Sie lief über Moos, zwischen grünen Bäumen und Wind blies ihr ins Gesicht ….
… und sie roch Blut und Fleisch darin.
Bäh!
„Malagen! Lass das...“
, hörte sie ein leises Flüstern und als sie die Augen auf machte schaute sie in zwei riesige schuppige Nüstern. Das der grüne Drache etwas Mundgeruch von seiner letzten Mahlzeit hatte war zu ertragen, aber plötzlich bemerkte sie, dass Naira nicht mehr in ihren Armen lag. Sofort wollte sie sich aufrichten und drückte dabei Malagens großen Kopf beiseite. Was sie dann sah, ließ ihr Herz gleich noch mal über quellen!
Yran stand mit nacktem Oberkörper seitlich zu ihr in etwas fünf Schritt Entfernung und hatte anscheinend eine Schüssel mitgebracht, in der er gerade Naira badete. Das Drachenbaby strampelte lustig mit den Beinchen in der Luft, da er sie rücklings auf seinem Unterarm liegend, langsam ins Wasser tauchte. Das kleine Maul ging auf und zu und gab glucksende Geräusche von sich. Yran hatte sein Hemd ausgezogen, wahrscheinlich um nicht nass zu werden und Eli sah das schöne Tattoo an seiner Seite. Eine Haarsträhne war aus dem Band in seinem Nacken gerutscht und hing über Nairas kleinen Klauen, die sie prompt zu fassen bekam und kräftig daran zogen. Yran verzog leicht das Gesicht, gab aber nach und beugte sich tiefer. Dann pustete er dem Drachenbaby ins Gesicht, worauf es plötzlich ganz still da lag. Der Drachenritter lächelte und ließ sie in die provisorische Wanne gleiten, hielt den Oberkörper aber immer fest. Mit der freien Handfläche wusch er sie.
Wenn Eli noch Zweifel gehegt hätte, dass Yran kein guter Vater sein könnte, dann waren sie hoffentlich spätestens jetzt in diesem Anblick verpufft. All ihre Aufmerksamkeit hatte sich auf den kleinen Drachen fokussiert gehabt, dann Yran gesehen und erst jetzt wurde ihr der Rest ihrer Umgebung richtig gewahr. Yran stand vor einer Art versteinerten Baumstumpf auf dem er die Schüssel abgestellt hatte und Eilmana sah sich nun genauer um. Waren sie noch im Gehege?
Nein...
Das hier sah anders aus. Kein Staub! Aber es sah ein wenig aus wie der Steinwald, in dem sie Nairas Ei gefunden hatte. Es gab steinerne „Bäume“ die bis zur Höhlendecke reichten und ein grünlich graues Moos dass an manchen Stellen den Boden bedeckte. Einige der Drachenkristalle schimmerten hoch oben zwischen den Steinsäulen und tauchten alles in ein diffuses Licht. Das hier war Nairas Hort, ihre Höhle. Ein Spielplatz für ein Drachenkind, Versteck und Trainingsplatz zum Wachsen und größer werden. Sie sah wieder zu Naira und stand auf, wobei Malagens Horn sie wie ein Haltegriff ganz selbstverständlich hoch zog. Kaum stand sie, wusste sie auch warum er ihr half. Sie hatte ganz weiche Knie, aber sonst war es ihr noch nie besser gegangen.
((Eilmana ist geheilt))

Jegliche Verletzung oder Müdigkeit war wie fortgeblasen. Nur das reine Glück in ihren Andern machte ihre Schritte noch etwas unsicher. Der große grüne Drache schritt langsam neben ihr und hielt seinen Kopf gesenkt, damit sie sich noch ein bisschen fest halten konnte. Langsam gingen sie gemeinsam zu Yran, der sie nun auch bemerkte und von einem Ohr zum anderen grinste.
„Na, neue Drachenmama? Wie geht es dir?“
Nairas Köpfchen lag in seiner Hand und wirkte ein bisschen wie in Trance. Das Anpusten bewirkte anscheinend so etwas ähnliches wie bei Kitten der Nacken-griff. Man sah, dass sie sich bemühte die Augen auf zu kriegen.
„Willst du?“
Yran machte mit seinem starken Körper Platz an der Schüssel und wartete, dass Eli übernahm. Da Naira ganz ruhig im Wasser lag, sah nun Eli auch wieder ihr Spiegelbild, was noch genauso gerupft aussah wie im Gelege. Der Übergang durch den See hatte sie also nicht wirklich gebadet. Auch der inzwischen getrocknete Dotter auf ihren Armen und Händen sah nur deshalb „hübsch“ aus, weil er wie helles Perlmutt schimmerte. Aber das alles war egal. Naira war wichtiger und als Eilmana sie berührte, sie hielt, machte sie einen tiefen Atemzug, ganz so als sei sie erleichtert, dass sie wieder da war. Sofort suchte ihr kleines Maul nach ihren Fingern.
Yran richtete sich derweil neben Eilmana auf und betrachtete wie ein stolzer Vater die Szenerie. Auch Malagen hatte einen etwas dümmlich, aber durchaus niedlichen Gesichtsausdruck. Seine Augen waren riesig und das Maul stand offen. Er schnupperte immer wieder nach der Kleinen und gurrte tief in seiner Brust vor sich hin. Yran fragte unvermittelt in die harmonische Stille hinein:
„Hast du sie schon gefüttert?“