Der Weg wird steinig

Dieser prächtige Wald liegt im Norden Celcias. Der Fluss Tangros lässt dieses Gebiet blühen. Ein einsamer Priester ließ sich in diesem Wald nieder und erbaute ein Kloster, aber auch die Nachtelfen blieben nicht ohne Taten.
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Marga
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Marga » Freitag 10. Juni 2016, 18:36

Eilmana konnte Margas Bein wieder richten. Das war wunderbar. Währenddessen hörte sich Marga die Erklärung an, wo das Ei herkam. Sie stutzte.

„Drachenei?“, fragte sie ungläubig. Über Drachen wusste sie noch weniger als Eilmana. Aber sie erinnerte sich daran, dass Drachen etwas mit Oroks Clan zu tun hatten, und griff deshalb nach ihrer Tasche, wo Oroks Buch drinnen war. Zu schade, dass sie ins Leere griff. Ihre Tasche war nämlich beim Angriff der Spinnen zurück geblieben, viele Meilen entfernt irgendwo auf einer Lichtung mit einer kalten Feuerstelle.

Noch ungläubiger wurde sie danach: „Vielleicht er kann treuer Begleiter werden... Was du reden? Du willst doch keine Drachen ausbrüten!“ Marga warf die Arme in die Luft. „Ein Warg geht ja noch, aber alles darüber hinaus, undenkbar!“ Die Halborkin lachte - aber nur, weil die Lichtmagie wirklich kitzelte.

Sie beobachte die heilende Wirkung. Eilmana erklärte, dass Marga ihr Bein trotzdem noch schonen musste. Die Halborkin wickelte ihr Bündel aus und reichte Eilmana ihre eigenen Stiefel. Die nächsten Tage brauchte sie diese ja nicht. Sie seufzte und blickte auf das vermeintliche Drachenei.

„Mein Ziehpapa hat mir beigebracht, wie man herausfindet, ob ein Ei roh ist. Man legt es auf Tischplatte und lässt es drehen. Dann man berührt es, dass es ganz kurz anhält. Aber innen es dreht weiter und wenn man es loslässt, es dreht sich auch ein bisschen weiter.“

Während Marga das erklärte glitt ihre Hand über den Erdboden und machte eine glatte Mulde aus Eis. In diese Mulde legte sie das Ei, versetzte es mit beiden Händen ins Drehen. „Gleich wir wissen, ob es ein Stein ist.“ Sie legte kurz ihre Handfläche auf das drehende, runde Ding und schaute was dann passierte.
Sie wiederholte den Versuch. Sie stutzte. Dann wiederholte sie das noch ein weiteres mal.

„Ich mich täusche oder es zeigt immer in die Richtung?“, fragte Marga und deutete nach Norden.

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Eilmana Silva
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Eilmana Silva » Freitag 10. Juni 2016, 21:40

Eilmana lächelte als sie Marga lachen sah, sie Hatte Marga noch nie lachen sehen. Es gab allerdings auch bisher wenig zum lachen. Aber das Lachen lockerte die Situation auf und half Eilmana noch mehr vertrauen in Marga zu entwickeln.

Als Marga so ungläubig reagierte nach dem Eilmana meinte der vermeintliche Drache könne ein Begleiter werden sah die Junge Elfe die Halborkin Offenherzig an.
„Ich glaube daran das man mit Jedem Tier eine Tiefe Verbundenheit fühlen kann,...“ Sie stoppte,....
„Naja mit fast jeden, außer diesen Spinnen vielleicht....“
Danach musste Eilmana lachen.
„Ragnar ist ein Raubtier, aber eines mit Stolz und dem Drang nach Sozialem miteinander, ein Drachen ist nichts anderes.“

Eilmana nahm die Stiefel an und nickte.
„Danke“

Sie Zog die Stiefel über, sie waren ein gutes Stück zu groß und sehr schwer aber Eilmana wollte versuchen ob das Laufen darin besser war als Barfuß und so behielt sie sie vorerst an.

Dann beobachtete sie Margas Trick und war fasziniert von der Eismagie und diesem Trick.
Doch Margas Feststellung war auch schon Eilmana aufgefallen und so nickte sie der Halborkin zu.
„ich habe es in diese Baumwurzel gelegt doch es kippte immer in die Selbe Richtung, das müsste Norden sein. Wenn es wirklich ein Drache ist will es vielleicht in diese Richtung, oder es will das wir in diese Richtung gehen,...was meinst du?“

„Ich jedenfalls denke das wir eh nicht viele Optionen haben, ich habe selbst aus der Krone eines Baumes nichts sehen können und leider konnte ich Naif auch nicht los schicken ...“
Ich blick wurde traurig und wanderte zu Boden, Sie kniff die Augen zusammen dann öffnete sie sie und sah auf das Ei und sie beruhigte sich wieder etwas. Sie Nahm das Ei in die Hände und Hielt es fest.

„Ich denke es ist Egal in welche Richtung wir nun weiter gehen?“
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Marga » Mittwoch 15. Juni 2016, 19:38

Als Eilmana die Spinnen zur Sprache brachte, knurrte Marga etwas und Ragna machte es ihr nach. „Spinnen waren doch verbunden. Mit ihrer Königin. Deswegen alle am Ende durchgedreht.“ Sie spuckte in das Loch.

Marga blickte wehmütig auf das Ei. Selbst das Wissen, dass es ein Drachenei war, minderte ihren Appetit darauf nicht. Sie wendete ihren Blick ab und schaute in den Wald. Jagen und Sammeln, das war also die Devise, wenn sie ihren Magen füllen wollte. Keine Annehmlichkeiten der Zivilisation, außer der Kleidung am Leib. Aber es könnte schlimmer sein. Sie könnte nämlich zusätzlich noch mit einem verletzten Bein in einem tiefen Loch festhängen.

Das Ei war also wie ein Kompass und zeigte dahin, wo es hingehörte. Nur was mochte sie da erwarten? Eilmana sah so aus, als wollte sie wirklich in die Richtung. Marga grübelte.

Die Alternative, den Wald nach den Leuten abzusuchen, die sie aus den Höhlen kannte, sagte Marga nicht zu. Lieber weiterziehen, das würden die bestimmt auch tun. Die Halborkin bezweifelte, dass Norden die Richtung war, die sie am schnellsten mit ihrem Verlobten wieder vereinte. Die Karte, die Eilmana mit Holzkohle auf ihrem Umhang gezeichnet hatte, war völlig verschmiert. Aber die Elfe hatte das Ding sicher noch irgendwo in ihrem Kopf.

„Ja, vielleicht führt uns das Ei an Stelle vorbei, die du von Karte wiedererkennst. Halt die Augen offen. Schließlich interessiert mich Orok mehr als Drachen.“

Marga stützte sich zum Aufstehen auf Ragna und kletterte gleich in einem Ruck auf die Wargin.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Montag 20. Juni 2016, 19:49

„...Ich habe es in diese Baumwurzel gelegt doch es kippte immer in die Selbe Richtung, das müsste Norden sein. Wenn es wirklich ein Drache ist will es vielleicht in diese Richtung, oder es will das wir in diese Richtung gehen,...was meinst du? Ich jedenfalls denke das wir eh nicht viele Optionen haben, ich habe selbst aus der Krone eines Baumes nichts sehen können und leider konnte ich Naif auch nicht los schicken ...“
Eilmanas Blick wurde traurig und wanderte zu Boden, Sie kniff die Augen zusammen dann öffnete sie sie und sah auf das Ei und sie beruhigte sich wieder etwas. Sie Nahm das Ei in die Hände und Hielt es fest.
„Ich denke es ist Egal in welche Richtung wir nun weiter gehen?“
Als Eilmana die Spinnen zur Sprache brachte, knurrte Marga etwas und Ragna machte es ihr nach.
„Spinnen waren doch verbunden. Mit ihrer Königin. Deswegen alle am Ende durchgedreht.“
Sie spuckte in das Loch. Marga blickte wehmütig auf das Ei. Selbst das Wissen, dass es ein Drachenei war, minderte ihren Appetit darauf nicht. Hätte Eilmana auch ahnen können, das Marga tatsächlich darüber nachdachte, ein ungeborenes Drachenbaby zu ESSEN? War irgendein Wesen der Geschichte Celcias schon mal auf diese Idee gekommen? ...sicher nicht, also konnte Eilmana auch nicht wissen, was der Halborkin gerade durch den Kopf ging, als sie das Ei betrachtete. - zum Glück! -
Das Ei war also wie ein Kompass und zeigte dahin, wo es hingehörte. Nur was mochte sie da erwarten? Eilmana sah so aus, als wollte sie wirklich in die Richtung. Marga grübelte. Die Alternative, den Wald nach den Leuten abzusuchen, die sie aus den Höhlen kannte, sagte Marga nicht zu. Wer wusste schon wo die heraus gekommen waren?
Die Halborkin bezweifelte zwar, dass Norden die Richtung war, die sie am schnellsten mit ihrem Verlobten wieder vereinte, aber Oroks "Drachenmal-Klan" würde sich sicher auch für ein Drachenei interessieren, selbst wenn es dabei nur um besonders mächtige Omelette-Rezepte ging. Die Karte, die Eilmana mit Holzkohle auf ihrem Umhang gezeichnet hatte, war durch das Schwimmen verschmiert und unbrauchbar geworden, aber sie könnten sie erneuern, wenn sie sich dafür die Zeit nahmen.
„Ja, vielleicht führt uns das Ei an Stelle vorbei, die du von Karte wiedererkennst. Halt die Augen offen. Schließlich interessiert mich Orok mehr als Drachen.“
Marga stützte sich zum Aufstehen auf Ragna und kletterte gleich in einem Ruck auf die Wargin. Da Margas Schuhe an Eilmanas Füßen zwar Schutz vor weiteren Verletzungen boten, aber sehr schwer zum längeren Laufen waren, wäre es wohl am besten, wenn die Elfe sich gleich mit auf Ragna schwang. Der Hunger, der Durst und die Tatsache, dass sie einiges an Gepäck verloren hatten, machte diesen Reiseabschnitt nicht gerade zu einem der Angenehmsten.

(Marga durch Heilung von Eilmana nur noch leicht verletzt.
Eilmana durch eigene Heilung nur noch leicht verletzt.)

Es ging weiter. Ragna, Marga, Eilmana und das Ei reisten gen Norden. Das Schicksal und der natürliche Wildbestand des Waldes meinten es gut mit den beiden Frauen. Ragna war eine hervorragende Jägerin und teilte ihre Beute gern mit ihrer Herrin und dessen Freundin. Sobald sie Pausen einlegten verschwand das Wargweibchen und kam dann mal mit einem großen Hasen, mal mit einem jungen Reh wieder. Nachdem die Kleidung getrocknet war, war es auch nicht mehr unangenehm kühl und der Ritt konnte sogar Spaß machen. Da beide Frauen wenig anspruchsvoll waren und die Natur liebten, fanden sie auch immer gute Schlafplätze wo sie sich in der Nachtwache abwechseln konnten. So reisten sie durch lichter werdende Wälder und man hatte stets das Gefühl ein wenig Berg auf zu gehen.

(weiter bei: Geheimnisse in der Dunkelheit )
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 14. Februar 2024, 07:28

Kyano kommt von: Verwirbelungen des Lebens

Vor ihnen lag der Wald. Sie hatten sich gen Süden gewandt, waren an der zerstörten Brücke vorbeigeritten. Kira war die ganze Zeit über aufmerksam und hatte sich umgesehen. Sie hatte sich nicht mal erinnert, dass Kyano sie mitten im Grasland aufgegabelt hatte. Aber er wusste noch, dass einige Schergen der Dunklen Armee aus dem Wald getreten waren und nach Kira gesucht hatten. Nun standen sie vor dem Wald Arus. Wenn sie weiter in Richtung Süden wollten, mussten sie hier durch. Allerdings zögerte Erion und stellte die Ohren auf. „Hört er etwas?“, überlegte Kira und spähte in die Dunkelheit des Waldes. Sie waren nun schon einige Stunden unterwegs und konnten sicher eine Pause gebrauchen. Tatsächlich war der Wald dafür das Beste und wenn Kyano geglaubt hatte, dass er immer ein warmes, weiches Bett vorfinden würde, wurde er bereits jetzt enttäuscht. Hier gab es nichts, nur die Natur um sie herum.
Egal wie lange Kyano und Kira brauchten, um sich zu überwinden in den Wald hineinzureiten, irgendwann mussten sie es tun. Sonst kämen sie nicht weiter. Und so folgte Erion einem unsichtbaren Pfad, den er instinktiv fand und trottete gemächlich durch fas Unterholz. Hier wurde es gleich mal dunkler und beengter. Der Arus wirkte düster und schirmte jegliches Licht von außen ab. Dicht wuchsen hohe Nadeltannen und Laubbäume. Tiere huschten umher, knackten durch das Unterholz. Kira war aber fasziniert. „Das… ist ja der Wahnsinn.“, murmelte sie, als hätte sie noch nie einen Wald gesehen. Was ja vielleicht stimmte. „Lass mich absteigen“, bat sie Kyano daraufhin und rutschte behände von Erion's Rücken. Die hübsche Hymlianerin stand erstmal einen Moment da und sah sich um. Sie ließ diese Atmosphäre auf sich wirken und legte den Kopf in den Nacken. Dann lächelte sie.
„Die Luft hier ist etwas stickig… es fehlt der Wind, findest du nicht?“, bemerkte sie und tatsächlich rauschte er nur oberhalb der Baumwipfel. Hier unten aber blieb es weitestgehend windstill. Dafür war es nicht so frisch, wie noch auf der Ebene des Graslandes. Kira ging zu Fuß weiter und berührte hier und dort die Baumrinde. „Meinst du, wir sollten schon ein Lager aufschlagen?“, fragte sie ihn, während sie sich noch immer umsah. „Hast du so etwas schon mal gemacht?“, wollte sie wissen. Wie war es denn mit seinen Fähigkeiten ein brauchbares Lager herzurichten? Feuer machen? Essen? Ging Kyano nun jagen oder bediente er sich aus seinem Vorrat? Eine Hütte gab es hier weit und breit nicht. Noch war es auch nicht allzu spät am Tag, ein paar Meter konnten sie demnach noch machen. Kira aber schien einen Moment laufen zu wollen, sodass Erion allenfalls Schritt gehen konnte, wollte Kyano sie nicht verlieren. Oder nutzte er diese kleine Pause gar für etwas anderes? Gemütlicher Spaziergang durch den romantischen Wald? War das etwas für ihn? Wie fühlte sich das für ihn an, nun die Verantwortung zu tragen? Für Erion, sich selbst und irgendwie auch Kira, die sich an nichts erinnerte?
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Kyano » Donnerstag 22. Februar 2024, 21:40

Anfangs hatte er die Weißhaarige gerettet und ihr helfen wollen, weil sie äußerst hübsch war. Ihr Anblick hatte bei ihm einerseits einen gewissen Jagdinstinkt geweckt, andererseits aber auch seine Neugier. Wobei er sich vielleicht nicht sofort für ihren Transport nach Zyranus entschieden hätte, wären da nicht diese Stimmen und Gestalten gewesen. Doch am Ende hätte er sie wohl so oder so in die Stadt gebracht.
Inzwischen war seine Neugier noch mehr gewachsen und allein die Möglichkeit, nach Hymlia gelangen zu können, ließ ihn innerlich vor Freude und Aufregung herum wirbeln. Allerdings hatte er festgestellt, dass hinter dem hübschen Gesicht und den ansprechenden Kurven eine Person steckte, die ihn im Wachzustand ebenfalls zu fesseln wusste. Kira war nicht auf den Mund gefallen und, sah man von ihren gelegentlichen Momenten des Nicht-Wissens ab, wegen derer er das Bedürfnis hatte, sie zu beschützen, hatte so einiges an sich, das ihn anzog. So sehr, dass er erkannt hatte, dass ein Techtelmechtel auf den letzten Drücker mit seiner Feuerhexe der falsche Weg gewesen wäre, um sie beide glücklich zu machen.
Somit war diese eigentlich noch immer fremde Frau für ihn jemand, der nach Rubina das Zeug dazu hatte, sein Herz für sich zu gewinnen und nicht nur seine Lenden. Er wollte sie, auch weiterhin, jedoch nicht nur zur Befriedigung ihrer beider körperlichen Lust. Nein, er wollte mehr über sie, ihre Herkunft, ihre Gedanken und Gefühle erfahren.
Und sie? Wie sah es umgekehrt aus? Gestern, in der Bibliothek, hatte sie alles daran gesetzt, damit er sie im Sturm erobern könnte. Heute dagegen, beim Verlassen seines Elternhauses, hatte es gewirkt, als hätte sie in Wahrheit kein Interesse daran. Frauen! Wie sollte Mann das nur jemals begreifen können? Nun ja, sie wären ja jetzt erst einmal einige Zeit lang zusammen unterwegs, ausreichend Gelegenheit, mehr über sie herauszufinden. Theoretisch...
Aber das war nichts, das den jungen Mann entmutigen konnte, sodass er frohgemut mit ihr zu jenem Stall ging, in dem sein Hengst untergebracht war. Inklusive für ihn unangenehme Begegnung mit dem Stalljungen, den er jedoch rasch loswerden konnte, indem er ihn zu seinem Vater schickte.
In der Zwischenzeit hatte sich Kira ohne seiner Hilfe mit Erion bekannt gemacht und ihr Verhalten ließ darauf schließen, dass sie nicht zum ersten Mal mit einem Pferd zu tun hatte. Allein schon die Tatsache, dass sein tierischer Freund sie beachtete, war eine Ehrung, die nicht vielen zuteil wurde. Aber auch sonst wirkte sie überhaupt nicht zögerlich und ungeschickt.
Mit einem Grinsen trat er zu den Beiden und begrüßte seinen Kumpel ebenfalls auf jene Art und Weise, wie er auch sonst mit ihm umging, neckend und dennoch zugewandt. Um seine neue Freundin kurzerhand zur Arbeit einzuteilen, wobei er sich sicher war, dass sie das auch umsetzen konnte. Sie protestierte nicht per se dagegen und das war auch ganz gut, denn er machte sich wenig Illusionen darüber, dass sie auf der Reise nicht gleichberechtigt sein würden.
Wollte er schließlich genau so, denn er hatte keine Lust, ihr Diener zu sein, der sie umsorgte und verhätschelte. Dazu war er zu sehr seine bessere Hälfte gewohnt, die ihm den Hintern abgefackelt hätte, hätte er so etwas auch nur im Ansatz versucht. Somit käme auch Kira nicht in diesen Genuss, sondern durfte und müsste sich gehörig beteiligen.
Trotzdem zweifelte sie an seinem Vertrauen, sodass er ihr grinsend zu zwinkerte. "Dein Verhalten verrät dich." Er deutete noch breiter grinsend zu Erion. "Und dass er noch nicht getestet hat, ob du nach Karotte oder Hafer schmeckst." Leise lachend wies er zu den Sätteln. "Auf den Haken sind die Namen notiert. Unser Bursche hier heißt Erion. Keine Sorge, gibt's kein zweites Mal."
Damit wandte er sich ab und machte sich daran, den Stallmeister zu informieren. Das Gespräch selbst war nichts, worauf er sich freute, jedoch auch nicht fürchtete. Wenngleich ihm der Abschied von den Beiden weitaus leichter fiel als von seiner Familie oder gar von Rubina. Aber trotz der Macht der Gewohnheit und des lockeren, fast schon kameradschaftlichen Verhältnisses, würde keiner von ihnen groß unter der Distanz leiden. Außerdem hätte er bei einem Wiedersehen viel zu erzählen und gerade in Baggo einen begeisterten Zuhörer, dessen war er sich sicher.
Einige Minuten später kehrte er zu seiner Begleiterin zurück und grinste den fertigen Hengst frech an. "Und? Noch immer kein Test nach deinem Geschmack? Noch alles dran?", neckte er Kira und überprüfte mit wenigen, gewohnten Handgriffen den Sitz von Zaum und Sattel, ohne wirklich etwas verändern zu müssen. Zufrieden nickte er und lud daraufhin seine Satteltasche auf den Rücken seines Tiers. Der davon vermutlich wenig begeistert wäre, aber damit leben müsste.
Indes hatte die Weißhaarige noch eine Frage, die ihn die Augenbraue heben ließ. "Sollte es? Er wird zwar dann wahrscheinlich zur lahmen Ente, der alte Klepper hier, aber sonst...?", fragte er betont ernst, was Erion zu einem beleidigten Schnauben veranlasste, als hätte er ihn verstanden. Der junge Mann musste lachen und klopfte ihm begütigend den Hals.
"Nein, keine Sorge. Ich würde sagen, er ist hauptsächlich für unser Gepäck verantwortlich und ab und zu auch für einen von uns. Oder manchmal auch für uns beide. Aber ein gestreckter Galopp wirds wohl nicht so oft werden.", erklärte er seine Vorstellung, griff nach den Zügeln und führte den Hengst langsam durch die Stallgasse zu jener kleinen Treppe, die als Aufsteighilfe verwendet wurde. Normalerweise war Baggo hier, um gegen zu halten, damit der Sattel nicht verrutschen und Schaden verursachen konnte, aber hier würde er diesen Dienst ausnahmsweise für Kira übernehmen. "Komm, steig auf.", lud er sie ein.
Danach griff er erneut nach den Zügeln und würde ihr erst folgen, wenn sie vor den Toren der Stadt wären. So führte er in gemächlichem Schritt Tier wie Reiterin durch die Straßen seiner Heimat, um sich mental auf diesen letzten Schritt vorzubereiten, dass er sie nun verlassen würde. Noch einmal sah er sich seine Umgebung an, ganz bewusst und so, wie er sie in Erinnerung behalten wollte. Die anderen Passanten, die Auslagen, die Hausfassaden, die fehlenden Klettermöglichkeiten, um in Ruhe dem Wind lauschen zu können. Einfach alles, das ihn sein Leben lang begleitet hatte.
Schließlich waren sie beim Tor angekommen und nach einem kurzen Zögern, gab er sich einen Ruck, führte seine Begleiter durch den Durchgang und nutzte einen großen Stein, der für die Befestigung von Ketten diente, mit denen man die Öffnung versperren konnte, um sich gekonnt hinter Kira in den Sattel zu schwingen. Erion schnaubte zwar beleidigt über dieses zusätzliche Gewicht, aber er war ausgeruht genug, um sich zumindest zu einem leichten Trab anspornen zu lassen.
Auf diese Weise kamen sie etwas schneller voran und somit auch weiter weg von Zyranus. Auch wenn Kyano nicht anders konnte, als ab und zu einen Blick zurück zu werfen. Wann er wohl wieder hierher kommen würde? Oder nie mehr?
Schließlich, als er die Stadtmauer am Horizont kaum noch erkennen konnte, seufzte er leise und drehte sich endgültig weg. "So... dann bin ich jetzt also wirklich ein Reisender... Na, hoffentlich wächst mir nichts oder so, was das sofort ins Auge stechen lässt.", versuchte er mit gewohntem Spott darüber hinweg zu täuschen, dass dieser Schritt ihm nicht ganz so leicht fiel, wie er es vorgeben wollte. Nicht, dass er umdrehen wollte, aber irgendwie... fühlte es sich dennoch einfach merkwürdig an.
Der stete Wind um ihn herum und seine Gesellschaft schafften es jedoch, ihn nicht trübsinnig werden zu lassen. Stattdessen fing er irgendwann an, den Zügel locker zu lassen und in einer Hand zu halten, um den anderen Arm auszustrecken und die Luft intensiver zu spüren. Nicht natürlich, ohne hin und wieder eine kleine Windböe aufzufangen und Kiras Haare darunter leiden zu lassen. Ja, er war ein Schelm und er genoss es!
Die Zeit verging, ohne, dass er sich darum groß kümmerte, und allmählich löste sich ein Wald vor ihnen immer deutlich vom Horizont ab. Dieser kam immer näher und irgendwann erreichten sie ihn, sodass Erion wie von selbst stehen blieb, die Ohren aufmerksam gespitzt. "Hm...", machte er auf ihre Frage hin und zuckte mit den Schultern. "Wahrscheinlich. Aber noch macht es ihm keine Angst, sonst wäre er schon weg.", erklärte er und lehnte sich enger an die Weißhaarige,... um seinem Hengst den Hals beruhigend zu klopfen.
"Alles gut, Junge. Lass uns mal nachsehen, was du hörst.", sprach er beruhigend auf seinen tierischen Kameraden ein. Wobei er diesen Vorwand natürlich auch nutzte, um etwas länger als nötig an Kiras Rücken zu lehnen und sie sein Gewicht ansatzweise spüren zu lassen.
Ehe sie sich jedoch wehren konnte, richtete er sich wieder auf und zeigte seinem Hengst, dass er sich in das Dickicht wagen konnte. Dabei vertraute er Erion, einen Pfad zu finden und tatsächlich gelang dem Tier das ganz gut.
Der Wald nahm die Reisenden auf und lockte sie in eine neue Welt, die beide Zweibeiner bestaunen konnten. Alles um sie herum wurde dunkler, die Luft roch anders und bewegte sich auch anders. Die Geräuschkulisse wirkte gedämpfter und trotzdem zuckten die Pferdeohren beständig. Bei Kiras Gemurmel konnte er nur nicken und als ihre Bitte kam, ließ er den Hengst anhalten.
Sofort rutschte er vom Pferderücken und hielt ihr einladend die Arme hin, falls sie Hilfe bräuchte. Brauchte sie nicht, sodass er beschloss, den peinlichen Moment mit einem schiefen Grinsen zu überspielen, indem er die Bewegung umwidmete und sich die Kehrseite rieb. "Man, Erion, was bist du für ein knöcherner Klepper! Da sitzt man sich ja wund auf dir!", scherzte er und klopfte, mal wieder, den Hals seines vierbeinigen Freundes, der sicherlich ebenfalls froh war, etwas weniger Last tragen zu müssen.
Wobei ihm einfiel... Kyano griff in seine Satteltasche und holte eine kleine, süße Leckerei heraus, die er mit flacher Hand unters Pferdemaul hielt, das ihn sofort vollsabberte. Mit einem leidenden Grinsen wischte er sich an seinem Mantel ab. "Kumpel, über deine Tischmanieren müssen wir echt noch reden!", tadelte er ihn mit einem unterdrückten Lachen und streichelte seine Schulter. Obwohl sein Hengst schwer getragen und weit gegangen war, war er nicht allzu sehr verschwitzt, das war gut. Somit musste er ihn noch nicht trocken reiben.
Kiras Stimme ließ ihn aufhorchen und aufsehen, einen Blick in die Runde werfen und am Ende mit den Schultern zucken. "Stickig würde ich das noch nicht nennen, eher nur wärmer und ruhiger. Man kann den Duft tiefer in sich einsaugen." Ein feines, trotz allem wehmütiges Lächeln huschte über seine Lippen. "Vater wäre begeistert und könnte dir aufzählen, was er alles riechen kann."
Er hob seinen Kopf und schloss die Augen einen Moment lang, um das feine Rauschen der Blätter über ihnen besser wahrnehmen zu können. Es beruhigte und vertrieb das schon jetzt aufkommende Heimweh.
Die Frage der Weißhaarigen holte ihn zurück und nötigte ihn, praktisch zu denken und seine Gefühle hintan zu stellen. Was ihm durchaus recht war. "Hier?", hielt er dagegen und wies in die Runde, die hauptsächlich aus dichtem Bewuchs und Unterholz bestand. Viel Ahnung hatte er von so etwas ja nicht, aber in Erinnerung an das, was er mit seinen Geschwistern im Garten veranstaltet hatte, wusste er zumindest eines: Sie brauchten mehr Platz!
So schüttelte er den Kopf und wies in jene Richtung, in die sie weitergehen konnten. "Nein, das ist hier zu eng. Lass uns eine Lichtung suchen, einen Flecken, an dem es nicht so wuchert." Erneut sah er sich um und ihn beschlich eine Idee. "Lass uns auf dem Weg dorthin ein paar Dinge sammeln, ein paar Steine, Holz, Blätter, die nicht zu feucht sind. Damit wir ein Feuer machen können."
Nicht, dass er sonderlich geübt wäre darin, doch ein bisschen etwas wusste auch er. Vor allem in Bezug darauf, wie schnell Flammen sich ausbreiten konnten. Ob Kira eigentlich mit Zunder umgehen konnte? Er nicht sonderlich gut, doch zur Not und mit genügend Zeit und Geduld würde es schon irgendwann den einen entscheidenden Funken geben. Hoffte er...
"Schon mal, na ja... wie man's nimmt. Ein Garten und zwei Naturmagier sind was anderes als wir hier im Wald. Aber wir werden das schon hinkriegen.", meinte er zuversichtlich und zwinkerte ihr zu. Noch war er frohen Mutes und fühlte sich durchaus so, wie er sich gab. Mal sehen, wie lange das anhalten würde!
Als die Schöne indes weiter ging, nahm er Erion am Zügel und folgte ihr ebenfalls zu Fuß. Sein schmerzender Hintern dankte es ihm und sein Hengst wohl ebenfalls. "Und du? Warst du schon mal unterwegs und hast dich in der Natur herum geschlagen? Was sagen deine Träume?", fragte er behutsam und schob den letzten Satz rasch hinterher, um sie nicht wieder zu frustrieren. Wie viel von ihren Erinnerungen inzwischen wohl zurück gekommen waren?
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 28. Februar 2024, 19:33

Auf Reisen war Kyano noch nicht wirklich gewesen. Darüber machte er sich jetzt aber auch nicht sonderlich große Gedanken, denn schon immer ging es ihm darum, alles auf sich zukommen zu lassen. Als aller erstes war es die neue Freiheit, die ihn ein wenig nachdenklich stimmte und sie sich über sein Gemüt legen wollte. Gedanken wollten sich in sein Herz schleichen und dort für gewichtige Fragen sorgen, was er tunlichst unterband. Jetzt ins Grübeln zu verfallen, wäre doch der Situation nicht wirklich angemessen. Kyano hatte angenehme Gesellschaft, sein Pferd und gar ein absolut lohnenswertes Ziel vor Augen, sodass ihm das Heimweh nicht wirklich packen konnte. Irgendwann würde es das vielleicht, aber nicht jetzt. Während Kyano und Kira zu Fuß weitergingen, konnte man die Geräusche des Waldes ganz genau hören. Einzig Erion’s Schnauben und Hufe störten die ansonsten harmonische Geräuschkulisse. Sobald man die eigenen Gedanken ausblendete und die Worte einstellte, hörte man den Wind durch das Blattwerk säuseln. Man hörte das Knacken einiger Tiere, die versteckt im Unterholz umherwanderten. Irgendwo hämmerte ein Specht gegen die harte Rinde eines Nadelbaumes. Die Sonne hatte hier kaum Kraft, denn sie drang nur spärlich durch die dichten Baumkronen verschiedenster Nadelhölzer. Die Gerüche mischten sich und wurden zu einem feuchten, leicht modrigen Gemisch, dass irgendwo zwischen muffig und naturbelassen waberte. "Vater wäre begeistert und könnte dir aufzählen, was er alles riechen kann." Kira wandte den Kopf und blickte zu Kyano. Dann überlegte sie scheinbar und schloss die Augen. Sie versuchte ebenfalls einige Dinge zu erahnen, aber es fiel ihr natürlich nicht leicht. „Ich rieche nur feuchte Erde“, entschied sie und lächelte amüsiert. „Ich schätze, ich bin nicht sehr gut darin!“, gluckste sie und wirkte tatsächlich äußerst gelöst. Auf ihre Frage, ob sie sich hier ein Lager richten wollten, verneinte Kyano und zählte wichtige Fakten bei der Lagersuche auf. Kira nickte verstehend. "Lass uns auf dem Weg dorthin ein paar Dinge sammeln, ein paar Steine, Holz, Blätter, die nicht zu feucht sind. Damit wir ein Feuer machen können.", fuhr er fort und Kira stutzte. Sie hatte scheinbar wirklich nicht viel Ahnung. „In Ordnung. Suchen wir ein paar Dinge zusammen!“, pflichtete sie ihm bei.
Ganz offenbar war Kira zum ersten Mal in einem Wald. Ob es mit ihrer Herkunft zusammenhängen könnte? Wie es wohl kam, dass sie jetzt auf Celcia mit ihm spazieren ging, anstatt in den Wolken zu leben? Kira suchte pflichtbewusst hier und dort nach den Dingen, die Kyano aufgezählt hatte. Dabei pflückte sie auch mal die eine oder andere Beere ab und schnupperte daran. Doch alles in allem war der Arus nicht der dichtbewachsenste Wald. Und wenn sie essen wollten, mussten sie bestimmt irgendwann jagen gehen. Oder fischen. Irgendwo gab es auch einen Fluss… Oder so. Kira fragte ihn, ob er bereits Erfahrungen hatte, doch auch hier musste Kyano ehrlich zu sich und ihr sein. "Schon mal, na ja... wie man's nimmt. Ein Garten und zwei Naturmagier sind was anderes als wir hier im Wald. Aber wir werden das schon hinkriegen." Sie nickte. „Ich denke auch!“, sie lächelte ihn an und trat federleicht auf einen dürren Baumstamm, der dann knarzend protestierte. Er war bereits ganz ausgehöhlt von etwaigen Käfern, sodass er wohl bald ins Erdreich zurückkehren würde. "Und du? Warst du schon mal unterwegs und hast dich in der Natur herumgeschlagen? Was sagen deine Träume?" Kira blickte über ihre Schulter, weil sie hintereinander gehen mussten. Der Weg wurde schmaler und links und rechts wucherten Sträucher. „Ich glaube, ich war noch nie in einem Wald…“, antwortete sie und wirkte sicher dabei. Sie runzelte etwas die Stirn. „Ich habe nicht das Gefühl, das hier etwas vertraut wäre… viel mehr bin ich ganz aufgeregt auf das alles hier, so als hätte ich es noch nie gesehen, weißt du?“ Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder vor sich und lief ihm voraus. „Das alles ist sehr aufregend. Ich glaube, ich bin das erste Mal auf Celcia.“, murmelte sie ein wenig gedankenverloren. „Meine Träume richten sich immer nur nach Luft und Wind… da ist eine endlose Freiheit in mir, ein innerer Frieden, wenn ich schlafe. Ich höre den Wind säuseln, als spräche er zu mir. Ich kann ihn fast greifen, sehen… Ich höre, wie er mir um die Ohren saust und spüre, wie er an meiner Kleidung zerrt.“, sie lächelte erneut über ihre Schulter.

„Und als ich auf Erion aufgestiegen bi“- plötzlich wurde sie im Erzählen unterbrochen. Ihr Fuß trat auf einen Ast und jener rollte weg. Kira japste kurz, ruderte mit den Armen und rutschte einen kleinen Abhang hinunter. Sie schlitterte auf dem teilweise harten, teilweise matschigen Grund hinunter in eine kleine Senke und blieb für einen Moment still liegen. Sie kam zu Atem und horchte in sich hinein. Kyano aber konnte erkennen, dass die Senke einer etwas breiteren Schneise gleichkam. Tatsächlich waren hier einige Bäume abgeholzt und teilweise achtlos in Splittern hängend zurückgelassen worden. Als wäre hier ein gewaltiger Tross entlanggekommen, der sich die Bäume zunutze gemacht hätte. Kira regte sich langsam wieder und ächzte. „Mir geht’s gut!“, rief sie hinauf. Erion schnaubte nervös. Er würde den Krater nicht erreichen können, sich wohl eher die Beine brechen. Kira klopfte sich gerade etwas Schmutz von den Schenkeln und erhob sich. In dem Krater wirkte sie wie ein leuchtendes Signal mit ihrem hellen Haar. Sie blickte einmal in jede Richtung und sah dann zu Kyano fragen hinauf. „Was ist das hier? Das ist doch nicht natürlich?“, fragte sie und zuckte die Schultern, weil sie es nicht wissen konnte. Tatsächlich zog sich dieser Krater einige Meter lang und verlor sich dann im weiteren Wald. Die Abholzung war jedoch massiv. „Wer war denn das?“, fragte sie, während sie versuchte, den schlammigen Grund wieder hinaufzuklettern. Was sich als nicht so einfach entpuppte, denn immer wieder rutschte sie weg. Kyano wurde bewusst, dass hier der Weg erstmal vorbei wäre, denn Erion konnte hier nicht hinunter und sie somit nicht darüber hinweg. Die Breite war zu weit, um gar springen zu wollen. Vielleicht würde der Krater ja irgendwo etwas flacher verlaufen, sodass auch Erion hinübergelangen könnte? Sie mussten drumherum gehen oder aber doch das Lager schon aufschlagen. Eine richtige Lichtung hatte sich bisher nicht aufgetan, zur Not würde es wohl aber auch so gehen. „Ach Mist“, hörte er Kira murmeln, die sich erneut den Hang hinunterschlittern ließ. „Ich hab meine Tasche verloren… warte…“, rief sie ihm hinauf und ging ein paar Schritte durch den Krater, um ihre Tasche und den verlorenen Inhalt aufzusammeln.
Während Kira sich darauf konzentrierte, hörte Erion plötzlich etwas. Seine Ohren drehten sich unruhig und er bewegte nervös den Kopf. Dann hörte auch Kyano etwas. Vom gegenüberliegenden Abhang hörte er Stimmengewirr und Gelächter. Dann sang jemand ungeniert und je näher die Stimmen kamen, desto klarer wurde es, dass es sich um eine Gruppe handelte. Gerade aber, bevor Kyano die Ankömmlinge erkennen konnte, weil sie am Rand des Abhangs auftauchten, da sirrte plötzlich etwas neben seinem Ohr und traf neben Erion den Baum. Das Pferd riss den Kopf hoch, schnaubte und gab Fersengeld. Erschrocken brach er aus dem Griff seines Besitzers aus und lief durch das Unterholz. Dann sirrte ein zweiter Pfeil nur knapp an Kyano’s Gesicht vorbei. Dieses Mal traf er beinahe Kira, doch sie bewegte sich just in dem Moment einen Schritt vor, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein. Bevor Kyano noch weiter reagieren konnte, wurde das Überraschungsmoment genutzt und ihm ein Sack über den Kopf gestülpt. Dunkelheit umfing ihn und schließlich gab ihm ein gezielter Schlag in den Nacken den Rest. Er wurde nicht recht bewusstlos, aber doch handlungsunfähig. Wie ein Sack fiel er in sich zusammen, doch noch bevor er aufschlug, umfassten ihn zwei Händepaare und schleiften ihn mit sich – weg vom Krater.
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Kyano » Montag 4. März 2024, 14:07

Auch wenn er schon ungezählte Male vor den Stadtmauern ausgeritten war, war es dennoch das erste Mal in seinem Leben, dass er eine tatsächliche Reise wagte. Doch anstatt sich behutsam heran zu tasten, die ersten Schritte mit seinen Eltern oder wenigstens erfahreneren Geschwistern oder Freunden zu machen, warf er sich gleich gänzlich ins Unbekannte.
Und als wäre das noch nicht genug, übernahm er zusätzlich noch die Verantwortung für Kira, ein Mädchen, das er erst seit gut einem Tag kannte. Zugleich aber wirkte sie wie eine leuchtende Markierung, die ihm den Weg in bisher ungekannte Abenteuer, in die Freiheit wies.
Dass dies keineswegs reine Sorglosigkeit bedeutete, dessen war er sich bewusst. Jedoch war es ja nicht das, was er anstrebte, obwohl es durchaus bequem und angenehm wäre. Nein, er wollte schlichtweg endlich aus dem alltäglichen, langweiligen Trott ausbrechen und herausfinden, wonach es sich tatsächlich zu streben lohnen würde.
Also hatte er alles bisher Dagewesene hinter sich gelassen und war gemeinsam mit der Schönen und seinem treuen, sturen Hengst aufgebrochen, um eine Stadt in den Wolken zu finden, die oftmals für nichts weiter als ein Hirngespinst gehalten wurde. Kyano hatte sie sich bisher auch meist eher als Wunschtraum vorgestellt. Doch dank seiner Begleiterin war sie nun viel realer, ein Ort der Verheißung für ihn geworden. Wo genau er allerdings lag... da musste er sich auf Kiras hoffentlich rechtzeitig zurück kehrende Erinnerung verlassen.
Dadurch steuerten sie erst einmal nach Süden, in Richtung Wald und tauchten am Ende dort auch ein in das umhüllende Dickicht. Sofort war dem jungen Mann klar, dass dies eine Umgebung war, die seinem Vater und seinen erdmagisch begabten Geschwistern gefallen hätte. Für die Weißhaarige an seiner Seite hingegen wäre das vermutlich nicht so, ähnlich wie bei seiner Mutter, die er sich hier so überhaupt nicht vorstellen könnte.
Und für ihn? Wie fühlte Kyano sich? Er war sich nicht ganz sicher. Natürlich, in der Weite der freien Landschaft konnte er mit Erion in wildem Galopp am besten den Wind im Gesicht spüren und sich frei fühlen. Jedoch auch hier war es nicht vollkommen still, trug die Luft sowohl Geräusche, als auch Gerüche mit sich.
Vielleicht lag es daran, dass er keiner reinen Linie Windmagier entstammte und irgendwo in sich trotz allem ein bisschen etwas von seinem Vater trug. Nicht so, dass sich diese Art der Magie in ihm hätte manifestieren können. Aber ausreichend, um nicht nur in den Wolken schweben zu wollen. Vielleicht hatte er sich deswegen auch in Baumkronen stets so wohl gefühlt, denn gerade diese hoch wachsenden Pflanzen vereinten beide Elemente in sich, sie waren in der Erde verwurzelt und wussten zugleich auch den Wind in ihrem Blattwerk zu genießen. So stellte er sich das zumindest vor.
Ob er eine Ähnlichkeit mit Bäumen hatte? Nadel- oder Laubträger? So ein Blödsinn! Unwillkürlich musste er bei seinen eigenen, abstrusen Gedankengängen schmunzeln, während er die Hand hob und seinem Hengst beruhigend diese auf die weiche Nase legte.
Diese Berührung holte ihn endgültig wieder in die Wirklichkeit zurück und veranlasste sie zu einer anderen Feststellung. Kira wirkte nachdenklich und schnüffelte, um daraufhin festzustellen, dass es ihr wohl nicht lag. Ihr Lächeln ließ ihn schelmisch grinsen und betont die Nasenflügel beben, als würde auch er schnuppern und demonstrieren wollen, dass er viel mehr wusste als sie. "Und ich rieche... rieche..." Gespielt übertrieben verzog er leidend die Miene. "... rieche, dass ein gewisser Vierbeiner hier ein Bad nötig hätte!", scherzte er und lachte auf, als besagter Vierbeiner beleidigt schnaubte.
Er tätschelte ihm die Schulter. "Nichts für ungut, mein Dicker.", stimmte er versöhnlich.
Daraufhin widmete sie sich dem Thema Lager und Kyano kramte in seinen Erinnerungen nach hoffentlich nützlichen Informationen. Was dazu führte, dass sie an diesem Fleckchen nicht bleiben sollten, wenn sie es gemütlicher und ungefährlicher vor ausufernden Flammen haben wollten.
Apropos Feuer... Ja, er hatte ein paar Dinge in seinem Rucksack dafür gefunden, vor allem ein paar Zündhölzer, aber ihm war klar, dass dies nicht auf Dauer reichen würde. Sie müssten sammeln, was ihnen ihre Umgebung bot. So gingen sie langsam weiter und füllten die Satteltaschen noch mehr, was Erion wenig gefiel. Wenngleich es ihn noch nicht dermaßen störte, dass er ernsthaft bockig reagierte. Und am Abend würde es sowieso schon wieder vorbei sein mit diesem Zusatzgewicht.
Als er merkte, dass seine Begleiterin sich eine Beere pflückte, hielt er inne. "Sieht hübsch aus. Ich hab' nur keine Ahnung, ob die genießbar ist. Im harmlosen Fall, wenn nicht, kriegst du also höchstens Bauchgrimmen und Dünnpfiff.", warnte er sie vor und überlegte, ob er demonstrativ die Beere aus ihren Fingern klauben und selbst essen sollte.
Sie hatte ja schon schließlich Erfahrung darin, ihn zu pflegen! Bei der Vorstellung jedoch von vollgeschissenen Hosen überlegte er es sich dann aber anders und vertraute darauf, dass seine Warnung ausreichen würde, um sie von unbedachten Handlungen abzuhalten.
Als sie weiter gingen, kamen sie auf sein nicht vorhandenes Wissen zum Lagern und Zelten zu sprechen und es zeigte sich, dass sie beide zu den positiv denkenden Charakteren gehörten. Das Glas war nicht halb leer, sondern halb voll!
Daraufhin brachte er sie zum Plaudern, lauschte ihr und nickte in ihrem Rücken hin und wieder, als könne er nachvollziehen, was sie zu schildern versuchte. Dabei achtete auch er nicht mehr auf die Umgebung als nötig und schon gar nicht konnte er voraussehen, was vor ihnen lag. Ihre Rückenansicht war einfach viel zu anziehend für seine Blicke.
Plötzlich brach sie mitten im Wort ab, ruderte mit den Armen und sorgte dafür, dass ihm beinahe das Herz stehen blieb. "Kira!", rief er und wollte mit beiden Händen nach ihr greifen, um sie vor Schlimmeren zu bewahren. Mit der einen Hand konnte er zwar flüchtig etwas Stoff erhaschen, mit der anderen aber führte er Erion am Zügel, den er mit riss und der wiehernd protestierend in die Gegenrichtung ruckte. So kam es, dass er selbst halb von den Beinen gerissen wurde und unversehens aufpassen musste, keinen Huf oder Kopfnuss abzubekommen. Indes kullerte sie einen Abhang hinunter und er hatte es nicht verhindern können.
Sobald sein Hengst halbwegs ruhig war, wollte Kyano sich ihr widmen, nur eben vorsichtiger, um nicht ebenfalls gleich in der Versenkung zu verschwinden. Vorsichtig reckte er sich vor und begann mit:"Ki..." Da meldete sie sich bereits von unten und nahm ihm damit einen wahren Felsbrocken vom Herzen.
Erleichtert klopfte er Erion erneut die Schulter. "Siehst du? Hart im Nehmen, die Kleine.", murmelte er und ließ nun die Zügel los, in dem Vertrauen, dass sein vierbeiniger Kumpel beruhigt genug wäre, um nicht abzuhauen.
Dann tastete er sich langsam vor, immer zuerst mit wenig Gewicht testend, wie es um die Stabilität des Bodens bestellt war. Endlich konnte er sich soweit strecken, dass er sie sehen konnte. Schon rief sie ihm ihre Fragen hoch und brachte ihn dazu, sich den Graben ebenfalls anzusehen und nicht nur sie.
"Hm... nein... natürlich nicht. Komisch...", erwiderte er und spürte, wie sich ihm die feinen Härchen im Nacken aufstellten. Irgendetwas stimmte hier nicht... Ob es etwas mit der Belagerung von Zyranus zu tun hatte? Oder damit, dass Kira verfolgt worden war? Kira... die Weißhaarige... das Glühwürmchen in dem dunklen Zwielicht da unten!
"Äh... Wölkchen...", begann er etwas unbehaglich, fuhr sich durchs Haar und seine Augen kehrten zu ihr zurück. "Lach' nicht, aber ich glaub, du solltest lieber herkommen, anstatt dein Gepäck..."
In diesem Moment spürte er eine Bewegung hinter sich... oder war es vielmehr der Luftzug, den Erions abrupt erhobener Kopf verursachte? Egal, Kyano verstummte und das ermöglichte es ihm, dass auch er, mit kurzer Verzögerung, Geräusche vernahm, die ihm einen Klumpen im Magen bescherten.
"Scheiße, Kira, lass' es und ko..." Auch dieses Mal konnte er nicht zu Ende sprechen oder gar eine andere Dummheit tun, wie, zu ihr runter zu schlittern und sie zur Eile anzutreiben, denn plötzlich sirrte etwas durch die Luft.
Der junge Mann spürte die Veränderung der Luft und duckte sich instinktiv, sodass der Pfeil an ihm vorbei surrte und zu seiner Erleichterung auch Erion verfehlte. Dennoch war es für sein Tier zu viel und der Fluchtmodus setzte ein. Er unterdrückte einen Fluch und musste darauf hoffen, seinen Hengst später mit viel Glück wieder finden zu können.
"Kira!", rief er stattdessen, als schon der nächste Pfeil verhinderte, dass er zu ihr runter stürzte und mit ihr gemeinsam weglaufen wollte. Oder sollte er es mit seiner Magie versuchen? Was konnte er schon ausrichten?!
Vollkommen überfordert von diesem plötzlichen Überfall zögerte er einen Moment zu lang, sodass von hinten noch jemand heran kommen konnte. Mit einem Mal wurde es um ihn herum finster und ehe er sichs versah, traf ihn etwas mit einem dumpfen Bums. Als hätte sich sein Bewusstsein von seinem Körper gelöst, stellte er sich wie ein unbeteiligter Beobachter die Frage, warum er auf einmal wieder Kopfschmerzen hatte, denn eigentlich hatte er gedacht, er wäre geheilt worden.
Dann gingen ihm die Lichter aus und sein Körper sackte in sich zusammen. Um im nächsten Moment zu spüren, wie Hände nach ihm griffen und an ihm zogen. Was sollte das denn jetzt? Er wusste um sein blendendes Aussehen und seine Anziehungskraft, aber für gewöhnlich musste er nicht halb tot geschlagen werden, um begrapscht werden zu können. Oder war die Person, die an diesen fremden Händen hing, hässlich wie die Nacht? Er konnte es nicht sehen, denn noch immer war alles um ihn herum finster!
Obwohl... nein, nicht wirklich. Es gab schon hellere Pünktchen in dem Gewebe, die Licht und Luft durchlassen könnten. Nur reichte es eben nicht, um irgendetwas sehen zu können außer den roten Schlieren und schwarzen Flecken, die vor seinen Augen pulsierend tanzten, passend zu seinem eigenen Herzschlag.
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Montag 4. März 2024, 20:49

Dass dies kein gemütlicher Ausflug werden würde, war vermutlich irgendwo als stumme Warnung im Hinterkopf des Zyraners etabliert gewesen. Dass sich die Dinge aber so schnell änderten, damit hatte er vielleicht nicht gerechnet. Schon vor der ersten Rast verliefen die Dinge auf eine Weise, die weder richtig noch vorauszuahnen gewesen waren. Kira’s Sturz in die künstliche Schneise war Ablenkung genug und auch als sich feine Härchen im Nacken des einstigen Studenten aufstellten, war seine mangelnde Erfahrung mit solchen Situationen schlicht ein Nachteil. Wie im Zeitraffer geschahen Dinge, auf die Kyano keinen Einfluss mehr nehmen konnte und schon fand er sich hilflos und von seinen Freunden getrennt in den Fängen von… irgendwem wieder. Irgendwo am Rande seiner Wahrnehmung hörte er noch das seltsame Gesinge, das er kurz vor dem Angriff auf sich selbst hatte hören können. Dieses war von der gegenüberliegenden Seite des Kraters gekommen und hatte offenbar nichts mit dem Übergriff auf ihn zu tun – oder doch? Hatte man sie wie wildes Getier in die Falle gelockt? In die Enge getrieben? Eingekesselt? Kyano’s Kopf brummte, doch er wurde unsanft weiter in eine ihm unbekannte Richtung getrieben. Seine Füße gehorchten mehr schlecht als recht, sodass er durchaus mal strauchelte, aber immer aufgehalten wurde, bevor er fallen konnte. Rechts hielten ihn bedeutend kräftigere Hände als links, das meldete bald schon sein Arm, der unangenehm zu kribbeln begann, weil der rechte Griff ihm etwas abquetschte. Gesprochen wurde nicht, während sich sein Schädel noch mit starkem Pochen meldete. Der Schlag war nicht sonderlich hart gewesen und würde keinen weiteren Schaden anrichten, als ihn etwas durcheinanderzubringen. Er war nun ein leichtes Ziel und die Hände wussten offenbar genau, wie sie es anstellen mussten. Kyano wurde eine ganze Weile durch das Unterholz des Waldes geschliffen und dann vollkommen unvermittelt losgelassen. Die linken Hände gaben ihm einen kleinen Stoß, dass er auf die Erde fiel. Der Geruch von Moos und feuchtem Matsch stieg ihm in die Nase. Dann hörte er etwas knacken und tatsächlich erkannte er durch die Löcher im Sack ein Flackern. Da war ein Lagerfeuer. Bevor er sich noch weiter orientieren konnte, wurden seine Arme von hinten gepackt und er gegen einen Baumstamm mit dem Rücken gepresst. Kräftige Hände bogen seine Arme so nach hinten, dass er den Baum quasi umarmte, während ein bestimmender Druck gegen seine Brust dafür sorgte, dass er sich nicht rührte. Er spürte, wie ihm die Hände verschnürt wurden und endlich hörte er etwas anderes als … nichts.
„Achte darauf, nicht zu fest zu schnüren!“, klang die unheimlich klingende Sprache durch das Pochen seines Hirns. Es war eine Frauenstimme. Ein Schnauben in seinem Rücken offenbarte, dass dort ein Mann seine Bewegungsfreiheit einschränkte. „Mach das nicht zum ersten Mal!“, brummte ein tiefes Timbre und die Frau schien zu lächeln, denn der Klang ihrer Stimme änderte sich, auch wenn Kyano die Sprache nicht verstand. „Richtig. Aber das letzte Mal verlor das Subjekt seine Finger!“ Erneut brummte es in seinem Rücken und die Schnüre wurden etwas gelockert. Nicht so, dass er sich wirklich gut bewegen könnte, aber doch darum bemüht, dass ihm nichts abstarb.

Dann packte die Frauenstimme seine Beine und stob sie auseinander, dass er etwas breitbeinig dasaß. Sie befestigte seine Knöchel an Fesseln, die im Boden fest verankert waren. Offenbar war er nicht das erste Opfer jener Art, denn sie wirkten sehr versiert und… unheimlicher Weise routiniert. Erst als Kyano verschnürt und sicher vor einer Flucht war, zog man ihm den muffig riechenden Sack vom Kopf, dass ihm seine Haare wild im Gesicht hingen. „Dieses Mal ists ein Hübscher!“, sprach die Frau und erntete ein Schnauben seitens des Mannes. „Roll die Zunge wieder ein!“, blaffte der Mann und kam hinter dem Baum hervor. Kyano hatte nun einen guten Blick auf beide und über ihm standen… wunderschöne Elfen. Tatsächlich konnte man das wohl über sämtliche Elfen sagen, wenn das Leben sie nicht schrecklich entstellt hatte. Doch die beiden besaßen zwar die Schönheit des elfischen Volkes, allerdings nicht die sympathischste Ausstrahlung. Die Frau war eine schlanke Sirene mit schwarzen, langen Haaren, die offen und mit kleineren Zöpfen in Ordnung gehalten waren. Sie reichten ihr den geschwungenen Rücken hinab, bis zu ihrem ordentlich anzusehenden Gesäß. Ihre roten Augen stachen aus der hellen Haut heraus, während ihre Lippen in Schwarz getränkt wurden. Die spitzen Ohren waren lang und ein unvergleichliches Merkmal ihrer Zugehörigkeit. Eines der Ohren, das Linke, zierten einige Ohrringe. Ihr ansehnlicher Körper steckte in einer schwarzgefärbten Lederkluft, die wie angegossen wirkte.
Sie sah effizient und zweckdienlich aus. Ihr Ausdruck indes war kalt und ohne sonderlich große Regung eines Zwiespalts, ob seiner Gefangenahme. Der Mann an ihrer Seite, sah ihr ähnlich. Auch er war ein hellhäutiger Elf mit schwarzen, längeren Haaren. Doch seine Augen waren so hellblau, dass sie fast weiß anmuteten. Auch seine Kleidung war schwarz und wirkte wie angegossen. Ebenso, wie die Frau, trug er an den Armen diverse Tattoos, die allesamt gewiss eine Bedeutung hatten, die sich Kyano aber entzog. In ihren Rücken züngelte ein Lagerfeuer und Kyano erkannte, dass er tatsächlich in einer Art Lager war. Es wirkte nicht mal sonderlich improvisiert. Offenbar campierten die beiden Elfen hier schon etwas länger. Es gab ordentliche Schlafplätze, vier an der Zahl und es standen hier und dort einige Truhen herum, die scheinbar Habe vor Regenwasser schützen sollte. Zwischen zwei Bäumen spannte eine Hängematte und links von ihm saß noch jemand, ähnlich gefesselt, wie er. Allerdings war sein Kopf unnatürlich nach vorn gekippt und allgemein wirkte derjenige mit wenig Körperspannung gesegnet. Beim genaueren Hinsehen konnte Kyano eine feine, leicht bräunliche Linie am Hals des Mannes erkennen. Dann fiel auf, wie blass er war. Offenbar war jener tot und das nicht durch die Götter. „Wenn du schreist, hast du dort das Beispiel deiner Strafe!“, deutete die Elfe von beiden auf den Toten neben ihm. Dann lächelte sie kühl. „Du musst Zyraner sein.“, es war keine Frage. Sie hatte offenbar Ahnung. „Es gibt so einige, die sich nach dir die Finger lecken würden!“, sprach sie weiter und stemmte die Hände ihn ihre Hüften. Tatsächlich war sie sehr in Szene gesetzt, wie sie vor ihm stand, mit diesen verbotenen, hohen Lederstiefeln, in denen ihre schlanken Beine steckten. Der Mann musterte Kyano einen Moment, dann zuckte er die Schultern. „Das reicht aber noch nicht. Wir brauchen noch mehr“, murmelte er wieder in dieser unheimlich klingenden Sprache. Die Frau nickte, ließ Kyano aber nicht aus den Augen. „Sie werden uns das Mädchen schon noch bringen.“ Meinte sie und ihre roten Augen blitzten auf. „Ist sie deine Freundin, hm?“, fragte sie Kyano und etwas in ihrer Stimme und ihrem Blick schien sich diebisch zu freuen. Es hatte etwas… böses. „Ist auch egal. Sie wird dir schon bald Gesellschaft leisten“, warnte sie Kyano und vom Feuer her, brummte der Elf: „oder mir!“, und beide lachten böse, während sich die Fremde umdrehte und mit schwingendem Gang zu ihrem Kumpan trat.
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Kyano » Samstag 9. März 2024, 23:29

Alles hatte so gut angefangen und eigentlich wäre es ihm lieb gewesen, wenn es so geblieben wäre. Kyano hatte sich diese Reise so nett und einfach vorgestellt, ein wenig Lagerfeuerromantik mit seiner Begleiterin, vielleicht das ein oder andere kulinarische Wagnis und am Ende atemberaubende Aussicht in den Wolken. Dass es schon bei ihrer ersten Etappe zu Problemen kommen würde... Nein, damit hatte er nicht gerechnet. Wie denn auch? Bislang war es einfach gewesen und nirgendwo war ein Warnschild aufgestellt worden, das einen darauf hinwies, dass es ab jetzt nur noch bergab gehen würde.
Für Kira anfangs im wahrsten Sinne des Wortes, als sie diese unnatürlich wirkende Schräge hinab kullerte und er ihr nicht sofort helfen konnte. Er wollte es, wollte es wirklich, doch er war kein erfahrener Reisender oder gar Kämpfer. Sein Denken war nicht schnell genug, von seinen Reaktionen ganz zu schweigen. Lediglich Erion war dazu in der Lage und suchte sein Heil gerade noch rechtzeitig in der Flucht.
Während der junge Mann noch zu begreifen versuchte, was ihm seine Instinkte suggerierten. Doch da war es bereits zu spät, bei ihm gingen die Lichter aus und als sie wieder an waren, waren sie gedämpft und sein Kopf von etwas umhüllt, das dazu angetan war, ihn in Panik zu versetzen. Auf der einen Seite raubte es ihm die Sicht und auf der anderen auch ein wenig die Luft zum Atmen.
Um ihn herum war es unnatürlich warm und stickig und ihm war, als könne er nicht ausreichend Sauerstoff in seine Lungen saugen, wodurch diese nach Mehr schrien und ihn die Angst vor dem Ersticken zu ergreifen begann. Das war nichts weiter als ein schlechter Scherz, ein Luftmagier, dem die Luft ausging! Nein, nein, nein, so konnte... so durfte es mit ihm nicht enden!
Die ruhige, mahnende Stimme seines Vaters erklang in seinem Kopf und sprach mit ihm, so, wie früher, als er noch ein kleiner Junge gewesen war und das erste Mal seine wahre magische Begabung entdeckt hatte. Oh, was hatte er für ein Chaos in der Küche angerichtet mit seinem ersten, kleinen Lüftchen! So unkontrolliert, so unbeherrschbar, so... unerwartet war es gekommen! Seine Mutter war, wie fast immer bei den wichtigsten Etappen seines Lebens, in der Universität gewesen und sein Vater hatte auf ihn und seine jüngeren Geschwister aufgepasst.
Kyano war aufgeregt gewesen, freudig und hektisch und ängstlich zugleich, weil er gespürt hatte, dass er diesen kleinen Windstoß herbei gerufen hatte, aber nicht kontrollieren konnte. Stattdessen hatte es sich von seinen Gefühlen genährt, sich verselbstständigt und war drauf und dran, ein heilloses Chaos anzurichten. Mehr noch, ihm war gewesen, als nähre es sich von seiner eigenen Atemluft und entziehe ihm dadurch den Sauerstoff. Seine Atmung war schneller geworden, ohne dass es seinen Lungen geholfen hätte.
Bis sein Vater ihm die Hand auf die Schulter gelegt und ihn dazu gebracht hatte, ihn anzusehen. "Ruhig, mein Junge, ruhig! Einatmen... ausatmen. Ganz bewusst und langsam!", hatte er seinen Sohn ermahnt.
Der inzwischen erwachsene Kyano schloss die Augen und versuchte, sich daran zu erinnern, wie sein Vater damals ausgesehen und gewirkt hatte, wie seine Augen auf ihm ruhten und ihm diese Ruhe und Erdung vermittelten, die er dafür brauchte. Einatmen... ausatmen... und wieder einatmen...
Bei Feylins Windeln, was war in diesem Sack vor ihm transportiert worden?! Es stank und zugleich war es diese Banalität, mit der diese Frage daher kam, welche die Panik in ihm endlich zurückdrängen konnte.
Er spürte, wie viel zu kräftige Hände seine Arme gepackt hielten und ihn vorwärts schleiften, sich nicht darum scherten, ob er mitkam oder stolperte oder sich irgendwie anhaute. Das hatte er bislang nicht wahrgenommen. Nun, mit etwas mehr Ruhe konnte er sich darauf konzentrieren, was er noch wahrnahm.
Wo war Kira? Ging es ihr gut? Und sein treuer Hasenfuß von Hengst?! Er konnte nichts von ihnen hören. Sollte ihm das Sorgen bereiten oder ihn erleichtern? Was ging hier überhaupt vor sich? Ob er mit seiner Magie etwas ausrichten und sich befreien konnte? Der junge Mann wollte es versuchen und unterließ es bereits im Ansatz wieder, so sehr, wie sein Schädel pochte. Man, was musste sein wunderbares Haupt dauernd herhalten? Das war nicht fair!
Also die herkömmliche, absolut langweilige Methode mit Herumrucken und die Arme aus den Griffen kriegen. Nur... wie? Schon als er nur seine Finger bewegte, merkte er, dass Hände um ihn herum mehr als fest zugepackt hatten. Auf der einen Seite sogar so fest, dass ihm der gesamte Arm einzuschlafen begann. Herrlich, echt...
Wie lange waren sie überhaupt schon unterwegs? Sein Zeitgefühl hatte sich längst verabschiedet, von seinem Orientierungssinn ganz zu schweigen. Plötzlich allerdings verschwand der Druck an seinen Armen und er bekam obendrein einen Stoß in den Rücken, sodass er sich nicht länger halten konnte. Er verlor das Gleichgewicht und kam äußerst unsanft auf dem Boden auf.
Der Geruch, der ihm dabei durch den Stoff hindurch in die Nase stieg, hätte angenehm sein können, wenn er den bisherigen Gestank vertrieben hätte. Stattdessen vermischten die sich zu einer Kakophonie an Mief, der eindeutig einen Waffenschein benötigt hätte. Doch ehe er sich damit hätte abfinden oder sonst irgendeine Regung zeigen können, wurde er erneut gepackt, indem ihm die Arme verdreht wurden. Ein höchst untapferes Grunzen entkam ihm und wurde wohl von dem Stoff geschluckt, während an ihm gezerrt wurde.
Er spürte etwas Hartes im Rücken und wie seine Arme erneut gegen seinen Willen bewegt wurden. Noch zu perplex war er nicht in der Lage, sich dagegen zu sträuben. Und dann, erklang mit einem Mal eine Stimme. Kyano horchte auf und versuchte etwas durch den Stoff zu erkennen. Aber das war auch weiterhin nicht möglich, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als zu lauschen... und festzustellen, dass er es mit einer Frau vor und einem Mann hinter ihm zu tun hatte, die er nicht verstand. Was, bei Feylins Windeln...?!
Bislang war er recht ruhig gewesen, was auch an dem Pochen in seinem Brummschädel lag, als jetzt jedoch seine Beine gepackt und gespreizt wurden, entkam ihm ein ziemlich gut hörbarer Schrei, eine Mischung aus Überraschung und leisen Schmerz, weil er sich instinktiv versteift hatte. Worauf natürlich keine Rücksicht genommen worden war.
Endlich kehrte Leben in ihn zurück und er fing an, sich gegen die Fesselung zu wehren. Das Problem an der Sache war... es war bereits zu spät. Nicht nur die Erfahrung darin, die diese beiden offensichtlich hatten, sondern auch die Effizienz sorgten dafür, dass er absolut gar nichts ausrichten konnte.
Stattdessen wurde ihm der Sack vom Kopf gezogen, sodass er keuchend erst einmal die Augen ob der ungewohnten Helligkeit schloss. Auch ruckte er instinktiv nach hinten, sodass seine neuerliche Beule unwillkommene Bekanntschaft mit dem Baumstamm machte. "Bei Feylins vollgeschissenen Windeln!", fauchte er und blinzelte in der Hoffnung, die Sterne vor seinen Augen damit loswerden zu können.
Es dauerte ein wenig, bis sich seine Sicht allmählich klärte. Trotzdem war ihm sowohl schwindelig als auch übel, als er erkennen konnte, dass zwei Langohren vor ihm standen. Nicht die von der dunklen Sorte, diese Versager, allerdings welche, die ihm auch nicht gerade... nett vorkamen.
Sein Gesicht verzog sich leicht und er hätte wohl damit begonnen, dieses fremde Lager, in das er unverhofft und unfreiwillig geraten war, näher zu begutachten, wenn ihn die Flammen nicht noch immer geblendet und die Frau nicht erneut mit ihm gesprochen hätte. Ihre Worte sorgten dafür, dass er eine Augenbraue hochzog und ihrem Wink folgte.
Er sah zur Seite... und spürte, wie die Übelkeit noch stärker wurde. Zwar erkannte er nicht sofort, dass der Kerl neben ihm tot war, aber gut ging es ihm definitiv nicht. Und ihm reichte sein eigener Brummschädel. Außerdem war er allein... mehr oder weniger und konnte nur hoffen, dass Kira entkommen war. Wozu also schreien? Das würde ja doch nichts bringen!
So schnaubte Kyano, als wäre er ein abgebrühter Reisender, dem so etwas ständig passierte, und sah wieder zu der Elfe hoch. "Danke, kein Bedarf.", konterte er trocken.
Als nächstes stellte sie seine Herkunft fest, was ihm ein weiteres Schnauben entlockte. "Und du 'ne Elfe.", gab er zurück, während ein Stimmchen in seinem Hinterkopf ihn fragte, ob er eigentlich lebensmüde war, sich so aufzuführen. Ja, wahrscheinlich... oder die Schläge auf seinen Kopf hatten ihm nicht gut getan. Oder er drehte durch oder... Ach, woher sollte er wissen, was mit ihm los war und warum er nicht panisch kreischte?! Es war eben so und vielleicht, nur vielleicht, hatte ihm das bislang das Leben ja gerettet.
Tatsächlich blitzte ein Hauch seiner alten Persönlichkeit auf, als sie etwas von Finger lecken faselte. Ein feines, spöttisches Grinsen hob seinen Mundwinkel und er lehnte sich behutsam zurück, als wolle er es sich in seiner Fesselung bequem machen. "Oh, da gibts wirklich viele, die das tun. Wie du schon gesagt hast, ich bin ein Hübscher!", spottete er ohne jegliche Fröhlichkeit. Hätte die Stimme in seinem Kopf eine Gestalt besessen, so wäre sie jetzt wohl entweder kreischend vor Panik im Kreis gerannt... oder hätte sich die Hand ins Gesicht geschlagen und wäre an ihm verzweifelt.
Fremdartiges Gebrabbel lenkte seinen Blick einen Moment lang auf den fremden Kerl, ehe er wieder die Frau ansah. Die nächsten Worte hätten ihn beinahe laut aufatmen lassen vor Erleichterung, denn sie bedeuteten wohl, dass Kira ihnen entwischt war. Derzeit zumindest!
Doch allein die Mimik der Fremden ließ ihn instinktiv vorsichtig reagieren und er zwang sich dazu, nur tief durchzuatmen, um seinem Stimmchen keinen gleichwertigen Ausdruck zu verleihen und loszubrüllen. Faszinierend, was ein Schock so alles bewirken konnte! Aber noch war das Ganze nicht vorbei, sodass er noch nicht im Rückblick diese Feststellung treffen konnte. Nein, er steckte mitten drin in einem real gewordenen Alptraum und das Lachen der Beiden ließ ihn eiskalt erschauern.
Trotzdem bemühte er sich, sich so wenig wie möglich davon anmerken zu lassen. "Tja, oder sie ist einfach davon geflogen. Es soll ja schließlich nichts geben, was es nicht gibt, nicht wahr?", konterte er und versuchte seine Hände zu bewegen. Das Seil scheuerte unangenehm und wenn er lange diese Haltung würde einnehmen müssen, wäre ein Muskelkater danach wohl sein geringstes Problem.
Woher er das wusste? Tja, Rubina war nicht nur mit ihrer Feuermagie sehr überzeugend, wenn sie sich über ihn geärgert hatte. Hach ja, sein Flämmchen... die hätte hier kurzen Prozess mit den Elfen gemacht! Ob sie ahnten, dass er Windmagier war? Was würde ihm das denn bringen? Jetzt bereute er es, nicht besser aufgepasst und mehr geübt zu haben, sonst hätte er da sicher was bewirken können! Doch so...? Nein, vermutlich wäre es sinnlos, irgendetwas in diese Richtung zu versuchen.
Frustriert seufzte er auf und funkelte finster zu den Elfen. "Was wollt ihr überhaupt von mir?", verlangte er schließlich zu wissen. Das will ich doch gar nicht hören!, hämmerte es hinter seiner Stirn. Aber das Reden half, hatte er das Gefühl, denn dadurch würden die Zwei erst einmal bei ihm bleiben und er müsste sich nicht mit seinen Gedanken beschäftigen, die eigentlich nichts weiter als ein ängstliches Wimmern waren.
Oh, er saß gehörig in der Scheiße und wusste nicht mal, womit er das verdient hatte! Oder wie er sich aus dem Dreck wieder rausziehen könnte... Warum hatte er Rubina nicht versucht zu überreden, mit ihm zu kommen? Ach ja, richtig... seine Vorstellungen von Lagerfeuerromantik... Da war ja was...
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Dienstag 12. März 2024, 13:51

Die Realität war wirklich ernüchternd. Kyano musste erkennen, dass dies mitnichten ein romantischer Ausflug wäre. Schon beim ersten Versuch geriet er in die Fänge von zwielichtigen Schergen und spürte gleichwohl, wie schmerzhaft das wahre Leben abseits von schutzbietenden Mauern und magischen Schilden war. Das Leben war keineswegs ein Spielplatz und er lernte gerade auf ganz harte Weise, diesen Umstand kennen. Orientierungslos gelangte er in das Lager der Entführer und wurde so unsanft an einen Baum gefesselt, dass er nicht mal seine Magie wirklich wirken konnte. Alles schmerzte und lenkte ihn von den Fähigkeiten ab. Zudem beschwor er mithilfe von Gesten und die konnte er derzeit nicht ausführen. Aber sein Mundwerk funktionierte nach dem ersten Dämpfer noch einwandfrei: "Oh, da gibts wirklich viele, die das tun. Wie du schon gesagt hast, ich bin ein Hübscher!“, ließ er auch seine Anspannung mit einfließen. Die Elfe schnaubte und deutete auf ihn, während sie ihren Kumpanen mit einem Blick bereicherte. „Da, hör dir das an. Er ist wohl der Humorvolle!“, witzelte sie scharf und sah wieder zurück zu Kyano. Sie erkundigte sich nach Kira und Kyano wollte sich noch immer nicht anmerken lassen, wie verängstigt er war, deshalb ließ er seine große Klappe für sich sprechen. "Tja, oder sie ist einfach davongeflogen. Es soll ja schließlich nichts geben, was es nicht gibt, nicht wahr?" Die Elfe betrachtete sein Gesicht einen Moment und auch der Elf hielt in seinem Tun inne. Auch er warf dem Gefesselten einen Blick zu, bevor er zu seiner Gefährtin sah. „Seltsame Wortwahl“, meinte er brummend, während sie Kyano nicht aus den Augen ließ. Sie nickte nur. „Davongeflogen?“, fragte sie und senkte kurz die Augenbrauen. „Ist sie also eine Luftmagierin?“, fragte die Elfe argwöhnisch und beäugte Kyano genauer. Die stechenden, roten Augen waren intensiv und wenn man Elfen nicht so sehr gewohnt war, oder gar rote Augen, konnten sie furchteinflößend wirken. Kyano ging weiter auf Konfrontation und sein inneres Stimmchen schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn: "Was wollt ihr überhaupt von mir?", ließ er sich hinreißen zu fragen und der Elf im Hintergrund, lachte kalt auf.

„Er versucht’s halt.“, murmelte er und seine Begleiterin lächelte unterkühlt. Daraufhin wandte sie sich wieder Kyano zu und hockte sich vor ihn. „Von dir persönlich? Gar nichts. Von dir als gesamtes? Alles.“, erklärte sie und auch wieder nicht. Die Elfe strich sich das schwarze Haar nach hinten und präsentierte dem Zyraner die Ausläufer einiger Tattoos, die sie offenbar unter ihrer Kleidung trug und die sich auf ihrem Hals sichtbar zeigten. Auch aus der Nähe war sie wahrlich eine Augenweide, wäre nicht ihr Lächeln so kalt und ihre Augen so mordlüstern. „Du bist Beute.“, bemüßigte sie sich, ihm zu erklären. „Ware.“, präzisierte sie und schnippte gegen seinen Stiefel. „Wir streifen mal hier und mal dort durch die Lande und… jagen, was uns so vor das Fadenkreuz läuft“. Ihre Mimik war… eisern. Sie betrachtete Kyano unverblümt und nichts an ihren Worten ließ Zweifel darüber, dass sie es genau so meinte. „Wir haben dich und deine kleine Feder schon beim Betreten des Arus‘ gehört. Und da dachten wir … zwei auf einen Streich. Halbe Arbeit, doppelter Lohn!“, zwinkerte sie, erhob sich fließend und kehrte daraufhin zum Lagerfeuer zurück. Die Elfe neigte sich hinunter, präsentierte ein prächtiges Hinterteil und hob etwas auf. Tatsächlich kam sie mit einem saftigen Stück Fleisch zurück und stellte es so vor Kyano hin, dass er einen sehr guten Blick darauf hatte und es dennoch nicht erreichte.
„Folgendes. Während wir darauf warten, dass deine Feder hier auftaucht, um dich in deiner Einsamkeit zu unterstützen, gibt es zwei Möglichkeiten, wie das hier läuft. Entweder, du spurst“, sie deutete auf den Teller, „dann gibt es das. Oder aber du willst uns Ärger machen“, sie zog ein scharfes Messer aus einer Scheide an ihrem Gürtel und es blitzte gefährlich im Licht des Feuers, „dann bekommst du das. Deine Entscheidung.“, erklärte sie emotionslos, wie das Reibeisen in der zyranischen Halle die Schulregeln. „Tandara setz dich endlich und lass den Menschen. Wenn wir bis heute Abend die Weißhaarige nicht hier haben, nehmen wir nur ihn mit.“, schmatzte der Elf und hatte ebenfalls eine knusprige Rehkeule zwischen den Zähnen. Tandara wandte sich von Kyano ab und setzte sich daraufhin mit dem Rücken zu ihm. Danach begann eine lange, öde Zeit für Kyano mit warten. Tatsächlich geschah nichts mehr, bis es allmählich kühl wurde. Die Zeit floss langsam dahin und seine Glieder wurden steifer und steifer. Die unnatürliche Haltung trug nicht gerade zum Wohlbefinden bei und allmählich kribbelte es hier und dort.

Die Rehkeule zu seinen angebundenen Füßen war bereits übersäht mit Ameisen und anderem Getier. Nach Stunden, in denen Tandara und der Elf sich nicht mal groß unterhielten und wenn, dann nur in der Sprache der Nachtelfen, kam Tandara zu ihm und begann dann damit, seine Fesseln zu lösen. Ja, sie befreite ihn tatsächlich von den Fußfesseln und dann auch von jenen, an seinen Handgelenken. „Versuchst du irgendwelche Dummheiten, trage die Konsequenzen.“, murmelte die Elfe und kam wieder um den Baum herum. Sie machte nicht den Eindruck dass sie glaubte, er würde ihr gefährlich werden können. Tandara betrachtete Kyano einen Moment und nickte zum Feuer. „Iss etwas. Du wirst deine Kräfte brauchen, denn tragen werden wir dich gewiss nicht!“, bemerkte sie. Daraufhin wandte sie ihm den Rücken zu und ging zum Elf. „Kerran, mach Platz. Der Zyraner muss essen, sonst wird er nicht die Strecke schaffen.“, der Dunkelhaarige brummte, rutschte zur Seite und bot somit Kyano Platz auf einem Baumstamm. Zwischen sich und Tandara. Jene füllte gerade etwas Restfleisch auf einen neuen Teller. Sie zwangen ihn zumindest nicht, das von ameisenzersetzte Fleisch zu essen. Kyano aber musste entscheiden. Würde er sich zu ihnen setzen? Oder würde er etwa versuchen, das Weite zu suchen? Körperlich ging es ihm grundsätzlich gut, wenn auch seine Glieder etwas steif waren. Aber er war unverletzt und … fit.
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