Wolkenjagd

Die Himmelsstadt schwebt wie eine Insel hoch in den Wolken. Hier leben Menschen, dessen Antlitz dem von Engeln gleichen. In hellem weiß erstrahlen die Gebäude, welche auf den Wolken erbaut wurden.
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 23. März 2011, 08:20

Sämtliche Augenpaare richteten sich auf die übergroße, geschuppte Gestalt aus. Ungläubig starrten die Anwesenden zu Derat hinauf. Der Drache weinte! Dicke Tränen, größer als Äpfel, drückten sich aus seinen geschlitzten Augen und tropften wie ein heftiger Sommerregen zu Boden. Geräuschvoll landeten sie auf dem harten Pflaster, das sich in weißgrauen Mustern als Gehweg durch das gesamte Hymlia zog.
Drachen weinten doch nicht! Dieser hier schon und zwar herzzerreißend. Wie ein Kleinkind saß er da, den Kopf nach hinten geworfen und schluchzend. Das nebenher tönende Grollen machte die Situation nur noch verwirrender. Es war so ... bizarr, dass ein so großes Wesen wie Derat ein derartiges Verhalten an den Tag legte. Viele Hymlianer lugten aus den Fenstern oder verließen gar wieder ihre Häuser, um sich das Schauspiel mit eigenen Augen anzusehen. Sie waren nun einmal ein sehr neugieriges Volk, aber sie besaß auch unglaublich viel Mitleid. Ein Raunen ging durch die neu entstehende Menge. Die Bewohner tuschelten, teilten sich gegenseitig ihr Bedauern mit. "Der arme Drache."
"Er hat Angst um seine Freundin."
"Er ist so riesig und doch so kindlich. Sein Herz macht auch das meine ganz schwer."
Die Hymlianer schlossen den Kreis um den Drachen enger. Derat wimmerte noch immer. Selbst Helior tätschelte bereits das Ende des schuppigen Drachenschwanzes. Doch auch vorn bei seinen Beinen wurde Derat getröstet. Tahmo hatte sich von Lua gelöst und sprach dem Drachen nun beruhigende Worte zu. Und auch Myrjala war an ihren Freund heran getreten. Derat gewann die volle Aufmerksamkeit, aber ausnahmsweise achtete er nicht darauf. Dass Myrjala verletzt war, hatte ihn aufrichtig getroffen und er fürchtete tatsächlich um ihr Leben. Sie sollte nicht sterben. Er hatte sie doch lieb!

Er senkte den Kopf. Der geschwungene Drachenhals machte einen großen Bogen. Derat Schnauze landete nahe seinen Beinen. Wie ein unglückseliger Hund, der treu in Sturm und Regen ausharrte, bis das Herrchen nach Hause kehrte, lag er da. Große Drachenaugen glänzten trübselig im Sonnenlicht. Aus den Nüstern der geflügelten Echse drang ein stetes Schniefen. "Mir tut's auch leid", antwortete er Tahmo. "Ich wollte nicht groß werden und Bäume mit meinem Po zerdrücken. Ich wollte Myrjala nicht wehtun. Bwähhhhh!" Weitere Tränenbäche flossen. Auf der Straße bildeten sich salzige Pfützen.
Er ließ sich nur schwer beruhigen. Tahmo und Myrjala mussten eine ganze Zeit lang auf ihn einreden, bis die ersten Tränenströme versiegten. Dann wischte sich Derat mit der großen Pranke über die Augen und zog anschließend Myrjala wie eine Puppe an sich heran. "Du wirst wieder gesund? Du musst nicht sterben?" Endlich schien auch er zu begreifen. Die Elfe fand sich in einer drachischen Knuddel-Attacke wieder. Derat riss sein Maul auf. Einige Hymlianer hielten den Atem an.
"Ich bin ja so frohhhhhh. Ich stell auch nie nie nie nie wieder was an, ich versprech's dir! Ich mach mich auch sofort wieder klein, ja, jawoll!" Noch während er Besserung gelobte, schrumpfte Derat auf die Salamandergröße zurück, so dass er nun an Myrjalas geschrammten Bein hing - wie eine kleine Klette. Er schnupperte am Kratzer, leckte dann fürsorglich darüber und wimmerte. "Gibt es hier einen Heiler für meine Freundin? Jemand muss ihr doch helfen!"

Lua atmete aus. Die Sache schien ausgestanden. Sie trat an Tahmo heran, reichte ihm seinen Magierstab zurück. "Wir sind nicht einmal zehn Minuten hier und schon wieder mitten in einem neuen Abenteuer." Jetzt, da der Drache wieder klein war, machte er ihr keine sonderliche Angst mehr. Sie hoffte, er behielt die Größe erst einmal bei.
"Die Gemüter sind beruhigt, meine Freunde. Ich denke, wir haben es überstanden. Und jetzt sagt mir, was ihr überhaupt hier in Hymlia wollt. Wo müsst ihr noch gleich hin?" Ikarus legte sowohl Lua als auch Tahmo eine Hand auf die Schulter. Die Luftmagierin zeigte auf das riesige Gebäude ganz in der Nähe. "In die Luftakademie. Sofern ihr die magische Schriftrolle dort aufbewahrt."
Ikarus nickte. "Das tun wir, allerdings ist sie nicht in den öffentlichen Hallen zu finden. Ihr solltet mich zu den Himmlischen begleiten. Sie erteilen euch bestimmt Erlaubnis und Zugang zur magischen Schriftrolle. Folgt mir." Der Hymlianer winkte dem Drachen zu und marschierte dann voraus, aber nicht zur Luftakademie. Es ging zum Sitz der Himmlischen, jenem Gebäude, in dem die Regierung Hymlias saß. Ob sie für Tahmoe und Lua überhaupt Zeit hatten? Myrjala und Yavanna hatten ja für reichlich Chaos gesorgt in der letzten Nacht. Auch sie erwartete noch eine unangenehme Situation. Ihr Bruder hatte noch nicht wieder mit ihnen gesprochen.


Hinweis: An dieser Stelle endet - auf Tahmos Wunsch hin - das Zwischenspiel. Sämtliche NPCs werden fortan wieder von mir, eurem Mod, gesteuert ;)
Tahmo, du kannst ein neues Thema beim Sitz der Himmlischen eröffnen. Gib mir dann bitte per PN Bescheid, damit ich den Post nicht übersehe.
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Isildur Ranarion Ni'Tessin
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Isildur Ranarion Ni'Tessin » Donnerstag 28. April 2011, 17:10

Yavanna wollte einfach nicht reagieren. Nur einbeiläufiges, „gleich“ brachte sie ihrem Bruder entgegen. Isildur hätte sich am liebsten die Hand vors Gesicht geschlagen. Doch als Wolf knurrte er nur.
Verdammt, komm endlich
Er rannte um sie herum und drückte sie vorwärts, indem er seinen Kopf gegen ihren Hintern schob. Natürlich konnte er auch ihre Hand packen, aber die Gefahr, dass er sie dabei verletzte, war ihm doch zu hoch.
Während er sie also anschob und sie widerwillig vorwärts ging, hörte er sie reden. Sie klärte gerade ihren kleinen Assatal auf, dass Derat sich für einen großen Drachen, ziemlich dämlich und unverantwortlich benahm.
Als wenn ihr euch jedes mal verantwortungsbewusst verhalten würdet…fass dir an die eigene Nase, Isildur…du spielst hier mit deinem Elfsein. Doch wie hätte ich sie sonst finden sollen?
Für den großen silbernen Wolf war es kein Problem seine Schwester vorzuschieben. Sie leistete keine Gegenwehr.
Da wo Myrjala war, konnte er das größer werdende Chaos hören. Derat weinte jetzt bitterlich und machte wieder einmal viel zu viel Theater. Wenn es nach Isildur ging, dann würde er diesen vermaledeiten Drachen solange eins mit der Pfote geben, dass dieser sich nicht mehr rühren konnte.
Aber leider geht das ja nicht…obwohl vielleicht einmal? Nein, nicht mal das!...wie konnte das nur passieren, dass Myrjala mit Derat verbunden war?...er macht nur Unsinn… ist dumm wie Stroh und verhält sich wie ein Ork in einer Feenstadt. Er macht alles kaputt. Ist ja nicht, dass wir sowieso auffallen…jetzt muss dafür auch noch gerade gestanden werden.
Hinter seiner Schwester knurrte es mehrmals. Der Waldelf wusste ja selber, dass er nicht das Musterbeispiel war. Er versuchte zwar immer als gutes Vorbild voran zu gehen, aber manchmal packte ihn das Chaos ebenfalls.
Doch dieser Drache, den hatte Isildur gefressen. Er mochte dieses Tier nicht und machte auch keine Anstalten das zu verbergen. Er tolerierte Derat nur wegen seiner Schwester und weil es nicht anders ging. Assatal dagegen, den mochte Isildur. Aber vielleicht lag es daran, weil dieser noch ein Baby war und jetzt schon mehr Verstand besaß als Derat je die Kapazität dafür in seinen Kopf haben könnte. Er ließ von Yavanna ab, und blickte den kleinen silbernen Drachen an, der neben Yavanna hertrottete.
„Merk dir das gut, was deine Mama dir erzählt“
Mit einem Schnauben gab der silberne Wolf auf, seine Schwester zu schieben. Mit ein paar Schritten an der Menge von Menschen vorbei, legte er sich vor die Stufen eines Gebäudes. Abwesend legte er über seine Pfoten und blickte wachsam drein. Er hatte ja eigentlich sein Ziel erreicht.
Die Schwestern gefunden und seine Standpauke konnte er besser als Elf mitteilen. Die würden ihm ganz schön was erklären müssen. Mal nebenbei, dass Isildur sich über Yavanna ärgerte. Sie hatte sich tatsächlich von Myrjala anstiften lassen.
So wir sind wieder zusammen…ich könnte mich ja eigentlich wieder wandeln…Die Aufmerksamkeit liegt sowieso gerade bei Derat und bei Myrjala. Wer hatte gedacht, dass Derat doch zu etwas nütze ist….hmm, nur einen netten Platz finden…das wird wieder nachher eine kräftige Hennafärbung nach sich ziehen…aber du wusstest es ja
Er hob den Kopf und sah sich um. Noch war die ganze Aufmerksamkeit bei den Chaoten. Selbst Sylcia stand noch da. Der silberne Wolf seufzte auf.
Sie hat bestimmt Myrjala alles erzählt.
Isildur hoffte dabei, dass sie wirklich alles verstanden hatte, was er ihr verdeutlichen wollte. Als Liebhaber ja, aber keine feste Bindung.
Sein Blick schweifte noch umher, da sah er den perfekten Platz. An einer Häuserwand war gerade so platz, dass er sich als Wolf reindrücken konnte. Dicke flauschige Blätter in zarten Grün verbargen dieses kleine Versteck recht gut. Vermutlich war es eine Laube für nächtliche Spielereinen, aber jetzt war sie leer. Die Besitzer schienen sich eher um Drachen, Mensch und Schwestern zu kümmern. Der Wolf erhob sich und drückte sich, fast schon schleichend, hinter Nachtschatten und Sturmkralle an den Leuten vorbei.
Sturmkralle, Nachtschatten, deckt mir mal den Rücken“ Gab er seinem Bären und Yavannas Wolf zu verstehen. Tatsächlich hatte Isildur das Vertrauen darauf, dass ihn sein Bär und der Wolf nicht im Stich ließen.
Bei der Nische angekommen, schnupperte erst mal und lugte hinein. Die Ohren waren wachsam aufgestellt.
Wenn du hier gestört wirst, kann es unangenehm werden…ach Unsinn, die sind alle beschäftigt…und es klappt doch immer besser
Mit den Hinterpfoten zuerst begab sich der silberne Wolf außer Sicht der herumlaufenden Hymlianern. Schnell war er darin verschwunden. Jetzt kommt der anstrengende Teil.
Isildur fokussierte seinen Blick auf seine Schwestern und konzentrierte sich. Seine Atmung wurde flach und das Lieb von Yavanna rief er sich ins Gedächtnis. Aber irgendwie wollte ihm der ganze Text nicht einfallen. Seine Ohren zuckten und nur mühselig konnte sich Isildur in die Wandlung konzentrieren. Er spürte wie es langsam zu zucken anfing, doch konnte er es nicht halten.
Da stimmt was nicht…Ihr Götter hilft mir
Seine Rute schlug nervös hin und her. Es knurrte und fiebte. Und nur langsam fand er den Zustand, wo eine Wandlung möglich war. Verbissen hielt er sich daran fest.
Er hatte doch nur vor, sich zu Wandeln. Aber warum?...nur um wieder sich anzuhören, dass er sich angeblich immer in Gefahr brachte und seine Schwestern beglucken musste.
Der Gedanke ist nicht angebracht….du bist ein ELF…na…los…mach schon…

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Gestalt » Samstag 30. April 2011, 21:39

Auf Isildurs Wunsch hin und um ihn voranzutreiben schonmal ein Erzählerpost als Reaktion auf seine Rückwandlung. Ich habe mich bemüht, ansonsten nichts zu streifen, damit ihr beiden Chaos-Elfen noch reagieren könnt ;)

Vernunft schien im Allgemeinen etwas zu sein, das der Familie Ni'Tessin sogar bis über ihre Drachenfreunde hinaus fremd war. Oder sie interpretierten es eben anders. Keiner von ihnen handelte derzeit oder in der jüngsten Vergangenheit sonderlich vernünftig. Da war Derat, der aus eigenem verletzten Stolz über das Unwissen eines Fremden mit seinem Riesen-Drachen-Popo nun drohte, noch ein paar hymlianische Bäume zu fällen. Dann gab es Myrjala und Yavanna, die in ihrer Nacht- und Nebelaktion nicht nur das Schild der Taverne entfernt, sondern auch noch die halbe Stadt um einige Wolkenfaserfetzen erleichtert hatten. Wie sich die Hymlianer nun erleichtern sollten, darüber dachte niemand nach. Aber auch Isildur war nicht unfehlbar gewesen. Bei ihm zeigte sich seine letzte unvernünftige Aktion jetzt noch - nämlich in der Gestalt des Wolfes, die er derzeit darstellte. Er hätte seine Schwestern durchaus auch in elfischer Form finden können. Hymlia war nicht allerweltsgroß und beide hätten von hier aus nicht ohne Derat entkommen können. Das wäre ihm in jedem Fall aufgefallen. Derat liebte es, mit viel Getöse und der allgemeinen Aufmerksamkeit auf seiner schuppigen Person anzukommen wie gleichermaßen zu verschwinden.
Im Grunde blieben nur noch Assatal, Sturmkralle und Nachtschatten, die mit ihren tierischen Instinken sowie dem Verhalten eines Drachenbabys mehr Vernunft aufbrachten, als die Elfen zusammen. Wenigstens zeigte sich zumindest Isildur einsichtig. In Gedanken kritisierte er ihr aller Verhalten. Seine Schwestern würden noch ordentlich etwas zu hören bekommen, das ließ sich in jedem Fall vermuten. Und wahrscheinlich würde Derat auch noch sein Fett weg kriegen. So viel Chaos hatten die freundlichen Hymlianer sicher nicht verdient. Die meisten von ihnen hatten sich von Helior endlich zurückdrängen lassen. Fassungslos, aber zugleich auch ungemein neugierig starrten sie Derat an, der bittere Tränen vergoss. Theatralisch wie er war würde er sich nur durch Zureden von Myrjala beruhigen lassen. Es war jedoch gleichermaßen möglich, dass die Elfe in seinen Tränenchor einstimmen würde.

Isildur resignierte. Es hatte jetzt keinen Sinn, Yavanna vorzuschieben. Die würde Derat nicht allein beruhigen können, höchstens Myrjala. Es war wohl wirklich erst einmal das Beste, wenn sich der Wolf in den Elfen zurück verwandelte, der er im Grunde seines Herzens immer noch war. Und so achtete niemand auf den silbernen Wolf, als dieser sich außer Sicht bewegte. Lediglich Sylcia Aeronne blickte ihm flüchtig nach. Sie ahnte, was gleich passieren würde und wollte nicht wirklich noch einmal bei einer Wandlung dabei sein. Es hatte schrecklich ausgesehen und sich schlimm angehört. Armer Isildur. Ein Wolf zu sein war sicher aufregend, aber auf den Verwandlungsprozess konnte er bestimmt auch verzichten. Sie stand am Rand der Szenerie und wartete hauptsächlich darauf, dass gleich der schöne Elf mit den silbernen Strähnen im Haar auftauchen würde. Jener Mann, der sie vorhin geküsst hatte. Ein Lächeln huschte über ihre Züge und ihr Herz erwärmte sich. Für einen Moment gab es nur diese Erinnerung.

Isildur zog sich in eine verborgene Nische zurück. Sein Bär und Yavannas Wolf stellten sich wie beiläufig so in den Weg, dass selbst der Zugang von der Stelle des Platzes aus, auf dem sich Myrjala, Derat und die anderen befanden, nicht wirklich zu sehen war. Die Wandlung konnte also vollzogen werden. Wenn sie denn funktionieren würde. Etwas stimmte nicht. Isildur bemerkte das sicherlich recht schnell, denn einer der wichtigsten Faktoren, der ihn bei jeder Verwandlung heimsuchte, blieb aus: Schmerz. Zudem geschah auch sonst kaum etwas. Er konnte zwar spüren, dass sich eine Änderung vollzog, aber es war nicht so wie sonst. Seine Vorderpfoten bildeten sich zurück, auch sein Körper machte einen Teil der Wandlung durch. Er spürte, dass sich Magen und Herz unter den Rippen verschoben. Seine Brustwarzen bildeten sich zurück, nahmen die altbekannten Plätze ein, wo man sie bei humanoiden Lebewesen eben erwartete. Aber seltsamerweise wollte der Pelz nicht zurückgehen. Das schön silbern glänzende Fell blieb. Seine Spitzohren blieben Wolfsohren, die Schnauze war weiterhin dunkel und feucht. Reißzähne ragten aus dem langen Maul. Isildur konnte sie mit seinen Fingern berühren. Wenigstens die waren schon einmal wieder da. Trotzdem stimmte hier etwas ganz und gar nicht. Waren seine Hände immer noch Pranken oder doch schon richtige Elfenfinger? Was geschah hier? Wo blieb der vertraute Schmerz, wo steckte die Erschöpfung? Hatte er sich nun endgültig einmal zu viel in seinem Leben verwandelt?



Hinweis an Isildur: Du wirst dich nicht in einen Elfen zurückverwandeln können. Das Maximale, was du erreichen kannst, ist eine humanoide Wolfsgestalt, also ein aufrecht gehender Wolf - die Hände können menschliche Form annehmen, das überlasse ich dir.
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Isildur Ranarion Ni'Tessin
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Isildur Ranarion Ni'Tessin » Mittwoch 4. Mai 2011, 20:46

Isildur merkte das es so nicht wie sonst war. Der Schmerz, sein vertrauter Gefährte bei einer Wandlung, blieb aus. Er spürte zwar, wie sich sein Körper verformte, doch nicht wie er sollte. Die Augen noch zusammen gekniffen, hoffte er auf eine einfache Erklärung.
Der Körper hat sich daran gewöhnt?
Er spürte wie sich die Knochen veränderten, aber irgendwie blieben die starken Gerüche und nur zu deutlich konnte er das Zucken seinen Ohren wahrnehmen. Fast schon ängstlich öffnete er die Augen. Die Sicht hatte sich kaum verändert, doch das was er sah.
Verflucht…was ist das?
Isildur hatte noch immer eine Wolfsschnauze. Mit zitternden Händen griff er hoch. Er stoppte. Und hielt den Atem an.
Was?
Seine sonst elfischen Hände schienen die Gestalt noch nicht halten zu können. Sie verformten sich, während er sie zu seinem Gesicht führte. Mal stärker elfisch, mal eher Wolftatze. Fast als könnte er vor dem Anblick fliehen, stieß er sich zurück. Seine Beine erhoben sich und er stieß mit seinen Ohren und darauf mit dem Kopf gegen das Astwerk. Keuchend, auf zitternden Beinen stand er da, während seine Rute hin und her schwankte, um ihn zu stabilisieren. Er war kein Elf, aber was?
Da ist was falsch gelaufen…versuch es noch mal
Wieder versuchte er es. Wieder kein Erfolg. Wieder und wieder die gleiche Prozedur. Isildur wusste nicht wie oft er es jetzt probierte hatte. Aber die Realisierung, dass er nichts ändern konnte, lähmte seinen Geist.
Nach einer Ewigkeit, begann er sich genauer anzuschauen.
Er drehte sich um sich selbst , kippte dabei zur Seite. Seine Körper versuchte das Gleichgewicht zu halten. Die Wand des Hauses, wo der Strauch stand, gab ihn Halt. Verwirrt und noch nicht wirklich das Ausmaß bewusst, presste Isildur die Augen wieder zusammen.
Das ist nicht wahr…das bildest du dir ein…Ruhe…bleib ruhig.
Doch sein Herzschlag war alles andere als ruhig. Es raste. Und auch wenn irgendwo in seinem Kopf ihm die Lösung dafür entgegen geschrieen wurde, so konnte er es nicht hören. Sein Blut pulsierte und er sackte wieder zu Boden.
Bleib ruhig Isildur…langsam…nur keine Panik…ihr Götter habe ich übertrieben?...oh, bitte lass es nicht so sein…
Seine vordere Pfote oder auch Klaue betastete vorsichtig die Schnauze ab. Er fühlte sich wie bei einem Tier an, doch die Beweglichkeit war anders. Mehr wie sich ein Elf ertasten würde. Er konnte einzelne Finger, wenn man sie so bezeichnen konnte, bewegen. Mehr und mehr kam Isildur die Erinnerung, als er damals als Werwolf wütete.
Aber dies war anders. Er spürte keine Wut aufleben und wollte keinen töten. Aber deutlich eine größer werdende Angst.
Nachdem er über seine Schnauze tastete, über die Ohren, erreichte er besonders langes Fell am Kopf und Nacken. Es fühlte sich eher wie sein früheres Haar an. Lang, gefilzt und mit der üblichen Länge. Selbst die Federn und Bänder steckten drin und endeten in einem Zopf. Er blinzelte und holte sich eine Strähne nach vorne. Sein Fell war silberfarbend und auch die Zöpfe waren in einem dunklerem silber.
Was habe ich nur getan?
Sein einer Arm hatte langes Fell welches eine seltsame Musterung aufwies. Tatsächlich ähnelte es seinen Tätowierungen.
Er ließ sich wieder auf die Hände fallen und ließ seinen Kopf auf die Brust senken.
Was bedeutet das?...was werden sie sagen?...Neldor, wo bist du, wenn man dich braucht.
Isildur hätte nie damit gerechnet, tatsächlich mal die Hilfe des Magiers aus seinem Dorf zu brauchen. Er hatte alles immer regeln können. Doch was war er jetzt?
Wie würden alle reagieren?
Wenn er tatsächlich ähnlich wie der Werwolf aussah, dann würden sie Angst haben. Er hatte damals Yavanna verletzt und auch ihren Freund. Nie wieder sollte so was passieren.
Und vielleicht hatte er jetzt nur nicht die Regung ihnen etwas anzutun, weil er sie nicht sah.
„ Yavanna? Myrjala?...“ tief und dunkel kamen die Worte aus seinem Mund. Es klang fremd. Erschrocken zuckte Isildur zusammen. Seine Stimme klang nicht mehr so hell wie früher und Isildur hatte schon keine helle Stimme gehabt.
Das war zu viel.
Die Schnauze in seinen Händen verbergend, lies er etwas zu, was er sonst so gut wie möglich verbarg. Angst und Traurigkeit überkamen ihn und Isildur fühlte sich verletzter denn jäh. Es war nicht so, dass er sich schämte vor seinen Schwestern Gefühle zu zeigen, aber er schämte sich für seinen Zustand. Er hatte bewusst die Wandlungen durchgeführt und welches Risiko damit verbunden war, war ihm bekannt.
Verzweifelt krallten sich seine Tatzen in seine Oberarme und während er lautlos und mit bebenden Schultern weinte.
Doch er war nicht allein.
Ein Geräusch ließ ihn hochsehen, als sich sein großer Bär nach ihm sah. Sturmkralle machte ihn keine Vorwürfe, während er seinen Kopf an den Arm von Isildur drückte. Tiere kannten so was nicht. Er spürte das sein Freund Hilfe brauchte und die gab er.
„Du bist nicht allein, Isildur…wir sind trotzdem eine Familie“ schien er Isildur mitzuteilen. Er leckte Isildur über dessen Schnauze und war erstmal nur einfach da. Isildur griff um den Hals des Bären und drückte sich an ihn.
Danke, mein Freund“ flüsterte er ihn zu.
So verging eine ganze Zeit. Sturmkralle entzog sich, als es Isildur besser ging seinen Kopf und trottete aus der Höhle raus. Er sah nach dem Waldelfen, dass dieser folgen sollte.
ich komme gleich!“ Und Isildur atmete tief durch. Besann sich auf eine schnelle Methode sich zu fassen. 20 tiefe Atemzüge und langsam kroch er aus der Höhle. Jetzt würde es hart werden.
Die ersten Schritte waren schwer und zögerlich. Das Blätterdach stieß ihn gegen den Kopf. Er hatte seinen Schutz hinter sich gelassen und konnte sich in seiner vollen Größe aufrichten. Es war seltsam. Sein Blick suchte seine Schwester. Den Blick Sylcia mied er bewusst. Sie hatte jetzt erwartet, ihn als Elf zu sehen. Es schmerzte der Gedanke, dass er Nähe wohl bis er eine Lösung gefunden hatte, nicht zulassen konnte. Dabei mochte er Sylcia wirklich.
„ Yavanna!...bitte“ Die Worte zu finden, fiel ihm schwer. Er hatte das Gefühl, als schwankte seine Sprache .
als hätte sich die Sprache noch nicht an diesen Körper gewöhnt...Sehr gut, kein Gefühl von Angriff in mir…bin ich froh…ihr Götter, dafür danke ich euch
Ich tue nichts…ich habe übertrieben… ich kann mich nicht zurückverwandeln“
Einem geschlagenen Hunde gleich, ließ er den Kopf sinken.

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Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin » Mittwoch 1. Juni 2011, 13:53

Nach einer aufregenden Nacht voller Abenteuer, war es schon fast zu viel, dass Derat nun auch noch auf die Idee kam, weitere Dummheiten anzustellen. Isildur hatte schon recht, wenn er sagte, dass Derat nie nachdachte. Im Grunde war er sogar schlimmer als Myrjala, die dachte zumindest immer daran, keinem wehzutun. Man kontre fast meinen, Derats Gehirn wäre bei seiner Größe auf der Strecke geblieben.
Yavanna stand ungläubig hinter Myrjala, ihrem Drachen und den vielen, anderen und vor allem fremden Menschen. Das war ihr einfach suspekt und sie konnte sich nicht dazu durchringen, an die Seite ihrer Schwester zu treten, es war einfach viel zu laut und zu eng. So beobachtete sie kopfschüttelnd das Geschehen und seufzte tief. Assatal saß neben ihr und hatte sein Köpfchen schief gelegt, er fragte sich wohl ebenfalls, was Derat damit bezwecken wollte. Nachdem er zu keinem Ergebnis kam, sah er fragend zu Yavanna hoch. Diese verzog den Mund und setzte zu einer Erklärung an.
“Das war wirklich sehr, sehr, sehr, sehr, seeeehhhhhrrrr dumm von ihm!”, schnaufte Yavanna und ihr kleiner Drache nickte bestätigend. “Ich habe eigentlich bisher geglaubt, er wüsste wie breit er wäre … das sollte er doch eigentlich wissen, oder?” grübelte sie vor sich hin, während Assatal wieder nickte. “Er ist doch nicht erst seit gestern so groß … bei dir würde ich as ja noch verstehen, wenn du die Breite des Hinterns nicht abschätzen kannst …” Grinsend hockte sie sich vor Assatal und streichelte ihm den Hals. Mehrere Anekdoten fielen ihr auf Anhieb ein, wie ihr kleiner Drache versucht hatte in Lederbeutel zu krabbeln und jedes mal gerade die vordere Hälfte seines Körpers hinein gepasst hatte … und jedes Mal hatte es ihm jemand versucht zu erklären, das das nicht klappen würde, aber er war halt noch ein Baby, das lernen musste. Im Gegensatz zu Derat!
Isildur war in der Zwischenzeit zu ihr gekommen und wollte sie irgendwohin drängen, wofür sie nur ein beiläufiges ‘gleich’ übrig hatte.
Sie musste mit ihre Erklärungen weiter ausführen.
“Siehst du, wie dicht er mit seinem Körper an den Wänden ist? Wenn er sich jetzt ungeschickt bewegt, was ja öfter der Fall ist, dann bringt er alles zum Einsturz und macht damit die Menschen unglücklich. Alleine schon, dass sein Schwanz so zuckt … oh Myrjala, sag‘ ihm , er soll sich schnell wieder verkleinern.” Natürlich konnte Myrjala sie von dort aus nicht hören, es war mehr ihr inbrünstiger Wunsch, dass Derat nichts zerstörte.
Erschreckt blickte der kleine Drache zu Derat und sah dann entsetzt zu Yavanna. Dann legte er sich auf den Boden und bedeckte mit seinem kleinen Pranken seine Augen. Das war auch eine Art, wie man sich vor Derats Tollpatschigkeiten bewahren konnte. Wenn das nur überall so funktionieren würde.
Sie lachte abermals und gab ihrem Kleinen einen Kuss auf die kühlen Schuppen. Jäh erstarb ihr Lachen, weil doch noch etwas zu Bruch ging … es gab einen dumpfen Aufprall und dann hörte sie ein Reißen und Knacken und etwas stürzte krachend und raschelnd zu Boden. Yavanna konnte es nicht glauben, was sie dort sah, Derat hatte tatsächlich einen Baum zu Fall gebracht und das ‘nur’ durch sein unkontrolliertes Zucken mit dem Schwanz. Eines stand nun fest, Yavanna war sauer, wobei sich gerade in ihr der Tumult ausbreitete, ob sie Derat einen Zauber an den Kopf schmeißen oder ihn anschreien sollte. Fassungslos starrte sie auf den gefällten Baum, der ja nun am wenigsten dafür konnte, da er nun einmal da stehen musste, wo er wuchs. Vom dem Eklat, der sich zwischen Myrjala und Derat abspielte, bekam sie nur vage etwas mit. Minuten vergingen, bis sie zur Entscheidung kam, dass alles aufregen kaum etwas brachte, letztlich war sie sehr traurig über den verletzten Baum.
“Assatal, du bleibst hier.” gab sie die leise Anweisung. Dann ging sie hinüber, zu Myrjala, die Derat auf dem Arm hielt und wieder am Weinen war. Der Tumult um beiden hatte sich wieder gelöst und viele Hummelmenschen starten die die Elfe und ihren kleinen Drachen einfach nur an.
Yavanna hätte Derat am Liebsten ihre Stab auf den Kopf gehauen, aber das würde ja nur ihre Schwester abbekommen und die konnte nun wirklich mal nichts dafür. So ging sie einfach nur ruhig hinüber und stellte sich so vor Myrjala und Derat, dass dieser sie ansehen musste, ihre Schwester ignorierte sie dabei. Traurig, aber bestimmt, sah sie ihm in die Augen.
“Ich bin wirklich sehr enttäuscht von dir!” das war das Einzige, was sie zu ihm sagte, dann drehte sie sich weg und begab sich zu dem umgestürzten Baum.
Yavanna musste dringend etwas für diesen tun, sie konnte ihn hier nicht einfach liegen lassen. Mit seinen freigelegten Wurzeln, würde er innerhalb kurzer zeit erfrieren und das konnte sie nicht zulassen. Derats Hilfe anzunehmen, kam aber auch nicht in Frage.
Zuerst betrachtete sie den Schaden, den Derat verursacht hatte. Durch den Sturz selber, war dem Baum nicht viel passiert. Hier und da waren einige Äste abgeknickt und viele rosafarbene Blätter lagen auf dem Boden, aber das war nicht weiter schlimm. Auch die Wurzeln hatten keinen großen Schaden genommen. Viel schlimmer war die Kerbe, die Derats Schwanz in der Rinde des Baumes hinterlassen hatte. Sie war so tief, dass sie das innere, weiche Holz des Baumes erreicht hatte und gut einen Arm lang. Mit Tränen in den Augen, blickte sie noch einmal zu Derat hinüber.
Dann kramte sie in ihrem Beutel nach einem Lederbeutel, in dem sie Harz eingewickelt hatte. Mit einem sauberen Dolch schnitt sie Stücke des Harzes ab, welche sie dann in ihren Händen soweit erwärmte, dass es sich formen ließ. Es dauerte zwar einiges, aber damit konnte sie die Wunde des Baumes verschließen. Das Harz würde wie ein dauerhafter Verband wirken und sich mit der Rinde verbinden. Jetzt musste der Baum ‘nur’ noch wieder an seinen Platz zurück und für dieses Unterfangen wollte sie einen Zauber anwenden, der den Baum belebte und ihm so die Möglichkeit gab, wieder mit den Wurzeln in die Erde zurück zu kehren.
Yavanna kniete sich neben den Baum und legte ihre Hände auf die Rinde des Baumes, die sich toll anfühlte. Sie schloss die Augen und begann damit, das benötigte Lied anzustimmen, um den Zauber zu weben. Minuten verstrichen, ehe sich etwas tat. Behutsam gab sie dem Baum die Anweisungen, wie er sich bewegen konnte. Immerhin hatte er dies vorher noch nicht getan, aber Pflanzen waren auf ihre Art intelligent und Yavanna zweifelte nicht am Erfolg. Zuhause hatte sie schon ein paar Mal Bäume auf diese Art versetzt, aber nur wenn es nötig war. Immerhin waren sie keine Wächter des Waldes, die sich flink durch den Wald bewegen konnten. Langsam tat sich etwas in dem Baum, er wurde geschmeidig und flexibel, wie eine junge Pappel und nach einiger Zeit, hatte er das grobe Aussehen eines Baumes mit Armen und Beinen. Sehr langsam und vorsichtig begleitete Yavanna seine Bewegungen und nach vielen weiteren Minuten, hatte der schöne Baum wieder seinen alten Platz eingenommen. Nun konnte sie den Zauber beenden und sich auf den Baum einstimmen, ob es diesem gut ging.
Erfreut über die geglückte Rettungsaktion, wandte sie sich wieder zu Assatal um und lächelte diesen müde an. Da sie die Nacht über nicht geschlafen hatte, forderte dieser Einsatz seinen Tribut, ein dumpfer Schmerz machte sich in ihrem Kopf breit, aber das war es allemal wert.
Nun konnte sie sich auch endlich ihrem Bruder zuwenden, der vorhin schon versucht hatte, sie in allen dem einzubinden. Wobei er doch wusste, das ihr solch’ großen Gruppen von Menschen nicht zusagten.
Allerdings fand sie ihn nicht einfach so, jedenfalls nicht in unmittelbarer Nähe. Langsam drehte sie sich um ihre eigene Achse und sah sich um. Dann endlich, wurde sie fündig … auch wenn es nicht der zu sein schien, nach dem sie gesucht hatte …. Aber wer oder was war es dann?! Yavanna war verwirrt, denn dieses komische, silberne auf zwei Beinen, wurde von ihrem Wolfi und Sturmkralle flankiert, die ruhig nebenher trabten. Wobei Sturmkralle immer wieder zu diesem etwas hochsah und dieses anstupste.
Es lief auf zwei Beinen, noch unsicher, aber stolz. An allen Gliedmaßen hatte es silbernes Fell, dass eine schwarze Musterung aufwies. Die Schnauze war der eines Wolfes sehr ähnlich und dort, wo bei Humanoiden die Haare saßen, war das Fell besonders lang und ging im Nacken allmählich in kürzeres Fell über. Seltsam war es zu sehen, dass in dem langen Fell Federn und Bänder eingewebt waren und einige Strähnen zu Zöpfe geflochten waren.
Es kam genau auf sie zu, unsicher blieb sie stehen und blickte dem Wesen skeptisch in die grünen Augen. Dann sprach es sie an.
”Yavanna!...bitte”, es machte eine Pause. „Ich tue nichts … ich habe übertrieben … ich kann mich nicht zurückverwandeln“
Einem geschlagenen Hund gleich, ließ es den Kopf sinken und Yavanna starrte ihn ungläubig an.
“Isildur? …”. fragte sie unsicher. Dann weiteten sich ihre Augen, wie sie verstand und sie klang entsetzt.
Was hast du getan?”
Ohne eine Antwort abzuwarten, wirbelte sie herum.
“Myrjala, komm’ schnell, es ist dringend!”

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Myrjala » Dienstag 7. Juni 2011, 00:42

Myrjala hatte wirklich alle Mühe ihren riesigen Gefährten zu beruhigen. Einige Male wurde sie fast von einer seiner Tränen erschlagen und sie musste kurz in ihrem Trösten inne halten, als ihre Augen anfingen zu brennen und sich ihre Tränen mit den Seinen mischten. Ja, selbst Drachentränen waren salzig. Dazu begann die Schürfwunde an ihrem Bein ebenfalls zu brennen, aber das merkte sie nicht wirklich. Hauptsache Derat kam wieder zur Vernunft, aber erstmal musste sie ein Knuddeln über sich ergehen lassen, als der Drache sie an sich drückte und man befürchten musste, dass er sie im nächsten Moment fressen würde. Dabei gelobte er, nie wieder Dummes anzustellen.

„Das schaffst du doch gar nicht“, ächzte sie nach Luft ringend. Auch wenn der Drache behutsam vorging, so war er doch um einige Meter größer und auch um einiges stärker.
Zwar glaubte sie ihm sonst alles oder zumindest das meiste, aber das er nichts mehr anstellen wollte und somit vernünftig werden wollte, gehörte definitiv nicht zu Derats Stärken und das lag auch gar nicht in der Natur von messingfarbenden Drachen. Soviel hatte sie schon gelernt. Tief in ihrem Inneren wollte sie das auch gar nicht. Sie hatte schließlich ihren Bruder in der Nähe und einer der ihr sagte was man tat und was man am Besten nicht tat, reichte eigentlich und nee, das wäre ja sooooo langweilig. Myrjala mochte es nicht sich zu langweilen. Das machte sie immer ganz ungeduldig.
Dann setzte er sie wieder ab und schrumpfte in die Größe, in die er sich üblicherweise befand, wenn er gerade nicht umher flog oder jagte und klammerte sich wie Klettenlabkraut an die Wade der jungen Waldelfe und leckte über die Wunde, die nicht einmal halb so schlimm war, wie er es nun darstellte, als er laut nach einm Heiler rief.
„Es ist ja gut.“ Myrjala ging ein wenig in die Hocke und tätschelte ihm behutsam den Kopf, „es ist nur eine Schürfwunde, ich werde nicht daran sterben. Siehst du, dein Bein ist ja auch noch dran.“ Sie zwinkerte ihm zu, er würde sie schon verstehen und richtete sich wieder auf.

Bevor sie nicht mehr dazu kam, der Menschenauflauf löste sich langsam auf, wollte sie dem jungen Mann, der ja erst Schuld daran gewesen war, was Derat getan hatte, noch einmal ordentlich die Leviten lesen.
Suchend sah sie sich um, aber fand ihn nirgends. „Hmpf“, grummelte sie, „der kann sich doch nicht in Luft auflösen. Eben war er doch auch noch an deinem Bein…“ Sie sah nach unten und blickte in ahnungslose, geschlitzte Knopfaugen, die ihr ein ‚Ich-bin-völlig-unschuldig’ mitteilten.
„Du weißt es auch nicht, nicht wahr?“ Sie schüttelte den Kopf und grummelte erneut. Sicherlich hatte er sich aus dem Staub gemacht, als sie noch mit Derat beschäftig war, ob das alles Taktik gewesen war? …
Die Waldelfe konnte ihren Gedanken nicht zu Ende spinnen, als sie ein wenig Abseits Sylcia entdeckte, die sich suchend umsah. Myrjala lief, mehr hüpfend, auf sie zu.

„Duuuu“, rief sie und deutete mit dem Zeigefinger auf die Hymlianerin, „Syyyyliii“, schnaufend blieb sie vor der Frau stehen, „Hast du den blonden, jungen Mann gesehen? Der, der auch bei Derat war?“ Fragte sie, „der ist einfach verschwunden und dabei hätte ich noch soooo ein ernstes Wörtchen mit dem zu reden gehabt. Der ist Schuld, das Derat die halbe Hummelstadt zerstört hat. Wo hättet ihr denn leben sollen, wenn wir alle abgestürzt wären. Oh, ich bin soooo böse!“ Wütend stampfte sie mit dem gesunden Bein auf und Zornestränen bildeten sich ihren Augen.
Dann, plötzlich erhellte sich ihr Gesicht als ihre eine Idee kam. Diese war zwar vollkommen absurd, aber für Myrjala eine absolut, plausible Erklärung.
„Das war bestimmt Taktik“, sie kniff die Augen leicht zusammen, „Der wollte, dass das passiert, damit wir deine Wolkenschwinge nicht retten können. Oh, das kommt bestimmt von diiiiieser… daaaaa“, Sie schnippte mit dem Finger, als ihr der Name nicht einfiel, „na die mit dem Metall-Dingsbums.“ Sylcia würde schon verstehen was sie ihr sagen wollte. „Man hätte uns bestimmt rausgeworfen. Den Göttern sein Dank“, sie wandte sich Derat zu, „das du dich im Zaum halten konntest… Gut, dass ich das noch bemerkt habe, aber warum hat Isildur nicht aufgepasst?“ Sie sah die Hymlianerin fragend an, „Sonst ist er immer da, auch wenn er das nicht soll, aber nun“, sie schüttelte verständnislos den Kopf.
Im Eifer des Gefechts, hatte sie vollkommen übersehen, dass auch Isildur versucht hatte Derat zur Vernunft zu bringen, daran aber gescheitert war und nach Hinten gelaufen war und was sich hinter dem großen Drachen abgespielt hatte, hatte Myrjala nicht sehen konnten.
„Wo sind überhaupt Yavanna und Isildur?“ Fragte sie, als sie feststellte, dass sie nicht da waren. „Eine Verschwörung? Sie wurden entführt?“ Große Elfenaugen blickten die Frau an und bevor die Tränen fließen konnten, erklang Yavannas Stimme:

“Myrjala, komm’ schnell, es ist dringend!”

Die Waldelfe fuhr herum und erblickte die Schwester und ein… irgendein Geschöpf, ähnlich einem Wolf, in der Nähe einer Häusernische. Aufgeregt und überglücklich, dass keine Entführung stattgefunden hatte hüpfte sie auf ihre Schwester zu und fiel ihr um den Hals. Dann besah sie sich das Wesen, das dort stand, wie ein geschlagener Hund. Es dauert ein bisschen bis sie die Ähnlichkeiten bemerkte, dann fragte sie zaghaft: „Isildur?“ Sah dann Yavanna an und wieder zurück, „Was hast du getan? …Oh, ich weiß, das ist alles eine große Verschwörung.“ Sie stellte sich aufrecht hin und verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. Scheinbar wusste sie etwas, was der Rest nicht wusste, „Wir werden uns rächen. Jawoll!... Derat wird alle, die dafür verantwortlich sind, einbuddeln.... Lasst mich mal machen.“


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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Samstag 11. Juni 2011, 16:32

Eines stand fest: Assatal würde sich niemals so chaotisch entwickeln wie Derat. Myrjalas Drache war eine absolute Ausnahme in der Welt der geflügelten Echsen. So einen gab es wirklich kein zweites Mal. Man konnte nicht sagen, dass Derat dumm war, denn so einfach war es sicherlich nicht. Aber er agierte doch oftmals der kopflos, dachte selten nach und sämtliche seiner Aktionen besaßen einen mehr als chaotischen Beigeschmack. Dass er Myrjalas Gefährte war, sorgte nur dafür, dass es dann auch noch chaotischer zugehen konnte. Assatal war da viel ruhiger und jetzt schon, als Drachenjunges, wesentlich vernünftiger. Assatal könnte vermutlich jetzt schon einschätzen, welche Schäden er bei einer ausgewachsenen Drachengröße anrichten konnte. Derat wusste es ja auch, aber im Eifer des Gefechts dachte er nicht daran und so hatte bisher ein hymlianischer Baum dran glauben müssen. Die Bewohner konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Außerdem versuchte Helior sein Menschen möglichstes, um das Himmelsvolk auf Distanz zu dem großen Geschuppten zu halten. Es war keine leichte Aufgabe. Zu viele waren einfach zu neugierig.
Zum Glück schrumpfte Derat dann doch wieder, so dass man sich endlich gefahrlos bewegen konnte. Niemand wollte von einem überdimensionalen Drachenfuß zerstampft oder von einem zuckenden Schwanz zerquetscht werden. Die Hymlianer näherten sich an, bildeten einen Kreis aus neugierigen Schaulustigen um Myrjala und ihren Drachen. Die Elfe stand weinend in der Mitte, gerade als sich ihre Schwester hinzu gesellte. Auch Sylcia folgte diesem Beispiel, hatte sie doch Isildur inzwischen aus den Augen verloren und sorgte sich um Myrjalas Wohlergehen. "Alles in Ordnung?", fragte sie aufrichtig bekümmert.

Unterdessen erhielt Derat einen elfischen Tadel. Er riss seine geschlitzten Drachenaugen auf, dann schob er den Kopf zwischen die Schultern. Er wirkte tatsächlich bestürzt. Mit Ausschimpfung hatte er gerechnet, vielleicht wäre ein Klaps gefolgt. Yavanna traute er das zu. Isildur hätte sich möglicherweise in einen Wolf verwandelt, um ihn an Ort und Stelle in der Luft zu zerreißen. Ja, die beiden mochten sich nicht wirklich. Aber was die Elfe ihm nun als Strafe servierte, damit hatte der Drache nicht gerechnet. Sie teilte ihm ihre Enttäuschung mit. Das ... tat weh. Etwas drückte unter den Schuppen in Brusthöhe. Es war schwer und stach, wenn er länger darüber nachdachte. "Es tut mir leeeeeeeiiiiiiiid!", jammerte Derat, aber seine Entschuldigung schien auf taube Ohren zu stoßen. Zu oft hatte er sich reuig gegeben, nur um einer Bestrafung zu entrinnen. Seine bitte um Verzeihung war daher von Mal zu Mal unglaubwürdiger geworden. Betrübt stieß er ein Rauchwölkchen aus. Dieses Mal war Yavanna wirklich wütend auf ihn. Nein! Enttäuscht. Das war viel schlimmer. Ängstlich lugte er zu Myrjala hoch. "Du auch?", fragte er ganz kleinlaut. Das würde sein Drachenherz wohl nicht ertragen. Hoffentlich verneinte seine Freundin die Frage.
Aber die Sorgen des nun wieder kleinen Drachen schwanden schnell, als sich Myrjala nach dem Burschen umschaute, der sich mit Derat angelegt hatte. Kaum wunderte sie sich über sein Fehlen - er konnte sich ja unmöglich einfach in Luft augeflöst haben - da plärrte besagter Messingdrache auch schon: "Ich hab ihn nicht gefressen! Ich war's nicht! Das hängt ihr mir nicht an!" Nicht, dass Yavanna ihn nochmal so anschaute. Das hatte ihm nämlich überhaupt nicht gefallen. Da war es ihm doch lieber, wenn sie böse guckte. Nein, eigentlich war es ihm am liebsten, wenn es überhaupt keinen Tadel gab. Leider kam dies viel zu selten vor, woran Derat nicht unschuldig war.
Auch Sylcia verneinte, als Myrjala nachhakte. Sie zuckte mit den Schultern. "Ich glaube, er ist weiter gegangen. Aber ich kann Isildur auch nicht mehr finden. Vorhin war er noch irgendwo hier." Sie ließ suchend ihren Blick schweifen. Keine Spur von ihm zu entdecken, weder in Elfen- noch in Wolfsgestalt. "Ich glaube nicht, dass er mit der Ofenhexe zusammenarbeitet. Ihr Name lautete übrigens Brulia. Aber den Jungen von eben kenne ich nicht, der war auch nicht dabei, als Brulia mich einsperrte und mir meinen Wolkenschwinge stahl. Da war nur dieser kleine, bärtige Kauz. Sie schimpfte ihn ... Zwärk ... oder so ähnlich."
Nun fiel auch Myrjala auf, dass ihr Bruder fehlte. Der ließ seine beiden Chaos-Schwestern doch nie aus den Augen, vor allem Myrjala nicht. Es war seltsam, dass man ihn nirgends beobachtend im Schatten stehen sah. Spätestens nach Derats Aktion hätte er doch direkt vor Myrjala auftauchen und schimpfen müssen. Das machte er immer, aber jetzt? Wo steckte er nur?

Yavannas Sorge galt inzwischen aber dem gestürzten Baum. Sie legte ihm einen Verband aus Harz an. Schnell kamen Hymlianer herbei und beobachteten sie neugierig. "Wir könnten versuchen, ihn wieder aufzustellen."
"Ja, hier liegen bleiben kann er nicht."
"Packt mit an!"

Noch ehe es der Elfe gelang, ihren Zauber wie einen bunten Teppich zu weben, sammelten sich Hymlianer um den Stamm des Gestürzten. Männer wie Frauen schoben ihre Hände unter die Rinde und boten all ihre Kräfte auf. Zusammen mit Yavannas Zauber gelang es, dass der Baum sich mithilfe der himmlischen Unterstützung langsam und knarrend aufrichtete. Seine Blätter raschelten. Dankbar ließ er einige davon auf seine Helfer herab regnen. Seine Wurzeln suchten Halt im Boden. Kinder eilten herbei udn buddelten in der weißen Erde. Sie machten den Wurzeln Platz, würden diese dann wieder eingraben. Aus der Rettungsaktion entstand ein großes Miteinander. Im Einklang half man dem Baum, bis er wieder so stand wie vorher. Lediglich die verharzte Stelle würde brauchen, zu heilen. Ein Ast senkte sich auf Yavannas Schulter. Es knarrte und quietschte in den Zweigen, als wehte ein Sturm hindurch. Wenn man in den Wäldern stand und solche Geräusche hörte, konnte man meinen, irgendwo schrien Kinder voller Panik. Jetzt aber war es ein beruhigendes Geräusch. Der Baum dankte. Dann ließ der Zauber von ihm ab und er stand wie eh und je an seinem Platz.
Die Hymlianer jubelten. Viele umarmten sich oder rissen ihre Hände in die Höhe. Sie freuten sich und hätten jetzt wohl aufgrund der Rettung ihres Baumes ein Fest abgehalten.

Aber dazu kam es nicht. Da näherte sich etwas, das wohl kein Hymlianer zuvor jemals gesehen hatte. Einige schraken auf, andere wichen zurück. Es gab aber auch welche des Volkes, deren Neugier größer als die Angst war. Ein Kind streckte die Hand nach dem silbrig glänzenden Wolfswesen aus, das sich da näherte. Sofort wurde es von der Mutter auf den Arm gehoben. "Weg da, du weißt nicht ob es beißt. Wo kommt dieses ... Ding her?" Jetzt zeigten sich die meisten Hymlianer furchtsam. Ein zweibeiniger Silberwolf mit Federn im Haar war ihnen dann doch etwas unheimlich.
Interessanterweise stieß er keine Knurrlaute aus, sondern sprach auf klangvolle Weise. Yavanna erkannte es als Lyrintha und sie erkannte auch ihren Bruder, der sich da näherte. Sofort rief sie nach Myrjala. Sylcia und Helior gesellten sich ebenfalls hinzu. "Was ist das?", rief der Hymlianer. Seine Hand ruhte auf dem Knauf seiner Klinge, aber noch zog er sie nicht. Vielleicht war dieses Wesen noch ein Freund der Elfen. "Wenn er kleiner wär und auf vier Beinen laufen würde, hätte ich auf Isildur getippt."
"Er ist es, nicht wahr?", meinte Sylcia voller Sorge. Sie spürte instinktiv, dass hier etwas nicht mit Rechten Dingen zuging.
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Isildur Ranarion Ni'Tessin » Montag 13. Juni 2011, 13:44

Dort stand er nun, den Kopf hängend, die Ohren leicht angelegt. Einem Hund ähnlich, der eine Strafe von seinem Herrchen erwartete. Zwar war seine Haltung aufrecht, gerade vor Stolz trotzend, doch er war noch immer verwirrt.
Wieso hatte es nicht geklappt?
Seine Schwester sah ihn mit großen aufgerissenen Augen an und der große Bruder spürte einen Schmerz in sich. Das Entsetzen stand ihr im Gesicht.
Zögerlich waren ihre Worte und noch zögerlicher die seinen. Sturmkralle stupste ihn an eine Hand, oder eher Pranke?
"ja…ich bin es“
„ich habe nichts getan…es klappt einfach nicht“ verteidigte er sich auf ihren entsetzen Ausruf, doch sie schien ihn nicht zu hören. Schon war sie dabei nach Myrjala zu rufen. Und obwohl diese noch mit Derat beschäftigt war, so kam sie schneller als es Isildur sich gewünscht hätte. Derat hing wie so oft an ihrem Bein.
Isildur sah sie recht eilig auf Yavanna zu rennen, plapperte wie wild und begann gleich mit wilden Theorien. Isildur sah sie kommen, doch fiel ihn auch etwas anderes auf. Er hatte es schon gespürt und merkte wie sich seine Nackenhaare leicht sträubten. Noch konnte er es jedoch nicht deuten. Sein Körper und sein Kopf waren sich nicht einig.
Leises Tuscheln in der fremden Sprache war von überall zu hören. Seine Ohren zuckten.
Ein kleines Kind blickte den silbernen Wolf an. Neugierig und freundlich. Isildur sah zu ihm runter. Eigentlich war es nicht seine Art jemand Fremdes freundlich anzusehen, doch irgendwie wollte er die Situation entschärfen. Doch in seinem Inneren sperrte sich Etwas gegen eine Berührung von einem Fremden. Seine Augen folgten der kleinen Hand des Kindes, als dieses sich seinem Fell näherte.
Freundlich bleiben…mach nichts Hektisches
Die Hektik kam dann woanders her.
Als die Mutter ängstlich ihr Kind wegzog, zuckte widerwillig ein Mundwinkel von Isildur. Ein verdutzter Knurrlaut entrann seiner Kehle.
Verdutzt sah er sie an.
Zwar verstand er die Sprache nicht, doch konnte er die ungefaire Bedeutung einschätzen.
Jetzt nahm sein Geruchsinn etwas nur zu deutlich war. In seinem Geist wurde ein tiefer werdendes Gefühl…oder eher ein Impuls?
Wie der Geruch eines wegrennenden Hasens.
Furcht.!
Die Luft stank förmlich danach.
Isildur spürt das Verlangen der Jagd in sich.
Nicht des Tötens , aber das der Jagd. Der Wolf war da…stärker als sonst. Von der Prozedur der Wandlungen geweckt aus dem Schlaf.
Myrjala war inzwischen dabei, seltsame Verschwörungstheorien zu erzählen.
„Nein, das ist nicht so……“versuchte Isildur sie zu unterbrechen. Mehr und mehr wurde er nervös.
Seine Rute schlug aufgeregt hin und her. Sturmkralle drückte sich näher an seinen Freund um diesen zu beruhigen. Angestarrt zu werden war eine Sache, aber das man Angst hatte mochte er nicht so wirklich. Okay, wenn er als normaler Waldelf dastehen würde, wäre es war anderes.
Es erinnerte ihn nur zu sehr an damals. Die verängstigen Blicke, dieser extreme Geruch. Er blickte sich aufmerksam um, Waffen an den Händen. Ein Tapsen von einen auf den anderen Fuß, während der Wolf die Jagd eröffnen und der Elf die Flucht ergreifen wollte.
Verdammt…es fällt mir schwer ruhig zu bleiben
Der schnelle Herzschlag der herumstehenden Hymlianern..
Könnten wir woanders hingehen…mich…macht …es nervös…lass die Waffe stecken, Helior“ Die letzten Worten knurrte Isildur fast schon. Ihm wurde seltsam zu mute.
Ein flüchtiger Blick zu Sylcia. Es hätte alles zu gut sein können. Dann sein Augenmerk auf seinen Bogen, die die junge Hymlianerin noch für ihn trug. Ob er den wieder spannen könnte? Aber vielleicht würde ihn der Bogen an sich erinnern.
" ja, ich bin es...gib mir den Bogen"
Er nahm den Bogen, der jetzt nicht wirklich mehr zu seiner Größe passte. Er fühlte die Vertrautheit davon. Ohne ein weiteres Wort machte er diesen am Rücken fest. ...oder er versuchte es. Mit einem weiteren Knurren fiel dieser zu Boden. Schwer atmend hob er den Bogen hoch und drückte ihn, nachdem er es endlich schaffte ihn hochzuheben, Yavanna in die Hand.
Sein Herz schlug heftig. Vermutlich würde auch nur Yavanna sein Verhalten deuten können. Immerhin hatte sie nachtschatten und kannte das Verhalten von Wölfen.
Aber nicht nur wegen seines Bogens, nein weil ihn die Blicke störten. Sie entfachten den Wolf.
Die Ohren zuckten mehr. Der Trieb von hier weg zu kommen wurde stärker, ebenso das zum jagen
Gewöhnlich mochte Isildur das Gefühl, wenn das Adrenalin in seinem Körper anstieg und ihn dieses überragende Gefühl von Freiheit schenkte. In seiner Heimat war es früher schon so gewesen, dass sich oft die männlichen Waldelfen in einen Art Rausch versetzen, wo die Sinne geschärft wurden und alles intensiver erlebt wurde. Auf den wilden Festen hatte auch Isildur gerne mitgewirkt. Und seit der Zeit mit dem Silberblut, nahm er es umso intensiver als vorher war. Seine Sinne waren noch empfindlicher.
Der Kater, der auf diesen Rauschzustand folgte, war dafür umso niederschmetternd.
Aber Isildur war sonst sehr besonnen, ging seinen Pflichten gewissenhaft nach und war für seinen Dickkopf in Erfüllung der ihm aufgetragenen Aufgaben bekannt. Dieses Laster wollte er sich nicht nehmen lassen. Und die Frauen in seinem Dorf hatten gefallen daran.

Er spürte den Drang sehr intensiv. Sie sollten von ihm wegbleiben. Die Angst der Bevölkerung. Das Anstarren, als wäre er ein Monster. Den Wolf fanden sie wohl interessant, was jetzt vor ihnen war, zeigte deutlich, dass es sich bei den Hymlianern um Menschen handelte. Die Angst vor etwas Unbekannten.
Obwohl ein Wolff auch für sie unbekannt war, fanden sie einen Vierbeiner doch normaler als ein auf zwei Beinen laufender Wolf.
Die Verwirrung seiner Schwestern und ihr Entsetzen und seine eigenen Gefühle, gaben den Waldelfen den Rest.
Ich bin der Auslöser….oder?
Er hatte nur vorgehabt auf Yavanna zu treffen und mir ihr etwas zu überlegen. Klar, sie hätte ihm eine Standpauke gehalten, aber sie wäre dann bereit ihn zu helfen. Und da brauchte er auch keine wilden Theorien seiner anderen Schwester. Sie machte sich die Welt sowieso wie sie wollte.
„…ich muß..hier weg……ich mach sonst irgendetwas…Es war dumm von mir aus der Höhle zu kommen. Ich hätte dableiben solln… Er griff in das Fell von Sturmkralle, der verdutzt aufbrummte, weil Isildur Griff so stark war. Der Griff des Waldelfen wurde stärker und Sturmkralle protestierte.
Der Elf löste den Griff, besah sich wieder seine Pranke.
„das wollte ich nicht…ich ..
Schritt für Schritt bewegte sich Isildur nach hinten. Sein Fell sträubte sich.
"Lasst uns woanders reden…nicht hier…woanders….ich spüre die Furcht…die Jagd…ich muß laufen…ich bin… Wo soll ich hin? Wo sind nicht so viele? Ja!... bei der Laube….dort treffen wir uns“
Damit machte Isildur kehrt und knurrte die umherstehenden Leute an bevor er rannte. Sturmkralle brummte verwirrt, machte sich aber gleich an die Verfolgung. Wer wusste denn schon, was der Waldelf alles anstellen würde?
Die Füße rannten wie von selbst. Mal auf zwei, dann zeitweilig auf allen vieren. Ein Wechsel, wie man am schnellsten und besten wegkam.
Aufhalten mochte ihn wohl keiner. Das Blutt rauschte in seinen Kopf, das Tier wollte jagen. Isildur hoffte den Wolf durch das Laufen zu beruhigen. Meist half ein Rennen. Er hatte gesagt, wo er die anderen treffen wollte. Sylcia würde sie dahin führen, da war er sicher.
Er musste bis dahin nur den Kopf freikriegen und sich von seinen Füßen tragen lassen. irgendwann würde das Tier in ihm Ruhe geben. So rannte Isildur, alle Vorsicht außer acht lassend, nur darum bemüht keinen zu schaden. Das Tier am laufen zu halten. Er wollte keine Jagd eröffnen. So war es einfacher.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 16. Juni 2011, 23:26

Hinweis: Auf Isildurs Wunsch hin schreibe ich ihn aus der Gruppierung heraus. Daher jetzt schon ein Erzählerpost.

Eine Flutwelle aus Reizen schwappte über Isildur hinweg, aber sie konnte nicht das innere Feuer zum Erlöschen bringen. Etwas brannte in ihm, ein Durst. Blutdurst? Der tierische Instinkt zu jagen? Es war so viel, was über ihm herein brach. All die Menschen, die vielen Gesichter. Dutzende Augenpaare, die sich auf ihn richteten, neugierig wie gleichermaßen ein wenig ängstlich. Dann der Geruch. Er lag wie Rauch in der Luft, so dass Isildur drohte zu ersticken. Seine wölfische Nase nahm ihn um so vieles intensiver wahr. Furcht, Scheu, Angst. Die Umgebung stank danach wie es sonst nur eine Jauchegrube vermochte. Und zwischen all dessen war ein feines Duftrinnsal von Blut. Myrjala war verletzt.
Die Geräusche reizten seine empfindlichen Ohren. Selbst leises Tuscheln hob sich zu einem Rauschen heran, dass es Isildur die Nackenhaare aufrichtete. Zu laut, zu hell, zu eng, zu viel. Es war zu viel für die Bestie, die er geweckt hatte. Überlebens- und Jagdinstinkte drängten danach, etwas zu unternehmen und sei es, dass er all die Umstehenden hier zerfleischte. Blut schmecken, Fleisch reißen. Der Wolf wollte hetzen, in der Hoffnung, die Nervosität zu verlieren.

Helior, einziger Hymlianer, der sich dichter an dieses zweibeinige Wesen aus Pelz, Krallen und Zähnen heran wagte, starrte. Er ließ die Hand nicht von der Waffe, so wie es Isildur wünschte. Das untergemischte Knurren klang für den Wächter nach einer Warnung. Wenn er gehorchte, was würde dieses Wesen tun? Sein Volk angreifen? Helior sah sich verpflichtet, die Unschuldigen zu verteidigen. Er folgte dem Blick der Bestie. Das Wesen schaute Sylcia an. War es tatsächlich Isildur? Es verlangte den Bogen. "Warte noch", warnte Helior. Sylcia sollte nicht zu nahe an den Knurrenden heran. Dem Hymlianer war das alles nicht geheuer und er zählte doch zu einem der wenigen, die sich bislang überaus freundlich gezeigt hatte.
Aber Sylcia Aeronne war verliebt. Sie drückte sich an Helior vorbei, um den Bogen zu überreichen. Ihre Augen glänzten - furchtsam wie ehrfürchtig. "Isildur? Was ist passiert? Du ... wirkst unheimlich." In ihren Worten war ein Bitten, ein Flehen, dass der Elf noch irgendwo in diesem Wolfswesen steckte. Dass Isildur noch immer er selbst war und sich erinnerte - an seine Geschwister, an seine elfische Existenz und an den intimen Kuss, den er und Sylcia geteilt hatten.
Doch es schien, als sei das meiste davon verloren. Als der Bogen zu Boden fiel, herrschte absolute Stille. Alle starrten stumm und entsetzt das Wesen an. Sylcia wich nun zurück. Helior griff nach ihrer Hand, zog die Hymlianerin hinter sich. Etwas stimmte nicht. Das dort war nicht Isildur Ranarion Ni'Tessin.

Der Wolf in ihm heulte. Weg nur weg oder jagen, jagen, töten! Instinkte wollten die Oberhand gewinnen, um den Körper in Sicherheit zu bringen. Der Wolf hielt sich nicht länger zurück. Isildur spürte das Animalische in sich mit jedem weiteren Herzschlag, der Adrenalin in seine Adern pumpte. Für das Tier in ihm war dies hier eine Gefahrensituation. Eine Treibjagd und er war die Beute. Er konnte nicht bleiben, aber es war die falsche Entscheidung, dass er einfach rannte. Warum? Weil Hymlia irgendwo endete.
Er hatte zur Laube gewollt, doch das Tier trieb ihn an. Es wollte zu keinem von Menschen geschaffenen Bau. Es wollte sich verkriechen, in den Wäldern, wo sich Wolfshöhlen befanden. Es wollte Hasen und andere Kleintiere jagen, aber nicht selbst gejagt werden. Es wollte ... nicht fallen! In seiner Hektik hatte er den Rand übersehen. Isildur passierte, wovor er seine Schwestern in weiser Voraussicht gewarnt hatte. Er war zu weit gerannt, ohne aufzupassen. Er stürzte aus allen Wolken und unten - auf Celcia Grund - würde ihn der Tod erwarten.


Für Isildur geht es weiter bei Auf hoher See -> Aus allen Wolken
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Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin » Mittwoch 20. Februar 2013, 06:00

In Yavannas Kopf rasten die Gedanken nur so herum. Allen voran die Frage, was ihr Bruder da zum Himmel mit sich selber angestellt hatte. Sie konnte es nicht fassen. Er war doch immer derjenige, der alle gemahnte, auf sich Acht zu geben und nun war ihm das passiert, was auch immer das genau war, denn so hatte sie das noch nicht an ihm gesehen … und angeblich hatte er selber keine Ahnung. Irgendwie mochte sie ihm as nicht so wirklich glauben. Es gab selten etwas, was er nicht wusste oder wozu er keine Meinung oder einen Gedanken hatte. Genau deswegen, musste sie sich jetzt mit Myrjala beratschlagen. Ungeduldig sah die rothaarige Elfe sich um, denn ihre Schwester hatte doch bis gerade eben noch hier, direkt vor Derat gestanden. Den Drachen beachtete sie übrigens weiterhin nicht. Irgendwann war es auch mal genug und er musste mal erkennen, dass sein gedankenloses Verhalten Konsequenzen nach sich zog. Sie hatte trotzdem ihre Zweifel, dass es langfristig gesehen, etwas brachte.
Ihr Rufen hatte jedenfalls den gewünschten Effekt. Keine paar Sekunden später, kam die Elfe mit dem bronzefarbenem Haar herbeigeeilt, warf sich ihrer Schwester um den Hals und sah dann mindestens genauso ratlos und überrascht drein, wie Yavanna selbst, wie dieses auf den äußerst pelzigern Bruder verwies. Wobei der Ausdruck in Myrjalas Gesicht zwischen Freude über etwas und Überraschung sich abwechselte, manchmal mischte sich auch noch ein wenig Ärger mit hinein.
Dann hatte zumindest die quirlige Elfenschwester sich gefasst und stellte Isildur die ersten Fragen. Yavanna antwortete dann an seiner statt.
“Er weiß es nicht”, echote sie leicht verärgert. “Ist das zu fassen?”, fragte sie ihre ebenso leicht ratlose Schwester. Diese platzte dann mit einer Theorie heraus, die nur bewirkte, dass Yavanna beiden Augenbrauen nach oben zog und skeptisch dreinblickte.
“Wie kommst du bitte auf eine Verschwörung? … vor allem, weswegen oder wer sollte dahinter stecken?”, wollte sie von Myrjala wissen. Diese musste ja gewisse Vermutungen haben, wenn sie so Etwas heikles aufstellte. Obwohl, kam ihr der Gedanke, nein, musste es nicht. Ihre Schwester griff manchmal nach dem ersten plausiblen Gedanken und tat diesen kund und mit, diverse wohl bereits geplante Rachefeldzüge.
“Wovon redest du da eigentlich?”, wollte die Elfe mit dem flammend rotem Haar wissen. “Weit du wirklich, wer dahinter steckt oder hast du nur konfuse Vermutungen?” Nun verschränkte Yavanna ihrerseits die Arme vor der Brust und blickte ihre kleinere Schwester mahnend an. “Die Hummeln hier sind so nett, du wirst keinen dermaßen erschrecken, nur weil du dringend was machen willst.” Sie versuchte es zumindest, an die Vernunft ihrer Schwester zu appellieren. “… und wenn Derat dir wieder einen Floh ins Ohr gesetzt hat, das kannst du erst recht vergessen. Der hat schon genug Schade angerichtet”, betonte sie verärgert.
Die Situation war schon schwierig genug. Nicht nur, weil es galt, Myrjala und ihren bekloppten Drachen Derat im Auge zu behalten, sie versuchte auch noch auf Isildur zu achten, dem immer unwohler in seiner Haut wurde. Sie kannte dieses Gefühl nur zu gut. Sylcia, Helior und die anderen Hummeln, versuchte sie dabei auszublenden, die waren aber auch laut. Geräusche, die die Waldelfen eher nicht so aus ihren Wäldern kannten, außer vielleicht zu Festen.
Während sie auf eine Erklärung von Myrjala wartete, versuchte ihr Bruder hingegen, sich von der unangenehmen Situation abzulenken. Dabei frustrierte ihn sein Unterfangen eher, als das es ihm gelang, seinen geliebten Bogen auf dem Rücken zu schnallen. Mit einem dumpfen Geräusch, ging dieser zu Boden. Eine kurze Weile stand Isildur dort bewegungslos und starrte auf seinen Bogen hernieder, eher er sich mit der unvollendeten Äußerung, dass er hier weg müsse, kurz an seine jüngere Schwester wandte. Dann tat er plötzlich mehrere Schritte rückwärts und stammelte etwas, was Yavanna in dem ganzen Gewirr von Stimmen nicht genau hören konnte. Das musste sie auch nicht, sein gehetzter Blick, sagte alles. Das Letzte, was Yavanna noch vernahm, war sein Hinweis, dass sie ihn bei der Laube treffen könnten. Damit hatte Isildur sich in Windeseile auf und davon gemacht, mit Sturmkralle dicht auf den Fersen. Verdattert und vollkommen perplex, starrte Yavanna ihrem Bruder nach, ehe sie sich fasste und zu Myrjala herumwirbelte.
“Schnell, folg mir … Isildur wurde von seiner Panik übermannt, wir müssen ihm helfen!” Sie meinte das ernst, in ihrer Stimme lag eine gewissen Sorge und sie versuchte, ihre Schwester am Handgelenk mit zu ziehen. Ihren Blick hatte sie wieder in die Richtung gewandt, in die er losgelaufen war. Noch, konnte sie ihn sehen, aber das würde vermutlich nicht mehr lange so blieben.
Fest entschlossen, ihn nicht verlieren zu wollen, setzte sie sich in Bewegung und rannte mit flinken Füßen in die Richtung, in der ihr Bruder hin war.
“Komm Myrjala! … Schnell! … sonst verlieren wir ihn aus den Augen!”

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Myrjala » Donnerstag 22. August 2013, 17:23

Myrjala wollte gerade zu weiteren Ausführungen ansetzen, als ihr Bruder sie unterbrach. Normalerweise hörte er sich immer, zumindest einen kleinen Teil ihrer Ideen an, selbst wenn sie in seinen Ohren noch so absurd waren, aber diesmal…
„Aber…“ Myrjala sog die Luft ein und stemmte die Fäuste in die Seiten, „ach papperlapapp, das weißt du doch gar nicht… und du weißt auch gar nicht was ich sagen will… hmpf… aber vielleicht...hmmm…“ Nachdenklich sah sie nach oben, „ ich habe da noch so eine andere Idee„, sie grinste viel sagend und auch wenn sie erst ebenso verwundert und zugegebenermaßen entsetzt über die Erscheinung ihres Bruders war, schien ihr das, im Gegensatz zu den anderen Anwesenden, nur im ersten Moment gestört zu haben.

„Erinnerst du dich an die Nadel?“ Fragte sie und kicherte, „Guck mal, ich bin wochenlang als halber Maulwurf durch die Gegend gestolpert und dann war es wieder vorbei… Pling… schade eigentlich“, mit einem traurigen Blick sah sie zu Boden, „das waren ganz neue Einblicke und ich konnte besser buddeln als Derat.“ Protestrufe kamen von Unten. Der kleine Drache schien das ganz anders zu sehen, wie es eigentlich auch zu erwarten gewesen war. Er wurde aber nicht weiter beachtet, da die Waldelfe wieder ihren Bruder ansah und eben halt deswegen.
Isildur wurde zunehmend nervöser, was aber ebenfalls gekonnt ignoriert wurde. Manchmal meinte man, Myrjala ging es nur darum möglichst viel zu erzählen, da sie sonst drohte zu platzen.
„Das geht also weg oder wir sagen Neldor bescheid. Neldor kann das… hm, ich könnte das auch machen? Das geht schneller.“ Sie grinste bei dem Vorschlag, was ihren Bruder nicht ruhiger werden lies, aber was dagegen sagen tat er auch nicht, „…glaube ich zumindest“, sie zuckte mit den Schultern, wusste sie doch selber, dass ihre Zauber häufig fehlschlugen, was sie aber nicht daran hinderte trotzdem zu zaubern. Sie war halt noch in der Übung und nichts sorgte für mehr Verbesserung als die Praxis und gerade die Ungewissheit war ja das Spannende daran. Das auch mal Schlimmeres passieren konnte, als dass ihr Kopf um das Vierfache anschwoll, daran verschwendete sie keinen Gedanken.
„Du musst das positiv sehen“, sie nickte aufmunternd, „dann kannst du endlich mal die Rangordnung mit Wolfi klären. Nicht wahr?“ Sie sah ihre Schwester an. Solcherlei Dinge waren ihr Gebiet, „Der ist ja eigentlich auch schon ganz verwirrt wegen dem ständigen hin und her.“
Sie machte eine Pause und schaute erst Yavanna dann Isildur an, wo ihr Blick hängen blieb und man sah ihr an, dass sie eine Antwort auf ihren Monolog erwartete, doch bevor irgendwer was sagen konnte sprudelten die nächsten Ideen aus ihr hervor.

„Oder aber, dass kommt von der komischen Hexe, die Sylis Wolke hat? …Schwinge… Wolkenschwinge.“ Sie musterte ihren Bruder skeptisch von oben bis unten, als suche sie den Zusammenhang, derweil Yavanna ihr Fragen stellte, die ihren ganzen Vorschlag kaputt zu machen schien.
„Weil sie uns verlangsamen will… oder so. Ich habe keine konfusen Vermutungen“, sie verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust, nur war ihr Blick nicht mahnend, sondern schmollend. „Das ist doch total logisch, aber wir machen einfach… ziiiing… und schwups ist Isildur wieder normal.“ Sie grinste breit, „du traust mir wieder nicht?“ stellte sie fest, „Du bist soooo gemein!“ Tränen stiegen ihr in die Augen, „ich mache den Hummis keine Angst. Ich kann zaubern und was hat denn Derat damit zu tun? Der kann das nicht… glaube ich, der kann nur buddeln und das hilft uns gerade nun wirklich nicht weiter…“ Wieder ertönten Protestrufe von unten und der kleine Drache wagte den Aufstieg. Das war eine Sache die er mit Myrjala in Augenhöhe klären musste. Soweit kam es aber nicht, denn als er in Reichweite ihrer Arme kam, wurde er geschnappt, gedrückt und bekam einen dicken Schmatzer auf die Nase. „…Obwohl, wir Könnten Isildur einbuddeln, dann kann er nichts anstellen… Aber eigentlich macht das doch nicht soviel Sinn. Jetzt finden wir sie doch noch viel schnell, weil Isildur ihre Fährte aufnehmen könnte.“

Der nächste Gedankenblitz schoss ihr durch den Kopf. „Oder es ist ein Geschenk der Götter, weil sie wollen, dass wir Sylis Pferdchen retten?“ Sie strahlte und klatschte freudig in die Hände. „Ooooh, wie schööööön“ und wandte sich dann der Schwester zu, der sie quengelnd am Arm zog, „Frag doch mal naaaaach…. Siehst du Isildur“, Sie sah zu ihm rüber, „Alles wird wieder gut.“ Dieser schien ihr aber gar nicht wirklich zugehört zu haben und wirkte sowieso äußerst nervös und schlug stattdessen vor, dass sie sich woanders unterhalten sollten, …an einer Laube, dann wandte er sich an Helior und Sylcia.
„Hey, du hast mir ja gar nicht zugehört“ entrüstete sie sich, aber da rannte ihr Bruder schon los. Verdattert sah sie ihm hinterher. Yavanna schaltete schneller, indem sie ihre Schwester aufforderte, dass sie sich beeilen sollten, weil sie ihn sonst aus den Augen verlieren würden, packte sie am Handgelenk und zerrte sie hinter sich her. Stolpernd konnte Myrjala nichts als folgen, Sie hatte ja immerhin auch noch Derat auf dem Arm, aber nach ein paar schnellen Schritten hatte sie sich gefangen und lief, hüpfend und mit wehenden Zöpfen dem Bruder hinterher.

„IIIIIISIIIIILDUUUUUR!!!! WAAAARTEEEE!...“ aber dieser schien niemanden mehr wahrzunehmen. „Wie von Hummeln gestochen“, fluchte die Waldelfe und musste kichern, „Hihi, Hummis.“ Keuchend rannte sie um eine Ecke, verlangsamte ihre Schritte um zu Atem zu kommen. „So ein Holzkopf!“ und rannte wieder los, folgte dem Weg bis Isildur wieder abbog und dieser auf eine Art kurz gehaltener Wiese mündet, von welcher man einen schönen Ausblick über die Wolken hatte und bei wolkenlosen Wetter bestimmt auch über den celcianischen Kontinent. Der Wolfself hielt aber nicht inne, schien das alles nicht wahrzunehmen, ebenso wenig wie den Rand, der Hymlia begrenzte. Er sprang einfach darüber hinweg und verschwand…. Pflup… in den Wolken.
„NEEEEIIIINN…“ schrie Myrjala entsetzt und ihre Stimme überschlug sich. Eigentlich ähnelte dies auch schon eher einem Kreischen und rannte zum Rand und beugte sich darüber hinweg. „Wolfis können doch nicht fliegen. ISSIIIIILDUUUUR!!!!“ Als würde das etwas ändern. „Wir fangen ihn auf, Derat.“ Teilte sie dem kleinen Drachen mit, den sie auf dem Arm hatte. „Mach dich groß!“ und ehe Yavanna irgendwie protestieren oder Derat reagieren konnte, hüpfte sie hinterher.
„LoooOOOOOOS! JEEEEEEETZT….AAAARGGGGHHH!“ kreischte sie. „Ich füüüühleeee miiiiiiich iiiiiiirgeeeeeenndwiiiie soooo uuuunnteeeer DruUUUUCK GEEEESEEEEETZ… ARRRGGHH!!!!…“ Stimmte der Drache mit ein und beide verschwanden ebenfalls in den Wolken….

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Samstag 31. August 2013, 17:21

Die Hymlianer stoben auseinander. Niemand wollte der flüchtenden Bestie im Weg stehen. Furcht erfüllte die Herzen, als dieser große, geifernde Wolf davon hechtete. Niemand aus dem Himmelsvolk eilte ihm nach. Sie alle waren zu erschreckt von dem Wesen unter ihnen. So hielt auch niemand ihn davon ab, in Windeseile zu verschwinden. Sylcia zuckte zwar vor, doch Helior hielt sie weiterhin am Arm gepackt. "Nicht oder willst du einem Ungeheuer nachstürzen?", rief er ihr etwas forscher als gewollt entgegen. Es war die Sorge um die Sicherheit einer hymlianischen Bürgerin, die in der Stimme des pflichtbewussten Wächters mitschwang. Aber Sylcias Augen wurden sofort eine Spur feuchter. Verzweifelt schaute sie Helior entgegen. "Aber...!"

Doch wo Helior die verliebte Sylcia aufhielt, da wollte sich Yavanna in Bewegung setzen. Sie hatte im Gegensatz zu den Himmelsvölkern mit Isildur noch sprechen können. Sie hatte seine Panik-Attacke bemerkt. Sie wusste, dass man ihm nach musste, um ihm zu helfen. So langte sie nur noch nach Myrjala, um Isildur hinterher zu eilen, ehe man ihn aus den Augen verlor. Derat, der sich noch immer im Arm seiner Lieblingselfe befand, stieß neben einem überraschten Laut auf ein Rauchwölkchen aus.
Einige Hymlianer, darunter jetzt auch Sylcia, die sich losgerissen hatte und Helior, der alarmiert folgte, sprangen hinterdrein. Die Neugier siegte über die Vorsicht, doch längst rannten nicht alle vom Volk des Himmels hinterher.

Doch sie alle kamen zu spät. Isildur war einfach über den Rand fernab der erwähnten Laube hinweg gehechtet und im Weiß der Wolken verschwunden. Als dann auch noch Myrjala sprang, schrien einige Hymlianer entsetzt auf. "Unternimm etwas, du bist ein Wachmann!", rief Sylcia dem heran eilenden Helior zu.
Derweil kreischte auch Derat. Er war vollkommen von Myrjala überrumpelt worden, hing noch immer in ihrem Arm, aber spürte bereits den Fallwind und die Kälte der Wolke, in die sie hinein stürzten. Aus Reflex petzte er zunächst die Augen zusammen und erst als die Wolke hinter ihnen lag und nichts als blaue Weiter über und unter ihnen, kam der Drache der Aufforderung der Elfe nach.
Derat wuchs heran wie schon auf dem Platz der Hymlianer, als er sich mit dem Fremden angelegt hatte. Seine kleinen spitzen Krallen wandelten sich in wagengroße Pranken. Jede einzelne Klaue war lang wie ein Schwert. Länger noch wurde sein schuppiger Schwanz, der peitschend nach den Wolken schlug. Wo Myrjala ihn eben noch auf dem Arm gehalten hatte, war es jetzt der Drache, der sie hielt und zwar auf seinem Rücken. Ein Ruck ging durch ihn hindurch, als er die Schwingen ausbreitete und sich die ledrige Hat gegen den Flugwind blähte wie das Segel eines Schiffes bei voller Fahrt. Er glitt durch den Himmel, dass der Wind nur so an ihm vorbei strömte. "Isilduuuuuuuur!", brüllte der Drache mit donnernder Stimme. Er musste sich erst zurechtfinden, hetzte dann in einem Sturzflug nach unten, wo er den Boden vermutete. Es war im Moment schwer, selbst für ihn, jenen zu entdecken, denn rings um sie herum fand sich nichts als Blau.
Irgendwann erkannte Derat, dass sich das Blau unterschied. Über ihm war Himmel, unbewegt und von Wolken und dem Strahlen der Sonne durchsetzt. Unter ihm fand er Bewegung in allem. Wasser. Die Weite des Meeres. "Er wird doch nicht ertrunken sein? Isildur!" Ausnahmsweise klang selbst der sonst so arglose Drache besorgt. Er drehte noch einige Runden, wollte nicht aufgeben, aber nirgends war eine Spur von Isildur zu entdecken. Als hätte das Meer ihn wirklich verschluckt. "Was machen wir jetzt, Myrjala? Sein Fell wird ganz nass!", klagte der Drache.

Über ihnen, weit oben in den Himmeln standen die Hymlianer mit trübsinnigen Mienen am Rand ihrer Himmelsstadt. Einige schauten in die Weite unter sich. Andere unterhielten sich eifrig, konnten nicht begreifen, wie jemand sich einfach blindlings in sein Ende stürzen konnte.
Sylcia tappte neben Yavanna. Wenigstens war Sturmkralle noch da. Er war Isildur nicht über den Rand hinweg gefolgt, saß jedoch dort und gab ein trauriges Brummen von sich. Auch Sylcia schniefte. "Warum hat er das denn gemacht? Warum nur?"
"Uns bleibt nur eins, wenn wir versuchen wollen, ihn zu finden ... genau das, was die waghalsige Elfe getan hat. Hinterher fliegen." Helior trat heran, zeigte auf den riesigen Schatten, den der durch den Himmel gleitende Derat bildete. "Vielleicht stellen die Himmelsreiter uns einige Pegasi zur Verfügung", meinte er.
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin » Freitag 16. Mai 2014, 04:35

Normalerweise liebte Yavanna es, den skurrilen Ideen und Vorschlägen ihrer Schwester zu lauschen, denn immer war da irgendetwas bei, was man dann in ein vernünftiges Konzept verwandeln konnte. Aber jetzt blieb absolut keine Zeit dafür. Sie hatte her sogar ns Wort fallen müssen, um Isildur nicht aus den Augen zu verlieren. Dieser war schon as Elf schnell, aber als halber Wolf, da konnte Yavanna nicht lange mithalten. Notfalls, so hatte sie beschlossen, würde sie sich selber in einen Wolf oder ähnliches verwandeln, um dann schnüffelnd seine Fährte aufzunehmen. Aber noch war es nicht so weit. Öfters blickte sie sich über die Schulter um, ob ihre chaotische Schwester ihr auch wirklich folgte oder vor lauter Gedanken nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Um Sturmkralle und Wolfi musste sie sich zum Glück keine Gedanken machen, die hörten auf Anweisungen und taten auch wirklich das, worum man sie bat - im Gegensatz zu Myrjala. Zum Glück hatte sie aber den Ernst der Lage erkannt, hatte sich nicht dem Griff ihrer Schwester entzogen und war nun lediglich ein paar Schrittlängen hinter ihr. Immerhin hatten sie hier den Vorteil, dass sie nicht durch dichtes Unterholz mussten und Yavanna war schon ein Bisschen froh, bald bei ihrem Bruder zu sein, der dringend Hilfe brauchte. Fragen schossen der rothaarigen Elfe durch den Kopf, warum ihr Bruder nicht auf das Rufen Myrjalas reagierte, was war nur los mit ihm, so seltsam hatte er sich noch nie verhalten.
Kurze Zeit später kamen auch die beiden jungen Frauen um die Ecke gerannt, die Isildur keine zwei Minuten zuvor passiert hatte. Dahinter lag ein größerer Platz, der mehr eine Wiese war. Über diesen rannte Isildur schnurstracks, geradewegs auf den Rand zu, der die Himmelsstadt umgab. Sylcia hatte die Geschwister noch gewarnt, dass sie dort vorsichtig sein mussten, besonders wegen den böigen Winden, aber das schien den Elfen nicht kümmern. Dann tat er das, was keine von beiden für möglich gehalten hatte, mit einem Satz war der Bruder über den Rand in den Wolken verschwunden. Yavanna hatte das Gefühl, dass ihr Herz für einen Moment aussetzte, Myrjala schrie nach Isildur und Yavanna selber war einen Augenblick wie gelähmt. In diesem Moment überholte Myrjala sie und steuerte auf den Punkt zu, an dem Isildur seinen lebensmüden Sprung vollzogen hatte. Tausend Fragen huschten Yavanna durch den Kopf, aber sie weigerte sich, auch nur eine Sekunde an ein plausible Antworte zu denken - das durfte einfach nicht sein, was die logischen Folgen so einer Tat theoretisch wären.
Was dann geschah, ließ Yavanna glauben, sie wäre im furchtbarsten Alptraum gefangen, den sie je hatte. Myrjala war mit Derat im Arm einfach hinterher gesprungen - wie verdreht konnte die Welt noch werden. Die rothaarige Elfe kam jedenfalls vor dem Rand zum Stehen, lehnte sich dort so weit wie möglich rüber, um etwas sehen zu können. Die Wolken waren zu dicht, aber ihre Schwester konnte sie sehr wohl noch schreien hören. Was war nur in beide gefahren!
Um nicht den Verstand zu verlieren, musste Yavanna einfach fest daran glauben, das alles gut ging. Unzählige Stoßgebete schickte sie zu Rilifane und allen anderen Gottheiten der Elfen, sie mussten auf beide Acht geben, ihnen durfte nichts gesehen. Was sollte sie denn ihren Eltern und ihrer Sippe erzählen … Zumindest wenn es um Myrjala ging, da wusste sie, konnte man sich auf Derat verlassen. Er würde nicht zulassen, dass seine Freundin sich verletzte oder ihr gar Schlimmeres zustieß.
Yavanna stand da und die Gedanken begannen sich zu kreise, was sollte sie nur machen. Nun waren sie wieder getrennt, in dieser fremden Welt, dabei wollten sie doch eigentlich bald wieder nach Hause. Tränen stiegen der jungen Elfen in die Augen, die sie aber mehr oder weniger erfolgreich bekämpfte. Sie musste nachdenken, einen Plan ausarbeiten, um beide unten wieder einzusammeln und runter käme sie nur, wenn sie fliegen könnte oder einen flugfähigen Untersatz hätte. Assatal kam leider nicht in Frage, selbst wenn sie ihn dabei gehabt hätte. Ihn zu vergrößern wäre nicht das Problem gewesen, dass lag eher darin, dass der kleine Babydrache schlicht weg diese Fähigkeit noch nicht erlangt hatte. Also musste ein anderes geflügelte Wesen her und welches bot sich da besser an, wie eines der geflügelten Pferdchen, der Hummelmenschen.
Diese Idee hatte auch Helior, denn mittlerweile hatte sich die Wiese mit einigen Hymlianern, darunter auch Sylcia, gefüllt. Yavanna verstand nicht alles, was der Mann sagte und was die junge Hummelfrau fragte, aber sie verstand sehr wohl das Wort ‘Pegasi’. Ein Leuchten erhellte ihre traurigen Augen, sie nickte und rief den Beiden nur ein “Kommt, … folgen mir … zu Pegasis”, zu. Postwendend rannte sie den Weg wieder zurück und erwartete, dass beide ihr folgten. Sie musste so schnell wie möglich zu den Ställen gelangen, in denen die Pferde untergebracht waren. Den Weg zum ‘Platz der inneren Ruhe’, konnte Yavanna noch ganz leicht zurückverfolgen., war ja noch nicht lange her, dass sie hier gestanden hatten.
Außer Atem blieb sie auf dem Platz stehen und schaute sich um, sie brauchte einen Orientierungspunkt. Etliche der Hummelmenschen standen immer noch an dem Flecken, wo Derat den Baum entwurzelt hatte und unterhielten sich dort. Ihr Blick glitt von links nach rechts, eher sie eine weitere Wiese entdeckte, auf denen auch Bäume standen und unter einem dieser schönen Bäume, hielten sich Nachtschatten, Assatal und Sturmkralle auf und warteten geduldig auf die Rückkehr ihrer Freunde.
Yavanna lief auf beide zu und pfiff dann ein Mal, um deren volle Aufmerksamkeit zu haben. “Los, kommt, mir nach”, gab sie schärfer als beabsichtigt von sich. Treu gehorchten die drei Gefährten und begaben sich ohne große Schwierigkeiten an ihre Seite. Zumindest Assatal sah seine Mama fragend und leicht verängstigt an. ”Ich erklärs dir später”, versuchte sie ihn zu beruhigen und streichelte ihm liebevoll über den Kopf.
Ein erneuter Blick über die Schulter bestätigte ihr, dass Sylican und Helior nicht weit entfernt waren, sie sah deren fragende Gesichter, wie sie Yavanna einfach nur folgten, denn sie hatte sich ja nicht erklärt, aber sie mussten sehr wohl ihre Absicht erraten können, sich notfalls einen Pegasus zu ‘ertauschen’.
Rechts am Platz der Ruhe vorbei, musste sie sich ein wenig genauer orientieren, ehe sie die richtige Straße hatte, die sie zu ihrem gewünschten Ziel brachte. Natürlich rannte Yavanna mit den großen Tieren nicht so einfach in das Gebäude rein. Sie hielt bei einer kleinen Anzahl von Bäumen und nutzte diese als Sichtschutz. Bevor sie ein geflügeltes Pferd ersteigen konnte, musste sie ihre tierischen Begleiter wieder verkleinern. So stellte sie sich vor Isildurs Bär und ihren Wolf und erklärte ihnen per Zauber mit kurzen Sätzen, was sie wieder vorhatte. Bei Assatal hatte sie es da einfacher, er verstand Lyrintha auch so. Da die Drei das Prozedere schon kannten, so war das Unterfangen keine große Sache. Geduldig saßen sie vor ihr und warteten einfach ab. Währenddessen hatten Sylcia und Helior auch die Möglichkeit, zu ihr aufzuschließen … in Begleitung der Beiden, würden vielleicht weniger Fragen gestellt werden, so hoffte sie zumindest.
Verkleinert, nahm sie erst Sturmkralle auf den Arm und setzte diesen dann vorsichtig in ihren Umhängebeutel, dann tat sie das gleiche mit Wolfi. Assatal nahm sie auf den Arm und setzte ihn sich dann auf ihre Schulter. “Halt dich gut fest, mein Kleiner, lass nicht los”, appellierte sie eindringlichen ihn. so konnte er sich an ihre Haaren und ihrem Oberteil gut festklammern. Insgeheim freute sie sich ja wieder darüber, dass alle Drei so unglaublich süß aussahen, aber die Sorge um ihre Geschwister wog schwerer, so würde sie später vor Glück jauchzen und frohlocken.
Ein paar Sekunden später atmetet sie tief ein, straffte die Schultern und bedeute den beide Hummelmenschen, ihr zu folgen. Mit entschlossener Miene, festem Blick und unbeirrbarem Schritt betrat sie wieder die Hallen, die zu den Ställen führen würden. Natürlich wurde das kleine Grüppchen seltsame und manchmal auf fassungslos beäugt, aber noch hielt keiner sie auf. Yavanna war fest entschlossen drei Pegasi, aber mindestens eines, geborgt zu bekommen, um dann definitiv ihrer Schwester folgen zu können. Derat sollte am Himmel ja nicht so schwer auszumachen zu sein und dann gnade ihnen Rilifane!

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 12. November 2014, 08:43

Derat kreiste inzwischen weit unterhalb der schwebenden Stadt. Dünne Wolken bildeten einen Schleier, der Hymlia verhüllte und nur knapp die Strahlen der Sonne hindurch ließ. Unter ihm erstreckte sich das Meer wie eine fließende Wüste, ständig in Bewegung. Der Drache glitt nun schon so tief, dass er herauf spritzende Gischt am schuppenfreien Bauch und den Krallen seiner Pranken spüren konnte. Seine geschlitzten Augen suchten die sich überschlagenden Wellen nach irgendeinem Anzeichen von Isildur auf. Er war ein so wunderschön silberner Wolf, doch bei den vielen, kleinen Schaumkronen wurde es selbst für den Kupferdrachen schwer, ihn auszumachen. "Er ist ertruuuuhuuuunken", heulte Derat auf. Sein Klagen erfüllte den Himmel. Hier gab es doch nichts außer Blau und ... Vermutlich spitzten er und Myrjala gleichermaßen die Ohren, als etwas auf Derat weinendes Gebrülle antwortete. Es klang mächtig und schön zugleich. Eine unheimlich majestätische Mischung. Es war ein Brüllen, tiefes Grollen und dennoch ein erfüllt helles Tröten, dass es selbst dem jungen Drachen die Sprache verschlug. "Was war das? Myrjala, hast du gehört? Es klingt fremd und doch so vertraut? Fast dachte ich, jemand fragt mich, wer ich bin." Das Stutzen ging durch Derats gesamten Körper, so dass er für Sekunden das Fliegen vergaß. Er sackte ein, streifte die Wellen. Die Kälte des Meeres riss ihn aber ebenso schnell wieder aus seinen Gedanken. Unangenehm erfrischt schüttelte er sich, so dass auch seine elfische Reiterin samt Eichhörnchen im Haar ordentlich durchgerüttelt wurde. Derweil schwenkte der Drachenkopf von einer in die andere Richtung. Er schnaubte. Kleine Rauchwölkchen stiegen aus seinen Nüstern. Derat schlug einmal kräftig mit den Schwingen, peitschte das Salzwasser auf und stob dann wieder in die Luft. "Ich hab was gehört", verkündete er. Seine Entschlossenheit es nochmal hören zu wollen, ließ ihn erneut brüllen. Kräftig und tief, damit sein Grollen weit reichte, schickte Derat seine drachische Stimme in die Ferne und tatsächlich antwortete ihm jemand schon wenig später. Es war erneut diese Mischung aus Gebrüll, tiefem Grollen wie bei ihm selbst und einem klangvollen Tröten. Myrjala erinnerte es sicherlich an ein kunterbuntes Spiel aus Flöten und allerlei Blasinstrumenten der Elfen ihrer Heimat. Wenn man keiner Melodie mehr folgte, sondern ein fröhlich munteres Chaos spielte, das dennoch in harmonischem Beisammensein etwas Wundervolles schuf. Genau so klang das Ferne Was-immer-es-war.
"Lass uns rausfinden, was da ist. Vielleicht ... hat es Isildur gesehen, auch wenn's viel weiter weg ist als ich. Oder .... Myrjala, ich muss doch nicht nach ihm tauchen! Ich mag das Wasser nicht, es war vorhin schon so nass und kalt. Aber für deinen Bruder müsste ich es wohl tun. Er kann sicher nicht so gut schwimmen wie ich! Er kannt sicherlich überhaupt nicht schwimmen. Wölfe gehören an Land und in keine Riesenwanne fernab vom Boden. Isildur badet auch nicht gern." Ob das stimmte oder nicht, Derat schien nach einer Ausrede zu suchen, nicht in die Fluten stürzen zu müssen. Außerdem war da immer noch dieser ferne "Gesang", der ihn doch deutlich mehr lockte.
Und Yavanna? Sollten die beiden sie einfach oben in den Wolken lassen?

Die Schwester befand sich noch immer oben in Hymlia, zusammen mit der Schar der Himmelsbewohner, die alle noch immer verwirrt und geschockt zugleich waren. Es kam so selten vor, dass mal jemand über den Rand fiel und bei Gästen achteten sie eigentlich doch immer sehr gut darauf. Und nun? Gleich zwei unglückliche Umstände, die die Hymlianer zunächst etwas lähmten. Einige wirkten auch jetzt noch kopflos, obwohl andere bereits Ruhe im Schatten Derats fanden, der als kupferfarbener Streif die Wolken teilte. Fliegen sollte er. Vor allem die Jüngeren staunten über den schönen Drachen und riefen ihm nach, das Fellwesen, diesen Wolfsmann, diesen Elfen zu finden.

Abgesehen von Herlior und Sylcia dachte noch niemand daran, dass man sich an die Himmelsreiter wenden oder sich gleich selbst einen Pegasus leihen könnte. Nur Yavanna schoss dieser Gedanke ebenfalls durch den von roter Mähne geschmückten Kopf. Übereilt wollte sie schon aufbrechen, rief den beiden bekannten Hymlianern hastig einige Worte zu. Sylcia blinzelte nur, doch Helior hatte sofort verstanden. Als Wächter hatte man ihn geschult, einen klaren Kopf zu bewahren und selbst wenn er diesen aufgrund seiner Herkunft ohnehin gern in den Wolken hatte - welch flaches Wortspiel! - so wusste er, sich zu beherrschen und logische Schlüsse zu ziehen. Yavannas Entschluss war ihm der Richtige. So zog er Sylcia einfach hinter sich her. Denn die verbliebene Elfe wollte er nun nicht auch noch aus den Augen verlieren. Es genügte, dass ihr verwandelter Bruder und die quirlige Myrjala über den Rand hinweg gesprungen waren.
So schnell ihn seine Füße trugen und mit Sylcia im Schlepptau verfolgte Helior die davon gestobene Yavanna. Erst am Platz der inneren Ruhe holte er sie ein und das auch nur, weil sie dort pausierte, um nach Luft zu ringen. Während sie dann ihre tierischen Begleiter zu sich rief, schaffte es Helior fast auf gleiche Höhe mit der Elfe zu kommen. Er musste dazu Sylcias Handgelenk loslassen. Die Hymlianerin war nicht so gut zu Fuß wie er, obwohl Helior gerüstet war. Doch der Mann besaß einfach mehr Kondition. "Ich weiß ... schnell! Aber nicht hastig. Yavanna!", versuchte er, sie zum Anhalten zu bewegen. die Pegasi würden helfen, aber Helior war es, der wusste, wie man sich einen beschaffte. Yavanna rannte ja eher blindlings ihrem Vorhaben nach. Natürlich war Eile geboten. Isildur müsste längst den Grund erreicht haben.
Sylcia schaute nach oben. Sie prüfte den Stand der Sonne, suchte sich andere Fixpunkte. Es gab einen Stern, den man auch bei Tage ausmachen konnte, wenn man wusste, wonach man suchen sollte. Sie entdeckte ihn und brauchte nicht lange zum Überlegen. Hymlia schwebte derzeit über dem Meer. "Oh nein", keuchte sie in ihr Laufen hinein. Die Angst um Isildurs Wohlergehen war auch bei ihr gewaltig.

Yavanna erreichte inzwischen die Ställe. Der Geruch der Pegasi erfüllte die Luft, ebenso wie ihr Schnauben. Die Hymlianer, die hier als Himmelsreiter ihrer Tiere versorgten, blickten verwirrt drein. Noch keiner hatte am praktisch anderen Ende der Stadt etwas von dem Unglück mitbekommen. Hier in den Ställen noch nicht. So beäugten sie Yavanna mit überraschten, aber zugleich auch neugierigen Blicken. Helior hatte alle Hände voll zu tun, sich zu erklären. Jedenfalls sprudelte es aus ihm heraus, aber Yavanna verstand sein Hymlikor ohnehin nicht. Bevor sie die Boxen mit den Pegasi allerdings aufsuchen konnte, stellte sich ihr endlich jemand in den Weg.
Die Hymlianerin machte nicht den Eindruck, zur freundlichen Sorte zu gehören. Ihr stahlgrauer Blick war streng und das Haar zeugte davon, dass Yavanna es mit einer älteren Person zu tun hatte; es war weiß. Die Himmelsreiterin verzichtete darauf, es zu einer kostbaren Turmfrisur zu stecken. Sie musste ohnehin ihren Helm tragen, damit würde die Haarpracht dann nur zerstört. Ein im Nacken zusammengebundener Knoten war alles, was sie sich erlaubte. Wenigstens hielt diesen eine Kette aus rosa farbenen Perlen. "Was geht hier vor? Erklärt mir das jemand mal?"
"Hauptfrau Marigold"
, Helior trat an Yavannas Seite. Auch er war außer Atem, nahm sich aber die Disziplin für ein knappes Salutieren. Es wurde von der Älteren erwidert, deren Blick nun etwas ungeduldig Fragendes annahm. "Yavannas Bruder ist vom Rand der Stadt gestürzt. Ihre Schwester ist ihm nach - das hier ist Yavanna." Er zeigte auf die Namensträgerin. "Gewährt mir, drei Pegasi zu nehmen und nach den Herabgestürzten zu suchen."
"Ihr seid kein Himmelsreiter, Helior ... und warum drei? Für diese Person hier noch und ..."
"Sylcia Aeronne."
"Auch keine Himmelsreiterin."

Helior seufzte. Er hatte mit Marigold Windstill wirklich eine hartnäckige Vorgesetzte erwischt. Bittend schaute er sie an, dann zu Yavanna, die vermutlich noch kein einziges Wort verstanden hatte, außer ihren Namen. Er war ihr eine Erklärung schuldig. "Hauptfrau Marigold will uns keine Pegasi überlassen. Wir sind keine Himmelsreiter. Ich kann versuchen, sie zu überreden, dass sie wenigstens dich irgendwo mitfliegen lässt. Oder hast du eine Idee?"
Sylcia mischte sich indessen nicht ein. Marigold wusste sicherlich von Wolkenschwinge und wenn sie jetzt fragte, wo der junge Pegasus abgeblieben war, könnten sie vermutlich jegliche Hoffnung in den Wind schießen. Da fiel die kleine Hymlianerin besser nicht auf.
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin » Montag 17. November 2014, 06:12

So paralysiert die Hummelmenschen auch waren, so froh war Yavanna darüber, dass Helior, ganz Krieger, schnell schaltete und verstand, was die rothaarige Elfe wollte und vorhatte und eine verdatterte Sylcia einfach hinter sich herzog.
Natürlich ärgerte sie das, dass ihre Geschwister, allen voran mal wieder Myrjala, ständig soviel Chaos verbreiten musste, dass sie meist früher als beabsichtigt einen Ort verlassen mussten. An ungemütlichen Orten gereichte den Dreien das glücklicherweise zum Vorteil, aber hier?! Hier wäre Yavanna sehr gerne, noch länger geblieben, es gab hier noch so viel zu entdecken. Die Hummelmenschen waren ein glückliches, zufriedenes und sanfteres Volk, entgegen den Meisten ihrer entfernten Verwandten dort unten auf der Erde. Und das Wichtigste war, sie waren sauber! Nicht nur an sich, sondern auch im Umgang mir ihrer Umwelt. Aber nun, galt es mal wieder alle Zelte abzubrechen und zu allem Unglück noch, dem bekloppten Drachen von Derat hinterher zu jagen. Wenn dieser wenigstens so langsam wäre, wie er dumm war, aber nein, da hatte der Gott der Drachen kein Einsehen gehabt … Ja, Yavanna war noch immer nicht gut auf den ‘kleinen’ Tunichtgut ihrer Schwester zu sprechen und er würde noch einiges an Wiedergutmachung leisten müssen - aber so war das eben. Ein weiteres Mal verfluchte Yavanna innerlich, dass die beiden erst handelten und dann nachdachten und dann rumjaulten, weil sie ihre Taten bedauerten. “Vielleicht würde es Derat mal guttun, wenn man ihn badete und mit Seife abschrubbte und Myrjala magisch zum tagelangen Sitzen verdonnern würde … oh ja, ich muss dringend mit Neldor sprechen.” Die Gedanken mochten nicht unbedingt nett sein, aber das Ergebnis verhinderten jede Menge Chaos, einigen Ärger und genervte Personen.
Kurze Zeit später kam sie endlich am ersehnten Ort an - die Ställe der Pegasi. Yavanna blieb erstmal stehen und ließ sich selber zu Atem kommen. Sie stellte sich aufrecht hin und versuchte ihre Atmung gezielt unter Kontrolle zu bekommen, dabei blickte sie sich um und lächelte postwendend, wie sie die ersten, hübschen, geflügelten Pferde sah. “Was für wunderschöne Tiere …” dachte sie sich und beiläufig erinnerte sie sich daran, dass Calladreth auch eines als Gefährte hatte. Dann bemerkte sie eine vermeintliche Pflegerin der Pegasi, die etwas verwirrt drein blickte, warum auf einmal eine vollkommen Fremde und zwei Hummelmenschen in den Ställen standen. Yavanna wollte gerade zu einer Frage ansetzen, da war Helior bereits auf die ältere Frau zugetreten. Er kannte sie offenbar, da er einen Namen nannte und so eine komische, zackige Geste machte. Die Geste kannte Yavanna sogar aus anderen Menschenstädten, meist von Soldaten und da Helior auch ein Krieger war, konnte das ganz gut passen. Die Elfe hielt dann aber doch inne und beobachtete die Frau mit dem strengen Blick erstmal, denn auch, wenn Yavanna ungeduldig war, so wollte sie keinen Ärger verursachen. ”Warum die auch immer alle so verkniffen gucken müssen”, formte sich die unbeantwortete Frage.
Helior schien währenddessen etwas eindringlich zu erklären und nachdem er ihren Namen genannt und dabei auf sie gezeigt hatte, ging die Elfe stark davon aus, dass er die Frau versuchte von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Freundlichkeit half ja meistens und so hob sie kurz eine Hand, winkte zum Gruß und lächelte die Frau freundlich an. Irgendwie schien das aber alles nicht zu helfen, weder Helior Argumente, noch Anderes. Da kam Yavanna eine Idee, vielleicht konnten die Pegasi die Frau ja überzeugen. Während der Hummelmann links noch voller Überzeugung für ihre Sache eintrat, so trat Yavanna ein paar Schrotte nach rechts, zu einem anderen Pegasi, welches dort stand und offenbar eifrig de, erhitzten Dialog folgte. Sie blieb extra vor dem Pferd stehen, dass die Hauptfrau nicht argwöhnisch werden würde, denn natürlich würde sie nicht einfach so einen Pegasus aus dem Stall führen - zumindest nicht im Moment. Sie hob langsam ihre Hand, ließ ihn diese erschnuppern und streichelte dann erst sachte seine Nüstern. Nachdem sie also seine Aufmerksamkeit hatte, wob Yavanna leise und langsam einen Zauber. Sie würde es auf die andere Art versuchen, die beherrschte sie ja auch, aber dafür war gerade keine Zeit. Also würde sie sich per ‘Magie’ mit dem Pegasus unterhalten. Behutsam formte sie die Bilder, die sie dem Pferd übermitteln wollte, dass halt ihr Bruder und ihre Schwester über den Rand gestürzt waren und das sie selber nicht so einfach fliegen konnte und zuletzt fragte sie ihn, ob er sie begleiten würde, wenn sie sich auf die Suche machen würden. Der Pegasus hatte nichts dagegen und vielleicht würde das ja die strenge Frau überzeugen. Yavanna löste sich langsam aus der Gedankenwelt und verabschiedetet sich dankbar und dankend von dem Wesen.
Dann trat sie zu Helior und der Hauptfrau, die immer noch überzeugt werden wollte. Helior versuchte dann, der Elfe verständlich zu machen, was da bisherige Gespräch ergeben. Sie verstand zumindest, dass die Frau dagegen war, weil die Drei offenbar nicht die richtige Art von Krieger war, die man auf geflügelte Pferde losziehen ließ. Das verwirrte Yavanna, aber sie nutzte die Pause, die danach entstanden war, vielleicht ließ sich Marigold Windstill ja doch noch erweichen.
“Ich bitte um Hilfe”, setzte sie überlegt und ruhig an. “Ohne fliegende Pferde, wir nicht können erreichen sie, beide dann weit weg, unter dichten Wolken.” Yavannas klang zwar noch recht gefasst, aber ihre Augen vermittelten ein anderes Bild. Sie hatte Angst, angst darüber, dass einer von Beiden in Schwierigkeiten stecken könnten oder vermutlich gar verletzt sein mochte. Isildur hatte keinen Drachen dabei, der ihn hätte auffangen können, da er aber noch lebte und as spürte sie sehr genau, so musste ihm etwas geholfen haben. “Was wenn Bruder verletzt”, flehentlich blickte sie Marigold mit ihren hellgrünen Augen an, “er schon geschwächt hier oben, was passiert unten? Was er hat Schmerzen? Was er tief im Schlaf? … kalt unten … er nicht erfrieren soll. Bitte, du uns helfen!” Ihre Stimme stockte und erste Tränen traten ihr in die Augen. Yavanna war nicht so schnell mit den Tränen bei der Hand wie ihre Schwester, aber in diesem Moment nahm die Sorge um Beide ein großes Maß an. Sie flehte die Frau wirklich an und ergriff zur Unterstreichung dessen, ihre Hand und drückte diese kurz, während die rothaarige Elfe traurig in Marigolds Gesichte blickte und versuchte, eine Reaktion herauszulesen, ob ihre flehende Bitte erhört wurde. Nach ein paar Sekunden schob sie ihren kleinen Trumpf hinterher. “Ich Pferdchen gefragt”, damit zeigte sie auf den Pegasus zur Rechten, “ er uns würde helfen, wenn du ja sagen … bitte! … wir suchen zu drein”, sie zeigte auf Sylcia, Helior und sich. Vielleicht fand ja das Argument Anklang bei der Hauptfrau, dass die kleine Gruppe keinen Krieger brauchte, der sie begleitete und so nicht seiner Aufgabe nachkommen konnte. Yavanna hoffte inständig, dass sie das gut genug erklären konnte. “Du keinen wertvollen Krieger uns mitgeben müssen, alle hier oben, machen Aufgabe … wir nur fliegen und gucken und suchen und retten … aufpassen auf Pferdchen und keiner uns sehen. Wir über Wasser, ich gehört, da keine Menschen die gucken und sehen Pferdchen mit Flügel”. Die Elfen sprach mit Händen und Füßen und erklärte sich um Kopf und Kragen, bis ihr noch ein anderer Gedanken kam - stutzig hielt sie inne, ehe sie Marigold zögerlich etwas fragte und wieder hoffte, dass das nicht falsch verstanden wurde. “Oder du haben müssen Metall, wenn wir auf Pferdchen fliegen?” Damit kramte sie am Boden ihrer Umhängetasche und fischte dann ein paar Münzen heraus, die sie der weißhaarigen Frau zur Verdeutlichung unter die Nase hielt. Sie hatte ja mal in einer Stadt mitbekommen, dass Menschen sich dieses Metall für alles Mögliche gegenseitig in die Hände gaben. Daran sollte es nicht scheitern und auch wenn sie nur ein paar kleine Kupfermünzen besaß, so hatte sie noch genügend, viel wertvolleres in ihren Beuteln zum Tauschen.
Irgendetwas davon musste die Frau doch erweicht haben - mit großen Augen, blickte Yavanna sie fragend an, nun lag es an ihr.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Myrjala » Sonntag 11. Januar 2015, 19:47

Myrjala hatte die Augen fest verschlossen, während sie mit einem hysterischen Kreischen, in den Wolken eintauchte und aus dem Blickfeld der Hymlianer und auch dem ihrer Schwester verschwand. Ihre Arme klammerten sich an Derat, der auch erst einmal nichts anderes tat, als ebenfalls zu kreischen, ehe er sich darauf besann, was seine Reiterin ihm gesagt hatte in dem Augenblick, als sie über den Rand gesprungen war.

Die Waldelfe wurde herumgewirbelt, stieß hier und dort schmerzhaft an und konnte sich glücklich schätzen, wenn sie aus dieser Aktion nur mit ein paar blauen Flecken davon kam und Derat sie stattdessen nicht einfach aus Versehen zerquetschte. Aber in dem Drachen steckte mehr als man vermutete. Noch während seiner Verwandlung katapultierte er Myrjala mit Schwung auf seinen Rücken und bremste dann einige Meter über der Wasseroberfläche, in einem waghalsigen Manöver ab. Wasser konnte er gar nicht leiden, schon gar nicht dann, wenn es eiskalt war. Er war ein Wüstenbewohner und bevorzugte eigentlich genau die gegenteiligen, klimatischen Bedingungen. Mit seiner jetzt wesentlich tieferen Stimme rief er nach Isildur.

Es war schon äußerst verwunderlich, aber Myrjala hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass Derat es rechtzeitig schaffen würde sich zu vergrößern. Warum sie trotzdem ihrem Bruder hinterher gesprungen war, konnte sie aber vermutlich selber nicht sagen, außer dass sie natürlich irgendwas tun musste. Schließlich war Isildur ohne seine Schwestern aufgeschmissen, selbst wenn er das nie so zugeben würde. Manchmal musste man einfach etwas wagen.

Kaltes Meerwasser spritzte ihr ins Gesicht, so dass sie sich langsam traute die Augen wieder zu öffnen. Mit einer Hand wischte sie sich die Tropfen aus dem Gesicht und reckte sich danach soweit zur Seite, dass sie an Derats Hals vorbei auf das Wasser schauen konnte.
„Iiiiiisiiiiiiiilduuuuuuur, wo bist du?“ Rief sie. Derat heulte auf: „Er ist ertruuuuhuuuunken."
„Nein, nein, Isildur kann schwimmen… auch große Wölfe können schwimmen. Zieh das nicht mal in Erwägung“, rügte sie Derat.
Myrjala sah nach oben zu den Wolken, um sich zu orientieren. Der Schatten über ihnen, sagte ihr, dass sie sich unter der schwebenden Stadt befanden. Isildur musste also irgendwo hier sein. Abermals schickte sie ihren Blick über das Wasser, doch die See war heute sehr rau und es war unmöglich den Bruder zwischen den Schaumkronen auszumachen.

Ein dumpfes Grollen lies sie aufhorchen. Ein Gewitter? Die Waldelfe blickte wieder nach oben. Hatten ihr ihre Augen einen Streich gespielt und sie flogen doch nicht unter Hymlia entlang, sondern das dort oben waren Gewitterwolken? Nein, ihr erster Gedanke war, dass es sich wie… Derat anhörte. Ein Drache? Hier? Wo sollte der auf einmal herkommen? Es war richtig, dass sie mehrere dieser riesigen Geschöpfe über dem Grasland hinweg fliegen sahen, aber sie waren weit entfernt von dort und so häufig kamen Drachen auch nicht vor, aber wer wusste schon wie es in diesem Teil der Welt war. Sie waren schließlich weit von zuhause entfernt.

Derat schien das Grollen ebenfalls gehört zu haben. "Ich hab was gehört" verkündete er und schickte ebenfalls ein Brüllen in die Ferne, während er aufgeregt mit den Flügeln schlug. Ob es nur ein Brüllen war oder tatsächlich Worte konnte Myrjala nicht sagen.
"Lass uns raus finden, was da ist. Vielleicht ... hat es Isildur gesehen, auch wenn's viel weiter weg ist als ich. Oder ....“ „…es hat ihn gefressen.“ Myrjalas Augen begannen zu glänzen, als würde sie gleich wieder in Tränen ausbrechen, doch dann fing sie sich wieder und verengte sie stattdessen zu Schlitzen, was sie immer tat, wenn sie einen, Plan schmiedete „Ich werde dafür Sorgen das es ihn wieder herauswürgt.“
„ Myrjala, ich muss doch nicht nach ihm tauchen! Ich mag das Wasser nicht, es war vorhin schon so nass und kalt. Aber für deinen Bruder müsste ich es wohl tun. Er kann sicher nicht so gut schwimmen wie ich! Er kann sicherlich überhaupt nicht schwimmen. Wölfe gehören an Land und in keine Riesenwanne fernab vom Boden. Isildur badet auch nicht gern." Das Derats Erklärungen sehr abenteuerlich waren, ignorierte die Waldelfe.
Natürlich konnte Isildur schwimmen, Derat konnte es nur, wenn er musste und ob er gut schwamm war nicht einmal sicher. Bis jetzt hatte er immer so getan, als würde er ertrinken, damit er nicht wieder ins Wasser musste und das hatte bis jetzt auch gut funktioniert, denn Myrjala hat nie wieder versucht ihren Freund zum Baden zu überreden.

„Hm?“ Sie hatte nicht so genau zugehört, da sie sich bereits vorstellte, wie sie etwas Großes… möglicherweise einen anderen Drachen, dazu brachte ihren Bruder wieder herauszuwürgen. Hoffentlich war es groß, damit Isildur auch noch in einem Stück war…
„Wenn er un-ter-ge-gan-gen ist…“, die Elfe betonte jede Silbe,- ertrunken sein - war dann doch ein bisschen übertrieben, „…dann müssen wir wohl tauchen.“ Unschlüssig rutschte sie auf Derats Rücken hin und her, „Was meinst du? Untergegangen oder wurde er… gefressen?“ Sie seufzte leidend. „Wo ist denn nur Yavanna oder die Hummis?“

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Dienstag 3. Februar 2015, 22:55

Ein hymlianischer Wächter und Soldat war sicherlich in keinster Weise mit einem der Bodenstädte zu vergleichen und obwohl Helior einen klaren Kopf behielt, verweilten auch seine Gedanken nur zu oft in träumerischer Ferne, wohingegen beispielsweise in Pelgar eiserne Disziplin herrschte.
Doch eine Elfe wie Yavanna kannte derartige Hartnäckigkeit sicherlich auch nicht, obgleich sie durch ihren Bruder Isildur in jedem Fall ernste Verhaltensweisen kennenlernen hatte dürfen. Und nun war dieser Elf einfach selbst kopflos fortgerannt, um über die nächstbeste hymlianische Stadtgrenze zu fallen! Sie musste ihn finden. Sie und Myrjala mussten einfach! Yavanna blieb nur zu hoffen, dass ihre Schwester erste Erfolge aufweisen konnte. Sie selbst wurde hier gerade aufgehalten. Da half es zunächst auch nicht, dass Yavanna in freundlicher Geste die Hand hob. Die Hymlianerin blickte weiterhin streng aus der Wäsche. Ja, sie erinnerte in ihrem Gebaren viel mehr an einen pelgarisch verdrossenen Wachmann. Also überließ sie zunächst Helior das Feld - er beherrschte zumindest die Sprache. Die Elfe hingegen wandte sich den Pegasi zu.
Erhaben standen sie in ihren Boxen, aus denen es nicht nur nach Pferd, sondern auch irgendwie wie in einem Vogelnest roch. Es gab neben Heu auch vor allem weich anmtende, verwobene Wolkenfetzen. Sicherlich war hier Luftmagie am Werk, die den Tieren die nötige Wärme und nicht zuletzt Nahrung verpasste. Man sah ihnen eine professionelle Pflege an. Die weißen Felle glänzten, die Flügel besaßen Platz, sich halbwegs auszubreiten und wiesen keine abgeknickten oder fehlenden Federn auf. Auch ihre Ausrüstung - silbern und blau glänzenden Zaumzeug - wurde sorgsam behandelt. Die Hymlianer lebten im Einklang mit den Tieren.

Eines der geflügelten Pferde hatte es Yavanna besonders angetan. Sie stellte sich dazu. Das Tier wies keine Scheu auf, jedenfalls nicht, solange sich Nachtschatten oder Sturmkralle nicht näherten. Yavannas gehobener Hand streckte es jedenfalls den Kopf entgegen, bis seine verlängerte Schnauze sich unter ihre Finger schob. Die Nüstern blähten sich und schon schnaubte das flugfähige Geschöpf. Es blieb still stehen, schlug nur einmal mit dem Vorderhuf auf den Untergrund, nachdem Yavanna die Bilder der Ereignisse geistig übermittelte. Es war wohl seine Art, Zuspruch und Unterstützung zu versichern. Nun musste lediglich die Hymlianerin noch überzeugt werden.

Yavanna kehrte zu Helior und Marigold Windstill zurück. Die Hauptfrau mit dem weißen Haarknoten blickte noch immer streng. Konnte sie denn gar nicht lächeln? Ihr stahlgrauer Blick fing die Elfe ein, als Yavanna zu sprechen begann. Die gesamte Haltung der Frau zeugte von Ablehnung. Sie war nicht mal willens, sich dieser Diskussion zu stellen. Vermutlich ließ sie es nur über sich ergehen, weil es als Hauptfrau zu ihren Pflichten gehörte, ein offenes Ohr für hymlianische Wachen niederen Ranges und Gäste der Wolkenstadt zu haben. Letzteres kam selten vor, umso wichtiger war es, ihnen zumindest gegenüberzutreten. Ja, Marigolld Windstill mochte wohl die absolute Ausnahme sein, wenn man von der Freundlichkeit der Hymlianer sprach.
Ein Stirnrunzeln veränderte dann doch die Fassade, die die Hauptfrau in Jahren langer Tätigkeit in ihrem Rang aufgebaut hatte. Celcianisch verstand sie nicht, Helior wusste das und übersetzte fast fließend die Worte der Elfe. Als sie geendet hatte, legten sich die weiblichen Züge nochmals in Falten. Der Haarknotten wippte leicht, als der Kopf etwas nach vorn sackte. Schließlich sprach sie. Helior nahm die Worte auf, nickte ab und an oder antwortete, allerdings knapp. Schließlich wandte er sich an die besorgte Elfe, um ihr eine Übersetzung auf Celcianisch zu geben: "Hauptfrau Windstill lässt niemanden auf einem Pegasus fliegen, der nicht die Ausbildung zum Himmelsreiter hinter sich hat. Nicht allein." Helior lächelte sacht. "Wir dürfen bei den Himmelsreitern mit aufsitzen, du kannst auf dem Rücken von Seidenschleier mitfliegen." Er zeigte auf jenen Pegasus, der Yavanna Hilfe zugesprochen hatte. Sein Name war also Seidenschleier. Das Tier blähte spitzte die Ohren an, als der vertraute Name seine Aufmerksamkeit einholte. Helior sprach weiter: "Du fliegst mit seiner Himmelsreiterin. Es ... ist ... Es ist Hauptfrau Windstill selbst." Sein Stocken machte deutlich, dass er Befürchtungen hatte. Diese Hymlianerin war so streng und sie verstand Yavanna doch nicht! Trotzdem wollte sie mit ihr fliegen. "Anders geht es nicht und wir sollten uns beeilen. Was sagst du? Sylcia darf nicht mitfliegen, sie hat schon Wolkenschwinge verloren. Aber ich begleite dich auf einem anderen Tier, bei einem anderen Reiter."

Während Yavanna noch vor dieser Entscheidung stand, suchten Myrjala und Derat nicht nur den Himmel ab. Unter ihnen zog sich das Blau des Meeres schier endlos weit, aber der kupferfarbene Drache verfolgte ein anderes Blau. Endlich hatte der Drache eine Spur, die mehr war als das dumpfe Grollen seinesgleichen. Er wusste, dass es ein anderer Drache sein musste. Derat erkannte es, so wie Hunde untereinander ein Winseln erkennen konnte, selbst wenn sie sich zuvor nie gesehen hatten. "Ich weiß nicht, ob es hungrig klang", klagte er jedoch und sprang somit sofort auf Myrjalas Befürchtungen an, Isildur könne bereits zu einem Drachenhappen geworden sein. Die Flügel streckten sich, bis Luft die ledrige Haut blähte. Dann schlug Derat einmal kräftig mit den Schwingen und legte sie in fließender Bewegung an, trat dabei mit den Hinterläufen nach der ihn umgebenden Luft. Schon schoss er wie ein kupferner Pfeil voran, dass es Myrjalas Mähne ordentlich zerzauste. Da würde sie oder Yavanna ordentlich bürsten müssen, um die Zotteln wenigstens einigermaßen zu bändigen, sobald der Flug getan wäre. Oder die Elfe lebte fortan mit einem Vogelnest auf dem Kopf. Das gefiel ihr vielleicht noch, wenn jetzt einige Seemöwen auftauchten, um sich bei ihr einzukuscheln und Eier in ihre Haare zu setzen, aus denen dann flauschige Möwenküken schlüpfen konnten!
"Isiiiiiiiillllldur!", brüllte Derat, schickte seinen Ruf weit in die Ferne. "Lass dich nicht freeeeeeesssennnn!" Momente später ergänzte er, dass Myrjala ihm helfen würde, wieder hochgewürgt zu werden. Er musste sich also keine Sorgen machen. Das beruhigte auch Derat etwas. "Wir streiten uns oft, aber gefressen werden soll er trotzdem nicht", teilte er unter kleinen Rauchwolken seiner Gefährtin die Zuneigung mit, die er sogar für den ernsten Elfen empfand. Sie waren sich doch nicht immer so spinnefeind ... jedenfalls nicht von Derats Seite aus. Nicht, wenn die Lage ernst wurde und jetzt war sie sehr, sehr ernst.
Dann entdeckte Derat wieder, was er verfolgt hatte. "Ich seh was!", verkündete er jetzt zum ersten Mal. Sein ohnehin schon langer Hals streckte sich noch weiter. Wenn Myrjala die Augen gegen den Flugwind gut genug zusammenkniff, konnte sie bestimmt auch diese dünne blaue Linie mit den Flügeln erkennen, die sich von der Farbe des Himmels abhob. Sie war nicht nur dunkler, sondern glitzerte auch. Wie Drachenschuppen. "Ich hab Isildur nirgends im Wasser gesehen. Wir müssen das da vorn fragen, ob es ihn gefunden und gefressen hat. Er war ein Wolf", sinnierte der Drache weiter, "also ganz haarig, das hat bestimmt nicht geschmeckt!" Derat zog es vor, möglichst viel zu fressen, wenn er klein war. Da konnte er sich schließlich nicht nur von Myrjala füttern lassen, sondern bekam auch Happen ihrer Mahlzeit ab. Früchte und andere Leckereien, die keine Haare besaßen. Als Drache fraß er natürlich auch ab und an ein Rind oder dergleichen, aber Derat besaß Eigenheiten. Ihm gefiel es selbst nicht, wenn das Fell seinen Rachen kitzelte oder er einige Klumpen wie eine schuppige Katze hochröcheln musste.

Der Flug zog sich weiter. Selbst wenn Yavanna den beiden nun nachkam, würde sie eine Weile brauchen, um nur sie beide einzuholen. Das bedeutete doch nicht etwa, dass sie sich auch noch verloren? Die Lage schien hoffnungslos. Und dann ... "Es schneit ja! Brrrr, gefrorenes Wasser!" Derat mochte das auch nicht. Er tollte gern im Schnee, aber auch nur so lange, bis er merkte, dass die Flocken schmelzen konnten und dann eben doch nass wie Wasser waren. Mit Rauchwolken schnaubte er das rieselnde Weiß von sich. Und dann ließ er sich doch ablenken, spielte mit den tanzenden Schneepartikeln, grollte amüsiert, als sie auf seiner Schnauze landeten. Es dauerte eine Weile, da er sich wieder der Suche nach Isildur besann. In der Ferne hörte man hingegen Glocken läuten. Noch etwas, das ihn ablenken konnte, aber nein. Jetzt setzte Derat dem blauen Schatten nach. Er flog und flog. Die Hmmelsstadt war schon längst nicht mehr auszumachen. Hatten sie sich verirrt?
"Da unten!" Derat hielt auf eine Felseninsel im Meer zu. Und je näher er den Wassern, den herausrangenden grauen Platten und der sie umschäumenden Gischt kam, desto eher erkannte er, was das blaue Etwas darstellte. Seine Lauscher hatten ihn nicht getäuscht. Ein Drache, groß und schön, lag flach auf einem Felsplateau der Insel, die Flügel ausgebreitet wie Zeltplanen. Er drehte den Kopf, so dass eines der großen, geschlitzten Augen zu Derat und Myrjala aufschauen konnte. Der Kupferdrache landete.
Meine Insel!, hallte es in Myrjalas Kopf wider. Derat hingegen lauschte dem Grollen. Das verstand er besser als gedankliche Kommunikation. Beide konnten anhand der Klangfarbe aber heraushören, dass es ein Drachenweibchen war, dem sie sich hier gegenüber sahen. Sie bäumte sich nun auf, die Schwingen noch immer ausgebreitet. Sie war größer als Derat, ihre Krallen funkelten schwarz, ihre Reißzähne silbern, als sie bedrohlich das Maul öffnete. Und wieder erklang die Stimme im Kopf der Elfe: Meins! Geht weg!


Ereignisse des Celcia-Adventskalenders:
- Schnee, noch 2 Postings lang
- Glockenläuten, das Nächstenliebe schenkt

Es stehen noch aus:
- der Lysanthorstern am Himmel, der Zuversicht spendet
- Feylins Hoffnung schenkende Gabe: ein golden schimmernder Strohhalm
Beides kann in eurem nächsten Posting von euch nach Bedarf eingesetzt werden!
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Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin
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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Yavanna Yalanílûe Ni'Tessin » Donnerstag 23. April 2015, 16:56

Yavanna konnte sich sehr gut denken, dass Myrjala sich nun äußerst ungeduldig fragte, wo sie selber blieb - sollte Isildur Rettung doch an oberster Stell stehen. Dem war ja auch so und hatte sie erst noch tief aufgeseufzt, so verzog sie nun, etwas in Gedanken versunken, ihren Mund. Das war ein großes Problem Myrjalas, sie dachte nie weit genug, geschweige denn, zu Ende. Ja, Yavanna hatte ja auch einen Drachen zum freund, auf dem sie später auch sicherlich fliegen könnte, aber da lag die Crux an der Sache - später - vielleicht so in 30 Jahren! Noch war Assatal ein Baby und das vergaß nicht nur Myrjala, sondern auch Derat liebend gerne. Letzterer konnte immerhin durch Assatals Eisodem in Schach gehalten werden, Derat hasste Nässe und Kälte.
Jetzt galt es her aber erst mal die Hummelfrau umzustimmen, die so stur wie ein Zwerg war und Yavanna hatte Zwerge gut genug kennengelernt. Sie ließ sich dahingehend aber noch nichts anmerken, dass sie langsam ungeduldig wurde, im Gegensatz zu ihren Sorgen, welche sich zunehmend auf ihren Zügen widerspiegelten. Die rothaarige Elfe konnte nicht nachvollziehen, warum die Frau nicht sofort zusagte, nach ihrem abhandengekommenem Bruder zu suchen - müsste das nicht in ihren Aufgabenbereich fallen?! Fragen über Fragen, die in ihrem Kopf durcheinander wirbelten und auf die sie keine Antworten wusste, weil ihr dieses System vollkommen fremd war.
Immerhin hatte ihr kleiner Plan Erfolg dabei gehabt, schon mal wenigstens eines der Pegasi von der Rettung ihres Bruders zu überzeugen und innerlich dankte sie ihrer Gottheit, dass sie so ein gutes Band zu Tieren hatte. Sie bedankte sich ebenfalls bei dem Pegasus und streichelte ihm die Nüstern und schmiegte sich kurz an das stolze Tier. Was für herrliche Tiere das hier doch waren - so ganz anderes, wie normale Pferde und vor allem auch intelligent und, sie wurden von en Menschen hier oben sehr gut behandelt, es mangelte ihnen an nichts. Die Hummelmenschen haben es verstanden, dass es ein gleichberechtigtes Miteinander mit dem Tier geben muss. Yavannas Hand verweilte noch auf dem starken Hals des Pegasus, wieder grübelte sie darüber nach, wie man die sture Windstille umstimmen konnte. Dabei glitt ihr Blick ohne festes ziel in der geräumigen Box umher und sie bemerkte erfreut, dass hier nicht nur viel duftendes, sauberes Heu und Stroh lag - immer wieder waren auch Wolkenfetzen untergehoben worden. Yavanna kniete sich kurz hin und tastete die Mischung ab. Wie erwartete, war sie weich und bot den Tieren mehr Komfort und die kleinen Wolken schienen Luft abzugeben. Erfreut drücke sie einen fetzen zusammen, woraufhin eine kleine, aber frische Brise die Box erfollte. Das ist toll!… Hoffentlich kann mir ein Hummelmensch das Geheimnis beibringen, wie man Wolken so stofflich macht. Fasziniert betrachtete die Waldelfe weiter die scheinbar lebenden Wolkenbausche. Dann fiel ihr Blick neben einen Wolkenbausch, denn dort schimmerte es golden. Das hatte sie stehend gar nicht gesehen. Sie griff danach und zog einen gülden glänzenden Strohhalm heraus. So eine Farbe hatte sie bei Stroh ja noch nie gesehen und das menschliche Märchen dazu kannte sie auch nicht. Dort, wo sie hockte, war es auch irgendwie der Einzige seiner Art. Er fühlte sich glatt, aber nicht kühl an und war genauso biegsam, wie Stroh eben war - nur die Farbe war gänzlich anders und da war noch etwas. Yavanna wusste nicht, ob es an dem goldenen Ding lag oder woher das Gefühl auf einmal kam, aber eine unerklärliche Zuversicht erfüllte sie und zauberte ein warmes Lächeln auf ihre schönen Gesichtszüge. Das war ja mal ein schönes Geschenk der Natur! Und so wie sie nun mal war, blickte sie sich weiter in der Box um, ob da nicht noch so ein toller Halm war, den sie dann ihrer Schwester geben konnte. So oft, wie Myrjala manchmal der Verzweiflung nahe war, tat ihr eine Aufmunterung gut. Wie der Zufall es wollte, fand sie tatsächlich noch einen weiteren Halm, den sie vorsichtig mit einem dünnen Lederband um Scheide ihres Dolches band - so konnte er nicht knicken und blieb heile.
Dann trat sie wieder vor die bisher unnachgiebig Hummelfrau und blickte sie aus großen Augen ernst, aber bittend an. Helior hatte zum Glück alles übersetzt und im angemessenem Ausdruck an sie weitergeben können. Windstill ließ sie das ganze lange durch den Kopf gehen, ohne große Regung, bis ein Stirnrunzeln anzeigte, dass sie wohl zu einer Entscheidung gelangt war. Helior gab die Hummelsprache kurz und knapp wieder und zuerst war Yavanna sprachlos darüber, dass die Frau es ihr nicht gestatten wollte, auf einem Pegasus reiten und nach ihren Geschwistern suchen zu dürfen. Allerdings fasste sie sehr schnell den letzten Zusatz auf und verbiss sich ein hitziges Kommentar - nicht alleine bedeutete immerhin keine ganze Abfuhr. Dann nickte sie bestätigend und wiederholte noch mal das, was Helior ihr berichtet hatte, damit sie auch ja nichts falsch verstand.
“Wir auf Pegasus dürfen fliegen … nicht allein … nur mit anderen Hummeln, richtig?!”, hakte sie noch mal nach. Helior nickte bestätigend. “Ah, Seidenschleier.” So war also der Name des geflügelten Pferdes. Yavanna lächelte bei dem Namen, denn sie wusste mal auf Anhieb, was die Worte bedeuteten.
Wie Helior ihr dann stockend und ein bisschen überrascht erzählte, dass dies der Pegasus der sturen Hymlianerin war, zog auch Yavanna vor Verblüffung ihre Augenbrauchen hoch.
Da das Alles nicht anders ging, ohne großen Ärger zu riskieren, blieb der Waldelfe nichts anderes übrig und sie nickte schnell, um ihre Zustimmung auszudrücken. “Gut, fliege ich mit Windstille”, bestätige sie noch mal, eh sie sich selber wider an die Hauptfrau wandte. Yavanna überlegte kurz und ihr viel dann das hymlianische Äquivalent ein, “Danke”. Immerhin etwas hatte sie hier schon aufgeschnappt. Dass die beiden Frauen sich zumindest sprachlich kaum verständigen konnte, störte Yavanna nicht, sie würde alles andere zur Hilfe nehmen und die gute Frau war ja nicht blind, mit der sie fliegen würde. Damit war es beschlossene Sache und ihrer Meinung nach, konnte es sofort losgehen. Sie ging ein paar Schritt zurück, nahm ihre Umhängetasche auf und drückt die beiden verkleinerten Tierchen zurück in die Tasche, welche natürlich neugierig herausgelugt hatten.
Sie drehte sich dann wieder zu den beiden Hummelmenschen um und fragte, “Jetzt los?”
Lange würde se wohl nicht mehr warten müssen, denn die Vorbereitungen begangen bereits.
Für Syli hingegen tat es Yavanna leid, dass diese hier blieben musste. Leicht unbeholfen aber gut gemeint, versuchte sie Sylcia zu trösten. “Schade an dich, tut mir leid. Du hier warten, wir wieder da und dann wir suchen Wölkchen, in Ordnung?” Dabei schenkte sie ihr ein zuversichtliches Lächeln. “Alles gut werden”, sprach sie der jungen Menschenfrau noch mal zu und wartete dann ab, wie es nun um den Abflug bestellt war.

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Re: Wolkenjagd

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. Mai 2015, 13:46

Erzählerpost für Yavanna:

Kaum war Isildur außer Reichweite der beiden Schwestern, musste eine von ihnen die Rolle der Nachdenklichen einnehmen. Denn wo der Elfenbruder ansonsten eine Situation ernst und vor allem durch Überdenken im Vorfeld betrachtet hatte, da folgte Yavanna ihm nun in seine Fußstapfen. Myrjala hatte sich schließlich wieder ganz einem Impuls hingegeben und ebenfalls vom Rand der Wolkenstadt gestürzt. Zum Glück war Derat bei ihr. Der Drache würde sie schon nicht auf den Grund auftreffen lassen. So chaotisch der Kleine auch war, wenn es um Myrjalas Wohlergehen ging, dann konnte man sich auf ihn verlassen.
Nun blieb noch die Dritte im Bunde, um zur Rettung zu eilen. Leider gestaltete es sich bei Yavanna nicht ganz so einfach. Denn zwischen der Elfe und einer Rettungsaktion für Isildur stand noch die hymlianische Hauptfrau Windstill. Sie machte ihrem Namen alle Ehre, denn zuerst wollte sich gar nichts bewegen. Sie bildete eine Barriere, an der Yavanna zu scheitern drohte. Ohne Helior hätte sich vermutlich keine Aussicht auf einen Erfolg gehabt, und natürlich steuerte auch der zugetretene Pegasus seinen Teil dazu bei. Seidenschleier hieß er. Ein schöner Name für ein prachtvolles Geschöpf wie ihn. Die Unterstützung gab der jungen Elfe neue Zuversicht oder ... kam dieses Gefühl nicht doch eher von etwas Anderem? Während Yavannas Finger wie von selbst den güldenen Strohhalm zwirbelten, waren ihre Gedanken erneut bei der Familie. Sie musste aufpassen, dass sie den Halm nicht zu stark zerdrieselte, damit sie ihn an Myrjala weitergeben konnte. Ihrer Schwester hingen doch ständig irgendwelche Dinge im Haar: von Zweigen, Blättern bis hin zu einem Eichhörnchen, das sich in der Mähne sicher schon einen Kolben für den Winterschlaf gebaut hatte! Da konnte Yavanna ruhig auch noch einen Strohhalm hinzustecken! Er würde schön aussehen, so golden wie er schimmerte.
Und schön war auch immer noch Seidenschleier. Das Tier blinzelte Yavanna freundlich entgegen mit langen Wimpern, die die schwarz glänzenden Augen umrahmten. Wie konnte ein so freundliches Lebewesen nur zu einer sturen Frau wie Marigold Windstill gehören? Irgendwie passten sie nicht zusammen, aber vielleicht machte das ihre Beziehung zueinander sogar aus? Die Antwort lautete: nein. Denn jetzt durfte Yavanna Zeugin von etwas werden, das man der Hymlianerin sicher nicht von vorneherein zutraute. Hauptfrau Windstill trat an ihren Pegasus heran, hob eine Hand. Das Tier drückte seine Nüstern gegen die offene Handfläche und stieß warmen Atem aus. Sofort kräuselten sich Marigolds Mundwinkel zu einem seichten Lächeln. Der Ausdruck blieb knapp, aber wer ihn aufgeschnappt hatte, wusste sofort, was der Pegasus seiner Reiterin bedeuten musste. Beide verband eine tiefe Freundschaft.

"Wir können los. Du steigst vor Hauptfrau Windstill in den Sattel", erklärte Helior, nachdem besagte Hymlianerin nochmal das Wort an ihn gerichtet hatte. Jetzt stieß sie einige harsche Befehle aus. Augenblicklich setzten sich mehrere vom Himmelsvolk in Bewegung. Plötzlich herrschte ein wildes Treiben wie in einem Bienenstock. Naja, es waren auch Hummelmenschen, hätte jetzt wohl Myrjala argumentiert.
Pferdedecken aus feinster Seide wurden herangetragen und über die Rücken der Pegasi ausgebreitet, die nun zu Isildurs Rettung fliegen würden. Seidenschleier stand ganz vorn. Er erhielt einen wunderschönen Sattel aus hellem Leder und mit weißem Pelzbesatz. Kleine Flügel und Wolken waren als Prägung in das Leder gelassen. Sie bildeten ein Muster am Rand der Nähte. Außerdem legten die Hymlianer dem Flugwesen noch schützende Lederschienen um die Fesseln. Kleine Seidenbänder in weiß, blau und gold hingen davon ebenso herab wie von dem helmartigen Kopfschmuck, den Seidenschleier erhielt. Auch Heliors Pegasus bekam einen solchen Helm aufgesetzt, von dem das goldene Zaumzeug baumelte. Endlich war man bereit zum Abflug.
Marigolds strenger Blick traf Yavanna. Ihre Verständigung würde sich auf Gesten und die wenigen Worte Hymlikor berufen müssen, die die Elfe inzwischen gelernt hatte. Noch ehe die Elfe nun den Pegasus besteigen konnte, näherte sich Sylcia Aeronne. Nervös verknotete sie ihre filigranen Finger miteinander, traute sich so gar nicht zu Yavannas aufzusehen. Ihre Wagen hatten ein sorgenvolles Rot angenommen. "Bitte gib dein Bestes, ihn zu retten. Er ist doch so ein netter ... Wolf ... Elf. Und das hier soll dir Glück bringen." Sylcia, die ja nicht mitfliegen durfte, löste eines ihrer Seidenbänder aus dem Haar. Es war hellblau und wenn Sonnenlicht darauf traf, nahm es eine leicht violette Note an. Voller Ehrfurcht hielt sie es Yavanna entgegen. Nachdem diese das Geschenk angenommen hatte, wurde Sylcia mit einem Wink seitens Hauptfrau Windstill beiseite geschickt.
Zwei Hymlianer traten an eine Wand der Ställe heran. Darin befanden sich Tore, die man zunächst überhaupt nicht erkannt hatte, waren sie doch durch wabernde Wolkenfetzen getarnt. Jetzt aber erkannte man die quer liegenden Riegel, die mit Mühe angehoben und beiseite gestellt wurden. Eine frische Brise wehte den Reitern entgegen, als die Torflügel auseinanderschwangen. Sie gaben eine Rampe frei, die als Start- und Landebahn genutzt wurde. An deren Ende reckten sich die Rümpfe in Stein gemeißelter Pegasi in die Luft. Ihre aus Marmor gehauenen Schwingen streckten sich gen Himmel, begrüßten das Tageslicht. Auf ihren Rücken saßen jedoch keine steinernen Reiter, sondern verglaste, säuglingsgroße Laternen. Sie dienten bei Nacht der Orientierung. Jetzt brannten darin keine Feuer, trotzdem hinterließ das Gesamtbild einen erhabenen Eindruck.

Marigold, die das Bild nur zu gut kannte, hielt sich nicht lange damit auf, die Rampe zu bewundern. Sobald Yavanna aufgesessen war, schwang auch sie sich mit routiniertem Geschick in den Sattel. Ein leichtes Andrücken ihrer Hacken an den kräftigen Pferdeleib genügte. Seidenschleier kannte das Kommando. Er würde die Himmelsreiter anführen - insgesamt nun doch fünf Pegasi. Offenbar hatte sich die Hymlianerin nochmal umentschieden. Es konnte nicht schaden, etwas Verstärkung dabei zu haben. Die Himmelsreiter nahmen hinter Seidenschleier Aufstellung, wenngleich ihre Formation zunächst etwas chaotisch wirkte. Keineswegs diszipliniert wie man es in Pelgar oder Dessaria hätte sehen können.
Schon stieß Windstill einen knappen Ruf aus. Ihr Pegasus setzte sich in Bewegung. Er nutzte die kurze Strecke bis zum Rand der Rampe, um im stetig schneller werdenden Galopp seine Schwingen zu entfalten. Links und rechts von Yavanna, die ja vorn auf dem Pegasus saß, tat sich ein Meer aus blütenweißen Federn auf. Sie hörte sofort den Wind hindurch rauschen. Er zerteilte auch ihr Haar, zog an ihrer Kleidung und blies ihr kühl ins Gesicht. Die Schwingen des Pegasus spannten sich wie Segel. Dann erreichte er den Rand und stürzte sich wie schon Momente zuvor Isildur hinab in die Tiefe. Es ging so schnell, dass es Yavanna zwangsläufig Tränen in die Augen trieb. Auf einem Pegasus zu fliegen war kein Vergleich mit dem Ritt auf einem Drachen. Wo dessen massiger Körper nahezu ruhig durch den Himmel floss, weil seine ledrigen Schwingen die meiste Zeit des Flugs zum Gleiten verwendet wurden, da spürte die Elfe jeden Muskel des Tieres, auf dem sie saß. Seidenschleier galoppierte auch noch im Flug. Er zog nicht die Beine an wie ein Vogel, sondern unterstützte seine Schwingen durch weitere, koordinierte Bewegungen. Dann peitschte ein Knall durch die Luft, als er mit den Flügeln zu schlagen begann und so die Luft um sich herum beiseite stieß. Er war ungemein schnell. Die Wolken zogen nur so an Yavanna und Marigold vorbei. Bereits jetzt lag die Wolkenstadt ein ganzes Stück hinter ihnen.
Die Hymlianerin sagte etwas: "Fürchte dich nicht, Spitzohrige. Unsere Gefährten sind schnell. Wir werden das Ziel einholen, bevor es merkt, dass wir hinter ihm sind." Zu schade, dass Yavanna nicht wirklich etwas verstand. Letztendlich konnte sie es sich aber selbst ausmalen. So schnell wie Seidenschleier und die anderen vier Pegasi unterwegs waren, würden sie Derat in Windeseile einholen können.
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