Alleine im Wald?

Der Wald liegt südwestlich und erstreckt sich weit in den Osten. Die Zwillingsflüsse Euwin und Auwin schenken dem Wald das Leben. Der Turm der Weisheit und die Ruinen Kosrals verbergen sich in ihm. Angeblich haben die Elfen dort ein Dorf errichtet.
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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Velten » Mittwoch 25. September 2013, 12:06

Velten bildete in der kleinen Gruppe die Nachhut. Für diese Position entschied er sich von selbst und bewusst, war er doch dank seines pferdeähnlichen Körperanteils größer als Allrick oder Danika. Er konnte beide problemlos überblicken und so von hinten aus eine gute Übersicht über seine Gruppe wahren. Den Zentauren störte es nicht, somit nicht die Führerrolle zu haben. Er wusste, welcher Platz hierbei der beste für seine Talente war und als Verletzter sollte er auch in einem Kampf zunächst nicht an vorderster Front stehen. Er wirkte zufrieden, folgte in gutem Vertrauen, dass die Elfe sich in der Natur ausreichend auskannte, um sie alle an ein sicheres Ziel bringen zu können. Von ihr hatte er einen positiven Eindruck gewonnen. Bei Allrick war er nach wie vor skeptisch. Nicht, dass der Mensch ihm bislang etwas angetan oder ihn offen verspottet hätte. Pferd hatte er ihn nicht genannt! Aber Skepsis und Misstrauen saßen noch tief in dem Wesen verborgen, berücksichtigte man den Grund für seine Reise. Noch immer glaubte er fest daran, dass Menschen seinen Sohn entführt hatten ... und er würde ihn finden. Diese sture Entschlossenheit trieb ihn voran, ließ ihn den Schmerz in seinem Hinterlauf beinahe vergessen, auch wenn es allgegenwärtig pochte.
Irgendwann gesellte sich zu dem Pochen ein Rauschen hinzu. Interessant war, dass Danika es auch bemerkte. Es stammte nicht aus Veltens Körper, sondern war ... "Der Flusslauf", bestätigte er die Worte der Elfe, trat etwas näher. Die Reise hatte ihn Kraft gekostet, nicht jedoch so stark, dass er schon vollkommen erschöpft war. Trotzdem hatte sich der Weg, den er normalerweise ohne Weiteres hinter sich gebracht hätte, als lang und mittelmäßig beschwerlich herausgestellt. Zusätzlich trug er die von Danika eingesammelten Äste. Das war allerdings kein großes Problem. Er klemmte sie sich auf den Rücken zu seinem übrigen Gepäck. Auf diese Weise hatte er weiterhin die Hände frei, um den kostbaren Speer zu tragen oder zur Not auch seinen Bogen für einen Fernkampfangriff zu ziehen. Noch waren beide Waffen nicht mehr notwendig gewesen und Velten war froh darüber. Sie alle hatten unter den Strapazen der bisherigen Reise gelitten, brauchten mehr Versorgung und weniger natürliche Feinde.
Letzendlich gelangten sie aber zum Fluss, auch wenn dieser derzeit eher träge wie ein Bach dahin strömte. Der Anblick des klaren Wassers allein machte vieles wett. Velten verfolgte die Schnellen, die Steine umspülten und das Flussbett aushöhlten. Er trat dichter ans Ufer heran, nahm sich die Zeit, die Schönheit dieses Naturschauspiels ein wenig zu genießen. Das ließ er sich nun nicht nehmen, ehe er den Blick zum jenseitigen Ufer richtete. "Wir sollten ihn selbst mit unseren Verletzungen ohne Schwierigkeiten überqueren können", meinte er. "Der Fluss führt nicht viel Wasser." Dann wandte er sich um. Trotz des Rauschens hatte er den Magen der Elfe knurren hören. "Erneute Rast."

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Allrick » Sonntag 13. Oktober 2013, 16:19

Sie alle waren erschöpft und auf jede ganz persönliche Weise angeschlagen und jeder hatte seinen eigenen Grund, nicht aufzugeben.
Danicka wirkte durch die Hoffnung beflügelt, sie alle hinaus aus dem Terror der Wildnis, hin zur Sicherheit eines Ortes zu führen, an dem sie alle wieder zu Kräften kommen konnten und versorgt würden, so wie sie alle es nötig hatten. Den Zentaur hingegen war zumindest für Allrick absolut undurchsichtig, was dem Menschen nur schwerlich in den Kram passte, denn er fühlte sich für die junge Elfe verantwortlich und war es nicht gewohnt, anderen Individuen übermäßiges Vertrauen zu schenken, doch für den Moment gab es keinen Grund, zwischen ihnen beiden übermäßige Zwietracht zu vermuten.
Allrick hatte keine Ahnung, was genau Velten so duldend auf den Beinen hielt, er selbst hatte gestandene Männer gesehen, die in Veltens Verfassung keinen Schritt mehr getan hätten, ohne zu ächzen, wenn überhaupt. Der Zentaur hingegen wirkte, als würde er die Verletzung einfach wegstecken, was den Menschen aus neu-gewonnenem Stolz heraus ebenfalls dazu veranlasste, die Zähne zusammen zu beißen.
Der Pelgarer selbst hielt sich dennoch vor allem daran fest, dass er Danicka Leben und Freiheit schuldete. Wäre sie nicht gewesen, wäre er jetzt noch Sklave der Dunkelelfen, oder - einem gnadenvollen Schicksal unterworfen - längst tot, ein Futter für die Hunde und vielleicht sogar mit dem Geist seiner Frau Rabanna wieder vereint. Doch mit solchen Dingen wollte seinen Geist nicht belasten, nun, da das staksen über moosbedeckte Wurzeln und Baumstämme ein Ende gefunden hatte und das Plätschern von Wasser sie alle mit dem Glanz neuen Lebens erfüllte.

Zumindest für Allrick war es fast ein Gefühl der Befreiung, endlich etwas anderes als Äste, Bäume und Sträucher vor Augen zu haben, auch wenn es nur wenig war, so glitzerte das Wasser des Ilfar in seinen Augen wie ein zarter Strom flüssigen Silbers. Ihm war anzusehen, wie sehr er sich freute, als er statt direkt zu rasten, erst die Au hinab zum kleinen Rinnsal stieg und mit den Hähnen etwas von dem Wasser auffing um einen Schluck zu trinken, als wolle er das Erlebte damit aus seinen Innereien herauswaschen, auch wenn es lediglich darum ging, seinen Durst zu stillen.
Seinen Stock hatte er Zwecks dessen an der Au zurückgelassen, ebenso wie die inzwischen getrocknete Decke, ehe er sich nach Velten und Danicka umsah. Schon seit langer Zeit hatte Allrick nicht mehr auch nur halbwegs-gesund gelächelt, diesem Ausdruck sollte seine sonst eher sorgenvolle Miene für einen Moment fast nahe kommen, als er das Offensichtliche noch einmal unterstrich: "Ist es nicht wundervoll? Wir haben es tatsächlich bis zum Fluss geschafft!"
Eilig wandte er sich wieder dem Wasser zu und benetzte sein Gesicht mit dem kühlen Nass, welches über die furchige Haut rann und perlend im Bart des Mannes kleben blieb, ehe er wieder halbwegs zur Ruhe kam und sich den anderen sogleich anschloss, ihre Rast vorzubereiten.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. November 2013, 19:05

Die junge Elfe war im Neldoreth groß geworden, wenngleich nicht direkt in diesem Teil des Waldes. Doch es gab Merkmale, die es in diesem Teil Celcias immer wieder gab. Außerdem hatte sie hin und wieder auch Ausflüge in diesen Bereich unternommen, eben, um ihn ein bisschen kennen lernen zu können. So war sie relativ zuversichtlich, dass sie den Weg zu ihrem Ziel würde finden können.
Außerdem hatte ja auch Velten gezeigt, dass er sich durchaus zurecht finden konnte, und sogar Allrick war dies ein wenig gelungen. Zu dritt würden sie es auf jeden Fall schaffen, während Liya bedauerlicherweise nicht einsetzbar war mit ihrem gebrochenen Flügel.
An der Spitze der bunt zusammen gewürfelten huschte sie erstaunlich flink durch das Unterholz, blieb allerdings mit Absicht immer wieder stehen und wartete auf ihre Begleiter, um sie nicht zu verlieren. Bei dieser Gelegenheit sammelte sie schon in weise Voraussicht die Äste, die sie später für das Feuer benötigen würden. Solange der Mischling diese tragen konnte, vertraute sie ihm diesen Vorrat an. Würde es zu viel werden, würde sie auch Allrick bemühen. Doch soweit kam es nicht, denn davor machte sich der Fluss Ilfar endlich bemerkbar.
Sie kommentierte es und schenkte Velten ein Lächeln, als dieser es ihr bestätigte. Mit neuer Kraft und neuem Elan konnte sie den letzten Rest des Weges zurück legen und gelangte an das freiere Ufer. Danika lächelte erleichtert und atemte innerlich auf, als es geschafft war und ließ ihren Begleitern die Zeit, sich ebenfalls einmal umzusehen.
Zu den Worten des Zentauren nickte sie zustimmend. "Ja, aber erst morgen. Hier ist ein guter Platz, wo wir schlafen können.", erklärte sie und grinste etwas schief, als sie das Knurren ihres Magens nicht verbergen konnte.
Ein weiteres Mal nickte sie. "Das wäre meine Absicht gewesen." Um ein wenig von ihrem körperlichen Bedürfnis abzulenken, vollführte sie eine Geste in die Runde. "Ich kann euch hier ein bisschen besser versorgen und eure Wunden endlich richtig auswaschen. Der Ilfar ist zwar sehr dünn, aber sein Wasser sauber."
Außerdem hatten sie alle auch Durst und könnten gegen diesen wenigstens angehen. Als hätte Liya ihre Gedanken erahnen können, krächzte sie fordernd und versuchte, mit ihren Flügeln zu schlagen, um die Aufmerksamkeit auch dadurch auf sich selbst zu lenken. Die Elfe lächelte und kraulte ihr kurz das Brustgefieder, ehe sie sich zu Velten gesellte.
Direkt am Ufer des Flussbetts sank sie in die Hocke, sodass der Vogel herunter springen und selbst den drängendsten Durst stillen konnte. Bei dieser Gelegenheit sah sie zuerst zu Allrick, dann zu dem Mischwesen auf. "Geht es, dass ihr mit euren Händen schöpft? Oder hast du ein Gefäß in deinem Vorrat?", fragte sie. Für gewöhnlich hätte sie vorgeschlagen, große, passende Blätter zu suchen. Doch in der kältesten Jahreszeit war das nicht zu machen. Deswegen mussten sie auf diese Möglichkeit verzichten.
Inzwischen war auch Allrick ganz am Ufer angekommen und bei seinen Worten musste sie lächeln. In ihre Augen trat ein freudiges, wenngleich ebenso erleichtertes Funkeln und sie nickte ihm zu. "Ja, das Schlimmste ist vorbei! Wir haben die Hälfte geschafft und morgen, bei Sonnenaufgang, machen wir uns auf, die zweite Hälfte zu schaffen."
Danach wandte sie sich erneut an Velten. "Möchtest du deinen Proviant wieder mit uns teilen? Oder sollen wir versuchen, ob wir Fische fangen können?" Sie kannte den Fluss in der Hinsicht leider nicht gut genug, da sie bisher nie diese Art von Nahrung hatte selbst besorgen müssen, um einschätzen zu können, ob sie überhaupt eine Aussicht auf Erfolg hätten. Ganz zu schweigen davon, dass sie selbst kaum dazu in der Lage wäre zu fischen und das Gelingen somit von ihren Begleitern abhängen würde.
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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Velten » Dienstag 19. November 2013, 11:18

Willenskraft. Das war es wohl, was sie allesamt vorantrieb, was Schmerz verblassen und das Ziel vor Augen klar werden ließ. Die Willenskraft, vielleicht gepaart mit der zentaureneigenen Dickköpfigkeit ließ Velten einen Huf vor den anderen setzen. Den Hinterlauf zog er unmerklich nach. Ganz ließen die Schmerzen sich eben nicht aus dem Denken verbannen und er versuchte, das Bein zu schonen. Aber er wollte nicht zurückfallen oder gar zurückgelassen werden, solange es noch ging. Wenn Danikas Flehen von den Kräften der Natur und deren Götterpaar erhört würde, dann fände sich ein Lagerplatz oder ein Ort, wo man seine Wunde würde versorgen können.
Der Zentaur biss die Zähne zusammen, dass sie leicht knirschten. Er bewies Zähigkeit, mehr noch als es einfache Menschen hätten aufbringen können. Das unterschied beide Völker wohl neben den sichtbaren Attributen voneinander.
Dafür zeigte der Mensch deutlich unbekümmerter und stärker seine Freude über kleine Dinge. Es entlockte Velten fast ein Schmunzeln, als er Allrick auf das Wasser des Flusses zusteigen sah, um seinen Durst zu löschen. Er musste an die jungen Zentauren denken, an die Fohlen seiner Sippe, die miteinander tollten und ebenso sorglos in den Tag lebten, bis die Jagd oder Sterndeutung zu ihrer neuen Pflicht wurde. Insgeheim aber teilte er die Meinung Allricks. Ja, es war wundervoll und das Wasser würde ihnen allen gut tun. Veltens Wunde hatte man zwar ausgebrannt, aber trotzdem wäre es ratsam, sie wenigstens nachhaltig mit etwas Wasser zu reinigen. Er konnte nur hoffen, dass das Schicksal der Sterne für ihn keine Entzündung vorherbestimmt hatte.
"Unsere Hände werden genügen", entgegnete der Zentaur. Vorsichtig und darauf bedacht, seinen Schmerz nicht unnötig zu vergrößern, ließ er sich an der Uferböschung nieder, um den menschlichen Körper vorzubeugen. Das Wasser war eisig, als er es in der hohlen Hand schöpfte. Es weckte Lebensgeister, vertrieb den Durst. "Wir könnten dem Fluss eine Weile folgen, um die Ressource nicht zu verlieren. Sofern sich dieser Ratschlag mit der Wegplanung vereinbaren lässt." Er blickte zu Danika herüber, dass die stahlgrauen Augen an eine durchwachsene Wolkendecke erinnerten, in der dennoch eine Spur von Wärme lag. Er überließ ihr ohne jegliche Diskussion die Führung. Sie hatte beide hervorragend bis zum Fluss gebracht, ihre weitere Route würde sie an ein Ziel bringen.
"Wir können beides tun", beantwortete er ihre Frage und löste den Rucksack von seinem Rücken, in dem sich noch einige Nüsse, sowie etwas Trockenfleisch finden lassen dürften. "Mit dem Speer wird das Fischen nicht schwierig werden. Möchtest du das übernehmen, Allrick?"
Wenn der Mann diese Aufgabe nicht erfüllen wollte, würde Velten natürlich selbst fischen gehen. Er hatte es nicht oft getan. Im Arus gab es keine Flüsse, nur hin und wieder mal einen kleinen Tümpel, ein Wasserloch. Aber er würde es schon hinbekommen, immerhin lag ihm das Jagen im Blut.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Allrick » Sonntag 22. Dezember 2013, 13:27

Angesichts des kalten Wassers an seinen Lippen und den ermutigenden Worten Danickas fühlte Allrick sich fast, als wäre er aufs Neue in diese Welt hinein geboren worden, fast schmerzte ihm das Gesicht, da sie ihn erneut zum Lächeln gebracht hatte. Eine Form der Mimik, die der Köhler über Zeit ein wenig verlernt zu haben schien, doch das machte nichts. Selbst Danickas Vogelfreundin schenkte der Mann nicht den verächtlichen Blick, mit welchem er dem egozentrischen her sonst begegnete. Zumindest in diesem Augenblick schien für ihn all das, was sie hatten erdulden müssen, nie stattgefunden zu haben.
Das Leben fühlte sich seit langem das erste mal nicht rau und unbarmherzig an, irgendetwas in diesem zerbrechlichen, spitzohrigen Wesen berührte etwas in dem Mann, das er vergessen geglaubt hatte. Fast jugendlicher Übermut durchströmte seine Knochen bei der Aussicht, ihr Ziel - was immer es war, spielte für ihn längst keine Rolle mehr - erreichen zu können. Am liebsten wäre er direkt weitergezogen und so weit gelaufen, bis ihm die Beine lahm wurden, dennoch hielt er sich mit seinem Wahnsinn zurück, war ihm doch klar, dass derlei Gedanken nicht mehr waren, als eben dies: Wahnsinn.

Was das Schöpfen des Wassers anging, hatte er dem Mischwesen in seinem eigenen Handeln längst stumm beigepflichtet und auch bei dem Gedanken, dem Fluss nahe zu bleiben, war Allrick mehr als nur anteilig seiner Meinung. Am liebsten würde er diesen Fluss nie wieder aus den Augen verlieren. Er war sich nicht sicher, ob die Geschichten über die "Baumschmuser" stimmten, doch in diesem Fall gab er ihnen vollkommen recht: Die Natur konnte von ungeahnter Schönheit sein, wenn sie sich von ihrer gnädigen Seite zeigte.

Auch Danickas Gedankengang, dass man nun ihrer aller Wunden versorgen konnte, war dafür verantwortlich, dass der Zweibeiner zusehends aus seiner Trance erwachte. Wobei der Gedanke daran auch etwas negatives mit sich führte: Er spürte erneut, wovon das Mädchen just dabei sprach: Die Wunden auf seinem Rücken waren unter all der Bewegung und Aufregung immer mal wieder aufgebrochen und hatten sowohl nachgeblutet und etwas geeitert. Es grenzte an ein Wunder, dass der Mensch bisher kein Fieber bekommen hatte, oder halluzinierte er bereits, ohne es zu bemerken?
Er konnte es freilich nicht beurteilen, doch hätte er sich sicher irgendwie gefreut, dass trotz allem nichts von seinen Verletzungen durch seine zerschundenen Fetzen, die ihm als Kleidung gedient hatten, zu sehen war. Man sollte sich nicht mehr Sorgen um ihn machen als unbedingt nötig, das bedingte einfach der Stolz eines alten Mannes.

Auf Veltens Frage hin war der Mensch allerdings etwas überfragt, denn zwar hatte er schon ein, oder zwei mal versucht, mit dem Speer zu fischen, hatte sich jedoch in der Vergangenheit bewusst eher an Angeln und Netzen gehalten, wie viele Menschen es dieser Tage wohl zu tun pflegten. Fast war ihm seine Antwort unangenehm.
"Bisher hat sich mein Umgang mit dem Speer eher auf Soldaten und Banditen beschränkt. Ich kann es aber gerne versuchen, schlimmeres als ein Misserfolg kann uns dabei ja nicht widerfahren. Feuer zu machen, dürfte mir da wohl eher liegen."
Entschuldigend und etwas verlegen blickte er drein, es war ihm unangenehm, sich vor dem Wesen, dem er doch noch gestern so viel Missgunst entgegen gebracht hatte, dennoch tat er es, ohne jedoch genau zu verstehen, warum er dies tat.

Endlich ließ er nocheinmal seinen Blick durch die Lande um sie herum schweifen, den Anblick genießen, den der nahe Waldrand und den "grünen Harax", der jenseits dessen lag, hinter sich zu wissen. Längst hatte er sich wieder aufgerappelt und war bereit, sich noch einmal ins Zeug zu legen, damit diese voraussichtlich letzte Nacht vor ihrem Ziel für sie alle so sicher und angenehm wurde, wie es sich eben einrichten ließ. Nach all dem, was sie hatten durchstehen müssen, hatten sie sich alle eine möglichst ruhige Nacht verdient.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Erzähler » Montag 17. Februar 2014, 22:10

Die junge Elfe konnte sich vorstellen, dass es für ihre beiden Begleiter alles andere als ein einfacher Weg war. Allerdings hielten sie sich sehr tapfer und sie war beeindruckt, das gestand sie sich offen ein, ohne es vorerst auszusprechen. Wichtiger war, dass sie sich auf die Umgebung und die Orientierung konzentrierte, um hoffentlich die richtige Richtung einzuschlagen, um keine unnötigen Umwege machen zu müssen.
Und dann, endlich, nach Stunden, in der die Bewegung sie warm gehalten hatten, hatten sie es endlich geschafft und waren zum Ilfar gelangt. Danika konnte kaum beschreiben, wie froh und erleichtert sie darüber war! Nicht nur, weil sie es alle geschafft hatten, sondern weil ihre Sinne sie nicht im Stich gelassen hatten. Nun war das Schlimmste überstanden, könnte sie sich in Ruhe um die Wunden der anderen kümmern und darauf hoffen, dass sich ein derartiger Überfall wie in der gestrigen Nacht nicht wiederholen würde.
Erst einmal könnten sie ihren Durst stillen und in Ermangelung von entsprechendem Geschirr mussten eben ihre Hände genügen. Velten hatte nichts davon bei sich und so nickte sie ihm lächelnd zu. Dann beugte sie sich ebenfalls vor und genüss das kalte Nass. Natürlich machte sie kleine Schlucke, einerseits, weil es anders gar nicht möglich war, andererseits, weil sie das Wasser im Mund behielt, um es wenigstens ein bisschen anzuwärmen und sich keine Halsentzündung zu holen.
Als so der schlimmste Durst gelöscht war, wusch sie sich noch das Gesicht und fühlte sich endgültig erfrischt, als wäre sie gerade nach einem erholsamen Schlaf in einem warmen, weichen Bett aufgewacht. Veltens Frage ließ sie aufblicken und erneut lächeln. "Wir werden morgen dem Ilfar ein wenig folgen." Sie deutete entgegen der Fließrichtung. "Nicht weit von hier sollte eine Furt sein, die wir nehmen können, um sicher hinüber zu gelangen. Ab dann müssen wir uns wieder mehr in den Wald schlagen. Aber glaubt mir, die Hälfte haben wir auf jeden Fall geschafft und das Schlimmste somit hinter uns.", sprach sie mit neuerwachter Fröhlichkeit.
Endlich konnte sie sich frei, fast schon ein wenig unbeschwert fühlen. Die Kälte spürte sie im Moment kaum. Stattdessen war ihr, als könne sie einen Teil ihrer bisherigen Last ablegen und müsse sie nicht wieder aufnehmen. Also konnte sie an den nächsten Punkt denken, der für sie natürlich auch wichtig war.
Sie nickte, überließ es aber ihren beiden Begleitern, sich zu einigen, wer das Fischen übernehmen könnte. Die junge Elfe jedoch würde es nicht tun, da sie dafür noch nie geschaffen gewesen war. Da wäre es weitaus sinnvoller, wenn sie trotz der Jahreszeit sowie ihrer Erschöpfung Kräuter und Beeren suchen gehen würde.
Während Allrick antwortete, war Liya wieder an ihrer Seite und kuschelte sich an ihren Oberschenkel, als hätte sie sich just bei der Erwähnung von Feuer daran erinnert, dass sie wie alle hier Wärme brauchte. Beruhigend lächelte Danika zu dem Menschen hin. "Die Entscheidung überlasse ich ganz euch. Trotzdem wäre es gut, wenn wir bald wieder Feuer haben. Denjenigen, der gerade nicht jagt, sehe ich mir in der Zwischenzeit an und versuchte zu helfen, wo ich kann.", eröffnete sie ihre Gedanken über die Einteilung der nächsten Abläufe.
Ihr Blick glitt zum Waldrand und prüfte dessen kärgliche Beschaffenheit. "Vielleicht haben wir ja auch Glück und ich finde noch ein paar Kräuter, die uns bis morgen Abend helfen können.", murmelte sie, mehr für sich selbst denn für die anderen Beiden. Leise seufzte sie, weil sie bedauerte, dass all das in dieser Jahreszeit hatte geschehen müssen, doch besser jetzt als nie.
Somit riss sie sich wieder zusammen und sah abwartend zu ihren Begleitern, da sie sich nach deren Entscheidung richten würde. Sie müssten wissen, wer sich noch zutraute, jetzt schon zu fischen, und wer zuerst eine längere Pause brauchen würde.
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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Velten » Mittwoch 5. März 2014, 04:35

Im Gegensatz zu Allrick, der bei der Erinnerung an seine Verletzungen lieber schwieg und somit nicht auf sich aufmerksam machte, stand es nicht im Sinn des Zentauren, Wunden zu verbergen. Im Dunkel der Nacht und angesichts des Kampfes mit den Wölfen hatte er sich nicht näher mit Allrick beschäftigt, so dass er auf keineswegs auf Verletzungen des Menschen oder Blut an der Kleidung geachtet hatte. Nicht einmal jetzt tat er es, glaubte er selbst aufgrund seiner Art nicht daran, dass jemand sich bei Verwundungen zurückhielt.
In seiner Sippe gab man sofort kund, wenn jemand während der Jagd verletzt worden war und niemand warf es dem anderen vor. Warum auch? Es war ein Risiko, das jeder Jäger auf sich nahm. Die Natur bot nicht nur Nahrung, sondern auch Gefahren. Umso wichtiger war es in den Augen Veltens, dass man jegliche Behinderung durch eine Verletzung gleich meldete. Der Schweigende würde sonst die gesamte Sippe gefährden, wenn er plötzlich wegen Blutverlust oder sich entzündeter Wunden zusammenbrach, ohne dass die Übrigen davon wussten. Nannte er sein Problem jedoch sofort, konnte ihm auch sofort geholfen werden und die Gruppe besaß die Gelegenheit, sich frühzeitig auf die neuen Umstände einzustellen.
Es kam Velten also nicht in den Sinn, dass er Allrick genauer würde mustern müssen, denn seit den Wölfen hatte es keinen Kampf gegeben und damals hatte der Mann beteuert, nicht verletzt worden zu sein. Das Zentaurenwesen hingegen war froh, wenn man sich nun nochmal sporadisch seine ausgebrannte Flankenverletzung anschaute. Und noch immer hätte er jedem Hinweis, dass er einen kundigen Heiler brauchte, zugestimmt.

Gleichermaßen sollten sie alle aber auch für die Aufstockung ihrer Nahrungsvorräte sorgen. Man konnte nicht wissen, wie lang die Reise noch andauern würde. Velten sowieso nicht, er befand sich auf absolutem Neuland, fernab seiner geliebten Heimat. Ähnliches galt für das Fischen.
"Mit dem Speer bin ich ein fähiger Jäger, aber nicht unbedingt im Wasser", gestand sich der Zentaur ohne jegliche Verlegenheit ein. Er streckte Allrick seine Waffe entgegen, den langen Schaft voran, dass er ihn ergreifen konnte. "Versuch es." Während er Allrick beobachtete, lauschte er gleichzeitig aufmerksam Danikas Worten. Die Hälfte hatten sie hinter sich. Die Hälfte wovon? Wo wollte die Elfe noch gleich mit ihnen hin und wäre es auch Veltens Ziel? Er konnte gerade letztere Frage nicht beantworten. Längst waren die Spuren, denen er gefolgt war, verloren. Längst suchte er blind nach seinem Sohn.
So versank Velten mehr und mehr in seine Gedanken. Längst hatten sich Furchen auf seiner Stirn gebildet, dass er fast schon grimmig dreinblickte. Man mochte darin Schmerzen ob seiner Wunde interpretieren, doch auch jene hatte er für den Augenblick vergessen, gleichermaßen wie seine Begleiter. Er spähte auf die klare Wasseroberfläche des Flusses, an dem er ruhte. Er musterte sein verschwommenes Spiegelbild und fragte sich in Gedanken, was Menschen dazu veranlasste, einen jungen gutherzigen Zentauren zu entführen. Ihm kamen nur schreckliche Antworten in den Sinn. Sie werden meinen Sohn schuften lassen, bis er sich die Hacken bricht. Dann töten sie ihn und verzehren den Teil seines Körpers, den sie für ein Pferd halten.
Er brummte auf, wirkte mehr denn je finster und abwesend. So entging ihm auch, dass Danika ihn abwartend ansah oder dass sich Allrick um Fischfang oder Feuer kümmerte.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Allrick » Dienstag 22. April 2014, 21:19

Der Mensch war sich nicht ganz sicher, ob die Entscheidung Veltens, ihn mit dem Fischfang zu beauftragen die klügste war, doch es würde wohl nichts schaden, wenn er sich wenigstens daran versuchte.
Routiniert wurde der Speer des Halbwesens entgegen genommen und eine nahe Stelle gesucht, an der man hoffen konnte, ein paar Fische zu fangen.Dabei stellte sich das Problem, dass der Ilfar hier relativ flach und schmal war, sicher gut zu überblicken, doch ebenso war hier kaum zu erwarten, ruhig dahintreibende Fische erhaschen zu können.
Dennoch versuchte der Mensch sich daran, das eine oder andere vorbei huschende Ziel zu erwischen, scheiterte allerdings an der Flinkheit der Tiere. Vermutlich würde er stundenlang ausharren müssen, um die Tiere nah genug heranzulocken und zwar mit den Füßen im eiskalten Wasser. Keine besonders verlockende Aussicht, bedachte man ihrer aller Zustand.
Mit einer Angel wäre das alles viel einfacher...
Allrick war beileibe nicht die Sorte Mann, die sich beschwerte oder schnellen Verdruss anheim fiel, doch nach einer gewissen Weile und stetem Herumgestocher im Bach war ihm, als würde er ihrer aller Zeit vergeuden. Er ein Waldarbeiter, kein Fischer, verdammt noch mal!

Er entschied, solange der Tag noch andauerte, dafür zu sorgen, dass sie es nachts einigermaßen warm und trocken hatten, denn davon verstand er wenigstens etwas. Allrick hatte sich bereits eine Strähle am Waldrand ausgeguckt, an der er versuchen wollte, brennbares Material zu bergen. Wenigstens würden sie sich dann aufwärmen und ihre Sachen trocknen können, auf dass sie die kommende Nacht einigermaßen schlafen konnten. Gesetz dem Fall, dass sich nichts brauchbares an Essen anfünde, wäre Schlaf ohnehin das beste, das ihnen passieren konnte, denn er half einem zeitweise über die gröbsten Hungerqualen hinweg.
"Ich versuch's später nochmal. Die Fische sind flink und wir sollten uns aufwärmen." So sprach der Mensch, als er dem Zentauren vorerst den Speer wiedergab und Danicka noch einen sorgenvollen Blick zuwarf, ehe er sich gen Waldrand aufmachte, um in den Gebüschen und Hölzern zu stöbern. Es war dieser Blick, der sich schon vor Jahren in Allricks Gesicht gemeißelt hatte und der nie ganz verschwinden würde. Sei es ein trüber Schimmer in seinen Augen, oder ein Gesicht, das älter und starrer wirkte, als es in Wirklichkeit war. Man erkannte diesen Menschen genau daran: Seinem sorgenvollen Gesicht.
Dabei war er relativ guter Dinge, selbstverständlich im Rahmen ihrer derzeitigen Situation. Nach der anfänglichen Freude darüber, dem Wald entronnen zu sein, war er sich zunehmend nicht mehr sicher, ob sie wirklich schon über den Berg waren.

Jetzt allerdings galt es, alles für ihr Fortkommen in der heutigen Nacht vorzubereiten und das beste aus dem zu machen, was sich ihnen anbot. Vielleicht hatten sie ja Glück und er würde das eine oder andere Nest plündern können. Nicht grade die fairste Art, sich zu ernähren, doch seit wann war das Leben schon fair?

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. April 2014, 14:29

Sie waren schon eine bunt zusammen gewürfelte Truppe, da jedes Mitglied, abgesehen von Liya, aus einer anderen sozialen Gemeinschaft kam und zusätzlich zu den eigenen Charakteren auch die verschiedenen Lebens- wie Ausdrucksweisen somit aufeinander stießen. Danika selbst kannte es ebenfalls, dass Wunden offen angesprochen wurden, allerdings hatte das in ihrer Heimat nicht bedeutet, dass man sich den anderen bei der Rückkehr nicht auch genauer ansah, um notfalls etwas entdecken zu können, was dem anderen verborgen geblieben war. Es gab schließlich Wunden, die bekam man im Eifer des Gefechts manchmal gar nicht mit.
Obwohl die Verletzungen bei Allrick teilweise schon offensichtlich waren, zumindest, wenn man einen Blick auf seinen Rücken warf und nicht mit den Gedanken gleichzeitig ganz wo anders war. Vielleicht war jedoch auch nur für sie so offensichtlich, weil sie darum wusste. Wie auch immer, sie wollte auch nicht darauf herumreiten oder gar den Menschen bloßstellen, indem sie dessen Zustand herausposaunte. Wollte er nicht darüber reden, würde sie gleichfalls dazu schweigen. Außerdem, sobald sie am Feuer saßen, würde es sowieso offensichtlich werden, denn dann wollte sie sowohl Veltens, als auch Allricks Wunden gründlich auswaschen.
Nur frisch verbinden könnte sie keinen der Beiden, das wäre erst bei ihrem Ziel möglich. Theoretisch würden sie das ja auch am nächsten Abend erreichen. Wenigstens hoffte es die junge Elfe sehr. Zuvor aber sollten sie dafür sorgen, dass sie erst einmal ein Lager und vielleicht etwas zu essen hatten.
Wer von ihren beiden Begleitern das im Fluss besorgen würde, ließ sie diese entscheiden, da sie sich damit nicht auskannte und um deren Fähigkeiten auch nicht ausreichend wusste. Sie hingegen wollte tun, was sie konnte, nämlich den Waldrand nach dem ein oder anderen Kraut absuchen, das trotz der kalten Jahreszeit womöglich zu finden wäre. Den Vogel indes überreichte sie wieder Velten, da ihr dieser sonst hinderlich wäre. Der Zentaur schien ganz gut mit Liya umgehen zu können und würde sicherlich den besten Weg finden, sodass sie keinen Unfug anstellen würde.
Dabei sah sie ihn noch einmal an und wartete auf eine Reaktion von ihm, die nicht kam. Leise atmete sie aus und lächelte milde, legte leicht ihre Hand auf den Unterarm des Mischwesens. "Was auch immer dich bedrückt, es wird alles gut werden. Morgen Abend haben wir es hoffentlich geschafft und dann lassen sich besser Pläne schmieden.", raunte sie ihm mitfühlend zu, ehe sie sich abwandte und ihrem Vorhaben nachging.
Während die beiden männlichen Wesen also auf sich gestellt waren, suchte Danika mit dem Kennerblick einer Waldbewohnerin den Boden ab, sah in manches Gebüsch und kam letzten Endes mit einigen übergroßen Blättern und einem kleinen Bündel vertrocknet wirkender Kräuter zurück an das inzwischen prasselnde Feuer. Lächelnd legte sie ihre Ausbeute auf die Decke, die jemand auf dem Boden ausgebreitet hatte und kniete sich davor hin. Dann suchte sie die Aufmerksamkeit der anderen.
"Ich habe nicht viel finden können, doch ich hoffe, für die Not ist es genug. Die Blätter können wir zum Wasserschöpfen verwenden, sie sollten fest genug dafür sein. Die Kräuter legen wir am besten auf die Fische, damit sie ihre Wirkung entfalten und uns alle stärken können." Erst jetzt sah sie auf und blinzelte einen Moment lang, das erleichterte Lächeln verblasste etwas.
"O... oder haben wir keine Fische?", fragte sie schon leiser und unsicherer, weil sie nicht mitbekommen hatte, ob es denn nun Erfolg beim Fang gegeben hatte oder nicht. "Hm... oder soll ich mir zuerst alle Verletzungen ansehen und auswaschen? Dann könnte einer von euch hier bleiben und der andere versucht es weiter.", schlug sie versöhnlich vor, um niemanden bloßzustellen, weil es geglückt sein könnte.
Noch hatte sie keiner von ihnen aufgeklärt, sonst hätte sie schon mehr gewusst. Auf der anderen Seite allerdings war es wichtig, dass sie sich alles beim spärlichen Tageslicht ansah, bevor es zu dunkel werden würde.
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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Velten » Donnerstag 8. Mai 2014, 13:20

Allrick weckte den abwesend wirkenden Zentauren aus seinen Gedanken, als er ihm den Schaft des Speeres in Reichweite hielt und verlauten ließ, es später nochmal mit dem Fischfang zu versuchen. Velten blinzelte zweimal, ehe er nach der Waffe griff. Er betrachtete sie, untersuchte die Spitze. Warum der Mensch die Jagd verschob, war ihm nicht ganz klar. Ist die Spitze stumpf? Er fuhr mit dem Finger darüber und erkannte, dass dem nicht so war. Mit diesem Speer würde man noch einiges erlegen können, ehe er ausgebessert oder Anteile erneuert werden mussten. So legte sich der Blick des Hybridwesens erneut auf Allrick, der sich anderweitig auf Suche begab. Ein Lager musste her und auch diese Entscheidung war sicherlich nicht verkehrt.
Velten legte die freie Hand an seine Flanke. Es missfiel ihm, nicht aktiv helfen zu können, doch sein Verstand sagte ihm, dass er sich jetzt nicht überanstrengen sollte. Es würde die weitere Reise erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen. Das Bein sollte so gut es ging geschont werden. Seine Gefährtin hatte es ihm oft genug vorgehalten, wenn er von einer Jagd heim kehrte und verletzt worden war. Es gab Zeiten, da hatte er eine Woche auf ihrem Lager verbracht und zusehen müssen, wie andere seine Pflicht erfüllten. Doch er sah es ein. Trotz war nichts, was zu Veltens Charakter passte.
Er legte den Speer flach neben sich, als Danika näher kam, um Velten mit der erneuten Aufgabe zu betrauen, auf Liya zu achten. "Ich nehme mich ihrer an", gab er mit seiner tiefen Stimme zurück und nahm den Vogel entgegen. Behutsam hielt er ihn mit beiden Pranken, während seine Daumen über das Gefieder glitten. Er schwieg jedoch zu den aufmutnernden Worten der Elfe. Sie beruhigten ihn nicht. Er war bereits ruhig, auch wenn seine Gedanken in dunklere Tiefen abgedriftet waren. Er hatte sich selbst zur Ordnung gerufen und ihm wurde schnell klar, dass er sich nicht von seinen Sorgen beherrschen lassen durfte. Im Kopf malte man sich oft schlimmere Dinge aus, als wozu die Realität fähig war. So atmete er nur einmal tief durch, nickte. Ich finde dich, Sohn.

Eine Weile blieb Velten so an seinem Platz. Er setzte Liya neben sich, jederzeit bereit, nach dem Vogel zu greifen, wenn dieser sich zu weit entfernte oder drohte, seitlich zu kippen. Solange sich das Tier aber ruhig verhielt, konnte er seinen Teil beitragen. Mit den Fingern wühlte er Erde auf. Das nasse Wetter des Vorabends musste doch die Insekten und Würmer gelockt haben. Beides war kein Festmahl für einen Raubvogel, doch würde sich Liya nun damit begnügen müssen ... und Velten vermutete, dass sie sich zufrieden gab. Es wäre besser als nichts.
Schon hatte er ein paar dicke Käfer und einen Wurm freigelegt. Letzterer ringelte sich orientierungslos auf dem Erdreich. Velten packte ihn an einem der beiden Enden, ließ ihn vor Liyas Schnabel baumeln. "Iss", forderte er den Vogel auf. Auf diese Weise beschäftigte er das Tier und sich selbst, ohne dass beide sich unütz vorkamen. Die Ruhe tat seinem Leib sichtlich gut, nur Nahrung würde er wirklich bald brauchen. Als halbes Pferd, wie die Menschen immer sagten, brauchte er eine Menge Energie. Dieser Körper strotzte nur so lange vor Kraft, so lange man ihm diese auch durch Nahrung zuführte. Velten musste mehr essen als Danika oder Allrick.
Er ließ Liya für einen Moment zufrieden, als die Elfe bereits von ihrer Suche zurückkehrte. In seinen Vorräten wühlte er und kramte die letzten Rationen des Fleisches, der Nüsse und Beeren hervor, die er sein nannte. Gerecht teilte er sie in drei kleinere Haufen vor sich auf und schob den hungrigen Schnabel zurück, als sich der Vogel erneut näherte.
"Zusammen mit deinem Gesammelten wird es reichen", meinte er dann und deutete auf Danikas Ausbeute des Waldrandes. Schließlich schüttelte er den Kopf. Sofern Allrick sich nicht erneut den Speer genommen und sein Glück versucht hatte, gäbe es auch keinen Fisch. "Wenn jemand auf Liya achtet, kann ich mich in den Fluss stellen", bot er sich dann doch noch an. Sein Deut wanderte von den Kräutern zu seinen Hufen, deren Fesseln bereits mit Fell bewachsen waren. "Ich friere weniger im kalten Wasser als ihr." Zwar würde Velten auch nicht ewig ausharren können, schon gar nicht mit seiner Verletzung, aber er war und blieb Jäger. Solange er keinem Fisch nachhetzen musste, würde es schon gehen. Danach konnte sich Danika immer noch seiner Wunden annehmen. Der Schmerz beschränkte sich immerhin nur noch auf ein penetrantes Pochen.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Allrick » Sonntag 18. Mai 2014, 14:11

Allrick tat unterdes das, was Menschen seines Schlages am besten konnten: Alles tun, um irgendwie zu überleben.

Neben den raren Grundlagen, einem Ansturm stand zu halten, brachte man pelagischen Speerträger - selbst den untersten von ihnen - ein paar Tricks bei, wie man sich in einer Umgebung wie dieser wenigstens notdürftigste zurechtfinden konnte. Auch wenn das bedeutete, sich an Schwächeren zu vergreifen.
Doch zuerst einmal war es notwendig, sich um ein wenig Wärme für die Nacht zu kümmern, eine andere Disziplin, in der er bewandert war. Totes Geäst war an diesem Ort schnell gefunden. Sie würden eine ganze Menge davon benötigen, denn länger brennendes Holz hätte er mit einem Beil schlagen müssen, einem Luxus, auf den sie nicht zurückgreifen konnten.
Just fühlte sich der Mensch an die Zwangsarbeit bei den Dunkelelfen erinnert, speziell an den Tag, als man sie in der Eiseskälte Kosrals hatte schuften lassen. Es war kalt und sie alle waren nicht weit davon entfernt, zu verhungern, aber immerhin hatte man ihm ein Beil für die Arbeit in die Hand gedrückt. Es war stumpf, aber immer noch besser als nichts.
Wieviele Sklaven hatten es wohl noch in die Freiheit geschafft? Allrick mochte gar nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn man sie wieder aufgegriffen hatte. Ebenso ließen die Erinnerungen tiefen Groll in ihm wieder aufflammen. Groll gegen alle Obrigkeiten und vor allem die der Elfen. Menschen waren ja so furchtbar extrem in ihren Ansichten, da war der Pelgarer keine Ausnahme und der Umstand, dass Danicka ihm das Leben gerettet hatte und ebenso Sklavin gewesen war wie er selbst, zügelten Allricks Groll.
Er würde sich zurücknehmen müssen, sollten sie eine Elfensiedlung erreichen, oder darauf hoffen, sich bis dahin wieder beruhigt zu haben. Der Mensch jedenfalls schaffte es, bei diesen Grübeleien die Zeit, die er mit Sammeln verbrachte, zu überbrücken und hatte, ehe er es sich versah, einen brauchbaren Haufen Geäst sammeln können.
Na wenigstens etwas, das funktioniert. Als Zunder würde ein Teil seiner Kleider herhalten müssen, erneut war das, was er am Leib trug besser, als gar nichts.

Plötzlich jedoch vernahm er ein Rascheln ganz in seiner Nähe. Irgendetwas schien sich zu rühren, aber nicht vom Fleck zu kommen. Der Griff des Mannes schloss sich schnell um einen kräftigen Ast aus seiner Sammlung und schickte sich an, das Rascheln näher zu untersuchen und siehe da, auf dem bemoosten Waldboden lag etwas lebendiges und wand sich unter Schmerzen.
Es sah wie etwas aus, dass wohl einem Kaninchen am nächsten kam, nur schienen kleine Hörnchen aus dessen Stirn zu sprießen. welch wundersame Kreatur. So dachte sich der Mensch, als ihm die Unbeweglichkeit des Wesens auffiel. Scheinbar war dieses Tier auf der Flucht vor irgendetwas gewesen und hatte sich nun eines seiner Beine gebrochen.
Angesichts dieser bitteren Ironie kam der Mensch ins Grübeln, nicht, ob der moralischen Richtigkeit seines Ansinnens, das Kleintier zu töten, sondern, was er anschließend damit tun sollte.
Sicher würden sie davon essen können und wenigstens ein wenig zu Kräften kommen, auf der anderen Seite allerdings fürchtete der Mensch, durch den Geruch des Blutes des Tieres - sollten sie es ausbeinen - Wölfe anzulocken. Er war sich sicher, dass sie alle genug von Wölfen hatten.

Dennoch entschied er sich, es wenigstens in Betracht zu ziehen, das magere Tier zu verzehren, weswegen er weit ausholte und das Tier mit dem Ast erschlug. Er hatte sich extra Mühe gegeben, dem Tier das Genick zu brechen, da dadurch keine äußeren Blutungen entstanden und das Tier schnell starb. Letzteres war für den Menschen allerdings eher unerheblich.
Mehr oder minder zufrieden mit stich selbst, machte sich Allrick auf den Weg zurück, um sich um ihr Nachtlager zu kümmern. Er musste etwas länger gebraucht haben als die junge Elfe, denn als er das Nachtlager erreichte, saßen Danicka und Velten bereits beieinander und unterhielten sich. Zumindest hatte es den Anschein.
Allrick jedenfalls kehrte ohne groß Worte zu verlieren zu den anderen zurück und legte das gesammelte Holz neben ihnen allen auf den Boden, ließ das tote Tier dabei ebenfalls auf den Boden sinken, ohne groß Worte darüber zu verlieren. Er war kein großer Jäger und wollte sich nicht als solcher aufspielen. Das war nicht seine Art.

Stattdessen kümmerte er sich lieber darum, dass sie bald ein Feuer hätten...

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Erzähler » Samstag 7. Juni 2014, 19:29

Um effektiv nach den derzeit nur spärlich wachsenden Kräutern suchen zu können, musste die junge Waldelfe ihre Freundin wieder Velten anvertrauen. Doch sie wusste den Vogel bei ihm in guten Händen, sodass sie diesbezüglich auch nicht zögerte. Als der Zentaure beinahe sofort damit begann, über das Gefieder zu streichen, lächelte sie in sich hinein und nickte knapp zu sich selbst. Danach sprach sie noch kurz mit ihm, bevor sie sich abwandte und ihrem Vorhaben nachging.
Liya hingegen plusterte sich auf und gab leise, genüssliche Geräusche von sich, die darauf schließen ließen, dass ihr diese Behandlung gefiel, und sich obendrein äußerst lustig anhörten. Wäre sie eine Katze gewesen, hätte sie eindeutig geschnurrt, aber einem Raubvogel waren solche eindeutigen Laute nicht gegeben. So hatte sie ihre eigenen gefunden und gab diese nun preis. Vermutlich hätte sie das noch stundenlang genießen können, erst davon abgelenkt von ihrem Hunger, der auch ihren kleinen Magen nicht verschonen würde. Bis dahin war jedoch ausreichend Zeit...
Viel zu rasch allerdings wurde sie abgesetzt und versuchte, mit einem Sprung, wieder auf den Arm zu springen, damit er sie erneut so streicheln würde. Doch es wollte ihr nicht gelingen, immer wieder setzte er sie zurück auf den Boden. Solange, bis Liya beleidigt war ob dieser Behandlung, sich abwandte und davon gehen wollte, um zu demonstrieren, dass ihr das wiederum gar nicht gefiel.
Doch das ließ das Mischwesen ebenfalls nicht zu, sondern holte sie jedes Mal zurück, sodass selbst sie begreifen konnte, dass er sie in der Nähe behalten wollte. Warum, das ging über ihr Verständnis hinaus, aber es dauerte dennoch, bis sie es akzeptierte. Gut möglich, dass es mit dem Wurm zu tun haben mochte, der ihr vor den Schnabel gehalten wurde.
Zuerst beäugte sie ihn misstrauisch. Wäre sie mit menschlicher Mimik versehen gewesen, hätte man nur zu deutlich die Skepsis und einen gewissen Ekel darin ausmachen können. Sie war es gewöhnt, mit frischem Fleisch versorgt zu werden, nicht mit geringen Insekten wie ganz gewöhnliche Vögel. Letzten Endes aber triumphierte der eigene Hunger, sodass sie nach dem sich windenden Wurm schnappte. Sie tat sich etwas schwer damit, so lange hatte sie sich damit nicht mehr abgeben müssen, bis die Nahrung wirklich vernichtet war.
Die restlichen Insekten indes verschmähte sie. Als Velten es noch einmal auf diese Art versuchte, gewährte sie ihm einen empörten Blick, bevor sie sich abwandte und nicht mehr dazu zu bewegen war, sich mit dem provisorischen Mahl zu beschäftigen.
In der Zwischenzeit war die Freundin fertig und kam mit ihrer mageren Ausbeute zurück, um sich wieder zu dem Mischwesen zu gesellen. Dort legte sie einige größere Blätter, die in der kalten Jahreszeit übrig geblieben waren, auf den Boden und daneben ihre wenigen Kräuter, während der Zentaure seinen Proviant auspackte. Natürlich interessierte der Vogel sich sofort dafür und wollte sich auf das Fleisch stürzen, es sich einfach stibitzen, aber der geschulte Jäger schien damit gerechnet zu haben. Trotz seiner Verletzung war sein Oberkörper davon nicht beeinträchtigt und schaffte es vorerst noch, sie vom Stehlen abzuhalten. Liya krächzte protestierend und entlockte Danika damit ein müdes Lächeln.
Dann jedoch betrachtete sie den geringen restlichen Vorrat und seufzte tief. Schon ergriff ihr Begleiter das Wort und ließ sie aufsehen, vor allem in Richtung Fluss bei seinem Vorschlag. Daraufhin nickte sie langsam, nachdenklich. "Wenn wir uns nicht verlaufen, sind wir morgen Abend am Ziel. Bis dahin brauchen wir Kraft...", murmelte sie, in ihre eigenen Gedanken versunken, weil sie überschlug, ob dieses Wenige sie solange würde nähren können.
Schließlich fasste sie einen Entschluss, sammelte die drei kleinen Häuflein zusammen und gab sie zurück in Veltens Proviantverpackung, bevor sie entschuldigend lächeln zu ihm hochsah. "Besser, wir essen es morgen vor dem Aufbruch, das spart Zeit, als wenn du in der Früh zu fischen versuchst.", erklärte sie leise und gab auch ein paar der Kräuter zu dem Vorrat. Den Rest wollte sie mit einem Stein, den sie ebenfalls mitgenommen hatte und im Fluss noch waschen wollte, versuchen zu zerreiben und auf die Wundränder legen.
Ehe Velten jedoch seinen Vorschlag in die Tat umsetzen konnte, kehrte Allrick zurück und überraschte sie auf positive Art und Weise, nicht nur, weil er einen guten Haufen Brennmaterial herangeschafft hatte. Seine Beute war mager und relativ klein, allerdings würde es dennoch als Fleischlieferant nicht zu verachten sein. Der Vogel krächzte, wie, als wenn er zufrieden mit dem Buffet wäre, und hüpfte heran, um sich darüber herzumachen. Wenn man nicht schnell genug reagieren wrüde, wäre diese Beute für die meisten der Gruppe sogleich verloren.
Danika war nicht dazu fähig, das Unheil zu verhindern. Viel zu überrascht sah sie zu Allrick hoch, half ihm nicht einmal mit dem Holz. "Woher...?", fragte sie leise und wollte es zumindest wissen, weil sie nicht daran gedacht hatte, dass er im Unterholz Kleintiere jagen würde, während sie hier auch fischen könnten. Gerade im Wald, in dem noch viele andere Gefahren lauerten, die sich nicht immer so frühzeitig bemerkbar machen würden wie die Wölfe!
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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Velten » Donnerstag 3. Juli 2014, 12:34

Velten setzte die Insekten, welche Liya verschmähte, zurück auf den Erdboden. Eilig krochen einige Käfer davon. Ein anderer, dünnerer Wurm wand sich auf dem Grund, bis er eine Position erreicht hatte, die ihm ein Hineintreiben in den Boden ermöglichte. Sogleich stieß er Erdkrumen beiseite. Es dauerte nicht allzu lang, bis er verschwunden war. Der Blick des Zentauren traf kurz die Insekten. "Ihr habt Glück an eine Feinschmeckerin geraten zu sein." So konnten sie weiterleben. Auch Liya würde überleben, vorerst. Irgendwann musste sie jedoch ihr verwöhntes Leben niederlegen, wenn es ihnen nicht gelang, ihren Standard zu halten. Ansonsten würde sie vom Jäger zum Gejagten.
Das Mischwesen ließ den Blick nun über die Umgebung gleiten. Zum einen lenkte es vom Pulsieren in seiner Flanke ab, zum anderen machte er sich Gedanken, ob die Wölfe des Waldes diesen auch verlassen würden. Früher und im Arus hatte es weniger, ja fast gar keine Wölfe gegeben. Sie waren einst Wesen des Graslandes und der Steppe gewesen. Der Mensch hatte sie bis in die Wälder zurückverbannt, wo sie keine Hetzjagden auf ihre Beute veranstalten konnten. Das führte dazu, dass sie sich Schaf- und Rinderherden widmeten, die sich am Rand des Arus hin und wieder fanden. Der Mensch hatte sich seinen eigenen Feind geschaffen. Nicht nur bei den Wölfen, wie Velten für sich feststellen musste. Er würde seinen Sohn schon noch finden und die Verbrecher bluten lassen für ihre Tat.
Er würde Kraft brauchen. Sie alle, wie ihm bewusst wurde, als er sich mit Danika unterhielt. Die Elfe teilte den Proviant und ihre Kräuter auf, nur um die Rationen dann an Velten zurückzugeben. Er verstaute sie sofort, sachte nickend. Er verstand. Dann aber erhob sich der massige Leib unter einem Beben, als er den kräftigen Oberkörper in die Höhe stemmte. "Dann fische ich jetzt." Wie gut, dass der Speer noch hier war. Velten nahm ihn sich, stapfte langsam zum Wasser. Er versuchte dabei, seinen Hinterlauf nicht nachzuziehen. Das war verkehrt. Er durfte ihn jetzt nicht entlasten, sonst würde er sich daran gewöhnen und nutzlos werden. So biss er die Zähne zusammen, was dem Zentauren einen noch brummigeren Ausdruck verlieh.
Als er schon beinahe das Ufer erreicht hatte, kehrte Allrick zurück und das mit einer anerkennenswerten Ausbeute. Der Zentaur neigte den Kopf respektvoll. Dieser Mensch überraschte und erstaunte ihn. Er rüttelte an seinem Grundsatz und gab ihm zu Denken. "Gab es an den Waldrändern auch Zunderpilze?" Er sprach von kleinen, schwammig wabbeligen Pilzen, die gern an dunklen Stellen der Bäume wuchsen, also zwischen hervorstehenden Wurzeln oder unterhalb einer Astgabelung. Sie würden ordentlich brennen, wenn sie nur trocken genug waren. Velten überließ es Allrick und Danika nun, für ein Feuer zu sorgen. Er hatte sich entschieden, trotz des Kleintiers sein Glück zu versuchen. Je mehr Nahrung sie bekämen, desto besser wäre es für alle. Sie würden ausgeruhter aufbrechen können, wenn der Hunger sie nicht trieb.
So stellte sich der Zentaur an die Böschung, schob die Vorderhufe langsam ins Wasser. Der Ilfar war kalt, die Strömung hielt sich in Grenzen. er spürte einen Zug, aber es war nicht reißend. So folgten die beiden Hinterbeine, bis Velten einem Steg gleich im Wasser stand. Er richtete den Speer mit der Spitze nahe auf die Wasseroberfläche. Die Klinge wirkte wie ein Storchenschnabel und so ruhig wie jener Zugvogel stand er. Es dauerte und sicherlich würde das Feuer längst brennen, bis er zum ersten Mal zustach. Auf Anhieb aber gelang es ihm, einen der Fische aufzuspießen. Er löste ihn von seiner Waffe, warf ihn an Land. Hoffentlich entschied Liya nicht, ihn als für sie bestimmte Mahlzeit auszuwählen.
Velten blieb im Wasser, bis er zwei weitere Fische gefangen hatte. Ein Vierter entkam ihm immer wieder und langsam kroch die Kälte der Wellen seine Fesseln empor, machte seine Hufe taub. Es war Zeit. Er verließ mit bedachten Bewegungen den Fluss, sammelte die grätenbewährte Beute auf und kehrte zu den anderen zurück. "Jeder hat seinen Teil beigetragen. Eine gute Jagd", lobte er ihre Arbeit.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Allrick » Sonntag 20. Juli 2014, 17:07

Das tote Kleintier bei den langen Ohren gepackt und an einer Hand gehalten und dem gesammelten Astwerk unter den Arm geklemmt kehrte der Mensch zum auserkorenen Nachtlager ihrer kleinen Gruppe zurück. Als er wusste, dass die andern ihn kommen sahen, hob er das tote Kleintier kurz an, damit man seine Beute als solche erkennen konnte. Nicht, dass er stolz deswegen war, aber er verspürte ebenso minder ein Bedürfnis danach, den Restweg zu Danicka und Velten mit einem Ruf zu überbrücken. Selbst Velten, der inzwischen - und Allrick verstand das als fast schon als Trotzhandlung entgegen der eigenen Vernunft - ans Flussufer getreten war, zeugte ihm ein wenig Anerkennung und registrierte den Fang.

Der einzige, dessen Reaktion Allrick missfiel, war Danickas Schoßtier Liya, welches sich scheinbar auserkoren fühlte, das gehörnte Kleintier allein zu verspeisen. Dabei hatte der Vogel allerdings die Rechnung ohne Allrick gemacht, der im Gegensatz zu Danicka noch relativ gut bei Kräften war und sich im Gegensatz zu Velten nicht sonderlich um den kleinen Quälgeist scherte, was er dem Tier mit einem Blick übermittelte, der eindeutiger kaum sein mochte. Just als Danicka der Beute zunähe kam, sorgte Allrick dafür, dass der verwundete Vogel es schwer hatte, das Fellbündel zu erreichen.

"Gib es auf, Vogel. Ich bin dir über, sei froh, dass du nicht selbst auf der Speisekarte stehst." So knurrte Allrick, der tatsächlich keinen Moment gezögert hätte, dem verwundeten Tier den Hals umzudrehen, wenn es bedeutete, dass er und Danicka nicht verhungerten. Das Wort der jungen Elfe war der einzige Grund, aus dem Liya noch atmete und Allrick hatte keine Schwierigkeiten damit, ihr das klar zu machen.

Auf die Frage der Elfe reagierte Allrick erst als er sicher sein konnte, den Blick von Liya abwenden zu können, sprach dann jedoch ruhig zu ihr und so freundlich, wie die Umstände es erlaubten. Der scharfe, brummige Unterton, mit dem der Greifvogel auf Distanz gehalten wurde, war nicht mehr auszumachen. "Das Tier muss über eine Wurzel gestolpert sein, hatte sich das Bein gebrochen. Wir scheinen Glück zu haben, vielleicht hält es ja ein Weilchen an. Brauchen könnten wir es auf jeden Fall..."
Dabei zeigte er Danicka das zart-gehörnte Wesen und setzte das Brennholz am Boden ab. "Ein solches Tier habe ich noch nie gesehen, weißt du etwas damit anzufangen?" Es stimmte, diese Art des Hainkaninchens war in den Landen Pelgars selten geworden, da man sie lange wegen ihres absonderlichen Äußeren exzessiv gejagt hatte. In den hiesigen Wäldern gab es sie allerdings noch und sie wurden bevorzugt mit zerriebenen Raublattwurzeln und Sommeräpfeln vertilgt, meist gegrillt oder gesotten, doch für derlei kulinarische Raffinessen hatte in diesem Moment wohl niemand ein Auge.

Stattdessen widmete man sich der Errichtung des Nachtlagers mitsamt Feuerstelle, während zumindest Allrick stets ein wachsames Auge auf Liya hatte, nur für den Fall, dass sie auf dumme Gedanken kam. Er würde sich nicht von ihr auf der Nase herumtanzen lassen. Dabei glitt Allricks Blick dennoch immer mal wieder zu Velten, der wie eine Steinsäule im Wasser stand und den Flussbewohnern auflauerte und tatsächlich mit einer beachtlichen Ausbeute zurückkehrte.
Die lobenden Worte des Zentauren ließen den Menschen unbekümmert, er war zu sehr damit beschäftigt dafür zu sorgen, dass sie es heute Nacht einigermaßen warm und behaglich hatten, während sie sich über Fisch und Fleisch hermachten.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Erzähler » Sonntag 5. Oktober 2014, 15:35

Noch war der Vogel gut genährt und konnte es sich leisten, potentielles Futter zu verschmähen, noch dazu, da sie seit langem daran gewöhnt war, Fleisch zu sich zu nehmen und Insekten nicht benötigt hatte. Sollte es mit ihrem Flügel allerdings zu lange dauern oder die Gruppe ihr nichts abgeben können... wenn sie sich nicht etwas zuvor stibitzen könnte, dann würde ihr Instinkt schon dafür sorgen, dass sie auch solche Nahrung akzeptieren würde. Immerhin hatte auch sie einen kräftigen Überlebenswillen, der sich nicht durch Verletzungen dämpfen ließ.
An die Bedrohung von letzter Nacht indes dachte sie nicht mehr zurück. Liya lebte in der Gegenwart und erst, sobald es eine ähnliche Situation geben würde, würde sie ihre Konsequenzen aus dem Erlebten ziehen können. Vorerst jedoch spielte sie den beleidigten, verwöhnten Jagdgefährten.
Danika musste über dieses Verhalten schmunzeln, während sie sich mit dem Mischwesen unterhielt und mit ihm den bisherigen Proviant aufteilte. Schließlich nickte sie und ließ Velten ziehen, damit dieser sich im Fischen versuchen konnte. Die Elfe sah ihm nach und seufzte lautlos vor Mitgefühl, denn sie konnte sich zumindest im Ansatz denken, welch große Schmerzen er haben musste. Wenigstens hatte sie ein paar Kräuter ausfindig machen können und baute darauf, dass ihm morgen Abend eine viel besser ausgestattete Versorgung zuteil werden würde.
Zur beinahe selben Zeit kehrte der Letzte im Bunde zurück und das erfreulicherweise mit zusätzlicher Beute. Schon wollte sie etwas dazu sagen und ihm danken, als ihr der Zentaur zuvor kam. Sie schüttelte den Kopf. "Ich habe keine gesehen. Du, Allrick?", gab sie die Frage weiter, während dieser zu ihr trat und damit begann, sich um das Feuer zu kümmern.
In der Zwischenzeit nahm sie das Tier an sich und begutachtete es, um herauszufinden, wie sie es am besten braten konnten. Das Häuten und Ausnehmen würde sie sowieso den beiden anderen überlassen müssen, da sie damit nicht ausreichend Übung hatte und nichts unnötig vernichten wollte.
Auch Liya war auf das neue Essen aufmerksam geworden und hüpfte so unauffällig, wie es in ihren Möglichkeiten lag, heran, die Warnung des Menschen gekonnt ignorierend. Ihr kleiner Magen wollte ja auch gefüllt werden und womöglich könnte sie etwas bekommen oder sich wieder wegpicken.
Doch bevor sich ihr eine Chance bot, lenkte eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit auf sich. Der erste Fisch war am Ufer gelandet und brachte sie etwas in die Bedrouille. Er lag zappelnd und unbeaufsichtigt dort, während das andere Fleisch für ihren Geschmack zu gut bewacht wurde. Also wandte sie sich ab und hüpfte immer näher an ihre neue Beute heran, wenngleich nicht, ohne Velten aus den Augen zu lassen. Jedes Mal, wenn er sich in ihre Richtung wandte, erstarrte der Vogel, um dann umso rascher näher zu kommen.
Nur... sehr zu ihrem Leidwesen war sie am Boden schlichtweg zu langsam. Gerade wollte sie nach dem einen Fisch schnappen und ihn wegzerren, als das Mischwesen heraus kam und die Beute einsammelte. Enttäuscht und höchst frustriert, krächzte Liya auf und schlug mit den Flügeln, zumindest mit dem einen, bei dem ihr das problemlos möglich war. Eilig hüpfte sie ihm hinterher und schimpfte weiter mit ihm, als hätte er sie damit lediglich ärgern wollen.
Danika, die das mitbekam, musste sich ein Kichern verbeißen. "Ich schätze, du wirst gerade verfolgt.", bemerkte sie mit einem unterdrückten Glucksen und schob Allrick dessen Beute zur weiteren Verwertung zu. Sie selbst nahm danach ihre Kräuter, da inzwischen das Feuer brannte und breitete sie so in dessen Nähe aus, dass sie erst einmal gut trockneten und danach leichter zu zerdrücken wären, um ihre volle Wirkung verwenden zu können.
Dabei gab sie Allrick die noch geschuldeten Antworten. "Es wird reichen, da bin ich mir sicher. Gemeinsam mit den Fischen und einem Teil der Vorräte, die Velten mit dabei hat, werden wir gut bei Kräften bleiben können. Wir alle." Sie warf ihrem Begleiter einen amüsierten Blick zu bei dieser Anspielung darauf, dass auch der Vogel etwas davon abbekommen würde.
Daraufhin jedoch schüttelte sie den Kopf. "Tut mir leid, so etwas habe ich auch noch nie gesehen. Ich..." Erinnerungen stiegen in ihr hoch und seufzend sah sie auf ihre Kräuter, um diese Bilder rasch wieder zu verdrängen. Dennoch ließen sie ihre Stimme belegt klingen, als sie etwas stockend fortfuhr:"Soweit war ich... war ich nie weg von... daheim..." Einen Moment lang musste sie gegen das verräterische Brennen in den Augen ankämpfen, dann konnte sie sich zusammen reißen und mit einem schmerzlichen Lächeln wieder aufsehen. "Aber das macht nichts. Ich denke, es ist mit Waldhasen verwandt und nicht giftig." Das war schließlich vordergründig wichtig, wenn sie sich davon ernähren wollten.
Danach widmete sie sich wieder den Kräutern und achtete auf deren richtige Zubereitung, während sie es Allrick überließ, seine Beute herzurichten.
Wegen Liya hingegen brauchte sich dieser keine Sorgen einstweilen zu machen. Sie bevorzugte eindeutig Fisch und hatte schon herausgefunden, dass Velten zugänglicher für sie war. Also saß sie neben ihm und sah ihn mehr als auffordernd an, mit einem Blick, als wäre sie vollkommen verhungert. Außerdem gelangen ihr so klägliche Laute, dass es beinahe so wirkte, als wäre sie schon knapp vor dem Grab.

Nachdem sie sich gestärkt und Danika die Wunden ihrer Begleiter ausgewaschen sowie notdürftig versorgt hatten, konnten sie sich rund um das Feuer versammeln und zum Schlafen niederlegen. Die Fische hatten sie zwar über dem Feuer geröstet, aber so danach verpackt, dass sie ihnen als Frühstück dienen konnten.
Danika hatte sich in eine der Decken, die sie inzwischen bei sich hatten, eingerollt wie ein Säugling und war vor Erschöpfen fast sofort ins Traumland hinüber geglitten. Liya indes schmiegte sich an Veltens Schulter, um mehr Wärme abzubekommen, und ihren Schnabel unter ihren gesunden Flügel gesteckt. So döste sie friedlich vor sich hin.


[occ: so, wie ihr wollt, könnt ihr zwei euch noch am Feuer unterhalten oder zum Morgen übergehen, das dürft ausnahmsweise(^^) ihr entscheiden ;)]
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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Velten » Samstag 25. Oktober 2014, 12:51

Von den Vorbereitungen und den Gesprächen am Nachtlager bekam der Zentaur nicht viel mit. Nicht, dass er zu weit weg gewesen wäre, um mit Konzentration nicht doch etwas hören zu können, aber sein Fokus lag definitiv zum einen auf dem Fluss und dessen Bewohner, zum anderen auf Liya. Der Raubvogel musste hungrig sein oder zählte zur besonders frechen Natur, bei dem die Augen größer als der Magen waren. Den ersten Fisch, den er gefangen hatte und der am Ufer zappelte, wäre für das Tier schon mehr als eine volle Mahlzeit. Zum Glück konnte er Liya davor bewahren, sich zu überfressen.
Velten griff rechtzeitig nach seinem Fang, ehe Liya es mit ihrem Schnabel tun konnte. Er betrachtete den Vogel geraume Zeit. Da standen sie: Liya mit ihrem versorgten Flügel und der Zentaur mit seiner ausgebrannten Flankenwunde. Man konnte die Stille zwischen beiden fast sehen, als die Zeit verstrich. Schließlich ließ Velten ein Brummen ertönen. Es war keines von der tadelnden Art. Es war schlichtweg ein Aufbrummen, um den Vogel auf sich aufmerksam zu machen. "Jeder bekommt seinen Anteil", erklärte er ihm und nach seiner Meinung schloss das Liya durchaus mit ein. Sie mochten eine seltsame, kleine Jagdgemeinschaft abgeben, doch das Mischwesen akzeptierte inzwischen die Konstellation. Er würde Liya im Gegensatz zu Allrick wohl nicht auseinandernehmen, um das Leben der Elfe oder das eigene zu retten. Nicht, solange sie zusammen jagten.

Velten stand über den Dingen, aber er war ja auch wesentlich größer als der Raubvogel, welcher ihm schimpfend folgte. Er ließ ihn gewähren, kehrte zum Nachtlager zurück und verzog auf Danikas Worte nicht einmal eine Miene. "Jeder bekommt seinen Anteil", wiederholte er seine Worte. Sein Fang gesellte sich Allricks Beute hinzu. Wesentlich länger dauerte es, bis Veltens massiger Körper wieder neben der Lagerstelle lag. Mit seiner Flanke musste er aufpassen, nahm dies stillschweigend zur Kenntnis und arrangierte sich. Er war kein Wesen, das über unangenehme Umstände zu viele Worte verlor, erst Recht keine Klagen.
Jeder widmete sich seiner ausstehenden Aufgabe. Während Danika und Allrick dabei eine Unterhaltung fortsetzten, von der Velten ohnehin den Beginn nicht mitbekommen hatte, schwieg dieser. Mit einer scharfgeriffelten Rindenkante, die er dem Stamm eines umgestürzten Baumes entnehmen konnte, schabte er die Schuppen vom Fisch, nur um ihn dann, so gut es ohne die nötigen Werkzeuge ging, auszunehmen. Er brauchte zum Glück kein Messer, Zentauren nutzten diese nicht. Er hatte die Spitze seines Speeres, welche er zwischenzeitlich eben für jene Aufgabe vom Schaft löste. Ein vielseitige, nützliches Instrument.
Selbst Liya bekam ihren Anteil ab, das sogar etwas früher als die übrigen Mitglieder der Gruppe. Velten schenkte ihr die Innereien der Fische, die für sie allesamt vermutlich nicht bekömmlich oder leicht zu verdauen waren. Da er selbst tatsächlich nur sehr, sehr selten Fisch aß, musste er beim organischen Aufbau des Tieres auf sein Wissen bezüglich gejagter Vierbeiner zurückgreifen. Schnell erkannte er, welche Methodik anzuwenden war, um den Fisch von seinem Gerippe zu befreien, ohne dass die Gräten im Körper blieben. So sah nur der erste der ausgeweideten Wasserbewohner etwas zerhackstückt aus. Die anderen gelangen ihm da wesentlich besser.
Man fertigte aus dem erste Fisch also mehr eine klein gestampfte Beilage, während seine drei Brüder auf Stöcken später über den Flammen rösten konnten. Die Mahlzeit genügte, um satt zu werden und darüber hinaus versorgte Danika erneut des Zentauren Verletzung. Es war ein deutlich besserer Abend. "Wir sollten aus ihm alle Kraft schöpfen, die wir vielleicht aus späteren nicht mehr bekommen", waren die letzten Worte an seine Begleiter, mit denen sich Velten aufhielt. Er legte sich doch recht schnell zur Ruhe, nachdem geklärt war, wie die Nachtwache aufgeteilt werden sollte. Nochmal ließen sie sich bestimmt nicht von Wölfen unglücklich überraschen!

Während Velten wachte, beobachtete er aber auch die schlafenden Gefährten. Seine Gedanken behielt er dabei für sich, nahm aber alles über das unbekannte Wesen Elfe und das eigentlich so verfeindete Mensch auf. Er lernte aus den Eindrücken, die er bei ihnen gewann und bot ihnen - vor allem Liya - zugleich einen massigen Körper, der Wärme ausströmte.
In den kältesten Stunden der Nacht wurde er einmal geweckt, als sich der Schmerz zu stark durch seine Flanke zog. Dabei beförderte er ungewollt Liya von seiner Schulter, die sich schnarrend beklagte. Er zog sie daraufhin in seine Armbeuge, die ohnehin einen besser geschützten Schlafplatz bot. Alles in allem verlief seine nächtliche Ruhepause aber ruhig, sollten mit zum Morgen keine nennenswerten Ereignisse eintreten.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Allrick » Freitag 7. November 2014, 20:25

"Hätte ja sein können."

Mit einem freundlichen Grinsen ließ Allrick Danicka mit ihren Gedanken allein, zwar wirkte sie traurig, allerdings ging der Mensch davon aus, dass die junge Elfe ihn schon ansprechen würde, sollte sie über etwas sprechen wollen. Stattdessen kümmerte er sich um das erlegte Kaninchen, nachdem er Velten um seine Klinge hatte bitten können. Es war wirklich ein Glück, dass der Zentaur derart gut ausgerüstet war, denn so konnte Allrick das Tier, so gut es ihm möglich war, verarbeiten. Auch wenn sich , wie fast befürchtet, herausstellte, dass der Großteil der Masse den Kaninchens wirklich vom Fell her gerührt hatte, dass sich als ungemein fluffig und weich herausstellte. Vielleicht lässt es sich verkaufen, so dachte sich der Mensch und gab sich Mühe, die Haut mit der Klinge abzuputzen, ehe er mit seiner Ausbeute wieder zu den anderen trat, die sich unterdes am Feuer versammelt hatten. Kräuter trockneten vor und Fische rösteten über dem Feuer, das magere Kaninchen würde es ihnen gleich tun.

"Ist nicht viel dran, aber besser als nichts, hm?"

Schnell war das Tier ebenfalls auf einen Stock gespießt und die Innereien längst entsorgt, als sich nun auch der Mensch am Feuer niederließ. Sie hatten wirklich Glück gehabt, nicht nur mit dem Leben davongekommen zu sein, sondern jetzt sogar etwas zuessen zu haben und zu wissen, wohin sie gehen mussten, um in die Zivilisation zurück zu finden. An und für sich, lief es gar nicht schlecht für die kleine Gruppe, so fand Allrick.
Es war wirklich eine Wohltat, endlich wieder etwas zu essen, dass nicht schon alt und halb verfault war, wie das Essen in Kosral. Der Pelgarer konnte sich wirklich nicht erinnern, wann ihm das letzte mal etwas so gut geschmeckt hatte, wie der Fisch, von dem sie alle aßen. ass das in erster Linie der kürzlich Nahtot-Erfahrung zu schulden war, wusste der einfache Mann natürlich nicht und genoss lieber das, was sie hatten, statt groß darüber zu philosophieren.

Als es darum ging, die Nachtwache einzuteilen, erklärte sich der Mensch schnell bereit, die erste Wache zu übernehmen. Sollten die anderen erst einmal rasten, so würde er noch etwas länger auf das Feuer achten können, damit es hell und warm an ihrer Seite blieb. Dabei beobachtete er nicht nur die Umgebung, sondern auch seine Begleiter, die sich nun schon im Reich der Träume aufhielten.
Was würde ihm mit diesen dreien noch bevorstehen?

Jetzt, da sie sich an den großen Zentauren anschmiegte, wirkte Liya derart possierlich, dass der Mensch fast vergaß, für was fr ein Ekel er das Tier eigentlich hielt.

Dann war da das große Mischwesen selbst, der behufte Fleischberg, er sich Velten nannte. Allrick versuchte sich auszumalen, wie das Leben als Zentaur wohl war, scheiterte allerdings schon recht bald daran, zu befremdlich wirkte es auf ihn, zu viele Geschichten gingen durcheinander und trafen irgendwie alle nicht zu. Auch wusste er dessen Wesen immer noch nicht so recht einzuschätzen, doch der anfängliche Argwohn hatte sich längst wieder gelegt. Vor allem aber fühlte Allrick sich durch die eiserne Disziplin Veltens beeindruckt, war die Wunde, die der Wolf in dessen Flanke gerissen hatte, doch recht beachtlich. Er selbst wusste auch, was es bedeutete, die Zähne zusammen zu beißen, die Hiebnarben auf seinem Rücken sprachen Bände davon, dennoch kam ihm die Verletzung des Mischwesens wesentlich übler vor, als Velten es je zugeben hätte, so zumindest die Vermutung.

Und Danicka natürlich, die sich müde in eine der Decken, die sie dabei hatten eingewickelt hatte und den Schlaff der Gerechten schlief. So viel hatte er diesem jungen Wesen zu verdanken und er würde dafür sorgen, dass er ihr diese Schul zurückzahlte, denn ohne Danicka wäre Allrick mit Sicherheit schon, oder bald tot und würde zusammen mit anderen Sklaven in gefrorener Erde verscharrt werden wie Abfall.

So saß Allrick müde grübelnd da und achtete darauf, dass sie alle in Sicherheit waren, ehe nach einer gefühlten Ewigkeit, die Ablösung durch Velten erfolgte. Als er nun an der Reihe war zu schlafen, griff Allrick sich ebenfalls eine ihrer Decken und vergrub sich darunter, sodass es nur ein paar Augenblicke dauerte, ehe er einnickte und traumlos vor sich hin döste.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 31. Dezember 2014, 15:40

Es traf beides auf den Vogel zu. Zum einen war sie schon immer mehr frech als besonnen gewesen, wodurch sie zwar diejenigen Personen, die sie als ihre Freunde oder zu ihr zugehörig betrachtete, viel beherzter verteidigen würde, sollte es notwendig sein. Doch sie war zum anderen auch stets etwas… verfressen gewesen und man hatte stets darauf achten müssen, dass sie ihre Linie hielt, um weiterhin geschmeidig und agil zu bleiben. Meist wusste sie nicht, wann genug war, weder beim Essen, noch bei anderen Dingen.
Umso empörter war ihr Blick, als Velten ihr einen Teil des Fischfangs glatt vorenthielt. Auch krächzte sie protestierend und versuchte, ihre Flügel zu bewegen, wobei sie die Schiene wieder behinderte. Erneut kam ein Krächzen aus ihrem Schnabel, aber dieses Mal klang es eher etwas frustriert und um das zu kompensieren, putzte sie sich die Federn auf der unverletzten Seite, als würde sie dabei nicht beobachtet werden.
Erst das Brummen verleitete Liya wieder dazu, das Mischwesen anzusehen. Er sprach zu ihr und sie legte den Kopf schief, als würde sie darüber nachdenken, ob sie das akzeptieren könnte und würde. Anscheinend war sie zu keinem positiven Ergebnis gekommen, denn sie protestierte lautstark dagegen, dass sie hier einfach stehen gelassen wurde, und hüpfte dabei Velten hinterher.
Auch schimpfte sie noch, während dieser sich niederließ. Ein Umstand, der Danika schmunzeln ließ. „Mach dir nichts draus. Sie war schon immer sehr… verwöhnt.“, bemerkte sie mit einem unterdrückten Kichern in der Stimme und streckte sich kurz, um dem Vogel über das Köpfchen zu streichen.
Schon kam ein zufriedenes Krächzen, als hätte sie darauf gewartet, endlich die richtige Beachtung zu bekommen, bevor sich die Waldelfe wieder Allrick zuwandte.
In der Zwischenzeit kümmerte sich Velten um den Fang und das war ihre Gelegenheit. Die Schuppen interessierten Liya nicht, dafür die Eingeweide umso mehr und dieses Mal konnte er sie nicht davon abhalten, sich einige dicke Brocken zu klauen und hastig herunter zu schlingen. Sie wurde auch dann nicht langsamer, als sie feststellen konnte, dass diese Innereien tatsächlich für sie bestimmt waren. Geduld war also auch keine Tugend des Tieres, zumindest nicht beim Fressen.
Schließlich war es geschafft und sogar Liya war so vollgefressen, dass sie die für die anderen bestimmten Teile nicht einmal mehr ansah. Stattdessen widmete sie sich erneut der Pflege ihres Gefieders.
In der Zwischenzeit waren die anderen ihren Aufgaben nachgegangen, sodass sich sowohl Velten, als auch Allrick um das Ausweiden und Danika um die Wundverpflegung kümmerte. So spärlich ihre Ausbeute an Kräutern auch gewesen war, sollte sie notdürftig wenigstens bis zu ihrem Ziel reichen, sofern sie nichts Unvorhergesehenes aufhielt.
Dabei schenkte sie dem Menschen immer wieder ein aufmunterndes Lächeln, vor allem, als feststand, dass seine Beute mehr Fell als Fleisch darstellte. „Jeder gibt sein Bestes.“, erwiderte sie, um ihm zu zeigen, dass er sich genauso verdient gemacht hatte wie der Zentaure.
Als alle satt und die Wunden notdürftig versorgt waren, ging es daran, die Nachtwache einzuteilen. Die Waldelfe entschuldigte sich dafür, dass sie in dieser Hinsicht keine große Hilfe wäre und war erleichtert darüber, dass ihre beiden Begleiter nicht darauf bestanden, dass sie ebenfalls aufpasste. Es würde reichen, wenn sie im Morgengrauen aufstehen und sich um alles Restliche kümmern würde, damit die Männer sich noch etwas ausruhen könnten.
So rollte sie sich schließlich dicht am Feuer zusammen, schloss die Augen und war fast sofort eingeschlafen, während Liya sich an Velten schmiegte und dort zur Ruhe kam.

Trotzdem kam der Morgen viel zu früh, sodass es für Danika an der Zeit war, aufzustehen und ihr warmes Lager zu verlassen. Doch sie murrte nicht, sondern schenkte Velten ein feines Lächeln, bevor dieser sich erneut ausruhen könnte, während sie aufstand.
Dabei nahm sie sich einen Ast, der noch lang genug war, um ihr als Fackel zu dienen, und suchte noch einmal den Rand der Lichtung nach hilfreichen Kräutern ab. Ihre Ausbeute fiel noch magerer aus als am Vorabend, doch auch das würde ihnen helfen können.
Dann trat sie zum Ufer des Flusses und wollte sich etwas Wasser mit den Händen schöpfen, um ihren Durst zu löschen und sich notdürftig ein bisschen zu reinigen. Zu ihrem Erstaunen stellte sie nicht nur fest, dass sich eine Eisschicht gebildet hatte, sondern auch, dass auf dieser sich erste, feine Flocken gesammelt hatten. So sah sie hoch in den Himmel und seufzte lautlos.
So schön Schnee auch sein mochte, im Moment konnten sie das gar nicht gebrauchen! Auf der anderen Seite würde es dann nicht gar so eisig werden, sodass sie sich darum bemühte, das Positive an der Wetteränderung zu sehen. Außerdem schien die noch andauernde Dunkelheit etwas heller durch die gefüllten Wolken über ihnen.
Trotzdem kehrte sie zurück zum Feuer und weckte ihre Begleiter. „Wacht auf. Wir sollten früher los als gedacht. Es schneit!“, raunte sie ihnen zu, während ihre Elfenohren leicht zuckten.
Irrte sie sich oder war das leises, fernes Glockengeläut, das sie da vernehmen konnte? Seltsam…
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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Velten » Dienstag 27. Januar 2015, 10:29

Das Mischwesen konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie Allrick ihn geweckt hatte. Nur dass es geschehen war, das wusste er. Andernfalls wäre es nicht zur Wachablösung gekommen. Für den Mann hatte er ein schwer deutbares Brummen übrig, bevor sich Velten aus seiner Ruheposition erhob. Dabei achtete er darauf, weder Liya noch Danika in ihrem Schlaf groß zu stören. Er schob den Raubvogel zu seiner Freundin, damit sie einander wärmen konnten und überließ Allrick nun seiner wohlverdienten Pause.
Die Hufe des Zentauren gaben dumpfe Geräusche von sich, als er sich zum Feuer bewegte. Den Köcher griff er sich noch, ebenso seinen Bogen. Beides war griffbereit, auch wenn er letztendlich lieber den Speer in Händen hielt. Zwar könnte er mit dem Bogen aus größerer Entfernung schießen, doch bei Nacht zu zielen und zu treffen ... nein, da blieb er realistisch. Er mochte ein guter Jäger sein, aber seine Augen konnte er mit den Jägern des Dunkels sicherlich nicht vergleichen. Und der Mond bot zu wenig Licht, um ihn als Schützen zu unterstützen. Veltens Blick glitt nach oben, hinauf zum schwarzen Himmelszelt, als er glaubte, dort etwas funkeln zu sehen. Der Anblick erwärmte sein Herz und weckte die Erinnerungen an seine Sippe. Ein Stern, groß und hell, lächelte auf ihn hernieder. Das Mischwesen lächelte zurück. "Ein Zeichen", raunte er, ohne es deuten zu können. Trotzdem sah er in dem hellen Strahlen des Sterns etwas Positives für sich, für seine aktuelle Gruppe als auch für seine Queste, den Sohn zu finden und nach Hause zu bringen.
Fast bis zum Morgengrauen beobachtete Velten den Stern, ohne auch nur zu ahnen, dass er ein Geschenk des Lichtgottes war. Einzig ein seltsamer, ihm befremdlicher Klang lenkte seine Aufmerksamkeit um. Er war nie nahe genug ans Kloster im Walde Arus gelangt, um dort die Glocke zu hören, wenn die Klosterbrüder und -schwestern zur Andacht gingen. So konnte er auch dieses Läuten nicht wirklich einordnen. Dennoch fand er Gefallen an dem steten Schlagen. Fast glaubte er, sein Herz glich sich dem Rhythmus an und mit jedem Schlag wuchs der Wunsch, auf seine Gefährten zu achten, dass sie Ruhe und Erholung fanden, während er wachte.

Zum Morgengrauen hin weckte er beide. Sanft berührte er dabei Danikas Schulter. Es lag in seiner Natur, zarte Wesen behutsamer anzufassen. In Allrick sah er einen starken, ebenbürtigen Menschen, der inzwischen Respekt verdiente. "Wacht auf, wir müssen bald weiter. Die Lage wird unangenehmer für uns." Und Velten sollte Recht behalten, denn über Nacht hatte es zu schneien begonnen. Inzwischen waren genug Flocken gefallen, um den Grund rings um ihren Lagerplatz mit einem feinen Schleier zu bedecken. Dem Feuer war es zu verdanken, dass sich der Schnee nicht auch noch frsotig auf die Schlafenden gelegt hatte.
Velten beschloss, sich nicht nochmal zur Ruhe zu legen, um zu schlafen. Er begab sich zwar in eine niedergelassene Position, untersuchte aber mit allter Sorgfalt die verletzte Flanke. Dann reinigte er seine Hufe, löste kleine Steinchen und Erde ab, damit sein Schritt für die weitere Reise stabil und sicher wäre. Dabei löste er auch einen zu Stroh vertrockneten Halm. Als er ihn zwischen den Fingern drehte, hielt er für Momente in seinem Tun inne und betrachtete ihn lediglich. Ich finde dich, Sohn. Seine Züge wurden weich für jene Augenblicke. Dann legte er den Strohhalm beiseite, um ihn nicht mehr anzusehen.
Velten endete mit seiner Hufpflege just als Danika den Menschen weckte. Es wurde Zeit zum Aufbrechen, so raffte er all seine Habe zusammen. Mit dem rechten Vorderhuf schüttete er die zur Glut herab gebrannte Lagerstelle mit Erde zu. Er war bereit.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Allrick » Freitag 13. Februar 2015, 18:10

Allrick war mehr als heilfroh gewesen, als er sich endlich zur Ruhe betten konnte. Zwar hatte er sich bewusst für die erste Wache gemeldet, denn in seinen Augen brauchten die anderen mehr Ruhe als er selbst, auf der anderen Seite erinnerte ihn das stete Starren in die Dunkelheit an Zeiten, die diesen gar nicht so unähnlich waren, nur dass er seine Wache damals hinter einer Palisade und dabei keinen Stock, sondern einen Speer umklammert hielt. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er in diesen Nächten gefroren hatte, damit alle anderen schlafen konnten. Leute, die er nicht kannte und die ihm nichts bedeuteten, über die er aber wachte, um nicht bestraft zu werden. In diesem Fall war das anders, denn er wachte über Leute, die sich längst darum verdient gemacht hatten, dass der Mensch sich für sie einsetzen würde. Für einige zwar mehr als für andere, dennoch stand es für ihn außer Frage, die schlafenden Gesichter zu seinen Füßen als jene einer Gemeinschaft zu bezeichnen.

Der Schlaf des Menschen war von gemischter Qualität, denn zwar wärmten Feuer und Decke ihn die Nacht hindurch, dennoch spürte er früher oder später immer wieder einen leichten Zug, der ihn kurz wach werden ließ. Dennoch war diese Nacht wesentlich erholsamer als der Großteil der zurückliegenden. Sie war traumlos, gradezu friedlich.

Schließlich wurde Allrick von Danickas zartem Stimmchen aus dem Schlaf geholt, ehe er sich beim Wort 'schneit' nach den anderen umsah, ehe ihm ein zartes Flöckchen auf die Stirn rieselte. Das gefrorene Etwas taute sehr schnell auf der warmen Haut des Pelgarers und hinterließ einen kühlenden Tropfen. Ein Zeichen dessen, was noch kommen mochte. Für das leichte Leuten in der Ferne blieb Allrick - ebenso für den hellen Stern in der Nacht - dabei weitestgehend unempfänglich. Stattdessen war der Mensch mehr als bestrebt darin, das Lager aufzulösen und weiter zu reiten, denn wenn etwas gefährlich war, dann war es der plötzliche Wintereinbruch.
Auch ihre letzten Nächte im Wald waren sehr kalt gewesen, doch der Umstand, dass gefrorenes Wasser vom Himmel fiel, änderte das Empfinden des Menschen merklich, was ihn - statt Lysanthor für das nächtliche Geschenk des hellen Sternes und des befriedenden Glockenläutens zu danken - einen stillen Fluch in dessen Richtung auszustoßen.
War ja abzusehen, dass uns so etwas auf den letzten Metern passieren muss...
Der Mensch hatte Kopfschmerzen, auch seine Augen waren betroffen, als hätte er einen üblen Kater von zu viel Beerenbrand. Statt sich deswegen zu beklagen ging Allrick allerdings kurz zum Bach um sich zu erfrischen, solange sie den frischen Quell noch sicher hatten. Dabei führte er - da er bereits eine Ahnung hatte - seinen Stock mit sich, welcher auch just in Gebrauch kam, als er die gefrorene Wasseroberfläche entdeckte. Einen kurzen Stoß später war selbige allerdings geborsten, ehe Allrick seine Hand in die kalte Nässe tauchten und sich mit der nassen Hand durchs Gesicht fuhr, sich dabei Stirn und Augen befeuchtete. Eine Linderung trat ein.

Eiligen Fußes kehrte er zurück zum Lager, um beim Zusammensammeln ihrer spärlichen Habe zu helfen, damit sie schnell weiterziehen konnten. Dabei galt sein nahezu erster Griff der Decke, die er kurz zurückgelassen hatte, damit sie nicht nass wurde. Ein kurzes Ausschütteln später warf Allrick sich das wärmende Textil um die Schultern, um sich ein wenig besser vor der Kälte zu schützen, denn er besaß statt einem wärmenden Fell bloß dünne Stofflumpen und nackte Haut, zum Glück waren dennoch genug Decken für alle da.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. Mai 2015, 03:21

Nicht der jungen Waldelfe war der Wetterumschwung also aufgefallen, sondern auch dem Zentauren, der sie schon mit warnenden Worten geweckt hatte. Trotzdem hatte sie diesen noch wenig Beachtung geschenkt, zu diffus waren sie gewesen und hätten auch anderes bedeuten können.
Umso mehr bedauerte sie es, so wenig hilfreiche Kräuter gefunden zu haben, da sie anfangs davon ausging, dass Velten stärkere Schmerzen hatte, diese jedoch nicht zugeben wollte. Gerne hätte sie diese gelindert, doch erst an ihrem Ziel würde ihr das möglich sein. Hoffte sie zumindest…
Deswegen dauerte es, bis sie die feine Schneeschicht bemerkte und auf die Idee kam, dass er mitunter das gemeint haben könnte. Entsprechend hatte auch sie die Einsicht, dass sie besser früher als geplant aufbrechen sollten, um sich wieder aufzuwärmen und so weit wie möglich voran zu kommen, falls der Schneefall noch dichter werden sollte. Zwar wären sie im Wald relativ gut vor Windböen und Verwehungen halbwegs geschützt, aber die Temperaturen würde das nicht gerade besser machen.
Das Mischwesen schien ähnlich zu denken, denn als Danika zurück kam, fand sie ihn noch immer wach vor und lächelte ihn aufmunternd an. „Ein Großteil ist geschafft. Heute Abend sollten wir am Ziel sein.“, raunte sie ihm zu, ehe sie sich um Allrick kümmerte, damit auch dieser aufbruchsbereit wäre.
Als er die Augen aufschlug, lächelte sie ihn an und wies erneut darauf hin, dass sie lieber zügig weiter gehen sollten. „Allerdings hat das Wetter auch etwas Gutes. Wir müssen nicht bis zur Furt gehen, sondern sollten in naher Umgebung den Fluss überqueren können. In der Mitte ist die Schicht schon dick genug, denke ich.“, erzählte sie den Beiden und nahm Liya auf den Arm, die sie ausnahmsweise nicht weckte.
Stattdessen reichte sie den Vogel wieder Velten, um ihre geringe, gesammelte Ausbeute zusammen zu klauben und so in Blätter zu verpacken, dass sie diese problemlos tragen könnte. Indes kümmerte sich der Zentaur um die Reste des Lagerfeuers und der Mensch ging zum Flussufer, vermutlich, um wirklich wach werden zu können. Sie fühlte sich ausgeruht und war den Zweien dankbar, dass sie sie hatten schlafen lassen. Hinzu kam das ferne Läuten der Glocken, so seltsam es anfangs auch gewesen war, das ihr frischen Mut gab.
Das Wetter mochte sich geändert haben, aber sie war dennoch der festen Überzeugung, dass sie an diesem Abend zu essen bekommen und sich aufwärmen können würden. Dass sie den Weg nicht finden oder der Schnee so dicht werden könnte, dass sie länger brauchen könnten, war für sie in diesen Momenten einfach undenkbar, ihre Zuversicht zu groß, was man dem warmen Leuchten in ihren Augen auch anmerken konnte. Sofern es die schlechten Lichtverhältnisse zulassen würden.
Immerhin, ihr Lächeln war ihr anzusehen, das sie ihren Begleitern schenkte, nachdem auch Allrick zurück gekehrt und beim Zusammenpacken geholfen hatte. Schließlich nickte sie und deutete ein Stück weit das Gewässer hinauf. „Ein paar Minuten von hier sollte eine gute Stelle sein. Dort queren wir den Fluss und tauchen danach wieder in den Wald ein. Wenn wir es schaffen, würde ich nur gegen Mittag eine kurze Pause einlegen.“, erklärte sie ihr Vorhaben und sah Velten direkt an.
„Hast du einen Behälter bei dir, in dem wir Wasser mitnehmen können? Wir werden sonst nur Schnee für den Durst haben… wenn er untertags nicht schmilzt oder weggeblasen wird.“ Das war nicht unbedeutend, auch wenn sie persönlich es zur Not schaffen sollte, ohne Flüssigkeit bis zum Abend durchzuhalten. Aber trotz aller Zuversicht konnte sie nicht völlig ausschließen, dass sie womöglich noch eine Nacht im Wald verbringen müssten und da war ein gewisser Vorrat wichtig für sie.
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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Velten » Dienstag 5. Mai 2015, 15:54

Velten erhob sich, als sie alle aufbruchbereit waren. Er nahm sich, was er auf seinem breiten Rücken tragen konnte. Obgleich er noch immer verletzt war, würde er seinen Teil beitragen und das zusätzliche Gewicht mochte kaum mehr bemessen als wenn sich jemand auf seinen Rücken gesetzt hätte. Nicht, dass Allrick oder Danika auf die Idee kämen. Liya, als Vogel, hätte er gar gewähren lassen.
Er betrachtete sich die aufgestellten Haare seiner Unterarme. Die Muskeln des Zentauren zuckten nicht, weder jene des pferdeähnlichen Anteils seines Körpers noch die gestählte menschliche Brust. Nur die Haare verrieten, dass auch er sich auf die Kälte einstellte und dass auch er leicht fröstelte. Er nahm es schweigend zur Kenntnis. Die Zuversicht lag im Gedanken an das baldige Aufbrechen. Bewegung würde die Kälte vertreiben. Solang sie nicht erneut eine mehtstündige Rast einlegten, würde niemand von ihnen im Schnee erfrieren, da war er sich sicher. Und auch die Elfe bestätigte ihn im Gedanken, dass sie nun zügiger vorangehen würden; verletzte Flanke hin oder her. Am Abend wollten sie ihr Ziel erreicht haben.

Velten nahm Liya entgegen. Er hielt sie im Arm wie einen Säugling, ohne ihr den nötigen Freiraum zu geben. Er achtete einfach nur darauf, dass sie durch seine Schritte nicht zu sehr durchgeschüttelt wurde oder gar herunterfiel. Trotzdem sollte sich der Raubvogel nicht eingeengt fühlen. Am ende pickte sie mit ihrem Schnabel noch nach dem Zentauren.
"Wir Zentauren trinken aus der hohlen Hand, wenn wir Wasser finden." Velten sah darin auch kein Problem. Schließlich lag Schnee, auch auf den Blättern. Wenn er schmolz, versickerte nicht gleich alles im Boden. Dann besah er sich Elfe und Mensch aufmerksamer. Diese waren keine Zentauren. Er kannte ihren körperlichen Haushalt nicht. Wie auch? Er war weder das eine noch das andere. Möglicherweise benötigte eine Elfe deutlich häufiger Wasser als ein Wesen wie er. Entgegenkommend löste Velten seinen Pfeilköcher vom Rücken. "Ich packe meine Pfeile in den Ranzen. Der Lederköcher ist nicht verschließbar, sollte als Behälter reichen." Das Leder war gehärtet. Wasser ging vermutlich lediglich dann verloren, wenn der Träger stolperte oder den Köcher auskippte. Es war das beste Behältnis, das ihnen zur Verfügung stand.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Allrick » Montag 25. Mai 2015, 23:59

Sie waren alle soweit beladen, wie es ihre Kräfte zuließen und - zumindest Allrick war - mehr als erpicht darauf, aufzubrechen, als der Einwand aufkam, ob ihre Wasservorräte hinreichend organisiert waren, sprich: Ob sie sich darauf verlassen wollten, den Rest der Zeit Schnee um sich herum zu haben. Zumindest sah der Mensch das so. Er würde notfalls vom Schnee zehren, je mehr sie jetzt mit sich herumschleppten, desto langsamer würden sie zwangsläufig sein. Dennoch war es vermutlich klug, wenigstens etwas Wasser mit sich zu nehmen, nur für den Fall. Praktischer weise bot Velten hierfür seinen Köcher an. "Ich werd' mich darum kümmern." Dabei deutete der Mann kurz über seine Schulter gen dem kleinen Bach. "Wir müssen aber beim Überqueren aufpassen. Das Eis ist nach wie vor recht dünn. Wenn, dann sollten wir hier gehen, wo es noch nicht tief ist und keiner von uns ertrinken kann, sollte das Eis brechen."
Mit diesen Worten nahm er den Köcher kurzerhand an sich und stapfte hinüber zum Strom, um Wasser aus der Öffnung zu schöpfen, die er geschlagen hatte. Dummerweise stellte sich das Loch schnell als zu klein heraus und der Pelgarer wollte es nicht vergrößern, um das Eis nicht zusehends schwächen, sollten sie sich dazu entschließen, wirklich hier zu passieren. Stattdessen langte Allrick nach dem Schnee um ihn herum und stopfte so viel gefrorenes Wasser in den Behälter, wie er es bewerkstelligen konnte, ehe er zu den anderen zurückkehrte. Dabei spürte er, wie ihm vom vielen Herumhantieren mit Schnee und Wasser die Hände weh taten, als wollte sein Körper ihn ermahnen, solche Dinge in Zukunft zu unterlassen. Es würde sich aber von selbst legen, derlei Zipperlein kannten Leute wie Allrick schon von Kindesbeinen an und seine beiden Begleiter vermutlich auch. "Dann sollten wir uns in Bewegung setzen. Irgendwie habe ich nicht, das Gefühl, dass uns in den nächsten paar Stunden ein Sommereinbruch gegönnt wird." So scherzelte der Mensch aus unerfindlichen Gründen, dabei vollführte er eine Geste gen Himmel, für die man in Pelgar zuallermindest aus der Stadt geworfen werden konnte.

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Re: Alleine im Wald?

Beitrag von Erzähler » Sonntag 9. August 2015, 20:46

Endlich konnten sie aufbrechen. Liya war zwar mit der neuen Haltung nicht sonderlich zufrieden und fast konnte man meinen, sie sah äußerst pikiert zu Velten hinauf, jedoch wehrte sie sich momentan auch noch nicht dagegen. Somit blieb das Mischwesen vorerst von ihrem spitzen Schnabel verschont.
Indes dachte Danika praktischer und lächelte dankbar, als der Zentaur seinen Köcher als Gefäß zur Verfügung stellte. Sie nickte ihm zu und nahm das längliche Ding entgegen, um es ihrerseits rasch zu füllen und dann zu tragen. Zumindest hatte sie das vorgehabt, denn Allrick übernahm diese Aufgabe, ohne, dass sie etwas hätte sagen müssen.
Einen Moment lang blinzelte sie irritiert, dann zuckte sie mit den Schultern und lächelte nachsichtig darüber, dass er ihr diese körperliche Arbeit nicht überlassen zu wollen schien. In Kosral hatte sie schließlich viel Schwereres getragen. Aber ihr sollte es recht sein, hatte sie weniger Mühen und wenn es ihn mit seinen Verletzungen nicht überanstrengte, passte es ja auch.
Allerdings erwies dieses Vorhaben sich als schwieriger, als gedacht, obwohl die junge Elfe nicht hinsah und stattdessen ein wenig noch das Wetter unter die Lupe nahm. Letzten Endes vertraute sie auf ihn und als er zurück kam, machte er sogar einen kleinen Scherz. Dieser entsprach zwar nicht ihrem Humor, doch lachte sie pflichtschuldig und winkte ihren Begleitern, endlich aufzubrechen, was sie auch endlich taten.

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