Konrad von Eisendorn
Kampfnamen:
„Der Eisenmann“
„Der Ritter“
Rasse:
Mensch (Grandessaner)
Alter:
25 Jahre
Geschlecht:
Männlich
Beruf:
Gladiator
Heimat:
Die Hauptstadt Grandea im Königreich Grandessa
Gesinnung:
Neutral
Magie:
Der einstige Ritter zeigt keine magische Begabung. Zudem hat er aufgrund seiner Erlebnisse in Morgerias Arena eine starke Abneigung gegenüber Magie entwickelt. Eine Ausnahme ist die Lichtmagie.
Sprache:
Celcianisch, Garmisch und passables Lerium
Religion/Glaube:
Konrads starker Glaube an Lysanthor und dessen Lehren hat sich in seiner Gefangenschaft trotz der häufigen Bedrängungen des dunklen Volkes nur weiter verfestigt. Er gibt sich dem Gott des Lichts immer noch mit ganzem Herzen hin und bittet um seinen Beistand, wenn er auch stets auf die Probe gestellt wird.
Aussehen:
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Familienwappen:
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Persönlichkeit:
Konrad ist ein Mensch mit einem ausgeprägten Sinn für moralische Gerechtigkeit, der schon seit frühen Jahren im Konflikt zu den Erfahrungen in seiner eigenen Umgebung stand. Wenn ihm von heute auf morgen die Geschicke der Welt auf wundersame Weise in die Hände fallen würden, so würde er einiges an den bestehenden Strukturen verändern, was in seinem idealistischen Verständnis dem Allgemeinwohl dienen würde. Doch zugleich hat er früh zu akzeptieren gelernt, dass er Teil des Systems ist. Als Sohn war er loyal gegenüber seiner adligen Familie, als Ritter diente er treu seinem Königreich. Reines Pflichtbewusstsein leitete ihn dabei mehr als Überzeugung, was ihm früh seinen jugendliche Frohmut gekostet hatte. Willentlich in einer Scheinwelt lebend, in die er sich durch intensiven Literaturkonsum und der Teilnahme an ritterlichen Wettstreiten geflüchtet hatte, wurde die Begegnung mit dem dunklen Volk infolge der Eskalation des andauernden Kriegs mit Jorsa ein einschneidendes Erlebnis. Seine Unfähigkeit, Gräueltaten untätig zuzusehen führte schließlich zu seiner Entführung und drei Jahren der Gefangenschaft, die sein Wesen grundlegend änderten. Im täglichen Kampf um sein Leben verlor Konrad die Geduld für schöngeistige Ideale und gab sich hingegen seinen Urinstinkten hin. Wo das Recht des Stärkeren gilt, treten Mitleid und Güte in den Hintergrund, während Egoismus zur Pflicht wird. Selbst wenn Konrad tief in seiner Seele nie zu derlei Bösartigkeit fähig wäre, wie er ihn anhand der Dunkelelfen Morgerias tagtäglich erlebt, so hat er doch unbewusst von seinen neuen Meistern gelernt... mehr, als er sich vielleicht offen zugestehen möchte.
Stärken
Kämpfer: In seiner Jugend wurde Konrad im ritterlichen Zweikampf zwischen Edelmännern geschult und in die Kunst der strategischen Gefechtsführung eingewiesen. Jedoch nichts davon konnte ihn auch nur im Ansatz darauf vorbereiten, was es bedeuten würde, mit Zähnen und Klauen das eigene Leben verteidigen zu müssen. Schnell vergaß der junge Mann allen Unsinn, den er über ehrbare Duelle gelernt hatte und konzentrierte sich nun gänzlich darauf, seine Gegner mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu schlagen. Die Werkzeuge seiner Wahl sind dabei das beidhändig geführte Lange Schwert, das einhändige Ritterschwert und sein treuer Schild. Doch auch ein gezielter Schlag mit stählernen Fäustlingen kann durchaus effektiv sein. Bestens an das Gefühl seiner Rüstung gewöhnt, ist Konrad in voller Montur wahrlich ein nicht zu unterschätzender Gegner, der es selbst mit den herausforderndsten Feinden aufnehmen kann. Mit animalischer Verbissenheit und beachtlicher Ausdauer steckt er Wunden und Rückschläge wacker weg, bis er entweder triumphiert oder endgültig gebrochen wird. Denn aufzugeben ist in seiner Welt keine Option.
Langes Schwert, zweihändig (Sehr Gut)
Ritterschwert und Schild (Gut)
Waffenloser Kampf (Rudimentär)
„Lysanthor ist mit mir“: Wahrer Glaube ist eine Macht, die wahrlich grenzenlos ist – so denken zumindest diejenigen, welche behaupten, die Präsenz der Götter in ihrer Umwelt spüren zu können. Tatsächlich hatte Konrad für lange Zeit nicht zu diesem Schlag an Menschen gehört. Erst in den dunkelsten Stunden seiner Gefangenschaft, am Rande des Abgrunds stehend, hatte er hilfesuchend die Arme nach einer höheren Macht ausgestreckt und neue Hoffnung aus den Gebeten an den Gott des Lichts geschöpft. In Konrads Vorstellung wacht Lysanthor über ihn und steht ihm bei durch all das Leid, das sein Leben füllt. Ein kurzes Gebet vor dem Kampf oder in Notsituationen wirkt deshalb Wunder auf seine Moral, solange es die Umstände erlauben.
Passabler Schauspieler: Während seinen ersten Wochen in Morgeria lernte Konrad schnell, dass allein Kämpfe zu gewinnen nicht ausreichen würde um seine Haut zu retten. Die tobenden Zuschauer in den Tribünen waren die wahren Herren über Leben und Tod, und neben ihrem Drang nach Blut verlangten sie, unterhalten zu werden. Um aus der Menge an gesichtslosen Kämpfern hervorzustechen und somit den willkürlichen Massenopferungen an ersetzbaren Sklaven zu entgehen, adaptierte Konrad eine schillernde Kampfpersona. Jeder seiner Auftritte ist gezeichnet von intensiven Monologen, übertriebener Gestik und charismatischer Interaktion mit dem Publikum. Durch harte Arbeit konnte er so die unbeständige Sympathie der Arenabesucher für sich gewinnen, wenn es ihm auch nach all der Zeit immer noch schwer fällt, seine wahren Emotionen zu verbergen.
Kultiviert und Gebildet: Auch wenn es in seinem Dasein als Gladiator wohl kaum von weniger Relevanz sein könnte, kam Konrad seit jungen Jahren in den Genuss einer ausführlichen Erziehung, wie sie nur unter den Eliten seines Landes üblich ist. Grammatik und Arithmetik, Logik und Rhetorik waren ebenso Inhalt seiner Studien wie die für ein mündiges Mitglied der grandessaner Adelsschicht essenziellen Grundkenntnisse der Heraldik und Diplomatik. Dass Konrad kein besonders motivierter Schüler war, machte dabei wenig Unterschied: Die nötigen Lektionen wurden ihm mit solchem Nachdruck eingetrichtert, dass sie sich bis heute nicht aus seinem Schädel rausprügeln ließen. Nicht nötig war dies jedoch bei historischen Berichten, besonders wenn sie von berühmten Schlachten handelten. Sie hatte er regelrecht verschlungen, bis die kleine Bibliothek ihres Anwesens keine weiteren Erzählungen mehr zu bieten hatte. Und dann ist da noch seine unschuldige Schwäche für gefühlsvolle Poesie, die ihn früher in ruhigen Stunden selbst zum Dichten verleitete. Ein gut behütetes Geheimnis, das er mit ins Grab zu nehmen plant.
Schwächen
Alte Wunden: Was einen nicht umbringt, macht einen stärker. Obwohl Konrad dieser Binsenweisheit im Allgemeinen zustimmt, kann er nicht die Augen davor verschließen, dass ihm jeder bisher gemeisterte Kampf einen Tribut abverlangt hatte. Bleibende Wunden zeichnen seinen Körper und schränken ihn in seiner Handlungsfähigkeit ein. In seinem linken Unterarm, dessen Knochen seit einer fatalen Begegnung mit einem Streithammer durch metallene Schrauben und Drähte zusammengehalten werden, hat Konrad jegliches Gefühl verloren. Seine Feinmotorik ist dadurch schwer beeinträchtigt und bei zu langer Überstrapazierung beginnt ihn vom Ellbogen bis zu den Fingerspitzen ein pochender Schmerz zu plagen, mit dem wahrlich nicht zu scherzen ist. Seit jenem verhängnisvollen Tag trägt er deshalb eine lederne Armschiene, die ihm nötigen Halt gibt und in der Arena die Auswirkungen von Erschütterungen und andauernder Beanspruchung lindern. Und doch wird das dumpfe Pochen nach jedem Kampf schlimmer. Ein unerwarteter Schlag auf den Helm kostete ihn vier seiner Backenzähne und hinterließ ihn fast taub am linken Ohr. Ein leises Sirren trübt seit diesem Tag sein Gehör und erschwert ihm die Wahrnehmung leiser Geräusche, die abseits seines guten Ohrs zu vernehmen wären. Ein von seinem Schild abfedernder Feuerball verbrannte die Haut seines linken Oberschenkels bei lebendigem Leib und sorgte dafür, dass längere Reisen im Sattel zur wahren Tortur werden. Und dann wurde unlängst noch ohne sein Wissen bei einer der zahlreichen Eingriffe in seinen Körper eine Niere entfernt, die sein Meister für gutes Geld an den Höchstbietenden verkauft hatte.
Sucht und Abhängigkeit: Ein Großteil von Morgerias Kampfsklaven stirbt während ihrem ersten Kampf oder verendet in den folgenden Tagen an dessen Folgen. Die Versorgung von Wunden ist ein Privileg, das nur erfolgreichen Gladiatoren zuteil wird. Das leibliche Wohlbefinden der Behandelten wird hier jedoch aus verständlichen Gründen hinten angestellt. Um möglichst schnell wieder bereit für das Training zu sein, werden die Kämpfer mit Schmerzmitteln berauscht, die ihre Sinne betäuben. Ebenso wird ihre tägliche Nahrung ohne ihr Wissen mit Kräutern gestreckt, welche die körperliche Leistungsfähigkeit steigern sollen. Nach knapp drei Jahren des regelmäßigen Zuführens dieser Substanzen haben sich in Konrads jungem Alter zwar noch keine negativen Nebenwirkungen manifestiert, doch kann man davon ausgehen, dass sein Körper darauf reagieren wird, wenn der stetige Zuschuss an Chemikalien einmal versiegen sollte.
Die Grube: In frühen Tagen seiner Gefangenschaft, als Konrad seinem neuen Besitzer noch Widerstand leistete und sich bald herausstellte, dass konventionelle Folter seinem Körper eher bleibende Schäden zuziehen würde als sie seinen Willen zu brechen vermochte, wurde er mit der sadistischen Kreativität der Dunkelelfen vertraut. Sie warfen ihn in eine Grube, nur zwei Meter tief und ein Meter breit, und verschlossen sie mit einem Felsbrocken. Alle zwei Nächte wurde die Grube geöffnet um ihn das nötigste an Verpflegung zukommen zu lassen, nur um daraufhin seine zitternden Hände zurückzustoßen und den Felsen wieder in Position zu bringen. Nach zwei Wochen zogen sie Konrad aus der Grube, schwer blutend an Schultern und Knien, die Beine verkrustet mit Exkrementen und das Gesicht eingefallen wie das eines Toten. Seines Stolzes und seiner Würde gänzlich beraubt, flehte er seinen Meister an, in seine Dienste treten zu dürfen, nur um einer weiteren Stunde dieser Tortur zu entgehen. Verdrängte Erinnerungen an diese Höllenqualen werden immer dann wach, wenn sich Konrad zu lange in kompletter Finsternis oder zu engen Räumen aufhält, in denen er sich nicht frei bewegen kann. Auch eine vergleichbare Geruchskulisse kann zu unschönen Rückblenden führen. Ist es so weit, beginnt Konrads Herzschlag und Atem zu rasen, seine Glieder versteifen sich und eine irrationale Panik steigt in ihm auf, der er sich nicht erwehren kann.
Lebensgeschichte
Als Konrad von Eisendorn das Licht der Welt erblickte, stand seine adelige Familie am Höhepunkt ihrer Macht. Durch geschickte Diplomatie, glückliche Heiratsverbindungen und wohl mit dem Segen Lysanthors auf seiner Seite, hatte es das einfache Landadelsgeschlecht mit jorsanischen Wurzeln binnen weniger Generationen zu Reichtum und Einfluss, sowie einem bescheidenen Anwesen im Innenring der Hauptstadt geschafft. Konrads Vater Laurenz legte großen Wert darauf, dass jedes seiner Kinder seinen Beitrag leistete, um den Ruf der Familie weiter zu mehren und dessen Bestehen in der trügerischen Herrschaftslandschaft Grandessas zu sichern. Schon in ihrer frühesten Erziehung die spätere Rolle seiner vier Söhne einplanend, wurden Konrads älteren Brüdern hohe Ämtern zugewiesen, während ihm als Jüngsten ein anderes Schicksal bevorstand: Zur Stärkung der freundschaftlichen Bande zum Geblüt Orioles, dem seine eigene Mutter Ludmilla entstammte, wurde er mit zwölf Jahren an einen fremden Hof entsandt, wo er nach zwei Jahren der Vorbereitung Ritter Kuno Orioles unterstellt wurde.
Sein junges Leben lang mit Erzählungen von edlen Helden und ihren bewundernswerten Taten groß geworden und auf seine eigene Chance auf Ruhm und Ehre hoffend, war die Konfrontation mit Herrn Kuno eine einzige Ernüchterung. Der alte Mann hurte und trank, sprach mit Spott über die klassischen Werke die Konrad verehrte und scherte sich weder um Turniere noch den freigestellten Kriegsdienst. Nichts schien ritterlich an diesem Ritter und Konrad begann schon bald mit seinem Schicksal zu hadern. Sein einziger Wermutstropfen war die Tatsache, dass Kuno trotz all seiner Laster ein ausgezeichneter Kämpfer war und seine Pflichten als sein neuer Lehrmeister sehr ernst nahm. Vielleicht ernster, als Konrad es manchmal für nötig hielt. Die Jahre vergingen und erste Stärken und Schwächen machten sich in seiner Ausbildungen bemerkbar. Während er beim Kampf zu Fuße seinem Herrn nach langer Zeit endlich ebenbürtig war, fehlte es ihm an dessen Feingefühl im Sattel und an der Handhabung der Lanze. Am Bogen war Konrad ein fast hoffnungsloser Fall, da er mit etwas Glück aus 50 Meter ein Scheunentor traf. Doch all dies schien bedeutungslos im Angesicht der Tatsache zu sein, dass er das Mannesalter erreicht hatte, ohne eine Chance auf das Sammeln echter Kampferfahrung bekommen zu haben. Dies änderte sich schlagartig, als sich der ewige Kampf mit dem Königreich Jorsan verschärfte und Ritter Kuno mit seinem Knappen an die Front beordert wurde. Während sein Herr darauf bestand, sich auf das Zurschaustellen des eigenen Banners zu beschränken, brannte Konrad darauf sich endlich seine Sporen zu verdienen. Während Kuno früh morgens noch seinen Suff im Feldlager ausschlief, schloss sich sein Knappe einem Trupp von Soldaten an, die bei ihrem Vorstoß ins Feindesland sogleich in ein Gefecht verwickelt wurden. Als ihr Kommandant fiel, scharten sich die führungslosen Soldaten um den jungen Adligen, der an ihrer Seite zum Gegenangriff blies. Umgeben von den ungewohnten Bildern von Blut und Tod schaffte Konrad es ruhigen Kopf zu bewahren und die Männer zum Sieg zu führen. Bei ihrer Rückkehr erwartete ihn Kuno mitsamt den anderen Rittern, die ihn mit gemischten Gefühlen erwarteten. Noch bevor er sich eine Rechtfertigung parat gelegt hatte, wurde er von ihnen geheißen auf die Knie zu sinken. Auf diese Weise erhielt Konrad von Eisendorn, blutend und in einem brach liegenden Acker drei Meilen vor dem Grenzdorf Troman, im Alter von 20 Jahren seine Ritterwürde. Drei Tage darauf verstarb Ritter Kuno Orioles unter mysteriösen Umständen. Die Diener munkelten, er habe wieder einmal über den Durst getrunken und sein altes Herz hätte sich endlich gerächt. In seiner letzten Woche am Anwesen der Orioles nahm Konrad somit am Begräbnis seines alten Herren teil. Zu seinem Verblüffen trauerte er aufrichtig, doch waren seine Gedanken bereits in die Zukunft gerichtet.
Die folgenden zwei Jahre zählten zu den besten in Konrads Leben. Nach seiner Heimkehr in die Hauptstadt wurde der junge Ritter von seiner Familie mit allen Ehren empfangen. Sein Vater überreichte ihm die Rüstung von Konrads Urgroßonkel, Poppo von Eisendorn, einem Mann von dem die Familienchronik berichtete, dass er einst einen Drachen erschlagen haben soll. Es handelte sich um eine äußerst farbenfrohe Erzählung, die Konrads städtischer Lehrmeister auf sein Fragen stets mit erzwungener Überzeugung bestätigt hatte. Wahr oder nicht, so hatte Konrad die Rüstung schon als kleiner Junge angehimmelt und gemeinsam mit der Anerkennung seines Vaters war dies das wohl beste Geschenk, das man ihm geben konnte. Auf einmal sah die Welt ganz anders aus: Während sich seine älteren Brüder in ihren besten Jahren mit schnöder Bürokratie herumplagen mussten, konnte Konrad zu dem Ritter werden, der er schon immer sein wollte. Er besuchte Turniere, bei denen er im Wettstreit mit dem Schwert brillierte und sich dem Jubel der Menge hingeben konnte. Er nahm Teil an Festen im ganzen Land, speiste an beladenen Tafeln und lauschte den neuesten Liedern der Barden. In Absprache mit seinem Vater zog er alle paar Monate an die Front, wenn auch seine anfängliche Kampfeslust mit jedem weiteren erlebten Gefecht sank, bis die Abstände seiner Kriegsteilnahme immer größer wurden. Wenn er auch nach wie vor darauf achtete, keine der negativen Eigenschaften von Hern Kuno zu übernehmen, so begann er ihm seine Kriegsmüdigkeit nachzusehen. Das Blut und die Schreie, der Gestank und das Bild der sich im Dreck windenden Männer – keine königliche Propaganda konnte diese Eindrücke lindern. Und doch tat Konrad gewissenhaft das, was seine Pflicht an Familie und Krone verlangte.
Konrad war 22 Jahre alt, als sich ein spürbarer Wandel in seinem Heimatland bemerkbar machte. Geschichten wurden erzählt. Geschichten, die von der Landbevölkerung an die Stadtbewohner weitererzählt wurden, von einfachem Volk über das Geschwätz der Diener an die Ohren des Adels drang. Anfangs dachte Konrad, es würde sich um gewöhnliche Gerüchte halten, um Schauergeschichten, wie sie sich die Menschen so gerne erzählten. Doch als seine Brüder an der abendlichen Tafel anfingen über verschwundene Arbeitergruppen und ermordete Aufseher zu klagen oder von ausbleibenden Handelskarawanen und leerstehenden Bauernhöfen zu berichten, überdachte er seine Skepsis. Anlass dazu gaben auch die gemeinen Soldaten, mit denen er sich im Feld die Lagerfeuer teilte. Unter vorgehaltener Hand tauschten sie Berichte von Grenzsoldaten aus, die Spuren fremder Truppenbewegungen bemerkt haben sollten. Jedoch handelte es sich dabei um keine Jorsaner, ja um keine Menschen, wenn man den um drei Ecken bekannten Augenzeugen Glauben schenken wollte. Alles deutete auf eine fremde Macht hin, die ihre Hände nach Grandessa ausstreckte. Konrad wusste an diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er dieser dunklen Macht bald zum Opfer fallen würde.
Der Ritter war gerade auf dem Heimweg nach Grandea. Begleitet wurde er von seinem neuen Knappen, einem Neffen aus der entfernten Verwandtschaft namens Torben, der vergangenen Frühling in seine Dienste getreten war. Sie waren bereits einige Meilen hinter Troman, als sie Schreie vernahmen. Sie näherten sich dem Ort des Geschehens und entdeckten etwa ein Dutzend Dunkelelfen, die eine Kolonne an in Ketten gelegten Menschen mit Säcken über den Köpfen mit sich führte. Die Kolonne war zum Stehen gekommen, da eine kleine Gestalt inmitten des Kettengliedes zu Boden gesunken war. Es war ein kleines Mädchen, die zerschundenen Beine schleiften über den Boden. Sie war bewusstlos oder bereits tot als einer der Dunkelelfen über sie trat und begann mit seiner Peitsche ihren Rücken zu zerfetzen. Das Bild war dermaßen grotesk, dass Konrad aus dem Impuls heraus handelte: Der Dunkelelf kam zu drei Schlägen, bis er innehielt um sich verwundert nach dem Geräusch donnernder Hufe umzusehen. Sein abgetrennter Kopf flog über den zertretenen Pfad und landete dumpf im hohen Gras. Das blutige Schwert in der Hand verlangte Konrad wütend nach einer Erklärung dieses Vorgehens, erkannte er doch unter den Lumpen zweier Gefangener die Farben Grandessas. Doch da griffen die Dunkelelfen bereits zu den Waffen und bellten sich in ihrer herrischen Sprache Befehle zu. Zwei weitere Soldaten fielen unter Konrads Schwert, bis er von der Meute umzingelt war. Eine Speerspitze in den Hals seines Pferdes warf ihn vom Sattel, wo er sich taumelnd aufrappelte, nur um mit anzusehen, wie eine Streitaxt das Leben seines Knappen und Neffens beendete. Für einige Momente konnte er sich der Übermacht um ihn noch erwehren, bis man ihn entwaffnete, den Helm vom Kopf zerrte und mit einem heftigen Schlag alle Lichter ausgingen. Als er wieder zu Sinnen kam, fand er sich bäuchlings auf dem Rücken eines Pferdes wieder. Festgezurrt wie ein Fasan nach der Jagd sah er die Kolonne an aneinander geketteten Gefangenen hinter sich. Das Glied wo das Mädchen gehangen hatte war leer. Es dauerte nicht lang, bis man bemerkte, dass er wach war und ihn dazu zwang ihren Platz einzunehmen.
Die lange Reise nach Morgeria war die härteste Tortur die Konrad je über sich ergehen hatte lassen müssen. Sie gingen den ganzen Tag bis tief in die Nacht, wo sie dann am Straßenrand zusammenbrachen und sofort in einen unruhigen Schlaf fielen. Brot und Wasser erhielten sie nur sporadisch und hatten es innerhalb der Kette zu teilen. Da Konrad ein Glied am hinteren Ende der Kette besetzte, war stets nur noch wenig übrig, doch es reichte gerade um zu Überleben. Der stinkende Sack über seinem Kopf raubte ihm sämtliche Orientierung, doch war ihm klar wohin die Reise führen musste. Nachdem das Rauschen der Gräser abhnahm und die Strahlen der Sonne Tag für Tag unerträglich wurde, bestätigte sich das, was sie alle bereits befürchtet hatten. Die Dunkelelfen hatten sie versklavt und zurück in ihre Heimat gebracht, wo man sie wie Vieh versteigern würde.
In Morgeria angekommen wurde Konrad von den restlichen Gefangenen abgesondert. Er bekam nicht viel von seiner Umwelt mit und war von den vielen Eindrücken des Sklavenmarktes überfordert. Doch als man ihn nebst seiner zur Schau gestellten Rüstung vor aller Augen nackt auf einen Podest stellte, fühlte er weder Scham noch Angst, sondern blanken Hass. Hände hoben sich aus einer gesichtslosen Menge und Gebote wurden aufgestellt, überboten und erneuert. Schließlich wurde Konrad mitsamt seiner Ausrüstung an einen in edles Tuch gewandeten Elfen mit Spitzbart übergeben. Mit seinen stechenden purpurnen Augen musterte dieser ihn eindringlich, dann wies er eine seine Leibwachen an, seine neueste Erwerbung bis auf weiteres nach Hause zu bringen.
Konrads neuer Meister hieß Vorsynt und galt als einer der wohlhabendsten Geschäftsleute Morgerias. Nebem dem Handel mit allerlei Waren hatte er in der Vergangenheit ein goldenes Händchen im Bereich der Arenenkämpfe bewiesen, wo er durch geschickte Wetten und die Einnahmen eigens zur Verfügung gestellter Gladiatoren großen Profit gewinnen konnte. Von der glaubwürdigen Schilderung der Sklavenhändler interessiert gestimmt, sollte Konrad einer dieser Schaukämpfer werden – oder zumindest eine einzelne amüsante Darstellung bieten. Als er dies Konrad in perfektem Celcianisch vermittelte, spuckte ihm dieser vor die Füße, verfluchte seinen Namen und die Gesamtheit seines Volkes dazu. Ein eher holpriger Start, den Vorsynt jedoch nicht anders erwartet hatte. Geduldig ließ er einen Monat verstreichen, indem er sich anderen Angelegenheiten zuwendete. In diesem Monat erlebte Konrad die Hölle auf Erden, erlitt Qualen, die er nicht für möglich gehalten hatte. Somit jeglicher Anwandlungen von Stolz und Widerstand beraubt, warf er sich seinem neuen Meister willig vor die Füße, der ohne aufzusehen befahl, sein Training beginnen zu lassen.
In den folgenden Wochen wurde Konrad auf seinen ersten Kampf vorbereitet, dem er mit gemischten Gefühlen entgegensah. Einerseits erhoffte er sich durch seine Rüstung und Kampferfahrung einen erheblichen Vorteil. In Grandessa standen die gepanzerten Ritter schließlich an der Spitze der militärischen Nahrungskette - niemand konnte sich mit ihnen messen, schon gar nicht ausgehungerte Sklaven, wie er sie am morgerianischen Markt in Massen gesehen hatte. Doch Vorsynts Sklavenmeister wussten ihm die nötige Vorsicht einzubläuen, indem sie ihm von bärenstarken Hünen mit gewaltigen Waffen erzählten, magische Blitze und Feuerbälle erwähnten oder auf einzelne Kämpfer verwiesen, die durch ihre blitzschnellen Bewegungen mit nur einem Dolch ein Dutzend Gladiatoren niederstrecken konnten. Seinen Gegner zu unterschätzen war der beste Weg, um in Morgerias Arena ein baldiges Ende zu finden. Und das hatte Konrad nicht vor.
Sein erster Kampf erwies sich dann wie erwartet hart und hätte ihn fast das Leben gekostet. Ein bärtiger Mantroner drosch mit seinem Streithammer für zehn Minuten wie wild auf ihn ein und gab dem Ritter keine Gelegenheit zum Angriff. Erst als Konrad mit einem glücklichen Hieb das linke Bein des Mannes traf, wandte sich das Blatt zu seinen Gunsten. Als sein Gegner zusammenbrach, verließ der Ritter die Arena, nicht achtend auf die Buhrufe der Menge. Als man ihn nach Hause brachte, empfing ihn sein Meister nicht etwa mit spärlichem Lob sondern mit körperlicher Strafe. Seine Weigerung den besiegten Mantroner zu töten käme einer Schmähung des Publikums gleich, welches allein wegen dem Blute in die Arena geströmt war. „Ein Gladiator kämpft nicht für sich, sondern die Menge“ – diese Weisheit wurde ihm bis tief in die Nacht in den Leib geprügelt, bis man ihn endlich in seine Zelle entließ. Dort wuchsen seine Wut und sein Hass ins Unermessliche, bis er einen Entschluss gefasst hatte. Einige Wochen später stand er wieder in der Arena, kämpfte gegen einen Ork mit einer Keule so groß wie ein kleiner Baumstamm. Erneut konnte er seinen Gegner bezwingen, doch diesmal ging er nicht frühzeitig. In einem barbarischen Schauspiel trennte er die massigen Arme und Beine des Orks ab und warf sie in hohem Bogen auf die Tribünenplätze, während er die Menge in hartem Garnisch beschimpfte und gänzlich unritterliche Gesten machte. Er erwartete ein Eingreifen der Wachen, erneute Buhrufe, ja vielleicht sogar einen Armbrustbolzen der sein Gladiatorendasein ein Ende bereitete. Doch nichts dergleichen kam. Die Menge jubelte ihm zu, feierte ihn regelrecht, bis er entgeistert die Arena verließ. In seiner Absicht die Forderung seines Meisters meuterisch ins Extreme zu treiben, hatte er endlich die Lektion gelernt, die man ihm eintrichtern wollte: Die Blutgier der Dunkelelfen kannte kein Limit.
Konrad fand sich deshalb in einer grotesken Lage wieder. Um am Leben zu bleiben, musste er alles verraten, wofür er meinte gestanden zu haben. Er adaptierte die Rolle eines geläuterten Kriegers, eines von seinem alten Wege abgefallenen Ritters, dem die Gewalt der Arena zu Kopf gestiegen war. Den natürlichen Instinkt der Gnade unterdrückend und den sadistischen Gelüsten der Menge folgend, lernte er das Töten geschlagener Gegner zu zelebrieren. Hatte er seinen Glauben an Lysanthor schon vor den Sklavenmeistern geheim gehalten, so betrog er ihn nun in jedem Kampf öffentlich, indem er Faldors Namen brüllend zum Schlag ausholte. Das düstere Lerium wurde zu seiner neuen Sprache, in der er seine Kontrahenten beleidigte und die Menge anstachelte. Als „Eisenmann“ wurde sein Ritterstand zu einem Gimmick reduziert, das ihn von anderen Gladiatoren abheben sollte, jedoch wahrlich nichts ritterliches mehr an sich hatte. Auch wenn es ihm zu Beginn seiner Gefangenschaft widerstrebte, so wurde es mit der Zeit immer einfacher, die Maskerade aufrecht zu erhalten. Sie war es, die ihm die Gunst der Menge und den Wohlwollen seines Meisters sicherte. Sie aufzugeben wäre Selbstmord. Und Konrad hatte nicht vor, so fern seiner Heimat ein Ende zu finden.
Heute ist Konrad 25 Jahre alt und befindet sich im dritten Jahr seiner Gefangenschaft. In seiner Gladiatorenkarriere kann er auf stolze 17 Siege zurückblicken. Er zählt zu den beliebtesten Kämpfern in Morgerias Arena, was für einen Menschen eine außergewöhnliche Leistung ist. Sein Meister Vorsynt überwacht die Fortschritte seiner Investition mittlerweile mit großem Interesse und ist erpicht darauf Profit aus dem Bekanntheitsgrad seines Sklavens zu schlagen. Abseits seines Trainings wird Konrad für eine bescheidene Menge an Münzen wohlhabenden Händlern in voller Rüstung für einen Tag als prominente Leibwache zur Seite gestellt, oder zahlenden Damen gänzliche ohne Rüstung für eine Nacht als Gefährte geliehen. Der einstige Ritter hat sich an sein neues Dasein gewöhnt, wenn er auch immer noch Träume von der Freiheit hegt. Wird er seine Heimat jemals wieder sehen?
Inventar:
Im Besitz seines Meiters Vorsynt:
* Visierhelm mit rotem Federbusch
* Plattenpanzer (blankpoliert mit Ornamenten)
* Wappenrock (gespalten von Rot und Silber)
* Gambeson mit wattierter Haube
* Dreieckschild mit Wappen
* Ritterschwert (einhändig)
* Langes Schwert (zweihändig)
* Langdolch
* Gürtel mit Messingschnallen
* Lederstiefel mit Sporen
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