Auf den Straßen um Ganda

Ganda ist ein größeres Dorf, welches im Westen liegt. Hier wird mit den verschiedensten Städten gehandelt und auch mit allerlei Waren. Einige Züchter befinden sich hier, welche angeblich die besten Pferde haben.
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Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Marsillius » Samstag 3. September 2011, 14:49

Krampfhaft versuchte sich Marsillius an irgendein Detail zu erinnern, sodass er überhaupt nicht realisierte welchen Weg sein Hengst eingeschlagen hatte.
Doch wie es für Pferde üblich ist, befanden sie sich auf dem Weg nach Hause, zur gewohnten Umgebung und dem sicheren Stall. Die Gedanken des jungen Pferdezüchters drehten sich um das Verbrechen. Ein Detail musste es doch geben, irgendeinen Hinweis den er übersehen hatte. Es war zum Haare raufen, sodass ihm schon wieder die Tränen der Verzweiflung in die Augen stiegen. Egal wie sehr er sich abmühte und in seiner Erinnerung suchte, es gab nichts was ihm weiterhelfen würde. Alles ging viel zu schnell und bis auf eine schemenhafte Gestalt in dunklen Gewändern konnte er nichts erkennen. Selbst ob es ein Mensch war, oder irgendeine andere Kreatur, die diese Lande ihre Heimat nennen, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen. Der junge Kerl fühlte sich schuldig, obwohl er tief in seinem Inneren wusste, dass er nichts gegen dieses Unglück hätte unternehmen können. Seine Eltern würden enttäuscht sein, die ganze Familie würde den Gürtel enger schnallen müssen und vielleicht konnten sie sich ohne das Geld auch die notwendigen Mittel für die Pferdezucht nicht mehr Leisten können. Nein! So weit durfte es nicht kommen! Den Kopf schüttelnd versuchte er diese Schreckensvisionen aus seinem Kopf zu verbannen. Es wird alles wieder gut, es gibt viele Wege, aus diesem Dilemma zu kommen, dachte er und doch nagte weiterhin der Zweifel an ihm. Damit dieser jedoch keine Nahrung für weitere haarsträubende Ideen bekam, versuchte sich der Marsillius abzulenken, indem er seine Umgebung beobachtete. Die Sonne war nur noch als blutroter Streifen in der Ferne zu sehen und bald würde die Nacht hereinbrechen. Er schauderte, denn sein Vater hatte ihm eingebläut, sollte die Nacht hereinbrechen, niemals alleine auf den Straßen umherzuwandern. Viel zu oft wurden von Überfällen auf Händler berichtet. Zwar führte er nichts Wertvolles bei sich, doch Abraxas würde einen guten Preis einbringen. Sanft tätschelte er den Hals von seinem Pferd, welches ihm mit einem leisen Schnauben antwortete, und rügte sich für seine Unbedachtheit ohne die Soldaten, welche ihm Begleitschutz bieten sollten, aus der Stadt geritten zu sein. Schon von weitem konnte er den Wald sehen, den es zu durchqueren galt, wollte er an das Haus seiner Familie kommen. Sein Vater und er hatten diesen Wald schon öfter, auf der Suche nach Wild durchstreift, doch ganz alleine und in der hereinbrechenden Dunkelheit bekam er es doch mit der Angst zu tun. Krampfhaft umklammerte er die Zügel, als sie von der Dunkelheit des Waldes verschluckt wurden. Jede Faser seines Körpers war angespannt und immer wieder ließ er seinen Blick umherschweifen um dem drohenden Hinterhalt, dessen Bilder ihm sein Kopf vorgaukelte, rechtzeitig entdecken, und anschleißend fliehen, zu können.

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Montag 5. September 2011, 08:16

Ganda, das Dorf, das sich einen Namen als wichtiges Zentrum des lokalen Handelns gemacht hatte, lag schon weit hinter den beiden. Vielleicht befand sich der Halunke dort noch, aber wahrscheinlicher war, dass er das Weite gezogen hatte.
Die Soldaten waren dort im Dorf geblieben. Jetzt, wo er weder kostbarer Pferde, noch einen ordentliches Bündel voller Geld mit sich führte, war der Begleitschutz nicht mehr nötig. Noch immer gab es die Gefahr eines gewöhnlichen Überfalls, aber als er die Soldaten zurückgelassen hatte, hatten diese beinahe schon zynisch gemeint, dass sie ihr Leben sowieso nicht für einen nun armen Schlucker aufs Spiel setzen würden.

Die gerodete, offene Acker- und Wiesenlandschaft um Ganda herum wich bald den Bäumen und dem Dickicht des Waldes, den es zu durchqueren galt, um zum heimatlichen Hof zu gelangen. Hier war die Gefahr immanent. Nicht einmal der dümmste Bandit würde sich auf dem offenen Feld annähern, wo er leicht zu entdecken war. Aber ein Wald bat ausreichend Schlupfwinkel und Tarnung.

Marsillius scharfer Blick war sein einziger Schutz, aber er versagte kläglich. Denn gerade bei einer Abzweigung löste sich eine Gestalt von einem Baum, hinter dem er Deckung bezogen hatte. Dieser Mann war aber auch schmal genug, um sich ganz hinter einem Baumstamm zu verbergen. Und klein. Er trug ein Messer, dass er erst herabhängen ließ, dann aber drohend hob.
Die Gestalt war ärmlich gekleidet, eine Hose, die viel zu groß war und mit einem zerfransten Strick vorm runterrutschen beschützt werden musste. Dazu eine alte Weste, die kein einziger Knopf mehr zierte. Über seinem Mund trug er einen fleckigen Schal, um sein Gesicht zu verbergen.

„HMMMPFPLLLPF! Hmpf Umpfa Mfbn“.

Das mit dem Schal war doch keine gute Idee. Er zog ihn so weit herunter wie möglich, wobei er sein Gesicht freigab - das Gesicht eines Jünglings, der bestimmt noch keine sechzehn Sommer erlebt haben konnte.

„Ähm… Geld oder Leben… oder Essen. Das letzte wäre mir am Liebsten.“, meinte er mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck. Der Junge hatte sich seine Chancen anscheinend falsch ausgerechnet. Mit seinem Messerchen könnte er doch keinen Reiter aufhalten. Oder war er nur die Vorhut einer Banditenbande, die jetzt im Verborgenen einkreisten? In der Umgebung gab es derlei Anzeichen keine.
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Marsillius » Montag 5. September 2011, 09:44

Immer wieder ließ der Reiter seinen Blick schweifen, doch in der Dunkelheit konnte er nichts erkennen. Das Blätterdach des Waldes verschluckte die letzten Strahlen der Sonne, sodass Marsillus gerade noch genug sehen konnte um auf Abraxas zu reiten. Ein Baum glich dem anderen und schon nach kurzer Zeit hatte Marsillius die Orientierung verloren. Ein beklemmendes Gefühl schlich sich in seine Magengegend. Da Abraxas jedoch seinen Weg gemächlich fortsetzte, legte es sich bald wieder, denn er vertraute dem Vollblut, dass es den Weg finden würde. Eine Abzweigung tauchte vor ihnen auf und Marsillius wollte entgegen jeder Vernunft losgaloppieren, da der elterliche Hof nicht mehr weit war, als Abraxas stehen blieb und nervös aufschnaubte. Das Herz den jungen Reiters rutschte in dessen Hose und in der Dunkelheit versuchte er etwas zu erkennen, doch sehen konnte er nichts. Abra muss irgendetwas gehört oder gewittert haben, schoss es ihm durch den Kopf und wollte schon den Mund aufmachen und "Ist da jemand" rufen, bevor er sich besann und meinte, ein Räuber würde sicher nicht antworten. Doch was wäre wenn es ein Verletzter war, der Hilfe suchte? Unschlüssig was er tun sollte verharrte er einige Augenblicke, ehe er sich entschied auf Nummer sicher zu gehen. Nachdem er den Bogen von seinen Schultern genommen und einen Pfeil in die Sehne gelegt hatte, ließ er Abraxas langsam weitergehen. Den Blick nach vorne gerichtet, und jeden Muskel angespannt, hielt der den Bogen so in den Händen, dass er ihn blitzschnell hochreißen und einen Schuss abgeben konnte, sollte es ihm notwendig erscheinen. Die Vorsicht zahlte sich aus, denn kurz bevor sie die Abzweigung erreicht hatten zeigte sich eine Gestalt, welche sich hinter einem Baum versteckt hatte und versperrte ihnen den Weg. Marsillius musterte den Störenfried und soweit er es erkennen konnte war dieser sehr arm. Sowohl Hose, als auch die Weste hatten sicher schon bessere Zeiten erlebt und man konnte nicht behaupten, dass die schmächtige Gestalt, deren Ausmaße gerecht wurde. Also wenn ich mir den Kerl so ansehe, würde ich keine Angst vor ihm haben., dachte er. Zwar ging er Streitereien prinzipiell immer aus dem Weg, doch wusste er um seine eigene Stärke und seiner Meinung nach würde er dieses halbe Hemd schnell besiegt haben. Immer noch starrte er den Unbekannten an, doch als dieser ein Messer erhob, verfinsterte sich Marsillius Miene. Also doch ein Räuber, der es auf mein Hab und Gut abgesehen hat, aber er wird nichts bekommen und schon war nicht Abraxas. Zu seinem eigenen Schutz wollte er den Bogen spannen, als die Gestalt etwas sagen wollte. Die Worte wurden jedoch von dem Schal, welcher der Sprechende sich um das Gesicht gelegt hatte, verschluckt. Marsillius hielt in seiner Bewegung inne und wäre, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, in schallendes Gelächter ausgebrochen. Anscheinend hatte der Angreifer nicht viel Erfahrung und deshalb unterliefen ihm einige Anfängerfehler. Als der Schal dann weggezogen wurde blickte der Reiter in das Gesicht einen jungen Mannes, der jedoch um einiges jünger war als er selbst. Noch einmal richtete der Unbekannte das Wort ihn, doch diesesmal erhob Marsillius den Bogen und spannte auch die Sehne. "Geld und Essen hab ich keines und selbst wenn würde ich es dir nicht geben und an meinem Leben häng ich ebenso. Außerdem trau ich so einem halben Hemd wie dir nicht zu mich umbringen zu können." Die Worte waren mutig gewählt und wäre er nicht auf Abraxas gesessen, hätten wahrscheinlich seine Knie nachgegeben, so nervös war er. Überhaupt fand er es erstaunlich, dass seine Stimme so klar und fest geklungen hatte. Er hoffte, dass der Kerl von diesen Worten, aber vor allem vom Bogen eingeschüchtert war, und das Weite suchte, denn das Letzte was er jetzt wollte war ein Kampf.

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Gestalt » Dienstag 6. September 2011, 11:13

Der Bursche, der versuchte, Marsillius zu überfallen, hatte dunkle Haare und dunkelbraune Augen. Man konnte ihn weder als Jorsaner, noch als Grandessaner einordnen, auch wenn Merkmale beider in seinen Gesichtszügen zu entdecken waren. Er war also irgendein menschlicher Mischling.

Der Junge hatte vermutlich noch mehr Schwierigkeiten, seine Unsicherheiten zu überwinden. Die Knie schlotterten ihm und seine Augen zeigte eher Verzweiflung als Wut, aber er versuchte den harten Kerl zu spielen. Seine Augen wanderten über Marsillius Gestalt. Und er erblickte weder Geldbeutel, noch einen Tasche mit Proviant. Dennoch gab er noch nicht auf – ungeachtet der Weigerung des Pferdezüchters. Viele Leute hatten immer etwas bei sich, auch wenn sie es nicht offen zeigten.

„Achja…“, murmelte er, bevor er sich räusperte und „ACHJA!“, herausposaunte. „Ich kann das Messer zielgenau auf deine Kehle werfen und du wärst dreimal tot, bevor du überhaupt deinen Bogen gezogen hättest… Den Bogen…den du gerade auf richtest, ach verdammt.“

Und das Messer sah auch nicht aus wie ein Wurfmesser, sondern eher wie eines, das man zum Brotschneiden benutzte. Und der Träger sah auch nicht nach einem geübten Messerwerfer aus. Das Kräftegleichgewicht hatte sich zu Marsillius Gunsten verschoben – wenn es zwischen den Beiden überhaupt jemals so etwas gegeben hatte.
Als der Junge das erkannte, da er steckte sein Messer weg und offenbarte seine blanken Handflächen. „Guter Herr.“, versuchte er sich einzuschleimen. „Für eine bloße Brotrinde oder für eine Fuchsmünze würde ich euch ein nützliches Geheimnis anvertrauen.“ Ein Trick, eine Falle oder das Klammern an eine letzte Hoffnung? Aber es würde sich herausstellen, dass Marsillius nicht einmal das wenige zu bieten hatten.

Langsam lief der Räuber zurück zu dem Baum, hinter dem er sich versteckt hatte, und dann rannte er schnell im Zickzackkurs in den Wald, offenbar hoffend, dass Marsillius seinem elenden Dasein kein Ende mit einem gezielten Pfeil machen würde.
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Marsillius » Dienstag 6. September 2011, 15:52

Nachdem der Pferdezüchter seine Worte der Weigerung ausgesprochen hatte, musterte er den Jungen, welcher ihm mit einem Messer gegenüber stand, erneut. Dem Aussehen nach war er kein reiner Jorsaner, obwohl er einige Merkmale des Volkes an sich hatte. Anscheinend war er das Erzeugnis eines Reisenden, der bei einer jorsanischen Frau, seine Lust ausgelebt hatte. Es gab viele Möglichkeiten warum der Knabe nun um sein Überleben kämpfen musste und in Marsillius keimte ein Funken Mitleid für den armen Kerl auf. Niemand hatte es verdient so leben zu müssen und doch gab es genug, die jeden Tag zittern mussten ob sie den nächsten Tag erleben würden. Selbst im Königreich Jorsa, welches zu den Wohlhabensten gehört und einen gütigen König hatte. Doch jetzt war nicht die Zeit für Mitleid, vor allem wenn der Betroffene ein Messer auf einen richtete. Die Augen weiterhin auf seinen Angreifer gerichtet, bemerkte Marsillius erst jetzt, dass jener aufgrund seiner Widerworte den Faden verloren hatte. Ein flüchtiges Lächeln huschte in sein Gesicht, als sein Gegenüber nach Worten rang und schließlich doch etwas hervorbrachte. Die zitternden Knie des Knaben wollten jedoch nicht in das Bild passen, welches er dem Pferdezüchter von sich weiß machen wollte. Soso, ein Messerwerfer ist er also? Er könnte mir sein Messer in die Kehle werfen, bevor ich meinen Bogen gezogen hätte !? Anscheinend hat er eine Sehschwäche oder warum bemerkt er nicht, dass schon lange ein Pfeil auf ihn gerichtet ist? Sollte er wirklich zum Streiche ausholen, hätte der Junge einen Pfeil in der Schulter, noch bevor er seinen Arm in meine Richtung bewegen könnte! Diese Gedanken schossen dem Jorsaner durch den Kopf, bis der Unbekannte die Pfeilspitze bemerkte. Mit einem leisen Fluch, den Marsillius nicht verstehen konnte, sah der Bursche ein, dass er keine Chance gegen den Reiter hatte und steckte das Messer weg. Danach erhob er seine Hände und bettelte um Geld oder etwas zu Essen. Misstrauisch wurde der plötzliche Sinneswandel beobachtet, doch ob Trick oder nicht er konnte dem Buschen nichts geben, denn der Jorsaner hatte weder das Eine noch das Andere bei sich. "Fremder, ich weiß nicht wer du bist. Ich weiß nicht warum du hier bist und eigentlich ist es mir auch egal. Selbst wenn ich dir eine Münze oder etwas Brot geben wollte, ich könnte es nicht, denn bis auf das was ich am Leib trage, besitze ich nichts mehr. Tut mir leid mein Freund du hast dir den Falschen ausgesucht." Nachdem er die Worte gesprochen hatte blickte er dem jungen Kerl fest in die Augen um ihm zu zeigen, das er die Wahrheit sprach. Nach Augenblicken des Nachdenkens lief der Unbekannte davon und das letzte was Marsillius von seinem Angreifer sah war, wie dieser im Zickzackkurs im Wald verschwand.

Erleichtert die Situation unbeschadet überstanden zu haben, schloss Marsillius die Augen und atmete mehrmals tief durch um die Anspannung, die seinen gesamten Körper durchzog zu lindern. Dabei wurde der Bogen gesenkt und die Sehne entspannt, sodass keine Geafhr mehr von ihnen ausging. Nachdem er seine Waffen verstaut hatte, drückte er sanft gegen die Flanken von Abraxas, sodass sich dieser wieder in Bewegung setzte. Die ganze Zeit war der Hengst überaus ruhig gewesen und diese Ruhe hat sich anscheinend auf seinen Reiter übertragen. Langsam strich Marsillius über den Hals des Vollblüters um sich für den Beistand zu bedanken. Mit einem leisen wiehern kommentierte dieser die Streicheleinheiten und ging seinen Weg weiter.

Marsillius jedoch ging die Begegnung mit dem Burschen nicht aus dem Kopf und so begann er , Abraxas , seine Gedanken zu schildern. "Weißt du Abra, irgendwie hätte ich ihm schon gerne geholfen. Er ist noch so jung, könnte sich sicher noch ändern und ein würdevolleres Leben führen. Naja, vielleicht hat er irgendwann Glück und schafft es, sich aus diesem Sumpf zu befreien. Ich würde es ihm wirklich wünschen, auch wenn ich ihn nicht kenne." Der Jorsaner verstummte und blickte durch das Blätterdach des Waldes, zum wolkenlosen Himmel auf. Schon oft hatte ihm sein Vater gesagt er sei viel zu gutmütig und solle sich nicht immer alles gefallen lassen, doch Marsillius hatte zur Zeit andere Probleme. Die Begegnung mit dem jungen Kerl hatte ihn zwar abgelenkt, doch jetzt, da er wieder seinen Gedanken nachhängen konnte, schlich sich erneut das Gefühl der Hilflosigkeit in seinen Geist. Immer noch hatte er keine Lösung für das Problem mit dem gestohlenen Geld und egal wie sehr er auch nachgrübelte, er kam zu keiner akzeptablen Lösung. In seiner Verzweiflung sprach er zu den Göttern. "Lysanthor, Gott der Gerechtigkeit, was soll ich nur tun. Ich weiß nicht ob es gerecht war, was mir widerfahren ist, doch bitte ich dich um Rat, wohin mich mein weiterer Weg führen soll."

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 8. September 2011, 10:58

Und weg war er, der Junge. Dieser Überfall war zwar überraschend, aber keine große Gefahr gewesen. Er hatte Marsillius sowieso nichts antun können. Das Schicksal des jungen Kerls war kein leichtes, aber rechtfertigte dieser Umstand Gewalt?
Lysanthor schwieg – der Gott mischte sich selten in kleine Angelegenheiten ein, die die Menschen mit ihrem Gewissen lösen können. Manchmal aber auch doch und gelegentlich indirekt. Wer wusste schon von den göttlichen Plänen?

Der Wald wurde dunkler, während er den Weg zurücklegte. Hier war das Unterholz dicht und die Schatten waren zahlreich. Nur gelegentlich fiel dumpfes Sonnenlicht durch die Baumkronen. Der Weg war zwar noch befestigt, aber gelegentlich zierten eine Wurzel oder einige tief hängende Äste die Straße, die man eigentlich besser instand halten sollte.

„WAAAARRRGHHH!“

Dieses lang gezogene Brüllen kam von hinten. Jemand war aus dem Busch gesprungen und rannte von hinten auf Abrax zu. Der Fremde war eine massige Gestalt, der eine Lederrüstung mit Nieten trug und einen Streitkolben schwang.
Das Pferd konnte angesichts dieser Bedrohung nicht anders – es ging durch und rannte im wilden Galopp davon. Und einige Sekunden später fand sich Marsillius durch die Luft segelnd wieder. Wie war das geschehen? Abraxas war gestürzt, aber nicht einfach so. Jemand hatte ein dickes Seil knapp über dem Boden gespannt, über welches das Pferd gestolpert und zusammengebrochen war. Der Reiter, der dementsprechend seine Geschwindigkeit beibehielt, wurde dadurch aus dem Sattel katapultiert.

Der Aufprall war hart, alles tat weh, aber es waren keine Knochen gebrochen und keine Gelenke verdreht. Der Schmerz deutete auf zahlreiche Prellungen hin und zusätzlich war sein halbes Gesicht aufgeschürft.
Zwei eisenbeschlagene Stiefel stapften direkt vor seinem Gesicht auf. Eine große Gestalt – eindeutig ein Grandessaner – hatte sich vor ihm aufgebaut. Der glänzende Stahl einer Schwertspitze funkelte unter Marsillius Nase.

„Jungs, durchsuchen und fesseln.“, meinte ein befehlsgewohnter Bass. „Den Gaul führe ich dann ab, sieht so aus, als wäre er noch in Ordnung.“

[Marsillius ist nun leicht verletzt]
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Marsillius » Donnerstag 8. September 2011, 14:29

Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne leuchteten am Horizont, doch Marsillius bemerkte das nicht mehr. Zu lange ritt er schon durch den Wald, der alles Licht verschluckte. Höchstens wenn er zum Himmel blickte, oder die Baumkronen nicht so dicht waren, sodass ein schwacher Schimmer den Weg vor ihnen etwas erhellte, konnte der Reiter feststellen, dass die Sonne noch nicht ganz untergegangen war. Mit hängendem Kopf und durch die vielen negativen Ereignisse, die ihm widerfahren waren, betrübt, saß der Jorsaner zusammengesunken im Sattel. Lysanthor hatte seinen Ruf nicht erhört, oder wartete dieser nur auf einen geeigneten Augenblick um ihm ein Zeichen zu geben? Marsillius wusste es nicht, dennoch gab er die Hoffnung nicht auf, dass sich irgendwie alles zum Guten wenden würde. Jedes Ereignis, ob positiv oder negativ hat seinen Grund, die Kunst ist es ihn zu erkennen, murmelte er leise vor sich hin. Doch leider konnte er sich nicht vorstellen warum er heute mit soviel Unglück gestraft wurde, denn er hatte in seinem bisherigen Leben noch nie etwas Böses getan. Nach einem resignierenden Seufzer konzentrierte er sich auf den Weg der vor ihnen lag. Obwohl sich der Großteil der jorsanischen Straßen in einem guten Zustand befand, hatte man es hier versäumt den Weg halbwegs in Stand zu halten. Anscheinend befand er sich abseits der Handelsstraßen und auch die Heere des Königs hatten andere Wege um an ihr Ziel zu kommen. Alles in allem war dies eine unwichtige Straße, wenn man sie so nennen konnte, und deshalb hielt man es nicht für nötig diese zu pflegen. Der Wald wurde dichter und Marsillius musste aufpassen seinen Kopf nicht an tief hängenden Ästen zu stoßen, sowie Abraxas acht geben musste nicht über eine Wurzel zu stolpern, welche sich auf dem Weg befanden. Konzentriert bewegten sie sich langsam fort, sodass weder der Pferdezüchter noch sein Hengst bemerkten, dass sie nicht mehr alleine waren.

Aus den Augenwinkeln konnte Marsillius noch einen huschenden Schatten erkennen, doch dann ging alles viel zu schnell für ihn. Ein lautes Gebrüll und eine Person die von Hinten auf sie zustürmte versetzten Abraxas in Angst und Schrecken. Dem angeborenen Fluchtreflex folgend gallopierte der Hengst davon, bevor sein Reiter überhaupt reagieren konnte. Nur einige Meter weiter war ein Seil über den Waldboden gespannt, welches aufgrund der Dunkelheit nicht sichtbar war. Im vollen Galopp wurde Abraxas von den Beinen gerissen und brach wild wiehernd zusammen. Durch den Aufprall hob es Marsillius aus dem Sattel und fiel anschließend über den Kopf, seines Pferdes, zu Boden. Der mehr als harte Landung presste ihm die Luft aus den Lungen und es wurde ihm schwarz vor Augen. Benommen blieb er einige Sekunden liegen und wartete schwer atmend ab, bis sich die Dunkelheit um seine Augen verzogen hatte und auch das Schwindelgefühl abgeklungen war. Sich auf beiden Armen abstützend versuchte er sich aufzurichten und nachzusehen wie es Abraxas ging, doch der Schmerz, der durch seinen ganzen Körper fuhr, streckte ihn erneut nieder. Er wollte schon einen zweiten Versuch wagen, als Schritte auf ihn zukamen. Plötzlich hatte er zwei, mit Eisen beschlagene, Stiefel im Blickfeld. Als der Kerl vor ihm, dann noch eine Schwert auf ihn richtete stöhnte der Jorsaner innerlich auf. Ich hätte heute wirklich im Bett bleiben sollen! Soviel Pech an einem Tag. Faldor hat es anscheinend auf mich abgesehen und findet es amüsant mich zu demütigen, schoss es ihm durch den Kopf, doch er blieb regungslos liegen.

Er hörte eine tiefe Stimme, die anscheinend dem Kerl vor ihm gehörte und einige Befehle gab. Marsillius wurde an den Schultern gepackt und unsanft auf die Beine gehievt. Die Schmerzen ließen in erneut zusammenzucken, doch waren sie eher wie furchtbar schlimmer Muskelkater, also nicht so gravierend. Dennoch reichten sie aus, dass der Reiter bei manchen Bewegungen die Zähne zusammenbeißen musste um nicht aufzujaulen. Erst jetzt bemerkte er das Brennen und Pochen seiner linken Gesichtshälfte und er wollte gar nicht erst wissen wie er aussah. Wie zwei Schraubstöcke hielten die beiden Männer, welche auf jeder Seite hinter ihm standen seine Hände hinter dem Rücken und seine Schultern fest. Marsilluis versuchte sich erst gar nicht zu befreien, da er wusste, dass es ein unmögliches unterfangen war. Also richtete er den Blick nach vorne und musterte den Kerl, der vor ihm stand. Ein großgewachsener Kerl stand vor ihm und steckte das Schwert zurück in die Scheide. Bei genauerem hinsehen erkannte der Pferdezüchter, dass es eindeutig ein Grandessaner sein musste. Auch das noch, konnten es nicht wenigstens jorsanische Räuber sein?. Marsillius wusste um die Spannungen zwischen den Königreichen und das es immer wieder zu Auseinandersetzungen kam. Nun schlich sich doch ein flaues Gefühl in seinen Magen, denn Grandessaner waren nicht für ihre Barmherzigkeit bekannt und wer wusste schon, was sie mit ihm vor hatten.

Die beiden Männer mit dem Schraubstockgriff, entledigten ihn von seinem Köcher und Bogen. Zwar versuchte Marsillius, der nun doch etwas Panik bekam, sich zu wehren, doch waren alle seine Bemühungen vergebens. Hilflos musste er ertragen wie seine Hände hinter dem Rücken gut verschnürt wurden. "Sagt mal was soll das? Ich hab nichts getan und auch nichts Wertvolles bei mir. Lasst mich doch in Ruhe nach Hause gehen!". In seiner Stimme lag Wut und Verzweiflung, aber auch Angst könnte man hören, den er wusste nicht wie er unversehrt aus der ganzen Sache herauskommen sollte.

Noch bevor er eine Antwort erhielt, hörte der Jorsaner erneut ein aufgeregtes Wiehern. So gut er konnte, wurde der Kopf in Abraxas' Richtung gedreht und was er sah, ließ erneut die Wut in dem jungen Jorsaner hoch kochen. Der großgewachsene Kerl, anscheinend der Anführer der Truppe, versuchte Abraxas am Halfter oder an den losen herunterhängenden Zügel zu erwischen. Der Hengst stellte sich jedoch immer wieder auf die Hinterläufe um nach dem Angreifer treten zu können. "Lasst ihn verdammt noch mal in Ruhe ihr Schweinehunde", schrie Marsillius die Kerle an. "Lauf Abra, lauf weg, sie dürfen dich nicht bekommen!" Immer wieder kämpfte er gegen den Griff der beiden Grandessaner an, doch selbst wenn er sich losreißen könnte, wie sollte er mit zusammengebundenen Armen seinem Freund beistehen?.

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Samstag 10. September 2011, 10:31

Der Mann, der vor ihm stand, hatte ein scharfes Profil und beinahe schon aristokratische Züge. Gleich schon waren seine zwei Gehilfen an Marsillius Seiten, entrissen ihm seinen Bogen und den Köcher. Der Rohling hievte den jungen Pferdehändler hoch und klammerte ihn gut fest. Der Geruch sauren Schweißes und gegerbten Leders heftete diesem Kerl an.

Währendessen war der andere Galgenvogel zu sehen. Er war alt. Verdammt alt für einen Banditen. Seine Schädelplatte war kahl, wurde aber von einem Kranz schlohweißem, langem Haar umgeben, das ihm bis zu den Schläfen fiel. Seine Haut war runzelig und voller Leberflecken, aber das auffälligste an der dünnen Gestalt war, dass ihm die Schwerthand fehlte. Sein rechter Unterarm endete in einem Stumpf – in manchen Gegenden wurden Dieben die Hand abgehackt, war das der Hintergrund?
Mit der linken Hand tastete er geschickt den Gürtel, das Hemd und die Hosen ab. „Keine eingenähten Münzen.“, erklärte er nüchtern. Ebenso riss er Marsillius die Stiefel von den Füßen, die er ausschüttelte – seine Bewegungen mit der einen Hand waren so geschickt, als hätte er den größten Teil seines Lebens ohne eine zweite verbracht.

Der Anführer war unterdessen gemächlich zu Abraxas gelaufen, der sich nur schwer aufrappelte. Gegenüber den Fremden wurde er stürmisch, aber der wich mit erstaunlichem Geschick jedem Tritt aus und ergriff die Zügel.
„Interessant…“, erklärte der Anführer. „Du kennst den Namen des Pferdes und der Hengst liegt dir am Herzen. Geklaut kannst du ihn also nicht haben.“ Dieser Schlussfolgerung war erstaunlich kühl und ruhig, während er sich schnell bewegte und mit brutaler Gewalt das Pferd zur Ruhe zwang.

Unterdessen war der Einarmige dabei, Marsillius Hände zu fesseln. Erneut zeigte er erstaunliche Geschicklichkeit. Er hatte das Seil am Ellbogen des rechten Armes getragen und umwickelte die Handgelenke des Opfers, während der kräftige Gefährte seine Arme im festen Griff eingespannt hatte. Zusätzlich führte der Alte eine Schlaufe über Marsilius Kopf um seinen Hals, die mit den Handgelenken verbunden war. Sollte der Gefesselte also versuchen seine Hände fortzubewegen, würde er seinen eigenen Hals zuschnüren. Den Knoten konnte der Bandit schließen, indem er ein Seilstück in die Beuge des rechten Ellbogens klemmte und mit der linken Hand die Schlaufe zuzog.

Mit Gewalt zog der Bandit Abraxas hinter sich her. Das Pferd musste sich der harten Hand widerwillig fügen. „Sag, Jorsaner, du bist offensichtlich weder von edler Herkunft, noch siehst du mir nach einem Mitglied der Armee aus. Du hast keinen roten Heller bei dir und auch sonst nichts. Wo hast du ein so gutes Pferd mit einem teuren Sattel her? Für wen arbeitest du, wer ist deine Familie?“

„Antworte ihm gefälligst, sonst kriegste Prügel.“, drohte ihm der massige Mann mit dem Morgenstern.

„Aber, aber.“, sagte der Anführer amüsiert. „Wir sind doch keine Barbaren. Wir werden ihm kein Haar krümmen. Wenn mir deine Antwort nicht genügt, Junge, dann wird jemand anderes darunter leiden.“ Er blickte mit funkelnden Augen auf den Hengst.
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Marsillius » Dienstag 13. September 2011, 11:11

Wütend und immer noch an seinem Fesseln zerrend musste er mit ansehen wie der grobe Kerl seinen Hengst erfasste und brutal zur Ruhe zwang. "Hör auf damit, verdammt nochmal!", schrie er und funkelte den Grandessaner wütend an. Er bemerkte, dass dieser edle Gesichtszüge aufwies, also konnte er kein einfacher Verbrecher sein. Na toll, jetzt werde ich von grandessanischen Söldnern, oder was auch immer ausgeraubt. Wieso nur, wieso muss das passieren?, fragte er sich und legte seinen Kopf in den Nacken um zum Himmel aufschauen zu können. Manthala's Schleier hatte sich über die Land gelegt und genau so dunkel waren Marsillius Gedanken. Wüste Verwünschungen, die ihm den Tod gebracht hätten, hätte er sie ausgesprochen, sowie Dinge, die er diesen Halunken antun würde, wäre er nur mächtig genug, schossen durch seinen Kopf. Er befand sich wieder in seinem Traumland, wo er ein strahlender Ritter und allen überlegen war. Dort war es ein leichtes für ihn die Banditen zu überwältigen und Abraxas zu retten.

Erst die Frage, woher er das Vollblut hatte, brachte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Er war gefesselt und wehrlos. Tausende Gedanken schossen durch seinen Kopf. Er brauchte ein Geschichte, die er den Banditen auftischen konnte, denn er konnte nicht die Wahrheit sagen. Zuviel stand auf dem Spiel. Wenn diese Halunken auch noch die letzten Pferde seines Vater stehlen würden, war seine Familie völlig runiniert. Er zermaterte seinen Kopf um eine Lösung zu finden, die ihn aus der Klemme retten würde, aber auf die Schnelle wollte ihm einfach nichts einfallen. Sponatität und auch Wortgewandtheit konnte man von ihm nicht erwarten, da er nicht sehr gesellig war und auch nicht wusste wie manche Menschen stundenlang über irgendetwas uninteressantes diskutieren konnten.

Seine Schweigsamkeit dauerte den Kerlen schon zu lange und der Ungepfelgte mit dem Morgenstern drohte ihm Prügel an. Man konnte von dem jungen Jorsaner nicht behaupten, er sei wehleidig, doch als sein Blick zwischen dem kräftigen Kerl und dessen Waffe hin und her pendelte, bekam er es doch mit der Angst zu tun. Der könnte sicherlich mit Leichtigkeit alle meine Knochen im Leib zertrümmern, ging es ihm durch den Kopf, doch weiterhin hatte er eher eine unglaubliche Leere darin. Es war als blockiere eine dicke Steinmauer jeden Gedankengang oder sie waren mit Honig eingeschmiert und so unendlich langsam, da sie immer wieder kleben blieben.

Als dann der Anführer meinte, dass sie Abraxas etwas antun würden, sollten sie nicht mit der Antwort des Jorsaners zufrieden sein, gab es einen Stich durch das Herz des Pferdezüchters. Nein..., nein das könnt ihr nicht machen, stammelte er verzweifelt. Der Hengst war sein bester Freund, er konnte ihn nicht leiden sehen. Schon gar nicht wenn er daran Achuld wäre. Marsillius fühlte sich, als ob sein schlimmster Alptraum bald real werden würde und diese Angst brach schließlich seinen Willen.

Mit gesenktem Blick fing er mit zitternder Stimme an zu sprechen: "Den Hengst hab ich zu meinem Geburtstag bekommen, als ich die Mannesreife erlangt habe". Marsillius schluckte ein paar Mal bevor er weitersprach, doch genau in diesem Moment hatte er, wie von Lysanthor gewollt, eine Idee. "Der Hengst stammt aus der Zucht von meinem Vater, doch macht euch keine Hoffnung, dass ich Euch diese unter den Nagel reißen könnt. Ich habe alle Pferde heute auf dem Markt in Gandea verkauft, um das Überleben unserer Familie zu sichern. Wisste ihr meine Mutter ist schwer krank und wir mussten alles aufgeben um ihre Behandlungen bezahlen zu können" Noch einmal schluckte er schwer. "Doch wie ihr seht trage ich keinen einzigen Heller bei mir. Das Geld wurde mir gestohlen. Das einzige was mir blieb waren die Sachen die ich am Leib trage und mein Freund". Er nickte zu Abraxas. "Das ist die Wahrheit". Wenn auch ein bisschen ausgeschmückt. "Also verschont Abraxas, ich flehe euch an."

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 15. September 2011, 21:21

Die Drohung saß und der junge Pferdehändler verriet alles. Als er die Pferdezucht erwähnte, glänzten die Augen des Räubers. Aber als Marsillius weiter über die letzten Ereignisse berichtete, wurde der Mann leicht erzürnt:
„Ich habe dich nicht nach deiner Lebensgeschichte gefragt. Glaubst du etwa, mich interessieren die Probleme von einem einfachen Bürgerlichen, dazu noch von einem Jorsaner?“, lamentierte er „Das kümmert mich einen feuchten Kehricht. Wer aus Faulheit nicht auf den Acker und aus Angst nicht auf das Schlachtfeld geht, der hat’s nicht besser verdient.“
Der einhändige Bandit legte ihm besänftigend die Hand auf die Schulter. „Beruhigt euch, mein Herr. Bedenkt, eine Pferdezucht hat immer noch jede Menge Zuchtpferde.“ Seine Stimme klang ruhig und wirkte sich entsprechend auf das Gemüt des Anführers aus.

„Hmm, ich glaube da lässt sich etwas machen.“, überlegte der Herr. „Ja, ich hab’s. Verbindet ihm die Augen und wir bringen ihn zum Lager. Wir haben schon zu viel Zeit hier draußen auf der Straße verbracht.“
Diesmal war es der Grobian, der die Aufgabe übernahm. Er wickelte dem Gefangenen ein Tuch um den Kopf dass er unsanft festknotete. Nicht besonders ordentlich war das aber nicht, denn für Marsillius war immer noch der Blick nach unten auf seine eigenen Schuhe möglich, nur eben nicht nach vorne oder nach oben. Der Bandit schubste ihn erst und zog ihn dann mit Gewalt hinter sich her. Würde Marsillius stürzen, würde den Kerl das offenbar nicht kümmern.
„Pferdezüchter.“, ertönte auf einmal die Stimme des Anführers neben ihm. „Deinem Pferd werde ich natürlich nichts antun, ich werde es sogar verwöhnen, wenn ich wieder zu Hause bin. Ich kümmere mich nämlich gut um mein Eigentum, Abraxas heißt er also? Gut. Morgen werden wir deiner Familie mal einen Besuch abstatten. Und dann schauen wir, wie wir uns gütlich einigen. Ist doch bestimmt interessant für dich, zu erfahren, wie viele Pferde du deiner Familie wert bist, nicht wahr?“

Er lachte schallend. Doch plötzlich verstummte er für eine Weile, bevor er sich laut wunderte: „Was macht denn dieser Junge schon wieder hinter uns? Kümmere dich um ihn.“ Vermutlich hatte der Anführer den Einhändigen angesprochen, denn der Hüne zog den Pferdehändler immer noch gnadenlos weiter.
Etwa drei Minuten später hörte man Schritte und die Stimme des Banditen, der sich um die Störung kümmern sollte, berichtete: „Stell’ dir mal vor, was der gesagt hat: Er habe den Pferdehändler in unsere Richtung gelockt und deshalb verlange er jetzt einen Anteil, am besten etwas zu Beißen.“
„Das Drecksbalg belästigt uns schon die ganze Zeit, aber der kriegt nichts von uns. Wie hast du ihn vertrieben?“
„Ich habe ihm etwas gegeben, ein paar saftige, gehaltvolle Nüsse – Kopfnüsse um genau zu sein.“
Die drei Männer lachten herzlich. Der Anführer meinte: „Naja, beim nächsten mal, werde ich ihm eins überBRATEN. Hahaha.“
Der breite Bandit musste natürlich auch einen draufsetzen: „Oder ihm eins auf den DECKEL hauen. Ihr wisst schon, wie von einem Topf!“ Keiner lachte mehr.
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Marsillius » Sonntag 18. September 2011, 18:09

In der Hoffnung, dass seine etwas ausgeschmückte Wahrheit die Wünsche seiner Angreifer zerschmettert blickte er so gut es ging abwechselnt in deren Gesichtern, um ihre Reaktion sehen zu können. Als er von der Pferdezucht erzählte, erhellten sich die Gesichtszüge, als hofften sie auf einen besonders guten Fang. Als jedoch die Geschichte weiterging, und Marsillius meinte, er und seiner Familie hätten nichts mehr übrig, verfinsterten sie sich ebenso schnell und der Anführer schnautze ihn an. Schweigend ließ Marsillius den Wutausbruch über sich ergehen. Anscheinend besitzen sie ebenso wenig wie ich und hoffen jetzt, durch mich wieder für einige Zeit über die Runden kommen zu können. Der Wutausbruch des Anführers konnte erst duch den älteren Kerl, dem die Schwerthand fehlt, besänftigt werden. Dieser versicherte seinem Befehlsgeber, dass eine Pferdezucht noch weitere Pferde haben muss. Die Miene des Schwertträgers entspannte sich erneut ehe er den Befehl gab Marsillius die Augen zu verbinden. Ein leiser Fluch, der für alle anderen nicht hörbar sein konnte verlies seine Lippen, schalt er sich, dass er nicht mitgedacht hatte. Diese Grandessaner sind doch schlauer als ich dachte, oder ich dümmer als ein Ork in der Brunftzeit. Es schien von beiden etwas zu sein, denn die Augenbinde würde nicht sehr sorgfältig angelegt, sodass der Jorsaner zumindest seine Füße sehen konnte und mit etwas Glück konnte er sich den Weg einprägen. Naja besser als garnichts zu sehen, versuchte er sich Mut zuzusprechen, doch der schmerzhafte Ruck, der ihn zum gehen antreiben sollte, ließ die Hoffnung weiter schwinden. Zumindest versicherte man ihm, dass Abraxas nichts geschehen würde, was die Gemütslage des Pferdezüchters etwas entspannte. Wenigstens etwas. Doch als der Grandessaner meinte, Abraxas wäre sein Eigentum, wallte das Blut wieder in den Adern des Jorsaners. Er biss sich auf die Lippen um einen sinnlosen Kommentar zu vermeiden, der ihm sicher einige Schwierigkeiten eingebracht hätte. Du wirst schon noch sehen ob mein Hengst dein Eigentum ist, Freundchen. Der kann verdammt bockig sein, das wirst du schon noch merken. Ein flüchtiges Lächeln ziehrte das Gesicht von Marsillius der sich nun auf das Gehen konzentrieren musste, denn der Kerl der ihn zog wäre es wohl egal ob er den Jorsaner hinter sich herschleifen würde. Die Begegnung mit dem Jungen und die anschließenden flachen Witze der drei Kameraden bemerkte er nur am Rande, denn er war wieder in Gedanken versunken um einen Weg aus dem Dilemma zu finden.

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Dienstag 20. September 2011, 11:01

Die drei Galgenvögel machten auf einmal halt. Der Boden unter den Füßen war von zahlreichen Fußspuren festgetreten und es war windstill, weil sie sich in einer tiefer gelegenen Mulde aufhielten.
Man zerrte Marsillius an einen Baumstamm, wo man ihn auf den Boden warf. Vom Ruck fiel die lose Augenbinde runter, aber es kümmerte keinen. Das Lager war ungewöhnlich für Banditen: Sauber, aufgeräumt, gut ausgestattet. In der Mitte war eine mit Steinen befestigte Feuerstelle, wo noch einige Flämmchen flackerten. Daneben lag sauber aufgeschichtetes Brennholz. Es stand sogar ein kleines Zelt für eine Person da. Das Gepäck der Männer lag nicht kreuz und quer herum, sondern war an einer Stelle für eine schnelle Flucht gepackt.
Und neben dem Zelt stand ein Pferd. Es war ein gewaltiges, aber älteres Schlachtross. Ein so gut gezüchtetes Pferd war ein kleines Vermögen wert. Abraxas hingegen war eine ganze Ecke kleiner und könnte keinen schwer gepanzerten Reiter in die Schlacht befördern.

Das Trio hatte eine effiziente Arbeitsteilung. Der Grobian schichtete Feuerholz auf das Lagerfeuer und holte einen Spieß und eine Hammelkeule hervor. Der Einhändige verknotete erst das Seil, an dem sie Marsillius hergeführt hatten mit dem Baum, bevor er noch ein Stück Tau hervorholte (es war das Stolperseil), das er dann benutzte, um ihn an den Baum zu binden. Es raubte einem die Luft, so eng saß es. Wenn Marsillius sich aber strecken würde, könnte er mit den Fingerspitzen gerade so den dicken Knoten berühren.

Der Anführer sorgte auch dafür, dass Abraxas nicht ausreißen konnte. Das störrische Tier wurde in einigem Abstand zu Marsillius, zum Feuer und zum Zelt mit einer Eisenkette an einem Baum fest gemacht.
„Dich werde ich zur Jagd reiten. Ich habe schon wildere Pferde zugeritten.“, meinte er zu Abraxas – wobei aber zu Marsillius blickte, als wäre es für ihn bestimmt. Erneut wich er einem Tritt des treuen Tieres aus und lachte dabei.

Am Feuer wärmten sich die drei auf. Der Grobschlächtige briet die Keule über dem Feuer, sodass der Geruch von fettem Bratensaft bis zu Marsillius wehte. Dazu hatten sie dunkles Brot und einen Trinkschlauch voller Wein bereit gelegt. Als das Fleisch fertig war, sah der Anführer zum Pferdehändler hinüber.
Mit frecher Miene sprach er: „Ach, dich habe ich ja ganz vergessen. Meine ritterliche Ehre gebietet es mir, selbst eine Geisel wie dich zu unserem Mahl einzuladen. Du musst nur aufstehen und dich zu uns setzen.“ Die beiden anderen grinsten darüber, wie er den Gefesselten verspottete.

Nach dem Speisen, bei dem einige Reste üblich blieben, erhob sich der Herr und zog sich in das Zelt zurück. Die beiden anderen mussten es sich draußen bequem machen. Sie hatten warme Wolldecken, aber sie legten sich vorerst nicht hin. Sie unterhielten sich, wobei sie abwechselnd den Weinschlauch nahmen. Der Alte nippte nur daran, während der andere große Schlücke nahm.
In der Dunkelheit unterhielten sie sich leise. Der Einhändige blickte sporadisch zum Pferdezüchter.
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. Mai 2016, 17:58

(Delilah kommt von: Dem Fall der Sonne entgegen )

Die Umgebung hatte sich gewandelt und sanfte Hügel flankierten sie. Vereinzelt hatten Bauern den noch kalten Boden ausgerissen um die erste Aussaht auszubringen. Sie war wieder im Königreich Jorsa. Es war früher Morgen und seit scheinbar unendlich langer Zeit schien einmal wieder die Sonne. Ob der Tag schön werden würde, war noch ungewiss, aber eben jetzt gerade fiel der jungen Lichtmagi ein warmer Lichtstrahl auf ihr Antlitz.
„Ich kann nicht die ganze Zeit bei dir sein. Ich wache über dich, wann immer ich kann, aber auch mein Geist muss ab und an ruhen. Sieh nach vorne...“
Delilah folgte dem kleinen goldenen Leuchten mit ihrem Blick. Nicht weit entfernt, gerade ein Feld weiter, sah sie eine kleine Begrenzungsmauer. Ein Bauer hatte damit sein Feld von dem Weg abgeschnitten und eine windschiefe Kiefer neigte sich Landeinwärts darüber nach Norden.
„Hinter diesem Baum liegt ein Weg der dich nach Jorsa bringt. Er führt nördlich an Ganda vorbei. Lass Ganbu ab und zu grasen, oder führe ihn, wenn er müde wird. Schone deine Kräfte! Du musst lernen mit ihnen Haus zu halten. Sprich nicht mit Fremden und … Her-je, ich klinge wie meine eigene Großmutter!“
Ein kurzes Kichern aus den jetzt schnell vergehenden Nebelfetzen und Rukulla wurde irgendwie leiser.
„Du bist groß genug um allein zurecht zu kommen. Eine junge Frau im gebärfähigen Alter und dumm bist du auch nicht, also spute dich und grüße deine Moma.“
Der goldene Funke berührte kurz Delilahs Wange, wie zum Abschied, aber blieb noch einen Moment lang in der Luft still hängen, wie um ihrem Schützling hinterher zu sehen.
„Wir werden uns wieder sehen.“
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Delilah » Donnerstag 19. Mai 2016, 23:34

„Danke für alles, Rukulla.“

Nun war sie wirklich allein. Müde streichelte sie Ganbus Hals, während sie in den ersten Sonnenstrahlen des Tages die ersten, langsamen Schritte auf dem Weg tat, den Rukulla ihr gewiesen hatte. Sie ging neben ihm, froh die steifen Knochen in andere Positionen bringen zu können. Ihre Augen taten weh und ihr Körper war erschöpft. Sie atmete tief die klare kühle Luft des Morgens ein und genoss einen Augenblick lang das Licht auf der Haut und die Gewissheit wieder auf dem Boden ihres Heimatlandes zu wandeln. Nur nach Hause musste sie noch kommen.
Das lange Zaubern hatte seinen Preis gefordert und Ganbu war vom langen, pausenlosen Laufen erschöpft. Doch die junge Frau mit den zerzausten blonden Haaren sah den Weg vor sich, den sie noch gehen wollte und trieb sich und Pferd noch eine Weile nebeneinander den Pfad entlang, ehe sie sich die erste Rast erlaubte.

Sie sah Ganbu beim Graszupfen zu, während sie selbst an einem Baum im feuchten Gras lehnte und an einem Apfel aus ihrem Proviant knabberte, von dem sie auch einen Ganbu gab. Nach dem langen Ritt, hatte er sich den verdient, und es würde noch weiter gehen! Es war noch früh, vielleicht hatten sie Glück und es waren noch nicht viele Leute unterwegs. Was für ein Tag war es? Die Bauern würden sicher schon auf den Feldern sein, ... Ob sie Soldaten sehen würde? Sie könnte hier gleich von den Geschehnissen im Nebel erzählen. Aber würde man einer merkwürdigen Gestalt wie ihr Gehör schenken? Der Novizin Nova hätte man sicher noch zugehört, aber wie eine Schülerin der Akademie sah sie wahrlich nicht mehr aus. Eher wie ein edles Fräulein... und was sollte so jemand im Nebel bei dunklen Gestalten gemacht haben? Man würde sie für verrückt halten mit ihren Geschichten, oder gar für einen Feind, Spion. Oder? Sprich nicht mit Fremden. Da war schon immer was dran gewesen. Aber Delilah hatte sich als Kind nie wirklich daran gehalten. Kein Fremder war ihr je Feind gewesen. Aber wie sah das heute aus? Nein... sie musste nach Hause. Leon wusste, wo sie gewesen war. Er würde ihr glauben. Raphael könnte sie davon erzählen. Den Magus und Magi der Akademie. Sie musste nach Hause. Ihre Moma.

Ihre Gedanken wirrten umher wie kleine Vögel, die eine Katze aufgescheucht hatte. Doch um sie her herrschte Ruhe. Ja gar so etwas wie Frieden. Sie ließ ihre Gedanken langsam wieder zur Ruhe kommen, lenkte sie in geordnetere Bahnen. Wir gehen nach Hause. Dort wird man uns anhören. Rukulla hat uns auf diesen Weg geschickt.
Während sie so an dem Baum lehnte, die Augen müde, das Zwitschern der frühen Vögel um sich her, das feuchte Gras unter den Fingern, sog sie erneut etwas Kraft aus dem Frieden, der hier herrschte. Und daraus, dass sie den Tau auf den Grashalmen sehen konnte, die Ameisen auf dem Boden, das stolze Ross kaum ein paar Schritte entfernt und die Morgensonne, die sich immer weiter ihren Weg nach oben kämpfte. Das Leben hatte sie zurück und trotz aller Anstrengungen, die es jetzt zu bestehen gab, ließ sie den Staub des Anwesens, die Schatten und die Enge des Nebels immer weiter hinter sich zurück. Und dieses Gefühl ließ sie freier atmen.
Mit Mühe rappelte sie sich nach ihrer Pause wieder auf.

„Lass uns nach Hause gehen, Großer. Fühlst du dich auch besser, jetzt wo wir aus dem Nebel heraus sind?“, murmelte sie ihrem Pferd zu und kletterte mit Hilfe eines Mauerstücks auf seinen Rücken. So ritten sie weiter, während Delilah mit schwerer werdenden Gedanken über das Für und Wider dieser Welt nachdachte. Die Dunkelheit hatte ihre Schrecken, doch hatte sie ihr auch den Wert eines kleinen Lichtes an richtiger Stelle zur richtigen Zeit gelehrt. Und der Nebel? Er war Hort von Schatten und Geistern, man taumelte blind hindurch und hatte die schlimmsten Bilder im Kopf… doch der Nebel hatte sie auch beschützt. Hatte sie versteckt. Gleichzeitig… war es aber auch geschickt genutztes Versteck für die dunklen Gestalten, die dort verborgen ihr Unwesen treiben konnten.
Sie musste nach Hause.

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 25. Mai 2016, 10:21

„Lass uns nach Hause gehen, Großer. Fühlst du dich auch besser, jetzt wo wir aus dem Nebel heraus sind?“
, murmelte sie ihrem Pferd zu und kletterte mit Hilfe eines Mauerstücks auf seinen Rücken. Ganbu schnaubte leise, ein Laut der Zustimmung. So ritten sie weiter, während Delilah mit schwerer werdenden Gedanken über das Für und Wider dieser Welt nachdachte. Die Dunkelheit hatte ihre Schrecken, doch hatte sie ihr auch den Wert eines kleinen Lichtes an richtiger Stelle zur richtigen Zeit gelehrt. Und der Nebel? Er war Hort von Schatten und Geistern, man taumelte blind hindurch und hatte die schlimmsten Bilder im Kopf… doch der Nebel hatte sie auch beschützt. Hatte sie versteckt, genauso wie er auch das Anwesen des Grafen verborgen hatte. Es war aber auch ein geschickt genutztes Versteck für die dunklen Gestalten, die dort verborgen ihr Unwesen trieben.
Sie musste nach Hause und von all dem berichten, denn auch wenn sie kurz daran gedacht hatte, ob ihr ein Bauer glauben würde, so war es wohl besser die Informationen in die richtigen Bahnen zu lenken. Ein Bauer könnte ich vielleicht nicht glauben oder schlimmer noch, Panik verbreiten und schlimmeres auslösen. Aber es gab Ohren die ihr glauben würden! Allen voran ihre Moma.

Der Tag schritt voran und bald würde sie sich eine Stelle für die Nachtruhe suchen müssen. Ganda lag südlich von ihr und sie konnte sogar schon die ersten Dächer des großen Dorfes sehen, das bekannt war für seine Pferdezüchter. Auch die Gegend hatte sich verändert und immer häufiger begegneten ihr Menschen auf ihrem Weg. Felder waren immer häufiger kleinen Gehöften und großen Koppeln gewichen auf denen vereinzelt die schönsten Tiere sich die Beine vertreten durften. Die Bauern grüßten sie und neigten leicht das Haupt, denn auf den ersten Blick wirkte Delilah tatsächlich wie eine Adelige. Hoch zu Ross, gewandet in erlesene Stoffe war sie ein Anblick der sich aber auch vor Übergriffen schützte. War das Veranos Art gewesen sie zu schützen? Ein einfaches Stadtmädchen, das sie ja eigentlich war, wäre viel eher angesprochen worden und vielleicht auch eher in Schwierigkeiten geraten. Durch ihre veränderte Fassade hielt sie sich auch die Leute vom Leib. Hätte sie noch das Gewand einer Novizin der Lichtakademie getragen, hätten sich die Bauern vermutlich auf sie gestürzt und sie mit ihren Leiden überschüttet, in der Hoffnung geheilt zu werden. Deshalb gingen die Heiler der Akademie auch nur sehr selten ohne Begleitung mindestens eines Templers unter die Leute. Auch Delilah hatte Raphael zur Seite gestellt bekommen, als sie für ihre Erkundung ausgeschickt worden war, musste sie langsam erkennen. Die Menschen waren manchmal wie wilde Tiere in ihrem Leid und eine liebe, zarte Mutter die ihr sterbendes Kind ins Kottenhaus brachte, konnte enorme Kräfte entwickeln. Deshalb wurden die Heiler auch immer im Auge behalten und beschützt. Delilah hatte schon selbst mitansehen müssen, wie Eltern oder Geliebte unter Tränen ihre Klauen in diejenigen schlugen, die ihnen doch eigentlich nur helfen wollten. So war es vielleicht ganz gut, dass sie die Fassade einer Adeligen um sich trug und gut voran kam. Trotzdem wurde es in dieser Gegend immer schwieriger Reisenden und Ansässigen Bürgern auszuweichen.

Delilah hatte gerade einen Bauern mit seinem Wagen voller Pferdemist hinter sich gelassen, als sie die drei Reiter bemerkt, die dahinter gerade von der Hauptstraße auf die Straße nach Ganda einbogen. Die Männer riefen sofort einen sehr tief in ihr verborgenen Instinkt wach sich am liebsten verstecken zu wollen. Zwei von ihnen waren so offensichtlich angeheitert, lachten so laut, dass ihr leicht übel würde. Der Dritte war ruhiger, aber er hatte sie gesehen und zügelte sein Pferd. Sie konnte ein leises:
„Wartet Jungs!“
hören, dass ihr der Wind heran trug. Die beiden Anderen hielten an und einer schaute über seine Schulter zurück. Sein Gesicht war rot vom Alkohol angelaufen und er konnte sich gerade noch so auf seinem Gaul halten.
„Rob, komm ssschon! Sonst sind de beschten Mädels weg beffur wir anjekommen schind!“
Besagter „Rob“ nickte nur in ihre Richtung und der dritte im Bunde meinte:
„Ohaaaahhh... ne, isch glob die Beste ist jrad uf dem Wech zu uns! Hahahaha!“
Ein kaltes Gefühl breitet sich unwillkürlich zwischen Delis Schulterblättern aus um dann langsam aufwärts zu kriechen. Solange sie sich nicht umdrehten und ihre Pferde zurück auf die Hauptstraße lenkten, könnte sie einfach vorbei reiten. Wichtig war nur, sich jetzt keine Angst anmerken zu lassen. Ganbu war müde wie seine Herrin aber schien ihre Anspannung zu spüren. Er scharrte kurz mit dem Vorderhuf und hob den Kopf noch einmal etwas höher. Mit festem Schritt trug er sie an der T-Kreuzung vorbei und Delilah konnte hinter sich das langsam näher kommende Geräusch von Hufen hören. Etwas zog sich in ihr zusammen. Die Sonne stand schon sehr tief und wenn diese Männer es drauf anlegten, könnten sie einfach mit ihr in den Hügeln verschwinden um zu tun, was auch immer sie wollten.
„He, hubsches Fräulein! Schöhhnes Pferd dass se da ham!“
, erklang es hinter ihr. Delilahs Blick war gerade starr nach vorne gerichtet, denn die Männer sollten in diesem Augenblick besser nicht ihr Gesicht sehen, da kam ein weiterer Reiter von vorne über die Hügelkuppe geritten. Er war noch ein wenig weg, aber schon jetzt wirkten seine Schultern breit uns stämmig.
„Fäuleiiin haltense doch an! Wir wolln uns doch nu unterhalten.“
Ein hässliches Lachen folgte, das wieder etwas näher gekommen war. Instinktiv begann die Novitzin ihre Chancen einzuschätzen. Ganbu und auch sie hatten seit fast zwei Tagen und einer Nacht nicht mehr geschlafen. Sie hatten Pausen gemacht, kurze Ruhephasen gehabt, aber die letzten Stunden waren kräftezehrend gewesen. Delilah glaubte durchaus, dass ihr Pferd die drei anderen Kläpper unter normalen Umständen mit Leichtigkeit abgehängt hätte, aber im Moment sah es wohl so aus, als würde ihr Hengst einen gestreckten Galopp nicht lange durchhalten. Der Mann von vorne kam näher. Er hatte den Trab seines Pferdes schneller werden lassen. Er war in die Jahre gekommen wie das Grau in seinen Schläfen unter dem breitkrempigen Hut in der untergehenden Sonne verriet. Sein Blick verriet, dass er die Situation richtig erkannte und verfinsterte sich kurz, bevor es so plötzlich aufklarte, wie ein blauer Himmel nach einem Gewitter.
„TOCHTER! Da bist du ja. Deine Mutter machte sich schon solche Sorgen!“
Er zügelte sein Pferd neben ihr und zwinkerte ihr verstohlen zu, bevor er seinen strengen Blick auf die drei Männer in ihrem Rücken warf. Wie Pfeile trafen seine Augen auf die der drei Streuner und anscheinend kannten sie einander. Sie wendeten sogleich die Pferde, als Delilah einen Blick zu ihnen über ihre Schulter werfen konnte. Besagter „Rob“ nickte unterwürfig dem älteren Mann zu und murmelte:
„Schönen Abend... ...“
Sie ritten zurück in Richtung Ganda und Delilah konnte noch einen leise vom Wind verwehten Satz hören:
„War dasch... Darna?“
„Egal! Lass uns versch...winden!“

Der Mann neben Delilah wandte nun sein Pferd, damit sie in die gleiche Richtung blickten. Er strahlte eine ruhige Stärke aus, die Vertrauen erwecken konnte. Sein ganzes Erscheinungsbild, sagte: Adel. Das Leder seines Mantels war vom Wetter gegerbt, aber fein gearbeitet. Das was Deli aber am meisten fesselte, waren die vielen Lachfalten um seine Augen, die gerade noch tiefer wurden, als sein Mund sich in die Breite zog.
„Wertes Fräulein, ich weiß, dass ihr nicht meine Tochter seid, denn mein Kind hat schon lange kein so feines Kleid mehr getragen, aber ich dachte mir, ihr wärt mir sicher nicht böse, wenn ich zu dieser kleinen List greife.“
Er machte im Sitzen eine kleine Verbeugung und wartete höflich, ob sein Gegenüber sich von seinem Schreck erholte.
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Delilah » Donnerstag 26. Mai 2016, 03:13

Ja, das feine Kleid und das starke Ross schienen ein Segen für Delilah gewesen zu sein, Veranos schützende Hand über ihr und das Aussehen einer „Herrin“. Ein Segen, der mit zwei leisen Worten seine Wirkung verloren zu haben schien.

„Wartet, Jungs.“

Delilah wurde übel als die kalkulierten Worte an ihr Ohr drangen. Fast hatte sie gedacht, sie hätte an den betrunkenen Männern vorbeireiten können, ohne in Schwierigkeiten geraten zu müssen, doch dieser Rob war noch klarer im Kopf als die anderen beiden und hatte sie sich bereits nach einem Blick zu seiner Beute erklärt.
Ganbu spürte ihre Anspannung und hob den Kopf noch höher, was seine stattliche Größe noch mehr hervorbrachte. Sie begann dieses Pferd wirklich zu lieben. Auch sie hatte sich automatisch im Sattel aufgerichtet, den Rücken gestreckt, den Kopf gehoben. Wenn sie jemals die einschüchternde Ausstrahlung von Reichtum und Adel brauchte, dann jetzt. Ihr Kopf und ihre Glieder waren schwer, doch die Angst flutete durch ihre Adern, als sie hinter sich näher kommende Geräusche von Pferden hörte, und klärte ihren Geist ein wenig.
Was konnte sie tun? Ganbu war zu erschöpft, er würde eine anstrengende Flucht… ja gar Hetzjagd nicht schaffen. Er war ein starkes, wundervolles Ross und dass hatte ihn die letzten zwei Tage durchhalten lassen, doch nach diesem Kraftakt war er genauso benommen wie sie.

„He, hubsches Fräulein! Schöhhnes Pferd dass se da ham!“
Delilahs Herz schlug schneller einen angstvollen Takt. Sie hatte den Einsatz ihrer Magie für Kampf immer verabscheut und beherrschte deshalb auch kaum Zauber der offensiven Art. Doch selbst die, die sie kannte, konnte sie in ihrem ermüdeten Zustand nicht nutzen. Sie hatte konstant die „Kinderaugen“ aufrecht erhalten… ihre Zauber würden nicht ihre volle Wirkung haben.
Der Blick der jungen Frau war starr nach vorne gerichtet, den Rücken immer noch gestreckt, aber angespannt. Zum Glück konnten die Männer die Angst auf ihrem Gesicht nicht sehen. Aber irgendwie hatte Delilah das Gefühl, dass sie sie wahrscheinlich riechen konnten. Als hinge ihre Angst in der Luft wie ein lieblicher Duft, dem die drei hinterher jagten. Delilah fühlte sich tatsächlich erschreckend klar an eine Fuchsjagd im Wald erinnert. Der Gedanke an das verängstigte Tier hatte sie damals schon bedrückt.

„Fäuleiiin haltense doch an! Wir wolln uns doch nu unterhalten.“
Ein hässliches Lachen folgte, das wieder etwas näher gekommen war und seine Worte grausame Lüge straften. Von vorne kam ein Reiter näher, der Delilah erst wie die zuschnappende Falle und dann wie eine rettende Insel auf stürmischer See vorkam. Die Jungen würden doch nicht… vor einem … Zeugen? Vielleicht war das ihre Rettung.
Der fremde Reiter hatte den Trab seines Pferdes schneller werden lassen. Er war in die Jahre gekommen wie das Grau in seinen Schläfen unter dem breitkrempigen Hut in der untergehenden Sonne verriet. Sein Blick verriet, dass er die Situation richtig erkannte und verfinsterte sich kurz, bevor es so plötzlich aufklarte, wie ein blauer Himmel nach einem Gewitter.
„TOCHTER! Da bist du ja. Deine Mutter machte sich schon solche Sorgen!“
Ein Stein fiel von Delilahs Herzen in der Größe der jorsanischen Tempelanlage und Erleichterung machte sich in ihr breit. Sie schickte ein Dankgebet an Lysanthor, dafür dass er über sie wachte und ihr immer wieder helfende Engel in der Not schickte. Ihr Atem ging immer noch schnell, doch sie schenkte dem Fremden ein dankbares Lächeln. Er zwinkerte ihr zu und warf dann einen strengen Blick den drei Burschen zu, die abrupt ihre Jagd beendeten.

„Schönen Abend... ...“
Sie ritten zurück in Richtung Ganda und Delilah konnte noch einen leise vom Wind verwehten Satz hören:
„War dasch... Darna?“
„Egal! Lass uns versch...winden!“


Der Mann neben Delilah wandte nun sein Pferd, damit sie in die gleiche Richtung blickten. Er strahlte eine ruhige Stärke aus, die Vertrauen erwecken konnte. Sein ganzes Erscheinungsbild, sagte: Adel. Das Leder seines Mantels war vom Wetter gegerbt, aber fein gearbeitet. Das was Deli aber am meisten fesselte, waren die vielen Lachfalten um seine Augen, die gerade noch tiefer wurden, als sein Mund sich in die Breite zog.
„Wertes Fräulein, ich weiß, dass ihr nicht meine Tochter seid, denn mein Kind hat schon lange kein so feines Kleid mehr getragen, aber ich dachte mir, ihr wärt mir sicher nicht böse, wenn ich zu dieser kleinen List greife.“
Er machte im Sitzen eine kleine Verbeugung und wartete höflich ihre Reaktion ab.
Nachdem das Hufgeklapper verklungen war, löste sich Delilahs Anspannung in einem erleichterten, tiefen Seufzer und der Erwiderung des breiten Lächelns des Mannes. Sie griff zu ihrem Medaillon. Diese Handbewegung und das Gefühl von dem kühlen Metall auf ihrer Haut hatten sie bisher stets beruhigen können und auch jetzt, wo sie bereits etwas älter war, hatte diese Gewohnheit ihre Wirkung nicht verloren.
„Ich weiß gar nicht, wie ich Euch dafür danken kann!“, stieß sie dann ehrlicherweise hervor, noch immer das erleichterte Lächeln auf den Lippen. Sie musste danach erst einmal weiter Puls und Atem beruhigen. „Ich glaube, Lysanthor hatte seinen wachenden Blick auf mir, als er sich unsere Wege gerade jetzt kreuzen ließ.“ Sie lächelte wieder, dennoch ein wenig unsicherer. Adel… nun war sie schon eine Ewigkeit in der Obhut eines Adeligen gewesen und wusste immer noch nicht, wie man sich in diesen Kreisen benehmen musste. Erst recht nicht, wenn diese Volksgruppe sie plötzlich als Gleichgestellte und nicht mehr als unsichtbares Stadtmädchen am Straßenrand betrachteten, das nur knickste und den Kopf senkte.

Sie warf noch einmal einen Blick über die Schulter, zurück zu der Straße, die die jungen Männer zurück geritten waren. Sie würde aufpassen müssen, wo sie heute Nacht schlief. Dieser Rob und seine Kumpanen hatten ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt. Als wären dunkle Gestalten im Nebel noch nicht genug gewesen. Aber hier war sie allein und erschöpft. Mit einer Gestalt wie Baltos an ihrer Seite wäre die Situation sicher wieder eine andere gewesen...
Sie blickte wieder ihren Retter in der Not an. Der Schrecken stand ihr noch ins Gesicht geschrieben, während sie beruhigend über Ganbus Hals strich.
„Ich hoffe nur, dass Eure Tochter mir nicht zürnen wird, dass Ihr mir ihren Namen geliehen habt, werter Herr...“

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Freitag 27. Mai 2016, 10:52

„Ich weiß gar nicht, wie ich Euch dafür danken kann!“
Delilah hatte ein erleichterte Lächeln auf den Lippen.
„Ich glaube, Lysanthor hatte seinen wachenden Blick auf mir, als er sich unsere Wege gerade jetzt kreuzen ließ.“
Sie blickte ihren Retter in der Not an. Der Schrecken stand ihr noch ins Gesicht geschrieben, während sie beruhigend über Ganbus Hals strich.
„Ich hoffe nur, dass Eure Tochter mir nicht zürnen wird, dass Ihr mir ihren Namen geliehen habt, werter Herr...“
"… Allerich von Eibenau, Ritter in Diensten seiner Hochgeboren von Morcerf, Graf zu Ganda."
, vervollständigte der ältere Mann sogleich in straffem, geübten Ton seine Vorstellung mit einem leichten Kopfnicken.
„Und ihr seid Fräulein … ?“
Natürlich war es nun an Delilah sich vorzustellen, denn dann wäre er kein Fremder mehr … mit dem sie ja nicht sprechen sollte. Sein Name hatte viel über ihn ausgesagt und sie wusste schon so einiges über ihn. Er war ein Ritter in Diensten, er gehörte zum Landgrafen der Gegend und er hatte eine Tochter namens Darna. Außerdem war er ihr mit seiner kleinen Schwindelei zu Hilfe gekommen und schien recht freundlich zu sein. Aber Delilah wusste auch, je nach dem was sie jetzt sagen würde, würden neue Fragen entstehen. Noch waren ihr alle Wege offen, selbst der, sich einfach zu bedanken und weiter zu reiten. Aber was dann? Die Nacht stand kurz bevor, der Himmel begann sich schon zu verfärben und irgendwie erschien ihr die Gegend gerade nicht ganz sicher. Aus der Richtung Gandas hörte man immer wieder Lachen oder laute Gesprächsfetzen, wenn der Wind günstig stand und die Laute heran trug. Sogar Musik war zu hören, als würde dort gerade eine große Feier im Gange sein.
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Delilah » Donnerstag 16. Juni 2016, 00:28

"… Allerich von Eibenau, Ritter in Diensten seiner Hochgeboren von Morcerf, Graf zu Ganda."
Die junge Frau lächelte sanft und neigte respektvoll den Kopf.
„Und ihr seid Fräulein…?“

Delilah zögerte einen Moment, noch waren ihr alle Wege offen, selbst der, sich einfach zu bedanken und weiter zu reiten. Doch dieser Mann war ihr so freundlich begegnet, dass sie diese Offenheit gerne erwidern wollte. Ob sich sein Verhalten ändern würde, wenn er merkte, dass vor ihm ein einfaches Stadtmädchen saß? … wenn auch ausgewählt von der Akademie und vom lichten Gott mit seiner Magie beschenkt. Die blonde Frau spürte Ganbus Erschöpfung unter sich und wollte ihn weiter beruhigen, doch sie wusste, dass der Weg noch weit war und ihre eigenen Kräfte waren auch verbraucht. Delilah atmete kurz tief durch, ehe sie mit einem Lächeln fortfuhr.

„Delilah Tesséras, mein Herr.“
Sie sah ihn mit ihren großen, braunen Augen offen an. „Ich bin Schülerin der Akademie des Lichts in Jorsa und gerade auf dem Heimweg.“ Sie selbst hatte keine Titel vorzuweisen bis auf diesen und fragte sich, wie ihr Gegenüber auf diesen Umstand reagieren würde.



Die heranwehende Musik und das entfernte Gelächter standen im groben Gegensatz zu dem, was Delilah gerade auf der Wegkreuzung erlebt hatte und sie warf dem Dorf einen leicht irritierten Blick zu. Die drei Kerle waren wohl zu dieser Feier unterwegs gewesen... die Magi in Ausbildung betete, dass sie keinem anderen Gast - Mann oder Frau - Schaden zufügen würden. Vielleicht war ihnen das Eingreifen des ihnen bekannten Ritters ja eine Lehre gewesen... doch irgendwie bezweifelte Delilah das.
"Ihr... kanntet die drei?", fragte die Magi leicht in Gedanken versunken, den Blick auf das Dorf und den sich langsam verfärbenden Himmel dahinter gerichtet.

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Montag 27. Juni 2016, 08:38

„Delilah Tesséras, mein Herr.“
Seine Braune wanderten ein kleines Stück in die Höhe, aber verweilten nicht lange dort. Ein Schmunzeln legte sich auf seinen Mund und er musterte sie noch einmal eingehender.
„Ich bin Schülerin der Akademie des Lichts in Jorsa und gerade auf dem Heimweg.“
Er nickte ebenfalls noch einmal höflich und meinte dann zwinkernd:
"Wie kommt eine Novitzin an ein solches Ross? Die Geschichte, die mit euch tragt, die würde ich gern hören, aber ich bin ein wenig in Eile."
Die heranwehende Musik und das entfernte Gelächter zogen auch seinen Blick wieder an. Delilah warf dem Dorf einen leicht irritierten Blick zu. Die drei Kerle waren wohl zu dieser Feier unterwegs gewesen... die Magi in Ausbildung betete, dass sie keinem anderen Gast - Mann oder Frau - Schaden zufügen würden. Vielleicht war ihnen das Eingreifen des ihnen bekannten Ritters ja eine Lehre gewesen... doch irgendwie bezweifelte Delilah das.
"Ihr... kanntet die drei?"
, fragte die Magi leicht in Gedanken versunken, den Blick auf das Dorf und den sich langsam verfärbenden Himmel dahinter gerichtet.
"Ich gestehe, ja. Und das ist mit einer der Gründe warum ich auch eilen muss."
Er wartete, bis die junge Frau neben ihm, ihn wieder ansah und fuhr fort:
"Andererseits wiederstrebt es mir euch hier draußen alleine zu lassen. Ihr seht müde aus und ein junges Ding wie ihr, sollte nicht alleine reisen, dehalb mein Vorschlag: Wenn ihr noch ein wenig aushalten könnt und dem Weg noch bis zur zweiten Hügelkuppe folgt, dann kommt dahinter eine Abzweigung zur Rechten, die zu meinem Heim führt. Dort ist derzeit nur meine Frau und ein paar Bedineste. Sagt ihr, dass ihr "Plagegeist" euch schickt. Benutzt diese Worte und die wird euch eine Schlafstatt zur Nacht richten. Ich selbst muss in Ganda nach dem Rechten und nach meinem Herren sehen, aber ihr braucht ein Dach über dem Kopf und eine Mahlzeit und euer Pferd eine Pause."
Sein Blick suchte in ihrem Gesicht nach Zustimmung, aber so oder so, nickte er noch einmal und steuerte dann sein Pferd in Richtung der Feierlichkeiten, des Gelächters und der Musik.
„Gebt auf euch Acht, Fräulein Tesséras.“
Deli blieb allein zurück und der Abend begann sich zur Nacht zu wandeln. Es blieb ihrer eigenen Entscheidung überlassen, ob sie heute unter Sternen schlafen wollte oder das Angebot des Ritters annehmen wollte.
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Delilah » Dienstag 5. Juli 2016, 04:00

„Es ist eine lange Geschichte, mein Herr.“ Die junge Novizin schenkte ihm ein erschöpftes Lächeln, erleichtert über seine Reaktion auf ihre Herkunft. Ja… ein solches Ross. Liebevoll strich Delilah über das weiße Fell ihres Begleittieres. Ein Geschenk… ein unglaubliches, wunderbares Geschenk… von einem Mann, der in seiner hilfsbereiten, väterlichen Art dem Herren von Eibenau ein wenig glich.

"Andererseits wiederstrebt es mir euch hier draußen alleine zu lassen. Ihr seht müde aus und ein junges Ding wie ihr, sollte nicht alleine reisen, deshalb mein Vorschlag: Wenn ihr noch ein wenig aushalten könnt und dem Weg noch bis zur zweiten Hügelkuppe folgt, dann kommt dahinter eine Abzweigung zur Rechten, die zu meinem Heim führt. Dort ist derzeit nur meine Frau und ein paar Bedienstete. Sagt ihr, dass ihr "Plagegeist" euch schickt. Benutzt diese Worte und die wird euch eine Schlafstatt zur Nacht richten. Ich selbst muss in Ganda nach dem Rechten und nach meinem Herren sehen, aber ihr braucht ein Dach über dem Kopf und eine Mahlzeit und euer Pferd eine Pause."

Auf dem Gesicht der Novizin war nur Erstaunen zu finden. Was für ein Angebot! Ein sicherer Schlafplatz für ihr Pferd und sich selbst allein war schon mehr als sie von der Nacht erwartet hatte. Ein strahlendes Lächeln erhellte bald das Gesicht der jungen Frau.

„Ich danke Euch, mein Herr. Ich weiß nicht wie…“ Ihr fehlten die Worte. „Danke.“

„Gebt auf euch Acht, Fräulein Tesséras.“

„Lysanthors Licht auf Euren Wegen, Herr von Eibenau.“
Und damit war er in der Abenddämmerung verschwunden und Delilah blieb allein auf dem Weg zurück, der mehr und mehr von der Nacht erobert wurde. Sie sollte sich auf den Weg machen. Sie hatte keinen Grund ihrem Helfer in der Not nicht zu trauen und sein Angebot war einfach zu verlockend. Hier draußen unter den Sternen wären sie vielen Gefahren ausgesetzt und nicht zuletzt auch der Gefahr, den Trunkenbolden erneut zu begegnen. Das war ein Risiko, das Deli nur ungern eingehen wollte. Eine Nacht nicht auf einem Pferderücken und mit dem ständigen Blick nach hinten erschien Delilah momentan wie das größtmögliche Glück auf Erden. Also machte sich Delilah daran der Wegbeschreibung des Herren von Eibenau zu folgen und keines seiner Worte zu vergessen, falls seine Frau sie nachher danach fragen würde.

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. Juli 2016, 09:21

Die Novizin lenkte ihre Schritte auf den ihr gewiesenen Weg, der zu einem ein wenig abseits der Ortschaft gelegenen Gutshof gehörte, der schon von weitem offenbarte, dass es kein einfacher Bauer war, der dies sein Zuhause nannte.
Das Gut derer von Eibenau war Hufeisenförmig angeordnet, die Gebäude und Stallungen um das Haupthaus, alles trotz seiner Beschaulichkeit korrekt und solide anmutend. Selbst der Innenhof war ordentlich gefegt und war mit flachen Feldsteinen gepflastert. Die Stuckverzierungen am Haupthaus kündeten von Liebe zur Symmetrie, Treue zum Königreich und Stolz auf die erlangten Ritterwürden. Am Ziergiebel hing über dem Eingang ein Wahlspruch, flankiert von Adlern mit ausgebreiteten Flügeln:
'Adel' kommt von 'edel'.
Zu der späten Stunde brannte eine Laterne in der Nähe des Haupteingangs, verbreitete warmes Licht und Hoffnung auf ein gemütliches Bett, nachdem sich Delilah so sehr sehnte. Die Müdigkeit saß ihr schon so tief in den Knochen, dass sie den Hunger gar nicht mehr wahrnahm.
Möglichst offen und sichtbar ritt sie mit Ganbu auf den Hof und ließ sich in dem Moment von ihm herunter gleiten, als sich die Vordertür öffnete und ein Mann mit Öllampe und einem Knüppel in der Hand öffnete. Dahinter stand noch jemand, aber die Person war durch das blendende Licht nicht zu erkennen.
„WER DA?“
Die Person hinter dem Mann schob ihn an der Schulter beiseite und trat nach vorne. Es war eine schon etwas ältere Frau mit einer weißen Haube auf dem Kopf.
„Geh beiseite, Gernot. Du siehst doch, dass es nur ein Mädchen ist.“
Dann sah sie wieder zu Delilah und fragte:
„Kind, was führt euch her, zu so später Stunde?“
Die junge Lichtmagi stand noch gut fünf Meter entfernt und bekam das Licht ins Gesicht geleuchtet. Natürlich wollten die Bewohner dieses Hauses ihre spätabendlichen Gäste erst einmal begutachten.
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Delilah » Donnerstag 7. Juli 2016, 20:18

‚Adel‘ kommt von ‚edel‘.
Delilah blickte hoch zum Ziergiebel und schenkte ihm ein müdes Lächeln. Dieser Leitspruch passte zu ihrer Begegnung von eben. Das ganze Gut machte einen einladenden Eindruck, zeugte von der Ordnung und dem Fleiß seiner Bewohner. Erschöpft ließ sich die Novizin von Ganbus Rücken gleiten. Ihr Körper war erschöpft, ihre Glieder schmerzten. Nach der langen Zeit fehlender Bewegung war dieser Kraftakt der letzten Tage eine große Herausforderung für ihren Körper gewesen. Doch wie musste es erst dem Pferd gehen, das sie so weit getragen hatte.

Die Vordertür öffnete sich mit einem harschen „WER DA?“, als ein Mann mit Knüppel die Tür öffnete. Hinter ihm schob sich jedoch recht schnell eine ältere Frau nach vorn.
„Geh beiseite, Gernot. Du siehst doch, dass es nur ein Mädchen ist.“

Wenn auch nur aus Gewohnheit, versuchte Delilah trotz ihrer Erschöpfung die „Kinderaugen“ anzuwenden. Der Zauber hatte ihr in letzter Zeit gute Dienste geleistet und sie durch so manche Dunkelheit geleitet. Sie blinzelte erschöpft in das Licht der Öllampe.
„Kind, was führt Euch her, zu so später Stunde?“

Ja… was führte sie her? Das war eine wirklich lange und komplizierte Geschichte. Die hier relevanten Informationen waren zum Glück reichlich weniger.
„Mein Name ist Delilah Tesséras, meine Dame. Ich bin Novizin der Akademie des Lichts und auf dem Heimweg nach Jorsa. Ich bin unterwegs Herrn Allerich von Eibenau begegnet, der mir aus einer misslichen Lage herausgeholfen hat… und mich dann hierherschickte mit den Worten, ich solle seiner Frau sagen… ihr…“ Die junge Frau zögerte kurz beim letzten Teil des Satzes. „…ihr >Plagegeist< würde mich schicken.“
Sie hatte das Gefühl, dass das letzte eine eher intime Information war, aber das war ja auch der Sinn der Sache. Damit sie beweisen konnte, dass auch wirklich Herr Eibenau sie geschickt hatte. Trotzdem kam sich Delilah dabei ein wenig vor, als ob sie in die Privatsphäre des Ehepaares eingedrungen wäre.

„Er sagte, ich solle die Nacht nicht draußen verbringen.“, fügte sie mit leiser Stimme hinzu. Es war ungewohnt für sie, so nach Obdach zu fragen.

Sie musste ein wahrlich merkwürdiges Bild abgeben. Eine junge Frau, Novizin der Lichtmagie, erschöpft und zerschlissen von ihrem Ritt durch Nacht und Nebel. Dann auch noch in einem Kleid, das nicht ihrem Stand entsprach und mit einem Pferd, das einem Edelmann gehören könnte. Bei Einbruch der Dunkelheit.

Zum Glück war sie nicht mehr blind. Das hätte nur noch mehr Fragen aufgeworfen. Bei diesem Gedanken schlich sich ein leises Lächeln auf Delilah müde Lippen.
Es war wirklich eine lange Geschichte.

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Montag 11. Juli 2016, 19:10

„Mein Name ist Delilah Tesséras, meine Dame. Ich bin Novizin der Akademie des Lichts und auf dem Heimweg nach Jorsa. Ich bin unterwegs Herrn Allerich von Eibenau begegnet, der mir aus einer misslichen Lage heraus geholfen hat… und mich dann hierher schickte mit den Worten, ich solle seiner Frau sagen… ihr…“
Die junge Frau zögerte kurz beim letzten Teil des Satzes.
„…ihr >Plagegeist< würde mich schicken... Er sagte, ich solle die Nacht nicht draußen verbringen.“
, fügte sie mit leiser Stimme hinzu und die Dame des Hauses trat schmunzelnd draußen auf die Treppe. Sie winkte ihr mit der Hand, dass sie näher kommen sollte und sprach gleichzeitig zu dem Diener:
„Los Gernot, steht nicht wie angewurzelt. Geht und bringt das Pferd in den Stall.“
Dann hielt sie Delilah die ausgestreckte Hand entgegen.
„Kommt näher Kind. Ich bin seine Frau und ihr seid hier richtig. Mein Mann macht gerne solche Scherze und ihr braucht euch darüber nicht zu grämen. Ich hätte euch auch ein Obdach angeboten, wenn er sich als „Scheusal“, „Monster“ oder „Wüstling“ bezeichnet hätte. Er ist ein guter Mann und möchte also, dass ihr gut versorgt seid. Dann lasst uns hineingehen.“
Sobald Delilah näher kam, konnte sie die Dame genauer betrachten. Sie beobachtete ihrerseits die junge Novizin und schien über etwas nachzudenken, dann nahm sie Delilahs Hand und meinte:
„Mein Mann hat sich sicher in aller Form vorgestellt, also darf ich dem in nichts nachstehen. Ich bin Siglinde von Eibenau, aber ihr seid sicher müde. Kommt erst einmal herein, hier ist es wärmer.“
Frau von Eibenau zog Delilah in den geräumigen Flur. In ihrem Nacken hatte sich eine lange hellbraune Haarlocke unter der Haube hervor gestohlen, die ihr wohl nicht aufgefallen war, sah sie doch sonst perfekt aus, obwohl sie nur einen Hausmantel und vermutlich darunter ein Nachtkleid trug. Ihr vornehm blasse Haut leuchtet im Schein der Lampe, was vermuten ließ, dass sie zwar sicher kein lichtscheues Wesen, aber auch nicht den Tag auf dem Feld verbrachte, sondern eher häuslich veranlagt war. Um ihre Lippen hatte das Alter schon einige kleine Falten gemalt, aber ihre grünen Augen strahlten noch wach und aufmerksam. Delilah kam vielleicht der Gedanke, dass ihre eigene Mutter jetzt in einem ähnlichen Alter sein müsste, also so um die 40 Jahre. Diese Frau hier schien wie eine Mutter, denn sie verhielt sich so und musterte sie wie eine. Der Schmutzige Saum ihres Kleides schien ihr Missfallen zu wecken, aber sie sagte nichts dazu, sondern führte sie in das Haus. In der geräumigen Diele, die den Eingangsbereich bildete, befand sich, wie in vieler solcher Anwesen auf dem Lande, die "Ahnengalerie". Nur wahr es eher keine Galerie, denn es hing nur ein Bild dort - das Porträt eines alten Mannes, wo das Messingschild verkündete: "Leonbrand, Ritter seiner Majestät, Gründervater des Hauses". Daneben stand eine Rüstung mit Wappen und Banner dahinter, die der Hausherr vermutlich zu Lebzeiten getragen hatte, denn er trug sie auch auf dem Bildnis. Allein auf diesen wenigen Dingen schon ruhte fast der ganze Charme des Hauses, der stolz von Rittertum und Ehre berichtete.
Doch Frau von Eibenau führte sie nach links und Delilah fand sich, nach einem eher plötzlichen Wechsel der Umgebung, allein in einem beheizten Wohnraum wieder, der angesichts zweier Wildschweinfelle vor dem Kamin und einiger Hirschgeweihe an den Wänden eher als "Jagdzimmer" bezeichnend wäre. Über der Tür hing ein vergoldetes ausladendes Geweih, Hinweis wohl auf das Wappen des Hauses, dass sie schon vorher auf dem Banner gesehen hatte. In diesem Haus wurde die Geschichte mit Stolz getragen. Die Hausherrin hatte sich kurz entschuldigt und sie gebeten hier zu warten, also tat sie das. Die plötzliche Wärme und die Erschöpfung der vergangenen Tage und Ereignisse drohten sie nun einzuholen und die beiden Sessel vor dem Kamin stritten lauthals um ihre Aufmerksamkeit. Zumindest würden sie es, wenn sie sprechen könnten...
**Ich bin sooo weich und herrlich gemütlich! Setz dich in mich, dann schläfst zu sanft!**
**Ich bin aber viel weicher und noch viel gemütlicher! Komm zu mir und ich schenk dir süße Träume!**
Nein, die Sessel redeten nicht, aber Gedanken wie diese waren sehr - sehr naheliegend. Das leise Knistern des Feuers lockte die Novizin näher an den Kamin und sie konnte dort ihr klammen Hände wärmen. Kurz bevor Delilah tatsächlich sich dem Lockruf des hiesigen Mobiliars ergeben konnte, kehrte Siglinde zurück und offenbarte:
„Das Zimmer ist fertig. Nichts besonderes, aber ihr werdet sicher gut schlafen. Begleitet mich...“
und während Delilah ihr folgsam hinterher lief fügte sie noch hinzu:
„Morgen könnt ihr noch mit uns frühstücken, wenn ihr es nicht eilig habt. Meine Tochter befindet sich zur Zeit im Knappendienst und das Haus ist recht leer. Ich würde mich freuen, wenn ich jemanden zum Reden hätte. Ich bringe euch auch noch einen Tee, der euch wärmen wird.“
Damit kamen sie an einem kleinen Gästezimmer an. Frau von Eibenau war schon wieder verschwunden, sodass sich Delilah auch hier ungestört umsehen konnte. Eine Waschschüssel stand auf einer kleinen Kommode bereit und das Bett wirkte weich und frisch bezogen. Ein sauberer Nachttopf stand halb verborgen unterm Bett. Lysanthors Sonne hing aus Holz geschnitzt, als stilisiertes Zeichen an einer Wand am Kopfende des Bettes, was den Raum noch ein wenig freundlicher machte. Das Fenster auf der anderen Seite war klein und der braune Vorhang war zugezogen.
„Hier ist der Tee. Ich glaube nicht, dass ich es sagen muss, aber ich tu es trotzdem...“
Sie lächelte kurz, stellte ein kleines Tablett ab und fügte an:
„Bitte lauft nicht durchs Haus wenn ihr wach werdet. Gernot ist noch nicht lange bei uns und er könnte euch für einen Einbrecher halten. Er ist manchmal etwas übernervös, aufmerksam, aber eben etwas übereifrig. Wenn ihr nicht noch etwas dringlich braucht, dann wünsche ich eine gute Nacht.“
Damit war sie auch schon halb wieder weg und schon dabei die Tür hinter sich zu schließen. Ruhe hatte sich schon über das ganze Haus gelegt und dieses Mal war es das Bett, das Delilahs Namen lockend flüsterte.
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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Delilah » Montag 29. August 2016, 22:32

Das Bett rief nach ihr und Delilah folgte beinahe willenlos seinem Lockruf. Mit müden Fingern befreite sie sich aus ihrem Kleid. Ihr ganzer Körper schrie nach Erholung, ihr Kopf war schwer wie Blei und ihre Augen konnte die junge Frau auch nur noch mit großer Mühe offen halten. Ihr Rücken sang ein Klagelied über jede Minute des vergangenen Ritts, als Deilah sich streckte und ein ungesundes Knacken zu hören war.
Doch nun plötzlich allein, bemerkte Delilah auch die Abwesenheit ihres treuen Begleiters und der tröstenden Wärme Ganbus und sie vermisste ihn.
Sie war lange nicht mehr wirklich allein gewesen. Lucy, Verano, Gunther, Baltos, … immer hatte es jemanden in ihrer Nähe gegeben, der ihr Halt geben konnte. Nun musste sie diesen Halt in sich selbst finden.

Wie es ihren vorherigen Gefährten wohl ging? Ob sie es wohlbehalten durch ihre Gefahren und Abenteuer schafften?

Mit müden Fingern hob sie die Tasse Tee zum Mund und genoss die Wärme des Getränks. Durch das Fenster blickte sie hinaus in die Dunkelheit der Nacht und war einmal mehr froh, nicht dort draußen nächtigen zu müssen. Sie hatte wirklich Glück gehabt, dem Herren von Eibenau auf der Straße begegnet zu sein. Er hatte sie vor einer schrecklichen Situation bewahrt und ihr einen Zufluchtsort für die Nacht ermöglicht.

Die Novizin musste ihren letzten Willen zusammen nehmen, um nicht sofort ins Bett zu fallen, sondern sich vorher wenigsten den gröbsten Dreck der Straße vom Körper zu waschen. Mechanisch führte sie die Bewegungen aus, den Kopf schon vollkommen leer von Gedanken, nur noch auf den nächsten Schritt ausgerichtet. Nachdem sie das getan hatte, fiel sie völlig erschöpft ins Bett.

Kaum dass sie die Matratze berührt hatte, schlossen sich Delilahs Augen und ihr erschöpfter Körper und Geist gaben sich dem erholsamen Schlaf hin.
Warum auch sollte sie dieses Zimmer bis zum Morgen verlassen wollen? Heute Nacht würde sie sicherlich nichts so schnell wecken.

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Re: Auf den Straßen um Ganda

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 31. August 2016, 09:45

Diese Nacht sollte nicht ereignislos vorüber gehen und Delilah schüttelten heftige Träume. Es waren doch Träume oder?
Etwas wollte ihr Herz öffnen, ihre Sinne für das was da kommen sollte.
… Delilah wanderte durch die Erinnerungen ihres Lebens … Da waren so viele Bilder, manche so klar wie jenes, wo sie als Mädchen ihrer Moma stolz ein Gedicht aufsagte, dass sie in der Schule gelernt hatte:
'Worte in den Wind:
Die Worte, die in's Menschenherz
Nicht aufgenommen sind,
Man nennt sie wohl mit Fug und Recht
Nur Worte in den Wind.
Doch sind sie nicht verloren, nein!
Es trägt der Wind sie fort,
Auf seinen Flügeln schweben sie
Gar leicht von Ort zu Ort.
Sie suchen dann in Nord und Süd
Und auf und niederwärts,
Den Weg in eines Menschen Ohr,
In eines Menschen Herz.
Und so vernehmen wir denn oft,
was uns kein Mund gesagt.
So führt zu uns des Windes Hauch,
Wonach wir lang gefragt.'

Und es war der Wind, der wieder einmal Worte zu ihr trug, sie umarmte, sie geborgen hielt und ihr ferne Nachrichten zu flüsterte, die Worte die ihr Ohr hätte hören sollen. Es war Veranos Stimme die sie sanft berührte und sein Bild im Traum herauf beschwor. Sie Flog mit ihm hoch über den Wolken. Tief unter sich die weißen Watteberge und über ihr das dunkle Sternenzelt. Er hielt ihre Hand und sie sah ihn an. Sie sah wie seine Lippen sich bewegten, aber der Wind trug nur Bruchstücke zu ihr herüber:
**... nicht wiedersehen... tut mir unendlich leid... nichts mehr für dich tun außer ...zu öffnen, dir zu das Geschenk der Erkenntnis zu... **
Er zog sie näher zu sich.
**… Glaube an dich und sag meinem Sohn, dass ich ihn ...**
Das letzte Wort formten seine Lippen nur. Der Wind hatte es fortgerissen. Sie wusste was es bedeutete, doch sie hörte ihn schon nicht mehr. Seine Liebe ging im Rauschen des Windes verloren. Er führte die freie Hand an sein Herz und entnahm einen leuchtenden Funken Licht, den er ihr auf die Brust drückte. Instinktiv griff sie nach seiner Hand auf ihrer Brust und wollte sie dort fest halten. Etwas war im Wandel und ging viel zu schnell. Sie sah auf ihre miteinander verbunden Hände und wieder in sein Gesicht. Seine Augen glitzerten silbern und verengten sich nun langsam zu senkrechten Schlitzen, als wäre er nicht mehr ganz er selbst aber bevor sein Blick sich vollständig ändern konnte, ließ er sie los und Delilah fiel in die Wolken.
Sie fiel tiefer und tiefer in sich selbst hinein. Tiefer als sie je geträumt hatte. Weiße Wattewolken umarmten sie und ließen sie den Fall angenehm erscheinen. Es war wie ein Streicheln, ein gehauchter Kuss, ein Abschied vom einen um in etwas anderes über zu gehen...

Ein sanftes Raunen, als würde jemand zu ihr sprechen. Nur was sagte es? Sie konnte es nicht verstehen. Sachte und seicht spürte sie Wind um sich herum. Der Wind trug sie, umarmte sie wie eine Mutter ihr Kind. Es war beruhigend und behütend. Wolken zogen an ihr vorbei - zumindest mussten es Wolken sein. Sie waren fluffig und erinnerten im Entfernten an liebevolle Gesichter bekannter Personen. Sie war ein kleiner Vogel. Irgendwo war leise das Brüllen eines Bären zu hören. Oder war es ein Löwe? Rief er sie? Trotzdem flog sie weiter und weiter. Die Luft um sie herum gab sie nicht frei. Angst war ihr Fern und doch stimmte etwas nicht.
„Habe keine Angst. …dir droht kein Unheil“
, drang eine neue Stimme zu ihr. Ob diese männlich oder weiblich war, konnte sie erst nicht sagen. Sie war zumindest liebevoll und jedes Wort war wie Balsam für die Seele.
Jetzt da sie die Stimme hörte, vernahm sie auch das Rauschen wieder. Konnte es zuordnen? Es klang wie ein gewaltiger Flügelschlag. Riesig und doch nicht angstauslösend. Eine Blick zur Seite ließ sie ihren Träger erahnen. Sie wurde von etwas Großem gehalten. Weiß schien es zu sein und nur aus Licht zu bestehen. Die Stimme wandelte sich und blieb doch gleich, sie wurde weicher und wärmer. Es war ein Klang, der einem das Herz öffnete, dem man alles erzählen wollte und so süß, dass man schon vom zuhören gleich ein paar Pfund mehr drauf hatte.
„Nimmst du mich jetzt besser wahr? Ich gehöre zu dir und warte nur darauf, dass du mich findest. Lasse mich nicht allein in der Finsternis. Ich vergehe dort…mein Licht vergeht dort“
Sie konnte im Traum sehen, wie es dunkler und auch kälter wurde. Als würde sie die Angst des Wesens fühlen können. Ein Wesen das irgendwo gefangen gehalten wurde. Welches seine Flügel nicht spreizen konnte und fast schon das Fliegen verlernt hatte. Nein, nicht verlernt – noch nie geflogen war!
Eine Frau manifestierte sich aus den Wolken heraus. Sie war riesig und ihr langes Haar, wie flüssiges Gold. Trotzdem sah sie dunkel aus, denn ihr Antlitz lag in Schatten, nur aus ihren Händen, welche sie vor der Brust hielt, strahlte Licht hervor. Zu diesem Licht wurde Delilah gezogen. Sie selber schien winzig zu sein, doch das Licht rief sie.
Sie konnte jetzt die kleinere Gestalt erkennen - es sah einem Vogel ähnlich. Dieser strahlte hell und heller.
Die Frau sah an sich runter, blickte zu Delilah und sie konnte sich nun selbst in der Frau erkennen.
„Befreie dich….Lass uns endlich fliegen…“
, sprachen zeitgleich die Frau und das Vögelchen. Sie war sie und sah in ihre eigenen Augen.
„Es ist endlich Zeit, an Größe zu gewinnen… Traue dich….Entfalte dich….“
Dann wurde es gleißend hell.

Nova erwachte mit neuer Macht.

( - Flügel der Sonne (neuer Zauber)
Ein Zauber der nächsten Stufe. Sehr Kräfte zehrend, aber höchst imposant. Der Zauberer legt Schwingen aus Licht um den Körper. Je nach Kraft des Magiers, können es 2, 4 oder sogar 6 Flügel sein, die von sich aus in hellem Licht erstrahlen. Pro Flügelpaar hält der Zauber eine Stunde. Jeder der den Zauberer anblickt, wird von einer tiefen Ergriffenheit übermannt. Einfache Gemüter wollen vor der Schönheit sich regelrecht im Boden verkriechen, wo andere voller Ehrfurcht das Knie beugen. In diesem Zustand ist es fast unmöglich eine aggressive Handlung gegen den Magier vorzunehmen und viele würden alles tun, um ihm zu gefallen.
- Die nächste Stufe der Lichtmagie wird erst mit der ersten Anwendung des Zauber aktiviert - )

Delilah schlug die Augen auf und lag schweißgebadet in dem fremden Bett, diesem fremden Zimmer. Es dauerte sich zu orientieren, sich zu erinnern wo sie war. Ihre Haut brannte leicht, als hätte sie zu lange in der Sonne gelegen, aber sonst fühlte sie sich wunderbar und jegliche Verletzungen waren verschwunden. Und da war noch etwas...
Sie fasste sich an ihr Herz und hätte schwören können, dass eben dort noch Veranos Hand gelegen hätte. Sie wusste nicht warum, nicht wieso oder was geschehen war, sie wusste nur, dass er sich von ihr verabschiedet hatte und dass er etwas in ihr geöffnet hatte.
Ein schmaler Streifen Licht fiel durch die Fensterläden und zeigten den neuen Morgen an. In ihm tanzen Staubpartikel wie kleine goldene Funken.

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