Die Gemächer der roten Dame

Beinahe schlicht und dennoch prachtvoll ist der Palast Jorsans. Er wirkt fast wie eine kleine Stadt inmitten der Stadt mit all seinen Anbauten und häuserartigen Türmen.
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Zanfar Aval'athil
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Dienstag 27. Dezember 2016, 16:04

Auf Eridas Einwurf, dass sie noch eine glaubhafte Geschichte für ihr Wissen über Bodovicas Aufenthaltsort brauchten, brummte der Nichtgenannte zustimmend. Auch er stimmte mit Chasin überein, dass es genug Gerüchte gegeben haben musste.
„Es gibt sicher Genug Möglichkeiten, die sich Boten, aber ihr habt recht, es schadet nicht, eine glaubhafte Geschichte zu finden und sie mit Tatsachen zu untermauern. Niklas san Walsing wird uns sicher mit ein paar ausführlichen Informationen weiterhelfen können und den Rest müssen wir zusammenstellen. Sicher schadet es auch nicht, selbst in Grandessa nach zu forschen.“
Dann schwieg er erneut und lauschte den Beiden Frauen. Dabei kam er nicht umhin, sich zu fragen, was die verzierte Flasche für die Wassermagierin wohl bedeuten mochte. Aber das war ganz offensichtlich kein Thema für den heutigen Tag. Offensichtlich berührte sie das Geschenk sehr.

Und noch etwas weckte sein Interesse. Chasin schien sich von der ‚Lähmung‘ ihrer Gefühle mehr und mehr zu lösen.
Nach ihrer Vorstellung nickte er ihr zustimmend zu und musste ihr warmes Lächeln einfach erwidern, auch wenn es allenfalls an seinen Augen ablesbar war.
„Was soll ich sagen, ich liebe lange Spaziergänge und Sonnenuntergänge und am liebsten Tanze ich im Frühling mit den Schmetterlingen über die Wiese.“
Entgegnete er trocken auf Eridas Frage.
„Aber ansonsten klingt es nach einer guten Idee unsere Garderobe mit etwas Unauffälligem auf zu stocken - und wir sitzen hier ohnehin schon zu lange im Palast fest. Etwas frischer Stadtgestank wird uns guttun. Möchtet ihr uns begleiten oder sehen wir uns später wieder?“
Er meinte, was er sagte, auch wenn seine Position als Leibwächter um einiges Schwieriger im Gedränge der Stadt wurde, sehnte er sich nach einem Tapetenwechsel. Und möglicherweise auch nach einem Kleidungswechsel, nachdem er Fünfzehn Jahre mehr oder weniger immer dasselbe getragen hatte.
Der Abschied von meinen Nichtgenannten Roben fällt mir überraschend leicht … ob sich das noch ändert? Oder will ich es vielleicht nicht mehr sein? Aber wo sollte ich sonst hin gehören …

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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. Januar 2017, 16:26

"Was für Dinge sollte ich also so über euch wissen, wenn wir schon zusammen auf ein Haraxfahrtskommando gehen?"

Ich habe ihr doch schon meine Fähigkeiten genannt, was ...? Meint sie mich oder Zanfar?
Die Tha'Roon blinzelte zweimal schnell und erhob sich dann langsam zu voller Größe, um im gleichen Bewegungsablauf eine formvollendete Verbeugung zu machen und wie immer, wenn es um offizielle Vorstellungen ging, ergriff sie das Wort.
"Ich bin Chasin Halona de Mondragil, Tochter des Nebels, Gesandte des Friedens und der Weisheit, Diplomatin der Tha'Roon. Dies ist mein Begleiter, treuer Freund und Wächter meines Leibes. Sein Name ist: Nichtgenannter."

Eridas Brauen hoben sich. Weniger erstaunt, sondern eher skeptisch. Das weiß ich doch, dachte sie in nüchternem Ton, eine Spur Missmut kam auf. Und er heißt Zanfar.
Nach Chasins Vorstellung nickte er ihr zustimmend zu und musste ihr warmes Lächeln einfach erwidern, auch wenn es allenfalls an seinen Augen ablesbar war.
„Was soll ich sagen, ich liebe lange Spaziergänge und Sonnenuntergänge und am liebsten Tanze ich im Frühling mit den Schmetterlingen über die Wiese“, entgegnete er trocken auf Eridas Frage
und erntete prompt ein knöchernes, aber ehrliches Lachen - sie schien diese verbalen Kabbeleien tatsächlich zu mögen. Wenigstens hat er die Frage verstanden..., auf das eine gewisse Ernüchterung folgte: Aber dann also eben nicht. Oder ihnen fällt gerade einfach nichts anderes ein. Für einen kurzen Moment musterte sie Chasin mit kritisch gefurchter Stirn.
Nein, Ihr habt wirklich nicht verstanden, was ich wollte, oder? Egal. Vorerst.
Ihr Blick schweifte dann geistesverloren durch das Zimmer, während sie Zanfars weiteren Worten zuhörte und eine zunehmend grüblerische Miene zeigte.

'Frischer Stadtgestank', das muss ich mir merken.
"Für Einkäufe dürfte es jetzt bereits ein wenig spät sein, oder hattet ihr spezielle Adressen im Sinn?", merkte sie beiläufig an und erinnerte damit daran, dass binnen der nächsten Stunde wohl mit dem Einruch der Nacht zu rechnen war - diese kurzen Tage waren jahreszeitlich bedingt einfach noch zu schnell vorbei. "Oder denkt ihr eher an so etwas wie einen Tavernenbesuch?" Die alte Magierin sah die beiden abwartend an und schien es von ihnen und ihren Plänen abhängig zu machen, ob sie sie noch begleiten würde oder nicht.
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Chasin Halona de Mondragil » Dienstag 24. Januar 2017, 09:43

Zanfars Lächeln erreichte auch seine Augen und wärmte ihr Herz. Ja, da war es wieder! Dieses Potpourri aus wunderbaren Gefühlen von Freundschaft, von Zusammengehörigkeit und einer Prise Heimat.
Dann sah sie wieder die Wasserzauberin an und stockte.
Wenigstens hat er die Frage verstanden... Aber dann also eben nicht. Oder ihnen fällt gerade einfach nichts anderes ein.
Für einen kurzen Moment musterte sie Chasin mit kritisch gefurchter Stirn.
Nein, Ihr habt wirklich nicht verstanden, was ich wollte, oder? Egal. Vorerst.
Dann hättet ihr sagen wollen, was ihr genau wissen wollt.
, erwiderte Chasin im Geiste sachlich und legte den Kopf leicht schräg. Ungestellte Fragen waren ihr immer ein Rätsel gewesen und diese nun auch im Geiste ihrer Verbündeten zu lesen, hinterließ einen unangenehmen Nachhall, den Chasin jedoch zum Glück nicht weiter bewertete.
Der Blick der Magi schweifte dann geistesverloren durch das Zimmer, während sie Zanfars weiteren Worten zuhörte und eine zunehmend grüblerische Miene zeigte.
'Frischer Stadtgestank', das muss ich mir merken.
"Für Einkäufe dürfte es jetzt bereits ein wenig spät sein, oder hattet ihr spezielle Adressen im Sinn?"
, merkte sie beiläufig an.
Spezielle Adressen? Wieder ein versteckter Hinweis auf irgendetwas? ...Diese Frau sagt nicht, was sie meint. Wir sind hier unter uns. Ist sie eine jener Menschenkinder, die sich dadurch mehr geschätzt vorkommen, wenn sie ihr Gegenüber erst entschlüsseln lassen, was sie sagen wollen? Viele Menschen machen das. Besonders bei Hof. Dort ist es fast ein „Muss“, aber sie sagte doch, sie wollte es einfach...? Oder gehört das zum Spiel des Kennenlernens, wie sie es will? Will sie subtil sein?
Diesmal war es Chasin die vermeintlich alte Frau leicht kritisch musterte. Auch sie wollte ihre neue Weggefährtin kennen lernen und studierte eingehend ihre Verhaltensweise.
"Oder denkt ihr eher an so etwas wie einen Tavernenbesuch?"
Chasin war noch nie in einer dieser Tavernen gewesen, also besaß auch dieser Vorschlag eine gewisse Anziehung. Die alte Magierin sah die beiden abwartend an und schien es von ihnen und ihren Plänen abhängig zu machen, ob sie sie noch begleiten würde oder nicht. Binnen der nächsten Stunde war mit dem Einbruch der Nacht zu rechnen war - diese kurzen Tage waren jahreszeitlich bedingt einfach noch zu schnell vorbei, also warf die Tha’Roon diesen Umstand ein.
„Ich halte es für meine Person nicht für ratsam im Dunkeln durch die Straßen zu laufen. Ich würde lieber gern diese Nacht noch zum ausgiebigen Ruhen nutzen und in aller Frühe dann einen städtischen Schneider aufsuchen um hiesige Kleidung zu erwerben.“
Damit sah sie Zanfar an, ob dieser ihr in dieser Einschätzung zustimmen würde. Aber selbst wenn er Lust darauf hätte diese Nacht noch für lange Spaziergänge und Sonnenuntergänge und Tanz mit Schmetterlingen über Wiesen zu nutzen, selbst dann würde sie sich ihm anschließen. Sie waren schon immer gleichberechtigte Partner gewesen, nur in der Offensichtlichkeit, da war sie sein Schild und er ihr Schwert gewesen. Jetzt da er das Schweigen abgelegt hatte, jetzt konnte sich selbst an diesem Umstand etwas ändern, sofern er das wollte.
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Dienstag 24. Januar 2017, 21:02

"Für Einkäufe dürfte es jetzt bereits ein wenig spät sein, oder hattet ihr spezielle Adressen im Sinn?", merkte sie beiläufig an und erinnerte damit daran, dass binnen der nächsten Stunde wohl mit dem Einruch der Nacht zu rechnen war - diese kurzen Tage waren jahreszeitlich bedingt einfach noch zu schnell vorbei. "Oder denkt ihr eher an so etwas wie einen Tavernenbesuch?" Die alte Magierin sah die beiden abwartend an und schien es von ihnen und ihren Plänen abhängig zu machen, ob sie sie noch begleiten würde oder nicht.
„Sprecht ihr von Hehlern und dem Schwarzmarkt? Bedauere, der Dienst für die Botschafterin hat gänzlich verhindert, dass ich solcherlei Kontakte knüpfen konnte. Mein Zeitgefühl ist einfach nur etwas aus dem Takt.“
"Oder denkt ihr eher an so etwas wie einen Tavernenbesuch?"
Ergänzte Erida ihre Frage.
Chasin Antwortete ihr:
„Ich halte es für meine Person nicht für ratsam im Dunkeln durch die Straßen zu laufen. Ich würde lieber gern diese Nacht noch zum ausgiebigen Ruhen nutzen und in aller Frühe dann einen städtischen Schneider aufsuchen um hiesige Kleidung zu erwerben.“
Damit sah sie Zanfar an, ob dieser ihr in dieser Einschätzung zustimmen würde.

Der Nichtgenannte nickte leicht, als Chasin ihre Bedenken und Pläne äußerte.
„Ich muss gestehen, mir wäre sehr nach einem entspannten Tavernen Abend mit ein paar Bier, aber gerade jetzt ein solches Risiko ein zu gehen wäre töricht. Ich rechne nicht wirklich mit übergriffen – oder damit, dass wir sie nicht überstehen würden, aber gerade jetzt wäre es unklug. Davon ab, ich werde meine Aufgabe als Leibwächter nicht so offensichtlich vernachlässigen, während wir hier sind. Das hieße, es wäre ohnehin kein entspannter Abend – zumindest nicht für mich. Ich schließe mich also Chasins Einschätzung an. Vielleicht können wir das tiefergehende Gespräch ein andermal nachholen. Ich danke Euch jedenfalls für Euren Besuch.“
Er deutete eine kleine Verbeugung in Richtung Erida an.

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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. Februar 2017, 22:59

„Sprecht ihr von Hehlern und dem Schwarzmarkt?" Schon der erste Teil der beiläufig klingenden Erwiderung löste bei der Magierin Erheiterung und Neugier aus, aber zunächst keinen gedanklichen Kommentar - zumindest keinen verbalen. "Bedauere, der Dienst für die Botschafterin hat gänzlich verhindert, dass ich solcherlei Kontakte knüpfen konnte. Mein Zeitgefühl ist einfach nur etwas aus dem Takt.“
Verstehe. Aber ansonsten hättest du dich um so etwas gekümmert? Gut zu wissen, vermerkte die Magierin gedanklich, wobei die Erheiterung blieb.

Sie sah zu Chasin, als diese ablehnte, sich nachts in fremdes Gebiet zu begehen und nickte verstehend in schlichtem Akzeptieren. Und auch Zanfars Erklärung fand ihr stummes Verständnis, was sich nach seinen Worten lediglich in einem bedächtigen Nicken äußerte.
"Es gibt für alles seine Zeit", meinte sie sehr gelassen und lächelte leicht. Auch den dezenten Beginn einer Verabschiedung nahm sie nahtlos auf und strich sich in beiläufiger Geste eine Falte der Robe glatt.
"Also wünsche ich noch eine störungsfreie Nachtruhe und meinen Dank für den Tee." Das Lächeln vertiefte sich zu einem Schmunzeln, auch wenn nicht ganz klar werden mochte, warum. Es wirkte lediglich wie eine versöhnliche Gesichtsmimik, ohne dass sie sich dabei über jemanden lustig gemacht hätte. Ein ebensolches Zublinzeln folgte, bevor sie sich zur Tür begab.
"Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit!" Mehr als eine Floskel - es klang ehrlich. Kurz darauf war die kauzige Magierin den Flur entlang verschwunden... sich den Kamin neugierig einmal näher ansehen, den der rotgewandete Herr zuvor benutzt zu haben schien. Aber nachdem sie dort absolut nichts Ungewöhnliches fand, ging sie schulterzuckend zu ihrem eigenen Gästezimmer.
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Chasin Halona de Mondragil » Donnerstag 2. Februar 2017, 08:53

Der Nichtgenannte nickte leicht, als Chasin ihre Bedenken und Pläne äußerte.
„Ich muss gestehen, mir wäre sehr nach einem entspannten Tavernen Abend mit ein paar Bier, aber gerade jetzt ein solches Risiko ein zu gehen wäre töricht. Ich rechne nicht wirklich mit Übergriffen -“
Ich ehrlich gesagt schon... Ein Dunkelelf in Jorsa hat immer ein gewisses Gefahrenpotenzial.
„ – oder damit, dass wir sie nicht überstehen würden, aber gerade jetzt wäre es unklug. Davon ab, ich werde meine Aufgabe als Leibwächter nicht so offensichtlich vernachlässigen, während wir hier sind. Das hieße, es wäre ohnehin kein entspannter Abend – zumindest nicht für mich. Ich schließe mich also Chasins Einschätzung an. Vielleicht können wir das tiefer gehende Gespräch ein andermal nachholen. Ich danke Euch jedenfalls für Euren Besuch.“
Er deutete eine kleine Verbeugung in Richtung Erida an und Chasin schloss sich an. Die Verabschiedung war eingeleitet und Chasin war dankbar dafür. Die letzten Tage, Stunden, Minuten hatten viel gefordert und die Tha’Roon sehnte sich nach einigen letzten Momenten der Ruhe, bevor sie ihr Abenteuer unter Feinden begannen.
"Es gibt für alles seine Zeit"
, meinte die Magierin sehr gelassen und lächelte leicht.
"Also wünsche ich noch eine störungsfreie Nachtruhe und meinen Dank für den Tee."
Das Lächeln vertiefte sich zu einem Schmunzeln, auch wenn nicht ganz klar werden mochte, warum. Es wirkte lediglich wie eine versöhnliche Gesichtsmimik, ohne dass sie sich dabei über jemanden lustig gemacht hätte. Ein ebensolches Zublinzeln folgte, bevor sie sich zur Tür begab.
"Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit!"
Mehr als eine Floskel - es klang ehrlich und Chasin konnte auch keine Hintergedanken in ihren Augen lesen. Kurz darauf war die kauzige Magierin den Flur entlang verschwunden. Sie sah ihr schweigend und etwas nachdenklich hinterher.
Wenn man bedenkt, dass in diesem gealterten Körper eine junge Frau steckt... Sie macht das wirklich gut mit dem „kauzig“...
Auf Chasins Lippen bildete sich ein zartes Lächeln und dieses kündete auch einmal mehr davon, dass sie ihre emotionslose Phase überwunden hatte. Als sie dann zu Zanfar sah, lag etwas trauriges in ihrem Blick. - Schuld -
„Mein Freund, ...ich muss dich um Verzeihung bitten. Die letzten „Experimente“ sind wohl ausgeufert. Ich habe früher nicht bemerkt, wie weitreichend sich meine Fähigkeiten auswirken können.“
Kurze prägnante Worte, aber damit sprach sie leicht verschleiert das Thema seiner und auch ihrer durcheinander geratenen Gefühlswelt an. Früher hatte sie zwar auch schon ihre Fähigkeit des Sendens eingesetzt, aber da war ihr nie aufgefallen, dass sie selbst danach auch etwas verloren hatte. Im Nachhinein war dieser Umstand auch vollkommen logisch nachvollziehbar, da sie ja zu diesem Zeitpunkt noch keine Vergleichswerte gehabt hatte. Ihre emotionale Armut war damals ein Dauerzustand gewesen. Erst durch ihre Reisen und letztendlich durch Zanfar hatte sie wirklich die Möglichkeit gefunden, ihre Mächte zu erforschen. Leider war hierbei nun ein negativer Faktor aufgetreten, den es zukünftig zu berücksichtigen galt.
Sie sah ihn an und hob ihm langsam ihre Hand entgegen, hoffend, dass er ihre entschuldigende Geste annahm.
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Donnerstag 2. Februar 2017, 21:05

Die letzten Worte Eridas, bevor sie die Räumlichkeiten der Botschafterin der Tha’Roon verließ, ließen auf eine gute Zusammenarbeit hoffen. Und der Nichtgenannte sah der Zusammenarbeit ebenso mit Freude entgegen, wenn auch nicht der Unternehmung als Ganzes.
Auf Chasins Lippen bildete sich ein zartes Lächeln und dieses kündete auch einmal mehr davon, dass sie ihre emotionslose Phase überwunden hatte. Als sie dann zu Zanfar sah, lag etwas trauriges in ihrem Blick. - Schuld -
„Mein Freund, ...ich muss dich um Verzeihung bitten. Die letzten „Experimente“ sind wohl ausgeufert. Ich habe früher nicht bemerkt, wie weitreichend sich meine Fähigkeiten auswirken können.“

Der Nichtgenannte hatte den Blick noch auf die Türe gerichtet und so hörte er die Traurigkeit in Chasins Stimme nur und sah sie nicht.
Experimente? Du weißt genauso gut wie ich, dass es kein Experiment war. Du hast die Beherrschung verloren, genauso wie ich vorher. Du hattest Angst - genauso wie ich. Aber wir alle machen Fehler.
Er drehte sich erst zu Chasin, als er den Gedanken zu Ende gedacht hatte.
„Was geschehen ist, ist geschehen. Ich hätte nicht so mit dir reden dürfen, ich habe dir Angst gemacht und dich in Bedrängnis gebracht. Die Schuld liegt in gleichen Teilen bei mir.“
Er senkte beschämt sein Haupt.
„Tu es bitte nur nicht wieder Chasin, lass die Experimente Ruhen, um deinet genauso wie um meinetwillen, ich möchte die einzige Freundin, die ich habe, nicht an diese Kraft verlieren.“
Er nahm ihre Hand in seine und drückte sie sachte, dann ließ er sie wieder sinken.
„Ich werde hier noch etwas Ordnung schaffen, geh ruhig zu Bett, das war ein kräftezehrender Tag und ich glaube nicht, dass wir das Glück haben, dass der Morgige ruhiger wird.“
Er begann nahtlos die kaum angerührten Teetassen und das Gebäck weg zu Räumen, ohne auch nur in Betracht zu ziehen, dass Chasin womöglich ihren Tee hatte weiter trinken wollen. Auch ihm schien der lange Tag zu gesetzt zu haben.

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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Chasin Halona de Mondragil » Samstag 4. Februar 2017, 08:08

„Was geschehen ist, ist geschehen. Ich hätte nicht so mit dir reden dürfen, ich habe dir Angst gemacht und dich in Bedrängnis gebracht. Die Schuld liegt in gleichen Teilen bei mir.“
Er senkte beschämt sein Haupt.
Das stimmt nicht wirklich. Ich hatte keine Angst... Das ist ein Vorwurf gegen deine Selbstbeherrschung und zeugte davon, dass du wieder vollkommen hergestellt bist, was gut ist, aber deine Schuldgefühle haben dich schon immer die Verantwortung für alles übernehmen lassen. Dabei lag die Verantwortung einzig bei mir, als ich meine Erfahrungen und Empfindungen mit dir teilen wollte. Nur hatte ich nicht ahnen können, dass es so dramatische Auswirkungen hätte. Ich hatte mit einer Schwächung meiner geistigen Essenzen gerechnet, aber nicht mit einer zeitlich begrenzten Abschaltung. Die Intension war rein und gut, aber die Dosierung war schlecht gewählt und...
Die Tha’Roon analysierte noch das Geschehene, als Zanfar weiter sprach.
„Tu es bitte nur nicht wieder Chasin, lass die Experimente ruhen, um deiner genauso wie um meinetwillen, ich möchte die einzige Freundin, die ich habe, nicht an diese Kraft verlieren.“
Er nahm ihre Hand in seine und drückte sie sachte, dann ließ er sie wieder sinken.
„Ich werde hier noch etwas Ordnung schaffen, geh ruhig zu Bett, das war ein kräftezehrender Tag und ich glaube nicht, dass wir das Glück haben, dass der Morgige ruhiger wird.“
Er begann nahtlos die kaum angerührten Teetassen und das Gebäck weg zu räumen. Auch ihm schien der lange Tag zu gesetzt zu haben. Sie war genauso erschöpft und verstand seine Reaktion. Chasin schaute ihm hinterher und beobachtet ihn einen kleinen Moment lang schweigend. Als Tha’Roon konnte sie ihm jedoch unmöglich versprechen, die Experimente gänzlich ruhen zu lassen, aber das wusste er sicher. Sie waren ein Teil ihrer Seele. Das Experimentieren und Forschen gehörte zu ihr und ihrer Rasse wie der Schnee zum Winter. Sie konnte ihm durchaus versprechen, ihre Mächte nicht mehr an ihm zu wirken, aber es so allgemein formulierte zu lassen, war einfach nicht möglich, also stand sie langsam auf und zog ihren Hausmantel enger um die Schultern.
„Auch ich möchte meinen Freund nicht verlieren, deshalb erkläre ich, dass ich diese Fähigkeit nicht erneut bei dir einsetzen werde, außer du bittest mich darum. Die Auswirkungen sind noch zu unberechenbar und der Preis zu hoch, deshalb versprich auch bitte du mir, dass du nicht zulassen wirst, das ICH unsere Freundschaft, zum Beispiel durch meine Unwissenheit in diesen Teilbereichen gefährde. Vielleicht könntest du meinen Schutz durch dich dahingehen neu spezifizieren. ...Ein Gutes hatte das ganze jedoch...“
Chasin ging langsamen Schrittes auf ihr Schlafgemach zu.
„Durch Aktion und Reaktion wissen wir nun, dass ich nicht vollkommen wehrlos bin, sollte in Zukunft eine mich bedrohende Situation entstehen, in der du nicht bei mir bist und mich nicht beschützen kannst.“
Etwas Gutes musste Chasin dem ganzen Schlamassel doch abgewinnen, der fast das zerbrechliche Konstrukt ihrer Beziehung zerfetzt hatte. Die Auswirkungen waren nun deutlich klarer und in Zukunft konnte sie so leichter Risiko und Nutzen gegeneinander abwägen. In Gedanken ging sie tatsächlich schon deutlich schwächere Varianten durch, wie sie ihre Fähigkeit weiter beüben konnte. Eine deutlich leichtere Dosierung, eine zarte Komposition aus Gelb, Elfenbein und Weiß könnte in der richtigen Anwendung durchaus stimulierend auf ihre Beziehung, oder Beziehungen im allgemeinen wirken. In ihrer Anwendung war Chasin noch nicht geübt, aber das hieß nicht, dass sie einfach eine ihrer Mächte aufgeben würde, nur weil sie einen Fehler gemacht hatte. Aus Fehlern waren schon immer die herausragendsten Erkenntnisse entstanden und darüber wollte sie nun auch meditieren. Bevor sie ihre Tür erreichte, wandte sie sich noch einmal zu Zanfar um.
„Du weißt, dass ich dich sehr schätze oder? Ich bin dankbar für jeden Tag, den du an meiner Seite bist, jedem Augenblick, die guten wie die weniger guten. Du hast mein Leben sehr bereichert und ich wünsche mir, dass du glücklich bist. Dafür werde ich arbeiten, forschen und dir immer zur Verfügung stehen, wenn du es willst. Ich richte gerne meine Begehrlichkeiten auf deine Belange aus und hoffe natürlich zu einem gewissen Teil auf Erwiderung.“
So hörte es sich also an, wenn eine Tha’Roon ihre Zuneigung kund tat?
„Wich würde es begrüßen, wenn du deine Annäherung vorsetzen würdest, wenn die Parameter stimmen. Aber ich würde auch zugunsten ...“
Wie hatte er es ausgedrückt?
Sie suchte nach seinen Worten...bzw., seine gedankliche Äußerung, kurz nachdem ihre Beeinflussung sein Ego gestärkt hatte, denn das waren schließlich auch Wünsche, die er in sich trug.
„...... für „einen kleinen Raubzug“, in die Beobachterperspektive zurück treten... „Es gibt schließlich genug Zanfar für Alle“ und ich möchte dir nicht im Wege stehen deinen „asketische Lebensstil zu beenden“...wenn das dein Wunsch ist. Ich wäre dir sehr gerne dabei behilflich.“
Das schlimme war, das das ihr Ernst zu sein schien. So etwas wie Eifersucht kannte sie nicht... noch nicht, bzw. hatte sie noch nicht in ihre eigenen Emotionalisierungen aufgenommen. Bot sie ihm hier gerade tatsächlich an, sich mit Anderen zu vergnügen, wollte nur gerne dabei sein? Oder wollte sie einfach nur gerne dort anknüpfen, wo sie aufgehört hatten?
„Vielleicht reden wir besser morgen darüber weiter. Der Tag war lang und erlebnisreich und es wäre gut, wenn wir ausgeschlafen sind, wenn wir in die Stadt gehen. Ich hatte mich vor unserer Ankunft im Palast auch über kostengünstigere Schneider informiert, die für die sozial korrekte Anpassung unseres Äußeren in Frage kommen. Ein Name wurde dabei immer wieder erwähnt... Mortimer. „Mortimers Nadelkunst“, so heißt der Laden. Diesen würde ich gerne morgen aufsuchen.“
Damit legte sie die Hand an ihre Türklinke und wenn Zanfar nichts einzuwenden hatte, dann würde sie zu Bett gehen, um dort noch ein wenig über das Geschehene zu meditieren und dann zu schlafen.
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Sonntag 5. Februar 2017, 18:25

Chasin stand langsam auf und zog den Morgenmantel enger um sich.
„Auch ich möchte meinen Freund nicht verlieren, deshalb erkläre ich, dass ich diese Fähigkeit nicht erneut bei dir einsetzen werde, außer du bittest mich darum. Die Auswirkungen sind noch zu unberechenbar und der Preis zu hoch, deshalb versprich auch bitte du mir, dass du nicht zulassen wirst, das ICH unsere Freundschaft, zum Beispiel durch meine Unwissenheit in diesen Teilbereichen gefährde. Vielleicht könntest du meinen Schutz durch dich dahingehen neu spezifizieren. ...Ein Gutes hatte das ganze jedoch...“
Chasin ging langsamen Schrittes auf ihr Schlafgemach zu.
„Durch Aktion und Reaktion wissen wir nun, dass ich nicht vollkommen wehrlos bin, sollte in Zukunft eine mich bedrohende Situation entstehen, in der du nicht bei mir bist und mich nicht beschützen kannst.“


Zanfar richtete sich mit dem Tablett auf und nickte.
„Diese Kraft scheint mir wirklich eine hervorragende Verteidigung zu sein.“

Bevor sie ihre Tür erreichte, wandte sie sich noch einmal zu Zanfar um.
„Du weißt, dass ich dich sehr schätze oder? Ich bin dankbar für jeden Tag, den du an meiner Seite bist, jedem Augenblick, die guten wie die weniger guten. Du hast mein Leben sehr bereichert und ich wünsche mir, dass du glücklich bist. Dafür werde ich arbeiten, forschen und dir immer zur Verfügung stehen, wenn du es willst. Ich richte gerne meine Begehrlichkeiten auf deine Belange aus und hoffe natürlich zu einem gewissen Teil auf Erwiderung.“


Wie kann ich das jetzt verstehen?! Wäre dieser Augenblick bei Eridas Besuch nicht gewesen … als sie wie eine Sklavin … Himmel ich dachte ich hätte sie verstanden, aber ich glaube, ich habe immer noch keine Ahnung wer sie wirklich ist.

„Ich würde es begrüßen, wenn du deine Annäherung vorsetzen würdest, wenn die Parameter stimmen. Aber ich würde auch zugunsten ...“
Sie suchte nach seinen Worten...bzw., seine gedankliche Äußerung, kurz nachdem ihre Beeinflussung sein Ego gestärkt hatte, denn das waren schließlich auch Wünsche, die er in sich trug.
„...... für „einen kleinen Raubzug“, in die Beobachterperspektive zurück treten... „Es gibt schließlich genug Zanfar für Alle“ und ich möchte dir nicht im Wege stehen deinen „asketische Lebensstil zu beenden“...wenn das dein Wunsch ist. Ich wäre dir sehr gerne dabei behilflich.“
Das schlimme war, das das ihr Ernst zu sein schien. So etwas wie Eifersucht kannte sie nicht... noch nicht, bzw. hatte sie noch nicht in ihre eigenen Emotionalisierungen aufgenommen. Bot sie ihm hier gerade tatsächlich an, sich mit Anderen zu vergnügen, wollte nur gerne dabei sein? Oder wollte sie einfach nur gerne dort anknüpfen, wo sie aufgehört hatten?


Der Umstand, dass er gerade eine Maske trug, war sehr zu seinen Gunsten, denn ihm fiel die Kinnlade herunter, als Chasin ihm diesen Vorschlag machte.

„Vielleicht reden wir besser morgen darüber weiter. Der Tag war lang und erlebnisreich und es wäre gut, wenn wir ausgeschlafen sind, wenn wir in die Stadt gehen. Ich hatte mich vor unserer Ankunft im Palast auch über kostengünstigere Schneider informiert, die für die sozial korrekte Anpassung unseres Äußeren in Frage kommen. Ein Name wurde dabei immer wieder erwähnt... Mortimer. „Mortimers Nadelkunst“, so heißt der Laden. Diesen würde ich gerne morgen aufsuchen.“

„Ja … tu das, gute Nacht.“
Krächzte er. Die Türe Schloss sich hinter der Tha’Roon.

Wie betäubt schaffte er Ordnung im Raum und trat dann an das Fenster heran um in die Dunkelheit der Nacht hinaus zu starren.
Er war noch immer erschüttert darüber, was heute passiert war. Nicht nur in Hinsicht darauf, dass Chasin sein Innenleben völlig umgekrempelt hatte, sondern auch, weil sie zugestimmt hatten, die Schwester des Königs aus grandessanischer Gefangenschaft zu befreien. Und, weil dem nicht Genug war, erreichte sie auch noch die Nachricht, dass Pelgar gefallen war und sicher einen Rattenschwanz aus Angst und schlechten Entscheidungen mit sich führte.
Wann genau hatte die Welt beschlossen, verrückt zu werden? Und wann genau war es schlimm für ihn geworden, dass Morgheria und das Volk der Dunkelelfen sich über die ganze Welt ausbreitete?
Er schlug die Hände über den Kopf zusammen und seufzte entnervt. So viele Dinge über die er sich klar werden musste … es war, als würde irgendjemand eine wilde ausufernde Party mit Katastrophen und Krisen in seinem Verstand feiern. Ihm wurde schlecht und das erste Mal seit einer ganzen Weile vermisste er seinen besten Freund den Nichtgenannten wieder. Er hätte sich gern mit jemandem ausgetauscht, aber Chasin war im Moment nicht die richtige dafür und es gab niemand anderen, dem er genug vertraute.


‚Viele Probleme haben die Angewohnheit sich auf zu Türmen, bis sie zu einem ausgewachsenen Berg geworden sind, der dich zu zerdrücken droht. Das einzige, was du tun kannst, ist den Berg Stück für Stück wieder ab zu tragen und ein Problem nach dem anderen an zu gehen. Dann erst kannst du Lösungen finden.‘
Das hatte sein Freund ihm damals gesagt, als er sein erstes Jahr bei den Nichtgenannten verbracht hatte. Es war keine schöne Zeit für ihn gewesen, eine, an die er sich nur ungern erinnerte. Die Probleme, vor denen er damals gestanden hatte, waren so nichtig gewesen, dass er sie jetzt nicht mal als solche wahrgenommen hätte. Aber damals waren es unüberwindbare Hindernisse gewesen. Sein Freund hatte ihm Stift und Papier gereicht und ihn gebeten, alles auf zu schreiben. Den Zettel hatte er dann in kleine Schnipsel geteilt, wobei jeder der Papierfetzen ein Problem darstellte. Er hatte einen Punkt aus dem Stapel genommen und ihm gereicht und den Rest für sich behalten.
‚Für heute werden wir uns hiermit beschäftigen, danach sehen wir weiter, einen Schritt nach dem anderen und ehe du dich versiehst, haben wir den Berg abgetragen.‘
Der Nichtgenannte fuhr mit den Fingerspitzen über den abgegriffenen Stoff, der den Griff seines Schwertes umhüllte.
„Du fehlst mir, alter Freund.“
Flüsterte er zu sich selbst.

Er schloss die Vorhänge und ging zu dem großen Sekretär im Raum. Chasins Sinn für Ordnung machte das Finden von Stift und Papier zu einem Kinderspiel und er bereitete einen Bogen vor sich aus. In etwas krakeliger unordentlicher Schrift begann er Stichpunkte zu notieren.

Probleme:
- Die expansions Pläne des Dunklen Herrschers
-> wie stehe ich dazu?
-> wo stehe ich?
- Selbstmordmission zur Rettung der Bodvicas
-> außerhalb der Loyalität gegenüber Chasins, besitze ich diese auch gegenüber Jorsa?
-> wie wichtig ist die Rettung Bodovicas?
-> Warum habe ich nicht um mehr Bedenkzeit gebeten und die verdammte Liste vorher gemacht?
- Chasin und unsere Beziehung
-> was möchte ich von ihr
-> was möchte ich für sie
- Chasins Fähigkeiten
-> ist es in Ordnung einem anderen Wesen Emotionen ein zu geben?
- Zanf Ich
-> wer bin ich?
-> wer will ich sein?


Er seufzte ein weiteres Mal tief und starrte auf den Zettel.
„Eins nach dem anderen, nicht wahr?“
Murmelte er und begann, sich mit den einzelnen Punkten zu beschäftigen. Je mehr er über die Fragen nach dachte, desto mehr wurde ihm klar, dass er mit den letzten beginnen musste.
142 Jahre alt und ich strauchle noch mit der Frage darüber wer ich bin und wer ich sein will. Aber ich habe mich ja auch dazu entschieden, nicht einmal mehr meinen Namen zu benutzen, vielleicht ist eine ‚Daseins Krise‘ da unvermeidbar.
Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und starrte das Papier an. Nach einer Weile des Starrens, in der ihm sein Verstand die Mühe mit völliger Leere über diese Frage belohnte, begann er zu Zeichnen. Eine gerade entstand und kleine Gräser und Blümchen wuchsen darauf, eine strahlende Sonne wurde darüber gezaubert und ein Strichmännchen hüpfte mit einem Grinsen darüber. Der Dunkelelf kicherte leise, dann strich er den ersten Punkt durch:

->wer bin ich?

Stattdessen beantwortete er die Frage danach: wer er sein wollte.
- Ein Mann mit Prinzipien
- Ich möchte die beschützen können, die mir etwas bedeuten
- Ich möchte etwas bewegen, ich möchte diese Welt mit dem guten Gefühl verlassen, dass ich sie besser gemacht habe.
->Warum?
Weil die Welt, so wie sie ist, nicht in Ordnung ist
Ich möchte ein Heim haben, einen Ort an den ich gehöre.


Er starrte eine Weile auf seine letzte Notiz.
Warum bin ich nicht im Orden der Nichtgenannten geblieben? Es war ein Ort, an dem ich glücklich war, an dem ich Freunde hatte, die ich schätzte und ein Ort der Gerechtigkeit – ja der Tod meines alten Freundes schmerzte und ich wollte den Erinnerungen entfliehen, aber … war das alles? Oder war der Orden der Nichtgenannten nicht das richtige für mich?
Er schloss die Augen und erinnerte sich an den Orden. Das Rauschen des Bambus, der seine alte Heimat verbarg, der Duft der Kirschbäume und das klackern von Übungsstäben die aufeinandertrafen, während die Bewohner trainierten. Die täglichen Aufgaben, die dem Geist Frieden und Geborgenheit boten und das Gefühl der Gemeinschaft, dass sie alle verband. Bei so vielen verlorenen und verletzten Seelen hätte man erwarten müssen, dass sie nicht so friedlich miteinander auskamen, aber das Gegenteil war der Fall. Die Meisten dort sehnten sich nach etwas Freundlichkeit und einem Ort, an dem ihre Persönlichkeit akzeptiert wurde. Und genau das bot man im Orden der Nichtgenannten – für den nicht gerade geringen Preis, seine Persönlichkeit zu verlieren.

Das war extrem ausgedrückt und traf nicht vollständig zu, aber es beinhaltete eine Teil-Wahrheit. Wer seinen Namen ablegte für eine generelle Bezeichnung, verlor einen Teil seiner Individualität. Und wie konnte eine Person sich Akzeptieren und mit sich selbst ins Reine kommen, wenn ihr nicht einmal ein Name zu stand?
Viele seiner Brüder und Schwestern hätten ihm widersprochen, hätten ihm verdeutlicht, dass es nicht wichtig war, wie man hieß, dass die Gemeinschaft zählte …
Das mag für sie funktionieren, aber ich glaube nicht, dass es mir guttut. Der Orden bleibt der Einzige Ort, den ich Heimat nennen konnte und ich möchte dorthin zurück kehren … aber gerade jetzt darf ich den Mann der ich war nicht länger ignorieren. Vor allem, weil ich ihn brauche. Der Nichtgenannte kann das, was uns bevor steht nicht alleine lösen... und vielleicht hatte Zanfar ja …
Er stockt in seinen Gedanken, als ihm die Erkenntnis kam.

Ich kann so nicht weitermachen, es gibt nicht den Nichtgenannten und Zanfar. Es gibt nur mich. Zanfar. Ich habe mich verändert und ich hoffe ein besserer Mann geworden zu sein aber ich kann auch nicht länger vor dem davonlaufen, wer ich war und was ich getan habe. Ich bin jetzt nicht vollkommen und ich war damals nicht völlig verdorben.
Er lehnte sich im Stuhl zurück und betrachtete den Stuck an der Decke, während der Gedanke sich festsetzte. Dann streckte er sich einmal kurz und ging die Liste von Anfang an durch.

Die expansions Pläne des Dunklen Herrschers

-> wie stehe ich dazu?
Ein solch großes und schnelles Wachstum sorgt dafür, dass die eroberten Bereiche schwierig zu halten sind und dünnt unsere die Reihen immer weiter aus, weil Truppen erforderlich sind, um die Gebiete zu halten. Selbst wenn es gelingt, all die Ziele zu erreichen, die der dunkle Herrscher sich erhofft, stehen wir vor einer humanistischen Krise. Hungersnöte und Bürgerkriege sind unvermeidbar. Die Gesellschaft, die aus den Konsequenzen dieses Eroberungszuges erwachsen wird, ist selbst für morgherische Verhältnisse katastrophal. Das Volk der Dunkelelfen kann hierdurch nur verlieren, sofern der dunkle Herrscher nicht einen verdammt guten Plan hat, Lebensmittel Versorgung und Fortschritt auf einer erträglichen Stufe zu halten. Und bisher machte das Herrschershaus in dieser Hinsicht nicht den kompetentesten Eindruck auf mich.
Ergo: Wenn die Dunkelelfen eine Chance haben wollen, dass was sie Gesellschaft nennen, zu behalten, müssen sie mit diesem Krieg aufhören! Noch besteht die Chance, Ernten zu retten und Infrastruktur wieder auf zu bauen, aber die Zeit läuft gegen sie und irgendwann gibt es kein ‚anderes Land‘ mehr, dass sie ausrauben können, um sich zu ernähren.
-> eigentlich könnten sie in diesem Zusammenhang auch einmal ihr Gesellschaft Konzept überdenken…

Die Frage ist: Wie kann es sein, dass niemand anderes in ihren Reihen das sieht?! Gibt es einen Plan, eine Möglichkeit, die mir noch nicht aufgegangen ist oder stürzt uns da jemand alle gemeinsam in den Abgrund (und ich rede nicht nur von den Dunkelelfen)? Fallen wir sie gerade Dummheit und Selbstüberschätzung zum Opfer?


Er lachte leise und überrascht auf. Wow, das ist Ketzerei … gut, dass ich gerade in Jorsa sitze, in Morgheria würde mich die eigene Familia dafür einsperren!

-> wo stehe ich?
Ich bin ein Dunkelelf auf der ‚anderen‘ Seite. Ein Abtrünniger. Egal, wie viel ich den Menschen hier helfe, sie werden mich für das, was ich bin, hassen. Und mein Volk wird dasselbe tun, wenn ich gegen es Arbeite.
Aber ich kann ihnen nicht dabei zu sehen, wie sie die bekannte Welt langsam in den Abgrund stoßen. Nicht nur die Menschen leiden unter dem Krieg, auch Dunkelelfen tun das. Nur wenige profitieren wirklich von dem was hier passiert, der Großteil wird leiden und hungern. Und es ist mir nicht egal. Genauso wenig wie mir egal ist, dass ein ganzes Volk sich eine Gesellschaft geschaffen hat, die von Hass und Misstrauen beherrscht wird. Was ist schiefgelaufen, dass ein so langlebiges Volk so fehltreten konnte?
Kann das irgendjemand ändern? Kann ich das ändern?

Überrascht blickte Zanfar auf den Stapel vor sich. Ich scheine dem Kreis der Gelehrten beitreten zu wollen … Chasin und mein alter Freund haben einen schlechten Einfluss auf mich. Aber ich fühle mich Leichter, auch wenn die Situation Grauenhaft ist, es hilft, mir das Ganze von der Seele zu schreiben…
Zuversichtlich griff er zum nächsten Bogen und den nächsten Fragen:

- Selbstmordmission zur Rettung der Bodvicas
-> außerhalb der Loyalität gegenüber Chasins, besitze ich diese auch gegenüber Jorsa?
Mich bindet keine Loyalität an dieses Reich. Aber ich wurde bisher gut behandelt und auch wenn in diesem Reich nicht alles Gut ist, so bietet es doch seinen Bewohnern mehr Chancen, als manch anderes. Es zerstört zu sehen, würde mich traurig machen und ich möchte ihnen helfen, diesen Sturm durch zu stehen. Und das sollte mit dem derzeitigen König passieren, offensichtlich hat er das Herz am rechten Fleck.
-> wie wichtig ist die Rettung Bodovicas?
Das ist die Frage … sie wäre ein Symbol für die Hoffnung, ein Erfolg in einem ansonsten harten Krieg. Demensprechend wäre es wohl hervorragend für die Moral. Ich weiß nicht, wie gut sie war, bevor sie sich ins Unglück stürzte und ob sie im aufkommenden Kampf eine Hilfe sein könnte. Das muss sich wohl noch zeigen … Gefangenschaft ist nie etwas persönlichkeitsstärkendes.
Die Frage ist: Bin ich bereit, wertvollere Leben als ihres dafür aufs Spiel zu setzen?
-> Warum habe ich nicht um mehr Bedenkzeit gebeten und die verdammte Liste vorher gemacht?
:/

Chasin und unsere Beziehung
-> was möchte ich von ihr
Sie bedeutet mir viel. Ich glaube ich liebe sie. Aber ich weiß nicht, ob es klug ist, unsere Beziehung über die Freundschaft hinaus zu erweitern. Sie hat überhaupt keine Erfahrungen in diesen Dingen … und ich bin wirklich katastrophal wenn
es um liebesdinge geht. Sie mag nicht Eifersüchtig sein, aber ich bin es – keine gute Idee. Also: Freundschaft! Um unser Beider willen.
-> was möchte ich für sie
Schwierig. Ich habe immer versucht, ihr mit dem Zugang zu ihren Gefühlen zu helfen, aber ist das gut für sie? Nicht nur, weil es unsere Mission erschwert, auch weil es sie verunsichern könnte. Aber sie scheint es selbst zu wollen, sonst
würde sie nicht darauf hinarbeiten. Und ich mag sie für ihre emotionale Seite. Ich weiß nicht, ob ich noch bei ihr sein wollte, wenn sie ein ‚kalter Fisch‘ wäre und bliebe. Am Ende möchte ich sie in Sicherheit sehen und ich wünsche ihr
das, was ich mir auch ersehene. Einen Ort und Personen, denen sie sich zugehörig fühlen kann.

Er hielt inne und erinnerte sich an ihre Worte zum Thema Intimität … sie wollte durchaus fortführen, womit sie begonnen hatten. Nur das er dafür nicht bereit war. Erst recht nicht, wenn sie zusah. Grundsätzlich störten ihn derlei Dinge nicht… eigentlich war der Gedanke sogar recht Reizvoll - aber wenn Chasin dort säße? Denn dann würde es ihr vielleicht nicht um ihre eigene Lust gehen. Sie wäre dort, um zu analysieren, zu forschen. Ein Schauer fuhr ihm über den Rücken. Um zu Experimentieren.
Er verabscheute es, Angst zu haben, vor allem gegenüber seiner Freundin. Aber er konnte nicht umhin genau das zu empfinden. Dabei warf er ihr keine böse Absicht vor, vielmehr befürchtete er, dass sie es VERSEHENTLICH tun würde. War er da gerade zu hart ihr gegenüber? Aber solange er diese Angst mit sich herumtrug, würde er nicht anders darüber denken oder reagieren können. Es blieb nur zu hoffen, dass die Zeit die Wunden heilen würde.
Schon im Thema angekommen schrieb er weiter:

- Chasins Fähigkeiten
-> ist es in Ordnung einem anderen Wesen Emotionen ein zu geben?
Ich glaube nicht, dass sie überhaupt ein moralisches Dilemma darin sieht. Nach allem, was ich von ihrem Volk gehört habe, scheint gedankliche Manipulation bei ihnen an der Tagesordnung zu stehen …
Das macht es aber nicht richtig. Gerade, nachdem ich selbst mehrmals ‚Kostproben‘ ihrer Fähigkeit bekam … ich kenne kaum etwas, dass mir mehr Angst bereitet. Ich muss versuchen ihr klar zu machen, was sie einem anderen Geschöpf damit an tut … denn wenn sie weiter mit feurigem Eifer ihren Experimenten nachgeht, ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein, wird es sie zum Monster machen. Das schlimmste daran ist: wenn sie ihre Fähigkeiten unter Kontrolle hätte und das ‚Opfer‘ nichts davon mitbekäme, wäre sie eine ungemein große Hilfe. Ungeachtet der Tatsache, dass das, was sie täte Grauenhaft ist!

Das ist das moralische Dilemma dabei. Sie könnte viele Leben retten … indem sie einzelnen Personen schreckliches antut. Ist es also Richtig, darauf zu verzichten, oder ist das Ziel wichtig genug, um sich nicht um den Weg zu scheren?
Aber das ist eine Entscheidung, die ich ihr weder abnehmen kann noch will. Sie sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, was sie da tut, bevor sie eine Entscheidung trifft.

Ich Befürchte, das wird nur eines unserer Dilemma sein. Bevor unsere Reise zu Ende ist, werden wir alle wissen, was für eine Person wir sind und ob wir uns dann noch im Spiegel betrachten können.


Er legte die Feder zur Seite und blies noch ein letztes Mal über die noch feuchte Tinte. Ein nicht unbeachtlich großer Stapel lag neben ihm, jeder Bogen dicht beschrieben mit seiner Handschrift. Vereinzelt waren da Tintenklekse und auch seine Hand und seine Robe hatten etwas abbekommen. Das Öl in der Lampe hatte er bereits einmal nachgefüllt und nun flackerte das Flämmchen bereits wieder. Von draußen hörte er das leise Gezwitscher von Vögeln. Als er zurück zum Fenster ging und die Vorhänge öffnete begrüßte ihn das sanfte Rosa des Sonnenaufgangs.

Er brummte verstimmt und öffnete das Fenster, um frische Luft in den Raum zu lasen. Ein Windstoß ließ die Vorhänge flattern und wehte die Bögen mit den Notizen Zanfars durch den Raum. Fluchend sammelte er das Papier wieder ein und entfachte dann ein kleines Feuer im Kamin.

Niklas hätte diese Aufzeichnungen sicher mit Freude gelesen, aber der Nichtgenannte wollte kein Risiko eingehen. Er hatte es niedergeschrieben, um sich über einige Dinge klar zu werden, aber jetzt benötigte er sie nicht länger. Als das Feuer munter prasselte legte er seine Notizen ins Feuer und beobachtete, wie sie schnell zu Ascheflocken zerbröselten. Dann schloss er das Fenster wieder und begab sich ins Bad um sich frisch zu machen und zu waschen.
Er nahm sich einen Augenblick Zeit um sein Spiegelbild ohne die Maske zu betrachten. Er sah übernächtigt und müde aus, aber sein Gesicht ließ ihn nicht länger zusammenzucken.
Nachdem er sich wieder halbwegs in Ordnung gebracht hatte und seine Hände nicht mehr Tintenbefleckt waren, setzte er sich in einen der Sessel und begutachtete das ‚Geschenk‘, die kleine Flöte, die der seltsame Mann ihm gebracht hatte. Er hätte sie gerne ausprobiert, aber er wollte Chasin nicht wecken und so wartete er im Sessel und betrachtete das kleine Kunstwerk eine Weile. Er merkte dabei gar nicht, wie er langsam einnickte.

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Chasin Halona de Mondragil
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Chasin Halona de Mondragil » Montag 6. Februar 2017, 17:55

Chasin hatte auch diese Nacht kein Kontakt zu den Weisen gespürt, hatte noch eine halbe Stunde meditiert, aber dann doch bemerkt, dass der Tag sehr an ihren Reserven gezehrt hatte. Sie hatte sich entkleidet, sich wie jeden Abend gründlich abgewaschen, ihre empfindliche Haut gepflegt und war dann zu Bett gegangen. Dann kam der verhasste Teil, dieser wiederkehrenden Prozedur, denn wie immer, wenn sie kurz vorm Einschlafen war, fühlte sie sich schrecklich allein in dieser stillen Welt ohne ihre Verbindung zu ihrer Rasse. Nirgends war da etwas zu hören, kein einiger flüchtiger Gedanke, kein fernes Rauschen, keine Beeinflussung, Nichts! In solchen Momenten fragte sie sich, ob es wohl in der Geschichte der Tha’Roon andere wie sie gegeben hatte. Sie hatte nie wirklich darüber nachgedacht oder Nachforschungen angestellt, ob schon jemals jemand die Verbindung verlassen hatte, oder wie sie „ausgesperrt“ worden war. Zumindest war ihr kein so besonderer Fall wie ihr eigener unter gekommen. Wobei besonders in diesem Fall leider nicht den angenehmen Nachhall von etwas gutem hatte. „Besonders“ zu sein, war für einen Tha’Roon wirklich nichts erstrebenswertes. Mit einem langen Seufzen schloss sie die Augen und öffnete sie ausgeruht am nächsten Morgen.
Sofort erhob sie sich und spähte zum Fenster. Sie hatte wohl etwas länger geschlafen, als sie es gewohnt war, aber es hatte auch niemand sie geweckt. Die Sonne war schon lange aufgegangen und etwas verwirrt hob sie die langen Beine aus dem Bett, warf sich ihren Morgenmantel über und nahm erst einmal eine Schluck Wasser. Plötzlich lächelte sie die spiegelnde Flüssigkeit an.
Es könnte wohl doch recht hilfreich sein eine Wassermagierin dabei zu haben. Ich werde mir wohl keine Gedanken darüber machen müssen, dass ich vertrocknen könnte.
Der Gedanke an Erida schmeckte heute anders als gestern und Chasin wunderte sich ein wenig, wieso sie der jungen Frau in alter Hülle auf einmal so zugetan war. War sie gestern anders …
Natürlich... die Experimente.
Dabei fiel ihr dann auch gleich ein, dass Zanfar sie eigentlich schon längst hätte wecken sollen. War irgendetwas passiert? Sie wandte sich zur Tür und öffnete sie leise einen Spalt breit.
Oh... wie...
Ihr fiel kein passender Gedanke ein, eben sowenig ein Wort, was das Bild beschreiben könnte, dass ihr Begleiter gerade abgab. So wie er da zusammen gesunken in seinem Sessel saß, war dies sicher nicht seine Absicht gewesen. Vermutlich würde er Nackenschmerzen haben, wenn er aufwachte.
Was hat er denn gestern Abend noch gemacht... ich dachte, er wolle auch schnell ins Bett.
Chasin öffnete die Tür weiter und ging langsam und barfuß auf ihn zu. Dabei suchte Ihr Auge den Raum nach Indizien ab. Ihr Ordnungssinn verriet ihr schnell, dass der Stapel Papier auf ihrem Schreibtisch deutlich an Höhe verloren hatte. Da fehlte nicht nur zwei Blätter, da fehlte mehr und im Kamin lag auch mehr Asche als am Vorabend.
Es ist naheliegend, dass er etwas geschrieben und dann wieder verbrannt hat. Nachvollziehbar, denn in letzter Zeit ist sehr viel vorgefallen und er hat keine Gedankenbibliothek auf die sein Geist zurück greifen kann. Sein schöner Kopf … huch, wo kommt das denn her? …Gut... ich halte fest, er ist schön anzusehen. Aber er muss das alles auf seine Art verarbeiten. Dabei kann ich ihm nicht helfen.
Chasin hatte ihn fast erreicht und blieb stehen. Einen kleinen Moment genoss sie einfach seinen friedlichen Anblick und sprach dann leise seinen Namen.
„Zanfar...?... Wach auf. Der Tag ist schon vorangeschritten und wir haben viel zu tun.“
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Montag 6. Februar 2017, 19:04

„Zanfar...?... Wach auf. Der Tag ist schon vorangeschritten und wir haben viel zu tun.“
Riss ihn eine sanfte Stimme aus dem Schlaf. Der Dunkelelf schreckte im Sessel auf und katapultierte dabei ungewollt die Flöte auf den Boden. Zum Glück traf sie auf den Teppich. Einige Momente wurde Chasin von ihm nur irritiert angeblinzelt.
Wo … warum ist sie denn in meinem Zimmer … nicht … oh nein, ich bin auf dem Sessel eingenickt! Ich hätte doch auf der Flöte spielen sollen.
Er schüttelte den Kopf und stand auf, wobei sein Rücken knackte und er ein leises ächzen nicht unterdrücken konnte.
Au! Was für eine blöde Idee mich nochmals zu setzen! Wenn ich wenigstens die Chaiselongue genommen hätte … und geholfen hat es auch nicht. Ich bin hundemüde.
„Chasin. Guten Morgen. Wie fühlst du dich?“
Er strich sich über den Nacken und ließ seinen Kopf einmal kreisen, was weitere knackende Geräusche verursachte.
„Ich hatte nicht vor gehabt hier zu schlafen …“
Rechtfertigte er sich, offenbar verlegen darüber, dass er eingenickt war
„Wenn es so spät ist sollten wir uns schleunigst ein Frühstück organisieren und dann aufbrechen.“
Er strich sich ein paar falten aus dem Mantel und hob die Flöte wieder auf. Dabei warf er einen Seitenblick auf die hochgewachsene Tha’Roon. War das da ein winziges Lächeln, dass ihr da auf den Lippen lag? Unweigerlich begann auch er zu lächeln.
Noch etwas zerzaust und nur in ihrem dünnen Nachthemd sah sie hinreißend aus, geradezu zum Anbeißen. Wo wir wieder bei getroffenen Entscheidungen wären. Aber sich an Schönheit zu erfreuen ist denke ich noch erlaubt.
Trotz der Müdigkeit durch den Schlafmangel spürte er eine Energie und einen Antrieb, wie er ihn schon lange nicht mehr empfunden hatte. Er freute sich darauf, mit Chasin durch die Stadt zu gehen.

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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Chasin Halona de Mondragil » Montag 6. Februar 2017, 21:12

... wenigstens die Chaiselongue ... auch nicht... bin hundemüde.
„Chasin. Guten Morgen. Wie fühlst du dich?“
"Gut... ausgeruht."
Er strich sich über den Nacken und ließ seinen Kopf einmal kreisen, was weitere knackende Geräusche verursachte. Chasin schaute etwas besorgt drein.
„Ich hatte nicht vor gehabt hier zu schlafen …“
Rechtfertigte er sich, offenbar verlegen darüber, dass er eingenickt war
„Wenn es so spät ist sollten wir uns schleunigst ein Frühstück organisieren und dann aufbrechen.“
„Ich weis selbst nicht, wie lange wir geschlafen haben.“
Sie lächelte und beobachte angelehnt an die Lehne des Sessels wie er sich ein paar Falten aus dem Mantel strich und die Flöte auf hob. Dabei warf er einen Seitenblick auf die hochgewachsene Tha’Roon. Unter seiner Maske veränderte sich die Form seiner Augen, was ein sicheres Zeihen war, dass er auch lächelte.
„Wir haben wohl verschlafen.“
Stellte sie noch breiter lächelnd fest. Ihn so unkoordiniert zu sehen, hatte seinen Reiz. Er betrachtete ihr Haar und seine Augen wanderten kurz tiefer. Noch vom Bett zerzaust und nur in ihrem dünnen Nachthemd sah sie gewiss anziehend aus. Soviel wusste sie, das Auge „aß“ mit und Chasin wusste, wie man sich appetitlich in Szene setzte um das zu bekommen, was man wollte. Sie war keine talentierte Schauspielerin und gewiss eine noch bessere Beobachterin. Sonst wäre sie bei Hof nicht so weit gekommen.
Wo wir wieder... Entscheidungen ...sich an Schönheit....denke ich ... erlaubt.
Chasin verstand nicht jedes Wort seiner Gedanken, aber das Wort Schönheit schien sich auf sie zu beziehen. Ein leichtes Prickeln ging durch ihren Körper und sie zog leicht belustigt die Brauen hoch.
„Schönheit?...das habe ich verstanden! Du findest mich schön? Jetzt?? So???“
Sie sah an sich hinunter und schüttelte leise lachend den Kopf. Damit drehte sie sich ohne eine Antwort abzuwarten um und ging zurück zu ihrem Zimmer. War da womöglich ein leichtes Wippen in dem sonst schreitenden Gang der Tha’Roon? Freute sie sich etwa auch auf den Ausflug in die Stadt...mit ihm!?! Trotz der Müdigkeit durch den Schlafmangel spürte auch Zanfar eine Energie und einen Antrieb, wie er ihn schon lange nicht mehr empfunden hatte. Er freute sich darauf, mit Chasin durch die Stadt zu gehen und sie empfand genauso.
Da gab es diesen Ausdruck... diesen Satz... etwas abgewandelt...passender für uns...
Chasin blieb kurz im Türrahmen zu ihren Gemächern stehen. Sie hatte gute Laune und war zum spielen aufgelegt. Sie sah neckisch über ihre Schulter zurück.
„Habe ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich dich schätze?!“
Dies war ein viel verwandter Satz unter Menschenkindern die sich mochten, nur das letzte Wort hatte Chasin ausgetauscht, so dass es besser in ihre Situation passte. Sie zwinkerte Zanfar zu und schritt mit einem noch etwas steif wirkenden Hüftschwung um die Ecke. Die Tür schloss sich und Zanfar konnte noch ihr gedämpftes:
„Ich beeil mich!“
hören. Chasin ging zügig zu ihrem Schrank, ließ unterwegs das Nachthemd über ihre Schultern von ihrem Körper gleiten und trat aus dem Stoff heraus, der sich um ihre Knöchel bauschte. Nackt wie sie war nahm sie noch einen Schluck Wasser und suchte dann nach ihren unscheinbarsten und einfachsten Kleidungsstücken. Für einen Moment hielt sie die langen gewickelten Gewänder ihrer Heimat Nebulis in den Händen, aber entschied sich dann doch für ein Kleid mit schlichtem geraden Schnitt, dass aus blutrotem Brokat für sie gefertigt worden war. Es hatte eine etwas komplizierte asymmetrische Schnürung an der Seite, war aber wärmer als die meisten anderen und draußen war es kalt. Schließlich musste sie sich auch an Witterungsbedingungen anpassen. Sie legte lange schwarze Strümpfe und Wäsche zurecht. Zum Ensemble wählte sie einen langen Kapuzenmantel in einem sehr dunklen rostroten Ton und schwarze Handschuhe. Ihre schwarzen hohen Stiefel komplettierten das ganze und schützen außerdem auch noch ihre Beine. Ihr Blick fiel einmal kurz auf den schon fast vergessenen Brustharnisch, der hier unter so mysteriösen aufgetaucht war.
Könnte ich ihn drüber tragen? Unter dem Mantel sieht ihn ohnehin niemand.
Sie zuckte ratlos mit den Schultern, steckte sich die Haare auf einer Seite hoch und ließ sie auf der andern Seite in weichen Wellen über die Schulter wallen. Dann stieg sie in die Wäsche und zog das Kleid soweit über, dass es nur noch geschlossen werden musste. Auch die Stiefel zog sie schon an und hängte sich den Mantel über einen Arm. Mit den Händen in den Haaren, die letzten Nadeln feststeckend, noch eine zwischen die Zähne geklemmt, ging sie wieder in ihren Gemeinschaftsraum um Zanfar um letzte Handgriffe zu bitten.
„Würdefftdubiffe...“
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Dienstag 7. Februar 2017, 12:15

„Ich weis selbst nicht, wie lange wir geschlafen haben.“
Sie lächelte und beobachte angelehnt an die Lehne des Sessels wie er sich ein paar Falten aus dem Mantel strich und die Flöte auf hob. Dabei warf er einen Seitenblick auf die hochgewachsene Tha’Roon. Unter seiner Maske veränderte sich die Form seiner Augen, was ein sicheres Zeihen war, dass er auch lächelte.
„Wir haben wohl verschlafen.“
Stellte sie noch breiter lächelnd fest.
(…)
Chasin verstand nicht jedes Wort seiner Gedanken, aber das Wort Schönheit schien sich auf sie zu beziehen. Ein leichtes Prickeln ging durch ihren Körper und sie zog leicht belustigt die Brauen hoch.
„Schönheit?...das habe ich verstanden! Du findest mich schön? Jetzt?? So???“


Zanfar lachte auf:
„Raus aus meinem Kopf, Botschafterin, ich habe jetzt wieder eine Stimme, mit der ich mich dir mitteile! Aber ja, ich finde zerzaust und halb nackt steht dir.“

Sie sah an sich hinunter und schüttelte leise lachend den Kopf. Damit drehte sie sich ohne eine Antwort abzuwarten um und ging zurück zu ihrem Zimmer. War da womöglich ein leichtes Wippen in dem sonst schreitenden Gang der Tha’Roon? Freute sie sich etwa auch auf den Ausflug in die Stadt...mit ihm!?! Trotz der Müdigkeit durch den Schlafmangel spürte auch Zanfar eine Energie und einen Antrieb, wie er ihn schon lange nicht mehr empfunden hatte. Er freute sich darauf, mit Chasin durch die Stadt zu gehen und sie empfand genauso.
Chasin blieb kurz im Türrahmen zu ihren Gemächern stehen. Sie hatte gute Laune und war zum spielen aufgelegt. Sie sah neckisch über ihre Schulter zurück.
„Habe ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich dich schätze?!“


Unter der Maske wanderte die Augenbrauen des Nichtgenannten überrascht in die höhe.
Jetzt flirtet sie mit mir?! Sie meint es wirklich ernst damit, dass sie die ‚Intimitäten‘ fortführen will. Ich sollte mit ihr reden … aber es macht solchen Spaß mit ihr zu flirten!

Sie zwinkerte Zanfar zu und schritt mit einem noch etwas steif wirkenden Hüftschwung um die Ecke. Die Tür schloss sich und Zanfar konnte noch ihr gedämpftes:
„Ich beeil mich!“
hören.


Er schüttelte erheitert den Kopf. Man hätte meinen können, dass der gestrige Tag niemals passiert war. Nun nicht alles war wie beim alten. Chasin wirkte lockerer und verspielter. Sie hatte noch nie so gezielt mit ihm geflirtet und er kam nicht umhin sich von ihrem lockeren Gemüt angesteckt zu fühlen. Bis er auf den Knoten in seinem Magen stieß, der ihn vor ihr warnte.
Ich bin so ein Hasenfuß!
Zanfar warf einen Blick vor die Tür und entdeckte einen Servierwagen mit einer kleinen Auswahl aus Frühstück. Er rollte ihn hinein und knabberte an einem der süßen Brötchen, während er sich an den Sekretär lehnte. Er war bei dem zweiten Brötchen angelangt und hatte einen Tintenklecks vom Tisch gekratzt, als Chasin wieder in den Raum trat.

Mit den Händen in den Haaren, die letzten Nadeln feststeckend, noch eine zwischen die Zähne geklemmt, ging sie wieder in ihren Gemeinschaftsraum um Zanfar um letzte Handgriffe zu bitten.
„Würdefftdubiffe...“


Er legte das Brötchen beiseite und verbeugte sich tief.
„Aber natürlich Mylady, Eure Zofe wird Euch zugleich zur Hilfe eilen.“
Kommentierte er vergnügt und begann, sich durch den Wust aus schnüren zu kämpfen. Inzwischen war er damit vertrauter geworden und stellte sich nicht mehr wie ein Tollpatch an, aber es hatte einige Zeit und ein paar Tipps echter Zofen gebraucht, um diese Meisterleistung zu verbringen. Und einem Haufen kichernder junger Frauen mithilfe einer Schiefertafel klar zu machen, was er wollte, war gelinde gesagt anstrengend gewesen.
Dafür würde ihm im aus und anziehen von Edeldamen kaum ein Mann das Wasser reichen können.
„Voila!“
Verkündete er bei getanem Werk und griff wieder zu seinem Brötchen und verschlang es mit einem Happs.
Ich muss ihr ja nicht den Morgen verderben … ich sage es ihr einfach, wenn wir vom Einkaufen zurück sind.
Er wartete noch, bis sie auch sie die Chance hatte, etwas zu sich zu nehmen, dann hüllte er sich in seine Schichten, schlang den Schal um seinen Hals und zog die Handschuhe über, bis kaum mehr ein Millimeter Haut von ihm zu sehen war. Als letztes steckte er die Wakizashi in seinen Gürtel und schob den Wagen zurück auf den Gang.
Sie waren aufbruchsbereit und Dank Chasin wussten sie auch, was ihr Ziel war: 'Mortimers Nadelkunst'

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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. Februar 2017, 21:03

Es blieben dennoch einige Fragen zu klären: Wie dorthin gelangen? Weder er noch Chasin waren unauffällige Gestalten.
Hatte Niklas sie nicht vor irgend etwas in der Richtung gewarnt, sich die nächsten Tage außerhalb des Schlosses blicken zu lassen? Oder war das eher auf Tätigkeiten bezogen gewesen, die ihre Mission verraten konnten? Wie auch immer - trotz allen Prunks und aller Annehmlichkeiten konnte einem selbst in dem mehr als geräumigen Schloss die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fallen. Sie wollten beide raus, raus in die Stadt, und sich unauffälligere Sachen als ausgerechnet... Brokatkleider zu kaufen, konnte ihnen wohl kaum jemand übel nehmen.

Es gab die Variante, dass sie ganz ordinär zu Fuß gingen. Das wäre vermutlich eine schöne Strecke zu laufen, aber ohne durch zwielichtige Viertel zu müssen oder ähnliches. Ihr Weg würde sie mit ziemlicher Sicherheit über den Marktplatz führen.
Wobei das übliche Gedränge bereits zu einer Gefahr für Chasin werden konnte. Bahnte Zanfar ihr dauernd abschirmend den Weg, konnten sie kaum ein auffälligeres Bild abgeben, zogen sich womöglich noch mehr unliebsame Aufmerksamkeit zu, als sie wollten.
Die Verwalter seiner Majestät, die sich für das Wohl der Diplomatin zuständig sahen, hatten in der Vergangenheit schon zwei, drei Mal veranlasst, dass Chasin eine kleine Sänfte, zwischen zwei Pferden getragen, organisiert wurde. Auch auffällig und kein völlig alltäglicher Anblick - die Damen des hiesigen Adels bevorzugten ansonsten Kutschen oder ritten selbst auf edlen Rössern - allerdings auch nichts, was die Bürger vorher nie gesehen hätten. Chasin hatte darin eine gewisse Privatsphäre, wenn sie die Vorhänge zuzog, bekam dann aber von ihrer Umwelt wenig mit. Gerade der Marktplatz mochte mit Angeboten locken, von denen sie auf diese Weise schlecht etwas sehen konnte. Aber sie wurde auch nicht so mit dem Gedanken- und Aurenwust großer Menschenmengen geflutet. Alles hatte seine Vor- und Nachteile.
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Chasin Halona de Mondragil » Donnerstag 9. Februar 2017, 05:02

Zanfar lachte auf, als sie ihn mit seinen Gedanken neckte und ein wohliger Schauer glitt dabei über ihre Arme. Es war ein gutes Gefühl in zum Lachen zu bringen und Chasin nahm sich im stillen vor, dass nun häufiger zu versuchen.
„Raus aus meinem Kopf, Botschafterin, ich habe jetzt wieder eine Stimme, mit der ich mich dir mitteile! Aber ja, ich finde zerzaust und halb nackt steht dir.“
„Habe ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich dich schätze?!“
Unter der Maske wanderte die Augenbrauen des Nichtgenannten überrascht in die Höhe, aber da Zanfar ihr gerade auf nette Weise gesagt hatte, dass sie sich aus seinen Gedanken fern halten sollte, blinzelte sie selbst schneller um nicht zu viel zu lesen. Seine Aura reichte jedoch aus, um ihr zu verraten, dass er ihr wieder Freundschaftlich gegenüber stand. Das allein zählte.
... flirtet .. ... will. Ich... reden... solchen Spaß ... flirten!
Ich sollte ihn beizeiten fragen, was dieses "flirten" für ihn genau bedeutet. Ich brauche da mehr Informationen...Spezifizierungen...
Zanfar legte das Brötchen beiseite und verbeugte sich tief.
„Aber natürlich Mylady, Eure Zofe wird Euch zugleich zur Hilfe eilen.“
Kommentierte er vergnügt und begann, sich durch den Wust aus Schnüren zu kämpfen, was Chasin leise kichern ließ. Er war inzwischen so geschickt in diesen Dingen, dass sie tatsächlich Spaß machten.
„Voila!“
Verkündete er nach getanem Werk und griff wieder zu seinem Brötchen und verschlang es mit einem Happs.
... nicht den Morgen ...sage …vom Einkaufen...
Irgendetwas ist heute Nacht mit ihm geschehen, aber ich werde ihn nicht drängen.
Er wartete auf Chasin, bis sie auch sie die Chance hatte, etwas zu sich zu nehmen, was bedeutete, dass sie ihren Tee trank und ein paar Krümel auf ihrem Teller so arrangierte, dass es aussah, als würde sie auch etwas gegessen haben. Der Nichtgenannte zog sich derweil an und als letztes steckte er die Wakizashi in seinen Gürtel. Sie waren bereit für den Aufbruch in die Stadt und zu 'Mortimers Nadelkunst'. Zanfar sah zum Schreibtisch hinüber und erinnerte Chasin damit an ihren Diplomatenpass, der dort bereit lag. Das kleine Schreiben ermöglichte es ihr alle Rechnungen erst einmal zum Schloss schicken zu lassen. Bisher hatte sie kaum davon Gebrauch gemacht, aber jetzt schien es richtig es mitzunehmen.
„Wir sollten uns eine Kutsche bringen lassen und Bescheid geben, wo wir sind.“
Tha’Roon waren gute Langstreckenläufer, da ihre langen Beine sich sicher hervorragend dafür eigneten, aber sie taten es selten zumal sie sehr selten bis gar nicht reisten und die Abgeschiedenheit ihrer verborgenen Stadt schätzten. Chasin war mit ihrem eigenen Wagen nach Jorsa gekommen, aber dieser ähnelte eher einen kurzen Planwagen, als einer Kutsche und war ihr von den Zwergen Rugtas übergeben worden. Eine hiesige Kutsche war sicher am unauffälligsten und auch wenn Chasin ein wissbegieriges Wesen hatte, so war sie doch nicht von so starker Neugierde getrieben, dass sie unvernünftig handeln würde. Sie schrieb eine kurze Nachricht für Niclas, dass sie den Schneider der Stadt aufsuchen würden und danach gern wieder zur Verfügung stehen würden. Diese übergab sie dem nächsten Boten und damit sollten sie bereit sein, für ihren kleinen Ausflug.
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Erzähler » Samstag 11. Februar 2017, 23:42

Der Aufbruch gestaltete sich im Folgenden als geringer Aufwand, da sie auf herkömmliche Mittel zurückgriffen: Für solche Belange des Adels gab es ein paar relativ kleine einachsige Gefährte, die mit dem dahinter befindlichen Kutscher zwei bequeme Sitze zur Verfügung stellten. Das Ganze war sogar überdacht, an den Seiten mit Vorhängen versehen. Bei kühlen Witterungen wurde es trotzdem schnell empfindlich kalt, doch diese Kutschen waren ohnehin nur für Strecken innerhalb der Stadt gedacht und für jene Personen edlerer Herkunft, die sich keine eigenen Gefährte leisteten oder aus welchen Gründen auch immer gerade nicht nutzen konnten oder wollten. Da es doch schon recht später Vormittag war, als sie aufbrachen, war es tatsächlich die letzte dieser kleinen Kutschen, die sie erwischten, doch darüber verlor niemand ein Wort, so dass es wohl nicht weiter auffiele.

Es war auch heute zwar kühl, aber zum Glück blies kein schneidender Wind. Die gewählte Kleidung der Beiden reichte aus, um ausreichend zu wärmen, und in der Kutsche lagen sogar zwei Wolldecken für die Beine bereit.
Der Markt war gut besucht und die stadttypischen Geräusche und Gerüche begegneten ihnen. Der Kutscher lenkte das Gefährt außen am Markt vorbei und bog in die Straßen des Viertels ab, wo sich das Haus des angegebenen Schneiders befand. Direkt vor den Laden konnte die Kutsche jedoch nicht fahren - es gab hier ansonsten keinen guten Platz zum Wenden, so dass sie an fünf, sechs Häusern vorbei zu Fuß gehen mussten.
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Chasin Halona de Mondragil » Sonntag 19. Februar 2017, 16:42

Chasin zog ihre Decke über den Oberschenkeln fester und rückte tatsächlich ein wenig näher an Zanfar heran, als üblich. Der wenige Platz in der Kutsche machte das ganze auch nicht zu auffällig und die weitestgehend zugezogenen Vorhänge schirmten sie vor zu neugierigen Blicken ab. Die Diplomatin hatte seit ihrer Ankunft in Jorsa nicht mehr das Schloss verlassen und das lag jetzt schon einige Zeit zurück. Sie genoss die Fahrt und spähte zwischen den Stoffbahnen der seitlichen Fenster hindurch um die Menschen zu beobachten. Der späte Vormittag bot einiges, was zum betrachten einlud. Da waren eilige Kaufleute und Bauern die hitzige Gespräche miteinander führten, Mütter mit ihren kleinen Kindern, die Einkäufe erledigten, Boten die zwischen den Schaulustigen des Marktes hindurch schlüpften um ihre Nachrichten zu überstellen. Es war ein herrliches Durcheinander und Chasins Sinne erlaubten sich in diesem Gewirr von Auren und Stimmen einmal abzuschalten, den das Chaos was sie empfangen würde, hätte bestimmt ihre Nerven überreizt. So saß sie einfach nur neben Zanfar, genoss die Fahrt und seine Gesellschaft, bis die Kutsche anhielt und der Kutscher ihnen erklärte, dass er weiter hinten keinen guten Platz zum Wenden haben würde. Er erklärte ihnen die Richtung in die sie gehen mussten, an fünf oder sechs Häusern vorbei und machte es sich dann auf seinem Bock gemütlich um auf ihre Rückkehr zu warten.

(weiter bei: 'Mortimers Nadelkunst')
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. Oktober 2017, 19:34

(Delilah, Darna und Zanfar kommen von: Der rote Salon)

Kaum angekommen in den Gemächern der Diplomatin konnten Boten entsandt werden und Kleider anprobiert. Masken wurden getauscht und die Aufregung wuchs. Ein paar Bedienstete huschten umher und versorgten die neuen Gäste mit leichtem Wein und Wasser. Wasser wurde bereitet, um sich frisch zu machen, duftende Öle und zarte Puder, Lippenrot und allerlei andere Dinge fanden den Weg in die Gemächer der Tha'Roon, sofern noch nicht vorhanden und doch gewünscht.

Chasin wählte sehr zielstrebig das Kostüm eines Phönix. Das Gefieder des roten Feuervogels schmeichelte ihrer Haut und hüllte ihren etwas zu schlanken Körper in zarte Daunenfedern. Ein asymmetrischer Rock aus glatten Federn umspielte ihre Beine, so dass eines beim Gehen und beim Sitzen aus dem Gefieder heraus schaute. Lange Bänder zierten ihre Waden und die Sandalen die sie trug. Die Korsage war eng und betonte geschickt die eher kleinen Rundungen ihrer weiblichen Reize. Zwei lange Schal-enden hingen ihr lang wie Flügel geschnitten über die bloßen Schultern herab und eine dunkelrote Federmaske mit einem angedeuteten Schnabel, bedeckte ihre obere Gesichtshälfte, wobei sie über ihrem linken Auge einen großen Schmuckdiamanten trug, der unter den Feder hervor glitzerte.
(Einzig Zanfar wusste, dass dies nicht nur ein Schmuckstein war. Einzig ein Fest der Masken gewährte Chasin so viel Freiheit, einmal beide Augen offen zu halten.)
Die roten Haare steckte sie an den Seiten hoch und ließ sie in langen Wellen wild den nackten Rücken hinter fallen.

Basilius hielt sich interessanter Weise an seinen schlechten Ruf und wählte eine recht finster aussehende Wolfsmaske, die ihm etwas ungewohnt gefährliches gab. Der „Wolf von Gudenberg“ trug eine schwarze Lederhose, Stiefel und sonst nur ein weites weißes Hemd, dass vorne offen stand und einen Teil seiner doch nicht unansehnlichen Muskulatur offenbarte. Er erlaubte sich den Spaß hinter Delilah plötzlich aufzutauchen und leise zu knurren. Unter der Maske klang das tatsächlich etwas bedrohlich und ein kleiner aufregender Schauer dürfte die Lichtmagi schon erfasst haben.

Leon tat sich etwas schwer und ließ sich gern beraten. Erst probierte er eine Totenkopfmaske, zu der er dann mit blanken Oberkörper und in weiß gehaltenen Knochenbemalungen wie ein wandelndes Skelett aussah, doch in Erinnerungen an Morgerias Hauch und dessen wandelnde Tote, wusste er nicht so recht ob dies etwas unpassend wäre. Ein Geist war seine nächste Idee, doch außer ein weißes Lacken fand er dafür keine passende Inspiration, die einem solchen Fest angemessen war. Seine Ideen entsprangen alle samt seiner schlechten Stimmung. Chasin trat nach einer Weile zu ihm. Sie sahen sich schweigend an und dann hielt sie ihm eine weiße Einhornmaske hin.
„Sie mag politisch nicht hundert prozentig korrekt sein, da seine Majestät auch als Einhorn geht,... aber ihr seid der unumstrittene Herr über euer Land und ein mächtiger weißer Zauberer.“
So mochte er sich zwar noch nicht fühlen, aber die Worte der Tha'Roon schienen ihn etwas aufzubauen. Dazu wählte sie für ihn ein ähnliches Hemd wie Basil eines trug und weiße lange Stoffhosen. Nackte Füße sollten an die Wunder Florencias und ihrer dienenden, naturverbundenen Wesen erinnern. Versonnen stand Leon neben ihr und betrachtete sich in einem hohen Spiegel. Seine Stimme klang nachdenklich, aber er lächelte seit langem einmal wieder.
„Das würde Elli sicher auch gefallen.“
Elli, das von Florencia gesegnete Mädchen aus der Taverne, die den Stern gefunden hatte hätte sicher ihre helle Freude an so einem Fest. Und langsam schien auch Leon daran zu glauben, dass auch er etwas Kurzweil verdient hatte, nach all dem was sie erlebt hatten. Die Zukunft war ungewiss und ohne Atem zu holen, würden sie sonst bald unter der Flut der Abenteuer, die das Schicksal sicher noch für sie bereit hielt ersticken.

Neugierig bauten sich bald die Männer im zentralen Raum auf, der wohl Zanfar und Chasin als Gemeinschaftszimmer diente. Auch hier lagen inzwischen allerlei Kostüme herum, die man heran geschafft hatte. Zofen waren schon dabei einiges wieder fort zu schaffen, als dann Zanfar ebenfalls aus seinen Räumen zur linken erschien und sich präsentierte. Wenig danach sollten die Mädchen auch fertig sein und man erwartete voller Spannung ihre Verwandlung.

((ooc: Wenn ihr Vorstellungen, Beschreibungen, Bilder für eure Verkleidungen habt, immer her damit. Ich lass euch da völlig freie Hand.))
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Darna von Eibenau » Donnerstag 19. Oktober 2017, 23:44

"...Könnte sein Körper in die Hände eben dessen geraten sein? Was, wenn er von etwas kontrolliert wird, das abermals von den Dunkelelfen herrührt?"
„Nein.“, erwiderte Delilah fest. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das was auch immer dort geschehen ist, seine Entscheidung war und kein Übergriff des Feindes.“ Sie blickte kurz zu Leon hinüber. „Wie Leon bereits gesagt hat, war Verano in Kontakt mit vielen Geistern. Vielleicht war er der Meinung, dass einer von ihnen besser dazu geeignet war, im Kampf um Rugta zu helfen und hat ihm deshalb seinen Platz überlassen? … ich weiß leider nicht genau, was passiert ist…“ Sie sah etwas entschuldigend Darna und Leon an.

Die Knappin hörte ihr mit gefurchter Stirn zu, nickte dann aber langsam zum Zeichen, dass sie die Erklärung verstanden hatte und der Lichtmagierin das Feld überließ. Deli wusste offensichtlich mehr als sie, also würde sie darauf vertrauen - müssen.
Nun gut. Eigentlich war das ja eine gute Nachricht. Beruhigend. Nicht?
Wir sollten trotzdem vorsichtig sein...
Aber warum war der Geist in Veranos Körper dann hier? Aus ähnlichem Grund wie sie jetzt: um den König zu warnen? Aber warum hatte dafür Verano zurück bleiben müssen? Warum war der Geist dann nicht in Rugta? Ein anderer Gedanke schlich sich ein:
Wenn Veranos Körper 'heil' ist, kann er ihn dann nicht wieder übernehmen, statt Leon benutzen zu müssen? Die Überlegung kam ihr so plötzlich, dass sich in ihrem eigenen Gesicht die Muskeln überrascht nach hinten zogen. Das wäre... das war ein verlockender Gedanke! Aber einer, der sicher nicht so einfach umzusetzen war, wie das jetzt klang.
Und einer, mit dem sie jetzt nicht auch noch Leon belasten würde. Es war genug. Sie ließ das Thema fürs Erste und würde - vorsichtig sein eben.

„Dann solltet ihr Euch wohl alsbald um eine Garderobe bemühen, junge Herrschaften. Einen Maskenball ohne Maske zu betreten würde ich nicht anraten – die Aufmerksamkeit, die ihr dabei auf Euch ziehen würdet, wäre sicher nicht in Eurem Sinne.“
Maskenball. Sie hatte das mit den erwähnten Verkleidungen zuvor nicht so ernst genommen, jetzt stieß der Dunkelelf sie nochmal mit der Nase drauf. Verkleiden?! Und wo sollte sie jetzt eine Verkleidung hernehmen? Innerlich stöhnte sie. Muss das sein?
Maskenbälle waren albern. Sie hatte bisher nur einem mehr oder minder beigewohnt, aber dabei fassungslos festgestellt, dass man trotz aller Masken doch sowieso wusste, wer unter welcher Maske steckte? Das Gelächter ihrer Durchlaucht von Wolkenstein klingelte in den Ohren, egal ob sie eine Maske trug oder nicht. Von Falkenwacht hatte ein kunstvolles Gewand getragen, sogar mit Perücke - aber den gleichen Gehstock benutzt, den er immer benutzte. Einige trugen nur eine so verschämte kleine Maske an einem Haltestöckchen, dass man sie nach kurzer Zeit trotzdem unverstellt sehen konnte. Was sollte der Zirkus also??
„Die Festivität der Masken verlangt ein gewisses Maß an Flexibilität in der Etikette. Es ist für den Hofstaat und auch für seine Majestät eine willkommen Möglichkeit sich unerkannt den starren Reglement zu entziehen, legerer aufzutreten und sich mit Personen zu unterhalten, die sonst nicht geduldet werden würden oder zu Gesprächsstoff werden würden. Kleinere Fehler werden nicht geahndet, da man ja „nicht wusste“, wem man gegenüber stand. Die Verkleidungen dienen dem Zweck den guten Ruf zu wahren und gegebenen Falls seine Familienwappen nicht zu brüskieren. In der Regel wird lockere Kleidung getragen und das Augenmerk liegt bevorzugt auf Tiermasken. Seine Majestät trägt meistens eine goldene Einhornmaske. Es wird erwartet sich dementsprechend unwissend zu verhalten.“
So deutlich hatte es bislang kaum jemand zu erklären vermocht. Die Diplomatin schien an dem Getue auch nicht allzu viel zu finden? Darna hörte aufmerksam zu, aber ihre Ablehnung minderte sich trotz der Erklärung nicht. Dieses vorgehaltene Feigenblatt, nur um angeblich nicht so streng mit dem Protokoll sein zu müssen, stieß sie weiterhin ab, denn es war und blieb Lüge. Das Leben bei Hof war voll mit Lügen, aber es war ein Aspekt des Adels, den Darna bei aller Verehrung und allem Bemühen, dazu zu gehören, verabscheute.

Aber Befehl war Befehl.
Sie ließ trotzdem nach ihren Sachen schicken und formulierte in Abstimmung mit Basil eine kleine Erklärung, die Graf von Aarenhorst zumindest davon in Kenntnis setzen sollte, warum seine Knappen in der Stadt weilten, sich aber noch nicht einmal zurück gemeldet hatten. Was sollte er aber schon dagegen einwenden, wenn seine Majestät deren Anwesenheit wünschte - vielleicht fände er sich ja sogar selber ein.

Trotzdem sank Darnas Laune noch weiter, als sich in den Räumlichkeiten der Diplomatin Kleider, Masken und Zofen anzusammeln begannen. Mißmutig schaute sie auf herangeschaffte Schminksachen, als eine der Bediensteten bei dem Anblick der Knappin zögerte und vielleicht eigene Vermutungen hegte, was der jungen Frau zu schaffen machen mochte. "Darf ich Euch helfen, hohe Dame?", fragte sie vorsichtig.
"Ich... weiß es nicht einmal, ehrlich gesagt", erklang nach etwas Zögern eine Antwort, "Ihr habt sicher auch anderweitig zu tun?"
"Oh, das geht schon", erwiderte die junge Frau fröhlicher und dirigierte Darna zu einem der gepolsterten Stühle, "Es sind halt alle gerade irgendwie mit den Vorbereitungen beschäftigt. Soll ich Euch eine Perücke bringen?"
Ein spontanes frustriertes Stöhnen erklang. "Ich weiß, dass meine Haare schlimm aussehen!", begehrte die Knappin auf, "Aber kann man das nicht anders überdecken, wenn ohnehin schon Masken getragen werden?"
"Sicher", erwiderte die Bedienstete ungerührt mit einem fröhlich-hilfsbereiten Ton, womit sie die Knappin am meisten überraschte, "Und wenn Ihr wünscht, kann ich versuchen, die Haare zumindest etwas gerader zu schneiden?"
"Das wäre... mir wirklich willkommen. Ich danke Euch", erwiderte Darna, nachdem sie den ersten Schock verdaut hatte. Hatte sie hier wirklich eine echte Hilfe erwischt? Musste sie wohl, denn sonst hätte sie sicher noch dreimal so lange gebraucht und wäre in einem Kartoffelsack als Vogelscheuche verkleidet vor die Tür getreten.

Aber mithilfe der unerschütterlichen Schlossangestellten, die noch ganz andere Problemkandidatinnen gewohnt zu sein schien, schaffte es selbst Darna, sich ungewohnt herauszuputzen - und dabei sogar etwas zu entspannen.
Die Wahl des Kostüms wurde trotzdem schwierig genug: Darna stolperte über eine Hirschmaske, die nicht zu überladen aussah und die sie länger betrachtete, aber dann doch verwarf: nein, keine Hinweise auf ihre Herkunft. Gerade jetzt aus bewusster Entscheidung heraus nicht. Und sei es nur, um 'seine Familienwappen nicht zu brüskieren', wie Chasin es ausgedrückt hatte. Aber was sonst? Esel oder Schwein - nein, gewiss nicht, wer auch immer mit solchen Masken einen gewissen Eigenhumor ausgedrückt haben mochte. Katzenmasken... Ich wette, jede zweite Frau da verkleidet sich gern als Katze, dachte Darna abfällig und verwarf die Variante. Schwarze Masken und Kleider - nein, egal wie elegant sie aussahen. Nach zu bunt war ihr aber auch nicht zumute. Und geradezu entsetzt hing ihr Blick doch kurz an einer Maske, die abstrakt mit verdrehten Hörnern als Schmuck für ihren Geschmack deutlich zu viel dämonisches an sich hatte!
Da kann ich ja gleich seine Kupfermaske tragen!, dachte sie an den Nichtgenannten und der Gedanke, sich nun doch tatsächlich überhaupt und ausgerechnet eine Maske vor das Gesicht legen zu sollen, drohte für einen Moment, sie komplett verweigern zu lassen.

Die Bedienstete konnte schlecht ahnen, was die Knappin so mitnahm, aber dass ihr irgend etwas an dem Prozedere zusetzte, war nicht zu übersehen. "Doch lieber etwas leichtes?", schlug sie mitfühlend vor und hielt eine kleine Ziermaske hoch, die gerade mal die Augenpartie verdeckte. "Nein", versuchte die Knappin sich wieder zu einem gewissen Pragmatismus zu zwingen, "Sie muss ja doch... auch irgendwie die Narben überdecken." Es war zum Heulen. Ob sie überhaupt etwas fänden? Darna kam sich längst albern vor, solche Schwierigkeiten zu machen und war kurz davor, ohne eigene Meinung einfach irgend etwas anzuziehen.
"Ich kann sie überschminken", bot die Frau, selber inzwischen vorsichtig geworden, an.
Darna schloss die Augen und senkte den Kopf.
Lüge. Noch mehr Lüge. Lüge, Lüge, Lüge, und alles in deinem Gesicht, und von oben bis unten... "Nicht, wenn es sich vermeiden lässt, bitte", erwiderte sie nur noch matt.
Überlegend sah die Bedienstete sich noch einmal um.
"Schaut bitte noch einmal", sagte sie leise und hielt Darna eine weitere Maske hin, "Die hier bedeckt recht viel, ist nicht zu protzig oder bunt, aber trotzdem hübsch, nicht?"
Die Knappin schaute auf und sah auf eine Fuchsmaske, die das Gesicht bis knapp unter den Mund bedeckte, nur die Kinnpartie frei ließ und geschickt aus meist steifen rötlichen und braunen Federn geformt war. Fasanenfedern bildeten keck die nach oben stehenden Ohren.
Die Angestellte lächelte zufrieden, als sie deutlich sah, wie Darnas Interesse gefesselt war. "Und wenn", fügte sie leiser an, "man darunter doch noch das Ende eines der Schnitte sehen sollte, fällt es bei der Farbe kaum auf. Wir können die Schminke dazu dezent halten, erdfarben."
Darna schaute auf. Und nickte, atemlos das kleine Wunder kaum glauben wollend. Sie fanden tatsächlich etwas für sie?

Dazu kam ein Kleid mit dunkelbrauner Grundfarbe, aber mattgoldener Spitze überzogen und rötlichem Pelzbesatz, was das Fuchsmotiv sinnvoll ergänzte und sogar genügend geschlossen war, um den eher muskulösen Frauenkörper nicht zu leicht zu verraten. Aus Schlitzen im Rockteil quoll rote Seide mit leichtem Goldschimmer. Rostrote Handschuhe aus dünnem Samt verbargen die undamenhaft kurzen Fingernägel. Darnas Haare, die inzwischen wenigstens auch nicht mehr völlig nach einem Unfall mit einem Rasiermesser aussahen, waren am Hinterkopf mit einem mit kleineren Federn besetzten Schleiertuch locker bedeckt, das die Angestellte dort mit mehreren Haarnadeln festgesteckt hatte. Im Gesicht vervollständigten kräftiger dunkelgrauer Lidschatten und fuchsrote Lippenfarbe das Bild.

Es war unglaublich: Darna fühlte sich wohl. Hatte das Gefühl, so den Abend zumindest überstehen zu können. Die Maskerade gab ihr die Möglichkeit, sich zu 'verstecken', ohne dass sie damit auffiel, und das entspannte sie gerade ungemein.
Bis sie die Jungs sah.
Mit fließender Bewegung war sie aus der Tür getreten und erstarrte zwei Schritte später. Sie starrte auf die offenen Hemden, registrierte die fehlenden Schuhe und kam sich daneben in ihrer fast kompletten Verhüllung reichlich fehlplatziert vor. Dass der Dunkelelf zwangsweise auch nahezu alle freien Hautstellen bedeckte, half nur ein wenig. Vielleicht hätte ich meine Sachen von vorher anbehalten sollen... - aber der selbstkritische Gedanke blieb fahl. Die lockere, teils naturwilde Freizügigkeit, die die jungen Herren an den Tag legten, fesselte einfach ihre Aufmerksamkeit deutlich länger, als höflich gewesen wäre, und ihre Wangen brauchten kein Rouge mehr. Daneben die hohe Dame de Mondragil mit ihrer Beinfreiheit... uff. Aber dergleichen hätte sie nie tragen können - und schon gar nicht wollen -, ohne sich lächerlich zu machen oder wie eine Amazone zu wirken. Nervöser werdend senkte sie den Blick und zupfte etwas von dem roten Tüll unnötigerweise zurecht. Und wie warm es hier drinnen war!

Sie konnte sich schwer entscheiden, wer von den Jungs besser aussah. Basilius hatte ihrer Meinung nach mit dem Wolf eine gute Wahl getroffen und wirkte in sich einfach stimmig und von wilder Attraktivität, während Leon so faszinierend und unnahbar auf sie wirkte, wie ein Einhorn es wohl eben täte. Diese unbeschuhten Füße machten ihn so... verletzlich? Sie hatte Angst, ihn zu verschrecken, auch wenn der Wunsch, ihn vorsichtig zu berühren, enorm wurde. Ob sie wieder tanzen würden? Ihr Herz schlug bei der Frage prompt schneller.

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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Delilah » Freitag 20. Oktober 2017, 06:10

„Dann solltet ihr Euch wohl alsbald um eine Garderobe bemühen, junge Herrschaften. Einen Maskenball ohne Maske zu betreten würde ich nicht anraten – die Aufmerksamkeit, die ihr dabei auf Euch ziehen würdet, wäre sicher nicht in Eurem Sinne.“
Bei diesen Worten hellte sich Delilahs Gesicht schlagartig auf und die düsteren Gedanken an das, was mit Verano geschehen war und was das für Leon bedeuten würde, verflogen für den Moment. Mit einem breiten Lächeln wandte sie sich dem Nichtgenannten zu. „Das wird sicher wundervoll! Geht Ihr auch dorthin?“


Kurze Zeit später befand sich Delilah zusammen mit den anderen in den Gemächern der Roten Dame. Und war von den ganzen Herrlichkeiten, die herein getragen wurden, völlig erschlagen. Wo kam das alles her? Wem gehörte das? Und sie durften sich das wirklich ausleihen…? Wie lange Mo und Resa an so etwas nähen würden… und was Mortimer dafür verlangen könnte! Und hier schien all das anscheinend in irgendeinem Raum darauf zu warten, dass unerwartet ein paar Jugendliche von ihren Abenteuern kamen und keine passende Garderobe für den Maskenball dabei hatten.

Andächtig besah sich die Soldatentochter die kostbaren Kleider und Masken. Ihre Fingerspitzen fuhren vorsichtig über den einen oder anderen Stoff oder nahmen ein Objekt des Interesses in die Hand. Am längsten stand Delilah vor einem Kleid aus leichtem, weißen Stoff, der auf dem Rücken ein paar Flügel bildete und besah sich dazu eine Vogelmaske, bestehend aus weißen Federn und leichter Goldverziehrung. Sie konnte sich in diesem Kleid sehen. Unschuldig, zerbrechlich, ein kleiner Vogel mit reinem Herzen. Goldenes, hochgestecktes Haar. Es erinnerte sie ein wenig an das Kleid, das sie von Verano bekommen hatte. Und es war die Rolle, die sie in letzter Zeit so häufig zugeteilt bekommen hatte. Gerade als die junge Frau etwas nachdenklich auf das Vogelgesicht in ihren Händen hinabblickte, erklang in ihrem Nacken ein Knurren und Delilah fuhr herum. Sie blickte einem Wolf in die neckisch blitzenden Augen. Unter dem finsteren Wolfsgesicht verzog sich gerade ein Mund zu einem breiten Grinsen. Auch in Delilahs Augen begann der Schalk zu funkeln. „Pass bloß auf, böser Wolf, sonst wird die Jagd eröffnet!“ Und wie in der Schulzeit zwickte sie den jungen Mann in die Seite und sprang mit einem Lachen davon.



Als Delilah aus dem Zimmer trat war sie nicht in sanftes Weiß gehüllt und keine Federn schmückten ihr Gesicht. Sie trug auch nicht das Grau oder helle Blau, in dem sie die Anwesenden kannten. Nein. Heute wollte sie eine andere Rolle spielen. Sie trug Rot, ein kräftiges, leuchtendes Rot. Die Farbe, die sie früher am liebsten getragen hatte und die nun wieder ihr Herz gewonnen hatte. Von ihren Schultern fiel eine lange Schleppe und ein breites Band unter dem Ausschnitt betonte dezent ihre sich entwickelnden Kurven. Von da fiel das Kleid über ihre Hüfte gerade zum Boden. Es war hier und da mit Perlen und goldenem Schmuck versehen und weiße Ärmel mit passenden roten Stulpen rundeten das Bild ab. Als Schmuck trug sie ihr Medaillon und die blonden Locken fielen ihr in ungewohnter Weise wild und ungezähmt über die Schultern. Allein zwei geflochtene Strähnen verbanden sich an ihrem Hinterkopf um die Mähne etwas zu bändigen. Eine Zofe hatte ihr geholfen sich zu schminken, da es für Delilah das erste Mal gewesen war. Dunkler Lidstrich betonte elegant ihre rehbraunen Augen, die einen Lidschatten in warmen Brauntönen trugen. Die junge Jorsanerin schien weitere Verschönerungen abgelehnt zu haben, jedenfalls stach ansonsten nichts dergleichen heraus.
Ihre Maske trug sie momentan noch in der Hand. Sie war aus dunklem, punzierten Leder, mit einer Goldverzierung auf der Stirn und goldenen Akzenten hier und da. Mit einem neckischen Grinsen schob sich Delilah die Maske vors Gesicht.

Es war ein Löwe.

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Zanfar Aval'athil
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Zanfar Aval'athil » Freitag 20. Oktober 2017, 21:33

Bei diesen Worten hellte sich Delilahs Gesicht schlagartig auf und die düsteren Gedanken an das, was mit Verano geschehen war und was das für Leon bedeuten würde, verflogen für den Moment. Mit einem breiten Lächeln wandte sie sich dem Nichtgenannten zu. „Das wird sicher wundervoll! Geht Ihr auch dorthin?“

„Wenn die Dame de Mondragil die Einladung annimmt, werde ich sie begleiten und somit auch Teilnehmen.“
Stellte Zanfar zurückhaltend fest und in dem bemühen sich nicht anmerken zu lassen, wie gern er den Maskenball aufsuchen wollte.
Nachdem einige Informationen ausgetauscht waren gingen sie alle gemeinsam zu den Gemächern der Roten Dame. Diese hatten sich zwischenzeitlich von dem ruhigen Rückzugsort, der die Räumlichkeiten normalerweise waren, in ein Tollhaus verwandelt. Wohin man sah huschten Diener umher und jede freie Stelle – derer es dank Chasins Ordnungsliebe viele gab – war mit Kleidungsstücken und Masken bedeckt.
Zanfar unterdrückte ein entnervtes Stöhnen, als sein ‚Zuhause‘ sich zu einem Bienenstock wandelte.

Statt über die Veränderung wie ein altes Weib zu fluchen, machte er sich daran, ein Kostüm zu finden.
Sofort fiel sein Blick auf eine Lederne Maske, die entfernt an einen Raben erinnerte und ein völlig schwarzes Kostüm, an dem, Federn nachempfunden, lange Lederbahnen hingen.
Neiiin … ich kann doch nicht einfach das pechschwarze Rabenkostüm tragen! Wie klischeehaft für einen Dunkelelfen so düster aufzutreten!
Er ging gezielt daran vorbei und sucht stattdessen nach etwas Anderem. Das nächste, dass ihm ins Auge fiel, war die Einhornmaske, die er geflissentlich ignorierte.
Im Leben nicht!
Etwas lustlos – obwohl er doch eigentlich darauf brannte einmal etwas anderes als die abgetragene Nichtgenannten Uniform zu tragen – nahm er mal hier mal dort eine Maske oder ein Kostüm auf. Derweil fand Chasin in kürzester Zeit ihr Kostüm und war in Windeseile umgezogen. Die darauffolgenden Sekunden hielt Zanfar inne, um ihren Anblick zu genießen. Sie machte ihrem Namen mit dem Kostüm alle Ehre. Das rot und orange schmeichelte ihr und das aufblitzen ihres schlanken nackten Beines, das bei jeder Bewegung war skandalös aus ihrer Kleidung hervorblitze, waren ein wahrer Augenschmaus. Anerkennend gönnte er sich einen weiteren Moment des Schwelgens bevor er mit seiner Suche fortfuhr.

Er hatte seine Auswahl auf einen Harlekin und eine Fuchsmaske eingegrenzt, da erlaubte sich Basil einen Scherz mit seiner Wolfsmaske und erschreckte Delilah. Diese fuhr erschreckt herum, ließ sich aber nicht Narren und neckte den jungen Mann ungezwungen.

„Pass bloß auf, böser Wolf, sonst wird die Jagd eröffnet!“ Und wie in der Schulzeit zwickte sie den jungen Mann in die Seite und sprang mit einem Lachen davon.

Unter der Maske hoben sich die Augenbrauen Zanfars. Die junge Frau hatte mit einer weißen Vogelmaske geliebäugelt und sich schon das zu passende Engelsgleiche Gewand zurechtgelegt.
Täubchen jagen meines Wissens nach keine Wölfe…
Dachte er bei sich, wurde aber von seiner Phantasie abgelenkt. Die junge Frau sähe sicherlich zum Anbeißen in Weiß aus!

Er warf erneut einen Blick auf die Masken vor sich, als er einen fetzen des Gespräch zwischen einer der Bediensteten und Darna aufschnappte. Die junge Frau hatte noch immer keine Begeisterung für die Thematik gewinnen können und war in ihrer Entscheidungsfreude Zanfar durchaus ähnlich. Und sogar noch unzufriedener als er.

"Schaut bitte noch einmal", sagte sie leise und hielt Darna eine weitere Maske hin, "Die hier bedeckt recht viel, ist nicht zu protzig oder bunt, aber trotzdem hübsch, nicht?"
Die Knappin schaute auf und sah auf eine Fuchsmaske, die das Gesicht bis knapp unter den Mund bedeckte, nur die Kinnpartie frei ließ und geschickt aus meist steifen rötlichen und braunen Federn geformt war. Fasanenfedern bildeten keck die nach oben stehenden Ohren.
Die Angestellte lächelte zufrieden, als sie deutlich sah, wie Darnas Interesse gefesselt war. "Und wenn", fügte sie leiser an, "man darunter doch noch das Ende eines der Schnitte sehen sollte, fällt es bei der Farbe kaum auf. Wir können die Schminke dazu dezent halten, erdfarben."
Darna schaute auf. Und nickte, atemlos das kleine Wunder kaum glauben wollend. Sie fanden tatsächlich etwas für sie?


Neugierig geworden blickte er auf und sah, dass Darna gefallen an einer Fuchsmaske gefunden hatte. Dem Gegenstück zu der Maske, die Zanfar in den Händen hielt.
Uhhh … also der Harlekin! Danke Darna für die Entscheidungshilfe. Ich denke du möchtest nicht im Partner-Gewandt mit einem Dunkelelfen, der normalerweise die Maske deiner schlimmsten Alpträume trägt, auf den Ball gehen. Wobei es sicher ganz witzig wäre, dein Gesicht zu sehen, wenn Ichs doch täte.
Er grinste vor sich hin im Gedanken daran, wie ihre Reaktion ausfallen könnte. Allerdings würde es ihr vermutlich den Abend völlig verderben und sie hatte schon genug ärger für einen Tag gehabt, da musste er sie nicht auch noch reizen.

Mit einem Schulterzucken suchte er das Kostüm des Harlekins zusammen. Schon auf halbem Weg zu seinem Zimmer breitete er das Oberteil vor sich aus und stellte erschreckt fest, wie breit die Schultern des Kleidungsstückes waren. Selbst Basil, der schon jetzt eine beachtliche Schulterbreite aufwies, hätte darin schwimmen können. Zanfar hätte zweimal hineingepasst.
„Welcher Riese verkleidet sich denn als Harlekin?!“
Empörte er sich halblaut. Er trug die Kleidung zurück und blickte sich unmotiviert um.
Basil, und Leon hatten Beide schon etwas schlichtes aber Körperbetontes gefunden. Ihre Jugendlichen Muskulösen Körper passten hervorragend in die weißen Hemden. Sicher würde ihnen einige der Hofdamen hinterher sabbern.
Theoretisch hätte er durchaus mit ihnen mithalten können, auch wenn er definitiv schlanker war … aber nun ja, er bezweifelte dass ihm irgendjemand abnahm, dass er nur ein Dunkelelfen ‚Kostüm‘ trug.

Delilah und Darna waren schon zum Umkleiden verschwunden. Er war der letzte! Ein Haufen Jugendlicher bereitete sich auf seinen ersten Maskenball vor und er hatte es geschafft, der letzte zu sein, der noch nichts gefunden hatte!
Abschätzend sah er nochmals auf die Fuchsmaske und brummte dann.
Was solls.
Und ging dann zu dem schwarzen Fleck aus Stoff, um den der Rest der Anwesenden einen großen Bogen gemacht hatte. Kritisch überprüfte er die Maße des Kostüms und stellte erleichtert fest, dass es ungefähr seine Größe haben musste.
Zügigen Schrittes verschwand er in seinem Zimmer.

Trotz seiner Bemühungen, schnell zu sein, betrat er als letzter den Salon.
Sein Kostüm hatte eine weite, schwarze Kapuze, auf die man unterschiedliche Stoffen wie Samt und Seide in Federform genäht hatte. So konnte man die Form trotz derselben Farbe erkennen. An den Schultern waren Platten aus gehärtetem schwarzen Leder angebracht, die ein stilisiertes Federkleid darstellten. Am Rücken waren, langen Schwungfedern nachempfunden, weiche Lederstreifen angebracht, die bis zu seinen Unterschenkeln reichten und mit jedem Schritt leicht mitschwangen. Dazu trug er eine taillierte Jacke, die an den Schultern ein wenig zu eng, und um die Mitte etwas zu breit war. V förmige Ziernähte unterstützen die Silhouette des Oberkörpers dabei. Die etwas zu weite Taille der Jacke glich ein als V laufender Gürtel aus. Seine Hosen bestanden aus leichtem Stoff und er Trug schwarze Lederhalbstiefel dazu.
Sein Gesicht war fast völlig von einer Ledernen schwarzen Maske bedeckt, die ein Stilisiertes Vogelgesicht darstellte.

Er zupfte, während er in den Raum schritt, ein paar schwarzer Lederhandschuhe zurecht und nickte dann den Anwesenden zu, während er den Anblick der Beiden jungen Frauen in sich aufsog.
Darna stand die Fuchsmaske und das dazu passende Kostüm hervorragend. Das Kleid und der Pelz schmeichelten ihrer Figur und ließen sie trotz der muskulösen Schultern femininer und weicher wirken. Nur die leichte Unsicherheit die ihrer Pose anhaftete, zerstörte das perfekte Bild ein wenig.

Als sein Blick auf Delilah fiel, musste er unwillkürlich lächeln. Sie hatte das Taubenkostüm doch nicht gewählt. Stattdessen trug sie ein hübsches rotes Kleid mit tiefem Ausschnitt und hielt eine Löwenmaske in ihren Händen. Zusammen mit ihrer nun frei fallenden Mähne würde sie Maskiert einen hervorragenden Löwen darstellen.
Sie sah hinreißend aus! Es freute ihn zu sehen, dass sie ein ‚starkes‘ Kostüm gewählt hatte, statt dem Klisché der unschuldigen hilflosen Maid, dass man ihr zu leicht auf den Leib schneidern konnte, zu folgen.

Mit einem neckischen Grinsen schob sich Delilah die Maske vors Gesicht.

„Die Damen sehen Atemberaubend aus. Mein Kompliment an Phoenix, Fuchs und Löwe.“
Stellte er mit Bewunderung in der Stimme fest. Als er die anwesenden Frauen ansprach nickte er jeder anerkennend zu. Als sein Blick auf Delilah fiel zwinkerte er ihr verschwörerisch zu. Dann schritt er an ihnen allen vorbei an Chasins Seite.
Galant bot er der Tha’Roon, die ihn um mehr als einen Kopf überragte, seinen Arm an.
„Die Herren natürlich auch.“
Stellte er im Nachsatz fest.

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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Erzähler » Samstag 21. Oktober 2017, 19:47

Es war unglaublich: Darna fühlte sich wohl. Hatte das Gefühl, so den Abend zumindest überstehen zu können. Die Maskerade gab ihr die Möglichkeit, sich zu 'verstecken', ohne dass sie damit auffiel, und das entspannte sie gerade ungemein.
Bis sie die Jungs sah.
Leon und Zanfar gaben sich so unterschiedlich, wie es nur eben ging. Der eine ganz in teils nacktem unschuldigen Weiß, der andere in verhülltem geheimnisvollen Schwarz. Basil stellte da fast eine Verbindung dar und ließ Natürlichkeit, Reinheit und Wildheit fließend ineinander über gehen. Seine ungezwungene Art und die Natur eines Festes der Masken ließen es zu, dass er sich hinreißen ließ die junge Lichtmagi zwischendurch zu necken.
Alle drei zusammen waren wirklich eine Augenweide und eine Symphonie aus ungezügelter Männlichkeit, dunklem Geheimnis und mystischer Reinheit. Und die Damen präsentierten sich nicht weniger verwegen.
Darna war eine Dame, eine Füchsin, die mit Weichheit und ungewohnter Weiblichkeit glänzte, wenn gleich ein Hauch von Unsicherheit ihrer Haltung entsprungen den Jagdtrieb man eines Mannes wecken könnte. Delilah überraschte als starke Löwin mit tiefen, gewagtem Dekolletee. Ihr natürliches Strahlen gab der Jägerin in ihr Sicherheit und ließ sie sogar reifer erscheinen. Und Chasin letztendlich gab den legendären Phönix, nur in einer weiblicheren Variante von ihr selbst interpretiert. Alle drei Frauen hatten ihre Reize hervorragend in Szene gesetzt und der Tanz um Lug und Trug konnte beginnen.

(weiter bei: Das Fest der Masken)
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Erzähler » Samstag 24. Februar 2018, 11:17

(Darna kommt von: Das Fest der Masken)

Der Weg bis zu den Gemächern der Tha'Roon war 'fast' ohne Hindernisse geschafft. Ein paar Ecken waren gefährlich spitz und ein paar Gänge deutlich zu schmal für das schwankende Pärchen gewesen, aber dann standen sie vor einer Tür und Chasin öffnete sie. Abermals betraten sie die Räume, wo sie zuvor die Kostüme angelegt hatten. Es lagen auch noch immer jede Menge Kleidungsstücke herum und morgen würde sicher jemand zum Aufräumen kommen, doch heute waren wohl alle Bedienstete mit dem Fest beschäftigt. Das kleine Chaos gab der Umgebung sogar etwas anheimelndes, aber Chasin empfand dieses Durcheinander eher als Belästigung in ihren Denkprozessen. Leon sah sich um:
"Sie schind wohl nisch da."
Chasin richtete sich kurz zu ihrer vollen Größe auf, streckte sich, sackte wieder in die Ausgangsposition zusammen:
"Eine offensichtliche Tatsache, ja."
Einen Moment schwiegen alle und starrten in den Raum hinein. Chasin setzte sich merkwürdig langsam in Bewegung, lief von Raum zu Raum, holte sich ihre Pfeife und blieb dann vor Zanfars Zimmertür stehen.
"Die Chance, dass sie hier her zurück kehren, liegt bei über 86%. Ich bin etwas müde und werde hier auf Zanfar warten. Hier wird er wahrscheinlich als erstes her kommen."
Damit ging sie in sein Zimmer, lehnte die Tür hinter sich an, rauchte noch eine kleine Pfeife und legte sich dann auf sein Bett.

Leon hielt sich an Darna fest, summte eine Melodie und Darna hielt sich an Leon fest. Gemeinsam wankten sie leise kichernd ein bisschen durch den Raum, als Leon anscheinend einer Eingebung folgend sie irgendwie in Chasins Schlafzimmer dirigiert hatte. Tanzen war das nicht wirklich, aber schon nah dran. Alles fühlte sich heute ein bisschen leichter an und irgendwie hatte, nach dem letzten Schluck aus dieser Tonflasche, die Welt begonnen ein bisschen schöner zu sein. Alles war weich und Kantenlos. Alles glänzte so schön. Alles drehte sich im Kreise. Leons Gesicht war so nah, so schön, so...

...Ab diesem Moment, würden Darnas Erinnerungen sie nur lückenhaft besuchen...
Da waren Geräusche von raschelnden Unterröcken...
Leons tiefes sanftes Summen, seine Melodie, die sie auf Händen trug...
Sie fühlte seinen sehnigen Körper etwas näher, als es sich beim Tanzen gehörte...
Seine starken Arme hielten sie und sie konnte sich fallen lassen...
Ihre Zehen standen auf seinen Füßen und ihre Hände lagen auf seinen Schultern, seinem Nacken...
Sie tanzten durch einen bunten Raum voller Tiergesichter und Schleier und sie landete irgendewann auf einer Wolke aus cremefarbener Seide. Leon kniete vor ihr nieder, murmelte irgendetwas von "keine Schuhe im Bett", hob ihre Röcke ein Stück an und wunderte sich dann, dass Darna keine Schuhe trug. Seine warmen Hände an ihren Fesseln, an ihrer Wade ...
Sein warmes Lachen wandelte sich in sinnliche Stille mit der er sie betrachtete und dann fiel ihm leider wieder ein, wo er ihre Schuhe das letzte mal gesehen hatte. Er stand wieder auf und hatte anscheinend gerade den sprichwörtlichen Faden verloren.
Darnas Körper war anscheinend der Meinung, dass der weiche Untergrund auf dem sie saß, ganz hervorragend dafür geeignet wäre um darauf zu liegen. Die Wolke fühlte sich außerdem ganz wunderbar an ihren Händen an und sich strich großflächig über die weiche Bettwäsche. Dabei fiel sie etwas unkontrolliert nach hinten.
Leon lachte und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Der Horizont hatte sich plötzlich gewandelt und teilte die Welt nicht mehr in oben und unten, sondern links und rechts. Rechts war die Wolke und links Leons Gesicht. Darna sah ihre linke Hand wie sie auch sein Gesicht berührte und er genüsslich die Augen schloss...



Darna erwachte und stellte fest, sie war allein im Raum und sah sich sofort um. Alles war sehr stilvoll eingerichtet nur etwas unordentlich. Langsam setzte sie die Füße auf einen weichen Teppich und ihre Zehen gruben sich in dichte Fasern, weich, warm, angenehm. Noch etwas wackelig stand sie auf und atmete tief durch. Ihre Knie zitterten ein wenig. Warum? Sie erinnerte sich dunkel an manch ein Bild des gestrigen Abends, aber bei weitem nicht an alles. Sich den Schlaf aus den Augen reibend ging sie ein paar Schritte und blieb dann wie gebannt stehen.
Plötzlich schlug ihr Herz etwas lauter, ihr Atem ging etwas schneller und sie fühlte die Hitze in sich aufsteigen. Warum war sie plötzlich so aufgeregt? Oder war es Wachsamkeit?
Da stand er.
Ein Spiegel. So hoch, so breit wie eine Tür. Definitiv ein seltenes Stück! Über dem kunstvoll verziertem Rahmen hing ein seidener Morgenmantel. Vermutlich von der Diplomatin, der Länge nach zu urteilen. Etwas in ihrem Nacken kribbelte und riet ihr, dass das hier vielleicht keine gute Idee war und es da etwas gab, dass besser im Dunkeln bleiben sollte, doch Darnas Neugierde siegte wieder einmal und sie ging näher, strich mit einem Finger über das feine Material und legte so den Blick auf ihre eigene Gestalt frei.
Müde, ausgelaugt, älter? Erfahrener! So schaute ihr ihr Bildnis entgegen. Ihr Augen waren von kleinen roten Äderchen durchzogen, darunter zierten unschöne dunkle Ränder ihre blasse Haut. Große Poren starrten ihr entgegen und die Narben leuchteten immer noch viel zu frisch. Ihr Blick wanderte hinauf und sie entschied, ihr Haar war... NICHT ZU RETTEN!
Die vergangenen Abenteuer hatten ihre Spuren auf ihr hinterlassen und auf einige war sie sicher sogar stolz. Eine Seite ihres Schädels war fast wie ausrasiert und die A-symmetrische Form ihrer neuen Frisur ließ ihr eine dicke Strähne unentwegt in ein Auge fallen. Geistesabwesend hob sie die Hand um den Irrläufer hinters Ohr zu schieben und...

Da stand er.

Dieser wage Traum von einem Mann. So seltsam es erscheinen mochte, er sah Leon so ähnlich! Wie als hätte ihr Innerstes Wunschbild von allem was sie ihn ihm sah, ihrer Phantasie die Feder geführt und nur etwas mehr Dunkelheit als Farbe verwendet. Ob er ihr Wunsch- oder Albtraum war sich wohl erst mit der Zeit herausstellen.
Jetzt zeigte ihr Spiegelbild ihr kritisches Gesicht und gleichzeitig seine düstere Gestalt langsam hinter der Barriere auftauchen, die ihre Welten von einander trennten. Es war, als überblendete seine Aufmerksamkeit ihr Abbild und ließ das seine langsam klarer werden. Sie waren wie erstarrt!
ER stand vor ihr! So NAH! Hier! Zum greifen nah...
Sie fühlte einen leichten Schwang Überraschung von ihm ausgehen, als wenn er sie nicht erwartet hatte zu sehen. Er sah sie an und sie sah sein Gesicht hinter ihrem aus der Dunkelheit auftauchen. Das erste Mal sah sie ihren Dämon in einer wirklich körperlichen Gestalt! Keine wage Dunkelheit, kein diffuses Gefühl seiner Präsenz, nein, echte Konturen die sie klar und deutlich mit ihren Sinnen wahrnehmen konnte. Er musste selbst gerade vor einem Spiegel stehen, entschied sie und sah in seine unnatürlich metallisch silberblauen Augen. Sie musste aufschauen, denn er war bedeutend größer als sie, aber er hielt seine Hand ebenso erhoben wie sie es gerade getan hatte. Auch sein Gesicht zierten einige Narben. Alte, schon verblasste, aber auch neuere, was seiner Schönheit jedoch keinen Abbruch tat. Ganz im Gegenteil! Es machte dieses Antlitz interessant. Die etwas zu intensiv glühende Iris strahlte unter dichten schwarzen Wimpern und dunklen Brauen hervor. Eine davon war leicht gehoben und gab ihm einen überraschten Ausdruck, aber nur kurz. Noch mehr Details entdeckte sie. Seine Nase war an seiner Wurzel stämmig und in der Spitze schmal, was ihm einen Harten und doch eleganten Anblick verschaffte. Darüber zierten zwei senkrechte Denkfalten die Stirn, in die eine verirrte schwarze Haarsträhne hing. Die Oberlippe war etwas schmaler als die untere und trotz der Härte um seinen angespannten Mund, machte es den Eindruck, dass sie sich sicher unglaublich weich anfühlen würden, wenn man sie berührte.

Was sie aber im innersten Winkel ihrer selbst erzittern ließ, war die Tatsache, dass er hab nackt war. Unterhalb dieses traumhaften Gesichts schloss ein muskulöser Körper an, der seinesgleichen suchte und als ihre Augen automatisch tiefer rutschten, stellte sie fest, dass nicht sechs, nein ACHT Muskelpäckchen seinen flachen Bauch perfektionierten! Himmel, war das heiß! Darna war heiß! Auch sein angewinkelter Arm zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie sah straffe Haut, die sich wie matt schimmernde Seide über Muskeln spannte, die sonst nur Statuen der Götter hatten. Der Anblick brachte sie doch tatsächlich einen Moment aus dem Konzept, sie musste schlucken, vor allem weil sich plötzlich ein leicht amüsiertes Lächeln auf seinen perfekten Zügen abbildete. Dieser Kerl war nicht nur unverschämt schön, nein er strahlte eine Arroganz und Selbstsicherheit aus, die schon verboten gehörte. Er wusste ganz genau was er wollte, ganz im Gegensatz zu ihr. Seine Präsenz raubte ihr den Atem und seine maskuline Haltung ließ ihre Knie unwillkürlich etwas zittern. Er taxierte sie wie ein Opfer, oder wie etwas dass er zwar überrascht war zu sehen, aber ihn durchaus nicht unangenehm war. Wie etwas, das es zu untersuchen galt. Leon hatte auch einmal etwas „probieren“ wollen... Hätte sie es doch damals geschehen lassen!...
Eine ziemlich breite Narbe verlief von seiner rechten Schulterspitze einmal quer über seinen ganzen Oberkörper, über den Bauch, bis zu jener tiefen Stelle, wo seine lederne Hose viel zu tief auf seinen schmalen Hüften saß. Sammelte sich da Speichel in ihrem Mund oder war er zu trocken? Darna musste auf jeden Fall einmal schlucken. Sein V-förmiger Leib war einfach wie dafür gemacht zwischen ihre Beine zu treten und mit ihr zu …
...tanzen! JA! Alles andere wäre ja auch … Himmel, war das heiß hier!
Sein Lächeln verschwand und seine Pupillen wurden noch größer. Er senkte leicht den Kopf, was seinen Blick schmaler werden ließ und fixierte ihre Augen, als gäbe es nur sie und sonst nichts mehr! Darna bemerkte nur nebenbei, dass seine Lippen sich einen kleinen Spalt geöffnet hatten und er angestrengt die Ihren musterte. Auch ihr Mund stand einen kleinen Spalt offen. Sie hörte ihr Blut in den Ohren rauschen, aber sonst war es still um sie. Nur ihr schneller Atem verriet, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Oder doch? Seine Hand in ihrem Spiegelbild lag immer noch an seiner Schläfe und begann nun die Bewegung zu vollenden.
Darna tat es ihm gleich.
Und noch mehr!
Das überlagerte Bild vor ihrer beider Körper musste sie verwirren, denn im Spiegel sah es tatsächlich so aus, als stünde er jetzt hinter ihr. Dort wo ihre Leiber sich überdeckten, war seine Hand nun ihre und ihre Hand seine. In seinen Augen die eine Haupteslänge über ihr hingen, lag eine gewisse Neugierde. Mit fast schon angestrengter Miene fokussierte er seinen Blick auf ihre Hand, die ihre Haarsträhne hielt. Dann gingen sie gemeinsam auf Wanderschaft.
Darnas Körper glühte!
Was war hier los?!
Winzige Schweißperlen glitzerten auf ihrer Haut und seine ...ja, SEINE Hand fühlte sich verboten gut an! Seine Haut war angenehm kühl und verschaffte ihr Linderung, sodass sie sich fast ihm am liebsten entgegen gelehnt hätte. Ihre Lieder senkten sich auf Halbmast und ihr Blick verschwamm ein wenig, was die Illusion perfekt machte. Da stand dieser blauäugige Dämon hinter ihr im Spiegel und streichelte ihr zärtlich das Haar aus dem Gesicht. Seine Finger waren gekrümmt, sodass nur ihre Rückseite seiner Finger ihre Haut berührte und eine Spur aus reinem Feuer zu entfachen drohte. Er sah über ihre Schulter hinweg ihren Körper hinab. Im Glanz des Silberspiegels trug sie wieder dieses nachtblaue Kleid, dass locker ihre Schultern umspielte. Das musste wohl sein Wunsch in diesem Traum sein... es war doch ein Traum... oder? Der Schnitt war ihr nicht im entferntesten bekannt. Stellte er sie sich so vor? So wie sie sich ihn in martialischer Rüstung vorgestellt hatte? Hatten sie sich hier getroffen um ihre Phantasien auszuleben? Seine Berührung wanderte von ihrer Schläfe hinter ihr Ohr und streichelte über eine empfindliche Stelle, die ihr prompt einen angenehm kühlen Schauer über ihre erhitzte Haut schickte. Er lächelte und legte mit so etwas wie Erstaunen den Kopf leicht schräg. Anscheinend hatte er nicht eine solche Reaktion erwartet. Sofort setzte er seine Erforschung weiter fort und Darna verlor spontan die Fähigkeit zu atmen. Mit wild und laut pochendem Herzen beobachtete sie, wie seine Hand unter ihr Kinn wanderte, sein Daumen ihren Kopf leicht hin und her dirigierte und dann kurz ihre Unterlippe berührte, was ihrem Mund wieder leicht öffnete.
LUFT HOLEN!
Aber es blieb keine Zeit sich zu sammeln um vielleicht wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Seine Bestimmtheit, seine maßlose Arroganz und Selbstsicherheit dirigierte sie direkt in den Wahnsinn, der sicher am Ende dieser Erfahrung wartete. Unfähig sich zu rühren, gebannt von ihm und ihrer Neugierde ließ sie es zu, wehrte sich nicht, musste einfach wissen wo das enden würde... und es sollte abrupt enden! Doch zuvor schockierte er Darna noch zutiefst durch sein Handeln und ihre eigene spontan einsetzende Fassungslosigkeit.
Eben war seine Berührung noch an ihrem Gesicht gewesen, sein Daumen hatte ihre Lippen gekostet und sie dazu gebracht die Augen schließen zu wollen. Nur ganz undeutlich sah sie noch ihre Umwelt, sank immer tiefer in das Gefühl in seinen Armen zu liegen, seinen gestählten Körper hinter sich an ihrem Rücken zu fühlen, seinen intensiven Blick auf ihrer Haut. Die Intensität ihrer Sinne wechselte. Was sie weniger sah, dass fühlte sie um so intensiver! Ihre Haut brannte dort wo er sie berührt hatte, obwohl seine doch so angenehm kühl war. Sie spürte den Druck seiner Brust an ihren Schultern, sein Schlüsselbein an ihrem Kopf, der fast willenlos sich an ihn gelehnt hatte, seine starken Muskeln an der Rückseite ihrer Schenkel. Sie fühlte seinen kühlen Atem über ihre Wange streicheln, als er sich noch ein wenig mehr nach vorne lehnte und seine neugierige Hand, wie sie ihren Hals seitlich hinunter strich. Ein Finger fand die kleine Kuhle vorne an ihrer Halsbeuge, dort wo sich die Schlüsselbeine trafen, wähnend der Rest seiner Finger schon tiefer waren. Sie fühlte ihr Herz wild schlagen und ER musste es auch fühlen, denn seine Hand war so nah an ihrem Herzen und als sie noch tiefer rutschte wunderte es Darna auch nicht mehr, wie sie durch halb geschlossene Augen sah, dass ihr Kleid ...nicht Feuer fing, nein!.. Es löste sich einfach in feine bläuliche Rauchfähnchen auf, dort wo er ihre Haut gereizt hatte. Ob dieser Effekt ihre oder seiner Intension zuzuschreiben war, wusste sie jetzt schon nicht mehr. Es war unwesentlich und verblasste in der Flut ihrer Empfindungen. Seine gebeugten Finger strichen ihr gerade zwischen ihren Brüsten hinunter, über ihren Sodaplexus und ihr Herz vergaß einmal zu schlagen. In diesem Moment sah sie wie sich der Ausschnitt ihres Kleides öffnete, die Ränder sich in Rauch auflösten und auseinander klafften. Seine Hand öffnete sich, schob sich unter den Stoff und legte sich großflächig auf ihren linken Rippenbogen, zwei Finger auf ihren Rippen, zwei auf ihrem runden weichen Fleisch und der Daumen kreiste einmal schnell um den Vorhof ihrer ganz persönlichen Hölle um dann einmal leicht über den kleinen Knoten zu schnellen der sich natürlich auf ihrem verräterisch veranlagtem Körper gebildet hatte. Das Gefühl, was diese kleine Reizung auslöste war... nicht zu beschreiben und Darna drohten die Knie einzubrechen. Doch ER hielt sie. Seine Hand blieb wo sie war und seine zweite gesellte sich unter ihr Kinn. Fordernd und selbstverständlich bog er ihren Kopf nach hinten und sein Schatten fiel über sie. Sie spürte wie sich seine Muskeln hinter ihr bewegten und im nächsten Moment seine kühlenden Lippen auf ihrem lichterloh brennendem Hals. Langsam wanderte er hinauf. Sie wusste nicht genau, was er da machte, aber es fühlte sich unglaublich an. Halb zupfend, dann wieder ein sanftes Streicheln, dann fühlte sie sogar einmal leicht seine glatten Zähne, bis er ihren Mundwinkel erreichte und sie in seinem kühlenden Atem ertrank. Sie fühlte seine Anspannung, die fordernden und doch weichen Lippen, seine Kälte und ihre Glut aufeinander prallen und etwas explodierte. Da war ein Geräusch... Plötzlich war er nicht mehr da! Sofort schlich sich ein gewisses Gefühl von Leere ein, besonders an den Stellen, wo er sie eben noch berührt hatte. Sie versuchte klar zu sehen und blinzelte ein paar Mal, erblickte sich selbst im Spiegel mit einer Hand an ihrer nackten Brust und einer an ihrem Hals und den Daumen auf ihren Lippen. Sie hatte sich selbst berührt!!!
Gleichzeitig sah sie auch noch kurz im Spiegel seine ihr abgewandte Gestalt, die mit großen Schritten auf ein Monster zu ging, dass gerade auf seiner Seite den Raum betreten hatte und anscheinend ein Tablett hatte fallen lassen...

(Butler)

Viel zu viele Zähne starrten sie über die Gestalt „Ihres“ Dämons ungläubig an und nackte Angst wollte ihren Magen packen. „Ihr“ Dämon schien wahrhaftig erbost über die Störung und es wirkte, als ob er irgendetwas schrie, doch sie hörte nichts. Der Hühne, mit den zu vielen Zähnen zuckte zusammen, verbeugte sich vor IHR und trollte sich mit eingezogenen Schultern, während ER sich langsam zu ihr umwandte...
Irgendetwas musste in ihrem Gehirn ausgesetzt haben! Ein nervöses Kichern wollte ihrer Kehle entweichen. Das alles konnte nicht wahr sein. Was hatte sie getan? Sich selbst berührt? Oder hatte er ihre Hand geführt?
Was tat sie hier?!!?
Sie musste hier weg!
JETZT!

Schwindlig tauchte sie in die Realität ein und riss die Augen auf.
Todesmutig starrte ihr ihr Gesicht aus dem Spiegelbild entgegen, der nun wieder nur ihr Bild zeigte. Ihre Wangen glühten, ihre Augen waren glasig und ihre Lippen vom … geschwollen! Oh nein! Und das schlimmste: sie sah glücklich aus! Wer war dieses Wesen, das ihr da entgegen blickte! Langsam schob sich ihr inneres Entsetzen über das dämlich strahlende Gesicht. Nein, dass war kein Lächeln! Das war das sprichwörtliche Honigkuchenpferd, dass ihr da verträumt entgegen glotzte. Sie schüttelte heftig ihren Kopf und ließ die dicke Strähne wieder tief ins Gesicht fallen, dorthin wo sie hin gehörte! Wut stand ihr besser! Zorn! Hass! Alles konnte sie im Spiegelbild ertragen, aber gewiss nicht ….DAS!
Mit einem etwas zu heftigen Ruck zog sie wieder den Morgenmantel über den Spiegel und fragte sich im nächsten Moment, ob das eben alles wirklich passiert war. Hatte sie das nur geträumt? Wäre wohl besser, denn alles andere wäre doch so was von hochnotpeinlich! Wie hatte sie sich nur so gehen lassen können? Verdrängen! Ja, das war ein Plan! Das alles war nicht passiert! Sie hatte nicht gesehen wie seine Berührung ihre Haut zum glühen gebracht hatte, wie das Kleid in Rauch auf ging oder wie sie mit einem Dämon herum geknutscht hatte! (Elfer-Konsequenz) Sie konnte sich am besten an nichts erinnern! Ja! So war es am besten! Diesen Teil ihrer Erinnerungen musste sie nur ganz tief irgendwo vergraben, dann würde alles wieder gut werden!

...Nur irgendwann... in einem stillen Augenblick der inneren Ruhe... dann würde Darna aufgehen, was „ihren“ Dämon so erstaunt hatte und sie würde es selbst fühlen:
Sie war zur Knospe erblüht, unschuldig und doch schon voll Schönheit und dem Versprechen auf einen nahen Frühling und der Duft ihrer Weiblichkeit hatte in diesem Raum zwischen den Welten gehangen, wie eine wage Voraussicht, was einmal aus ihr werden könnte: Eine starke Frau, voller Leidenschaft und Feuer. Ihre Sinnlichkeit hatte sie überwältigt und hinterließ in ihr ein tief verborgenes Gefühl, dass ER bereits entdeckt hatte, bevor sie es konnte: Sehnsucht.
Denn welches Leid war süßer, köstlicher als dieses Sehnen, dieses feine Ziehen, dass durch jede Zelle des Körpers wandern konnte. Prickelnde Schauer, leises Seufzen in der Dunkelheit, Erinnerungen, Vorboten verbotener Berührungen und die Scham am Morgen danach. Dies würde sie nun fortan begleiten, denn auch sie war durch und durch nun mal eines: eine Frau dessen Körper gerade erwachte wie die Knospe einer Rose.



Wenn Darna irgendwann Chasins Schlafzimmer verlassen würde, würde sie im Wohnzimmer auf einen schlafenden Leon stoßen, der ihre Schuhe an sich gekuschelt halb unter ihrem Fuchs-Kostüm auf dem Sofa lag und ganz leise schnarchte. Sie selbst trug nur ein blaues Unterkleid...

Ansonsten gab es noch da diesen großen Spiegel... der … ihr Bilder aus anderen Welten zeigen konnte... Vorausgesetzt, sie hatte das alles nicht nur geträumt. Ein untrügliches Indiz, dass das alles vielleicht doch keine reine Illusion gewesen war, prangerte sehr offenherzig auf ihrer Brust. Das Unterkleid hatte gestern noch keinen so tiefen Ausschnitt gehabt und die Ränder, die fast bis zum Bauchnabel hinab reichten, wirkten leicht verkohlt. Sie ...oder er... musste es wohl „aus Versehen“ in Brand gesteckt haben.
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Darna von Eibenau
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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 25. Februar 2018, 01:01

Leid? Wieso Leid? Ist was mit seinem Ritterschlag? Oder seiner Schwester?
Sie ahnte mehr, als dass sie es genau hätte festmachen können, wie ihr Untermieter nur schweigend über etwas an ihr den Kopf schüttelte und sich in den Hintergrund zurück zog. Das mochte zwar aus seiner Sicht sogar "nett" sein, verursachte bei Darna aber ein frustriertes innerliches Augenrollen, denn seine Reaktion erinnerte sie zu sehr an Leons dauerndes Ausweichen. Woah, da frag ich ihn tatsächlich mal was... und dann... pfh! Na dann nich!
Leons Hände hielten ihre Taille, was sich ungemein schön anfühlte und hellte ihre Laune im Nu wieder auf. Ach, blöde Schuhe! Dann halt nicht, auch wenn sie leise Sorge hatte, dass ungeschützte Füße im Ballsaal keine so gute Idee waren. Aber Leon würde ihr sicher nicht auf die Zehen treten, wenn sie gleich nochmal tanzten. Wonach hielt er Ausschau?
"Wo ...woooohl Del middem Drochen hin isch?..."
Mhrm. Beide konnten ihr ruhig noch eine Weile fern bleiben. Auch wenn der König "sucht eure Freunde" gesagt hatte, davor hatte es geheißen "Ich schlage vor, ihr genießt das Fest" - und sie hielt sich IMMER an die Reihenfolge, jawohl euer Majestät! Und 'das Fest genießen' beinhaltete im Moment Leon und... - ja. Leon.
Und so gefiel es ihr zunächst gar nicht so recht, dass Chasin nicht bei dieser Pfeife da drin geblieben war, sondern sie jetzt wieder zurück in die Zimmer der Diplomatin bringen wollte.
"Gehen wir sie suchen. Es war der Wunsch des Königs, dass wir ihn im Auge behalten."
Darna brauchte eine Weile, um diplomatisch höchst ausgefeilt zu überlegen, wie sie der Tha'roon jetzt vermittelte, dass sie ja auch... öh... uhm... auf der Tanzfläche auf den Drachen warten konnten! Da hatte er sich ja schließlich mit ihr nochmal treffen wollen!
Bis sie auf diese geniale Idee kam, dauerte es etwas und mehr als ein im Protest etwas abgespreizter Zeigefinger war derweil bei ihr nicht zu beobachten. Außerdem liefen sie viel zu schnell, so rasend, dass die Umgebung ganz verschwommen an ihnen vorbei huschte, du liebe Güte! Sie hatte Mühe, Schritt zu halten und versuchte deswegen, genau so lange Schritte zu machen wie die Tha'roon...
Wobei, so schnell wollte sie ja gar nicht weg! Abruptes Abbremsen. Nicht doch lieber zurück? Dann doch wieder lange Schritte. Armer Leon.

Wieso lag hier so viel Zeug? Wo zum Kuckuck waren sie?
Leon sah sich um: "Sie schind wohl nisch da."
"Wo denn?", fragte Darna etwas kleinlaut. Irgendwie kamen ihr diese Räume nicht ganz fremd vor. Was hatten sie hier nochmal gewollt?
"Eine offensichtliche Tatsache, ja." - Uh, hier wurden schon wieder diese wissenschaftlichen Gespräche geführt, von denen sie zu wenig verstand, um mitreden zu können! Etwas bedröppelt schwieg sie und fühlte sich vom Gespräch ausgeschlossen. Einen Moment schwiegen alle und starrten in den Raum hinein. Chasin setzte sich merkwürdig langsam in Bewegung, lief von Raum zu Raum, holte sich ihre Pfeife und blieb dann vor Zanfars Zimmertür stehen. "Die Chance, dass sie hier her zurück kehren, liegt bei über 86%. Ich bin etwas müde und werde hier auf Zanfar warten. Hier wird er wahrscheinlich als erstes her kommen."
Damit ging sie in sein Zimmer, lehnte die Tür hinter sich an, rauchte noch eine kleine Pfeife und legte sich dann auf sein Bett.

Uh. Uh? Uh-hu! Ihr seid nicht allein ...ich mein ja nur.
He he he. Aber jetzt!, freute sie sich. Es war doch nicht so schlecht, dass sie hier waren! Leon hielt sich an Darna fest, summte eine Melodie und Darna hielt sich an Leon fest. Gemeinsam wankten sie leise kichernd ein bisschen durch den Raum, als Leon anscheinend einer Eingebung folgend sie irgendwie in Chasins Schlafzimmer dirigiert hatte. Tanzen war das nicht wirklich, aber schon nah dran. Alles fühlte sich heute ein bisschen leichter an und irgendwie hatte, nach dem letzten Schluck aus dieser Tonflasche, die Welt begonnen ein bisschen schöner zu sein. Alles war weich und Kantenlos. Alles glänzte so schön. Alles drehte sich im Kreise. Leons Gesicht war so nah, so schön, so...

Sie tanzten durch einen bunten Raum voller Tiergesichter und Schleier und sie landete irgendwann auf einer Wolke aus cremefarbener Seide. Leon kniete vor ihr nieder, murmelte irgendetwas und hob ihre Röcke ein Stück an.
Ihr eigener Atem rann wie eine heiße Flüssigkeit in ihren Körper und sie merkte kaum, wie ein helles Seufzen ihre Kehle verließ. Seine warmen Hände an ihren Fesseln, an ihrer Wade ... Sein warmes Lachen wandelte sich in sinnliche Stille. Er würde doch nicht...?! - oh, egal! Irgendwo waberten nicht zuende gedachte Gedankenfetzen durch die süße Watte in ihrem Kopf, dass ihr Herr Vater nicht darüber begeistert wäre. Dass er aber weit weg war. Dass mit 'ordnungsgemäßen' Abläufen wie Werben, Verloben, Heirat sowieso kaum zu rechnen war, wenn ein Krieg gegen Grandessaner, Piraten, Orks und Dunkelelfen quasi vor der Tür stand und da waren Untote, Dämonen, Drachen... Was bitte sollte sie noch für Konventionen einhalten, und wofür?
Dachte sie das gerade wirklich?! Ihre Schenkel zuckten, als wieder seine Fingerkuppen noch ein bisschen höher zu wandern schienen. Götter!
Nicht! denken!
Und dann fiel Leon leider wieder ein, wo er ihre Schuhe das letzte mal gesehen hatte.



Darna erwachte und stellte fest, sie war allein im Raum und sah sich sofort um. Alles war sehr stilvoll eingerichtet nur etwas unordentlich. Wo bin ich? Langsam setzte sie die Füße auf einen weichen Teppich und ihre Zehen gruben sich in dichte Fasern, weich, warm, angenehm. Noch etwas wackelig stand sie auf und atmete tief durch. Ihre Knie zitterten ein wenig. Warum? Sie erinnerte sich dunkel an manch ein Bild des gestrigen Abends, aber bei weitem nicht an alles. Leon? Wo war Leon? Irgend etwas war da mit ihren verflixten Schuhen gewesen. Aber sein Lächeln hallte noch in ihr nach und gedankenverloren rieb sie sich den Hals, als plötzlich etwas ihren Blick fing und bannte.
Da stand er.
Ein Spiegel.

Ihre Augen waren von kleinen roten Äderchen durchzogen, darunter zierten unschöne dunkle Ränder ihre blasse Haut. Große Poren starrten ihr entgegen und die Narben leuchteten immer noch viel zu frisch. Ihr Blick wanderte hinauf und sie entschied, ihr Haar war... NICHT ZU RETTEN! Ihre müde Mimik ernüchterte unbegeistert. Hat er 'wirklich schön' noch zu dir gesagt gehabt? 'Wirklich schön'? Ernsthaft? Er muss vollkommen besoffen gewesen sein. Oder ein überaus höflicher Lügner. Sie glaubte sich düster zu erinnern, dass sie noch mehr von ihm erwartet hatte, als sie nur 'wirklich schön' zu finden... ouh! Die Wahrheit tat weh. Auch wenn sie zu einigem, was ihr momentanes Aussehen ausmachte, stand - vor allem zu den Gründen dafür... Das da... aber dieser Anblick da tat weh.
Wer um alles in der Welt konnte bloß diese Vogelscheuche, die ihr da gerade entgegen blickte, schön finden? Geistesabwesend hob sie die Hand um den Irrläufer hinters Ohr zu schieben und...

Da stand er.


Ein Abbild ihrer geheimen Träume, und ein Zittern ging durch ihren Körper, weil sie sich kaum eingestehen wollte, WIE anziehend sie das da fand. Was war das? Und was passierte hier? Das erste Mal sah sie ihren Dämon in einer wirklich körperlichen Gestalt! Keine vage Dunkelheit, kein diffuses Gefühl seiner Präsenz, nein, echte Konturen die sie klar und deutlich mit ihren Sinnen wahrnehmen konnte. Er musste selbst gerade vor einem Spiegel stehen, entschied sie und sah in seine unnatürlich metallisch silberblauen Augen.
Ihre eigenen Augen wurden weiter und sie erstarrte, während sie es doch nicht unterlassen konnte, jedes Detail dieser Erscheinung da vor sich mit ihren Blicken in sich aufzusaugen.
Ihr Spiegelbild? Was hatte Chasin geredet von 'rot zu blau' und all solches Zeug?
Das hier war nicht ihr Spiegelbild. Kein verdrehtes Abbild ihrer Welt. Das hier war...
aber...
Aber wieso sieht er aus wie Leon?
Irgend etwas stimmte hier nicht.
Irgend etwas hier an ihm war zu perfekt, um wahr zu sein.
Aber...
aber...
es war viel zu schön.
Nicht. denken.
Ihr Inneres zitterte und bebte. Dieser Kerl war nicht nur unverschämt schön, nein er strahlte eine Arroganz und Selbstsicherheit aus, die schon verboten gehörte. Er wusste ganz genau was er wollte, ganz im Gegensatz zu ihr. Seine Präsenz raubte ihr den Atem und seine maskuline Haltung ließ ihre Knie unwillkürlich etwas zittern. Sie erinnerte sich an Leons Hände, wie er über ihre Waden gestrichen hatte. Er hatte aber nicht mehr getan, oder? Sie erinnerte sich an ihre weichen Knie, als er sie hätte küssen wollen in Pets Hütte. Hatte er aber nicht.
Irgendwann würde sie ihn noch töten für all das, was er nicht getan hatte.
Oder ihn packen und...
Aber er war nicht da... aber dafür dieser... Sammelte sich da Speichel in ihrem Mund oder war er zu trocken? Darna musste auf jeden Fall einmal schlucken. Sein V-förmiger Leib war einfach wie dafür gemacht zwischen ihre Beine zu treten und mit ihr zu …
...tanzen! JA! Alles andere wäre ja auch … Himmel, war das heiß hier!
Sein Lächeln verschwand und seine Pupillen wurden noch größer. Er senkte leicht den Kopf, was seinen Blick schmaler werden ließ und fixierte ihre Augen, als gäbe es nur sie und sonst nichts mehr! Darna bemerkte nur nebenbei, dass seine Lippen sich einen kleinen Spalt geöffnet hatten und er angestrengt die Ihren musterte. Auch ihr Mund stand einen kleinen Spalt offen. Sie hörte ihr Blut in den Ohren rauschen, aber sonst war es still um sie. Nur ihr schneller Atem verriet, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Oder doch?


Sie berührten einander und ihr Denken setzte aus. Es war sowieso schon vorher nicht besonders erfolgreich gewesen und schmiss schulterzuckend nun endgültig das Handtuch.
Sie wusste nicht genau, was er da machte, aber es fühlte sich unglaublich an. Sie fühlte seine Anspannung, die fordernden und doch weichen Lippen, seine Kälte und ihre Glut aufeinander prallen und etwas explodierte. Da war ein Geräusch...
Und die Ereignisse überschlugen sich, bis sie es voller Entsetzen, glühendem Verlangen, Scham, körperlicher Wonne, Zorn und Verwirrung schaffte, sich in etwas zu retten oder zu flüchten, was wohl noch am ehesten den Begriff "Realität" verdient hatte.
Am schlimmsten war dieses Gesicht, was ihr im Spiegel so entgegen gestrahlt hatte, als hätte das ihres sein können! Hölle und Verderben!!! Sie hätte es sich schreiend am liebsten aus dem Gesicht reißen können vor lauter Angst, damit hier - HIER! - ein Inferno auslösen zu können! Oder irgend eine Katastrophe!
Ritual.
Ritual.
Ihr Lächeln hatte das brennende Heptagramm nicht ausgelöst, das hatte Chasin ihr doch sagen wollen? Aber es war noch nicht wirklich in Darnas Kopf angekommen, weil sie nicht wusste, was und warum denn nun stattdessen also stattgefunden hatte. Sie durfte nicht lachen, nicht lächeln - sie konnte es nicht!
Aber dann grinste sie da dieses... nein! Es musste ein Alptraum sein! Aufwachen!
Ein unartikuliertes, gequältes Stöhnen kam von ihr und sie sank auf die Knie, fiel nach vorne in die Hocke, schlang die Arme irgendwie schützend um ihren Kopf herum und weinte, ohne wirklich Luft dabei zu holen. Wechselnd schlugen ihre Zähne klappernd aufeinander.
Was immer gerade passiert war, irgend etwas entsetzliches war gerade wieder passiert - und SIE hatte es zugelassen!

Verdammter Spiegel.
In ihr knurrte etwas.
Hatte sich ihr Dämon nicht einfach nur mit ihr "treffen" wollen, irgend etwas bereden wollen, wie sie ihn mithilfe des Drachen endlich loswerden konnte?! Nicht, dass ihr das nach diesem Aufwachen genehm gewesen wäre, aber warum war stattdessen dieses... dieser...
Warum hatte er sie...
Was...
Verdammter Spiegel!
Tränenblind rappelte sie sich auf und sah sich um, sah mit einer verzerrten Miene einen kunstvoll geschnitzten Stuhl und ihre Augen wurden schmaler. Die schöne Sitzgelegenheit wurde gepackt und mit voller Wucht in das wertvolle Glas geschmissen, dass es nur so schepperte, klirrte und barst!
Sie starrte mit knurrig vorgeschobenem Unterkiefer schwer atmend auf die Scherben. Besser!
Und du wirst tierischen Ärger bekommen, war es diesmal ihre Ratio, die einmal anklopfte. Was erdreistete sie sich hier, das wertvolle Mobiliar der Diplomatin zu zerstören?!
Als hätte sie sich nicht schon lächerlich genug gemacht...
Ein weiterer gequälter Heulanfall schüttelte sie, während ihr klar wurde, dass sie sich gerade nur immer tiefer und tiefer in den Schlamassel ritt. Sie brauchte Hilfe!

Leon. Wo war Leon?
Sie taumelte aus dem Schlaf- ins Wohnzimmer und wurde von einer selig schlafenden Unschuld empfangen, der ihre Schuhe an sich gekuschelt halb unter ihrem Fuchs-Kostüm auf dem Sofa lag und ganz leise schnarchte. Sie selbst trug nur ein blaues Unterkleid...
Sie sah das erste Mal wirklich an sich herunter, mehr registrierend, als zuvor nur ihre eigene Hand an ihrer Brust. Sie starrte auf die verkohlten Ränder, die wie ein Hohn unkaschierbares Zeugnis von diesem... 'Zwischenfall' gaben.
'Darna, was ist passiert?!', hörte sie in ihrer Vorstellung erschrockene bis empörte Fragen, von Leon, oder von Chasin... es war egal, von wem. Sie würde sich irgendwie erklären müssen. Sie hätte sich so furchtbar gerne einfach nur für verrückt gehalten, aber es gab Dinge, die waren nicht wegzuleugnen, die waren so wirklich wie das Heptagramm, so wirklich wie der Handabdruck auf ihrer Schulter...
Und wie sollte sie DAS hier ERKLÄREN?!?!
Sie stand leicht gekrümmt mit geballten Fäusten, dass ihre Finger verkrampften, ein Stück vor der Verbindungstür im Wohnzimmer und öffnete die gebleckten Zähne zu einem wütenden Schrei, einem Schrei aus Protest, aus Frust, aus Verzweiflung. Laut!

Aber da lag dieser liebe und dumme Einhornjunge und schnarchte so friedlich.
Ich kann ihn doch nicht jedes Mal mit einem Schrei wecken!

Sie stolperte rückwärts, sich wendend, zurück ins Schlafzimmer, warf sich aufs Bett und erstickte den Laut, der plötzlich nur noch aus Verzweiflung bestand, gründlich in diesem großen weichen Kissen.
Und heulte dann nur noch hinein, Seide und Daunen links und rechts gegen beide Ohren gepresst.

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Re: Die Gemächer der roten Dame

Beitrag von Erzähler » Sonntag 25. Februar 2018, 11:23

Vielleicht war es das Brechen des Spiegels, vielleicht auch Darnas ersticktes Weinen. Irgendetwas musste Leons Unterbewusstsein erreicht haben, denn er erwachte. Er setze sich auf und für einen Moment sah es so aus als trüge er Frauenkleider. Er runzelte die Stirn, wollte gerade das Fuchskleid beiseite legen, da begriff er. Darna hatte dieses Kleid getragen! Wenn die Gewandung hier bei ihm war und auch ihre Schuhe, die deutliche Abdrücke an seiner Brust hinterlassen hatten, dann musste Darna verdammt wenig anhaben. Seine Bildliche Vorstellungsgabe ließ ihn einen Moment die Luft anhalten. Leon kannte ihren Körper, besser als ihm gerade lieb war. Als Heiler hatte er sie behandelt, aber der Mann in ihm sah sie als Frau.
Und ...? Warum hatte ich ihre Sachen? Was...? Habe ich vielleicht...??? Ich kann mich an nichts erinnern! Wenn ich sie angerührt habe, schlage ich mir die Hände ab! ...Nein! DAS wird sie sicher nur zu gerne für mich übernehmen!
Natürlich lenkte das Gesamtbild seine Gedanken in eine sehr unmoralische Richtung. Ein paar dunkle und verschwommene Erinnerungsfetzen blitzten in seinem Kopf auf. In einer kniete er vor ihr und schob langsam ihre Röcke ihre schlanken Waden empor... seidige Haut glitt an seinen Händen entlang... Leon schüttelte energisch den Kopf.
Oh – Ihr – Götter! Was hab ich da nur gemacht?!
Er legte vorsichtig Kleid und Schuhe beiseite, als wären sie aus Glas und könnten brechen. Irgendwie kam ihm die ganze Welt gerade vor wie aus Glas, oder Scherben. Wie sollte er mit diesem Brummschädel nur die Bruchstücke wieder zusammen fügen?! Und was hatte ihn geweckt? Er hob den Kopf und sah zum Fenster. Es war noch Nacht. Lange konnte er nicht geschlafen haben und er spürte auch noch ordentlichen Restalkohol in seinem Körper. Er setzte sich auf. Leon dehnte die Schultern, ein leises Knacken befreite seinen verspannten Nacken und er stand langsam auf. Etwas schwindlig blieb er noch einen Augenblick stehen, dann hörte er ein leises Wimmern.
Was?
Die weichen Teppiche schluckten jeden seiner Schritte, trotzdem wagte er es kaum zu atmen. Der Knoten, der sich da gerade in seinem Magen bildete drückte seinen Hals zu. Am Türrahmen angekommen, sah er das Bild, was er niemals hatte sehen wollen.
Nein... Ich habe... das darf ich nicht!...
Seine Fingernägel krallten sich leise in das Holz. Auf dem Bett lag Darna und erstickte ihre wimmernden Laute, die nur noch aus Verzweiflung bestanden gründlich in diesem großen Kissen. Sie weinte und ihr Leib zittere dabei, umgeben von Seide und Daunen links und rechts gegen beide Ohren gepresst. Leons Augen nahmen ein Blaues Unterkleid wahr, dass irgendwie ramponiert wirkte, da es viel zu locker über ihre Schulter hinab gerutscht war. Auch am Bein war es hoch gerutscht (durch ihr aufs Bett werfen). Sofort fragte er sich, was er in den vergangenen Stunden noch alles schreckliches getan hatte. Hatte er ihr das Kleid vom Körper reißen wollen? Hatte er ihr Gewalt angetan?
Ein erneutes Schluchzen ließ ihren Körper erbeben und seine Hand streckte sich automatisch in ihre Richtung. Er wollte so sehr zu ihr eilen, so sehr sie in seine Arme ziehen ihr Wärme geben, ihr Geborgenheit schenken, sie trösten und ihr die Welt versprechen, aber...
...
Er tat es nicht.
...
Irgendetwas schüttelte seine Seele.
Ich sollte nicht hier sein!
Also wandte er sich ab, ließ sich lautlos um die Ecke gleiten und ging.
...
Darna würde ihn durch die Kissen wohl kaum gehört haben. Er war schon halb draußen, da fiel ihm etwas ein, dass er in ihrem Zimmer gesehen hatte. Der große leere Rahmen und die Scherben, die überall am Boden lagen! Sie könnte sich verletzten sobald sie aufstand, mehr noch als er es wahrscheinlich getan hatte.
So hoffe ich wenigstens... Ob sie stark geblutet... ICH TRINKE NIE WIEDER ETWAS! -
Sie braucht wenigstens ein paar Schuhe!
Vielleicht war er noch noch ein wenig betrunken, dass seine Gedanken sich ständig um Schuhwerk drehten. Er glaubte sich zu erinnern, beim König nach Frauenschuhen gefragt zu haben, aber er schüttelt auch diesen nutzlosen Gedanken schnell wieder ab. Das konnte nicht stimmen. Er ging leise zum Sofa, hob das Paar auf, mit dem er im Arm geschlafen hatte und ging erneut zum Schlafzimmer der Tha'Roon in dem nun sein zerstörtes Leben lag.
Sie wird mir nie verzeihen!
Vorsichtig spähte er um die Ecke und fand Darna noch unverändert weinend in den Kissen. Er wollte sie nicht stören, da er nun davon aus ging, dass er sicher die letzte Person war die sie sehen wollte, aber die Sorge um ihr leibliches Wohl brachte ihn dazu, doch einzutreten. Etwas geduckt, wie ein geschlagener Hund näherte er sich dem Bett mit den Schuhen in der Hand. Ihre nackten Schultern, zeigten noch den handförmigen Abdruck.
Du hast genug gelitten, Darna. Du brauchst einen besseren Mann als mich... Einen der dir gut tut, dich nicht zu einem Leben in Sünde verdammt. Du brauchst jemanden der dich heiratet und... Was hab ich ihr nur angetan???!!!
Er wollte eben seine Fracht neben ihrem Bett abstellen, da bewegte sie sich. Er zuckte zusammen, als hätte sie nach ihm geschlagen und ließ die Schuhe fallen. Einer landete weich auf dem Teppich, aber der andere hüpfte noch einmal scheinbar zeitlos langsam in die Höhe und knallte dann mit dem kleinen Absatz auf das polierte Holzparkett. Leon erstarrte in seiner geduckten Position. Er ahnte es, bevor er es sah, dass sie ihr Gesicht dem Geräusch zu wandte, also ihm. Er musste sehr schuldbewusst aussehen, als er flüsterte:
„Entschuldige...ich... bin schon weg! Ich wollte nur... da... Schuhe.“
Er wollte nur noch weg hier.
„Verzeih... ...alles!“
Verdammt!
Obwohl er sonst eigentlich recht gut mit Worten konnte, so fiel ihm in den entscheidenden Momenten einfach nicht die rechten ein.
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