Ort des Gedenkens

Der Wald wächst wie ein natürlicher Schutzwall um die Stadt Mantron. Die Bäume sind sehr widerstandsfähig und bieten neben Holz auch Zuflucht für einige Tiere dieser Gegend, die von den Mantronern gejagt werden.
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Eleyna d'Yaincre
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 15. Januar 2023, 17:43

Nichts könnte ihren Gedanken derzeit ferner sein als die Frage, wohin das alles führen konnte. Eleyna dachte für diesen Moment nicht mehr an das Gestern und auch nicht an das Morgen. Wichtig was das Heute für sie und dass er für sie über seinen Schatten gesprungen war. Sie hatte flehend vor ihm gestanden, sich gewunden und gebettelt. Und er hatte sie dieses eine aber so immens wichtige Mal nicht geprellt. Er hatte ihr Absolution erteilt und mehr noch: Er schenkte ihr einen wahnsinnig gefühlvollen Kuss, den sie nur erwidern konnte. Eleyna legte ihr Gefühl hinein, das sie für ihr hegte. War es Liebe? Das würde sie derzeit nicht beantworten aber er war seit langem wieder jemand, der sie nachhaltig zu fordern wusste. Der sie reizte, sie interessierte und der es wusste, sie zu verstehen. Er hatte ihre harte Schale nach und nach aufgebrochen, so wie sie seine zumindest hier und dort etwas erweichte. Sodass sie endlich zueinanderfinden und diesen Moment genießen konnten. Eleyna spürte losgelöst die Weichheit seiner Lippen, das Gefühl, wenn er ihre liebkoste und zu reizen verstand. Ihr Herz klopfte dabei in einem ruhigen Takt, was weniger auf ein ruhiges Herz zurückzuführen war als auf die Geborgenheit, die sie dabei empfand. Und auch er schien diese Freiheit wenigstens für diesem Moment genießen zu können, denn er war es, der ihr immer wieder verdeutlichte, wie sehr er es gerade genoss, sie zu küssen. Sie spürte sogar die kleine Ausbuchtung, die sich ihr willig entgegenreckte und sie und ihre Mitte nur noch mehr anheizte. Eleyna trat noch einen Schritt näher heran und drückte sich gegen ihn, während seine Zunge fordernder und immer hitziger wurde. Sie hielt mühelos Schritt und erwiderte, reizte ihn. Sie fühlte Wärme und regelrechte Hitze in sich aufsteigen. Wie lange war es noch mal her, dass sie…?
Eleyna schaffte es nicht, ihre Gedanken davon abzulenken, gerade bei der Behandlung, die sie durch seine Lippen, seine Zunge und den festen Griffen seiner Hände an ihrem Körper erfuhr. Er löste die Verbindung etwas und keuchte ihr entgegen. Ihre Lippen glänzten und sie spürte das Pulsieren dabei. "Wir sollten zurück fahren. Ich denke nicht, dass du Eis am Stiel haben willst. Auch wenn du herrlich wärmen kannst." Ein Lächeln schaffte sie noch, ehe er sie erneut küsste und sie einander kaum noch näher hätten kommen können. Sie genoss den weiteren Kuss ebenso wie die davor und doch… spürte sie mit einem Mal das Zittern seiner Beine. Erst dachte sie, er wäre nur ebenso wie sie erregt und es wäre ein Ausbruch gewisser Vorfreuden, doch dann unterbrach sie unwillig den Kuss, zog sich langsam von ihm zurück, ohne ihn aber loszulassen. "Du solltest deine Kräfte schonen…“, raunte sie ihm mit erregter Stimme zu und schloss die Augen, ehe sie ihre Stirn gegen sein leicht kratziges Kinn lehnte. „Du bist noch geschwächt… Laogh… Seien wir vernünftig..“, appellierte sie, auch wenn er durchaus sicher sein durfte, dass sie ganz andere Dinge im Kopf hatte derzeit. Oh, und wie sie andere Dinge im Kopf hatte! „Komm… setz dich in den Schlitten… wir fahren zurück..“, meinte sie, haschte noch mal nach seinen Lippen, ehe sie ihn eine Stütze sein wollte, an seine Seite glitt und mit ihm gemeinsam zum Schlitten zurückwollte.

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. Januar 2023, 20:37

War es Berechnung, die ihn hatte handeln lassen? Oder entsprangen seine Reaktionen tatsächlichen, wahren Gefühlen? So vollkommen sicher sein könnte sie sich vemutlich nicht, aber im Moment reichte ihr sein Eingeständnis. Denn, dass dieses keine absolut künstliche Maske gewesen war, davon war sie überzeugt.
Natürlich könnte es das schon sein, er war schließlich zu sehr, sehr vielem fähig. Jedoch passte es viel zu gut in das Bild aus diesen unendlich vielen, kleinen Puzzleteilchen, als dass sie ihm nicht glauben würde. Ja, sie wollte ihm glauben und was auch immer die Zukunft bringen würde, derzeit schien es der Wahrheit zu entsprechen. Für wie lange, war in der Hinsicht nicht von Bedeutung. Es zählte die Gegenwart, nichts sonst.
Und in dieser küsste er sie, während sie sich endlich erlauben konnte, wieder dahin zu schmelzen in seinen Armen. Oh ja, er war ein verdammt guter Küsser, regelrecht verboten gut und eigentlich sollte sie sich davor hüten, ihm derart offen zu zeigen, wie gut er war. Nur... er hatte sie längst geködert, seit vielen Wochen, sodass sie gar nicht mehr wirklich widerstehen konnte, auch dann nicht, wenn sie es versucht hätte. Er kannte zwar nicht alle, allerdings ein paar Schwachstellen von ihr und die nutzte er naturgemäß schamlos aus. Und dank seiner Worte war es noch leichter für ihn, dass sie ihm entgegen sank und sich auf diese Weise umgarnen ließ.
Was zu einer recht deutlichen Bemerkung seinerseits führte. Besser gesagt, einer Ankündigung, denn wenn sie etwas bei ihm gelernt hatte, dann, dass er auch das Unmöglich möglich zu machen wusste. Und solange sie nicht zu viel ausziehen würden, wäre es vielleicht selbst im Schnee auszuhalten. Obwohl... an diesem Ort sicherlich unpassend, auf diese Weise dem Leben zu frönen.
Jedoch kamen sie gar nicht soweit, es unbedingt ausprobieren zu wollen, da trotz aller Selbstbeherrschung der Körper des Meisterspions damit begann, Zeichen der Überforderung zu senden. Bei weitem noch nicht überdeutlich und wären sie sich nicht derart nahe gewesen, hätte sie vermutlich nichts davon bemerkt. So hingegen...
Laogh brummte zuerst verstimmt darüber, dass sie den Kuss beendete, ehe er leise schnaubte. "Vernünftig?", grollte er beinahe schon beleidigt und presste sie so fest an sich, dass ihr erst recht die Luft wegbleiben müsste. "Vernünftig wäre es,...", fuhr er mit seinem speziellen Timbre fort, das er so gerne bei ihr einsetzte, und griff fest sowie entschlossen nach ihrem Hintern, um diesen durch all die Schichten hindurch zu kneten. "... wenn ich dir jetzt deine Hose runterziehen und dir zeigen würde, wie gut sich mein Stiel anfühlen kann."
Er machte eine eindeutige Hüftbewegung und neigte sich zu ihr, um nach ihrem Ohr zu haschen, an dem er knabbern wollte. Sein Pech, neben seiner noch vorhandenen Schwäche, war allerdings, dass sie bei dieser Witterung natürlich eine Kopfbedeckung trug und sich auch dort damit schützte. Unwillig brummend löste er eine Hand und wollte gerade etwas daran ändern, als sie ihn auf eine Idee brachte.
Mitten in der Bewegung hielt er inne und sah in Richtung des Gefährts. Für einen Moment blitzte es, unbemerkt von ihr, in seinen Augen verräterisch auf, dann hatte er das wieder im Griff und seufzte betont theatralisch. "Vernünftig also... na gut...", murrte er und schien sich geschlagen zu geben.
Ob sie wegen dieses schnellen Einlenkens... oder eher wegen des Einlenkens an sich misstrauisch werden würde? Oder würde sie es auf seine Schwäche schieben? Jedenfalls befanden sie sich einige Zeit später tatsächlich im Schlitten, wobei er halb auf ihr lag und sich ihre Brust als Kissen gewählt hatte, wahrscheinlich als kleine Vergeltung dafür, nicht zum Stich gekommen zu sein. Doch vorerst ließ er sie in Ruhe, sodass sie beide sich unter dem Fell gemeinsam aufwärmen konnten, während sie sich um das Lenken der Hunde kümmerte.
Das klappte anfangs auch ganz gut, bis... bis sie den Bereich des Waldes verlassen hatten, der dem Gedenken an die Verstorbenen gewidmet war. Er hatte es raffiniert eingefädelt, denn hatte anfangs seine Hand noch auf ihrem Bauch geruht, hatte er es irgendwie hinbekommen, diese unbemerkt unter all die Schichten ihrer Kleidung wandern zu lassen.
Solange, bis sie plötzlich und überaus deutlich seine inzwischen wieder warmen Finger zwischen ihren Schenkeln spüren konnte. Oh, und was er sie da alles spüren ließ! Hier im Wald trug der Schall weit und dennoch würde sie niemand hören, so einsam, wie sie auf dem Weg in Richtung Mantron waren. Aber die Hünde spürten jegliches Zucken und reagierten irritiert darauf, sodass es sie einige Mühe kosten würde, keine Katastrophe anzurichten.
Er hingegen schien sich darum nicht zu scheren und hätte sie in sein Gesicht sehen können, hätte sie ein feines, zufriedenes Grinsen entdecken müssen, denn natürlich setzte er alles daran, um es ihr so schwer wie möglich zu machen, diese beiden Aufgaben zu vereinen.


Eleyna kehrt zurück nach Im Herzen Mantrons
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 9. Februar 2023, 14:52

Eleyna kommt von Im Herzen Mantrons


Beide waren erhitzt und die Hunde keuchten, als sie jenen Ort erreichten, den sie angesteuert hatten. Kurz noch blieb der Schatten sitzen, die Augen geschlossen und ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen.
Erst nach diesem einen Moment wurde er ernster und half ihr schließlich aus den warmen Fellen. Gemeinsam näherten sie sich jenem einen, besonderen Baum. Wie stets zeichnete er mit seinem Finger die Konturen des Emblems ihres Vaters nach, ehe er die Stirn gegen die Rinde lehnte und einige Atemzüge lang die Augen schloss. Es war seine Art der Begrüßung, allerdings hatte er bislang ein Geheimnis darum gemacht, was er in diesen Momenten dachte. Ob sie wohl schon danach gefragt hatte?
Wie auch immer, als er damit fertig war, löste er sich und ging langsam in Richtung jener Klippe, an der sie ihren letzten, großen Streit ausgetragen hatten. Dort wartete er, wie immer, auf sie, ließ ihr jene Zeit, die sie brauchte, ohne sie verbal zu bewerten. Schließlich konnte sie seine Hand ergreifen und sich in seine Umarmung kuscheln, sodass er ihr Geborgenheit und Halt bot, um sich zu sammeln und zu erden. Sie konnte wählen, ob sie dabei ihr Gesicht im Fell seines Mantels verbarg, oder so wie er den Blick in die Ferne richtete. Jedenfalls stützte er sich für gewöhnlich mit seinem Kinn leicht auf ihrem Kopf ab und ließ ungezählte Herzschläge verstreichen, bis er das Gefühl hatte, sie wäre soweit.
"Was willst du heute wissen?", begann er ihr Gespräch bewusst auf Garmisch, als stünde es für ihn fest, dass der Geist ihres Vaters hier wäre und ihnen zuhören könnte.
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 10. Februar 2023, 11:40

Eleyna rührte nicht an dem Gedanken, dass die Zeit für einen Abschied kommen könnte. Und dass er es wäre, der ging. Er hätte die Chance gehabt zu verschwinden, doch er entschied sich ihr reinen Wein einzuschenken und Gefühle für sie einzugestehen. Das genügte ihr vorerst. Gleichwohl war es aber sein Tun, dass sie davon überzeugte, dass es längst nicht mehr um das pure Vergnügen ging. Dafür hatte sie in den letzten Wochen viel Zärtlichkeit und Fürsorge erfahren, die er ihr schlicht und ergreifend freiwillig zuteil werden ließ. Allerdings akzeptierte Eleyna sein Schweigen bezüglich seiner Person. Sie war nicht gierig und ihr reichte dieser kleine Erfolg, der doch ihre unmittelbare Zukunft bestimmte. Die Wochen in Mantron hatten ihr eine Art Leben gezeigt, das sie bisher nur erträumt hatte. Nun aber ließ er es wahrwerden und auch wenn sie nicht geglaubt hatte, dass er zu solch Normalität fähig wäre, genoss sie den Umstand sehr. Auch hatte sie sich bei dem Gedanken ertappt, dass sie überreagiert hatte, nachdem sie selbst erfuhr, dass sie schwanger ist. Mundl hatte es besser gewusst und sie nicht hören wollen. Doch wie auch? Bis dahin hatte er nicht kaum gezeigt, dass ihm mehr an ihr lag als bloß die nächste Kerbe im Bettpfosten. Und auch sie wusste ja nicht, ob sie das wirklich zulassen wollte und konnte. Doch am Ende hatte sie alles auf eine Karte gesetzt und… gewonnen.
Sollte sie mehr verlangen, wenn sie doch in diesem Moment glücklicher war als sie es bisher hatte sein können? Eleyna war zufrieden und sie würde diesen Umstand im Moment nicht zerstören. Dass sie allerdings weitaus freigiebiger mit ihren Gefühlen war, ahnte sie. Während er ihr zwar eine zugängliche Seite bewies, sie teilhaben ließ, an seinem Schalk und einem gewissen Spieltrieb, war er trotzdem noch vorsichtig. Er würde sich diese Schwachstelle nicht in dem Maße erlauben als dass sie ihm gefährlich werden könnte.

Sein Leben dauerte bereits das doppelte an ihren Jahren und dementsprechend währten seine Verhaltensmuster auch schon länger. Zudem wusste die Spionin nicht, ob er geplant hatte, hier in Mantron zu bleiben oder das aus einem Impuls heraus geschehen war. Nun aber standen sie gemeinsam in der Hütte und während sie den Bildern in ihrem Kopf zusah, bemerkte sie seinen Blick tatsächlich nicht. Sie selbst musste die aufkommenden Gedanken verdauen. Noch immer hatte trotz aller Zufriedenheit auch ihr Naturell Bestand und ließ sie nicht so einfach vergessen, wer sie war und woher sie kam. Hier eine Idylle zu leben, die ihrem Traum entsprach, hielt sie für unwahrscheinlich. Aber ihre Gedanken gehörten ihr ganz allein. Und während sie sich selbst sah, ein Baby im Arm musste sie sich fragen, ob sie das auch allein tun würde.
Juna war ein leuchtendes Beispiel dafür, dass es gut klappen konnte. Aber was war mit ihm? Wollte er dieses Kind? Er hatte ihr die Entscheidung überlassen und auch sonst mischte er sich nur insofern ein als dass er sie zur Vorsorge schickte. Aber war es etwas, was er sich insgeheim wünschte? Eleyna mutmaßte im Bezug auf Laogh nur, allerdings glaubte sie nicht daran, dass er in jedem Hafen Kinder hinterließ. Nein… ihre Schicksale waren lange vorher miteinander verwoben worden und führten sie nun an diesen Punkt. Dass ihre Verbindung nun Früchte trug, war… nun mal so. Nicht geplant, nicht gewollt und doch… doch führte es sie auf eine Weise zusammen, die wohl beide nicht für möglich gehalten hatten.
Allerdings wusste Eleyna nicht, wie es in weiterer Zukunft aussehen sollte. Auch sie lebte derzeit in diesem Alltag, ohne großes Denken an ein Danach. Würde er hier sein, wenn sie ihr gemeinsames Kind zur Welt brachte? Würde sie hierbleiben? Noch vor Wochen hätte sie das verneint. Inzwischen aber… Ihr fehlte es hier an nichts und wenn er nicht mehr bei ihr wäre- was dann? Dann hätte sie einen Teil von ihm. Sie machte ihren Frieden auf eine gewisse Art mit der Möglichkeit, dass Laogh sie eines Tages verlassen würde. Wie es dann wäre, wenn es tatsächlich dazu kam, ahnte sie nicht. Ob sie Jahr um Jahr auf den einen Moment warten würde, in dem er herkam, um sich in erster Linie an ihren Vater zu erinnern. Das alles blieb im Dunkel unangetastet. Sie würde sich jetzt nicht darauf einlassen.

Nachdem sie die Hütte akzeptiert hatte, kehrte sie mit gemischten Gefühlen zu Celestina und Gunni zurück. Sie besorgte Mahlzeiten für sie beide, um dann die nächsten Stunden versorgt im Friedwald verbringen zu können. Trotzdem schritt sie die kurzen Wege bereits routinierter ab und fühlte sich beständig weniger fremd. Mantron könnte eventuell ihre Heimat werden, wenn sie es recht überlegte. Andunie war keine Option, auch wenn die Hafenstadt stets ihre erste Wahl bleiben würde. Hier jedoch war sie unbehelligt von Intrigen, Rachsucht und dem Einfluss Morgerias. Blieb abzuwarten, wie lange. Jetzt war sie aber zurückgekehrt und lächelte warm, nachdem er sich an sie schmiegte und nach der Fahrt fragte. Eine gewisse Vorfreude beschlich sie, denn das kleine Spielchen blieb auch jetzt noch reizvoll. Sie fuhr dieses Mal. Und es war ihr eine immense Freude, dass ihr Tun an seiner Beherrschung kratzte, auch wenn er da deutlich leichteres Spiel hatte. Ihr fiel es zudem leichter, sich einfach fallenzulassen und hinzugeben.
Sie hatte die Spionage längst nicht so verinnerlicht und streifte dieses Verhalten leichtfertiger ab. Gerade im Moment. So kamen sie im Friedwald an und bisher hatten sie sich stets zurückgehalten und respektvoll gegeben, sobald sie die Grenze passierten. Eleyna gab Laogh seinen Moment in dem sie ihn meistens nachdenklich beobachtete und verschränkte unwillkürlich die Arme. Noch immer war dieser Ort nicht ihr Liebstes, doch auch hier machte sie Fortschritte. So wirkte sie nicht mehr so verbissen, auch wenn sie in Anwesenheit des Baumes ihre Leichtigkeit verlor. Gestern noch war sie endlich ein Stück aufgebrochen, hatte Tränen vergossen und war aufgewühlt zurückgekehrt. Sie wollte am Baum vorbei, hielt dann aber doch inne und berührte ganz sachte die Rinde mit ihren Fingerspitzen. Mehr aber ertrug sie nicht, sondern ließ ihre Hand sinken und trat neben den Schatten. Hier lehnte sie sich an, sodass er sie mit seinen Armen umschloss und sie zusammen in die Ferne blickten. Seine Frage blieb einen Moment unbeantwortet. Sie schien zu überlegen, mit sich zu ringen und sich nicht recht entscheiden zu können. Es gab so vieles, was sie wissen wollte, doch wusste sie auch, dass er nicht zu allem etwas sagen würde. Und sie wollte sich ersparen, stets auf Granit zu beißen. „Woher kanntest du meine Mutter?“, fragte sie dann plötzlich und blieb in ihrer Haltung, ohne den Blick vom Horizont zu nehmen. „Du hast gesagt, du hättest die beiden einander vorgestellt. Woher kanntet ihr euch?“, wiederholte sie und wartete einen Moment. Es war nicht direkt eine Frage nach ihrem Vater, das wusste sie. Allerdings war es dennoch wichtig, ein wenig zu verstehen, wie das alles zusammenpasste. Gleichwohl hatte Eleyna dennoch noch ein anderes Thema auf dem Herzen. Seit sie die Hütte besucht und angeschaut hatten, ließen die Gedanken sie nicht mehr los. Und so, nach einer kleinen weiteren Pause, stellte sie noch eine ganz andere Frage: „Wie wird es heißen?“. Es war das erste Mal, dass sie überhaupt das Kind erwähnte. Dass sie das Thema mit ihm besprechen würde. Bisher hatten sie es irgendwie stillschweigend hingenommen, doch allmählich fragte sie sich doch, welche Rolle er spielen würde und vor allem wollte. Die eines Vaters, wie in ihrem Traum? Oder die des Erzeugers?

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Freitag 10. Februar 2023, 14:35

Vielleicht genoss er es, eine kurze Zeit in seinem Leben einfach einmal nur harmlos zu sein. Harmlos und alltäglich und langweilig, so, wie es unter anderen Umständen für ihn hätte sein können. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie beide noch immer nicht die Finger voneinander lassen konnten und er das auskosten wollte, ehe er sich ein neues Liebchen suchen müsste, das auf ähnliche Weise seinen Appetit zu wecken verstand.
Ob er sie eigentlich mit all seinen Erfahrungen davor verglich? Oder sie an jener Einen maß, mit der er es bisher am längsten und intensivsten erlebt hätte? Sofern es diese Person gab... Gäbe es womöglich hier in Mantron die ein oder andere Frau, mit der er sich schon vergnügt hatte, nachdem er einmal jährlich hierher gekommen war? Zumindest war ihr bisher niemand untergekommen, der die Frucht aus solch einer Begegnung offenkundig darstellte...
Oder war diese Insel mit ihren langen, kalten Nächten für ihn ein Ort, an dem er lediglich trauern wollte um jenen Freund, den er einst verloren hatte? Andererseits... mit ihr ließ er keine Gelegenheit für intimen Spaß aus. Was auch immer seine Gründe waren, im Moment sorgten sie dafür, dass er an ihrer Seite blieb und für sie soweit sorgte, wie sie es in einem anderen Leben sich hätte wünschen dürfen.
In diesem indes war diese Zeit noch kostbarer, denn sie würde früher oder später ihr Ende finden. Darüber sprachen sie nicht und dennoch war es ihnen beiden klar, dass es so kommen würde... nein, musste.
Auf Dauer könnte sie jemanden wie den Schatten kaum an sich binden, ohne, dass ihm langweilig werden würde, denn er war ein Freigeist trotz allem und das würde er auch bleiben. Aber die Frage war, wie lange sie seinen Appetit zu entfachen verstehen würde, dass er freiwillig bei ihr bliebe... oder immer wieder zu ihr zurück käme.
Und umgekehrt? Würde er sie irgendwann anöden mit seinem Verhalten, weil es in seinem Charakter nun einmal unzählige Züge gab, die sie nicht leiden konnte? Mit seiner Geheimniskrämerei ihr auf die Nerven ginge? Würde sie ihn überhaupt ewig an ihrer Seite haben wollen? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Schließlich gehörten dazu stets zwei und nur, weil er der Ältere und Erfahrenere war, war er nicht zwangsläufig das Maß aller Dinge.
Auch wenn er sich durchaus in appetitliche Häppchen zu verkaufen wusste. Von denen sie im Moment definitiv noch nicht genug kriegen konnte! Erst recht nicht bei einer jener wenigen Gelegenheiten, in denen sie, bis auf die laufenden Hunde, ungestört und allein waren, um sich verborgen vor fremden Blicken und aufmerksamen Ohren, einander zu widmen. Besser gesagt, der eine gab sich die größte Mühe und der andere musste an sich halten, um nicht zu viel davon zu zulassen. Es war ein pikantes Spiel und verkürzte obendrein lange Fahrzeiten, die sonst womöglich von einem unangenehmen Schweigen begleitet worden wären.
So hingegen war auch das ein schöner Moment eines alltäglichen, friedvollen Lebens, bis sie angekommen waren. Wie üblich, begrüßte er den Baum ihres Vaters auf seine Weise und gab ihr danach Zeit, um den Weg in seine Arme zu finden. Aneinander gelehnt standen sie da, den Stamm zum Gedenken an diesen einen, sie verbindenden Menschen in ihrem Rücken, den Blick in die Ferne und nach vorne gerichtet.
Er stellte seine Frage und wartete dann auf ihre Reaktion, so, wie jedes Mal. Ob es auch an diesem Tag bei ihr mit Tränen enden würde, damit sie allmählich mit ihrer Trauer besser zurecht käme? Würde er es darauf anlegen, würde es sicherlich soweit kommen. Doch inzwischen hatte er bewiesen, dass er abwarten konnte und ihr so eher auf dem Weg half, als dass er sie vor sich hertrieb.
Nach einigen langen Momenten des Schweigens kam sie tatsächlich mit einer Frage, wenngleich mit einer von jener Sorte, die er für gewöhnlich ignorierte. Oder sie zu umgehen versuchte, so wie auch bei seiner ersten Reaktion. "Oh nein, nicht diese Geschichte! Wenn ich davon anfange, stehen wir jetzt mindestens eine Woche lang in der Kälte. Das willst du mir nicht antun!", jammerte er theatralisch und grinste frech, sobald sie ihm einen Blick zuwarf. "Was denn? Dafür müsste ich weit, weit, wirklich weit ausholen und das kann dauern!", quängelte er weiter.
Bis sie im nächsten Atemzug etwas vollkommen anderes ansprach und auch er schaltete innerhalb eines Wimpernschlages in eine andere Haltung um. Nun ja, mehr oder weniger... "Laogh Junior, natürlich, wie denn sonst?", neckte er sie und in seinen Augen lag nicht nur sein üblicher Spott, sondern eine regelrechte Herausforderung, ihm darin zu widersprechen.
Und wenn sie es nicht täte? Wenn sie ihm einfach zustimmen würde, würde er dem Kind das wirklich antun? Abgesehen davon... war Laogh denn sein richtiger Name, jenen, den ihm seine Eltern gegeben hatten? Wer diese wohl gewesen sein mochten? Ob sie noch lebten? Wie war sein Verhältnis zu ihnen gewesen? Aus welcher Familie entstammte er wohl? Hatte er eigentlich Geschwister, ältere, jüngere? Vielleicht sogar ein Haustier?
Sein Umgang mit Draca war schließlich ungewöhnlich und dennoch aufschlussreich gewesen. Ob er mit Pferden aufgewachsen war? Oder eher mit Wargen, die in Morgeria viel üblicher waren?
Ob es sich lohnen würde, ihn zu fragen, unter welchen Umständen er auch von sich erzählen würde? Wann er ihr je soweit vertrauen würde, dass er ihr aus seiner Vergangenheit Dinge offenbaren würde? Dinge, die allein mit ihm zu tun hätten und mal nicht mit ihr?
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 13. Februar 2023, 12:08

Was auch immer seine Beweggründe sein mochten, Eleyna wusste, dass sie niemals direkt danach zu fragen brauchte. Das hatte in der Vergangenheit dazu geführt, dass er sich stets unnahbar und windend gezeigt hatte. Sie brauchte eine andere Strategie, wenn sie wirklich etwas Echtes aus seinem Mund erfahren wollte. Es hatte beinahe ihr gesamtes Seelenheil gedauert, bis er eingestand, etwas für sie zu empfinden. Und sie wollte vermeiden, dass sie jedes Mal, wenn sie von ihm eine ernstgemeinte Antwort haben wollte, an den Rand einer Klippe gelangen musste, über die sie eines Tages sonst noch springen würde müssen. Der Ort des Gedenkens war bisher immer auch ein Ort des Schweigens gewesen. Er hing seinen, für sie geheimen, Gedanken nach. Während sie die meiste Zeit nur damit kämpfte, sich nicht unterkriegen zu lassen. Doch heute fühlte sie sich etwas leichter. Am Tag zuvor war endlich ein Riss in ihrer Jahrzehnte währenden Mauer entstanden und hatte das Rückhaltebecken dahinter aufgewühlt. Sie hatte wahrlich Tränen vergossen und auch wenn das gewiss noch nicht alles gewesen war, so war das kleine Bisschen bereits heilsam.
Was sie auch hinter Mauern verborgen hielt, war die Tatsache, dass sie irgendwann einmal darüber sprechen mussten, wie es mit ihnen weiterging. Jetzt daran zu rütteln, wollte sie nicht, denn viel zu süß war diese Blase, in der sie lebten. Doch es würde unweigerlich dazukommen, dass sich ihre Wege trennten. Konnte sie das dann noch? Konnte er es denn noch? Er hatte gesagt, er würde viel mehr für sie empfinden als gut für sie beide wäre. Sie wusste, wieso er das sagte und es stimmte sogar. Doch was bedeutete es? Dass sie sich am besten nie wieder sahen? Würde er es vermissen ? Würde er … sie vermissen? Abgesehen davon, dass er selbstverständlich nachhaltig dafür gesorgt hatte, auch ohne Kind unter ihrem Herzen, dass er unvergessen sein würde, war es aber etwas ganz anderes, was sich bei ihr einnistete. Eleyna spürte ihren inneren Frieden in seiner Nähe. Konnte er das ebenso fühlen? Die Elfe wusste, dass er ebenso wenig aus seiner Haut konnte, wie sie aus ihrer Festung der Einsamkeit. Aber gemeinsam waren sie hier. Standen eng umschlungen am Ort, der sie miteinander verband und… zeigten eine gewisse Echtheit einander gegenüber. Ob er das bereits mal gespürt hatte? Sie selbst musste einsehen, dass diese tiefe Verbundenheit mit all ihren Facetten Neuland war. Was sie daraus machen wollte, wusste sie indes nicht. Sie dachte auch nicht darüber nach, ob sie ihn irgendwann austauschte und jeden neuen Kandidaten mit ihm verglich. War er der Eine? Eleyna dachte nicht darüber nach. Viel zu Situationsorientiert war ihr Handeln und Denken geworden. Und so dachte sie einen Moment über gar nichts nach, bis sie seine Frage beantwortete und prompt eine Reaktion erhielt, die sie früher aufgeregt hätte. Jetzt aber lächelte sie stumm. Sie hatte gelernt mehr in seinen Worten und seinem Reagieren auf gewisse Dinge zu lesen. Und das zeugte davon, dass er überhaupt nicht darüber sprechen wollte, wie sie sich kennenlernten. Was zumeist hieß, dass es keine erbauliche Geschichte war. Sie ließ dieses Thema vorerst verstreichen, um ein anderes anzuschneiden. Eines, dass sie viel mehr interessierte und seine Reaktion darauf war… ebenso aufschlussreich. Die Halbelfe ließ sich auch hier nicht zu einer genervten Reaktion verleiten, sondern blieb ruhig. Etwas, was sie ebenfalls gelernt hatte inzwischen. „Du wünscht dir also einen Jungen – interessant.“, schmunzelte sie scheinheilig und grinste dann. Sie ließ sich von ihm nicht aufs Glatteis führen. „Wird Laogh junior denn auch erfahren, wer sein Vater ist? Woher er seinen Namen hat und… ist das überhaupt dein echter Name?“, stellte sie eine weitere Frage und wirkte dabei so unbedarft, als wären das keine wichtigen Themen. Eleyna versuchte es mal anders. Sie ließ sich auf seinen Schalk ein, anstatt ihn als Anzünder für ihre Wut zu benutzen. „Wie ist das eigentlich? Meine Seite der Familie wird Laogh junior ja nun kennenlernen dürfen. Wie stets mit deiner Seite? Gibt es da noch Großeltern für den Kleinen? Was sagt wohl deine Mutter dazu, dass du sie zur Großmutter machst? Oder kennt sie das schon und ist bereits mehrfach-Großmutter?“, plapperte sie weiter, ohne etwas an ihrer Haltung oder ihrer Blickrichtung zu ändern. Sie tat so, als wären sie vollkommen normal und besprechen gerade das Wetter. Als würden da keine meterhohe Berge um sie herum ihren gemeinsamen Raum begrenzen, in dem sie sich bewegen dürften, weil sie waren, wer sie waren. Sie tat so, als gäbe es kein Morgeria, keine Gwyn, kein Ende ihrer gemeinsamen Zeit. Und als wäre da nicht eine Zukunft, die sie zwar mit einem Kind aber dennoch allein verbringen könnte.

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Montag 13. Februar 2023, 13:39

So unbeständig und geheimnisvoll er sich auch gab, wenn man das nicht immer nur zweifelhafte Vergnügen hatte, länger mit dem Schatten beisammen zu sein, konnte man ihn trotz allem ein wenig kennenlernen. Nicht so sehr seine Vergangenheit oder wer er hinter all den Masken letzten Endes tatsächlich war... oder einst gewesen war. Aber es gab die Möglichkeit, ihn allmählich einzuschätzen und Mittel und Wege zu finden, um vielleicht doch die ein oder andere Information aus ihm heraus zu kitzeln.
So legte sie es inzwischen auch an, soweit es ging, und gab sich meistens auch mit dem zufrieden, was am Ende dabei heraus kam. Auf diese Weise hatte sie so einiges über ihren Vater erfahren können ebenso wie über die Ansichten des Meisterspions dazu. Nicht unbedingt derart deutlich, dass sie es benennen könnte, allerdings ausreichend, um zu erahnen, wie er wohl darauf reagieren würde, wenn sie mit einem ähnlichen Verhalten daher käme.
Auch an diesem Tag bot er ihr somit wieder die Chance, ihm Fragen zu stellen und dadurch die ein oder andere Antwort zu erhalten, die ihm gerade gelegen kam. Ob er das eigentlich noch mit Absicht tat, ihr Dinge vor die Nase zu halten und dann wegzuziehen, sobald sie danach zu greifen versuchte? Manchmal, definitiv, denn dieses Spiel konnten schlussendlich beide auch genießen, sobald sie ihre Mittelchen einsetzte, um ihn doch noch zum Reden zu bewegen. Bei anderen Themen hingegen war es vermutlich ernst gemeint, wenn er auswich, und bei wiederum anderen wahrscheinlich reine Gewohnheit.
Zu welcher Kategorie allerdings jene Erwiderung zum Kennenlernen zwischen dem Schatten und der Spinne gehörte, offenbarte sich nicht sofort. Jedoch hakte sie auch nicht nach und verschob diesen Punkt auf ihrer Liste der ungelösten Rätsel erst einmal. So oder so gab es ein anderes, persönlicheres... und derzeit auch definitiv präsenteres Thema, bei dem er weitaus weniger ausweichend reagierte.
Er konnte ihr Lächeln nicht sehen, dafür aber umso deutlicher hören, was ihm ein leises, amüsiertes Schnauben entlockte. "Ich wünsche ihn mir nicht, ich weiß, dass ich ihn gezeugt habe! Bei all meinen Qualitäten kommt nur ein strammer Kerl, der so wird wie ich, heraus!", warf er sich in die Brust und piekste sie leicht in die Seite dafür, dass sie sich von ihm nicht sofort hatte provozieren lassen.
Ob er sich wirklich einen Sohn, einen Stammhalter wünschte? Oder wäre er auch mit einem Mädchen zufrieden... vielleicht sogar glücklich? Nun ja, ein zukünftiger Schwiegersohn wohl eher nicht, aber bis dahin...?
Plötzlich aber griff er nach ihrem Kinn und drehte sie soweit, dass sie seine Mimik erkennen konnte. Ja, mehr noch, er zog sogar seinen Schal mit der anderen Hand herunter, damit sie freie Sicht auf sein gesamtes Mienenspiel hatte und dieses war mit einem Mal vollkommen ernst. "Denk daran, ihr habt einen Beschützer. Ich werde immer da sein... auch wenn ihr mich einmal nicht seht.", erklärte er frei von jeglichem Schalk.
Für andere mochte diese Bemerkung eine Drohung sein und ja, seine Feinde würden sich bestimmt wünschen, dass er nicht in der Lage wäre, solcherart Worte wahr werden zu lassen. Für die Mischlingselfe hingegen war es beruhigend gemeint, eine Sicherheit im Hintergrund, auf die sie sich verlassen könnte. Und er meinte es tatsächlich vollkommen ernst.
Noch einen langen Atemzug über hielt er den ernsten Blick, dann schlich sich das bekannte, feine Grinsen in seinen Mundwinkel zurück und auch der Spott blitzte wieder in seinen Augen, als er ihr Kinn losließ. "Natürlich wird er erfahren, wer ich bin. Jeden Tag, wenn er sein Spiegelbild betrachtet, wird ihm mein hübsches Antlitz entgegen sehen!", neckte er sie, als hätte es diesen einen Moment der Ehrlichkeit und des Ernstes nicht gegeben.
Und dennoch war er vermutlich unvergessen, etwas, das sich ins Gedächtnis einprägte. Ihre Wege würden sich trennen, früher oder später, das war ihnen beiden bewusst. Doch Laogh hatte soeben ein Versprechen gegeben und sie konnte definitiv davon ausgehen, dass er es halten würde, ein Leben lang... oder auch zwei, denn er war ein Stratege und Planer. Selbst nach seinem Tod wäre es gut möglich, dass seine schützende Hand weiterhin über ihnen ausgestreckt wäre.
Kurz darauf seufzte er theatralisch auf. "Oh weh, oh weh, so viele Fragen! Schon wieder! Wo soll ich da nur anfangen?", jammerte er mit einem frechen Unterton und drehte sie in seinen Armen zu sich herum, damit sie ihn ansehen konnte. In seinen Augen blitzte die Herausforderung, denn er würde diese persönliche Angelegenheit wieder zu einem Spiel machen, wenn sie ihm keine Steine in den Weg legen würde. Er würde sich alles, worauf sie hartnäckig eine Antwort haben wollen würde, mühselig aus der Nase ziehen lassen, darauf konnte sie sich schon einmal einstellen. Was die nächste Frage aufwarf: würde es sich denn lohnen?
Seine Lippen trafen unvermittelt auf die ihren und wussten jeglichen Gedankenstrom erst einmal zu unterbrechen. Dennoch dauerte dieser Kuss verhältnismäßig kurz, ehe er sie schon wieder angrinste. "Ich dachte, wir sprechen hier über deine Familie und deinen Vater!", raunte er und biss, wie zur Strafe, spielerisch in ihre Unterlippe, ehe sie ihm ausweichen konnte. Dabei hob er seine Hände und legte sie auf ihre Wangen, um mit den behandschuhten Daumen über ihre kühle Haut zu streichen.
Wieder suchten seine Lippen die ihren, um sie abzulenken. "Es steht übrigens zu befürchten, dass sie dieselbe Meinung hegen würde wie die deine. Nur, dass er die Bekanntschaft mit deiner wahrscheinlich eher überleben würde... oder sie.", murmelte er zwischen zwei Küssen und so betont nebenbei, dass diese Information bei seinem körperlichen Tun regelrecht unterzugehen drohte. Eine Hand verließ währenddessen ihren Platz und legte sich auf ihre Taille, den Arm um ihren Rücken geschlungen, damit er sie möglichst eng an sich drücken konnte.
Hier würde er ihr nicht direkt an die Wäsche gehen, so oft er das auch neckend und vielversprechend erwähnt haben mochte, dazu war sein Respekt vor diesem Ort viel zu groß. Allerdings bedeutete das nicht, dass er ihren Appetit nicht wecken wollte, um sie abzulenken und ihr dann ihre Mahlzeit direkt auf der Heimfahrt zu geben.
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 19. Februar 2023, 14:32

Ob es nun Gewohnheit oder Absicht war, Eleyna wollte dieses Mal anders damit umgehen, dass er ihr nicht alles sagen wollte oder konnte. Sie hatte nicht erwartet, dass er ihr gleich alles in feinen, mundgerechten Häppchen erzählte und auch so erlangte sie immer mehr Wissen. Sie konnte mit seinen Erzählungen Löcher in ihrem Bild stopfen und ein gänzlich neues Motiv zeichnen. Ihr Vater war der Mann, für den sie ihn gehalten hatte. Laut Laogh war er gutmütig, freundlich aber durchaus willensstark. Er setzte sich für die Dinge ein, die zählten und das erfüllte seine Tochter, über 40 Jahre später immer noch im Stolz. Er war fokussiert und dennoch fair. Seine Handelspartner vertrauten ihm und zweifelten nicht an seiner Reputation. Eleyna konnte das kaum von sich behaupten. Sie brauchte nur an Rodrick zu denken, wenn sie sich fragen sollte, ob es je Neider und Zweifler gegeben hatte, seit sie zu den Menschen überlief. Dass Arrond sich stets für sie einsetzte, war ein großes Glück gewesen. Doch die Spionin brauchte sich nicht verstecken. Nie hatte sie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, sich für Morgeria zu entscheiden. Die Machenschaften des Dunklen Herrschers und seine Schergen, waren nichts, was ihr andunisch angehauchtes Herz erfreuen konnte. Dass nun ihre eigene Mutter weitaus mehr Kollaborateurin war als sie je geahnt hatte, bestärkte sie nur noch mehr darin, auf der richtigen Seite gestanden zu haben. Doch das war seit Wochen vollkommen in den Hintergrund gerückt. Seit sie Arrond gefunden hatte aber wieder verlassen musste, hatte sie dem Spionagehandwerk mehr und mehr den Rücken gekehrt. Und sie vermisste es nicht. Sie war dem Ganzen überdrüssig und bisher musste sie sich auch nicht mehr damit befassen. Laogh hatte von Spionen in Santros gesprochen, die sie hätten an ihre Mutter verraten können. Ob das inzwischen passiert war? Wie war eigentlich der Stand? Es war nicht wichtig. Eleyna musste mit der wohl weitreichendsten Konsequenz in ihrem Leben umgehen lernen: Einem Kind. Und so war sie mit ihren Gedanken in ganz anderen Gefilden unterwegs, sodass alles um das Netz der Spinne in den Hintergrund rückte. Wie ging es weiter? Laogh würde vermisst werden, wenn er noch länger verschwunden blieb. Dessen war sie sich natürlich klar. Er war weitaus weniger unwichtig, sodass sein Fernbleiben gewiss Prüfende auf den Plan rufen würde, die sich auf die Suche begaben und Fragen stellten. Und auch Eleyna begann allmählich an dieser Blase zu kratzen. Sie musste sich nun auf das Kommende einstellen, musste erfahren was sie konnte, damit sie nicht plötzlich ohne irgendetwas dastehen würde.

Also probierte sie eine neue Taktik und hatte gewissermaßen Erfolg damit: “ Ich wünsche ihn mir nicht, ich weiß, dass ich ihn gezeugt habe! Bei all meinen Qualitäten kommt nur ein strammer Kerl, der so wird wie ich, heraus!" Sie lachte. Eleyna lachte tatsächlich amüsiert, sodass er erneut in einen ehrlichen Blick auf ihr Wesen erhalten konnte.. „Übertreib es nicht. Er wird zur Hälfte meine Qualitäten haben. Aber gut zu wissen, dass du dich damit beschäftigst.“, schmunzelte sie. War es skurril sich so mit ihm zu unterhalten? Auf jeden Fall! Aber es machte ihr Leben derzeit auch… solider. Echter. Während sie noch grinste, spürte sie mit einem Mal seinen Griff und folgte diesem. Ernst war sein Ausdruck, was sie dazu verleitete, ihr Grinsen abebben zu lassen. . "Denk daran, ihr habt einen Beschützer. Ich werde immer da sein... auch wenn ihr mich einmal nicht seht.", meinte er vollkommen ernst und Eleyna erkannte sofort, dass das die reine Wahrheit war. Sie ließ ihre Augen in seinem Blick pendeln, ehe sie langsam nickte. Sie hatte verstanden, es gab nichts dazu zu sagen.
Die Stimmung lockerte sich wieder und auch Eleyna gestattete sich ein Schnauben, über seine nächste Aussage. „Ach meinst du? Er wird wohl eher nach mir kommen und ich erzähle ihm vielleicht von dir!“, neckte sie ihn betont gleichgültig. Doch dann stellte sie weitere Fragen, verpackt in scheinbare Plauderei und er seufzte theatralisch.. Sie aber ließ ihre Augen funkeln, während er doch noch bereit war, etwas preiszugeben. So glaubte sie, doch er küsste sie unvermittelt, sodass sie für einen Moment innehielt. Vergessen aber tat sie ihre Fragen indes nicht, bis er sich wieder löste. "Ich dachte, wir sprechen hier über deine Familie und deinen Vater!", sie grinste, reckte sich etwas und antwortete: „Abwechslung hält jede Beziehung frisch!“, und nun ihrerseits einen kurzen aber nicht minder liebevollen Kuss platzierte, nur damit er sie kurz spielerisch biss und sie leicht zuckte, ehe sie innehielt. Sie mochte das, sie mochte generell seine Nähe, doch so leicht, würde sie sich nicht ablenken lassen..

Allerdings war seine folgende, liebevolle Geste schon etwas, was sie nachdenklich werden ließ. Es war beinahe zärtlich, was sie jedes Mal aufs neue überraschte. Vielleicht lag es daran, dass sie sich manchmal noch immer nicht ganz klar über seine Gefühle ihr gegenüber war. Auch wenn sie das nicht erwähnte. "Es steht übrigens zu befürchten, dass sie dieselbe Meinung hegen würde wie die deine. Nur, dass er die Bekanntschaft mit deiner wahrscheinlich eher überleben würde... oder sie. Sie erwiderte die Küsse und intensivierte sie ihrerseits auch etwas, ehe sie scheinbar ebenso beiläufig und unbekümmert antwortete. Allerdings schmiegte sie sich in seine Arme, sodass auch er erahnen konnte, was sie unter all den Lagen für ihn vorwärmte. Denn auch sein Hunger war etwas, was sie nur zu gerne anfachte. „Also würden wir unsere Eltern eher nicht an einen Tisch zum Geburtstag von Laogh junior setzen? Das ist aber schade. Ich könnte kleine Platzkarten machen, Schnittchen, Häppchen und dergleichen.“, grinste sie, ehe sie nach seinen Lippen haschte und ihm einen besonders wohligen Kuss schenkte. „Vielleicht sind Onkel oder Tante von Laogh Junior besserer Umgang als deine Eltern?“, versuchte sie zu erfahren, ob er Geschwister hatte. Sie legte ihm eine Hand an die Brust. „Hühnersuppe ist doch als Vorspeise in Ordnung?“, überlegte sie als würde sie für die Familien kochen wollen. Nun blitzte der Schalk in ihrem Blick auf. Sie ließ sich nicht ablenken, auch wenn er es nach wie vor mühelos schaffte, ihre Fantasie anzuregen. „Ich habe übrigens geträumt.“, erwähnte sie fast beiläufig. „Es wird ein Mädchen. Und…“, sie hob den Blick in sein Gesicht. „Es bleibt nicht dabei.“, pfefferte sie ihm um die Ohren, um seine Reaktion abzulesen. Es war ein Vorstoß ihrerseits, das wusste sie.. aber sie wollte auch, dass er sich an sein Versprechen hielt. Dass er zumindest für das Kind sorgte. Denn Eleyna war sich fast sicher, früher oder später, klopfte ihre Vergangenheit an ihre Tür. „Kümmere dich nicht um mich, aber sorge dafür, dass ihm oder ihr nie etwas geschieht!“, verlangte sie noch mal ernst und auf sein Versprechen zurückkommend.

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Montag 20. Februar 2023, 13:36

Der Schatten konnte durchaus redselig werden, wenn er denn wollte. Wobei man dann rasch den Eindruck gewinnen konnte, dass er sich selbst gerne reden hörte. Auf den Klang seiner Stimme angesprochen, würde er gewiss nicht widersprechen, sondern höchstens noch mit zu viel Selbstbewusstsein genau dies bestätigen. Allerdings verstand er es auch sehr viel zu sagen, ohne tatsächlich etwas preiszugeben. Auf der anderen Seite wiederum gab es Momente und derer waren viele, in denen ausgerechnet sein Schweigen oder auch wortkarge Reaktionen um einiges mehr verraten konnten, als jede weitschweifige Replik es vermocht hätte.
Er schätzte es, der Geheimnisvolle zu bleiben, und das würde er gewiss nicht innerhalb einiger Monate aufgeben. Jedoch gelang es ihr durchaus, den ein oder anderen Brocken aufzufangen, sobald er ihr einen hinwarf. Wenngleich die Happen unterschiedlicher Größe waren, sobald sie ihn selbst betrafen, fielen sie nämlich deutlich geringer aus, aber auch sie waren vorhanden.
Über ihren Vater hingegen durfte sie viel mehr erfahren und konnte sich bestätigt fühlen von dem, was ihre Erinnerung ihr bewahrt hatte, das Gefühl, dass er ein guter, ehrlicher Kerl gewesen war. Mitsamt der Sehnsucht, ihn gerne länger als Vater erleben zu dürfen... Doch das war nicht möglich, sodass ihr nur das blieb, was auch Laogh Jahr für Jahr tat, das Gedenken an diesen Mann zu bewahren.
Nun allerdings ging es nicht um die Vergangenheit wie sonst, sondern um die Zukunft. Besser gesagt, um jenes Wesen, das durch ihrer beider Leidenschaft entstanden war. Seine Antwort war... amüsant, er brachte sie zum Lachen. Er hatte seine Worte ja schließlich nicht ernst gemeint, so überzeugend er dabei auch geklungen hatte, nicht wahr? Er wäre sicher auch über eine Tochter stolz... oder?
Wie immer war es schwer einzuschätzen bei ihm und eine eindeutige Antwort würde sie gewiss nicht erhalten, wenn sie nachbohrte. Was sie auch gar nicht tat, sondern eher daran zu erinnern versuchte, dass nicht nur er daran beteiligt war.
Etwas, das ihm wiederum ein leises Schnauben entlockte. "Natürlich, dank dir wird er mich anhimmeln und alles tun, was ich ihm sage!", behauptete der Meisterspion mit einem derart todernsten Tonfall, dass in diesem Fall deutlich war, dass er sich gerade einen Scherz erlaubte.
Nicht jedoch mit dem, was danach folgte, als er nach ihrem Kinn griff und sie dazu brachte, ihn anzusehen, während er sprach. Der Moment währte zwar nur kurz, dafür war er intensiv und so, dass sie ihn auch richtig verstand.
Um daraufhin die Stimmung wieder zu lockern, sodass sie schnaubte und er ihr ein freches Grinsen zeigte. "Vielleicht? Pfff, von wegen! Jede Nacht wirst du von mir träumen und mein Sohn wird dich dann fragen, nach wem du dich so verzehrst vor lauter Sehnsucht, dass du dich im Bett windest und stöhnst und seufzst!", konterte er herausfordernd und mit seiner speziellen Stimmlage, die allein schon ausreichte, um sie an so einiges von seinen Qualitäten zu erinnern, nach denen sie sich bei seiner Abwesenheit sehnen würde.
Und wie es wohl umgekehrt wäre? Würde er sie vermissen? Oder würde er sich nur allzubald nach jemand anderes umsehen, um sie zu vergessen? Als Frau und Liebhaberin, nicht als Mutter seines Kindes, das hatte er schließlich deutlich gemacht.
Schon ging es weiter zwischen ihnen und er setzte weit mehr als sein Timbre ein, um sie abzulenken. Ihre Rückmeldung entlockte ihm einen Laut, der weder eindeutig amüsiert, noch beleidigt klang, sondern irgendetwas dazwischen war. "Ich dachte, heute Morgen war ich dir frisch genug. Oder willst du mal nackt raus aus der Hütte? Kann ich sicher arrangieren!", brummelte er nach ihrem Kuss und knabberte verspielt an ihrer Unterlippe herum.
Um daraus weitere Küsse garniert mit einer winzigen Information entstehen zu lassen. Wobei er davon ausging, dass sie schon zu abgelenkt von ihm war, als dass sie es wirklich aufschnappte. Oder war es lediglich Tarnung, sodass er vor sich selbst behaupten könnte, er hätte ihre Schwäche für ihn nur zu groß eingeschätzt und nicht damit gerechnet, dass sie seinen Worten einen Sinn geben könnte? Wie auch immer, die Bemerkung war ausgesprochen und nachdem sie sich beide darin versuchten, mit Nähe an all das bisher erlebte und noch längst nicht langweilig gewordene Vergnügen zu erinnern, fand auch sie wieder genug Abstand von seinen Lippen, um etwas sagen zu können.
In seinen Augen blitzte es amüsiert auf dabei. "Könnten wir schon. Aber dann sitzen wir drei in der Loge und die anderen unten in der Arena. Mit viel Sand, um die Spuren danach leichter beseitigen zu können.", frotzelte er zurück und nahm die Herausforderung von ihrem folgenden Kuss mit Hingabe an.
Um im Anschluss daran leise zu hüsteln. "Willst du nicht lieber nach deinem morgerianischen Stammbaum fragen anstatt nach meinem? Oder wie wärs mit Geschwistern, Nichten, Neffen und so?", zog er sie auf und griff nach ihrer Nase, um gespielt tadelnd kurz daran zu ziehen, als wäre sie noch ein Kind, das er maßregeln müsste dafür, dass sie ihre Nase zu gerne in anderer Leute Angelegenheit steckte.
Bei ihrer nächsten Bemerkung warf er ihr einen nachdenklichen Blick zu. "Hm... wenn ich es mir recht überlege... muss in der Arena auch jemand dafür sorgen, dass alle zu essen und trinken haben...", sinnierte er im Gegenzug zu ihrer Drohung. Was er wohl davon hielt, dass sie seine Abneigung kannte und schamlos nutzte, wenn es ihr gerade passte?
Daraufhin konnte er allerdings wieder grinsen. "Ich sagte doch, du verzehrst dich im Schlaf nach mir.", behauptete er sofort, ehe er blinzelte und einen Moment lang brauchte, um die anderen beiden Botschaften zu begreifen.
Dann erlaubte er sich eine Regung, die in ihrem Ausmaß äußerst untypisch für ihn war... und dadurch für umso mehr Ehrlichkeit sorgte. Denn Laogh grinste plötzlich scheinbar von einem Ohr zum anderen, wie ein Lausebengel, dem ein Meisterstreich gelungen war und der damit auch noch ungeschoren davon kam.
Dieser Ausdruck hielt zwar nicht lange vor und wurde auch schon wieder verhaltener, als er nach ihr griff und sie derart fest an seine Hüfte presste, als wolle er sofort für Nummer Zwei sorgen, aber das Funkeln in seinen Augen hatte Bestand. "Selbstverständlich bleibt es nicht bei einem. Ich bin umwerfend, meine Kinder sind umwerfend, das kannst du gar nicht genug von uns haben!", neckte er sie schon wieder und fuhr mit einer Hand ihr Rückgrat hinab, um nach ihrer Kehrseite zu greifen und sie dort fest zu packen.
Dies behielt er auch bei, als sie ihn an sein Versprechen von vorhin erinnerte. Das Grinsen verblasste und auch sein Blick wurde wieder ernster. "Mein Wort gilt für euch beide. Keine Diskussion!", hielt er dagegen, griff nach ihrem Kinn und hob es an, damit sie nicht auf die Idee kam, wegzusehen.
"Und jetzt sei ein braves Frauchen und himmel' mich wieder an. Das steht dir besser zu Gesicht!" Er beugte sich zu ihr, schnappte erneut nach ihrer Unterlippe und begann damit, sie zu küssen. Zuerst zärtlich, aber sehr rasch fordernder und ganz so, als könne er es gar nicht erwarten, mit ihr zum Schlitten zurück zu gehen. Auch ließ er es zu, dass sie unter all den Fellen die Ahnung von seiner Erektion wahrnehmen konnte.
Doch gerade, als seine Zunge das Duell mit der ihren zu gewinnen drohte, riss er sich plötzlich von ihr los, wenngleich ohne seinen Griff zu lockern. Ein Geräusch war an seine Ohren gedrungen, aber aufgrund der schützenden Kleidung nicht deutlich genug, als dass er es genauer hätte deuten können. Mit einem Mal allerdings war sein Gesicht absolut konzentriert, er hielt sogar den Atem an, als warte er auf den nächsten Laut.
Der auch folgte, kaum wahrnehmbar und doch ausreichend, dass er instinktiv die Mischlingselfe eng an sich zog, dass sie beinahe in dieser Umarrmung erstickte, und eine Vierteldrehung vollführte. Gerade noch rechtzeitig, denn kaum war dies vollbracht, wurde er nach vorne geschleudert, sodass sie beide in den Schnee fielen, knapp neben der Kante des Geländes, er auf sie drauf, obwohl er noch versuchte, sein Gewicht abzufangen und sie dadurch zu schützen.
Hätte er nicht derart feine Elfenohren besessen und wäre nicht so gut geschult gewesen... Ein Blick nach links für die Spionin genügte, um zu verdeutlichen, wohin es mit ihnen gegangen wäre, hätte ihn der Schwung zu dieser Seite getrieben.
So musste sie anderweitig aufpassen, während er sich schon von ihr wegdrückte und neben sie setzte, die Lippen fest aufeinander gepresst, denn der Schmerz jagte durch seine Schulter. Es hatte ihn etwas getroffen und zwar mit einer Wucht, dass die Waffe durch die schützenden Felle hatte durchdringen können, wenngleich derzeit verborgen blieb, wie tief. Dabei war nichts und niemand zu sehen! Der Schatten hatte sich mit einem raschen Blick davon überzeugt, sonst stünde er längt wieder auf den Beinen.
Stattdessen aber konnte er sich die Zeit nehmen und nach hinten greifen. Bei einem Pfeil hätte er den Schaft mit Leichtigkeit zu fassen bekommen. Doch hier handelte es sich um einen Bolzen wie von einer Armbrust, sodass er lediglich ein bisschen etwas von der weiß-hellblauen Befiederung erwischte und hervor zog, um sich den Fund anzusehen. Seine Augen wurden einen Moment lang schmal und er schloss die Finger fest darum.
Dann sah er auf und direkt zu ihr, griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich, ohne sich darum zu kümmern, ob sie noch im Schnee gesessen hatte oder schon aufgestanden wäre. Mit der dabei eingesetzten Kraft fiel es ihm leicht, auch nur mit einer Hand dafür zu sorgen, dass ihre Lippen auf den seinen landeten. Er küsste sie, kurz und voller Gefühl, sodass es innerlich ins Herz zu stechen vermochte.
Dann löste er sich abrupt wieder und schenkte ihr einen letzten, eindringlichen Blick. "Roll dich zusammen und verschwinde von hier!", raunte er ihr so leise zu, dass selbst ein heranschleichender Feind ihn nicht würde verstehen können.
Allerdings gab er ihr keine Möglichkeit für eine Antwort, denn mal wieder war er es, der für sie eine Entscheidung traf. Nämlich, indem er ihr einen kräftigen Stoß versetzte, sodass sie nun wirklich über die Klippe fiel. Mit einem Mal verlor sie jeglichen Boden unter den Füßen und hatte auch keine Chance, sich irgendwo festzuhalten.
Drei... oder vier ewig lange Herzschläge lang fiel sie... und landete letzten Endes in einer Schneewehe, die ihren Sturz abfing und dafür sorgte, dass sie sich nicht verletzte. Ob er das gewusst hatte? Oder ob er dieses Risiko einfach eingegangen war?!
Auf jeden Fall hatte er sein Ziel erreicht, denn ein Blick in die Höhe offenbarte, dass sie dorthin nicht zurück konnte... und zugleich auch nicht sehen konnte, was sich über ihr abspielen würde. Sie könnte lediglich lauschen und hoffen... oder auf ihn hören und sich aus dem Staub machen. Oder sich umsehen und versuchen, wider besseren Wissens, zurück zu klettern, um ihm zu helfen... und danach den Hintern zu versohlen, nachdem sie ihn zusammen geflickt hätte. Das wäre doch ein guter Plan! Oder etwa nicht...?
Für welchen Weg auch immer sie sich entschied, erst einmal musste sie sich aus dem Schnee befreien, der ihr wirklich überall hinein gerieselt war, wo er nur konnte. Kein sonderlich angenehmes Gefühl!
Und kaum, dass sie wieder auf halbwegs festem Untergrund stehen würde, landete neben ihr ein weiterer Bolzen, der dieses Mal sein Ziel offensichtlich nicht getroffen hatte.
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 21. Februar 2023, 22:30

Vielleicht war es naiv von ihr, sich nicht zu fragen, ob er sie vermissen würde. Eleyna wollte die Antwort vielleicht nicht darauf hören, weil sie insgeheim schon die Wahrheit zu kennen glaubte. Es mangelte ihr gewiss nicht an Selbstbewusstsein, doch war sie auch niemand, der sich langfristig Illusionen erschaffte, um in ihnen zu leben. Ja, gut, vielleicht jetzt für eine Weile, weil sie sich insgeheim nach einem ruhigen Leben sehnte. Doch sie wusste auch, dass es ein Ende finden würde. Und sie ahnte irgendwo in den Tiefen ihrer Seele, dass Laogh jederzeit anderswo Ablenkung finden konnte. Und sie selbst? Eleyna legte es nicht darauf an, sich jemanden zu suchen. Ihr Beruf hatte ihr dieses Werben und Ausschauhalten verleidet, denn sie hatte bis vor geraumer Zeit nicht daran geglaubt, je eine wahre Chance auf Normalität zu haben. Dass es nun ausgerechnet Laogh war, der ihr diese Normalität zeigte und sie darin leben ließ, war ein seltsamer Umstand, den sie sich noch nicht zu bewerten traute. Allerdings erschwerte er ihr diese Barriere erheblich, denn er benahm sich tatsächlich so als würde auch ihm es gefallen, so zu leben. Was auch seine Kommentare deutlich machten. So ausgelassen und redselig, war er bisher noch nicht gewesen. Dass er einen gewissen Hang zum Schalk hatte, durfte Eleyna bereits kennenlernen, aber nicht auf diese Art. Und das Schlimmste daran war, es gefiel ihr viel zu gut. So auch als er sich dazu hinreißen ließ, ihre Nase etwas zu ziehen und sie versuchte, seine Hand wegzuwischen. „he!“, lächelte sie dann und schüttelte den Kopf. „Meinen Stammbaum kenne ich. Die Brut vermehrt sich wie Ungeziefer... Da gibt es irgendwo Onkel und Tanten, Cousinen und Cousin und… Moment, Nichten oder Neffen?!“, hakte sie nach und runzelte die Stirn. „Gibt es etwa neben Arvid noch mehr… Kinder meiner Mutter?“, wollte sie wissen und wusste gleichzeitig, dass sie die Antwort nicht wirklich hören wollte. Wenn sie noch mehr Halbgeschwister hatte, wie würden sie zu ihr stehen? Und wieso hatte sie sie noch nie gesehen, unabhängig von Arvid? Nicht alle konnten schließlich verstreut leben… oder? Würden sie etwa allesamt hinter ihr her sein? Utopisch…

Doch dann ging das Hin und Her weiter und schließlich offenbarte sie ihm ihren Traum, um seine Reaktion zu beobachten. Die erste Antwort kommentierte sie mit einem Schnauben und Abwinken. Doch dann öffnete sich seine Mimik für sie, sodass sie Einblick auf eine neue Seite erhielt, die sie ebenfalls zum Lächeln brachte, ganz automatisch. Freute er sich etwa über ihren Traum?! Noch ehe sie begriff, zog er sie derart an sich, dass sie ihre Hände auf seine Schultern legte und überrascht zu ihm aufsah. Seine Worte allerdings ließen sie abermals lachen. Ein Umstand, der früher undenkbar gewesen war und inzwischen doch häufiger mal hervorblitzte. Etwas, was er sich durchaus auf die Fahne schreiben konnte, denn er hatte ihre dunkle Wolke verscheucht und ihre wahre Natur wieder in den Vordergrund geholt. Eleyna umarmte ihn, während er sie noch hielt. Sie schaute ihm in die Augen und verzog einen Mundwinkel: „Ist dem so?“, bemühte sie seinen Satz und ließ offen, was sie eigentlich zu dem Traum dachte. Es reichte, dass er sich scheinbar über diese Information gefreut hatte. Irgendwie fühlte es sich zumindest so an. Doch dann kehrte Ernsthaftigkeit wieder ein, denn Eleyna lag etwas auf der Seele, dessen Versprechen sie ihm abringen wollte. Nicht anders zu erwarten, lehnte er ihre Forderung entschieden ab. Um ihretwillen? Oder weil er sein Kind versorgt wissen wollte, weil er es nicht tun wollte oder konnte? Aber sie diskutierte nicht. Im Grunde wusste sie auch, dass er sich für sein Kind entscheiden würde, sollte es jemals dazu kommen. Und sie war damit einverstanden. Das, was da in ihr heranwuchs, würde das Wichtigste für sie werden auf der Welt. Und wenn dieser Schatz den Schutz von Laogh genoss, dann reichte ihr das als Sicherheit aus.
Ihre Gedanken lösten sich in Wohlgefallen auf, als er sich zu ihr neigte und sie fordernd küsste. Eleyna hielt mühelos mit ihm mit und erwiderte, was auch ihr Verlangen weckte, endlich diesen Gedenkort zu verlassen und schließlich wieder in ihrem Bett zu landen. Zurzeit war sie auch etwas unersättlich, wenn sie es genauer betrachten wollte. Doch das war egal, denn in Laogh hatte sie jemanden, der genau das stets zu erfüllen wusste. Bis er sich mit einem Mal losriss.

Stirnrunzelnd betrachtete sie ihn, wollte schon protestieren, doch dann erkannte sie seine alarmierte Miene. Sofort richtete sie ihren Blick auf den Wald und versuchte etwas auszumachen. Doch ihr Gehör war längst nicht so gut und so konnte sie nur zusehen, wie er sie noch enger packte und sie nach Luft schnappen ließ, ehe er sich dreht und sie schon den Halt verlor. Eleyna keuchte die Luft aus ihren Lungen als er auf ihr landete und starrte mit weiten Augen zu ihm hinauf. Er wirkte schmerzgeplagt und sie suchte instinktiv nach der Wunde, die er erlitten haben musste. Das fehlende Körpergewicht, nahm aber auch seine Wärme mit. Doch Eleyna war lange Jahre geschult worden, sodass die Halbelfe sämtliche Gedanken an Gefühle verbannte und hochkonzentriert darauf lauerte, was als nächstes geschehen würde. Er umfasste das Geschoss und zog lediglich die Verzierung heraus. Eleyna starrte auf die Befiederung und fragte sich, ob sie diese Art bereits mal gesehen hatte. Kannte sie die Farbkombination? Sagte ihr das etwas? „Ich zieh es raus!“, raunte sie noch und wollte gerade danach greifen, um ihm Erleichterung zu verschaffen, doch er packte ihre Hand und zog sie aus ihrer knienden Position zu sich, um sie zu küssen. Es dauerte nicht lange, aber lange genug, dass Eleyna verstand. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, ehe er sie entließ und mit seinen Worten, Entsetzen in ihr auslöste. „Was?! Nein! Laogh! Nein!“, wehrte sie sich gegen seinen Griff, ehe sie mit einem Mal das Gefühl hatte, zu schweben. Entsetzen breitete sich in den hellen Augen aus, während sie rücklings über die Kante fiel und ihm einen Blick zu warf, der so vieles beschrieb. Das durfte er nicht! Er durfte das nicht entscheiden und sich opfern. Sich in Gefahr begeben. Noch eben hatte er ihr das Versprechen gegeben, dass sie stets in Sicherheit sein würden. Wie, wenn er nun allein sterben würde?! Wieso ließ er sie nicht helfen?!
Dann kroch die Angst empor, denn sie musste nicht nur sich schützen… Sie ruderte panisch mit den Armen, während sie fiel um sich dann im letzten Moment so klein zu machen, dass sie möglichst wenig Fläche darbot und in der Schneewehe unverletzt endete. Sie brauchte zwei Sekunden, um zu Atem zu kommen. Tat etwas weh?? Was war mit dem Kind? Doch dann schalteten ihre Instinkte auf Überleben und sie stand binnen kürzester Atemzüge auf den Füßen. Ihr Blick ging zuerst nach oben, ehe sie feststellte, dass das kein Weg sein würde. Allerdings würde sie es sich nicht nehmen lassen, ihm zu Hilfe zu kommen! Adrenalin flutete ihren Körper und aktivierte sämtliche Kräfte, ohne irgendein hinderliches Denken. Eleyna kämpfte sich aus dem tiefen Schnee und achtete nicht eine Sekunde darauf, wo er überall hingerieselt war. Das war egal und ihre Fähigkeiten verboten es ihr, sich auf solche Nichtigkeiten zu konzentrieren. Doch dann landete ein weiterer Bolzen zu ihren Füßen, was ihren Blick wieder in die Höhe schießen ließ. Sie griff nach dem Armbrustbolzen und der auffälligen Befiederung, ehe sie sich umsah und nach einer Möglichkeit suchte, den Weg zurück auf das Plateau zu finden. Ganz gleich, was er entschied. Sie konnte helfen und er war verletzt. Zudem wollte sie ihn nicht verlieren und ebenfalls einen verdammten Baum pflanzen müssen! Und wer auch immer sie da angriff. Er würde mit ihnen beiden erheblich mehr zu tun haben. Also suchte Eleyna nach einer guten Möglichkeit, wieder hinaufzuklettern oder aber ein Stück zu gehen, um dann in einem Bogen wieder hinaufzugelangen!

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 22. Februar 2023, 13:22

Es war ihnen eine erstaunlich lange, gemeinsame Zeit vergönnt gewesen, die sie hier in Mantron relativ friedlich verlebt hatten. So friedlich, dass sie beide es genossen und ein wenig die Welt außerhalb dieser verschneiten, kalten Insel vergessen hatten. Doch im Gegenzug zu ihnen hatte die Welt sie bedauerlicherweise nicht vergessen.
Doch vorerst waren sie noch für sich, absolut aufeinander fixiert und darauf, sich gegenseitig zu frotzeln und zu necken, miteinander vertraut wie beide es schon lange... oder womöglich auch noch nie gewesen waren. Auch der Schatten wusste das zu genießen, sonst wäre er längst nicht mehr bei ihr, das war beiden klar. Und vielleicht... hätte sie trotz allem danach fragen sollen, wie es mit seinen Gefühlen wirklich aussah, ob er sie einst gleich vergessen oder tatsächlich in Erinnerung behalten würde, jenseits des Wissens darum, dass sie die Mutter seines Kindes wäre.
Aber sie tat es nicht, sondern ließ sich zu anderen Gedanken verleiten. Als es bei ihr Klick machte und sie nach weiteren Geschwistern fragte, zuckte er betont gleichmütig mit den Schultern. "Wer weiß, was die Spinne so alles treibt in ihrer Freizeit?", hielt er dagegen und in seinen Augen funkelte der Spott auf, weil er sie wieder einmal am Haken hatte... und es auch haargenau wusste.
Jedoch war er an diesem Tag scheinbar gnädiger Stimmung, denn zumindest ein wenig Licht brachte er daraufhin durchaus ins Dunkel. "Es gab mal eine Tochter, älter als du und reinrassig. Aber gestorben vor deiner Geburt.", meinte er gespielt nachdenklich, ehe er frech zu grinsen begann. "Und ganz so unschuldig war dein Vater auch nicht. Wer weiß, wo der überall seine Spuren hinterlassen hat!", fuhr er schon wieder neckend fort.
Um dann noch so ganz anderes zu erfahren, das ihn ehrlich zu freuen schien. Zumindest erlaubte er es sich, sie seine Gefühle einen Moment lang sehen zu lassen, ehe er ganz der Schelm erneut wurde, der er im Grunde seiner Seele zu sein schien. Bei seinem Spruch von ihren Lippen grinste er. "Dem ist so! Außerdem hast du mich ja anscheinend direkt danach geweckt... um gleich mal zu üben, damit du ja nicht vergisst, wie das Zeugen geht, hm?", zog er sie auf und hätte sicherlich noch so einiges gefunden, um sie zu necken, wenn sie nicht zu dem ernsten Thema von vorhin zurück gekehrt wäre.
Doch da würde sie ihre Meinung nicht durchsetzen, das machte seine Reaktion klar. Er würde auf sie beide Acht geben, jener Schatten im Hintergrund sein, selbst über seinen Tod hinaus, vor dem sie sich niemals zu fürchten bräuchten. Um ihr das auch zu spüren zu geben... und um sie davon abzulenken, ehe die Stimmung zwischen ihnen zu schwer werden würde, küsste er sie ein weiteres Mal. Gegenseitig wussten sie ihre Feuer zu schüren und wären sie an einer anderen Stelle im Wald gewesen... er hätte ihr demonstriert, wie sich Eis am Stiel anzufühlen vermochte. Hier allerdings setzte er zwar alles daran, dass sie sich nach ihm verzehrte, behielt allerdings einen gewissen Rest an Anstand.
Doch sie sollten nicht bis an jenen Punkt kommen, an dem sie nicht schnell genug im Schlitten sein könnten, um dort ab der imaginären Grenze innerhalb des Waldes übereinander herzufallen und die sensiblen Hunde noch mehr zu irritieren. Denn plötzlich hatte er das Gefühl, etwas gehört zu haben.
Sofort wechselte er zu seinen angelernten Verhaltensmustern und lauschte, unerheblich davon, dass er gerade noch spürbar erregt gewesen war. Es war immer wieder aufs Neue erstaunlich, wie gut er seinen Körper im Griff hatte. Trotzdem war es ihm nicht möglich, herauszufinden, was genau ihn gestört hatte, um rechtzeitig auszuweichen.
Stattdessen blieb ihm lediglich, die Mischlingselfe an sich zu pressen, zu drehen und mit seinem eigenen Körper zu schützen, als der Armbrustbolzen schon mit ganzer Wucht in seine Schulter eindrang. Es schmerzte, aber es war nicht tödlich, sodass er sich zusammen riss und es zu ignorieren suchte, solange, bis die Gefahr vorbei wäre.
Erst recht, als er ein Stück der Befiederung in Händen hielt. Ihr mochte diese Farbkombination nichts sagen und er verbiss sich einen Fluch, weil er nicht glauben wollte, dass es mehr als ein Zufall wäre. Jedoch konnte und wollte er auch nichts riskieren.
Also nutzte er die Zeitspanne, in der ein Armbrustschütze nachladen würde, um dafür zu sorgen, dass nur ein Zielobjekt vorhanden wäre. Diesen Abschied hatte er nicht gewollt, nicht auf diese Weise, aber es war für ihn die einzige Option, unerheblich davon, was sie dazu zu sagen hätte. Trotzdem nahm er sich, nach einem angedeuteten Kopfschütteln zu ihrem Vorschlag, die wenigen Herzschläge, um ihr einen letzten Kuss als Erinnerung mitzugeben.
Er spürte, dass sie begriff, und noch während sie protestierte, verpasste er ihr den lebensrettenden Stoß in die Tiefe. Nicht, ohne ihr einen entschuldigenden Blick zu schenken, ehe sie aus seinem Sichtfeld verschwand. Dann jedoch wandte er sich der Gefahr zu.

Eleyna indes fiel und landete erstaunlich weich dafür, dass sie nur wenige Schritte weiter zur Seite durchaus auch einen Genickbruch hätte erleiden können. Es war aber auch kalt, sodass dieser Umstand gepaart mit dem Schrecken der Wende ihrer Situation ihr einige Momente abrang, bis sie sich aus ihrer Starre lösen und aus dem Schnee befreien konnte.
Der Blick nach oben zeigte ihr, dass dies kein Rückweg wäre. Das hatte er ja mal wieder toll eingefädelt, um seinen Willen zu bekommen! Aber so einfach kam er ihr nicht davon! Sie mochte schwanger sein und scheinbar auch so einiges bedeuten, doch sie war deswegen nicht minder fähig zu kämpfen!
Also kam die Mischlingselfe auf die Beine und suchte nach einer Möglichkeit, um rasch wieder an seiner Seite sein zu können. Oder selbst aus dem Hinterhalt zu kommen und ihm auf diese Weise noch mehr Unterstützung zu sein.
Hatte sie eigentlich eine Waffe bei sich oder lagen ihre Dolche alle bei Celestina in der Hütte? Nun... zur Not gab es hier genügend Äste und dieser pulverige Schnee wäre ebenfalls dazu geeignet, die Sicht eines Feindes zu trüben.
Der eindeutig noch immer vorhanden war... und näher gekommen war, wie der Bolzen bewies, den sie aufhob. Er hatte dieses Mal kein Ziel getroffen und sie besaß auch keine Armbrust... dennoch würde es Sinn machen, dieses Stück Holz mitzunehmen und nicht einfach liegen zu lassen. Wenn man unbewaffnet war, musste man eben improvisieren! Wobei sie entscheiden musste, ob sie ihn in der Hand behalten oder unter ihrem Mantel verstecken würde.
Danach sah sie sich erneut um und musste sich eingestehen, dass dieser Teil des Waldes scheinbar eher selten bis nie benutzt wurde. Der Schnee war locker und nicht festgetreten, Spuren in der Nähe gab es kaum und wenn, dann eindeutig tierischer Herkunft. Lediglich der Umstand, dass sie sich auf einer Art Lichtung befand, war ungewöhnlich. Aber vielleicht war diese Stelle für die Bäume zu mühsam, um hier zu bestehen. Wie auch immer, es gab keinen Pfad, der ihr ein Hinweis darauf hätte sein können, dass er zurück zum Plateau führte.
Die Klippenwand zu ihrer linken Seite wirkte ebenfalls sehr glatt und rutschig, während sie rechterhand zerklüfteter zu werden schien. Jedenfalls hatte dort der Schnee immer wieder die Möglichkeit, haften zu bleiben und das dunkle Gestein darunter zu verbergen. Der Weg nach oben wäre mühsam und es war nicht gesagt, dass sie es schaffen würde, wirklich hinauf zu klettern. Aber... es wäre ein Versuch wert!
Also wollten ihre Beine sie in diese Richtung tragen, während über ihr Geräusche erklangen, die davon zeugten, dass sich der Feind gezeigt hatte und es scheinbar nicht bei Distanzschüssen geblieben war. Wie es dem Schatten wohl gerade ging? Wie schlimm war seine Schulter verletzt?! Sie musste sich beeilen, um ihm seinen hübschen Knackarsch zu retten... damit sie dann diejenige wäre, die ihm dort kräftig hinein treten könnte!
Plötzlich sirrte etwas an ihr vorbei, dass sie den Lufthauch spüren konnte und sie instinktiv erstarren ließ. Sobald ihr Blick der Bewegung des dünnen Gegenstandes folgen würde, könnte sie einen Pfeil erkennen, der zitternd in einer kleineren Schneeansammlung stecken geblieben war. Auch er wies diese besondere, weiß-hellblaue Befiederung auf. Aber es war eindeutig ein Pfeil, kein Bolzen! Das bedeutete also...
"Du bewegst dich nur, wenn ich es sage!", kam es aus den Schatten der Bäume, aus denen sich langsam eine Gestalt schälte, den nächsten Pfeil bereits im Anschlag und mit der Spitze direkt auf sie gerichtet. Die Drohung war deutlich und unmissverständlich und so knapp, wie der erste Schaft an ihr vorbei gesegelt war... Nein, der Schütze würde beim nächsten Mal treffen. Und sie musste auf sich achten, denn er würde dabei nicht allein um ihr Leben gehen!
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 23. Februar 2023, 13:33

Während die Vorstellung, dass ihre Mutter kein Kind von Traurigkeit war völlig normal wirkte, war es im Umkehrschluss der Gedanken daran, dass ihr Vater noch Kinder vor ihr gehabt haben könnte, nicht. Er aber wusste, wie er ihre Gedanken woanders hinlenken konnte und sie war durchaus gewillt, ihm dieses Mal dahin zu folgen. Dass sie seine ehrliche Freude gesehen hatte war schon ein gewichtiger Schritt, denn Elwyna wusste inzwischen, dass er seine Gefühle nur sehr, sehr selten offen zur Schau trug. Dementsprechend ging sie aber auch behutsam damit um und zog ihn weder damit auf, noch bohrte sie wirklich weiter nach. Einzig ein wenig zu necken, erlaubte sie sich und lächelte nonchalant, während er ihr aufzeigte, dass er immer noch eine Antwort parat haben würde. Eleyna aber bewahrte sich diese Erkenntnis, dass er ihr und ihrem Traum nicht mit Spott begegnet war und würde daran zurückdenken, wenn sie wieder die Zeit dafür fände. Denn gerade tauschten sie Blicke, ihrer entsetzt, ob der Erkenntnis, die sie augenblicklich traf, während sie fiel und seiner entschuldigend. Dann ging es nur noch ums nackte Überleben. Eleyna kam auf dem Boden auf und landete bedeutend weicher als erwartet. Er hatte Stunden damit zugebracht, über diesen Abhang zu brüten, sodass er wohl gewusst hatte, was sich wo befand. Trotzdem aber war sein Manöver äußerst riskant gewesen und sie brauchte einige Sekunden, um das ganze zu begreifen. So lange, bis ihre Instinkte griffen und sie sowohl Kälte als auch Angst um Laogh ausblendete. Der harte Drill war nichts, was sie einfach hätte ignorieren können, und er würde sie stets beschützen, wenn sie in brenzlige Situationen geriet. Trotzdem aber hatte sich etwas grundlegend geändert, denn sie war nicht mehr allein. Die Wochen hatten ihr eine Art Familie vorgegaukelt und die leise Ahnung, wie es sein könnte. Sie wollte das bewahren und spürte eine neue Motivation in sich aufkommen: Wo früher nur der Dienst im Vordergrund stand, hatte sie nun etwas Echtes, etwas Wichtiges, für das sie kämpfen wollte. Eleyna vergaß alles Unwichtige für den Augenblick und suchte einen Weg, der sie zurückführen würde. Sie musste auf das Plateau und sie musste helfen. Eleyna tastete ihre üblichen Stellen ab und fluchte zischend in die Einsamkeit herein. Ihre Dolche lagen in der Hütte. Ihre Unvorsichtigkeit und das Gefühl, Normalität zu leben, kamen ihr jetzt teuer zu stehen. Aber sie war nicht umsonst herausragend im Improvisieren. Schon früh zeigte sich ihre Gabe, sich kreativ um Probleme zu kümmern, sodass sie nun den Wink des Schicksals ergriff, indem sie den Bolzen einsteckte. Eleyna verbarg diesen unter ihrem Mantel und suchte erneut einen Weg, um hinaufzugelangen. Doch da war keiner. Sie würde Stunden brauchen, bis sie wieder dort oben war. Und Stunden hatte Laogh nicht. Die Spionin fluchte abermals, verschloss dabei aber ihr Gesicht. Vorbei war es mit eitel Sonnenschein. Das Leben hatte sie wieder und die Außenwelt ihre Ruhe gestört. Eleyna’s Blick blieb an einer steilen Wand hängen. Es sah schwierig aus, doch nicht unmöglich und in ihrer Verzweiflung, unnütz zu sein, wollte sie diesen Weg probieren. Sie würde klettern, auch wenn das bedeutete, sich und ihr Ungeborenes in Gefahr zu bringen. Laogh war zu einem wichtigen Teil geworden. Und diesen wollte sie ebenso wenig verlieren, wie ihre heimelige Blase in Mantron.

Erneut erregte etwas ihre Aufmerksamkeit, sodass sie stehen blieb und nach oben schaute. Sie hörte Geräusche, die ihr nicht schmeckten und die sie nur noch schneller handeln lassen wollten. Eleyna beschleunigte ihr Tempo und zuckte mit einem Mal alarmiert zurück als ein Pfeil an ihr vorbeirauschte. Sie folgte nicht dem Weg und beobachtete den Einschlag, sondern sah in die Richtung, aus der der Pfeil kam. Ihre Augen wurden schmal und sie wartete, in dem sie stillstand, wer sich zeigen würde. Die Erkenntnis, dass es sich um ein Hinterhalt gehandelt hatte, kam ihr prompt. Es war also eine Ablenkung gewesen, die man Laogh dort präsentierte, denn soeben schälte sich jemand Vermummtes aus dem Wäldchen und bedrohte sie mit einem gespannten Pfeil. Die Mischlingselfe drehte dem Angreifer die Seite zu. So bot sie ein deutlich kleineres Ziel, hätte Chance auszuweichen, sollte er schießen und schützte gleichzeitig ihr Ungeborenes, so wie wichtige Organe. Er könnte sie treffen, aber es wäre bedeutend schwieriger, ihr sofort das Leben zu nehmen, wenn er nicht den Kopf anvisierte. Eleyna stand scheinbar seelenruhig da und betrachtete kühl, wer sich ihr da näherte. "Du bewegst dich nur, wenn ich es sage!" Ihre Lippen kräuselten sich etwas und ein bittreres Lächeln zierte ihr Gesicht. „Oh Prima! Dieses Spiel habe ich ja ewig nicht mehr gespielt!“, gab sie mit kesser Zunge zurück und funkelte ihn an, während sie auf ein Kinderspiel anspielte. „Ich habe keine Zeit für so einen Blödsinn.“, fauchte sie dann warnend und ließ den Angreifer noch ein wenig nähertreten. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und wirkte dadurch gelangweilt. Im Grunde wusste sie, dass die beiden – oder mehr – Angreifer nichts mit Mantron zu tun hatten. Hier drohte ihnen nicht ein Mal Gefahr. Nein… diese kamen woanders her und hatten gezielt nach Laogh oder ihr oder ihnen beiden gesucht. Das wusste sie noch nicht zu sagen. „Willst du denn da festfrieren oder sagst du mir, was das soll?“, bohrte sie weiter. Eleyna wartete stoisch darauf, dass er sich ihr näherte. Sobald er dicht genug herangetreten wäre, würde er sein blaues Wunder erleben.

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 23. Februar 2023, 20:42

Es war ein schöner Moment, den sie miteinander teilten, und der Tag hätte bislang kaum besser laufen können. Sie konnten, wie eigentlich seit ihrer kleinen Versöhnung hier, kaum die Finger voneinander lassen. Gemeinsam hatten sie sich eine Hütte angesehen und beschlossen, dass es ihr künftiges Heim sein könnte, ganz gleich, wie viel Zeit zusammen sie darin verbringen würden. Ja, sie hatten sogar mitten in der Nacht über die Einrichtung gescherzt! Und als sie darin gestanden hatte, hatte sie vor ihrem geistigen Auge bereits sehen können, wie es einmal sein könnte, wenn... ja, wenn die Welt sie nur ließe.
Doch das tat sie nicht, nein, sie holte sie beide in einem äußerst ungünstigen Moment ein. So schön der Tag auch begonnen hatte, so langweilig normal, so abrupt fand all das ein Ende. Mehr noch, anstatt sie an seiner Seite eingreifen und sich beweisen zu lassen, wie er es durchaus schon getan hatte, sorgte er dafür, dass sie nichts davon würde tun können. Nach einem viel zu kurzen, dafür umso intensiveren Kuss und einem entschuldigenden Blick entglitt er ihr, weil sie... fiel.
Er hatte sie die Klippe hinab gestoßen und ihr damit jegliche Chance genommen, ihm zu helfen. Mehr noch, er stieß sie in den sicheren Tod! Oder... etwa nicht?
Die Mischlingselfe landete erstaunlich weich und nach allem, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte, so, wie sie ihn einzuschätzen gelernt hatte, durfte sie getrost davon ausgehen, dass er um die Schneewehe hier gewusst haben musste. Und dennoch... es hätte auch schief gehen können! Sie hätte sich ordentlich verletzen oder gar dem Ungeborenen unabsichtlich Schaden zufügen können...
Hatte sie aber nicht und somit konnten ihre geschulten Instinkte zu arbeiten beginnen, jeglichen Gedanken, der nicht notwendig war, verdrängen und sie agieren lassen. Sie suchte aktiv nach der Möglichkeit eines Rückwegs, denn sie konnte und wollte nicht akzeptieren, dass er sie in Sicherheit stieß und sich selbst dem Verderben auslieferte.
Sein Plan allerdings schien aufzugehen, da es schier unmöglich zu sein schien, rasch und rechtzeitig wieder an seine Seite zu gelangen. Lediglich ein Abschnitt der Klippe wirkte so, als könne ein geübter Kletterer sich daran empor hangeln. Ob sie geeignet dafür wäre? Egal, sie wollte es darauf ankommen lassen!
Doch dagegen hatte jemand anderes etwas und mit einem Mal steckte neben ihr ein Pfeil im Schnee. Einer mit jener Befiederung, die auch der Bolzen aufgewiesen hatte. So viel also zum Vorhaben des Schattens, sie in Sicherheit zu stoßen...
Allerdings reagierte sie nicht verschreckt oder wie es sich der Angreifer vermutlich erwartet hätte. Stattdessen gab sie sich recht unbeeindruckt und selbstbewusst, während ihr Blick den Schützen im Schatten der Bäume suchte. Allzu bald fand sie eine vermummte Person, die langsam näher trat und einen Pfeil drohend im Anschlag hielt. Nicht so gespannt, wie bei einem Weitschuss, allein schon, um Muskelkraft zu sparen. Jedoch konnte sie durchaus darauf vertrauen, dass diese Person gut genug geschult wäre, um die Drohung innerhalb eines Wimperschlags wahr zu machen. Außerdem waren sie relativ nahe zueinander, sodass die Sehne tatsächlich nicht zum Zerreißen gespannt sein musste.
Schon kamen befehlende Worte unter dem ums Gesicht gewickelten Schal hervor, gedämpft zwar, aber trotzdem deutlich genug, um sie zu verstehen. Auch, um die Kälte in der Stimme wahrzunehmen, die jedes gefühlvollere Wesen schaudern machen konnte. Jedoch klang sie anders, als die deftige Direktheit der Menschen in Mantron, die sie in den letzten Wochen hatte kennenlernen können. Das hier war... anders, ganz so, als wenn es tatsächlich keine Empfindung dahinter gab.
Wen sie wohl vor sich haben mochte? Viel erkennen konnte sie unter all dem schützenden, weißen Fell nicht. Selbst um das Gesicht hatte er sich helles Tuch geschlungen und nur die Augenpartie freigelassen. So, wie sie und Laogh es auch oftmals getan hatten, um ihre Haut so wenig wie möglich der Kälte auszusetzen. Dabei war dieser Tag gar nicht so kalt für mantronische Verhältnisse! Ob es also vielleicht weniger dem Schutz vor der Witterung als der Verheimlichung der Identität diente?
Jedenfalls war das Augenpaar von einem ungewöhnlichen Grünton. Die Farbe als solche ließ sich erkennen, zugleich aber besaß sie eine Kälte in sich wie reines Eis. Das Bisschen an Haut, das sie ebenfalls erkennen konnte, besaß indes eine bläuliche Verfärbung, das ebenfalls an Eis denken lassen wollte... oder eher an erfrorene Körperteile. So oder so, solch ein Detail hätte sie erkannt, wenn sie diesem schon einmal begegnet wäre, unabhängig davon, wie sehr sie darauf geschult war, sich derartiges zu merken.
Ihre Gedanken indes galten allerdings eher jemand anderes und diesem wollte sie endlich zu Hilfe eilen... und sich selbst aus der neuen Gefahrenzone bringen. Jedoch konnte sie mit ihrer Strategie den Schützen nicht beeindrucken. Hätte sie mehr von seiner Mimik erkennen können, hätte sie gesehen, wie jedes einzelne Wort an ihm unreflektiert abprallte.
Außerdem war er nicht dumm... oder wusste mehr über sie, als ihr lieb sein könnte, denn er kam nicht mehr viel näher. Er war nahe genug für einen schnellen, gezielten Pfeilschuss, aber definitiv zu weit weg, um den Bolzen effektiv nach ihm werfen zu können. Seiner habhaft wurde sie dadurch erst recht nicht, auch dann nicht, wenn der Boden nicht aus einer weichen Schicht Pulverschnee bestanden hätte, auf dem sie leicht einsank bei jedem Schritt.
Nachdem sie erneut das Wort ergriff, erhielt sie auch endlich eine Reaktion. Wenngleich diese ihr vermutlich nicht schmecken würde. Der Vermummte deutete, ohne sich ansonsten zu rühren oder den Fehler zu machen, sie aus den Augen zu lassen, mit dem Kopf leicht zu seiner rechten Seite. "Dort lang. Langsam und keine abrupten Bewegungen.", erklärte er lediglich und sein Tonfall sollte deutlich machen, dass er das auch ernst meinte.
Und, als ob er ahnen könnte, dass ihr das ganz und gar nicht gefiel und sie zu Widerstand neigte, fügte er hinzu:"Ich werde mich nicht wiederholen." Es war die beständige Kälte in seiner Stimme, die dieser an sich neutral klingender Ankündigung das Bedrohliche verlieh.
Was würde geschehen, wenn sie sich weigerte? Würde er sie mit Pfeilen spicken? Oder hätte er noch andere Möglichkeiten, um seinen Willen durchzusetzen? Wozu überhaupt? Sie war diesem Mann noch nie zuvor begegnet und hatte keine Ahnung, was in der angegebenen Richtung sein sollte. Was also war das Ziel des Ganzen?
Und... lebte der Schatten noch? Es war verdächtig still über ihr geworden. So rasch? Ja, er war ein Meister seines Fachs und wusste sich seiner Haut zu erwehren, jedoch war er verletzt gewesen. Hatte sich die Auseinandersetzung weg von der Klippe bewegt? Oder... war sie schon zu Ende? Wer hatte dann triumphiert?
Ein leises Ächzen von Holz, als sich die Sehne des Bogens eine Spur stärker spannte, reichte, um deutlich zu machen, dass der Schütze auf ihre Reaktion wartete.
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 23. Februar 2023, 21:33

Das Erwachen kam schneller als sie daran hatte glauben wollen. Laogh hatte ihr jegliche Möglichkeit genommen, an seiner Seite zu stehen und zu helfen, sodass sie eintauchte in die Schneewehe und die beißende Kälte sie in das wahre Leben zurückbeförderte. Er muss gewusst haben, dass sie nicht würde zurückkehren können. Und auch wenn er plante, dass sie landete, wo er war, hatte er sich hier viel zu sehr auf sein Können verlassen. Und mit ihrem und dem Leben des Ungeborenen gespielt! Denn wenn sie auch nur einen Millimeter von seinem Plan abgewichen wäre, er sich um ein paar Zentimeter oder etwas zu viel Schwund vertan hätte, dann wäre sie unsanft auf dem harten Untergrund aufgeschlagen und hätte nicht nur selbst Blessuren oder schlimmeres davongetragen, sondern auch das Kind schädigen können. Doch das waren Gedanken, die Eleyna jetzt vorerst ausblendete. Oder besser wurde Emotionalität durch ihr Training beiseitegeschoben und untergraben, damit sie handlungsfähig blieb. Das würde sich nicht einfach abstellen lassen. Die Spionin verbannte alle Sentimentalitäten und die beißende Kälte, die überall an ihr Einzug hielt, weil sie überall Schnee hatte. Sie suchte sich ihren Weg, musste aber feststellen, dass es keinen gab. Einzig die mögliche Kletterpartie würde ihr vielleicht gelingen, doch das bliebe auszuprobieren. Bei einem Absturz würde sie vielleicht nicht so glimpflich davonkommen. So oder so würde sie es wagen. Doch so weit kam sie nicht, denn ein Pfeil sirrte gefährlich nahe an ihr vorbei und bohrte sich anderorts in den gefrorenen Boden. Sie aber zuckte nur zurück, achtete dann aber auf die Richtung, aus der der Pfeil kam. Ihre Augen wurden schmal, während sich eine vermummte Gestalt aus dem Dickicht schälte. Wie lange hatte er dort gestanden? Hatte er bereits auf sie gewartet? Woher hatte er gewusst, dass Laogh sie stoßen würde? Eleyna aber trug eine unbeeindruckte Miene zur Schau. Auch das war ein erlernter Effekt und sie ließ den Angreifer keine Möglichkeit, hinter ihre Stirn zu schauen. Seine Anweisung kam schneidend und kalt gleichermaßen, verriet ihr aber so einiges. Er war kein Mantroner. Er trat noch ein wenig näher, näherte sich aber wohlüberlegt nicht weiter. Ihr blieb keine Möglichkeit, sich zu wehren, denn er hielt den Bogen auf sie gerichtet und sie wollte gewiss nicht Gefahr laufen, dass er den Pfeil zischen ließ. Dennoch rührte sie sich nicht oder wimmerte gar vor Angst. Sie bemerkte das Grün seiner Augen und die bläuliche Hautfärbung. Offenbar kannte sie diesen jemand nicht, denn das hätte sie behalten. Viel zu markant waren diese Merkmale, als dass ihr geschultes Hirn sich das nicht gemerkt hätte. Vermummung hin oder her. Was sie allerdings registrierte war, dass hinter seinen Worten keinerlei… Gefühl steckte. Sie hörte weder Hass, noch Verachtung oder gar Wut. Da war nichts.

Eleyna speicherte diese Information und dachte darüber nach, ob dieser Jemand lediglich geschickt worden war. Dass er gar keine persönliche Aversion gegen sie oder Laogh hegte. Ging es denn hier um sie persönlich? Oder hatten diese Jäger die Wildnis durchstreift, auf der Suche nach Beute? Unwahrscheinlich. Dafür waren sie zu geschult vorgegangen. Nein… Eleyna war sich sicher, dass sie zu ihnen wollten. Die Frage blieb nur noch offen, ob aufgrund des Meisterspions? Oder wegen ihr? Warum aber wegen ihr? Ihr fiel dabei nur eine Möglichkeit ein. Aber reichte der verlängerte Arm ihrer Mutter so weit? Und wieso? Sie scherte sich bisher nicht wirklich um sie… Eleyna war sich sogar sehr sicher, dass ihre Mutter sie für ein gescheitertes Projekt hielt, bei allem, was Laogh ihr erzählte. Laogh… Ihre Augen glitten über die Statur des Mannes vor ihr. War erkennbar, ob er trainiert war? Groß? Klein? Alles war wichtig… lugten ein paar seiner Haare hervor, sodass sie die Farbe erkennen konnte? "Dort lang. Langsam und keine abrupten Bewegungen.", wehten seine Worte wie der Eiswind herüber. Sie rührte sich nicht. Eleyna blieb stehen, wo sie war und betrachtete ihn mit gelassener Miene. Dies war nicht ihre erste Bedrohung durch irgendwen. Das kratzte sie nicht mehr. Viel mehr spielte sie auf Zeit, denn sie hoffte, Laogh würde sich erfolgreich wehren und über den Rand blicken, sodass er sehen würde, dass sie bedroht wurde. Nicht, weil sie gerettet werden müsste. Nein, der Schweinehund brauchte nur näherzukommen, dann würde sie ihm schon zeigen, wie schlecht ihm die Bedrohung bekommen würde! Aber er sollte es wissen. Um gewarnt zu sein. Doch mit einem Mal war es bedeutend still von oberhalb. Ihre Augen wanderten hinauf. „Ich werde mich nicht wiederholen.", ihr Blick ruckte zu ihrem Angreifer zurück und beinahe hätte sie ihn angezischt, weil er ihre Konzentration störte. Böse funkelten ihre Augen in seine Richtung. Sie lauschte abermals… Es rührt sich nichts. Sie spielte weiterhin auf Zeit, doch es geschah nichts. Oder hatte Laogh gesehen nur sie ihn nicht? Die Spionin aber wusste auch sehr gut, dass sie das Spiel mit ihrem Angreifer nicht ewig spielen konnte. Er wirkte nicht wie ein Stümper, sondern ging bedacht und vorsichtig vor. Offenbar schien er auch das ein oder andere über seine Beute zu wissen und gegen sie zu verwenden. Eleyna hob also langsam die Hände und hielt sie ihm beschwichtigend entgegen.
Er sollte bloß keine dumme Bewegung machen und doch noch schießen. Dann wandte sie sich um, damit sie in die Richtung gehen konnte, die er wies. Ihr Blick glitt über die Ebene. Sie suchte nach einem Punkt, der ihr vielleicht Aufschluss geben konnte, wohin er sie haben wollte. Ob es noch mehr Angreifer gab. Oder ob es eine Möglichkeit für sie gäbe, dass sie ihn abschütteln und entkommen konnte. Auch dachte sie daran, nach Laogh zu rufen. Seine Ohren würden sie absolut hören können, wenn sie die Geräusche von oberhalb wahrnahm. Doch würde er dann schießen? Andererseits… Er wollte sie nicht töten. Er wollte sie lebend, das machte er deutlich. Die Bedrohung war irgendwie keine, wenn man wusste, dass man lebend gebraucht wurde. Eleyna verengte abermals die Augen. Sie ging noch zwei Schritte, dann jedoch blieb sie stehen. Gäbe es eine Möglichkeit für sie, zu fliehen, wenn sie plötzlich loslief? Sie hatte sich inzwischen an die Schneelandschaft gewöhnt und würde das Einsinken ausgleichen können… Wo war Laogh?! Noch immer ließ sie keinen Gedanken zu, der sie geschwächt hätte mental. „Weißt du… wem auch immer du dich beweisen willst, was auch immer deine Gründe sein mögen – ich bin mir sicher, sie sind wichtig und so, aber im Grunde dauert mir das entschieden zu lange. Sag mir, was du willst. Dann haben wir das ganze Theater hinter uns und können nach Hause gehen.“, tat sie betont gelangweilt und sprach in beiden Sprachen, um zu ergründen, welcher er mächtig wäre und rührte sich nicht mehr. Sie sprach auch ein wenig lauter, in der Hoffnung, der Schatten mochte sie doch noch hören. Vielleicht war er auch schon in der Nähe und schlich sich an. Alles was sie tun konnte, war Zeit schinden.

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Freitag 24. Februar 2023, 12:53

Er war schon von Anfang an mehr als seltsam gewesen, geheimnisvoll und so unergründlich, dass man sich oftmals ernsthaft fragen musste, ob es denn die Mühe wert wäre, hinter seine Fassade blicken zu wollen. Jetzt allerdings, nach der verbrachten harmlosen Normalität, war es gefühlt noch schlimmer geworden. Er wollte sie beschützen, davon konnte sie ausgehen, als er sie die Klippe hinunter stieß.
Und dennoch... wie schon in Santros war seine Vorgehensweise mehr als fragwürdig! Wie viel hätte passieren können, ihr, dem Kind... oder gar ihnen beiden! Auch wenn es nicht eingetreten war, da hatte vor allem der Schatten unbeschreiblich viel Glück gehabt. Das würde sie ihm auch noch kräftig unter die Nase reiben, sobald sie wieder bei ihm wäre.
Jetzt jedoch musste sie sich konzentrieren, all ihre Emotionen beiseite schieben und sachlich handeln. Zuerst einmal galt es, ihre Lage zu sondieren und einen raschen Rückweg zu finden. Der sich definitiv nicht finden lassen wollte, denn es gab so gut wie keine Hinweise darauf, dass sich hier mehr als Tiere ab und zu hin verirrten. Einzig ein Abschnitt der Klippenwand wirkte, als könne man daran hochklettern, solange man schwindelfrei wäre und in seine Grifftechnik vertraute.
Die Mischlingselfe wollte es zumindest probieren und bewegte sich schon darauf zu, als ein aus dem gefühlten Nichts abgeschossener Pfeil ihren Weg kreuzte und jegliche weitere Regung in diese Richtung unterband. Noch so ein Punkt, den sie dem Meisterspion brühwarm servieren würde, sobald er ihr wieder unter die Augen käme! Denn sein riskanter, unnötiger Plan ging nicht auf. Weder war sie in Sicherheit, noch gab es lediglich einen Feind, der es auf sie oder ihn... oder sie beide abgesehen hätte.
Doch wieso befand sich hier überhaupt ein weiterer Schütze? Ob ihr, bis dato namenloser, Gegner damit gerechnet hatte, dass der Sprung ihr Ausweg werden könnte? Oder war es lediglich eine Absicherung gewesen, da Bogenschützen auch gut und gerne aus Baumkronen schießen konnten? Oder... hatte gar Laogh selbst...? Nein, das war zu abwegig, dieses Mal sogar für ihn! Zu ehrlich war schließlich seine Freude auf die Aussicht auf mehr als ein Kind gewesen! Zu häufig kleine, verräterische Gesten der Zuneigung, die mehr gewesen sein mussten, als nur Mittel zum Zweck! So viel ihm auch zu zutrauen war, dieser Angriff hier wäre vermutlich kaum auf seinen Mist gewachsen. Da hätte er es weniger offensichtlich haben können, sie loszuwerden! Theoretisch...
Nein, sie durfte sich jetzt nicht ablenken lassen, denn dieser Fremde wirkte ziemlich entschlossen darin, sie zu bedrohen und nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Es war wichtig, dass sie voll und ganz konzentriert bliebe. Grübeln könnte sie später auch noch! Sofern es dieses später für sie geben würde...
Als könne das gehütete Geheimnis in ihrem Leib ihre Gedanken lesen, gab es in diesem Moment ein kleines, feines Kribbeln in ihrem Bauch. Fast fühlte es sich so an, als wolle jemand ihren Nabel kitzeln... von innen! Hatte sie das schon öfter gespürt in den vergangenen Tagen? Oder wäre es für sie das erste Mal? So oder so, dieses Wesen erinnerte sie gerade massiv daran, wie wichtig es nun war, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nur auf das zu konzentrieren, das ihr Überleben sichern würde.
Zu ihrem Leidwesen schien der Schütze kein Dummkopf oder gar Heißsporn zu sein, denn er kam lediglich nahe genug, dass er nicht laut werden musste, um sich mit ihr verständigen zu können. Ansonsten hielt er, ganz der Fernkämpfer, Distanz und ließ sie auch nicht aus den eisig grünen Augen.
Bis auf diese Partie seines Gesichts war kaum etwas anderes auszumachen. Er hatte sich in weißes Fell gehüllt und würde davon nicht nur ausreichend gewärmt werden, sondern wunderbar mühelos mit dem Schnee verschmelzen können. Auch schien er darin Übung zu haben, denn absolut nichts war von seiner Option noch zu sehen. Keine einzelne Haarsträhne lugte irgendwo verräterisch hervor, keine Falte seiner Kleidung offenbarte einen Blick auf das darunter. Ja, nicht einmal seine Figur war zu erahnen! Er konnte unter seinem Fell sowohl drahtig, als auch muskulös mit klar definierten Muskeln sein oder gar ein Bäuchlein verstecken. Auch die Beschaffenheit seiner Finger wurde gut von seinen Handschuhen verborgen. Einzig seine Größe, die konnte er nicht verschleiern, denn er war ungewöhnlich klein, sicherlich erreichte er keine 1,70 Meter!
Zusammen mit seiner Augen- wie Hautfarbe und dem Eis in seiner Stimme... Mochte sie sich gerade einem Eiselfen gegenüber stehen? Oder waren das lediglich ein paar Zufälle, die hier zusammen trafen? Und was sollte so jemand hier, auf der Insel zu suchen haben? Mehr noch, was, bei den Göttern, wollte er von ihr?!
Nun, auf letzteres fand sich rasch eine Antwort, nämlich eine Anweisung, wohin sie sich zu wenden hätte. Sein Blick blieb unerbittlich und gefühllos wie Eis auf ihr ruhen, während auch sie sich nicht rührte. Die Herzen pochten vor sich hin und es geschah... nichts. Beide standen da, beide rührten sich nicht.
Doch auch die Natur rund um sie herum schien den Atem anzuhalten, denn kein Vögelchen zwitscherte und kein Lüftchen sang zwischen all den Nadelbäumen hindurch. Schlimmer fühlte es sich allerdings an, dass auch von oberhalb der Klippe nichts mehr an ihre Ohren dringen konnte. Warum? Was war dort geschehen? Was war mit dem Schatten?!
Der Schütze ließ sie hören, dass sie seine Geduld allmählich in einem Ausmaß strapazierte, das nicht gesund für sie wäre. Der böse Blick von ihr bewirkte... rein gar nichts. Er ließ sich auf so etwas nicht ein, sondern spannte lediglich seinen Bogen einen Tick mehr und deutete mit dem Kinn minimal erneut in jene Richtung, in die sie gehen sollte.
Entlang der Klippe, auf mehr oder weniger freiem Gelände. Zwar befand sie sich noch immer mitten im Wald, jedoch waren die Bäume für sie gefühlt unerreichbar. Wie weit mochten sie entfernt sein, bis sie in deren Schutz eintauchen könnte? Zehn Schritte, höchstens fünfzehn wahrscheinlich! Zu weit, um einem geübten Bogenschützen heil zu entkommen. So ein Mist aber auch!
Außerdem... wer sagte ihr, dass dieser Kerl hier tatsächlich allein sein würde? Ihn hatte sie vor seinem ersten Schuss nicht gesehen und auch der Armbrustschütze hatte sich ihnen unbemerkt nähern können. Wie viele von denen waren also noch in Lauerstellung, um sie, warum auch immer, einzufangen?
Sie hingegen war im Moment definitiv auf sich gestellt. Vom Schatten war nichts zu hören und auch wenn sie Zeit zu schinden versuchte... es blieb offen, ob er wirklich zu ihr eilen und ihr helfen könnte. Was, wenn er gerade einige Meter höher im Schnee lag und verblutete?! Die Mischlingselfe musste etwas unternehmen und durfte sich nicht so einfach abführen lassen wie eine einfache Gefangene.
Also blieb sie stehen und begann erneut zu reden. Dabei blieb sie nicht beim Celcianischen, das jeder konnte, sondern wollte testen, ob und wie viel der Fremde verstehen mochte. Gerade schloss sie den Mund nach der letzten Silbe, die ihr über die Lippen gekommen war, da zog sich ein scharfer, brennender Schmerz über ihre Wange.
Sie hatte den Pfeil von hinten nicht kommen sehen, da sie sich nicht zurück gedreht hatte. Dafür konnte sie jetzt umso deutlicher spüren, wie scharf dessen Spitze war. Warm trat ihr Lebenssaft in kleinen, dicken Tröpfchen heraus und das Brennen fing an, sich über die gesamte Wange auszubreiten. Es war keine tiefe, lediglich eine schmerzhafte Wunde. Allerdings war es auch ein deutliches Zeichen, denn der Pfeil war danach vor ihr im Schnee gelandet.
Doch wenn sie dachte, es wäre der letzte gewesen, so würde sie sich mit einem kurzen Blick überzeugen können, dass schon der nächste bereit lag, um von der Sehne zu schnellen. Wie viele sich davon wohl noch im Köcher befinden mochten? Genug wahrscheinlich, um sie zu einem Igel in Menschengröße werden zu lassen.
"Weiter.", kam es absolut ungerührt von dem Schützen und machte umso deutlicher, dass sie mit ihrer Taktik gerade schlechte Karten besaß. Der Schuss war eine Warnung gewesen. Nicht so sehr davor, dass sie getroffen werden könnte, dafür war sie ohnehin nahe genug in seiner Reichweite. Nein, die Schneide hatte sie vermutlich so gestreift, wie es beabsichtigt gewesen war, und das zeugte von einem großen Können.
Dieser Fremde mochte sie lebend an sein Ziel bringen wollen, davon konnte sie ausgehen. Die Frage nach der Unversehrtheit war hingegen eine vollkommen andere und es lag nun an der Spionin, wie viel sie noch riskieren würde. Denn eine Garantie, dass der Schatten an ihre Seite gelangen würde, ehe sie vollkommen mit Pfeilen gespickt wäre, gab es nicht.
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 24. Februar 2023, 14:46

Er würde nicht kommen. Eleyna musste die Erkenntnis für eine Sekunde sacken lassen und sich davor hüten, das offen zur Schau zu tragen. Sorge machte sich breit, wo sie nichts empfinden sollte. Dennoch wog der Umstand schwer, dass er dieses Mal nicht zu Hilfe kommen würde. Leider aber hatte sie sich so an seine Sicherheit gewöhnt, dass sie darauf begonnen hatte zu bauen. Jetzt war sie wieder auf sich gestellt, während dieser vermaledeite Bock mit einem Pfeil auf sie zielte. Ihre Gedanken suchten nach Möglichkeiten, sich Informationen zu beschaffen. Sie erkannte, dass der Angreifer ein Eiself sein musste. Jedenfalls war das die logische Konsequenz. Sie selbst war noch keinem wirklich begegnet, bis auf Arvid und der zählte nur halb. Und wirklich Zeit hatten sie gemeinsam auch nicht gehabt, um ihn besser einschätzen zu können. Dennoch war Eleyna davon überzeugt. Die Lage, die Nähe zu ihnen, die Gefühlskälte und das Äußere. Das Puzzle formte sich zu einem Bild und sie wusste, dass dieser Zeitgenosse mit Wut oder gar Rage nicht zu ködern wäre. Eiselfen rühmten sich einer Gefühlskälte, die ihresgleichen suchte. Wo Morgerianer noch Hass empfinden könnten, prallte an ihnen alles einfach ab. Man sagte, das Eis habe sie so werden lassen und ihre Herzen erkaltet. Ob das stimmte, interessierte Eleyna derzeit weniger. Allerdings hieß das auch, dass sie ihn so nicht dazu bewegen würde, einen Fehler zu begehen. Berechnung lag in seinem Tun, sodass sie ihre Strategie überdenken sollte. Doch bevor es soweit war, wollte sie noch ein wenig abwarten. Seinem Befehl folgte sie nur widerwillig und doch setzte sie sich langsam in Bewegung, bis sie sich einen Überblick über ihre Möglichkeiten gemacht hatte. Die Bäume waren zu weit entfernt, und wenn er wirklich ein Eiself war, dann brachte es ihr nichts, es zu versuchen. Eleyna war nicht dumm, sie wusste sehr wohl ihre Informationen auch zu verwerten, wenn sie schon analytisch welche sammelte. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, ihm noch eine kleine Falle zu stellen. Sie sprach ihn auf mehreren Sprachen an, um zu ergründen, ob er denn verstand was sie sprach. Leider aber prallte auch diese Methode an ihm ab und wie sie schmerzlich erkennen musste, ein Pfeil an ihrer Wange. Zischend ruckte ihr Kopf zur Seite, als sie das Holz erwischte und ihr eine Schramme zufügte. Sie hob eine Hand an diese und presste sie als Ausgleich dagegen. Zornfunkelnd warf sie einen Blick zurück, da hatte er bereits den nächsten Pfeil gespannt. Eleyna wusste, er würde sie nicht durchbohren, denn er wollte etwas. Was das wäre, müsste sie noch herausfinden, doch töten wollte er sie offenbar nicht, ansonsten hätte er sich die Mühe des Auftauchens nicht gemacht. Nun aber ahnte sie auch, dass es nichts bringen würde, dass sie ihn aus der Reserve locken wollte.
„Bastard! Du kannst dir sicher sein, dass ihr dir alles vergelte, was du mir antust!“, schnauzte sie ihn an und meinte es bitterernst. Er sollte sie bloß hüten, wenn er nachts noch ruhig schlafen wollte. Er stand jedenfalls auf ihrer Liste, davon durfte er ausgehen. Er mochte ja jetzt überlegen sein, doch das würde sich irgendwann ändern. Trotzdem beherzigte Eleyna nun seine Warnung und würde sich oder viel mehr dem Kind keine weiteren Gefahren mehr aussetzen. Zumindest vorerst. Also folgte sie dem Weg, den er sie dirigierte. Sie wusste, dass sie sich immer weiter von dem Plateau entfernten, und es schmerzte sie, dass sie nicht wusste, was mit dem Schatten passiert war. In ihr wollte sich eine klamme Erkenntnis auftun, die sie mit aller Macht niederringen musste. Wenn er obsiegt hätte… dann wäre er längst bei ihr. Oder aber, er schlich sich an, um zu erfahren, wie viele es noch gäbe. Was vielleicht die Ziele wären. Das wäre immerhin eine Möglichkeit. Eleyna änderte ihre Strategie. Sie verschloss ihren manchmal zu vorlauten Mund und öffnete dafür ihre anderen Sinne. Sie lauschte, sie sah und sie achtete auf die aller kleinsten Hinweise, die ihr Aufschluss über ihre Situation gaben. Dabei folgte sie weiter den Richtungsangaben und gab dem Angreifer in ihrem Rücken keine Gelegenheit mehr, sich an ihr zu vergreifen. Die Wunde im Gesicht pochte und brannte, gerade, wenn der beißende Wind darüberfegte. Doch das motivierte sie nur. Und es schürte ihre Rachepläne. Sie würde diesem Kerl definitiv die Suppe versalzen. Dessen konnte er sicher sein. Sie musste nur auf eine Gelegenheit warten. Und mal ehrlich… sie hatte bereits deutlich schlimmeres erlebt. Eleyna war zäh und hart im Nehmen. Es bliebe abzuwarten, was der Kerl in ihrem Rücken auf Lager hatte, um sie zu brechen. Denn wenn es hier darum ging, den Schatten zu verraten oder dergleichen, dann konnte er sich schon mal auf äußerst lange und zehrende Tage einstellen!

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Freitag 24. Februar 2023, 21:15

Im Moment war keine Rettung durch den Schatten in Sicht. Aus welchem Grund? Weil er verloren hatte? Weil er gerade den weißen Schnee um sich herum blutrot färbte und Celestina bald für ihn einen neuen Baum würde pflanzen müssen?! Oder... weil er gesehen hatte, dass ein Sprung ihr hinterher alles wäre, aber eben nicht geeignet, um den Überraschungseffekt nutzen zu können?
Ein Umweg würde dauern... Zeit, die sie offenbar nicht wirklich hatte, denn der Schütze war nicht von der redseligen Sorte. Im Gegenteil, seine Drohung mit dem Schuss war unmissverständlich. Sie sollte nicht reden, ihn nicht mit irgendeiner Ablenkung zu ködern versuchen, sondern schlicht tun, was er von ihr wollte. Und das bedeutete, einem Pfad zu folgen, den sie weder kannte, noch von dessen Ende sie etwas wusste.
Ihre wütenden Worte prallten an ihm ab und sein Blick blieb vollkommen ungerührt. Ob er sie nicht ernst nahm? Oder lag es an der Kälte in seinem Herzen, dass er schlichtweg kein Gefühl zeigen konnte, weil er keines jemals empfunden hatte? Was auch immer der Grund sein mochte, es brachte ihn jedenfalls dazu, ihr nicht eine Silbe als Erwiderung zu schenken. Lediglich die Pfeilspitze deutete an, dass sie sich endlich umdrehen und weiter gehen sollte, wollte sie nicht noch eine Wunde davon tragen.
Ihre Wange brannte und erinnerte jeden verdammten Herzschlag daran, was er ihr gerade angetan hatte. Einfach so, hatte er Nägel mit Köpfen gemacht und ihr verdeutlicht, dass er niemand war, der lange fackelte. Eigentlich gut, denn damit würde sich arbeiten lassen und sie konnte sich darauf einstellen. Dennoch half es nichts gegen den Schmerz und gegen das Blut, das austrat. Nicht viel und trotzdem war jeder Tropfen in ihrem Zustand kostbar.
An diesen musste sie auch allen voran denken, wollte sie nichts daran ändern. Der Meisterspion war verhindert, sie war wieder für sich allein verantwortlich. Wenngleich es nun nicht nur ihr eigenes Leben zu schützen galt! Also musste sie notgedrungen der Weisung folgen und Schritt für Schritt einem unbekannten Ziel entgegen steuern.
Nur... was, wenn sie dabei Spuren hinterließ? Nur für den Fall, dass Laogh nicht in diesen Momenten seinen letzten Atemzug tat und sie verfolgen würde? Was könnte sie tun? Was wäre unauffällig genug, damit dieser Fremde nichts dagegen sagen könnte, und trotzdem ausreichend sichtbar blieb in dieser Welt aus ewig währendem Schnee? Würden Blutstropfen genügen oder wären sie zu wenig? Hätte sie sonst irgendwelche Möglichkeiten? Die Umgebung bot ihr kaum eine Hilfestellung, denn sie ging weiterhin entlang der Klippen und der Wald war unerreichbar. Was hätte sie noch bei sich, das sie einfach verlieren könnte?
Oder müssten ihre Fußspuren reichen? Diese konnten sie nicht verhindern, auch der Schütze nicht, der sich sicher genug fühlte, um sie lediglich mit seiner Waffe zu bedrohen, aber nicht dafür zu sorgen, dass ihre Abdrücke hinter ihm wieder verwischt wären. Das war gut! Oder...?
Es könnte es wenigstens sein, wenn der Wind nicht aufkommen würde. Noch war er nur ein bisschen kühler als bisher und wenn er ihre Wange streifte, dann brannte ihre Wunde gefühlt umso heißer. Allerdings... bildete sie sich das ein oder wurde das Licht schlechter? Nein, ein Blick gen Himmel würde ihr offenbaren, dass die Wolken über ihr dunkler, schwerer geworden waren. Nicht mehr lange und es würde wahrscheinlich ein weiteres Mal zu schneien beginnen.
Das könnte sie für sich nutzen, sondern mehr als ein paar einzelne Flocken fallen würden. Und wie wäre es mit der Bogensehne ihres Hintermannes bestellt? Es gab manche Bögen, die waren bei der geringsten Nässe unbrauchbar. Allerdings betraf das eher Regentropfen, bei Schneeflocken würde es womöglich einer größeren Stückzahl bedürfen, um denselben Effekt zu erzielen. Dennoch... ob ihr das Wetter helfen würde? Außerdem würde Schneefall die Sicht einschränken und ihr damit neue Fluchtchancen eröffnen. Sofern sie nicht davor das Ziel erreichten...
Nein, im Endeffekt war Ventha nicht auf ihrer Seite. So groß die Hoffnung auf Schnee gewesen war... als sich der Wald nach einer langgestreckten Biegung etwas lichtete, sich mehr oder weniger zurück zog, da hatte es gerade erst zu flankerln begonnen. Bei weitem nicht ausreichend, um ihr irgendeine Hilfestellung zu sein. Stattdessen wurde ihre Lage noch brenzliger, denn nun konnte sie allmählich erkennen, wohin sie hatte gehen müssen.
Den Hafen von Mantron kannte sie, mit seinem Kanal, denn dort war sie angekommen und hatte auch kurze Zeit später Mundl vor seiner nächsten Fahrt verabschiedet. Doch das bedeutete nicht, dass es keine anderen schiffbaren Stellen gab, an denen man zu der Insel gelangen konnte. Offensichtlich hatte sie solch eine vor sich, denn hier fiel das Land nicht steil bergab und brachen sich darunter tosend die Wellen, sondern der Schnee führte geradewegs ans Ufer. Gut vorstellbar, dass in früheren,
Jetzt hingegen war diese Gegend ebenso unbewohnt wie der Großteil der restlichen Insel. Somit hatte der Schütze unbemerkt und ungehindert anlegen können mit seinem kleinen... Ruderboot? Echt jetzt?!
Während sie noch Zeit hatte, das kleine Gefährt, das schon älter und dennoch gut gewartet wirkte, zu betrachten, da ertönte hinter ihr ein kurzer, scharfer Pfiff. Prompt tauchte aus dem Boot ein Körper auf, der es sich darin offensichtlich, um sich die Wartezeit zu vertreiben, bequem gemacht hatte.
Auch er war gut in weiße Felle eingehüllt, allerdings war seine Kopfvermummung verrutscht und bot den Blick auf blaue Haut und weißes Haar, aus dem eisig blaue Augen hervorstachen. Diese rieb er sich und schnaubte leise, als er ausstieg und sich die Hände in den Rücken stützte, um sich auf diese Weise ordentlich durchzustrecken. "Na endlich!", maulte er und wirkte allein durch diese beiden Worte mit dem Tonfall schon weit weniger abgebrüht als sein Kumpan.
Dieser scherte sich allerdings nicht darum, sondern konzentrierte sich weiter auf die Bedrohung seiner Beute. "Einsteigen.", erklärte er schlicht und so ungerührt wie auch vorhin.
Wie viel Zeit war eigentlich vergangen seit ihrer Landung in der Schneewehe? Hatte sie noch ein Gespür dafür oder war es ihr abhanden gekommen? Der Himmel wäre ihr jedenfalls keine Hilfe bei der dichten Bewölkung.
Der Wartende deutete ein Augenrollen an, machte jedoch offensichtlich Platz, damit sie auch ihm nicht zu nahe kommen könnte, ehe sie nicht in dem Boot wäre. Wo wollten sie mit ihr hinrudern? Das Ding sah nicht gerade danach aus, als wäre es besonders seetauglich! Und auch der Kerl war kein Muskelprotz, der stundenlang die Ruder hätte bedienen können.
Dafür war er offensichtlich kein ganz so verbissener Eisklotz wie sein Kumpan, denn er grinste der Mischlingselfe frech entgegen, als er auf das Gefährt deutete. "In die Mitte, wenn's beliebt. Sonst wird das mit dem Rudern schwer.", ergänzte er die schroffe Anweisung und offenbarte damit, dass sie sich ganz offensichtlich Gedanken über ihren Transport gemacht hatten.
Natürlich wäre es schwierig, gegen zwei gleichzeitig anzutreten, vor allem, wenn der eine einen Pfeil direkt vor ihrer Nasenspitze... oder in ihrem Rücken hielt. Wenn sie jedoch selbst dafür sorgen müsste, dass sie in den Wellen voran kämen... dann hätten beide Kerle die Hände frei, um sie bei jeder noch so kleinen Dummheit sofort zu attackieren.
Denn auch der Zweite wäre höchstwahrscheinlich bewaffnet, obwohl er dies noch nicht offen zur Schau trug. Was es wohl sein würde...? Und wohin sollte es nun gehen? Wie sollte sie einen passenden Hinweis für den Schatten hinterlassen können?!
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 26. Februar 2023, 19:51

So wie das Blut Tropfen um Tropfen aus ihrer Wange rann, flossen auch ihre Gedanken zähflüssig dahin. Eleyna hatte aufgehört sich um ihre Wange zu bemühen, denn der Schnitt war tief genug, als dass der Körper genug zu tun hatte, um sich darum zu kümmern. Sie würde nur ihre Kleidung einsauen, wenn sie versuchte dagegen zu drücken. Nein. Die Mischlingselfe schmiedete bereits Rachepläne und doch wusste sie nun, dass er kein geduldiger Zeitgenosse war. Was er vielleicht aber nicht wusste war die Tatsache, dass sie eine hohe Toleranzgrenze besaß, wenn es darum ging gefoltert zu werden. Schon ihr Aufwachsen in Morgeria hatte sie gestählt, doch das halbe Jahr in Sarma war ihre absolute Feuertaufe gewesen. Unzählige Narben zeugten von ihrem Durchhaltevermögen, um am Ende als rehabilitiert freigelassen zu werden. Obwohl sie für Morgeria bei den Dieben eingeschleust wurde, um zu spionieren. Doch sie hatte kein Sterbenswörtchen verraten. Dieser Elf würde mit seiner Methode auf Granit beißen. Sie war von ihnen beiden der kältere Hund, soviel stand fest! Jetzt aber schritt sie dem gewiesenen Weg nach und beobachtete die Umgebung. Stets hielt er sich an der Klippe. Ein feiner Schachzug, denn so musste er nur drei Seiten abdecken, es sei denn jemand wäre so verrückt und würde von oben springen. Was abwegig blieb. Eleyna aber hatte ihre Fluchtpläne vorerst aufgegeben. Sie würde kaum schnell genug rennen können, um Deckung zu suchen und er war offenkundig ein begnadeter Bogenschütze. Was auch immer sein Auftrag war, denn sie glaubte derzeit nicht, dass er persönlich ein Interesse an ihr hatte, er würde ihn auszuführen wissen. Während sie liefen, dachte Eleyna aber über die Möglichkeit weiter nach, dass Laogh ihrer Spur folgen könnte. Und wie sie ihm die Suche ein wenig erleichtern könnte. Wenn sie am Abend nicht aufgetaucht wäre in der kleinen Hütte, würde er gewiss nach ihr suchen. Wenn er noch lebte. Aber davon ging sie aus. MUSSTE sie ausgehen. Alles andere würde ihm nicht gerecht werden. Er hatte versprochen für sie und das Kind zu sorgen. Für Sicherheit zu sorgen. Bisher hatte er in solchen Momenten nicht gelogen. Also ging sie davon aus. Etwas anderes würde sowieso derzeit nicht weiterhelfen. Allerdings wusste sie auch, dass sie ihm irgendwie den Weg weisen musste. Ein Blick zum Himmel verriet ihr, dass vorerst kein Schneegestöber drohte, doch das konnte sich erfahrungsgemäß auch noch ändern. Dann würden ihre Spuren, die sie mit Absicht schon ein wenig auswalzte, nichts mehr nutzen. Eleyna lief vor dem Bogenschützen und begann dann damit sich ein wenig zu kratzen. Mal hier, mal dort und schließlich schob sie eine Hand ganz natürlich über ihren Bauch und begann damit, die Befiederung des Bolzens abzuzupfen und immer mal wieder auf den Boden rieseln zu lassen. Sie tat es nicht häufig und bettete ihre Aktion immer in weitere Bewegungen ein, sodass ihr Angreifer keinen Verdacht schöpfte. Schlussendlich konnten ihre Finger aber keine Federn mehr ertasten, sodass sie hoffen musste, dass es ausreichte. Ohnehin schienen sie inzwischen an ihrem vorläufigen Zielort angekommen zu sein.

Eleyna blieb für einen Moment stehen und starrte auf die Stelle, an der die Angreifer offenbar angelandet hatten. Sie mussten sich auskennen, wenn sie wussten, wie sie den Hafen umgehen konnten. Dann aber fiel ihr blauer Blick auf das Ruderboot. Ihre Miene wurde skeptisch. Echt jetzt? Damit? Stirnrunzelnd folgte sie dem Pfad hinunter und betrachtete weiterhin das altersschwache Boot. Die Zweifel krochen in ihr hoch, dass dieser alte Bretterkahn sie sicher transportieren würde… Doch bevor sie ihre Zweifel äußerste, ertönte ein Pfiff und ein weiterer Kerl tauchte auf. Dieser schien redseliger zu sein, auch wenn sie lediglich erraten konnte, dass er Esera sprach, sonst aber nicht wirklich verstand. Die Zeit hier in Mantron hatte Eleyna durchaus auch dafür genutzt, die Sprache ein wenig zu studieren. Hier und dort hatte sie Juna gebeten, ihr das ein oder andere zu erklären, denn als Spionin war Sprache ihr tatsächlich geläufig und sie lernte schnell, doch wahrlich sprechen war schon eine andere Hausnummer. Trotzdem konnte sie inzwischen mehr verstehen oder sich gewisse Zusammenhänge zusammenreimen. Eleyna blieb stehen, während der andere Kerl aus dem Kahn stieg. Ihre Augen tasteten ihn einmal genauer ab, versuchten einzuschätzen wie kräftig er wäre und ob sie eine Chance gegen ihn hätte. Ihr Nahkampf war nicht von schlechten Eltern, sodass sie sich auch an größere Brocken herantraute. Doch die Frage war auch, ob jener da nicht ebenfalls versiert an einer Waffe war. Offenbar trug er sie verdeckt, sodass es alles sein konnte. Aus ihrem Rücken knurrte der Bogenschütze seinen Befehl und Eleyna rührte sich… nicht. Sie stand da und hob eine Augenbraue, ehe sie die Arme verschränkte. „Nö.“, meinte sie und der andere sprach nun. Auch hier schüttelte sie nur den Kopf. „Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich mich auch noch selbst dorthin rudere, wohin IHR mich haben wollt.“, meinte sie und lachte sogar etwas. Sie wollte zumindest den anderen aus der Reserve locken. Entweder würde sie gleich einen Pfeil spüren, doch dann hätten sie sich diesen Aufwand völlig umsonst gemacht und ganz offenkundig, war der Wartende etwas geschwätziger.
Mit seiner Reaktion hatte er ihr zumindest den Anhaltspunkt gegeben, dass er auf sie gewartet hatte. Sterben würde sie wohl erstmal nicht. Wenn er ihr wieder eine Wunde zufügte, käme sie damit zurecht. Eleyna würde nicht in Verhandlungen treten, das hatte man ihr ausgetrieben in den Schulen Morgerias. Und sie wusste aus ihrer Kindheit, dass wenn man zurückwich, irgendwann mit dem Rücken zu Wand stand. Sie würde sich nicht ihrer eigenen Auslieferung entgegenrudern. Gleichzeitig musste sie noch ihren geheimen Plan vervollständigen. Denn als sie den Kahn gesehen hatte wusste sie, dass sie Laogh irgendwie sagen musste, dass man sie über das Wasser verschleppt hatte. Also brauchte sie für ihn eine Spur. Die Befiederung würde wohl nicht ausreichen, doch… sie blutete. Eleyna strich sich wie beiläufig über das Gesicht und verschmierte das austretende Blut ihrer Wange an ihrer Hand. Dann aber ging mit einem Mal ein Ruck durch ihren Körper und sie tat so als wolle sie doch noch flüchten. Sie rannte auf den Kahn zu als wolle sie den anderen attackieren, machte einen Haken und wich ihm aus. Allerdings kam sie ins Straucheln, rutschte auf dem nassen und gefrorenen Boden aus und rollte sich auf dem Boden ab. Es sah gewiss nicht elegant aus und könnte für Lacher sorgen. Doch Eleyna presste ihre blutverschmierte Hand tatsächlich auf den Boden und hinterließ einen roten Handabdruck. Sie verdeckte ihr Tun mit ihrem Körper und wartete, bis ihr eventuell unsanft aufgeholfen wurde, um sie ins Boot zu verfrachten, ehe sie scheinbar sorglos noch eines ihrer Tücher, die sie um den Mund gewickelt hatte sonst, verlor. Mehr Spuren konnte sie Laogh nicht zukommen lassen. Stur aber blitzten die Augen die Männer an. Mit verschränkten Armen saß sie in dem Boot, würde aber garantiert nicht rudern. Das konnten sie vergessen!

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Montag 27. Februar 2023, 13:03

Während ihre Gedanken unermüdlich arbeiteten und sie versuchte, einen Ausweg zu finden, hatte es der Schütze in ihrem Rücken leichter. Einerseits, weil er lediglich sie im Blick behalten musste, damit sie ihm nicht stiften ging. Und andererseits, weil er geübt darin war, all seine Sinne für seine Umgebung zu benutzen. Ein Anschleichen im Schnee oder gar ein Angriff von unerwarteter Seite würden ihm nicht lange genug verborgen bleiben. Doch das konnte sie nicht wissen und sollte es auch gar nicht.
Im Prinzip war er generell nicht der Typ, der Informationen preisgab, die nicht unbedingt erforderlich wären. Da könnte er eigentlich dem Schatten die Hand reichen, denn sie würden sich in diesem Punkt prima verstehen. Letzterer war allerdings nicht zugegen.
Wie es ihm ergangen war? Hatte er die Verfolgung bereits aufgenommen? Oder war ihm mehr zugestoßen, als sie bereits wusste? Wie ging es seiner Schulterwunde durch den Bolzen? Nichts Tödliches, aber eben hinderlich und im schlimmsten Falle der Grund für weitere Treffer. Wie gerne hätte sie ihm geholfen, wäre an seiner Seite geblieben und hätte dafür gesorgt, dass der Armbrustschütze derjenige wäre, dem es an den Kragen ginge!
Das jedoch blieb ihr vorerst verwehrt und sie hatte sich mit ihrem eigenen Widersacher rumzuschlagen. Der offensichtlich kein Anfänger war und sie geschickt so den Weg entlang lotste, dass sie absolut keine Chance für einen Fluchtversuch sehen konnte. Also musste sie sich damit begnügen, kleine Spuren zu legen für den Fall, dass der Meisterspion sie suchen würde.
Würde er doch... oder? Er hatte schließlich ein Versprechen gegeben! Daran musste sie sich gedanklich klammern, wollte sie die Fassung wahren. Dabei hätte dieser Tag noch so schön weitergehen können, wie er begonnen hatte...
Die Landschaft veränderte sich, der Wald wich einem sanft abfallenden Gelände, das erst durch die auslaufenden Wellen der See ein Ende fand. Nichts und niemand war hier, der sie beobachten und ihr womöglich helfen könnte. Stattdessen steuerte sie auf ein Ruderboot zu, das nach vielem aussah, nur nicht nach etwas, das ihr Vertrauen einflößen könnte. Mehr noch, sollte es ihrem Gegner gelingen, sie aufs Meer zu befördern, wäre es auch vorbei mit der Spur für Laogh!
Wie, im Namen der Götter, sollte er sie so finden können?! Es gäbe unzählige Möglichkeiten, wohin sie gebracht werden würde! Sofern dieses morsche Teil es überhaupt weit genug weg von der Küste schaffen würde, ehe es absaufen und sie mit sich in die Tiefe ziehen würde. Nie und nimmer würde sie da reinsteigen!
Musste sie allerdings erst einmal auch nicht. Stattdessen tauchte jemand daraus auf und kletterte heraus, der offensichtlich hier gewartet hatte. Also hatte sie es nun mit mindestens zwei Widersachern zu tun, wovon einer ein guter Bogenschütze war und der andere wenigstens den Mund aufbekam. Doch sie war geschult genug, um zu wissen, dass dies nichts zu bedeuten hatte und sie erst recht auf der Hut sein musste.
Schon erklang die Stimme hinter ihr und gab ihr den nächsten Befehl, den sie nicht auszuführen gedachte. Im nächsten Moment knarzte hinter ihr der Bogen, als die Sehne gespannt wurde. Es war eindeutig eine Warnung an sie, denn er hatte ihr vorhin schon gezeigt, dass er auch so gut wie lautlos zu schießen wusste, wenn die Situation es erforderte. Und auch der andere Eiself gab ihr einen recht fragwürdigen Tipp für ihre Position, die sie nicht für angemessen hielt.
Im Gegensatz zu seinem Kumpan war er nicht nur redseliger, sondern offenkundig nicht so sehr ein Eisklotz, obwohl ebenfalls offensichtlich ein Eiself, denn er grinste herausfordernd und wissend, dass sie es doch tun würde, während sie ihren Worten ein Lachen hinterher schickte. Dann zuckte er mit den Schultern, wandte sich dem Boot zu und holte ein Tau heraus. "Wie du meinst. Ich dachte, du würdest die Bewegung noch mal nutzen wollen, bevor du lange Zeit über keine Gelegenheit dazu haben wirst.", erwiderte er beinahe schon leutselig, als hätten sie ein weitaus harmloseres, alltägliches Thema, über das sie gerade plauderten.
Ob es ihn dadurch umso bedrohlicher wirken ließ? Das blieb ihr überlassen. Es zeigte jedoch auch, dass er vermutlich nicht ganz so nett war, wie er im Vergleich zu dem Schützen durch seine zugänglichere Art derzeit wirkte. Wer wusste es schon zu sagen, womöglich wäre er sogar der Gefählichere der Beiden? Eben, weil er kein reiner Eisklotz war und dadurch schwerer einzuschätzen? Jedenfalls hatte die Mischlingselfe ihre eigenen Pläne und die sahen vor, eine letzte, unmissverständliche Spur zu hinterlassen, um zumindest eines Tages auf Hilfe hoffen zu können.
Plötzlich startete sie los... und hatte erstaunlicherweise nicht sofort einen Pfeil in ihrem Körper stecken. Entweder wartete der Schütze hinter ihr den perfekten Winkel ab... oder er wähnte sich sicher genug, weil sie ausgerechnet auf seinen Kumpanen zulief. Wie auch immer, dessen beinahe freundlich zu nennender Gesichtsausdruck wich einer konzentrierten Mimik und er spannte sich vermutlich unter all seinen schützenden Hüllen bereits an in Erwartung eines Zusammenpralls.
Der da nicht kam, weil sie kurz davor einen Haken schlug. Während der mit dem Seil noch einen verdutzten Blick hatte, schoss der Bogenschütze eiskalt. Der Pfeil hätte sie von der Seite her getroffen, nicht tödlich, aber äußers schmerzhaft, wenn... wenn sie nicht im rechten Moment gestrauchelt und gestürzt wäre. Der Schütze sah seiner Waffe hinterher, die ungenützt in der Brandung verschwand.
Sein Kumpel hingegen wurde jetzt wieder lebendig und eilte zu ihr, um sie am Arm zu packen. Mit ausreichend Kraft und fast schon etwas zu ruppig als notwendig, bugsierte er sie zurück in den Stand und grinste sie offen schadenfroh an darüber, dass ihr Fluchtversuch derart missglückt war. "Hoppala!", kommentierte er es auch noch überflüssigerweise.
Da entdeckte er das Blut im Schnee, runzelte die Stirn und sah dann wieder zu ihrer Wange, von der ein wenig der Schnee bröckelte. "Du hast da was...", bemerkte er und deutete auf seine eigene Wange, als wäre er ihr Spiegelbild. "Solltest aufpassen drauf, könnt' sonst unschön werden in dem hübschen Gesicht. Und jetzt hopp, hopp, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!" Damit drehte er sie, nachdem er sie nicht mehr losgelassen hatte, und bugsierte sie in Richtung des Bootes.
Wobei er, bewusst oder unbewusst, selbst etwas tiefer mit dem linken Fuß im Schnee versank und dadurch bei seinem nächsten Schritt einiges von der weißen Pracht mit in die Höhe riss. Durch die Bewegung rieselte es einem kleinen Gestöber gleich wieder herab und verdeckte einen Gutteil jener Blutspur, die sie bei ihrem Sturz gelegt hatte.
Dass sie während des kurzen Weges auch noch ihr Tuch verlor, wäre beinahe schief gelaufen, weil es viel zu offensichtlich war. Aber während sich der Schütze nicht darum kümmerte, hatte sein Kumpan auch eher nur den Blick für den anderen, den er nun ebenfalls angrinste. "Schade um den Pfeil. War ein guter Schuss.", spottete er und sorgte dafür, dass sich die Augen des Vermummten einen Moment lang verengten.
Dann wandte er sich abrupt ab, entspannte die Sehne seiner Waffe, auf der schon wieder ein neuer Pfeil gezückt gelegen hatte, und stieg elegant in das Boot, um sich auf die dem Meer zugewandten Bank zu setzen. Er befände sich also in ihrem Rücken, bis sie dieses Gefährt wieder verlassen würden. Na, großartig!
Schließlich saß auch sie auf dem ihr zugewiesenen Platz in der Mitte, die Arme verschränkt und mit trotziger Miene. Der Redselige sah sie einen Moment lang an, ehe er betont theatralisch und gottergeben seufzte, sein Tau aufsammelte... und dem Boot einen kräftigen Schub mit dem Fuß gab, sodass die sich zurückziehende Brandung das ihrige erledigte, um sie langsam auf die offene See zu tragen. Er indes holte auf und sprang gekonnt in den Kahn, den er damit ordentlich zum Schwanken brachte.
Dann setzte er sich ihr gegenüber, legte das Tau zu seinen Füßen ab und ergriff das eine Ende, um... es um ihren Knöchel zu schlingen. Das andere befestigte er an der Bank unter sich. Somit wäre ein Sprung in die nassen Fluten neben der tödlichen Kälte also auch kein Ausweg, denn die Zeit, um sich zu befreien war nicht vorhanden, ehe die Männer reagieren könnten.
Zufrieden mit seinem Werk lehnte er sich schließlich zurück. Die Hände verschränkte er im Nacken und legte die Beine überkreuzt zu ihrer rechten auf die Bank. "So... und jetzt? Lassen wir uns treiben oder ruderst du?", fragte er zuvorkommend. In diesem Moment erklang vom Ufer her der Ruf eines Käuzchens.
Zu sehen war der Vogel nicht, aber es klang beinahe wie ein Abschiedsruf. Obwohl... um diese Uhrzeit?! Oder war jemand anderes verantwortlich dafür...?
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 27. Februar 2023, 23:50

Während des Weges versuchte Eleyna sich bereits an einer plausiblen Lösung dieses Rätsels. Zwar hatte sie bedeutend wenige Hinweise auf die Identität ihrer Angreifer, doch im Grunde kam nicht viele Optionen in Frage. Der Mann mit dem Bogen war hervorragend ausgebildet und seine stoische Art, machte ihn zu einem findigen Bewacher. Er fackelte nicht lange, ließ sich von ihr aber auch nicht aus der Ruhe bringen. Ungehorsam bestrafte er, ohne sie ernsthaft zu verletzen. Das war ein Umstand, den sie nutzen wollte. Dass sie es mit Eiselfen zu tun hatte, wurde schnell deutlich. Die Frage war nur, warum? Laogh und sie waren gewiss keine Opfer von gewöhnlichen Banditen geworden, wie im Wald. Obwohl da auch Arvid seine Finger im Spiel hatte. Wohin Laogh ihn wohl verschifft hatte? Sie war so wütend auf ihn gewesen, dass er das über ihren Kopf hinweg entschieden hatte… und nun hatte sie nicht mal die Information, wo er sein könnte. Tatsächlich aber hätte er ihn wohl nicht hierher verfrachtet, wenn er geplant hatte, sie selbst nach Mantron zu bringen. Ein erneutes Treffen wäre umso wahrscheinlicher gewesen. Nein… Eiselfen waren zähe Hunde, das wusste sie. Man heuerte sie gern für gewisse Aufträge an, auch wenn sie selbst bisher noch nicht weiter mit ihnen zu tun gehabt hatte. Eleyna war sich sicher, dass sie es hier mit Handlangern zu tun hatte und nicht mit den eigentlichen Interessenten. Was sollten Eiselfen mit ihr anfangen wollen? Zudem schienen sie Bescheid zu wissen.
Ihr Angreifer machte nicht mal große Augen, weil sie sich gar nicht weinend und flehend präsentierte. Nein… er wusste, wer sie war oder zumindest, was sie konnte. Ein Grund mehr daran zu glauben, dass das hier keinem Zufall geschuldet war. Eleyna hing ihren Gedanken nach, bis sie den alten Kahn betrachtete. Skepsis legte sich hinein, während sie den Weg hinunter zum abfallenden Ufer gingen. Sie hatte in der Zwischenzeit die Befiederung des Bolzens, der noch gut versteckt unter ihren Kleidungslagen war, gelöst und verteilt. Auch hier zeigte sich, dass sie sich ihrer Sache sehr sicher sein mussten. Nachdem sie dem Wartenden begegneten, speicherte Eleyna für sich ab, dass keiner der beiden ernsthaft glaubte, sie könne für Schwierigkeiten sorgen. Denn keiner von ihnen durchsuchte sie nach Waffen. Oder sie wussten, dass die Messer in Mantron lagen.

Plötzlich kam ihr ein Gedanke… was wenn die beiden bei Celestina aufgetaucht waren?? Weil sie glaubten, sie wären dort oder… weil sie wissen wollten, wo sie waren? Eleyna hatte für einen Moment Mühe, ihre Fassung zu behalten. Die Sorge um ihre hiesige Familie war groß, doch sie gab sich dieser nicht hin. Rationalität und Distanz würden sie weiterbringen. Nachdem der Befehl zum Einsteigen erfolgte, widersetzte sie sich erneut. Mehr noch, sie vollführte eine Finte, die die beiden glauben machen sollten, sie würde einen kläglichen Fluchtversuch starten, doch sie ließ sich schauspielerisch einwandfrei fallen und verewigte sich mit ihrem Blut im Eis von Mantron. Lachend wurde ihr ruppig auf die Beine geholfen und sie spielte die Scharade noch etwas weiter, indem sie dem Plappermaul einen bitterbösen Blick zuwarf, ehe sie sich von ihm abführen ließ. „Wenn du nicht aufpasst, hast du gleich was im Gesicht!“, schnauzte sie ihn an, ob seines Kommentares. Reichlich unwillig hing sie in seinem Arm, was auch seiner halben Vernichtung ihres Hinweises geschuldet war. Den Pfeil, den sie beinahe abbekommen hätte kommentierte sie mit einem Grinsen in Richtung Bogenschütze, ehe sie ein wenig stolpernd im Boot zum Sitzen kam. Wenigstens ihr Tuch blieb unentdeckt. Es war heikel und riskant, doch hätte sie es eben auch gut beim Sturz verloren haben können. Eleyna achtete nicht mehr darauf, um nicht noch die Aufmerksamkeit dorthinzulenken, sondern verschränkte die Arme und spürte den Schützen in ihrem Rücken.

Der andere legte das Boot ab und grinste noch immer reichlich dümmlich. Das Schwanken des Kahn’s, während der Redselige ins Boot sprang, glich sie mit eiserner Haltung aus. Ihre Augen huschten über die Landmarke, doch sie konnte nichts hoffnungsvolles erkennen. Dann bückte sich das Plappermaul vor und verknotete ihren Knöcheln. Zweifelnd hob sie eine Augenbraue. Ihren durchaus tödlichen Sprung ins eiskalte Wasser wollten sie also verhindern? Aber sie fesseln, weil sie eventuell doch einen Angriff wagen würde, das taten sie nicht? Und prompt folgte die Antwort. Rudern sollte sie, doch Eleyna grinste ihn freudlos an. „Treiben lassen. Ich habe Zeit.“, gab sie unbeeindruckt zurück und wandte den Kopf zu jeder Seite des Bootes. Was sah sie? Fiel ihr etwas auf? Ein Schiff, zu dem sie fuhren? Würde sie es anhand der Segel erkennen können? Dann ertönte ein Ruf. Erst achtete Eleyna nicht sehr darauf und doch war er so prägnant und ungewöhnlich, dass ihre Augen scheinbar ziellos zurück zum Ufer glitten. Konnte sie ihn sehen? Sah er sie? Er hatte also überlebt… Doch sie erlaubte sich keine Regung zu offenbaren.
Eleyna’s Aufmerksamkeit kehrte zu dem Grinsenden zurück. Sie verengte die Augen und musterte ihn einmal, von Kopf bis Fuß, wie er lässig dasaß und gönnerhaft wirkte. Eleyna machte keine Anstalten, die Ruder zu übernehmen. Sie wusste, der Schütze saß in ihrem Rücken, doch er hatte seinen Bogen verstaut. Die Frage war, ob er auch mit einer Nahkampfwaffe so gut umgehen konnte, doch noch immer ahnte sie, dass sie sie nicht töten würden. Und einfach, weil es Zeit schindete und sie gewiss nicht bei ihrer eigenen Entführung mitmachte, entschied sie sich den beiden Kerlen zu zeigen, dass sie sie ebenfalls nicht unterschätzen sollten! Noch einen Moment, verharrte sie scheinbar unbeeindruckt, ehe sie ihren freien Fuß mit Schwung anhob und dem Grinser gehörig gegen die Oberschenkel treten wollte, die neben ihr lagen. Mit aller Kraft würde sie es versuchen, um ihm gehörig die Suppe zu versalzen. Sie glaubte nicht eine Sekunde daran, dass sie fliehen könnte, doch wenn die beiden glaubten, sie gäbe einfach kleinbei, dann hatten sie die falsche Elfe! Ihr Tritt war so ausgelegt, dass er in seiner lässigen Position durchaus auch über Bord gehen könnte. Töten würde ihn das nicht, denn das Wasser war noch zu flach und er würde sicher wieder ins Boot klettern können, doch die Genugtuung würde ihr ausreichen. Und sie hätte ihren Standpunkt klargemacht. Gleichwohl achtete sie dabei auf den Schützen im Rücken. Einen Angriff seinerseits, würde sie versuchen abzuwehren, immerhin waren ihre Nahkampfqualitäten hervorragend. Eleyna versuchte die beiden Schergen aus dee Reserve zu locken. Sie hatte mitbekommen, wie der Schütze die Augen verengt hatte, nachdem der Grinsende seinen Schuss kommentierte. Offenbar war er eitel, denn das war eine Gefühlsregung gewesen! Egal was passieren würde... Eleyna war bereit, die kleinen Puzzleteile aufzulesen und zusammenzufügen!

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. Februar 2023, 20:57

Sie hatte ausreichend Zeit zum Grübeln und kam dennoch kaum voran dabei. Warum sie sich hier von einem fremden Bogenschützen bedrohen und dirigieren lassen musste, war ihr ebenso unbekannt wie das Ziel selbst. Oder der Umstand, wer der Hintermann sein mochte... oder die Frau, je nachdem, möglich wäre schließlich beides.
Und wieso hatte man es auf sie beide abgesehen? Oder war eigentlich nur der Meisterspion das Ziel gewesen? Er hatte gewiss mehr Feinde als sie und es wäre viel lohnender, ihn einzufangen.
Dennoch war sie es, die im Moment durch den Schnee stapfte und sich unaufhaltsam der Küste näherte, wo die nächste unangenehme Überraschung auf sie wartete. Wobei das nicht so sehr der Umstand von Verstärkung für ihren Widersacher war, sondern vielmehr der absolut desolat wirkende Kahn, in den sie steigen und den sie auch noch selbst rudern sollte. Nie im Leben würde sie freiwillig einen Finger rühren und sich zur Komplizin ihrer eigenen Entführung machen!
Was glaubte der Kerl eigentlich, wie dumm sie war? Was hielt der Schütze hinter ihr wohl davon? Ihm war diesbezüglich keine Regung anzumerken, sodass er seine Gedanken wahrhlich erfolgreich hinter seiner Stirn zu verbergen wusste. Doch auch der andere könnte lediglich schauspielern, um sie in die Irre zu führen. Sie musste sich gedulden und beobachten, nur so konnte sie mehr herausfinden, um es für ihren Vorteil zu nutzen.
Der Redselige war es letzten Endes auch, der sich ihr viel zu unbefangen näherte nach ihrem kleinen Missgeschick und sie ein wenig mit seinen Worten neckte. Ihre Reaktion ließ ihn noch eine Spur breiter grinsen. "Später, meine Hübsche, wenn wir keine Zuseher haben.", hielt er dagegen und schürzte seine Lippen, um zu verdeutlichen, was er durchaus bereit wäre, mit ihr anzufangen. Und zeigte obendrein, dass er sich von ihrer bissigen Bemerkung überhaupt nicht beeindrucken oder gar verscheuchen ließ.
Stattdessen wandte er sich an seinen Kumpanen und bugsierte sie schlussendlich in das Boot, dorthin, wo er sie hinhaben wollte. Der Bogenschütze reagierte in der Zwischenzeit nicht auf ihr Grinsen und hatte seine stoische Miene zurück gefunden, so minimal dessen Verrutschen auch gewesen sein mochte, und nahm in ihrem Rücken Platz.
Eines musste sie diesen Kerlen lassen, Stümper waren sie keine, trotz ihrer teilweisen zu großen Siegesgewissheit. Obwohl es absolut idiotisch war zu glauben, sie würde sich in ihren eigenen Untergang rudern, war diese Position auch hervorragend dazu geeignet, sie in die Zange zu nehmen. Egal, wem sie sich widmete, sie hätte stets einen Feind im Rücken, und das Boot schwankte obendrein ordentlich, als es mit Schwung in die Brandung geschoben wurde. Was sich noch verstärkte, als die Plaudertasche schwungvoll hinein sprang und einige eisige Wasserspritzer in die Richtung der Mischlingselfe dabei schleuderte.
Dann machte er sich daran, dafür zu sorgen, dass sie auf keine dummen Fluchtgedanken käme, selbst, wenn sie nicht ahnte, wie eisig kalt das Meer um sie herum sein mochte. Daraufhin bekräftigte sie noch einmal ihre Meinung und sorgte dafür, dass ihr Gegenüber lässig mit den Schultern zuckte. "Meinetwegen, wir auch. Oder wir schwimmen eine Runde und lassen dich hier gefesselt zurück. Könnte passieren, dass das alte Ding hier bald vollläuft. Wär' zwar schade um dein hübsches Gesicht, aber sei's drum. Andere Mütter haben auch hübsche Töchter.", sinnierte er in betont harmlosen Tonfall, während in ihrem Rücken der Schütze ein Augenrollen andeutete, das jedoch von beiden nicht wahrgenommen wurde. Von ihm, weil er nicht wollte, und von ihr, weil sie es nicht konnte.
Dafür konnte sie sich ein wenig umsehen und wenn sie sich wider Erwarten etwas mehr umdrehen würde, könnte sie hinter einer Biegung des Küstenverlaufs den Bug eines größeren Schiffes ausmachen, das dort scheinbar vor Anker lag. Es war ein Segler, nicht so groß und prächtig wie jener, mit dem sie in Mantron eingelaufen war, allerdings auch kein kleines Schiffchen.
War das ihr Ziel? Es war naheliegend. Doch was dann? Was würde sie an Bord erwarten?
Ein Ruf, laut und zu untypischer Tageszeit ließ sie aufhorchen und zurück zum Ufer sehen. Ihre Augen suchten und suchten... und... sahen etwas! Nicht den Verursacher, dazu war er viel zu klug und vorsichtig, sofern er es denn war. Hätte er sich gezeigt, ein Bogenschuss könnte sie ihn vielleicht immer noch erreichen und erneut verletzen. Aber... er hatte andere Mittel.
Gerade, als sie hinsah, verlor ein Ast auffallend viel Schnee, ohne, dass ein Tier in die Höhe stob, dessen Abstoßen dies verursacht hätte. Zwar könnte es auch ein anderer Baumkletterer sein, der einfach im Dickicht verborgen blieb, doch gemeinsam mit dem Ruf war es zu auffällig. Zumindest, wenn man auf ein Zeichen hoffte und es sehen wollte! Er lebte und er würde sie finden, das musste sie schlichtweg glauben, um konzentriert bleiben zu können.
Ob der Schütze hinter ihr ebenfalls darauf aufmerksam geworden wäre? Bestimmt hätte sie gerne nachgesehen, aber das hätte zu verräterisch gewirkt. Außerdem beanspruchte der Redselige ihre Aufmerksamkeit erneut, als er sich flegelhaft breit machte. Dass seine Beine dabei ihre Hüfte berührten, war nach dem Geplänkel von vorhin wohl kaum ein Zufall oder der Enge des Bootes geschuldet.
Sie betrachtete ihn und beinahe wirkte es, als würde er entspannt in der nicht vorhandenen Sonne vor sich hindösen und die Kälte rund herum genießen wollen. Dass er nicht ganz so übel in seinem Können und gedankenlos war, zeigte indes seine Reaktion. Denn er hatte sie naturgemäß beobachtet und die Veränderung in ihrer Mimik bemerkt, sodass er sich auf einen Wie-auch-immer-Angriff mental bereits vorbereitet hatte. Während der Schütze sich stoisch heraus hielt, vorerst zumindest, da holte sie aus und wollte nach ihm treten.
Zu blöd, dass er scheinbar zu den Nahkämpfern mit viel zu guten Reflexen gehörte, denn er packte sie, indem sich seine Finger wie ein unerbittlicher Schraubstock um ihren Knöchel schlossen und zudrückten, dass es bereits jetzt unangenehm wurde. Einmal griff er kurz nach, denn lag sein Daumen so unterhalb ihres inneren Knöchels, dass er ohne viel Mühe Druck auf ihr Band ausüben und ihr damit richtige Schmerzen zufügen konnte. Wie ärgerlich!
Und als wäre das noch nicht genug gewesen, lehnte er sich, ohne seine Finger zu lösen, zur Seite und sorgte dafür, dass sie ein nicht sonderlich kleiner Schwall eiskalten Wassers traf. Dabei gewann er sein Grinsen wieder. "Na, na, wer wird denn da gemein werden?", spöttelte er und verstärkte den Druck mit dem Daumen, während es in seinen Augen kalt aufblitzte.
"Noch einmal. Ruderst du jetzt? Letzte Chance, sonst bin ich nicht mehr so nett.", fuhr er mit schon mehr Kühle in der Stimme fort, die viel besser zu dem Klischee der Eiselfen passte. Sie hatte also nicht viel erreicht mit ihrer Attacke und würde dank seiner Gegenreaktion vermutlich bald zu frieren beginnen, aber sie hatte eines geschafft, sie schien ihn zu ärgern. Das wäre zwar eine Genugtuung für sie, jedoch auch ziemlich gefährlich, solange sie ihm derart ausgeliefert war.
Welchen Weg sollte sie demnach jetzt weiter verfolgen? Den des Widerstands, indem sie bockte und provozierte? Oder wäre es erst einmal nicht klüger, nachzugeben und auf einen besseren Moment zu lauern.
Der Griff um ihren Knöchel wurde noch schmerzhafter, denn der Kerl hatte offensichtlich Kraft. Außerdem kühlte sie das eisig kalte Wasser, das teilweise in ihre Kleidung eingedrungen war, sie rasch aus. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie noch eine Verkühlung oder gar Schlimmeres riskieren. Lohnte sich das wirklich?
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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 5. März 2023, 21:09

Die Anzüglichkeit des Plappermauls ignorierte die Mischlingselfe gekonnt. So etwas passierte ihr nicht zum ersten Mal und er wäre gewiss nicht der erste, der sich an ihr die Zähne ausbiss! Eleyna war auf Konfrontation eingestellt und mit jeder Sekunde, die die beiden Schergen glaubten, sie würden sie zu einer Komplizin in ihrer eigenen Entführung machen können, baute sich ihr Sturkopf nur noch mehr auf! Zudem würde sie ihnen das Zepter nicht kampflos überlassen. Zwar durchschaute Eleyna, dass es zwecklos wäre, eine echte Flucht zu riskieren, doch eine Finte konnte sie allemal durchziehen. Und so gelang es ihr zumindest, dass ein Teil von ihr in Mantron bleiben würde, während ihr Tuch hier ebenfalls verrotten könnte. Auch wenn der grinsende Idiot ihren Plan beinahe zunichte gemacht hätte mit seinen riesigen Quadratlatschen. Sie konnte sicher sein, dass wenn Laogh überlebte und sich auf die Suche nach ihr machte, ihm selbst das auffallen würde. Und sie wusste, dass er sein Versprechen würde halten wollen. Man konnte dem Schatten von Pelgar vieles nachsagen, doch gewiss nicht, dass er sein Wort brach. So hatte sie ihn derweil nicht kennengelernt, auch wenn sie es erst verstehen und erkennen musste. Eleyna ließ sich mit übelgelauntem Gesichtsausdruck zum Ruderboot ziehen und wehrte sich dem Anschein nach ein wenig dagegen. Sie sollten ruhig glauben, dass sie sich über ihre misslungene Flucht ärgerte und sie nun erst recht keine Lust hatte, ihnen zu folgen. Gut, letzteres würde sich auch nicht ändern, doch wusste sie sehr wohl, wenn sie vorerst abwarten musste.
Eleyna war kein Frischling in solchen Dingen und ihr Beruf barg so manche Gefahren, die meist eine Entführung, ein Verschleppen, ein Bedrohen oder Foltern nach sich zog. Das allein oder besser, die Aussicht darauf, ängstigte sie nun noch nicht. Auch wenn sich ihre Gedanken immer wieder von ihrem antrainierten Verhaltensmuster entfernten, um nach ihrem Kind im Bauch zu horchen. Doch sie verbot sich jegliche Gefühlsregung, jegliche Geste in Richtung des Bauches, um die Angreifer ja nicht auf seltsame Ideen zu bringen. Nein, sie hütete dieses Geheimnis und würde es verschweigen, ganz so, wie sie es Mundl gesagt hatte, nachdem er es herausfand. Nun aber saß sie im Kahn und wurde abermals aufgefordert zu rudern. Und wie nicht anders zu erwarten, weigerte sie sich. Die Worte des Plappermauls entlockten ihr nur ein müdes Augenrollen. „Du wirst es verschmerzen, da bin ich sicher. Aber geh‘ ruhig eine Runde schwimmen! Lass dich von mir bloß nicht aufhalten!“, giftete sie schlagfertig zurück und hätte kaum desinteressierter wirken können. Allerdings änderte auch dieser Kommentar nicht im Geringsten etwas an ihrer Haltung.

Eleyna würde nicht rudern, da konnte er sich auf den Kopf stellen. Nun aber konnte Eleyna einen Moment den Blick schweifen lassen, ehe sie die Segel des Schiffes entdeckte. Kurz runzelte sie die Stirn als sie sich fragte, ob das ihr Ziel wäre. Es war ihr beim Einlaufen vor Wochen nicht aufgefallen und es wirkte kleiner als das Handelsschiff von Mundl. Etwas anderes kitzelte ihre Aufmerksamkeit und als sie dem Ruf des Käuzchens folgte, sah sie tatsächlich ein wenig Schnee rieseln. Er war das. Das wusste sie. Er hatte die Verfolgung bereits aufgenommen – er lebte! Erleichterung flutete ihre Nervenbahnen, doch Eleyna verbot sich, sie offen zur Schau zu tragen. So blieb ihre Miene unberührt und auch sonstige vegetative Funktionen, wie die Atmung oder ihr Herzschlag, wusste sie zu beeinflussen. Seit sie überfallen worden waren, griffen ihre antrainierten Reflexe und verhinderten, dass sie von etwaigen Gefühlen verräterisch überrannt wurde. Allerdings war die Chance zu verlockend, dem Großmaul eines auszuwischen, sodass sie versuchte ihn zu treten. Seine Reflexe waren schnell und auch wenn Eleyna die Quittung kassierte, wusste sie nun, dass er weitaus gewiefter war als er glauben machen wollte. Der Schmerz, der ihren Knöchel durchströmte, war nachhaltig. Sie spürte das Pochen und Wummern, das Kribbeln ihrer Hacke und doch würde dieser Schmerz allein nicht im Geringsten ausreichen, um sie weichzuklopfen. Aber das musste er nicht wissen. So verzog sie leidend das Gesicht, spielte den Schmerz, der sie nicht wirklich aus der Ruhe brachte und griff vermeintlich erschrocken, über seine Reaktion, an ihr Bein. Er indes lehnte sich zur Seite und sie duschte ungefragt.
Das Frieren war aber echt, denn das Wasser war eiskalt. Sie zitterte kurz und sah ihn tropfnass an. Ihre Augen funkelten zornig in seine Richtung, während er noch immer ihren Knöchel hielt. Eleyna ruckte entnervt daran und hörte dann seine Worte, während sie die Lippen aufeinanderpresste. "Na, na, wer wird denn da gemein werden? Noch einmal. Ruderst du jetzt? Letzte Chance, sonst bin ich nicht mehr so nett." Sie schnaubte abfällig, während sich der Schmerz verstärkte und ihre Sturheit nur um so mehr heraufbeschwor. Der Schmerz war da aber er reichte noch immer nicht aus, um ihren Willen zu brechen. Doch sie führte den Grinsenden weiterhin an der Nase herum. „Du tust mir weh!“, schnauzte sie zischend, lehnte sich dann aber seinem Griff entgegen und funkelte ihn weiterhin an. „Nur zu. Mach dir wegen mir keine Umstände.“, meinte sie auf seine Nettigkeits-Phrase hin und ruckte mit dem Kopf in seine Richtung. „Du kannst noch zehnmal fragen, ich werde eure Hintern gewiss nicht dorthin befördern, wo IHR hinwollt!“, fauchte sie und lehnte sich wieder zurück. Sie ruckte an ihrem Fuß, um ihn zu befreien und verengte die Augen. „Loslassen!“, verlangte sie und zeigte immer mal wieder einen leidenden Gesichtsausdruck. Sollte er doch glauben, dass er sie so leicht zum Wimmern brachte. Sie würden sich beide noch umgucken!

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Re: Ort des Gedenkens

Beitrag von Erzähler » Montag 6. März 2023, 13:12

Für Eleyna geht es weiter in Eine Seefahrt, die ist lustig...
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