alter Turm

Ein immer schlechtgelaunter Ork bewacht von seinem Platz auf der Brüstung das Tor nach Morgeria. Er bedient das Fallgitter und den Mechanismus, der die großen Flügeltüren öffnet – wenn er dies will.
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alter Turm

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 4. März 2015, 13:11

Maruka kommt von: http://www.celcia.he-hosting.de/phpbb3/ ... 029#p61029
Der Elf öffnete vorsichtig die Luke und drückte einen Draht den man mit bloßem Auge kaum sehen konnte fest auf den Boden. Die Hand auf den Boden fixiert krabbelte er in den Raum hinein und hockte sich vor die Öffnung und starrte den Draht an. Als Maruka ebenfalls den Raum betrat gab er ihr kurz eine Anweisung. „Sei so gut und hock dich hinter mich!“ Gesagt getan kam die junge Frau der Aufforderung nach und hockte sich hinter dem Elf. Dieser ließ dann den Faden los und innerhalb von Sekunden schossen mehrere Bolzen durch die geöffnete Luke und knallte auf den Boden. Kein Zweifel, wenn Valas die Falle nicht überlistet hätte wären die Zwei unweigerlich tot gewesen.

Die Armbrüste, die sich an einen Holzbalken oberhalb der Decke befanden und auf die Luke zielte gaben ein deutlich zu verstehen das uneingeladene Besucher nicht gerne gesehen war.
„Nur zur Info die Bolzen sind auch noch vergiftet gewesen!“ Valas grinste kurz und machte die Luke wieder zu und verriegelte sie. „Er würde sowieso nicht mehr diesen Weg nehmen!“ Sagte er mehr zu sich selbst als zu Maruka.
Die junge Frau nutze den Moment um sich umzusehen. Sie befanden sich in einen kleinen viereckigen Raum, der komplett karg eingerichtet war, einige Holzkisten standen in der Ecke und eine Leiter führte weiter nach oben. Die Hybridin merkte einen leichten Luftzug, der über ihr Fell strich und einen kurzes frösteln verursachte.
„Wir müssen weiter Hoch!“ Sagte Valas kurz und kletterten dann die Leiter nach oben.

Es dauerte einige Minuten bis der Schacht, durch den sie kletterten, aufhörte und die Zwei in das höher gelegene Zimmer brachte. Dieses war deutlich besser eingerichtet als der Empfangsraum, auch wenn man über Geschmack streiten konnte. Überall an den Wänden befanden sich Waffen und Folterinstrumente.
Es gab einen größeren Tisch, vor dem sich ein Hocker befand. Der Tisch zog sofort die Aufmerksamkeit von Maruka auf sich. Auf diesen befanden sich einige gläserne Gefäße in dem sich ziemlich farbenfrohe Flüssigkeiten befanden, dazu gesellte sich noch ein Glaskäfig, indem ein Frosch auf einen Ast saß und ein Lied quakte. Der Frosch selbst sah aus wie ein Regenbogen und die seltsamen Glupschaugen starten die Katzenfrau an.
Als sie den Frosch so ansah, verschwand wie durch Geisterhand der Brustharnisch von Maruka und eine Phiole gefüllt mit rotem Blut tauchte auf dem Tisch auf.
„Was zum...!“ Vals der auf eine Pritsche platz genommen hatte sprang wie von der Tarantel gestochen auf.
„Das wäre mir neu, wenn Sigi so etwas könnte!“

Was war hier gerade geschehen?

Wenn die Zwei den Schock erst einmal verkraftet hatten, konnten sie durch das große Fenster, was sich über dem Bett befand und von einem schwarzen Motten zerfressen Vorhang verdeckt wurde sehen das es in Morgerias schneite.
Sie befanden sich also in einen Turm, der nicht weit von der Stadtmauer entfernt war und der einen herrlichen Überblick über die dunkle Stadt gab.
Vielleicht konnten Maruka ja in einer der etlichen Truhen die hier überall standen nach etwas suchen was den fehlenden Harnisch ersetzte, wenn sie sich das traute.
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Maruka wurde gewichtelte: Tausch Harnisch gegen Phiole mit Hybriden Blut von Uriel Schwarzschwinge.
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Re: alter Turm

Beitrag von Maruka » Freitag 6. März 2015, 12:47

Der neue Begleiter des halbtoten Dunkelelfen hatte sie beide verlassen und Valas hatte auch anscheinend nicht vor ihm zu folgen. Es bereitete ihr Magenkrämpfe, den Elfen mit Namen Schwarzschwinge so zurück zu lassen. Das entsprach nicht ihrem Wesen. Doch Maruka in Sicherheit zu bringen war ihm anscheinend wichtiger und immer öfter fragte sich die junge Hybridin, wovor sie eigentlich floh. Ihr Schicksal folgte ihr auf Schritt und Tritt und sie wusste tief in ihrem Herzen, wo auch immer sie sich versteckte, irgendwann würde es sie zu sich rufen. Zeit spielte dabei keine Rolle. Es ging nur darum, wie sinnvoll sie die bis dahin bleibende Zeit nutzen sollte. Vielleicht konnte sie so viel wie möglich vorher lernen, sich an dieses ihr Schicksal anpassen, sich wie Valas vor seinem Blick verbergen, oder wenigstens einen kleinen Aufschub erwirken?

Nachdem Katze und Valas eine geheime, durch Magie verborgene Tür und eine Falle überwunden hatten, kamen sie in das Versteck des unbekannten Assassinen. Neugierig schaute sie sich um und schnupperte mit bebenden Schnurrhaaren an den unterschiedlichen Tiegeln und Flaschen, ohne sie zu öffnen. Auch der bunte Frosch im Glas faszinierte sie und sie kniete sich auf dem Hocker vor dem Schreibtisch auf dem er stand und tippte mit der Kralle dagegen. Plötzlich löste sich ihr Brustharnisch, aber bevor er auf dem Boden aufschlagen konnte war er auch schon verschwunden.
„Was zum...!“
Valas der auf eine Pritsche platz genommen hatte sprang wie von der Tarantel gestochen auf.
„Das wäre mir neu, wenn Sigi so etwas könnte!“
Was war hier gerade geschehen? Katze schaute vollkommen perplex an sich hinunter. Die Schicksalsfeder, die sie über ihrem Herzen getragen hatte segelte langsam zu Boden und die Haarsträhne die Uriel ihr gegeben hatte folgte diesem vorgezeichneten Weg. Maruka hockte sich hin, hob beides auf, um es auf den Schreibtisch zu legen. Dann verschränkte sie die Arme vor der halb blanken Brust. Einzig ihr dünnes, glattes Fell überzog noch wie eine zweite Haut die weiblichen Rundungen ihres frierenden Körpers.
„Sigi? Meinst du den Frosch?“
, wandte sie sich an Valas und grübelte darüber nach was eben geschehen war.
„Er muss einen mächtigen Zauber können, wenn er Rüstungen einfach so verschwinden lassen kann!“
Katze trat respektvoll von dem Froschglas zurück und hütete sich, es noch einmal zu berühren. Nicht das sie dann bald ganz nackt da stand. Ihren Brustharnisch vermisste sie jetzt schon. Auch wenn er aus Sademos Beständen stammte, so hatte sie sich doch recht wohl mit ihm gefühlt. Es war kalt und doch zog es sie zum Fenster, was sich über dem Bett befand und von einem schwarzen Motten zerfressen Vorhang verdeckt wurde. Sie stieg auf das Bett und spähte hinaus. Es schneite in Morgeria. Maruka hatte ihre Krallen bewehrten Hände auf den Fenstersims gelegt und starrte wie gebannt nach draußen. Ihr ganzer Körper erstarrte und nicht einmal mehr ihre Schwanzspitze zuckte. Sie befanden sich in einen Turm, der nicht weit von der Stadtmauer entfernt war und der einen herrlichen Überblick über die dunkle Stadt gab, doch das berührte sie nicht. Was sie berührte, waren die reinen, weißen Kristalle, die dick und flauschig zu tausenden aus den Wolken fielen. Venthas Segen reichte also bis nach Morgeria! Das Gefühl von Hoffnung und Zuversicht in dieser trostlosen Situation war einfach überwältigend und tief in sich befürchtete sie, wenn sie den Stein unter ihren Händen los lassen würde, würde sie zusammen brechen. Jede einzelne Flocke die vom Himmel fiel weckte ihre Sehnsucht. Das Weiß verschwamm vor ihren Augen und sie sah nur noch die Gesichter ihrer Heimat vor sich. Da war das friedfertige Antlitz ihrer Mutter, der strenge und doch liebevolle Blick ihres Vaters, die spielenden Wölfe im Schnee und die Freunde ihrer Kindheit. Die Nachbarmädchen spielten im Schnee und liefen den großen Jungen hinterher, die sich ihre Namen auf der Jagd verdient hatten. Jenna tanzte um Haros herum und die Töchter von nebenan jagten den schüchternen Baltos durchs Dorf.
Baltos ...
Was er wohl gerade tat? Sicher streifte er durch die vereisten Wälder Mantrons. Er war schon damals ein hervorragender Jäger gewesen. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie sich an sein verwirrt drein schauendes Gesicht erinnerte. Sie hatte ihm etwas zu Essen gebracht und … und der Schmerz übermannte sie. Die Knie knickten ein und ihre Krallen machten ein knirschendes Geräusch als sie über die Wand rissen. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen und dicke Tränen rannen durch die Gitterstäbe ihrer Finger. Ihr Herz tat so unendlich weh, dass sie es kaum ertragen konnte. Schniefend riss sie sich aus dem Abgrund ihres Heimwehs und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Ich darf jetzt nicht schwach sein!“
Sie erinnerte sich an Valas Anwesenheit und schaute etwas entschuldigend drein. Er war ihr Freund, ein Rudelmitglied und das einzige Wesen das ihre Schwäche sehen durfte und immer verstanden hatte.
„Schon vorbei.“
Entschuldigte sie sich leise, dann stand sie auf, suchte sich eine blaue Flüssigkeit von dem Tisch und sah noch einmal aus dem Fenster, um das reine Weiß zu schauen. Nein, sie durfte jetzt nicht schwach sein! Das war einer Mantronerin unwürdig! Still besann sie sich ihrer Wurzeln und begann voller Inbrunst zu beten. Ihre Stimme war voller Ehrfurcht, als sie nun leise flüsterte:
„Mächtige Ventha, Herrin des Eises, der Stürme und der See, höre die geringste deiner Töchter flehten. Ich bitte nicht für mich. Ich bitte für die, die mir am Herzen liegen. Lass meine Mutter stark im Glauben sein und führe meines Vaters gerechten Arm im Kampfe. Lass die Jagd meiner Freunde stets erfolgreich sein und sie niemals ihr Ziel aus den Augen verlieren. Erhalte ihren Mut und ihren Appetit. Mut und Ehre! … „
Mit den letzten Worten öffnete sie die Flasche und schüttete den bläulich schimmernden Inhalt in den Schnee auf dem Fensterbrett.
„Und Dank dem fremden Spender. Mut und Ehre!“
, womit sie den Assassinen mit in ihre Gebete mit einschloss und ihr Gebet beendete.
Dann begann sie systematisch den Raum nach Oberbekleidung zu durchsuchen. Etwas zu tun, war immer gut um sich abzulenken. Vielleicht konnten Maruka ja in einer der etlichen Truhen die hier überall standen nach etwas finden was den fehlenden Harnisch ersetzte. Auch einige der Waffen interessierte sie, doch ging sie damit sehr vorsichtig um. Man konnte ja nicht wissen, wie viele dieser Klingen vielleicht vergiftet waren, wie die Bolzen in der Falle. Die Rüstungsteile die sie hier fand waren von unglaublich hoher Qualität und das Metall schien für die Mantronerin fast unzerstörbar. Das meiste was sie fand, war jedoch ausschließlich für einen Mann hergestellt worden. Immer wieder hielt sie sich einzelne Teile an den Körper und knurrte dann leise. Es dauerte einige Zeit bis sie endlich etwas fand, was sicher nicht perfekt saß, aber wenigstens nicht klappern oder scheuern würde. Zum Glück lag in den Truhen nicht nur feines Rüstzeug aus Metall, sondern auch einiges aus flexiblem Leder. So stellte sich die Katzenartige mit etwas Geschick eine Lederrüstung zusammen. Wenigstens die Hosen passten fast wie angegossen, denn Dunkelelfen waren meist von nicht sehr großer Statur und der Besitzer hatte fast wohl fast die gleiche Größe wie sie. Ein wenig krempeln und neues Schnüren hier und da und es passte. Dazu fand sie einen kurzen Überwurf, der ihren Körper zusätzlich zu dem langen Umhang mit Kapuze warm halten sollte. Ein besonders breites Lächeln legte sich beim Anblick eines Bogens auf ihre Züge. Pfeile und Köcher waren auch schnell gefunden und sogar eine Peitsche zierte bald wieder ihre Hüften. Ein kleiner Dolch mit Scheide verschwand in ihrem Hosenbund und war auch sicher nicht schlecht, wenn man mal ein Seil durchschneiden musste. Nachdem sie so einige Truhen regelrecht ausgeräubert hatte, fand sie in einer Schublade etwas Schreibmaterial. Schnell war eine kleine Nachricht geschrieben, die sie unter eine der Flaschen klemmte:

Lieber Assassine, habt Dank für eure Gaben. Ich schließe euch in meine Gebete ein. Katze.

„Valas, der Assassine der hier wohnt ist doch reich, oder? Er kann sich die Sachen doch nachkaufen?“
, fragte sie den Dunkelelfen hinter sich etwas zögerlich und zuckte aber dann mit den Schultern. Wer nur zum Spaß und nicht des Geldes oder Fleisches wegen jagte musste reich sein. Ganz zum Schluss schob sie sich wieder Feder und Haarlocke unter ihre Kleidung, packte noch ein paar von den lustig, bunten, kleineren Fläschchen ein,
"Wer weiß wozu die gut sind …?"
, rollte ihre Wickelhose wie einen Schal um den Hals und setzte sich dann neben Valas.
„Was nun?“
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Re: alter Turm

Beitrag von Erzähler » Samstag 11. April 2015, 15:24

Was immer Valas' Beweggründe waren, nicht Uriel sondern Maruka zu folgen, er behielt sie für sich. Vielleicht mochte es so sein, dass er Uriel eine erfolgreiche Flucht zutraute. Er besaß die Präferenzen, sich aus seiner Situation selbstständig herauszuarbeiten, während Maruka letztendlich kein anderes Verhalten an den Tag legte als das eines verschreckten Kätzchens. Ein Wesen wie sie hatte selbst fernab von Sademos gierigen Blicken oder dem Gladiatorenkeller von Xerxes' Anwesen kaum eine Übelrebenschance in Morgeria und wenn doch, so würde ihr weiteres Leben nur wieder in irgendeinem Käfig enden.
Der Halbtote schien seine Entscheidung somit mehr als durchdacht zu haben und mit jener zufrieden. Sofern man aus seinem Gebaren überhaupt Zufriedenheit herauslesen konnte. Das letzte Mal, als er große Emotionen gezeigt hatte, war sein Geliebter - der Diener Cassiel - in seinen Armen verstorben. Vielleicht war es der Schrecken, angetan vom eigenen Bruder, der Valas hatte emotional etwas abstumpfen lassen. Vielleicht war er aber auch schon immer ein Mann gewesen, der seine Gefühle nicht offen nach außen trug. Im Moment saß er schweigend auf der Pritsche und beobachtete Maruka, die sich ihrerseits umschaute und hier nun nach neue Ausrüstung suchen. Sie würde schon fündig werden. Der Meuchler, der in diesem Turm lebte, besaß genug, dass ihm ver Verlust einiger Einzelteile nicht auffallen würde. Solange die Katze ihre Pfoten von den größten Prunkstücken ließ, wär das Entnommene auch für jemanden wie den Assassinen entbehrlich. Valas kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er sich schulterzuckend andernorts bedienen würde ... irgendein Dunkelelf seiner Größe würde das Zeitliche segnen. Diesem Elfen machte der Gedanke keinen Kummer. Ein solches Verhalten gehörte nicht nur zur Mentalität eines Assassinen, sondern war in einer Stadt wie Morgeria praktisch zu erwarten.

Womit jedoch weder der Elf noch die Katze hatten rechnen können, waren zum einen das Verschwinden ihres Harnischs, zum Anderen das Auftauchen einer kleinen Phiole mit roter Flüssigkeit, die vor ihr auf dem Tisch erschien. Selbst der Frosch unterbrach für eine Sekunde sein Gequake, bevor sich sein Hals aufblähte, als wüchse ihm unter dem Maul eine gewaltige, milchige Blase. Dann entkam ihm das Quäken in tiefem Brummton, dass seine glatte Froschhaut schillern ließ. Wäre er eine Kröte gewesen, hätten Warzen den Regenbogen durchzogen. So aber wirkte er fast wie ein Edelstein, in dem sich das Spektrum aller Farben brach.
Dennoch lag die Aufmerksamkeit des Elfen auf Maruka. Er war aufgesprungen, starrte sie an. Nicht wie jemand, der sich am Anblick einer entblößten Person erfreute, zumal die Katze noch immer ihr Fell besaß. Eher musterte er sie kritisch, mit alarmierter Wachsamkeit. Ihre Rüstung war verschwunden und dieser Umstand war selbst für Morgeria nicht normal. Valas' Hand fuhr unter den Mantel und zur winzigen Armbrust, die er in seinem Schatten verborgen hielt. Alter und jahrelanger Umgang mit dieser Waffe hatten ihn geschickt genug werden lassen, dass er nicht einmal in ihre Richtung sehen musste, um sie zu spannen. Lediglich das Entsichern und Vorziehen fehlten noch, um einen tötlichen Schuss folgen zu lassen. Die Frage blieb: auf welches Ziel? Valas' Augen suchten den Raum ab. Bis auf ihn, Maruka und den Frosch schien niemand anwesend zu sein. Allerdings bemerkte ein Opfer den Assassinen auch erst im Moment, da er bemerkt werden wollte. Doch der Bewohner des Turms machte sich sonst auch keinen Spaß daraus, die Rüstungen anderer Lebewesen einfach verschwinden zu lassen! Und was sollte die Phiole, deren Inhalt an Blut erinnerte?
Valas kam überhaupt nur noch eine einzige Idee, da er nicht davon ausging, dass die Tat wirklich vom Regenbogenfrosch - Sigi! - begangen worden war. "Zeig dich, Grauschelm!", schnarrte er in das Dämmrige. Als sich jedoch niemand zeigte, entspannte sich der dunkelelfische Körper nach Minuten. Ein Schelm von düsterem Gemüt hätte sich den Triumph nicht nehmen lassen, aufzulachen und über seine Opfer lauthals zu spotten. Sie waren nicht so beherrscht. Außerdem hatte kein weiterer "Angriff" gefolgt.
"Ja", sprach Valas schließlich mit seiner dunklen, aber sanften Stimme. "Ich hätte einen Frosch anders genannt, aber er gehört ja nicht mir. Und er war es nicht. Seltsam." Weiter grübelnd huschte das elfische Augenpaar nochmal in alle Ecken. Es glitt über die Waffen an den Wänden, über das karge Mobiliar, bis hin zum Fenster. Und dort entdeckten sowohl Valas als auch Maruka das nächste verwirrende Wunder: Schnee. Der Anblick des Naturschauspiels ließ Valas verharren. Nur den Umhang schlug er wieder enger um sich, als fröstelte ihm allein vom Anblick der Flocken. Dass er lediglich für den noch im Verborgenen sitzenden Feind, der sie beobachten könnte, die Armbrust ebenso verbergen wollte, war der eigentliche Beweggrund. Trotzdem schritt der Elf langsam zum Fenster heran, bis nur noch das Bettgestellt zwischen ihm und Maruka war, die sich auf selbigem niedergelassen hatte, um hinaus zu spähen.
Die Flocken tanzten aus den Wolken am düsteren Himmel. Wie ein Nebelschleier legten sie sich auf die Stadt, hinterließen eine dünne Schicht so reinweiß, wie Morgeria schwarz war. Bald schon zogen sich dünne Linien aus Schnee zwischen den Häuserreihen hindurch. Man blickte wie auf eine durch weiße Striche abgegrenzte Stadtkarte. Es lag alles mit einem Mal so friedlich da, ganz so, als könnte der Schnee das Leid, die Torturen und den Schrecken mit seiner bloßen Anwesenheit in den Hintergrund verbannen. Morgeria war auf seine eigene Weise schön.

Das kratzende Scharren von Marukas Krallen war es, das den Elfen zu ihr blicken ließ. Sie brach in sich zusammen, knickte einfach um wie ein Zweig zwischen zerstörerischen Fingern. Er betrachtete sie, sah ihre Reaktion auf den Schnee, sah die Tränen und ... tat nichts. Trost musste sich die arme Katze andernorts suchen oder spendete er ihr auf diese Weise Beistand? Immerhin stand er ja hinter ihr! Und er spottete nicht, urteilte nicht über den Fluss ihrer Tränen. Fast schon befremdlich ob ihres Verhaltens musterte er sie.
"Schon vorbei."
Der Elf nickte kaum merklich. "Gut", antwortete er ihr und als er sie zu Ventha flüstern vernahm, drehte er sich ab. Selbst in ihrer seltsam kalt frostigen und zugleich wie ein Fluss gemscheidigen Sprache hörte man den Namen der Göttin heraus und Gebete soltle man nicht belauschen. Er besaß genug Respekt, sie mit ihren Worten allein zu lassen. So wandte sich Valas dem Tisch zu. Mit einem zur Ruhe gemahnenden Blick gen Sigi klaubte er die Phiole auf. Mit spitzen Fingern hielt er sie vor Augen, schüttelte sie leicht, dass die rote Flüssigkeit hinter dem Glaß träge hin und her schwappte. Wasser war es nicht.
"Das hier ist Blut", verkündete er schließlich, als Maruka sich bereits nach einer Ersatzrüstung umblickte. In den Truhen fand sich reichlich, von dem sebst ein Wesen wie Maruka sich bedienen konnte. Stoffe in allen Facetten, die das dunkle Farbsprektrum vorgab, ließen sich finden. Vornehmlich schwarz, braun, sehr dunkle Grüntöne und grau. Teilweise waren die Kleidungsstücke aus einem Gemisch dieser Farben hergestellt. Der Assassine musste vom Fach sein, denn er wusste, dass die Nacht und jede noch so finstere Nische niemals vollkommen schwarz war. Zu auffällig wäre ein düsterer Fleck gleichbleibender Farbe. Die Kleidung zeigte sich als überaus praktisch. Sie war eng geschnitten, ohne Prunk, dafür störte auch nicht ein Riemen an ihr. Darüber hinaus ließen sich überall Taschen finden - außen und innen, mit Schlaufen und Knöpfen, nicht nur im Brustbereich. Selbst die Arme waren mit Holstern, Laschen oder Schnallen versehen, um dort kleinste Gegenstände oder auch Wurfdolche zu verstauen. Maruka entdeckte zudem eine Reihe von Gürteln. Einige davon wirkten stark gebraucht, wie das abgewetzte dunkle Leder verdeutlichte. Andere benötigten sogar eine Reparatur, ließen sich ohne eine neue Gürtelschnalle nicht mehr schließen. Aber sie alle besaßen eckige Taschen, runde Laschen oder ovale Fächer für Phiolen wie jene, mit der sich Valas noch immer beschäftigte.
Bei den Waffen ging Maruka sorgfältiger zugange, obwohl sie sich im Grunde kaum sorgen musste. Abgesehen von den Klingen, die sich auf einem seitlichen Tisch an der Wand fanden, wirkte keine der anderen vergiftet. Sie hingen aus, griffbereit für den Einsatz, aber nirgends ließ sich der verräterische Schimmer aufgetragenen Öles oder die poröse Textur eines tötlichen Pulvers ausmachen. Ganz klar, der Assassine reinigte seine Waffen vor und nach dem Gebrauch. Sie würden nur beschädigt, ließe er seine Tinkturen auf ihren Schneiden. Es verhielt sich nicht viel anders wie mit Blut, das früher oder später ein gutes Schwert schartig machte oder sich wie Patina über dessen Schärfe legte.
Am Ende war Maruka gut ausstaffiert. Sie hatte einen Harnisch gefunden, der Taschen besaß, aber vor allem nicht zu lang war, als dass er sich an ihrem verlängerten Steiß hätte abscheuern können. Darauf musste sie großen Wert legen. Ohne ihren Schwanz würde sie beim Klettern mehr Probleme mit der Balance haben. Nur bei der Hose musste sie nachhelfen. Ohne ein Loch hineinzuschneiden konnte sie keine davon tragen. An Bewaffnung entschied sie sich für einen feinen Bogen aus schwarzem Zedernholz. Selbst die Pfeile waren aus diesem Material gemacht, abgesehen von ihrer Gefiederung, deren Gattung für Maruka nicht zu bestimmen war und den Spitzen, die aus geschwärztem Metall bestanden, damit sie nicht auffallend im Licht blitzten. Von den Schwertern nahm sie keines mit, begnügte sich mit einer einfachen Peitsche und einem Dolch in simpler Lederscheide.
Es dauerte somit seine Zeit, bis die Katze soweit war. Valas hatte sich wieder auf die Pritsche zurückgezogen. Er wirkte etwas entspannter als noch vorhin, wohl weil er im Augenblick mit keinem Angriff aus dem Hinterhalt heraus mehr rechnete. Dafür hätte ihnen jeder Verfolger einfach zu viel Zeit gegönnt und vor allem seiner Begleiterin die Möglichkeit, sich durch Rüstung und Waffen zu schützen. Ein Zuschlagen wäre nun mehr ein komplizierteres Unterfangen. Der Halbtote sah zu Maruka herüber, als diese sich Papier, Tintenfass und eine fein geschwungene Rabenfeder griff, mit der sie dem Assassinen eine Nachricht hinterließ. "Du kannst schreiben", stellte der Elf mit ruhigem Timbre fest. Dann schnaufte er leicht, nicht abwertend. Eher klang es danach als winkte er mit seinem Atem ab, statt mit der Hand. "Er wird sich zu helfen wissen, Ersatz zu finden." Die Katze sollte sich nicht sorgen. Es war nun wichtiger, dass sie gut gerüstet war, um eine Flucht eher zum Erfolg zu führen als sich um den Verlust einiger weniger Dinge seines Bekannten Gedanken zu machen. Er besaß doch noch genug!
Nur als Maruka nach den bunten Fläschchen griff, erhob sich Valas in geschmeidiger Bewegung. "Du weißt doch gar nicht, was sie bewirken. Ob sie für Freund oder Feind sind und welche Konsequenzen ihr Einsatz haben könnte." Im Turm eines Assassinen fand man sicherlich keine Parfumflaschen. Dass der Inhalt der bunten Phiolen nicht ungefährlich wäre, davon konnte man ausgehen. Nur was der Meuchler da zusammengebraut hatte, würde sich ohne einen Einsatz nicht in Erfahrung bringen lassen. "Hier, nimm das mit. Davon weißt du wenigstens, was es ist." Er hielt ihr die Phiole mit dem dunklen Blut entgegen. "Sie erschien, als dein Harnisch schwand. Demnach sehe ich sie als Tausch. Sie gehört dir, Katze. Und nun müssen wir einen Weg aus der Stadt finden."
Valas löste sich von Maruka. Er trat erneut ans Fenster, spähte hinaus. Dann griff er sich das Bettgestell und zerrte es unter wenig Anstrenung aus dem Weg. Während er sich eines der besonders langen Seile von der Wand nahm, sowie einen in drei Richtungen abgehenden Wurfhaken, fragte er: "Wie gut bist du darin, dich an einem Seil entlang zu hangeln?" Er knotete ein Ende des Strickes um den Wurfhaken und schaute erneut aus dem Fenster. Die Stadtmauer war noch immer viel zu weit weg. Ohne sich umzudrehen meinte er dann: "Katze, hör zu. Das ist jetzt sehr wichtig. Ich werde dich nun einen Moment hier allein lassen. Ich klettere aus dem Turmfenster. Du musst das Ende des Seiles irgendwo befestigen. Achte darauf, dass es gut sitzt. Es muss dein Gewicht tragen. Halte es zwischen den Händen und sobald du drei Mal einen Ruck spürst, hangelst du dich daran herunter zu mir. Ich versuche, so nah wie möglich an die Mauer zu gelangen. Nimm uns ein zweites Seil mit. Wir werden Morgeria verlassen." So war der Plan.
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Re: alter Turm

Beitrag von Maruka » Sonntag 12. April 2015, 14:57

Vielleicht war es gut gewesen, das Valas sie nach ihrem Zusammenbruch nicht in den Arm genommen hatte, so wie es manchmal zuvor getan hatte. Hier draußen in dieser feindlichen Umgebung war jedes Zeichen von Schwäche ein Nachteil und manchmal sogar vielleicht ein Todesurteil. Sein kurzes, leises:
„Gut.“
, half ihr sich schnell zu fangen. Sie musste lernen sich keine Blöße zu geben und das schnell! Das begriff auch Maruka. Nachdem sie sich mit tarnender Kleidung, Brustharnisch, Bogen, Köcher, Pfeilen und allerlei anderem Nützlichen ausgerüstet hatte machte sie sich an den Brief.
"Du kannst schreiben"
, stellte der Elf mit ruhigem Timbre fest.
„Ja und ein wenig Rechnen. Meine Mutter tanzte einstmals in einer Taverne und half bei der Bedienung aus wenn nötig. Sie hat es mir beigebracht.“
Sie hatte ohne groß Nachzudenken einfach geantwortet, was ihr in den Sinn gekommen war. Neugierig stöberte sie weiter in den kleinen Flaschen des Assassinen. Als sie nach den bunten Fläschchen griff, erhob sich Valas in geschmeidiger Bewegung.
"Du weißt doch gar nicht, was sie bewirken. Ob sie für Freund oder Feind sind und welche Konsequenzen ihr Einsatz haben könnte."
Dass der Inhalt der bunten Phiolen nicht ungefährlich wäre, davon konnte man ausgehen. Nur kannte Valas auch die Neugierde der Katze und wollte sie anscheinend vor Unheil bewahren.
"Hier, nimm das mit. Davon weißt du wenigstens, was es ist."
Er hielt ihr die Phiole mit dem dunklen Blut entgegen.
"Sie erschien, als dein Harnisch schwand. Demnach sehe ich sie als Tausch. Sie gehört dir, Katze. Und nun müssen wir einen Weg aus der Stadt finden."
„Ein merkwürdiger Tausch! Nicht sehr witzig für ...“graue Schelme“, oder?“
Sie erwartete keine Antwort und die Bezeichnung „Grauschelm“ hatte sie wohl auch noch nicht gehört. Sie betrachtete die Viole mit schräg gelegtem Kopf.
„… Blut … hm.“
Denn Sinn und Zweck dieses seltsamen Geschenks zu ergründen blieb ohnehin keine Zeit, also wickelte sie die Viole in ein Tuch aus Leder und steckte sie einer der vielen neuen Taschen an ihrem Körper. Valas trat ans Fenster, spähte hinaus. Dann griff er sich das Bettgestell und zerrte es unter wenig Anstrengung aus dem Weg. Während er sich eines der besonders langen Seile von der Wand nahm, sowie einen in drei Richtungen abgehenden Wurfhaken, fragte er:
"Wie gut bist du darin, dich an einem Seil entlang zu hangeln?"
Katze grinste und meinte:
„Das schaff ich schon.“
Sie erinnerte sich gerade an ihre ersten Tage nach der Verwandlung, in denen sie ihren Körper neu entdeckt hatte. Vor der Hatz hatte sie fast jede freie Minute damit verbracht ihre Fähigkeiten zu ergründen und sogar heimlich. Klettern, Springen, Balancieren, dass alles war auf einmal so leicht und erstaunlich lautlos gewesen. Wäre das Seil straff genug, würde sie sich sogar zutrauen darüber zu laufen. So ganz gestand sie sich die Vorteile ihres neuen Lebens immernoch nicht ein, aber über den Nutzen ihres gesteigerten Gleichgewichtssinns, die akrobatischen Fähigkeiten und die hervorragenden Sinne des Servals konnte man nicht streiten. Wie wenig Zeit doch eigentlich vergangen war? Noch vor wenigen Mondläufen, etwas mehr als ein halbes Jahr, so genau konnte sie das nicht sagen, war sie noch eine der Tapferen gewesen und nun versuchte sie aus der dunkelsten Stadt der Welt zu entkommen. Valas knotete ein Ende des Strickes um den Wurfhaken und schaute erneut aus dem Fenster. Die Stadtmauer war noch immer viel zu weit weg. Ohne sich umzudrehen meinte er dann:
"Katze, hör zu. Das ist jetzt sehr wichtig. Ich werde dich nun einen Moment hier allein lassen. Ich klettere aus dem Turmfenster. Du musst das Ende des Seiles irgendwo befestigen. Achte darauf, dass es gut sitzt. Es muss dein Gewicht tragen. Halte es zwischen den Händen und sobald du drei Mal einen Ruck spürst, hangelst du dich daran herunter zu mir. Ich versuche, so nah wie möglich an die Mauer zu gelangen. Nimm uns ein zweites Seil mit. Wir werden Morgeria verlassen."
So war also der Plan.
Nach Hause!
Katze nickte und machte sich sofort daran das lose Ende mit festen Knoten zu sichern, so wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte. Als Jägerin Mantrons verstand sie sich auf das legen von Fallen und Knoten waren ihr nicht unbekannt. Mit sicheren Handgriffen war das Seil schnell gesichert, geprüft und sie hängte sich eine weitere Seilrolle quer über ihren Oberkörper. Einen weiteren Wurfhaken steckte sie ebenfalls ein. Sie steckte den Mantel, den sie gefunden hatte, sorgfältig fest, sodass er beim Klettern nicht stören würde. Die Anspannung in ihrem Körper wuchs und bereitete sie vor. Ihre Sinne schärften sich, ihre Ohren zuckten und ihre Schwanzspitze zitterte leicht vor Vorfreude, denn Vorfreude war es, die sie empfand. Es fühlte sich an, wie der Beginn einer Jagd, deren Trophäe die Freiheit war. Geduldig wartete sie darauf, dass Valas aus dem Turmfenster kletterte. Ohne die Hände vom Seil zu lassen schaute sie ihm hinterher, damit sie den Moment seines Zeichens nicht verpassen würde. Dann hangelte sie sich am Seil hinunter und suchte sofort nach verbergenden Schatten und nach Valas Gestalt. Sie vertraute ihm, doch nicht ihrer Umwelt. Aufmerksamkeit in alle Richtungen war jetzt wichtig. Valas kannte sich in der Stadt aus. Würden sie diese verlassen wäre der Weg bis zu Manthalas Tempel, wo sie aufeinander gestoßen waren, auch Maruka bekannt, doch wollten sie dorthin? Ihre Heimat lag am anderen Ende der Welt, dass wusste auch sie. Egal welchen Weg sie nehmen würden, es würde sie näher an Mantron bringen und das war es was zählte. Mantron … Wie anders die Welt hier war! Morgeria im Schnee hatte etwas ganz besonderes, auch etwas wunderschönes. Die Reinheit Venthas Segen hob kontrastreich die Größe dieser dunklen Stadt noch hervor. So viele Häuser, prunkvolle Anwesen und Paläste, verbunden durch Gassen, Wegen und Straßen. So viele konnten hier leben und doch wirkten die Straßen recht leer. Wo waren nur all die Massen ihrer Bewohner hin, die hier Platz finden konnten? Maruka wusste nichts von Kriegen, von Politik oder Kämpfen an fernen Fronten. Das alles hatte sie noch nicht berührt. Vielleicht hätte sie sonst anders gedacht und anders gehandelt.
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Re: alter Turm

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 15. April 2015, 17:00

Maruka war ihm ein Rätsel, dadurch aber nicht weniger faszinierend. Valas konnte sich für Rätsel begeistern, doch was ihn anhielt, der Katze weiterhin beizustehen, gab auch er nicht preis. Jedenfalls nicht jetzt. Er konnte sein Interesse allerdings auch in der brenzligen Situation, derer sie sich ausgeliefert waren, nicht ganz verbergen. Sie beherrschte es, zu lesen und sogar rechnen konnte sie. Ihre Mutter tanzte in Tavernen auf Tischen? Ob sie ebenso eine Katzenhybridin war? Das Bild schuf sich zumindest im Kopf des Dunkelelfen, so dass er für Sekunden die Stirn in schwache Falten legte. Eine tanzende Katze zur Unterhaltung trinkender Gäste. Nun, es wäre sicherlich auch in Morgeria ein Anblick, für den so mancher zahlen würde ... Orks sahen darin dann möglicherweise noch den Preis für die Tänzerin und erwarteten, dass sie am Ende ihrer Darbietung auf dem Teller Platz nahm. Sofern es sich um kultivierte Orks handelte, die einen Teller nutzten!
Nur dass Maruka keine Grauschelme kannte, wo sie doch einen gebildeten Eindruck machte, überraschte Valas. Anstatt sich jedoch über die Katze lustig zu machen oder ihr Bild in ein schwächeres Licht zu rücken, blieb er geduldigt. So erklärte er ihr: "Schelme haben einen eigenen Humor, der in ihre magischen Fähigkeiten fließt. Sie nutzen die Kräfte der Kobold- und Feenwesen Celcias, um sich auszuleben. Grauschelme ergötzen sich hierbei daran, anderen magische Streiche zu spielen, deren Folgen durchaus langbleibender Natur sein können. Eine herabfallende Hose ist da noch Glück für dich als Opfer ihrer Zaubereien." Das war es also, was Valas hatte einen Grauschelm vermuten lassen. Sie hantierten offenbar gern mit fremden Kleidungsstücken und da Marukas gesamte Rüstung verschwunden war, lag der Gedanke nicht fern, auf einen solchen Spaßvogel zu tippen.

Nun war es aber Zeit, zu verschwinden. Sie mochten für den Moment im Turm zwar in Sicherheit sein, doch sollte der Assassine auftauchen, war das nicht mehr garantiert. Außerdem hatten Valas und der zurückgelassene Uriel ausgemacht, sich so nah wie möglich an die Stadtmauer zu begeben. Doch was wäre danach? Wenn sie es nun wirklich aus dem Fenster und bis zum Grenzrand Morgerias schafften, was passierte weiter? Valas und Maruka konnten schlecht gegen den Mauerstein gelehnt auf Uriel warten. Sie brauchten auch danach noch ein Versteck.
Und würde Uriel sie aufspüren? Solange Valas die Katze nicht berührte, lautete die Antwort: ja. Hatte er sie seit ihrer Flucht bereits angefasst? Konnte sich Maruka da noch sicher sein? Es half nichts, darüber zu grübeln. Sie musste handeln und zwar schnell. Zunächst wurde aus diesem Schnell aber ein Wartespiel, in dem sie nur darauf zu achten hatte, ob das Seil zwischen ihren Pfotenhänden auch ruckte.
Valas wand sich mit aufbauschendem Umhang aus dem Fenster. Seine Bewegungen blieben nahezu lautlos. Er war vertraut mit der Kleidung und Ausrüstung, die er trug. Nur zwei Mal gaben die Sohlen seiner Stiefel schabende Geräusche auf dem Stein des Fenstersims, als er sich - mit dem Seil um den Rumpf geschlungen - vorsichtig bis zu einem Wasserspeier vorarbeitete. Die steinerne Skulptuer war flach wie ein Vorsprung. Ihre Haltung war der einer Fledermaus im Flug nachempfunden, deren offenes Maul an Regentagen das Wasser in einem Guss vom Dach sprudeln lassen würde. Jetzt boten Kopf und Flügel Valas einen günstigen Ruhepunkt, von dem aus er die nähere Umgebung überblicken konnte. Der Elf kauerte sich zusammen, dass er selbst schon wie ein lederner Wasserspeier aussah. Oder wie ein Riesenfledermausreiter. Dann geschah etwas, das so manchen Geist vor Schreck wie ein Blitz durchzuckt hätte. Valas streckte die Beine durch, drückte sich so mit viel Schwung vom Stein unter seinen Sohlen ab und sprang in die Tiefe. Er würde fallen! Sterben!
Dann hörte man den Aufprall. Irgendetwas, das an Keramik erinnerte, gab ein klirrendes Geräusch. War er in einen Karren Blumenvasen gestürzt? Nein, da bewegte sich eine Gestalt geschmeidig auf einem tiefer liegenden Dach. Es war Valas. Das Seil, mit dem er noch immer mit dem Turmfenster verbunden war, verriet ihn. Er war unsanft auf dem Dach gelandet, so dass ein Ziegel zu Bruch gegangen war und weitere zwei sich gelöst hatten. Bevor sie das Dach herab rutschten und ihn für fremde Augen und Ohren aufmerksam werden ließen, hatte der Elf sie ergriffen und kurzerhand auf einen Schornstein gelegt. Mit Bewegungen, die fließend aber dennoch nicht so schnell waren, wie man es angesichts seiner Eleganz hätte erwarten sollen, lief der Elf zielgerade über den Dachgiebel. An dessen Spitze nahm er erneut aus der Hocke Schwung und wagte einen weiteren Sprung. So erreichte er einen von zwei Wehrgängen, die auf der Innenseite der Stadtmauer entlang führten. Er befand sich auf dem Unteren, wo es Schießscharten für Magier gab, die die Stadt verteidigten. Alle zwanzig bis dreißig Meter gab es einen kleinen Turm mit Leiter, über den man die Ebene wechseln konnte. Der obere Wehrgang ließ über die Brüstung schauen und bot Schützen Platz, ihre Pfeilsalven auf Angreifer niederregnen zu lassen. Außerdem wurden hier Patrouillen geführt. Jene Figur, die sich in Valas' Nähe eine Etage höher befand, hatte seinen Sprung glücklicherweise nicht bemerkt. Ihr Blick galt der Toten Ebene. Just in dem Moment, da sich Valas etwas tiefer dicht an die Mauer drückte, wandte sich die Patrouille um, schlenderte gelangweilt über den Wehrgang.
Maruka konnte den Dunkelelfen praktisch von ihrem Fenster aus durchatmen sehen. Er winkte nicht, sondern trat bis an den Turm heran. Dieser besaß offene Steinbögen, welche Fenster bildeten, zumindest in Richtung der Stadt. Valas kletterte in den Turm und band das Ende des Seils fest um einen steinernen Pfeiler. Der Wurfhaken würde den Knoten zusätzlich sichern. Dann ruckte er am Strick, dass es als dreimaliger Impuls bei Maruka ankam. Für sie war es nun Zeit, sich zu Valas zu begeben. Der fackelte jedoch immer noch nicht, sondern verschwand im Inneren des kleinen Turms. Die Katze konnte ihn noch die Leiter emporsteigen sehen. Gleich würde er auf dem Wehrgang mit der Patrouille auftauchen, aber was hatte der Mann vor?
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Re: alter Turm

Beitrag von Maruka » Mittwoch 15. April 2015, 22:29

Gebannt hatte die Katzenhybridin das Manöver ihres dunklen Freundes beobachtet. Als der Dachziegel brach, saugte sie einmal scharf die Luft ein und verfolgte dann mit Spannung seinen weiteren Weg. Als Valas endlich zwischen den offenen Steinbögen des Turms verschwand und kurz darauf das Seil fest band, betrachtet sie mit leichtem Schmunzeln den Winkel. Das Fenster ihrer Position lag höher als das gegenüber und so sollte es ihr doch gelingen, schnell und leise den Ort zu wechseln. Sie überprüfte noch einmal die Sicherung ihres Köchers, damit die Pfeile bei plötzlichen, akrobatischen Bewegungen nicht heraus fielen und löste ihrerseits ihren Wurfhaken aus dem Gürtel, der an dem Seil befestigt war, was sie quer über ihren Oberkörper geworfen hatte. Während Valas das andere Ende befestigte, legte sie die gebogenen Spitzen über das Seil. So wie sie es früher bei den Seemännern gesehen hatte, wenn sie von der Spitze des Krähennestes an den Tauen hinab in die Tiefe rutschten. Das glatte Metall würde besser als Leder oder Fell die Reibung auf ein Minimum beschränken und sie wäre schnell und leise. Dann ruckte das Seil und Maruka sah ihn noch die Leiter hinauf steigen, empor zum nächsten Wehrgang wo die Patrouille sein musste.
Jene Figur, die sich in Valas' Nähe eine Etage höher befand, widmete sich der Toten Ebene.
Katze vertraute Valas und traute ihm durchaus zu einen Wächter zu überwältigen, trotzdem wollte sie so schnell wie möglich nun hinüber, um ihm bei Schwierigkeiten beistehen zu können. Ob er sie brauchte oder nicht, war dabei kein Teil ihres Gedankenguts. Bisher hatte sich Valas meist eher in einer passiven Rolle gezeigt, aber nach diesem meisterlichen Sprung, war sie doch schwer beeindruckt von seinen Fähigkeiten. Ein aufmerksamer Blick in die Runde und es ging eilig mit dem Kopf voran das vorbereitete Seil hinunter. Ein Bein lag oben auf dem gebogenen Wurfhaken und ihre Hände zogen sich schnell das Seil entlang, wenn sie nicht von selbst gleich rutschte. Kurz vor dem anderen Turm löste sie die Beine und schwang sich der Mauer entgegen um dort den Schwung leise über ihre Pfoten abzubremsen.
Los!
Kurz gelauscht ob alles in Ordnung war, dann schnell hinein geklettert und das Seil auf dieser Seite gelöst, damit man es von oben nicht mehr sehen konnte. Selbst wenn sie es dann am anderen Turm hinab hängend entdecken würde, der Rückschluss auf die Stadtmauer musste erst mal gegeben sein. Ihren Wurfhaken schnell im Rücken in die dafür vorgesehene Tasche zurück gesteckt und die Leiter hinauf Valas hinterher.
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Re: alter Turm

Beitrag von Erzähler » Sonntag 10. Mai 2015, 14:40

Valas versuchte genau zu verfolgen, ob seine Freundin ihn auch folgen konnte. Sie hatte im Gegensatz zu ihm durch ihre Verwandlung zur Hybriden auch die Beweglichkeit einer Katze erhalten. Bei ihm sind seit dem damaligen Vorfall, höchstens die Einschränkungen eines alten Mannes gekommen. Auf jeden Fall das Zetern eines älteren Herrn dazugekommen. Naja, ein Dunkelelf seines Aussehens her, wäre nicht angehend so geschickt noch. Oder würde Stürze überleben, die sonst selbst jüngeren die Beine brachen. Jetzt war aber keine Zeit zu senieren. Das konnte man später machen.
Es fiel ihm trotzdem unglaublich schwer, dass er Katze nicht berühren durfte. Das Risiko, dass der Auffindzauber von Uriel erlosch, war einfach zu gewaltig. Dabei hatte es seit sich getrennte Wege gelaufen waren, mehr als einmal Momente gegeben, wo Katze seinen Halt gebraucht hätte. Er atmete tief durch, drängte das Gefühl wieder weg sich selbst gerade irgendwie einsamer als sonst zu fühlen.
Du wirst langsam in diesen Körper senil- früher hast du es auch ohne Zuneigung geschafft.
Er belog sich selber. Valas war noch nie ein Elf gewesen, der lange ohne Zuneigung auskam. Ein Grund weswegen er sich eben Freunde in der Stadt gesucht hatte. Sich verliebt hatte, wenn ihm auch alles meist genommen wurde. Doch für die Katze fühlte er sich verantwortlich. Selbst wo sie noch nicht lange kannten, führte er sich väterlich bei ihr auf. Und jetzt musste er wieder Abstand zu ihr halten. Prüfungen seiner Göttin sicherlich.
So hätte es nicht sein sollen- doch Manthala wusste schon was sie tat.

Der Dunkelelf hatte sich an die Wand gedrückt, als wieder ein Wächter vorbei kam. Dieser murmelte ständig etwas vor sich hin. Unmut über den Dienst, zumal das Wetter heute besonders düster war. Es war aber nicht nur das Wetter- es lag so viel Fremdes und Bedrohliches in der Luft. Endlich war der Wächter vorbeigegangen, nahm eine Treppe und lief weiter unten weiter. So weit so gut, dachte sich Valas.
Katze selber schien nicht gesehen worden zu sein, zumindest wurde kein Pfeilregen auf sie niedergelassen. Die Leiter erklomm sie schnell und stand sie verborgen auf dem Wehrgang- bei einem der Türme. Sie konnte auf die tote Ebene sehen oder auf die düstere Stadt.
Selbst obwohl die Landschaft vor Gefahren nur so wimmelte, so war trotzdem die Festung von Morgeria wie ein weiterer Dorn in dessen Fleisch. Verstärkte nur die Beklommenheit und das Gefühl der Ohnmacht, wenn man sich umsah. Hier lebte das Böse, wie man es sonst nur aus Geschichten um den Harax kannte. Von hier konnten es nur wenige wegschaffen und die die es meist schafften waren verändert.
Von Valas war zuerst überhaupt nicht zu sehen. Wittern konnte sie ihn auch nicht, doch da trat er an sie ran. Er lächelte sie an.
„Gut gemacht…Hör mir zu Mädchen, wir müssen….“ Er blickte sich wachsam um. Schritte waren zu hören. Valas legte sich einen Finger auf die Lippen, bedeutete ihr still zu sein. Vorsichtig schlich der alte Mann zu einer Steinsäule. Man konnte dort besser auf den Wehrgang sehen.

Schritte waren zu hören. Das Klirren von Rüstung und das Schleifen von Stahl auf Stein. Schatten lösten sich aus einem der Türme, kamen in die Richtung wo sich Katze und Valas aufhielten. Doch noch bevor sie dort ankamen, hielten sie an. Jetzt konnte man sie genauer sehen, wo das Licht des Mondes auf sie fiel. Zwei schwergerüstete Krieger zerrten einen anderen Dunkelelfen mit sich. Der Mann war sicherlich ein Gefangener, denn er war gefesselt. Schwere Ketten waren um seine Arme angebracht und sein Körper zerschunden von Wunden und Narben. Außer einem knappen Lendenschurz war er vollkommen nackt. Das weiße lange Haar klebte von Blut und Schweiß an dessen Körper.
„kannst du das verstehen?... erst holt man ihn magisch…und dann soll er hier sterben?“ „Ach was weiß ich! Der ist in Ungnade gefallen…soll sich sogar mit einer der Gesuchten abgegeben haben. Er ist ein Verräter!“
„Trotzdem…er war einer der Besten… wie kommt so jemand dazu, dann Faldor zu verraten?.“

„Ist doch egal! Jetzt wird er Fraß für die Aasgeier….und Dekoration“ Der Dunkelelf, der dies sagte, lachte dabei kalt auf.
Der Gefangene blickte hoch. Der Blick des Todgeweihten ließ das Lachen trotzdem verstummen. Selbst obwohl der Mann eigentlich halb tot sein müsste, so gab dieser nicht auf. Ungebrochener Stolz. Man fühlte förmlich die Wut und den Hass…und ein unheilvolles rotes Glühen war von einem Auge zu sehen. Der eine Wächter griff sich plötzlich an den Hals. Etwas Schwarzes hatte sich wie eine schwarze Schlange um dessen Hals gelegt. Drückte dem Wächter die Luft ab, während der Gefangene ein eiskaltes Lächeln zeigte. Doch nur kurz, dann hämmerte der andere ihn den Knauf seiner Waffe über den Schädel. Augenblicklich verschwand die schwarze Schlange.
„Du Idiot!...der Verräter ist ein Schattenmörder gewesen…einst sogar selbst von Faldor gewählt…die darf man nicht unterschätzen. Komm, hilf mir jetzt!“ Wie sagt, so getan. Der zuvor Angegriffene tat wie ihm geheißen.
Der Gefangene war bewusstlos und gemeinsam wurde er angehoben. Maruka konnte kurz in dessen Gesicht sehen. Den Mann hatte man ein Auge rausgebrannt und zusätzlich trug er Narben über die eine Gesichtshälfte. Schriftzeichen, die irgendwas bedeuteten. Doch es waren alte Narben.
Die Wächter befestigten die Ketten an der Mauer, bevor sie den Mann über diese hievten. Nur fiel er nicht. Er hing an den Ketten wie eine Trophäe an der Wand. Ausgeliefert den Wetter und Angreifern. So würde er qualvoll dahin sichen. Noch beim lebendigen Leib von Raubtieren angefressen und zerhackt werden. Hunger, Durst und Leid.

Valas rieb sich die Augen. Er glaubte wohl nicht was er sah.
„Ein gefallener Schattenkrieger….bei Manthala…“ nuschelte er vor sich, kurz nachdem die beiden Wächter ihren Dienst wohl wieder wie immer nachgingen. Sie kamen zum Glück nicht in die Richtung, wo sich Maruka und Valas verborgen hielten. Eigentlich sollte es dem alten Dunkelelfen egal sein. Eigentlich. Doch er war kein Elf der leid ertrug und schon garkeiner, der jemanden nicht helfen würde. Er sah wieder zu Katze, dann zu der Stelle, wo der Mann jetzt hing. Nachdenklich knabberte er sich an der Unterlippe. Dieser Mann konnte ihnen vielleicht noch helfen. Vielleicht sie unterstützen. Es war ein Anhänger Manthala- einer der sich von Faldor abgewandt hatte.
„Wieso immer im falschen Moment…“ murrte Valas und verbarg kurz sein Gesicht in seiner Hand.
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Re: alter Turm

Beitrag von Maruka » Montag 11. Mai 2015, 23:22

„Gut gemacht…Hör mir zu Mädchen, wir müssen….“
Er blickte sich wachsam um.
Valas Worte liebkosten ihre Seele. Ein einfaches „Gut gemacht!“ war manchmal mehr wert als jedes Ding, sei es noch so wertvoll. So hatte es ihr Vater auch immer gehalten. Am liebsten hätte sie ihren Kopf an seiner Schulter gerieben, doch dies war nicht der Zeitpunkt für instinktgesteuerte Zugneigungsbekundungen, also konzentrierte sie sich und nur ihre Schwanzspitze ringelte sich verstohlen um eines ihrer Beine, als wollte sie sich selbst fest halten. Dann waren plötzlich Schritte zu hören. Katzes große Ohren zuckten merklich und Valas legte sich einen Finger auf die Lippen. Maruka verharrte regungslos, etwas was sie vor und nach der Verwandlung immer schon gut gekonnt hatte. Dann schlich der alte Mann verfolgt von der Hybridin zu einer Steinsäule. Man konnte dort besser auf den Wehrgang sehen. Zwei schwer gerüstete Krieger zerrten einen anderen Dunkelelfen mit sich. Der Mann war sicherlich ein Gefangener, denn er war gefesselt. Schwere Ketten waren um seine Arme angebracht und sein Körper zerschunden von Wunden und Narben. Maruka musste schlucken. Das weiße lange Haar klebte von Blut und Schweiß an dessen fast nackten, geschundenen Körper. Sie hatte durch Sademos schon viel Blut gesehen, aber diese Erfahrungen hatten sie bei weitem nicht so abstumpfen lassen, wie er es sich vielleicht erhofft hatte. Ganz das Gegenteil war der Fall. Die Wächter sprachen und Maruka versuchte mit ihren gebrochenen Lerium den Sinn der Worte zusammen zu fügen.
„Kannst du das verstehen?... erst holt man ihn magisch…und dann soll er hier sterben?“ „Ach was weiß ich! Der ist in Ungnade gefallen…“
Wo ist er rein gefallen?
„... soll sich sogar mit einer der Gesuchten abgegeben haben. Er ist ein Verräter!“
„Trotzdem…er war einer der Besten… wie kommt so jemand dazu, dann Faldor zu verraten?.“
„Ist doch egal! Jetzt wird er Fraß für die Aasgeier….und Dekoration“

Die letzten Worte wie Aasgeier und Dekoration waren ihr noch nicht geläufig, aber der Klang ließ nichts gutes hoffen. Der Dunkelelf, der dies sagte, lachte kalt auf. Das Fell der Katzenartigen stellte sich auf und verlieh besonders ihrem Schwanz das doppelte an Volumen. Der Blick des Todgeweihten ließ das Lachen des Wächters trotzdem verstummen. Selbst obwohl der Mann eigentlich halb tot sein müsste, so gab dieser nicht auf. Ungebrochener Stolz strahlte aus seinen Augen und unwillkürlich strafften sich Marukas Schultern. Stolz! Er hallte in ihrer mantronischen Seele wie ein Echo wieder. Ein Echo einer fast vergessenen starken Frau. Sie sah ihn an und fühlte förmlich die Wut und den Hass… Ihre Fäuste ballten sich und ein unheilvolles rotes Glühen war von einem Auge zu sehen. Katzes Unterbewusstsein suchte noch nach der Lichtquelle, die diese Reflektion verursacht haben könnte, als der einer der Wächter sich plötzlich an den Hals griff. Etwas Schwarzes hatte sich wie eine schwarze Schlange um dessen Hals gelegt. Es drückte ihm die Luft ab, während der Gefangene ein eiskaltes Lächeln zeigte. Doch nur kurz, dann hämmerte der Andere ihn den Knauf seiner Waffe über den Schädel. Katzes Lider zuckten wütend.
Wie unfair!
Augenblicklich war die schwarze Schlange verschwunden.
„Du Idiot!...der Verräter ist ein Schattenmörder gewesen…einst sogar selbst von Faldor gewählt…die darf man nicht unterschätzen. Komm, hilf mir jetzt!“
Wie sagt, so getan. Der zuvor Angegriffene tat wie ihm geheißen.
Der Gefangene war bewusstlos und gemeinsam wurde er angehoben. Maruka konnte kurz in dessen Gesicht sehen. Den Mann hatte man ein Auge ausgebrannt und zusätzlich trug er Narben über die eine Gesichtshälfte. Schriftzeichen, die irgendwas bedeuteten. Doch es waren alte Narben.
Die Wächter befestigten die Ketten an der Mauer, bevor sie den Mann über diese hievten. Nur fiel er nicht. Er klatschte bewusstlos an die Wand. Er hing an den Ketten wie eine Trophäe, ausgeliefert den Wetter und Angreifern, sofern sie heran reichten. So würde er qualvoll dahin siechen. Noch beim lebendigen Leib von Raubtieren angefressen oder von Raben zerhackt werden. Oder Hunger, Durst und Leid würden sein Ende einläuten.
„Ein gefallener Schattenkrieger….bei Manthala…“
, nuschelte er vor sich und Maruka verstand den Sinn seiner Worte nicht, aber erkannte das fassungslose Interesse im Klang seiner Stimme. Die beiden Wächter gingen ihren Dienst wohl wieder wie immer nach. Sie kamen zum Glück nicht in die Richtung, wo sich Maruka und Valas verborgen hielten, denn sonst wäre es sicher zu einem Kampf gekommen. Valas sah wieder zu Katze, dann zu der Stelle, wo der Mann jetzt hing. Nachdenklich knabberte er sich an der Unterlippe.
„Wieso immer im falschen Moment…“
murrte Valas und verbarg kurz sein Gesicht in seiner Hand. Als er wieder aufsah, war Katze neben ihm verschwunden. Er konnte gerade noch sehen, wie ein schwarzer Schatten in die Lücke in der Zinne huschte und auf der anderen Seite nach den Ketten hangelte. Zum Glück war sie klein und gelenkig genug um dort Platz zu finden.
Ich muss verrückt geworden sein!
Das war der einzige Gedanke, der ihren Geist durchzuckte. Alles andere war schlicht und einfach eine furchtbar emotionale Überreaktion auf das Unrecht an sich, das sie hatte mit ansehen müssen. Ihr Herz war einfach nicht in der Lage gewesen, den Mann da einfach hängen zu lassen. Aber jetzt musste sie sich erst mal aus ihrer kleinen Deckung heraus einen Überblick über die Ketten verschaffen. Wenn jemand hier lang laufen würde, konnte sie sich auf der Außenseite der Zinnen verbergen. Schlank genug war sie, dass sie sie nur sehen sollten, wenn sie sich vorbeugten und dann .. na ja die Schwerkraft würde ihr übriges tun. Von oben hinunter schauend, erlaubte sie sich noch einen Herzschlag lang einen Blick zu dem Mann um sein Gewicht einzuschätzen. Der Geruch von seinem Blut, seinem Schweiß war übermächtig und das Tier in ihr ließ ihren Kiefer vor Anspannung zittern. Die Tatsache, dass er nur ein Auge hatte berührte ihr Bewusstsein nur am Rande, aber sie ließ den Gedanken nicht wachsen. Ihr Unterbewusstsein sah allerdings nur zu deutlich die Parallele zu einem andern Mann, dem ein Auge fehlte. Sein Anblick ließ ihr Mitleid stark durch ihre Adern pulsieren, so dass sie sich ablenken musste. Ihr Geist musste vor ihren Gefühlen siegen.
Pah, früher hätte ich dich locker über die Schulter geworfen … aber diese Wunden … urg …
Doch heute musste sie sich eingestehen, dass ihre Kraft nicht dazu reichen würde ihn halten zu können. Also musste sie ein gewisses Maß an einfacher Technik helfen ihn wenigstens die Außenmauer hinunter lassen zu können. Katze betrachtete den Haken, an dem das andere Ende der Kette hing.
Hm, kurz werd ich ihn aushängen können, dass schaff ich bestimmt, aber dann klatscht er unten auf wie eine Qualle und ich hab ihn umgebracht. Seil ...
Sie griff an ihre Hüfte und löste das zweite Seil, dass sie aus dem Fundus des Assassinen mitgenommen hatte. Ein kurzer Blick, ob jemand kam, ein Blick zu Valas.
Valas könnte ihn aushängen, dann kann ich ihn langsam runter lassen. Wir wollen eh hier weg und unten an der Mauer gibt es einen kleinen schmalen Streifen der im toten Winkel der Türme liegt.
Sie kannte ihn von ihrer Hatz. Einige der Sklaven hatte darüber gesprochen sich nahe der Mauer zu verbergen und einen günstigen Zeitpunkt abzuwarten, doch sie hatten diese gewaltigen wolfsähnlichen Bestien für diesen Tag dort angebunden gehabt. Jetzt war dort nichts zu sehen und Maruka band ihr Seil kurz über den schlaffen Händen des Fremden an die Kette und betrachtete dabei kurz seine Haut.
Fast so schwarz wie mein Fell.
, huschte durch ihre Gedanken. Eine seltsame Faszination lag noch immer in diesem Anblick, merkwürdig, faszinierend und verwirrend. Ähnlich hatte sie es bei Sademos empfunden.
Sademos! Ich muss hier weg … aber … ich … Was wird aus Raflat oder aus dem Löwen in der Arena? Was wird aus Uriel Schwarzschwinge? Er hat mich mit Valas zusammen befreit und gehört zum Rudel, hat Valas gesagt! Ich kann ihn doch nicht zurück lassen?! Ihr Götter! Was mach ich hier eigentlich?
Einen Moment lang lauschte sie den Schritten der Wächter weiter unten in den Wehrgängen der Stadtmauer, während sie das Seil um die Zinne und um ihren Rücken legte, so dass sie aus ihrer Position den Mann abseilen konnte. Als sie soweit was, lugte sie aus ihrem Versteck heraus zu Valas. Es wurde Zeit, dass sie gingen. Sie wusste, dass Valas auf den richtigen Zeitpunkt warten musste, dann wollte sie ihn eilig bitten die Kette auszuhaken, den Mann abseilen, sich selbst schnell hinunter lassen, ihn mit ihrem Mantel abdecken und etwas Sand bewerfen. Damit wäre er zumindest erst einmal getarnt, falls sie noch Valas Begleiter, Uriel holen wollten.
Wahrscheinlich erklärt mich Valas für verrückt uns stößt mich die Mauer runter, weil ich es nicht wert bin gerettet zu werden. Vielleicht will er nur, dass wir beide verschwinden, oder er will Uriel holen, oder er hilft mir den Kerl weg zu schaffen, oder beides, oder …
Valas kam an gehuscht. Katze kam so nah sie konnte, ohne ihn zu berühren und sprach sehr schnell und so leise wie es ihre Stimmbänder es zu ließen, bis er sie unterbrechen würde.
„Bitte! Da, die Kette aushaken. Will ihn nur runter lassen und tarnen, bin gleich wieder da, dann hat er wenigstens eine Chance. Könnten ihn vielleicht auch später holen. Bitte darf ich es versuchen? Sie sagten doch, er sei Verräter, oder? Vielleicht ist er gut wie wir? Danach können wir wohin du willst! Dahin zurück, wo du mich gefunden hast, oder … oder noch Uriel holen? Er ist doch … Rudel, oder?“
Valas sah die Zerrissenheit in Katzes Gesichtsausdruck. Vielleicht wusste sie selbst nicht genau was sie wollte, oder wollte einfach zu viel, aber so war das nun mal wenn man bei Leid nicht einfach wegsehen konnte. Ihre großen in der Dunkelheit fast kreisrunden Augen schauten ihn flehend an. Ihre Iris war nur noch zwei schmale goldene Mondsicheln reduziert, ganz wie Manthalas Zeichen umgeben vom dunkelblauen Schimmer der seidigen Nacht ihres Fells. Fehlte eigentlich nur noch der Duft von schwarzen Rosen.
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Re: alter Turm

Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. Juni 2015, 13:27

Das Kind war doch wirklich zu bewundern. Und irgendwie spürte Valas wie sein Herz fast vor Stolz ihre Schritte folgte. Selbst nachdem sie so vieles erleiden musste, so war es doch eine starke Frau.
Er war zu ihr geeilt, nachdem sie sich einfach weggeschlichen hatte. Eigentlich hätte er ihr eine Standpauke halten müssen, doch weder war dies der Ort, noch die Zeit und er sowieso nicht die Person. Valas war Pazifist, zumindest soweit er es umsetzen konnte. Doch er wusste, dass es leider auch Zeiten gab, wo man kämpfen musste.Er tat es aber äußerst ungerne.
Sie hatten nicht die Zeit und doch- wie konnte er ihr wiedersprechen. Jetzt, das sie wie die Botin- wie die Gesandte Manthalas war. Obwohl der alte Elf wusste, dass Maruka dies natürlich nicht war. Aber konnte er sich wirklich sicher sein? Besonders nachdem was ihm selbst alles widerfahren war?
Doch ihr verzweifelter Blick- ihre Flehen. Und ja, Valas wusste, dass sie vermutlich einen Verbündeten gefunden hatten. Zumindest wenn der Schattenkrieger es überleben würde.
Valas Hand streckte sich, wollte dem jungen Mädchen über die Wange streichen. Doch er stoppte in der Bewegung, ließ seine Lider sinken. Seine Hand zog sich ohne sie zu berühren weg. Der Zauber wäre sonst weg und sie wollten immerhin auf Uriel warten. Es fiel dem alten Elfen schwer, und er atmete tief durch. Ihm fehlten die zarten Berührungen- jetzt war er isoliert.Dann nickte er und sah sie aufmunternd und bekräftigen an.
„Ist gut Mädchen…wir helfen ihn. Doch wir können ihn nicht liegen lassen, wir müssen zumindest seine Verletzungen überprüfen. Dann können wir weiterplanen. Los, geh schon….ich mache hier den Rest“ Damit machte er sich an die Sache. Er sah kurz zu dem Verletzten runter- ja Atmung war noch da. Sie mussten also nur noch ihn befreien. Und genau das könnte zum Problem werden. Aber was tat man nicht alles um auch seinen eigenen Seelenfrieden zu bekommen.
Die Umgebung wachsam im Auge behaltend, eilte er zu der Stelle, während Maruka ihre Position einnahm um den Dunkelelfen zu halten. Das Ausharken funktionierte gut. Ein Stöhnen ging durch den Mann, der an der Wand hing.
]"BLEIBT RUHIG, ihr werdet gelöst-" Manthala seih uns gnädig und lasse mich keinen Fehler begehen.

Er hatte dieses Schicksal verdient, zumindest in den Augen Faldor. Er war einer der besten Krieger- seine Einheit berühmt als Krieger Faldors. Er war der letzte dieser Einheit und alle hatten ihn für tot gehalten. Das war auch in seiner Absicht gewesen. Nie mehr hatte er vorgehabt seinen alten Pfad wieder aufzunehmen. Zum Schein hatte es wieder getan, da wurde er erwischt. Um jemanden zu schützen, ließ er sich ohne Gegenwehr mitnehmen. Doch sein Stolz blieb ungebrochen, selbst als die schlimmsten Folterer ihn anfingen zu befragen. Das sie ihn keine Gliedmaßen abgenommen hatte, verdankte er nur dem Umstand, dass man vor seinen Zorn angst hatte. Oh ja, selbst jetzt noch. Denn Schattenkriegern wurde nicht umsonst starke Magie nachgesagt, die diese selbst bei stärkster Folter noch einsetzen konnte. Sie waren einst an ihre Magie gebunden wurden- selbst kurz vor ihrem Tod oder unter Folter ihrer eigenen Pflichten zu verraten, sollten sie andere in den Tod reißen. Der Folterer, der ihn das Auge genommen hatte, hatte dies am eigenen Leib erfahren.
Diese Krieger durften nicht durch das Mitwirken von Dunkelelfen sterben, das war auch der Grund, dass die Krieger so speziell waren. Jetzt hatte man ihn der Schmach eines qualvollen Tod ausgesetzt. Futter für die Vögel. Sein Körper war gelähmt von den Drogen und dazu kam dass die Ketten so angebracht waren, dass sie ihn hielten, doch eine Flucht unmöglich machten.
So also würde der letzte Schattenkrieger sterben...in Schmach.
Zumindest konnte er sein Geheimnis bewahren, wenn er es jetzt nur schaffen würde, dass die Ketten ihn losließen, dann könnte er den langsamen Tod entgehen.
Doch so bist du ja nicht.- Du willst eigentlich nicht sterben. Du hast so lange ausgehalten, dass es dir zuwider ist.
Ich muss nur meine Kraft fokussieren…Verdammt, ich habe zu lange gezögert. Du bist weich geworden.

Ein Murren ging durch seinen Körper als er etwas Ungewöhnliches hörte. Den Klang als würde jemand versuchen die Ketten zu lösen. Und hatte da nicht jemand gesprochen? Hatten sie noch nicht genug? Die Lider waren schwer und er schaffte es nur mit Mühe die Augen zu öffnen. Das eine war eine brennende Höhle, wo niemals wieder etwas zu sehen werden würde. Er spürte eine Berührung- weich- warm- Fell?
"Wer….?"
Obwohl sein Stolz es nicht wollte, hatte er doch weniger Kraft als er sich erhofft hatte. Einem Sack Mehl gleich, sackte der Dunkelelf zusammen.
"Wir müssen schauen wie schwer seine Verletzungen sind…er wird sonst daran zu Grunde gehen- ist ja nicht jeder wie ich" erwiderte Valas zu Maruka. Behutsam versuchte er die Fesseln zu lösen.
Der Verletzte Mann sah hoch- leider sah er nichts. Sie standen ungünstig und er musste seinen Kopf drehen.

"Meine Verletzung heilt…wer seit ihr?" geflüsterte Worte, die Tief und doch samtig klangen.
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Re: alter Turm

Beitrag von Maruka » Montag 15. Juni 2015, 21:16

„Ist gut Mädchen…wir helfen ihm. Doch wir können ihn nicht liegen lassen, wir müssen zumindest seine Verletzungen überprüfen. Dann können wir weiter planen. Los, geh schon….ich mache hier den Rest“
Damit machte Valas sich an die Sache. Er sah kurz zu dem Verletzten runter. Die Umgebung wachsam im Auge behaltend, eilte er zu der Stelle, während Maruka ihre Position einnahm um den Dunkelelfen zu halten. Das Aushaken funktionierte gut. Ein Stöhnen ging durch den Mann, der an der Wand hing.
"BLEIBT RUHIG, ihr werdet gelöst."
Ein Murren ging durch den Körper des Fremden. Seine leise Stimme kitzelte in den feinen Ohren der Hybridin, wie das tiefe Brummen eines Wolfes.
"Wer….?"
Katze setzte ihre in den letzten Monaten zurück gewonnene Kraft ein und zerrte seinen Körper über die Mauerkante. Ihren eigenen Körper als Hebel benutzend zog sie ihn sich über ein Bein, dass die Kante polsterte, dann weiter über ihre Seite, weiter über ihren Körper in eine liegende Position.
Oh Ventha, steh mir bei! Jeder Seelöwe ist handlicher, jeder Seehund beweglicher, jeder Seebär leichter, sei er noch so betrunken! Das ist, als müsste ich einen Wahl durch ein Nadelöhr … Uff!
Er war größer als sie, schwerer und innerlich fluchte die Mantronerin schon über ihre ihre Idee ihm zu Helfen, allerdings nicht sehr ernsthaft. Sie schnaufte einmal leise und zwang dann wieder ihren Atem zu Ruhe.
"Wir müssen schauen wie schwer seine Verletzungen sind…er wird sonst daran zu Grunde gehen - ist ja nicht jeder wie ich"
, sprach Valas flüsternd zu Maruka. Sie schob ihn vorsichtig von sich herunter, damit sie ihn begutachten konnten und stand auf um die Umgebung zu beobachten, solange Valas den Verletzten untersuchte. Behutsam versuchte Valas die Fesseln zu lösen. Der verletzte Mann sah hoch- leider sah er nichts. Sie standen ungünstig und er musste seinen Kopf drehen. Vor dem nächtlichen Himmel mochte aus seiner liegenden Position von Katze kaum etwas zu erkennen sein. Ihr Körper verdeckte das Licht der Sterne gleich einem schwarzem Vorhang aus schimmernder Seide. Einzig das Gold ihrer Iriden funkelte verräterisch aus der Dunkelheit heraus.
"Meine Verletzung heilt…wer seit ihr?"
geflüsterte Worte, die tief und doch samtig klangen.
Typisch Männer, sind immer der Meinung, ihre Verletzungen heilen von selbst, aber wenn sie uns Frauen nicht hätten, die sie sauber halten, würden sie jämmerlich krepieren! … Bei Valas … Na ja, Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel.
Maruka zuckte leicht mit den Schultern, beobachtete wie Valas den Schattenkrieger begutachtete. Das er sie anscheinend verstanden hatte und auf die Suche nach seinen Verletzungen reagiert hatte, war ihr in der Aufregung entgangen. Er lebte und atmete und jetzt stellte er sogar Fragen.
So schlecht kann es dir also gar nicht gehen und das mit dem Auge tut dir auch keinen Abbruch. Ich kenne da ...
Den Gedanken an ihre heimliche Jugendliebe schnell verdrängend, kniete sie sich neben den Kopf des Mannes und flüsterte mit ihren dürftigen Leriumkenntnissen:
„Katze - Leise sein!“
Sie stützte seinen Kopf, den er nur mühselig bewegt hatte und betaste seinen schlaffen Körper. So schwer war er nicht verletzt, aber irgendetwas hinderte seinen Körper daran richtig zu funktionieren. Er kam ihr fast vor wie ein guter Bekannter ihres Vaters. Ein Mann der gerne und reichlich trank und dann oft wie ein nasser Sack irgendwo in der Ecke der Taverne gelegen hatte. Neugierig hob sie seinen schlaffen Arm um ihn gleich wieder sinken zu lassen. Auch wenn er bei weitem nicht so schwer wie ein Mantroner sein dürfte, so fühlte er sich an wie ein nasser Mehlsack. Es würde nicht leicht sein ihn zu transportieren, aber Maruka war stur genug für sie beide und würde es zu versuchen. Sie sah zu Valas auf und raunte:
„Wir müssen ihn schnell verstecken.“
Ihr Blick wanderte automatisch zum Turm, der sicher ein hervorragendes Versteck abgegeben hätte, doch der war unerreichbar. Den Weg mit Seil durch das Fenster, den sie genommen hatten, konnte sie nun unmöglich mit einer solchen „Fracht“ zurück nehmen. Zu ihrem Vorschlag ihn im Schutz der Nacht außen an der Stadtmauer herunter zu lassen und dann in den alten Ruinen, wo sie sich begegnet waren zu verstecken, hatte Valas noch nicht kommentiert und er war derjenige der sich in dieser verfluchten Hölle, die sich Morgeria nannte, auskannte. Hier konnten sie auf keinen Fall bleiben. Katzes Schwanzspitze zuckte nervös hin und her, während sie abwechselnd die Umgebung und den Fremden beobachtete. Ihre sich unabhängig voreinander beweglichen, pelzigen Ohrmuscheln fingen wie große Trichter jedes verräterisches Geräusch auf.
„Valas, was soll ich jetzt mit ihm machen?“
Auch wenn sie die ganze Zeit nur flüsterte, so konnte man heraushören, dass ihre Stimme klar und rein wie das Meer in einer milden Nacht sein musste. Sie sah Valas in seine weisen Augen und blinzelte langsam.
„Hier - in so einer Stadt … hier kenne ich mich nicht aus. Dort draußen … Die Nacht ist mein Revier.“
Damit saß sie über die Mauer hinweg in die Dunkelheit. Etwas zog sie fort. Ja, sie wollte hier weg! Doch war es ihre Freundschaft die sie hielt, die sie auf seine Meinung, sein Urteil vertrauen ließ.
„... dort finde ich meinen Weg. Du hast mich nicht berührt, also kannst du mich finden. Dein Freund - Er wird wissen wo ich bin. Ihr könnt uns folgen.“
Ihre Freiheitssehnsucht stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, doch sie hielt sich zurück.
„Oder weist du etwas besseres?“
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Re: alter Turm

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 15. Oktober 2015, 22:48

Der 'Gerettete' war zu wenig Gegenwehr fähig, aber er grollte leise, als die neugierige Katze seinen körperlichen Zustand überprüfte. In den Augen des Mannes konnte sie den Widerwillen gegen seine Hilflosigkeit blitzen sehen. Maruka konnte es ihm nach fühlen, hatte sie nicht schließlich, seit sie damals von den Piraten gefangen genommen worden war, immer dieses Gefühl mit sich getragen? Sich in die Hilflosigkeit hinein zu versetzen war kein Problem, sich daran zu erinnern, wie es gewesen war, eigene Entscheidungen zu treffen und Vertrauen in sich und seine Umgebung zu haben dagegen schon.
„Valas, was soll ich jetzt mit ihm machen?“
Auch wenn sie die ganze Zeit nur flüsterte, so konnte man heraushören, dass ihre Stimme klar und rein wie das Meer in einer milden Nacht sein musste. Sie sah Valas in seine weisen Augen und blinzelte langsam.
„Hier - in so einer Stadt … hier kenne ich mich nicht aus. Dort draußen … Die Nacht ist mein Revier.“
Damit saß sie über die Mauer hinweg in die Dunkelheit. Etwas zog sie fort. Ja, sie wollte hier weg! Doch war es ihre Freundschaft die sie hielt, die sie auf seine Meinung, sein Urteil vertrauen ließ.
„... dort finde ich meinen Weg. Du hast mich nicht berührt, also kannst du mich finden. Dein Freund - Er wird wissen wo ich bin. Ihr könnt uns folgen.“
Ihre Freiheitssehnsucht stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben, doch sie hielt sich zurück.
„Oder weist du etwas besseres?“
Valas begegnete dem Blick Marukas. Einige Momente zögerte er, als denke er nach, dann nickte er, aber vielmehr als würde er sich selbst etwas bestätigen müssen.
„An unserem Ziel hat sich nichts geändert, wir werden Morgeria verlassen!“
Sagte er leise aber äußerst bestimmt. Sein ernster Blick hellte sich etwas auf.
„Wir machen es so, wie du vor geschlagen hast, in seinem Zustand wird uns auch nichts anderes übrig bleiben. Ich werde ihm ein Geschirr bauen, dann lassen wir ihn herab. Halte du die Ohren und Augen offen, ob jemand kommt.“
Seine Erklärungen waren äußerst leise, aber die empfindlichen Ohren der Katzenhybriden erreichten sie Problemlos. Sorge trübte seinen Blick und er murmelte vielmehr zu sich selbst:
„Ein verdammtes Risiko ...“
Der Dunkelelf machte sich mit geübten griffen daran, das Seil, dass Maruka mit sich trug zu Knoten und den Verletzten fachgerecht zu 'verpacken'. Er konzentrierte sich dabei völlig auf seine Aufgabe und verließ sich völlig auf die Hybridin und ihre scharfen Sinne.
Das Mondlicht zeichnete sanfte Wellenlinien auf den Mauergang, immer wieder unterbrochen von vorüber ziehenden Wolken. Ein sachter Wind strich über die Mauer und ließ ein paar lose Strähnen der schwarzen Mähne Marukas im Wind tanzen. Aus der Ferne konnte man gedämpfte Geräusche aus der Stadt hören, das nie schweigende Raunen einer großen Stadt, die niemals wirklich ruhte. Hier oben verebbte es zu einem leisen Flüstern und ermöglichte es, viel über die Distanz wahr zu nehmen.
Die Sekunden zogen sich zu Minuten, während die Hybridin Ausschau hielt und das leise Rascheln und Rucken ihr verrieten, das Valas noch an der Arbeit war. Ihre scharfen Augen verrieten ihr zuerst, dass eine weitere Patrouille auf ihrem Weg über die Mauer und ihre Richtung unterwegs war. Noch hatte er die am Boden kauernden Gestalten nicht bemerkt, aber das war nur eine Frage der Zeit.
Das leise klirren eines Waffengurtes auf etwas metallenem, sowie dem leisen knirschen, das entstand wenn gehärtetes Leder über gehärtetes Leder rieb, begleiteten jeden seiner Schritte. Die Silhouette eines Bogens zeichnete sich über seiner Schulter ab.
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Re: alter Turm

Beitrag von Maruka » Freitag 16. Oktober 2015, 15:29

Verdammte Eisbärenkacke!
Maruka hörte als erstes, dass sich jemand näherte und Sekundenbruchteile später sah sie ihn auch schon. Allein das leise Klirren der Waffen hatte ihn als eine potenzielle Gefahr markiert. Die Silhouette des Bogens kennzeichnete ihn außerdem als einen Wächter der Stadtmauer, denn innerhalb der Straßen Morgerias waren Bögen auf kurze Distanz einfach unpraktisch. Dieser Kerl konnte jedoch durch einen Warnruf alles kaputt machen und ihr Fell sträubte sich im Nacken und am Schwanz.
Kacke! Kacke! Kacke!
Jetzt gab es nur noch zwei bis drei Möglichkeiten die es schnell abzuwägen galt und danach zu handeln!
Die Erste war die hoffnungsvollste.
Katze schätzte die Entfernung zu dem Wächter ab und glaubte inzwischen auch recht gut die Wahrnehmungsreichweiten des dunklen Volkes zu kennen. Wenn sie noch genug Zeit hatte Valas zu warnen, wollte sie es tun, den Gefangenen zurück über die Mauer gleiten lassen und sich selbst mit Valas zusammen links und rechts von ihm außen an die Mauer in die Zwischenräume der Zinnen hängen. Eine noch schnellere Variante von dieser Idee wäre, dass sie sich gemeinsam mit dem Gefangen an sein Seil hängte und unter ihm Deckung suchte. Durch die Nacht und ihr schwarzes Fell und Rüstung sollte sie so kaum zu sehen sein. Die Nischen in der Mauerkrone boten Schutz vor Entdeckung und waren hier oben das beste Versteck. Abgesehen von den Türmen, die in regelmäßigen Abständen die Treppen zu den unteren Etagen und Schießscharten beherbergten. Daraus entstand auch Möglichkeit zwei, die Unwahrscheinlichere und sie war zeitlich am aufreibendsten. Vielleicht würde es sie noch schaffen den Verletzen mit Valas zusammen in einem der Türme zu verstecken? Möglichkeit drei war für den Fall, dass sie gar keine keine Zeit mehr hatte Valas zu warnen und schnell handeln musste. Dann wollte sie sich im Schatten der Zinnen in einer Schießscharte verbergen, bis er vorbei gegangen war, hoffte dabei nicht entdeckt zu werden, wenn die Aufmerksamkeit des Wächters auf Valas Silhouette und der des Gefangenen gezogen wurde, um dann aus dem Hinterhalt schnell seine Kehle anzugreifen. Klein genug war sie ja. Allein bei dem Gedanken daran zuckten ihre Krallen hervor. Bilder aus ihrer Erinnerung drangen an die Oberfläche, als sie das letzte und erste Mal einen Dunkelelfen, ein lebendiges Wesen genauso getötet hatte. So lange war es noch gar nicht her, dass sie auf der Hatz gefangen worden war und sie diesen Mann ermorden musste. Jedes Mal war sie von ihrem Schicksal zu Gewalt gezwungen worden. Irgendwie verfolgte sie es noch immer, sie war ein Mensch mit starken Werten, aber gleichzeitig war da auch der Instinkt des Servals in ihr. Sie war auch eine Raubkatze die mit allen Mitteln jene verteidigte, die zu ihr gehörten und das widersprach sich gerade nicht einmal. Das Gefühl, das sie gehabt hatte, als sie ihre Krallen in sein weiches Fleisch geschlagen hatte kehrte zurück und war nicht zu beschreiben. Es ließ ihr Herz schneller Schlagen und pumpte Adrenalin in ihre Adern. Es machte sie bereit zum Angriff. Ihre goldenen Iriden waren so weit geweitet, dass man nur aus nächster Nähe noch etwas von dem dünnen Rand erkennen konnte. Trotzdem kämpfte der Mensch in ihr immernoch gegen dieses Gefühl an. Es war nur ein stiller Zwist im Hintergrund, doch sobald die Gefahr vorüber war, wäre es ihr unangenehm. Schon einmal hatte es ihr kalte Schauer über ihren Rücken gejagt, das ihre eignen Hände zu Mordwaffen geworden waren, die früher so zärtlich das Fell der heimischen Wölfe gekrault hatten.
Ihr Blick fiel noch eine Sekunde auf Valas und den Gefangenen. Sie verließen sich auf sie und wie wollte sie auf keinen Fall enttäuschen. Weder Valas, der fast eine Art Vaterfigur für sie geworden war, noch der Fremde, der ihren Beschützerinstinkt geweckt hatte.
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Re: alter Turm

Beitrag von Erzähler » Sonntag 18. Oktober 2015, 14:11

Marukas scharfe Sinne hatten sie nicht im Stich gelassen. Die Mauer machte hier eine sanfte Biegung, so dass sie dem direkten Blick des Dunkelelfen noch einige Schritte verborgen bleiben würden und sie hatte ihn früh genug entdeckt, um jeden ihrer Pläne durch zu führen.
Egal welchen sie verfolgen wollte, es blieb Zeit, Valas und den Verletzten zu warnen. Als sie einen kurzen Blick auf das Werk ihres 'Rudelmitglieds' warf, sah sie, dass er fast fertig mit dem war, was wohl ein Geschirr sein sollte. Seine Hände arbeiteten präzise aber in ihren Augen unerträglich langsam. Fertig würde es nicht werden, aber zumindest sah es in Marukas Augen brauchbar genug aus. Wäre der gerettete Dunkelelf nicht so schlaff wie ein nasser Sack, hätten sie wohl völlig ohne Risiko agieren können.
Der Turm lag in Reichweite, auch wenn sie Gefahr laufen würde, beim Schleichen in diesen entdeckt zu werden. Alleine wäre es Maruka vermutlich problemlos gelungen, aber der Verletzte barg auch hier das größte Risiko, wobei auch Valas nicht ganz so schnell und gewandt sein würde wie sie, mit ihrer katzenhaften Anmut. Und noch etwas machte ihr Sorgen. Gerade waren die zwei Wächter durch den Turm gekommen, wer wusste schon, wer dort war, oder ob gerade jemand durch diesen Durchgang kommen würde? Aber wenn gerade jetzt jemand den Wehrgang über den Turm betreten würde, wären sie ohnehin geliefert.
Und der letzte Plan? Anders als bei den beiden Ideen zuvor lag hier sämtliches Risiko und sämtliche Verantwortung auf ihr. Wenn sie es schaffte, einen gerüsteten bewaffneten Mann mit dem ersten Streich zu erledigen, oder zumindest zum schweigen zu bringen, dann ging alles gut, aber versagte sie, so würden sie auffliegen. Möglicherweise würde sie oder die anderen Beiden verletzt, Verstärkung würde sie in Bedrängnis bringen … das Tier in ihr hatte keinen Zweifel daran, dass es seine scharfen Krallen durch die Kehle des Opfers würde schlagen können, aber wollte sie das wirklich? Einen Mann kaltblütig meucheln? Konnte sie, Maruka, das ein weiteres mal?
Wenn die Hybridin schnell und leise genug war, konnte sie sich so verbergen, dass sie ihn in dem Moment erwischte, in dem er den ersten Blick auf Valas warf. Sicher würde der Moment der Überraschung reichen, um seine Aufmerksamkeit noch mehr von ihr abzulenken.
So oder so, sie mochte noch Zeit für jeden ihrer Pläne haben, aber langes diskutieren mit ihren Verbündeten würde sie wertvolle Sekunden kosten. Die besten Chancen hatten sie, wenn SIE die Entscheidung traf, was getan werden musste.
Während ihre Gedanken rasten kam der Wächter mit jedem seiner Schritte näher an die drei Flüchtenden heran. Sah man über die Mauer erstreckte sich die toten Ebenen vor ihnen und als dünner schwarzer Streifen am Horizont das Drachengebirge – die Freiheit.
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Re: alter Turm

Beitrag von Maruka » Freitag 23. Oktober 2015, 11:39

Ein Blick über die Mauer, über die toten Ebenen vor ihnen und der dünne schwarze Streifen am Horizont das Drachengebirge verhieß - die Freiheit - und weckte eine Sehnsucht, die so gewaltig wie nie ihr Herz anfüllte. Es war wie eine Welle, die sie hinaus reißen wollte, eine Leidenschaft in der sie ungestillt ertrinken würde. Alles in ihr sehnte sich nach Freiheit.

Die Sekunde der Überlegungen war vorbei und Katze handelte. Geduckt und lautlos eilte sie zu den beiden Männern. Allein ihr Gesichtsausdruck würde Valas verraten, dass jemand auf dem Weg zu ihnen war und falls das in der Dunkelheit nicht reichte, so zeigte es das schnelle Nicken in die Richtung des Wächters und die tonlos geflüsterten und schnell gesprochenen Worte:
„Versteck dich dort! Ich nehme ihn!“
Dabei zeigte sie eilig auf eine der Nischen zwischen den Zinnen ein Stück weiter entfernt, damit Valas dort ungesehen verweilen konnte, selbst wenn der Wächter seinen Gefangenen hier kontrollieren würde. Ihr Blick fiel kurz auf das Geschirr, das Valas dem verletzten Mann angelegt hatte und befand, dass es reichen musste. Schnell band sie sich Bogen und Köcher mit ihrer Peitsche an den linken Fuß, damit sie nicht im Rücken störten oder ungünstig heraus ragten und womöglich noch gesehen wurden. Ihr namenloser Verletzter hatte schon vorher deutlich unbequemer an der Mauer gehangen und würde es halt noch einmal tun müssen. Kurzentschlossen packte sie ihn also an den provisorischen Guten und zog ihn auf sich in die Nische. Damit sie ihn so lautlos wie möglich über den Rand zurück gleiten lassen konnte, benutzte Katze ihren eigenen Körper als Puffer. Mit einer Hand hielt sie sich an dem Seil fest und mit der anderen hielt sie seinen Leib fest umfangen. Die Kante der Mauer drückte sich hart in ihren Rücken, aber Katze hatte schon schlimmeres überstanden. Vorsichtig ließ sie sich mit ihrer Fracht über die Kante kippen und glitt dann leise die Mauer hinab, biss das Seil sich spannte. Von oben sollte es nun wieder so aussehen, als ob der Gefangene unverändert an der Außenmauer Morgerias vor sich hin starb. Ihr eigener schlanker Körper hing ein Stück nach unten versetzt zwischen Mauer und seinem Körper mit an dem Geschirr und wurde so von ihm verdeckt. Jetzt hieß es ausharren und beten.
Mutter des Sturms, Herrin der Winde und der Meere, heilige Ventha, wenn du mich in dieser Stunde hörst, schenke mir deine Kraft und Leidenschaft das hier heil zu überstehen, damit ich irgendwann voller Stolz in die Arme meines Volkes oder in die Reihe meiner Ahnen zurück kehren kann.
Und dann wandte sie sich ungewohnt und schüchtern noch an eine andere Gottheit:
Grüße Manthala, man sagt die Dunklen beten dich an… wir kennen uns noch nicht, aber dein Diener hier braucht deine Hilfe. Ich bitte nicht für mich, aber er ist grad nicht bei Sinnen, also wäre es nett wenn du ihm deine Gunst schenkst.
Nach diesen kleinen Stoßgebeten hieß es abwarten und lauschen, denn sehen konnte sie aus ihrer Position nicht al zu viel. Unter ihr ging es einige Meter tief hinunter und ein unkontrollierter Sturz war sicher gefährlich und wenn sie sich die Beine brach, konnte sie weder sich noch irgendjemand retten. Es blieb einfach zu hoffen, das sie nicht entdeckt wurde und der Wächter weiter ging. Dann konnte sie ihn aushängen und langsam die Mauer hinab lassen um im Schutz der Dunkelheit zu fliehen. In diesen schrecklich langen Sekunden rief sie sich die Erinnerungen ihrer ersten Flucht aus Morgeria ins Gedächtnis. Die Hatz war grausam gewesen und unfair, aber sie hatte ihr die nähere Umgebung der Stadt gezeigt und wo die Gefahren lagen. Es gab vor den Mauern stellen, da würden die Warge gehalten. Sie würden sie wittern. Es gab die Hauptstraße die zum Meer führte, eine schlechte Wahl, wenn man kein Dunkelelf hohen Ranges war. Aber es gab auch kleine Ecken, wie die Abflüsse. Dort wimmelte es vor Ratten und der Gestank hielt fast jedes andere Leben fern. Die stinkende Jauche floss hinaus in die Ebene und dort wollte Maruka ihr Glück versuchen. Der schmale Winkel zur Mauer sollte sie vor einer vorzeitigen Entdeckung schützen. Mit ihrem verletzten Begleiter war das alles schon schwer genug, also war es wirklich die glückliche Führung des Schicksals auf die sie hoffte. Instinktiv lauschte sie in den Wind, ob ihr Schicksal zu ihr sprechen würde. Sie fühlte sie nicht, aber sie wusste wo die Feder unter ihrem Herzen lag, ihre Schicksalsfeder, die ihr schon so magisch manche Tür geöffnet hatte. Ihre Träume von blauem kalten Feuer, die mystische Stimme im Wind, ihr Spiegelbild aus einer längst vergangenen Zeit in der sie glücklich gewesen war, dass alles schien schon so lange her zu sein, aber es begleitete sie noch immer ein Teil davon.
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Re: alter Turm

Beitrag von Erzähler » Montag 26. Oktober 2015, 23:24

Marukas weich federnde Ballen trugen sie Lautlos über die Steine der Mauer. Ihre geflüsterte Botschaft erreichte Valas, der schon vorher alarmiert den Kopf gehoben hatte.
„Versteck dich dort! Ich nehme ihn!“
Sein Gesichtsausdruck wurde grimmig und er nickte ihr bestätigend zu.
Ist das wirklich noch das verstörte zarte Geschöpf, dem ich damals in Sademos Hallen begegnet bin? Es ist fast so, als würde der Gedanke an die Freiheit ihr neue Kraft geben.
So lautlos, wie es mit seinen etwas steifer gewordenen Gliedmaßen ging, verbarg er sich in der Nische und beobachtete, wie die zierliche Katze den größeren Körper des Dunkelelfen in Position brachte. Ich habe richtig entschieden, als ich mit ihr geflohen bin. Der Preis der Ewigkeit ist ein kleiner, wenn sie dafür frei sein kann.
Auch ohne die wenige Körperspannung wäre ein muskulöser Mann wie der Befreite nicht leicht hoch zu hieven gewesen, so brachte er Marukas schlanke Arme zum zittern. Wäre sie noch sie selbst gewesen, hätte er ihr keine Mühe bereitet, aber der zierliche hybriden Körper stieß an seine Grenzen. Zum Glück waren Dunkelelfen um einiges schlanker und kleiner als Mantroner. Einen ausgewachsenen Mann ihres Volkes hätte sie niemals bewegen können, egal wie sehr sie es gewollt hätte. Fast wäre Maruka ein ächzen entwichen, als sie sich mit ihrer Last abmühte, aber sie biss sich auf die Lippe und erstickte den angestrengten Ton. Der Krieger Faldors lastete schwer auf ihr und wäre ihr Fell nicht gewesen, sie hätte sich an einigen Stellen und Kanten der Mauer böse Schürf-Wunden zugezogen. So blieb es bei blauen Flecken und ein paar eingebüßten Fellbüscheln.
Alles verlief nach Plan, auch wenn die körperliche Belastung und das Gewicht all ihre Körperbeherrschung und Kraft beanspruchten. Das Seil spannte sich und ließ einen kurzen Ruck durch sie und den Befreiten gehen. Mit einigen Verrenkungen schaffte sie es, das Holz ihres Bogens daran zu hindern lautstark an die Mauer zu schlagen.
Jetzt hieß es ausharren und beten.
Mutter des Sturms, Herrin der Winde und der Meere, heilige Ventha, wenn du mich in dieser Stunde hörst, schenke mir deine Kraft und Leidenschaft das hier heil zu überstehen, damit ich irgendwann voller Stolz in die Arme meines Volkes oder in die Reihe meiner Ahnen zurück kehren kann.
Und dann wandte sie sich ungewohnt und schüchtern noch an eine andere Gottheit:
Grüße Manthala, man sagt die Dunklen beten dich an… wir kennen uns noch nicht, aber dein Diener hier braucht deine Hilfe. Ich bitte nicht für mich, aber er ist grad nicht bei Sinnen, also wäre es nett wenn du ihm deine Gunst schenkst.
Nach diesen kleinen Stoßgebeten hieß es abwarten und lauschen, denn sehen konnte sie aus ihrer Position nicht all zu viel.
Nutzlos … ich bin nutzlos wie ein Sack Kartoffeln und mein Schicksal liegt in den Händen einer Hybridin und einem Greis. Was für seltsame Retter hat mir da das Schicksal beschert?! Ging es Ryld durch den Kopf. Noch immer betäubte ihn das Gift und nahm seinen Gliedmaßen die Kraft. Noch dazu pochte sein Schädel an der Stelle, an der der Wachsoldat ihn getroffen hatte.
Beinahe hätte er laut aufgelacht, als die zierliche junge Frau begann, ihn die Mauer hinab zu lassen. Wie wollte sie das Schaffen?! Er wusste, sie musste Schmerzen leiden, als sie ihren Leib als Puffer zwischen ihm und den harten Steinen der Wehranlage benutzte. Das Zittern ihrer dünnen Arme erweckte kein Vertrauen und es erschien ihm als ein halbes Wunder, als sie es irgendwie fast Lautlos bis zur Hälfte der Mauer schafften.
Der Wächter Schritt zügig aus, das leise knarzen des Leders und das Klirren von Metall begleitete seinen Weg. Valas behielt ihn so lange im Blick, wie er riskieren konnte, dann verbarg er sich hinter den massiven Steinen des Wehrgangs. Nun konnten sie alle nur noch an den Geräuschen ablesen, ob ihr Plan gelang.
Marukas Gedanken schweiften von ihrem Gebet weiter, zu ihrer ersten Flucht, bis sie sie zielsicher zu ihrem 'Schicksal' führten. Eine sanfte Brise zauste in diesem Moment ihr Haar und ließ die Feder ein wenig zittern. Fast fühlte es sich an, als wolle sie ausbrechen und dem Spiel des Windes folgen.
„Wo willst du nun hin, mein Schöne? Dort draußen ist doch nichts als Wüste.“
Wisperte es kaum hörbar in ihren Gedanken. Weiter über sich hörte sie die Schritte des Wächters. Er ging gleichmäßig und schnell weiter und irgendwann wurde klar, dass sich seine nun entfernenden Schritte nicht verlangsamen würden. Sie hatten es geschafft!!!
Es bedurfte einiger Anstrengungen sie alle unversehrt an den Fuß der Mauer zu bringen, aber mit vereinten Kräften schafften sie es. Das Gift, dass Ryld lähmte, ließ langsam nach, und so schaffte er es, an die Mauer gelehnt fast aufrecht zu stehen. Sie alle Atmeten schwer und Marukas übersäuerte Muskeln schmerzten und fühlten sich ungewohnt kraftlos an. Ihre Richtung war klar, am Rande der Mauer entlang, bis zu einem der Abflüsse. Dann dem Fluss der Jauche folgend in die Ebene um den Wargen keine Möglichkeit zur Verfolgung zu lassen. Noch folgten ihr ihre Beiden Begleiter Wortlos. Mehr daran interessiert Abstand zwischen sich und die Entdeckung zu bringen.
Valas stützte den äußerst schweigsamen Befreiten und sie gingen mit den Schultern dicht an der Mauer entlang. Noch bevor sie ihn sahen roch Maruka einen der Abflüsse, der ihren Weg in die Freiheit decken sollte. Schon jetzt zuckte ihre empfindliche Nase bei dem abartigen Gestank. Was der Dreck und Unrat mit ihrem seidigen Fell anstellen würden, wollte sie sich gar nicht vorstellen. Aber zumindest würden ihnen die Wargs nicht folgen können … und vermutlich würde es auch kein Dunkelelf freiwillig tun. Apropos …
„Maruka, wohin führst du uns?!“
Raunte Valas leise in die Richtung der Hybridin.
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Re: alter Turm

Beitrag von Maruka » Dienstag 27. Oktober 2015, 18:02

Der Wächter Schritt zügig aus, das leise Knarzen des Leders und das Klirren von Metall begleitete seinen Weg. Nun konnten sie alle nur noch an den Geräuschen ablesen, ob ihr Plan gelang.
Marukas Gedanken schweiften von ihrem Gebet weiter, zu ihrer ersten Flucht, bis sie sie zielsicher zu ihrem 'Schicksal' führten. Eine sanfte Brise zauste in diesem Moment ihr Haar und ließ die Feder ein wenig zittern. Bis vor kurzem hatte sie sie immer unter ihrer Rüstung über ihrem Herzen getragen, aber nachdem sie sich im Turm des Assassinen umgezogen hatte, hatte sie sie sich wohl in ihr Haar geflochten. Dort stand sie ihr auch besser und eine Feder gehörte ja auch irgendwie in die Freiheit, dorthin wo der Wind mit ihr spielen konnte.
Fast fühlte es sich an, als wolle sie ausbrechen und dem Spiel des Windes folgen.
Wo willst du nun hin, mein Schöne? Dort draußen ist doch nichts als Wüste.
, wisperte es kaum hörbar in ihren Gedanken.
Da magst du Recht haben, aber hinter der Wüste liegt ein anders Land und dahinter ein weiteres. Und irgendwann werde ich meine Heimat wieder finden!
Noch während sie so dachte formten sich Bilder einer glücklichen jungen Frau in ihrem Kopf. Eine Frau, die es so nicht mehr gab und sofort kamen die Zweifel, doch dieses mal war es der tierische Anteil, der heftig den Kopf schüttelte und sich aus den Zweifeln befreite.
Ich kann sie schon fast fühlen! Ich kann sie wittern und auf der Zunge schmecken! Ich will sie! Ich will meine Freiheit!
Weiter über sich hörte sie die Schritte des Wächters.
Und jetzt still!
Er ging gleichmäßig und schnell weiter und irgendwann wurde klar, dass sich seine nun entfernenden Schritte nicht verlangsamen würden. Sie hatten es geschafft!!!
Habt dank ihr wunderbaren Göttinnen! Habt Dank!
Es bedurfte einiger Anstrengungen sie alle unversehrt an den Fuß der Mauer zu bringen, aber mit vereinten Kräften schafften sie es. Das Gift, dass Ryld lähmte, ließ langsam nach, und so schaffte er es, an die Mauer gelehnt fast aufrecht zu stehen. Er war ein seltsamer Anblick, so schwach wie er war, aber Katze ging es nicht viel anderes. Sie alle Atmeten schwer und Marukas übersäuerte Muskeln schmerzten und fühlten sich ungewohnt kraftlos an. Ihre Richtung war klar, am Rande der Mauer entlang, bis zu einem der Abflüsse. Dann dem Fluss der Jauche folgend in die Ebene um den Wargen keine Möglichkeit zur Verfolgung zu lassen. Noch folgten ihr ihre beiden Begleiter wortlos, eher daran interessiert Abstand zwischen sich und die Entdeckung zu bringen.
Valas stützte den äußerst schweigsamen Befreiten und sie gingen mit den Schultern dicht an der Mauer entlang. Maruka spähte immer wieder nach oben um frühzeitig Deckung suchen zu können, sollte doch einmal einer der Wächter auf die Idee kommen sich so weit über die Zinnen hinaus zu lehnen, dass er sie in diesem toten Winkel hätte entdecken können. Toter Winkel, war hier vor der Mauer Morgerias eine sehr einprägsame Bezeichnung, denn ihr geschwächter Begleiter war sicher nicht das erste Opfer, dass man auf diese Weise entsorgt hatte. Hin und wieder stieß ihre feine Nase auf alten Tod und ihre Augen durchdrangen die Nacht und erspähten abgenagte Knochenreste.
Doch noch bevor sie ihn sahen roch Maruka einen der Abflüsse, der ihren Weg in die Freiheit decken sollte. Schon jetzt zuckte ihre empfindliche Nase bei dem abartigen Gestank. In den Katakomben hatte sie schon mit ihren neu geweckten Sinnen den staubigen, alten, verdorrten Tod gerochen, aber das hier war ganz anders. Das hier war frischer, matschig, faulend und stach ihr in die Nase. Hier roch sie Schimmel, da Verwesung und über allem lag der Abort einer ganzen Stadt. Fataler Weise konnte ihr ihre Nase nun viel detaillierter beschreiben, was die Besitzer dieser Exkremente vorher gegessen hatten oder ob sie Angst gehabt hatten, als es passierte. Auf perverse Art und Weise verzerrte sich so ihre eigene Wahrnehmung und verwischte das grausame Gesamtbild. Wenn man sich auf einzelne Details konzentrierte, war es vielleicht gar nicht so schlimm... Vielleicht...
Was der ganze Dreck und Unrat mit ihrem seidigen Fell anstellen würden, stellte sie sich gar nicht erst vor, denn viel wichtiger war es heil zu entkommen und dafür würde sie in Jauche schwimmen! Wenigstens war dahingehend ihr Plan gut und die Wargs nicht folgen können … und vermutlich würde es auch kein Dunkelelf freiwillig tun. Apropos …
„Maruka, wohin führst du uns?!“
Raunte Valas leise in die Richtung der Hybridin. Katze blieb stehen und sah Valas an. Er hatte sie mit ihrem richtigen Namen angesprochen und der hörte sich so seltsam falsch in ihren Ohren an. Es war nun geschehen und sie sah kurz unsicher zu dem „Neuen“ in ihrer kleinen Gruppe. Sie hatte sich ihm als „Katze“ vorgestellt, aber auf der Flucht waren sie alle gleich.
Das hoffe ich zumindest! … Was wenn er uns … wenn er mich hinterrücks ermordet, sobald ich schlafen muss … er wird uns sicher nicht vertrauen, nur weil wir ihn gerettet haben. Er ist ein Dunkelelf. Sie kennen keine Freundschaft … oder? Nur Valas ist da anders …
Ihre goldenen Augen sahen den Fremden fragend an, aber ihre Lippen blieben stumm. Erst als sie merkte, dass sie stehen geblieben war und ihn mal wieder anstarrte, wandte sie sich ab und Valas entgegen.
„Ich bringe uns zu den Abwasserkanälen. Da haben wir eine reelle Chance den Nasen ihrer Tiere zu entkommen und etwas Abstand zwischen uns und die Stadt zu bringen..“
Irgendetwas in Valas Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er wenig begeistert von der doch wirklich erfolgversprechenden Idee war, deshalb fuhr sie mit dem zweiten Vorteil fort, den ihr Plan ihrer Meinung nach hatte:
„Jedes Wasser fließt irgendwann zum Meer, egal wie sehr es stinkt und Salz reinigt alles.“
Das eine Mantronerin zum Meer wollte, war auch irgendwie natürlich, selbst wenn ein anderer Teil von ihr lieber in endlosen Steppen und Wäldern Schutz gesucht hätte.
„Oder hast du eine bessere Idee? Du kennst die Umgebung besser. Vielleicht … vielleicht auch erst einmal zu dem alten Tempel? Ich meine den, wo du mich gefunden hast. Hattest du da ein Versteck?“
Manthalas Tempel lag in entgegengesetzter Richtung zum Meer, aber wohin ihr Weg sie nach der Flucht leiten würde, war Katze eigentlich ziemlich egal. Sie taute sich durchaus beide Varianten zu. Wenn sie ans Meer gelangten würden und vielleicht irgendwo ein Bot ergattern könnten, egal wie klein, sie würde sich in Venthas Arme begeben! Selbst angebunden an einen Baumstamm würde sie bessere Chancen haben, als in dieser verfluchten Stadt. Lieber wollte sie in einem Sturm ertrinken, als noch einmal die Peitsche gegen einen Freund erheben zu müssen! Die andere Variante, die ihr gerade eingefallen war, waren die fernen unbekannten Berge. Sie lockten genauso mit Schutz und Deckung. Dort hinten lag irgendwo in der Dunkelheit auch ein Tempel, der Ort an dem sie zum ersten Mal das Leben eines Mannes genommen hatte, aber auch dort gab es Pilger und Dunkelelfen und irgendwo sollte ja auch noch dieses Orkdorf in der toten Ebene liegen. Das wollte sie im jedem Fall umgehen. Also jeder Weg barg seine Gefahren und jeder flüsterte ihr leise, wage Träume von Hoffnung zu. Geduckt und lauernd hockte sie nah an der Mauer und ihre Schwanzspitze zuckte nervös hin und her. Sie durften nicht lange verweilen, aber sie war auch keine Anführerin, die ihren Begleitern einfach befahl etwas zu tun, weil sie es für gut hielt. Irgendwo war sie immernoch jung, ein geschlagenes Geschöpf der Dunkelheit und doch zog der Ruf der Freiheit sie unablässig in die Ferne. Ihr innerer Kompass funktionierte noch nicht wieder richtig. Er rotierte noch ständig um sich selbst. Alle Richtungen waren besser als das nahe Zentrum Morgeria und Maruka wusste nicht noch viel von der Welt. Ihre Reise hatte sie im Fieberwahn verbracht und unter Deck mit ihren Schmerzen.
„Ich will nur hier weg!“
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Re: alter Turm

Beitrag von Gestalt » Freitag 30. Oktober 2015, 17:52

Ob Marukas Gedankliche Antwort die Einwände ihres Schicksals entkräftet hatten? Eine Antwort blieb es ihr bis jetzt aus. Aber gerade jetzt gab es Wichtigere Dinge für sie, drängendere. Ihre Freiheit!
Der Befreite schien in Gedanken versunken zu sein und registrierte Marukas starren kaum, selbst ihre Erklärung löste kaum ein zucken bei ihm aus.
„Ich bringe uns zu den Abwasserkanälen. Da haben wir eine reelle Chance den Nasen ihrer Tiere zu entkommen und etwas Abstand zwischen uns und die Stadt zu bringen..“
Irgendetwas in Valas Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er wenig begeistert von der doch wirklich erfolgversprechenden Idee war, deshalb fuhr sie mit dem zweiten Vorteil fort, den ihr Plan ihrer Meinung nach hatte:
„Jedes Wasser fließt irgendwann zum Meer, egal wie sehr es stinkt und Salz reinigt alles.“
Das eine Mantronerin zum Meer wollte, war auch irgendwie natürlich, selbst wenn ein anderer Teil von ihr lieber in endlosen Steppen und Wäldern Schutz gesucht hätte.
„Oder hast du eine bessere Idee? Du kennst die Umgebung besser. Vielleicht … vielleicht auch erst einmal zu dem alten Tempel? Ich meine den, wo du mich gefunden hast. Hattest du da ein Versteck?“
Die Beteuerung der Hybridin, dass Salz alles reinigt, schien Valas zweifel nicht zerstreuen zu können, zumindest verriet das sein wenig erfreutes Gesicht.
„Ich will nur hier weg!“
Das entlockte dem alt wirkenden Mann einen mitfühlenden Blick. Seine Hand zuckte kurz, als wollte er Maruka damit trösten, senkte sie dann aber wieder.
„Der Weg durch die Abwasserkanäle könnte unsere Verfolger abschütteln, ja … so ungern ich das möchte, aber möglicherweise bleibt uns nichts anderes übrig, sollten sie uns schon jetzt auf die Spur kommen...“
Er seufzte einmal schwer und öffnete schon den Mund, da unterbrach ihn der Befreite.
„Ich danke Euch Beiden. Woher ihr auch kamt, wohin ihr auch geht, ich Schulde Euch mein Leben … deswegen kann ich nicht länger bei Euch Bleiben. Ich weiß nicht, wovor ihr flieht, aber ich weiß, dass sie nach mir noch mehr suchen werden.“
Ryld sah seine Beiden Retter mit ernstem Gesicht an. Valas zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen und wollte Antworten, da hob der Verletzte die Hand.
„Ich bin zäh. Ich werde es schaffen … wenn …“ Er stockte und ließ den Satz unausgesprochen: “Mein Name ist Ryld. Mehr müsst ihr nicht Wissen. Vielleicht ist ein Name schon zu viel. Es ist besser, wenn ihr vor gebt, mich nie gekannt zu haben, aber sollten wir uns je wieder Begegnen, sollt ihr wissen, dass ich das hier nicht vergessen werde.“
Sein Blick war fest und entschlossen, nur ein gehetztes blitzen in seinen Augen verriet noch, was er die letzten Stunden, Tage oder Wochen durch gemacht haben musste. Es war seltsam, welche Würde und Stärke er ausstrahlen konnte, obwohl er mit verkrustetem Blut, Wunden und Narben bedeckt war und nur einen Lendenschurz trug.
Valas schüttelte weiterhin zweifelnd den Kopf:
„Mein Name ist Valas … und ich bin nicht das Risiko eingegangen, dich zu retten, nur um dich jetzt hier zurück zu lassen. Ich hab ein Versteck im Tempel Manthalas, in dem ich ein paar unverderbliche Vorräte, Ausrüstung und Waffen aufbewahre. Lass uns wenigstens gemeinsam dorthin reisen, dann kann ich dir etwas Ausrüstung und Kleidung geben, bevor du los ziehst. Und vielleicht überlegst du es dir ja bis dahin nochmal.“
Ryld schien nicht gänzlich überzeugt, aber bevor er weitere Einwände erheben konnte, wand sich Valas Maruka zu.

„Was meinst du dazu?“
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Re: alter Turm

Beitrag von Maruka » Freitag 30. Oktober 2015, 20:15

„Ich will nur hier weg!“
Das entlockte dem alt wirkenden Mann einen mitfühlenden Blick. Seine Hand zuckte kurz, als wollte er Maruka damit trösten, senkte sie dann aber wieder, was sie zwar bemerkte aber eher traurig stimmte. Sie selbst hatte ebenfalls leicht gezuckt, aber aus anderen Gründen. Die Magie, die dieser Uriel auf sie gelegt hatte, sollte es ihm ermöglichen sie wieder zu finden, aber es nahm ihr auch viel von ihrer emotionalen Freiheit, genauso wie die Schläge die sie von dem Piraten erhalten hatte. Sie hätte so gern Valas Geste erwiedert, aber sah nur kurz auf ihre eigene Hand, die ihn geschlagen hatte und fuhr mit ihren Erklärungen fort:
„Der Weg durch die Abwasserkanäle könnte unsere Verfolger abschütteln, ja … so ungern ich das möchte, aber möglicherweise bleibt uns nichts anderes übrig, sollten sie uns schon jetzt auf die Spur kommen...“
Valas seufzte einmal schwer und öffnete schon den Mund, da unterbrach ihn der Befreite.
„Ich danke Euch Beiden. Woher ihr auch kamt, wohin ihr auch geht, ich schulde Euch mein Leben … deswegen kann ich nicht länger bei Euch Bleiben. Ich weiß nicht, wovor ihr flieht, aber ich weiß, dass sie nach mir noch mehr suchen werden.“
Ryld sah seine Beiden Retter mit ernstem Gesicht an. Valas zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen und wollte Antworten, da hob der Verletzte die Hand.
„Ich bin zäh. Ich werde es schaffen … wenn …“
Er stockte und ließ den Rest des Satzes unausgesprochen.
“Mein Name ist Ryld. Mehr müsst ihr nicht Wissen. Vielleicht ist ein Name schon zu viel. Es ist besser, wenn ihr vor gebt, mich nie gekannt zu haben, aber sollten wir uns je wieder Begegnen, sollt ihr wissen, dass ich das hier nicht vergessen werde.“
Sein Blick war fest und entschlossen, nur ein gehetztes Blitzen in seinen Augen verriet noch, was er die letzten Stunden, Tage oder Wochen durch gemacht haben musste. Es war seltsam, welche Würde und Stärke er ausstrahlen konnte, obwohl er mit verkrustetem Blut, Wunden und Narben bedeckt war und nur einen Lendenschurz trug. Sein Anblick löste einen Instinkt in Katze aus, den ihre menschliche Seite sofort unterdrückte. Es war ihr schon einmal passiert – bei Valas – Sie wollte ihn putzen! Maruka biss sich auf die zuckende Zunge und zog ihre Lippen zwischen die Zähne.
Seine schöne schwarze Haut sollte wieder glänzen ... AUS! Spinn ich?!? Auf garkeinen Fall! Ich kenn ihn nicht! Er ist ein Fremder! Er ... Er ist aber ganz schön taper für einen Dunklen. Und seine Worte sind erstaunlich ehrenhaft ...
Valas schüttelte neben ihr weiterhin zweifelnd den Kopf und Katze sah ihn an.
„Mein Name ist Valas … und ich bin nicht das Risiko eingegangen, dich zu retten, nur um dich jetzt hier zurück zu lassen."
Wir sind dieses Risko nicht eingegangen.
"Ich hab ein Versteck im Tempel Manthalas, in dem ich ein paar unverderbliche Vorräte, Ausrüstung und Waffen aufbewahre. Lass uns wenigstens gemeinsam dorthin reisen, dann kann ich dir etwas Ausrüstung und Kleidung geben, bevor du los ziehst. Und vielleicht überlegst du es dir ja bis dahin nochmal.“
Ryld schien nicht gänzlich überzeugt, aber bevor er weitere Einwände erheben konnte, wand sich Valas Maruka zu.
„Was meinst du dazu?“
Marukas Schwanzspitze zucke einmal kräftig und ihr Lächeln wurde breiter. Freundlich und hilfsbereit wie sie nun mal war, zuckte sie kurz mit den Schultern und meinte leise:
„Was soll der Unsinn! Du kommst in deinem Zustand nicht mal bis zum nächsten Hügel und so wie du riechst … mit dem ganzen alten Blut und so … “
Ihre Schnurrhaare zuckten verräterisch, denn sie hatte seinen Geruch schon länger in der Nase.
„... finden dich die Warge viel zu schnell. Zähigkeit hin oder her, sei bloß nicht zu stolz um eine helfende Hand anzunehmen wenn du eine brauchst. Nur weil du jetzt wieder auf zwei Beinen stehen kannst, solltest du nicht übermütig werden! Valas hat Recht. Wir nehmen dich mit, sonst wäre die ganze Aktion umsonst gewesen.“
Allein, dass sie ihn in einem fort mit einem sehr persönlichen >Du< ansprach und die ganze Zeit über grinste, zeugte von ihrer zum Himmel schreienden Offenheit. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und nickte in eine bestimmte Richtung. Die ganze Sache war für sie nun beschlossen und es gab keinen Grund mehr hier noch länger zu verweilen.
„Also. Der Tempel liegt in dieser Richtung, aber den gleichen Weg, den ich beim ersten Mal gewählt hatte, sollten wir auf gar keinen Fall nehmen. Sademos würde unsere Fährte sofort finden. Auch sollten wir nicht lange im Tempel bleiben, wenn wie erst mal da sind. Der Umweg durch das Abwasser ist leider notwendig. Los, lasst uns hier endlich verschwinden.“
Sie drehte sich wieder dem Gestank zu und schaute noch einmal über ihre Schulter.
„Ryld, wenn du Sorge hast, dass du so wichtig für sie bist, dass es gefährlicher mit dir ist als ohne dich, dann kann ich dich beruhigen. - Wir sind alle wichtig.“
Sie lächelte ihn warm an, blinzelte einmal langsam und ließ das Gesagte erst einmal so stehen. Langsam und leise setze sie sich wieder in Bewegung. Der Weg den sie vor sich hatten, war gefährlich und früher oder später holte jeden sein Schicksal ein. -
Nur das Maruka sich eben sicher war, das ihr Schicksal schwarze Schwingen haben würde und kaltes, blaues Feuer ihn umgeben würde. Ihr Schicksal hatte eine wundersame Stimme und hatte ihr auch schon zur Seite gestanden, als sie drohte zu zerbrechen. Er hatte ihr Hoffnung geschenkt und einen Weg gezeigt wieder Mensch zu werden. Sie glaubte an ihn, an >Es< als Person, an ein mystisches Wesen.
Ich möchte einfach nur frei sein. Ich möchte wieder etwas fühlen, dass nicht von Angst umgeben ist. Ich will nicht mehr zusammen zucken, wenn jemand seine Hand hebt. Ich möchte etwas sinnvolles tun und etwas bewirken. Ich will die beiden hier heil raus bringen, damit ich mich selbst wieder wie ein Mensch fühlen kann. Ich möchte nützlich sein. Ich möchte leben, frei atmen, rennen, jagen und ... und ... lieben ...
Der letzte Gedanke war nur ganz kurz und fast unbewusst durch ihren Geist gehuscht und schon fast vergessen. Da war so viel Nebel … Nebel der ihre Erinnerung an jenen fernen Gedanken verhüllte, an jenen fernen Mann, den sie so gern wieder sehen wollte und doch tief in sich wusste, dass sie sich ihm niemals so zeigen würde. Er war im Nebel verloren gegangen, wie alles was sie einst mit ihrer Heimat verband.
Doch jetzt musste sie sich konzentrieren. Ihre Instinkte würden ihr vielleicht wie beim ersten Mal helfen, doch die Zeit spielte gegen sie. Sie mussten schnell sein. Ihre Verfolger hatten die schnelleren Reittiere und ihre Sinne waren genauso gut wie ihre. List und Geschwindigkeit waren ihre einzigen Trümpfe. Trotzdem galt es vorsichtig zu sein! Maruka hatte einen groben Plan im Kopf und Katze den Instinkt um sie vor Gefahren zu warnen. Sie würde sich mit ihrem zerrissenen Selbstbewusstsein arrangieren. Sie wollte es. Und auch wenn sie unendlich viel Angst hatte, so war ihr Wille immernoch stark. Vielleicht könnte sie eines Tages wieder eins sein. Irgendwann. Sie sah noch einmal über ihre Schulter, ob die Herren ihr folgten und richtete dann all ihre Sinne auf das was vor ihr lag.
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Re: alter Turm

Beitrag von Erzähler » Samstag 31. Oktober 2015, 13:40

Marukas Schwanzspitze zucke einmal kräftig und ihr Lächeln wurde breiter. Freundlich und hilfsbereit wie sie nun mal war, zuckte sie kurz mit den Schultern und meinte leise:
„Was soll der Unsinn! Du kommst in deinem Zustand nicht mal bis zum nächsten Hügel und so wie du riechst … mit dem ganzen alten Blut und so … “
Ihre Schnurrhaare zuckten verräterisch, denn sie hatte seinen Geruch schon länger in der Nase.
„... finden dich die Warge viel zu schnell. Zähigkeit hin oder her, sei bloß nicht zu stolz um eine helfende Hand anzunehmen wenn du eine brauchst. Nur weil du jetzt wieder auf zwei Beinen stehen kannst, solltest du nicht übermütig werden! Valas hat Recht. Wir nehmen dich mit, sonst wäre die ganze Aktion umsonst gewesen.“
Allein, dass sie ihn in einem fort mit einem sehr persönlichen >Du< ansprach und die ganze Zeit über grinste, zeugte von ihrer zum Himmel schreienden Offenheit. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und nickte in eine bestimmte Richtung. Die ganze Sache war für sie nun beschlossen und es gab keinen Grund mehr hier noch länger zu verweilen.
„Also. Der Tempel liegt in dieser Richtung, aber den gleichen Weg, den ich beim ersten Mal gewählt hatte, sollten wir auf gar keinen Fall nehmen. Sademos würde unsere Fährte sofort finden. Auch sollten wir nicht lange im Tempel bleiben, wenn wie erst mal da sind. Der Umweg durch das Abwasser ist leider notwendig. Los, lasst uns hier endlich verschwinden.“
Sie drehte sich wieder dem Gestank zu und schaute noch einmal über ihre Schulter.
„Ryld, wenn du Sorge hast, dass du so wichtig für sie bist, dass es gefährlicher mit dir ist als ohne dich, dann kann ich dich beruhigen. - Wir sind alle wichtig.“
Sie lächelte ihn warm an, blinzelte einmal langsam und ließ das Gesagte erst einmal so stehen.
Ryld blinzelte irritiert, als die Hybridin so frei und offen vor ihm sprach. Er war bei weitem anderes gewohnt, besonders von einem Wesen, das ganz in der Nahrungskette Morgerias sicher nicht oben stand. Raubtierblut hin oder her. Aber er war es auch gewohnt dass JEDER ihn fürchtete. Nun so behandelt zu werden war erfrischend anders. Ohne es zu wollen schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen.
Wann war ich das letzte mal auf die Hilfe Anderer angewiesen? Hat sie recht damit, dass mein Stolz mich von ihnen weg treibt? Aber ich bin NICHT Hilflos, ich könnte es problemlos ohne die Beiden Schaffen. Aber vielleicht ist es besser, wenn ich sie noch etwas begleite um sie zu schützen.
Versicherte er sich selbst. Sein blick wanderte hin zu dem anderen Dunkelelfen, Valas. Dieser grinste nur und zuckte resigniert mit den Schultern.
Langsam und leise setze sie sich wieder in Bewegung. Der Weg den sie vor sich hatten, war gefährlich und früher oder später holte jeden sein Schicksal ein. Sie sah noch einmal über ihre Schulter, die Beiden Männer folgten ihr zur Quelle des abartigen Gestanks. Valas schenkte ihr ein stolzes, anerkennendes Lächelnd, während der Gesichtsausdruck Rylds schwer zu deuten war. Es schien fast, als sei er selbst nicht ganz sicher, ob er beleidigt oder erheitert sein sollte. Doch bevor sich die junge Frau noch weiter darüber Gedanken machen könnte, überflutete der Gestank der Abwässer ihre Sinne.
Ihr Magen wollte sich heben, als die Flut der Gerüche auf sie einstürzte. Ihr Menschlicher Teil wollte wegrennen und sich übergeben, aber das Tier in ihr Rettet sie. Statt sich von ihrem Ekel überwältigen zu lassen, analysierte das Raubtier die Herkunft der unterschiedlichen Gerüche. Fäkalien, verdorbene Essens-Reste, Kadaver in unterschiedlichen Stadien des Verrottens. Die drei Flüchtenden folgten dem Kanal. Die dunkle Brühe floss zähflüssig neben ihnen her, während die giftigen Dämpfe die Nasenschleimhäute reizte und Übelkeit hervor rief. Schnell stellte sich heraus, dass es ausreichen würde, in der nähe statt durch das Abwasser zu laufen. Abartig stinken würden sie trotzdem, wenn sie sich wieder von ihrem Pfad abwenden würden. Die konzentrierte ungesunden Brühe verbreitete einen fast fassbaren Gestank, der sich Klebrig in alles setzte, was ihm eine Fläche bot.

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