwo weit darüber die Himmelssteine leuchteten.
Dann schlief sie bald ein, die Nacht verging recht ruhig und der nächste Morgen kam schnell. Das nächste Schmunzeln erwartete sie beim Frühstücken.
„Das sind Pludeln – also zerdrückte! Sie werden auf Hymlia angebaut!“
, klärte sie ein Wächter namens Phius auf, der recht klein und ein wenig tollpatschig wirkte. Auch beim gestrigen Marsch war der Mann nicht nur einmal gestolpert und auch jetzt hatte er beim Verteilen beinahe schon zwei Mal die Kelle fallen lassen. Irgendwie musste er ihr aufgefallen sein, wenn sie sich solche Dinge gemerkt hatte. Also dankte sie ihm und nahm ihre Schale entgegen.
Wie kann so ein Tolpatsch Wächter werden? Oder sind seine Talente irgendwo anders zu finden?
Sie nahm einen Löffel des süßen Breis und grinste. IHR schmeckte es hervorragend! Ganz im Gegensatz zu Paras, wie abermals zu bemerken war. Auch Roan mochte den Brei und versuchte seinem Freund gut zuzureden:
„Schmecken süß! Passen eigentlich gut dazu!“
, meinte er grinsend, aufgrund der verzogenen Miene des Schwarzhaarigen, der offenbar allgemein nicht gerne Haferschleim aß. Maruka lachte ausgelassen und ließ ihre Finger wie ein kleines Tier näher zu Paras Schale wandern.
„Wenn du es nicht magst, dann gib es mir. Ich hab einen guten Appetit.“
Das stimmte. Maruka aß gern und auch mal mehr, wenn es gut schmeckte. Sie war auch nicht rundlich, aber die Jungs hatten am Abend zuvor auch keine dürren Rippen in ihrem Ausschnitt bestaunen dürfen. Ob sie wohl gut in den Schlaf gefunden hatten? Auf jeden Fall, bei ihr war alles drall und rund und auch nicht grade wenig. Maruka würde nie gut als 'Kleiderständer' oder Modell für die hohen Schneider ihrer Zunft her halten, weil man für sie doch einiges kurviger umändern müsste. Ihr Körper war nun mal etwas anders proportioniert als die der meisten. Vielleicht würde irgendwann sich mal ein Mann so richtig dafür begeistern können, dass es halt bei ihr ordentlich was zum 'liebhaben' gab. Seid ihrer Pubertät hatte sich ihr Körper stark verändert, aber unter den weiten Sachen, die sie meistens trug, war davon noch nicht viel bemerkt worden. Einzig Eren und in gewisser Weise auch Kilian hatten da schon mehr betrachten, bzw., ertasten können. Und um diese Rundungen nicht zu verlieren, da futterte Maruka auch mal Paras vergnügt das süße Beeren-Mus von seinem Teller. Nach dem Frühstück machte sich die Reisegruppe weiter auf den Weg. Manch einer genoss die Reise vielleicht weniger, aber die junge Frau sog jede Erfahrung wie einen Schatz in sich auf. Der zauberhafte Anblick der vielen glitzernden Tropfen an den Nadeln der Bäume, erinnerte an Vorhänge die aus schimmernden Glasperlen bestanden.
Wunderschön!!!
Sie lächelte immer mal wieder ganz verzückt bei Kleinigkeiten, die vielleicht nur für sie von Wert waren. Der Arus zeigte seine ruhige und harmonische Seite und wusste sie durchaus zu verzaubern. Bald erreichten sie die Mündung, in der Ilfar und Euwin aufeinandertrafen. Maruka stand staunend am Ufer. Erstens war sie nun wirklich noch nie so weit weg von Zuhause gewesen und zweitens, war das alles neu und aufregend. Sie hockte sich fasziniert ans Ufer. Das Wasserspiel ließ kleine Strudel entstehen, die sogar die Kiesel des Flussbetts anhoben. Vor Freude strahlend zeigte sie darauf, wie ein Kind das hoffte auch in anderen Augen die gleiche Begeisterung zu finden. Aber... die war nun mal selten gesät in dieser Welt. Meistens erntete sie verständnislose Blicke, bestenfalls ein verunsichertes Lächeln, oder schlimmsten Falls... einen Tritt, der begleitet von Lachern sie ins Wasser beförderte. Trotzdem hatte Maruka sich nie von ihrer Begeisterungsfähigkeit verabschiedet. So war sie einfach.
Ein Stück den Euwin hinab ankerte ein Boot, das bald bestiegen wurde. Der Planwagen wurde entladen und einem älteren Herrn übergeben, der winkte den Jüngsten in Form von Maru, Roan und Paras freundlich zu, was Maruka freundlich erwiederte. Dann ging es ganze sieben Tage weiter.
...
Die drei jüngsten der Gruppe hatten ausreichend Zeit sich besser kennenzulernen, doch im Grunde veränderte sich zwischen ihnen nicht viel und es blieb herzlich, neckisch und durchaus amüsant. Maruka genoss jeden Moment. Am Ende des Euwins, wo der Fluss ins Stille Meer mündete, stiegen sie auf ein größeres Schiff um, was Paras nicht so gut bekam. Blass saß er häufig bei der Reling und versuchte irgendeinen Punkt am Horizont zu finden, an dem er sich orientieren konnte. Maruka versuchte einzuschätzen ob er Ablenkung brauchte und setzte sich zu ihm, wann immer er auftauchte und erzählte ihm die kleinen Nichtigkeiten ihres Lebens. Wenn er zu grün um die Nase an der Reling hing, versuchte sie einzuschätzen, ob er lieber allein sein wollte, oder sie ihm die Haare aus dem Gesicht halten sollte. Maruka entdeckte hier auch eine ganz neue Seite an sich. Sie hatte nie viel 'Kümmern' um sich erfahren, aber sie erkannte schnell, dass sich dieses Gefühl gut anfühlen konnte, wenn man etwas gab. Sie probierte sich an ihren neuen Freunden noch aus, aber lernte schnell. Die Sorge um Paras ließ sie eine neue Seite an sich erkennen. Sie 'kümmerte' sich gerne, ohne dass sie etwas zurück verlangte... ...außer sie konnte Paras damit aufziehen.
„Ich rechne meine Mühen pro Tag ab. Das kostet dich je einen Nachtisch.“
, meinte sie eines Tages, als es ihm wieder gerade etwas besser ging.
Roan hingegen schien sich immer mehr zu entspannen. Auch ihn zog die ständig andere und neue Umgebung vollkommen in seinen Bann. Das hatten sie gemein und oft standen sie irgendwo gemeinsam und betrachteten etwas Neues, zeigten sich Details und musterten die Wunder der Welt.
„Jetzt bist du auch froh Zyranus verlassen zu haben, oder?“
, neckte sie ihn mal spielerisch in die Seite knuffend, so wie Paras es sicher gern getan hätte, wenn es ihm gerade besser gehen würde. An diesem Abend weilte er aber in seiner Hängematte unter Deck. Der Ausblick war grandios und die Meeresoberfläche schimmerte im Glanz der untergehenden Sonne. Maruka stützte ihre Ellenbogen auf die Reling und ihr Gesicht in die geöffneten Handflächen, wobei ihr Hintern ohne es zu ahnen gut zur Geltung kam.
Maruka sah sich seitlich drehend zu ihm hoch, so dass sich das rot der untergehenden Sonne im tiefen Braun ihrer dunklen Augen spiegelte und warm aufleuchtete. Roan hatte vor kurzem mit seiner Oma gesprochen und sie hatte gesagt:
„Ich glaube er freundet sich langsam mit seiner Rolle an!“
Sie glücklich zu sehen, wärmte auch das Herz der Erdmagierin und noch mehr, dass Roan sich auch diesem Teil seines Lebens langsam öffnete.
„Ich freu mich hier mit dir zu sein.“
, sagte sie leise und schaute wieder aufs Meer. Ein bisschen verwunderte es sie schon, dass sie die Reise so gut überstand. Das Schaukeln machte ihr kaum etwas aus, da war sie stoisch. Nur die Tiefe unter dem Schiff machte ihr doch etwas Angst. Sie hielt ihren Blick für gewöhnlich auf den Horizont gerichtet, aber in Roans Nähe fühlte sie sich sicher genug, dass sie es gerade einmal wagte, sich etwas vor zu beugen und über die Reling ins Wasser zu spähen.
Sofort zuckte sie wider zurück.
„Wenn ich da rein falle, musst du mich retten!!! Da versinke ich wie ein Stein! Ich … kann nicht schwimmen.“
Sie versteifte kurz die Ellenbogen und drückte sich so recht weit von der Kante weg, so dass nur noch ihre Finger das Holz berührten. Es war wichtig, dass sie auch ihre gegenseitige Schwächen kannten und nicht nur die Stärken.
„Hast du vor was Angst?“
, fragte sie Roan in diesem Moment, erwartete aber keine Antwort. Der Abend war eigentlich zu schön um über Ängste zu sprechen, aber vielleicht öffnete sich Maruka gerade deswegen. So oder so, irgendwann verabschiedeten sie sich und der letzte Tag ihrer Reise auf See sollte nach einer erholsamen Nacht beginnen. Als Maruka nach dem Frühstück wieder hoch kam, da fand sie Roans Großmutter bereits munter an der Reling stehend. Karvin schmunzelte leicht, als sie einen überraschten Laut von sich gab:
„Oh, da sind wir ja schon fast!“
, offenbarte sie plötzlich, als sich vor ihnen ein magisches Bild präsentierte. Die Meeresoberfläche wurde immer glatter und schien kaum Wellenbewegung mehr zu besitzen. Wolkenberge hingen so tief, dass sie ohne Schwierigkeiten durch eine hindurchfahren könnten, wenn sie wollten. Auf der Meeresoberfläche spiegelten sich die watteähnlichen Gebirge so realistisch, so dass es schwer zu sagen war, wo nun oben und unten war.
Wow!
Auch Roan war von diesem Anblick gefangen und kehrte an Marukas Seite zurück.
„Sowas habe ich noch nie gesehen…!“
, staunte er und schien so fasziniert, dass er kaum blinzeln wollte. Sowohl Maru, als auch er schreckten plötzlich zusammen, als ein lautes Geräusch hinter ihnen über die See schallte.
„Heilige Sch...!“
Maruka verschluckte den Rest, fasste sich ans wild pochende Herz und sah den Trompeter nur kurz böse an. Der Wächter hatte in ein großes Horn geblasen und der durchdringende Ton hallte noch in ihren Ohren nach.
Und nun?
Doch weiter geschah erst einmal nichts.
Öhm.

Also.

Sollte jetzt was passieren?
...

„Na Maruka?“
, sprach Karvin die Dunkelhaarige nach guten 20 Minuten an und grinste leicht.
„Freust du dich auf deinen ersten Pegasiritt?“
Meinen was? Pegassi.... Oh! HEILIGE S...
Ein Schatten hatte sich kurz über sie gelegt, also sah Maruka hoch. Hätte sie es besser nicht getan. Über ihnen glitten aus den Wolken plötzlich mehrere Reiter auf schneeweißen und geflügelten Pferden. Einige Pegasi waren ohne Reiter unterwegs, doch ließ sich annehmen, dass diese für ihre Gruppe gedacht war.
Die wollen doch nicht, dass ich...
Maruka entglitten die Gesichtszüge und sie starrte mit aufgerissenem Mund nach oben. Natürlich konnten nicht alle gleichzeitig auf dem Schiff landen und so geschah dies Stück für Stück. Einige Wächter flogen bereits voraus und so blieben am Schluss nur Karvin, Phius – der männliche ungeschickte, stets stolpernde Wächter mit der Vorliebe für süßen Brei und ein weiterer Pegasusreiter mit Namen Barok und natürlich das Trio zurück.
Ich will nicht!
, jammerte sie still für sich in einem äußerst weinerlichen Ton. Ein hübscher Pegasus, der nicht ganz weiß, sondern mehr ein Schimmel war, wurde vor Maruka geführt und sie ballte die Fäuste hinter ihrem Rücken.
...geh weg!
„Das ist Theti“
, stellte Barok ihr das Tier vor.
„Wenn es dir nichts ausmacht werde ich mit dir reiten, oder kannst du alleine fliegen?“
, fragte der weißbärtige und Haarige Mann, der äußerst fröhliche Augen besaß.
Soll das ein Witz sein????!!!!????
Sie starrte den Mann fassungslos an. Die Angst stand ihr so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass man ihr zutrauen könnte, doch den Freitod im Wasser zu suchen und dass sie womöglich gleich über die Reling sprang.
Pferde sind schön. Sie sind lieb und laufen auf der Erde.... WARUM hat das hier Flügel?!?!
Sie sah das Tier mit hoch gezogenen Brauen und geweiteten Augen an. Theti stand recht still vor Maruka und schien ihre potenzielle Reiterin zu beobachten. Sie schob ihr ihre Nüstern entgegen und gab ein kehliges und leises Wiehern von sich.
Nicht beißen! Sei brav.
Sicher spürte das Tier ihre Angst. Maruka sah nach Hilfe suchend zu Karvon, aber diese diskutierte gerade mit Roan und Paras, die unbedingt alleine fliegen wollten, was die ältere Dame den beiden jungen Männern offenbar nicht zutraute – zurecht!
Ihr seid doch alle irre!
Verzweifelt sah sie dem Tier in die schönen Augen. Würde Maruka sich trauen sich mit diesem Tier in die Lüfte zu schwingen? NEIN! Ob nun begleitet, oder nicht? AUF KEINEN FALL! Wie hatte sie die ganze Reise überhaupt erlebt und durchgestanden? JA...WIE NUR???
„Landen wir wirklich auf Hymlia?“
, fragte Paras.
Landen? Dafür muss ich erst mal da rauf!...auf das Pferd, den Pegasus und dann ...fliegen! FLIEGEN! ICH!
Maruka war sich gerade nicht ganz sicher, ob sie nicht gerade eine noch größerer Angst gefunden hatte, als die vor Wasser. Unsicher sah sie sich um, ob sie sich noch irgendwo verstecken konnte. Doch Karvin hatte alle gut im Blick. Es gab kein Entrinnen.
„Tun wir. Und bevor ihr fragt: Nein, auch nicht jeder Hymlianer weiß von den Wächtern. Wir leben größtenteils normal unter ihnen, aber wir haben auch auf dem Festland eine Basis, die über die letzten Jahre jedoch nicht aktiv bewohnt wurde. Vergesst nur bitte nicht … die Wächterschaft ist ein geheimer Zirkel! Daher bitte ich euch aufzupassen, mit wem ihr über unsere Belange sprecht.“
, erklärte Karvin den Dreien. Damit hatte sie ungewollt sogar Maruka wieder etwas beruhigt, denn allein die neuen Informationen in ihrem Kopf brachten die Erdmaga dazu an etwas anderes zu denken, als bodenlose Tiefe, ohne jeglichen Halt.
Ich...ich muss mit da rauf. Ich kann nicht hier bleiben und ich muss Roan unterstützen! Reiß dich zusammen.
Roan traute sich als Erster auf den Pegasi zu steigen, der nicht ganz so ruhig war, wie es Theti zu sein schien.
OOOOHHHMEIINGOOO...
„Pass mit den Flügeln auf!“
, warnte Barok und runzelte etwas besorgt die Stirn.
„Wenn du an den Federn ziehst werden sie empfindlich!“
Trotz Hufgetrappel blieb der Blondschopf vorerst oben und sah stolz zu seiner Freundin.
„Ich denk das bekomm ich hin. Kann ich nicht mit Maruka fliegen?“
, fragte er grinsend und sah auffordern in ihre hübschen braunen Augen.
„Dd...ddanke, ich denke ich flieg lieber mit einem erfahrenen Reiter.“
, sagte sie leise und sah Hilfesuchend und seeeeehr unsicher zu Barok auf. Sie rang mit den Händen und sprach aus was offensichtlich war:
„Ich hab ganz schön Angst.“
Und dann stellte sie die Frage, die vielleicht über ihr Leben entscheiden könnte:
„Macht es etwas wenn ich schreie?“
Hat der Mann grade geschmunzelt?
„Ich meine... nicht dass es uns dann abwirft. Ich ...ich muss da... rauf. Muss ich wohl!“
Sie starrte auf die schwankenden Bretter, die die letzten Tage ihr Halt und Sicherheit gegeben hatten. Sie schaukelten, aber sie waren fest. NICHTS da oben war fest und sie hatte immernoch diese absurde Vorstellung, dass sie sobald sie auf Hymlia landen würden und sie einen Fuß in die Wolkenberge setzte, sie einfach hindurch fallen würde. Maruka schluckte schwer und sah aus, als ob sie sich auf ihr Ende vorbereiten würde.
„Ich... wo muss ich...?“
Sie betrachtete den Sattel.
„Kann ich hinten sitzen und ...können sie mich vielleicht festbinden? Bitte!“
, meinte sie mit vollem Ernst.
Wenn ich hinten sitze, muss ich nicht sehen wohin wir fliegen und kann mein Gesicht verstecken. Moment... was hat er gesagt? Ich hab nicht zugehört. Wie war das jetzt mit dem Schreien??
Sie war unaufmerksam und fahrig.
Egal. Ich komm nicht drum herum. Roan, hör auf zu grinsen! JETZT wird er wieder fröhlich!
, grummelte sie und wurde in den Sattel hinter Barok gezogen. Sofort schlang sie ihre Arme um den armen Mann und krallte sich so fest sie nur konnte. Ob er noch Luft bekam? Für ein Mädchen war sie schließlich recht kräftig, was vom Arbeiten mit Steinen kam. Da blieb man nicht schwach. Den Kopf lehnte sie an seinen Rücken und schloss die Augen. Dann biss sie die Zähne fest zusammen und nahm sich vor nicht zu schreien...
...was genau bis zum ersten Flügelschlag des Pegasus anhielt. Ein hoher Quitscher entfuhr ihr und sie presste sofort die Stirn gegen den Rücken des Mannes. Sofort zerrte der Wind an ihren Haaren und sie wünschte sich, sie hätte noch ihre Kapuze fest über ihren Kopf gezogen, aber loslassen war jetzt unmöglich! Das Tier unter ihr bewegte sich so garnicht wie ein Pferd und die kraftvollen Schwingen bewegten machten schlagende Geräusche. Maruka konnte einfach nicht anders. Mit jedem Ruck wuchs die Angst. Dann schrie sie doch kurz auf und riss dabei sogar noch die Augen auf, was sie sogleich aber wieder verstummen ließ.
...
FEHLER!
Alles in ihr wollte zurück auf die Erde! Die sichere feste unbewegte gute ERDE!
Warum zum Harax mach ich das hier?!
Aus irgendeinem ihr gerade entfallenem Grund war sie auf ein fliegendes Pferd gestiegen und suchte den Himmel gerade nach andere fliegenden Pferden ab, auf denen ihre Freunde gefälligst sitzen sollten! Das Adrenalin in ihren Adern ließ sie nicht ganz klar sehen und die Wolkenberge taten ihr übriges. Und dann sah sie nach unten!
„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHH!“
Warum wurde dieses doofe Tier dann auch noch schneller?! Sie krallte sich wieder fester an den Mann und drückte ihm vermutlich fast die Luft ab. Nachdem die Luft des Schreis aus ihrem Körper entwichen war, ging es etwas besser und sie hielt die Augen wieder fest geschlossen. Leise vor sich hin murmelnd versuchte sie nur diesen Flug zu überstehen.
„IchwillnachHauseIchwillnachHauseIchwillnachHause...“
Irgendwann muss es doch vorbei sein! Bitte! BITTE!

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Re: Guten Flug...

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. Januar 2025, 23:15

Es gab im Leben Momente, in denen man erst merkte, dass man etwas bereuen würde, wenn es bereits zu spät war. Und genau solch einen Moment durchlebte Maruka gerade, als man sie vor die Pegasus-Stute Theti führte und dadurch deutlich wurde, dass der nächste Weg in der Luft lag – auf dem Rücken eines geflügelten Pferdes!
Bisher war die Reise eigentlich recht angenehm verlaufen und das, obwohl sich Maruka bereits einem anderen ungeliebten Element stellen musste. Ein Weiterkommen an Land hätte die Erdmagierin der Fahrt über den Fluss und das stille Meer sicher vorgezogen, doch tatsächlich plagte sie nicht einmal eine große Seekrankheit. Ganz anders als Paras, der sichtbar und hörbar litt, denn sein ehrliches Mundwerk war verhältnismäßig still! Er lauschte mehr den Gesprächen, als dass er an ihnen teilnahm – schien aber über jede Ablenkung dankbar zu sein und schickte Maruka und Roan daher auch nicht fort, außer er musste sich wirklich übergeben. Das waren dann doch Augenblicke, in denen er weder Zuschauer noch Unterstützer bei sich haben wollte!
Maru selbst schaffte es eigentlich ganz gut Ruhe zu bewahren und war lediglich wegen dem Wasser unter dem Schiff besorgt. Für eine Nichtschwimmerin verständlich, doch Roan versprach ihr, auf ihr Bitten hin, dass er sie retten würde, sollte sie wirklich mal hineinfallen. Doch dieses Szenario schien ihr selbst recht unwahrscheinlich. Zumindest bist die Himmelsreiter aus den Wolken hervorschwebten und der jungen Frau bewusst wurde, in welche Richtung es weitergehen würde – nach oben! Und wo ein Oben war, war auch ein Unten. Dazwischen gab es nur den freien Fall, zumindest in ihrer Vorstellung!
Während Roan sofort Feuer und Flamme war und sich auch Paras Lebensgeister vor Aufregung wieder zeigten, würde Maruka sich am liebsten verstecken – an den Mast binden, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hätte, oder einfach… ja umkehren? Was hatte sie nur dazu veranlasst sich bis hierher schleifen zu lassen? Aufs Meer – und nun sollte sie auf ein noch viel wackligeres und noch dazu unberechenbares Lebewesen steigen, dass sie im schlimmsten Fall auch noch abwarf und ins Wasser stürzen ließ? Maruka hing an ihrem Leben!
Roan probierte sich als Erster aus und wurde von ängstlich-besorgten Augen dabei beobachtet. Ihr blonder Freund schien seinen Spaß zu haben und kam dabei auch noch auf die irrsinnige Idee, dass Maru und er zusammen fliegen könnten! Allein die Vorstellung glich einem... Angsttraum!
„Dd...ddanke, ich denke ich flieg lieber mit einem erfahrenen Reiter.“, lehnte sie trotz alldem noch höflich ab – ignorierte allerdings den enttäuschten Gesichtsausdruck, den Roan daraufhin aufsetzte. Man konnte nicht immer alle glücklich machen!
Barok war für sie eindeutig die bessere Wahl – die Beste zumindest, wenn es für sie keinen anderen und grundfesten Weg nach Hymlia geben würde! Doch nur, weil der Mann ein erfahrener Reiter und Theti eine ruhige und freundliche Stute zu sein schienen, hieß das nicht, dass die Angst der jungen Frau plötzlich verflog.
„Ich hab ganz schön Angst.“, gab sie daher, die Hände unruhig knetend zu. Hinter ihr versuchte nun auch Paras sein Glück, der offenbar als Einziger der drei bereits Erfahrung beim Reiten besaß – zumindest auf normalen Pferden. Er saß gut im Sattel und schien grundlegend zu wissen, was er tun musste. Doch würde er auch durch den Himmel reiten können? Das war dann sicher doch noch mal ein großer Unterschied.
„Macht es etwas wenn ich schreie?“, schob Maru noch eine Frage hinter ihre Aussage nach, woraufhin Barok tatsächlich amüsiert schmunzelte. Er hob seine große Hand und legte sie auf den Hals von Theti, gegen den er sanft klopfte.
„Ich meine... nicht dass es uns dann abwirft. Ich ...ich muss da... rauf. Muss ich wohl!“ Nervös huschten die braunen Augen der Stein-Expertin zwischen dem Himmel und Theti hin und her zu huschen.
„Nun, es gibt zumindest keinen anderen Weg hinauf!“, merkte Barok mit einem belustigten Blick, aber einer optimistischen Betonung an. Er schien Marus Art offen ihre Ängste zuzugeben offenbar erfrischend und machte sich nicht über sie lustig.
„Du musst keine Angst haben, aber das lässt sich immer leicht sagen, wenn man diese Angst selbst nicht verspürt! Aber sieh mal!“ Er ging zu Thetis langgezogenen Sattel und hielt einen Ledergurt in die Höhe.
„Der wird um deine Hüfte befestigt. Dadurch kannst du nicht runterfallen – zumindest nicht in die Tiefen! Wir haben extra Lernsättel genommen, da wir schon erwartet haben, dass Karvins Sprössling nie mit Pegasis in Kontakt gekommen war.“ Und tatsächlich – folgte Maruka seinen Händen, würde sie erkennen, dass der Sattel auf Thetis Rücken, Platz für zwei Reiter bot, von denen der hintere Reiter an eine Sattelkonstruktion befestigt wurde, die verhinderte, dass er abgeworfen wurde.
„Theti ist ne Gute! Aber Schreien würde ich nicht, wenn du nicht willst, dass sie sich selbst erschreckt und daraufhin schneller wird!“, warnte Barok mit einem Lachen, ehe es dann wirklich ernst wurde.
Trotz Proteste durften Paras und Roan auch noch nicht alleine fliegen, schienen jedoch keine größeren Probleme beim Start zu haben. Sie waren eben Luftmagier und genossen Höhen und Unruhen…!
„Ich... wo muss ich...?“, fragte die Verängstigte verhalten, woraufhin sich Barok in den Sattel schwang und Maruka von Phius Hilfe beim Aufsteigen erhielt. Jedoch schaffte es der hagere Luftwächter dabei, zu stolpern und auf die Nase zwischen Thetis Beine zu fallen, als Maruka hinter dem Himmelsreiter Platz gefunden hatte.
„Bei alles Himmelsrichtungen Phius! Wie hast du das wieder geschafft?“, fragte der Mann vor Maruka kopfschüttelnd, als sich der Gestürzte nasereibend erhob.
„Keine Ahnung…!“, näselte er und half dann Maruka dabei den Gurt um ihre Hüften zu schlingen und zu befestigen. Sie hingegen klammerte sich bereits an Barok, der sich dabei aber mit keinem Wort beschwerte. Er war glücklicherweise gut gebaut und kräftig, so dass sie ihn nicht so einfach zerdrücken konnte.
„So~ dann wollen wir mal!“, kündigte er an und gab Theti einen sanften Tritt, zum Zeichen, dass sie starten könne. Was die Stute auch tat… und dabei erstaunlich schnell und sanft abhob. Dennoch konnte man die Geschwindigkeit nicht verleugnen, denn Maruka wehte ein ordentlicher Wind um die Ohren und zerzauste ihre Haare. Anstatt nur die Flügelbewegungen zu spüren musste sie erkennen, dass Pegasis meistens die gewohnte Galoppbewegung in der Luft ausführten und dadurch eine ähnlich schaukelnde Herausforderung darstellten.
Mit jedem Ruck wuchs ihre Angst und das Quietschen, das sie von sich gab wurde unbewusst immer lauter! Ihre Finger krallten sich geradezu in ihren Begleiter, der plötzlich auflachte, den Zügel in eine Hand nahm und mit der freien ihre Hand tätschelte.
„So schlimm ist es gar nicht, wenn du dich nicht so verkrampfst!“, rief er ihr lachend aber durchaus freundlich zu. Für einen Hymlianer war es wohl schwer zu verstehen, dass jemand so große Höhen- und Flugängste haben konnte.
„Mach die Augen auf, Mädchen! Du verpasst die ganze schöne Aussicht!“ Dass er selbst diesen Rat etwas bereuen würde, merkte er erst, als es bereits zu spät war. Maruka zeigte verhalten ihr Braun durch Schlitze, erhaschte dabei den Anblick der Wolkengebirge und Formationen, denen sie auf dem Ritt durch die Wolken begegneten. Es war ein wunderschöner Anblick, doch sie tat das, was sie nicht hätte tun sollen: Sie richtete ihren Blick zum Grund – der bereits viele, viele… sehr viele Meter unter ihr war!
„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHH!“ Ihr Schrei trieb Theti vor Schreck nur noch schneller an und Barok griff schnell wieder die Zügel mit beiden Händen. Sowohl Paras, als auch Roan hörte man entfernt lachen. Ob nun, weil sie Spaß am Flugritt hatten, oder weil Maruka einen lustigen Auftritt bot, würde sie vielleicht nicht erfahren. Zumindest nicht, wenn die beiden jungen Männer schlau waren!
„IchwillnachHauseIchwillnachHauseIchwillnachHause...“ Dieser Worte verließen Marukas Lippen, wie ein Springbrunnen, der unaufhörlich und schnell dahinplätscherte. Doch ganz so schnell würde ihr Leid noch kein Ende haben. Hymlia lag hoch oben im Himmel in einem eigenen Wolkenreich. Und auch auf dem Rücken eines Pegasus erreicht man dieses Ziel nicht innerhalb von 10 Minuten…

Wie lange der Flug tatsächlich gedauert hatte, konnte Maru nicht realistisch nachvollziehen. Für sie hatte es sich wie eine Ewigkeit angefühlt!
Als endlich das Himmelsreich vor ihnen auftauchte, brach die Sonne mit goldenen Strahlen über die Wolkendächer der strahlendweißen Stadt. Es war ein Anblick der einem den Atem anhalten ließ, ein Anblick, der verzauberte und sprachlos machte. Einfach wunderschön!
Hymlia war viel größer, als man es sich auf dem Erdboden vielleicht vorgestellt hätte. Ein riesiges Reich auf Wolken, auf dem die Erdanziehung scheinbar nicht zu funktionieren schien. Es erstreckte sich wie eine riesige Insel, soweit das Auge reichte! Auch mangelte es hier oben nicht an Botanik! Florencia musste ihre wahre Freude daran gehabt haben ihren Lebenshauch auch hier oben, angepasst an die wattige Umgebung, zu verbreiten. Die Baumkronen waren nicht von Blattwerk befüllt, nein sie sahen aus, als hätten sich in den weiß-sibernen Ästen hunderte winziger Wolken verfangen, die im sanften Wind hin und herschwebten.
Trotz der Höhe hier oben war es von der Temperatur überraschend … erträglich! Ob die Luft hier oben eine besondere Atmosphäre schuf? Dass es hier oben dennoch anders war, konnten alle drei zyranischen Studenten spüren. Der Luftdruck fühlte sich anders an und obwohl sie keine Schwierigkeiten haben dürften anständig zu atmen, war doch ein Unterschied spürbar.
Die Stadt war von imposanten Bauten erfüllt, die allesamt filigran, verträumt und himmlisch zugleich aussahen. Doch es blieb nicht nur bei der Stadt. Hymlia besaß wolkige Landstriche, wattige Wiesen und weiße Äcker, auf denen ganz besondere Pflanzen angebaut wurden, die niemals in normaler Erde gedeihen würden. Auf weißes Straßen sah man einige Himmelsbewohner spazieren. Es herrschte durchaus ein reges Treiben und um Marukas kleiner Pegasusschwarm flogen neben Vögeln auch noch andere Reiter.
Die Landung erfolgte etwas abseits der großen Stadt auf einer Art Koppel, auf der noch einige andere geflügelte Pferde standen. Neugierig stellten sie die Ohren auf und sahen der spannenden Landung der Neuankömmlinge zu, die glücklicherweise allesamt unfallfrei verliefen.
Da war Maruka nun! Da waren sie alle drei: in der himmlischen Stadt und dem Ort, wo die Luftwächter herkamen. Hier befanden sich Roans Wurzeln und vielleicht würde auch hier seine Zukunft liegen!
Barok half der verkrampften Maruka vom Pegasus. Obwohl hier oben die Farbe weiß dominierte, gab es so viele verschiedene Nuancen, Licht und Schatten, dass sich selbst kleinste Details und Objekte hervorragend erkennen ließen. Teils wirkten die weißen Wolkien silbern, teils golden erhellt, teils bläulich, rötlich… Die Sonne schien hier oben mehr weiche und fließende Farbübergänge zu bilden, als am Grund!
Als die Füße der Erdmagierin den ‚Boden‘ des Himmelsreiches berührten, durfte Maruka feststellen, dass sie nicht hindurch und abstürzte. Die Koppel bestand aus feinen weißen Gräsern, die allerdings eine flauschige Behaarung besaßen. Würde sie ihren Stand prüfen würde sie bemerken, dass der Boden minimal mehr wippte, als es eine normale Wiese auf Celcia tun würde. Hier zu gehen fühlte sich weicher an, aber keineswegs so, als würde man schweben oder auf Kissen laufen. Wäre dem so hätten die Hymlianer vermutlich einen gewöhnungsbedürftigen Gang.
Roan und Paras stiegen ebenfalls ab und Karvin folgte Barok den anderen Wächtern, die sich langsam begannen zu zerstreuen.
„Für heute lösen wir uns auf!“, erklärte die alte Dame dem Trio lächelnd, deutete aber an, dass sie ihr folgen sollten. „Jeder kehrt erst einmal in sein eigenes Heim zurück und schläft sich ordentlich aus! Ihr drei kommt bei mir unter … es ist auch das Haus meines verstorbenen Sohns, also Roans Vater.“ Die Abgrenzung der Koppel hinter sich lassend, folgten sie nun einer deutlich erkennbaren Straße. Es gab unheimlich viel zu entdecken, denn die weiß-wattige Flora besaß weit mehr Formen, als man sich hatte vorstellen können.
Einige Blumen am Rand schienen am Blütenkelch zu schimmern, als würde sich darin eine Perle verstecken. Anderswo neigten sich hohe Gräser, ähnlich wie Schilf im Wind und es sah fast so aus, als würden sie ihnen zuwinken. Die Struktur dieser langen Grashalbe besaß viele kleine Kreise, ähnlich wie der Flaum eines Neugeborenen.
Die Studenten sahen sich immer wieder um. Eine solche Umgebung fand man einfach nicht auf dem unteren Land – nicht einmal in Zyranus! Doch als das erste Staunen vorbei war, kam wieder ein Gespräch auf:
„Wieder beruhigt, Wolkenmaus?“, fragte Paras Maruka plötzlich, halb grinsend, aber durchaus auch mitfühlend. Da sie sich auf dem Schiff um ihn gekümmert hatte, schien er sie nicht wirklich ärgern zu wollen.
„Du hast dich tapfer geschlagen! Hätt‘ ich dir nicht zugetraut!“, kitzelte er an ihrem Humor und stupste sie verspielt mit der Schulter an ihrer an, so dass sie kurz eine Schlangenlinie auf dem Weg vollzogen. Roan sah grinsend zu. In seinen Augen schimmerte die Faszination für die Himmelswelt und die Abenteuerlust diese zu erkunden. Eigentlich war es viel zu schade nun schon ‚nach Hause‘ gehen zu müssen.
„Vielleicht wird aus dir noch eine begeisterte Pegasusreiterin!?“, fragte der Blondschopf, der es selbst wohl kaum erwarten konnte dahingehend Unterrichtsstunden zu erhalten. Und offenbar schien er seine Freundin gerne dabei haben zu wollen!
Langsam kam die Stadt in Sicht. Hymlia bestand nicht wirklich aus nur einer Ebene! Ähnlich der Form eines Schneckenhauses rankten sich hier und da elegante Brücken an eine höherliegende Wolkenterrasse, doch nirgends sah es so aus, als würde man auf einem gefährlichen Weg geraten, von dem man tief in sein Ende stürzen könnte.
Recht nah am Stadtrand kamen sie zu Karvins Haus. Es war ein größeres Anwesen, das sicher Platz für zwei bis drei Familien bieten könnte…! Bis vor einiger Zeit hatten hier auf jeden Fall mehr Personen gelebt… doch sowohl Roans Vater, als auch Bruder, von denen er wusste, waren umgebracht worden.
Karvin blieb vor der weißen Türe stehen, die wie das gesamte Anwesen einen bläulichen Schimmer aufwies. „Ich gebe euch dreien jeweils einen Schlüssel! Merkt euch bitte das Haus gut! Für eure Augen mag hier vieles noch sehr gleich oder ähnlich aussehen, aber vielleicht hilft euch ja dieser Baum zur Orientierung!“ Im Garten der alten Frau stand ein eigenartiger Baum, der anstatt Blätter oder Wolkendach trübweiße große und kleine Blasen als Schmuck trug, die an langen Ästen gerade nach oben wuchsen und wie mit Rauch gefüllte Luftblasen wirkten, die an Schnüren schwebten.
„Auf ganz Hymlia findet man diesen Baum nur ein paar Mal und hier in der Stadt bin ich die Einzige, die einen im Garten sein Eigen nennen darf!“ Ein gewisser Stolz war in ihrer Stimme nicht zu verkennen. Sie griff in ihre Tasche und händigte sowohl Maruka, Roan, als auch Paras einen weiß-bläulichen Schlüssel aus, der aussah, als wäre er aus feinem Knochen geschnitzt. Doch aus was er tatsächlich bestand, blieb noch ungeklärt.
„Es tut mir leid, aber ich muss euch für den Moment alleine lassen und jemanden treffen! Geht gerne ins Haus und seht euch um! Barok hat dafür gesorgt, dass ihr reichlich zu Essen finden werdet – auch Speisen vom Markt, die nur unten angebaut werden. Die solltet ihr kennen!“ Karvin zeigte ihre weißen Zähne, als sie ihnen ihr fröhliches Lächeln schenkte, ehe sie sich den Weg zur Stadtmitte zuwandte. Nach ein paar Schritten blieb sie noch einmal stehen.
„Wenn ihr meint, dass ihr euch zurechtfindet, könnt ihr euch auch ein wenig umsehen! Aber geht nicht zu weit! Und solltet ihr die Orientierung verlieren, fragt nach dem Wayfield-Haus! Dann wird man euch die Richtung zeigen. Aber vergesst nicht … hier oben sind Gäste von unten nicht gerade üblich. Es kann sein, dass man euch viele Blicke zuwerfen und manche davon auch argwöhnisch sind.“ Dann verabschiedete sie sich und überließ die jungen Menschen sich selbst.
„Nun… was wollen wir machen?“, fragte Roan und rieb sich durch seine blonden Locken. Seine Sommersprossen schimmerten in der Sonne und er ließ den Blick der hellbraunen Augen umherwandern, ehe er an Maru haften blieb.
„Ich könnte was zu Essen vertragen!“, warf Paras ein, der offenbar endlich seine Seekrankheit überwunden hatte. Allerdings sah sich auch der Schwarzhaarige neugierig um und wäre sicher nicht abgeneigt, würden sie noch auf Erkundungstour gehen! Schlussendlich waren die Augenpaare der beiden Freunde auf die junge Frau gerichtet und sie schienen auf ihre Entscheidung zu warten.
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Re: Guten Flug...

Beitrag von Maruka » Samstag 11. Januar 2025, 11:05

...ichwillnachHauseeeeee...
Als endlich das Himmelsreich vor ihnen auftauchte, bekam das die junge Erdmagierin schlicht nicht mit. All die Schönheit des Anfluges, die grandiose Aussicht, die jedes Herz höher schlagen ließe, blieb ungesehen und ihr Herz raste sowieso. Maru petzte ihre Lider fest zusammen und drückte ihre Stirn so fest gegen den Rücken des Reiters, dass sie sicher eine Weile einen Abdruck von seiner Kleidung auf ihrer Haut behalten würde. Ihre Arme und Beine waren so verkrampft, dass sie vor Anstrengung summten.
Wenigstens war es nicht kalt, aber auch davon nahm sie kaum etwas bewusst wahr und trotz der Höhe konnte man gut atmen. Die Landung erfolgte und Maruka quietschte durch den Ruck leise auf, bis die Pegasiestute ausgelaufen, angehalten war und endlich still stand.
Da war Maruka nun!
Barok half der verkrampften Maruka vom Pegasus, was garnicht so einfach war, denn sie hatte Schwierigkeiten los zu lassen. Entweder jemand half ihm, sie von seinem Rücken zu kratzen, oder er stieg einfach mit ihr als Rucksack ab. Als sie dann keinen Sattel mehr unter ihrem Hintern spürte, hob sie den Kopf und öffnete die Augen.
So HELL!
Blinzelnd wollte sie sich umsehen, ihre Beine sackten herab und sie…
...fiel erst einmal um. Als hätte man ihren Muskeln einfach jede Kraft entzogen, sank sie fast fließend auf den Boden und kniete dann im Zwischenfersensitz leise kichernd mit gesenktem Haupt da.
„Upsi. Alles gut. Nur einen Moment...“
Ihre Knie fühlten sich wie der Pudding Sonntags in der Mensa an und ihre Hände zitterten so sehr, dass sie sie erst einmal einfach auf den Boden legte.
Der Boden hat mich wieder...
Sie sackte auch nicht hindurch, wie befürchtet, aber merkwürdig fühle er sich doch an. Ihre Finger tasteten nach dem weichen Gras und rupften einfach mal ein paar Halme aus um daran zu riechen. Noch etwas benommen sah sie sich um und lächelte dabei etwas grenzdebil.
„Ist es vorbei?“
Auch die Erde darunter war unglaublich interessant. Marukas Hände gruben sich ins Erdreich und es brauchte einen Moment, bis sie sich wieder gefangen und 'geerdet' hatte. Ein bisschen Hymlianische Erde landete so auch in ihren Manteltaschen, als sie sich aufrichtete und ihre Finger kurz in die Taschen steckte.
Souvenir...
Dann ließ sie den Blick auch weiter schweifen und ihr Mund klappte ein kleines Stück auf. Hinter der Koppel entdeckte nun auch sie all die schönen großen und kleinen Wunder dieser Welt. Staunend versuchte sie dann aufzustehen und ließ sich ggf. auch helfen. Der Stand war noch deutlich unsicher, aber nach ein paar tiefen Atemzügen ging es wieder. Vorsichtig wippte sie ein bisschen in den Knien und stellte fest, dass auch der Boden leicht mit wippte.
„Merkwürdig.“
Wippend stand sie da und dabei wippten auch ihre vollkommen aufgelöste Haarpracht. Der Wind hatte alles was sie liebevoll halbwegs platt gekämmt hatte aufgewirbelt, ihre Locken verzwirbelt, so dass sie nun in alle Himmelsrichtungen 'aufgeflauscht' ab standen und sie fast proportional größer wirkten als ihr ganzer Körper. Maruka fuhr sich einmal unbewusst über die Stirn und bemerkte, dass riesige Wirrwar auf ihrem Kopf.
„Ohjeh...“
, murmelte sie leise. Ohne weiteres würde sie das nicht gebändigt bekommen, also nahm sie sich ein Haarband aus einer ihrer Taschen und band sich die Haare grob am Oberkopf zusammen, damit sie nicht so wild umher wippten und sie ganz unter sich verbargen. Dann richtete sie sich aurrecht auf und versuchte den ersten Schritt. Hier zu gehen fühlte sich weicher an. Sie sah zu der Gruppe hinüber, die deutlich weniger Probleme hatten als sie und nun folgte auch Barok den sich zerstreuenden Wächtern. Sie rief ihm noch winkend nach:
„Danke, dass du mich nicht hast sterben lassen.“
Karvin rief den Rest zusammen und Maruka lief unsicher schwankend auf sie zu.
„... Ihr drei kommt bei mir unter. Es ist auch das Haus meines verstorbenen Sohns, also Roans Vater.“
Wie heißt der eigentlich?
Maruka überlegte, ob Karvin ihnen oder ihr persönlich schon mal gegenüber den Namen erwähnt hatte. Aber da gingen schon alles los und Maruka versuchte mit zu halten, was sich noch als etwas anstrengend heraus stellte. Mit jedem Meter wurde es aber besser. Die Bewegung half ihre Verkrampfungen aufzulösen, auch wenn sie sich noch sehr gern irgendwo an dem ein oder anderen Arm fest hielt.
Die Abgrenzung der Koppel hinter sich lassend, folgten sie nun einer deutlich erkennbaren Straße. Es gab unheimlich viel zu entdecken, denn die weiß-wattige Flora besaß weit mehr Formen, als man sich vorstellen konnte. Die Studenten sahen sich immer wieder um. Maruka betrachtete ins besondere immer etwas mehr den Boden und fragte sich still:
Wie geht das? Warum fliegt diese Welt.
„Wieder beruhigt, Wolkenmaus?“
, fragte Paras Maruka und sie sah zu ihm auf.
Wolkenmaus... Erst Wühlmaus...Hihi, irgendwie klingt das gut.
Sie mochte seine Spitznahmen für sie. Es klang, als neckte er sie damit ein bisschen, aber fühlte sich auch warm und irgendwie vertraut an.
Irgendwann gibt er noch zu, dass er mich mag. Ich mag ihn.
„Japp, geht wieder. Flatterling.“
Sie grinste zurück.
„Du hast dich tapfer geschlagen! Hätt‘ ich dir nicht zugetraut!“
, kitzelte er an ihrem Humor und stupste sie verspielt mit der Schulter an ihrer an, so dass sie kurz eine Schlangenlinie auf dem Weg vollzogen, die durch Marukas etwas unsicheren Gang noch zusätzlich ausuferte. Sie griff nach Paras Ärmel und zog sich wieder zu ihm heran, hakte sich dann einfach bei ihm unter und sie gingen weiter. Roan sah grinsend zu und sie erwiderte sein Lächeln.
„Vielleicht wird aus dir noch eine begeisterte Pegasusreiterin!?“
, fragte der Blondschopf. Maruka verzog das Gesicht.
„Ja, genau!“
Sie lachte trocken und schüttelte vehement den Kopf.
„Exakt ein einziges Mal werde ich noch auf so ein Tier steigen! Und das erst wenn es wieder nach unten geht!“
, erwiderte sie inbrünstig, denn allein die Vorstellung diesen Weg noch einmal mache zu müssen, ließ sie die Finger in Paras Stoff krallen. Falls Roan sich erhoffte, bei der Erdmagierin Begeisterung für das Fliegen zu finden, biss er auf Granit!
Es gibt doch etwas schlimmeres als Wasser! FLIEGEN!
Aber sie versuchte es mit Humor und Todesmut zu sehen. Was blieb ihr auch anders übrig.
So langsam kam aber nun die Stadt in Sicht und die kleine Gruppe Magier kam aus dem Staunen kaum heraus. Hymlia bestand nicht nur aus einer Ebene! Ähnlich der Form eines Schneckenhauses rankten sich hier und da elegante Brücken an höherliegende Wolkenterrassen. Der Anblick war wunderschön, denn so luftig hier auch alles aussah, so erinnerte es Maruka doch grob genug an einen Berg. Das gab ihr Sicherheit. Bald erreichten sie auch Karvins Haus und blieben vor der weißen Tür stehen.
„Ich gebe euch dreien jeweils einen Schlüssel! Merkt euch bitte das Haus gut! Für eure Augen mag hier vieles noch sehr gleich oder ähnlich aussehen, aber vielleicht hilft euch ja dieser Baum zur Orientierung!“
...wie mit Rauch gefüllte Luftblasen, die an Schnüren schweben. Ob sie platzen wenn man sie berührt?
Maruka unterdrückte den Drang es auszuprobieren.
„Auf ganz Hymlia findet man diesen Baum nur ein paar Mal und hier in der Stadt bin ich die Einzige, die einen im Garten sein Eigen nennen darf!“
Dann bekamen sie die Schlüssel überreicht und Maruka verstaute ihn sorgfältig.
„Es tut mir leid, aber ich muss euch für den Moment alleine lassen und jemanden treffen! Geht gerne ins Haus und seht euch um! Barok hat dafür gesorgt, dass ihr reichlich zu Essen finden werdet – auch Speisen vom Markt, die nur unten angebaut werden. Die solltet ihr kennen! ...Wenn ihr meint, dass ihr euch zurechtfindet, könnt ihr euch auch ein wenig umsehen! Aber geht nicht zu weit! Und solltet ihr die Orientierung verlieren, fragt nach dem Wayfield-Haus! Dann wird man euch die Richtung zeigen. Aber vergesst nicht … hier oben sind Gäste von unten nicht gerade üblich. Es kann sein, dass man euch viele Blicke zuwerfen und manche davon auch argwöhnisch sind.“
Das bin ich gewöhnt. Aber sie hat Recht. Hier fall ich noch mehr auf als in Zyranus. Die sind alle ...so hell!
Maruka winkte Karvin hinterher, die sich davon machte.
„Nun… was wollen wir machen?“
, fragte Roan und rieb sich durch seine blonden Locken. Seine Sommersprossen schimmerten in der Sonne und er ließ den Blick der hellbraunen Augen umherwandern, ehe er an Maru haften blieb. Dieser Blick, dieses Licht, das machte einfach immer wieder etwas mit ihr.
Bernsteinauge.
„Ich könnte was zu Essen vertragen!“
, warf Paras ein, der offenbar endlich seine Seekrankheit überwunden hatte. Allerdings sah sich auch der Schwarzhaarige mit den azurblauen Augen neugierig um und war offensichtlich nicht abgeneigt auf Erkundungstour zu gehen!
„Na dann lasst uns doch schnell was greifen, was wir unterwegs essen können, ein paar Brote vielleicht und dann sehen wir uns um.“
Damit wackelte sie in Richtung Haus und erschnupperte sich den Weg zur Nahrung, so gut es ging. Ein paar Stullen waren sicher schnell gemacht und etwas Obst konnte man sicher auch gut mitnehmen.
Ich muss unbedingt einen dieser fliegenden Steine in die Finger bekommen!
, nahm sie sich vor.
Irgendwie müssen die ja was besonderes sein. Ob sich da einer mit mir unterhalten will?
Maruka hoffte, dass die Steine hier etwas 'gesprächiger' waren. So richtig begriffen, wie ihre Magie funktionierte, hatte sie noch nicht und dachte noch immer in etwas unkonventionellen Wegen. 'Reden' war der Begriff dafür, dass sie die Steine mit ihrer Magie untersuchte, sich auf sie einstimmte und mehr über sie heraus fand. Somit 'erzählten' ihr die Steine ihre Geschichte. Die Frage:
Warum fliegt Hymlia?
, spukte durch ihren Kopf und machte sie neugierig auf diesen fliegenden Kontinent. Für eine Insel war es zu groß. Sie bebutterte gerade eine Brotscheibe und murmelte vor sich hin:
„Was für eine Form hat die Landmasse... Hm. Das hätte ich vielleicht sehen können, wenn ich die Augen beim Anflug aufgemacht hätte. Nein. So ist es besser. ...Ob Hymlias Querschnitt aussieht wie ein auf der Spitze stehendes Dreieck? Ein Trichter, der vielleicht mal aus einem Krater von der Erde los gelöst wurde und nach oben geschleudert wurde? Warum fällt er nicht mehr runter? Oder sieht es einfach wie ein oben abgeflachter Felsen aus? Wie mag die Unterseite beschaffen sein? Gibt es Höhlen, die nach unten führen? Woraus hat man die Häuser gebaut? Gibt es Steinbrüche? Warum fliegen sie nicht auch weg, wenn sie aus dem gleichen Material sind. Oder ist es ganz anders und es gibt es irgendwo eine Art magische Quelle, eine Art aufsteigende Materie wie eine Blase, die alles oben hält?...“
Sie war fertig mit ihrem Brot und hatte einfach alles mögliche übereinander geschichtet, was ihr Unterbewusstsein halbwegs erkannt hatte. Vielleicht hatte sie so eine Art erstes Sandwich erschaffen. Sie wickelte es in eine Serviette, wenn kein Beutel zur Hand war, nahm sich noch etwas, dass wie ein Apfel aussah, aber eine etwas andere Farbe hatte und drehte sich zu ihren Mitstudenten um.
„Bin so weit.“
Ihr eigener Magen war vom Flug noch etwas flau, aber irgendwann würde sie sicher Hunger bekommen und dann war sie versorgt. Die Aussicht darauf, einfach mal ziellos herum zu laufen, kitzelte ihr Neugierde. Vor allem freute sie es aber, dass sie das hier nicht allein machte, sondern mit Freunden. Die beiden passten auch gut hier her. Besonders Roan wirkte hier eben... wie zu Hause und sein Lächeln war auch wieder da. Ein Lächeln, dass sie einfach sehr gerne sah! Paras mit seiner lustigen Art und seinen schwarzen Haaren war das optische Bindeglied zwischen den extremen Gegensätzen, die sie drei abgaben. Mit ihren dunkel-bunten und gedeckten Farben ihres weiten Mantels und dem riesigen schwarzbraunen Lockenkopf, der dunklen Haut und den fast schwarzen Augen würde Maruka sicher hier enorm aus dem Rahmen fallen. Aber das störte sie nicht, solange ihr Freunde bei ihr waren. Sie lächelte sie fröhlich an und war gespannt darauf, was sie alles entdecken würden und vor allem war sie tatsächlich neugierig auf die Menschen hier.
Da auch Roan von hier stammt, können sie nicht alle schlecht sein.
Davon war sie überzeugt. Karvins Warnung, dass man sie mit Misstrauen betrachten könnte, drängte sich hinter ihre Neugierde und versteckte sich dort gut. Bevor es aber los ging, fingerte sie noch einen ihrer Steine heraus, rieb ihn ein paar Mal zwischen den Handflächen und hängte ihn dann an seinem Band um ihren Hals um ihn dann ihn ihrem Ausschritt auf der Haut zu tragen. Es war ein Stück Basalt. Es belebte sie, wenn sie sich verausgabt hatte ihn bei sich zu haben. Basalt vitalisierte, sorgte für innere Wärme und verlieh dem Träger ein gutes Körpergefühl und da sie eher unsportlich war, könnte er ihr gegen den zu erwartenden Muskelkater helfen, weil sie sich so verkrampft über längere Zeit fest gehalten hatte. Basalt war ein einfacher Stein, aber trug viel Heilkräfte in sich, woran Maruka fest glaubte.
„Von mir aus kann es los gehen.“

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Re: Guten Flug...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 23. Januar 2025, 23:15

Man konnte gut und gerne behaupten, dass Maruka eine völlig neue Welt betrat, die nur dazu einlud diese zu erkunden. Nur wenig Celcianer würden jemals Hymlia besuchen und so war es schon etwas Besonderes, dass die Studenten das Reich in den Wolken betraten.
Eine Erdmagierin, wie Maruka es eindeutig war, wäre natürlich lieber am festen Boden geblieben, doch wuchs gleichzeitig die Neugierde auf die Geheimnisse des schwebenden Kontinents. Warum flog Hymlia? Woraus bestand hier alles und wieso fielen sie alle nicht durch die Wolken?
Ob Maruka solche Fragen je beantwortet bekommen würde war wohl fraglich, denn selbst die renommiertesten Wissenschaftler und Forscher standen bei solch Fragen vor einem Rätsel. Doch wer wusste schon was sie entdecken und erfahren würden?
Maruka, wie auch Roan und Paras folgten Karvin zum Wohnviertel und bewunderten die fremde Natur und Umgebung um sie herum. Hier oben war alles anders. Alles war weiß und doch gaben Licht und Schattierungen allem eine Vielschichtigkeit und Struktur, die ein einziger Blick gar nicht vollständig auf einmal erfassen konnte.

Die alte Karvin fühlte sich sichtlich wohl und man konnte beobachten, wie sie ihren Schützlingen immer wieder neugierige Blicke zuwarf, um zu sehen, wie diese auf die Umgebung reagierten. Gleichzeitig klärte sie die Neuzugänge ein wenig darüber auf, wie man ihnen hier oben begegnen würde und überreichte ihnen jeweils einen Schlüssel zu ihrem Haus. Als Mitglied der Luftwächter wurde von ihr sicher erwartet Bericht zu erstatten. Immerhin war die alte Dame mit einer wichtigen Mission betraut gewesen und konnte nun, vermutlich zur Erleichterung aller berichten, dass sie den neuen Hohewächter der Luft mitgebracht hatte. Roan ahnte vermutlich, dass ihm bald nicht mehr allzu viel Freizeit zur Verfügung stehen würde, denn als seine Großmutter ging, sah er ihr eine Weile etwas gedrückt nach. Die Wächter trugen viel Verantwortung auf ihren Schultern und ihm wollte man die Größte nur aufgrund seiner Blutsverwandschaft aufbürden. Doch vielleicht war ihm das noch gar nicht bewusst, denn für den Augenblick freute auch er sich darauf Hymlia mit seinen Freunden erkunden zu können.

Nach kurzer Absprache beschlossen die Drei sich erst einmal etwas zur Stärkung zu besorgen. Daher betraten sie Karvins Heim und machten sich auf die Suche nach der Küche. Das Haus war groß, besaß hohe Decken, viele Fenster und Kuppeldächer durch die stetig die Sonne ihre wärmenden Strahlen senden konnte. Die Räume waren großzügig geschnitten und verteilten sich über 2 Etagen. Einen Keller würde man allerdings vergeblich suchen!
Die meisten Möbel bestanden größtenteils aus weißem oder sehr hellen Holz, doch fanden sich auch farbliche Akzente und Materialien, die eindeutig nicht von Hymlia stammten. Zum Beispiel bedeckte ein großer Teppich den Boden im Wohnzimmer, auf dem verschiedenste Abbildungen von der täglichen Arbeit und auch verschiedener Rassen auf Celcia eingewebt waren.
Maruka entdeckte schnell die Küche und begann für sie alle einige Butterstullen zu streichen. Ihre Gedanken drehten sich dabei um die schwebende Welt, so dass sie lauter Fragen vor sich hermurmelte:
„Was für eine Form hat die Landmasse... Hm. Das hätte ich vielleicht sehen können, wenn ich die Augen beim Anflug aufgemacht hätte. Nein. So ist es besser. ...Ob Hymlias Querschnitt aussieht wie ein auf der Spitze stehendes Dreieck? Ein Trichter, der vielleicht mal aus einem Krater von der Erde los gelöst wurde und nach oben geschleudert wurde? Warum fällt er nicht mehr runter? Oder sieht es einfach wie ein oben abgeflachter Felsen aus? Wie mag die Unterseite beschaffen sein? Gibt es Höhlen, die nach unten führen? Woraus hat man die Häuser gebaut? Gibt es Steinbrüche? Warum fliegen sie nicht auch weg, wenn sie aus dem gleichen Material sind. Oder ist es ganz anders und es gibt es irgendwo eine Art magische Quelle, eine Art aufsteigende Materie wie eine Blase, die alles oben hält?...“
Paras lehnte an der Arbeitsplatte, warf ein paar weiße Plampeln – Eigroße, weiße Früchte, in die Luft und lauschte ihren gemurmelten Fragen. Allerdings schienen sich ihre Interessen ziemlich zu unterscheiden.
„Warum interessierst du dich für so komische Sachen? Ist doch egal, woraus Hymlia besteht, oder nicht? Und wieso es fliegt haben wir doch in der Akademie gelernt! Die Sage um das heilige Horn der Himmel? Oder ist das nur Stoff für Luftmagier und euch wurde darüber gar nichts beigebracht?“, fragte Paras mit einem Seitenblick zu ihr. Abgelenkt fing er eine der Plampeln nicht richtig auf, die nun Richtung Boden fiel. Doch mit einer kreisenden Fingerbewegung durch die Luft erzeugte der junge Luftmagier einen kleinen Windstoß, der kräftig genug war der fallenden Frucht eine Richtungsänderung nach oben zu verpassen, so dass er sie mit der freien Hand doch noch auffangen konnte.
Es war das erste Mal, dass Maruka dabei war, dass einer ihrer Begleiter Magie einsetzte. An der Akademie gab es Vorschriften und man durfte nicht willkürlich Magie wirken, wenn man ein gewisses Level nicht erreicht hatte. Doch hier schien das niemanden wirklich zu kümmern.
Zufrieden lächelte er sie an, als hätte er ihr zuliebe das kleine Kunststück aufgeführt. Dann drehte er den Kopf und suchte Roan, der verschwunden zu sein schien. Doch mussten die beiden nur um die Ecke sehen, um ihn zu entdecken. Der blonde Magier stand im Wohnbereich vor einer Wand und betrachtete ein dort hängendes Gemälde, auf dem eindeutig mehrere Personen verewigt worden waren. Eine Frau war ziemlich eindeutig als Karvin zu identifizieren, wenn auch in etwas jüngeren Jahren. Neben ihr stand ein großgewachsener Mann mit weißen Haaren und einem ordentlich gestutzten Bart, der ihr eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Obwohl ebenfalls weißhaarig sah man, dass der Mann weitaus jünger war und so blieb die Vermutung nicht fern, dass es sich um Roans Vater handeln könnte. Denn neben diesem stand ein anderer junger Mann, mit blonden Locken, der Roan verdammt ähnlichsah. Doch besaß dieser Jugendliche keine braunen, sondern hellblaue Augen und schien etwas hellere blonde Haare gehabt zu haben.
Alle drei trugen die weißblaue Wächterkleidung und in den Händen des zweiten Roan ruhte eine hellblau schimmernde Steinkugel von der Größe einer Mandarine.
Da Roan den beiden den Rücken zuwandte konnte keiner der beiden seinen Gesichtsausdruck sehen. Doch stand er dort bereits seit einigen Minuten und schien sich nicht wirklich zu rühren.
Paras pustete leise seinen Atem aus, so dass seine schwarzen Haare etwas in Bewegung kamen. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet, dass er ahnte, was in seinem Freund vor sich ging.
„Komm, wir sollten gehen!“, flüsterte er Maruka zu und nahm ihr die Stullen ab, die er in ein weißes Tuch wickelte, das er in der Küche vorfand.
„Bin so weit. Von mir aus kann es losgehen!“, rief dann auch Maruka und brachte Roan dazu sich von dem Gemälde abzuwenden und zu ihnen zu kommen. Ob sie ihn auf die Personen ansprechen wollte, blieb ihr natürlich überlassen. Paras schien es nicht vorzuhaben. Er überspielte den privaten Moment, den sie beobachtet hatten und legte Roan verspielt einen Arm um.
„Lass uns schnell gehen, sonst kommt Maruka noch auf die Idee das Haus auf den Kopf zu stellen, um herauszufinden woraus es besteht! Ich schätze wir müssen sie gut im Auge behalten. Nicht, dass sie anfängt ein Loch zu buddeln und dann doch noch hinunterstürzt!“, meinte er neckend, woraufhin auch Roan wieder sein Lachen wiederfand. Was auch immer das Bild ausgelöst haben mochte, sein Lächeln schien es nicht eingebüßt zu haben.
„Da könntest du recht haben!“, stimmte nun auch Roan neckend ein und zusammen gingen sie wieder zum Eingang. Ihm fiel der neue Stein auf, den sich Maruka umgehangen hatte, doch schimmerte nur kurze Neugierde in seinen Augen auf, ehe sie sich wieder der wolkenreichen Umgebung widmeten.
Da sich keiner der Drei auskannte beschlossen sie einfach der Nase nach entlang der Straße zu folgen. So kamen sie zwangsläufig immer näher in den belebteren Teil des Wohnviertels von Hymlia, das sich gar nicht mal groß von weltlichen Wohnvierteln unterschied. Auch hier gab es kleine und größere Grundstücke mit Häusern. Einige davon besaßen Türme und viele Kuppeldächer, wie auch das von Karvin. Alle Bauten waren weiß und besaßen nur teils unterschiedliche Schattierungen, doch wie sich diese Unterschiede erschlossen blieb fraglich.
Paras und Maruka stachen optisch unter den Hymlianern hervor, denn das Himmelsvolk besaß in der Regel keine dunklen Haarfarben. So war es wohl auch kein Wunder, dass Passanten auf sie aufmerksam wurden. Augenpaare verfolgten sie, hier und da kam es zu Tuscheleien. Doch schien auch Roan aufzufallen, der optisch durchaus noch zu den Hymlianerin zu passen schien.
„Man scheint hier oben Fremde wirklich nicht gewohnt zu sein!“, murmelte der Blonde seinen Freunden zu und rieb sich in einer Geste, die ein kleines Unwohlsein ausdrückte durch die Locken.
„Ach… lass sie doch schauen! Lächeln und weitergehen!“, meinte Paras nur darauf und deutete dann auf ein großes Gebäude, das man entfernt des Wohnviertels sehen konnte.
„Riesig! Erinnert mich irgendwie an den Turm der Magie, oder? Was das wohl ist?“ Roan zuckte ratlos mit den Schultern.
„Keine Ahnung…!“, meinte er nur und sah zu Maruka. „Wo willst du denn lang?“, fragte er lächelnd und auch Paras schien sich ihrer Entscheidung anschließen zu wollen. „Solange du jetzt keine Wolken sezieren willst, mach ich alles mit!“, zwinkerte er.
Maruka konnte offenbar ganz frei entscheiden wie es nun für sie weitergehen würde. Sie konnten mit den Einwohnern ins Gespräch kommen, oder die Umgebung etwas erkunden. Es blieb ganz und gar ihr überlassen!

[Anmerkung: Du hast nun die Gelegenheit ungelenkt zu agieren und selbst zu entscheiden was du in Hymlia tun möchtest. Je nach Entscheidung kann es aber natürlich Auswirkungen auf den richtigen Hauptstrang haben!]
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Re: Guten Flug...

Beitrag von Maruka » Samstag 25. Januar 2025, 08:06

„Warum interessierst du dich für so komische Sachen? Ist doch egal, woraus Hymlia besteht, oder nicht? Und wieso es fliegt haben wir doch in der Akademie gelernt! Die Sage um das heilige Horn der Himmel? Oder ist das nur Stoff für Luftmagier und euch wurde darüber gar nichts beigebracht?“
, fragte Paras mit einem Seitenblick zu ihr. Maruka schüttelte den Kopf.
„Nein, davon hab ich noch nie was gehört. Ich hab mich auch noch nie mit Hymlia beschäftigt. Bis vor kurzem wusste ich nicht mal, dass es diese Stadt wirtlich gibt. Das was ich mal am Rande in Gesprächen mitgehört habe, hielt ich für ...Märchen oder ...Angeberei. Die Hymlianer wären das schönste Volk der Welt und so. Aber behaupten das auch nicht andere von sich? Zum Beispiel die Frauen in Sintos. Sie sollen so schön sein, dass sie niemals ihr Gesicht zeigen und sich verschleiern, da sonst jedes Herz ihnen verfallen würde...“
Sie zuckte mit den Schultern und belegte weiter Brote, ohne selbst zu bemerkten, dass sie kurz das Thema gewechselt hatte. Maruka hatte auch wenig Ahnung von Schönheit, oder der Zuneigung die daraus erwachsen konnte, geschweige denn Liebe. Deshalb redete sie auch eher sachlich über diese Themen. Ihr Stimme klang fast monoton. Bisher sammelte sie Informationen, aber das Gefühl kannte sie nicht. Selbst bei Eren, wo sie das erste Mal dieses verräterische Flattern im Bauch gespürt hatte, doch da hatte es nicht genug Zeit gehabt um ihr Herz zu erreichten und er war wohl auch nicht der richtige gewesen um es ihr beizubringen, mit seiner zurückgezogenen Art. Sie hatte sich auch mal gefragt, ob Schönheit wirklich so wichtig war. Die Mädchen an der Schule hatten es ihr vorgelebt, sich hübsch gemacht, sie aber mit Nichtachtung gestraft, weil sie diesen Weg nicht mitgegangen war. So hatte Maruka nichts über Schönheit lernen können. Trotzdem arbeitete etwas in ihrem Unterbewusstsein, warum sie dieses Thema vielleicht aufgegriffen hatte. Noch blühte es aber nicht auf.
Vielleicht ein wenig abgelenkt von ihren ehrlichen Worten und der Offenbarung, dass sie wohl in diesen luftigen Fächern gefehlt oder sie einfach nicht gehabt hatte, doch aber wohl sich in andern Dingen durchaus belesen hatte, fing Paras eine der Plampeln, den leckeren weißen Früchten, nicht richtig auf. Die fallende Bewegung im Augenwinkel erregte Marukas Aufmerksamkeit. Instinktiv wollte sie auch danach greifen. Maruka schnappte ganz leicht nach Luft, als sie sie vor ihrem inneren Auge schon auf dem Boden zerplatzen sah. Doch mit einer kreisenden Fingerbewegung durch die Luft erzeugte der junge Luftmagier einen kleinen Windstoß, der kräftig genug war der fallenden Frucht eine Richtungsänderung nach oben zu verpassen, so dass er sie mit der freien Hand doch noch auffangen konnte. Maruka klappte der Mund auf und alle anderen Gedanken zerplatzten wie Seifenblasen.
Wow!
„Wow! Wie hast du das denn gemacht?! Ist ja irre!!“
, platze sie schwer begeistert heraus. Sie hatte wirklich keine Ahnung von den anderen Magie-Arten, oder was andere an der Akademie gelernt haben könnten. Sie hatte immer sehr distanziert und zurück gezogen von allem gelebt. Es war das erste Mal, dass Maruka dabei war, dass einer ihrer Begleiter Magie einsetzte. Auch in der Schule war es sehr selten gewesen, dass praktische magische Experimente zur Anschauung den Schülern vorgeführt wurden. Außerdem mied sie bisher große Gruppen. Einzig die Prüfungen machten da eine Ausnahme. An der Akademie gab es Vorschriften und man durfte auch nicht willkürlich Magie wirken. Doch hier schien das niemanden wirklich zu kümmern, bzw. es war ja niemand da, der sie beobachtete. Sie waren allein und Paras kam der kleine Zauber so selbstverständlich aus dem Handgelenk, dass sie schlicht staunen musste. Maruka strahlte ihn regelrecht an. Der junge Mann musste recht mächtig sein, wenn er so mit seiner Magie spielen konnte.
„Das ist sooo toll! Kannst du auch größere Sachen mit Wind bewegen? Zum Beispiel einen Menschen? Könntest du ...jemanden vor einem Sturz bewahren... Am besten mich?!?“
Letzteres Wort war mit einem breiten Grinsen untermalt. Sie lobte ihn, freute sich gleichermaßen für ihn und war eben leicht zu begeistern. Zufrieden lächelte er sie an, als hätte er ihr zuliebe das kleine Kunststück aufgeführt. Auch Zufälle konnten Maruka begeistern. Dann drehte er den Kopf und suchte Roan, der verschwunden zu sein schien. Sie folgte seinem Blick und verstand. Er suchte seinen Freund und es war vielleicht später noch Zeit für ihre Fragen. Erst einmal suchten sie den verschwundenen zukünftigen Hochwächter des Luftsteins.
„Roan?“
Wo steckt er plötzlich?
Doch mussten die beiden nicht lange suchen, um ihn zu entdecken. Der blonde Magier stand im Wohnbereich vor einer Wand und betrachtete ein Gemälde, auf dem mehrere Personen verewigt worden waren. Eine Frau war ziemlich eindeutig als Karvin zu identifizieren, wenn auch in etwas jüngeren Jahren. Maruka trat etwas näher, so dass sie halb hinter Roan außerhalb seines Sichtfeldes, aber nah bei ihm stand, wenn er sie brauchen würde. Das Bild hatte eine intensive Ausstrahlung auf den ganzen Raum und so betrachtete sie es ebenfalls genauer. Neben der jungen Karvin stand ein großgewachsener Mann mit weißen Haaren und einem ordentlich gestutzten Bart, der ihr eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. Obwohl ebenfalls weißhaarig sah man, dass der Mann weitaus jünger war als sie.
Das könnte Roans Vater sein...
Sie sah zu ihm seitlich hoch und Mitgefühl schimmerte in ihren Augen.
Hat er ihn je gesehen? Nein. Er dachte ja, er wäre tot. Das ist so ...traurig. Kann man jemanden vermissen, den man nie gekannt hat? Oder ist er wütend, weil sie ihm all das hier vorenthalten haben? Ihm nicht die Wahrheit gesagt haben?
Fast hätte sie seine Hand genommen, betrachtete kurz seine Finger, aber traute sich dann doch nicht. Maruka sah das Bild genauer an. Neben dem vermeintlichen Vater stand noch ein anderer junger Mann, mit blonden Locken, der Roan verdammt ähnlichsah.
Das muss dann der tote Bruder sein, dessen Platz er einnehmen soll. War er älter oder jünger? Schwer zu sagen.
Doch besaß dieser Jugendliche keine braunen, sondern hellblaue Augen und schien etwas hellere blonde Haare gehabt zu haben. Alle drei trugen die weißblaue Wächterkleidung und in den Händen des zweiten Roan ruhte eine hellblau schimmernde Steinkugel von der Größe einer Mandarine.
Ähm... Das ist jetzt ...nicht wirklich...
Marukas Augen wurden größer und die Brauen wanderten in die Höhe.
Karvin hat und extra gesagt, dass wir auch hier nicht über unsere Mission oder die Wächter reden sollen, dass das hier niemand weiß... und sie selbst stellt ein Bild vom Stein in ihrem Wohnbereich aus, wo sie Gäste empfängt? Nun... Hm...
Sie kratze sich am Kopf, dass ihre Locken lustig wippten.
Man kann Geheimhaltung auch anders interpretieren... selbst so halb öffentlich ein Hinweis auf den Stein? ...ich find das merkwürdig. Wenn das hier auf dem Bild der Stein ist, dann find ich die ganze Sache mit dem Ritual und dem Schwur ein bisschen überzogen.
Maruka verzog etwas missmutig die Mundwinkel. Vielleicht war es gut, dass Roan den beiden gerade den Rücken zuwandte, so konnte keiner der beiden seinen Gesichtsausdruck sehen und er auch nicht Marukas. Einige Minuten vergingen und Marukas gedanklichen Stolpersteine rollten genauso schnell davon, wie sie gekommen waren.
Was auch immer.
„Komm, wir sollten gehen!“
, flüsterte Paras Maruka zu und nahm ihr die Stullen ab.
Hm? Ja...
Sie sah zu Roan und flötete:
„Bin so weit. Von mir aus kann es losgehen!“
Roan wandte sich von dem Gemälde ab und sein Freund legte ihm ein Arm um die Schultern.
„Lass uns schnell gehen, sonst kommt Maruka noch auf die Idee das Haus auf den Kopf zu stellen, um herauszufinden woraus es besteht! Ich schätze wir müssen sie gut im Auge behalten. Nicht, dass sie anfängt ein Loch zu buddeln und dann doch noch hinunterstürzt!“
, meinte er neckend, woraufhin auch Roan wieder sein Lachen wiederfand. Vielleicht lag das auch an Marukas Gesichtsausdruck, der deutlich ihre Gedanken wieder spiegelte.
...woher weiß er?!? Peinlich! Jetzt hat er mich erwischt. Ich wollte nur ein ganz kleines Loch... ganz winzig buddeln. Nur so groß, dass ich rein passe und diese Erde hier um mich habe.
Sie schob die Unterlippe ein wenig nach vorn.
Woher hat er das gewusst?
Die Idee spukte ihr seit ihrer Ankunft im Kopf herum.
„...also nur ein ganz kleines...“
, murmelte sie verlegen. Sie sah zu den Beiden, aber sie schienen nicht böse zu sein, oder sie deswegen für verrückt zu halten. Roan war immer so verständnisvoll und verurteilte sie nicht für ihre kleinen Verrücktheiten. Auch jetzt nicht...
„Da könntest du recht haben!“
, stimmte nun auch Roan neckend ein.
...oder doch? Nein, das ist NECKEN. Er mag mich. Das ist sicher. Er will mich nur ein bisschen ärgern. Also auf die freundliche Art.
Langsam lernte auch die manchmal etwas langsame Erdmagierin dazu und verstand hier und da soziale Interaktionen. Perfekt war sie darin noch lange nicht, aber sie lernte dazu. So verließen sie gemeinsam das Haus. Was auch immer die Betrachtung des Familienbildes in Roan vielleicht ausgelöst hatte, es vermochte nicht sein Lächeln zu löschen und das ließ sie hoffen, dass alles gut werden könnte mit ihm und vielleicht auch Karvin. Die beiden waren jetzt allein.

Da sich keiner der Drei auskannte beschlossen sie einfach der Nase nach entlang der Straße zu folgen.
Alles so weiß.
Maruka zupfte sich er Einfachheit halber ein paar lange Strähnen ihrer Mähne aus dem Zopf, damit sie ihr vor dem Gesicht hingen und so ein bisschen Schutz vor dem grellen Licht spendeten.
Über den Wolken gibt es wohl wenig Schatten.
In den belebteren Teilen der Wohnviertel wurden Paras und Maruka schon mal von Passanten angestarrt. Einige Augenpaare verfolgten sie, hier und da kam es zu kleinen Grüppchenbildungen. Doch schien auch Roan aufzufallen, der optisch durchaus noch zu den Hymlianern zu passen schien. Es lang also nicht nur an ihrem kontrastreichen Aussehen.
„Man scheint hier oben Fremde wirklich nicht gewohnt zu sein!“
, murmelte der Blonde zu seinen Freunden und rieb sich in einer Geste, die ein kleines Unwohlsein ausdrückte durch die Locken.
Ja, geht mir genauso, aber ich bin es gewohnt. Roan war immer der Beliebteste und gehörte überall dazu. Das hier muss sich sehr fremd für ihn anfühlen.
„Ach… lass sie doch schauen! Lächeln und weitergehen!“
, meinte Paras und Maruka setze ein etwas übertrieben anmutendes Grinsen auf. Kurz darauf deutete der Luftmagus auf ein großes Gebäude.
„Riesig! Erinnert mich irgendwie an den Turm der Magie, oder? Was das wohl ist?“
Roan zuckte ratlos mit den Schultern, was auch Maruka synchron mitmachte.
„Keine Ahnung…!“
, meinte er nur und sah zu Maruka.
„Wo willst du denn lang?“
, fragte er lächelnd und auch Paras schien sich ihrer Entscheidung anschließen zu wollen.
„Solange du jetzt keine Wolken sezieren willst, mach ich alles mit!“
, zwinkerte er.
„Warum sollte ich so etwas dummes tun?! So ein Quatsch! Nein... aber...“
Sie überlegte kurz.
Was will ich sehen, wenn ich schon mal auf einem riesigen schwebenden Felsen bin?
Das war garnicht so einfach. Die Fragen, die sie schon in Karvins Küche gemurmelt hatte, spukten ihr noch immer durch den Kopf. Aber wo bekam sie Antworten her? Vielleicht war das große Gebäude, was Paras entdeckt hatte ja auch so etwas wie ein Hort des Wissens. Oder man könnte vielleicht dort jemanden finden, der aufgeschlossen genug war, um ihnen etwas über Hymlia und seine Steine zu erzählen.
Ein bisschen bezweifel ich bei diesen ganzen Blicken ja, dass wir hier mit offenen Armen und Herzen empfangen werden, aber wer weiß. Manchmal kann man ja auch einfach mal Glück haben.
Danach lebte sie. So fand sie ihre Steine... bzw. die Steine sie. Ein klein bisschen Glück und vielleicht auch ein Krümel Magie und Talent gehörten auch dazu, wie sie nun langsam gelernt hatte. Maruka kräuselte schmunzelnd ihre Nase.
„Lasst uns mal unsere Nasen vorsichtig in diese Sachen hier stecken... die Sachen anderer Leute. Ich bin neugierig, wie man hier so lebt.“
Mit den Einwohnern ins Gespräch zu kommen, erschien zwar nicht einfach, aber da war Maruka eben einfach noch ein bisschen naiv...oder Angstfrei? Auf jeden Fall hatte sie keine Scheu trotz der fragenden Blicke die Leute anzusprechen. Wer so viel Ablehnung erfahren hatte, der hatte ein dickes Fell. Die Umgebung erkundete sich bei der Erforschung der Stadt und seiner Bewohner ganz von selbst. Das war ein und das selbe. Munter vor sich hin grinsend lief sie einen halben Schritt voran und stapfte drauf los.
„Paras, erzähl mir doch bitte diese Sage um das heilige Horn, die du vorhin erwähnt hattest. Manchmal steckt in Geschichten und Legenden ja ein Kiesel Wahrheit.“
Damit lief sie voran und langsam hatten sich ihre Beine auch wieder an die normale Belastung gewöhnt. Das flaue Gefühl im Magen war auch vergangen und so würde sie bald eins der Brote von Paras verlangen, der sie eingesteckt hatte. Mit ihren Freunden im Rücken fühlte sich diese Abenteuer aber besser an, als ihr ganzes bisheriges Leben. Gut gelaunt und mutig... vielleicht ein bisschen übermütig, schritt sie voran. Es war ein schönes Gefühl nicht mehr allein zu sein. So steuerte Maruka das große Gebäude an, nur... könnte es ein Problem geben.
Die Jungs mussten wirklich auf sie aufpassen, denn wie es nun mal ihre Art war, konnte jeder noch so kleine süße Kiesel, jeder neckische Stein oder charmante Brocken sie von ihrem Weg ablenken. War da ein Felsen, der sie anlachte oder hatte der Stein da drüben ihr eben zugezwinkert? In ihrem Innern war diese neue Welt voller Charmeure, die sie um den Finger wickeln wollten. Maruka abzulenken war sehr einfach. Und so kam es mindestens einmal auf ihrem Weg dazu, dass sie plötzlich abbog und sich in eine Ecke hockte um leise murmelnd sich mit dem ein oder anderen Kiesel zu unterhalten. Gewisse Eigenheiten ließen sich halt nicht so schnell ablegen. Außerdem fühlte Maruka sich wohl in ihrer Haut, warum sich also ändern? So konnte es durchaus geschehen, dass der ein oder andere Kiesel den Weg in ihre Taschen fand, wenn die Jungs sie nicht davon ablenkten oder abhielten. Ansonsten sah sie den etwas lebendigeren Bürgern Hymlias offen und aufgeschlossen entgegen, grüßte freundlich und winkte auch mal einem Kind zu, wenn sie eins sah. Ihr innerstes Interesse lag aber eher bei der älteren Bevölkerung, denn die konnten tolle Geschichten erzählen und teilten auch manches Mal gern ihr wissen, wenn man sie lieb fragte. Ein bisschen schwierig war für Maruka das Einschätzen des Alters hier, denn normaler Weise orientierte sie sich tatsächlich dabei an der Haarfarbe. Nur hatten hier halt ausnehmend viele Leute weiße oder fast weiße Haare. So sahen viele Personen von hinten für sie deutlich älter aus, als sie wirklich waren. So kam es auch mal, dass sie gerade auf einen 'alten Herrn' zu gehen wollte, der gebeugt über etwas da stand, doch als er ihre Schritte hörte und sich aufrichtete, taumelte sie wieder ein bisschen zurück. Der Mann war nicht alt und auch nicht gebrechlich, sondern das Gegenteil.
Holla die Waldfee... was für ein Prachtexemplar!
Auch die Schönheit dieses Volkes ließ sie nicht gänzlich kalt und so winkte sie wieder nur verlegen und entfernte sich schüchtern.
Verdammt... Wenn die auch noch so gut aussehen die Kerle, dann bekomme ich den Mund nicht auf. Wo sind die lieben alten Opi's die gern Geschichten erzählen und in Erinnerungen schwelgen?
Auf der Suche nach solch einer Person, stolperte sie zumindest grob die Richtung des großen Gebäudes weiter.

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Re: Guten Flug...

Beitrag von Erzähler » Montag 3. Februar 2025, 19:16

Dass sich Maruka sehr für Paras Luftmagie begeistern konnte, zeigte sie ihm, als er die Plampel mit einem kleinen magisch erzeugten Windstoß davor bewahrte auf dem Boden zu landen. Sie öffnete staunend den Mund, als er die Frucht auffing und diese zurück auf den Tisch legte.
„Wow! Wie hast du das denn gemacht?! Ist ja irre!!“ Überrascht von dieser Freude sah er zu ihr hinunter und von ihr wieder zu der Frucht, ehe sich ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete.
„Das? Das war doch nur ein kleiner Zauber. Gehört zu den Grundlagen!“, behauptete er und genoss sichtlich, dass ihm jemand dafür solche bewundernde Aufmerksamkeit schenkte.
„Das ist sooo toll! Kannst du auch größere Sachen mit Wind bewegen? Zum Beispiel einen Menschen? Könntest du ...jemanden vor einem Sturz bewahren... Am besten mich?!?“, plapperte Maruka und offenbarte dabei vermutlich die leise Hoffnung, dass sie auf diesem schwebenden Kontinent doch gerettet werden könnte, sollte sie hinabstürzen. In einer sachten Geste der Verlegenheit rieb sich Paras durch die Haare am Hinterkopf, ehe er sachte mit dem Kopf schüttelte.
„Ein wenig schwerere Gegenstände schon. Aber ich glaube nicht, dass ich das bei Menschen schaffe. Soweit waren wir noch nicht. Ich kann meine Sprünge verlängern, aber mehr noch nicht. Bei einem selbst gelingt das aber auch immer einfacher, als bei anderen.“, gab er zu und zuckte leicht mit den Schultern.
„Aber so ne Plampel ist kein Problem! Roan ist sogar noch etwas besser darin als… wo ist er eigentlich?“ Vermutlich würden beiden jungen Männer hier auf Hymlia noch viel lernen können, denn die Luftmagie war hier die gängigste und verbreitetste Magieform.
Als die beiden bemerkten, dass Roan nicht bei ihnen war, machten sie sich auf die Suche nach ihm, aber im Grunde mussten sie nur um die Ecke schauen, um ihn zu entdecken.
Der Blondschopf betrachtete ein Familienportrait, auf dem sein Vater und Bruder abgebildet waren. Maruka erkannte ganz richtig, dass dieser Anblick für ihren Freund keine nüchterne Angelegenheit sein würde. Immerhin hatte er bis zu dem Tag, an dem Karvin aufgetaucht war geglaubt, dass er keine Familie bis auf seine Großeltern mütterlicherseits mehr besaß.
Als sie näherkam konnte sie beobachten, wie seine braunen Augen über die Abbilder seines Vaters tasteten. Wie würde sie sich wohl fühlen, wenn sie ein Bild ihrer wahren Eltern zu sehen bekommen würde? Mitgefühl keimte in ihr auf und ließ ihre Augen schimmern, doch konnte sie bemerken, dass Roan mehr Neugierde, als Trauer zu empfinden schien.
Marukas Blick fiel auf das Abbild seines Bruders und für einen Moment kam sie ins Stocken. War dort wirklich der Luftstein abgebildet, um den die Wächter so ein Geheimnis machten? Was das nicht leichtsinnig?
Am besten wäre es wohl, wenn sie Karvin darüber befragen würde. Doch war die Antwort gar nicht so schwer zu erraten: Sie selbst hatte den Stein vermutlich nur als diesen identifiziert, weil sie eingeweiht worden war. Die Wenigsten wussten um die Existenz der Steine und wenn man von diesen nicht wusste, könnte der abgebildete Stein auch eine Licht- oder Luftkugel sein, den ein Magier zu bilden wusste. Vermutlich ließ Karvin auch nicht jeden herein, was den Kreis der Menschen noch weiter einschränkte, die das Bild zu Gesicht bekommen könnten.

Nachdem die Drei, mit Proviant ausgestattet, das Haus verließen, um die neue Welt in den Wolken zu erkunden, begegneten sie ein paar Einheimischen, die ihnen teils neugierige, teils misstrauische, oder überraschte Blicke zuwarfen. Angesprochen wurden sie von niemandem, was den ersten Kontakt schon mal nicht ganz so einfach gestaltete, doch vorerst wollten sie sich auch erst einmal nur umsehen. Hierfür ließen die beiden Maruka die Wahl, die sich nach kurzem Überlegen dazu entschloss, dass sie einfach etwas umsehen sollten. Zwar reizte es sie extrem den Geheimnissen der schwebenden Welt auf den Grund zu gehen, doch es war fraglich, ob ihr dies je gelingen würde. Vermutlich wusste kaum ein Hymlianer eine Antwort auf diese Fragen. Dennoch… schien sie keine Probleme zu haben den ein oder anderen Bewohner der Wolkenstadt anzusprechen, um ein wenig mehr zu erfahren. Sowohl Roan, als auch Paras, die beide keineswegs auf den Mund gefallen, oder gar schüchtern waren, sahen ihr durchaus ein wenig beeindruckt zu. Die Angesprochenen verhielten sich zwar nicht besonders offen, aber auch nicht grundlos ablehnend, so dass sie zumindest kleine Informationen und Erklärungen erhalten konnten. So erfuhr Maruka zum Beispiel, dass der Turm, für den sich Paras interessiert hatte, der sogenannte „Sitz der Himmlischen“ war, in dem sich die Regierung Hymlias aufhielt und wichtige Entscheidungen traf. Dabei fiel Maruka wieder ein, dass Paras etwas von einem Horn erwähnt hatte und fragte danach:
„Paras, erzähl mir doch bitte diese Sage um das heilige Horn, die du vorhin erwähnt hattest. Manchmal steckt in Geschichten und Legenden ja ein Kiesel Wahrheit.“
Paras, abgelenkt von der ein oder anderen Schönheit Hymlias schaute ein wenig zu spät zu Maruka zurück und schien ihr nur halb zugehört zu haben.
„Hm? Was hast du… Horn?!“ Verzögert kamen die Informationen bei dem Rabenschopf an und er räusperte sich kurz. Roan rollte kurz mit den Augen und schüttelte leicht mit dem Kopf.
„Nun… man sagt, dass ein Abenteurer in das Horn blies, woraufhin sich eine gesamte Menschenstadt in den Himmel erhob. Über den Ursprung des Horns wurde meines Wissens aber nie etwas erwähnt, oder Ro?“ Auch Roan schüttelte bestätigend mit dem Kopf.
„Nein, nicht, dass ich wüsste. Der Sage nach darf das Horn nicht von seinem Platz entfernt werden, denn sonst würde Hymlia wohl vom Himmel stürzen. Soweit ich weiß behandeln die Bewohner das Horn daher wie ein heiliges Relikt und bewachen es stets. Wo es jedoch aufbewahrt wird…keine Ahnung!“ Wieder schüttelte er mit den blonden Locken und Paras nickte zustimmend.
„Sagen wir mal so: Wenn wir es zu Gesicht bekommen, sollten wir unsere Finger davon halten. Nicht, dass wir sonst mit der ganzen Stadt ins Meer stürzen! Fliegen macht zwar Spaß, aber darauf könnte ich verzichten!“ Die Vorstellung konnte aber auch beunruhigen.
Paras verteilte nach einer Weile die Brote, die Maruka geschmiert hatte und für einen Moment hielten sie an, um zu Rasten. Obwohl sie im Wohnviertel waren befand sich hinter ihnen eine größere Koppel, auf der eine Herde Schafe graste. Diese Schafe sahen den irdischen ziemlich ähnlich, doch waren diese hier noch flauschiger und besaßen große blaue Augen, die ihnen ein unheimlich niedliches Äußeres bescherten. Noch dazu sprangen sie so herum, als würden sie der Fantasie eines Kindes entspringen.
„Hymlianer sehen echt hübsch aus!“, meinte Paras plötzlich, der weniger Augen für die Schafe, als für die Bewohner hatte. Er biss von seiner Stulle ab und gab Roan dann einen Stoß in die Seite.
„Kein Wunder, dass du so beliebt bist – deine Gene! Man könnte echt eifersüchtig werden!“ Roan runzelte die Stirn bei dieser Ansage, ehe er Maruka einen Blick zuwarf.
„Paras redet echt nur Unsinn!“, meinte er, ohne falsche Bescheidenheit. Es war eine Tatsache, dass er gut aussah und man ihm seine teils hymlianische Abstammung ansah, wenn man dem Himmelsvolk einmal leibhaftig begegnet war. Doch gehörte er nicht zu jenen, die die eigene Optik als etwas Besonderes wahrnahmen. Selbstbewusst war er zwar, aber nie angeberisch, was Roan zu einem ziemlich sympathischen Kerl machte.
„Du hast mehr Liebeleien gehabt, als ich!“, stichelte er Paras leicht, schien das Thema dann aber nicht länger verfolgen zu wollen. Er aß sein Brot auf und leckte sich über den Daumen, um ein paar Reste des klebrigen Aufstrichs zu beseitigen.
Die Rast dauerte nicht lange und so liefen sie schon bald weiter. Maruka war Feuer und Flamme darauf die erdigen Gegebenheiten hier genauer zu erkunden und so war es nicht verwunderlich, dass die beiden Männer sie dabei beobachten konnten, wie sie Steinchen, Kiesel und andere Naturfundsachen aufklaubte. Hauptsächlich leistete Roan ihr dabei Gesellschaft, hockte sich neben sie und beobachtete still, was sie da tat, ohne dass sein Ausdruck größere Verwunderung über ihr Interesse preisgab. Er schien sich mehr zu fragen, was sie in diesen Kleinigkeiten sehen mochte.
„Sind die Steine hier anders, als unten?“, fragte er unbefangen, während er ihr über die Schulter sah.
Es gab jedoch weitaus mehr, dass Maruka hier interessierte. Auch ihr fiel das gute Aussehen der Bewohner hier auf, doch bemerkte sie, dass sie die weißen Haare stets mit einem herangereiften Alter in Verbindung brachte. So war es wohl kein Wunder, dass sie einmal kurz davor war einen jungen mit einem alten Mann zu verwechseln. Doch als dieser sich aufrichtete und sich zu ihr umdrehte, erkannte sie ihren Beinahe-Fehler und taumelte ein paar Schritte zurück, während ihr Blick bewundernd auf seinem gut gebauten und schönen Körper lag.
Während sie sich, ein wenig eingeschüchtert, die Gesellschaft von gesprächsfreudigen alten Omis und Opis herbeiwünschte, berührte sie plötzlich etwas an ihrem Mantel und sie konnte einen Widerstand spüren.
Ein kleiner Junge, etwa 5 Jahre alt mit weißen Haaren, die in viele kleine Zöpfe geflochten waren, hatte sich an ihren bunten Mantel geklammert und sah mit großen blauen Augen zu ihr hinauf. Es war ein schmales und zierlich wirkendes Kind, doch das schien nicht unbedingt unüblich für Hymlianer zu sein.
„Warum hast du braune Wolken auf dem Kopf?“, fragte das kleine Kerlchen, leider jedoch auf Hymlikor, was keiner der Drei sprechen konnte. Das Kind betrachtete mit staunenden Augen den farbigen Stoff von Maruka und sah immer wieder zwischen ihr, Paras und Roan hin und her.
„Seid ihr vom Festland?“, fragte er weiter ehrfürchtig und bekam dabei immer leuchtendere Augen. Paras und Roan warfen sich fragenden Blicke zu, denn so nett das Kerlchen zu sein schien, verstanden sie nicht, was er sagte.
„Tut uns leid Kleiner, verstehst du auch Celcianisch?“, fragte Paras und hockte sich zu dem Kind hinab, als plötzlich eine weitere Stimme zu hören war.
„Marúk! Wo bist du?“, rief eine weibliche Stimme, auf die der Junge zu reagieren schien, denn er wandte den Kopf und winkte einer jungen Frau zu, die etwa im Alter der Drei zu sein schien. Sie kam den Weg entlanggelaufen und stoppte nur kurz, als sie den Jungen bei drei Fremden ausmachen konnte.
Die junge Frau hatte langes, weißes Haar, in das mehrere schmale Zopfe geflochten und deren Enden in roten und braunen Perlen geschmückt waren. Sie war schmal, wirkte zierlich und besaß doch genug weibliche Rundungen, um sie als herangewachsene junge Frau erkennen zu können. Ihre hellblauen Augen funkelten wie hellblaue Edelsteine und wurden durch ihre ebenfalls weiß, rotbraune Kleidung mit weißem Fellbesatz nur noch stärker hervorgehoben.
„Marúk!“, rief sie noch einmal und schien ein wenig erschrocken, da sie sofort wieder loslief. Doch kurz, bevor sie bei den Dreien angekommen war, blieb sie plötzlich wieder stehen und starrte an dem Jungen vorbei. Nicht nur ihr Blick, sondern auch ihr Mund öffnete sich und in einer Geste des Unglaubens legte sie ihre Hände über die roten Lippen.
„Das kann nicht sein…!“, hörten die Drei sie leise sagen, woraufhin sich Paras erhob und ihr charmant zulächelte.
„Ist das dein kleiner Bruder?“, fragte er und sein Gesichtsausdruck verriet, dass er die junge Hymlianerin vermutlich ziemlich attraktiv zu finden schien. Doch bevor eine Unterhaltung aufkommen konnte, konnten Maruka und Paras die glatten weißen Haare an ihnen vorbeiziehen sehen. Die Unbekannte fiel in einem halben Sprung Roan plötzlich um den Hals und drückte sich feste an ihn.
„Raíden!!! Wie… wie kann das sein?! Du lebst!“ Ein Schluchzen war zu hören und Roan, an den sich die Unbekannte klammerte, stand stock und steif und sichtlich mit dem plötzlichen Überfall überfordert da und wusste nicht so recht wohin mit seinen Händen. Seine braunen Augen huschten zwischen dem weißen Haupt, das sich an seine Schulter schmiegte und seinen Freunden hin und her – hilfesuchend!
„Ah… n-nein! Es tut mir leid… aber ich heiße nicht Raíden…!“, gab er unsicher von sich, ehe sein Blick zu seinem Bein wanderte, an das sich nun auch der kleine Junge drückte.
„Brüderchen Raíden?!“, fragte nun auch der Junge, woraufhin sich Roans Augenbrauen leicht zusammenzogen. Er schüttelte leicht mit dem Kopf und sah wieder zu Paras und Maruka, ehe er die Oberarme der jungen Frau umfasste und diese sachte von sich drückte.
„Mann… das hat uns noch gefehlt!“, murmelte Paras leise, der sich von der unerwarteten Szene beeinflusst durch die schwarzen Haare rieb. Er schien zu begreifen, was hier gerade vor sich ging.
„Sieh mich richtig an! Du verwechselst mich!“, meinte Roan nun etwas eindringlicher und sah der Hymlianerin ins Gesicht, die ihn nun ebenfalls richtig betrachtete. Ihre blauen Augen tasteten über Roans Gesicht. Anfangs sehnsüchtig, bis ihr offenbar kleine Unterschiede auffielen über die sich ihre Stirn sachte kräuselte.
„Du…!“, meinte sie und lockerte nun langsam ihre Arme, taumelte dabei leicht zurück und stieß gegen Maruka. Auf Hymlikor eine Entschuldigung murmelnd trafen sich nun auch ihre Blicke. Die junge Frau war etwa so groß, wie es Maruka war. Beide waren sie auf ihre ganz eigene Art hübsch und doch unterschieden sie sich optisch sehr.
Verunsichert sah die Hymlianerin nun zwischen den Drei Freunden hin und her, ehe sie ihre ungeliebte Erkenntnis aussprach.
„Ihr… seid nicht von hier?!“ Paras schüttelte bestätigend mit dem Kopf. Wieder trafen die blauen Augen auf Roan und dann sank die junge Frau plötzlich bitterlich weinend in die Knie. Der kleine Marúk schien die Situation nicht ganz zu verstehen, aber er schien zu begreifen, dass Roan nicht der war, den seine Schwester angesprochen hatte. Nun fingen auch seine Augen an sich mit Tränen zu füllen, doch ließ er Roans Bein noch immer nicht los.
Paras rieb sich überfordert wieder durch die Haare und Roan sah bedrückt auf die junge Frau und den Jungen, denen er gerade eine bittere Enttäuschung zugefügt zu haben schien. Und Maruka? Was löste das plötzliche Auftauchen der Geschwister und die offenbare Verwechslung in ihr aus? Langsam fielen immer mehr Blicke zu ihnen als kleine Gruppe und auch der hübsche junge Mann, den Maruka beinahe mit einem alten Mann verwechselt hätte, kam ein paar Schritte auf sie zu. Immer wieder konnte man den Namen Raíden mehr oder weniger geflüstert hören und immer mehr Blicke fielen auf Roan, der sich immer unwohler zu fühlen schien.
„Ist etwas geschehen?! Wer seid ihr Drei?“, fragte plötzlich der gutaussehende Mann, der Marukas Blick auf sich gezogen hatte.
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Re: Guten Flug...

Beitrag von Maruka » Dienstag 4. Februar 2025, 10:25

Okeee... Ein Abenteurer blies in das Horn, woraufhin sich die gesamte Stadt in den Himmel erhob. Woher das Ding kam weiß keiner. Der Sage nach darf das Horn nicht von seinem Platz entfernt werden, denn sonst würde Hymlia wohl vom Himmel stürzen. ... Naaaa super! ... Klingt ein bisschen nach der Geschichte mit dem Eisdrachen, der ein Lied vorgeflötet bekommen hat und seid dem schläft. Wo war das? Irgendwo im Süden, glaub ich? Hab im Musikunterricht nicht aufgepasst. Aber auch dieses Instrument entspringt einer Sage. ... Gut, dass ich nicht musikalisch bin und keinerlei Ambitionen hege irgendwas zu blasen.
, dachte Maruka mit etwas flauem Gefühl im Magen über die Geschichte mit dem Horn leise für sich und sie setzten ihre Exkursion durch Hymlia fort.
Uiiii... süße flauschige Heidschnucken! Gottchen sind die süß!!!
Am liebsten wäre sie über den Zaun der Koppel gestiegen, aber hielt sich doch noch gut erzogen zurück. Sie wusste, man durfte in der Natur fast alles angucken, aber nicht anfassen. Die niedlichsten Viecher konnten giftig oder gefährlich sein und wer wusste schon, ob diese blauäugigen Flauschbälle nicht Reißzähne in ihren kleinen weichen Mäulchen versteckten?
Sogar die Schafe haben hier blaue Augen... wie die Menschen.
Aber Paras lenkte die Erdmagierin schnell wieder ab.
„Hymlianer sehen echt hübsch aus!“
Maruka sah auf und er gab Roan gerade einen Stoß in die Seite.
„Kein Wunder, dass du so beliebt bist – deine Gene! Man könnte echt eifersüchtig werden!“
Roan runzelte die Stirn bei dieser Ansage, ehe er Maruka einen Blick zuwarf.
„Paras redet echt nur Unsinn!“
, meinte er, ohne falsche Bescheidenheit.
„Ja, stimmt schon. Roan ist der Hübscheste an unserer Schule. Das weiß jeder...“
, überlegte Maruka laut zu dem Gespräch der jungen Männer und dann fügte sie noch ohne groß nachzudenken einen Gedanken an, den sie vielleicht lieber verschwiegen hätte, denn er war durchaus falsch zu verstehen:
„Die 'Hübschen' sind aber auch meistens die Gemeinsten!“
Maruka hatte da leider nur so ihre eigenen Erfahrungen gemacht. Besonders die hübschen Mädchen hatten sie gern gepiesackt, waren gemein gewesen oder sie auch mal ins Wasser geschubst, damit sie ihren Dreck abwaschen sollte... Sie schaute kurz finster. Dann bemerkte Maruka aber ihren Fehler und sah Roan mit großen Augen an.
„Äh...ich mein aber nicht, dass DU gemein bist! Wirklich nicht.“
Sie sah zwischen Paras und Roan hin und her und hoffte, dass sie jetzt nicht irgendein Fettnäpfchen erwischt hatte, aber die beiden schienen ihren kleinen Fauxpas nicht bemerkt zu haben, oder übergingen ihn erst mal.
„Roan ist ein Lieber.“
, meinte sie nur noch leise und die Jungs unterhielten sich weiter.
„Du hast mehr Liebeleien gehabt, als ich!“
, stichelte er Paras leicht.
Hat er?
Maruka wusste mit dieser Information nicht so recht umzugehen. Irgendwas machte sie dabei neugierig, aber gleichermaßen auch unsicher. Sie wandte lieber ihr Gesicht ab und betrachtete weiter die süßen Schafe.
Ihr habt keine solchen Probleme. Euer Leben ist einfach... fressen, schlafen, herum laufen, fressen, kacken... wieder fressen... geschoren werden... schlafen, fressen...
Die Rast dauerte nicht lange und Roan ihr Gesellschaft, hockte sich neben sie und beobachtete still, wie sie hier und da kleine Schätze aufsammelte.
„Sind die Steine hier anders, als unten?“
, fragte er unbefangen, während er ihr über die Schulter sah.
„Das weis ich noch nicht. Dazu brauch ich etwas Zeit um mich mit ihnen zu unterhalten... also...um mich auf sie einzustimmen. Ich glaube, dass ist auch eine Art Zauber. Dann erzählen sie mir ihre Geschichten... also... zeigen mir Bilder. Hat aber noch nicht oft geklappt. Ich entdecke meine Magie erst gerade und das dauert anscheinend etwas länger.“
Früher hätte sie ihre Art der Wahrnehmung einfach unkommentiert gelassen, was oft dazu geführt hatte, dass man sie einfach als 'merkwürdig' abgestempelt hatte. Doch bei Roan und Paras war das anders. Sie waren ihre Freunde und so sah sie offen in seine Bernstein Augen und lächelte sanft einen Kiesel streichelnd. Sie gingen weiter und Maruka genoss die Dreisamkeit sehr.
Die kleine bald darauf erfolgende Verwechslung eines stattlichen jungen Mannes mit einem der gesuchten Opi's führte dazu, dass sie anhielten und so eines dieser kleinsten Wesen sich anschleichen konnte. Ein Junge, von 5 Jahren mit weißen geflochtenen Haaren, hatte sich an ihren bunten Mantel geklammert und sah mit großen blauen Augen zu ihr hinauf. Es war ein schmales und zierlich wirkendes Kind, doch das schien nicht unbedingt unüblich für Hymlianer zu sein.
„Warum hast du braune Wolken auf dem Kopf?“
„Tut mir leid, ich versteh dich nicht.“
, meinte Maruka und hockte sich in angrinsend hin, damit sie mit ihm auf Augenhöhe war.
...hübsche Zöpfe...
„Seid ihr vom Festland?“
, fragte er weiter ehrfürchtig und bekam dabei immer leuchtendere Augen.
„Tut uns leid Kleiner, verstehst du auch Celcianisch?“
, fragte Paras und hockte sich nun auch zu dem Kind hinab, als plötzlich eine weitere Stimme zu hören war.
„Marúk! Wo bist du?“
, rief eine weibliche Stimme.
Marúk... Das klingt irgendwie ähnlich wie...
Eine junge Frau kam auf sie zu gelaufen, die etwa im Alter der Drei war.
„Marúk!“
, hörte sie und dachte:
Der kleine heißt fast wie ich.
Plötzlich starrte die junge Frau an dem Kind vorbei und ihr Mund öffnete sich und in einer Geste des Unglaubens legte sie ihre Hände über die roten Lippen.
„Das kann nicht sein…!“
, hörten die Drei sie leise sagen, woraufhin sich Paras erhob und ihr charmant zulächelte.
„Ist das dein kleiner Bruder?“
Die Unbekannte ignorierte seine Frage und fiel stattdessen Roan plötzlich um den Hals.
Upsi???
„Raíden!!! Wie… wie kann das sein?! Du lebst!“
Ähhhh....
Ein Schluchzen war zu hören und Roan stand stocksteif und sichtlich mit dem plötzlichen Überfall überfordert da.
„Ah… n-nein! Es tut mir leid… aber ich heiße nicht Raíden…!“
, gab er unsicher von sich, ehe sein Blick zu seinem Bein wanderte, an das sich nun auch der kleine Junge drückte.
„Brüderchen Raíden?!“
, fragte nun auch der Junge.
Brüderchen? Dann … Ist sie eine Schwester von Raiden? Das war doch sein Halbbruder? Wenn das stimmt, dann hat er doch noch Familie hier. Aber warum hat Karvin davon nichts erzählt?
Roan fasste die Oberarme der jungen Frau um diese sachte von sich zu drücken.
Warum ist sie dann nicht auserwählt worden den Luftstein... Weil sie ein Mädchen...???
„Mann… das hat uns noch gefehlt!“
, murmelte Paras leise und unterbrach damit Marukas Gedanken, die sich gerade noch in ganz andere Fragen verstricken wollten.
„Sieh mich richtig an! Du verwechselst mich!“
, meinte Roan nun etwas eindringlicher und sah der Hymlianerin ins Gesicht, die ihn nun ebenfalls richtig betrachtete. Ihre blauen Augen tasteten über Roans Gesicht.
„Du…!“
, meinte sie und lockerte nun langsam ihre Arme, taumelte dabei leicht zurück und stieß gegen Maruka.
Upsi.
Auf Hymlikor eine Entschuldigung murmelnd trafen sich nun auch ihre Blicke. Verunsichert sah die Hymlianerin nun zwischen den Drei Freunden hin und her, ehe sie ihre ungeliebte Erkenntnis aussprach.
„Ihr… seid nicht von hier?!“
Paras schüttelte gleichzeitig mit Maruka die nickte bestätigend mit dem Kopf. Wieder trafen die blauen Augen auf Roan und dann sank die junge Frau plötzlich bitterlich weinend in die Knie.
Auweia...
Maruka sank mit ihr in die Knie und legte ihre Arme um das Häufchen Elend. Der kleine Maruk ließ Roans Bein nicht los und begann auch zu weinen.
„Maruk, komm her. Wir trösten deine Schwester gemeinsam.“
, schlug Maruka leise vor und winkte mit einer Hand den Jungen näher zu kommen. Vielleicht konnte sie ihn so wenigstens von Roans Bein lösen und ihrem Freund so aus seiner Unsicherheit helfen. Ob sie selbst gerade alles richtig machte, wusste sie selbst nicht, aber es fühlte sich für sie richtig an. Langsam fielen immer mehr Blicke zu ihnen als kleine Gruppe und auch der hübsche junge Mann, den Maruka beinahe mit einem alten Mann verwechselt hätte, kam ein paar Schritte auf sie zu. Immer wieder konnte man den Namen Raíden mehr oder weniger geflüstert hören und immer mehr Blicke fielen auf Roan, der sich immer unwohler zu fühlen schien.
„Ist etwas geschehen?! Wer seid ihr Drei?“
, fragte plötzlich der gutaussehende Mann, der Marukas Blick auf sich gezogen hatte. Sie streichelte etwas ungelenk gerade den Rücken der weinenden jungen Frau, hatte warum auch immer irgendwie gerade das Gefühl sie beschützen zu müssen und sah dabei zu ihm hoch.
„Hier liegt eine Verwechslung vor, denke ich. Sie hat meinen Freund Roan mit Raiden verwechselt.“
Karvin hätte ruhig bescheid sagen könne, dass es noch mehr Familie gibt. Und sie hätte gleich IHR und dem Jungen bescheid geben müssen... Wo steckt sie nur? Sicher wichtige Wächterdinge... ach egal. Die Arme. Sie ist vollkommen durch den Wind.
Maruka konnte die feinen Akzente in den Namen nicht so gut aussprechen, die anscheinend zum Hymlianischen gehörten, weswegen sie wohl einige Laute nicht ganz richtig aussprach.
„Ich bin Maruka...“
Dabei schmunzelte sie kurz zu dem kleinen Jungen.
„... und das sind Paras und Roan. Ja, wir sind nicht von hier.“
, fasste sie kurz und sachlich zusammen, den Blick wieder auf die junge Frau geheftet. Dann sah sie noch mal den kleinen Jungen an:
„Maruk, kannst du mir sagen, wie der Name deiner Schwester ist...oder hast du eine Oma die vielleicht... Karvin heißt?“
Denk Jungen abzulenken ist grad am wichtigsten. Vieleicht kann er sogar etwas Licht ins Dunkel bringen, wenn er drauf anspringt...
Das Ganze war ganz schön verwirrend.
Kein Wunder, wenn alle Hymlianer sich so ähnlich sehen, dass es zu Verwechslungen kommt.
Wenn eine einzelne Volksgruppe so zurückgezogen lebte, dann hatte der Genpool nicht viel Varianzen vorzuweisen. Blieb zu hoffen, dass sie nicht auch die spezifischen Krankheiten hatten, die sich bildeten, wenn zum Beispiel Könige ihr Familienblut zu dicht miteinander kreuzten. Sogar die Schafe hier sahen den Menschen ähnlich. Aber das waren Dinge, die sich Maruka zum Glück gerade nicht fragte, geschweige denn aussprach, sondern sie sorgte sich einfach um das Mädchen in ihren Armen, was so herzzerreißend weinte, dass ihr fast auch die Tränen in den Augen standen.
Mist, meine Tücher sind alle voller Steine, Kieselproben und Erde...
„Parak, hast du mal ein Taschentuch?“
, bat sie und streichelte weiter sanft den Rücken der Fremden, die wohl doch nicht ganz so fremd war. Wenn Maruka nicht vollkommen falsch lag und sich was falsch gemerkt hatte, dann war der verstorbene Raiden laut Karvins Informationen Roans Bruder oder Halbbruder und der kleine Maruk hatte ihn 'Brüderchen' genannt. Das Mädchen musste also seine Schwester... oder Halbschwester oder zumindest wahrscheinlich eine nahe Verwandte sein. Das das sich hier zu einem öffentlichen Drama entwickeln könnte, war Maruka nicht bewusst. Sie konzentrierte sich ganz auf den kleinen Kreis von Betroffenen.

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Re: Guten Flug...

Beitrag von Erzähler » Sonntag 9. Februar 2025, 15:54

„Die 'Hübschen' sind aber auch meistens die Gemeinsten!“ Dieser Kommentar von Maruka zog den Blick zweier Augenpaare auf sich und wirkten sowohl betroffen, als auch irritiert. Besonders Roan schien diese Bemerkung ein wenig nachdenklich zu machen, denn er war im Grunde auf eine Referenz ihn betreffend gefolgt. Das schien nun auch die Erdmagierin zu bemerken, denn sie erkannte das Missverständnis, das ihre Worte heraufbeschwören konnten:
„Äh...ich mein aber nicht, dass DU gemein bist! Wirklich nicht.“ Für eine Weile sah Roan sie musternd an, ehe er den Blick abwandte. Ein verstehendes Nicken folgte und er setzte ein schmales Lächeln auf, ehe er scheinbar beschloss das Thema nicht näher zu verfolgen und anstatt dessen lieber mit Paras herumalberte.
Maruka hörte den Neckereien der beiden Freunde zu und bemerkte, ob nun unterbewusst, oder bewusst, dass sie über Bereiche im Leben sprachen, von denen sie selbst noch keine Ahnung hatte. Obwohl sie bereits 18 Jahre zählte war ihr Liebe und eine erwachsene Beziehung zu anderen noch vollkommen unbekannt. Vermutlich wusste sie schon, wie Kinder entstanden und wie Mann und Frau miteinander schliefen – grob theoretisch zumindest, doch war sie ansonsten noch verdammt unschuldig.
Die Erwähnung, dass Paras bereits recht viele Liebeleien gehabt zu haben schien, begann sie daher zu irritieren und irgendwie nachdenklich zu stimmen. Gleichzeitig war zu vermuten, dass auch Roan bereits Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hatte. Und das zog eine unsichtbare Linie zwischen die drei Freunde, die Maruka das Gefühl gab, dass sie dahingehend weder mitreden konnte, noch … dazugehörte!?
Doch war das etwas, worüber sie sich wirklich Gedanken, oder gar Sorgen machen musste? In diesem Moment schien sie zu tieferen Gedanken dazu noch nicht bereit zu sein. Sie konzentrierte sich lieber auf Bekanntes – das Sammeln von Steinen und fand in der kühlen Berührung der leblosen Objekte wieder Ruhe.
„Sind die Steine hier anders, als unten?“, fragte Roan nach einer Weile, der ihr bei ihrer Tätigkeit zugesehen hatte.
„Das weiß ich noch nicht. Dazu brauch ich etwas Zeit um mich mit ihnen zu unterhalten... also...um mich auf sie einzustimmen. Ich glaube, dass ist auch eine Art Zauber. Dann erzählen sie mir ihre Geschichten... also... zeigen mir Bilder. Hat aber noch nicht oft geklappt. Ich entdecke meine Magie erst gerade und das dauert anscheinend etwas länger.“ Wieder folgte ein sachtes Nicken von Roan. Er ließ sich nicht anmerken, ob er ihre Beschreibung merkwürdig fand, doch es war anzunehmen, dass er es eher akzeptierte, auch wenn ihm diese Beziehung zu Steinen vermutlich eher fremd und unbekannt war. Er war nun mal ein Luftmagier und sah daher weniger gen Erde, als zu den Wolken. Doch würde er sich nicht dafür interessieren, hätte er vermutlich nicht gefragt. So war er einfach nicht. Er hob selbst einen Kiesel auf und betrachtete ihn, doch schien er keine Unterschiede zu anderen Steinen feststellen zu können. Und so gingen sie weiter und Maruka genoss die Dreisamkeit mit den beiden, bis es zu der sonderbaren Begegnung mit dem Jungen und der jungen Frau kam, die Roan plötzlich um den Hals fiel, ehe sie weinend zusammensank, als sie die Erkenntnis traf, dass sie den Blondschopf verwechselte.

Die Drei fanden sich in einer unangenehmen Situation wieder, denn eigentlich hatten sie kein großes Aufsehen erwecken wollen. Doch nun wandten sich immer mehr Blicke zu der kleinen Gruppe.
Maruka sah voller Mitleid zu, wie die junge Hymlianerin und der Junge in Tränen ausbrachen. Glaubten die beiden, dass Roan … dieser Raiden und damit ihr Bruder war? War sie vielleicht die Enkelin von Karvin? Wieso hatte die alte Frau das nur nicht erwähnt?
Paras rieb sich durch die Haare und den Nacken und schien die Situation ebenfalls schwierig zu finden. Aber auch er schien zu verstehen, was hier vor sich ging.
So konnte es nicht weitergehen! Maruka sank mit ihr in die Knie und legte ihre Arme um das Häufchen Elend, während sie Maruk zu sich rief.
„Maruk, komm her. Wir trösten deine Schwester gemeinsam.“ Der Vorschlag ließ den Jungen aufsehen und einen Moment lang sah er zwischen Roan und seiner Schwester hin und her. Bis er das Bein des Luftmagiers losließ und in den Armen seiner Schwester Trost suchte.
Der Blondschopf trat ein paar Schritte zurück, als würde ihm die Situation ein wenig viel werden. Paras trat an seine Seite, überließ Maruka den Part der Einfühlsamkeit und legte Roan eine Hand auf die Schulter, um nun seinerseits für ihn da zu sein. Die nähertretenden Hymlianer und Blicke schienen ihn immer mehr zu belasten.
„Ist etwas geschehen?! Wer seid ihr Drei?“
, erkundigte sich der gutaussehende Mann, der Marukas Blick auf sich gezogen hatte. Sie sah auf, streichelte dabei aber weiter etwas ungelenk den Rücken der weinenden jungen Frau. „Hier liegt eine Verwechslung vor, denke ich. Sie hat meinen Freund Roan mit Raiden verwechselt.“
Der Blick des Mannes traf den des Blonden und auch er schien für einen Moment äußerst irritiert zu sein. Doch dann ließ auch er sich auf die Knie nieder und legte der Weinenden eine Hand auf die Schulter.
„Neféli beruhig dich bitte!“, sprach der Hymlianer zu der Weißhaarigen auf Hymlikor, wodurch Maruka vermutlich nicht den Namen der jungen Frau erkannte. Diese zog ihren Bruder nur enger an sich und sah von den kleinen Schultern wieder zu Roan, ehe sie die Augen weinend schloss.
Maruka übernahm nun den Part der Vorstellung.
„Ich bin Maruka... und das sind Paras und Roan. Ja, wir sind nicht von hier! Maruk, kannst du mir sagen, wie der Name deiner Schwester ist...oder hast du eine Oma die vielleicht... Karvin heißt?“
Marúk sah in Marukas dunkle Augen und schniefte.
„Neféli…! Aber wir haben keine richtige Oma! Oma Karvin ist aber immer sehr lieb. Genau wie Brüderchen Raiden es war…!“ Die hohe Stimme des Jungen brach in einem Schluchzen ab. Offenbar hatte Maruka aufgrund der kindlichen Aussage falsche Schlüsse gezogen und diese beiden waren nicht Teil der Hohewächterfamilie!
„Parak, hast du mal ein Taschentuch?“, bat Maruka den Dunkelhaarigen, der gerade Roan etwas zugeflüstert hatte, woraufhin dieser sachte nickte. Die Aufforderung schien Paras unvorbereitet zu treffen und er tastete seine Taschen ab.
„Ich hab keins!“, meinte er entschuldigend und seufzte dann. Der Umgang mit weinenden Frauen schien ihm Unbehagen zu bereiten. Doch glücklicherweise konnte der Hymlianer aushelfen. Er gab Neféli ein Taschentuch und brachte sie dann mit einem stützenden Griff um die Schulter dazu aufzustehen.
„Nun komm! Alle schauen schon. Ich weiß, wie du dich fühlst, aber denk auch daran, wie es in dem fremden Mann aussehen muss, den du für Raiden gehalten hast!“ Er wandte sich nun auch an die Umherstehenden und klärte sie ebenfalls in Hymlikor über die Verwechslung auf. So begannen sich langsam die Umherstehenden zu verstreuen.
„Mein Name ist Émry! Ich würde euch gerne zu mir einladen, um diese Situation aufzuklären!“ Sein Blick wanderte von Maruka zu Roan.
„Da deine Freundin hier Karvin erwähnt hat … gehe ich davon aus, dass du Raidens …kleiner Bruder bist?“ Diese Frage zu beantworten fiel Angesprochenem nicht leicht. Doch zögernd nickte er und senkte den Blick.
„Entschuldigt die Verwirrung und… das Leid…!“, murmelte er, worauf Paras verärgert schnalzte. Doch sagte der Rabenschopf dazu nichts weiter, auch wenn es ihm nicht zu passen schien, dass sich sein Freund dazu genötigt sah, sich für die Situation zu entschuldigen.
„Lasst uns die Einladung annehmen und mit Émry gehen! Ich glaube es ist gut, wenn wir das nicht auf offener Straße klären!“, merkte Paras nur an und suchte in Marukas Blick Zuspruch. Neféli nahm Marúk auf die Arme und trat neben Émry, der ihr einen Arm umlegte und die Gruppe dann zu einem der weißen Häuser führte, das nur ein Stück die Straße hinab lag. Er bat seine Gäste freundlich hinein und führte sie in eine Art Wohnzimmer. Das Haus war lange nicht so groß, wie das von Karvin. Es war eher bescheiden. Das untere Geschoss bestand hauptsächlich aus einem großen Raum, der Wohn-, Ess-, und Küchenbereich in einem fasste. Eine Türe führte zu dem kleinen Flur, der zur Eingang und zu einem Bad führte.
Der große Raum besaß eine sehr hohe Decke und eine schmale weiße Wendeltreppe führte zu einer Galerie, wo sich offenbar das Bett des Hymlianers befand.
„Setzt euch! Ich hole euch etwas zu trinken!“, bat ihr Gastgeber freundlich. Paras griff Marus Handgelenk und führte sie zu dem Größeren der blauen Sofas und ließ Roan in der Mitte der beiden Platz finden. Vermutlich wollte er ihn so etwas von der jungen Frau abschirmen, die ihren Blick kaum von Roan lassen konnte.
Marúk schien über das Weinen eingeschlafen zu sein und so legte Neféli ihren Burder ab und griff eine der weißen Decken, um ihn halb zuzudecken. Doch sobald sie das getan hatte, hoben sich ihre blauen Augen wieder und richteten sich auf den Blondschopf, dem das nicht besonders angenehm war.
„Du…“, begann Neféli plötzlich: „…Du bist Raidens…. Bruder?“
Roan nickte nur und Paras schnalzte. „Wenn dieser Raiden Karvins anderer Enkel war schon. Aber kannst du bitte aufhören ihn so anzustarren? Das alles ist auch für Roan nicht einfach!“ Die direkte Art des Rabenschopfs irritierte Neféli und ihr Blick wuchs etwas erschrocken, ehe sie ihn auf ihre Knie richtete.
Ein beschwichtigendes Lachen ertönte und Émry kam mit einem Tablett mit Getränken zu ihnen, die er dann an seine Gäste verteilte.
„Nehmt es uns nicht übel! Wir waren mit Raiden befreundet und Roan… sieht seinem Bruder unglaublich ähnlich. Das hat uns … unvorbereitet getroffen, da er doch… nun, nicht mehr bei uns ist!“ Wie alt Émry war, war schwer abzuschätzen, doch es war anzunehmen, dass er doch ein paar Jahre älter war, als die jungen Erwachsenen. Er setzte sich auf einen gepolsterten Beistellhocker und betrachtete das Trio.
„Ihr seid also von ‚unten‘?“, fragte er und versuchte die trübe Stimmung aufzulockern. Doch bevor eine Erzählung starten konnte, erhob sich Neféli und verließ den Raum durch eine Glastüre in den Gartenbereich. Offenbar war sie noch nicht so weit, sich wirklich der Situation zu stellen.
Émry seufzte leise und verschränkte die Hände ineinander. „Sie und Raiden waren verlobt. Seinen Verlust hat sie bis heute nicht verwunden. Aber… lassen wir das erst einmal! Erzählt mir etwas über euch. Karvin hat euch mitgebracht? Ich habe nur gehört, dass sie ihre noch lebende Familie zu sich holen wollte.“ Sein Blick wanderte über die Drei, blieb dann aber bei Maruka hängen.
„Wahrscheinlich ist das recht dreist, aber ich habe noch nie eine so hübsche junge Frau gesehen, die so… anders ist!“ Sein warmes Lachen folgte. „Aber ich muss auch zugeben, dass ich bisher nur wenig Erdlingen begegnet bin! Hier oben trifft man eben auf kaum Fremden!“
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Re: Guten Flug...

Beitrag von Maruka » Montag 10. Februar 2025, 16:42

Der Ausflug durch die Himmelsstadt begann, verlief und stoppte zwischenzeitlich mit einem sich wiederholenden Wort: 'Hübsch'.
...
Maruka begann ihn mit einem Fettnäpfchen, dass nicht tiefer sein könnte und sie sprang mit Anlauf hinein. Ihr unbedachter Ausspruch:
„Die 'Hübschen' sind aber auch meistens die Gemeinsten!“
, ließ ihre Freunde betroffen, als auch irritiert sie anschauen, was auch sie sofort ihren Fehler erkannte und versuchte ihn wieder auszubaden. Besonders Roan schien diese Bemerkung jedoch ein wenig nachdenklich zu machen, denn er war im Grunde auf eine Referenz ihn betreffend gefolgt.
Oh Mist, jetzt hab ich mir bei ihm verscherzt.
„Äh...ich mein aber nicht, dass DU gemein bist! Wirklich nicht.“
Für eine Weile sah Roan sie musternd an, ehe er den Blick abwandte.
Verflixt! Warum sagt er denn nichts? Muss ich mich jetzt entschuldigen?
Ein verstehendes Nicken folgte und er setzte ein schmales Lächeln auf, ehe er scheinbar beschloss das Thema nicht näher zu verfolgen und anstatt dessen lieber mit Paras herumalberte. Maruka starrte ihn noch einen Moment an und hatte dabei das Gefühl, das gerade etwas ganz gewaltig schief lief.
Ich hab … wieder mal was falsch gemacht... oder?
Ihr soziale Inkompetenz hatte sie nie wirklich betroffen gemacht, denn bisher waren ihr die 'Anderen' meist nicht so wichtig gewesen. Doch JETZT und vor allem bei Roan und Paras, da war das eine ganz andere Ebene. Vollkommen verunsichert, konnte sie sich einfach nicht in ihren Freund hinein versetzten, was ihn gerade so distanziert hatte werden lassen. Ja, sie hatte einen Fehler in ihrer Wortwahl gemacht, aber ihn auch erklärt, dass das nicht so gemeint war und nicht ihn persönlich betraf. Wandte er sich deswegen jetzt von ihr ab? Sie konnte nicht nachvollziehen, dass auch hübsche Menschen ihre Probleme durch eben diese Schönheit haben könnten. Sie verstand es nicht, aber sie fühlte etwas. Ein ungutes Kribbeln rumorte in ihrem Magen während sie den Kabelbein der Jungs zusah und leider auch das nächste Thema nicht verstand. Die Jungs neckten sich mit ihren 'Liebeleien', wo Maruka ebenfalls nicht mitreden konnte. Das erste Mal fühlte sie sich... wie das sprichwörtliche dritte Rad am Wagen, ausgegrenzt und ...etwas verloren, aber das Abenteurer ging weiter.
...
„Sind die Steine hier anders, als unten?“
Roan bewies einmal mehr auf seine ruhige Art, dass er doch sehr einfühlsam war, denn er zeigte echtes Interesse an Marukas kleinen Verrücktheiten, als er auch mal einen der hymlianischen Kiesel hoch nahm und betrachtete.
Wenigstens redet er noch mit mir. Also hast du mich vielleicht doch noch nicht ganz abgeschrieben, Roan?
Bisher hatte sie ihre Unschuld, und auch ihre soziale Inkompetenz nie gestört. Doch gerade, da fühlte sie sich schlecht, weil sie einen Fehler gemacht hatte und ihn womöglich damit verletzt hatte. Wie Roan 'setzte' sie ein bei ihr etwas schief geratenes Lächeln auf und ging mit ihnen weiter durch diese 'hübsche' Stadt. Wunderschön war es hier! Hübsch war eine Untertreibung und das nächste 'hübsche Kapitel', der Spaziergang verlief erst einmal sehr angenehm. Zumindest bis sie über den nächsten 'hübschen' Fremden stolperte, die junge Frau und ihr kleiner Bruder dazu kamen und alles sich veränderte.
...
Die Drei fanden sich in einer unangenehmen Situation wieder.
„Neféli beruhig dich bitte!“
, sprach der Hymlianer zu der Weißhaarigen auf Hymlikor. Maruka hatte gerade versucht die junge Frau zu trösten und auch der Junge half ein wenig. Sogar der hübsche Fremde tat sein bestes, ...alle mit wenig Erfolg. Maru übernahm auch die Vorstellung von ihnen dreien und der Junge antwortete brav:
„Neféli…! Aber wir haben keine richtige Oma! Oma Karvin ist aber immer sehr lieb. Genau wie Brüderchen Raiden es war…!“
Nefeli, so heißt sie also. Ah ok... nicht verwandt, aber sicher gut befreundet.
Der hübsche, aber zum Glück garnicht so gemeine, sondern wieder ihrer Erwartung recht nett wirkende Hymlianer konnte mit einem sauberen Taschentuch aushelfen und half der Schwester beim Aufstehen, während er wieder etwas in dieser luftigen Sprache sagte:
„Nun komm! Alle schauen schon. Ich weiß, wie du dich fühlst, aber denk auch daran, wie es in dem fremden Mann aussehen muss, den du für Raiden gehalten hast!“
Klingt schon toll diese Sprache.
Er wandte sich nun auch an die Umstehenden und klärte sie ebenfalls in Hymlikor über die Verwechslung auf. So begann sich der Mob schnell zu zerstreuen.
„Mein Name ist Émry! Ich würde euch gerne zu mir einladen, um diese Situation aufzuklären!“
Emry... auch sehr klangvoll.
Sein Blick wanderte von Maruka zu Roan.
„Da deine Freundin hier Karvin erwähnt hat … gehe ich davon aus, dass du Raidens …kleiner Bruder bist?“
Roan nickte, senkte den Blick und murmelte:
„Entschuldigt die Verwirrung und… das Leid…!“
, worauf Paras verärgert schnalzte und Maruka verstand auch nicht so ganz, warum Roan sich dafür entschuldigte.
Ist doch nicht deine Schuld.
„Lasst uns die Einladung annehmen und mit Émry gehen! Ich glaube es ist gut, wenn wir das nicht auf offener Straße klären!“
, bemerkte Paras und Maruka nickte zustimmend. Sie mochte es nicht derart viel Aufmerksamkeit aus sich zu wissen und war schon glücklich darüber, dass Emry ihnen aus der etwas brenzlich wirkenden Situation geholfen hatte.
Was wohl passiert wäre, wenn er nicht...
Ein etwas gruseliges Bild von lauter weiß gekleideten Menschen mit Heugabeln schwirrte ihr durch den Kopf. Die Gesichter konnte sie nicht sehen, da sie in ihrer Fantasie Kapuzen trugen und dem dunklen Mädchen hinterher jagten. Da kam neben ihr Bewegung in die junge Frau und auch Maruka erhob sich. Ein Stück die Straße hinab lag Emrys Haus, was sie nun aufsuchten. Es war klein und recht gemütlich und offensichtlich wohnte hier ein Einzelgänger, zumindest sah sie nichts was auf eine zweite Person oder eine Familie hin deutete.
„Setzt euch! Ich hole euch etwas zu trinken!“
, bat ihr Gastgeber freundlich.
„Was heißt: Ich hätte gerne etwas zu trinken in eurer Sprache?“
, fragte Maruka, da griff aber Paras schon nach ihrem Handgelenk um sie neben Roan zu platzieren. Er selbst setzte sich auf die andere Seite, so das sie ihn in der Mitte hatten. Der kleine Maruk schlug gerade seine von der ganzen Aufregung müden Augen wieder auf und seine Schwester fragte:
„Du…Du bist Raidens…. Bruder?“
Roan nickte nur und Paras schnalzte:
„Wenn dieser Raiden Karvins anderer Enkel war schon. Aber kannst du bitte aufhören ihn so anzustarren? Das alles ist auch für Roan nicht einfach!“
Die direkte Art des Rabenschopfs irritierte Neféli und ihr Blick wirkte etwas erschrocken, ehe sie ihn auf ihre Knie richtete. Emrys beschwichtigendes Lachen lockerte die Situation wieder etwas.
„Nehmt es uns nicht übel! Wir waren mit Raiden befreundet und Roan… sieht seinem Bruder unglaublich ähnlich. Das hat uns … unvorbereitet getroffen, da er doch… nun, nicht mehr bei uns ist!“
Maruka musterte den hübschen Mann, der offenbar auch zu diesem Freundeskreis gehörte. Seine Haut war dunkler als seine Haare was nicht schwer war, aber auch vermuten ließ, dass er viel an der frischen Luft sich aufhielt und seine Statur wirkte muskulös und trainiert...
...so wie die Stadtwachen in Zyranus. Ein Krieger vielleicht? Wie alt er wohl ist? Er wirkt... reifer. Ein paar Jahre älter ist er bestimmt... vielleicht so wie Eren.
Warum sie gerade an den Banditen denken musste, war ihr nicht ganz klar. Ihr Unterbewusstsein zog Vergleiche und sie musterte den Fremden einen Zeit lang ganz unverholen.
„Ihr seid also von ‚unten‘?“
, fragte er und versuchte die etwas angespannte Stimmung aufzulockern, da erhob sich aber Neféli und verließ den Raum durch eine Glastür in den hinteren Gartenbereich.
Oh je... Das wird nicht so leicht werden.
Émry seufzte leise und verschränkte die Hände ineinander, was Marukas Blick auf eben jene lenkte. Die langen schlanken Finger wirkten stark und doch hatten sie gemeinsam mit ihr den Rücken der leidenden Frau gestreichelt. Sie konnten zärtlich sein und fürsorglich.
„Sie und Raiden waren verlobt.“
Die Erdmagierin sah sofort wieder hoch und wirkte... verunsichert.
Verlobt?
Sie blinzelte und sah zu Roan.
Auweia... Sie hat die Liebe ihres Lebens, die sie sogar heiraten wollte... verloren und dann taucht ein Abbild auf, jemand der Raiden so ähnlich sieht... Das... muss sehr weh tun!... denke ich.
Marukas Augen schwammen einen Moment und sie wischte sich mit dem Ärmel darüber, auch wenn sie sich selbst nicht ganz klar war, warum sie das tat. Sie selbst kannte die Liebe noch nicht, aber trotzdem hatte sie großes Mitgefühl mit der jungen Frau. Dann sah sie wieder Roan an.
Das muss aber auch großen Druck auf ihn ausüben! Ob er sich... Vielleicht... Er fühlt sich bestimmt wieder für alles verantwortlich und...
Emry sprach weiter, bevor sie sich in erneuten falschen Annahmen und Fettnäpfchen verzetteln konnte:
„Seinen Verlust hat sie bis heute nicht verwunden.“
Ja, das merkt man.
„Aber… lassen wir das erst einmal! Erzählt mir etwas über euch. Karvin hat euch mitgebracht? Ich habe nur gehört, dass sie ihre noch lebende Familie zu sich holen wollte.“
Ja, das stimmt. Und mehr! Aber darüber sollen wir nicht sprechen.
Sie nickte nur. Emrys Blick wanderte über die Drei, blieb dann aber bei Maruka hängen.
„Wahrscheinlich ist das recht dreist, aber ich habe noch nie eine so hübsche junge Frau gesehen, die so… anders ist!“
Maruka blinzelte.
Hübsch...???
Sein warmes Lachen folgte.
Meint er MICH???
Ein merkwürdig hoher quieksender Laut entkam ihrer Kehle, ein hohes Kieksen, das hinter ihren zusammen gepressten Lippen recht leise blieb und auch einem Schluckauf ähneln könnte. Fast wollte sie sich umsehen, ob noch ein anderes Mädchen von 'unten' hier war.
„Aber ich muss auch zugeben, dass ich bisher nur wenig Erdlingen begegnet bin! Hier oben trifft man eben auf kaum Fremden!“
Wenn ein Freund meinte, man sei hübsch war das das eine, denn ein Freund wollte dass man sich gut fühlte, aber Maruka war sich auch gerade nicht einmal mehr bewusst, ob das schon mal in ähnlicher Art vorgekommen war. Der Mann war tatsächlich 'dreist'. Noch nie hatte jemand absolut fremdes, der sie gerade mal ein paar Sekunden kannte, Maruka einfach so als 'hübsch' bezeichnet. Sie war vollkommen überrumpelt. Paras hatte Erfahrung mit hübschen Mädchen und die waren alle sicher ganz anders als Maru. Er schäkerte und die weiblichen Hymlianer schienen ihm sehr zu gefallen, das war offensichtlich. Bei Roan war es schwieriger einzuschätzen, da er so ruhig war, aber auch er war ein junger Mann und sicher den Reizen hier nicht abgeneigt.
Vielleicht gefällt ihm ja sogar die Verlobte seines Bruders... Nefeli. Sie ist hübsch. Die Zöpfe gefallen mir... auch bei Maruk.
Hübsche Mädchen machten sich zurecht und kümmerten sich um ihr Aussehen, was Maruka immer vernachlässigte. Sie war stets sauber und roch auch nicht schlecht, darauf achtete sie. Maximal etwas nach Erde, aber 'hübsch' war kein Adjektiv, mit dem sie sich selbst in Verbindung brachte. Es irritierte sie, das sah man ihr an und zeigte auch deutlich ihre Unerfahrenheit. Nervös huschten ihre Augen umher und nestelte im Saum ihres Mantels herum. So zerzaust vom wilden Ritt durch die Wolken, sah sie doch niemals 'hübsch' aus.
Peinlich... Ich sollte etwas sagen. Nur was?
„Hm...ja. Ihr lebt hier wohl sehr zurückgezogen und fern der Erde. Ähm... Erdlinge...“
Sie musste ein wenig über die Bezeichnung den Mundwinkel heben.
„Bei uns Erdlingen gibt es viele Menschen, Elfen und andere Rassen die wohl sehr sehr 'anders' aussehen. Öhm... und danke, dass du 'anders' als etwas gutes ansiehst. Das zeigt, dass du sehr aufgeschlossen bist.“
Maruka kaute auf ihrer Lippe und nahm sich eins von den angebotenen Getränken.
Bleib ruhig. Denk an was anderes...
Sie starrte in den Becher.
„Was ich fragen wollte...“
Sie schwenkte vorsichtig die noch unbekannte Flüssigkeit.
„Das ist mit Regenwasser oder? Quellen aus der Erde werdet ihr ja hier oben nicht haben, oder?“
Ein Themenwechsel könnte etwas Ruhe in ihre irritierte Seele bringen. Das letzte Mal hatte Eren so auf sie gewirkt. Bahnte sich da ein Muster an? Mochte sie etwas erfahrene Männer? Aber auch bei Roan hatte ihr Herz schon ein bisschen geflattert und sogar Paras konnte charmant sein auf seine ganz eigene Art. Verallgemeinern konnte man das wohl nicht. Nur brachte das alles sie aus dem Gleichgewicht. Es fehlte ihr einfach Zeit ihres Lebens die weibliche Figur, eine Mutter oder eine Freundin, die ihr diese Dinge näher gebracht hätte.
Auf jeden Fall war ihre Reaktion auf das 'dreiste' Kompliment ihr anzusehen und es war auch sehr interessant wie Roan und Paras darauf reagieren würden, wenn jemand ihrer Begleiterin und Freundin schöne Augen machte?

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Re: Guten Flug...

Beitrag von Erzähler » Samstag 15. Februar 2025, 14:26

In Émrys Häuschen fanden Maruka und ihre Freunde ein ruhigeres Plätzchen, um das Missverständnis um Roans Person aufzuklären. Die junge Erdmagierin sah sich neugierig im zweiten Wolkenhaus um, das sie betrat und um einiges kleiner war, als das Anwesen von Karvin. Dennoch war es hell, freundlich und gemütlich. Für einen Grundbewohner gab es vielleicht zu wenig Farbvielfalt, doch ein Hymlianer würde dies vermutlich gar nicht wirklich bemerken. Dennoch ließen sich auch bei Émry Gegenstände finden, die ganz eindeutig nicht aus der Wolkenstadt, sondern von anderen Orten Celcias stammten. Das wies darauf hin, dass es hier oben durchaus Händler gab, die auch importierten. Das hatte Maruka auch schon in Karvins Haus sehen können.
Ihr Gastgeber sorgte für Getränke und er gab der jungen Frau auch gerne Auskunft darüber, wie man auf Hymlikor nach etwas zu trinken fragte. Doch auf mehr lehrreiche Äußerungen konnten sie nicht eingehen, denn Neféli schien stark mit Roans Anwesenheit und seiner Ähnlichkeit zu Raiden zu kämpfen zu haben, so dass sie sich in den kleinen Gartenbereich zurückzog.
Alle Anwesenden sahen ihr kurz hinterher, teils mitleidig, teils rätselnd oder abwartend. Gerade für die drei Freunde ergab ihre Reaktion nur bedingt Sinn, doch Émry brachte Licht ins Dunkeln, indem er sie darüber aufklärte, dass die junge Frau die Verlobte von Raiden gewesen war.
Diese Auskunft wurde von einer gewissen Betroffenheit begleitet, die sich zwischen ihnen ausbreitete. Maruka kamen sogar Tränen, die sie jedoch rasch wieder fortwischte. Ihre Sorge galt auch Roan, dessen Miene angespannt war, während er einen kurzen Blick zu der, im Garten stehenden Hymlianerin warf, ehe er sich wieder zu seinen Händen senkte.
Das Leid Nefélis war spürbar und Roan schien eine gewisse Schuld zu empfinden, dass er so aussah, nun… wie er nun mal aussah. Und ihr dadurch Schmerz verursacht hatte.
Es war natürlich klar, dass er nichts dafürkonnte und niemand der Anwesenden schien ihn dahingehend auch irgendwelche Schuld zu geben. Émry wirkte sogar sehr neugierig den jüngeren Bruder seines verstorbenen Freundes kennenzulernen. Ebenso, wie dessen Freunde!
Der gut aussehende Hymlianer scheute sich nicht davor Maruka direkt ein Kompliment zu machen und sie als hübsch zu bezeichnen, was sie junge Erdmagierin natürlich in ziemliche Verlegenheit und Verwunderung stürzte. Denn, auch wenn Émry sich das offenbar nicht vorstellen konnte, war Maruka diese Form von optischer Zusprache nicht gewohnt zu sein.
Während aus ihrer Kehle nur ein merkwürdig hoher quieksender Laut entkam und einem Schluckauf klang, hörte man von Paras Seite her ein offenkundiges Schnauben.
„Scheinst ja nichts anbrennen lassen zu wollen!“, kommentierte der Schwarzhaarige, während er sich mit verschränkten Armen zurücklehnte und ihrem Gastgeber einen nüchternen Blick zuwarf. Roan indessen sah von Paras, zu Maruka. Ihre Reaktion schien ihn ein wenig zu amüsieren, denn er lehnte sich etwas vor, stützte sein Kinn in die Handfläche und suchte mit einem neckenden Ausdruck den Blick seiner Freundin.
„Was ist los? Du wirst ganz rot!“
Émry, der vermutlich Ende 20 war, beobachtete die Reaktion der Drei und ließ erneut ein klares Lachen zu hören. Marúk indessen schlief auf dem Sofa, auf dem Neféli ihn zurückgelassen hatte. Der Hymlianer erhob sich kurz, um die verrutschte Decke wieder über den Oberkörper des Jungen zu ziehen, ehe er wieder Platz nahm und Maruka wieder zu Worten fand:
„Hm...ja. Ihr lebt hier wohl sehr zurückgezogen und fern der Erde. Ähm... Erdlinge...Bei uns Erdlingen gibt es viele Menschen, Elfen und andere Rassen die wohl sehr sehr 'anders' aussehen. Öhm... und danke, dass du 'anders' als etwas Gutes ansiehst. Das zeigt, dass du sehr aufgeschlossen bist.“ Anfangs stammelte Maruka noch ein wenig vor Verlegenheit, doch dann schien sie sich langsam wieder zu fangen.
Émry schenkte ihr ein Lächeln und griff nach seinem Glas, von dem er einen Schluck Wasser nahm.
„Ich weiß ja nicht, was man von uns Hymlianern so erzählt, aber wir sind eigentlich alle sehr aufgeschlossen. Es ist einfach nur so, dass die wenigsten von uns Hymlia verlassen und wir auch nicht regen Besuch von Erdlingen erhalten. Doch wenn es dazu kommt, sind wir in der Regel sehr neugierig auf unsere Gäste. Aber… natürlich betrachten wir einige auch misstrauisch. Immerhin bekommen auch wir mit, was sich bei euch da unten politisch entwickelt!“ Er sprach damit offenbar die Bedrohung durch die Dunkelelfen und auch sonstigen Spannungen zwischen den Völkern an. Das Volk aus dem Himmel war dahingehend natürlich im Vorteil, denn ihre Grenzen konnten nicht ganz so schnell und einfach überwunden werden.
„Was ich fragen wollte...Das ist mit Regenwasser oder? Quellen aus der Erde werdet ihr ja hier oben nicht haben, oder?“, fragte Maruka nach einem Moment, als sie sich etwas Wasser einschenkte. Der Weißhaarige stellte sein Glas wieder ab und deutete auf die durchsichtige Karaffe, in der klares Wasser enthalten war.
„Mit so einer Frage habe ich nicht gerechnet! Aber … gut, wenn es dich interessiert: Wir fangen das Regenwasser hier oben auf und filtern es. Aber, wie das funktioniert, weiß ich ehrlich gesagt nicht!“ Er lachte locker, schien ihr aber dazu wirklich nichts näher sagen zu können. Ihm fiel Paras Blick auf, der den Hymlianer nicht ganz so offen betrachtete, doch schien der Ältere nicht darauf einzugehen.
„Nun, woher kommt ihr denn? Ich glaube Karvin meinte, ihr Enkel lebe in einer großen Stadt auf dem Grund. Ich habe mir aber den Namen nicht gemerkt. Bist du auch Luftmagier Roan? Die Familie der Wayfields gehören zu den begabtesten Luftmagiern auf Hymlia!“
Angesprochener nickte sachte. „Wir kommen aus Zyranus! Dort gingen wir drei auf eine Magier-Akademie. Maruka hier ist jedoch eine Erd-Magierin, daher waren wir nicht im selben Bereich.“, erklärte er dem Weißhaarigen, der verstehend nickte.
„Nun, aber du… Paras, nicht wahr? Du bist eindeutig Luftmagier! Das sieht man. Aber deine Familie stammt nicht von hier, oder?“ Optisch wies zumindest nichts darauf hin, anders als bei Roan.
Angesprochener engte sachte die Augen. Warum blieb jedoch unausgesprochen.
„Roan und ich waren im selben Jahr und Magiefachbereich an der Akademie. Außerdem wuchsen wir quasi als Nachbarn zusammen auf. Aber ja, meine Familie hat keine hymlianischen Wurzeln.“
Émry hob mit einem entschuldigenden Lächeln die Hände. „Ich wollte es nicht so klingen lassen, als wäre das etwas nachteiliges! Tut mir leid, wenn es so rüberkam. Scheinbar seid ihr dann ähnlich wir Raiden und ich aufgewachsen. Er war für mich auch wie ein Familienmitglied. Ich selbst bin allerdings kein guter Anwender von Luftmagie. Ich gehöre der Pegasusreiter an!“
Roan warf Paras einen fragenden und leicht kritisierenden Blick zu, denn sein Freund wirkte so, als hätte er etwas gegen Émry. Und als würde dieser das bestätigen wollen, meinte Paras nur knapp, auf Émrys Worte hin:
„Aha…!“
„Ähm… meinst du Neféli kommt damit zurecht? Ich meine, dass ich hier bin. Vielleicht sollte ich besser gehen?“ Roan wählte offenbar das Thema, um von Paras abzulenken, auch wenn es ihm selbst nicht lieb zu sein schien. Doch vielleicht war es gar nicht schlecht darüber zu sprechen.
„Nein, nein! Mach dir keine Sorgen. Neféli braucht vermutlich nur einen Moment, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Ich denke sie wird mit der Zeit damit zurechtkommen. Als Raiden noch lebte, war sie immer neugierig auf den fernlebenden Bruder!“ Emry lächelte – offenbar schien er die leichte Spannung gar nicht zu bemerken. Roan nickte kurz, sah aber noch einmal zu der jungen Frau, die sich selbst immer mal wieder zu ihnen umdrehte.
„Bleibt ihr drei nun hier? Ich freu mich für Karvin, dass sie nun wieder Gesellschaft im Haus hat. Sie ist zwar überall bekannt und gern gesehen, aber der Verlust ihrer Familie hat selbst ihr stark zugesetzt.“
Paras beugte sich kurz vor und trank nun auch einen Schluck Wasser.
„Teils, teils vermutlich. Wir werden eine Weile hierbleiben, aber sicher auch wieder reisen!“, erklärte er wieder knapp und der Weißhaarige nickte verstehend. Von den Wächtern erwähnte keiner von ihnen ein Wort und auch Paras ließ aus, dass sie vermutlich wegen diesen auf Reisen gehen würden.
Es war nun einmal schwer abzusehen, ob Émry über die Wächterschaft Bescheid wusste. Nur weil er mit Raiden befreundet gewesen war, hieß das immerhin nicht, dass er alles über diesen wusste. Was Neféli anging, war dies noch ungewisser!
Diese kam plötzlich wieder herein, sah betreten zu Roan und seinen Freunden, ehe sie sich wieder zu ihnen gesellte und Marúk über das Haar strich.
„Ich… möchte mich für mein Verhalten entschuldigen!“, murmelte die junge Frau, sah jedoch kaum mehr auf.
„Es war nicht meine Absicht euch in Verlegenheit zu bringen. Ich… freu mich, nach… all der Zeit Raidens Bruder kennenlernen zu können. Er… hatte sich das auch immer gewünscht… also dich kennenzulernen…“ Die Stimme der jungen Frau wurde zum Ende hin immer unsicherer und leiser.
Ihre blauen Augen hoben sich vorsichtig und sie sah zu Maruka. „Danke, dass du so nett warst. Ich heiße… Neféli! Es freut mich euch kennenzulernen!“ Äußerst höflich neigte die Hymlianerin sachte ihren Kopf.
Paras Blick wurde ein wenig weicher, offenbar schien auch er Mitleid mit ihr und ihrer Situation zu haben, auch wenn weiter klar zu sein schien, dass er stets für Roan einstehen würde. Der Blondschopf sah selbst nicht ganz selbstsicher drein, doch er erhob sich und hielt Neféli die Hand entgegen.
„Freut mich auch, Neféli. Ich heiße Roan. Und das sind meine Freunde Paras und Maruka!“ Angesprochene hob den Blick, sah etwas zögernd auf die ihr dargebotene Hand, ehe sie diese jedoch vorsichtig ergriff.
„Ich weiß, das habe ich vorhin noch mitbekommen!“, gab sie sachte zu, sah Roan kurz an, jedoch schien sie den Blickkontakt noch nicht wirklich gut und lange aufrechterhalten zu können. Dennoch bildete sich bei beiden ein sachtes Lächeln, ehe sie sich losließen und der Wayfield sich wieder setzte.
„Ich… wusste nicht, dass Karvin wieder da ist. Ich würde euch nachher gerne begleiten, um sie zu begrüßen, wenn es euch recht wäre?“
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Re: Guten Flug...

Beitrag von Maruka » Dienstag 18. Februar 2025, 16:42

„Scheinst ja nichts anbrennen lassen zu wollen!“
, erwiderte Paras auf Emrys Aussage hin und Marukas Wangen wurden noch eine Spur dunkler als sie ohnehin schon waren.
Anbrennen lassen... ähm... meint er... Nein, das kann nicht sein. Was geht hier vor?
Sie verstand auch Paras Reaktion noch nicht als das, was sie vermutlich war: seinen Beschützerinstinkt. Er sah sie doch als Freundin, vielleicht als die schräge kleine Schwester, aber bestimmt nichts anderes. Roan reagierte zudem überhaupt nicht auf den Hymlianer, sondern eher auf Paras, also konnte da nichts sein und sie verstand wieder einmal alles falsch. Die Reaktion der Erdmaga amüsierte ihn schlicht und er foppte sie ein wenig:
„Was ist los? Du wirst ganz rot!“
Das war der Moment, wo sich Maruka wieder etwas wie in der Schule vor kam. Hier gab es etwas, das sie nicht verstand und andere waren ihr voraus. Das klare Lachen Emrys lockerte einerseits die Stimmung, aber Maruka fühlte sich auch verunsichert.
Will er jetzt nur nett sein, oder ist das dieses 'Balzverhalten' von dem alle reden? Und warum schaut jetzt Paras so angespannt und Roan grinst und ...macht sich lustig? Nein. Denke das würde er nicht tun. Ach Egal! Ist eh unwichtig und ich liege eh falsch...
Sie ärgerte sich ungefähr zwei Sekunden lang, dann versuchte sie aus der Peinlichkeit heraus zu kommen, in dem sie das Thema weg von sich lenkte.
Die machen sich nur einen Spaß mit mir.
, schrieb sie innerlich das Thema ab und lockerte einmal kreisend ihre Schultern. Sie lauschte dann auch lieber Emrys Ausführungen zu seinem Volk:
„Ich weiß ja nicht, was man von uns Hymlianern so erzählt, aber wir sind eigentlich alle sehr aufgeschlossen. Es ist einfach nur so, dass die wenigsten von uns Hymlia verlassen und wir auch nicht regen Besuch von Erdlingen erhalten. Doch wenn es dazu kommt, sind wir in der Regel sehr neugierig auf unsere Gäste. Aber… natürlich betrachten wir einige auch misstrauisch. Immerhin bekommen auch wir mit, was sich bei euch da unten politisch entwickelt!“
Ups... Politik...
Maruka schämte sich ein wenig, weil sie im Gegensatz zu ihm, kaum etwas bisher von ihrer Umgebung wahrgenommen hatte. Selbst als vor Zyranus die große Explosion der Macht hoch gegangen war, da war sie so vertieft in ihre Arbeit gewesen, dass sie kaum etwas davon mitbekommen hatte.
Ist meine Welt tatsächlich so klein gewesen?
Erst als Roan sie darauf angesprochen hatte, war ihr erst so richtig aufgefallen, dass nun auch Dunkelelfen und andere Rassen in Zyranus herum spazierten. Die verschlossene Stadt der Magier hatte ihre Tore für die Flüchtlinge geöffnet, aber das alles ...die politischen Entwicklungen waren ihr nie wichtig gewesen. Jetzt fühlte sich das ebenso an, wie ihre fehlende Sozialkompetenz. War das ein Fehler? Bis her hatte sie kaum über ihren Tellerrand geschaut.
Man kann ja nicht alles wissen.
Maruka hatte halt eine etwas selektierte Sicht auf die Welt und war noch jung. Ihre Neugierde war gerade erst erblüht, wie auch ihr Körper und ihr Interesse am anderen Geschlecht. Sie 'hinkte' in manchen Dingen einfach etwas hinterher und das wurde ihr gerade bewusst. Einmal mehr wünschte sie sich jemanden, den sie über bestimmte Dinge einfach mal befragen könnte, oder der das alles besser verstand... Wie zum Beispiel: Warum Emry sie jetzt gerade so warm und herzlich anlächelte, dass sie das Gefühl hatte sie hätte dieses Brausewasser in der Taverne von Zyranus getrunken, nachdem einem immer so schwindlig wurde... und ob das einfache Freundlichkeit oder etwas anderes war? Er reagierte auch auf ihre Frage nach dem Ursprung des Wassers:
„Mit so einer Frage habe ich nicht gerechnet!“
Diese Reaktion kannte sie. Maruka stellte oft Fragen, die kaum einen anderen durch den Kopf gingen.
„Aber … gut, wenn es dich interessiert: Wir fangen das Regenwasser hier oben auf und filtern es. Aber, wie das funktioniert, weiß ich ehrlich gesagt nicht!“
Er lachte locker. Es war ein angenehmes Geräusch. Er sah auch wirklich extrem gut aus und Maruka wunderte sich über ihre kleine Gänsehaut, die sich auf ihren Armen breit machte. Unbewusst strich sie darüber.
„Nun, woher kommt ihr denn? Ich glaube Karvin meinte, ihr Enkel lebe in einer großen Stadt auf dem Grund. Ich habe mir aber den Namen nicht gemerkt. Bist du auch Luftmagier Roan? Die Familie der Wayfields gehören zu den begabtesten Luftmagiern auf Hymlia!“
Paras erwiderte:
„Wir kommen aus Zyranus! Dort gingen wir drei auf eine Magier-Akademie. Maruka hier ist jedoch eine Erd-Magierin, daher waren wir nicht im selben Bereich.“
Maruka nickte zustimmend.
„Nun, aber du… Paras, nicht wahr? Du bist eindeutig Luftmagier! Das sieht man. Aber deine Familie stammt nicht von hier, oder?“
Hm?...geht er davon aus, dass es nur auf Hymlia Luftmagie gibt?
„Roan und ich waren im selben Jahr und Magiefachbereich an der Akademie. Außerdem wuchsen wir quasi als Nachbarn zusammen auf. Aber ja, meine Familie hat keine hymlianischen Wurzeln.“
Émry hob mit einem entschuldigenden Lächeln die Hände und Marukas Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. Irgendwie war die Stimmung etwas angespannt, aber sie konnte sich nicht erklären wieso.
„Ich wollte es nicht so klingen lassen, als wäre das etwas nachteiliges! Tut mir leid, wenn es so rüberkam. Scheinbar seid ihr dann ähnlich wir Raiden und ich aufgewachsen. Er war für mich auch wie ein Familienmitglied. Ich selbst bin allerdings kein guter Anwender von Luftmagie. Ich gehöre der Pegasusreiter an!“
Die Spannung lag in der Luft und das schien auch Roan zu bemerken, aber Maruka verstand das alles nicht.
Was geht hier vor? Sie reden...und irgendwas ...wie sagt man... zwischen den Zeilen...und Roan guckt jetzt auch Paras so komisch an? Ist das so ein ...ähm... Rivalitätsding?
Sie hatte auch mal was über Eifersucht belauscht, aber das würde bedeuten, dass es um sie ginge und das war ihr zu abwegig. In Marukas Kopf drehte es sich eher um die Luftmagiebegabung und wer hier wohl der beste Magier sei. In Zyranus bekam man schließlich einbläut, das es wichtig war in diesen Dingen besser als alle anderen zu sein.
„Aha…!“
Da wechselte Roan glücklicher Weise das Thema:
„Ähm… meinst du Neféli kommt damit zurecht? Ich meine, dass ich hier bin. Vielleicht sollte ich besser gehen?“
Emry winkte verbal ab:
„Nein, nein! Mach dir keine Sorgen. Neféli braucht vermutlich nur einen Moment, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Ich denke sie wird mit der Zeit damit zurechtkommen. Als Raiden noch lebte, war sie immer neugierig auf den fernlebenden Bruder!“
Das heißt, die Familie hier wusste um die Familie am Boden. Raiden wusste, dass er einen Bruder hatte, Roan aber nicht. Warum haben sich Raiden so strikt fern gehalten, wenn er doch neugierig auf ihn war? Ich weiß, die Großeltern wollten es nicht, aber … würde ich mich daran halten, wenn ich in seiner Situation gewesen wäre? Na ja, vielleicht hatte er auch einfach nicht die Möglichkeit.
Maruka verlor sich ein bisschen in ihren Gedanken, bis Emry fragte:
„Bleibt ihr drei nun hier? Ich freu mich für Karvin, dass sie nun wieder Gesellschaft im Haus hat. Sie ist zwar überall bekannt und gern gesehen, aber der Verlust ihrer Familie hat selbst ihr stark zugesetzt.“
„Teils, teils vermutlich. Wir werden eine Weile hierbleiben, aber sicher auch wieder reisen!“
, erklärte Paras knapp und Maruka nickte abermals.
Roan muss seine Ausbildung hier vertiefen und seine Weihe empfangen, ...was auch immer das beinhaltet. Hm... Ich hab eigentlich keine Ahnung wie lange wir hier sein werden.
, fiel ihr dabei gedanklich auf. Keiner der Drei erwähnt etwas von dem Grund warum sie hier waren und hielten sich somit an Karvins Anweisung. Da kam Neféli anging herein, sah betreten zu Roan und seinen Freunden.
„Ich… möchte mich für mein Verhalten entschuldigen!“
, murmelte die junge Frau, sah jedoch kaum mehr auf.
„Es war nicht meine Absicht euch in Verlegenheit zu bringen. Ich… freu mich, nach… all der Zeit Raidens Bruder kennenlernen zu können. Er… hatte sich das auch immer gewünscht… also dich kennenzulernen…“
Ihre blauen Augen hoben sich vorsichtig und sie sah zu Maruka. Ihre Blicke trafen sich.
Hübsch!!!
Maruka bildete sich ein einen Hauch türkis fein geädert in dem hellen Blau zu erkennen und schaute aus ihren sehr dunkelbraunen fast schwarzen Augen zurück.
Ein bisschen wie ein Larimar. Der Stein strahlt heilende und liebevolle Energien ab, bringt innere Ruhe, förderte das geistige und körperliche Wachstum. Seine türkisblaue Farbe bringt auch Lebensfreude und hilft gegen Traurigkeit. ...davon könnte sie selbst gerade ein wenig gebrauchen.
„Danke, dass du so nett warst.“
Ui, dann hat sie mein Streicheln doch bemerkt...
„Ich heiße… Neféli! Es freut mich euch kennenzulernen!“
Ich mich auch.
Maruka lächelte ganz warm und nahm ihre Hand in ihre um sie kurz zu streicheln. Dann bemerkte sie aber ihren erneuten körperlichen Vorstoß und ließ sie wieder sinken. Eine offizielle und höfliche Vorstellung aller Personen folgte. -
Danach fragte Nefeli:
„Ich… wusste nicht, dass Karvin wieder da ist. Ich würde euch nachher gerne begleiten, um sie zu begrüßen, wenn es euch recht wäre?“
„Klar.“
, platzte Maruka heraus und musste den Drang unterdrücken erneut ihre Hand zu nehmen. Die Frau war bestimmt einige Jahre älter als sie, zumal sie ja mit Raiden verlobt gewesen war, aber irgendwie wirkte sie sehr sympathisch, selbst jetzt in ihrer Verletzlichkeit. Wenn sie nicht gerade so von Trauer zerfressen wäre, würde sie sicher wie die Sonne selbst strahlen. Maruka fand sie einfach wunderschön und da sie eine Frau war hatte sie auch keine Scheu das zu zeigen.
„Wäre schön wenn du mitkommst. Karvin freut sich bestimmt auch dich zu sehen.“
, nahm sie einfach mal an. Sollte sie, da es sich ja um Raidens Verlobte handelte. Sicher hätte sie sie bald selbst aufgesucht, wenn es da nicht so viele andere wichtige Dinge gegeben hätte.
„Du hast wunderschöne Augen.“
Die junge Erdmaga war gerade etwas ungefiltert und sehr direkt, aber sprach die schlichte Wahrheit.
„Wäre toll, wenn ich hier nicht mehr die ganze Zeit allein unter Männern wäre.“
Sie sah zu Roan und Paras, grinste etwas schief und ihr Blick streifte auch Emry kurz, wonach sie aber schnell wieder weg sah.
„Die beiden sind super lieb, aber … ich hab mich noch nie wirklich mit einem Mädchen unterhalten können... oder allgemein mit jemand ...annähernd in meinem Alter. Irgendwie ist das 'anders' hier. Ich ...ähm... Wie soll ich das ausdrücken?“
Sie rollte eine dunkle Locke nachdenklich um einen Finger.
Ist es anders, weil wir irgendwann wieder gehen werden und ich nicht mit ihnen mein Leben verbringen muss?
Es war nur ein flüchtiger Gedanke, aber manchmal redete es sich mit Fremden leichter wenn man wusste, dass es nur eine Bekanntschaft auf begrenzte Zeit war. Trotzdem öffnete er Marukas Herz für diese Leute. Deutlich MEHR als es bisher je geschehen war.
„Ich hab bisher... nicht oft meine kleine 'Höhle' verlassen. Paras nennt mich 'Wühlmaus', was auch ganz gut passt. Ich hab bisher nicht oft meine bekannte Umgebung verlassen und immer nur kurz mein Näschen raus gestreckt. Das erste Mal erst vor ein paar Tagen so richtig. Alles andere waren nur kurze Exkursionen so ein Mal im Jahr und das hier jetzt...“
Sie machte eine weltumspannende Geste die alles mit einschließen konnte.
„Das hier ist mein erstes großes Abenteuer und ich würde mich freuen dabei ganz viel zu lernen! Wäre echt toll, wenn du mir vielleicht ein bisschen was von deiner Welt aus deiner Perspektive zeigen könntest.... also... so Mädchenkram, meine ich.“
Maruka war sich nicht ganz sicher, ob sie sich nicht gerade wieder einmal in die sprichwörtlichen Nesseln gesetzt hatte oder überhaupt verständlich ausdrückte. Sie hatte noch nie gut mit Mädchen reden können, aber das hier war eine junge FRAU. Sie hoffte Nefeli verstand sie und vielleicht fand sie in Maruka ein 'Projekt' mit dem sie sich von ihrer Trauer ablenken konnte. So lieb sie eben schauen konnte, blinzelte sie in das gegenüberliegende noch etwas verweinte Larimar ihrer Iriden und ließ dabei ihre langen schwarzen Wimpern klimpern. Bei Jolanta hatte das früher hin und wieder funktioniert, denn Maruka sah dann besonders niedlich aus. Es war der einzige 'Trick' den sie sich mal von einem der Mädchen auf dem Schulhof abgeguckt hatte. Sie nannte ihn für sich den 'Bettelblick', da sie damit mit ihren dunklen Knopfaugen einem hungrigen Welpen ähnelte. Konnte sein, dass das nicht funktionierte, oder vielleicht sogar nach hinten los ging, bei ihrem Glück. Aber es gab auch eine kleine Chance, dass Nefeli einfach ein lieber Mensch war und sich dem unbeholfenen Mädchen annahm.
„Wenn wir hier eine Weile bleiben, dann wäre es echt schön eine Freundin hier zu haben.“
Das war ein gewagter Vorstoß, aber so war Maru nun mal. So zurückgezogen sie bisher gelebt hatte, so offen und vielleicht auch ein wenig naiv ging sie jetzt auf die Menschen zu. Etwas leiser fügte sie noch an:
„Wir können ja auch Emry mitnehmen, ...wenn er mag.“
Blinzelnd schaute sie zu ihm unter dem dichten Vorhang ihrer Wimpern kurz an.
„Ihr seid ja Freunde. Und... um so mehr um so besser, oder?“
Emry hatte besonnen gehandelt, als die Meute Schaulustiger sich gebildet hatte. Maruka dachte da VOR ALLEM pragmatisch! Es wäre gut, so jemanden in der Nähe zu haben... und nicht wegen seiner markanten Gesichtszüge, dem charmanten Lächeln, der männlichen Ausstrahlung, die sie ganz nervös machte und diesem strahlenden Aussehen! - Ja, er war die Art Mann, die die kleine Erdmagierin sehr leicht um den Finger wickeln könnte. Aber sie war auch durch Paras Reaktion ein wenig 'gewarnt' und vorsichtig. Steine brannten zwar nicht so schnell, aber wenn dann glühten sie heißer als jedes andere Element der Welt!
Sie sah lieber schnell weiter zu dem kleinen Maruk.
„Er schläft so fest...“
Kinder waren schon manchmal faszinierend.
„Wir könnten euch auch nach Hause begleiten und Maruk ins Bett bringen... zu deinen Eltern.?.“
Letzteres kam mit leicht fragendem Unterton. Ihr kleiner Bruder war offenkundig überfordert mit den ganzen Situation und hatte sich in den kindlichen Schlaf geflüchtet, aber irgendwo musste er und Nefeli ja zu Hause sein.
Und wir wüssten auch gleich wo sie wohnt.
„Danach freut sich Karvin sicher euch zu sehen.“
Die Stadt weiter zu erkunden war inzwischen in weite Ferne gerückt. Das hier war viel interessanter und Maruka lernte auch was dabei. Gebäude konnten warten, sie waren aus Stein und Stein war geduldig. Menschen bestanden zu 65% aus Wasser und waren somit dem Element der Veränderung unterworfen – einige mehr, andere weniger. Maruka war sich sicher selbst zu 50% aus festen Bestandteilen zu bestehen, aber gerade wollten die anderen 50% sich verändern und trieben sie voran. Neugierig und gespannt wartete sie auch Reaktionen auf ihren Vorschlag. Dabei sah sie zu den Jungs und fragte:
„Oder wollt ihr noch was anderes machen?“
Sie waren zu dritt und so gab es immer eine klare Mehrheit, wenn es um Entscheidungen ging und Maruka wollte sich nicht in den Vordergrund drängen. Außerdem war sie leicht zu überzeugen und schnell zu begeistern.

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