Wohin einen der Weg führt…

Wie die Todesinsel aussieht, weiß man nicht. Wie man lebend zu ihr gelangt, ist ebenfalls unbekannt. Nur die Toten kennen sie, denn nur sie finden sich dort wieder. Aber was ist mit diesen blinden Wesen, die hier hausen?
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Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. März 2013, 15:41

Licht quälte sich durch die Dunkelheit. Warm und freundlich vertrieb es die Nacht und die immerwährende Schwärze!
Der Boden war noch leicht Feucht und es roch nach Wald und Erde, ebenso nach kalten Alkohol und Essensresten.
„Ja, du verdammter Hurenbock, steh endlich auf“ Etwas stieß ihn in die Seite, holte ihn aus dem Schlaf hervor. Die Stimme war amüsiert und der dunkle aber sanfte Bass schien abermals ihn anzustoßen.
„Wie war das, wer saufen kann, kann auch aufstehen….“ Humor erklang darin. Und gedämpftes Gelächter war von den anderen Seiten zu hören. Das gutmütige Gesicht eines großen und kräftigen Mannes erschien. Sein brauner Bart war gepflegt gehalten und stand fast im Kontrast zu den langen brauen Haaren, die dieser im Zopf trug. Die Statur eines Baumfällers und der Gerissenheit eines Fuchses.
„Bromir, weißt doch- wenn es unseren Hauptmann betrifft, wird es anders gesehen“ Konnte er die Stimme eines anderen seiner Leute vernehmen. Argon war einer der flinksten Diebe, wenn er auch keine Schönheit war. Aber er hatte immer alles mit Humor gesehen- selbst wenn er beleidigt wurde, lächelte er wie ein Unschuldslamm, aber konnte einem ein Gift vorsetzen, was nicht zu verachten war. Er war teils orkischer Herkunft, doch es hatte ihn nie gestört.
Drei andere von Ingmars Leuten saßen oder standen um ein abgebranntes Feuer herum. Die Sonne schien auf die Lichtung, die Ingmar so noch nie gesehen hatte. Dies war ein in völlig unbekannter Wald, aber wenn Ingmar auch überlegte, so würde er wissen, dass hier etwas nicht stimmte. Bromir gab ein Zeichen und die anderen begannen schon das Lager abzubauen.
Eine Gestalt, die hier in der Runde war, kannte Ingmar jedoch nicht. Sie sah alt und doch mehr als rüstig aus. Es war ein zwergischer alter Krieger, der Ingmar ansah. Er lächelte sanft und seine Augen waren so alt, wie der Tod selbst. Wer wusste schon, ob dies nicht der Tod war, der für ihn eine andere Gestalt angenommen hatte.
„Gut geschlafen?“ brummte die tiefe Stimme- die nah und doch weit fern wirkte.
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Ingmar Blutnase
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Mittwoch 27. März 2013, 22:41

Das metamorphende Wesen auf der Kutsche scherte den Halbzwerg nicht mehr länger. Seine Worten prallten mehr oder minder am versteinerten Geiste des Räubers ab, während dieser mit wuchtigen Hieben die Speichen des Rades zum Bersten brachte.
Zu sehr sah er sich selbst darauf konzentriert, die junge Frau, die ihm so sehr am Herzen lag, zu erretten, wie er es in seiner Pflicht sah. Grummph gab wirklich sein bestes, Ingmar bei seinem Vorhaben zu unterstützen und spätestens, als der Karren knirschend in sich zusammen brach, trafen sich die Blicke der beiden. Sie waren schon lange Zeit ein gutes Team, was solche Dinge anging, manch einer hatte das stämmige Tier bereits unterschätzt und Ingmar war stolz darauf, den Keiler seinen Freund nennen zu dürfen.
Die Achsen zerbarsten, der Wagen stürzte um und die längst unwirkliche, tierische Gestalt stürzte sich brüllend auf den Räuberhauptmann. Der ohrenbetäubende Schreie des Bücklings warnte den Halbzwerg vor dessen Angriff, so dass er einen geistesgegenwärtigen Ausfallschritt machen konnte, um dem ersten Prankenhieb entgehen so können.
Es war nicht das erste mal, dass der Halbzwerg sich derlei Feinden, oder eher Beutetieren gegenüber sah, erinnerte der wild-gewordene Sklave doch inzwischen mehr an einen Warg, als an einen Menschen. Er sollte also das nächste Ziel sein, eilig wechselte Ingmar die Waffenhand, um besser ausholen zu können, während er schon im Begriff war, seine Finger Schraubstock-artig in dessen Jetzt-Fell zu vergraben und ihm endlich den Kopf von den Schultern zu trennen, wie Ingmar es schon bei seinem ersten Ansturm beabsichtigt hatte, im Geiste ging er schon jede Bewegung durch, die dazu nötig sein würde.

Doch so weit sollte es gar nicht kommen, denn wie Donnerhall ertönte plötzlich die Stimme des Elfen, der sich scheinbar als dichter, finsterer und kalter Nebel manifestierte. Grummph wurde augenblicklich in die Flucht geschlagen und von eben der Kreatur gejagt, die grade selbst fast das Haupt verloren hätte. Nun war es also soweit, Ingmar und der Elf würden sich messen, wie es sich unter echten Kriegern geziemte. Nur war Ingmars Gegner kein Krieger, sondern ein täuschender, tricksender Hexenmeister, ein schleichendes und meuchelndes Raubtier, eben die Spezies, der mit roher Gewalt nur schwer bei zu kommen war. "Und dich im Schlaf ermorden, so wie ein erbärmlicher Wurm wie du es wagen würde?! Lieber wäre ich tot, als dir auch nur in einem Zuge ähnlich!" Ingmar war schon lange nicht mehr so voller Hass gewesen, wie er es jetzt war, er fühlte sich, als würde er gleich einen Drachen aus seinem Rachen gebären, so sehr glühte es in ihm, als er in die Finsternis hinein hieb, die sich um ihn legte. Ihm war völlig gleich, dass er nichts zu treffen schien, allein die Chance darauf, das blutdürstige Grinsen Transyls in Stücke hacken zu können reichte aus, um den Halbzwerg motiviert zu halten.
Mehr und mehr glitten seine Finger durch die Düsternis um ihn herum, zerschnitt die scharfe Klinge das Nichts, ohne sich an jemandem zu nähren. Plötzlich geschah es, etwas Unsichtbares drang in Ingmars Brust ein, das Brechen zweier Rippen und das leise Schmatzen seines Fleisches war kaum zu überhören, als Ingmar wörtlich zu spüren bekam, was übermenschliche Macht bedeuten und auch anrichten konnte. Man konnte nie wissen, wie sich der Besitz von etwas anfühlt, ehe man es nicht verloren hatte. Hier lernte Ingmar grade, was es bedeutete, im wahrsten Sinne des Wortes herzlos zu sein.
Schon beim Einstechen in seine Brust war der Schmerz kaum zu ertragen gewesen, als eine kalte Klaue sich um den hämmernden Kern seines Leibes legte und ihm eben diesen herausriss, wurde er nur um das hundertfache verstärkt. Längst war Ingmar von seinem Blutdurst abgekommen, der Schmerz hatte ihn schon übermannt und all seiner Sinne beraubt. Er wusste nicht einmal mehr, ob er schrie, oder stumm war, während er seine letzten Schritte, seine letzten Griffe nach dem tat, was er für seinen dargebotenen Verlust hielt und seine Axt längst am Boden lag und erkaltete. Es sollte nur Augenschläge dauern, bis auch ihr Meister nach hinten stürzte und nicht einmal mehr den Aufschlag wahrnahm. Der Schrecken um ihn herum verschwamm längst in einem Strom aus Nichts und wie ein Schwarm Krähen füllte Finsternis die Augen des Halbzwerges. Für Ingmar stand die Welt jetzt still und machte keine Anstalten, sich jäh wieder zu rühren...

Es war nicht, als ob er einen grässlichen Albtraum gehabt hatte, er erwachte ganz ruhig und wenig ruckartig. Licht drang an sein inneres Auge, es war warm und einladend, fast sommerlich und hatte nichts mit der kalten Sonne des Gebirges zu tun, unter der er doch zuvor gewandert war. Sie erinnerte ihn mehr an die Sonne, die in Elfenwäldern auf einen herab schien, wenn man diese während des Sommers durchwanderte. "Ja, du verdammter Hurenbock, steh endlich auf" ein Fuß stieß Ingmars Körper an, eine vertraute Stimme klang zeitgleich an dessen Ohr und ließ Ingmar blinzeln. Träge ertastete er die feuchte Erde, die noch immer leicht nach Wald durftet, obgleich man hier ein Feuer gelegt und kräftig gefeiert zu haben schien. Spätestens, als der Räuber sein Auge aufschlug und sich umsah, war ihm mehr oder minder klar, wo er sich hier befand.
"Bromir, weißt doch- wenn es unseren Hauptmann betrifft, wird es anders gesehen..." Der Halbork Argon war in Ingmars Nähe und sprach zu Bromir, Ingmars ältesten, stärksten und treusten Gefährten Bromir, auch Heivar und Ian konnte er ausmachen. Etwas abseits war der braune Lockenbusch von Jesroh zu erkennen, welcher sich wohl in den Büschen erleichterte.
Langsam richtete sich der Halbzwerg auf und versuchte zu begreifen, was hier um ihn herum geschah, als er sich weiter umsah, erblickte Ingmar eine weitere Person, die vom Treiben der anderen, welches inzwischen einsetzte, wenig beeindruckt schien und Ingmar freundlich ansah. Der Halbzwerg war sich ziemlich sicher, dass er den Fremden noch nie in seinem Leben gesehen hatte, dennoch schien er etwas vertrautes an sich zu haben, das hier war alles mehr als merkwürdig, für neuerliches, elffaches Hexenwerk allerdings zu aufwendig.
Ach ja! Der Elf! Es fiel Ingmar mehr oder minder wie Schuppen von den Augen, eilig tastete er nach seiner Brust, spürte jedoch nichts. Er schien hier völlig intakt zu sein, nicht der kleinste Kratzer war übrig, zumindest keiner, den er jetzt unbedingt finden wollte. War er etwa tot? War dies hier das hoch-angepriesene Jenseits, dass großen Kriegern wank, wenn sie ruhmreich von hinnen schieden? So recht mochte Ingmar nicht daran glauben, realisierte er doch, was er wohl zurückgelassen haben musste und dass er versagt hatte. Dennoch konnten ihn darüber jetzt weder Zorn noch Trauer übermannen, bei all dem Bedauern, dass er empfand, berührten sie ihn irgendwie nicht. Es war seltsam.
Nicht wissend, was der Halbzwerg tun sollte, wendete sich Ingmar an den Fremden, der ihn mit einer äußerst surrenden, Traum-artigen Stimme ansprach. Ob er gut geschlafen habe, fragte der fremde Zwerg, eine schwierige Frage, hatte Ingmar überhaupt geschlafen? Vielleicht machte der Fremde ja einen Scherz? Es war alles überaus merkwürdig, dennoch hatte Ingmar das Bedürfnis, eine adäquate Antwort zu geben, indem er sachte eine Hand hob und mit ihr mittels eines horizontalen Winkens ein 'Solala' andeutete, als hätte er einen Kater. Was hatte er auch für eine Wahl, als diesem Ort mit ein wenig Humor zu begegnen? So abstrus und verwirrend, wie hier alles war, konnte er eben so gut nach den Regeln spielen um herauszufinden, wie ihm hier grade geschah. "Wo bin ich hier?" So fragte der Rotschopf, als er sich einigermaßen berappelt hatte.

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 17. April 2013, 16:12

Wie konnte das Alles sein? Wie Ingmar schon bemerkt hatte, war dies Realität, aber vielleicht war das andere alles ein Traum. Vielleicht ein langer Traum von Alkohol und zu fetten Speisen verursacht? Vielleicht waren seine teuren Kameraden nicht gestorben und zuvor qualvoll gefoltert worden: Vielleicht würde Bromir nach diesen Abenteuer wieder zu seiner Tochter Caroline zurückkehren um sie vor der Welt, die Grausam war zu behüten und weiter aufzuziehen. Vielleicht war er seinem Keiler nicht Begegnet, sondern dieser war eine Metapher für sein Leben als Räuber.
Denn Ingmar würde merken, dass er durch zwei Augen sah und ihm nicht eins abhandengekommen war. Über dem Lager drehte ein Adler seine Kreise und er hörte, wieder Lockenkopf meckerte, dass ihn dieses Vieh bestimmt auf dem Kopf scheißen wollte. Es hätte es auf ihn abgesehen. Gelächter folgte von den anderen, die dann ihn ebenfalls nur foppten.
„Ingmar…Unser Hauptmann ist noch nicht ganz da…er redet mit der Luft“ Grollte Bromir mit seinem Tiefen Bass und gab Ingmar einen Freundschaftlichen Schlag auf den Rücken.
„Ob Halbzwerg oder nicht, aber mein Gesöff war ihn wohl doch zu stark“ kam nur die Stimme von Ian mit Überheblichkeit zu den anderen.
Zumindest ist keiner davon blind geworden…obwohl es echt zum Tote wecken schmeckt“ warf Heivar dazwischen.
„es hat euch keiner gezwungen es zu trinken“ gab die andere mit einem übertrieben klingende Entschuldigung von sich.
„meine Gifte sind da ja fast ungefährlicher“
Es wurde gelacht und gespaßt, egal wie gefährlich diese Männer auch sein konnten, hier waren sie unter sich und genossen das Leben mit all ihren Zügen. Jede Faser ihres Seins sprühte vor Leben. Dies konnte unmöglich das Reich des Todes sein.
Bromir sah inzwischen etwas besorgt zu der Stelle, wo Ingmar sich hinbewegte. Zweifelt kratzte er sich an seinem Bart und wollte seinen Freund zurückhalten, unterließ es dann doch. Ingmar war nicht verrückt, nur noch nicht ganz wach. Und wer wusste ob nicht die Zwerge nicht anders als Menschen waren. Die Geste, die Ingmar der scheinbar für die anderen nicht sichtbaren Person, gab, nahm Bromir an ihn gerichtet an. Er nickte nur.
Er ließ die Schulter seines Freundes los und trietzte die anderen zum zusammen packen. Der Schrei des Adlers wurde von Jesroh mit einer weiteren Schimpftriade versehen.
Der alte Zwerg vor Ingmar sah zu der Gruppe und er hatte einen neutralen Gesichtsausdruck, nur Ingmar gegenüber lächelte er ein wenig.
„Du fühltest dich also nicht gut?“ der alte Zwerg verzog nachdenklich die Stirn.
„oder ist es eher deine Verwirrung?...Wo du bist? „ der andere machte eine weitreichende umfassende Geste, welches die Gegend und alles mit einzunehmen schien.
„Hmm, ich würde sagen in einem Wald, oder? Aber das willst du nicht wissen. Sohn, du bist zumindest nicht am Ziel deiner Reise, denn diese beginnt erst. Du kannst sie retten, doch dafür musst du loslassen lernen…und dich lernen zu zügeln. Zorn bringt dich nicht weiter, es verleitet zu Fehler wenn man blindlinks losstürmt. Du weiß worauf ich anspiele!“
Der Zwerg erhob sich und trat zu Ingmar.
„Dies ist der Übergang, sie können nicht gehen und du könntest dich verlieren, weil du sie vermisst. Du musst jedoch zurück! Passe also auf… Folge dem Adler, er wird dich fortbringen, sage ihnen nicht was du im Herzen über sie weißt, dann werden sie nie weiterkönnen…sie müssen es selber erkennen. Und hier….ein Geschenk“
Er griff in eine Tasche und holte etwas hervor. Es war eine vielleicht gerade mal handtellergroße Darstellung einer Streitaxt aus Metall.
„gebe es dem Wächter und du wirst es erhalten. Lebewohl und verlier dich nicht in alten Zeiten“ Und damit verschwand der Fremde vor ihm.
„Hauptmann, wir sind soweit…und wohin?“
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Montag 29. April 2013, 18:10

Wäre der fremde Zwerg, inzwischen längst als eine Art Über-Wesen verstanden, nicht an diesem Ort, Ingmar hätte fast geglaubt, wieder bei seinen Männern zu sein und nach einer durchzechten Nacht einfach übel geträumt zu haben. Er hätte einfach die Hände von Inas Brommbeer-Met gelassen und auch zu schweres Wild gemieden... Für eine Weile und wäre bereitwillig in der Ewigkeit dahinvegetiert, ohne sich darum zu scheren. Denn diese Männer, ob echt oder nicht, waren auch längst nach ihrem Ableben noch tief in Ingmars Herz verwurzelt, denn die Bande von Brüdern im Krieg, die hielten bei Zwergen für die Ewigkeit.
Das alles sollte er nun loslassen? Wie sollte er das anstellen? Der alte Zwerg gab Ingmar mehr Rätsel auf als dass er Fragen beantwortete, auch wenn er die sehr direkte Erläuterung des gegenwärtigen Aufenthaltsortes schon ein wenig amüsant fand.
Grübelnd blickte Ingmar seine Mannen an, während der Alte zu ihm sprach und rang mit sich, denn mehr und mehr wurde ihm gewahr, in was für einer Situation er sich befand und fühlte, wie sein Herz, dass ihm nur kurz zuvor herausgerissen worden war, allmählich zu brechen begann. Doch nichts davon war zu sehen, wie viele Zwerge wirkte Ingmar nur etwas nachdenklich, vielleicht grübelnd, denn richtige Zwergenmänner sah man nur weinen, wenn es auch einen würdigen Grund dafür gab. Zwergenkönig Nhrunwaar selbst trug den Beinamen "der Steinerne" weil sein Gesicht laut Legende nie eine Regung gezeigt hatte, wie in Stein gehauen verzog er auch beim besten Witz und der größten Tragödie keine Miene. Erst zu seinem Tod soll ihm eine silberne Träne die Wange hinabgeronnen sein, da er wusste, dass sein Erbe Nronnwullf nicht die Stärke besaß um dem damals von Streitigkeiten zerfetzten Zwergvolk ein würdiger König zu sein, der die Clans zusammenhalten konnte.
Selbstredend war Ingmar kein so harter Hund wie dieser antike Zwergenkönig, dennoch kamen im selten die Tränen. Ungeachtet dessen war der aufkeimende Konflikt in seinem Innersten nicht zu verknusen und Ingmar wandte sich ab, als er in seinem Inneren fühlte, dass seine Augen etwas feucht wurden. Kurz fuhr er sich mit den Wurstfingern durchs Gesicht, auch wenn es nicht zu verwischen gab und gab einen brummigen Seufzer von sich. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sich kein Band über seine Stirn spannte und keine vernarbte Grube dort war, wo sich sein Auge befunden hatte, was bei Ingmar für zusätzliche Verwunderung sorgte. Die Situation überforderte ihn ein wenig, was dem Alten vermutlich klar war und in Ingmar sonst immer all den Hass und den Zorn mobilisiert hätte, um jedwedes Grübeln in seinem Inneren zu verbrennen, oder es eben in Met zu ertränken. Dies war wohl der Zorn, von dem der Zwerg gesprochen, der Zorn, der ihm das hier wohl auch eingebrockt hatte. Dieser Ort erstickte das Toben in seinem Inneren für den Moment und lies das ungute Gefühl in seinem Magen größer werden, dennoch hörte Ingmar dem Alten aufmerksam zu, nahm jedes Wort in sich auf, während er versuchte, sich an einen Gedanken zu klammern, der ihn von seiner Überforderung ablenken konnte, um sich auch von Bromir nichts anmerken zu lassen.
Schweigend nahm der Halbzwerg den Talisman entgegen, welcher ihm vom Alten gereicht wurde und nickte knapp, als dieser seine Anweisungen ausgesprochen hatte und der Rest, den er an Schein-Staub hinterließ von einer mysteriösen Brise davongetragen wurde. Nachdenklich besah sich Ingmar das Kleinod in seiner Hand, ehe er es in seinem Beutel verschwinden ließ, sicherlich würde sich der richtige Moment zeigen, wenn er nur den Anweisungen folgte, die er erhalten hatte. Noch ehe sich der Halbzwerg seinen Männern zugewandt hatte, vernahm er die Stimme seiner rechten Hand. "Hauptmann, wir sind soweit…und wohin?" Ingmar schluckte kurz, ehe er sich umwandte und mit gewohnt fester Stimme einen opportunistischen Blick gen Himmel warf und grinste Jesroh ein wenig gehässig an. "Ich finde, wir sollten unserem guten Jesroh eine Chance geben, sich mit dem Vogel dort oben zu versöhnen. Diese Richtung ist so gut wie jede andere und hey, vielleicht führt der Vogel uns ja zu einem hübschen Elfen-Dörfchen wo holde Damen darauf warten, unserem Charme zu erliegen..." Sie hatten immer schon so gescherzelt, teils über höchst geschmacklose Dinge, grade wenn die Menge vernichteten Mets mal wieder bedenklich in die Höhe geschossen war. Nur eine der vielen Sachen, die dem Halbzwerg all die Jahre gefehlt hatten und die er nun vor sich sah. Er durfte nur nicht vergessen, was der Alte gesagt hatte und darauf zu vertrauen, wie ihn seine Instinkte führen würden.
Inzwischen hatte Ingmar mit seiner inneren Unruhe einigermaßen Frieden geschlossen, als auch er sein restliches Zeug aufgelesen hatte und mit seinen Männern unterwegs war, das ihm unbekannte zu erkunden...

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Dienstag 14. Mai 2013, 15:51

Er hatte seine Aufgabe erhalten. Er sollte mit den anderen reisen, die Personen, die Ingmar alle hat sterben sehen und so lange Zeit mit ihnen zuvor unterwegs gewesen war. Wie würde es sein? Würde irgendwann tatsächlich er sich verlieren? Der fremde Zwerg hatte klar definiert, dass Ingmar sie an ihrer Weiterreise nicht hindern oder erinnern sollte. Er müsste so tun, als wenn nichts wäre. Denn nicht jedem Leben war es vergönnt, nach dem Tod eine neue Chance zu erhalten…viele Seelen reisten einfach an einen Ort des Friedens. Und hatten es nicht die Leute- seine ehemalige Bande, dies verdient?
Bromir musste grinsen, als von Ingmar die Befehle kamen…und mindestens einer der Räuberbande fand die Aussicht dem Vogel zu folgen so überhaupt nicht gut.
„Was??...das ist ein Unglücksvieh…es scheißt bestimmt mir nur auf den Kopf…oder wartet dass ich mich umdrehe um mich anzugreifen“ wurde sich dagegen gewehrt. Jesroh blickte mit sorgenvoller Miene nach dem Raubvogel. Warum auch immer er vor den Tieren Angst hatte…oder glaubte von diesen gezielt angegriffen zu werden. Das war schon früher ein Mysterium…und es hatte sogar Keile gegeben, wenn ihn jemand über ein Feld mit Vögeln speziell Raubvögeln schicken wollte. Trotzdem verlief immer alles gut, wenn er wieder mal eine seiner Marotten hatte und an dem Tag, bevor sie zu Tode kamen, sagte er noch.
„die Vögel sind Boten…sie folgen einem und führen uns. Jetzt habe ich keine Sorge vor ihnen mehr“ das waren die letzten Worte gewesen, die der Mann noch zu seinen Leuten gesagt hatte. Es war wie ein prophetischer Satz gewesen. Die anderen wiederrum, waren da lieber in den Gedanken bei dem besagten Elfendörfchen und den dazugehörigen Frauen. Nur Bromir hatte nicht das lüsterne Grinsen im Gesicht, sondern drosselte sein Tempo und schritt neben dem Hauptmann.
„soso…wir folgen also dem Adler?“ meinte er nur, die Hände auf den Rücken verschränkt und den Blick nach vorne gerichtet. Ob Ingmar merkte, dass es doch seltsam war, dass es hier ein Adler war, der seine Kreise in ihrer Nähe zog und dessen Flug sie folgten. Es musste natürlich nichts heißen, aber war nicht der letzte Begleiter den Ingmar hatte, ein Mann der sich so nannte und irgendwie der erste in seiner neuen kleinen Truppe war. Jemand der ihn gerne folgte und mit ihm zusammenarbeiten wollte.
„Also ehrlich, wo geht es hin… du läufst doch sonst nicht ins blaue“ Bromir stieß Ingmar freundschaftlich in die Rippen, während er sich wachsam umsah.
„doch wenn wir wirklich Elfen treffen….hmm, vielleicht haben die etwas, was ich meiner kleinen mitbringen kann“ Bromir lachte auf. Es war ein vergnügtes Lachen.
Die anderen hingegen liefen wachsam voraus und scherzten rum, was für ein Weibe sie haben wollten…und das bestimmt jeder auf seine Kosten kam.
Der Weg selber war friedlich und idyllisch. Die Natur war selten so schön und ruhig. Es war fast perfekt, so wie man sich an die guten Zeiten erinnerte, wenn man Schönmalerei betraf. Das Räuberleben war ein Leben von Freiheit gewesen…und jeder von ihnen hatte etwas auf dem Kerbholz, aber keiner hatte den Tod verdient, den er erhalten hatte. Die Guten sind immer die ersten die sterben.
Das Plätschern eines Baches wurde zunehmend zu einem reißenden Strom und irgendwann, öffnete sich der Wald und sie standen vor dem Fluss.
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Sonntag 26. Mai 2013, 18:54

Es war wirklich zu utopisch, wie sich der Wald der kleinen Räuberschar hingab, als wäre er ein williges Weib. Fast erinnerte das alles hier an bardische Lautmalerei und Landschaften, wie sie ein Großvater seinen Enkeln schilderte, wenn er von der guten, alten Zeit sprach. Kein verräterisches Rascheln in den Büschen, keine zuckenden Schatten in den Bäumen, die Sonne schien ihnen entgegen, während man vergnügt scherzelnd dem Greifvogel hinter herzog, der kreischend die Lüfte durchglitt. Fast tat es Ingmar leid, so entgegen dem Willen seiner Jungs - vor allem dem des armen Jesroh - entschieden zu haben, doch die Aussicht auf elffache Gesellschaft schien die meisten unter ihnen mehr als zu vertrösten. Es wäre nicht das erste mal gewesen, dass derlei tatsächlich den Weg zu einem beschaulichen Stelldichein mit zierlichen Elfenschönheiten geebnet hätten. Selbstredend blieb man dabei ganz Gentlezwerg, das gebot die Ganovenehre, zumindest wenn es nach dem Hauptmann ging. Frauen und Kinder waren laut ihm tabu, solange sie keine Gefahr darstellten, irgendwo musste man einfach den Strich ziehen und Prinzipien für sich beanspruchen, denn das war es, was einen wahrhaften Krieger letztendlich von einem Tier unterschied. Genauso war es auch, wenn man am Rande der Gesellschaft und vor allem jenseits des Gesetzes lebte, man musste seine eigenen Regeln feststecken und einhalten. Ingmars Männer wussten das und hielten sich bereitwillig an dessen Wort, da sie wussten, dass man es durchaus schlechter treffen konnte, wenn es um einen Anführer ging. Solche jedoch, die sich gegen ihn gestellt hatten und die Ingmars Ideale mit Füßen traten, die hatte der Halbzwerg nur all zu gut auszusortieren gewusst, zur Not auch mit roher Gewalt, worauf er sich selbstredend gut verstanden hatte.
Man respektierte ihn und er respektierte sie, die einzige Basis, auf der eine Rotte wirklich fußen konnte, so fand Ingmar. Vertrauen und Respekt waren das wichtigste im Leben, wenn man sich auf niemanden verlassen konnte, sollte man auch niemanden um sich scharen, so einfach war das.
Bromirs etwas schnippische Frage amüsierte Ingmar ein wenig, das Gefühl, mit beiden Augen zu sehen, versetzte den Halbzwerg schon ein wenig in hellere Stimmung als vielleicht angebracht gewesen wäre. So wirkte er nicht übermäßig bedrückt oder besorgt, hatte er doch nun den Entschluss gefasst, einfach zu tun, wie ihm geheißen worden war und die Dinge um ihn herum auf sich zu kommen zu lassen. Jetzt in übermäßige Hysterie zu verfallen hatte ohnehin keinen Zweck, denn offensichtlich weilte er nicht mehr unter den Lebenden, woran er allein so oder so wohl kaum etwas ändern konnte.
Den freundschaftlichen Rempler des Riesen ließ Ingmar ungekontert, stattdessen grinste er den Mann lediglich an. "Ist dir das etwa zu dichterhaft? Ohne eine belagerbare Straße in Aussicht ist es doch einerlei, wohin wir gehen. Davon ab, dass wir schon oft auf Spaß gestoßen sind, wenn wir einfach mal drauf los gezogen sind, hast du unsere kleine Trinkwanderschaft schon vergessen, Freund? Kann mich nicht erinnern, dass du dich groß beklagtest, als wir den Waldnymphen unsere Aufwartung gemacht haben." Den Begriff "Waldnymphen" hatte Ingmar mit Absicht ein wenig künstlerisch untermalt, um Bromir daran zu erinnern, wie sie sich im Suff furchtbar vertan und dabei einen Zug Priesterinnen mit den zierlichen Zauberwesen verwechselt hatten, welche angeblich die Wäldchen bevölkerten.
Als der Riese jedoch seine Gedanken bezüglich eines Mitbringsels für seine Tochter aussprach, verschwand das stichelnde Grinsen aus seinem Gesicht und wich etwas leichterem, freundlicherem. "Wie alt wird sie jetzt eigentlich? Wird Zeit, dass die kleine auf die Füße kommt und so stark wird, wie ihr Papa... Oder sogar noch stärker?" Jetzt war Ingmar derjenige, der seinen Gesprächspartner anstieß. "Oder meinst du, sie kommt eher nach ihrer hübschen Frau Mutter und zupft auf der Zither hübsche Liedchen zusammen, oder was Elfen so in ihrer Freizeit tun, wenn wir nicht in der Stand sind, stimmt's Jungs?!" Gegen Ende hatte Ingmar kurz das Wort an seine Männer gerichtet, um die allgemeine Stimmung noch etwas zu schüren, er genoss es wirklich, sich in seiner liebsten Gesellschaft zu befinden, wenn auch nur auf Zeit.

Mehr und mehr drängte sich der klang von plätscherndem Wasser an ihre Ohren und die moosige Waldluft schien sich zu lichten, als sie sich mehr mehr mehr einem richtigen Strom näherten. Wie der Rest der Landschaft war auch dieser Lauf schön anzusehen, das Wasser war klar und sauber, während das Sonnenlicht hier und da ein Glitzern auf die kleinen Wellen Zauberte, die sich in kleinen Unruhen bildeten. Sie alle hatten sich nun am Ufer eingefunden und kosteten von dem kühlen, klaren Wasser, das vor ihren Augen dahinplätscherte, völlig verdient, da sie schon ein Weilchen unterwegs sein mussten, weshalb auch Ingmar sich einen Schluck gönnte, während er den Himmel im Auge behielt...

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Montag 10. Juni 2013, 09:57

Bromirs lachen war laut und herrlich. Oh ja, an diese Waldnyphem erinnerte er sich noch nur zu gut. Wie betrunken man auch sein konnte, dass man ernste Priesterinnen , die ihren Glauben nachhingen mit so etwas verführerischen wie die Nymphen des Waldes vergleichen konnte. Das war wirklich etwas, was einem besonders lange im Gedächtnis blieb.
„ja ja, die Nymphen… Mensch, waren wir da dicht! Ein Wunder das wir nicht über unsere Füßen gestolpert sind….“ Er schüttelte schmunzelt seinen Kopf, als er sich an sein und auch Ingmars Getorkel erinnerte. Ja, das hatte schon was gehabt.
„meine Tochter wird jetzt 15 Jahre alt…sie ist eine richtige Dame…und zu meinen Glück, hat sie die Schönheit ihrer Mutter abbekommen. Doch sie hat leider meinen Dickkopf und Starrsinn erhalten…die wird mir noch Ärger machen…und so wie sie jetzt drauf ist, will sie noch immer dich als ihren Männe haben… Der Himmel möge mich davor bewahren. „ Er feixte, denn jeder der die Tochter von Bromir kannte, wusste dass sie immer den als Mann sich gesucht hatte, der nach ihrer Nase getanzt hatte. Sie wusste eben als Kind nur zu gut, wie sie ihren Willen bekam.
„sie würde sich freuen, wenn sie dich mal wieder zu sehen bekommt… sie hat sogar gedroht, wenn du dich nicht bald mal zeigst, wird sie dich an deinem Bart zu sich ziehen“ natürlich interpretierte der große Mann diese Aussage frei nach seiner Meinung.
„Das Schwert beherrscht sie schon ganz gut…Leider will sie keine Dame wie ihre Frau Mutter werden- eine Kämpferin, die sich nichts sagen lässt und der Welt sich beweisen will. Ich hoffe, es wird noch lange dauern und sie wird eher einen anständigen Kerl begegnen… nichts gegen dich“ zwinkerte er zu seinem treuen Freund.
Der Adler in der Luft schrie laut…und mindestens einer, fluchte wie ein Rohrspatz, über diesen vermaledeiten Vogel.
„Ingmar…wieso gerade diese Mistvieh…hätte es nicht auch ein Spatz getan“ kam jetzt der empörte Jesroh auf den Hauptmann zu. Skeptisch warf er wieder und wieder einen Blick über die Schulter zu den in der Luft kreisenden Tier.
„Ein Adler… glaubt mir, ich muss mich nicht versöhnen mit den Viechern… das mache ich kurz vor meinen Tod, das reicht dann“ Schnaubte er verächtlich und schritt jetzt neben seinen Hauptmann, während er sich nervös am Arm kratzte. Zufall, dass es gerade der Arm war, wo man bei ihm in der Gefangenschaft zuerst mit dem Hautabziehen begonnen hatte?

Sie näherten sich den Bach und die Horde, fragte nicht lang, sondern sie stürzten sich wild rein.
„ich wird nicht mehr…Ingmar…da eine Nixe“ Schrie einer seiner Leute auf. Und tatsächlich saß auf einen Felsen nur ca 100 Meter von ihnen entfernt, eine bezaubernd schöne Gestalt, die ihr Haar kämmte und jetzt erschrocken, aber auch neugierig zu ihnen sah. Ihre weiblichen Rundungen waren nur durch ein paar Blüten bedeckt und ihr langer Fischschweif plätscherte in den sanften Wasser hin.
„Oh, komm zu mir…du schönes…“
„Ach was…sei die meine“ jaja, so war es- selbst ohne Alkohol.
Der Adler hingegen verschwand in den Wäldern auf der anderen Seite des Flusses, ließ seinen Ruf nochmals laut ertönen.
Bromir, hielt Ingmar zurück, blickte ihn fragend an?
„Zuviel getrunken haben wir doch jetzt nicht, oder?...nicht, dass wir dort eine hässliche Kröte haben?...irgendwas gefällt mir nicht“ Nachdenklich zog er die Stirn kraus, während die anderen das liebliche Geschöpft lockten. Zwar waren sie alle ausgewachsene Männer, doch oft führten sie sich wie Kindern auf.
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Freitag 5. Juli 2013, 16:09

"Sie könnte es schlimmer treffen als mit mir und das weißt du." So grinste Ingmar, während er vergnügt grinsend seinen Schnauzbart zwirbelte. "Bin doch ein hübsches Bürschchen, oder nicht?" Scherzelnd streckte der Halbzwerg dem Riesen die Zunge heraus, dass seine kleine Tochter - so fern sie wirklich nach ihrer Mutter kam - hinreißend anzusehen sein musste, für seinen Geschmack war sie ihm dennoch etwas zu jung. Bei allem was recht und hübsch war, man sollte es nicht übertreiben und in Gedanken hatte Ingmars Bromirs Sorgen längst zerstreut, denn wenn sie wirklich so stur war wie er, dann brauchte er sich keine Sorgen zu machen. "Ach was, wenn sie wirklich so stur ist wie du, hab ich ja gar keine Wahl, als ihr Gatte zu werden. Nein, im Ernst, sie wird sich schon was Gescheites anlachen."
Es dauerte nicht lange, da ertönte wieder Jesrohs nörgelnde Stimme. Wie nervtötend und mäkelig er sein konnte, hatte Ingmar völlig vergessen und wurde nun daran erinnert. "Spatzen legen mir aber zu kleine Eier, Freund. Davon ab erwarte ich nicht, dass du den Vogel ehelichst, du wirst schon noch deine Gelegenheit bekommen, ihm zu zeigen, was du von ihm hältst. Glaub mir, es ist leichter einen Adler zu erlegen, als auch nur auf einen abgeschossenen Spatz zu hoffen." Trotz allem hatte er Jesroh stets ebenso gerne um sich, wie jeden anderen der Räuber auch, denn er war wie sie alle: Ein wenig eigen und verquer, aber im Kern doch ein guter Mann und das war, was zählte. Davon ab, dass er einfach ungeheuer nützlich war, versteht sich."

Am Fluss angekommen hatte Ingmar kurz zur Rast angehalten und - wie zu erwarten - stürzten sich seine Mannen zügellos in die Fluten. Ein Glück, dass sie Fluss-abwärts zu ihm standen, denn er wusste, wie lange ihr letztes Bad her gewesen sein musste. So konnte sich der Zwerg noch einen Schluck gönnen, ohne um seine Gesundheit fürchten zu müssen. Der Aufruf und das pubertäre Verhalten seiner Mannen zeichnete kurz Falten auf die Stirn des Hauptmanns, ehe er zu der wohlgeformten Gestalt herüberschielte, welche sich erschrocken nach den tönenden Männern umsah.
Bromirs Einwand hatte anbei durchaus etwas für sich, denn selbst angesichts des Ortes, an dem sie sich befanden schien es dem Halbzwerg doch unwahrscheinlich, dass sich ein derart seltenes und scheues Wesen vor ihnen auf einem Felsen räkelte und sich nicht sogleich aus dem Staub machte.
Daher nickte Ingmar und brummte. "Stimmt, da ist irgendetwas faul. Heimtückische Biester, wenn ich richtig verstanden habe, was in der brüchigen Karaffe letztens gemurmelt wurde. Ich sehe mir das mal an, ehe sich einer von den anderen die Finger verbrennt." Kritisch dreinschauend ging Ingmar ein paar Schritte seitens des Stromes um besser sehen zu können, deutete seinen Begleitern allerdings, zurück zu bleiben. Die Situation war einfach zu abstrus, als dass sie wahr sein konnte. Kurz blickte er seine Mannen an und raunte streng. "Jetzt übertreibt es nicht, ihr Kindsköpfe. Nixen wirken nur so zutraulich, weil ihr weit von ihnen weg seid. Jetzt benehmt euch nicht wie Hinterweltler, die ihren Ziegen nachgeifern, ist ja nicht auszuhalten." Sie sollten erkennen, dass er feixte und würden ihm hoffentlich vertrauen, denn dieser Ort war trügerischer, als sie sicherlich zu erkennen vermochten und selbst Ingmar zu vermuten wagte. "Was führt ein zartes Wesen wie Euch so tief in den finstren Wald hinein?" So rief er der Nixe in gesittetem Ton zu, denn er hielt nach wie vor einen gewissen Abstand zu ihr, denn laut Legende waren es Nixen, die gern Fischern und anderen Männern auflauerten um sich an ihnen zu nähren. Auch wenn der Halbzwerg derlei Dinge immer mit Vorsicht behandelte, war es sicher klug, sich bedeckt zu halten.

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. Juli 2013, 16:20

Bromir grinste breit, als sein Hauptmann, die Bemerkung bezüglich der Tochter losließ. Natürlich würde es ihn tatsächlich weniger stören, wenn seine Tochter einen Kerl wie Ingmar irgendwann finden würde, denn obwohl sie Räuber waren hatte sie alle eine gewisse Ehre und Moral im Leibe. Aber aus der Sicht eines Vaters, wünschte man sich eben ein geordnetes Leben für seine einzige Tochter. Doch er war Stolz, dass sie das Schwert schon so gut handhabte, anstatt sich lieber um Stickerei zu kümmern. Seine Tochter sollte sich verteidigen können und eine starke Persönlichkeit werden.
Das Wusste auch der Halbzwerg, der sich der Illusion hingab, es wäre alles wieder so wie früher. Gezwungen sich der Aufgabe gegenüber zu stehen, wo er mit verstorbenen Freunden umherlief. Jesroh schnaubte verächtlich, als Ingmar die Bemerkung zu den Einer eines Vogels machte.
„Flatterndes Viehzeug, bleibt Viehzeug…egal ob ein großer Adler oder ein Spatz…. Einer!“ resignierend warf er die Hände in die Luft.
„Der Hauptmann will einen Adler jagen wegen Eier…“ er nörgelte gerne, speziell wenn es um fliegende Tiere ging. Bromir grinste nur zu Ingmar.
Aber sobald sie beim Fluss waren, war alles vergessen. Ingmar sah es wie Bromir, eine Nixe konnte gefährlich sein, selbst wenn sie noch so lieblich schaute.
Gelächter war zu hören, als Ingmar sich anschickte, die guten Manieren offen zulegen, damit man dieses Geschöpf nicht erschrickt. Hier und dort wurden sich sogleich, wenn auch lachend, sich die Haare geordnet und die Kleidung glatt gestrichen.
Die Nixe hingegen hielt mit ihrem Zweig, den sie wie einen Kamm nutzte inne, blickte interessiert zu dem Halbzwerg. Sie lächelte leicht und legte den Kopf schräg. Bromir rief die anderen zur Ruhe, wachsam beäugte die rechte Hand des Hauptmannes das Geschehen, bereit im Notfall einzuschreiten.
Das Wasser plätscherte gegen den Felsen, als sie jetzt eine zweite Nixe auf den Stein hochzog. Sie quietschte in einem seltsamen laut, welches schrill und befremdlich wirkte, sah ebenfalls zu dem Halbzwerg. Die erste hatte indes ihren Kamm hingelegt, näherte sich dem Mann. Ihre Haut schimmerte leicht, wie die Schuppen ihres Schwanzes und…dann passierte es.
Eine Art Kamm stellte sich bei der Nixe an der Wirbelsäule auf. So als habe sie spitze knöcherne Verlängerungen an den einzelnen Wirbelkörpern, die durch eine Membran verbunden waren. Sie verzog das Gesicht und las sie ihn anfauchte, konnte er einen Mund sehen, der mehr Zähne- ja sogar Zahnreihen aufwies, die scharf wie Rasierklingen waren.
Doch griff sie nicht an. Die Ruhe die plötzlich hinter dem Halbzwerg sich auftat, war der beweis, dass alle jetzt bereit waren zu agieren. Um ihren Hauptmann in erster Linie zu unterstützen und zu helfen, wenn es nötig ist.
„Wassss willst du hierrrr, Totenläufer? …Mich ebenso quälen?...Verrrgisss es…“ fauchte sie, wenn man ihr auch deutlich ansah, dass sie wohl Angst hatte.
„oder willst du dich ausruhen und ich soll mich dich annehmen, sowie meine Schwestern deinen Leuten“ sprach sie weicher und verführerischer weiter. Reckte sich dem Mann entgegen, der Rückenkamm verschwand und der Mund war zu einem sinnlichem Lächeln verschlossen. Dabei konnte man bei beiden Reaktionen nicht sagen, dass dies eine Maske war. So, wie man wohl agierte, so würde sie auch agieren.
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Samstag 3. August 2013, 20:35

Wie Ingmar vermutet hatte, waren diese Kreaturen nicht gänzlich das, was sie zu sein schienen.
Mit amüsiertem Gemurmel hinter sich hatte der Halbzwerg auf eine Antwort des Mischwesens gewartet, verharrte dabei ganz ruhig an Ort und Stelle. Er wusste, dass er sich im Zweifelsfall auf seine Männer verlassen konnte, sollte es brenzlig werden, ein Umstand, der Ingmar durchaus etwas Selbstvertrauen einimpfte. Das kurze Schauspiel, dass sich dem Bärtigen dann bot, machte ihn dennoch mehr als nur misstrauisch, nie zuvor hatte er mit einer Nixe "en Naturelle" zu tun gehabt und war nicht auf den schrillen Ruf und das plötzliche Erscheinen einer weiteren Nixe vorbereitet, dennoch hielt Ingmar an sich, die Situation war noch unter Kontrolle. Er selbst war nach wie vor an Land und fühlte sich dementsprechend sicher, denn davon, dass Fische gut zu Fuß waren, hatte Ingmar noch nie gehört.
Mit verschränkten Armen stand er da, als sich die Nixe auf ihn zu bewegte und mehr und mehr Unruhe ausstrahlte, da der plötzlich wuchernde Kamm, ihre zischelnde Stimme und die Reizzähne deutlich von Aggression kündeten. Wie eine Mischung aus Mensch, Schlange und Raubfisch hatte sie sich gegeben, nannte ihn Totenläufer, unterstellte, dass er ihr Leid antun wollte.
Ebenso rapide, wie sich das scheue Wesen in ein fauchendes Untier verwandelt hatte, wandelte es abermals Gestalt und vor allem en angeschlagenen Ton in derart extremer Form, dass es an Hexerei grenzte. Fast war der Halbzwerg der Meinung, dass ihm die fauchende, feindselige Version der Nixe lieber war, angesichts dieser raschen und trügerischen Verwandlung. Ihre Stimme war plötzlich zart und sanft, fast betörend, je länger sie in den Ohren widerhallte. Die Reißzähne verschwanden hinter vollen, wunderschönen Lippen und auch der Rückenkamm verschwand. Es mochte Einbildung sein, dass sich ihre gesamte Erscheinung veränderte, doch tatsächlich war ihm so, als würden selbst die Schuppen ihres Schwanzes allmählich feiner werden, wo sie zuvor wie Teile eines Lamellen-Panzers gewirkt hatten.
Wäre es ihm aufgefallen, hätte Ingmar sich über sich selbst gewundert, da ihn das durchaus ansehnliche Äußere weniger interessierte, als das, was das Mischwesen gesagt hatte. Totenläufer hatte sie ihn genannt, erkannte sie etwa, dass er nicht hier her gehörte? Offensichtlich, sonst wäre diese Situation sicherlich eine andere. Aber warum konnte sie ihn erkennen? War sie ebenso gefangen hier wie er es war? Oder war sie Teil dieser Welt und ein Test, ob Ingmar in der Lage war, Versuchungen zu entsagen? Eine Versuchung war sie, das mit Sicherheit, doch er würde sich sicher nicht ablenken lassen. Doch nicht nur das hatte ihn stutzig gemacht. Warum zum Beispiel sollte er ihr Schaden zufügen wollen? War ihr kürzlich jemand wie er zu Leibe gerückt? Das würde ja bedeuten, dass es hier noch mehr Nicht-Tote geben musste. Dieser Ort wurde immer merkwürdiger und merkwürdiger.
Auf die Gefahr hin, sich den Unwill seiner Männer aufzuerlegen, hob Ingmar verneinend die Hände und entgegnete. "Ich habe nichts mit Euch zu schaffen. Wir zogen bis eben einem Raubvogel hinterher, der diesen Fluss hier gekreuzt haben muss und jetzt rasten wir ein wenig." Dabei deutete Ingmar zivilisiert grinsend auf seine Gefährten. "Ich hoffe, wir haben Euch und eure..." Kurz spähte Ingmar über die Schulter der Nixe, um neben der Zweiten noch etwaige andre zu erblicken, was ihm allerdings nicht gelang. "... Schwestern nicht erschreckt, wir sind nur ein paar Wanderer und haben nichts Böses im Sinn, stimmt's?!" Den letzten Teil des Satzes sprach Ingmar laut genug aus, damit seine Mannen ihm auch prompt zustimmen konnten.
Wenn es hier wirklich noch mehr von der Sorte gab würde ihn sicher schnell interessieren, woher diese kamen, denn er hatte nicht das Gefühl, ohne Grund auf dieses Fräulein getroffen zu sein, denn der Vogel war inzwischen nicht wieder aufgetaucht. "Mit wem habe ich eigentlich das Vergnügen?" Um dem ganzen etwas die Anspannung zu nehmen, trat der Halbzwerg zumindest ein paar Schritt näher ans Hupfer heran, um seinen guten Willen zu unterstreichen. Eines musste man Ingmar lassen: Auch wenn er kein großer Dramaturg war, er sprühte gradezu vor Ganoven-Charme, wenn er denn wollte und wusste diesen auch einzusetzen.

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 29. August 2013, 13:28

Die Nixe blickte ihn aus großen Augen an, interessiert und zögerlich. Jetzt würde man nie glauben, was sich noch vor ein paar Sekunden ereignet hatte. Sie war die reine Sünde und die Worte des Mannes ließ sie leise schnurren. Man mochte es fast bei der ruppigen Gestalt des Halbzwerges bezweifeln. Sie drehte sich auf dem Felsen, lag mit dem Kopf so, dass sie ihn von unten über Kopf anblickte, während sich ihre wohlgeformten Brüste gen Himmel regten. Eine Hand streckte sie aus, als wolle sie den Halbzwerg berühren. Die Finger , die schlank waren und wo sich dazwischen leichte Schwimmhäute zeigten, streichelten die Luft.
Ingmars Männer hatten nach dem Ausruf des Halbzwergs genickt und zugestimmt. Keiner war so einem Wesen bis jetzt begegnet und wollte den Zorn dieser seltsamen Kreatur auf sich ziehen.
„Du bist nicht wie anderen Totenläufer…ihre Zeit ist vergangen, deine noch nicht. Mein Name ist Missialla. Du willst mir nicht schaden? Deine Mannen passiert nicht, sie gehören hierher…du nicht… Einen von ihnen werden wir auch ewiges Glück schenken können, wenn du sagst…der, wer in unserem Element den Tod fand“ Es war geheimnisvoll und mysteriös. Sollte Ingmar wahrhaftig jemanden hier ausliefern? Sie summte ein wenig, ihr Brustkorb hob und senkte sich leicht und auch ihre Schwester machte einen Satz auf den Felsen, wand ihren geschmeidigen fischähnlichen Schweif um den ihrer Schwester.
Natürlich eine sinnliche Berührung, die die Männer von Ingmar Blicke austauschen ließen. Sie dachten eben doch meist nur mit ihrer Männlichkeit. Außer Bromir, der einen ernsten Blick auf die Situation hatte.
Leise gurrte sie der ersten etwas zu und diese nickte und lachte Glockenhell auf.
„Oder so Schwester… Totenläufer, gebe uns zusätzlich deine Gesellschaft für eine Nacht und wir bieten dir eine Möglichkeit in unseren Gewässern zu reisen, bevor der Sucher dich ereilt“ Als sie die Verwirrung im Blick des Halbzwerges sah, blickte sie auf, jetzt neutral vom Gesicht.
„Der Sucher holt die, die hier nur kurz verweilen, versucht zu verhindern, dass man diesen Ort verlässt…viele Formen kann er annehmen, aber meist ist er etwas, was einem im Inneren bewegt. Wir mögen ihn nicht, er nahm unsere Beine“
Die andere Nixe sah unterdes verträumt zu seinem Bart, wollte wohl am liebsten ihre Finger durch diesen gleiten lassen.
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Dienstag 10. September 2013, 01:24

Völlig egal, wie viele Prinzipien man haben mochte und unwesentlich, welche Umstände einen umgaben, die niederen Trieben hatten doch stets einen Logenplatz innerhalb des Theaters, welches das Innere eines jeden Schädels formierte. Es lag schlichtweg in der Natur der Sache, dass die nun zarte und wohlklingende Stimme und das schimmernde, mehr als appetitliche Äußere der Nixe auch an Ingmar nicht spurlos vorbei gingen. Verwunderlich eigentlich, da er trotz aller Prahlereien doch immer mehr eine Schwäche für "starke" Frauen hatte, wie Schankdamen mit üppigen Kurven und noch üppigeren Gelüsten. Damen eben, die dem zwergischen Ideal von Sinnlichkeit nahe kahmen. Dürre Elfchen und abgemagerte Bäuerinnen und Huren hatten da doch etwas von magerer Ersatzkost, zumindest für eine echte Zwergen-Libido. Sicherlich lag es nicht nur an ihrem Aussehen, dass auch Ingmar Gefallen an den Mischwesen zu finden schien, es wäre wenig verwunderlich gewesen, wenn ein Zauber dabei nachhalf.

Trotzdem war Ingmars Verstand wach genug um dem Gesprächsverlauf aufmerksam zu folgen, dessen Ausrichtung ihm überhaupt nicht behagte. Nun kämpfte er etwas mit sich, denn sein doch etwas schlichterer Verstand ackerte nun aufs Härteste um das Wirrwarr an Gedanken zu entknoten, welches sich in ihm angestaut hatte. Da waren Verwirrung, Gewissensbisse, Hoffnungen, Ideen und bedauerlicher Weise auch leichte Funken von Verlockung, Gier und Schwäche. Man sah Ingmar allerdings nicht an, dass er grübelte, denn die Bedenkzeit, die sich für ihn wie eine Ewigkeit anfühlte, dauerte nur ein paar Sekunden an.
"Bedauerlicherweise kann ich keinen meiner Männer entbehren." Ingmar grinste freundlich, ließ sich nicht anmerken, dass sein animalisches Unterbewusstsein längst Phantasiekonstrukte gesponnen hatte, die jeder Dorfmagd die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten. Trotz der Absage entfuhr ihm dabei ein kleiner Seufzer, da er sich ausmalen konnte, was "ewiges Glück" im besten Fall bedeuten mochte.
Der Zwerg warf einen wehmütigen Blick hin zu Meathook, er wusste nur all zu genau, dass er es war, dem ihrer aller Peiniger einen Trichter auf den Kopf geschnallt und so viel Wasser nachgegossen hatte, bis der Mann quasi auf dem Trockenen ertrunken war. Gefesselt an einen Bock, gurgelnd, brüllend und zuckend. Es war einer der vielen Tode, die Ingmar sehenden Auges hatte ertragen müssen und die wie ein Feuermal in seiner Seele brannten. Nie im Leben würde er auch nur einen von ihnen zurücklassen. Die Worte des alten Zwerges hallten zusätzlich in Ingmars Kopf wieder, man hatte ihm einen Pfad gewiesen, er würde ihn nicht verlassen, auch wenn die Verlockung noch so groß war und er sich wie ein Rohling vorkam, sollte das Angebot der Nixen freundlich gemeint gewesen sein.

Auch das folgende Angebot vermochte nun noch an seiner Entscheidung zu rütteln, auch wenn die Nixen die Daumenschrauben noch etwas anzuziehen schienen. Schreckliche Bilder hatten sich zurück in seinen Verstand gekämpft und ließen sein Gesicht ein wenig versteinern. So war sein Blick in erster Linie fragend, als die Mischwesen vom "Sucher" sprachen.
Was hatte es mit dieser Kreatur auf sich? War das alles nur ein Trick? Eine Verlockung, der Ingmar widerstehen musste? Vieles sprach dafür, die reine Unvernunft schien ihn in Richtung eines Kompromisses zu drängen. Es war merkwürdig und er mochte es sich nicht so recht zugestehen, doch Ingmar spürte, dass ihm diese trügerische Welt nicht sonderlich behagte, ihm fast unangenehm wurde. Unschlüssig sah er zu Bromir herüber, welcher mit festem Blick das Geschehende zu beobachten schien, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf die zierlichen Damen lenkte, um sie nicht all zu sehr zu verprellen, dabei sprach er unwillkürlich mit etwas gesenkter Stimme. "Verzeiht, aber gibt es eine Möglichkeit, wie wir alle euren Fluss bereisen können, ohne, dass einer von uns zurückbleibt? Ich möchte Euch nicht kränken, aber ich glaube nicht, dass ich länger in dieser Welt bleiben sollte, als es mir gestattet wird." Ingmar kramte in seinen Sachen und holte den kleinen Anhänger hervor, welchen ihm der alte Zwerg geschenkt hatte und hielt ihn der Nixe hin, dass sie ihn betrachten konnte. "Wisst Ihr, wohin dieses Kleinod gehört? Ich soll es einem Wächter geben, damit ich zurückkehren kann. Die Tochter des Größten unter ihnen braucht mich in der wirklichen Welt, helft Ihr mir, sie zu retten?"
Der trügerische, charmante Blick war längst dahingeschwunden und dem Blick eines sorgenvollen Vaters oder Gatten gewichen, dessen Herz an etwas geflochten worden war, das nun glitzernd vor den Augen der Nixe an einem Lederband baumelte.

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 9. Oktober 2013, 13:06

Die beiden Nixen sahen zu dem Halbzwerg und dann zu den Leuten, die nicht unweit von ihnen entfernt standen. Zumindest die eine, welche nach wie vor versuchte den Bart des Räuberhauptmannes berühren zu wollen, schien aber doch etwas naiver zu sein als ihre Schwester. Diese blickte zudem Totenläufer und kurz schien es, als knabberte sie an ihrer Unterlippen. Als erinnerte sie sich an eine Zeit als vielleicht ihr Leben noch in Ordnung war. Ihre schlanken Finger berührten das kleine Symbol, zärtlich fuhr sie darüber.
„du willst der Tochter helfen?...und auch willst du keiner deiner Leute gehen lassen. Totenläufer, dies war deine Familie, du wirst sie ziehen lassen müssen…Glaubst du, wir würden deinen Mann schaden? Hältst du uns für so grausam, obwohl wir wissen, was geschehen ist…Wasser ist unser Element, wir hörten ihn und haben versucht zu helfen…aber nur wirklich hier, können wir ihn wirklich für das Grauen entschädigen.“ Sie blickte über die Schulter zu Ingmar, sah zu dem Armen rüber, der damals den Tod durch Ertrinken fand. Sie zischte ihrer Schwester was zu, diese ließ enttäuscht den Bart des Halbzwerges los. Geschickt hatte sie die Unachtsamkeit des Mannes ausgenutzt.
Die Nixe blickte in das Gesicht des Halbzwerges, schloss seine Finger wieder um den Talisman, nickte dabei Bromir zu, der nur irritiert eine Braue hob.
„wir werden euch helfen. Lasse dich nicht vom Weg abbringen, aber wisse, dass du sie nicht mitnehmen kannst. Doch ich habe eine Bitte an dich…wenn wir dir helfen, so will ich das du etwas nutzt, was so eigentlich nicht in den Händen von Zwergen gehört. Entsage deiner Waffe und nutze die Waffe, die man eher dem weichem Volk andenkt“ Sie wies zu einen der Leute von Ingmar rüber, der tatsächlich eine andere Waffe trug. Ein Schwert!
„Wenn die Zeit für deinen Übergang ins Leben kommt, sage das du eine andere Waffe führen möchtest! Was der Sucher ist…er sucht Totenläufer…welche die durch Götter und durch eigene Kraft auf diese Insel geschafft haben, um hier eine Aufgabe zu erledigen, damit sie ins Leben kehren können. Ich wollte einst meinen Bruder retten, doch ich war nicht stark genug. Wir wurden Teil von dieser Welt und ich kann nur hoffen, ihn zu finden…“ Und diesmal war es ein trauriger Blick, herzzerreißend als sie zu jenem Mann rüberblickte, der den Wassertot fand.
„Leben ist leer, Leben ist ohne Bedeutung…im Tod findet alles zusammen“ meinte die Nixe leise, wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Die andere Nixe blickte auf, drehte sich zu ihrer Schwester und streichelte ihr Haupt.
Der Satz sollte Ingmar etwas sagen. War es nicht ein von Meathook trockener Satz, wenn er ein Leben genommen hatte. Seine Art von Sarkasmus! Der Hauptmann wusste, dass gerade dieser Mann, Familie besessen hatte. Keiner von ihnen war aus Spaß an der Freude zu Räubern geworden. Lebensumstände hatte sie dazu geführt. War das Zufall?
Sie quietschte schrill auf und wie auf ihr Kommando, wich dass Wasser von ihr und den Felsen- gab so einen Weg zum Ufer frei.
„Totenläufer, der Weg ist frei…folge deiner Aufgabe. Folge dem was du sagst, und wenn der Adler nicht mehr zu sehen ist, so frage jedes Wasser, wir werden dir helfen…“ meinte die Nixe gebieterisch.
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Sonntag 27. Oktober 2013, 13:15

Irgendwie rührte das indirekte Bitten der Nixe Ingmar an, hatte er die Gefühle, die dahinter standen doch gerade erst kennen gelernt.
Ebenso riefen ihre Worte ihm nocheinmal ins Gedächtnis, was der alte Zwerg ihm gesagt hatte, er würde diese Welt ohne seine Männer verlassen, oder untergehen, es gab nichts, dass er für sie tun konnte, damit musste er sich abfinden. Die Bitte der Nixe rief allerdings etwas Verwunderung in ihm auf, da er mit etwas derartigem nicht gerechnet hatte. Er sollt ein Schwert führen? Der Axt entsagen? Der Waffe, mit welcher seine Ahnen schon seit hunderten von Jahren in den Krieg gezogen waren? Der Axtkampf hatte fast schon traditionellen Status in der Familie Schotterbruch, auch die Lehmfüße waren Führer des Spalters gewesen, sollte er diesem Erbe entsagen?
Allerdings, so bedachte er, war dies kein gewöhnlicher Ort und er war mit Nichten auf einer gewöhnlichen Mission, es musste also etwas an den Worten der Nixe haften, dass der Wahrheit nicht fremd war. Daher nickte Ingmar ihr mit ernster Miene zu. "Das werde ich. Wenn der Moment kommt, dann werde ich die Klinge wählen, auf dass sie das neue Zeichen meines Sieges werde. Und ich schwöre euch, dass ich diejenigen bezahlen lasse, die euch und meinen Männern das angetan haben. Der Pfad, den ihr mir öffnet, wird mich direkt zu einem von ihnen führen und ich werde Rache nehmen, für sie und euch." Den Schwur raunte er lediglich, hoffte, dass er den beiden ein wenig Trost spenden möge, denn auch wenn Ingmar nicht ohne Fehl war: Der Schwur eines Zwerges war ebenso stark wie der Berg unter dem der Zwerg geboren wurde, so lautete zumindest ein relativ bekanntes Sprichwort, zugehörig dem Ehrenkodex der Nogroter.

Die traurigen Augen der Nixe erweichten Ingmars Herz zusehends, wieder eine Seite an ihm, die nur selten ans Tageslicht kam: Er hatte es nicht gern, wenn liebende Personen eben diesen Blick tiefster Trauer trugen, fast wurde ihm etwas mulmig zumute. Dabei half es nicht, dass die Nixe einen von Meathooks bekannten Sprüchen zitierte. Er hatte es geliebt, sich derlei Phrasen auszudenken und damit zu überspielen, dass auch er ein weicheres Herz hatte, als es ihm gut gestanden hätte.
Noch ehe sich der Weg geöffnet hatte, hatte sich Ingmar erhoben und schluckte seine Gefühle hinunter. Dies war kein Ort, an dem man Schwäche zeigen durfte. Er hatte ein Prüfung zu bewältigen und wollte diese mit aller Stärke angehen, die er in sich trug, niemand sollte ihn aufhalten, seinen Willen brechen. Er war ein Kind des Steins und würde sich weder von Gefühlen, noch einer Schreckensgestalt, einem Untoten, oder jetzt sogar dem Wasser der Toteninsel aufhalten lassen.
Ehe jedoch Bromir und die anderen ebenfalls die Nähe der Nixen erreichten, blickte der Halbzwerg nachdenklich zu seinen Mannen herüber, dabei fiel ihm besonders Meathook auf, denn auch wenn die anderen mit Faszination auf die Elementarwesen blickten, wirkte er irgendwie schwermütig und träge. Sein Blick hatte etwas ähnlich trauriges wie die etwas feuchten Augen der Nixe, das erkannte er genau.
Nach ihrer kurzen, majestätischen Ansprache, wandte Ingmar den Blick wieder zu ihr und sah ihr tief in die Augen.
"Wisst Ihr, Meathook ist nicht mein Eigen, niemand von ihnen ist ein Sklave meines Willens. Wenn Euer Bedauern so ehrlich ist, wie eure Augen es verraten, dann sprecht mit ihm. Wenn Ihr sein Herz berühren könnt und er mit Euch geht, so werde ich ihn nicht festketten und von Euch fern halten."
Schließlich hatten sie sich alle am Ufer eingefunden und bestaunten die Nixen nun ehrfürchtig aus der Nähe, denn aus er Ferne war es leicht, den starken Mann zu markieren, wenn man sich einem Wesen von solcher Anmut dicht gegenüber sah, wechselte das nur all zu schnell in Ehrfurcht.
"Danke, dass Ihr uns helft." So sprach Ingmar mit ehrlichen Augen, ehe Bromir an seine Seite trat.

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Sonntag 1. Dezember 2013, 12:37

Das Schicksal konnte grausam und doch war es gerecht. Ingmar wusste was die Nixe suchte, einen seiner Mannen. Denn selbst obwohl sie es nicht direkt gesagt hatte, so hatte sie genügend Zeichen gesetzt, dass man es erahnen konnte und keinen Zweifel zu ließen. Ihre Art, wenn sie zuvor auch angriffslustig gewesen war, berührte etwas in den Zwerg, wogegen er sich nicht erwehren konnte.
Egal wie verworren diese Wesen auch hier waren, so schien es doch Verbindungen zu der sterblichen Welt zu geben- ja sogar, zu seinen Leuten und deren Familien.
Und zudem stellte man den Zwerg zur Aussicht, dass er wohl seiner geliebten Waffe absagen sollte, damit er eine andere führen würde.
Sie nickte huldvoll, als es nun an Ingmar war seinen Schwur der Rache zu äußern. Die Augen ein Leuchten und Strahlen, dass man es mit einem Worte des Dankes hätte überbringen können. Auch die andere Nixe strahlte mit einer Hoffnung und dem Wunsch nach Vergeltung, dass es einem kleinen Kind glich.

„Wir danken dir, …glücklicher könntest du uns mit diesen Worten nicht machen.“ Sie streckte sich, berührte sanft mit einer Hand die Wange des Halbzwerges. Es war eine Geste, die nur Frieden ausdrückte und keinerlei sexueller Natur war.
Als der Halbzwerg wiederum die Worte an die Nixe gerichtet hatte, lächelte sie traurig.
„Nein, euer eigen ist er nicht….aber ist es doch der Wunsch von euch..“ sie wies zu seinem Herzen hin, berührte jedoch nur die Stelle, wo sich ihres befand.
„…hier im Herzen, dass sie euch begleiten. Ihr trägt eine Last mit euch. Und ihr mögt sie ungern wieder verlieren.“ Sagte sie leise, dass nur er sie hören konnte.
Seine Leute hingegen blickten fast schon scheu zu diesen zarten Wesen und einer ganz besonders. Die müden Augen seines Mannes, die erkannten, dass es Frieden gab. Sie blickte nur zu Meathook und er schluckte den sichtbaren Brocken runter. Unsicher sah er zu ihr, während die jüngere Nixe die anderen Männer ein wenig becirzte.
„Ingmar…ich will bleiben…“ sprach er zu seinem Hauptmann, der gerade neben Bromir getreten war.

„Sag mal, was geschieht da…verhext die ihn“ fragte ihn seine rechte Hand. Trotzdem war zu merken, dass Bromir es seltsam gelassen hinnahm. Die anderen klopften Meathook auf die Schulter und wünschten ihn alles Gute. Eine Mischung aus Verwirrung und Gelassenheit lag in der Luft. Es kam öfters vor, dass gerade Meathook zurückgeblieben war und später folgte. Vielleicht sahen die anderen als normal an.
Das Wasser war noch immer gewichen und die ersten Schritten nun zu anderen Uferseite. Bromir sah zu seinem Kameraden, der gerade von der Nixe umarmt wurde. Sie weinte still und auch Ingmar konnte das leise Weinen des Mannes hören, der alles immer verborgen hatte.
Es war zeitgleich wie ein Luftholen, das Gefühl der Freiheit und Frieden. Ein Erlöse und ein deutliches Danke!
Dann lösten sie sich in einem feinen Leuchten auf und waren nicht mehr gesehen. Das Wasser begann sich wieder zu normalisieren. „Willkommen zu Hause Bruder“ klang noch im Plätschern des Wassers nach.
„Beim Harax, was hat das zu bedeuten? Ingmar, sie sind weg…und mit ihr Meathook!“ Bromir blickte sich suchend um. Die Sorge des Mannes war deutlich zu hören.
„Was wollte sie..verdammt, was hast du gemacht?“ verlangte sein erster Mann eine Erklärung.
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Mittwoch 18. Dezember 2013, 13:44

Erneut berührten die Worte der Nixe Ingmars Herz, auch wenn er es nicht gern hatte, sich schwach dabei fühlte, wenn man so in ihm las, wie das weibliche Wesen es zu vermögen schien. Damit nicht genug sprach sie erneut den Teil seiner Mission an, den zu verdrängen ihn dieser Ort stetig zu versuchen schien: Er musste seine Männer, diejenigen, die Jahre ihrer aller Leben mit ihm geteilt hatten, hinter sich zurücklassen. Wie eine schwere Eisenkugel lag diese Gewissheit in Ingmars Magen und bereitete ihm schmerzlichstes Unwohlsein.
Als Meathook seine etwas verzweifelt wirkende Bitte vernahm, wurde das Gesicht des Halbzwerges sehr ernst und gefasst. Fast steinern wurde der Blick des Halbbluts, dessen Antlitz immer mehr von unbeweglichem Fels zu bekommen schien, ein knappes Nicken war die Antwort. Er musste jetzt Fassung und Haltung wahren, dies war weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit, um salzige, glitzernde Zwergentränen zu vergießen.
Just in diesem Moment erinnerte sich Ingmar an einen humorösen Dialog, den er mit Meathook verlebt hatte, während dem der Mensch ihn über die nogroter Zwerge ausgefragt hatte. Damals hatte es den Halbzwerg amüsiert, mit was für Kindermärchen sein Volk beschrieben wurde. Tatsächlich war eine seiner ersten Fragen dahingehend orientiert, ob Zwergentränen wirklich aus flüssigem Silber bestünden. Jeder zwergische Metalloge wäre in schallendes Gelächter ausgebrochen, die beiden Räuber jedoch lehrten dabei nur ihre Krüge, die Frage blieb auf ewig unbeantwortet. Der Mensch hatte stets zu denen gehört, die in Ingmar etwas besonderes sahen, was einen großen Teil seiner Loyalität ausmachte, ohne dass er dabei wie ein Naivling wirkte. Er war wirklich ein sonderbarer Bursche, beunruhigend scharfsinnig und bitter, fast schon zynisch zuweilen, auf der anderen Seite jedoch hatte er stets das magische in allen Dingen gesucht, auch wenn Ingmar vermutete, dass Meathook nie wirklich an die Geschichte mit den silbernen Tränen geglaubt hatte. Dies würde nun wohl eine der vielen Fragen bleiben, auf die er keine Antwort mehr zu finden erwarten durfte.

Ingmar gehörte zu den ersten, die schweigend das Flussbett durchquerten, seine Schritte fühlten sich ungewohnt schwer an, sprach jedoch zu niemandem ein Wort, er musste für ein paar Augenblicke für sich sein.

Unter anderen Umständen hätte vielleicht eine Chance bestanden, das Ingmar das lyrische dieses Moments hätte erfassen können, bei dem schweren Brocken, der nun seinerseits seine Kehle zuschnürte, war das allerdings kaum möglich. Erst als sie alle zurückblickten und beobachteten, was mit Meathook und den schönen Nixen geschah, konnte sich der Hauptmann von seinen inneren Dämonen losreißen, die ihn ob dieser Aufgabe hadern ließen. Bromir verlangte berechtigterweise eine Erklärung, was grade vor sich gegangen war. Jetzt war es geschehen, Ingmar war in eine Zwickmühle geraten, denn wie sollte er dem Riesen von einem Mann erklären, was hier geschehen war, ohne seine Mission zu sabotieren?
Trotz seiner Besorgnis fiel es ihm - für ihn selbst erschreckend - leicht, den Menschen einfach fragend anzusehen. "Was vermutest du denn?" Er war dabei sehr ernst, angesichts dieser Situation gab es auch keinerlei Spielraum für etwas anderes. Er durfte jetzt keinen Schritt zurückweichen, musste eine Erklärung finden.
"Ich habe damit nicht das Geringste zutun, Bromir und Hexerei ist hier auch nicht im Spiel." Ingmar musste sein Haupt hinauf recken, um dem Menschen in die Augen zu sehen, so wie die meisten es tun mussten, wenn sie zu ihm sprachen.
"Es war seine Entscheidung, mit ihnen zu gehen. Du weißt genau so gut wie ich, was Hexerei bedeutet, das hier war etwas anderes. Sie meinen es gut mit ihm." Fast wie um sich selbst zu versichern, das richtige getan zu haben, legte sich seine Stirn unmerklich in Falten, die Situation setzte ihm dann doch etwas zu. "Du hast doch auch gesehen, wie glücklich er bei ihnen war?" Der Hauptmann blinzelte kurz und rieb sich dann Zähneknirschend eines seiner Augen, ironischerweise eben jenes, dass ihm in der Welt der Lebenden herausgerissen worden war. "Verzeih, ich hab was im Auge..." Dabei wandte er sich von Bromir ab und starrte in den angrenzenden Wald hinein, dann nachdenklich in den Himmel, suchte nach einem eventuellen Zeichen des Greifvogels, der sie zuvor geführt hatte.

Lebwohl Meathook, hoffentlich findest du den Frieden, den du verdienst.

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Dienstag 7. Januar 2014, 10:52

Alte Erinnerungen konnten schwer wiegen, dass merkte wohl auch der Halbzwerg mehr und mehr. Und doch sollte man in ihnen nicht nur die Trauer sehen, sondern dankbar sein, dass man dieser Zeit zusammen hatte. Das Ingmar mitbekam, dass sie- oder ihre Seelen ihren Frieden fanden. Keiner konnte behaupten, dass die Prüfungen leicht werden würden. Niemand hatte so wirklich den Hauptmann erklärt, wie schmerzhaft es sein würde. Welche Wunden es wieder aufriss. Jedoch nur so konnten sie diesmal besser verheilen.
Vermutlich hatte er es sich anfangs noch leichtert gedacht, doch jetzt war der erste gegangen...und der Halbzwerg wusste, es würden andere noch folgen. Jeder von ihnen würde wieder gehen.
Nur er war dazu bestimmt diesen Ort wieder zu verlassen, weil er ein Totenläufer war. Weil er eine Mission hatte, die über das Leben der Tochter von Bromir entschied.

Das Wasser plätscherte wieder . Der Flusslauf hatte sich normalisiert und die anderen waren kurz darauf ihren Hauptmann gefolgt. Von Meathook war nichts mehr zu sehen.
Leise konnte Ingmar noch hören wie seine Kammeraden über die Schönheit der Nixen senierten und stolz prahlten, wie sie sie beeindruckt hätten.
Bromir selber war der Mann, der Ingmar jedoch mit Fragen konfrontierte. Ernst sah er zu dem kleineren Mann, die Arme wie so oft vor der massigen Brust verschränkt.
„Was ich vermute?...“ er warf die Hände in die Luft.
„woher soll ich das denn wissen. Ich frage nicht umsonst... ich glaube, ich verliere noch den Verstand, doch mir war...naja...also... als wenn es so richtig wäre!...Er, jetzt wird es seltsam, er seinen Frieden gefunden hat... Teufel auch, das überfordert mich“ brummelte der große Mann, strich sich durch seinen Bart mit einer Handschritt jedoch weiterhin neben dem Hauptmann gehend.
„Wenn es keine Hexerei ist....“ er wurde plötzlich ruhig und sein durchdringender Blick lag kurz auf Ingmar, bevor er ihn über die anderen Leute schweifen ließ.
„vielleicht....sollte ich es so hinnehmen. Angeblich gibt es ja mehr als man selber zu glauben wissen scheint. Götter und Dämonen, Himmel und Harax...“
Deutlich hatte er den Blick von Meathook gesehen und den Frieden, der darauf folgte, ließ den großen Räuber innerlich erschaudern. Er wollte nicht mehr wissen- nur eines.
„Es wird noch öfter passieren, oder Ingmar?“ fragte er sachte, klopfte dann jedoch dem anderen auf die Schulter, bevor er an diesem vorbei ging und die Leute zusammenrief. Sie hatten immerhin noch was vor. Eine Antwort, war der Halbzwerg seinem besten Freund nicht schuldig.
„Na los, ihr Waschlappen...macht euch mal nützlich. Wir wollen doch den Adler suchen.“ rief Bromir, lachte dabei als wieder mal Gezetere folgte.
So wurde der Weg fortgesetzt.
Bromir hielt die anderen erstmal vom Hauptmann entfernt, so als wolle er ihm seine Zeit lassen. Er kannte es, dass Ingmar seine Phasen der Ruhe benötigte. Doch vielleicht ahnte er mehr.
Nur wie sollten sie dem Adler finden? Hier waren die Bäume so dicht, dass man kaum das licht der Sonne bemerkte.
„Ingmar....einer sollte auf die Bäume hoch und schauen. Oder wollen wir einen anderen Weg einschlagen? Vielleicht gibt es hier eine Siedlung oder so“
„put, put, put....wo bist Vogel?...hey Adler?“ spassten einer rum.
„Unser Hauptmann hat wohl noch immer Auswirkungen vom Schnaps...einen Vogel suchen, pah!“
Ja, für seine leute war es mehr als unsinnig.

„Ingmar! Lass dich nicht von Weg bringen, folge dem Adler“ hörte der Halbzwerg wie aus weiter Ferne eine ihm vertraute Stimme. Sie war männlich und hatte irgendwas mit dem Raubvogel zu tun. Genau konnte er es jedoch nicht diffinieren.
Und kurz darauf hört man zumindest den Schrei des Adlers sowie ein Grollen, welches aus der Richtung kam, woher sie kamen.
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Dienstag 21. Januar 2014, 19:33

Es war Ingmar im ersten Moment überhaupt nicht recht, dass Bromir ihm derart viele Fragen stellte, da ihm so langsam die glaubhaften Antworten ausgingen. Wie sollte man die Geschehnisse um sie herum Erklären, ohne davon zu sprechen, worum es eigentlich ging. Ein äußerst kompliziertes Unterfangen, ähnlich einem Spiel, dass Ingmar in seiner Kindheit oft gespielt und ähnlich oft verloren hatte. Ihm fehlte einfach der Scharfsinn für sprachliches Geplänkel und Augenwischerei.
Umso mehr war Ingmar erleichtert, als der Brocken von einem Gefährten seine eigenen, erschreckend zutreffenden Gedanken äußerte, darauf allerdings keine Antwort zu erwarten schien. Der Halbzwerg war sich nicht sicher, ob das gut oder schlecht war.
Viel wichtiger war jetzt allerdings, wie es weitergehen sollte. Tatsächlich waren die Gebüsche vor ihnen fast wie ein Wall aus trotzender Vegetation, nahezu erpicht darauf, diejenigen, die es wagten, einzutreten, mit zurückschnellenden Zweigen und wuchernden Dornbüschen zu begrüßen. Es dauerte nicht lange und zumindest der Halbzwerg fühlte sich umzingelt von einer Umwelt, die wirkte, als wolle sie die ganze Bande am Stück verschlingen. Der Adler, der ihm den Weg weisen sollte, war nicht zu sehen, fast hatte Ingmar Bromirs Vorschlag zugestimmt, jemanden in die Bäume zu schicken. Am besten denjenigen, der am lautesten Schimpfte, denn Jesroh war nicht nur ein schreckliches Großmaul, sondern auch ein recht leichter Bursche, der unwahrscheinlich sicher an Dingen emporsteigen konnte. Jeder in Ingmars Bande, hatte irgendein verborgenes Talent gehabt, das ihnen allen schon einmal das Leben gerettet haben mochte.
Deswegen waren sie stets erfolgreich gewesen: Weil keiner von ihnen wie der andere war und ganz eigene Talente hatte, die sich mit denen der anderen ergänzten und Jesroh war nunmal Zeit seines Lebens ein begnadeter Kletterer gewesen.

Wie angedeutet, sollte es allerdings nicht so weit kommen, denn just, als Ingmar Jesroh den Befehl geben wollte, sich oben einmal umzusehen, vernahm er die Stimme Adlers. Es kam Ingmar inzwischen wie eine Ewigkeit vor, seit er die Stimme des Scharfschützen gehört hatte, fast hatte er dessen Gesicht nicht mehr vor Augen, wenn er an ihn dachte. Hatte er so lange geruht, ehe er an diesem Ort zu sich gekommen war, oder spielte ihm etwa der Wald einen Streich, der seinen Verstand vernebelte. Nichts desto trotz erwachte in Ingmar das Bedürfnis, sich ein wenig zu beeilen und dem Ruf weiterhin zu folgen, der nun auch die Ohren des letzten Räuber erreicht hatte, denn das finstere Grollen, dass den Himmel in ihrem Rücken durchquerte, bescherte Ingmar sichtliches Unbehagen.
Gibt es Unwetter in diesem Teil der Welt? Kann ich mir nicht vorstellen.
Ingmar hatte nicht einmal einen Wink zum Aufbruch erteilen müssen, das hatte Bromir längst für ihn übernommen, oder waren sie von allein losgezogen? Spürten sie etwa genauso wie er, dass irgendetwas hier überhaupt nicht stimmte? Wenn Ingmars Bauchgefühl richtig war, würde sich das nur all zu schnell herausstellen, blieb bloß zu hoffen, dass der Schrei des Vogels sie aus diesem Wald heraus brachte, ehe das vermeintliche Unwetter sie alle eingeholt hatte.

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Montag 3. Februar 2014, 09:38

Die Natur war grausam und sie hatte, wie schon der Halbzwerg bemerkt hatte, ihren eigenen Willen. Oder es wirkte nur so. Sie kamen nur langsam voran, jedoch als der Ruf des Adlers deutlich zu hören war, war es nicht ein Freudenaufruf für seine Kammeraden, sondern eher der Schreck als das tiefe Grollen folgte.
„Verflucht, was beim Harax ist das?“
„...ich habe sowas schon gehört...das ist ein Drache...“
„...ach halt's Maul, beeil dich lieber...mir ist es egal, was es ist.“ Angst griff um sich, sie kroch in die Knochen jeder der Männer. Und war es nicht so, dass die Natur sich jetzt fast zu verdunkeln schien?
„Hexerei...“ brummte Bromir, als er sein Schwert zog und sich durch die unendlich schnell wachsende Vegetation einen Weg schlug. Auch die anderen hatte ihre Waffen gezogen, kämpften sich vorwärts. Und trotzdem war es, als würde sich Schatten über die Pflanzen legen, sie dunkler in ihren Farben werden und vor allen, - als würden sie die anderen zurückhalten wollen. Wieder war das Grollen zu hören, jetzt gefolgt von dem Brechen und Ächzen von Holz.
Da kam etwas hinter ihnen her. Und es war groß!
„lauft schneller....“ trieb jetzt auch Bromir seine Kammeraden zunehmend an.
Die Schatten folgten ihnene nach, versuchten sie einzuholen.
Ein Aufschrei!
„Verflucht, fasst die Pflanzen nicht mit der Hand an, wenn sie dunkler sind....“ man sah wie sich Jesroh seine Hand schüttelte. Deutlich hatte er Zeichen von Verbrennungen am Handrücken.

„Wollt ihr etwa fliehen?...hmm, das mag ich, ich jage gerne....kommt, heraus und wir spielen“ war eine dunkle Stimme zu hören, die man wohl noch am Ende des Waldes hören konnte. Nur welche Seite und woher? Sie klang groß und mächtig und doch war eine geschmeidige , fast schon selbstsichere Art in ihren Klang. Zudem klang sie höchst amüsiert.
„ich mag nicht, wenn man meine Wälder betritt. Ihr habt nicht um Erlaubnis gefragt... kommt schon, ihr kleinen Zweibeiner, beehrt mich mit eurer Präsenz, bevor ich euch einfach brate“ Und dann hörte, man ein infernales Brüllen, welches durch ein heller werdendes und wärmeausstrahlend Licht von hinter ihnen kam. Bäume verschwanden in einem Sturm aus Glut und Flammen.
„ich bin einzigartig, ich bin mächtig...ich reinige, was nicht hergehört....“ donnerte die Stimme hinterher.
Und alle rannten, bis-
plötzlich der Wald aughörte und sie bei einer gewaltigen Klippe ankamen. Darüber würden sie nicht springen können, es sei denn man könne fliegen. Fast schon zu steil, ging der Weg nach unten.
„okay, wir sind geliefert....“
„irgendwelche Ideen?....“
Das Feuer kam nicht zu ihnen durch, erlosch bevor er zu nah war, aber die Hitze war unerträglich. Machte es schwer zu atmen. Jedoch tat sich jetzt aus der Schlucht etwas zu ihnen auf. Ein gewaltiger gehörnter Kopf, der leicht an eine große Echse erinnerte. Sie grinste fast.
„Hmm, ich würde sagen ..ich habe euch, oder?“
Vor Ihnen war der gewaltige Schädel eines Drachen, der innerhalb der Schlucht aus einer Höhle herausschaute.
Was für Zauber war das, oder waren sie in einem Halbkreis gelaufen und so ihm entgegen?
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Sonntag 2. März 2014, 17:43

Der Sturm hatte sie eingeholt, die Düsternis, die sie alle zuvor aus der Ferne hatten herannahen sehen können, war ihnen nun mit grollender Stimme und glühendem Atem nur all zu nahe gekommen. Diese Welt schien sich unter dem Willen der Bestie zu winden und zu beugen, der Wald - so ungastlich er zuvor schon gewesen war - nahm nun ganz neue Gestalt an, fast schienen sich Fratzen in die knorrigen Stämme der Bäume zu gravieren, ehe sie in Flammen aufgingen.
Wie Finger und Klauen hatten sich Ranken und Wurzeln nach ihnen ausgestreckt, nicht einmal kalter Stahl konnte die Gewächse belehren, der Truppe nicht nachzustellen.
Kaum hatten sie sich dem Wirrwarr entwinden können, donnerte ihnen der heiße Atem der Bestie hinterher, erstarb jedoch knapp vor ihren Leibern, dennoch presste sich die heiße Luft mit einer solchen Gewalt gegen ihre Körper, dass sie sich hinter ihren Schilden hatten verkriechen müssen. Die Luft stank erbärmlich, war kaum dazu geeignet, sie einzuatmen, als würden sich die Lungen dabei mit Asche füllen, blieb ihnen jeder getätigte Atemzug in der Kehle stecken und ließ sie Husten, während ihre Körper mit Ruß bedeckt wurden. Sie alle hatten nicht mit etwas derart großem gerecht und erbleichten, als sich vor ihnen der Leib eines Drachen aus dem Abgrund schraubte. Gottgleiche Gewalt musste er an diesem Ort ausüben und seine kleine Selbstdarstellung ließ eigentlich keinen Zweifel zu: Dies musste der Sucher sein, vor dem die Nixen den Halbzwerg gewarnt hatten.

Die Stimmen, die unter ihnen laut geworden waren, schienen nicht unrecht zu haben, denn es sah wirklich düster für die kleine Kriegsbande aus, auch Ingmar fiel es schwer, sich nicht in Bestürzung zu ergehen. War diese Kreatur wirklich, oder spielte ihnen dieser Ort einen Streich? Sein gesunder Zwergenverstand gab Ingmar den Hinweis, das lieber nicht herausfinden zu wollen. "Wir verhalten uns ruhig, würde ich sagen." Auch wenn die Umstände es ihm schwer machten, sich ein Herz zu fassen und zu sprechen, so war es wohl an ihm als Anführer, sich der Bestie entgegen zu stellen, immerhin hatte er eine Mission zu erfüllen.
"Ich darf davon ausgehen, dass Ihr der Herr dieser Länder seid, Drache?"
So sprach der Halbzwerg mit der festesten Stimme, die ihm dieser Augenblick. Die Umstände, um Bromirs Tochter' Willen nicht scheitern zu dürfen und dass er - hoffentlich - den Gutwill eines Gottes im Rücken hatte, waren dabei eine Überraschend große Hilfe.

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Montag 24. März 2014, 15:01

Seine Leute husteten noch immer, oder versuchten den Husten gequält zu unterdrücken. Der Qualm und der beißende Rauch schmerzte in den Augen und die Schilde waren von der Hitze genauso erhitzt wie sie sich gerade am Körper fühlten. Leichte Verbrennungen hatte wohl jeder erhalten, doch sie lebten. Oder sollte man sagen, sie lebten hier noch?! Theoretisch war nur Ingmar einer, der sein altes Leben bewusst war, während die anderen sich einen Weg zum Frieden finden mussten.
„Sie da, die Zweibeiner können reden… Wie höchst amüsant“ grollte der riesige Kopf, als der Räuberhauptmann vortrat.
„Ingmar, pass auf…Drachen sind gerissen“ flüsterte ihn noch Bromir zu während er als Rückendeckung nicht unweit von seinem Freund stand.Auch wenn er nichts ausrichten konnte, so würde er immer auf seinen Freund aufpassen. das hatte diesen Mann nicht umsonst zu Ingmars rechten hand gemacht.

Ein Auge des großen mächtigen Kopfes öffnete sich ein wenig weiter. Es hatte etwas von Erkennen oder Erstaunen, als der Hauptmann vortrat und das gewaltige Geschöpft persönlich ansprach. Der Kopf, als eher das Kinn des Drachens drückte sich auf dem Boden, so dass die Augen ein wenig näher dem Halbzwerg war. Ein seltsames Grollen lag in der Kehle des Ungetüms und die Nasenlöcher zogen die Luft kräftig ein. Er nahm einen tiefen Zug vom Geruch von Ingmar und entließ die eingezogene Luft in kleinen grauen Wolken durch die Mundwinkel.
„sooo, dann weißt du also, wer ich bin, Totenläufer….ZWERG“ das letzte Wort, ließ eine gewisse Verachtung heraushören, während die Zunge einmal kurz hervorschnellte.
„NUN, doch es stimmt….Mein Reich, meine Welt…..ach ja, und meine Regeln“ ließ er fast beiläufig erklingen. Doch trotzdem, es war die Art wie Ingmar den Drachen angesprochen hatte, dass dieser ihn nicht gleich mit einem Happs verspeiste oder ihn in Feuer röstete. Immerhin wusste diese kleine mickrige zweibeinige Kreatur, wer er war. Und es zeigte den Respekt, den er verdiente. Wie selten so was doch war, dabei unterhielt er sich doch so gerne. Nur waren so wenige intelligent genug, ihn vernünftig anzusprechen. Sehr schade. So durfte dieses Wesen zumindest ein wenig länger leben…oder existieren.
Leise konnte Ingmar die Frage fast schon spüren, was der Drache mit Totenläufer meinte. Keiner sprach es laut aus, doch die Frage war in den Gesichtern der Räuber zu sehen. Es war nicht das erste Mal, dass ihr Häuptling in der letzten Zeit so genannt wurde und so tauschten sie lautlos schnelle Blicke. Es würde zumindest Fragen nach sich ziehen, wenn sie alle es überleben sollten.
„ahhhh…sie wissen es nicht! Wie ironisch….wie amüsant, …wie äußerst….Köstlich! Jedoch, weißt du, wer ich bin? Hast du viel gehört?“ Neugier und diabolisches Grinsen paarte sich in dem schuppigen Gesicht. Man spürte, dass er es anlegte, dass Ingmar erzählte.
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Samstag 5. April 2014, 16:44

Dass diese Monstrosität gewillt war, Worte mit Ingmar zu tauschen überraschte den Halbzwerg im ersten Moment, ehe er sich an die alten Zwergenmärchen und vor allem eine Legende aus Thorghars Lieder-Edda erinnerte. Dort ging es darum, dass Drachen hedonistische Kreaturen waren, die es liebten, sich in ihrer Macht zu sonnen, auf Goldschätzen schliefen und dargebotenes Gold auffraßen. Wie viel davon stimmte, vermochte Ingmar nicht zu beurteilen, doch irgendeinen Weg musste es geben, um diese Situation zu verlassen. Respektvolle Worte - für Ingmar fast etwas, wie eine Fremdsprache - hatten ihn vor dem sofortigen Feuertode bewahrt, vielleicht würden sie ihm hier mehr helfen als die bloße Klinge. Vorerst zumindest.

Aus Speeren die See und aus Schuppen der Berg, daneben ein Riese so groß wie ein Zwerg. Gewaltig von Seele, Verstand und Gewalt. Trotz Feuer im Rachen fließt Drachenblut kalt.

"Man erzählt sich viel über dich, Drache, auch wenn ich verwundert bin, dich in dieser Form anzutreffen." Ingmar versuchte, sich an die Zeiten zu erinnern, in denen man ihm seine diversen Vorfahren und Verwandten in Nogrot zum Vorbild darbot. Allesamt standhafte und ehrbare Handwerker und Krieger, Händler und Fürsten, letzteres eher im Sinne von solchen Zwergen, die sich in der großen Versammlung Nogrots einzubringen wussten. Er musste versuchen, wenigstens halbwegs so wie die zu sein, die man ihm vorgehalten hatte: Respektvoll und standhaft.
"Ich hörte von einer gewaltigen Schattengestalt, die diese Welt beherrscht, einen gewaltigen Krieger, einen unsterblichen Fürsten. Viele Erzählungen über euch unterscheiden sich, so dass ich fast mit allem gerechnet hatte. Man erzählt, Ihr wäret der Herrscher dieser Lande, unsterblich und gewaltig, wachend über die, die euer Reich bevölkern und stets auf der Suche nach solchen, die nicht hierher gehören."
Ein vergewissernder Blick galt seinen Männern, die ihn zum größten Teil fragend anstarrten und immer noch gegen die Hitze-bedingte Atemnot kämpften, Ingmar jedoch sprach weiter zu der Bestie.
"Ich... Wir sind auf der Jagd nach jemandem und müssen uns verirrt haben. Sicherlich könnt Ihr uns den Weg weisen, auf dass wir eure Lande bald wieder verlassen können. In beidseitigem Interesse, wie ich hoffe." Drachen hatten es gern, wenn man sie wie Fürsten, wenn nicht wie Götter behandelte, damit sie sich in ihrer Selbstherrlichkeit bestätigt fühlen konnten. Ingmar unterdes war eine Idee gekommen, die vielleicht nicht die genialste war, aber mit etwas Glück zum Erfolg führen würde.

Fichst du einen Drachen, das Schwert lass versteckt, sprich zu ihm voll Demut und halt dich bedeckt. Schaffst du zu bestehen, vor der Bestie Ohr. Führ Worte wie Schwerter, dann stürme empor.

Der Halbzwerg zermarterte sich das Hirn, während er der Bestie immer noch die Stirn bot und darauf hoffte, weder geröstet, noch verraten zu werden. Lediglich die Rettung von Bromirs Tochter und die vage Hoffnung, einen Gott als Rückenstärkung zu wissen, hielten ihn davon ab, zu stottern. Wer würde sich in dieser Situation schon nicht zumindest Sorgen um sein Wohl machen.
Ingmar wusste dummerweise nicht mehr genau, wie der Fers zu Ende gebracht worden war, er wusste nur, dass er etwas zu dem Drachen bestimmtes sagen musste, um eine Chance zu haben, bloß was war es, dem Drachen nicht widerstehen können. Es musste sich in seiner Persönlichkeit verbergen, seinem Gebären, denn wenn Ingmar sich an etwas erinnerte, dann war es, dass jeder Drache eine unstillbare Begierde nach etwas verspürte, die ihn zeitweise zu blenden vermochte. Das zumindest war der Weg, auf dem Thorghar den Drachen Karr-VallGaar besiegt haben soll, in dem er das Untier - besessen von dessen göttlicher Weisheit - mit einem Rätsel dermaßen beschäftigt und frustriert hatte, dass er der Echse in den Rachen springen und seine Klinge in dessen Schädel hatte rammen können, so zumindest die Legende.
Ingmar bildete sich nicht ein, diese Bestie erlegen zu können, dennoch würde es ihm sicherlich nicht schaden, sich an dem, dessen Prüfung ihm auferlegt worden war, ein Beispiel zu nehmen. Er würde seine Ohren spitzen und genau hinhören müssen, was der Drache über sich preisgab.

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Samstag 19. April 2014, 15:57

Das gewaltige Geschöpf, welches jetzt sich mehr und mehr aus der Schlucht hervorkletterte würde wohl jedem Wesen dem Atem verschlagen. Es war so riesig, dass es mit Leichtigkeit einen mit nur einen Fuße tritt zerquetschen konnte. Lange Klauen, welches es an Vorder- und Hinterläufe besaß, glichen in der Länge den eines Schwertes und waren so scharf das es selbst auf den Felsen Furchen zog. Zum Glück kam das gewaltige Biest aber nicht komplett aus der Schlucht, die Hinterläufe waren sich festhaltend im unteren Bereich der Schlucht gekrallt, die gewaltigen Schwingen konnte man nur erahnen, weil sie bestätigt am zucken waren.
Den Kopf hatte der Drache gesenkt, so dass er fast auf Augenhöhe bei Ingmar war- schlussendlich, lag somit das Drachenkinn am Boden. Nein, wie ein normale Echse sah dieses enorme Vieh nicht aus. Die Augen waren listig und die Stimme eine Mischung aus Sanftheit und Verführung. Kurz zuckte eine gespaltene Zunge hervor, berührte dabei den Brustkorb des Halbzwerges.
Ingmars Leute rechneten in jeden Moment damit, dass ihr Hauptmann einfach im maul der Bestie verschinden würde.
Nur Bromir hob eine Braue, als er die geschickten Worte des Halbzwerges vernahm. Wusste ihr Hauptmann etwa, wie man mit solchen Kreaturen umzugehen hatte? Mahnung sah er zu den anderen, gebot ihnen die Stille und Ruhe zu wahren.

“wie ich sehe, weiß du wie es sich gehört mit jemanden wie mir zu sprechen, Totenläufer…” kam die grollenden Stimme des Drachen
“Aber wieso in dieser Gestalt?…Gibt es andere, die etwa nicht sich zeigen, wie sie sind…sich offenbaren, als die wahren Herrschers” ein wenig verwundert schien der Drache doch zu sein. Sollte es tatsächlich Drachen geben, die sich als weniger ausgaben als sie waren. Nein, kein Drache von Wert würde so was zulassen.
Ingmar sprach zögerlich weiter. Alte reime der Vergangenheit und die legenden der Zwerge gaben ihn Informationen, dass er dies hoffentlich und mit der Hilfe der Götter überstehen würde.
Der Drache zumindest war interessiert, was diese kleine niedere Kreatur von sich gab, die doch viel zu sehr nach den verhassten feinden von Zwerg roch.
Doch ein Zwerg sprach weniger, handelte vorschnell- was meist mit einem kleinen Happen für den Magen endete.
“Ein Krieger?!…nun, ja, das war ich und bin ich! Mein schatten war lange der Ursprung von Geschrei und mein Grollen ließ so manches wackeres Herz erkalten. Mein Feuer brennt sich durch jede Faser und keiner lebt, wenn ich..ich es nicht will” sonnte sich der Drache in seinen Ungeheuerlichkeit.

“Auf der Jagd wart ihr also?…Hier, Totenläufer?…was ist so wichtig, dass ihr die Reise macht und MEIN Reich betrifft, wenn ihr wisst, das KEINER mein Land verlässt, wenn ich es nicht will…Willst du dich mit mir messen, willst du mir eine Opfer…eine Jundfrau…..aahhhhhh” der Drache zwinkerte zu den Halbzwerg. Als hätte er in das Innere des Mannes geschaut, der dieses Ganze nur überstehen wollte, weil er die Tochter Bromirs retten wollte.
Den Kopf riss der Drache hoch, lautes Gelächter ertönte aus dessen Kehle. So laut, dass die Berge fast zu erzittern schienen. Die Gefolgschaft von Ingmar hielt sich die Ohren zu.
“Wenn er uns nicht frisst oder brät, dann wird der Schädel platzen” hört Ingmar die Stimme einer seiner Mannen.
Und einer seiner Leute nickte nur zu Ingmar zu, das Gesicht von einem Frieden ergriffen und fiel dann plötzlich um. So ohne weiteres, als wenn er eingeschlafen war.Doch er würde nicht mehr wach werden. Löste sich in einem Leuchten auf!
“Oh, einer wieder futsch…kommt wohl vor, nicht wahr, Totenläufer?…Du machst das ganze also für ein Weibchen…hmm, ist lange her….” er schnalzte mit der Zunge. War das des Rätsels Lösung?
“Ein weibchen ist schon was schönes, nicht wahr?”
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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Ingmar Blutnase » Freitag 9. Mai 2014, 20:00

Dass der Wächter sich unwissend zeigte, als Ingmar Zweifel an dessen Gestalt angebracht hatte, überraschte den Halbzwerg ein wenig, denn Ingmar war beileibe kein Historiker, doch zumindest jedes nogrotische Kind kannte die Legenden um die gehörnten Lords der Oberwelt.

(Ooc: Literarischer Exzess folgt, entschuldige bitte im Voraus xD)

Sie handelten davon, dass drei Großdrachen, genannt Mattraa, Zikuur und Aktarz einst einen Pakt miteinander schlossen, um eben so herrschaftlich angebetet zu werden, wie sie es für angebracht hielten. Sie gaben sich nicht damit zufrieden, dass man sie fürchtete und ihnen aus Angst Opfer vor die Klauen warf, nein. Sie wollten angebetet und mit Opfergaben überhäuft werden! Die Menschen, zu blindem Fanatismus fähig, sollten ihre willigen Sklaven sein und jeden Befehl mit manischer Verzückung ausführen. Hierzu bedienten sie sich eines Tricks: Uralte Magie machte es den Drachen möglich, ihre Gestalt zu wechseln und sie in Menschen zu verwandeln, immer noch unsterblich und nahezu unverwundbar schickten sie sich an, sich von den Menschen des antiken Celcia als Götter verehren zu lassen.

Ihre scheinbar grenzenlose Macht verschlug den Menschen damals den Atem und trieb sie dazu, die drei Fremden tatsächlich für übernatürliche Menschen zu halten, es dauerte nicht all zu lange, ehe die Sterblichen sich in Horden um die drei Wunderwesen scharten und alle damals vorherrschenden Doktrin von sich stießen. Wer sich weigerte, den neuen Kult anzunehmen, wurde einfach nieder gemacht, Kinder wendeten sich gegen ihre Eltern, Eltern gegen ihre Kinder und Liebende fielen wie Todfeinde übereinander her, ehe die Straßen mit Blut getränkt und die drei Drachen auf der Spitze damaliger menschlicher Macht angekommen waren.
Was folgte, waren angeblich Jahrhunderte, in denen das Antlitz des Kontinents mit Blut und Feuer überzogen wurde. Ein Krieg nach dem anderen flammte auf, ehe sich die Drachenherrscher gegen die Berge des Drachengebirges wandten und bei den (angeblich) dort lebenden Zwergen unermessliche Reichtümer vermuteten. Allzu bald wurde eine Armee ausgehoben und gen der steinernen Tore des Gebirges gesendet, die wie ein Mahnmal uralter Göttlichkeit direkt in den Fels gehauen worden waren.
Die Zwerge von einst, selbst dem Urverbundenen näher als jeder sonst, selbst von fast halb-göttlicher Macht, hatten sich wie eh und je von der Oberfläche fern gehalten, doch als speziell Zikuur seine Truppen gegen ihre Mauern branden ließ, erwachte der Riese unter dem Fels, der seit ewigen Zeiten geschlummert hatte.
Hatten die Menschen ihr Überraschungsmoment ausnutzen können, schafften sie es, vereinzelte Außenposten der Zwerge zu zerstören, doch was ihnen dann entgegen rollte, war fern allem, was Menschenaugen bis dahin erblickt hatten.

Gewaltige Monstren aus Stein und Metall stürzten sich auf die verblendeten Sterblichen, den Drachen nicht unähnlich, walzten, fetzten und brannten sie alles nieder, das es gewagt hatte, einen Fuß in die Unterwelt zu setzen. Ihre Klauen schnitten Metall wie frisches Brot und aus ihre glühenden Schlünden quoll unaufhörlich Lava hervor. Die erste Welle des zwergischen Gegenschlages war eine Welle aus Feuer, die nichts zurück ließ, als verbranntes Land und nackten Fels.
Darauf folgte ein Meer aus Zwergenkriegern, deren Haut selbst noch wie Stein war und deren Augen wie Edelsteine im Sonnenlicht glitzerten. Angeblich waren es so viele, dass der Klang ihres Gleichschritts an den Berghängen widerhallte und im ganzen nördlichen Celcia zu hören war. Ihnen allen voran Schritt Orthwiin Eisenauge, der angeblich von Broknar selbst abstammte und selbst hunderte von Jahren alt war. Er war der mächtigste Herrscher, den die Zwerge jemals gehabt haben sollen und vereinte die damals noch existierenden vier Zwergenstädte Nogrot, Attwall, Korvesjar und Nurudunn unter seinem Banner.
Wie eine stählerne Flut bahnten sich die Zwerge ihren Weg durch das Land, ihre Monstren verbrannten das Land und ließen jeden Wall bersten, den die Sterblichen erbaut hatten, zerstörten alles, was sie erschaffen hatten, bis der Thron der drei Drachen erreicht war.

Diverse verschiedene Handlungen führten bis hin zu diesem Punkt und gipfelten in einer gewaltigen Schlacht, in der die halbgöttlichen Zwerge gegen die göttlichen Großdrachen kämpften und schließlich unterlagen, als die Drachen ihre menschlichen Gestalten aufgaben um auf ihr volles Potenzial zurück zu greifen. Letztendlich verdankten die Zwerge den Elfen, dass sie dennoch einen Sieg erringen konnten, denn in dem Moment, als alles verloren schien, erschienen die verbliebenen Heere der Elfen wie ein Silberstreif am Horizont und schafften es, die ausgedünnten Zwergenreihen in gleißendes Licht zu tauchen und Matraa und Zikuur zu blenden, sodass die Zwerge sich neu formieren und zurückziehen konnten.
Was folgte, war eine Unterredung der beiden halb-göttlichen Völker, mit Orthwiin als Sprechrohr der Zwerge und Illhandia Shsriin auf Seiten der Elfen. Die Elfen - seit längerem gegen die Drachen kämpfend - hatten feststellen müssen, diese Kreaturen nicht mit roher Kampfkraft besiegen zu können, stattdessen würde Magie als Waffe dienen müssen, für welche sie aber die Hilfe der Zwerge brauchten.
Es dauerte ein Weilchen, um Orthwiin zu überzeugen, in den Handel mit den Elfen einzuwilligen, denn das, was die hochgewachsenen Lichtgestalten Polenten, würde das Wesen der ganzen Welt für immer verändern und ein Opfer verlangen, dass er eigentlich nicht aufbringen wollte, nun jedoch musste, wollte er die Großdrachen endlich besiegen.

So kam es, dass Elfen und Zwerge, als Inkarnationen von Erde und Himmel gen der damaligen Welthauptstadt und Drachenhort Khattaria marschierten und sich ein letztes Mal dem Kampf stellten. Die Trijade der Drachen hatte sich unterdes erholen können und warf sich - blind vor Zorn und Arroganz - den nahenden Armeen entgegen, ehe ein mächtiger Donner den Himmel durchfuhr und die titanischen Echsen aus den Wolken riss. Brüllend stürzten sich Elfen und Zwerge, beseelt von uralter Magie auf die erschütterten Bestien und taten alles, was in ihrer Macht stand, um die Kreaturen zu Fall zu bringen.
Es war dieser Augenblick, in dem Orthwiin und Illhandia einen weiteren, letzten Zauber entfesselten, der nicht nur die Drachen, sondern auch ihre goldene Stadt vom Erdboden tilgen sollte. Ein Lichtblitz erstrahlte am Horizont und geißelte die schwarzen Seelen der Untiere, während sich der Boden auftat und die Echsen mitsamt ihrer Stadt verschlang.
Dieser mächtige Zauber hatte jedoch seinen Preis: Sowohl Elfen als auch die Zwerge hatten ihren Teil 'göttlicher' Essenz opfern müssen, um die Welt von den Großdrachen zu befreien. So kam es, dass Elfenhaut nicht mehr leuchtete und Zwergenaugen nicht mehr blitzten und dass diese Wesen, deren Seelen unendlich rein und unantastbar waren, denen der Menschen nur all zu ähnlich wurden.

Jene unter den Zwergen, die diesen letzten Kampf überlebten, ergaben sich entweder ihrem Schicksal und blieben an der Oberfläche oder flohen zurück unter die Erde, um sich dort an alte Geschichten und Andenken zu klammern und in den Tiefen der Erde nach der Göttlichkeit zu suchen, die Orthwiin ihnen genommen hatte.
Über die Jahrtausende zerfielen die Zwergenreiche nach und nach, die große Einheit war nach Orthwiins Tod nur noch ein trauriger Schatten seiner selbst und die Zwerge eben so zänkisch und gierig wie die Menschen. Einzig das Reich von Nogrot hatte es geschafft, die Jahrtausende zu überdauern. Das Thor, durch das die Heerscharen von einst geschritten waren, war nun die letzte Enklave der 'wahren' Zwerge in Celcia.

So erzählt man sich zumindest...


Hätte Ingmar an all dies zurückgedacht, er hätte dem Wächter seine offenbare Zwergenfeindlichkeit nicht einmal übel genommen, doch letztendlich waren das alles doch Märchen und Mythen, richtig?
Es war jetzt ohnehin wichtiger, sich der Gefahr bewusst zu ein, in der der tote Halbzwerg immer noch schwebte, der Drache, dessen Gebaren von Amüsiertheit zeugte, war immer noch erschreckend nahe und erfreulich gesprächig. In gewohnt herrschaftlicher Manier versuchte der Drache, Ingmars Motive zu durchschauen und glaubte sich siegreich, als er Ingmars Bestreben, Bromirs Tochter zu retten, in seinen Augen gelesen zu haben schien. Zumindest fühlte es sich für den Halbzwerg so an, das mochte aber auch die schiere Überlebensangst sein, die an ihm nagte, auch wenn er tapfer bei der Stange blieb.
"Der Aufenthalt hier war nicht geplant, Großmächtiger. Ein Monster aus den Schatten Morgerias verschuldet mein Hiersein, ein Schatten, der eher an diesen Ort gehört als meine Männer und ich." Ingmar sah besorgt zu seinen Mannen herüber, die vom Verhalten des Drachen gebeutelt waren, sich aber so wacker hielten, als wären sie selbst wie die göttlichen Krieger Orthwiins, die dem Ansturm der Truppen Zikuurs standhielten. Zumindest hätte Ingmar sich das in etwa so vorgestellt. Er war nicht so empfänglich für heroische Übertreibung wie andere.
Sie schienen allerdings die Stellung zu halten und sich langsam auszudünnen, die Erlösung nahte, das hier musste also der richtige Weg sein!
"Das Raubtier von dem ich spreche ist ein Feigling, ein Schleicher, ein Elf, genannt Transyl von Vanien. Ein Untoter, voller Angst, seinen rechtmäßigen Platz an diesem Ort einzunehmen."

Da kam dem Räuber ein Gedanke: Was, wenn an diesen Worten mehr dran war, als er selbst erst vermutete?
Ingmar war eigentlich nur bestrebt gewesen, die Unterhaltung weg von der Frau, die er zu schützen suchte und hin zu seinem eigenen Ziel zu lenken. Wäre es möglich, sein Ziel ebenso in das Ziel der Bestie zu verwandeln? Wenn tatsächlich der Herrscher der Totenwelt war, musste es doch in seinem Interesse liegen, dass seine Untertanen nicht einfach taten und ließen, was sie wollten, vielleicht ließ sich der tyrannische Drache auf einen Handel ein. "Wenn Ihr die Fortsetzung dieser Jagd möglich machtet, wäre es mir eine Ehre, den Flüchtling eurer rechtmäßigen Herrschaft zu unterwerfen."
Vielleicht war dies vielmehr ein Prüfung des Verstandes und des Willens. An einem Ort wie diesem, wo weltliche Macht keinerlei Bedeutung hatte, wäre selbst Ingmar nicht überrascht, wenn dem tatsächlich so wäre, doch was, wenn er hier an den Falschen geriet? Was, wenn ein fataler Fehler seinerseits nun nicht nur für seine Verdammung sorgte, sondern auch die seiner Männer und Carolines und das war etwas, für das es in Ingmars Welt keinen Platz gab.

Just fiel ihm auch der Anhänger wieder ein, den ihm der Alte Zwerg zu Anfang seiner Reise gegeben hatte, er sollte ihn dem Wächter zeigen, wenn er ihn träfe, so etwas hatte der alte Zwerg ihm gesagt. Es fühlte sich fast wie eine Ewigkeit an, seit dem dieses Gespräch stattgefunden hatte. An diesem Ort verlor man wirklich sein Zeitgefühl.
Ob der Drache dieser besagte Wächter war? Wenn ja, dann sollte Ingmar ihm das Kleinod zeigen. Vielleicht würde das ja dessen Gunst erkaufen können. Doch erst einmal blieb abzuwarten, ob der Wächter diesen ersten Köder zu schlucken gewillt war. Innerlich drückte er sich selbst alle Daumen und der Großteil seiner Mannen vermutlich ebenso, auch wenn sie größtenteils so mit sich selbst beschäftigt zu sein schienen - angesichts der Lage wenig verwunderlich, dass sie nur noch mäßig mitbekamen, was Ingmar und der Drache zu palavern hatten.

Das war auch der Grund, aus dem Ingmar nicht auf die kleine Stichelei der übernatürlichen Echse einging und dazu lieber schwieg.

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Re: Wohin einen der Weg führt…

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. Juli 2014, 15:29

Interessiert und natürlich noch immer amüsiert lauschte der mächtige Drache den Worten. Wie lange es doch her war, dass er mit jemanden gesprochen hatte. Jemand, der nicht vor Angst nur winselte und mit den Knien schlotterte geschweige den penetranten Geruch von Angst und Urin in der Umgebung verteilte. Natürlich würde er dies nicht sagen und gab sich lieber als der gelangweilte Drache, der er natürlich im Grunde auch war.
Hätte er die alten Geschichten gekannt, die man sich über die drei mächtigen Großdrachen erzählt hatte, so würde er wohl nur Schmunzeln und ein wenig über den unehrenhaften ermogelten Sieg des Zwergen und Elfenvolkes sich empören. Immerhin war es doch den Drachen vergönnt, dass sie über alle Völker herrschten und den Göttern doch am Nächsten waren. Nach der Rangordnung, kamen Drachen immer nach den Göttern, gefolgt von den Elfen, den Tha‘ rhon, den Zwergen, den Menschen, den Gnomen und den Orks. Sie waren die Könige der Schöpfungen und herrschten lange Zeiten, bevor die kleinen Zweibeiner sich ebenfalls auf der Welt verteilten und sich mehrten wie die Kaninchen. Naja, doch das war jetzt nicht wichtig.
Wichtig war nun der Halbzwerg, der sich tapfer schlug. Das musste er ihn lassen, sollte er ihn verspeisen, wüsste er zumindest, dass dieser nicht bitter von Angst und Galle schmecken würde.
„ein untoter Dunkelelf?“ merkte plötzlich der Drache auf, der mit einer Kralle seiner Pranke, fast schon spielerisch Kreise um den Halbzwerg in den Boden gekratzt hatte. Wo kam denn sowas hin? War das etwa, der Dunkelelf, der schon seit langen Gezeiten überflüssig war? Der sich selbst zu dem gemacht hatte, was er war, weil er einfach geflohen war.
„Wie kommst du darauf, dass er sich davor drückt hier zu sein?...Vielleicht mein kleiner Leckerbissen habe ich ihn ziehen lassen“ Er leckte sich mit seiner Zunge bei dem Wort Leckerbissen über die Schnauze. Sie war gespalten, als unterstrich sie noch seine Worte. Die rasierscharfen Zähne waren unter den Lippen zu sehen, weiß und gewaltig, kam einem die Wolke aus Totem verwesten Tier entgegen.
„Aber ich gebe euch recht…er war ein Feigling…und ein Schleimer, so sag man doch“ kamen die beruhigen Worte, dass der Drache zumindest der gleichen Meinung wie Ingmar war. Das Glück schien mit dem Halbzwerg zu sein.
„Ihr wollt ihn mir also bringen?“ oh, wie ihn das schmeichelte, dass man ihn wieder als Herrscher ansprach. Er reckte fast schon ein wenig Stolz dem Kopf nach oben, bevor er sich seiner Handlung bewusst wurde. Wie ihm doch jemand fehlte, der ihn so ansprach…ihn den richtigen Respekt erwies.
„ehrlich…ich bin eher geneigt, euch hier zu behalten…was mit euren Männern ist, die würde ich alle ziehen lassen. Mich kümmert wenig, dass ihr ein Weibchen retten wollt…“ meinte er trocken und sah zu den Halbzwerg runter.
Ingmars Leute standen wie angespannt da, blickten im Wechsel von ihrem Hauptmann und zu dem monströsen Herrscher der Ebene.
„wisst ihr, ihr mögt zwar mich sehr an einen Zwerg erinnern…und…“ er zog die Luft einmal stark durch seine gewaltigen Nüstern, dass Ingmar einen stark sog fühlen konnte.
„…ebenso stinken“ ein Blecken der Zähne war deutlich zu sehen.
„doch….ich wisst wie man sich mir gegenüber verhält. „ damit krachte der Drachenkopf auf das Gestein wieder, in Blickhöhe des Halbzwerges.
„Folgender Handel….ich werde euch wieder zurück bringen und ihr…bringt mir den Untoten…und werdet mir dann die nächsten Jahrhunderte Gesellschaft leisten! Ist doch ein fairer Handel, eure Begleiter dürfen auch gerne weiter ziehen.“ Gönnerhaft sah er zu den Zwerg. Der Drache, fand sine Idee passabel, immerhin verspeiste er den Halbzwerg somit nicht. Konnte man mehr erwarten?
Ingmar spürte jedoch eine zunehmende Wärme, die von einem bestimmten Talisman ausging. Versuchte man ihn etwas mitzuteilen. In der Ferne erklang der Ruf des Adlers, wo der Drache nur kurz mit der Zunge schnalzte, als versuchte er den Laut zu übertönen. Die Wärme und der Ruf des Adlers kamen, wie Ingmar bemerkte, zeitgleich.
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