Wo alles beginnt...

Verschiedene Baustile finden sich in Jorsan. Vom einfachen Fachwerkhaus über einstöckige, kastenförmige bis hin zu kleinen Nobelhäusern ist hier alles anzutreffen. Jorsaner Architekten wollen scheinbar jede Kultur zum Teil ihrer Stadt werden lassen.
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Darna von Eibenau
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Darna von Eibenau » Montag 14. November 2016, 12:44

"Das alles hat... einen kompletten Tag gedauert?"
Sie verließen den Tempel.
„Eigentlich sogar fast zwei“, flüsterte Basil mit leicht zu ihr gebeugtem Oberkörper.

Darnas Augen weiteten sich erschrocken. Es war eine Zeitspanne, die ihr durchaus plausibel für das Geschehen draußen erschien und die sie Basil sofort glaubte, aber dass sie zwei Tage tatsächlich bewusstlos gewesen war und so sehr das Zeitgefühl verloren hatte, schlug sie vor den Kopf. Sie hatte sich doch nur unterhalten? Für einen flüchtigen Augenblick tat ihr der Dämon fast leid. Die Einsamkeit, die sie da drin gespürt hatte, hallte in ihr noch nach und sie fragte sich, ob die Kreatur ähnlich empfand. Vermutlich nicht - es war ein Dämon. Und doch schien er ja von ihr irgendwie die Nase voll zu haben...
In Gedanken versunken achtete sie beim Aufsteigen gar nicht auf die Decke und zuckte überrascht zusammen, als sie ein Rucken am Stoff spürte, Basil sah und begriff, was er gemacht hatte. Sie blinzelte. "Danke", sagte sie leicht verzögert und man merkte, dass sie geistig doch noch nicht wieder so auf der Höhe sein konnte, wie es eben im Tempel noch phasenweise den Anschein gemacht hatte.
Dann half Basil Delilah zu sich auf den Kutschbock, während Leon zu Darna auf die Ladefläche kletterte.
Etwas irritiert sah sie den Magier an, dann zu Delilah. Die Platzverteilung erschien ihr seltsam. Aber sie sagte nichts und senkte den Blick, ließ diesen dann über die ansonsten auf der Ladefläche verteilten Dinge schweifen. Sie wünschte sich, dass Leon mit ihr spräche, aber wollte ihn nicht behelligen. Rumpelnd setzte sich der Wagen in Bewegung und Darna suchte zunächst einmal eine der Feldflaschen, um etwas trinken zu können, fragte notfalls nach Wasser. Sie hatte fürchterlichen Durst.

Dabei legte sie unauffällig ihren rechten Arm frei und warf einen Blick darauf. So vieles an den Jungs deutete auf Feuer hin, vor allem an Basil, sie war gefühlt verbrannt, ihre Selbstsicherheit, dass der Dämon nicht zeitweise ihren Körper übernommen hatte, war erschüttert worden und sie wurde dieses gedankliche Bild von der Flammengestalt, die sie seit Pets Heilung zu verfolgen schien, einfach nicht los. War diese Figur eine Einbildung? Nur eine Traumgestalt? Von einem Traum kriegt man keinen Handabdruck auf der Schulter. Eine beliebige Erscheinungsform, die der Dämon annahm? Aber das wirkt so widersprüchlich. Er ist so kalt... völlig ohne Flammen. Eine Erscheinungsform, die sie anzunehmen drohte, übernähme der Dämon sie? Aber wie passt das dann mit dem Traum zusammen?
Darna schaute auf ihren Unterarm, ob ihre Haut verletzt aussah, ob sie sich tatsächlich etwa Verbrennungen zugezogen hatte.
Sie hatte durch das Blütenblatt der Priesterin keine Schmerzen, was ihre Einschätzung, was ihr nun eigentlich fehlte, ungemein erschwerte. Sie war offenbar heiser. Vermutlich vom Schreien... Und ihr war fürchterlich kalt gewesen. Durch die Kälte des Dämons? Nach Pets Heilung war es durch Leons Wirken genauso gewesen, dass sie die Verbrennung an ihrer linken Schulter fast "übersehen" hätte. Nicht, dass sie undankbar sein wollte, dass man ihr Schmerzen nahm und ihre Handlungsfähigkeit wieder hergestellt hatte, aber dass sie gefühlt schon seit dem Niederschlagen bei der Knappenprüfung so oft nicht umfassend wusste, wie es um ihren Körper und ihre Fähigkeiten wirklich bestellt war, war ungewohnt und frustrierte sie langsam.
Jahrelang hatte sie sorgfältig ihren Körper gestählt und jetzt...
hatte nur der Kampf gegen den Untoten ihr für einen Moment bewiesen, dass sie sich noch auf sich selbst verlassen konnte.

Jetzt im Moment fühlte sie sich so gut, dass sie am liebsten neben dem Wagen her gelaufen wäre, statt hier zu sitzen. Aber was für ein Erscheinungsbild sie dabei abgäbe, drängte sich bei diesem Gedanken so sehr in den Vordergrund, dass sie hoffte, dass sie überhaupt niemand sähe, den sie kannte! Sie klappte die Decke am Hals höher wie einen breiten Kragen und verkroch sich darin. So viele bekannte Straßen... es war schön, zuhause zu sein, aber sie fühlte sich noch nicht wirklich angekommen. Sie konnte nicht zum Hof des Grafen, und ihre weiteren Wege waren ungewiss.
Einschätzend sah sie auch Leon an. Er wirkte immernoch entsetzlich müde und sie mochte ihn nicht mehr als unbedingt nötig behelligen. Die Frage, ob sie jemanden ernsthaft verletzt hatte, nagte weiterhin an ihr, aber sie behielt sie noch für sich.
Ihr Blick schweifte umher - und blieb plötzlich an etwas hängen.

Götter, was war das?!
Ihre Haltung streckte sich etwas und mit geweiteten Augen sah sie zu den Pferden, die hinter dem Wagen liefen und auf die sie zuvor nicht so genau geachtet hatte. Aber Ganbu strahlte zwischen den Tieren wie ein faustdicker Diamant zwischen Kieselsteinen. Darna rutschte etwas weiter nach hinten zur Ladenklappe, um ihn näher ansehen zu können.
Uff!
Ein Schlachtross.
Ein weißes.
Und was für eines. So schön!
Ihr Herz schlug sofort schneller, während ihre Augen den Verlauf jeder kleinen Haarsträhne des Pferdes in sich aufsogen und jedes Wiegen in seinen Bewegungen genossen.
Wo hatten sie dieses Geschöpf her?! Moment... Leon hatte zu Delilah etwas gesagt gehabt, dass sie ihr Pferd hinten anbinden sollte... das war ihres?
Dann starr das nicht so an, das gehört sich nicht!
Ob Leon es ihr zur Verlobung geschenkt hat oder so etwas?
Was für ein wunderschönes Tier. Das ist doch ein Gandaer, oder? Der muss ein Vermögen wert sein.

Sie reckte den Hals etwas, um zu sehen, was das Pferd für ein Brandzeichen hatte und welchen Geschlechts es war, doch die anderen Pferde waren im Weg und sie wollte sich nicht so weit verrenken. Aber alleine, wie er ging...! Sie genoss die Schöhnheit einfach nur, solange es ging.

Wie viel wohl von der Stunde übrig war, als sie ankamen?
Das Fräulein Delilah schien überzusprudeln vor Energie und Darna beobachtete mit Leon und Basil die rührende Wiedersehensfreude aus höflichem Abstand vom Wagen aus. Es schien die Knappin zunächst nicht zu tangieren - bis sie den Teigspritzer an der Wange der alten Dame bemerkte. Es war wie die schlagartige Erkenntnis, die ihr auch die Szene im Wald wieder grausam klar in Erinnerung gerufen hatte.
Hinrich hatte Kuchen von der Fensterbank geklaut und während jemand noch etwas von "Lausebengel!" bölkte, kam er mitten durch die Hühner im Hof zu ihr gerannt, um ihr ein Stück abzugeben. Warmen, frischen Kuchen, den sie im Stall mit ihren Kinderfingern teilten. Und dann wurde darüber verhandelt, wie lange er dafür ihr Holzschwert haben durfte...
Herr Vater rief zum Unterricht. Eigentlich war der Unterricht für ihren älteren Bruder Veltin, aber sie hatte zu Füßen ihrer Frau Mutter zwischen all dem Stickgarn und der Wolle sitzen und still zuhören dürfen. Und dann doch Fragen gestellt. Milder Tadel, gefolgt von Erklärungen. Ihr rechter Mundwinkel zuckte gedankenverloren leicht hoch, bevor direkt darauf die Miene abstumpfte.
Ich weiß gar nicht, ob Veltin noch lebt.
Sie sah das große, vergoldete Hirschgeweih über der Tür vom Kaminzimmer wieder und die Rüstung in der Diele... Großvaters Rüstung. Sie kannte jede Schnalle, jede Verzierung und jede feine Delle im Metall und hatte so lange gebettelt, sie auch mal von hinten betrachten zu dürfen, bis man sie extra ein Stück von der Wand entfernt neu aufgestellt hatte. Ihr wurde erst jetzt bewusst, wie absurd und liebevoll dieser Aufwand gewesen war. Wie oft war sie um diese Rüstung herum gepilgert, die gar nichts Großartiges war, wie sie inzwischen aus ihren Erfahrungen bei Hofe wusste, aber es war die schönste gewesen, die es in ihrer Welt gegeben hatte.
Und sie wissen gar nicht, ob ich noch lebe. Oder?
Das Fräulein hat mir von ihnen doch erzählt. Ich muss sie mehr fragen!

Sie hatte sich so lange nicht gemeldet, dass sie sich richtig schäbig vorkam.
Sie sah zu Deli und Resa und atmete wieder.

Aus Deli löste sich ein Lachen, das vor Glück und Leichtigkeit überquoll und Darna senkte verschämt den Blick, fühlte sich mal wieder wie ein Fremdkörper, zog sich zurück, dass sie im Wirbel dieser Erleichterung da drüben nur noch wie ein grauer Fleck gewirkt hätte. Es fühlte sich gerade so seltsam an, dass sie das, was mit Deli passierte, nicht nachempfinden und kaum begreifen konnte... - aber ein Dämon, der sich einsam fühlen mochte, der tat ihr leid?
**VERSTEHST DU ES JETZT, DARNA? DU WIRST NIEMALS WIEDER LACHEN, NIE WIEDER FREUDE EMPFINDEN, DENN DU BIST SCHULD AN SEINEM TOD!**
Ihre Pupillen weiteten sich einmal und wurden wieder schmaler. Mit fast ausdruckslos scheinender Miene und geöffneten Lippen starrte sie die Szenerie an, während ihr Kopf sich leergefegt anfühlte.

**VERSTEHST DU ES JETZT?!!!!**

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 17. November 2016, 08:59

Darna hatte fürchterlichen Durst gehabt und Basil hatte ihr aus seinem Schlauch zu trinken gegeben. Dabei legte sie unauffällig ihren rechten Arm frei und warf einen Blick darauf. Ihre Haut war unversehrt und unter den Laken auch frei von Asche. Darnas Gedanken schweiften von ihren verpassten Momenten der Ohnmacht zu dem weißen Pferd, das hinter dem Wagen lief. Die Haltung, die muskulösen Flanken der stolz geschwungene Hals, das alles verrieten ihr die edle Herkunft des Tiers und ließen sie staunen. Von ihrer Position aus konnte sie kein Brandzeichen entdecken, aber sie nahm sich vor, dies nachzuholen, sobald sie angekommen waren. Sie genoss die Schönheit einfach nur, solange es ging. Wie viel wohl von der Stunde übrig war, als sie ankamen? Jorsa war groß und der Wagen kam in den kleinen Gassen nicht sonderlich schnell voran, aber sehr lange waren sie nicht unterwegs. Das Fräulein Delilah schien über zu sprudeln vor Energie und Darna beobachtete mit Leon und Basil die rührende Wiedersehensfreude aus höflichem Abstand vom Wagen aus. Es schien die Knappin zunächst nicht zu tangieren - bis sie den Teigspritzer an der Wange der alten Dame bemerkte. Kindheitserinnerungen überfluteten sie und blieben bei ihren Eltern hängen.
Und sie wissen gar nicht, ob ich noch lebe. Oder?
Das Fräulein hat mir von ihnen doch erzählt. Ich muss sie mehr fragen!

Sie hatte sich so lange nicht gemeldet, dass sie sich richtig schäbig vorkam. Sie sah zu Deli und Resa und atmete wieder. Aus Deli löste sich ein Lachen, das vor Glück und Leichtigkeit überquoll und Darna senkte verschämt den Blick und ihre Gedanken wiederholten die vergangenen Worte des Dämons:
**VERSTEHST DU ES JETZT, DARNA? DU WIRST NIEMALS WIEDER LACHEN, NIE WIEDER FREUDE EMPFINDEN, DENN DU BIST SCHULD AN SEINEM TOD!**
Ihre Pupillen weiteten sich einmal und wurden wieder schmaler. Mit fast ausdruckslos scheinender Miene und geöffneten Lippen starrte sie die Szenerie an, während ihr Kopf sich leergefegt anfühlte.
**VERSTEHST DU ES JETZT?!!!!**

„Moma!“
Vertraute Arme zogen sich an sich. Sie vergrub ihr Gesicht an der Schulter ihrer Großmutter und atmete tief den Duft ihrer Kindheit ein. Alle Last dieser Welt fiel von ihr ab, jede Sorge war fort und zurück blieb Glück und Leichtigkeit und ... Licht. Ihr Herz quoll über vor Glück und als sie fast zu platzen drohte, dann löste sich ein Lachen, so glücklich und befreit, wie es ihr schon lange nicht mehr über die Lippen gekommen war. Sie war endlich zuhause! Der warme, weiche Körper ihrer Oma umfing sie wie eine Decke und hielt sie so fest, dass das Atmen ein wenig schwer fiel. Sie drückte sie und leise Geräusche zwischen Schluchtzen und Lachen drangen an ihr Ohr. Dann nahm sie Resa bei den Schultern und hielt sie ein kleines Stük von sich,
"Bei allen lichten Göttern! HAB ICH DICH VERMISST!"
um sie sogleich noch einmal an sich zu ziehen. Noch einmal wurde Delilah heftigst genuddelt, bevor Resa ihre Hände ergriff, einen Schritt zurück machte und erstmals ihr Enkgelkind betrachtete. Ihre Augen wurden größer und sie meinte:
"Kind, du trägst eine gewaltige Geschichte mit dir herum, aber ..."
Sie sah über Delis Schulter hinweg zu den Anderen.
"... Wen hast du denn da mitgebracht?"

Diese Frage löste bei Leon sofort eine Reaktion aus und er stieg vom Wagen, streckte sich und nahm Haltung an. Wie schwer ihm dies wohl fallen musste? Er machte ein paar Schritte auf das Haus zu und legte die Handfläche seiner Rechten auf die Brust, leicht verbeugte. Bei der alten Dame schien so etwas wie Erkennen einzusetzen denn sie sagte:
„Leon! Himmel, wie siehst du denn aus? Kommt näher, allesamt.“
Ihr Blick schweifte etwas irritiert über den Anblick aller zu Darna und Basil und sie plapperte etwas aufgeregt weiter:
„Kommt doch herein. Ihr seht müde und erschöpft aus. Ich backe gerade Kuchen und Eintopf hab ich auch fertig. Möchtet ihr einen Tee? Die Pferde könnt ihr hinten abstellen...“
Sie wies mit einer Hand auf einen schmalen Pfad zwischen den Häusern.
„Aber lasst sie nicht an den Kohl. Der Wagen kann hier vorne stehen bleiben. Kommt dann hinten rein und tretet euch die Schuhe ab. Was habt ihr nur getrieben?...“
Sie sah wieder zu der jungen Frau vor sich und schüttelte leicht den Kopf, während sie ihre runzelige Hand an ihre Wange legte.
„Mein Kleines, wie bist du so erwachsen geworden?! ...und so schön!“
Sie lächelte mit so großer Wehmut, dass es ihr erneut die Tränen überquellen ließ. Resa hatte Delilah so lange nicht gesehen. Die kurzen Besuche während der Ausbildungszeit waren viel zu wenig gewesen, die Briefe zu kurz und die Zeit zu lang.
„... Du siehst aus, wie deine Mutter!“
Dann konnte sie nicht mehr weiter sprechen. Ihre Stimme versagte, ein kleines Krächzen erklang in ihrer Kehle und sie strich sich eine letzte Träne aus dem Augenwinkel.
„Lasst uns doch hinein gehen! Sonst ertränke ich noch die Pflanzen hier mit meinen Tränen.“
Sie zwinkerte ihr Enkelkind an und machte eine einladende Geste.
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Montag 21. November 2016, 23:42

"Bei allen lichten Göttern! HAB ICH DICH VERMISST!"
um sie sogleich noch einmal an sich zu ziehen. Noch einmal wurde Delilah heftigst genuddelt, bevor Resa ihre Hände ergriff, einen Schritt zurück machte und erstmals ihr Enkgelkind betrachtete. Ihre Augen wurden größer und sie meinte:
"Kind, du trägst eine gewaltige Geschichte mit dir herum, aber ..."
Sie sah über Delis Schulter hinweg zu den Anderen.
"... Wen hast du denn da mitgebracht?"


Delilah löste sich nur schwer von ihrer Moma und wischte sich mit einem seligen Lächeln die Freudentränen aus den Augenwinkeln. Sie brauchte einen Moment, bis sich ihre Gedanken befreit hatten aus den goldenen Wogen puren Glücks. Ihr Herz war so unglaublich leicht und hatte sich schon lange nicht mehr so befreit angefühlt, so… ganz.
Es hatte so viele Momente der Unsicherheit gegeben, Momente in denen sie nicht gewusst hatte, was sie fühlte. Doch nun war es so klar wie ein wolkenloser Sommerhimmel. Glück. Glück. Glück. Und nichts konnte daran gerade etwas ändern.
Als Delilah ihre Stimme wiedergefunden hatte, stellte sie der Reihe nach ihre Gäste vor.
„Leon kennst du ja bereits.“, sagte die Heimgekehrte, als sich ihr Mitschüler leicht vor ihrer Moma verbeugte. Das musste ihn sicher sehr anstrengen.
„Und mit dabei sind Basilius und Darna. Die drei haben ein großes Abenteuer hinter sich und wollen einen Moment Luft holen, ehe wir zur Akademie gehen.“ Sie lächelte ihre Großmutter freudestrahlend an. „Und ich dachte, ich könnte die Gelegenheit nutzen… um dich wiederzusehen.“
Sie brachten die Pferde nach hinten, nachdem ihre Moma sie hereingebeten hatte. Delilah schmiegte ihr Gesicht an Ganbus Hals und sprach ihm ein paar aufmunternde Worte. Sie hatte das Tier innerhalb kürzester Zeit tief in ihr Herz geschlossen. Sie füllte rasch einen Eimer mit Regenwasser und stellte ihn den Pferden in Reichweite. Alles hier war so vertraut, jeder Handgriff, jeder Schritt. Delilah drehte sich um und ihr Herz nahm den Anblick des kleinen Hintergärtchens tief in sich auf. Oh, wie oft hatte sie sich nach diesem kleinen Flecken Erde zurückgesehnt?! Man könnte ihr die schönsten Gärten dieser Welt vor die Nase setzen, keiner würde an die Herrlichkeit dieses Gartens heranreichen können. Jedenfalls nicht in Delilahs Augen. Jeden Halm kannte sie, jede Pflanze, jeden Baum, jeden Ast, jeden Zweig. Die Dornen hatten ihr die Kleider zerrissen und auf jeden Baum war sie geklettert, wenn sie sich vorstellte, eine Heldin aus ihren Büchern zu sein. Was für ein Wunder, dass sie hier stehen durfte und sich den Ort ihrer Kindheit mit eigenen Augen wieder ansehen konnte. Nach allem was passiert war.
Delilah wollte singen, wollte lachen, hätte sich am liebsten ins sonnenbeschienene Gras geworfen, doch es gab Aufgaben zu erledigen. Sie war so froh hierhergekommen zu sein, war so froh, ihre Moma zu sehen, ihr Haus, ihren Garten. Ihr Herz nahm so viel Kraft aus diesem Moment, es fühlte sich an, als würden ihr heilende Hände die Wunden schließen, die die Angst, die Dunkelheit, das Alleinsein und das Heimweh hineingeschlagen hatten. Sie konnte das erste Mal seit langem frei atmen.

„Mein Kleines, wie bist du so erwachsen geworden?! ...und so schön!“ Delilah blickte an sich hinunter und sah erneut das Kleid, das ihr so viel Glück gebracht hatte. Es war wirklich schön. Vielleicht konnte sie es ja Leon geben, sie hatte ein schlechtes Gewissen dabei, ein so kostbares Kleid zu behalten. Vielleicht fand sich ja oben bei ihren Sachen noch ein Kleid für sie… ob sie da noch reinpassen würde?

„... Du siehst aus, wie deine Mutter!“
Dann konnte sie nicht mehr weiter sprechen. Ihre Stimme versagte, ein kleines Krächzen erklang in ihrer Kehle und sie strich sich eine letzte Träne aus dem Augenwinkel.
Delilah sah sie erstaunt an. Wie ihre Mutter? „Wirklich…?“ Delilah schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wenn sie an ihre Mutter dachte verschwammen die Bilder, sie hatte konnte sich nur noch dunkel an ihre Züge erinnern. Vielleicht würde sie später im Spiegel etwas davon wiedererkennen. Ihre Finger strichen sanft über ihr Medaillon. Ihr Vater und ihre Mutter waren wieder zusammen, sie hatten ihren Frieden. Ihren Abschied.
Sie zog ihre Moma noch einmal in eine Umarmung.
„Ich hab dich auch vermisst, so so sehr… Ich hab dich so lieb.“

„Lasst uns doch hinein gehen! Sonst ertränke ich noch die Pflanzen hier mit meinen Tränen.“
Delilah lächelte sie an, selbst mit Tränen in den Augen, die sie sich hastig wegwischte.
Sie sah auf ihre drei Gäste und lächelte sie breit an.
„Willkommen in unserem Haus. Ich mach euch schnell den Tee fertig…“
Und mit einem Satz, der verdächtig einem fröhlichen Hüpfer glich, verschwand sie ins Innere ihres Elternhauses.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Darna von Eibenau » Dienstag 22. November 2016, 10:05

"Wen hast du denn da mitgebracht?"
Diese Frage löste bei Leon sofort eine Reaktion aus und er stieg vom Wagen, streckte sich und nahm Haltung an.
Darna behielt ihn besorgt im Auge, überließ ihm aber den Vortritt und verschob ihre eigene Position nur leicht, dass man sie besser sehen konnte. Er machte ein paar Schritte auf das Haus zu und legte die Handfläche seiner Rechten auf die Brust, verbeugte sich leicht.
Darna entspannte sich, als es ein Wiedererkennen gab. Das machte die Sache wesentlich leichter und dürfte lange Erklärungen abkürzen.
„Leon kennst du ja bereits.“, sagte die Heimgekehrte, als sich ihr Mitschüler leicht vor ihrer Moma verbeugte. „Und mit dabei sind Basilius und Darna. Die drei haben ein großes Abenteuer hinter sich und wollen einen Moment Luft holen, ehe wir zur Akademie gehen.“
Die Knappin räusperte sich kaum hörbar. Ein "großes Abenteuer"... So konnte man das natürlich auch nennen. Auch wenn es in ihr etwas das Gefühl hervorrief, als wären sie wie Kinder gerade bloß wild im Wald herumgeklettert und nun mit nassen Sachen und verstauchtem Knöchel nach Hause gekommen. Aber vielleicht wollte das Fräulein ihre Frau Großmutter bewusst nicht aufregen. Wobei... wieviel wusste Delilah überhaupt inzwischen von den Geschehnissen? Was hatten die Jungs erzählt, während sie alleine gewesen waren? Hm. Es würde sich sicher noch vieles sortieren.

„Kommt doch herein. Ihr seht müde und erschöpft aus. Ich backe gerade Kuchen und Eintopf hab ich auch fertig. Möchtet ihr einen Tee? Die Pferde könnt ihr hinten abstellen...“
Für einen kurzen Moment schloss Darna dankbar die Augen. Das klang fast genauso schön wie die Aussicht auf den Braten im Roseneck! Endlich ein 'sicherer Hafen'.
Und du trägst einen Dämon rein...
Ihre Kiefer pressten sich zusammen, die Mimik ernüchterte. Ja. Ich muss aufpassen. Sie wollte dieses Haus nicht gefährden. Wie sie die Lage wirklich einschätzen sollte, wusste sie nicht so ganz. Allzu große Sorgen machte sie sich nicht darüber, schließlich hatte sie ihn schon elf Jahre lang mit sich herumgeschleppt und es hatte nie Schwierigkeiten gegeben - aber dieser Status hatte sich nun offensichtlich geändert.
...ES WIRD DEINE UMWELT SEIN, DIE DARUNTER LEIDEN WIRD, WENN...
HIER KÖNNTE BALD DER HARAX LOS SEIN.

Ein Schauer lief ihr über die Haut. Sie wusste nicht, was für Vorgänge genau er damit angesprochen hatte und was er mit 'Hier' genau meinte. Aber es ließ ein diffuses Gefühl stetiger möglicher ernster Gefahr zurück, und das gefiel ihr nicht, wenn sie auf das kleine Haus schaute. Der Wunsch, so bald wie möglich in die Akademie zu kommen, wuchs, je länger sie darüber nachdachte.

Aber erstmal sollten die Pferde in den Garten. Ohne feste Schuhe musste sie sehr aufpassen, dass ihr nicht einer der Hufe auf die Zehen geriet, aber sie wollte mit und half, so gut es ging, alles Nötige herbeizuschaffen. Sie sah, wie Delilah ihr Gesicht an den Hals des Weißen schmiegte und ihr Blick wurde milder, während sich etwas Wärme in ihrem Bauch ausbreitete.
"Ein wunderschönes Tier", kommentierte sie gedämpft, aber anerkennend in Delis Richtung. Aber woher stammte es? Nochmal schaute sie neugierig während der zu erledigenden Tätigkeiten nach dem Brandzeichen.
Und was war eigentlich mit dem Pferd, was den armen Basilius so traktierte? Hätte sie stabilere Kleidung an gehabt, hätte sie ihm angeboten, das zu übernehmen, aber so waren ihre Handlungsmöglichkeiten doch sehr eingeschränkt.
Sie wollte sich schon mit den anderen auf den Weg ins Haus begeben, als sie inne hielt und nochmal zum Wagen ging. Sie wollte den Leuten hier nicht unterstellen, dass sofort alles vom Wagen geklaut würde, aber sie nahm doch ihre persönlichen Sachen mit, so gut es ging: ihren Rucksack mit der Geldkatze und dem Salbentiegel darin, das Schreiben von Eisenfaust und, als ihr Blick darauf fiel, mit nachdenklich gefurchter Stirn auch das Bündel, was Basil ihr von Elli hatte geben wollen. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Zustand des Gebildes. Freude stellte sich keine mehr dabei ein - zu grausam war gewesen, was dabei passiert war...
Mit grüblerischer Miene folgte sie dann den anderen nach drinnen.
"Ich mach euch schnell den Tee fertig…“, lächelte Deli und hüpfte nach drinnen. Oh ja! Was warmes. Ein leises "Danke" folgte ihr.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 24. November 2016, 16:12

Als Delilah ihre Stimme wiedergefunden hatte, stellte sie der Reihe nach ihre Gäste vor.
„Leon kennst du ja bereits.“
, sagte die Heimgekehrte, als sich ihr Mitschüler leicht vor ihrer Moma verbeugte. Das musste ihn sicher sehr anstrengen. Das letzte Mal als sich Resa und Leon gesehen hatten, hatte seine Verbeugung deutlich vitaler gewirkt. Delilah erinnerte sich gut daran. Es war bei einem der Besuche ihrer Moma in der Akademie gewesen, als sie ihm zufällig begegneten und er sich höflich vorgestellt hatte. Viel hatten sie nicht geredet und er hatte es eilig gehabt seine Studien fortzusetzen, aber Resa hatte ihn auf Anhieb nett gefunden und ihre Enkelin ein wenig geneckt, was für gut aussehende junge Männer so unterwegs waren. Trotzem hatten sie kaum Zeit gefunden um mehr als drei Worte miteinander zu wechseln und jetzt redete Resa ihn mit Vornahmen an... Vielleicht hatten sie sich in ihrer Abwesenheit doch besser kennen gelernt. Wenn Leon Delilah bei Verano in Sicherheit wusste, so hatte er vielleicht auch mit Resa gesprochen um sie zu beruhigen? Vielleicht würde auch dieses Räzel sich bald aufklären. Jetzt mussten sie erst einmal ankommen und Delilah stellte weiter die Anderen vor:
„...und mit dabei sind Basilius und Darna. Die drei haben ein großes Abenteuer hinter sich und wollen einen Moment Luft holen, ehe wir zur Akademie gehen.“
Sie lächelte ihre Großmutter freudestrahlend an.
„Und ich dachte, ich könnte die Gelegenheit nutzen… um dich wiederzusehen.“
Die Knappin räusperte sich kaum hörbar und Basilius sah sie kurz an.
„Mein Kleines, wie bist du so erwachsen geworden?! ...und so schön!“
Delilah blickte an sich hinunter und sah erneut das Kleid, das ihr so viel Glück gebracht hatte.
„... Du siehst aus, wie deine Mutter!“
„Wirklich…?“

Delilah schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Finger strichen sanft über ihr Medaillon, dann zog ihre Moma sie noch einmal in eine Umarmung.
„Ich hab dich auch vermisst, so so sehr… Ich hab dich so lieb.“
„Lasst uns doch hinein gehen! Sonst ertränke ich noch die Pflanzen hier mit meinen Tränen.“

Delilah lächelte sie an, selbst mit Tränen in den Augen, die sie sich hastig wegwischte.
Sie sah auf ihre drei Gäste und lächelte sie breit an.
„Willkommen in unserem Haus. Ich mach euch schnell den Tee fertig…“
Und mit einem Satz, der verdächtig einem fröhlichen Hüpfer glich, verschwand sie ins Innere ihres Elternhauses.
„Kommt doch herein. Ihr seht müde und erschöpft aus. Ich backe gerade Kuchen und Eintopf hab ich auch fertig. Möchtet ihr einen Tee? Die Pferde könnt ihr hinten abstellen...“

Endlich ein 'sicherer Hafen'.
Und du trägst einen Dämon rein...
Ihre Kiefer pressten sich zusammen, die Mimik ernüchterte.
Ja. Ich muss aufpassen.
Sie wollte dieses Haus nicht gefährden. Basil meldete sich kurz zu Wort:
„Das übernehmen wir.“
und meinte damit sich und Darna und nahm die Zügel in die Hand. Mit dieser kleinen Geste gab er ihr noch ein bisschen Zeit sich zu sammeln und ihre Gedanken mit alltäglichen und eingeübten kleinen Handlungen zu ordnen. Darna wusste noch nicht, wie sie die Lage wirklich einschätzen sollte. Allzu große Sorgen machte sie sich nicht darüber, schließlich hatte sie ihn schon elf Jahre lang mit sich herumgeschleppt und es hatte nie Schwierigkeiten gegeben - aber dieser Status hatte sich nun offensichtlich geändert.
...ES WIRD DEINE UMWELT SEIN, DIE DARUNTER LEIDEN WIRD, WENN...
HIER KÖNNTE BALD DER HARAX LOS SEIN.

Ein Schauer lief ihr über die Haut, als sie sich an die Worte erinnerte, aber die Versorgung der Pferde hatte Vorrang vor ihren geheimen Sorgen. Sie half mit, so gut es ging, alles Nötige herbeizuschaffen. Sie hatte gesehen, wie Delilah ihr Gesicht an den Hals des Weißen geschmiegt hatte und etwas Wärme breitete sich in ihrem Bauch aus.
"Ein wunderschönes Tier"
, kommentierte sie gedämpft. Aber woher stammte es? Nochmal schaute sie neugierig während der zu erledigenden Tätigkeiten nach dem Brandzeichen und fand gleich mehrere. Darna wusste, dass bei Pferden Brandzeichen meistens auf der linken Hinterhand, die Rassenbrände, angebracht wurden, also suchte sie dort als erstes. Das Gestütsbrandzeichen, was sie dort fand zeigte einen Adler mit Krone, was ihrem Wissen nach der Stadt Pelgar zuzuordnen war. Weitere Stellen die sie absuchte, waren die rechte Hinterhand wo sie den acht-zackigen Stern mit dem all-sehenden Auge fand. Das Streitross hatte also einmal in die Reihen der heiligen Inquisition Pelgars gehört und niemand, der sich mit Brandzeichen auch nur ein wenig auskannte, rührte so ein Pferd an. Sie waren perfekte Streitrösser, die auch zum Töten ihrer Gegner ausgebildet worden waren. Unter der Sattellage fand man gewöhnlich die Nummernbrände. Nachdem Darna Ganbu den Sattel abnahm und er sich geschüttelt hatte fand sie dort noch die Nummer, die dem jeweiligen Inquisitor als Personalnummer zugeordnet wurde. Er gehörte also einem Inquisitor und normaler Weise ließen diese Tiere niemand anderen als ihren Herrn auf sich reiten – Warum also Delilah? Dieses Wissen hatte sie aus ihren intensiven Studien, die sie geführt hatte, als sie einmal einen ausgemusterten alternden Hengst der Inquisition zum decken einer Stute bekommen hatten. Doch Ganbu war keineswegs in diesem Alter. Er stand in voller Kraft im Zenit seiner Jahre. An der Halsseite, dem Eintragungsbrand fand sie ein weiteres Zeichen, dass schon stark verwachsen war. Vielleicht war es auch nur eine Kampfnarbe. Es ließ sich nicht zuordnen. Nur die Ganaschen, die Wangen des Pferdes waren frei von Bränden, wenn gleich sie noch einige weitere Narben fand, die Ganbu in seiner Laufzeit erworben hatte. Das ganze Tier erzählte eine aufregende Geschichte und strahlte dabei Stolz und Kraft aus. Es ließ sich versorgen, stand ruhig da, aber es beobachtete jeden ihrer Handgriffe, als beurteilte es ihr Können als Knappin. Es hob sogar die Hufe, gerade in dem Augenblick, als sie auf die Idee kam sie zu kontrollieren.
„Au!“
Basilius Stimme zog sie aus ihren Beobachtungen. Was war eigentlich mit dem Pferd, was den armen Basil so traktierte? Den Hengst den er geritten hatte, als er zu ihnen aufgeschlossen hatte, hatte sie bisher gar nicht richtig bemerkt, aber es war ein schönes Tier und es handelte sich vermutlich um jenen Hengst den Herr Bromer, der Wirt des Rosenecks hier zu seinem Bruder gebracht haben wollte. Er biss gerade den armen Knappen in die Schulter und Basil schob in grummelnd weg. Hätte sie stabilere Kleidung an gehabt, hätte sie ihm angeboten, das Tier zu übernehmen, aber so waren ihre Handlungsmöglichkeiten doch sehr eingeschränkt, wenn sie nicht mit blauen Flecken und Quetschungen rechnen wollte.
Sie wollte sich schon mit den anderen auf den Weg ins Haus begeben, als sie inne hielt und nochmal zum Wagen ging. Sie holte ihren Rucksack mit der Geldkatze und dem Salbentiegel darin, das Schreiben von Eisenfaust und, als ihr Blick darauf fiel, mit nachdenklich gefurchter Stirn auch das Bündel, was Basil ihr von Elli hatte geben wollen. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Zustand des Gebildes. Freude stellte sich keine mehr dabei ein - zu grausam war gewesen, was dabei passiert war... Auch wenn das Geschenk sicher nicht die Schuld daran traf, so barg es dich dunkle Erinnerungen. Mit grüblerischer Miene folgte sie Basil nach drinnen.

Delilah und Leon waren derweil schon hinein gegangen und Resa hatte mit ihrer Enkelin begonnen den kleinen Tisch zu decken. Leon hockte erschöpft auf der Kaminbank und wärmte sich den Rücken daran, während er die beiden Frauen beobachtete. Jeder Handgriff saß und zusammen ergaben sie eine Symphonie aus eingespielten Bewegungen und freundlichen Nicken. Der große Topf mit duftendem Gemüse und sogar ein wenig Fleisch wurde noch einmal heiß gemacht und dann in der Mitte des Tischs aufgestellt. Resa holte die Teller und Delilah die Löffel. Alles war ein Tanz aus Harmonie und Zuneigung. Auf Leons Gesicht schlich sich ein Ausdruck von leisem Neid. In diesem Haus wohnte mehr Liebe als in allen Zellen der Akademie und sicher weit mehr als in seinem eigenen Zuhause.

Als sich die Tür öffnete und die beiden Knappen herein kamen, sah er auf. Darna vermisste sofort den Glanz seiner Augen, die immernoch trüb drein blickten und ihr Funkeln eingebüßt hatten. Hatte er mehr gegeben als gut für ihn war? Würde sie diesen fast metallischen Glanz irgendwann wieder in seinen Irriden funkeln sehen, so wie an jenem Abend, wo sie miteinander getanzt hatten? Auch da war er müde gewesen, aber jetzt...?
„Ah, da seid ihr ja!“
Die Stimme der alten Frau wärmte die Atmosphäre auf und hieß sie willkommen.
„Wir sind auch gleich fertig. Setzt euch schon mal. Wenn ihr gegessen habt, könnte ich auch den Zuber bereit machen, falls jemand baden möchte und wir finden auch sicher etwas zum Anziehen für dich...“
Sie sah Darna an. Resa war eine lustige Dame, die einem irgendwie das Gefühl vermitteln konnte, zur Familie zu gehören. Niemals würde sie sich mit so etwas wie Etikette abgeben, wenn es galt ihre Lieben zu umsorgen. Sie sprach jeden persönlich an, schenkte jedem die gleiche Aufmerksamkeit und das gleiche warme Lächeln. Ihr runzliges Gesicht erzählte von vielen Lebensjahren voller Lachen und Liebe, aber auch ein wenig Trauer.
„Ich schau mal nach was ich so finde... Deli Spatz, pass auf, dass das Feuer nicht ausgeht. Bin gleich wieder da.“
Damit kletterte sie die steile Stiege hinauf, die in das Obergeschoss führte und die Drei waren vorerst kurz allein um sich zu besprechen.
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Donnerstag 1. Dezember 2016, 20:14

Delilah war wieder zuhause, war bei ihrer Moma und jede Zelle ihres Körper nahm dieses Gefühl tief in sich auf. Es war, als wenn nach langer Zeit etwas an seinen Platz zurückgekehrt war, als wenn man ein Puzzle gelöst hätte, eine zerbrochene Scheibe wieder zusammen gesetzt hätte...alles was vorher schwer auf ihr gelastet hatte war fort. Jetzt... stimmte einfach wieder alles. Es war als wenn die ganze Zeit dazwischen ein verrückter Traum gewesen wäre. Jeder Handgriff war ihr vertraut, jeder Schritt tausendmal einstudiert. Es war ein Tanz, den sie blind beherrschten, eine Melodie, die ihre Finger schon viele male gespielt hatten.

Mit einem breiten Lächeln blickte sie zu Leon hinüber, sie freute sich, dass sie ihm ihr zuhause zeigen konnte, obwohl... vielleicht war er ja in ihrer Abwesenheit hier gewesen, wo sich Resa und Leon so gut zu kennen schienen... doch der Ausdruck auf seinem Gesicht passte nicht in ihr Glück. Sie wusste diesen Blick nicht zu deuten und hatte auch kaum Zeit darüber nachzudenken, denn Darna und Basilius betraten den Raum und lenkten ihre Aufmerksamkeit auf ein neues Ziel.

"Ah, da seid ihr ja!" Die warme Stimme ihrer Moma gab Delilahs Lächeln neue Wärme und ließ es heller strahlen. Sie warf ihrer Oma einen liebevollen Blick zu. Wie sehr hatte sich doch ihr Herz hiernach gesehnt. Die Furcht, sie könnte sie vielleicht nie wieder sehen, hatte sie sehr belastet, während sie bei Verano gewesen war. Diese Angst nun unbegründet zu wissen, war ein wirklich, wirklich herrliches Gefühl.
„Wir sind auch gleich fertig. Setzt euch schon mal. Wenn ihr gegessen habt, könnte ich auch den Zuber bereit machen, falls jemand baden möchte und wir finden auch sicher etwas zum Anziehen für dich...“ Resa sah Darna an und für einen Moment sorgte Delilah sich, ob Darna die Kleider gefallen würden, die dieses Haus hergab. Sie erinnerte sich an den Kommentar des Vaters, nachdem Kleider nicht dem Geschmack seiner Tochter entsprachen. Aber das Problem würden sie angehen, wenn es so weit war.
„Ich schau mal nach was ich so finde... Deli Spatz, pass auf, dass das Feuer nicht ausgeht. Bin gleich wieder da."
Delilah sah glücklich der Gestalt ihrer Moma hinterher, dann wandte sie sich mit neuem Tatendrang den anderen zu.

"Also dann! Wer will anfangen?", meinte sie munter und sah mit blitzenden brauen Augen in die Runde.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Darna von Eibenau » Donnerstag 1. Dezember 2016, 23:08

„Das übernehmen wir“, sagte Basil und gab damit Darna noch ein bisschen Zeit sich zu sammeln und ihre Gedanken mit alltäglichen und eingeübten kleinen Handlungen zu ordnen.
Und es war ein Genuss, sich um dieses Streitross zu kümmern! Auch wenn sie die anderen Pferde nicht vernachlässigte - jeder Depp konnte bemerken, wo ihre volle Aufmerksamkeit lag. Selbst die Brandzeichen kamen ihr schon fast wie ein Frevel an diesem herrlichen Tier vor, aber jedes Zeichen, von der Narbe hin bis zur Personalnummer, erzählte in einer faszinierenden Sprache, die sie las wie ein spannendes Buch. Pelgarer Zucht. Ein Streitross der Inquisition. Ihre Achtung wuchs weiter, aber es passte vollkommen ins Bild, wo sie solche Pferde erwartete. Mit weiten Augen strich sie über die Flanke und atmete ehrfürchtig aus, als sie sich bildhaft eine Truppe von Templern und Inquisitoren vorstellte, wie sie durch die Straßen ritten, dass der Hufschlag wie Kriegstrommeln von den Häuserwänden widerhallte... und dieses Pferd dazwischen.
Aber was machte dann das Fräulein Tesséras auf so einem Pferd? Die Frage drängte sich sehr auf, aber Darna blieb vorerst ruhig. So, wie Delilah den Kontakt zu dem Tier gesucht hatte und dieses es billigte, konnte die Konstellation nicht so falsch sein, wie der äußere Eindruck der Fakten es glauben machen wollte. Es wirkte etwa so absurd, wie eine Grafschaft "Rugta in den Nebellanden". Dinge, die auf den ersten Blick keinen Sinn machten, aber für die es sicher gute Erklärungen gab.
„Solltet Ihr wirklich zur Inquisition wollen… was Ihr euch gut überlegen solltet… so kenne ich dort einen vertrauenswürdigen Templer, an den wir uns… oder Ihr euch… sicherlich wendet könnt.“
Darna schürzte leicht die Lippen, als sie sich an das Angebot erinnerte und nickte leicht vor sich hin. Das Fräulein schien definitiv also etwas mit der Inquisition zu tun zu haben. Eine Lichtmagierin, hm. Vielleicht die Tochter eines Templers oder gar Inquisitors? Was auch die bürgerliche Herkunft mit einem trotzdem gehobenen Stand erklären mochte. Trotz des zölibatischen Lebens in den Reihen der Inquisition waren Kinder ja nicht unmöglich - mancher konnte ja Familie gehabt haben, bevor der Ruf der Kirche ihn ereilte.
Es gibt sicher eine Erklärung. Sie sah nochmal auf die Personalnummer und prägte sie sich ein, weil es ein interessantes Mosaiksteinchen war, getrieben von der gleichen hartnäckigen Neugier, mit der sie nach Eisenfausts richtiger Identität suchte.

„Au!“
Basilius Stimme zog sie aus ihren Beobachtungen. Was war eigentlich mit dem Pferd, was den armen Basil so traktierte?
Der Hengst biss ihn in die Schulter und mit gefurchter Stirn versuchte Darna einen Grund dafür zu erkennen, aber sie hatte den Hergang ja nicht einmal beobachtet, geschweige denn mehrfach gesehen, wann das Tier sich jeweils so aufführte. Zwackte den Hengst etwas?
Wie auch immer, ihr Kamerad tat ihr leid. Er hatte eine Menge auf sich genommen, um ihnen zu folgen, und Darna beobachtete ihn für einen kurzen Moment nachdenklich mit etwas Mitleid im Blick. Dabei gerieten wieder seine Haare auf der linken Seite in ihren Fokus...
und sie waren allein. Eigentlich genau das, worauf sie gewartet hatte. Als das meiste erledigt war und ihre Wege aneinander vorbei führten, trat sie näher zu ihm hin und wollte ihm zum Zeichen, kurz anzuhalten, ihre Hand leicht an den Oberarm legen. "Basilius?", fragte sie vorsichtig nach seiner Aufmerksamkeit und suchte scheu seinen Blick. Ihre Stirn war gefurcht, der Blick nun besorgt und es schien schlechtes Gewissen darin zu liegen.
"Hab ich... Ich hab dich verletzt, oder? Es tut mir leid." Sie wusste nicht, was geschehen war, aber die Indizien lagen zu dicht beieinander, dass sie es nicht zu naiv wirkend völlig in Frage stellen wollte. "Ich weiß nicht, was passiert ist und ich wusste auch nicht, dass so etwas überhaupt passieren könnte, das musst du mir glauben, bitte. Was immer geschehen ist, es tut mir leid." Sie sah in seine Augen und so diffus die Umschreibungen klangen, es war ihr zweifellos zutiefst ernst damit. Sie entschuldigte sich, auch wenn sie nicht einmal zu wissen schien, wofür.
Darna schluckte und fragte leiser: "Hab ich etwa noch irgend jemanden verletzt? Oder irgend etwas... angerichtet?"
Was hatte dieser verdammte Dämon getan, während sie ihren Körper nicht gefühlt hatte?

Mit grüblerischer Miene folgte sie Basil schließlich nach drinnen.

Ein gedeckter Tisch. Sehnsüchtig schaute sie auf den dampfenden Topf und das bisschen Wasser in ihrem Bauch machte einen so ungehörigen gluckernd rumorenden Lärm, dass sie sich verlegen räusperte. Gut, dass ich wenigstens vorher gegessen und getrunken hatte! Zwei Tage...
Die Stimme der alten Frau wärmte die Atmosphäre auf und hieß sie willkommen.
„Wir sind auch gleich fertig. Setzt euch schon mal. Wenn ihr gegessen habt, könnte ich auch den Zuber bereit machen, falls jemand baden möchte und wir finden auch sicher etwas zum Anziehen für dich...“

Ein WARMER Badezuber?! Oh, sie hätte die alte Dame küssen mögen! Aber die Knappin schob das dringende Verlangen nach ganz viel warmem Wasser um sich herum sofort wieder nach hinten - die Jungs hatten das definitiv gerade mehr verdient! Und ich würde da drin ganz bestimmt einschlafen... Sie spähte zu Leon. Und er wohl auch...
Sie vermisste sofort den Glanz seiner Augen, die immernoch trüb drein blickten und ihr Funkeln eingebüßt hatten. Hatte er mehr gegeben als gut für ihn war? Würde sie diesen fast metallischen Glanz irgendwann wieder in seinen Iriden funkeln sehen, so wie an jenem Abend, wo sie miteinander getanzt hatten? Auch da war er müde gewesen, aber jetzt...?
Wo sind meine Sterne hin?, dachte sie wehmütig und machte sich ernsthafte Sorgen. Konnte ein Magier vollkommen seine Kräfte aufbrauchen, dass sie sich nicht mehr erholten? Aber dann wären diverse Magiere wohl schon gezwungen worden, sich "kaputt-zu-zaubern"... Sie hatte überhaupt keine Ahnung, ob so etwas möglich war. Bitte nicht! Ihr Blick verdunkelte sich vor Sorge und Kummer. Leon war seine Magie doch so unglaublich wichtig.

Ihr Blick huschte aus Gedanken gerissen Frau Tesséras nach, die über eine steile Stiege nach oben verschwand. "Oh, mh.. danke", folgte es ihr verspätet und Darna fragte sich besorgt, was sie da wohl finden wollte. Sicher nichts, was Delis Größe gehabt hätte.
Alte Damen-Unterwäsche? Brr... Aber es war wohl fast alles besser als dieses... Laken!
Delilah sah glücklich der Gestalt ihrer Moma hinterher, dann wandte sie sich mit neuem Tatendrang den anderen zu.
"Also dann! Wer will anfangen?", meinte sie munter und sah mit blitzenden brauen Augen in die Runde.


Anfangen? Sie meinte hoffentlich das Essen. Aber eigentlich glaubte Darna das nicht. Versuchend, die Lage einzuschätzen, sah die Knappin zu Leon und schob sich unauffällig zu einem der Sitzplätze am Tisch. Wie viel mag von der Stunde übrig sein?, fragte sie sich wieder einmal. Einerseits erschien es ihr vollkommen ungehörig, Delilah von den Gesprächen auszuschließen und das in ihrem eigenen Zuhause, andererseits schien es absurd, jetzt hier etwas von Flüchen und Dämonen zu erzählen, was sie in eine ziemliche Zwickmühle brachte.
Wie weit also vertraute Leon dem Mädchen? Wie weit soll er seiner Verlobten schon trauen...? Ausatmend sah Darna auf den Tisch, während ihre Schultern tiefer sanken.
"Ich hätte nur eine Bitte", merkte sie leise an und rüstete sich dabei gedanklich, bald das unausweichliche gefährliche Glatteis also betreten zu müssen. Ihr Blick suchte den der anderen, vornehmlich Basils und Leons, aber auch Deli versuchte sie einzuschätzen und vom Ernst der Lage zu überzeugen. Himmel, wie sag ich das?!
"Ich weiß, dass die Dinge, die ich...", der Anschubser, den sie sich selbst gegeben hatte, verebbte schnell, als sich mit den Worten auch wieder die Erinnerungen in den Vordergrund drängten - just im Moment die des Verbrennens und einer schwarzen Schreckensgestalt, die ihr die Luft abwürgte - und ihr Blick drohte sich an der Wand des Suppentopfes zu verlieren, während sie weitersprach:
"erlebt... und erfahren habe, völlig unglaublich klingen. Völlig überzogen." Sie schüttelte leicht den Kopf. Vielleicht war sie ja doch verrückt? Sie hätte all diese Dinge gerne selbst nicht geglaubt. Ihr Tonfall wurde bestimmter:
"Aber ich denke mir das nicht aus, ich werde nichts übertreiben - und auch nichts auslassen. Ja?" Sie hob wieder den Blick, der bittend zu den Jungs sah.
"Und ihr tut das bitte auch nicht?", bat sie leise und in eine defensive Körperhaltung zurückgezogen.

Das war eine Frage, die man ihr krumm nehmen konnte, denn es mochte unterstellen, dass sie ihnen zutraute, sie anzulügen. Aber vor allem hatte sie Sorge, dass sie ihr Dinge verschweigen könnten. Ob nun aus aus Angst, vor was auch immer oder aus der guten Absicht heraus, sie zu schonen. Gerade bei Leon konnte sie sich das lebhaft vorstellen, an dem Ihr Blick zuletzt auch hängen blieb.
Irgend etwas klapperte leise.
Ihr Blick huschte zu dem Löffel, an dem ihre Finger ruhten und dessen Wölbung gerade in zitterndem Takt gegen den Teller schlug. Sie zog ihre Hand weg, näher zur Tischkante und legte ihre andere darüber. Mit der gewohnten Geste richtete sich auch ihre Haltung mehr auf, Rücken und Schultern bogen sich gerader, aber es blieb eine mühsame Fassade.
Wenn sie es wollten, würde sie den Anfang machen. Aber sie hoffte, Leon oder Delilah würden den Reigen eröffnen.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Freitag 2. Dezember 2016, 13:25

"Basilius?"
Sie hatte ihre Hand zu seiner Schulter erhoben, aber er blieb stehen, bevor sie ihn berühren konnte.
"Hab ich... Ich hab dich verletzt, oder? Es tut mir leid... Ich weiß nicht, was passiert ist und ich wusste auch nicht, dass so etwas überhaupt passieren könnte, das musst du mir glauben, bitte. Was immer geschehen ist, es tut mir leid."
Sie sah in seine Augen und so diffus die Umschreibungen klangen, es war ihr zweifellos zutiefst ernst damit. Sie entschuldigte sich, auch wenn sie nicht einmal zu wissen schien, wofür.
Darna schluckte und fragte leiser:
"Hab ich etwa noch irgend jemanden verletzt? Oder irgend etwas... angerichtet?"
Basilius blinzelte und schien einen Moment lang durch sie hindurch zu starren, als sah er hinter ihr die vergangenen Ereignisse. Dann sah er sich um und murmelte nur:
„Das sollten wir nicht hier besprechen.“
Mit grüblerischer Miene folgte Darna Basil schließlich nach drinnen und es erwartete sie ein gedeckter Tisch. Die Stimme der alten Frau wärmte die Atmosphäre auf und hieß sie willkommen.
„Wir sind auch gleich fertig. Setzt euch schon mal. Wenn ihr gegessen habt, könnte ich auch den Zuber bereit machen, falls jemand baden möchte und wir finden auch sicher etwas zum Anziehen für dich...“
Ein warmer Badezuber war wirklich verlockend, aber Darna sah auch die Müdigkeit in Leons Augen.
Wo sind meine Sterne hin?
, dachte sie wehmütig und machte sich ernsthafte Sorgen. Konnte ein Magier vollkommen seine Kräfte aufbrauchen, dass sie sich nicht mehr erholten? Aber dann wären diverse Magi wohl schon gezwungen worden, sich "kaputt-zu-zaubern"... Sie hatte überhaupt keine Ahnung, ob so etwas möglich war. Ihr Blick verdunkelte sich vor Sorge und Kummer. Leon war seine Magie doch so unglaublich wichtig. Ihr Blick huschte aus Gedanken gerissen Frau Tesséras nach, die über eine steile Stiege nach oben verschwand.
"Oh, mh.. danke"
, folgte es ihr verspätet und Darna fragte sich besorgt, was sie da wohl finden wollte. Sicher nichts, was Delis Größe gehabt hätte, war sie doch knapp 20 Finger größer als sie.
Alte Damen-Unterwäsche? Brr... Aber es war wohl fast alles besser als dieses... Laken!
Delilah eröffnete die Runde:
"Also dann! Wer will anfangen?"
, meinte sie munter und sah mit blitzenden brauen Augen in die Runde. Ausatmend sah Darna auf den Tisch, während ihre Schultern tiefer sanken.
"Ich hätte nur eine Bitte"
, merkte sie leise an und rüstete sich dabei gedanklich, bald das unausweichliche gefährliche Glatteis also betreten zu müssen. Ihr Blick suchte den der anderen, vornehmlich Basils und Leons, aber auch Deli versuchte sie einzuschätzen und vom Ernst der Lage zu überzeugen. Alles sahen sie aufmerksam abwartend an und Leon nickte leicht, was ihr Mut machte.
Himmel, wie sag ich das?!
"Ich weiß, dass die Dinge, die ich... erlebt... und erfahren habe, völlig unglaublich klingen. Völlig überzogen."
So stotternd und unsauber hatte sie noch nie einen Bericht begonnen, aber die Umstände waren auch noch nie so verzwickt gewesen. Sie schüttelte leicht den Kopf. Vielleicht war sie ja doch verrückt? Sie hätte all diese Dinge gerne selbst nicht geglaubt. Ihr Tonfall wurde bestimmter:
"Aber ich denke mir das nicht aus, ich werde nichts übertreiben - und auch nichts auslassen. Ja?"
Sie hob wieder den Blick, der bittend zu den Jungs sah.
"Und ihr tut das bitte auch nicht?"
, bat sie leise und in eine defensive Körperhaltung zurückgezogen. Sie hatte es schon geahnt und Leons Nase zuckte kurz, als seine Augen sich verengten. Vielleicht hatte er genau das vorgehabt, sie zu schonen, aber jetzt saß er nur still da und starrte sie an. Er nickte langsam, Basil tauschte einen Blick mit ihm und nickte dann ebenfalls, bevor er zu Boden starrte.
„Ich denke, jeder von uns trägt wichtiges Wissen in sich, genauso wie Geheimnisse, die er beschützen möchte, doch die Situation ist zu gefährlich, als dass wir auf den Einzelnen Rücksicht nehmen können. Unser Wissen ist in diesen Tagen wichtiger, als unser Stolz und deshalb bitte ich euch alle nicht auszulassen! - Ich werde es auch nicht! Wir haben zu viel miteinander erlebt um noch etwas zurück zu halten!“
Leons Stimme zitterte leicht, was sie noch nie getan hatte und zerbrach erneut die folgende Stille und richtete sich an Delilah:
„Ich denke, es wäre gut, wenn wir als erstes deine Geschichte hören. Ich glaube, du warst dem Beginn von all diesen Schrecken am nächsten. Magi Sixtema meinte, du seist mit einem der Templer ausgezogen um etwas zu untersuchen und … bist lange von diesen Ereignissen nicht zurück gekehrt. Du solltest als erstes davon berichten. Aus deiner Sicht- und von Allem was folgte, auch was meine Familie in diesem Zusammenhang betrifft. Ich werde dann später ergänzen, wenn nötig. - So können wir die Puzzlestücke besser zusammen setzen. Nur so können wir einander helfen und entscheiden was zu tun ist.“
Leon sah jedem tief in die Augen und dann auf den Eintopf.
„Und nebenbei werde ich etwas essen, wenn es euch nicht stört!“
Er ergriff die Kelle und tat sich auf. Die ganze Situation mochte einer Kriegsratsbesprechung ähneln, nur dass sie eben von jungen Menschen in ungezwungener Umgebung abgehalten wurde.
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Sonntag 4. Dezember 2016, 21:22

Delilah nickte, als Leon sie bat, zuerst ihre Geschichte zu erzählen. Ihr war es wichtig, sie zu erzählen. Ihr Blick wurde ernster, als sie in Gedanken zurück reiste, zum Anfang ihrer Reise. Das Lächeln schwand, der Ausdruck in ihrem Gesicht wurde dunkler und der lichte Schein, der aufgrund ihrer Heimkehr darauf gelegen hatte, verschwand.

„Ich hoffe, dass ich nichts Wichtiges vergesse…“ Sie holte tief Luft und begann dann langsam zu erzählen, musste sich manche Details wieder ins Gedächtnis rufen, sich erinnern. „Ein Mann wurde zu uns gebracht, der unsere Hilfe brauchte. Die Heiler der Akademie hatten noch nie von so einem schweren Fall von Zombiefäule gehört, geschweige denn einen gesehen… es war grausig… ich weiß nicht, ob du davon zu dem Zeitpunkt etwas mitbekommen hast, Leon?“ Sie blickte kurz zu ihm herüber. „Die Heiler taten ihr Bestes und in einem klaren Moment, erzählte er uns, dass er in der Nähe zur grandessanischen Grenze leben würde, Jersa… und dort manchmal die Schlachtfelder nach brauchbaren Dingen absuchen würde. Dort stieß er auf eine stark verweste Leiche eines… Dunkelelfen…“ Delilah sah die drei kurz an. „Dieser hatte wohl eine wertvolle Maske bei sich, die der Bauer an sich nahm… da bewegte sich die Leiche, biss ihn in den Arm, womit er infiziert war und zerfiel danach, der Aussage des Mannes nach, zu Staub. Er ging nach Hause, ließ die Maske dort und begab sich dann auf den Weg nach Jorsa um bei den Lichtmagiern Heilung zu suchen.“ Sie schluckte kurz, als sie an das Bild des Mannes dachte, die eingefallenen Augen, die ledrige Haut und die Schmerzensschreie, die durch den gesamten Heilertrakt gehallt waren, obwohl er abseits behandelt wurde. „Der Mann litt starke Schmerzen und bat bald um… Erlösung. Die Heiler gewährten sie ihm.“

Sie atmete kurz tief ein. „Da komme ich ins Spiel.“ Sie brachte kurz ein schiefes Lächeln zustande, das keine Freude beinhielt. „Ich wurde gebeten zu der Familie des Mannes zu reiten um eine Hilfsspende und die Nachricht von seinem Tod zu überbringen.“ Während sie sprach, überrollten sie erneut die Emotionen von damals. Der Schock über die Krankheit, das Mitgefühl bei jedem seiner Schreie, die schreckliche Aufgabe, die ihr bevorstand und die Furcht und das Mistrauen, als sie das Bauernhaus erreichte. „Ich wurde von einem Templer begleitet, Raphael, er hat mich damals zur Akademie gebracht, als ich den… Ausbruch meiner Magie auf dem Marktplatz hatte.“, erklärte sie kurz. Wusste Leon überhaupt, dass es damals ein Templer gewesen war, der sie dorthin gebracht hatte? Sie verdankte dem Grauen so viel…

„Als wir das Bauernhaus erreichten, kam kein Rauch aus dem Schornstein, die Ratten liefen durch den Garten und nur ein kleines Mädchen kam zur Tür.“ Das Bild der Sechsjährigen Olia zeigte sich vor Delilahs Augen. Barfüßig, verdreckt, mit schwarzen Beulen auf der Haut und Flöhen und Läusen im Haar. „Wie sich herausstellte war die Mutter der beiden Kinder, die Frau des Verstorbenen tot… der Hauch Morgerias hatte sie anscheinend innerhalb weniger Tage dahingerafft, die Kinder konnten ihr nicht helfen. Olia, die kleine Tochter, hatte sich ebenfalls angesteckt, Pepe, der etwas ältere Bruder – aber älter als 8 oder 9 war er wohl auch nicht – war verschwunden.“ Wieder atmete Delilah tief ein. Ein schwerer Druck lag auf ihrer Brust. „Er hatte die Maske an sich genommen, die der Vater vom Schlachtfeld heimgebracht hatte, und war laut Aussage der Kleinen in Richtung Grenze aufgebrochen… >um sie zurückzubringen<. Er sah in der Maske den Ursprung allen Übels.“ Diese Maske war ja nun anscheinend wieder bei Darna und Leon aufgetaucht…

„Raphael machte sich auf, die Leute vor dem Hauch zu warnen und Nachricht nach Jorsa zu bringen. Ich blieb dort, verbrannte die Leiche der Mutter und versuchte das Haus rudimentär zu reinigen, damit ich Olia dort behandeln konnte… ich konnte sie nicht nach Jorsa bringen… aber aufgeben wollte ich sie auch nicht.“ Ihre Stimme war leiser geworden, dann als hätte sie sich neue Kraft gesucht, sprach sie kräftiger weiter. „Ein Naturmagier tauchte auf, er war anscheinend auf der Durchreise und kannte sich sehr gut mit Kräutern aus, er half mir. Außerdem tauchte… ähhmm…“ Sie blickte nun kurz Leon an. „Verano von Weißenfels auf. Auch er half mir, doch Olia ging es immer schlechter… sie war sehr schwach und sie wäre wohl bald gestorben… ich musste ihr helfen.“
Es fiel Delilah nun sichtlich schwerer zu reden. „Ich hatte mich mit meinem Heilernamen Nova vorgestellt und sie war so klein und allein und hatte sich so hoffnungsvoll an mich geklammert, bei mir Schutz und Hilfe gesucht…“ Delilahs Herz war schwer, sie sprach stockend, die Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen. „Ich hab sie mit meiner Magie geheilt, so gut ich konnte, ich konnte ihr viel Kraft geben… ich hab ihr eine neue Chance gegeben…“ Sie zögerte, bevor sie weitersprach. „… und bin dabei weit über meine Möglichkeiten gegangen.“

Sie sah Leon an, ihre Augen schwer von Schuld. Ihre Worte lagen schwer im Raum. „Ich habe mich mit diesem Fehler beinahe selbst jeder Chance beraubt… habe mich an den Rand des Todes getrieben und fast selbst getötet.“ Sie schlang ihre Arme fest um ihre Brust, als müsste sie sich selbst halten, als müsste sie verhindern, dass sie auseinander brach. „Verano hat mich gerettet, hat mich zu sich nach Hause gebracht und gepflegt, obwohl ich wahrscheinlich nach einem ziemlich hoffnungslosen Fall ausgesehen haben muss, da weiß Leon mehr... Olia blieb in ihrem Elternhaus bei Nahaki, dem Naturmagier. Ich weiß nicht, ob sie es geschafft hat und was danach dort passiert ist…ich habe mich danach nie wieder Nova genannt. Sie wurde mit dem letzten Satz leiser, als würde sie ihn zu sich selbst sagen.

„Seitdem habe ich bei den von Weißenfels gelebt, wo mich Verano Stück für Stück zurückgeholt hat, nachdem ich zuvor Gefangene im eigenen Körper war.“ Die Lichtnovizin blickte auf ihre Hände, während sie sprach, ließ sie sich zu Fäusten ballen. Jede dieser Bewegungen war ein Wunder. „Ich konnte gerade wieder laufen…“ Ein leichtes Lächeln huschte über Delilahs Gesicht als sie an das Glücksgefühl dachte, das sie gehabt hatte, als sie wieder Herrin über Arme und Beine gewesen war. „Da verirrten sich ein Mantroner und ein Inquisitor aus Pelgar auf das Anwesen.“

Wie es Gunther wohl ging? Kadia, Neroli, Luci und er mussten ja jetzt allein auf dem Anwesen sein und Verano würde nicht zurückkehren. Hoffentlich würde er auch so seinen Weg nach Jorsa finden, es schien ihm so wichtig gewesen zu sein.

„Ich war zu dem Zeitpunkt immer noch… blind… von meinem Fehler, doch Inquisitor Brockhardt hat mir neues Augenlicht geschenkt.“ Es schien ihr unangenehm zu sein, über die Folgen ihres Fehlers zu reden, doch beim Gedanken an den großväterlichen Inquisitor und seine Tat für sie, huschte ein sanftes Lächeln über ihre Lippen.
„Bald darauf machten Verano, Baltos – der Mantroner wollte von Jorsa aus weiterziehen - und ich uns auf den Weg nach Jorsa. Gunther Brockhardt, der Inquisitor blieb mit seiner Begleiterin vorerst zurück, sie hatten sich von ihrer anstrengenden Reise noch nicht erholt. Er überließ mir Ganbu, sein Ross. Er war auf seiner Reise mit Jorsa als Ziel anscheinend schon vielen Gefahren begegnet, und wir stießen auch bald auf Zeichen dieser Gefahren im Nebel. Wir trafen zwei Zwerge, die ein paar Orks überwältigt hatten.“ Sie ließ diese Informationen kurz wirken. „Wir verhörten einen der Orks.“

Delilah holte tief Luft, ehe sie mit todernster Stimme weitersprach.

„Rugta ist gefallen. Es wurde von Dunkelelfen überrannt und ist nun von ihnen stark besetzt, viele Orks treiben dort ihr Unwesen. Laut den Informationen des Orks, haben die Dunkelelfen auch Invasionen gegen andere Städte ausgeführt, die Zwerge wurden von Rumdett aus als Sklaven an diese Orte gebracht. Auf Rugta scheint jedoch nicht ihr Hauptaugenmerk zu liegen… ich glaube, sie nutzen den Nebel dort als Deckung, aber er scheint ihnen auch sehr große Probleme zu bereiten.“ Sie sah Leon in die grauen Augen, die Veranos so ähnlich sahen.

„… Verano ist bei den Zwergen geblieben, um ihnen zu helfen etwas gegen die dunkelelfische Besatzung zu unternehmen.“ Sie wandte bei diesen Worten den Blick von Leon ab, aus Angst, er könne bereits die Nachricht, die sie überbringen sollte, in ihren Augen lesen. „Ich weiß nicht, ob sie erfolgreich waren…. Baltos und ich sind weitergezogen, doch wir wurden verfolgt, Baltos ist zurück geblieben und hat mich weiter geschickt… ich hab ihn seither nicht wiedergesehen.“ Auf ihrem Gesicht stand Sorge, ihre Stimme klang bedrückt.

„Auf meinem weiteren Rückweg bin ich deinem Vater begegnet und habe eine Nacht bei euch zuhause übernachtet.“ Sie blickte Darna an.
„Das war’s… danach bin ich bereits euch begegnet… aber es sind einige wichtige Informationen, die ich unbedingt weiterleiten will und muss. Gerade, dass Rugta durch die Dunkelelfen besetzt ist… “

Sie atmete spürbar aus. Es war gut zu wissen, dass sie nun nicht mehr allein mit diesem Wissen war. So war die Chance höher, dass die Informationen so schnell wie möglich zu den richtigen Personen gelangte.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Darna von Eibenau » Sonntag 4. Dezember 2016, 23:51

Sie hatte es schon geahnt und Leons Nase zuckte kurz, als seine Augen sich verengten. Vielleicht hatte er genau das vorgehabt, sie zu schonen, aber jetzt saß er nur still da und starrte sie an.
Ihre Pupillen weiteten sich flüchtig wie in einem Moment der Jagd; wie in dem Moment, als sie den echten Vornamen von Eisenfaust erfahren hatte. Erwischt. Er nickte langsam, Basil tauschte einen Blick mit ihm und nickte dann ebenfalls, bevor er zu Boden starrte.
Sie atmete angespannt aus und sehr langsam und sehr tief wieder ein, als sie Leons Worten lauschte. Es klang fast pathetisch, was er sagte, aber er streute bildlich gesprochen Sand auf das vor ihr liegende Glatteis, schuf die Basis an Ehrlichkeit, die sie brauchte, um sich überhaupt erklären zu wollen.
Ich will nicht, das ihr mir was verheimlicht! Ich WILL wissen, was los ist! Spätestens, seit Leon den Handabdruck auf ihrer Schulter betrachtet und kommentiert hatte, hatte sich der Eindruck verfestigt, dass er einiges für sich behielt und sie hatte genug davon!

„Und nebenbei werde ich etwas essen, wenn es euch nicht stört!“
"Oh, im Gegenteil. Danke!", nickte sie sowohl Leon beipflichtend als auch Delilah als vertretende "Gastgeberin" dankend zu und nahm sich ebenfalls etwas vom Eintopf.
Aufmerksam und hoch konzentriert hörte die Knappin dann dem Bericht der Lichtmagierin zu. Stellenweise sogar so konzentriert, dass sie darüber offensichtlich vergaß, weiter zu löffeln. Trotzdem war der Teller so gesittet wie zügig geleert, und die Wärme im Bauch tat unheimlich gut!

Moment, die Maske stammte von einem Dunkelelfen?! Grüblerisch furchte sich ihre Stirn. Hatte Rosa davon schon etwas erwähnt gehabt? Nein, es war immer nur von Grandessanern die Rede gewesen. Was hatte ein Dunkelelf jetzt damit zu schaffen?
Dunkelelfen und Orks werden von der Krankheit kaum befallen, erinnerte sie sich an einen Teil der Erklärungen Leons zu der Krankheit. Er muss ein Träger gewesen sein... Aber woher bekamen die Grandessaner einen Dunkelelfen als Träger, der auf einem Schlachtfeld endet? So völlig ergab das in ihren Augen noch keinen Sinn, aber sie würde dieses auffällige Detail sicher nicht so leicht vergessen.
Ihr Gesicht verzog sich, als Deli berichtete, dass die Leiche den Bauern gebissen haben sollte und das Bild des verfaulten Jungen kam ihr wieder in den Sinn. Das passte zusammen, überrascht wirkte sie nicht.
"Ausbruch"? "Magie"? "Marktplatz"? Irgend etwas klingelte bei diesen Worten in ihrem Hinterstübchen. War von so etwas nicht mal in der gräflichen Küche die Rede gewesen? Aber die Erinnerung war zu diffus, um dem energischer nachzuspüren, also schob sie den Gedanken beiseite.

Sie blinzelte, als der Name des Bruders von Olia fiel und die Leiche auf dem Scheiterhaufen bekam einen Namen: Pepe. Ihre Kiefermuskeln verhärteten sich. Pepe also... Sie dachte an ihr Gebet an Lysanthor und reichte stumm den Namen nach. Ruhe in Frieden, Pepe...
Verano von Weißenfels. Wieder horchte sie auf. Wer war das? Etwa Leons Vater? Sie mäßigte ihre Reaktion auf den Namen, nahm einen weiteren Löffel Suppe, aber sie beobachtete aufmerksam die jeweiligen Reaktionen und die Stimmungen im Raum.
„Ich hatte mich mit meinem Heilernamen Nova vorgestellt.."
Wieder Mosaiksteinchen, die zueinander fanden, auch wenn die Assoziation leicht verspätet folgte: "...Magi Sixtema hat derzeit nur einen Betreuungsauftrag soweit ich weiß, die kleine Nova... Sie wird sich bestimmt gerne die Zeit nehmen euch zu untersuchen.“
Nova.
DIE Nova?! In ihrer Mimik stellte sich Erkennen ein, denn Leon hatte sie, soweit Darna sich erinnerte, ein oder auch zwei mal erwähnt. Sie blinzelte, denn die Mosaiksteinchen verschoben leicht das Bild, das sie bisher von diesem Mächen gehabt hatte:
Er hat nie von ihr gesprochen, als wäre das seine Verlobte...
Aufregung wollte sich breit machen. Durfte sie etwa doch... wieder hoffen...? Sie atmete tief ein. Das gehört jetzt überhaupt nicht hier hin!, tadelte sie sich zurecht und griff den Löffel fester, atmete kontrolliert aus.

Mit der Katastrophe, die Delilah bei dem Versuch, das Mädchen zu retten, ereilt hatte, konnte die Knappin zunächst überhaupt nichts anfangen, bis sie bei den Worten
"...wo mich Verano Stück für Stück zurückgeholt hat, nachdem ich zuvor Gefangene im eigenen Körper war" sichtlich aufhorchte. Das kenn ich, dachte sie seltsam nüchtern und ihre Stirn furchte sich, als sich zögerlich Mitgefühl einstellte. War Delilah etwa auch in einer so entsetzlichen Dunkelheit gefangen gewesen oder hatte sie "bloß" ihren Körper nicht mehr benutzen können?
So oder so waren solche Erlebnisse schrecklich, das wusste sie nun selber. Aber Delilahs Schilderungen verwirrten sie auch. Weitere Namen purzelten wie aus heiterem Himmel und die Erwähnung der Blindheit deutete darauf hin, dass ihre Erlebnisse doch recht unterschiedlich waren.
Aber Nova - Delilah - war ja auch schließlich eine Magierin, die sich selber überlastet hatte und sie war... verflucht und...
Konzentrier dich.
Der Inquisitor hatte Delilah also sein Pferd überlassen, das erklärte einiges. Dann wird sie es zurückgeben müssen, stellte sie bedauernd fest; weniger Deli bedauernd, als mehr, dass dieses Pferd eben bald wohl fort sein würde. Aber das wäre ja so oder so der Fall gewesen. Jetzt saß der Inquisitor also ohne Pferd da fest. ... Und musste jetzt zu Fuß gehen?!
Sie blinzelte. Wieso überließ der Inquisitor Delilah sein Pferd, wenn er selber nach Jorsa wollte?! Hatte der Graf keine anderen Pferde?

Nicht so wichtig.
Nicht so wichtig jedenfalls, wie dass Rugta von Dunkelelfen überrannt war.
WIE BITTE?!
Die Knappin beugte sich leicht nach vorne über den Tisch. Den störenden leeren Teller schob sie beiseite und hing mit entsetztem Blick an Delilahs Lippen. Rugta? Verbindungen nach Rumdett? Zwerge als Sklaven?! Götter!
Auf den Gewässern kreuzende Piraten, die mit dunkelelfischen Kaperbriefen ausgestattet sein sollten. Rugta. Rumdett. Was hatten die Dunkelelfen in Rugta zu suchen?! Wie waren die da hin gekommen?
Dann sind wir ja glatt von Feinden umzingelt!, machte sie sich die geographischen Konsequenzen klar, die damit verbunden waren und sie schnappte nach Luft:
Und in Grandessa ein toter Dunkelelf auf dem Schlachtfeld, der...
von den Ritualmagiern aus Grandea mit einem Dämon verbunden und nach Jorsan geschickt wurde? Ernsthaft jetzt?!
, malte sie sich die schrecklichsten Zusammenhänge aus, die möglich waren und plötzlich Sinn machen könnten.
„Auf meinem weiteren Rückweg bin ich deinem Vater begegnet und habe eine Nacht bei euch zuhause übernachtet.“ Die junge Magierin blickte die Knappin an, die sich inzwischen unbewusst von ihrem Stuhl erhoben hatte und sie mit auf die Tischplatte aufgestützten Händen entsetzt anstarrte.
„Das war’s… danach bin ich bereits euch begegnet… aber es sind einige wichtige Informationen, die ich unbedingt weiterleiten will und muss. Gerade, dass Rugta durch die Dunkelelfen besetzt ist… “

"Wir müssen sofort zum Schloss!", stieß die Knappin aus, wandte den Blick noch geweitet zur Seite, starrte überlegend auf den Boden und pfiff sich selbst zurück: "Nein, zum Grafen. Im Schloss wird man uns abwiegeln - fürchte ich. Aber Hochgeboren von Aarenhorst müsste uns glauben!"
Götter, warum sind wir noch keine RITTER, verflucht?! Dann würde man ihnen glauben!
Hinter ihrer Stirn arbeitete es sichtlich. Dann atmete sie aus und presste die Augen kurz zusammen. Beruhige dich... Dann sah sie durch die Gesichter der anderen. Begriffen sie, was das bedeutete, was Delilah gerade erzählt hatte?! Oder reagier ich über?, drohten sich schon wieder Zweifel einzuschleichen.
Aber ihre eigenen Probleme waren ihr für den Moment gerade vollkommen gleichgültig geworden! Stattdessen wirbelten wilde Ideenfetzen durcheinander, welche Personen ihnen unter welchen Bedingungen helfen mochten, dass diese Informationen an die richtigen Ohren gelangten...

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 6. Dezember 2016, 09:19

Delilah hatte es einfach nicht über sich bringen können. Sie konnte Leon noch nicht die Nachricht seines Vaters übermitteln. Aber irgendwann wäre es unvermeidbar. Es war ihre Aufgabe und er hatte ein Recht es zu erfahren. Aber noch ruhte er in sich. Noch war er stark und konzentriert. Er sah so unendlich müde aus, als hätte er zu viel erlebt. Durfte sie ihm jetzt schon die Wahrheit sagen? Er und Basilius hatten dem Bericht der jungen Lichtmagi still gelauscht. Während Leon die meiste Zeit ruhig geblieben war, hatte Basil genau wie Darna seine Emotionen deutlich im Gesicht getragen.

"Wir müssen sofort zum Schloss!"
, stieß die Knappin aus, wandte den Blick noch geweitet zur Seite, starrte überlegend auf den Boden und pfiff sich selbst zurück:
"Nein, zum Grafen. Im Schloss wird man uns abwiegeln - fürchte ich. Aber Hochgeboren von Aarenhorst müsste uns glauben!"
Götter, warum sind wir noch keine RITTER, verflucht?!
In ihrer Position würde man sie nie zum König vorlassen, geschweige denn ihnen Gehör schenken!
Dann sah sie durch die Gesichter der anderen. Begriffen sie, was das bedeutete, was Delilah gerade erzählt hatte?! Ihre eigenen Probleme waren ihr für den Moment gerade vollkommen gleichgültig geworden! Stattdessen wirbelten wilde Ideenfetzen durcheinander, welche Personen ihnen unter welchen Bedingungen helfen mochten, dass diese Informationen an die richtigen Ohren gelangten...
Leon beugte sich ein wenig nach vorne, so dass sie seine Bewegung auffing und ihre Aufmerksamkeit umgelenkt wurde.
„Bevor wir entscheiden, wo wir hingehen und versuchen diese ...wirklich schlechten Nachrichten weiter tragen... Müssen wir ALLE Details zusammen tragen. Darna? Würdest du bitte...“
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Dienstag 6. Dezember 2016, 10:09

Delilah blieb ruhig bei der heftigen Reaktion Darnas, sie war froh, dass sie die Situation nicht als Einzige für gefährlich einstufte. Dennoch ermahnte auch sie vorerst zur Ruhe.

„Ich stimme Leon zu, ich würde die Teile gerne zusammensetzen, bevor wir losstürmen. Der Junge, Pepe, ist ja anscheinend nochmal bei euch aufgetaucht… ich würde gerne hören, was da passiert ist.“

Jetzt wo sie ihre Geschichte erzählt hatte, wandte sie sich nebenbei ihren Aufgaben in der Küche zu. Sie sah nach dem Feuer und tat dort jemandem eine neue Portion Eintopf auf, wo der erste Teller bereits zur Neige ging. Dabei schlich sich wieder ein leises Lächeln auf ihre Lippen, ob der gewohnten Handgriffe und der Leichtigkeit mit der sie solche Dinge wieder tun konnte. Blind war fast jeder gelungene Handschlag ein Wunder gewesen, aber so… war es wieder das Normalste auf der Welt. Hier… in der Küche ihrer Moma. Delilah warf einen Blick zur Tür hinter der Resa verschwunden war.
Schlussendlich goss sie jedem noch einen Becher von dem Kräutertee ein, den sie vorhin aufgesetzt hatte. Erst dann schöpfte sie sich endlich selbst etwas Eintopf auf, um zu essen, während sie den Ausführungen der anderen lauschte.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Darna von Eibenau » Dienstag 6. Dezember 2016, 23:42

Leon zog Darnas Aufmerksamkeit auf sich und bremste ihre Aufregung:
„Bevor wir entscheiden, wo wir hingehen und versuchen diese ...wirklich schlechten Nachrichten weiter tragen... Müssen wir ALLE Details zusammen tragen. Darna? Würdest du bitte...“
Was hat die Besetzung Rugtas mit mir zu tun? Gar nichts! Wir müssen die Generäle warnen!, begehrte es in ihr auf, aber sie presste die Lippen zusammen und starrte für einen Moment Leon an. Die Mühe, mit der er sich selber zusammenhielt, erinnerte sie daran, dass sie selber nicht weit käme. Um dann im Laken im Burghof zusammen zu brechen? Genau... Das sähe schön theatralisch aus, aber würde ihnen so richtig überhaupt nichts bringen.
„Ich stimme Leon zu, ich würde die Teile gerne zusammensetzen, bevor wir losstürmen. Der Junge, Pepe, ist ja anscheinend nochmal bei euch aufgetaucht… ich würde gerne hören, was da passiert ist.“
Dass ihr die ganze Situation nicht gefiel, sah man deutlich, aber sie zog schließlich den Stuhl zurück und setzte sich. Vor allem zog es ihr langsam die Eingeweide zusammen, dass von Rugta ausgehend Ganda der erste Ort wäre, der unter einem Vormarsch der Orks und Dunkelelfen zu leiden hätte - und damit ihre Familie. Und ihr Vater war ahnungslos?
Sie sah Deli an:
"Habt Ihr meinem Herrn Vater eigentlich berichtet, was in Rugta passiert ist?", fragte sie ernst und ahnte leise, dass die Antwort 'Nein' lauten würde, denn dann wäre sie wohl nicht einfach so alleine nach Jorsa weiter geritten.
Aber wie Deli sagte, schien Rugta (noch) nicht als Zentrum weiterer Vormärsche zu dienen. Ob es heute Abend oder morgen Früh bekannt wurde, verlor damit ein Stück weit an Bedeutung. Hoffentlich machen wir keinen Fehler! Sie wischte sich mit der rechten Hand einmal übers Gesicht und faltete die Hände dann wieder auf der Tischkante.

Darnas Zähne glitten knirschend übereinander und sie brauchte noch einen kurzen Moment, ehe sie sich wirklich darauf einlassen konnte, das Reden zu übernehmen. Ihre Worte klangen danach zunächst abgezirkelt:
"Ich möchte langsam wirklich gerne wissen, was denn nun in den Phasen passiert ist, in denen ich von meiner Umwelt nichts mitbekommen habe, und das waren inzwischen ja einige..." - sie sah kurz mit leicht verengten Augen zu Leon herüber und verdeutlichte ihm noch einmal, dass es ihr nicht gefiel, dass sie nun wohl zuerst mit berichten dran sein sollte, "aber gut."
Sie hob den Blick konzentrierter zur Kante zwischen Wand und Decke ihr gegenüber und begann zügig, mit einem fürchterlich sachlichen Ton und unterschwelliger Verärgerung zu berichten.
"Ich denke, ich kann die Hergänge inzwischen in richtiger Reihenfolge zusammenfassen:
Pepe hat sich mit der Maske von seinem Zuhause aus Richtung Grandessa auf den Weg gemacht, aber er muss sich ziemlich lange wohl an der Grenze längs bewegt haben, bis zur Höhe der Strecke, die von Troman nach Serna führen würde.
Dort traf er auf einen Fischräucherer namens Harri aus Serna, der einen befreundeten Landarbeiter besucht hatte. Harri hatte Mitleid mit dem Jungen und schickte ihn zu dem Landarbeiter Pet und seiner Verlobten, die dort leben, um etwas zu essen und einen Schlafplatz zu bekommen. Harri steckte sich während dieses Aufeinandertreffens an und trug den Hauch damit nach Serna."


Ihr Blick flog kurz durch die Runde. Gütiger Himmel, das waren so viele Ereignisse in kurzer Zeit gewesen...! Sie musste straffen, sonst hätte sie morgen noch erzählt:
"Wir drei kamen in Serna gerade mit einem Schiff an und hatten eine äußerst seltsame Knappenprüfung hinter uns, aber das ist gerade nicht so wichtig. Wir kehrten alle in derselben Herberge 'Roseneck' ein, und Leon heilte dort die jüngste Tochter von einer Gesichtsentstellung. Zudem konnte ich mich etwas um sie kümmern, so dass wir dort willkommene Gäste waren.
Abends .. verließ ich kurz das Haus."
Ihr Reden kam ins Stocken, als sie sich an den Tanz erinnerte und den Grund, warum sie raus gerannt war... Für einen kurzen Moment sah sie Leon seltsam an, als ihr endlich klar wurde, dass sie ja dort schon offensichtlich Auswirkungen des Fluches erlebt hatte?
Später.
Sie blinzelte und schob das Gefühl des Begreifens und weiter nachforschen wollens beiseite.
"Mir war schlecht, und ausgerechnet Harri war auch dort und bot mir gegen die Übelkeit einen Schluck aus seiner Rumflasche an. Damit steckte ich mich an, dann ich Basilius, und als Leon an Harri sah, welche Krankheit er trägt, stellte er alles unter Quarantäne."
Sie atmete kurz durch. "Die Herbergswirte halfen uns mit allem, wie sie konnten. Nachts hielt ich Wache und erfuhr durch Harri von dem Jungen nahe der Grenze und dem Landarbeiter.
Es klingt... reichlich verrückt, aber in der Nacht sah ich eine Sternschnuppe und wünschte mir, dass die Krankheit bald ein Ende haben möge. Und der Wunsch scheint erhört worden zu sein. Die kleine Tochter, die naturmagisch begabt zu sein scheint, kletterte in den Garten und holte einen 'Stern', wie sie sagte, ein seltsames Samenkorn, das sie einpflanzte und mit magischer Kraft versah. Daraus wuchs die Seelenrose."


Sie sah kurz wieder durch die Gesichter, war aber während des Berichtes deutlich ruhiger geworden. Mit einer leicht wedelnden Handgeste sollte wohl eine weitere Zusammenfassung komplexerer Hergänge folgen:
"Wir konnten mit der Rose alle heilen, wobei sich herausstellte, dass ich sie sozusagen 'steuern' konnte. Sie heilte sonst undifferenziert alles, was geheilt werden konnte."
Darna wollte zum nächsten Punkt übergehen, als sie innehielt.
Moment. Wir haben gesagt, wir werden offen sein...
Sie atmete tief durch.
"Die Rose fand in der ersten Heilung bei mir aber..." - sie kniff die Augen zu, als sie sich wieder an das seltsame Objekt erinnerte - "im... am Herzen eine Art... dunkelgrauen Klumpen. Ich kann bis jetzt nicht genau benennen, was das ist... auch wenn ich eine Ahnung habe." Ein scheuer Blick huschte kurz zu Leon.
"Aber dazu später, bitte.
Die Seelenrose gab mir zu verstehen, dass es sie .. komplett aufzehren würde, wenn sie das heilt. Ich lehnte natürlich ab. Die Rose hatte zwanzig Kerne, die je nach Aufwand durch die Heilungen 'aufgebraucht' wurden und sich verfärbten. Für eine gewöhnliche Heilung einen Kern.
Ich musste mich darauf konzentrieren, nur den Hauch zu heilen, statt andere Versehrtheiten, was... nicht einfach war."
Der nächste Blick huschte zu Basil.

"Verzeihung, ich versuche nochmal, zu straffen: Wir heilten alle, Basilius blieb in Serna zurück, um durch Harri infizierte Fischkisten noch aufzuspüren und Leon und ich ritten zu dem Landarbeiter.
Der lag im Sterben."
Die Knappin knetete ihre zusammengefalteten Hände.
"Er hatte eine Anomalie in seinem Gehirn, die ihn wohl bald getötet hätte. Zudem muss er, wie Leon es nannte 'Reinkontakt' gehabt haben, der Hauch war in ihm entsetzlich stark und präsent, zeigte sogar eine eigene Form von Intelligenz..."
Ihr Blick verlor sich an einem unbestimmten Punkt und die Stimme wurde leiser.
"Die Krankheit zeigte sich in ihm als ein schwarzer Schwarm aus ohrenkneiferartigen Käfern, die sich in ihm ausgebreitet hatten und ... übermächtig wirkten.
Es war ein Fehler, ihn zu heilen."

Sie sah zu Delilah. Nach dem, was sie über Olia erzählt hatte, verstand sie wohl gerade zumindest, was Darna angetrieben hatte.
"Aber ich hatte eine seltsame Form von 'Hilfe'." Ein leiser Laut zwischen Seufzen und Ächzen kam von ihr und sie sah fast hilfesuchend zu Leon, berichtete aber trotzdem weiter:
"Pet, der eigentlich bewusstlos gewesen war, hatte mich in der Hütte mit toten Augen angesehen und ich hörte nur in meinem Kopf, wie er 'Verschwinde' zu mir sagte, und als wäre das nicht genug, antwortete in mir auch noch etwas Dunkles, was meine Gedanken benutzte, aber nicht Ich war."
Sie hob in hilfloser Geste leicht die Hände.
"Ich werde noch versuchen können, das zu erklären, bitte..." Sie atmete wieder durch.
"Jedenfalls, dieses .. Dunkle .. in mir half mir bei Pet, es bahnte sich scheinbar völlig mühelos einen Weg durch diese Käfermassen und lotste mich und die Rose auf direktem Weg zu der Quelle allen Übels, der Anomalie im Gehirn."
Ihre Stimme wurde düster:
"Es bot mir an, die Käfer einfach zu zerfetzen, aber ich hatte Angst, dass Pet dabei sterben würde. Und ich... hatte Angst vor dieser finsteren Präsenz. Ich lehnte ab. Fing an, die Lage völlig falsch einzuschätzen, indem ich hoffte, wenn ich der Krankheit die Grundlage, also diese Gehirnverletzung, entziehen würde, würde die Krankheit nicht mehr so stark sein."
Die Knappin berichtete unumwunden über die Fehler, aber sie starrte auf ihre Hände und war kleiner geworden, ihr Gesicht blasser.

"Ich versuchte es mit Gebeten", erklang es leise und hölzern, "Das Dunkle zog sich eingeschnappt zurück, die Rose fing an, die Anomalie zu heilen, ich bat Leon um Licht, um Hilfe, aber es reichte alles nicht, die Käfermassen schwärmten aus und begruben uns unter sich, begannen sich unter meine Haut und in meine Knochen zu fressen..."
Die Knappin achtete offensichtlich völlig erinnerungsverloren nicht auf das, was sie sagte, sonst hätte sie sich bestimmt bemüht, auf des kleinen Fräuleins sicher zartes Gemüt Rücksicht zu nehmen.
"Es hätte wohl mein Tod sein müssen, aber dieses Dunkle Etwas in mir hat... doch noch einmal eingegriffen und plötzlich zerrieselten diese ganzen Käfer um mich herum zu Asche. Ich fühlte mich entsetzlich unfähig, wertlos, elend, aber die Käfer waren tot. Alle.
Und Pets Hirnader immer noch nicht geheilt. Leon verausgabte sich daran.
Es... war so furchtbar deprimierend. Ich stand davor, es fehlte nur noch so wenig und ich hätte mir so sehr gewünscht, dass ich irgend etwas dazu beitragen könnte, und da..."
- sie atmete nochmal tiefer durch, starrte immernoch auf ihre Hände.
Es war ihr inzwischen egal, wie viel sie gerade redete oder wie lange. Es tat gut, diese Dinge endlich einmal benennen zu können, so furchtbar die Erinnerungen auch waren. Endlich bekam sie eine Chance, dass die anderen sie verstehen könnten, selbst wenn es Schelte für ihre Dummheit gegeben hätte.
"Und plötzlich schien die Rose... mich 'anzusehen' und als würde sie mich fragen, ob ich das wirklich machen wolle. Ich stellte ihr zur Verfügung, was immer sie haben wollte. Damit schien ich einen Teil meiner Heilung rückgängig zu machen, denn Leon meinte später, meine aus Versehen zuvor geheilten Narben seien von innen wieder aufgebrochen.
Als ich wieder zu mir kam, war Pet geheilt, meine linke Schulter tat weh und Leon gab noch etwas seiner Magie, um meine Schmerzen zu lindern, deswegen merkte ich nicht sofort, was mit meiner Schulter los ist."

Sie sah wieder zu Leon, die Lippen schmal, im Blick Bedauern.
"Du sagtest 'Tu das nie wieder!' aber verzeih... Ich weiß nicht mal, was genau ich getan habe. Oder was da eigentlich alles passiert ist, besser gesagt."


Leon nickte lediglich einmal bedächtig, diesen Umstand registrierend, aber er schien sie in ihrem Bericht nicht unterbrechen zu wollen. Überhaupt hing die gesamte Aufmerksamkeit der Runde bei ihr, was sie einerseits erleichterte, aber auch für Nervosität sorgte. Gernot hatte ihr gründlich abgewöhnt, gerne im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.
Flüchtig zogen sich ihre Brauen zusammen, während sie noch Leon betrachtete. Wehe, du bist später nicht genauso ausführlich...

Sie blinzelte, um den Faden wiederzufinden. Was war dann passiert? Prompt verzog sich ihre Miene leidend, sie wandte sogar den Blick zur Seite, schluckte schwer.
"Dann hab ich Rosa noch geheilt."
Nichts auslassen...
Wozu?! Das geht sie wirklich nichts an! Tut nichts zur Sache! Heilereid!

"Ich war so schrecklich müde danach - nicht erst wegen ihrer Heilung, sondern zunehmend durch die Behandlungen - dass ich mich ohne weitere Vorkehrungen schlafen legte, ich habe vergessen, mich um die Pferde zu kümmern und keine Wachen eingeteilt... ein weiterer furchtbarer Fehler.
Es tut mir leid."

Mit verbitterter Miene starrte sie zur Seite auf den Boden.
"Ich habe dann... geträumt. Kein normaler Traum, sonst würde ich es nicht erzählen, wirklich." Nervös fuhr sie sich ein mal durch die Haare, was, wie Basil am eindeutigsten wusste, eine sehr untypische Geste von ihr war. Aber was war hier die letzten Tage schon noch normal? Wieder brauchte sie einen tiefen Atemzug, um innerlich Anlauf zu nehmen.
"Und ich bekomme den Traum im Detail auch nicht mehr zusammen, fürchte ich, aber ich sah, als würde ich außerhalb meines Körpers stehen, wie... die Krankheit sich wie eine große graue Wolke mit Tentakeln von den Hügeln aus der Hütte näherte. Teils zeigte der Traum mir vergangene Szenen, nämlich wie Harri, Pet und Rosa dort gefeiert hatten, teils zeigte er Dinge, die erst noch passieren würden." Mit geweiteten Pupillen sah sie wieder zu Leon, als sie erklärte:
"Ich träumte nämlich von dem großen und heißen Scheiterhaufenfeuer, das wir erst nach dem Kampf errichteten. Ich habe von Funken geträumt, die gen Himmel flogen. Ich habe geträumt, wie ich dich..." küsse. Sie stockte. "..erneut infiziert hätte, aber der Traum entsprach später nicht völlig dem, was dann tatsächlich passierte. Und ich konnte mich auch nicht sofort daran erinnern, es kehrte erst zurück, als es auch so in etwa eintrat. Aber es war zu dicht an der Wahrheit, als dass es Zufall gewesen sein könnte!"

Wieder trat ein Moment ein, in dem sie mit sich rang und ihre Hände von ihr unbemerkt zu zittern anfingen. Der Gedanke an den blutigen Wurm in der Asche der Hütte ließ sie nicht los, aber ihr Verstand sagte ihr erneut, dass ja nichts von dem eingetreten war und hier nicht breitgetreten werden musste. Sie presste die Hände auf die Tischplatte, als sie das Zittern registrierte, damit es aufhörte. Aber etwas anderes mussten die Drei noch wissen:
"In dem Traum tauchte auch... eine Flammengestalt auf. Ein dunkler, menschenähnlicher Schemen von Flammen umhüllt, der erst aus dem großen Feuer heraus nach mir greifen wollte und anders als später in Echt waren die Funken vom Feuer auf meine Schultern geregnet." Sie meinte an Leon gerichtet, ohne ihn direkt anzusehen: "Vielleicht hattest du später bemerkt, wie ich mich bei dem Anblick... erschrocken hatte. Das war der Grund dafür gewesen.
Und dann tauchte im Verlauf des Traumes diese Gestalt ein zweites Mal auf, sie kam aus einem Lagerfeuer, das in meiner Nähe war und griff in die Flammen und legte sie sich wie einen Mantel über die Schultern.
Der Hauch, die grauen Tentakeln näherten sich mir und... leckten mir über das Gesicht."
Sie verzog selbiges. "In Wirklichkeit muss mich der Junge, Pepe, in dem Moment berührt und erneut infiziert haben. Die frisch aufgerissenen Narben müssen die Krankheit angelockt haben, ich spürte, wie es Gefallen an dem Schmerz fand und mehr wollte. Aber die Flammengestalt hat ihm regelrecht einfach auf die Finger gehauen, die Krankheit in mir zerrieselte erneut und er sagte - also: die Flammengestalt sagte - er teile nicht!"
Wieder holte sie Luft.
"Er legte mir die Hand auf die linke Schulter und sagte: 'Darna, wach auf!' und weckte mich damit. Ich wachte auf, mit schmerzender Schulter und stellte sofort fest, dass mir die Seelenrose aus den Armen genommen worden war. Und zwischen den Hügeln sah ich Pepe noch flüchten."

Sie lehnte sich zurück und schien den nächsten schweren Abschnitt gemeistert zu haben. Auf ihrer Stirn waren feine Schweißtropfen zu sehen und sie blinzelte immer häufiger.
"Ich weckte unsanft Leon, sprang auf mein Pferd und jagte Pepe nach. Er war ungewöhnlich schnell. Auf dem Feld hinter den Hügeln stellte ich ihn und er gaukelte mir zunächst noch vor, einfach ein verzweifelter Junge zu sein, der die Rose gestohlen hätte, um sie für seine eigene Heilung haben zu wollen.
Aber die Stimmung kippte schnell. Er - nein... die Krankheit in ihm benutzte seinen Geist, um seinen Körper noch zu lenken und suchte einen Vorwand, um hasserfüllt auf mich loszugehen. Mein Pferd ging durch und ich musste mich ihm im Nahkampf stellen."

Sie sah auf die Tischplatte und ihr Blick wurde härter, als sie betonte:
"Ich wollte ihn im Kampf stellen. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der der Hauch tötet, hatte ich mich schon vorher gewundert, warum der Junge überhaupt noch lebt, und ich sah schon während des ersten Schlagabtausches, dass seine rechte Hand bis auf die Knochen runter verfault war. Er trug die Maske und darunter waren dann weiße tote Augen zu sehen wie bei Pet. Und er versuchte mit allen Mitteln, mich nochmal zu infizieren!"
Ihr Gesicht verzog sich in Ekel.
"Ich erspare euch die Details...
Ich habe gewonnen, weil seine Knochen bra... weil ich ihm an Kraft und Körpermasse überlegen war. Es war eine fürchterliche Sauerei und am Ende schien er mich noch auszulachen. Die Stimme in mir flüsterte die ganze Zeit, dass das alles eine Falle sei."

Darnas ganzer Körper bebte leicht vor Anspannung. Wann immer es die kurzen Sprechpausen zuließen, presste sie die Kiefer stark zusammen.

"Ich war so von schwarzem Schmodder besudelt, dass es absurd war zu glauben, dass ich mich nicht wieder angesteckt hätte. Leon hatte die Rose gesucht und gefunden... der Zombie hat sie so stark beschädigt, dass die Pflanze verloren war, nur zwei Kerne waren übrig geblieben. Und es war schon wieder Nacht."
Sie ließ den Kopf hängen, was das Ausmaß der Verzweiflung erahnen ließ, die die Knappin trotz des Sieges empfunden haben musste.
"Leon half mir, mich zu säubern und wir haben alles verbrannt, was mit dem Untoten noch in Kontakt gekommen war - mich selbst ausgenommen." Der Ton ihrer Stimme war so düster, dass man den Nachtrag nicht mal als Galgenhumor deuten konnte.
"Ich bat Leon dabei, sich meine Schulter genauer anzusehen, und er fand dort einen... eine Brandverletzung, die aussah - aussieht - wie ein Handabdruck."
Die Knappin blickte dabei den Lichtmagier wieder direkt an, und meinte leiser und mit einem nur schwer wahrnehmbaren, grolligen Unterton: "Und ich bitte darum, dass du mir noch erklären wirst, was du mir dabei verschwiegen hast..."
Trotzdem fuhr sie fort:
"Aber es kam also zu dem heißen großen Feuer, von dem ich geträumt hatte. Als ich Pepes Leichnam zwischen den Flammen sah, war es mir ein Bedürfnis, ihn nicht einfach so unkommentiert da verbrennen zu lassen und ich bat die guten Götter, vor allem Lysanthor als obersten Richter, dass sie sich des unschuldigen Jungen, der er zuvor sicher war, erbarmen mögen und seine Seele nicht verloren bleibe."
Sie furchte die Stirn.
"Irgend etwas muss das ausgemacht haben, denn von dem Feuer stiegen Funken auf, aber andere als im Traum: goldene, die sich in alle Himmelrichtungen verteilten. Und Leon schien plötzlich zuversichtlich, dass der Fluch endlich tatsächlich beendet sei. Ich konnte ihm zunächst nicht glauben."

Sie blinzelte plötzlich. "Oh, ich habe die Maske vergessen! Leon hatte sie untersuchen wollen, aber der schwarze Schmodder darin hat... ihn regelrecht angesprungen und zu erwischen versucht. Wir haben sie mit verbrannt und sie zerfiel ungewöhnlich schnell in grünem Rauch. Schmolz wie Wachs."
Die Knappin hob etwas die Schultern. "Ich nehme inzwischen an, dass die Maske ein magischer Gegenstand war, in den... ein Dämon hinein beschworen wurde. Die Krankheit war dämonischen Ursprungs." Zumindest von diesem Satz schien sie eindeutig überzeugt und musste sich wohl dem nächsten schweren Themenblock widmen. Ein vorsichtiger Blick prüfte, ob nicht schon alle vor Erschöpfung eingeschlafen waren.
"Das, ähm... das ist die nächste Sache."
Ein Seufzen machte bemerkbar, wie dieser Bericht sie selber langsam an die Grenzen trieb und sie nahm noch einen Schluck Tee, um weiter sprechen zu können. Die Tasse wackelte so gefährlich, dass wenige Tropfen außen entlang liefen.
"Leon legte sich endlich wieder schlafen, und ich hielt diesmal noch Wache. Basil - Basilius stieß zu uns, was in der Nacht gar nicht einfach gewesen war. Aber absurderweise hat das Feuer ihm sogar noch den Weg gezeigt."
Sie hob den Blick zu Basil und sprach weiter, während sie ihn ansah. Wieder mit einer stummen Entschuldigung im Blick konnte sie endlich erklären, was dann Komisches passiert war:
"Er berichtete mir, dass er alle Kisten gefunden hatte, die in Serna noch eine Gefahr dargestellt hatten. Erzählte mir, dass es allen gut gehe. Dass Elli nach mir gefragt hatte..."

Ihre Lippen pressten sich zusammen und das erste Mal während des ganzen Berichtes voller Schrecken hatte sie offenbar mit Tränen zu kämpfen.
"Du konntest nichts dafür, aber... ich hab angefangen, mich zu freuen!", erklärte sie mit brüchiger Stimme, als wäre das ein fürchterliches Verbrechen von Basil gewesen und als würde sie einen Mord gestehen.
"Und je länger ich mich freute..." Ihre Augen bekamen einen glasigen Ausdruck.
"Ich begann, Schmerzen zu fühlen. Schlagartig erinnerte ich mich an etwas, was schon sehr lange her ist, und... ich fühlte die Schmerzen, die jemand hat, wenn er auf dem Scheiterhaufen verbrennt. Nur ohne Rauch." Wussten die anderen, was das bedeutete, wenn einem der Rauch nicht vorher gnädig das Bewusstsein nahm?
"Ich bin verbrannt.
Vollständig."
Ihre Stimme war nur noch ein blasses Flüstern, trotzdem verstehbar und sie behielt die Augen nur offen, weil sie in diesem Moment keine Dunkelheit 'sehen' wollte.
"Irgendwann ist mein Geist endlich in eine komplette Finsternis gestürzt. Ich konnte meinen Körper nicht spüren, mich nicht bewegen, nichts sehen. Nur in meiner Vorstellung hatte ich noch so etwas wie ein Körperempfinden, und eine zeitlang, die ich nicht besser definieren kann, hab ich einfach nur da gelegen und war dankbar, dass dieser Schmerz weg war!
Und..."

Sie schluckte einmal schwer und fing sich langsam wieder etwas, dass sie mit dünner Stimme fortfahren konnte:
"obwohl es sich entsetzlich einsam dort anfühlte, war ich nicht völlig allein. Da war dieses... 'Dunkle', und er schlich um mich herum, dass ich ihn meistens nur als diffusen Schrecken in meinem Nacken spüren konnte. Ich konnte nicht wirklich sehen, aber eine Weile glaubte ich auch noch dunkle Schemen in der Finsternis wahrzunehmen, die jedes Mal verschwanden, wenn ich hinschaute."
Ihre Zähne knirschten aufeinander.
"Er erklärte mir, ob ich es jetzt endlich begreifen würde, dass ich mich nie wieder freuen werde. Ich hab..."

Darna verstummte und brauchte wieder einen kurzen Moment, um durchzuatmen. Sie hatte vorher schon ansatzweise überlegt, wie sie das erklären sollte und setzte die Absicht um, lieber 'von vorne' anzufangen. Für einige Momente wurde ihre Stimme wieder etwas sachlicher:
"Das alles liegt leider schon sehr lange zurück, denn ich war erst sechs, als ich in den Wäldern bei meinem Elternhaus auf einen Mann traf, der seit ein paar Tagen als angeblicher Durchreisender in unserem Dorf gewesen war. Er war uns Kindern unheimlich, und wegen einer dummen Mutprobe bin ich ihm hinterhergegangen.
Ich entdeckte ihn, wie er den Waldboden gesäubert und Linien darauf gezogen hatte. Ein schwarzes Huhn war in einem Käfig, ein Ritualdolch lag herum, und... als ich ihn fragte, was er da mache, jagte er mir Angst ein, indem er behauptete, er würde kleine Kinder zum Frühstück fressen. Er muss noch einen Zauber gewirkt haben, der rote Augen im Gebüsch aufleuchten lässt und sowas, und ich rannte zutiefst erschrocken weg."

Schüchtern sah sie kurz zu den anderen. Jetzt, wo sie älter war, hörte sich das Ganze unglaublich peinlich an!
"Ich habe alles haargenau dem Laienpriester im Ort erzählt, und er wusste besser die Anzeichen zuzuordnen und vor allem wusste er, dass ich nicht einfach wilde Geschichten erzähle, wie es Kinder oft tun."
Sie atmete durch. "Er rief die Inquisition zu Hilfe und sie nahmen ihn fest. Ich musste mehrfach berichten, was alles passiert war und sie fanden heraus, dass er ein grandessaner Ritualmagier war, der bei uns einen Dämon beschwören wollte."
Ihre Lippen pressten sich zusammen.
"Sie verurteilten ihn hier in Jorsa zum Tode auf dem Scheiterhaufen.
Ich hab zugesehen."

Die Knappin sah zu Basil und ihr Blick wurde bekümmert düster. Ob er sich daran erinnerte, wie die anderen Knappen es überhaupt nicht gerne gehört hatten, dass man dem Mädchen nachsagte, schon einen Schwarzmagier zur Strecke gebracht zu haben und das Ganze ins Lächerliche zogen, bis sie sich abgrundtief dafür geschämt und alles umso leichter verdrängt hatte?

"Ich habe es lange Zeit verdrängt und vergessen, aber der Magier hat mich damals, während er verbrannt ist, die ganze Zeit angestarrt und nicht einmal dabei geschrien."
Anders als du...
"Als ich nun vor zwei Tagen also bewusstlos wurde, zeigte mir diese dunkle Schreckensgestalt in mir auf, dass der Magier mich damals verflucht hat. Ich soll mich nicht mehr freuen können.
Ich kann es auch nicht - oder so gut wie nicht. Nur hielt ich das immer für normal und habe mir nichts weiter dabei gedacht."

Sie schaute wieder auf ihre Hände.
"Der Magier hat mich verflucht, und er scheint damit verbunden auch noch... einen Dämon sozusagen an mich 'vererbt' zu haben." Sie rieb sich erschöpft die Stirn. Hätte man ihr selbst dies alles als Geschichte erzählt, sie hätte es für absurd, unglaubwürdig und überzogen gehalten.
"Ich kann jetzt nur noch erzählen, was mir dieser Dämon erzählt hat, denn wir haben uns länger da drin unterhalten", meinte sie müde und wagte es nicht mehr, die anderen anzusehen.
"Und vieles würde ich ihm gern nicht glauben, aber es ist alles, was ich bisher 'weiß'. Deswegen würde ich eigentlich gerne in die Akademie, und sei es nur... um eine andere Sichtweise auf die Dinge zu bekommen, eine Analyse, der ich mehr trauen kann."
Ihr Kiefer schob sich hin und her.
"Er betonte... nein. Verzeihung. Also, zunächst: er zeigte sich dort, wenn überhaupt, als einzig schwarze, menschenähnliche Gestalt. Ohne Flammen umgeben, und er war fürchterlich kalt. Anfangs war das regelrecht angenehm, aber es ist eine entsetzliche Kälte. Er hat... mich einmal am Hals gepackt und hochgehoben, er war wütend auf mich.
Er sagte, er wolle nichts von mir, er wolle den Körper, den ich ihm durch den Tod des Magiers genommen hätte. Ich hab ihn anfangs falsch verstanden, dass er meinen Körper wolle und dachte, er hätte mich übernommen und hab... wütend herumgetobt, aber dafür hat er mich nur ausgelacht."

Ihre Mimik wirkte frustriert, und für einen kurzen Moment schlugen ihre Zähne zitternd aufeinander.

"Er erklärte mir, dass er und der Fluch nicht das Gleiche seien, aber er ist durch den Fluch wohl an mich gebunden und in seinen Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt. Ich muss mich entschuldigen, dass ich nicht alle Details sofort wiedergeben kann, aber er hat mir ziemlich viel um die Ohren gehauen.
Er sagte..."
- sie zitierte hörbar - "ohne den Fluch hätten wir gemeinsam vielleicht sogar Spaß haben können, aber nööö..."
Sie sah zur Seite. "Er erwähnte, dass er bei der Verbrennung ansonsten hätte frei gesetzt werden sollen. Und dass, sollte ich sterben..."
Sie ächzte und ihr Kopf sank für einen Moment bis kurz über ihre Hände.
"er mich 'noch im Harax an der Backe hätte'. Gegen den Hauch habe er mir nur geholfen, weil er nicht gerne teile. Aber er sprach von der Krankheit, als sei es eben ein anderer Dämon gewesen, er bezeichnete ihn als 'Brüderchen Trägt-den-Hauch', und dass es noch eine Menge Unheil geben könnte, weil ich ihn vertrieben hätte. Und dann käme ja die Sache mit dem 'von mir' getöteten Magier noch hinzu... Er versuchte mir zu erklären, dass man, um normalerweise einen Fluch zu brechen, den Fluchwirkenden töten, seine Knochen salzen und sie dann verbrennen müsse." Ihre Stimme klang angewidert und irritiert.
"Aber er erwähnte auch, dass der Magier zur Beschwörung des Dämons - also ihm - seine Kraft schon zuvor auf mehrere seiner magischen Ritualgegenstände verteilt hätte und der Fluch deswegen noch aktiv sei.
Nur hat er den Dämon bis dahin lediglich zur Hälfte beschworen gehabt und ... er sagte: 'dass er mit seinem Hintern immernoch zur Hälfte in seinem gemütlichen Füstentum sitze und auch dort nur die Hälfte seiner Kräfte besäße'.
Er will diesen Zustand endlich beenden, er vermittelte mir den Eindruck, dass er sich hier fürchterlich langweile und mein Körper vollkommen ungeeignet für ihn sei. Deshalb bot er mir ... an, dass wir zusammenarbeiten.
Ich lehnte ab!
Er drohte mir, dass ich dann das Reinigungsritual der Inquisition durchstehen müsse. Dass nur wenige das überleben. Dass es sowieso fast unmöglich sein würde, wenn der Fluch nicht vorher beendet wäre. Ob ich schon jemals gehört hätte, dass jemand mit dem Büssermal zum Ritter geschlagen wurde - wohl kaum. Dass mir niemand mehr vertrauen würde."

Darna saß blass, mit leerem Blick inzwischen nur noch zusammengesunken auf dem Stuhl und zählte mit tonloser Stimme die ganzen Aussagen auf.
"Ich wusste zum Schluss nicht mehr, wo mir der Kopf steht und meinte nur noch lahm, dass er mich in Ruhe lassen solle... da sagte er einfach lapidar 'Wie du willst' und hat mich raus geschoben!" Ihre Stimme klang vorwurfsvoll, fast verzweifelt, der Knappin wollte noch immer nicht in den Kopf, warum das 'so einfach' passiert war.
"Plötzlich befand ich mich in meinem Körper wieder und wir waren an den Stadttoren. Ich hätte damit gerechnet, dass ein Tag seitdem vergangen war, aber Basil meinte später, es waren zwei."

Die Knappin verstummte und nach dem ganzen Redeschwall mochte es einen Moment dauern, bis man realisieren konnte, dass sie tatsächlich am Ende ihres Berichtes angekommen war, und sie sah auch niemanden an.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 7. Dezember 2016, 19:50

Darna hatte Leon während ihres Berichts ein paar Mal angesehen und er hatte an den passenden Stellen hin und wieder zustimmend genickt. Die Zeit war ordentlich voran geschritten und Darna ahnte, dass sie ihre Stunde gut genutzt hatte. Vielleicht hatte Leon sie deshalb vorher reden lassen wollen, solange es ihr noch gut ging und die Droge der Priesterin noch wirkte? Er nickte ein paar Mal langsam in die Stille hinein und seufzte schwer. Er wirkte von der Wiederholung der Geschichte fast genauso erschlagen wie Darna selbst. Basil hingegen war das komplette Gegenteil. Er saß steif und angespannt auf seinem Platz und hatte die Hände zu Fäusten geballt. Er wirkte, als würde er jeden Moment aufspringen wollen, aber es war Leons Stimme die ihn dann wohl davon abhielt etwas dummes zu tun.
„Himmel!“
Sie klang etwas rauchig und man hörte heraus, wie sehr ihn Darnas Geständnis erschüttert hatte. Er ließ seinen Körper leicht nach vorne sacken und stützte sich mit den Armen auf der Tischplatte ab.
„Ich ahnte schon so etwas in der Richtung, aber ich habe... Ich habe gezögert dich anzusprechen, da wir uns ja noch nicht so gut kannten. Ich wollte nicht zu sehr in dich dringen... dich nicht überfordern. Vielleicht war das alles auch zum Teil mein Fehler. Hätte ich dich gezwungen mir alles vorher zu erzählen, vielleicht...“
Er rieb sich kurz mit beiden Händen die Augen und versuchte dann wieder Haltung anzunehmen, was ihm nur kläglich gelang.
„Es ist geschehen. Und wenigstens wissen wir nun um einige Dinge mehr. Himmel, das muss ich erst einmal verarbeiten... Aber vorher, werde ich dir natürlich berichten, was...“
„Nein!“

Leon schaute Basilius an und runzelte die Stirn, als dieser ihn so harsch unterbrochen hatte.
„Die zeitliche Reihenfolge verlangt, dass ich wohl an dieser Stelle meinen Teil beisteuere! Denn du hast geschlafen, als ich die Nachricht überbrachte! Du hast nicht alles gesehen, was ich gesehen habe!“
Basil schien ernsthaft aufgebracht und Leon lehnte sich zögernd, aber vorerst zustimmend zurück. Basil's Lieder flatterten nervös. Er war nie ein guter Redner gewesen und noch weniger stand er im Zentrum der Aufmerksamkeit, noch weniger als Darna es mochte. Aber es war ihm wichtig das hier zu tun, also riss er sich zusammen und platzte heraus:
„Wir dürfen auf keinen Fall die Inquisition einschalten! Am besten niemanden! Darna, das darfst du nicht! Hast du vergessen... WER sich denen angeschlossen hat?“
Vielleicht dämmerte allein schon bei Basils unterschwelligen Ton der Knappin, was Basil meinte, bevor er den Namen aussprach. Und hatte sie von der Inquisition geredet? Nein, oder? Sie hatte die Akademie besuchen wollen, aber Basil schien in seinen Gedankengängen schon ein paar Schritte weiter.
„Wenn Gernot davon auch nur einen Bruchteil mitbekommen würde... Er würde... Er würde dich vernichten! Er würde sein Gift streuen und Lügen über dich verbreiten! Und uns alle gleich mit verdammen, nur weil wir dir helfen und es ihm Freude bereiten würde und er es könnte! Wenn er gesehen hätte, was ich... Er ...du wärst tot und im Harax! Ich glaube dir, verstehst du! Du hast niemals in all der Zeit gelogen, also glaube ich dir jedes Wort und wenn du stirbst und dann in den Harax kommst, weil dieser Fluch nicht gebrochen wurde, wenn du verdammt...NEIN! Keine Inquisition! Das muss anders gehen!“
Basils Fäuste arbeiteten immernoch auf dem Tisch, aber er scherte sich nicht drum.
„Wir müssen das geheim halten! Also den Teil mit Darnas ...ähm... Schatten-Dunkel-Schrecken oder wie auch immer!“
Leons Hand wanderte zu Basils Schulter und legte sich darauf.
„Ist schon gut. Keiner hat vor Darna ans Messer zu liefern! Wir wollen ihr alle helfen, aber die anderen Dinge sind auch wichtig.“
Basil nickte und begann sich zu beruhigen. Er nahm einen Schluck Tee, schaute etwas betreten in die Runde und begann erneut:
„Entschuldigt meinen Ausbruch... Ich mache mir halt Sorgen. Aber Leon hat Recht und … Also – ähm – Ich war auch auf diesem Schiff wo die Knappen geprüft worden sind, wie Darna und Leon. Was in Serna passiert ist, hat ja Darna schon erzählt. Ich bin zurück geblieben und der Spur der Sprotten nachgegangen. Ich hab ein Schiff im Hafen entdeckt, dass ein paar der Kisten auf seiner Ladeliste hatte und wenn die abgefahren wären...“
Er wischte sich über die Stirn und sein Gesichtsausdruck machte mehr als seine Worte deutlich, was das für eine Katastrophe bedeutet hätte.
„Aber wir haben alles vernichtet und dann bin ich den beiden hinterher. Hab sie nicht gleich gefunden, aber ich hab den Feuerschein in der Nacht gesehen und sie bei dieser kleinen Hütte gefunden. Ich überbrachte die Nachricht, wie Darna schon gesagt hat und dann...“
Er sah sie an und musste sich anscheinend überwinden weiter zu sprechen.
„Du hattest dieses Bündel in der Hand. Das Geschenk von der Kleinen. Du hast gelächelt, wie ich es noch nie bei dir gesehen hatte...“
Seine Mundwinkel zitterten, als wäre das wohl das Schönste gewesen, was er je gesehen hätte. Seine Augen bekamen einen ganz weichen Glanz, doch dann verebbte diese Erinnerung und gefror zu Eis.
„Dann hast du angefangen zu schreien und bist zusammen gebrochen und gleichzeitig...“
Er zögerte wieder und Darnas Geduld bekam erste Risse.
„Es hört sich sicher vollkommen verrückt an, aber... Ich brauch was zum aufmalen!.. Ich versuch es so genau wie möglich zu beschreiben, aber ich bin nicht gut in diesen Dingen.“
Delilah wusste natürlich wo ihre Moma ihre kleine Schiefertafel und Kreide hatte, wo sie immer ihre Rezepte aufschrieb und beeilte sich dieses aus einer nahen Schublade im Küchenschrank zu holen. Von oben hörte man ein dumpfes Rumpeln, wie als ob jemand eine schwerere Kiste irgendwo bewegte. Resa suchte wahrscheinlich noch irgendwelche Sachen für Darna zusammen.

(oben)

Resa zog die alte Kleiderkiste mit den abgelegten Sachen aus der Kammer und schrammte sie über die kleine Schwelle, die sie seit langer Zeit nicht mehr übertreten hatte. Liebevoll strichen ihre Finger über den von ihr eigens Hand verzierten Deckel. In jeder Linie lagen so viele Erinnerungen an schönere Zeiten und sie verlor sich eine Weile darin. Delilah hatte das Gesicht ihrer Mutter und die Augenform ihres Vaters und jeden Tag ihrer Kindheit hatte sie sie in ihr erblicken dürfen. Dann war sie größer geworden und hatte nach Abenteuern Ausschau gehalten, wollte mehr von der Welt sehen und sich in Geschichten über Ritter und Zauberwesen gestürzt. Resa erinnerte sich an ihre eigene Jugend und dass sie auch einmal so gewesen war. Jung und verrückt nach neuem, dem Drang nachgebend in die Ferne zu sehen, indem das Glück verblasste, dass sie direkt vor der Nase hatte. Delilah hatte das anscheinend von ihr geerbt, aber sie war nach Hause gekommen und hatte dies hoffentlich erkannt. Immer zog es die Jugend hinaus in die Welt um Abenteuer zu erleben, aber das Herz konnte nur daheim wahrhaft erblühen. Resa seufzte schwer und öffnete das gusseiserne Scharnier und hob den Deckel an. Da lagen sie vor ihr. All die schönen Erinnerungen. Kleider, Unterröcke, Wäsche, Strümpfe, Hosen, Jacken, Hemden, die sie hatte aufheben wollen, bis Deli in das passende Alter kam, oder jemand anders es brauchte. Resa schmiss nie gern etwas weg, weshalb die Kiste auch so groß war. Es waren die Sachen ihrer Mutter, ihres Vaters und sogar ihres Urgroßvaters und sie hatte sie gut gehütet. Doch jetzt war ein guter Zeitpunkt gekommen, das Band zu knüpfen. So hatte es ihre Freundin immer formuliert. Mit einem Schmunzeln gedachte sie Rukulla und hob ein einfaches Kleid heraus. Es war nichts besonderes, aber es war besser als das Laken, das das arme Ding da unten trug. Und wie es aussah, sollte Delilah eine neue Freundin bekommen haben, also sprach nichts dagegen. Resa legte das Kleid und noch ein paar andere Sachen, wie eine Hose und auch eine Jacke auf dem Bett bereit und spähte noch einmal in die Kiste... Ein Bild war zwischen die Kleidungsstücke geraten und ihr schossen die Tränen in die Augen. Mit zitternden Fingern nahm sie die kunstvolle Zeichnung heraus und strich über den alten Rahmen.
„Wie hast du dich denn da hinein verirrt?“

Bild

Liebevoll drückte sie dann das Bild an ihre volle Brust und steckte es dann in ihre Rocktasche. Dabei viel ihr Blick noch ein mal in die Truhe.
Huch - Hab ich die da rein getan?
Etwas verwundert hob sie ein paar Stiefel aus der Truhe und drehte sie vor ihren Augen. Feinstes schwarzes Leder und hervorragende Nähte, geprägte feine Runen am oberen Schaft und ...ihr völlig fremd.
Ich werde wohl vergesslich.
„Ein gutes Geschenk für eine neue Freundin! Gib was du liebst, und Liebe erhältst du zurück.“
Mit einem Schulterzucken stellte sie sie ans Fußende und begab sich ins Nebenzimmer, wo sie Waschschüssel und Tücher holen wollte.

((Darna,
http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... ichtel.jpg
Du wurdest gewichtelt - leider klappt der Link zum Bild irgendwie nicht ;) ))

(unten)

Delilah legte das Papier auf den Tisch und Basil begann einige Striche zu zeichnen, die mit der Zeit erst eine Form ergeben würden.
„Darna... also nachdem sie zusammengebrochen war und nicht aufhören wollte zu schreien, bin ich zu ihr...zu dir! Ich wollte dich rütteln oder irgendwie heraus finden, was los war, aber da passierte es.“
Er malte wieder eine Linie.
„Ich hatte dich bei den Schultern und wollte dich gerade auf den Arm nehmen um dich zu Leon...aber du warst irre heiß! Ich konnte dich nicht anfassen... verzeih, ...wusste nicht was ich machen sollte, da fing auf einmal alles an zu ...verkohlen. Ich musste dich loslassen. Dann fing der Boden um dich rum an zu brennen. Ich musste dich da lassen wo du warst und mit ansehen, wie sich diese... diese Linien auf dem Boden ausbreiteten. Sie gingen ungefähr soo...“
Er legte den Kopf schräg und betrachtete sein Werk.

Bild

Leon lehnte sich ein Stück näher und kommentierte nachdenklich:
„Ein Heptagon. Der Sieben-zackige Stern.“
Seine Augen zogen sich enger zusammen, als er die Bedeutung erklärte.
„Das Zeichen der sieben Todsünden.“
Basil wirkte kurz irritiert, aber fand dann zu seinem Bericht zurück.
„Äh...ja...mag sein. Aber Darna war in der Mitte und die Strahlten berührten sie nicht mal. Die Flächen in den äußeren Spitzen fingen an zu ….wabern, wie wenn Hitze über einem Weg steht und dahinter wurden … Himmel, ich glaub es selbst kaum!... Dahinter wurden andere Gegenden sichtbar. Ich ...ich hatte Angst, das gebe ich offen zu und ich hoffe ich muss das nie wieder sehen. Aber das schlimmste war, dass ich das Gefühl hatte von den sieben Ecken bemerkt worden zu sein. Da kam etwas... von zwei oder drei der Spitzen und ich hab Panik bekommen. Da tauchten – MONSTER auf! Ich konnte sie nicht klar sehen, aber hätte ich das, so glaub ich, würde ich jetzt hier nicht mehr sitzen und erzählen, sondern nur noch ...sabbern! - Alles ging sehr schnell. Bei einem dieser „Fenster“ glaubte ich etwas zu sehen, dass sich wie durch dünne Haut drückte und ich schlug darauf ein. Dann bekam ich von hinten einen Schlag ab, taumelte und fiel fast. Es war ein ...ein wirbelnder, verwirrender Kampf zwischen den Spitzen und ich wurde hin und her gescheuert, nur an dich kam ich nicht heran, obwohl man mich auch gegen dich schubste. Einer schlug gegen ein anderes Dreieck oder was es war. Da kam er anscheinend nicht weiter, also streckte er seine Hand nach dir aus. Als wollte er dich zu sich ziehen. Es wollte irgendetwas von dir, aber da schlug etwas unsichtbares nach ihm. Die Flächen gefroren sofort, als würden sie von Eis überzogen. Ich fiel. Es ...es kam irgendwie aus dir heraus und ich hörte eine Geräusch, wie wenn man Leder peitscht. Ach ich weiß nicht. Das Ding, das Monster, oder der Dämon, der dir am nächsten war, der wich zurück und eine irre Hitzewelle traf uns alle. Ich glaube, er war wütend. Kurz darauf kam Leon dazu.“
Leon nickte.
„Ich war schon auf dem Weg zu ihm und wurde auch getroffen, aber nicht so sehr wie Basilius. Ich habe nicht diese „Fenster gesehen“ aber das Eis was zwischen den Flammen am Boden lag. Doch ich glaube Basilius.“
Der Knappe nickte dankbar und fuhr fort.
„Danach wurde es still und ich … ich trat auf die Linie, machte sie kaputt. Ich glaube... Ich hab mir dabei das Bein angesengt. Bin mir nicht sicher. Und den Arm und ein paar Haare. Egal! Nachdem ich die Linie durchbrochen hatte, viel der Stern, also das Hepta-dings in sich zusammen. Das alles ging sehr schnell. Ich hatte ja nicht ahnen können, dass das alles irgendwie aus dir raus kommen würde, nur weil ich dich zum Lächeln gebracht hab mit diesem doofen Geschenk...“
Basil schien Kopfschmerzen zu haben, denn er rieb sich den oberen Nasenrücken.
„Ab hier kann ich übernehmen.“
, warf Leon ein. Basil nickte müde und griff nach seiner Tasse Tee.
„Ich spekuliere mal und lehne mich damit sehr weit hinaus... Ich vermute, nach Darnas vorausgegangen Erklärungen, dass es sich hier tatsächlich um eine Art „Fenster“...oder im schlimmsten Fall, eine Art Portal gehandelt hatte, das Teil des Fluchs gewesen ist. Darna, erkennst du das Symbol wieder?“
Darna sah vor ihrem inneren Auge die Waldlichtung aus ihrer Kindheit und die Form kam ihr tatsächlich bekannt vor. Was hatte ihr Schatten gesagt? Er war dabei gewesen in diese Welt beschworen zu werden? War das der Teil des Fluchs, der nun auf ihr lastete? War es wie Basil so simpel vermutet hatte? Wurde, wenn sie glücklich war, wenn sie wahre Freude empfand der Fluch aktiviert und eine Art Portal in die Ebenen des Harax geöffnet?
„Wenn du, wie du sagst, noch einen Teil von diesem Dämon in dir trägst könntest du … wie eine Art Schlüssel, ein Anker oder dergleichen für die anderen Fürsten der Sünde wirken. Vielleicht wollten sie irgendwie durch dich das Tor öffnen, oder sich zu sich holen... Irgendwie bist du ja immernoch Teil dieses Fluchs. Mein Vater hat darüber ein paar Bücher. Ich bin da nicht so belesen, aber er wüsste bestimmt wie das ganze funktionieren könnte und vor allem wie man es aufhalten könnte. Er beschäftigt sich seit ...einigen Jahren mit allerlei Abwehrmaßnahmen. Er könnte sicher helfen. Ich meine dauerhaft diesen Fluch zu brechen!“
Besonders Delilah merkte, wie sehr Leon das Sprechen anstrengte und auch Darna schien in den letzten Minuten deutlich an Farbe im Gesicht verloren zu haben. Das könnte zum einen an der Erzählung liegen, aber vielleicht auch an der langsam verrinnenden Zeit, die ihr die Medizin gegeben hatte.
„Das sind jedoch alles nur Spekulationen. Ein Dämonenbeschwörer könnte uns vielleicht besser die Details erklären, aber ich kenne keinen und bin auch nicht erpicht eine solche Bekanntschaft zu machen. ...Also gut.“
Er strich sich mit dem Daumen über seine spröden Lippen und fuhr etwas Zeit zusammen fassend fort:
„Nachdem das Feuer erloschen war und das Eis geschmolzen, haben wir dich da raus geholt. Du warst erstaunlicher Weise vollkommen unversehrt, aber steif gefroren. Ich habe versucht dich am Leben zu halten.“
Etwas in seinen Augen sagte Delilah sofort, dass auch er dabei eine Grenze überschritten hatte. Er sah sie an und schüttelte leicht den Kopf als ob er damit ihre Sorgen vertreiben könnte.
„Sobald ich wieder bei Kräften bin möchte ich einen Zauber wirken, den du wahrscheinlich nicht kennst. Wir nennen ihn das *Lichtbild*. Damit könnte ich meine Erinnerung der Ansicht des Kreises in ein genaues Bild übertragen, dass im Zustand der inneren Kontemplation mit Magie auf Lederhaut gebrannt wird. Manche von uns benutzen diesen Zauber auch um sich zeitweise zu tätowieren... Ich schweife ab. Ich habe mir den Kreis genau angesehen und mir sind noch merh Linien aufgefallen und ein paar Zeichen, die sich in die Erde gebrannt hatten, bevor wir alles gründlich zerstört hatten.“
Leon sah wieder zu Darna.
„Von dem Zeichen ist nichts mehr übrig und außer, dass die Hitzewelle uns ein wenig angesengt hat, ist nichts passiert, dank Basils instinktivem Handeln. Er hat vermutlich das Schlimmste verhindert. Obwohl ich glaube, dass dein „schattenhafter Freund“, deine Schreckensgestalt, auch hier nicht ganz unbeteiligt daneben gesessen hat. Das Geräusch von Leder ...Schwingen?... habe ich auch gehört und ich denke, er war es, der den Übergriff auf dich verhindert hat. Irgendwie hatte ich auch den Eindruck … Nein, ich irre mich bestimmt... aber... vielleicht war das Heptagon in diesem Fall gar nicht als ein Portal gedacht... vielleicht... ach ich müsste in die Bibliothek. Es gibt so viele Symboliken und Bedeutungen.“
Er schüttelte leicht den Kopf und zuckte dann mit den Schultern.
„Ach was soll's! Es könnte genauso gut ein Schutzkreis für dich, bzw. denjenigen sein, der im Innern steht gewesen sein. Eben ein Schutzkreis von einem Dämon erschaffen, aber ein Schutzkreis. Aber ich kann mich irren. Mir ist, als hätte ich so etwas ähnliches schon einmal gesehen. - Das sind alles Vermutungen. Kommen wir also zur Rückreise nach Jorsa, die recht ereignislos verlief. Wir brauchten nur einen Wagen um dich zu transportieren und Rosa meinte, wir könnten den ihres Vaters benutzen. Sie bekam ein Pferd von uns und … blieb leider sehr lange weg - Stunden. Pet ritt dann mit unserem zweiten Pferd hinterher und nach deren Aussage kam es auf dem Hof zu einer sehr hässlichen Szene. Pet setzte sich aber durch und bekam den Wagen, womit wir dann, langsamer als geplant, aber endlich aufbrechen konnten.“
Darnas Hals begann langsam wieder leicht zu kratzen, aber noch fühlte sie sich recht fit. Ein kleines Räuspern könnte sich jetzt schon eingeschlichen haben, aber nicht mehr. Bestimmt hatte sie von ihrer Stunde noch ein wenig mehr als ein Viertel übrig.
„Ich habe das Gefühl, sicher irgendetwas vergessen zu haben. Fragt mich bitte, wenn etwas unstimmig erscheint. Ich bin doch etwas ..kaputt.“
Er lächelte schief, was ihn trotzdem charmant wirken ließ.
„Was deinen Handabdruck auf der Schulter angeht, so hatte ich schon beim ersten Mal, als ich ihn gesehen habe, ein ungutes Gefühl, Darna. Ich wollte dir aber auch nicht zu nahe treten und habe gehofft, dass du mir noch früh genug erzählst, was los ist, doch wie wir alle nun gelernt haben, es ist nicht immer ratsam mit seinen Geheimnissen hinterm Berg zu halten. Ach ja, und ihr alle kennt in der Zwischenzeit meinen vollen Namen, der in der Akademie jedoch nicht bekannt ist, was auch so bleiben sollte, wenn irgendwie möglich! Es gibt nur wenige Menschen, die wissen, dass ich ein Weißenfels bin.“
Er sah zu Delilah.
„Du weißt wie die da sein können. Viele wollen da nur besser sein als andere und Neid, Intrige, Gier und Habsucht macht auch vor Lichtmagiern nicht halt.“
...und dann zu Basil.
„Basilius und ich haben uns auf der Rückreise ein wenig besser kennen gelernt und verstehen einander nun besser.“
...und wieder zu Darna, die er ansah, als ob er grübelte, ob er nicht doch noch irgendetwas vergessen hatte. Vorerst aber, hatte er seinen Bericht beendet.
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Donnerstag 8. Dezember 2016, 06:30

Delilah hörte schweigend den Berichten der anderen zu und besah sich dabei die Emotionen, die sich auf den Gesichtern der drei spiegelten. Sie hatte Darna leider nicht sagen können, dass sie ihren Vater gewarnt hatte, denn das hatte sie nicht. Sie waren sich nur kurz begegnet, bevor er sie weitergeschickt hatte und ihre Mutter war am nächsten Morgen früh verschwunden.
Sie hörte gespannt Darnas Geschichte und lernte dabei einiges über diese abgerissene junge Frau im Laken. Nämlich dass sie ein gutes Herz hatte. Dass sie für diejenigen kämpfte die unschuldig und wehrlos waren. Dass sie das Wohl anderer über ihr eigenes stellte. Und dass sie bis an die Grenzen ihrer Möglichkeit ging um das Richtige zu tun.
Darna imponierte ihr mit ihrer inneren wie äußeren Stärke. Kein Wunder, dass die beiden jungen Herren sie zwischendurch so… speziell ansahen. Das ließ ein kurzes Lächeln über ihre Lippen huschen. Wer hatte bei so einer Heldin schon Augen für eine kleine Lichtmagierin?
Aber sie lernte noch etwas anderes über Darna. Nämlich dass in ihrem Inneren etwas Dunkles lauerte, etwas das nicht zu ihr gehörte, das die Leben derer gefährdete, die sich in Darnas Nähe aufhielten.

Das Bild kam ihr bekannt vor. Eine gute Seele, verfolgt von der Dunkelheit, dagegen ankämpfend. Omniel. Doch schien diese Situation hier sich auch um einiges zu unterscheiden. Delilah ließ erneut den Blick nach Schatten durch den Raum gleiten… aber es war auch kein anderes der Zeichen aufgetreten, die sie bei Omniel gesehen hatte. Darnas Augen hatten sich nicht zwischendurch verdunkelt, niemand in ihrer Nähe hatte angefangen sich merkwürdig zu verhalten… es war anders. Irgendwie klangen die Gefahren noch größer als bei dem Soldaten, doch vielleicht lag das auch nur daran, dass hier schon mehr Informationen vorlagen als damals.

„Wenn du, wie du sagst, noch einen Teil von diesem Dämon in dir trägst könntest du … wie eine Art Schlüssel, ein Anker oder dergleichen für die anderen Fürsten der Sünde wirken. Vielleicht wollten sie irgendwie durch dich das Tor öffnen, oder sich zu sich holen... Irgendwie bist du ja immernoch Teil dieses Fluchs. Mein Vater hat darüber ein paar Bücher. Ich bin da nicht so belesen, aber er wüsste bestimmt wie das ganze funktionieren könnte und vor allem wie man es aufhalten könnte. Er beschäftigt sich seit ...einigen Jahren mit allerlei Abwehrmaßnahmen. Er könnte sicher helfen. Ich meine dauerhaft diesen Fluch zu brechen!“

Delilahs Herz wurde schwer und sie senkte den Blick auf ihre im Schoß verflochtenen Hände. Sie konnte es nicht mehr lange aufschieben. Sie machten sich hier Hoffnung auf Hilfe, die nicht kommen würde. Nicht kommen konnte. Aber er sah erschöpft aus, sogar das Sprechen fiel ihm schwer… sie wollte ihm nicht gerade jetzt noch diese Last aufbürden und die Nachricht auch nicht unbedingt vor den beiden anderen hinausposaunen… aber Leon schien ihnen auch mehr zu vertrauen als sonst wem. Für einen Moment schloss Delilah die Augen.

„Nachdem das Feuer erloschen war und das Eis geschmolzen, haben wir dich da raus geholt. Du warst erstaunlicher Weise vollkommen unversehrt, aber steif gefroren. Ich habe versucht dich am Leben zu halten.“
Etwas in seinen Augen sagte Delilah sofort, dass auch er dabei eine Grenze überschritten hatte. Er sah sie an und schüttelte leicht den Kopf als ob er damit ihre Sorgen vertreiben könnte.

Als ob man so leicht Sorgen vertreiben konnte. Sie machte sich Sorgen um ihn. Auch ihn hatte sie schrecklich vermisst. Wie er sich stundenlang in einem Buch verlieren konnte. Wie er mit ein paar Worten einen Menschen wieder zum Lächeln bringen konnte. Mit wie viel Liebe und Sanftheit er seine Magie zum Helfen nutzte. Dass er wie ein Löwe für das Wohl anderer kämpfte, das hatte sie schon öfter erlebt. In kleinen und großen Taten, die zum Beispiel damit begannen, dass man sich zwischen das neue kleine Mädchen Nova und den Schulintriganten stellte. Diese Taten reichten dann auch bis zur völligen Verausgabung bei der Rettung einer guten Freundin. Nein so erschöpft, so völlig verausgabt wie jetzt hatte sie ihn wirklich noch nie gesehen. Also ja, sie machte sich Sorgen.

Wie surreal. Sie saßen hier in der Küche ihrer Moma, einem Ort, der für sie mehr als jeder andere „Zuhause“ bedeutete und Sicherheit und Frieden… und redeten über Dämonenfürsten auf der Schwelle zum Betreten ihrer Welt, ihres Landes, ihrer Stadt.

Delilah trank nochmal einen Schluck von ihrem Tee. Tatsächlich blieb sie erstaunlich ruhig, worüber sie sich selbst ein wenig wunderte. Doch sie war hier gerade Zuhause und da war ja bekanntlich alles möglich. Man musste nur ein Problem nach dem anderen angehen. Und das nächste Problem war halt eine Fluchbrechung und ein Dämonenfürst. Na gut, es würden sich auch dort Wege finden.

„… doch wie wir alle nun gelernt haben, es ist nicht immer ratsam mit seinen Geheimnissen hinterm Berg zu halten. Ach ja, und ihr alle kennt in der Zwischenzeit meinen vollen Namen, der in der Akademie jedoch nicht bekannt ist, was auch so bleiben sollte, wenn irgendwie möglich! Es gibt nur wenige Menschen, die wissen, dass ich ein Weißenfels bin.“
Er sah zu Delilah.
„Du weißt wie die da sein können. Viele wollen da nur besser sein als andere und Neid, Intrige, Gier und Habsucht macht auch vor Lichtmagiern nicht halt.“

„Wenn ich ehrlich bin, hab ich von diesen Dingen nie viel mitbekommen. Ich kümmere mich um solcherlei nicht viel.“ Sie hatte nie wirklich verstanden, warum Leon um seine Herkunft so ein großes Geheimnis machte. Sie waren doch alle dort von unterschiedlichem Stand. Sie selbst war eine einfache Soldaten- und Schneidertochter. Ihre ehemalige Zimmernachbarin kam aus Zyranos. Was scherte es sie? Es kam auf die Fähigkeiten und vor allem das Herz des Einzelnen an, besonders wenn es um das Erlernen von Lichtmagie ging. Kein „von“ und „zu“ und „hochwohlgeboren“ konnte dir helfen, ein besserer Heiler zu werden, aber es machte dich auch nicht zu einem schlechteren.
Und diese Streitigkeiten… also sowas, wie ihre kleine Freundin vom Tor immerzu anzetteln wollte? Naja, das war vielleicht mal etwas … nervenaufreibend, aber ja nichts großartig Schlimmes. Nein, Deli hatte sich darum wirklich nie groß gekümmert, war allen gleich freundlich begegnet und war so ganz gut durch Leben gekommen.

„Ich muss Basilius übrigens zustimmen. Ich… würde nicht… voreilig zur Inquisition gehen.“ Sie überlegte einen Moment. „Habt ihr nicht einen Knecht namens Gernot auf eurem Hof? … egal, das ist gerade nicht wichtig. Was ich sagen wollte ist, selbst wenn ihr an einen guten Mann geratet… von denen ich zwei bei der Inquisition kenne…“ Sie dachte an ihre Gespräche mit Gunther und Raphael. „Sie… übersehen manchmal das Licht, wenn sie zu viel Dunkelheit erblicken. Sie schützen das Gute und Reine, aber… sie würden das Schicksal einer einzelnen unschuldigen Seele jederzeit riskieren, um das Dunkle aus der Welt zu schaffen.“ Omniels Bild huschte durch Delilahs Gedanken, ein verfolgter Soldat, schattenhafte Schlieren an seinen Fersen, Dunkelheit, die sich auf seine Augen ausbreitete und die Erleichterung, wenn sie von dort verschwand, sobald sie seine Hand nahm. „Ich hatte einen Freund… der ein ähnliches Problem wie du hatte. Er war ein guter Mensch mit einem guten Herzen, doch ich weiß nicht wie viel das bei der Inquisition zählt, wenn du einen solch dunklen Begleiter hast.“ Sie atmete einmal tief aus.

Sie würde nicht zulassen, dass jemand mit so einem reinen Herzen wie dem Darnas Unrecht getan wurde. Sie verdiente ihre Chance. Sie würden einen Weg finden ihr zu helfen, sie zu befreien ohne dass ihre Seele im Harax enden würde. Delilah fürchtete, dass die Inquisition ihre Entscheidung allzu schnell treffen würde, wie mit der jungen Knappin zu verfahren wäre, wenn sie zu Ohren bekämen, dass sie womöglich Anker und Verbindung zum Harax war.

„Übrigens… vielleicht gibt es da eine Verbindung…. Der Magier, der den Dämonen beschworen hat, der nun in dir ist… der Dämon, der den Hauch verbreitet hat… der Dämon, der meinen Freund verfolgt hat… die ersten beiden haben auf jeden Fall grandessanischen Ursprung und mein Freund war Soldat… vielleicht haben ihn die schwarzen Schatten auch an der grandessanischen Grenze angefangen zu verfolgen… vielleicht ist das eine Strategie Grandessas um Leid und Verderben nach Jorsan zu bringen… wenn sie es nicht mit den Waffen dieser Welt schaffen, so versuchen sie es nun vielleicht mit den Waffen des Harax.“
Sie sah von einem der drei zum anderen. „Wir werden auf jeden Fall einen Weg suchen, um dir zu helfen. Omniel’s Dämon damals war sehr empfindlich was Licht und Lichtmagie betraf… Ich weiß jedoch nicht, wie groß der Kraftunterschied zwischen dem damals und deinem jetzt ist… damals hat schon meine Berührung – als unausgebildete Lichtmagierin – genügt um das Treiben der Schatten einzudämmen.“ Doch der Kraftunterschied ist vermutlich enorm, dachte Delilah bei sich.

Sie hatte ein Bild vor Augen, in dem sich eine große Schattengestalt und die Lichtgestalt aus ihrem Traum gegenüberstanden. Die Lichtgestalt, die sie selbst gewesen war, mit großen weißen Schwingen, bereit zu fliegen, wenn sie sich traute. Der Traum hatte ihr Kraft und Zuversicht gegeben. Sie war stark, sie hatte viel mit dem sie helfen konnte, vielleicht auch Darna.
Es wäre sicher ein befreiendes Gefühl, der Kraft in sich selbst mehr Vertrauen zu geben, die Flügel zu spreizen, doch noch hielt sie etwas zurück. Der Gedanke an das, was passiert war, als die letzten beiden Male ihre Kraft unkontrolliert geflossen war. Als sie einmal sich selbst und einmal Menschen in ihrer Umgebung schwer verletzt hatte. Auch ein Grund warum sie sich Sorgen um Leon machte... sie wusste wie schnell man Grenzen übertreten konnte und welche Konsequenzen das zur Folge haben konnte.

Sie sah Leon an. Sie wollte mit ihm über Verano reden… vielleicht konnte sie nachher den Moment, wenn Resa Darna neue Anziehsachen gab und alle sich kurz waschen konnten nutzen, um ihn alleine zu erwischen.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Darna von Eibenau » Donnerstag 8. Dezember 2016, 18:27

"Hätte ich dich gezwungen mir alles vorher zu erzählen, vielleicht...“
Ich hab es doch selber nicht gewusst, dachte sie nur müde. Ja, vielleicht hätte Leon hartnäckiger sein können. Alleine schon, um aus der zurückhaltenden Knappin mehr Antworten heraus zu bekommen. Aber hätte es wirklich geholfen?
„Es ist geschehen." Ja. Langsam gewöhnte sie sich an diese schlichte Sicht der Dinge. Es brachte nichts, über verschüttete Milch zu weinen, so irgendwie hieß es doch, nicht? Man musste 'nur' vorher aufpassen.

Ihr Kopf ruckte herum, als Basil auffuhr, auch wenn etwas in ihrem Blick selbst dann noch erschöpft müde blieb. "Du hast nicht alles gesehen, was ich gesehen habe!“ Ihre Stirn furchte sich. Götter, hatte der Dämon sich etwa irgendwie gezeigt? Oder waren die Flammen nicht bloß Einbildung gewesen?...
„Wir dürfen auf keinen Fall die Inquisition einschalten! Am besten niemanden! Darna, das darfst du nicht! Hast du vergessen... WER sich denen angeschlossen hat?“
Mit gefurchter Stirn hörte sie ihm zu. Gernot..?, argwöhnte sie gedehnt, allein schon wegen des Tonfalls, aber das war doch ein Irrtum? Er ist doch zu den Königsrittern gegangen??, dachte sie irritiert und ihr Mund klappte auf, aber Basil war gerade nicht zu bremsen.
"Ich glaube dir, verstehst du! Du hast niemals in all der Zeit gelogen, also glaube ich dir jedes Wort" - Warum schmerzte sie dieser Ausruf, als hätte sie gerade ein Pfeil getroffen? Tränen schossen ihr in die Augen.
...DANN WIRD BEKANNT, DASS DU BESESSEN WARST VON EINEM DÄMON! WER WIRD DIR NOCH VERTRAUEN ENTGEGEN BRINGEN?
Basil. Ausgerechnet Basil.
Der Basil, den sie noch vorige Woche im gleichen Atemzug wie Gernot zu den Menschen gezählt hätte, die ihr nicht wohlgesonnen waren. "NEIN! Keine Inquisition! Das muss anders gehen!“
Sie zuckte unter seinen Worten regelrecht zusammen.

Gernot? Bei der Inquisition? Sie musste nachhaken:
"Aber Gernot ist doch zu den Königsrittern berufen worden?", fragte sie vorsichtig und musste sich räuspern, um nicht herumzukrächzen und wiederholte die Frage. "Bist du dir sicher? Wie käme so ein verlo...", verlogenes Aas... sie stockte und senkte leicht beschämt den Blick. "Was sollte ausgerechnet er bei der Inquisition? Und er ist doch Erbe - das würde sein Vater nie zulassen?" Ein Fürstenerbe, der im Zölibat leben sollte? Schwer vorstellbar. Allerdings war es Basil gewesen, der neben Gernot gestanden und vielleicht auf den Zettel gesehen hatte.
Verwirrt sah sie Basil an und ihr Blick huschte scheu durch die Runde.
„Ist schon gut. Keiner hat vor Darna ans Messer zu liefern! Wir wollen ihr alle helfen, aber die anderen Dinge sind auch wichtig.“
Sie zog die Decke enger um sich und blinzelte dankbar einmal träge, ohne jemanden anzusehen.
Du hast Unrecht, dachte sie bei sich, glatt an den Dämon gewandt, der da irgendwo sein musste, auch wenn sie seine Aufmerksamkeit eigentlich nicht wünschte. Die Erleichterung war zu groß, und sie schöpfte aus dem offensichtlichen Beistand der Freunde gerade etwas Kraft. Sie vertrauen mir noch. Mag sein, dass einige Angst vor mir hätten, ich kann es ihnen nicht verübeln, aber es ist nicht so, dass keiner mir mehr vertraut, hörst du? Ehrlichkeit hilft.
Sie atmete tiefer durch und hörte wieder weiter zu, immernoch in sich verkrochen, aber gefasster.

"Du hast gelächelt, wie ich es noch nie bei dir gesehen hatte...“
Nein. Natürlich nicht, dachte sie seltsam nüchtern, mit etwas Bedauern, was sich verstärkte, als sie Basils Mimik dabei sah. Und du wirst es auch nie wieder..., hallte es weit düsterer durch ihre leergefegten Gedanken. Sie wollte sich schon alleine nicht freuen, um diese entsetzlichen Schmerzen nicht nochmal erleben zu müssen. Für einen Moment, während eine Pause entstand, damit Deli die Tafel holte, drohten ihre Gedanken wieder in diffuse Sorgenwolken abzudriften. Sie hatte selber das Gefühl, dass sich mit dem Ereignis und der bewussten Kenntnis um den Fluch etwas an ihrer Wahrnehmung von 'Freude' geändert hatte, aber sie verstand nicht, warum und was das für Konsequenzen haben mochte. Musste sie jetzt aktiv aufpassen, sich nicht zu freuen? Vorher war ihr das einfach so leicht gefallen. Aber jetzt... begann sie zu spüren, wann sie etwas vermisste, das Puzzleteil, was ihr fehlte, hatte einen Namen bekommen und es war eben nicht 'normal', wie sie sonst immer gedacht hatte.

Sie lehnte sich etwas vor, um auf das zu schauen, was Basil gemalt hatte und ihre rechte Braue zuckte hoch. Ein siebenzackiger Stern? Was sollte das?
„Das Zeichen der sieben Todsünden.“
Was?!
"...Aber Darna war in der Mitte und die Strahlen berührten sie nicht mal. ..." Berührten mich nicht mal? Wie groß war denn das Ding? In ihren Blick gelangte mehr und mehr Entsetzen. Was Basil da erzählte, konnte sie zunächst einfach gar nicht fassen. Es gab keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln, aber was da geschehen sein sollte, ohne dass sie das Geringste davon mitbekommen hatte, sprengte...
...DENN ES WIRD DEINE UMWELT SEIN, DIE DARUNTER LEIDEN WIRD, WENN MEINE GEGENSPIELER DAVON WIND BEKOMMEN, WAS PASSIERT IST. ICH KANN MIR VORSTELLEN, DASS „BRÜDERCHEN TRÄGT-DEN-HAUCH“ JETZT SCHON ZUHAUSE FLEISSIG AM HERUM WETTERN IST. HIER KÖNNTE BALD DER HARAX LOS SEIN.
Sie starrte ins Leere. Gegenspieler. Stern der sieben Todsünden. DAS also hatte er mit 'Gegenspieler' gemeint! Sie hatte zwischen anderen Dämonenfürsten herum gelegen?! Vielleicht waren es ja auch bloß einfache Dämonen. Der Harax war bereits los gewesen. Und sie hatte nichts davon mitbekommen. Einige Sätze hüpften wirr durch ihren aufgewühlten Geist und probierten, ob sie nicht zueinander passten:
"...also streckte er seine Hand nach dir aus. Als wollte er dich zu sich ziehen.
…Hochmut also, oder versuchst du dich nur wieder zu schützen… - eine der gedankenverlorenen Bemerkungen des Dämons in ihr. Hochmut gehörte aber zu den sieben Todsünden, nicht? Deswegen predigte man den Knappen, sich in Bescheidenheit zu üben.
"...Aber Darna war in der Mitte und die Strahlen berührten sie nicht mal. ..."
Der verlockende Gedanke, dass das an ihrer bisherigen Tugendhaftigkeit lag, war aber ebenfalls gefährlicher Hochmut. Sie verwarf ihn so schnell, wie er aufgekommen war und rannte gedanklich ein bisschen im Kreis bei dem Versuch, in all dem einen Sinn zu erkennen.
Äußerlich saß sie zusammengekauert und blass da, hörte die Worte wie durch eine Wasserschicht und ihr Verstand wusste, dass sie besser genau zuhören sollte, aber es fiel ihr zunehmend schwer.

Vor allem wurde es ja nicht gerade besser, was sie hörte:
"... Ich vermute, nach Darnas vorausgegangen Erklärungen, dass es sich hier tatsächlich um eine Art „Fenster“...oder im schlimmsten Fall, eine Art Portal gehandelt hatte, das Teil des Fluchs gewesen ist. Darna, erkennst du das Symbol wieder?“
Ihr Blick richtete sich glasig nochmal auf den Stern.
"Nein", antwortete sie ziemlich prompt und beiläufig, "Was hab ich schon mit Magie zu tun..." - ihre verträumt klingenden Worte waren zum Ende hin langsamer geworden und es war regelrecht zu merken, wie sie 'aufwachte' und fortfuhr: "Doch. Natürlich. Verzeihung. Ich... ja, ich glaub, das ist auch das Bild aus dem Wald. Zumindest... ähnlich."
Was hatte ihr Schatten gesagt? Er war dabei gewesen in diese Welt beschworen zu werden? War das der Teil des Fluchs, der nun auf ihr lastete? War es wie Basil so simpel vermutet hatte? Wurde, wenn sie glücklich war, wenn sie wahre Freude empfand der Fluch aktiviert und eine Art Portal in die Ebenen des Harax geöffnet?
Ihr überforderter Geist sperrte sich im Moment, überhaupt irgend etwas damit zu tun haben zu wollen. Sie hatte schon gedacht, dass es gar nicht schlimmer kommen könne, als dass ein richtiger Dämon in ihr hocke, aber dass ein ganzer Portalkomplex zu verschiedenen Dämonen an ihr hängen sollte, das war...
... könntest du … wie eine Art Schlüssel, ein Anker oder dergleichen für die anderen Fürsten der Sünde wirken.
Oder ein Leuchtsignal, weil sie mir den Hals umdrehen wollen. Erst der Beschwörer, jetzt der Hauch...
Vielleicht wollten sie irgendwie durch dich das Tor öffnen, oder dich zu sich holen... Irgendwie bist du ja immernoch Teil dieses Fluchs. Mein Vater hat darüber ein paar Bücher.
Das ist schön, bald würde sie also doch in Heldengeschichten stehen! Oder in Abhandlungen darüber, warum man sich nicht mit einem Dämon... mehreren Dämonen anlegt. Ein leises Geräusch, das an ein verzweifeltes Lachen erinnerte, drang nach oben, aber es hatte mit Freude nicht das allergeringste zu tun. Ein Zipfel ihres Verstandes sagte ihr, dass andere Menschen wohl schon wegen weniger wahnsinnig geworden waren und dass Leons anfängliche Absicht, sie zu schonen, nicht jeder Grundlage entbehrt haben mochte.
Da hast du deine Wahrheit.
Sie schloss müde die Augen.
"Ein Dämonenbeschwörer könnte uns vielleicht besser die Details erklären, aber ich kenne keinen und bin auch nicht erpicht eine solche Bekanntschaft zu machen."
SONNENSCHEIN, BEI DEINEN GANZEN FRAGEN MÜSSTEST DU EIGENTLICH NACH GRANDESSA REISEN UND BEI DEN BESCHWÖRERN IN DIE LEHRE GEHEN. ICH KÖNNTE DIR DA EIN PAAR SEHR STREBSAME EMPFEHLEN, DIE DIR SICHER GERNE BEI DEINEM PROBLEM – ALSO MIR – HELFEN WÜRDEN.
"Hat er mir auch schon empfohlen...", murmelte sie leise, auf einen unbestimmten Fleck starrend.

„Nachdem das Feuer erloschen war und das Eis geschmolzen, haben wir dich da raus geholt. Du warst erstaunlicher Weise vollkommen unversehrt, aber steif gefroren. Ich habe versucht dich am Leben zu halten.“
Das habt ihr alle. Und alles gegeben, dachte sie träge. Basil hat... gegen Dämonen gekämpft... Sie hob den Blick, der gerade noch erschreckend leer wirkte und sah ihren Kameraden an. Etwas in ihr schien zu reißen. Ihre Vorstellung formte doch Bilder des Kampfes, den er durchgestanden hatte und sie begriff die Tragweite voriger Worte von ihm: Gernot hätte mich getötet.
Tränen rannen ihr über die Wangen, als es wieder durch ihre Erinnerung dröhnte:
ES WIRD DEINE UMWELT SEIN, DIE DARUNTER LEIDEN WIRD
Basil hätte genausogut... in eines der Portale gerissen werden können. Bei den Göttern! Angst um ihn machte sich genauso energisch in ihr breit wie der Stolz darüber, was das vor wenigen Tagen noch so uneigenständig wirkende Rockanhängsel von Gernot gerade alles geleistet hatte. Tiefste Dankbarkeit und überhaupt ein wilder Strudel an Gefühlen, die dafür sorgten, dass sich Wärme in ihrem Bauch ausbreitete. Wenn er DANACH nicht zum Ritter geschlagen wird...!
Doch die Zuversicht bekam sofort einen gewaltigen Dämpfer:
Wir dürfen es ja nicht erzählen.
Leon erklärte etwas über irgendwelche Lederhäute, was sie für den Moment nicht mitbekam. Sein "sobald ich wieder bei Kräften bin" hätte ihr die Sorge genommen, dass seine Magie permanent ausgebrannt sein könnte, aber sie hatte mit sich selbst zu kämpfen und ein leises Geräusch, was einem Winseln gleichkam, ging unter den Worten im Raum verloren.

Ich... WERDE dafür sorgen, dass er Ritter wird! ...wenn ich es schon nicht werden kann... Sie schaffte es leicht verspätet, zumindest wieder aufzusehen, als sie Leons Blick auf sich zu spüren meinte.
"...ist nichts passiert, dank Basils instinktivem Handeln. Er hat vermutlich das Schlimmste verhindert."
Er wird es auch selber schaffen..., beruhigte aufkommende Gewissheit sie etwas. Noch immer klang Leons Stimme etwas weiter weg, als der junge Magier eigentlich stand, aber sie bemühte sich, zuzuhören:
".. Obwohl ich glaube, dass dein „schattenhafter Freund“, deine Schreckensgestalt, auch hier nicht ganz unbeteiligt daneben gesessen hat. Das Geräusch von Leder ...Schwingen?... habe ich auch gehört und ich denke, er war es, der den Übergriff auf dich verhindert hat."
Er teilt nicht gern. Sie senkte nachdenklich den Blick, auch wenn Leons weitere Überlegungen schnell wieder ihre Aufmerksamkeit lockten:
„Ach was soll's! Es könnte genauso gut ein Schutzkreis für dich, bzw. denjenigen sein, der im Innern steht gewesen sein. Eben ein Schutzkreis von einem Dämon erschaffen, aber ein Schutzkreis. Aber ich kann mich irren.
Das blasse Bündel erschöpften Elends vor ihm wirkte nicht überrascht, höchstens nachdenklich.
'Gegenspieler'. War es wirklich nur das? War sie bloß ein eifersüchtig gehütetes Spielzeug, ein Wirtskörper, der sonst zwischen verschiedenen Dämonen hin und her geworfen zu werden drohte? Aber wenn es ein Schutzkreis wäre, wieso wäre einer dann auch damals im Wald gewesen? Von einem Dämon geschützt? Es war nun offensichtlich nicht das erste Mal... und es machte die ganze Sache noch immer nicht beruhigender. Darna legte keinen Wert darauf, ausgerechnet von einem Dämon geschützt zu werden.
„Du scheinst einen Stein im Spielbrett der Götter zu haben, Darna von Eibenau“, kam die Erinnerung an Leons seltsamen Ausspruch wieder hoch, rief aber kaum Resonanz hervor. Es wirkte alles gerade so skurril, überzogen... wären es Elemente gewesen, die ihrer eigenen Fantasie hätten entspringen können, hätte sie sich beruhigt, weil alles nur ein irrer Traum war, aber so...

Pet. Rosa. Hässliche Szene. Auch das wirkte gerade unwirklich und so unheimlich weit weg, aber etwas kratzte an ihrer Aufmerksamkeit und wollte bedacht werden. Sie blinzelte angestrengt.
„Was deinen Handabdruck auf der Schulter angeht, so hatte ich schon beim ersten Mal, als ich ihn gesehen habe, ein ungutes Gefühl, Darna." Hm. Es spielte nun keine Rolle mehr. Noch immer fragte sie sich, wann das Zeichen nun eigentlich aufgetreten war, denn dass ihre Schulter schon nach Pets Behandlung geschmerzt hatte und nicht erst nach der Berührung im Traum, verwirrte sie.
"Haben... haben Pet und Rosa eigentlich was davon mitbekommen?", fragte sie besorgt.
Feuer.
Eis.
Flammengestalt.
Kalter Schrecken.
Brennen.
Erfrieren.
Und manche der Zuordnungen schienen trotzdem überhaupt nicht so einfach. Ja, sie hätte noch eine Menge Fragen, aber wohl nichts, was die Runde hier ihr beantworten konnte. Oder was ihre geistigen Kapazitäten noch hergaben. Leons Bemerkung über Neid, Intrige, Gier und Habsucht bei Lichtmagiern ließ sie leise ächzen, denn es stellte nur neue Probleme in Aussicht. Wenigstens kannten Deli und Leon sich dort aus und wussten wohl, an wen man sich mit was wenden konnte.
Wobei Deli gerade bekundete, dass sie sich um sowas wohl selten scherte.

Hatten Basil und Leon sich zuvor denn nicht verstanden? Egal.
„Ich muss Basilius übrigens zustimmen. Ich… würde nicht… voreilig zur Inquisition gehen.“ Sie überlegte einen Moment. „Habt ihr nicht einen Knecht namens Gernot auf eurem Hof?"
"Was?!", entfuhr es Darna entgeistert. Verlor sie jetzt doch den Verstand und überall lauerten Gernots?
"… egal, das ist gerade nicht wichtig. Was ich sagen wollte ist, selbst wenn ihr an einen guten Mann geratet… von denen ich zwei bei der Inquisition kenne…“ Sie dachte an ihre Gespräche mit Gunther und Raphael. „Sie… übersehen manchmal das Licht, wenn sie zu viel Dunkelheit erblicken. Sie schützen das Gute und Reine, aber… sie würden das Schicksal einer einzelnen unschuldigen Seele jederzeit riskieren, um das Dunkle aus der Welt zu schaffen.“
Darna nickte leicht und sah wieder auf die Tischplatte. "Das kann ich gut verstehen...", entgegnete sie leise und geriet wieder ins Grübeln. Und vielleicht lag die Inquisition damit ja gar nicht mal so falsch? Wenn es nun darum ginge, ob nur ich im Harax lande oder hier meinetwegen mehrere Dämonenfürsten Zutritt zu unserer Welt bekommen...
Sie entließ langgezogen den Atem.
ES WIRD DEINE UMWELT SEIN, DIE DARUNTER LEIDEN WIRD
Sie bekam den Satz einfach nicht aus dem Kopf. Hatten sie das Thema zuvor nicht auch schon gehabt, auf dem Schiff? Würde sie ihre Freunde leiden lassen, um ihren 'blöden' Prinzipien treu zu bleiben? Selbst, wenn jemandem wie Basil sonst drohte, als Opfer eines aussichtslosen Kampfes in den Harax gerissen zu werden?
Der Gedanke, doch mit dem Dämon zusammenzuarbeiten, gewann eine abermals verlockende Nuance...

Und du hast die Wahl, ob du dir von deinen Freunden helfen lassen willst... oder lieber einen Pakt mit einem DÄMON eingehst! Ihre Vernunft stattete ihr einen Kurzbesuch ab, um ihr einmal kräftig gegen den Hinterkopf zu schlagen.
Nein!
Nein, nein, nein, nein, NEIN! Vergiss es!
Die Verlockung zog unverrichteter Dinge von dannen. Die Knappin brüllte ihr noch nach:
Und übrigens: ich HABE Freunde! Da, da und da!
Es müssen wohl Freunde sein, wenn sie selbst jetzt nicht angstschreiend weglaufen... Es tut mir so leid, ehrlich.

„Wir werden auf jeden Fall einen Weg suchen, um dir zu helfen." Die Knappin sah Deli an, während ihr still Tränen über die Wangen liefen. ".. Ich weiß jedoch nicht, wie groß der Kraftunterschied zwischen dem damals und deinem jetzt ist… damals hat schon meine Berührung – als unausgebildete Lichtmagierin – genügt um das Treiben der Schatten einzudämmen.“
Darna konnte sich nicht so schnell zurück halten: ein fast verächtlich klingendes Schnaufen war von ihr zu hören, und sie senkte den Blick. "Verzeihung", entschuldigte sie sich sofort, "aber..."
Sie holte Luft.
"Wenn er auf Lichtmagie empfindlich reagieren würde, hätte ich das spätestens bei Leons Behandlung gemerkt - und Leon wohl auch." Wie sehr sie sich nach diesem Baden in seinem Licht zurücksehnte... "Und ich habe ihn selber gefragt, wie es sein könne, dass ich trotz dieser Besessenheit so oft einen Tempel betreten und beten konnte... Er meinte nur lapidar: 'Für jede Regel gebe es Schlupflöcher'."
Sie furchte grübelnd die Stirn. Die Frage war aber berechtigt: mit wem oder was genau hatten sie es hier zu tun?

"Er sagte, er sitze zur Hälfte in 'seinem' Fürstentum, meine ich, wobei ich auch nicht weiß, ob das 'seinem' dann so wörtlich zu nehmen ist. Auf jeden Fall reichte aber auch die Hälfte seiner Kraft, um einem Dämon wie dem Hauch Morgerias einfach so auf die Finger zu hauen", erklärte sie düster und hatte teils inzwischen arge Schwierigkeiten, ihre Stimme noch verstehbar zu halten.
Sie grübelte, so gut es mit ihren überreizten und trägen Gedanken noch ging.
"Die sieben Todsünden...", murmelte sie leiser. "Oder war es nur ein Schutzkreis?" Er hatte von Hochmut gesprochen. Aber... Ihre Mimik zog sich in Erkennen zurück.
"Es könnte Hass sein", raunte sie und gestand: "Er sagte: 'In dir ruhen so viel schwelende Wut und Hass, willst du mich verführen?'" Ihre Kiefer pressten sich zusammen und ihre Mimik verbitterte. Sie hob den Blick zu Deli:
"Es tut mir leid, dass ich Euch auch nur theoretisch in Gefahr bringen könnte." Ihr Blick schweifte leicht durch den Raum. "Wir müssen zur Akademie."
Allein schon, weil sie dort vielleicht wussten, wie man... diese Mächte im Zaum halten konnte.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Samstag 10. Dezember 2016, 16:32

„Übrigens… vielleicht gibt es da eine Verbindung…. Der Magier, der den Dämonen beschworen hat, der nun in dir ist… der Dämon, der den Hauch verbreitet hat… der Dämon, der meinen Freund verfolgt hat… die ersten beiden haben auf jeden Fall grandessanischen Ursprung und mein Freund war Soldat… vielleicht haben ihn die schwarzen Schatten auch an der grandessanischen Grenze angefangen zu verfolgen… vielleicht ist das eine Strategie Grandessas um Leid und Verderben nach Jorsan zu bringen… wenn sie es nicht mit den Waffen dieser Welt schaffen, so versuchen sie es nun vielleicht mit den Waffen des Harax.“
Sie sah von einem der drei zum anderen und besonders Basilius Miene hatte sich sehr verdunkelt. Sein stechender Blick borte sich in ihren und seine Kiefermuskeln verkrampften sich. Er betachtete Delilah mit ernstem Gesichtsausdruck und schien ihr sehr genau zuzuhören.
„Wir werden auf jeden Fall einen Weg suchen, um dir zu helfen. Omniel’s Dämon damals war sehr empfindlich was Licht und Lichtmagie betraf… Ich weiß jedoch nicht, wie groß der Kraftunterschied zwischen dem damals und deinem jetzt ist… damals hat schon meine Berührung – als unausgebildete Lichtmagierin – genügt um das Treiben der Schatten einzudämmen.“
Basil entspannte sich wieder etwas und Delilah sah Leon an. Sie wollte mit ihm über Verano reden… vielleicht konnte sie nachher den Moment, wenn Resa Darna neue Anziehsachen gab und alle sich kurz waschen konnten nutzen, um ihn alleine zu erwischen. Ja, sie wollte ihm sicher in einer ruhigen Minute ihm die Nachricht übergeben, aber jemandem zu sagen, dass sein Vater tot war, dafür gab es keine guten Momente. Jetzt gerade stand auch Darnas Problem im Vordergrund und ließ die junge Frau aussehen, als würde sie nicht ganz bei sich sein. Leon versuchte sie zu beruhigen und sie reagierte manchmal etwas verzögert, oder gar nicht. Auf Basils Bericht wirkte sie wie erstarrt und man konnte nur ahnen welche Schuldgefühle sie jetzt plagen mussten
Darna starrte ihren Mit-Knappen an.
...DANN WIRD BEKANNT, DASS DU BESESSEN WARST VON EINEM DÄMON! WER WIRD DIR NOCH VERTRAUEN ENTGEGEN BRINGEN?
Basil. Ausgerechnet Basil. Der Basil, den sie noch vorige Woche im gleichen Atemzug wie Gernot zu den Menschen gezählt hätte, die ihr nicht wohlgesonnen waren.
"NEIN! Keine Inquisition! Das muss anders gehen!“
Sie zuckte unter seinen Worten regelrecht zusammen.
"Aber Gernot ist doch zu den Königsrittern berufen worden?"
, fragte sie vorsichtig und musste sich räuspern, um nicht herumzukrächzen und wiederholte die Frage.
"Bist du dir sicher? Wie käme so ein verlo... Was sollte ausgerechnet er bei der Inquisition? Und er ist doch Erbe - das würde sein Vater nie zulassen?"
Basil wirkte plötzlich, als hätte Darna ihm in die Seite getreten. Sie kannte diesen Blick. Er verschwieg etwas. Etwas das er nicht einmal in dieser vertrauten runde preis geben konnte oder wollte. Vielleicht würde er ihr unter vier Augen offenbaren was es war, aber jetzt biss er kräftig die Zähne zusammen. Zum Glück sprang Leon ein und führte die Besprechung weiter.
„Ist schon gut. Keiner hat vor Darna ans Messer zu liefern! Wir wollen ihr alle helfen, aber die anderen Dinge sind auch wichtig.“
Sie zog die Decke enger um sich und blinzelte dankbar einmal träge, ohne jemanden anzusehen. Sie wandte ihre Gedanken an den Schatten in ihr:
Du hast Unrecht. Sie vertrauen mir noch. Mag sein, dass einige Angst vor mir hätten, ich kann es ihnen nicht verübeln, aber es ist nicht so, dass keiner mir mehr vertraut, hörst du? Ehrlichkeit hilft.
Sie atmete tiefer durch und hörte wieder weiter zu, wie Basil sprach:
"Du hast gelächelt, wie ich es noch nie bei dir gesehen hatte...“
Sie lehnte sich etwas vor, um auf das zu schauen, was Basil gemalt hatte und ihre rechte Braue zuckte hoch. Ein siebenzackiger Stern? Was sollte das?
„Das Zeichen der sieben Todsünden. ...Aber Darna war in der Mitte und die Strahlen berührten sie nicht mal. ..."
In ihren Blick gelangte mehr und mehr Entsetzen und ihre Gedanken wiederholten die Worte des Dämonen in ihr. Manches begann einzutreffen, was er prophezeit hatte, anderes nicht ...noch nicht. Sie starrte ins Leere. Gegenspieler. Stern der sieben Todsünden. DAS also hatte er mit 'Gegenspieler' gemeint! Sie hatte zwischen anderen Dämonenfürsten herum gelegen?! Der Harax war bereits los gewesen. Und sie hatte nichts davon mitbekommen. Äußerlich saß sie zusammengekauert und blass da, hörte die Worte wie durch eine Wasserschicht und ihr Verstand wusste, dass sie besser genau zuhören sollte, aber es fiel ihr zunehmend schwer. Vor allem wurde es ja nicht gerade besser, was sie hörte:
"... Ich vermute, nach Darnas vorausgegangen Erklärungen, dass es sich hier tatsächlich um eine Art „Fenster“...oder im schlimmsten Fall, eine Art Portal gehandelt hatte, das Teil des Fluchs gewesen ist. Darna, erkennst du das Symbol wieder?“
Ihr Blick richtete sich glasig nochmal auf den Stern.
"Nein"
, antwortete sie ziemlich prompt und beiläufig,
"Was hab ich schon mit Magie zu tun..."
- ihre verträumt klingenden Worte waren zum Ende hin langsamer geworden und es war regelrecht zu merken, wie sie 'aufwachte' und fortfuhr:
"Doch. Natürlich. Verzeihung. Ich... ja, ich glaub, das ist auch das Bild aus dem Wald. Zumindest... ähnlich."
Ihr überforderter Geist sperrte sich im Moment, überhaupt irgend etwas damit zu tun haben zu wollen. Bruchstücke der Unterhaltung drangen zu ihr vor:
„... könntest du … wie eine Art Schlüssel, ein Anker oder dergleichen für die anderen Fürsten der Sünde wirken.
Oder ein Leuchtsignal, weil sie mir den Hals umdrehen wollen. Erst der Beschwörer, jetzt der Hauch...
Vielleicht wollten sie irgendwie durch dich das Tor öffnen, oder dich zu sich holen... Irgendwie bist du ja immernoch Teil dieses Fluchs. Mein Vater hat darüber ein paar Bücher."

Sie schloss müde die Augen.
"Ein Dämonenbeschwörer könnte uns vielleicht besser die Details erklären, aber ich kenne keinen und bin auch nicht erpicht eine solche Bekanntschaft zu machen."
"Hat er mir auch schon empfohlen..."

, murmelte sie leise, auf einen unbestimmten Fleck starrend.
„Nachdem das Feuer erloschen war und das Eis geschmolzen, haben wir dich da raus geholt. Du warst erstaunlicher Weise vollkommen unversehrt, aber steif gefroren. Ich habe versucht dich am Leben zu halten.“
Das habt ihr alle. Und alles gegeben... Basil hat... gegen Dämonen gekämpft... Gernot hätte mich getötet.

Tränen rannen ihr über die Wangen, als es wieder durch ihre Erinnerung dröhnte:
ES WIRD DEINE UMWELT SEIN, DIE DARUNTER LEIDEN WIRD
Basil hätte genausogut... Wenn er DANACH nicht zum Ritter geschlagen wird...! Wir dürfen es ja nicht erzählen. Ich... WERDE dafür sorgen, dass er Ritter wird! ...wenn ich es schon nicht werden kann...
Sie schaffte es leicht verspätet, zumindest wieder aufzusehen, als sie Leons Blick auf sich zu spüren meinte.
"...ist nichts passiert, dank Basils instinktivem Handeln. Er hat vermutlich das Schlimmste verhindert."
Er wird es auch selber schaffen...

, beruhigte aufkommende Gewissheit sie etwas. Noch immer klang Leons Stimme etwas weiter weg, als der junge Magier eigentlich stand, aber sie bemühte sich, zuzuhören:
".. Obwohl ich glaube, dass dein „schattenhafter Freund“, deine Schreckensgestalt, auch hier nicht ganz unbeteiligt daneben gesessen hat. Das Geräusch von Leder ...Schwingen?... habe ich auch gehört und ich denke, er war es, der den Übergriff auf dich verhindert hat."
Er teilt nicht gern.
„Ach was soll's! Es könnte genauso gut ein Schutzkreis für dich, bzw. denjenigen sein, der im Innern steht gewesen sein. Eben ein Schutzkreis von einem Dämon erschaffen, aber ein Schutzkreis. Aber ich kann mich irren."
War sie bloß ein eifersüchtig gehütetes Spielzeug, ein Wirtskörper, der sonst zwischen verschiedenen Dämonen hin und her geworfen zu werden drohte? Aber wenn es ein Schutzkreis wäre, wieso wäre einer dann auch damals im Wald gewesen? Musste der Wirtskörper geschützt werden? Damals im Wald, war ja der Magier dafür vorgesehen gewesen und jetzt? Sie? Von einem Dämon geschützt? Es war nun offensichtlich nicht das erste Mal... und es machte die ganze Sache noch immer nicht beruhigender. Darna legte keinen Wert darauf, ausgerechnet von einem Dämon geschützt zu werden.
Pet. Rosa. Hässliche Szene. Auch das wirkte gerade unwirklich und so unheimlich weit weg, aber etwas kratzte an ihrer Aufmerksamkeit und wollte bedacht werden.
"Haben... haben Pet und Rosa eigentlich was davon mitbekommen?"
, fragte sie besorgt.
Leon zog wieder die Stirn kraus.
„Ein wenig, aber sehr viel weniger als Basil, und auch noch weniger als ich. Rosa hatte ziemlich schnell die Flucht ergriffen und Pet hat geholfen den Kreis zu vernichten. Ansonsten hat er keine Fragen gestellt. Er meinte, um so weniger er wüsste, um so weniger könnte er sagen, wenn ihn jemand fragen würde und er möge keine Aufmerksamkeit. Er liebe sein einfaches Leben.“
Darna hatte noch eine Menge Fragen, aber wohl nichts, was die Runde hier ihr beantworten konnte. Oder was ihre geistigen Kapazitäten noch hergaben. Leons Bemerkung über Neid, Intrige, Gier und Habsucht bei Lichtmagiern ließ sie leise ächzen, denn es stellte nur neue Probleme in Aussicht. Wenigstens kannten Deli und Leon sich dort aus und wussten wohl, an wen man sich mit was wenden konnte. Wobei Deli gerade bekundete, dass sie sich um so was wohl selten scherte. Das Problem war nur, dass es nicht ausreichte, sich „nicht um etwas zu scheren“ um dem auch zu entgehen. Das Böse triumphierte, wenn das gute untätig blieb! Die Lichtmagi sprach weiter:
„Ich muss Basilius übrigens zustimmen. Ich… würde nicht… voreilig zur Inquisition gehen.“
Sie überlegte einen Moment.Wäre den die Akademie, mit Neid und Intrige dann die bessere Wahl?
„Habt ihr nicht einen Knecht namens Gernot auf eurem Hof?"
Was?!

, entfuhr es Darna entgeistert. Verlor sie jetzt doch den Verstand und überall lauerten Gernots?
"… egal, das ist gerade nicht wichtig. Was ich sagen wollte ist, selbst wenn ihr an einen guten Mann geratet… von denen ich zwei bei der Inquisition kenne…Sie… übersehen manchmal das Licht, wenn sie zu viel Dunkelheit erblicken. Sie schützen das Gute und Reine, aber… sie würden das Schicksal einer einzelnen unschuldigen Seele jederzeit riskieren, um das Dunkle aus der Welt zu schaffen.“
Darna nickte leicht und sah wieder auf die Tischplatte.
"Das kann ich gut verstehen..."
Und vielleicht lag die Inquisition damit ja gar nicht mal so falsch? Vor ihrem Inneren Auge sah sie sich vielleicht schon im Büßergewand die Stufen hinab steigen um ihre gerechte Strafe zu erhalten. Die Inquisition würde ihr wohl kaum erlauben weiter zu leben.
Wenn es nun darum ginge, ob nur ich im Harax lande oder hier meinetwegen mehrere Dämonenfürsten Zutritt zu unserer Welt bekommen...
Was wenn beides eintrat und sie gar nichts davon mit ihrer Buße verhindern konnte? Sie entließ langgezogen den Atem.
ES WIRD DEINE UMWELT SEIN, DIE DARUNTER LEIDEN WIRD
Sie bekam den Satz einfach nicht aus dem Kopf.
„Wir werden auf jeden Fall einen Weg suchen, um dir zu helfen."
Die Knappin sah Deli an, während ihr still Tränen über die Wangen liefen. Es war Basilius der nach ihrer Hand griff, sie leicht drückte und mit seinem Daumen über ihren Handrücken streichelte. Er versuchte auf seine etwas unbeholfene Weise ihr von seiner Kraft abzugeben. Sein Herz musste wirklich groß sein, wenn er jemanden wie Darna... eine Besessene... mit so viel Zuwendung bedachte. Leon blinzelte nur einmal langsam, bei dem Anblick, aber sonst konnte man keine Reaktion in seinen müden Augen erkennen. Basil zog seine Hand auch bald wieder weg.
".. Ich weiß jedoch nicht, wie groß der Kraftunterschied zwischen dem damals und deinem jetzt ist… damals hat schon meine Berührung – als unausgebildete Lichtmagierin – genügt um das Treiben der Schatten einzudämmen.“
Darna konnte sich nicht so schnell zurück halten: ein fast verächtlich klingendes Schnaufen war von ihr zu hören, und sie senkte den Blick.
"Verzeihung, aber... Wenn er auf Lichtmagie empfindlich reagieren würde, hätte ich das spätestens bei Leons Behandlung gemerkt - und Leon wohl auch."
Leon blinzelte abermals, sah aber gerade leicht besorgt Delilah an. Das junge Mädchen hatte schon einmal Bekanntschaft mit einem Dämon gemacht und berichtete hier vor ihren neu gewonnenen Freunden offenherzig und Darna „würgte“ sie ein bisschen ab. Man sah ihm an, dass er auch Delilah gern dazu viel intensiver befragte hätte, aber im Moment waren andere Dinge wohl wichtiger. Trotzdem sagte er kurz angebunden und leise:
„Du scheinst aber eine Begabung im Aufspüren von Dämonen zu haben. Das wurde bisher bei dir aber nicht gefördert... Ich habe bei Darna nichts bemerkt... was aber nicht heißt, das du vielleicht den Dämon...“
"Und ich habe ihn selber gefragt, wie es sein könne, dass ich trotz dieser Besessenheit so oft einen Tempel betreten und beten konnte... Er meinte nur lapidar: 'Für jede Regel gebe es Schlupflöcher'."
Darna furchte grübelnd die Stirn genauso wie Leon. War Lichtmagie wirklich ausgeschlossen? Oder gab es da Unterschiede, wie Leons Einwurf vermuten ließ? Lernte den jeder Lichtmagus die gleichen Zauber? Nein! Die Magie passte sich dem Zauberer an und Delilah wusste, dass es auch in der Akademie sehr unterschiedliche Herangehensweisen in diesen Dingen gab. Die Frage war aber trotzdem berechtigt. Mit wem oder was genau hatten sie es hier zu tun? Darna setzte ihren Bericht fort.
"Er sagte, er sitze zur Hälfte in 'seinem' Fürstentum, meine ich, wobei ich auch nicht weiß, ob das 'seinem' dann so wörtlich zu nehmen ist. Auf jeden Fall reichte aber auch die Hälfte seiner Kraft, um einem Dämon wie dem Hauch Morgerias einfach so auf die Finger zu hauen... Die sieben Todsünden..."
, murmelte sie heiser.
"Oder war es nur ein Schutzkreis?...Es könnte Hass sein...Er sagte: 'In dir ruhen so viel schwelende Wut und Hass, willst du mich verführen?'“
Sie hob den Blick zu Deli:
"Es tut mir leid, dass ich Euch auch nur theoretisch in Gefahr bringen könnte. Wir müssen zur Akademie."
Basil hob den Kopf und sah zwischen Leon und Delilah hin und her.
„Haltet ihr das für eine gute Idee?Ich wäre für alles zu haben was helfen könnte... Ich meine... habt ihr da Freunde, die uns helfen können, vertrauenswürdige... oder … oder Feinde?“
Leon antwortete.
„Du hast recht, lasst uns einen Moment Atem holen und über die gesammelten Informationen nachsinnen. Es bringt nicht jetzt übereilt zu handeln. Wir müssen alles gut abwägen.“
Delilah fiel bestimmt Brit ein, aber so wirklich lange kannte sie dort niemanden. Feinde hatte sie bestimmt keine, nur Hexyra war ihr „nicht wohl gesonnen“. Die Enkelin aus Zyranus war von Neid zerfressen. Wie aber stand es mit Leon? Und vielleicht sollten sie noch einmal darüber nachdenken, wie die Akademie gewöhnlich mit Fällen von Besessenheit umging? Schließlich war Dämonenkontakt keine so einfach zu heilende Krankheit. Würden sie am Ende noch an die Inquisition einfach weiter gereicht? Viel Erfahrung brachten sie da alle nicht auf, außer Delilah tatsächlich. Leon starrte nachdenklich auf die Tischplatte während Darna merkte, dass langsam ihre Zeit ablief. Sie sollte sich vielleicht noch frisch machen und etwas anziehen, bevor das wieder jemand anders für sie tun musste. Ihre Stimme wurde immer kratziger und sie war nur noch zu verstehen, wenn es sehr ruhig um sie herum war und alle zu hörten. Mehr als ein heiseres Flüstern brachte sie nicht mehr zustande. Sie wirkte inzwischen wirklich fast Mitleids erregend, so wie sie da in ihrer Pferdedecke kauerte. Auch die Müdigkeit kam jetzt mit jeder Minute die verstrich langsam zurück.
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Mittwoch 4. Januar 2017, 10:35

"Omniel’s Dämon damals war sehr empfindlich was Licht und Lichtmagie betraf... Ich weiß jedoch nicht, wie groß der Kraftunterschied zwischen dem damals und deinem jetzt ist… damals hat schon meine Berührung – als unausgebildete Lichtmagierin – genügt um das Treiben der Schatten einzudämmen.“
Darna konnte sich nicht so schnell zurück halten: ein fast verächtlich klingendes Schnaufen war von ihr zu hören, und sie senkte den Blick.
"Verzeihung, aber... Wenn er auf Lichtmagie empfindlich reagieren würde, hätte ich das spätestens bei Leons Behandlung gemerkt - und Leon wohl auch."

Delilah zuckte innerlich ein wenig zurück, ob des schroffen Kommentars. Sie hatte hier ihre Erfahrungen mit Dämonen teilen wollen, etwas worüber sie mit sonst niemandem je wirklich geredet hatte. Sie hatte nur kurz mit Magi Sixtema direkt nach dem Vorfall gesprochen und auch da hatten sie das Thema nur angekratzt. Jede Information konnte hilfreich sein, oder nicht? Und gerade zu wissen, dass ein Dämon eine Schwäche haben konnte – in Omniels Fall das Licht…. War das nicht wichtig?
Und natürlich war sie sich bewusst, dass dieser Fall anders war als der vorherige und die Umstände vollkommen andere waren. Darna musste sie für wirklich dumm halten, wenn sie einen solchen Kommentar machte. Delilahs Tatendrang war für den Moment empfindlich gestört.

"Lichtmagie variiert sehr stark von Magier zu Magier...", murmelte sie defensiv. Kampf, Heilung, Verteidigung... alles Aspekte des Lichts. Es konnte einem das Augenlicht nehmen und wiedergeben, sie war der Beweis. Magi Sixtema hatte einmal gesagt, dass man als Lichtmagier Schwert und Schild sein konnte.
Warum sollte nicht einer diesen Dämon bekämpfen können? Vielleicht nicht sie selbst, aber jemand anderes Kräfte waren vielleicht stark genug.

Warum störte sie der Kommentar so? Das hatte nicht einmal Hexyra über mehrere Monate des Schickanierens geschafft… aber vielleicht lag es daran, dass Delilah schon jetzt sehr viel mehr Wert auf Darnas Meinung legte. Sie bewunderte die junge Frau für ihre Tapferkeit und ihre herausragenden Taten und der Gedanke, dass Darna sie für dumm hielt…. War unangenehm.

Leons Stimme riss sie aus ihren ungewohnten Gedanken.
„Du scheinst aber eine Begabung im Aufspüren von Dämonen zu haben. Das wurde bisher bei dir aber nicht gefördert... Ich habe bei Darna nichts bemerkt... was aber nicht heißt, dass du vielleicht den Dämon...“

Begabung? Delilah hatte bisher angenommen, dass die meisten Lichtmagier die schwarzen Schatten gesehen hätten, wenn sie dort gewesen wären. Doch Leons Worte beruhigten ihren aufgewühlten Geist wieder ein wenig und sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Aber sie hatte bei Darna keine Schatten gesehen. Hatte Magi Sixtema nicht gesagt, dass sie diese auch sehen konnte? Delilah versuchte sich an das Gespräch von damals zu erinnern. Ein Satz kam ihr ins Gedächtnis. >>…es sind keine *Schatten* im eigentlichen Sinne, es ist die Finsternis die du gesehen hast. Es sind die sichtbar gewordenen Spuren in unserer Welt die von Dämonen hinterlassen werden.<< Hieß das also, dass jeder Dämon solche Spuren hinterließ? Warum also dieser nicht? Wirkte er nicht außerhalb von Darnas Körper und war so nicht zu sehen? Hieß das, dass er schwächer war oder stärker, weil er so in der Lage war sich zu verbergen? Delilah rauschte der Kopf.

… oder vielleicht… vielleicht war auch einfach sie selbst schwächer geworden? Vielleicht konnte sie die Schatten gar nicht mehr sehen? Hatte Verano nicht gesagt, in ihr sei etwas kaputt gegangen? Was wenn ihr das, was nun beschädigt war, die Fähigkeit gegeben hatte, diese Spuren der Dämonen zu bemerken? Ihr Herz pochte schneller bei diesem beunruhigenden Gedanken.
Damals bei Omniel hatte sie wenigstens das Wirken des Feindes sehen und somit einschränken können… sollte sie diese Fähigkeit wirklich verloren haben, war sie in diesem Fall… blind was den Dämonen betraf. Genau wie alle anderen im Raum. Aber Magi Sixtema mit Sicherheit nicht!

"Und ich habe ihn selber gefragt, wie es sein könne, dass ich trotz dieser Besessenheit so oft einen Tempel betreten und beten konnte... Er meinte nur lapidar: 'Für jede Regel gebe es Schlupflöcher'."

Es gab so viele Unterschiede zwischen den Lichtmagiern. Jeder hatte unterschiedliche Ausprägungen, Stärken, Schwächen und Fähigkeiten. Vielleicht hatten ihre Möglichkeiten damals einfach zu Omniels Dämon gepasst und jetzt taten sie es nicht? Die Art wie ein Lichtmagier seine Magie wirkte war jedes Mal einzigartig, wie ein Fingerabdruck. Selbst unter den Heilern gab es viele Unterschiede und jede Heilung fühlte sich sicher auch für den Patienten anders an. Manche heilten langsam, bedacht, andere hatten eine schnellere Herangehensweise. Vielleicht würden sie den passenden Magier für Darna in der Akademie finden.
„Haltet ihr das für eine gute Idee? Ich wäre für alles zu haben was helfen könnte... Ich meine... habt ihr da Freunde, die uns helfen können, vertrauenswürdige... oder … oder Feinde?“, sagte Basil besorgt. Es war herzerwärmend wie er sich um Darna sorgte. Ob sie sich bewusst war, wie sehr er in sie verliebt war? Leon antwortete. „Du hast recht, lasst uns einen Moment Atem holen und über die gesammelten Informationen nachsinnen. Es bringt nicht jetzt übereilt zu handeln. Wir müssen alles gut abwägen.“

„Damals war Magi Sixtema nicht gerade begeistert von der Art wie die Inquisition mit… Betroffenen verfährt. Ein Mann war mit dem Dämon in Kontakt gekommen, teilweise wohl auch besessen und Magi Sixtema wollte sich um ihn kümmern, wenn sich wie sie sagte die >Inquisition nicht schon um ihn gekümmert< hätte. Sie klang nicht glücklich über diesen Gedanken. Und dabei war der betroffene Mann… kein… kein guter Mensch. Sie wollte ihm trotzdem helfen.“
Delilah dachte mit Schaudern an den Mann, der sich mit wildem Blick hatte auf sie stürzen wollen. Damals hatte das pure Böse aus seinen Augen gestiert. Wenn damals nicht Raphael zur Stelle gewesen wäre… Diese Bösartigkeit konnte sich Delilah gar nicht in Darnas Augen vorstellen. Sie war gut, durch und durch. Da war sich die Lichtmagie sicher. Und das würde ihr helfen, den Dämon abzuwehren. Mit Sicherheit.

Ihr Blick, eben noch von Gedanken verschleiert, wandte sich der Knappin zu und Delilah erschrak. Darna sah völlig erschöpft aus. Sie brauchte bald Ruhe! Ob sie es noch schaffen würde, sich selbst frischzumachen. Delilah lauschte, ob sie Resas Treiben irgendwo hören konnte.
„Vielleicht sollte ich meiner Großmutter zur Hand gehen, damit ihr euch schneller fertig machen könnt. Ihr braucht alle bald Ruhe.“ Sie machte sich daran aufzustehen, um nach ihrer Moma zu sehen und zu helfen, die Waschschüssel oder den Badezuber fertig zu machen.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Darna von Eibenau » Montag 23. Januar 2017, 22:09

Hätte Darna geahnt, wie sie mit ihren knappen Worten Delilah vor den Kopf stieß, hätte sie sich gewiß selber ohrfeigen können, doch solche Feinheiten in Reaktion und Mimik entgingen ihrer von Müdigkeit und Schock getrübten Wahrnehmung völlig - mal davon abgesehen, dass sie es womöglich nicht einmal in besserem Zustand mitbekommen hätte.
Als Basilius nach ihrer Hand griff und sie trostpendend streichelte, sah die Knappin auf dieses Geschehen, als gehöre der Körperteil nicht zu ihr und als beträfe sie es nicht. Innerlich nur löste die Berührung einen Impuls aus: sie sehnte sich für einen Moment so entsetzlich danach, stattdessen wirklich fest in den Arm genommen zu werden, dass es schmerzte, denn die Unmöglichkeit dessen war ihr mit genauso intensiver Brutalität klar. Vor allem, wenn sich vorwitzige Gedankenansätze hervor wagten, die sich um die Frage drehten, wer sie denn am liebsten umarmen sollte.
Äußerlich betrachtet sah man nur, wie sie noch etwas weiter in sich zusammen sank. Ein heiseres "Danke" kroch über ihre Lippen. Sie schloß die Augen.
Wie sitzt du hier?, schüttelte ihre gute Erziehung tadelnd den Kopf, trug im Moment aber nur zum Selbstmitleid bei.

„Du scheinst aber eine Begabung im Aufspüren von Dämonen zu haben. Das wurde bisher bei dir aber nicht gefördert... Ich habe bei Darna nichts bemerkt... was aber nicht heißt, das du vielleicht den Dämon...“
Sie? Dieses kleine, hübsche unschuldige Fräulein, das mit seinen weichen Gesichtszügen selbst auf die fast gleichaltrige Knappin noch wie ein Kind wirkte und sich an der Bekämpfung des Hauches schon aus Hilfseifer fast tödlich übernommen hätte?
Nein, Darna dachte wirklich nicht nach, als ihre Worte heraus schossen - sie waren auch eine Warnung, dass dieses Mädchen sich um der Götter willen nicht aus gleicher Blauäugigkeit mit diesem Wesen anlegen sollte! Darna sorgte sich so um Delilah, dass sie glatt beleidigend wurde.
Auch passte es überhaupt nicht in ihr bisheriges Weltbild aus klaren Hierarchien, dass eine junge Schülerin der Lichtmagie womöglich mehr ausrichten könnte als einer der erfahrenen Dozenten der Akademie.
"Lichtmagie variiert sehr stark von Magier zu Magier...", murmelte Delilah defensiv und erntete von Darna ein langsames, aber sehr ausgeprägt werdendes Furchen der Stirn.
Wirklich?, dachte die Knappin gequält, gedehnt träge und ohne einen Funken von Ironie, Nein, bitte nicht... Wir müssen jetzt nicht auch noch einen Magier suchen, der mir eventuell hierbei helfen kann? Oder mir vielleicht helfen könnte, aber noch nicht ausgebildet genug ist? Obwohl die Akademie schon in Reichweite ist?
Erst schlug Basil die Tür zur Inquisition zu. Dahinter lauerte Gernot.
Jetzt gaben ihr Leon und Delilah zu verstehen, dass das mit der Akademie wohl auch nicht so einfach war.
Bisher hatte sie die Hinweise des Dämons, dass sie womöglich nach Gegenständen suchen müsste, die seit elf Jahren sonstwo gelandet sein mochten, einfach in den Wind geschlagen. Langsam wirkte es aber, als könne das doch in den Bereich des Möglichen rücken.
Hinweise, die bei Leons Vater sein könnten...
Ihre Sorgen malten das vage Bild einer immer länger werdenden Odyssee, deren Last die Knappin mehr und mehr unter sich zu begraben drohte.

„Du hast recht, lasst uns einen Moment Atem holen und über die gesammelten Informationen nachsinnen. Es bringt nicht jetzt übereilt zu handeln. Wir müssen alles gut abwägen.“
Nein, das konnte Darna nicht. Nicht jetzt zumindest. Sie hätte gerade nicht einmal gewusst, wo hin sie überhaupt sollte. Hier brachte sie Menschen in Gefahr, die mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun hatten. Alles andere schien irgendwie in Frage gestellt bis unmöglich zu sein. Darna begann zu verstehen, warum Besessene sich von allen anderen Menschen zurück zogen: um sie nicht zu gefährden. Allerdings, so wusste sie auch, war eben genau das ein schwerer Fehler. Wieviel Einfluss hätte der Dämon wohl noch auf sie gehabt, wäre sie ihm als einzigem weiter ausgesetzt gewesen? Weitere Gedankenfetzten trieben durch ihren dröhnenden Kopf voll Watte und schienen ebenfalls nichts als Widersprüche zum Ergebnis zu haben. Zum Beispiel, womit sie überhaupt anfangen sollten? Den Fluch brechen? Dann hätte der Dämon freien Handlungsspielraum bei ihr, hatte er das nicht angedeutet mit dem 'zusammen Spaß haben'? Aber zuerst den Dämon zu bannen, würde ohne Brechung des Fluches so gut wie unmöglich sein? Hatte er recht?
Maga Sixtema...
Sie schien eine Person zu sein, der sowohl Delilah als auch Leon vorbehaltlos zu vertrauen schienen. Und gerade drang dieser Name wie ein kleiner Lichtschimmer durch all diese trübe Brühe in ihren Gedanken.
„Vielleicht sollte ich meiner Großmutter zur Hand gehen, damit ihr euch schneller fertig machen könnt. Ihr braucht alle bald Ruhe.“
An Dinge wie ihre Körperpflege oder äußere Erscheinung dachte Darna zur Zeit schon gar nicht mehr. Die Absichtsbekundung rauschte an ihr vorbei, ohne weitere Assoziationen in diese Richtung auszulösen.
"Wenn...", krächzte sie abwesend auf die Tischkante starrend und räusperte sich, um sich vielleicht doch noch einmal verstehbar zu äußern:
"Wenn wir nicht... zur Akademie können..." - vage Gesten untermalten ihre Worte und sie hob zum Schluß fast flehentlich wirkend den Blick - "kann Maga Sixtema... vielleicht zu uns?"
Eine Akademiedozentin hierher holen? Welch Anmaßung! War das gerade ihr Ernst?

Sie blinzelte mühsam und schüttelte leicht den Kopf, senkte ihn, stützte die Stirn in die Hand. "Verzeihung. Ich... kann kaum noch denken." Sie hustete, aber es brachte nichts.
Sie dachte daran, wie angenehm es wäre, gleich einfach zu schlafen und schreckte doch zurück: es würde keine ruhige Nacht werden, da war sie sich ziemlich sicher, und Angst schwappte hoch, dass sie wieder so fürchterlich 'träumen' könnte wie vor dem Diebstahl der Rose. Oder dass sie es wieder gar nicht mitbekäme, wie sich ein Dämonenportal öffnete...
Oder ein Schutzkreis? Warum eigentlich 'Ach, was solls'?, stolperte sie völlig verspätet über die Bemerkung Leons, konnte aber nicht einmal mit ihrem eigenen Stutzen gerade viel anfangen und hatte Mühe, das Gesagte wieder richtig seinem Kontext zuzuordnen. Für einen Moment sehnte sie sich danach zurück, einfach wieder mit dem Kopf auf seinem Schoß zu liegen, was natürlich unschicklich war, also wurde der Gedanke wieder verworfen.
Aber alleine schlafen wollte sie auf gar keinen Fall!
Und wenn ich auf dem Boden liegen muss.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Samstag 28. Januar 2017, 12:41

Darnas etwas schroffe Zurechtweisung hatte Delilah mehr getroffen, als sichtbar wurde. Einzig ein leichtes Zucken hatte sie verraten und Leon hatte versucht die Situation etwas zu mildern, in dem er über ihre einzigartigen Fähigkeiten sprach. Seine Worte bauten die junge Novizin schnell wieder auf, aber ein kleiner Moment Abstand würde vielleicht auch gut tun.
„Vielleicht sollte ich meiner Großmutter zur Hand gehen, damit ihr euch schneller fertig machen könnt. Ihr braucht alle bald Ruhe.“
Delilah wartete noch das Ende des Gesprächs ab und entschied, danach dann ihrer Moma ur Hand zu gehen. Derweil dachte Darna nicht an Dinge wie ihre Körperpflege oder äußere Erscheinung dachte Darna, wenn gleich auch ihr Körper den ersehnten Schlaf herbei wünschte. Die Symptome ihrer Schwäche kehrten nur schneller und schneller zurück. So sehr sie sich auch am liebsten ins Getümmel gestürzt hätte, ihr Körper machte ihr da einen Strich durch die Rechnung.
"Wenn..."
, krächzte sie abwesend auf die Tischkante starrend und räusperte sich, um sich vielleicht doch noch einmal verstehbar zu äußern:
"Wenn wir nicht... zur Akademie können..."
Vage Gesten untermalten ihre Worte und sie hob zum Schluss fast flehentlich wirkend den Blick -
"...kann Magi Sixtema... vielleicht zu uns?"
Leon hob den Blick zu ihr, als würde er dies tatsächlich einen winzigen Moment lang für eine gute Idee halten, aber dann verdunkelte sich sein Antlitz wieder.
„Ich glaube nicht, dass das gehen wird. Magi Sixtema ist blind und hat soweit ich weiß, seit vielen Jahren die Akademie nicht mehr verlassen.“
Delilah konnte da nur zustimmend nicken. Darna blinzelte mühsam und schüttelte leicht den Kopf, senkte ihn, stützte die Stirn in die Hand.
"Verzeihung. Ich... kann kaum noch denken."
Sie hustete, aber es brachte nichts, ihre Stimme versagte gerade. Sie dachte daran, wie angenehm es wäre, gleich einfach zu schlafen und sofort kehrten all ihre schrecklichen Befürchtungen über Träume und ihren Zustand zurück. Für einen Moment sehnte sie sich danach zurück, einfach wieder mit dem Kopf auf Leons Schoß zu liegen, was natürlich unschicklich war, also wurde der Gedanke wieder verworfen. Aber alleine schlafen wollte sie auf gar keinen Fall!
Und wenn ich auf dem Boden liegen muss.

Delilah sah, dass das Gespräch nun vorerst beendet war und nickte noch einmal den beiden jungen Männern zu, dann verschwand sie eilig nach oben um Resa zur Hand zu gehen. Von unten hörte man die schnellen Schritte, die die Dielen leise knarren ließen und gedämpfte Stimmen, wie Enkelin und Oma sich mit kurzen Absprachen verständigten. Darna hatte Mühe sich noch aufrecht zu halten und war glücklich, dass die beiden Frauen schnell wieder kehrten, denn sonst wäre sie auf dem Tisch eingeschlafen, oder schlimmer noch schlicht vom Stuhl gefallen. So aber kam Resa mit einem Bündel unterm Arm die Treppe hinunter und verkündete:
„Die Jungs schlafen hier unten. Vor dem Ofen im Wohnzimmer ist es schön warm und da seid ihr unter euch. Dir Darna hab ich Delilahs Bett fertig gemacht und für morgen ein paar Sachen zur Auswahl hingelegt. Meine Deli schläft bei mir oder bei dir, ganz wie ihr wollt, damit sollte den guten Sitten genüge getan sein.“
Sie nickte sich selbst zur Bestätigung zu und fuhr fort:
„Das Bad im Zuber sollte, wenn ich mir so eure Gesichter anschaue, besser auf morgen verschoben werden. Wäre nur schön, wenn ihr Jungs mir ihn noch rein holen könntet. Dann kann ich morgen früh aufstehen und mit dem Wasserkessel beginnen, bevor ihr aufwacht.“
Leon und Basilius nickten brav und standen auf um der Geste von Resas Hand zu folgen, die ihnen die Richtung wies. Delilah, die das zweite Betten-bündel für die Männer getragen und abgelegt hatte, trat mit ihrer Moma an Darnas Seite und brachten die Knappin nach oben. Eine Auswahl an Kleidungsstücken lag auf dem Bett und auch auf über einem Stuhl gelegt bereit, damit sie sich wenigstens notdürftig neu einkleiden konnte. Die Stiefel fielen dabei sofort ins Auge, denn sie waren das einzige, was wirklich von hervorragender Qualität war. Alles Andere war gutbürgerliche Kleidung. Alles war sehr gut gearbeitet, aber es waren eben einfache Stoffe für einfache Menschen. Der erste Eindruck, den Delilah gemacht hatte, in diesem hochherrschaftlichen Kleid, der hatte wohl getäuscht. Das hier war das Zimmer eines bürgerlichen Mädchens. Wenn es mal eine Verzierung irgendwo gab, dann war es handgemachte Stickereien. Nirgends war feine geklöppelte Spitze oder Samt und Seide zu finden. Grobes Linnen bildete die Laken und die Matratze hätte wohl auch gern eine neue Füllung, doch es war sauber und heimelig. Darna musste sich nun nur noch schnell etwas aussuchen und dann ins Bett fallen. Delilah stand bei ihr und half, wenn sie merkte, dass es notwendig war. Dann wurde das Bett von der übrig geblieben Gewandung befreit und die Knappin merkte, dass es keine Minute zu früh gewesen war. Ihre Beine gaben unter ihr nach und sie hatte sogar Mühe sie noch unter der Decke gerade auszustrecken. Die Strapazen ihrer Erlebnisse und die Erschöpfung kehrten mit Macht zurück und schickten sie fast augenblicklich in einen tiefen Schlaf. Einer ihrer letzten Gedanken war vielleicht, dass „ihr“ Dämon sich wieder erstaunlich ruhig verhielt, eigentlich sogar so ruhig, als wäre er nicht da. Er hatte sie nie bedrängt oder ihr Leben beeinflusst. Jetzt, seit dem sie von ihm wusste, rechnete sie jedoch scheinbar in jedem Moment damit, dass etwas schreckliches passieren könnte... Aber es geschah nichts. Er schwieg wie immer und nichts deutete darauf hin, dass sie, Darna von Eibenau, eine Besessene war.

Delilah konnte sich entscheiden, ob sie sich zu Darna legte, oder zu ihrer Moma hinüber huschte. Darna hatte zwar standhaft gewirkt, aber irgendetwas hatte ihr gesagt, dass die Knappin vielleicht besser nicht allein sein sollte. Da das Haus klein war und sie jedes Geräusch kannte, hörte sie auch, dass die jungen Männer unten sich noch leise, mit gedämpften Stimmen unterhielten. Sie alle waren noch aufgebracht, obschon der Ereignisse, die zu ihrer Zusammenführung geführt hatte und jeder hatte darin eine Rolle. Doch gleichzeitig holte nun der bitter ersehnte Schlaf sie ein und auch Delilah fühlte, dass dies alles sie sehr beansprucht hatte. Ruhe war mehr als nötig, wenn sie sich dem Kommenden mit klarem Geist und wachem Verstand stellen wollten.

((ooc:
Delilah: bitte kleine Beschreibung deines Zimmers nachfügen.
Darna: bitte kleine Beschreibung, was an Kleidungsstücken du dir aussuchst.
Bis zum Moment des Einschlafens könnt ihr noch agieren oder eure Gedanken aufschreiben.
Danke.))
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Darna von Eibenau
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Darna von Eibenau » Mittwoch 1. Februar 2017, 16:54

"Wenn wir nicht zur Akademie können, kann Maga Sixtema vielleicht zu uns?"
Leon hob den Blick zu ihr, als würde er dies tatsächlich einen winzigen Moment lang für eine gute Idee halten, aber dann verdunkelte sich sein Antlitz wieder.
„Ich glaube nicht, dass das gehen wird. Magi Sixtema ist blind und hat soweit ich weiß, seit vielen Jahren die Akademie nicht mehr verlassen.“
Delilah konnte da nur zustimmend nicken.
Von der Knappin war ein leises, frustriertes Ächzen zu hören. Wieder eine Wand, die im Weg stand. Und für den Moment wusste sie nicht weiter, lediglich diffuse Gedankenfetzen waberten ihr noch durch den Kopf.
"Verzeihung. Ich... kann kaum noch denken."

Das Bad im Zuber auf morgen zu verschieben, klang nach einer sehr guten Idee und der Anblick der Bettenbündel für die Jungs beruhigte sie soweit, dass Leon und Basil es also trotz der improvisierten Lager bequem haben würden. Ein warmer Ofen klang toll und kurz beneidete sie die beiden fast darum - bis sich in ihrer bildlichen Vorstellung die Klappe des Ofens öffnete und lodernde Flammen dahinter sichtbar wurden... ein Schaudern ging durch ihren Körper.
Sie horchte aber sichtbar auf, als es um Delis Bett ging und ihre Stirn furchte sich widerwillig. Die Verteilung klang logisch, aber es widerstrebte ihr, der jungen Magierin, die selber gerade erst nach langer Abwesenheit nach Hause gekommen war, das eigene Bett weg zu nehmen, und noch viel schlimmer klang die Aussicht, dass sie dort allein und Deli bei ihrer Frau Großmutter schlafen könnte!
Ihr Mund klappte auf, um zu einer Erklärung anzusetzen, als ihr klar wurde, dass sie keine Stimme mehr dafür hatte. Suchend glitt ihr Blick herum, bis sie an der Tafel hängen blieb und diese an sich nahm. Für einen Moment starrte sie leer auf den Stern, den Basilius dort gemalt hatte... sie traute sich für eine Sekunde fast nicht, die Zeichnung überhaupt anzurühren, bis das Bild unter umso energischeren Wischbewegungen verschwand und Platz für ein paar Worte machte, in einer tadellos sauberen, aber für eine Dame eigentlich zu schnörkellosen Schrift:
"Könnten wir in einem Zimmer schlafen, bitte?
Ihr dürft auch Euer Bett behalten."

Sie hielt die Tafel Delilah zum Lesen hin und sah sie sehr vorsichtig an. Irgendwie war es ihr peinlich, scheinbar wie ein kleines Kind, das Angst vor Schreckgespenstern und der Dunkelheit hatte, nicht alleine schlafen zu wollen, andererseits hoffte sie darauf, dass den anderen klar sein dürfte, dass es hier ja nicht bloß um Einbildungen ging...
Sie deutete scheu auf eines der abgelegten Deckenbündel und quetschte eine zusätzliche Zeile unter das Geschriebene:
"Eine Decke reicht mir." Ihr Blick dazu wirkte, als würde sie verhandeln und ihren eigenen Preis runter drücken.

Als sie nach oben kamen, schnappte Darna kurz nach Luft, als sie die Auswahl der bereit gelegten Sachen sah. Mit so viel hatte sie gar nicht gerechnet, und vor allem war sie dafür dankbar, dass da mehr lag, als ein Kleid! Ein spontanes, zutiefst erleichtert klingendes "Danke" verließ krächzend ihren Mund und sie sah die alte Dame kurz dankbar an und neigte leicht den Kopf.
Die Hose war auch das Erste, was sie heraus zog. Eine Männerhose, natürlich. Für einen Moment wurde ihr klar, welchen Luxus sie am Grafenhof genossen hatte, dass die Kleidung dort auf ihre Bedürfnisse stets angepasst worden war. Nachdem die Jungs sich genügend darüber ausgelassen hatten, wie sie in einer Rüstung bitte pinkeln wolle, war ihre Kleidung bald für die Meisten zur Selbstverständlichkeit geworden.
Mit der Schnürung an dieser Hose, die es den Herren der Schöpfung ermöglichte, im Stehen ihr Geschäft zu verrichten, würde sie nichts anfangen können und es würde an dieser Stelle etwas seltsam sitzen und aussehen, aber Röcke kamen für sie einfach nicht in Frage. Der entsprechende Griff zum Herrenhemd geriet aber zum Fehlgriff. Es hätte wohl beim richtigen Geschlecht gepasst und Darna hatte keine übermäßige Oberweite, aber doch genug, um die Knöpfung vorne etwas auseinander zu drücken... Etwas, das offensichtlich gar nicht ging! Ich gehör doch nicht zum Alten Gewerbe! Ein kurzes Nasekrausen und Zögern verriet, wie sie sich mit der Alternative "Kleid" schwer tat und sie zog vorsichtig die Bluse aus dem Ensemble. Dieses war allerdings auch typischerweise so weit geschnitten, dass es ohne formgebendes Teil wie ein weißer Sack an ihr gewirkt hätte. Es musste ein Mieder dazu. Den götternseidank war dies hier eher züchtig geschnitten und nicht eines von denen, das den weiblichen Vorbau noch nach Schankmaidart betonte.
Zweifelnd sah sie an sich herunter. Was für eine Kombination!
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In Rumdett wäre sie damit gar nicht aufgefallen, aber das hier war Jorsan. Der Gedanke, dass sie mit dieser Kleidung und mehr Selbstbewusstsein eine ähnliche "gefährliche" Attraktivität wie die Navigatorin auf der "Niemand" ausstrahlen könnte, kam ihr erst gar nicht.
Es schmerzte ein weiteres Mal, dass der Grafenhof, den sie als ihr Zuhause betrachtete, so nahe war und doch so unerreichbar schien.
Kurz drifteten ihre Gedanken ab: da war noch die Sache mit Rugta...
Meister Roderich würde mir glauben. Ritter Hagen würde mir glauben. Seine Gnaden Talarion auch. Die Knappin sah abwesend grüblerisch zu Deli. "Wir bekommen das vermittelt", krächzte sie scheinbar völlig zusammenhanglos, man verstand sie auch kaum.

Von Resa freundlich nochmal auf die Sachen aufmerksam gemacht, ob die restlichen weg können, wagte sie endlich, auch einen Blick auf die Stiefel zu werfen. Ähnlich wie bei Delilahs Reittier war das erlesene Schuhwerk ihr natürlich sofort aufgefallen, aber sie hatte kaum gewagt, sich ihnen zu widmen. Die waren doch sicher für jemand anderes? Oder hing eine tragische Geschichte daran? Sie sahen wie ein wertvolles Geschenk aus, aber eines, das nicht angenommen worden war. Doch Frau Tesséras schien nichts Schmerzliches damit zu verbinden und bekräftigte, dass Darna sie haben dürfe. Sie passten wie angegossen. Sogar besser als die Stiefel, die sie für die Knappenprüfung bekommen hatte, und da hatte man schon ihre Maße gewusst. Verwundert strich sie über das feine Leder und die Verzierungen und blinzelte müde. Ihr überfordeter Geist war zu müde, um mehr als irritiert darüber sein zu können. Eine sehr seltsame Kleidungskombination, aber was sollte es - besser als ein Laken und eine Pferdedecke. Nochmals drückte sie ihren Dank aus und war wenig später wirklich am Ende ihrer Kräfte.

Es war so unglaublich ruhig und "normal" in ihr, dass der verlockende Gedanke nahe lag, nach dem Schlaf einfach nur aus einem sehr langen, bösen Albtraum aufzuwachen. Ob man ihr glauben würde, wenn sie es erzählte? Sie haben dir doch gerade geglaubt. Aber was, wenn sie sich alles einbildete?
So unsinnig die Gedanken waren, sie waberten eine Weile frei durch ihren Geist. Mit abwesendem Blick beobachtete sie, wie die restlichen Kleidungsstücke fortgeräumt wurden. Sie kam nicht einmal auf den Gedanken, helfen zu wollen, wie es sonst ihre Art war. Was, wenn das alles nicht echt ist? Schließlich habe ich ihn angeblich nur in meinem Kopf gehört. Ich war bewusstlos. Was soll da schon sein?
Verzweifelte Gedanken, und die Gegenargumente waberten genauso als Flickstücke durch die Müdigkeit: Zusammenhänge, die sie sich nie hätte ausdenken können. Die Jungs hatten doch selber Anzeichen gesehen. Der Handabdruck auf ihrer Schulter...
ICH TEILE NICHT GERN!
Ihre Mundwinkel wanderten verbittert nach unten und ihre stumpf blickenden Augen wurden schmaler. Wie das Brandzeichen auf dem Pferd...
Tiefster Widerwille regte sich in ihr. Ich BIN aber nicht dein Besitz!
Sie merkte kaum, wie sie auf die Schlafstatt sank, die Erschöpfung nach ihr griff und endlich ihre Ansprüche geltend machte. Nur ihr Körper und ihre Atmung zuckten noch einmal deutlich sichtbar vor Schreck, als der Rest ihres Bewusstseins das Gefühl bekam, zu fallen.
In Dunkelheit zu fallen.


(#ooc: ein herzliches Dankeschön an PO Zanfar für die Zeichnung!)

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Donnerstag 9. Februar 2017, 21:07

Delilah saß auf dem Boden ihres Zimmer, mit dem Rücken an das Bett gelehnt, in dem Darna schlummerte. Ihr Bett. Zum Glück hatte sie die völlig erschöpfte Knappin sanft in ihr Bett leiten können, nachdem sie sich ihre Sachen ausgesucht hatte, und es hatte keine große Diskussion gegeben, was den Schlafplatz betraf. Als wenn sie zugelassen hätte, dass Darna auf dem Boden schliefe! Oder allein in diesem Zimmer bliebe! Das käme nie in Frage!

( Musik: Undertale OST - Home

Und nun saß sie hier, die Müdigkeit hing schon über ihr wie eine weiche Decke und sie hörte dem stillen Haus beim Atmen zu. Sie zog die Beine an und legte Kopf und Arme auf ihren Knien ab. Durch das Fenster schimmerte sanftes Mondlicht vom Garten aus in ihr Zimmer, beschien die Kostbarkeiten ihrer Kindheit. Es war nie viel, aber an allem hingen tausendundeine Erinnerung. Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, eine Truhe. Hier und da lugte ein Buch hervor, alt und zerlesen, gesammelt von drei Generationen der Familie. Ihre Moma hatte nichts verändert seit sie gegangen war und Delilah war sich sicher, wenn sie die Truhe öffnen würde, würden dort ihre Kleider liegen und ihre Schulsachen… als würde sie morgen aufstehen, frühstücken, sich bereit machen und mit ihren Nachbarskindern den Weg zur Schule antreten…

Delilah hatte das Gefühl, als wäre sie in einen ihrer Träume geschlüpft… oder in eine Erinnerung… hier, wo so viel Frieden und Freude lebte… ein Lächeln schob sich in der Dunkelheit auf ihr Gesicht… es war wie ein Stück süßer Kuchen nachdem man lange gehungert hatte. Sie atmete tief ein und aus, sog die vertrauten Gerüche, Geräusche, Gefühle in sich auf und genoss sie, sie wollte sie behalten, würde sie einlagern und bewahren, tief in sich drin. Für schlechte Zeiten.

Sie saß hier in der Dunkelheit und hatte keine Angst, denn alles war vertraut. Jede schattenhafte Kontur, jeder Geruch, jedes Geräusch vom leisen Ächzen der Dachbalken bis zum Rauschen der Blätter im Garten… nur die leisen Stimmen der jungen Männer unten waren fremd in all dem, doch auch sie trugen nur zu diesem warmen Gefühl des Glücks bei. Sie wusste, morgen früh würde die Welt sie wiederhaben und Aufgaben würden auf sie warten, große und kleine, manche gefährlich, angsteinflößend… sie wandte den Kopf der schlafenden Darna zu.

Aber hier und jetzt. Hier war sie glücklich und sicher und zuhause. Und morgen, … ab morgen würde sie diesen Platz in ihrem Herzen haben, mehr noch als zuvor. Und Delilah war frei von Angst, hatte keine Angst vor der Zukunft und keine Angst vor der Dunkelheit mehr, denn sie wusste, dass sie diesen Frieden und das Licht dieses Ortes… ihr Licht… immer bei sich tragen würde, und das es bei ihr sein würde, egal was auf sie zukommen würde.

Delilah stand leise auf, streckte ihre müden Glieder und legte sich zu Darna in ihr vertrautes Bett. Und sie war so vieles in diesem Moment, so ganz und gar frei und glücklich wie schon lange nicht mehr, sie fühlte sich als ein Ganzes. Und das gab ihr Kraft. Die Schülerin der Lichtmagie, die Enkelin, die Tochter, die junge Frau, die Sehende, die Freundin, Jorsanerin, Heilerin … Delilah… schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
Zuletzt geändert von Delilah am Samstag 11. Februar 2017, 13:11, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Erzähler » Samstag 11. Februar 2017, 10:51

Hatte Verano Milagros, der Graf von Weißenfels, sich tatsächlich geirrt?
-
Delilah saß in ihrem Kinderzimmer, als die Nacht sich wie eine samtene Decke über sie legte. All das hier hatte sie so sehr vermisst!
Früher hatte sie nach Abenteuern Ausschau gehalten, doch heute wusste sie, das eigentliche Abenteuer des Lebens war, sich das zu bewahren, was man in der Kindheit erlangte. Mit großen runden Augen schaute das Mädchen aus den Augen der jungen Frau auf ihre Vergangenheit und da war mit einem Mal dieses Gefühl, dass Delilah so lange verdrängt hatte.
Vielleicht hatte Verano es auch nicht mehr finden können, weil er sich so sehr um die Heilung ihrer Wunden gekümmert hatte. Er hatte sich nur auf ihren Schmerz konzentriert, nicht auf das, was Delilah so wunderschön machte. Er hatte sie stärken wollen, wollte das erhalten was dabei war zu zerfallen, doch wirklich zum blühen hatte er sie nicht gebracht. Das konnte anscheinend nur dieses kleine Zimmer, mit seinen zerlesenen Büchern voller Erinnerungen. Was hier wohnte, konnte man mit Fug und Recht als Heimat bezeichnen und wo auch immer diese war, wie auch immer sie aussah, welche Menschen es beinhaltete, oder welche Form sie hatte, es waren eben jene Kleinigkeiten, die dieses unbeschreibliche Empfindung der Kindheit so vollkommen machte. Das Gefühl das Delilah in tiefster Dunkelheit zum Lächeln brachte, das Gefühl von
Urvertrauen.
Hätte Verano sie bloß nur so sehen können... Er wäre glücklich gewesen!
-
Delilah sank neben Darna in tiefen Schlummer und beide Mädchen, denn das waren sie noch irgendwo in ihren Herzen, kuschelten sich unter der Decke aneinander, ebenso wie Schwestern es getan hätten. Tief in ihrem Unterbewusstsein, wussten sie beide, dass sie einander brauchten. Ob nun nur diese Nacht, oder auch zukünftige würde sich zeigen, doch heute, unter diesen Sternen, fanden sie ruhigen Schlaf ohne schlimme Träume, ohne Qualen, ohne ängstliche Erinnerungen. Kein Dämon, weder echte, noch erdachte, wagte es den Frieden dieses hoffnungsvollen Nacht, diesen Anfangs einer neuen Freundschaft zu stören.


Der nächste Morgen kam mit leisem geschäftigem Getrappel. Resa war als erste aufgestanden und wie erwartet hatte sie schon begonnen den Zuber mit heißem Wasser zu füllen. Die jungen Herren waren bald von ihrem Treiben erwacht und halfen fleißig das Bad vorzubereiten. Die beiden Mädchen erwachten einander zugewandt mit ineinander verschlungenen Händen und beide fühlten sich gut und erholt. Darnas Hals kratzte noch ein klein Wenig, aber nur so viel, dass es ihrer Stimme einen leicht rauchigen Unterton verlieh. Insgesamt fühlte sie sich deutlich besser als am Vortag, was vielleicht auch mit dem Besuch der Priesterin im Tempel zu tun haben mochte. Sie hatte so tief geschlafen, dass sie etwas steif war und sich sicher nach etwas Training sehnte. Sobald die Mädchen nach unten kamen, durfte Darna sich als erste und von vornherein am sauberste,im Zuber baden. Danach kam Delilah an die Reihe und später die Jungs. Resa bereitete ihnen derweil ein kleines Frühstück und hatte für die beiden Herren auch genügend Ablenkung gefunden, um sie von ungehörigen Gedanken abzuhalten. Darna und Deli hörten sie, wie sie draußen den Wagen beluden, während sie im Wasser planschten. Resa hatte sie anscheinend dazu überredet, eine Lieferung Kleidung zum hiesigen Schneiderei zu bringen, für die sie oft in Heimarbeit tätig war. Da sie ja alle gestern mit einem Wagen angekommen waren, bot sich dieser kleine Dankesdienst an. Bald wechselten die Geschlechter das Bad und Darna und Delilah halfen Resa die letzten Pakete mit Wäsche und Schleifen auf den Wagen zu bringen.
„... und wenn ihr da seid, dann bestell Mortimer, dass ich erst morgen vorbei komme um die neuen Aufträge abzuholen. Sag ihm, Frau Immergrün kommt mit den Strümpfen nicht ganz hinterher. Ich werde ihr bei der letzten Ladung helfen...“
Frau Immergrün war eine benachbarte Frau, schon ordentlich betagt, die für die Soldaten der Front Strümpfe strickte, so wusste Delilah. Mortimer kümmerte sich auch hier um den Nachschub und koordinierte Angebot und Nachfrage. Er sorgte dafür, dass die älteren Damen Jorsas, vornehmlich Witwen, einen kleinen Zuverdienst gegen einfache Handarbeit bekamen. So hatten Resa und er sich kennen gelernt. Bald war aus der Zusammenarbeit aber etwas mehr als nur reine Freundschaft geworden, denn die beiden flirteten gern ein wenig miteinander, doch Delilah hatte nie irgendetwas ernsthaftes zwischen den beiden mitbekommen, auch wenn es ihnen sicher zu gönnen war.
„... deshalb die Verzögerung und weil mein Mädchen wieder nach Hause gekommen ist!“
Resa lächelte mit all ihren Falten und nahm das ihr liebste Gesicht in beide Hände um ihr einen Kuss auf die Nase zu drücken. Glückseligkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben.
„Ich geh mal nachsehen, ob die Männer langsam fertig sind. Ihr wirktet gestern alle ...sehr beschäftigt und ich will gar nicht wissen, was ihr ausheckt, aber bitte seid vorsichtig.“
Das meinte sie zu beiden Frauen und wandte sich dann schon wieder nach drinnen, sodass Darna und Deli fertig gebadet, angezogen und satt auf dem kleinen Hinterhof mit den letzten Päckchen zurück blieben, die vorne auf den Wagen geladen werden sollten.
Nur wenig später kamen dann auch Leon und Basilius heraus und wirkten ebenso erfrischt und ausgeruht wie sie.
„Guten Morgen, die Damen.“
„Guten Morgen...“

, begrüßte sie sie und vielleicht wurde der ein oder andere flüchtige Blick auf Darnas neue Kleidung geworfen. Basil bemerkte bei der Musterung der Knappin:
„... Schöne Stiefel! Meine Schwester hatte mal ähnliche...“
Dann verschluckte er wohl den Rest und widmete sich wieder anderen Themen.
„Du siehst gut aus... besser. Die Nacht war erholsam, nicht war?!“
, meinte er etwas holperig und wandte dann seinen Blick Deli zu.
„Delilah, ich wollte noch Danke sagen, dass du uns zu dir nach Hause eingeladen hast. Danke! Ich habe lange nicht mehr so gut geschlafen. Wir hatten wohl alle etwas Ruhe nötig.“
Er lächelte etwas schief, dass seinem Gesicht einen kleinen Lausbübischen Ausdruck verlieh, der ihm aber ganz gut stand. Leon nickte nur bestätigend und Delilah viel vielleicht auf, dass er leider immernoch nicht ganz wieder hergestellt war. Es war ...als fehlte etwas in seiner Aura. Er wirkte noch immer ein wenig matter und nicht so strahlend in seiner Persönlichkeit; eben nicht so wie in jenen Tagen, in denen sie sich kennen gelernt hatten. Sorgen schienen sein Gemüt zu beschatten und auch seine Augen hatten nicht mehr den gleichen Glanz früherer Zeiten. Er sah von einer Frau zur anderen und meinte freundlich, aber matt:
„Nun, wir haben eine Aufgabe für deine Großmutter zu erledigen. Wir sollten und beeilen und können uns ja noch unterwegs unterhalten. Ich bin immernoch der Meinung, wir müssen irgendwem unterrichten, dass Gefahren für das Reich sich zusammen ballen und das an mehreren Fronten, genauso wie im Inneren.“
Damit sah er Darna an und er blinzelte zweimal. Er sah sie an, als suche er irgendetwas, aber fand es nicht.
„Was meint ihr also? Wo sollten wir nach der Schneiderei zuerst hin? An weg sollten wir uns wenden?“
Während er sprach, nahm er sich eines der letzten Ladungen und ging nach vorne. Basil tat es ihm gleich und Delilah und Darna konnten sich so nun um das letzte Päckchen „streiten“.
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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Darna von Eibenau » Donnerstag 16. Februar 2017, 23:37

Wärme. Unglaublich angenehme Wärme, von einer Art und Sorte, die ihr Bewusstsein - weil sie schlief - gar nicht richtig erfasste, aber etwas in ihr lechzte nach dieser Behaglichkeit, und die Knappin rückte während des Schlafes dicht an die junge Magierin und genoss die Wärme ihrer Haut und ihrer Präsenz, wo Darna ansonsten unter anderen Umständen bestimmt aufgrund der völligen Ungewohntheit, das Bett mit jemand anderem zu teilen, kein Auge zugetan und aus Rücksicht und Anstand deutlich abgerückt wäre oder vielleicht doch auf dem Boden geschlafen hätte.
So aber... sah es fast lustig aus, wie das Gesicht der Knappin im heller werdenden Morgenlicht irgendwann zuckte, weil ihre Nase zwischen einigen von Delis blonden Locken lag und ein, zwei Haare bei jedem Atemzug zitterten und kitzelten. Aber sie rochen gut. Etwas in Darna vermisste den Geruch von Zitronenmelisse.
Mmh, Zitronenmelisse.
Wobei, der durfte ja nicht hier sein, oder?
Wer, was, wie, wo... irritiert schlug sie die Augen auf und starrte mehrfach blinzelnd in das Gewirr fremder Haare in ihrem Gesicht. Das Licht der Sonne verfing sich in dem Blond und blendete so dicht vor den Augen, verwirrt zog sie das Gesicht zurück und stöhnte lautlos, als ihr steifgelegener Körper anfangs gegen jede kleine Bewegung zu protestieren schien!

Und doch stellte sich bald darauf die Erholung des tiefen Schlafes und der Wärme ein, die Darna dankbar annahm. "Guten Morgen", wünschte sie Deli leise, selber vorsichtig austestend, wie es um ihre eigene Stimme bestellt war und war auch über den Umstand zutiefst erleichtert, dass ihr Hals nur noch ein wenig kratzte, aber sie wenigstens wieder sprechen konnte!
"Danke, dass Ihr geblieben seid", meinte sie leicht beschämt, "Ich hoffe, Ihr konntet trotzdem gut schlafen", und deutete dabei die Enge des Bettes an.
Ihr Blick glitt dann etwas unfixiert durch das Zimmer. Die Erinnerung an die vergangenen Ereignisse holte sie schnell wieder ein und sie brauchte einen Moment, um sich zu sortieren. Vorsichtig streckte sie sich dabei, um ihre Beweglichkeit zurück zu erhalten.
"Sagt, könntet Ihr mir nochmal die Namen der beiden Vertreter von der Inquisition nennen, denen Ihr vertrautet?", fragte sie in einem passenden Moment, als sie sich für die morgendlichen Maßnahmen wie Bad und Frühstück vorbereiteten. "Ich fürchte, ich habe sie nicht gut behalten", entschuldigte Darna sich und verzog etwas die Miene. Dass sie sich Namen, die in wichtigem Kontext standen, nicht gleich gemerkt hatte, hätte Kennern genug über ihren Zustand gestern Abend gesagt. Der Besitzer des Pferdes war irgendwas mit "Brocken" gewesen, nicht...?

Apropos. Darnas Miene wurde ernster, als Delilah ihr Wissen um den Besitzer des weißen Schlachtrosses auffrischte und sie nickte etwas. "Ich weiß noch nicht, wie wir weiter verfahren werden, aber das Pferd, das Ihr von ihm geliehen bekommen habt, könnte sowohl verräterisch wirken wie auch sich als Hilfe erweisen", meinte sie zunächst etwas kryptisch anmutend und erklärte folgend:
"Die Brandzeichen lassen jeden auch nur halbwegs kundigen Stallburschen oder dergleichen sofort erkennen, dass das Pferd der Inquisition gehört. Der Inquisition von Pelgar. Und da es offensichtlich ist, dass Ihr keine Inquisitorin oder Templerin seid, dürften sich rein darauf beruhend unangenehme Fragen ergeben."
Sie sah Delilah dabei sehr offen, fast aufdringlich direkt und stockernst ins Gesicht.
"Andererseits dürfte es, auf angenemessene Weise und an die richtigen Leute überbracht, ein fast unwiderlegbarer Beleg für die Richtigkeit Eures Berichtes über Rugta sein, denn dieses Pferd würde Euch nicht gehorchen, hätte der Inquisitor es Euch nicht ausdrücklich überreicht. Diese Tiere werden darauf abgerichtet, niemand anderen als ihren Reiter zu dulden." Darnas Kenntnis über Pferde blitzte durch, und sie war auch bereit, Nachfragen diesbezüglich so aufrichtig wie immer zu beantworten. Genauso leicht war zu bemerken, welche tiefe Bewunderung sie für diese Art von Pferden hegte.
"Es wäre vielleicht also in mehrfacher Hinsicht keine schlechte Idee, dem hiesigen Templer, dem Ihr vertraut, das Pferd zu übergeben wie auch ihn im Zuge dessen über die damit zusammen hängenden Begebenheiten zu unterrichten."

Inquisition.
Gernot.
Was war mit Gernot? In einem beiläufigen Moment kurz nach dem Gespräch trommelten ihre Finger ungeduldig gegen eine nahe Holzfläche und ihre Augen verengten sich. Ich muss mit Basil darüber reden!
Es konnte nicht sein, dass allein schon die Präsenz dieses Widerlings bei der Inquisition ausreichte, um diese elementar wichtige Stelle für mögliche Hilfe komplett wegfallen zu lassen! Womöglich besaß die Inquisition gar immer noch gut verwahrt einige der Gegenstände, die dem verbrannten Magier, der sich damals Ravinger genannt hatte, gehört hatten und einen Teil seiner Macht enthielten. Womöglich mussten sie gar über eben diesen Umstand, dass die Gegenstände noch Macht hatten, gewarnt werden.
Darna hielt in den Grübeleien inne. Musste sie das? Es schien elf Jahre lang keine Rolle gespielt zu haben. Und es betraf nur sie. Oder? Warum sich jetzt auf einmal alles so sehr geändert haben sollte, war für Darna nach wie vor nicht nachvollziehbar und frustriert atmete sie aus. Sollte Delilah sich noch in ihrer Nähe aufhalten, war leicht zu merken, wie die Knappin schon bald nach dem Aufstehen wieder in düstere Grübeleien zu verfallen schien - welch Wunder.
Gestern hatte sie kaum mehr klar denken können, jetzt schien ihr Denkapparat diese vergeudeten Stunden gern binnen Minuten aufholen zu wollen, und alles flog kreuz und quer durcheinander und bemühte sich um eine Sortierung, oder warf offene Fragen auf:
Der Fluch war es doch, der für gewöhnlich Freude, die bei ihr aufzukommen drohte, schon im Keim erstickte, nicht? War das nicht widersinnig, wenn es ein vom Fluch angestrebtes Ziel wäre, das Dämonenportal zu öffnen, wenn sie sich doch freute?
Auch Leons Bemerkung, es könnte ein Schutzkreis gewesen sein, schien bei Licht betrachtet wieder weniger Sinn zu ergeben: Wäre es ein Schutzkreis gewesen, hätte das damals im Wald ja auch einer sein müssen? Sowohl damals die Inquisition wie jetzt auch der Dämon hatten aber von einer versuchten Beschwörung gesprochen.

Der Ruf, dass sie als erste baden gehen sollte und durfte, unterbrach sie.
Dadurch, dass die Nachfolgenden ja auch noch etwas warmes Wasser abbekommen sollten, war das Wasser im Zuber jetzt noch ziemlich heiß, knapp unter der Erträglichkeitsgrenze. Aber als Darna sich erstmal hinein getraut und etwas gewöhnt hatte, genoß sie auch diese Wärme in tiefen Zügen und schloss die Augen, versuchte gefühlt die Wärme bis tief in ihre Knochen dringen zu lassen. Himmel, wie sie die Kälte, die dieser Dämon vertrömt hatte, schon allein die Erinnerung daran, zunehmend hasste! Genauso wie das Gefühl des Verbrennens...
'Du warst völlig ausgekühlt...' - Er hätte mich also fast umgebracht, fügte sie die Indizien ihres geistigen Erlebens mit den äußeren Erscheinungen zusammen. War das der eigentliche Grund, warum er mich 'einfach so' wieder nach draußen geschoben hat? Und als er gegen die anderen Dämonen vorgegangen ist, als seine Schwingen knallten, da hat sich sofort das Eis ausgebreitet... Vorher Feuer... Sie blinzelte angestrengt einen unbestimmten Punkt anstarrend, während das Wasser um sie herum Schwaden bildete. Naja, er ist nicht dasselbe wie der Fluch, das sagte er ja schon. Das Feuer hängt mit dem Fluch zusammen.
Grüblerisch schürzte sie die Lippen, während ihre Gedanken kurz schwiegen, um einen gewissen Punkt kreisten wie die Katze um den heißen Brei.
Ist die Flammengestalt der Magier?...
Aber warum hat er mich dann gewarnt und geweckt, als Pepe kam? Er müsste mir doch den Tod wünschen?
Ist dann der Handabdruck ... streng genommen... gar kein Dämonenmal?

Ach ja, der Handabdruck - sie wollte ihn endlich selber einmal sehen und nahm sich vor, Delilah nach einem Spiegel zu fragen. Zumindest etwas poliertes Kupfer für diesen Zweck sollte doch fast jeder im Haus haben? Etwas wie die fein verzierten Dinger aus Silber und Glas für die edlen Fräulein erwartete sie ja gar nicht.
Ihre Erinnerungen zeigten ihr wieder vermischt die Bilder des großen Scheiterhaufens, sowohl in der Traumversion, als die schwarze Flammengestalt daraus nach ihr gegriffen hatte, wie auch die Variante, wie die goldenen Funken in alle Richtungen geflogen waren.
Ich habe vergessen, Leon zu fragen, was er in diesem Moment eigentlich gesehen hat.

Warum aber hatte ihre Schulter schon nach der Heilung von Pet geschmerzt? Noch eines der Details, zu denen ihr Leon näher Auskunft geben müsste. Was ist in Pet passiert, als die Seelenrose mich verwendet hat? Was soll ich 'nie wieder tun'?
Sie würden noch viel Zeit zum Reden brauchen... Schließlich verließ Darna das Bad und hoffte, dass sie nicht zu sehr die Zeit im Zuber vergessen hatte. Aber dann hätte sich Frau Tesséras sicher auch schon gemeldet.
Wofür sie sich nach Frühstück und Bad aber auch die Zeit nahm, war, dass sie endlich wieder etwas mehr üblichen Gewohnheiten nachkommend ihr morgendliches Gebet an Lysanthor richtete. Dazu suchte sie sich ein ruhiges Eckchen bei den Pferden hinter dem Haus - Hauptsache, unter freiem Himmel und nach Möglichkeit auch nicht im Schatten. Dieser Pflicht endlich wieder nachzugehen, beruhigte sie ungemein und so genoss sie auch diesen Vorgang in tiefen Zügen.
Irgendwann standen Darna und Deli fertig gebadet, angezogen und satt auf dem kleinen Hinterhof mit den letzten Päckchen, die vorne auf den Wagen geladen werden sollten. Nur wenig später kamen dann auch Leon und Basilius heraus und wirkten ebenso erfrischt und ausgeruht wie sie.
Zufrieden betrachtete Darna die beiden Jungs, wobei sie auf die Stiefel angesprochen unbeholfen schweigsam reagierte, während Basil selber durch seine Formulierungen stolperte. Seinem ausgesprochenen Dank an Delilah konnte sie aber mit tiefem Nicken nur deutlich beipflichten. Der Dienst, den sie für Frau Tesséras zu erledigen im Begriff waren, war das Mindeste, womit sie sich revanchieren konnten, und Darna würde sie noch weiter unterstützen, soweit sich die Gelegenheit ergab.

Leon meinte dann freundlich, aber matt:
„Nun, wir haben eine Aufgabe für deine Großmutter zu erledigen. Wir sollten uns beeilen und können uns ja noch unterwegs unterhalten. Ich bin immernoch der Meinung, wir müssen irgendwen unterrichten, dass Gefahren für das Reich sich zusammen ballen und das an mehreren Fronten, genauso wie im Inneren.“
Damit sah er Darna an und er blinzelte zweimal. Er sah sie an, als suche er irgendetwas, aber fand es nicht.

Sie zog nach einem ersten aufmerksamen Blick fragend die Brauen zusammen. Was ist? Schaut er, ob mir Hörner wachsen? Ein unangenehmer Gedanke. Aber nicht völlig von der Hand zu weisen, wenn man schon den Handabdruck bedachte und gemäß Darnas Natur natürlich ernst gemeint. Wie sie diese Momente langsam hasste, in denen er nicht sagte, was er wollte oder worum es ihm gerade ging! Ihre Lippen wurden für einen kurzen Moment missbilligend schmaler. Oder hatte er gerade schon versucht, Magie zu wirken und ihre "Aura" zu prüfen? Aber das konnte er ja ohnehin noch nicht wieder, oder? Sie blinzelte rasch, als sie sich an die für sie offene Frage erinnerte, ob Leon sich etwa auf irreversible Weise überanstrengt hatte. Er stellte allerdings just selber eine andere Frage:
"Was meint ihr also? Wo sollten wir nach der Schneiderei zuerst hin? An wen sollten wir uns wenden?"
"Habt ihr dazu schon irgend etwas beratschlagt?", fragte sie prompt ungerührt zurück - es mochte ja sein, dass die Jungs durchaus schon gewisse Pläne hatten oder selber vor ungelösten Problemen standen.

"Es gibt im Prinzip mehrere Möglichkeiten", merkte sie dann doch etwas hilfreicher an und verfiel dabei in einen sachlichen Ton, dass sie abgesehen von der 'rauchigen' Note in der Stimme dabei wieder ganz die Alte zu sein schien:
"Wenn es nicht möglich ist, Maga Sixtema hierher zu holen, die Idee an sich aber nicht schlecht zu sein scheint, dann wäre es dir vielleicht möglich, stattdessen Magus Quarturus zu kontaktieren? Würde das Sinn machen?" Sie sah dabei zu Leon, schließlich war Quarturus sein Mentor, dem Leon auch offensichtlich vertraute.
"Oder Fräulein Delilah könnte versuchen, zu Templer Raphael vorgelassen zu werden." Sie sah zu Deli. "Wir sprachen schon darüber, dass die Existenz des Pferdes dabei ganz nützlich sein könnte. Egal, wie wir uns entscheiden: Wir müssen möglichst im Vertrauen und zunächst ohne dass es große Wellen schlägt, Personen kontaktieren, denen wir vertrauen und die vor allem unserem Wort vertrauen, sonst geht vermutlich alles nur in einem völlig chaotischen Wust unbegrenzter Fragen unter, und dann wird es garantiert irgendwo irgendwen geben, der dazwischen krakeelt, dass man diesem Unsinn nicht glauben dürfe." Die letzten Worte klangen bitter - es sprach die Erfahrung mit Gernot und diversen anderen Begebenheiten am Grafenhof daraus.
So fügte sie ernst an: "Auch der Hof des Grafen der Wehr wäre in dieser Hinsicht natürlich eine nützliche Adresse. Meister Roderich würde uns glauben" - damit schloss sie sich und Basil ein - "Oder seine Gnaden Talarion. Wobei dieser .. 'gefährlich' werden könnte, weil wir, was mich angeht, zu leicht vom Thema Rugta abschweifen könnten."
Sie verzog das Gesicht. Der Lysanthorpriester des Grafenhofes kannte Darna wie kein zweiter Mensch und würde sofort an Stellen nachhaken können, bei denen er merkte, wenn die Knappin Sachen bewusst ausließ. So überzeugt er von ihr als Person war, das mochte schnell zu unerwünschten Fragen führen - bei deren Beantwortung Darna nicht log und sich höchstens auf ein Schweigegebot berufen konnte.
"Oder, sollte er am Hof anwesend sein, würde auch mein Ritter, Hagen von Weilenscheidt, mir Glauben schenken und mich ernst nehmen", beendete sie ruhig die Aufzählung und saß in völlig aufrechter Haltung auf dem Wagen. "Jeder von ihnen wiederum fände bei seiner Hochgeboren Graf von Aarenhorst genug Gehör, damit diese Informationen an die richtigen militärischen Stellen gelangen.
Es könnte aber schnell viel Staub aufwirbeln"
, warnte sie abschließend. "Wir sollten damit rechnen, dass wir fast unmittelbar danach für eine gewisse Zeitspanne im Zentrum streng nachfragender Aufmerksamkeit stehen."

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Re: Wo alles beginnt...

Beitrag von Delilah » Samstag 18. Februar 2017, 03:08

Nach einer ruhigen Nacht erwachte Delilah frisch und erholt davon, dass Darna sich im Bett neben ihr aufsetzte. Die Ältere hatte die Nase kraus gezogen, als wenn sie etwas gekitzelt hatte und das verlieh ihrem Gesicht einen viel weicheren Ausdruck als sonst, was ihr sehr gut stand wie Delilah fand.

„Guten Morgen!“, erwiderte sie lächelnd Darnas Morgengruß und setzte sich selbst langsam auf um ihren Rücken zu strecken. Gab es ein schöneres Gefühl als im eigenen Bett aufzuwachen? Delilah konnte sich momentan keines vorstellen. Draußen zwitscherten die Vögel, deren Gesang Delilah viele Jahre geweckt hatte. Die Mauern der Akademie waren so dick, dass man die Vögel dort nur an bestimmten Orten hören konnte, wie dem Garten. Auch der Sonnenschein, der fröhlich und hell durchs Fenster schien fehlte dort, hatten die Kammern der Schüler doch keine Fenster.

„Ach natürlich bin ich geblieben! Das wäre ich so oder so! … und um meinen Schlaf musst du dich nicht sorgen, ich habe mir schon oft mit einer Freundin dieses Bett geteilt als ich jünger war.“ Delilah schob die Bettdecke fort und schwang die Beine aus dem Bett. "Es würde mich freuen, wenn wir uns duzen würden...", setzte sie hinzu, nachdem ihr auffiel, dass sie das eben schon die ganze Zeit getan hatte.
Sie fuhr sich mit dem Kamm durch die lockigen Haare, löste die Knoten und Verflechtungen. Am Ende der Prozedur standen sie ihr wild vom Kopf ab, was Delilah leise zum Lachen brachte. „Meine Großmutter wird sich freuen, die Misere mit den Locken haben wir schon seit Kindertagen.“

Kurz darauf hielt Delilah das feine Kleid in die Höhe, das sie von Verano bekommen hatte und warf es auf das Bett. Sie betrachtete es lange. „Was meinst du? … soll ich es behalten oder mir lieber etwas von unseren einfachen Kleidern nehmen? Mir ist das … ähm… adelige Aussehen auf meiner Reise hierher zugutegekommen, aber wenn wir in die Akademie gehen wird es nur unnötige Fragen aufwerfen.“ Sie brachte dem Kleid gemischte Gefühle entgegen. Es war wunderschön und hatte ihr sehr geholfen, doch war es auch ein viel zu wertvolles Geschenk gewesen und nicht ihrem Stand entsprechend. „Ich selbst fühle mich in einfachen Kleidern wohler und ich würde es gerne Leon wiedergeben, da ich es von seiner Familie bekommen habe…“ Sie warf Darna einen fragenden Blick zu.

„Der erste ist Gunther Brockhardt, er ist pelgarischer Inquisitor, befindet sich jedoch gerade in der Nähe von Rugta. Und dann gibt es noch Raphael, er ist bei den Templern und er war es, der damals meinen Ausbruch miterlebt und mich danach zur Akademie gebracht hat…Wir haben ihn gestern schon gesehen, er ist also definitiv in der Stadt und ich vertraue ihm sehr. Aber dennoch müssen wir … bedacht vorgehen, wenn wir dein Problem ansprechen.“, beantwortete sie Darnas Frage nach ihren Kontakten zur Inquisition.

Mit dem Kleid war es wohl ähnlich wie mit ihrem geliebten weißen Begleiter. „Ich würde ihn nur ungern fortgeben…“, murmelte Delilah vor sich hin, auch wenn gleichzeitig andere Fragen in ihrem Kopf auftauchten. Wo wollte sie ihn denn halten? In der Bibliothek der Akademie?! Es musste eine Lösung her und das Ross der Inquisition „zurück“ zu geben, ergab viel Sinn… außerdem vertraute sie Raphael… dennoch… die Verbindung zu brechen, die sie zu dem Tier aufgebaut hatte – stark durch Rukullas Zutun – würde ihr schwer fallen. Sehr schwer.

Delilah genoss das warme Bad und die ruhigen Minuten, die damit einhergingen. Sie wusch sich gründlich und schaffte es tatsächlich ihre Haare nach dem Bad zu bändigen. Delilah sah, wie tief Darna in ihre Gedanken vertieft war und schöne schienen es nicht zu sein… da begann sie leise vor sich hinzusingen:

Es tagt, der Sonne Morgenstrahl
Weckt alle Kreatur.
Der Vögel froher Frühchoral
Begrüßt des Lichtes Spur.
Es singt und jubelt überall,
Erwacht sind Wald und Flur.

Wem nicht geschenkt ein Stimmelein
Zu singen froh und frei,
Mischt doch darum sein Lob darein
Mit Gaben mancherlei
Und stimmt auf seine Art mit ein,
Wie schön der Morgen sei.

Zuletzt erschwingt sich flammengleich
Mit Stimmen laut und leis
Aus Wald und Feld, aus Bach und Teich,
Aus aller Schöpfung Kreis
Ein Morgenchor, an Freude reich,
Lysanthors Lob und Preis

Es war ein altes Volkslied, Delilah bekannt von zuhause und der Schule und sie hatte es immer sehr gemocht, da es den Morgen mit all seinem Geräuschen und Gerüchen so wunderbar beschrieb. Dass es dem lichten Gott gewidmet war, empfand sie nun im Nachhinein als noch schöner. Hatte Delilah auch nicht gewagt, Darna direkt aus ihren Gedanken zu reißen und sie in ihrem Gedankenfluss zu unterbrechen, so hoffte sie doch, ihren Morgen etwas erhellt haben zu können.

Delilah hatte ihre Großmutter nach einem einfachen Kleid gefragt, denn sie hoffte, dass sich im Familiensammelsurium etwas Passendes finden würde. Sie versuchte das feinde Kleid der von Weißenfels‘ von den meisten Flecken zu befreien und schlug es dann in ein sauberes Tuch ein.
„... und wenn ihr da seid, dann bestell Mortimer, dass ich erst morgen vorbei komme um die neuen Aufträge abzuholen. Sag ihm, Frau Immergrün kommt mit den Strümpfen nicht ganz hinterher. Ich werde ihr bei der letzten Ladung helfen...deshalb die Verzögerung und weil mein Mädchen wieder nach Hause gekommen ist!“ Resa lächelte mit all ihren Falten und nahm das ihr liebste Gesicht in beide Hände um ihr einen Kuss auf die Nase zu drücken. Glückseligkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Delilah lächelte ebenso strahlend zurück und legte ihre Arme um die ihr liebste Person auf der Welt. „Das werden wir tun, Moma. Danke für alles. Ich hab dich lieb!“

Basilius bedankte sich, als sie alle auf dem Hinterhof standen, für die Übernachtung und lächelte etwas schief, was seinem Gesicht einen kleinen lausbübischen Ausdruck verlieh, der ihm aber ganz gut stand. Darna und Leon nickten bestätigend. „Ihr müsst euch nicht bedanken, ich habe mir damit auch selbst einen Gefallen getan.“, gab sie ganz offen zu und warf dem Haus einen liebevollen Blick zu. „In einem Haus, in dem die Liebe wohnt, kann man gar nicht schlecht schlafen.“, sagte sie eine alte Weisheit auf und lächelte breit in die Runde.

Delilah fiel auf, dass Leon immer noch etwas mitgenommen aussah. Sorgen schienen sein Gemüt zu beschatten und auch seine Augen hatten nicht mehr den gleichen Glanz früherer Zeiten. Delilahs Inneres zog sich zusammen, als sie sich der Aufgabe entsann, die sei noch zu erledigen hatte. Einem Sohn sagen zu müssen, dass sein Vater gestorben war… Delilahs Gesichtsausdruck verfinsterte sich das erste Mal an diesem Morgen.
„Nun, wir haben eine Aufgabe für deine Großmutter zu erledigen. Wir sollten und beeilen und können uns ja noch unterwegs unterhalten. Ich bin immernoch der Meinung, wir müssen irgendwem unterrichten, dass Gefahren für das Reich sich zusammen ballen und das an mehreren Fronten, genauso wie im Inneren.“
Damit sah er Darna an und er blinzelte zweimal. Er sah sie an, als suche er irgendetwas, aber fand es nicht und Delilah fragte sich, ob er auf Darna die Kinderaugen angewendet hatte um etwas zu überprüfen. Verwundert sah Delilah nun selbst die Knappin an und wandte den Zauber der Kinderaugen auf sich selbst an um Darna zu betrachten. Was hatte Leon gesucht?

„Was meint ihr also? Wo sollten wir nach der Schneiderei zuerst hin? An wen sollten wir uns wenden?“ Darna antwortete prompt: "Habt ihr dazu schon irgendetwas beratschlagt?" Delilah erinnerte sich an die Stimmen der beiden jungen Männer im unteren Geschoss und stellte sich sogleich dieselbe Frage.

Delilah hörte sich Darnas Ausführungen an und nickte nur zustimmend, als Darna meinte, sie sollten sich an Leute wenden, denen sie vertrauen. „Das denke ich auch.“, fügte sie hinzu. Bei den ganzen Adelstiteln, die Darna in ihre Erläuterungen einflocht, wurde Delilah musste sie sich ein leises Lächeln verkneifen, als ihr wieder bewusst wurde, dass sie als einzige Bürgerliche zwischen drei Adeligen stand. Eine absurde Situation, die ihr jüngeres Ich nicht für möglich gehalten hätte. Das Leben spielte schon komisch.

„An wen wir uns bezüglich der Situation in Rugta wenden sollten, wisst ihr mit eurer militärischen Ausbildung vermutlich besser als ich. Zu deiner persönlichen Situation…“ Sie blickte Darna an. „Würde ich mich am liebsten an Magi Sixtema wenden. Sie erschien mir bisher immer als eine sehr sanfte Frau, die in jeder Situation versuchen würde zu helfen. Selbst wenn sie nicht weiß, wie sie dir helfen könnte, weiß sie sicherlich jemanden, der es kann und an den sie uns weiterleiten kann.“ Sie sah diesbezüglich auch Leon noch einmal an, ob er andere Erfahrungen gemacht hatte.

„Desweiteren vertraue ich Raphael und wenn du es wünscht, dich an die Inquisition zu wenden, ist er unser bester Mann, doch…wie ich bereits gestern meinte, er ist ein Templer … auch wenn er ebenso bemüht ist immer das Richtige zu tun, auch abseits seiner Profession, weiß ich nicht, was mit dir passieren wird, wenn die Inquisition von deinem Problem erfahren sollte.“ Sie schwieg einen Moment. „Doch ich glaube fest daran, dass Raphael mir zuhören würde und versuchen würde, die bestmögliche Lösung zu finden, die er kennt… er brachte mich damals nicht zur Inquisition als er meinen Ausbruch sah…“ Aber das war auch eine andere Situation, setzte sie in Gedanken hinzu. Er, genau wie Brockhardt, behandelten besessene Personen da sehr anders. Delilah dachte an Omniel und Raphaels Verfolgungsjagd und auch an ihre Diskussion mit Gunther, als er ihrem Mitgefühl und ihren Drang zu helfen, wenn derjenige das Böse in sich bekämpfte, mit so großem Unverständnis begegnet war. Er hatte es als Naivität und jugendliche Einstellungen, die vergehen würden, abgetan. Delilah jedoch glaubte immer noch fest daran, dass der sanfte Weg stets der Richtige war, wenn man die Wahl hatte, ihn gehen zu können.

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