Im Feldlager
- Wolf
- Spieler-Charakter
- Beiträge: 3
- Registriert: Samstag 9. November 2024, 10:54
- Moderator des Spielers: Kazel Tenebrée
- Aufenthaltsort: Das Grenzdorf Troman
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Grandessaner
- Sprachen: Garmisch
- Beruf: Soldat
- Fähigkeiten: Armbrust (gut)
Dolch (durchschnittlich)
Wahrnehmung (gut)
Konzentration (überdurchschnittlich)
Handwerkskenntnisse (rudimentär)
Überleben in der Natur (überdurchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 0L, 17F
- Ausrüstung: *Mittlere Armbrust mit Schlagdorn am Steigbügel
*Geißfuß (Spannhilfe)
* Zwei gefüllte Bolzenbeutel (2 x 20, unterschiedliche Spitzen)
* Ersatzsehne
* Einfacher Dolch
* Schnitzmesser
* Kleiner Handwerksbeutel (Nadel & Zwirn, Leimtöpfchen, Pergament-, Leder- und Federreste)
* Schmucklose Holzpfeife
* Billiger Pfeifentabak (etwa 20 Gramm)
* Selbstgeschnitzte Flöte
* Zunderbüchse
* Kleiner Wetzstein
* Dünne Decke
* Geldbeutel (14 Füchse)
* Lederner Gürtel
* Mehrfach geflickter Gambeson
* Stoffkapuze
* Lederne fingerlose Handschuhe
* Billige Lederstiefel
Im Feldlager
Einstiegspost
„Er war bestimmt zwei Meter groß – mindestens! Vom Arsch bis zu den Ohren in Plattenrüstung. Und ein Schwert in den Händen, das die Hälfte von euch Pissern nicht einmal heben könnte!“
Wolf schmunzelte leise vor sich hin, als er Rutger beim Reden zuhörte. Er kannte die Geschichte. Sie war bestens einstudiert, jedes Wort perfekt abgewogen und unzählige Male auf seine Wirkung überprüft. Der alte Armbrustschütze hatte sie schon erzählt, als Wolf zum ersten Mal mit ihm am Feuer gesessen hatte. Damals war sein Platz noch bei den „Welpen“ gewesen – den neuen Rekruten, deren Namen niemand interessierte. Zu dieser Zeit hatte Wolf noch am kalten Boden hocken müssen und wurde regelmäßig zum Feuerholzholen verscheucht – immer dann, wenn die Geschichte an Fahrt annahm.
Nun saß er direkt neben Rutger auf dem mit Schafsfellen bedeckten Baumstamm, mit den anderen Veteranen seiner Einheit, ganz nah am Feuer, einen halbvollen Humpen Dünnbier in der einen und seine Pfeife in der anderen Hand. Seine Theresa lehnte schwer gegen seine Unterschenkel, das polierte Holz durch die lodernden Flammen mit einem hypnotisierenden Kampf zwischen Licht und Schatten bespielt. All das kam dem Gefühl von Geborgenheit am nächsten.
„Der Kerl sieht mich dort stehen, mit schlaffer Sehne und Bolzen im Maul, und denkt sich wohl ‚Freundchen, dich hol ich mir als nächsten. Du wirst jetzt halbiert. Nein, geviertelt!‘ “
Die Männer lachten und auch die Welpen grinsten zögerlich. Sie alle hatten Respekt vor Rutger. Nicht etwa, weil er ihre gemeinsamen Abende mit Geschichten wie dieser füllte. Auch seine Erfahrung und hilfreichen Ratschläge, die sie alle schätzten, war nicht der wahre Grund. Sie respektierten ihn, weil er für sie die Zukunft darstellte. Ihre Zukunft, oder zumindest eine Art von Zukunft, die sie sich alle für sich selbst wünschten. Rutger hatte wohl mehr als vierzig Winter erlebt, hatte zahlreiche Gefechte überstanden und das eine oder andere Mal dem Tod ins Auge geblickt. Und er war immer noch hier. Trank sein Bier, rauchte seine Pfeife. Schimpfte lautstark auf den König. Allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz ließ er sich nicht kleinkriegen. Es wirkte fast so, als ob er umso lebhafter werden würde, desto älter er wurde. Rutger war ihnen allen ein Wunder, eine wandelnde Anomalie. Selbst die Offiziere konnten sich seinem Charme nicht entziehen.
„Ich sags euch – Lysanthors Blitz soll mich auf der Stelle niederstrecken, wenn’s nicht so war – ich hatt in acht Sekunden meinen Schuss bereit, das muss mir mal einer nachmachen!“
Wie immer spielte Wolf an dieser Stelle brav mit und rutschte, mit demonstrativem Blick in den sternenvollen Nachthimmel über ihnen, ein Stückchen von Rutger ab. Es folgte ein freundschaftlicher Hieb auf die Schulter und das raue Gelächter der Männer. Mit Ausbleiben der göttlichen Abmahnung fuhr der Soldat fort, den Höhepunkt seiner Geschichte anstimmend.
„Hab‘ Wahnsinnsglück gehabt. Hab‘ ihn genau unter der Achsel erwischt, als er zuschlagen wollte. Hab‘ dann die Armbrust fallen gelassen und mich auf ihn gestürzt - ich hör die Rüstung heute noch scheppern! Dolch vom Gürtel, den Helm vom Kopf gezogen und…!“
Die Soldaten ums Feuer johlten ausgelassen, als sie dem alten Mann zusahen, wie er mit seiner Pfeife wild in der Luft herumstach. Rutger hatte immer schon ein Gespür für Theatralik gehabt. In einem anderen Leben hätte er sich als Gaukler auf den Jahrmärkten eine goldene Nase verdienen können. Oder wäre gar auf den Bühnen des Innenrings mit Blumen beworfen worden. In der Realität war er der Sohn eines Schweinebauern gewesen, der wie die meisten von ihnen den unerwarteten Besuch der Rekrutierer zum Opfer gefallen war. Freiwillige gab es wenige unter ihnen. Zumindest wenige, die es heute immer noch zugaben. Schließlich war es nicht so, dass es nach all den Jahren noch einen Unterschied machen würde.
Rutger beendete seine kleine Einlage und steckte sich die Pfeife wieder in den Mund, die anfeuernden Rufe seiner Kameraden sichtlich genießend. Er setzte sich hin, paffte ein paar Mal, die Glut im Pfeifenkopf beleuchtete sein runzliges Gesicht.
„Erst danach hab‘ ich gemerkt, dass der nicht mal ein Härchen am Kinn hatte. Muss noch am Vortag ein Knappe gewesen sein, so verdammt jung war der. Hätt‘ noch sein ganzes Leben vor sich gehabt, der dumme Junge. Hätt‘ sich ein edles Fräulein beschaffen, ein paar verzogene Gören in die Welt setzen können. Aber jetzt is‘ er tot…“
Die Männer wurden still und die Heiterkeit verschwand allmählich aus ihren Gesichtern. Sie wurden nachdenklich, wie jedes Mal an dieser Stelle. Auch Wolf konnte nicht ohnehin an diejenigen zu denken, die heute nicht bei ihnen am Feuer sitzen konnten. Kameraden. Freunde. Brüder. Es waren so viele, dass er sich an manche Gesichter gar nicht mehr erinnern konnte. Mit der Zeit waren sie zu vagen Schemen geworden, die irgendwo in seinem Gedächtnis vergraben lagen, wie die dazugehörenden Körper in den unmarkierten Massengräbern nahe dem Lager. Wolf war nur zu gut bewusst, dass dieses Schicksal ihnen allen bevorstehen würde. Auch Rutger. Auch ihm selbst.
„Ist noch Bier da?“
Rutger drehte sich nach dem kleinen Fässchen um, dass sie zu sich ans Feuer genommen hatten. Der Zapfhahn war noch offen und tropfte ins Gras. Wie immer war es viel zu wenig gewesen. Wolf reichte ihm seinen Humpen, nicht ohne zuvor seine Pfeife daran auszuklopfen.
„Nimm meins, ich geh schlafen.“
Er stand auf und griff nach Theresa. Die Welpen rutschten artig zur Seite, als er den Kreis um das Lagerfeuer verließ. Augenblicklich wich die Wärme der Flammen der kühlen Nachtluft und ein leiser Wind machte sich bemerkbar. Wolf stapfte durch das Lager, grüßte zwei vorbeigehende Pikeniere und spuckte aus, um den bitteren Geschmack des Biers loszuwerden. Als er bei seinem Zelt angekommen war, zog er den dünnen Stoff beiseite und schlüpfte geduckt durch den Eingang. Vier der Männer, mit denen er sich das Zelt teilte, schienen schon zu schlafen, der fünfte hatte vermutlich Wachdienst. Vorsichtig stieg Wolf über die im Dunkeln nur schwer auszumachenden Leiber, lehnte Theresa an den ihr angestammten Platz und ließ sich auf seiner Schlafstatt nieder. Er verschränkte die Hände hinter den Kopf und starrte hinauf zu dem im Wind flatternden Tuch des Zelts, nutzte es wie so häufig als Leinwand, um den überstandenen Tag Revue passieren zu lassen. Bevor ihm schließlich die Augen zufielen, zog er sich seine Wolldecke bis über das Kinn und drehte sich auf die Seite. Bald schlief er ein.
„Er war bestimmt zwei Meter groß – mindestens! Vom Arsch bis zu den Ohren in Plattenrüstung. Und ein Schwert in den Händen, das die Hälfte von euch Pissern nicht einmal heben könnte!“
Wolf schmunzelte leise vor sich hin, als er Rutger beim Reden zuhörte. Er kannte die Geschichte. Sie war bestens einstudiert, jedes Wort perfekt abgewogen und unzählige Male auf seine Wirkung überprüft. Der alte Armbrustschütze hatte sie schon erzählt, als Wolf zum ersten Mal mit ihm am Feuer gesessen hatte. Damals war sein Platz noch bei den „Welpen“ gewesen – den neuen Rekruten, deren Namen niemand interessierte. Zu dieser Zeit hatte Wolf noch am kalten Boden hocken müssen und wurde regelmäßig zum Feuerholzholen verscheucht – immer dann, wenn die Geschichte an Fahrt annahm.
Nun saß er direkt neben Rutger auf dem mit Schafsfellen bedeckten Baumstamm, mit den anderen Veteranen seiner Einheit, ganz nah am Feuer, einen halbvollen Humpen Dünnbier in der einen und seine Pfeife in der anderen Hand. Seine Theresa lehnte schwer gegen seine Unterschenkel, das polierte Holz durch die lodernden Flammen mit einem hypnotisierenden Kampf zwischen Licht und Schatten bespielt. All das kam dem Gefühl von Geborgenheit am nächsten.
„Der Kerl sieht mich dort stehen, mit schlaffer Sehne und Bolzen im Maul, und denkt sich wohl ‚Freundchen, dich hol ich mir als nächsten. Du wirst jetzt halbiert. Nein, geviertelt!‘ “
Die Männer lachten und auch die Welpen grinsten zögerlich. Sie alle hatten Respekt vor Rutger. Nicht etwa, weil er ihre gemeinsamen Abende mit Geschichten wie dieser füllte. Auch seine Erfahrung und hilfreichen Ratschläge, die sie alle schätzten, war nicht der wahre Grund. Sie respektierten ihn, weil er für sie die Zukunft darstellte. Ihre Zukunft, oder zumindest eine Art von Zukunft, die sie sich alle für sich selbst wünschten. Rutger hatte wohl mehr als vierzig Winter erlebt, hatte zahlreiche Gefechte überstanden und das eine oder andere Mal dem Tod ins Auge geblickt. Und er war immer noch hier. Trank sein Bier, rauchte seine Pfeife. Schimpfte lautstark auf den König. Allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz ließ er sich nicht kleinkriegen. Es wirkte fast so, als ob er umso lebhafter werden würde, desto älter er wurde. Rutger war ihnen allen ein Wunder, eine wandelnde Anomalie. Selbst die Offiziere konnten sich seinem Charme nicht entziehen.
„Ich sags euch – Lysanthors Blitz soll mich auf der Stelle niederstrecken, wenn’s nicht so war – ich hatt in acht Sekunden meinen Schuss bereit, das muss mir mal einer nachmachen!“
Wie immer spielte Wolf an dieser Stelle brav mit und rutschte, mit demonstrativem Blick in den sternenvollen Nachthimmel über ihnen, ein Stückchen von Rutger ab. Es folgte ein freundschaftlicher Hieb auf die Schulter und das raue Gelächter der Männer. Mit Ausbleiben der göttlichen Abmahnung fuhr der Soldat fort, den Höhepunkt seiner Geschichte anstimmend.
„Hab‘ Wahnsinnsglück gehabt. Hab‘ ihn genau unter der Achsel erwischt, als er zuschlagen wollte. Hab‘ dann die Armbrust fallen gelassen und mich auf ihn gestürzt - ich hör die Rüstung heute noch scheppern! Dolch vom Gürtel, den Helm vom Kopf gezogen und…!“
Die Soldaten ums Feuer johlten ausgelassen, als sie dem alten Mann zusahen, wie er mit seiner Pfeife wild in der Luft herumstach. Rutger hatte immer schon ein Gespür für Theatralik gehabt. In einem anderen Leben hätte er sich als Gaukler auf den Jahrmärkten eine goldene Nase verdienen können. Oder wäre gar auf den Bühnen des Innenrings mit Blumen beworfen worden. In der Realität war er der Sohn eines Schweinebauern gewesen, der wie die meisten von ihnen den unerwarteten Besuch der Rekrutierer zum Opfer gefallen war. Freiwillige gab es wenige unter ihnen. Zumindest wenige, die es heute immer noch zugaben. Schließlich war es nicht so, dass es nach all den Jahren noch einen Unterschied machen würde.
Rutger beendete seine kleine Einlage und steckte sich die Pfeife wieder in den Mund, die anfeuernden Rufe seiner Kameraden sichtlich genießend. Er setzte sich hin, paffte ein paar Mal, die Glut im Pfeifenkopf beleuchtete sein runzliges Gesicht.
„Erst danach hab‘ ich gemerkt, dass der nicht mal ein Härchen am Kinn hatte. Muss noch am Vortag ein Knappe gewesen sein, so verdammt jung war der. Hätt‘ noch sein ganzes Leben vor sich gehabt, der dumme Junge. Hätt‘ sich ein edles Fräulein beschaffen, ein paar verzogene Gören in die Welt setzen können. Aber jetzt is‘ er tot…“
Die Männer wurden still und die Heiterkeit verschwand allmählich aus ihren Gesichtern. Sie wurden nachdenklich, wie jedes Mal an dieser Stelle. Auch Wolf konnte nicht ohnehin an diejenigen zu denken, die heute nicht bei ihnen am Feuer sitzen konnten. Kameraden. Freunde. Brüder. Es waren so viele, dass er sich an manche Gesichter gar nicht mehr erinnern konnte. Mit der Zeit waren sie zu vagen Schemen geworden, die irgendwo in seinem Gedächtnis vergraben lagen, wie die dazugehörenden Körper in den unmarkierten Massengräbern nahe dem Lager. Wolf war nur zu gut bewusst, dass dieses Schicksal ihnen allen bevorstehen würde. Auch Rutger. Auch ihm selbst.
„Ist noch Bier da?“
Rutger drehte sich nach dem kleinen Fässchen um, dass sie zu sich ans Feuer genommen hatten. Der Zapfhahn war noch offen und tropfte ins Gras. Wie immer war es viel zu wenig gewesen. Wolf reichte ihm seinen Humpen, nicht ohne zuvor seine Pfeife daran auszuklopfen.
„Nimm meins, ich geh schlafen.“
Er stand auf und griff nach Theresa. Die Welpen rutschten artig zur Seite, als er den Kreis um das Lagerfeuer verließ. Augenblicklich wich die Wärme der Flammen der kühlen Nachtluft und ein leiser Wind machte sich bemerkbar. Wolf stapfte durch das Lager, grüßte zwei vorbeigehende Pikeniere und spuckte aus, um den bitteren Geschmack des Biers loszuwerden. Als er bei seinem Zelt angekommen war, zog er den dünnen Stoff beiseite und schlüpfte geduckt durch den Eingang. Vier der Männer, mit denen er sich das Zelt teilte, schienen schon zu schlafen, der fünfte hatte vermutlich Wachdienst. Vorsichtig stieg Wolf über die im Dunkeln nur schwer auszumachenden Leiber, lehnte Theresa an den ihr angestammten Platz und ließ sich auf seiner Schlafstatt nieder. Er verschränkte die Hände hinter den Kopf und starrte hinauf zu dem im Wind flatternden Tuch des Zelts, nutzte es wie so häufig als Leinwand, um den überstandenen Tag Revue passieren zu lassen. Bevor ihm schließlich die Augen zufielen, zog er sich seine Wolldecke bis über das Kinn und drehte sich auf die Seite. Bald schlief er ein.
- Erzähler
- Nicht-Spieler-Charakter
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Re: Im Feldlager
Für die meisten der neuen Rekruten war jeder Abend mit einer Geschichte vom alten Rutger etwas Besonderes. Seine abenteuerlichen Erzählungen lenkten sehr gut davon ab, dass das Soldatenleben im Grunde nur aus Blut, Schweiß und Tränen bestand, gespickt mit den dickschnäuzigen Beschimpfungen des direkten Vorgesetzten - unabhängig, ob verdient oder nicht. Meist war es das nicht, aber es gehörte nun einmal dazu, dass man "die Welpen" auf das harte Leben an der Front vorbereitete. Folglich mussten sie dem Gebrüll ihres Ausbilders standhalten. Das stärkte die Disziplin. Außerdem trug jeder Ausbilder die Verantwortung über die ungeübten Soldaten, da musste wenigstens etwas übrig bleiben, das noch Spaß bereitete. Jene, die diese Torturen bereits durchgestanden hatten, durften mit amüsierter Miene oder einem nostalgischen Glitzern in den Augen zusehen, wie die Jüngsten der Truppe ordenltich gestutzt wurden. So mancher Geselle aber schwieg darüber und war einfach nur froh, dass dieser Kelch wohl endgültig an ihm vorüberging.
Für Wolfram gehörte dies alles bereits zur Routine. Es stellte seinen Alltag dar, selbst wenn die Soldaten wechselten. Nur einer schien immer zu bleiben, sie alle zu überleben. Rutger bezwang offensichtlich niemand. Allein dafür gebührte ihm der nötige Respekt, seine Erzählungen entsprechend mit Reaktionen zu schmücken. Der Veteran lobte Wolf nicht, wenn dieser wieder ob der kleinen Provokation an die Götter abrückte, um nicht doch noch eines Tages von einem Blitz niedergestreckt zu werden. Aber Rutger schätzte es, dass der Armbrustschütze mitspielte. Das konnte Wolf im Blick des anderen erkennen, der jedes Mal nach seiner eigenen Darbietung einen Deut länger als nötig auf ihm ruhte. Man verstand sich eben auch ohne Worte. Und so verabschiedete Wolf sich wie üblich schweigend von jenen am Lagerfeuer. Er wollte sich weder am Dünnbier betrinken noch zu lange wach bleiben. Beides würde er bereuen, wenn er in den frühen Morgenstunden nicht aus dem Feldbett käme. Doch ein letzter Schluck musste sein, bevor er den Humpen an Rutger weiterreichte, um zu seinem Zelt zurück zu marschieren. Die Nacht würde kalt, das verriet ein flüchtiger Blick zum sternenklaren Himmel. Jetzt wäre eine zweite Decke ein Segen. Wolf aber beschwerte sich nicht. Es hatte ohnehin keinen Zweck und würde ihn nur wertvolle Stunden kosten, in denen er schlafen und sich erholen könnte.
Es ging an einem der nahen Kohlebecken vorbei, die natürlich stets bewacht wurden. Wolf hatte seinen Dienst bereits vor zwei Nächten getan. Es ging immer reihum. Er würde nicht so schnell wieder Hundswache halten und mitten in der Nacht geweckt werden müssen. Jedenfalls dachte er das. Denn er konnte nicht ahnen, dass seine Nacht dieses Mal kürzer ausfallen sollte, als er sich den Stoff bis zur Nase empor zog und mit einem letzten Blick zur Zeltdecke den Weg in Manthalas Reich fand. Die Göttin spendete ihm keine ihm nur Schwärze und Wolf hätte es eigentlich genießen können, wäre da nicht etwas gewesen, das ihn störte.
Nich die nächtliche Kälte weckte ihn und dennoch spürte er, dass sich die Härchen seiner Unterarme aufstellten, als zöge ein ungewohnter Frost bis zu ihm herüber. Hatte einer seiner Kameraden die Zeltplane nicht ordenltich verschlossen, als er zum Austreten mal raus war? Mehr noch, er schien einen nächtlichen Gesprächspartner gefunden zu haben. Statt zurück in sein Bett zu gehen, stand er mit jenem nun wohl direkt vor dem Zelt, in dem Wolf doch so gern weiterschlafen wollte. Worüber genau man sich unterhielt, konnte er in seinem Dämmerzustand nicht ausmachen. Noch riss es ihn nicht vollkommen aus dem Schlaf. Es störte dennoch und hinderte ihn daran, wieder in die tiefe Schwärze abzutauchen, in der man normalerweise Ruhe fand. Vor allem, als ihm sein Bewusstsein vermittelte, dass eine der Stimmen ihm vertraut vorkam, die andere allerdings kein bisschen. Das tiefe Timbre stammte von Rutger. Er erkannte es genau, vor allem, weil ihm noch der Nachhall der Geschichte des Veteranen im Ohr hing, als er sich schlafengelegt hatte. Die andere Stimme jedoch ... Wolf würde sie nicht richtig deuten können. Stammte sie von einem Mann oder einer Frau? Sie klang hart und kalt, besaß aber etwas Seidiges und Verschlagenes, das sie unmöglich direkt einem Geschlecht zuordnen ließ.
Wolf musste feststellen, dass er nun schon zu bewusst darüber nachdachte, als dass er jetzt wieder einfach ein Auge zutun könnte. Aber ganz gleich, ob er es nun versuchte oder ihn die Neugier packte, um einmal nach dem Sprecher zu schauen, änderte es nichts an dem, was nun geschehen sollte. Vielleicht wollte Wolfram auch aufstehen, um nur die Zeltplane wieder ordentlich zu verschließen. Es war einerlei, denn plötzlich tat sie sich wahrlich auf und zwar weit genug, dass das schwache Licht des nahen Kohlebeckens zudammen mit einem seichten Schwall warmer, nach den Kohlen riechender Luft in das Zelt einströmte.
Im schwachen Licht ließ sich eine Gestalt ausmachen. Es war nicht Rutger. Der Veteran besaß eine massige Statur und Pranken, groß genug, um jemandem wie Wolf noch im Vorbeigehen beiläufig das Genick zu brechen. Jene Figur, die einen langen, stummen Blick in das Zelt hinein warf, war deutlich schlanker, geradezu schmal. Handelte es sich etwa tatsächlich um eine Frau? Ausladende Hüften besaß sie nicht und der lange, schwarze Umhang ließ nicht wirklich auf die Größe ihrer Oberweite schließen. Die Haut der fremden Person war so schwarz wie der Umhang, schimmerte aber leicht, als hätte man sie eingeölt. Die Augen waren nicht zu erkennen, überhaupt ließ sich am Gesicht kaum etwas ausmachen, mit zwei Ausnahmen. Zum einen besaß die Gestalt langes, silbrig weißes Haar, welches fein wie Spinnenseide auf die gerüsteten Schultern fiel. Die Person trug offenbar Leder, vielleicht verstärkt, aber defnitiv keine Kette oder Platte. Die zweite Ausnahme fiel auch nur auf, weil das Haar so hellweiß war, dass es sich fast stechend vom Rest der Nacht abhob. Die Gestalt besaß ein Paar spitzer Ohren. Es handelte sich folglich um keinen Menschen. Das durfte Wolf nun auch durch die Sprache bestätigt bekommen, derer sich der Fremdling bediente. Ihm - oder ihr? - gehörte die schwer zu deutende Stimme, die fast schon mörderisch und zugleich anziehend weich klang. Mit jener Stimme wandte die Gestalt sich an Rutger, der im Hintergrund stehen musste.
"Ich will nicht bis zum Morgen warten. Zeit ist kostbar. Lass die fünf Besten wecken und am Lagerfeuer versammeln. Mir ist gleich, welche Waffengattung sie nutzen, bring sie nur her und zwar sofort."
"Jawohl, sofort!" Rutger musste salutiert haben. Wolf war die Geräuschabfolge der Bewegung gewohnt. Er wusste sogar, wie die Kleidung raschelte, so oft hatte er es bei anderen gehört und auch bei sich selbst. Sein Ausbilder achtete darauf, dass man ihm zu jeder sich bietenden Gelegenheit einen respektvollen Gruß hatte zuteil werden lassen. Dass Rutger aber diese fremde Sprache verstand, war neu. Er hatte so viele Geschichten erzählt, aber nie erwähnt, dass er neben Celcianisch und Garmisch noch anderer Sprachen mächtig war. Abwegig war es jedoch nicht. Der alte Soldat war so weit herumgekommen. Jetzt aber galt die Aufmerksamkeit nicht ihm, sondern den schlafenden Insassen des Zeltes. Zumindest zwei von ihnen und einer davon war Wolf selbst.
Sein Hauptmann persönlich weckte ihn, als er mit schnellen Schritten ins Zelt stürmte, erst ihn und dann einen der anderen heftig an der Schulter rüttelte. Die Geste suggerierte, dass er keinen anderen wecken wollte. Seine Stimme nicht, denn er knurrte durchaus laut: "Wolf, Bjarn! Raus mit euch und am Lagerfeuer Aufstellung nehmen. Ihr habt zwei Minuten. Wer zu spät kommt, hebt die nächste Latrine aus ... mit bloßen Händen!" Schon stolzierte ihr Hauptmann wieder hinaus. Die Zeltplane blieb offen, Kälte zog ins Innere und die übrigen Soldaten brummten verärgert. Sie aber würden weiterschlafen dürfen. Wolfs Leben hingegen sollte in den nächsten zwei Minuten einen neuen Pfad einschlagen, vorausgesetzt er bevorzugte keine Latrinenaushebung.
Für Wolfram gehörte dies alles bereits zur Routine. Es stellte seinen Alltag dar, selbst wenn die Soldaten wechselten. Nur einer schien immer zu bleiben, sie alle zu überleben. Rutger bezwang offensichtlich niemand. Allein dafür gebührte ihm der nötige Respekt, seine Erzählungen entsprechend mit Reaktionen zu schmücken. Der Veteran lobte Wolf nicht, wenn dieser wieder ob der kleinen Provokation an die Götter abrückte, um nicht doch noch eines Tages von einem Blitz niedergestreckt zu werden. Aber Rutger schätzte es, dass der Armbrustschütze mitspielte. Das konnte Wolf im Blick des anderen erkennen, der jedes Mal nach seiner eigenen Darbietung einen Deut länger als nötig auf ihm ruhte. Man verstand sich eben auch ohne Worte. Und so verabschiedete Wolf sich wie üblich schweigend von jenen am Lagerfeuer. Er wollte sich weder am Dünnbier betrinken noch zu lange wach bleiben. Beides würde er bereuen, wenn er in den frühen Morgenstunden nicht aus dem Feldbett käme. Doch ein letzter Schluck musste sein, bevor er den Humpen an Rutger weiterreichte, um zu seinem Zelt zurück zu marschieren. Die Nacht würde kalt, das verriet ein flüchtiger Blick zum sternenklaren Himmel. Jetzt wäre eine zweite Decke ein Segen. Wolf aber beschwerte sich nicht. Es hatte ohnehin keinen Zweck und würde ihn nur wertvolle Stunden kosten, in denen er schlafen und sich erholen könnte.
Es ging an einem der nahen Kohlebecken vorbei, die natürlich stets bewacht wurden. Wolf hatte seinen Dienst bereits vor zwei Nächten getan. Es ging immer reihum. Er würde nicht so schnell wieder Hundswache halten und mitten in der Nacht geweckt werden müssen. Jedenfalls dachte er das. Denn er konnte nicht ahnen, dass seine Nacht dieses Mal kürzer ausfallen sollte, als er sich den Stoff bis zur Nase empor zog und mit einem letzten Blick zur Zeltdecke den Weg in Manthalas Reich fand. Die Göttin spendete ihm keine ihm nur Schwärze und Wolf hätte es eigentlich genießen können, wäre da nicht etwas gewesen, das ihn störte.
Nich die nächtliche Kälte weckte ihn und dennoch spürte er, dass sich die Härchen seiner Unterarme aufstellten, als zöge ein ungewohnter Frost bis zu ihm herüber. Hatte einer seiner Kameraden die Zeltplane nicht ordenltich verschlossen, als er zum Austreten mal raus war? Mehr noch, er schien einen nächtlichen Gesprächspartner gefunden zu haben. Statt zurück in sein Bett zu gehen, stand er mit jenem nun wohl direkt vor dem Zelt, in dem Wolf doch so gern weiterschlafen wollte. Worüber genau man sich unterhielt, konnte er in seinem Dämmerzustand nicht ausmachen. Noch riss es ihn nicht vollkommen aus dem Schlaf. Es störte dennoch und hinderte ihn daran, wieder in die tiefe Schwärze abzutauchen, in der man normalerweise Ruhe fand. Vor allem, als ihm sein Bewusstsein vermittelte, dass eine der Stimmen ihm vertraut vorkam, die andere allerdings kein bisschen. Das tiefe Timbre stammte von Rutger. Er erkannte es genau, vor allem, weil ihm noch der Nachhall der Geschichte des Veteranen im Ohr hing, als er sich schlafengelegt hatte. Die andere Stimme jedoch ... Wolf würde sie nicht richtig deuten können. Stammte sie von einem Mann oder einer Frau? Sie klang hart und kalt, besaß aber etwas Seidiges und Verschlagenes, das sie unmöglich direkt einem Geschlecht zuordnen ließ.
Wolf musste feststellen, dass er nun schon zu bewusst darüber nachdachte, als dass er jetzt wieder einfach ein Auge zutun könnte. Aber ganz gleich, ob er es nun versuchte oder ihn die Neugier packte, um einmal nach dem Sprecher zu schauen, änderte es nichts an dem, was nun geschehen sollte. Vielleicht wollte Wolfram auch aufstehen, um nur die Zeltplane wieder ordentlich zu verschließen. Es war einerlei, denn plötzlich tat sie sich wahrlich auf und zwar weit genug, dass das schwache Licht des nahen Kohlebeckens zudammen mit einem seichten Schwall warmer, nach den Kohlen riechender Luft in das Zelt einströmte.
Im schwachen Licht ließ sich eine Gestalt ausmachen. Es war nicht Rutger. Der Veteran besaß eine massige Statur und Pranken, groß genug, um jemandem wie Wolf noch im Vorbeigehen beiläufig das Genick zu brechen. Jene Figur, die einen langen, stummen Blick in das Zelt hinein warf, war deutlich schlanker, geradezu schmal. Handelte es sich etwa tatsächlich um eine Frau? Ausladende Hüften besaß sie nicht und der lange, schwarze Umhang ließ nicht wirklich auf die Größe ihrer Oberweite schließen. Die Haut der fremden Person war so schwarz wie der Umhang, schimmerte aber leicht, als hätte man sie eingeölt. Die Augen waren nicht zu erkennen, überhaupt ließ sich am Gesicht kaum etwas ausmachen, mit zwei Ausnahmen. Zum einen besaß die Gestalt langes, silbrig weißes Haar, welches fein wie Spinnenseide auf die gerüsteten Schultern fiel. Die Person trug offenbar Leder, vielleicht verstärkt, aber defnitiv keine Kette oder Platte. Die zweite Ausnahme fiel auch nur auf, weil das Haar so hellweiß war, dass es sich fast stechend vom Rest der Nacht abhob. Die Gestalt besaß ein Paar spitzer Ohren. Es handelte sich folglich um keinen Menschen. Das durfte Wolf nun auch durch die Sprache bestätigt bekommen, derer sich der Fremdling bediente. Ihm - oder ihr? - gehörte die schwer zu deutende Stimme, die fast schon mörderisch und zugleich anziehend weich klang. Mit jener Stimme wandte die Gestalt sich an Rutger, der im Hintergrund stehen musste.
"Ich will nicht bis zum Morgen warten. Zeit ist kostbar. Lass die fünf Besten wecken und am Lagerfeuer versammeln. Mir ist gleich, welche Waffengattung sie nutzen, bring sie nur her und zwar sofort."
"Jawohl, sofort!" Rutger musste salutiert haben. Wolf war die Geräuschabfolge der Bewegung gewohnt. Er wusste sogar, wie die Kleidung raschelte, so oft hatte er es bei anderen gehört und auch bei sich selbst. Sein Ausbilder achtete darauf, dass man ihm zu jeder sich bietenden Gelegenheit einen respektvollen Gruß hatte zuteil werden lassen. Dass Rutger aber diese fremde Sprache verstand, war neu. Er hatte so viele Geschichten erzählt, aber nie erwähnt, dass er neben Celcianisch und Garmisch noch anderer Sprachen mächtig war. Abwegig war es jedoch nicht. Der alte Soldat war so weit herumgekommen. Jetzt aber galt die Aufmerksamkeit nicht ihm, sondern den schlafenden Insassen des Zeltes. Zumindest zwei von ihnen und einer davon war Wolf selbst.
Sein Hauptmann persönlich weckte ihn, als er mit schnellen Schritten ins Zelt stürmte, erst ihn und dann einen der anderen heftig an der Schulter rüttelte. Die Geste suggerierte, dass er keinen anderen wecken wollte. Seine Stimme nicht, denn er knurrte durchaus laut: "Wolf, Bjarn! Raus mit euch und am Lagerfeuer Aufstellung nehmen. Ihr habt zwei Minuten. Wer zu spät kommt, hebt die nächste Latrine aus ... mit bloßen Händen!" Schon stolzierte ihr Hauptmann wieder hinaus. Die Zeltplane blieb offen, Kälte zog ins Innere und die übrigen Soldaten brummten verärgert. Sie aber würden weiterschlafen dürfen. Wolfs Leben hingegen sollte in den nächsten zwei Minuten einen neuen Pfad einschlagen, vorausgesetzt er bevorzugte keine Latrinenaushebung.
- Wolf
- Spieler-Charakter
- Beiträge: 3
- Registriert: Samstag 9. November 2024, 10:54
- Moderator des Spielers: Kazel Tenebrée
- Aufenthaltsort: Das Grenzdorf Troman
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Grandessaner
- Sprachen: Garmisch
- Beruf: Soldat
- Fähigkeiten: Armbrust (gut)
Dolch (durchschnittlich)
Wahrnehmung (gut)
Konzentration (überdurchschnittlich)
Handwerkskenntnisse (rudimentär)
Überleben in der Natur (überdurchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 0L, 17F
- Ausrüstung: *Mittlere Armbrust mit Schlagdorn am Steigbügel
*Geißfuß (Spannhilfe)
* Zwei gefüllte Bolzenbeutel (2 x 20, unterschiedliche Spitzen)
* Ersatzsehne
* Einfacher Dolch
* Schnitzmesser
* Kleiner Handwerksbeutel (Nadel & Zwirn, Leimtöpfchen, Pergament-, Leder- und Federreste)
* Schmucklose Holzpfeife
* Billiger Pfeifentabak (etwa 20 Gramm)
* Selbstgeschnitzte Flöte
* Zunderbüchse
* Kleiner Wetzstein
* Dünne Decke
* Geldbeutel (14 Füchse)
* Lederner Gürtel
* Mehrfach geflickter Gambeson
* Stoffkapuze
* Lederne fingerlose Handschuhe
* Billige Lederstiefel
Re: Im Feldlager
Kaum war der Hauptmann wieder aus dem Zelt gerauscht, erhob sich Wolf bereits ruckartig und riss seine Decke zurück. Alles ging ihm wie immer rasch von der Hand: Das Zurechtrücken der Beutel, das Festzurren des Gürtels, das Einrollen der Decke, der versichernde Griff auf den Dolch und in die Bolzentaschen, das prüfende Schütteln der gefüllten Wasserflasche… Seine Morgenroutine verschaffte ihm wie immer die nötigen Sekunden, um seinen noch vom Schlaf benebelten Verstand mit dem stets einsatzbereiten Soldatenkörper gleichzuschalten. Heute mochte es ihm jedoch nicht so ganz gelingen.
Natürlich war es keine Seltenheit, dass man sie mitten in der Nacht weckte. Sie hatten stets abrufbereit zu sein, denn der Feind schlief bekanntlich nie. Doch die Art und Weise, wie es diesmal geschehen war, erschien ihm äußerst merkwürdig. Und dann waren da noch die vermeintlich aufgeschnappten Gesprächsfetzen von außerhalb des Zelts und die mysteriöse Gestalt. Oder handelte es sich dabei nur um Bruchstücke eines Traums, die im Halbschlaf in die reale Welt hinübergesickert waren? Er konnte sich keinen Reim daraus machen. Zudem hatte er keine Zeit dafür.
Sich lautstark die Nase hochziehend, raffte sich Wolf den Gambeson zurecht und griff nach Theresa. Als er sich zur sanft wehenden Zeltplane umdrehte, sah er, dass Bjarn sich ebenfalls schon aufmachte. Wolf nickte ihm kurz zu und gemeinsam verließen sie das Zelt. Sie fielen in einen schnellen Laufschritt, bei dem allmählich die letzte Taubheit aus ihren Gliedern wich. Die Kälte der Nacht tat ihren Teil dazu.
„Hast du ne Ahnung, um was es gehen könnte?“
Wolf war sich sicher, dass der Informationsstand seines Kameraden ähnlich dürftig, wie der seinige war. Es war aber möglich, dass Bjarn etwas im Lager aufgeschnappt hatte.
Natürlich war es keine Seltenheit, dass man sie mitten in der Nacht weckte. Sie hatten stets abrufbereit zu sein, denn der Feind schlief bekanntlich nie. Doch die Art und Weise, wie es diesmal geschehen war, erschien ihm äußerst merkwürdig. Und dann waren da noch die vermeintlich aufgeschnappten Gesprächsfetzen von außerhalb des Zelts und die mysteriöse Gestalt. Oder handelte es sich dabei nur um Bruchstücke eines Traums, die im Halbschlaf in die reale Welt hinübergesickert waren? Er konnte sich keinen Reim daraus machen. Zudem hatte er keine Zeit dafür.
Sich lautstark die Nase hochziehend, raffte sich Wolf den Gambeson zurecht und griff nach Theresa. Als er sich zur sanft wehenden Zeltplane umdrehte, sah er, dass Bjarn sich ebenfalls schon aufmachte. Wolf nickte ihm kurz zu und gemeinsam verließen sie das Zelt. Sie fielen in einen schnellen Laufschritt, bei dem allmählich die letzte Taubheit aus ihren Gliedern wich. Die Kälte der Nacht tat ihren Teil dazu.
„Hast du ne Ahnung, um was es gehen könnte?“
Wolf war sich sicher, dass der Informationsstand seines Kameraden ähnlich dürftig, wie der seinige war. Es war aber möglich, dass Bjarn etwas im Lager aufgeschnappt hatte.
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Re: Im Feldlager
Jede Bewegung, jeder Griff war Routine. Die unzähligen Wiederholungen, die sich über Jahre seiner eher unfreiwilligen Soldatenausbildung hingezogen hatten, saßen inzwischen perfekt. Wolf mochten noch einige Lebensjahre an der Front fehlen, ehe man auch ihn einen Veteranen nennen könnte so wie Rutger, aber die alltäglichen Rituale waren ihm bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Er brauchte kaum nachzudenken, wie man den Gürtel richtig anlegte, wohin Beutel und Dolch verschwinden mussten, um zugänglich zu sitzen. So gab er seinem Verstand die Möglichkeit, die Schlaftrunkenheit abzuschütteln und sich wichtigeren Dingen zu widmen. Wolf hätte beispielweise länger über das Gesehene nachdenken können, aber er tat es nicht. Gewissermaßen hatte man ihm auch das während der Ausbildung ausgetrieben. Soldaten hatten nicht zu denken, sondern zu funktionieren und zwar nach den Wünschen des Vorgesetzten. Im Falle seines Hauptmanns bedeutete dies, dass er und Bjarn sich nun am Lagerfeuer einfanden.
Sein Kamerad war beinahe so schnell wie er und im lockeren Laufschritt verließen sie gemeinsam das Zelt. Synchron trabten sie dabei nebeneinander her wie zweibeinige, mehr oder weniger gut gerüstete Pferde. Die Nacht empfing sie mit frostiger Frische, obwohl die Zeit des Erwachens sich langsam dem Ende neigte. Eigentlich hätte es milder sein dürfen. Doch die Wetterverhältnisse waren nicht ungewähnlich für Grandessas Weiten. Tagsüber konnte es inzwischen schon dermaßen warm werden, dass einem bis zum Sonnenuntergang der Schweiß in den Stiefeln stand und der Gambeson am Körper klebte. Nachts hingegen war man um jede Schicht Stoff mehr auf den Rippen dankbar. Vor allem in höher gelegenen Lagen oder der weiten Fläche einer verlassenen Kuhweide konnte die Nacht einen Soldaten durchaus zum Zittern bringen. Entsprechend hoch wurden die Feuer geschürt und auch das Lagerlicht, auf dem Wolf und Bjarn zuhielten, erhellte seine Umgebung weitläufig.
Mit einem Blick an seiner geliebten Armbrust Theresa vorbei wandte Wolf sich an seinen Mitläufer: "Hast du 'ne Ahnung, um was es gehen könnte?"
Bjarn gelang es, selbst im zügigen Laufschritt die Schultern zu heben. Sein Kamerad war in etwa gleich alt, vielleicht ein oder zwei Jahresläufe mehr auf den Knochen. Wie Wolf hatte er sich einen wohl gestutzten Bart stehen lassen. Bjarns war allerdings flachsblond wie sein Haar, das er sich nur mit reichlich Protest hatte scheren lassen. Wolf erinnerte sich wohl an den Burschen von damals, der die halbe Nacht hindurch lautstark geweint hatte, weil man seine wunderschöne Flachsmähne einfach abgesäbelt hatte. Das Weinen stellte sich mit einer Tracht Prügel damals schnell ein. Zudem war es ein gut statuiertes Exempel, das den anderen neuen Zwangsrekruten verdeutlichte, dass die Kindheit soeben ein Ende genommen hatte und eine Ohrfeige vom Vater wegen Faulheit oder Widerspruch nur die Vorbereitung dessen war, was nun auf sie zukam. Bjarn und Wolfram hatten sich an das raue Leben gewöhnt. Es hatte sie diszipliniert und geformt, aber auch abgebrüht werden lassen. Nicht zuletzt, weil sie schon in jungen Jahren gezwungen gewesen waren, mit ihren Waffen jorsanisches Leben zu nehmen oder Grandessarer sterben zu sehen. Sie hatten sich aus Sicht des Militärs gut entwickelt und das sah auch Bjarn so.
"Wir sind die Besten des Jahrgangs unserer Truppe", meinte er ohne jegliche Prahlerei. Es war schlichtweg eine Tatsache. Gerade Wolf hatte sich mit Theresa mehr als einmal hervorgetan. Ihre Bolzen trafen zielsicher und oftmals tödlich. Vor allem war er in den letzten Jahren beim Nachladen immer schneller geworden, ohne die Ruhe zu verlieren. "Wird sicher eine Nacht- und Nebelaktion gegen das stinkende Jorsanerpack. Das Übliche eben."
Das Übliche war es nicht, wie sich am Feuer selbst herausstellte. Bjarn irrte und schaute nicht schlecht, als er der Gestalten im runden Lichtschein gewahr wurde. Er und Wolf nahmen bei den versammelten Soldaten ihres Trupps Aufstellung. Viele waren sie nicht, aber allesamt jene, die sich in den letzten Wochen positiv auffällig verhalten oder großartige Leistung erbracht hatten. Da waren neben Bjarn und Wolfram an den Armbrüsten noch die beiden Brüder Friedhelm und Wildhelm am Schwert. Wortkarge Zwillinge mit Augen wie Eis und struppig braunem Haar. Trotz seines Namens galt Friedhelm als eifriger, wenn es darum ging, einen Jorsaner niederzustrecken. Die beiden lebten die Propaganda ihres Königreiches und für sie war alles und jeder jenseits der Grenze ein Feind. Neben den beiden stand Maxim, dessen Namen eigentlich nur jene kannten, sie sich eingehender mit ihm beschäftigen. Der Hauptmann und die meisten älteren Soldaten, sowie sein Ausbilder schimpften ihn nämlich nur den "Feigling". Dass er sich mit der jungen Elite der Truppe jetzt am Feuer versammelte, lag an seinem Talent als Wundarzt. Der Bursche zählte noch keine dreizehn Jahre und doch konnte ihm der alteingesessene Feldarzt ihrer Truppe kaum noch etwas beibringen. Kämpferisch eine absolute Niete schaffte es Maxim, noch jene von des Gevatters Sense springen zu lassen, die mit einem Fuß schon im Boot zur Todesinsel Kata Mayan standen. Der Junge besaß Talent und man munkelte, er heilte auf magische Weise mit den Händen. Gesehen hatte Wolf es bislang noch nicht, aber als Armbrustschütze stand er selten direkt dem Feind gegenüber und musste nicht so viele Verletzungen kassieren wie andere.
Hier waren sie nun, die fünf Besten. Sie alle warteten diszipliniert, aber unwissend, weshalb man sie herbeordert hatte. Es war ihren Mienen anzusehen. Mehr Überraschung, bei Maxim sogar ein wenig Unbehagen, stellte sich ein, als sie die anderen Versammelten am Feuer musterten. Natürlich stand ihr Hauptmann dort, Marvik Kastellan. Ein Raubein und keineswegs so humorvoll wie Rutger. Er wusste, was seine Männer leisten konnten und entsprechend erwartete er auch nichts Geringeres. All die Gestalten in seinem Beisein hingegen waren ... außergewöhnlich. Nur ein Jorsaner, der ihrem Hauptmann freundlich die Hand schüttelte, hätte wohl mehr Aufsehen erregt.
Dunkelelfen. Fünf an der Zahl, wobei vier von ihnen eindeutig wie Elite-Leibwachen aussahen. Sie trugen schwarze Platte, die viel zu schwer für ihre eher drahtigen Körper wirkte. Dennoch schienen sie sich darin gut bewegen zu können. Langschwerter hingen in schwarzen Scheiden von ihren Gürteln, Dolche als Ersatz- oder Parierwaffe waren auch zugegen. Keiner von ihnen schien ein Fernkämpfer zu sein, jedenfalls konnte Wolf keine Fernwaffen bei ihnen erkennen. Dafür aber prangte auf ihren schwarz-purpurnen Wappenröcken ein Stern aus giftgrünen Pfeil- oder Speerspitzen, in dessen Mitte der angriffslustige Kopf einer Fledermaus mit aufgerissenem Maul zu sehen war. Das Wappen Morgerias, Wolf mochte es in seinem Leben noch nicht gesehen haben, aber Bjarn zischte diese Information unter einem leisen Pfiff des Erstaunens zu ihm herüber: "Morgeria? Dunkelelfen? Wir stecken in der Scheiße..."
Glücklicherweise hatte Hauptmann Kastellan seinen Kommentar nicht vernommen, sonst wäre es für Bjarn noch bittere Wahrheit geworden. Latrinen auszuheben mochte niemand und die Strafe wurde von Marvik nur allzu gern eingesetzt. Jetzt aber unterhielt er sich mit dem letzten Dunkelelfen der Gruppe, dem einzigen, der nicht nach Elitesoldat aussah. Dennoch strahlte auch er die Erfahrung eines Kämpfers aus. Und obwohl Wolf ihn nun aus der Nähe sehen konnte, fiel es ihm schwer, das Geschlecht des Elfen eindeutig zu bestimmen. Das lag nicht an seinen langen, silberweißen Haaren, sondern an der trotz kantiger Gesichtszüge eher androgynen Optik, in der er sich präsentierte. Die Lederrüstung gab zudem nicht allzu viel Aufschluss über seine Körperform. Er besaß schmale Hüften, was durchaus auch auf eine burschikose Frau schließen lassen könnte. Letztendlich konnte Wolf aber davon ausgehen, dass es sich um einen männlichen Vertreter der Elfenrasse handelte. Seine Haut wirkte selbst im Feuerschein eher gräulich wie glattgestrichene Asche. Seine Augen hingegen schienen jegliches Licht zu verschlucken. Schwarze Tusche umrahmte sie, vergrößerte so den Wirkungskreis und ließ nur schwer erkennen, wo der Blick des Fremden letztendlich begann. Nur die längliche Narbe, die sich einmal über seine linke Gesichtshälfte und auch den Bereich des Auges zog, zerstörte das Gesamtbild ein wenig. Sie gab dem Elfen aber auch etwas noch Bedrohlicheres.
Von seinen Spitzohren baumelte silberne Dolche, die viel zu filigran herausgearbeitete wirkten, als dass sie an der Front nützlich sein könnten und auch die seltsame Kette, die ihm bis auf die Brust hing, suggerierte, dass er sich lieber in keinen Kampf sütrzen sollte. Sie bestand aus reinem Bein, manche der Knochen schienen nicht einmal verarbeitet zu sein. Zeigten sie wirklich das gesamte Skelett eines spinnenartigen Getiers oder war es nur kunstvoll zusammengesetzt worden? In jedem Fall machte es den Eindruck, leicht zerstörbar zu sein. Durch die helle Knochenfarbe aber zog es automatisch den Blick auf sich.
Bild: Németh
Quelle: Pinterest
Endlich wandte Hauptmann Kastellan sich seinen Männern zu. Leider sprach er auf Celcianisch zu ihnen, so dass Wolf sich etwas mehr als üblich anstrengen musste, ihn zu verstehen. "Soldaten! Das hier ist Németh der Nachtmahr, aus dem dunkelelfischen Haus Ibris aus Morgeria. Unser allseits geliebter König Hendrik II. zu Grandessa hat in seiner unendlichen Weisheit erkannt, dass es sinnvoll ist, sich den dunklen Völkern in einem Bündnis und somit auch ihrem Eroberungsfeldzug auf weniger wichtige Teile Celcias anzuschließen. Der König wird Morgerias Truppen mit geballter Macht unterstützen. Im Gegenzug erhalten wir von dunkler Seite Verstärkung, um diesen Pfuhl der Sünde, der sich Jorsan nennt, endgültig dem Erdboden gleichzumachen."
Hauptmann Kastellan schritt an den vier Soldaten und ihrem Wundarzt in Ausbildung vorbei. Dabei ruhte für kurze Zeit sein streng kalter Blick auf jedem einzelnen von ihnen. "Umd unsere Fähigkeiten zu demonstrieren und uns die Hilfe Morgerias zuzusichern, werden wir heute Nacht ein kleines Scharmützel veranstalten. Nahe der Grenze ist ein jorsanischer Spähtrupp gesichtet worden. Ihr werdet ihn aufsuchen, attackieren und bluten lassen."
Da trat der Dunkelelf mit der Spinnenknochenkette an den Hauptmann heran. Er raunte ihm leise Worte ins Ohr, an deren hartem Klang Wolf erkannte, dass es sich erneut um die Sprache handelte, die er schon im Halbschlaf venrommen hatte, aber wieder verstand er davon kein Wort. Der Hauptmann hingegen schien ihr geläufig zu sein, denn er nickte. "Der Nachtmahr wünscht, dass ihr einen oder zwei Gefangene macht. Das ... ist neu für euch, ich weiß." Er grinste. "Normalerweise stirbt jorsanisches Geschmeiß unter unserer Klinge. Ihr seid also herausgefordert! Organisisert euch. Ihr habt Zeit bis zum Sonnenaufgang, wieder hier zu sein." Mit einem Kopfnicken deutete er zu einem Tisch nahe dem Feuer. Jemand hatte dort mit gelerrten Humpen eine grobe Karte der Umgebung bereitgelegt, auf der sich der Standpunkt des feindlichen Lagers ausmachen ließ. Die Strecke war keine Stunde von hier entfernt. Das Lager befand sich in einer kleinen Senke, die an einem Wäldchen mit Bachlauf entlang führte. Wolfs Trupp kannte diese Stelle gut. Sie diente auch ihnen gelegentlich als Rastplatz und war ein wiederholt umkämpftes Gebiet beider Seiten, um die Region zu sichern. Leider wechselte der Standort immer wieder zwischen Jorsan und Grandessa, so dass nicht einmal klar war, zu welchem Königreich der Flecken Land eigentlich gehörte. Je nachdem, welcher Trupp größer war, nahm diesen Lagerplatz ein.
Das stellte Wolf und die anderen schnell vor ein Problem: Sie waren nur zu fünft. Wenn der jorsanische Trupp mehr Einheiten besaß, würden sie es schwer haben. Aber wie sollten sie es angehen? Unter ihnen gab es keinen, der sich offensichtlich als Anführer heraustat. Maxim würde kaum den Mund aufmachen. Er folgte, aber führte nicht an und als Feldarzt war das gewiss auch besser so. Die beiden Helm-Brüder eiferten schon darüber, wer wohl die meisten Jorsaner mit dem Schwert durchbohren könnte. Nur Bjarn warf einen stillen Blick auf die Karte, dann zu Wolf. Fragend schaute er ihn an. Und über all dem musterte der Elf Németh die Gruppe mit verschränkten Armen. Im Gegensatz zum Hauptmann oder seiner eigenen Elitewache war er nicht vom Kartentisch gewichen, sondern beobachtete sehr genau, wie der Sondereinsatztrupp sich so anstellen würde.
Sein Kamerad war beinahe so schnell wie er und im lockeren Laufschritt verließen sie gemeinsam das Zelt. Synchron trabten sie dabei nebeneinander her wie zweibeinige, mehr oder weniger gut gerüstete Pferde. Die Nacht empfing sie mit frostiger Frische, obwohl die Zeit des Erwachens sich langsam dem Ende neigte. Eigentlich hätte es milder sein dürfen. Doch die Wetterverhältnisse waren nicht ungewähnlich für Grandessas Weiten. Tagsüber konnte es inzwischen schon dermaßen warm werden, dass einem bis zum Sonnenuntergang der Schweiß in den Stiefeln stand und der Gambeson am Körper klebte. Nachts hingegen war man um jede Schicht Stoff mehr auf den Rippen dankbar. Vor allem in höher gelegenen Lagen oder der weiten Fläche einer verlassenen Kuhweide konnte die Nacht einen Soldaten durchaus zum Zittern bringen. Entsprechend hoch wurden die Feuer geschürt und auch das Lagerlicht, auf dem Wolf und Bjarn zuhielten, erhellte seine Umgebung weitläufig.
Mit einem Blick an seiner geliebten Armbrust Theresa vorbei wandte Wolf sich an seinen Mitläufer: "Hast du 'ne Ahnung, um was es gehen könnte?"
Bjarn gelang es, selbst im zügigen Laufschritt die Schultern zu heben. Sein Kamerad war in etwa gleich alt, vielleicht ein oder zwei Jahresläufe mehr auf den Knochen. Wie Wolf hatte er sich einen wohl gestutzten Bart stehen lassen. Bjarns war allerdings flachsblond wie sein Haar, das er sich nur mit reichlich Protest hatte scheren lassen. Wolf erinnerte sich wohl an den Burschen von damals, der die halbe Nacht hindurch lautstark geweint hatte, weil man seine wunderschöne Flachsmähne einfach abgesäbelt hatte. Das Weinen stellte sich mit einer Tracht Prügel damals schnell ein. Zudem war es ein gut statuiertes Exempel, das den anderen neuen Zwangsrekruten verdeutlichte, dass die Kindheit soeben ein Ende genommen hatte und eine Ohrfeige vom Vater wegen Faulheit oder Widerspruch nur die Vorbereitung dessen war, was nun auf sie zukam. Bjarn und Wolfram hatten sich an das raue Leben gewöhnt. Es hatte sie diszipliniert und geformt, aber auch abgebrüht werden lassen. Nicht zuletzt, weil sie schon in jungen Jahren gezwungen gewesen waren, mit ihren Waffen jorsanisches Leben zu nehmen oder Grandessarer sterben zu sehen. Sie hatten sich aus Sicht des Militärs gut entwickelt und das sah auch Bjarn so.
"Wir sind die Besten des Jahrgangs unserer Truppe", meinte er ohne jegliche Prahlerei. Es war schlichtweg eine Tatsache. Gerade Wolf hatte sich mit Theresa mehr als einmal hervorgetan. Ihre Bolzen trafen zielsicher und oftmals tödlich. Vor allem war er in den letzten Jahren beim Nachladen immer schneller geworden, ohne die Ruhe zu verlieren. "Wird sicher eine Nacht- und Nebelaktion gegen das stinkende Jorsanerpack. Das Übliche eben."
Das Übliche war es nicht, wie sich am Feuer selbst herausstellte. Bjarn irrte und schaute nicht schlecht, als er der Gestalten im runden Lichtschein gewahr wurde. Er und Wolf nahmen bei den versammelten Soldaten ihres Trupps Aufstellung. Viele waren sie nicht, aber allesamt jene, die sich in den letzten Wochen positiv auffällig verhalten oder großartige Leistung erbracht hatten. Da waren neben Bjarn und Wolfram an den Armbrüsten noch die beiden Brüder Friedhelm und Wildhelm am Schwert. Wortkarge Zwillinge mit Augen wie Eis und struppig braunem Haar. Trotz seines Namens galt Friedhelm als eifriger, wenn es darum ging, einen Jorsaner niederzustrecken. Die beiden lebten die Propaganda ihres Königreiches und für sie war alles und jeder jenseits der Grenze ein Feind. Neben den beiden stand Maxim, dessen Namen eigentlich nur jene kannten, sie sich eingehender mit ihm beschäftigen. Der Hauptmann und die meisten älteren Soldaten, sowie sein Ausbilder schimpften ihn nämlich nur den "Feigling". Dass er sich mit der jungen Elite der Truppe jetzt am Feuer versammelte, lag an seinem Talent als Wundarzt. Der Bursche zählte noch keine dreizehn Jahre und doch konnte ihm der alteingesessene Feldarzt ihrer Truppe kaum noch etwas beibringen. Kämpferisch eine absolute Niete schaffte es Maxim, noch jene von des Gevatters Sense springen zu lassen, die mit einem Fuß schon im Boot zur Todesinsel Kata Mayan standen. Der Junge besaß Talent und man munkelte, er heilte auf magische Weise mit den Händen. Gesehen hatte Wolf es bislang noch nicht, aber als Armbrustschütze stand er selten direkt dem Feind gegenüber und musste nicht so viele Verletzungen kassieren wie andere.
Hier waren sie nun, die fünf Besten. Sie alle warteten diszipliniert, aber unwissend, weshalb man sie herbeordert hatte. Es war ihren Mienen anzusehen. Mehr Überraschung, bei Maxim sogar ein wenig Unbehagen, stellte sich ein, als sie die anderen Versammelten am Feuer musterten. Natürlich stand ihr Hauptmann dort, Marvik Kastellan. Ein Raubein und keineswegs so humorvoll wie Rutger. Er wusste, was seine Männer leisten konnten und entsprechend erwartete er auch nichts Geringeres. All die Gestalten in seinem Beisein hingegen waren ... außergewöhnlich. Nur ein Jorsaner, der ihrem Hauptmann freundlich die Hand schüttelte, hätte wohl mehr Aufsehen erregt.
Dunkelelfen. Fünf an der Zahl, wobei vier von ihnen eindeutig wie Elite-Leibwachen aussahen. Sie trugen schwarze Platte, die viel zu schwer für ihre eher drahtigen Körper wirkte. Dennoch schienen sie sich darin gut bewegen zu können. Langschwerter hingen in schwarzen Scheiden von ihren Gürteln, Dolche als Ersatz- oder Parierwaffe waren auch zugegen. Keiner von ihnen schien ein Fernkämpfer zu sein, jedenfalls konnte Wolf keine Fernwaffen bei ihnen erkennen. Dafür aber prangte auf ihren schwarz-purpurnen Wappenröcken ein Stern aus giftgrünen Pfeil- oder Speerspitzen, in dessen Mitte der angriffslustige Kopf einer Fledermaus mit aufgerissenem Maul zu sehen war. Das Wappen Morgerias, Wolf mochte es in seinem Leben noch nicht gesehen haben, aber Bjarn zischte diese Information unter einem leisen Pfiff des Erstaunens zu ihm herüber: "Morgeria? Dunkelelfen? Wir stecken in der Scheiße..."
Glücklicherweise hatte Hauptmann Kastellan seinen Kommentar nicht vernommen, sonst wäre es für Bjarn noch bittere Wahrheit geworden. Latrinen auszuheben mochte niemand und die Strafe wurde von Marvik nur allzu gern eingesetzt. Jetzt aber unterhielt er sich mit dem letzten Dunkelelfen der Gruppe, dem einzigen, der nicht nach Elitesoldat aussah. Dennoch strahlte auch er die Erfahrung eines Kämpfers aus. Und obwohl Wolf ihn nun aus der Nähe sehen konnte, fiel es ihm schwer, das Geschlecht des Elfen eindeutig zu bestimmen. Das lag nicht an seinen langen, silberweißen Haaren, sondern an der trotz kantiger Gesichtszüge eher androgynen Optik, in der er sich präsentierte. Die Lederrüstung gab zudem nicht allzu viel Aufschluss über seine Körperform. Er besaß schmale Hüften, was durchaus auch auf eine burschikose Frau schließen lassen könnte. Letztendlich konnte Wolf aber davon ausgehen, dass es sich um einen männlichen Vertreter der Elfenrasse handelte. Seine Haut wirkte selbst im Feuerschein eher gräulich wie glattgestrichene Asche. Seine Augen hingegen schienen jegliches Licht zu verschlucken. Schwarze Tusche umrahmte sie, vergrößerte so den Wirkungskreis und ließ nur schwer erkennen, wo der Blick des Fremden letztendlich begann. Nur die längliche Narbe, die sich einmal über seine linke Gesichtshälfte und auch den Bereich des Auges zog, zerstörte das Gesamtbild ein wenig. Sie gab dem Elfen aber auch etwas noch Bedrohlicheres.
Von seinen Spitzohren baumelte silberne Dolche, die viel zu filigran herausgearbeitete wirkten, als dass sie an der Front nützlich sein könnten und auch die seltsame Kette, die ihm bis auf die Brust hing, suggerierte, dass er sich lieber in keinen Kampf sütrzen sollte. Sie bestand aus reinem Bein, manche der Knochen schienen nicht einmal verarbeitet zu sein. Zeigten sie wirklich das gesamte Skelett eines spinnenartigen Getiers oder war es nur kunstvoll zusammengesetzt worden? In jedem Fall machte es den Eindruck, leicht zerstörbar zu sein. Durch die helle Knochenfarbe aber zog es automatisch den Blick auf sich.
Bild: Németh
Quelle: Pinterest
Endlich wandte Hauptmann Kastellan sich seinen Männern zu. Leider sprach er auf Celcianisch zu ihnen, so dass Wolf sich etwas mehr als üblich anstrengen musste, ihn zu verstehen. "Soldaten! Das hier ist Németh der Nachtmahr, aus dem dunkelelfischen Haus Ibris aus Morgeria. Unser allseits geliebter König Hendrik II. zu Grandessa hat in seiner unendlichen Weisheit erkannt, dass es sinnvoll ist, sich den dunklen Völkern in einem Bündnis und somit auch ihrem Eroberungsfeldzug auf weniger wichtige Teile Celcias anzuschließen. Der König wird Morgerias Truppen mit geballter Macht unterstützen. Im Gegenzug erhalten wir von dunkler Seite Verstärkung, um diesen Pfuhl der Sünde, der sich Jorsan nennt, endgültig dem Erdboden gleichzumachen."
Hauptmann Kastellan schritt an den vier Soldaten und ihrem Wundarzt in Ausbildung vorbei. Dabei ruhte für kurze Zeit sein streng kalter Blick auf jedem einzelnen von ihnen. "Umd unsere Fähigkeiten zu demonstrieren und uns die Hilfe Morgerias zuzusichern, werden wir heute Nacht ein kleines Scharmützel veranstalten. Nahe der Grenze ist ein jorsanischer Spähtrupp gesichtet worden. Ihr werdet ihn aufsuchen, attackieren und bluten lassen."
Da trat der Dunkelelf mit der Spinnenknochenkette an den Hauptmann heran. Er raunte ihm leise Worte ins Ohr, an deren hartem Klang Wolf erkannte, dass es sich erneut um die Sprache handelte, die er schon im Halbschlaf venrommen hatte, aber wieder verstand er davon kein Wort. Der Hauptmann hingegen schien ihr geläufig zu sein, denn er nickte. "Der Nachtmahr wünscht, dass ihr einen oder zwei Gefangene macht. Das ... ist neu für euch, ich weiß." Er grinste. "Normalerweise stirbt jorsanisches Geschmeiß unter unserer Klinge. Ihr seid also herausgefordert! Organisisert euch. Ihr habt Zeit bis zum Sonnenaufgang, wieder hier zu sein." Mit einem Kopfnicken deutete er zu einem Tisch nahe dem Feuer. Jemand hatte dort mit gelerrten Humpen eine grobe Karte der Umgebung bereitgelegt, auf der sich der Standpunkt des feindlichen Lagers ausmachen ließ. Die Strecke war keine Stunde von hier entfernt. Das Lager befand sich in einer kleinen Senke, die an einem Wäldchen mit Bachlauf entlang führte. Wolfs Trupp kannte diese Stelle gut. Sie diente auch ihnen gelegentlich als Rastplatz und war ein wiederholt umkämpftes Gebiet beider Seiten, um die Region zu sichern. Leider wechselte der Standort immer wieder zwischen Jorsan und Grandessa, so dass nicht einmal klar war, zu welchem Königreich der Flecken Land eigentlich gehörte. Je nachdem, welcher Trupp größer war, nahm diesen Lagerplatz ein.
Das stellte Wolf und die anderen schnell vor ein Problem: Sie waren nur zu fünft. Wenn der jorsanische Trupp mehr Einheiten besaß, würden sie es schwer haben. Aber wie sollten sie es angehen? Unter ihnen gab es keinen, der sich offensichtlich als Anführer heraustat. Maxim würde kaum den Mund aufmachen. Er folgte, aber führte nicht an und als Feldarzt war das gewiss auch besser so. Die beiden Helm-Brüder eiferten schon darüber, wer wohl die meisten Jorsaner mit dem Schwert durchbohren könnte. Nur Bjarn warf einen stillen Blick auf die Karte, dann zu Wolf. Fragend schaute er ihn an. Und über all dem musterte der Elf Németh die Gruppe mit verschränkten Armen. Im Gegensatz zum Hauptmann oder seiner eigenen Elitewache war er nicht vom Kartentisch gewichen, sondern beobachtete sehr genau, wie der Sondereinsatztrupp sich so anstellen würde.
- Wolf
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- Beiträge: 3
- Registriert: Samstag 9. November 2024, 10:54
- Moderator des Spielers: Kazel Tenebrée
- Aufenthaltsort: Das Grenzdorf Troman
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Grandessaner
- Sprachen: Garmisch
- Beruf: Soldat
- Fähigkeiten: Armbrust (gut)
Dolch (durchschnittlich)
Wahrnehmung (gut)
Konzentration (überdurchschnittlich)
Handwerkskenntnisse (rudimentär)
Überleben in der Natur (überdurchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 0L, 17F
- Ausrüstung: *Mittlere Armbrust mit Schlagdorn am Steigbügel
*Geißfuß (Spannhilfe)
* Zwei gefüllte Bolzenbeutel (2 x 20, unterschiedliche Spitzen)
* Ersatzsehne
* Einfacher Dolch
* Schnitzmesser
* Kleiner Handwerksbeutel (Nadel & Zwirn, Leimtöpfchen, Pergament-, Leder- und Federreste)
* Schmucklose Holzpfeife
* Billiger Pfeifentabak (etwa 20 Gramm)
* Selbstgeschnitzte Flöte
* Zunderbüchse
* Kleiner Wetzstein
* Dünne Decke
* Geldbeutel (14 Füchse)
* Lederner Gürtel
* Mehrfach geflickter Gambeson
* Stoffkapuze
* Lederne fingerlose Handschuhe
* Billige Lederstiefel
Re: Im Feldlager
Dunkelelfen. Nachtmahre. Das dunkle Volk Morgerias.
Stramm und ohne Regung, wie es sich für einen guten Soldaten gehört, stand Wolf neben seinen Kameraden und studierte aufmerksam die exotischen Neuankömmlinge im flackernden Schein des Feuers. Ihre Gesichter, ihre Ausrüstung, ihre Sprache – alles an ihnen wirkte fremd und auf durchdringende Weise falsch. Unmenschlich – ja, dies war unter den gegebenen Umständen wohl der richtige Begriff. Denn es waren keine Menschen, die sie vor sich hatten.
Wolf dachte an die Erzählungen aus seiner Kindheit. Sie lagen schon lange zurück, und doch waren sie ihm dunkel in Erinnerung geblieben. Geschichten von wilden Orks, die mit Vorliebe Kinder fraßen. Von hinterlistige Waldelfen, die Knaben mit ihren Reizen in den Wald lockten, um sie dort dann bis auf die Knochen abzunagen. Von gerissenen Zwergen, die durch hinterlistige Geschäfte den Nachwuchs von ganzen Dörfern versklavten und in ihren Minen schuften ließ - nur um ihn dann natürlich ebenfalls zu verspeisen. Wenn es nach grandessanischen Ammenmärchen ging, schienen Menschenkinder für die vielen fremden Völker Celcias eine wahre Delikatesse zu sein. Wolf war alt genug, um zu verstehen, dass man all dies nicht für bare Münze nehmen durfte. Doch steckte nicht in jeder Geschichte zumindest ein Funken Wahrheit?
Es bedurfte allenfalls nicht viel Fantasie, die grauhäutigen Gäste der bedrohlichen Welt dieser Schauergeschichten zuzuordnen. Allen voran den Elfen, den Hauptmann Kastellan ihnen als Németh vorstellte – einen Adeligen zu allem Übel. Noch hatte Wolf die Hoffnung gehabt, es handle sich bei den Nachtmahren um ein angeheuertes Söldnerheer. Ein unbedachter, womöglich verzweifelter Schritt, um das Blatt an der Südfront nach all den Jahren endlich zu wenden. Doch die Worte des Hauptmanns brachten Klarheit: Ein Bündnis, eine unheilige Allianz mit dem dunklen Volk einzugehen, war eine gänzlich andere Stufe der Eskalation dieses Krieges, mit der Wolf nicht gerechnet hatte. Und nun waren sie es, denen der Genuss dieser fragwürdigen Zusammenarbeit unmittelbar zuteilwurde. Wie die Böcke, die sich auf Geheiß des Schäfers mit den Wölfen zusammenraufen mussten, um die Weide der Nachbarsherde in Beschlag zu nehmen. Es wirkte wie ein absurder Scherz, ein schlechter Traum. Blanker Wahnsinn…
Unmerkbar leise blies Wolf die Luft aus seinen Lungen und krümmte die Zehen in den Stiefeln, um das Blut durch seine Beine fließen zu lassen. Ruhig. Er blendete all die sich in ihm aufbauschenden Gefühle aus, ließ alle Fragen unbeantwortet verklingen. Wurde sich wieder bewusst, wer er war. Nur ein Soldat, nur ein einfacher Mann. Jemand, dem die große weite Welt viel zu groß und zu weit war, um ihre Vorgänge nur annähernd zu begreifen. Es war nicht seine Bestimmung, sich den Kopf über die Führung dieses Krieges zu zerbrechen, noch weniger darüber, wie das Leben danach sein würde. Dies war das Los anderer. Seine Bestimmung war es, Befehlen zu folgen. Weiter nichts.
So lauschte der Grandessaner angespannt den Ausführungen seines Hauptmanns, ohne eine Miene zu verziehen. Auch als Németh an diesen herantrat und ihm in seiner merkwürdigen Sprache ins Ohr flüsterte, blieb Wolf still. Erst als Kastellan sie mit einer halbherzigen Geste zum bereitgestellten Tisch beorderte, schritt er gemeinsam mit seinen Kameraden nach vorne. Zögerlich, denn der erhaltene Auftrag unterschied sich in einer Hinsicht deutlich von allen anderen nächtlichen Unterfangen, die er bisher hatte bestreiten müssen, von der Anwesenheit der Dunkelelfen einmal abgesehen: Ihnen fehlte ein Anführer.
Wolf sah in die Gesichter der anderen, als sie sich um den Tisch mit der Karte versammelten. Ohne ranghöheren Soldaten galt unter ihnen das ungeschriebene Gesetz der Seniorität – dem Vorrang von Erfahrung. Doch mit der Ausnahme von Maxim waren sie sich in dieser Hinsicht ebenbürtig. Zwar hatten sie alle bereits im Gefecht kleinere Gruppen angeführt, doch stets unter dem Befehl und im Sinne eines Kampfplans Ranghöherer. Sie waren gute Krieger – womöglich sogar die besten im ganzen Lager. Aber Verantwortung über die Leben anderer hatte bisher noch nie schwer auf ihren Schultern gelastet. Und vielleicht war dies auch besser so.
Ein Blick zu Friedhelm und Windhelm, den zwei Schwertkämpfern, die im Lager als „die beiden Helme“ bekannt waren, bestätigte Wolfs Vorurteil. An der Klinge konnte ihnen niemand etwas vormachen, doch ihr Temperament schien ihnen dabei stets im Weg zu stehen. Soweit Wolf es abschätzen konnte, besaßen sie gemeinsam so viel strategisches Feingefühl, wie ein Eber Titten. Die Aussicht, unter ihren Anweisungen in den Kampf zu ziehen, erfüllte ihn nicht gerade mit Wohlbehagen. Doch anscheinend waren die Brüder gerade ohnehin mit ihren rivalisierenden Spielchen beschäftigt, sodass keine ernstzunehmenden Führungsansprüche von ihnen zu erwarten war.
Maxim stand zu Wolfs Linken und wirkte wie immer komplett fehl am Platz. Sie kannten sich nur flüchtig, doch Wolf hatte so manches über sein unnatürliches Talent in der Behandlung von Wunden gehört. Da angeblich Magie im Spiel sein sollte, hatte er bisher immer einen Bogen um den Jungen gemacht, was nicht besonders schwer gewesen war, wurde dieser doch von den meisten sozialen Aspekten des Lagerlebens ausgegrenzt. Wolf war nicht davon überzeugt, dass der Knabe eine Bereicherung ihres kleinen Trupps war. Ihm fiel ein Dutzend Männer ein, die er lieber an seiner Seite hätte.
Männer wie Bjarn. Wolf sah zu seinem Waffenbruder hinüber und registrierte mit Erleichterung, dass dieser bereits begonnen hatte die Karte zu studieren. Gemeinsam mit Bjarn hatte er bereits mehrere Kämpfe erlebt, größtenteils kleinere Geplänkel und Hinterhalte. Der blonde Armbrustschütze hatte dabei stets kühlen Kopf bewahrt, war keine unnötigen Risiken eingegangen und hatte dennoch in entscheidenden Momenten Mut bewiesen. Mit einem solchen Anführer konnte Wolf seinen Frieden finden.
Etwas beruhigt senkte somit auch er den Kopf in Richtung des Pergaments und vergewisserte sich seiner Ortskenntnis. Nach einer Weile sah er wieder auf und bemerkte, dass der Dunkelelf mit der Knochenkette nicht vom Fleck gewichen war. Er beobachtete sie wie ein Falke auf der Jagd. Seine dunklen Augen ruhten aufmerksam auf ihnen. Nein… direkt auf ihm.
Wolf blinzelte und sah wieder zu Bjarn hinüber. Dieser hatte aufgehört die Karte zu studieren und sah ihn ebenfalls erwartungsvoll an. Wolf runzelte die Stirn. Erst dann bemerkte er, dass auch Maxim und die beiden Helme sich gänzlich ihm zugewandt hatten. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Er räusperte sich. Schon wollte er auf Garmisch sprechen, da besann er sich eines Besseren. Zwar hatte der Dunkelelf keine Anstalten gemacht, mit ihnen direkt in Kontakt zu treten, doch die Tatsache, dass der Hauptmann sie erstmalig auf Celcianisch adressiert hatte, war Grund genug, davon auszugehen, dass Németh ihren Ausführungen folgen wollte. So begann er mit starkem Akzent zu sprechen.
„Werden wohl nicht mehr als ein Dutzend sein. Zumindest haben wir es bei unseren Hinterhalten immer mit vergleichbaren Gruppenstärken zu tun, wenn es sich um Spähtrupps handelt.“ Von Bjarn kam ein Nicken, doch mehr nicht. Nun da Wolf den Fehler begonnen hatte als Erster zu reden, konnte er schwer aufhören. Zumindest nicht, bis ihn jemand der anderen Soldaten ablösen wurde. Es bestand immer noch Hoffnung. Also fuhr er fort: „Ein Drittel von Ihnen wird Wache halten, wenn sie nicht vollkommen verrückt sind. Sie wissen, dass dies umkämpftes Gebiet ist. Man legt sich nicht vor die Wolfshöhle und pennt.“
Wieder zustimmendes Nicken von seinen Kameraden. Nun schwieg Wolf, den anderen eine Einladung erteilend, die deutlicher nicht hätte sein können. Doch es kam nichts. Diesmal konnte Wolf sich ein hörbares Seufzen nicht verkneifen. Er lehnte sich vor, stützte sich mit den Handflächen am Tisch ab. Eine Weile stand er da, scheinbar planlos. Doch als er erneut den Mund öffnete, verflüchtigte sich dieser Eindruck jedoch sehr schnell.
„Unsere beste…“. Wolf suchte für einen Sekundenbruchteil nach dem passenden Wort auf Celcianisch „…unsere beste Chance ist ein direkter Angriff. Wir sind zu wenige, um sie zu umzingeln, darum müssen wir schnell und entschlossen vorstoßen.“ Sein Blick war nun ausschließlich auf die Karte gerichtet. Jegliche Spannung schien mit einem Mal von ihm abgefallen zu sein. „Wir nähern uns ihnen von zwei Richtungen aus dem Wald. Hier, und hier.“ Er deutete auf zwei Stellen an der Karte. „Wenn wir die Wachen von zwei Seiten lautlos ausschalten, haben wir gute Chancen, sie mit heruntergelassenen Hosen zu erwischen. Wir brauchen dafür zwei Kampfpaare“. Wolf blickte auf, sah die beiden streitsüchtigen Brüder und den schwächlichen Knaben vor sich stehen. Probleme, die es zu lösen galt. „Ein Nahkämpfer geht mit einem Armbrustschützen zusammen, beide bleiben dicht beieinander. Die Paare halten Sichtkontakt und unterstützen sich nach Möglichkeit. Junge, du bleibst zwischen den Kampfpaaren aber abseits des Kampfes – deine Aufgabe ist es uns vor Veränderungen zu warnen und uns auf Ziele aufmerksam zu machen. Halt dich bedeckt und nutze das hohe Gras als Deckung.“
Wolf sah auf und wusste, dass die Augen des Dunkelelfs auf ihn ruhten. Er blickte bewusst nicht in seine Richtung, sondern trat einen Schritt vom Tisch zurück und kratzte sich am Hinterkopf. „So… so würd ich es zumindest machen.“
Stramm und ohne Regung, wie es sich für einen guten Soldaten gehört, stand Wolf neben seinen Kameraden und studierte aufmerksam die exotischen Neuankömmlinge im flackernden Schein des Feuers. Ihre Gesichter, ihre Ausrüstung, ihre Sprache – alles an ihnen wirkte fremd und auf durchdringende Weise falsch. Unmenschlich – ja, dies war unter den gegebenen Umständen wohl der richtige Begriff. Denn es waren keine Menschen, die sie vor sich hatten.
Wolf dachte an die Erzählungen aus seiner Kindheit. Sie lagen schon lange zurück, und doch waren sie ihm dunkel in Erinnerung geblieben. Geschichten von wilden Orks, die mit Vorliebe Kinder fraßen. Von hinterlistige Waldelfen, die Knaben mit ihren Reizen in den Wald lockten, um sie dort dann bis auf die Knochen abzunagen. Von gerissenen Zwergen, die durch hinterlistige Geschäfte den Nachwuchs von ganzen Dörfern versklavten und in ihren Minen schuften ließ - nur um ihn dann natürlich ebenfalls zu verspeisen. Wenn es nach grandessanischen Ammenmärchen ging, schienen Menschenkinder für die vielen fremden Völker Celcias eine wahre Delikatesse zu sein. Wolf war alt genug, um zu verstehen, dass man all dies nicht für bare Münze nehmen durfte. Doch steckte nicht in jeder Geschichte zumindest ein Funken Wahrheit?
Es bedurfte allenfalls nicht viel Fantasie, die grauhäutigen Gäste der bedrohlichen Welt dieser Schauergeschichten zuzuordnen. Allen voran den Elfen, den Hauptmann Kastellan ihnen als Németh vorstellte – einen Adeligen zu allem Übel. Noch hatte Wolf die Hoffnung gehabt, es handle sich bei den Nachtmahren um ein angeheuertes Söldnerheer. Ein unbedachter, womöglich verzweifelter Schritt, um das Blatt an der Südfront nach all den Jahren endlich zu wenden. Doch die Worte des Hauptmanns brachten Klarheit: Ein Bündnis, eine unheilige Allianz mit dem dunklen Volk einzugehen, war eine gänzlich andere Stufe der Eskalation dieses Krieges, mit der Wolf nicht gerechnet hatte. Und nun waren sie es, denen der Genuss dieser fragwürdigen Zusammenarbeit unmittelbar zuteilwurde. Wie die Böcke, die sich auf Geheiß des Schäfers mit den Wölfen zusammenraufen mussten, um die Weide der Nachbarsherde in Beschlag zu nehmen. Es wirkte wie ein absurder Scherz, ein schlechter Traum. Blanker Wahnsinn…
Unmerkbar leise blies Wolf die Luft aus seinen Lungen und krümmte die Zehen in den Stiefeln, um das Blut durch seine Beine fließen zu lassen. Ruhig. Er blendete all die sich in ihm aufbauschenden Gefühle aus, ließ alle Fragen unbeantwortet verklingen. Wurde sich wieder bewusst, wer er war. Nur ein Soldat, nur ein einfacher Mann. Jemand, dem die große weite Welt viel zu groß und zu weit war, um ihre Vorgänge nur annähernd zu begreifen. Es war nicht seine Bestimmung, sich den Kopf über die Führung dieses Krieges zu zerbrechen, noch weniger darüber, wie das Leben danach sein würde. Dies war das Los anderer. Seine Bestimmung war es, Befehlen zu folgen. Weiter nichts.
So lauschte der Grandessaner angespannt den Ausführungen seines Hauptmanns, ohne eine Miene zu verziehen. Auch als Németh an diesen herantrat und ihm in seiner merkwürdigen Sprache ins Ohr flüsterte, blieb Wolf still. Erst als Kastellan sie mit einer halbherzigen Geste zum bereitgestellten Tisch beorderte, schritt er gemeinsam mit seinen Kameraden nach vorne. Zögerlich, denn der erhaltene Auftrag unterschied sich in einer Hinsicht deutlich von allen anderen nächtlichen Unterfangen, die er bisher hatte bestreiten müssen, von der Anwesenheit der Dunkelelfen einmal abgesehen: Ihnen fehlte ein Anführer.
Wolf sah in die Gesichter der anderen, als sie sich um den Tisch mit der Karte versammelten. Ohne ranghöheren Soldaten galt unter ihnen das ungeschriebene Gesetz der Seniorität – dem Vorrang von Erfahrung. Doch mit der Ausnahme von Maxim waren sie sich in dieser Hinsicht ebenbürtig. Zwar hatten sie alle bereits im Gefecht kleinere Gruppen angeführt, doch stets unter dem Befehl und im Sinne eines Kampfplans Ranghöherer. Sie waren gute Krieger – womöglich sogar die besten im ganzen Lager. Aber Verantwortung über die Leben anderer hatte bisher noch nie schwer auf ihren Schultern gelastet. Und vielleicht war dies auch besser so.
Ein Blick zu Friedhelm und Windhelm, den zwei Schwertkämpfern, die im Lager als „die beiden Helme“ bekannt waren, bestätigte Wolfs Vorurteil. An der Klinge konnte ihnen niemand etwas vormachen, doch ihr Temperament schien ihnen dabei stets im Weg zu stehen. Soweit Wolf es abschätzen konnte, besaßen sie gemeinsam so viel strategisches Feingefühl, wie ein Eber Titten. Die Aussicht, unter ihren Anweisungen in den Kampf zu ziehen, erfüllte ihn nicht gerade mit Wohlbehagen. Doch anscheinend waren die Brüder gerade ohnehin mit ihren rivalisierenden Spielchen beschäftigt, sodass keine ernstzunehmenden Führungsansprüche von ihnen zu erwarten war.
Maxim stand zu Wolfs Linken und wirkte wie immer komplett fehl am Platz. Sie kannten sich nur flüchtig, doch Wolf hatte so manches über sein unnatürliches Talent in der Behandlung von Wunden gehört. Da angeblich Magie im Spiel sein sollte, hatte er bisher immer einen Bogen um den Jungen gemacht, was nicht besonders schwer gewesen war, wurde dieser doch von den meisten sozialen Aspekten des Lagerlebens ausgegrenzt. Wolf war nicht davon überzeugt, dass der Knabe eine Bereicherung ihres kleinen Trupps war. Ihm fiel ein Dutzend Männer ein, die er lieber an seiner Seite hätte.
Männer wie Bjarn. Wolf sah zu seinem Waffenbruder hinüber und registrierte mit Erleichterung, dass dieser bereits begonnen hatte die Karte zu studieren. Gemeinsam mit Bjarn hatte er bereits mehrere Kämpfe erlebt, größtenteils kleinere Geplänkel und Hinterhalte. Der blonde Armbrustschütze hatte dabei stets kühlen Kopf bewahrt, war keine unnötigen Risiken eingegangen und hatte dennoch in entscheidenden Momenten Mut bewiesen. Mit einem solchen Anführer konnte Wolf seinen Frieden finden.
Etwas beruhigt senkte somit auch er den Kopf in Richtung des Pergaments und vergewisserte sich seiner Ortskenntnis. Nach einer Weile sah er wieder auf und bemerkte, dass der Dunkelelf mit der Knochenkette nicht vom Fleck gewichen war. Er beobachtete sie wie ein Falke auf der Jagd. Seine dunklen Augen ruhten aufmerksam auf ihnen. Nein… direkt auf ihm.
Wolf blinzelte und sah wieder zu Bjarn hinüber. Dieser hatte aufgehört die Karte zu studieren und sah ihn ebenfalls erwartungsvoll an. Wolf runzelte die Stirn. Erst dann bemerkte er, dass auch Maxim und die beiden Helme sich gänzlich ihm zugewandt hatten. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Er räusperte sich. Schon wollte er auf Garmisch sprechen, da besann er sich eines Besseren. Zwar hatte der Dunkelelf keine Anstalten gemacht, mit ihnen direkt in Kontakt zu treten, doch die Tatsache, dass der Hauptmann sie erstmalig auf Celcianisch adressiert hatte, war Grund genug, davon auszugehen, dass Németh ihren Ausführungen folgen wollte. So begann er mit starkem Akzent zu sprechen.
„Werden wohl nicht mehr als ein Dutzend sein. Zumindest haben wir es bei unseren Hinterhalten immer mit vergleichbaren Gruppenstärken zu tun, wenn es sich um Spähtrupps handelt.“ Von Bjarn kam ein Nicken, doch mehr nicht. Nun da Wolf den Fehler begonnen hatte als Erster zu reden, konnte er schwer aufhören. Zumindest nicht, bis ihn jemand der anderen Soldaten ablösen wurde. Es bestand immer noch Hoffnung. Also fuhr er fort: „Ein Drittel von Ihnen wird Wache halten, wenn sie nicht vollkommen verrückt sind. Sie wissen, dass dies umkämpftes Gebiet ist. Man legt sich nicht vor die Wolfshöhle und pennt.“
Wieder zustimmendes Nicken von seinen Kameraden. Nun schwieg Wolf, den anderen eine Einladung erteilend, die deutlicher nicht hätte sein können. Doch es kam nichts. Diesmal konnte Wolf sich ein hörbares Seufzen nicht verkneifen. Er lehnte sich vor, stützte sich mit den Handflächen am Tisch ab. Eine Weile stand er da, scheinbar planlos. Doch als er erneut den Mund öffnete, verflüchtigte sich dieser Eindruck jedoch sehr schnell.
„Unsere beste…“. Wolf suchte für einen Sekundenbruchteil nach dem passenden Wort auf Celcianisch „…unsere beste Chance ist ein direkter Angriff. Wir sind zu wenige, um sie zu umzingeln, darum müssen wir schnell und entschlossen vorstoßen.“ Sein Blick war nun ausschließlich auf die Karte gerichtet. Jegliche Spannung schien mit einem Mal von ihm abgefallen zu sein. „Wir nähern uns ihnen von zwei Richtungen aus dem Wald. Hier, und hier.“ Er deutete auf zwei Stellen an der Karte. „Wenn wir die Wachen von zwei Seiten lautlos ausschalten, haben wir gute Chancen, sie mit heruntergelassenen Hosen zu erwischen. Wir brauchen dafür zwei Kampfpaare“. Wolf blickte auf, sah die beiden streitsüchtigen Brüder und den schwächlichen Knaben vor sich stehen. Probleme, die es zu lösen galt. „Ein Nahkämpfer geht mit einem Armbrustschützen zusammen, beide bleiben dicht beieinander. Die Paare halten Sichtkontakt und unterstützen sich nach Möglichkeit. Junge, du bleibst zwischen den Kampfpaaren aber abseits des Kampfes – deine Aufgabe ist es uns vor Veränderungen zu warnen und uns auf Ziele aufmerksam zu machen. Halt dich bedeckt und nutze das hohe Gras als Deckung.“
Wolf sah auf und wusste, dass die Augen des Dunkelelfs auf ihn ruhten. Er blickte bewusst nicht in seine Richtung, sondern trat einen Schritt vom Tisch zurück und kratzte sich am Hinterkopf. „So… so würd ich es zumindest machen.“
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Re: Im Feldlager
Es wunderte Wolf wenig, dass dieser Dunkelelf noch einen Spitznamen besaß. Der Nachtmahr. Als hätte es nicht gereicht, dass er offenbar auch noch aus einem Adelshaus stammte, obwohl Wolf niemals vom Haus Ibris gehört hatte. Allerdings bedeutete das nichts. Mit jenen selbsternannten Obrigkeiten hatte er bislang nichts zu tun und seine Treue galt einzig und allein dem König. Wenn dieser also entschied, dass man sich mit Dunkelelfen zusammentat, um erst Jorsan zu erobern und anschließend ihre Truppen bei ihren eigenen Feldzügen zu verstärken, dann konnte er es als Soldat nur so akzeptieren. Seine Meinung zählte ebenso wenig wie sie es damals getan hatte, als man ihn von seinem Heimathof aus mitgenommen und seiner Familie entrissen hatte. Er konnte im Grunde froh sein, dass es grandessarische Soldaten gewesen waren, die ihn mitgenommen hatten. Wären damals schon die Dunklen durch ihr Königreich gewandelt, hätten sie ihn vermutlich nicht nur verschleppt, sondern auch gefressen. Wolfram kannte die Geschichten und Schauermärchen, welche sich um Elfen, Zwerge und einfach jeden drehten, der weder Mensch noch Grandessarer war. Sie alle fraßen Kinder, töteten Männer und schändeten Frauen. Es war das klassische Feindbild, das sich volksübergreifend auf alles Fremde erstreckte. Es wurde den Kindern schon früh und einer Vielzahl an Variationen erzählt, um es ihnen rechtzeitig einzutrichtern. Genauso wie sein Vater ihm stets schaurige Märchen erzählte, um ihn daran zu erinnern, niemals mit einem Wolf zu verhandeln. Dabei hatte er immer schief gegrinst und gesagt: "Wölfe lieben es nämlich, kleine Schweinchen, Großmütter und Mädchen mit roten Kappen zu fressen. Magst du rot, Wölfchen?" Wölfchen ... so hatte er ihn nur in seinen Kindertagen genannt, als solche Geschichten erzählt worden waren. Später änderte es sich. Sein normaler Name fand Platz und die Märchen mussten den Erzählungen von Menschen fressenden Elfen, Zwergen, Gnomen, Goblins und natürlich Jorsanern weichen. Wieviel Wahres an derlei Erzählungen dran war, wusste Wolf nicht zu sagen. Er dachte aber auch nicht darüber nach, jedenfalls nicht im Moment. Es gab Wichtigeres zu tun. Sein Geist war darauf getrimmt worden, sich um Probleme zu kümmern, die vor ihm lagen - so wie die grobe Karte für das Dezimieren des Spähtrupps.
Wolfs erster Blick galt nicht den Aufzeichnungen, sondern seinen Kameraden. Niemand wagte sich nach vorn, um einen Plan vorzuschlagen oder gar zu fordern, wie sie es angehen wollten. Niemand sah sich zum Anführer berufen, denn das kannten sie allesamt nicht. Sie waren Soldaten und folgten den Befehlen ihres Hauptmanns. Diese Mission war insofern neu, als dass sie keinen Hauptmann besaßen und darüber hinaus nur zu fünft waren. Die Helmbrüder eigneten sich hierbei ebenso wenig für eine Führungsrolle wie Maxim. Der junge Arzt versuchte, tapfer auf die Karte zu schauen, als verstünde er strategische Kriegskunst. Letztendlich schien er sich aber nur die Begebenheiten einzuprägen, um zu wissen, in welche Richtung er im Notfall würde flüchten können. Er würde noch als Deserteur enden, wenn er die Möglichkeit dazu hätte.
Wenigstens war Bjarn jemand, auf den Wolf sich soweit verlassen konnte. Der Blonde studierte die Karte, hielt sich mit einem Kommentar jedoch zunächst zurück. Obwohl er ein wenig älter war und somit irgendwie das Vorrecht, geboren aus Erfahrung, besaß, schaute er Wolf fragend an. Er wollte dessen Ideen zuerst hören. Also tat der Soldat, was man von ihm erwartete: Er stellte seinen Plan vor.
Er verwendete dabei Celcianisch, auch wenn allein sein starker Dialekt dazu führte, dass die Helmbrüder ein amüsiertes Schnaufen nicht zurückhalten konnten. Selbst Maxim zeigte sich hier disziplinierter ... sowie gebildeter. Bei einigen Begriffen, die Wolf nicht ganz so geläufig waren wie auf Garmisch half er ihm mit einem Wispern der korrekten Aussprache aus. Ansonsten hielt er sich zurück und lauschte aufmerksam. Bjarn blieb vollkommen still. Er beobachtete gelegentlich lieber mal den Nachtmahr. Németh mischte sich in die Planung bislang nicht ein. Er musterte die für die Mission auserwählten, ließ sie machen und nicht durchblicken, ob er nicht auch doch Garmisch verstanden hätte.
Trotz allem teilte Wolf seine Überlegungen und Ideen mit. Er ging von einem maximal ein Dutzend starken Trupp aus und rechnete damit, dass ein Drittel davon die Nachtwache übernahm. Vermutlich hätten sie einen ähnlichen Wachwechsel wie ihre eigene Gruppierung. In dieser Hinsicht besaßen Grandessa und Jorsan tatsächlich Gemeinsamkeiten, aber das galt wohl auch für jegliches anderes Militär.
"Wenn wir eine Wachablösung abwarten und dann zuschlagen, können wir gleich die müden als auch die schlaftrunkenen Soldaten überrumpeln", murmelte Bjarn und erntete eifriges Nicken der Helme. "Die reißen wir alle auseinander!"
"Jawohl und dann gibt's Jorsanerbraten über'm Feuer, haha!" Wer waren nun die Menschenfresser aus den Geschichten? Maxim zuckte sogar zusammen und starrte die Schwertkämpfer mit weit aufgerissenen Augen an. Németh beobachtete auch dies stumm. Er lenkte seine Aufmerksamkeit jedoch schnell zurück auf Wolf, da dieser nun den Rest seiner Planung vorstellte - auch, weil sich sonst keiner dazu aufgefordert fühlte wie es schien.
"Unsere beste Chance ist ein direkter Angriff. Wir sind zu wenige, um sie zu umzingeln, darum müssen wir schnell und entschlossen vorstoßen." Wolf wollte ihre kleine Gruppe dabei in zwei aufteilen, damit sie sich auch von zwei Seiten aus Richtung des Wäldchens heranwagen konnten. Dabei war ihm wichtig, dass jede Gruppe jeweils ienen Fern- und einen Nahkämpfer besaß. Übrig blieb Maxim, der zentral zwischen beiden Duos warten und den Überblick behalten sollte. Der Junge wirkte erleichtert, aber nur sehr kurz.
Denn plötzlich machte der Nachtmahr einen Schritt auf den Tisch zu. Mit einem viel zu langen, feinen Finger deutete er auf den Wundarzt. "Du", seine Stimme war so fein und schnitt dennoch mitten durch die Luft, dass Wolf beinahe das Sirren darin hören konnte, "begleistet diese beiden hier." Er rührte sich kaum, nur sein Fingerzeig veränderte sich. Er deutete jetzt auf Bjarn und einen der Helmbrüder. Der andere hatte sich bereits zu Wolf gesellt. Sie akzeptierten seine Planung sofort. Nur der Elf wollte sie ergänzen - nämlich durch sich selbst. "Ich begleite dich und deinen Kameraden", sprach er Wolf direkt an, während die Finsternis in seinem Gesicht - seine Augen - ihn zu verschlingen drohte. Vielleicht könnte Wolf sich an der Narbe festhalten, um nicht in diesen Abgrund zu stürzen. Vielleicht kam die Rettung aber auch von anderer Seite.
"Damit ist's entschieden. Klingt gut für mich", kommentierte Bjarn. Der Elf wandte nur minimal den Kopf. Vermutlich musterte er den blonden Soldaten gerade aus dem Augenwinkel. Bei den derzeitigen Lichtverhältnissen war es schwar zu deuten. Bjarn bemerkte, dass er ihm das Wort abgeschnitten hatte, biss sich auf die Unterlippe und salutierte in Ermangelung einer besseren Beschwichtigungsgeste. Németh Ibris trat einen Schritt vom Tisch zurück, damit er alle fünf Soldaten ansehen konnte. "Eines noch: Verletzte oder Sterbende werden zurückgelassen. Aber bringt nach Möglichkeit den Hauptmann der Truppe mit - lebend." Schon schien er mit den Schatten selbst zu verschmelzen. Nur noch die Spinnenhalskette glomm hell vor dem nächtlichen Hintergrund nach, bis auch sie nicht mehr zu sehen war.
"Hey, wo ist er hin?"
"Kann er sich unsichtbar machen?!" Die beiden Helme blickten sich verwirrt um. Da kam Marvik Kastellan auf die Gruppe zu. Er klatschte in die Hände, damit man ihm nun Aufmerksamkeit schenkte. "Keine Sorge, Soldaten! Er ist gewiss noch unter uns. Rechnet bei Dunkelelfen damit, dass sie alle bis zum Rand mit Magie gesegnet sind ... ihr werdet das durch andere Fähigkeiten ausgleichen. Viel Erfolg bei der Mission. Abmarsch!" Er salutierte ihnen und die Gruppe erwiderte es.
Als Wolf und Friedhelm - er hatte den etwas brachialeren Helm erwischt - mit ein wenig Abstand zum anderen Zweiertrupp losmarschierten, kam es dem jungen Soldaten so vor, als hörte er ein weiteres Paar Stiefel durch die Nacht stapfen. Maxim konnte es nicht gehören. Der Junge bildete das Schlusslicht und hatte schwer an einer voll bepackten Tasche mit allerlei medizinischen Utensilien zu schleppen. Was immer Wolf selbst noch mitnehmen oder sich vorab rüsten wollte, dazu erhielt er natürlich noch Gelegenheit. Trotzdem würde der Marsch zügig ablaufen, allzu viel Zeit hatten sie nicht.
Knapp eine Stunde später näherte man sich dem Gebiet, an dem der jorsanische Spähtrupp sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Auch wenn man sich in Kriegsgebiet befand, so war es selbstmörderisch, auf ein warmes Feuer bei diesen Temperaturen zu verzichten. Ihre Zelte hatten sie sternförmig darum herum aufgebaut, so dass die dreieckigen, grauen Planen einen Teil des Lichtscheins verdeckten. Schon vom Wälchen aus ließen sich sechs Zelte ausmachen, eines davon etwas größer als die übrigen und als einziges zusätzlich bewacht. Zwei weitere Soldaten schienen am Feuer zu sitzen. Wenn es sich wirklich um zwölf jorsanische Soldaten handelte, hatte Wolf mit seiner Annahme einer ein Drittel starken Wachmannschaft Recht behalten. Er und Friedhelm kauerten im östlichen Teil des Wäldchen. Das Bachrauschen war hier ferner. Bjarn und Windhelm befanden sich weiter westlich, aber immer noch in Sichtweite. Zwischen ihnen kauerte Maxim sich schon ins hohe Gras. Er war so gut wie gar nicht erkennen. Wo der Nachtmahr steckte, ließ sich nicht sagen.
Soeben gab Bjarn ein stummes Zeichen, dass sie Vorrücken sollten, denn die Gelegenheit war perfekt. Am Feuer tat sich etwas. Eine Stimme wurde laut, die Worte trug jedoch der Wind davon. Anscheinend hatte einer der Soldaten sich abgemeldet, um einen Strahl jorsanisches Wasser auf geheiligen grandessarischen Boden zu setzen. Er schob sich zwischen den Zelten hindurch und kam auf das Wäldchen zu.
"Den könnten wir auch spielend überwältigen und uns dann den anderen am Feuer schnappen", raunte Friedhelm. Er war nicht gerade ein Meuchler. Wolf konnte somit davon ausgehen, dass Überwältigen bei ihm bedeutete, dem jorsanischen Hund mit einem Angriffsgeheul den Kopf abzuschlagen.
Wolfs erster Blick galt nicht den Aufzeichnungen, sondern seinen Kameraden. Niemand wagte sich nach vorn, um einen Plan vorzuschlagen oder gar zu fordern, wie sie es angehen wollten. Niemand sah sich zum Anführer berufen, denn das kannten sie allesamt nicht. Sie waren Soldaten und folgten den Befehlen ihres Hauptmanns. Diese Mission war insofern neu, als dass sie keinen Hauptmann besaßen und darüber hinaus nur zu fünft waren. Die Helmbrüder eigneten sich hierbei ebenso wenig für eine Führungsrolle wie Maxim. Der junge Arzt versuchte, tapfer auf die Karte zu schauen, als verstünde er strategische Kriegskunst. Letztendlich schien er sich aber nur die Begebenheiten einzuprägen, um zu wissen, in welche Richtung er im Notfall würde flüchten können. Er würde noch als Deserteur enden, wenn er die Möglichkeit dazu hätte.
Wenigstens war Bjarn jemand, auf den Wolf sich soweit verlassen konnte. Der Blonde studierte die Karte, hielt sich mit einem Kommentar jedoch zunächst zurück. Obwohl er ein wenig älter war und somit irgendwie das Vorrecht, geboren aus Erfahrung, besaß, schaute er Wolf fragend an. Er wollte dessen Ideen zuerst hören. Also tat der Soldat, was man von ihm erwartete: Er stellte seinen Plan vor.
Er verwendete dabei Celcianisch, auch wenn allein sein starker Dialekt dazu führte, dass die Helmbrüder ein amüsiertes Schnaufen nicht zurückhalten konnten. Selbst Maxim zeigte sich hier disziplinierter ... sowie gebildeter. Bei einigen Begriffen, die Wolf nicht ganz so geläufig waren wie auf Garmisch half er ihm mit einem Wispern der korrekten Aussprache aus. Ansonsten hielt er sich zurück und lauschte aufmerksam. Bjarn blieb vollkommen still. Er beobachtete gelegentlich lieber mal den Nachtmahr. Németh mischte sich in die Planung bislang nicht ein. Er musterte die für die Mission auserwählten, ließ sie machen und nicht durchblicken, ob er nicht auch doch Garmisch verstanden hätte.
Trotz allem teilte Wolf seine Überlegungen und Ideen mit. Er ging von einem maximal ein Dutzend starken Trupp aus und rechnete damit, dass ein Drittel davon die Nachtwache übernahm. Vermutlich hätten sie einen ähnlichen Wachwechsel wie ihre eigene Gruppierung. In dieser Hinsicht besaßen Grandessa und Jorsan tatsächlich Gemeinsamkeiten, aber das galt wohl auch für jegliches anderes Militär.
"Wenn wir eine Wachablösung abwarten und dann zuschlagen, können wir gleich die müden als auch die schlaftrunkenen Soldaten überrumpeln", murmelte Bjarn und erntete eifriges Nicken der Helme. "Die reißen wir alle auseinander!"
"Jawohl und dann gibt's Jorsanerbraten über'm Feuer, haha!" Wer waren nun die Menschenfresser aus den Geschichten? Maxim zuckte sogar zusammen und starrte die Schwertkämpfer mit weit aufgerissenen Augen an. Németh beobachtete auch dies stumm. Er lenkte seine Aufmerksamkeit jedoch schnell zurück auf Wolf, da dieser nun den Rest seiner Planung vorstellte - auch, weil sich sonst keiner dazu aufgefordert fühlte wie es schien.
"Unsere beste Chance ist ein direkter Angriff. Wir sind zu wenige, um sie zu umzingeln, darum müssen wir schnell und entschlossen vorstoßen." Wolf wollte ihre kleine Gruppe dabei in zwei aufteilen, damit sie sich auch von zwei Seiten aus Richtung des Wäldchens heranwagen konnten. Dabei war ihm wichtig, dass jede Gruppe jeweils ienen Fern- und einen Nahkämpfer besaß. Übrig blieb Maxim, der zentral zwischen beiden Duos warten und den Überblick behalten sollte. Der Junge wirkte erleichtert, aber nur sehr kurz.
Denn plötzlich machte der Nachtmahr einen Schritt auf den Tisch zu. Mit einem viel zu langen, feinen Finger deutete er auf den Wundarzt. "Du", seine Stimme war so fein und schnitt dennoch mitten durch die Luft, dass Wolf beinahe das Sirren darin hören konnte, "begleistet diese beiden hier." Er rührte sich kaum, nur sein Fingerzeig veränderte sich. Er deutete jetzt auf Bjarn und einen der Helmbrüder. Der andere hatte sich bereits zu Wolf gesellt. Sie akzeptierten seine Planung sofort. Nur der Elf wollte sie ergänzen - nämlich durch sich selbst. "Ich begleite dich und deinen Kameraden", sprach er Wolf direkt an, während die Finsternis in seinem Gesicht - seine Augen - ihn zu verschlingen drohte. Vielleicht könnte Wolf sich an der Narbe festhalten, um nicht in diesen Abgrund zu stürzen. Vielleicht kam die Rettung aber auch von anderer Seite.
"Damit ist's entschieden. Klingt gut für mich", kommentierte Bjarn. Der Elf wandte nur minimal den Kopf. Vermutlich musterte er den blonden Soldaten gerade aus dem Augenwinkel. Bei den derzeitigen Lichtverhältnissen war es schwar zu deuten. Bjarn bemerkte, dass er ihm das Wort abgeschnitten hatte, biss sich auf die Unterlippe und salutierte in Ermangelung einer besseren Beschwichtigungsgeste. Németh Ibris trat einen Schritt vom Tisch zurück, damit er alle fünf Soldaten ansehen konnte. "Eines noch: Verletzte oder Sterbende werden zurückgelassen. Aber bringt nach Möglichkeit den Hauptmann der Truppe mit - lebend." Schon schien er mit den Schatten selbst zu verschmelzen. Nur noch die Spinnenhalskette glomm hell vor dem nächtlichen Hintergrund nach, bis auch sie nicht mehr zu sehen war.
"Hey, wo ist er hin?"
"Kann er sich unsichtbar machen?!" Die beiden Helme blickten sich verwirrt um. Da kam Marvik Kastellan auf die Gruppe zu. Er klatschte in die Hände, damit man ihm nun Aufmerksamkeit schenkte. "Keine Sorge, Soldaten! Er ist gewiss noch unter uns. Rechnet bei Dunkelelfen damit, dass sie alle bis zum Rand mit Magie gesegnet sind ... ihr werdet das durch andere Fähigkeiten ausgleichen. Viel Erfolg bei der Mission. Abmarsch!" Er salutierte ihnen und die Gruppe erwiderte es.
Als Wolf und Friedhelm - er hatte den etwas brachialeren Helm erwischt - mit ein wenig Abstand zum anderen Zweiertrupp losmarschierten, kam es dem jungen Soldaten so vor, als hörte er ein weiteres Paar Stiefel durch die Nacht stapfen. Maxim konnte es nicht gehören. Der Junge bildete das Schlusslicht und hatte schwer an einer voll bepackten Tasche mit allerlei medizinischen Utensilien zu schleppen. Was immer Wolf selbst noch mitnehmen oder sich vorab rüsten wollte, dazu erhielt er natürlich noch Gelegenheit. Trotzdem würde der Marsch zügig ablaufen, allzu viel Zeit hatten sie nicht.
Knapp eine Stunde später näherte man sich dem Gebiet, an dem der jorsanische Spähtrupp sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Auch wenn man sich in Kriegsgebiet befand, so war es selbstmörderisch, auf ein warmes Feuer bei diesen Temperaturen zu verzichten. Ihre Zelte hatten sie sternförmig darum herum aufgebaut, so dass die dreieckigen, grauen Planen einen Teil des Lichtscheins verdeckten. Schon vom Wälchen aus ließen sich sechs Zelte ausmachen, eines davon etwas größer als die übrigen und als einziges zusätzlich bewacht. Zwei weitere Soldaten schienen am Feuer zu sitzen. Wenn es sich wirklich um zwölf jorsanische Soldaten handelte, hatte Wolf mit seiner Annahme einer ein Drittel starken Wachmannschaft Recht behalten. Er und Friedhelm kauerten im östlichen Teil des Wäldchen. Das Bachrauschen war hier ferner. Bjarn und Windhelm befanden sich weiter westlich, aber immer noch in Sichtweite. Zwischen ihnen kauerte Maxim sich schon ins hohe Gras. Er war so gut wie gar nicht erkennen. Wo der Nachtmahr steckte, ließ sich nicht sagen.
Soeben gab Bjarn ein stummes Zeichen, dass sie Vorrücken sollten, denn die Gelegenheit war perfekt. Am Feuer tat sich etwas. Eine Stimme wurde laut, die Worte trug jedoch der Wind davon. Anscheinend hatte einer der Soldaten sich abgemeldet, um einen Strahl jorsanisches Wasser auf geheiligen grandessarischen Boden zu setzen. Er schob sich zwischen den Zelten hindurch und kam auf das Wäldchen zu.
"Den könnten wir auch spielend überwältigen und uns dann den anderen am Feuer schnappen", raunte Friedhelm. Er war nicht gerade ein Meuchler. Wolf konnte somit davon ausgehen, dass Überwältigen bei ihm bedeutete, dem jorsanischen Hund mit einem Angriffsgeheul den Kopf abzuschlagen.