Die Bruderschaft des Lichts
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Die Bruderschaft aus Pelgar hat im Eldoras ein verstecktes Lager aufgebaut, in dem sie auch erste Flüchtlinge aus der Hauptstadt aufgenommen haben.
Die Bruderschaft aus Pelgar hat im Eldoras ein verstecktes Lager aufgebaut, in dem sie auch erste Flüchtlinge aus der Hauptstadt aufgenommen haben.
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Die Bruderschaft des Lichts
Wie ein Meer aus verschiedenen Grüntönen umringte der Wald Eldoras Lynn und Zachorian. Sie kamen auf einer Lichtung mitten im Wald an, durch den Zachorian sie so geschickt geführt hatte wie durch ein Labyrinth, dessen Lösungsweg er in- und auswendig kannte. Lynn konnte Stimmen vernehmen und zum ersten Mal seitdem sie Pelgar verlassen hatten, klarte ihr Blick auf. Den bisherigen Weg hatte sie kaum wahrgenommen, alles war verschwommen, Lynn wie in Trance.
Zachorian hatte die beiden geschickt durch die schmalsten Gassen der Reichshauptstadt gelotst. Es konnte nicht das erste Mal gewesen sein, dass er sich in so abgelegenen Teilen der Stadt aufgehalten hatte. Anmutig wie eine Katze, geschickt in der Kunst unerkannt zu bleiben und doch stark und selbstbewusst bewegte er sich. Das Schwert stets im Anschlag, bereit dem dunklen Volk die Stirn zu bieten, sollte es notwendig sein. Sich ins offene Gefecht zu stürzen, hätte keinen Sinn ergeben. Zu zahlreich waren die dunklen Horden, zu sehr wurde die Stadt überrannt.
Erneut sah Lynn die Bilder aus der Stadt vor sich. Die Wachen Pelgars niedergestreckt. Beinahe chancenlos im direkten Kampf und gegen die Übermacht des Feindes. Sie sah erneut vor sich, wie einem Soldaten das gegnerische Schwert direkt in den Hals gerammt wurde. Blut überströmte ihn, aus dem Hals, aus dem Mund und aus der Nase. Sie sah erneut die Orks, welche regelrechte Stücke ihrer Opfer herausrissen. Die strahlenden silbernen Rüstungen der pelgarischen Stadtwache matt vom Dreck der Straßen und vom Blut hatten ihren Glanz verloren sowie die Augen der Gefallenen. Die Banner der Stadt lagen nur noch müde flatternd auf dem Boden verteilt.
Lynn sah, dass sie eine Art Lager erreicht hatten. Mehrere Zelte waren aufgeschlagen worden. Am Rand des Lagers standen einige wenige Wachen. Viele waren wohl nicht nötig, das Lager war so gut im Wald versteckt, dass es wohl kaum möglich war es zu finden. In der Mitte des Lagers prasselte ein Feuer. Lynn entdeckte am Rande des Lagers wie jemand Rehe ausnahm, daneben waren bereits Felle aufgespannt. In einem großen offenen Zelt huschten Menschen um einfache Lazarettbetten und versuchten Verwundete zu versorgen. Viele aufgeregte Menschen strömten umher. Der Großteil der Flüchtlinge sah nicht nach Kriegern aus, sondern nach einfachem Volk. Wie lange mochten sie hier schon Zuflucht suchen? Die Meisten waren vermutlich schon vor dem Fall der Stadttore hier angekommen, aber die Nachricht vom Fall der Stadt hatte sich auch hier verbreitet wie ein Lauffeuer. Lynn vernahm verzweifeltes Flehen einiger, die noch ihre Angehörigen missten.
Lynn hörte erneut die grausamen Schreie von den Straßen Pelgars. Von den Menschen, die um ihr Leben fürchteten. Von Müttern, die sich schützend um ihre Kinder warfen, in der Hoffnung sie so vor der dunklen Macht abschirmen zu können. Von Frauen, teils nicht älter als sie selbst, die von ihren Peinigern geschändet wurden und bei den Göttern um Gnade winselten. Das Weinen der Kinder, die im Tumult verloren gegangen waren und nun schutzlos ihrem Schicksal ausgeliefert waren. Gemischt mit dem Klirren von Waffen und den siegreichen Rufen der Heerschar Morgerias konnte Lynn sie noch immer vernehmen.
Zachorian umarmte eine der Wachen herzlich und wechselte einige Worte mit ihm. Wie er es geschafft hatte sie hier her zu führen, war Lynn nicht ganz bewusst. In einer Sackgasse hatte er sie zu einer unter Decken und Fellen versteckten Falltür gebracht. Über eine Leiter ging es hinab in die Kanalisation der Stadt. Lynn war nicht einmal der abscheuliche Geruch aufgefallen. Wie ein Kutschpferd musste Zachorian Lynn den ganzen Weg hinter sich herschleifen. Ihr schönes rosafarbenes Kleid zeugte am Saum noch von den Spuren der Kanalisation.
Wie lange sie unterwegs waren, vermochte Lynn nicht zu sagen. Es mochten Minuten, Stunden oder gar Tage gewesen sein. Schon bald erreichten sie den Wald Eldoras. Geschickt führte Zachorian sie auch durch das grüne Dickicht. Er musste sich auskennen in der Wildnis, so natürlich wirkte es wie er zwischen den Bäumen umherhuschte. Er wusste genau, wohin er die beiden Flüchtigen zu führen hatte.
Lynn dachte an ihre Familie. An ihren Vater, der mit den anderen Paladinen der Stadt unter Kommandant Carmara alles für die Verteidigung Pelgars gegeben hatte. Ob er wohl hinter den Toren der Stadt stand, als diese fielen und die dunklen Massen über Pelgar stürzten? Oder hatte der Kommandant ihm zu diesem Zeitpunkt andere Verteidigungsaufgaben zugewiesen? Eine dicke Träne lief über Lynns Wange. Und Mutter? Wusste sie überhaupt Bescheid, dass die Tore gefallen sind? Wo war sie? Ob sie sich wohl Sorgen um mich macht? Mich sucht? Das Haus durchsucht? So lange bis die Bestien auch unser Anwesen erreichen? Ist sie auch in den Händen der Eroberer? Erlitt sie… dasselbe Schicksal wie die Frauen die ich auch den Straßen der Stadt gesehen habe? Und mein Bruder… noch so klein… so unschuldig. Was mögen diese Ungeheuer nur mit einem kleinen Jungen anstellen?
„Komm Lynn. Hier sind wir bei Freunden. Hier sind wir sicher. Vorerst…“ riss Zachorian sie erneut aus ihren Gedanken. Rasch wischte sie sich die Träne von der Wange. Erst jetzt realisierte sie, dass sie Pelgar das erste Mal in ihrem Leben verlassen hatte. Sie war in Eldoras, dem sagenumwobenen Wald. Sie spürte den weichen Waldboden unter ihren Füßen. Atmete die frische, klare Luft ein. Grünlich schimmerndes Licht fiel durch die Baumwipfel auf sie herab. In der Ferne mochte mal leise Vögel vernehmen, doch das Stimmengewirr des Lagers überwiegte. Lang hatte Lynn davon geträumt die Wunder Celcias mit eigenen Augen zu sehen. Doch hier zu stehen, war etwas anderes. Ihr fehlte das sichere Gefühl des Steins und der Mauern des Pelgars, das sie von früher kannte. Sie fühlte sich unwohl und fremd in dieser neuen Umgebung, für die Schönheit der Natur war sie in diesem Moment blind. Vor wenigen Augenblicken war ihr das gesamte Leben, welches sie bislang gekannt hatte, entrissen worden.
„Lynn!“ Zachorian war bereits einige Schritte gegangen und drehte sich erneut um, da Lynn immer noch wie angewurzelt da stand. Sie blickte ihn an und hüpfte ihm erschrocken nach, um bloß nicht seine schützende Nähe zu verlieren. Mit noch leicht feuchten Wangen betrat sie mit Zachorian das Lager.
Zachorian hatte die beiden geschickt durch die schmalsten Gassen der Reichshauptstadt gelotst. Es konnte nicht das erste Mal gewesen sein, dass er sich in so abgelegenen Teilen der Stadt aufgehalten hatte. Anmutig wie eine Katze, geschickt in der Kunst unerkannt zu bleiben und doch stark und selbstbewusst bewegte er sich. Das Schwert stets im Anschlag, bereit dem dunklen Volk die Stirn zu bieten, sollte es notwendig sein. Sich ins offene Gefecht zu stürzen, hätte keinen Sinn ergeben. Zu zahlreich waren die dunklen Horden, zu sehr wurde die Stadt überrannt.
Erneut sah Lynn die Bilder aus der Stadt vor sich. Die Wachen Pelgars niedergestreckt. Beinahe chancenlos im direkten Kampf und gegen die Übermacht des Feindes. Sie sah erneut vor sich, wie einem Soldaten das gegnerische Schwert direkt in den Hals gerammt wurde. Blut überströmte ihn, aus dem Hals, aus dem Mund und aus der Nase. Sie sah erneut die Orks, welche regelrechte Stücke ihrer Opfer herausrissen. Die strahlenden silbernen Rüstungen der pelgarischen Stadtwache matt vom Dreck der Straßen und vom Blut hatten ihren Glanz verloren sowie die Augen der Gefallenen. Die Banner der Stadt lagen nur noch müde flatternd auf dem Boden verteilt.
Lynn sah, dass sie eine Art Lager erreicht hatten. Mehrere Zelte waren aufgeschlagen worden. Am Rand des Lagers standen einige wenige Wachen. Viele waren wohl nicht nötig, das Lager war so gut im Wald versteckt, dass es wohl kaum möglich war es zu finden. In der Mitte des Lagers prasselte ein Feuer. Lynn entdeckte am Rande des Lagers wie jemand Rehe ausnahm, daneben waren bereits Felle aufgespannt. In einem großen offenen Zelt huschten Menschen um einfache Lazarettbetten und versuchten Verwundete zu versorgen. Viele aufgeregte Menschen strömten umher. Der Großteil der Flüchtlinge sah nicht nach Kriegern aus, sondern nach einfachem Volk. Wie lange mochten sie hier schon Zuflucht suchen? Die Meisten waren vermutlich schon vor dem Fall der Stadttore hier angekommen, aber die Nachricht vom Fall der Stadt hatte sich auch hier verbreitet wie ein Lauffeuer. Lynn vernahm verzweifeltes Flehen einiger, die noch ihre Angehörigen missten.
Lynn hörte erneut die grausamen Schreie von den Straßen Pelgars. Von den Menschen, die um ihr Leben fürchteten. Von Müttern, die sich schützend um ihre Kinder warfen, in der Hoffnung sie so vor der dunklen Macht abschirmen zu können. Von Frauen, teils nicht älter als sie selbst, die von ihren Peinigern geschändet wurden und bei den Göttern um Gnade winselten. Das Weinen der Kinder, die im Tumult verloren gegangen waren und nun schutzlos ihrem Schicksal ausgeliefert waren. Gemischt mit dem Klirren von Waffen und den siegreichen Rufen der Heerschar Morgerias konnte Lynn sie noch immer vernehmen.
Zachorian umarmte eine der Wachen herzlich und wechselte einige Worte mit ihm. Wie er es geschafft hatte sie hier her zu führen, war Lynn nicht ganz bewusst. In einer Sackgasse hatte er sie zu einer unter Decken und Fellen versteckten Falltür gebracht. Über eine Leiter ging es hinab in die Kanalisation der Stadt. Lynn war nicht einmal der abscheuliche Geruch aufgefallen. Wie ein Kutschpferd musste Zachorian Lynn den ganzen Weg hinter sich herschleifen. Ihr schönes rosafarbenes Kleid zeugte am Saum noch von den Spuren der Kanalisation.
Wie lange sie unterwegs waren, vermochte Lynn nicht zu sagen. Es mochten Minuten, Stunden oder gar Tage gewesen sein. Schon bald erreichten sie den Wald Eldoras. Geschickt führte Zachorian sie auch durch das grüne Dickicht. Er musste sich auskennen in der Wildnis, so natürlich wirkte es wie er zwischen den Bäumen umherhuschte. Er wusste genau, wohin er die beiden Flüchtigen zu führen hatte.
Lynn dachte an ihre Familie. An ihren Vater, der mit den anderen Paladinen der Stadt unter Kommandant Carmara alles für die Verteidigung Pelgars gegeben hatte. Ob er wohl hinter den Toren der Stadt stand, als diese fielen und die dunklen Massen über Pelgar stürzten? Oder hatte der Kommandant ihm zu diesem Zeitpunkt andere Verteidigungsaufgaben zugewiesen? Eine dicke Träne lief über Lynns Wange. Und Mutter? Wusste sie überhaupt Bescheid, dass die Tore gefallen sind? Wo war sie? Ob sie sich wohl Sorgen um mich macht? Mich sucht? Das Haus durchsucht? So lange bis die Bestien auch unser Anwesen erreichen? Ist sie auch in den Händen der Eroberer? Erlitt sie… dasselbe Schicksal wie die Frauen die ich auch den Straßen der Stadt gesehen habe? Und mein Bruder… noch so klein… so unschuldig. Was mögen diese Ungeheuer nur mit einem kleinen Jungen anstellen?
„Komm Lynn. Hier sind wir bei Freunden. Hier sind wir sicher. Vorerst…“ riss Zachorian sie erneut aus ihren Gedanken. Rasch wischte sie sich die Träne von der Wange. Erst jetzt realisierte sie, dass sie Pelgar das erste Mal in ihrem Leben verlassen hatte. Sie war in Eldoras, dem sagenumwobenen Wald. Sie spürte den weichen Waldboden unter ihren Füßen. Atmete die frische, klare Luft ein. Grünlich schimmerndes Licht fiel durch die Baumwipfel auf sie herab. In der Ferne mochte mal leise Vögel vernehmen, doch das Stimmengewirr des Lagers überwiegte. Lang hatte Lynn davon geträumt die Wunder Celcias mit eigenen Augen zu sehen. Doch hier zu stehen, war etwas anderes. Ihr fehlte das sichere Gefühl des Steins und der Mauern des Pelgars, das sie von früher kannte. Sie fühlte sich unwohl und fremd in dieser neuen Umgebung, für die Schönheit der Natur war sie in diesem Moment blind. Vor wenigen Augenblicken war ihr das gesamte Leben, welches sie bislang gekannt hatte, entrissen worden.
„Lynn!“ Zachorian war bereits einige Schritte gegangen und drehte sich erneut um, da Lynn immer noch wie angewurzelt da stand. Sie blickte ihn an und hüpfte ihm erschrocken nach, um bloß nicht seine schützende Nähe zu verlieren. Mit noch leicht feuchten Wangen betrat sie mit Zachorian das Lager.
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Re: Die Bruderschaft des Lichts
Schreie, tosender Lärm, das Klirren von schwerer Rüstung. Die flehenden Rufe… Nach Hilfe, nach Erbarmen, Gnade und um das eigene Leben. Niemand kannte die Schrecken des Krieges, bis er selbst erlebt wurde. Viele lasen in Büchern und Schriftrollen darüber. Vielen wurde der Krieg als heroisch dargestellt, als ehrenvoll. Doch was würden die Toten erzählen, wenn man ihnen zuhören könnte? Würden sie Lieder singen über die Heldentaten? Würden sie die Taten feiern und die Humpen auf diejenigen erheben, denen sie ihr Schicksal verdankten? Es war ein verzerrtes Bild, das gezeichnet wurde, ohne all das Leid zu beschreiben. So viel Leid, das nicht in Worte zu fassen wäre, denn nie würden sie reichen, um das Erlebte zu begreifen. So erging es vielen. Während der Weg sie fort führte von ihrem Zuhause, ihren Familien und den Dingen, die sie mit Heimat verbanden, sahen sie alle gleich aus. Bleiche Gesichter, verschmutzt von Dreck und Blut, hier und dort ein Kratzer und Schrammen, an denen sie nicht sterben würden und doch lange zu tragen hätten. Die trüben Augen, die nichts mehr sahen, außer ein starres Bild, welches verhinderte, dass sie weinend und wimmernd zusammenbrachen. Der Schock saß ihnen allen in den Knochen und stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Dem kleinen Tross war die Flucht aus ihrer Heimatstadt geglückt und doch waren sie Gefangene. Gefangene dessen was sie mitansehen mussten, was sie tun mussten, um am Leben zu bleiben. Sie alle folgten, wie in Trance einem Weg, der ungewiss und ohne Perspektive auf sie wartete. Niemand von ihnen wusste, wie es weitergehen sollte und während sie einem unbestimmten Anführer folgten, dachte keiner von ihnen an das ‚was soll werden‘.
So erging es auch Lynn. Blasser und zierlicher als ohnehin schon, schritt sie neben dem gebürtigen Pelgarer her. Er hatte ihr eine Hand an den Oberarm gelegt, damit sie in Bewegung blieb.
Sie mussten jetzt schleunigst das geliebte Heim verlassen und sie mussten sich beeilen. Bevor die Schergen der Aggressoren sich die Schwachstelle in Pelgar’s Mauern zu eigen machten. Zachorian hatte bereits Gerüchte gehört, dass die dunkle Armee von diesem Zulauf wusste. Und sie würden gewiss nicht zögern, dort ebenfalls ins Innere der Stadt zu gelangen. Sie würden ungefähr zwei Tage benötigen, um die schützenden Bäume des Eldoras zu erreichen. Er war kurz einen Blick über die Schulter und betrachtete die anderen Flüchtlinge. Sie waren so wenige. Vielleicht 30 oder 40 Menschen aus Pelgar, die binnen kürzester Zeit ihre gesamte Existenz verloren haben. Seine Augen glitten zurück zu dem Mädchen neben sich. Einschließlich ihr. Der Gedanke, dass Lynn schutzlos einem dieser Bastarde in die Hände fiele, trieb den Pelgarer weiter an und so schob er Lynn weiter und weiter, zeigte kein Erbarmen, wenn sie müde werden sollte. Sie mussten den Wald erreichen – dann wären sie vorerst in Sicherheit!
Es war beinahe wie ein Geschenk, was Lynn’s Verstand ihr da machte. Während sie von ihrem Vertrauten dazu angehalten wurde, immer weiter zu laufen und nicht stehen zu bleiben, konnte sie sich in sich zurückziehen. Nichts von dem was sie erleben musste, drang wahrhaftig in ihr Bewusstsein. Sie spürte nichts. Sie sah nichts. Sie war eine leere Hülle, die neben sich stand und die nicht begreifen konnte, dass ihr Leben, wie sie es kannte, vorbei wäre. Lynn folgte Zachorian ohne etwas in Frage zu stellen oder sich dagegen zu wehren. So merkte sie auch erst spät, dass sie derweil in einem Wald angekommen waren. Die veränderte Farbgebung war es, die ihren Geist etwas aufbrach. Das satte Grün, welches mal heller, mal dunkler ihren roten Augen schmeichelte, strahlte etwas Friedliches aus. Es war wie eine sanfte Umarmung, ein Willkommen und gleichzeitig eine Art Kokon, der sie dort empfing. Hier herrschte eine eigenartige Ruhe, die lediglich durch die Menschen in ihrer Nähe gebrochen wurde. Vögel zwitscherten ihre Lieder, verstummten wenn der Flüchtlingstross vorbeizog. Noch immer hielt Zachorian ihren Arm. Nie hatte er sie auch nur aus den Augen gelassen. Dass ihre Trance langsam Risse bekam, führte auch dazu, dass sie wieder und wieder von den Bildern heimgesucht wurde, die sie erleben musste. Da war so viel Blut… Plötzlich änderte sich das Bild des Waldes erneut. Das Gemisch aus Grüntönen wurde scharf von beigen und weißen Zelten gebrochen, die sich erst vereinzelt, dann immer mehr auftaten. Mit einem Mal brach in ihrer unfreiwilligen Reisegruppe Tulmult aus. Einige der Flüchtenden begannen zu rennen und stürzten sich auf diejenigen, die in den Zelten aufzufinden waren. Chaotische Betriebsamkeit machte sich auf einmal breit und die Ruhe war wieder vorbei.
Hier war es unruhig, laut und irgendwo wurden Befehle gebellt. Ein Kind weinte. Lynn konnte auf einem Holzschemel eine Mutter mit zerschlissenen Kleidern sitzen sehen. Sie wiegte ihr Kind in den Armen, drückte es an sich und vermischte ihr eigenes Tränensalz mit dem des Kindes. Ihr fehlte ein Finger an ihrer Hand, notdürftig bandagiert, während ihre Haare wild wirkten. Noch immer setzten sie ihren Weg fort und plötzlich löste sich der Druck an ihrem Arm. Zachorian hatte sie losgelassen. Sie konnte durch den Nebel des Nichtverstehens erkennen, wie er einen Mann umarmte und begrüßte. Seine Abwesenheit führte dazu, dass Lynn sich mit den drohenden Gedanken um ihre Familie auseinandersetzen musste. Quälende Fragen, bittere Fragen, die sie sich stellen musste und doch keine Antwort darauf finden würde. Ein neuer Blick zu ihrem Vertrauten verriet ihr, dass er noch immer bei der Wache stand. Sie wechselten ein paar Worte, die sie nicht verstehen konnte, dann kam er wieder zu ihr zurück. „Komm Lynn. Hier sind wir bei Freunden. Hier sind wir sicher. Vorerst…“, bemühte er sich, das Mädchen zum Weitergehen zu bewegen. Lynn indes konnte ihren entrückten Zustand nicht länger aufrechterhalten. Unweigerlich sickerte die Erkenntnis in ihr Bewusstsein und rammte mit voller Wucht ihr Verstehen. Sie war nicht länger in Pelgar. Sie war woanders. Es war vollkommen neu und das konnte Angst machen, so viel stand fest. Dennoch wurde von ihr noch mehr verlangt. Sie musste weiter. Keiner würde jetzt auf ihren Gemütszustand Rücksicht nehmen, denn hier war sie eine unter hunderten.
Das Stimmengewirr im Lager verriet ihr, dass sie nicht die erste Flüchtige aus Pelgar war und es würden sicher noch mehr kommen. „Lynn!“, kam es mit einem Mal deutlich aus dem Gemurmel um sie herum. Zachorian kam ihr einen Schritt entgegen und griff nach ihrer Hand. Sicherheit in einer vollkommen unsicheren Zeit. Er zog sie sanft mit sich, blieb aber bestimmend dabei. Wissend dirigierte er sie durch die vielen Menschen und weiter hinein in das Lager aus Zelten. Hier standen bereits viele geschlossene und offene Zelte. Lynn konnte erkennen, dass es hier neben den Flüchtigen auch solche Menschen gab, die zwar in Rüstung herumliefen, aber eher halfen. Es wurden Decken verteilt, Essen, Getränke und Fragen beantwortet. Zudem wurden Zelte zugewiesen und Arbeiten eingeteilt. Das Ganze wirkte nicht so, als wäre es bereits ausgereift, aber man arrangierte sich und lernte mit der Zeit zu organisieren. Zachorian zog Lynn an einer alten Frau vorbei die an einen Baum gelehnt dasaß und die Augen geschlossen hatte. Sie hielt einen kleinen Hund auf ihrem Schoß der niedergeschlagen die Vorbeiziehenden beobachtete. Sie beide sahen aus, als hätten auch sie das Schlimmste in ihrem Leben erlebt. Die Zelte bildeten einen Korridor, den Lynn und ihr Lehrer beschritten. Dieser führte in die Mitte des Lagers, an dem einige Zelte im Kreis standen und alle offenen Fronten hatten. Da waren Zelte für die medizinische Versorgung, Zelte für Essen und Trinken und Zelte, um eventuell Angehörige zu finden. In jedem Zelt standen Männer in stählender Rüstung und halfen den Ratsuchenden. In der Mitte des freien Platzes, prasselte ein Lagerfeuer, an dem einige Geflüchtete saßen und in die Flammen starrten. „Komm, Lynn. Wir lassen uns ein Zelt zuweisen.“, murmelte der Dunkelhaarige an ihrer Hand und steuerte auf einen der Ritter zu. „Trodan!“, rief Zachorian plötzlich. „Trodan, hier drüben!“, kam es nochmal. Der Angesprochene verabschiedete gerade eine junge Frau, die offenbar allein unterwegs war und ihr Bein nachzog. Sie fand ihren Weg in das Zelt für medizinische Hilfe. „Zachorian! Meine Güte, du hast es geschafft!“, rief Trodan aus und legte dem anderen eine Hand auf die Schulter. Er war einige wenige Zentimeter größer als Zachorian und hatte kurzes, braunes Haar. Er schien nur etwas älter zu sein und hatte markante Gesichtszüge. „Gut dich zu sehen! Wer ist das?“, fragte er und nickte mit dem Kinn auf die zarte Blonde.
„Mein Mündel – Lynn. Hast du eine Unterkunft für uns?“, fragte er und Trodan blickte sich kurz um. „Versuch es dahinten, da müsste es noch eines geben. Wir wollen mehr bauen, aber die Flüchtlinge kommen zu zahlreich. Wir haben kaum Platz.“, beklagte er und schüttelte den Kopf. „Lysanthors Gnade, Bruder!“, sprach Trodan aus und Zachorian nickte. „Lysanthors Licht! Möge es uns erretten!“, antwortete er und zog Lynn weiter. Sie schlängelten sich durch eine weitere Zeltreihe, bis sie endlich vor einem stehen blieben. Erst jetzt ließ er ihre Hand wieder los und öffnete die Plane, damit Lynn eintreten konnte. Das Licht fiel auf die Ausstattung – die nicht vorhanden war. Es gab lediglich 4 Pritschen, nebeneinander aufgestellt und mit schnellen, ranzigen Decken und Kissen ausgelegt. In einer Ecke des Zeltes gab es noch einen Nachttopf, ansonsten war nichts da. Zachorian trat nach Lynn ein und Dunkelheit umfing sie, als die Plane des Zeltes wieder zurückfiel. „Setz dich Lynn…“, bestimmte er und deutete auf eine der Pritschen. „Was brauchst du? Was kann ich dir bringen?“, fragte er sie dann und sah sie endlich einmal an. Er stand vor ihr und wirkte müde, fahl und abgekämpft. Auch seine Augen waren rotumrandet und zeugten von dem wenigen Schlaf auf ihrem Weg hierher. „Ist dir kalt? Hast du Hunger?“, fragte er sie und betrachtete das Gesicht seiner Schülerin. „Bist du verletzt?“, wollte er wissen und wurde etwas geduldiger mit seinem Schützling.
So erging es auch Lynn. Blasser und zierlicher als ohnehin schon, schritt sie neben dem gebürtigen Pelgarer her. Er hatte ihr eine Hand an den Oberarm gelegt, damit sie in Bewegung blieb.
Sie mussten jetzt schleunigst das geliebte Heim verlassen und sie mussten sich beeilen. Bevor die Schergen der Aggressoren sich die Schwachstelle in Pelgar’s Mauern zu eigen machten. Zachorian hatte bereits Gerüchte gehört, dass die dunkle Armee von diesem Zulauf wusste. Und sie würden gewiss nicht zögern, dort ebenfalls ins Innere der Stadt zu gelangen. Sie würden ungefähr zwei Tage benötigen, um die schützenden Bäume des Eldoras zu erreichen. Er war kurz einen Blick über die Schulter und betrachtete die anderen Flüchtlinge. Sie waren so wenige. Vielleicht 30 oder 40 Menschen aus Pelgar, die binnen kürzester Zeit ihre gesamte Existenz verloren haben. Seine Augen glitten zurück zu dem Mädchen neben sich. Einschließlich ihr. Der Gedanke, dass Lynn schutzlos einem dieser Bastarde in die Hände fiele, trieb den Pelgarer weiter an und so schob er Lynn weiter und weiter, zeigte kein Erbarmen, wenn sie müde werden sollte. Sie mussten den Wald erreichen – dann wären sie vorerst in Sicherheit!
Es war beinahe wie ein Geschenk, was Lynn’s Verstand ihr da machte. Während sie von ihrem Vertrauten dazu angehalten wurde, immer weiter zu laufen und nicht stehen zu bleiben, konnte sie sich in sich zurückziehen. Nichts von dem was sie erleben musste, drang wahrhaftig in ihr Bewusstsein. Sie spürte nichts. Sie sah nichts. Sie war eine leere Hülle, die neben sich stand und die nicht begreifen konnte, dass ihr Leben, wie sie es kannte, vorbei wäre. Lynn folgte Zachorian ohne etwas in Frage zu stellen oder sich dagegen zu wehren. So merkte sie auch erst spät, dass sie derweil in einem Wald angekommen waren. Die veränderte Farbgebung war es, die ihren Geist etwas aufbrach. Das satte Grün, welches mal heller, mal dunkler ihren roten Augen schmeichelte, strahlte etwas Friedliches aus. Es war wie eine sanfte Umarmung, ein Willkommen und gleichzeitig eine Art Kokon, der sie dort empfing. Hier herrschte eine eigenartige Ruhe, die lediglich durch die Menschen in ihrer Nähe gebrochen wurde. Vögel zwitscherten ihre Lieder, verstummten wenn der Flüchtlingstross vorbeizog. Noch immer hielt Zachorian ihren Arm. Nie hatte er sie auch nur aus den Augen gelassen. Dass ihre Trance langsam Risse bekam, führte auch dazu, dass sie wieder und wieder von den Bildern heimgesucht wurde, die sie erleben musste. Da war so viel Blut… Plötzlich änderte sich das Bild des Waldes erneut. Das Gemisch aus Grüntönen wurde scharf von beigen und weißen Zelten gebrochen, die sich erst vereinzelt, dann immer mehr auftaten. Mit einem Mal brach in ihrer unfreiwilligen Reisegruppe Tulmult aus. Einige der Flüchtenden begannen zu rennen und stürzten sich auf diejenigen, die in den Zelten aufzufinden waren. Chaotische Betriebsamkeit machte sich auf einmal breit und die Ruhe war wieder vorbei.
Hier war es unruhig, laut und irgendwo wurden Befehle gebellt. Ein Kind weinte. Lynn konnte auf einem Holzschemel eine Mutter mit zerschlissenen Kleidern sitzen sehen. Sie wiegte ihr Kind in den Armen, drückte es an sich und vermischte ihr eigenes Tränensalz mit dem des Kindes. Ihr fehlte ein Finger an ihrer Hand, notdürftig bandagiert, während ihre Haare wild wirkten. Noch immer setzten sie ihren Weg fort und plötzlich löste sich der Druck an ihrem Arm. Zachorian hatte sie losgelassen. Sie konnte durch den Nebel des Nichtverstehens erkennen, wie er einen Mann umarmte und begrüßte. Seine Abwesenheit führte dazu, dass Lynn sich mit den drohenden Gedanken um ihre Familie auseinandersetzen musste. Quälende Fragen, bittere Fragen, die sie sich stellen musste und doch keine Antwort darauf finden würde. Ein neuer Blick zu ihrem Vertrauten verriet ihr, dass er noch immer bei der Wache stand. Sie wechselten ein paar Worte, die sie nicht verstehen konnte, dann kam er wieder zu ihr zurück. „Komm Lynn. Hier sind wir bei Freunden. Hier sind wir sicher. Vorerst…“, bemühte er sich, das Mädchen zum Weitergehen zu bewegen. Lynn indes konnte ihren entrückten Zustand nicht länger aufrechterhalten. Unweigerlich sickerte die Erkenntnis in ihr Bewusstsein und rammte mit voller Wucht ihr Verstehen. Sie war nicht länger in Pelgar. Sie war woanders. Es war vollkommen neu und das konnte Angst machen, so viel stand fest. Dennoch wurde von ihr noch mehr verlangt. Sie musste weiter. Keiner würde jetzt auf ihren Gemütszustand Rücksicht nehmen, denn hier war sie eine unter hunderten.
Das Stimmengewirr im Lager verriet ihr, dass sie nicht die erste Flüchtige aus Pelgar war und es würden sicher noch mehr kommen. „Lynn!“, kam es mit einem Mal deutlich aus dem Gemurmel um sie herum. Zachorian kam ihr einen Schritt entgegen und griff nach ihrer Hand. Sicherheit in einer vollkommen unsicheren Zeit. Er zog sie sanft mit sich, blieb aber bestimmend dabei. Wissend dirigierte er sie durch die vielen Menschen und weiter hinein in das Lager aus Zelten. Hier standen bereits viele geschlossene und offene Zelte. Lynn konnte erkennen, dass es hier neben den Flüchtigen auch solche Menschen gab, die zwar in Rüstung herumliefen, aber eher halfen. Es wurden Decken verteilt, Essen, Getränke und Fragen beantwortet. Zudem wurden Zelte zugewiesen und Arbeiten eingeteilt. Das Ganze wirkte nicht so, als wäre es bereits ausgereift, aber man arrangierte sich und lernte mit der Zeit zu organisieren. Zachorian zog Lynn an einer alten Frau vorbei die an einen Baum gelehnt dasaß und die Augen geschlossen hatte. Sie hielt einen kleinen Hund auf ihrem Schoß der niedergeschlagen die Vorbeiziehenden beobachtete. Sie beide sahen aus, als hätten auch sie das Schlimmste in ihrem Leben erlebt. Die Zelte bildeten einen Korridor, den Lynn und ihr Lehrer beschritten. Dieser führte in die Mitte des Lagers, an dem einige Zelte im Kreis standen und alle offenen Fronten hatten. Da waren Zelte für die medizinische Versorgung, Zelte für Essen und Trinken und Zelte, um eventuell Angehörige zu finden. In jedem Zelt standen Männer in stählender Rüstung und halfen den Ratsuchenden. In der Mitte des freien Platzes, prasselte ein Lagerfeuer, an dem einige Geflüchtete saßen und in die Flammen starrten. „Komm, Lynn. Wir lassen uns ein Zelt zuweisen.“, murmelte der Dunkelhaarige an ihrer Hand und steuerte auf einen der Ritter zu. „Trodan!“, rief Zachorian plötzlich. „Trodan, hier drüben!“, kam es nochmal. Der Angesprochene verabschiedete gerade eine junge Frau, die offenbar allein unterwegs war und ihr Bein nachzog. Sie fand ihren Weg in das Zelt für medizinische Hilfe. „Zachorian! Meine Güte, du hast es geschafft!“, rief Trodan aus und legte dem anderen eine Hand auf die Schulter. Er war einige wenige Zentimeter größer als Zachorian und hatte kurzes, braunes Haar. Er schien nur etwas älter zu sein und hatte markante Gesichtszüge. „Gut dich zu sehen! Wer ist das?“, fragte er und nickte mit dem Kinn auf die zarte Blonde.
„Mein Mündel – Lynn. Hast du eine Unterkunft für uns?“, fragte er und Trodan blickte sich kurz um. „Versuch es dahinten, da müsste es noch eines geben. Wir wollen mehr bauen, aber die Flüchtlinge kommen zu zahlreich. Wir haben kaum Platz.“, beklagte er und schüttelte den Kopf. „Lysanthors Gnade, Bruder!“, sprach Trodan aus und Zachorian nickte. „Lysanthors Licht! Möge es uns erretten!“, antwortete er und zog Lynn weiter. Sie schlängelten sich durch eine weitere Zeltreihe, bis sie endlich vor einem stehen blieben. Erst jetzt ließ er ihre Hand wieder los und öffnete die Plane, damit Lynn eintreten konnte. Das Licht fiel auf die Ausstattung – die nicht vorhanden war. Es gab lediglich 4 Pritschen, nebeneinander aufgestellt und mit schnellen, ranzigen Decken und Kissen ausgelegt. In einer Ecke des Zeltes gab es noch einen Nachttopf, ansonsten war nichts da. Zachorian trat nach Lynn ein und Dunkelheit umfing sie, als die Plane des Zeltes wieder zurückfiel. „Setz dich Lynn…“, bestimmte er und deutete auf eine der Pritschen. „Was brauchst du? Was kann ich dir bringen?“, fragte er sie dann und sah sie endlich einmal an. Er stand vor ihr und wirkte müde, fahl und abgekämpft. Auch seine Augen waren rotumrandet und zeugten von dem wenigen Schlaf auf ihrem Weg hierher. „Ist dir kalt? Hast du Hunger?“, fragte er sie und betrachtete das Gesicht seiner Schülerin. „Bist du verletzt?“, wollte er wissen und wurde etwas geduldiger mit seinem Schützling.
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Re: Die Bruderschaft des Lichts
Das Leid in den Augen der Menschen konnte Lynn auch hier erblicken, genau wie in der Hauptstadt selbst, während sie mit ihrem Retter das Lager durchschritt. Mütter, die noch sich selbst und hoffentlich ihre Kinder retten konnten, den Gatten allerdings zurücklassen mussten. All diejenigen, die geliebte Menschen verloren hatten. Männer mit leerem Blick und Kinder, die bitterlich weinten. Lynn durchströmte ein Gefühl des Mitleides. Am liebsten würde sie all diesen Menschen helfen. Ihnen ihr Leid einfach nehmen. Doch sie vermochte es nicht.
Einige Männer in Rüstung huschten durch das Lager, organisierten die Flüchtlingsströme und verteilten Hilfsgüter. Auch in ihren Augen sah Lynn Angst, aber gleichzeitig Mut. Eine Kraft, die ihnen der Gott des Lichtes und des Mutes selbst geschenkt haben musste. Sie schienen die Hoffnung noch nicht endgültig aufgegeben zu haben, dass das Licht über die Dunkelheit Morgerias siegen könne, so aussichtslos die Lage doch gerade schien.
Lynns Lehrmeister führte sie durch das Lager zu dessen Zentrum. Wie an einem Marktplatz schienen sich hier die wichtigsten Aufgaben zu zentrieren. Zelte wurden zugeteilt, Nahrung verteilt und die Verwundeten versorgt. Lynn sah viele leere Gesichter am Lagerfeuer. Auch diese Menschen wirkten wie in Trance. Einem jungen Mädchen mit verletztem Bein wurde medizinische Hilfe zugeteilt. Sie mochte wohl kaum viel älter als Lynn selbst sein, doch hatte niemanden an ihrer Seite. Wie sie wohl der Hölle entkommen war? Alleine? Wen sie wohl zurücklassen musste? Hatte ihre Familie auch nur den Hauch einer Ahnung, dass sie in Sicherheit war? Fragen, die Lynn in den Kopf schossen, während sie mitleidig beobachtete wie die Verwundete davon humpelte.
Dem Adelsmädchen wurde bewusst, dass sie unverschämtes Glück gehabt haben musste. Nichts war ihr geschehen. Keine Verletzung hatte sie erleiden müssen, zumindest keine von körperlicher Natur. Glück oder einen guten Schutzherrn mit dem Namen Zachorian.
„Trodan!“ rief Zachorian zu dem Mann, der sich eben noch um das junge Mädchen gekümmert hatte. Zachorian schien ihn zu kennen. Insgesamt schien Zachorian hier kein Fremder zu sein. Woher er wohl all diese Männer hier kennt? Woher er wohl den Weg hier her kannte? Dieses Lager? Wie lange mag es schon bestehen? Lynn konnte bislang niemanden erblicken der ihr bekannt war. Die meisten Vertreter der großen pelgarischen Adelshäuser vermochte sich doch zu erkennen.
Der Mann, Trodan genannt, war groß und braunhaarig. Typisch pelgarisch wirkten seine markanten Gesichtszüge. “Gut dich zu sehen! Wer ist das? fragte Trodan Zachorian, welcher Lynn als ihr Mündel vorstellte.
Lynn bemerkte durchaus die schroffe Art des Mannes. Warum fragt er mich nicht selbst wer ich bin? Es gehört sich nicht so über Anwesende zu sprechen und mich dabei kaum eines Blickes zu würdigen. Allerdings… Lynn begann erst jetzt zu bemerken wie erschöpft sie war, körperlich wie geistig. Sie war ohnehin kaum in der Lage zu sprechen, geschweige dem sich der Etikette gerecht vorzustellen. Daher war sie doch froh, dass der Freund ihres Vaters die Vorstellung für sie übernahm.
Die beiden bekamen ein Zelt zugeteilt, wohl eines der letzten. Wo mochten die anderen Flüchtlinge wohl schlafen? Ob der Schlafraum wohl für alle ausreichen mochte?. Lynn betrat das Zelt und ihr Blick fiel über die notdürftige Einrichtung. Ihre Miene verzog sich etwas.
Hier sollen wir schlafen? Es gibt nicht einmal Betten. Allenfalls… Gestelle? Und davon vier? Es scheint nicht so, als wäre uns Privatsphäre gegönnt. Ich hoffe doch, dass Zachorian hier bei mir bleibt! fiel es Lynn plötzlich ein und sie sah ihn verängstigt an. Es konnte gut sein, dass sein Platz nicht hier bei ihr war, schließlich kannte er zahlreiche Männer hier. Sie hatten vermutlich eine andere Bleibe. Vermutlich eine besser ausgestattete. Lynn verängstigte der Gedanke mit drei fremden Menschen die Nacht verbringen zu müssen ohne ihren Beschützer, auch wenn ihr bewusst war, dass all die anderen Notleidenden ebenso ihr Anrecht auf Unterkunft hatten.
Lynn blickte mit Abscheu auf die alten Decken und den Nachttopf, den sie sich vermutlich auch noch mit Unbekannten teilen sollte. Sie musste an ihr Zuhause denken, an das Anwesen ihrer Familie. An ihr Bett, so weich gepolstert als würde man auf Wolken liegen. An ihren eigenen Waschraum, Bedienstete und einen gut gedeckten Tisch.
Zachorian riss sie aus ihren Gedanken indem er Lynn aufforderte sich zu setzen. Sie senkte sich zunächst zögerlich auf die Pritsche herab und wollte gar nicht ihr volles Gewicht auf ihr abstützen. Kaum berührte sie die Pritsche jedoch, fuhr ihr die Müdigkeit in die Knochen. Sie spürte die Strapazen der Flucht, welche ihr Körper bislang ausgeblendet hatte. Hunger und Durst überkamen sie. Auch Zachorian wirkte abgekämpft und die Erschöpfung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dennoch kümmerte er sich weiter um seinen Schützling und erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden. Zachorian muss ein Gesandter Lysanthors selbst sein. So viel Güte ist in ihm, so viel Mitgefühl. Er opfert sich auf für… mich? Und all diese anderen armen Seelen hier? Womit habe ich das verdient? Warum wurde ich gerettet, während noch so viele andere leiden?
“Ich… nein, mir fehlt nichts Zachorian. Wie durch ein Wunder habe ich es unversehrt aus diesem Massaker geschafft. antwortete Lynn gefasst, doch ihre Gefühle übermannten sie augenblicklich. Sie brach in Tränen aus und fiel Zachorian um den Hals. “Ich… verdanke allein dir mein Leben. Allein hätte ich es nie geschafft. Allein wäre ich der Dunkelheit zum Opfer gefallen. Ich stehe für immer in deiner Schuld!“
Lynn ließ ihn erschrocken wieder los. So nahe waren sie sich noch nie gewesen und es war Lynn etwas unangenehm. Sie setzte sich wieder auf die Pritsche und versuchte Fassung zu finden, brachte aber weiter nur unter Tränen Worte hervor “Was ist mit Vater? Und Mutter? Und meinem Bruder? Meinst du, dass sie eine Chance haben in Pelgar? Sind sie vielleicht bereits hier? Oder… können wir sie noch da rausholen?“. Doch während sie die Worte sprach, wurde ihr bewusst, dass es ein Ding der Unmöglichkeit war, wieder in das Gemetzel der Hauptstadt zurückzukehren. Zu zahlreich waren die dunklen Massen. Zu groß waren die Strapazen gewesen sie und all die anderen in Sicherheit zu bringen.
Lynn schaffte es etwas aus dem Weinen und Schluchzen heraus. “Zachorian, wo sind wir hier? Und wie wird es weitergehen? Wer sind diese Männer? Was soll mit all den Flüchtigen geschehen? Und… glaubst du Lysanthor wird unsere Gebete erhören und uns retten?“ Mit ihren hellblauen und vom Weinen verquollenen Augen blickte sie zu ihm auf. Unschuld lag in ihrem Blick und Furcht. “Hunger… ja Hunger habe ich. Und Durst. Meinst du es ist möglich hier etwas zu bekommen? Ich habe allerdings keinerlei Geld bei mir um für all das hier zu bezahlen…“
Auch wenn der Pelgarerin beim Gedanken an das notdürftig für viele Menschen gekochte Essen etwas übel wurde, so war ihr Hunger doch zu stark nach der langen Flucht. Sie hoffte, dass es vielleicht doch einigermaßen genießbar war, doch was würde sie nicht alles geben für einen reichlich gedeckten Tisch mit Fleisch aller erdenklichen Sorten, Käse wohin das Auge blickt und frisch gebackenem Brot. Und an der anderen Seite der Tafel säße ihre Familie.
Einige Männer in Rüstung huschten durch das Lager, organisierten die Flüchtlingsströme und verteilten Hilfsgüter. Auch in ihren Augen sah Lynn Angst, aber gleichzeitig Mut. Eine Kraft, die ihnen der Gott des Lichtes und des Mutes selbst geschenkt haben musste. Sie schienen die Hoffnung noch nicht endgültig aufgegeben zu haben, dass das Licht über die Dunkelheit Morgerias siegen könne, so aussichtslos die Lage doch gerade schien.
Lynns Lehrmeister führte sie durch das Lager zu dessen Zentrum. Wie an einem Marktplatz schienen sich hier die wichtigsten Aufgaben zu zentrieren. Zelte wurden zugeteilt, Nahrung verteilt und die Verwundeten versorgt. Lynn sah viele leere Gesichter am Lagerfeuer. Auch diese Menschen wirkten wie in Trance. Einem jungen Mädchen mit verletztem Bein wurde medizinische Hilfe zugeteilt. Sie mochte wohl kaum viel älter als Lynn selbst sein, doch hatte niemanden an ihrer Seite. Wie sie wohl der Hölle entkommen war? Alleine? Wen sie wohl zurücklassen musste? Hatte ihre Familie auch nur den Hauch einer Ahnung, dass sie in Sicherheit war? Fragen, die Lynn in den Kopf schossen, während sie mitleidig beobachtete wie die Verwundete davon humpelte.
Dem Adelsmädchen wurde bewusst, dass sie unverschämtes Glück gehabt haben musste. Nichts war ihr geschehen. Keine Verletzung hatte sie erleiden müssen, zumindest keine von körperlicher Natur. Glück oder einen guten Schutzherrn mit dem Namen Zachorian.
„Trodan!“ rief Zachorian zu dem Mann, der sich eben noch um das junge Mädchen gekümmert hatte. Zachorian schien ihn zu kennen. Insgesamt schien Zachorian hier kein Fremder zu sein. Woher er wohl all diese Männer hier kennt? Woher er wohl den Weg hier her kannte? Dieses Lager? Wie lange mag es schon bestehen? Lynn konnte bislang niemanden erblicken der ihr bekannt war. Die meisten Vertreter der großen pelgarischen Adelshäuser vermochte sich doch zu erkennen.
Der Mann, Trodan genannt, war groß und braunhaarig. Typisch pelgarisch wirkten seine markanten Gesichtszüge. “Gut dich zu sehen! Wer ist das? fragte Trodan Zachorian, welcher Lynn als ihr Mündel vorstellte.
Lynn bemerkte durchaus die schroffe Art des Mannes. Warum fragt er mich nicht selbst wer ich bin? Es gehört sich nicht so über Anwesende zu sprechen und mich dabei kaum eines Blickes zu würdigen. Allerdings… Lynn begann erst jetzt zu bemerken wie erschöpft sie war, körperlich wie geistig. Sie war ohnehin kaum in der Lage zu sprechen, geschweige dem sich der Etikette gerecht vorzustellen. Daher war sie doch froh, dass der Freund ihres Vaters die Vorstellung für sie übernahm.
Die beiden bekamen ein Zelt zugeteilt, wohl eines der letzten. Wo mochten die anderen Flüchtlinge wohl schlafen? Ob der Schlafraum wohl für alle ausreichen mochte?. Lynn betrat das Zelt und ihr Blick fiel über die notdürftige Einrichtung. Ihre Miene verzog sich etwas.
Hier sollen wir schlafen? Es gibt nicht einmal Betten. Allenfalls… Gestelle? Und davon vier? Es scheint nicht so, als wäre uns Privatsphäre gegönnt. Ich hoffe doch, dass Zachorian hier bei mir bleibt! fiel es Lynn plötzlich ein und sie sah ihn verängstigt an. Es konnte gut sein, dass sein Platz nicht hier bei ihr war, schließlich kannte er zahlreiche Männer hier. Sie hatten vermutlich eine andere Bleibe. Vermutlich eine besser ausgestattete. Lynn verängstigte der Gedanke mit drei fremden Menschen die Nacht verbringen zu müssen ohne ihren Beschützer, auch wenn ihr bewusst war, dass all die anderen Notleidenden ebenso ihr Anrecht auf Unterkunft hatten.
Lynn blickte mit Abscheu auf die alten Decken und den Nachttopf, den sie sich vermutlich auch noch mit Unbekannten teilen sollte. Sie musste an ihr Zuhause denken, an das Anwesen ihrer Familie. An ihr Bett, so weich gepolstert als würde man auf Wolken liegen. An ihren eigenen Waschraum, Bedienstete und einen gut gedeckten Tisch.
Zachorian riss sie aus ihren Gedanken indem er Lynn aufforderte sich zu setzen. Sie senkte sich zunächst zögerlich auf die Pritsche herab und wollte gar nicht ihr volles Gewicht auf ihr abstützen. Kaum berührte sie die Pritsche jedoch, fuhr ihr die Müdigkeit in die Knochen. Sie spürte die Strapazen der Flucht, welche ihr Körper bislang ausgeblendet hatte. Hunger und Durst überkamen sie. Auch Zachorian wirkte abgekämpft und die Erschöpfung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dennoch kümmerte er sich weiter um seinen Schützling und erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden. Zachorian muss ein Gesandter Lysanthors selbst sein. So viel Güte ist in ihm, so viel Mitgefühl. Er opfert sich auf für… mich? Und all diese anderen armen Seelen hier? Womit habe ich das verdient? Warum wurde ich gerettet, während noch so viele andere leiden?
“Ich… nein, mir fehlt nichts Zachorian. Wie durch ein Wunder habe ich es unversehrt aus diesem Massaker geschafft. antwortete Lynn gefasst, doch ihre Gefühle übermannten sie augenblicklich. Sie brach in Tränen aus und fiel Zachorian um den Hals. “Ich… verdanke allein dir mein Leben. Allein hätte ich es nie geschafft. Allein wäre ich der Dunkelheit zum Opfer gefallen. Ich stehe für immer in deiner Schuld!“
Lynn ließ ihn erschrocken wieder los. So nahe waren sie sich noch nie gewesen und es war Lynn etwas unangenehm. Sie setzte sich wieder auf die Pritsche und versuchte Fassung zu finden, brachte aber weiter nur unter Tränen Worte hervor “Was ist mit Vater? Und Mutter? Und meinem Bruder? Meinst du, dass sie eine Chance haben in Pelgar? Sind sie vielleicht bereits hier? Oder… können wir sie noch da rausholen?“. Doch während sie die Worte sprach, wurde ihr bewusst, dass es ein Ding der Unmöglichkeit war, wieder in das Gemetzel der Hauptstadt zurückzukehren. Zu zahlreich waren die dunklen Massen. Zu groß waren die Strapazen gewesen sie und all die anderen in Sicherheit zu bringen.
Lynn schaffte es etwas aus dem Weinen und Schluchzen heraus. “Zachorian, wo sind wir hier? Und wie wird es weitergehen? Wer sind diese Männer? Was soll mit all den Flüchtigen geschehen? Und… glaubst du Lysanthor wird unsere Gebete erhören und uns retten?“ Mit ihren hellblauen und vom Weinen verquollenen Augen blickte sie zu ihm auf. Unschuld lag in ihrem Blick und Furcht. “Hunger… ja Hunger habe ich. Und Durst. Meinst du es ist möglich hier etwas zu bekommen? Ich habe allerdings keinerlei Geld bei mir um für all das hier zu bezahlen…“
Auch wenn der Pelgarerin beim Gedanken an das notdürftig für viele Menschen gekochte Essen etwas übel wurde, so war ihr Hunger doch zu stark nach der langen Flucht. Sie hoffte, dass es vielleicht doch einigermaßen genießbar war, doch was würde sie nicht alles geben für einen reichlich gedeckten Tisch mit Fleisch aller erdenklichen Sorten, Käse wohin das Auge blickt und frisch gebackenem Brot. Und an der anderen Seite der Tafel säße ihre Familie.
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Re: Die Bruderschaft des Lichts
Die Gnade des tranceähnlichen Zustandes versiegte mit jedem Schritt näher in das improvisierte Lager. Mehr und mehr konnte Lynn erkennen und die Situation wurde von ihrem Verstand erfasst. Das Leid war noch immer allgegenwärtig. Es gab keine schützende Barriere, die sie von den anderen trennte und dafür sorgte, dass sie nicht belastet wurde. Ihr behütetes Leben, abgeschirmt von Leid und Abgrund, war mit brachialer Intensität vernichtet worden. Die Erkenntnis flutete ihren Verstand stärker und stärker und zu erkennen, dass sie bei weitem nicht die einzige war, half ihr dabei nicht im Geringsten. Sie sehnte sich nach Ruhe, nach Abgeschiedenheit aber nicht nach dem Alleinsein. Zachorian war ihre Konstante und blieb es, bis sie das Zelt erreichten. Erst hier löste er sich von Lynn und ließ sie in das Zelt treten. Die Kargheit sorgte erneut für Unwohlsein bei dem Mädchen. Was brauchte es, um sich halbwegs wohl oder sicher zu fühlen? Wenn man erleben musste, was sie erlebt hatte? Alles verlor, was man kannte und liebte? Es war jedenfalls nicht das, was Lynn vorfand, denn die Pritschen mit leicht dreckigen Decken und kratzigen Strohkissen, ließen sie schaudern. Sie sehnte sich nach der Weichheit ihrer Decken, ihres Bettes und nach der Sauberkeit dessen. Wie lange hatte sie eigentlich nicht mehr gebadet, geschweige denn Wasser gesehen? Zachorian sah ebenfalls reichlich mitgenommen aus und auch wenn sich Lynn bewusst war, dass die Situation keine gute war, wünschte sie sich trotzdem allen Komfort herbei, den sie gewohnt war. Doch die Blase zerplatzte, als Zachorian sie auf die Pritsche verwies, damit sie sich setzen konnte. Nun war der Moment, wo er sich endlich die Zeit nahm und Lynn genauer betrachtete. Er suchte sie nach Blessuren ab, wollte wissen, ob er einen Heiler benötigte. Doch sie verneinte. Allerdings waren die Wunden auf ihrer Seele deutlich gravierender und so schloss der Pelgarer das Mädchen in seine schützende Arme ein, als sie weinend um seinen Hals fiel. Er gab ihr die Sicherheit, die sie derzeit spüren musste und ihre Worte entlockten ihm eine liebevolle Geste, als er ihr über den Hinterkopf strich. Bis sie sich erschrocken von ihm löste. Zachorian öffnete seine Arme und lächelte sie milde an. „Lynn, mach dir darüber keine Gedanken. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich dort gelassen hätte?“, fragte er fast schon tadelnd. Als sie sich setzte, folgte er ihren Bewegungen und kniete sich vor sie. Braune Augen musterten das aparte Gesicht, während die quälenden Fragen nicht länger warten wollten. Zachorian ließ sie aussprechen, schüttelte allerdings dann das dunkle Haupt. „Ich weiß es nicht Lynn.“, antwortete er wahrheitsgetreu und griff nach ihren kühlen Fingern. Er drückte sie sanft. „Wir werden alles was wir können in Erfahrung bringen. Das verspreche ich dir. Aber jetzt musst du dich ausruhen, das hilft auch deinem Kopf.“. Er erhob sich wieder und ließ sie los. Seine Augen suchten das Lager ab und er wandte sich ihr erst wieder zu, als sie wissen wollte, wo sie waren. „Wir sind im Wald Eldoras, Lynn. Du weißt schon – östlich von Pelgar. Hier hat… hier haben Abgesandte Lysanthors ein erstes Lager errichtet, um Geflüchteten eine Zuflucht zu geben. Hier werden wir uns ausruhen und sehen, was unsere nächsten Schritte sind. Doch eines nach dem anderen, Lynn. Wir dürfen nicht übereilt handeln und wir müssen gut überlegen, wie es weitergehen soll.“ Er sah die Blonde mitleidig an und auch in ihm war viel Schmerz, den er nicht gänzlich verbergen konnte. Auch er hatte seine Heimat verloren, doch zeigte er es kaum. „Ich werde dir etwas zum Essen und etwas Wasser organisieren. Warte hier auf mich!“, sagte er und wandte sich ab. Bevor er allerdings das Zelt verließ, wandte er sich ihr noch mal zu, ging vor ihr auf die Knie, um abermals ihre Hände zu drücken. „Du bist hier vorerst sicher, Lynn. Hab‘ keine Angst, ich bin gleich wieder zurück.“, versprach er ihr und lächelte sie aufmunternd an. Dann verließ er das Zelt.
Beim Zurückschlagen der Plane, drang das warme Licht des Waldes hinein. Sie konnte die Geräusche des Lagers hören, bis die Plane nach seinem Körper wieder zurückfiel und alles nur noch gedämpft zu ihr drang. Sie war allein. Etwas, was sie eventuell nicht gut haben konnte und doch war die Ruhe vielleicht auch ein Segen. Sie konnte die Zeit nutzen, sich mit ihren Gedanken zu beschäftigen, vielleicht übermannte sie aber auch gleich die Müdigkeit, sodass sie doch das kratzige Kissen guthieß und augenblicklich in einen Schlaf sank. So oder so dauerte es eine ganze Weile, in der sie allein mit sich und ihrem Schrecken war. Eine gute halbe Stunde später, wurde die Plane erneut zurückgeschlagen. Doch nicht Zachorian schob sich hindurch, sondern eine alte, etwas dickere Frau, die am Kopf einen Verband trug, der an der linken Schläfe mit Blut getränkt war. Ihre Augen glichen denen von Lynn – müde, trostlos, verschreckt. Sie trug etwas in Decken gewickelt nahe an ihrem Körper und presste es regelrecht an sich. Ihre Kleider waren von geringem Wert und eher einfache Wolle als feine Seide. Schmutzig waren sie sicher auch schon vor der Flucht gewesen. Die Alte blickte das Mädchen kurz an, ehe sie sich eine Pritsche aussuchte, die nicht direkt neben der von Lynn lag. Hier legte sie sich ohne Umschweife hin, drehte dem Mädchen den Rücken zu und sagte auch ansonsten kein Wort. Kurz darauf schien sie zu schlafen, denn ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Oder aber sie wollte nur nicht mit Lynn reden. Keine zehn Minuten später wurde die Plane erneut zurückgeschlagen. Doch auch dieses Mal kam nicht der bekannte, schwarzhaarige Pelgarer hindurch. Wo steckte er? Dieses Mal kamen Kinder Hand in Hand und mit dreckigen Gesichtern hinein. Der Junge, blond und mit großen, blauen Augen wie Lynn, wirkte erschrocken und unter Schock. Er mochte vielleicht 9 oder 10 Jahre alt sein. Seine Schwester, denn sie sah ihm sehr ähnlich mit dem blonden, krausen Haar und pausbäckig, war so an die 4 Jahre alt. Doch was fehlte war jemand Erwachsenes. Die Plane fiel hinter den Kindern zurück, sodass wohl niemand nachkommen würde. Unsicher standen die Kinder am Eingang und betrachteten Lynn als auch die Alte auf ihrer Pritsche. Der Junge zog seine Schwester weiter und sie teilten sich ein Bett, gegenüber von Lynn. Während der Junge sich setzte und seine Beine schützend aufstellte, rollte sich das Mädchen neben ihm zusammen und steckte sich den Daumen in den Mund. Beide wirkten unverletzt, doch ihre Gesichter zeichneten den Schrecken bildhaft, den sie erlebt haben mussten. Keiner sagte ein Wort. Und von Zachorian fehlte weiterhin jede Spur.
Beim Zurückschlagen der Plane, drang das warme Licht des Waldes hinein. Sie konnte die Geräusche des Lagers hören, bis die Plane nach seinem Körper wieder zurückfiel und alles nur noch gedämpft zu ihr drang. Sie war allein. Etwas, was sie eventuell nicht gut haben konnte und doch war die Ruhe vielleicht auch ein Segen. Sie konnte die Zeit nutzen, sich mit ihren Gedanken zu beschäftigen, vielleicht übermannte sie aber auch gleich die Müdigkeit, sodass sie doch das kratzige Kissen guthieß und augenblicklich in einen Schlaf sank. So oder so dauerte es eine ganze Weile, in der sie allein mit sich und ihrem Schrecken war. Eine gute halbe Stunde später, wurde die Plane erneut zurückgeschlagen. Doch nicht Zachorian schob sich hindurch, sondern eine alte, etwas dickere Frau, die am Kopf einen Verband trug, der an der linken Schläfe mit Blut getränkt war. Ihre Augen glichen denen von Lynn – müde, trostlos, verschreckt. Sie trug etwas in Decken gewickelt nahe an ihrem Körper und presste es regelrecht an sich. Ihre Kleider waren von geringem Wert und eher einfache Wolle als feine Seide. Schmutzig waren sie sicher auch schon vor der Flucht gewesen. Die Alte blickte das Mädchen kurz an, ehe sie sich eine Pritsche aussuchte, die nicht direkt neben der von Lynn lag. Hier legte sie sich ohne Umschweife hin, drehte dem Mädchen den Rücken zu und sagte auch ansonsten kein Wort. Kurz darauf schien sie zu schlafen, denn ihr Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Oder aber sie wollte nur nicht mit Lynn reden. Keine zehn Minuten später wurde die Plane erneut zurückgeschlagen. Doch auch dieses Mal kam nicht der bekannte, schwarzhaarige Pelgarer hindurch. Wo steckte er? Dieses Mal kamen Kinder Hand in Hand und mit dreckigen Gesichtern hinein. Der Junge, blond und mit großen, blauen Augen wie Lynn, wirkte erschrocken und unter Schock. Er mochte vielleicht 9 oder 10 Jahre alt sein. Seine Schwester, denn sie sah ihm sehr ähnlich mit dem blonden, krausen Haar und pausbäckig, war so an die 4 Jahre alt. Doch was fehlte war jemand Erwachsenes. Die Plane fiel hinter den Kindern zurück, sodass wohl niemand nachkommen würde. Unsicher standen die Kinder am Eingang und betrachteten Lynn als auch die Alte auf ihrer Pritsche. Der Junge zog seine Schwester weiter und sie teilten sich ein Bett, gegenüber von Lynn. Während der Junge sich setzte und seine Beine schützend aufstellte, rollte sich das Mädchen neben ihm zusammen und steckte sich den Daumen in den Mund. Beide wirkten unverletzt, doch ihre Gesichter zeichneten den Schrecken bildhaft, den sie erlebt haben mussten. Keiner sagte ein Wort. Und von Zachorian fehlte weiterhin jede Spur.
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Re: Die Bruderschaft des Lichts
Zachorians warme Worte und Gesten schienen beinahe schon einen heilenden Effekt auf Lynns Geist zu haben. Durch ihn schaffte sie es zumindest ein winziges bisschen den durchlebten Schrecken auszublenden. Auch wenn er noch keine weiteren Antworten auf Lynns Fragen liefern konnte. Oder wollte er es nicht? Vielleicht wusste er mehr als es den Anschein machte, doch wollte er das blonde Mädchen schützen. Nichtsdestotrotz schenkten sein mildes Lächeln und seine gutmütigen braunen Augen Lynn ein kleines Gefühl von Sicherheit und Heimat. Es war seltsam, denn obwohl sie Zachorian schon viele Jahre kannte, wusste sie doch kaum etwas über ihn. Über Persönliches hatte der Pelgarer nie gesprochen. Dennoch kümmerte er sich wie selbstverständlich um die junge Blonde. Er versprach Wasser und Nahrung zu besorgen und verließ das Zelt.
Sie befanden sich im Wald Eldoras. Schon oft hatte Lynn von dem Wald nordöstlich von Pelgar gelesen. So manches Mal hatte sie davon geträumt ihn selbst zu durchschreiten. Doch die Umstände ließen den sonst so mystischen Wald eher bedrohlich wirken. Für Sagen um Einhörner, Dryaden und andere zauberhafte Wesen des Waldes, war in Lynns Kopf derzeit kein Platz. Eldoras. Der Wald wird uns allen erstmal Schutz gewähren. Doch wie lange? Es gibt keine Mauern, die uns von Morgerias Horden schützen können. Allerdings… haben die starken Mauern Pelgars das Unheil auch nur hinauszögern können. Lynn musste erneut an ihre Familie denken. Ihr Schicksal wollte ihr nicht aus dem Kopf weichen. Insbesondere ihre Vater, der selbst an der Front stand, bereitete ihr sorgen. Die Leere, die sich bislang in sich gespürt hatte, begann sich mit tiefer Sorge und Trauer zu füllen. Lynn ließ sich auf die Pritsche sinken und nun, da sie allein war, begann sie bitterlich zu weinen. Sie nahm eine gekrümmte Haltung ein und die Tränen bildeten einen feinen Bach auf ihrem zarten Gesicht. Es vergingen etliche Minuten, wenn nicht Stunden, Lynn hatte jedes Zeitgefühl verloren, in denen sie all ihre Sorgen und das erlebte aus sich rausweinen musste. Dennoch wollte das junge Mädchen die Hoffnung noch nicht aufgeben. Sie wagte noch keinen Gedanken daran, dass ihre Familie den Angriff nicht überstanden haben könnte. Sie weigerte sich zu glauben, dass dies das Ende sei. Lynn fasste sich ein Herz und richtete sich erneut auf. Sie wischte noch schluchzend die Tränen beiseite und atmete tief durch.
Abgesandte Lysanthors haben dieses Lager errichtet. Das heißt unser Gott hat uns noch nicht verlassen, es war sein Wille, dass wir hier Zuflucht finden sollten. Doch selbst der Herr des Lichts muss sich gegen seinen dunklen Bruder behaupten. Oh Lysanthor, Herr des Lichts und der Gerechtigkeit, Gebieter über die Sonne; Gott des Mutes, der Helden und unseres geliebten Pelgars. Ich bitte dich, erhöre mein Gebet. Lege deine schützenden Hände über meine Familie, meinen Vater, meinen Bruder und meine Mutter. Lass sie nicht in die Hände von Faldors Vasallen fallen. Ich danke dir, dass du mir Zachorian geschickt hast und uns hier hergeleitet hast. Wir sind dir treu, ich weiß, dass wir mit dir an unserer Seite, oh Herr, dieses Dunkel überwinden werden. Ich bitte dich, geleite mich und das gesamte pelgarische Volk wieder ins Licht und zu alter Stärke!
Lynn hatte sich zum Gebet auf die Knie fallen lassen und die Hände gen Himmel gestreckt. Im Anschluss richtete sie sich wieder auf. Zachorian war immer noch fort. Wie viel Zeit mochte wohl vergangen sein? Mindestens eine halbe Stunde. Lynn schreckte auf als sich die Plane des Zeltes zurückschlug. Eine alte Frau schob sich wortlos an ihr vorbei und ließ sich auf einer der Pritschen nieder. Sie schien verletzt zu sein und ihre Augen ließen erkennen, dass auch sie vieles erlebt hatte. Auch sie hatte Verluste zu beklagen. Gegen ihren Körper presste sie etwas, das in Decken gewickelt war. Lynn vermochte nicht zu erkennen was sich darunter verbarg. Ein Kind vielleicht? Ein Tier? Oder eine geliebte Habseligkeit, die sie vor den Feuern in der Stadt retten konnte? Noch bevor Lynn ein Wort der Begrüßung hervorbrachte, schien die Frau eingeschlafen zu sein. Lynn setzte sich wieder auf ihre Pritsche und betrachtete die Frau mitleidig. Sie war ärmlich gekleidet und gezeichnet von der Flucht. Lynn mochte sich gar nicht ausmalen was sie alles durchgemacht hatte.
Eldoras steht unter dem Schutz von Florencia und Phaun. Sicher hat auch das Götterpaar die Flucht dieser Dame und all der anderen geschützt. Auch ihnen müssen wir danken, dass wir in ihrem Wald geschützt untergekommen sind. Ich frage mich, ob die Waldelfen im Dorf Eldar sicher sind. Ob die dunklen Horden wohl auch das hochgewachsene Volk bereits überrannt haben? Wenn nicht, so werden wir sicher Zuflucht und Schutz bei den eldorischen Elfen finden können. Und Nogrot? Auch die Zwergenstadt liegt am Rande des Waldes. Sind sie noch sicher? Die unterirdische Metropole ist gut geschützt, tief im Stein versteckt. Sicher können wir auch dort Zuflucht finden. Die Elfen und Zwerge müssen gewarnt werden vor dem Schicksal Pelgars! Oder wissen sie längst Bescheid? Wie die Lage wohl in den anderen Teilen Celcias ist? Es sind noch so viele Fragen…
Lynn glitt auf die Pritsche nieder und versank in leichten, unruhigen Schlaf. Die Müdigkeit hatte sie übermannt und das Atmen der alten Frau wirkte fast schon beruhigend. Es war ein sehr kurzer Schlaf, denn nur wenige Minuten später, schlug die Plane des Zeltes erneut zur Seite. Lynn schreckte augenblicklich hoch und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf zwei Kinder. Erneut war es nicht ihr Mentor, der mit den versprochenen Vorräten zurückkehrte. Wo Zachorian nur bleibt? Ob er mich vergessen hat? Ihm etwas zugestoßen ist? Ich sollte losziehen und nach ihm suchen!. Doch Lynn war nicht in der Lage das Zelt zu verlassen. Zu müde waren ihre Knochen und zu verängstigt war sie allein und ungeschützt ihren provisorischen Unterschlupf zu verlassen.
Sie schenkte den Kindern, die sich auf der Pritsche gegenüber niedergelassen hatten, ein warmes Lächeln. Die belesene Pelgarerin wollte die Kinder nicht noch mehr als notwendig an der scheinbar trostlosen Situation teilhaben lassen. Scheinbar hatten sie niemanden der sich um sie kümmerte. „Mein Name ist Lynn“ stellte sie sich so herzlich es möglich war vor. „Ihr braucht euch nicht zu fürchten. Hier seid ihr in Sicherheit. Hier kann euch niemand etwas anhaben. Lysanthor wacht über euch“
Lynn stand auf und setzte sich zu den Kindern auf die gegenüberliegende Pritsche. Sie griff nach der schmutzigen Decke und legte sie über das Mädchen. Einen Moment hielt sie inne und begann dann leise und zart den Kindern ein Lied vorzusingen.
„Ein Mann mit Frau und Kind,
die Mägen alle leer sie sind.
Getrieben vom Hunger,
zieht er los voll Kummer.
Als Jägersmann auf der Pirsch,
erblickt einen weißen Hirsch,
setzt den Bogen an,
doch er nicht schießen kann.
Doch ist’s nicht allzu schade,
beim Götterpaar fällt er in Gnade.
In seinem kleinen Haus,
erwartet sie ein festlicher Schmaus.
Die Gnade hat ihn reich beschenkt,
bedenket somit was euch lenkt“
Sie befanden sich im Wald Eldoras. Schon oft hatte Lynn von dem Wald nordöstlich von Pelgar gelesen. So manches Mal hatte sie davon geträumt ihn selbst zu durchschreiten. Doch die Umstände ließen den sonst so mystischen Wald eher bedrohlich wirken. Für Sagen um Einhörner, Dryaden und andere zauberhafte Wesen des Waldes, war in Lynns Kopf derzeit kein Platz. Eldoras. Der Wald wird uns allen erstmal Schutz gewähren. Doch wie lange? Es gibt keine Mauern, die uns von Morgerias Horden schützen können. Allerdings… haben die starken Mauern Pelgars das Unheil auch nur hinauszögern können. Lynn musste erneut an ihre Familie denken. Ihr Schicksal wollte ihr nicht aus dem Kopf weichen. Insbesondere ihre Vater, der selbst an der Front stand, bereitete ihr sorgen. Die Leere, die sich bislang in sich gespürt hatte, begann sich mit tiefer Sorge und Trauer zu füllen. Lynn ließ sich auf die Pritsche sinken und nun, da sie allein war, begann sie bitterlich zu weinen. Sie nahm eine gekrümmte Haltung ein und die Tränen bildeten einen feinen Bach auf ihrem zarten Gesicht. Es vergingen etliche Minuten, wenn nicht Stunden, Lynn hatte jedes Zeitgefühl verloren, in denen sie all ihre Sorgen und das erlebte aus sich rausweinen musste. Dennoch wollte das junge Mädchen die Hoffnung noch nicht aufgeben. Sie wagte noch keinen Gedanken daran, dass ihre Familie den Angriff nicht überstanden haben könnte. Sie weigerte sich zu glauben, dass dies das Ende sei. Lynn fasste sich ein Herz und richtete sich erneut auf. Sie wischte noch schluchzend die Tränen beiseite und atmete tief durch.
Abgesandte Lysanthors haben dieses Lager errichtet. Das heißt unser Gott hat uns noch nicht verlassen, es war sein Wille, dass wir hier Zuflucht finden sollten. Doch selbst der Herr des Lichts muss sich gegen seinen dunklen Bruder behaupten. Oh Lysanthor, Herr des Lichts und der Gerechtigkeit, Gebieter über die Sonne; Gott des Mutes, der Helden und unseres geliebten Pelgars. Ich bitte dich, erhöre mein Gebet. Lege deine schützenden Hände über meine Familie, meinen Vater, meinen Bruder und meine Mutter. Lass sie nicht in die Hände von Faldors Vasallen fallen. Ich danke dir, dass du mir Zachorian geschickt hast und uns hier hergeleitet hast. Wir sind dir treu, ich weiß, dass wir mit dir an unserer Seite, oh Herr, dieses Dunkel überwinden werden. Ich bitte dich, geleite mich und das gesamte pelgarische Volk wieder ins Licht und zu alter Stärke!
Lynn hatte sich zum Gebet auf die Knie fallen lassen und die Hände gen Himmel gestreckt. Im Anschluss richtete sie sich wieder auf. Zachorian war immer noch fort. Wie viel Zeit mochte wohl vergangen sein? Mindestens eine halbe Stunde. Lynn schreckte auf als sich die Plane des Zeltes zurückschlug. Eine alte Frau schob sich wortlos an ihr vorbei und ließ sich auf einer der Pritschen nieder. Sie schien verletzt zu sein und ihre Augen ließen erkennen, dass auch sie vieles erlebt hatte. Auch sie hatte Verluste zu beklagen. Gegen ihren Körper presste sie etwas, das in Decken gewickelt war. Lynn vermochte nicht zu erkennen was sich darunter verbarg. Ein Kind vielleicht? Ein Tier? Oder eine geliebte Habseligkeit, die sie vor den Feuern in der Stadt retten konnte? Noch bevor Lynn ein Wort der Begrüßung hervorbrachte, schien die Frau eingeschlafen zu sein. Lynn setzte sich wieder auf ihre Pritsche und betrachtete die Frau mitleidig. Sie war ärmlich gekleidet und gezeichnet von der Flucht. Lynn mochte sich gar nicht ausmalen was sie alles durchgemacht hatte.
Eldoras steht unter dem Schutz von Florencia und Phaun. Sicher hat auch das Götterpaar die Flucht dieser Dame und all der anderen geschützt. Auch ihnen müssen wir danken, dass wir in ihrem Wald geschützt untergekommen sind. Ich frage mich, ob die Waldelfen im Dorf Eldar sicher sind. Ob die dunklen Horden wohl auch das hochgewachsene Volk bereits überrannt haben? Wenn nicht, so werden wir sicher Zuflucht und Schutz bei den eldorischen Elfen finden können. Und Nogrot? Auch die Zwergenstadt liegt am Rande des Waldes. Sind sie noch sicher? Die unterirdische Metropole ist gut geschützt, tief im Stein versteckt. Sicher können wir auch dort Zuflucht finden. Die Elfen und Zwerge müssen gewarnt werden vor dem Schicksal Pelgars! Oder wissen sie längst Bescheid? Wie die Lage wohl in den anderen Teilen Celcias ist? Es sind noch so viele Fragen…
Lynn glitt auf die Pritsche nieder und versank in leichten, unruhigen Schlaf. Die Müdigkeit hatte sie übermannt und das Atmen der alten Frau wirkte fast schon beruhigend. Es war ein sehr kurzer Schlaf, denn nur wenige Minuten später, schlug die Plane des Zeltes erneut zur Seite. Lynn schreckte augenblicklich hoch und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf zwei Kinder. Erneut war es nicht ihr Mentor, der mit den versprochenen Vorräten zurückkehrte. Wo Zachorian nur bleibt? Ob er mich vergessen hat? Ihm etwas zugestoßen ist? Ich sollte losziehen und nach ihm suchen!. Doch Lynn war nicht in der Lage das Zelt zu verlassen. Zu müde waren ihre Knochen und zu verängstigt war sie allein und ungeschützt ihren provisorischen Unterschlupf zu verlassen.
Sie schenkte den Kindern, die sich auf der Pritsche gegenüber niedergelassen hatten, ein warmes Lächeln. Die belesene Pelgarerin wollte die Kinder nicht noch mehr als notwendig an der scheinbar trostlosen Situation teilhaben lassen. Scheinbar hatten sie niemanden der sich um sie kümmerte. „Mein Name ist Lynn“ stellte sie sich so herzlich es möglich war vor. „Ihr braucht euch nicht zu fürchten. Hier seid ihr in Sicherheit. Hier kann euch niemand etwas anhaben. Lysanthor wacht über euch“
Lynn stand auf und setzte sich zu den Kindern auf die gegenüberliegende Pritsche. Sie griff nach der schmutzigen Decke und legte sie über das Mädchen. Einen Moment hielt sie inne und begann dann leise und zart den Kindern ein Lied vorzusingen.
„Ein Mann mit Frau und Kind,
die Mägen alle leer sie sind.
Getrieben vom Hunger,
zieht er los voll Kummer.
Als Jägersmann auf der Pirsch,
erblickt einen weißen Hirsch,
setzt den Bogen an,
doch er nicht schießen kann.
Doch ist’s nicht allzu schade,
beim Götterpaar fällt er in Gnade.
In seinem kleinen Haus,
erwartet sie ein festlicher Schmaus.
Die Gnade hat ihn reich beschenkt,
bedenket somit was euch lenkt“
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Re: Die Bruderschaft des Lichts
Auch wenn man einen Krieg, einen Angriff wie den auf Pelgar, nicht allein erlebte, war es doch schwierig mitunter Zugang zu den anderen Opfern dieser schwarzen Tage zu finden. Die Alte hatte offenbar kein Interesse daran mit Lynn in mitleidigen Kontakt zu treten. Sie wandte ihr den Rücken zu und war binnen wenigen Augenblicken, scheinbar, eingeschlafen. Lynn kam nicht in die Lage mehr über sie und ihr Schicksal herauszufinden. Doch der ruhige Atem, schlug sich auch auf ihr Gemüt nieder. Bleiern wurden ihre Augen, sodass das Mädchen aus Pelgar sich hinlegen wollte. Schlaf wäre sicher nützlich, egal wie die schrecklichen Bilder sie triezen wollten. Doch es war ihr nicht gegönnt, sich für ein paar Stunden zu erholen. Bereits Minuten nachdem sie eingedämmert war, schreckte ein weiteres Geräusch sie auf. Kinder betraten das Zelt, ein Junge und ein Mädchen. Doch niemand begleitete sie. Niemand war da, der schützend die Hand über sie hielt. Oder waren Mutter und Vater noch dort und erkundigten sich nach der Lage? Die junge Pelgarerin wollte nicht noch mehr Schrecken in die Augen der Kinder projizieren und fasste sich ein Herz. Egal wie sehr auch sie unter der Ungewissheit litt, wie viel Angst ihr durch die Venen jagte, sie konzentrierte sich auf die Jüngeren und lächelte freundlich. Der Junge hob den Blick. Unter seinen blonden, krausen Haaren lugten zwei klare, blaue Seelenspiegel hervor. Sein Gesicht zierten einige Sommersprossen oberhalb der Nase und hier und dort konnte Lynn Dreck erkennen. Eine Schramme zog sich von seinem rechten Ohr bis zum Kinn, doch sie blutete nicht mehr. Der Junge musterte Lynn kurz und neigte gut erzogen den Kopf. „Ich bin Truan, Herrin. Und das ist Isibala“ – „Isi!“, kam es von dem Mädchen und Truan nickte gedankenverloren. „Wir nennen sie Isi“, erklärte er Lynn und hob die schmalen Schultern. Ihre Worte spendeten den Kindern Trost, doch Lynn konnte durchaus feststellen, dass der Junge immer wieder zum Zelteingang blickte. Er wies die gleichen fragenden Züge auf, die sie wohl haben musste. Wo war die Familie? Was war aus ihnen geworden? Krieg… Krieg ist immer gleich. Er entzweite Familien, entriss Freunde dem Leben und drohte Existenzen zu zerstören. Einige entdeckten ihre innere Stärke darin. Je größer das Leid, desto stärker wurden sie, ließen sich nicht zerstören. Andere verrannten sich in Wut, in Rache und wurden zu schattenhaften Abbildern ihrer selbst. Wieder andere rückten zusammen, kümmerten sich und bemühten sich um Heilung. Andere ertrugen das Erlebte nicht und wählten die Gnade von Gevatter Tod. Es gab unzählige Arten mit dem Erlebten umzugehen und Lynn reagierte in diesem Fall instinktiv. Sie griff auf das zurück, was ihr in diesem Moment Sicherheit gab und den Kindern Trost spendete. Mit lieblicher Singstimme trug sie das Lied vor und sang von Göttern und dem Weg, der sich ihnen aufzeigen würde, sollten sie zweifeln. Die Kinder lauschten mit ausdruckslosen Mienen. Isi gähnte herzhaft und ihr fielen langsam die Augen zu. Auch Truan sah aus, als ob er jeden Augenblick einschlafen würde. Wie lange die beiden wohl unterwegs gewesen waren? Lynn selbst hatte kaum etwas von ihrer Reise mitbekommen. Doch auch sie spürte die lähmende Müdigkeit. Truan blinzelte als seine Augen begannen zu brennen. Tränen bildeten sich am unteren Rand seiner Lider, doch schwappten sie nicht über. „Das Lied hat unsere Großmutter oft gesungen…“, krächzte er mit belegter Stimme und schniefte. Er sah zu Isi herab und streichelte ihr über den Kopf. „Herrin – wo ist Eure Familie?“, fragte er und offenbarte zum zweiten Mal, dass er sehr wohl den Unterschied von Lynn und sich selbst kannte. Er musste einer Arbeiterfamilie angehören und auch ihnen wurde der Wert von Stand und Rang beigebracht. Und wie sie sich gegenüber solchen Pelgarern zu verhalten hatten.
Bevor Lynn allerdings antworten konnte, schlug die Zeltplane abermals zurück. Frische Luft drang zu ihnen herein und machte deutlich, dass es schnell stickig wurde, sobald mehrere Menschen zusammenkamen. Im Eingang stand ein weiterer Junge. Hochgewachsen, schlank und mit braunen, zotteligen Haaren. Sein Gesicht war blass und mit Wunden übersäht. Eines seiner Augen war zugeschwollen und verfärbte sich hässlich blauviolett. Er trug seinen linken Arm in einer Bandage am Körper und als er nähertrat, konnte Lynn erkennen, dass er humpelte. „Callum!“, stieß Truan plötzlich aus und legte die schlafende Isi behutsam auf die Pritsche. Das Mädchen musste völlig erledigt sein. Beneidenswert, dass sie schlafen konnte. Doch Truan erschien hellwach und rutschte von der Pritsche, an Lynn vorbei und auf den lädierten Jungen zu. Der Angesprochene lachte leidig auf, als Truan ihm in die Arme fiel und das nicht gerade sanft oder rücksichtvoll angesichts seines Zustandes. „Truan!“, lachte er und schob den 10-Jährigen etwas ins Zelt hinein. Er legte den gesunden Arm um ihn und drückte den Jungen, ehe er ihn wieder etwas wegschob. Er wuschelte ihm über das blonde Haar. „Ich sagte doch, ich komme gleich nach!“. Seine Stimme war bereits tief und männlich, doch Lynn konnte erkennen, dass er nicht wesentlich älter als sie sein konnte. Vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Der Verletzte blickte zu der Kleinen auf der Pritsche. „Geht es Isi gut?“, fragte er den Jungen und dieser nickte. „Ja, sie ist nicht verletzt. Callum, das ist Lynn! Sie kennt das Lied von Großmutter!“, plapperte der Junge plötzlich und schien völlig gelöst zu sein, den Hochgewachsenen zu sehen. Callum richtete sein gesundes Auge auf die Blonde und musterte sie. Plötzlich setzte er ein schelmisches Grinsen auf und verneigte sich angedeutet vor ihr. „Es ist eine wahre Freude, Lynn!“, schnurrte er beinahe und Truan verdrehte die Augen. „Ich bin Cal.“, stellte er sich salopp vor und richtete sich wieder auf. Er dürfte gut 2 Köpfe größer als sie sein. Sein braunes Haar hing ihm in die Augen. Bei Nähertreten konnte Lynn erkennen, dass er grüne Augen besaß, die sie musterten. Zumindest eines davon. Truan durchbrach den Blick, den Callum – oder Cal – ihr schenkte. „Was ist mit dir passiert?“, wollte der Junge wissen und Callum rieb sich am Nacken. „Als ich euch raushatte, brach das Dach ein. Es muss von einem Trümmerteil getroffen worden sein. Ich wurde darunter begraben und brauchte lange, um mich zu befreien.“. Er sah wieder zu Lynn und drückte etwas die Schultern durch. „Aber ich habe es natürlich mühelos geschafft und konnte auf meiner Flucht noch 3 nein 4 Dunkelelfen niederstrecken!“, plapperte er und Truan’s Blick wurde argwöhnisch. Callum räusperte sich und ließ sich neben den Füßen von Isi auf der Pritsche nieder. „Naja… jedenfalls… Lynn! Bist du allein hier?“, lenkte er das Thema auf die Blonde und lächelte wieder entwaffnend. Offenbar war er jemand, der mit Sorglosigkeit und Witz an die Erlebnisse heranging. Es mochte deplatziert wirken, aber… jeder ging auf seine Weise mit all dem um.
Bevor Lynn allerdings antworten konnte, schlug die Zeltplane abermals zurück. Frische Luft drang zu ihnen herein und machte deutlich, dass es schnell stickig wurde, sobald mehrere Menschen zusammenkamen. Im Eingang stand ein weiterer Junge. Hochgewachsen, schlank und mit braunen, zotteligen Haaren. Sein Gesicht war blass und mit Wunden übersäht. Eines seiner Augen war zugeschwollen und verfärbte sich hässlich blauviolett. Er trug seinen linken Arm in einer Bandage am Körper und als er nähertrat, konnte Lynn erkennen, dass er humpelte. „Callum!“, stieß Truan plötzlich aus und legte die schlafende Isi behutsam auf die Pritsche. Das Mädchen musste völlig erledigt sein. Beneidenswert, dass sie schlafen konnte. Doch Truan erschien hellwach und rutschte von der Pritsche, an Lynn vorbei und auf den lädierten Jungen zu. Der Angesprochene lachte leidig auf, als Truan ihm in die Arme fiel und das nicht gerade sanft oder rücksichtvoll angesichts seines Zustandes. „Truan!“, lachte er und schob den 10-Jährigen etwas ins Zelt hinein. Er legte den gesunden Arm um ihn und drückte den Jungen, ehe er ihn wieder etwas wegschob. Er wuschelte ihm über das blonde Haar. „Ich sagte doch, ich komme gleich nach!“. Seine Stimme war bereits tief und männlich, doch Lynn konnte erkennen, dass er nicht wesentlich älter als sie sein konnte. Vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Der Verletzte blickte zu der Kleinen auf der Pritsche. „Geht es Isi gut?“, fragte er den Jungen und dieser nickte. „Ja, sie ist nicht verletzt. Callum, das ist Lynn! Sie kennt das Lied von Großmutter!“, plapperte der Junge plötzlich und schien völlig gelöst zu sein, den Hochgewachsenen zu sehen. Callum richtete sein gesundes Auge auf die Blonde und musterte sie. Plötzlich setzte er ein schelmisches Grinsen auf und verneigte sich angedeutet vor ihr. „Es ist eine wahre Freude, Lynn!“, schnurrte er beinahe und Truan verdrehte die Augen. „Ich bin Cal.“, stellte er sich salopp vor und richtete sich wieder auf. Er dürfte gut 2 Köpfe größer als sie sein. Sein braunes Haar hing ihm in die Augen. Bei Nähertreten konnte Lynn erkennen, dass er grüne Augen besaß, die sie musterten. Zumindest eines davon. Truan durchbrach den Blick, den Callum – oder Cal – ihr schenkte. „Was ist mit dir passiert?“, wollte der Junge wissen und Callum rieb sich am Nacken. „Als ich euch raushatte, brach das Dach ein. Es muss von einem Trümmerteil getroffen worden sein. Ich wurde darunter begraben und brauchte lange, um mich zu befreien.“. Er sah wieder zu Lynn und drückte etwas die Schultern durch. „Aber ich habe es natürlich mühelos geschafft und konnte auf meiner Flucht noch 3 nein 4 Dunkelelfen niederstrecken!“, plapperte er und Truan’s Blick wurde argwöhnisch. Callum räusperte sich und ließ sich neben den Füßen von Isi auf der Pritsche nieder. „Naja… jedenfalls… Lynn! Bist du allein hier?“, lenkte er das Thema auf die Blonde und lächelte wieder entwaffnend. Offenbar war er jemand, der mit Sorglosigkeit und Witz an die Erlebnisse heranging. Es mochte deplatziert wirken, aber… jeder ging auf seine Weise mit all dem um.
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- Gast
Re: Die Bruderschaft des Lichts
Das Lied beruhigte nicht nur die beiden Kinder, sondern auch Lynn selbst. Es weckte Erinnerungen an ruhigere Zeiten in der Hauptstadt. Isibala wurde schon bald von der Erschöpfung übermannt. Auch Truan schienen die Augen zuzufallen, doch er kämpfte merklich dagegen an, als ob er noch etwas erwarte. Gerade als er sich nach Lynns Familie erkundigte wurde die Zeltplane zurückgeworfen. Ein junger Mann trat ein, er war groß gewachsen und deutlich lädiert. Auch ihn schien die Schlacht mitgenommen zu haben. Eines seiner Augen war kaum zu erkennen so zugeschwollenen war es, das andere leuchtete grün. Lynn war sich zunächst nicht sicher, was sie darin erkennen mochte.
Nicht nur der junge Truan sondern auch der Fremde waren sichtlich erfreut einander zu erblicken. Sie umarmten sich innig, während Lynn von der Pritsche der Kinder hochschreckte. Sie war einen flüchtigen Blick zu der Alten, doch sie schien sich durch die Ankunft des Verletzten nicht beirren zu lassen. Auch bei Isi schien die Erschöpfung zunächst zu stark und sie bemerkte die Ankunft des Hochgewachsenen nicht. Der linke Arm des Mannes, der auf den Namen “Callum“ zu hören schien, war bandagiert. Auch sein Gesicht war nebst dem blauen Auge mit zahlreichen Wunden übersäht. Ob er wohl ein Krieger gewesen war? Dafür schien er Lynn beinahe etwas jung zu sein. Auch wenn sein Äußeres sowohl vom Krieg aber vermutlich auch von körperlicher Arbeit deutlich gezeichneter war als das von Lynn, so schien er doch kaum älter als die Blonde zu sein. Für einen Krieger vermutlich zu jung, aber vielleicht diente er als Knappe. Selbst wenn nicht, der Krieg vermochte selbst die friedliebendsten Individuen zu Soldaten zu machen.
Lynn wurde vom völlig aufgedrehten Truan namentlich vorgestellt, worauf der junge Mann sie zum ersten Mal wirklich wahrzunehmen schien. Er stellte sich ebenfalls vor, auch wenn Lynn seinen Namen bereits vernommen hatte, wandte sich aber augenblicklich wieder Truan zu. So bemerkte er nicht einmal, dass Lynn ihr Kleid seitlich anhob und mit gesenktem Blick einen Knicks vollführte als sie vorgestellt worden war.
Callum erkundigte sich zunächst weiter nach dem Wohlbefinden der beiden Kinder. Lynn vermutete stark, dass er der große Bruder der Beiden war. Er war deutlich zu jung um ihr Vater zu sein. Gespannt horchte Lynn seiner Erzählung von der Flucht und des Ursprungs seiner Verletzungen. Als er stolz berichtete, dass er bei der Flucht noch Dunkelelfen niederstrecken konnte, verzog sich Lynns Miene. Trotz all des Schreckens das sie gesehen hatte, erschien es ihr makaber damit zu prahlen jemanden getötet zu haben, selbst die dunklen Diener Faldors, die keine Gnade kannten. Etliche Male hatte sie von Rittern gelesen, die ihre Feinde niederstreckten. Auch wusste sie, dass ihr eigener Vater schon zahlreiche Widersacher töten musste. In all den Erzählungen hatte Lynn es sich allerdings wesentlich ruhmreicher vorgestellt. Die Bilder von tatsächlich Sterbenden wurden erneut in ihr wach. Sie hörte für eine Sekunde erneut die das Flehen um Gnade der Verwundeten. So sehr sie sich den Sieg für Pelgar wünschte und vielleicht auch den Tod der Aggressoren – mit dem Bild des Tötens konnte sie sich nicht wirklich anfreunden.
Lynn vernahm auch Truans argwöhnischen Blick, so dass sie sich nicht einmal sicher war, ob der Sieg über mehrere Feinde nicht nur dem Ausschmücken von Callums Heldengeschichte diente.
Rasch wurde sie wieder aus ihren Gedanken gerissen. Callum hatte sich ihr zugewandt und sprach sie direkt an. In seinem Gesicht meinte Lynn viele Gefühle auf einmal zu erkennen. Callum schien froh zu sein Truan und Isi in Sicherheit zu wissen. Er schien stolz darauf, dass er die Beiden retten und konnte und selbst der Hölle entkommen war. Dennoch schien ihn das erlebte nicht gänzlich kalt zu lassen, auch wenn er es mit seiner jugendlichen und verwegenen Art zu überspielen versuchte. “Wie der kleine Truan bereits erwähnt hat: mein Name ist Lynn. Lynn von Weinshain.“ stellte sich Lynn trotzdem noch einmal selbst vor und verbeugte sich kurz. “Nein, ich bin nicht allein hier. Ich bin in Begleitung von Zachorian, kennt Ihr ihn? Er ging los um uns Verpflegung zu besorgen. Er ist groß gewachsen und hat dunkles Haar und…“ Lynn verstummte. Ihre Beschreibung traf vermutlich auf beinahe jeden Pelgarer zu. Zudem war Callum ihr gänzlich fremd. Sie zögerte und hatte Zweifel ob es klug war mit dem Fremden über ihren Retter zu sprechen.
“Außer ihm bin ich allerdings allein hier“ sprach Lynn mit deutlich getrübterer Stimme. Sie nahm wieder auf ihrer Pritsche Platz. Auch wenn die Höflichkeit es wohl geboten hätte im Gespräch stehen zu bleiben, die Müdigkeit saß zu tief in ihren Knochen. Sie blickte zu Callum auf und ihre hellblauen Augen füllten sich erneut mit Tränen als sie an ihre zurückgelassene Familie dachte, doch sie kämpfte dagegen an. Mit einem gezwungenen Lächeln überspielte sie ihre feuchten Augen. “Das sind Eure Geschwister nehme ich an? Ihr habt sie aus der Stadt retten können, wenn ich das richtig vernommen habe. Ihr verdient Anerkennung. Lysanthor selbst muss über Euch wachen. Jeder der jemanden aus dieser Hölle retten konnte, sollte als Held in die Annalen Pelgars eingehen.“
Lynn betrachtete die Geschwister erneut und ein winziges Licht erleuchtete ihr Gemüt. Die Kinder waren so unschuldig. Trotz all dem, was sie ertragen und erblicken mussten, noch voll des Frohmuts. Dass die Götter sie ihre schützenden Hände während der Invasion über die Kinder gelegt hatten, schaffte es zumindest einen kleinen Funken Mut in Lynn zu entfachen. Faldor hatte noch nicht gewonnen. Lynn begutachtete die drei. Ihre Kleidung war einfach, ebenso wie ihr Tonfall. Sie mussten aus einfacheren Verhältnissen als die junge Adelstochter kommen. Ich frage mich ob die Drei noch weitere Angehörige hier haben. Ich wage allerdings nicht danach zu fragen, ich möchte keine Wunden aufreißen, besonders nicht bei den Kleinen…
“Ihr seid in Pelgar aufgewachsen nehme ich an? Woher kennt Ihr diesen Ort? Wie habt ihr es hierher geschafft?“ fragte Lynn Callum.
Sie musste an Zachorian, der sie selbstlos in Sicherheit gebracht hatte, denken. Wie lange ließ er nun schon auf sich warten? Eine Stunde? Zwei? Oder sogar noch mehr? Es ist ungewöhnlich, dass Zachorian so lange fort ist. Ja, er wird sicherlich nicht der Einzige sein, der Nahrung besorgen möchte. Aber, dass er so lange braucht beunruhigt mich. Ob ihm etwas zugestoßen ist? Hier im Lager? Ich… ich sollte lieber nach ihm schauen…
Aus dem Nichts sprang Lynn erneut auf. Sie blickte Cal mit möglichst entschlossenem Blick an, auch wenn sie ein letztes Zweifeln nicht verbergen konnte. “Callum, mein Begleiter, er… wollte uns Vorräte beschaffen, doch er lässt seit Stunden auf sich warten. Ich bin in Sorge wo er bleibt und würde gerne nach ihm schauen. Würde… würde es dir…“ Lynn schüttelte sich kurz und versuchte ihre Fassung wieder zu finden. Sie wusste, dass sie im Lager in Sicherheit war, weitab vom Schrecken Pelgars. Dennoch wagte sie sich nicht alleine aus dem Zelt hinaus. “Würde es Euch etwas ausmachen mich hinaus zu begleiten und ihn zu suchen? Ich traue mich nicht allein aus dem Zelt hinaus. Ich fürchte mich… Wovor? Ich weiß es nicht…“
Nicht nur der junge Truan sondern auch der Fremde waren sichtlich erfreut einander zu erblicken. Sie umarmten sich innig, während Lynn von der Pritsche der Kinder hochschreckte. Sie war einen flüchtigen Blick zu der Alten, doch sie schien sich durch die Ankunft des Verletzten nicht beirren zu lassen. Auch bei Isi schien die Erschöpfung zunächst zu stark und sie bemerkte die Ankunft des Hochgewachsenen nicht. Der linke Arm des Mannes, der auf den Namen “Callum“ zu hören schien, war bandagiert. Auch sein Gesicht war nebst dem blauen Auge mit zahlreichen Wunden übersäht. Ob er wohl ein Krieger gewesen war? Dafür schien er Lynn beinahe etwas jung zu sein. Auch wenn sein Äußeres sowohl vom Krieg aber vermutlich auch von körperlicher Arbeit deutlich gezeichneter war als das von Lynn, so schien er doch kaum älter als die Blonde zu sein. Für einen Krieger vermutlich zu jung, aber vielleicht diente er als Knappe. Selbst wenn nicht, der Krieg vermochte selbst die friedliebendsten Individuen zu Soldaten zu machen.
Lynn wurde vom völlig aufgedrehten Truan namentlich vorgestellt, worauf der junge Mann sie zum ersten Mal wirklich wahrzunehmen schien. Er stellte sich ebenfalls vor, auch wenn Lynn seinen Namen bereits vernommen hatte, wandte sich aber augenblicklich wieder Truan zu. So bemerkte er nicht einmal, dass Lynn ihr Kleid seitlich anhob und mit gesenktem Blick einen Knicks vollführte als sie vorgestellt worden war.
Callum erkundigte sich zunächst weiter nach dem Wohlbefinden der beiden Kinder. Lynn vermutete stark, dass er der große Bruder der Beiden war. Er war deutlich zu jung um ihr Vater zu sein. Gespannt horchte Lynn seiner Erzählung von der Flucht und des Ursprungs seiner Verletzungen. Als er stolz berichtete, dass er bei der Flucht noch Dunkelelfen niederstrecken konnte, verzog sich Lynns Miene. Trotz all des Schreckens das sie gesehen hatte, erschien es ihr makaber damit zu prahlen jemanden getötet zu haben, selbst die dunklen Diener Faldors, die keine Gnade kannten. Etliche Male hatte sie von Rittern gelesen, die ihre Feinde niederstreckten. Auch wusste sie, dass ihr eigener Vater schon zahlreiche Widersacher töten musste. In all den Erzählungen hatte Lynn es sich allerdings wesentlich ruhmreicher vorgestellt. Die Bilder von tatsächlich Sterbenden wurden erneut in ihr wach. Sie hörte für eine Sekunde erneut die das Flehen um Gnade der Verwundeten. So sehr sie sich den Sieg für Pelgar wünschte und vielleicht auch den Tod der Aggressoren – mit dem Bild des Tötens konnte sie sich nicht wirklich anfreunden.
Lynn vernahm auch Truans argwöhnischen Blick, so dass sie sich nicht einmal sicher war, ob der Sieg über mehrere Feinde nicht nur dem Ausschmücken von Callums Heldengeschichte diente.
Rasch wurde sie wieder aus ihren Gedanken gerissen. Callum hatte sich ihr zugewandt und sprach sie direkt an. In seinem Gesicht meinte Lynn viele Gefühle auf einmal zu erkennen. Callum schien froh zu sein Truan und Isi in Sicherheit zu wissen. Er schien stolz darauf, dass er die Beiden retten und konnte und selbst der Hölle entkommen war. Dennoch schien ihn das erlebte nicht gänzlich kalt zu lassen, auch wenn er es mit seiner jugendlichen und verwegenen Art zu überspielen versuchte. “Wie der kleine Truan bereits erwähnt hat: mein Name ist Lynn. Lynn von Weinshain.“ stellte sich Lynn trotzdem noch einmal selbst vor und verbeugte sich kurz. “Nein, ich bin nicht allein hier. Ich bin in Begleitung von Zachorian, kennt Ihr ihn? Er ging los um uns Verpflegung zu besorgen. Er ist groß gewachsen und hat dunkles Haar und…“ Lynn verstummte. Ihre Beschreibung traf vermutlich auf beinahe jeden Pelgarer zu. Zudem war Callum ihr gänzlich fremd. Sie zögerte und hatte Zweifel ob es klug war mit dem Fremden über ihren Retter zu sprechen.
“Außer ihm bin ich allerdings allein hier“ sprach Lynn mit deutlich getrübterer Stimme. Sie nahm wieder auf ihrer Pritsche Platz. Auch wenn die Höflichkeit es wohl geboten hätte im Gespräch stehen zu bleiben, die Müdigkeit saß zu tief in ihren Knochen. Sie blickte zu Callum auf und ihre hellblauen Augen füllten sich erneut mit Tränen als sie an ihre zurückgelassene Familie dachte, doch sie kämpfte dagegen an. Mit einem gezwungenen Lächeln überspielte sie ihre feuchten Augen. “Das sind Eure Geschwister nehme ich an? Ihr habt sie aus der Stadt retten können, wenn ich das richtig vernommen habe. Ihr verdient Anerkennung. Lysanthor selbst muss über Euch wachen. Jeder der jemanden aus dieser Hölle retten konnte, sollte als Held in die Annalen Pelgars eingehen.“
Lynn betrachtete die Geschwister erneut und ein winziges Licht erleuchtete ihr Gemüt. Die Kinder waren so unschuldig. Trotz all dem, was sie ertragen und erblicken mussten, noch voll des Frohmuts. Dass die Götter sie ihre schützenden Hände während der Invasion über die Kinder gelegt hatten, schaffte es zumindest einen kleinen Funken Mut in Lynn zu entfachen. Faldor hatte noch nicht gewonnen. Lynn begutachtete die drei. Ihre Kleidung war einfach, ebenso wie ihr Tonfall. Sie mussten aus einfacheren Verhältnissen als die junge Adelstochter kommen. Ich frage mich ob die Drei noch weitere Angehörige hier haben. Ich wage allerdings nicht danach zu fragen, ich möchte keine Wunden aufreißen, besonders nicht bei den Kleinen…
“Ihr seid in Pelgar aufgewachsen nehme ich an? Woher kennt Ihr diesen Ort? Wie habt ihr es hierher geschafft?“ fragte Lynn Callum.
Sie musste an Zachorian, der sie selbstlos in Sicherheit gebracht hatte, denken. Wie lange ließ er nun schon auf sich warten? Eine Stunde? Zwei? Oder sogar noch mehr? Es ist ungewöhnlich, dass Zachorian so lange fort ist. Ja, er wird sicherlich nicht der Einzige sein, der Nahrung besorgen möchte. Aber, dass er so lange braucht beunruhigt mich. Ob ihm etwas zugestoßen ist? Hier im Lager? Ich… ich sollte lieber nach ihm schauen…
Aus dem Nichts sprang Lynn erneut auf. Sie blickte Cal mit möglichst entschlossenem Blick an, auch wenn sie ein letztes Zweifeln nicht verbergen konnte. “Callum, mein Begleiter, er… wollte uns Vorräte beschaffen, doch er lässt seit Stunden auf sich warten. Ich bin in Sorge wo er bleibt und würde gerne nach ihm schauen. Würde… würde es dir…“ Lynn schüttelte sich kurz und versuchte ihre Fassung wieder zu finden. Sie wusste, dass sie im Lager in Sicherheit war, weitab vom Schrecken Pelgars. Dennoch wagte sie sich nicht alleine aus dem Zelt hinaus. “Würde es Euch etwas ausmachen mich hinaus zu begleiten und ihn zu suchen? Ich traue mich nicht allein aus dem Zelt hinaus. Ich fürchte mich… Wovor? Ich weiß es nicht…“
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Re: Die Bruderschaft des Lichts
Es war alles sehr viel und niemand konnte Lynn verübeln, dass sie sich nach ein wenig Ruhe, ein wenig Beständigkeit sehnte. Eine dieser Konstante war Zachorian. Allerdings blieb dieser schon eine Weile zu lange weg und langsam begannen ihre Gedanken darum zu kreisen. Da boten die beiden Kinder eine willkommene Abwechslung und Lynn konnte sich für einen Moment auf etwas anderes als ihre Angst konzentrieren. Die junge Pelgarerin hatte gerade ihr Lied beendet und in den Herzen der Kinder sowie ihrem eigenen für Ruhe gesorgt, als erneut die Plane verschoben wurde. Zu ihrem Leidwesen musste Lynn feststellen, dass sich hinter der eintretenden Persönlichkeit nicht Zachorian befand, sondern ein Junge in etwa ihrem Alter. Er war merklich mitgenommen, was seinem eloquenten Talent aber keinen Abbruch tat. Verwegen und mit einem gewissen Schalk im Nacken, ließ er sich neben der kleinen Isi nieder, um sich an Lynn zu wenden. Auch sie hatte der Höflichkeit nur im äußersten Maße gefrönt, denn die Müdigkeit steckte ihnen allen in den Knochen. Allerdings schien Callum ohnehin nicht viel darauf zu geben, denn er duzte Lynn ungeniert, selbst als sie weiter an der Höflichkeitsform der vornehmen Anrede festhielt. Ihre Frage nach dem dunkelhaarigen Begleiter, kommentierte Cal mit einem Kopfschütteln. Er hob entschuldigend die gesunde Schulter auf der rechten Seite an und versuchte schief zu lächeln. “Das sind Eure Geschwister nehme ich an? Ihr habt sie aus der Stadt retten können, wenn ich das richtig vernommen habe. Ihr verdient Anerkennung. Lysanthor selbst muss über Euch wachen. Jeder der jemanden aus dieser Hölle retten konnte, sollte als Held in die Annalen Pelgars eingehen.“ Cal hob seine gesunde Augenbraue und Truan prustete leise. „Callum ist unser Stallbursche!“, sprach Truan und erntete einen kleinen Knuff seitens Callum. „Heee! Ist doch so!“, meinte Truan schmollend, während er sich den Arm rieb. Cal blickte zu Lynn zurück. „Die beiden gehören zur Familie von Grünberg. Ich bin so etwas wie ihr… Kindermädchen!“, grinste er und schien sich nicht im Geringsten dafür zu schämen. „Lady von Grünberg war der Meinung, dass es Truan gut tun würde, ein männliches Vorbild zu haben. Während Isibala tatsächlich eine Kinderfrau hat… hatte.“ Callum sah zu Truan. „Er ist ein anerkannter Bastard“, sprach er offen aus und Truan grinste verwegen. „Deshalb darf ich auch machen was ich will!“.
Lynn kannte die Familie von Grünberg nicht persönlich. Allerdings wusste sie sehr gut über den einstigen Skandal, als der Hausherr von Grünberg seinen Sohn mit der Amme von seiner Tochter anerkannte. So etwas kam ab und zu in den besten Kreisen vor. Es war pikant, aber auch nichts absolut neues. Eher die Sorte Klatsch und Tratsch, die man auf Festen aufschnappte, um sie dann offiziell noch mal zu hören. Allerdings wusste sie, dass die Familie von Grünberg längst nicht so hoch angesehen und betucht war, wie ihre eigene Familie. Wohl auch deshalb, waren die Kleidungsstücke eher schlicht und qualitativ minder als Lynn es von ihrer Garderobe sagen konnte. Gleiches galt für Callum. Ihn als Anstandsdame auszusuchen, wirkte äußert deplatziert und wohl eher dem fehlenden Geld und Ansehen geschuldet. Vielleicht hatte Lynn noch mehr zur Familie aufgeschnappt? Jetzt jedoch waren die Fadenzahl eines Stoffes und die Wertigkeit von Nähten egal, denn sie alle hatten das schlimmste durchgemacht. Und das vereinte sie auf einer gleichen Ebene. “Ihr seid in Pelgar aufgewachsen nehme ich an? Woher kennt Ihr diesen Ort? Wie habt ihr es hierher geschafft?“ Callum neigte etwas den Kopf. „Ich selbst, bin nicht in Pelgar aufgewachsen. Meine Familie kam vor ungefähr 4 Jahren her. Meine Mutter bekam Arbeit im Hause Grünberg und mein Vater kümmerte sich um die Stallungen. Ich wuchs zwischen den Heuballen auf. Pferde besaß die Familie nicht, aber andere stellten ihre Tiere bei ihnen unter.“, erklärte er Lynn bereitwillig und schien auch nicht im Mindestens argwöhnisch ihr gegenüber zu sein. Für einen Moment versank das Mädchen in ihren Gedanken. Wieder fiel ihr auf, wie viel Zeit vergangen sein mochte. Es waren gewiss schon ein paar Stunden, vielleicht drei. Unruhe machte sich in ihr breit und auch wenn sie Gehorsam mit der Muttermilch aufgenommen hatte- Untätigkeit lag ihr diesbezüglich fern. Und so griff sie nach dem Strohhalm, der sich ihr bot: “Callum, mein Begleiter, er… wollte uns Vorräte beschaffen, doch er lässt seit Stunden auf sich warten. Ich bin in Sorge wo er bleibt und würde gerne nach ihm schauen. Würde… würde es dir… Würde es Euch etwas ausmachen mich hinaus zu begleiten und ihn zu suchen? Ich traue mich nicht allein aus dem Zelt hinaus. Ich fürchte mich… Wovor? Ich weiß es nicht…“ Cal machte große Augen. Zumindest ein großes Auge, denn das andere schien noch mehr geschwollen zu sein. Er blickte für einen Moment unsicher zu den Kindern, doch inzwischen war auch Truan neben Isibala eingeschlafen. Er lächelte, dann schwoll seine Brust etwas an und er erhob sich. Mit seiner gesunden Rechten, die er ihr entgegenhielt, wollte er ihr suggerieren, dass er sie begleiten würde. „Aber meine werte Dame, selbstverständlich!“, tönte er etwas neckend und lächelte Lynn an. Er überragte sie, doch seine Art war durchweg charmant. „Aber bitte, tu‘ mir den Gefallen und nenn mich einfach Callum oder Cal…“, er wedelte mit der Hand, „Dieses ganze Hochwohlgeborene Kauderwelsch ist nicht nötig.“, grinste er. „Also dann, lass uns auf die Suche nach deinem Freund gehen!“, verkündete er feierlich.
Er humpelte zum Zelteingang, trat hinaus und hielt ihr die Plane auf. Frische Luft umfing das Mädchen, die angenehm mild war. Immer noch herrschte ein geschäftiges Chaos, viele Menschen drängten sich um die Ausgabe von Esaen oder das wärmende Feuer. Nicht jeder hatte einen Zeltplatz ergattern können. Lynn konnte in vielen Gesichtern das Grauen ablesen. Und ohne zu wissen, was ihnen genau passierte, fühlte es sich wie eine Solidarität an, die sie alle unweigerlich durch das Schicksal Pelgars teilten. Callum blieb an Lynns Seite und als sie ein paar Schritte gegangen waren, richtete er erneut das Wort an sie: „Lynn? Kannst du deinen Freund etwas genauer beschreiben? Ich meine… hier sind so viele..“, murmelte er und auch ihn ließ das Bild nicht gänzlich kalt. „Er wollte Essen holen, sagtest du? Lass uns da als erstes nachsehen!“, entschied er und griff ganz ungeniert ihre Hand, um sie mit sich zu ziehen. Callum war unbefangen und hielt sich nicht mit höfischen Begebenheiten auf. Bei der Essenausgabe angekommen, hatten sie Mühe sich überhaupt einen Überblick zu verschaffen. Das Gedränge war groß und nur binnen Sekunden, waren Lynn und Cal eingeschlossen in der Menschentraube. Immer wieder stießen sie gegen andere, wurden gestoßen oder auch mal beiseitegeschoben. Cal jedoch trat ganz selbstverständlich an Lynn heran, um sie vom gröbsten abzuschirmen. Er legte den gesunden Arm um sie und zog sie an sich heran. Er roch nach verbranntem Stoff und leichtem Schweiß, aber nicht wirklich unangenehm. Zudem war da der feine Geruch von Heu und Pferd an seiner Kleidung. „Siehst du ihn?“, rief er etwas lauter. Dann wurden die beiden soweit nach vorne geschoben, dass sie an der Ausgabe standen. „Suppe und n Stück Brot!“ quäkte eine schroffe, weibliche Stimme einer pausbäckigen, Rothaarigen. Ihr stand der Schweiß auf der Stirn. Plötzlich wurde Lynn eine Schüssel in die Hand gedrückt, dazu ein Brot hineingeworfen und Callum ebenso. Leider war es so, dass Callum mit seinem kaputten Arm nicht rechtzeitig reagieren konnte, sodass er plötzlich wie angestochen tänzelte und die Schüssel aufzufangen versuchte, bis sie zu Boden fiel und den halben Inhalt auf Lynns Kleid verteilte. Betroffen sah Callum auf das, was er angerichtet hatte. „Oh… es… es tut mir leid!“ stammelte er, doch da wurden sie beiden bereits aus der Schlange befördert und an den Rand der Ausgabe gedrängt. Eine zweite Portion würde Callum nicht erhalten. Und Lynn? Woher sollte sie das Wasser für eine Reinigung nehmen? Oder gar ein neues Kleid?
Lynn kannte die Familie von Grünberg nicht persönlich. Allerdings wusste sie sehr gut über den einstigen Skandal, als der Hausherr von Grünberg seinen Sohn mit der Amme von seiner Tochter anerkannte. So etwas kam ab und zu in den besten Kreisen vor. Es war pikant, aber auch nichts absolut neues. Eher die Sorte Klatsch und Tratsch, die man auf Festen aufschnappte, um sie dann offiziell noch mal zu hören. Allerdings wusste sie, dass die Familie von Grünberg längst nicht so hoch angesehen und betucht war, wie ihre eigene Familie. Wohl auch deshalb, waren die Kleidungsstücke eher schlicht und qualitativ minder als Lynn es von ihrer Garderobe sagen konnte. Gleiches galt für Callum. Ihn als Anstandsdame auszusuchen, wirkte äußert deplatziert und wohl eher dem fehlenden Geld und Ansehen geschuldet. Vielleicht hatte Lynn noch mehr zur Familie aufgeschnappt? Jetzt jedoch waren die Fadenzahl eines Stoffes und die Wertigkeit von Nähten egal, denn sie alle hatten das schlimmste durchgemacht. Und das vereinte sie auf einer gleichen Ebene. “Ihr seid in Pelgar aufgewachsen nehme ich an? Woher kennt Ihr diesen Ort? Wie habt ihr es hierher geschafft?“ Callum neigte etwas den Kopf. „Ich selbst, bin nicht in Pelgar aufgewachsen. Meine Familie kam vor ungefähr 4 Jahren her. Meine Mutter bekam Arbeit im Hause Grünberg und mein Vater kümmerte sich um die Stallungen. Ich wuchs zwischen den Heuballen auf. Pferde besaß die Familie nicht, aber andere stellten ihre Tiere bei ihnen unter.“, erklärte er Lynn bereitwillig und schien auch nicht im Mindestens argwöhnisch ihr gegenüber zu sein. Für einen Moment versank das Mädchen in ihren Gedanken. Wieder fiel ihr auf, wie viel Zeit vergangen sein mochte. Es waren gewiss schon ein paar Stunden, vielleicht drei. Unruhe machte sich in ihr breit und auch wenn sie Gehorsam mit der Muttermilch aufgenommen hatte- Untätigkeit lag ihr diesbezüglich fern. Und so griff sie nach dem Strohhalm, der sich ihr bot: “Callum, mein Begleiter, er… wollte uns Vorräte beschaffen, doch er lässt seit Stunden auf sich warten. Ich bin in Sorge wo er bleibt und würde gerne nach ihm schauen. Würde… würde es dir… Würde es Euch etwas ausmachen mich hinaus zu begleiten und ihn zu suchen? Ich traue mich nicht allein aus dem Zelt hinaus. Ich fürchte mich… Wovor? Ich weiß es nicht…“ Cal machte große Augen. Zumindest ein großes Auge, denn das andere schien noch mehr geschwollen zu sein. Er blickte für einen Moment unsicher zu den Kindern, doch inzwischen war auch Truan neben Isibala eingeschlafen. Er lächelte, dann schwoll seine Brust etwas an und er erhob sich. Mit seiner gesunden Rechten, die er ihr entgegenhielt, wollte er ihr suggerieren, dass er sie begleiten würde. „Aber meine werte Dame, selbstverständlich!“, tönte er etwas neckend und lächelte Lynn an. Er überragte sie, doch seine Art war durchweg charmant. „Aber bitte, tu‘ mir den Gefallen und nenn mich einfach Callum oder Cal…“, er wedelte mit der Hand, „Dieses ganze Hochwohlgeborene Kauderwelsch ist nicht nötig.“, grinste er. „Also dann, lass uns auf die Suche nach deinem Freund gehen!“, verkündete er feierlich.
Er humpelte zum Zelteingang, trat hinaus und hielt ihr die Plane auf. Frische Luft umfing das Mädchen, die angenehm mild war. Immer noch herrschte ein geschäftiges Chaos, viele Menschen drängten sich um die Ausgabe von Esaen oder das wärmende Feuer. Nicht jeder hatte einen Zeltplatz ergattern können. Lynn konnte in vielen Gesichtern das Grauen ablesen. Und ohne zu wissen, was ihnen genau passierte, fühlte es sich wie eine Solidarität an, die sie alle unweigerlich durch das Schicksal Pelgars teilten. Callum blieb an Lynns Seite und als sie ein paar Schritte gegangen waren, richtete er erneut das Wort an sie: „Lynn? Kannst du deinen Freund etwas genauer beschreiben? Ich meine… hier sind so viele..“, murmelte er und auch ihn ließ das Bild nicht gänzlich kalt. „Er wollte Essen holen, sagtest du? Lass uns da als erstes nachsehen!“, entschied er und griff ganz ungeniert ihre Hand, um sie mit sich zu ziehen. Callum war unbefangen und hielt sich nicht mit höfischen Begebenheiten auf. Bei der Essenausgabe angekommen, hatten sie Mühe sich überhaupt einen Überblick zu verschaffen. Das Gedränge war groß und nur binnen Sekunden, waren Lynn und Cal eingeschlossen in der Menschentraube. Immer wieder stießen sie gegen andere, wurden gestoßen oder auch mal beiseitegeschoben. Cal jedoch trat ganz selbstverständlich an Lynn heran, um sie vom gröbsten abzuschirmen. Er legte den gesunden Arm um sie und zog sie an sich heran. Er roch nach verbranntem Stoff und leichtem Schweiß, aber nicht wirklich unangenehm. Zudem war da der feine Geruch von Heu und Pferd an seiner Kleidung. „Siehst du ihn?“, rief er etwas lauter. Dann wurden die beiden soweit nach vorne geschoben, dass sie an der Ausgabe standen. „Suppe und n Stück Brot!“ quäkte eine schroffe, weibliche Stimme einer pausbäckigen, Rothaarigen. Ihr stand der Schweiß auf der Stirn. Plötzlich wurde Lynn eine Schüssel in die Hand gedrückt, dazu ein Brot hineingeworfen und Callum ebenso. Leider war es so, dass Callum mit seinem kaputten Arm nicht rechtzeitig reagieren konnte, sodass er plötzlich wie angestochen tänzelte und die Schüssel aufzufangen versuchte, bis sie zu Boden fiel und den halben Inhalt auf Lynns Kleid verteilte. Betroffen sah Callum auf das, was er angerichtet hatte. „Oh… es… es tut mir leid!“ stammelte er, doch da wurden sie beiden bereits aus der Schlange befördert und an den Rand der Ausgabe gedrängt. Eine zweite Portion würde Callum nicht erhalten. Und Lynn? Woher sollte sie das Wasser für eine Reinigung nehmen? Oder gar ein neues Kleid?
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Re: Die Bruderschaft des Lichts
Callum war anders als alle anderen Menschen, die Lynn in den 16 Jahren ihres Lebens kennengelernt hatte. Verwegen, schamlos, frech, aber dennoch freundlich waren Beschreibungen, die Lynn zu seiner Beschreibung in den Kopf schossen. Die Kinnlade der jungen Pelgarerin klappte leicht herab, während sie den Worten des jungen Mannes folgte. Die Art, wie er als Angestellter der Familie von Grünberg mit den ihm anvertrauten Mündeln umging hatte nichts von dem respektvollen Umgang, den die Bediensteten aus dem Hause von Weinshain an den Tag legten. Ja, zu Zachorian hatte Lynn ein gutes Verhältnis, welches im Leben der Adelsdame einer Freundschaft wohl am nächsten kam. Dennoch hatte die Beziehung stets auf Respekt beruht, selbst in jungen Jahren wäre es ihrem Hauslehrer niemals in den Sinn gekommen sie zu duzen oder gar zu kneifen. Auch bezweifelte Lynn, dass irgendein Bediensteter ihres Hauses, abgesehen von eben Zachorian, sein Leben riskiert und hätte, nur um sie in Sicherheit zu bringen.
Nicht ihr Bruder, sondern… ihr Stallbursche? Die Freude war so groß in den Augen des Kleinen als er sein „männliches Vorbild“, selbst kaum nur als ein Knabe, wiedererblickt hat. Bemerkenswert… Callum erscheint bemerkenswert, auf seine ganz eigene Art. Für Truan scheint er die Welt zu bedeuten, Bastard hin oder her, er kann sich glücklich schätzen diesen Burschen an seiner Seite zu haben.
Callum war nicht aus Pelgar. Seit gerade einmal vier Jahren hatte er in der Stadt gelebt. Pferde gefüttert, Vieh gehütet und Mist geschaufelt. Im normalen Leben hätten die beiden sich ihr Lebtag lang vermutlich nicht gesehen geschweige dem ein Wort miteinander gewechselt. Doch eben dieses normale Leben war nun Geschichte. Arm oder reich, gebildet oder hohlköpfig – all das spielte im Lager keine Rolle mehr. Ebenso wie Lynns anerzogener gehobener Ton. Sie blickte verdutzt als Callum sie aufforderte das “hochwohlgeborene Kauderwelsch“ zu unterlassen. Noch nie war ihre Sprache so bezeichnet worden. Auch wenn ihr der Gedanke schwer fiel ihre Erziehung zu missachten, schaffte dieser kleine Satz doch eine gewisse Lockerheit zwischen den beiden.
Sichtlich überrascht willigte Callum ein die junge Frau bei ihrer Suche nach Zachorian zu unterstützen. War sie zu forsch gewesen? Schließlich kannten sich die beiden kaum, doch was blieb Lynn anderes übrig? Fast schon geehrt von dem ihm entgegengebrachten Vertrauen geleitete er Lynn nach draußen in das Lager, während die Kinder im Zelt verblieben und hoffentlich, nun da sie wussten, dass ihr Vertrauter einigermaßen unversehrt und in Sicherheit war, etwas Ruhe und Schlaf nach der Erschöpfung finden konnten.
Die Luft außerhalb des stickigen Zeltes war angenehm, dafür bot sich erneut der Blick auf das chaotische Treiben des Flüchtlingslagers, welches sich in ihrem Rückzugsort gut ausblenden hatte lassen. Erneut blickte Lynn auf zahlreiche Verletze und Verzweifelte, die durch ihr Leid zu einer Einheit verschmolzen. Selbstbewusst ging Callum voran und führte Lynn gezielt in Richtung Essensausgabe. “Er ist etwa Mitte 30, wirkt jedoch wesentlich jünger und ist groß gewachsen. Er trägt kurzes schwarzes Haar und einen leichten schwarzen Bart. Zuletzt trug er braune Kleidung mit Kettenhemd darunter sowie einen weißen Umhang. Sein Name ist Zachorian und er schien die Menschen hier gut zu kennen.“
Doch in der Menge der Menschen an der sie vorbeizurasen schienen, fiel es Lynn schwer überhaupt einzelne Gesichter wahrzunehmen. Zu sehr wurden wieder die Erinnerungen an die Flucht wachgerüttelt. Je weiter sie sich Richtung Essensausgabe vorkämpften, desto enger wurde das Gedränge. Callum – oder „Cal“ wie Lynn ihn nun besser nennen sollte, hatte sie doch ihr ganzes Vertrauen in den jungen Burschen gelegt – griff ungeniert nach ihrer Hand. Lynn erschrak kurz, doch spendete die leicht schmutzige und schwitzige Hand ihrer kalten, zierlichen Hand Wärme und Sicherheit. Schon bald waren sie von Menschen umringt. Alle schienen ausgemergelt von der Flucht und befürchteten wohl nichts mehr von den Essensrationen abzubekommen. Cal zog Lynn noch näher an sich heran. Sein Geruch nach Schweiß, Schmutz und Pferdestall zog in ihre Nase. Seine chamlose Nähe spendete ihr auf seltsame Art und Weise Vertrautheit. Lynn schloss die Augen und klammerte sich an seine verschmutzte Kleidung. Sie versuchte all das Leid um sich herum auszublenden. All das, was geschehen war und was sie erleben musste.
“Siehst du ihn?“ riss Callum sie aus ihrer Trance. Lynn blickte nur verstört um sich. Sie war nicht in der Lage gewesen überhaupt nach Zachorian Ausschau zu halten. Ganz in Trance schien es ihr gänzlich entfallen zu sein, warum sie das Zelt überhaupt verlassen hatte. Noch bevor sie sich gänzlich besinnen konnte, wurde ihr von einer Rothaarigen mit krächzender Stimme Suppe und Brot in die Hand gedrückt. Callums Schüssel verfehlte ihn, da er seinen gesunden Arm weiter schützend um Lynn gelegt hatte und ehe sie sich versah, standen die beiden abseits der Menge und der Großteil von Callums Mahlzeit fand sich auf Lynns Kleid wieder. Sie blickte auf sich herab und nahm Cals Entschuldigung kaum wahr. Das Kleid, ihr schönes Kleid, war gänzlich versaut. Es war eines der wenigen Dinge, die sie noch an ihr altes Leben erinnerte. Sie spürte wie die warme Suppe den Stoff durchtränkte, sich zu ihrer Haut durcharbeitete und anschließend rasch abkühlte.
Erneut liefen Tränen Lynns Wangen herab. Einerseits der Trauer um ihr schönes Kleid, um ihr Erinnerungsstück. Im Flüchtlingslager hatte niemand an Kleid von so edler Machart, wie das von Lynn getragen. Vielleicht gäbe es eine Möglichkeit zur Reinigung, doch Lynn wusste weder wo sie es reinigen könnte, noch ob sich die Flecken überhaupt beseitigen ließen. Auf der anderen Hand war Lynn erleichtert dem Gedränge der Menschen entkommen zu sein. Die Masse der Menschen um sie herum, die Verzweiflung und der Hunger hatten in ihr deutliches Unbehagen ausgelöst, so dass sie, wie schon auf der Flucht selbst, alles um sich herum kaum noch wahrnehmen hatte können. Die Pelgarerin war froh den Stallburschen an ihrer Seite zu haben. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, doch wagte sie es aus ihr selbst unbekannten Gründen nicht. Stattdessen lächelte sie ihn an, während noch letzte Tränen ihre Wangen herabliefen und Callum immer noch versuchte sich zu entschuldigen.
“Es… ist schon gut Callum, ähm ‚Cal‘“ versuchte sie ihm die Schuldgefühle zu lindern, auch wenn Lynn nicht gänzlich verstecken konnte, dass es sie doch störte. Jetzt fasste sie sich ein Herz, nahm ihn bei der Hand und führte ihn noch einige Meter weg vom Gedränge. Sie fand eine kleine Bank neben einem der Zelte eher am Rand des Lagers und nahm mit Cal darauf Platz. Die junge Frau atmete tief durch und blickte Callum mit ihren blauen Augen an. “Ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war, Zachorian zu suchen. Unter all diesen Menschen wird es wahrlich schwer sein ihn zu finden. Ich hätte vermutlich einfach im Zelt bleiben sollen und warten. Es ist nur… ich kenne niemanden hier außer ihm und die Sorge auch ihn zu verlieren, hat mich übermannt.. Lynn riss sich einen winzigen Bissen des Brotes ab und schob es sich zärtlich in den Mund, während ihr bewusst wurde, dass sich übereifrig gehandelt hatte. “Sag mal Cal, die Eltern der beiden Kinder, sind sie… du weißt schon? Weißt du schon wie es bei euch oder auch bei dir weitergehen wird?“
Lynn hatte sich beruhigt, die Tränen waren bereits getrocknet, doch ihr brannten zu viele Fragen auf der Seele. Ihr war durchaus bewusst, dass auch Callum vermutlich keine Antworten hatte. Er war verwundet, musste sich um zwei Kinder kümmern. Und vermutlich war er auch niemand, der die Zukunft schon allzu weit vorausplante. Lynn riss das Brot in zwei Teile und reichte eines ihrer neuen Bekanntschaft. Anschließend nahm sie einen Schluck aus der Suppenschüssel. Es fühlte sich beinahe abenteuerlich an ohne jedes Besteck zu essen und sogar das eigene Essen mit einem beinahe Fremden zu teilen. Doch auch Cal musste sehr hungrig sein und wie es das Schicksal wollte, war er nun nach Zachorian der nächste Vertraute von Lynn. Es tat gut ihn bei sich zu haben, trotz – oder gerade wegen – seiner unkonventionellen Art. Sie blickte ihn erneut an und in ihrem Blick spiegelten sich sowohl Unsicherheit, aber auch das frisch gewonnene Vertrauen. Nachdem sie einen weiteren Schluck Suppe genommen hatte und spürte wie bereits die ersten Bissen Brot und Suppe eine Wohltat für ihren leeren Magen waren, reichte sie ihre Schüssel weiter an den Stallburschen.
Nicht ihr Bruder, sondern… ihr Stallbursche? Die Freude war so groß in den Augen des Kleinen als er sein „männliches Vorbild“, selbst kaum nur als ein Knabe, wiedererblickt hat. Bemerkenswert… Callum erscheint bemerkenswert, auf seine ganz eigene Art. Für Truan scheint er die Welt zu bedeuten, Bastard hin oder her, er kann sich glücklich schätzen diesen Burschen an seiner Seite zu haben.
Callum war nicht aus Pelgar. Seit gerade einmal vier Jahren hatte er in der Stadt gelebt. Pferde gefüttert, Vieh gehütet und Mist geschaufelt. Im normalen Leben hätten die beiden sich ihr Lebtag lang vermutlich nicht gesehen geschweige dem ein Wort miteinander gewechselt. Doch eben dieses normale Leben war nun Geschichte. Arm oder reich, gebildet oder hohlköpfig – all das spielte im Lager keine Rolle mehr. Ebenso wie Lynns anerzogener gehobener Ton. Sie blickte verdutzt als Callum sie aufforderte das “hochwohlgeborene Kauderwelsch“ zu unterlassen. Noch nie war ihre Sprache so bezeichnet worden. Auch wenn ihr der Gedanke schwer fiel ihre Erziehung zu missachten, schaffte dieser kleine Satz doch eine gewisse Lockerheit zwischen den beiden.
Sichtlich überrascht willigte Callum ein die junge Frau bei ihrer Suche nach Zachorian zu unterstützen. War sie zu forsch gewesen? Schließlich kannten sich die beiden kaum, doch was blieb Lynn anderes übrig? Fast schon geehrt von dem ihm entgegengebrachten Vertrauen geleitete er Lynn nach draußen in das Lager, während die Kinder im Zelt verblieben und hoffentlich, nun da sie wussten, dass ihr Vertrauter einigermaßen unversehrt und in Sicherheit war, etwas Ruhe und Schlaf nach der Erschöpfung finden konnten.
Die Luft außerhalb des stickigen Zeltes war angenehm, dafür bot sich erneut der Blick auf das chaotische Treiben des Flüchtlingslagers, welches sich in ihrem Rückzugsort gut ausblenden hatte lassen. Erneut blickte Lynn auf zahlreiche Verletze und Verzweifelte, die durch ihr Leid zu einer Einheit verschmolzen. Selbstbewusst ging Callum voran und führte Lynn gezielt in Richtung Essensausgabe. “Er ist etwa Mitte 30, wirkt jedoch wesentlich jünger und ist groß gewachsen. Er trägt kurzes schwarzes Haar und einen leichten schwarzen Bart. Zuletzt trug er braune Kleidung mit Kettenhemd darunter sowie einen weißen Umhang. Sein Name ist Zachorian und er schien die Menschen hier gut zu kennen.“
Doch in der Menge der Menschen an der sie vorbeizurasen schienen, fiel es Lynn schwer überhaupt einzelne Gesichter wahrzunehmen. Zu sehr wurden wieder die Erinnerungen an die Flucht wachgerüttelt. Je weiter sie sich Richtung Essensausgabe vorkämpften, desto enger wurde das Gedränge. Callum – oder „Cal“ wie Lynn ihn nun besser nennen sollte, hatte sie doch ihr ganzes Vertrauen in den jungen Burschen gelegt – griff ungeniert nach ihrer Hand. Lynn erschrak kurz, doch spendete die leicht schmutzige und schwitzige Hand ihrer kalten, zierlichen Hand Wärme und Sicherheit. Schon bald waren sie von Menschen umringt. Alle schienen ausgemergelt von der Flucht und befürchteten wohl nichts mehr von den Essensrationen abzubekommen. Cal zog Lynn noch näher an sich heran. Sein Geruch nach Schweiß, Schmutz und Pferdestall zog in ihre Nase. Seine chamlose Nähe spendete ihr auf seltsame Art und Weise Vertrautheit. Lynn schloss die Augen und klammerte sich an seine verschmutzte Kleidung. Sie versuchte all das Leid um sich herum auszublenden. All das, was geschehen war und was sie erleben musste.
“Siehst du ihn?“ riss Callum sie aus ihrer Trance. Lynn blickte nur verstört um sich. Sie war nicht in der Lage gewesen überhaupt nach Zachorian Ausschau zu halten. Ganz in Trance schien es ihr gänzlich entfallen zu sein, warum sie das Zelt überhaupt verlassen hatte. Noch bevor sie sich gänzlich besinnen konnte, wurde ihr von einer Rothaarigen mit krächzender Stimme Suppe und Brot in die Hand gedrückt. Callums Schüssel verfehlte ihn, da er seinen gesunden Arm weiter schützend um Lynn gelegt hatte und ehe sie sich versah, standen die beiden abseits der Menge und der Großteil von Callums Mahlzeit fand sich auf Lynns Kleid wieder. Sie blickte auf sich herab und nahm Cals Entschuldigung kaum wahr. Das Kleid, ihr schönes Kleid, war gänzlich versaut. Es war eines der wenigen Dinge, die sie noch an ihr altes Leben erinnerte. Sie spürte wie die warme Suppe den Stoff durchtränkte, sich zu ihrer Haut durcharbeitete und anschließend rasch abkühlte.
Erneut liefen Tränen Lynns Wangen herab. Einerseits der Trauer um ihr schönes Kleid, um ihr Erinnerungsstück. Im Flüchtlingslager hatte niemand an Kleid von so edler Machart, wie das von Lynn getragen. Vielleicht gäbe es eine Möglichkeit zur Reinigung, doch Lynn wusste weder wo sie es reinigen könnte, noch ob sich die Flecken überhaupt beseitigen ließen. Auf der anderen Hand war Lynn erleichtert dem Gedränge der Menschen entkommen zu sein. Die Masse der Menschen um sie herum, die Verzweiflung und der Hunger hatten in ihr deutliches Unbehagen ausgelöst, so dass sie, wie schon auf der Flucht selbst, alles um sich herum kaum noch wahrnehmen hatte können. Die Pelgarerin war froh den Stallburschen an ihrer Seite zu haben. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, doch wagte sie es aus ihr selbst unbekannten Gründen nicht. Stattdessen lächelte sie ihn an, während noch letzte Tränen ihre Wangen herabliefen und Callum immer noch versuchte sich zu entschuldigen.
“Es… ist schon gut Callum, ähm ‚Cal‘“ versuchte sie ihm die Schuldgefühle zu lindern, auch wenn Lynn nicht gänzlich verstecken konnte, dass es sie doch störte. Jetzt fasste sie sich ein Herz, nahm ihn bei der Hand und führte ihn noch einige Meter weg vom Gedränge. Sie fand eine kleine Bank neben einem der Zelte eher am Rand des Lagers und nahm mit Cal darauf Platz. Die junge Frau atmete tief durch und blickte Callum mit ihren blauen Augen an. “Ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war, Zachorian zu suchen. Unter all diesen Menschen wird es wahrlich schwer sein ihn zu finden. Ich hätte vermutlich einfach im Zelt bleiben sollen und warten. Es ist nur… ich kenne niemanden hier außer ihm und die Sorge auch ihn zu verlieren, hat mich übermannt.. Lynn riss sich einen winzigen Bissen des Brotes ab und schob es sich zärtlich in den Mund, während ihr bewusst wurde, dass sich übereifrig gehandelt hatte. “Sag mal Cal, die Eltern der beiden Kinder, sind sie… du weißt schon? Weißt du schon wie es bei euch oder auch bei dir weitergehen wird?“
Lynn hatte sich beruhigt, die Tränen waren bereits getrocknet, doch ihr brannten zu viele Fragen auf der Seele. Ihr war durchaus bewusst, dass auch Callum vermutlich keine Antworten hatte. Er war verwundet, musste sich um zwei Kinder kümmern. Und vermutlich war er auch niemand, der die Zukunft schon allzu weit vorausplante. Lynn riss das Brot in zwei Teile und reichte eines ihrer neuen Bekanntschaft. Anschließend nahm sie einen Schluck aus der Suppenschüssel. Es fühlte sich beinahe abenteuerlich an ohne jedes Besteck zu essen und sogar das eigene Essen mit einem beinahe Fremden zu teilen. Doch auch Cal musste sehr hungrig sein und wie es das Schicksal wollte, war er nun nach Zachorian der nächste Vertraute von Lynn. Es tat gut ihn bei sich zu haben, trotz – oder gerade wegen – seiner unkonventionellen Art. Sie blickte ihn erneut an und in ihrem Blick spiegelten sich sowohl Unsicherheit, aber auch das frisch gewonnene Vertrauen. Nachdem sie einen weiteren Schluck Suppe genommen hatte und spürte wie bereits die ersten Bissen Brot und Suppe eine Wohltat für ihren leeren Magen waren, reichte sie ihre Schüssel weiter an den Stallburschen.
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Re: Die Bruderschaft des Lichts
Callum war definitiv jemand, der sich nichts aus all dem machte, was Lynn von klein auf gelernt hatte. Alles, was ihr nun eine Sicherheit gab, einen Halt und das Gefühl sich an irgendetwas orientieren zu können, machte er mit einem einzigen Ausspruch nieder. Ohne zu ahnen, dass man das auch missverstehen konnte. Doch Lynn schaffte es, flexibel zu bleiben. Das junge Mädchen begrüßte sogar die Einfachheit und nahm diese gereichte Hand dankbar an. Allerdings verleitete sie das auch dazu, ihn um Hilfe zu bitten, wo sie ansonsten vielleicht gezögert hätte. Cal allerdings fackelte nicht lange, sondern bot ihr die helfende Hand gerne an. Die beiden Kinder schliefen endlich etwas, fanden die für alle so benötigte Ruhe und bekamen nicht mit, wie sich die Älteren aus dem Zelt stahlen. Auch wenn Zeltwände dünn und kaum dazu geeignet waren, wahrlich abzuschirmen, musste Lynn feststellen, dass sie es mehr getan hatten als sie ahnte. Hier draußen war das Chaos nahezu perfekt. Überall gab es Leid, Schmerz und Trauer. Lynn sah Verletzungen, blutige Bandagen, abgetrennte Gliedmaßen. Sie konnte sehen, wie verzweifelte Augen Angehörige suchten. Kinder weinten, schrien und Dreck stand überall. Niemand war verschont geblieben. Ob die hohen Herrschaften in ihren Anwesen oder die Obdachlosen. Sie alle kamen hier zusammen und was ihnen blieb, war ihr Leben. Der Stalljunge erwies sich jedoch als hilfreicher als angenommen. Wie selbstverständlich, schirmte er die Blonde von dem Gedränge und Geschubse der Hilfesuchenden ab und bemühte sich, sie halbwegs unversehrt zur Essenausgabe zu lotsen. Ihre Beschreibung von Zachorian, kommentierte er mit einem Nicken. „Gut, das sollte doch schon mal hilfreich sein!“, meinte er etwas lauter, da der Geräuschpegel aufbrandete. Hier an der Ausgabe für Essen ging es ähnlich zu, wie an der Zeltausgabe. Die Leute hatten Angst. Angst um ihre Existenz, und zwar im reinsten Sinne. Wer hungerte, würde schwächer und wer schwächer würde, könnte nicht mehr verteidigen, was ihm geblieben war. Lynn wurde mit dem Überlebenswillen von so manchem konfrontiert, konnte sehen, wie hier und dort die Menschen plötzlich stritten oder sich anfeindeten, wo sie sonst vielleicht gesitteter miteinander umgingen. Das war auch der Grund, weshalb die zierliche Adelstochter nicht nach ihrem Vertrauten Ausschau halten konnte. Die Eindrücke waren zu erschöpfend, zu verstörend. Und nachdem sie auch noch so unwirsch etwas zum Essen bekommen hatten, was Callum ungeschickterweise aufgrund seiner Verletzungen nicht hatte halten können, standen sie voreinander und der Junge blickte betreten auf das, was er angerichtet hatte. „Du weinst ja!“, stieß der Junge aus und sah sich betreten um. Das hatte er nun wirklich nicht gewollt. Es tat ihm leid, dass er ihr Kleid ruiniert hatte, und er leckte sich nervös über die Lippen. “Es… ist schon gut Callum, ähm ‚Cal‘“ versuchte Lynn ihn zu erlösen, doch ihr Anblick verriet ihm das Gegenteil. Cal kratzte sich verlegen am Nacken. „Ich bin so ungeschickt. Ich…“, er seufzte betreten, ließ sich von ihr dann aber wegziehen und humpelte hinter ihr her, während sie allmählich das Gedränge etwas hinter sich lassen konnten.
Hier am Rande des Lagers, wurde es ruhiger und so fand auch Lynn endlich etwas mehr ihre Sprache wieder. Gemeinsam mit dem Stalljungen, saß sie auf der Bank und atmete vorerst durch. “Ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war, Zachorian zu suchen. Unter all diesen Menschen wird es wahrlich schwer sein ihn zu finden. Ich hätte vermutlich einfach im Zelt bleiben sollen und warten. Es ist nur… ich kenne niemanden hier außer ihm und die Sorge auch ihn zu verlieren, hat mich übermannt…“ Der Junge nickte. Dann grinste er wieder schelmisch, wie sie bereits von ihm hatte kennenlernen dürfen und er lehnte sich etwas zurück. „Mach dir doch keine Gedanken, Lynn! Er wird schon auftauchen und es gibt gewiss eine Erklärung für sein Verschwinden. Er ist sicher nur aufgehalten worden.“, seine Augen huschten unruhig umher – jedenfalls das noch gesunde. Inzwischen war das andere gänzlich zugeschwollen und nahm eine hässliche Farbe an. „Sieh dich um… sie alle brauchen Hilfe und wenn er so ist, wie du sagst – dann wird er sicher Hilfe angeboten haben.“, versuchte er sie zu beruhigen, ehe er auf das Brot blickte, wie sie es aß. Er räusperte sich und rutschte kurz unruhig auf seinem Platz umher, um den Blick davon abzuwenden. Er hatte seine Ration in den Sand gesetzte… oder ins Kleid. Je nach dem. “Sag mal Cal, die Eltern der beiden Kinder, sind sie… du weißt schon? Weißt du schon wie es bei euch oder auch bei dir weitergehen wird?“, wollte sie mit einem Mal wissen und Callum blinzelte überrascht. „Öhm...“, kam es wenig geistreich von ihm. Er wurde abermals abgelenkt, als Lynn das Brot zu teilen begann. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen als sie es ihm reichte. Er griff danach und schob es sich selbstverständlich in den Mund. Ein ‚Danke‘ hörte sich jedoch nicht. Cal schmatzte leise und schien das Stück Brot sehr zu genießen. Auch er musste Hunger haben. Mit vollem Mund kauend meinte er: „Nun, ich habe die Lady und den Lord nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, was aus ihnen wurde… ehrlich gesagt, habe ich nicht viel Hoffnung. Gerade die Anwesen sind doch als erstes interessant für solche Halunken… Sie finanzieren damit ihre Kriege, wenn sie reiche Beute machen. Und die Adeligen haben ja doch so einige Schä---“, erst stockte mit einem Mal und schluckte das Stück Brot hinunter. „Entschuldige. Das war gedankenlos…“, bat er sie um Vergebung und räusperte sich abermals. Er musterte Lynn mit ihren großen, blauen Augen und verlor sich für einen Moment in ihnen. „So traurig…“, murmelte er und seufzte, ehe er sich die Schüssel Suppe griff, die sie ihm hinhielt. „Lynn? Hab etwas Vertrauen. Glaubst du an Lysanthor?“, wollte er wissen und schlürfte die laue Suppe. Es tropfte ihm etwas übers Kinn, sodass er mit seinem Ärmel nachhalf. „Du glaubst doch sicher an ihn. Er wird dir beistehen. Die wohlerzogenen Mädchen und strenggläubigen, kriegen immer was ihnen gebührt…“, murmelte er und es klang doch reichlich säuerlich. Aber nicht im Bezug auf sie. Er wollte ihr Mut spenden, etwas Zuversicht geben und sie nicht so mit ihrem Kummer allein lassen.
Die Schüssel Suppe aber leerte er, ehe er sie zwischen sie stellte. „Ich schätze, ich werde zusehen, dass ich mit Isibala und Truan zusehen, dass wir zu den Elfen kommen. Oder vielleicht doch irgendwie nach Dessaria.“, meinte er sinnierend und zeigte damit, dass er definitiv keine Pläne schmiedete. „Ich stamme aus Dessaria, weißt du?“, offenbarte er ihr und grinste. Dann sah er in die grobe Richtung, aus der sie auf der Suche nach Zachorian gekommen waren. „Ich wüsste sonst nicht wohin… Dessaria ist friedlich und… es würde ihnen dort gefallen. Ich fürchte, dass ihre Eltern nicht mehr zu retten sind. Sie werden von den Kriegstreibern gern als Pfand genommen, um Lösegelder zu erpressen oder wichtige Staatgeheimnisse zu erlangen.“, sinnierte er und vergaß erneut, dass auch Lynn aus solchem Hause stammte. Cal war nun wirklich kein Galan und sprach, ohne darüber nachzudenken. Plötzlich trat jemand vor sie und nahm ein wenig das grünliche Licht des Waldes. „Lynn!“, kam es dann von einer vertrauten Stimme und wenn sie aufblickte, konnte sie endlich in das vertraute Antlitz ihres Freundes sehen. Zachorian stand vor ihr und Cal und der Stallbursche blickte mit seinem grünen Auge argwöhnisch auf. Beide Männer musterten einander äußerst genau. „Wer seid ihr?“, fragte der Ältere und Cal wischte sich mit dem Ärmel über den fettigen Mund, den die Suppe hinterlassen hatte. „Cal. Tagchen! Ich schätze, Lynn hat nach dir gesucht!“, meinte er salopp und provozierte eine erhobene Augenbraue beim Dunkelhaarigen. Zachorian sah auf Lynn nieder und seine Miene wurde besorgt. „Wieso bist du nicht im Zelt? Ich… wir wollten uns doch da treffen?“, meinte er und Cal war es, der sich ungefragt erneut einmischte. „Du hast zu lange gebraucht. Sie hat sich Sorgen gemacht…“. Zachorian blinzelte Cal an. „Danke.“, kam es etwas steif von ihm. Offenbar hielt er nicht so viel von dem Jungen, doch er blieb noch höflich. „Verzeih, Lynn. Ich… ich wurde aufgehalten. Hier ist so viel zu tun und sie… brauchen jeden Mann.“, murmelte er und wirkte kurz abgelenkt von etwas, was nicht greifbar war. „Wie ist es dir ergangen? Hast du essen können?“, sein Blick fiel auf das Kleid. „Wie ist das passiert? Lynn… geht es dir… gut?“, wollte er besorgt wissen und Cal schnaubte abwertend. „Gut… wem geht’s hier schon gut?!“, maulte er und provozierte Zachorian damit erneut. „Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass es niemandem hier wahrlich gut geht. Es ist eine Redewendung… Cal.“, belehrte er ihn und wurde sichtlich genervter. Cal zuckte die Schultern. „Redewendung. Red doch einfach normal mit ihr. Sie ist doch kein dressierter Affe, dem man schlaue Redewendungen an die Rübe klatschen muss!“, offenbarte Callum nun, dass er durchaus von niederem Stand war. Seine Aussprache war weder so vornehm, noch so fein wie die von Lynn oder Zachorian. Callum war pragmatisch. Und das zeigte er nun. Zachorian aber war gewohnt in Kreisen wie denen von Lynn und ihrer Familie zu verkehren und hatte sich angepasst. Er reichte dem Mädchen eine Hand. „Lass uns sehen, ob wir dein Kleid richten können, Lynn. Damit du dich wohler fühlst.“, bot er ihr an und Cal grinste schief, aufgrund seines lädierten Zustandes. „Und du, Cal, solltest dringend einen Heiler aufsuchen.“, beschied Zachorian. Cal grunzte. „Ist so, was? Aber ich war schon da. Mehr geht derzeit nicht. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass mir ganz schön der Schädel brummt. Ich muss die …. Muss die…“, er stockte und mit einem Mal verzog er das Gesicht reichlich blöde, lehnte sich vor und spuckte im Schwall die Suppe vor Zachorian’s Füße. Dann ächzte Cal und der Dunkelhaarige fluchte leise, als er etwas zurückzuckte. Bis Callum nach vorn überkippte und einfach bewusstlos auf dem Boden liegen blieb.
Hier am Rande des Lagers, wurde es ruhiger und so fand auch Lynn endlich etwas mehr ihre Sprache wieder. Gemeinsam mit dem Stalljungen, saß sie auf der Bank und atmete vorerst durch. “Ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee war, Zachorian zu suchen. Unter all diesen Menschen wird es wahrlich schwer sein ihn zu finden. Ich hätte vermutlich einfach im Zelt bleiben sollen und warten. Es ist nur… ich kenne niemanden hier außer ihm und die Sorge auch ihn zu verlieren, hat mich übermannt…“ Der Junge nickte. Dann grinste er wieder schelmisch, wie sie bereits von ihm hatte kennenlernen dürfen und er lehnte sich etwas zurück. „Mach dir doch keine Gedanken, Lynn! Er wird schon auftauchen und es gibt gewiss eine Erklärung für sein Verschwinden. Er ist sicher nur aufgehalten worden.“, seine Augen huschten unruhig umher – jedenfalls das noch gesunde. Inzwischen war das andere gänzlich zugeschwollen und nahm eine hässliche Farbe an. „Sieh dich um… sie alle brauchen Hilfe und wenn er so ist, wie du sagst – dann wird er sicher Hilfe angeboten haben.“, versuchte er sie zu beruhigen, ehe er auf das Brot blickte, wie sie es aß. Er räusperte sich und rutschte kurz unruhig auf seinem Platz umher, um den Blick davon abzuwenden. Er hatte seine Ration in den Sand gesetzte… oder ins Kleid. Je nach dem. “Sag mal Cal, die Eltern der beiden Kinder, sind sie… du weißt schon? Weißt du schon wie es bei euch oder auch bei dir weitergehen wird?“, wollte sie mit einem Mal wissen und Callum blinzelte überrascht. „Öhm...“, kam es wenig geistreich von ihm. Er wurde abermals abgelenkt, als Lynn das Brot zu teilen begann. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen als sie es ihm reichte. Er griff danach und schob es sich selbstverständlich in den Mund. Ein ‚Danke‘ hörte sich jedoch nicht. Cal schmatzte leise und schien das Stück Brot sehr zu genießen. Auch er musste Hunger haben. Mit vollem Mund kauend meinte er: „Nun, ich habe die Lady und den Lord nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, was aus ihnen wurde… ehrlich gesagt, habe ich nicht viel Hoffnung. Gerade die Anwesen sind doch als erstes interessant für solche Halunken… Sie finanzieren damit ihre Kriege, wenn sie reiche Beute machen. Und die Adeligen haben ja doch so einige Schä---“, erst stockte mit einem Mal und schluckte das Stück Brot hinunter. „Entschuldige. Das war gedankenlos…“, bat er sie um Vergebung und räusperte sich abermals. Er musterte Lynn mit ihren großen, blauen Augen und verlor sich für einen Moment in ihnen. „So traurig…“, murmelte er und seufzte, ehe er sich die Schüssel Suppe griff, die sie ihm hinhielt. „Lynn? Hab etwas Vertrauen. Glaubst du an Lysanthor?“, wollte er wissen und schlürfte die laue Suppe. Es tropfte ihm etwas übers Kinn, sodass er mit seinem Ärmel nachhalf. „Du glaubst doch sicher an ihn. Er wird dir beistehen. Die wohlerzogenen Mädchen und strenggläubigen, kriegen immer was ihnen gebührt…“, murmelte er und es klang doch reichlich säuerlich. Aber nicht im Bezug auf sie. Er wollte ihr Mut spenden, etwas Zuversicht geben und sie nicht so mit ihrem Kummer allein lassen.
Die Schüssel Suppe aber leerte er, ehe er sie zwischen sie stellte. „Ich schätze, ich werde zusehen, dass ich mit Isibala und Truan zusehen, dass wir zu den Elfen kommen. Oder vielleicht doch irgendwie nach Dessaria.“, meinte er sinnierend und zeigte damit, dass er definitiv keine Pläne schmiedete. „Ich stamme aus Dessaria, weißt du?“, offenbarte er ihr und grinste. Dann sah er in die grobe Richtung, aus der sie auf der Suche nach Zachorian gekommen waren. „Ich wüsste sonst nicht wohin… Dessaria ist friedlich und… es würde ihnen dort gefallen. Ich fürchte, dass ihre Eltern nicht mehr zu retten sind. Sie werden von den Kriegstreibern gern als Pfand genommen, um Lösegelder zu erpressen oder wichtige Staatgeheimnisse zu erlangen.“, sinnierte er und vergaß erneut, dass auch Lynn aus solchem Hause stammte. Cal war nun wirklich kein Galan und sprach, ohne darüber nachzudenken. Plötzlich trat jemand vor sie und nahm ein wenig das grünliche Licht des Waldes. „Lynn!“, kam es dann von einer vertrauten Stimme und wenn sie aufblickte, konnte sie endlich in das vertraute Antlitz ihres Freundes sehen. Zachorian stand vor ihr und Cal und der Stallbursche blickte mit seinem grünen Auge argwöhnisch auf. Beide Männer musterten einander äußerst genau. „Wer seid ihr?“, fragte der Ältere und Cal wischte sich mit dem Ärmel über den fettigen Mund, den die Suppe hinterlassen hatte. „Cal. Tagchen! Ich schätze, Lynn hat nach dir gesucht!“, meinte er salopp und provozierte eine erhobene Augenbraue beim Dunkelhaarigen. Zachorian sah auf Lynn nieder und seine Miene wurde besorgt. „Wieso bist du nicht im Zelt? Ich… wir wollten uns doch da treffen?“, meinte er und Cal war es, der sich ungefragt erneut einmischte. „Du hast zu lange gebraucht. Sie hat sich Sorgen gemacht…“. Zachorian blinzelte Cal an. „Danke.“, kam es etwas steif von ihm. Offenbar hielt er nicht so viel von dem Jungen, doch er blieb noch höflich. „Verzeih, Lynn. Ich… ich wurde aufgehalten. Hier ist so viel zu tun und sie… brauchen jeden Mann.“, murmelte er und wirkte kurz abgelenkt von etwas, was nicht greifbar war. „Wie ist es dir ergangen? Hast du essen können?“, sein Blick fiel auf das Kleid. „Wie ist das passiert? Lynn… geht es dir… gut?“, wollte er besorgt wissen und Cal schnaubte abwertend. „Gut… wem geht’s hier schon gut?!“, maulte er und provozierte Zachorian damit erneut. „Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass es niemandem hier wahrlich gut geht. Es ist eine Redewendung… Cal.“, belehrte er ihn und wurde sichtlich genervter. Cal zuckte die Schultern. „Redewendung. Red doch einfach normal mit ihr. Sie ist doch kein dressierter Affe, dem man schlaue Redewendungen an die Rübe klatschen muss!“, offenbarte Callum nun, dass er durchaus von niederem Stand war. Seine Aussprache war weder so vornehm, noch so fein wie die von Lynn oder Zachorian. Callum war pragmatisch. Und das zeigte er nun. Zachorian aber war gewohnt in Kreisen wie denen von Lynn und ihrer Familie zu verkehren und hatte sich angepasst. Er reichte dem Mädchen eine Hand. „Lass uns sehen, ob wir dein Kleid richten können, Lynn. Damit du dich wohler fühlst.“, bot er ihr an und Cal grinste schief, aufgrund seines lädierten Zustandes. „Und du, Cal, solltest dringend einen Heiler aufsuchen.“, beschied Zachorian. Cal grunzte. „Ist so, was? Aber ich war schon da. Mehr geht derzeit nicht. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass mir ganz schön der Schädel brummt. Ich muss die …. Muss die…“, er stockte und mit einem Mal verzog er das Gesicht reichlich blöde, lehnte sich vor und spuckte im Schwall die Suppe vor Zachorian’s Füße. Dann ächzte Cal und der Dunkelhaarige fluchte leise, als er etwas zurückzuckte. Bis Callum nach vorn überkippte und einfach bewusstlos auf dem Boden liegen blieb.