Eine Apfelplantage vor der Stadt

Die an der Bucht Kad Harat liegende Stadt ist zwar nicht so riesig wie Pelgar, aber mindestens ebenso bekannt. Sie wurde vom dunklen Volk erobert und seither leben ihre Bürger unter dem Joch des dunklen Herrschers.
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Die Handelsstadt ist vom dunklen Volk erobert worden. Hier treiben sich nun Dunkelelfen, Orks, Goblins, verbündete Grandessarer und Piraten aus Rumdett, sowie vereinzelt Sarmaer Gesindel und Echsen herum. Die Andunier leben in Angst und als Sklaven ihrer Unterdrücker.
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Eine Apfelplantage vor der Stadt

Beitrag von Erzähler » Montag 6. Mai 2024, 00:48

Azura kommt von Die Hafenstadt Andunie -> Wohnviertel Andunies -> Das Haus der Faelyns

Azura wollte Corax die nötige Zeit geben, die es brauchte, um sich mit seinem wiedergefundenen Vater auszutauschen. An ihren eigenen dachte sie im Moment dabei nicht, allerdings wurde sie auch gehörig abgelenkt. Ganz der Ehrenmann und ungeachtet ihrer nicht dunkelelfischen Herkunft zeigte Emmyth sich mehr als edel ihr gegenüber. Mit beschwingten Schritten führte er sie an seinem Arm durch das Haus selbst. An der Treppe angekommen, die wieder hinunter in den Eingangssaal führte, löste er sich weit genug, um einige Stufen voraus nach unten zu gehen. Er reichte Azura die Hand, um sich festzuhalten und geleitete sie Schritt um Schritt hinab. Erst unten angekommen bot er ihr erneut den Arm zum Einhaken an. Doch sein Lächeln schwand schnell, als sich gleich mehrere Wachen im Saal einfanden. Sie nahmen an der Tür Aufstellung. Emmyth rollte mit den Augen und seufzte. "Ich möchte unseren Hausgast doch nur ein wenig herum führen", klagte er deutlich weniger galant. Der ranghöchste Wachmann wandte sich ihm zu und was immer er antwortete, missfiel Emmyth sichtlich.
"Junger Herr, Ihr wisst doch um die Anweisungen Eures Vaters. Ihr seid das Kostbarste, was er hat. Wir stören Euch nicht in Euren Tätigkeiten, aber wir befolgen seinen Befehl und behalten Euch im Auge."
Emmyth straffte seine Haltung, als wollte er sich sogleich von Azura reißen, um dem Dunkelelfen die Faust ins Gesicht zu rammen. Doch er beherrschte sich, zupfte an seinem Umhang und wandte sich seiner Begleitung zu. "Sie weigern sich, mich außerhalb des Grundstücks mit Euch allein losziehen zu lassen. Mein Vater legt großen Wert auf meine Unversehrtheit - selbst, wenn ich nun nicht mehr Erbe des Hauses bin." Er seufzte wiederholt, dieses Mal jedoch entschuldigend. "In den Gärten hier kann ich mich auch ohne die Wachen bewegen. Es ist nicht so interessant wie Andunie selbst, aber würdet Ihr mich begleiten?" Er sprach laut genug und mit einem Seitenblick nach hinten. Von dem halben Dutzend Wachen schwanden vier. Der Sprecher von eben und sein Nebenmann blieben jedoch. Emmyth schüttelte den Kopf. Er hatte es eindeutig nicht leicht, machte aber das Beste daraus. So blieben Azura und ihm vorerst nur die Gärten des Anwesens und so ganz ungestört wie gedacht, blieben die beiden selbst hier nicht. Zwar folgten die beiden Wachen dem jüngeren Sohn der Faelyns nicht auf Schritt und Tritt, aber sie blieben auf Abstand und nahe des Eingangs.
"Niemals bin ich allein", ärgerte sich der Spross des Hauses. Plötzlich aber blitzten seine Augen auf und leuchteten wie Corax' Rubine, wenn er wieder etwas Dreistes ausheckte. Emmyth umfasste Azuras Handgelenk und zog sie sanft mit sich. Es ging in den hinteren Teil der Gärten. Hier gab es unzählige Blumenbeete, kleine Zierbrunnen, Vogeltränken und kompliziert geschnittene Büsche, die die Form exotischer Tiere angenommen hatten. Azura hatte nie zuvor in ihrem Leben einen Elefanten gesehen, aber der vierbeinige Heckenkoloss mit dem Rüssel aus geringelten Ranken genügte, um beeindruckend zu sein. Emmyth umrundete ihn, so dass er mit ihr kurz außer Sicht für die Wachen war.
"Dort hinten, zwischen den Hecken gibt es eine halb verborgene Gartenlaube - wollt Ihr immer noch die Apfelplantagen sehen?" Emmyth wartete keine Antwort ab. Erneut zog er Azura mit sich. Ihm fielen die gereckten Hälse der Wächter auf, als er sich ihnen erneut zeigte. Er winkte sogar, deutete Richtung der Laube und führte Azura dorthin. Sie lag verborgen, war aus Stein und nicht etwa weißem Holz wie jene auf dem Grundstück ihres Vaters. Dafür hing sie über und über mit Efeu, so dass man kaum einen Blick in den Sitzbereich werfen konnte. Dort gab es nur eine gemütliche Bank. Emmyth deutete Azura, sich dort zu setzen. Er selbst lehnte eine Weile am Zugang der kleinen Laube.
"Ich fürchte, ich muss Euch einiges abverlangen", gestand er. "Allem voran der dramatische Fakt, dass ich Euch nun entführen muss - sofern Ihr bereit seid, einem Halunken wie mir zu folgen." Er schmunzelte. Dann löste er die Fibel, welche den gefiederten Umhand auf seinen Schultern hielt. Er zog ihn herab und trat nun in die Laube hinein, aber nicht allzu weit. Dann hängte er den Umhang so auf das Laub des Efeus, dass er zum einen davon gänzlich getragen wurde, zum anderen von weitem aber aussehen musste, als stünde Emmyth selbst noch nahe des Laubenzugangs. Er zwinkerte Azura zu.
"Es ... ist nicht das erste Mal, dass ich diesen Weg wähle, aber die Wächter haben ihn noch nicht entdeckt. Schnell, zu mir! Duckt Euch und achtet auf Eure Frisur. Ich würde es bedauern, wenn sie durch meinen Fluchtplan ruiniert würde." Trotzdem gluckste er ein wenig dabei. Dann wirbelte er vom Eingang fort und neben die Bank, auf der die Andunierin es sich bequem gemacht hatte. Er schob einige Efeuranken beiseite und gab den Blick auf ein Loch frei, das nicht nur aus der Laube hinaus, sondern auch noch zwischen die Heckenreihen führte, die die Mauer des Grundstücks umgaben. Emmyth verlangte der adligen Andunierin hier wirklich einiges ab. Sie musste nicht nur niederknien, sondern sich auch noch durch das Loch zwängen. Dicht stand sie bei ihm und zwischen den Heckensträuchern, als sie sich erneut aufrichtete. Doch es war noch nicht vorbei. Emmyth hielt sich einen Finger an die Lippen, um ihr zu signalisieren, leise zu sein. Dann zeigte er auf die Mauer. Sie war hier zertrümmert und bot einen schmalen Spalt. Quetschte man sich hindurch und marschierte gerade keine Patrouille Wachen an dem Spalt vorbei, konnte man dem Grundstück entkommen. Genau das hatte Emmyth vor und er wollte Azura mit sich nehmen!

Die Flucht fand überraschend ereignislos statt. Keine der Faelyn-Wachen bemerkte sie und kaum dass Emmyth und Azura das Haus, sowie einige Straßen hinter sich gelassen hatten, nahm auch sonst niemand groß von den beiden Notiz. Einige fremde Dunkelelfen schauten zwar, dass ausgerechnet einer der ihren mit einer Menschenfrau am Arm unterwegs war, aber es wagte keiner, ihn darauf anzusprechen.
Emmyth führte Azura die sauberen Wege durch den Adelsbezirk der Stadt entlang bis hin zu den Toren. Azura kannte die Pfade natürlich, wenngleich sie jene meistens in einer Kutsche hinter sich gebracht hatte. Umso weiter kamen sie ihr jetzt vor, aber sie konnte von Glück reden, keine feinen Tanzschuhe zu tragen. So drückten ihr die Füße nicht wirklich, als man das Stadttor erreichte. Hier besaß die Mauer noch zahlreiche Stellen, die über einen längeren Zeitraum würden repariert werden müssen. Die Spuren des erfolgreichen Angriffs waren immer noch zu sehen. Das Tor selbst wurde gut bewacht, aber da es sich nicht um Wächter aus dem Haus Faelyn handelte, gab Emmyth sich arglos. Mehr noch, er zeigte sich großzügig. Bei einem der dunkelelfischen Wachmänner tauschte er ein Beutelchen Gold für seine Verschwiegenheit. Niemand sollte ihn und Azura die Stadt haben verlassen sehen. Außerdem mietete er zwei Pferde an, behauptete dabei, einen Ausritt machen zu wollen und in einigen Stunden zurück zu sein.
Mit einem Fingerschnippen rief er einen versklavten Andunier herbei, der für Azura eine lebendige Trittleiter mimen sollte, damit sie auf den Fuchs aufsteigen konnte. Das Pferd besaß ein fast so schönes rotes Fell wie sie Haare und die Mähne hing in leichten Wellen an seinem Hals herab. Emmyth bestieg einen schwarzen Rappen.
"Könnt Ihr reiten?", erkundigte er sich bei Azura und sofern sie verneinte, würde er ihr Tier an den Zügeln neben seinem führen. Dann ginge es nur wesentlich langsamer voran. Wie auch immer sie Andunie jedoch verließen, die Pferde erreichten früher oder später eines der vielen Gehöfte, die wie ein Flickenteppich zwischen Andunie selbst und der grünen Weite der Stillen Ebene zu finden war.
"Seht Ihr das Bauernhaus mit der großen, roten Scheune? Es befindet sich nun im Besitz meines Vaters", erklärte Emmyth, als er und Azura auf den Hof zuritten. Er war von einer niedrigen Steinmauer umzäunt und besaß neben dem Haupthaus noch zwei Ställe - einen für Furhwerk, einen weiteren für Pferde und Ochsen. Dort kamen auch die Reittiere unter, die der Dunkelelf gemietet hatte. Die Bauern des Gehöfts grüßten ihn unterwürfig, aber nicht unbedingt voller Angst. Es handelte sich um Andunier, sowie zwei Goblins.
"Wen habt Ihr denn hier mitgebracht, junger Herr Faelyn?", fragte die Bäuerin sogar recht offen. Er reckte hingegen einen Finger empor, als wollte er sie tadeln wie Azuras Hauslehrer es oft genug mit ihr getan hatte. "Nana, Neugier ist der Katze tot." Dann lachte er auf und auch die Bäuerin lachte herzlich. Sie nahm seinen Hinweis nicht als echte Drohung wahr.
"Ich werde meiner Begleitung die Apfelplantage meines Vaters zeigen. Geht uns aus dem Weg und macht eure Arbeit, dann lege ich ein gutes Wort ein."
"Gesiss, junger Herr!" Die Bäuerin verbeugte sich tief, aber etwas unbeholfen. Dann machte sie sich auf, um den übrigen Bewohnern die Information mitzuteilen. Die Goblins führten die Pferde in den Stall. Emmyth hingegen wandte sich Azura erneut zu, bot ihr wie schon mehrmals heute seinen Arm an. "Lasst mich Euch auf einen Spaziergang einladen. Zwischen den Apfelbäumen hindurch, dürfte es jetzt besonders schön sein."
Das war es, denn Venthas Zorn war verflogen wie die grauen Regenwolken. Das Gras ringsum glänzte noch immer feucht. Die knorrigen, kleinen Apfelbäume standen in weiten Reihen zueinander. Sie alle standen in Blüte und von jedem der weißen, samtenen Blütenblätter schimmerten Regentropfen wie Morgentau oder Tränen der Göttin selbst. Alles glitzerte im Sonnenlicht. Der Wind wehte hier kaum und dennoch breitete sich eine gesund aromatische Mischung aus frischem Gras, feuchter Erde und der lieblichen Apfelnote aus, die nur Nektar aus jenen Blüten hervorbringen konnte. Es summte schon wieder geschäftigt, aber nicht nur Bienen waren unterwegs. Zitronenfalter und andere Schmetterlinge suchten ebenfalls die Blütenpracht auf, durch die Emmyth Azura nun führte. Das Gehöft der Plantage lag bereits im Hintergrund. Hier war es ruhig und lieblich.
Irgendwann griff Emmyth das Gespräch von vorhin wieder auf: "Im Wintergarten meines Vaters habt Ihr eine ... wie soll ich sagen? Ihr machtet eine Andeutung hinsichtlich der Form von Kurzweil, die man nur zwischen den Zeilen lesen kann. Oder ich interpretiere zu viel herein, deshalb muss ich so dreist sein, Euch nun direkt danach zu fragen. Hatte Eure Betonung einen tieferen Sinn? Ich bin neugierig!"
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Re: Eine Apfelplantage vor der Stadt

Beitrag von Azura » Freitag 10. Mai 2024, 23:49

Es war schon immer ein Unterschied für sie gewesen, ob sie sich im Kreise Gleichaltriger befand oder auch die ältere Generation vertreten war. Bei letzteren musste sie sich von ihrer besten Seite zeigen, anderen Anforderungen entsprechen und sich unterordnen, solange, bis sie selbst dazu gehören würde und zum Mittelpunkt werden könnte.
Doch nun kam noch etwas anderes, Gewichtiges zum Tragen. Denn dieses Mal ging es nicht um sie, nicht direkt, sondern um den Mann, den sie liebte und dessen Glück ihr wichtig war. Dafür hielt sie sich zurück, blieb sittsam und zügelte ihr Feuer soweit als möglich. Außerdem dauerte sie dieser alte Dunkelelf, den sie schon einmal in einer Vision in all seinem Leid nach der Entführung gesehen hatte, und der nun dermaßen gebrechlich wirkte. Umso mehr freute es sie, dass er seinen Erstgeborenen wieder sehen konnte und das wollte sie nicht stören.
Obendein gab es ausreichend Gedanken, die gewälzt werden wollten, während sie beobachtete. Wie es ihr ergehen würde, wenn ihr das Kind geraubt werden würde? Würde sie daran zerbrechen oder es, wie die Eltern ihres Raben, schaffen, ein weiteres Mal Leben zu schenken? Würde sie sich überhaupt von der Erinnerung lösen und einen neuen Versuch annehmen können? Oder würde sie ihn ständig mit dem Original vergleichen? Erst recht wenn... wenn er genauso aussah, sie eigentlich hätten Zwillinge sein können.
Das wurde ihr erneut vor Augen geführt, als dieser andere, der Nachgeborene erschien. Ihm fehlte das Düstere, Bedrohliche und teilweise vielleicht sogar Verrückte, das nach all dem erlittenen Leid in ihm schlummerte. Und dennoch war die Ähnlichkeit beängstigend groß... Nicht nur, weil es ihr Herz schneller klopfen ließ.
Wie schlimm es wohl die Eltern getroffen hatte, dieses Kind jeden Tag zu sehen und daran erinnert zu werden, was sie verloren hatten? Ob sie ihn denn trotzdem hatten als die Person akzeptieren können? Wobei es vermutlich ganz gut war, dass Corax dermaßen früh entführt war, sodass sein Charakter wahrscheinlich noch kaum für den Vergleich ausgeprägt gewesen war. Oder hatten sie ihn dennoch stets mit seinem älteren Bruder verglichen? War er oft herabgesetzt worden? Und... wie ging es ihm jetzt damit, zurück treten zu müssen nach all den Jahren?
Vorsichtig lugte sie unter ihren Wimpern zu ihm herüber, beobachtete die Szenerie und wartete darauf, wann es Zeit wurde, diesen Posten wieder zu verlassen. Nun wäre es somit soweit, sie würde Corax bei seinem Vater lassen und nicht länger an seiner Seite weilen. Was sie davon hielt? Es war verständlich und sie hatte es ihm gegenüber auch erwähnt, dass sie seinen Wünschen entsprechen würde. Irgendwie aber traf sie trotz allem eine kleine, feine Nadel, dass es so schnell geschah. Auf der anderen Seite wurde sie jedoch nicht vergessen und ihr wurde Gesellschaft an die Seite gegeben, die ebenfalls definitiv ihren Reiz hatte.
So blieb sie bei Emmyth und beobachtete mit ihm kurz, wie der Erstgeborene sich mit seinem Vater bekannt machte. Schließlich wandte sie sich dem Jüngeren zu und begann mit ihm eine Konversation, bei der sie sich gegenseitig ein wenig abzutasten begannen. Zwar sah sie immer wieder zu Corax hin, denn er zog sie unbeirrt weiter an wie das Licht die Motte, und wenn er lächelte, versuchte sie, all ihre Wärme und ihre Freude für sein Glück, die sie empfand, in ihren Blick und auf ihre Lippen zu zaubern. Das hier war wichtig für ihn und auch wenn es bedeuten könnte, dass er sich von ihr entfernen würde, war es schön für sie zu wissen, dass er seine Familie wieder gefunden hatte.
Aber ihr Hauptaugenmerk lag nun erst einmal auf ihrem Gesprächspartner, hinter dessen Fassade sie durchaus Frechheit und Witz erkennen konnte. Bald waren sie soweit, dass sie sich bei ihm einhaken konnte und nach einem letzten Nicken in Richtung von Vater und Sohn wandten sie sich langsam ab. Bei seinen Worten spürte sie, wie ihre Wangen zu glühen begannen und sie senkte einen Moment lang den Blick.
Dann allerdings stieß sie wie unabsichtlich etwas gegen seinen Oberarm mit ihrer Schulter. "Ihr übertreibt! Ich bin mir sehr sicher, dass Ihr an jedem Finger mindestens ein hübsches Mädchen habt, das Euch anhimmelt.", konterte sie, doch ihr feines Lächeln zeugte davon, dass sie sich geschmeichelt fühlte. Von ihren noch immer roten Wangen ganz zu schweigen.
Um das Ganze nicht in zu große Verlegenheit ausarten zu lassen, griff sie den Faden mit dem Rundgang auf, wenngleich auf eine für sie harmlose Weise. Schon oft hatte sie kokettiert, hatte durchaus verbotene Gedanken anzuregen verstanden und es genossen, die gefangenen Fische am langen Arm verhungern zu lassen, um die Sehnsucht noch mehr zu wecken. Dieses Mal hingegen... beabsichtigte sie es nicht, denn ihr Herz war vergeben und ihr war bewusst, dass ihr Ruf tadellos bleiben musste, um Corax nicht schneller als nötig zu verlieren. Obendrein wäre es ihr mehr als schäbig vorgekommen, dermaßen schnell ihren Raben zu hintergehen und seinen eigenen, gerade erst wieder gefundenen Bruder dafür zu benutzen. Auch wenn sie früher viel gespielt hatte, das wollte sie jetzt gewiss nicht tun.
Dass Emmyth es aber anders verstand, als sie es gemeint hatte, war ihr nicht sofort bewusst. Anfangs noch war ihr Blick herausfordernd, denn sie wollte etwas mehr von dem hervorkitzeln, das unter der Oberfläche schlummerte. Warum? War sie einfach nur neugierig... oder suchte sie nach Ähnlichkeiten... nach Unterschieden? Azura wusste es nicht. Sie folgte lediglich ihrem Gefühl und dabei vor allem dem Wunsch, sich von all den Sorgen und Ängsten abzulenken, die unter ihrer Oberfläche lauerten.
Doch dann änderte sich der Ausdruck in seinen Augen und bei ihr hoben sich die Brauen noch etwas mehr an, ihr Kopf legte sich ein wenig schief und ihr eigener Blick wurde nachdenklich. Was ging hinter dieser Stirn vor...? "In... gewissen Formen?", wiederholte sie und ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer bei seinem Grinsen.
Um danach umso heftiger zu pochen, als er aufkeuchte und sich verlegen abwandte, um vor sich hin zu murmeln. Ihre Augen wurden groß, als ihr aufging, in welche Richtung er gedacht hatte, und nun war sie es, die wie ein Echo aufkeuchte. Dann konnte sie sich nicht mehr halten und verpasste ihm mit der freien Hand und spitzen Fingern einen Klaps auf den Oberarm. "Oh, Ihr... Ihr..." Sie brach ab, denn ihr fehlten im ersten Moment die Worte.
Mit hochroten Wangen sah sie auf die andere Seite, weg von ihm, und nuschelte in sich hinein:"Warum sind alle schwarzen Vögel solche Schufte?" Ein paar Schritte lang war sie unfähig, die Konversation fortzuführen.
Erst, als sie an einem hohen Fenster vorbei gingen, kam ihr ein hoffentlich rettender Gedanke. Bei seinen Worten konnte sie ihn endlich wieder ansehen und lächelte leicht. "Ja, draußen ist es immer anders. Allein schon die Luft, mal frisch, mal trocken, mal schwer, mal kühl. Und man kann es vorher nie wissen, solange man nicht raus geht.", führte sie weiter aus und folgte ihm in Richtung Tür.
Dabei lauschte sie ihm und verharrte nun ihrerseits. "Hm...", machte sie und wog ab, wie weit sie gehen durfte und konnte. Natürlich wäre schon der Garten interessant und Winkel zu erforschen, darin hatte sie reichlich Übung. Eine Plantage hingegen zu besuchen, den Mauern und allem, was innerhalb dieser geschehen war, zu entfliehen und sei es nur für kurze Zeit...
Ihr Kopf drehte sich und sie sah über die Schulter zurück, als erwarte sie Corax, der jeden Moment in Erscheinung treten würde. Kurz zögerte sie noch, dann fasste sie einen Entschluss. Die junge Frau sah zu Emmyth zurück und lächelte. "Die Plantage klingt gut.", sprach sie aus, ehe sie sich selbst vor ihrer eigenen Courage fürchten würde.
Eine Flucht war notwendig, das spürte sie, und sie hoffte, es würde ihr gut tun. Die Konsequenzen... mochten sie kommen, wann sie wollten, diesen Moment musste sie einfach auskosten. Somit folgte sie ihrem Begleiter weiterhin, wohin er sie auch führen würde. Dabei zeigte sich, welch ein Galan dieser Mann war. Er geleitete sie, stützte sie, wo es die Höflichkeit gebot, und ohne auch nur im Geringsten zu zögern. Gut, das hätte Corax vermutlich auch getan, aber seinem jüngeren Bruder war das vielmehr in Fleisch und Blut übergegangen, ohne dass er dabei unterwürfig wirkte. Er verhielt sich ihr gegenüber ebenbürtig, ohne jenen Extremen, die ihr Rabe sonst an den Tag zu legen wusste.
Als sie unten angekommen waren, kam es jedoch zu einer für sie unbehaglichen Situation. Plötzlich erschienen bewaffnete Dunkelelfen und stellten sich ihnen in den Weg. Azura schluckte und sah fragend zu ihrem Begleiter hoch, dem anzumerken war, dass ihm dies nicht gefiel. Ein wenig bröckelte seine galante Fassade und zeigte ihr etwas, das ihr bekannt vorkam... viel zu bekannt. Und was sie schon geahnt hatte, ohne es wirklich greifen zu können, konnte sie ein wenig besser fassen. Denn als Konsequenz auf Corax' Verschwinden war es nur allzu verständlich, dass die Eltern ihren jüngeren Sohn nicht aus den Augen ließen.
Seine Worte konnte sie verstehen, die Replik hingegen nicht. Dennoch spürte sie, wie Emmyth sich an ihrer Seite versteifte. Instinktiv hob sie ihre freie Hand und legte sie auf seine. "Ruhig...", raunte sie ihm zu, da ein Wutausbruch die Sache nicht einfacher machen würde.
Obwohl sie es nicht erwartet hatte, merkte sie, dass es zu wirken schien... oder er sich von selbst wieder in Griff bekam. Das Ergebnis war dasselbe, er beherrschte sich und es kam nicht zum Eklat. Stattdessen zupfte er an seinem Umhang und widmete sich ihr mit beherrschter Stimme.
Sie sah zu ihm hoch, lauschte ihm und drückte am Ende seine Hand sanft. "Auch ein Zweitgeborener ist kostbar.", erwiderte sie leise, für seine Ohren bestimmt, und ganz nach ihrer Überzeugung. Schließlich war er all die Jahre hindurch geliebt worden und sie konnte sich schwerlich vorstellen, dass dies auf einen Schlag anders sein sollte, nur, weil Corax erschienen war. An solch eine Grausamkeit wollte sie nicht glauben, nicht bei der Familie ihres Raben!
Danach fuhr er fort und obwohl ihre Augenbrauen sich in leichter Verwunderung etwas anhoben, lächelte sie weiterhin und fragte sich, ob sie ihr eigenes Verhalten auf ihn übertrug oder sie sich tatsächlich in diesem Punkt ähnlich waren. Denn wenn es nach Azura ginge, würde sie solche Worte wählen, um die Wachen in Sicherheit zu wiegen und längst ein Schlupfloch zu wissen, um doch noch entkommen zu können. Ob er das auch so handhaben wollen könnte? Der Spaziergang im Garten könnte interessant werden!
"Oh, auch die vielen Beete mit den bunten Blüten sind gewiss spannend anzusehen!", flötete sie, als hätten sie nicht zuvor ein ganz anderes Ziel vereinbart. Schon verschwand ein Teil der Wachen wieder und sie konnten, weniger streng beobachtet, ihren Weg fortsetzen.
Gemächlich schritt sie an seiner Seite entlang und atmete tief ein, als sie hinaus traten. "Ah, frisch, mit einem Hauch von Feuchtigkeit, aber ohne der Schwere, dass Ventha uns bald wieder segnet.", kommentierte sie den Duft, der in ihre Nase strömte und den sie durchaus noch länger erschnuppert hätte, wenn neben ihr der Sohn des Hauses sich nicht dermaßen geärgert hätte. Ihre Ablenkung schien nicht zu funktionieren.
Als sie ihm jedoch einen Blick zuwarf, funkelten seine Augen mit einem Ausdruck, der ihr die Verwunderung ersparte, als er ihr Handgelenk ergriff und sie sanft, wenngleich bestimmt mit sich zog. Ohne zu protestieren, folgte sie ihm und raffte ein wenig ihren Rock, um ihn vor dem ärgsten Schmutz zu bewahren. Ihre Herz schlug ein wenig schneller dabei und zugleich kräuselten sich ihre Lippen zu einem feinen Lächeln. Die Vermutung, sie könnten sich ähnlich sein, verstärkte sich immer mehr.
Der Weg führte sie durch den halben Garten und obwohl sie solche Spaziergänge gewohnt war, war sie etwas außer Atem, als sie endlich zum Stehen kamen. So wirklich etwas von ihrer Umgebung erfassen, konnte sie nicht. Sie spürte lediglich die Wasserquellen, die ihr verrieten, dass ihr Element hier gewürdigt wurde.
"Rennt Ihr immer so?", wisperte sie mit einem belustigten Funkeln in den Augen und strich sich eine Haarsträhne zurück. Hoffentlich sah sie nicht allzu derangiert aus!
Doch ihre Sorge um ihr Äußeres wurde rasch übertönt von seinen Worten. Hinter verstohlen erhobener Hand kicherte sie, als er sie erneut umfasste und mit ihr weiter eilte. Der Dunkelelf winkte seinen Bewachern frech, während sie nicht verhindern konnte, dass ihre Wangen sich etwas ob der Geschwindigkeit, als auch der verbotenen Flucht röteten. Oh je, was mussten diese Männer von ihr halten. Hoffentlich kämen keine Gerüchte über ihre Treue auf nach solch einer Szenerie. Nicht auszudenken, was Corax glauben und von ihr halten würde...
Aber auch diese Gedanken konnten nicht lange gedeihen, als sie in eine Laube geschoben wurde, die dank des Efeus von außen mehr als schwer einsehbar war. Leicht außer Atem ließ sie sich bereitwillig auf der Steinbank nieder. "Ihr seid unfair! Tragt Ihr einmal ein Korsett und lauft so herum, Ihr Foltermeister!", schalt sie ihn mit einem unterschwelligen Lachen in der Stimme, während sie zu diesem verboten gutaussehenden Mann hochsah, wie er da so lässig am Eingang lehnte.
Als er ihr ein Geständnis machte, schnaubte sie belustigt. "Ach, noch mehr?", neckte sie ihn.
Um im nächsten Moment zu erröten und sich auf die Unterlippe zu beißen. "Das kenn' ich woher.", nuschelte sie in sich hinein und fühlte die Feder in ihrem Haar, als wolle diese sie an deren Urheber erinnern. Aber das war nicht möglich, oder? Dieses kleine, schwarze Ding konnte nicht schwerer werden, einfach so!
Eine Bewegung ließ sie aufsehen und die Augenbrauen erneut anheben und den Kopf leicht schräg legen. "Ist es nicht etwas zu kühl?", fragte sie in einer Mischung aus Verlegenheit und Neckerei. Indes hängte er den Mantel auf und ihr kam der Gedanke, dass er dies als Trick machte. Denn von außen wäre nicht erkennbar, ob seine Beine darunter hervor schauten oder nicht.
Ihre Lippen formten sich zu einem weiteren Schmunzeln. "Das merkt man Euch überhaupt nicht an.", spöttelte sie gutmütig und erhob sich, um ihm zu folgen.
Als er ihr zeigte, wie es um den Fluchtweg bestellt war, traf sie rasch eine Entscheidung. Um kein Risiko einzugehen, löste sie die Feder aus ihrem Haar und steckte sie in ihren Ausschnitt. Dann machte sie sich daran, durch das Loch zu kriechen und sich auf diese Weise aus dem Garten der Faelyns zu stehlen. Wobei auch sie nicht viel Federlesens darum machte, denn sie kannte solche Momente. Oh, wie oft war sie heimlich auf ähnliche Weise verschwunden, um ans Meer zu gelangen und dem Rauschen der Wellen aus direkter Nähe zu lauschen? Nicht umsonst hatte sie damals, bei ihrer Flucht mit Corax aus der Stadt, einen Geheimgang gewusst, ohne lang darüber nachdenken zu müssen!
Jetzt hingegen ging es nicht sofort aus der Stadt, lediglich vom Grundstück weg, sodass sie bald wieder aufrecht stehen und ihre Kleidung notdürftig abklopfen konnte. Auf den ersten Blick schien das alles zu sein, das ihre Kleidung abbekommen hatte, sodass sie innerlich aufatmete. Es wäre wirklich eine Schande, wenn sie das Kleid ihrer Mutter ruinieren würde! Andererseits... welch andere Wahl hätte sie gehabt? So hübsch dieser Garten auch gewirkt hatte... die Plantage und die Flucht hinaus vor die Mauern reizten sie viel mehr!
Mit einem kurzen Blick und Griff überzeugte sie sich davon, dass die Feder ihres Raben unversehrt an ihrem Platz saß, dann war sie für den Aufbruch bereit. Erneut hakte sie sich bei ihm unter und kicherte hinter ihrer erhobenen Hand. "Verratet Ihr mir auch die Geheimgänge innerhalb des Anwesens? Und versucht gar nicht erst zu behaupten, von denen wüsstet Ihr nichts!", zog sie ihn auf.
Ihre Heiterkeit allerdings verblasste auf dem Weg je öfter sie auf andere Dunkelelfen stießen, die offensichtlich zu ihnen herüber sahen. Ihre Wangen röteten sich und ihr Blick ging hinunter. Doch sie wurden nicht angesprochen und kamen am Ende unbehelligt bei der Stadtmauer an. Hier waren die Schäden der Belagerung und Eroberung noch offenkundig und obwohl sie darum wusste, musste sie innehalten und schlucken. Sie löste sich von ihrem Begleiter, überließ es ihm, mit den Wachen zu reden und ihnen Pferde zu besorgen, während sie an eine der zahlreichen Lücken trat und ihre Hand auf die Wunden des Steins legte.
Leise seufzte sie und hatte einen Moment der Traurigkeit. Einer, der sich hätte auswachsen und ihre Gedanken zu ihrem Stiefvater führen können, wenn Emmyth nicht schnell genug gewesen wäre. So holte er sie zurück an seine Seite und ein Andunier half ihr in den Damensattel. Mit spitzen, eleganten Fingern zupfte sie an ihrem Rock herum, der ein wenig zu kurz für einen Ritt war und somit ausreichend Blick auf ihre Stiefel gewährte. Aber das störte sie gerade nicht.
Stattdessen ergriff sie die Zügel und sah mit einem feinen Lächeln auf. "Oh, macht Euch wegen mir bitte keine Umstände. Ich bin mir sicher, Ihr fängt mich, sollte ich fallen.", neckte sie ihn und zwinkerte ihm frech zu. Gemächlich ließen beide die Tiere losgehen und verließen auf diese Weise ihre Heimatstadt.
Kaum waren sie auf der freien Fläche vor den Mauern, fragte sie ihn nach der Richtung, in die es gehen sollte. Sobald er ihr diese gezeigt hätte, funkelte es herausfordernd in ihren Augen auf. "Der Letzte muss dem Ersten einen Wunsch erfüllen!", flötete sie und gab ihrem Fuchs im selben Moment das Zeichen zum Galopp.
Mit wehendem Haar ritt sie davon und demonstrierte ihre Sicherheit im Sattel. Im Prinzip könnte sie in diesem Tempo sogar mit einem Jagdfalken auf der Hand reiten, doch das war hier ja nicht der Fall. Deswegen hatte sie die Zügel auch in beiden Händen und konnte umso mehr riskieren. Ob er sie würde einholen oder mithalten können? Oder würde er sie überholen? Hatte sie in ihrer Vorfreude auf den Ritt zu viel gewagt?
Wie auch immer, am Ende war sie angenehm erschöpft, mit geröteten Wangen und gelöster Frisur hielt sie an und sah zu dem Dunkelelf, wie es nun weiter gehen würde. Gemächlicher legten sie den letzten Abschnitt zu dem Gehöft zurück, Seite an Seite und sie nickte bei seiner Erklärung.
Als sie die Stallungen erreicht hatten, wurde ihr beim Absteigen geholfen. Kurz darauf erschien schon eine Bäuerin und Emmyth stellte klar, was er hier vorhatte. Wobei er dabei ein recht angenehmes Benehmen an den Tag legte, deutlich und trotzdem zugewandt, um kein Regiment der Angst zu führen. Es erinnerte sie an ihren Stiefvater mit seinen Bediensteten und das versetzte ihr einen Stich ins Herz.
Sie senkte ihren Blick und war versucht, gleich wieder umzukehren und ihre Mutter aufzusuchen, um mit ihr Pläne zu schmieden, bei denen es nicht hieß, dass sie dafür nicht geeignet wäre. In diesem Moment erklang seine Stimme an ihrer Seite und holte sie aus ihren Gedanken. Zwar brauchte sie noch einen Atemzug, haderte mit sich, was sie tun sollte, dann jedoch siegte ihre trotz allem gute Erziehung.
Sie rang sich ein Lächeln ab, hakte sich bei ihm ein und nickte. "Aber nur, wenn wir dieses Mal nicht so rennen wie vorhin.", mahnte sie ihn, wenngleich noch sichtlich nicht völlig wieder in der harmlosen Tändelei wie vorhin. Noch waren ihre Gedanken bei Alycide und wie sie ihm helfen konnte.
Jedoch nicht mehr lange, dann nahm die Schönheit der Plantage und der Duft nach dem ergiebigen Regen ihre Aufmerksamkeit wieder ein. Sie sah sich um, schnüffelte und genoss eindeutig die Umgebung, bis sie sich ein wenig vergaß und kurzerhand von ihm löste, um an einen Baum mit besonders schönen Blüten zu treten. Als wäre sie völlig allein, hob sie ihre Hand an, schloss die Augen und öffnete die Lippen, um den kostbaren Regentropfen, der noch darauf glitzerte, in ihren Mund laufen zu lassen. Als könne sie auf diese Weise schon vorausschmecken, wie die Äpfel in voller Reife sein würden.
Das hatte sie schon als Kind geliebt und dafür auch ertragen, dass ihre Eltern sich darüber amüsiert hatten. Mit ihrer Magie schaffte sie es, dass der Tropfen nicht von seinem Weg abkam, und als er auf ihrer Zunge lag, kostete sie ihn richtig aus. Welch einen Anblick sie dabei bot, dessen war sie sich nicht bewusst. Es war eines ihrer liebsten Vergnügen, die sie seit ihrer Kindheit pflegte und die kaum jemand von ihr kannte. Und doch konnte sie hier nach all der Zeit nicht widerstehen, vergaß regelrecht, wem sie diese Kostbarkeit gerade anvertraute.
Umso mehr zuckte sie zusammen, als er sie ansprach und damit in die Wirklichkeit zurück riss. Mit roten Wangen schluckte sie und hatte das Gefühl, der Tropfen würde eine Spur von Scham durch ihren Körper ziehen. "Verzeiht, ich habe mich hinreißen lassen...", wisperte sie mehr als peinlich berührt.
Wenn da nicht seine Worte gewesen wären, die diese Empfindung überlagerten. Abrupt ruckte ihr Kopf hoch und ihre Augen weiteten sich. Die Röte breitete sich über ihr gesamtes Gesicht bis hin zu ihrem Dekolleté aus.
Daraufhin wurde sie ganz blass und wich einen Schritt von ihm zurück. "Was? So denkt Ihr von mir?", keuchte sie und schüttelte den Kopf, machte einen weiteren Schritt von ihm weg.
Was entsetzte sie eigentlich gerade dermaßen? Sie war längst verdorben von Corax und wer, wenn nicht sein Bruder, der ihm so sehr glich, sollte ihr das nicht regelrecht vom Gesicht ablesen können? Oder lag es daran, dass sie, ein Mensch, ihn, den Dunkelelfen, begleitet hatte? Gingen alle seiner Art davon aus, dass sie zu seiner... körperlichen Befriedigung diente, zwangsläufig, und somit auch anderen zur Verfügung stünde? Sie hatte gar keine Signale in der Hinsicht ausgestrahlt... nicht so wie früher, um den Galanen die Köpfe zu verdrehen! Oder wollte sie womöglich, ehe es vollkommen zu spät wäre...? Oh nein, solch ein Unsinn! Sie hatte aus ihrer Verwirrung bei dem Waldelfen schließlich gelernt und würde Corax nie wieder derart leichtfertig in Gedanken betrügen!
Hin und her gerissen von ihrem eigenen Chaos im Kopf wich sie immer weiter zurück, bis ein Stamm in ihrem Rücken diesen Weg beendete. Sie erstarrte bei dem Gefühl und war einen Moment lang zu keiner weiteren Regung fähig.
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Re: Eine Apfelplantage vor der Stadt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 15. Mai 2024, 07:38

Es war nicht offen kommuniziert worden, aber allein durch die Tatsache, dass Corax den Rollstuhl seines Vaters ergriffen und ihn ein wenig abseits geführt hatte, bewies die Intimität, mit der beide ihr Wiedersehen begehen wollten. Sicherlich käm noch die Gelegenheit für alle, einander näher zu beschnuppern. Zunächst aber wollte Kathar Faelyn mit seinem zurückgekehrten Erstgeborenen allein sein. Der enterbte Prinz nutzte seinerseits die Möglichkeit, Azura nicht allein in diesem großen Wintergarten für sich stehen zu lassen. Er kam zwar auf keinem Schimmel angeritten und trug auch nicht die weiße Rüstung wie man es in den blumigen Groschenromanen oftmals lesen konnte, aber Emmyth besaß seinen ganz eigenen Charme. Und der Federbesatz seines Umhangs sorgte nur noch einmal mehr dafür, dass Azura die Ähnlichkeit zu Corax nicht verhehlen konnte. Jenen Umhang ließ der jüngere Bruder jedoch in einem kleinen Bereich des Gartens zurück. Er hängte ihn so über eine Hecke, dass es für die entfernt postierten Wachen so aussehen musste, als stünde der Sohn noch immer am Zugang zu der halb verborgenen Laube. Dass dieser sich allerdings bereits zusammen mit Azura auf einem Ausritt zu den Apfelplantagen begeben hatte, würden sie gar nicht erfahren oder erst so spät erkennen, dass er auf ein wenig Zeit mit der Tochter des Hauses van Ikari hoffen konnte.
Emmyth schien ihr zugeneigt. Er war nicht so schlagfertig in seinen Kontern auf ihre Bemerkungen wie Corax, denn seine Zunge war mit weniger Sarkasmus oder Zynismus behaftet, doch er wusste sich verteidigen. Ihm fehlte diese dunkle Spur, die ein leidvolles Leben zeichnete. Somit zeigte er auch auf, was aus Corax hätte werden können, wenn er niemals aus dem Kindbett entführt worden wäre. Optisch machten nur die wenigen Altersjahre einen Unterschied, sowie Emmyths mangelnder Ernst im Blick. Er wirkte ausgelassen. Seine Seele hatte keine Sorgen erfahren müssen, zumindest nicht ansatzweise in der Form wie Azura es von ihrem Raben erfahren hatte. Aber auch durch ihre kleinen Wortspiele, freundlichen Sticheleien und anderes Geplänkel durfte Azura einen knappen Blick hinter Emmyths Kulissen werfen. Als sie ihm nämlich unterstellte, dass er an jedem Finger mindestens zehn schöne Damen haben müsste, schmunzelte er und erwiderte: "Das wäre eine Erleichterung für meinen Vater, wirklich. Aber ich bin in dieser Hinsicht eine gnadenlose Enttäuschung." Er seufzte sogar und es klang echt. Doch dann musterte er Azura länger als notwendig gewesen wäre. "Es hat sich einfach noch nicht die Richtige gefunden, bei er ich bereit wäre, die Blutlinie der Faelyns nicht aussterben zu lassen." Scließlich winkte er unter einem Lachen ab. "Aber das muss nun nicht mehr meine Sorge sein. Jetzt ist plötzlich ein großer Bruder da, der diese Bürde übernehmen kann und ich bin ... freier als jemals zuvor in meinem Leben." Seine Augen blitzten in hellem Rot auf. Dann schenkte er Azura ein weiteres Lächeln und führte sie schließlich zu der Plantage, die mit der Eroberung des andunischen Herrenhauses nun ebenfalls in den Besitz der Faelyns gefallen war. Den Apfelbauern war es soweit Recht, solange sie am Leben blieben und nicht misshandelt wurden. Tatsächlich schien das nicht der Fall zu sein. Selbst wenn Kathar Azura zunächst als Sklavin an Corax' Seite gesehen hatte, schien er bemüht, dass zumindest sein Haus mit den Menschen der eingenommenen Stadt auskam. Die Bauern grüßten Emmyth sogar, ohne dass man ein böses Funkeln in ihren Blicken oder unterdrückte Furcht in ihrer Haltung erkennen konnte. Sie hatten ein besseres Los getroffen als so viele andere in Andunie. Entsprechend gönnten sie dem Sohn ihrer neuen Herrschaften auch seinen Freiraum. Keiner der Bauern folgte Emmyth und Azura, nicht einmal die Kinder, als beide die Pferde zurückließen und sich auf einen Spaziergang durch die blühenden Apfelbäume begaben. Emmyth führte Azura nach wie vor respektvoll am Arm. Er folgte der Etikette, zumindest bis sie außer Sicht waren. Als die knorrigen Apfelbäume einen natürlichen Schutzwall um sie gaben, löste er sich ein wenig von ihr, musterte sie ungeniert - was weniger höflich war - und bemerkte dann: "Ihr liebt Stadt und Umgebung." Mehr sagte er nicht, aber hinter seinen Worten stand viel. Er erkannte das Leuchten in Azuras Augen, die sanfte Röte in ihren Wangen und das unterschwellige Euphorische in ihren Mundwinkeln. Venthas Brise unter einem fast schon wieder wolkenfreien Himmel, der Duft der Apfelblüten, welcher sich mit dem Salz von der Seeseite her mischte, die trotz der Eroberung gebliebene Schönheit der Natur ... ja, Azura liebte ihre Heimat und dieser unerwartete Ausflug heraus aus allem tat ihr sichtlich gut. Das allein schien eine gewisse Rebellion in Emmyth wach zu rufen. Er griff nach Azuras Handgelenk, zog sie mit sich und entführte sie nur tiefer in die Plantagen hinein. Mittlerweile war von dem Apfelhof nichts mehr zu sehen. Rings herum erkannte Azura nur die dunkle Rinde der knorrigen Bäume, die weißen Knospen der Apfelblüten, welche entblättert einen Hauch von Rosa aufwiesen. Der Duft der offenen Blüten betörte und verlockte sie dazu, einer alten Tradition nachzukommen, ungeachtet dessen, was Emmyth davon halten könnte. Er beobachtete sie offen dabei, wie sie sich einer vom Regen benetzten Blüte näherte, um das Wasser darauf wie einen Tautropfen in ihren Mund laufen zu lassen. Ob es ihrer Magie zu verdanken war oder einfach nur natürlich, dass sie glaubte, die süße Frucht jetzt schon schmecken zu können, die sich aus der Blüte erst noch würde entwickeln müssen, könnte Azura sich nicht beantworten. Aber sie schmeckte das feine Süße. Diese Ernte würde reich werden und der Wein aus den andunischen Äpfeln lieblicher als jedes andere Getränk.
Als sie Emmyths Stimme jedoch hörte, riss es sie aus dem Traum dieser Tradition. Sie erkannte plötzlich, welch intimes Geheimnis sie ihm einfach sp preisgegeben hatte und glaubte, die Scham in ihrem ganzen Körper zu spüren. Er schaute sie immer noch an.
"Verzeiht, ich habe mich hinreißen lassen..."
"Nicht doch", erwiderte er sofort, wagte sich sogar einen Schritt auf sie zu. "Ihr seid wunderschön." Ob das nun half, ihre Scham zu dämpfen? Vielleicht wandelte es sie in Verlegenheit um. Andererseits sorgten seine Worte plötzlich auch dafür, dass Azura noch etwas erkannte. Ihr Herz pochte angesichts von Emmyths Anwesenheit. Es hüpfte bei seinen Bemerkungen und Hitze stieg ihr nicht minder stark in die Wangen wie bei ihrem Raben ... den sie bis eben beinahe vergessen hatte, weil sein von Leid erhaltenes Abbild eines jüngeren Bruders ihr soeben den Hof machte! Er deutete gar eine unterschwellige Schlüpfrigkeit an, die er aus Azuras Benehmen und Worten glaubte, herausgehört zu haben. Sofort und etwas blass um die Nase wich sie zurück.
"Was? So denkt Ihr von mir?" Sie keuchte unter einem vehementen Kopfschütteln auf. Emmyth schüttelte allerdings ebenfalls den Kopf, hob beschwichtigend die Hände. "Mitnichten!", hielt er dagegen, doch dann senkten sich seine Hände. Die Lücke zwischen ihm und Azura wuchs, als jene noch immer zurückwich. Der Dunkelelf jedoch blieb stehen. Nun war es an ihm, wieder den Kopf zu schütteln. Seine Haltung straffte sich ein wenig und in seinen Blick legte sich etwas Ernstes ... etwas ... Verbotenes. Oh, jetzt konnte sie die Ähnlichkeit zu Corax besser als je zuvor sehen. Auch in Emmyth schlummerte etwas Düsteres, er wusste nur, es im Verborgenen zu halten. Aber jetzt trat es hervor, weil er sich nicht davon abhalten lassen wollte. Nicht jetzt, da der Tag eine derartige Ausnahme in seinem zwar wohlbehüteten, aber offensichtlich eher langweiligen Leben bot. In seinem Leben, das in einem goldenen Käfig stattfand, ebenso wie es Azuras Dasein vor Andunies Eroberung getan hatte.
"Verzeiht. Ich denke nicht so von Euch, ich ... hoffte es nur, damit richtig zu liegen. Ihr seid ein solcher Lichtblick, der plötzlich aus dem Nichts auftauchte wie..." Seine Schultern senkten sich und seine Augen wurden groß. "Wie mein Bruder. Oh. Ihr ... und er ..." Emmyth wurde einiges klar. Corax hatte Azura natürlich nicht grundlos mitgenommen. Er hatte zwar nicht gehört, wie sie sich vor Kathar als die Tochter des Hauses van Ikari ausgegeben und als Freundin des verschollenen Sohnes betitelt hatte, doch Emmyth war nicht dumm. Er zog endlich Schlüsse und erkannte, welche Rolle diese Menschenfrau an der Seite seines Bruders einnahm. Die Erkenntnis in seinem Blick brach einem fast das Herz - bis er sie fortwischte. Zurück war das rebellische Funkeln, das Azura in anderer Form auch bei Corax kannte. Er wusste nun, welchen Platz sie einnahm, aber seine Augen verrieten ihm die Gleichgültigkeit, mit der er diese Grenzen ansah. Er wollte sie überschreiten und er tat es, als er sich der Andunierin bis auf eine Handbreit Abstand näherte. Sein Körper berührte den ihren noch nicht und doch spürte sie, dass eine ungeahnte Hitze von ihm ausging. Keine magische Wärme wie Azura sie von anderen - Madiha und Kjetell'o - bereits kannte. Unter Emmyths Haut lag etwas Anderes und es schien ihm zu entkommen, als er den Mund zum Sprechen öffnete.
"Würde es ihn erzürnen, meinen Bruder, wenn Ihr ... Euch kleine Abenteuer in einem tristen Alltag leistet? Heutzutage hat doch jeder eine Affäre in der Hinterhand." Er rückte noch näher, was ihm leicht fiel, weil Azura irgendwann nicht weiter zurückweichen konnte. Der Stamm eines Apfelbaumes presste sich fest gegen ihren Rücken und weil Emmyth nun einen Arm nach den Ästen ausstreckte, um ihr einen Fluchtweg abzuschneiden, sah sie sich ihm gegenüber fast schon gefangen. Der jüngere Faelyn grinste nicht so schurkenhaft wie Corax, aber er schaute sie aus seinem Gesicht und mit seinen Augen an. "Irgendwo bliebe es auch in der Familie, meint Ihr nicht? Das entschuldigt es nicht vollkommen, aber ... ich kann mich Eurer Schönheit kaum entziehen. Und ich will es auch nicht." Seine freie Hand hob sich zu ihrem Gesicht. Er berührte Azuras Wange. Seine Finger waren kühl, geradezu angenehm auf ihrer Haut. "Vielleicht seid Ihr wenigstens neugierig genug, herausfinden zu wollen, wie sehr mein Bruder und ich uns ähneln ... oder ob es Unterschiede gibt. Ich würde Euch nicht bloßstellen. Es kann unser kleines Geheimnis bleiben ... ein schlüpfriges, heißes, lustvoll und schamloses, aber wonniges Geheimnis, das uns beiden sicherlich eine Menge Ärger einbringt." Er unterdrückte ein Aufstöhnen, aber sein Körper drückte sich bereits an Azuras Leib und sie fühlte, dass er Corax wohl in Nichts nachstand. Sollte sie sich ihm nicht in irgendeiner Weise entziehen oder ihn aufhalten, dürfte sie einen Vergleich zu den Küssen ihres Raben machen, denn Emmyth setzte um, was in seinen Augen als kleines Verlangen loderte. Dabei dürfte Azura erfahren, dass er weniger forsch küsste als Corax, dadurch aber nicht minder begehrend. Ohja, er begehrte sie. Alle schwarzen Vögel waren Schufte und alle ließen sich von ihr anziehen wie Motten vom Licht.
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Re: Eine Apfelplantage vor der Stadt

Beitrag von Azura » Freitag 17. Mai 2024, 23:18

Auf der einen Seite hatte die junge Frau sich eine derartig freundliche Aufnahme für ihren Raben gehofft. So sollte es sein, er sollte ankommen können und erst einmal eine Chance erhalten zu zeigen, wer er war. Auf der anderen Seite jedoch stimmte es sie auch ein wenig traurig, wie rasch es ging und dass sie nicht mehr als Stütze ebenso wie als Zierde nötig war. Wenngleich sie gar nicht die Gelegenheit erhielt, diesem Gefühl nachspüren zu können, nachdem der Zweitgeborene des Hauses dazu auserkoren wurde, sich um sie zu kümmern.
Es war durchaus verwirrend, wie ähnlich er Corax war und dann wiederum auch nicht. Zugleich fühlte sie sich ihm irgendwie auch verbunden oder glaubte es zumindest. Er war ebenfalls, wenn auch untypisch für einen Sohn, eingesperrt und eingeengt aufgewachsen und hatte sich seine Rebellion dank gelegentlicher Ausbrüche bewahrt. Ein Verhalten, das sie nur zu gut von sich selbst kannte und worauf sie entsprechend ansprang. Eine kleine Flucht aus dem Alltag, raus aus der Realität? Da war Azura sofort dabei!
Und so kam es, dass sie ihren Spaß daran hatte, aus dem Garten zu schlüpfen, ungeachtet dessen, dass sie sich ein wenig schmutzig machte, und danach aus der Stadt zu reiten. Oh, wie lange war sie nicht mehr auf einem Pferderücken gesessen und hatte sich von solch einem kräftigen Körper tragen lassen? Wenn sie jetzt noch ihren Jagdfalken dabei hätte oder gar einen Raben... Wie gut, dass sie ihrem Pferd die Sporen gegeben hatte und dieses zu laufen verstand, denn sonst hätten ihre Gedanken noch weiter abschweifen können.
Ehe sie sichs versah, waren sie schon am Ziel und hatten die Plantage erreicht. Sie selbst war durchaus ein wenig außer Atem, ihre Wangen vorteilhaft von Luft und Anstrengung gerötet und ihre Frisur etwas derangiert. Trotzdem machte sie sich darüber ausnahmsweise gerade keinen wirklichen Kopf, auch nicht, nachdem er ihr beim Absteigen geholfen und dafür gesorgt hatte, dass sie unbehelligt das Grundstück und die Pflanzungen beschtigen konnten. Bislang hatte sie auch noch keinen Grund, diese Idee für nicht sonderlich klug in ihrer Position zu halten.
Somit ließ sie sich führen und konnte die frische, noch leicht feuchte, aber keineswegs schwül drückende Luft tief einsaugen, sich rundum wohl fühlen. Das zeigte sich auch bei ihren Worten, die recht frei waren innerhalb jener Grenzen, in denen sie sich bei Konversationen zu bewegen gelernt hatte.
So stichelte sich kokettierend, wie früher mitunter auch, und hob erstaunt die sanft geschwungenen Brauen bei seiner Antwort. "Enttäuschung? Das bezweifle ich. Es gibt gewiss viele junge Frauen, die Euer Herz nur zu gerne erwärmen würden.", schmeichelte sie ihm, ahnungslos, wohin sich das Ganze noch entwickeln sollte. "Vielleicht solltet Ihr lediglich weniger durch Schlupflöcher kriechen und mehr offen auf der Straße gehen.", empfahl sie ihm mit einem frechen Augenzwinkern.
Daraufhin musterte er sie und es hätte bei ihr womöglich bereits jetzt die Alarmglocken schrillen lassen, wenn ihre Aufmerksamkeit nicht von einer vorbei fliegenden Hummel abgelenkt worden wäre, die in Richtung der nahen Blüten flog und in Azura eine Erinnerung weckte, eine ihrer Eigenarten, die in der letzten Zeit hatte schlummern müssen. Auf diese Weise verpasste sie seine Musterung, nicht allerdings seine folgende Bemerkung, die ihre Konzentration wieder zurück holte.
Nun war es an der jungen Frau, ihm einen längeren Blick zu schenken. "Freiheit ist ein großes Wort.", entschlüpfte es ihr schließlich, ehe ihre Wangen sich ein wenig färbten und sie verlegen lächelte. "Für das Philosophieren hätten wir den Garten nicht verlassen müssen. Lasst uns lieber andere Wege beschreiten.", wiegelte sie ab und atmete auf, als er darauf einstieg und sie weiter führte.
Die Plantage war gepflegt, trotz der Kämpfe, die noch vor wenigen Monaten hier geherrscht hatten. Doch die Natur ließ sich nicht aufhalten und so standen die noch vorhandenen Bäume in voller Blüte, glitzernd vor lauter Regen. Es war ein gewisser Zauber, der sie stets bei solch einer Gelegenheit zu erfassen verstand. Auch jetzt, trotz neuer Herrschaft und vieler Erlebnisse in ihrer jüngsten Vergangenheit und ein Umstand, den auch Emmyth erkannte.
Seine Bemerkung ließ ihre Wangen erglühen und dennoch lächelte sie verschmitzt, während sie etwas unbehaglich mit den Schultern zuckte. "Es ist meine Heimat.", erwähnte sie die schlichte Wahrheit. Und es stimmte auch. Sie hatte dank Corax einen kleinen Teil Celcias zu sehen bekommen, der außerhalb von Andunie lag. Ebenso kannte sie Beschreibungen und Bilder von weiteren Orten und allein die Weite des Meeres weckte ihre tiefsten Sehnsüchte. Trotzdem konnte am Ende des Tages kein anderes Fleckchen mit ihrer Geburtstadt und der dazugehörigen Umgebung mithalten.
Plötzlich wurde sie am Handgelenk ergriffen und wie schon zuvor im Garten einfach mitgezogen. Noch unter dem Eindruck ihrer Umgebung stehend lachte sie vor Überraschung auf und versuchte, Schritt mit ihm zu halten, anstatt sich zu sträuben. "Was habt Ihr vor?", entfleuchte es ihr kichernd, während sie tiefer und tiefer in die Reihen der Bäume eintauchten. Immer mehr verlor sie den Blick für das Ganze und blieb an dem kleinen Kreis rund um sich hängen.
Was am Ende bewirkte, dass sie sogar ihre Begleitung einen Moment lang vergaß, sobald er sie losgelassen hatte, und sich zu einer Gewohnheit hinreißen ließ, die eigentlich viel zu intim für diese Situation war. Doch daran dachte sie nicht, als sie zu einer Apfelblüte trat und einen köstlichen, voller vielversprechender Süße steckenden Tropfen genoss.
Umso tiefer fühlte sich der Fall in die Wirklichkeit an, sodass sie verlegen und definitiv peinlich berührt reagierte. Seine Replik war alles andere als hilfreich, vielleicht wäre sie es gewesen, wenn er es bei den ersten beiden Worten belassen hätte. Stattdessen allerdings legte er nach mit einem Kompliment, das die Röte in ihren Wangen verstärkte und sie den Blick beschämt senken ließ. Ja, sie legte sogar ihre rechte Hand auf ihren linken Arm, ohne dabei die Betonung ihres Dekolletés zu beachten. Tatsächlich war dies schon lange nicht mehr vorgekommen, dass sie kaum Interesse daran hatte, ihre körperlichen Vorzüge in beste Licht zu rücken. Noch dazu, als sie nicht anders konnte, als ihm unter ihren langen Wimpern einen vorsichtigen, beinahe schon scheuen Blick zu zuwerfen.
Solange, bis er einen Schritt weiter ging und ihr mit einem Mal klar wurde, wie er sie sehen musste. Sofort musste ihre Verlegenheit der Bestürzung weichen, sie wurde blass und vergrößerte den Abstand zu ihm. Natürlich, so hatte es ja kommen müssen! Bislang hatte es kaum Gelegenheiten gegeben, in denen Männer ihrer Generation... oder auch ältere, in ihr nicht ein Objekt der Begierde gesehen hatten.
Doch im Gegensatz zu früher verspürte sie gerade jetzt kein Interesse daran, ihn auf diese Weise um den Finger zu wickeln. Zugleich bestätigte es in ihr aber auch den Verdacht, dass man ihr regelrecht ansehen musste, dass sie verdorbene Ware war. Das war alles andere als ein gutes Gefühl und das nicht nur, weil es ernüchternd war.
Schon trat sie die Flucht nach hinten an und erst ein Baumstamm stoppte diesen Weg, während er an Ort und Stelle verharrte. Doch auch bei ihm änderte sich etwas, seine Ausstrahlung wurde eine andere und sein Blick... Bei Venthas Wellenbrecher, wie konnte es sein, dass dieser Mann ihr genauso den Kopf zu verdrehen begann wie sein älterer Bruder? Ihr Herz pochte wie verrückt, als er sie so ansah. Die Knie wurden ihr weich und in ihrem Schoß... Nein, das durfte nicht sein, das konnte nicht wahr sein, was sie da spürte! Hatte sie denn gar nichts gelernt nach der Misere mit dem Waldelfen?!
Wie ein scheues Reh, das den Jäger mit geladener Flinte entdeckt hatte, und zeitgleich mit einem tief in ihrem Inneren verborgenen Hunger sah sie ihn an, wagte es kaum zu atmen. An sprechen war da gar nicht erst zu denken! Kam es ihr nur so vor oder wirkte seine Stimme tatsächlich mit einem Mal weicher, samtiger? Ganz so, als wolle er sie wohlig betten, indem er sie um den Finger wickelte! Ihr wurde richtig warm und in ihrem Nacken sammelte sich ein kleiner, verräteischer Schweißtropfen.
Azura vermochte kaum, dem Sinn seiner Worte zu folgen, solange, bis ihm die Erkenntnis kam. Ihre Wangen färbten sich und sie musste den Blick einfach von ihm abwenden. Mehrfach leckte sie sich die Lippen, bemühte sich, die richtige Erwiderung dafür zu finden, was sich nicht länger leugnen ließ. Ihr Ruf war ruiniert, dieses Mal endgültig, und sie hatte selbst dafür gesorgt. Eine Entscheidung, die sie noch immer nicht bereute, aber für deren Einstehen ihr der Mut noch fehlte vor diesem ihr eigentlich fremden Mann mit dem Aussehen ihres Liebsten.
Dadurch entging ihr das Mienenspiel und was dieses über die kommende Entwicklung verraten hätte. Stattdessen kämpfte sie mit sich und ihren Gefühlen und erneut war es Emmyth, der ihr den Pfad ihrer Reaktion vorgab, als er sie erneut ansprach.
"Was...?", keuchte sie und sah ihn abrupt wieder an, begriff anfangs gar nicht, was er ihr da vorschlug. Ja, welche Versuchung er aussprach und alles andere damit wegzuwischen schien, was ihr bis vor kurzem noch wichtig gewesen war. Allein der Ausdruck seiner Augen mit jenem so vertrauten Rubinrot raubte ihr regelrecht den Atem und ließ ihre Sinne auf wohlige, inzwischen vertraute Weise schwinden.
Die Hitze kehrte in ihre Wangen zurück, überzog ihr gesamtes Gesicht und wanderte sogar ihren Hals hinab bis zu dem Stoff ihres relativ züchtigen Kleides. Mehr noch, ihr entfuhr eine Mischung aus Keuchen und Seufzen, als er ihr mit einem Mal so unendlich nahe kam, dass sie kaum zu atmen wagte aus Angst, ihn dadurch versehentlich zu berühren. Während der andere Teil in ihrem Inneren am liebsten genau das getan hätte. Sein Geruch, ähnlich und dennoch anders, mischte sich unter den Duft der Apfelblüten, der ihre Nase so lange schon kitzelte.
Er kam ihr noch näher und sprach so verlockend auf sie ein, sein Timbre ließ sie wohlig erschauern und sein Blick hielt den ihren regelrecht gefangen. Als er auch noch so vermessen war, sie zu berühren, entschlüpfte ihrer Kehle ein leises Quieken, einer Maus nicht unähnlich... und alles andere als sinnlich. Aber das war etwas, das sie nicht kontrollieren konnte, auch wenn es ihr peinlich war. "I... ich...", hauchte sie kaum verständlich und leckte sich erneut mehrfach die Lippen in dem vergeblichen Bemühen, auf diese Weise das Sprechen zurück zu erlangen.
Genau diesen Moment suchte er sich aus, sie mehr als seine Finger auf der Wange spüren zu lassen, als er seinen Körper an ihren drückte. Ein Wimmern war ihre Reaktion und in ihrem Schoß schien eine lodernde Flamme hochzuschießen, die ihr gar sämtliche Sinne rauben wollte. Sie sog scharf die Luft ein und hob ihr Gesicht ihm entgegen.
Die Zeit wurde langsamer, zäher, während er sich ihr allmählich näherte, seine Lippen immer mehr in Richtung der ihren senkte. Schon öffneten sich die ihren, ließen sie daduch voller und rosiger wirken, ein wenig feucht ebenfalls.
Und genau dann passierte es. Einen winzigen Augenblick nur, ehe sie sich treffen konnten, schien ganz Celcia die Zeit anzuhalten, um noch jede noch so winzige Kleinigkeit von ihren Sinnen erfassen lassen zu können. Der Duft der Blüten, die Feuchtigkeit rund um sie, seine Nähe und Hitze, die er verströmte. Aber auch eine sachte Brise, die dafür sorgte, dass etwas ganz, ganz leicht ihre Haut kitzelte. Eine Feder, in ihrem Ausschnitt befestgt, um nicht verloren gehen zu können. Eine Erinnerung daran, warum sie dort stand, wo sie sich jetzt eben befand. Und obwohl diese Berührung sich leicht hätte übergehen lassen können, holte sie Azura aus sämtlichen Träumereien brutal in die Wirklichkeit zurück.
Plötzlich war ihre Hand dazwischen, legten sich zwei ihrer Finger zittrig auf seine Lippen und verhinderten damit den verbotenen Kuss. Ein weiteres Wimmern verließ ihre Kehle und doch war es der einzig mögliche Weg für sie.
So sehr sie es auch bedauerte und das war ihrem Blick durchaus anzumerken, mit dem sie ihn nun ansah, der Zauber war fürs erste gebrochen. "Ich... ich... fühle mich geschmeichelt.", wisperte sie mit kratziger Stimme und versuchte, ihn sanft von sich wegzudrücken, in der Hoffnung, er würde ihrem Wunsch entsprechen.
Und mit jedem weiteren Wort gewann sie etwas von ihrer Festigkeit und einer gewissen Klarheit in den Gedanken zurück. "Jedoch habt Ihr da etwas missverstanden, fürchte ich." Sie suchte das vertraute Rubinrot und hoffte, es mit ihrer Farbmischung halten und fesseln zu können. "Ich stehe an der Seite Eures Bruders nicht, weil ich es muss.", wurde sie konkreter und straffte die Schultern. "Ich bin an seiner Seite, weil ich es will. Ich liebe ihn, ich liebe Corax und ich will nichts tun, das ihm ein Leid zufügt." Das hatte sie auch so schon vermutlich viel zu viel und viel zu oft, befürchtete sie.
"Ich baue darauf, dass Ihr das respektiert." Hätte ihr Körper eine hörbare Stimme besessen, so hätte er nun so einiges dazu zu sagen gewusst, warum das alles eben nicht respektiert werden sollte. Allerdings hatte sie eine Entscheidung getroffen und dabei wollte sie bleiben.
Endlich fand sie den Mut, ihre Hand zu senken und ihm den Raum zu geben, ihren Willen zu akzeptieren und keinen weiteren Übergriff zu wagen. Dennoch schaffte sie es lediglich zaghaft und beinahe schon übervorsichtig zu lächeln. "Außerdem seid Ihr mehr wert. Degradiert Euch nicht selbst, indem Ihr nicht mehr sein wollt als ein Vergleich."
Sie legte ihre nun wieder freie Hand auf die Feder, als müsse sie diese noch näher an ihr Herz drücken. "Corax ist ein absolut wundervoller Mann, aber ich bin sicher, Ihr seid es auch. Jedoch..." Kurz stockte sie und zögerte, ob es klug wäre, weiter zu gehen. Aber dann entschied sie sich dafür, um die Zurückweisung nicht gar zu schmerzhaft zu machen. Zumindest wollte sie davon ausgehen, dass ihr dies damit gelingen würde. "Jedoch auf Eure eigene Art und Weise."
Damit verstummte sie. Nun läge es an ihrem Gegenüber, wie sich dieser Ausflug weiter entwickeln würde. Würde er sofort mit ihr zurück reiten und diese Begegnung abrupt abbrechen wollen? Oder würden sie weiter durch die Plantage flanieren und andere, unverfänglichere Themen besprechen können?
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Re: Eine Apfelplantage vor der Stadt

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 22. Mai 2024, 12:04

Dass ein männlicher Adelsspross auf eine ähnliche Art und Weise im goldenen Käfig gehalten worden war wie sie selbst, überraschte Azura. Doch Emmyth schien sich genauso eingeengt zu fühlen wie sie. Er folgte seinen Pflichten weniger als sie, da er offensichtlich immer wieder durch eine kleine Flucht aus dem Alltag seine rebellische Ader zeigte. Azura hatte dies erst gewagt, als man es ihr aufgezwungen hatte - als Corax sie durch ihre Entführung zu dieser Tat forcierte. Emmyth hingegen handelte freiwillig. Dass er sich überhaupt in dieser Lage fand, könnte sie mit ein wenig Überlegung vielleicht irgendwann nachvollziehen. Sie musste nur die Puzzleteile ordnen. Kathar und seine Gattin hatten ihr erstes Kind verloren, ohne bislang zu wissen, wie es aus dem Kinderbettchen hatte geraubt werden können. Natürlich trafen sie Vorkehrungen beim Zweitgeborenen, damit sich die Geschichte nicht wiederholte. Er litt unter Corax' Verschwinden, allein schon, weil man ein wachsameres Auge auf ihn warf. Mehr noch, er konnte sich kaum frei bewegen. Auf Schritt und Tritt folgten ihm dunkelelfische Leibwachen. Wahrscheinlich könnte er nicht einmal in aller Ruhe austreten, ohne dass ein Wächter misstrauisch würde, falls Emmyths Sitzung zu viel Zeit in Anspruch nahm. Umso freudiger, geradezu frei, zeigte er sich sowohl auf dem Ritt in die Stille Ebene hinein als auch später auf der Apfelplantage. Die ansässigen Bauern profitierten davon, denn Emmyth gab sich ihnen gegenüber freundlich. Auch schien sein Verhalten keine Ausnahme darzustellen, nur weil Azura an seiner Seite war. Die Bauern machten keinen misstrauischen Eindruck. Sie schienen es gewohnt zu sein, dass Emmyth oder die Faelyns im Allgemeinen ihrem Leben kaum einen schlechteren Pfad beschafft hatten. Für die Apfelbauern hatte sich nur der Verpächter des Landstücks geändert. Azura mochte sich wohl nicht ausmalen wollen, wie die Dunklen das Anwesen und die Plantage für sich eingenommen hatten, aber nach er Eroberung Andunies hatte sich wenigstens für diese eine Familie nichts zum Schlechteren gewandt. Sie dachte jedoch kaum über die Bauern nach. Dazu führte Emmyth sie zu schnell von ihnen fort und in den Apfelhain hinein. Ringsum waren sie schon nach wenigen Schritten von weißen Blüten, knorriger Rinde und feuchten Gräsern umgeben. Dass es jenseits der Plantage überhaupt Zivilisation gab, konnte man hier schnell vergessen. Auf die Tatsache, dass Azura das kleine Wettreiten mit reichlich Vorsprung gewonnen hatte, wollte der Elf wohl gern vergessen. Er sprach es gar nicht erst an, um ihr keine Angriffsfläche für Neckereien zu bieten. Er hatte etwas ganz Anderes vor.
Plötzlich war er ihr nahe, so schrecklich nahe, dass sie spüren konnte, wie sehr er sie begehrte. Das wirklich Erschreckende daran war, dass ihr Körper sehr willig auf ihn reagierte. Ihr Schoß pochte, sie spürte eine wachsende Hitze von dort, die sich auch in ihren Wangen auszubreiten schien. Ihr Herz schlug schneller und das Blut rauschte in ihren Ohren. Emmyth duftete anders als Corax, aber durchaus angenehm. Ihm fehlte diese kernige Note eines skrupellosen Schufts wie ihr Rabe einer war. Doch sein Bruder glänzte mit Charme und einer adligen Eleganz, ohne dass er für Azura dadurch langweilig würde. Vielleicht lag es aber doch am Aussehen. Oh, wie ähnlich er und Corax sich doch waren. Würde sie ihre Augen nur ein wenig zusammenkneifen und ihren Verstand ausschalten, könnte sie glatt davon träumen, hier und jetzt mit Corax unter weißen Blüten zu stehen, die harte Rinde des Apfelbaums im Rücken und nur wenige Zentimeter von einem Kuss entfernt. Aber dann kitzelte es sie im Dekolletée. Corax' ausgerupfte Rabenfeder mit dem blutigen Kiel, die er ihr am liebsten gar nicht erst präsentiert hätte, streichelte sanft ihre Haut. Es war kaum spürbar, reichte aber aus, um an ihre Vernunft zu appellieren - irgendwie ironisch, wenn man bedachte, dass laute Worte seitens Madiha, bedachte aber klare Worte seitens Jakub und ein Rabe, der beide in ihrer Meinung bestätigte bei Azura nicht nur auf taube Ohren gestoßen waren, sondern sie auch hatten die Flucht ergreifen lassen und alle nun als ihre Feinde zu sehen schien. Wobei das bei Corax nicht ganz klar war, denn er war ihr gefolgt in einem weiteren zahlreicher Versuche, noch einmal in Ruhe mit ihr zu sprechen. Und genau deshalb schien etwas nicht nur ihre Haut, sondern auch ihren Geist zu kitzeln.
Emmyths Lippen berührten ihre Haut, aber entgegen seiner Annahme, nun Azuras zarte Lippen kosten zu dürfen, küsste er ihre Fingerspitzen, die sie mit erhobener Hand rasch noch hatte zwischen sie legen können. Der Elf zog durch. Er vollendete den Kuss, brach ihn nicht ab, aber zog sich dann doch zurück. Mit fragend zusammengezogenen Brauen betrachtete er sie. Denn er hörte ihr Wimmern, das so gar nicht zu dieser Aktion passen wollte.
"Ich ... ich ... fühle mich geschmeichelt. Jedoch habt Ihr da etwas missverstanden, fürchte ich."
"Was kann ich daran missverstehen, Euch mehr als entzückend und wunderschön zu sehen?" Er lächelte schief, fast so wie Corax es tat. Doch bei ihm lag immer etwas Spitzbübisches darin, ein unterschwelliges Gefühl, ihr überlegen zu sein und mit ihr zu spielen. Emmyth hingegen schmunzelte hier eher im Versuch, die Situation so weit aufzulockern, dass sie ihrer beider Gewissen beiseite schieben könnten. Azura aber gelang das nicht. Sanft, aber bestimmt drückte sie ihn von sich. Emmyth war wenigstens höflich genug, es zuzulassen. Er trat von ihr zurück, wenn auch nur weit genug, dass sie seinen Körper nicht mehr unmittelbar spürte. Noch immer stand er ihr jedoch recht nahe. Sie konnte ihn immer noch riechen, glaubte immer noch, die Wärme seines Körpers in der Luft flirren zu spüren. Allerdings fühlte sich auch das Kitzeln von Corax' Rabenfeder reichlich intensiv an.
"Ich stehe an der Seite Eures Bruders nicht, weil ich es muss. Ich bin an seiner Seite, weil ich es will. Ich liebe ihn, ich liebe Corax und ich will nichts tun, das ihm ein Leid zufügt."
"Mir kam bereits zu Ohren, dass er viel mitgemacht hat", kommentierte er. Sein Blick hatte das Verführerische verloren. Es war dem Ernst der Lage gewichen. Emmyth verhöhnte seinen Bruder nicht, noch nahm er sich heraus, seine Liebste nun zu beanspruchen, auch wenn er eine Affäre vorgeschlagen hatte. Aber er würde diese sicherlich nicht durch Gewalt erzwingen.
"Ich baue darauf, dass Ihr das respektiert. Außerdem seid Ihr mehr wert. Degradiert Euch nicht selbst, indem Ihr nicht mehr sein wollt als ein Vergleich."
"Ich werde es akzeptieren, ebenso aber auch, in jeglicher Hinsicht nun der ewig Zweite zu sein." Er seufzte, aber das Lächeln auf seinen Lippen schwand nicht. Es besaß nur etwas wehmütiges. Azura hatte offensichtlich sein Interesse geweckt und sie nun an den Bruder zu verlieren, ebenso wie sein Erbe ... nun, er musste es erst einmal verkraften. Emmyth galt aber nicht als Kind von Trauer. Statt sich nun in einen Mantel aus Selbstmitleid zu hüllen, wandelte er jegliche negativen Gedanken in etwas Effektives um. Ganz unterkriegen lassen wollte er sich dennoch nicht. "Ich bin mindestens so wundervoll wie mein Bruder, findet Ihr nicht?" Er zwinkerte. "Und daher sehe ich es schon als meine Pflicht an, Euren Tag so genussvoll als möglich zu gestalten - ohne bestimmte Grenzen zu überschreiten. Aber ich soll mich um Euch kümmern, nicht wahr? Und das werde ich. Wann immer Ihr mich braucht." Seine Augen glommen angenehm rot. Für eine Weile lag darin diese Ernsthaftigkeit eines Mannes, der bereit war, für die Sicherheit seiner Angebeteten über Leichen zu gehen. Auf einmal blitzte jedoch der Schalk hindurch. "Vorerst möchte ich Eure kleine Tradition aber auf meine Weise begehen - für Euch!" Wieder zwinkerte er, hob dann einen Finger an, um Azura zu signalisieren, abzuwarten. Ihre Tradition ... das Tautropfenkosten von einer samtweichen Apfelblüte. Wie aber wollte Emmyth es umsetzen? Er ließ es sie schnell wissen. Einen Kuss würde es nicht geben und das akzeptierte er. Doch es gab noch andere Wege ... Pfade, die zumindest er nicht unbedingt als eine Form ansah, bei der sie beide den Bruder und Geliebten hintergingen.
Emmyth sank auf die Knie. Dass seine hose durch das feuchte Gras Flecken bekam, kümmerte ihn nicht. Schalkhaft grinste er zu Azura empor, als er schon den Saum ihres Kleides griff und leicht anhob. Er wollte tatsächlich darunter kriechen und noch ehe es ihm gelänge, dürfte sie seine Hand an ihrem Schenkel spüren. Die Finger wanderten an der geschwungenen Form empor, Richtung ihres Schoßes. Tautropfen lecken, von sanften Apfelblüten herunter ... es dürfte nun klar werden, was dieser Mann vor hatte. Die Frage blieb, ob es Azura auch zu viel wäre. Gewiss zeigte Emmyth sich auch hier respektvoll genug. Das kleinste Anzeichen von Abneigung und er würde sich zurückziehen. Gleichermaßen ging er aber weiter, wenn Azura es stillschweigend oder sogar wohlwollend aufnähme. Es lag an ihr.
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Re: Eine Apfelplantage vor der Stadt

Beitrag von Azura » Donnerstag 30. Mai 2024, 21:27

Bislang hatte sie immer gedacht und es auch oft genug von ihren Freundinnen zugetuschelt bekommen, dass den Söhnen aus den feinen Adelshäusern ganz Celcia offen stünde. Dass diese, eben weil sie die männlichen Erben waren, alles machen dürften, was sie wollten. Sie durften viel interessantere Dinge lernen, sie durften reisen, sie durften... sexuell aktiv sein und das sowohl vor, als auch während einer Ehe. Solange sie ein passendes Mädchen heirateten und eigene, offizielle Söhne zeugten, war ihnen mehr oder weniger alles erlaubt.
Während die Mädchen sich zu feinen jungen Damen entwickeln sollten, hübsch zum Ansehen und züchtig im Verhalten, fähig dazu, in der vorbestimmten Ehe schnell und unkompliziert jede Menge gesunden Nachwuchs zur Welt zu bringen und für dessen richtige Erziehung zu sorgen. Erst wenn das überstanden und überlebt wäre, hätten sie die Freiheit, sich wohltätig zu engagieren und ansonsten im Hintergrund alles für den Erfolg der neuen Familie zu tun. Mit diesem Schema war sie aufgewachsen, obwohl sie nicht ganz so stark eingesperrt worden war wie der Großteil der adeligen Töchter, und dieses hätte sie wahrscheinlich auch an ihre eigenen Kinder weitergeben sollen.
Nun hingegen zu erkennen, dass, wenngleich aus einem mehr als nachvollziehbaren Grund, auch ein Sohn in einem goldenen Käfig steckte und sich nicht entfalten konnte, war eine Überraschung für sie. Sofort fühlte sie sich Emmyth dadurch mehr verbunden und glaubte, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben. Einen, der sich auch gerne hie und da davon stahl und seine Schleichwege ausgespäht hatte, ohne denen es sich mitunter anfühlte, als müsse man ersticken in all den Vorgaben und Regeln. Und da sie an Corax' Seite vorläufig nicht mehr gebraucht wurde... konnte sie einfach nicht widerstehen.
Es wirkte geradezu belebend, als sie sich mit dem jüngeren Bruder durch eine Beschädigung in der Mauer zwängte und dann außerhalb der Stadt in gestrecktem Galopp durch die Landschaft ritt. Oh, wie lange war sie nicht mehr auf einem Pferderücken gewesen oder gar zur Jagd geritten! Hätte sie jetzt auch noch ihren Lieblingsfalken auf dem Arm gehabt... Aber für diesen hoffte sie, dass er seine Freiheit genießen konnte, und verbot sich, ihm hinterher zu trauern. Auch so war es ein herrliches Gefühl.
Beinahe ging es ihr zu schnell, bis sie die Plantage erreicht hatten. Dennoch merkte sie, dass sie sich körperlich angestrengt hatte und es ihrem Reittier vermutlich noch einiges mehr abverlangt hatte. Somit wollte sie es auch nicht überfordern, damit es sie später wieder zurück nach Andunie tragen konnte. Zu Fuß wollte sie diese Strecke gewiss nicht nehmen müssen. Es reichte ihr der geplante Spaziergang über das Landgut.
Wenngleich sie noch nicht ahnte, welches Streben ihren Begleiter bewegte. Das war einfach zu abwegig für sie, sie fühlte sich in trügerischer Sicherheit. Sonst hätte sie diesem Ausflug gar nicht zugestimmt.
So allerdings ließ sie sich vertrauensvoll tiefer in die Reihen der Apfelbäume führen, die gerade in schönster Blüte standen. Umso schneller jedoch kam Emmyth zur Sache und überrumpelte die junge Frau damit anfangs. Hinzu kam sein Aussehen, seine Ähnlichkeit mit ihrem Raben, gleichfalls wie seine bisher guten Manieren, sein angenehmes Auftreten ihr gegenüber und das Gefühl von Gemeinsamkeit im Denken wegen all der Fesseln, denen sie beide zu entfliehen suchten. Außerdem war sie jung, Corax hatte ihr gezeigt, wie viel Gefallen sie an derartigen Spielchen haben konnte, und sie wollte leben, wollte genießen und Neues ausprobieren. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass er ihr schmeichelte und ihr zeigte, dass er in diesem Moment allein sie begehrte.
Wie auch immer, ihr Körper reagierte darauf, ihr Schoß bereitete sich auf neue Wonnen vor und ihre Wangen glühten regelrecht. Die Knie wurden ihr weich und sie war drauf und dran, sich völlig zu vergessen, noch mehr als zuvor, als sie den Tautropfen von der Blüte genascht hatte. Einer äußerst zarten Berührung, die Erinnerungen weckte, war es zu verdanken, dass sie diesen Fehler nicht beging, dass sie diesen Kuss nicht zuließ, der vermutlich ihr Untergang geworden wäre.
Doch so holte sie dieses Gefühl zurück in die Wirklichkeit und brachte sogar so etwas wie Vernunft zurück. Rechtzeitig konnte sie ihre Finger heben und obwohl es ihr ein kaum hörbares Wimmern entlockte, seine Zärtlichkeiten daran zu spüren, schaffte sie es, nicht erneut schwach zu werden. Einfach war es nicht, aber die Feder in ihrem Ausschnitt gab ihr Halt und ausreichend Kraft, ihre Stimme wieder zu finden, nachdem er sich von ihr gelöst hatte.
Wobei Azura nicht zu sagen wusste, was geschehen wäre, wenn er sofort ihre schwache Abwehr durchbrochen hätte. Das tat er nicht und sie stand, mit dem Rücken an den Stamm gelehnt, auf zittrigen Beinen vor ihm. Das Herz pochte ihr wild in der Brust und fand sein Echo fast schon überdeutlich in ihrem Schoß. Und dennoch... Nein, sie musste einfach dieses Angebot ablehnen, ganz gleich, wie verlockend es war. Es widersprach dem Gefühl, das sie endlich für sich akzeptiert hatte, und ihrem Wunsch, dem Verursacher kein Leid zu zufügen, solange sie es verhindern konnte. Das war ihr wichtiger als die Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse, auch wenn ihr das viele vermutlich nicht zutrauen würden.
Hier und jetzt allerdings versuchte sie, das Richtige zu tun, obwohl das bedeutete, einen anderen enttäuschen zu müssen. Das tat ihr leid, doch es war erst einmal nicht zu ändern.
Während er von ihr zurück wich und sie darum rang, ihn nicht sofort wieder an sich zu reißen, umklammerte sie mit der freien, ungeküssten Hand die Feder, das Andenken an ihren widerlichen Schuft. Und sie musste etwas klarstellen, das anscheinend Emmyth noch nicht erreicht hatte. Es machte sie traurig, die Veränderung in seinem Blick mit ansehen zu müssen, aber es beeinflusste ihre Meinung nicht. Dafür hatte sie viel zu lange selbst alle nach ihrer Pfeife tanzen lassen und sich nicht nach anderen gerichtet.
Bei seinem Einwurf nickte sie mit bedauernder Miene. "Viel zu viel und genug für mehrere Leben.", warf sie leise und voller Mitgefühl ein. Um daraufhin wieder soweit wie möglich zu sich zu finden und zu vollenden, was sie Emmyth hatte sagen wollen, in dem Versuch, sein Ego nicht vollständig mit ihrer Ablehnung zu ruinieren.
Seine Erwiderung entlockte ihr ein kleines, aufmunterndes Lächeln und sie war sogar derart wagemutig, ihn kurz am Oberarm zu berühren, in dem Glauben, die Grenzen ausreichend abgesteckt zu haben. "Das werdet Ihr nicht sein. Ihr unterschätzt Eure Wirkung. Vielleicht braucht Ihr lediglich mehr Gelegenheit für Begegnungen.", meinte sie und glaubte auch daran. Und warum auch nicht? Jetzt, da Corax wieder hier war, hatte sein Vater allen Grund für mehr Festlichkeiten für seine beiden Söhne.
Schon wirkte es, als hätte sich das Blatt erfolgreich gewendet und wäre der viel zu intime Moment vorüber, als Emmyth mit ihr neckend sprach, als hätte es diesen Zwischenfall nicht gegeben. Sie zog ihre Hand wieder zurück und ließ auch die Feder, die ihr bisher Halt und Standhaftigkeit gegeben hatte, los. "Natürlich seid Ihr das! Wobei sich Euer Bruder an Euren Manieren durchaus eine Scheibe abschneiden könnte.", scherzte sie zurück, ohne es sonderlich ernst zu meinen.
Warum auch? Sie hatte Corax so lieben gelernt, wie er war, und gerade die Tatsache, dass er sie oft herausforderte und sie sich gegenseitig in den Wahnsinn trieben, war es, die ihr insgeheim so gut gefiel. Aber dass er Manieren besaß... nun ja, sie traute ihm durchaus zu, dass er sie hatte, ohne, dass er sie ihr zeigen wollte. Vielleicht wäre in diesem Hinsicht sein jüngerer Bruder Ansporn, daran ab und zu etwas zu ändern. Dieser indes fuhr fort und holte sie damit aus ihrer Vorstellung zurück, wie ihr Rabe sich in einen formvollendeten und dadurch auch ein bisschen langweiligen Adeligen verwandelte, um dann hinter verschlossenen Türen... Nein, bloß nicht an so etwas denken!
Blinzelnd war sie wieder bei Emmyth und ihre Wangen glühten ein weiteres Mal. "Ihr seid zu gütig.", murmelte sie und ihre Gedanken wanderten mit einem Mal in eine andere Richtung.
Könnte es sein? Könnte sie so viel Glück haben? Während sich neue Möglichkeiten in ihren Überlegungen auftaten, die absolut unpassend zur Situation waren und zugleich ihre eigene Lust zu dämpfen verstanden, war ihr Gegenüber noch beim vorherigen Thema hängen geblieben. Sie bemerkte die Warnzeichen ein weiteres Mal nicht, sondern war noch in ihren eigenen Gedanken, weil sie nach der richtigen Formulierung suchte, um ihr Anliegen so rasch wie möglich zur Sprache zu bringen, ohne ihre Chancen wegen Voreiligkeit zunichte zu machen.
"Es gäbe tatsächlich was, bei dem ich Euch... Moment, was?", entfuhr es ihr, als ihr sein Nachsatz ins Bewusstsein drang, während er bereits auf die Knie ging. Ein weiteres Mal blinzelte sie und musste darum ringen zu begreifen, was hier vor sich ging.
Als er voller Schalk zu ihr hoch grinste, stockte ihr einen Augenblick lang der Atem und ihr war, als ahnte sie, dass er gleich etwas ausfressen würde. "Was habt Ihr...?", wisperte sie, als er ihren Rock anhob. Überrumpelt davon, verhinderte sie es anfangs nicht, sondern stieß stattdessen ein ungläubiges Keuchen aus.
Schon fühlte sie warme, vorwitzige Finger ihren Schenkel hinauf wandern, und erschauderte. Erneut drohten ihr die Knie weich zu werden und ihr Schoß meldete sich, beinahe schon empört wegen der Unterbrechung vorhin, umso lauter zurück. Auch das Wimmern, das ihr über die Lippen drang, war eine Wiederholung, gefolgt von einem leisen, wonnigen Seufzer.
Ehe sich jedoch ihr Gewissen und ihre Vernunft völlig verabschieden konnten, bevor er es gänzlich unter ihren Rock schaffte und seine Finger mehr als die schützenden äußeren Lippen streiften, hauchte sie ein schwaches:"Nein!" Dann verschloss ein Schluchzen ihr die Kehle und mit allerletzter Willenskraft wich sie zurück.
Wahrscheinlich war es schon zu spät und er hatte gespürt, dass ihr Körper eine gänzlich andere Sprache sprach, dass er sich gegen seine Eroberung bei weitem weniger wehren würde. Es beschämte sie und demütigte sie auch, sodass weit mehr als nur ihr Gesicht brannte. Mit weichen Knien wollte sie aus seiner Reichweite gelangen, hatte sich sogar ein wenig gedreht in der Erinnerung an den Baumstamm in ihrem Rücken.
Und dennoch war ihr eine Flucht aus dieser Situation nicht vergönnt, stieß sie mit ihrer Ferse gegen etwas und das brachte sie endgültig aus dem Gleichgewicht. Das Schluchzen in ihrer Kehle löste sie zu einem kleinen Schrei, als sie auch schon strauchelte und unsanft mit dem Rücken auf dem Boden auftraf. Zwar schaffte sie es irgendwie instinktiv, ihren Nacken soweit anzuspannen, dass sie nicht mit dem Hinterkopf gegen den Untergrund schlug und benommen wäre, trotzdem war sie einen Moment lang absolut wehrlos.
Mehr noch, ihr Rock war ihr bis über die Knie gerutscht und ihr Körper wirkte beinahe wie eine unausgesprochene Einladung, ganz gleich, was ihr Geist davon halten mochte. Und ob sie dieses Mal die Kraft zum Widerstand hätte...
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Re: Eine Apfelplantage vor der Stadt

Beitrag von Erzähler » Freitag 7. Juni 2024, 10:48

Die Gerüchte, die Azura Zeit ihres Lebens über die Privilegien der Adelssöhne gehört hatte, waren entweder nur genau das oder aber die dunklen Völker unterschieden sich etwas von der andunischen Kultur. Fest stand, dass Emmyth seine Freiheiten offensichtlich nur dann genießen konnte, wenn er rebellisch vorging. Angesichts dessen, was mit Corax geschehen war, konnte man Kathar Faelyns Handeln allerdings nachvollziehen. Mit der Entführung des ersten Kindes und durch den Tod seiner Frau blieb eben nur noch Emmyth, der die Blutlinie fortführen konnte. Zumindest dachte das Oberhaupt der Familie es bis vor wenigen Stunden und in seinem Alter, bei seiner Gebrechlichkeit, war er realistisch genug, dass selbst eine neue Frau das Poblem nicht hätte lösen können. Er schien nicht mehr in der Lage einen Erben zu zeugen. Folglich hatte er veranlasst, dass sein einziger Erbe in einem goldenen Käfig mit extra dicken Stäben aufwuchs. Jetzt aber hatte Emmyth sich erneut davongestohlen und vielleicht durfte er endlich mehr Freiheiten genießen, nun, da Corax zu seinem Vater zurückgekehrt war. Er brauchte kein schlechtes Gewissen haben - nicht mehr als sonst und zumindest nicht in Bezug darauf, wieder entschlüpft zu sein. Jedoch schien er auch keine Gewissenbisse zu hegen, wenn es darum ging, Azura etwas näher kommen zu wollen als es für den Bruder ihres Liebhabers gestattet wäre. Das brachte sie in arge Bedrängnis, denn nicht nur, dass ihr Körper sich bereits wieder nach zweisamen Wonnen sehnte, Emmyth und Corax glichen sich nun einmal beinahe wie Zwillinge. Er war ihm optisch so ähnlich, dass sie sich darauf konzentrieren musste, in ihm nicht eine weniger ernste Version ihres Raben zu sehen. Ob er dessen Fähigkeiten in den Laken besäße? Zumindest sein Zungenhandwerk wollte Emmyth unter Beweis stellen, als er vor Azura auf die Knie ging und dann den Kopf unter ihr Kleid steckte.
Azura brauchte mehrere Momente, in denen ihr Herz immer wilder zu schlagen begann, um überhaupt zu begreifen, was gerade geschah. Um zu begreifen, welche Tradition Emmyth wie aufleben lassen wollte. Seine Finger glitten bereits über die nackte Haut ihrer Schenkel, wanderten höher und immer höher. Er suchte nach ihrer lieblichen Blüte und würde sie gewiss reich mit Nektar versehen vorfinden, denn Azuras Körper hatte schon eine ganze Weile zuvor Anzeichen gezeigt, jegliche Vernunft in den Wind zu schlagen. Ihr Schoß lechzte schon danach, gleich von sanften Küssen und einer vorwitzigen Zunge verwöhnt zu werden und sie rang wahrlich mit sich, es auch nur ansatzweise zuzulassen.
Azuras Brust hob und senkte sich im hektischen Rhythmus ihres Herzens. Wonneschauer glitten ihren Rücken entlang, schienen ein verheißungsvolles Prickeln jedoch genau an jener Stelle zu hinterlassen, die Emmyth als sein Ziel auserkoren hatte. Sie spürte, wie seine Finger schon den Stoff ihres Höschens über jenem Ort strafften, damit jede Berührung nur noch mehr Lust wecken würde. ihre Beine schmolzen dahin. Gleich würde sie einbrechen und sich an ihm festhalten müssen, während er...
"Nein!" Es war kaum lauter als das Summen eines von vielen Insekten, die die samtenen Apfelblüten umschwirrten, aber Elfenohren besaßen feine Sinne. Emmyth unterbrach seinen Versuch, mit der Zungenspitze nach Azuras Nekter zu kosten. Er bemerkte ihre Bewegung dadurch zu spät, so dass er ihr Ausweichen, gefolgt von ihrem Sturz nicht mehr verhindern konnte.
Der Aufprall schmerzte kaum, obgleich der Boden hier nicht gerade weich war. Die kleinen Wege zwischen den Apfelbäumen waren gut ausgetrampelt. Hier wuchs kaum mehr ein Halm, der Azuras Sturz hätte abfangen können. Rücklings landete sie auf dem Erdboden, zwischen einigen kleinen Ästen, alten Blättern und gelösten weißrosa Blüten. Ihr Rock rutschte empor, präsentierte dem jüngeren Sohn des Hauses Faelyn all die Blütenpracht, die sich unter den Blättern ihrer Stoffbahnen verborgen gehalten hatten. Wie eine junge Apfelknospe öffnete Azura sich dem dunkelelfischen Bienchen, das vor ihr stand. Sie zeigte, was sie ihm zu bieten hatte, präsentierte die geradezu vor Nektar triefenden Pollen und lockte mit verführerischen Düften, die selbst das Aroma der Apfelbäume zu überdecken wusste. Sie erkannte es, denn Emmyth starrte nicht nur genau zu ihrer Mitte, er sog auch leicht die Luft ein und seufzte erregt.
Dann geschah alles sehr schnell. Wie der schwarze Schatten ihres Rabens huschte Emmyth vor dem Hintergrund der Plantage auf sie zu. Schon war er über ihr - nahe, sehr nahe. Sein Aroma war nicht so kernig wie das seines Bruders. Er nutzte Duftwässerchen, um seinen ganz persönlichen Geruch zu entwickeln. Jener besaß eine gewisse, würzige Schärfe, versteckt hinter aller Lieblichkeit, die er ihr bisweilen durch Worte und Gesten geschenkt hatte. Nun schien Emmyth bereit, ihr mehr zu geben. Sein Leib hielt sich noch knapp über ihr. Er stützte sich auf beiden Armen ab, die links und rechts ihrer Schultern die Hände auf das Erdreich drückten. Sein Becken hing knapp über ihrem, aber noch bestand ein gewisser Abstand. Sie konnte nur erahnen, wie sehr er sie gerade begehren musste. Nein, sie wusste es. Sie erkannte es in seinem Blick. In dem Paar aus Rubinen flammte ein ähnliches Feuer tiefer Begierde auf wie sie es von seinem älteren Bruder kannte. Emmyth wollte sie, es ließ sich nicht bestreiten.
"Das hier...", begann er und seine Stimme durchbrach die friedliche Idylle des Apfelhains wie eine scharfe Klinge jede noch so liebliche Kehle. Er klang rau, denn da war dieser lüsterne Unterton. Er wirkte nur dezent bedrohlich, je nachdem, wie man die Situation interpretierte. Eine willige Frau unter seinem Körper würde es nun wohl eher verrucht nennen und sich innerlich darauf vorbereiten, von diesem kraftvollen Begehren einfach gepackt und genommen zu werden.
Emmyth senkte sich etwas tiefer. Endlich berührte sein Leib den ihren. Mit vollem Bewusstsein rieb er sich einmal an ihr entlang, ließ sie spüren, was sie verpassen könnte ... oder was ihr möglicherweise gleich bevorstünde. "Das hier", wiederholte der Elf, "könnte nun ein Moment werden, der mit Gewalt gewonnen wird." Er ließ eine Pause entstehen, in der sich allerlei Szenarien über das wahre Wesen der dunklen Völker manifestieren konnten. Doch ehe sie Azura eventuell zu überwältigen drohten, zerriss Emmyth die Befürchtungen mit dem dunklen Timbre seiner Stimme. "Ich bin nicht so. Niemals würde einer so schönen Blume die Blüten ausreißen. Das würde deine Dornen abstumpfen lassen und dann wärst du nur noch halb so reizenden." Trotzdem musste auch er an sich halten. Seine Instinkte riefen so sehr nach mehr wie es Azuras Schoß tat.
"Es könnte ein einmaliges Abenteuer sein. Ein kleines, schlüpfriges Geheimnis, für immer verborgen zwischen den Apfelbäumen. Ich würde niemals davon sprechen ... aber ich werde es dir nicht aufzwingen. Es ist deine Entscheidung, ob du mich willst. Ob du ... erfahren willst, inwieweit es Unterschiede zu meinem Bruder gibt. Oder ob du abwarten willst, bis ich ihn gefragt habe, was er von Triangel-Liebschaften hält." Emmyth zog sich wieder weit genug zurück, um Azura Platz zum Atmen und vor allem zum Nachdenken zu machen. Solange er seinen Körper nicht hart und willig gegen den ihren drückte, war es einfacher. "Denn ich werde ihn fragen. Ich muss. Wenn allein die Mögichkeit besteht, dass er es gestattet und du einwilligst, dann muss ich es tun. Ich würde mir nicht verzeihen, diese Chance zu vertun." Dann beugte er sich wieder herab, um einen Kuss an Azuras Halsbeuge abzusetzen. "Aber falls du einen Vorgeschmack brauchst, um deine Entscheidung treffen zu können, bin ich hier und jetzt bereit." Und wie er das war! Doch entgegen aller Klischees, durch die man gerade Dunkelelfen gern ein skrupellosen, egoistisches Verhalten andichtete, hielt Emmyth sich zurück. Er überließ es Azura. Es wäre ihre Entscheidung, wie der kleine Ausflug in die Apfelplantagen weiterging.
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Re: Eine Apfelplantage vor der Stadt

Beitrag von Azura » Samstag 15. Juni 2024, 17:29

Früher hatte sie viel auf Klischees, Gerüchte und anderen Klatsch gegeben. Das war nur natürlich in einem Umfeld, in dem sie kaum an andere Arten von Informationen gekommen war und in dem es ein Teil des Vergnügens dargestellt hatte, über andere herzuziehen. Entweder, weil man sie beneidete und das nicht zugeben konnte oder durfte, oder, weil sie es tatsächlich schlechter getroffen hatten als man selbst.
Jetzt hingegen hatte sie auf der einen Seite durchaus anderes gefunden, um sich die Zeit zu vertreiben und kaum den Müßiggang, von den ehemaligen Freundinnen ganz zu schweigen. Zugleich glaubte sie in Emmyth jemanden gefunden zu haben, der ihr ähnlich war und mit dem sie ein paar Dinge verbanden. Zumindest in der Hinsicht, dass sie sich eingesperrt fühlten und das Bedürfnis hatten auszubrechen.
Was ihre Gefühle dagegen betraf, war das ein vollkommen anderes Thema. Dieser Dunkelelf hatte etwas Anziehendes an sich und doch wagte sie nicht herauszufinden, ob es an seiner frappanten Ähnlichkeit zu ihrem Raben lag oder allein an ihm selbst. Aber sie liebte seinen älteren Bruder, denjenigen, der scheinbar so lange wie ein Schatten über ihm geschwebt und ihn nun durch seine Rückkehr verdrängt hatte. Er hatte in seinem Leben so viel Leid erfahren und sie wollte es nicht nähren. Und dennoch... war es einfach nur verlockend, diesem Drängen und Begehren nachzugeben, das Emmyth ausstrahlte und in ihr ebenfalls wachrief.
Wie konnte das nur sein? War sie eine dermaßen untreue Seele? Oder lag es daran, dass Corax vorhin nicht auf ihrer Seite gestanden hatte? Doch auch bei ihrem Erzeuger, ehe sie von dessen Verbindung zu ihr gewusst hatte, waren ihr unzüchtige Gedanken gekommen. Oder schlimmer noch... waren ihre Gefühle nicht ganz das, wofür sie diese hielt? Obwohl... was, wenn sie zu viel hinein interpretierte? Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass Corax ihr dieses Gebiet dermaßen schmackhaft gemacht hatte, dass sie einfach einer Versuchung nicht widerstehen konnte, in der Annahme, es könne nur besser werden? Schließlich hatte er auch ihre Erfahrungen und die waren eindeutig nicht zu ihrem Nachteil ausgefallen. Trotzdem... es nagte an ihr und ihr Gewissen ließ es nicht zu, dass sie sich einfach darauf einließ, welche Gelegenheit sich ihr da bot.
Es kam ihr dennoch wie ein Verrat vor und das konnte sie nicht zulassen. Zumindest ihre Vernunft nicht, denn ihr Körper kannte da weit weniger Skrupel. Schon pochte ihr Schoß verräterisch und auch andere Regionen ihres Leibes wären mehr als bereit für Berührungen, wenngleich sie vorerst gut verborgen unter ihrem Kleid lagen.
Allerdings... durfte sie es nicht, verbot es sich selbst und versuchte, sich von seinem nächsten Vorstoß zu befreien. Dabei war sie ein wenig zu ungestüm und unachtsam, sodass sie stolperte und kurzerhand auf dem Rücken landete. Wenngleich sie noch Glück hatte und sich keinerlei ernst zu nehmende Blessuren zu ziehen konnte, denn nirgends waren weitere Wurzeln oder Steine, auf die sie hätte aufschlagen und sich eine blutige Wunde hätte holen können. Der Boden bestand viel eher aus festgetretener Erde, die kompakt genug war, um sich nach all dem Regen in keine Schlammlandschaft zu verwandeln. Stattdessen war sie lediglich durchfeuchtet und wirbelte durch ihren Aufprall keinen unangenehmen Staub auf. Was hingegen alles andere als ein Vorteil war, war der Umstand, dass sie keinen bodenlangen Rock mit unzähligen Unterröcken trug.
Denn durch den Schwung rutschte der Stoff hoch und entblößte mehr von ihrem Unterleib, als ihr lieb sein konnte. Sie spürte die Kühle auf ihrer Haut, doch war sie zu überrumpelt, als dass sie es bewusst wahrnehmen konnte. Erst Emmyth's Blick, der mit einem behrlichen Funkeln auf ihr ruhte, machte ihr das allmählich bewusst. Nicht sofort, denn bei dem Ausdruck seiner Augen stockte ihr der Atem, pochte ihr das Herz heftig in der Brust und färbten sich ihre Wangen noch röter. Ihr war, als würde sich seine Spannung auf sie übertragen und ein leichtes Zittern erfasste sie.
Ehe sie allerdings wieder zu einer Reaktion fähig gewesen wäre, war er es längst und kam über sie. Mit einem Mal war er ihr wieder viel zu nahe und veranlasste ihre Phantasie dazu, sich so einiges auszumalen, wie dieser Moment weiter verlaufen würde. Wie er sie voller Leidenschaft küssen und nicht nur ihren Mund mit einem Streich erobern würde. Oder wie er sie hinhalten und mit Worten umgarnen würde, bis sie ihn anbettelte zu tun, was er ihr ins Ohr säuselte. Oder wie er...
Ihre Gedanken versiegten, als sein Duft in ihre Nase stieg und im Vergleich zu dem bekannten ihres Raben durchaus... wohltuend war. Er war weitaus vertrauter durch die Wässerchen, ohne dadurch an Attraktivität des Neuen einzubüßen, Ohne es bewusst zu entscheiden, sog sie ihn tief und mit einem feinen Geräusch ein. Ihre Lider hatten sich wie von selbst gesenkt, sodass sie nun unter ihren dichten Wimpern zu ihm hoch schielte, in diese rubinroten Augen, die vor Verlangen regelrecht zu brennen schienen. Das Wimmern voller unterdrückter Gefühle musste ihre Kehle einfach verlassen, obwohl sie es zu unterdrücken versuchte, weil es sie sonst womöglich erstickt hätte.
Sie stellte ihre Beine auf, um ihren Rücken etwas zu entlasten und als wolle sie ihm zeigen, dass er sich nicht sofort zur Seite zu rollen brauchte. Ihre Hände mit den zittrigen Fingern hoben sich an und auch wenn sie wusste, dass es nichts Gutes verhieß, legte sie diese gegen seinen Oberkörper, strich wie ein Hauch beinahe schon quälend langsam hoch zu seinen Schlüsselbeinen, daran entlang bis zu seinen Oberarmen. Nein, sie konnte ihm kaum noch widerstehen, ganz gleich, wie sehr sie sich bemühte. Es bräuchte nicht mehr viel, um auch ihre letzte Barriere zu durchstoßen und ihren Leib dazu zu bringen, die Kontrolle über ihr Handeln zu übernehmen.
Im Gegensatz zu ihr hatte er jedoch seine Stimme noch nicht völlig verloren. Bei seinem Satzbeginn beobachtete sie gerade den Weg ihrer Finger, als müsse sie nachsehen, wo sie an seiner Kleidung zupfen sollte, um ihn davon zu befreien. "Ähä?", kam es ihr wenig geistreich über die Lippen und es war offenkundig, dass ihre Aufmerksamkeit sich allmählich auf etwas vollkommen anderes als eine Unterhaltung richtete.
Er hatte sie fast soweit, ihr Widerstand war kurz davor zu zerbröckeln wie trocken werdender Sand. Scharf sog sie die Luft ein, als er sich ihr entgegen senkte und sie mehr als deutlich spüren ließ, wie bereit er wäre, sie mit seiner ganzen Männlichkeit zu erobern. Ihr eigener Schoß wäre weit mehr als nur erfreut darüber, willig gab sie ihm einen gewissen Widerstand und spürte dadurch umso intensiver, was sie erwartete. Oh ja, er war gut bestückt und so, wie er sich verhielt, meinte sie fest daran zu glauben, dass er auch wüsste, was er tun müsste. Nur noch etwas Stoff trennte sie beide und diesen zu beseitigen wäre sicherlich kein großes Kunststück.
Schon löste sich eine ihrer Hände von seinem Bizeps und war drauf und dran, sich an ihm entlang hinab zu tasten, um... In diesem Moment fuhr er fort und es zeigte sich, dass seine Worte trotz allem auch noch ihren Verstand erreichen konnten. Denn als er von Gewalt sprach, erstarrte Azura innerlich wie äußerlich. Erinnerungen an einen gewissen Kapitän schossen regelrecht explodierend in ihr Bewusstsein und überlagerten erfolgreich sämtliche anderen Gefühle, die sie einen Atemzug zuvor noch empfunden hatte.
Angst kroch ihr die Glieder hoch und brachte obendrein ein Gefühl von erstickender Kälte mit. Ihre geröteten Wangen erblassten, ihr Blick hob sich und zeugte deutlich von der einzelnen Emotion, die sie jetzt noch verspüren konnte. Auch wenn sie gegenüber ihrem Raben ausreichend Vertrauen hatte, um sich ihm leidenschaftlich hingeben zu können, und auch bei anderen Männern merklich dazu fähig wäre, allein die Andeutung, etwas gegen ihren Willen zu tun, beschwörte Erinnerungen an genau solch einen Moment herauf. Es lähmte sie und ließ sie ihm gegenüber noch ausgelieferter sein.
Wäre er ein Mann von jenem Schlag, den er gerade angedeutet hatte, er hätte sich nun widerstandslos nehmen können, was er begehrte. Vielleicht hätte ihr Leib auch noch ein wenig mitgemacht aus einem natürlichen, angeborenen Instinkt heraus. Doch die Leidenschaft war wie weggeblasen und würde so rasch nicht wieder kommen.
Gerne hätte sie ihn von sich weggedrückt und hätte ihn mit Worten dazu aufgefordert, sie freizugeben. Allein die Kälte in ihrem Inneren hielt sie weiterhin fest im Griff. So konnte sie sich lediglich sein Bekenntnis anhören und auch wenn sie es glauben wollte in ihrer lange behüteten Naivität, es löste ihre Starre nicht.
Auch Corax hatte sie einmal damit bedroht und ihr damit einen wahren Alptraum beschert. Aber er hatte es nicht umgesetzt, sondern danach Zeit verstreichen lassen und sie ein ums andere Mal verführt, bis sie es in den heißen Quellen mehr als vergessen hatte. Womöglich waren Männer so? Mussten stets daran erinnern, wie überlegen ihre Kraft war, um ihre Ziele zu erreichen? Oder lag das an den Dunkelelfen selbst? Sie wusste es nicht. Sie fühlte lediglich den dringenden Wunsch zu fliehen.
Als ihr allmählich aufging, dass der gefährlichste aller Momente vorbei war, konnte sie endlich den Blick von ihm abwenden. Nun war es Scham, die ihre Wangen rot färbte und ihre Augen feucht werden ließ. Was hatte sie getan? Wozu hätte sie sich beinahe hinreißen lassen? Wie hatte sie nur so... verdorben sein können?! Nicht einmal seine kleine Beleidigung schaffte es, ihre Zunge zu lösen. Stattdessen konnte er ungehindert fortfahren, während er ihr noch immer viel zu nahe war.
Erst, als er etwas anderes ansprach, kehrte das Leben in ihren Körper zurück. Leicht zuckte sie zusammen und keuchte auf, als sie die Kraft fand, ihm erschrocken wieder direkt in die Augen zu sehen. "Nein!", stieß sie atemlos aus und schüttelte den Kopf unter ihm, ungeachtet der Folgen für ihre Frisur. "Nein, das dürft Ihr nicht! Das... das würde ihm das Herz brechen! Oder schlimmer noch, er... er könnte..." Ihre Wangen röteten sich, weil sie überhaupt daran dachte und das auf eine Weise, die sie eigentlich nicht tun sollte. Aber trotz des Schreckens, den er ihr eingejagt hatte, war er ihr ansonsten sympathisch gewesen. Mehr noch, hatte sie angezogen und auf absolut unpassende Weise angesprochen. Und obwohl sie ahnte, dass sie es besser lassen sollte, fuhr sie mit hauchender Stimme fort, den Blick erneut gesenkt:"... er könnte Euch verletzen."
Nein, das konnte sie nicht zulassen. Die Brüder hatten sich gerade erst gefunden und kaum etwas hatte sich Corax so sehr gewünscht, als seine Familie kennen zu lernen. Da wäre es mehr als grausam von ihr, ihn dieser jetzt wieder zu entreißen oder für ein Entzweien zu sorgen.
Als sich Emmyth ein wenig erhob und ihr mehr Raum ließ, versuchte sie sogleich, ihre Blöße zu bedecken, die den ganzen Schlamassel erst verursacht hatte. Dadurch konnte er sie ein weiteres Mal überrumpeln, indem er ihre Unaufmerksamkeit ausnutzte und sie kurzerhand in der Halsbeuge küsste. Ihren gesamten Körper erfasste ein wohliger Schauer, der sie aufkeuchen ließ, unabhängig davon, wie sehr er ihr zuvor erst Angst eingejagt und sämtliche Gelüste vertrieben hatte.
Oh, das war absolut unfair! Wie konnte es sein, dass dieser fremde Mann gleichfalls wie ihr Rabe ihre Schwachstellen ohne Probleme herausfinden konnte? Und als ob dies nicht schon genügen würde, sie auch noch hemmungslos gegen sie verwenden zu wollen schien! Wenn sie diesem Ausflug doch bloß niemals zugestimmt hätte!
Aber es war zu spät, schon entrang sich ihrer Kehle wieder ein verräterisches Seufzen. "Nicht...", wisperte sie schwach, während ihre Lider sich bereits senkten. Vielleicht, wenn sie ihn nicht direkt ansah und die Note an Duftwässerchen ignorierte, könnte sie sich vorstellen, sie läge hier mit... Nein, das durfte sie nicht! Sie durfte sich nicht darauf einlassen und schon gar nicht, indem sie sich selbst vorgaukelte, das wäre Corax, der sie in dieser Situation dermaßen schamlos verführte! Das wäre den Brüdern gegenüber nicht gerecht und würde es ihrem Gewissen noch unmöglicher machen, dazu zu schweigen.
Azura biss sich auf die Unterlippe und kratzte auch noch den Rest an Vernunft zusammen, den sie in sich finden konnte. So entschlossen wie möglich, was angesichts ihrer Position gerade nicht sonderlich viel war, sah sie Emmyth bittend wieder an. "Es wird Zeit, dass... dass..." Er war ihr so nahe, so verboten nahe, und die Versuchung so unendlich groß, dass sie es kaum schaffte, sich zu konzentrieren. Schon fiel ihr Blick auf seinen Mund und obwohl sie es nicht wollte, leckte sie sich verstohlen über ihre eigenen Lippen.
Als sie die minimal kühlere Luft auf der nun feuchten Haut fühlte, kniff sie die Augen zusammen und deutete ein Kopfschütteln an, um sich zusammen zu reißen. Dennoch konnte sie ihn nicht erneut ansehen, als sie hastig ausstieß, ehe sie nicht mehr dazu fähig wäre:"Es wird Zeit, dass wir zurück kehren!" Daraufhin presste sie ihren Mund fest zusammen und schluckte schwer.
Würde er ihren Willen beachten? Oder würde er weiterhin dafür sorgen, dass er am Ende trotz ihres Widerstrebens seinen Willen bekäme? Wie lange würde sie es noch schaffen, ihn davon abzuhalten? Nicht einmal mehr der beängstigende Moment von vorhin schien dauerhaft in ihr nachhallen und sie von dieser Dummheit abhalten zu können.
Es war zum Haareraufen, wenn sie dabei nicht viel lieber ihre Finger in seiner Haarpracht versenkt hätte! Ob es wohl so seidig und zugleich kühl wäre wie das ihres Rabens...?
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