Perfektion mit Fettnäpfchen

Die größte Handelsstadt Celcias besitzt auch den größten Hafen. Es liegen immer ein paar Handelsschiffe vor Anker und überall wimmelt es von Matrosen oder Fischern. Wer hier auf einem Schiff anheuern will, hat eine große Auswahl.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Freitag 8. November 2024, 19:41

Cazario Morgenwind war ein wahrer Augenschmaus und schien dennoch recht bodenständig. Ysara ahnte bereits, dass er ein Angehöriger des Himmelvolkes sein musste, denn denen sagte man schließlich diese Makellosigkeit nach. Auch das Charisma und einnehmende Wesen waren Indizien. Generell wirkte er wie eine Lichtgestalt in diesen dunklen Tagen und das allein faszinierte. Schlussendlich aber entpuppte er sich als recht umgänglicher Mensch, der sich nicht zu schade war für jemanden etwas zu tun, wenn er konnte. Bisher hatte er von den Krähen keine Gegenleistung für die Behandlung von Areus gefordert. Ob das noch kommen würde? Im Moment stand Caz einfach in seiner kleinen Küche, während Ysi und die anderen sich umsahen. Auch wenn nicht viel Platz herrschte, hatte der Hymlianer doch etwas gutes daraus machen können. Es war offenbar gekommen, um zu bleiben. Die Zeichnungen, Bilder und kleine Andenken an den freien Stellen der Wände waren Hinweise seiner Herkunft, seiner Vorlieben und dem, was er mochte. Mit nur einer Minute in diesem Raum hatte Ysara viel mehr über den Heiler erfahren, als all die Tage gemeinsam mit Areus über ihn. Der Mensch schien nicht ganz so verschlossen zu sein, wie der Nachtelf und das mochte eine willkommene Abwechselung sein. Auch war er ein wenig bescheidener als Areus es vermochte. Der Heiler bezeichnete sein Können in der Lichtmagie als ‚Taschenspielertrick‘ und Ysara musste ihm da widersprechen. Das war es bei weitem nicht und sein leichtes Schmunzeln in Ysi’s Richtung verdeutlichte, dass er sich dessen trotzdem bewusst war, es nur nicht so groß aufziehen wollte. Er tat, was getan werden musste und redete nicht darüber.
Areus indes konnte durchaus auftrumpfen, wie Ysi schon erlebt hatte und hielt nicht immer hinterm Berg mit seinen Fähigkeiten. Allerdings war das eine Maske, die er gern zur Schau stellte. Dahinter war er ein Buch mit sieben Siegeln. Als Ysara ihren Durst stillen wollte, nickte Cazario ihr zu, damit sie sich ein Glas suchen konnte. Er schien keine Geheimnisse zu haben und während Ysara die Schränke durchstöberte, fiel ihr allenfalls eine übermäßige Ordnung auf. Alles schien seinen Platz zu haben. Es wirkte fast beruhigend auf angestrengte Geister. Auch sagte Caz ihr nicht einfach, wo sie die Gläser fand. Er ließ sie suchen und gewährte ihr somit einen Blick hinter die Kulissen. Währenddessen schnippelte der Mensch weiter an einigem, verschiedenem Gemüse und wischte ab und zu mit einem Tuch gekleckerte Tropfen weg. Auch hier bewies er eine gewisse Reinlichkeit und man sah ihn nicht ein Mal seine Finger absichtlich in der Schürze, die er trug, abwischen. Ysara sah sich kurz darauf mit einer Frage konfrontiert, die sie so mit Elian und Sadia nicht besprochen hatten. Die beiden hatten es sich auf dem Bett bequem gemacht und sahen nur schmunzelnd zu Ysi, die hier die Führung übernahm. Elian hatte ein wenig die Augen geschlossen. Die Seefahrt war nicht seine liebste Methode zum Reisen gewesen und Sadia hatte ohnehin erstmal nur Augen für das hervorblitzende Hinterteil des Hymlianers in der Küche.

"Das ist gar nicht so spannend. Wir wollten schon immer mal etwas anderes als Grandea sehen. Nachdem die Dunklen immer mehr ihre Fühler dort ausstrecken, hielt uns nicht mehr viel dort. Also dachten wir uns, wieso nicht jetzt die Welt entdecken." Caz nickte scheinbar verstehend und schnaubte abfällig, ohne, dass er Ysara’s Worte damit in den Schmutz zog. Offenbar dachte er hierbei an etwas anderes. Vielleicht sich selbst? Er ließ die Krähe aber weiter sprechen und hörte nur zu. "Was kann ich tun?" Cazario musterte sie von der Seite und musste etwas auf sie herabblicken, weil sie einen halben Kopf kleiner war als er. Dann sah er auf die Küchenzeile, musterte das, was getan werden sollte und schürzte nachdenklich die Lippen. „Würdet ihr den Kürbis schneiden bitte?“, fragte er und nickte mit dem Kopf auf das orangefarbene Gemüse. „Gerne in Scheiben, falls es geht“, betonte er und widmete sich selbst wieder der Zucchini. Inzwischen hatte er Kartoffeln, Karotten und rote Bete geschnitten. Kürbis und Zucchini fehlten noch. Alles lag in Scheiben geschnitten in einer Schüssel und gab ein doch recht farbenfrohes, ansprechendes Bild. Das Gemüse war weder ranzig noch wies es besondere Stellen auf. Auch hier bewies der Hymlianer ein gewisses Auge. "Und was verspricht mehr Spannung als Rumdett, hm? Also reisten wir dorthin. Wir haben eine gute Zeit verbracht, Freundschaften geschlossen.. und uns ein paar Feinde gemacht." Der Weißhaarige nickte verstehend. „Nun, das klingt in der Tat einleuchtend. Es freut mich, dass ihr diese Art der Erfahrungen gemacht habt. Wie ist euer Freund denn zu Schaden gekommen?“, wollte er dann wissen und meinte natürlich Areus. Sadia räusperte sich und erregte damit die Aufmerksamkeit des Hymlianers. Er wandte sich ihr zu.
„Wir gerieten in einen Sturm und er wurde einmal längs des Schiffes geschleudert, als eine sehr hohe Welle das Schiff beinahe zum Kentern brachte. Er schlug sich die Brust am Mast an und… naja ja. Den Rest kennt ihr.“, stieg sie voll auf die Lügengeschichten von Ysi ein. Cazaria schnalzte mit der Zunge. „Da hatte er Glück, dass er sich nicht den Kopf angeschlagen hat.“, murmelte er und Elian fügte schläfrig an: „Hat er, an einem Fass. Aber das war morsch und zerschellte, was wohl gut war für ihn. Er war drei Tage bewusstlos“, meinte er und komplettierte ihre Geschichte. Sie waren ein eingespieltes Team.

"Eigentlich wollten wir erst später weiter nach Andunie reisen. Aber dann musste es schnell gehen und glücklicherweise wollte Käpt'n Salik sowieso gerade nach Andunie überfahren.", erzählte Ysi dann noch und Caz schien die Lügen zu schlucken. „Natürlich, es war gut, dass ihr hergekommen seid. Mit den Verletzungen…“, seufzte Cazario, als könnte er es noch immer nicht fassen. Daraufhin aber widmete er sich dem Beenden des Schneidens, prüfte, wie weit Ysara mit dem Kürbis war und nickte zufrieden. „Ein halber reicht, danke“, meinte er, griff die Scheiben und füllte sie zu den anderen in die Schüssel. Dann aber begann er erstmal damit alles aufzuräumen, sauber zu machen und wegzupacken. Erst dann zog er sich Gemüsescheiben und eine leere Schüssel zurecht und begann mit einer gewissen Hingabe die Scheiben in bunten Kreisen anzuordnen. Er drapierte jede Scheibe einzeln, dass es auch dem Auge schmeichelte, ehe er ein kleines Fläschchen aus einem der Schränke holte und darüber goss. Anschließend kramte er einen Beutel hevor und gab ein paar Prisen Kräuter über das Gemüse. Es duftete bereits jetzt sehr gut. "Und was führt einen Hymlianer in das besetzte Andunie? Ich vermute, Zuhause habt ihr nicht mit derweil Problemen zu kämpfen?" Er hielt inne und wandte den Blick Ysara zu.
Das Meergrau traf auf ihr Grün und musterte sie einen Moment, ehe der Blick über ihre Züge wanderte. Er lächelte plötzlich ehrlich und wirkte gar etwas verlegen und ertappt. „Ihr habt also scharf kombiniert und mich enttarnt!“, scherzte er und lutschte sich ein wenig Öl vom Finger, was seinen Lippen einen geschmeidigen Glanz verschaffte. „Es ist richtig, dass ich aus Hymlia stamme und ja“, er deutete auf die Zeichnung des geflügelten Pferdes „das ist Arasha, mein Pegasus.“, Dann gluckste er auf einmal auf. „Nun, Arasha wäre wohl tödlich beleidigt, wenn sie das sehen würde. Es wird ihr nicht wirklich gerecht… Aber es erinnert mich an sie!“, gestand er und sein Blick wurde eine Spur wehmütig. Daraufhin nickte er und holte sich selbst aus einer nicht näher benannten Erinnerung zurück.

„Mein Weg ist weniger von Abenteuern gelenkt, als von einer … nun sagen wir delikaten Angelegenheit.“, er räusperte sich, wandte sich wieder dem Gemüse zu und vollendete es. Dann nahm er die Schüssel, ging damit zu einem winzigen Steinofen, der in eine Ecke auf der Küchenzeile verbaut worden war und öffnete die Klappe. Cazario begann damit, etwas Holz und leicht Entzündliches zu schichten, bevor er einen Zunderstein griff und begann, das Holz entfachen zu wollen. „Ich wurde als Botschafter einer Mission hierher geschickt. Auf Celcias Boden, meine ich. Ich sollte mit dem obersten Magierrat in Zyranus beratschlagen, wie man gewisse magische Dinge miteinander teilen konnte. Reichlich staubtrockenes Zeug. Hymlia möchte gerne die Erkenntnisse der Luftmagie mit den anderen teilen und ich war auserkoren herzukommen und dieses diplomatische Unterfangen zu leiten. Ich bekam ein unheimlich kostbares Geschenk, das ich dem Rat als Zeichen der Verbundenheit überreichen sollte…“, offenbar wühlte ihn etwas an seiner Erzählung auf, denn er wurde hektischer, weil das Feuer nicht klappen wollte. Elian trat hinzu und übernahm es lächelnd. „Ich mach das“, bot er an und Cazario nickte dankbar. Der ruhigeren Hand der Krähe gelang es schneller, den Ofen anzuheizen und schon loderten die Flammen auf.
Elian machte den Ofen zu, damit er erstmal Temperatur bekam, bevor Cazario das Gemüse backen ließ. Jener aber wandte sich bereits wieder einer weiteren Aufgabe zu und begann damit, etwas Brot zu schneiden und gleich darauf einen Dip mit Kräutern und saurer Sahne anzurühren. Er schien sich in der Welt der Kochkunst auszukennen, denn nicht einmal musste er wohl überlegen. Nach der kleinen Pause seufzte Cazario. „Nun, ich muss gestehen, dass ich mich ein wenig naiv und sorglos auf die Reise begeben habe. Ich flog auf Ashara zum Boden und landete nicht weit von hier… Ich gebe zu, ich hätte die Karte genauer studieren sollen, aber mich faszinierte das alles sehr. Ich war neugierig“, er schmunzelte als wäre ein Großvater nachsichtig mit seinem Enkel.
„Leider musste ich auf die denkbar härteste Art und Weise lernen, dass die Zeiten von Diplomatie und Freundschaft unlängst vorbei sind.“, murmelte er daraufhin und schüttelte den Kopf. Er sah wieder Ysi direkt an und seine Augen spiegelten Bedauern aber auch Frieden mit dem, was geschehen war, wieder. „Ich habe die Lektion gelernt. Leider kam es nicht zum diplomatischem Versuch, da man mir das kostbare Geschenk genommen hat. Ich wurde überfallen und letztendlich… bin ich hier gestrandet. Ashara hält man gewiss irgendwo gefangen oder aber verkaufte sie bereits weiter… Ich weiß es leider nicht. Es ist Monate her und ich… ich leiste Abbitte!“, schloss er und stellte Quark und Brot auf den kleinen Tisch. Er begann damit für jeden einzudecken und schob dann das Gemüse in den Ofen. „Wir können gleich Essen und bitte, was darf ich zu Trinken anbieten? Wasser oder auch etwas Apfelmost habe ich da. Oder etwas stärkeres? Es gibt hier hervorragenden Apfelwein und eine eigene Kreation: Das Apfelbier! Bitte, was darf ich bringen?“, fragte er und lächelte schon wieder. Cazario Morgenwind schien sich arrangiert zu haben mit dieser Ungerechtigkeit und bannte sich selbst ins Exil, wie es aussah.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Ysara » Freitag 8. November 2024, 20:55

Auf der Suche nach einem Glas konnte Ysara weitere Eindrücke bezüglich ihres Gastgebers und Areus' Lebensretter sammeln. Ohne falsche Zurückhaltung öffnete die Diebin die Schränke, war aber tatsächlich nur auf ein Glas aus. Mehr als Geschirr und Ordnung fand sie auch nicht vor. Dann konnte sie endlich die Reste des sauren Geschmacks im Mund hinunter spülen, als sie sich der berechtigten Neugierde des Heilers gegenüber sah, der wissen wollte, was sie hierher geführt hatte. Ysara musste überlegen, aber nicht lange. Dafür war sie doch zu geübt darin, spontan Ausreden zu erfinden und andere Personen zu mimen. Ihre Geschichte ging ihr leicht über die Lippen. Sie vermutete, dass sich Cazarios Schnauben auf die Dunkelelfen bezog, die sie erwähnte, was erneut erahnen ließ, dass er seine eigenen Gegebenheiten mit ihnen erlebt hatte. Caz band sie auf Nachfrage beim Vorbereiten des Essens mit ein und Ysara war froh, dass ihre Hilfe angenommen und sie nicht als Gast abgespeist wurde. Er beauftragte sie mit dem Kürbis und hatte offenbar schon genaue Vorstellungen von der Zubereitung. Also griff Ysara nach einem scharfen Messer, um dem Gemüse zu Leibe zu rücken. Dabei blieb sie an der Arbeitsfläche neben Cazario stehen. Während sie weiter von ihrer angeblichen Reise von Rumdett nach Andunie sprach, flog ihr Blick ab und an zu Caz, bevor sie den Kürbis wie gewünscht in Scheiben schnitt. Befeuert durch Cazarios Nachfragen, sponnen die Krähen eine Geschichte und knüpften an die Erzählung des anderen an. Sadia und Elian lieferten noch einen Grund für Areus' Verletzung. Zufrieden mit den Ergänzungen ihrer Freunde, beschrieb Ysi schließlich, dass sie auf Salik gestoßen waren und er sie nach Andunie gebracht hatte. „Natürlich, es war gut, dass ihr hergekommen seid. Mit den Verletzungen…“ Ysara nickte und auch wenn sie nicht den wahren Grund für Areus' Verletzungen erzählt hatten, waren sie scheinbar nachvollziehbar, was die Blonde beruhigte. Aufgrund von Caz' Nettigkeit regte sich natürlich auch zunehmend ein schlechtes Gewissen aufgrund ihrer Lüge. Aber die Sicherheit ihrer Krähen stand an erster Stelle.

Offenbar war Cazario zufrieden mit der Menge an Kürbis und Ysi schob das Brettchen mit den geschnittenen Scheiben ein Stück zu ihm hinüber, damit er sie weiter verarbeiten konnte. Abermals zeigte der Heiler, dass er viel Wert auf Sauberkeit und Ordnung legte. Ysara füllte sich derweil ein weiteres Glas mit Wasser. Dann trat sie wieder neben ihn, um neugierig zu verfolgen, wie er das Gemüse schichtete. Als sie so neben ihm stand und ihn beobachtete, als wäre es gerade das Natürlichste der Welt, fiel ihr auf, dass sie noch nie einen Mann so kochen gesehen hatte. Sie kannte natürlich kochende Männer, gerade im Armenviertel und auch im Krähennest mussten alle anpacken. Aber das hier war doch etwas anderes. Caz schien zu wissen, was er tat und bewies auch hier ein Auge für Ansprechendes. Ysara durfte feststellen, dass er ihr als kochender Mann imponierte. Etwas, worüber sie noch nie nachgedacht hatte. Aber es machte ihn sympathisch und es weckte eine Vertrautheit, obwohl sie sich gar nicht kannten.
Vielleicht hätte ich mit Cassian kochen sollen, kam ihr da plötzlich unverhofft ein Gedanke. Sie wusste natürlich, dass das nichts an irgendetwas geändert hätte. Vielleicht war es auch nur eine Form des Bedauerns darüber, manche Dinge nicht mit Cassian geteilt zu haben, den sie offenbar nicht so schnell aus dem Kopf bekommen würde. Aber Cassian war nicht hier. Sie würden sich erst in Morgeria wiedersehen - mitsamt seiner Verlobten. Ysara konzentrierte sich lieber wieder auf Caz an ihrer Seite und wollte mehr über ihn in Erfahrung bringen. Deshalb fragte sie nun ihrerseits, was ihn nach Andunie verschlagen hatte. Was gab es Schöneres als seine Heimat, wenn man den Geschichten auch nur ein Fünkchen Glauben schenkte? Schwer vorstellbar, wieso er dann hier mit den Dunkelelfen lebte. Er hielt sogar inne für eine Antwort, sah auf sie herab und für einige Momente sah sie hinauf in seine meergrauen Augen. Unbewusst löste das ein Lächeln auf ihren Lippen aus und ihre Augen huschten in seinem Gesicht umher, als er sie offensichtlich musterte. „Ihr habt also scharf kombiniert und mich enttarnt!“ Sein Lächeln stand ihm gut und Ysis Lächeln wurde eine Spur breiter. Als er das Öl von seinem Finger leckte, rutschte ihr Blick einen Moment zu seinen Lippen. Sie fing sich jedoch schnell wieder und schaute schnell zurück in seine Augen, während ihre Wangen ein kleines bisschen dunkler wurden und nur nach und nach im Laufe des Gesprächs ihre ursprüngliche Farbe annahmen. „Es ist richtig, dass ich aus Hymlia stamme und ja das ist Arasha, mein Pegasus.“ Kurz sah sie zu dem Wandbild hinüber. "Euer Pegasus?" Ysara staunte nicht schlecht. „Nun, Arasha wäre wohl tödlich beleidigt, wenn sie das sehen würde. Es wird ihr nicht wirklich gerecht… Aber es erinnert mich an sie!“ Ysaras Miene strahlte noch vor Unglauben, dass er ein Pegasus besaß, doch dann sah sie zurück zu Caz und erkannte den wehmütigen Blick. Vielleicht versuchte er es zu verbergen, aber sie glaubte zu ahnen, dass die Trennung nicht freiwillig war. "Es geht ihr doch gut?", fragte sie. Sie kannte ihn im Grunde nicht, aber etwas in seinem Blick ließ sie aufhorchen. „Mein Weg ist weniger von Abenteuern gelenkt, als von einer … nun sagen wir delikaten Angelegenheit.“ Ysara schwieg, sah ihn aber abwartend an, ohne ihn zu drängen. Als Caz sich dem Ofen zuwandte, wechselte sie einen Blick mit Elian und Sadia. Sie war neugierig, aber sie hatte genug Feingefühl, abzuwarten. Als Caz weitersprach, schaute sie ihn wieder an. „Ich wurde als Botschafter einer Mission hierher geschickt. Auf Celcias Boden, meine ich. Ich sollte mit dem obersten Magierrat in Zyranus beratschlagen, wie man gewisse magische Dinge miteinander teilen konnte. Reichlich staubtrockenes Zeug.“ "Glaub' ich gern", warf Ysara ungefragt ein und räusperte sich dann entschuldigend. „Hymlia möchte gerne die Erkenntnisse der Luftmagie mit den anderen teilen und ich war auserkoren herzukommen und dieses diplomatische Unterfangen zu leiten. Ich bekam ein unheimlich kostbares Geschenk, das ich dem Rat als Zeichen der Verbundenheit überreichen sollte…“ Es war wie ein natürlicher Reflex, dass Ysara besonders aufhorchte, als er dieses Geschenk erwähnte. Ein Detail, das nicht ungehört von der Diebin blieb. Aber sie würde nicht einfach plump danach fragen. Außerdem war das der falsche Zeitpunkt, denn offenbar wühlte Caz die Geschichte auf und er wurde geradezu fahrig, was Ysara überraschte. Bisher hatte er wie die Ruhe in Person gewirkt - selbst wenn ihm augenscheinlich literweise Blut auf die Füße liefen -, was vermuten ließ, dass etwas geschehen war, das ihn noch immer mitnahm. Auch jetzt hielt sich Ysara als schweigende Zuhörerin zurück. Ihr offener Blick aber, falls er ihn suchte, zeigte, dass ihr Schweigen nicht als Desinteresse zu werten war. Ganz im Gegenteil, es interessierte sie sehr. „Nun, ich muss gestehen, dass ich mich ein wenig naiv und sorglos auf die Reise begeben habe. Ich flog auf Ashara zum Boden und landete nicht weit von hier… Ich gebe zu, ich hätte die Karte genauer studieren sollen, aber mich faszinierte das alles sehr. Ich war neugierig. Leider musste ich auf die denkbar härteste Art und Weise lernen, dass die Zeiten von Diplomatie und Freundschaft unlängst vorbei sind.“ Da begegneten sich ihre Blicke wieder. Ysaras Gesicht war anzusehen, dass sie nichts Gutes erwartete. "Was ist passiert?", konnte sie ihre Neugier dann nicht mehr zurückhalten. „Ich habe die Lektion gelernt. Leider kam es nicht zum diplomatischem Versuch, da man mir das kostbare Geschenk genommen hat. Ich wurde überfallen und letztendlich… bin ich hier gestrandet.“ In Ysis Augen spiegelte sich Entsetzen. "Das ist ja furchtbar. Hat man euch Leid zugefügt?", nahm sie Anteil daran. „Ashara hält man gewiss irgendwo gefangen oder aber verkaufte sie bereits weiter… Ich weiß es leider nicht. Es ist Monate her und ich… ich leiste Abbitte!“ Sie war sichtlich entsetzt, als er erzählte, was ihm widerfahren war und vor allem darüber, dass man sein Pegasus gestohlen hatte. "Waren es Dunkelelfen?", fragte sie nach und konnte einen abfälligen Ton nicht vermeiden, als wüsste sie die Antwort bereits. Sie sah betroffen aus. Caz hingegen schien das einfach so hinzunehmen. „Wir können gleich Essen und bitte, was darf ich zu Trinken anbieten? Wasser oder auch etwas Apfelmost habe ich da. Oder etwas stärkeres? Es gibt hier hervorragenden Apfelwein und eine eigene Kreation: Das Apfelbier! Bitte, was darf ich bringen?“ Ysara schaute reichlich irritiert und hob die Hände vor die Brust. Sie hatte erwartet, dass seine Erzählung noch weiterging, aber es schien ganz so, dass Cazario Frieden damit geschlossen hatte. "Wartet, wartet.. Moment mal!", warf sie ein, als ihr klar wurde, dass er einfach so aufgegeben hatte. Im Gegensatz zu ihm konnte sie nach den Schilderungen der Vorfälle nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Sie schüttelte den Kopf. "Ihr sagt, euer Pferd wurde gestohlen und das ist alles? Habt ihr versucht, Ashara zu finden? Und das Geschenk - was ist damit? Ihr könnt es ihnen doch nicht einfach so überlassen." Im Grunde betraf sie das alles nicht, aber es rüttelte sie trotzdem auf. Ein Pegasus gehörte zu seinem Reiter, das Geschenk gehörte seinem Volk und Cazarios Machtlosigkeit traf einen Nerv in Ysara. "Wer überfiel euch und wo genau?", wollte sie wissen und merkte selbst gar nicht, wie sie unbewusst nach Hinweisen fragte, um seinen Peinigern auf die Spur zu kommen. Es formte sich nicht sofort die Absicht, selbst loszuziehen. Jedenfalls noch nicht bewusst. Es fiel ihr aber schwer, diese Ungerechtigkeit einfach so hinzunehmen.

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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Freitag 8. November 2024, 22:05

Ysi konnte nicht leugnen, dass ihre neu erwachte Libido auf den Hymlianer ansprang. Dabei war alles recht unschuldig und im Grunde auch kaum gewollt. Aber sie konnte sich auch dem Lächeln, den ungewöhnlichen Augen und der charmanten Art nicht recht entziehen. Es fiel leicht, dass man ihn mochte. Er hatte ein äußerst einnehmendes Wesen, war freundlich und offenkundig äußerst versiert in den Dingen, die er tat. Wie es wohl wäre, wenn er… ? Oh nein! Diese Gedanken mussten im Keim erstickt werden. Das schimmernde Öl auf seinen Lippen war eben nur das! Fett. Dass er allerdings kochen konnte und das mit einem gewissen Auge fürs Detail tat, beeindruckte Ysara dann doch. Zwar kannte sie Köche durchaus, aber das war eher im Rahmen von Elinor Kalista Ysara passiert und nicht Ysi, die Abenteuer-Diebin! Gleichwohl war es ein interessanter Kontrast zu dem Nachtelfen. Areus war gleichwohl integer, aber er gab kaum etwas preis. Jedenfalls nicht so sorglos, beziehungsweise zuvorkommend. Cazario war da doch anders. Beides hatte seinen Reiz. Ob Caz auch Geheimnisse, wie Areus besaß? Jedenfalls schien er ihr keinen Bären aufzubinden, als er von seiner unrühmlichen Landung hier erzählte. Ysi fiel gleich auf, dass ihn etwas belastete. Als sie dann die ganze Geschichte hörte, konnte sie kaum glauben, was er da sagte. Caz aber ging schon wieder zu den höflichen Gepflogenheiten eines Gastgebers über und überrumeplte Ysi damit. Die Diebin war zwar hervorragend im Lügen und Umschiffen der Wahrheit, aber sie war gewiss nicht herzlos. Cazario Morgenwind hatte ihnen mehr als nur geholfen und gewährte ihnen sogleich auch noch eine vernünftige Mahlzeit und Obdach. Und er vertraute sich ihnen, den vollkommen Fremden an, ohne scheinbar einen Gedanken an das Erbitten von Hilfe zu verschwenden. Er musste einfach ihr großes Herz wecken. "Das ist ja furchtbar. Hat man euch Leid zugefügt?" Cazario lächelte schief. „Oh, nichts, was eine gehörige Portion Fleckenseife und Verbandsmaterial nicht wieder gerichtet hätten!“, lächelte er und kratzte sich daraufhin in einer verlegenen Geste den Nacken. „Ich bin nicht gut darin, mich gegen eine Überzahl zu wehren.“, gab er zu und räusperte sich. Es war vermutlich kein leichtes Eingeständnis. Elian und Sadia hörten aufmerksam zu. Die dunkelhaarige Krähe hatte sogar einen recht entschlossenen Ausdruck im Gesicht. Sie konnte die Ungerechtigkeit ebenso wenig leiden, wie ihre beste Freundin. Auch ein Grund, wieso die beiden Frauen zueinandergefunden hatten. "Waren es Dunkelelfen?" Caz hielt einen Moment inne. „Auch wenn man ihnen das zutrauen würde, kann ich nicht sagen, dass sie federführend verantwortlich waren. Es war eine buntgemischte Truppe aus Halunken und Bastarden!“, schnaubte er und zuckte gleich zurück. „Verzeihung. Das… war nicht sehr höflich. Wer weiß, was sie dazu getrieben hat. Aber… ich spüre in mir diesen Unwillen darüber, dass das passiert ist.“, gab er zu und offenbarte gleichzeitig, dass er nicht wirklich etwas Schlechtes wünschte. Obwohl er allen Grund hätte. Er bereinigte diesen Ausbruch mit dem Aufzählen der Dinge, die die Krähen zum Trinken wählen könnte und Ysi gebot dem Einhalt. "Wartet, wartet.. Moment mal!" Cazario blickte vom Ofen auf, den er soeben inspizierte, ob das Gemüse bereits fertig wäre. "Ihr sagt, euer Pferd“ „Pegasus!“ “Wurde gestohlen und das ist alles? Habt ihr versucht, Ashara zu finden? Und das Geschenk - was ist damit? Ihr könnt es ihnen doch nicht einfach so überlassen." Er furchte etwas die Stirn und richtete sich wieder auf. Er überragte Ysara deutlich und doch wirkte er nicht angsteinflößend. Seine Kiefermuskeln spannten sich an, verliehen seinem Gesicht einen starken, kämpferischen Ausdruck. „Ich habe es natürlich versucht, werte Ella.“, begann er und räusperte sich abermals. Er schien sich in der Position des Verteidigens zu sehen und verstand ihre Fragen als Vorwurf. „Ich bin nur einer…“, gab er zu. „Das ist eine ganze Bande von Wegelagerern. Ich bitte Euch, verurteilt mich nicht. Natürlich habe ich alles versucht, ich habe nach Hilfe gefragt, aber… wer würde schon helfen, nicht wahr?“, fragte er sie direkt und richtete seinen Blick auf ihr Gesicht.
Sein Meegrau spiegelte Schmerz wider. Er hatte so etwas ähnliches bereits gesagt und ihr suggeriert, dass Hilfe in diesen Tagen viel zu selten geworden war. Sein Erlebnis musste ihm gezeigt haben, dass man manchmal Hilfe gewähren sollte. Und er lebte diesen Kodex, da er ihn selbst offenbar nicht erfahren hatte. „Verzeiht Ella, es… es kränkt mich ein wenig, dass ihr glauben könntet, ich hätte Ashara und diese wichtige Mission einfach so aufgegeben.“, räumte er ein. Ehrlich war er also durch und durch und nun sah sich Ysara damit konfrontiert. Dabei blieb sein Blick fest. Auch er war höflich, auch er hatte ehrbare Absichten. Aber anders als zum Beispiel Lianth, war er kein Mann, der naiv und unerfahren in die Welt blickte. Ganz im Gegenteil. Cazario strahlte eine Stärke aus, die nicht unbedingt etwas mit Einschüchterung zu tun hatte. Der Mann war wie eine herbe Schokoladennote mit flüssigem Kern.

"Wer überfiel euch und wo genau?", fragte Ysi den Hymlianer dann und ahnte noch nicht mal, was sie gerade ganz instinktiv tat. Sadia räusperte sich, während Elian seufzte. Cazario blickte Ysara noch einen Moment fest in die Augen, dann wich die Festigkeit der Überraschung. „Vor der Stadt gibt es einige Wäldchen, Apfelplantagen, Haine… Ich landete im frühen Jahr und genoss die Blüte der Bäume. Sie lauerten mir dort irgendwo auf. Wer sie sind, weiß ich nicht. Sie wirkten aber sehr routiniert und es ging alles sehr schnell.“ Elian erhob sich. „Ella, wir sollten uns konzentrieren.“, mahnte er Ysi versteckt und Sadia pflichtete ihm bei. „Richtig. Ar..Artan ist noch nicht wieder gesund.“, änderte sie auch kurzerhand seinen Namen. Dann schnupperte Sadia. „Riecht es hier verbrannt?“, fragte sie und Cazario erwachte aus seiner Starre. Hektisch griff er nach dicken Lappen und öffnete den Ofen. Dampf kam heraus und er musste einen Moment warten, bis er etwas sah. Dann aber rettete er das Gemüse und schloss die Tür des Ofens wieder. „Puh, gerade rechtzeitig!“, nickte er zufrieden und lächelte bereits wieder, dass sich die Grübchen in seine Wangen bohrten. Cazario deutete auf den Tisch. „Bitte, nehmt doch Platz, es ist angerichtet!“, flötete er fröhlich und schien das unschöne Thema bereits wieder zu vergessen. Nicht, weil er ein unbedarfter Kerl war. Ysara hatte es in seinen Augen gesehen. Weil er glaubte, dass es niemanden gab, der ihm Hilfe gewähren würde. Er machte weiter. Trotz seines Schmerzes versuchte er, einfach voranzuschreiten. So wie Ysi, die lernen musste, dass Cassian niemals mehr als ihr Freund sein würde…
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Ysara » Sonntag 10. November 2024, 17:28

Vermutlich war es ganz gut, dass das Gespräch in den Mittelpunkt rückte und Ysara von dem einnehmenden Wesen des Hymlianers ablenkte. Sie war zwar unerfahren, aber eben auch kein Eisklotz. Gerade nachdem Cassian noch bis dahin ungeahnte Wünsche und Sehnsüchte geweckt hatte. Jetzt aber lag ihr Fokus vornehmlich auf Cazarios Schilderungen des Überfalls. Offenbar war er noch mit einem blauen Auge davon gekommen, als sie sich nach seinen etwaigen Wunden erkundigte. „Ich bin nicht gut darin, mich gegen eine Überzahl zu wehren“, gestand er ihr dann und Ysara lächelte milde. "Das sind wir alle nicht", wollte sie ihm die Scham nehmen. Wer könnte schon gegen eine Bande von Räubern bestehen, wenn man nicht gerade ein Magier oder Kämpfer war. Ysi nahm direkt an, dass das Übel Dunkelelfen zuzuschreiben war, aber Caz belehrte sie eines besseren. „Auch wenn man ihnen das zutrauen würde, kann ich nicht sagen, dass sie federführend verantwortlich waren. Es war eine buntgemischte Truppe aus Halunken und Bastarden! Verzeihung. Das… war nicht sehr höflich.“ Ysi winkte gelassen ab. Sie konnte ihm den Gefühlsausbruch kaum verdenken. Und wenn es um Dunkelelfen ging, musste sie ja selbst oft an sich halten, um in der Gesellschaft anderer nicht ausfallend zu werden. „Wer weiß, was sie dazu getrieben hat. Aber… ich spüre in mir diesen Unwillen darüber, dass das passiert ist.“ "Nichts rechtfertigt diese Tat", tat Ysara ihre Meinung abermals kund. Sie war selbst eine Diebin. Aber sie gingen nicht mit Gewalt vor. Außerdem hatte der Hymlianer ihnen in einer ausweglosen Situation geholfen, also stand sie natürlich auf seiner Seite und im Gegensatz zu ihm konnte sie nicht einfach das Gesprächsthema wechseln. Sie konnte nicht recht glauben, dass er vor allem sein Pferd - Pegasus, wie er berichtigte -, diesen Fremden überließ und reagierte offenbar etwas forsch. „Ich habe es natürlich versucht, werte Ella. Ich bin nur einer… Das ist eine ganze Bande von Wegelagerern. Ich bitte Euch, verurteilt mich nicht. Natürlich habe ich alles versucht, ich habe nach Hilfe gefragt, aber… wer würde schon helfen, nicht wahr?“ Bei seinem festen Blick und seinen klaren Worten wurde ihr klar, welche Wirkung ihre Worte auf ihn hatten. Sein fester Blick und der Schmerz darin, ließ sie für einen Moment inne halten. Sie deutete ein Kopfschütteln an und setzte zu einer Antwort an. „Verzeiht Ella, es… es kränkt mich ein wenig, dass ihr glauben könntet, ich hätte Ashara und diese wichtige Mission einfach so aufgegeben.“ "So meinte ich das nicht", gab Ysara, nun etwas kleinlaut, zurück. Als er sie jetzt mit ihren eigenen Worten konfrontierte, machte Caz deutlich, dass er nicht immer und sofort den Kopf einzog. "Ich glaube nicht, dass ihr einfach so aufgegeben habt. Das wollte ich damit nicht sagen. Das war sicher schwer für euch", sagte sie versöhnlicher und hatte Einsehen. Sie wäre wohl unnachgiebiger gewesen und konnte sich einfach nicht vorstellen, so einen Raub auf sich beruhen zu lassen. Aber er war hier als Fremder gelandet, rief sie sich ins Gedächtnis. Er kannte niemanden hier und offenbar hatte ihm niemand helfen wollen. Bisher.

Die Fragen nach dem Ort und den Handlangern des Überfalls verließen ihren Mund, bevor sie wirklich darüber nachdachte. Sie hörte das Räuspern und Seufzen im Hintergrund, wodurch ihr erst bewusst wurde, was sie gerade tat. Aber sie ging nicht weiter darauf ein, sondern schaute noch immer Caz an. Wenigstens sorgten ihre Fragen schon mal dafür, dass sein Gesichtsausdruck weicher wurde. Ysara lächelte unbewusst. Die Härte seiner Gesichtszüge hatte zwar etwas für sich, aber es war es nicht wert, ihn dafür zu kränken, denn das lag sicher nicht in ihrer Absicht. Jetzt sah sie Caz auffordernd an und strahlte somit vermutlich schon unterbewusst aus, dass sie vielleicht eine Hilfe sein könnte. Je nachdem, wie aussichtsreich seine folgende Antwort sein würde. „Vor der Stadt gibt es einige Wäldchen, Apfelplantagen, Haine… Ich landete im frühen Jahr und genoss die Blüte der Bäume. Sie lauerten mir dort irgendwo auf. Wer sie sind, weiß ich nicht. Sie wirkten aber sehr routiniert und es ging alles sehr schnell.“ Ysi machte einen nachdenklichen Laut, in dem Versuch, sich die Landschaft und die Begebenheiten vorzustellen. „Ella, wir sollten uns konzentrieren.“, hörte sie Elian aus dem Hintergrund und auch Sadia stimmte in seinen Tenor ein. „Richtig. Ar..Artan ist noch nicht wieder gesund.“ Nachdenklich umwickelte die Blonde eine Strähne mit dem Finger und spielte damit. "Er wird noch ein paar Tage brauchen", sinnierte sie murmelnd und war ganz in Gedanken, sodass sie Caz noch immer ansah, aber auch wieder nicht direkt. Das angebrannte Gemüse und Sadias Nase retten sie wohl vor einem kulinarischen Desaster und löste die plötzliche Spannung zwischen dem Heiler und ihr auf. Während sich Caz um das Gemüse kümmerte, bat er sie zu Tisch. Ysara hatte die Stirn in Falten gelegt, suchte Teller und Besteck zusammen und platzierte diese auf den Tisch, bevor sie sich setzte. Ihr Blick fiel auf den Quark und das Brot, das Caz vorhin schon hier hin gestellt hatte und hungrig griff Ysara zu und ließ es sich schon mal schmecken. Die letzte Mahlzeit mit Geschmack war Tage her. Während ihr Gastgeber noch mit Ofen und Gemüse beschäftigt war, lehnte sich Ysara etwas zu ihren Freunden. "Er hat Ar..tan das Leben gerettet. Wir sitzen hier sowieso noch ein paar Tage fest", begann sie leise und ihre Freunde ahnten es vielleicht bereits. "Sollen wir einfach hierbleiben und Däumchen drehen? Wir könnten uns ein bisschen umsehen und umhören." Falls ihre Freund Einwände erheben wollten, würde Ysi die Hand erheben, um sie davon abzuhalten. "Sagt ja keiner, dass wir ihnen auflauern und Ashara stehlen. Aber vielleicht bringen wir etwas in Erfahrung, finden Hinweise, die ihm weiterhelfen", wollte sie ihre Freunde beschwichtigen. Ysara war ja nicht wahnsinnig. Sie würde sich nicht kopflos in die Arme irgendeiner fremden, gut organisierten Bande werfen, von deren Mitgliedern und Vorhaben sie im Grunde nichts wussten. Aber.. "Was spricht schon dagegen?", raunte sie und stopfte sich eine weitere Scheibe Brot mit Quark in den Mund. "Ich würde gerne auf den Apfelmost zurückkommen", sagte sie dann lauter in Cazarios Richtung, um so gegebenenfalls noch etwas Zeit für einen Wortwechsel zu schinden.

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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Sonntag 10. November 2024, 21:45

Ysara war zwar manchmal schnell mit ihren Worten, gerade wenn es um Ungerechtigkeiten ging, aber sie war noch nie boshaft oder hämisch gewesen. Und herablassend auch nicht, es sei denn irgendein reicher Schnösel hielt es mal wieder für nötig, ihr das Blaue vom Himmel zu versprechen. Sie konnte dann oft nicht verbergen, dass hinter der hübschen Stirn so einiger eigener Wille verborgen lag und dass sie nicht, wie viele andere ‚Damen‘ in ihren Kreisen, ein heiratswilliges Püppchen war. Ysara aber hatte Cazario gewiss nicht kränken wollen, indem sie einen Vorwurf formulierte. Sie konnte erkennen, dass er sichtlich daran zu beißen hatte und es ihm schwerfiel, dass er so wenig etwas hatte ausrichten können. Allein das rührte bereits an ihrem guten Herzen und als er dann auch noch etwas von Wert erwähnte, juckte ihre Abenteuernase gehörig. Dass sie auf dem letzten Abenteuer beinahe selbst schwerverletzt worden wäre und Areus sich noch immer in einem desolaten Zustand befand, das ignorierte sie geflissentlich. Ihre Freunde aber versuchten zu intervenieren, was Ysi ebenfalls überhörte. "Er wird noch ein paar Tage brauchen", überlegte sie laut und zwirbelte eine Strähne um ihren schlanken Finger. Die Geste blieb nicht unbemerkt, denn Cazario musterte sie währenddessen einen Moment fasziniert. Auch Ysi sah ihn augenscheinlich an, wobei sie eher ihren Gedanken und Ideen nachhing. Offenbar hatte ihre Nachdenklichkeit einen gewissen Reiz, der ihr womöglich gar nicht bewusst war, doch dann rettete Sadia die ganze Situation, indem sie eine feine Nase bewies und Caz abgelenkt wurde. Während der Heiler das Essen rettete, machte sich Ysara erneut nützlich und deckte gemeinsam mit Elian und Sadia den kleinen Tisch. Sie würden alle ihre Teller in die Hand nehmen müssen, denn viel Platz bot der runde Tisch nicht.

Cazario war offenkundig nicht auf eine Menge Besuch eingestellt. Das Geschirr allerdings passte zueinander und war in ausreichender Zahl vorhanden. Womöglich hatte derjenige, der ihm diese Räume vermietete dafür gesorgt, dass alles vernünftig vorhanden war. Oder Cazario war selbst darauf bedacht, vorbereitet zu sein. So oder so schmeckte bereits das Brot sehr frisch und würzig, ebenso, wie der Quark. Unschwer zu erkennen war, dass das Brot selbstgebacken war und auch den Quark hatte er selbst gewürzt. Der Hymlianer erwies sich als kulinarischer Kenner und Ysi fütterte ihren Bauch nur zu gerne mit diesem schmackhaften Mahl. "Er hat Ar..tan das Leben gerettet. Wir sitzen hier sowieso noch ein paar Tage fest" Sadia biss ein Stück vom Brot ab und warf Cazario einen Blick zu, der prüfen sollte, ob er sie hörte. Als sie sicher war, dass dem nicht so war, neigte sie sich in die Richtung ihrer Freundin und sah sie mahnend an. „Wir sollten aber auch nicht so viel Aufmerksamkeit erregen, oder?“, gab sie zu bedenken, doch Ysi’s Plan war längst gefasst. "Sollen wir einfach hierbleiben und Däumchen drehen? Wir könnten uns ein bisschen umsehen und umhören." Elian schüttelte den Kopf und wollte etwas einwenden, da hob Ysi bereits die Hand. "Sagt ja keiner, dass wir ihnen auflauern und Ashara stehlen. Aber vielleicht bringen wir etwas in Erfahrung, finden Hinweise, die ihm weiterhelfen. Was spricht schon dagegen?" „Wir kennen uns hier nicht mal aus?“, gab Elian zu bedenken. Keiner von ihnen war irgendwo anders gewesen als in Grandea und Umland. Sie waren Landeier. Andunie war riesig im Vergleich. In dem Moment drehte sich Cazario strahlend um und hielt das Ratatouille in den Händen. Die blonde Krähe schaltete schnell:
"Ich würde gerne auf den Apfelmost zurückkommen" Der Magier hielt inne und nickte zuvorkommend. „Sicher, einen Moment!“, sagte er und stellte das Gemüse vor ihnen auf den Tisch, ehe er noch mal das Weite suchte. Das Gemüse dampfte köstlich, sah wundervoll aus. Ordentlich drapiert in einem wundervollen Muster aus Rot, Gelb und Grün hatte Cazario die Scheiben in Form einer Schnecke gelegt und der Gemüsesaft blubberte noch unter der Resthitze. Es sah einfach nur wohlschmeckend und vitaminreich aus. Sadia sog die Luft ein und schloss die Augen. Sie kannte solche Dinge weit weniger als ihre Freundin. „Wie das riecht…“, japste sie entzückt und auch Elian rutschte näher, als ihm das Wasser im Mund zusammenlief. „Bei den Göttern und es sind keine Kartoffeln dabei!“, grinste er schelmisch und spielte auf die einseitige Nahrung auf der ‚Jauchzenden Nixe‘ an. Sadia seufzte. „Du hast Recht Y… Ella. Er ist so nett und verdammt hilfsbereit… Wir sollten uns revanchieren.“, sie sah zu Elian der die beiden Mädels anblickte. „Einer für alle und alle für einen, was?“, feixte er dann ebenfalls und räusperte sich.

„Cazario? Habt ihr eine Karte von Andunie und seinen Apfelhainen?“, fragte er und der Heiler hielt gerade inne, als er etwas von dem Most einschenken wollte. „Sicher, Kerren. Hinter euch im Bücherregal, findet ihr ein Kartenwerk.“, meinte er und räumte ihm die Erlaubnis ein, dass er danach suchen durfte. Elian erhob sich noch mal, während Sadia derzeit nur Augen für das Gemüse hatte. Zumindest bis Cazario an den Tisch zurücktrat. Dann sahen die dunklen Augen genüsslich an ihm hinauf und lächelten ihm zu. „Laiza… ihr habt wundervolle Augen!“, ließ sich der Hymlianer hinreißen, ein Kompliment zu machen und Sadia kicherte, als wäre sie ein naives Ding. Passte gar nicht zu ihr und auch Elian sah kurz von seinen Karten auf. „Ihr müsst aus den warmen Teilen dieser Welt stammen? Oder zumindest eure Vorfahren…“, erkundigte sich Cazario, bevor er sich setzt und Ysi zwischen sich und Sadia einschloss. Er blickte Ysara kurz von der Seite er an, stellte ihr lächelnd das Glas mit Apfelmost hin und bedeutete ihr schließlich, dass er ihr etwas Gemüse auffüllen würde, wenn sie ihn ließ. Danach füllte er Sadia’s Teller. „Ja, ich schätze ihr habt da ein gutes Auge bewiesen. Meine Vorfahren stammen aus Sarma.“, sagte sie und auch Elian kehrte an den Tisch zurück. „Gut. Ich weiß jetzt, wo wir die.. ehm, die Sehenswürdigkeiten finden.“, räusperte er sich und ließ sich ebenfalls etwas von dem Gemüse geben. Ob man nun Gemüse mochte oder nicht – Cazario war ein Kenner im Bereich Gewürze. Es schmeckte wirklich hervorragend. Es wärmte die leeren Bäuche, ließ die Krähen teilweise schmatzen und ihre Gesichter verrieten, dass es ihnen schmeckte.
Cazario hatte sich als letzter bedient und aß ebenfalls, während er sich etwas zurücklehnte und für einen Moment herrschte einträchtiges Schweigen und gemeinsames Schlemmen. „Wenn… ihr euch die Stadt anschauen wollt, geht nicht in die Akademie. Die ist derzeit noch unter strenger Führung und nicht immer sind die Dunklen auch gewillt, Besucher einzulassen. Die Apfelhaine sind derzeit nicht sonderlich sehenswert. An was hattet ihr denn so gedacht?“, fragte er neugierig, ehe er seinen leeren Teller wegstellte. „Ich kann euch hier nicht wirklich einen Schlafplatz bieten… Aber vielleicht wäre es gut, wenn einer von euch hier bliebe, um mir gegebenenfalls mit Artan zu helfen.“, bemerkte Cazario und sah niemanden besonders an dabei. Er besaß keine Hintergedanken, sondern sagte lediglich, was besser wäre. „Kann ich übernehmen.“, schoss es aus Sadia heraus und Elian schaute verdattert auf. „Ach?“, hakte er nach und Sadia wurde etwas kleiner, bevor ihre Wangen erröteten. „Ehm..“, machte sie hilflos und sah zu Ysi. Cazario grinste in sich hinein und hatte etwas äußerst Einnehmendes an sich. "Hier in der Nähe gibt es ein kleines Gasthaus, das nimmt auch Nicht-Dunkle.", erwähnte er, doch Sadia hatte ihre Stimme verschluckt. Jetzt brauchte sie dringend ihre Freundin. In welcher Form auch immer.
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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Ysara » Montag 11. November 2024, 22:25

Es tat gut, endlich wieder etwas mit Biss und ordentlichen Gewürzen zwischen den Zähnen zu haben und sich den Magen ausreichend füllen zu können. Ysara griff sich ein weiteres Brot und appellierte an das Herz ihrer Freunde, so wie Caz' Schilderungen an ihr Herz appelliert hatten. Sie schuldeten ihm etwas. Ohne Areus würden sie sowieso nicht weiterreisen, also konnten sie die nächsten Tage doch genauso gut nutzen, um zu helfen, anstatt tatenlos herum zu sitzen. „Wir sollten aber auch nicht so viel Aufmerksamkeit erregen, oder?“ Da sah sie Sadia für einen Moment an und brummte leise. Das wollte sie gar nicht hören. Genauso wenig wie andere Einwände, die sie mit einer Handbewegung von sich fernhielt. „Wir kennen uns hier nicht mal aus?“, warf Elian dann doch ein. Ysara schaute ihn an und tippte sich gegen die Stirn. "Aber wir sind gewitzt", erwiderte sie und grinste einnehmend. Dann erkaufte sie sich etwas mehr Zeit, als Caz schon mit dem Ofengemüse auf sie zusteuerte, indem sie ihn an den Apfelmost erinnerte. Die grünen Augen der Krähe fielen auf das dampfende Gemüse. Allein von dem Duft und dem Anblick lief ihr das Wasser im Mund zusammen. „Bei den Göttern und es sind keine Kartoffeln dabei!“ Da musste Ysi belustigt auflachen. "Er kocht sogar für uns!", raunte sie den beiden verschwörerisch zu und wackelte mit den Augenbrauen. Und sie merkte, dass ihre Überzeugungskünste langsam fruchteten. Vielleicht hatten ihre Freunde auch einfach nur Sorge, dass sie ebenso gut alleine zu einem Spaziergang in den Apfelhainen aufbrechen würde, wenn sie beide sie nicht begleiten wollten. „Du hast Recht Y… Ella. Er ist so nett und verdammt hilfsbereit… Wir sollten uns revanchieren.“ "Verdammt.. hilfsbereit", stimmte sie zu und grinste Sadia vielsagend an, denn ihre Freundin erweckte zunehmend den Eindruck, dass ihr an Cazario mehr als seine Hilfsbereitschaft gefiel. „Einer für alle und alle für einen, was?“ Ysara sah zu ihrem Freund und ihre Miene erhellte sich. "Genau so", bestätigte sie und spürte mit einem Mal eine gewisse Aufregung. Offenbar hatte sie ihre Freunde überzeugt. Elian fackelte auch nicht lange und fragte nach einer Karte von Andunie. Ysara sah man die Freude über die plötzlich Tatkräftigkeit an. Sie verfolgte Elians Tun mit den Augen, bis Cazario an den Tisch trat. Dabei fing sie Sadias Blick auf, mit dem sie den Hymlianer betrachtete, und staunte dann doch etwas über diese direkte Art. „Laiza… ihr habt wundervolle Augen!“ Da weiteten sich Ysaras Augen. Sie war überrascht von dem Kompliment des Hymlianers. Aber als dann Sadia plötzlich zu kichern begann, erkannte sie ihre Freundin kaum wieder. Mit dem Fuß stupste sie ihre Freundin unter dem Tisch ohne falsche Zurückhaltung an und sah sie vielsagend an, bevor ihre Augen Richtung Elian hinter ihr am Bücherregal deuteten. Sie hatte nicht nur wundervolle Augen, sondern auch einen Gefährten. „Ihr müsst aus den warmen Teilen dieser Welt stammen? Oder zumindest eure Vorfahren…“ Als sich Caz neben sie setzte, drehte Ysi den Kopf zu ihm. "Das Essen sieht wunderbar aus", versuchte sie sich in einem Themenwechsel und fing seinen Blick und das Lächeln auf. Er wirkte wirklich.. hilfsbereit. Mehr nicht. Schnell hielt sie ihren Teller in seine Reichweite, damit er das Essen darauf legen konnte und verfolgte die Bewegungen des geschichteten Gemüses gründlich. Sadia reagierte wie immer lockerer auf Komplimente und Blicke und ignorierte den schwachen Versuch eines Themenwechsels. Ysi war froh, als Elian an den Tisch zurückkehrte und nickte ihm lächeln zu. Danach stürzten sie sich auf das schmackhafte Essen und eigentlich war es ihr ganz recht, dass nicht mehr viel Raum für die Weiterführung des Gesprächs blieb. Der Tisch war klein und offenbar nicht für viele Gäste gemacht. Ysara störte es nicht, dass sie da zusammenrücken mussten und sie versuchte, es zu ignorieren, wenn sich Caz' Arme und ihre ab und an berührten und rückte dann ein Stück zu Sadia auf. "Das schmeckt großartig. So gut habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Piratenessen eben", grinste sie und stopfte sich eine Gabel Kürbis in den Mund.

„Wenn… ihr euch die Stadt anschauen wollt, geht nicht in die Akademie. Die ist derzeit noch unter strenger Führung und nicht immer sind die Dunklen auch gewillt, Besucher einzulassen. Die Apfelhaine sind derzeit nicht sonderlich sehenswert. An was hattet ihr denn so gedacht?“ Nun schob auch Ysara ihren Teller gesättigt zur Seite und wischte sich ohne großes Nachdenken mit dem Ärmel über den Mund. "Wir haben kein genaues Ziel. Den Hafen kennen wir ja schon", warf sie schmunzelnd ein. "In Grandea erzählt man sich, allein der Tempel Venthas soll eine Reise wert sein. Wenn die Apfelhaine nicht sehenswert sind und die Akademie keine gute Idee ist, schlendern wir vielleicht einfach nur über den Marktplatz oder schauen uns das Rathaus an." Sie lächelte Cazario für einen Moment unschuldig an. Sie würden wohl offiziell das tun, was Durchreisende in dieser Stadt so machten. "Sollten wir irgendwelche Orte meiden, außer der Akademie?", wollte sie dann noch wissen, denn so ganz klar war ihr die derzeitige politische Situation in Andunie nicht. Auf den ersten Blick hatte das Zusammenleben von Menschen und Dunkelelfen augenscheinlich gut funktioniert. Aber das hatte nicht unbedingt viel zu bedeuten. Dass sie die Apfelhaine aufsuchen würden, verschwieg sie dem Hymlianer jedoch, denn falls sie mit leeren Händen zurückkamen, wollte sie ihn nicht enttäuschen.
„Ich kann euch hier nicht wirklich einen Schlafplatz bieten… Aber vielleicht wäre es gut, wenn einer von euch hier bliebe, um mir gegebenenfalls mit Artan zu helfen.“ Ysara dachte noch über das Angebot und seine Auswirkungen nach, als Sadia vorpreschte. „Kann ich übernehmen.“ Ysi verschluckte sich fast an dem Apfelmost. Sie stellte das Glas ab und sah ihre Freundin an. "S..", setzte sie schon mit einem scharfen Laut zu einem überraschten Aufruf an. Elian jedoch sprang für sie ein und erinnerte ihre Freundin an seine Existenz. Als sie hilfesuchend zu ihr blickte, sah sie in den Augen ihrer blonden Freundin die stumme Frage, was mit ihr los war. "Hier in der Nähe gibt es ein kleines Gasthaus, das nimmt auch Nicht-Dunkle", warf Caz da ein und als Ysi ihn kurz ansah, erkannte sie das unterdrückte Grinsen. "Die Reise war lang und die letzten Nächte zu kurz", erwiderte sie wie zur Erklärung und hoffte ein wenig, dass das der wahre Grund für Sadias Verhalten war, auch wenn sie es besser wusste. Ysi räusperte sich und sah kurz zu dem Durchgang, der zu seinem Behandlungsraum führte, als könnte sie von hier aus Areus sehen. Dann schweifte ihr Blick erneut durch sein Zimmer, bevor er schlussendlich in seinem Meergrün ruhte. "Euer Angebot ist sehr freundlich. Aber wir wollen eure Zeit und Nerven nicht überstrapazieren", meinte sie diplomatisch. Sein Heim war klein und offenbar nicht dafür ausgerichtet, Gäste unterzubringen. Sie hatte nur ein Bett gesehen und allein dieser Umstand warf zu viele Gedanken auf, die sie durcheinander bringen würden, wenn sie zu lange darüber nachdachte. Sie hatte keine Probleme damit, auf einer einfachen Unterlage zu schlafen, aber sie würde gleiches nicht von ihrem Gastgeber erwarten. Und wenn es keine Alternative gäbe.. etwas, worüber sich Sadia offenbar keine Gedanken machte. "Ich würde sagen, wir mieten uns ein paar Zimmer in dem Gasthaus und ich komme einfach direkt am Morgen und am Abend - und Mittag? - vorbei, um nach Artan zu sehen und euch zu helfen, soweit ich das kann." Fragend sah sie ihn nach diesem Vorschlag an. Er bot hoffentlich für alle die besten Konditionen - und die angebrachte Distanz. Mit einem aufmunternden Lächeln schaute sie erst Elian an und dann Sadia. "Das sollte wohl das Beste für alle sein", schloss sie und schaute ihre Freundin vielsagend an. Dann erhob sie sich und begann, die Teller übereinander zu stapeln. "Das Essen war sehr lecker, danke dafür", lächelte sie erneut. "Jetzt brauche ich aber einen Verdauungsspaziergang", sah sie ihre Krähen auffordernd an und erzeugte eine Aufbruchstimmung.

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Re: Perfektion mit Fettnäpfchen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 12. November 2024, 10:07

Es gab nicht unbedingt eine logische Erklärung für Sadia’s Verhalten. Die Dunkelhaarige war aber auch noch nie aus ihrem ‚kleinen‘ Dunstkreis herausgekommen und alles war neu, aufregend und vielleicht stieg ihr das zu Kopf. Ysara hatte ja auch bereits die Erfahrung machen dürfen, dass die Freiheit einen ganz eigenen Reiz besaß und eingebläute Konventionen kaum Beachtung fanden. Ysi kannte es zum Beispiel nicht, dass man einander näherkam, wenn man nicht klare Absichten bekunden wollte – die man dann aber auch nur gegenüber den Eltern äußerte. Sie war Areus nähergekommen in der Höhle und hatte Schwierigkeiten gehabt, damit umzugehen. Nun war Cazario ein äußert angenehmer, hilfsbereiter und vor allem verdammt gutaussehender Zeitgenosse und Sadia schmeckte auf ihre Art den Ruf der Freiheit. Dass sie Elian dabei hinterging, war kaum vorstellbar, doch Ysara sah sich trotzdem in der Pflicht ihre Freundin ein Bisschen zur Ordnung zu rufen. Sie gab eindeutige nonverbale Zeichen und Sadia grinste etwas verlegen. Vielleicht war das auch ein wenig die Rache ihrer Freundin an Elian, weil ihm die Augen bei Alma herausgefallen waren. Liebe war… anstrengend. Und Hormone noch viel mehr! Die jungen Krähen mussten sich in dieser großen Welt erstmal zurechtfinden. Bisher begrenzte sich alles auf Grandea und nun… Was wollten sie auf ihrem Weg ‚zum großen Schatz‘ und der Rettung Cassians anstellen? Areus würde noch eine Weile nicht aufbrechen können. Also konnten sie ihre Zeit auch mit etwas Recherche verbringen.
Ysara war sofort dafür, dass sie sich für ihren Retter umhörten. Seine Geschichte hatte sie berührt und sie war schon immer eine Rächerin der Benachteiligten gewesen. Das wohnte ihr inne und so war ihr Entschluss längst gefasst. Sie musste nur noch ihre Freunde überzeugen und das gelang ihr auch. Elian und Sadia sahen ein, dass Ysi allein losziehen würde und das kam bei den Krähen nicht in Frage. Also holte Elian sich mit Hilfe seines hervorragenden Gedächtnisses alle Informationen, die er bekommen konnte und nickte Ysi stumm zu, zum Zeichen, dass er wusste, wohin sie gehen mussten. Cazario’s Angebot konnte Ysara dann aber dennoch abschwächen. Es wäre jetzt nicht klug, wenn sie oder Sadia hierblieben. Und Elian würde das gewiss auch nicht tun, denn dafür kannte er Areus einfach nicht gut genug, um ihm nun bei der Körperpflege zur Hand zu gehen.

Die Situation drohte unangenehm zu werden, aber Diplomatie war ein ‚Fach‘ in ihrer Erziehung gewesen, weshalb Ysi jenen Weg wählte. "Euer Angebot ist sehr freundlich. Aber wir wollen eure Zeit und Nerven nicht überstrapazieren. Ich würde sagen, wir mieten uns ein paar Zimmer in dem Gasthaus und ich komme einfach direkt am Morgen und am Abend - und Mittag? - vorbei, um nach Artan zu sehen und euch zu helfen, soweit ich das kann. Das sollte wohl das Beste für alle sein." Sadia schmollte ein wenig, das sah man ihr an dem durchdringenden Blick in Richtung Ysi an. Elian nickte einvernehmlich und Cazario schmunzelte ein wenig spitzbübisch in ihre Richtung. Er hatte sie durchschaut, war aber höflich genug es nun nicht zu thematisieren. Er nickte und nahm Ysara daraufhin die Teller aus den Händen. Die Berührung ihrer Haut war rein zufällig und doch erinnerte sich ihre Haut daran, wie weich seine Finger waren. „Schon gut, Ella. Ich übernehme das und ihr schnappt frische Luft. Kommt am Morgen gerne vorbei, dann weiß ich vielleicht schon, wie lange ihr auf Artan warten müsst.“, nickte er. Cazario’s Augen ruhten einen Moment auf ihr, bevor er die Teller schließlich zur Küchennische brachte und das Becken mit Wachs verschloss, um zum Spülen genug zu sammeln. „Falls ich nicht gleich öffne, keine Sorge. Ich habe einen festen Schlaf – oder ich bin bereits auf dem Markt und besorge einige Kräuter, die mir ausgegangen sind.“, erwähnte er noch und spülte bereits. Die drei Krähen durften sich nun auf den Weg machen und verließen nacheinander das Heilerhaus. Als sie an Areus vorbeigingen, fiel Elian’s Blick auf den ohnehin blassen Elfen. Er hatte sich in der Zeit des Essens nicht bewegt. Nachdenklich folgte er den Frauen hinaus.

Ysara weiter bei: Das Umland von Andunie
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