Am Rande des Neldoreth

Der Wald liegt südwestlich und erstreckt sich weit in den Osten. Die Zwillingsflüsse Euwin und Auwin schenken dem Wald das Leben. Der Turm der Weisheit und die Ruinen Kosrals verbergen sich in ihm. Angeblich haben die Elfen dort ein Dorf errichtet.
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Marga
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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Marga » Freitag 8. Mai 2015, 19:36

Marga irrte in der Höhle herum und ganz gelegentlich kam ein kurzes Aufblitzen von Licht, wann immer Eilmana mit ihrer heilenden Magie tief genug drang. Aber das war nie von Dauer und Marga stolperte jedes Mal wieder durch die Dunkelheit. Dabei zerriss sie Spinnenseidekokons und zog sich den Zorn der Achtbeiner auf sich. Marga war zwar groß und wog gewiss ein Vielfaches wie alle Spinnen zusammengezählt – aber sie konnte sich nicht wehren, denn wann immer sie die Gliederfüßer an einer Stelle zerquetschte und an der anderen Stelle abschüttelte, fanden fünf andere Gruppen Orte und Möglichkeiten ihr das Leben zu Hölle zu machen.

Letztendlich kauerte sich Marga erschöpft zusammen und hoffte, die Spinnen würden aufhören. Das taten sich aber nicht.

Plötzlich hörte sie eine Stimme sagen: „Margarethe Ardatochter! Hast du wieder einmal wieder nicht aufgepasst? Damals, als du den Weberknechten die Beine ausgerissen und sie im Regenfass ersäufst hast, habe ich dir da nicht erklärt, dass das unnötig ist? Spinnen sind klein und dumm und wenn zu viele in einem Raum sind, fressen sie sich gegenseitig aus, das habe ich dir erklärt. Und jetzt träumst du, dass diese kleinen, popeligen Spinnen dich gerade angreifen. Das geht doch überhaupt nicht. Mach' die Augen auf, Kind.“
Und Marga öffnete die Augen und die Spinnen waren weg. Im Raum stand stattdessen Orlo, ihr Ziehvater, höchstpersönlich. Dieser Mann sah nicht wie ein Sagenheld aus, aber er hatte einen randalierenden Ork getötet, sich rührend um seine Frau gekümmert und ein Kind großgezogen, einfach nur weil es ein Kind war. Und er war jetzt viel fröhlicher als zu seinen Lebzeiten.

„Orlo... Du...Was...“
„Du stellst mehr Fragen als früher, was? Das ganze werden wir bei einer Vesper besprechen.“ Er zeigte, dass er einen geflochtenen Korb dabei hatte. „Die Mahlzeit wird dir gefallen: Butterbrote mit Salz, kalter Braten und deine heißgeliebten Kirschen in Buttermilch.“
Das war ihr Lieblingsessen als kleines Kind (und auch darüber hinaus).
„Das klingen gut. Aber wir nicht essen in dieser kalten Höhle, oder?“
„Nein. Wir müssen erst ein Stück gehen. Aber es lohnt sich, denn wir essen dann nicht zu zweit, sondern zu dritt.“
„Du meinen, mit meiner Mutter.“
„Haargenau. Komm' mit.“

Marga hakte sich bei Orlo ein und ließ sich führen. Nach einigen Metern außerhalb der Höhle aber stockte sie. „Ihr beiden seid tot.“
„Ja, und die Priester hatten Recht gehabt, wir sind an einem anderem Ort gekommen.“

Die beiden liefen weiter. Dann hielt Marga wieder an.
„Und ist das auch andersherum? Wenn ich da hingehe, ich werde tot sein?“
„Ja, das stimmt.“
„Hmm...“, Marga dachte kurz nach, traf dann aber eine Entscheidung aus dem Bauch heraus: „Wir gehen weiter, aber nur langsam, sein das in Ordnung?“
Orlo nickte.

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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Erzähler » Montag 11. Mai 2015, 20:34

„Was habt ihr getan...?.....Wer gibt euch das Recht einfach andere Wesen im Schlaf zu überfallen?...... SAGT WER!“
Das schnelle, klackende Geräusch von Beißzangen war die einzige Antwort, die die Elfe erhielt. Eilmanas inneren Dämme begannen einmal wieder zu brechen und ihre innere Macht kehrte sich ungehindert ins Gegenteil. Was sonst hilfreich und heilend war begann nach außen zu strahlen, zu blenden und unbändige Hitze zu entwickeln. Ihre Wut, ihr Leid, verwandelte ihr ganzes Wesen. Wie immer wenn sie so die Kontrolle verlor, tat sie das voll und ganz und es gab nichts mehr, dass den Fluss ihrer Magie aufhalten konnte. Unter besseren Umständen, hätte das Schicksal ihr einen Meister an die Hand gegeben, der sie lehren würde mit diesen Mächten umzugehen, sie in die Richtigen Bahnen zu lenken, doch schon viel zu oft war es einfach aus ihr heraus gebrochen, meistens in Situationen in denen ihre Emotionen überhand nahmen. Die Sekunden, vor ihrer Entladung waren erfüllt mit kurzen Erinnerungsfetzen. Die Bilder des explodierten Gefängniswagens der Orkkaravane, das zerrissene, versenkte Holz und Ohnmacht danach. Nein, es war nicht gut, wieder und wieder die Kontrolle zu verlieren, denn nicht nur die sicher folgende Schwärze würde sie einholen … vielleicht auch ein schlechtes Gewissen.

Marga und Orlo gingen entspannt nebeneinander einem entfernt leuchtenden Sonnenuntergang entgegen. Nicht nur die Spitzen der Gräser, über die sie schritten waren von den orangefarbenen Licht in glühendes Kupfer getaucht, auch ihre Haut und ihr Haar wurden vom Licht eingehüllt. Einem Licht, dass warm und irgendwie endgültig war. Ging dort hinten ihre Sonne unter? Sie sah ihren Ziehvater an und er lächelte zurück. Seltsam, denn selten hatte sie ihn so warm lächeln sehen. Eigentlich war er ein recht ruppiger Geselle gewesen. Plötzlich wandte er sich um und riss die Augen auf. Noch bevor es Marga ihm gleich tun konnte, hörte sie seine frustrierte Stimme:
„Oh … Das wird jetzt weh tun!“
Im gleichen Augenblick hob sich der Boden zu einer gewaltigen Welle. Orlo streckte seine Hand nach ihr aus, doch der Abstand war schon zu groß zwischen ihnen, als dass sie sie hätte erreichen können. Geröll, Erde und ganze Bäume begannen zu wanken, zu kippen und hinter ihnen türmte sich die Welt auf. Orlo war von einem Baum einfach überrollt worden und verschwunden. Es war als würde ein gewaltiger Pflug die Erde hinter ihnen aufreißen. Der Hang hinter der Halborkin war so steil, dass Marga einfach zu rutschen begann und schaute sie vor sich, erkannte sie wohin es sie trug. Dort vorne zwischen den tanzenden Stämmen und peitschenden Ästen lag das Glitzern eines Sees, kaum durch das aufgewirbelte Laub zu sehen, doch deutlich da. Margas Körper wurde von einer Lawine aus Kies und Erde erfasst. Rasant ging es getragen, schwimmend wie eine Ente auf dem Wasser dem Abgrund entgegen. Was sie auch versuchte, sie fand nirgends halt. Die Welle hinter ihr trieb sie weiter und plötzlich legte sich warmes Sonnenlicht auf ihr Gesicht. Das Erdreich hatte sich über die Spitzen des Waldes erhoben und trug sie kurz unter ihrer rumorenden Krone. Marga schaute auf und sah in der Ferne das glitzernde Wasser. Doch es war kein Wasser, was sich dort im Licht der untergehenden Sonne bewegte. Es waren körperlose Seelen, an einem fernen Ufer. Am Strand stand eine einsame Frau. Wer sie war konnte ihr Auge nicht erkennen, viel zu weit war sie entfernt, doch ihr Herz wusste es. Ihre Mutter rief sie nach Hause.
Das Blätterdach einer Pappel krachte neben ihr in die Erdwelle und nahm ihr die Sicht. Sie war fast da, da brach die Krone und Marga fiel. Neben sich sah sie einen Moment das Blätterdach einer Pappel, ihren rotierenden Stamm und die freigelegten Wurzeln die sich scharf und kontrastreich vor der Sonne abzeichneten. Der Baum drehte sich und für einen Moment sah Marga direkt in die Sonne, die durch die Äste hindurch gesehen, fast eine menschliche Gestalt hatte. Erschien ihr nun Lysanthor? Nein. Sie fiel. Brennende Helligkeit fraß sich in ihre Augen und sie drehte noch ihr Gesicht zur Seite. Dann krachte ihr Leib auf den steinigen Strand und die Wucht ließ ihr das Fleisch brennend von den Knochen platzen. Wenn sie doch schon starb, warum quälte das Schicksal sie so? Wo war Orlo? Wo die Gestalt ihre Mutter? Es hatte aufgehört Dunkelheit umfing sie, als die nächste Welle an das Ufer glitt und die Seelen ganz nah waren, glaubte sie sie in den Fluten zu sehen, hörte ihr leises lockendes Flüstern, doch war sie bereit zu gehen? Konnte sie es überhaupt? Es war still geworden und sie lag gebrochen am Strand zwischen Leben und Tod. Irgendwo in der Ferne hörte sie das leise Geräusch von winzigen Beinen die näher kamen.
Tapptapptapptapptapptapp....

Licht!
Die Entladung kam und gleißendes, blendendes, brennendes Licht ergoss sich über die Lichtung. Binnen eines Herzschlages hatte der Baum im Flammen gestanden, das Gras war zu Asche verglüht und beißender Gestank erhob sich von dem qualmenden Boden. Ein Geruch nach verbanntem Haar, nach Fleisch, Asche und Chitin lag in der Luft und verpestete jeden Atemzug. Dutzende von kleinen, achtbeinigen, verkohlten Leibern fielen von den Ästen oder lagen zusammengekrümmt dort, wo vorher Gras sie gedeckt hatte. Sie zuckten noch im Vergehen. In einiger Entfernung kochen noch brennende Leiber durch das Gras und versuchten zu fliehen. Noch viel weiter weg flohen dunkle Schatten durch das Unterholz und würden eine ganze Weile brauchen, bis sie zurück kommen würden. Doch es war nicht nur der Geruch der hässlichen Körper, der sie störte. Es roch nach Fleisch. Noch während Eilmana, mit Naif im Arm sich langsam um die eigene Achse drehend, der Bewusstlosigkeit entgegen schwebte, sah sie etwas dass sie erstarren ließ. Marga. Ihre Knie gaben nach und schwarze Sterne tanzten vor ihren Augen. Plump fiel sie auf die Seite und Asche wirbelte auf. Ihre Freundin lag viel zu nah an einem Haufen aus brennenden Fleisch, was einstmals ein Wesen gewesen war, das lieber die Nacht suchte, einem Wolf nicht unähnlich, größer und zum Töten erzogen, versenkte die Haut der Halborkin. Der massige Leib zuckte, als würde der Schmerz des brennenden Fells sie aus der Lähmung reißen wollen. Eilmanas Augen schlossen sich und ihre Sinne übten Verrat an ihrer zarten Seele. Sie verrieten ihr noch etwas, das sie lieber nicht gehört hätte. Sie hörte einen so kläglichen Laut, dass es einem das Herz zerreißen konnte, dann verlor sie das Bewusstsein.

Vereinzelte Blätter tanzten noch durch die Luft. Die Lawine hatte sie von den Zweigen geschüttelt, doch bevor sie auf den Strand fallen konnten, fingen sie an zu verdorren, fingen Feuer und regneten wie kleine fallende Sterne auf Marga nieder. Ihr Körper brannte so fürchterlich, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie sollte man auch, wenn da nur noch Schmerz war?
Arg...ich gnnnn.... doch... hilf...aaaarrr....
Zu mehr waren ihre Sinne nicht in der Lage. Das Trippeln war nun lauter geworden und Marga fühlte ein Reißen an ihrem linken Arm. Dort hatte sie nah an Ragna gelegen. Es stank! Warum stank es so fürchterlich? Brannte ihr Haar? Sie konnte die Augen nicht öffnen, denn sie waren schon offen und schauten auf den Strand zum Totenreich. Etwas zerrte an ihren Gliedern schob sich unter sie. Sie wurde gedreht und verlor jedes Gefühl davon, wo oben und unten war. Dann wurde es wieder schwarz um sie.

(Bevor ich auch erwachen lasse, könnt ihr beide noch mal nach Herzenslust die Träume weiter „spinnen“.)
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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Eilmana Silva » Dienstag 12. Mai 2015, 07:32

Sie waren allein... niemand kam ihnen zur Hilfe... Und Eilmana? Sie wusste nicht, was sie tat, und fühlte sich hilflos. Diese Hilflosigkeit führte dazu, das ihre Kraft aus ihr herausbrach. Hätte ihr Meister sie darüber informiert, welche Kräfte sie hatte, hätte er versucht, Eilmana zu lehren, sie zu nutzen... vielleicht wäre all das nie passiert. Doch er hatte es nicht getan. Aus welchen Gründen auch immer.
Die Kraft überschwemmte Eilmana regelrecht wie eine Flutwelle, ohne das Eilamna diese kontrollieren konnte. Im Schwall der Emotionen, war Eilmana nicht mal mehr dazu in der Lage bewusst wahrzunehmen was sie tat.

Unreflektiert entlud sich die Energie in Eilmana und versenkte die Lichtung und alles was dort war. Eilmana wollte das nicht. Doch ob ihr das jemand glauben würde?

Nachdem sich all ihre Energie entlud und damit die Lichtung in Brand gesteckt hatte, sah Eilmana in einem letzten aufkeimendem Moment von Klarheit, wie das Wargweibchen brannte und Marga ebenfalls gefährlich nah an diesem lag.
Die Arme fest um Neif geschlungen, fiel Eilmana mit einem Blick des Entsetzten zu Boden und wurde ohnmächtig. Doch diesmal war es anders!

Es war dunkel, Eilmana schlug die Augen auf und sah NICHTS. Doch nach einigen Blinzeln entdeckte sie in der ferne ein winzig kleines Licht. Sie ging darauf zu und erreichte es schnell. Um sie herum war weder Boden noch Himmel nur absolute Schwärze. Als sie bei dem kleinen Licht ankam, ging sie auf die Knie sie hielt ihre Hände um das Licht herum und plötzlich rannen ihr die Tränen das Gesicht hinunter. Bei dem Anblick des kleinen Lichts veränderte sich plötzlich alles. Sie war zuhause... In ihrem Wald bei ihren Tieren... Doch etwas stimmte nicht. Sie sah eine kleine Elfe im Wald sitzen und weinen. Sie ging auf die kleine Elfe zu, als plötzlich ein anderes Elfenkind die kleine Elfe ansprach. Als die kleine sich umdrehte um zu dem Kind zu schauen sah Eilmana das sie es selbst war.
Geschockt aber verwundert blieb sie stehen. Die kleine Eilmana hielt ein verstorbenes Tier in den Händen und weinte. Die andere Elfe sprach mit ihr: „Nun komm' Eilmana. Wir erweisen ihm die letzte Ehre es ist nun Mal der Weg der Natur.“
Eilmana sah das Kind böse an... “Wenn die Natur so ist, dann verstehe ich nicht warum wir Elfen so lange leben und Tiere ein so kurzes Leben haben..“

Etwas schockiert ging die andere Elfe auf die kleine Eilmana zu und wollte ihr die Hand auf die Schulter legen.
„Eilmana... so lass es doch gehen, das ist der Lauf der Zeit“

Eilmana kniff die Augen zusammen, hielt den kleinen Waldbewohner in den Armen und schrie.

„NEEEIIIN“
dabei blitzte es auf und die andere kleine Elfe fiel nach hinten zurück. Sie hielt sich die Hand, mit der sie Eilmana berühren wollte, fest und weinte.
Eilmana sah dies und war schockiert, dass sie jemanden verletzt hatte.
Sie stand auf und rannte davon. Die kleine Elfe hatte nie darüber gesprochen und Eilmana wusste bis heute nicht warum. Doch nach diesem Vorfall hatte Eilmana sich geschworen, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Es war schwierig, doch sie schaffte es, indem sie immer zurück gezogener wurde.

Nun erkannte Eilmana, dass das verschließen ihrer Kraft und ihrer Emotionen nur dazu geführt hatte, dass sie scheinbar noch stärker und schrecklicher wurden.


Der Wald verschwand und wieder sah sie sich in der Dunkelheit mit dem kleinen Licht. Sie weinte und konnte es nicht fassen, dass sie zu so schrecklichen Dingen fähig war.

Die Lichtkugel war der letzte Rest an Energie, der in Eilmana verblieben war und ihr Unterbewusstsein zeigte ihr ihre Vergangenheit um Vergessenes wieder in Erinnerung zu rufen. Der Zeitpunkt war gekommen, Eilmana musste sich endlich erinnern. Doch was würde passieren wenn sie nun wieder erwachte?
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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Marga » Donnerstag 14. Mai 2015, 11:23

Marga fühlte sich wie ein kleines Kind, aber im guten Sinne. Geborgen und sicher. Sie und ihr toter Ziehvater alberten und sprachen ein bisschen über Margas bisherige Reise. Da Marga nie im Leben einen Tempel betreten durfte, musste Orlo ihr das Konzept des Jenseits erklären. Nicht sehr metaphysisch, sondern in kleinbäuerlicher Manier verglich er es mit den ruhigen Tagen nach dem großen Erntefest, an denen man lange schlief und Zeit mit den seinen verbrachte. Damit konnte die Halborkin sich anfreunden.

Hätte er ihr die ganze trockene Philosophie erklärt und unter der Vorraussetzung, dass er das mit Erfolg tat, hätte Marga vielleicht gewusst, was die folgenden Ereignisse zu bedeuten hatten, so aber blieb sie planlos.

Für die Halborkin wirkte es so, als ob der Erdboden und alles, was sich darauf befand, von einem gewaltigen himmlischen Pflug gewendet wurde. Im Zuge dessen wurden sie und Orlo getrennt. Marga sah ein letztes Mal die Sonne, bevor sie auf einen steinigen Strand auftraf. Es fühlte sich so an, als wäre sie wie ein Ei auf dem Pfannenboden zerschlagen und sie wagte es nicht, die Augen zu öffnen und nachzusehen.

Um sich von den gewaltigen Schmerzen abzulenken, beschäftigte sie sich mit der wichtigen Frage, wo sie sich jetzt befand. Bei den Lebenden oder im Jenseits? Ihre direkte Umgebung war der Strand und das war nicht der Ort, wo sie sich schlafen gelegt hatte. Also nicht direkt im Diesseits. Aber ihr Körper war noch dort, genauso wie Orlos Körper in Jorsanischer Erde ruhte, nur dass sie gerade noch so am Leben war und nicht mausetot.
Wo wollte sie hin? Das Jenseits war so verlockend, aber ihr offenbar verschlossen. Natürlich hatte es auch seinen Reiz, der Königin dafür einzuheizen, dass sie ihr das alles eingebrockt hatte, und das konnte sie nur in der physischen Welt. Aber so wie es aussah, lag diese Wahl nicht bei ihr.

Es wurde heiß, Feuer regnete auf sie herab. Ihre geistige Konzentration schwand. Es gab noch einen Strohhalm, nach dem Marga greifen konnte. Sie war eine Magierin. Eine Schülerin zwar nur, aber immer wieder hatte sie einen kühlen Kopf bewahrt. Weder Schnelligkeit, noch Macht war ihre Stärke, sondern Beständigkeit. Innerlich tastete sie in ihr Herz und holte die Kälte hervor.
In der realen Welt hatte sie nur so viel Kraft besessen, um sich nicht an heißem Wasser zu verbrühen. Ihren Körper würde sie also mit Magie nicht vor Schaden bewahren, aber hier und jetzt an diesem Strand in der Zwischenwelt, konnte sie verhindern, dass ihre Seele verbrannte. Der Zauber musste sich nur verselbständigen, bevor die Schmerzen und der grauenhafte Gestank ihr Bewusstsein raubten.

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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Erzähler » Freitag 15. Mai 2015, 15:54

Eilmanas tief in ihr verborgene Erinnerung an ihr kleineres Ich rannte durch den Wald. Sie floh vor dem, was sie getan hatte. Sie hatte jemanden verletzt und doch war es ihre Wut über das Leid der Welt gewesen, den sogenannten Lauf der Dinge, der sie schon damals die Kontrolle hatte verlieren lassen. Sie machte ihrem Meister Vorwürfe, der sie in dieser Richtung nicht unterrichtet hatte. Er hatte ihr nur das Heilen beigebracht, versucht ihre Mächte in eine andere Richtung zu lenken, doch das Andere … Sie hatte es immer tief in sich verborgen gehalten und so hatte die Saat unkontrolliert keimen können. Das kleine Mädchen ihrer Vergangenheit verschwand zwischen den Bäumen und die Elfe blieb allein mit dem kleinen Licht in ihren Händen zurück in der Dunkelheit.

Margas Verständnis für den Übergang von Diesseits in das Jenseits glich wirklich der Arbeit eines Bauern, der sein Feld umpflügte. Eine Seite wechselte von Oben nach unten und eine andere von unten nach oben. Dabei riss die Erde auf und ließ sie an dem schmalen Streifen zwischen den Daseinsebenen zurück. Doch woher kam nur dieser grausame Schmerz? Marga wusste, ihre Seele stand hier auf dem Spiel. Die glühenden Flocken schwebten auf ihren geistigen Körper wie Schnee herab und die Halborkin besann sich auf eine einfach Übung, die ihr schon früher geholfen hatte. Sie erinnerte sich an ihre Kälte und ihre Beständigkeit.
Zwischen all den glühenden Ascheflocken sah sie plötzlich wieder ihren kleinen weißen Stern. Fest ihren Blick auf den winzigen Eiskristall gerichtet, fokussierte sich ihr Wille und der hatte Kraft! Wenn es etwas gab, von dem Marga viel und reichlich hatte, dann war es ihr Wille. Dickköpfig hatte ihr Vater sie manchmal genannt, aber das war eine Untertreibung. Allein, dass eine Halborkin tatsächlich den Weg der Eismagie hatte eingeschlagen, zeigte deutlich, dass sie etwas besonderes war. Sie ließ einfach nicht locker! Sie sah ihren kalten Stern und konzentrierte sich.
Plop.
Aus einem waren auf einmal zwei geworden. Gleich noch mal!
Plop.
Aus zwei waren vier geworden und so ging es mit all ihrer Beständigkeit weiter. Aus vier wurden acht, aus acht wurden 16, aus 16 bildete sich eine erste kleine beständige Flocke, aus dieser wurden wieder zwei und bald hüllte Margas Seele eine dünne Schicht aus Schnee ein. Diese wuchs, wurde fester und verwandelte sich in Eiskristall. Die glühenden Ascheflocken erreichten sie nicht mehr und das Eis linderte den Schmerz. Der Panzer um sie herum wurde immer dicker und begann sich langsam auszubreiten.

Eilmana und Marga lagen reglos am Boden. Während um sie herum das Licht, die Natur entzündet hatte, begann der Körper der Halborkin stetig kühler zu werden, eine dünne Schicht Raureif hatte sich auf ihrer Haut gebildet und kroch sogar auch langsam zu dem Wargweibchen hinüber. Die Flammen wichen, aber andere Schatten näherten sich dafür um so neugieriger. Nachdem das Feuer die beiden Frauen und ihre Tiere reglos zurück gelassen hatte, kehrten die Spinnen zurück. Was beide nicht wahrnahmen, waren die 24 großen Spinnenbeine, die sich über ihre Körper schoben und sie eilig in dicke Kokons einwebten. Ihre klickenden Beiwerkzeuge unterhielten sich dabei leise über ihnen.
„Hat jemand die Dürre gebissen?“
„Nein, da ist doch nix dran. Die ist von selbst umgefallen.“
„Komisch.“
„Vielleicht vor Angst?“
„Was machen wir mit dem Vogel? Hat sie dazu etwas gesagt?“
„Nein, hat sie nicht, aber wir könnten Proviant für den Weg gebrauchen.“
„Oh, lecker! Raben bekommt man sonst so schwer!“
„Und der Warg?“
„Die sind doch so zäh.“
„Nimm mit, kann nicht schaden.“

Drei dicke Bündel und ein deutlich kleinerer wurden fest in Seide eingewickelt und verschleppt.

Weiter bei: Ein Schimmer voller Hoffnung
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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Erzähler » Freitag 2. November 2018, 09:47

(Marga kommt von: Reise durch den Arus)

Ignizor malte auf der Suche nach der Stelle mit seiner Flugbahn Kringel in die Luft. Es war inzwischen später Nachmittag geworden und bald würden sie Rasten müssen. Da entdeckte Marga etwas, dass ihr bekannt vor kam und vor allem auch von oben gut zu sehen war: Die versengte Lichtung! Dort hatten sie die Spinnen angegriffen und Eli hatte... alles mit ihrem Licht verbrannt. Trotzdem hatte es nicht gereicht. Aber ohne diese Vorkommnisse hätten sie das Ei nie gefunden und Marga wäre auch nicht hier her zurück gekommen. Hätte, wäre, wenn... das war sinnlos und so dachte Marga nicht. Sie war pragmatisch und bodenständig...wenn sie grade nicht durch die Luft flog.

Jetzt war sie wieder da und Ignizor wirbelte ordentlich Asche bei seiner Landung auf. Die Spuren der Spinnen waren ohnehin schon lange verweht. Protho stieg ab, Ragna und Marga verließen die Hütte. Jetzt war es an Marga ihren Plan umzusetzen. Wenn Orok hier irgendwo war, dann musste sie ihm zeigen, dass sie ihn suchte.
„Ignizor könnte auch noch ein bisschen kreisen, um zu erkunden, ob irgendwo Schwierigkeiten auf uns lauern.“
, meinte Protho. Der Drache nickte und wartete, ob Marga noch irgendetwas aus der Hütte brauchte. Danach erhob er sich wieder mit viel Wind in den Abendhimmel, mit dessen rot er unsichtbar verschmolz. Protho half bei einem provisorischen Nachtlager und passte vor allem auf die Umgebung auf. Ragna schniefte bei der Asche und knurrte leise. Auch sie erinnerte sich noch viel zu gut an die Spinnen, aber aktuell schien hier nichts zu sein, was ihnen gefährlich werden könnte. Ein paar Eichkatzen wagten sich neugieriger als für sie gesund war heran, aber oben in den Bäumen waren sie vorerst sicher. Während sich sich also für die Nacht fertig machten fragte Protho:
„Wie hast du damals deinen Verlobten eigentlich verloren?“
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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Marga » Dienstag 27. November 2018, 17:39

Marga saß im Flughaus nicht etwa auf der Pritsche, die mühsam hergerichtet worden war, sondern im Schneidersatz auf dem Boden vor der Glaslinse, die den Blick nach unten ermöglichte. Ragna hatte ihren Kopf in Margas Schoss versenkt. Wann immer sie an Höhe gewonnen oder verloren, mussten beide gähnen. Das war leicht ärgerlich, denn wenn Ragna das Maul weit aufriss, dann lief der Sabber auf Margas Hose. Marga rümpfte die Nase weil der Speichel übel roch, aber Ragna wälzte ihren Kopf in der Speichellake, als wollte sie sagen: „Was hast du? Das riecht doch toll nach Essen und nicht mehr nach Seife.“
Das wäre tatsächlich etwas, was Ragna sagen würde, denn seit Marga wieder Zugang zu Seife hatte, hatte Ragna ihre Bemühungen verdoppelt, Margas Klamotten mit Haaren und Warggeruch aufzuwerten. Eigentlich war Marga Ragna deswegen nicht böse. Die Haare auf ihrem Kleid erinnerten sie daran, dass sie immer auf die Hilfe ihres albtraumhaften Wolfsmonster zählen konnte.

„Wer ist mein albtraumhaftes Wolfsmonster? Du.“, sagte Marga und kraulte Ragna hinter den Ohren, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Landschaft unter ihnen schwenkte. Ein unglaublicher Anblick. Beim Proberitt auf Ignaz hatte sie in den Himmel gestarrt und ihr Herz hatte wie verrückt geschlagen. Der Blick auf den Boden machte Marga hingegen ruhig und berechnend. Nicht, dass sie irgendetwas zu berechnen hatte. Protho übernahm die Navigation. Marga erkannte zwar den Sumpf, durch den sie vor ein paar Tagen gestapft waren, aber danach war alles bewaldet und alles sah für Marga gleich aus. Das dauerte auch für viele Stunden, bis Marga durch Zufall die angekokelte Lichtung entdeckte und gegen die Decke klopfte.

Sie landeten auf der Lichtung und Marga bestätigte, dass das ihr Schlafplatz gewesen war – bis zur Entführung durch die Spinnen. Protho wollte noch ein paar Runden fliegen, um die Umgebung im Auge zu behalten. Marga und Ragna waren die Augen und Schnautze am Boden. Die Menkin hatte eine Flasche Wasser aus dem Flughaus mitgenommen. Sie piff Ragna zu sich und hielt die Flasche so schräg, dass das Wasser herausfloss. Ragna wälzte sich auf den Boden, öffnete den Schlund, sodass der Wasserstrahl direkt in Kehle ging. Aber mehr als ein paar Schlucke nahm sie nicht zu sich. Stattdessen drehte sie sich weg.

„Das war weniger als der Sabber auf meiner Hose.“, grummelte Marga, deren Ziel es war, Ragna dazu zu bringen, eine gewisse Duftmarke zu hinterlassen. Sie zuckte mit den Schultern. Dann setzte sie die Flasche an die eigenen Lippen und trank sie leer. Vielleicht reagierte Ranathor auch auf Duftmarken, die nicht wargischen Ursprungs waren.

„Mal sehen, ob meine Tasche noch herumliegt...“, murmelte Marga. Sie glaubte nicht, dass sie Riesenspinnen ihre Tasche mitgenommen hatten. Aber vielleicht fand die Spinnenkönigin es amüsant, sich an den Habseligkeiten ihres Abendessens zu ergötzen und hatte ihren Viechern entsprechende Befehle gegeben.

Marga schloss die Augen und dachte nach. Wenn Orok hier vorbeigekommen war, hätte er die Tasche bestimmt gefunden. Er brauchte nicht einmal zu erkennen, dass es Margas Tasche war, denn in ihrem Inneren war die Hochzeitskeule – ein eindeutiges Zeichen.

Marga erkundete die Umgebung etwas zu Fuß, sammelte dabei ein bisschen Feuerholz. Als sie zurück zur Lichtung kam, war Ignaz schon im Landeanflug. Es war spät, sie machten Feuer. Marga ließ die Kartoffeln in der Glut backen. Ragna bekam ein ordentliches Stück Rindfleisch, Ignaz ein gewaltiges, das er als ganzes ins Maul nahm, Feuer spuckte, bis das Fleisch außen richtig verkohlt war und dann runterschlang.

Während sie gebackene Kartoffeln aßen, redeten die Zweibeiner darüber, wie Marga und Orok getrennt wurden.

„Wir waren im Lager von den Dunkelelfen und Orks. Was dann passiert ist, verstehe ich immer noch nicht ganz. Ein Machtkampf? Unter den Dunkelelfen. Die Orks wurden mit reingezogen.“ Sie hielt kurz inne. „Ich glaube, keiner hat die Orks dazu gezwungen, aufeinander loszugehen. Aber mein Orok war der Meinung, er kann verhindern Blutbad. Also schickt er mich los und will nachkommen.“ Sie schaute auf die halbierte Kartoffel in ihrem Schoß.
„Es kann sein, dass Orok jetzt tot ist. Er ist kampferfahren – aber nicht unbesiegbar. Vielleicht sollten wir morgen zur Stelle gehen, wo das Lager war.“

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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 29. November 2018, 16:45

„Das war weniger als der Sabber auf meiner Hose.“
, grummelte Marga, deren Ziel es war, Ragna dazu zu bringen, eine gewisse Duftmarke zu hinterlassen. Das Wargweibchen winselte nur leise, da es spürte, dass seine Herrin mit irgendetwas unzufrieden war. Marga setzte sie die Flasche an die eigenen Lippen und trank die Flasche leer. Vielleicht reagierte Ranathor auch auf Duftmarken, die nicht wargischen Ursprungs waren. Dann sah sie sich noch etwas genauer um.
„Mal sehen, ob meine Tasche noch herumliegt...“
, murmelte Marga. Sie glaubte nicht, dass sie Riesenspinnen ihre Tasche mitgenommen hatten, hatten sie aber anscheinend. Sie hatten ja auch den Vogel von Eilmana eingepackt. Nichts in der Umgebung wies auf den gruseligen Überfall hin, außer die verbrannte Stelle um die Überreste, die einst der große Baum gewesen war, unter dem sie hatten nächtigen wollen. Marga schloss die Augen und dachte nach. Wenn Orok hier vorbeigekommen war, hätte er die Tasche bestimmt gefunden. Er brauchte nicht einmal zu erkennen, dass es Margas Tasche war, denn in ihrem Inneren war die Hochzeitskeule – ein eindeutiges Zeichen. Marga erkundete die Umgebung zu Fuß, sammelte dabei ein bisschen Feuerholz. Als sie zurück zur Lichtung kam, war Ignaz schon im Landeanflug. Es war spät, sie machten Feuer. Marga ließ die Kartoffeln in der Glut backen. Ragna bekam ein ordentliches Stück Rindfleisch, Ignaz ein gewaltiges, das er als ganzes ins Maul nahm, Feuer spuckte, bis das Fleisch außen richtig verkohlt war und dann herunter schlang. Während sie gebackene Kartoffeln aßen, redeten die Zweibeiner darüber, wie Marga und Orok getrennt wurden.
„Wir waren im Lager von den Dunkelelfen und Orks. Was dann passiert ist, verstehe ich immer noch nicht ganz. Ein Machtkampf? Unter den Dunkelelfen. Die Orks wurden mit reingezogen... Ich glaube, keiner hat die Orks dazu gezwungen, aufeinander loszugehen. Aber mein Orok war der Meinung, er kann verhindern Blutbad. Also schickt er mich los und will nachkommen.“
Sie schaute auf die halbierte Kartoffel in ihrem Schoß.
„Es kann sein, dass Orok jetzt tot ist. Er ist kampferfahren – aber nicht unbesiegbar. Vielleicht sollten wir morgen zur Stelle gehen, wo das Lager war.“
Protho nickte in die Flammen starrend und sagte:
„Das halte ich auch für eine gute Idee. Die Strecke zwischen hier...“
Dabei malte er mit einem glühenden Stock aus dem Feuer Linien in die Asche hin zu einem fiktiven Punkt, den er mit einem X kennzeichnete.
„... und dem Ort, wo du ihn verloren hast, sollten wir gut absuchen. Vielleicht versteckt er sich irgendwo... oder er braucht Hilfe, was ich nicht hoffe!“
Protho tippte sich gedankenverloren mit der glühenden Stockspitze in die offene Handfläche, wie es ein Reiter mit einer Gerte machen würde, oder ein Lehrer mit dem Rohrstock.
„Vielleicht wäre es sogar besser, wenn ich mit Ignizor von jetzt an am Himmel bleibe und wir uns nur in der Dunkelheit treffen. Damit wir ihn nicht verschrecken. Du kannst am Boden besser suchen mit deinem netten Monster.“
Der Seitenblick zu Ragna war sichtlich wohlwollend und er grinste.
„Nettes albtraumhaftes Wolfsmonster.“
Er lachte leise bevor er einen großen Schluck aus einem Flachmann nahm und ihn Marga anbot.
„Drachenfeuer...vorsichtig, brennt alles schlechte weg.“
, kommentierte er den Trunk und lehnte sich dann zurück.
„Ich werd jetzt eine Weile die Augen zu machen. Keine Sorge, Ignizor hält Wache. Er wird mich wecken und dann übernehme ich. Du kannst schlafen.“
Langsam kehrte Ruhe ein. Nach dem Essen meldete sich dann auch Margas Bauch und Blase und so sorgte sie auch für ausreichend Duftnoten, falls Ranathor in der Nähe wäre. Weiter gab nichts zu tun, also legte sich auch Marga bald hin. Der nächste Tag würde sicher aufregend werden und sie brauchte ihre Kraft. Ragna rollte sich neben ihr ein und spendete so noch zusätzlich Wärme. Das Wargweibchen legte ihren Kopf auf Margas Beine und schien fast augenblicklich einzuschlafen. Marga wusste jedoch, das das kleinst ungewöhnliche Geräusch ihre Begleiterin wecken würde und so entspannte sie sich schnell.

„Marga, wach auf.“
, hörte die Menkin gedämpft an ihrem Ohr. Protho kniete nah an ihrer Seite und streichelte gleichzeitig Ragnas Kopf.
„Ignizor hat Bewegungen im Wald gesehen. Sie kommen von Westen. Eine Gruppe.“
Der Wind kam von Osten, also hätte Ragna es nicht wittern können. Marga sah sich instinktiv um. Es war noch dunkel, aber im Osten zeigte sich schon ein zarter Streifen Grau am Horizont.
„Sollen wir sie gebührend empfangen, oder ihnen aus dem Weg gehen? Was meinst du? Ich wäre für einen Kampf 'zum aufwärmen' sehr zu haben, aber dann dürfen wir niemanden am Leben lassen! Noch haben wir vom König nicht die Erlaubnis wieder mit der Welt offiziell in Kontakt zu treten. Also... was willst du?“
Er war ein Krieger. Sicher dürstete seine Klinge nach Blut, aber war das vernünftig? Sollte der erste Kontakt mit den Drachen in der Welt gleich wieder mit Blut enden? Verschrienen war ihr Ruf ja schon immer. Sicher wäre es auch interessant zu wissen, wer hier nächtlich unterwegs war. Man könnte sie aber befragen, ob sie einen Ork in der Gegend gesehen haben. Protho überließ die Entscheidung Marga.
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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Marga » Sonntag 9. Dezember 2018, 17:15

„Nettes alptraumhaftes Wolfsmonster.“ War ja klar, dass jedes im Flughaus gesprochene Wort vom Drachen und damit auch vom Reiter gehört wurde. Protho bot Marga einen Schluck aus seinem Flachmann an.

„Noch hat niemand in Drachma mit Schnapsbrennen angefangen.“, sagte Marga, „Das muss doch eine Ewigkeit herumgelegen haben!“
„Ist das ein Nein?“, fragte Protho.
Marga nahm die Pulle, setzte sie an die Lippen an und trank einen kleinen Schluck. Ihre Augen weiteten sich – so musste sich ein Drache beim Feuerspucken anfühlen, nur dass die Hitze in umgekehrte Richtung ging – den Mund hinein und den Schlund runter. Einige Augenblicke danach weiteten sich die Blutgefäße in ihrem Körper, wodurch die Hitze des Körperinneren die komplette Haut erfasste und sie knallrot werden ließ. Sie reichte die Flasche zurück.

„Wer hat das Zeug hergestellt? Gibt es ein Rezept dafür?“, fragte Marga. Natürlich war dies das Interesse einer zukünftigen Gasthausbetreiberin, nicht einer zukünftigen Alkoholikerin. Sie teilten Wachen für die Nacht ein und während Ignizor an der Reihe war, passierte tatsächlich etwas. Angeblich näherte sich eine Gruppe. Protho klärte Marga auf, dass falls diese Gruppe den Drachen sah, es das letzte ist, was sie sehen mussten.

Margas Augen hoben sich, als sie realisierte, dass Protho vorschlug, die sich nähernde Gruppe in ein Häufchen Asche zu verwandeln. „Das können wir doch nicht machen.“, schimpfte die Menkin. Aber sie war gerade aufgeweckt wurden und ihr Verstand war noch nicht klar. Also schaute sie eine Weile ins Feuer und dann erklärte sie, was ihrer Meinung nach getan werden sollte:

„Ihr beiden bleibt hier. Ich reite zu dieser Gruppe und schaue, was das für Leute sind. Wenn ich zurückkomme und ich werde verfolgt, dann wisst ihr, was zu tun ist.“

Sie schwang sich auf Ragna und machte sich auf den Weg nach Westen. Sie hatte beim Packen ganz vergessen, Fackeln oder eine Laterne mitzunehmen. Aber das erste Dämmerlicht stieß schon vom Osten durch die Bäume. Außerdem konnte sie schneller davon reiten, wenn sie beide Hände in Ragnas Rücken vergrub. Auf dem Hinweg ließ Marga Ragna mäßig schnell laufen. Als das Wargweibchen anfing zu schnuppern, ließ Marga sie leise dem Geruch folgen. Die Menkin wusste intuitiv, dass sie zwei Fehler machen konnte. Der eine Fehler wäre, so nahe heranzukommen, dass man sie umzingeln konnte. Aber es wäre ebenfalls ein Fehler, zu sehr auf Abstand zu bleiben. Wenn sie nicht alle Mitglieder im Auge behalten konnte, könnte einer sich wegschleichen und ihr den Rückweg abschneiden. Sobald sie jedoch nah genug war, würde sie mit einem „He! Wer geht da?“ auf sich aufmerksam machen.

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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 12. Dezember 2018, 19:57

Protho bot Marga einen Schluck aus seinem Flachmann an.
„Noch hat niemand in Drachma mit Schnapsbrennen angefangen... Das muss doch eine Ewigkeit herumgelegen haben!“
„Ist das ein Nein?“

, fragte Protho.
Marga nahm die Pulle, setzte sie an die Lippen an und trank einen kleinen Schluck. Einige Augenblicke danach wurde sie knallrot. Sie reichte die Flasche zurück.
„Wer hat das Zeug hergestellt? Gibt es ein Rezept dafür?“
, fragte Marga und Protho lächelte etwas schief.
„Der Vorbesitzer der Taverne hat das in seinem Keller hergestellt, soweit ich weiß. Vielleicht hat er noch Aufzeichnungen. Ein paar Flaschen hab ich mir früh zurück gelegt. Mann weiß ja nie, wann man wieder was gutes bekommt.“
Er lachte tief und heiser.
„Wenn wir zurück sind, kann ich dir gern beim Suchen helfen. Ein bisschen Krzner spreche ich auch. Nicht so gut wie ...“
Er stockte und seine Miene verriet, dass derjenige, an den er wohl gerade dachte, schon lange tot war. Sie teilten Wachen für die Nacht ein und während Ignizor an der Reihe war, passierte tatsächlich etwas. Angeblich näherte sich eine Gruppe. Protho klärte Marga auf, dass falls diese Gruppe den Drachen sah, es das letzte ist, was sie sehen mussten. Margas Augen hoben sich, als sie realisierte, dass Protho vorschlug, die sich nähernde Gruppe in ein Häufchen Asche zu verwandeln.
„Das können wir doch nicht machen.“
, schimpfte die Menkin.
„Ihr beiden bleibt hier. Ich reite zu dieser Gruppe und schaue, was das für Leute sind. Wenn ich zurückkomme und ich werde verfolgt, dann wisst ihr, was zu tun ist.“
Protho nickte und schwang sich auf Ignizor. Sie schwang sich auf Ragna und machte sich auf den Weg nach Westen.

Das erste Dämmerlicht stieß schon vom Osten durch die Bäume. Mit beiden Händen hielt sie sich in Ragnas Rückenfell fest und ließ sie mäßig schnell laufen. Als das Wargweibchen anfing zu schnuppern, ließ Marga sie dem Geruch folgen. Sie achtete darauf nicht zu nah und nicht zu weit weg zu der Bedrohung zu sein. Bald nahm auch das Wargmädchen eine geduckte Haltung ein und knurrte sehr niederfrequent, zum Zeichen, dass sie gleich in Sichtweite kamen. Marga presste sich instinktiv nah an ihren Rücken und sie blieben nahe eines niedrigen Gebüschs stehen. Dann hörte es auch Marga. Ein leises Rumpeln näherte sich. Vorsichtig hob sie den Kopf und spähte durch das Gehölz. Noch war wenig zu sehen, nur das Geräusch war da. Wartete sie noch länger und waren es mehrere, dann lief sie Gefahr, sich den Fluchtweg zu versperren, also rief sie aus der Deckung heraus:
„He! Wer geht da?“
Sofort hörte sie ein kurzes:
„Halt!“
und ein leiseres:
„Seht nach, wer da ist!“
Sie verstand die dunkle Sprache Lerium nicht, aber sie erkannte sie als solche. Sie hatte sie schon gehört. Jetzt näherten sich schnellere Laute und dann kamen zwei Dunkelelfen in Sicht, die auf Wargs ritten. Bevor sie sie erreichten ließ Marga Ragna aus der Deckung treten und zeigte sich, da sie ja schon gerufen hatte. Sobald sie dies tat, hielten die beiden Reiter an und musterten sie abschätzig. Der eine rief dann nach hinten:
„Es ist nur eine Orkin...glaub ich. Sie ist mickrig. Fast menschlich! Was sollen wir mit ihr machen?“
Dann setzte das Rumpeln von weiter hinten wieder ein und ein Wagen, ebenfalls gezogen von Wargs, kam in Sicht. Der Wagen erinnerte Marga entfernt an die fahrende Gefängniszelle, aus des sie einst das Fuchsmädchen befreit hatte, nur war dieser nur aus Gitterstäben und hatte keinen geschlossenen Aufbau. Die Männer waren aber anders gekleidet und die Abzeichen auf ihren Rüstungen sahen anders aus. Sie mussten einem anderen Trupp angehören. Zumindest nicht dem, mit der sie und Orok gereist waren. Der eine Reiter rief ihr auf Krzner entgegen:
„Weib, was machst du hier?“
Rudimentär wusste Marga was er meinte. Er fügte grinsend hinzu:
„Bist du dem Huren-Tross abhanden gekommen? Sollen wir dir zeigen wo's lang geht?“
und zu seinem Begleiter sprach er:
„...vielleicht gibt es eine Belohnung, wenn wir sie einfangen. Sie sieht gesund und kräftig aus und auch nicht so hässlich wie die Anderen. Unsere Orks würden sie bestimmt mögen.“
Marga verstand nicht viel, aber der Tonfall war hämisch und das Grinsen auf seinem Gesicht, das nur scheinbar freundlich war, konnten einem schon die Nackenhaare aufstellen. Von hinten näherte sich der Wagen und langsam konnte Marga auch erkennen, dass sich ein paar Frauen dicht am Boden, sich nah aneinander drängten um sich gegenseitig zu wärmen. Bei genauerem Hinsehen, sah sie auch zwei junge Männer unter ihnen. Der Zustand der Gefangenen war schrecklich. Einige hatte blaue Augen, oder verschorfte Wunden. Seitlich vom Wagen kamen weitere Reiter langsam in Sichtweite. Oben auf dem Kutschbock saß ein Ork, der ihr irgendwie entfernt bekannt vor kam, als hätte sie ihn vielleicht schon mal gesehen. Vielleicht einer aus dem alten Tross? Aber keiner aus der Gruppe ihres Orok, da war sie sich sicher. Trotzdem war das breite Gesicht ihr nicht fremd. Vielleicht lag es an dem kahl geschorenen Schädel?
„Sprich, Weib!“
Jetzt kam es drauf an, wie sie reagierte. Noch gingen sie anscheinend davon aus, dass sie sich verlaufen hatte und irgendwie zu ihnen gehörte. Konnte sie sich noch da durch schwindeln um mehr heraus zu finden? Oder war eine Flucht sicherer?
„Verstehst du uns?“
, fragte der zweite Reiter und in Celcianischer Allgemeinsprache.
„Hast du dich verlaufen? Du reitest in die falsche Richtung. Da! geht’s! Lang!“
Er wies mit ausgestrecktem Arm in eine Richtung. Um so näher sie kamen, um so größer schätzte sie die Gruppe. Ohne den Ork und die Gefangenen, waren es bestimmt mindestens acht Reiter und vielleicht verbargen sich in der Umgebung noch ein paar mehr. Als Menkin konnte sie sich unter beiden Völkern bewegen, den Dunklen und den „Hellen“... wenn sie es geschickt anstellte.
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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Marga » Montag 17. Dezember 2018, 21:55

Oh, verdammt. Es waren Truppen des dunklen Volkes. Wären es Flüchtlinge, Deserteure oder ähnliches, würde Marga sich besser fühlen. Das einzige, was schlimmer wäre, wären Gegner des dunklen Volkes, denn die würden würden einem wargreitenden Halbork nicht abnehmen, dass sie nicht für die dunkle Seite kämpfte.

Sie stand vor einer großen Entscheidung. Sie konnte jetzt sofort das Weite ziehen und zur Lichtung reiten. Man würde sie natürlich verfolgen, aber Ignizor würde kurzen Prozess mit denen machen. Aber ein überlebender Augenzeuge reichte, um einen Stein ins Rollen brachte, der Drachma in einen Krieg verwickelte. Also entschied sie sich für die andere Option.

Sie kletterte in aller Seelenruhe vom Warg und näherte sich den Männern. Ihre allerersten Worte richtete sie an den Ork, der sie so unverschämt angesprochen hatte. Sie richtete den Zeigefinger auf ihn und schimpfte:

„Ich würde mein Zunge zügeln, du Sau. Ein Wort von mir an meinen Meister und er wird dir die Seele aussaugen, darauf herumkauen und deinen toten Körper zu seiner Belustigung tanzen lassen.“

Sie wandte sich an den Dunkelelfen. Ihr Herz machte einen Sprung, aber das war genau, was einer untergeordneten Dienerin passieren würde. Sie senkte den Kopf und stammelte:

„Mein Herr... Es tut mir leid... Dass ich noch nicht sprechen kann eure Sprache.“, sie nahm ein Tuch aus der Tasche und tupfte sich damit auf die Stirn. „Mein Meister sagt, das hat Zeit, weil ich muss sowieso nur Sprachen der Menschen verstehen für die Aufträge. Die Aufträge, die er mir gibt.“

Marga hatte recht schnell ein Lügengebilde aufgebaut. Sie hoffte, dass der Hinweis, dass sie einem Nekromanten diente, die Orks einschüchterte, aber einen Dunkelelfen konnte sie nicht herumkommandieren. Sie spekulierte aber darauf, dass ein Dunkelelf, der einen so kleinen Gefangenentransport bewachte, nicht wissen konnte, welche Spione die hohen Herrn sich hielten.
Die Gefangenen... Sie schaute kurz dahin. Arme Gestalten. Wenn Marga die Drachenkavallerie losgelassen hätte, könnten sie jetzt schon frei sein. Aber bloß nicht aus der Rolle fallen. Sie schaute beim Reden über die Gesichter der Anwesenden. Konnte es sein, dass sie diesen einen Ork schon einmal gesehen hatte? Sie konnte es nicht genau sagen.

„Mein Herr... Mein Meister reiste mit einem Konvoi nach Norden. Aber mein Mädchen hier.“ Sie tätschelte Ragna. „Ich sie kennen gut genug, dass ich weiß, wenn sie riecht... Tote... Viele Tote. Es sein etwas passiert in der Nähe, oder? Mit Konvoi?“

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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Erzähler » Dienstag 18. Dezember 2018, 09:19

Marga kletterte in aller Seelenruhe vom Warg und näherte sich den Männern. Ihre allerersten Worte richtete sie an den Ork, der sie so unverschämt angesprochen hatte. Sie richtete den Zeigefinger auf ihn und schimpfte:
„Ich würde mein Zunge zügeln, du Sau. Ein Wort von mir an meinen Meister und er wird dir die Seele aussaugen, darauf herumkauen und deinen toten Körper zu seiner Belustigung tanzen lassen.“
Das Wörtchen 'Sau' zeigte sofort Wirkung! Der Ork sah so wütend aus, dass er fast vom Kutschbock gesprungen wäre, doch Marga schimpfe flüssig weiter und die Erwähnung ihres 'nekromantischen' Meisters, pinnte ihn mit seinem Hintern auf den Sitz, als hätte er Leim gefrühstückt. Sie wandte sich als nächstes an den Dunkelelfen. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie den argwöhnischen Blick in seinen Augen sah, aber das war genau, was einer untergeordneten Dienerin passieren würde. Sie senkte den Kopf und stammelte:
„Mein Herr... Es tut mir leid... Dass ich noch nicht sprechen kann eure Sprache.“
, sie nahm ein Tuch aus der Tasche und tupfte sich damit auf die Stirn.
„Mein Meister sagt, das hat Zeit, weil ich muss sowieso nur Sprachen der Menschen verstehen für die Aufträge. Die Aufträge, die er mir gibt.“
Ein paar der Gefangenen guckten vorsichtig in ihre Richtung, aber hielten ihre Köpfe unten. Es waren arme Gestalten. Wenn Marga die Drachenkavallerie losgelassen hätte, könnten sie jetzt schon frei sein, oder versehentlich mit verband...so richtig konnte sie Ignizors Kollateralauswirkungen noch nicht einschätzen. Marga redete weiter:
„Mein Herr... Mein Meister reiste mit einem Konvoi nach Norden. Aber mein Mädchen hier.“
Sie tätschelte Ragna.
„Ich sie kennen gut genug, dass ich weiß, wenn sie riecht... Tote... Viele Tote. Es sein etwas passiert in der Nähe, oder? Mit Konvoi?“
Einer der Dunkelelfen hatte sie aufmerksam beobachtet, während der andere wendete und zum Tross zurück ritt. Der Aufmerksame kam näher, als sie abgestiegen war und schaute einen Moment lang von oben auf sie herab. Vielleicht war es die erhöhte Position, die ihm gefiel, oder ihre Worte, auf jeden Fall wurde er gesprächig bei der 'niederen' Sklavin und so entlockte Marga ihm vielleicht sogar mehr, als er sonst erzählt hätte:
„Da hat dein Meister wohl Recht, dir nicht dein Köpfchen nicht mit zu viel unnützen Worten zu füllen, die du ohnehin nicht verstehen musst...“
Er drehte sich nach hinten und rief dem Ork zu:
„Rokan, das Weib sprich nicht mal deine Sprache! Das gefällt dir doch sicher! Dann kann sie dir nicht mal Wiederworte geben, wenn du sie dir nimmst! HAHAHAaaa!“
Von hinten erklang gemeinschaftliches Lachen aus mehreren Kehlen, wobei der Ork nicht mit lachte, sondern nur gelangweilt die Schultern zuckte. Der Dunkelelf neben Marga beugt sich nun wieder ein Stück zu ihr herab und wurde wieder ernst.
„Weib, du sagt, dein Meister war nach Norden unterwegs? Dann kann ich dir verraten, dass du jetzt einen neuen Meister hast! Nämlich mich! Haha!“
Er grinste breit und zeigte dabei Zähne, von denen aber zwei an der Seite abgebrochen waren. Marga reagierte richtig und der Elf fuhr fort:
„Ach schau nicht so bestürzt! Ich bin ganz umgänglich, stimmt's Calasan?“
Ein Dunkelelf aus der hinteren Gruppe rief etwas auf Lerium, was von der Tonlage her und dem Nicken nach, nach einer Bestätigung klang.
„Ja genau, und deine Mutter betet jeden Abend zu Florencia.“
Der Elf neben Marga lachte und wandte sich dann wieder Marga zu.
„Nenn mich Meister Farnacos. Dein alter Meister ist tot. Wenn du mir nicht glaubst, dann kannst du gern die wenigen Überlebenden deines Konvois befragen, die wir vor ein paar Tagen bei uns aufgenommen haben. Sie irrten im Wald umher, stammelten etwas von vielen Toten und waren froh bei uns Unterschlupf zu finden. Diese Wälder sind für Streuner nicht sicher. Es wäre also gut, wenn du mit uns kommst. Wenn dein Meister noch leben sollte, pass ich so lange für ihn auf dich auf. Du siehst kräftig aus. Nicht so stark wie ein Ork, aber auch nicht so hässlich. Ich hätte da auch ein paar Aufgaben für dich...“
Er war nun ganz nah und streckte seine Hand nach Margas Haaren aus.
„Was musstest du denn für deinen alten Meister tun? Hat der auch einen Namen?“
Flüchtig berührte er eine Haarsträhne und schmunzelte dabei.
„Vielleicht kenne ich ja deinen alten Meister und kann dich zu ihm bringen, wenn er noch lebt. Wir ziehen nach Kosral und liefern frische Sklaven. Du kannst dich uns gern anschließen.“
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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Marga » Donnerstag 3. Januar 2019, 22:33

„Die Überlebenden sind verrückt? Mein Meister würde nicht verrückt werden, wenn er Tote sieht, also ist er nicht unter den Überlebenden, sondern einer der Toten.“ Selbst Marga wusste, dass das nicht die einzigen zwei Optionen waren, aber sie hatte eine Rolle zu spielen. Und zu dieser Rolle gehörte auch folgendes: Als der Dunkelelf sich als ihr neuer Meister vorstellte und dabei eindeutig Hintergedanken hatte, legte Marga den Kopf leicht schief, zeigte ein Lächeln mit vielen Zähnen und leckte sich über die Unterlippe.

„Es sein mein Ehre, Euch zu Diensten sein, Meister Farnacos.“, erklärte Marga, „Ich bin gute Dienerin, aber weil ich gute Dienerin bin, ich muss noch meinen letzten Auftrag erfüllen.“ Sie ließ Farnacos mit ihren Haaren spielen. Da sie die letzten Tage sich mit sauberen Wasser und Seife hatte waschen können, glaubte Marga, tausend mal besser zu riechen als die Orks, mit denen der Drow verkehrte. Sie nutzte die Nähe, um ihm zuzuflüstern:

„Eigentlich darf ich mit niemanden darüber reden, aber das sein Ausnahme, weil Ihr mein Meister sein werdet.“ Sie schluckte, denn was jetzt kam, war eine Wahrheit, die sie im Konvoi erfahren hatte, garniert mit einer Lüge, die Marga darauf setzte.

„Mein alter Meister war als Diplomat unterwegs, aber das war eine List, weil eigentlich haben er und seine Totenbeschwörerkollegen erschaffen eine Seuche, die nur Menschen krank macht und niemanden von dunklen Völkern. Und diese Seuche hat er freigesetzt, um Jorsa kaputt zu machen und wenn es erwischt Grandessa, dann ist kein großer Verlust. Ich bleibe da, weil ich habe Orkblut in Adern, das mich beschützt. Ich soll beobachten, was Seuche macht, und dann berichten für den Meister und seine Kollegen.“

„Ich habe beobachtet und es war schlimm. Die Menschen sind nicht krank geworden. Stattdessen Orks sind daran gestorben wie Fliegen. Es war nicht Orkblut, sondern Menschblut in meinen Adern, das mich beschützt hat. Weil Meister tot ist, ich muss gehen zu seine Kollegen in Anduine, damit sie das entweder reparieren oder sich stellen Strafe. Wenn es einen Weg gibt, dann sie brauchen mich – ich bin einzige, die Krankheit gesehen hat von Anfang bis Ende bei so vielen Orks. Wenn ich diesen Auftrag erfüllt habe, ich bin zu Eurer alleinigen Verfügung, Meister Farnacos.“

Und jetzt das Sahnehäubchen: „Wenn unter den Überlebenden welche sein vom Clan, der heißt Drachenmalclan, sagt denen, sie sind die letzten vom Clan. Alle anderen tot. Wenn die mehr wissen wollen, müssen die mir nachreiten, denn ich kann nicht bleiben, wenn so viel steht auf dem Spiel.“

Sie löste sich von Farnacos und sprach wieder mit normaler Lautstärke. „Ich werde meinen letzten Auftrag erfüllen und dann gehe ich nach Kosral und bin nur noch Euch zu Diensten, Meister Farnacos.“ Sie spielte ein Seufzen und schwang sich auf Ragna.

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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Erzähler » Montag 7. Januar 2019, 19:35

„Es sein mein Ehre, Euch zu Diensten sein, Meister Farnacos.“
, erklärte Marga,
„Ich bin gute Dienerin, aber weil ich gute Dienerin bin, ich muss noch meinen letzten Auftrag erfüllen.“
Sie ließ Farnacos mit ihren Haaren spielen und nutzte die Nähe, um ihm zuzuflüstern:
„Eigentlich darf ich mit niemanden darüber reden, aber das sein Ausnahme, weil Ihr mein Meister sein werdet.“
Farnacos grinste breit und ihm seine neue Roll als ihr Meister sehr zu gefallen. Es streichelte sein Ego und bestätigte seine Arroganz. Sie schluckte, denn was jetzt kam, war eine Wahrheit, die sie im Konvoi erfahren hatte, garniert mit einer Lüge, die Marga darauf setzte.
„Mein alter Meister war als Diplomat unterwegs, aber das war eine List, weil eigentlich haben er und seine Totenbeschwörerkollegen erschaffen eine Seuche, die nur Menschen krank macht und niemanden von dunklen Völkern. Und diese Seuche hat er freigesetzt, um Jorsa kaputt zu machen und wenn es erwischt Grandessa, dann ist kein großer Verlust. Ich bleibe da, weil ich habe Orkblut in Adern, das mich beschützt. Ich soll beobachten, was Seuche macht, und dann berichten für den Meister und seine Kollegen.“
Etwas in Farnacos Blick hatte sich geändert. Anscheinend erkannte er Eckpunkte in der Geschichte. Seine Augen zogen sich erst leicht zusammen und dann hoben sich seine Brauen in etwas, dass wie Erstaunen aussah. Irgendwie betrachtete er Marga plötzlich mit deutlich mehr Respekt. Auch seine Hand, die ihre Haare berührt hatte sank an seine Seite zurück und die Finger spielten etwas unruhig miteinander, während Marga ungerührt fort fuhr:
„Ich habe beobachtet und es war schlimm. Die Menschen sind nicht krank geworden. Stattdessen Orks sind daran gestorben wie Fliegen. ...“
Farnacos schluckte überrascht und richtete sich ein Stück weiter auf auf seinem Warg und brachte so etwas Abstand zwischen sich und die Menkin.
„...Es war nicht Orkblut, sondern Menschblut in meinen Adern, das mich beschützt hat. Weil Meister tot ist, ich muss gehen zu seine Kollegen in Anduine, damit sie das entweder reparieren oder sich stellen Strafe. ...“
Der Dunkelelf mit der dunkelbraunen Hautfarbe wurde etwas gräulich um die Wangen.
„Wenn es einen Weg gibt, dann sie brauchen mich – ich bin einzige, die Krankheit gesehen hat von Anfang bis Ende bei so vielen Orks. Wenn ich diesen Auftrag erfüllt habe, ich bin zu Eurer alleinigen Verfügung, Meister Farnacos.“
Ihr Meister 'in spe' presste seine Beine an den Warg der leise knurrte und einen Schritt zurück machte. Und dann setzte Marga das Sahnehäubchen oben auf:
„Wenn unter den Überlebenden welche sein vom Clan, der heißt Drachenmalclan, sagt denen, sie sind die letzten vom Clan. Alle anderen tot. Wenn die mehr wissen wollen, müssen die mir nachreiten, denn ich kann nicht bleiben, wenn so viel steht auf dem Spiel...Ich werde meinen letzten Auftrag erfüllen und dann gehe ich nach Kosral und bin nur noch Euch zu Diensten, Meister Farnacos.“
Sie spielte ein Seufzen und schwang sich auf Ragna. Farnacos schien plötzlich gar nicht mehr so begeistert zu sein, sie in seinen Diensten zu haben und wischte sich mehrfach die Hand, mit der er sie berührt hatte, an der Hose ab... als ob das bei einer Infektion mit einer so von Marga beschriebenen Krankheit helfen würde.
„Ja... ja, ja. Mach das! Oder... Andunie sagst du? ...Das ...ähm...“
Er schien etwas überfordert, aber überlegte anstrengt.
„Ich weiß nicht recht. Ich werde.... Ich muss den Kommandanten benachrichtigen. Und du... Du solltest... ja. Du solltest genau hier bleiben, solange ich...“
Er sah nachdenklich auf seine Hand.
„Sind irgendwelche Dunkelelfen krank geworden?“
Er wartete aber keine Antwort ab und winkte einen seiner grünhäutigen Begleiter ein Stück näher zu kommen, gebot ihn dann aber:
„Stopp! Bleib da stehen!“
Der Ork gehorchte aber fragte:
„Was ist denn los?“
„Sie erzählt was von einer Krankheit für die südlichen Königreiche, die Orks krank macht, statt Menschen... Das klingt nach Morgerias Hauch... aber anders... Die Orks die wir gefunden haben, die Überlebenden, sie müssen getötet werden. Kann sein, dass sie vielleicht ansteckend sind, ohne es zu wissen. Fasst sie besser nicht an. Steckt die Zellen in Brand und es muss nach Anzeichen von Krankheit gesucht werden. Reite ins Lager und informiere den Kommandanten. Sag es ihm genau mit diesen Worten: Morgerias Hauch ist nach hinten los gelassen worden und es heißt, der Schattenbruder der tausend Tode war es. Sein Verrat führt nach Andunie. Die Familie Belyal Sinth muss vor Ort informiert werden, wenn es so ist. Er wird Boten schicken müssen. Was stehst du hier noch herum! Beeil dich!“

Der Ork nickte, gaffte noch einmal hasserfüllt Marga an und drückte dann seine Fersen in seinen Warg. Die Menkin hatte sicher nicht viel verstanden, aber vielleicht doch so viel, dass sie ahnte, dass hier etwas ganz und gar falsch lief.
„Und du, meine Hübsche wirst hier mit mir warten.“
Er wirkte etwas nervös, aber lächelte breit.
„Wir werden hier warten. Er...“
Damit wies er auf den gerade umdrehenden Orkreiter.
„...er wird nach Kosral reiten. Es nicht nicht weit, er ist bald wieder da. Er sagt diesem Drachenmalclan bescheid, aber ich glaube nicht, dass es davon noch Überlebende gibt. Wenn doch, ist es gut, wenn wir warten. Dann musst du nicht allein reisen. Wäre ja schade, wenn du nicht heil in Andunie ankommen würdest.“
Seine Handfläche ruhte locker auf den Griff seines Schwertes.
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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Marga » Sonntag 10. Februar 2019, 18:28

Margas Lüge war weit über das Ziel hinausgeschossen. Sie hatte gewollt, dass der Dunkelelf die Finger von ihr ließ, und das tat er auch – aus Angst vor der Seuche. Sie hatte gewollt, dass man sie weiter nach Anduine ziehen ließ (sie hätte natürlich einen Bogen geschlagen, um zu Protho und Ignizor zurück zu kehren), aber jetzt sollte ihr eine Eskorte gestellt werden. Außerdem war ihre Lüge ein Koloss auf tönernen Füßen. Sie hatte alles auf ein Gespräch aufgebaut, welches sie vom dunkelelfischen Diplomaten belauscht hatte und den sie in ihrem Lügenkonstrukt zu ihrem Meister gemacht hatte. Aber sie konnte sich nicht einmal an dessen Namen erinnern. Und sie hatte keine Ahnung wie der Krankheitsverlauf aussah. Und ein einzelner Bote aus dem Süden konnte berichten, dass der Drachenmal-Clan noch gesund und munter war. Meister Farnacos wollte wissen, ob die Krankheit auch Dunkelelfen erwischte. Eine gefährliche Frage. Wenn sie von einer Gruppe erkrankter Dunkelelfen erzählte, könnte Farnacos sagen: „Wie kann das sein? Wir Dunkelelfen operieren auf fremden Terrain doch allein.“ Und wenn sie von einem einzelnen erkrankten Elf erzählte, könnte Farnacos sagen: „Wie kann das sein? Wir Dunkelelfen bleiben auf fremden Terrain doch stets zusammen.“

„Ich weiß es nicht.“, sagte Marga. Aber sie hatte doch einen recht simplen Einfall: „Ich reise so, dass ich Dunkelelfen vermeide. Die haben die Pflicht mich auszufragen und ich habe die Pflicht, den Mund zu halten und mich nicht aufhalten zu lassen.“ Dass ein kleiner Informant nicht nur fremde Patrouillen ausweichen musste, sondern auch den eigenen, das passte zum dunklen Volk.

Also stieg Marga von ihrem Warg. Unterdessen erklärte Farnacos seinem treuesten Ork etwas auf Krz'ner, das Marga nicht verstehen konnte. Marga bekam die Kurzfassung: Der Ork ritt jetzt nach Kosral und sie hatte gefälligst hier zubleiben. In ihrem Kopf ratterte es wie ein Wagenrad: Welche Lüge musste sie vorbringen, um ihm nachzureiten? Aber ihre Vernunft steckte einen Keil vor das Wagenrad. Sie war jetzt wertvolle Fracht geworden – weil diese Seuche ein wichtiger Teil von Morgerias Strategie für den Süden war. Wenn sie jetzt vom Weggehen redete, würde man sie nur noch besonders gut im Auge behalten.

„Dann werde ich mich ausruhen.“, sagte Marga.

Also lief sie zum Feuer und ging in die Hocke, um sich aufzuwärmen. Das dauerte einige Zeit. Sie hatte noch eine Wasserflasche dabei, die sie herausholte und demonstrativ einen großen Schluck daraus nahm. Dann breitete sie ihren Umhang der Stelle aus, die ihr am wenigsten dreckig vorkam und legte sie hin. Ragna wirkte verwirrt, aber einige Streicheleinheiten richteten das.

Aber Marga schlief nicht ein und ebenfalls hielt sie Ragna vom einschlafen ab, indem sie der Wargdame die ganze Zeit in die Augen schaute. Obwohl sie wusste, dass der Vorsprung des orkischen Reiters größer und größer wurde, wartete Marga. Sie dachte an ihre Lüge. So groß, so wortreich. Marga wartete, dass die Zeit reif wurde. Die Aufregung unter den Orks über Margas Ankunft hatte sich gelegt, viele von ihnen dösten in den frühsten Morgenstunden. Die Menkin stand auf, dann trippelte sie mit verlegenen Gesichtsausdruck in Richtung Büsche. Diese Lüge war ganz klein: Sie hatte zu viel Wasser getrunken. Sie war eine Frau. Sie musste in die Büsche. Sie würde gleich wiederkommen, sonst hätte sie nicht ihren Umhang liegen gelassen, oder? Dass sie von Ragna verfolgt wird, zeigt doch bloß, dass Frauen Kinder erziehen sollten, keine Wargs.

Aber es war eine List. Als das Unterholz die Sicht versperrte, schlich Marga noch einige Schritte weiter, bevor sie auf Ragna klettern würde. Natürlich konnte sie den Ork auf seinem Weg nach Kosral nicht einholen, aber sie kannte jemanden, der das konnte: Ignizor. Sie musste nur hoffen, dass der Drache und sein uralter Reiter wussten, wo dieses Kosral lag. Wenn die Stadt nämlich zu jung war, könnte es sein, dass die Drachenreiter sie überhaupt nicht kannten.

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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Erzähler » Montag 25. Februar 2019, 20:08

„Ich weiß es nicht.“
, sagte Marga. Aber sie hatte doch einen recht simplen Einfall:
„Ich reise so, dass ich Dunkelelfen vermeide. Die haben die Pflicht mich auszufragen und ich habe die Pflicht, den Mund zu halten und mich nicht aufhalten zu lassen.“
Das schien dem Dunkelelfen erst mal zu reichen und klang auch halbwegs logisch. Also stieg Marga von ihrem Warg. Unterdessen erklärte Farnacos seinem treuesten Ork etwas auf Krz'ner, das Marga nicht verstehen konnte. Marga bekam die Kurzfassung: Der Ork ritt jetzt nach Kosral und sie hatte gefälligst hier zubleiben.
„Dann werde ich mich ausruhen.“
, sagte Marga. Also lief sie zum Feuer, das eilig angelegt worden war und ging in die Hocke, um sich aufzuwärmen. Sie hatte noch eine Wasserflasche dabei, die sie herausholte und demonstrativ einen großen Schluck daraus nahm. Dann breitete sie ihren Umhang der Stelle aus, die ihr am wenigsten dreckig vorkam und legte sie hin. Ragna wirkte verwirrt, spürte sie die innere Unruhe ihrer Herrin doch, aber einige Streicheleinheiten richteten das. Aber Marga schlief nicht ein und Ragna ruhig, da diese sonst die ganze Zeit über gewinselt hätte. Obwohl sie wusste, dass der Vorsprung des orkischen Reiters größer und größer wurde, wartete Marga. Sie dachte an ihre Lüge. So groß, so wortreich. Marga wartete, dass die Zeit reif wurde. Die Aufregung unter den Orks über Margas Ankunft legte sich schnell. Viele von ihnen dösten bald ein. Die Menkin stand auf, dann trippelte sie mit verlegenen Gesichtsausdruck in Richtung Büsche. Diese Lüge war ganz klein: Sie hatte zu viel Wasser getrunken. Sie war eine Frau. Sie musste in die Büsche. Sie würde gleich wiederkommen, sonst hätte sie nicht ihren Umhang bestimmt nicht liegen gelassen, oder? Dass sie von Ragna verfolgt wurde, zeigte doch bloß, dass Frauen Kinder erziehen sollten, keine Wargs. Aber es war eine List. Als das Unterholz die Sicht versperrte, schlich Marga noch einige Schritte weiter, bevor sie auf Ragna kletterte. Natürlich konnte sie den Ork auf seinem Weg nach Kosral nicht einholen, aber sie kannte jemanden, der das konnte: Ignizor. Sie musste nur hoffen, dass der Drache und sein uralter Reiter wussten, wo dieses Kosral lag.
Unbemerkt entkam Marga auf Ragna dem Lagerfeuerschein der Orks. Ein klein bisschen Glück winkte ihr auch zu, dass sie nicht von den Dunkelelfenspähern entdeckt wurde, die in der Nähe patrouillierten und so auch dem äußeren Ring der Bewachung entging. Erst sehr leise und vorsichtig, dann deutlich schneller und auch lauter ritt sie durch das Unterholz. Einige Zweige schienen sie mit Peitschenhieben für ihre schnelle Flucht bestrafen zu wollen, aber ein paar Kratzer hatten Marga noch nie gestört. Sie ritt auf Ragna so schnell sie konnte und bald näherte sie sich der Lichtung, wo sie Protho und Ignizor verlassen hatte...

...niemand da!
Es dauerte ein paar Sekunden, biss sie ein stetig lauter werdendes schlappendes Geräusch wahr nahm und der Himmel über ihr plötzlich seine Stern einbüßte. Dann spürte sie auch deutlich den Wind und Ragna wich leise winselnd an den Rand der Lichtung aus. Ignizor landete im Dunkel der Nacht und Protho rutschte über einen Flügel schon von seiner riesigen Flügelkannte. Mit einem deutlichen *Plumps* landete er in Margas Nähe, federte trotz Rüstung leicht aussehend, in den Knien ab und kam dann schnell näher. Auf halben Weg nahm er den Helm ab und sah sie an. Ihre Miene schien ihm schon zu verraten, dass irgendetwas nicht stimmte, denn er fragte sofort:
„Was ist los?!“
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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Marga » Freitag 15. März 2019, 15:15

Die Zweige, die Marga ins Gesicht peitschten verursachten nur oberflächliche Rötungen, und sie akzeptierte das als Strafe für ihre Lügen. Immerhin hatte sie den Lohn dafür schon bekommen: Ein Hinweis, wo Orok sein könnte.

Der Hinweis führte nach Kosral. Der Name kam ihr nicht bekannt vor. Aber sie konnte mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Ort als Basis für die dunklen Völker diente. Und sie meinte, sich zu erinnern, dass die Gefangenen dorthin gebracht wurden. War es nur ein Umschlagpunkt für die armen Seelen und die letzte Station? Das würde sie noch früh genug herausfinden.

Mit Ignizors Hilfe war sie schneller als der Wargreiter und dann... Marga kam auf die Lichtung und sah, dass niemand da war. Sie stieg von Ragna und kratzte sich am Kopf. Dann wurden ihre Augen groß, als sie merkte, was das bedeutete. Diese Lichtung war der einzige Treffpunkt und es würde nicht lange dauern, bis die Dunkelelfen nach der verschwundenen Menkin suchten. Sie verschränkte die Arme und lehnte sich an einen Baum. Noch hatte sie Zeit, über die Lage nachzudenken. Wäre es sinnvoll den Lagerplatz nach Hinweisen zu durchsuchen? War es notwendig die Spuren des Lagerfeuers zu verwischen?

Aber bevor sich irgendwelche Gedanken kristallisieren konnten, landeten Drache und Drachenreiter auf der Lichtung. Protho sprang von einer nicht unerheblichen Höhe nach unten und fragte Marga, was los war. Sie löste sich vom Baum und ging auf ihn zu.

„Kurze Fassung. Das waren Dunkelelfen und sie sagen, die Orks, bei denen Orok war, sind jetzt an Ort, der heißt Kosral. Sag' mir bitte, dass du wissen, wo das liegt, denn ich habe nicht die leiseste Idee.“
Marga hatte man in der Schule nur über die Städte und Dörfer von Jorsan und Grandessa belehrt. Orte jenseits der Dunsthügel, der Urwaldes oder des Meeres könnten genausogut auf dem Mond liegen, es machte keinen Unterschied. Aber dieser Krieg änderte alles. Soldaten kämpften nicht nur gegen die Truppen ihres Nachbarlandes, Leute wurden verschleppt, die Schicksale einander fremder Völker wurde miteinander verwoben. Marga konnte sich gut vorstellen, dass Jersas Bauern in ihren einfachen Stuben über die Welt fachsimpelten:
„Oh, mit Orks haben wir Erfahrung! Man muss sie nur wissen lassen, dass sie unerwünscht sind, dann gehen sie von alleine. Das hat bei dieser Marga gut geklappt und wird auch bei allen anderen Orks klappen.“

Aber zurück zum Hier und Jetzt. Marga sagte: „Es gibt einen Boten, der geht nach Kosral und den müssen wir aufhalten. Die lange Fassung der Geschichte ich euch erzähle unterwegs.“

Die lange Fassung beinhaltete auch einen kurzen Bericht über die Seuche. Marga hatte sie nicht mit eigenen Augen gesehen, aber die Worte des Totenbeschwörers dazu belauscht. Und der Umstand, dass ihre Lüge so gut funktioniert hatte, bekräftigte Margas Gefühl, dass es diese Seuche wirklich gab. Sie hatte das Gefühl, dass Ignizor und Protho zwar nichts gegen einen Kampf auf Leben und Tod hatten, aber Tod ohne Kampf war vermutlich eine andere Geschichte.

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Re: Am Rande des Neldoreth

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. März 2019, 09:29

„Kurze Fassung. Das waren Dunkelelfen und sie sagen, die Orks, bei denen Orok war, sind jetzt an Ort, der heißt Kosral. Sag' mir bitte, dass du wissen, wo das liegt, denn ich habe nicht die leiseste Idee.“
Zum Glück nickte Protho, also wusste er wo dieser Ort lag. Marga sagte:
„Es gibt einen Boten, der geht nach Kosral und den müssen wir aufhalten. Die lange Fassung der Geschichte ich euch erzähle unterwegs.“
Der Drachenritter fragte noch wie viel Vorsprung der Reiter hätte und stieg dann eilig wieder auf Ignizors Rücken. Marga und Ragna kletterten zurück in das Flughaus und bekamen den Befehl sich festzuhalten. Marga sorgte dafür, dass Ragna sich ganz flach auf den Boden in eine Ecke legte, wo sie sich an einem der festgenagelten Bettpfosten verbeißen konnte. Dann erhoben sie sich auch schon wieder in die Luft.
Während des etwas holperigen Flugs berichtete sie über die Seuche und was sie damals heimlich belauscht hatte. Im Nachhinein bekam dieses Wissen fast noch mehr Bedeutung als sie damals vielleicht angenommen hatte. Der Nekromant und seine zwei Begleiter hatten diese Krankheit gezielt gegen ihre Feinde eingesetzt. Marga hatte die Bruchstücke ihres Wissens für ihre Lüge verdreht und gewendet und eine Seuche gegen Orks „erschaffen“, doch die tatsächliche Wahrheit war etwas, was noch viel schwerer wog. Die Seuche betraf alle Wesen *außer“ Orks und Dunkelelfen. Und damals, als sie zu diesem Trupp gestoßen war, hatte sie dessen Reiseroute mitbekommen. Das Ziel war dabei irrelevant, denn das dunkle Werk war schon getan und der Trupp wurde ausgelöscht, doch wo kamen sie her? Vielleicht erinnerte sie sich, dass der Nekromant sich als Diplomat betitelt hatte und gerade von den umkämpften Grenzen zwischen Jorsa und Grandessa gekommen war? Ein Ausbruch jener Krankheit unter den Menschen der verfeindeten Königreiche hätte beide Seiten schwächen können und den Dunkelelfen damit in die Tasche gespielt... egal welche Seite sie vermeintlich unterstützten.
Doch das Hier und Jetzt war eine andere Geschichte. Hier hatte sie ihr Wissen verdreht, gegen die Verursacher verwendet und damit sehr erfolgreich Panik geschürt. Der Spähtrupp, ihr neuer „Meister“ Farnacos hatte von der Krankheit gewusst und somit konnte man davon ausgehen, dass die Besatzer von Kosral auch davon wussten, die Lüge schlucken und sicher schnell Schritte gegen eine Verbreitung einleiten würden, wenn sie davon erführen. Nur dass das in diesem Fall wahrscheinlich bedeutete, alle Überlebenden des Trupps zu beseitigen. Sicher ist sicher.
Sie mussten sich also beeilen, wenn sie Orok retten wollten! Ignizor flog schnell und der Wind pfiff durch die Ritzen des Holzes. Reiter und Drache hatten ihr aufmerksam zugehört, aber bisher keinen Kommentar abgegeben. Trotzdem hatte Marga das Gefühl, dass Ignizor und Protho zwar nichts gegen einen Kampf auf Leben und Tod hatten, aber Tod ohne Kampf war vermutlich eine andere Geschichte. Der Kampf gegen eine Seuche war etwas, dass man nicht mit einem Schwert ausfechten konnte und das Schweigen, dass die beiden ausstrahlten war erfüllt von Sorge und unterschwelligem Hass. Schon bei der ersten Erwähnung hatte es aus dem Bauch des Drachen über ihnen tief gegrummelt. Es gefiel ihm nicht, was er da gehört hatte und sein Flug beschleunigte sich, auch wenn sein Ziel eigentlich nur eine „Lüge“ war und die „Wahrheit“ vielleicht ganz wo anderes wütete. Der einzige gepresste Kommentar, den Ignizor zwischen seinen schnellen Flügelschlägen für sich und seinen Reiter abgab, war:
„Wir reden … später über diese … Krankheit! Jetzt … retten wir deinen … Verlobten!“

(weiter bei: Kurz vor Kosral)
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