Im lachenden Kamel

Das lachende Kamel macht seinem Namen alle Ehre. Hier wird gelacht, getrunken und gefeiert. Aber auch gespeist und geschlafen, auch einen hauseigenen Stall besitzt sie.
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Re: Im lachenden Kamel

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. März 2024, 14:06

Es war gewiss frustrierend, weil Neri sich in die Ecke gedrängt fühlte. Man wedelte quasi mit einer Lösung vor ihrer Nase herum, aber diese Lösung weigerte sich, ihr wirklich zu helfen. Warum Mallahall ihre Kräfte nicht mehr benutzte, erschloss sich Neri nicht und auf ihr drängendes ‚Warum nicht?‘, erhielt sie keine Antwort. Das Gespräch verselbstständigte sich und plötzlich schmiedeten sie bereits konkrete Pläne. Sie brauchten also eine Lichtmagierin und Neri fiel sofort ihre Freundin ein. "Sie beherrscht die Lichtmagie. Nicht sehr gut, genau wie ich. Aber wir haben unsere Magie zusammen in der Schattenwelt des Dämons angewendet, um Yedan und seinen Vater zu befreien" Mall schaute Neri an und räusperte sich. Auf einen prüfenden Blick seitens Arrond, nickte jene. „Das wird gehen“, glaubte sie und trank einen Schluck Wasser. So gut jene Neuigkeiten waren, Mall hatte noch mehr für Neri. Man würde es nicht ändern können, dass sie diese ‚Verunreinigung‘ in sich trug. Aber die Zyranerin war sich sicher, dass die Elfe es dennoch schaffen würde. Neri war sich selbst gar nicht mal so sicher. Sie ließ sich in die Vorhaben hineinmanövrieren, weil sie selbst glaubte keinerlei Kraft dafür zu haben, hier eine Entscheidung zu treffen. Man überließ sie gar nicht erst ihrem Denken und der Gefahr, vor den Maßnahmen wegzulaufen. Dabei würde sie es so gerne. Wenn es nach ihr ginge, würde sie sich noch Zeit erbeten, aber Arrond und Mall schienen bereits abgemacht zu haben, wann sie sich dem ‚Problem‘ annahmen. Neri war nicht wohl dabei. Sie wollte im Grunde gar nichts darüber wissen und noch viel lieber einfach ihren bisherigen Weg fortführen. Es war beängstigend, sich einzugestehen, dass all die Jahre tatsächlich etwas nicht mit ihr stimmte. Und sie wollte partout nicht darüber nachdenken, wie es überhaupt dazu gekommen war, dass sie hier saß und darüber sinnierte, wie Dämonenblut sich mit ihrer Familie vermischt hatte. Es war ein Schicksal, das man nicht einfach so annehmen konnte. Aber Neri erkannte, dass sie keine Wahl hatte. Sie wollte nicht länger fortlaufen und musste sich dann dem fügen, was nun augenscheinlich das Beste war. "Ich werde Rhuna fragen.. wenn es ungefährlich für sie ist. Sie hat genug mit Dämonen zu schaffen gehabt. Ist es sicher für sie?" Mall warf Neri einen Blick zu. Dann nickte sie. „Ja, es ist vollkommen ungefährlich. Sie könnte sich ein Bisschen erschöpfen, das hängt von ihrer Begabung ab. Aber mehr auch nicht. Ein wenig Schlaf und sie ist vollkommen wieder auf den Beinen – versprochen.“, merkte sie an und tatsächlich, auch wenn sie einander gar nicht kannten, wirkte Mall eher nur gebrochen aber nicht hinterhältig. Sie half, weil sie darum gebeten wurde. Sie war kein schlechter Mensch, das konnte man sehen. Arrond überraschte ebenso mit seiner Hilfe. "Meinst du das ernst? Du musst das nicht tun" Arrond musterte Neri einen Moment, dann lächelte er entwaffnend. „Papperlapapp! Natürlich helfe ich, meinst du denn, ich lasse euch nun im Stich? Arunn war so klug, mein Haus als Zuflucht anzupreisen, da werde ich ihn nicht enttäuschen. Er darf meinen Vorrat an erlesenen Tropfen leeren, wenn es ihm mit Brummschädel besser geht, du kannst herausfinden, wie weit das alles geht und Rhuna und Yedan dürfen ihre Dinge erledigen. Solange ihr in Santros seid, ist mein Haus offen für euch. Und wenn ich euch unterstützen kann, dann tue ich das gern!“, bestätigte er abermals. Natürlich musste er nicht. Arrond aber war ein Mann mit Integrität. Und Neri profitierte davon nun noch mehr, ganz ohne irgendwelche Gegenleistungen. Ihr gemeinsames Stelldichein war eben nur das – ohne Gefühle, die nun alles verkomplizierten, ohne Erwartungen, die erfüllt werden wollten. Arrond versicherte zudem, dass Neri herausfinden würde, wie es dann für sie weiterging.

Und auch Mall wusste noch einiges zu berichten: "Woher weißt du das? Weißt du, wo er ist?" Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Wo genau nicht, aber letztendlich verbrauchen Dämonen ihren Körper nicht, bis er zerfällt. Er wird in einem Stadium gehalten, der es ihnen erlaubt ewig zu leben. Nun… jedenfalls, solange der Dämon nicht frisst und immer mehr wird. Wie bei…“, sie schluckte und brach ab. "Dann meinst du, ist Leth Asto von Astaloth besessen?" „Ich denke so etwas in der Art. Leth Asto und Astaloth ist eins. Vermutlich trägt der eigentliche Wirt einen anderen Namen. Astaloth ist der Dämon und Leth Asto das Pseudonym“, sie zuckte die Schultern. „Aber das ist spekulativ.“ Arrond und Mall verabredeten sich für den kommenden Abend und überrumpelten Neri damit. Aber es musste sein. Sie ahnte das. Arrond machte sich auf den Weg, um noch einige Dinge zu besorgen und sie würden ihn später in seinem Haus antreffen. Neri blieb mit Mallahall allein zurück. Eine Gruppe Männer trat ein und hob den Geräuschpegel etwas an. Sie wirkten wahnsinnig ausgelassen und trinkfreudig, was den Wirt wiederum freute. Er schenkte ihnen ein, während Neri sich wieder auf Mall konzentrierte. "Darf ich fragen, wieso du deine Kräfte nicht mehr benutzt? Hast du versucht, Asmodeus mit deiner Magie von dem Dämon zu befreien?" Mall schnappte nach Luft und machte einen gequälten Ausdruck. Sie presste die Lippen aufeinander und schloss durchatmend die Augen. Der Schmerz war kaum zu ertragen, den sie ausstrahlte. „Oh, ich… würde lieber nicht darüber sprechen, Neriélle… verzeih mir…“, schluckte die Magierin.
Ihr Mund war trocken, doch ihr Glas leer. Sie schaute zum Wirt, der jedoch alle Hände voll mit der Gruppe zu tun hatte. Mall resignierte und schaute zum Fenster. Da war nur Licht zu erkennen, nicht aber das Geschehen draußen. „Ich habe Zeit meines Lebens versucht, Asmodeus zu befreien… Es… es ist mir nie gelungen. Egal, was ich versucht habe. Er… der Dämon war zu stark… Ich habe mal geschafft, sie für eine Zeit zu trennen, aber das was übrig blieb war… war… nicht er.“, sie schloss die Augen und wischte flugs über ihre Wange, als ihr eine Träne kam. Sie schüttelte den Kopf, griff sich eine Serviette und wischte darüber. „Verzeih mir.“, bat sie leise und atmete durch. "Und hat der Grund dafür etwas damit zu tun, dass man dich 'die schwarze Dame' nennt?" Ihre Mundwinkel zuckten, doch ein Lächeln wollte sich nicht einstellen. „So weiß jeder, dass ich in tiefer Trauer bin.“, antwortete sie und senkte den Blick, um einen imaginären Fussel weg zu zupfen. „Ich habe alles verloren, was ich liebte. Ich… ich kann nicht mehr kämpfen.“, flüsterte sie fast. "Wusstest du, dass…Waren du und Asmodeus ein Paar?“ Mall wandte ihr den Blick zu und blinzelte überrascht. Sie wirkte ein wenig aufgewühlt davon, dass Neri so forsch nachfragte, und es schien für die Blonde gewöhnungsbedürftig zu sein. „Wie bitte?!“, hakte sie also nach und ihre Stirn runzelte sich etwas. "Ich lernte seinen Sohn Castus kennen..." Ihre Augen wurden groß und begannen schließlich zu schwimmen. Tränen rollten der Blonden über die Wangen und sie griff sich schleunigst und etwas hektisch einige Servietten. „Ich… nein! Bei den Göttern. Er war ein Freund!“, schüttelte sie den Kopf, als ob Neri es hätte wissen müssen. Sie schnäuzte ins Papier und schniefte. „Es… du hast Castus… gekannt?“, Mall presste die Lippen aufeinander und schüttelte unwillig den Kopf. „Mein lieber Castus… oh… ich… ich…“, sie bebte auf einmal und Neri konnte die Trauer dieser Frau beinahe schmecken. „Verdammt…“, stampfte sie mit dem Fuß auf und ruckte dann mit dem Kopf herum zum Tresen.

Die ‚schwarze Dame‘ erhob sich mit einem Mal, ging mit energischen Schritten und ihrem leeren Glas in der Hand auf den Wirt zu und wandte sich an die grölenden Männer. „WAS muss eine Frau in diesem Etablissement tun, um ein Glas Wasser zu erhalten?!“, blaffte sie die Männer an, die daraufhin verblüfft zu ihr sahen und verstummten. Der Wirt räusperte sich verlegen. Aus der Gruppe schälte sich eine Stimme: „Mir meinen Schwa“- Mall hob einen langen Finger und funkelte den Redner an. „Wage es nicht, diesen Satz zu beenden, Bursche oder du wirst nichts weiter vorfinden als Rosinen, wenn du das nächste Mal nachsiehst!“, warnte sie und der Blonde klappte den Mund wieder zu, ehe er von seinem Bier schlürfte. Mallahall wandte sich an den Wirt und nickte ihm höflich zu. „Ein Wasser bitte.“, bemerkte sie. Die Zeit, in der der Wirt der Zyranerin Wasser einschenkte, waren die Männer Mucks Mäuschen still und auch die anderen Gäste starrten der Szenerie entgegen. „Mit Dank!“, neigte Mall den Kopf in Richtung des Wirtes und funkelte den blonden Redner energisch an, ehe sie zu Neri zurückkehrte. Allmählich erhob sich wieder das allgemeine Gemurmel von Stimmen und die Männer am Tresen machten etwas halblang. Sie fanden zurück zur Ausgelassenheit, unterhielten aber nicht mehr im Dauerfeuer die ganze Taverne. Mall atmete tief durch, trank zwei große Schlucke und presste sich die Finger auf die Lippen. „Woher hast du Castus gekannt?“, fragte sie unvermittelt und ging nicht weiter auf das soeben geschehene ein. „Ich bin nicht seine Mutter, falls du das glaubst. Ich … war sozusagen seine Tante“, es fiel der Frau schwer. Sie trauerte, vermisste ihn und seinen Vater. „Ich war bei seiner Geburt dabei… so etwas… reines, liebes. Ich weiß nicht, wie ich das je verwinden soll, ihn nicht mehr bei mir zu wissen.“, sie schüttelte den Kopf und erneut schniefte sie. „Hast du auch Sarin kennengelernt? Eine zarte Nachtelfe mit edlen Absichten“, sie lächelte leicht. „Ich ließ sie in Zyranus zurück… ich konnte nicht dortbleiben. Nicht nach allem, was geschehen war… Ich… nun, ich floh. Ich suche einen neuen Sinn… aber wenn ich ehrlich sein soll, dann wird mir alles zunehmend egaler. Ich... löse mich auf. In Trauer und Schmerz.“, murmelte sie, als wäre Neri nicht mehr anwesend. Dann holte Mall tief Luft, atmete durch und wischte sich über die geröteten Augen. „Castus‘ Mutter lebt noch. Aber sie ist… sie ist wahnsinnig… wirklich wahnsinnig. Sie… sie verliebte sich in den Besessenen, wurde durch die Macht, die der Dämon besaß, angezogen. Sie gebar ein Kind… Castus. Und ich entzog es ihrem kalten Herzen. Castus ist nur zwei Jahre alt geworden…“, murmelte sie und schaute Neri kurz an. Sie lächelte etwas. „Erstaunlich, nicht wahr? Er wächst nicht so, wie wir… oder ihr.“, meinte sie im Bezug auf Menschen und Elfen. Dann seufzte sie schwermütig. „Diese Wunde wird nie heilen…“, murmelte sie und musste erneut dagegen ankämpfen, Tränen rollen zu lassen. „Was ist mit dir, Neriélle? Hast du Kinder? Familie?“, fragte Mall und lenkte lieber das Thema zurück auf die Elfe.
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Re: Im lachenden Kamel

Beitrag von Neriélle » Mittwoch 20. März 2024, 21:29

Die Elfe war immer noch überfordert von der Situation - von ihrem Schicksal, dem sie nicht entkommen konnte. Während die Erkenntnis für Neri schwer anzunehmen war, schien sich die Welt für Mall und Arrond normal weiter zu drehen. Sie schmiedeten bereits Pläne und einmal mehr zeigte Neriélle, dass sie nicht immer nur an sich selbst dachte. Sie machte sich Sorgen um Rhuna, wenn diese das Ritual ausführen sollte. Aber Mall versicherte ihr, dass es ungefährlich für die andere Elfe sein würde und Neri brummte. Es war ein Zeichen der Zustimmung, aber drückte gleichzeitig aus, dass ihr dieses Ritual nicht ganz so lieb war. Es würden sich weitere Erkenntnisse daraus ergeben und Neri hätte lieber erst diese eine spezielle verdaut, ehe sie sich mit den anderen auseinandersetzen musste. Tatsächlich fühlte sie sich hin und her gerissen. Sie wollte dieses Schicksal von sich schieben wie unliebsame Personen, aber Mall hatte ihr auch deutlich gemacht, dass es für immer zu ihr gehören würde. Es hatte schon immer zu ihr gehört. Neri wollte wissen, wer sie war und was genau mit ihr nicht stimmte. Auch Arrond bot seine Hilfe an und sie fühlte sich verpflichtet, ihm zu versichern, dass er das nicht tun musste, auch wenn sie auf seine Unterstützung hoffte. „Papperlapapp! Natürlich helfe ich, meinst du denn, ich lasse euch nun im Stich? Arunn war so klug, mein Haus als Zuflucht anzupreisen, da werde ich ihn nicht enttäuschen. Er darf meinen Vorrat an erlesenen Tropfen leeren, wenn es ihm mit Brummschädel besser geht“, da huschte ein amüsiertes Schmunzeln über Neris Lippen, „du kannst herausfinden, wie weit das alles geht und Rhuna und Yedan dürfen ihre Dinge erledigen. Solange ihr in Santros seid, ist mein Haus offen für euch. Und wenn ich euch unterstützen kann, dann tue ich das gern!“ Neri war immer noch überrascht über sein Angebot und seine Meinung. Während er sprach, erinnerte er sie an ihr eigenes Volk, das ebenso gastfreundlich und hilfsbereit war wie der Mensch vor ihr. Sie war einmal mehr froh um Arunns Menschenkenntnis. Und ebenso froh war sie über Malls Dämonenkenntnisse, die vielleicht auch wusste, wo Astaloth steckte? „Nein. Wo genau nicht, aber letztendlich verbrauchen Dämonen ihren Körper nicht, bis er zerfällt. Er wird in einem Stadium gehalten, der es ihnen erlaubt ewig zu leben. Nun… jedenfalls, solange der Dämon nicht frisst und immer mehr wird. Wie bei…“ Neri nickte verstehend und sah unweigerlich die zerfetzte und fürchterliche Gestalt Asmodeus' vor sich und wie er durch das Lager gestapft war, um seine eigenen Männer zu zerfleischen. Durch ihre eigenen Erfahrungen konnte sie sich das sehr bildlich vorstellen. Es mangelte ihr jedoch an weiterer Erfahrung oder genaueres Wissen, um richtig zu verstehen, ob Leth Asto von Astaloth besessen war oder wie sich das alles zusammenfügte. „Ich denke so etwas in der Art. Leth Asto und Astaloth ist eins. Vermutlich trägt der eigentliche Wirt einen anderen Namen. Astaloth ist der Dämon und Leth Asto das Pseudonym. Aber das ist spekulativ.“ Neri nahm noch einen Schluck von ihrem Wein, dachte über all das nach und schüttelte dann unbewusst mit dem Kopf, weil das alles schwer zu glauben und auch zu verstehen war.

Als Arrond gegangen war, nutzte Neri die Gelegenheit, um mehr über Mall und auch Asmodeus zu erfahren. Zumindest wollte sie das, aber Mall blockte zunächst ab. „Oh, ich… würde lieber nicht darüber sprechen, Neriélle… verzeih mir…“ Neri schwieg und betrachtete Mall, die offenbar nach dem Wirt Ausschau hielt, dann jedoch zu dem Fenster mit den dicken Glassteinen schaute. Nicht nur Malls Worte, auch ihre Haltung und ihre gesamte Person strahlte einen traurigen Schmerz aus, als bestünde ihre gesamte Gestalt daraus. "In Ordnung", murmelte Neri, obwohl ihr Tonfall eher nach einem 'Schade' klang. Sie wandte den Blick von der Blonden ab und schaute nun ebenfalls zu dem Fenster. woraufhin sich eine Stille zwischen ihnen ausbreitete, in der jeder seinen eigenen beklemmenden Gedanken nachhängen konnte. Als Mall jedoch plötzlich doch zu reden begann, fanden die goldenen Augen zurück zu der Magierin. „Ich habe Zeit meines Lebens versucht, Asmodeus zu befreien… Es… es ist mir nie gelungen. Egal, was ich versucht habe. Er… der Dämon war zu stark… Ich habe mal geschafft, sie für eine Zeit zu trennen, aber das was übrig blieb war… war… nicht er.“ Neri starrte sie an, während sie erneut den Dämon vor sich sah. "Wie lange war er besessen?", fragte sie mit belegter Stimme. Malls Worte bereiteten ihr Unbehagen, denn sie verdeutlichten, dass nicht mal eine große Magierin wie sie einen Dämon von seinem Wirt befreien konnte. Und wenn doch, blieb wohl kein lebenswertes Leben mehr zurück. Mall trocknete ihre Träne mit einer Serviette und entschuldigte sich dafür, woraufhin Neri ein Kopfschütteln andeutete. "Nicht doch. Du hast alles getan, was in deiner Macht stand", war sie sich sicher, obwohl sie sie kaum kannte. Dann wollte sie wissen, wie Mallahall zu ihrem Titel 'die schwarze Dame' gekommen war. „So weiß jeder, dass ich in tiefer Trauer bin. Ich habe alles verloren, was ich liebte. Ich… ich kann nicht mehr kämpfen.“ Neri musterte sie erneut und fragte sich, was genau sie erlebt hatte. War es 'nur' der erfolglose Kampf gegen diesen Dämon? Vermutlich reichte das allein aus, um jemanden Stück für Stück zu Grunde zu richten. Neri war schon nach ein paar Stunden in Angesicht des Dämons erschöpft und ausgelaugt gewesen. Und wer wusste, wie lange Mall gegen Asmodi gekämpft hatte, und was sie davon abgesehen noch durchlitten hatte. Neri zügelte sich mit zu tief grabenden Fragen, denn plötzlich beschlich sie die Sorge, dass weiteres Nachfragen diesbezüglich zu einem Zusammenbruch der Magierin führen könnte. Deshalb schwieg sie dazu und wechselte wenig einfühlsam das Thema. Neriélle war neugierig und traf nicht immer den richtigen Zeitpunkt oder Ton. So zeigte ihr auch diesmal Malls pikierte Reaktion auf ihre Frage nach ihrer Beziehung zu Asmodeus , dass sie zu forsch gefragt hatte. Neri stutzte für einen Moment, aber sie war sich sicher, dass Mall sie verstanden hatte. Stattdessen erwähnte sie also Castus und das allein brach Malls Dämme. Neri schaute die weinende Magierin an, die versuchte, ihre Tränen mit Servietten zu trocknen. „Ich… nein! Bei den Göttern. Er war ein Freund!“, antwortete sie ihr schließlich und Neri deutete ein beschwichtigendes Lächeln an. „Es… du hast Castus… gekannt?“ "Ich begegnete ihm im Heerlager vor Zyranus", antwortete sie ihr. „Mein lieber Castus… oh… ich… ich…“ Die goldenen Augen verweilten auf Mall, die plötzlich vor Trauer bebte. Abwartend beäugte Neri die Magierin, die deutlich emotional reagierte. Es war fast, als würde sie die Trauer absondern und sie zwischen ihnen wabern. So wie sie von Castus sprach, wusste sie wohl bereits von seinem Tod und Neri vermutete, dass das einen erheblichen Teil ihres Schmerzes ausmachte. „Verdammt…“, entfuhr es der Magierin plötzlich und riss Neri damit aus ihren Erinnerungen. Etwas perplex schaute sie der Zyranerin nach, die sich erhob, und beobachtete sie dabei, wie sie zum Wirt eilte. Das Gespräch zwischen ihr und den Männern drang an ihre Ohren und Neri lehnte sich grinsend auf ihrem Stuhl zurück, als sie hörte, dass Mall sich nicht von den Feiernden beeindrucken ließ. Als die Blonde mit ihrem Wasser zurück zu ihrem Tisch kam, grinste sie ihr fein entgegen und ihr Blick strahlte Anerkennung für die Andere aus. Es belustigte sie offenbar, dass sie wusste, wie man die Männergruppe in ihre Schranken wies und dass sie still wie kleine Mäuschen unter ihren Worten geworden waren.

„Woher hast du Castus gekannt?“ Neris Blick huschte zurück zu Mall und ihr Mundwinkel zuckte für einen Moment in die Höhe. Offensichtlich war sie nun bereit, darüber zu reden und ihrerseits Antworten anzuhören. "Ich war eine Gefangene in dem Lager. Castus hat uns geholfen, aus unseren Zellen zu kommen." Sie erinnerte sich an das blaue Licht, das er in die Brust des einen Soldaten gedrückt hatte, woraufhin dieser ganz handzahm geworden war und seinen Worten Folge geleistet hatte. Dann runzelte sie die Stirn. "Jetzt erinnere ich mich, er hat deinen Namen genannt", fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen, als sie sich das Geschehene ins Gedächtnis rief. Castus hatte Mallahalls Namen benutzt, um Asmodeus aufs Feld und in den Tod zu locken. Neri presste bei der Erinnerung daran die Lippen aufeinander. Wo sie zuvor Calhoun gegenüber geprahlt hatte, Asmodeus in den Tod gelockt zu haben, fühlte sich das Mall gegenüber nicht mehr ganz so heldenhaft an. Sie hatte ihren Freund nicht getötet, aber sie hatte einen Teil dazu beigetragen. Doch das verschwieg Neri wissentlich. „Ich bin nicht seine Mutter, falls du das glaubst. Ich … war sozusagen seine Tante. Ich war bei seiner Geburt dabei… so etwas… reines, liebes. Ich weiß nicht, wie ich das je verwinden soll, ihn nicht mehr bei mir zu wissen.“ Neris Mimik wurde etwas weicher. "Er war besonders", stimmte sie zu. "Wir haben nicht viel Zeit zusammen verbracht, bevor er.." Sie räusperte sich. ".. du weißt schon. Aber er hatte eine ganz eigene Art an sich", lächelte sie. „Hast du auch Sarin kennengelernt? Eine zarte Nachtelfe mit edlen Absichten.“ Da nickte sie. "Ja, sie begleitete Castus und half ihm." Neri dachte an Sarin zurück und an den Abschied, den sie und Castus hatten durchleiden müssen. Einen Moment lang fragte sie sich, wie es weiter für Sarin und ihren Dunkelelfen gegangen war und wo die beiden jetzt wohl gerade waren. „Ich ließ sie in Zyranus zurück… ich konnte nicht dortbleiben. Nicht nach allem, was geschehen war… Ich… nun, ich floh. Ich suche einen neuen Sinn… aber wenn ich ehrlich sein soll, dann wird mir alles zunehmend egaler. Ich... löse mich auf. In Trauer und Schmerz.“ Neriélle seufzte tonlos und schwieg. Vermutlich würde sie mit keinem Wort Mall trösten können und im Grunde kannten sie sich ja auch gar nicht. Trotzdem konnte Neriélle selbst als Fremde das Leid nicht kommentarlos mit ansehen. "Das Leben hat so viel Schönes zu bieten. Ich bin mir sicher, dass es dir irgendwann wieder Freude bereiten wird." Sie betrachtete Mall und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Diese atmete tief ein und aus und erzählte ihr mehr Details über Castus.
„Castus‘ Mutter lebt noch. Aber sie ist… sie ist wahnsinnig… wirklich wahnsinnig. Sie… sie verliebte sich in den Besessenen, wurde durch die Macht, die der Dämon besaß, angezogen. Sie gebar ein Kind… Castus. Und ich entzog es ihrem kalten Herzen. Castus ist nur zwei Jahre alt geworden…“ Neri blinzelte kurz überrascht. „Erstaunlich, nicht wahr? Er wächst nicht so, wie wir… oder ihr. Diese Wunde wird nie heilen…“ Sie schüttelte den Kopf. "Er war erwachsen", merkte sie an und fragte sich, wie das möglich war. Gleichzeitig irritierte sie noch eine andere Information in Malls Worten. "Dann ist meine Mutter wie Castus.. irgendwie?", versuchte sie noch immer, all das zu verstehen. Die Shyánerin seufzte und lehnte sich kopfschüttelnd zurück, bis ihr Rücken die Stuhllehne berührte. "Ich verstehe das alles nicht", murmelte sie und startete erneut einen Versuch, ihre Gedanken zu sortieren.
„Was ist mit dir, Neriélle? Hast du Kinder? Familie?“, wechselte Mall dann plötzlich das Thema. Im ersten Moment schaute Neri Mall überrascht an, denn in ihren Ohren war das Thema Kinder absolut nicht naheliegend, wie wohl für Außenstehende, die eine hübsche Elfe im gebärfähigen Alter sahen. Neri schüttelte den Kopf. "Nein, keine Kinder. Das ist wohl auch besser so", gab sie in Angesicht der Neuigkeiten zu bedenken und verzog für einen Moment freudlos den Mund. Glücklicherweise verspürte sie auch nicht den Wunsch nach Kindern, trotzdem war der Gedanke daran, diese dämonische Essenz vererben zu können, durchaus beunruhigend. "Ich habe meine Eltern in Shyána Nelle und..", da legte sich plötzlich ein ehrliches und warmes Lächeln auf ihre Lippen, ".. einen Bruder. Aber erst seit neuestem. Lange Geschichte ", winkte sie verbal ab, obwohl es überraschend gut tat, Arunn als Teil ihrer Familie zu wissen. "Meine Mutter steht in den Diensten der Königin und mein Vater ist ein Lichtmagier. Ihm fiel scheinbar immer alles so leicht. Er konnte Unmengen von Zaubern wirken und es machte immer den Eindruck, als würde es ihn nur ein Fingerschnippen kosten. Umso verzweifelter war er, wenn er mit mir übte und mir mächtigere Zauber beibringen wollte." Neris Mimik wurde von einer gewissen Traurigkeit überschattet, denn sie hatte noch immer das Gefühl, ihn enttäuscht zu haben. Sie trank ihr Glas aus und zuckte dann mit den Schultern, als würde sie resignieren. "Hätten wir das alles damals schon gewusst, hätten wir uns viel Frust auf beiden Seiten ersparen können", spielte sie auf das Dämonenblut an und rutschte dann etwas auf ihrem Stuhl hin und her. "Mall", begann sie und sah jene eindringlich an, während sie sich ihr wieder ein Stück entgegen lehnte, "es kann doch nicht gefährlich werden, oder? Für andere meine ich. Muss ich Angst haben, dass.. es.. wie soll ich sagen. Muss ich befürchten, dass diese Essenz etwas weckt, das mich verändert?" Sie verspürte einen Kloß in ihrem Hals, der mit ihren Befürchtungen immer größer zu werden schien. "Und dass das dazu führt, dass ich jemanden schaden könnte?", wollte sie dann wissen und hoffte erneut auf Malls Wissen und vor allem auf ihre Ehrlichkeit.

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Re: Im lachenden Kamel

Beitrag von Erzähler » Montag 25. März 2024, 20:38

Vielleicht war es gut zu erkennen, dass nicht nur Neri an schweren Dingen in ihrem Leben zu tragen hatte. Mallahall war eine aufrichtige Person und weihte Neri in die jüngsten Ereignisse ein. Tatsächlich war die blonde Frau ein wenig gesprächiger, als Neri erwähnte, Asmodeus, Castus und auch Sarin zu kennen. Dabei unterließ Neri es jedoch ihre Rolle in dem ganzen Spektakel zu erwähnen. Es würde vermutlich zu nichts als Ärger führen und am Ende machte Mall womöglich noch einen Rückzieher, in Sachen Ritual. Dennoch war unverkennbar, dass es der anderen nicht leichtfiel, ihre jüngsten Geschehen zu erwähnen und gerade der Verlust von Castus, machte Mallahall deutlich zu schaffen. Sie wirkte wahrlich gebrochen, doch Neri fühlte sich nicht in der Position, der Frau wirklich helfen zu können. Vielleicht war es dankbar, dass Mall das Thema auf Neri lenkte und die junge Elfe konnte so sich daran erinnern, dass sie ein Zuhause hatte, das sie auch mit positiven Gefühlen zurückließ. Letztendlich aber führte es dazu, dass Neri daran denken musste, dass ihr Vater scheinbar enttäuscht über sie und ihre lichtmagischen Fähigkeiten war. Mall musterte sie schweigend, während Neri sich ihr anvertraute. "Meine Mutter steht in den Diensten der Königin und mein Vater ist ein Lichtmagier. Ihm fiel scheinbar immer alles so leicht. Er konnte Unmengen von Zaubern wirken und es machte immer den Eindruck, als würde es ihn nur ein Fingerschnippen kosten. Umso verzweifelter war er, wenn er mit mir übte und mir mächtigere Zauber beibringen wollte. Hätten wir das alles damals schon gewusst, hätten wir uns viel Frust auf beiden Seiten ersparen können" Die Blonde seufzte leise und hob die Schultern an. „Das kann keiner sagen. Dein Leben wäre gänzlich anders verlaufen und… vielleicht nicht unbedingt besser, hm?“, versuchte sie Neri etwas Mut zu geben. „Immerhin hätte das Wissen darum, nun… das frühere Wissen, auch für jede Menge Probleme sorgen können. Wer weiß, ob ihr so akzeptiert worden wärt, wie ihr es nun seid.“, murmelte Mall nachdenklich und seufzte abermals. Niemand hieß den Harax gut, wenn er nicht ein Ritualmagier war. Neri hatte so wenigstens ein angenehmes Leben haben können und die Probleme waren nicht von Beginn an Teil ihres Aufwachsens. Das machte es vermutlich nicht unbedingt besser aber ihre Großmutter hatte ihr gewissermaßen eine schöne Kindheit beschert, indem sie ihre Tochter im Unklaren ließ. Das Wissen verlor sich und so hatte ihre Mutter werden können, was sie war und auch Neri sich entfalten dürfen. Manchmal war das Nichtwissen nicht die schlechtere Variante.

Dennoch musste Neri noch etwas erfragen, was ihr wirklich war. Gerade im Gedanken an ihren neuen ‚Bruder‘, der sich ihr anvertraut hatte. Sie wollte gewiss niemanden gefährden und garantiert nicht schuld an etwaigem Unheil sein, das Unschuldige traf. “Mall, es kann doch nicht gefährlich werden, oder? Für andere meine ich. Muss ich Angst haben, dass.. es.. wie soll ich sagen. Muss ich befürchten, dass diese Essenz etwas weckt, das mich verändert? Und dass das dazu führt, dass ich jemanden schaden könnte?" Mall runzelte etwas die Stirn und dachte dann nach. Sie beobachtete einen Wasserrand, der allmählich zerlief. „Ganz ehrlich?“, sie hob den Blick in Neri’s Augen. „Ich weiß es nicht. Ich kann dir wirklich mehr sagen, wenn wir dieses Ritual durchführen. Es … es ist ein lichtmagisches Ritual und in der Lage, Verborgenes zu zeigen. Lichtmagie ist nicht nur fähig zu heilen, sie kann eben auch… ja, Licht ins Dunkel bringen, die Moral heben und uns mutiger machen. Deine Freundin wird mithilfe ihrer Magie erspüren können, wie sehr dich dein Schicksal korrumpiert hat. Du fragtest mich, ob Castus wie deine Mutter sei – auch das muss nicht zwangsweise so sein. Castus ist… war ein Halbdämon. Und… nicht mal das. Das trifft es nicht. Er war ein Teil von Asmodi’s Seele. Der gute Teil. Deshalb war er so besonders. Er hat die haraxischen Fähigkeiten genutzt, um Gutes zu tun… Mein lieber Junge…“, sie seufzte und drohte wieder schwermütig zu werden, doch dann schüttelte sie sacht den Kopf. „Nicht immer ist etwas von vornherein schlecht oder gut… Wir müssen sehen, wie es bei dir ist. Und dann überlegen wir, wie es weitergeht.“, versuchte sie erneut Mut zu machen.
Bevor Mallahall allerdings wieder in Trauer verfallen konnte, trat der Wirt an ihren Tisch und hielt auf einem Tablett zwei Getränke. Er wartete, bis er die Aufmerksamkeit von Mall und Neri gewann und deutete ungeniert auf die Kerle am Tresen. „Kleine Aufmerksamkeit von den Kerlen dahinten. Sie wollten sich entschuldigen, soweit ich’s verstanden habe“, berichtete er und stellte vor Neri und Mall jeweils ein Bier ab. Die Blonde hob eine Augenbraue und musterte die Männergruppe am Tresen, die sie eben noch zurechtgewiesen hatte. Einer von ihnen hatte sich auf seinem Schemel umgewandt und blickte ihnen mit hellgrünen Augen entgegen. Er besaß schwarze Haare, die ihm verwegen in die Stirn fielen. Seine Wangen, eigentlich nussbraun, waren leicht gerötet jedoch nicht vor Scham, als viel mehr dem Alkohol, den er schon genossen hatte. Er lächelte charmant und wirkte im besten Alter. Mall schnaubte. Dann nahm sie das Bier, hob es hoch und nickte. Sie nahm die Entschuldigung an, doch dann wanderten die Augen zu Neri. Der Dunkelhaarige musterte sie eindringlich und lächelte noch immer. Er wirkte interessiert und gleichwohl abwartend, was Neri mit dem Getränk tun würde. Dann öffnete sich die Tavernentür und eine Musikgruppe von drei Männern betrat die Schenke. „Da seid ihr ja endlich!“, rief der Wirt und begrüßte die Männer. Jene wirkten etwas gehetzt und kämpften sich mit ihren Musikkästen ab. „Ein ganz schöner Weg von Bernar hierher!“, rief einer der Männer und deutete dann in eine Ecke. Andere Gäste blickten interessiert, doch Grünauge starrte immer noch Neri an. „Wie immer, Kalle?“, fragte einer der Musikanten und der Wirt nickte. „Baut euch dort hinten auf. Ich bringe euch eine Erfrischung.“, brummte er und verschwand hinter dem Tresen. Dann bauten die Musiker auf und begannen gleich ein äußerst fröhliches Stück zu spielen. Mit einem Mal erwachte die Taverne tatsächlich zum Leben. Einige klatschten amüsiert im Takt der doch recht mitreißenden Musik und andere bestellten gleich noch etwas nach. Dann erhob sich der Grünäugige und kam zu Neri herüber. Er war schlank und besaß eine gerade Körperhaltung. „Möchtest du tanzen?“, fragte er schließlich und neigte den Kopf. Er hatte eine gewisse Art zu starren und wusste wohl, dass er damit durchaus in Verlegenheit bringen könnte. Ob das auch bei Neri der Fall war, blieb abzuwarten. Schüchtern war sie schließlich nicht. „Schmeckt dir das Bier?“, fragte er dann noch und machte subtil darauf aufmerksam, dass er spendabel war. Mall schnaubte erneut in ihren Krug. Tatsächlich hatte sie das Wasser in das Bier eingetauscht und schien es zu genießen. Es verwischte so schön die finsteren Gedanken. „Geh nur, Neri – ich laufe nicht weg“, wollte Mall ihr vergewissern und schaute schließlich zum Fenster. Das Grünauge aber blickte zu ihr. „Oh, wenn du willst, nehme ich dich auch mit?“, versuchte er es überheblich, auch wenn er dabei nicht unbedingt unsympathisch wirkte. Er hatte nur ein echt gutes Ego und war sich seines Äußeren wohl durchaus bewusst.
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Re: Im lachenden Kamel

Beitrag von Neriélle » Dienstag 26. März 2024, 18:20

Es entwickelte sich ein ehrliches Gespräch zwischen den beiden Frauen, obwohl sie sich kaum kannten. Aber dass Mallahall ihr ihre Gefühle und Gedanken anvertraute, ließ auch Neri sich öffnen. So erzählte sie auch von ihrem Vater und spekulierte, dass ihm und ihr mit ihrem heutigen Wissen Frust erspart geblieben wäre. „Das kann keiner sagen. Dein Leben wäre gänzlich anders verlaufen und… vielleicht nicht unbedingt besser, hm?“, antwortete ihr Mall und Neri blinzelte einen Moment. Die Lichtmagierin brachte sie zum Nachdenken. „Immerhin hätte das Wissen darum, nun… das frühere Wissen, auch für jede Menge Probleme sorgen können. Wer weiß, ob ihr so akzeptiert worden wärt, wie ihr es nun seid.“ Es war, als würde die Zyranerin ihr auch ein Stück weit die Augen öffnen. Obwohl sie nicht alle Zweifel in der Elfe ausräumen konnte. "Ich hätte nur gerne früher gewusst, was nicht mit mir stimmt", murmelte sie. Sie seufzte für einen Moment und strich sich nachdenklich eine Strähne hinter das spitze Ohr. "Aber du hast wohl Recht. Vermutlich wäre meine Mutter nicht im friedlichen Paradies geduldet worden, wäre das ans Licht gekommen", musste sie Mall zustimmen und sich eingestehen, während sie gleichzeitig durchscheinen ließ, dass Shyána Nelle durchweg harmonisch war und das nicht nur Vorteile mit sich brachte. Die Shyáner Elfen waren zwar gastfreundlich, aber das Dunkle Volk verabscheuten sie und Neri bezweifelte, dass ein Nachkomme eines Dämonen dort wirklich akzeptiert worden wäre.

Es vergingen einige Momente, in denen sie darüber nachdachte, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn ihre Großmutter dieses Geheimnis nicht gehütet hätte. Dann kam ihr jedoch noch ein anderer Gedanke und sie lehnte sich verschwörerisch Mall entgegen. Obwohl sie bisher kaum etwas von dem Dämonenblut und etwaigen Auswirkungen dadurch in sich gespürt hatte, überkam sie die Befürchtung, dass sich das Ganze in Zukunft ändern könnte. „Ganz ehrlich?“ Neri nickte und spannte sich unbewusst an. „Ich weiß es nicht. Ich kann dir wirklich mehr sagen, wenn wir dieses Ritual durchführen. Es … es ist ein lichtmagisches Ritual und in der Lage, Verborgenes zu zeigen.“ Neri entließ ihren Atem in einem langen, aber leisen Seufzen. "Verstehe", murmelte sie und vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, das Ritual bald auszuführen und endlich Gewissheit zu erhalten. „Lichtmagie ist nicht nur fähig zu heilen, sie kann eben auch… ja, Licht ins Dunkel bringen, die Moral heben und uns mutiger machen. Deine Freundin wird mithilfe ihrer Magie erspüren können, wie sehr dich dein Schicksal korrumpiert hat. Du fragtest mich, ob Castus wie deine Mutter sei – auch das muss nicht zwangsweise so sein. Castus ist… war ein Halbdämon. Und… nicht mal das. Das trifft es nicht. Er war ein Teil von Asmodi’s Seele. Der gute Teil. Deshalb war er so besonders. Er hat die haraxischen Fähigkeiten genutzt, um Gutes zu tun… Mein lieber Junge…“ Überrascht darüber runzelte Neriélle die Stirn. "Das geht?", fragte sie, aber es war eher eine rhetorische Frage. Sie hatte Castus schließlich selbst kennengelernt und es war ausgeschlossen, dass Mall sich hier irgendetwas ausdachte.
„Nicht immer ist etwas von vornherein schlecht oder gut… Wir müssen sehen, wie es bei dir ist. Und dann überlegen wir, wie es weitergeht.“ Da schmunzelte die Elfe plötzlich und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. "Wenn ich eines während meiner Reise gelernt habe, dann das", musste sie zustimmen. Calhoun war nicht der bösartige Dunkelelf, für den sie ihn am Anfang verurteilt hatte. Und Dromar war alles andere als so gut gewesen wie der Eindruck, den er gemacht hatte. Die Welt war vielschichtig und kompliziert und voller Geheimnisse und Überraschungen.

Da bemerkte sie den Wirt aus dem Augenwinkel und sah ihn freundlich an, wobei ihr Blick für einen Moment an dem Tablett hängen blieb. „Kleine Aufmerksamkeit von den Kerlen dahinten. Sie wollten sich entschuldigen, soweit ich’s verstanden habe“ "Achja..", grinste Neri und warf Mall einen vielsagenden Blick zu. Dann schaute sie zu dem Tresen hinüber und ihr Blick fiel auf einen Mann mit schwarzen Haaren, der zu ihnen hinüber sah und unverkennbar der Spendierer des Bieres war. Sie grinste noch immer amüsiert und war gespannt, wie Mall reagieren würde. Neri sah, dass sie offenbar die Entschuldigung annahm, woraufhin die grünen Augen des Fremden auf ihr zu liegen kamen. Neri hob eine Augenbraue und erwiderte den Blick für einige Sekunden. Dann nahm auch sie den Krug in die Hand und prostete ihm mit einem Nicken zu. Danach wandte sie sich jedoch Mall zu und hielt ihr ihren Krug entgegen, um mit ihr anzustoßen. "Auf die Dämonen und uns", lächelte sie und versuchte, das Gespräch nicht wieder allzu schwer werden zu lassen. Sie hatte viele Informationen von Mall erhalten und musste das alles erst einmal verdauen. Sie trank einen großen Schluck von dem Bier, leckte sich den Schaum von den Lippen und setzte den Krug dann auf dem Tisch ab.

Da wurde die Tavernentür aufgestoßen und mit einem interessierten Blick erkannte Neri drei Musiker, die hier scheinbar öfter aufspielten und laut eigener Aussage von Bernar gekommen waren - wo auch immer das lag. Ihr Blick huschte zu dem Mann mit den schwarzen Haaren und tatsächlich schaute er sie noch immer an, was sie mit einem kleinen Schmunzeln kommentierte, bevor sie demonstrativ wieder zu Mall sah. Es dauerte nicht lange, da begannen die Musiker zu spielen und präsentierten ihr musikalisches Talent. Sie hoben die Laune und Lautstärke in der Taverne, und die zumeist angetrunkenen Gäste stimmten fröhlich in der Musik mit ein. Neri drehte sich mit dem Bier in der Hand ein Stück auf dem Stuhl, um die Musiker zu beobachten und ihr Fuß begann im Takt auf und ab zu wippen. Die Männer waren durchaus talentiert, ihre Musik mitreißend und Neri konnte sich gut vorstellen, dass sie dem Publikum ordentlich einheizen und dafür sorgen konnten, dass dieses auf den Tischen tanzte. Dem offensichtlich interessierten Fremden am Tresen warf sie immer mal einen Seitenblick zu, ohne ihn zu genau ins Visier zu nehmen. Sie war neugierig und sein Interesse schmeichelte ihr und ihrem Selbstbewusstsein. Trotzdem hielt sie sich zurück und tat so, als würde sie ihn nicht bemerken, als er auf sie zukam, um ihn ein wenig zappeln zu lassen. Erst als er nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt war, hob sie ihr Bier an die Lippen und sah ihn aus goldenen Augen über den Rand ihres Kruges hinweg an, während sie trank.
„Möchtest du tanzen?“ Da setzte sie den Krug ab und leckte sich erneut den Schaum von ihren Lippen. Dann lächelte sie ihn abwartend, aber freundlich an und nutzte die geringe Distanz, um ihn zu mustern. „Schmeckt dir das Bier?“ Mall kommentierte seine Frage mit einem Schnauben und erneut sah Neri sie mit einem amüsierten Grinsen an. Sie stellte ihr Bier auf den Tisch ab und ihr Blick kehrte zurück in sein Grün, mit dem er sie betrachtete. "Ja", sagte sie schließlich. "Eine gute Wahl", fügte sie an und ließ offen, auf welche der Fragen sie nun antwortete und ob sie wirklich von dem Bier sprach.
„Geh nur, Neri – ich laufe nicht weg“, hörte sie Mall sagen und nickte ihr mit einem Lächeln zu. Doch bevor sie etwas sagen konnte, meldete sich der Unbekannte noch einmal zu Wort. „Oh, wenn du willst, nehme ich dich auch mit?“ Diesmal war es Neri, die amüsiert schnaubte. Es überraschte sie, dass er sich nach Malls Zurechtweisung überhaupt an ihren Tisch traute. Dass er sie dann ebenfalls aufforderte, mit ihm zu kommen, sprach dafür, dass er unbelehrbar war oder ein großes Ego besaß. "Übernimm' dich nicht", empfahl sie dem Fremden und blitzte ihn frech an. "Ich lasse dir aber gerne den Vortritt", wandte sie sich dann belustigt wieder an Mall und vermutete schon, dass sie verzichten würde. Also erhob sie sich schließlich und reichte dem Fremden bewusst überspitzt und gespielt kokett ihre Hand entgegen, damit er sie zur Tanzfläche führte. "Und mit wem habe ich das Vergnügen?", wollte sie wissen und suchte den Blick seiner grünen Augen. "Ich bin Neri", würde sie sich danach vorstellen und folgte ihm währenddessen zu den anderen Tanzenden.

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Re: Im lachenden Kamel

Beitrag von Erzähler » Samstag 30. März 2024, 22:21

Neri verstand langsam, dass es im Leben nicht nur um das Extreme ging. Es waren die feinen Nuancen, die es ausmachten und die eine Vermischung von Gut und Schlecht ermöglichten. Castus war ein Spross aus einer haraxischen und wahnsinnigen Verbindung. Und aus ihm ist wohl das reinste, das beste Herz gewachsen, das Neri bisher kennengelernt hatte. Aus schlechtem konnte Gutes entstehen. Auch verband sie jene Informationen mit Calhoun. Das ultimativ Böse, in welchem Glauben sie aufgewachsen war, wurde mit einem Mal aufgeweicht und wirkte plötzlich nicht mehr so herzlos und seelenlos. Der Mann hatte eine Frau gehabt, aufrichtig geliebt und Verlust erfahren. Er litt unter jenem und hatte sich in Einsamkeit zurückgezogen – verstoßen und allein. Dromar wirkte unschuldig und liebvoll, sah aus wie das Reinste unter allen und entpuppte sich als herzlos. Er war bereit für seine Zwecke alles zu opfern, was andere sich in ihrem Leben aufgebaut hatten. Für Shyáner Elfen war es kaum vorstellbar, dass ihre Sichtweise nicht unbedingt das Allgemeingültige darstellte. Sie dachten in linearen Bahnen und zogen auch ihre Kinder in jenem Glauben auf. Sie dienten der Harmonie, dem Götterpaar und somit dem Einklang der Natur. Aber auch dort konnte ein jeder bereits erkennen, dass die schönste Blüte, die tödlichste war und die übelriechendste wundersame Heilkräfte verbergen konnte. Man musste sich eben entscheiden, ob man den Schleier lüften wollte oder sich der Illusion hingab. Für Neri begann allmählich ein neuer Blick auf die Welt und niemand würde sie vermutlich jemals wieder zu einer naiven Sichtweise hin lotsen können. Neri spürte, dass das Treffen mit Mallahall durchaus Chancen bot und sie wurde ein wenig entspannter. Die Elfe wollte sich auf diesen Weg einlassen und würde ihr Schicksal womöglich ein wenig besser annehmen können. Oder aber daran zugrunde gehen – doch nicht sofort. Jetzt gab es viel zu viel Möglichkeit, sich diesen schweren Themen zu entziehen und Neriélle ließ sich zu gerne ablenken. So auch von dem Dunkelhaarigen, der sich zu ihnen gesellte und sie zum Tanzen aufforderte, als die Musikgruppe aus dem fernen Bernar eintraf.

Neri wusste, dass Mall nicht tanzen würde. Dafür hatte sie die Last des Lebens in ihren Augen erkannt und somit folgte sie dem Rat der Blonden, die Seele baumeln zu lassen. Mallahall winkte ablehnend ab und nickte ihr mit einem feinen Lächeln zu, als sich die junge Elfe mit dem Dunkelhaarigen empfahl und sich den Platz zum Tanzen suchte. Tatsächlich hatte der Wirt einige Tische beiseitegeräumt und bot nun somit Gelegenheit, dem Trio durch Tanz zu zeigen, dass das Aufspielen sich lohnte. "Und mit wem habe ich das Vergnügen? Ich bin Neri!“ Der Grünäugige lächelte schief. „Neri!“, wiederholte er und griff beherzt zu, als er sie an sich zog und in eine Tanzposition dirigierte. Sofort begann er damit, die Elfe mühelos und könnend über das Parkett zu schieben. „Ich bin Lesano!“, stellte er sich vor, indem er sich in einer Drehung zu ihrem Ohr neigte und es ihr zuraunte. Dann richtete er sich wieder auf, drehte Neri zur Musik um ihre eigene Achse und fing sie wieder auf. Tatsächlich war er ein guter Tänzer, aber auch ein distanzloser. Er packte sie ungeniert an, ohne zu aufdringlich zu werden. Er wusste aber genau, wohin seine Hände gehörten und wo es noch gerade akzeptabel war, um trotzdem anrüchig zu sein. Lesano kannte seine Wirkung und jedem dürfte klar werden, der ihn beobachtete, dass er das nicht zum ersten Mal auf jene Weise tat. „Du bist eine Elfe, woher stammst du?“, fragte er sie in einer etwas engeren Position, bevor er sie erneut wirbelte und auffing. „Du siehst verdammt gut aus, weißt du das?“, schenkte er ihr ein charmantes Lächeln. Lesano geizte nicht mit reizvollen Momenten, aber man musste auch entscheiden, ob das im eigenen Sinne war. Das Trio spielte zügige Takte und wirklich gute Stücke, die zu einem Heben der Laune führen dürfte. Wenn man dann noch den entsprechenden Alkoholpegel intus hatte, war dieser Abend ein voller Erfolg. „Was meinst du, Neri? Lust, mit mir noch… um die Häuser zu ziehen?“, er biss sich lasziv auf die Unterlippe. „Ich kenne im Hafen eine Taverne, die… nun, ein wenig mehr … Komfort bietet?“, zwinkerte er und Neri konnte sich vorstellen, dass es dort nicht ganz so gesittet zuging, wie hier. Allerdings hatte sie auch massenhaft Zeit, bis zum Abend. Noch war der Tag recht jung und von Santros hatte sie bisher nicht viel gesehen.
Lesano lud sie offenbar ein und nun blieb die Frage, ob sie sich den Spaß gönnte oder doch lieber zu Arrond oder Mallahall zurückkehrte. Vielleicht wollte sie auch Rhuna suchen, immerhin wusste sie, wo die Elfe hinwollte. Bevor sie nun aber tatsächlich einen Rückzieher machen konnte, griff Lesano ein wenig tiefer und drückte scheinbar unauffällig ihr knackiges Fleisch am Hintern. „Komm schon“, raunte er nahe ihres empfindlichen Elfenohres. „Ich beiße nur manchmal“, flüsterte er und hauchte ihr tatsächlich einen feinen Kuss auf die Ohrmuschel. „Außerdem machst du mich an. Was meinst du?“, fragte er abermals und ließ sie wieder los. Neri konnte in seinem Gesicht sehen, dass er nicht nur so tat. Offenbar hatte er tatsächlich Appetit auf Elfe, so wie er seine grünen Augen blitzen ließ. Es lag ein klein wenig Gefahr darin, aber auch Nervenkitzel. Dieser Kerl wusste genau, was er wollte, und er wusste es auch zu nehmen. Seine Männergruppe war noch immer mit trinken beschäftigt und Mall hatte wieder ihren Schleier übergestreift und sah aus dem Fenster. Die Frau beobachtete Neri nicht im Moment und die Kerle nahmen auch keine Notiz. Sie unterhielten sich lautstark über die beste Art, Bier zu zapfen und gingen dem Wirt gehörig auf die Nerven damit. Aber er kannte seine Arbeit und wusste es mit einem kleinen Schnaps zu überwinden. Lesano aber schien nicht länger warten zu wollen. „Also?“, fragte er und schaute zur Tür. Er schien es kaum erwarten zu können, die Taverne zu verlassen und mit Neri durch die Straßen zu ziehen. Er wirkte fast etwas fahrig und energischer als er vielleicht sein müsste. Die Musiker machten ebenfalls eine kleine Pause und Lesano tippelte kurz mit dem Fuß, als wäre gehetzt und unstet. „Komm!“, griff er daraufhin nach ihrer Hand und wollte sie mit sich ziehen.
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Re: Im lachenden Kamel

Beitrag von Neriélle » Sonntag 31. März 2024, 11:57

Nach all der schweren Kost war es Zeit für angenehmere Themen. Es war Nationalfeiertag in Santros und was traf besser den Nerv der feierwilligen Elfe als dieser Tag. Es herrschte gelöste Stimmung, sowohl im lachenden Kamel als auch auf den Straßen der Stadt. Eine willkommene Abwechslung von den schweren Gedanken, die sich heute Abend beim Ritual wieder manifestieren dürften. Jetzt aber wollte sich die Elfe ablenken und da kam ihr der Dunkelhaarige gerade recht, dessen Aufmerksamkeit sich gut für ihr Selbstwertgefühl anfühlte. Daher zögerte sie nicht lange und ließ sich bereitwillig von ihm auf die Tanzfläche ziehen. Der Unbekannte zögerte nicht lange und zog sie in eine Tanzposition, in die Neri geschmeidig folgte. Sie war überrascht, denn sie hatte nicht erwartet, dass er so ein guter Tänzer war. Aber sie konnte schnell feststellen, dass er wusste, was er tat und wie er sie führen und anfassen musste, damit sie als Einheit dem schnellen Takt der Musik folgen konnten. Neri folgte lächelnd seinen Bewegungen, ließ sich drehen und sah sich dem Fremden dann direkt näher als erwartet gegenüber, als er ihr seinen Namen ins Ohr raunte. Aber sie ließ ihn. Sie war hier, um Spaß zu haben, und dazu gehörte nun mal auch ab und zu mit seinen Reizen zu spielen. So hielt sich auch Neriélle nicht mit Körperkontakt zurück, hatte jedoch andere Absichten als Lesano dabei, und mochte falsche Signale senden. Sie wusste ihren einzusetzen und passte sich seinen Bewegungen an, während ihre Hände auf seiner Schulter, den Armen und an seiner Hüfte verweilten. Allerdings wurde sie nicht aufdringlich dabei, aber genau wie seine Nähe, verpasste auch ihre Haltung dem Tanz einen gewissen Reiz. Es kribbelte in ihrem Körper und Neri genoss den Tanz und Lesanos Aufmerksamkeit und ließ für den Tanz eine gewisse Nähe zu.
„Du bist eine Elfe, woher stammst du?“, fragte er sie, als sie sich gerade wieder näher kamen. "Aus Shyána Nelle. Das ist im Kapayu", antwortete sie und fragte sich, ob er davon gehört hatte. "Und du, stammst du aus Santros?", wollte sie wissen, da wirbelte er sie herum und fing sie kurz darauf gekonnt wieder ein. Neri machte eine gute Figur in seinen Händen und auf die anderen Gäste mussten sie zusammen wie ein Tanzpaar in bester Laune wirken. „Du siehst verdammt gut aus, weißt du das?“ Da schmunzelte sie nur wissend. „Was meinst du, Neri? Lust, mit mir noch… um die Häuser zu ziehen?“, fragte er sie plötzlich und überraschte Neri mit seiner Direktheit. "Um die Häuser ziehen?", wiederholte sie und ihr Ton drückte eine gewisse Skepsis aus, denn sein lasziver Blick sprach von etwas anderem. „Ich kenne im Hafen eine Taverne, die… nun, ein wenig mehr … Komfort bietet?“, wurde er deutlicher und Neris Augenbraue hob sich verstehend. Lesano sah gut aus und machte deutlich, dass er abgesehen von seinen Tanzfähigkeiten noch ein anderes Können zu bieten hatte. Neri mochte es direkt und ungezwungen, aber etwas in seiner Art und den Worten ließ sie aufhorchen. Sie bemerkte, wie sich die gelöste Stimmung zu ändern begann. Vielleicht war er doch eine Spur zu voreilig oder zu forsch in seinen Absichten.
"Ich dachte, es geht hier nur um einen Tanz", versuchte sie es diplomatisch, da spürte sie plötzlich seine Hand an ihrem Hintern, während er sich ihr entgegen schob. Der Körper der Elfe versteifte sich unter seiner Berührung, sie hielt in ihren Bewegungen inne und tanzte nun nicht mehr zur Musik. Ihre Hände lösten sich von seinem Körper. "Das ist keine gute Idee", meinte sie leise und sah Lesano mit festem Blick an, während sie eine Hand auf seine legte, um sie von ihrem Po zu nehmen. Währenddessen schob sich ihr sein Oberkörper und Kopf entgegen und Neri spürte ein Kribbeln in sich aufsteigen, das ihr unangenehm war. „Komm schon. Ich beiße nur manchmal.“ Sein Atem kitzelte ihr Ohr, aber in Neris Inneren spannte sich alles an und sie verspürte plötzlich das Gefühl, lieber auf Abstand zu Lesano zu gehen, der offenbar nicht erkannte, dass Neri gerade jetzt nicht in der Stimmung für weiteres war. In dem Moment platzierte er einen Kuss auf ihr Ohr und Neri trat einen Schritt zurück. "Es reicht", sagte sie ihm mit fester Stimme und einem gewissen warnenden Unterton, während sich ihre Augen engten. „Außerdem machst du mich an. Was meinst du?“ "Das sehe ich. Aber ich denke, wir sollten beide wieder zu unseren Freunden zurückkehren." Neri wusste nicht, ob es am Alkohol lag oder an seinem Ego, dass er sich hier offenbar überschätzte. Aber es war auch egal, als er sie mit einem "Komm!" an die Hand nehmen wollte, trat sie noch einen Schritt zurück und zog ihre Hand aus seiner Reichweite. "Ich bin mir sicher, du findest noch eine andere Partnerin fürs Tanzen und ..um die Häuser ziehen. Genieß' den Tag mit deinen Freunden", wollte sie sich verabschieden und drehte sich herum, um mit grimmiger Miene zurück zu Mall zu gehen.

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Re: Im lachenden Kamel

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 4. April 2024, 09:43

Der Tanz hätte entspannt und aufheiternd werden können. Er hätte sich nun gut gemacht, um Neri auf andere Gedanken zu bringen. Wer wollte nicht etwas Freiheit im Kopf, wenn er erfuhr, dass sein ganzes Leben unter einem mehr als dunklem Stern gestanden hatte? Und wohin die Zukunft sich drehte, wusste sie auch nicht. Da tat eben ein wenig Ablenkung mit jemanden, der auch noch nett anzusehen war, doch ganz gut. Allerdings war Neri bei Lesano auf jemanden gestoßen, der zwar anfangs charmant sein konnte, sich aber dann ziemlich schnell als Ekel herausstellte. Er war forsch und überheblich, er nahm sich ungefragt zuviel und auch wenn die Elfe durchaus ein gewisses Spiel gerne spielte, war das zu viel. Das zeigte auch seine Reaktion auf ihre Herkunft: "Aus Shyána Nelle. Das ist im Kapayu" Er schnaubte lachend, als würde er sich lustig machen. „Eine Shyánerin also, so so… Tanzt ihr nicht alle in frohen Farben halbnackt durch die Natur?“, witzelte er und schaffte es trotz allem irgendwie, dass er dabei nur halbernst und belächelnd klingt. Lesano besaß einen eigenartigen Charme, den er sehr gut einzusetzen wusste. "Und du, stammst du aus Santros?" Er schüttelte den Kopf, während sie sich weiter zur Musik bewegten und er auch hier sein Können bewies. „Nein, ich stamme aus Andunie.“, berichtigte er ihre Annahme und wirbelte sie einmal herum. „Meine Freunde und ich kommen jedes Jahr zum Nationaltag her. Da sind die Preise niedriger und das Fleisch ist willig!“, zwinkerte er und lachte brummend auf. Er säuselte ihr ein wenig zu und umgarnte sie damit, wie gut sie aussähe und, ob sie nicht Lust hätte, mit ihm noch, um die Häuser zu ziehen. "Um die Häuser ziehen? "Ich dachte, es geht hier nur um einen Tanz. Das ist keine gute Idee", blockte sie ihn und seine Avancen ab.
Sie nahm seine Hand von ihrem Gesäß und erreichte damit lediglich, dass er noch näherkam. Lesano raunte in ihr empfindliches Ohr und das leichte Kribbeln, dass Neri plötzlich spürte, war… neu. Es fühlte sich unangenehm an, warnend und irgendwie alarmierte es ihre Sinne. Neri wusste plötzlich, dass es keine gute Idee war, sich näher auf Lesano einzulassen. Es war nur ein Gefühl, aber jenes hatte sie in der Form noch nicht so deutlich wahrgenommen. „Komm schon, ich beiße nur manchmal“, schnurrte er und Neri’s Gefühl verstärkte sich nur. Neri hörte auf das innere Gefühl und trat zurück. "Es reicht!“, gebot sie ihm Einhalt und er setzte noch einen drauf. Offensiv war er definitiv! Aber viel zu sehr, für den Geschmack der Elfe, die durchaus auch ihre Frau stehen konnte. “Das sehe ich. Aber ich denke, wir sollten beide wieder zu unseren Freunden zurückkehren." Da flammte etwas in seinem Blick auf, das Neri durchaus mit enttäuschter Wut gleichsetzen konnte.

Er griff ungeniert nach ihrem Handgelenk, als sie ablehnte und wollte sie mit sich ziehen, doch Neri wich aus. "Ich bin mir sicher, du findest noch eine andere Partnerin fürs Tanzen und ..um die Häuser ziehen. Genieß' den Tag mit deinen Freunden", versuchte sie es weiterhin nachdrücklich und diplomatisch. Lesano funkelte Neri an, er ballte seine verschmähten Finger zu Fäusten und engte die grünen Augen. „Das wird dir leidtun!“, drohte er ihr plötzlich und drehte sich zu seinen Kumpels herum. „Ich bin schon mal los! DAMPF ablassen!“, knurrte er abserviert und funkelte Neri noch mal an. Dann stampfte er mit energischen Schritten an der Elfe vorbei und rempelte sie dabei auch noch an. Dann flog die Tür einmal auf, kurz wehte eine Briese frische Luft herein und sie knallte wieder zu. Die Gäste hatten mal träge aufgeblickt, doch alle widmeten sich eher wieder ihrem Kram. Auch die Freunde von Lesano hatten ihm nur lachend nachgeschaut, bevor sie sich dann wieder in ein wenig geistreiches, aber dafür umso angeregteres Gespräch vertieften. Die Musiker spielten die letzten Töne einer schnellen Melodie und Neri konnte Mall aus dem Augenwinkel sehen. Die blonde Zyranerin war aufgestanden und trat auf sie zu. „Alles in Ordnung, Neri?“, fragte sie besorgt und sah zur Tür. „Unheimlicher Kerl. Gut, dass du den losgeworden bist. Ich dachte, er wollte lediglich etwas Spaß…“, murmelte sie und schien die Elfe und ihren Tanzpartner beobachtet zu haben, als es etwas hitziger wurde. „Na komm, Neri. Es ist langsam Zeit für mich, zu gehen. Mallahall lächelte und neigte sich etwas vor. „Wenn ich noch ein Glas Wasser trinke, platze ich!“, witzelte sie und seufzte daraufhin wieder. Der Schwermut ließ sich aus der Frau nicht recht vertreiben, aber sie versuchte es wenigstens. Die Menschin bat Neri einen Moment zu warten, sodass sie kurz in ihrem Zimmer nach dem Rechten sehen und einige Dinge holen konnte und kehrte dann nur kurz darauf wieder zurück. Sie trug nun einen kleinen Sack über den Unterarm und betrat dann mit Neri die Straße vor der Taverne.

Neri weiter bei: In den Gassen der Stadt
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