Sarin war immernoch sehr unbedarft und leicht zu bezaubern, ja zu begeistern, was die Wunder der Oberwelt anbelangte. Hasen kannte sie nur als Jagderfolg ohne Fell auf einem Teller mit dunklen Pilzen, in einer Soße aus Rotwein und Rosmarin. Meerschweinchen waren ihr gänzlich fremd...
Ob man die auch essen kann?
...und all die kleinen und größeren Wunder ließen sie mit leicht geöffneten Munde sprachlos staunen. Im Gegensatz zu Castus, der gerade jede Form des Lebens feierte, ja es ehrte, da meldete sich auch langsam Sarins Magen. Selbst eine einfache Kartoffel wäre ihr jetzt wie ein Festmahl vorgekommen.
Waren wir wirklich so lange weg?
Sie hatte verstanden, dass es so war, aber glauben? Es fühlte sich halt noch anders an. Hatte sie vielleicht doch den Harax nur überlebt, weil sie dort etwas gegessen hatte? Oder war der Hunger schon lange vergangen und zehrte sie bereits von ihren kaum vorhandenen Reserven? Ob sie abgenommen hatte? Einmal fiel ihr Blick nachdenklich auf ihre Finger. Waren sie geschunden von dem Nähen der blutigen Häute, waren sie dürr und abgemagert? Aber das Leben riss sie aus ihren Erinnerungen noch bevor die Dunkelheit erneut nach ihr greifen konnte. Sarin hob ihren Kopf und lächelte, als sie Castus durch die blühenden Wiesen toben sah. Sein schwarzes Haar flog 'nicht' luftig leicht im Wind, es klebte am Kopf, aber trotzdem war es eine Augenweide ihn so zu sehen.
"Schick, oder?"
, raunte sie Iryan leise zu, der trotz all des Schleims auf ihrem Körper und dem damit verbundenen Gestank die Nähe der Nachtelfe suchte.
"Langsam sehe ich ein Muster in dem, was du liebst."
, merkte er an. Daraufhin lachte Sarin herzlich und laut auf.
"Oh heilige Nachtmutter!"
Er lang ja nicht ganz falsch, aber verliebt hatte sie sich in sein warmes Herz und nicht in seine blauen Augen. Zu gern hätte sie ihn jetzt geküsst, aber durch den Gestank ihrer Kleidung, was auch immer diese mal gewesen war, schaute sie nur lachend zu ihm auf.
"Ich liebe dich, selbst wenn du deine Haare grün färben würdest und 50 Kilo mehr wiegen würdest."
Dann hätte er vielleicht sogar Ähnlichkeit mit einem Ork? Sarin kicherte.
"Du süßer, süßer Mann! Ich hab mich in diesen... ja DIESEN schüchternen, verwirrten, irritierten, neugierigen Blick verliebt mit dem du mich schon damals angesehen hast und einfach nur einen Knopf an die Hose deines Herrn genäht haben wolltest. Glaub mir, dein Haar, die Farbe deiner Augen... das sind angenehme Zugaben, aber sie machen dich nicht aus. Obwohl ich gestehe, Muskeln sind auch was feines..."
Sarin ließ keinen Zweifel daran, dass Ian ihre erste Liebe war. Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihr schnell schlagendes Herz. Dabei streichelt sie schon ein bischen niedlich grinsend seinen Biezeps hinauf.
"Ich liebe dich!"
Dann ließ sie aber schnell wieder von ihm ab, denn so wie sich gerade selbst fühlte, so wollte sie auf keinen Fall Begehrlichkeiten wecken! Gemeinsam beobachteten sie weiter Castus.
"Er benötigt einen Haarschnitt!"
, bemerkte Sarin. Iryan nickte beipflichtend.
"So sehr mit das Schwarz seiner Haare zusagt, die Frisur ist außer Form geraten... Cinnis Helfer aus der Maske können da sicher etwas tun."
Sarin blinzelte. Etwas von Cinni zu hören rief freundschaftliche Gefühle in ihr für den unmagischen Magus wach. Aber so wie sie jetzt war, konnte sie ihm unmöglich unter die Augen treten.
"Ich brauche ganz dringend ein Bad ... wir! Wir brauchen ein Bad!"
Langsam wurde ihr auch noch etwas anders bewusst. Ihre Muskeln schrieen nach der Entspannung.
Könnte ich tatsächlich nicht nur für Stunden in der eher ungesunden Schneiderhaltung gehockt und für die Dämonin gearbeitet haben, sondern für Tage? Wochen? Mehr als einen Monat?
Die Frage war nicht ganz unberechtigt. So langsam kroch ihr die Realität zurück in die Glieder und ließ sie erkennen, dass sie vollkommen verspannt war.
...tut das weh!
Aber sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Knotige Muskeln kannte sie von ihrer Arbeit. Wenn ein Tanzball bevorstand, dann hatte sie sich auch hin und wider so verausgabt. Sarins Sehnsucht wanderte fort von Castus Anblick, weg von Ian , hin zu der selige warmen Vorstellung ihre Glieder im heißen Wasser eines Badezubers auszuzstrecken. Iryan aber war aufmerksam und wusste Abhilfe. Erneut sprach er ihren gemeinsamen Freund an:
"Cinni könnte dir in seinem Stübchen vielleicht den Zuber voll machen, allerdings-"
"Wo ist Hyacinthus?"
, warf Sarin ein, ehe die ungestellte Frage erneut keine Chance erhielt. Iryan brach ab und musterte sie. Dann schmunzelte er.
"Cinni hat weder schwarze Haare noch blaue Augen."
Feixend drückte er Sarin an sich, um zu verdeutlich, dass es rein als Scherz gemeint war. Sarin nahm spontan den Faden auf und webte ihn weiter. Mit lustig wackelnden Augen und neckendem Grinsen, denn sie fühlte sich gerade auch ein wenig albern, fügte sie an:
"...aber er hat ein großes gütiges Herz."
Kurz ließ die die Vermutung aufkommen, dass sie sich deswegen halt auch zu ihm hingezogen fühlen könnte. Das entspach ja auch der Wahrheit, aber eben auf einer anderen Ebene. Dann zwinkerte sie und lachte herzlich. Da näherte Castus sich. Er atmete schwer, aber strahlte bis über beide Ohren.
"Ich möchte ihn auch wiedersehen!"
, verkünderte er.
"Siehst du? Alle lieben Cinni."
, neckte Sarin Ian weiter. Dieses Spiel war ihr noch nicht so vertraut, aber es fühlte sich wunderbar an.
"Ihr werdet ihn beide noch früh genug wiedersehen können... Cinni konnte sein Theater fertigstellen und ist vollauf mit den Proben für seine nächste große Aufführung beschäftigt. Aber das Theater der Gefallenen hat sich in der neuen Siedlung vor Zyranus etabliert. Die Besucher bleiben nicht aus und Cinni ist sogar aus seinem Elternhaus aus- und in die neue Siedlung eingezogen, damit er für seine Schaustellertruppe leichter erreichbar ist. Er wohnt nun direkt im Theater."
Sarin klatschte in die Hände.
"Das sind gute Nachrichten!"
Bei all dem Leid was sie erlebt hatte, war es schön, jetzt etwas so positves zu hören, auch wenn es fast immer einen Tropfen Wehmut gab.
"Er war besorgt und zutiefst bestürzt, als ich allein aus dem Harax zurückkehrte... Er konnte das nur schwer überwinden. Ihn hatte sogar ein mehrtägiges Fieber ins Bett gezwungen. Doch ihm habe ich es zu verdanken, dass ... oh! Das kann ich dir ja nun sogar zeigen. Sarin! Castus!"
"Können wir nicht erst..."
Der Dunkelelf ergriff jeweils eine Hand der beiden und zog sie mit sich.
"He!"
, rief Vikreth, welcher einfach stehengelassen blieb. Unter einem Knurren folgte er dem Trio. Iryan marschierte zügig, dass Castus an seiner Hand etwas nachhüpfen musste.
"Was ... was ist denn?"
, lachte er.
"Ihr könnt nicht bei Cinni baden. Ich habe eine bessere Idee."
"Sicher hast du Recht... So wir stinken, müsste er dann das Theater für Wochen schließen."
Sarin war in Kicherlaune und genoss es, dass sich Iryan geheimnisvoll gab. Er schien daran Spaß zu haben, sie ein bisschen auf die Folter zu spannen. Sie freute sich einfach, war voller Vertrauen und Glück und ließ sich von dieser Welle tragen. Sie hatten sich diese kostbaren Momente des Glücks wahrlich verdient und Ian verriet auch nicht ein Sterbenswort, bis er mit Sarin und Castus ihr Ziel erreichte und Castus versüßte ihnen mit seinem Charm die Zeit dort hin. Das Thema ihrer Umhänge brachte Sarin abermals zum Lachen. Welche Farbe hatte eigentlich ihr Umhang? Aber es war auch egal. Sie genoss im Moment einfach das Leben, witzelte, neckte, kicherte und lachte. Insgesammt tat sie das gerade sehr viel, denn so langsam sickerte auch das Bewustsein in sie, wie KNAPP sie eigendlich dem Harax entkommen waren. Also drückte sie Ian immer mal wieder dankbar die Hand, da der Marsch wohin auch immer ihr gut tat. Sie konnte ihre Eindrücke zwar noch nicht verarbeiten, aber doch hinter einer hüschen Mauer aus kleinen Bausteinen des Glücks eine Weile weg sperren.
"Es hat seinen Grund, warum ich den Umhang nun trage."
Sarin musterte Ian von der Seite her, als er das sagte. Auch war sie schon ein wenig froh, dass sie, als sie ihn damals... vor einer halben Ewigkeit... genäht hatte, ihn recht schlicht und unisex gehalten hatte und er an ihm nicht zu weiblich wirkte. Das wichtigste an diesem Stück war jedoch die Segnung Manthalas. Auch Sarins Umhang war notwendig, wenn auch aus andern Gründen, als zum Schutz vor Magie.
So spazierten sie einer großen Überraschung entgegen und es war schön zu sehen, dass sich das einst so verschlossene Zyranus seine Verbohrtheit abgelegt hatte. Sie hatten die Tore der Stadt weit geöffnete und lockten nun Besucher jeglicher Art an, sich die Zauber hinter den magischen Mauern anzusehen. Iryan hielt direkt darauf zu und passierte die magische Grenze problemlos. Auch in der Stadt übernahm er die Führung. Bald verabschiedete sich Vikret mit einem schlichten:
"Bis bald"
von der Gruppe. Sarin sah ihm einen Moment irritiert und auch unschlüssig ob sie ihn aufhalten sollte hinterher.
„Aber...“
Ich wollte mich doch noch richtig bei ihm bedanken.
"Er verabschiedet sich immer so"
, meinte Iryan und hob die Schultern an.
"Ich weiß nicht einmal, ob er nun nochmal auftauchen wird. Ach, doch, sicher. Ich schulde ihm etwas für seine Hilfe."
Einmal mehr sah sie zu ihm auf und lehnte kurz den Kopf an seine Schulter.
Er hat so viel für uns auf sich genommen. Wie soll ich das nur wieder gut machen?
Sie seufzte leise, aber war sich auch sicher, dass sie irgendwann dazu einen hoffentlich passenden Einfall haben würde, auch wenn es nur eine Kleinigkeit gegen die Schuld wäre, in der sie nun standen. Ihr Herz wurde dadurch auch nicht schwer, denn Ian sah das gewiss anders, aber Sarin war nun mal eine Dienerin Manthalas. Jedes Ding und jede Tat hatte auf ihrer Schale einen Gegenwert.
Irgendetwas besonderes um ihn glücklich zu machen muss ich mir schon einfallen lassen...
Jetzt aber ging es erst einmal weiter. Die Stadt hatte sich wahrlich gewandelt. Sarin erkannte deutlich mehr Dunkelelfen, teilweise auch schon in zyranische Mode gehüllt. Auch Grandessarer waren zu sehen. Es war irgendwie ein schönerer Anblick als zuvor. Niemand stritt, sah man von den Feilschereien der Händler mit ihren Kunden einmal ab. Viele unterhielten sich, ungeachtet der Herkunft. Was hier in den letzten Wochen erwachsen war, würde einen wichtigen Punkt in der celcianischen Geschichte darstellen. Hier war etwas großartiges geschehen.
...ein WELTEREIGNISS.
Das Zyranus seine Tore geöffnet hatte, würde sich bald herum sprechen. Die dunkle Armee hatte hier einen herben strategischen Rückschlag erlitten und war nun zerstreut. Wie sich das in der näheren Zukunft noch auf die Welt auswirken würde, war noch nicht abzuschätzen. Sarin betrachtete nur die offenen Gesichter und spürte in das Gewebe des Schicksals hinein, was sich verformt hatte. In das bunte Gewebe der Stadt mischten sich jetzt auch Licht und Schatten und gaben dem Ganzen dadurch noch mehr Schönheit, Tiefe und Kontrast. Ihre Schneiderseele liebte diese Entwicklung.
Ian hatte sie in ein Viertel geführt, in dem die Läden zwar nicht mehr so dicht standen wie auf dem Marktplatz, aber sich doch in das Gesamtbild aus hübschen und teils sehr fantasievollen Häusern schmiegten. Ian ging vor und sie folgte mit Castus an der Hand. Plötzlich blieb ihr dunkler Ritter stehen.
"Wir, das sind Cinni und ich, wollten die Hoffnung nicht aufgeben, dass du eines Tages aus dem Harax zurückkehren würdest, Sarin. Um uns zu beschäftigen und den Mut nicht zu verlieren, hat Hyacinthus einiges in die Wege geleitet. Ich glaube, es war seine Art, mit deinem Verlust umzugehen. Er hat ... einiges an Geld ausgegeben. Ich fragte ihn, ob er sich dabei wirklich sicher sei und er meinte, dass du einen Platz bräuchtest, wenn du wieder unter uns wärst. Deshalb ... nun ... sieh selbst! Wir sind da."
…
Sprachlos schaute die Nachtelfe eine Fassade hinauf, dann wieder zu Ian um sich zu vergewissern und wieder nach vorne:
„Das da ist...???“
Mehr brachte sie nicht heraus, den ein dicker Klos hatte sich plötzlich in ihrem Hals angesiedelt. Alles rings umher wirkte so familiär, so schön, so bunt und vielfältig. Und eingebettet in dieser Harmonie stand:
„...*quitsch*...???“
Sie hatte etwas sagen wollen, aber ihre Stimme versagte vor lauter Aufregung. Iryan deutete nach vorn. Zwischen einigen rosa und gelb gestrichenen Häusern fand sich ein schlankes, dreistöckiges Gebäude wieder. Es handelte sich um ein klassisches zyranisches Stadthäuschen, besaß jedoch im Erdgeschoss gleich neben dem Treppenaufstieg zur Tür ein größeres Fenster, das zumindest die unterste Etage als Laden auswies.
Soll das wirklich...? Ist das...? Kann das mein Schneiderladen werden? Sind die beiden denn wahnsinnig???!!???
Sarin konnte sich aber nicht über diese Tat beschweren, denn die Schönheit, die verspielten Elemente, wie ein kleiner Balkon mit verschnörkeltem Gittergeländer, bannte ihre Aufmerksamkeit. Das Haus war blau gestrichen und was andere vielleicht als kühle Farbe empfunden hätten, dass wärmte das Herz der Nachtelfe.
Blau... wie der Himmel. Ein schönes recht dunkles Blau... Azur wie zur Blauen Stunde, wenn die ersten Sterne den Himmel küssen und der Mond sein Gesicht enthüllt...
Sarin war ganz gefangen von den Details. Ian erkannte vielleicht auch darin ein Muster. Sarin konnte sich in schönen Dingen leicht verlieren und so hatte auch das Mädchen im Harax ihre Seele verführen können. Iryan machte vor dem Treppenabsatz Halt und kramte in seiner Tasche.
Dann zückte er einen Schlüssel aus Messing mit einem kleinen eingearbeiteten Sichelmond, der sich mit einer Schere kreuzte als flacher Münzanhänger an einem Lederband. Er hielt ihn Sarin entgegen.
"Hyacinthus hat das Haus bezahlt, aber ich habe es ausgesucht. Es ... besitzt noch nicht viele Möbel und bis auf einen Verkaufstresen gibt es unten nichts. Wir wollten auch noch nichts Neues hinzukaufen, weil wir nicht wussten, ob es deinen Geschmack trifft. Aber ... Willkommen zurück, Sarin - und Castus! Willkommen in deinem oder eurem neuen Heim hier. Deine eigene Schneiderstube wird sicher ein voller Erfolg!"
Ohne zu wissen, dass sie es laut aussprach, flüsterte Sarin ergriffen:
„Darf ich jetzt ohnmächtig werden?“
Ihre Hand zitterte regelrecht, als sie den Schlüssel annahm. Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln, die sie eilig fort wischte. Erst mit einer Hand versuchte sie das Schloss zu treffen, nahm dann den Schlüssel in beide und schaffte es. Ergriffen holte sie noch einmal Luft und drehte das metallische kleine Kunstwerk im Schloss. Das Geräusch prägte sich in ihre Seele ein, dann sah sie fast ängstlich über ihre Schulter. Ihr Gesicht fragte: 'Darf ich' und sie blinzelte vor Freude neue Glücks-tränen fort. Dann betrat sie den Laden.
…
Irgendjemand musste sie etwas weiter in den Raum geschoben haben, denn Sarin erwachte in einem Traum. Mit offenem Mund stand sie still da und ließ den Blick über jedes Detail wandern.
„Das ist wirklich mein Laden?“
Es war noch nicht richtig angekommen. Wie Iryan schon voraus gesagt hatte, so war der Hauptraum des Ladenbereichs bis auf einen Verkaufstresen leer. Die Oberfläche war aus poliertem Wurzelholz, groß und wunderbar für den Zuschnitt geeignet. Langsam strich sie mit den Fingern über das spiegelglatte Material.
„Wunderschön!“
, sinnierte sie leise vor sich hin und malte sich in Gedanken schon aus, wo was alles stehen könnte, was sie brauchte und meinte dann plötzlich:
„Ich brauch was zu schreiben!“
Eine über Jahrzehnte antrainierte Geste folgte, in der sie mit den Fingern wedelte, als erwartete sie, dass ihr eine Schneidergesellin das verlangte reichte. Ja, Gesellen fehlten auch. Sarin schüttelte den Kopf und machte sich halt gedanklich Notizen. Ein paar davon sprach sie auch laut aus und 'malte damit vielleicht auch Bilder in die Köpfe ihrer Zuhörer:
„Dort drüben kommt eine Umkleidekabine hin. Da muss eine feste Wand eingezogen werden und eine Tür, damit sich die Kunden unbeobachtet und sicher fühlen.... vielleicht können es auch zwei werden. Auf die andere Seite des Tresens da wäre ein Paravent ausreichend, vielleicht mit Nachtblauer Seide bespannt. Ah, und dort...“
Sie lief zum Schaufenster.
„Hier brauch ich Kleiderpuppen. Ob es hier bewegliche gibt?“
Sie war in ihrem Element, wirbelte wie im Tanz um die eigene Achse, lachte und ergab sich ihrem Traum.
„Dort ein paar Regale für Stoffproben...das Lager muss wo anders hin... Gibt es einen Keller oder einen Dachboden? Da müssen Schränke für fertige Kleider und Dessous...“
Da fiel ihr Blick auf den offenen Kamin, der sich hinauf zur Decke wand, vermutlich durch jedes Stockwerk und die gewundene Holztreppe daneben.
„Und dort geht es in den Privatbereich?“
Wie ein Abenteurer schlich sie zur ersten Stufe und spähte hinauf.
„Komm, Castus!“
Lächelnd nahm sie ihn an die Hand und sie erklommen die wie aus einem Baum erwachsenen Stufen. Derweil plapperte sie:
„Das Haus muss mal einen Naturmagier oder so gehört haben, vermute ich. Oder einem Erdmagier? Oder beiden? Hahaha...“
Gewisse feste Elemente wirkten wie gewachsen. Der untere Teil des Hauses und auch der erste Stock waren aus Stein, den der vorherige Inhaber von außen in diesem wunderschönen Blau getüncht hatte.
„Oh, wir brauchen einen Namen... Vielleicht was mit Sonne und Mond? Oder ...Blaue Stunde?“
Die Ideen stürmten nur so durch ihren Kopf und waren kaum zu fassen.
„Wir könnten noch Sterne in hell Gelb außen an die Fassade Malen und einen hübschen Sichelmond, was meinst du?“
Sarin betrachtete Castus kurz und suchte unbewusst nach dem Zeichen Lysanthors an seiner Schläfe.
„Und eine Sonne auf die andere Seite von der Tür, dann wäre die blaue Stunde die Mitte davon... die Verbindung von beidem.“
Dann standen sie im ersten Stock wo sie eine kleine Wohnung vorfanden, sowie eine schmale Stiege auf einen ausgebauten Dachboden, wo Sarin das Lager einrichten könnte.
„Schau, die Küche... fast komplett. Wir brauchen nur einen Tisch, Stühle, Geschirr und Töpfe... Kannst du eigentlich kochen? Ich nicht.“
Sarin lachte und wirbelte im Tanze weiter durch den Raum. Der Herd war ein in die Wand eingelassener großer Kamin, der auch einen Backofen hatte. Die Klappe war in den Naturstein eingebettet, der bereits von unten wie natürlich durch das ganze Haus vom Fuße bis zum Dach hinauf wuchs, begleitet von den Stufen die ihn umsäumten. Hier gab es sogar ein paar alte massive Schränke und eine etwas stumpf gewordene Arbeitsfläche. Sari liebte es, da es eine Geschichte erzählte.
„Einst saß hier ein Paar. Sie waren beide wunderbar. Das Weibe von der Natur geküsst, dem Manne die Erde ein Gerüst. Zusammen sie lebten fein, glücklich in den Tag hinein.“
, reimte Sarin spontan vor sich hin. Da entdeckte Sarin die Wohnzimmerecke. Ein paar Regalbretter waren noch in die grobe Wand eingearbeitet und schien nach ein paar Büchern. Unter dem Fenster dort gab es eine hölzerne Bank, die neu gepolstert werden musste, aber dann ein gemütliches Eckchen für ruhige Stunden abgeben könnte. Sarin kniete sich kurz darauf und spähte aus dem Fenster auf die Straße. Sie winkte spontan einem ihrer neuen Nachbarn zu. Dann ging es auch schon weiter um eine Ecke und einen kurzen Flur nach hinten und dort entdeckte sie das Schlafzimmer, oder das was es einmal werden könnte.
„Wir brauchen dringend ein Bett.“
, stöhnte sie ergriffen beim Anblick des nächsten reich verzierten Kamins vor der noch eine Leere gähnte.
„Ich brauche ganz viele Kissen! Und ein paar Pflanzen wären schön... vielleicht eine Lampe aus Purpurmantel?“
Sie tanzte um Ian und Castus herum und stolperte fast, als sie die Tür zum Bad fand. Sich am Türrahmen festhaltend starrte sie auf die Badewanne.
„Wie ist das möglich?“
Feuchte warme Luft schlug ihr entgegen. Vielleicht hatte Ian bei seinen Besuchen hier zuvor auch etwas Kräuter oder Duftessenzen hier gelassen? Doch das war nicht das, was die Nachtelfe so erstaunte. Die sanft geschwungene dunkelblaue Wanne mit Messingfarbenen Füßen und einem reich verziertem Spiegel dahinter war... gefüllt mit dampfend warmen Wasser, als wenn sie nur auf sie gewartet hätte. Sarin konnte kaum weg sehen. Sie blinzelte und riss den Blick zu Ian hoch.
„Wie hast du das gemacht?“
Dann starrte sie wieder in den Raum. Auch die Wände waren dunkelblau mit kleinen Kerzenhalten in denen kleine Lichter wie von Kerzen brannten. Auf einem kleinen Tisch stand Messingschale, ein passender Krug und noch ein kleinerer 'Schminkspiegel'. Sarins Augen leuchteten. Es gab sogar hängenden Ranken, wie in ihrer Heimat, die von der dunklen Höhlenartigen Decke hingen und das Licht des Tages abmilderten und türkise Schattenspiele auf den Boden malten. Ein kleiner gepolsterter Hocker stand vor dem Tisch und darauf lagen nachtblaue Handtücher bereit. In Sarins Kopf ratterte es. Dann sah sie wieder Ian an und lächelte etwas schief.
„Geh ich richtig in der Annahme, dass dieser Raum magisch ist? Bedeutet das, dass wir nicht gemeinsam hier baden können, mein Liebster?“
Wenn dem so war, dann würde nur Castus hier wohl allein mit ihr 'planschen' können, was auch schön wäre, aber Ian mit seiner Allergie? Ohne Mantel nackt in der Wanne sitzen, wäre da nicht möglich. Aber selbst wenn... es gab ja noch das geplante unmagische Schlafzimmer, wo sie ihre eigene 'Magie' weben könnten! Aber den Anblick dieses wahr gewordenen Traums ließ Sarin auf und ab hüpfen.
„Ich will baden! Ich MUSS!“
Hibbelig friemelte sie bereits am Umhang. Den Schnodder und andere ekelerregende Substanzen des Harax endlich los zu werden, stand ganz oben auf der Liste. Alles andere musste ohnehin warten. Sie griff nach Castus Hand und zog ihn in den Raum hinein. Er musste auch dringend gewaschen, eingeseift und gebadet werden. Vielleicht entwickelte sich spontan auch ein wenig mehr, ein wenig Wiedersehensfreude, aber vorrangig war ihr tatsächlich gerade die Hygiene. GRÜNDLICHE Hygiene!
Während sie sich vielleicht sogar gegenseitig von ihrer schleimigen und sicher sehr klebrigen Kleidung befreiten, die man sicher nur noch verbrennen konnte, da hielt sie kurz inne. Sanft legte sie eine Hand an seine Castus Wange. Da sie beide stanken, war dieser Kontakt nicht schlimm.
„Wir müssen deine Tante Mall irgendwie benachrichtigen, dass du wieder da bist. Sie... sie ist fort gegangen. Sie hat Zyranus verlassen, aber... Sicher kann Frau Professor Synapse uns da irgendwie helfen.“
Auch Mall war nicht vergessen. Sie hatte am meisten leiden müssen, da sie gleich zwei liebe Wesen in ihrem Leben verloren hatte. Aber jetzt gab es Hoffnung, auch für sie. Die Nachricht musste sie nur irgendwie erreichen, dann könnte vielleicht auch ihr gebrochenes Herz heilen.
„Auch darum müssen wir uns bald kümmern.“
Dann war sie endlich nackt und stieg in die geräumige Wanne. Der erste Kontakt mit dem heißen Wasser tat fast ein wenig weh, waren ihre Füße doch auch ganz schön geschunden. Aber dann entspannte sich ihr ganzer Körper mit einem seligen Stöhnen ihrerseits. Langsam ließ sie sich in das warme Wunderbad hinein gleiten, schloss die Augen und … fast wäre sie weg gewesen. Blinzelnd riss sie die Lider hoch und betrachtete die kleinen Schaumblasen, die gerade anfingen an ihrem Körper aufzusteigen, sie streichelten und kitzelten und ihre geschundenen Muskeln wärmten und porentief reinigten.
„Irre!“
Auch andere Fragen drängten nun da die Spannung nachließ an die Oberfläche. Sie sah zu Ian:
„Sag, da wir so lange fort waren...“
Wie sollte sie danach fragen ohne die Stimmung nicht zu verderben? Gerade stieg Castus zu ihr in das warme leicht sprudelnde Wasser.
„Hast du etwas von Dhan gehört? Gibt es etwas neues?“
Es war nicht ganz auszuschließen, dass Ian vielleicht sogar in der vergangenen Zeit sogar Neuigkeiten aus Kosral gehört hatte. Befreit hatte er ihn sicher noch nicht, zumal er ja erzählt hatte, dass er Vikreth wöchentlich gezwungen hatte ein Portal für sie zu öffnen. Für eine Reise nach Kosral war da sicher keine Zeit gewesen. Ihr Plan ihn schnellstmöglich zu befreien, stand natürlich noch. Dass sie so lange fort gewesen waren und Dhan deswegen immernoch litt, war wie ein kleiner Klumpen Eis in Sarins Herzen. Sie versuchte ruhig und gelassen zu bleiben, weiter das Glück festzuhalten, aber sie wusste auch, dass Ian, jetzt da sie befreit war …
… Er wird nicht ewig hier bleiben wollen. Ich hab versprochen zu helfen und der Laden... kann warten. Muss warten!
Natürlich hätte sie sich gerne in die Einrichtung gestürzt, denn ihre kreative Ader pulsierte bereits dicht unter ihrer Haut. Aber es gab da noch einen Freund zu retten und das war nicht nur für Ian eine Herzensangelegenheit. Auch Castus wollte sicher erfahren was es neues von ihrem dritten Mann im Verbunde gab.
(ooc: Inspirationen für den Schneiderladen - obere Etagen, wenn einmal eingerichtet:
Küchenecke:
https://www.pinterest.de/pin/2181499814754200/,
mit Wohnzimmer:
https://www.pinterest.de/pin/358810295331324686/,
Bett: ohne Kronleuchter:
https://www.pinterest.de/pin/950541065087956993/, dafür mit sanft schimmernder Pilzlampe, bestehend aus einem Gebinde aus leutendem Purpurmantel.
Bad:
https://www.pinterest.de/pin/42221315251857165/ mit magischer Kerzenbeleuchtung selbstverständlich
))