Das Versteck an der Küste

Diese Küstenstadt ist verrufen, gefürchtet und niederträchtig. Hier leben Rassen aller Art und sie sind Piraten, Hehler und Gesindel. Neue Besucher sollten sich einer Gemeinschaft anschließen, wenn sie in Rumdett überleben wollen.
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Die Piraten haben sich den Dunkelelfen angeschlossen!
Sie erhielten Freibriefe für ihre Raubzüge auf See. Teilweise haben sie hierzu auch Amazonen angeheuert.
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 21. August 2024, 16:25

Skýler sah in Minx keine Gefahr und als er sie als diejenige erkannte, welche sich frech an ihn und Eleyna heranschlich, um ihn zu berühren, schwand seine Anspannung. Zumal er die Blässe um die Nase der Piratin entdeckt hatte. Auch die Schatten unter ihren Augen kündeten davon, dass ihre Nacht alles andere als erholsam gewesen war. Ihre Haut wirkte matt, das Haar ebenso. Einzig ihr Goldzahn und die großen Ohrringe glänzten. Vielleicht hatte sie es sich mit Bolte gutgehen lassen. Piraten neigten ja zu erhöhtem Alkoholkonsum, wann immer sie eine Gelegenheit erhielten. Aber Skýlers feine Elfennase nahm die spirituose Note nicht wahr. Minx war nüchtern ... und hatte offenbar die Nacht mit einer ungewollten Magenreinigung verbracht. Er setzte sich auf, während sie ein wenig zurückwich, trotz allem die Selbstbewusste mimend. Auf sein Nachfragen nach dem Grund ihrer Anwesenheit erhielt er keine Antwort in seinem Sinn. Dafür rief es Eleyna auf den Plan, denn auch wenn die beiden anderen sich gemäßigt unterhielten, reagierten ihre elfischen Sinne darauf. Gute Ohren zu haben war eben nicht immer von Vorteil. Das Gespräch zwischen Skýler und Minx holte sie langsam aus dem Reich der Träume heraus, aber noch zeigte sie sich nicht als wach und konnte ein wenig lauschen. Viel gab es jedoch nicht zu erfahren, weshalb auch sie keinen Grund mehr sah, an ihrer schlafenden Tarnung festzuhalten. Mit schützender Decke seitens Skýler vor ihrer Nacktheit richtete Eleyna sich auf. Sie erhielt ein verzögertes, aber durchaus freundliches Nicken von Minx. Dann hob jene ihre Hand an, drehte sie aber so, dass der Fokus auf das Gelenk gerichtet war. "Hab schon bemerkt, dass du wach bist und aufpasst." Nach wie vor hielt sie die Mischlingselfe für die magisch Begabte von beiden.
"Ich war der Meinung, dass wir zwischen uns bereits alles geklärt haben!", lenkte Skýler die Aufmerksamkeit wieder auf sich. Eleyna erhielt Gelegenheit, sich anzuziehen. Tatsächlich hatte Minx nur Augen für ihn und wartete still, bis er sein Hemd angezogen hatte. Aufrichtiges Bedauern über den Verlust ihrer morgendlichen Aussicht war aus ihrem Blick abzulesen. Schließlich hob sie die Schultern an. "Naja ... ihr wisst ja gar nicht, dass es noch was zu klären gibt und ich..." Ein Angebot war es, aber worum es sich genau handelte, da war ein spürbares Zögern zu erkennen. Außerdem spähte Minx hin und wieder flüchtig über die Schulter zurück. Wenig später stampfte der Grund für ihre Zaghaftigkeit wohl auch heran. Bolte machte erst Geräusche, als er längst bei der Gruppe war. Der Sand hatte unter seinen nackten Füßen gewiss auch schon vorher geknirscht. Er brachte es dennoch irgendwie fertig, dass es trotz seiner gewaltigen Masse im Rauschen der heran brandenden Wellen, dem Kreischen der Möwen und dem sanften Pfeifen des Windes unterging. Man traute ihm wahrlich nicht zu, von dem Duo der bessere Schleicher zu sein. Aber Bolte besaß diese Diskretion. Er sprach zwar mit kräftiger Stimme, für seine Verhältnisse jedoch auch gedämpft, als er sich zunächst einmal mit Minx unterhielt. Dass auch er nicht viel von ihrem Angebot hielt, kristallisierte sich schnell heraus. Warum er dennoch zuließ, dass Minx an die Mischlinge herantrat, behielt er für sich. Er musterte beide jedenfalls mit einem nachdenklicheren Blick als zuvor. Jener erhielt einen Riss, als Minx nun lauthals zum Aufbruch aufforderte. Die mangelnde Begeisterung aller kugelte zusammen, um einen großen Ball zu schaffen.
"Ihr seid laut! Wollt ihr, dass euch ganz Rumdett hört?", fuhr Skýler die Piratin nun harsch an. Er erntete ein Grinsen seitens des Fleischbergs, der versuchte, die feisten Arme vor dem Brustspeck zu verschränken. Es misslang, also stämmte er sie in die Hüften, genau zwischen zwei Falten seiner Körpermasse. Es sah fast so aus, als würde sein eigener Leib die Hände verschlingen wollen. Skýler ließ sich davon nicht beirren. Er war immer noch ungehalten über die Taktlosigkeit beider und zornig über Minx' Geplärre. "Dein Spinnenfreund bekommt in seiner Höhle vermutlich jedes Wort mit!", fauchte er. Minx winkte ab und rollte mit den Augen. Ganz Unrecht hatte sie nicht. Außer ihnen fand sich niemand an dieser Stelle der Küste. Erst nahe Rumdett konnte man überhaupt Bewegungen ausmachen. sie deuteten daraufhin, dass einige Piraten sich auch als Fischer verdingten und ihre Kutter zu Wasser ließen. Die Stadt selbst lag überraschend friedlich da. Noch zog niemand auf See aus, um zu rauben und zu brandschatzen.
"Was auch immer ihr vorhabt, mich interessieren weder eure Angebote noch Neuigkeiten!"
"Azael, das trifft mich", gab Minx zurück und starrte ihn überraschend ehrlich an. Ihre Unterlippe bebte sogar leicht. "Dabei finde ich dich so hübsch", murrte sie, verschränkte die Arme. Bei ihrer Figur gelang es. Bolte lachte gehässig. "Die haben keine Lust auf deinen Weg, Kätzchen. Besser so. Damit verlierst du an Konkurrenz - falls sie drauf eingestiegen wären." Er winkte ihr. "Na los, lass die zwei ziehen. Gehen wir in den Rochen. Ich bin hungrig."
"Erinnere mich nicht an Essen." Minx hielt sich sofort den Bauch und wirkte noch eine Spur blasser. Die Mahlzeit des Spinnenhybriden musste ihr wirklich schwer zugesetzt haben und offenbar war sie letzte Nacht Zeugin dessen geworden. Sie wandte sich schon halb ab zum Gehen - offenbar gab sie tatsächlich auf - da wurde sie von Eleyna angesprochen. Auch wenn jene ähnlich wenig Interesse an Angeboten besaß, so war sie doch milder im Umgang mit der Piratin und vielleicht allgemein etwas neugieriger als Skýler.
"Was sollen das für Neuigkeiten sein, Minx? Und wieso redet ihr von irgendwelchen guten Worten und dergleichen? Wir werden uns euch nicht anschließen. Das können wir gar nicht ... Wir müssen zusehen, dass wir hier wegkommen." Minx, die von Bolte bereits gen Rumdett geschoben wurde, entwand sich seiner Pranke und drehte sich wieder um. Der große Pirat stöhnte, hielt sie aber nicht auf.
"Aber darum geht's doch - sagt unser Freund zumindest. Von ihm ging auch die Idee aus, ich weiß nicht, warum. Er will's euch selbst sagen, deshalb solltet ihr jetzt mitkommen." Sie stockte kurz, streckte nachdenklich die Zunge heraus und traf schließlich eine Entscheidung, gefolgt von einem Nicken zu sich selbst. "Wenn's euch nicht gefällt, könnt ihr immer noch abdampfen. Aber hört ihm wenigstens zu. Er ist kein schlechter Kerl, nur weil er wie ein Ungeheuer aussieht ... und 'ne halbe Spinne ist."
Bolte lachte erneut. "Also dann, nochmal ab in die Höhle. Am Tag geht er ungern raus." Der Dicke wandte sich endgültig ab. Anstatt Rumdett einzuschlagen, stiefelte er jedoch in Richtung des Höhleneingangs. Minx wartete noch Moment, seufzte dann und folgte. Sie schickte jedoch einen Blick zurück, ob Eleyna und Skýler ihrer Bitte wenigstens nachkämen. Es konnte nicht schaden. Der Spinnerich wollte offenbar ein Angebot unterbreiten und band sie nicht sofort daran, nur wenn sie sich es einmal anhörten. Sie hatten nichts zu verlieren.

Sollten die beiden Mischlinge sich durchringen, noch einmal die Höhle an der Küste zu betreten, erwarteten sie dieses Mal nicht nur weniger Spinnen, sondern auch mangelnde Dunkelheit. Bolte hatte Fackeln entzündet und war teilweise noch dabei. Er erklomm gerade einen nahen Felsen, um dann einige Pfähle abzuwandern und die Lichter zu entfachen. Die Höhle hellte sich auf. Minx hingegen war wieder die natürliche Rampe hinunter spaziert und zu der Nische, in die der Spinnling am Abend zuvor einige Felsen in polsterweiche Sitzmöglichkeiten verwandelt hatte. Am Anblick hatte sich nicht viel verändert, von einer Ausnahme abgesehen: Am Rand dieser "Räumlichkeit", auf einem flachen quaderartigen Felsen lagen Arvids Überreste. Es konnte sich nur um ihn handeln, auch wenn man nicht mehr viel davon sah. Eingewickelt in einen Kokon aus weißen Spinnenfäden ähnelte er eher einem Toten in einem Leichentuch. Nur sein Gesicht war freigehalten, darüber lag jedoch ein sanftes Seidentuch. Er war weder in der Mitte zerteilt, noch angefressen worden, sondern machte einen sogar respektvoll aufgebarten Eindruck.
Der Spinnenhybrid stand bei diesem steinernen Altar. Er sah erheblich kräftiger aus. Das Schwarz seines Spinnenleibes glänzte und er wippte in einer leicht federnden Haltung, als wollte er gleich losstürmen. Sein elfischer Teil hingegen war ruhig, wartete geduldig auf die Ankunft. Er lächelte sogar, als er Skýler und Eleyna wiedersah. "Ihr seid noch einmal gekommen. Ich ... danke euch. Und ich dachte, ihr wollt eurem Freund vielleicht ein letztes Lebewohl sagen, ehe Bolte ihn beisetzen wird."
"Mach ich gleich!", rief der Große von seiner steinernen Brücke herunter, auf der er nun ein paar Kerzen entlfammte. Der Spinnerich schickte ihm ein dankbares Nicken. Aber ehe er sich an Skýler und Eleyna direkt wenden konnte, warf Minx von ihrem Platz im Spinnwebnest ein: "Die zwei wollen das Angebot hören. Sag's ihnen schnell, halt sie nicht auf, sie wollen ablehnen."
Der Hybrid blinzelte zu beiden herüber. "Ist das so?", fragte er. Dann setzten sich seine acht Beine in Bewegung. Es war ein unheimliches Bild, wenn er lief. Es hinterließ ein ... unliebsames Kribbeln auf der eigenen Haut. Er erreichte die Mischlinge, senkte sich etwas herab, bis er mit ihnen auf Augenhöhe war. Sein Blick galt erst beiden, dann aber Eleyna. "Sie ist eine schreckliche Dunkelelfe", begann er ernst. "Sie hat viel Schlechtes vor. Und du ... bist von ihrem Blut." Er sagte es unverblümt. Dann neigte er sich noch dichter an Eleyna heran, bis seine Nasenspitze fast ihr Haar berührte. "Du riechst nach ihr und in deinem Blick funkelt ihr Ehrgeiz, aber ohne die Bosheit, mit der sie mich zu dem machte, was ich nun bin. Du bist ihr Fleisch und Blut, ich irre mich doch nicht? Ich hab dich gesehen, aus sicherer Entfernung und ..." Er erreichte ihr Ohr, falls er in seiner Handlung nicht unterbrochen wurde, um hinein zu wispern: "Dein lustvolles Stöhnen gleicht ganz dem ihren. Keine Angst, ich habe mich sofort zurückgezogen und euch Privatsphäre gelassen." Auch jetzt zog er sich von ihr zurück.
"Minx machte mir ein Angebot, als sie mich fand und meine Geschichte hörte. Sie meinte, allein würde ich in der Welt nicht bestehen - gegen sie nicht bestehen. Und Minx ist klug, das zu erkennen. Aber sie bot mir Hilfe an. Sie und Bolte gehören dieser Organisation an, die mindestens so weitreichenden Einfluss besitzt wie ihr Netz."
"Du fällst auch immer gleich mit der Tür ins Haus, Spinnchen! Hättest du es nicht ein wenig ... direkter angehen können?", beschwerte sich Bolte. Er setzte den Rückweg an, um dann aber bei Arvids Kokonleichnam zu warten. Sofern sich niemand mehr von dem Toten verabschieden wollte, würde er ihn nun in dem Loch an der Küstenklippe beisetzen, das er die Nacht zuvor gegraben hatte. Er ahnte ja, was der Spinnerich Skýler und Eleyna nun alles verraten würde.
"Ist euch die vornehme und altehrwürdige Diebeszunft Grandessas ein Begriff?", fragte der Hybrid und schaute beide nacheinander an.
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 22. August 2024, 13:35

Die Störung durch die ungleichen Piraten war nicht unbedingt das, was Eleyna’s Haltung befeuerte. Die Elfe fühlte sich tatsächlich ein wenig ertappt, so in den Armen des Mischlings aufgefunden worden zu sein. Dabei war das Gefühl, das sie empfand, nicht mal schambehaftet, denn Eleyna war selbstbewusst genug, sich von anderen nicht aufzeigen zu lassen, wie sie sich fühlen sollte. Es war mehr eine Offenbarung gegenüber Fremden, die sie so nicht gewollt hatte. Die Spionin wusste im Grunde nichts über Minx und Bolte und auch wenn sie eine Übereinkunft erreicht hatten und scheinbar sicher die Spinnenhöhle verlassen durften, war es nicht gänzlich ersichtlich, was dieses seltsame Trio im Schilde führte. Und eine Verbindung zu Skýler auf dieser Ebene… das war einfach ein Schwachpunkt, den sie lieber vorerst für sich behalten hätte. Eleyna zog sich, während der Worte an und verbarg ihren Körper vor Augen, die zu viel sehen wollten. Auch hier war es weniger die Scham als vielmehr die Narben und Geschichten, die man daraus ablesen konnte. Die Elfe wollte gewiss nicht den falschen Personen Angriffsfläche bieten. Sie hatte sich stets bemüht, genau das nicht zu tun. Als Minx vorschlug, dass sie sich ein Angebot anhören sollten, wollte Eleyna aber endlich Klarheit. Sie wollte, dass man ihnen sagte, worauf das hier hinauslief, denn bevor sie sich auf irgendwelche Spielchen einlassen musste, würde sie lieber ablehnen und gehen. Minx schien gar nicht befugt etwas zu sagen, solange nicht Bolte oder gar der Spinnenmann den Befehl dazu gaben. War die Goldkatze also sozusagen in Ausbildung? Es war auch hier nicht klar, welche Rolle wer einnahm und das machte die Situation für Eleyna durchaus heikel.
Wer Geheimniskrämerei praktizierte, durfte nicht davon ausgehen, dass er das Vertrauen anderer mit fadenscheinigen Andeutungen und halbherzigen Argumenten gewann. Schon gar nicht das ihre, denn sie wurde in ihrem Leben so oft hintergangen, dass man gewiss auch von einer gewissen Paranoia reden könnte, die sich hinter den hellen, blauen Augen manifestierte. Sie hatte gelernt, niemals vorsichtig genug sein zu können. Eleyna’s Blick glitt zu Skýler. Er war das beste Beispiel, auch wenn die Erinnerungen an die letzten Stunden durchaus eine gewisse Milde auf ihre Züge zauberten. So funkelten ihre Augen ein wenig unter einem verhaltenen Schmunzeln, weil sein Anblick etwas in ihr auslöste, das weit gefährlicher werde konnte, als die reine Tatsache, dass sie miteinander geschlafen hatten. Eleyna aber verdeutlichte, dass sie kein Interesse daran hatten, ihre Zeit hier noch länger zu vertrödeln. Sie mussten weg.

"Aber darum geht's doch - sagt unser Freund zumindest. Von ihm ging auch die Idee aus, ich weiß nicht, warum. Er will's euch selbst sagen, deshalb solltet ihr jetzt mitkommen. Wenn's euch nicht gefällt, könnt ihr immer noch abdampfen. Aber hört ihm wenigstens zu. Er ist kein schlechter Kerl, nur weil er wie ein Ungeheuer aussieht ... und 'ne halbe Spinne ist." Eleyna musterte die goldene Minx. Vielleicht hatte sie Recht? Immerhin schien der Spinnenmann ihre Mutter sehr gut zu kennen und Eleyna hatte nicht vergessen, dass er sie womöglich erkannt hatte. Wäre es klug das herauszufinden? Diese Unterredung zu ihrer Bedingung zu machen? Dass sie die Informationen bekam, die sie womöglich von einer Tat überzeugen würden, die sie besser jetzt erledigte als später? Denn was, wenn die Spinne doch noch loyal zu ihrer Mutter stand? Ja, er hatte gesagt, wie sehr er sie hasste. Aber Täuschungen lauerten überall. Eleyna dachte für den Bruchteil einer Sekunde nach, ehe sie nickte und vortrat. „In Ordnung.“, willigte sie ein und warf Skýler nur einen kurzen Blick zu, der ihm suggerieren sollte, dass sie nicht aus Neugierde annahm. Sie kannte seinen Standpunkt und teilte ihn auch. Aber womöglich war es ihre letzte Chance, mehr über diese drei Außenseiter zu erfahren. "Also dann, nochmal ab in die Höhle. Am Tag geht er ungern raus." Sie schnaubte nur zur Antwort. „Nachts ja auch nicht…“, murmelte sie und erinnerte sich daran, wie sehr Minx versucht hatte, das Versteck geheim zu halten. Nun aber packte Eleyna jegliche Habseligkeit, die noch herumliegen sollte, ein und folgte den beiden Piraten den Weg zurück zur Höhle. Dabei achtete sie darauf, dass sie an Ský’s Seite blieb und sie spürte, was seine Nähe ihr gab. Was sie verändert hatte. Es war gefährlich, das wusste sie. Und auch wenn sie einander beteuert hatten, dass sie sich nicht mehr mit Lügen gegenübertreten wollten, war da die leise Stimme, die sie immer wieder warnen wollte. Eleyna aber hörte nicht richtig zu.
Das, was sie mit Skýler erlebt hatte, was sie erfuhr und was sie gefühlt hatte, waren starke Indikationen dafür, dass sie ihre Vorsicht endlich einmal über Bord werfen wollte. Sie wollte sich auf Ský an ihrer Seite verlassen. Wollte ihn bei sich haben. Wollte das gemeinsam mit ihm machen. Es war neu für sie und deshalb blieb sie vorsichtig. Jetzt aber vertraute sie darauf, dass er die Neutralität wahrte und sie vor etwaigen Finten und Lügen schützen würde. Er war in der Lage dazu, denn sie selbst konnte nicht umhin festzustellen, dass es sie Kraft kostete, wieder in die Höhle zu gehen und schließlich dem Leichnam von Arvid gegenüberzustehen. Auch der Spinnerich in der Nische löste bei ihr Unbehagen aus. Er kannte ihre Mutter, hatte einen Hass auf sie, der sich auch leicht gegen sie richten konnte. Eleyna blieb weiter auf Sicherheitsabstand und zwang sich, nicht den Kokon anzusehen. Es misslang ihr. Ihre Augen huschten über den Körper und das bleiche Gesicht bescherte ihr eine Gänsehaut. Sie hatte Arvid der Spinne überlassen, hatte gesehen, wie es Minx zu schaffen machte. Sie wollte sich nicht vorstellen, was genau die Spinne mit ihm getan hatte. So zwang sie ihren Blick zurück zur Spinne, während das Fackellicht auf ihrem Gesicht deutlich machte, dass sie angespannt war. "Ihr seid noch einmal gekommen. Ich ... danke euch. Und ich dachte, ihr wollt eurem Freund vielleicht ein letztes Lebewohl sagen, ehe Bolte ihn beisetzen wird."
"Mach ich gleich!"
Eleyna schluckte. „Nicht nötig.“, presste sie hervor und räusperte sich dann. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und suggerierte Stärke, während sie sich selbst daran erinnerte, diese Stärke auch zu fühlen. "Die zwei wollen das Angebot hören. Sag's ihnen schnell, halt sie nicht auf, sie wollen ablehnen."
„Ist das so?“
Eleyna nickte. „Wir sollten von hier verschwinden. So schnell es geht.“, beteuerte sie abermals und klang fest in ihrer Aussage. Sie waren einfach nicht dafür geschaffen, sich auf andere zu verlassen.

Und Minx hatte es grundsätzlich nicht sonderlich schlau angestellt, ihr Vertrauen zu gewinnen. Das aufzuholen war einfach… harte Arbeit, so man denn wollte! Als ‚Freund‘ sich plötzlich bewegte, spannte Eleyna sich etwas an. Er kam auf sie zu und neigte sich ihr entgegen, dass sie seinen massigen Spinnenleib direkt vor Augen hatte. Die Elfe zuckte nicht zurück, aber sie straffte die Schultern, presste die Lippen aufeinander und zeigte deutlich, dass sie gewarnt war. "Sie ist eine schreckliche Dunkelelfe.“, begann er und Eleyna engte die Augen. Worauf lief das hinaus? "Sie hat viel Schlechtes vor. Und du ... bist von ihrem Blut." Nun wanderte der blaue Blick fast schon angriffslustig zu ihm empor, während sie das Gesicht so drehte, dass sie ihm ins eigene Gesicht blicken konnte. Ihre Mimik war verschlossener denn je. Sie zeigte deutlich, dass er keine Gnade von ihr zu erwarten hatte, wenn er jetzt der scheinbaren Rache in seinem Herzen nachgeben würde. Ihre Linke tastete sich bereits langsam nach einem der Wurfdolche. Er kam noch näher und Eleyna’s Muskeln waren so gespannt, dass man im Fackelschein ihre Kiefer mahlen sehen konnte. Sie arbeitete auf Hochtouren daran auszuklügeln, wie sie sich am besten Platz verschaffte, wenn er jetzt angriff. Er hatte sie also doch erkannt. "Du riechst nach ihr und in deinem Blick funkelt ihr Ehrgeiz, aber ohne die Bosheit, mit der sie mich zu dem machte, was ich nun bin. Du bist ihr Fleisch und Blut, ich irre mich doch nicht? Ich hab dich gesehen, aus sicherer Entfernung und ..." „Und was?“, knirschte sie angespannt. Er neigte sich noch näher und Eleyna’s Linke hatte bereits den Dolch festumklammert. Sie würde schnell zustechen.
Seine Nähe war sein Vorteil, aber auch ein Nachteil. Während er sich nämlich ihrem Ohr zuneigte, hatte sie hervorragend freie Bahn auf seinen Hals. Dort würde sie den Dolch hineinjagen und ohne Rücksicht zustoßen. "Dein lustvolles Stöhnen gleicht ganz dem ihren. Keine Angst, ich habe mich sofort zurückgezogen und euch Privatsphäre gelassen." Ihr Gesicht verbarg nun nicht mehr ihre Missbilligung. Sie drehte den Kopf, starrte dem Mann ins Gesicht und ging zeitgleich mit ihm auf Abstand. „Sind wir nur hier, damit du DAS sagen kannst?“, fauchte sie in seine Richtung und man sah ihr an, dass es sie traf, wie er mit ihr sprach. Eleyna bemühte sich redlich, sich davon nicht aus der Reserve locken zu lassen, aber sich mit ihrer Mutter verglichen zu sehen, nach allem, was in dieser familiären Beziehung kaputtgegangen war, war ein Spiel mit dem Feuer. „Ich glaube nicht, dass wir länger etwas zu besprechen haben!“, knurrte sie in Richtung der drei Piraten. „Ich höre mir nicht an, wie du es meiner Mutter besorgt hast und wenn das krankhaften Fantasien entsprang, dann sollte ich dich vielleicht von deinem Leid erlösen!“, ging sie den Spinnenmann an und zog tatsächlich ihren Dolch als stählerne Warnung, dass er viel zu weit ging. „Ihr spracht von einem Angebot. Ihr habt genau zwei Sekunden Zeit, endlich mit der Sprache herauszurücken, ansonsten garantiere ich für gar nichts mehr!“, herrschte sie das Trio an, denn Spinne war deutlich zu weit gegangen mit seiner Offenbarung. Das zehrte doch erheblich an ihren Gefühlen gegenüber ihrer Mutter, ihrem Vater und… Skýler. Es war so privat, wie Eleyna sonst nichts Privates hatte in ihrem Leben und sie wollte das gewiss nicht in den Köpfen anderer wissen. Es war … demütigend, das zu hören! Aber diese Genugtuung würde sie der Spinne nicht überlassen. Das schloss sie in sich weg. "Minx machte mir ein Angebot, als sie mich fand und meine Geschichte hörte. Sie meinte, allein würde ich in der Welt nicht bestehen - gegen sie nicht bestehen. Und Minx ist klug, das zu erkennen. Aber sie bot mir Hilfe an. Sie und Bolte gehören dieser Organisation an, die mindestens so weitreichenden Einfluss besitzt wie ihr Netz."
"Du fällst auch immer gleich mit der Tür ins Haus, Spinnchen! Hättest du es nicht ein wenig ... direkter angehen können?"
Eleyna runzelte die Stirn. Sie kannte nur eine Organisation, die ebenbürtig sein könnte. Sie registrierte, dass Bolte sich nun Arvid widmen wollte und konzentrierte sich nur noch mehr auf die Spinne. Sie würde nicht noch mehr Schwäche gegenüber den anderen zeigen. Das hatte sie deutlich zu viel getan! "Ist euch die vornehme und altehrwürdige Diebeszunft Grandessas ein Begriff?" Eleyna engte die Augen. Natürlich war ihr diese Zunft bekannt. Schließlich hatte sie im Wüstenbund, einem Ableger davon, agiert und auch dort einiges über die Entstehung erfahren. „Wollt ihr damit sagen, ihr seid Anhänger der Diebeszunft? Deshalb auch der Kodex, dass niemand jemanden Töten darf. Töte niemals, wenn dein Leben nicht bedroht wird. Wir sind Diebe, keine Mörder.“, zitierte sie die erste Regel der Gebote und sah Minx, Spinne und Bolte nacheinander an. „Was hat die Altehrwürdige Zunft zu Grandessa mit mei… mit Gwyn d’Yaincre zu tun?!“, fragte sie schließlich.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 25. August 2024, 19:56

Die Störung von Minx an diesem Morgen war unwillkommen. Nach der letzten Nacht konnte er nicht sicher sein, wie Eleyna am Morgen auf ihn reagieren würde und so war in ihm natürlich der Wunsch vorhanden das feine Band, das sie gestern geknüpft hatten, zu verstärken. Doch mit Minx an seiner Seite, deren Augen auf seinem Körper lagen, als wäre er ein appetitliches Frühstück, konnte er dieses Vorhaben nicht gut in die Tat umsetzen.
Daher zeigte er sich distanziert und ja, auch ablehnend. Dass die Katze noch einmal aufgetaucht war konnte nur bedeuten, dass sie noch nicht fertig mit ihnen war. Und so folgte auch sehr schnell die Andeutung eines neuen Arrangements.
Als Eleyna wach wurde, lag der graue Blick des Mischlings direkt auf ihr. Natürlich war auch für sie die Störung unerfreulich – erst recht, weil sie weit weniger angehabt hatte, als Skýler. Ihr Ausdruck reicht aus, so dass er sich wortlos vor ihr positionierte und die Sicht der kleineren Piratin auf die Halbelfe abschirmte. Dass auch Bolte sich kurz darauf zu ihnen gesellte, machte die Situation nicht wirklich angenehmer. Für beide nicht.
Skýler ließ es sich nur halb anmerken, dass er etwas genervt war. Für ihn waren die beiden ein Hindernis und das, was auch immer sie vorzuschlagen hatte, war für ihn belanglos. Seine Gedanken kreisten bereits längst um den eigenen Plan und das Vorgehen, um der Organisation eine Weile unbemerkt zu entkommen.
„Was auch immer ihr vorhabt, mich interessieren weder eure Angebote noch Neuigkeiten!“, merkte Skýler an, nachdem sich nun auch Eleyna angezogen zu ihnen gesellt hatte. Wieder schenkte er ihr einen Blick und ein ganz feines, kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
„Azael, das trifft mich“, hörte er Minx plötzlich kontern, woraufhin er sein Grau wieder zu ihr wandern ließ. Ihr Betroffenheit und das leichte Beben der Mundwinkel ignorierte er geflissentlich.
„Dabei finde ich dich so hübsch“, murrte sie weiter, was ihn dann doch überraschte. Doch anstatt Überraschung widerzuspiegeln hellte ein selbstbewusstes und freches Lächeln seine Miene auf und er meinte kess: „Ich weiß~ ist nicht zu übersehen!“ Tja, das war eine Seite, die Azael alias Ský bisher noch nicht wirklich gezeigt hatte. Er wusste durchaus, dass er optisch eine Wirkung auf andere besaß und man ihn als gutaussehend beschreiben konnte. Eine gewisse Arroganz besaß also auch er – obwohl viele Mischlinge mit ihrem Äußeren und den damit mit sich bringenden Problemen haderten. Dazu schien er weniger zu gehören.
Auch Bolte schien zu erkennen, dass sie mit ihrem Anliegen auf verlorenen Posten kämpften und versuchte seine Freundin, oder was auch immer Minx für ihn war, dazu zu bewegen ihn in den Rochen zu begleiten.
„Guter Vorschlag Bolte!“, meinte Ský, mit Extrabetonung auf seinen Namen, wodurch die Feindseligkeit, die er dem Hünen gegenüber empfand deutlich wurde. Zwar hatte der Mischling einen geradezu freundlichen Ausdruck angenommen, doch diese Betonung reichte aus, um das falsche Gesicht zu enttarnen – mit Absicht. Es war deutlich: Er wollte, dass die beiden verschwanden!
Leider machte ihm Eleyna einen Strich durch die Rechnung. Denn sie schien durchaus wissen zu wollen, was Minx ihnen anzubieten hatte.
„Aber darum geht's doch - sagt unser Freund zumindest. Von ihm ging auch die Idee aus, ich weiß nicht, warum. Er will's euch selbst sagen, deshalb solltet ihr jetzt mitkommen. Wenn's euch nicht gefällt, könnt ihr immer noch abdampfen. Aber hört ihm wenigstens zu. Er ist kein schlechter Kerl, nur weil er wie ein Ungeheuer aussieht ... und 'ne halbe Spinne ist.“ Der graue Blick von Ský verengte sich etwas mürrisch, bevor er sich lockerte und Eleynas Profil musterte. Sie schien über die Worte der Rothaarigen nachzudenken.
Gerade, als er die Hand heben und ihr auf die Schulter legen wollte, um eine Zusage zu verhindern, hörte er sie sagen: „In Ordnung.“ Nur mit Mühe widerstand er dem Drang zu seufzen. Er registrierte den suchenden Blick in ihren blauen Augen und sah sie an. Er las in ihrem Blick, dass sie etwas vorhatte und nickte leicht, doch wirklich begeistert war er nicht den Spinnenmann erneut und so schnell wieder zu begegnen.
„Wenn du meinst…!“, bestätigte er nur und willigte damit ein, mitzukommen.
„Also dann, nochmal ab in die Höhle. Am Tag geht er ungern raus.“ Eleyna fügte noch die Worte „Nachts ja auch nicht…“, hinzu, was den Spion dann doch etwas zum Grinsen brachte. So sammelten sie alles ein und verließen ihr Lager, an dem sie die Nacht verbracht hatten. Je näher sie der Höhle kamen, je ruhiger und zugleich konzentrierter wurde Skýler. Er misstraute Freund, auch wenn er scheinbar nett gewesen war und keinen Grund hatte an Eleyna Rache zu nehmen. Doch war unklar, ob er sie nicht wirklich erkannt hatte.
Ich vermute, genau das will sie herausfinden…, dachte der Mischling und blieb wachsam an der Seite der jungen Halbelfe, der er eine besondere Art von Treue geschworen hatte. Ihm missfiel dieses Treffen, auch weil er im Hinterkopf hatte, dass Freund Arvid vermutlich als Mitternachtssnack verspeist hatte. Und er wollte nicht, dass das Vögelchen einen grausigen Anblick ihres Bruders durchmachen musste.

Es dauerte nicht lange und sie erreichten die Stelle, an der noch die provisorischen Fadenmöbel standen. Doch erneut blieb er stehen und würde sich nicht setzen. Sein Blick wanderte suchend umher und entdeckte sehr schnell den Kokon, in dem sich vermutlich der Körper der Nervensäge befand – zumindest das, was von ihm übrig geblieben war. Glücklicherweise war der Anblick human – nicht grausig oder übelkeitserregend. Und doch behielt er die Elfe im Auge, die in diesem umwickelten Leichnam viel mehr sah, als er.
Freund löste sich nun ebenfalls aus einer Nische und schien überaus erfreut zu sein, sie wiederzusehen. Er begann das Gespräch und bot Eleyna an, dass sie sich von Arvid noch einmal verabschieden konnte. Doch obwohl sie sich bemühte sich nichts anmerken zu lassen, glaubte Ský zu wissen, wie es in ihr aussah. Dafür hatte er sie nun doch lang genug begleitet und kennengelernt!
„Nicht nötig.“, presste sie hervor und räusperte sich dann, ehe sie die Arme vor der Brust verschränkte. Für einen Moment sah er nur zu. Doch dann schien Ský sich Gedanken zu machen. Er trat näher an sie heran und stellte sich ihrer Sicht auf Arvid genau in den Weg. Dabei drehte er sie ein kleines Stück, so dass sie nur noch Freund, das Chaosduo und ihn sehen konnte.
„Die zwei wollen das Angebot hören. Sag's ihnen schnell, halt sie nicht auf, sie wollen ablehnen.“, merkte nun Minx an, woraufhin der Spinnerich mit einem halb fragenden und nicht ganz überzeugten „Ist das so?“, antwortete.
Eleyna bestätigte ihnen dieses Vorhaben, während Ský nur zuhörte und aufmerksam die Lage sondierte. Sollte das hier eine Falle sein, würde er nicht gänzlich unvorbereitet sein…
Als die Spinne näher kam und sich zu Eleyna herabbeugte huschte das Sturmgrau direkt auf dessen Gestalt und die Schatten hielten sich verborgen vor jeglichen Blicken bereit, hervorzuschießen. Doch da sich Freund bisher nie angriffslustig gezeigt hatte, blieb der Mischling lediglich vorsichtig. Dennoch ließ sein Blick keinen Zweifel aufkommen, dass er jeden töten würde, der Eleyna ein Haar krümmen würde. Seine Aura reicht aus, um jemandem dieses Gefühl zu vermitteln.
Auch Eleyna straffte sich, doch sie wich nicht zurück. Auch wusste Ský, dass sie sich durchaus zur Wehr setzen konnte. Darauf musste er vertrauen und doch wollte er es gar nicht dazu kommen lassen. Er würde ihr Vertrauen nicht noch einmal enttäuschen.
„Sie ist eine schreckliche Dunkelelfe.“, begann Freund zu Eleyna zu sprechen, woraufhin diese die Augen verengte. Ský beobachtete das Gespräch.
„Sie hat viel Schlechtes vor. Und du ... bist von ihrem Blut.“ Diese Worte ließen besonders Eleyna sich verkrampfen und angriffslustig emporfunkeln. Ský ließ sich noch nichts anmerken und behielt von außen betrachtet seine Ruhe. Und doch… störte es ihm maßlos, dass er wusste, wer Eleyna war. Dadurch bedeutete er Gefahr – Bedrohung! Und konnten sie es sich leisten jemand Wissenden leben zu lassen? Die Spinne musste Freund nur in die Finger bekommen! Ob er sie nun verabscheute oder nicht, wenn er leben wollen würde, würde er das Vögelchen verraten!
„Du riechst nach ihr und in deinem Blick funkelt ihr Ehrgeiz, aber ohne die Bosheit, mit der sie mich zu dem machte, was ich nun bin. Du bist ihr Fleisch und Blut, ich irre mich doch nicht? Ich hab dich gesehen, aus sicherer Entfernung und ..." „Und was?“ Auch für den Mischling war Freunds Formulierung alles andere als willkommen anzuhören. Nur unmerklich verengte sich sein Grau und wurde zunehmend dunkler, während er seine Muskeln anspannte. Langsam aber sicher wurde ihm die Nähe zu nah! Sowohl er, als auch Eleyna würden ihn auch von weiter weg hören können. Doch das hier – dieses Gespräch war die Entscheidung des Vögelchens. Und so sehr es ihm missfiel, er respektierte diese und würde zähneknirschend zuhören und wachen, bis sie ihm etwas anderes signalisieren würde. So dachte er zumindest, bis:
„Dein lustvolles Stöhnen gleicht ganz dem ihren. Keine Angst, ich habe mich sofort zurückgezogen und euch Privatsphäre gelassen.“ Nicht nur Eleynas Züge entgleisten bei diesen Worten. Skýler Blick weitete sich und er erstarrte kurz, was nicht weniger unheilvoll aussah. In seiner Brust spürte er, wie sein Herz einen Takt schneller schlug, ehe sich heiße Wut in ihm auszubreiten begann.
„Sind wir nur hier, damit du DAS sagen kannst?“, fauchte nun auch Eleyna, zu der nun der Blick des Spions wanderte. Und als er sah, dass sie diese Worte verletzt hatten, konnte jeder der drei anderen spüren, dass sie sich gerade in Lebensgefahr befanden!
„Ich glaube nicht, dass wir länger etwas zu besprechen haben! Ich höre mir nicht an, wie du es meiner Mutter besorgt hast und wenn das krankhaften Fantasien entsprang, dann sollte ich dich vielleicht von deinem Leid erlösen!“, ging Eleyna den Spinnenmann an und zog als stählerne Warnung ihre Dolche. In genau diesem Moment trat Ský einen Schritt auf die zu, positionierte sich schräg vor sie, so dass sie die anderen noch sehen konnte, aber sein seitlich ausgestreckter Arm diese gleichzeitig vor ihr abschirmten.
„Das reicht jetzt!“ Seine Schatten waberten aus ihrem Versteck und zogen eine schützende Spirale um die Halbelfe. Es war eine klare Warnung und in dem eiskalten Blick des Spions konnte man eben diese erkennen. Und doch… trotz alldem gewährte Eleyna ihnen noch einen letzten Versuch das Angebot auszusprechen. Wieso nur?
„Ihr spracht von einem Angebot. Ihr habt genau zwei Sekunden Zeit, endlich mit der Sprache herauszurücken, ansonsten garantiere ich für gar nichts mehr!“, herrschte sie den Spinnerich berechtigterweise nach diesen Worten an.
Ský selbst störten Freunds Worte extrem. Diese Nacht war auch für ihn etwas Besonderes gewesen – etwas, was nur ihm und Eleyna gehörte und da wollte er nicht hören, dass sie jemand belauscht hatte! Ob er sich nun zurückgezogen hatte, oder nicht? Was dachte sich der Kerl das Vögelchen mit dieser Frau zu vergleichen, ob Mutter hin oder her!?
„Rede noch einmal so mit ihr und es waren die letzten Unverschämtheiten, die du auf dieser Welt von dir gegeben hast!“ Nein, man sollte sich nun gut überlegen was man zu Skýler sagte, oder was man tat. Sein Blick ließ keine Zweifel daran, dass er bereits gemordet hatte und es ohne zu zögern wieder tun würde – ganz anders als eine Minx, oder … Bolte, obwohl dieser es mit dem Schwur nicht so ernst zu nehmen schien.
So oder so gaben sie Freund die Gelegenheit zu sprechen. Und dieser begann dann auch, im Wissen, dass es seine letzte Möglichkeit war die missliche Lage, die ein paar unbedachte Worte ausgerichtet hatten, noch einmal zum Guten zu wenden:
„Minx machte mir ein Angebot, als sie mich fand und meine Geschichte hörte. Sie meinte, allein würde ich in der Welt nicht bestehen - gegen sie nicht bestehen. Und Minx ist klug, das zu erkennen. Aber sie bot mir Hilfe an. Sie und Bolte gehören dieser Organisation an, die mindestens so weitreichenden Einfluss besitzt wie ihr Netz. Ist euch die vornehme und altehrwürdige Diebeszunft Grandessas ein Begriff?“
Die Angriffslust in den grauen Augen wurde ein wenig schmaler. Natürlich war auch ihm die Diebeszunft von Grandessa ein Begriff.
„Wollt ihr damit sagen, ihr seid Anhänger der Diebeszunft? Deshalb auch der Kodex, dass niemand jemanden Töten darf. Töte niemals, wenn dein Leben nicht bedroht wird. Wir sind Diebe, keine Mörder.“, zitierte sein Vögelchen und langsam, wenn auch zögerlich, zogen sich die Schatten wieder etwas zurück und auch Skýlers Körperanspannung ließ ein kleines bisschen nach.
„Was hat die Altehrwürdige Zunft zu Grandessa mit mei… mit Gwyn d’Yaincre zu tun?!“, fragte sie schließlich und auch den Mischling interessierte diese Antwort. Er sah von dem Trio zu Eleyna, ehe er beschloss neben sie zu treten.
„Was wollt ihr nun? Dass wir dieser Zunft beitreten? Sie bietet vor der Spinne keinen Schutz, denn ihre Lakaien scheuen sich vor keinem Mord!“ Da sprach er aus reiner, persönlicher Erfahrung!
Nein, auch wenn er sich noch keine großen Gedanken darum gemacht hatte, wollte er nicht, dass zu viele von ihnen, vor allem Eleyna erfuhren. Krazhian würde sie viel zu schnell finden - er besaß zu viele Kontakte, zu viele Spitzel und eingeschleuste Verräter!
„Eleyna...!“, sprach er leise ihren Namen aus und suchte ihren Blick mit der Bitte dieser Möglichkeit keine zu schnelle Chance einzuräumen.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 4. September 2024, 10:40

Rumdett war nicht nur ein raues Pflaster. An Celcias Südküste nahm man offenbar auch wenig Rücksicht auf Privatsphäre. Dafür schien es weder Minx noch Bolte zu stören, dass Eleyna und Skýler die letzte Nacht vereint verbracht hatten. Nun, das Goldkätzchen ließ dennoch einen Kommentar ab. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, immer wieder zu erwähnen, dass Skýler zumindest rein optisch ganz ihr Typ zu sein schien.
"Ich weiß~ ist nicht zu übersehen!", hielt Skýler dagegen und legte ein keckes Grinsen auf. Was immer es bei Minx bewirkte. Für seine Erwiderung erhielt er einen geradezu offen liebevollen Blick. Es fehlte jedoch dieses Anzügliche. Vielmehr schien die Piratin ihn wie einen großen Bruder anzusehen, den man immer wieder neckte, weil man ihn ob er Blutsverwandtschaft nicht haben konnte. Oder aber sie war ganz die Rumdetterin und akzeptierte - vorerst! - dass er seine Triebe mit einer anderen Frau auslebte. Was auch immer es war, so milde hatte Minx ihn bisher noch nicht angeschaut. Mehr noch, sie beließ es anschließend auch dabei. Stattdessen legte sie nun endlich halbwegs offen, warum sie samt Bolte noch einmal zu den beiden Spionen gekommen war. Es ging in erster Linie nicht um sie selbst und auch ihr Fleischberg von einem Begleiter gab sich kein bisschen begeistert. Was sollte das nur?! Wenn niemand Lust darauf hatte, noch einmal miteinander zu agieren, warum stand nun ein Angebot im Raum?
Die Antwort war wie üblich die Spinne, auch wenn es sich dieses Mal glücklicherweise nicht um Eleynas Mutter handelte. Der Hybrid hatte den Wunsch nach einem Gespräch eingeleitet und weil er tagsüber nicht einfach zum Strand heraus wollte, mussten Eleyna und Skýler noch einmal zu ihm in die Höhle kommen. Eigentlich mussten sie nicht. Gerade der Mischling zeigte sich ablehnend, aber Eleyna war hier nun die treibende Kraft. Sie hoffte auf Antworten, wollte sich zumindest das Angebot einmal anhören. Ablehnen könnte sie schließlich immer noch. Sie vertraute auch darauf, dass jetzt kein Hinterhalt mehr auf sie wartete. Das wäre reichlich unlogisch, wo gerade Bolte vorab so viele Möglichkeiten dazu gehabt hätte. Ausnahmsweise schien es, dass man ein wenig Vertrauen schenken konnte, auch wenn keiner der drei Rumdetter es verdiente!
Dennoch folgten Eleyna und Skýler dem ungleichen Paar noch einmal in die Höhle, wo der Hybrid auf sie wartete. Die Sitzmöglichkeiten aus Spinnweben hatte er nicht entfernt. Skýler bevorzugte es jedoch nach wie vor zu stehen. Dafür hatte "Freund" seine Mahlzeit in Form von Arvid erneut drapiert. Viel war von ihm nicht zu sehen, denn ein Kokon aus Spinnenseide umschloss ihn. Aber bevor er unter die Erde käme, wollte der Spinnerich Eleyna letzte Gelegenheit geben, sich zu verabschieden.
In der Halbelfe aber löste der Anblick erneut Unbehagen aus. Sie musste zugeben, Arvid nicht sonderlich gemocht zu haben. Das Erhabene, was man üblicherweise jedem aus den Elfenvölkern nachsagte, war bei ihm nicht vorhanden gewesen. Stattdessen hatte er sich reichlich an pubertärem Gehabe und selbstsüchtigen Allüren bedient, mit denen sie nur schwer hatte umgehen können. Dennoch, am Ende war Arvid ihr Halbbruder und folglich Familie ... welche man sich bekanntlich nicht aussuchen konnte. Trotzdem verband sie etwas mit ihm und dass er nun ein so jähes Ende hatte finden müssen, ließ auch sie nicht unberührt. Besonders sie nicht! Sie war zum Teil Mensch und hatte ganz nach dem Experiment ihrer Mutter die Menschlichkeit im Blut aufgenommen. Sie konnte nicht anders als für den toten Halbbruder zu fühlen und noch immer versetzte ihr der Anblick seines Körpers einen Stich. So wandte sie den Blick von ihm ab.
Skýler, der Eleyna wie ein Schatten nicht von der Seite gewichen war, bemerkte es und er zeigte sich überraschend empathisch. Er behielt sie im Auge und als sie den Blick beiseite lenkte, stellte er sich so hin, dass sie Arvids Kokon-Sarg auch nicht mehr so leicht würde ausmachen können. Es war eine kleine, aber sehr bedeutsame Geste. Sie ging angesichts des Auftauchens des Hybriden jedoch unkommentiert unter. Er löste sich aus seiner Nische wie die Schatten, die Skýler sonst immer heraufbeschwor. Auch jetzt waren seine Sinne gespannt, bereit, sich und auch Eleyna zu verteidigen. Das war neu und es beflügelte ihn irgendwie. Er schützte nicht länger nur sich selbst. Es gab jetzt mehr, für das er kämpfen wollte. Wie es sich in Zukunft noch auf seine Entscheidungen und sein Handeln auswirken würde, müsste er erst noch in Erfahrung bringen. Jetzt aber war Skýler entschlossen, jeglichen Schaden an Eleyna abzuwenden.
Die Spinne hatte es aber gar nicht darauf abgesehen, ihr etwas anzutun, zumindest nicht körperlich. Zwar kam sie Eleyna im Gespräch dann doch sehr nahe - erschreckend nahe - aber er wagte gar nicht, sie zu berühren. Er flüsterte ihr nur etwas zu, das selbst Skýlers empfindsame Elfenohren nur deshalb erfassen konnten, weil ansonsten Stille in der Höhle herrschte. Minx hockte in ihrem Nest aus Spinnenweben und Bolte hatte sich längst Arvids Kokon geschnappt, um ihn nun endgültig zu begraben. Dem Dicken schien es nur recht zu sein, nicht anwesend zu sein. Doch ehe er auch nur ansatzweise den Ausgang aus der Höhle erreichen konnte, geschah etwas. Er besaß keine Elfenohren. Er hörte Spinnes Worte nicht. Hauchfein, wie der Seidenfaden einer Spinne eben, drangen die Worte somit nur zu Eleyna durch. Zunächst erfuhr sie, was sie bereits vermutete: Der Spinnerich hatte definitiv die Verbindung zwischen ihr und Gwyn d'Yaincre erkannt. Er wusste, wer sie war. Allerdings bewies er es auf eine Weise, die Eleyna das Blut in den Adern gefrieren ließ. Nicht nur, dass er ihr den vertrauten Duft ihrer Mutter zusprache, er überschritt eine Grenze mit seinem Hinweis, dass er sie und Skýler in ihrer gemeinsamen Liebesnacht offenbar beobachtet hatte. Mehr noch, er hatte sie gehört ... und er setzte ihr Luststöhnen mit dem ihrer Mutter gleich!
Zwei Gesichtszüge entgleisten wie einer, denn auch Skýlers feine Sinne hatten die Aussage vernommen. Wo er sich jedoch wappnete, den Hybriden sofort mit seinen Schatten zu attackieren, um Eleynas Ehre zu verteidigen, da wich sie zunächst vor dem Achtbeinigen zurück. Abstand, sie wollte Abstand gewinnen - zu ihm und zu seiner Aussage. Sie hörte sich an wie ihre Mutter ... bei ...?!
"Sind wir nur hier, damit du DAS sagen kannst?", spie sie ihm entgegen. Freunds Aussage hatte sie tief ins Mark getroffen. Ob sie jemals wieder mit Skýler oder irgendjemandem intim werden könnte, wenn in ihrem Hinterkopf das Wissen wie ein Raubtier lauerte, dass sie sich dabei nach ihrer Mutter anhörte? Vielleicht würde sie es auch schnell wieder vergessen, gerade wenn sie sich in den Armen eines Mannes wiederfand, dem mehr an ihr lag als eine einzige Nacht Spaß. Das müsste die Zukunft zeigen. Für's erste aber war sie vollends getroffen. Und jetzt war es an Eleyna, mit Ablehnung in ihrer Haltung zu glänzen.
"Ich höre mir nicht an, wie du es meiner Mutter besorgt hast und wenn das krankhaften Fantasien entsprang, dann sollte ich dich vielleicht von deinem Leid erlösen!"
Der Hybrid hatte die ganze Zeit über verständnislos dreingeschaut. Er hatte sogar seinen elfischen Kopf in eine verwirrte Schieflage gebracht, als könnte er die Konsequenzen seiner Worte nicht nachvollziehen. Jetzt aber, da Eleyna ihm mit dem Tod drohte, schreckte er auf. Der Spinnerich mochte groß sein und wirklich unheimlich aussehen, aber sein Gemüt entsprach keineswegs seinem Äußeren. "Nicht", bat er mit einem hörbaren Zittern in der Stimme und wich sofort seinerseits zurück, bis der kugelförmige Hinterleib und zwei seiner vier Beinpaare die Höhlenwand berührten. Er hob beide Hände, wobei nicht ersichtlich war, ob die Geste nun beschwichtigen sollte oder ob er damit gleich um sein Leben bettelte.
Eleynas Mitleid weckte er damit nicht. Als Halbelfe mochte sie näher an Emotionen gebaut sein als so manch reine Dunkelelfe, doch angesichts des Zorns, den Spinne in ihr geschürt hatte, konnte sie ihm nun nicht vergeben. Die Wut blitzte in ihr auf wie das Metall ihrer Dolche, welche sie nun zog. Skýler erkannte, dass Eleyna bereit war, diesen Schritt zu gehen, aber er würde auch bemerken, dass sie es später vielleicht bereuen könnte. Wenn sich hier jemand den Tod einer Riesenspinne auflud, dann würde er das sein.
"Das reicht jetzt!", rief er in die Runde, wobei er sowohl dem Hybriden als auch Minx und dem entfernt stehenden, mit Arvids Leichnam beladenen Bolte einen mörderischen Blick zuwarf. Er trat schräg vor Eleyna, um sie etwas abzuschirmen, ihr aber gleichzeitig nicht vollends die Möglichkeit eines Angriffs zu nehmen. Sie sollte nur wissen, dass er sich noch zwischen sie und ihren Feind stellen würde, sollte es zum Äußersten kommen. Ihr Schatten würde sie schützen. Gleiches galt auch für Skýlers Magie. Schon stoben grausige Tentakel aus Dunkelheit empor, waberten zu den beiden Spionen und züngelten in einer Spirale um Eleyna herum. "Rede noch einmal so mit ihr und es waren die letzten Unverschämtheiten, die du auf dieser Welt von dir gegeben hast!"
Das rief Minx auf den Plan. Sie glaubte schließlich, die Magie ginge von der Mischlingselfe aus und da diese nun alle Register zu ziehen schien, war die Piratin alarmiert. Schon sprang sie aus ihrem Spinnwebnest und zeigte, warum man sie das Goldkätzchen nannte. Ihr Schmuck hinterließ einen goldenen Schweif, so schnell huschte sie auf die beiden Spione und den Hybriden zu. Allerdings attackierte sie keinen von ihnen, obgleich Skýlers Schatten schon bedrohlich in ihre Richtung wanderten. Sie jedoch nahm nun eine ähnliche Position ein wie der rothaarige Elf, allerdings auf der gegnerischen Seite. Es war fast absurd, denn sie war noch kleiner gebaut als Skýler oder Eleyna. Der Spinnerich ragte um ein Vielfaches vor ihrer Figur auf. Dennoch stellte sie sich wie eine lebende Barriere zwischen ihn und das Spionage-Duo, die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt - unbewaffnet. Sie war keine Angriffslinie zwischen ihnen und dem Hybriden. Sie war sein Schild.
"Du hast Recht, es reicht jetzt!", konterte sie, klang dabei aber eher bittend als fordernd. Sie warf einen Blick über die Schulter zurück zu dem viel größeren Halbwesen. Nichts an ihm wirkte in diesem Moment bestialisch. Selbst ein Weberknecht strahlte mehr Schrecken aus als der Hybrid es gerade konnte. Minx sah wieder nach vorn. "Er meint's wirklich nicht bösartig. Er ist nur ..."
"Dumm!", ließ Bolte vom Höhleneingang aus von sich. Er hatte die ganze Zeit nicht eingegriffen und machte nun auch keine Anstalten, etwas daran zu ändern. Stattdessen tauschte er einen knappen Blick mit der Piratin. "Du kommst klar, Kätzchen? Wenn du das hier deichseln kannst, merk ich's mir." Dann schulterte er den Seidenkokon mit Arvids Überresten, wandte sich ab und stapfte aus der Höhle heraus als wäre alles in Ordnung. Minx engte die Augen und schnaubte. Als ihr Blick erneut Skýler und Eleyna traf, lag darin ein Ehrgeiz, den beide zuletzt im Rochen gesehen hatten. Die Selbstsicherheit kehrte in das Kätzchen zurück, gespeist mit dem Willen, ihre Prüfung zu bestehen.
"Bolte ... hat Recht", gab sie zu und seufzte. "Unser Freund ist dumm wie'ne Sardine. Aber wundert's euch, hä? Ich meine, seht ihn euch an! Er kann schlecht lernen, mit anderen umzugehen, so wie er aussieht. Was glaubt ihr, wie viele Gespräche er in seinem Leben schon geführt hat? Der plappert noch dümmer daher als ... als ... ich." Sie senkte die Arme und stellte sich nun wieder gerade hin. "Azael, Eleyna ... was immer der Dummkopf euch gesagt hat, war mit Sicherheit nur doof formuliert. Er kann's noch nicht. Wollt ihr ihn dafür gleich lynchen? Immerhin versucht er's doch, anstatt euch einfach aufzufressen."
"Ich würde nie-"
"Still jetzt, ich rede!", wies Minx den Spinnerich mit sanftem Tadel zurecht und wie ein gescholtenes Kind, das nun endlich seiner Mutter gehorchte, verfiel der Hybrid wieder in Schweigen.
Eleyna gab es die Gelegenheit, sich ein wenig zu fangen. Die Wut mochte noch nicht verflogen sein, aber sie rannte nicht mehr blindlings in den Kampf. Ihre Besonnenheit trat an deren Seite und sie trug eine Rüstung aus Vernunft. "Ihr spracht von einem Angebot. Ihr habt genau zwei Sekunden Zeit, endlich mit der Sprache herauszurücken, ansonsten garantiere ich für gar nichts mehr!"
Das war das Zeichen. Minx erkannte die Chance. Sie nickte und trat in einem Halbkreis beiseite. Dabei nickte sie der Spinne auffordernd zu und auch jener ergriff seine letzte Gelegenheit. Nun gab er endlich preis, was eigentlich Thema des Gesprächs hatte sein sollen, auch wenn er zunächst nur eine Frage stellte. Er wollte wissen, ob die beiden Gäste die altehrwürdige Diebeszunft zu Grandessa kannten. Eleynas Reaktion fiel minimal aus und doch ... Minx erkannte, dass die andere ihre Augen engte und das zauberte ein schmales Lächeln auf ihre Lippen.
Dass Eleyna jedoch mehr als den Namen kannte, ahnte sie nicht. Woher auch? Sie konnte nicht wissen, wie lange die Mischlingselfe bereits mit dem Bund der Wüstendiebe agiert hatte. Jener zählte nicht direkt zur Diebeszunft, die ihren Sitz in Grandessa haben sollte, aber beide Organisationen arbeiteten zusammen. Denn beide konnten einen Vorteil daraus ziehen und so erweiterte sich ihr Netz, das nichts mit der Spinne - ihrer Mutter - zu tun hatte. Trotzdem hatte jene Eleyna dort einschleusen wollen, letztendlich mit einem Misserfolg. Ohja, ihr war der Bund der Wüstendiebe noch gut in Erinnerung und über diesen auch die Diebesgilde des Festlands.
"Wollt ihr damit sagen, ihr seid Anhänger der Diebeszunft? Deshalb auch der Kodex, dass niemand jemanden töten darf."
Minx nickte und ihr Lächeln wurde breiter. Ihre Augen strahlten gar. "Du kennst den Kodex? 'Töte niemals, wenn-'"
"Töte niemals, wenn dein Leben nicht bedroht wird. Wir sind Diebe, keine Mörder." Minx starrte. Dann lachte sie hellauf und ihre Augen leuchteten. Die Situation schien sich ein wenig aufzulösen. Ganz gleich, ob und wie die beiden Spione Spinnes Worte verzeihen würden, für's erste konnten sie den Zorn ablegen. Sogar Skýler ließ nun seine Schatten wieder etwas fallen. Man kehrte zum Pragmatischen zurück. Offenbar stimmte es, was Minx unter Eingeständnis ihrer eigenen Fehler gesagt hatte: Der Hybrid schien es mit Sozialkontakten nicht weit gebracht zu haben. Wie seinen Namen hatte er wohl jegliche Interaktion seiner Vergangenheit vor dem Dasein als Halbspinne vergessen oder verlernt. Er sprach viel zu offen, auch schon den Abend zuvor. Bolte hatte sich mehrmals darüber geärgert. Dieses Wesen redete direkt von der Seele weg, ohne sich Gedanken über seine Worte zu machen oder abzuwägen, wie man sie am diplomatischsten formulieren könnte. Nein, das gelang ihm nicht. Dazu schien er eine zu ehrliche, vielmehr naive Haut zu sein. Es fiel schwer zu glauben, wenn man sein Äußeres betrachtete. Er bräuchte schließlich nur ein wenig einschüchternder auftreten und schon könnte er bestimmt ein Dutzend Bauern davon überzeugen, für ihn jagen zu gehen oder zu seinen Untergebenen zu werden, nur damit er dessen Kinder nicht fraß. Das war doch das Klischee-Bild von solchen Bestien. Sie waren immer hungrig nach dem Fleisch Unschuldiger, sie waren blutrünstig, skrupellos, eiskalt ... böse.
Der Hybrid hingegen schien all das nicht zu sein. Er war nur optisch ein mörderisches Ungetüm, so wie Skýler selbst optisch ein durchaus attraktiver Mischlingself war ... oder Eleyna eine schöne Exotin mit dieser geheimnisvollen Kühle, die sie nur noch anziehender machte. Celcia besaß wahrlich seltsame Ecken, in denen klassische Stereotypen nicht existierten. Ecken, in denen kleine Piratinnen sich vor Riesenspinnen stellten, um sie zu beschützen, obwohl sie einer Gruppierung anzugehören schien, die nicht tötete.
"Was hat die altehrwürdige Zunft zu Grandessa mit mei... mit Gwyn d'Yaincre zu tun?!", fragte Eleyna und brachte die Aufmerksamkeit damit wieder zurück zum Wesentlichen. Vor allem aber durfte sie die Genugtuung verspüren, nun ebenfalls mit einem bitteren Pfeil ins Schwarze zu treffen. Hinter Minx krümmten sich vier Beinpaare und reckten den Spinnenleib empor, während der elfische Part des Mischwesens seine Spitzohren zuhielt. Pein verzerrte sein Gesicht zu einer gequälten Fratze. "Bitte, sag nicht ihren Namen. Ich ... hasse ihn. Ich hasse sie!" Er verbarg das Gesicht in Händen, wich weiter zurück und krabbelte so nun die Wand hoch, bis er seitlich daran klebte, während sein elfischer Leib fast schon etwas schlaff herab hing. Minx warf ihm einen mitleidigen Blick zu. Sie wandte sich nun an Eleyna, da ihr Freund sich nicht in der Lage sah, es zu erklären.
"Nichts", sagte sie schlicht und stämmte die Hände in die Hüften. "Und das ist auch gut so. Die olle Schnepfe hat offenbar schon viel zu weit ihre Finger überall im Spiel." Plötzlich grinste sie auf. "Aber die Zunft ist'n sicherer Ort. Hab ich auch unserem Freund hier gesagt. Die Spinne findet ihn da nicht. Und euch auch nicht, falls ihr sein Angebot annehmen wollt."
"Was wollt ihr nun? Dass wir dieser Zunft beitreten?" Minx hob die Schultern auf Eleynas Frage hin. Sie schaute erst sie an, dann Skýler und erwiderte: "Warum nicht? Gerade du, Azael, wärst sicher 'n toller Dieb mit ganz vielen Mädels an jedem Finger. Ich würd auch nicht nein sagen." Ihr Blick ruhte offen auf ihm. "Aber ihr müsst nicht, keine Bange. Ich bin ja schon drin - zwar noch 'n Kätzchen, aber Bolte will ja, dass ich die Prüfung schaffe und aufsteige, damit ich endlich was reißen kann. Falls ich das schaffe, helfen die mir ... und auch meinen Freunden." Sie warf erneut einen Blick über die Schulter zurück. "Egal, wie sie aussehen oder woher sie stammen. Ich muss nur'n gutes Wort für euch einlegen."
Der Spinnerich wagte sich wieder näher heran. Minx' Worte berührten ihn und er trippelte neben sie, um mit warmem Blick auf sie herabzuschauen. Die Piratin lächelte ihm zu, griff dann nach oben und umfasst seine rechte Hand. Der Hybrid verflocht sofort die Finger mit den ihren.
Eleyna aber blieb skeptisch. Sie bezweifelte, dass die Zunft ihr helfen könnte. "Sie bietet vor der Spinne keinen Schutz, denn ihre Lakaien scheuen sich vor keinem Mord!"
"Du kennst die Zunft nur flüchtig, eh?", hakte Minx nun nach. "Die nehmen's mit dem Kodex nicht halb so ernst wie du und du bist nicht mal'n Mitglied! Hast Bolte doch gesehen, der hat auch schon welche umgelegt ... wenn er's kodexgetreu auslegen kann, geht das in Ordnung. Vergiss nicht, das sind alles Diebe. Wir drehen uns die Regeln immer zu unserem Vorteil zurecht." Ihr Grinsen erstarb, wich einem ernst, der nicht ansatzweise an Skýlers düsteren Blick herankam, aber seine Wirkung auch bei Minx nicht verfehlte. "Unterschätz die Zunft nicht. Wenn du glaubst, dein Mamilein hat'n tolles Netz, dann sind wir mindestens ebenso weitreichend. Es stimmt, generell tötet die Zunft nicht, aber sie hat Mittel und Wege, dass andere sich die Hände für sie schmutzig machen. Glaubst du, wir hätten keine Kontakte? Wenn ich es schaffe, unseren Freund hier auch einzuschleusen, könnten wir sogar helfen, die dunkelefischen Eroberungszüge plattzumachen. Passt mir nämlich gar nicht, dass die verdammten Dunklen in Rumdett meinen, Befehle erteilen zu können. Grandessa haben sie auch shcon infiltriert. Es reicht und wir arbeiten dran ... nun, jedenfalls glaub ich das. Bolte hat'S erwähnt. Der weiß mehr, ich bin nur'n Kätzchen. Aber die Zunft, die kann euch echt helfen, wenn ihr es wollt. Und wir bringen euch hin. Wir haben nur gewartet, bis unser Freund hier wieder bei Kräften ist."
"Und das bin ich, dank der Hilfe deines Bruders." Er meinte es ehrlich, aber ja ... der Spinnerich war durchaus etwas dumm.
"Was meint ihr", warf Minx nun ein. "Sprecht euch ab und überlegt's euch. Ist'n spitzentolles Angebot ... und ich verlang nicht mal was dafür. Piratenehrenwort! Außerdem ist's besser als allein gegen was so Großes ankommen zu wollen wie das Netz deiner Mutter, meinst'e nicht, Eleyna?" Minx stutzte plötzlich. Sie streckte die Zunge heraus und griff sich an den Hut. "Hey, ich krieg doch 'ne Gegenleistung! Wenn ihr beide mitkommt, kann ich Azaels hübsche Visage noch 'ne Weile anhimmeln, haha!"
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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 21. September 2024, 11:42

Eleyna war gewiss nicht prüde. Aber sie war jemand, der seine Seele, das, was ihm wichtig war, schützte. Sie war jemand, der sich nur schwer öffnen konnte und wenn sie es tat, dann war es etwas ganz Intimes. Als die Spinne ihr offen erklärte, er habe nicht nur gelauscht sondern sie auch noch mit ihrer Mutter verglich und damit so viel mehr verriet als seine Worte vorgaben, da spürte sie ihren Unwillen darüber. Sie spürte, wie ihr alles an Freundlichkeit entgleiten wollte, um sich zu einer Ablehnung zusammenzurollen und dem anderen entgegenzuschlagen. Sie spürte neben sich, wie Skýler sich anspannte. Auch er hatte die Worte gehört und einen Moment traf ihn ihr distanzierter Blick. Geboren aus dem, was der Spinnenmann ihr soeben genommen hatte. Privatsphäre war für Eleyna niemals wichtiger gewesen als heute. Sie war ständig unter Beobachtung, doch seit sie sich entschieden hatte, nicht länger die Marionette zu sein, die man aus ihr hatte machen wollen, da kämpfte sie nur umso mehr um ihre kleine, innere Schatulle, die all das Wichtige aufbewahren sollte. Und Skýler hatte am gestrigen Abend mehr als nur einen Blick hineinwerfen dürfen. Er hatte von ihr Ehrlichkeit, Echtheit und Vertrauen erhalten. Jetzt drohte Spinne’s Äußerung das alles wieder zunichte zu machen, weil sie sich verschloss. Es war ihr mehr als nur unangenehm und unwillkommen, dass er sie mit ihrer Mutter verglich. Entsprechend fiel auch ihre Reaktion ihm gegenüber aus. Sie zog gar ihre Dolche, weil die Kränkung sie bis ins Mark erreichte. Es war ihr schlicht unangenehm und der bloße Vergleich mit ihrer verhassten Mutter verletzte sie. Sie war ganz anders! Oder? Minx bemühte sich, die Situation zu erklären, aber Eleyna behielt ihre ablehnende Art bei. Die Worte der Katze stießen bei der Elfe auf Granit. Eleyna schützte sich selbst und sie war nicht dazu gemacht, jeder Dummheit Nachsicht zu entgegnen. Sie war gewiss nicht herzlos, aber ‚Spinne‘ hatte sich gehörig im Ton vergriffen. Dummheit hin oder her. Plötzlich trat Ský vor und schirmte sie etwas ab. Eleyna stutzte. Ihr funkelnder Blick traf ihn, weil sie nicht sehen konnte, was er vorhatte. Doch entgegen ihren Erfahrungen, galt das Gebot seitens des Spion’s nicht ihr, sondern den anderen. Mehr noch, seine Schatten machten klar, dass er sie schützen würde. Selbst vor solchen Dingen. Eleyna war in dem Moment unfähig ihre Gefühle zu sortieren. Sie war noch immer wutentbrannt über die Worte, über den Subtext und verfing sich in einem Geflecht aus Rückzug und Verbannung. Sie wollte schon wieder einen Schritt in Richtung Flucht antreten, wollte die zerbrechliche Seele, die in ihr wohnte, einfach wieder verschließen und niemandem jemals wieder zeigen. Allerdings war da immer noch das Angebot und sie brauchte Informationen, damit sie sich am besten auf das vorbereiten konnte, was sie noch immer im Sinn hatte.
„Rede noch einmal so mit ihr und es waren die letzten Unverschämtheiten, die du auf dieser Welt von dir gegeben hast!“ Sie hob den Kopf und blickte auf Skýler’s Rücken. Seine Worte lösten etwas in ihr und die instinktive Flucht vor den Gefühlen, die sie offenbart hatte und aus dieser Situation, verrauchte für den Moment wieder. Sie verlangte endlich mit der Sprache herauszurücken und schließlich erzählte Spinne. Dass es ausgerechnet die Diebeszunft zu Grandessa sein sollte, die er erwähnte, überraschte Eleyna. Sie fragte erneut nach und nutzte den Namen ihrer Mutter, was Spinne offenbar quälte. "Bitte, sag nicht ihren Namen. Ich ... hasse ihn. Ich hasse sie!" Eleyna aber hob nur verschlossen den Blick und sah ihn an. „Dieses Recht hast du verwirkt!“, knurrte sie unwillig. Er mochte ihren Namen nicht?! Was interessierte es Eleyna? Er hatte sie weitaus schlimmer gequält und das zarte Pflänzchen, das sich nur für Skýler aus ihrer Festung der Einsamkeit recken wollte zertrampelt! Wer wusste schon, ob es sich davon erholen könnte… Und auch Ský war sich nicht so sicher, ob sie sich damit einen Gefallen taten.

„Was wollt ihr nun? Dass wir dieser Zunft beitreten? Sie bietet vor der Spinne keinen Schutz, denn ihre Lakaien scheuen sich vor keinem Mord!“ Sie nickte bekräftigend. Er hatte Recht. Das ist kein Schutz, das war sterben auf Raten, denn irgendwann infiltrierte die Spinne, ihre Mutter, auch dieses Bollwerk. Oder hatte es bereits. “Eleyna…!“ Sie hob den Blick, als er sie eindringlich bat, nicht vorschnell zu handeln. Sie nickte leicht zum Zeichen, dass sie nichts Unüberlegtes tun würde. "Warum nicht? Gerade du, Azael, wärst sicher 'n toller Dieb mit ganz vielen Mädels an jedem Finger. Ich würd auch nicht nein sagen.“, antwortete Minx auf Ský’s Frage. Eleyna verschränkte die Arme vor sich und zeigte deutlich ihre Missbilligung über diese Idee. Dabei überging sie Minx‘ ständige Versuche, den Mischling zu ködern geflissentlich. Sie war zu lange allein geblieben, um gleich eifersüchtig zu werden. Zumal das, was sie mit Skýler verband, und sie geteilt hatten, viel zu frisch war. Und sie sich gerade ohnehin nicht sicher war, ob sie nicht vielleicht doch lieber allein bleiben sollte. Denn scheinbar führte ein Bisschen Offenheit bereits dazu, dass andere es gegen sie verwendeten. „Aber ihr müsst nicht, keine Bange. Ich bin ja schon drin - zwar noch 'n Kätzchen, aber Bolte will ja, dass ich die Prüfung schaffe und aufsteige, damit ich endlich was reißen kann. Falls ich das schaffe, helfen die mir ... und auch meinen Freunden. Egal, wie sie aussehen oder woher sie stammen. Ich muss nur'n gutes Wort für euch einlegen." Eleyna sagte nichts. Sie beobachtete lediglich und nichts in ihrem Gesicht zeigte, ob die Idee von Minx sie berührte oder vollkommen kalt ließ. "Die nehmen's mit dem Kodex nicht halb so ernst wie du und du bist nicht mal'n Mitglied! Hast Bolte doch gesehen, der hat auch schon welche umgelegt ... wenn er's kodexgetreu auslegen kann, geht das in Ordnung. Vergiss nicht, das sind alles Diebe. Wir drehen uns die Regeln immer zu unserem Vorteil zurecht. Unterschätz die Zunft nicht. Wenn du glaubst, dein Mamilein hat'n tolles Netz, dann sind wir mindestens ebenso weitreichend. Es stimmt, generell tötet die Zunft nicht, aber sie hat Mittel und Wege, dass andere sich die Hände für sie schmutzig machen. Glaubst du, wir hätten keine Kontakte? Wenn ich es schaffe, unseren Freund hier auch einzuschleusen, könnten wir sogar helfen, die dunkelelfischen Eroberungszüge plattzumachen. Passt mir nämlich gar nicht, dass die verdammten Dunklen in Rumdett meinen, Befehle erteilen zu können. Grandessa haben sie auch schon infiltriert. Es reicht und wir arbeiten dran ... nun, jedenfalls glaub ich das. Bolte hat'S erwähnt. Der weiß mehr, ich bin nur'n Kätzchen. Aber die Zunft, die kann euch echt helfen, wenn ihr es wollt. Und wir bringen euch hin. Wir haben nur gewartet, bis unser Freund hier wieder bei Kräften ist."
"Und das bin ich, dank der Hilfe deines Bruders."


Eleyna schnaubte erneut und presste die Lippen aufeinander. Sie wirkte mehr als nicht überzeugt und die Worte, die Minx zum Besten gab, waren gut gewählt, aber für Eleyna hatten sie keine Bedeutung. Schon ihr ganzes Leben lang, versprachen ihr verschiedene Leute, dass sie ihr helfen würden. Ihr ganzes Leben lang lernte sie, dass das nicht der Fall war. Eleyna schwieg und… dachte nach. "Was meint ihr? Sprecht euch ab und überlegt's euch. Ist'n spitzentolles Angebot ... und ich verlang nicht mal was dafür. Piratenehrenwort! Außerdem ist's besser als allein gegen was so Großes ankommen zu wollen wie das Netz deiner Mutter, meinst'e nicht, Eleyna?" „Nein. Meine ich nicht.“, schoss Eleyna gleich zurück. Minx brauchte nicht zu glauben, dass sie Freundinnen waren. Und sie vertraute der Katze nicht. Sie glaubte zwar daran, dass Minx meinte, was sie sagte, aber sie vertraute gewiss nicht ihr Leben diesem Chaotenhaufen an. Die Mischlingselfe warf Skýler einen vielsagenden Blick zu und nickte dann mit dem Kopf in eine Richtung, damit er ihr folgte. Sie wollte sich etwas absetzen, um das zu besprechen. Ja… sie zog ihn trotz allem ins Vertrauen. Vielleicht war das Pflänzchen doch noch nicht unwiederbringlich von dem Spinnenmann zertreten worden. Als sie genug Abstand hatten, sprach Eleyna so leise, dass nur Skýler sie hören konnte. Ihr Blick traf sein Sturmgrau und für einen Moment wollte sich etwas in ihrem Blick zeigen, das an das gemeinsame Erlebnis erinnern wollte. Schließlich hatten sie dazu noch keine Gelegenheit gehabt. Aber es verschwand sofort wieder und machte deutlich, dass sie große Probleme damit hatte, überhaupt damit umzugehen. Also wurde sie wieder geschäftsmäßig. „Du kennst meine Meinung dazu, überhaupt jemanden ins Vertrauen zu ziehen. Und wenn ich darüber nachdenke, dass mehrere Leute wissen, wer ich bin… und was ich vor habe… dann habe ich keine Kontrolle mehr darüber, wer mir in den Rücken fällt und wer sich bei meiner Mutter anbiedern will. Minx glaubt, was sie sagt aber sie ist ein Kind!“, urteilte Eleyna hart und trotzdem schuldete sie dieser Truppe überhaupt nichts. „Sie hat überhaupt keine Ahnung. Und Bolte traue ich nicht so weit, wie ich ihn werfen könnte.“ Die Spinne erwähnte sie erst gar nicht mehr. Er war gestorben für sie. „Ich bin dafür, dass wir unseren Weg allein suchen.“ Sie benutzte tatsächlich ‚wir‘ und ‚uns‘. Was einer gewissen Adelung gleich kam, denn noch vor wenigen Stunden hatte sie vehement versucht, Skýler von sich zu stoßen.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Donnerstag 3. Oktober 2024, 18:28

Die Situation in der Höhle spitzte sich zu. Der Spinnen-Hybrid hatte mit seinen Worten die kurze Bekanntschaft unwissentlich zerstört und es war fraglich, ob sich diese nun noch retten ließ. Eleyna war in diesem Fall die entscheidende Kraft, denn das alles betraf sie viel mehr, als Skýler, der der Organisation zwar angehörte, doch im Grunde nur eine Randerscheinung war. Die Halbelfe war die Tochter der Spinne und somit eine viel bedeutendere Figur auf dem Schachbrett der Machtsuchenden.
Minx und auch Bolte schienen zu erkennen, dass ihnen die Situation entglitt. Gerade die Katze bemühte sich sichtlich zu retten und zu erklären, was vielleicht noch zu retten war. Doch ihre Position war schwach, denn im Grunde war es Skýler egal, welcher Organisation oder Gruppe sie angehörten. Er war ein Einzelgänger und kämpfte seine Schlachten stets aus den Schatten heraus alleine. Auch wusste er um die Gefahr, die eine größere Gruppe bedeuten konnte. Verrat existierte überall und er gehörte zu denen, die nicht gerne auf Risiko setzten.
Seine Entscheidung Eleyna nicht auszuliefern - sie stattdessen zu beschützen und auf ihrem Weg zu begleiten, damit sie, oder sie beide vielleicht Rache verüben konnten, war bereits ein enormer Bruch in seinem Leben, an den er sich selbst erst einmal gewöhnen musste. Sein Vertrauen verschenkte er nicht leichtfertig und das Angebot der Piraten, der ehrwürdigen Zunft von Grandessa beizutreten, um bei ihnen Unterstützung und Schutz zu finden, sah er keineswegs als lukrative Lösung an. Er würde Eleyna beschützen und würde sich dabei alleine vermutlich am wohlsten fühlen.
Minxs Ausführungen lauschend, verhärtete sich sein Entschluss immer mehr und so warf er dem Vögelchen einen Eindringlichen Blick zu, der sie bat, keine unüberlegte und schnelle Entscheidung zu treffen. Minx Art hatte sich stark verändert und lud durchaus ein, ihr Glauben und helfen zu wollen. Nur deshalb waren sie überhaupt noch einmal mitgegangen und standen nun hier in der nicht besonders heimeligen und feuchten Höhle.

„Warum nicht? Gerade du, Azael, wärst sicher 'n toller Dieb mit ganz vielen Mädels an jedem Finger. Ich würd auch nicht nein sagen.“ Solch ähnliche Andeutungen hatte Minx nun schon häufiger von sich gegeben und obwohl sie durchaus sein Ego umschmeicheln konnten, war der Mischling nicht eingebildet genug, als dass er sich von ihnen locken ließ. Seine Augenbrauen zogen sich lediglich etwas zusammen und er schüttelte mit dem Kopf. Die Aussicht auf mehrere Mädels an seinen Fingern, wie die Katze es so schön formulierte, reizte und interessierte ihn nicht. Er war nie der Typ gewesen, der mit dem weiblichen Geschlecht gespielt oder diese um sich geschart hatte. Daher war die vergangene Nacht mit Eleyna auch so bedeutsam. So wenig man es ihm vielleicht auf den ersten Blick zugetraut hätte, war Skýler von der Sorte Mann, die treu war, wenn er jemand besonderen gefunden hatte.
„Und warum sollte ich ein Dieb werden wollen? Danke für das Angebot, aber ich sehe für uns keinen Vorteil dein Angebot anzunehmen. Besonders, weil du, wie du sagst, bisher noch kein Mitglied bist, dass sich die Gefallen und Unterstützung der anderen verdient hat.“ Wieder schüttelte er mit dem Kopf. Er wollte Minx gerade sicher nicht schlecht machen, aber er äußerte die Punkte, die ihm auffielen, um seinen Standpunkt klar zu machen. Auch Eleyna schien dies so zu sehen. Sie schnaubte und presste die Lippen aufeinander, als Minx noch einmal einen letzten Versuch wagte:
„Was meint ihr? Sprecht euch ab und überlegt's euch. Ist'n spitzentolles Angebot ... und ich verlang nicht mal was dafür. Piratenehrenwort! Außerdem ist's besser als allein gegen was so Großes ankommen zu wollen wie das Netz deiner Mutter, meinst'e nicht, Eleyna?“ So eine Vermutung konnte Minx nur besitzen, weil sie bislang nur von der Spinne gehört und noch nie wahrhaftig mit ihr konfrontiert worden war!
„Nein. Meine ich nicht.“, meinte auch die Halbelfe mit distanzierter Miene. Auch für sie schien der Entschluss gefallen zu sein, was Ský gedanklich aufatmen ließ. Hätte sie zugestimmt, wäre alles für ihn und die Situation unnötig kompliziert geworden.
Seine Schatten zogen sich der Situation angemessen wieder leicht zurück und standen nicht länger bedrohlich zwischen ihnen. Allerdings blieb ein Halbkreis aus Dunkelheit um Eleynas Füße noch sichtbar, ganz so als würde die Mauer direkt wieder aufgebaut werden können.
„Minx! Kümmere dich um deinen Freund und dass die Zunft ihm Schutz und Hilfe bietet. Dann kann er vielleicht bald hier aus dieser Höhle heraus. Mit uns hat das nichts zu tun – tut mir leid! Wir verfolgen unterschiedliche Ziele. Und ich arbeite lieber allein!“
Die Worte machten deutlich, dass von seiner Seite aus nichts zu erwarten war. Dennoch ging er mit Eleyna ein wenig auf Abstand, damit sie sich, wie gefordert, kurz besprechen konnte. Auch wenn die Würfel augenscheinlich bereits gefallen waren.
Als sie genug Abstand zu den anderen gewonnen hatten, blieb er vor ihr stehen und hob die Hand. Seine Finger berührten beinahe liebevoll ihre Wange, ehe sie sich an die weiche Haut der Dunkelhaarigen legten. Sagen tat er nichts, doch der Ausdruck in seinen grauen Augen, vermittelten ihr unmissverständlich die Frage, ob es ihr gut ging. Seine Geste war sachte und klein und doch zeigte er ihr damit, dass er zu ihr stand. Für ihn hatte sich seit ihrer Nacht nichts verändert.
Dennoch schien Eleyna sich wohler zu fühlen, wenn sie sich geschäftsmäßig dem Thema gegenüber gab, womit der Mischling gut umzugehen wusste:
„Du kennst meine Meinung dazu, überhaupt jemanden ins Vertrauen zu ziehen. Und wenn ich darüber nachdenke, dass mehrere Leute wissen, wer ich bin… und was ich vor habe… dann habe ich keine Kontrolle mehr darüber, wer mir in den Rücken fällt und wer sich bei meiner Mutter anbiedern will. Minx glaubt, was sie sagt aber sie ist ein Kind! Sie hat überhaupt keine Ahnung. Und Bolte traue ich nicht so weit, wie ich ihn werfen könnte. Ich bin dafür, dass wir unseren Weg allein suchen.“, schloss Eleyna mit ihrer Meinung, woraufhin Ský seine Hand zurückzog, sich gegen die Steinwand lehnte und mit einem zustimmenden Nicken die Arme vor sich verschränkte. Offenbar lehnte er sich gerne an – es war vermutlich ein Tick von ihm, den er unbewusst tat, wenn er die Gelegenheit dazu hatte.
„Ich habe nichts zu widersprechen.“, bestätigte er ihre Entscheidung und sah kurz zu den drei Chaoten hinüber. „Auch, wenn Freund deine Mutter und die Organisation kennt – Minx und Bolte tun es nicht. Sie wissen nicht, in was sie sich da verwickeln lassen. Sie mögen mit der Einmischung Freund, der offenbar nur ein Versuchskaninchen für die Spinne war, unbehelligt durchkommen. Doch in unserem Fall… geht es um dich. Du wirst als Verräterin gesucht und bist darüber hinaus auch noch die Tochter dieser Frau.“ Er schüttelte leicht den Kopf und richtete seine sturmgrauen Augen wieder auf die Halbelfe.
„Dein Wert für sie… ist vermutlich unzählbar höher. Wir machen es wie besprochen und ziehen uns erst einmal zurück, tauchen unter! Früher oder später wird ihnen vermutlich auch mein Verrat bewusst werden. Damit wir einen Vorteil nicht verspielen, würde ich das zwar so lange es geht vermeiden, aber ich weiß, wie schnell Krazhian die Geduld verlieren und argwöhnisch werden wird.“ In Skýlers Blick spiegelte sich keine Vorfreude auf diesen Moment – eher im Gegenteil.
„Ich denke wir sind zu zweit am sichersten! Immerhin wurden wir dazu gedrillt alleine erfolgreich zu arbeiten und Ziele zu erreichen. Je mehr wir sind, je ungewohnter wird zumindest für mich die Situation. Also… Ziel bleibt dasselbe, wie gestern besprochen?“ Damit sprach er auf die Insel Belfa an, doch im Grunde konnte sich die Route für ihn auch noch ändern. In seinem Fokus stand lediglich Krazhian auszuweichen, denn dieser… ja der Dunkelelf war für Ský derzeit ein noch beängstigenderer Gegner als die Spinne selbst!
„Wir sollten auch aufbrechen. Minx meinte ja, es wäre unsere Entscheidung. Wenn das stimmt werden sie uns schon nicht aufhalten.“

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 24. Oktober 2024, 21:27

Das Angebot seitens Minx und Spinne war sicherlich gut gemeint. Aber es war nicht das, was Eleyna in diesem Moment brauchte. Es hatte sich nicht wirklich etwas daran geändert, dass sie glaubte, allein besser dran zu sein. Dass sie ihren Weg so bestreiten wollte, dass möglichst niemand hineingezogen wurde. Nun, bei Skýler war ihr das deutlich misslungen, aber er konnte immerhin auf sich aufpassen. Auch machte ihn sein Geständnis zu jemandem, der sich als hilfreich erweisen konnte. Er hatte Eleyna’s Vertrauen gewonnen und weit mehr als das. Letztendlich musste sie sich darüber zwar noch Gedanken machen, aber im Moment galt es ganz andere Hürden zu meistern.

Die Halbelfe nahm Sky beiseite und versuchte mit ihm im Vertrauen zu sprechen. Für einen Moment sahen sie einander an und er nutzte den Augenblick, um seine Hand sanft an ihr Gesicht zu legen. Eleyna schluckte. Die Gefühle, die aufwallten, waren noch nicht klar definiert und dazu angetan, sie ein wenig durcheinander zu bringen. Dass sie mit Skýler geschlafen hatte war… neu gewesen. Die Gefühle, die sie gehabt hatte. Es war ganz anders als damals mit Laogh. Da herrschte eine gewisse Anziehung vor, die bei Skýler aus einer anderen Richtung geboren wurde. Er berührte sie auf einer ganz anderen Ebene und sprach Dinge in ihr an, die sie eigentlich begraben wollte. Sie hatte Ský erzählt, dass sie sich allein auf diesem Weg befand und nun… Der Moment, da sich Skýler hinreißen ließ ihr ein wenig Zärtlichkeit zu schenken war vorüber, als sie sich dazu entschied fürs Erste nur das vordergründige Problem zu bearbeiten. Zeit, über sie beide zu sprechen würde gewiss noch später sein. Jetzt aber musste Eleyna ihm ihre Meinung ungeschönt mitteilen und machte deutlich, dass sie keine Option darin sah, mit Minx zu den Dieben zu gehen. Zu viele Augen, zu viele Ohren. Eleyna traute dem Ganzen nicht und glaubte auch nicht daran, dass man ihr wirklich helfen könnte. Es durfte schwer werden, die Spionin von etwas derartigem zu überzeugen. Und auch Sky schien da ähnlich zu denken. „Ich habe nichts zu widersprechen.“ Sie schnaubte überrascht und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Auch, wenn Freund deine Mutter und die Organisation kennt – Minx und Bolte tun es nicht. Sie wissen nicht, in was sie sich da verwickeln lassen. Sie mögen mit der Einmischung Freund, der offenbar nur ein Versuchskaninchen für die Spinne war, unbehelligt durchkommen. Doch in unserem Fall… geht es um dich. Du wirst als Verräterin gesucht und bist darüber hinaus auch noch die Tochter dieser Frau. Dein Wert für sie… ist vermutlich unzählbar höher. Wir machen es wie besprochen und ziehen uns erst einmal zurück, tauchen unter! Früher oder später wird ihnen vermutlich auch mein Verrat bewusst werden. Damit wir einen Vorteil nicht verspielen, würde ich das zwar so lange es geht vermeiden, aber ich weiß, wie schnell Krazhian die Geduld verlieren und argwöhnisch werden wird.“ Eleyna dachte über seine Worte nach und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie darüber nachdachte. „Dein Mentor kann wohl zum größten Problem werden…“, pflichtete sie ihm bei. „Ich denke wir sind zu zweit am sichersten! Immerhin wurden wir dazu gedrillt alleine erfolgreich zu arbeiten und Ziele zu erreichen. Je mehr wir sind, je ungewohnter wird zumindest für mich die Situation. Also… Ziel bleibt dasselbe, wie gestern besprochen?“ Ihr Blick glitt über die Diebin und zurück zu Skýler. Eleyna dachte darüber nach, was Belfa für sie tun könnte. „Damit wir in Ruhe unsere nächsten Schritte überlegen können, wäre Balar womöglich besser geeignet. Sarma… da könnten uns andere Geister der Vergangenheit einen Strich durch die Rechnung machen. Ich weiß, dass das Dorf Balar nur ein paar Einwohner hat. Es gibt den Wald Balarus und … nun, solange die Dryaden uns in Ruhe lassen“, witzelte sie und spielte auf ein Märchen an, das besagte, dass die Dryaden im Wald Balarus lebten. Eleyna wusste noch aus ihrer Zeit in Sarma, dass man sich erzählte, dass dieser Teil der Insel Belfa die Dryaden gefangen hielt, weil es dort so grün war, wie sonst nirgendwo auf der Insel. Sie selbst hielt nichts von Märchen, aber es fiel ihr just in dem Moment ein, da sie über Balar nachdachte. „Ansonsten fiele mir nur der Eldoras und das Dorf Eldar ein. Ich denke nicht, dass man uns dort Obhut verwehren würde. In Shyáná Nelle gibt es ebenfalls Gerüchte, dass dort einige Flüchtlinge Unterschlupf erhalten. Ganz gleich, Hauptsache wir können uns in Ruhe etwas überlegen. Denn wenn es schlecht läuft und Minx, Spinne und Bolte der Meinung sind, sie könnten mich auch anders für ihre Zwecke nutzen, dann sind uns die Häscher meiner Mutter nach kurzer Zeit auf den Fersen.“ Sie seufzte und rieb sich kurz die Nasenwurzel. Man sah ihr an, dass sie der Gedanke umtrieb, dass nun so viele von ihr wussten. Es missfiel ihr, noch immer. Sie hatte Skýler die Gründe genannt, warum sie allein diesen Weg gehen wollte, und daran hatte sich im Grunde nichts geändert. Allerdings wusste Eleyna auch nicht, ob nicht bereits der nächste Spion entsandt worden war und wie viel Zeit ihr wirklich blieb. „Und du glaubst nicht, dass dein Mentor eine Möglichkeit wäre, die wir für unsere Zwecke nutzen könnten?“, sie dachte noch mal kurz nach. „Arrond…“, murmelte sie dann in Gedanken, doch verwarf sie diesen gleich wieder. Arrond Vesuve, ihr einstiger Vertrauter aus Pelgar, der nun in Santros lebte und Einfluss besaß war der letzte, den sie um Hilfe bitten würde. Zu tief war der Verrat. Auch wenn er gewiss ein mehr als hilfreicher Komplize gewesen wäre. „Vergiss es, Santros ist nicht sicher…“, winkte sie schließlich ab und holte tief Luft. „Lass uns den Dieben unsere Entscheidung mitteilen und dann aufbrechen…“

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Skýler Fiórge Zhèkkra » Sonntag 3. November 2024, 13:50

Zusammen standen sie etwas Abseits und besprachen die nächsten Schritte mit gesenkter Stimme. Normalerweise hätte Sky ins Lerium gewechselt, doch da Freund diese Sprache mit Sicherheit verstand, war es das Einfachste die Stimme einfach so weit zu senken, dass selbst seine Ohren nichts verstanden. Durch seine Schatten versicherte er sich, dass auch keine anderen kleinen Krabbler etwas mitbekamen. Spürte er deren Präsenz, schloss er diese in seinen Schatten ein, was optisch kaum bemerkbar sein würde.
Für einen kurzen Moment schenkte Skýler Eleyna kleine Zärtlichkeiten. Einerseits, um sie zu beruhigen und ihr stumm mitzuteilen, dass er für sie da wäre, doch auch, weil er sicher gehen wollte, dass das, was in der gestrigen Nacht zwischen ihnen gewesen war, in ihren Augen kein Fehler gewesen war. Einen Wandel der Gemüter konnte es immer geben und da auch er etwas riskierte, schien er eine kleine Bestätigung zu brauchen, dass dem nicht so war.
Zwar machte Eleyna keine wirklichen Anstalten die Zärtlichkeiten groß zu erwidern, doch konnte er in ihren Augen auch keine Ablehnung oder Reue erkennen, womit er fürs Erste zufrieden war. Die Situation gab schon gar nicht mehr her und so akzeptierte er wortlos, als sie das Thema wechselte.
Die Hände wieder senkend, lehnte er sich, wie üblich, wenn er die Gelegenheit hatte, an die Steinwand und lauschte ihren Worten. Dass er gegen Eleynas Richtung nichts auszusetzen hatte, schien sie kurzzeitig zu überraschen, was ihn zum Schmunzeln brachte. Skýler war nicht jemand, der seine Wege eisern durchdrückte und würde auch auf die Vorschläge der Halbelfe reagieren, wenn er diese für gut und sicher hielt. Dennoch erklärte er seine Entscheidung und untermauerte damit noch einmal ihre Argumente. Gleichzeitig machte er auf ein Problem aufmerksam, das Eleyna im Hinterkopf bleiben sollte – Krazhian!
„Dein Mentor kann wohl zum größten Problem werden…“, pflichtete sie ihm bei, was ihm ein müdes Lächeln abrung. Die Beziehung zu seinem Lehrmeister war ganz und gar nicht einfach. Hoffnungen und darauf folgende Enttäuschungen hatten den Mischling Lebensjahr für Lebensjahr geprägt.
„Mach niemals den Fehler ihn zu unterschätzen, oder gar einen Funken Vertrauen in seine Worte zu setzen, egal wie freundlich und entgegenkommend sie wirken. Er ist ein Manipulator, ein Meister der Täuschung und er …“ Skýler fiel es sichtlich nicht leicht diese Beschreibung laut auszusprechen „…wird jede Schwäche zu nutzen wissen!“ Er spürte einen Stich, als er an all seine Erfahrungen dachte und schalt sich noch immer, dass in ihm ein letzter kleiner Funke vorhanden war, der noch immer darauf hoffte, dass er für Krazhian nicht nur ein Werkzeug war. Obwohl Ský für ihn mehr Verachtung und Hass empfand, war der Dunkelelf die einzige Vaterfigur, die er je besessen hatte und der übriggebliebene naive Restteil seiner Kindheit klammerte an dem Gedanken, dass der Reinrassige auch irgendwo an ihm hing. Doch schlussendlich wusste er woran er war und was er zu erwarten hatte: Nichts, schon gar nicht, wenn sein Verrat bekannt wurde. Krazhians Rache würde ihn treffen, doch mit diesem Gedanken kam er langsam, aber sicher zurecht.
Er betrachtete Eleynas hübsches Gesicht und tastete mit seinem Sturmgrau ihr klares Blau ab. Es war unerwartet gekommen, doch in ihr hatte er jemanden gefunden, den er beschützen wollte. Und man konnte nicht behaupten, er hätte keine Vorstellung davon, was sie erwarten würde. Nein, er wusste auf was er sich hier einließ und doch setzte er alles auf sein neues und eigen gewähltes Ziel. Und vermutlich lag darin auch der Unterschied zu seiner Treue. Die zu Krazhian war ihm eingedrillt und anerzogen worden. Die zu Eleyna hatte sich entwickelt und er hatte sie selbst und für sich gewählt.

Von solchen Gedanken nichts ahnend plante Eleyna weiter ihre weitere Reiseroute:
„Damit wir in Ruhe unsere nächsten Schritte überlegen können, wäre Balar womöglich besser geeignet. Sarma… da könnten uns andere Geister der Vergangenheit einen Strich durch die Rechnung machen. Ich weiß, dass das Dorf Balar nur ein paar Einwohner hat. Es gibt den Wald Balarus und … nun, solange die Dryaden uns in Ruhe lassen“, witzelte sie, woraufhin der Mischling nur bestätigend mit dem Kopf nickte. Auch ihm wäre Sarme nicht besonders recht, doch das hatte er ihr ja bereits am Vorabend erzählt.
„Ansonsten fiele mir nur der Eldoras und das Dorf Eldar ein. Ich denke nicht, dass man uns dort Obhut verwehren würde. In Shyáná Nelle gibt es ebenfalls Gerüchte, dass dort einige Flüchtlinge Unterschlupf erhalten. Ganz gleich, Hauptsache wir können uns in Ruhe etwas überlegen. Denn wenn es schlecht läuft und Minx, Spinne und Bolte der Meinung sind, sie könnten mich auch anders für ihre Zwecke nutzen, dann sind uns die Häscher meiner Mutter nach kurzer Zeit auf den Fersen.“
Eleyna wirkte besorgt und Skýler konnte es nachempfinden, was sie stresste. Die junge Frau hatte durch ihre Abstammung viel zu befürchten und es war anzunehmen, dass sie jederzeit mit Verrat rechnen musste, wenn man bedachte, wer ihre Mutter war. Umso wichtiger empfand er es, dass er für sie da war – von nun an zumindest.
Kurz dachte er über die Möglichkeiten nach. „Shyána Nelle liegt von hier gesehen am nächsten und soweit ich weiß haben sich die Dunkelelfen bisher noch nicht groß in den Kapayu vorgewagt. Doch…“, er zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen „…weiß ich nicht, ob Krazhians Arme nicht auch bis dorthin reichen. Die größeren Städte werden von der Spinne sicher überwacht, da bin ich mir sicher! Und der Eldoras… er liegt ziemlich nahe an Morgeria.“ Je länger er die Möglichkeiten in Gedanken durchspielte, je kleiner wirkte Celcia plötzlich auf ihn. Er rieb sich die Haare zurück und unterdrückte ein offensichtliches Seufzen. Seine Mimik behielt er weiterhin in guter Kontrolle.
„Und du glaubst nicht, dass dein Mentor eine Möglichkeit wäre, die wir für unsere Zwecke nutzen könnten?“, fragte Eleyna nach einem Moment nach, woraufhin Ský aufsah, jedoch nicht wirklich zu reagieren schien. Tatsächlich konnte er darauf keine wirkliche Antwort geben.
„Auszuschließen ist es nicht. Aber… Krazhian ist ein enormes Risiko. Er ist nicht umsonst einer der Köpfe eines Seitenarms. Er ist mächtig, weit verzweigt und … hat bisher immer gewonnen.“ Dass er selbst für die Erfolgsquote seines Mentors mitverantwortlich war, sah er in diesem Moment weniger als etwas an, auf das er eine Hoffnung, oder Chance bauen konnte. Er wusste ja noch nicht einmal, ob er ihm in einer direkten Konfrontation mittlerweile gewachsen wäre. Seit dem Tag, an dem er in Krazhians Fänge geriet hatte er sein Talent für Schattenmagie voll ausgebildet und war mitunter auch dank der Anleitung des Reinrassigen so stark geworden. Doch… würde er sich behaupten können? Kaum merklich schüttelte er mit dem Kopf. Auf diese Frage würde er jetzt keine Antwort finden und noch würde er eine Konfrontation umgehen wollen.
„Wir können… noch darüber nachdenken. Aber gerade fällt mir nichts ein, wie wir ihn nutzen könnten.“
Eleyna dachte indessen schon weiter und erwähnte einen Namen, der dem Spion durchaus vertraut gewesen wäre, hätte sie auch noch seinen Nachnamen genannt.
„Arrond…Vergiss es, Santros ist nicht sicher…“, winkte sie schließlich ihren Gedanken ab, woraufhin er sachte nickte.
„In Santros habe ich den Auftrag erhalten dich aufzuspüren. Vermutlich ist Krazhian nicht länger dort, aber dort hielt er sich bis zu meiner Abreise auf! Noch dazu… liegt Santros in seinem Wirkungsgebiet.“ Zwar am Rande, weshalb er sich selbst dort immer ganz gerne aufgehalten hatte, doch er wollte das Risiko nicht unerwähnt lassen.
So wirklich kamen sie noch nicht zu einem gutdurchdachten Plan, doch vielleicht war der erste Schritt, nun einfach aufzubrechen und sich dann weitere Gedanken zu machen. Eleyna schien zumindest auch so zu denken und unter diesen Besuch von Rumdett einen Strich zu ziehen.
„Lass uns den Dieben unsere Entscheidung mitteilen und dann aufbrechen…“ Nickend folgte Skýler ihr zurück zu Freund und Minx. Er befürchtete nicht direkt einen Überfall, sollten sie ihnen ihren Entschluss nicht mit ihnen zusammenzuarbeiten mitteilen, doch er blieb wachsam – überließ aber Eleyna das Wort.

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Re: Das Versteck an der Küste

Beitrag von Erzähler » Dienstag 5. November 2024, 15:44

Skýler und Eleyna zogen sich ein Stück weit zurück. Zwischen den Nischen einiger Felsen, die die beiden nun schon fast fächerartig umspannten, konnten sie in Ruhe miteinander reden. Der Mischling behielt dabei die Übersicht, denn er musste nur den Zugang zu ihrem Rückzugsort im Auge behalten, um sich und Eleyna vor unliebsamen Lauschern schützen zu können. Und er wollte sie beschützen, nicht nur jetzt. Das hatte er mit sich selbst bereits ausgemacht, ihr aber ebenso mitgeteilt. Es gab keinen Einzelkämpferweg mehr, den er beschreiten würde und auch seine Gefährtin wich davon ab. Wir, hatte sie betont. In einem waren sich beide aber schon vor ihrer Absprache einig: Das gemeinsame Vorgehen bezöge niemand sonst mehr mit ein. Denn selbst wenn Eleyna den von Spinne mehr als unangenehmen Vergleich mit ihrer Mutter hätte verzeihen können, war ihr unwohl bei dem Gedanken, sich ihm, Minx und Bolte anzuschließen. Im übergewichtigen Piraten sah sie eine schwer einzuschätzende Gefahr. Minx schien er auf irgendeine Weise loyal gegenüber zu sein. Er verriet sie in ihren Plänen zumindest nicht. Dennoch traute Eleyna dem Fleischberg nicht über den Weg. Die Goldkatze hingegen hielt sie für zu idealistisch, vielleicht sogar einfach nur naiv. Sie könnte es ihr nicht verübeln. Wenn sie wirklich ein eher unerwähnenswertes Mitglied der noblen Zunft der Diebe aus Grandea wäre, so fehlte ihr schlichtweg die Erfahrung, um das Ausmaß eines Netzwerks ihrer Mutter überhaupt zu begreifen. Minx ahnte ja nicht, wozu Gwen d'Yaincre alles fähig war! Und da sah ihre Tochter das größte Problem. Sie konnte nicht abschätzen, ob die Diebesgilde nicht selbst kontaminiert war. Sich ihnen anzuvertrauen, hieße, sich ihrer Mutter auf dem Silbertablett zu präsentieren, wenn es auch nur einen einzigen Dieb in dieser Organisation gäbe, der der Spinne treu ergeben wäre ... oder goldgierig genug, seine Moral über Bord zu werfen. Nein, das war aus Eleynas Sicht viel zu riskant. Sie wagte es ja nicht einmal sich den drei Piraten - respektive zweien und einem Spinnenhybriden - anschließen zu wollen.
Dass sie mit ihrer Haltung nicht allein war, zeigte sich, als auch Skýler zu Wort kam. Ihm gefiel der Gedanke ebensowenig und es kostete ihn schon genug Offenheit für Neues, Vertrauen in seinen gemeinsamen Weg mit Eleyna zu legen. Natürlich wollte er ihn so gehen! Er hatte sich dafür entschieden. Das hieß jedoch nicht, dass sein Gewissen ihn nicht irgendwo versuchte, zu sabotieren. Es war ihm eingetrichtert worden, sein halbes Leben lang, vermutlich noch länger. Krazhian hatte beste Arbeit geleistet, sein Werkzeug zu einem Einzelgänger zu erziehen und jede ihm entgegenkommende Leistung skeptisch genug zu sehen, dass er zumindest eine Gegenleistung dafür erwarten sollte. Sich Eleyna auf jedweder Ebene so weit zu öffnen wie er es nun letzte Nacht getan hatte - körperlich, mengal, mit jeder Faser seiner Seele - war ein Wagnis. Er betrat unbekannten Boden und legte Hoffnung hinein, von ihr nicht enttäuscht zu werden. Dieses Gefühl teilten sie und wenn ihre Herzen aufrichtig genug waren, würden sie sich jeder auf seine eigene Weise anstrengen, dem anderen die Sicherheit zu geben, dass das geschenkte Vertrauen berechtigt wäre. Dazu aber müssten sie beide weiterhin zusammenarbeiten und überleben.
So stellte sich schnell die Frage, wie es nun weitergehen sollte. Grandea stand nicht auf ihrer Agenda. Es war Minx' und Freunds weg, die vermutlich nur von Bolte unterstützt wurden, weil man dem großen Gesellen die Goldkatze an den Hals gehext hatte. Fest stand, dass die beiden Mischlinge einen anderen Pfad einschlagen wollten. Doch wohin sollte es gehen?
Sie wägten ihre Optionen ab. Zum größten Problemfaktor würde hierbei Skýlers Mentor werden. Krazhian hatte sich zuletzt in Santros aufgehalten. Eleyna könnte dort vielleicht auf Arrond hoffen, selbst wenn die Chancen mehr als gering standen, aber es war zu gefährlich, der Region zu nahe zu kommen. Die Gefahr, entweder von Krazhian selbst oder einem seiner Schergen entdeckt zu werden, blieb zu groß. SKýler wäre es sogar am liebsten, möglichst große Distanz zwischen ihn und sich zu bringen. Sein bevorzugtes Fluchtziel war die Insel Belfa, mehr noch das einzig intakte Waldgebiet dort. Im Dorf Balar könnte man sich eine Weile verstecken, bis neue Pläne einen Rachefeldzug gegen Eleynas Mutter ermöglichten.
Die Elfe schlug in dieser Debatte auch Shyána Nelle vor. Die Talsenke inmitten der Urwälder wäre nicht nur ein frieldiches Paradies, sondern auch eine Anlaufstelle, um einen Gegenschlag vorzubereiten. Eleyna erinnerte sich, auf einer ihrer Missionen Gerüchte aufgeschnappt zu haben, dass sich dort ein Knoten von Widerstandskämpfern gegen den Einmarsch der dunklen Völker diesseits des Drachengebirges gebildet hatte. Wieviel Wahrheit dahinter steckte, hatte sie jedoch nicht evaluieren können, da man sie selbst bisher nicht zu den Shyáner Elfen geschickt hatte und eine private Reise dorthin auffällig hätte werden können. Nun war es ohnehin zu spät. Ihre Mutter sah in ihr wahrscheinlich eher eine Gefahr, die es auszumerzen galt. Sie würde nicht mit Eleyna sprechen ... und wenn Skýler in ihrer Nähe bliebe, würde auch er ihr Schicksal teilen.
Nein, auf Gwen d'Yaincre konnten sie sich noch nicht wirklich konzentrieren. Es war zu früh und sie mussten sich erst sammeln. Sie mussten das Problem Krazhian bewältigen und anschließend schauen, wie sie sich um das nächste kümmerten. Dass die elfische Talsenke im Kapayu letztendlich auch keine Option war, verglich man sie mit den übrigen Alternativen, zeigte sich in der Ähnlichkeit zu Grandea. Warum sich den Shyánern anschließen, wenn man eine bereits organisierte Gilde an Dieben und mutmaßlich ebenfalls Spionen ausschlug? Die Elfen im Urwald galten als naiv, allein weil sie eher zurückgezogen lebten. Sie luden jeden zu sich ein, das konnte auch Feinde beinhalten. Und wenn wirklich eine Gruppe aus Widerstandskämpfern sich dort sammelte, wer garantierte, dass zwischen ihren Mitgliedern nicht ebenfalls Spione der Spinne wären? Eleynas Mutter hätte sie möglicherweise früher oder später dorthin ausgeschickt. Krazhian hätte Skýler einen solchen Auftrag geben können, wäre die Ergreifung der Tochter der Spinne nicht von höherer Priorität gewesen. Denn Skýler sah keineswegs nach einem klassischen Dunkelelfen aus. Er könnte sich leichter bei den Shyánern einschleusen.

Kurzum, die Entscheidung für Balar schien schon vorab getroffen und nachdem das beiden Mischlingen bewusst wurde, kehrten sie auch zu den anderen in den weiträumigeren Bereich der Nische zurück. Dabei schnappten sie gerade noch eine Szene auf, die ihnen das Verhältnis zwischen Minx und dem Hybriden noch etwas näher brachte.
"... vollkommen unbegreiflich, was ich angerichtet haben soll?", fragte die Spinne gerade und schaute aufrichtig betroffen drein. Aber nur kurz, denn Minx sprang mit ordentlich Schwung in die Höhe, so dass sie tatsächlich seinen Kopf erreichte, um ihm einen Klaps in den Nacken zu verpassen. "Na, weil Bolte Recht hat! Du bist manchmal einfach nur dumm!" Als sie wieder auf ihren Füßen landete, ließ der Spinnerich den Kopf hängen und man sah der Kleineren an, dass sie ihre Worte bereute. "He", versuchte sie, die Aufmerksamkeit ihres Freundes zu erregen. Als er hinschaute, reckte sie beide Arme nach ihm aus. Der Hybrid ergriff sie, dass Minx wie eine Spielzeugpuppe zwischen seinen Händen aussah. Er hob sie auf Höhe seines Oberkörpers und sie legte ihm ohne jegliche Scheu die Arme um den Hals. "Wir schaffen das schon, selbst wenn sie nicht mitkommen. Ich helfe dir, hörst du? Dann kannst du auch jeden Tag dumm sein. Du hast ja mich. Ich bin klug für uns beide, ja?"
Sie würde klug für alle sein, von denen sie hoffte, dass sie mitkämen. Denn Eleyna und Skýler führten alsbald aus, dass sie getrennte Wege gehen würden. Minx' Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie schien für einen winzigen Moment sogar den Tränen nahe. Der Spinnerich sagte nichts, aber er schien schon geahnt zu haben, dass es kein Miteinander geben würde. So wie er an Minx festhielt und sie ihm immer wieder beteuerte, an seiner Seite zu stehen, schien er selten in den Genuss gekommen zu sein, Weggefährten und deren Unterstützung zu erhalten. Bei seiner Optik war das auch nicht verwunderlich, denn nach wie vor war er eine übergroße Halbspinne.
Boltes Ausdruck zu deuten konnte man mit dem Versuch zu vergleichen, die Zukunft aus der Form von Löchern in einem halb schimmeligen Käse zu lesen. Und damit war auch schon alles gesagt.
Wie Minx es ihnen allerdings zugesichert hatte, ließ man Eleyna und Skýler einfach ziehen. Nicht einmal der dicke Pirat schickte ihnen eine Warnung hinterher. Er beobachtete sie nur, bis sie die Spinnenhöhle und den Strandbereich davor verlassen hatten. Denn für die Spione hieß es nun, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Wenn sie nach Belfa wollten, würden sie den Seeweg wählen müssen.
Diese Angelegenheit enpuppte sich jedoch als unmöglicher Akt. Schnell stellen Skýler und Eleyna nämlich fest, dass die Schiffe im Hafen von Rumdett zwar durchaus auch Nichtpiraten mitnahmen, aber nicht ohne Bedingungen an diese zu stellen. In Rumdett existierten drei große Gemeinschaften aus Piraten mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Sie führten kleine Fehden gegeneinander und versuchten, sich in nahezu allem zu übertrumpfen. Teilweise hassten die Mitglieder einander, so dass offene Straßenkämpfe oder bewaffnete Tavernenschlägereien durchaus zum Rumdetter Alltag gehörten. Gemeinsam hatten alle drei Piratengruppen jedoch, dass kein Schiff von ihnen Passagiere mitnahm, die nicht zu ihrer eigenen Gemeinschaft gehörten. Wer mitfahren wollte, musste seine Seele entweder an die Säbelschwinger, die Blutsäufer oder die Schwarzen Augenklappen verschreiben. Damit waren Eleyna und Skýler erneut mit dem Problem konfrontiert, dass sie sich einer Gruppe anschließen müssten, um weiterzukommen. Diese Option stand nach wie vor nicht zur Debatte. Aber ohne Zugehörigkeit gab es auch kein Schiff. Die kleinen Kutter der Fischer verlangten zwar nicht derartige Voraussetzungen, aber ihre reparaturfälligen Nussschalen waren auch für keine Reise gedacht, die weiter als bis zu den Fischgründen führte.
Die Aussicht, ein Handelsschiff zu nutzen, fiel ebenso schnell sprichwörtlich ins Wasser. Jene legten nicht im Rumdetter Hafen an, jedenfalls nicht freiwillig. Es lagen genug erbeutete Schiffe vor Anker, diese wurden aber bereits als Eigentum einer der drei Piratengemeinschaften gesehen. Fahrende Händler machten einen großen Bogen um das Nest an der Küste. So standen die Chancen erschreckend schlecht und langsam wurde ihnen die Zeit knapp. Nachdem Skýler und Eleyna schon ein paar Tage in Rumdett verbracht und nach einer Möglichkeit gesucht hatten, mit einem Schiff von dort fortzukommen, alamierte sie plötzlich ein Zettel, den der Kellner des Teufelsrochens ihnen beim Servieren der Getränke unterschob. Die Handschrift war krakelig und nur schwer zu entziffern. Die Nachricht war jedoch auch halb lesbar alarmieren genug:


Neugierige suchen euch.
Schriftrolle Fuss

Unterschrieben war der Zettel nicht. Nur in der halb abgerissenen unteren, rechten Ecke ließ sich noch eine aufgemalte Katze mit Federhut erkennen. Jene beobachtete das Mischlingspaar auch, als sie sich wieder auf den Weg durch die Straßen machten, um die Bedeutung der Nachricht zu ergründen. Der Dachvorsprung, auf dem Minx hockte, bog sich Besorgnis erregend herunter, als Bolte neben ihr Platz nahm.
"Du hilfst denen ja immer noch", brummte er. Minx ließ nur ein Grunzen vernehmen, zog die Beine an und schlang ihre Arme darum."Kann doch nicht der einzige Grund sein, weil die auch Mischblut haben, aye?"
Die Goldkatze schob ihren Hut und einige Strähnen ihres Haares zurück, um die eigene Ohrmuschel mit dem Finger entlang zu fahren. Dass sie etwas spitzer zulief als bei anderen Menschen, erkannte man nur bei deutlicherem Hinsehen. Schon verbarg sie ihr Erbe wieder unter der Hutkrempe. "Liegt nicht nur daran", meinte sie.
"Also doch verliebt." Bolte erhielt einen Stoß von Minx' Kopf, als sie jenen wie eine Ziege gegen ihn hämmerte. Dem mit mehr Fett als Verstand gepolsterten Piraten machte es nichts aus. So seufzte sie nur und gab klein bei. "Ein bisschen ... vielleicht ...", murmelte sie.
"Bisschen viel, wenn du immer noch nicht loslassen kannst. Außerdem hat er 'ne Freundin." Bolte nickte zur Straße herunter, in welche Eleyna soeben einbog und aus ihrem Sichtfeld verschwand. Minx machte sich noch etwas kleiner in ihrer Position. "Ich wünschte, er hätte mich auch mal so in den Sandstrand gedrückt wie sie..."
Bolte hob seine Pranke und legte sie der kleineren Piratin auf den Kopf. "Ich geb dir 'ne Milch aus." Minx lächelte schwach und lehnte sich dann gegen das Fett an ihrer Seite.

Skýler und Eleyna mussten sich eine Alternative suchen und zwar schnell. Die Nachricht hatte sie gewarnt und schnell erkannten sie, dass Krazhian seinem Werkzeug wohl dichter auf den Fersen war als erhofft. Wie er darauf kam, in Rumdett nach ihm zu suchen, blieb für beide ein Geheimnis. Dass aber Dunkelelfen bereits in Gassen und Tavernen herum fragten, konnten sie spielend leicht in Erfahrung bringen. Dabei erfuhren sie, dass sich ausschließlich nach Skýler erkundigt wurde. Niemand erwähnte Eleynas Namen auch nur einmal. Es war Krazhian, der ihn suchte und offenbar ging er davon aus, dass sein Spion das Vögelchen entweder noch immer verfolgte oder aus den Augen verloren hatte, aber noch nicht wagte, mit dieser schlechten Nachricht zurückzukehren. Ob man den Mentor noch eine Weile hinhalten könnte, wenn Skýler es geschickt anstellte? Eine Nachricht in einer der Tavernen hinterlegen oder direkt mit jenen Dunklen sprechen, die nach ihm fragten, damit sie es Krazhian ausrichteten, wäre hier wohl die simpelste Möglichkeit. Nur Eleyna durfte bei ihm nicht entdeckt werden, weshalb beide nun teilweise verborgen bleiben oder getrennt handeln mussten. Fest stand, dass es so nun nur noch schwerer wurde, den Seeweg zu wählen. Sie könnten immer noch an Land Richtung Belfa aufbrechen, würden dann aber wohl ein Schiff von Andunie aus nehmen müssen. Und der Weg wäre weit.
So entschieden die beiden wohl auf lange Sicht, dass man erst einmal Richtung Kapayu reisen könnte. Gesagt getan. Auf ihrem Weg aus Rumdett heraus nach Norden legten sie hin und wieder Pausen ein. Sie kamen bei kleineren Dörfern vorbei, mieden diese jedoch. Dafür suchten sie Gehöfte auf, wenn die Vorräte zu knapp wurden oder das Wetter sie zwang, einen warmen Unterschlupf zu finden. In Jorsan hatten sie es da tatsächlich etwas schwerer. Skýler mochte nicht vollkommen wie ein Dunkelelf aussehen, aber seine Optik genügte, um Misstrauren bei vielen Bauern zu wecken. Eleyna hatte es etwas leichter, manchmal wurde aber auch sie abgewiesen. Die Dunklen seien doch mit dem Königreich Grandessa verbündet, folglich wären sie der Feind. Es stellte sich wirklich heraus, dass man den beiden Spionen in Grandessa offener begegnete. Bei einigen Grenzposten fanden sich grandessarische Soldaten und Dunkelelfen, die gemeinsam Seite an Seite stationiert waren. Auch diese Orte mieden Skýler und Eleyna, allein schon, um nicht von Dunkelelfen entdeckt zu werden. Das Netz der Spinne war groß.
Die grandessarischen Bauern wiederum begegneten ihnen freundlicher. Zwar konnten sie nur schwer Vorräte bereitstellen, weil die neuen Verbündeten das Land durch ihre eigenen Bedürfnisse hart beanspruchten und der König es stillschweigend ausbluten ließ wie es schien, dennoch kam man den Mischlingen gastfreundlicher entgegen. Ihre Reise bis in den Kapayu entwickelte sich folglich relativ friedlich. Kurz bevor sie das Königreich verließen, erfuhren sie jedoch von Gerüchten, dass sich in der Umgebung von Grandea nachts eine große Spinne herumtreiben sollte, die Kinder fraß und die Region unsicher machte. Minx, Bolte und ihr gemeinsamer Freund schienen Rumdett ebenfalls verlassen zu haben ... oder es gab mehr von seiner Art. Im Urwald existierten vielleicht sogar nicht hybridische Varianten.
Die beiden Elfen wanderten eher den Rand ab, umrundeten den grünen Harax. Erneut stand Shyána Nelle zur Debatte, doch wollte man vordergründig nach Andunie gelangen. Als sie sich jedoch aufgrund eines Angriffs durch wilde Affen tiefer in den Urwald flüchten mussten, weil sie nach der beschwerlichen Reise ihre Reserven nicht zur Verteidigung mittels Magie aufwenden konnten, stellten Eleyna und Skýler alsbald fest, dass sie nur mit Glück die elfische Talsenke erreichen würden. Sie hatten sich unweigerlich in den Tiefen des Kapayu verlaufen.

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