...es roch verbrannt.
Was?
Auseinander!
Darna schreckte aus ihrem Traum hoch! Hatte sie ihren Trauschein verbrannt?
Was für ein hirnverbrannter Gedanke... sie hatte doch noch gar keinen! Mühsam setzte sich ihre Realität wieder zusammen.
Ihr Traum hallte nach, und... dieser Geruch machte sie nervös. Hochgradig nervös, denn sie meinte, ihn wiederzuerkennen? Wie in Pets Hütte? Oder hatte das gerade eben mit zum Traum gehört? Erste hektische Blicke, wenn auch ohne sich groß zu bewegen, galten der Frage, ob ihre Umgebung intakt war - oder irgend etwas angesengt, gar am Brennen?
Bis ihr huschender Blick an Leon hängen blieb.
Oh, dieser Inbegriff von Unschuld und Friedlichkeit... Ihr Blick wurde weicher, ihre Haltung entspannter.
Schlafend war er noch schöner, denn dann entspannten sich seine Züge, wurden wahrer. Er war wirklich hier. Er war bei ihr. Sie hatte ihn in ihrem Traum gerade gerettet oder etwas in der Art, nicht? Und sie hatten... ganz ohne Trauschein...
Sie schluckte und legte den Kopf leicht schief. Ihr Blut war in Wallung, und sie konnte all diese Eindrücke kaum zuordnen.
Verwirrung beherrschte ihren Körper und zerstreute ihr Denken. Da war diese jetzt schon verblassende, aber nachhallende Erinnerung an die Bilder sich vereinigender Leiber. Das war immer so komisch in einem Traum! Sie hatte gespürt, gewusst, dass sie selber eine der zwei Gestalten war und hatte doch neben sich gestanden, als würde sie von außen dem Geschehen zugucken. Es hatte entfernt wie das eine oder andere der Gemälde ausgesehen, die vereinzelt im Grafenschloss gehangen hatten und erotische Szenen zeigten, befremdlich freizügig in einer sonst äußerlich so zugeknöpften Gesellschaft. Sinnliche Bilder - mit denen sie sonst nie recht etwas anzufangen gewusst hatte. Wie das Liebesspiel zweier Menschen wirklich aussah, konnte sie sich bisher nur so grob aus dem Flickwerk, was sie darüber wusste, zusammen setzen: beide mussten wohl nackt sein, er lag auf ihr und sie bewegten sich - irgendwie.
Im Traum schien das alles aber so real gewesen zu sein, oder bildete sie sich das gerade nur ein? Ihr Blick klebte weiter an Leon, und die Frage nach Traum und Wirklichkeit rückte in den Hintergrund. Ihr Atem war mittlerweile, ohne dass sie es gemerkt hätte, schon wieder schwerer geworden, ihre Lider waren gesenkt. Je länger sie ihn betrachtete, desto stärker wurde das Verlangen, ihre Finger nach ihm auszustrecken, ihn zu streicheln, zu berühren.
Alles in ihr lechzte danach, den Traum Wahrheit werden zu lassen!
Der Quell ihrer Qualen und deren Erfüllung lag so nah neben ihr, dass sie seinen Herzschlag an seinem Hals sehen konnte. Darna schluckte schwer, als ihr Atem sich Raum erzwang und ein süßes leises Stöhnen entfleuchte ihrer Kehle. Bei allein Göttern, was war nur mit ihr los? Sie duckte sich in die Decke, wie um zu verstecken, dass sie Leon beobachtete und ihre Finger krallten sich in den Stoff.
Die Vorstellung, hier jetzt in der Wirklichkeit das Geschehen aus dem Traum zu wiederholen und auf Leons bloß liegendem Oberkörper diese verbotene Bahn von seiner Schulter nach unten mit einer Fingerspitze nachzuziehen, war so aufdringlich und verlockend, dass nach kurzem zitternden Zögern ihre Hand wieder über ihm schwebte, wie zuvor ein mal im Schloss, auf Chasins Bett.
Wenn sie die Narbe mit ihren Fingernägeln nach fahren würde? Leon hatte gesagt, dass er – das – mochte?! Ein bisschen Schmerz? In ihrem Blick glühte etwas auf und bekam etwas wölfisches, ruchloses, als ihre Vorstellung das Geschehen von vorhin weiter führte, sie nicht zurück zucken ließ, wenn sie ihm ihre Fingernägel über den Rücken zog...
"...Du brauchst dir keine Sorgen zu machen...
...Ich habe es genossen..."
Ihr warmer Atem floß zäh durch ihre geöffneten Lippen und sie beugte sich wieder nach vorne, über ihn.
Ich kann dich auch mal anders wecken, als nur, weil ich schreie..., formte sich lüstern eine Art Plan von ungewöhnlicher "Wiedergutmachung" und sie schaute verlangend auf diese makellose Haut, in dieses süße schlafende Gesicht.
So ahnungslos.
...wenn wir schon weiter gewesen wären...
Sag mal, was tust du da?!
Die Vorstellung, dass
er schreiend aufwachen würdem weil sie - sie! - ihm
Schmerzen zufügte - während er schlief?! -, versetzte ihr einen gedanklichen Schlag.
Es gab da zudem diese Erinnerung, auch wenn es nur eine krude Art von Einbildung gewesen zu sein schien, wie sie Leon küssen wollte, und er sie wegstieß. Ihr war klar, wenn sie ihn
so weckte, hätte er allen Grund dazu!
Spinnst du?, tadelte sie sich selbst, da hatte sie sich auch schon zurück gezogen.
Und außerdem: er wird es nicht wollen. Er will es jetzt schriftlich.
Sie verdrehte den Blick gequält zur Zimmerdecke, wand sich, schloss die Augen.
- Versteckt:Versteckten Text anzeigen
- Unwillkürlich biss sich Darna auf die Unterlippe und der Druck ihrer glatten Zähne erhöhte sich langsam. Sie wollte "es" aber! Wie bekam sie Leon dazu, auf den Trauschein zu pfeifen? Und was ihre Eltern dazu sagten, war ihr inzwischen wirklich fast egal! Sie war auf Abenteuer gewesen, draußen in der Welt unterwegs, wer kam da schon unberührt zurück?! Die Intensität steigerte sich tatsächlich in ihrem Körper, gleich dem Warten auf eine Explosion, die aber nicht kommen wollte. Etwas fehlte. Verstört berührte sie ihre Lippen und fuhr nachdenklich ihre Weichheit entlang. Kleine Funken tanzten unter ihrer Haut und strömten ihrer Mitte entgegen.
Mit dem Rest eines leidenden Gesichtsausdruckes strich sie ihren Hals längs hinab zu ihrer Brust. Ihre Hand schloss sich um ihren Hügel, sie spürte den Stoff der Bluse auf ihrer Haut reiben und ihre Finger imitierten Leons Zähne, als sie die Spitze umgriff und an Haut und Stoff zog, sich sein neckisches Lächeln in Erinnerung rief...
Mach weiter!, verlangte ihr Körper, aber sie seufzte leise frustriert in dem Wissen, dass ihr lieber, braver Leon es nicht tun würde.
Aber es gab da jemand anderen, der sich nicht zweifach in schriftlicher Ausführung bitten ließe. Jemanden - schalteten sich regelrecht taktische Erwägungen in ihr Verlangen, auch wenn ihr Denkapparat gerade alles andere als zuverlässig war - der sie nicht mal ihre Jungfräulichkeit kosten würde... weil er ja nicht wirklich da war. Prompt sah sie nahezu förmlich sein anrüchiges, vor Selbstbewusstsein übersprudelndes Grinsen, sah in ihrer Erinnerung, wie sie vor dem großen Spiegel stand, sah im Spiegelbild, wie sie die Illusion von körperlicher Nähe erschufen...
Sie lehnte ihren Kopf nach hinten ins Kissen, als lehne sie ihn rückwärts gegen Seine Brust.
- Versteckt:Versteckten Text anzeigen
- Ihre Hand wanderte nach unten, in Richtung ihres Hosenbundes, so wie sie zuvor den Eindruck von Ihm aufgefangen hatte, als er das tat.
Wieder diese Erinnerungsfetzen:
Coitus interruptus!... Ein Schnaufen klang durch den Äther. So nennt man das.
Ihr linker Mundwinkel vertiefte sich spöttisch und anzüglich, während sie aufreizend den Stoff ihrer Bluse aus der Hose zog, um Platz zu schaffen. Sie hatte auch ihn so ruppig unterbrochen wie Leon, nicht wahr? Und wie sich selbst.
Ich schulde dir was, mh?, schubsten ihre niederen Instinkte sie in Richtung Motivation, etwas Verbotenes zu tun - und außerdem genoß sie es gerade, Ihn auf diese Weise zu necken, zu locken, zu ärgern! Er hatte das viel zu oft schon mit ihr getan, jetzt war sie dran!
"Ich rede wieder mit dir, wenn du dich erwachsener benimmst", erinnerte sie sich ungefähr an seine Bemerkung, als sie mit den Füßen in Spiegelscherben gestanden und ihn lautstark abgewiesen hatte. Rauchiges Verlangen formte die nächste Neckerei:
Ist dir das hier erwachsen genug...?
Sie befeuchtete flüchtig ihre Lippen und schob mit flachem, aufgeregten Atem ihre Fingerspitzen tiefer Richtung Backofen. Es war so unglaublich warm da unten. Die geheime Dunkelheit war regelrecht fühlbar, sie hatte noch nie so bewusst sich dort berühren wollen... nur ein bisschen...
Feuchtigkeit umschloss ihre Fingerkuppe und alles darunter schien unglaublich glatt, weich und geschmeidig. Ein irritierter und erregter, leiser Laut entwich ihr, eine Mischung aus Stöhnen und Seufzen. Himmel, hatte sie ihre Blutung?!
Nein. Nein, und selbst wenn sie dieses Wissen von Ihm nehmen musste, um ihre heimliche Ahnung zu bestätigen: dies hier war was anderes. Dies hier war, was sie, wenn überhaupt, nur von Männern in ekelerregend abfälligen Bemerkungen aufgeschnappt hatte: Frauen, die feucht zwischen den Beinen wurden. Sie war feucht, und wie. Diese Reaktion ihres Körpers war ihr nicht völlig fremd - aber es war noch nie so massiv gewesen!
Ihr Sehnen wuchs ins Unermessliche und das Bemühen, alles ganz leise und heimlich zu tun, sich möglichst nicht zu bewegen, während ihre Fingerspitzen wanderten, lockte ein noch leiseres, gepeinigtes Winseln hervor. Was, wenn sie... sich Ihm hin gab? Wenn sie Ihn machen ließ, was Er wollte? Es konnte so unangenehm nicht sein...
"...müsstest du dich der Führung des Dämons überlassen und … dich ihm mit Leib und Seele hingeben. ...Ich denke, dass dies keine Option für dich ist.“ Doch! Doch, verflixt noch eins! War es!
Mit geschlossenen Augen tauchte sie in ihre Erregung ein, spürte die Hitze und das Pulsieren ihres Unterleibes und streichelte atemlos diese glatte Haut. Ihr Becken bewegte sich,fügte dem Reiben kreisende Bewegungen hinzu und presste sich gegen ihre eigene Hand. Die andere krallte sich in die Decke und drückte sich gegen ihre Brust.
Die "drittschönste" Sache der Welt. Sie wollte es.
Als ein Zucken durch ihren Körper ging, huschte ihr Blick ängstlich zu Leon, ob er etwas davon gemerkt hatte, wobei es ihr sogar schon schwer fiel, überhaupt die Augen zu öffnen.
Neben ihm liegend wollte sie sich seinem dunklen Spiegelbild hingeben...
Äh... Nein.
Scheinbar der allerletzte Rest Anstand in ihr rebellierte entschieden. Dieser hilflos aufflammende Widerstand malte zusätzlich so ganz "nebenher" Bilder in ihre Vorstellung, wie Freizul und sie... "Spaß hatten", und Leon lag halb mit in einem Heptagramm aus Feuer, das sie entfachen würde, wenn sie zu sehr genoss...
Moment, das war doch der eigentliche Grund gewesen, warum sie all dies nicht machen durfte, nicht? Ja, dieser verfluchte Fluch!
Aber in ihrem Zimmer stand ihr Rucksack.
Da drin waren zwei Flaschen Alkohol.
Leon wollte sie nicht betrunken machen - dann machte sie das halt selbst.
Im Schrank warteten dann der Spiegel.. und.. Er.
Kein Leon daneben.
Kein verführter Lichtmagus mit schlechtem Gewissen.
Kein Verlust ihrer Jungfräulichkeit.
Ha. Der perfekte Plan!
Sie schob sich vorsichtig aus dem Bett, leise, um Leon nicht zu wecken. Diesen schlafenden Frieden. Oh, es tat ihr so leid! Es würde der Tag kommen, da würde sie ihn... mit Haut und Haaren für sich haben, und dann würde sein "du raubst mir die Fassung!" nur eine niedliche Untertreibung sein! Noch ein mal sah sie ihn mit einem vor Verlangen glühenden, sehnsüchtigen, bedauernden Blick an. Sie bewegte sich Richtung Tür und verzog das Gesicht, krümmte sich seltsam in der Haltung. Das fühlte sich seltsam an, nass und... peinlich!
Ich muss das irgendwie los werden!, dachte sie gequält und die einzige Lösung, zu der ihr hormonvernebelter Verstand sie trieb, war, sich Erleichterung zu verschaffen, koste es, was es wolle! Sie griff nach der Türklinke. Wieder ein Blick zu der schlafenden Gestalt.
Wie viel lieber hätte sie mit ihm... als das, was sie stattdessen jetzt vorhatte.
Und wenn er aufwachte, würde er allein sein. Sich Sorgen machen.
Während sie...
Toll.
Welch Vertrauensbeweis. Nachdem sie eben dieses Vertrauen gerade erst so mühsam hatte flicken müssen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Wie konnte sie ihm signalisieren, dass sie ihn trotzdem liebte, dass alles in Ordnung war? Für einen Brief, und sei es nur eine kurze Notiz, hatte sie gerade nicht den geringsten Nerv. Da zuckte es spielerisch in ihren Lippen, ihr kam eine Idee.
Sie zog eines der mitgenommenen Taschentücher aus ihrer Hosentasche und legte es noch in Leons Zimmer vor die Tür, mit genügend Abstand, dass sie die Tür öffnen und sich durchschieben konnte und etwas hochgezupft, dass es zipfelig auffällig auf dem Boden lag.
Jetzt benutzte sie doch für sowas ein Taschentuch, hi hi. Ein Schmunzeln vertiefte ahnungsweise ihre Mundwinkel, während sie hinter sich leise die Tür schloss - und Bedauern verfärbte ihren Blick.
Vor ihr lag der Flur. Nur wenige Schritte, und sie musste kaum fürchten, dass jemand sie überraschte, alle waren beschäftigt. Nochmal verlagerte sie unwohl und peinlich berührt das Gewicht. Solche Probleme waren ihr neu. Und Männer hatten die nicht, das war so gemein!
Jeden Schritt, den sie ging, wurde ihr bewusster, wie ihre gewohnten Bewegungen nicht stimmten. Das war so peinlich.
Du gehst zu Ihm, wie...
Ihr Gedanke wollte nur über sie selbst herziehen wie eigentlich immer, aber er wurde plötzlich zäh wie Kleister. Ihr fiel kein Vergleich ein.
Keiner, der nicht gnadenlos vernichtend gewesen wäre.
...wie eine...
läufige Hündin.
Sie konnte ihre Tür vor sich sehen, aber ihr Blick wurde leer.
Wie eine Hure.
Wobei, das stimmt nicht: die macht das nicht gratis.
Ihre Hand legte sich lahm auf die Klinke.
Sie wollte sich betrinken. Um dann mit ihrem Dämon zu schlafen.
Ihr innerer Blick weitete sich, um ihr ein letztes Mal klar zu machen, wie das von außen betrachtet aussähe!
"Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Ihr die Kontrolle verliert", hatte der dunkelelfische Wächter Chasins gesagt - und recht gehabt. Das hatte sie von Anfang an gewusst, aber jetzt, genau jetzt, passierte genau das, nicht wahr?
"Ich weiß nicht, ob ich Ihm nochmal widerstehen kann, wenn Er sich mir so nähert!", hatte sie panisch Leon vorgeheult - und jetzt näherte sich Er nicht ihr, nein, sie kam zu Ihm!
Ächzend drehte sie den Rücken zur Tür und pockte ihren Hinterkopf dagegen, sah wie hilfesuchend zur Raumdecke.
Ich schnapp mir den Alkohol und geh zu Leon!, versuchte sie eine neue Absicht zu formulieren.
"Du musst mir helfen! Du musst! Ich verliere meine Unschuld lieber an dich als an einen Dämon!", malte sie sich aus, wie sie ihm das Dilemma erklären würde und ächzte ein weiteres Mal, als sie sich bei Leon nur eine befremdete Mimik als Reaktion darauf vorstellen konnte.
Er gelobt, sich zu beherrschen, und was machst du?! Sie hatten das gerade gehabt, dass er sich edler benahm als sie, nicht wahr? Ja, und sie benahm sich... wie ein verdammtes Flittchen! Sie drehte sich zur Tür und verbarg das Gesicht in den Händen.
Das geht nur von dir selber aus, nichts von alledem musst du, niemand zwingt dich! Außer dir selbst.
**Sex ist ein Grundbedürfnis**
Und ich.. verdurste gerade.
Sie lehnte an der Tür.
Was mach ich?
Irgendwas anderes. Aber was?
Mit leerem Blick sah sie über den Flur. Dann auf ihre Tür. Drinnen war auch die Möglichkeit, sich zu waschen und zu trocknen - und der Spiegel.
Nein.
Also die Therme? Abgeschiedene Ecken, in denen sie...
Nein.
Woah, das war zum verrückt werden!
Geh dich nützlich machen!, herrschte sie sich selber an und trieb sich zumindest Richtung Aufenthaltsraum unten. Und wenn sie Staub wischte. Das passte hervorragend zu der schlechten Laune, die sich gerade in ihr breit machte. Unruhig tigerte sie zur Treppe und fand es immer unangenehmer, wie sich das alles anfühlte. Die Stufen hinunter zu gehen, machte es nicht besser. Schnaufend grollig sah sie über das Geländer, wo zwischen den Tischen gerade Platz war und schätzte die restliche Höhe ab. Passend. Herausfordernd.
Genau, jetzt tu ich mir am besten noch weh!, grantelte sie mit sich selber herum, schon während sie das Geländer überwand, sich daran abstützte und sprang. Umso mehr rief sie erbarmungslos jedes Detail ab, was sie über das korrekte Abrollen wusste und in Fleisch und Blut eingehend eintrainiert hatte.
Bilderbuchmäßige Landung.
Geht doch. Sie klopfte sich vorhandenen oder nicht vorhandenen Staub vom Ärmel und wollte den Sitz ihres Rapieres richten, aber das hatte sie in Leons Zimmer liegen gelassen.
Vorbildlich, ätzte sie nüchtern gegen sich weiter.
Ja, da hast du gerade anderes im Kopf gehabt, nicht? Sie sah sich in dem leeren Raum um und bedauerte es, niemanden zu haben, mit dem sie die Klingen hätte kreuzen können.
Ich würde auch nur frustgeladen auf ihn einprügeln. Bei Leon täte ihr das richtig leid. Und dann wäre es auch nicht mehr entspannend.
...
Tsss... Das ich wirklich mal Gernot vermisse...
Weiter überlegte sie, was sie nun machen sollte. Auf Staub wischen hatte sie keine Lust. Noch mal die Treppe runter springen? Das hatte irgendwie gut getan.
"Ich treib euch schon noch aus, dauernd nur an Röcke zu denken!", hallte Erinnerung an Meister Roderich durch ihren Kopf. Und wie sie das immer geärgert hatte! Sie hielt doch gar nichts von Kleidern! Im gleichen Moment hätte sie fast über ihre eigene damalige Naivität gestöhnt: er hatte nicht sie gemeint. Sondern die Jungs!
Pfh, und jetzt konnte sie selber das gebrauchen! Was hatte er gefordert?
"Zwanzig Liegestütze! Wenn ihr die schon haben wollt! Und wenn's sein muss, fünfzig!" Sie furchte leicht die Stirn, suchte sich einen Platz, ging in Haltung, während sie grübelte. Hatte noch mehr hinter seinen Worten gelegen, als sie immer begriffen hatte? Sie hatte das leidige kurze Gelächter der Jungs nicht verstanden, hatte immer gedacht, es gelte ihr.
Egal. Liegestütze.
Und weil sie zu viel Energie hatte, nach kurzen fünf zum eingewöhnen auch mit Klatschen!
"Bewegung tut gut!", hatten alle immer gepredigt und ja, gerade gewann diese Aussage eine tiefere Bedeutung.
Immerhin: dieser Raum war toll. Er bot Platz und war rustikal eingerichtet. Die Bänke standen stabil, dass man darauf balancieren, Treppenstufensprünge oder Hockwenden machen konnte. Die freilaufende Treppe mit Geländer ermöglichte Klimmzüge, Klettern und herunter springen in wechselnder Höhe. Ihre Bewegungen wurden fließender. Die Krüge waren schwer genug, dass sie sie ausgestreckt halten und Kniebeugen machen konnte. Nach und nach schob sie sich Mobiliar zurecht: aus sechs Stühlen, je zwei Sitzflächen gegenüber, baute sie sich einen Tunnel zum drunter durch robben. Aus Bänken und Tischen wurde ein Hindernisparcour. Dass sie ihre Muskeln gezielt forderte, war sowieso lange überfällig gewesen!
Nur eine Ecke mied sie zunächst gründlich: den Kamin.
Er war aus gegangen, oder? Noch etwas Glut?
Schon, als sie einmal bloß länger hin sah, kribbelte es ihr im Nacken.
Da war dieser... Geruch gewesen...
Gedanken an Pets Hütte...