Ankunft in Dessaria
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Re: Ankunft in Dessaria
Endlich ging es einmal nicht hinauf! Für eine Hymlianerin stellte Höhe zwar kein Problem dar, doch gehörte Bergsteigen, Klettern und Wandern normal nicht zu den Stärken des kaum bekannten Himmelsvolkes. Darin schienen die Dessarier weitaus geübter zu sein, wie Soraya nicht ganz neidfrei entdecken an Arion beobachten konnte. Der 9-Jährige Junge schien kaum aus der Puste zu sein, obwohl sie bereits Stunden unterwegs waren und Steigungen, Treppen und Klippenmauern überwunden hatten. War der Bengel überhaupt ein Mensch? Oder lag es an der fidelen Jugend?
So oder so, Soraya musste zwar öfter Durchschnaufen, doch auch sie hielt sich tapfer, was man ihrer Verbissenheit zuschreiben musste. Arion schien sichtlich beeindruckt von der hübschen Fremden zu sein und taute immer weiter auf, obwohl sie ihm stets die kalte Schulter zeigte. So plapperte er munter während sie sich an den ca. 30 m tiefen Abstieg begaben, der sie zum Mineneingang bringen würde.
Einmal davorstehend musste Soraya die Handwerkskunst bewundern, mit der das große, runde Tor gefertigt worden war. So etwas bekam man nicht überall in Celcia zu sehen und verriet mitunter die Erz- und Eisenvorkommnisse, durch die die Stadt und der Bergbau profizierte. Obwohl nicht viel Schnörkel erkennbar war, war die Arbeit dennoch beeindruckend – allein der Größe wegen!
Dennoch ließ sie die Frage nicht los, wozu ein solches Tor einen Mineneingang wortwörtlich versperrte?! Für die Bergarbeit war das äußerst unpraktisch, da hatte sie vollkommen recht. Doch… sie ließ das Gefühl nicht los, dass das Tor etwas Anderes zu bedeuten hatte. Vielleicht verbarg es etwas, schützte vor unbefugten Blicken, oder… sperrte etwas ein! Und damit meinte sie nicht, die von Arion eben beschriebenen Riesenwürmer, die sich laut irgendwelcher Gruselmärchen durch die Berge fraßen!
Regte sich ihr Herz vor Aufregung? War sie ihrem Ziel – ihrer Rache endlich ein Stück nähergekommen? Derzeit beäugte sie noch den verschlossenen Eingang und lauschte dem Geplapper des Jüngeren.
„Achja? Und das wäre?“, fragte sie fast schon abschätzig, als Arion laut aussprach, dass er hinter den breiten Tunneln etwas Anderes vermutete. Die Betonung von Soraya ignorierend, verschränkte der Bursche die Arme vor sich und setzte eine äußerst wichtige und wissende Miene auf, während er breit grinste, als würde nun er in die Rolle der Gruselgeschichten erzählenden Amme schlüpfen.
„Ahnungsloses Fräulein…! Wir sind hier im Schattengebirge, das noch nie eine lebende Seele überquert hat, ohne bei dem Versuch sein Leben zu lassen, so dass sie niemandem davon berichten konnte! Man erzählt sich, dass Tod hier in den Tiefen der Bergwurzeln sein Reich hat! Einen riesigen spiegelglatten See soll es dort unten geben, der alle Seelen verschluckt! Doch dort kehren nicht nur die Verstorbenen ein… nein! Wenn nur ein Tropfen die Oberfläche des Sees berührt, bricht ein Durchgang zum Harax auf! Und Buuuum! Die Wellen stoben leuchtend rot auf, wie Lava! Und aus dieser brechen Wesen hervor, deren bloßer Anblick jeden sofort tötet!“ Arion schien bereits vielen solcher Gruselgeschichten gelauscht zu haben, denn er bekam die dramatische Betonung äußerst gut hin! Dass er hier ein Thema ansprach, dass Soraya durchaus einen eiskalten Schauder über den Rücken jagen konnte, bevor sich eine unerträgliche Hitze in ihrem Nacken ausbreitete, konnte er nicht ahnen! Doch wie viel war dran an den darstellenden Worten, die vermutlich vielen Kindern vor dem Schlafengehen erzählt wurden, damit sie sich nicht in die Berge stahlen und dort einem frühzeitigen Tod durch einen Klippensturz begegneten?
Sollte Soraya eine Reaktion auf seine Worte zeigen, so bekam der Frechdachs sie nicht mit! Er gab seine Rednerposition auf uns schielte nun selbst zu dem Tor, als wäre ihm das durch seine eigene Geschichte nicht mehr ganz geheuer. Er schien nicht wirklich erpicht darauf zu sein herauszufinden, was es dort drinnen zu finden gab, doch wollte es sich zur gleichen Zeit nichts anmerken lassen.
Für die junge Frau würde es vermutlich erkennbar sein, dass der Junge nur herumprahlte. Seit der letzten halben Stunde war er komischerweise mit ihr aufgetaut und gesprächig geworden, obwohl er die Stunden davor nur das Nötigste mit ihr gesprochen hatte.
Als sie an das Tor herantrat und den Finger nach dem schweren metallenen Ring ausstreckte, spürte sie es zum ersten Mal: ein Gefühl, das einem Instinkt gleichkam, das sie vor einer Gefahr warnen wollte! Doch lediglich ein solches Empfinden würde sie nicht aufhalten. Der Weg auf dem sie wandelte war gefährlich und das Ziel … nun, es war ihr egal, ob sie beim Erreichen dessen ihr Leben verlor! Immerhin bedeutete ihr das Leben ohne ihren geliebten Ravan nichts mehr! Daher ignorierte sie alles und versuchte das große schwere Tor zu öffnen. Doch als sie eben dies versuchte – begann alles so zu verlaufen, wie sie es sich eben nicht vorgestellt hatte!
Ein unheimliches Surren erfüllte die Luft, die geradezu drohend pulsierte! Und dann zeigte sich der Grund: Runen! Sie erschienen, wie aus dem Nichts auf der Oberfläche des schmiedeeisernen Tores und leuchteten blutrot auf.
Soraya zischte genervt, während Arion zurückwich und von dem plötzlichen, magischen Alarm sichtlich erschrocken war! Er beteuerte mehrfach, dass er nichts davon gewusst hatte und wollte ihr sogar seinen durchaus mit Zeit und Mühen verdienten Lohn zurückgeben!
„Verfluchte Scheiße!“, stieß Soraya aus, ehe auch sie weiter zurückwich, da die Runen immer stärker und schneller aufleuchteten und das Pulsieren in der Luft immer stärker und dicker zu spüren wurde. Überraschenderweise schubste sie Arion, damit auch er vor der unsichtbaren Mauer zurückwich, die sich um das Tor herum ausbreitete!
„Weg da, Junge. Sonst wirst du noch gegrillt.“, murrte sie missmutig und beäugte das Zeugnis einer Magie, mit der sie sich mehr schlecht als recht auskannte. So ein verfluchter Mist! Was sollte sie jetzt nur tun? Gegen Runenmagie würde sie nichts unternehmen können. Erst recht nicht gegen eine solch starke! Ohne die Schriftzeichen zu berühren konnte sie aus der Entfernung spüren, dass sie sich an diesen wortwörtlich die Finger verbrennen würde!
Unruhig trat Arion von einem Bein aufs andere. Er jammerte und bat Soraya zur Umkehr, doch diese herrschte ihn nur an, um einen klaren Gedanken fassen und ihren nächsten Schritt planen zu können – in Ruhe wohlbemerkt! Doch ihr Verweilen machte den Burschen immer unruhiger. Sein Blick auf die Runen sprach davon, dass er solche nicht zum ersten Mal sah. Auch sah er sich unruhig nach allen Seiten um, als würde er befürchten, dass jemand auftauchen würde, der vorhatte ihm den Hintern zu versohlen.
„… das ist nicht gut…! Lass uns gehen Fräulein!!!“ Als Soraya diese Worte hörte fasste sie einen Entschluss. Sie packte den Jungen am Kragen und zog ihn etwas näher zu sich. Ihre klaren blauen Augen hatten sich verdunkelt und durchbohrten ihn quasi mit einem verengten, wachsamen Blick.
„Was weißt du über diese Runen?!“, forderte sie zu wissen und schüttelte ihn sogar leicht, als würde ihn das schneller dazu bringen ihr reinen Wein einzuschenken. Die dunkelblauen Augen weiteten sich noch etwas mehr. Sein Blick huschte unruhig von ihr zu den Runen, die sich am Boden wie Wasser aus einem überlaufenden Gefäß ausbreiteten. Es war klar erkennbar: Arion hatte Angst! Und das weniger vor ihr, als vor der schleichenden Gefahr, die ihnen immer näher kam!
„Sieh nicht die Runen an, sondern mich! Konzentrier dich, Hasenfuß! WER hier in deiner Stadt wäre in der Lage dazu, diese Runen anzubringen?! Gibt es einen Magier, der sich damit auskennt?“, fragte sie ihn mit energischer Stimme und weiterhin festen Griff um seinen Kragen. Ob er wollte, oder nicht. Arion würde sich gerade nicht wirklich gut aus der Situation winden können. Er sah Soraya mit geweiteten Augen an, ehe sein Blick doch wieder zu den pulsierenden Zeichen wanderte.
„Ich…also… das ist…“, stammelte er unzufriedenstellend, so dass die junge Frau vor Ärger mit den Zähnen knirschte. Da war sie so weit gekommen, stand quasi vor der Eingangstüre ihrer Ziele und nun… entpuppte sie sich als Sackgasse! Und doch hatte sie es geschafft Arion ein kleines Nicken anzuringen! Er ahnte oder wusste also, wer für diese Runen und ihre Zeitverschwendung verantwortlich war.
Unwirsch ließ sie ihn wieder los und sah zu dem rotleuchtenden Ärgernis, das sie beide vom Tor auf Abstand hielt.
„Eines ist sicher! Wenn jemand so viel Aufwand betrieb, um den Zugang zu verwehren, dann ist darin etwas, das nicht gefunden werden soll oder … hinausgelassen. Ich muss da rein!“, betonte sie feste, ehe sie ihren Begleiter warnend und auffordernd zugleich anfunkelte. Der Junge verstand, dass sie ihn nicht so ohne weiteres und einen Hinweis auf den Verursacher gehen lassen würde. In den blauen Augen der hübschen Frau funkelte so viel Zorn, dass er wahrlich befürchtete, dass sie ihn die Klippe hinabstoßen würde, wenn er ihr einen weiteren Stein in den Weg legen würde, indem er nicht sprach. Vorsichtshalber wich Arion daher ein paar Schritte zurück. Sein Blick wandte sich zu seinen Füßen und er begann nervös am Saum seines Hemdes zu nesteln.
„Es… gibt einen…“, bestätigte er etwas kleinlaut und kniff dann die Augen zusammen, als würde er befürchten, dass ihn gleich jemand anschreien würde.
„Aber…“, er schüttelte mit dem Kopf, so dass seine schwarzen Zotteln von einer Seite zur anderen schwangen, „… er wird nicht auf euch hören, oder helfen Fräulein!“ Der blaue Blick tastete sich unsicher zu ihrem Gesicht hervor.
„Bas…Basalt … ihr habt vielleicht von ihm gehört? Er ist dieser… Runenmagier! Neuerdings reden viele über ihn und selbst Händler aus anderen Städten fragen hier und da nach ihm, wenn sie nach Dessaria kommen. Da sich das Gerücht hält, dass er hier in der Gegend lebt!“
Tatsächlich hatte das Auftauchen eines bemerkenswerten Runenmagiers vor ein paar Jahren bereits begonnen in Celcia die Runde zu machen. Soraya könnte von ihm gehört haben, doch hätte sie vermutlich nicht damit gerechnet, dass eben dieser sich plötzlich als ein Hindernis erweisen würde. Denn, dass er eines war und sicher weiter sein könnte, würde ihr klarwerden, wenn ihr ein paar Geschichten zu Ohren gekommen waren:
Eine von ihnen besagte zum Beispiel, dass er eines Tages, quasi aus dem Nichts aufgetaucht war – ein namenloser Fremder, der sich aus unerfindlichen Gründen in eine Schlacht gegen eine Invasion der Dunkelelfen eingemischt hatte. Die Dunkelelfen sollen in der Übermacht gewesen sein und doch, soll eben dieser Runenmagier das Ruder noch herumgerissen und die andere Seite zum Sieg geführt haben. Eine andere besagte, er habe vollkommen alleine und erbarmungslos ein ganzes Dorf niedergebrannt. Wieder eine andere erzählte, dass er Todgeweihten das Leben gerettet hatte, obwohl sogar hochrangige Lichtmagier und Heiler diesen Personen keine Lebenschancen mehr zugesprochen hatten.
Basalt war ein moderner Mythos, ein Rätsel, um den sich viele Geschichten rankten, von denen vermutlich niemand so recht wusste, welche wahr, erfunden oder übertrieben waren. Und doch musste etwas an diesem Unbekannten wahres sein, denn sonst würden sich Gerüchte nicht über Jahre halten und immer wieder in den Gedanken der Menschen aufleben. Stichhaltige Informationen schien es kaum zu geben – er tauchte so selten auf, dass man ihn beinahe vergaß und doch schienen eben die wenigen Male auszureichen und so stark zu beeindrucken, dass sich die Leute an ihn erinnerten!
Arion biss sich auf die Unterlippe und sah sich um, als würde besagter Basalt gleich hinter ihm auftauchen.
„… aber… wirklich in Dessaria ist er nicht…!“, fügte er deutlich leiser hinzu und machte noch einmal einen Schritt zurück, ehe sein Blick sich etwas festigte.
„Fräulein… wir sollten zurück und … ich gebe euch das Geld wieder. Unter diesen Umständen könnt ihr nicht in die Mine!“ Seine Stimme gewann wieder an Festigkeit, doch sein Blick sah noch immer nervös zu den pulsierenden Runen.
Nun lag es an Soraya. Sie musste sich überlegen, was sie tun wollte. Die Mine aufgeben? Sie könnte versuchen die Runenmagie zu zerstören, doch würde ihr das gelingen? Vermutlich nicht.
Was blieb ihr noch? Würde ihr besagter Basalt wirklich nicht helfen, wie Arion meinte? Weshalb hatte er den Zugang zur Mine überhaupt mit so starker Runenmagie verschlossen? Was hatte er damit zu tun? Oder war Basalt gar eine Sie? Die Gerüchte sprachen zwar von einem Mann, doch wer wusste schon? Die verschiedenen Taten dieses Runenmagiers widersprachen sich immerhin auch.
Doch sollte sie Basalt aufsuchen wollen, würde sie ihn überhaupt finden?
So oder so, Soraya musste zwar öfter Durchschnaufen, doch auch sie hielt sich tapfer, was man ihrer Verbissenheit zuschreiben musste. Arion schien sichtlich beeindruckt von der hübschen Fremden zu sein und taute immer weiter auf, obwohl sie ihm stets die kalte Schulter zeigte. So plapperte er munter während sie sich an den ca. 30 m tiefen Abstieg begaben, der sie zum Mineneingang bringen würde.
Einmal davorstehend musste Soraya die Handwerkskunst bewundern, mit der das große, runde Tor gefertigt worden war. So etwas bekam man nicht überall in Celcia zu sehen und verriet mitunter die Erz- und Eisenvorkommnisse, durch die die Stadt und der Bergbau profizierte. Obwohl nicht viel Schnörkel erkennbar war, war die Arbeit dennoch beeindruckend – allein der Größe wegen!
Dennoch ließ sie die Frage nicht los, wozu ein solches Tor einen Mineneingang wortwörtlich versperrte?! Für die Bergarbeit war das äußerst unpraktisch, da hatte sie vollkommen recht. Doch… sie ließ das Gefühl nicht los, dass das Tor etwas Anderes zu bedeuten hatte. Vielleicht verbarg es etwas, schützte vor unbefugten Blicken, oder… sperrte etwas ein! Und damit meinte sie nicht, die von Arion eben beschriebenen Riesenwürmer, die sich laut irgendwelcher Gruselmärchen durch die Berge fraßen!
Regte sich ihr Herz vor Aufregung? War sie ihrem Ziel – ihrer Rache endlich ein Stück nähergekommen? Derzeit beäugte sie noch den verschlossenen Eingang und lauschte dem Geplapper des Jüngeren.
„Achja? Und das wäre?“, fragte sie fast schon abschätzig, als Arion laut aussprach, dass er hinter den breiten Tunneln etwas Anderes vermutete. Die Betonung von Soraya ignorierend, verschränkte der Bursche die Arme vor sich und setzte eine äußerst wichtige und wissende Miene auf, während er breit grinste, als würde nun er in die Rolle der Gruselgeschichten erzählenden Amme schlüpfen.
„Ahnungsloses Fräulein…! Wir sind hier im Schattengebirge, das noch nie eine lebende Seele überquert hat, ohne bei dem Versuch sein Leben zu lassen, so dass sie niemandem davon berichten konnte! Man erzählt sich, dass Tod hier in den Tiefen der Bergwurzeln sein Reich hat! Einen riesigen spiegelglatten See soll es dort unten geben, der alle Seelen verschluckt! Doch dort kehren nicht nur die Verstorbenen ein… nein! Wenn nur ein Tropfen die Oberfläche des Sees berührt, bricht ein Durchgang zum Harax auf! Und Buuuum! Die Wellen stoben leuchtend rot auf, wie Lava! Und aus dieser brechen Wesen hervor, deren bloßer Anblick jeden sofort tötet!“ Arion schien bereits vielen solcher Gruselgeschichten gelauscht zu haben, denn er bekam die dramatische Betonung äußerst gut hin! Dass er hier ein Thema ansprach, dass Soraya durchaus einen eiskalten Schauder über den Rücken jagen konnte, bevor sich eine unerträgliche Hitze in ihrem Nacken ausbreitete, konnte er nicht ahnen! Doch wie viel war dran an den darstellenden Worten, die vermutlich vielen Kindern vor dem Schlafengehen erzählt wurden, damit sie sich nicht in die Berge stahlen und dort einem frühzeitigen Tod durch einen Klippensturz begegneten?
Sollte Soraya eine Reaktion auf seine Worte zeigen, so bekam der Frechdachs sie nicht mit! Er gab seine Rednerposition auf uns schielte nun selbst zu dem Tor, als wäre ihm das durch seine eigene Geschichte nicht mehr ganz geheuer. Er schien nicht wirklich erpicht darauf zu sein herauszufinden, was es dort drinnen zu finden gab, doch wollte es sich zur gleichen Zeit nichts anmerken lassen.
Für die junge Frau würde es vermutlich erkennbar sein, dass der Junge nur herumprahlte. Seit der letzten halben Stunde war er komischerweise mit ihr aufgetaut und gesprächig geworden, obwohl er die Stunden davor nur das Nötigste mit ihr gesprochen hatte.
Als sie an das Tor herantrat und den Finger nach dem schweren metallenen Ring ausstreckte, spürte sie es zum ersten Mal: ein Gefühl, das einem Instinkt gleichkam, das sie vor einer Gefahr warnen wollte! Doch lediglich ein solches Empfinden würde sie nicht aufhalten. Der Weg auf dem sie wandelte war gefährlich und das Ziel … nun, es war ihr egal, ob sie beim Erreichen dessen ihr Leben verlor! Immerhin bedeutete ihr das Leben ohne ihren geliebten Ravan nichts mehr! Daher ignorierte sie alles und versuchte das große schwere Tor zu öffnen. Doch als sie eben dies versuchte – begann alles so zu verlaufen, wie sie es sich eben nicht vorgestellt hatte!
Ein unheimliches Surren erfüllte die Luft, die geradezu drohend pulsierte! Und dann zeigte sich der Grund: Runen! Sie erschienen, wie aus dem Nichts auf der Oberfläche des schmiedeeisernen Tores und leuchteten blutrot auf.
Soraya zischte genervt, während Arion zurückwich und von dem plötzlichen, magischen Alarm sichtlich erschrocken war! Er beteuerte mehrfach, dass er nichts davon gewusst hatte und wollte ihr sogar seinen durchaus mit Zeit und Mühen verdienten Lohn zurückgeben!
„Verfluchte Scheiße!“, stieß Soraya aus, ehe auch sie weiter zurückwich, da die Runen immer stärker und schneller aufleuchteten und das Pulsieren in der Luft immer stärker und dicker zu spüren wurde. Überraschenderweise schubste sie Arion, damit auch er vor der unsichtbaren Mauer zurückwich, die sich um das Tor herum ausbreitete!
„Weg da, Junge. Sonst wirst du noch gegrillt.“, murrte sie missmutig und beäugte das Zeugnis einer Magie, mit der sie sich mehr schlecht als recht auskannte. So ein verfluchter Mist! Was sollte sie jetzt nur tun? Gegen Runenmagie würde sie nichts unternehmen können. Erst recht nicht gegen eine solch starke! Ohne die Schriftzeichen zu berühren konnte sie aus der Entfernung spüren, dass sie sich an diesen wortwörtlich die Finger verbrennen würde!
Unruhig trat Arion von einem Bein aufs andere. Er jammerte und bat Soraya zur Umkehr, doch diese herrschte ihn nur an, um einen klaren Gedanken fassen und ihren nächsten Schritt planen zu können – in Ruhe wohlbemerkt! Doch ihr Verweilen machte den Burschen immer unruhiger. Sein Blick auf die Runen sprach davon, dass er solche nicht zum ersten Mal sah. Auch sah er sich unruhig nach allen Seiten um, als würde er befürchten, dass jemand auftauchen würde, der vorhatte ihm den Hintern zu versohlen.
„… das ist nicht gut…! Lass uns gehen Fräulein!!!“ Als Soraya diese Worte hörte fasste sie einen Entschluss. Sie packte den Jungen am Kragen und zog ihn etwas näher zu sich. Ihre klaren blauen Augen hatten sich verdunkelt und durchbohrten ihn quasi mit einem verengten, wachsamen Blick.
„Was weißt du über diese Runen?!“, forderte sie zu wissen und schüttelte ihn sogar leicht, als würde ihn das schneller dazu bringen ihr reinen Wein einzuschenken. Die dunkelblauen Augen weiteten sich noch etwas mehr. Sein Blick huschte unruhig von ihr zu den Runen, die sich am Boden wie Wasser aus einem überlaufenden Gefäß ausbreiteten. Es war klar erkennbar: Arion hatte Angst! Und das weniger vor ihr, als vor der schleichenden Gefahr, die ihnen immer näher kam!
„Sieh nicht die Runen an, sondern mich! Konzentrier dich, Hasenfuß! WER hier in deiner Stadt wäre in der Lage dazu, diese Runen anzubringen?! Gibt es einen Magier, der sich damit auskennt?“, fragte sie ihn mit energischer Stimme und weiterhin festen Griff um seinen Kragen. Ob er wollte, oder nicht. Arion würde sich gerade nicht wirklich gut aus der Situation winden können. Er sah Soraya mit geweiteten Augen an, ehe sein Blick doch wieder zu den pulsierenden Zeichen wanderte.
„Ich…also… das ist…“, stammelte er unzufriedenstellend, so dass die junge Frau vor Ärger mit den Zähnen knirschte. Da war sie so weit gekommen, stand quasi vor der Eingangstüre ihrer Ziele und nun… entpuppte sie sich als Sackgasse! Und doch hatte sie es geschafft Arion ein kleines Nicken anzuringen! Er ahnte oder wusste also, wer für diese Runen und ihre Zeitverschwendung verantwortlich war.
Unwirsch ließ sie ihn wieder los und sah zu dem rotleuchtenden Ärgernis, das sie beide vom Tor auf Abstand hielt.
„Eines ist sicher! Wenn jemand so viel Aufwand betrieb, um den Zugang zu verwehren, dann ist darin etwas, das nicht gefunden werden soll oder … hinausgelassen. Ich muss da rein!“, betonte sie feste, ehe sie ihren Begleiter warnend und auffordernd zugleich anfunkelte. Der Junge verstand, dass sie ihn nicht so ohne weiteres und einen Hinweis auf den Verursacher gehen lassen würde. In den blauen Augen der hübschen Frau funkelte so viel Zorn, dass er wahrlich befürchtete, dass sie ihn die Klippe hinabstoßen würde, wenn er ihr einen weiteren Stein in den Weg legen würde, indem er nicht sprach. Vorsichtshalber wich Arion daher ein paar Schritte zurück. Sein Blick wandte sich zu seinen Füßen und er begann nervös am Saum seines Hemdes zu nesteln.
„Es… gibt einen…“, bestätigte er etwas kleinlaut und kniff dann die Augen zusammen, als würde er befürchten, dass ihn gleich jemand anschreien würde.
„Aber…“, er schüttelte mit dem Kopf, so dass seine schwarzen Zotteln von einer Seite zur anderen schwangen, „… er wird nicht auf euch hören, oder helfen Fräulein!“ Der blaue Blick tastete sich unsicher zu ihrem Gesicht hervor.
„Bas…Basalt … ihr habt vielleicht von ihm gehört? Er ist dieser… Runenmagier! Neuerdings reden viele über ihn und selbst Händler aus anderen Städten fragen hier und da nach ihm, wenn sie nach Dessaria kommen. Da sich das Gerücht hält, dass er hier in der Gegend lebt!“
Tatsächlich hatte das Auftauchen eines bemerkenswerten Runenmagiers vor ein paar Jahren bereits begonnen in Celcia die Runde zu machen. Soraya könnte von ihm gehört haben, doch hätte sie vermutlich nicht damit gerechnet, dass eben dieser sich plötzlich als ein Hindernis erweisen würde. Denn, dass er eines war und sicher weiter sein könnte, würde ihr klarwerden, wenn ihr ein paar Geschichten zu Ohren gekommen waren:
Eine von ihnen besagte zum Beispiel, dass er eines Tages, quasi aus dem Nichts aufgetaucht war – ein namenloser Fremder, der sich aus unerfindlichen Gründen in eine Schlacht gegen eine Invasion der Dunkelelfen eingemischt hatte. Die Dunkelelfen sollen in der Übermacht gewesen sein und doch, soll eben dieser Runenmagier das Ruder noch herumgerissen und die andere Seite zum Sieg geführt haben. Eine andere besagte, er habe vollkommen alleine und erbarmungslos ein ganzes Dorf niedergebrannt. Wieder eine andere erzählte, dass er Todgeweihten das Leben gerettet hatte, obwohl sogar hochrangige Lichtmagier und Heiler diesen Personen keine Lebenschancen mehr zugesprochen hatten.
Basalt war ein moderner Mythos, ein Rätsel, um den sich viele Geschichten rankten, von denen vermutlich niemand so recht wusste, welche wahr, erfunden oder übertrieben waren. Und doch musste etwas an diesem Unbekannten wahres sein, denn sonst würden sich Gerüchte nicht über Jahre halten und immer wieder in den Gedanken der Menschen aufleben. Stichhaltige Informationen schien es kaum zu geben – er tauchte so selten auf, dass man ihn beinahe vergaß und doch schienen eben die wenigen Male auszureichen und so stark zu beeindrucken, dass sich die Leute an ihn erinnerten!
Arion biss sich auf die Unterlippe und sah sich um, als würde besagter Basalt gleich hinter ihm auftauchen.
„… aber… wirklich in Dessaria ist er nicht…!“, fügte er deutlich leiser hinzu und machte noch einmal einen Schritt zurück, ehe sein Blick sich etwas festigte.
„Fräulein… wir sollten zurück und … ich gebe euch das Geld wieder. Unter diesen Umständen könnt ihr nicht in die Mine!“ Seine Stimme gewann wieder an Festigkeit, doch sein Blick sah noch immer nervös zu den pulsierenden Runen.
Nun lag es an Soraya. Sie musste sich überlegen, was sie tun wollte. Die Mine aufgeben? Sie könnte versuchen die Runenmagie zu zerstören, doch würde ihr das gelingen? Vermutlich nicht.
Was blieb ihr noch? Würde ihr besagter Basalt wirklich nicht helfen, wie Arion meinte? Weshalb hatte er den Zugang zur Mine überhaupt mit so starker Runenmagie verschlossen? Was hatte er damit zu tun? Oder war Basalt gar eine Sie? Die Gerüchte sprachen zwar von einem Mann, doch wer wusste schon? Die verschiedenen Taten dieses Runenmagiers widersprachen sich immerhin auch.
Doch sollte sie Basalt aufsuchen wollen, würde sie ihn überhaupt finden?
- Soraya Valor
- Spieler-Charakter
- Beiträge: 13
- Registriert: Freitag 12. Juli 2024, 17:39
- Moderator des Spielers: Rhuna Bláidyaét
- Aufenthaltsort: Dessaria
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Mensch (Hymlianerin)
- Sprachen: Hymlikor (Muttersprache)
Celcianisch (Hauptsprache)
Haraxisch (Bruchstücke) - Beruf: Auf der Jagd
- Fähigkeiten: Ritualmagie (gut)
Luftmagie (Begabung, verkümmert)
Dolch (durchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 20L, 100F
- Ausrüstung: Dolch/Ritualdolch
Pfeife & Rauschkräuter
Reisemantel
Wasserschlauch
In Leder gebundenes Notitzbuch und Federkiel - Tierische Begleiter: Keine
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Re: Ankunft in Dessaria
„Ahnungsloses Fräulein…! Wir sind hier im Schattengebirge, das noch nie eine lebende Seele überquert hat, ohne bei dem Versuch sein Leben zu lassen, so dass sie niemandem davon berichten konnte! Man erzählt sich, dass Tod hier in den Tiefen der Bergwurzeln sein Reich hat! Einen riesigen spiegelglatten See soll es dort unten geben, der alle Seelen verschluckt! Doch dort kehren nicht nur die Verstorbenen ein… nein! Wenn nur ein Tropfen die Oberfläche des Sees berührt, bricht ein Durchgang zum Harax auf! Und Buuuum! Die Wellen stoben leuchtend rot auf, wie Lava! Und aus dieser brechen Wesen hervor, deren bloßer Anblick jeden sofort tötet!“
Soraya blickte den Jungen emotionslos an. „Und an so etwas glaubst du also, ja?“, fragte sie gelangweilt und schüttelte schnaubend den Kopf. „Deine Eltern leisteten gute Dienste, um dich davon abzuhalten zu weit herumzustreunen.“, murmelte sie und wandte sich dem Tor wieder zu. „Wenn der Tod das Reich zum Harax als Torwächter bewachen würde, wäre er wohl nicht mehr neutral, nicht wahr?“, gab sie ihm zum gedanklichen Kauen, bevor sie noch anfügte: „Und ich hätte deutlich weniger Scherereien. Sterben ist leicht. Leben ist hart.“ Ihre Stimme war dabei gleichgültig. Sie war wirklich der Meinung, dass Sterben nicht das größte Problem für sie darstellte. Wenn sie dadurch an eben jenen Dämon gelangen würde, würde sie es tun… Soraya war auf einem grausamen Pfad ins Nichts. Ein tiefer Fall von dem einst so lichtgeküssten Leben, das sie ihr Eigen hatte nennen dürfen. Die Rothaarige entschied sich, sich wieder dem Tor zu widmen und musste kurzdarauf feststellen, dass sich das als Sackgasse erwies. Unwillig, ungehalten und genervt, machte sie Arion dafür halb verantwortlich und presste aus ihm Antworten heraus, die sie nun brauchte. Doch der Junge schien echte, nackte Angst zu haben! Er brachte keinen geraden Satz heraus und von seiner anfänglichen Plapperei über Seelenspiegel-Seen und Tore zum Harax war nichts mehr übrig. Nun sickerten die Worte wie zäher Schleim über seine Lippen und ihr dröselte sich der Geduldsfaden auf.
„Es… gibt einen…“ Sofort traf ihn wieder ein stechender Blick. „WO?“, blaffte sie ihn an und wollte seine Zunge lösen. „Aber… er wird nicht auf euch hören, oder helfen Fräulein!“ Soraya horchte auf. „Du kennst ihn?!“, schnitt ihre Stimme durch das Brummen der Runen, die sich unweigerlich auf sie zubewegten. Soraya ignorierte es. Nicht unbedingt aus Trotz oder Wagemut. Sie fokussierte sich einfach nur auf das nun Wichtige. Sie musste erfahren, was der Bengel wusste, damit sie nicht weiter Zeit verschwendete. „Bas…Basalt … ihr habt vielleicht von ihm gehört? Er ist dieser… Runenmagier! Neuerdings reden viele über ihn und selbst Händler aus anderen Städten fragen hier und da nach ihm, wenn sie nach Dessaria kommen. Da sich das Gerücht hält, dass er hier in der Gegend lebt!“ Ihre Augen rutschten zur Seite und bedachten die Schatten der Runenmagie mit einem Blick. Basalt… sie hatte von diesem Mythos gehört aber sich davon nicht ablenken lassen. Runen waren in ihrem Metier nicht wichtig. Ritualmagie, darum ging es ihr. Und das auch nur, weil sie unbedingt stärker werden musste. Ganz gleich, was das mit ihr anstellte, ob die unnatürliche Magie ihre Venen verätzte und sie verbrannte. Soraya hatte ihre eigene Magie, die Luftmagie, verleugnet, um Platz zu schaffen für das Essentielle. Wie sollte ihr die Luft bei ihrem Weg helfen?! Nein… Pragmatismus, Selbstzerstörung und ein unbändiger Wille hatten sie die Magieart wechseln lassen. Kurz versuchte Soraya sich zu erinnern, worum es bei dem Mythos ging. Er schien sich für das Gute einzusetzen. Andernfalls brannte er Dörfer nieder und… Soraya schüttelte den Kopf, um die Gedanken nicht auf falsche Spuren gleiten zu lassen.
„… aber… wirklich in Dessaria ist er nicht…!“ Ihre Augen trafen Arion sofort und zielsicher. Sie fokussierte den Jungen. Wusste dieser Lausebengel also, wo dieser Magier war?! Soraya engte die Augen und bekam einen berechnenden Ausdruck. „Fräulein… wir sollten zurück und … ich gebe euch das Geld wieder. Unter diesen Umständen könnt ihr nicht in die Mine!“ Die Hymlianerin nahm sich eine Sekunde Zeit zum Überlegen und plötzlich änderte sich ihre Haltung. Sie wurde weicher in ihrem Körper und schaute zum Tor. Dann seufzte sie, trat auf Arion zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du hast Recht! So wird das nichts!“, pflichtete sie ihm bei und klopfte auf seine Schulter, bevor sie die Hand zurückzog. Dann aber drehte sie sich von dem Tor weg und deutete auf die Richtung, die davon wegführte. „Lass uns gehen!“, sagte sie und machte sich schon halb auf den Weg. Sie wartete nur ab, wohin Arion sich wenden würde. Den ganzen Weg zurück, den sie gekommen waren? Oder gab es eine Alternative? Soraya aber würde nur so lange abwarten, wie sie das Tor in sicherer Entfernung hinter sich gelassen hätten. Dann blieb sie stehen und sah Arion wieder deutlich kühler an. „Du darfst das Geld behalten.“, versprach sie ihm und sofern er glaubte, sie wäre gnädig, sollte ihr nächster Satz das zunichtemachen, knüpfte er doch neue Bedingungen daran: „Aber du führst mich zu diesem ominösen Basalt!“, verlangte sie, die Arme verschränkend. „Du sagtest, er wäre nicht wirklich in Dessaria. WO finde ich ihn, Junge? Spuck es aus!“, verlangte sie und beobachtete die Reaktionen des Kindes. Letztendlich war Soraya so lange schon auf ihrem Weg. Umwege machten nicht wirklich etwas aus, wenngleich sie sie ungerne ging. Jetzt aber musste sie diesem Runenmagier die Leviten lesen, damit er sie in das Innere des Berges ließ. Denn sie war sich sicher, dass dort zumindest weitere Antworten lagen. Weitere Hinweise… Ihre Suche war ins Stocken geraten und sie brauchte eine neue Richtung. Was sollte sie ansonsten tun? Sie konnte nicht stehenbleiben… nie wieder. Stillstand würde ihr Untergang sein, denn dann hätte sie nichts mehr, an das sie sich klammern konnte, um noch irgendeinen Sinn in ihrem Leben zu sehen. Wenigstens einen…
Soraya blickte den Jungen emotionslos an. „Und an so etwas glaubst du also, ja?“, fragte sie gelangweilt und schüttelte schnaubend den Kopf. „Deine Eltern leisteten gute Dienste, um dich davon abzuhalten zu weit herumzustreunen.“, murmelte sie und wandte sich dem Tor wieder zu. „Wenn der Tod das Reich zum Harax als Torwächter bewachen würde, wäre er wohl nicht mehr neutral, nicht wahr?“, gab sie ihm zum gedanklichen Kauen, bevor sie noch anfügte: „Und ich hätte deutlich weniger Scherereien. Sterben ist leicht. Leben ist hart.“ Ihre Stimme war dabei gleichgültig. Sie war wirklich der Meinung, dass Sterben nicht das größte Problem für sie darstellte. Wenn sie dadurch an eben jenen Dämon gelangen würde, würde sie es tun… Soraya war auf einem grausamen Pfad ins Nichts. Ein tiefer Fall von dem einst so lichtgeküssten Leben, das sie ihr Eigen hatte nennen dürfen. Die Rothaarige entschied sich, sich wieder dem Tor zu widmen und musste kurzdarauf feststellen, dass sich das als Sackgasse erwies. Unwillig, ungehalten und genervt, machte sie Arion dafür halb verantwortlich und presste aus ihm Antworten heraus, die sie nun brauchte. Doch der Junge schien echte, nackte Angst zu haben! Er brachte keinen geraden Satz heraus und von seiner anfänglichen Plapperei über Seelenspiegel-Seen und Tore zum Harax war nichts mehr übrig. Nun sickerten die Worte wie zäher Schleim über seine Lippen und ihr dröselte sich der Geduldsfaden auf.
„Es… gibt einen…“ Sofort traf ihn wieder ein stechender Blick. „WO?“, blaffte sie ihn an und wollte seine Zunge lösen. „Aber… er wird nicht auf euch hören, oder helfen Fräulein!“ Soraya horchte auf. „Du kennst ihn?!“, schnitt ihre Stimme durch das Brummen der Runen, die sich unweigerlich auf sie zubewegten. Soraya ignorierte es. Nicht unbedingt aus Trotz oder Wagemut. Sie fokussierte sich einfach nur auf das nun Wichtige. Sie musste erfahren, was der Bengel wusste, damit sie nicht weiter Zeit verschwendete. „Bas…Basalt … ihr habt vielleicht von ihm gehört? Er ist dieser… Runenmagier! Neuerdings reden viele über ihn und selbst Händler aus anderen Städten fragen hier und da nach ihm, wenn sie nach Dessaria kommen. Da sich das Gerücht hält, dass er hier in der Gegend lebt!“ Ihre Augen rutschten zur Seite und bedachten die Schatten der Runenmagie mit einem Blick. Basalt… sie hatte von diesem Mythos gehört aber sich davon nicht ablenken lassen. Runen waren in ihrem Metier nicht wichtig. Ritualmagie, darum ging es ihr. Und das auch nur, weil sie unbedingt stärker werden musste. Ganz gleich, was das mit ihr anstellte, ob die unnatürliche Magie ihre Venen verätzte und sie verbrannte. Soraya hatte ihre eigene Magie, die Luftmagie, verleugnet, um Platz zu schaffen für das Essentielle. Wie sollte ihr die Luft bei ihrem Weg helfen?! Nein… Pragmatismus, Selbstzerstörung und ein unbändiger Wille hatten sie die Magieart wechseln lassen. Kurz versuchte Soraya sich zu erinnern, worum es bei dem Mythos ging. Er schien sich für das Gute einzusetzen. Andernfalls brannte er Dörfer nieder und… Soraya schüttelte den Kopf, um die Gedanken nicht auf falsche Spuren gleiten zu lassen.
„… aber… wirklich in Dessaria ist er nicht…!“ Ihre Augen trafen Arion sofort und zielsicher. Sie fokussierte den Jungen. Wusste dieser Lausebengel also, wo dieser Magier war?! Soraya engte die Augen und bekam einen berechnenden Ausdruck. „Fräulein… wir sollten zurück und … ich gebe euch das Geld wieder. Unter diesen Umständen könnt ihr nicht in die Mine!“ Die Hymlianerin nahm sich eine Sekunde Zeit zum Überlegen und plötzlich änderte sich ihre Haltung. Sie wurde weicher in ihrem Körper und schaute zum Tor. Dann seufzte sie, trat auf Arion zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du hast Recht! So wird das nichts!“, pflichtete sie ihm bei und klopfte auf seine Schulter, bevor sie die Hand zurückzog. Dann aber drehte sie sich von dem Tor weg und deutete auf die Richtung, die davon wegführte. „Lass uns gehen!“, sagte sie und machte sich schon halb auf den Weg. Sie wartete nur ab, wohin Arion sich wenden würde. Den ganzen Weg zurück, den sie gekommen waren? Oder gab es eine Alternative? Soraya aber würde nur so lange abwarten, wie sie das Tor in sicherer Entfernung hinter sich gelassen hätten. Dann blieb sie stehen und sah Arion wieder deutlich kühler an. „Du darfst das Geld behalten.“, versprach sie ihm und sofern er glaubte, sie wäre gnädig, sollte ihr nächster Satz das zunichtemachen, knüpfte er doch neue Bedingungen daran: „Aber du führst mich zu diesem ominösen Basalt!“, verlangte sie, die Arme verschränkend. „Du sagtest, er wäre nicht wirklich in Dessaria. WO finde ich ihn, Junge? Spuck es aus!“, verlangte sie und beobachtete die Reaktionen des Kindes. Letztendlich war Soraya so lange schon auf ihrem Weg. Umwege machten nicht wirklich etwas aus, wenngleich sie sie ungerne ging. Jetzt aber musste sie diesem Runenmagier die Leviten lesen, damit er sie in das Innere des Berges ließ. Denn sie war sich sicher, dass dort zumindest weitere Antworten lagen. Weitere Hinweise… Ihre Suche war ins Stocken geraten und sie brauchte eine neue Richtung. Was sollte sie ansonsten tun? Sie konnte nicht stehenbleiben… nie wieder. Stillstand würde ihr Untergang sein, denn dann hätte sie nichts mehr, an das sie sich klammern konnte, um noch irgendeinen Sinn in ihrem Leben zu sehen. Wenigstens einen…
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Re: Ankunft in Dessaria
All der Aufwand und die Mühen hier hoch zu wandern und zu klettern schienen umsonst gewesen zu sein, als Soraya von den Tor bewachenden Runen zurückgedrängt wurde. Mit einem solchen Zwischenfall hatte die junge Frau mit Sicherheit nicht gerechnet und wer konnte es ihr verübeln? Auch Arion, dem naseweisen Jungen aus Dessaria, konnte man vom Gesicht ablesen, dass er nicht hatte vorhersehen können, dass all dies geschah. Doch sein Gesichtsausdruck verriet der Enttäuschten, dass er sich zumindest einen Reim mehr bilden konnte, als sie: er ahnte wohl, wer für die Runenblockade verantwortlich war!
Für den ersten Moment bemerkte sie es gar nicht. Zu kräftig stieg die Wut in ihr auf, die aus ihrem Frust geboren wurde. Sie war doch so nah dran! Stand quasi vor des Dämons Türschwelle, auf den so lange kein guter Hinweis mehr hatte passen wollen. Tag um Tag, Monat für Monat und ja… es waren bereits Jahre, die sie der Suche nach dem Mörder ihres Mannes widmete. Bislang allerdings ohne den geringen Erfolg. Wie sollte Soraya nicht frustriert sein? Sie gab buchstäblich ihr Leben auf, existierte nur noch für das eine letzte Ziel. Der Tod bereitete ihr keine Angst, doch bevor sie mit dem Gevatter gehen konnte, musste sie Rache nehmen. Vorher konnte sich die Hymlianerin einfach keinen Frieden gönnen.
Anders als sie, sah man Arion die Furcht an, denn der Junge wollte ganz sicher noch nicht aus dieser Welt scheiden. Er schien kein Hasenfuß zu sein - dafür war er definitiv zu waghalsig, alleine was das Klettern und Kraxeln anging, doch das hier schien ihm einfach nicht geheuer zu sein.
Als Soraya entdeckte, dass ihr kleiner Wegweiser zu wissen schien, wessen Werk all das war, forderte sie Antworten. Dabei fiel es ihr ganz und gar nicht leicht ihre Ruhe zu bewahren, die ihr früher wie selbstverständlich empfunden hatte. Doch so schnell konnte man sich eben selbst ändern. Es reichte ein lebenseinschneidendes Ereignis aus…!
„Du kennst ihn?“, forderte Soraya zu wissen, während Arion noch immer etwas weiter zurückwich und mit den Worten haderte, die sie aus ihm herausdrängte.
Der blaue Blick der ehemaligen Luftmagierin richtete sich auf die rotglühenden Runen, als Arion endlich mit dem Namen und ein paar Informationsbrocken herausrückte.
Basalt… ja, auch sie hatte von diesem Mann gehört, doch bisher hatte sie den Gerüchten um ihn nie große Beachtung geschenkt. Das Bisschen, das sie wusste versuchte sie nun gedanklich zusammenzusammeln, doch am Schluss musste sie feststellen, dass ihr nichts davon wirklich weiterhelfen würde.
Nein, wenn sie wollte, dass ihr Weg hierher nicht umsonst war, würde sie sich etwas anderes einfallen lassen müssen. Ihr Blick wanderte wieder zum schwarzhaarigen Jungen, der sich bereits kurz vor dem Treppenabsatz befand, den sie quasi gerade erst hinuntergekommen waren. Arions Worte ließen darauf schließen, dass er wusste, wo sich besagter Basalt aufhielt. Genau das musste sie ausnutzen. Vielleicht erwies er sich ja doch noch als nützlicher, als bisher angenommen - obwohl sie sicher gut und gerne auf sein Geplapper verzichten könnte, sollte er sich bereit erklären sie zu diesem Runenmagier zu bringen.
Wie ausgewechselt glättete sie ihre Mimik und trat auf den Jungen zu, der nervös von den Runen aufsah, als sie seine Schulter mit der Hand berührte. In den blauen Augen des Jüngeren kehrte ein unsicherer und leicht fragender Ausdruck zurück.
„Fräulein…?“
„Du hast Recht! So wird das nichts!“, pflichtete sie ihm bei und tätschelte gar die schmale Schulter des Jungen. Dieser schien erleichtert, als sie davon sprach zu gehen, nickte einmal kräftig, ehe er sich umwandte und bereits die ersten Stufen hinaufsprang. Je größer ihre Distanz zu den Runen wurde, je schwerfälliger glommen sie noch auf und zogen sich langsam, aber sicher wieder zurück.
Arion atmete sichtlich auf und sprang bereits die dritte Stufe hinauf, als Soraya entschied ihren eigentlichen Plan in die Tat umzusetzen.
„Du darfst das Geld behalten.“ Diese Worte reichten aus, um den kleinen Dessarier zu stoppen. Mit überraschten Blick wandte er den Kopf und sah Soraya erstaunt an.
„Aber…“, begann er, als sie bereits weitersprach: „Aber du führst mich zu diesem ominösen Basalt!“ Dieser eine Satz genügte, damit sich seine blauen Augen weiteten. Offenbar hatte er geglaubt, dass sie aufgegeben hatte.
„Du sagtest, er wäre nicht wirklich in Dessaria. WO finde ich ihn, Junge? Spuck es aus!“ Ihr zuvor nachsichtiger Ton wurde wieder etwas schneidender. Einfach, weil es sie drängte zu erfahren, wo denn ihr Widersacher zu finden war.
Arion drehte sich nun komplett um und musterte sie, ehe er tief seufzte und den Kopf, etwas hängen ließ. Er rieb sich durch die Haare, ehe er sie selbst hastig verstrubbelte.
„Aaaargh!! Fräulein! Warum seid Ihr so versessen in diese blöde Miene zu gehen? Euch interessieren keine Mineralien oder Kristalle - Gold findet ihr dort nicht!!! Was bei allen Piken und Hacken wollt ihr dort?“, rief er in einer Mischung aus Frust und Unverständnis aus. Sein Blick wurde ernster und ein klein wenig trotzig, was nur noch verstärkt wurde, als er die Arme vor sich verschränkte. Der Stoff der langen Ärmel, die die Arme verhüllten wurde dabei eingedrückt und man konnte erkennen, dass Arion schmaler zu sein schien, als seine Kleidung Glauben machen ließ.
„Ich sag‘s euch - schwöre euch: Bas wird euch nicht helfen! Vermutlich hat der Bürgermeister ihn beauftragt die Mine zu schließen, weil hier mehrere Minenarbeiter zu Tode kamen. Es ist nicht sicher und…“, er sah für einen Moment etwas bedrückt drein, als er von den Vorfällen erzählte, doch dann blitzte wieder der Trotz hervor. „… argh, davon einmal abgesehen, wird er mir den Hintern versohlen, nein, er grillt mich, wenn ich mit euch bei ihm auftauche!“ Seine Worte waren ganz eindeutig eine Beschwerde, die er nun an sie richtete. Dennoch verriet er ihr mit seinen Worten eindeutig, dass besagte Basalt ein Bekannter von ihm war.
Mit dem Kopf schüttelnd sah er Soraya ernst an. Doch ihr erbarmungslos immer kälter werdender Blick löste sichtlich Unruhe in ihm aus. Bisher hatte sich Soraya ihm gegenüber nicht als besonders warmherzig oder gar nachgiebig erwiesen. Und Arion schien schlau genug zu sein - oder gute Instinkte zu haben, um zu verstehen, dass er ihre Wut besser auch nicht auf sich ziehen sollte.
Sein Blick huschte hinter sich, ganz so als würde er abschätzen wie schnell er vor ihr fortlaufen könnte, bevor sie ihn einholen würde. Dann deutete er schräg hinauf, fort von der Richtung, in der Dessaria lag und in die sie wieder gegangen wären, hätten sie den Rückzug eingeschlagen.
„Dort! Da oben! Er lebt im Schattengebirge!“, grummelte er etwas motzig und mit sich und seiner Entscheidung ihr nachzugeben nicht besonders zufrieden.
„Aber wenn ihr glaubt der Weg hierher war schon anstrengend, dann vergesst besser die Idee zu ihm zu gehen. Abgesehen von der Route zum Tempel existieren dort keine Wege! Das schafft ihr nicht!“, beschwor er sie mit ernster Hoffnung, dass diese Argumente ausreichen würden, um sie von ihrem versessenen Plan abzubringen. Man konnte Arion die Unruhe ansehen. Er trat von einem Bein auf das Nächste und beschwor sie geradezu mit seinen blauen Augen, auf ihn zu hören.
„Fräulein…! Ich sag es euch - selbst, wenn ihr zu ihm gelangen solltet… Bas macht nicht einfach das, worum man ihn bittet. Er wird einfach nur stinksauer auf mich werden! Wollt ihr da-… ach, die Frage kann ich mir schenken!“ Den letzten Teil murmelte er nur frustriert, ehe er sich auf eine der Stufen hockte und die Wangen in den Handflächen abstützte. Sein Blick wanderte zum Minentor und verengte sich düster.
Für den ersten Moment bemerkte sie es gar nicht. Zu kräftig stieg die Wut in ihr auf, die aus ihrem Frust geboren wurde. Sie war doch so nah dran! Stand quasi vor des Dämons Türschwelle, auf den so lange kein guter Hinweis mehr hatte passen wollen. Tag um Tag, Monat für Monat und ja… es waren bereits Jahre, die sie der Suche nach dem Mörder ihres Mannes widmete. Bislang allerdings ohne den geringen Erfolg. Wie sollte Soraya nicht frustriert sein? Sie gab buchstäblich ihr Leben auf, existierte nur noch für das eine letzte Ziel. Der Tod bereitete ihr keine Angst, doch bevor sie mit dem Gevatter gehen konnte, musste sie Rache nehmen. Vorher konnte sich die Hymlianerin einfach keinen Frieden gönnen.
Anders als sie, sah man Arion die Furcht an, denn der Junge wollte ganz sicher noch nicht aus dieser Welt scheiden. Er schien kein Hasenfuß zu sein - dafür war er definitiv zu waghalsig, alleine was das Klettern und Kraxeln anging, doch das hier schien ihm einfach nicht geheuer zu sein.
Als Soraya entdeckte, dass ihr kleiner Wegweiser zu wissen schien, wessen Werk all das war, forderte sie Antworten. Dabei fiel es ihr ganz und gar nicht leicht ihre Ruhe zu bewahren, die ihr früher wie selbstverständlich empfunden hatte. Doch so schnell konnte man sich eben selbst ändern. Es reichte ein lebenseinschneidendes Ereignis aus…!
„Du kennst ihn?“, forderte Soraya zu wissen, während Arion noch immer etwas weiter zurückwich und mit den Worten haderte, die sie aus ihm herausdrängte.
Der blaue Blick der ehemaligen Luftmagierin richtete sich auf die rotglühenden Runen, als Arion endlich mit dem Namen und ein paar Informationsbrocken herausrückte.
Basalt… ja, auch sie hatte von diesem Mann gehört, doch bisher hatte sie den Gerüchten um ihn nie große Beachtung geschenkt. Das Bisschen, das sie wusste versuchte sie nun gedanklich zusammenzusammeln, doch am Schluss musste sie feststellen, dass ihr nichts davon wirklich weiterhelfen würde.
Nein, wenn sie wollte, dass ihr Weg hierher nicht umsonst war, würde sie sich etwas anderes einfallen lassen müssen. Ihr Blick wanderte wieder zum schwarzhaarigen Jungen, der sich bereits kurz vor dem Treppenabsatz befand, den sie quasi gerade erst hinuntergekommen waren. Arions Worte ließen darauf schließen, dass er wusste, wo sich besagter Basalt aufhielt. Genau das musste sie ausnutzen. Vielleicht erwies er sich ja doch noch als nützlicher, als bisher angenommen - obwohl sie sicher gut und gerne auf sein Geplapper verzichten könnte, sollte er sich bereit erklären sie zu diesem Runenmagier zu bringen.
Wie ausgewechselt glättete sie ihre Mimik und trat auf den Jungen zu, der nervös von den Runen aufsah, als sie seine Schulter mit der Hand berührte. In den blauen Augen des Jüngeren kehrte ein unsicherer und leicht fragender Ausdruck zurück.
„Fräulein…?“
„Du hast Recht! So wird das nichts!“, pflichtete sie ihm bei und tätschelte gar die schmale Schulter des Jungen. Dieser schien erleichtert, als sie davon sprach zu gehen, nickte einmal kräftig, ehe er sich umwandte und bereits die ersten Stufen hinaufsprang. Je größer ihre Distanz zu den Runen wurde, je schwerfälliger glommen sie noch auf und zogen sich langsam, aber sicher wieder zurück.
Arion atmete sichtlich auf und sprang bereits die dritte Stufe hinauf, als Soraya entschied ihren eigentlichen Plan in die Tat umzusetzen.
„Du darfst das Geld behalten.“ Diese Worte reichten aus, um den kleinen Dessarier zu stoppen. Mit überraschten Blick wandte er den Kopf und sah Soraya erstaunt an.
„Aber…“, begann er, als sie bereits weitersprach: „Aber du führst mich zu diesem ominösen Basalt!“ Dieser eine Satz genügte, damit sich seine blauen Augen weiteten. Offenbar hatte er geglaubt, dass sie aufgegeben hatte.
„Du sagtest, er wäre nicht wirklich in Dessaria. WO finde ich ihn, Junge? Spuck es aus!“ Ihr zuvor nachsichtiger Ton wurde wieder etwas schneidender. Einfach, weil es sie drängte zu erfahren, wo denn ihr Widersacher zu finden war.
Arion drehte sich nun komplett um und musterte sie, ehe er tief seufzte und den Kopf, etwas hängen ließ. Er rieb sich durch die Haare, ehe er sie selbst hastig verstrubbelte.
„Aaaargh!! Fräulein! Warum seid Ihr so versessen in diese blöde Miene zu gehen? Euch interessieren keine Mineralien oder Kristalle - Gold findet ihr dort nicht!!! Was bei allen Piken und Hacken wollt ihr dort?“, rief er in einer Mischung aus Frust und Unverständnis aus. Sein Blick wurde ernster und ein klein wenig trotzig, was nur noch verstärkt wurde, als er die Arme vor sich verschränkte. Der Stoff der langen Ärmel, die die Arme verhüllten wurde dabei eingedrückt und man konnte erkennen, dass Arion schmaler zu sein schien, als seine Kleidung Glauben machen ließ.
„Ich sag‘s euch - schwöre euch: Bas wird euch nicht helfen! Vermutlich hat der Bürgermeister ihn beauftragt die Mine zu schließen, weil hier mehrere Minenarbeiter zu Tode kamen. Es ist nicht sicher und…“, er sah für einen Moment etwas bedrückt drein, als er von den Vorfällen erzählte, doch dann blitzte wieder der Trotz hervor. „… argh, davon einmal abgesehen, wird er mir den Hintern versohlen, nein, er grillt mich, wenn ich mit euch bei ihm auftauche!“ Seine Worte waren ganz eindeutig eine Beschwerde, die er nun an sie richtete. Dennoch verriet er ihr mit seinen Worten eindeutig, dass besagte Basalt ein Bekannter von ihm war.
Mit dem Kopf schüttelnd sah er Soraya ernst an. Doch ihr erbarmungslos immer kälter werdender Blick löste sichtlich Unruhe in ihm aus. Bisher hatte sich Soraya ihm gegenüber nicht als besonders warmherzig oder gar nachgiebig erwiesen. Und Arion schien schlau genug zu sein - oder gute Instinkte zu haben, um zu verstehen, dass er ihre Wut besser auch nicht auf sich ziehen sollte.
Sein Blick huschte hinter sich, ganz so als würde er abschätzen wie schnell er vor ihr fortlaufen könnte, bevor sie ihn einholen würde. Dann deutete er schräg hinauf, fort von der Richtung, in der Dessaria lag und in die sie wieder gegangen wären, hätten sie den Rückzug eingeschlagen.
„Dort! Da oben! Er lebt im Schattengebirge!“, grummelte er etwas motzig und mit sich und seiner Entscheidung ihr nachzugeben nicht besonders zufrieden.
„Aber wenn ihr glaubt der Weg hierher war schon anstrengend, dann vergesst besser die Idee zu ihm zu gehen. Abgesehen von der Route zum Tempel existieren dort keine Wege! Das schafft ihr nicht!“, beschwor er sie mit ernster Hoffnung, dass diese Argumente ausreichen würden, um sie von ihrem versessenen Plan abzubringen. Man konnte Arion die Unruhe ansehen. Er trat von einem Bein auf das Nächste und beschwor sie geradezu mit seinen blauen Augen, auf ihn zu hören.
„Fräulein…! Ich sag es euch - selbst, wenn ihr zu ihm gelangen solltet… Bas macht nicht einfach das, worum man ihn bittet. Er wird einfach nur stinksauer auf mich werden! Wollt ihr da-… ach, die Frage kann ich mir schenken!“ Den letzten Teil murmelte er nur frustriert, ehe er sich auf eine der Stufen hockte und die Wangen in den Handflächen abstützte. Sein Blick wanderte zum Minentor und verengte sich düster.
- Soraya Valor
- Spieler-Charakter
- Beiträge: 13
- Registriert: Freitag 12. Juli 2024, 17:39
- Moderator des Spielers: Rhuna Bláidyaét
- Aufenthaltsort: Dessaria
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Mensch (Hymlianerin)
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Celcianisch (Hauptsprache)
Haraxisch (Bruchstücke) - Beruf: Auf der Jagd
- Fähigkeiten: Ritualmagie (gut)
Luftmagie (Begabung, verkümmert)
Dolch (durchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 20L, 100F
- Ausrüstung: Dolch/Ritualdolch
Pfeife & Rauschkräuter
Reisemantel
Wasserschlauch
In Leder gebundenes Notitzbuch und Federkiel - Tierische Begleiter: Keine
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Re: Ankunft in Dessaria
Ihr ganzes Leben war seit dem Tag, an dem sich alles änderte, ein einziges Ärgernis. Nichts war ihr geblieben, denn niemand konnte die Trauer in ihrem Herzen verstehen. Niemand konnte damit umgehen, dass sie sich nach Ravan verzehrte. Buchstäblich. Die Liebe mochte im Nachhinein betrachtet nicht gesund gewesen sein, aber sie war alles, was sie jemals gewollt hatte. Nun stand sie dem schwarzhaarigen Jungen Arion gegenüber und empfand ihm gegenüber nichts als Kälte. Es war ihr einerlei, ob der Junge Angst oder Mut bewies. Sie scherte sich nicht darum und sie registrierte zwar die dünnen Arme unterhalb der Kleidung, aber sie empfand nichts dabei. Irgendwo hungerten und starben immer Kinder und Alte. Es war der Lauf der Dinge. Und Arion konnte augenscheinlich auf sich selbst aufpassen. Er brauchte sie nicht und sie… brauchte ihn nicht. Soraya hatte ihre Strategie verändert und war ein wenig sanfter mit ihm umgegangen, bis sie seine Aufmerksamkeit erreicht hatte. Und ihm unumwunden mitteilen konnte, dass sie ihren Plan mal eben geändert hatte. Es stand dem Jungen ins Gesicht geschrieben, dass er sie nicht verstand. Aber das war gar nicht ihre Intention. Er musste nicht ihre Beweggründe erkennen oder gar für gut befinden. Er musste lediglich verinnerlichen, dass er sie nicht loswerden würde, wenn er nicht auspackte! Basalt war der Schlüssel? Gut! Dann würde sie sich diesen Schlüssel zunutze machen und wieder herkommen. Ob sie den Magier nun an den Haare herschleifen musste oder er freiwillig mitkam. Sie wollte – musste! – in die Miene. „Aaaargh!! Fräulein! Warum seid Ihr so versessen in diese blöde Miene zu gehen? Euch interessieren keine Mineralien oder Kristalle - Gold findet ihr dort nicht!!! Was bei allen Piken und Hacken wollt ihr dort?“ Arion war weit weniger begeistert und zeigte ihr das auch offen. Unter normalen Umständen, bei normalen Menschen, hätte der Junge gewiss damit gepunktet. Er hätte ein mildes Lächeln verdient, für seinen Kampfgeist, ihren Hintern zu schützen, indem er sie davon abhielt, in das Innere der Miene zu gelangen. Aber von Soraya erhielt er nichts dergleichen. „Glaubst du allen Ernstes, mich intere“- sie hielt inne. „Gold, Juwelen, Edelsteine – ganz gleich, was jemand in diesen Mienen verstecken will! Ich werde es finden!“, tat sie so, als wäre es genau das, was sie war: Eine raffgierige Grabräuberin. Arion erwähnte nicht zum ersten Mal, dass er glaubte, sie suche nach schicken Steinchen und kostbaren Schätzen. Es war einfacher ihm genau das auch zu geben und Soraya war inzwischen meisterlich darin, sich einfach zu verstellen.
„Ich sag‘s euch - schwöre euch: Bas wird euch nicht helfen! Vermutlich hat der Bürgermeister ihn beauftragt die Mine zu schließen, weil hier mehrere Minenarbeiter zu Tode kamen. Es ist nicht sicher und… Argh, davon einmal abgesehen, wird er mir den Hintern versohlen, nein, er grillt mich, wenn ich mit euch bei ihm auftauche!“ „Du brauchst nicht mitzukommen.“, erwiderte sie staubtrocken und ernst. Dann engte sie erneut die Augen. „Mir ist es vollkommen egal, weshalb die Mine versiegelt wurde! Es muss wichtig, kostbar genug sein, damit es sich lohnt!“, spielte sie die Rolle der Abenteurerin weiter. Arion haderte und langsam zehrte er viel zu sehr an ihrer Geduld. Sie war nicht dafür bekannt, ewig herumzureden, um am Ende nur dürftige Informationen vorzufinden. Soraya wollte dieses Wissen unbedingt und würde es aus der Kehle des Jungen pressen, um es zu bekommen. „Dort! Da oben! Er lebt im Schattengebirge!“, rückte er, wenn auch wenig präzise mit der Sprache heraus. Sie folgte seinem genervten Fingerzeig und bedachte das Gebirge mit einem skeptischen Blick. „Geht das auch genauer?“, fragte sie scharf und warnend, er solle endlich die Spielchen lassen. Ihr Blick kehrte zu Arion zurück, nachdem sie geprüft hatte, ob sie einen Pfad oder etwas ähnliches sah. Konnte sie das Gebirge erreichen, von dort, wo sie war? Auch ohne Equipment? „Aber wenn ihr glaubt der Weg hierher war schon anstrengend, dann vergesst besser die Idee zu ihm zu gehen. Abgesehen von der Route zum Tempel existieren dort keine Wege! Das schafft ihr nicht!“ Soraya blickte ihn wieder an. „Tempel? Oder meinst du das Kloster? Und ob ich es schaffe oder nicht, das lass mal meine Sorge sein, ja?“, meinte sie salopp und machte klar, dass sie auf seine Einschätzung keinen Wert legte. Soraya war schließlich nicht wirklich für ihre Vernunft bekannt. „Fräulein…! Ich sag es euch - selbst, wenn ihr zu ihm gelangen solltet… Bas macht nicht einfach das, worum man ihn bittet.“ „Ich hatte nicht vor ihn zu bitten!“, warf sie wie aus der Kanone geschossen ein und meinte es bitterernst. „Er wird einfach nur stinksauer auf mich werden! Wollt ihr da-… ach, die Frage kann ich mir schenken!“ „Keine Sorge, Junge. Ich werde dich mit keinem Wort erwähnen!“, meinte sie zuckersüß mit giftiger Zunge und tätschelte den schwarzen Schopf, als wären ihre Worte nicht schon Spott genug.
„Dein Freund erfährt nichts!“, fügte sie an und war aber schon wieder mit der Planung des Weges beschäftigt, als wären jegliche Warnungen seitens des sehr viel erfahreneren Jungen unwichtig. Soraya war gewiss nicht dumm, aber sie war auch nicht so weit gekommen, weil sie sich immer an die Warnungen etwaiger Leute gehalten hatte. Sie verfolgte ein Ziel und manchmal war es schmerzhaft, weil sie sich zu viel zumutete. Trotzdem gelangte sie an die kleinen Etappensiege, eben weil sie sich nicht aufhalten ließ. „Also – du sagst im Schattengebirge. Sonst noch Hinweise? Immerhin erhältst du den Lohn trotz schuldig gebliebener Lieferung! Also – spuck aus, was du weißt und verschone mich, mit deinen Warnungen. Schauergeschichten, Spukgestalten, engstirnige Zauber-Greise – all das ist mir egal. Ich brauche Fakten und wenn du sie mir nicht liefern kannst oder willst, dann solltest du zusehen, dass du zurück zur Stadt kommst. Ich komme klar!“, herrschte sie ihn an, ohne laut zu werden. Sollte Arion ihr noch etwas mit auf den Weg geben wollen, dann jetzt. Ansonsten würde sich Soraya den Weg suchen, der sie ins Schattengebirge und schlussendlich zu diesem vermaledeiten Kerl brachte, der ihr diesen Umweg einbrockte, ohne zu wissen, auf was und vor allem wen er sich da einließ!
„Ich sag‘s euch - schwöre euch: Bas wird euch nicht helfen! Vermutlich hat der Bürgermeister ihn beauftragt die Mine zu schließen, weil hier mehrere Minenarbeiter zu Tode kamen. Es ist nicht sicher und… Argh, davon einmal abgesehen, wird er mir den Hintern versohlen, nein, er grillt mich, wenn ich mit euch bei ihm auftauche!“ „Du brauchst nicht mitzukommen.“, erwiderte sie staubtrocken und ernst. Dann engte sie erneut die Augen. „Mir ist es vollkommen egal, weshalb die Mine versiegelt wurde! Es muss wichtig, kostbar genug sein, damit es sich lohnt!“, spielte sie die Rolle der Abenteurerin weiter. Arion haderte und langsam zehrte er viel zu sehr an ihrer Geduld. Sie war nicht dafür bekannt, ewig herumzureden, um am Ende nur dürftige Informationen vorzufinden. Soraya wollte dieses Wissen unbedingt und würde es aus der Kehle des Jungen pressen, um es zu bekommen. „Dort! Da oben! Er lebt im Schattengebirge!“, rückte er, wenn auch wenig präzise mit der Sprache heraus. Sie folgte seinem genervten Fingerzeig und bedachte das Gebirge mit einem skeptischen Blick. „Geht das auch genauer?“, fragte sie scharf und warnend, er solle endlich die Spielchen lassen. Ihr Blick kehrte zu Arion zurück, nachdem sie geprüft hatte, ob sie einen Pfad oder etwas ähnliches sah. Konnte sie das Gebirge erreichen, von dort, wo sie war? Auch ohne Equipment? „Aber wenn ihr glaubt der Weg hierher war schon anstrengend, dann vergesst besser die Idee zu ihm zu gehen. Abgesehen von der Route zum Tempel existieren dort keine Wege! Das schafft ihr nicht!“ Soraya blickte ihn wieder an. „Tempel? Oder meinst du das Kloster? Und ob ich es schaffe oder nicht, das lass mal meine Sorge sein, ja?“, meinte sie salopp und machte klar, dass sie auf seine Einschätzung keinen Wert legte. Soraya war schließlich nicht wirklich für ihre Vernunft bekannt. „Fräulein…! Ich sag es euch - selbst, wenn ihr zu ihm gelangen solltet… Bas macht nicht einfach das, worum man ihn bittet.“ „Ich hatte nicht vor ihn zu bitten!“, warf sie wie aus der Kanone geschossen ein und meinte es bitterernst. „Er wird einfach nur stinksauer auf mich werden! Wollt ihr da-… ach, die Frage kann ich mir schenken!“ „Keine Sorge, Junge. Ich werde dich mit keinem Wort erwähnen!“, meinte sie zuckersüß mit giftiger Zunge und tätschelte den schwarzen Schopf, als wären ihre Worte nicht schon Spott genug.
„Dein Freund erfährt nichts!“, fügte sie an und war aber schon wieder mit der Planung des Weges beschäftigt, als wären jegliche Warnungen seitens des sehr viel erfahreneren Jungen unwichtig. Soraya war gewiss nicht dumm, aber sie war auch nicht so weit gekommen, weil sie sich immer an die Warnungen etwaiger Leute gehalten hatte. Sie verfolgte ein Ziel und manchmal war es schmerzhaft, weil sie sich zu viel zumutete. Trotzdem gelangte sie an die kleinen Etappensiege, eben weil sie sich nicht aufhalten ließ. „Also – du sagst im Schattengebirge. Sonst noch Hinweise? Immerhin erhältst du den Lohn trotz schuldig gebliebener Lieferung! Also – spuck aus, was du weißt und verschone mich, mit deinen Warnungen. Schauergeschichten, Spukgestalten, engstirnige Zauber-Greise – all das ist mir egal. Ich brauche Fakten und wenn du sie mir nicht liefern kannst oder willst, dann solltest du zusehen, dass du zurück zur Stadt kommst. Ich komme klar!“, herrschte sie ihn an, ohne laut zu werden. Sollte Arion ihr noch etwas mit auf den Weg geben wollen, dann jetzt. Ansonsten würde sich Soraya den Weg suchen, der sie ins Schattengebirge und schlussendlich zu diesem vermaledeiten Kerl brachte, der ihr diesen Umweg einbrockte, ohne zu wissen, auf was und vor allem wen er sich da einließ!
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Re: Ankunft in Dessaria
Auch in dieser Situation, die sich als großes Ärgernis herausstellte, versuchte Soraya ruhig zu bleiben und nicht aus der Haut zu fahren, wie es vielleicht ihr erster Instinkt gewesen wäre. Frust und Rückschläge waren nie ein schönes Gefühl, doch brachte es einen selten weiter, der Enttäuschung Luft zu machen. Das hatte die junge Frau bereits begriffen und so schluckte sie jegliche Wut hinunter, ließ auch dieses Gefühl in sich gefrieren und versuchte stattdessen Arion genau die Informationen zu entlocken, die sie nun dringen benötigte, um wieder die Oberhand über die Situation zu gewinnen.
Basalt war ein ungeplanter Stolperstein, doch der dessarische Junge erwies sich zumindest dahingehend als nützlich, dass er besagten Runenmagier zu kennen schien. Vielleicht hatte ihre Glückssträhne doch noch kein jähes und abruptes Ende gefunden!
Berechnend, wie sie mittlerweile war, versuchte sie Arion mit dem Lohn zu ködern, den er bereit gewesen war aufzugeben. Doch leider musste sie feststellen, dass ihre Beharrlichkeit, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, bei Arion auf völliges Unverständnis stieß. Noch dazu schien er Angst zu haben, was die Informationsweitergabe für ihn bedeuten könnte.
Basalt schien es nicht zu mögen, wenn er ungebetenen Besuch erhielt. Zumindest konnte man das aus den Worten des Jungen interpretieren, der Soraya fast verzweifelt versicherte, dass sie bei ihm auf Granit beißen würde, sollte sie von ihm erbitten – oder fordern, die Runenblockade zu lösen.
Die Motive der jungen Frau waren dem Jungen ein absolutes Rätsel, denn sie hatte nie erwähnt, was sie in den Minen zu finden begehrte. Daher riet er herum, verglich sie offenbar mit anderen und deren Wünschen, die düsteren Steinstollen zu erkunden. Dass sich Sorayas Ziel vollkommen von den materiellen Wünschen anderer unterschied, konnte der Junge nicht ahnen. Und sie entschied, dass es vermutlich das Beste sein würde, ihn in diesem Glauben zu belassen:
„Gold, Juwelen, Edelsteine – ganz gleich, was jemand in diesen Mienen verstecken will! Ich werde es finden!“, posaunte sie vor ihm aus und gab sich als die Art von Minenräuberin aus, die sicher nicht selten in Dessarier auftauchte. Dennoch schien Arion ihr diese Geschichte nicht gänzlich abzukaufen. Er verzog das Gesicht auf eine skeptische Art und Weise, während er sie betrachtete – in seinen Augen funkelte der Unglaube.
„Ach ja? In der Stadt meintet ihr noch, dass euch keine Quarze, Kristalle und dergleichen interessieren…! Und Bas würde seine Barriere für sowas niemals lösen…“, meinte er naseweis und entpuppte sich als aufmerksamer, als man ihm vielleicht zugetraut hätte. Er verschränkte die Arme wieder vor sich und suchte in ihrer Mimik offenbar nach einem Hinweis, dass sein Gespür richtig war und sie ihn belog.
Soraya entschied jedoch, dass ihre wahren Beweggründe Arion nichts angingen. Vermutlich würde der Bengel dann umso mehr die Beine in die Hände nehmen, wenn er erfuhr, dass sie nach einem Dämon suchte.
„Du brauchst nicht mitzukommen. Mir ist es vollkommen egal, weshalb die Mine versiegelt wurde! Es muss wichtig, kostbar genug sein, damit es sich lohnt!“, spielte sie daher weiter ihre Rolle der Abenteurerin. Im Grunde machte sie klar, dass sie seine Begleitung nicht forderte – sondern nur den Aufenthaltsort dieses verdammten Basalts wissen wollte. Vielleicht gab Arion deshalb nach – oder es war die Mischung daraus mit ihrem eiskalten Blick, in dem sich gleichzeitig immer mehr Unruhe und Drohung mischte. Jedenfalls erreichte sie ihr Ziel als der kleine Rabenschopf den Arm schräg emporstreckte und in eine Richtung in den Bergen deutete.
Sorayas Blick folgte diesem Fingerzeig und sie begriff. Basalt lebte offenbar im Schattengebirge, doch diese Information war keineswegs Präzise. Ohne nähere Informationen würde sich dieses Unterfangen als die Nadel im Heuhaufen herausstellen.
„Geht das auch genauer?“, fragte sie scharf und zugleich warnend nach, woraufhin Arion die Unterlippe trotzig vorschob.
„Den Weg kann man nicht einfach beschreiben! Und wenn ihr glaubt der Weg hierher war schon anstrengend, dann vergesst besser die Idee zu ihm zu gehen. Abgesehen von der Route zum Tempel existieren dort keine Wege! Das schafft ihr nicht!“, versuchte Arion Soraya weiter von ihrem Vorhaben abzubringen, denn ihm schien weder die Idee zu behagen, die eisige Frau dort hinzuführen, oder die alleine und mit einer nicht zu bewältigenden Wegbeschreibung ins Schattengebirge zu schicken.
Soraya hörte allerdings nur das, was sie für sich nutzen konnte.
„Tempel? Oder meinst du das Kloster? Und ob ich es schaffe oder nicht, das lass mal meine Sorge sein, ja?“, meinte sie salopp und machte klar, dass sie auf seine Einschätzung keinen Wert legte, was Arion langsam aber sicher verzweifeln ließ. Er grummelte und seufzte tief und genervt auf. Sein blauer Blick huschte nachdenklich hin und her, als er den Boden bedachte. Eigentlich könnte es ihm egal sein, was aus ihr werden mochte, doch der Dessarier schien sein Herz am rechten Fleck zu haben und nicht die Schuld auf seine Gewissen tragen zu wollen, eine Stadtbesucherin den Weg in den Tod geleitet zu haben.
„Nein…! Ich meine den Tempel – noch nie davon gehört? Wisst ihr überhaupt etwas über das Schattengebirge?“, fragte er etwas zähneknirschend und hob den blauen Blick dabei wieder. Ein letztes Mal versuchte er offenbar ihr diese wahnwitzige Idee auszutreiben.
„Fräulein…! Ich sag es euch - selbst, wenn ihr zu ihm gelangen solltet… Bas macht nicht einfach das, worum man ihn bittet. Er wird einfach nur stinksauer auf mich werden! Wollt ihr da-… ach, die Frage kann ich mir schenken!“[/i], redete Arion auf sie ein – doch erhielt im gleichen Luftzug direkt Kontra.
„Ich hatte nicht vor ihn zu bitten! Keine Sorge, Junge. Ich werde dich mit keinem Wort erwähnen!“ Dieser Konter machte den Jungen ein wenig sprachlos und für einen Moment starrte er Soraya nur an. Mittlerweile war Soraya ihm so nah gekommen, dass sie seinen schwarzen Schopf tätschelte, ganz so, als würde sie ihn wie ein Kleinkind, das sie Situation nicht einschätzen konnte, beruhigen wollen. Dabei sah sich Arion nicht in dieser Rolle, sondern viel mehr die rothaarige hübsche Dame vor sich, die seines Erachtens nach nicht mehr alle Täubchen im Oberstübchen hatte.
„Dein Freund erfährt nichts! Also – du sagst im Schattengebirge. Sonst noch Hinweise? Immerhin erhältst du den Lohn trotz schuldig gebliebener Lieferung! Also – spuck aus, was du weißt und verschone mich, mit deinen Warnungen. Schauergeschichten, Spukgestalten, engstirnige Zauber-Greise – all das ist mir egal. Ich brauche Fakten und wenn du sie mir nicht liefern kannst oder willst, dann solltest du zusehen, dass du zurück zur Stadt kommst. Ich komme klar!“, herrschte sie ihn an, ohne laut zu werden, doch langsam, aber sicher, schien auch Arion die Stupsnase voll zu haben. Er schob ihre Hand etwas ruppig von seinem Haar und hüpfte eine Treppenstufe weiter hinauf, um etwas Abstand zu gewinnen.
„Ihr habt sie nicht mehr alle! Schießt alle Warnungen in den Wind, obwohl ihr euch nicht im Geringsten auskennt, oder geübt im Bergsteigen seid!“, schimpfte er los und funkelte sie nun ebenfalls finster und kindstrotzig an.
„Ihr bringt euch um und es ist euch vollkommen egal, ob ich mit diesem Gedanken umgehen kann. Hätte ich euch doch ja nicht angesprochen!“, fluchte er weiter und bewies damit, dass auch in ihm der ehrlich-raue Kern der Dessarier existierte. Soraya hatte es geschafft den Jungen wütend zu machen, doch schien diese Wut darauf zu gründen, dass er sich schwer tat sie nun einfach ihrer Wege ziehen zu lassen.
„Ihr habt keine Ahnung wie viele Narren ihr Leben hier schon gelassen haben! Ihr seid nur eine Weitere, die sich freiwillig auf diese Liste setzt!“ Er machte schimpfend wieder zwei Sätze die steile Treppe hinauf und war nun etwa auf der Höhe über ihrem Kopf. Von dort funkelte er sie erbost an.
„Los…! Ich bringe euch zu Basalt! Dann bin ich die Verantwortung los und kann wenigstens sehen, wie ihr eine Abreibung erhaltet!“ Und mit diesen Worten drehte er sich um und kletterte die Treppe hinauf, die sie vorhin erst hinuntergestiegen waren.
Sollte Soraya ihm diese Entscheidung lassen und ihm folgen, würde sie Arion wieder deutlich wortkarger erleben. Er lief immer ein paar Meter vor ihr und passte sich besonders am Anfang nicht unbedingt ihrem Tempo an. Wenn man einen Blick auf sein Gesicht erhaschte, konnte man sehen, dass seine Stirn leicht vor Ärger gekräuselt war – soweit das die junge Haut überhaupt zuließ.
Er führte Soraya etwa bis zur Mitte der Treppe, ehe er anhielt und dann nach rechts abbog und einen schmalen Pfad betrat, der an einer Klippe entlang führte. Glücklicherweise wurde dieser bereits nach ca. 60 Metern breiter, so dass man nicht sofort das Gefühl hatte, in die Tiefen zu stürzen, wenn man einmal falsch auftrat oder gar stolperte. Doch vermutlich war klar, dass dies nicht lange so komfortabel weitergehen würde.
Arion bewies, dass er sich sehr gut auskannte und führte sie auf einen kaum erkennbaren Weg, der offenbar vor vielen, vielen Jahren in die Klippen gearbeitet worden war. Vermutlich kannten nur wenig Dessarier diesen Weg, der auf eine schmale, vielleicht 1 Meter breite Treppe hinauf ins Gebirge führte. Die Treppen waren in den Felsen geschlagen, doch weitaus weniger ebenmäßig, oder gar mit Seilen gesichert, wie das kleine Stück vor der Mine.
„Hier lang…“, grummelte Arion und begann hinaufzusteigen. Die Treppe war nicht durchgehend und immer wieder von Passagen unterbrochen, die über einen Felsbereich führte, auf dem man laufen konnte. Das machte den Weg insgesamt beinahe unerkennbar, was die Aussage des Jungen bestärkte, dass er ihr keine einfache Wegbeschreibung hätte nennen können.
Immer wieder sah Arion prüfend gen Himmel. Vermutlich, weil ihre Sicherheit auch mit dem stabilen Wetter einherging. Würde es dunkler werden, oder gar zu regnen anfangen, würden vermutlich alle beide in arge Bedrängnis kommen. Ob Soraya dies wusste, war unklar, aber die Schattengebirge hatten mitunter ihren Namen erhalten, da das Gestein der Klippen bei Nässe pechschwarz und glänzend wurde, was das Besteigen um ein Vielfaches gefährlicher und unübersichtlicher machte. Doch zumindest in diesem Punkt schienen sie Glück zu haben. Noch stand die Sonne am Himmel, der nur hier und da eine weiße Wolke zeigte.
Dennoch schien die Zeit nur schleppend zu vergehen. Die Anstrengung des Aufstiegs war nun auch Arion anzumerken, der hier und da stehen blieb, um eine kleine Pause einzulegen. Sein glattes schwarzes Haar schimmerte im Nacken- und Stirnbereich durch den Schweiß und verklebte sich zu kleinen Stacheln. Seine Stirn hatte sich mittlerweile wieder geglättet, allerdings warf er Soraya, wenn er zu ihr sah, nicht besonders fröhliche oder gar besorgte Blicke zu.
Die Anstrengung des Aufstiegs plagte Soraya vermutlich weit mehr, als den klettergeübten Jungen. Sie konnte vermutlich froh sein, dass sie bisher Treppen besteigen konnte, auch wenn sich deren grob behauene Oberfläche manchmal keineswegs sicher anfühlte.
Sie waren vermutlich zwei Stunden unterwegs, als Arion auf einem recht breiten Plateau stehen blieb.
„Dort hinauf geht es zum Tempel…!“, deutete er ziemlich schräg empor, während er mit der anderen Hand den Kragen seines Oberteils griff und den Stoff mit schnellen Bewegungen vor und zurückwedelte, um sich Luft und Kühlung zu verschaffen.
„Aber wir müssen dort lang…! Von jetzt an wird es keine Treppen mehr geben…! Und wir müssen uns beeilen, wenn wir nicht wollen, dass die Dämmerung eintritt, bevor wir angekommen sind…“ Vom Sonnenstand war es ungefähr 16 Uhr am Nachmittag und so ließen Arions Worte erahnen, dass sie noch ein gutes Stück vor sich haben würde.
Sorayas Beine zitterten bereits vor Anstrengung und Schmerz. Mittlerweile war die Luft auch immer dünner, so dass das Atmen dem ein oder anderen schwerfallen könnte. Die Hymlianerin würde vermutlich nicht direkt unter diese Personen fallen, doch wie lange war es her, dass sie sich in solchen Höhen befunden hatte? Noch dazu waren sie keineswegs gut ausgerüstet, so dass sie nicht einmal etwas zu (groß) trinken oder zu essen bei sich hatten. Zusammengefasst sank ihr Energielevel immer weiter und auch Arion rieb sich mit dem Arm den Schweiß fort.
„Wie müssen weiter, sonst kühlen wir aus…!“, meinte er nach ein paar Minuten und bog seitlich auf steiniges Gelände ab. Glücklicherweise waren die Klippentrassen noch recht breit, so dass sie noch keine steilen Wände überwinden mussten.
Was trieb einen Mann, wie Basalt wohl dazu, in solch einer lebensunfreundlichen Umgebung zu leben? Konnte er sich hier überhaupt versorgen?
Ob sich Soraya um so etwas Gedanken machte, blieb abzuwarten. Sie musste sich stark darauf konzentrieren Arion zu folgen, gleichzeitig auf ihren sicheren Tritt und Halt zu achten.
Basalt war ein ungeplanter Stolperstein, doch der dessarische Junge erwies sich zumindest dahingehend als nützlich, dass er besagten Runenmagier zu kennen schien. Vielleicht hatte ihre Glückssträhne doch noch kein jähes und abruptes Ende gefunden!
Berechnend, wie sie mittlerweile war, versuchte sie Arion mit dem Lohn zu ködern, den er bereit gewesen war aufzugeben. Doch leider musste sie feststellen, dass ihre Beharrlichkeit, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, bei Arion auf völliges Unverständnis stieß. Noch dazu schien er Angst zu haben, was die Informationsweitergabe für ihn bedeuten könnte.
Basalt schien es nicht zu mögen, wenn er ungebetenen Besuch erhielt. Zumindest konnte man das aus den Worten des Jungen interpretieren, der Soraya fast verzweifelt versicherte, dass sie bei ihm auf Granit beißen würde, sollte sie von ihm erbitten – oder fordern, die Runenblockade zu lösen.
Die Motive der jungen Frau waren dem Jungen ein absolutes Rätsel, denn sie hatte nie erwähnt, was sie in den Minen zu finden begehrte. Daher riet er herum, verglich sie offenbar mit anderen und deren Wünschen, die düsteren Steinstollen zu erkunden. Dass sich Sorayas Ziel vollkommen von den materiellen Wünschen anderer unterschied, konnte der Junge nicht ahnen. Und sie entschied, dass es vermutlich das Beste sein würde, ihn in diesem Glauben zu belassen:
„Gold, Juwelen, Edelsteine – ganz gleich, was jemand in diesen Mienen verstecken will! Ich werde es finden!“, posaunte sie vor ihm aus und gab sich als die Art von Minenräuberin aus, die sicher nicht selten in Dessarier auftauchte. Dennoch schien Arion ihr diese Geschichte nicht gänzlich abzukaufen. Er verzog das Gesicht auf eine skeptische Art und Weise, während er sie betrachtete – in seinen Augen funkelte der Unglaube.
„Ach ja? In der Stadt meintet ihr noch, dass euch keine Quarze, Kristalle und dergleichen interessieren…! Und Bas würde seine Barriere für sowas niemals lösen…“, meinte er naseweis und entpuppte sich als aufmerksamer, als man ihm vielleicht zugetraut hätte. Er verschränkte die Arme wieder vor sich und suchte in ihrer Mimik offenbar nach einem Hinweis, dass sein Gespür richtig war und sie ihn belog.
Soraya entschied jedoch, dass ihre wahren Beweggründe Arion nichts angingen. Vermutlich würde der Bengel dann umso mehr die Beine in die Hände nehmen, wenn er erfuhr, dass sie nach einem Dämon suchte.
„Du brauchst nicht mitzukommen. Mir ist es vollkommen egal, weshalb die Mine versiegelt wurde! Es muss wichtig, kostbar genug sein, damit es sich lohnt!“, spielte sie daher weiter ihre Rolle der Abenteurerin. Im Grunde machte sie klar, dass sie seine Begleitung nicht forderte – sondern nur den Aufenthaltsort dieses verdammten Basalts wissen wollte. Vielleicht gab Arion deshalb nach – oder es war die Mischung daraus mit ihrem eiskalten Blick, in dem sich gleichzeitig immer mehr Unruhe und Drohung mischte. Jedenfalls erreichte sie ihr Ziel als der kleine Rabenschopf den Arm schräg emporstreckte und in eine Richtung in den Bergen deutete.
Sorayas Blick folgte diesem Fingerzeig und sie begriff. Basalt lebte offenbar im Schattengebirge, doch diese Information war keineswegs Präzise. Ohne nähere Informationen würde sich dieses Unterfangen als die Nadel im Heuhaufen herausstellen.
„Geht das auch genauer?“, fragte sie scharf und zugleich warnend nach, woraufhin Arion die Unterlippe trotzig vorschob.
„Den Weg kann man nicht einfach beschreiben! Und wenn ihr glaubt der Weg hierher war schon anstrengend, dann vergesst besser die Idee zu ihm zu gehen. Abgesehen von der Route zum Tempel existieren dort keine Wege! Das schafft ihr nicht!“, versuchte Arion Soraya weiter von ihrem Vorhaben abzubringen, denn ihm schien weder die Idee zu behagen, die eisige Frau dort hinzuführen, oder die alleine und mit einer nicht zu bewältigenden Wegbeschreibung ins Schattengebirge zu schicken.
Soraya hörte allerdings nur das, was sie für sich nutzen konnte.
„Tempel? Oder meinst du das Kloster? Und ob ich es schaffe oder nicht, das lass mal meine Sorge sein, ja?“, meinte sie salopp und machte klar, dass sie auf seine Einschätzung keinen Wert legte, was Arion langsam aber sicher verzweifeln ließ. Er grummelte und seufzte tief und genervt auf. Sein blauer Blick huschte nachdenklich hin und her, als er den Boden bedachte. Eigentlich könnte es ihm egal sein, was aus ihr werden mochte, doch der Dessarier schien sein Herz am rechten Fleck zu haben und nicht die Schuld auf seine Gewissen tragen zu wollen, eine Stadtbesucherin den Weg in den Tod geleitet zu haben.
„Nein…! Ich meine den Tempel – noch nie davon gehört? Wisst ihr überhaupt etwas über das Schattengebirge?“, fragte er etwas zähneknirschend und hob den blauen Blick dabei wieder. Ein letztes Mal versuchte er offenbar ihr diese wahnwitzige Idee auszutreiben.
„Fräulein…! Ich sag es euch - selbst, wenn ihr zu ihm gelangen solltet… Bas macht nicht einfach das, worum man ihn bittet. Er wird einfach nur stinksauer auf mich werden! Wollt ihr da-… ach, die Frage kann ich mir schenken!“[/i], redete Arion auf sie ein – doch erhielt im gleichen Luftzug direkt Kontra.
„Ich hatte nicht vor ihn zu bitten! Keine Sorge, Junge. Ich werde dich mit keinem Wort erwähnen!“ Dieser Konter machte den Jungen ein wenig sprachlos und für einen Moment starrte er Soraya nur an. Mittlerweile war Soraya ihm so nah gekommen, dass sie seinen schwarzen Schopf tätschelte, ganz so, als würde sie ihn wie ein Kleinkind, das sie Situation nicht einschätzen konnte, beruhigen wollen. Dabei sah sich Arion nicht in dieser Rolle, sondern viel mehr die rothaarige hübsche Dame vor sich, die seines Erachtens nach nicht mehr alle Täubchen im Oberstübchen hatte.
„Dein Freund erfährt nichts! Also – du sagst im Schattengebirge. Sonst noch Hinweise? Immerhin erhältst du den Lohn trotz schuldig gebliebener Lieferung! Also – spuck aus, was du weißt und verschone mich, mit deinen Warnungen. Schauergeschichten, Spukgestalten, engstirnige Zauber-Greise – all das ist mir egal. Ich brauche Fakten und wenn du sie mir nicht liefern kannst oder willst, dann solltest du zusehen, dass du zurück zur Stadt kommst. Ich komme klar!“, herrschte sie ihn an, ohne laut zu werden, doch langsam, aber sicher, schien auch Arion die Stupsnase voll zu haben. Er schob ihre Hand etwas ruppig von seinem Haar und hüpfte eine Treppenstufe weiter hinauf, um etwas Abstand zu gewinnen.
„Ihr habt sie nicht mehr alle! Schießt alle Warnungen in den Wind, obwohl ihr euch nicht im Geringsten auskennt, oder geübt im Bergsteigen seid!“, schimpfte er los und funkelte sie nun ebenfalls finster und kindstrotzig an.
„Ihr bringt euch um und es ist euch vollkommen egal, ob ich mit diesem Gedanken umgehen kann. Hätte ich euch doch ja nicht angesprochen!“, fluchte er weiter und bewies damit, dass auch in ihm der ehrlich-raue Kern der Dessarier existierte. Soraya hatte es geschafft den Jungen wütend zu machen, doch schien diese Wut darauf zu gründen, dass er sich schwer tat sie nun einfach ihrer Wege ziehen zu lassen.
„Ihr habt keine Ahnung wie viele Narren ihr Leben hier schon gelassen haben! Ihr seid nur eine Weitere, die sich freiwillig auf diese Liste setzt!“ Er machte schimpfend wieder zwei Sätze die steile Treppe hinauf und war nun etwa auf der Höhe über ihrem Kopf. Von dort funkelte er sie erbost an.
„Los…! Ich bringe euch zu Basalt! Dann bin ich die Verantwortung los und kann wenigstens sehen, wie ihr eine Abreibung erhaltet!“ Und mit diesen Worten drehte er sich um und kletterte die Treppe hinauf, die sie vorhin erst hinuntergestiegen waren.
Sollte Soraya ihm diese Entscheidung lassen und ihm folgen, würde sie Arion wieder deutlich wortkarger erleben. Er lief immer ein paar Meter vor ihr und passte sich besonders am Anfang nicht unbedingt ihrem Tempo an. Wenn man einen Blick auf sein Gesicht erhaschte, konnte man sehen, dass seine Stirn leicht vor Ärger gekräuselt war – soweit das die junge Haut überhaupt zuließ.
Er führte Soraya etwa bis zur Mitte der Treppe, ehe er anhielt und dann nach rechts abbog und einen schmalen Pfad betrat, der an einer Klippe entlang führte. Glücklicherweise wurde dieser bereits nach ca. 60 Metern breiter, so dass man nicht sofort das Gefühl hatte, in die Tiefen zu stürzen, wenn man einmal falsch auftrat oder gar stolperte. Doch vermutlich war klar, dass dies nicht lange so komfortabel weitergehen würde.
Arion bewies, dass er sich sehr gut auskannte und führte sie auf einen kaum erkennbaren Weg, der offenbar vor vielen, vielen Jahren in die Klippen gearbeitet worden war. Vermutlich kannten nur wenig Dessarier diesen Weg, der auf eine schmale, vielleicht 1 Meter breite Treppe hinauf ins Gebirge führte. Die Treppen waren in den Felsen geschlagen, doch weitaus weniger ebenmäßig, oder gar mit Seilen gesichert, wie das kleine Stück vor der Mine.
„Hier lang…“, grummelte Arion und begann hinaufzusteigen. Die Treppe war nicht durchgehend und immer wieder von Passagen unterbrochen, die über einen Felsbereich führte, auf dem man laufen konnte. Das machte den Weg insgesamt beinahe unerkennbar, was die Aussage des Jungen bestärkte, dass er ihr keine einfache Wegbeschreibung hätte nennen können.
Immer wieder sah Arion prüfend gen Himmel. Vermutlich, weil ihre Sicherheit auch mit dem stabilen Wetter einherging. Würde es dunkler werden, oder gar zu regnen anfangen, würden vermutlich alle beide in arge Bedrängnis kommen. Ob Soraya dies wusste, war unklar, aber die Schattengebirge hatten mitunter ihren Namen erhalten, da das Gestein der Klippen bei Nässe pechschwarz und glänzend wurde, was das Besteigen um ein Vielfaches gefährlicher und unübersichtlicher machte. Doch zumindest in diesem Punkt schienen sie Glück zu haben. Noch stand die Sonne am Himmel, der nur hier und da eine weiße Wolke zeigte.
Dennoch schien die Zeit nur schleppend zu vergehen. Die Anstrengung des Aufstiegs war nun auch Arion anzumerken, der hier und da stehen blieb, um eine kleine Pause einzulegen. Sein glattes schwarzes Haar schimmerte im Nacken- und Stirnbereich durch den Schweiß und verklebte sich zu kleinen Stacheln. Seine Stirn hatte sich mittlerweile wieder geglättet, allerdings warf er Soraya, wenn er zu ihr sah, nicht besonders fröhliche oder gar besorgte Blicke zu.
Die Anstrengung des Aufstiegs plagte Soraya vermutlich weit mehr, als den klettergeübten Jungen. Sie konnte vermutlich froh sein, dass sie bisher Treppen besteigen konnte, auch wenn sich deren grob behauene Oberfläche manchmal keineswegs sicher anfühlte.
Sie waren vermutlich zwei Stunden unterwegs, als Arion auf einem recht breiten Plateau stehen blieb.
„Dort hinauf geht es zum Tempel…!“, deutete er ziemlich schräg empor, während er mit der anderen Hand den Kragen seines Oberteils griff und den Stoff mit schnellen Bewegungen vor und zurückwedelte, um sich Luft und Kühlung zu verschaffen.
„Aber wir müssen dort lang…! Von jetzt an wird es keine Treppen mehr geben…! Und wir müssen uns beeilen, wenn wir nicht wollen, dass die Dämmerung eintritt, bevor wir angekommen sind…“ Vom Sonnenstand war es ungefähr 16 Uhr am Nachmittag und so ließen Arions Worte erahnen, dass sie noch ein gutes Stück vor sich haben würde.
Sorayas Beine zitterten bereits vor Anstrengung und Schmerz. Mittlerweile war die Luft auch immer dünner, so dass das Atmen dem ein oder anderen schwerfallen könnte. Die Hymlianerin würde vermutlich nicht direkt unter diese Personen fallen, doch wie lange war es her, dass sie sich in solchen Höhen befunden hatte? Noch dazu waren sie keineswegs gut ausgerüstet, so dass sie nicht einmal etwas zu (groß) trinken oder zu essen bei sich hatten. Zusammengefasst sank ihr Energielevel immer weiter und auch Arion rieb sich mit dem Arm den Schweiß fort.
„Wie müssen weiter, sonst kühlen wir aus…!“, meinte er nach ein paar Minuten und bog seitlich auf steiniges Gelände ab. Glücklicherweise waren die Klippentrassen noch recht breit, so dass sie noch keine steilen Wände überwinden mussten.
Was trieb einen Mann, wie Basalt wohl dazu, in solch einer lebensunfreundlichen Umgebung zu leben? Konnte er sich hier überhaupt versorgen?
Ob sich Soraya um so etwas Gedanken machte, blieb abzuwarten. Sie musste sich stark darauf konzentrieren Arion zu folgen, gleichzeitig auf ihren sicheren Tritt und Halt zu achten.
- Soraya Valor
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- Registriert: Freitag 12. Juli 2024, 17:39
- Moderator des Spielers: Rhuna Bláidyaét
- Aufenthaltsort: Dessaria
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Mensch (Hymlianerin)
- Sprachen: Hymlikor (Muttersprache)
Celcianisch (Hauptsprache)
Haraxisch (Bruchstücke) - Beruf: Auf der Jagd
- Fähigkeiten: Ritualmagie (gut)
Luftmagie (Begabung, verkümmert)
Dolch (durchschnittlich) - Lebensenergie:
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Reisemantel
Wasserschlauch
In Leder gebundenes Notitzbuch und Federkiel - Tierische Begleiter: Keine
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Re: Ankunft in Dessaria
Enttäuschungen gehörten zu Soraya’s Leben und doch auch wieder nicht. Denn wenn man sich enttäuschen ließ, dann doch nur, weil man sich Hoffnung auf etwas machte. Oder etwas vom Leben erwartete. Die Hymlianerin tat weder das eine noch das andere. Sie nahm einen düsteren Pfad und erwartete kaum, dass sich auf diesem etwas Gutes entwickelte. Folglich war sie auch nicht enttäuscht, wenn sie erneut in einer Sackgasse landete. Lediglich genervt und dann steckte sie die Finger wieder so tief in den Morast, dass es ihr bis zu den Schultern hing. Vor diesem zweiten Leben hatte Soraya sich einiges vom Leben erhofft. Eine Familie zusammen mit Ravan. Ein kleines Häuschen über den Wolken, mit den wattig-weißen Pflanzen, die für Hymlia so typisch sind. Sie hatte vorgehabt ein Pegsaus-Fohlen zu besitzen, auszubilden und anzuleiten. Schließlich hätte sie ihren Abschluss in Luftmagie gemacht und wollte anschließend lehren. Soraya hatte Träume und jene erloschen an dem Tag, da Ravan von diesem verhängnisvollen Auftrag zurückgekehrt war. Die Rothaarige ließ die Erinnerungen an dieses vormalige Leben nicht mehr zu. Sie wies es ab und verbarrikadierte ihr Herz davor. Nun stand sie dem Jungen Arion gegenüber und musste sich seine Frechheiten und naseweisen Kommentare schmecken lassen. „Ach ja? In der Stadt meintet ihr noch, dass euch keine Quarze, Kristalle und dergleichen interessieren…! Und Bas würde seine Barriere für sowas niemals lösen…“ Ihr Blick funkelte dunkel. Ihr Mundwinkel hob sich, doch brachte das keine Wärme in ihr Gesicht. „Sehr schlau. Wer hätte gedacht, dass du zuhörst, hm?“, formulierte sie spitz und ihre Stimme duldete kaum weitere Worte. Sie wollte gar nicht hören, was er darüber dachte, dabei empfand oder sich auch immer einbildete. „Den Weg kann man nicht einfach beschreiben! Und wenn ihr glaubt der Weg hierher war schon anstrengend, dann vergesst besser die Idee zu ihm zu gehen. Abgesehen von der Route zum Tempel existieren dort keine Wege! Das schafft ihr nicht!“ Arion versuchte sein Möglichstes, ihr diesen Quatsch auszureden, aber er kannte sie einfach nicht. Soraya blickte ihn ruhig an und nun zierte tatsächlich ein kaltes, böses Lächeln ihre Lippen. „Schaffe ich nicht?“, hakte sie eiskalt nach und beugte sich schließlich etwas dem Jungen entgegen.
„Du brauchst dir nicht einzubilden darüber urteilen zu können, was ich schaffen kann und was nicht. Ich habe schon ganz andere Dinge geschafft, klar?!“, zischte sie ihn mit voller Verachtung an. Er stachelte sie nur dazu weiter an, dem Pfad zu folgen, den er für so unwegsam erachtete. Soraya ließ sich nicht aufhalten, hatte sie sich erstmal etwas in den Kopf gesetzt. Er sprach von einem Tempel und sie hatte bisher nicht davon gehört. Sie wusste, dass es ein Kloster gab, aber einen Tempel? „Nein…! Ich meine den Tempel – noch nie davon gehört? Wisst ihr überhaupt etwas über das Schattengebirge?“ Ihr Blick hätte einer alten Oma wohl einen Herzinfarkt beschert, doch Arion war Jung genug, um sich nicht davor zu erschrecken. Stattdessen bemühte er noch mal den Versuch, sie davon abzuhalten, aber Soraya ließ nicht mit sich reden. „Ihr habt sie nicht mehr alle! Schießt alle Warnungen in den Wind, obwohl ihr euch nicht im Geringsten auskennt, oder geübt im Bergsteigen seid! Ihr bringt euch um und es ist euch vollkommen egal, ob ich mit diesem Gedanken umgehen kann. Hätte ich euch doch ja nicht angesprochen!“ Stoisch und mit weniger Empathie als einem Stein, betrachtete sie den kleinen Gefühlsausbruch und nickte, als er endete. „Ja- ja, nun ist diese Einsicht etwas zu spät, Junge. Keiner mag Heulsusen, also reiß dich zusammen oder schieb ab.“, hielt sie ihm entgegen. „Ihr habt keine Ahnung wie viele Narren ihr Leben hier schon gelassen haben! Ihr seid nur eine Weitere, die sich freiwillig auf diese Liste setzt! Los…! Ich bringe euch zu Basalt! Dann bin ich die Verantwortung los und kann wenigstens sehen, wie ihr eine Abreibung erhaltet!“
Soraya’s Mundwinkel zog sich wieder zur Seite und tatsächlich freute es sie diebisch, dass der Junge einlenkte. Nicht um einer Bindung willen oder, weil sie ihn mochte. Sie hatte bekommen, was sie wollte. Darauf kam es der Rothaarigen am Ende an und sie hatte etwas Wichtiges gelernt: Arion besaß Ehrgefühl. Trotz seines Alters hatte er bereits gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Und Soraya würde sich das bei Gelegenheit zunutze machen, garantiert. „Na fein, dann läuft es doch!“, schnalzte sie mit der Zunge und setzte sich hinter ihm in Bewegung. Der Weg war kaum gut als solcher zu erkennen und Soraya ahnte, dass es ihr erheblich Zeit ersparte, dass Arion sie doch begleitete. Sagen würde sie diesbezüglich nichts und auch für sich ging es ihr nur darum, dass sie nicht zu viel Zeit verplemperte. Dass sie ohne den Jungen aufgeschmissen gewesen wäre, der Gedanke kam ihr tatsächlich nicht. Sie hätte auch ohne ihn ‚irgendwie‘ weitergemacht. Soraya machte sich nicht abhängig von anderen. Sie würde wohl auf ewig eine Einzelgängerin bleiben. Dass Arion kaum ein Wort sprach, kam ihr ganz gelegen. Sie konzentrierte sich auf die Anstrengungen des Weges und achtete darauf, nicht falsch zu treten. Hier konnte man wohl auch nur auf einem Kiesel ausrutschen und würde in den sicheren Tod stürzen. Die Hymlianerin spürte, wie ihr der Schweiß allmählich ausbrach und je länger die aufstiegen, desto schwerer wurde es zu atmen. Sie spürte ebenfalls ihre Beine, die anfingen zu zittern, ignorierte es allerdings naturgemäß. „Dort hinauf geht es zum Tempel…! Aber wir müssen dort lang…! Von jetzt an wird es keine Treppen mehr geben…! Und wir müssen uns beeilen, wenn wir nicht wollen, dass die Dämmerung eintritt, bevor wir angekommen sind…“ Soraya folgte dem Fingerzeig mit den dunkelblauen Augen und musterte das Gebäude, das man von ihrer Position aus erahnen konnte. Dann pfiff sie durch die Zähne, als Arion ihr den eigentlichen Pfad zeigte. Schon jetzt ging ihr Brustkorb zügiger und die Anstrengungen waren auch ihr anzusehen.
Die roten Strähnen kräuselten sich etwas unter dem Schweiß, der sich bildete. Auch knöpfte sie etwas von ihrer Tunika auf, damit der mäßige Wind ihr Linderung verschaffen konnte. Sie wusste, dass der nächste Teil des Weges ebenfalls grenzwertig werden würde. Aber sie blieb stur: „Na dann mal los, nicht wahr? Keine Zeit zum Trödeln!“, wies sie Arion mit einer lapidaren Handbewegung auf, weiterzugehen. Sie würde folgen. Die nächsten Stunden waren kräftezehrend. Gelinde gesagt. Soraya spürte jeden Muskel, jede Sehne und das Brennen ihrer Lungen. Ihre Finger waren verkrampft vom Festhalten und blutig von einigen Schnitten der scharfkantigen Felswand. Aber ihre Miene blieb unverändert. Ihr Blick zeigte nicht einmal die körperliche Schwäche. Ihr Körper mochte aufgeben, nicht aber ihr Geist. Arion würde darin nichts finden, was erkennen ließ, dass sie einen Fehler begangen hatte. Denn Soraya empfand es nicht so. Sie hatte ganz andere Dinge gemeistert und gesehen, als dass sich ihr Geist von einem knurrenden Magen oder einem zitternden Muskel aufhalten ließ. Vermutlich war das auch der Grund, warum sie noch nicht vollends verrückt geworden war. Jeder Dämon, den sie beschworen hatte in der Vergangenheit, hatte versucht sie zu verführen, etwas in seinem Sinne zu tun. Aber sie war stets standhaft geblieben. Sturer noch als ein Maultier.
„Wie müssen weiter, sonst kühlen wir aus…!“ Sie keuchte und schüttelte ihre Beine aus. „Dann los, weiß nicht, wieso du immer stehenbleibst.“, murrte sie schlicht und zeigte weiterhin, dass sie nicht gewillt war, ihm etwas von ihrem Befinden zu zeigen. Richtig Zeit, um sich mit dem Zusammentreffen von Basalt und ihr auseinanderzusetzen blieb ihr derweil nicht. Sie hatte immer das direkte Ziel vor Augen und das war in dem Fall, dass sie diesen Aufstieg schaffte. Ihr Blick glitt kurz zum Himmel, um den Sonnenstand zu prüfen. Dann glitt er nach unten und sie konnte nichts weiter als schwindelerregende Tiefe erkennen. Für einen Moment lockte der Abgrund sie. Es wäre nur ein einzelner, falscher Tritt nötig und sie würde endlos fallen. Fallen und fallen, um sich in eine alles umfangende Ohnmacht zu begeben, bevor es zu Ende wäre. Soraya starrte in die Tiefe und empfand diesen Gedanken als äußerst tröstlich. Aber noch nicht… erst musste sie Ravan rächen und allein der Gedanke hielt sie davon ab, ihrem kümmerlichen Dasein ein Ende zu bereiten. Fest und verbissener als zuvor, richtete sie das Dunkelblau wieder auf Arion’s Rücken und den Weg und folgte ihm weiter. Nur niemals stehenbleiben. Niemals aufgeben… Soraya würde Basalt allein für seinen Wohnsitz hassen. Das stand schon mal fest.
„Du brauchst dir nicht einzubilden darüber urteilen zu können, was ich schaffen kann und was nicht. Ich habe schon ganz andere Dinge geschafft, klar?!“, zischte sie ihn mit voller Verachtung an. Er stachelte sie nur dazu weiter an, dem Pfad zu folgen, den er für so unwegsam erachtete. Soraya ließ sich nicht aufhalten, hatte sie sich erstmal etwas in den Kopf gesetzt. Er sprach von einem Tempel und sie hatte bisher nicht davon gehört. Sie wusste, dass es ein Kloster gab, aber einen Tempel? „Nein…! Ich meine den Tempel – noch nie davon gehört? Wisst ihr überhaupt etwas über das Schattengebirge?“ Ihr Blick hätte einer alten Oma wohl einen Herzinfarkt beschert, doch Arion war Jung genug, um sich nicht davor zu erschrecken. Stattdessen bemühte er noch mal den Versuch, sie davon abzuhalten, aber Soraya ließ nicht mit sich reden. „Ihr habt sie nicht mehr alle! Schießt alle Warnungen in den Wind, obwohl ihr euch nicht im Geringsten auskennt, oder geübt im Bergsteigen seid! Ihr bringt euch um und es ist euch vollkommen egal, ob ich mit diesem Gedanken umgehen kann. Hätte ich euch doch ja nicht angesprochen!“ Stoisch und mit weniger Empathie als einem Stein, betrachtete sie den kleinen Gefühlsausbruch und nickte, als er endete. „Ja- ja, nun ist diese Einsicht etwas zu spät, Junge. Keiner mag Heulsusen, also reiß dich zusammen oder schieb ab.“, hielt sie ihm entgegen. „Ihr habt keine Ahnung wie viele Narren ihr Leben hier schon gelassen haben! Ihr seid nur eine Weitere, die sich freiwillig auf diese Liste setzt! Los…! Ich bringe euch zu Basalt! Dann bin ich die Verantwortung los und kann wenigstens sehen, wie ihr eine Abreibung erhaltet!“
Soraya’s Mundwinkel zog sich wieder zur Seite und tatsächlich freute es sie diebisch, dass der Junge einlenkte. Nicht um einer Bindung willen oder, weil sie ihn mochte. Sie hatte bekommen, was sie wollte. Darauf kam es der Rothaarigen am Ende an und sie hatte etwas Wichtiges gelernt: Arion besaß Ehrgefühl. Trotz seines Alters hatte er bereits gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Und Soraya würde sich das bei Gelegenheit zunutze machen, garantiert. „Na fein, dann läuft es doch!“, schnalzte sie mit der Zunge und setzte sich hinter ihm in Bewegung. Der Weg war kaum gut als solcher zu erkennen und Soraya ahnte, dass es ihr erheblich Zeit ersparte, dass Arion sie doch begleitete. Sagen würde sie diesbezüglich nichts und auch für sich ging es ihr nur darum, dass sie nicht zu viel Zeit verplemperte. Dass sie ohne den Jungen aufgeschmissen gewesen wäre, der Gedanke kam ihr tatsächlich nicht. Sie hätte auch ohne ihn ‚irgendwie‘ weitergemacht. Soraya machte sich nicht abhängig von anderen. Sie würde wohl auf ewig eine Einzelgängerin bleiben. Dass Arion kaum ein Wort sprach, kam ihr ganz gelegen. Sie konzentrierte sich auf die Anstrengungen des Weges und achtete darauf, nicht falsch zu treten. Hier konnte man wohl auch nur auf einem Kiesel ausrutschen und würde in den sicheren Tod stürzen. Die Hymlianerin spürte, wie ihr der Schweiß allmählich ausbrach und je länger die aufstiegen, desto schwerer wurde es zu atmen. Sie spürte ebenfalls ihre Beine, die anfingen zu zittern, ignorierte es allerdings naturgemäß. „Dort hinauf geht es zum Tempel…! Aber wir müssen dort lang…! Von jetzt an wird es keine Treppen mehr geben…! Und wir müssen uns beeilen, wenn wir nicht wollen, dass die Dämmerung eintritt, bevor wir angekommen sind…“ Soraya folgte dem Fingerzeig mit den dunkelblauen Augen und musterte das Gebäude, das man von ihrer Position aus erahnen konnte. Dann pfiff sie durch die Zähne, als Arion ihr den eigentlichen Pfad zeigte. Schon jetzt ging ihr Brustkorb zügiger und die Anstrengungen waren auch ihr anzusehen.
Die roten Strähnen kräuselten sich etwas unter dem Schweiß, der sich bildete. Auch knöpfte sie etwas von ihrer Tunika auf, damit der mäßige Wind ihr Linderung verschaffen konnte. Sie wusste, dass der nächste Teil des Weges ebenfalls grenzwertig werden würde. Aber sie blieb stur: „Na dann mal los, nicht wahr? Keine Zeit zum Trödeln!“, wies sie Arion mit einer lapidaren Handbewegung auf, weiterzugehen. Sie würde folgen. Die nächsten Stunden waren kräftezehrend. Gelinde gesagt. Soraya spürte jeden Muskel, jede Sehne und das Brennen ihrer Lungen. Ihre Finger waren verkrampft vom Festhalten und blutig von einigen Schnitten der scharfkantigen Felswand. Aber ihre Miene blieb unverändert. Ihr Blick zeigte nicht einmal die körperliche Schwäche. Ihr Körper mochte aufgeben, nicht aber ihr Geist. Arion würde darin nichts finden, was erkennen ließ, dass sie einen Fehler begangen hatte. Denn Soraya empfand es nicht so. Sie hatte ganz andere Dinge gemeistert und gesehen, als dass sich ihr Geist von einem knurrenden Magen oder einem zitternden Muskel aufhalten ließ. Vermutlich war das auch der Grund, warum sie noch nicht vollends verrückt geworden war. Jeder Dämon, den sie beschworen hatte in der Vergangenheit, hatte versucht sie zu verführen, etwas in seinem Sinne zu tun. Aber sie war stets standhaft geblieben. Sturer noch als ein Maultier.
„Wie müssen weiter, sonst kühlen wir aus…!“ Sie keuchte und schüttelte ihre Beine aus. „Dann los, weiß nicht, wieso du immer stehenbleibst.“, murrte sie schlicht und zeigte weiterhin, dass sie nicht gewillt war, ihm etwas von ihrem Befinden zu zeigen. Richtig Zeit, um sich mit dem Zusammentreffen von Basalt und ihr auseinanderzusetzen blieb ihr derweil nicht. Sie hatte immer das direkte Ziel vor Augen und das war in dem Fall, dass sie diesen Aufstieg schaffte. Ihr Blick glitt kurz zum Himmel, um den Sonnenstand zu prüfen. Dann glitt er nach unten und sie konnte nichts weiter als schwindelerregende Tiefe erkennen. Für einen Moment lockte der Abgrund sie. Es wäre nur ein einzelner, falscher Tritt nötig und sie würde endlos fallen. Fallen und fallen, um sich in eine alles umfangende Ohnmacht zu begeben, bevor es zu Ende wäre. Soraya starrte in die Tiefe und empfand diesen Gedanken als äußerst tröstlich. Aber noch nicht… erst musste sie Ravan rächen und allein der Gedanke hielt sie davon ab, ihrem kümmerlichen Dasein ein Ende zu bereiten. Fest und verbissener als zuvor, richtete sie das Dunkelblau wieder auf Arion’s Rücken und den Weg und folgte ihm weiter. Nur niemals stehenbleiben. Niemals aufgeben… Soraya würde Basalt allein für seinen Wohnsitz hassen. Das stand schon mal fest.
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Re: Ankunft in Dessaria
Die Zeit verstrich ganz normal, doch die körperliche Anstrengung, der sich Soraya gerade unterzog, ließ es sie so empfinden, als wären sie noch viel länger unterwegs. So sehr sie ihre Miene auch versteinerte, Arion brauchte nur auf ihre schweißgetränkte Stirn, ihre Atmung oder die zitternden Glieder achten, um zu wissen, dass sie sich selbst einer Tortur unterzog. Niemand, der das Bergsteigen und Klettern nicht gewohnt war, würde diese Strecke mit all ihren Tücken und Herausforderungen einfach wegstecken. Sorayas Wille war eisern, doch ihr Körper beschwerte sich spürbar und sendete alarmierende Signale aufzuhören – es sein zu lassen oder zumindest eine Pause zu machen. Doch nichts dergleichen löste Einsicht in ihr aus. Ihr Ziel war klar und nur der Tod würde sie davon abhalten können.
Für Arion war es unmöglich zu verstehen, was in der rothaarigen Dame vor sich ging. Er hielt sie höchstwahrscheinlich für vollkommen durchgedreht und doch empfand er Verantwortung für sie. Daher passte er immer wieder sein Tempo an, warf heimlich besorgte Blicke über seine Schulter und suchte still den leichtesten Weg, damit sie vor Anstrengung keinen verheerenden Fehler beging und doch noch in die Tiefen stürzte. Mehr konnte er in der aktuellen Lage nicht tun und selbst das wurde ihm nicht gedankt, als Soraya erkannte, dass er immer wieder stehen blieb.
„Dann los, weiß nicht, wieso du immer stehenbleibst.“, murrte sie ihn an, woraufhin der Junge einen gewissen Ärger verspürte. Vermutlich würde er sie zu gerne stehen lassen oder ihr anderweitig eins auswischen, doch für das eine besaß er zu viel Ehrgefühl, für das andere… hatte er schlicht keine Zeit – und er wollte seine Situation nicht noch komplizierter machen. Je schneller er diese Frau an Basalt übergeben konnte, desto schneller hatte er die Verantwortung los.
Selbst einen murrenden Laut von sich gebend, führte Arion Soraya also weiter. Die Sonne war bereits dabei in der Kurve ihren Weg hinab zu folgen und das bedeutete, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten, bis die Dämmerung hereinbrach und damit jegliches Licht mit sich nehmen würde. Bis dahin mussten sie die Hütte von Basalt erreichen, sonst wäre ein Weiterkommen viel zu riskant.
Noch gute und quälend anstrengende 90 Minuten ging es so weiter. Einer der scharfkantigen und spitzgezackten Gipfel begann gerade die Sonne hinter sich zu verschlucken, als sich Arion, gefolgt von Soraya an einer letzten Hürde hinaufzog. Der Junge holte tief Luft und blieb eine Weile in der geknieten und vorgebeugten Position, um seine Atmung zu regulieren. Vermutlich lag es an seiner Jugend und Vitalität, dass er sich die Anstrengung erst sehr spät hat anmerken lassen, doch nun lief er diesen Zustand einfach zu und stöhnte erleichtert auf.
„Wir sind da!!!“, verkündete er und richtete dabei den Oberkörper wieder auf, um vor sich zur Hütte zu sehen. Die beiden waren auf einem größeren Bergplateau angekommen, das in einer einigermaßen geraden Ebene mitten in den Bergen lag. Bereits zuvor, hatte Soraya im Abgrund die kahlen Kronen verschiedenster Bäume oder von befülltem Nadelgehölz erkennen können, was ein Hinweis darauf war, dass das Plateau tatsächlich tiefer gelegen war, als man annehmen sollte. Dennoch waren sie noch in schwindelerregender Höhe.
Auch hier auf dem Plateau ragten einige Zirben und Fichten in die Höhe und verschiedene Gräser hatten sich in der unfreundlichen Gegend einen Platz erobert.
Folgte Soraya der Richtung, in die Arion sah, würde sie etwas weiter unten eine Berghütte erkennen können. Durch die Fenster waberte helles Licht, das Hinweis auf ein Kaminfeuer gab und auch wehte ihnen der Geruch von verbrannten Nadelholz entgegen. Etwas abseits des Plateaus, in Richtung des Randes von Celcias bekannter Karte, führte ein Pfad auf ein etwas tiefergelegenes Plateau auf dem sich ein wunderschöner und klarer Bergsee befand. Doch dieser war dank der fast untergegangenen Sonne und den Bergspitzen bereits in Dunkelheit gehüllt und nur vereinzelte Lichtquellen spiegelten sich schimmernd auf der dunklen Oberfläche. An der linkten Seite der Hüttenwand, war eine große Menge an Brennholz unter einem bedachten Unterstand gestapelt.
Arion kämpfte sich auf die Beine und lief eilig, als hätte er keine anstrengende Bergtour hinter sich, auf die hölzerne Eingangstüre zu. In diesem Moment achtete er nicht darauf, ob Soraya direkt hinter ihm herkam. Er schien voller Vorfreude auf das Ende seiner Verantwortungsspanne zu blicken und es dadurch eilig zu haben, das rothaarige Fräulein an den Besitzer dieser Hütte zu übergeben.
„Bas! Bas mach auf!“, rief der Junge und schlug mit der Faust leicht aber fest genug gegen die Türe, so das ein dumpfklingender Laut durch die Hütte drang. Dennoch dauerte es einige Sekunden, bis die Türe geöffnet wurde und den Blick auf einen großgewachsenen Mann preisgab. Er trug einfache und pragmatische Kleidung – ein simples weißes Leinenhemd, das vor der Brust mit einer kleinen Lederschnur und drei Ösen auf jeder Seite höher geschlossen werden konnte, was dieser jedoch vollkommen ignoriert hatte; eine graubraune Hose, dessen Wildleder durch scheinbar körperliche Arbeit anfänglich verschlissen war; dunkelbraune Lederstiefel, die auch ganz eindeutig für Arbeitstage und lange Fußmärsche gedacht waren. Die Kleidung konnte den eindeutig muskulösen Körperbau des Mannes nicht gänzlich verbergen und es wurde deutlich, dass er körperliche Arbeit und Anstrengungen gewohnt war. Dennoch war er kein Schrank von einem Mann, sondern besaß einen Hauch der körperlichen Ausstrahlung, die normalerweise den Elfenvölkern vorbehalten war.
„Verfluchter Bengel!“, erklang eine eindeutig erboste Stimme, die ohne den Ärger vermutlich eine wohlklingende Klangfarbe gehabt hätte. Eine kräftige Hand, deren Haut dunkler war, als wäre der Mann stark von der Sonne gebräunt, griff Arion am Kragen und zog ihn näher zu seinem Besitzer.
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht herkommen sollst! Erst recht nicht so spät – ist dein Todeswunsch so groß oder dein Hirn von Torheit und Unvernunft zerfressen?“
Arion schien diese Art von Predigt erwartet zu haben, denn er sah keineswegs so erschrocken aus, wie man hätte meinen können. Seine blauen Augen sahen hinauf zu dem Gesicht Basalts, das ebenfalls von der gebräunten Haut bedeckt war. Darüber hinaus zierten seine linke Gesichtshälfte, hinab über den Hals, viele kleine schwarze Runen, die eindeutig eintätowiert waren. Deutlich spitzere Ohren, als es für einen Menschen üblich war, waren gerade noch erkennbar, doch wurden diese größtenteils von feinen weißen Haaren überdeckt, die dem Mann bis über die Schulter ragten.
Grüne Augen, in denen sich nur hier und da erkennbare, hellere goldbraune Flecken verirrt hatten, sahen erbost auf den Jungen hinab, der abwehrend und beschwichtigend die Hände hob.
„Ich kann nichts dafür, Bas. Ich musste herkommen, wegen dem Fräulein…!“, begann Arion, sich zu rechtfertigen und deutete mit dem Kopf hinter sich, wo vermutlich Soraya bereits stehen würde.
Basalt hob bei diesen Worten den Blick, sah über den Kopf des Jungen auf die Gestalt der rothaarigen Frau. Nun konnte Soraya erkennen, dass die weißen Haare ein Gesicht umfingen, das eindeutig keinem altersgegerbten Körper gehörte. Müsste sie schätzen würde sie Basalt vermutlich in das Alter eines Mitte Dreißigjährigen einordnen. Er schien jedoch kein reinrassiger Mensch, oder Elf zu sein, daher war es nicht einfach sein wahres Alter zu erkennen. Er war ein gutaussehender Mann, auch wenn er gerade nicht frisch geschniegelt und gebügelt, sondern vom Tagewerk beeinträchtigt vor ihr stand.
Als er Sorayas Gestalt erhaschte verengte er skeptisch und mit einem Funken Misstrauen das linke Auge, ehe er von ihr wieder zu Arion sah.
„Bist du vollkommen durchgedreht Ari? Du schleppst eine Frau hier rauf?“ In seiner Stimme fand sich ein deutlich zu vernehmender und bedrohlicher Unterton.
„Ich hatte keine Wahl!“, rief der Junge daher hastig dazwischen und umfasste mit seinen hellen Händen die des Mannes, der ihn noch immer am Kragen gefasst hatte.
„Sie hat mir keine Wahl gelassen und wäre sonst alleine zu dir aufgebrochen!“
Einen Moment musterte Basalt das Gesicht des Jüngeren mit eiserner Miene, ehe er ihn losließ, hinaustrat und vor Soraya stehen blieb. Der grüne Blick war hinab auf sie gerichtet und musterte gerade eindeutig ihr Äußeres. Dann kehrte eine gewisse Härte in seine Mimik zurück und er verschränkte die Arme vor sich.
„Ist das so? Was will eine Frau von mir, die weder mich, noch meinen Aufenthaltsort kennen dürfte?!“, sprach er sie – gleichzeitig passiv Arion an, der ihr ganz eindeutig diese Informationen gegeben haben musste. Und mit diesen Worten war der kleine Rabenschopf auch direkt in der Hütte verschwunden.
Im Hintergrund hörte man das Prasseln des Feuers, doch bisher machte Bas keine Anstalten sie hineinzubitten. Er sah sie abwartend an und schien über ihr Auftauchen nicht besonders erfreut zu sein.
Für Arion war es unmöglich zu verstehen, was in der rothaarigen Dame vor sich ging. Er hielt sie höchstwahrscheinlich für vollkommen durchgedreht und doch empfand er Verantwortung für sie. Daher passte er immer wieder sein Tempo an, warf heimlich besorgte Blicke über seine Schulter und suchte still den leichtesten Weg, damit sie vor Anstrengung keinen verheerenden Fehler beging und doch noch in die Tiefen stürzte. Mehr konnte er in der aktuellen Lage nicht tun und selbst das wurde ihm nicht gedankt, als Soraya erkannte, dass er immer wieder stehen blieb.
„Dann los, weiß nicht, wieso du immer stehenbleibst.“, murrte sie ihn an, woraufhin der Junge einen gewissen Ärger verspürte. Vermutlich würde er sie zu gerne stehen lassen oder ihr anderweitig eins auswischen, doch für das eine besaß er zu viel Ehrgefühl, für das andere… hatte er schlicht keine Zeit – und er wollte seine Situation nicht noch komplizierter machen. Je schneller er diese Frau an Basalt übergeben konnte, desto schneller hatte er die Verantwortung los.
Selbst einen murrenden Laut von sich gebend, führte Arion Soraya also weiter. Die Sonne war bereits dabei in der Kurve ihren Weg hinab zu folgen und das bedeutete, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten, bis die Dämmerung hereinbrach und damit jegliches Licht mit sich nehmen würde. Bis dahin mussten sie die Hütte von Basalt erreichen, sonst wäre ein Weiterkommen viel zu riskant.
Noch gute und quälend anstrengende 90 Minuten ging es so weiter. Einer der scharfkantigen und spitzgezackten Gipfel begann gerade die Sonne hinter sich zu verschlucken, als sich Arion, gefolgt von Soraya an einer letzten Hürde hinaufzog. Der Junge holte tief Luft und blieb eine Weile in der geknieten und vorgebeugten Position, um seine Atmung zu regulieren. Vermutlich lag es an seiner Jugend und Vitalität, dass er sich die Anstrengung erst sehr spät hat anmerken lassen, doch nun lief er diesen Zustand einfach zu und stöhnte erleichtert auf.
„Wir sind da!!!“, verkündete er und richtete dabei den Oberkörper wieder auf, um vor sich zur Hütte zu sehen. Die beiden waren auf einem größeren Bergplateau angekommen, das in einer einigermaßen geraden Ebene mitten in den Bergen lag. Bereits zuvor, hatte Soraya im Abgrund die kahlen Kronen verschiedenster Bäume oder von befülltem Nadelgehölz erkennen können, was ein Hinweis darauf war, dass das Plateau tatsächlich tiefer gelegen war, als man annehmen sollte. Dennoch waren sie noch in schwindelerregender Höhe.
Auch hier auf dem Plateau ragten einige Zirben und Fichten in die Höhe und verschiedene Gräser hatten sich in der unfreundlichen Gegend einen Platz erobert.
Folgte Soraya der Richtung, in die Arion sah, würde sie etwas weiter unten eine Berghütte erkennen können. Durch die Fenster waberte helles Licht, das Hinweis auf ein Kaminfeuer gab und auch wehte ihnen der Geruch von verbrannten Nadelholz entgegen. Etwas abseits des Plateaus, in Richtung des Randes von Celcias bekannter Karte, führte ein Pfad auf ein etwas tiefergelegenes Plateau auf dem sich ein wunderschöner und klarer Bergsee befand. Doch dieser war dank der fast untergegangenen Sonne und den Bergspitzen bereits in Dunkelheit gehüllt und nur vereinzelte Lichtquellen spiegelten sich schimmernd auf der dunklen Oberfläche. An der linkten Seite der Hüttenwand, war eine große Menge an Brennholz unter einem bedachten Unterstand gestapelt.
Arion kämpfte sich auf die Beine und lief eilig, als hätte er keine anstrengende Bergtour hinter sich, auf die hölzerne Eingangstüre zu. In diesem Moment achtete er nicht darauf, ob Soraya direkt hinter ihm herkam. Er schien voller Vorfreude auf das Ende seiner Verantwortungsspanne zu blicken und es dadurch eilig zu haben, das rothaarige Fräulein an den Besitzer dieser Hütte zu übergeben.
„Bas! Bas mach auf!“, rief der Junge und schlug mit der Faust leicht aber fest genug gegen die Türe, so das ein dumpfklingender Laut durch die Hütte drang. Dennoch dauerte es einige Sekunden, bis die Türe geöffnet wurde und den Blick auf einen großgewachsenen Mann preisgab. Er trug einfache und pragmatische Kleidung – ein simples weißes Leinenhemd, das vor der Brust mit einer kleinen Lederschnur und drei Ösen auf jeder Seite höher geschlossen werden konnte, was dieser jedoch vollkommen ignoriert hatte; eine graubraune Hose, dessen Wildleder durch scheinbar körperliche Arbeit anfänglich verschlissen war; dunkelbraune Lederstiefel, die auch ganz eindeutig für Arbeitstage und lange Fußmärsche gedacht waren. Die Kleidung konnte den eindeutig muskulösen Körperbau des Mannes nicht gänzlich verbergen und es wurde deutlich, dass er körperliche Arbeit und Anstrengungen gewohnt war. Dennoch war er kein Schrank von einem Mann, sondern besaß einen Hauch der körperlichen Ausstrahlung, die normalerweise den Elfenvölkern vorbehalten war.
„Verfluchter Bengel!“, erklang eine eindeutig erboste Stimme, die ohne den Ärger vermutlich eine wohlklingende Klangfarbe gehabt hätte. Eine kräftige Hand, deren Haut dunkler war, als wäre der Mann stark von der Sonne gebräunt, griff Arion am Kragen und zog ihn näher zu seinem Besitzer.
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht herkommen sollst! Erst recht nicht so spät – ist dein Todeswunsch so groß oder dein Hirn von Torheit und Unvernunft zerfressen?“
Arion schien diese Art von Predigt erwartet zu haben, denn er sah keineswegs so erschrocken aus, wie man hätte meinen können. Seine blauen Augen sahen hinauf zu dem Gesicht Basalts, das ebenfalls von der gebräunten Haut bedeckt war. Darüber hinaus zierten seine linke Gesichtshälfte, hinab über den Hals, viele kleine schwarze Runen, die eindeutig eintätowiert waren. Deutlich spitzere Ohren, als es für einen Menschen üblich war, waren gerade noch erkennbar, doch wurden diese größtenteils von feinen weißen Haaren überdeckt, die dem Mann bis über die Schulter ragten.
Grüne Augen, in denen sich nur hier und da erkennbare, hellere goldbraune Flecken verirrt hatten, sahen erbost auf den Jungen hinab, der abwehrend und beschwichtigend die Hände hob.
„Ich kann nichts dafür, Bas. Ich musste herkommen, wegen dem Fräulein…!“, begann Arion, sich zu rechtfertigen und deutete mit dem Kopf hinter sich, wo vermutlich Soraya bereits stehen würde.
Basalt hob bei diesen Worten den Blick, sah über den Kopf des Jungen auf die Gestalt der rothaarigen Frau. Nun konnte Soraya erkennen, dass die weißen Haare ein Gesicht umfingen, das eindeutig keinem altersgegerbten Körper gehörte. Müsste sie schätzen würde sie Basalt vermutlich in das Alter eines Mitte Dreißigjährigen einordnen. Er schien jedoch kein reinrassiger Mensch, oder Elf zu sein, daher war es nicht einfach sein wahres Alter zu erkennen. Er war ein gutaussehender Mann, auch wenn er gerade nicht frisch geschniegelt und gebügelt, sondern vom Tagewerk beeinträchtigt vor ihr stand.
Als er Sorayas Gestalt erhaschte verengte er skeptisch und mit einem Funken Misstrauen das linke Auge, ehe er von ihr wieder zu Arion sah.
„Bist du vollkommen durchgedreht Ari? Du schleppst eine Frau hier rauf?“ In seiner Stimme fand sich ein deutlich zu vernehmender und bedrohlicher Unterton.
„Ich hatte keine Wahl!“, rief der Junge daher hastig dazwischen und umfasste mit seinen hellen Händen die des Mannes, der ihn noch immer am Kragen gefasst hatte.
„Sie hat mir keine Wahl gelassen und wäre sonst alleine zu dir aufgebrochen!“
Einen Moment musterte Basalt das Gesicht des Jüngeren mit eiserner Miene, ehe er ihn losließ, hinaustrat und vor Soraya stehen blieb. Der grüne Blick war hinab auf sie gerichtet und musterte gerade eindeutig ihr Äußeres. Dann kehrte eine gewisse Härte in seine Mimik zurück und er verschränkte die Arme vor sich.
„Ist das so? Was will eine Frau von mir, die weder mich, noch meinen Aufenthaltsort kennen dürfte?!“, sprach er sie – gleichzeitig passiv Arion an, der ihr ganz eindeutig diese Informationen gegeben haben musste. Und mit diesen Worten war der kleine Rabenschopf auch direkt in der Hütte verschwunden.
Im Hintergrund hörte man das Prasseln des Feuers, doch bisher machte Bas keine Anstalten sie hineinzubitten. Er sah sie abwartend an und schien über ihr Auftauchen nicht besonders erfreut zu sein.
- Soraya Valor
- Spieler-Charakter
- Beiträge: 13
- Registriert: Freitag 12. Juli 2024, 17:39
- Moderator des Spielers: Rhuna Bláidyaét
- Aufenthaltsort: Dessaria
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Mensch (Hymlianerin)
- Sprachen: Hymlikor (Muttersprache)
Celcianisch (Hauptsprache)
Haraxisch (Bruchstücke) - Beruf: Auf der Jagd
- Fähigkeiten: Ritualmagie (gut)
Luftmagie (Begabung, verkümmert)
Dolch (durchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 20L, 100F
- Ausrüstung: Dolch/Ritualdolch
Pfeife & Rauschkräuter
Reisemantel
Wasserschlauch
In Leder gebundenes Notitzbuch und Federkiel - Tierische Begleiter: Keine
- Zum Vorzeigen: [br][/br]
Re: Ankunft in Dessaria
Hätte Soraya nun Einsicht gezeigt, was wäre dann gewesen? Die Rothaarige hatte darauf bestanden, dass sie zu Basalt gebracht würde. Und sie hatte Arion bedroht, damit er seinen Hintern in Bewegung setzte. Dass der Aufstieg derart anstrengend und zehrend sein würde, nahm sie billigend in Kauf. Soraya kannte kaum das Mittelmaß. Für sie kam es auch nicht in Frage, sich erstmal einen vernünftigen Plan zu machen, alles genau auszubaldowern und schlussendlich mit nagelneuer Ausrüstung und Kleidung den Berg zu erklimmen. Sie war keine Touristin. Sie verfolgte ein ernstes Ziel und das wollte sie mit allen Mitteln erreichen. Was blieb ihr anderes? Soraya hatte in den letzten Jahren nichts mehr dafür getan, damit ihr Leben überhaupt lebenswert war. Sie hatte keine Freundschaften geschlossen, keine Liebe erfahren oder geschenkt. Sie hatte keine guten Taten vollbracht, sich nicht um die Gunst der Götter geschert oder mal etwas Nettes ohne Gegenleistung getan. Sie hatte ihren irdischen Wert auf dieser Welt verwirkt. Hatte alles hinter sich in Hymlia gelassen. Vielleicht existierte bereits ein Grabstein mit ihrem Namen darauf, damit ihre Familie sich nicht länger sorgen musste. Was auch immer die Bande zu ihrer Heimat tat… Soraya hatte sie gekappt und seither nie wieder zurückgeblickt. Und allein das war der Grund, warum es für die junge Frau nur vorangehen konnte. In ihrem Rücken lag nichts, auf das es sich lohnen würde zu warten. Und so setzte sie sich sogar über sich selbst hinweg. Ihr Körper schrie an allen Ecken und Enden um Pause, doch sie überhörte es geflissentlich. Stattdessen quälte sie sich weiter und weiter und spielte mit dem Feuer. Denn wenn ihre Muskeln noch weiter übersäuerten, dann würde sie beim nächsten Kletterpart keinen Halt finden können. Aber eine Pause kam auch nicht in Frage, schließlich wollten und mussten sie vor Einbruch der Dunkelheit am Ziel sein. Am Ende verlor sie jedoch allmählich den Kampf gegen die sich wehrenden Muskeln. Die letzte Hürde schrieb wahrlich Geschichte. Sie spürte, dass sie nicht mehr weitergehen konnte, doch Soraya weigerte sich weiterhin, dass anzuerkennen. Als Arion sich dann ebenfalls schwer atmend auf den Vorsprung fallen ließ, war es sein Ausruf, der ihr Absolution erteilte. „Wir sind da!!!“
„Heilige Scheiße!“, keuchte Soraya auf und schaffte es gerade so über die Kante, um ebenfalls der Erschöpfung nachzugeben. Sie keuchte, kam ein wenig zu Atem, ehe sie sich auf den Rücken drehte und jeden einzelnen Muskel spürte. Alles zog, spannte, krampfte und rebellierte gegen die Leere, die die Kletterpartie hinterlassen hatte. „Sobald ich… aufstehen kann, bringe ich diesen Kerl um“, knurrte sie nuschelig und schloss für einen Moment die Augen. Die Kühle der Luft schmeichelte ihrer verschwitzten Stirn. Dann hörte sie, wie Arion aufstand und verfluchte ihn für seine Jugend. Trotzdem öffnete sie ein Auge, streckte etwas den Nacken und schaute kopfüber dem Jungen nach. Erst jetzt betrachtete sie die Fichten und Tannen, erkannte die heimelig wirkende Hütte. Sie drehte sich herum und kam schwerfällig auf die Unterschenkel. Ihr Blick glitt über das Panorama, betrachtete den Frieden, den dieser Ort ausstrahlte. Insgeheim konnte sie dem Ort etwas abgewinnen. Allein. Ungesehen. Ungestört. Doch dann hämmerte Arion gegen die Tür und brachte ihre Gedanken wieder auf Kurs. Den Bergsee musternd, kehrte ihr Blick bei seinem Rufen wieder zu ihm zurück.
„Bas! Bas mach auf!“ Sie äffte ihn nach, bevor sie sich unter Ächzen und größter Mühe aufrichtete. Sie folgte langsam dem kleinen Pfad, bis sie im Abstand stehenblieb und auf die sich öffnende Tür schaute. Noch war der Bewohner im Schatten, da von drinnen Licht kam, doch mit nur zwei Schritten näher, fiel ihr Blick auf den Mann in der Tür. Er sah nicht glücklich aus. Offenbar hatte Arion eine solche Wirkung auf andere. Soraya aber beobachtete einen Moment das ‚Hallo‘ der beiden. „Verfluchter Bengel!“ „Ha! Sag‘ ich doch…“, murmelte sie zu sich. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht herkommen sollst! Erst recht nicht so spät – ist dein Todeswunsch so groß oder dein Hirn von Torheit und Unvernunft zerfressen?“ Berechtigte Fragen, wie Soraya fand. Im Moment konnte sie Arion’s Ängste noch nicht so nachvollziehen. Er war doch ganz sympathisch? Zumindest, wenn man so gemein war, wie Soraya es konnte. Aber die junge Frau war gewiss nicht hier, um Sympathien zu verteilen. Zumal ihr nicht entfallen war, aus welchem Grund sie diesen Kerl aufsuchte. Er war der Grund, weshalb sie die Zeit verschwendete, die für sie im Grunde eh keine Bedeutung hatte. „Ich kann nichts dafür, Bas. Ich musste herkommen, wegen dem Fräulein…!“ Sie seufzte aus. „Und los geht’s…“, murmelte sie, trat zwei Schritte näher und ignorierte das wehleidige Wimmern ihrer Beine. Mit festem Blick und verschränkten Armen blieb sie noch immer im Abstand zu den beiden stehen und ließ sich Basalt erstmal an dem Jungen abreagieren. Dann war sie wohl endlich dran. Der Weißhaarige kam auf sie zu und sie rührte sich keinen Millimeter. Sie ließ sich nicht einschüchtern. Ob nun von seiner harschen Stimme oder seinem taxierenden Blick. Als er vor ihr stehenblieb, erkannte sie, dass er sie musterte und ließ ihm die Zeit. Stoisch wie ein Maulesel stand sie mit festen Beinen auf seinem Grund und Boden und wartete, bis er seine grünen Augen in ihr Gesicht richtete. „Ist das so? Was will eine Frau von mir, die weder mich noch meinen Aufenthaltsort kennen dürfte?!“
Soraya nahm sich nun ihrerseits die Freiheit, auch um ihm zu zeigen, dass sie sein Glotzen sehr wohl bemerkt hatte, die Zeit, erstmal ihn zu mustern. Sie bedachte seine Hose, seine Stiefel, sein Hemd und auch die Tätowierungen mit einer Seelenruhe, die gerne als Provokation verstanden werden durfte. Bis auch sie an seiner markanten Kinnpartie entlang glitt und schließlich in seinen Augen landete. Soraya musste etwas aufschauen, da er größer war, doch das machte sie nicht kleiner. Sie behielt den festen Blick bei.
„Du raubst mir meine Zeit und ich bin gekommen, um das zu ändern!“, antwortete sie kühl und fiel gleich mal mit der Tür ins Haus. Daraufhin wedelte sie mit der Hand und schaute sich demonstrativ um. „Obwohl sich der Anblick lohnt, wäre es mir doch lieber, wenn wir das hier schnell beenden.“, sie ließ offen, was sie eigentlich meinte. Ob sie seine Behausung samt Umgebung meinte oder ihn selbst. Soraya aber ließ Basalt stehen und umrundete ihn, als wäre sie eingeladen worden. Dabei ging sie jedoch nicht auf sein Haus zu, sondern lenkte ihn nur nach ihrem Willen. „Die Mine. Du hast sie verschlossen. Ich will, dass du sie öffnest und schon bist du mich wieder los. Alles klar? Dann los!“, forderte sie und blitzte ihn herausfordernd an. Oh ja. Sie glaubte nicht eine Sekunde daran, dass er sich sofort ihrem Willen unterwarf. So wirkte er nicht und auch Arion hatte deutlich gemacht, dass er eine harte Nuss sein könnte. Aber Soraya testete gerne ihre Grenzen, wie man unschwer erkennen konnte. Und bevor er noch etwas sagen konnte, deutete sie auf den Bergsee. „Was dagegen, wenn ich mich mal frisch mache, während du deinen albernen Hokus-Pokus beendest?“, schürzte sie die Lippen und machte ein zuckersüßes Gesicht. Es stand ihr ziemlich gut, weil ihre Züge sich dem Ausdruck anglichen, aber ihre Augen sprachen deutlich eine andere Sprache. Doch Soraya verdeutlichte, dass sie keine Angst vor seiner kleinen Tirade hatte. Ganz im Gegenteil, sie war schon auf dem Weg, um sich halb zu entkleiden und den See für ein Bad zu nutzen, sollte er nicht intervenieren.
„Heilige Scheiße!“, keuchte Soraya auf und schaffte es gerade so über die Kante, um ebenfalls der Erschöpfung nachzugeben. Sie keuchte, kam ein wenig zu Atem, ehe sie sich auf den Rücken drehte und jeden einzelnen Muskel spürte. Alles zog, spannte, krampfte und rebellierte gegen die Leere, die die Kletterpartie hinterlassen hatte. „Sobald ich… aufstehen kann, bringe ich diesen Kerl um“, knurrte sie nuschelig und schloss für einen Moment die Augen. Die Kühle der Luft schmeichelte ihrer verschwitzten Stirn. Dann hörte sie, wie Arion aufstand und verfluchte ihn für seine Jugend. Trotzdem öffnete sie ein Auge, streckte etwas den Nacken und schaute kopfüber dem Jungen nach. Erst jetzt betrachtete sie die Fichten und Tannen, erkannte die heimelig wirkende Hütte. Sie drehte sich herum und kam schwerfällig auf die Unterschenkel. Ihr Blick glitt über das Panorama, betrachtete den Frieden, den dieser Ort ausstrahlte. Insgeheim konnte sie dem Ort etwas abgewinnen. Allein. Ungesehen. Ungestört. Doch dann hämmerte Arion gegen die Tür und brachte ihre Gedanken wieder auf Kurs. Den Bergsee musternd, kehrte ihr Blick bei seinem Rufen wieder zu ihm zurück.
„Bas! Bas mach auf!“ Sie äffte ihn nach, bevor sie sich unter Ächzen und größter Mühe aufrichtete. Sie folgte langsam dem kleinen Pfad, bis sie im Abstand stehenblieb und auf die sich öffnende Tür schaute. Noch war der Bewohner im Schatten, da von drinnen Licht kam, doch mit nur zwei Schritten näher, fiel ihr Blick auf den Mann in der Tür. Er sah nicht glücklich aus. Offenbar hatte Arion eine solche Wirkung auf andere. Soraya aber beobachtete einen Moment das ‚Hallo‘ der beiden. „Verfluchter Bengel!“ „Ha! Sag‘ ich doch…“, murmelte sie zu sich. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht herkommen sollst! Erst recht nicht so spät – ist dein Todeswunsch so groß oder dein Hirn von Torheit und Unvernunft zerfressen?“ Berechtigte Fragen, wie Soraya fand. Im Moment konnte sie Arion’s Ängste noch nicht so nachvollziehen. Er war doch ganz sympathisch? Zumindest, wenn man so gemein war, wie Soraya es konnte. Aber die junge Frau war gewiss nicht hier, um Sympathien zu verteilen. Zumal ihr nicht entfallen war, aus welchem Grund sie diesen Kerl aufsuchte. Er war der Grund, weshalb sie die Zeit verschwendete, die für sie im Grunde eh keine Bedeutung hatte. „Ich kann nichts dafür, Bas. Ich musste herkommen, wegen dem Fräulein…!“ Sie seufzte aus. „Und los geht’s…“, murmelte sie, trat zwei Schritte näher und ignorierte das wehleidige Wimmern ihrer Beine. Mit festem Blick und verschränkten Armen blieb sie noch immer im Abstand zu den beiden stehen und ließ sich Basalt erstmal an dem Jungen abreagieren. Dann war sie wohl endlich dran. Der Weißhaarige kam auf sie zu und sie rührte sich keinen Millimeter. Sie ließ sich nicht einschüchtern. Ob nun von seiner harschen Stimme oder seinem taxierenden Blick. Als er vor ihr stehenblieb, erkannte sie, dass er sie musterte und ließ ihm die Zeit. Stoisch wie ein Maulesel stand sie mit festen Beinen auf seinem Grund und Boden und wartete, bis er seine grünen Augen in ihr Gesicht richtete. „Ist das so? Was will eine Frau von mir, die weder mich noch meinen Aufenthaltsort kennen dürfte?!“
Soraya nahm sich nun ihrerseits die Freiheit, auch um ihm zu zeigen, dass sie sein Glotzen sehr wohl bemerkt hatte, die Zeit, erstmal ihn zu mustern. Sie bedachte seine Hose, seine Stiefel, sein Hemd und auch die Tätowierungen mit einer Seelenruhe, die gerne als Provokation verstanden werden durfte. Bis auch sie an seiner markanten Kinnpartie entlang glitt und schließlich in seinen Augen landete. Soraya musste etwas aufschauen, da er größer war, doch das machte sie nicht kleiner. Sie behielt den festen Blick bei.
„Du raubst mir meine Zeit und ich bin gekommen, um das zu ändern!“, antwortete sie kühl und fiel gleich mal mit der Tür ins Haus. Daraufhin wedelte sie mit der Hand und schaute sich demonstrativ um. „Obwohl sich der Anblick lohnt, wäre es mir doch lieber, wenn wir das hier schnell beenden.“, sie ließ offen, was sie eigentlich meinte. Ob sie seine Behausung samt Umgebung meinte oder ihn selbst. Soraya aber ließ Basalt stehen und umrundete ihn, als wäre sie eingeladen worden. Dabei ging sie jedoch nicht auf sein Haus zu, sondern lenkte ihn nur nach ihrem Willen. „Die Mine. Du hast sie verschlossen. Ich will, dass du sie öffnest und schon bist du mich wieder los. Alles klar? Dann los!“, forderte sie und blitzte ihn herausfordernd an. Oh ja. Sie glaubte nicht eine Sekunde daran, dass er sich sofort ihrem Willen unterwarf. So wirkte er nicht und auch Arion hatte deutlich gemacht, dass er eine harte Nuss sein könnte. Aber Soraya testete gerne ihre Grenzen, wie man unschwer erkennen konnte. Und bevor er noch etwas sagen konnte, deutete sie auf den Bergsee. „Was dagegen, wenn ich mich mal frisch mache, während du deinen albernen Hokus-Pokus beendest?“, schürzte sie die Lippen und machte ein zuckersüßes Gesicht. Es stand ihr ziemlich gut, weil ihre Züge sich dem Ausdruck anglichen, aber ihre Augen sprachen deutlich eine andere Sprache. Doch Soraya verdeutlichte, dass sie keine Angst vor seiner kleinen Tirade hatte. Ganz im Gegenteil, sie war schon auf dem Weg, um sich halb zu entkleiden und den See für ein Bad zu nutzen, sollte er nicht intervenieren.
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Re: Ankunft in Dessaria
„Heilige Scheiße! Sobald ich…aufstehen kann, bringe ich diesen Kerl um!“ Es war gar nicht so einfach diese Worte auszusprechen, wo gleichzeitig ihre Lungen durch tiefes Durchatmen nach Sauerstoff lechzten. Ihr ganzer Körper ließ sie deutlich spüren, dass sie es übertrieben hatte. Sorayas Glieder zitterten und es fühlte sich fraglich an, ob sie es in den nächsten Minuten überhaupt noch einmal zurück auf die Beine schaffen würde.
Arion gönnte sich ebenfalls keine große Ruhe - zu groß war die Erleichterung angekommen zu sein und nun in Aussicht gestellt zu sehen, dass er seine Verantwortung der rothaarigen Frau gegenüber los werden würde.
Mit einem Anflug von Neid beobachtete Soraya, wie der Jungspund zurück auf die Füße fand und wie ein Wiesel zur Hüttentüre eilte, gegen die er hämmerte, um sich bemerkbar zu machen.
Basalt - von Arion kurz Bas genannt, erschien nach kurzer Zeit im Türrahmen und die Hymlianerin konnte dem groß gewachsenen Mann ansehen, dass er nicht gerade erfreut war Besuch bekommen zu haben. Dabei war fraglich, ob er allgemein keinen großen Kontakt zu anderen Lebewesen haben wollte, oder ob er sich lediglich darüber aufregte, dass Arion nicht auf seine Anweisungen gehört hatte, die er diesem ganz offenbar irgendwann gegeben hatte.
Soraya konnte der verbalen Abreibung lauschen und dabei still die letzten Kraftreserven zusammenkratzen, über die sie noch verfügte, um sich wieder aufzurichten. Eine Pause kam nicht in Frage - nun stand die Konfrontation mit ihrem unerwarteten Widersacher an. Was es auch kosten mochte, sie würde diesen Basalt dazu bringen das Runensiegel zu entfernen und ihr den Durchgang in die Minen zu gewähren.
Als sie sich aufkämpfte fühlte es sich so an, als würden Nadeln durch ihre Fußsohlen und Waden stechen. Doch wieder einmal ignorierte sie den Schmerz und trat näher an die Hütte und den weißhaarigen Mann heran, dessen Aufmerksamkeit sich langsam, aber sicher auf sie richtete.
Man konnte Basalt als gutaussehend bezeichnen - etwas rau und vom Tagewerk beeinflusst, doch das machte ihn im Grunde nur noch interessanter. Die weißen Haare wiesen in seinem Fall nicht auf eine Alterserscheinung hin, sondern schienen vielmehr Merkmal seiner Abstammung zu sein. Die grünen Augen stachen durch den hellen Kontrast nur noch deutlicher hervor und wäre der Blick nicht so hart, würde man sich in ihnen vielleicht verlieren können. Doch ob Soraya ihn überhaupt auf diese Weise musterte und einschätzte? Es war fraglich, denn ihr Herz hatte einzig und alleine Ravan gehört - und als dieser umgebracht worden war, hatte er es mit sich genommen.
Dem Blick nach zu urteilen, war Basalt keineswegs erfreut, dass Soraya ihn sprechen wollte und Arion dazu gebracht hatte, sie hier herzubringen. Demonstrativ verschränkte er seine muskulösen Arme vor der Brust und sah mit abschätzendem Blick auf sie nieder. Ob er das angriffslustige Funkeln in ihren Augen bemerkte? Wenn ja, ließ er sich nichts anmerken.
„Du raubst mir meine Zeit und ich bin gekommen, um das zu ändern!“, antwortete Soraya kühl auf seine provokative Frage, was eine Frau, die ihn und seinen Aufenthaltsort nicht kennen sollte, von ihm wollte. Ihr Ton und ihre Körperhaltung zeigte, dass sie sich nicht einschüchtern lassen würde, auch wenn es offen stand, ob das überhaupt Basalts Intention war.
Dieser schien von ihren Worten erst einmal überrascht zu sein, denn er hob eine Augenbraue, ehe er abwehrend schnaubte.
„Ich raube [/]deine[/i] Zeit? Womit bitte schön, wo wir uns noch nie zuvor begegnet sind!?“, harkte er nach, ohne auch nur einen Schritt zu tun, oder sie gar in seine Hütte zu bitten. Dass ein kühler Wind, der die Wärme der Sonnenstrahlen missen ließ aufkam, schien ihn keineswegs zu interessieren. Auch nicht ob sein ungebetener Gast nun von der Anstrengung oder dem Einbruch der kühlen Nacht fror und dadurch zitterte.
„Die Mine. Du hast sie verschlossen. Ich will, dass du sie öffnest und schon bist du mich wieder los. Alles klar? Dann los!“ Wie selbstverständlich stellte sie diese Forderung und schien zu erwarten, dass er ihr nachgab. Doch, wie Arion schon prophezeit hatte, erwies sich Basalt als harte Nuss und rührte nicht einmal einen Finger, um ihrer Forderung nachzukommen. Ganz im Gegenteil. Mit seinen grünen Augen sah er sie schweigend an, doch sein Blick sprach deutlich und gut leserlich aus, dass er sie nicht mehr für ganz richtig im Kopf hielt. Dann sah er über seine Schulter in die Hütte, offenbar auf der Suche nach Arion, doch der Jüngere hatte sich wohlweislich an einen uneinsehbaren Bereich verzogen. Für ihn war dies nun nicht länger sein Kampf! Eine Tatsache, die Basalt offenbar zu erkennen schien.
„Was dagegen, wenn ich mich mal frisch mache, während du deinen albernen Hokus-Pokus beendest?“, fragte sie, ohne tatsächlich um Erlaubnis zu bitten, während sie auf den kleinen See deutete, um ihren Worten einen Kontext zu verpassen.
Bas Blick wanderte wieder zu der rothaarigen Frau. Dann holte er langgezogen Luft, als müsse er seine Geduld zusammenscharren.
„Mach was du willst! Das geht mich nichts an“, meinte er lediglich, sich von ihrem süßen Gesichtsausdruck unbeeindruckt zeigend, ehe er sich umwandte und den Türrahmen wieder durchschritt. Die Arme senkend griff er mit der rechten Hand nach der inneren Türklinke und sah noch einmal über seine Schulter.
„Da hinten ist ein kleiner Schuppen! Da kannst du von mir aus die Nacht verbringen - Wenn es hell ist kannst du dich dann auf den Rückweg machen.“ Wenig einladend deutete er mit dem linken Daumen zur Seite, an der Hütte vorbei zu einem kleinen Platz, auf dem mittig ein größerer Baumstumpf stand, auf dem ganz offensichtlich Feuerholz geschlagen wurde. Seitlich davon, fand man tatsächlich einen kleinen Schuppen, gerade mal groß genug, dass sich zwei erwachsene Personen gerade hinlegen könnten.
„Mein Hokus-Pokus, wie du so beschrieben hast, bleibt aktiv. Die Minen dürfen nicht betreten werden und das ändert auch nicht der Wille einer verzogenen Prinzessin, wie dir!“ Und mit diesen harschen und absoluten Worten, schlug er die Hüttentüre hinter sich zu und ließ Soraya alleine davor stehen, als wäre sie eine aufdringliche Händlerin gewesen, die von Tür zu Tür ging, um ihre Ware anzupreisen. Ein dumpfes, schabendes Geräusch erklang, was auf einen Rigel hindeuten könnte. Dann waren nur noch gedämpfte und nicht klar zu verstehende Stimmen zu hören.
Arion gönnte sich ebenfalls keine große Ruhe - zu groß war die Erleichterung angekommen zu sein und nun in Aussicht gestellt zu sehen, dass er seine Verantwortung der rothaarigen Frau gegenüber los werden würde.
Mit einem Anflug von Neid beobachtete Soraya, wie der Jungspund zurück auf die Füße fand und wie ein Wiesel zur Hüttentüre eilte, gegen die er hämmerte, um sich bemerkbar zu machen.
Basalt - von Arion kurz Bas genannt, erschien nach kurzer Zeit im Türrahmen und die Hymlianerin konnte dem groß gewachsenen Mann ansehen, dass er nicht gerade erfreut war Besuch bekommen zu haben. Dabei war fraglich, ob er allgemein keinen großen Kontakt zu anderen Lebewesen haben wollte, oder ob er sich lediglich darüber aufregte, dass Arion nicht auf seine Anweisungen gehört hatte, die er diesem ganz offenbar irgendwann gegeben hatte.
Soraya konnte der verbalen Abreibung lauschen und dabei still die letzten Kraftreserven zusammenkratzen, über die sie noch verfügte, um sich wieder aufzurichten. Eine Pause kam nicht in Frage - nun stand die Konfrontation mit ihrem unerwarteten Widersacher an. Was es auch kosten mochte, sie würde diesen Basalt dazu bringen das Runensiegel zu entfernen und ihr den Durchgang in die Minen zu gewähren.
Als sie sich aufkämpfte fühlte es sich so an, als würden Nadeln durch ihre Fußsohlen und Waden stechen. Doch wieder einmal ignorierte sie den Schmerz und trat näher an die Hütte und den weißhaarigen Mann heran, dessen Aufmerksamkeit sich langsam, aber sicher auf sie richtete.
Man konnte Basalt als gutaussehend bezeichnen - etwas rau und vom Tagewerk beeinflusst, doch das machte ihn im Grunde nur noch interessanter. Die weißen Haare wiesen in seinem Fall nicht auf eine Alterserscheinung hin, sondern schienen vielmehr Merkmal seiner Abstammung zu sein. Die grünen Augen stachen durch den hellen Kontrast nur noch deutlicher hervor und wäre der Blick nicht so hart, würde man sich in ihnen vielleicht verlieren können. Doch ob Soraya ihn überhaupt auf diese Weise musterte und einschätzte? Es war fraglich, denn ihr Herz hatte einzig und alleine Ravan gehört - und als dieser umgebracht worden war, hatte er es mit sich genommen.
Dem Blick nach zu urteilen, war Basalt keineswegs erfreut, dass Soraya ihn sprechen wollte und Arion dazu gebracht hatte, sie hier herzubringen. Demonstrativ verschränkte er seine muskulösen Arme vor der Brust und sah mit abschätzendem Blick auf sie nieder. Ob er das angriffslustige Funkeln in ihren Augen bemerkte? Wenn ja, ließ er sich nichts anmerken.
„Du raubst mir meine Zeit und ich bin gekommen, um das zu ändern!“, antwortete Soraya kühl auf seine provokative Frage, was eine Frau, die ihn und seinen Aufenthaltsort nicht kennen sollte, von ihm wollte. Ihr Ton und ihre Körperhaltung zeigte, dass sie sich nicht einschüchtern lassen würde, auch wenn es offen stand, ob das überhaupt Basalts Intention war.
Dieser schien von ihren Worten erst einmal überrascht zu sein, denn er hob eine Augenbraue, ehe er abwehrend schnaubte.
„Ich raube [/]deine[/i] Zeit? Womit bitte schön, wo wir uns noch nie zuvor begegnet sind!?“, harkte er nach, ohne auch nur einen Schritt zu tun, oder sie gar in seine Hütte zu bitten. Dass ein kühler Wind, der die Wärme der Sonnenstrahlen missen ließ aufkam, schien ihn keineswegs zu interessieren. Auch nicht ob sein ungebetener Gast nun von der Anstrengung oder dem Einbruch der kühlen Nacht fror und dadurch zitterte.
„Die Mine. Du hast sie verschlossen. Ich will, dass du sie öffnest und schon bist du mich wieder los. Alles klar? Dann los!“ Wie selbstverständlich stellte sie diese Forderung und schien zu erwarten, dass er ihr nachgab. Doch, wie Arion schon prophezeit hatte, erwies sich Basalt als harte Nuss und rührte nicht einmal einen Finger, um ihrer Forderung nachzukommen. Ganz im Gegenteil. Mit seinen grünen Augen sah er sie schweigend an, doch sein Blick sprach deutlich und gut leserlich aus, dass er sie nicht mehr für ganz richtig im Kopf hielt. Dann sah er über seine Schulter in die Hütte, offenbar auf der Suche nach Arion, doch der Jüngere hatte sich wohlweislich an einen uneinsehbaren Bereich verzogen. Für ihn war dies nun nicht länger sein Kampf! Eine Tatsache, die Basalt offenbar zu erkennen schien.
„Was dagegen, wenn ich mich mal frisch mache, während du deinen albernen Hokus-Pokus beendest?“, fragte sie, ohne tatsächlich um Erlaubnis zu bitten, während sie auf den kleinen See deutete, um ihren Worten einen Kontext zu verpassen.
Bas Blick wanderte wieder zu der rothaarigen Frau. Dann holte er langgezogen Luft, als müsse er seine Geduld zusammenscharren.
„Mach was du willst! Das geht mich nichts an“, meinte er lediglich, sich von ihrem süßen Gesichtsausdruck unbeeindruckt zeigend, ehe er sich umwandte und den Türrahmen wieder durchschritt. Die Arme senkend griff er mit der rechten Hand nach der inneren Türklinke und sah noch einmal über seine Schulter.
„Da hinten ist ein kleiner Schuppen! Da kannst du von mir aus die Nacht verbringen - Wenn es hell ist kannst du dich dann auf den Rückweg machen.“ Wenig einladend deutete er mit dem linken Daumen zur Seite, an der Hütte vorbei zu einem kleinen Platz, auf dem mittig ein größerer Baumstumpf stand, auf dem ganz offensichtlich Feuerholz geschlagen wurde. Seitlich davon, fand man tatsächlich einen kleinen Schuppen, gerade mal groß genug, dass sich zwei erwachsene Personen gerade hinlegen könnten.
„Mein Hokus-Pokus, wie du so beschrieben hast, bleibt aktiv. Die Minen dürfen nicht betreten werden und das ändert auch nicht der Wille einer verzogenen Prinzessin, wie dir!“ Und mit diesen harschen und absoluten Worten, schlug er die Hüttentüre hinter sich zu und ließ Soraya alleine davor stehen, als wäre sie eine aufdringliche Händlerin gewesen, die von Tür zu Tür ging, um ihre Ware anzupreisen. Ein dumpfes, schabendes Geräusch erklang, was auf einen Rigel hindeuten könnte. Dann waren nur noch gedämpfte und nicht klar zu verstehende Stimmen zu hören.
- Soraya Valor
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- Beiträge: 13
- Registriert: Freitag 12. Juli 2024, 17:39
- Moderator des Spielers: Rhuna Bláidyaét
- Aufenthaltsort: Dessaria
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Mensch (Hymlianerin)
- Sprachen: Hymlikor (Muttersprache)
Celcianisch (Hauptsprache)
Haraxisch (Bruchstücke) - Beruf: Auf der Jagd
- Fähigkeiten: Ritualmagie (gut)
Luftmagie (Begabung, verkümmert)
Dolch (durchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 20L, 100F
- Ausrüstung: Dolch/Ritualdolch
Pfeife & Rauschkräuter
Reisemantel
Wasserschlauch
In Leder gebundenes Notitzbuch und Federkiel - Tierische Begleiter: Keine
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Re: Ankunft in Dessaria
Die Anstrengung war nicht von der Hand zu weisen. Soraya ging nicht das erste Mal an ihre Grenzen, aber ihre Muskeln und Sehnen schrien nach Erlösung. Aber noch durfte sie nicht. Es galt noch einen Moment durchzuhalten, denn sie wollte unter keinen Umständen, dass der Magier glaubte, er hätte einen Schwächling vor sich. Dabei ging es der Hymlianerin nicht im Geringsten darum, dass sie eine Stärke demonstrieren wollte, die er womöglich sympathisch finden konnte. Es war ihr schlicht egal, was Basalt von ihr halten mochte. Sie hielt weniger von ihm, weil er sich zwischen sie und ihrem selbsterklärten Ziel stellte. Die Rothaarige zeigte einfach nicht gerne, dass auch sie ihre Grenzen besaß. Das brauchten Unbekannte nicht zu wissen. Und da sie keine Freunde besaß, wusste eben keiner darum, dass auch sie ihre schwachen Momente hatten. Aber jetzt nicht. Nicht im Licht seines heimeligen Feuers. Der Magier hatte Arion ordentlich klargemacht, was er von dieser Störung hielt, und nun war sie an der Reihe. Soraya fackelte nicht lange. Sie suchte auch keine fadenscheinige Geschichte aus ihrem Repertoire, sie fiel mit der Tür ins Haus und nannte die Fakten. Sie brauchte nicht viel von ihm. Nur, dass er die Magie auflöste. Für sie klang das alles äußerst einfach und doch war sie nicht doof. Sie wusste sehr wohl, dass der Mann ihr nicht einfach den Wunsch von den Lippen ablas und schlussendlich tat, worum sie ihn ‚bat‘. Seine Reaktion fiel aus, wie erwartet. Ungerührt und nicht einen Moment von ihrem Schmollmund fasziniert, ging er zum Haus zurück.
Das dunkle Blau ihrer Augen folgte ihm und innerlich machte sich ein wissendes Grinsen breit. Ja, es interessierte ihn wie erwartet nicht die Bohne, was sie von ihm wollte. Soraya lernte, dass Basalt nicht auf schöne Augen und einen Körper zum Niederknien ansprang. Die Hymlianerin suchte nach Schwachpunkten und entlockte ihm diese stummen Informationen, um schlussendlich zu ihrem Ergebnis zu kommen. Doch das würde bei ihm einiges an Geduld erfordernd. Innerlich stöhnte sie, weil sie dafür keine Zeit hatte. Zumindest nicht, wenn sie sich eingestand, dass dies seit langem wieder eine heiße Spur gewesen war. Sie wollte in die Mine. Sie wollte diesen Dämon. Sie musste. „Mach was du willst! Das geht mich nichts an“ Sie schnaubte. „Und ob, du bist der Magier, der mir den Weg versperrt!“, gab sie lapidar zu. Sie sah zu, wie er sie im Begriff war stehenzulassen. „Da hinten ist ein kleiner Schuppen! Da kannst du von mir aus die Nacht verbringen - Wenn es hell ist kannst du dich dann auf den Rückweg machen.“ Soraya verschränkte die Arme vor der Brust. Allein das zwiebelte schon und doch behielt sie den süffisanten Gesichtsausdruck bei, der ihn begleitete. Sie rührte sich nicht mehr von der Stelle und hatte aufgehört, sich auszukleiden. „Mein Hokus-Pokus, wie du so beschrieben hast, bleibt aktiv. Die Minen dürfen nicht betreten werden und das ändert auch nicht der Wille einer verzogenen Prinzessin, wie dir!“ Dann rumste die Tür ins Schloss und sie konnte hören, wie er sie aussperrte.
Soraya starrte das Holz der Tür einen Moment belustigt und wütend gleichermaßen an. Ihr kamen Szenarien in den Kopf, wie sie ein kleines Feuer legte und die beiden ausräucherte. Früher oder später würden sie schon herauskommen. Ja, auch zog sie in Erwägung einfach durch eines der Fenster einzufallen und sich laut schreiend, einer Furie gleich, auf den Magier zu stürzen. Aber nichts dergleichen tat sie. Das Böse in ihr hatte Hunger, aber Soraya war noch nicht an dem Punkt des Wahnsinns angelangt. Noch nicht. Jetzt drehte sie sich von der Tür weg und sah zu dem Schuppen. Wenn er glaubte, sie würde sich so abspeisen lassen, dann würde er sie noch kennenlernen müssen. ‚Verzogene Prinzessin‘ war interessant. Offenbar sah er sie so und Soraya dachte darüber nach, ob sie jene Rolle würde annehmen müssen, um doch am Ende zu bekommen, was sie wollte. War er ein edler Retter in der Not? Würde eine Jungfrau-in-Nöten-Situation sein Herz erweichen? Sie glaubte irgendwie nicht daran. Also machte sie das, was sie am besten konnte: Warten.
Die Hymlianerin ließ den Schuppen links liegen und ging tatsächlich zum See. Das klare Wasser strahlte bereits so viel Kälte aus, wie der Wind der einsetzenden Nacht versprach. Doch sie begrüßte diese klirrende Kälte. Es tötete sämtliche Gefühle ab. Soraya zog langsam ihre Kleidung aus, bis sie tatsächlich einfach nackt war. Sie glaubte nicht, dass sich Arion oder Basalt noch mal zeigen würden. Die Rothaarige legte ihre Sachen beiseite und watete dann an einer passablen Stelle in den Bergsee. Es war gelinde gesagt arschkalt. Sofort durchfuhr sie eine Gänsehaut, aber sie hörte nicht auf. Es würde ihre Muskeln anregen wieder zu arbeiten und den Muskelkater am nächsten Tag abmildern. Soraya schwamm einen Moment, ehe sie dann untertauchte und die Arme über ihren Kopf streckte, um in die selige Dunkelheit abzugleiten. Die Augen geschlossen ließ sie sich auf Dunkelheit und Stille ein und ließ sich davon erfüllen. Sie hießen sie willkommen, als wäre sie eine alte Freundin. Da waren keine Gefühle mehr in ihr. Sie war innerlich gestorben, schon vor so vielen Jahren. Dann aber öffnete sie die Augen und starrte ins Schwarz der Nacht. Bis das Gesicht von Ravan vor ihr auftauchte. Sie sah ihn längst nicht mehr so, wie er gewesen war. Sie sah ihn nur noch als entstellte Fratze, als sich der Dämon durch ihn fraß und ihn verschwinden ließ. Immer und immer wieder sah sie sich diese Szene in Gedanken an. Soraya übertrieb es. Immer wieder brachte sie sich an die Grenzen und auch jetzt harrte sie aberwitzig so lange aus, bis ihre Lungen schon nach Luft schnappen wollten. Bevor sie aber Wasser schluckte, tauchte sie auf und holte tief Luft. Dieses Gefühl des Beinahetodes war es, was ihr das Gefühl gab noch Leben in sich zu haben. Sie war längst am Ende angekommen, wollte nur noch diese eine Aufgabe erledigen. Sie legte sich auf den Rücken und starrte in die Sternennacht. Der Wind war eisig und sie spürte ihre Hände und Füße nicht mal mehr. Bis sie schließlich aus dem See stieg und ihre Kleidung griff. Soraya nutzte ihren Mantel, trocknete ihren Körper und zog sich daraufhin wieder an.
Das nasse, schwere Haar tropfte sie voll, aber sie ignorierte es. Sie nahm sich wie selbstverständlich von dem geschlagenen Holz und stapelte es auf dem steinernen Boden. Dann entzündete sie es mit ihrem Feuerstein und hielt es am Brennen. Schließlich setzte sie sich mit einem stoischen Gesichtsausdruck auf den Baumstumpf, der zum Holzschlagen diente und verkeilte die Beine in einen Schneidersitz. Sie zitterte, aber das hielt sie nicht davon ab, stoisch auf den See zu starren. Sie wusste, dass sie sich eine Lungenentzündung holen konnte. Doch das war nichts, was sie fürchtete. Basalt sollte sehen, dass sie nicht einfach verschwinden würde, nur weil er sie aussperrte. Er würde erkennen müssen, dass sie erst gehen würde, wenn er die Mine öffnete. Selbst wenn sie die Nacht über dort saß und er den ganzen nächsten Tag oder eine Woche an ihr vorbeigehen würde. Soraya würde warten. Sturer als ein Maulesel. Unerbittlicher als jeder Feind. Er würde sie fortan nicht mehr loswerden, bis sie hatte, was sie wollte.
Das dunkle Blau ihrer Augen folgte ihm und innerlich machte sich ein wissendes Grinsen breit. Ja, es interessierte ihn wie erwartet nicht die Bohne, was sie von ihm wollte. Soraya lernte, dass Basalt nicht auf schöne Augen und einen Körper zum Niederknien ansprang. Die Hymlianerin suchte nach Schwachpunkten und entlockte ihm diese stummen Informationen, um schlussendlich zu ihrem Ergebnis zu kommen. Doch das würde bei ihm einiges an Geduld erfordernd. Innerlich stöhnte sie, weil sie dafür keine Zeit hatte. Zumindest nicht, wenn sie sich eingestand, dass dies seit langem wieder eine heiße Spur gewesen war. Sie wollte in die Mine. Sie wollte diesen Dämon. Sie musste. „Mach was du willst! Das geht mich nichts an“ Sie schnaubte. „Und ob, du bist der Magier, der mir den Weg versperrt!“, gab sie lapidar zu. Sie sah zu, wie er sie im Begriff war stehenzulassen. „Da hinten ist ein kleiner Schuppen! Da kannst du von mir aus die Nacht verbringen - Wenn es hell ist kannst du dich dann auf den Rückweg machen.“ Soraya verschränkte die Arme vor der Brust. Allein das zwiebelte schon und doch behielt sie den süffisanten Gesichtsausdruck bei, der ihn begleitete. Sie rührte sich nicht mehr von der Stelle und hatte aufgehört, sich auszukleiden. „Mein Hokus-Pokus, wie du so beschrieben hast, bleibt aktiv. Die Minen dürfen nicht betreten werden und das ändert auch nicht der Wille einer verzogenen Prinzessin, wie dir!“ Dann rumste die Tür ins Schloss und sie konnte hören, wie er sie aussperrte.
Soraya starrte das Holz der Tür einen Moment belustigt und wütend gleichermaßen an. Ihr kamen Szenarien in den Kopf, wie sie ein kleines Feuer legte und die beiden ausräucherte. Früher oder später würden sie schon herauskommen. Ja, auch zog sie in Erwägung einfach durch eines der Fenster einzufallen und sich laut schreiend, einer Furie gleich, auf den Magier zu stürzen. Aber nichts dergleichen tat sie. Das Böse in ihr hatte Hunger, aber Soraya war noch nicht an dem Punkt des Wahnsinns angelangt. Noch nicht. Jetzt drehte sie sich von der Tür weg und sah zu dem Schuppen. Wenn er glaubte, sie würde sich so abspeisen lassen, dann würde er sie noch kennenlernen müssen. ‚Verzogene Prinzessin‘ war interessant. Offenbar sah er sie so und Soraya dachte darüber nach, ob sie jene Rolle würde annehmen müssen, um doch am Ende zu bekommen, was sie wollte. War er ein edler Retter in der Not? Würde eine Jungfrau-in-Nöten-Situation sein Herz erweichen? Sie glaubte irgendwie nicht daran. Also machte sie das, was sie am besten konnte: Warten.
Die Hymlianerin ließ den Schuppen links liegen und ging tatsächlich zum See. Das klare Wasser strahlte bereits so viel Kälte aus, wie der Wind der einsetzenden Nacht versprach. Doch sie begrüßte diese klirrende Kälte. Es tötete sämtliche Gefühle ab. Soraya zog langsam ihre Kleidung aus, bis sie tatsächlich einfach nackt war. Sie glaubte nicht, dass sich Arion oder Basalt noch mal zeigen würden. Die Rothaarige legte ihre Sachen beiseite und watete dann an einer passablen Stelle in den Bergsee. Es war gelinde gesagt arschkalt. Sofort durchfuhr sie eine Gänsehaut, aber sie hörte nicht auf. Es würde ihre Muskeln anregen wieder zu arbeiten und den Muskelkater am nächsten Tag abmildern. Soraya schwamm einen Moment, ehe sie dann untertauchte und die Arme über ihren Kopf streckte, um in die selige Dunkelheit abzugleiten. Die Augen geschlossen ließ sie sich auf Dunkelheit und Stille ein und ließ sich davon erfüllen. Sie hießen sie willkommen, als wäre sie eine alte Freundin. Da waren keine Gefühle mehr in ihr. Sie war innerlich gestorben, schon vor so vielen Jahren. Dann aber öffnete sie die Augen und starrte ins Schwarz der Nacht. Bis das Gesicht von Ravan vor ihr auftauchte. Sie sah ihn längst nicht mehr so, wie er gewesen war. Sie sah ihn nur noch als entstellte Fratze, als sich der Dämon durch ihn fraß und ihn verschwinden ließ. Immer und immer wieder sah sie sich diese Szene in Gedanken an. Soraya übertrieb es. Immer wieder brachte sie sich an die Grenzen und auch jetzt harrte sie aberwitzig so lange aus, bis ihre Lungen schon nach Luft schnappen wollten. Bevor sie aber Wasser schluckte, tauchte sie auf und holte tief Luft. Dieses Gefühl des Beinahetodes war es, was ihr das Gefühl gab noch Leben in sich zu haben. Sie war längst am Ende angekommen, wollte nur noch diese eine Aufgabe erledigen. Sie legte sich auf den Rücken und starrte in die Sternennacht. Der Wind war eisig und sie spürte ihre Hände und Füße nicht mal mehr. Bis sie schließlich aus dem See stieg und ihre Kleidung griff. Soraya nutzte ihren Mantel, trocknete ihren Körper und zog sich daraufhin wieder an.
Das nasse, schwere Haar tropfte sie voll, aber sie ignorierte es. Sie nahm sich wie selbstverständlich von dem geschlagenen Holz und stapelte es auf dem steinernen Boden. Dann entzündete sie es mit ihrem Feuerstein und hielt es am Brennen. Schließlich setzte sie sich mit einem stoischen Gesichtsausdruck auf den Baumstumpf, der zum Holzschlagen diente und verkeilte die Beine in einen Schneidersitz. Sie zitterte, aber das hielt sie nicht davon ab, stoisch auf den See zu starren. Sie wusste, dass sie sich eine Lungenentzündung holen konnte. Doch das war nichts, was sie fürchtete. Basalt sollte sehen, dass sie nicht einfach verschwinden würde, nur weil er sie aussperrte. Er würde erkennen müssen, dass sie erst gehen würde, wenn er die Mine öffnete. Selbst wenn sie die Nacht über dort saß und er den ganzen nächsten Tag oder eine Woche an ihr vorbeigehen würde. Soraya würde warten. Sturer als ein Maulesel. Unerbittlicher als jeder Feind. Er würde sie fortan nicht mehr loswerden, bis sie hatte, was sie wollte.
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Re: Ankunft in Dessaria
Die Nacht war längst eingebrochen und hatte die Dunkelheit mit sich gebracht. Hier oben in den Bergen gab es nur die Lichtquellen am Firmament und der Ausblick auf die künstlichen Lichtquellen entfernter Siedlungen. Der Anblick war atemberaubend schön, wenn man den Kopf in den Nacken legte und sich die Millionen von Sternen betrachtete, die auf einen hinab funkelten. Gleichzeitig bekam man eine Ahnung davon, wie klein man selbst wirklich war.
Soraya kümmerte sich nicht um solche Gedanken oder Ansichten. Ihr einziger Fokus lag darauf einen Weg zu finden, diesen Basalt dazu zu bringen, dass er das Sigel auflöste, das die Mine versperrte. Doch dieses Unterfangen schien nicht so einfach zu werden, wie sie es vielleicht erwartet hatte.
Basalt behandelte Soraya wie eine Art Eindringling und schien keinen Kontakt zu ihr aufbauen zu wollen. Ja, er hatte sie sogar konsequent ausgesperrt und ihr kein komfortableres Nachtlager angeboten, als den Lagerschuppen um die Ecke.
Für den Moment steckte die Hymlianerin in einer Sackgasse fest, außer sie beschloss einen der wahnwitzigen Pläne, wie die Hütte in Brand zu setzen, umzusetzen. Für den Moment schien sie davon allerdings erst einmal abzusehen.
Sie badete und machte ein Lagerfeuer, an dem sie sich zumindest ein klein wenig trocknen und wärmen konnte. Doch ob das ausreichen würde? Die Nacht hier oben im Gebirge war kalt und wenn sie keinen wärmenden Umhang bei sich trug, würde die Wärme sich kaum an ihrem kühlen Körper halten. Ein blaues Augenpaar beobachtete die junge Frau dahingehend besorgt.
„Willst du sie wirklich da draußen stehen lassen?“, fragte Arion, der am Fenster saß und durch die Gardine blickte, die ein klares Bild in beide Richtungen verwehrte. Basalt, an den die Frage gerichtet worden war zuckte nicht einmal mit den Schultern, sondern konzentrierte sich auf sein Tun. Er saß nahe dem Feuer und schärfte offenbar sein Werkzeug, wobei ein schabendes Geräusch des Schleifsteins entstand.
„Ich habe sie nicht hergebeten!“, kommentierte er Sorayas Schicksal harsch, während er das Messer etwas hochhielt und im Schein des Lichts die geschärfte Klinge betrachtete.
„Davon einmal abgesehen werde ich die Mine nicht öffnen. Besser sie versteht das direkt und bekommt keinen Raum mir mit irgendwelchen Argumenten auf die Nerven zu gehen. Denn egal, welche Gründe diese Frau auch hat - sie sind bedeutungslos.“
Arion lauschte den Worten des Älteren und sah dann wieder aus dem Fenster. Soraya hatte auch ihm nicht ihre Gründe genannt, doch er war sich sicher, dass sie es auf keine Bergschätze abgesehen hatte.
„Mmmmh… es sieht nicht so aus, als würde sie so schnell aufgeben. Sie ist …“, der Junge schien nach einer passenden Beschreibung für das Fräulein zu suchen, das noch vor Kurzem in seiner Obhut gestanden hatte.
„…äußerst verbissen! Und stur und… ehrlich gesagt ziemlich angsteinflößend. Ich habe noch nie ein so hübsches Fräulein gesehen, das einen vollkommen kalten Blick hat. Als wären in ihr gar keine Gefühle vorhanden, die sich in ihren Augen widerspiegeln.“
Basalt hob den Blick und betrachtete den schwarzhaarigen Jungen, der mit seinen Worten bewiesen hatte, dass er für sein Alter ziemlich aufmerksam und feinfühlig war. Und insgeheim konnte Basalt ihm nur zustimmen. Der kurze Blickkontakt zu ihr hatte gereicht, dass er zu demselben Schluss gekommen war. Und seiner Erfahrung nach bedeuteten solche Menschen nie etwas Gutes!
„Du tust gut daran, wenn du dich von ihr freihältst!“, merkte der Mann ernst an, ehe er sich erhob, das Messer und den Schleifstein beiseite legte, um ans Feuer zu gehen, wo er aus einem hängenden Kessel eine Kelle Eintopf in eine hölzerne Schale schöpfte, die er Arion dann reichte.
„Solche Menschen, wie sie einer ist, verfolgen ihre Ziele ohne Rücksicht auf Verluste. Sie hat immerhin nicht nur sich, sondern auch deine Sicherheit gefährdet, indem sie dich dazu gebracht hat, sie hier rauf zu bringen.“
Arion nahm die Schale, wie auch den hölzernen Löffel entgegen und betrachtete den dampfenden Eintopf. Typisch für einen Jungen seines Alters, verzog er vor einem ungeliebten Gemüse kurz die Nase, das er dann direkt zur Seite der Schale schob. Danach sah er noch einmal zum Fenster, von dem aus sie Sorayas Silhouette im Feuer ihres Lagerscheins erkennen konnte.
„Mag sein…! Obwohl es für mich kein großer Akt ist hier hoch zu kommen. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich dich besuche.“ Basalt verzog grimmig das Gesicht und zeigte dem Jüngeren seinen Unmut über diese Handlung.
„Trotzdem…“, redete der Rabenschopf weiter und stellte seine Schale zur Seite. Der blaue Blick traf den Grünen des Weißhaarigen und wirkte eindringlich.
„…können wir ihr nicht wenigstens eine Decke und was zu Essen geben?“
Für einen Moment trat Schweigen zwischen sie. Basalts Ausdruck war versteinert und er schien die Bitte des Jungen für lästig zu halten.
„Wenn du ihr deine geben willst, bitte!“, meinte er nur harsch und ließ sich dann wieder auf dem Hocker am Feuer nieder, wo er seine Tätigkeit, sein Werkzeug zu schleifen, fortführte.
Arion ging auf Basalts Reaktion nicht weiter ein. Er rollte die Decke zusammen, die bis eben noch um seine Schultern gelegen hatte und klemmte sie sich unter den Arm. Danach ging er zum Feuer und schöpfte eine weitere Schale Eintopf - nicht ohne die verärgerte Miene des Mannes zu beobachten, der das alles jedoch schweigend hinnahm. Erst dann ging er zur Türe und ging zu Soraya.
Das Erste, was ihm auffiel war ihr nasses Haar. Der blaue Blick weitete sich leicht und sein Ausdruck schien sie stumm zu fragen, ob sie noch bei Vernunft war, bei dieser Kälte vollkommen baden zu gehen, anstatt sich einfach nur zu erfrischen. Doch da er ahnte, wie sie reagieren würde, behielt er jeglichen Kommentar für sich und hielt ihr stattdessen nur die bräunliche Wolldecke und die Schale mit Eintopf entgegen. Sollte sie keine Anstalten machen, diese entgegenzunehmen, würde Arion sie vermutlich einfach vor sie auf den Boden legen.
„Ich habs euch gesagt…!“, meinte er nur und sah zur Hütte zurück. „Er wird die Mine nicht öffnen. Hat er eben noch mal gesagt! Besser Ihr gebt auf und geht morgen zurück nach Dessaria. Ich bring euch zurück, wenn Ihr wollt!“
Damit hatte er alles gesagt und getan, um sein Gewissen zu beruhigen, so dass er eilig wieder in die Hütte lief. Ob oder was Soraya geantwortet hatte, würde keinen Unterschied machen. Sein Angebot für sie würde bestehen bleiben, doch er ahnte bereits, dass sie nicht so schnell klein bei gab.
Wie auch immer Soraya die Nacht verbrachte - der Morgen kam irgendwann und brachte mit der aufgehenden Sonne die ersten wärmenden Strahlen mit sich. Der Himmel war klar und es versprach ein sonniger und schöner Tag zu werden.
Die Türe der Hütte öffnete sich bereits sehr früh und Basalt trat hinaus ins Freie. Arion schien noch seelig zu schlummern.
Im Licht der aufgehenden Sonne könnte Soraya ihn noch ein wenig besser sehen, als am Vorabend und feststellen, dass seine Ohren spitz zulaufend waren, was auf eine elfische Abstammung hindeutete. Reinrassig schien er jedoch nicht zu sein. Welche Mischung hier vor ihr stand war nicht ganz so einfach abzulesen - vermutlich müsste Basalt es einem erzählen. Vorausgesetzt er würde darauf überhaupt Lust haben.
Sein grüner Blick wanderte nur kurz über Sorayas Nachtlager, ehe er sich wieder abwandte und ausgiebig streckte. Seine Haut war eindeutig von der Sonne gebräunt, doch schien eine natürliche Bräune ebenfalls sein Eigen zu sein.
Ohne auf gegebenenfalls geäußerte Bemerkungen, oder Ausrufe der Hymlianerin zu achten, machte er sich auf, den kleinen Pfad hinab zum See, an dem er offenbar vorhatte sich ebenfalls zu waschen. Offenbar hatte Basalt vor seinen ungebetenen Gast vollkommen zu ignorieren!
Am See entledigte er sich seiner Stiefel und seines Hemdes, das er schlicht über einen kleinen Felsen warf.
Sollte Soraya zusehen, oder ihm gar gefolgt sein, würde sie einen guten Blick auf seinen Oberkörper - gerade seinen Rücken werfen können. Die gebräunte Haut schien seinen ganzen Körper zu umhüllen und sprach tatsächlich für seine natürliche Farbe. Unterbrochen wurde diese jedoch von vielen heller herausstechenderen Narben, die beinahe wie ein Spinnennetz oder viele kleine Flüsse mit Mündungen, seinen gesamten Oberkörper und Rücken überzogen. Die Größte von ihnen, lag auf seinem Rücken - direkt über der Stelle seines Herzens und wies auf eine Verletzung hin, die mit Sicherheit lebensbedrohlich gewesen war.
Von einem Leben hier oben konnte Basalt diese nicht erhalten haben - auch sprach sein Körper eher für eine Tätigkeit als Krieger, als der eines unfreundlichen Eremiten, der den lieben langen Tag nur Holz für den Winter hackte.
All diese kleinen Hinweise ließen Soraya rätseln, wer dieser Basalt wirklich war. Verschiedene Runenzeilen zogen sich auch über andere Stellen seines Körpers und ließen ihn noch einzigartiger aussehen.
Die Hosenbeine hochkrämpelnd watete der weißhaarige Mann ein paar Schritte in den See und begann sich mit dem kalten Wasser zu erfrischen.
Soraya kümmerte sich nicht um solche Gedanken oder Ansichten. Ihr einziger Fokus lag darauf einen Weg zu finden, diesen Basalt dazu zu bringen, dass er das Sigel auflöste, das die Mine versperrte. Doch dieses Unterfangen schien nicht so einfach zu werden, wie sie es vielleicht erwartet hatte.
Basalt behandelte Soraya wie eine Art Eindringling und schien keinen Kontakt zu ihr aufbauen zu wollen. Ja, er hatte sie sogar konsequent ausgesperrt und ihr kein komfortableres Nachtlager angeboten, als den Lagerschuppen um die Ecke.
Für den Moment steckte die Hymlianerin in einer Sackgasse fest, außer sie beschloss einen der wahnwitzigen Pläne, wie die Hütte in Brand zu setzen, umzusetzen. Für den Moment schien sie davon allerdings erst einmal abzusehen.
Sie badete und machte ein Lagerfeuer, an dem sie sich zumindest ein klein wenig trocknen und wärmen konnte. Doch ob das ausreichen würde? Die Nacht hier oben im Gebirge war kalt und wenn sie keinen wärmenden Umhang bei sich trug, würde die Wärme sich kaum an ihrem kühlen Körper halten. Ein blaues Augenpaar beobachtete die junge Frau dahingehend besorgt.
„Willst du sie wirklich da draußen stehen lassen?“, fragte Arion, der am Fenster saß und durch die Gardine blickte, die ein klares Bild in beide Richtungen verwehrte. Basalt, an den die Frage gerichtet worden war zuckte nicht einmal mit den Schultern, sondern konzentrierte sich auf sein Tun. Er saß nahe dem Feuer und schärfte offenbar sein Werkzeug, wobei ein schabendes Geräusch des Schleifsteins entstand.
„Ich habe sie nicht hergebeten!“, kommentierte er Sorayas Schicksal harsch, während er das Messer etwas hochhielt und im Schein des Lichts die geschärfte Klinge betrachtete.
„Davon einmal abgesehen werde ich die Mine nicht öffnen. Besser sie versteht das direkt und bekommt keinen Raum mir mit irgendwelchen Argumenten auf die Nerven zu gehen. Denn egal, welche Gründe diese Frau auch hat - sie sind bedeutungslos.“
Arion lauschte den Worten des Älteren und sah dann wieder aus dem Fenster. Soraya hatte auch ihm nicht ihre Gründe genannt, doch er war sich sicher, dass sie es auf keine Bergschätze abgesehen hatte.
„Mmmmh… es sieht nicht so aus, als würde sie so schnell aufgeben. Sie ist …“, der Junge schien nach einer passenden Beschreibung für das Fräulein zu suchen, das noch vor Kurzem in seiner Obhut gestanden hatte.
„…äußerst verbissen! Und stur und… ehrlich gesagt ziemlich angsteinflößend. Ich habe noch nie ein so hübsches Fräulein gesehen, das einen vollkommen kalten Blick hat. Als wären in ihr gar keine Gefühle vorhanden, die sich in ihren Augen widerspiegeln.“
Basalt hob den Blick und betrachtete den schwarzhaarigen Jungen, der mit seinen Worten bewiesen hatte, dass er für sein Alter ziemlich aufmerksam und feinfühlig war. Und insgeheim konnte Basalt ihm nur zustimmen. Der kurze Blickkontakt zu ihr hatte gereicht, dass er zu demselben Schluss gekommen war. Und seiner Erfahrung nach bedeuteten solche Menschen nie etwas Gutes!
„Du tust gut daran, wenn du dich von ihr freihältst!“, merkte der Mann ernst an, ehe er sich erhob, das Messer und den Schleifstein beiseite legte, um ans Feuer zu gehen, wo er aus einem hängenden Kessel eine Kelle Eintopf in eine hölzerne Schale schöpfte, die er Arion dann reichte.
„Solche Menschen, wie sie einer ist, verfolgen ihre Ziele ohne Rücksicht auf Verluste. Sie hat immerhin nicht nur sich, sondern auch deine Sicherheit gefährdet, indem sie dich dazu gebracht hat, sie hier rauf zu bringen.“
Arion nahm die Schale, wie auch den hölzernen Löffel entgegen und betrachtete den dampfenden Eintopf. Typisch für einen Jungen seines Alters, verzog er vor einem ungeliebten Gemüse kurz die Nase, das er dann direkt zur Seite der Schale schob. Danach sah er noch einmal zum Fenster, von dem aus sie Sorayas Silhouette im Feuer ihres Lagerscheins erkennen konnte.
„Mag sein…! Obwohl es für mich kein großer Akt ist hier hoch zu kommen. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich dich besuche.“ Basalt verzog grimmig das Gesicht und zeigte dem Jüngeren seinen Unmut über diese Handlung.
„Trotzdem…“, redete der Rabenschopf weiter und stellte seine Schale zur Seite. Der blaue Blick traf den Grünen des Weißhaarigen und wirkte eindringlich.
„…können wir ihr nicht wenigstens eine Decke und was zu Essen geben?“
Für einen Moment trat Schweigen zwischen sie. Basalts Ausdruck war versteinert und er schien die Bitte des Jungen für lästig zu halten.
„Wenn du ihr deine geben willst, bitte!“, meinte er nur harsch und ließ sich dann wieder auf dem Hocker am Feuer nieder, wo er seine Tätigkeit, sein Werkzeug zu schleifen, fortführte.
Arion ging auf Basalts Reaktion nicht weiter ein. Er rollte die Decke zusammen, die bis eben noch um seine Schultern gelegen hatte und klemmte sie sich unter den Arm. Danach ging er zum Feuer und schöpfte eine weitere Schale Eintopf - nicht ohne die verärgerte Miene des Mannes zu beobachten, der das alles jedoch schweigend hinnahm. Erst dann ging er zur Türe und ging zu Soraya.
Das Erste, was ihm auffiel war ihr nasses Haar. Der blaue Blick weitete sich leicht und sein Ausdruck schien sie stumm zu fragen, ob sie noch bei Vernunft war, bei dieser Kälte vollkommen baden zu gehen, anstatt sich einfach nur zu erfrischen. Doch da er ahnte, wie sie reagieren würde, behielt er jeglichen Kommentar für sich und hielt ihr stattdessen nur die bräunliche Wolldecke und die Schale mit Eintopf entgegen. Sollte sie keine Anstalten machen, diese entgegenzunehmen, würde Arion sie vermutlich einfach vor sie auf den Boden legen.
„Ich habs euch gesagt…!“, meinte er nur und sah zur Hütte zurück. „Er wird die Mine nicht öffnen. Hat er eben noch mal gesagt! Besser Ihr gebt auf und geht morgen zurück nach Dessaria. Ich bring euch zurück, wenn Ihr wollt!“
Damit hatte er alles gesagt und getan, um sein Gewissen zu beruhigen, so dass er eilig wieder in die Hütte lief. Ob oder was Soraya geantwortet hatte, würde keinen Unterschied machen. Sein Angebot für sie würde bestehen bleiben, doch er ahnte bereits, dass sie nicht so schnell klein bei gab.
Wie auch immer Soraya die Nacht verbrachte - der Morgen kam irgendwann und brachte mit der aufgehenden Sonne die ersten wärmenden Strahlen mit sich. Der Himmel war klar und es versprach ein sonniger und schöner Tag zu werden.
Die Türe der Hütte öffnete sich bereits sehr früh und Basalt trat hinaus ins Freie. Arion schien noch seelig zu schlummern.
Im Licht der aufgehenden Sonne könnte Soraya ihn noch ein wenig besser sehen, als am Vorabend und feststellen, dass seine Ohren spitz zulaufend waren, was auf eine elfische Abstammung hindeutete. Reinrassig schien er jedoch nicht zu sein. Welche Mischung hier vor ihr stand war nicht ganz so einfach abzulesen - vermutlich müsste Basalt es einem erzählen. Vorausgesetzt er würde darauf überhaupt Lust haben.
Sein grüner Blick wanderte nur kurz über Sorayas Nachtlager, ehe er sich wieder abwandte und ausgiebig streckte. Seine Haut war eindeutig von der Sonne gebräunt, doch schien eine natürliche Bräune ebenfalls sein Eigen zu sein.
Ohne auf gegebenenfalls geäußerte Bemerkungen, oder Ausrufe der Hymlianerin zu achten, machte er sich auf, den kleinen Pfad hinab zum See, an dem er offenbar vorhatte sich ebenfalls zu waschen. Offenbar hatte Basalt vor seinen ungebetenen Gast vollkommen zu ignorieren!
Am See entledigte er sich seiner Stiefel und seines Hemdes, das er schlicht über einen kleinen Felsen warf.
Sollte Soraya zusehen, oder ihm gar gefolgt sein, würde sie einen guten Blick auf seinen Oberkörper - gerade seinen Rücken werfen können. Die gebräunte Haut schien seinen ganzen Körper zu umhüllen und sprach tatsächlich für seine natürliche Farbe. Unterbrochen wurde diese jedoch von vielen heller herausstechenderen Narben, die beinahe wie ein Spinnennetz oder viele kleine Flüsse mit Mündungen, seinen gesamten Oberkörper und Rücken überzogen. Die Größte von ihnen, lag auf seinem Rücken - direkt über der Stelle seines Herzens und wies auf eine Verletzung hin, die mit Sicherheit lebensbedrohlich gewesen war.
Von einem Leben hier oben konnte Basalt diese nicht erhalten haben - auch sprach sein Körper eher für eine Tätigkeit als Krieger, als der eines unfreundlichen Eremiten, der den lieben langen Tag nur Holz für den Winter hackte.
All diese kleinen Hinweise ließen Soraya rätseln, wer dieser Basalt wirklich war. Verschiedene Runenzeilen zogen sich auch über andere Stellen seines Körpers und ließen ihn noch einzigartiger aussehen.
Die Hosenbeine hochkrämpelnd watete der weißhaarige Mann ein paar Schritte in den See und begann sich mit dem kalten Wasser zu erfrischen.
- Soraya Valor
- Spieler-Charakter
- Beiträge: 13
- Registriert: Freitag 12. Juli 2024, 17:39
- Moderator des Spielers: Rhuna Bláidyaét
- Aufenthaltsort: Dessaria
- Steckbrief: Zum Steckbrief
- Rasse: Mensch (Hymlianerin)
- Sprachen: Hymlikor (Muttersprache)
Celcianisch (Hauptsprache)
Haraxisch (Bruchstücke) - Beruf: Auf der Jagd
- Fähigkeiten: Ritualmagie (gut)
Luftmagie (Begabung, verkümmert)
Dolch (durchschnittlich) - Lebensenergie:
- Geld: 0D, 20L, 100F
- Ausrüstung: Dolch/Ritualdolch
Pfeife & Rauschkräuter
Reisemantel
Wasserschlauch
In Leder gebundenes Notitzbuch und Federkiel - Tierische Begleiter: Keine
- Zum Vorzeigen: [br][/br]
Re: Ankunft in Dessaria
Das Wasser war eiskalt gewesen. Aber Soraya glaubte auch längst nicht mehr daran, dass ihr Komfort oder Annehmlichkeiten zustanden. Ganz im Gegenteil, wollte sie alles in sich töten, was ihr noch irgendwie im Weg stehen konnte. Dass Basalt sie so hat abblitzen lassen, war nichts, worüber sie ‚einfach so‘ hinwegsehen konnte. Vordergründig – ja. Soraya hatte gelernt sich unnahbar, kalt und erhaben zu geben. Aber im Innern der einstigen Hymlianerin sah es nicht immer so aus. Die Rothaarige verzehrte sich selbst mit dem unbändigen Wunsch endlich einen Abschluss zu finden. Sie war regelrecht verzweifelt und verzweifelte Menschen taten für gewöhnlich unaussprechliche Dinge. Sie hatte jene Dinge getan. Und darüber hinaus von anderen verlangt und dabei zugesehen, wie sie sie mit ihrem Gift infizierte. Soraya’s Wesen war einst so friedlich und vor allem friedliebend gewesen. Hoch oben in den Wolken hatte sie ihr Leben begonnen und alles aufgesogen, was Hymlia ihr zu bieten hatte. Sie war unbeschwert durch die Luft getanzt und hart auf dem Boden der Realität aufgeschlagen. Dabei hatte sie sich alles gebrochen. Alles. Das, was sich nach Jahren nur mühsam wieder zusammengefügt hatte, war nicht vergleichbar mit der warmherzigen Frau, die für alle ein offenes Ohr gehabt hatte. Die liebe- und verständnisvoll allen Problemen entgegengeschaut und gemeistert hatte. Nun war davon nichts mehr übrig. Soraya war nicht bloß verändert. Sie war gebrochen und strauchelte durch die Welt, ohne nach links und rechts zu sehen. Sie wandelte auf einem gefährlichen Pfad und blendete alles andere aus.
Dass Basalt sie einfach hatte stehenlassen war nichts neues für sie. Aber jedes Mal verletzte es den allerletzten Rest Seele, der von der Weißhaarigen übriggeblieben war, bevor sie rote Haare bekam. Das letzte Fünkchen, das noch existierte. So war es eine Art Selbstschutz sich in den eisigen See zu begeben und alle aufwallenden Gedanken und Echos aus ihrem früheren Leben mundtot zu machen. Danach fühlte sie nur die Kälte und wollte es nicht anders haben. Allein und frierend, verbrachte Soraya einige Zeit, bis sich die Tür zur Hütte öffnete. Sie war ein wenig überrascht, weil sie den Magier nicht für sensibel einschätzte, sodass sie tatsächlich aufsah. Doch anstelle des Weißhaarigen mit den Tattoos, trat Arion heraus. Ihr Blick fiel auf die Decke und die Schüssel mit Eintopf. Ihr Bauch grummelte verräterisch und sie verfluchte, ohne eine Miene zu verziehen, manche Dinge, die sie nicht kontrollieren konnte. Sie nahm die Sachen entgegen, bevor Arion sie vor ihre Füße legen konnte und musterte den Jungen schweigsam. „Ich habs euch gesagt…!“ Soraya schnaubte. „Jeder wird für diesen Satz gemocht, Arion“, meinte sie sarkastisch. Wer mochte schon Klugscheißer? „Er wird die Mine nicht öffnen. Hat er eben noch mal gesagt! Besser Ihr gebt auf und geht morgen zurück nach Dessaria. Ich bring euch zurück, wenn Ihr wollt!“ Der Junge hatte gesagt, was er sagen wollte. Soraya sah ihm nach und presste die Lippen zusammen. „Er muss. Sonst weiß ich nicht weiter.“, murmelte sie dann und schaute zum dampfenden Eintopf, ehe die Tür wieder endgültig verriegelt wurde.
Nachdem Soraya gegessen, und auch den allerletzten Rest aus der Schüssel geholt hatte, stellte sie die Schüssel beiseite. Das Feuer prasselte mäßig, spendete nicht ansatzweise genug Wärme, um sich behaglich zu fühlen aber es reichte, damit sie nicht im Schlaf erfror. Sie rutschte dichter heran, sodass ihr von dem Rauch bereits die Augen brannten, um jeden Funken Wärme zu bekommen. Die Decke von Arion hatte sie sich um die Schultern gelegt und sich eingemummelt. Soraya starrte noch eine ganze Weile ins Feuer und es fiel ihr schwer zu schlafen. Nicht unbedingt, aufgrund des wenigen Komforts. Es war viel mehr die Tatsache, dass ihr Leben sie ständig wachhielt. Sobald sie die Augen schloss, kehrten die Dämonen zu ihr zurück. Sie quälten sie mit Bildern, schrecklichen Bildern, die aus schlimmsten Fantasien geboren sein sollten und doch ihrer Realität entsprach. Sie sah Ravan, wie er immer und immer wieder bis zur Unkenntlichkeit verging. Nie sah sie ihn, wie er vor dem ganzen war. Sie wusste es gar nicht mehr. Sie erinnerte sich nicht. Die Dämonen hatten ihr viel genommen, aber auch etwas gegeben: Die Fähigkeit, nie wieder zu vergessen, wer für ihren Werdegang verantwortlich war. So dauerte es, bis Soraya doch irgendwann in die Waagerechte fand und schließlich einen leichten, wenig erholsamen und von Unterbrechungen gespickten Schlaf fand. Manthala wachte nicht über alle, die in ihr Reich einkehrten. Soraya’s Schlaf wurde von Bildfetzen gespickt, allesamt verstörend, ruhelos und heimsuchend. Sie hatte im Laufe der Jahre gelernt, trotzdem etwas Schlaf zu finden, aber es war, wie jedes Mal: Sie schreckte irgendwann einfach auf und hatte Mühe zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu unterscheiden. „Ravan..“, setzte sie sich auf und runzelte die Stirn, als sie das erloschene Feuer sah und sich daraufhin in ihrer derzeitigen Umgebung bewusstwurde. Soraya ächzte, rieb sich über das Gesicht und durch die Haare. „Alles, wie immer. Du bist weit weg…“, murmelte sie und atmete tief durch. Es war schwer aufzuwachen und jeden verdammten Tag aufs Neue feststellen zu müssen, in welchem Harax sie steckte. Doch nach Jahren der Übung, gelang es ihr immer schneller. Ein Zeichen ihres seelischen Verfalls, ganz sicher.
Die Tür zur Hütte wurde geöffnet und ihr Blick traf den Magier. Wie zu erwarten ignorierte er sie und Soraya wandte den Blick ab. Arion hatte sie gewarnt und dennoch war sie nicht gewillt, einfach so zu akzeptieren. Aber in ihr reiften Gedanken, dass Basalt durchaus keinen Grund hatte, ihrer Forderung nachzukommen. Er kannte sie nicht. Und er schien ebenso wie sie kein Interesse an Zwischenmenschlichkeit zu besitzen. Ihr Blick folgte ihm, als er zum See ging und sie nicht mal kurz mit einem Blick würdigte. Die alte Soraya hätte das alles mit einem Lächeln und Freundlichkeit in die richtigen Bahnen lenken können. Sie hätte geplappert und wäre hilfsbereit gewesen. Sie hatte Freunde mühelos gewinnen können. Aber diese Soraya gab es nicht mehr. Es gab nur noch… „mich…“, murmelte sie als Antwort auf ihre innere Wahrheit. Seufzend erhob sie sich und musste ihre Glieder erstmal überreden sich zu bewegen. Alles war steifgefroren und, war das etwa Eis in ihren Haaren?! Soraya versuchte das angefrorene Haar auszuschütteln, aber es brachte nichts. Also entsorgte sie das Problem aus ihren Gedanken, band sich die rote Mähne zurück und rieb sich schließlich die Arme. Sie griff nach ihrer Tasche, die sie sich umhängte und folgte schließlich dem Mann. Jener stand bereits am Ufer des klaren Bergsees und kurz blickte Soraya aus den klaren Augen über die Oberfläche. Frieden war das, was sie hier assoziierte. Zumindest, wenn sie den Kerl ausblendete. Jener trat wieder in ihren Fokus. Sie musterte seine breiten Schultern, das Muskelspiel auf seinem leicht vernarbten Rücken. Sie beobachtete die helle, nur mäßig gut zusammengewachsene Haut der großen Narbe. Ihre Augen engten sich. Offenbar war der Magier hinterrücks angegriffen worden. Dass er hier stand, war ein Wunder, musste sie erkennen. Auch wirkte er nicht wie der verhärmte, alte Kauz, den Arion ihr weismachen wollte.
Basalt kam aus einer gänzlich anderen Richtung. Und Soraya straffte ihre Schultern und richtete den Blick wieder fest auf seinen Hinterkopf, sodass er, sollte er sich umdrehen, ihr direkt in die Augen schauen musste. „Es scheint so, als wärst du einmal dem Tode nahegewesen. Die Narbe an deinem Rücken lässt darauf schließen, dass derjenige dich gut gekannt hatte. Vermutlich Verrat. Auch ich bin verraten worden, und keine Sorge – ich will mich gewiss nicht verbrüdern. Aber ich kenne das Gefühl, das Verrat und Heimtücke hinterlassen. Ich verstehe durchaus, dass die Minen gefährliches bergen. Und genau aus diesem Grund muss ich da hinein. Ich jage dieses Gefährliche mein Leben lang und ich höre jetzt nicht damit auf. Diese Mine ist meine einzige Chance, endlich meinen Auftrag zu beenden! Und auch wenn ich durchaus anerkennen kann, dass du sturer sein willst als ich… Ich komme da rein, ob mit oder ohne deine Hilfe. Die Frage ist nur, ob du bereit bist, dafür über alles zu gehen?“, fragte sie und ließ das einen Moment wirken. „Du hast gesehen, dass ich durchaus überzeugend sein kann. Ich könnte andere davon überzeugen, mir zu helfen.“ Es war eine versteckte Drohung. Sie würde nicht aufgeben und andere Wege suchen. Basalt musste für sich entscheiden, ob er damit leben konnte. Und Arion war das beste Beispiel für ihre Hartnäckigkeit. Die Angst vor Basalt war nicht so groß, wie die Angst vor ihr. Denn letztendlich hatte Arion sie hergeführt. Soraya war tatsächlich ehrlich. Das, was sie sagte, war schlicht wahr. Wenn er ihr nicht helfen würde, dann würde sie sich dem Zauber eben stellen und wenn es ihr – oder anderen - die Haut von den Knochen reißen würde! Alles war besser als zu… scheitern. Nach einem Moment der Pause fügte sie noch an: „Lass mich in die Mine und danach verschließt du sie hinter mir wieder. So bist du mich los und das Problem erledigt sich von selbst.“, bot sie ihm an. Dabei war ihr Blick ruhig, klar und die Arme vor ihrem Körper verschränkt. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie das ernst meinte und bereit wäre, die Konsequenz zu tragen.
Dass Basalt sie einfach hatte stehenlassen war nichts neues für sie. Aber jedes Mal verletzte es den allerletzten Rest Seele, der von der Weißhaarigen übriggeblieben war, bevor sie rote Haare bekam. Das letzte Fünkchen, das noch existierte. So war es eine Art Selbstschutz sich in den eisigen See zu begeben und alle aufwallenden Gedanken und Echos aus ihrem früheren Leben mundtot zu machen. Danach fühlte sie nur die Kälte und wollte es nicht anders haben. Allein und frierend, verbrachte Soraya einige Zeit, bis sich die Tür zur Hütte öffnete. Sie war ein wenig überrascht, weil sie den Magier nicht für sensibel einschätzte, sodass sie tatsächlich aufsah. Doch anstelle des Weißhaarigen mit den Tattoos, trat Arion heraus. Ihr Blick fiel auf die Decke und die Schüssel mit Eintopf. Ihr Bauch grummelte verräterisch und sie verfluchte, ohne eine Miene zu verziehen, manche Dinge, die sie nicht kontrollieren konnte. Sie nahm die Sachen entgegen, bevor Arion sie vor ihre Füße legen konnte und musterte den Jungen schweigsam. „Ich habs euch gesagt…!“ Soraya schnaubte. „Jeder wird für diesen Satz gemocht, Arion“, meinte sie sarkastisch. Wer mochte schon Klugscheißer? „Er wird die Mine nicht öffnen. Hat er eben noch mal gesagt! Besser Ihr gebt auf und geht morgen zurück nach Dessaria. Ich bring euch zurück, wenn Ihr wollt!“ Der Junge hatte gesagt, was er sagen wollte. Soraya sah ihm nach und presste die Lippen zusammen. „Er muss. Sonst weiß ich nicht weiter.“, murmelte sie dann und schaute zum dampfenden Eintopf, ehe die Tür wieder endgültig verriegelt wurde.
Nachdem Soraya gegessen, und auch den allerletzten Rest aus der Schüssel geholt hatte, stellte sie die Schüssel beiseite. Das Feuer prasselte mäßig, spendete nicht ansatzweise genug Wärme, um sich behaglich zu fühlen aber es reichte, damit sie nicht im Schlaf erfror. Sie rutschte dichter heran, sodass ihr von dem Rauch bereits die Augen brannten, um jeden Funken Wärme zu bekommen. Die Decke von Arion hatte sie sich um die Schultern gelegt und sich eingemummelt. Soraya starrte noch eine ganze Weile ins Feuer und es fiel ihr schwer zu schlafen. Nicht unbedingt, aufgrund des wenigen Komforts. Es war viel mehr die Tatsache, dass ihr Leben sie ständig wachhielt. Sobald sie die Augen schloss, kehrten die Dämonen zu ihr zurück. Sie quälten sie mit Bildern, schrecklichen Bildern, die aus schlimmsten Fantasien geboren sein sollten und doch ihrer Realität entsprach. Sie sah Ravan, wie er immer und immer wieder bis zur Unkenntlichkeit verging. Nie sah sie ihn, wie er vor dem ganzen war. Sie wusste es gar nicht mehr. Sie erinnerte sich nicht. Die Dämonen hatten ihr viel genommen, aber auch etwas gegeben: Die Fähigkeit, nie wieder zu vergessen, wer für ihren Werdegang verantwortlich war. So dauerte es, bis Soraya doch irgendwann in die Waagerechte fand und schließlich einen leichten, wenig erholsamen und von Unterbrechungen gespickten Schlaf fand. Manthala wachte nicht über alle, die in ihr Reich einkehrten. Soraya’s Schlaf wurde von Bildfetzen gespickt, allesamt verstörend, ruhelos und heimsuchend. Sie hatte im Laufe der Jahre gelernt, trotzdem etwas Schlaf zu finden, aber es war, wie jedes Mal: Sie schreckte irgendwann einfach auf und hatte Mühe zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu unterscheiden. „Ravan..“, setzte sie sich auf und runzelte die Stirn, als sie das erloschene Feuer sah und sich daraufhin in ihrer derzeitigen Umgebung bewusstwurde. Soraya ächzte, rieb sich über das Gesicht und durch die Haare. „Alles, wie immer. Du bist weit weg…“, murmelte sie und atmete tief durch. Es war schwer aufzuwachen und jeden verdammten Tag aufs Neue feststellen zu müssen, in welchem Harax sie steckte. Doch nach Jahren der Übung, gelang es ihr immer schneller. Ein Zeichen ihres seelischen Verfalls, ganz sicher.
Die Tür zur Hütte wurde geöffnet und ihr Blick traf den Magier. Wie zu erwarten ignorierte er sie und Soraya wandte den Blick ab. Arion hatte sie gewarnt und dennoch war sie nicht gewillt, einfach so zu akzeptieren. Aber in ihr reiften Gedanken, dass Basalt durchaus keinen Grund hatte, ihrer Forderung nachzukommen. Er kannte sie nicht. Und er schien ebenso wie sie kein Interesse an Zwischenmenschlichkeit zu besitzen. Ihr Blick folgte ihm, als er zum See ging und sie nicht mal kurz mit einem Blick würdigte. Die alte Soraya hätte das alles mit einem Lächeln und Freundlichkeit in die richtigen Bahnen lenken können. Sie hätte geplappert und wäre hilfsbereit gewesen. Sie hatte Freunde mühelos gewinnen können. Aber diese Soraya gab es nicht mehr. Es gab nur noch… „mich…“, murmelte sie als Antwort auf ihre innere Wahrheit. Seufzend erhob sie sich und musste ihre Glieder erstmal überreden sich zu bewegen. Alles war steifgefroren und, war das etwa Eis in ihren Haaren?! Soraya versuchte das angefrorene Haar auszuschütteln, aber es brachte nichts. Also entsorgte sie das Problem aus ihren Gedanken, band sich die rote Mähne zurück und rieb sich schließlich die Arme. Sie griff nach ihrer Tasche, die sie sich umhängte und folgte schließlich dem Mann. Jener stand bereits am Ufer des klaren Bergsees und kurz blickte Soraya aus den klaren Augen über die Oberfläche. Frieden war das, was sie hier assoziierte. Zumindest, wenn sie den Kerl ausblendete. Jener trat wieder in ihren Fokus. Sie musterte seine breiten Schultern, das Muskelspiel auf seinem leicht vernarbten Rücken. Sie beobachtete die helle, nur mäßig gut zusammengewachsene Haut der großen Narbe. Ihre Augen engten sich. Offenbar war der Magier hinterrücks angegriffen worden. Dass er hier stand, war ein Wunder, musste sie erkennen. Auch wirkte er nicht wie der verhärmte, alte Kauz, den Arion ihr weismachen wollte.
Basalt kam aus einer gänzlich anderen Richtung. Und Soraya straffte ihre Schultern und richtete den Blick wieder fest auf seinen Hinterkopf, sodass er, sollte er sich umdrehen, ihr direkt in die Augen schauen musste. „Es scheint so, als wärst du einmal dem Tode nahegewesen. Die Narbe an deinem Rücken lässt darauf schließen, dass derjenige dich gut gekannt hatte. Vermutlich Verrat. Auch ich bin verraten worden, und keine Sorge – ich will mich gewiss nicht verbrüdern. Aber ich kenne das Gefühl, das Verrat und Heimtücke hinterlassen. Ich verstehe durchaus, dass die Minen gefährliches bergen. Und genau aus diesem Grund muss ich da hinein. Ich jage dieses Gefährliche mein Leben lang und ich höre jetzt nicht damit auf. Diese Mine ist meine einzige Chance, endlich meinen Auftrag zu beenden! Und auch wenn ich durchaus anerkennen kann, dass du sturer sein willst als ich… Ich komme da rein, ob mit oder ohne deine Hilfe. Die Frage ist nur, ob du bereit bist, dafür über alles zu gehen?“, fragte sie und ließ das einen Moment wirken. „Du hast gesehen, dass ich durchaus überzeugend sein kann. Ich könnte andere davon überzeugen, mir zu helfen.“ Es war eine versteckte Drohung. Sie würde nicht aufgeben und andere Wege suchen. Basalt musste für sich entscheiden, ob er damit leben konnte. Und Arion war das beste Beispiel für ihre Hartnäckigkeit. Die Angst vor Basalt war nicht so groß, wie die Angst vor ihr. Denn letztendlich hatte Arion sie hergeführt. Soraya war tatsächlich ehrlich. Das, was sie sagte, war schlicht wahr. Wenn er ihr nicht helfen würde, dann würde sie sich dem Zauber eben stellen und wenn es ihr – oder anderen - die Haut von den Knochen reißen würde! Alles war besser als zu… scheitern. Nach einem Moment der Pause fügte sie noch an: „Lass mich in die Mine und danach verschließt du sie hinter mir wieder. So bist du mich los und das Problem erledigt sich von selbst.“, bot sie ihm an. Dabei war ihr Blick ruhig, klar und die Arme vor ihrem Körper verschränkt. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie das ernst meinte und bereit wäre, die Konsequenz zu tragen.
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Re: Ankunft in Dessaria
Auf der Welt Celcias gab es verschiedenste Schicksale und jedes Wesen musste selbst zusehen, wie es mit Rückschlägen umging und zurechtkam. Soraya hatte ein gutes – ein vielversprechendes Leben mit Träumen und Hoffnungen gehabt. Doch das Auftauchen eines Dämons hatte ihr alles genommen. Die junge Frau existierte nun nur noch für ihre Rache und verbarg ihren Schmerz hinter einer Maske von Härte und Gleichgültigkeit. Nur sie wusste vermutlich, ob noch ein kleiner Rest ihres alten Wesens in ihr existierte – der sich hatte bewahren können. In leisen Stunden der Einsamkeit und Erschöpfung spürte sie vielleicht noch ihr altes Ich, das einfach nur von Verzweiflung und Trauer getrieben wurde.
Ob sie sich besser fühlen könnte, wenn sie jemanden an sich heranlassen würde? Diese Aussicht schien sie nicht einmal zu überdenken. Ihrer Ansicht nach schien sie niemand anderen mehr zu brauchen. Der, der für sie ihr Leben gewesen war – Raven - war fort und mit den Jahren verschwanden sogar die Erinnerungen an ihn, die für sie wie ein kostbarer Schatz gewesen war. Alles wurde ihr genommen … ausgelöscht…
Der naseweiße Arion lugte aus der Türe heraus und trat dann mit leisen Schritten auf Soraya zu, die sich einsam in die Nähe eines Feuers gesetzt hatte, um die lebenserhaltene Wärme zu erhalten, die sie dringend brauchen würde. Die blauen Augen des Jungen lagen für einen Moment auf ihr. Gedanklich stellte er sich vermutlich mehrere Fragen über sie. Wieso war dieses Fräulein so verbissen darauf aus in diese dumme Miene zu gelangen? Was konnte nur so wichtig sein, dass sie all diese Strapazen und Schmerzen auf sich nahm? Wieso war sie so unfreundlich und kalt, obwohl sie doch ein so hübsches Antlitz hatte und sicher ein hübsches Lächeln besitzen konnte, wenn sie denn wollte?
Ein Junge seines Alters konnte vermutlich nicht verstehen, was in Soraya vor sich ging. Vermutlich nicht einmal, wenn sie ihm ihre Geschichte erzählt hatte. Und doch ließ sein Blick erahnen, dass er Mitleid empfand – Unverständis zu forderst … und doch auch Mitleid, weil er verstand, dass sie etwas quälten musste, dass etwas sie so umtrieb!
Arion versuchte es noch einmal im Guten, gab ihr seine Decke und das Essen ab, das Basalt eigentlich mit ihm geteilt hatte. Ja, er bot ihr auch an, dass er sie morgen zurückbringen würde, denn der Eremit würde ihr mit Sicherheit nicht entgegenkommen oder gar helfen.
„Jeder wird für diesen Satz gemocht, Arion“, meinte Soraya sarkastisch, als der Rabenschopf noch einmal erwähnte, dass er ihr den Ausgang dieses Treffens ja bereits prophezeit hatte. Auf die Erwiderung schwieg er, doch konnte man in seiner Miene unerwartete Überraschung ablesen. Irgendwas schien ihm aufgefallen zu sein. Doch was auch immer das gewesen war, es änderte nichts an der Tatsache, dass er sich nun auf den Rückweg in die Hütte machte.
„Er muss. Sonst weiß ich nicht weiter.“, hörte er Soraya noch leise murmeln, als er die Türe geöffnet hatte, so dass Arion kurz über seine Schulter, einen letzten Blick zu ihr warf. Sein Blick sprach aus, was seine Lippen nicht aussprachen: Was war nur geschehen, dass sie so verzweifelt ihr Ziel verfolgen ließ.
Die Nacht war alles andere als angenehm für die junge Frau. Sie hatte zwar dank Arion eine warme Mahlzeit erhalten und eine Decke bekommen, die dabei helfen würde, ihre Wärme bei sich zu behalten, doch war die Witterung auf dem Berg, alles andere als angenehm. Noch dazu jagten sie Alpträume und raubten ihr die Erholung, die sie vermutlich schon seit langer Zeit benötigte, um einen klaren Kopf zu behalten. Ihre Seele war nicht mehr nur im Ungleichgewicht – sie fühlte sich wie in Fetzen gerissen an, wie auch ihr Herz. Sie fand keine Ruhe und konnte sich schon längst nicht mehr vor den Auswirkungen des Stresses bewahren, dem sie sich Tagtäglich aussetzte und durchlitt. Würde sie jemals aus diesem Kreislauf der Qualen ausbrechen können? Wo war der erste Schritt zu tun?
Wie jeden Tag erwachte sie mit einem Schreck und dem Schlag der Erkenntnis, dass sie nicht nur einen Alptraum gehabt hatte, sondern in einem lebte. Es fiel ihr nicht einfach sich zusammenzuraufen und doch gelang es ihr, wie jeden Tag, obwohl die Schwere auf alles in ihr drückte und sie im Grunde einfach nur unsagbar müde hätte machen müssen.
Als die Türe der Hütte geöffnet wurde und Basalt ins Freie trat, der sie gekonnt ignorierte, folgten ihre blauen Augen seiner Gestalt. Sie musste sich eingestehen, dass sie nicht viel mehr als ihre Sturheit besaß, was sie ihm entgegenzusetzen hatte. Er schien an nichts interessiert zu sein, was sie ihm hätte anbieten können. Ein unfreundlicher Einsiedler, der die Einfachheit der Einsamkeit und des Minimalismus bevorzugte und offenbar keine Freude an großer Gesellschaft fand. Doch ihr Ziel blieb unverändert! Sie hatte gar keine andere Wahl – sie musste ihn dazu bewegen, das Siegel zu öffnen. Sie musste es einfach schaffen!
Die Gedanken der Rothaarigen wälzten verschiedene Möglichkeiten hin und her. Doch fiel ihr etwas ein?
Obwohl ihr Körper, wie auch Geist erschöpft waren, begab sie sich auf die Beine und folgte dem weißhaarigen Mann zum See hinab. Er schien sie gar nicht zu bemerken, oder nicht wahrnehmen zu wollen und kümmerte sich weiter um seine eigenen Vorhaben. Er wusch sich und schien sich nicht daran zu stören, dass sein Körper ihr eine ganz eigene Geschichte über sich offenbarte, die er ihr vielleicht mündlich niemals erzählen würde.
Soraya betrachtete den durchaus wohlgeformten und trainierten Körper, doch waren es die Narben, die ihre Aufmerksamkeit und Gedanken für einen Moment festhielten. Was mochte ihm geschehen sein? Wer hatte sie ihm zugefügt und weshalb? Waren irgendwelche dieser Ereignisse dafür verantwortlich, dass er sein Leben größtenteils auf diesem Berg verbrachte, außer er schien irgendwelche Aufträge anzunehmen, worauf sich all die Erzählungen über ihn stützten?
Die größte und schlimmste Narbe sprach für eine Verletzung, die ihm vermutlich einmal beinahe das Leben gekostet hätte. Die körperliche Wunde war offenbar schon lange vollständig geheilt, doch sah man der Narbe die Heftigkeit der Verletzung an.
Im Zugzwang eine Lösung für ihr Problem zu finden, musste sich Soraya ohne viel Wahl mit ihm beschäftigen und sich Gedanken um ihn machen. Wie konnte sie ihn nur dazu bringen, ihr … nicht wirklich zu helfen, ihr aber wenigstens nicht länger im Weg zu stehen?
Arion hatte ihr gegenüber erwähnt, was für ein verkorkster Kauz Basalt war. Und doch hatte sie etwas ganz anderes erwartet – jemand ganz anderen. Der wortkarge Mann gab ihr Rätsel auf... und gleichzeitig erkannte sie eine erste Möglichkeit eines Versuches, mit ihm wenigstens ins Gespräch zu kommen:
„Es scheint so, als wärst du einmal dem Tode nahegewesen. Die Narbe an deinem Rücken lässt darauf schließen, dass derjenige dich gut gekannt hatte. Vermutlich Verrat. Auch ich bin verraten worden, und keine Sorge – ich will mich gewiss nicht verbrüdern. Aber ich kenne das Gefühl, das Verrat und Heimtücke hinterlassen. Ich verstehe durchaus, dass die Minen gefährliches bergen. Und genau aus diesem Grund muss ich da hinein. Ich jage dieses Gefährliche mein Leben lang und ich höre jetzt nicht damit auf. Diese Mine ist meine einzige Chance, endlich meinen Auftrag zu beenden! Und auch wenn ich durchaus anerkennen kann, dass du sturer sein willst als ich… Ich komme da rein, ob mit oder ohne deine Hilfe. Die Frage ist nur, ob du bereit bist, dafür über alles zu gehen?“ Soraya verlieh ihrer Stimme einen Ausdruck, der Basalt verraten sollte, dass auch sie für ihr Ziel stark und stur sein würde – dass sie von ihrem Weg überzeugt war! Und tatsächlich schaffte sie es, ihn mit ihren Worten dazu zu bewegen, den Kopf leicht zu wenden und sie über die Schulter anzublicken. Über sein Gesicht liefen still die klaren Tropfen des eiskalten Wassers des Bergsees und suchten sich weitere Wege hinab, über seine Brust hinab. Sein Blick blieb schwer zu deuten, doch wenigstens schien sie seine Aufmerksamkeit zu besitzen. Und bevor sich das änderte, musste sie ihre Chance weiter nutzen:
„Du hast gesehen, dass ich durchaus überzeugend sein kann. Ich könnte andere davon überzeugen, mir zu helfen.“, sprach sie weiter und verbarg in ihren Worten eine Drohung, die er durchaus zu erkennen schien. Ein abschätzig-amüsiertes Schnauben war von seiner Seite aus zu vernehmen und sein Blick verzog sich sachte, ganz nach dem stummen Motto: Dann tu das doch!
Ob Soraya mit ihren Worten den richtigen Weg einschlug war ihr im Grunde nicht vollends wichtig. Sie machte ihren Standpunkt klar – sprach die Wahrheit ihrer Absichten aus. Und mit den nächsten Worten offenbarte sie, zu was sie alles bereit war:
„Lass mich in die Mine und danach verschließt du sie hinter mir wieder. So bist du mich los und das Problem erledigt sich von selbst.“ Erst diese Worte entlockten ihm eine sichtbare Reaktion. Er schien überrascht – ja beinahe schockiert zu sein, dass sie ihm dieses Angebot unterbreitete. Basalt wandte sich ihr nun richtig zu, watete im Wasser ein paar Schritte gen Ufer, ehe er noch einmal stehen blieb und sie von oben bis unten musterte. Er verengte den Blick, schien abzuschätzen, ob sie das wirklich ernst gemeint hatte, oder die Worte nur eine leere Forderung gewesen waren.
„Und was für ein Problem ist es, das sich dadurch erledigen soll?“, fragte er plötzlich und machte die letzten Schritte aus dem Wasser. Er ging zu dem kleinen flachen Fels, auf dem er seine Sache abgelegt hatte und griff nach einem groben Leinentuch, mit dem er sich erst das Gesicht abtrocknete, eher sich über den Oberkörper und Rücken rieb, nur um das Tuch dann zu Boden fallen zu lassen uns seine Füße daraufzustellen. Er griff nach einem, offenbar frischen Hemd, dass er sich überzog. Es bestand aus dichtgewebten Fäden, die hier und da durch unsauberes Spinnen kleine Knötchen gebildet hatten. Doch die enge Webtechnik schützte vermutlich recht gut vor Kälte.
„Ich weiß nicht welchen Verrat man an dir begangen hat. Und ich weiß nicht, was du so verbissen im Leben verfolgst … oder sollte ich besser sagen jagst?“ Seine Finger knöpften geschickt die Knöpfe zu, ehe er sich eine Fellweste umlegte und diese mit einem Gürtel aus Wildleder zusammenhielt. Seine Füße schlüpften in grobe Wollsocken und danach in die Stiefel, nachdem er die hochgerafften Hosenbeine wieder hinabgeschoben hatte. Erst dann richtete er wieder seinen Blick auf Soraya und kam ihr ein paar Schritte entgegen.
„Aber ich bezweifle, dass du in den Minen fündig werden wirst. Selbst wenn, wieso sollte ich das Risiko eingehen, dass es entkommt, nur damit du deinen suizidalen Weg weiterverfolgen kannst?“ In die grünen Augen trat eine unnachgiebige Härte und er blieb erst stehen, als er direkt vor ihr stand und zu ihr hinabsah. Einen Moment sagte er nichts, sondern sah ihr einfach nur mit hartem Blick in die blauen Augen.
„Du hast mit deinem Leben längst abgeschlossen“, begann er seinen Eindruck in Worte zu fassen, der gleichzeitig sein Urteil von ihr zu sein schien. „Du lässt deine Seele verrotten und bist blind für das geworden, was dich retten könnte.“ Es war fraglich, ob er sie wirklich durchschaut hatte. Aber etwas schien er in ihren Augen erkannt zu haben.
„In den Minen findest du nichts, außer dem Tod! Selbst ich weiß nicht, wie man es auslöscht. Sag mir ...“, kurz hielt er inne, als würde er darauf warten, dass sie ihm ihren Namen nannte, doch dann fuhr er einen Moment zu früh weiter fort, so dass man meinen konnte, dass er sich für diesen gar nicht interessierte.
„…wie willst du diesen sogenannten Auftrag beenden? Indem du dich opferst? Was für eine Stärke willst du in dir tragen, die dich befähigt die Welt von dieser Bedrohung zu befreien?“ Basalt hatte sich ein wenig hinabgebeugt und war ihr noch nähergekommen. Einzig um in ihren persönlichen Raum einzudringen, sie einzuengen, kleiner zu machen und vermutlich zu testen.
Er richtete sich wieder auf, verschränkte die Arme vor sich und sein Gesicht bekam einen provozierend auffordernden Ausdruck.
„Na los! Sag es mir – was der Sinn hinter all dem sein soll? Gib mir einen Grund für das Risiko Leid und Tod über Unschuldige zu bringen!?“
Ob sie sich besser fühlen könnte, wenn sie jemanden an sich heranlassen würde? Diese Aussicht schien sie nicht einmal zu überdenken. Ihrer Ansicht nach schien sie niemand anderen mehr zu brauchen. Der, der für sie ihr Leben gewesen war – Raven - war fort und mit den Jahren verschwanden sogar die Erinnerungen an ihn, die für sie wie ein kostbarer Schatz gewesen war. Alles wurde ihr genommen … ausgelöscht…
Der naseweiße Arion lugte aus der Türe heraus und trat dann mit leisen Schritten auf Soraya zu, die sich einsam in die Nähe eines Feuers gesetzt hatte, um die lebenserhaltene Wärme zu erhalten, die sie dringend brauchen würde. Die blauen Augen des Jungen lagen für einen Moment auf ihr. Gedanklich stellte er sich vermutlich mehrere Fragen über sie. Wieso war dieses Fräulein so verbissen darauf aus in diese dumme Miene zu gelangen? Was konnte nur so wichtig sein, dass sie all diese Strapazen und Schmerzen auf sich nahm? Wieso war sie so unfreundlich und kalt, obwohl sie doch ein so hübsches Antlitz hatte und sicher ein hübsches Lächeln besitzen konnte, wenn sie denn wollte?
Ein Junge seines Alters konnte vermutlich nicht verstehen, was in Soraya vor sich ging. Vermutlich nicht einmal, wenn sie ihm ihre Geschichte erzählt hatte. Und doch ließ sein Blick erahnen, dass er Mitleid empfand – Unverständis zu forderst … und doch auch Mitleid, weil er verstand, dass sie etwas quälten musste, dass etwas sie so umtrieb!
Arion versuchte es noch einmal im Guten, gab ihr seine Decke und das Essen ab, das Basalt eigentlich mit ihm geteilt hatte. Ja, er bot ihr auch an, dass er sie morgen zurückbringen würde, denn der Eremit würde ihr mit Sicherheit nicht entgegenkommen oder gar helfen.
„Jeder wird für diesen Satz gemocht, Arion“, meinte Soraya sarkastisch, als der Rabenschopf noch einmal erwähnte, dass er ihr den Ausgang dieses Treffens ja bereits prophezeit hatte. Auf die Erwiderung schwieg er, doch konnte man in seiner Miene unerwartete Überraschung ablesen. Irgendwas schien ihm aufgefallen zu sein. Doch was auch immer das gewesen war, es änderte nichts an der Tatsache, dass er sich nun auf den Rückweg in die Hütte machte.
„Er muss. Sonst weiß ich nicht weiter.“, hörte er Soraya noch leise murmeln, als er die Türe geöffnet hatte, so dass Arion kurz über seine Schulter, einen letzten Blick zu ihr warf. Sein Blick sprach aus, was seine Lippen nicht aussprachen: Was war nur geschehen, dass sie so verzweifelt ihr Ziel verfolgen ließ.
Die Nacht war alles andere als angenehm für die junge Frau. Sie hatte zwar dank Arion eine warme Mahlzeit erhalten und eine Decke bekommen, die dabei helfen würde, ihre Wärme bei sich zu behalten, doch war die Witterung auf dem Berg, alles andere als angenehm. Noch dazu jagten sie Alpträume und raubten ihr die Erholung, die sie vermutlich schon seit langer Zeit benötigte, um einen klaren Kopf zu behalten. Ihre Seele war nicht mehr nur im Ungleichgewicht – sie fühlte sich wie in Fetzen gerissen an, wie auch ihr Herz. Sie fand keine Ruhe und konnte sich schon längst nicht mehr vor den Auswirkungen des Stresses bewahren, dem sie sich Tagtäglich aussetzte und durchlitt. Würde sie jemals aus diesem Kreislauf der Qualen ausbrechen können? Wo war der erste Schritt zu tun?
Wie jeden Tag erwachte sie mit einem Schreck und dem Schlag der Erkenntnis, dass sie nicht nur einen Alptraum gehabt hatte, sondern in einem lebte. Es fiel ihr nicht einfach sich zusammenzuraufen und doch gelang es ihr, wie jeden Tag, obwohl die Schwere auf alles in ihr drückte und sie im Grunde einfach nur unsagbar müde hätte machen müssen.
Als die Türe der Hütte geöffnet wurde und Basalt ins Freie trat, der sie gekonnt ignorierte, folgten ihre blauen Augen seiner Gestalt. Sie musste sich eingestehen, dass sie nicht viel mehr als ihre Sturheit besaß, was sie ihm entgegenzusetzen hatte. Er schien an nichts interessiert zu sein, was sie ihm hätte anbieten können. Ein unfreundlicher Einsiedler, der die Einfachheit der Einsamkeit und des Minimalismus bevorzugte und offenbar keine Freude an großer Gesellschaft fand. Doch ihr Ziel blieb unverändert! Sie hatte gar keine andere Wahl – sie musste ihn dazu bewegen, das Siegel zu öffnen. Sie musste es einfach schaffen!
Die Gedanken der Rothaarigen wälzten verschiedene Möglichkeiten hin und her. Doch fiel ihr etwas ein?
Obwohl ihr Körper, wie auch Geist erschöpft waren, begab sie sich auf die Beine und folgte dem weißhaarigen Mann zum See hinab. Er schien sie gar nicht zu bemerken, oder nicht wahrnehmen zu wollen und kümmerte sich weiter um seine eigenen Vorhaben. Er wusch sich und schien sich nicht daran zu stören, dass sein Körper ihr eine ganz eigene Geschichte über sich offenbarte, die er ihr vielleicht mündlich niemals erzählen würde.
Soraya betrachtete den durchaus wohlgeformten und trainierten Körper, doch waren es die Narben, die ihre Aufmerksamkeit und Gedanken für einen Moment festhielten. Was mochte ihm geschehen sein? Wer hatte sie ihm zugefügt und weshalb? Waren irgendwelche dieser Ereignisse dafür verantwortlich, dass er sein Leben größtenteils auf diesem Berg verbrachte, außer er schien irgendwelche Aufträge anzunehmen, worauf sich all die Erzählungen über ihn stützten?
Die größte und schlimmste Narbe sprach für eine Verletzung, die ihm vermutlich einmal beinahe das Leben gekostet hätte. Die körperliche Wunde war offenbar schon lange vollständig geheilt, doch sah man der Narbe die Heftigkeit der Verletzung an.
Im Zugzwang eine Lösung für ihr Problem zu finden, musste sich Soraya ohne viel Wahl mit ihm beschäftigen und sich Gedanken um ihn machen. Wie konnte sie ihn nur dazu bringen, ihr … nicht wirklich zu helfen, ihr aber wenigstens nicht länger im Weg zu stehen?
Arion hatte ihr gegenüber erwähnt, was für ein verkorkster Kauz Basalt war. Und doch hatte sie etwas ganz anderes erwartet – jemand ganz anderen. Der wortkarge Mann gab ihr Rätsel auf... und gleichzeitig erkannte sie eine erste Möglichkeit eines Versuches, mit ihm wenigstens ins Gespräch zu kommen:
„Es scheint so, als wärst du einmal dem Tode nahegewesen. Die Narbe an deinem Rücken lässt darauf schließen, dass derjenige dich gut gekannt hatte. Vermutlich Verrat. Auch ich bin verraten worden, und keine Sorge – ich will mich gewiss nicht verbrüdern. Aber ich kenne das Gefühl, das Verrat und Heimtücke hinterlassen. Ich verstehe durchaus, dass die Minen gefährliches bergen. Und genau aus diesem Grund muss ich da hinein. Ich jage dieses Gefährliche mein Leben lang und ich höre jetzt nicht damit auf. Diese Mine ist meine einzige Chance, endlich meinen Auftrag zu beenden! Und auch wenn ich durchaus anerkennen kann, dass du sturer sein willst als ich… Ich komme da rein, ob mit oder ohne deine Hilfe. Die Frage ist nur, ob du bereit bist, dafür über alles zu gehen?“ Soraya verlieh ihrer Stimme einen Ausdruck, der Basalt verraten sollte, dass auch sie für ihr Ziel stark und stur sein würde – dass sie von ihrem Weg überzeugt war! Und tatsächlich schaffte sie es, ihn mit ihren Worten dazu zu bewegen, den Kopf leicht zu wenden und sie über die Schulter anzublicken. Über sein Gesicht liefen still die klaren Tropfen des eiskalten Wassers des Bergsees und suchten sich weitere Wege hinab, über seine Brust hinab. Sein Blick blieb schwer zu deuten, doch wenigstens schien sie seine Aufmerksamkeit zu besitzen. Und bevor sich das änderte, musste sie ihre Chance weiter nutzen:
„Du hast gesehen, dass ich durchaus überzeugend sein kann. Ich könnte andere davon überzeugen, mir zu helfen.“, sprach sie weiter und verbarg in ihren Worten eine Drohung, die er durchaus zu erkennen schien. Ein abschätzig-amüsiertes Schnauben war von seiner Seite aus zu vernehmen und sein Blick verzog sich sachte, ganz nach dem stummen Motto: Dann tu das doch!
Ob Soraya mit ihren Worten den richtigen Weg einschlug war ihr im Grunde nicht vollends wichtig. Sie machte ihren Standpunkt klar – sprach die Wahrheit ihrer Absichten aus. Und mit den nächsten Worten offenbarte sie, zu was sie alles bereit war:
„Lass mich in die Mine und danach verschließt du sie hinter mir wieder. So bist du mich los und das Problem erledigt sich von selbst.“ Erst diese Worte entlockten ihm eine sichtbare Reaktion. Er schien überrascht – ja beinahe schockiert zu sein, dass sie ihm dieses Angebot unterbreitete. Basalt wandte sich ihr nun richtig zu, watete im Wasser ein paar Schritte gen Ufer, ehe er noch einmal stehen blieb und sie von oben bis unten musterte. Er verengte den Blick, schien abzuschätzen, ob sie das wirklich ernst gemeint hatte, oder die Worte nur eine leere Forderung gewesen waren.
„Und was für ein Problem ist es, das sich dadurch erledigen soll?“, fragte er plötzlich und machte die letzten Schritte aus dem Wasser. Er ging zu dem kleinen flachen Fels, auf dem er seine Sache abgelegt hatte und griff nach einem groben Leinentuch, mit dem er sich erst das Gesicht abtrocknete, eher sich über den Oberkörper und Rücken rieb, nur um das Tuch dann zu Boden fallen zu lassen uns seine Füße daraufzustellen. Er griff nach einem, offenbar frischen Hemd, dass er sich überzog. Es bestand aus dichtgewebten Fäden, die hier und da durch unsauberes Spinnen kleine Knötchen gebildet hatten. Doch die enge Webtechnik schützte vermutlich recht gut vor Kälte.
„Ich weiß nicht welchen Verrat man an dir begangen hat. Und ich weiß nicht, was du so verbissen im Leben verfolgst … oder sollte ich besser sagen jagst?“ Seine Finger knöpften geschickt die Knöpfe zu, ehe er sich eine Fellweste umlegte und diese mit einem Gürtel aus Wildleder zusammenhielt. Seine Füße schlüpften in grobe Wollsocken und danach in die Stiefel, nachdem er die hochgerafften Hosenbeine wieder hinabgeschoben hatte. Erst dann richtete er wieder seinen Blick auf Soraya und kam ihr ein paar Schritte entgegen.
„Aber ich bezweifle, dass du in den Minen fündig werden wirst. Selbst wenn, wieso sollte ich das Risiko eingehen, dass es entkommt, nur damit du deinen suizidalen Weg weiterverfolgen kannst?“ In die grünen Augen trat eine unnachgiebige Härte und er blieb erst stehen, als er direkt vor ihr stand und zu ihr hinabsah. Einen Moment sagte er nichts, sondern sah ihr einfach nur mit hartem Blick in die blauen Augen.
„Du hast mit deinem Leben längst abgeschlossen“, begann er seinen Eindruck in Worte zu fassen, der gleichzeitig sein Urteil von ihr zu sein schien. „Du lässt deine Seele verrotten und bist blind für das geworden, was dich retten könnte.“ Es war fraglich, ob er sie wirklich durchschaut hatte. Aber etwas schien er in ihren Augen erkannt zu haben.
„In den Minen findest du nichts, außer dem Tod! Selbst ich weiß nicht, wie man es auslöscht. Sag mir ...“, kurz hielt er inne, als würde er darauf warten, dass sie ihm ihren Namen nannte, doch dann fuhr er einen Moment zu früh weiter fort, so dass man meinen konnte, dass er sich für diesen gar nicht interessierte.
„…wie willst du diesen sogenannten Auftrag beenden? Indem du dich opferst? Was für eine Stärke willst du in dir tragen, die dich befähigt die Welt von dieser Bedrohung zu befreien?“ Basalt hatte sich ein wenig hinabgebeugt und war ihr noch nähergekommen. Einzig um in ihren persönlichen Raum einzudringen, sie einzuengen, kleiner zu machen und vermutlich zu testen.
Er richtete sich wieder auf, verschränkte die Arme vor sich und sein Gesicht bekam einen provozierend auffordernden Ausdruck.
„Na los! Sag es mir – was der Sinn hinter all dem sein soll? Gib mir einen Grund für das Risiko Leid und Tod über Unschuldige zu bringen!?“