Tief in Jorsas Eingeweiden

Dieser Stadt, umringt von einer Mauer und einigen Spähtürmen, ist ihr Wohlstand anzusehen. Hier behandelt sich jeder mit Respekt, hilft jeder jedem und vorallem leben sie in Frieden beisammen. Auch befindet sich hier der Palast des jungen Königspaars.
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Dienstag 12. Dezember 2017, 08:25

Etwas brach in Grimm hervor:
"LASST IHN IN RUHE!!"
, brüllte er, zähnefletschend. Sein Grollen hallte über das Feld, voll von Hass und blutdürstiger Wut. Ein verzweifelter Versuch die Hunde auch nur für eine Sekunde zögern zu lassen. Lange genug, dass Mondklaue entkommen konnte. Doch Grimm sah nicht, ob er Erfolg hatte. Kurz nachdem sein Schrei seine Kehle verlassen hatte, entleerte sich sein Magen zum zweiten Mal. Dieses Mal warf er es den Jungen ins Gras, als die Krämpfe ihn röcheln ließen. Sein Magen zog sich schmerzend zu einer Walnuss zusammen. Seine Sicht verschwamm und sein Schädel wummerte, als würde er jeden Moment bersten. Sein Atem ging panisch und es fühlte sich an, als würde sein Herz aus seiner Brust springen. Grimm konnte sich nicht mehr aufrecht halten und ging zu Boden. Er lag im Gras und versuchte verzweifelt seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, während sein Magen sich förmlich gegen seine Kehle presste und ihn husten und keuchen ließ. Ganz am Rande seiner Wahrnehmung hörte er Laute, die klangen wie gerufene Worte:
„Nein! Geh weg von ihm! Juna!“
Etwas raschelte in seiner Nähe und die dunkle Stimme erklang erneut:
„Lass ihn! Er ist ein Tier!“
War er das? War er das ausschließlich? Nein, Grimm war mehr, aber im Augenblick war er nur Instinkt - Instinkt und Schmerz. Er hörte eilige Schritte näher kommen, doch dann stoppten sie abrupt. Ein Schattenriss legte sich über ihn und die kleine Gestalt stand über ihm. Eine deutlich andere Stimme, weiblich und hell wimmerte:
„Bitte Vater! ...“
„GEH AUS DEM WEG!“
„BITTE … Bitte lass ihn mir!“

Schwerer Atem erklang und ein Moment der Stille trat ein.
„ER... Er wird dich töten!“
„Vater, es funktioniert nicht! … Es funktioniert nie!“
„HALT DEN MUND! … Er … Er wird dir weh tun! Er hat sich nicht unter Kontrolle! Er ist ein Tier! ...und ein Mörder!“
„Lass ihn mir... bitte!“

Der Duft von warmem Fell drang in Grimms gereizte Nase. Etwas fiel irgendwo zu Boden und Schritte kamen langsam näher.
„Geh weg von ihm... Ich töte ihn schon nicht!“
Langsam machte der eine Schatten platz um einem anderen, größerem zu weichen. Im Hintergrund erklang immernoch anhaltend, wütendes Gebell. Etwas krachte gegen Grimms Schädel und die Welt wurde wieder dunkel.

„AUFWACHEN, du Bestie!“
Die Stimme riss an seinen Nerven und explodierte schmerzhaft in seinem Kopf. Grimm riss die Augen auf und vor ihm stand … Suppe?

Sein Schädel schmerzte. Wieder einmal hatte man ihn in die Bewusstlosigkeit geschickt. Verschwommen nahm er seine Umgebung war. Er musste ein paar mal blinzeln, aber schon jetzt erkannte er, dass sich viel gegenüber seiner vorherigen Behausung verändert hatte. Er lag auf einer rauen Decke auf trockenem Heu. Das erkannte er, weil seine Umgebung in fahles Licht getaucht war, das aus Ritzen in den Wänden drang. Es pikste unter ihm an manchen Stellen ganz leicht und der Geruch juckte in seiner Nase. Er fasste sich fast automatisch an den Schädel und stellte fest, dass er verbunden worden war. Vorsichtig befreite er sich von der zweiten Decke, unter der er lag und setzte sich mit einigem Triesel auf. Auch ein paar anderen Stellen seines Körpers waren mit Binden umwickelt, die leicht nach Kräutern rochen. Unweit von ihm, dort wo das Licht hin fiel, stand eine Schale mit noch leicht dampfender Brühe auf einem hölzernen Tablett. Daneben lag ein Kanten Brot. Auch wenn sein leerer Magen der Meinung war, sich am liebsten sofort auf die Mahlzeit zu stürzen, so sah er sich noch weiter um. Der Raum war aus seiner Perspektive nicht sonderlich groß, ähnelte eher einem Bretterverschlag, aber es war warm und trocken. Das Dach war schräg und lief weiter hinten zu einem Giebel zusammen. Es roch nach Heu und warmen Fell...
Grimm drehte sich in die Richtung aus der der Geruch kam und spähte in eine Ecke. Oben auf einem Berg aus ungefähr fünf oder mehr Heuballen saß die kleine Gestalt und beobachtet ihn mit großen Augen. Vielleicht wurde ihm erst jetzt richtig bewusst, dass es sich um ein Mädchen handelte. Aber irgendetwas stimmte nicht an dem Bild... seine Neugierde trieb ihn an, sich dieses Wesen aus der Nähe betrachten zu wollen, doch noch war er schwach und hungrig. Sein geschundenes Tier in ihm wollte um sich beißen und genau dies schien sie zu erwarten. Sie behielt ihm im Auge und war bereit zu flüchten, aber noch sah sie ihn nur an und wartete. Was sich hinter dem Berg aus Heuballen befand, konnte er nicht einsehen.
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Sonntag 17. Dezember 2017, 20:48

„AUFWACHEN, du Bestie!“

Grimm wachte auf. Seine Augen hetzten umher. Er war woanders...nicht mehr draußen, obwohl seine Sicht so verschwommen war, dass er nur wenig mehr erkannte. Etwas kratzte gegen seine nackte Haut. Seine Nase roch trockenes Stroh und...Kräuter. Grimm blinzelte. Nur langsam klärte sich sein Blick und brachte seine Umgebung in den Fokus. Er lag auf Heu, das mit einer rauen Decke abgedeckt war. Eine zweite bedeckte seinen Körper.
Vorsichtig gingen seine Hände zu seinem pochenden Kopf. Seine Finger spürten einen Verband, der sich um seinen Schädel spannte. Dann erinnert er sich. Die weibliche Stimme, der Mann und dann der Schmerz. Man hatte ihn bewusstlos geschlagen und dann hierher gebracht. Aber was war hierher?

Grimm richtete sich langsam und vorsichtig auf. Er sah das auch der Rest seines Körpers mit Binden umwickelt war. Seine Rippen, Oberschenkel und sein rechter Arm, sowie die Füße. Sein Rücken war auch bandagiert, wo er sich die Haut aufgeschabt hatte. Warum hatten sie ihn verarztet? Aus demselben Grund aus dem sie ihm Essen ins Loch geworfen hatten? Und was hatte diese Stime gemeint mit es funktioniert nie? Wieder Fragen die keine Antworten hatten, also schob der Junge sie beiseite. Stattdessen schaute er sich weiter um.

Neben ihm, auf einem Holztablett, stand eine Schale mit warmer Suppe mit Brot. Ihr Duft verfing sich in Grimms Nase und sein Magen knurrte laut. Doch noch wagte er nicht zu essen. Nicht bevor er wusste, wo er war.
Ein Blick herum verriet ihm, dass er sich in einer Art Verschlag befand. Nicht sonderlich groß, aber trocken. Das Dach ging weiter hinten zu einem Giebel zusammen und überall war Heu. Alles in allem wirkte dies hier mehr wie eine kleine Scheune. Was bedeutete, dass er sich nicht mehr in Jorsa befand. Wo war er?

Dann fing seine Nase den Geruch von Fell auf. Grimms Kopf ruckte alamiert herum. "Mondklaue?", fiepte er gleichzeitig besorgt und hoffnungsvoll. Doch nein, es war nicht der Wolf. Seine Augen erhaschten eine kleine Gestalt hinter mehreren Heuballen, die rasch dahinter verschwand. Nach wenigen Augenblicken lugte sie dann jedoch wieder hervor und beoabchtete ihn mit großen Augen. Auf die Entfernung konnte der Junge nicht sehen wer es war. Der Geruch sagte ihm auch nicht viel fürs Erste.

Grimm starrte in die Richtung der Gestalt und dachte nach. Er wusste nicht wo er war. Er wusste nicht, ob es Mondklaue gut ging. Und er wurde beobachtet. Wer auch immer ihn eingesperrt und hierher gebracht hatte, hatte sich die Mühe gegeben ihn zu verarzten und zu füttern. Sie schienen ihn also nicht umbringen zu wollen. Wobei der Schmerz in seinem Schädel ihn jedoch hartnäckig daran erinnerte, das sie sich nicht der Gewalt scheuten.
Das Tier in ihm wollte aufspringen. Es wollte die Gestalt anknurren. Sie bedrohen. Seiner Wut freien Lauf lassen und dann aus diesem Verschlag rennen und Mondklaue finden. Antworten verlangen. Und vielleicht auch nur irgendetwas weh tun!

Doch Grimm saß nur da. Still und ängstlich. Der Junge wusste, dass er allein war. Dass er schwach war. Und hungrig. Ein Entkommen war nicht möglich unter den jetzigen Umständen und äußerst töricht. Also bändigte Grimm das Tier in sich und schob es tiefer in sich hinein. In eine Ecke seines Geistes, wo es wo sich hin rumoren konnte. Versteckte und unterdrückte es.

Stattdessen griff er sich vorsichtig die Schale und schnupperte daran. Es roch köstlich. Speichel flutete seinen Mund und er konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, die Brühe in seinen Rachen zu schütten. Unter großem Protest seines leeren Magen, streckte er seine Zunge raus und nahm einen vorsichtigen Schleck. Die warme Flüssigkeit explodierte förmlich in seinem trockenen Mund und sobald der würzige Geschmack seine Kehle erreichte, verlor der Junge die Beherschung. Gierig öffnete seinen Mund und lappte mit seiner Zunge über die Suppe. Nach nur ein paar Sekunden wurde er ungeduldig und kippte die Schale, so dass die warme Brühe in seinen Rachen stürzte. Dass ein paar Spritzer dabei auf seine Brust klatschten kümmerte ihn nicht.

Es dauerte nur eine Weile, dann war die Schale alle. Grimm leckte gierig an dem Holz, wollte selbst den letzten Tropfen noch erwischen. Dann ließ er die Schale neben sich ins Stroh fallen und seufzte angesichts des warmen Gefühls in seinem Magen. Geistesabwesend wischte er die Spritzer von seiner nackten Brust und leckte sie von seinen Fingern, während er wieder rüber zu den Heuballen schaute. Die Gestalt war immer noch da.

Grimm stand vorsichtig auf. Seine Haut prickelte als er die warme Decke verließ. Für einen Moment musste der junge Hybrid die Arme ausstrecken um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während die Kraft sich wieder in seine Beine bewegte. Dann schritt er vorwärts.
Dem Jungen war es dabei egal, dass er nach wievor splitternackt war. Scham war eines der ersten Dinge gewesen, die er bei den "Tänzern" verloren hatte. Man konnte nur so lange die Kleider vom Leib gerissen bekommen und mit kaltem Wasser bespritzt werden, bevor man sich daran gewöhnte. Grimm hatte sich an vieles gewöhnt...

So trat er vorsichtig an die Heuballen näher und an die Gestalt, die dahinter war. Neugierde trieb ihn dazu an. Er wollte wissen, wer es war, der ihn beobachtete und ihn verbunden hatte. Er wollte Antworten haben.
Kurz bevor er sie erreichte, hielt er an. Dann setzte er sich hin auf den mit Stroh bedeckten Boden und guckte sie mit seinen weiß-grauen Augen an. Diese Augen, die voller Fragen und Schmerz waren. Stechend, anklagend...ängstlich.

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Montag 18. Dezember 2017, 19:21

Grimm trat vorsichtig an die Heuballen und an die Gestalt, die dahinter war. Neugierde trieb ihn dazu an. Er wollte wissen, wer es war, der ihn beobachtete und ihn verbunden hatte. Er wollte Antworten haben. Kurz bevor er sie erreichte, hielt er an. Er setzte sich auf den mit Stroh bedeckten Boden und guckte sie mit seinen weiß-grauen Augen an. Diese Augen, die voller Fragen und Schmerz waren. Stechend, anklagend...ängstlich.

Es trennten sie noch gut vier Schritt Luftlinie, aber die Heuballen waren ein Hindernis, dass man nur mit etwas Geschick überwinden konnte. Der Duft von warmen Sommerfell, anders konnte er es nicht assoziieren, war hier deutlicher. Auch eine winzige Note Blut lag in der Luft und ja, jetzt roch er auch, es war ein Mädchen, dass sich da hinter den Ballen verbarg. Langsam schob sich ein Kopf über den obersten Rand der Heuballen. Er erblickte eine Kapuze aus dunkelbraunen Leder. Erst lag das Antlitz so in Schatten, dass er kaum etwas erkennen konnte. Aber als er nicht aufsprang und auf sie los ging, wagte sie sich etwas weiter nach vorne und ein dünner Lichtstrahl traf ihr Gesicht. Die Stirn war mit rotblondem Fell überzogen und seine Klauen hatten zwei lange und zwei kürzere Wunden geschlagen, die aber anscheinend schon getrocknet waren und hässliche Narben hinterlassen würden. Darunter lagen schwarz umrandete hellbraun glänzende, wie Bernstein glitzernde, leicht oval geschlitzte Augen die ebenso ängstlich ihn musterten, wie er sie. Die Wangen waren zur Hälfte ebenfalls von Fell bedeckt, darunter schloss helle cremefarbene Haut an. Die kleine dunkelbraune Nasenspitze zitterte leicht und die Flügel blähten sich. Die Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammen gepresst. Sie hatte Angst, dass konnte er riechen. Der Hals, soweit er ihn sehen konnte, war auf der Vorderseite mit Haut bedeckt. Blondes Haar umrandete das merkwürdige Gesicht und schaute in vielen struppigen Spitzen unter der Kapuze hervor.
Als sie vorsichtig eine Hand auf einen Heuballen legte um sich höher zu stützen, sah er dunkelbraunes Fell und Klauen, ähnlich wie er sie hatte, nur feiner. Als sie bemerkte, wie sein Blick zu ihren Händen wanderte, zog sie schnell den Ärmel ihrer Jacke darüber und sie wieder weg. Eine hohe, noch jung klingende Stimme erklang:
„Wirst du mich töten?“
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Montag 18. Dezember 2017, 20:04

Die Person lugte wieder über die Heuballen. Grimm roch warmes Fell, noch bestrahlt von der warmen Sommersonne. Ein merkwürdige Beschreibung, aber es war das Näheste woran er denken konnte. Da war auch Blut in der Luft, leicht und trocken. Und noch eine andere Note. Eine leichte Duftspur, die ihm verriet, dass es ein Mädchen war, dass sich vor ihm versteckte. Er erinnerte sich an die helle Stimme. War das ihre gewesen?

Ein Kopf schob sich langsam in sein Sichtfeld. Er war bedeckt von einer braunen Lederkapuze. Grimm blieb still sitzen, obwohl sein Herz in seiner Brust wie wild schlug. Es wäre das erste mal seit Monaten, dass er wieder ein anderes Gesicht sehen würde. Seine gefühle waren eine Mischung aus Angst und freudiger Erwartung.
Etwas Licht traf nun das Gesicht des Mädchen, als sie sich vorwärts wagte. Oval geschlitzte Augen, hellbraun. Blondes, struppiges Haar, dass aus der Kapuze hing und...Fell. Rotblondes Fell, dass über ihre Wangen und Stirn wuchs. Dazu eine kleine, dunkelbraune Nasenspitze, die zitternd schnüffelte.

Grimm lehnte sich leicht zurück. Sein Gesicht blieb steif, doch in seinem Kopf rumorte es. Es war das erste Mal, dass er einen anderen Hybrid als sich selber sah. Was war sie? Warum hatte sie die Höhle bewacht, wo er eingesperrt war? Hatte sie ihn verarzt? Fragen, die sich durch seinen Geist schwirrten.
Grimm schüttelte innerlich den Kopf und schob sie beiseite. Sie waren jetzt nicht wichtig und würden später beantwortet werden. Erst einmal musste er mehr von diesem Mädchen sehen. Und mit ihr...sprechen...

Bevor Grimm sich diesem angsteinflößenden Vorstellung widmen konnte, zog das Mädchen wieder seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie hatte eine Hand auf den Heuballen gelegt und der Junge konnte nun dunkelbraunes Fell auf ihrem Handrücken sehen. Ihre Finger waren auch klauenbewehrt, doch feiner als seine eigenen. Sie sah seinen Blick und zog schnell eine Ärmel über ihre Hand, bevor sie sie ganz zurückzog. Scham. Grimm kannte das Gefühl nur zu gut. Sich zu schämen, wenn andere sahen, was er war.

„Wirst du mich töten?“, fragte sie.

Grimm schaute zu ihr auf, verwirrt für einen Moment. Dann sah er die zwei Risse in der Haut ihrer Stirn. Er schaute auf seine Hände und auf die groben, dunklen Klauen an seinen Fingern. Sie war die Person gewesen, die umgestoßen hatte. Sie war es auch gewesen, die ihn verteidigt hatte. Für einen Moment fühlte er sich schuldbewusst.
Er guckte sie an und öffnete seine Mund um zu antworten. Doch kein Wort kam über seine Lippen. Es war als wäre seine Zunge ein Knoten und weigerte sich ihren Dienst zu tun. Also schaute er rasch nach unten, weg von ihren Augen und schüttelte schließlich den Kopf.

Stille schwebte nun zwischen den beiden und Grimm griff nach hinten und zog seinen grau-schwarzen Schwanz hervor. Dann begann er nervös mit seinen Finger durch das Fell zu kämmen. Wieder schaute er vorsichtig zum Mädchen. Wieder öffnete er den Mund und brachte kein Wort raus. Die Stille wurde drückender.

Schließlich überwand sich der Junge ein wenig. "W-W-Wo...bin ich?", fragte er, seine Stimme leise und heiser, so wenig wie er sie benutzt hatte, sein grandeanischer Akzent dennoch hörbar.

Wer bist du? Was tue ich hier? Wer war der Mann? Warum bin ich nicht in der Stadt?

All diese Fragen und mehr schwirrten durch Grimms Kopf, doch sein Mund schloss sich wieder hart, nachdem er gesprochen hatte. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und schaute ängstlich zum Mädchen.

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. Dezember 2017, 12:35

„Wirst du mich töten?“
, fragte sie. Grimm schaute zu ihr auf, verwirrt für einen Moment. Dann sah er die Verletzungen ihrer Stirn. Er schaute auf seine Hände und auf die groben, dunklen Klauen an seinen Fingern. Er guckte sie an und öffnete seine Mund um zu antworten. Doch kein Wort kam über seine Lippen. Es war als wäre seine Zunge ein Knoten und weigerte sich ihren Dienst zu tun. Also schaute er rasch nach unten, weg von ihren Augen und schüttelte schließlich den Kopf. Er sah sie in diesem Moment nicht, aber er hörte sie leise zu sich selbst die Antwort seiner Körpersprache murmeln:
„Also nicht.“
Stille schwebte eine Weile zwischen den beiden und Grimm griff nach hinten und zog seinen grau-schwarzen Schwanz hervor. Die Augen des Mädchens weiteten sich, als er nervös mit seinen Finger durch das Fell zu kämmen begann. Wieder öffnete er den Mund und brachte kein Wort raus. Die Stille wurde drückender. Nur das raschelnde Knistern der Heuballen war zu hören. Schließlich überwand sich der Junge.
"W-W-Wo...bin ich?"
, fragte er, seine Stimme leise und heiser, sein grandessanischer Akzent dennoch hörbar, doch sie schine erfreut zu sein und er meinte ein leises:
„Er kann doch sprechen.“
, gehört zu haben. Er hatte geknurrt, gewinselt und geschrienen, doch jetzt viel es ihm schwer die menschlichen Worte über die Lippen zu bringen. Zu lange war es her, dass er sie benutzt hatte. Selbst bei Thrandils Truppe hatte er eher Celcianisch gesprochen.
Noch mehr Fragen schwirrten durch Grimms Kopf, doch sein Mund schloss sich wieder hart, nachdem er gesprochen hatte. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und schaute ängstlich zum Mädchen, dass sich nun erhob. Mit schräg gelegtem Kopf sah sie ihn an. Immer noch vorsichtig setzte sie sich oben auf die Heuballen-kante und schaute nun aus ungefähr drei Schritt Entfernung leicht auf ihn herab. Ihre Körperspannung verriet, dass sie immernoch auf eine Flucht vorbereitet war. Ihr Leib war sehr zierlich, etwas kleiner als seiner, aber besser ernährt. Anscheinend hatte sie nicht Jahrelang hungern müssen, aber irgendetwas im Ausdruck ihrer Augen, ließ auch nicht gerade auf eine glückliche Kindheit schließen. Obwohl sie fast noch ein Kind war. Etwas an diesem Blick war definitiv nicht normal, doch dann lächelte sie plötzlich.
„Du bist bei uns, bei Vater, mir und den Anderen.“
, erklang die schlichte Antwort. Ihr Blick wanderte zu seinen Ohren und ihre Lider flatterten kurz, bevor sie beschämt wieder eher auf seine Brust schaute.
„Hat dir die Suppe geschmeckt? Ich hab sie selbst gekocht! Ich hab auch deine Wunden versorgt! Du musst mir also nicht weh tun!...“
Nervös nestelte sie mit den Fingern in ihrem Schoß herum. Sie trug ein dünnes, schon fadenscheiniges Leibchen, darüber eine lederne, lange Jacke, die ihr viel zu groß war und ihr bis zum Knie ging. Der breite Gürtel hielt alles grob wo es sein sollte. Darunter schauten zwei Beine hervor die in weite Hosen gehüllt und am unteren Ende abgerissen worden waren. Als sein Blick Richtung Füße wanderte versteckte sie sie in einer Spalte zwischen den Ballen. Trotzdem hatte er sehen können, dass die Form nicht menschlich war und ebenso wie die Hände mit dunklem Fell bedeckt waren. Schuhe waren da auf jeden Fall nicht möglich. Proportional waren die Beine auch sehr lang und irgendwie hatte es in ihren Bewegungen so ausgesehen, als ob sie nur auf den Zehen gestanden hätte. Sie war doch mehr „Tier“ als er. Was genau, konnte er vielleicht noch nicht erraten, aber etwas sagte ihm, dass sie ihm gar nicht so unähnlich war. Einen Schwanz sah er jedoch nicht.
„... Magst du mein Freund sein?“
, fragte sie nach kurzem Zögern und schaute ihn mit großen Augen an.
„Freunde tun einander nicht weh.“
Sie legte wieder den Kopf schief und fügte nachdenklich hinzu:
„Eigentlich darf nur ganz selten Freunde haben, aber Vater hat mir erlaubt, dass ich dich eine Weile haben kann. Du bist schwach und ich würde gerne mit dir spielen, aber es geht nur solange er nicht da ist.“
Durch den Verwandlungsgrad, war es schwer abzuschätzen wie alt sie war, vielleicht 12, vielleicht 14 Sommer? Auch trug sie Kleidung, die jegliche vielleicht schon vorhandene weiblichen Formen versteckten, sie eher wie einen Jungen anmuten ließen. So wie sie sprach, war sie aber nicht oft unter Menschen... vielleicht nie gewesen.
„Er hat gesagt, ich kann mich um dich kümmern, aber ich soll vorsichtig sein, weil du größer und stärker bist... also wenn es dir besser geht. Noch bist du ja langsam wie eine Schnecke. - Willst du mein Freund sein?“
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Donnerstag 4. Januar 2018, 20:03

„Du bist bei uns, bei Vater, mir und den Anderen.“

Andere? Grimms Ohren zuckten bei dem Wort. Hieß das, dass noch mehr hier waren? Hybriden? Und wo waren sie? In einem Loch, so wie er noch vor kurzer Zeit? Grimm wollte schon den Mund aufmachen, um zu fragen, doch das Mädchen redete schon weiter.

„Hat dir die Suppe geschmeckt? Ich hab sie selbst gekocht! Ich hab auch deine Wunden versorgt! Du musst mir also nicht weh tun!...“

Der Junge starrte sie kurz an. Sie hatte Angst vor ihm. Er fühlte einen dumpfen Stich von Schuld in seiner Brust. Natürlich fürchtete sie ihn. Er hatte sie angegriffen, verletzt. Ganz zu schweigen von seinem Aussehen. Seine Fänge, die Klauen. Es wäre ein Wunder, wenn sie anders fühlen würde.
In gewisser Weise konnte sogar froh sein. Sie könnte sich ekeln. Das war üblicherweise was anderen Leuten auf dem Gesicht geschrieben stand, wenn sie ihn ansahen. Als wäre er entstellt. Was auch nicht ganz falsch war.

Grimm musterte wieder das Mädchen vorsichtig. Sie trug ein Leibchen, durchgetragen und zu dünn um sie wirklich warm zu halten. Dazu eine lederne Jacke, zu groß für sie, zusammengehalten bei einem Gürtel. Ihre Beine steckten in einer weiten, abgerissenen Hose. Alles in allem wirkte sie nicht, als dies ihre Sachen wären. Mehr wie etwas, dass ihr aus zweiter Hand gereicht worden war. Sparte Geld.

Das Mädchen sah seinen Blick und stellte sich rasch wieder hinter die Heuballen. Glücklicheweise blieb sie in Sichtweite, doch sie schien ihre...Veränderungen verstecken zu wollen. Grimm kannte das Gefühl. Er hatte sich jahrelang unwohl gefühlt beäugt und beglotzt zu werden. Tat es immer noch. In den ersten Wochen nach seiner Verwandlung hatte er versucht sich den Schwanz abzureißen. Thrandils Peitsche hatte ihn für diese Dummheit bestraft.

„... Magst du mein Freund sein?“

Grimm schaute wieder auf. In des Mädchens Augen.

„Freunde tun einander nicht weh.“

Grimm legte den Kopf schief, so wie sie. Er war verwirrt. Freund? Aber er kannte sie doch nicht. Warum fragte sie? Warum wollte sie sein Freund sein? Der Junge konnte nicht ganz begreifen, was das Mädchen dazu trieb sich einen Freund in etwas wie ihm zu suchen. Er hatte ihr weh getan!

„Eigentlich darf nur ganz selten Freunde haben, aber Vater hat mir erlaubt, dass ich dich eine Weile haben kann. Du bist schwach und ich würde gerne mit dir spielen, aber es geht nur solange er nicht da ist.“

Grimm schaute ihr wieder in die Augen. Tiefer. Er suchte etwas. Und er fand es.

Sie guckte ein wenig wie er. Grimm hatte nur wenige Gelegenheiten gehabt in den Spiegel zu gucken in seinem Leben, doch er ahnte wie er aussah. Er wusste, dass hinter seinen stechenden Augen etwas...Zerbrochenes lag. Er konnte es nicht in Worte fassen, doch er erkannte es wieder. Dieses Mädchen. Es kannte seinen Schmerz. Zumindest etwas davon. Auch in ihr war etwas kaputt. Auch wenn Grimm nicht ganz wusste was genau...

„Er hat gesagt, ich kann mich um dich kümmern, aber ich soll vorsichtig sein, weil du größer und stärker bist... also wenn es dir besser geht. Noch bist du ja langsam wie eine Schnecke. - Willst du mein Freund sein?“

Für eine kurze Weile hielt der Junge still. Die Vorsicht und Scheu in ihm rieten ihm ihr nicht zu vertrauen. Dass sie ihn festgehalten hatte oder zumindest ihr Vater. Doch sie hatte ihn beschützen wollen. Sie hatte seine Wunden versorgt und ihm zu Essen gegeben. Und dass, obwohl er ihr weh getan hatte.
Grimm senkte den Kopf. Er kannte dieses Mädchen nicht. Aber sie war nett zu ihm gewesen. Wie lange war es her, dass jemand nett zu ihm gewesen war seit Ayla? Seit...

"Mondklaue?", dachte Grimm laut. Dann blickte er um sich und Sorge schnürte ihm urplötzlich die Kehle zu. "W-Wo....ist Mondklaue?"

Wie hatte er es vergessen können? Sein Freund! Was war mit ihm geschehen? Er saß hier, schlabberte Suppe und...redete, während der Wolf schon tot sein könnte. Er wandte sich zum Mädchen. Sein Blick war ängstlich und getrieben, doch er hielt inne. Dachte nach. Legte seine Worte sorgfältig.

"I-I-Ich....werde dein F-F-Freund. K-Kannst du mir...sagen was aus dem W-Wolf geworden ist?"

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Freitag 5. Januar 2018, 14:27

Grimm senkte den Kopf. Er kannte dieses Mädchen nicht. Aber sie war nett zu ihm gewesen. Wie lange war es her, dass jemand nett zu ihm gewesen war seit Ayla? Seit...
"Mondklaue?"
, dachte Grimm laut. Dann blickte er um sich und Sorge schnürte ihm urplötzlich die Kehle zu.
"W-Wo....ist Mondklaue?"
Wie hatte er es vergessen können? Sein Freund! Was war mit ihm geschehen? Er saß hier, schlabberte Suppe und...redete, während der Wolf schon tot sein könnte. Er wandte sich zum Mädchen. Sein Blick war ängstlich und getrieben, doch er hielt inne. Dachte nach. Legte seine Worte sorgfältig.
"I-I-Ich....werde dein F-F-Freund...
Das Mädchen klatschte freudig in die Hände und strahlte. Sofort sprang sie erstaunlich flink über die Heuballen und hockte sich vor Grimm, bevor er weiter redete. Sie ergriff seine Hand und drückte sie kurz an ihre Wange, dann ließ sie ihn los und ihn weiter stammeln.
..." K-Kannst du mir...sagen was aus dem W-Wolf geworden ist?"
Das Mädchen grinste und fing an zu plappern:
„Mondklaue... was für ein schöner Name. Ist Mondklaue dein Freund? Aber er ist doch weg gelaufen! Die Hunde haben ihn nicht bekommen. Du hast ganz schreckliche Geräusche gemacht. Das hat sie erschreckt. Da ist er entkommen. Er ist ja ein Wolf, kann schnell rennen, kein Mensch... aber ist er dein Freund? Papa sagt, Tiere sind nicht unsere Freunde, ich soll nicht mit ihnen reden. Sie sind dumm, aber ...ich mach es trotzdem manchmal...heimlich. Kannst du denn mit ihm reden? Kannst du mit Mondklaue, dem Wolf, deinem Freund reden? Ich kann nur mit Bantu, dem Anführer von Papas Rudel reden, aber der mag mich nicht. Er ist ein Bluthund. Die anderen mögen mich auch nicht. Ich rieche wohl nicht gut, sagt Bantu. Ich stinke.“
Beschämt zog sie sich etwas zurück, da sie anscheinend Angst hatte, dass auch ihr neuer Freund finden könnte, dass sie stinken würde, aber Grimm konnte an ihr nichts finden, was diesen Eindruck erwecken würde. Seine Nase mochte ihren Geruch. Nicht wölfisch... anders... Er konnte es noch nicht zuordnen, aber sie war entfernt artverwandt. Jetzt da sie auch nah vor ihm hockte, konnte er das ganze Ausmaß ihrer Verwandlung erkennen und die Schrecken, die damit in ihr Leben getreten waren. Während sie weiter redete, musterte er sie vorsichtig und nicht zu offensichtlich, da sie sich sonst sicher wieder versteckt hätte.
„Die Bluthunde, also das Rudel, die wollen mich nicht bei sich haben... und die Menschen auch nicht. Papa versucht schon lange es mir einfacher zu machen und manchmal holt er auch andere Leute her...“
Ihre Stimmung verdüsterte sich, aber sie lächelte weiter, was falsch wirkte.
„Manchmal kommen seine Freunde um mich anzuschauen, oder ihm zu helfen mich wieder in Ordnung zu kriegen, … sagt er. Aber es funktioniert nicht so richtig...“
Mit einer Hand strich sie sich die Kapuze vom Kopf und entblößte dabei einen wilden Haarschopf. Auf den ersten Blick konnte Grimm sehen, dass sie dort, wo Menschen üblicherweise ihre Ohren hatte keine besaß. Als sein Blick dann nach oben wanderte, sah er die Narben im Haar versteckt.
„Ich kann nicht mehr so gut hören, aber dafür wieder eine Haube tragen, ohne, dass man gleich die Beulen darunter sieht.“
Sie lächelte bei den Worten, so als ob sie sich darüber freuen würde, aber Grimms Nase registrierte Schmerz. Sie hatten ihr die Ohren abgeschnitten!
Sie sah zu seinen Ohren hinauf und kurz wirkte es so, als wolle sie sie berühren, bevor sie eilig ihre Hand zurück zog.
„Das war nicht schlimm.“
...schien, sie seine aufkeimenden Befürchtungen vertreiben zu wollen.
„Der Schwanz hat viel mehr weh getan.“
Instinktiv zuckte Grimms Schwanz und allein die Vorstellung erzeugte eine gewisse Übelkeit in seinem Bauch. Sein eigener Versuch ihn sich auszureißen war kläglich gescheitert. Allein schaffte man das nicht, ohne vorher bewusstlos zu werden.
„Ach mein Name... Ich heiße Junansi, kannst mich Juna nennen.“
, wechselte sie das Thema.
„Ich bin jetzt deine Freundin Juna. Wo kommst du eigentlich her? Vater sagt, du bist ein Mörder... Bist du ein Mörder? Wolltest du das schon immer werden? Warum hast du anderen weh getan? Mir ja jetzt nicht mehr, ich bin ja deine Freundin. Vaters Freunde sind nicht meine Freunde, auch wenn er sagt, ich soll lieb zu ihnen sein...“
Sie starrte zu Boden, während sie weiter sprach und das ganze Ausmaß des Schlamassels offenbarte, in dem nun auch Grimm saß.
„Ich hab auch mal einem weh getan. Hab ihn gekratzt. Ist schon lange her... fünf Sommer, da war ich neun... Hab Prügel dafür bekommen... Ich war unartig … Ich war nur so wütend, weil er mich angelogen hat. Er hatte gesagt, er wolle mit mir spielen. *Wie die Tiere im Wald* hat er das Spiel genannt. Er ist mir mir in den Wald gegangen, weg von der Gruppe. In einer Felsspalte hat er auf mich gewartet. Er hat gesagt, ich soll mein Kleid ausziehen, da die Tiere ja auch keine Kleidung im Wald tragen. Er hatte auch nichts an. Er hat gesagt, es würde nicht weh tun, - aber das hat es!“
Ihre Krallen fuhren über ihren Handrücken und rissen dabei ein wenig Pelz aus. Dünne Striemen waren überall auf ihrem Körper, fast verborgen durch das Fell zu erkennen, wenn man danach suchte. Sie kratzte sich und winzige rote Perlen traten hervor um im dunkel rotbraunen Fell zu versichern. Grimm war plötzlich kalt.
„Als er fertig gespielt hatte, mich los ließ, da hab ich ihn gekratzt. Hast du auch schon mal jemanden gekratzt?“
Sie sah auf seine gröberen Krallen und dann in sein Gesicht. Ich Blick wirkte entrückt und sie schien sich wohl gerade vor zu stellen, wie viel mehr Schaden er damit anrichten könnte. Nach der ganzen Flut von Fragen, Antworten und Schilderungen war es plötzlich viel zu still in der Scheune.
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Montag 22. Januar 2018, 21:41

„Mondklaue... was für ein schöner Name. Ist Mondklaue dein Freund? Aber er ist doch weg gelaufen! Die Hunde haben ihn nicht bekommen. Du hast ganz schreckliche Geräusche gemacht. Das hat sie erschreckt. Da ist er entkommen. Er ist ja ein Wolf, kann schnell rennen, kein Mensch... aber ist er dein Freund? Papa sagt, Tiere sind nicht unsere Freunde, ich soll nicht mit ihnen reden. Sie sind dumm, aber ...ich mach es trotzdem manchmal...heimlich. Kannst du denn mit ihm reden? Kannst du mit Mondklaue, dem Wolf, deinem Freund reden? Ich kann nur mit Bantu, dem Anführer von Papas Rudel reden, aber der mag mich nicht. Er ist ein Bluthund. Die anderen mögen mich auch nicht. Ich rieche wohl nicht gut, sagt Bantu. Ich stinke.“

Grimm brauchte ein wenig um den Redefluss dieses Mädchen zu verarbeiten. Sie sprach viel und schnell, was ungewohnt für den scheuen Jungen war. Doch als er hörte dass Monklaue entkommen war, atmete er erleichtert auf. Seine steife Haltung entspannte sich ein bisschen. Der Wolf hatte es also geschafft. Das war gut. Ihr Ausbruch war ein Erfolg gewesen. Und Grimm musste nicht noch einen Freund verlieren.

Grimm blickte wieder auf zum Mädchen, dass weiter vor sich hin plapperte. Sie schien zu sehr damit beschäftigt sich mitzuteilen, also nutzte er die Gelegenheit sich näher zu betrachten. Es war einerseits Neugier, andererseits auch Vorsicht, die ihn dazu trieb. Er konnte sie immer noch nicht gut einschätzen. Er spürte, dass sie Schmerzen hatte, doch ihr Verhalten war ihm so fremd. Sie wirkte so...aufgesetzt. Als ob sie ihm etwas vorspielte.

„Die Bluthunde, also das Rudel, die wollen mich nicht bei sich haben... und die Menschen auch nicht. Papa versucht schon lange es mir einfacher zu machen und manchmal holt er auch andere Leute her...“

Er fühlte sich an Thrandils Masken erinnert. Um genau zu sein die rote, grinsende, die der Elf bei manchen Vorstellungen getragen hatte. Und dieses Gefühl der Falschheit, wenn er ihn danach verprügelt und ausgepeitscht hatte immer noch mit dem roten, breitem, zähnefletschenden Grinsen, während er spuckte und fluchte.

„Manchmal kommen seine Freunde um mich anzuschauen, oder ihm zu helfen mich wieder in Ordnung zu kriegen, … sagt er. Aber es funktioniert nicht so richtig...“

Grimms Ohren zuckten. Ihre Stimmlage hatte sich verändert. Das fröhliche Zwitschern verging und Schmerz kroch auf ihre Zunge. Seine Augen folgten ihrer Hand als sie durch ihr Haar fuhr. Sie besaß keine Ohren an den Seiten und als er ihren Fingern folgte, wie sie ihre Strähnen beiseite zog, sah er die Narben.

„Ich kann nicht mehr so gut hören, aber dafür wieder eine Haube tragen, ohne, dass man gleich die Beulen darunter sieht.“

Dem Jungen begann es eiskalt den Rücken herunterzulaufen. Er starrte fassungslos auf des Mädchens Kopf, auf die Narben, die Stellen wo das Messer angesetzt und gesägt hatte. Der Raum fühlte sich auf einmal sehr viel kühler an.

„Das war nicht schlimm.“

...

„Der Schwanz hat viel mehr weh getan.“

Übelkeit stieg Grimms Kehle hoch. Er schluckte den Klumpen herunter, zwang die Kälte zurück in seinen Bauch. Sein eigener Schwanz zuckte in Angst. Er erinnerte sich an den Schmerz. An die Bewusstlosigkeit, die ihn genommen hatte bevor er es beenden konnte. Die Vorstellung, dass jemand es tatsächlich bei diesem Mädchen getan hatte...

„Ach mein Name... Ich heiße Junansi, kannst mich Juna nennen.“, wechselte sie das Thema, mit ihrem steifen Lächeln.

„Ich bin jetzt deine Freundin Juna. Wo kommst du eigentlich her? Vater sagt, du bist ein Mörder... Bist du ein Mörder? Wolltest du das schon immer werden? Warum hast du anderen weh getan? Mir ja jetzt nicht mehr, ich bin ja deine Freundin. Vaters Freunde sind nicht meine Freunde, auch wenn er sagt, ich soll lieb zu ihnen sein...“

Grimm zuckte zurück, als sie näher kam. Er tat es aus Instinkt, aus Furcht. Er begann zu ahnen wie gebrochen dieses Mädchen vor ihm war. Wie viel Schmerz sie versteckte. Wie viel Wahnsinn sie in sich trug, konnte er sich nicht vorstellen. Er selbst hatte sich selbst beinahe verloren in dem Albtraum, der sein Leben war. Und nun stand jemand vor ihm, der ihn anlächelte während sie beschrieb wie sie verstümmelt worden war. Der Junge zitterte...

Juna sah es nicht. Sie starrte auf den Boden, während sie weiter redete, nicht bewusst wie sehr sie ihren neuen "Freund" verstörte. „Ich hab auch mal einem weh getan. Hab ihn gekratzt. Ist schon lange her... fünf Sommer, da war ich neun... Hab Prügel dafür bekommen... Ich war unartig … Ich war nur so wütend, weil er mich angelogen hat. Er hatte gesagt, er wolle mit mir spielen. *Wie die Tiere im Wald* hat er das Spiel genannt. Er ist mir mir in den Wald gegangen, weg von der Gruppe. In einer Felsspalte hat er auf mich gewartet. Er hat gesagt, ich soll mein Kleid ausziehen, da die Tiere ja auch keine Kleidung im Wald tragen. Er hatte auch nichts an. Er hat gesagt, es würde nicht weh tun, - aber das hat es!“

Ihre Krallen gruben sich nun in die bepelzte Haut ihres Handrückens. Sie riss fast schon unbewusst ein bisschen Fell raus, während sie sich kratzte. Striemen waren zu sehen, wie sie ihre Arme bedeckten. Blut trat hervor, als sie in ihre eigenes Fleisch grub. Dem Jungen wurde kalt, als ihm das Ausmaß des Schreckens bewusst wurde. Ihm wurde kalt vor Angst...und etwas anderem. Etwas Dunklerem. Er schüttelte den Kopf um es zu vertreiben, doch er spürte wie es ihm hinterem Teil seines Geistes lauerte.

„Als er fertig gespielt hatte, mich los ließ, da hab ich ihn gekratzt. Hast du auch schon mal jemanden gekratzt?“

Für eine ganze Weile war es still in der Scheune. Die Sonne schien, doch es wirkte dunkel. Die Morgenwärme strahlte von den Heuballen, doch die Kinder froren. Die Vögel zwitscherten, doch es hörte sie keiner. Beide Hybriden blieben einfach nur regungslos. Die Stille was schwer und düster.

Dann lehnte sich Grimm nach vorne und nahm sanft Junas Hand. Vorsichtig zog er sie weg von ihrem blutenden Handrücken und drehte sie mit der Handfläche nach oben. Dann legte er seine eigenen stumpfen, groben Krallen darauf und fuhr langsam über ihre Haut.

"Ja.", beantwortete er ihre Frage. Er erinnerte sich an Lars. Wie er ihm die Kehle aufgerissen hatte. Er sah Marts schwabbeliges, furchterfülltes Gesicht kurz bevor er seine Klauen in seine Augäpfel versenkt hatte. Vor seinen Augen war Lamart, wie er seinen Schädel gepackt hatte, wie seine Nägel sich in seinen Kopf gebohrt hatten. Er hörte die Schreie der Wache, als er um sich schlug.

Grimm war kalt und sein Gesicht steinern.

"M-Mein Name ist......Grimm.", sagte er und blickte nun Juna in die Augen. Sie hielt ihr Lächeln vors Gesicht. Er sein Schweigen. Sie beide schrien vor Schmerz im Inneren.

"Ich....werde dir nicht...wehtun. Nicht mehr."

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. Januar 2018, 18:17

Grimm wurde kalt, als ihm das Ausmaß des Schreckens bewusst wurde, dass dieses Mädchen hatte ertragen müssen. Ihm wurde kalt vor Angst...und etwas anderem. Etwas Dunklerem. Er schüttelte den Kopf um es zu vertreiben, doch er spürte wie es ihm hinterem Teil seines Geistes lauerte.
„Als er fertig gespielt hatte, mich los ließ, da hab ich ihn gekratzt. Hast du auch schon mal jemanden gekratzt?“
Für eine ganze Weile war es still in der Scheune. Die Sonne schien, doch es wirkte dunkel. Die Morgenwärme strahlte von den Heuballen, doch die Kinder froren. Die Vögel zwitscherten, doch es hörte sie keiner. Beide Hybriden blieben einfach nur regungslos. Die Stille was schwer und düster.
Dann lehnte sich Grimm nach vorne und nahm sanft Junas Hand. Vorsichtig zog er sie weg von ihrem blutenden Handrücken und drehte sie mit der Handfläche nach oben. Still beobachtete sie sein Treiben und regte sich nicht. Dann legte er seine eigenen stumpfen, groben Krallen darauf und fuhr langsam über ihre Haut.
"Ja."
, beantwortete er ihre Frage. Er erinnerte sich an Lars. Wie er ihm die Kehle aufgerissen hatte. Er sah Marths schwabbeliges, von Furcht erfülltes Gesicht kurz bevor er seine Klauen in seine Augäpfel versenkt hatte. Vor seinen Augen war Lampart, wie er seinen Schädel gepackt hatte, wie seine Nägel sich in seinen Kopf gebohrt hatten. Er hörte die Schreie der Wache, als er um sich schlug.
Grimm war kalt und sein Gesicht steinern.
"M-Mein Name ist......Grimm."
, sagte er und blickte nun Juna in die Augen. Sie hielt ihr Lächeln vors Gesicht. Er sein Schweigen. Sie beide schrien vor Schmerz im Inneren. Gemeinsam verklangen ihre Seelenschreie im Choral der stillen Trostlosigkeit.
"Ich....werde dir nicht...wehtun. Nicht mehr."
Juna schaute auf ihre ineinander verwobenen Hände. Man sah ihr förmlich an, dass sie nach dem Sinn dieser Geste suchte, sich in ihren Gedanken verlief wie in einem Irrgarten und dann gerade so die richtige Tür fand um sie richtig zu deuten.
„Freunde... wir sind jetzt Freunde.“
Wiederholte sie leise ihre schon zuvor gesprochenen Worte.
„Grimm … wie grimmig? Hat man dich so genannt, weil du ein grimmiger ...Junge?...äh...was genau bist du eigentlich? Weist du was du bist? Ich weiß es nämlich nicht. Vater sagt, das sei nicht wichtig.“
Ihre Schwermut hatte nur kurz durchgeblitzt und jetzt gewann ihre Neugierde wieder die Oberhand.
„Du siehst mir irgendwie ähnlich, aber auch wieder nicht. Deine Ohren...“
Sie streckte vorsichtig die frei Hand nach seinen Ohren aus, immer darauf bedacht, bei jedem noch so kleinen Zucken sofort zurück zu weichen. Die Finger ihrer anderen Hand hatten sich immernoch fest in Grimms verschränkt. Sie sah ihm mit einem fragenden Blick in die Augen und hob dann die Hand weiter an seinen Kopf. Für Grimm musste es ein merkwürdiges Gefühl sein, dass jemand seine Ohren berührte, ohne Scheu, ohne Ekel und ohne ihm weh tun zu wollen. Es gehörte sicher einiges an Überwindung dazu, nicht zurück zu weichen, aber eines war ihm in diesem Moment sicher auch bewusst. Wenn er Juna jetzt nicht gewähren ließ, würde sie vielleicht nie Vertrauen fassen und sie war hier das einzige Wesen, dass ihm helfen konnte.
Fast ein wenig zu vorsichtig berührte das Mädchen also sein linkes Ohr und streichelte nach einem kurzen Zögern großflächig darüber.
„Fühlt sich weich an... meine waren etwas größer glaube ich. Und sie waren rotbraun mit dunklen Spitzen.“
Sie strich einige Male ganz vorsichtig über das kurze Fell an Grimms Ohren. Vielleicht fühlte sich das für ihn das sogar ungewohnt gut an. Dann ließ sie ihre Hand sinken und sah ihn wieder fragend an, während sie seinen Schwanz betrachtete.
„Darf ich?“
Ebenso vorsichtig näherten sich ihre Finger seinem Fell dort und strichen darüber.
„Hier ist es struppiger, fast hart.“
Sie fuhr die Lange nach bis zur Schwanzspitze und ließ dort ihre Finger durch die dicke Quaste fahren, nahm sie hoch und streichelte sich damit ihre Wange. Ihr Blick fiel in sein Gesicht.
„Deine Haut ist aber nicht so fellig wie meine! Schau...“
Sie schob einen Ärmel den Arm hinauf und zeigte Grimm die nackte Innenseite ihres Unterarmes, drehte ihn und wies dann auf die bepelzte Außenseite.
„So ist das bei mir überall. Auf dem Rücken Fell, auf dem Bauch Haut. Genauso an den Armen und Beinen, wobei die Beine...“
Sie schämte sich offenbar immernoch etwas für ihre Füße, die doch eher Pfoten glichen. Ungeniert betrachtete sie den noch nackten Jungen vor sich und musterte seine Veränderungen.
„Du hast nicht ganz so viel falsches an dir. Wenn Vater aufpasst und den Schwanz nicht zu hoch abtrennt, könntest du wieder ein richtiger Junge werden. Er hatte es bei einigen Anderen vor mir getestet und viele sind gestorben. Er meint immer, wenn sie es nicht überleben, dann sind sie zu schwach und zu viel Bestie. Sie sind es nicht wert wieder Mensch zu sein...“
Sie sah in eine unbestimmte Ferne, als sie die Worte des Vaters wiederholte, als leierte sie sie herunter. Sicher hatte sie sie oft gehört. Dann sah sie wieder Grimm mit diesem merkwürdigen Lächeln an, dass zu viel Leid verbarg.
„Die Ohren gehen schnell. Die Klauen...na ja... sie sind dicker als meine, aber die kann man abschleifen.“
, sinnierte sie vor sich hin.
„Du könntest wieder fast normal aussehen. Wenn Vater zurück ist, wird er dich sicher ansehen wollen. Vielleicht bekommt er dich ja wieder hin und dann könnten wir... Vielleicht lässt er dich dann mal in die Stadt gehen... Da sollen viele Menschen zusammen leben und es soll einen Mackt geben, also einen Ort wo sie Sachen kaufen. Sein dicker Freund hat mir mal davon erzählt, als ich lieb zu ihm sein musste. Auf dem Mackt soll man lauter lecke Sachen finden. Ich mag Essen.“
Sie lächelte und rieb sich den flachen Bauch.
„Magst du auch Essen?“
Auch wenn Juna eine äußerst gesprächige Freundin war und anscheinend einiges bei ihm nachzuholen versuchte, so war sie auch sehr naiv.
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Sonntag 4. Februar 2018, 20:33

„Grimm … wie grimmig? Hat man dich so genannt, weil du ein grimmiger ...Junge?...äh...was genau bist du eigentlich? Weist du was du bist? Ich weiß es nämlich nicht. Vater sagt, das sei nicht wichtig.“

Grimm zögerte wieder. Seine Zunge fühlte sich schwer an, behäbig. Er war es nicht gewohnt, dass sich jemand für ihn interessierte. Oder besser gesagt, etwas über ihn wissen wollte. Die meisten Leute fürchteten und eckelten sich vor ihm. Und die, die es nicht taten verachteten ihn. Die Furcht konnte der Junge verstehen, fühlte er dasselbe doch auch über sich. Doch die Verachtung, die tat am meisten weh. Es war ein Gefühl geboren aus dem Glauben besser als er zu sein. Menschlicher, zivilisierter. Ein dreckiger Hund wurde besser behandelt, denn wenigstens wusste er dass er ein Tier war. Wesen wie Grimm waren schlimmer in ihren Augen, denn sie taten so als wären sie keine. Als wären sie...menschlich. Es war von diesen Leuten, dass Grimm bald dass Word gelernt hatte, dass seinesgleichen bezeichnete.

"H-Hybrid..., antwortete er leise.

Doch Juna war schon weiter, ihre Aufmerksamkeit woanders. „Du siehst mir irgendwie ähnlich, aber auch wieder nicht. Deine Ohren...“ Ihre Hand streckte sich vorsichtig nach vorne. Grimm wollte schon instinktiv wegzucken. Doch er sah ihre Augen, voll mit Neugier und ohne Furcht. Also zwang er sich ruhigzubleiben. Sein Körper versteifte sich trotzdem und ein unangenehmes Prickeln wusch seinen Rücken herunter, als ihre Finger sein Ohr berührten. Es fühlte sich so...fremd an. Niemand hatte ihn dort je berührt und der Junge konnte das Gefühl das ihn seiner Brust flatterte nur schwer festlegen. Es war eine Mischung aus Scham, Angst und...etwas anderem. Etwas das warm, fremd aber nicht unangenehm war.

Junas Hand streichelte über die Außenfläche seines Ohrs und Grimm gab sich Mühe dem Sturm an Emotionen keinen Ausdruck zu verleihen. Es fühlte sich etwas intim an und er spürte Hitze in sein Gesicht aufkommen. Rasch schaute er nach unten und betete dass das Mädchen nichts merkte. „Fühlt sich weich an... meine waren etwas größer glaube ich. Und sie waren rotbraun mit dunklen Spitzen.“

„Darf ich?“, fragte sie, nun auf seinen Schwanz deutend. Grimm konnte seinen Mund nicht für eine Antwort öffnen, also hielt er ihr nur sein behaartes Ende hin. Als ihre Finger drüber strichen und mit seiner Quaste spielten, musste der Junge eine bisschen scharf einatmen. Das war so merkwürdig! Er konnte nicht verarbeiten was gerade vor sich ging, aber er war sich sicher dass es nicht ganz...ordentlich war. Er konnte nicht das Wort dafür finden, aber es fühlte sich an wie etwas für das ihn seine Mutter gescholten hätte. Die Hitze wurde stärker und der Junge schaute rasch an die Wand, nun stark an einem Astloch interessiert und nicht an dem Mädchen dass nach wie vor mit seiner Schwanzspitze spielte!

„Hier ist es struppiger, fast hart.“ Nun hielt sie es in ihr Gesicht! Grimm gab auf die Wand anzustarren und blickte stattdessen auf Juna, die das Fell über ihre Wange streichen ließ. Wenn der Junge vorher Mühe hatte Worte zu finden, waren sie ihm nun endgültig vergangen!

Juna fing seinen Blick auf und schien gründlich misszuverstehen. „Deine Haut ist aber nicht so fellig wie meine! Schau...“ Sie hielt ihm ihren Arm ins Gesicht und drehte ihn um. Grimm sah dass die Unterseite nackt war, während oben rum das rot-braune Fell alles bedeckte. Eine willkommene Ablenkung, vor allem weil es Juna dazu brachte über etwas anderes zu reden und nicht mit seinem Körper rumzuspielen.

„So ist das bei mir überall. Auf dem Rücken Fell, auf dem Bauch Haut. Genauso an den Armen und Beinen, wobei die Beine...“

Sie schien sich ihrer Füße - nein, Pfoten zu schämen. Grimm konnte das ein wenig verstehen. Sie waren das wohl deutlichste Zeichen an ihr, dass sie kein Mensch war. Und angesichts dessen was ihr Vater getan hatte...dem Jungen grauste es für einen Moment, als er daran dachte. Juna betrachtete nun schamlos seinen nackten Körper, auf Ausschau nach anderen Merkmalen.

„Du hast nicht ganz so viel falsches an dir. Wenn Vater aufpasst und den Schwanz nicht zu hoch abtrennt, könntest du wieder ein richtiger Junge werden. Er hatte es bei einigen Anderen vor mir getestet und viele sind gestorben. Er meint immer, wenn sie es nicht überleben, dann sind sie zu schwach und zu viel Bestie. Sie sind es nicht wert wieder Mensch zu sein...“

Die Hitze verflüchtigte sich mit einem Mal. Erneut kam der kalte Knoten in Grimms Bauch zurück. Die Furcht und der Horror. Die gelangweilte, fast schon distanzierte Art und Weise wie Juna darüber redete. Sie hatte das oft von ihrem Vater gehört. Wie viele Hybriden hatten hier ihr Leben gelassen? Wie viele hatte ihr Vater verkrüppelt? Dem Jungen schauderte es. Und in seinem Hinterkopf fühlter noch etwas anderes. Eine gewisse...Ablehnung. Es gefiel ihm nicht wie sie sagte "wert sein". Es war nur ein kleines Gefühl, nicht mehr als ein Funke, aber es war da.

„Die Ohren gehen schnell. Die Klauen...na ja... sie sind dicker als meine, aber die kann man abschleifen. Du könntest wieder fast normal aussehen. Wenn Vater zurück ist, wird er dich sicher ansehen wollen. Vielleicht bekommt er dich ja wieder hin und dann könnten wir... Vielleicht lässt er dich dann mal in die Stadt gehen... Da sollen viele Menschen zusammen leben und es soll einen Mackt geben, also einen Ort wo sie Sachen kaufen. Sein dicker Freund hat mir mal davon erzählt, als ich lieb zu ihm sein musste. Auf dem Mackt soll man lauter lecke Sachen finden. Ich mag Essen. Magst du auch Essen?“

Grimm guckte sie an. Sein Gesicht war wieder steif und unnahbar. Die letzten Momente schon wieder vergessen. Er begann Junas Vater mehr und mehr zu fürchten. Nein, da war auch ein bisschen Abscheu. Die Vorstellung dass er so etwas regelmäßig tat, es sogar sein Tochter angetan hatte. Der Junge wollte nicht verkrüppelt werden. Er fürchtete sich. Sein Aussehen, das Tier in sich und die Abscheu anderer Menschen. All das fürchtete er. Aber noch mehr fürchtete er sich davor, was Junas Vater mit ihm anstelle würde. Sterben war eine Sache. Doch in Schmerzen und Qual dahinzugehen, dass wollte er nicht. Und selbst wenn er überlebte, was dann?

Ein Monster bis du jetzt...ein verkrüppeltes Nichts wärst du dann..., hörte eine Stimme in seinem Kopf flüstern. Für einen kurzen Moment glaubte er Alfa, seinen Albtraum im Augenwinkel sehen zu können. Ein Blinzeln, dann war er fort. Eine Einbildung.

Die Stille wurde zu lang. Unangenehm. Also entschloss sich Grimm das Gespräch weiter am Leben zu halten, auch wenn er nicht ganz wusste wie. "T-Tue...ich...", beantwortete er Junas Frage.

Dann guckte er sich um. "W-Wo bin i-ich?"

Ein kleiner Damm brach und er spürte wie es ein wenig einfacher wurde Fragen zu stellen. Nicht wirklich zu reden, aber wenigstens Worte aus dem Mund zu bekommen. "Hast d-du Sachen? K-Kalt...bisschen." Er reibte seine Arme vielsagend.

Dann deutete er auf ihre Fell. Für einen kurzen Moment zögerte er, dann sparch er: "Was hat dich...g-g-g-gebissen?" Er merkte wie unangenehm diese Frage war. Ein Mädchen wie Juna verdrängte schon eine Menge Schmerz und jetzt hatte sie gerade gefragt, sich an ihre Verwandlung zu erinnern. Vollidiot! Er hob rasch die Hände. "T-Tut mir leid! V-Vergiss....was ich ge-gesagt hab...." Die letzten Worte gingen unter, als er immer leiser wurde.

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 7. Februar 2018, 18:57

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle brach über Grimm herein. Einige ihrer Handlungen waren einfach zu viel für die empfindsamen Synapsen seiner Ohren. Das Mädchen weckte da etwas in ihm, dass er nicht recht fassen konnte und er fühlte, dass sein Gesicht seine Farbe veränderte, als sie kurz darauf mit seinem Schweif spielte. Ihr Anblick, als sie sich mit der fülligen weichen Quaste über ihre Wange streichelte... ließ ihn förmlich erstarren. Es währte jedoch nicht lange. Ihr Leben, ihre Erziehung ließ sie Dinge sagen, die Grimm gleich einem über ihm ausgegossenen Eimer Eiswasser abkühlen ließen, bevor noch andere Regionen zu vermehrter Durchblutung neigen konnten.
"T-Tue...ich..."
, beantwortete er Junas Frage, ob er Essen mochte. Dann guckte er sich um.
"W-Wo bin i-ich?"
„In Vaters Scheune.“

, war die erstaunlich kurze Antwort. Ein kleiner Damm brach und er spürte wie es ein wenig einfacher wurde Fragen zu stellen. Nicht wirklich zu reden, aber wenigstens Worte aus dem Mund zu bekommen.
"Hast d-du Sachen? K-Kalt...bisschen."
Er rieb seine Arme vielsagend. Dann deutete er auf ihr Fell. Für einen kurzen Moment zögerte er, dann sprach er:
"Was hat dich...g-g-g-gebissen?"
Er dachte nach, wie unangenehm diese Frage womöglich war. Ein Mädchen wie Juna verdrängte schon eine Menge Schmerz und jetzt hatte sie gerade gefragt, sich an ihre Verwandlung zu erinnern. Vollidiot! Er hob rasch die Hände.
"T-Tut mir leid! V-Vergiss....was ich ge-gesagt hab...."
Die letzten Worte gingen unter, als er immer leiser wurde, aber Juna sah ihn nur mit ihren großen Augen an, während sie den Gürtel ihrer zu großen Jacke öffnete.
„Ich verstehe nicht... Mich hat nichts gebissen.“
Sie zog die Jacke aus und legte sie vor Grimm auf das Heu. Wenn er sie berührte, war sie noch warm von ihrem Körper.
„Hat das was damit zu tun was du gesagt hast...das... Hybrid? Was du bist? Was wir sind? Bist du denn gebissen worden? ...“
Sie erhob sich und öffnete ihre Hose, während sie weiter sprach.
„... Ist das schlimm gewesen? Hat es weh getan? Was hat dich denn gebissen?...“
Sie zog die Hose aus und legte sie zu der Jacke. Ihr zu großes Hemd rutschte dabei seitlich über eine Schulter, reichte ihr knapp über den Po und bedeckte nur noch notdürftig die intimsten Stellen, aber das schien sie nicht zu stören. Grimm war ja ihr Freund. Dann zögerte sie kurz.
„... Warst du auch krank wie ich? Vater hat gesagt, es war meine Schuld, ich hätte nicht mit seinen Messern spielen sollen. Vater war früher Jäger, jetzt passt er nur noch auf uns auf und versucht mich wieder menschlicher zu machen. Ich war noch ganz klein, hab nicht aufgepasst und mich an seinem Messer geschnitten. Er war auf der Jagd gewesen...“
Juna machte Anstalten ihr Leibchen auch noch auszuziehen, aber schien sich nicht ganz sicher zu sein. Sie zeigte auf Hose und Jacke und fragte:
„Reicht das?“
Grimm nickte mechanisch und das Mädchen setze sich wieder um weiter zu erzählen:
„Ich erinnere mich nicht mehr gut... Da war alles rot und ich wollte helfen sauber zu machen... Er hat aus den Tieren immer solche Figuren gemacht, die sich andere Jäger hinstellen um zu zeigen, welche Bestien sie schon erlegt haben... Das Fell lag schon beiseite und der Kopf war ganz kahl. Ich erinnere mich, dass ich die Zähne gruselig fand, so in dem Schädel ohne Haut. Man konnte ganz viel rotes Fleisch sehen und Vaters Werkzeug war ganz schmutzig, also wollte ich helfen... Da hab ich mich dann wohl geschnitten. An mehr erinnre ich mich nicht, da ich dann sehr krank geworden bin.“
Sie starrte eine kleine Weile lang einen Heuballen an, ohne ihn wirklich zu betrachten. Dann „wachte“ sie wieder auf und sah Grimm an.
„Ich hol mir neue Sachen... Du wartest hier, ja? Bin bald wieder da, dann reden wir weiter. Beeil mich...“
Fast wäre sie schon weg gewesen, aber sie hielt noch einmal oben auf der Huballenkante an und sah zu ihm hinunter.
„Brauchst du noch etwas?“
Es war wirklich erstaunlich wie wendig und schnell Juna war. Das Tier was sie gebissen...nein, von dem sie sich wahrscheinlich über das Häutemesser ihres Vaters, des Jägers angesteckt hatte, musste auf jeden Fall sehr flink gewesen sein, flinker als ein Wolf, aber ihm nicht unähnlich. Mit rotem oder rotbraunem Fell und dunklen Spitzen an den Ohren. Nur kannte sich Grimm nicht so gut in der Natur aus. Er konnte also nur raten.
Juna war also nicht gebissen worden, sondern hatte sich verletzt und ihr Vater gab ihr die Schuld ... vielleicht auch sich selbst, dass sie zum Hybrid geworden war. Seine Obsession Hybriden wieder zu Menschen zu machen, war vielleicht an diesem Tag damals geboren worden. Grimm hoffte gewiss inständiger, dass er diesem Mann nicht begegnen musste. Aber wie sollte er seine Tochter dazu kriegen, dass sie ihm hier raus half?
Gewiss gab es Wege sie zu manipulieren, denn sie war auf ihre Art unschuldig und unerfahren. Andererseits war sie auch Jahre lang konditioniert worden. Grimm musste vorsichtig vorgehen, aber langsam musste er sich Gedanken machen und eine Flucht planen, wenn er nicht seine Ohren, seinen Schweif oder sein Leben verlieren wollte.
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Dienstag 13. Februar 2018, 19:09

„Ich verstehe nicht... Mich hat nichts gebissen. Hat das was damit zu tun was du gesagt hast...das... Hybrid? Was du bist? Was wir sind? Bist du denn gebissen worden? ...“

Grimm nickte und sah mit an wie Juna sich ihrer Jacke entledigte. Kurz danach folgte die Hose. Beides nahm er dankbar an. Er reagierte nicht direkt darauf, dass sie sich mehr oder weniger auszog, seine Aufmerksamkeit mehr mit der Jacke beschäftigt, die noch warm von ihrem Körper war. Ihr Geruch traf seine Nase. Erdig, mit einem Hauch von Sonne und der markanten Note ihres Fells. Er mochte es, befand er.

„... Ist das schlimm gewesen? Hat es weh getan? Was hat dich denn gebissen?...“

Grimm guckte zur Seite, sein Blick leer. Die Erinnerung an die Nacht seiner Verwandlung zuckte durch seinen Geist. Die Schmerzen hatten ihn nie ganz verlassen. Er wusste wie sehr er geschwitzt hatte. Wie das Fieber in geschüttelt hatte. Wie heiß seine Fingerspitzen und Zehen sich angefühlt hatten, als die Krallen sich durch die Haut geschoben hatten. Die Pein als seine Zähne einen nach dem anderen ausfielen und sich scharfe Reißzähne an ihrer statt durch das Fleisch bohrten. Wie seine Ohren verschrumpelten, nach oben wanderten, dann ausdehnten und behaart wurden. Sein Schwanz war mit wahnsinnig machender Langsamkeit aus seinem Steiß gewachsen. Er hatte seine Kehle roh geschrien in dieser Nacht...

Grimm schaute Juna an und nickte bloß. In Worte fassen konnte er seine Gefühle nicht.

„... Warst du auch krank wie ich? Vater hat gesagt, es war meine Schuld, ich hätte nicht mit seinen Messern spielen sollen. Vater war früher Jäger, jetzt passt er nur noch auf uns auf und versucht mich wieder menschlicher zu machen. Ich war noch ganz klein, hab nicht aufgepasst und mich an seinem Messer geschnitten. Er war auf der Jagd gewesen...“

Juna stoppte kurz und deutete auf ihre Sachen. „Reicht das?“ Grimm nickte kurz und knapp und nahm die Hose ebenfalls an sich.

„Ich erinnere mich nicht mehr gut... Da war alles rot und ich wollte helfen sauber zu machen... Er hat aus den Tieren immer solche Figuren gemacht, die sich andere Jäger hinstellen um zu zeigen, welche Bestien sie schon erlegt haben... Das Fell lag schon beiseite und der Kopf war ganz kahl. Ich erinnere mich, dass ich die Zähne gruselig fand, so in dem Schädel ohne Haut. Man konnte ganz viel rotes Fleisch sehen und Vaters Werkzeug war ganz schmutzig, also wollte ich helfen... Da hab ich mich dann wohl geschnitten. An mehr erinnre ich mich nicht, da ich dann sehr krank geworden bin.“

Ähnlich wie Grimm guckte sie nun weg und der Junge wusste, sie guckte eigentlich nicht den Heuballen an. Nein, sie dachte an diesen Tag. An dem Tag, an dem ihr Leben eine grausame Wendung genommen hatte. Doch noch etwas viel dem Jungen auf. Sie hatte devon gesprochen, dass ihr Vater früher Jäger gewesen war. Hieß dass er aufgehört hatte? Aus Kummer? Oder ließen seine Versuche Juna wieder "menschlich" zu machen, ihm keine Zeit mehr? Womit verdiente er dann Geld?

Grimm war sich nicht sicher, ob er die Antwort wirklich wissen wollte. Er war hierher gebracht worden. Juna hatte von anderen gesprochen. Hybriden, die ihr Vater umgebracht hatte in seinen Experimenten. Hier ging etwas sehr, sehr Dunkles vor, dass began er nun zu ahnen. Und Grimm wusste, er konnte hier nicht bleiben.

Juna "wachte" wieder auf und schaute ihn an.„Ich hol mir neue Sachen... Du wartest hier, ja? Bin bald wieder da, dann reden wir weiter. Beeil mich...“

Bevor sie jedoch ganz verschwand, drehte sie sich kurz um. „Brauchst du noch etwas?“

Grimm überlegte kurz. Klar war, dass er eine Begegnung mit Junas Vater nun auf jeden Fall vermeiden wollte. Sein Hybridsein hatte ihm stets nur Schmerz und Kummer gebracht, doch er bezweifelte dass das Abschneiden seiner tierischen Teile sein Leben besser machen würde. Er brauchte seine Ohren! Und der wahre Schmerz kam von Innen. Das Tier, die Einsamkeit, der Schmerz...keine Amputation konnte das heilen. Junas Vater schien das nicht zu begreifen...zum Leidwesen seiner Tochter und allen anderen.

Grimm musste hier weg. Vielleicht konnte Juna ihm helfen. Sie vertraute ihm immerhin!

Er schaute hoch zum Mädchen, während er sich die jacke über warf und die Hose anzog. Letztere ließ seine Schienbeine unbedeckt, aber es war besser als gar nichts. "K-Kann ich....kannst du mich r-rumführen? I-Ich möchte...sehen....draußen...", stammelte er. Seine Zunge stolperte über die Wörter, die nur holprig aus seinem Mund kamen.

Wenn er Glück hatte, konnte er bei der Junas Führung seine Flucht planen.

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 14. Februar 2018, 08:52

Bevor sie jedoch ganz verschwand, drehte sie sich kurz um.
„Brauchst du noch etwas?“
Grimm überlegte kurz. Er musste hier weg. Vielleicht konnte Juna ihm helfen. Sie vertraute ihm immerhin! Er schaute hoch zum Mädchen, während er sich die Jacke über warf und die Hose anzog. Letztere ließ seine Schienbeine unbedeckt, aber es war besser als gar nichts.
"K-Kann ich....kannst du mich r-rumführen? I-Ich möchte...sehen....draußen..."
Juna sah ihn an und legte den Kopf leicht zur Seite, als ob sie nachdachte. Ihr innerer Widerstreit war ihr deutlich anzusehen. Sie kniff die Augen leicht zusammen und murmelte leise vor sich hin:
„Er ist mein Freund, er macht mir keine Schwierigkeiten... aber wenn er weg laufen will? ...Er ist mein Freund!“
Dann sah sie ihn wieder offen und gerade an.
„Papa hat gesagt, ich darf niemanden raus lassen! Mach ich nie wieder! Darfst nicht weglaufen, ja?!? Ich bekomme doll Ärger, wenn du weg läufst und darfst nicht verraten, dass du draußen warst! Versprochen?!?“
Leicht geduckt stand sie da und wartete auf seine Antwort. Ein bisschen wirkte ihre Haltung, als ob sie gleich fliehen würde. Konnte Grimm das Mädchen belügen? Denn es wäre eine Lüge ihr zu versprechen, dass er nicht weglaufen würde. Würde sie die Lüge überhaupt erkennen? Vermutlich nicht, wenn er ihre bisherige Geschichte und Reaktionen betrachtete. Aber um zu fliehen, brauchte er unbedingt mehr Informationen und sie war der Schlüssel dazu.

((ot: Entschuldige den kurzen Post, passt gerade nicht anders.))
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Sonntag 18. Februar 2018, 16:32

„Er ist mein Freund, er macht mir keine Schwierigkeiten... aber wenn er weg laufen will? ...Er ist mein Freund!“

Grimm sah Juna ihren inneren Zwiespalt an. Er versuchte sich seine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Bitte sag ja. Bitte sag ja. Bitte sag ja., betete er still.

„Papa hat gesagt, ich darf niemanden raus lassen! Mach ich nie wieder! Darfst nicht weglaufen, ja?!? Ich bekomme doll Ärger, wenn du weg läufst und darfst nicht verraten, dass du draußen warst! Versprochen?!?“

"...V-Versprochen...", sagte Grimm. Sein Herz wummerte bei der Lüge. Ein wenig fühlte er sich schuldig, das Mädchen in die Irre zu führen. Sie war nett zu ihm gewesen, was nicht so häufig vorkam. Aber er musste er hier weg. Es ging hier um sein Leben! Da war so etwas schon in Ordnung. Hoffte er zumindest. Er bemerkte auch ihre Wortwahl. Nie wieder...was das wohl bedeutete? Hatte sie schon einmal jemanden geholfen? Und wenn ja, wer war es? Aber diese Fragen mussten warten. Es gab weitaus wichtigere Dinge.

Grimm rappelte sich auf und began Juna nach draußen zu folgen...

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Sonntag 18. Februar 2018, 20:36

"...V-Versprochen..."
, sagte Grimm. Sein Herz wummerte bei der Lüge. Ein wenig fühlte er sich schuldig, das Mädchen in die Irre zu führen. Sie war nett zu ihm gewesen, was nicht so häufig vorkam. Aber er musste er hier weg. Es ging hier um sein Leben! Da war so etwas schon in Ordnung. Hoffte er zumindest. Er bemerkte auch ihre Wortwahl. Nie wieder...was das wohl bedeutete? Hatte sie schon einmal jemanden geholfen? Und wenn ja, wer war es? Aber diese Fragen mussten warten. Es gab weitaus wichtigere Dinge. Grimm rappelte sich auf und begann Juna nach draußen zu folgen.

Als erstes gebot sie ihm mit einem Handwedeln, dass er über die Heuballen steigen sollte. Dahinter kam in einer Senke eine Luke im Boden zum Vorschein, die offen stand. Darunter war eine grob gezimmerte Leiter zu erkennen die in ein diffuses Dunkel hinab führte. Grimms neustens erst angezüchtete Aversion gegen dunkle Löcher brach sich bahn und ließ sein Herz abermals schneller schlagen. Aber als er sah, wie Juna dort hinunter kletterte, musste er ihr wohl oder übel folgen.
Unten angekommen gewöhnten sich seine Augen auch schnell an die Dunkelheit und entblößten das Haus als große Scheune, die im unteren Bereich aus dicken grob behauenen Steinen erbaut war und schon fast einem richtigen Haus glich, wäre das ganze nicht so alt und seinem Zweck entfremdet gewesen. Juna huschte zum Haupttor und lauschte. Grimm konnte schon aus einiger Entfernung vermutlich besser als sie hören, dass dort draußen irgendjemand umher ging. Juna brauchte einen Moment länger und wandte sich dann zur Rückseite des Gebäudes, wo sie hinter einem schon fast zur Gänze zerfallenen steinernen Herz Grimm eine in den fest getretenen Erdboden Boden gegrabene Kuhle zeigte. Das Loch war klein, ein wenig zu klein für Grimm, aber er würde alles tun um hier raus zu kommen. Seine Krallen waren auch gute Grabwerkzeuge, also vergrößerten sie gemeinsam schnell das Loch ein wenig und Grimm lauschte immer wieder, damit sie nicht entdeckt wurden. Dann war es geschafft und Juna wand sich durch das Loch hinaus. Grimm folgte und wurde von ihr sofort an die Wand gedrückt. Der Schatten, vermutlich eines Mannes ging gerade an der Seite entlang und verschwand dann. Juna spähte um die Hausecke, wartete mit erhobener Hand, dann wedelte sie wieder hektisch. Sofort rannten die beiden los. Grimm sah nicht viel von seiner Umwelt, zu schnell war die kleine Hybridin vor ihm und er musste sich sehr anstrengen Schritt zu halten, aber er bemerkte, dass sie in einer Art kleinem Talkessel sein mussten. Rings herum hoben sich felsige Kannten hinter kleinen Gehölzen in den Himmel, wie in einem Krater. Juna rannte auf einen der Felsen zu und plötzlich war sie weg. Die Nische war fast unsichtbar, wenn man nicht wusste wo sie war. Er drückte sich auch hier durch den schmalen Eingang und fand sich abermals von Stein umgeben. Ein schönes Gefühl war das sicher nicht. Juna ergiff seine Hand und drückte sie leicht. Sie flüsterte kaum hörbar:
„Hier drinnen sind wir erst mal sicher. Die Wachen kommen selten her... nur zur Fütterungszeit.“
Sie führte ihn etwas tiefer in die Gänge. Bald nahm Grimms Nase auch andere Gerüche außer Fels war. Da war der Geruch seines Gefängnisses, dass er so lange gehütet hatte, aber auch andere Duftspuren. Juna zog ihn weiter, aber einmal blieb er instinktiv vor einem Durchgang stehen. In dem kleinen Raum, war so ein ähnlicher Brunnenschacht, wie über seiner Zelle. Es roch nach Fell, Blut und … und Resignation. Grimms Nase und vor allem seine tierischen Instinkte verriet ihm auch noch, dass das Tier was hier gefangen gehalten wurde, potenziell sein Feind war und sehr gefährlich für ihn werden könnte. Als Juna seinen fragenden Blick sah, schüttelte sie warnend den Kopf und zerrte ihn weiter. Erst weiter hinten im Gang flüsterte sie:
„Nein, nein! Da dürfen wir nicht rein! Er ist gefährlich. Er frisst andere...andere wie uns!“
Sie zog Grimm weiter. Sie kamen an einer weiteren Abzweigung vorbei und Grimm witterte andere Tiere. Was war hier nur los? Juna wollte in die andere Richtung, fort von den Zellen. Doch konnte Grimm so einfach gehen? Ohne zu wissen, was hier eigentlich vor sich ging? Neugierde war der Katze Tod, aber er war ja zum Glück keine Katze. Wählte er den Weg den Juna gehen wollte, oder den den seine Neugierde ihm wies?
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Sonntag 4. März 2018, 19:07

Juna bedeutete Grimm ihr zu folgen. Sie stiegen über die Heuballen und Juna schritt auf eine Senke dahinter zu, wo eine Luke war. Sie öffnete sie und stieg die Leiter hinab in die Dunkelheit. Grimm blieb zurück und starrte ins Loch. Die Schatten fühlten sich fast schon bedrohlich an. Er wusste, dass womöglich keine Gefahr drohte da Juna vorangegangen war, aber dennoch weigerten sich seine Beine einen Schritt zu tun. Er starrte auf die gähnende Leere und fühlte wie Angst sein Herz zusammenpresste. Das Tier in ihm wimmerte. Dunkelheit hieß Einsamkeit. Einsamkeit hieß Wahnsinn.

Doch er hatte keine andere Wahl. Wenn er Juna folgen wollte, musste er dort runter. Also schluckte der Junge den dicken Kloß in seiner Kehle runter und began vorsichtig runter zu klettern, den Schwanz eingeklemmt zwischen den Beinen.
Unten angekommen, dauerte es glücklicherweise nicht lange bis sich seine Augen an die Dunkeleheit gewöhnt hatten. Es war nicht so komplett und erstickend wie in seinem Loch. Lichtstrahlen kamen von oben durch die Diehlen.

Sie waren in einer Scheune. Zumindest sah es danach aus. Was bedeutete, dass Grimm auf dem Dachboden geschlafen hatte. Der Boden war bedeckt mit behauenen Steinen und es schabte leicht, wenn Grimms Klauen darüber fuhren. Noch einmal fragte er sich, wo er war. Er war sich nicht sicher ob so ein Gebäude in Jorsa stehen würde. War sie auf dem Land?

Er sah Juna am Haupttor stehen. Sie schien zu lauschen und als Grimm seine Ohren spitze konnte er hören, wie vor der Scheune jemand auf- und abging. Wachen. Klar, Junas Vater kümmerte sich um sein Gefängnis nicht alleine. Doch wer half ihm? Warum? Und wie bezahlte er sie? Der Junge schüttelte rasch den Kopf um die Fragen aus seinem Geist zu verbannen. Er hatte jetzt keine Zeit für Rätsel. Erst einmal musste er einen Weg hier raus finden.

Juna wandte sich zur Rückseite des Raumes und führte Grimm zu einem alten, zerfallenen Herd. Darin war eine Kuhle, ein Loch im festen Erdboden. Klein und eng. Zu eng für Grimm trotz seiner mageren Gestalt. Doch er würde sich nicht so einfach von seiner Flucht abhalten lassen! Gemeinsam mit Juna begann er zu graben. Seine groben Klauen eigneten sich wunderbar dafür. Bald war die Öffnung groß genug, dass er sich durchwinden konnte.

Sobald sie auf der anderen Seite waren, wurde Grimm von Juna gegen die Wand gedrückt. Ein Schatten lief vorbei und verschwand. Noch mehr Wachen. Was war das für ein Ort? Nicht zum ersten Mal fraget sich das Grimm und dieses mal blieb die Frage hängen, brennte in seinem Kopf förmlich. Doch bevor er weiter nachdenken konnte, sah er wie Juna losrannte und folgte ihr. Sie war schnell und Grimm hatte sein Monaten sich nicht richtig bewegt. Bald atmete er schwer in seinem Verusch mitzuhalten.

Juna verschwand in einer kleinen Öffnung in einem Fels zu. Felsen?, fraget sich Grimm leise, während er ihr folgte. Der Gang war eng, sehr eng. Der Junge versucht nicht an das Gewicht zu denken, dass über ihm war oder was mit ihm passieren würde, wenn es auf niederfuhr. Sein Herz pochte nun wie wild und es fühlte sich für einen schrecklichen Moment so an, als würde die Wände sich auf ihn zubewegen.

Etwas berührte Grimm und er zuckte zusammen. Es war Juna, die sanft seine Hand ergriff. Er sah ihr Gesicht nicht, konnte aber ihr ermunterndes Lächeln erahnen. Die Wände wirkten nicht mehr ganz so eng und Grimm konnte wieder freier atmen. Sein Herz klopfte jedoch immer noch wie wild, aus irgendeinen Grund.

„Hier drinnen sind wir erst mal sicher. Die Wachen kommen selten her... nur zur Fütterungszeit.“

Fütterungszeit...Grimm musste nicht erst das Blut und Fell riechen, um zu ahnen was Juna meinte. Der Gang erweiterte sich und bald fanden sie sich in einem Raum vor, ähnlich dem, wo die Wachen Grimms Loch bewacht hatten. Es gab also noch mehr. Grimm roch die Verzweilfung in der Luft als er die Luke sah. Ein Schauer kroch über seinen Rücken, als seine Instinkte anschlugen. Der Junge wusste nicht was da unten war, doch das Tier war nun sehr vorsichtig. Es roch Feind.

Grimm guckte stumm fragend zu Juna, die nur den Kopf schüttelte und sich ähnlich unwohl zu fühlen schien. „Nein, nein! Da dürfen wir nicht rein! Er ist gefährlich. Er frisst andere...andere wie uns!“ Grimms Rücken prickelte. Er war wahnsinnig geworden in dem Loch. Wie schlimm war es mit dem Hybriden da unten? Hatte das Tier ihn ihm ihn vollständig überwältigt? oder was viel Schlimmeres?

Juna zog ihn einfach weiter und bald kamen sie an eine Abzweigung. Grimms Nase zuckte und er witterte noch mehr Tiere. Noch mehr Hybriden? Doch wie war das möglich? Wie kam Junas Vater an all das? Das Verließ, die Wachen und nun die Gefangenen? Grimm hatte mehr und mehr das Gefühl, das hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Er sah Juna in einen Gang hinein gehen, weg von den Zellen. Doch Grimm starrte immer noch in die Richtung, wo er das Blut riechen konnte. Die Dunkelheit gähnte ihm entgegen und er konnte förmlich das sadistische Lachen Thrandils hören, dass aus dem Gang hallte.

Etwas Scheußliches ging hier vor sich. Etwas, das Junas Misshandlung und seine Gefangenschaft in den Schatten stellen würde, da war sich Grimm sicher. Und dennoch, obwohl jeder Instinkt in seinem Kopf sich dagegen wehrte. Obwohl das Tier knurrte und winselte vor Furcht. Trotz alle dem schritt der Junge mit eingekniffenen Schwanz und angelegten Ohren in den Gang hinein. Neugier war es was ihn antrieb. Er wollte es sehen, den Schrecken, die Furcht. Er wollte Antworten.

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Montag 5. März 2018, 19:55

Etwas Scheußliches ging hier vor sich. Etwas, das Junas Misshandlung und seine Gefangenschaft in den Schatten stellen würde, da war sich Grimm sicher. Und dennoch, obwohl jeder Instinkt in seinem Kopf sich dagegen wehrte. Obwohl das Tier knurrte und winselte vor Furcht. Trotz alle dem schritt der Junge mit eingekniffenen Schwanz und angelegten Ohren in den Gang hinein. Neugier war es was ihn antrieb, die seinen Blick in die entgegen gesetzte Richtung wandte. So sah er nicht Junas Geste, die ihn erst dort fort locken und dann eher warnen wollte. Ihr Lippen formten ein tonloses:
„Da dürfen wir nicht rein!“
, was seine Ohren nicht erreichte. Er war zu sehr auf die andere Richtung konzentriert. Er wollte es sehen, den Schrecken, die Furcht. Er wollte Antworten. Juna schlich zögernd und ängstlich hinter ihm her und hielt den Kopf eingezogen zwischen den Schultern. Doch er sah ihre Angst nicht, er roch sie auch nicht, da alles um ihn herum nach Angst und Verzweiflung roch. Schritt für Schritt ging er in den Gang hinein.
Da die diesen Trakt quasi von hinten betraten, traf ihn das Grauen hart und unvorbereitet. Er näherte sich einer Zelle aus der es für seine feine Nase stark nach Verwesung roch. Der Bewohner war entweder schon tot, oder sehr nah kurz davor. Grimm musste sich etwas strecken um durch das vergitterte Fenster zu schauen und zuckte dann zusammen. Im Innern hatte man einen Echsenmann an die Wand gekettet und Teile seiner schlangenartigen Haut entfernt. Rohes Fleisch war zu sehen und milchig gelbe Flüssigkeit subbte aus den Wunden. Vielleicht hätte Grimm seinem Leid gern ein Ende bereitet, doch die Tür war mit einem Schloss versehen, zu dem er keinen Schlüssel besaß.
Die nächste Zelle entpuppte sich als größer als erwartet und war sogar offen. Vorsichtig ging er einen Schritt hinein und sah, dass im Innern des Raumes ein Ring aus miteinander verbundenen großen Holzfässern aufgebaut war. Es gab kleine Trittbretter, auf die man sich hier stellen konnte. Als er nah genug war um über den Rand zu spähen, fauchte ihn etwas an, dass auf den ersten Blick aussah wie ein Vielfraß... nur hatte er kleine menschliche Hände. Das einem Dachs nicht unähnliche Tier, verteidigte seine Beute, ein Hybriden-Kind, dass vielleicht von seiner Mutter im Wald ausgesetzt worden war... oder verkauft, da sich die Familie für es schämte und seinen Anblick nicht mehr ertragen hatte. Es war nicht mehr zu erkennen, welches Tier dieses einst menschliche Wesen verändert hatte. Es hatte Fell, aber sonst war es nur noch Futter für den Vielfraß-hybrid. Sie hatten hier einem Tier ein anderes zum Fressen vorgeworfen. Einer war übrig geblieben und griff nun die Wand an, über der Grimm hervor lugte. Nichts menschliches war mehr ihn diesen glühenden Augen. Grimm trollte sich und ging weiter den Gang entlang. Das nächste Zimmer erschreckte weniger dadurch, dass es zur Zeit keinen Hybriden beherbergte, sondern vor allem durch seine Funktionalität. Das einzige Möbelstück war ein Bett. Erst begriff Grimm vielleicht nicht, aber als er das niedliche Kleidchen und die vier metallenen Ketten an den Bettpfosten entdeckte, zog sich etwas in seinem Innern zusammen und ließ ihn würgen. Er stolperte wieder hinaus und schaute sich nach Juna um, die in der Nähe der Kammer mit dem Echsenmann am Boden kauerte und ihn mit weit aufgerissen Augen ansah. Trotzdem musste er weiter gehen. Er musste wissen was das hier für ein Ort war, wo sie Echsen die Haut abzogen, Hybriden gegeneinander kämpfen ließen und... schlimmeres taten, was die Seele zerstörte. In der nächsten Zelle klickerte es leise und unwillkürlich huschte ein kalter Schauer über Grimms Rücken. Das Wesen hinter der massiven Tür hatte deutlich zu viel von einer Spinne, als einem Menschen. Man hatte ihm die Beine zu kurz amputiert, so dass es hilflos am Boden lag. Der halb menschliche Kopf hatte aber noch scharfe Beißwerkzeuge, mit denen er gerade recht erfolgreich seinen linken Arm auffraß. Als er Grimms Schatten vor der Tür bemerkte erklang ein hohes schrilles Geräusch aus seinen Kiefern, dass Menschen sicher nicht hören konnten. Er schrie:
„TÖÖÖTEE MIIICHHH!“
In einer Tiersprache die Grimm nicht verstand, aber die Verzweiflung klang trotzdem mit. Er musste hier weg! Er durfte nicht so enden! Er hatte gedacht, es wäre ihm schlimm dort unten ergangen? Nein! DAS hier war schlimm! Er musste sich abwenden.
Der nächste Raum war anscheinend ein Art Wartezimmer. Es standen sogar gepolsterte Möbel herum und kleine Tische auf denen Essen serviert werden konnte. Die Menschen, oder Monster die hier her kamen um sich die „Freaks“ anzusehen bezahlten anscheinend gut für ihr vergnügen und ließen es sich dann dem entsprechend gut gehen. Grimm hatte es fast geschafft.
Der letzte Raum offenbarte ein Sammelsurium an ausgestopften Tieren...oder Tiermenschen, oder das was sie einmal gewesen waren. Er war wie ein Schaukasten voller Grußseligkeiten aufgebaut, die die Besucher empfingen und auf die „Monster“ danach vorbereiteten. Grimms Kehle schnürte sich zu. Er konnte kaum atmen unter den Blicken der toten Hybriden, die ihn von den Wänden anstarrten. Er konnte aber auch nicht wieder hinaus gehen oder seinen Blick abwenden. Anklagend sah ihm ein Ratten-ähnlicher Mann entgegen. Sein Kopf ähnelte dem des Nagetiers, aber sein Körper war aufrecht und stark. Er war über und über mit Fell bedeckt, aber man konnte zu gut die menschlichen Knochenstrukturen unter dem Tier erkennen. Seine toten Augen waren durch gläserne ersetzt und er stand auf einer Art Rollwagen, für den Transport bereit. Verkauften sie diese Kuriositäten hier sogar? Hybriden waren verhasste Wesen, abscheulich und hatten keinen Wert in der Gesellschaft... keinen Wert für „normale“ Gesellschaften. Das hier war bei Leibe nicht normal! Und Grimm beschloss, dass er Junas Vater niemals kennen lernen wollte, sollte er wirklich ihr Vater sein. Denn welches Wesen konnte dies einem anderen Wesen antun?
Nur der Mensch!

Grimm dreht sich gerade zum Gehen, als er einen erstickten Laut von hinten hörte. Er ahnte, dass er zu lange hier gewesen war. Er ahnte, dass er doch mit Juna hätte fliehen sollen! Er war noch in dem Raum mit den ausgestopften Wesenheiten, als er Juna am Eingang vorbei flitzen sah. Er sah sie und kurz darauf hörte sie ihre Stimme:
„Vater! Du bist schon zurück! Ich... „
Etwas klatschte und etwas schlug gegen die Wand die Grimm vom Gang trennte. Juna wimmerte.
„Entschuldige Vater. Ich wollte nur...“
Eine tief männliche Stimme donnerte:
„ICH HABE DIR VERBOTEN HIER HERUM ZU LAUFEN! ...Warum hörst du nie! Jetzt muss ich dich wieder bestrafen und du weißt, dass mit das keine Freude bereitet.“
Irgendwie ahnte Grimm, dass das nicht so ganz der Wahrheit entsprach. Er hatte lange genug unter Lügnern gelebt um solche zu erkennen.
„Geh auf dein Zimmer und warte dort! Ich komme gleich zu dir!“
Dann sah Grimm aus seiner Deckung heraus Juna an der Tür vorbei laufen. Mit einer Hand hielt sie sich die Schläfe, mit der anderen Hand machte sie eine Geste, die Grimm gebot zu bleiben wo er war. Gleichzeitig hörte er schwere Schritte sich entfernen und kurz darauf die tiefe Stimme brummen, als sie den Wächtern draußen neue Befehle gab. Es war leise, aber Grimm konnte erahnen, dass der „Vater“ jetzt eine weile nicht gestört werden wollte und die Wächter vor dem Eingang weg schickte. Vielleicht konnte Grimm nun fliehen...? Vielleicht war dies nun seine letzte Möglichkeit diesem Albtraum zu entgehen? Er konnte warten, bis der Vater zu seiner Tochter ging und sich dann unbemerkt hinaus schleichen. Die Chancen standen gut nicht entdeckt zu werden. Wenn er das Gelände richtig einschätzte, dann war hier der „offizielle“ Eingang und damit sein Weg in die Freiheit. Er hörte die Schritte wieder näher kommen und ein stämmiger Mann kam an dem Durchgang vorbei. Er war groß und wirkte stark. Grimm erkannte ihn als den Mann der die Hunde befehligt hatte. Jetzt war er vorbei und der Weg war frei. Juna hatte ihm diesen kleinen Moment erkauft...

Nur zu welchem Preis?
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Montag 12. März 2018, 19:37

Das Erste was Grimm merkte war der Geruch. Blut und nasses Fell hingen schon in der Luft seit er in das Verließ getreten war, doch nun kam etwas anderes hinzu. Tod, Verwesung, Rott....Angst. Es kam von der Zelle vor ihm. Die schwere Tür hatte ein vergittertes Fenster geradeso in seiner Reichweite. Ohne weiter nachzudenken, stellte sich der Junge auf die Zehenspitzen und lugte hindurch.

Ein Echsenmann lag auf dem Boden, gekettet an die Wand. Teile seiner Haut waren entfernt worden, wie Streifen. Das Fleisch seiner Arme, Brust, sogar ein Teil seines Gesichts lag blank. Eiter subbte frei hervor und man konnte die nassen Musklen sehen. Grimm ließ sich langsam wieder nach unten ab, in seiner Brust ein eisiger Knoten. Seine Augen waren weit aufgerissen und es fühlte sich an als ob sich seine Kehle zuschnürte. Sein Kopf ging langsam in Richtung der anderen Zellen.

Eine kleine Arena mit einem wild gewordenen Hybriden. In seinem Armen ein halb verschlungenes Kind mit Fell. Ein wildes Fauchen, ein Biest das vergessen hatte. Blut und rohes Fleisch, das von seinen Lefzen tropfte. Grimm ging weiter.

Ein Raum eingenommen von einem Bett. Ketten an den Enden zum Binden. Ein Kleid zu klein für eine erwachsenen Frau. Ein Gestank, der von Schreien, Schweiß und alten wohlbekannten Schrecken sprach. Grimm ging weiter.

Ein Geräusch erklang hinter ihm, ein schreckerfülltes Schluchzen. Der Junge schaute zurück. Juna kauerte vor der Zelle des Echsenmenschen und er sah in ihren Augen puren Horror. Hatte sie nicht gewusst was hier passierte? Oder schlichtweg so getan, solange sie es nicht mit eigenen Augen sah? Grimm drehte sich um und ging weiter.

Nächste Zelle, nächster Schrecken. Dieser groß und breit, mit einem scharzen Panzer. Die Beine waren acht gewesen, bevor man sie abgetrennt hatte. Haut im Gesicht, abgerissen von Chitin dass darunter presste. Breite Zangen, die am eigenen Arm fraßen. Wahnsinn in zu vielen Augen. Ein Schrei, schrill und laut und unverständlich. Voll mit Pein und Schmerz. Grimm stolperte weiter.

Er rannte durch ein Zimmer, guckte sich nicht um. Er musste weg, raus, fort! Er stieß die Tür auf. Seine Füße blieben an der Schwelle hängen und er fiel zu Boden. Er schüttelte kurz den Kopf und richtete sich auf, blickte hoch.

Und starrte in das tote Gesicht einer menschengroßen Ratte, vorgebeugt auf zwei Beine und mit menschlichen Zügen. Ausgestopft und zu Schau gestellt. Einer von von vielen in einer Ansammlungen aus morbiden Leichen und Trophäen, eingefangen in Haltungen aus Grauen und Wahnsinn.

Der Junge schrie. Kein Ton kam über seine Lippen, keine Luft fuhr durch seine Kehle, doch er schrie. Schrie in seinem Geiste voller Schrecken. Und über seinen Schreien ertönte das hämische Lachen Thrandils und das kalte Wetzen von Messern. Grimm kauerte nun an der Wand, sein Rücken gepresst gegen den Stein. Zitternd vor Kälte trotz der Kleider. Wie konnte man anderen Wesen so etwas antun? Wie konnte man nur!? Das war Wahnsinn! Schrecken und Schmerz ohne Grund. Die Männer hier, sie taten diese Dinge. Alle diese Dinge! Für Spaß! Für Geld! Sie folterten, brachen und missbrauchten Hybriden wie Grimm....wie Juna....für SPASS!? Thrandil sollte der Einzige sein. Er und seine Handlanger sollten die Einzigen sein und sie waren tot. Warum waren da mehr? WARUM!?

Grimm atmete hart und schnell nun. Etwas warmes floss seine Arme runter. Er schaute runter und merkte erst da, dass er seine Klauen so tief in seine Haut gekrallt hatte, dass es blutete. Er ließ los, langsam und steif. Starrte auf die Krallen. Auf die Dinge, die man aus ihm rausreißen würde. Weil sie...falsch waren...

„Vater! Du bist schon zurück! Ich... „, hörte er Juna hinter sich sagen im anderen Raum

Etwas klatschte hart. Grimm spürte, wie ein Körper gegen die Wand flog, an die er lehnte. Ein leises schmerzerfülltes Wimmern von Juna. „Entschuldige Vater. Ich wollte nur...“

„ICH HABE DIR VERBOTEN HIER HERUM ZU LAUFEN! ...Warum hörst du nie! Jetzt muss ich dich wieder bestrafen und du weißt, dass mit das keine Freude bereitet.“, donnerte der Mann. Tief war seine Stimme, doch zitterte sie ein wenig. Wut...und Freude? „Geh auf dein Zimmer und warte dort! Ich komme gleich zu dir!“ Nicht Freude...

Lust.

Grimms Herz wurde kalt. Alles wurde plötzlich still, als diese letzte, schreckliche Wahrheit in seinen Geist sank. Eine Wahrheit, die er schon befürchtet hatte. Schon geahnt hatte. Und die nun bewiesen war, auf die schrecklichste Weise. Ein Mann zu stark und mächtig für sein Kind. Ein Herz, tot und grausam. Ein Vater, der sich freute seiner kranken Tochter wehzutun. Ein Vater, der mit einem Lächeln zusah wie sein Sohn für immer aus seinem Leben verschwand.

Ulf, der Junge verschwand. Das Biest verstummte. Thrandil grinste. Und Grimm ließ Hass in sein Herz.

Grimm richtete sich auf. Er wartete, bis sich die die brummende Stimme verstummte. Befehle wurden gebellt. Wächter entfernten sich. Schwere Schritte stapften aus dem Raum, folgten dem leisen Tapsen eines verängstigten Mädchens. Grimm wartete.

Ihm kam der Gedanke zu gehen. Es wäre möglich gewesen. Einfach zur Tür raus und wegrennen. Juna würde nicht wollen, dass er Ärger bekam. Sie würde den Schmerz hinnehmen, wie so häufig. Es ertragen. Bis sie brach, die Seele. Bis Wahnsinn Einzug fand und alles erstickte. Sie würde nicht entkommen können. Sie würde nicht kämpfen können. Sie wäre allein...

Grimm richtete sich auf und trat leise aus dem Raum. Der schwitzigen Duftspur folgend schritt er durch die Gänge. Seine Ohren konnten das schwere Atmen des großen Mannes hören. Das Schlucken des Speichels, der sich in seinem Mund ansammelte. Die schweren Schritte, die widerhallten auf dem steinernen Boden und bald von einem anderen Schallen ersetzt werden würden.

Da war keine Entscheidung. Genauso wenig wie es Entscheidung gewesen war Thrandil und die anderen zu töten. Es gab nur das Monster. Das Monster, dass er erlegen musste. Heißes Blut und kaltes Herz...

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Freitag 16. März 2018, 18:20

Ein Geräusch erklang hinter ihm, ein schreckerfülltes Schluchzen. Der Junge schaute zurück. Juna kauerte vor der Zelle des Echsenmenschen und er sah in ihren Augen puren Horror. Hatte sie nicht gewusst was hier passierte? Oder schlichtweg so getan, solange sie es nicht mit eigenen Augen sah? Oder das er es sah? Sie hatte ihn vor diesem Grauen hier fern halten wollen, hatte nicht gewollt, dass er sah, was sie zerstört hatte. Sie hatte ihn vor dieser Erfahrung retten wollen... ...Grimm drehte sich um und ging weiter. Er musste es wissen!

Nächste Zelle, nächster Schrecken.

(Musik)

Die Männer hier, sie taten diese furchtbaren Dinge. Alle diese Dinge! Für Spaß! Für Geld! Sie folterten, brachen und missbrauchten Hybriden wie Grimm....wie Juna....für SPASS!? Thrandil sollte der Einzige sein. Er und seine Handlanger sollten die Einzigen sein und sie waren tot. Warum waren da mehr? WARUM!?

Grimm atmete hart und schnell nun. Etwas warmes floss seine Arme runter. Er schaute runter und merkte erst da, dass er seine Klauen so tief in seine Haut gekrallt hatte, dass es blutete. Er ließ los, langsam und steif. Starrte auf die Krallen. Auf die Dinge, die man aus ihm hier an diesem Ort ausreißen würde. Weil sie...falsch waren...

„Vater! Du bist schon zurück! Ich... „
, hörte er Juna hinter sich sagen im anderen Raum. Etwas klatschte hart. Grimm spürte, wie ein Körper gegen die Wand flog, an die er lehnte. Ein leises schmerzerfülltes Wimmern von Juna.
„Entschuldige Vater. Ich wollte nur...“
„ICH HABE DIR VERBOTEN HIER HERUM ZU LAUFEN! ...Warum hörst du nie! Jetzt muss ich dich wieder bestrafen und du weißt, dass mit das keine Freude bereitet.“

, donnerte der Mann. Tief war seine Stimme, doch zitterte sie ein wenig. Wut...und Freude?
„Geh auf dein Zimmer und warte dort! Ich komme gleich zu dir!“
Nicht Freude...
Lust.
Grimms Herz wurde kalt. Alles wurde plötzlich still, als diese letzte, schreckliche Wahrheit in seinen Geist sank. Eine Wahrheit, die er schon befürchtet hatte. Schon geahnt hatte. Und die nun bewiesen war, auf die schrecklichste Weise. Ein Mann zu stark und mächtig für ein Kind. Ein Herz, tot und grausam. Ein Vater, der sich daran erfreute seiner kranken Tochter wehzutun. Ein Vater, der mit einem Lächeln zusah wie sein Sohn für immer aus seinem Leben verschwand.
Ulf, der Junge verschwand. Das Biest verstummte. Thrandil grinste. Und Grimm öffnete dem Hass die Tür in sein Herz.
Grimm richtete sich auf. Er wartete, bis sich die die brummende Stimme verstummte. Befehle wurden gebellt. Wächter entfernten sich. Schwere Schritte stapften aus dem Raum, folgten dem leisen Tapsen eines verängstigten Mädchens. Grimm wartete. Die Kälte in ihm gab ihm die nötige Ruhe und Berechnung um seine nächsten Schritte zu planen.
Ihm kam der Gedanke zu gehen. Es wäre möglich gewesen. Einfach zur Tür raus und wegrennen. Juna würde nicht wollen, dass er Ärger bekam. Sie würde den Schmerz hinnehmen, wie so häufig. Es ertragen. Bis sie brach, die Seele. Bis Wahnsinn Einzug fand und alles erstickte. Sie würde nicht entkommen können. Sie würde nicht kämpfen können. Sie wäre allein... immer allein in diesem Zimmer. Grimm richtete sich auf und trat leise aus dem Raum. Der schwitzigen Duftspur folgend schritt er durch die Gänge. Seine Ohren konnten das schwere Atmen des großen Mannes hören. Das Schlucken des Speichels, der sich in seinem Mund ansammelte. Die schweren Schritte, die widerhallten auf dem steinernen Boden und bald von einem anderen Schallen ersetzt werden würden.
Da war keine Entscheidung. Genauso wenig wie es Entscheidung gewesen war Thrandil und die anderen zu töten. Es gab nur das Monster. Das Monster, dass er erlegen musste. Heißes Blut und kaltes Herz...
Grimms Sinne fokussierten sich und selbst der leise knirschende Staub unter seinen nackten Füßen flüsterte ihm zu, dass er das nicht sehen wollte. Trotzdem liefen seine Beine weiter. Muskeln spannten sich, Gelenke bewegten sich gehorsam und doch schrie irgendetwas in ihm die ganze Zeit, er solle weg laufen. Das hier würde kein gutes Ende nehmen.

Er hörte den Atem des Mannes, den Juna „Vater“ nannte. Er schnaufte und Grimm näherte sich dem Zimmer mit dem Bett. Ein Licht im Innern ließ Schattenspiele auf dem Boden tanzen. Der Hybrid streckte die Finger, denn seine Krallen wollten sich schon wieder in seine Handflächen bohren. Langsam ging er näher. Schritt für Schritt kam der Türrahmen in Sicht und die nur halb geschlossene Tür ließ vermuten, dass „Vater“ sich sehr sicher fühlte und keine Störung erwartete. Grimms hagere Gestalt trat in den Spalt und in Sekunden bohrte sich das Bild in seine Netzhaut.

„Vater“ stand vorm Bett. Er trug keine Hosen mehr und sein schmutziges Hemd bedeckt nur knapp seinen Hintern. Seine behaarten Beine steckten noch in seiner Gewandung fest. Sein linkes Hosenbein war um seine Waden gewickelt und er strampelte gerade um es ebenfalls los zu werden. Gleichzeitig nahm Grimm noch etwas anders wahr.
...Das hier war „ihr“ Zimmer.
Das hier war ihre persönliche Harax-ebene. Sein Geruchsinn kannte den Geruch von Resignation, aber das hier ….das stank nach Wahnsinn. Wo er anfänglich noch geglaubt hatte, sie wüsste nicht was hier passierte, erschlug ihn nun noch einmal die Wahrheit mit voller Stärke. Sie wusste es nicht nur, ihr Verstand versuchte jeden Tag ihres Lebens diesen Ort hier zu verdrängen. Er sah sie.
Juna hatte gerade wohl ihr süßes kleines Kleidchen übergeworfen und strich sich gerade mit merkwürdig fremden Blick ein paar Falten glatt. Sie lächelte sogar, als würde sie sich freuen, als würde ihr gefallen, was nun kommen würde. Sie griff nach einer Haube auf den Kissen und stülpte sie sich über ihren Kopf. Grimm musste so ihren fremdartigen Gesichtsausdruck nicht mehr mit ansehen. Der Großteil ihres bepelzten Gesichts wurde verhüllt. Sie griff nach dem vorderen Saum und hob ihn soweit hoch, dass man ihre nackten Schenkel sehen konnte. Sie steckten in langen Wollstrümpfen, die ihr bis über die Knie gingen. Fast hätte man sie jetzt für ein ganz normales Mädchen halten können... fast, wenn da nicht dieser leere Blick gewesen wäre. Als sie sich nun brav auf die Bettkante vor ihren Vater setzte und die Beine spreizte, knackte irgendetwas in Grimms Kopf. Das Tier in ihm jaulte auf, biss um sich, wollte frei gelassen werden, denn das hier war einfach nur falsch und nicht mit seinem Tier vereinbar. Alles in der Natur folge Jahrtausend alten Gesetzen. Sein Wolf wollte nur noch fliehen oder töten, aber keine Sekunde länger dem hier zusehen. Das ganze wirkte einfach zu fremd, zu falsch und doch in Junas Verhalten, in ihren Bewegungen so selbstverständlich, als hätte sie niemals etwas anders gelernt, etwas anderes getan. Ihr Mund unter dem Schreier lächelte zu ihrem Vater auf. Mit einem Grunzen richtete sich der bullige Mann auf und hatte sich nun von seiner Hose befreit. Mit einem langen Schritt näherte er sich Juna und nahm Grimm so die Sicht auf sie. Eine Hand wanderte nach vorne und Grimm konnte nicht sehen, was der Mann da tat, wollte es auch gewiss nicht. Juna gab einen leise quietschenden Laut von sich, der in den Ohren des Hybriden wie ein Startschuss wieder hallte.

(Bitte Pm für Absprache lesen.)
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Montag 19. März 2018, 21:56

(Der folgende Post ist mit Absprache des Mods geschrieben worden)

Grimm folgte den schweren Schritten bis zu dem Zimmer. Dem Zimmer mit dem Bett. Die Tür war halb offen. Man war sich seiner nicht bewusst. Ein Licht schien nun und ließ Schatten hin und her tanzen, wenn sich Juna und ihr Vater vor dem Licht bewegten. Der Junge schaute auf seine geballten Fäuste, auf den Rinnsal an Blut der an ihnen herunter trickelte. Mit Mühe streckte er die Finger auf, ließ die Krallen frei hängen. Dann trat er in die Tür.

Er sah den Mann vor ihm stehen, Rücken zugewandt. Seine Hose hatte er sich entledigt. Er schüttelte sein fettes Bein um sie komplett loszuwerden. Er sah auch Juna, nun mit dem kleinen, kurzen Kleidchen bedeckt, auf dem Bett sitzend. Ihre Augen leer und dumpf. Ein totes Lächeln auf dem Gesicht. Sie nahm eine Haube, die auf dem Kissen lag und bedeckte ihren Kopf damit. Doch Grimm hatte genug gesehen.

Dies war ihr Zimmer.

Jeden Tag war sie hier, umgeben von gebrochenen, wahnsinnigen Wesen. Von Tod und Leid. Und in diesem Zimmer selbst wurde sie...dem Hybriden lief ein Schauer über den Rücken. Sein Herz raste nun. Sein Blut rauschte nun heiß und laut durch seine Ohren. Er spürte wie sein Kiefer knirschte, so hart biss er seine Zähne aufeinander. Er sah, wie Juna den Saum ihres Kleidchen hebte. Die langen Strümpfe, so rein und unschuldig. Wie sie ihre Beine spreizte und ihr totes Lächeln zeigte, brav und ordentlich. Wie ein Tier dass man zu oft geschlagen hatte. Dass man immer noch schlug...

Irgendetwas knackte in Grimms Kopf. Das Biest heulte wie wild nun. Es verlangte Flucht oder Kampf. Es brüllte, biss und keifte. Rage wütete in Grimms Kopf. Ulf weinte, doch wurde zur Seite geschoben. Grimm bleckte die Zähne und spürte wie Geifer von seinen Lippen tropfte. Er knurrte nicht. Knurren war eine Warnung. Die würde es hier nicht geben. Er sah den Mann nach vorne greifen. Er hörte Juna quietschen.

Grimm hörte auf zu denken.

Er spürte, wie sich seine Beine anspannten. Wie seine Krallen über den Boden wetzten, als er nach vorne sprang. Stoff riss, als seine Finger in den großen breiten Rücken schlugen. Nicht zu verfehlen. Er hörte ein überraschtes Grunzen. Er sah den nackten Nacken vor sich. Die Muskeln unter der Haut sich winden, als die Beute sich begann umzudrehen. Er riss den Mund auf und biss zu.

Seine Fängen drangen in die Haut ein. Er schmeckte salzigen Schweiß, Fett und eisernes Blut. Nicht tief genug. Er musste zum Knochen. Sein Kiefer spannte sich an, die Zähnen drangen tiefer. In seinen Ohren klingelte ein Aufschrei, ein Brüllen. Etwas packte ihn beim Haar. Zerrte, ruckte. Grimm wollte nicht loslassen, doch er verlor den Halt. Er biss härter zu. Etwas reißte.

Die Welt drehte sich für einen Moment. Oben war unten, unten war oben. Dann rammte sich die Wand mit voller Wucht in Grimms Rücken. Er keuchte. Etwas Feuchtes fiel aus seinem Mund und auf dem Boden. Sein Kopf schmerzte und Sterne tanzten vor seinen Augen. Grimm schüttelte sich, versuchte die Orientierung wiederzugewinnen.

"Argh! Scheiße!", hörte er jemanden fluchen. Der Mann. Er blickte auf. Junas Vater starrte ihn an, eine Hand am Nacken, rot vor Blut. Seine Augen blitzen voller Wut. "Du verdammte Töle!" Grimm knurrte und rappelte sich auf. Seine Klauen krallten sich in den Boden, als er nach vorne sprang auf allen vieren. Er dachte nicht. Er zögerte nicht. Er wollte nur töten. Das Monster töten!

Er sah den Schlag nicht kommen. Sein Kopf ruckte schlagartig zur Seite und er wurde zu Boden geschleudert. Der Mann rieb sich die recht Faust. "Na warte, du..." Grimms Welt drehte sich schon wieder. Ein Puckern hallte durch seinen Schädel. Es wurde rasch durch ein heißen Zerren ersetzt, als er an seinen Haaren hochgezogen wurde.

Er blickte in die wütenden Augen des Mannes. Eine blut-befleckte Hand schloss sich um seinen Nacken. Seine Luftröhre wurde zugequetscht. Der Junge schnappte nach Luft, vergebens. Er schnarrte vor Schmerz und Wut und langte nach vorne. Seine Hand krallte sich in das große Gesicht. Der Mann schlug sie zur Seite wie eine Fliege. Grimm umschlang dem Arm, versuchte den Druck zu verringern. Er sah Blut fließen, als seine Krallen sich in die Haut bohrten. Zu langsam, zu wenig. Zu stumpf um dem Mann weh zu tun.

Luft wurde knapp. Schwarze Flecken schwebten im Blickfeld. Grimm keuchte. Seine Beine zappelten. Er spürte etwas an seinen Zehen. Etwas langes, hartes. Er trat zu. Der Mann schrie vor Schmerz und ließ ihn los. Grimm fiel zu Boden, hustend und nach Luft schnappend. Seine Ohren zuckten. Etwas kam auf ihn zu. Er warf sich zur Seite.

Ein Stuhl knallte auf den Boden, wo er vor wenigen Augenblicken noch gewesen war. "Ich bring dich um!", brüllte der Mann und hob das hölzerne Möbelstück wieder hoch. Grimm sprang nach vorne, durch die Beine durch. Das Krachen hinter ihm verriet, dass der Stuhl den zweiten Schlag nicht überlebt hatte. Er wirbelte herum, krallte sich ein zweites Mal in den Rücken. Er sah den Nacken, sah das Stück das er herausgerissen hatte. Er langte danach, versuchte mit schnappenden Kiefer näher zu kommen.

Der Mann warf sich nach hinten. Die Wand krachte ein weiteres Mal gegen Grimms Rücken. Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und er keuchte vor Schmerz. Sein Griff lockerte sich. Er wurde abgeworfen. Wieder ein Schlag gegen den Kopf. Er schmeckte Blut. Sein eigenes.

Grimm sah hoch. Sah den Mann über sich aufragen, wie ein Berg. Er sah die Wut, die Mordlust. Dann sah er Juna, auf dem Bett. Juna, in dem verfluchten, schrecklichen Kleid. Die Ketten an den Seiten. Wieder wurde Grimm das Blut kalt und eine tiefe, rasende Wut füllte seinen Schädel. Er blickte hoch zum Mann, der seine Faust erhoben hatte. Er sah ihm in die Augen. Der Mann zögerte. Angst flackerte auf in seinem Blick, als er das kalte, hasserfüllte Gesicht des Jungen sah.

Grimm zögerte nicht. Er griff zwischen die Beine seines Gegners. Seine Finger fanden, was sie suchten und mit einem zähnefletschenden Knurren packte er zu. Klauen gruben, Klauen rissen. Eine Faust ballte sich. Ein Arm ruckte. Und ein Mann schrie wie auf wie am Spieß, als Grimm ihn mit aller Kraft das Gemächt abriss.

Blut sprühte. Ein schwerer Körper fiel zu Boden, als der Mann zusammenbrach. Grimm richtete sich langsam auf, warf das Stück Fleisch beiseite und blickte hinunter auf das Monster. Sein Atem ging schwer. Er spürte Blut seine Kopf hinunter rennen. Doch die Wut löschte alles aus. Hass war ein gutes Schmerzmittel.

"Fass sie nicht AN!", knurrte er.

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Dienstag 20. März 2018, 19:21

Kaum brach der Kampf los, sprang Juna mit einem entsetzten Schrei rückwärts auf das Bett. Sie zog sich in die hinterste Ecke zurück und umklammerte seitlich den Bettpfosten. Mit riesigen Augen verfolgte sie das Geschehen. Grimm und der „Vater“ schenkten ihr ohnehin keine Beachtung und schlugen auf sich ein. Der eine wild, der andere brutal. Beides machte ihr Angst und ließ sie zittern.

"Du verdammte Töle!"
Grimm knurrte und rappelte sich gerade auf. Er hatte einen guten ersten Angriff gelandet und sein Gegner blutete leicht aus langen Striemen am Rücken und einer tiefen Bisswunde am Nacken. Jetzt sprang er nach vorne. Er sah den Schlag nicht kommen. Er wurde zu Boden geschleudert. Der Mann rieb sich die recht Faust.
"Na warte, du..."
Grimm wurde an seinen Haaren hochgezogen. Er blickte in die wütenden Augen des Mannes. Eine blut-befleckte Hand schloss sich um seinen Hals. Seine Luftröhre wurde zugequetscht. Der Junge schnappte nach Luft, vergebens. Seine Hand krallte sich in das große Gesicht. Der Mann schlug sie zur Seite wie eine Fliege. Grimm umschlang dem Arm, versuchte den Druck zu verringern. Dann trat er seinem Gegner in die Weichteile. Der Mann schrie vor Schmerz und ließ ihn los. Grimm fiel zu Boden, hustend und nach Luft schnappend. Aber er hatte nicht gut getroffen, denn der Vater erholte sich schnell und schnappte sich einen Stuhl, den er nach dem Jungen warf.
„Ich bring dich um!"
, brüllte der Mann und hob das hölzerne Möbelstück wieder hoch. Grimm sprang nach vorne, durch die Beine durch. Das Krachen hinter ihm verriet, dass der Stuhl den zweiten Schlag nicht überlebt hatte. Er wirbelte herum, krallte sich ein zweites Mal in den Rücken. Er sah den Nacken, sah das Stück das er herausgerissen hatte. Er langte danach, versuchte mit schnappenden Kiefer näher zu kommen. Der Mann warf sich nach hinten. Die Wand krachte ein weiteres Mal gegen Grimms Rücken. Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und er keuchte vor Schmerz. Sein Griff lockerte sich. Er wurde abgeworfen. Wieder ein Schlag gegen den Kopf. Er schmeckte Blut. Sein eigenes.
Grimm sah hoch. Sah den Mann über sich aufragen, wie ein Berg. Er griff zwischen die Beine seines Gegners. Seine Finger fanden, was sie suchten und mit einem zähnefletschenden Knurren packte er zu. Klauen gruben, Klauen rissen. Eine Faust ballte sich. Ein Arm ruckte. Und ein Mann schrie wie auf wie am Spieß, als Grimm ihn mit aller Kraft das Gemächt abriss. Blut sprühte. Ein schwerer Körper fiel zu Boden, als der Mann zusammenbrach. Grimm richtete sich langsam auf, warf das Stück Fleisch beiseite und blickte hinunter auf das Monster. Sein Atem ging schwer. Er spürte Blut seine Kopf hinunter rinnen. Doch die Wut löschte alles aus. Hass war ein gutes Schmerzmittel.
"Fass sie nicht AN!"
, knurrte er leise, als Drohung viel zu spät geäußert, aber als Warnung sehr passend, damit sich der Mann nicht noch mal an seinem „Kind“ vergriff.

Grimm stand nun seinerseits breitbeinig vor dem blutenden Haufen Dreck, aber musste keinen Angriff mehr fürchten. Das was er dem Mann angetan hatte, ließ ihn nur noch vor Schmerzen wimmern und bei dem rapiden Blutverlust würde auch das bald vergehen. Vielleicht hatte der Abschaum noch etwas sagen wollen, aber das war ihm nun nicht mehr möglich. Der Mann presste sich beide Hände fest gegen den Unterleib und röchelte stoßweise. Grimm starrte ihn nur von Hass erfüllt an.
Doch dann war da plötzlich Juna, die an ihm vorbei huschte und ihren zuckenden Vater in die Arme zog. Sie jaulte leise auf und drückte ihn an sich. Dann sah sie langsam zu Grimm auf und ihr Blick jagte ihm Angst ein.
„GEH WEG!“
Sie presste den Kopf des Mannes so fest an ihre Brust, dass dieser Probleme mit dem Atmen bekam. Sie bemerkte es nicht einmal. Ihre Kopfbedeckung, die kleine Haube war ihr vom Kopf gerutscht und hing schräg an ihren Bändern auf ihrer Schulter. Ihre Augen zuckten und quollen fast aus ihrem Kopf, als sie erneut schrie:
„GEH WEG UND KOMM NIE WIEDER!!!“
Sie krampfte und schluchzte gleichzeitig.
„ICH HASSE DICH!“
Sie drückte ihren Vater noch fester an sich und seine Haut begann von blutleer blass zu bläulich tot zu wechseln.
„DU BIST NICHT MEIN FREUND!“
Tränen rannen heiß aus ihren Augen, aber sie schrie immer wieder:
„GEH WEG! GEH WEG! GEH WEEEG!!!“
Wenn sie weiter so schrie würden die Wachen sie womöglich doch noch hören. Ihre Stimme wurde immer schriller und sie immer panischer. Vielleicht war es diese grauenhafte Frequenz die Grimm begreifen ließ, dass diesen Mädchen nicht zu retten war.
„GEEEEEEIIIIIIIIHHHHHHHHHHHHHHH!“
Sie schlug mit der Stirn gegen die Stirn ihres Vaters immer wieder. Sie riss an seinem schlaffen Leib herum. Rammte sich dabei die eigenen Krallen ins Fleisch und wiegte den Leichnam ihres Peinigers in ihren Armen. Es war ein grausames Bild, dass sie abgab. Das kleine Mädchen, halb Fuchs, halb Mensch, in einem Kleid, das für all die Grausamkeiten der Welt zu stehen schien. Sie saß in einem See aus Blut, dem Blut, dass sie hervor gebracht und geschändet hatte. Ihr Wahnsinn war nicht die Furcht vor ihrem Vater, ihr Wahnsinn war aus einem anderen Gräuel geboren worden. Einem Gräuel, dass entstand, wenn man nie beschützt, nie geliebt, nie umsorgt worden war. Sie kannte nichts anderes als diese grausame Welt und Grimm hatte ihr gerade alles genommen was sie kannte. Ihr Schmerz richtete sich also gegen ihn.
Immer und immer wieder schaukelte sie ihren Vater und presste ihr Gesicht in das seine. Grimm musste zusehen, wie etwas in ihr zerbrach, etwas dass sie bisher zusammen gehalten hatte. Auch wenn dieser Mann nicht gut zu ihr gewesen war, so war er doch alles was sie geformt hatte. Und diese Form, die bekam nun Risse. Grimm erkannte dieses Gefühl. Es war ihm auch ein zwei mal sehr nah gekommen, aber hier lag es schonungslos offen und riss seine Welt in Stücke. Mit Grauen sah er, dass Juna begann ihren Vater zu beißen. Erst einmal, dann leckte sie seine Wange und weinte bitterlich dabei. Dann noch einmal, nur diesmal stärker. Sie hielt das Stück Wangenfleisch einen Moment zwischen den Zähnen und schluckte es dann. Dann hielt sie nichts mehr und sie begann ihren Vater vom Kopf her aufzufressen und es sah nicht so aus, als ob sie damit von selbst aufhören würde.

Grimm musste sich nun entscheiden.

Überließ er Juna ihrem Schicksal und folgte ihrer Bitte zu gehen?
Erlöste er sie aus ihrem Wahnsinn und schenkte er ihrer geschundenen Seele Frieden?
Oder versuchte er dieses Mädchen zu retten und mit ihr zu fliehen?
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Grimm » Montag 16. April 2018, 19:58

Blut tropfte auf den Boden. Grimms Atem ging schwer. In seinem Inneren rumorte es immer noch. Wut, die durch seine Adern floss wie heißes Feuer. Doch nun kam Angst hinzu. Klein, schleichend und kalt pochte es in seiner Brust. Er hatte es wieder getan. Er hatte gemordet...

Der Mann röchelte und wimmerte. Grimm schaute auf ihn hinunter. Er lebte noch. Der Junge hob die Hand, fast zur Entschuldigung. Dann sah er seine blutbefleckten Krallen und zuckte zurück. In seinem Kopf drehte sich alles. Hass, Furcht, Verwirrung. Das alles wirbelte in einem Strudel in seinem Schädel, behinderte sein Denken. Er hatte nur getan, was richtig war. Er hatte Juna retten müssen. Sie leidete!

Er drehte sich um zu dem Mädchen, öffnete den Mund um etwas zu sagen. Sich nach ihr zu erkundigen. War sie verletzt? Sie zu beruhigen. Sie war sicher.Doch er kam nicht weit. Juna steiß ihn beiseite und eilte an die Seite ihres Vater. Warum? Um Rache zu nehmen?

„GEH WEG!“, schrie sie plötzlich. Ihre Augen waren voller Hass auf Grimm gerichtet. Sie zuckten, quollen fast aus den Höhlen. „GEH WEG UND KOMM NIE WIEDER!!!“

"Wa-", begann Grimm.

„ICH HASSE DICH! DU BIST NICHT MEIN FREUND!GEH WEG! GEH WEG! GEH WEEEG!!!" Junas Schreie wurden immer panischer, immer schriller. Sie starrte ihn nicht einmal mehr an, ihre Augen blicklos in die Luft gerichtet, als ihr Gesicht sich fast schon grotesk in ihrer Panik, Wut und Hass verzog. Sie hämmerte ihre Stirn gegen den leblosen Kopf ihres Vaters. Wieder und wieder. Härter und härter. Grimm hörte Knochen knacken und wich zurück. Dann begann sie zu beißen. Ihre Zähne schlugen in die Wange ihres toten Erzeugers und begannen die Haut zu zerreißen. Sie schluchzte, gluckste und grunzte wiederholt als ihr Verstand zerbrach. Dann wandte sie sich ein letztes Mal zu Grimm um, mit blutverschmierten Mund und Augen voller Wahnsinn. „GEEEEEEIIIIIIIIHHHHHHHHHHHHHHH!“

Grimm floh.

Er rannte einfach nur. Rannte weg von seinen Taten. Rannte weg von dem Wahnsinn, von dem Horror, von den Schmerzen. Er stieß die Tür auf. Fußsohlen trappelten auf Gras. Heiße Tränen und kalte Furcht peitschten ihn fort. Fort. Nur fort von hier.

Doch egal wie schnell er rannte, entkommen konnte er Junas Kreischen nicht. Und Thrandils grausamen Lachen.

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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 18. April 2018, 08:57

Grimm floh.

Er rannte einfach nur. Rannte weg von seinen Taten, rannte weg von dem Wahnsinn, von dem Horror, von den Schmerzen. Er stieß die Tür auf. Fußsohlen trappelten auf Gras. Heiße Tränen und kalte Furcht peitschten ihn fort. Fort. Nur fort von hier. Es nahm seine Umgebung nur verschwommen war, wischte sich reflexartig mit dem Arm über die Augen, doch es wurde nicht besser, denn die Tränen liefen weiter. Er rannte den Gang hinunter, den sie gekommen waren. Er kam an der Tür vorbei, vor der Juna ihn gewarnt hatte und kurz schien das Grollen dahinter ihn zuflüstern zu wollen: „Öffne die Tür und ich beende dein Leid!“, aber Grimm hatte noch zu viel Lebenswillen, als das er sich selbst umbringen würde. Eben jener Lebenswille hatte ihn dazu gebracht zu fliehen. Er lief fort von diesem Ort voller Grauen und Wahnsinnigen! Hinter sich hörte er noch lange Junas Schluchzen, zusammen mit den schmatzenden Geräuschen, als sie ihren Vater auffraß. Vielleicht hörten seine Ohren nicht einmal mehr wirklich die Laute, aber sein Gehirn spielte sie ihm immer wieder vor, wie eine Platte, die einen Sprung hatte. Das was er hier erlebt hatte, hatte Spuren in ihm hinterlassen.

Grimm floh.

Er floh vor seinen Erinnerungen, vor Thrandils bösem Lachen, vor Junas irren Schreien, vor seiner Tat, seinem Hass und seiner Wut. Irgendwo tief in seinem Innern wusste er zwar, dass er nicht anders hatte handeln können, dass er es wieder so tun würde. Er wusste, dass es richtig war, doch Junas Reaktion war einfach zu ...zu FALSCH!! Sein Gehirn konnte einfach nicht begreifen, was da passiert war und wollte es auch nicht. Wie verkorkst musste eine Seele sein um so... Nein, er wollte es nicht nachempfinden, also rannte er. Seine Beine taten das einzig richtige. Sie brachten ihn fort aus dieser Haraxebene.

Grimm floh

und er sah nicht zurück. Er sah nicht die Männer am Rande seines Sichtfeldes, die durch seine Flucht aufgeschreckt wurden und auch nicht, dass einige ihm nach setzten. Er sah nicht, dass andere in die Tunnel des Berges eilten um ihren Anführer zu Hilfe zu eilen. Es wäre eh zu spät, aber das wussten sie nicht. Grimm wusste es aber und allein diese Sicherheit ließ ihn noch schneller laufen. So schnell, als könnte er vor seinen Erinnerungen davon laufen, es hinter sich lassen.
Ein Bolzen traf einen Baum dicht neben ihn, doch er merkte es nicht. Es interessierte nicht.

Grimm floh.

Er rannte auf eine Wand aus Baumstämmen zu, an einem verdutzt schauenden Mann, der gerade eine Tür darin einen Spalt geöffnet hatte. Er huschte hindurch, hörte nicht seine Schreie, lief einfach weiter. Er hörte auch nicht das Pfeifen, die Rufe nach den Hunden, er rannte.

Grimm floh.

Er hetzte durch einen lichten Wald, spürte kaum das weiche Moos unter seinen Füßen. Er sprintete einen kleinen Hügel hinunter, lief durch einen Bach, der kaum sieben Schritt breit war. Er folgte ihm eine Weile, stolperte wie die schnellen Stromschnellen über glatte Felsen und Geröll. Er fror, war nass, die Lunge brannte, die Beine schmerzten, kleine Risse von peitschenden Ästen zogen sich über seine Haut, doch von alle dem merkte er nichts.

Grimm floh.

Der Tag wurde zur Nacht, die Nacht wurde zum Tag. Die Landschaft veränderte sich, doch er rannte weiter, bis das Schicksal ihm ein Bein stellte und ihn fallen ließ. Er schlug hart auf, stieß sich den Kopf und selige Finsternis umarmte seinen Geist.

Grimm floh nicht mehr.



(weiter bei:Wohin führt mein Weg

((ooc: An dieser Stelle findet ein Mod-Wechsel statt. Der nächste Post wird an einem anderen Ort vom neuen Erzähler gesetzt und hier verlinkt.))

(((Danke, für die Entlastung und euch beiden weiterhin viel Spaß!)))
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Erzähler » Dienstag 18. Februar 2020, 08:41

(Sophia kommt von: Flucht in die Nacht)

„Warum muss ich auf sie aufpassen?!“
, drang eine quengelnde helle Stimme in Sophias Bewusstsein.
„WEIL ICH ES SAGE!“
Au! Hätte er nicht leiser sprechen können? Diese Stimme kannte sie, aber so laut und mit ihren Kopfschmerzen, war es kaum zum aushalten. Sie gehörte dem Anführer und er hatte schlechte Laune. Wahrscheinlich nervte ihn die Kleine schon länger.
„Ich hab wegen ihr schon meine Chance auf Beute heute Morgen verpasst. Lass mich gehen, ich übernehme dafür auch die Nachtwache.“
„NEIN! Und jetzt gib Ruhe!“
Irgendetwas murmelte sie noch, aber Sophia hörte Schritte näher kommen, gefolgt von einem Rascheln. Vielleicht hatte sie gerade vorgehabt die Augen zu öffnen, aber vielleicht war es klüger, erst einmal so zu tun, als schliefe sie noch. Tatsächlich bemerkte sie plötzlich einen leichten Zug an ihren Handgelenken und Füßen. Toll... sie war gefesselt! Dann entfernten sich die kleinen Schritte wieder ein Stück und sie hörte ein genervtes Schnaufen und ein *Plumps* als diese sich irgendwo nieder fallen ließ. Eine Weile blieb sie instinktiv still liegen und lauschte in sich hinein.
Ihr Kopf schmerzte und ihre linke Hüfte musste wohl auch grün und blau sein, genauso wie ihre Schulter. Ach ja, sie war vom Dach gefallen... nein, eher geschubst worden.

(Sophia ist verletzt)

Eben jenes Mädchen, welches sie mit irgendetwas geschlagen hatte, bewachte sie nun. Langsam wurden Sophias Gedanken wieder klar und sie lauschte in sich hinein. Außer der Prellung an Hüfte und Schulter hatte sie eine ordentliche Beule etwas oberhalb der linken Schläfe, die noch ordentlich pochte und Feuchtigkeit verklebte ihr Gesicht auf dieser Seite. Kopfwunden bluteten immer stark, aber diese hatte schon aufgehört zu nässen. Wie lange sie hier schon lag war unmöglich einzuschätzen. Etwas weiches lag unter ihr und es roch nach Erbrochenem, was alle anderen Gerüche hier überdeckte. Wahrscheinlich war es ihr eigenes, dem Geschmack in ihrem Mund nach zu urteilen. Ansonsten konnte sie ein stetiges dumpfes Gemurmel von irgendwo hören. Es hallte seltsam und irgendwo plätscherte auch Wasser.

Bald konnte sie kaum noch still liegen, irgendwann siegte die Neugierde und Sophia öffnete vorsichtig das von allen Geräuschquellen abgewandte Auge. Das erste was sie sah war einer aus groben Felssteinen behauene Wand, so scharfkantig, dass sie für keinen Wohnbereich gemacht war. Hier war Geröll übereinander geschichtet worden. Vielleicht ein Fundament, oder... Sie wusste nichts darüber. Sie rollte ein wenig das Augen im schmerzenden Kopf und sah dann so etwas wie einen Vorhang, der diesen Bereich von einem anderen abteilte. Wollte sie mehr sehen, musste sie den Kopf drehen, was mehr Schmerzen versprach oder eben beide Augen öffnen. Von ihrer Wächterin hörte sie gerade nicht viel mehr als ihr leises Atmen und ein wiederkehrendes Rascheln.
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Re: Tief in Jorsas Eingeweiden

Beitrag von Sophia » Mittwoch 19. Februar 2020, 13:49

Sophia entschied sich dafür das zweite Auge zu Öffnen, sie wollte nicht gleich weitere Schmerzen Riskieren sondern erst einmal soviel wie möglich in Erfahrung bringen.
Sie war gefesselt und in Irgendeinem Keller oder ganz wo anders, jedenfalls schätzte sie dass es Unterirdisch war.
Sie vernahm das Plätschern von Wasser, oder zumindest vermutete sie das. Leider konnte sie keine Gerüche ausmachen außer dem Geruch des erbrochenen. Es viel ihr schwer wirklich klare Gedanken zu fassen, der Schmerz an ihrer Schläfe war zu ablenkend dennoch versuchte sie sich zu Konzentrieren. Da sie gefesselt war konnte sie sich nicht wirklich bewegen, aber sie tastete mit ihren Fingern soweit es ging herum, vielleicht fand sie etwas Nützliches. Dabei viel ihr der Stein ein den sie sich in den Ärmel geschoben hatte und sie hoffte das er noch da war. Bevor sie das jedoch richtig überprüfen konnte zuckte ein Schmerz durch ihren Kopf und sie Stöhnte auf. Sie hatte sich bei dem Versuch ein wenig zu sehr bewegt und dabei den Kopf leicht gedreht. Die Beule schmerzte und sie kniff die Augen zusammen damit der Schmerz aufhörte, zumindest hoffte sie dass dies geschehen würde.
Dies war jedoch vergebens, das einzige das passierte war das sie sich zusätzlich noch verschluckte und begann zu Husten. Dabei zuckte sie natürlich komplett zusammen und der Schmerz wurde stärker und fast unerträglich, sie zog schon reflexartig die Beine an den Körper während sie vor Schmerz stöhnte und nur darauf hoffte das der Schmerz abebbte.
Innerlich verfluchte sie sich selbst, sie hasste dieses Missgeschick, denn ein Überraschungsmoment hatte sie jetzt nicht mehr. Durch das Husten und Stöhnen musste sie einfach bemerkt werden, oder vielmehr die Tatsache das sie Wach geworden war.
Dennoch wollte sie noch in ihrem Ärmel Überprüfen ob der Stein da war, sie musste einfach wissen ob sie ihn verwenden konnte oder ob sie sich was anderes überlegen musste.

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