Ein Funke in der Dunkelheit

Fackeln säumen den Aufstieg zur Akademie und zeigen sofort, dass das Licht hier vorherrscht. Symbolisch nach außen hin in dunkelm Stein gehalten, zeigen die Magier, dass magisches Licht nur im Innern ihrer Bauten zu finden sein soll.
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Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 11. April 2013, 16:26

(Deli kommt von: Marktplatz)

Stufe um Stufe stieg er hinauf und drückte dabei das Mädchen an sich. Die beiden großen Flügeltüren waren geschlossen und da er keine Hand frei hatte trat er erst zwei mal leise, dann zwei mal laut dagegen. Das Donnern drang bis in Delilahs Bewusstsein, doch für was sie es halten würde war offen. Dann war deutlich ein Knacken und Knirschen hinter den Toren zu vernehmen. Mit einem lauten Knirschen schwangen beide Flügel gleichzeitig langsam auf. In die Aussparung, in die der Templer trat, wehten ein paar verirrte Schneeflocken und legten sich auf den schwarzen Boden. Hinter ihm schlossen sich die Tore und suchend sah sich der Graue um. Niemand war anwesend und nur geradeaus schimmerte ein lockender Lichtstrahl. Zögerlich folgte er dem Licht und rief:
"Bitte! Zeigt euch! Ich erflehe Schutz und Heilung, nicht für mich, sondern für dieses gesegnete Kind. Bitte ..."
Zwei Gestalten in einer langen schwarzen Robe traten in den hohen Gang der einzig vom Schein des fernen Lichts erhellt wurde.
"Warum bittet ihr für dieses Mädchen, Templer?"
Etwas verdutzt sah der Graue die Gestalten an und versuchte Gesichter in den Schatten zu erkennen.
"Ihr Licht ist auf dem Marktplatz ausgebrochen, dann ist sie zusammen gebrochen. Sie braucht eure Heilung, bitte!"
"Das wissen wir, aber warum bittet IHR für dieses Mädchen?"

Noch verwirrter sah er von einer zur anderen Gestalt, dessen Umrisse das einzigste war was er bei diesen Lichtverhältnissen erkennen konnte.
"Ich .. ich fühle mich für sie verantwortlich."
"Du hast ein reines Herz. Übergebt sie uns und kehrt morgen zu dieser Stunde zurück. Wir werden uns ihrer annehmen."

Der Graue trat ein paar Schritte vor und eine der Gestalten näherte sich. Jetzt konnte er in das bleiche Gesicht des alterlosen Magiers sehen dessen Augen eindeutig blind waren. Auch die Frau neben ihm war geblendet und doch schienen beide mehr zu sehen als manch anderer, so ahnte er. Ob es richtig gewesen war dieses Kind hier her zu bringen? Zögernd lösten sich seine Arme und er trat wieder einen Schritt zurück. Er verbeugte sich vor den beiden Gestalten und sie gingen ohne ein Wort davon. Bevor das wenige Licht in der langen Halle erlosch, beeilte er sich hinaus zu kommen und wieder öffneten sich die Tore für ihn.

...

Flatternde Lieder erhoben sich langsam und erneut brauchte die Welt ein paar Minuten bis sie aufhörte zu schaukeln. Angenehme Dunkelheit umfing Delilah und sie fühlte einen kühlenden Lappen auf ihrer Stirn die heftig schmerzte. Langsam wurde sie ihre Umgebung gewahr und in den Schatten zeichneten sich wage Umrisse ab. Sie befand sich in einem kleinen Raum. Kein Fenster, nur eine Tür und das Bett in dem sie lag. Ein Schemel stand neben dem Bett und darauf glitzerte vermutlich Wasser in einem großen Glas und Delilah hatte Durst! Als sie sich langsam aufsetzte fiel ihr auf, dass sie ein einfaches hellgraues langes Hemd, was mehr einem Sack an ihr anmutete und bis zum Boden reichte, an hatte. Alles was sie bei sich gehabt hatte war verschwunden! Wirklich Alles! Würde sie versuchen aufzustehen und die Tür zu öffnen, würde sie sie verschlossen vorfinden.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Donnerstag 11. April 2013, 18:21

Und dann gab es nur noch das Licht, das Licht welches sich um sie herum und in ihrem Herzen ausbreitete. Sie wusste intuitiv, dass sie etwas mit diesem Schein erreichen konnte, doch was war ihr noch nicht bewusst. Dabei schien plötzlich alles so klar! Plötzlich schien es dem Mädchen, als wären alle ihre Fragen geklärt. Das Licht zu rufen war so leicht und ihr war als wäre eine Barriere in ihr gebrochen, als könne sie all die Lichter in sich nicht mehr zurückhalten.
Und dann hieß das Licht sie willkommen.
Goldgelbe Flammen leckten an ihr empor, wärmten sie und beruhigten ihr aufgewühltes Herz.
Sie sah sich um und fühlte sich fremd, aber als willkommenen Gast.
Ein prächtiger Löwe schritt auf sie zu und begrüßte sie mit vertrauter Geste.
"Folge mir, Schwester.", erklang seine Stimme und das Mädchen legte ihre Hand in das Fell des Gesandten.
Es fühlte sich an wie ein Sonnenstrahl auf der Haut und Delilah spürte Geborgenheit.
Still wanderten sie Seite an Seite, in stummen Einklang und noch nie hatte das Mädchen sich so frei gefühlt.
Doch dann wurde das schöne Gefühl zerstört, als das Bild verschwamm und zu schaukeln begann.
Sie hatte das Gefühl zu fallen und wollte hilfesuchend nach der Mähne des Löwen greifen,
doch er war verschwunden.
Sie japste nach Luft und öffnete die Augen, noch immer schaukelte die Welt und sie besaß mehr Farben als zuletzt. Hatte nicht eben noch alles in goldenem Licht erstrahlt? Nun sah sie nur noch verschwommene Farben, verworrenes grau vor blauem Hintergrund. Doch dann schoben sich die Bilder wieder an ihren gewohnten Platz und sie erkannte das Gesicht des Grauen. Sanft aber eilig trug er sie durch die Stadt. Doch weshalb? Bruchstückhaft kam ihre Erinnerung zurück. Kurz streifte die Frage nach Omniels Aufenthaltsort und Befinden noch ihren Geist ehe sie die Erschöpfung in die Dunkelheit der Ohnmacht stieß.

Wirre Farben, Formen und vereinzelte Bilder verwirrten ihren Geist. Ihr Vater der sie lachend in die Höhe warf, doch sein Gesicht war unscharf und die Szene verschwand wieder schnell um grünen, blauen, gelben Nebelschwaden Platz zu schaffen. Eine Frau mit tausend Falten und einem merkwürdigen Schirm bildete sich daraus. Sie sprach, doch Delilah verstand ihre Worte nicht. Wieder Nebel und undeutliche Stimmen von unbekannter Herkunft. Jemand hämmerte gegen ihre Tür, erst leise und dann immer lauter. Sie wollten Omniel etwas antun! Doch das konnte sie nicht zulassen, er musste fliehen! Wieder Formen und Farben, Licht, eine Stimme die ihr befahl zu folgen. Und Licht, immer wieder Licht und das Gesicht eines Mannes den sie nicht kannte. Seine Züge waren anmutig, sein Blick voller Mut und Kraft. Doch immer wieder verschwamm die Gestalt ehe Delilah ihn sich genauer besehen konnte. Dann riss eine Stimme sie kurz aus den Nebeln heraus. "Ich .. ich fühle mich für sie verantwortlich." Aus der Stimme sprach Sorge und kurz blitzte vor Delilahs innerem Auge das Bild eines Mannes mit stahlgrauen Augen auf, doch sie konnte es nicht richtig zuordnen, bevor sie wieder in den Strudel der Farben stürzte.

Ihre Lider flatterten, ehe sie sich ganz öffneten und es war das erste mal, dass es dunkler wurde nachdem sie die Augen geöffnet hatte. Immer noch drehte sich in ihrem Kopf alles und es dauerte einen Moment bis sich ihr Geist beruhigt hatte. Ihr Kopf pochte heftig und sogleich fuhr ihre rechte Hand zu ihrer Schläfe. Ihre Fingerspitzen berührten einen kühlenden Lappen, für den das Mädchen sehr dankbar war. Die Dunkelheit des Raumes tat gut und beruhigte ihre brennenden Augen. Langsam nahm sie ihre Umgebung wieder bewusst war. Sie war in einem ihr fremden, fensterlosen Raum. Nur ein Bett, eine Tür und ein Schemel mit Wasser. Wasser! Ihre brennende Kehle verlangte dringend danach. Langsam setzte sich das Mädchen auf, in ihrem Kopf begann es wieder schmerzhaft zu pochen und zu schaukeln, doch als sie sich wieder beruhigt hatte, griff sie gierig nach dem Glas und leerte es hastig.
Erst nachdem dieses Bedürfnis gestillt war, ließ das Mädchen es wieder zu ihre Sinne auf anderes zu lenken. Auf die Verwirrung über ihr merkwürdiges Gewand, auf die Angst und die Neugier über den unbekannten Ort, auf den Schmerz.
Langsam schob Delilah ihre Beine unter der dünnen Decke hervor und setzte sie behutsam auf den kalten Steinboden. Dann richtete sie sich langsam auf. Ihr merkwürdiges, graues Hemd reichte bis zum Boden, ihre blonden Haare hingen offen und wirr auf ihren Schultern. Nun tapste sie die wenigen Schritte zur Tür um zu sehen, was sich dahinter verbarg. Doch als sie ihre Hand auf die eiserne Klinke legte, wollte sich die Tür nicht öffnen!
Delilahs Herz schlug schneller als sie sich wieder dem Raum zuwandte. Sie war eingesperrt! Wo war sie? Wie von selbst fuhr ihre Hand hilfesuchend zu ihrer Brust, zu der Stelle an der sich sonst immer ihr goldenes Medaillon befand. Doch es war fort! Ihr wichtigstes Erinnerungsstück an ihre Eltern war verschwunden! Ihr Anker an dem sie alle ihre Erinnungen befestigte, ihr Schutz, ihre Gewissheit ihre Eltern immer bei sich zu haben war fort! Ohne die goldene Kette um ihren Hals fühlte sich Delilah plötzlich verlassen und allein.
Ihr Atem ging schnell als sie das Bett durchwühlte, mit letzter Hoffnung unter Kissen und Decke nachsah. Doch es half alles nichts, ihr Schmuckstück blieb verschollen und ihre Verzweiflung wuchs. Wo war all ihr anderes Hab und Gut?
Wo war sie? Wer hatte sie hergebracht? Wusste ihre Großmutter wo sie war? Ging es ihr gut? Und was war mit Omniel? Hatte man ihn geschnappt?

Delilah ließ sich auf das Bett plumpsen und stützte ihren immer noch schmerzenden Kopf in die Hände um ihre Gedanken zu sortieren.
War es nicht der graue Templer gewesen, der sie getragen hatte? Sie fort gebracht hatte von der Gasse und dem von der Dunkelheit befallenen Mann? Der Kompass... ihre letzte wirkliche Erinnerung war der Kompass und das Licht das sich ausbreitete.
Ja, es war wieder das Licht gewesen, das in ihrer Gegenwart so merkwürdig reagiert hatte. Irgendetwas war geschehen und sie hatte das Bewusstsein verloren. Und was dann? Im Moment konnte sie sich an nichts weiter erinnern, als an diesen letzten gleißenden Lichtstrahl.

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Samstag 13. April 2013, 21:07

Delilah hatte sich wieder hingesetzt und versuchte ihre Gedanken zu ordnen, was gar nicht so leicht war, wenn man beachtete, dass bestimmt ein dutzend wütende Zwerge mit Spitzhacken von innen gegen ihre Schädeldecke hämmerten. Der Schmerz war noch so betäubend stark, dass es kurze Intervalle gab, in denen er sogar Übelkeit verursachte. Tiefe lange Atemzüge halfen und die Dunkelheit war ein regelrechter Seegen für ihre empfindlichen Augen. Selbst das Rascheln der Decke unter die sie ihre schnell kalt werdenden Füße steckte, war nervtötend und bereitete Schmerzen. Delilah erinnerte sich nicht jemals solch heftige Kopfschmerzen gehabt zu haben!
Die Sorge um ihr Hab und Gut, aber besonders um ihren Anhänger mit den zwei Rosenblättern quälte noch zusätzlich ihren Geist und scheuchte sie zurück ins Bett und in die Waagerechte. Das kurze Umherlaufen hatte sie angestrengt.
Doch kaum lag sie wieder rasselte ein Schlüssel im Schloss der Tür, als würden 50 Gespenster gleichzeitig zum spuken rufen! Als das Geräusch endlich verstummte und Delilah ihre Augen wieder aufmachte, trat eine schwarz gekleidete Gestalt an ihr Bett. Sie nahm das leere Glas, stellte es beiseite. Sie hatte eine kleine Schüssel mit Wasser dabei und ein grobes Handtuch und der Topf, in dem tatsächlich etwas schwappte, wurde vor die Tür gestellt. War Delilah schon mal wach gewesen und konnte sich nicht mehr daran erinnern? Die Funktion der Schüssel war leicht zu erkennen. Sie bekam die Möglichkeit sich zu waschen. An den wagen Umrissen der Silhouette konnte Delilah erkennen, dass es sich um eine Frau handeln musste, die sich nun auf den Schemel an ihr Bett setzte. Das leise Rascheln ihrer Robe war ungewöhnlich laut, aber zu ertragen, da sie sich anscheinend bemühte möglichst leise zu sein. Eine schmale Hand mit langen Fingern griff nach ihrem nassen Lappen und tauschte ihn gegen einen Neuen aus. Vorsichtig begann sie zu flüstern:
„Verträgst du meine Stimme?“
Die tonlosen Laute kratzten an ihren Sinnen, aber sie waren zu ertragen und Delilah nickte.
„Gut. Ich bin Magi Sixtema. Wenn du irgendwelche Fragen hast kannst du sie mir jederzeit stellen. Ich werde immer für dich da sein, Delilah.“
Unter der weiten Kapuze zeichnete sich ein Lächeln von schmalen Lippen ab, mehr war noch nicht zu sehen und Delilahs Augen verlangten auch noch nach Ruhe. Das seltsame an der Person die da neben ihr saß war, dass sie zwar kein Licht mit hinein gebracht hatte aber sie ein stetiges goldenes Leuchten einhüllte. Das angeschlagenen Mädchen musste ein paar Mal blinzeln und schloss dann wieder lieber die Augen. Das Flüstern war schon anstrengend genug für ihre Sinne.
„Du sorgst dich sicher um viele Dinge, doch bevor ich deine Fragen beantworte, möchte ich dich bitten, einen Freund dich behandeln zu lassen. Magus Quaturus wartet vor der Tür und würde dir gern einen Teil deiner Schmerzen nehmen. Ist das in Ordnung für dich?“
Sie hatte langsam und jedes Wort mit Bedacht ausgesprochen, so das der Sinn und die gute Absicht langsam in Delilahs Geist sickerten und sie abermals nicken ließen. Die Frau wandte ihren Kopf zur angelehnten Tür und diese öffnete sich abermals, aber dieses Mal leiser, ohne das Rasseln des Schlosses. Eine zweite, ebenfalls in Schwarz gekleidete Gestalt trat ein und Deli konnte fast das goldene Leuchten durch ihre geschlossenen Augenlider sehen. Sie blinzelte nur ganz kurz um den Mann zu sehen, der seine Kapuze zurück schlug und blinde Augen sie ansahen. Inmitten eines silbernen Kranzes leuchtete ein weißer Punkt. Er war ein Elf, was man sofort an seinen Ohren erkennen konnte und sein langes hellbraunes Haar passte gut zu der hellen Haut die in der Dunkelheit leicht gräulich wirkte. Die Frau machte für ihn den Schemel frei und lächelnd setzte sich die leuchtende Gestalt, die Magie Sixtema als Magus Quaturus vorgestellt hatte neben Delilah. Er tauchte seine Hände kurz in das bereitstehende Wasser und legte sie dann eine auf die Stirn des Mädchens und eine auf Ihre Brust, etwas unterhalb ihrer Schlüsselbeine. Seine Hände, die sich angenehm kühl anfühlten, waren sehr groß und bedeckten sie so fast von Schulter zu Schulter. Er sah sie noch einmal an und nickte ihr langsam zu, als ihr Geist sich langsam entspannte. Etwas neues zu erfahren war auch oft mit Furcht verbunden, doch Delilah war jemand der erst einmal jedem vertraute und diese fremden Menschen hier, bzw. Elfen, waren ihr sicher nicht bös gesonnen. Als sie ganz ruhig geworden war, spürte sie, wie seine Hände immer wärmer wurden uns sein goldener Glanz in sie floss. Er hatte so übervoll gewirkt, doch schnell wurde ihr bewusst, dass er ihr von seiner Energie abgab und dabei genauso von sich verlor, wie sie gewann. Es war wie, wenn Resa zwei unterschiedliche Krüge versuchte mit der gleichen Menge Milch zu füllen, ein schwieriges Unterfangen. Doch schon mit der ersten wärme trat die Erholung ein und Delilah fühlte sich warm und geborgen. Ein Prickelndes Gefühl rann durch ihren Kopf bis zu den Zehen hinab und als er seine Hände fort nahm, leuchtete er deutlich schwächer und sie fühlte sich deutlich besser, wenn auch immernoch nicht vollkommen genesen.

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Er sah seine Kollegin durchdringend an. Sie nickten einander zu und er ging ohne ein einziges Wort gesprochen zu haben. Doch ihre immernoch überempfindlichen Sinne waren geblieben und verrieten ihr, dass seine Schritte sich auf dem Flur nicht entfernten, sondern er wahrscheinlich auf die Andere wartete. Magi Sixtema blieb aber und nahm Delilahs Hand in ihre. Sie flüsterte abermals:
„Am besten wäre es, du versuchst noch ein bisschen zu schlafen. Ich kann dich beruhigen, deiner Großmutter geht es gut und sie wird dich bald besuchen dürfen. Ich würde dir jetzt gern noch ein wenig Ruhe gönnen, oder hast du noch eine dringende Frage?“
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Samstag 13. April 2013, 23:40

Im Takt ihres Herzschlages pochte der Schmerz in ihren Schläfen, in ihrem Kopf. Nun nach ihrer kurzen Wanderung hatte er sich dermaßen verstärkt, dass es ihr die Tränen in die Augenwinkel trieb und sie Übelkeit tief in sich aufsteigen spürte. Wie konnten Kopfschmerzen so den kompletten Körper lähmen? Das Atmen fiel schwer, denn die Schmerzen verklebten Lunge und Hals. Ihre Hände bedeckten Augen und Stirn und der einzige Gedanke der seinen Sinn nicht verlor war der verzweifelte Wunsch den Schmerzen Einhalt gebieten zu können.
Ein Puckern, ein Klopfen, ein Hämmern und Schlagen. Gequält schloss das Mädchen die Augen und schlüpfte wieder unter die Decke um ihren Kopf auf dem Kissen betten zu können. Sie zitterte leicht, die Sinne zu stark überreizt.
Jedes Geräusch schien zu laut. Ihre langen, tiefen Atemzüge die trotzdem unruhig waren, das Rascheln der Decke, des Kissens, die Schritte auf dem Gang.
Schritte? Ein unerträglich lautes Geräusch erklang, als ihre Tür aufgeschlossen wurde und Delilah zuckte instinktiv vor dem Schmerz zurück. Das Pochen wurde stärker und die Frage nach dem Auslöser der Schmerzen wurde von eben jenem selbst verdrängt. Würde er doch endlich aufhören! Fest pressten sich ihre Augenlider aufeinander, kleine Falten bildeten sich über ihrer Nase. Dann verstummte das schreckliche Geräusch und Delilah versuchte ihre Gesichtsmuskulatur zu entspannen um die Augen öffnen zu können, was ihr erst gelang als der Schmerz wieder einigermaßen abgeklungen war.
Eine fremde, schwarzgekleidete Person stand im Raum, trug etwas fort, brachte etwas mit. Delilahs Gedanken ließen sich nur schwer fixieren, wanderten umher, wurden zum Schmerz zurück gerissen und begannen ihre Reise von neuem.
Wer war diese Frau? Was wollte sie? Schmerz. Warum musste sie so laute Geräusche verursachen? Wo war sie selbst eigentlich? Wo Omniel? War er auch hier gefangen? Schmerz. Konnte die Frau vielleicht etwas gegen das Pochen in ihrem Kopf tun? Was war passiert nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte? Schmerz. Konnte sie nicht leiser sein?
Nur langsam ließ sich Delilahs Aufmerksamkeit auf die Tätigkeiten der Frau lenken. Langsam gewöhnte sich das Mädchen an das monotone Pochen in ihrem Kopf und sie konnte sich besser konzentrieren, trotzdem zuckte sie innerlich zusammen als die Frau zu sprechen begann. Zwischen ihren Augen bildete sich wieder eine kleine Falte, als sich ihre Muskulatur anspannte. „Verträgst du meine Stimme?“
Schweigen und Ruhe wären dem Mädchen lieber gewesen, aber sie nickte, denn die Töne waren auszuhalten. Die Frau bemühte sich offenbar, es ihr so leicht wie möglich zu machen. Sie hatte sich wohl auch um sie gekümmert... das Wasser, der Lappen, Bett und Hemd. Delilah spann wieder ihre Faden des Vertrauens. Unsichtbar verknüpfte er sich mit der Frau und die Goldgelockte entspannte innerlich ein wenig. Die Menschen hier wollten ihr nichts Böses.
„Gut. Ich bin Magi Sixtema. Wenn du irgendwelche Fragen hast kannst du sie mir jederzeit stellen. Ich werde immer für dich da sein, Delilah.“ Die braunen Augen des Mädchen musterten die Frau, entdeckten das kleine Lächeln auf den schmalen Lippen und... das Leuchten das die Fremde umgab. Dies war nichts, was das Mädchen groß beunruhigen konnte, hatte sie selbst doch schon das eine oder andere Mal aufgeleuchtet. Trotzdem weitete nun Erstaunen ihre Augen, doch dies hatte einen anderen Grund. Woher kannte die Fremde ihren Namen? War es nicht der Graue, der sie hierher gebracht hatte? Er wusste doch ihren Namen nicht... warum tat es dann diese Frau in Schwarz? Sie kam jedoch nicht dazu die Frage zu stellen.
Wieder wurde ihre Konzentration vom Schmerz zerissen, ihre Augen brannten, ihr Kopf pochte. Sie schloss die Augen, lehnte sich zurück.
„Du sorgst dich sicher um viele Dinge, doch bevor ich deine Fragen beantworte, möchte ich dich bitten, einen Freund dich behandeln zu lassen. Magus Quaturus wartet vor der Tür und würde dir gern einen Teil deiner Schmerzen nehmen. Ist das in Ordnung für dich?“
Etwas gegen die Kopfschmerzen? Langsam nickte Delilah. Auch wenn all das hier merkwürdig und fremd war und ihr Angst einjagte, sie sich hilflos verloren fühlte, glaubte sie daran, dass ihr diese Leute helfen wollten. Mit einem leisen Quietschen, das an den Nerven des Mädchens rüttelte aber erträglicher als das Schlösserrasseln war, öffnete sich die Tür ein zweites Mal und jemand trat ein. Delilah öffnete kurz die brennenden Augen um sich den zweiten Fremden anzusehen, der wieder einen Lichtschein aussandte. Dieses Mal war es ein Mann, ebenfalls in Schwarz gekleidet und seine Augen waren weiß und blind. Das Mädchen erschrak ein wenig davor. Ein Leben in völliger Dunkelheit. Unmöglich, unfassbar, unvorstellbar. Aber dieser Elf war ein Lichtmagier. Eindeutig. Also hatten ihn das Licht, die Farben nie wirklich verlassen. Sie waren immer bei ihm, so der tröstende Gedanke des Mädchens und sie beruhigte sich ein wenig.
Was für ein Elf er wohl war? Wo er wohl herkam? Was hatte er schon alles erlebt in seinem langen Leben? Wie viele Bücher konnten seine Geschichten wohl füllen? Welche war seine Muttersprache? Ob er Eiselfen kannte? Warum leuchteten die beiden Gestalten eigentlich beständig vor sich hin? Im Zeitraum den ein Wimpernschlag für sich beanspruchte, flogen dem neugierigen Mädchen tausend Fragen durch den Kopf die sie dem faszinierenden Geschöpf vor sich stellen wollte und die sie für einen Moment von dem schlecht gestimmten Sinfonieorchester in ihrem Kopf ab.
Erst jetzt fragte sich Delilah langsam wie diese Behandlung wohl aussehen würde. Es sah nicht so aus, als wollte man sie mit Kräutern behandeln, so wie es das Mädchen von Zuhause gewöhnt war. Natürlich nicht, schließlich saßen hier zwei Lichtmagier vor ihr. Also würde man ihr magisch helfen? Wie würde das sein? Wie sich anfühlen? Wie funktionierte das eigentlich? Sprach man einen Spruch?
Seine Hände fühlten sich angenehm kühl auf ihrer erhitzten Haut an und sie entspannte sich fast schlagartig. Die Flut der Fragen brach ab und die Schmerzen rückten in den Hintergrund.
Fasziniert beobachtete das Mädchen, wie der Elf ihr von seinem Licht schenkte, wie sein Schein schwächer wurde und ihre Schmerzen abklangen. Wenn Deilah noch Angst gehabt hatte, dann verschwand sie in diesem Moment. Sie fühlte sich so warm und geborgen wie an einem Sommertag zwischen den Vögeln in ihrem Garten. Das Licht des Elfen nahm immer noch ab und plötzlich hatte Deli Angst, dass er ihr vielleicht zu viel von seiner Kraft schenkte und es ihm am Ende nicht gut gehen würde, doch genau in diesem Moment stoppte er und nahm seine tröstenden Hände fort.
Ihr ging es besser, doch noch war sie immer noch nicht vollkommen hergestellt, doch sie wollte auch gar nicht, dass der Elf ihr weiterhalf. Sein Licht war so wunderschön, er sollte es nicht wegen ihr opfern müssen.
Der Magus sah die Magi an und sie nickten sich zu. Merkwürdig... der Elf war doch blind? Wie konnte...
Die andere Lichtmagierin nahm ihre Hand und wieder brach Delilahs Gedanke in sich zusammen.
„Am besten wäre es, du versuchst noch ein bisschen zu schlafen. Ich kann dich beruhigen, deiner Großmutter geht es gut und sie wird dich bald besuchen dürfen. Ich würde dir jetzt gern noch ein wenig Ruhe gönnen, oder hast du noch eine dringende Frage?“
Resa wusste wo sie war? Es wurde alles immer rätselhafter. Trotzdem war das Mädchen erleichert, dass sich ihre Großmutter nicht allzu große Sorgen machen musste.
Wieder fiel Deli ein, was ihr vorhin aufgefallen war und auch jetzt schwirrten wieder unzählige Fragen in ihr herum.
Sie wollte nicht, dass die nette Frau ging bevor sie nicht wenigstens ein paar Antworten bekommen hatte!
Vorsichtig probierte Delilah ihre Stimme aus als sie ebenfals flüsterte:
"Ich möchte mich vielmals für eure Hilfe bedanken... doch...Ich habe einige Fragen, Magi Sixtema." Ihre Kehle kratzte noch immer ein wenig. "Ich kann mich nicht mehr erinnern... Was ist geschehen? Wo befinde ich mich eigentlich?" In Delilah wollten sich noch andere Fragen an die Oberfläche drängen, die sie jedoch zum Schweigen brachte, denn sie hätten nicht unbedingt geholfen: Wurde Omniel gefangen genommen? Geht es ihm gut? Wo ist der Graue? All diese Fragen hätten, war Omniel noch auf freiem Fuß, nur wieder Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt und ihn in unnötige Gefahr gebracht. Also stellte sie eine ihrer Meinung nach leichtere Frage. "Woher kennt Ihr meinen Namen?"

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Sonntag 14. April 2013, 11:22

Jetzt schlug auch Magi Sixtema die Kapuze ihrer Robe zurück und Delilah konnte genauso blinde Augen erkennen, wie bei dem Heiler zuvor. Auch sie war eine Elfe nur war ihre Haut etwas rosiger und hatte einen leichten Goldschimmer. Feinste goldgelbe Ornamente zierten ihre hohe Stirn unter dem rötlich braunem Haar, das wie Kupfer schimmerte. Die Iris ihrer Augen war tatsächlich golden, doch auch sie hatte diesen etwas verstörenden weißen Punkt in der Mitte.
„Du bist in der Akademie des Lichts in deiner Heimatstadt. Ein Mann hat dich vor einer Woche zu uns gebracht und kommt seit dem jeden Tag her um sich nach dir zu erkundigen. Er war es auch der deine Großmutter zu uns brachte. Wir werden sie wissen lassen, das du erwacht bist und morgen zu dir lassen. Bitte verzeih, die Sicherheitsmaßnahmen, sie dienen deinem Schutz.“
Damit nickte sie kurz in Richtung Tür und erhob sich langsam.
„Wenn du wach bist, klopf einfach an die Tür, dann werde ich dich herum führen und alle deine Fragen beantworten.“
Damit ging sie aus Delilahs Zimmer und schloss die Tür wieder hinter sich ab. Dieses Mal war das Rasseln des Schlüssels schon etwas erträglicher. Delilahs Gedanken kreisten noch einen Moment, doch dann hatte die Müdigkeit auch schon wieder die Oberhand gewonnen. Abermals verfolgten sie wirre Träume und als sie wieder erwachte, war alles gleich geblieben und leider kein Traum. Der Kopfschmerz war immernoch da, aber das Denken wurde leichter und als sie sich aufsetzte überkam sie auch nicht gleich wieder die schmerzhafte Übelkeit wie noch am Vortag. Vielleicht würde sie heute dazu kommen Magi Sixtema zu fragen, was mit ihr passiert war und warum ihr Schädel so schmerzte, aber am meisten freute sie sich auf bekannte Gesichter, besonders das ihrer Moma Resa. Ein großes Glas Wasser stand wieder bereit und nachdem sie es gelehrt hatte, stand sie auf, wankte kurz und ging zur Tür. Sie klopfte, hörte ein davon eilendes schnelles Trippeln und nach kurzer Pause hörte sie leise Schritte auf dem Flur dahinter sich wieder nähern. Magi Sixtema öffnete die Tür und lächelte sie aus den tiefen Schatten ihrer schwarzen Robe an. Sie streckte ihr ihre schlanke Hand entgegen und ergriff Delilahs.
„Komm mit. Ich zeig dir ein bisschen unser Leben hier.“
Ihre Stimme war nun kein Flüstern mehr, sondern ein heller angenehmer Klang in Delilahs Ohren. Damit begonnen sie einen kleinen Rundgang durch die uralten Gänge der Lichtakademie, die zu Delilahs Verwunderung sehr dunkel waren. Lange hohe Gänge mit Ornamentiken an langen Säulen ohne Fenster, in denen einzig ein paar Nischen mit gepolsterten Bänken zum verweilen einluden, dunkle dicke Teppiche die ihre Schritte dämpften und immer wieder Gestalten in Roben die für Delilah in den seltsamsten Farben schimmerten. An Magi Sixtemas Hand konnte sie sich sicher fühlen und so zeigte diese ihr den Trakt der Novizen. Neugierige Blicke folgten verstohlen den Beiden, manch einer blieb stehen und musterte die „Neue“ an der Hand der Lehrerin und ein recht hoch gewachsener Junge von vielleicht 15 Jahren grinste breit, als sie an ihm vorüber gingen. Die Magi schaute nur kurz in seine Richtung und er flitzte glucksend davon. Dann traten sie in einen Raum an dessen gegenüberliegenden Seite drei riesige Fenster in einen Sonnendurchfluteten Innenhof mit wucherndem Garten zeigten und schloss die Tür hinter ihnen. Doch statt Delilah zu blenden, war das Glas mit irgendetwas überzogen das die Welt dort draußen in weiche warme Farben von Braun bis Orange tauchte. Sixtema führte Delilah zu einem der Fenster in eine Nische, dorthin wo zwei weiche Bänke mit dunkelroten Kissen sich gegenüber standen und man sich in Ruhe unterhalten konnte. Die Zeit ihre Fragen zustellen war gekommen und die Elfe nickte Delilah aufmunternd zu.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Montag 22. April 2013, 19:30

Die Tür wurde geschlossen und das Rasseln der Schlüssel erklang erneut. Verwirrt lehnte sich Delilah wieder zurück, bettete ihren immer noch schmerzenden Kopf wieder auf den Kissen. Ihre Gedanken jedoch wollten noch nicht ruhen.
Warum war diese wunderschöne Elfe auch blind? Die faszinierenden goldnen Augen waren vom milchigen weiß der Pupillen überschattet worden und hatte wieder diesen kleinen Schreck in Delilahs junger Brust hervorgerufen. Führte die Arbeit mit dem Licht irgendwann zu dieser Störung? Licht... Ihre Gedanken ließen sich schnell ablenken. Licht... sie war in der Akademie des Lichts. Dieses dunkle Gebäude an dem sie schon einige Male vorbeigelaufen, sich aber nie gefragt hatte was darin wohl vorging. Es sah so dunkel und unfreundlich aus, dass Delilah froh gewesen war wenn es hinter ihr gelegen hatte. Sicherheitsmaßnahmen zu ihrem Schutz... wovor musste sie denn beschützt werden? Vielleicht Cilias Vater? Aber mit dem war sogar der Graue alleine fertig geworden... der Graue... er hatte sie hergebracht, daran erinnerte sie sich noch... und sich danach immer wieder nach ihr erkundigt? Ihre Großmutter hatte er auch hergeführt. Machte er sich wirklich Sorgen oder erhoffte er sich etwas davon? Vielleicht wollte er wissen wohin Omniel gehen würde...? Aber wenn sie eine Gefangene war, dann säße sie jetzt in einer richtigen Zelle irgendwo... ja wo eigentlich? Aber ganz sicher nicht in der Akademie... doch was sollte sie dann hier? Warum hatte sie der Graue gerade hierher gebracht? … eine Woche war sie hier schon! Hätte man sie gefragt, das Mädchen hätte steif und fest behauptet es wären bloß einige Stunden, vielleicht ein Tag vergangen. Wann würde sie wieder nach Hause gehen dürfen? Wann ihre Großmutter wiedersehen? Mit den Gedanken an Kuchen und Sonne, Vogelzwitschern aus dem Garten und an das Lächeln ihrer Moma schlief sie ein. Aus dieser wohligen Atmosphäre wurde sie jedoch schnell herausgerissen. Unsanft landete Delilah in wirren Träumen. Entließ der eine sie aus seinen klebrigen Armen empfing der Nächste sie mit festem Griff. Doch irgendwann konnte sie sich aus diesem WirrWarr der Gedanken befreien und schlug die Augen auf. Verwirrt sah sie sich in der ungewohnten Umgebung um, doch dann erinnerte sie sich wieder. Sie war in der Akademie... Einen ganzen Schwarm Fragen scheuchte diese einzige Erkenntnis auf. Warum? Wie lange noch? ...
Das Mädchen setzte sich auf und bemerkte, dass der Schmerz zurückgegangen und Schwindel und Übelkeit verschwunden waren. „Wenn du wach bist, klopf einfach an die Tür, dann werde ich dich herum führen und alle deine Fragen beantworten.“ Das hatte die Magi doch gesagt, oder? Dann würde sie endlich Anworten bekommen! Nun wollte sie so schnell wie möglich hinaus aus diesem dunklen Zimmer. Hastig leerte sie das Glas Wasser, das ihrem Kopf weitere Beruhigung versprach. Sie sah sich um, entdeckte ein Paar leichter Stoffschuhe und steckte ihre Füße hinein. Die Hausschuhe waren ihr viel zu groß, würden sie aber vor der Kälte des Bodens schützen. Sie stand auf ,bekämpfte den kurz einsetzenden Schwindel und ging die paar Schritte zur Tür, die Standhaftigkeit ihrer Beine testend. Zögernd klopfte sie gegen das dunkle Holz der Tür. Bewachte sie etwa jemand und würde sie gleich raus lassen? Doch da lief jemand fort. Hallo...? Delilahs verwirrte Stimme drang kaum durch das dicke Holz, da kamen bereits ein paar leise Schritte näher. Das wohlbekannte Rasseln erklang und die Blondgelockte trat einen Schritt zurück. Magi Sixtema öffnete ihr. Unter ihrer dunklen Kapuze konnte man ein Lächeln und Strähnen ihres kupfernen Haares entdecken, dass dieses außergewöhnliche Gesicht mit den goldenen Ornamenten einrahmte. Sie ergriff sanft ihre Hand und erklärte ihr, dass sie das Mädchen nun das Leben der Akademie zeigen würde. Delilah fühlte sich sofort behütet und folgte bereitwillig der Fremden Frau mit der angenehmen Stimme. Ein beachtlicher Unterschied zu ihrer letzten Begegnung, als der jungen Schülerin noch jedes Geräusch schmerzhaft in den Ohren geklingelt hatte! Sie wurde durch dunkle Gänge geführt. Ausgelegt mit dicken Teppichen und ohne Fenster schien hier jedes Geräusch zu verpuffen. War sie nicht in der Akademie des – Lichts- ? Sollte hier nicht eigentlich alles hell und in wunderschöne Farben getaucht sein? Doch das Gebäude war von innen genauso dunkel wie es von außen wirkte. Delilah, die sich an frischer Luft umgeben von Farben, Geräuschen und viel Sonne am wohlsten fühlte, waren die hohen Gänge die nicht einmal richtig beleuchtet schienen eher unangenehm. An der Hand der großen, schlanken Frau neben sich fühlte sie sich zwar sicher und sie betrachtete neugierig alles Neue, doch das Mädchen konnte ein leichtes Unwohlsein nicht unterdrücken. Wie war das Wetter draußen? Schien die Sonne? Schneite es immer noch? Das alles konnte man von hier drinnen nicht feststellen. Das Mädchen hätte nicht einmal sagen können ob sie sich oberirdisch oder unter der Erde aufhielten! Der Gedanke behagte ihr noch weniger, verabscheute sie ja sogar den eigenen Keller. Niemand hier schien eine Kerze zu benötigen, entweder waren die vorbeirauschenden Personen ihre eigenen Lichtquelle oder sie bewegten sich sicher und wendig durch die Dunkelheit. Eigenartig. Neu. Interessant. Was waren das für Zeichen an den Säulen die hier bis zur Decke reichten? Hatten sie eine Bedeutung oder waren sie nur Dekoration in diesem sonst zwar gemütlichen, aber dennoch relativ tristen Gang?
Ihr wurde auch ein Trakt gezeigt in dem sich viele Jüngere, auch welche in ihrem Alter, aufhielten. Man musterte sie verstohlen und Delilah wurde sich ihrer merkwürdigen, farblosen Aufmachung bewusst, doch sie begegnete jedem mit einem offenen, freundlichen Blick und sah sich neugierig um. Wie lange diese Jugendlichen und Kinder hier wohl lernten? Ob sie hier lebten oder bei ihren Eltern? Was lernten sie eigentlich hier? Was konnte man mit Lichtmagie außer dem heimlichen Lesen sonst noch anstellen? Alle sahen ganz normal aus und niemand schien großartig zu leuchten. Dies war der erste Trakt in dem Delilah hier und da Kerzen entdeckt hatte. Alle hier hätten ebenso auf ihre Schule gehen können. Einmal rempelte sie beinahe einen grinsenden Jungen an. Sie lächelte ihn entschuldigend an, fuhr sich mit der linken freien Hand durch die blonden, wirren Haare und wollte etwas sagen als er mit einem Blick zu ihrer Begleitung, wohl der Lehrerin, leise kichernd davon huschte. Was brachte ihn zum Lachen? Sah sie so lächerlich aus? Der Junge war so alt wie sie, ein Jahr älter vielleicht... was wusste er was sie nicht wusste?


Dann traten sie in einen Raum in dem es auch endlich Licht von draußen gab. Es war angenehm, blendete sie nicht, gab ihr aber auch die Gewissheit, dass sie sich wirklich oberhalb der Erde befand. Die präparierte Scheibe, die alles in weiche braune und orange Töne hüllte, gab den Blick auf einen wunderschönen Innenhof frei. Der Garten musste überdacht sein, denn alles wucherte in saftigem Grün und Delilah dürstete danach ihre Finger in Gras und Blättern zu vergraben. Der Winter war schön, aber es gab nichts Besseres als lebende Natur und warme Lüfte die den Schnee vertrieben. Vielleicht dürfte sie später in den Garten gehen?
Magi Sixtema ließ sich in einer Nische nieder, die sich in ein Fenster schmiegte, und Delilah folgte ihrem Beispiel und machte es sich auf der gegenüberliegenden Bank bequem.
Würde sie nun ihre Fragen stellen dürfen? Die ganze Zeit hatte sie still beobachtet und betrachtet, gespürt dass der Zeitpunkt noch nicht gekommen war, doch nun drängten die Ungewissheiten in ihr nach ihren Gegenstücken, den Antworten.
Die Elfe nickte ihr aufmunternd zu und das blondgelockte Mädchen holte kurz Luft um sogleich zu beginnen.
„Ich möchte mich noch einmal herzlich für Eure Hilfe bedanken, Magi Sixtema.“ Wieder fuhr sich Delilah durch die wirren Locken an der Stelle wo die Kopfschmerzen am schlimmsten gewütet hatten. Sie lächelte ein wenig unsicher. Sah die Elfe eigentlich was sie tat? Dem dürfte ja nicht so sein, doch sie wie auch der Magus hatten sich zu sicher für gewöhnliche Blinde bewegt. Der einzige Blinde den das Mädchen bisher in ihrem Leben gesehen hatte, hatte sich unsicher mit einem Stab durch die Straßen Jorsas bewegt. Irgendwas war mit diesen Magiern anders... doch das würde Delilah später einmal fragen. Nun gab es für sie persönliche Wichtigeres. „Würdet ihr mir sagen was genau geschehen ist? Ich kann mich nicht mehr erinnern...“ Doch in dem Mädchen drängten auch noch weitere Fragen an die Oberfläche. „Wann werde ich meine Großmutter treffen dürfen und wie lange werde ich mich noch in Eurer Obhut befinden?“

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Dienstag 23. April 2013, 17:28

Die zu großen Filzpantoffeln an den Füßen, folgte Delilah Magi Sixtema leise schlurfend durch die hohen, beeindruckenden Gänge. Sah man hinauf zu den spitz zusammenlaufenden Bögen, folgte der Geist ihnen in Höhe. Es war eine angenehme Stille und sie klärte Delilahs Gedanken. Die Dunkelheit wirkte teilweise schon etwas bedrohlich und ungewohnt, aber gleichzeitig hüllte sie sie auch ein, wie schwarzer warmer Samt auf dem die Phantasie ihre Bilder malen konnte. Schnell begriff sie, dass dies ein Ort der Kontemplation, Konzentration, des Studiums, des Lernens sein musste. Nichts sollte diese Ruhe stören. Es gab Parallelen zu ihrer Schule und doch war hier alles auch so ganz und gar anders.
Der Trakt, den sie betraten, der anscheinend für die jüngeren Schüler bestimmt war, besaß Kerzen und hoch über ihren Köpfen hängende Kronleuchter, deren Licht man zwar sah, aber keine Quelle erkennbar war. So etwas wie breite, filigran geformte Untertassen verdeckte die Sicht auf die vermuteten Flammen. Auch die Ornamentiken der Wände fesselten Delilah und als sie einmal stehen blieb, um sie sanft mit einer Fingerspitze zu berühren, räusperte sich ihre Führerin leise und verhinderte so ein stärker werden des leichten Kribbeln unter ihren Fingern. Als Delilah kurz über der Oberfläche in ihrer Bewegung inne hielt und sie ansah, schüttelte die Magie leicht den Kopf, aber lächelte verstehend, als schwelgte sie in einer fernen Erinnerung. Ob sie wohl selbst einmal so jung und voller Neugierde durch diese Gänge gelaufen war? Die beiden gingen weiter.
Jedes Gesicht das sie trafen wirkte neugierig und offen auf Delilah und sie versprachen ihre Geschichten ihr zu erzählen.
Besonders dieser eine Junge der ihr frech hinterher zwinkerte und dann sich schnell davon machte, erregte ihre Neugierde. Sein Grinsen hatte sie gefangen, aber es blieb keine Möglichkeit ihn zu befragen. Er hatte ein ähnliches Hemd wie sie getragen, vielleicht eine Nuance dunkler, aber ebenso schlicht. Auch seine Arme waren blank gewesen und hatten schon erste männliche Formen gezeigt, nur war sein Hemd kürzer und er trug noch eine einfache Hose unter dem fast knielangen Oberteil. Und auch seine Füße steckten in weichen Filzpantoffeln, wenn gleich seine passender aussahen. Seine Augen hatten gefunkelt wie Aquamarine, so hell und blau warne sie. Doch er war zu schnell verschwunden, als dass sie ihn noch weiter begutachten hätte können. Einzig seine etwas schiefe Nase hatte in dem sonst makellosen Gesicht wie ein Anker gewirkt. Vielleicht hatte er sie sich mal gebrochen? Die Neugierde auf das was es hier noch zu entdecken gab und ein leises Räuspern trieb Delilah weiter. Sie begegneten noch anderen Wesen auf ihrem weg und Delilah bemerkte, dass die Farbe der Roben anscheinend etwas mit den Klassen, bzw. mit dem Rang der Schüler zu tun haben könnte. Um so dunkler eine Robe war, um so häufiger nahm sie dieses leichte Flimmern um die Person herum war. Es schien unterschiedliche Farben zu geben, aber was sie bedeuteten und warum es ihre Augen so sehr anstrengte sie zu sehen, wusste sie nicht. Auch wurde selbst die Aura um Magi Sixtema immer schwächer. Oder aber sie irrte sich und ihre Wahrnehmung wurde wieder schwächer … in dem Maße wie ihre Kopfschmerzen abnahmen. Sicher kam sie sich bald vor wie die typische „Neue“ an einer Schule, wo jeder jeden kannte und sie nun neugierig beäugt wurde. Delilah musterte immer wieder die Leute und lief ihrer Begleiterin hinterher.
Sie bemerkte eine angenehme Wärme in der Luft der etwas zugigen Gänge, so das man nicht fror und als sie ihr Ziel, den Raum mit dem großen Innenhof-Fenster erreichten, löste sich die letzte Anspannung in ihrem Innern. Selbst an diesem seltsamen dunklen Ort gab es eine Oase des Lichts. Nachdem sie sich gesetzt hatten wanderte ihr Blick die Gläserne Kuppel des Gartens hinauf. Wie ein geschliffener Edelstein reflektierte die Decke mit ihren vielen kleinen Fassetten das Licht und nährte es mit seiner Wärme. Unter dem Dach flimmerte die Wärme und zeichnete kleine funkelnde Regenbögen in die Luft. Delilahs Sicht war zwar durch die getönten Scheiben etwas eingeschränkt, aber dieses Schauspiel blieb ihr trotzdem nicht verborgen. Es hatte etwas magisches an sich und doch drängten nun die Fragen an an die Oberfläche und verlangten nach ihrem Gegenstück, den Antworten.
„Ich möchte mich noch einmal herzlich für Eure Hilfe bedanken, Magi Sixtema.“
Die Magi nickte und lächelte etwas breiter. Ihre blinden Augen sahen Delilah direkt an und verwirrten die junge Frau. Sie hatte vor längerer Zeit mal einen alten Mann gesehen der so ähnliche blinde Augen gehabt hatte, aber dieser hatte hilflos mit einem Stock und in Begleitung seiner Frau seinen Weg nur gefunden. Die Elfe vor ihr macht so gar nicht den Eindruck, als ob sie Hilfe bedurfte! Ihre Bewegungen waren die ganze Zeit sehr zielgerichtet gewesen und sie hatte ja auch Delilah davon abgehalten die Ornamentiken zu berühren. Wie sollte das also gehen wenn sie blind war? Immer mehr neue Fragen formten sich in Delilahs Kopf, aber sie riss sich zusammen und sortierte ihre Neugier nach Wichtigkeit und begann:
„Würdet ihr mir sagen was genau geschehen ist? Ich kann mich nicht mehr erinnern...“
Doch in dem Mädchen drängten auch noch weitere Fragen an die Oberfläche.
„Wann werde ich meine Großmutter treffen dürfen und wie lange werde ich mich noch in Eurer Obhut befinden?“
Magi Sixtema nickte ein paar mal langsam, als ob sie die Fragen im Kopf vor sortierte, dann wandte sie ihren Kopf zum Fenster und „sah“ hinaus. Ob sie wohl auch auf ihre Art die Schönheit dort bewundern konnte?
„Du siehst so etwas was wir Auren nennen.Vielleicht hast du auch schon mal ein Licht entstehen lassen ...“
Sixtema erwartete anscheinend keine Antwort.
„Bevor ich dir erklären kann, was genau mit dir geschehen ist, müssen ein paar Entscheidungen getroffen werden die sicher nicht leicht für euch sind.“
Sie sah wieder Delilah in ihre rehbraunen Augen und kam sofort auf den Punkt. Ihr Gesicht gewann an Ernsthaftigkeit,verlor dabei aber nicht seine freundliche Offenheit.
„Deine Großmutter und du, ihr solltet euch darüber unterhalten, ob du hierbleiben und lernen möchtest deine Gabe zu nutzen oder wir deine Fähigkeiten versiegeln sollen und du dein einfaches Leben zurück möchtest.“
Die eldorische Elfe ließ eine kleine Pause, damit das Gesagte in Delilahs Geist eindringen konnte, dann sprach sie betont langsam weiter:
„Du trägst etwas in dir, dass nun an die Oberfläche drängt, aber auch für dich und deine Umgebung gefährlich werden könnte. … Etwas muss es ausgelöst haben. Du kannst bei uns lernen Kontrolle darüber zu gewinnen. Wenn du diesen Weg wählst, wirst du noch eine lange Zeit in meiner Obhut sein. Ich würde dann deine Mentorin werden. … Wenn du lieber mit deiner Großmutter nach Hause möchtest, dann werden wir dich nicht daran hindern und nur eine Vorsichtsmaßnahme anwenden, damit du niemandem schaden kannst. Lichtmagie ist nicht nur ein Quell des Segens, sondern kann in manchen Fällen auch als Waffe oder Schild dienen. Welche Ausrichtung in dir angelegt ist könnten wir hier herausfinden und fördern, doch letztendlich ist es deine Entscheidung. Ich weiß, es ist ein Schritt ins Ungewisse und erfordert viel Mut, aber ich sehe ein reines Licht in dir und einen starken Willen. Mach dir keine Sorgen. Diese Entscheidung ist nicht unumkehrbar und wenn du dich noch nicht bereit fühlst, kann ich das verstehen. Wir müssen nur für den Augenblick eine Lösung finden.“
Sixtema sah zu einer anderen Tür als der durch die sie gekommen waren und lächelte abermals.
„Deine Großmutter wartet schon sehnsüchtig nebenan auf dich. Denkt darüber nach, trefft eine Entscheidung und dann komm zu mir zurück.“
Ihr Kopf nickte in Richtung der Tür und Delilahs Sehnsucht trieb sie auf die Beine. Nebenan sollte ihre Moma auf sie warten.

Resa saß in dem hohen Lehnstuhl und rutschte seit geraumer Zeit unruhig auf ihren vier Buchstaben herum. Die zwei bekutteten Gestalten im Hintergrund hatten sich die ganze Zeit keinen Zentimeter bewegt. Innerlich hatte sie bestimmt schon tausend Stoßgebete zu Lysantor geschickt, dass er seine schützende Hand über ihre Enkelin halten sollte. Jetzt gerade rezitierte sie im Stillen ein Gebet:
Lysantor möge uns beschützen, sein Licht möge auf uns leuchten und sein strahlender Blick auf uns ruhen. Seine Gerechtigkeit soll für uns strahlendes Vorbild sein und uns auf den rechten Pfaden wandeln lassen. Seine Weisheit möge unseren Geist erleuchten und uns Hoffnung in der Dunkelheit sein. Seine Wahrheit bringe Licht in jede Finsternis. Sein Seegen komme über uns, sein Wille scheine auf unseren Wegen. Lysantor mit uns und jenen die wir lieben.
Als dann endlich ein leises Klicken die Stille durchschnitt sprang sie wie von einer Spinne gebissen auf und wirbelte herum.
„MEIN AUGENSTERN!“
Resa neigte schon immer zu heftigen und herzlichen Ausbrüchen, aber diesmal traf es Delilah besonders heftig. Die Kraft in den Armen der alten Frau wurde von ihrem Glauben, ihrer Freude und ihrer Liebe beflügelt und drückte dem Mädchen sämtlich Luft aus den Lungen. Die warme Luft ihres Atems, der wie immer nach Kräutertee roch, pustete Delilah ins Ohr. Noch immer schaffte es die ältere Frau ihr zartes Enkelkind leicht anzuheben, wenn gleich es nur kurz war und sie dann nur noch kräftig gedrückt und hin und her geschaukelt wurde.
„Mein Fünkchen, mein Engel, mein Licht des Lebens! Ach wie hab ich dich vermisst! Geht es dir gut? Haben sie dich gut versorgt? ...brabblabrabblabla...“
Resas Worte vermischten sich mit dem benommen Nebel Delilahs Gedanken. Das kräftige Drücken und Geschaukel zollten ihren Preis. Delilah wurde einen Moment schwindelig und dunkle Punkte begannen vor ihren Augen zu tanzen. Doch bevor sie ohnmächtig werden konnte, ließ Resa zum Glück los und hielt ihr Enkelkind bei den Schultern fest.
„Nu sag schon … oh, du bist ja ganz blass! Setzt dich doch! Komm her.“
Sie führte Delilah zu einer Couch und die Welt hörte sich wieder auf zu drehen. Ein paar Küsschen später kam sie auch wieder zu Atem und lauschte Resas Wasserfall.
„ … Du glaubst nicht was alles in der Zwischenzeit passiert ist, her je. Erst dieser Soldat mit dem du davon bist und den du ja schützen wolltest. *flüstert: Keine Sorge ich hab dicht gehalten!* Dann kam dieser Mann zu Mortimer und hat mir berichtet, dass ein Templer bei ihm war und sich nach dir erkundigt hatte. Er hat mir sofort bescheid gegeben und dann haben wir ihn getroffen. Ganz nett der Mann. Kanntest du ihn? Er hat mir erzählt, was passiert ist und wo du jetzt bist und ich hab solche Angst um dich gehabt und alle Nachbarn haben angefangen mich auszuquetschen! Kannst dir vorstellen, dass sich so was herum spricht! Besonders Flora, die Frau vom Gemüsehändler, die hatt's wohl überall herum erzählt. Jetzt kommen plötzlich wild fremde Leute zu mir und wollen dich treffen. Die spinnen doch alle! Andere gehen mir plötzlich aus dem Weg und grüßen nicht mehr, obwohl wir Jahre lang befreundet waren. Ach, ich wünschte, das alles würde nicht passieren, aber das ist wohl ein zu frommer Wunsch! Ach ich red und red und red… mein kleines Mädchen! Wie geht es dir an diesem Ort? Wie haben sie dich behandelt? Fühlst du dich wohl? Wann meinst du, dass du wieder nach Hause kannst? Ist alles in Ordnung? Wirkst noch ein bisschen blass, Fünkchen.“
Resas Augen suchten nach Antworten, doch die Flut an Informationen und Andeutungen mussten erst einmal verarbeitet werden. Andererseits war es auch einfach nur schön Resa so munter und gesund wie immer wieder zu sehen.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Sonntag 28. April 2013, 21:02

In ihr fochten die Furcht vor dem Fremden und ihre Neugierde einen erbitterten Kampf, doch die Furcht erlag schon sehr bald. Mit großen Augen betrachtete Delilah alles Neue und musste daran gehindert werden das Ganze auch noch mit anderen Sinnen erkunden zu wollen. Das Gebäude, die merkwürdigen Schimmer... diese Auren die die Menschen hier umgaben und die Menschen selbst. Ganz besonders die Schüler und der freche Junge zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie tuschelten und blickten Delilah neugierig an, während diese die Blicke ebenfals forschend erwiderte. Beide Seiten stellten sich sich in den Grundzügen ähnelnde Fragen. Doch ob diese später aufgedeckt würden, war eine andere Sache.

Nach dem Gespräch mit Magi Sixtema schlurfte Delilah auf die Tür hinter der sich ihre Moma verbarg. Sie freute sich ungemein auf ihre Großmutter, doch ihre Gedanken waren woanders. Die Elfe hatte ihr die beiden Möglichkeiten die sie hatte angezeigt. Entweder sie würde sich in die Hände der Akademie begeben und lernen oder man würde das Licht in ihr verschließen. Irgendwie klang es in Delilahs Ohren als wolle man ihr diesen Teil nehmen, auch wenn sie wusste das dem nicht so wahr. Sie sträubte sich gegen den Gedanken, dass ihr jemand das Licht würde nehmen wollen. Wie wollte sie sich entscheiden? Wie sollte ihre Zukunft aussehen? In den letzten zwei Tagen hatte sich so viel geändert... aber es waren ja gar keine Tage mehr... es war schon mehr als eine Woche vergangen... Es war alles so verwirrend. Sie musste sich entscheiden. Sie hatte diesen Ort gesehen und trotz ihrer anfänglichen Furcht fand sie ihn ... schön. Er verbarg so viel Neues, das es zu erkunden gab und... aber wollte sie wirklich fort von ihrem Zuhause? Ihr bisheriges Leben aufgeben ...aber... sie würde hier lernen das Licht zu ihrem Freund zu machen... etwas in ihr sehnte sich danach diesem unbewussten Druck in sich die Türen zu öffnen... alles würde sich ändern... aber wollte sie das überhaupt? Ihr Leben war doch schön! „MEIN AUGENSTERN!“ Delilah schrak aus ihren Gedanken und sie blickte auf. Ihre Moma kam auf sie zugerannt und begrub das zarte Mädchen in ihrer kräftigen Umarmung. Alle Luft entfloh ihren Lungen und Delilah schnappte nach Luft. „Mein Fünkchen, mein Engel, mein Licht des Lebens! Ach wie hab ich dich vermisst! Geht es dir gut? Haben sie dich gut versorgt? .." Die bekam davon jedoch kaum etwas mit, denn sie versuchte vergebens sich aus der Umklammerung zu befreien, wieder schaukelte alles, ihr Kopf begann leicht zu pochen doch dann ließ der Druck plötzlich nach. Als sich ihr Blick wieder klärte sah sie in das besorgte Gesicht ihrer Großmutter. Diese verfrachtete sie schleunigst zu einer Sitzgelegenheit und das Schaukeln und Pochen verschwand allmählich. Mit leiser Freude lauschte sie halb dem Redefluss ihrer Moma. Aber was erzählte sie da? "Warum gehen dir die Leute aus dem Weg, Moma?" Besorgt sah das blasse Mädchen ihre Großmutter an. Aber es gab ja auch noch anderes zu bereden als die Gerüchteküche der Nachbarschaft. "Ach... Moma." In diesem einem Wort und wie Delilah es aussprach lag die ganze Liebe, die ganze Freude über das Wiedersehen, aber auch die leichte Unsicherheit mit der das Mädchen kämpfte."Sie waren alle sehr nett zu mir, Moma. Ganz besonders Magi Sixtema. Hast du sie getroffen? Sie ist außergewöhnlich, nicht wahr?" Sie schwieg, dann setzte sie erneut an. "Sie sagt, ich habe im Moment zwei Möglichkeiten, Moma... ich kann nach Hause gehen, dann verschließen sie mein Licht irgendwie... sie bot mir aber auch an, dass ich hierbleiben könnte um zu... lernen." Die Ratlosigkeit schwang in der Stimme des Mädchens mit. Wie sollte sie sich bloß entscheiden? Während sie ihre geliebte Moma anblickte wurde ihr der Gedanke in der Akademie zu leben immer unerträglicher. "Was soll ich tun, Moma??"

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Montag 29. April 2013, 20:11

Resas Hand strich sanft und fürsorglich über Delilahs goldene Locken, die weich über ihre Schultern fielen. Die Überschwänglichkeit verflog langsam und zurück blieb reine Liebe. Die ältere Frau sah ihr Enkelkind an, lächelte eine Spur traurig und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann legte sie ihre Hand an ihre Wange, die sich wunderbar warm anfühlte und flüsterte:
„Das weist du doch, mein Engel.“
Für sie schien die Entscheidung schon lange gefallen zu sein. Delilah wurde noch einmal bewusst, dass ihr gut eine Woche Erinnerungsvermögen einfach fehlte. Was war nur mit ihr passiert, bzw. wovor wollte ihr eigenes Gehirn sie schützen, dass es sich ihr verweigerte? Zum Glück lenkte Resa sie gleich wieder ab, bevor das Mädchen tiefer in ihre Grübeleien versinken konnte. Sie kam zurück zu Delilahs erster Frage und sah ihr „Fünkchen“ verwundert an.
„Warum mir die Leute … ? Weist du nicht …? Hast du nicht mitbekommen was passiert ist? … Natürlich nicht! Sonst würdest du ja nicht fragen! Entschuldige, ich bin einfach ein wenig zu aufgeregt!“
Sie grinste schief und fuhr fort:
„Nachdem die mit Omniel raus warst, haben wir den Laden aufgeräumt und noch eine Weile gequatscht, wie es halt alte Leute so tun.“
Resa zwinkerte Delilah zu. Sie machte sich gerne über sich selbst lustig.
„Irgendwann fielen uns dann ein paar Leute auf der Straße auf, die sehr aufgeregt wirkten und Richtung Marktplatz liefen. Ich dachte mir nichts dabei und Mortimer auch nicht. Als ich später nach Hause ging, hab ich es dann erfahren. Es sollte eine Art Explosion auf dem Marktplatz gegeben haben und einige Verletzte gegeben haben. Ich wusste ja, dass du und der Soldat dort einkaufen wolltet, also hab ich mir schon ganz schön Sorgen gemacht und herum gefragt. Ich hatte so herausgefunden, dass es mehrere der Händler und ein paar Schaulustige getroffen haben sollte und diese nun geblendet sein. Ich bin fast verrückt geworden vor Angst und bin nach Hause gerannt in der Hoffnung du seist da, aber da warst du nicht. Am nächsten Tag kam dann Mortimer schon zu mir und erzählte mir von dem Mann der bei ihm gewesen war und nach dir gefragt hatte. Ich hab mich sofort mit ihm getroffen und er erzählte mir was passiert sei … mit seinen Worten. Er hatte wohl eine Art Einsatz und im Rahmen dessen, bist du ihm wohl über den Weg gelaufen. Von Omniel hat er nichts erwähnt und ich natürlich auch nicht! Er meinte, du seist … du seist explodiert. … Ein Mann hätte dich bedroht und er hatte ihn überwältigt. Dann verstrickten sich eine Aussagen, denn er sagte, der Mann hätte dich angegriffen, aber wenn er ihn schon vorher überwältigt hatte …? Na egal, auf jeden Fall gab es wohl eine riesige Lichtexplosion und einige Verletzte, bzw. geblendete. So weit ich weiß, haben die meisten hier schon Hilfe erfahren. Den Gemüsehändler, der Mann von Flora, den soll es wohl am heftigsten getroffen haben. Ich denke, deshalb ist sie nicht gut auf mich … auf uns zu sprechen und erzählt Unfug herum. Mach dir aber keine Sorgen, die beruhigt sich auch wieder. Die Leute reden immer Unsinn wenn sie etwas nicht verstehen. Auf jeden Fall hatte der Mann, der Templer, wie sich raus stellte, deine Halskette dabei. Deshalb hab ich ihm geglaubt. Er erzählte mir dann auch, wohin er dich gebracht hatte. Seit dem war ich jeden Tag hier um mich nach dir zu erkundigen, aber sie haben mich immer vertröstet. Sie meinten du seist noch nicht so weit und deine Augen müssten sich noch erholen. Diese Magi Sixtema, eine wirklich beeindruckende Frau, hat mir glaubhaft versichert, sie würde alles für dein Wohlbefinden tun, was in ihrer Macht stehen würde und ich denke, das ist nicht gerade wenig! Ich glaube, das hat sie auch und heute Morgen kam ein Bote, dass ich dich heute sehen dürfte. Also bin ich hier und deine Kette hab ich auch dabei.“
Resa kramte in einer Tasche. Delilah hatte aufmerksam zugehört und vielleicht begannen einzelne Teile nun langsam einen Sinn zu ergeben. Als Resa die seltsame Aussage der Magi über ihre Augen erwähnt hatte, betrachtete sie ihre Oma noch einmal ganz genau. Resas Gesicht wurde nur spärlich ausgeleuchtet, denn der Raum in dem sie saßen war ebenso dunkel wie der Rest der Bereiche, die Delilah bisher gesehen hatte. Als Delilah gerade überlegte, was Magi Sixtema mit ihren Augen gemeint haben könnte und sie so betrachtete, huschte ein strahlend blauer Schimmer über Resas Körper. Es war nur ein kurzer Moment und schnell vergangen, aber Delilah hatte sich sicher nicht getäuscht. Leider hatte der Effekt eine unangenehme Begleiterscheinung, denn ihre Kopfschmerzen meldeten sich sofort wieder zurück. Etwas in ihrem Schädel hatte sich verselbständigt und wirklich, ihr taten die Augen ein bisschen weh. Dann zog Resa Delilahs Kette aus ihrem Beutel und sofort musste das Mädchen die Augen schließen. Selbst durch die aufeinander gepressten Lieder blendeten sie gold- blauen Funken, so dass sie reflexartig die Hände vors Gesicht schlug. Resa merkte jedoch schnell, dass irgendetwas nicht stimmte und verbarg das Medaillon in ihren Händen, steckte es dann wieder weg.
„Ich … Alles zu seiner Zeit. Ich bewahre es für dich auf, keine Sorge. Ich weiß nicht genau, was mit dir los ist, meine Kleine. Etwas hat dich … verändert, aber ich vertrau auf Lysantor, dass er dich leiten wird.“
Delilah spürte wieder ihre warmen runzligen Hände an ihren Wangen und ihre Stirn an ihrer Stirn und es wurde wieder angenehm dunkel. Resa flüsterte kaum hörbar:
„Vielleicht hat dich wirklich etwas angegriffen und du hast dich nur ...gewehrt …? Das Licht wird ranken, wenn Schatten obsiegen. Mittwinters erdacht, Mittsommers gebracht … “
Die Tür zur Eingangshalle öffnete sich einen Spalt und ein Mann schaute kurz herein und gab das Zeichen, dass die Besuchszeit wohl bald abgelaufen sei. Ein paar Minuten würden sie noch haben, aber dann musste Resa wieder gehen und Delilah ihre Entscheidung getroffen haben.
„Ich hab dich lieb, Fünkchen. Gibt es noch etwas was ich für dich tun soll?“
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Mittwoch 15. Mai 2013, 17:34

"Du meinst also... ich soll gehen."
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage und irgendwie war dem Mädchen bereits klar gewesen, dass es darauf hinaus laufen würde. Sie war ihr ganzes Leben jemand gewesen der beständig einen Berg an Fragen hatte und das hier war ein Ort der Antworten! Die Entscheidung hier zu bleiben um zu lernen fühlte sich von Grund auf richtig an und ein erleichtertes Lächeln umspielte Delilahs rissige Lippen.
Lange konnte sie jedoch nicht über die gefallene Entscheidung nachdenken, denn ihre Großmutter - ach ihre liebe Moma - begann wieder zu reden. Mit leicht gerunzelter Stirn lauschte das Mädchen den Erzählungen, sprachlos darüber was sie alles vergessen oder verpasst hatte. Ihr Augen wurden immer größer bis es schließlich aus ihr herausplatzte. "Ich habe Menschen verletzt?!" Fassungslosigkeit spiegelte sich auf ihrem Gesicht und ihre Stimme war ungewohnt laut geworden, was ihr nun in den Ohren klingelte. Sie fasste sich mit den Fingern an die schmerzende Schläfe und senkte den Blick. Sie hatte wirklich Menschen verletzt? Wie schrecklich!
Doch nicht nur ihr kleiner Ausbruch hatte ihre Kopfschmerzen wieder hervorbrechen lassen, auch der merkwürdige blaue Schimmer der über das Bild ihrer Moma gehuscht war. Was war denn bloß mit ihr los? Was stimmte nicht mit ihren Augen? Waren das wirklich Auren gewesen, die sie gesehen hatte?
Ein wenig leichter wurde Delilah jedoch, als ihre Großmutter meinte, sie hätte die Kette ihrer Eltern dabei. Ihr Schatz, ihr Anker. Etwas Vertrautes zwischen all dem Fremden. Ein Lächeln umspielte des Mädchens Lippen, trotz Kopfschmerzen, und umso heftiger zuckte sie zusammen als gold-blaue Funken sie blendeten und sie verschreckt den Kopf in den Händen verbarg. Wieder durchzuckte ein heftiger Schmerz ihren Kopf und auch ihre Augen brannten.
Aber nicht nur körperlich leidete das Mädchen Schmerzen. Enttäuscht blickte auf die Hände ihrer Großmutter, die das Medaillon verbargen. Es war als hätte man kurz bevor sie den rettenden Hafen erreichen konnte ihr Schiff versenkt. Ihre Hand weggeschlagen kurz bevor sie das Begehrte berühren konnte. Wie sollte sie all das Neue überstehen ohne ihren Anker, ohne den Schutz ihrer Eltern, ohne das vertraute Gefühl der Sicherheit an ihrer Seite?
"Ja, ich hab mich wohl verändert..." Man hörte, dass sich das Mädchen nicht sicher war was sie davon halten sollte. In ihren Augen flackerte die Unsicherheit. "Ich glaube nicht, dass es sowas war Moma... ich weiß nicht... verstehst du was ich meine, wenn ich sage >Das Licht wollte hinaus.<? Es ist alles so merkwürdig!" Sie streckte die Arme nach ihrer Großmutter aus und gab sich einen Augenblick der Geborgenheit ihrer Umarmung hin, sog ihren Duft tief in sich ein und lächelte sogar ein wenig. Wann würden sie sich wiedersehen? Dieses Treffen nämlich, schien sich seinem Ende zuzuneigen. "Ich hab dich auch lieb, Moma. Sehr sogar." Der Gedanke an Abschied schmerzte.

Etwas, das ihre Großmutter für sie tun konnte? Ja... da war etwas, das ihr auf dem Herzen lag.
"Moma... hast du etwas dabei um das Medaillon einzuwickeln? Ich würde es so gerne bei mir haben, wenn ich hier bin... auch wenn ich es vielleicht nicht tragen kann." Wer wollte schon hilflos im Meer treiben, verloren und ohne seinen Hafen?

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 16. Mai 2013, 22:34

Resas Umarmung gab Halt und Wärme. Ihre Kleidung roch nach Kräutern und Lavendel, den sie in den Schränken gegen die Motten auf hängte. Delilah nuschelte in die dichten Stoffbahnen:
"Ich hab dich auch lieb, Moma. Sehr sogar."
und Resa drückte ihr Enkelkind liebevoll an sich. Als sie merkten, dass der Abschied näher rückte fragte das Mädchen seine Großmutter:
"Moma... hast du etwas dabei um das Medaillon einzuwickeln? Ich würde es so gerne bei mir haben, wenn ich hier bin... auch wenn ich es vielleicht nicht tragen kann."
Sofort kramte die alte Frau in ihren Taschen und zog dann ein feines mit Spitze rundherum geklöppeltes Taschentuch aus ihrem Ausschnitt. Sie drehte sich ein bisschen weg, damit sie Delilah nicht erneut blendete und wickelte das Kleinod dort hinein. Als Resa es dann auf ihrer ausgestreckten Hand ihr entgegen hielt, schimmerte es nur noch ganz leicht bläulich an den Faltkanten hervor. Wenigstens konnte sie es so an sich nehmen, auch wenn sie noch immer und stetig durch das Schimmern abgelenkt wurde.
Ein leises Räuspern von der Tür zum Hauptportal erklang und ein Mann in dunkelgrauer Kutte gab das Zeichen, dass Resa nun gehen sollte. Resa stand auf, lächelte breit und zog dabei die Nase kraus.
„Ich werde Mortimer und Rebecka von dir grüßen und ihnen alles erklären, so weit sie es wissen müssen. Ich muss gehen, mein kleiner Engel. Ich werde sehnsüchtig auf Nachricht von dir warten.“
Damit war sie in Richtung Tür gegangenen und wedelte noch einmal heftig mit der Hand, dann war sie verschwunden. Delilah stand ein paar Sekunden regungslos in dem fremden Raum und fühlte die Energie in ihren Fingern pulsieren. Besonders in ihrer Rechten. Dann wurde ihr bewusst, dass sie ihr Medaillon fest umklammert hielt und kaum klar denken konnte. Es fühlte sich an, als hätte sie einen leichten Sonnenbrand auf der Haut, dort wo das Metall dicht unter dem Stoff des Taschentuchs lag. Ihr Anker für Trost und Sicherheit hatte sich nicht verändert, aber sie! Alles war so intensiv und sie spürte wie reizbar sie war, weniger ihre Psyche, aber ihre Sinne um so mehr! Magi Sixtema hatte gesagt, sie sollte nach dem Gespräch wieder zu ihr zurück kommen, also ging Delilah zurück in den Nebenraum wo ihre Lehrerin noch auf sie wartete. Die seltsam blinden Augen hoben sich, sahen sie an und zogen sich zusammen. Bevor Delilah näher treten konnte, hob Sixtema die Hand, damit sie stehen blieb.
„Du trägst etwas bei dir, was nicht nur deine Konzentration stört.“
Sie stand auf und zeigte auf die Hand in der Delilah ihr Schmuckstück verborgen hielt.
„Es wird mit der Zeit für dich leichter werden es bei dir zu tragen, aber im Moment könntest du damit auch Andere stören, vielleicht sogar Schaden zufügen, wenn sie sich gerade konzentrieren müssen, oder Zauber wirken. Bevor wir beginnen können, bring es bitte in dein Zimmer und komm dann zu mir hier her zurück. Dann können wir uns unterhalten. Schaffst du den Weg alleine zu finden?“
Delilah war sich sicher, dass sie blind zu ihrem Zimmer zurück finden würde, so sehr hatte sie jedes Detail auf dem Weg hier her in sich aufgesogen. Außerdem war der Gedanke allein durch die hohen Gänge zu laufen irgendwie aufregend. Sie nickte eifrig und eilte zur nächsten Tür hinaus. Einmal links, geradeaus und an der letzten T-Kreuzung noch mal links und schon stand sie in dem langen Gang mit den vielen kleinen Kammern die den Schülern vorbehalten waren. Ihre lag ziemlich weit hinten, aber nun da sie sie von außen betrachtet war sie sich nicht mehr ganz so sicher, welche es wirklich war. Bei die Türen hatte sie die Auswahl und was war naheliegender als einfach mal zu klopfen?
*Nock, nock*
Hinter der Tür raschelte es und ein verschlafenes Mädchen von vielleicht gerade sieben Jahren öffnete und sah verwundert zu ihr hoch. War das also ihre Zimmernachbarin?
„Was willst du?“
, fragte sie in perfekten Celcianisch in dem sie jede Endung einen Halbton anhob. Sie war sehr blass, fast weiß und ihr aschbraunes Haar fiel ihr über ihre linke Gesichtshälfte, aber das graue Auge darunter wirkte irgendwie trübe in der Mitte. Die Nase war aristokratisch hoch getragen und gerade und das Kinn eine Spur zu spitz um hübsch zu sein. Ihr graues Hemdkleid war sogar einige Nuancen dunkler als das von Delilah und ihr linker Oberarm saß etwas höher am Körper, so das sie insgesamt leicht schief wirkte, aber vielleicht stand sie auch einfach nur schräg da.
„Ach, du bist die neue, die sie Nova nennen!“
Nun wurde Delilah abschätzend gemustert und Delilah konnte sich nicht ganz des Eindrucks erwehren, das das Mädchen vor ihr, in ihr eine Konkurrentin sah.
„Ich bin Hexyra Äskulaptus.“
Als erwartete sie irgendeine Reaktion bei ihrem Namen, wartete sie einen Moment und wies dann, da diese nicht folgte, ernüchtert mit der blassen Hand den Flur weiter hinunter.
„Dein Zimmer ist nebenan. Ich hoffe du schnarchst nicht.“
Damit schloss sie ihr Tür schon wieder gähnend vor Delilahs Nase. Das war also ihre Zimmernachbarin. Ein junges eingebildetes Mädchen, das irgendwie älter wirkte als sie vielleicht war!
Delilah ging eine Tür weiter und drückte die Klinke ohne zu klopfen. Für einen Moment glaubte sie, das Mädchen mit Namen Hexyra hätte gelogen, denn eine Gestalt stand mit dem Rücken zu ihr, hatte sich gerade über das Bett gebeugt und drehte sich nun schnell um. Delilah erkannte ihr Zimmer. Das stand der kleine Schemel, da ihr Bett, der kleine Nachtisch mit der halb herunter gebrannten Kerze, nur die Gestalt, die sich nun als Mann herausstellte, wenn man der Stimme trauen konnte, so monoton sie auch klang.
„Entschuldig! Wollt ne störn. Bin weg, nur Eimer holn.“
Schultern und Statur, ein regelrechter Stiernacken, waren breit und kräftig gebaut und das Gesicht unter einer hellgrauen Kapuze verborgen, die jedoch schon ihre besten Jahre hinter sich hatte. Nur ein paar vereinzelte schwarze Haarsträhnen hinten lang darunter hervor. Grobe Stiche hielten Löcher der ganzen Kluft notdürftig zusammen. Er griff unter das Bett und zog den Eimer für die Notdurft hervor. Ein sauberer stand bereits am Fußende, wie sie bemerkte und der geduckte Hüne wirkte plötzlich unsicher. Er musterte sie verstohlen und trat von einem großen Fuß auf den Anderen. Das fahle Licht vom Flur ließ nur wenig von dem Riesen in ihrem Zimmer erkennen, aber anscheinend war er hier so etwas wie das sprichwörtliche „Mädchen für alles“. Die gebrochene Sprache verriet, dass er sicher nicht aus der Gegend stammte und noch etwas irritierte ihre Sinne. Seit dem sie erwacht war, hatte Delilah bei jedem der ihr begegnet war eine Aura gesehen, doch diese Gestalt vor ihr, schien so … unmagisch, so untalentiert zu sein, dass sie in der Dunkelheit um sie herum fast unsichtbar war.
„Mich raus bitte?“
Deli merkte, das sie starrend im Türrahmen stehen geblieben war und damit den einzigsten Weg hinaus blockierte. Sofort machte sie Platz und er setzte seine Arbeit fort. Er ging an ihr vorbei hinaus auf den Gang und murmelte noch mit gesenktem Haupt, so dass man immernoch nicht sein Gesicht erkennen konnte:
„Wenn Eimer voll, sagen. Letzte Tür.“
Der lange Arm, an dem eine Pranke von einer runzlig braunen Hand saß, wies in eine Richtung den Gang hinunter und die Gestalt nickte ihr noch einmal zu, dann klopfte er an das nächste Zimmer. Dieses schien ebenfalls leer zu sein, also ging er kurz hinein, es raschelte und er kam mit einem weiteren Eimer hinaus. Er machte die Betten und reinigte die Eimer. Delilah riss sich von seinem seltsamen Anblick los und ging tiefer in ihr Zimmer. Sofort fiel ihr der starke Pilzgeruch auf der würzig in der Luft hing und ihr „Besucher“ wohl hinterlassen hatte. Ihr Blick fiel auf ihren Nachtisch, der als einziges Möbelstück eine Schublade mit einem kleinen Schloss hatte. Delilah verstaute schnell ihr Schmuckstück und nahm den Schlüssel an sich. Sie wurde erwartet und musste sich sputen. Der Weg zurück zu Magi Sixtema flog nur so an ihr vorbei und nur entfernt nahm sie überhaupt jemand im Vorbei-laufen wahr.

„Danke Delilah, dass du dich beeilt hast.“
Magi Sixtema lächelte ihr entgegen und wartete bis Delilah wieder ihren Platz eingenommen hatte und normal atmete. Dann begann sie:
„Wie schon gesagt, du trägst etwas in dir, dass nun an die Oberfläche drängt. Das was es ausgelöst haben muss, liegt jetzt schon einige Tage zurück, aber ich möchte, dass du versuchst dich zu erinnern, was du als letztes gefühlt hast. Dein Gehirn hat versucht den Ausbruch zu verdrängen, deshalb erinnerst du dich an vieles nicht mehr. Wenn wir verstehen, was deine … deinen Ausbruch provoziert hat, kann ich dir vielleicht helfen und beibringen, wie du es kontrollierst. Hab keine Angst davor mir irgendetwas zu erzählen, was sich seltsam anhört oder nicht normal. Das erleben viele Magi am Anfang ihres Erwachens, wie wir es nennen. Lichtmagie ist nicht nur ein Quell des Segens, sondern kann in manchen Fällen auch als Waffe oder Schild dienen und was in dir schlummerte und nun erwacht ist, könnten wir hier fördern. Ich weiß, es ist ein Schritt ins Ungewisse und erfordert viel Mut und Vertrauen zu Fremden. Auch ich hatte einmal Angst vor meinen Fähigkeiten, aber ich sehe ein reines Licht in dir und einen starken Willen und den Willen zu helfen, deshalb denke ich, dass ich dir richtige Mentorin für dich bin. Damit du mir vielleicht ein bisschen besser vertrauen kannst, werde ich mich noch einmal kurz vorstellen.“
Sie sah aus dem Fenster in eine unbestimmte Ferne.
„Ich hieß nicht immer Magie Sixtema. Ich war vor sehr sehr langer Zeit eine einfache eldorische Elfe, die der Heilkunst mächtig war und sie für ihr Volk nutzte, doch mein Schicksal führte mich hinaus in die Welt um noch mehr zu lernen. Ich verließ meinen Wald und sehne mich jeden Tag nach ihm, der seither vergeht, aber ich weis auch, dass ich jeden Tag etwas gegen das wachsende Dunkel in den Herzen dieser Welt tun kann, wenn ich mein Licht nicht für mich behalte. Das Böse schlummert in den kleinen Details unseres Lebens und geschieht oft nicht einmal aus Absicht, doch wer das Gute in die Welt tragen will der muss ein starkes Kämpferherz haben!“
Sie wandte ihren Kopf wieder Delilah zu und sah unendlich traurig aus.
„Manchmal verlieren wir den Kampf und die Menschen die wir lieben dabei. Ich glaube, du selbst hast schon dieses Leid erfahren.“
Ihre weißen Pupillen sahen das Mädchen vor ihr an.
„Ich habe meine Liebe verloren, aber ich habe sie in der Freude wieder gefunden, Anderen zu helfen. Ich bin eine Heilerin. Was mich zum nächsten Thema bringt.“
Als sei ein Kapitel ihrer Erzählung beendet, so veränderte sich auch ihr Gesichtsausdruck und wurde ernster, wenn es auch dabei nicht an Freundlichkeit verlor.
„Und ganz genau gesagt, bin ich Magi Sixtema, die sechste Magierin im Zirkel der 10 Lichtmagier in dieser Akademie. Deine erste Lektion wird dich vielleicht an deine Schule erinnern, denn ich möchte dass du dir die Namen deiner Mentoren hier gut einprägst, und mir dann so genau wie möglich mit deinen Worten erzählst, woran du dich noch von den Geschehnissen auf dem Marktplatz erinnerst. Ich beginne also:“
Sie legte die Fingerspitzen zusammen, so dass ihre schlanken Glieder ein spitzes Dach formten und sie fuhr fort zu sprechen, wechselte allerdings ins Celcianische.
„1. unus – Magus Unus – Oberster Lichtmagier dieser Akademie.
2. duo – Magi Duoma – seine Stellvertreterin.
3. tres – Magus Tresus – er ist kämpferisch ausgelegt.
4. quattuor – Magus Quaturus – Heiler – Shyáner – ihn hast du bereits kennen gelernt.
5. quinque – Magi Quinqueta – Heilerin.
6. six – Magi Sixtema – ich und ab dem heutigen Tag deine Lehrerin – Heilerin – eldorische Elfe.
7. septem – Magi Septema – kämpferisch ausgelegt.
8. octo – Magus Octorus – Heiler.
9. novem – Magus Novemus – Heiler.
10. decem- Magi Decema Heilerin.“
Sie nickte kurz und fügte hinzu:
„Da unter diesem Dach nicht nur Menschen leben, sprechen wir während des Unterrichts ausschließlich Celcianisch. Versuch dich bitte schnell daran zu gewöhnen. Es ist höflicher den Anderen gegenüber, denn jeder ist vor der Magie gleich. War bis jetzt alles verständlich für dich? Hast du Fragen? Stell sie gerade heraus und bitte versuch dich dann ganz auf den Tag zu konzentrieren, bevor du zu uns kamst. Egal was du mir erzählst, ich werde dir glauben und diesen Raum wird keines deiner Worte verlassen, wenn du es nicht wünscht. Ich verspreche es.“
Sie blinzelte zwei mal langsam und in den hellen Pupillen ihrer Augen glitzerte es. Aufmerksam lauschte sie Delilahs Worten.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Dienstag 11. Juni 2013, 23:46

Delilah drückte das eingewickelte Medaillon mit beiden Händen an ihr Herz und sah ihrer Großmutter hinterher. So wie sich hinter ihr eine Tür geschlossen hatte, so war auch ihr bisheriger Lebensabschnitt nun durch eine geschlossene Tür von ihr getrennt. Alles hatte sich geändert... und das in so kurzer Zeit! Rebecka... es kam ihr vor als wäre es eine Ewigkeit her, dass sie auf den Stufen ihres Hauses gesessen hatte und auf ihre Freundin wartete. Eine kleine Weile starrte Delilah nur die massive Holztüre an, während in ihr alles durcheinanderwirbelte und sich kein klarer Gedanke bilden wollte. Diese Unruhe schien von ihren Händen auszugehen und das Mädchen blickte blinzelnd hinunter. Zwischen den Rändern des Taschentuchs schimmerte es bläulich hervor. Die Schimmer lenkten sie ab, verwirrten sie, durchbrachen jegliche Konzentration. Was war nur mit ihr los? Warum fühlte sich Altbekanntes plötzlich so merkwürdig an? Alles war so intensiv!
Mit raschen Schritten kehrte das Mädchen in den Nebenraum zurück. Doch ehe sie ganz hinein gegangen war wurde sie auch schon wieder aufgehalten.
„Du trägst etwas bei dir, was nicht nur deine Konzentration stört.“
Deliah zuckte leicht zusammen. Hatte sie etwas falsch gemacht? Durfte sie das Medaillon vielleicht gar nicht behalten. Ihr Herz zog sich bei dem Gedanken zusammen, doch sie konnte sich schnell wieder beruhigen. Sie sollte es nur fortbringen. Ob sie den Weg alleine finden würde? Kurz überlegte das Mädchen und ging den Weg in Gedanken zurück. Sie hatte sich jedes Merkmal eingeprägt, alles war so interessant gewesen, also nickte sie.
Den Weg in den Gang mit den vielen Zimmern fand sie schnell, zweimal abgebogen und schon war sie da... aber welches Zimmer nun genau ihres war, da war sie sich nun doch nicht mehr so sicher.

Als Delilah kurzentschlossen an eine der beiden Türen, hinter denen sie ihr Zimmer vermutete, anklopfte öffnete ihr ein müde aussehendes, jüngeres Mädchen. Wie alt mochte die andere Schülerin sein? - Vielleicht 6 oder 7 Jahre, älter erschien sie Deli jedenfalls nicht. Sie war schon eine recht merkwürdige Gestalt, ihre neue Zimmernachbarin. Sie war sehr blass, ja beinahe konnte man ihre Hautfarbe als weiß beschreiben, stand krumm da und mit einem Vorhang aus aschbraunem Haar versuchte sie ein trübes, graues Auge zu verbergen. Erblindete dieses Mädchen etwa auch langsam? Geschah das mit allen Schülern der Lichtmagie, je länger sie studierten? Die Robe dieses Mädchens war schon etwas dunkler, also war sie nicht so unerfahren wie Delilah. Leicht runzelte sich die Stirn des rosigen Mädchens und Zweifel kamen in ihr auf. Wollte sie wirklich hierbleiben, wenn am Ende dieses Wege ein Leben in ewiger Dunkelheit auf sie wartete? Ihr Herz flatterte unsicher, ehe sie leicht schüchtern lächelte und sich auf ihre Manieren besann.
Ich - Ich bin Delilah, entschuldige wenn ich dich gestört habe. Das war nicht meine Absicht... ich habe nur mein Zimmer gesucht.“ Schnell wechselte Deli ins Celcianische, das sich ungewohnt auf Zunge und Lippen anfühlte. So anders als der weiche Akzent des jorsanischen Garmisch... Hoffentlich geschah es ihr nicht zu oft, dass sie in ihre Muttersprache verfiel! Sie wollte nicht unhöflich erscheinen! Sich etwas unwohl in ihrer Haut fühlend, strich sich die Ältere eine widerspenstige, blonde Locke hinters Ohr. Es war alles so ungewohnt hier. An ihrer alten Schule hatte sie jeden von Kindesbeinen an gekannt und war unbeschwert und ungezwungen. Doch hier... war alles so neu und unbekannt.
„Ach, du bist die Neue, die sie Nova nennen!“
Verwirrt blinzelnd blickte ein braunes Augenpaar das blasse Mädchen an. „..Nova?“ Der Begriff sagte ihr nichts, aber vielleicht kannte sie ihn ja auch nur nicht aus dem Celcianischen Wortgebrauch? Der Klang des Wortes, dass man ihr anscheinend als Namen gegeben hatte, gefiel ihr jedoch. No-va. In Gedanken kostete sie den Geschmack des Wortes. Aber noch fühlte es sich einfach fremd an, solange sie ihm nichts zuordnen konnte. Wieder ein Rätsel, dass es zu lösen gab.
„Ich bin Hexyra Äskulaptus.“ Dieses Mädchen, das sie inzwischen mit einem bohrenden, schätzenden Blick musterte schien sich irgendeine Reaktion auf ihren Namen zu erhoffen. Sah Hexyra eine Feindin in ihr? Sie sah sie an, als könnte Delilah ihr jeden Moment den Lieblingskuchen vor der Nase wegschnappen. Das ganze verwirrte sie noch mehr, auch wenn sie diesen bösen Blick von jemanden der halb so alt war wie sie nicht so sehr traf, wie es der einer Älteren vielleicht getan hätte.“Freut mich dich kennenzulernen, Hexyra.“, meinte sie schließlich freundlich, ohne auf den ernüchterten Blick einzugehen. Warum sollte sie diesen Namen kennen? Stammte sie aus irgendeiner bedeutenden Familie, irgendwo? Delilah las viel und gerne, aber sowas wusste auch sie nicht. Woher auch? „Dein Zimmer ist nebenan. Ich hoffe du schnarchst nicht.“ Noch ehe sich Delilah bedanken oder in irgendeiner anderen Weise eine Reaktion zeigen konnte, schloss sich vor ihrer Nase die Tür. Hmm. Ob sich ihre Beziehung später noch verbessern würde? Eigentlich kam sie doch mit jedem gut aus. Aber dieses Mädchen schien … nicht >auskommen< zu wollen. Aber vielleicht trügte sie ihr erster Eindruck ja nur. Trotz allem murmelte Deli ein leies „Danke.“ gegen die geschlossene Tür und wandte sich der daneben zu.

Sie öffnete die Tür und blieb wie angewurzelt stehen. Hexyra hatte gelogen, das war gar nicht ihr Zimmer. Sie war mitten in ein fremdes Zimmer geplatzt... oder? Eine Gestalt stand über ihr Bett gebeugt. Ja, es war ihr Bett. Jedenfalls sah alles so aus, wie sie es verlassen hatte... aber vielleicht sahen auch alle Zimmer gleich aus? „Entschuldig! Wollt ne störn. Bin weg, nur Eimer holn.“ Der bullige Mann in dem abgenutzten Gewand trat unsicher von einem Bein auf das Andere, während er die Eimer wechselte. War... war er hier dafür zuständig? Er sprach gebrochen, gezwungen, als viele ihm jedes Wort schwer. Und noch etwas war auffällig. Seit sie hier war, hatte sie sich nicht so anstrengen müssen um jemandem im dunklen Dämmerlicht der Akademie zu erkennen, denn alle hier... waren von diesem merkwürdigen Schimmer umgeben, der wie sie glaubte die magische Aura zeigte. Doch die Gestalt, verschwand vollkommen in der Dunkelheit. Er hatte keine Aura. Keine Magie. „Mich raus bitte?“ Wieder einmal blinzelte Delilah verwirrt, als sie begriff dass sie ihn anstarrte und ihm die ganze Zeit den Weg versperrte. Sie hatte immer noch nicht sein Gesicht gesehen... war es überhaupt ein Mann? Der Stimme und der Erscheinung nach hätte sie es so interpretiert... „Natürlich.“ Ein halbes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie zur Seite trat. „Ich bin Delilah... und wie heißt du?“ Ihre freundliche Stimme war vorsichtig, als hätte sie Angst ein scheues Tier zu verschrecken. Sie sah die groben Stiche, die die zahlreichen Löcher im Stoff schlossen und das Konstrukt so zusammen hielten. Was für ein starker Gegensatz zu den feinen Stichen ihrer Großmutter, mit denen sie sogar Geld verdiente. „Hmmm... soll ich dir das irgendwann Mal reparieren?“, fragte Deli immer noch freundlich, als ihr Blick auf ein noch ungeflicktes Loch fiel. Vielleicht konnte sie dabei gleich die anderen Nähte ausbessern. Obwohl... konnte sie in dem Dämmerlicht überhaupt nähen? Würde sie überhaupt dafür Zeit haben?
„Wenn Eimer voll, sagen. Letzte Tür.“
Delilahs warmer, brauner Blick folgte ihm kurz weiter auf seiner Reise durch die Zimmer. „Mach ich.“ Als sie zurück in ihr Zimmer trat, bemerkte sie einen merkwürdigen, muffigen Geruch nach Erde und Pilz. Die Menschen hier waren schon reichlich merkwürdig. Alle auf ihre Weise.

Schnell verstaute sie das Medaillon in der Schublade ihres Nachtisch, drehte den Schlüssel und nahm diesen statt ihres Ankers an sich. Mit schnellen Schritten flogen die Gänge an ihr vorbei als sie zurück ging. Nur einmal blieb sie stehen, vor der Säule mit den Mustern die sie nicht hatte berühren können. Erneut schwebten ihre Fingerspitzen über den Ornamenten. Nur Millimeter vom kalten Stein entfernt, ehe sie sie wieder zurück zog und weiter lief. Ihr reichte schon der Gedanke, dass sie es hätte tun können. Leise schmunzelnd betrat sie den Raum in dem Magi Sixtema auf sie wartete. Die Elfe sprach lange mit ihr und Delilah hörte aufmerksam zu.
„Wer das Gute in die Welt tragen will der muss ein starkes Kämpferherz haben! Manchmal verlieren wir den Kampf und die Menschen die wir lieben dabei. Ich glaube, du selbst hast schon dieses Leid erfahren.“ Delis schlanke Finger griffen an ihre Brust, an den für den für das Medaillon bestimmten Platz, doch griff sie ins Leere. Achja... es lag ja gut verhüllt in ihrem Zimmer. Schmerz bahnte sich für einen Moment seinen Weg in die Züge des Mädchens. Sie glaubte beinahe körperlich zu spüren, wie schrecklich die Abwesenheit des Kettchens war. Doch schnell wurde sie wieder abgelenkt, denn sie sollte sich die Namen der Magier einprägen, die an der Akademie forschten und lehrten. Es war eine umfassende Liste an Informationen die Magi Sixtema ihr da gab, aber sie hoffte dass sie nichts vergessen würde. Denn im Moment sollte sie sich an so vieles erinnern. So manches, dass sich in den verschwommenen Schatten der letzten Wochen verbarg!
„An dem Tag ist so viel passiert...“ Delilah erinnerte sich, dass sie ja auch hier ins Celcianische wechseln sollte und sprach hastig in der Algemeinsprache weiter. „Auf dem Marktplatz... war der Graue.“ Das Mädchen schwieg, versuchte den Nebel fortzuwischen. Was war davor nochmal geschehen? Was hatte sie an diesem Tag dorthin gebracht? Omniel! Jetzt fiel es ihr wieder ein, … teilweise jedenfalls. Omniel, der Soldat auf der Flucht. Nein! Das konnte sie nicht erzählen. Durfte sie nicht. Aber... wusste sie den wirklich etwas, dass ihm schaden könnte? Eigentlich nicht. Der Soldat hatte alle seine Geheimnisse für sich behalten, bis zuletzt. Und Magi Sixtema sa sie so ernst an. Wie viel Zeit war nochmal vergangen? Einige Tage waren es doch mindestens gewesen, oder? Ob die Omniel für die Flucht gereicht hatten...? Delilahs Herz schwankte zwischen dem Wunsch zu wissen, was wirklich geschehen war und dem Verlangen den Soldaten zu beschützen. Auf ihrem Gesicht sah man ihren inneren Kampf sicherlich.

Schließlich begann sie zu erzählen. „Die … Geschichte ist lang....“, meinte das Mädchen unsicher.
„Im Schneiderladen begegneten meine Großmutter und ich einem jungen Soldaten... er hatte die Armee verlassen... Er ist also auf der Flucht.“ Sie senkte den Kopf. Verzeih mir, Omniel!, dachte sie gequält. „Aber nicht nur deswegen. Etwas war … anders an ihm. In seinen Augen lag so tiefe Traurigkeit... und... schon sehr schnell sah ich die... Schatten.“ Hatte die Magi nicht gesagt, sie würde alles glauben, was sie ihr erzählte? Nun, selbst Deli würde das für eine gut erfundene Geschichte halten! „Er wurde nicht nur von Menschen verfolgt... sondern dieses dunkle Wandelwesen ist ihm auf Schritt und Tritt gefolgt. Auch wenn selbst ich es nicht immer gesehen habe! … Oft sah man es in seinen Augen... Die Schatten wollen nur Böses, sie wollen den Menschen in ihrem Umkreis schaden... ganz im Gegensatz zu ihm! Es zerbrach ihm jedes Mal das Herz, wenn er sie nicht aufhalten konnte!“ Mit einem zögerlichen, warmen Lächeln dachte Delilah an den sanften Soldaten. „Aber... wenn … also... wenn ich in der Nähe war, ganz besonders wenn ich ihn angefasst habe, dann waren die Schatten schwächer, vielleicht sogar verschwunden, ich bin mir nicht sicher.“ Delilah blickte auf ihre Hände, die fahrig mit dem Schlüssel ihrer Kommode spielten. „Wir haben... Ich habe ihn versteckt. Ich war doch dabei... dann kamen die Schatten nicht... und am nächsten Morgen haben wir auf dem Marktplatz bemerkt, dass uns jemand folgte.“
Delilah blickte unsicher auf. „Der Graue... der Templer. Er hatte eine Art... Kompass bei sich. Auf der einen Seite mit... Licht...? … gefüllt und auf der anderen Seite mit dieser klebrigen Masse der Schatten. Es hat ihn zu uns geführt. Aber es schien nicht immer zu funktionieren. Ich glaube, den Kompass irritierte es, wenn wir uns berührten.“ Es fiel dem Mädchen schwer, das Geschehen zusammen zufassen. Es war so viel gewesen, so viel Bedeutendes, Unglaubliches! „Wir trafen eine Freundin und ihren... Vater.“ Bei dem Gedanken an ihn verfinsterte sich Delilahs Blick. „Wie geht es ihr? Musste sie wieder zurück zu ihm? Ich traue ihm nicht!“ Sorge flackerte in ihren Augen auf. Was war mit dem armen, blassen Mädchen geschehen? Sie sprach weiter. „Er unterhielt sich kurz mit... dem Soldaten.“ Sie ließ seinen Namen trotzdem lieber weg. „Und inzwischen hatten ihre Tante sie abgeholt. Das machte ihn wütend und der Graue hat mich vor ihm beschützt. Dabei verlor er seinen Kompass und ich hob ihn auf.“ Wieder stockte Delilah. Ja... was war danach geschehen? „Ich... irgendwas, war mit dem Kompass... und dann weiß ich wieder, dass der Graue mich trug... und...“ Das Bild von gleißendem Licht und einem brennenden Löwen tauchte vor ihrem inneren Auge auf, die Erinnerung an Farben und Formen, Stimmen und Gesichtern. Aber die Erinnerung an den Löwen war die Stärkste. „Ich habe geträumt... und dann bin ich hier aufgewacht.“
Sie nickte um ihre Geschichte zu bestätigen. „Ich habe geträumt und ich fühlte mich so sicher an der Seite des Löwen, doch als ich aufwachte fehlte das Licht und alles schmerzte so fürchterlich.“ Sie schwieg einen Augenblick.

"Warum nennen sie mich hier Nova?"

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 13. Juni 2013, 18:51

Während Delilah sprach, setzte sich Magi Sixtema neben sie auf die Holzbank am Fenster und betrachtete sie aufmerksam. Auch wenn ihre Augen geblendet waren, so schien sie ihr dennoch genau in die Augen zu sehen. Konnte so etwas jemand der wirklich blind war? Als Delilah sich überwinden musste weiter zu erzählen, nahm sie ihre Hände zwischen ihre langen schlanken Finger und drückte sie leicht und als sie geendet hatte hielt sie sie immernoch fest.
„Nova?“
Die Magi lächelte und kicherte sogar leise.
„Nova also … vielleicht möchtest du ihn ja als eine Art Zweitnahmen annehmen? Delilah Nova Tesséras, Novizin der Lichtmagie. Klingt doch gar nicht schlecht.“
Sie hörte auf zu kichern und lächelte nur noch sehr lieb.
„Ich kann verstehen, warum sie dich so nenne und werd es dir erklären. Einerseits ist dieser Name ein Zeichen für deine größte Schwäche, aber andererseits auch ein großes Kompliment an dein Potenzial.“
Sie drückte noch einmal Delilahs Finger und ließ sie dann los, während sie versuchte mit einigen bildhaft gestikulierten Beschreibungen die Bedeutung ihrer folgenden Worte zu verdeutlichen.
„Nova – Dieser Begriff beschreibt bei uns ein Phänomen, der einer Explosion sehr nahe kommt. Hast du schon mal in der Nacht den Himmel beobachtet? All die Sterne dort oben sind wie winzig kleine ferne Sonnen. Manche Wesen lesen in ihnen und schreiben ihnen große Mächte zu. Manchmal, in klaren Nächten, können wir mit bloßem Auge beobachten wie ein Stern vom Himmel fällt und manchmal erstrahlen sie für einen kurzen Augenblick in einem ungeahnten schönen Licht um dann für immer zu vergehen. Wir Magier des Lichtes sind häufig in der Lage das Licht selbst in uns zu finden und wie kleine Sterne für uns zu nutzen.“
Delilah erinnerte sich nur zu gut an nächtliche „Lesungen“ unter der Bettdecke in denen ihr eben solche winzigen Lichter halfen. Sixtema schmunzelte, als sie ihr wissendes Gesicht betrachtete.
„Du weis was ich meine, gut. Dies ist eine der ersten Lektionen die ein Magier des Lichts lernen muss. Doch manchmal, wenn unsere Konzentration gestört wird, oder eben wie in deinem Fall, die Magie sich noch unkontrolliert ihren Weg sich bahnt, quasi explodiert, kann es zu *Überreaktionen* kommen, die wir dann *Nova* nennen. Deine Mitschüler meinen es gewiss nicht böse. Nimm es ihnen nicht übel, aber deine Nova auf dem Marktplatz war eben nicht zu übersehen. Du hast ein enormes Potenzial frei gesetzt. Wir haben alle die Erschütterung gespürt. Zum Glück ist nicht mehr passiert.“
Nach dieser Beschreibung legte sie ihre Hände zurück in den Schoß.
„Ziel deiner Ausbildung wird sein, deine Kräfte in die entsprechenden Bahnen zu lenken, sie zu kontrollieren, denn der Schmerz den du beim Erwachen hattest, war der Schaden, den du dir zufügst, wenn du über dein Maß hinaus schießt. Im schlimmsten Fall kann sich ein Magier so selbst umbringen, doch hab keine Angst. Wir werden dir zeigen wie du dich und dein Umfeld schützen kannst. Du wirst lernen, dass deine Magie dich schwächen kann, dass sie aber auch wahre Wunder vollbringen kann. Besonders die Heilmagie des Lichts ist sehr stark und kann Leben retten wo sonst alles verloren wäre. Die ersten Wochen wirst du jeden Bereich des Lichts kennen lernen. Danach musst du entscheiden, wie du dein Potenzial nutzen möchtest und wir werden dir helfen es zu lernen. Magie ist niemals einfach oder gleich und jedes Wesen hat eine andere Art sie zu wirken. Wir können dir Hilfestellung geben, aber du musst es in dir selber finden.“
Sie hob den Kopf in Richtung Fenster und sah eine Weile hinaus in den Garten. Als sie weiter sprach war ihr Gesicht sehr milde und verständlich.
„Ich kann dir ein bisschen nachfühlen, dass du gezögert hast, von deinem … Freund? … zu erzählen. Es muss schrecklich gewesen sein, diese *Schatten* zu sehen und nicht zu verstehen was vor sich geht. Als ich sie das erste Mal gesehen habe, war ich starr vor Angst!“
Sie nahm wieder Delilahs Hand in ihre.
„Danke, dass du so offen gesprochen hast. Ich werde auch nicht weiter fragen, außer du willst es mir von selbst erzählen. Ich denke, dass was ich weis reicht vollkommen. Ich sollte dir jedoch sagen, dass dein Freund wirklich große Probleme hat und ich hoffe für ihn, dass er stark genug ist sie entweder los zu werden, oder lernt mit ihnen umzugehen! Denn es sind keine *Schatten* im eigentlichen Sinne, es ist die Finsternis die du gesehen hast. Es sind die sichtbar gewordenen Spuren in unserer Welt die von Dämonen hinterlassen werden. Vielleicht hast du schon mal etwas über den Harax gehört. Es ist wie das absolut Böse, bloß ohne Regeln, das Chaos, das immer versucht in unsere Welt zu gelangen. Ich vermute, dass dein *Freund* von einem solchen Wesen besessen war und du deshalb so heftig reagiert hast. Du hast gut daran getan es mir zu erzählen! Ich werde Magi Septema darum bitten, sich das noch einmal genau zu betrachten.“
Sie runzelte kurz nachdenklich die Stirn.
„Ich denke, der Mann, der Vater des Mädchens von dem zu erzählt hast, wird korrumpiert worden sein. Wir werden uns um ihn kümmern, wenn nicht schon die Inquisition ihn … sich um ihn gekümmert hat. Ich werde sie auch bitten sich nach dem Mädchen zu erkundigen, damit du beruhigt bist. In nächster Zeit kannst du keine Ablenkung gebrauchen und musst dich ganz auf deine Ausbildung konzentrieren.“
Sixtema grübelte kurz, dann fuhr sie fort:
„Hab ich noch was vergessen? … Ach ja. Schone deine Augen! Sie dürften im Moment sehr empfindlich sein. Siehst du so etwas wie einen Schimmer um die Menschen denen du begegnest? Siehst du meine Aura?“
Delilah nickte.
„Natürlich! Hätte ich mir denken können. Das geht vorbei, sobald die Kopfschmerzen aufhören. Du bist nach deiner Nova etwas … über sensibel. Deshalb sollten wir auch noch nicht in den Garten gehen.“
Sie schmunzelte.
„Das was du gerade erlebst nennen wir:
*Leuchtende Kinderaugen*, eine simple Magie mit hoher Wirkung. Die Pfade des Lichtes werden oft von Schatten und Zwielicht bedeckt. Ein Magier kann mit diesem Zauber normaler Weise die Gesinnung seines Gegenübers anhand des Schimmerns in dessen Augen erkennen. Je nach Gesinnung schimmern sie in unterschiedlichen Farben.
Doch auch sehr alte Gebäude und magische Gegenstände können die Essenz ihrer Bewohner und Träger in sich aufnehmen.
Den *Tanz der Glühwürmchen* kennst du ja schon. Er ist eher eine kleine Spielerei, denn ein wahrer Zauber, aber jeder fängt einmal klein an. Der Magier erschafft kleine Lichtpunkte, die wie Glühwürmchen um ihn herum schweben und flattern. Sie verbreiten etwa so viel Licht wie ein kleiner Kerzenhalter, können aber nach Wunsch des Magiers die Farbe ändern. Auch Regenbogenlichter sind schon gesehen worden und manch ein sanftes Gemüt lässt sich von diesem Zauber beeindrucken und in Verzücken dahin schmelzen.
Es gibt noch viele andere Zauber, für die wir Namen gefunden haben, aber jedes Wesen trägt auch das Potenzial in sich seine eigene Magie zu erschaffen. Es kommt allein auf dich an, was in deinem Licht entstehen wird.“
Sixtema stand auf und sah noch einmal zum Garten.
„Ich habe jetzt eine Sitzung mit einem anderen Schüler. Du kannst gerne in den Aufenthaltsraum gehen und einen Teil der anderen Schüler kennen lernen. Er befindet sich im Westflügel, am Ende des Hauptganges, neben dem Speisesaal. Du wirst ihn finden. Falls nicht frag dich ruhig durch. Wenn du später noch Fragen haben solltest, komm zu mir. Mein Studierzimmer ist im Ostflügel, die fünfte Tür.“
Ihr Lächeln hatte etwas aufmerksames an sich, als sie das sagte und Delilah ahnte, dass es sich bei dieser harmlosen Aussage wieder um eine Art Prüfung handeln könnte.
Kaum war Magi Sixtema gegangen, bannte die Neugierde wie Feuer unter Delilahs Fingernägeln. Sie sollte also auf eigene Faust die Akademie erkunden! Klasse! Die letzte Bemerkung hing ihr noch in den Ohren, also schlenderte sie als erstes zurück auf den Hauptgang und dann zur großen Kreuzung, wo immer etwas los war. Hier und das standen bunt gemischt Gestalten herum und musterten sie im vorbei gehen. Sie wandte sich gen Osten und immer mehr schwarze Roben tauchten auf. Der Ostflügel war also die Heimat der Lehrerschaft, wie wohl der Nordflügel der der Schüler war. Den Westflügel wo die Gesellschaftsräume waren würde sie gleich erkunden und sie ahnte das die Studienbereiche sich im Südflügel befinden würden. Alles war nach dem Stand der Sonne ausgerichtet. Im Westen ging sie auf, dort traf man sich um den Tag zu beginnen. Im Süden stand das Licht am höchsten und bot seine stärkste Kraft. Im Osten konzentrierte sich die Hitze des Tages und verging langsam und im Norden lag die Ruhe. Jetzt musste Delilah nur noch herausfinden was es mit den Türen auf sich hatte. Es gab keine Namensschilder, keine Nummern oder sonst irgendetwas, was ihr helfen könnte. Sie wusste nur das die fünfte Tür zu Magi Sixtema gehörte und es auf dem ganzen Gang 10 Türen gab, wovon die letzte sehr groß und doppelflüglig war.
Ihre nächste Station lag dann in entgegen gesetzter Richtung im Westflügel. Das Gemeinschaftszimmer entpuppte sich als ein geräumiger Saal, der in viele kleine Nischen untergliedert war, als hätte man viele kleine Wohnzimmer hier wild zusammen gewürfelt. Es gab rustikale Holzbänke an langen Wurzelholztischen an denen lässig die „Naturburschen“ ihre Unterlagen wälzten, genauso wie elegante hohe Lehnstühle mit kleinen Beistelltischen an denen die „Elite“ Konversation betrieb. In einer Ecke gab es einen Bereich, an dem man sich am Boden in weiche bunte Kissen fallen lassen konnte und unter der Decke baumelte an dicken Seilen ein Art Nest aus schimmernd blanken weißen Ästen. Ein Bereich war wohl für die *Kampfmagier* ausgelegt, denn es hingen tatsächlich Trophäen an den Wänden und andere Bereiche luden zum gemeinsamen Meditieren ein.
Für jeden Geschmack war etwas dabei und noch während sich Delilah staunend umsah, wurde ihre bewusst, dass bestimmt 30 Augenpaare sie beobachteten. Sie war das neue Spielzeug für die Älteren, das unbekannte Studienobjekt für die Interessierten, die Neue, *Nova*.
Einige schienen interessiert zu beobachten in welche Richtung sie sich orientieren würde und an Anderen schien ihre Anwesenheit spurlos vorüber gegangen zu sein. Einen Moment musste sie das Mischmasch aus unterschiedlichen Charakteren und Umgebungen auf sich wirken lassen, bis einzelne sich heraus kristallisieren würden. Keines dieser Gesichter kannte sie. Unsicher aber entschlossen machte sie den ersten Schritt in ihr neues Leben.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Donnerstag 20. Juni 2013, 22:49

Nova.
Vor ihrem inneren Auge sah Delilah gleißendes Licht, unkontrollierbar und wild. Gefährlich und schön. Wollte sie das wirklich sein? Mit diesem Namen immer wieder an die vergangenen Tagen, an die Menschen die sie wohl verletzt hatte erinnert zu werden...daran wie unerfahren sie war... wollte sie das?
Gleichzeitig stand dieser Name auch für den Neuanfang, für das neue Leben, das sie von nun an führen würde. Passte da nicht auch ein neuer Name? Nun, sie würde sehen wie sich alles entwickelte. Ob sie "Nova" als ein "Ich" würde akzeptieren können.
Es gab viel Neues zu erfahren. Wie fremd und faszinierend die Welt der Magie doch war, die Welt in der sie nun leben würde. Sie erfuhr von Zaubern und Auswirkungen ihres "Ausbruchs". Von den Schatten, ihrem eigentlichen Dasein und dem Harax. Doch gehört hatte sie davon schon, aber einzig und allein in der Umgebung schauriger Geschichten. Wie viel davon Fiktion und wie viel Realität war, galt es abzuschätzen. Als beruhigend empfand es das Mädchen ganz besonders, als sie erfuhr dass sie nicht die Einzige war die die "Schatten" sehen konnte.
„Können alle Lichtmagier die Schatten sehen?“
Es gab so viele Fragen, so so viele! Aber nur wenige verlangten nach einer dringenden Antwort, andere trauten sich nicht über ihre Lippen. Die Inquisition hatte sich um den Vater „gekümmert“? Da war etwas Stolperndes in der Stimme der Magi gewesen, das dem Mädchen Angst ins Herz pflanzte. Was tat die Inquisition? Oh, bei allen Göttern was würde mit Omniel geschehen, wenn ihm die Flucht nicht gelang? Deli vertraute der Elfe inzwischen vollkommen und so ließ sich ihre Frage nicht mehr in ihrem Inneren verschließen. „Was werden sie mit … meinem Freund tun, wenn … er gefunden wird?“ In ihren großen braunen Augen spiegelten sich Angst und Sorge.



Hinter der Aufteilung der Flügel lag ein interessantes System, das anscheinend dem Verlauf der Sonne folgte. Magi Sixtema schien auch über einiges an Wissen zum Sternenhimmel zu verfügen. Wie oft hatte Delilah auf dem breiten Fensterrahmen ihres Zimmers gesessen und in die Sterne geblickt. Sie waren ihr so unnahbar erschienen, als würde sie nichts kümmern, das hier auf Erden geschah. An anderen Tagen gaben sie ihr Hoffnung, pflanzten ihr einen Samen ins Herz ohne das das Mädchen den Grund dafür nennen konnte. Vielleicht würde ihr jemand hier mehr über diese fernen Schimmer erzählen können? Sie hatte vieles gelesen, das unglaublich schien, vieles das sich auch oft widersprach. Sie hoffte irgendwann den geheimnisvollen Schleier ein wenig lüften zu können, der den Nachthimmel umgab. Aber im Moment galt es irdische Geheimnisse zu entschlüsseln! Also... welche Tür gehörte noch einmal zum Aufenthaltsraum?

Recht schnell fand Delilah den gesuchten Raum. Die Orientierung in diesem riesigen Komplex fiel ihr mit der Anleitung Magi Sixtemas leicht. Doch was verbarg sich wohl hinter all den anderen, unbeschrifteten Türen? Wie lernte man sich in diesem Labyrinth zurecht finden? Nun aber öffnete das Mädchen erst einmal zögernd die Holztüre, die zum Aufenthaltsraum der Schüler führen sollte. Sie schlüpfte hindurch und schloss sie leise hinter sich. Als sie sich umdrehte nahm sie zu ihrem Leidwesen wahr, dass sie trotzdem die Aufmerksamkeit Vieler auf sich gezogen hatte. Die anderen Jugendlichen saßen versprengt in kleinen Grüppchen in ausgefallenen und ziemlich unterschiedlich eingerichteten Sitzecken. Was gab es nicht alles zu sehen! Delilahs Neugierde gab ihr erneut die Chance ihre Unsicherheit all dem Fremden gegenüber für einige Augenblicke in die letzte Ecke ihres hübschen Köpfchens verbannen zu können. War das ein Nest, was da unter der Decke hing? Die Blicke der Umstehenden für kurze Zeit vergessend ging die Blondgelockte die ersten Schritte in den Raum hinein, ins Unbekannte, ins Neue. Gierig sogen ihre offenen Augen alles in sich auf. Die ungewöhnlichen Gegenstände und Menschen. Das Nest, die Sitzecke mit dem vielen Kissen die Delilah dazu einladen wollte sich hineinfallen zu lassen... dieser Platz sah wirklich angenehm aus. Wie es wohl in dem Nest aussah? Wie kam man da hoch? Verbrachten die naturverbunden aussehenden Jungen da drüben ihre Lernstunden häufig draußen? Trugen die ehrgeizig drein blickenden Schüler dort ihre Nase ebenso hoch wie es Hexyra tat? Lernten sie viel oder hatte sie einfach Freude an dem was sie taten? Ein weiterer Schritt ins Innere... Ging sie als Delilah, als Deli oder als Nova? Als das Mädchen von Gestern, Heute oder Morgen? Sie wusste es nicht. Aber sie hatte Vertrauen... Vertrauen dazu, dass sich alles richten würde. Ihr war das Leben mit anderen Menschen nie schwer gefallen. Sicherlich würde sie hier Freunde finden und hoffentlich wäre ihr die Möglichkeit mit ihren alten Freunden in Kontakt zu bleiben...! Vielleicht durfte sie Briefe schreiben oder sie besuchen? - Natürlich erst, wenn sich ihre strapazierten Augen beruhigt hatten. Delilahs Gedanken huschten hin und her... von einer Frage, von einer Entdeckung, einer Erinnerung zur nächsten. Dieser Raum war wirklich außergewöhnlich! Genau wie die anwesenden Menschen und Elfen und... vereinzelt gab es Gestalten die Delilah nicht einmal sofort einordnen konnte. Jeder schien seinen Platz zu kennen, während ihr Geist zwischen ihnen ruhelos wanderte– ganz wie alles im ihrem Inneren im Moment! Noch gehörte sie nirgends dazu, wusste aber auch nicht was sie nun mit sich anfangen sollte. Alle hier kannten sich und sie fühlte sich ein wenig verloren. Ihr Blick, freundlich und offen wie immer, glitt über die vielen Gleichaltrigen hier. Sie musterte Gesichtszüge, schenkte ein Lächeln wenn sich Blicke trafen und suchte nach... Kleinigkeiten. Nach Anhaltspunkten zu den Personen, nach etwas womit sie ein Gespräch beginnen könnte...

Delilah suchte den Anfang dieser Geschichte.

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Montag 24. Juni 2013, 22:33

„Können alle Lichtmagier die Schatten sehen?“
Magie Sixtema wiegte den Kopf leicht nach links.
„Nur wenn sie stark genug sind. Licht und Schatten sind zwei Gegenspieler und sind doch aneinander gebunden. Wir können die Dunkelheit sehen, wenn sie schwächer oder gleich stark wie das Licht in uns ist. Manchmal sehen wir auch diese Dinge, wenn sie über unserem Horizont liegen, stärker als unsere Mächte sind, doch dann kostet es uns etwas … so wie es dich Kraft gekostet hat. Die Dunkelheit, mit der sich dein Freund infiziert hat, muss sehr stark gewesen sein.“
„Was werden sie mit … meinem Freund tun, wenn … er gefunden wird?“
„Wir arbeiten in vielen Fällen mit der heiligen Inquisition zusammen, doch nie ist eine Geschichte gleich. Ich kann dir nicht sagen, was sie mit ihm getan hätten, aber sicher ist er jetzt schon weit weg. Er muss dem Vater deiner Freundin etwas von sich gegeben haben, sonst hättest du nicht so stark auf seinen Hass reagiert. Vielleicht können sie ihn jetzt gar nicht mehr aufspüren, selbst wenn sie von ihm wüssten … “
Sixtema grübelte einen Moment lang.
„Wenn du möchtest kann ich meine Ohren für dich offen halten. Aber wenn ich das tue, musst du mir versprechen, dass du diese Geschichte, diesen Lebensabschnitt dann ruhen lässt! Du darfst ihm nicht nachgehen. Du darfst deine Seele damit nicht beschweren. Du musst das Licht in dir finden und das wird kein leichter Weg.“
Es war weder eine Frage, noch eine Bitte. Es war eine unmissverständliche Richtungsangabe und unterschwellig lag darin auch die Erkenntnis, dass Deli, sollte sie doch einen anderen Weg wählen wollen, nicht mehr hier her zurück kehren könnte.
„Und jetzt geh und lerne die Anderen kennen.“
Die Magi lächelte und Deli huschte hinaus.

Der Trakt mit den Studierzimmern der Lehrer ordnete sich also von vorne nach hinten in umgekehrter Reihenfolge. Deli fand schnell heraus, dass die erste Tür Magi Decema gehörte und die letzte dem obersten Magier, Magus Unus. Somit sollte sie immer die richtige Tür finden, würde sie zu jemanden gerufen werden. Dann ging es weiter in den Schülertrakt wo der Aufenthaltsraum auf sie wartete. Ihr Blick, freundlich und offen wie immer, glitt über die vielen Gleichaltrigen hier. Sie musterte Gesichtszüge, schenkte ein Lächeln wenn sich Blicke trafen und suchte nach... Kleinigkeiten. Nach Anhaltspunkten zu den Personen, nach etwas womit sie ein Gespräch beginnen könnte.

Der gigantische Raum beeindruckte weniger durch seine Größe, sondern mehr durch die Vielfalt seiner Bewohner. Das Nest war vielleicht die absonderlichste Konstruktion und wurde von einem riesigen steinernen Ast gehalten, der mit der Außenwand verwachsen war, wo sich eine gewundene Treppe hinauf schlängelte und man dann wohl balancierend, über den Köpfen der Anderen, das Nest erreichen konnte. Ein rein weißhaariges Mädchen hockte wie eine kleine Taube in einer Gabelung und spähte zu ihr hinunter. Sie wirkte wie ein Albino, wenn Delilah schon mal von solchen gehört hatte, aber hatte nicht die dazugehörigen roten Augen, sondern auch ihre Augen waren hellgrau wie dichter Nebel.
In der Natur-Ecke saß eine betörende Schönheit, wie Deli vielleicht fand. Eine junge Frau mit dunklen kupfern glänzenden langen offenen Haaren, vollendeten weiblichen Rundungen, so weit man sehen konnte und großen grünen Augen die unter dunklen braun gebrannten Liedern hervor spähten. Sie erinnerte Deli entfernt an eine Gestalt aus einer Geschichte, in der es um Nymphen gegangen war. Die Jungs um sie herum waren alle samt robuste Kerle, die man sich bei schwerer, körperlicher Arbeit auf dem Feld vorstellen konnte, aber weniger in einer Akademie des Lichts. Einer sah sie die ganze Zeit grinsend an und klopfte neben sich auf die Bank. Er hielt etwas zu Essen in der Hand, was er wohl anscheinend mit ihr teilen wollen würde. Doch bevor er es sich versah, war die Hand leer! Einer der anderen hatte beherzt das dargebotene Stück Obst mit einem großen Haps verschlungen. Sofort brach freundschaftliches Geschubse los und Deli war vorerst nicht mehr von aktuellem Interesse.
In der Ecke mit den Kissen lümmelte der blonde Junge mit den wirren Haaren herum, dem sie mit Magie Sixtema auf dem Flur begegnet war, kurz nachdem sie erwacht war. Er lag seitlich auf seinen Unterarm gestützt da und blätterte gerade eine Seite eines dicken Buches um. In seiner Nähe saßen zwei Mädchen die sich angeregt über einen weiteren dicken Wälzer unterhielten, als eine gerade in Delilahs Richtung sah. Sie nickte kurz und freundlich, als jemand in ihre Sichtlinie trat und zielstrebig auf Deli zu steuerte.
Der Junge, wohl eher junger Mann von vielleicht 18 Jahren lächelte, kaute auf seiner Unterlippe und trat vor sie. Er war einen Kopf größer als sie und hatte fast weißblonde Haare.
„Willkommen an der Akademie des Lichts.“
Er grinste, straffte die Schultern und Delilah fiel auf, dass auch er eine leichte Aura hatte. Insgesamt hatten wohl alle hier eine Aura, doch langsam schienen ihre Augen unempfindlicher dafür zu werden.
„Mein Name ist Malferius Conrad Silhemten der Dritte. Aber meine Freunde nennen mich hier nur Rius. Soll ich dich ein bisschen herum führen, N... ?“
Sein Lächeln wurde breiter, als er ihren Spitznamen unterdrückte. Er sah eigentlich ganz nett aus. Er war sogar noch ein bisschen blasser als sie selbst, doch tat das seiner etwas aristokratischen, markanten Ausstrahlung keinen Abbruch. Er hatte ein leichtes dunkelblaues Schimmern um sich herum, was das Strahlen seiner eisblauen Augen sogar noch unterstützte. Auch eine andere Farbe war noch ganz leicht in diesem Schimmern versteckt, aber nicht zu erkennen. Er griff einfach nach ihrer Hand, drückte sie leicht und schmunzelte. Grade als er mit ihr losmarschieren wollte, hörte Delilah ein Räuspern hinter sich. Der blonde Junge mit den wirren Haaren vom Flur, bzw. aus der Kissen-Ecke, stand hinter ihr und sein linker Mundwinkel hatte sich zu einem fast sarkastischen Grinsen verzogen. Auch seine Augen waren nur schmale Schlitze und der Kopf gesenkt, wie ein Kämpfer der zum Schlag ausholte.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass du sie einfach abschleppen kannst, Malferius!“
Er stand so nah hinter Delilah und doch hatte sie ihn nicht kommen gehört. Seine himmelsblaue Aura berührte sie schon fast. So aus der Nähe betrachtet, kam er ihr seltsam bekannt vor. Seine Gesichtszüge waren ihr irgendwie vertraut, oder wenigstens ähnelten sie jemandem den sie vielleicht schon mal flüchtig gesehen hatte, aber sie kam nicht drauf. Sie stand zwischen zwei Kerlen die sich gegenseitig an funkelten.
„Lass sie selbst entscheiden. Sie wird schon selber wissen, was sie will.“
„Leon! Wusste gar nicht dass du auch wieder da bist. Wie … nett.“
Hui, flogen da die Funken! Da konnte einem die Luft weg bleiben. Rius Stimme strotzte nur so vor Missfallen. Der junge Mann, der eben als Leon bezeichnet wurde, lächelte nur schmal und sah Delilah an. Er zwinkerte ihr verstohlen zu und seine Lippen kräuselten sich kurz, als er ihr ins Gesicht sah. Was war an ihr so komisch, dass dieser Kerl immerzu lachen musste? … Leon … Löwe … folge dem Löwen …
Seine Augen wahren stahlgrau und funkelten silbrig, als würden tausend kleine Diamanten um die Iris herum sitzen. War das das Licht hier drin? Dann war es weg. So aus der Nähe fiel Delilahs Blick, angezogen durch seine Finger, mit denen er sich durchs Haar strich, auch noch auf, dass sein Haaransatz deutlich dunkler war, als die Längen. Ganz so, als wäre er lange nicht mehr in der Sonne gewesen und das Haar wäre dunkel nachgewachsen. Auch wenn Leon vielleicht sogar ein Jahr jünger war als dieser Rius, schien jener sich nicht auf eine offene Diskussion mit ihm einzulassen zu wollen. Vielleicht lag es auch daran, das Leon zwar gebeugt, betont lässig da stand, aber mit seinen 1,90 m ein ganz schöner Hüne war. Malferius ließ ihre Hand los und verschränkte die Arme vor der Brust. Eine typische Trotz-Haltung, aber bevor er auch nur wieder den Mund aufmachen konnte, legte sich je eine Hand bei ihm und bei Leon auf die Schultern, schob die beiden Kontrahenten auseinander und sprach:
„Jungs, hier ist eindeutig zu viel Testosteron im Raum!“
Eine junge Frau von vielleicht 25 Jahren, hoch gewachsen, so dass sie zumindest dem einen Herren das Wasser reichen konnte, nicht zu schlank sondern mit Polstern an den richtigen Stellen und sogar ein paar anständigen Muskeln, drückte sich zu Delilah in die Schlechtwetterfront. Sie hatte braunes Haar, was den gleichen Farbton wie ihre Haut hatte, so dass man kaum einen Unterschied erkennen konnte. Der Schnitt war ausgesprochen kurz für eine Frau und ähnelte der Schuhbürste von Resa. Mit je einem spitzen Finger schob sie die Männer am Schwertbein, kurz unterhalb des Halses, auseinander und murmelte:
„Macht das unter euch aus und benutzt dafür nicht die Neuen.“
Dann schob sie Delilah vorsichtig zwischen den beiden Männern hindurch und ignorierte deren Blicke vollständig.
„Hi. Ich bin Brit. Entschuldige, dass ich dich nicht gleich gesehen hab. War auf dem Örtchen. Jetzt bin ich ja da. Äh ...“
Brit musterte Delilahs fragenden Gesichtsausdruck.
„Ach ja! Ich bin hier so was wie die Mädchen-Vertrauensperson-Schülerbeauftragte und Empfangsdame für die Neuen. Wenn du irgendwelche Probleme haben solltest, egal was für welche, komm zu mir. Ich klär das.“
Die hoffentlich unbewusste Geste des Reibens ihrer Knöchel an der Faust der linken Hand, sprach Bände, auch wenn sie sie wohl an einem Ort wie diesen hier wohl eher selten gebrauchen würde, hoffte Deli. Auch Brit hatte eine schwache Aura, die aber kaum noch zu erkennen war. Sie hatte ein ehrliches, reines Azurblau.
„Hast du Hunger? Wir können uns was zu Essen holen und uns dabei kennen lernen. Du bist von hier, nicht war? Aus der Stadt. Siehst so aus. Wir kennen uns zwar noch nicht lange, heehee, aber ich kann dir sagen, dass ich absolut vertrauenswürdig bin. Ich würde mir eher einen Finger abschneiden, als zu Tratschen. Was du mir erzählst bleibt bei mir, ganz einfach. Wenn du möchtest, dass ich mit Jemanden für dich rede, ob Lehrer oder Schüler, weil du dich nicht traust, kann ich das machen.“
Sie war mit Delilah an der Seite ein paar Schritte von den Jungs weg gegangen und drehte sich noch einmal um um ihnen dreist die Zunge raus zu strecken. Malferius runzelte verärgert die Stirn und Leon verdrehte die Augen, aber schmunzelte leicht dabei. Brit grinste breit und sah dann wieder Delilah an, wackelte mit dem Kopf in Richtung Speisesaal und wartete auf ihre Entscheidung. Neugierige Augen beobachteten aus allen Ecken die Szenerie.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Donnerstag 27. Juni 2013, 00:35

So eintönig und kahl die Akademie auch von außen aussah... innen verbargen sich wunderbare Räume und Menschen. Diese kunterbunte Vielfalt berührte Delis Herz und fachte ihre Neugier an alles zu erkunden, was es hier an neuen Dingen zu sehen gab.
Mädchen die ihren Märchenbüchern entsprungen schienen hatte Delilah gleich zwei entdeckt. Ein kleiner Engel saß in der außergewöhnlichen Konstruktion des Nestes. Weiße Haare, blasse Haut, graue Augen. Jede Farbe schien diesem Geschöpf zu fehlen, als wäre sie aus einer Wolke geformt. Wo sie wohl herkam? Delilah war gut belesen und doch wollte ihr kein Buch einfallen, das von einem Ort mit solchen Einwohnern sprach.
Die dunkle Schönheit mit den grünen Augen jedoch konnte sich die blonde Jorsanerin perfekt an einem Waldsee vorstellen. Umgeben vom dichten Grün der Blätter, das sich in ihren Augen spiegeln würde. Wie eine Nymphe erschien sie der Vierzehnjährigen.
Oh, so viele freundlich aussehende Menschen, die alle ihre Geschichte zu erzählen hatten und alle einzigartige Züge zeigten! Was für ein wunderbarer Ort! So abwechslungsreich, so vielfältig in seiner Gestalt! Die Gruppe kräftiger Jungen von denen der eine sie hatte einladen wollen schien eine fröhliche Truppe zu sein. Delilahs glockenhelles Lachen erklang als die freundschaftliche Rangelei begann. Mit ihnen würde sie sich sicher prächtig verstehen! Wie oft hatte sie selbst mit den Jungen ihres Alters gerauft, auch wenn ihre Großmutter es ungern gesehen hatte. Doch dann hatte es irgendwann begonnen, dass sich die Freunde in Geschlechtergruppen teilten – was Delilah sehr bedauerte - und einige Freundschaften erkalteten.
Da entdeckte Delilah den Älteren von vorhin wieder. Dieser Junge der schon auf dem Flur ihre Neugier geweckt hatte. Da hatte sie ihren Anfang gefunden, in dieser über einen Wälzer gebeugten Gestalt, der gemütlichen Kissenecke und den freundlich lächelnden Mädchen an seiner Seite. Federweich würde man landen, wenn man sich hineinwarf, das konnte sie sehen und sie freute sich darauf! Sie tat den ersten Schritt in diese Richtung als ihr jemand in den Weg trat.
Sie blieb stehen, musterte mit offenem Lächeln den jungen Mann der nun vor ihr stand. Das erste was ihr auffielt war das leichte dunkelblaue Schimmern rund um seine Gestalt, die sich mit der Farbe seiner Augen deckte. Etwas anderes wollte sich in diesem Schimmern verbergen, aber Delilahs Sinn war schon wieder zu abgeschwächt um es wirklich zu bemerken. Er war nur etwas größer als sie, vielleicht so groß wie Rebecka. In ihrem Freundeskreis war Delilah weit und breit die Kleinste gewesen, alle überragten sie um Längen und nicht nur die Jungen!
Freundlich hieß er sie an der Akademie willkommen. Er sah auch sehr nett aus, mit seinen weißblonden Haaren und den blauen Augen könnte man ihn für einen Jorsaner halten.
„Mein Name ist Malferius Conrad Silhemten der Dritte. Aber meine Freunde nennen mich hier nur Rius. Soll ich dich ein bisschen herum führen, N... ?“ Auch Delilah musste leise lächeln, als sie bemerkte wie sehr ihr Spitzname schon die Runde gemacht hatte. Sie schloss kurz die Augen und schüttelte immer noch lächelnd den Kopf. Als sie die Augen wieder öffnete war ihr Lächeln wieder so strahlend und breit wie eh und je. „Eigentlich heiße ich ja Delilah, aber mich scheinen schon alle unter einem anderen Namen zu kennen.“, es war das erste Mal das Delilah hier sprach und sie spürte einige neugierige Blicke auf sich liegen. „Ich habe kein Problem damit, wenn du mich Nova nennst.“ Sie reichte ihm die Hand zur Begrüßung, doch er ergriff ihre andere und wollte mit seiner Führung beginnen. In diesem Moment legte sich ein Schatten über Delilah und ein Räuspern erklang ganz nah hinter ihrem Rücken. Mit einem Mal stand sie kerzengerade da. Sie hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sich ihr jemand genähert hatte! Sie drehte sich um und erblickte den erneut den blonden jungen Mann. Im Moment sah er aber wenig freundlich aus, eher zeigte seine Haltung unterdrückte Aggressivität. Die Freude darüber, dass sie jemanden gefunden hatte mit dem sie sich unterhalten konnte verflog. Was war denn los? Warum blickte der ihr Fremde so grimmig drein? „Du glaubst doch nicht wirklich, dass du sie einfach abschleppen kannst, Malferius!“ Also eindeutig kein Freund des Blassen. Seine Stimme war ruhig, aber man spürte den heranstürmenden Konflikt. Delilah blinzelte verwirrt zu ihm hoch. Sie musste den Kopf in den Nacken legen um ihm ins Gesicht zu schauen, so nah stand er vor ihr... und er war so groß! Seine himmelblau-schimmernde Aura berührte sie beinahe und sie spürte seine Wärme und die wütenden Funken die zwischen den beiden Herren hin und her flogen. Instinktiv wollte Delilah einen Schritt zurück, doch da stand Rius. Das Mädchen wusste gar nicht wie ihm geschah, so eine Situation war ihr neu. Halb belustigt halb irritiert sah sie von einem zum anderen. Warum stritten die beiden? „Lass sie selbst entscheiden. Sie wird schon selber wissen, was sie will.“ Ja, das wusste sie doch! Sie hatte nichts dagegen, wenn Rius ihr die Akademie zeigen wollte. Das war doch eine nette Geste... ?! Sie hätte sich auch gerne zu ihm gesetzt, es war ihr im Grunde gleich. Warum war es diesem Jungen so wichtig, dass Malferius nicht in ihrer Nähe war? Was dachte er sich dabei, sie so bevormunden zu wollen? Sie war sich nicht ganz sicher was sie von der ganzen Situation halten sollte.
„Leon! Wusste gar nicht dass du auch wieder da bist. Wie … nett.“ Leon also... Auch aus Rius' Stimme klang das gegenseitige Missfallen heraus. Leon mit der Löwenmähne, durch die er sich mit den Fingern fuhr sah sie an und seine Lippen kräuselten sich. Da! Schon wieder! Warum lachte er? Was war an ihr so witzig? Was wusste er, was sie nicht wusste? Sie musste mit ihm sprechen... später, wenn sich alles beruhigt hatte. Seine Augen funkelten sie silbrig-grau an und in seiner Iris schimmerte es. Einen Augenblick wurde Delilah von diesem diamantenen Glitzern abgelenkt, dann fiel ihr der Streit wieder ein. Sie entzog sich Rius Hand und trat zwischen den beiden Kampfhähnen hervor, die sich inzwischen böse anfunkelten, aber NOCH nicht mehr taten. Rius stand sogar mit verschränkten Armen vor Leon und beiden stand die gegenseitige Ablehnung auf die Stirn geschrieben. Was war denn das für ein Theater!? ... und was war eigentlich der Auslöser? Die beiden schienen auf eine Entscheidung von ihr zu warten. Delilah seufzte und stand etwas hilflos daneben, als sich plötzlich eine dritte Gestalt resolut zwischen die beiden schob und das stumme Kräftemessen beendete.
„Jungs, hier ist eindeutig zu viel Testosteron im Raum!“ Eine junge Frau mit radikal kurzen braunen Haaren und fast ebenso brauner Haut war dazu getreten. Sie war Delilah sofort sympathisch. „Macht das unter euch aus und benutzt dafür nicht die Neuen.“ Eine offene, aber bestimmende Stimme. Die kräftige junge Frau kam auf Deli zu und sie kam dem Mädchen vor wie die Retterin auf dem weißen Ross. „Hi. Ich bin Brit. Entschuldige, dass ich dich nicht gleich gesehen hab. War auf dem Örtchen. Jetzt bin ich ja da. Äh ...“
Brit musterte Delilahs fragenden Gesichtsausdruck.
„Ach ja! Ich bin hier so was wie die Mädchen-Vertrauensperson-Schülerbeauftragte und Empfangsdame für die Neuen. Wenn du irgendwelche Probleme haben solltest, egal was für welche, komm zu mir. Ich klär das.“ Dabei rieb sie sich unbewusst die Knöchel, was Deli ein wenig besorgt zu den beiden Männern blicken ließ. Gab es hier etwa öfter solche Streitereien?
„Deli... naja... oder Nova - wie du willst.“, stellte sich die Neue vor.
„Hast du Hunger? Wir können uns was zu Essen holen und uns dabei kennen lernen. Du bist von hier, nicht war? Aus der Stadt. Siehst so aus. Wir kennen uns zwar noch nicht lange, heehee, aber ich kann dir sagen, dass ich absolut vertrauenswürdig bin. Ich würde mir eher einen Finger abschneiden, als zu Tratschen. Was du mir erzählst bleibt bei mir, ganz einfach. Wenn du möchtest, dass ich mit Jemanden für dich rede, ob Lehrer oder Schüler, weil du dich nicht traust, kann ich das machen.“ Eine treue Seele, das spürte das Mädchen sofort und schlang aus einem Impuls heraus kurz die Arme um den Hals der Älteren. „Du bist meine Rettung!“, kam es voller ehrlicher Erleichterung von den Mädchenlippen. Schon nach einem Wimpernschlag löste sie sich wieder und ihre letzte Anspannung löste sich, als Brit den beiden Jungen frech die Zunge herausstreckte.
Erneut erklang kurz Delilahs helles Lachen und in ihren Augen funkelte es fröhlich.
Sie warf den Jungen einen letzten – immer noch halb irritierten – Blick zu, hob kurz die Hand zum Abschied und wandte sich dann Brit zu.
„Ich hab Hunger! Bitte, lass uns gehen.“ Endlich schien es wieder, als wäre ihr strahlendes Lächeln ein fester Bestandteil von ihr. Als sie ein Stück entfernt waren, fragte sie endlich die Ältere:
„Kannst du mir erklären, was da gerade passiert ist? Ich weiß es nicht!“

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Samstag 29. Juni 2013, 09:03

Brit war eine treue Seele, das spürte das Mädchen sofort und schlang aus einem Impuls heraus kurz die Arme um den Hals der Älteren.
„Du bist meine Rettung!“
, kam es voller ehrlicher Erleichterung von den Mädchenlippen, während sich die Augen der Anderen vor Verwunderung weiteten. Auch die beiden jungen Männer sahen einen Moment lang etwas verwirrt aus. Schon nach einem Wimpernschlag löste sie sich wieder und ihre letzte Anspannung löste sich, als Brit den beiden Jungen frech die Zunge herausstreckte. Erneut erklang kurz Delilahs helles Lachen und in ihren Augen funkelte es fröhlich. Sie warf den Jungen einen letzten – immer noch halb irritierten – Blick zu, hob kurz die Hand zum Abschied und wandte sich dann Brit zu. Malferius starrte auch Brit funkelnd an, während Leon ebenfalls kurz die Hand hob und seinen Kontrahenten augenblicklich stehen ließ und mit langen gemächlichen Schritten sich grinsend entfernte..
„Ich hab Hunger! Bitte, lass uns gehen.“
Endlich schien es wieder, als wäre ihr strahlendes Lächeln ein fester Bestandteil von ihr. Als sie ein Stück entfernt waren, fragte sie endlich die Ältere:
„Kannst du mir erklären, was da gerade passiert ist? Ich weiß es nicht!“
Brit grinste breit und zeigte dabei eine Reihe strahlend weißer Zähne.
„Ach die beiden sind schon ganz in Ordnung … mehr oder weniger. Wie gesagt, ich tratsche nicht.“
Fast hatte Deli schon die Befürchtung, dass das Gespräch damit beendet wäre, aber Brit hielt ihr nur die Tür zum Speisesaal auf. Für einen Moment verschlug es ihr den Atem. Der Raum war zwar etwas kleiner als der vorherige, aber nicht weniger beeindruckend. Das waren sechs lange, sehr alt wirkende, hölzerne Tische, die von einem Ende des Saals zum anderen reichten, Bänke davor, auf ihnen Kissen zum Sitzen. Auf den Tischen in der Mitte verlief jeweils ein langer Läufer in unterschiedlichen Grautönen, so dass man sofort wusste an welchem die einzelnen Jahrgangsstufen saßen. Leuchter erhellten flackernd den Raum und am Kopfende gab es eine quer stehende tafel, die einen tief schwarzen Läufer hatte, also der Lehrertisch. Das Mittagessen war wohl schon vorbei, denn einzelne nur noch einzelne Schüler saßen an ihren Plätzen und aßen, während andere schon aufräumten. Brit schien einen Plan zu haben, wo Delilahs Platz war und führte sie an eine freie Stelle, wies sie an sich hin zu setzten und verschwand kurz. Ein paar neugierige Augen musterten sie von der anderen Seite des Tischs, wo ein ungewöhnlich kleiner Junge grade auf stand um seinen Teller abzuräumen. Er war gerade mal 1,20 m hoch und schlank. Sein rundes Gesicht passte irgendwie nicht ganz zum Körper und seine Augen, wie Haare waren pechschwarz. Er war ein Gnom. Er hob kurz grüßend die Hand, nahm sein Tablett und dann trugen seine kurzen Beine ihn auch schon eifrig davon. Brit kehrte mir einem Tablett zurück, dass mit allerlei einfachen aber leckeren Dingen gefüllt war. Eine Schale Hühnersuppe, frisches Brot, Butter, eine Kanne Milch, einen Kanten Käse, ein kleines Stück Wurst und sogar zwei große, runde Kekse, von denen sie sich gleich einen nahm.
„Bitte.“
, murmelte sie mit vollem Mund und sah einen Moment zu wie Delilah zu essen begann.
„Ach überings. Mach dir keine Sogen wegen der beiden Streithähne. Die geraten ständig aneinander. Das liegt daran, dass Leon so was ähnliches wie ich ist, bloß halt für die Jungen. Quasi der Vertretungs-Jungen-Vertrauensperson-Schülerbeauftragte und „Empfangsdame“ für die Neuen, he he. Er teilt sich diese Aufgabe mit noch einem anderen, weil er häufig nicht da ist. Er kommt, so weit ich weiß, auch jetzt grade aus dem Urlaub wieder. Ist halt viel mit seiner familie unterwegs, aber das fragst ihn halt am besten selbst, wenn's dich interessiert. Das er dich vor „Malphi“ gere... na ja. Sein Beschützerinstinkt ist wahrscheinlich angesprungen, weil ich nicht da war.“
Sie grinste noch breiter und Malferius Conrad Silhemten der Dritte hätte sicher einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn er wüsste wie sie ihn in seiner Abwesenheit betitelte. Sie schaute auf dem Tablett herum aß was Delilah übrig ließ.
„So. Jetzt aber zum organisatorischen Teil. Ja, was erzähl ich dir als erstes, hm? Ich denke, du hast sicher schon einen Mentor oder?“
Delilah nickte und bestätigte mit den Worten: Magi Sixtema.
„Die ist nett.“
, kommentierte Brit in aller Kürze.
„Ich bin schon ne' Weile hier, aber nicht so talentiert wie mach anderer. Ich sag dir wie's läuft. Früh aufstehen, waschen, Zähneputzen, he he, dann ab zum gemeinsamen Frühstück. Du wirst noch einen Stundenplan bekommen, wenn noch keinen hast. Dann geht’s ab zum Unterricht. Wichtig: Nicht zu spät kommen!“
Sie betonte jede einzelne Silbe.
„Wenn die Tür erst mal zu ist, bleibt sie zu. Jeder Unterrichtsraum wird während der Studiengänge abgeschirmt. Das dient zum Schutz aller, sollte doch mal was schief gehen. Na ja, das kennst du ja.“
Brit spielte ganz offen auf ihre „Explosion“ auf dem Marktplatz an, grinste, was aber nicht bösartig, oder herablassen bei ihr wirkte. Sie fand es wohl eher lustig, vielleicht so wie Leon?
„Wenn es dir doch einmal passieren sollte, musst du warten. Kannst du am besten hier oder drüben.“
Mit drüben meinte sie den Aufenthaltsraum.
„Es gibt noch eine Bibliothek, wo du dir was zu Lesen ausleihen kannst, den Garten, wenn du dafür schon so weit bist und noch ein paar andere Bereiche, die du mit der Zeit kennen lernen wirst. Lauf bitte nicht einfach alleine in irgendwelche Räume nur weil's spannend aussieht, ja?! Wenn du Fragen hast, frag. Sind alle eigentlich ganz ok hier. Gibt nen paar gewöhnungsbedürftige Gestalten.“
Sie verdrehte lustig die Augen.
„Ach ja, und die Gruppenbildung ist auch noch ganz interessant. Hast du sicher schon nebenan gemerkt. Wo man sich als erstes nieder lässt, da bleibt man auch für gewöhnlich. Manche könnten da sehr eigen sein und ich möchte nicht, dass du gleich in den ersten Tagen mit verheultem Gesicht bei mir auftauchst und ich wen verhauen muss, nicht das mir das keinen Spaß machen würde.“
Sie rieb sich wieder die Knöchel als würde es ihr schon in den Fingern jucken.
„Wenn du mir ein bisschen was von dir erzählst, kann ich dich ja vielleicht beraten. Was hast du denn bisher so gemacht? Mit was für Leuten hast du so rum gehangen?“
Brit war wirklich nett und trug das Herz am rechten Fleck, auch wenn sie etwas grobschlächtig wirkte und sicher gern mal zulangte. Das machte sie fast noch sympathischer, weil man sich automatisch in ihrer Nähe beschützt fühlte. Gleichzeitig konnte man sich sicher sein, dass sie nie ohne Grund handgreiflich werden würde. Dafür war sie viel zu besonnen und besaß einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. In welcher Ecke sie wohl im Aufenthaltsraum saß? Sie hatte es bisher nicht erwähnt, wohl um sie nicht zu beeinflussen.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Dienstag 9. Juli 2013, 23:54

"Bis später.", meinte sie noch freundlich als der Löwe gehen wollte. Die merkwürdigen Blicke auf eine für Deli typische Geste hatte sie nicht mitbekommen. Für sowas hatte sie selten den Blick. Vielleicht machte gerade das ihre unbefangene Persönlichkeit aus.
Dem Mädchen gefiel, dass Leon im Gegensatz zu Rius mit einem Grinsen auf ihre stille Flucht reagierte. Sie sah ihm noch einmal hinterher, wie er davon schlenderte. Neugier blitzte in ihren Augen auf. Ja, sie wollte später gerne mit ihm ins Gespräch kommen. Es galt zu ergründen, warum er sie immer so belustigt ansah. Sie musste heraus finden was er glaubte zu wissen, was ihr verborgen war. Deli hoffte, dass sie Freunde werden würden... um genau zu sein hoffte Deli eigentlich mit allen hier bald gut auszukommen wie es bereits an ihrer alten Schule der Fall gewesen war. Feindseligkeit passte nicht in ihre Welt, die bereits die letzten Tage so erschüttert worden war und sich nach Heilung sehnte.
Brits kräftige, fröhliche Stimme, ihr Grinsen und das Blitzen in ihren Augen waren Balsam für Delilahs gestige Stürme. Sie beruhigte sich zunehmend neben der jungen Frau.

"Danke!"
Während Delilah genüsslich ihren Teller leer aß in dem beeindruckendem Essensraum, hörte sie aufmerksam Brit's Erklärungen zu und machte sich relativ still ihre Gedanken. Warum sollte Leon sie vor Malferius retten? Er war ihr eigentlich als freundiche Person begegnet. Auch als Brit meinte, es gäbe hier gewöhnungsbedürftige Gestalten wunderte sich Deli ein wenig. Das Schlimmste, dass dir an ihrer alten Schule passieren konnte war ein alberner Jungenstreich und selbst die waren nie bösartig gewesen. Ob es daran lag, dass hier auch Schüler aus anderen Gegenden lebten? Da ging es ja häufig unfreundlicher zu als hier in ihrer Heimatstadt. "Wo kommst du her, Brit? Nicht von ... hier?" Erkenntnis sickerte langsam durch Delilahs Geist. Der Gnom, das Wolkenmädchen, die Nymphe... all die verschiedenen Menschen, all die Geschichten, die Wege aus aller Herren Länder die schließlich hierher geführt hatten. Wie spannend! Deli hatte ihre Stadt noch nie verlassen außer durch die aus Buchstaben geschmiedeten Tore ihrer Bücher.
Die wichtigen Informationen wollte sich Deli alle genau einprägen und sie achtete auf jedes Wort. Das mit den Gruppen und ihrem Zwang irritierte sie doch ein wenig. Warum waren sie hier in dieser Hinsicht denn so streng?
"Ähmm..." Die Blondgelockte schob ihr Tablett ein wenig zurück und legte ihre Arme auf der Tischkante ab. "Meine beste Freundin ist Rebecka, obwohl ich mich eigentlich mit allen super verstehe. Sie wohnt gleich um die Ecke und wir haben schon bevor wir zur Schule gingen viel zusammen gemacht. Becky hat geweint als wir uns kennen gelernt haben und ich wollte, dass sie wieder lacht... Wir verstehen uns prima, streiten fast nie. SIe kommt jeden Mittwoch zum Essen zu uns. Wir reden viel über Bücher und anderes Zeug. Becky kann ich einfach alles erzählen..." Sie verstummte. Einerseits weil sie nicht wusste, was genau Brit nun eigentlich hören wollte. Hauptsächlich jedoch, weil sie ihre Freundin so schmerzlich vermisste. Ob sie immer noch jeden Mittwoch bei ihrer Moma zu Mittag aß? Ihre Familie hatte doch nicht so viel...was wenn sie noch dünner würde? Delilahs Blick entschwand in die Ferne.

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. Juli 2013, 19:21

Delilah begriff, das diese Schule hier so ganz anders war, als das was sie bisher kennen gelernt hatte. Die Menschen, Wesen, Sagengestalten die hier studierten, fern von den Augen der Öffentlichkeit, waren so anders, so fremd, dass sie vielleicht zu ahnen begann, dass es hier vielleicht etwas mehr Zwist als nur kleine Jungenstreiche geben könnte. Brit war wirklich keine Tratschtante, aber man konnte sich trotzdem bei ihr sicher und zu mindestens ausreichend informiert fühlen. Sie gab jedem Wesen wohl die gleiche Chance.
"Wo kommst du her, Brit? Nicht von ... hier?"
Die hoch gewachsene junge Frau blinzelte, da es plötzlich um sie ging, was sie anscheinen überraschte.
„Äh...“
Brit zuckte mit den Schultern.
„Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Meine Familie ist nirgendwo sesshaft gewesen. Wir waren immer unterwegs. Nomaden.“
Deli merkte, dass irgendetwas Brits Gemüt trüben wollte, als sie bei der Erinnerung an ihre Kindheit ins Stocken geriet, doch dann zuckte sie nur wieder mit den Schultern.
„Das ist alles lange her.“
Dann wechselte sie auch schon das Thema und hatte Deli nach ihren Freunden gefragt.
"Ähmm ... Meine beste Freundin ist Rebecka, obwohl ich mich eigentlich mit allen super verstehe. Sie wohnt gleich um die Ecke und wir haben schon bevor wir zur Schule gingen viel zusammen gemacht. Becky hat geweint als wir uns kennen gelernt haben und ich wollte, dass sie wieder lacht... Wir verstehen uns prima, streiten fast nie. Sie kommt jeden Mittwoch zum Essen zu uns. Wir reden viel über Bücher und anderes Zeug. Becky kann ich einfach alles erzählen..."
Jetzt war es Delis Blick der in die Ferne schweifte. Brit grinste und zwinkerte.
„Beste Freundin also … Du vermisst sie, was? Na wenn du magst, kann ich mich ja bemühen sie so gut ich kann zu vertreten.“
Ihr Grinsen wurde so breit das eine Reihe strahlend weiße Zähne sichtbar wurden, die hinter den Dunklen Lippen noch heller wirkten.
„Als Freundin könnte ich dir vielleicht doch ein paar kleine … sagen wir Tipps geben, welche Ecken du lieber meiden solltest und welche richtig, richtig richtig klasse sind! He he.“
In Delis Augen spiegelte sich die Freude wieder, die Brit ausstrahlte. Es gab keinen Zweifel, dass die beiden Feindinnen werden würden. Die Nomadentochter rubbelte sich einmal durch die kurzen Haare und knuffte dann dem deutlich kleineren Mädchen kräftig in die Seite. Ein paar blaue Flecke konnte man gut ertragen, wenn man so eine Freundin dafür gewann. Brit stopfte sich noch ein Stück Brot in den Mund und sprach krümelnd weiter:
„Die Saffe mit der Grupfenbilfung hier ift komif.“
Sie schluckte.
„Ich halt's da wie meinen Ahnen und versuch immer in Bewegung zu bleiben, aber das ist nicht immer ein schönes Leben. Wenn du erst einmal irgendwo dazu gehörst werden die anderen argwöhnisch. Wenn du dann wechselst, lassen sie dich nichts so an sich ran. Aber es gibt da auch ein paar recht offene Ecken. Eine hast du glaub ich schon entdeckt. He he.“
Sie zwinkerte wieder und rollte lustig mit den Augen, aber Delilah kam nicht sofort drauf was sie meinte. Zum Glück folgte auch gleich die Erklärung.
„Leon ist so was wie ein ...äh, Ruhepol könnte man so sagen. Bei ihm und den Anderen in seiner Nische gibt es nur eine Regel. Wenn du lesen kannst und ernsthaft studieren willst, bist du willkommen. Die steht da echt auf Wissen. Sind vermutlich die klügsten Köpfe, auch wenn da andere sicher widersprechen würden. Andere wie Rius zum Beispiel. Ähm, dem solltest du wenn's geht besser nicht allein begegnen. Ich bin froh, dass ich nicht sein Typ bin, kann ich dir sagen! Solange er dich für keine Konkurrenz hält, bist sicher. Er ist halt sehr … dominant. Ich stell mich in seiner Gegenwart einfach noch ein bisschen mehr doof als ich ohnehin schon bin und schon lässt er mich in Ruhe, he he. Ich glaub ich bin für ihn so was wie ne Assel. Weder hübsch noch klug nur reine Muskelmasse, he he. Da kann er nicht mit umgehen. Ach ja, ab und an häng ich bei den Naturburschen rum. Die sind witzig, grob und stapeln gerne tiiiiiiief.“
Das „tief“ hatte sie herrlich in die Länge gezogen und mit ihrer Altstimme passend unterlegt. Dann lachte sie ausgelassen und Deli kicherte automatisch mit.
„Bei denen muss man nur ihr komisches Revierverhalten beachten, dann geht alles ganz leicht. Ach ja, wie soll ich dich denn eigentlich nun nennen? Nova? Delilah? Deli oder hast noch nen anderen Spitznahmen von dem ich nichts weis?“
Deli fielen sofort noch ein paar Kosenamen ihre Moma ein, aber die würden wohl eher nicht hier her gehören.

Brit und Deli plauderten noch eine Weile, da trat durch eine der Seitentüren eine tief schwarz gekleidete Gestalt und Brit verstummte augenblicklich. Erst als Lehrer wieder den Raum verlassen hatte, flüsterte sie:
„Das war Magus Tresus. Der ist mir manchmal ein bisschen unheimlich. Ich finde es komisch, dass ein Magier des Lichts ständig so düster drein schaut. Na du wirst ihn sicher auch noch kennen lernen. Er hat so seine Lieblinge, aber ich könnt mir nicht vorstellen bei ihm zu lernen. Rius und ein anders Mädchen sind häufig bei ihm.“
Im Laufe des weiteren Gesprächs stellte sich heraus, dass Deli das andere Mädchen bereits kannte. Sie war ihre Zimmernachbarin Hexyra und von Brit erfuhr sie, dass sie wohl sehr stolz auf ihre Herkunft war. Als gebürtige Zyranerin und Enkelin des ersten Vorsitzenden des Zyranischen Rates, wurde ihre Begabung für Magie sehr hoch eingeschätzt, obwohl sie gerade erst sieben Jahre alt war.
Die beiden jungen Frauen verquatschten sich zusehends. Brit erzählte nur sachliche Informationen, die wohl mehr oder weniger jeder wusste, oder leicht heraus bekommen würde, wenn er fragte und niemals irgendwelche Gerüchte, die auf Hörensagen beruhten. Da sie sich als Delilah's Freundin fühlte, redete sie auch deutlich mehr und Deli stand dem auch in nichts nach. Sie wusste, sie konnte sich bei der Nomadentochter wohl fühlen und offen sprechen, Fragen stellen und Sorgen abladen. Obwohl sie sich noch nicht lange kannten, fühlten beide einfach eine starke Zusammengehörigkeit im Geiste. Brit mochte Delilahs strahlende Art, ihre Freundlichkeit und fühlte sich vielleicht ein bisschen zu sehr in der Beschützer-rolle und Deli merkte einfach, dass Brit ihr vollkommen ehrlich gegenüber war.
Die Zeit rauschte dahin und bevor sie zurück in den Gemeinschaftssaal gingen, verriet ihr Brit noch ihr Zimmer, damit Deli immer eine Anlaufstelle hatte. Auch wenn Brit schon viel länger hier war als sie, so wohnte sie immernoch im Trakt der Anfänger. Als Schülerbeauftragte war sie so ihren „Schützlingen“ näher, meinte sie und fügte noch grinsend hinzu, dass sie in Wahrheit aber auch nicht die beste Studentin war.

Nach ihrem langen Gespräch im Speisesaal kehrten sie zurück in den Gemeinschaftsraum, denn Brit war der Meinung, dass sie die Führung durch den Studientrakt auch später noch machen konnten, wenn da kein Unterricht mehr statt fand. Die Zusammensetzung der Ecken hatte sich etwas geändert. Bei den Naturburschen war das Mädchen verschwunden, was wie eine Nymphe angemutet hatte und bei Malferius Conrad Silhemten dem Dritten stand tatsächlich Delis Zimmernachbarin Hexyra. Das Wolkenmädchen war verschwunden, oder im Nest nicht sichtbar und in den anderen Ecken war es etwas ruhiger geworden. Viele hatten jetzt sicherlich Unterricht. Bei Deli würde es erst morgen richtig los gehen. Bei Leon in der Ecke war nur noch ein weiteres Mädchen, das bäuchlings in den Kissen lümmelte und in einem dicken Wälzer versunken war. Er selbst lag rücklings mit geschlossenen Augen da, und auf seiner Brust lag ein aufgeklapptes Buch, als würde er sich damit zudecken.
Brit schaute Deli belustigt an:
„Na? Wohin jetzt?“
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Freitag 9. August 2013, 00:20

Deli tat es gut mit Brit zu sprechen. Sie war eine so offene Person, dass das Mädchen ihr einfach Vertrauen musste. Brit wusste wie man mit jemandem sprechen musste, dem es im Moment nicht so gut ging. Sie verstand es die richtigen Worte zu wählen, wahrscheinlich ohne sich groß Gedanken darum zu machen. Sie sagte "vertreten" statt "ersetzen" und machte so klar, dass sie eben dies nicht vor hatte. Sie wollte eine neue Freundin sein und keine alte ersetzen. Was sie auch nicht gekonnt hätte, denn jedes Wesen war anders und mit jedem war man auf andere Weise verbunden. Ein Knuff traf Deli in der Seite und sie zuckte japsend zusammen. Autsch. Das Mädchen lachte leise, sie verstand die Botschaft hinter dieser "Tat". Wir werden Freunde. Was wollte sie mehr?

Verwundert lauschte Deli Brits Worten über die Gruppenbildung. "Ruhepol?" Die Blondgelockte blinzelte zweimal. Hatte sie gerade laut gesprochen? Auf jeden Fall klang dieses Wort angenehm. Ja, Deli laß viel, aber würde sie nur deshalb zu dieser Truppe gehören können? Sie selbst sah sich nicht als kluges Köpfchen sondern als Normale unter Normalen. "Was gibt es denn für Gruppen...? Leons Bücherecke... die Naturburschen... " In ihrem Kopf huschten immer noch einige Worte herum. >Begegne ihm nicht allein.<, >Bin froh, dass ich nicht sein Typ bin.< Ihr Blick wurde dunkler. "Wer ist denn sein... Typ?" Das Mädchen konnte mit der leisen Warnung in Brits Stimme schlecht umgehen. Sie schnaubte. "Assel... so ein Quatsch!" Es war vielleicht das erste mal, dass Brit Deli wirklich böse drein blicken sah. Es wirkte merkwürdig auf den sanften Zügen der jungen Jorsanerin. Wer würde sowas über diese liebenswürdige Person vor ihr sagen? Sowas war nicht fair. Und so richtig konnte Deli das was Brit von Rius erzählte auch noch nicht mit dem Bild des netten Jungen von eben in Einklang bringen.
Dann wandte sich das Gespräch wieder Angenehmeren Dingen zu wie den einfach gestrickten Jungen der Naturecke. Sie schienen genauso, wie Deli sie auf den ersten Blick eingeschätzt hatte. Fröhlich, freundlich, etwas ruppig.
"Nenn mich Nova." Die Kleinere lächelte. Neuer Lebensabschnitt, neuer Name. Obwohl Namen natürlich nur Fassade waren. Sie änderten rein gar nichts daran, was sie war.

Ein Lehrer in tiefschwarzer Robe und mit ebenso düsterem Blick aus blinden Augen betrat den Raum und alles verstummte. Erst eine Weile nachdem er den Speisesaal wieder verlassen hatte, begannen die leisen Gespräche der kleinen Gruppen wieder von Neuem.
Sie redeten und redeten und redeten. Tauschten Informationen, lachten und Delilahs Anspannung der letzten Zeit ließ mehr und mehr nach. Die beiden Mädchen beziehungsweise Frauen verstanden sich blendend. Obwohl sie sich noch nicht lange kannten, fühlten beide einfach eine starke Zusammengehörigkeit im Geiste. Brit mochte Delilahs strahlende Art, ihre Freundlichkeit und fühlte sich vielleicht ein bisschen zu sehr in der Beschützer-rolle und Deli merkte einfach, dass Brit ihr vollkommen ehrlich gegenüber war.

„Na? Wohin jetzt?“, fragte ihre treue Begleiterin als sie wieder in den Gemeinschaftssaal zurück gekehrt waren.
Delilah verkniff sich ein Grinsen, dass ihr jedoch nicht so ganz gelingen wollte. Sie zog Brit nun doch breit lächelnd ein wenig zu sich runter und meinte. "Jetzt mach ich etwas, dass ich schon vorhin tun wollte." Sie lachte leise.
Mit zielgerichtetem Schritt ging sie auf die Leon's Ecke zu blieb am Rand der Kissenburg stehen, drehte sich um und ließ sich mit einem wohligen Seufzer rücklings hineinfallen. Sie hatte sich eine leere Ecke gesucht, so dass sie keinen der beiden Anwesenden stören würde.
Vollkommen entspannt atmete Deli tief ein, rekelte sich genüsslich mit ausgestreckten Gliedern in den weichen Kissen und lächelte breit von einem Ohr zum Anderen, so dass ihre blitzenden Zähne zu sehen waren.
Sie mochte diesen Ort!

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Dienstag 13. August 2013, 17:30

Brit lehnte lässig mit überkreuzten Beinen an einer der schlanken, gedrechselten Holzsäulen, zwischen denen sich in unterschiedlichen Höhen immer wieder Regale für Bücher und andere Wissenssammlungen fanden. Ihr Gesicht spiegelte eine tiefe Zufriedenheit wieder, als sie ihre neue kleine Freundin dabei beobachtete, wie sie sich ausgelassen in die Kissen warf. Ja, sie passte hier her, ob sie sich nun zugehörig fühlte oder nicht. Auch wenn sie jetzt noch nicht die diejenige in der kleinen Runde war, mit dem meisten Wissen, so würde Leon sicher dafür Sorge tragen, dass es nicht lange so blieb. Brits Blick huschte zu seinem Wuschelkopf hinüber und auch wenn es so aussah, als lese er ungerührt weiter, glaubte sie doch kurz ein Schmunzeln in seinem linken Mundwinkel erspäht zu haben. Trotz aller Freundschaft, die ihn und sie verband, war er immer noch ein Kerl und Deli, bzw. Nova war noch sehr jung und ihre Reaktion auf gewisse Andeutungen ließen vermuten, dass sie noch keinerlei Erfahrungen im Umgang mit Kerlen hatte. Für dumm hielt sie sie nicht, aber es war immer besser aufmerksam zu sein. Brit hob kurz die Hand und winkte Leon zu, der ohne aufzusehen nur kurz nickte und weiter las.
„Nova ...“
Sie betonte den neuen Namen, wie um sie in der kleinen Runde vorzustellen.
„... Ich komm gleich wieder. Hab noch 'nen paar andere Sachen zu erledigen heute, aber hier bist du gut aufgehoben, oder?“
Damit hatte sie von Delilah wieder zu Leon gesehen und dieser nickte abermals nur leicht, was auch seinem Buch hätte gelten können. Das Rascheln einer umgeblätterten Seite war das einzige Geräusch, das er machte. Das andere anwesende Mädchen hob nur kurz grüßend, aber freundlich die Hand. Brit grinste, zwinkerte frech ihrer Freundin zu und verschwand. Delilah wusste ja wo ihr Zimmer war um sie im Notfall zu finden. Außerdem war sie auch nicht auf den Mund gefallen und könnte sich durchfragen, wo sie sich aufhielt. Sie sah der großen, jungen Frau mit den extrem kurzen Haaren hinter, als das Rascheln der Kissen eine Bewegung neben ihr verriet. Das Mädchen, dass in einer anderen Ecke gelegen hatte richtete sich auf und grinste sie mit zusammen gepressten Lippen an. Sie stapfte vorsichtig über den weichen Untergrund, holte sich ein neues Buch und ließ sich genauso entspannt noch ein deutliches Stück weiter weg wieder in die Kissen fallen. Sie wirkte sehr entspannt und hielt es anscheinend noch nicht für nötig sich vorzustellen, bzw. nach Novas Namen zu fragen, den sie ja grade schon gehört hatte. Als Deli sie musterte, fiel ihr auf, dass sie unter ihrem langen braunen Haar etwas versteckte. Sie war sonst ein sehr schönes Mädchen, so mit den langen schlanken Gliedern und den sanften Reh-braunen Augen, doch auf der linken Seite ihres Halses verbarg sie irgend etwas.
„Fühlst dich wohl, nicht wahr?“
Leons Stimme kam etwas überraschend. Er lag ja nicht all zu weit entfernt und als sie nun zu ihm hinüber sah, hatte er sich lässig auf die Seite gelegt, stützte den Kopf mit der Hand ab und hatte seinen rechten Ellenbogen tief in die Kissenstadt gebohrt. Seine grauen Augen glitzerten und seine Lippen hatten wieder dieses leichte Lächeln. Was er gesagt, bzw. gefragt hatte, war wahr. Die kleine weiche Insel hier inmitten des großen, wuselnden Aufenthaltsraums hatte schon etwas. Ob es nur an dem Ort oder an Leon lag war eigentlich gleichgültig. Er strahlte eine entspannte Selbstsicherheit aus, die einfach beruhigend wirkte. Seine zotteligen Haare standen in alle Richtungen ab, was sicher auch bald Delilah so gehen würde, wenn sie länger in den Kissen lümmelte. Er wirkte wirklich ein bisschen wie ein junger Löwe der noch nicht seine ganze Mähne hatte. Im Nacken waren sie schon etwas länger, genauso wie das Haupthaar, an den Seiten kürzer und die Spitzen waren deutlich heller als die Ansätze. Während sie ihn musterte, bewegten sich seine Lippen weiter:
„Such dir ein Kissen aus.“
Deli musste einen fragenden Gesichtsausdruck bekommen haben, denn erklärte schnell seine Aussage.
„Na ja, das ist hier ganz einfach. Du suchst dir ein Kissen aus, bestickst es, bemalst es, oder machst irgendwas anders damit, dass man es als deines identifizieren kann und wo du es dann hin legst, ist dein Platz. Keiner wird dir diesen dann streitig machen. Ist eine Art kleines „Zuhause“, wenn du so willst.“
Er weiß mit einer ausladenden Handbewegung um sich und meinte:
„Schau dich ruhig um. Hier gibt es viele Beispiele die du dir anschauen kannst.“
In der Tat lagen zwischen den vielen bunten Kissen auch immer wieder einige die hervor stachen. Deli konnte schnell erkennen, dass die Normalen alle einfarbig waren und keinerlei Verzierungen hatten. Die, die wohl jemanden gehörten, waren mit Mustern bestickt, bemalt, eines sah sie, dass hatte lauter Fransen angenäht bekommen und ein Anderes hatte einen fetten blauen Handabdruck auf seiner Oberseite.
Leon hatte sich wieder auf den Rücken fallen lassen und ein Bein lässig an gebeugt. Er musterte Delilah noch einmal durch seine dichten, erstaunlich langen Wimpern für einen Mann und widmete sich dann wieder seinem Buch. Der Einband trug den sachlichen Titel: *Das weiche Agitieren*. Trotzdem hatte sie das Gefühl ihn jederzeit ansprechen zu können, ohne ihn zu stören. Da das andere Mädchen in angemessener Entfernung herum lag, konnten sie sich durchaus ungestört unterhalten, wenn Delilah die Stimme gesenkt hielt.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Sonntag 1. September 2013, 21:52

„Fühlst dich wohl, nicht wahr?“ Nova sah ihn einen kurzen Augenblick still aus großen, brauen Augen an. Neugierig musternd, wie ein Reh, dass im Wald etwas Fremden begegnet. Dann verwandelte sich ihr Gesicht, ihr breites Lächeln trat auf ihre Lippen und brachte ihre Augen zum Strahlen. "Sag mir wie man sich hier nicht wohlführen kann!" Sie streckte genießerisch die Arme aus und schloss für einen Augenblick die Lider. Als sie ihn wieder ansah, fiel ihr auf wie sehr er einem jungen Löwen glich, mit seiner zerzausten Mähne und dem abenteuerlustigem Blick. Wie auf einer Zeichnung in einem ihrer Bücher. Das Tier aus Kohlestrichen hatte den selben Gesichtsausdruck gehabt. "Such dir ein Kissen aus." Zwischen Novas Augen bildete sich eine fragende Falte. "Wie bitte?" Was sollte sie denn mit diesem Kissen anfangen? „Na ja, das ist hier ganz einfach. Du suchst dir ein Kissen aus, bestickst es, bemalst es, oder machst irgendwas anders damit, dass man es als deines identifizieren kann und wo du es dann hin legst, ist dein Platz. Keiner wird dir diesen dann streitig machen. Ist eine Art kleines „Zuhause“, wenn du so willst.“ Achso. Das klang nach einer wundervollen Idee! Sie konnte wundervoll Sticken, im Winter hatte sie es mühsam von ihrer Moma beigebracht bekommen. Früher hatte sie selten die nötige Ruhe dafür aufbringen können, doch inzwischen hatte sie großen Gefallen an der stillen Beschäftigung gefunden. Sie war schnell und geschickt geworden im Umgang mit Nadel und Faden. Aber woher sollte sie die Dinge nehmen um das Kissen zu gestalten? Sie selbst besaß hier nur das Medaillon, das in ihrer Schublade lag, fest umwickelt mit dem Taschentuch ihrer Großmutter. Ein leichter Stich durchdrang Delis Herz. Nova hatte nicht mit dem plötzlichen Heimweh gerechnet und Delilah war rasant ans Tageslicht gedrungen. Ihr Lächeln verblasste kurz und in ihren Blick trat Unsicherheit.
„Schau dich ruhig um. Hier gibt es viele Beispiele die du dir anschauen kannst.“ Deli wurde aus ihren trübsinnigen Gedanken gerissen und zog blinzelnd die Nadeln aus ihrem Herz. Novas Neugier auf all das Neue gewann die Oberhand und bedächtig strich sie über ein bemaltes Kissen, dass eine lichtgeflutete Freifläche inmitten eines zauberhaften Waldes zeigte. Ein wahres Meisterwerk. Beinahe konnte man das Rascheln, Zirpen und Rauschen um sich herum hören und meinte im Dickicht neugierige Augenpaare zu entdecken. Andere Kissen waren einfacher aber mit ebenso viel Herz gestaltet worden, mühsam hatte jemand Fransen an sein Kissen genäht, man sah an den mal mehr mal weniger gelungenen Stichen, dass dieses Werk wohl einem Anfänger gehörte.
Leon hatte sich wieder seinem Buch gewidmet und das Mödchen mit der goldenen Lockenpracht betrachtete ihn eine Weile schweigend. Welches der Kissen wohl seines war? Sie sah in seiner direkten Umgebung keines liegen... und wenn sie herausgefunden hätte welches ihm gehörte, wie hatte er es wohl gestaltet? Er war anders als die Jungen die sie bisher gekannt hatte. Ihre alten Freunde des männlichen Geschlechts konnte man wohl gut und gerne zu den Naturburschen setzen, sie hätten sich prächtig verstanden. Leon hingegen schien eher ruhig zu sein, er hatte so eine eigenartige selbstsichere Ausstrahlung. Als ginge ihn der Rest der Welt nichts an... Plötzlich sah er sie an und fragend hob sich eine seiner Augenbrauen. Nova hatte das Gefühl, dass sie errötete, weil er sie dabei erwischt hatte, wie sie ihn anstarrte, jedenfalls haspelte sie: "Ähhm, also weißt du, wo ich Nähzeug ergattern könnte?"

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 4. September 2013, 19:20

Leon hatte gerade das kleine „Zuhause“ in Form eines Kissens erklärt, als ein Schatten über Delilahs strahlendes Gesicht huschte. Er musterte sie, aber man sah ihm nicht an, dass er ihr Heimweh bemerkt hatte. Er wie sie, plauderten weiter doch in seinen Gedanken beschäftigte er sich mit der kurzen Veränderung. Was durfte ein so reines Strahlen trüben? Sie redeten weiter und einmal errötete sie schüchtern, als er bemerkte, dass sie ihn angestarrt hatte. Schnell fragte sie:
"Ähhm, also weißt du, wo ich Nähzeug ergattern könnte?"
Er legte sein Buch nun gänzlich beiseite und drehte sich ihr zu. Rot stand ihr gut und er wollte ein bisschen zurück starren. Sein Ellenbogen drückte seinen Oberkörper leicht nach oben und er ließ seine Kinn in seine Hand sinken um ihr grade in die Augen sehen zu können. Unter seinem Körper blitze dabei die Ecke eines Kissens auf, das sie noch nicht gesehen hatte. Sie sah ein paar verschnörkelte Linien, aber mehr konnte sie nicht erkennen. Er zog die Stirn kraus und dachte nach, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Durchdringend und interessiert, genauso wie erst und suchend sah er sie an. Etwas schien in sehr zu beschäftigen. Dann huschte ein Grinsen über seine Lippen und er sprach leise:
„Ich kenne da einen Schneider in der Stadt, bei dem ich dir, was du willst, besorgen könnte. Ich hab hier … Sonderrechte. Ich darf zum Beispiel die Akademie zu gewissen Zeiten verlassen. Manchmal nehme ich mir auch ein oder zwei Helfer mit, wenn ich viel zu tragen erwarte.“
Die kleine Kunstpause, die er machte, ließ Deli die neuen Möglichkeiten erkennen, die er dann auch gleich in Worte fasste:
„Eigentlich dürfen die Neuen vor Ablauf eines Monats nicht nach draußen, aber vielleicht könnte ich ein gutes Wort für dich einlegen.“
Er lächelte wieder schmal. Wollte er vielleicht auch etwas dafür? Und wenn ja was? Es sah sie immer noch an und wurde dabei wieder ganz ernst.
„Du hast Heimweh, stimmt's?“
Das war direkt und er hatte damit genau den Nagel auf den Kopf getroffen. Resa würde morden, um ihr Enkelkind zu Gesicht zu bekommen. Deli wurde alleine bei dem Gedanken an sie warm ums Herz.
„Ja, hast du. Du vermisst deine Familie. Hm … Ich schau mal, was ich da machen kann. Ich sag dir noch Bescheid.“
Dann richtete er sich auf, erhob sich und ging mit einer sich verabschiedenden Handbewegung von dannen. Delis Blick fiel fast automatisch auf das Kissen, auf dem er eben noch gelegen hatte. Es zeigte ein Wappen mit zwei Löwen die in unterschiedliche Richtungen blickten. Dazwischen war in schwungvollen, erhabenen Lettern der Name „Milagros“ eingestrickt und hinter dem Wappen war ein weißer Fels schemenhaft angedeutet, auf dem sich spitze Silhouetten erhoben. Vielleicht war der Felsen auch eine Stadt? Erkennen konnte sie es nicht. Alles wirkte wie von weißem Nebel verhüllt.

Kissen

Der Stoff war aus feinem Samt, was die Oberfläche weich und kostbar machte. Die Stickereien waren mit schwarzem Seidengarn kunstvoll aufgebracht worden. Dies war sicher kein Kissen, was er selbst bestickt hatte, zumindest konnte sich Deli das nicht vorstellen. Leon sah nicht so ganz nach dem Handarbeitstyp aus, aber wie sahen die übler Weise aus? Er war so oder so schwer einzuschätzen.

Neugierig wurde sie von einigen anderen Stellen im Raum beobachtet, aber das gehörte nun mal dazu, wenn man die Neue war. Leon kam diesen Tag nicht wieder und fast glaubte Deli, er hätte sie vergessen. Andere Schüler hatten sich zu ihr in die Ecke gesetzt. Sie lernte das Mädchen kennen, dem das wunderschöne Kissen mit der Landschaft darauf gehörte. Sie war klein, rundlich und etwas schüchtern. Ihre Freundin war das ganze Gegenteil, groß schlank und plauderte munter drauf los. Sie waren beide schon zwei Jahre hier und trugen dunklere Roben als Deli. Die Einstufungen der Grautöne war für die Neuen ein Rätsel. Von Kreide-grau bis Anthrazit war alles vorhanden. Brit kam auch nach einer Weile wieder und hatte Nova ihren Stundenplan besorgt. Sie saßen eine Weile zusammen und plauderten über allerlei Dinge. Immer mehr Neugierige aus der Kissen-Ecken-Gruppe gesellten sich dazu und wollten das neue Gesicht kennen lernen und Deli stand ihnen bereitwillig Rede und Antwort. Ihre offene Art und ihr strahlendes Wesen öffnete schnell alle Herzen und nach nur einem halben Tag in der Akademie, hatte sie das Felsen feste Gefühl jede Menge neue Freunde gewonnen zu haben. Auch aus anderen Gruppen suchten vereinzelt Leute Kontakt, aber eben etwas verhaltener. Am liebsten mochte Delilah, wie es kaum anders zu erwarten gewesen war, die Natur-Ecke. Zwei der Jung von dort, anscheinend Brüder, kloppten sich fast die ganze Zeit und hatten anscheinend in ihr einen willkommen neuen Grund gefunden, sich gegenseitig die Knochen zu verbiegen. Ihnen wäre jeder andere Grund wohl auch gelegen gekommen, aber nun war es „Nova“. Alles ging spaßig zu, auch wenn manches gefährlich aussah, aber nach dem ersten Eindruck, stellte sich alles nur als Rangelei heraus. Leon war nur ab und an mal am Rand des Geschehens kurz zu erblicken und behielt „sein wildes Rudel“ mit wohlwollendem Lächeln im Auge. Er sprach mit einigen Leuten und sie sah ihn später kurz mit einem der Lehrer reden. Danach war er lange nicht zu sehen.
Brit blieb den ganzen ersten Tag in Delilahs Nähe, wohl damit sie sich nicht alleine fühlte, doch das wäre auch ohne sie unmöglich gewesen. Gemeinsam lief sie mit ihr die Studienbereiche ab, die Nova in nächster Zeit besuchen sollte und Deli bekam langsam eine Ahnung was sie in nächster Zeit alles erwarten sollte. Jeder Lehrer hatte seine eigene Grundeinstellung zum Thema Magie und nicht nur die Zauber variierten stark untereinander, nein, auch die Einstellung, was man mit Licht alles bewirken konnte. Es gab hier sogar Lehrmeister, die einen kriegerischen Weg des Lichts beschritten hatten und dementsprechend auch den Schwerpunkt auf das Training legten. Sie sollte sich nun bald Gedanken machen, was für eine Art Zauberer sie werden und welche Mächte sie trainieren wollte. Welche Zauber wollte sie lernen? Es gab vieles zu bedenken und der Tag füllte sich mit immer neuen Fragen. Immer wieder stellte sie sich neuen Personen vor und die Namen begannen in ihrem Kopf zu schwimmen. Es waren zu viele.
Erst zum Abendessen kamen wieder alle zusammen und auch Leon tauchte wieder auf, jedoch schien er erst einmal keinerlei Notiz von ihr zu nehmen und unterhielt sich mit einer kleinen Gruppe Mädchen, die sich um ihn scharrten wie Spatzen um Brot. Erst nach dem Essen, als sich langsam die Schüler in ihre Zimmer verkrochen und es leiser wurde, überraschte er sie allein auf einem der Gänge. Nur Brit war dabei, als sie an einer der vielen Nischen vorbei spazierten, vorbei an einem der großen verzauberten Fenster, die zum Garten zeigten. Seine Stimme kam so überraschend, das Brit sich richtig erschreckte.
„Lady's?“
Die große Nomadin fuhr herum und man merkte, dass sie es gewohnt war eher zu kämpfen, als zu reden.
„WAS? … ach du bist es nur! Musst du dich so anschleichen?“
„Ihr habt euch an mich angeschlichen, Teuerste. Ich habe hier nur gesessen.“
„Du sollst mich nicht so nennen!“
So ging es eine Weile hin und her und nachdem sie sich genug spielerisch beharkt hatten, setzte man sich in das vertrauliche Dunkel und wandte sich Leon an Delilah.
„Ich habe für Übermorgen einen kleinen „Ausflug“ organisieren können. Muss sowieso einen Besuch abstatten. Ein … Verwandter ist noch in der Stadt und im Rahmen dessen, könntest du deine Einkäufe erledigen und man könnte vielleicht ein kurzes Treffen arrangieren. Interesse?“
Delis Augen weiteten sich unwillkürlich.
„Magi Sixtema hab ich schon informiert, das ist kein Hindernis. Ich musste ihr nur versprechen dich nicht zu sehr aufzuregen. Rege ich dich auf? Nein, oder?“
Er grinste verwegen und sprach gleich weiter, aber in seinen Augen glitzerte es wieder einmal belustigt, was vielleicht auch an Delilahs Reaktion lag. Brit hatte gelauscht und funkelte ihn böse an, woraufhin er zu lachen begann. Es war ein reines, ehrliches Lachen. Frei von Bosheit oder Hintergedanken.
„Mach dir keine Sorgen, Teuerste. Ich bring sie schon heil wieder.“
„Hmpf.“
„Nova, wenn du mit möchtest, gilt nur eine Regel! Du musst mir mir versprechen, dass du immer in meiner Nähe bleibst und das machst was ich dir sage, wenn es ich dir sage. Es dient nur deinem Schutz und der Kontrolle deiner Fähigkeiten. Also was sagst du? Haben wir ein Rendezvous?“
Brit murmelte wieder etwas leise, aber hielt sich raus. Es war keine Verabredung im romantischen Sinne, dafür waren ihre Ziele zu verschieden. Deli wollte Resa sehen und vielleicht auch von Mortimer ein paar Rollen Stickgarn abstauben und Leon wollte einen Verwandten treffen und anscheinend hatte er es fertig gebracht beides miteinander zu verbinden. Lächelnd wartete er auf ihre Antwort.
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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Delilah » Sonntag 20. Oktober 2013, 16:19

Heimweh. Ja, das war es was sie quälte.
Körperlos verfolgte es sie, eine verschwommene Gestalt trüb und klebrig von diesem ungewohnten Schmerz, von der Sehnsucht die Deli so völlig fremd war. Ihr Herz sehnte sich nach ihrer Großmutter, nach ihrem Häusschen und nach der Ruhe ihres Gartens und ihres Zimmers. Die Ereignisse der letzten Wochen hatten sie mit sich gerissen, ihren sonst in sich ruhenden Geist verwirbelt und die Landschaft dort im Chaos zurückgelassen. So rammte Deli die körperlose Gestalt ein Messer ins Herz, als Leon ihr die Hoffnung schenkte ihre Großmutter schon bald wiedersehen zu dürfen.

Den ganzen Tag hielt sie nach Leons hoher Gestalt Ausschau, nach dem Boten der ihr Nachricht über Glück oder Unglück bringen würde. Sie unterhielt sich fröhlich mit neuen Gesichtern, prägte sich Menschen, Namen und erste Eindrücke ein. Alles war so neu und so groß und Nova begriff, dass die Welt aus mehr bestand als ihrer kleinen Welt und den Geschichten darin. Sie hörte von den anderen wie sie hierher gekommen waren, welche Strecken und Geschehnisse sie hinter sich gebracht hatten um schließlich in diesen Hallen lernen zu dürfen. Wie oft sie Worte wie "Ich bin so froh hier zu sein." und "Du wirst dich hier sehr wohl fühlen, ist es nicht wunderschön hier." hörte, das wusste sie nicht mehr. Und hatten sie nicht recht? Sie selbst hatte diesen Weg gewählt, sie hatte den Weg aus Licht und Wärme gehen wollen, den der Löwe vor ihr beschritten hatte und der sie mit sanfter Stimme auf seinen Pfad hatte locken wollen. Und nun wollte sie schon an der Hürde ihres Heimwehs scheitern? Wäre es nicht respektlos all jenen gegenüber, die sich den Platz an dieser Schule so hart erkämpft hatten, wenn sie dieses Gefühl eines Zuhauses durch ihr Heimweh mit Füßen trat? Freiwillig hatte sie sich gegen die Geborgenheit ihrer vertrauten Umgebung entschieden. Freiwillig sich den Händen der Lehrer und Schüler hier anvertraut und bis jetzt hatte sie noch keinen Grund gesehen, dies zu bereuen. Nur das Heimweh ließ nicht von ihr ab, legte die trüben Arme um ihren Hals und drückte zu. Die Kehle wurde ihr eng. Nein! Grob löste sie sich aus der eiskalten Umklammerung. Dieses Leben hatte sie gewählt und sie würden nach seinen Regeln leben. Nova, wie sie nun hieß, würde ihre Großmutter dann besuchen, wenn es ihr erlaubt war. Ihre Großmutter wusste, dass es Deli gut ging und Nova wusste, dass es ihrer Moma an nichts fehlte bis auf ihr Enkelkind.

Helfen, das war schon immer ihr Traum gewesen. Andere auf ihren Wegen unterstützen und sie wieder aufrichten, wenn sie stürzten. Dies war es auch was sie Brit erzählte, als diese sie nach ihrem zukünftigen Weg fragte. Kampf? Andere wohlmöglich verletzten? Nein! Noch immer quälte sie das schlechte Gewissen, wenn sie an die unschuldigen Opfer auf dem Marktplatz dachte. Helfen, heilen, unterstützen. Das war es wonach es sie verlangte. Doch wie sollte sie anderen aufhelfen, wenn sie nicht einmal stark genug war sich selbst aufrecht zu halten? Vielleicht war es an der Zeit der watteweichen Welt in der sie gelebt hatte >Lebewohl!< zu sagen?

„Lady's?“
Brit begleitete sie gerade durch die Gänge, als Leons neckische Stimme erklang. Ihre große Freundin fuhr zusammen, als wären sie in einen Hinterhalt geraten. Deli zauberte die nur ein leichtes Grinsen auf die Lippen.
„WAS? … ach du bist es nur! Musst du dich so anschleichen?“
„Ihr habt euch an mich angeschlichen, Teuerste. Ich habe hier nur gesessen.“
„Du sollst mich nicht so nennen!“

So ging es eine Weile hin und her und nachdem sie sich genug spielerisch beharkt hatten, setzte man sich in das vertrauliche Dunkel und wandte sich Leon an Delilah.
„Ich habe für Übermorgen einen kleinen „Ausflug“ organisieren können. Muss sowieso einen Besuch abstatten. Ein … Verwandter ist noch in der Stadt und im Rahmen dessen, könntest du deine Einkäufe erledigen und man könnte vielleicht ein kurzes Treffen arrangieren. Interesse?“
Delis Augen weiteten sich unwillkürlich. Sanft legte sich erneut ein Paar kalter Ärmchen um ihren Hals und ein stummes Flüstern erzählte ihr von der Sonne auf ihrer Haut, dem Duft der Blumen im Haus und der Stimme ihrer Moma. Nein. Nein nein nein, tausendmal nein. Nicht heute, nicht jetzt. Sie wollte stark sein. Für all jene die von ihrer Stärke einmal zehren würden können.

„Magi Sixtema hab ich schon informiert, das ist kein Hindernis. Ich musste ihr nur versprechen dich nicht zu sehr aufzuregen. Rege ich dich auf? Nein, oder?“
Völlig aus ihren Gedanken gerissen, blinzelte sie ihn nur verwundert an. Warum sollte sie seine Anwesenheit nochmal aufregen? Sie wusste es nicht mehr, obwohl es heute Vormittag doch noch so gewesen war, oder? Sie musste an ihre roten Ohren denken und das Gefühl kam ihr wieder bekannt vor. Sie blickte ihn uns sein verwegenes Grinsen an und dachte: "Mit ihm als Freund wird es sicher nie langweilig." Ein Freund aus ihren jüngsten Jahren kam ihr in den Sinn mit dem sie die wundervollsten Abenteuer im Apfelbaum seines Gartens erlebt hatte. Wundervolle Geschichten hatte er erzählen können, schon damals im Alter von fünf Jahren. Doch dann hatte ein entrissenes Pferd ihn überrannt und hatte all seine zukünftigen Geschichten zum Schweigen verflucht. Auch er hatte immer so ein verwegenes Grinsen auf den Lippen gehabt, wenn sie sich vorstellten als Seeräuber die Meere zu befahren oder auf exotischen Tieren die Wüste vor den Mauern Sarmas zu durchqueren.

„Mach dir keine Sorgen, Teuerste. Ich bring sie schon heil wieder.“ „Hmpf.“ „Nova, wenn du mit möchtest, gilt nur eine Regel! Du musst mir mir versprechen, dass du immer in meiner Nähe bleibst und das machst was ich dir sage, wenn es ich dir sage. Es dient nur deinem Schutz und der Kontrolle deiner Fähigkeiten. Also was sagst du? Haben wir ein Rendezvous?“ Lächelnd wartete er auf ihre Antwort, er schien sich seiner Sache sehr sicher und schon in Vorfreude auf das kleine Abenteuer. Doch zu seiner Verwunderung schüttelte Nova den Kopf. "Ich habe es mir überlegt. Ich bin dir sehr dankbar für deine Mühen, aber ich bin erst seit so kurzer Zeit hier und ich denke es wäre besser, wenn ich mich ersteinmal an alles gewöhnen kann." Entschuldigend lächelte sie ihn an. Sie stand fest zu ihrem Entschluss auch wenn die trübe Gestalt namens Heimweh sie höhnend umkreiste und ihr Tränen auf die Wangen zeichnete, die niemand sehen konnte. Kurz schlang sie Leon die Arme um die Mitte, höher schaffte sie es mit ihren zierklichen Gestalt kaum, und lächelte breit. "Aber vielleicht lässt sich das Rendezvous ja auf später verschieben?"

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Re: Ein Funke in der Dunkelheit

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 23. Oktober 2013, 18:31

"Ich habe es mir überlegt. Ich bin dir sehr dankbar für deine Mühen, aber ich bin erst seit so kurzer Zeit hier und ich denke es wäre besser, wenn ich mich erst einmal an alles gewöhnen kann."
Delilahs entschuldigendes Lächeln verzauberte den Augenblick.
Erst hatte Leon sie eine Sekunde lang ungläubig, durch das Halbdunkel der Nische, angestarrt. Er hatte sich solche Mühe gegeben und jetzt lehnte sie ab? Dann sah er aber in ihre Reh-braunen Augen und konnte unmöglich böse auf dieses kindliche Wesen sein. Ganz das Gegenteil war der Fall! Dieser junge, neugeborene Stern am lichten Himmel Lysanthors und all der anderen Götter, diese kleine Sonne bewies, dass sie Intellekt, Weitsicht und Einfühlungsvermögen hatte, genauso wie eine Menge Disziplin, um mal eine hervorragende Licht-Magi zu werden. Hinter dieser kindlichen Fassade lauerte eine selbst bestimmende junge, heranwachsende Frau mit vielem, was sie interessant machte. Ein unbestimmtes Funkeln in seinem Blick war geweckt worden, dass sich nicht nur auf Novas ansehnliches Äußeres bezog. Sie war ein ungeschliffener Diamant.
Leon sah sie an und wechselte dann mit Brit einen Blick, die ebenfalls über Delilahs Entscheidung staunte. Nova, wie ihr neuer Licht-getaufter Name war, konnte stolz auf ihre Stärke sein. Leon sah sie bewundernd an, dann hatte er plötzlich zwei Arme um seinen Brustkorb geschlungen und blickte auf einen goldenen Haarschopf hinunter. Seine Brauen hoben sich überrascht und sein Mund stand einen kleinen Spalt offen, als Brit sich sogleich aus der Nische erhob und der Kindfrau schon zu Hilfe eilen wollte. Doch wer brauchte hier eigentlich die Hilfe? Leon starrte einen Moment lang unschlüssige auf das ihn umarmende Wesen, als wäre er mit der Situation vollkommen überfordert. Seine Augen flackerten und ein kleines unwillkürliches Schlucken folgte, bis er sich wieder im Griff hatte und ihr beruhigend die Hände auf die Schultern legte. Dabei achtete er übertrieben genau darauf, nicht ihre Haut zu berühren, was Brit zu einem misstrauischen Blick verleitete. Vorsichtig und langsam schob er Deli von sich, gerade so weit, dass er ihr in ihre Augen sehen konnte. Seine Züge hatten schon die gewohnte Lässigkeit zurück gewonnen, als er ihr sagte:
„Es war mir keine Mühe, es war mir eine Freude!“
Da war es wieder, dieses anziehende Lächeln, was ihre Ohren heiß werden ließ. Er stand sehr nah vor ihr und sie konnte seinen Duft einatmen, der sie irgendwie an herbe Wiesenkräuter erinnerte. Der sanfte Druck seiner Finger löste sich einen Hauch zu langsam von ihrem Körper und Leons Kiefer spannte sich kurz, genauso wie seine Fingergelenke sich durch bewegten, als müsste er sich etwas verkneifen zu sagen, oder seine Finger ein Gefühl abstreifen, das dort nicht hin gehörte.
„Du hast eine gute Entscheidung getroffen! Mein Verwandter wird sich auch über meine Aufwartung freuen, selbst wenn ich alleine komme. Vielleicht finde ich ja auch Ersatz ...“
Brit trat näher und knurrte fast, als sie sprach:
„Richte Verano aus, dass er sich von der Schule fern halten soll! Es gibt jedes Mal Ärger, wenn er in der Stadt ist und ich will nicht jedes Mal hinterher die Scherben aufsammeln, verstanden?!“
Leon zuckte mit den Schultern und machte einen Halbschritt hinter Nova, als sei sie ein Schutzschild. In Brits Augen lag ein gefährliches Funkeln und man konnte kaum noch den Spaß in ihrem Geplänkel erkennen, doch er war da. Verborgen unter Erfahrung und Wissen um einen Fremden, der ihr anscheinend Ärger gemacht hatte, aber er war da. Brit funkelte, an Novas Blick vorbei, den jungen Mann hinter ihr an. Leons Atem berührte Delilahs Wange, als er ihr über ihre Schulter hinweg etwas ins Ohr flüstere:
„Lass es mich wissen, wenn du es dir anders überlegst.“
Dann hörte sie ein paar schnelle Schritte und als sie sich umdrehte, war er schon ein gutes Stück den Gang hinunter. Brit knurrte noch immer.
Deli nahm sich vor, sie später nach diesem seltsamen Vorfall zu befragen, der sie offensichtlich so aufregte, doch jetzt war es besser, die schäumenden Wogen, sich erst einmal glätten zu lassen. Nach ein paar schweigenden Minuten, kam Brit wieder auf Delis Entscheidung zurück, dem Studium Vorrang vor dem Heimweh zu geben und ein stolzes Lächeln strich ihre Züge wieder glatt.
„Ich bin echt stolz auf dich! Äh, dass soll jetzt nicht Oberlehrerhaft klingen … Ich meine … Ich finde, du bist stärker, als du aussiehst. Ich meine, nicht körperlich … seelisch. Ich … ach du weist doch, was ich sagen will!“
Sie knuffte Nova in die Seite und grinste breit.
„Ich freu mich, dass du hier bleibst. Ich mag Leo, aber verrats ihm nicht! Er ist nur … seine Gesellschaft ist … ach, lassen wir das. Schau, hier geht es zum Lager ...“
Die scharfe Kehrtwende im Gespräch zeigte deutlich, dass Brit nicht zum Tratschen aufgelegt war. Im Laufe des Nachmittags zeigte sie Nova all die wichtigen Gänge und Orte, die sie kennen musste um sich hier nicht in Zukunft zu verlaufen und Delilah wurde mit so vielen neuen Informationen gefüttert, dass sie selbst kaum noch an Leon und seinen „Verwandten“ denken konnte.
„Die erste Woche, werde ich viel bei dir sein können und dir noch helfen, aber danach muss ich auch wieder an meine anderen Aufgaben. Aber keine Sorge, ich bin da, wenn du mich brauchst.“
Brit war eine gute Freundin und eine gewissenhafte Schülerbeauftragte. Auch wenn sie Nova nicht ihre ganze Aufregung nehmen konnte, verliefen die ersten Tage doch reibungslos und harmonisch. Die erste brennende Neugierde der anderen Schüler legte sich schnell und Delilah sollte den gleichmäßigen Ablauf eines intensiven Studiums kennen lernen.
Morgens gemeinsames Frühstück,
Studium der lichten Künste,
Mittagessen,
Pause,
Studium der lichten Künste,
Abendessen,
kleine Freizeit die viele fürs Studium der lichten Künste benutzten,
Schlafen.
Schon in den ersten fünf Tagen lernte Delilah so viel, dass sie jeden Abend wie erschlagen ins Bett viel und kurz darauf am Morgen wieder aufwachte um neues Wissen in sich aufzunehmen. Magi Sixtema wurde ihr dabei schnell eine vertrauenswürdige Mentorin, an die sie sich immer wenden konnte und ihr hilfreich zur Seite stand. Novas Zielstrebigkeit und Wissensdurst war von Vorteil und Sixtema bereitete es Freude die kleine Sonne wachsen zu sehen. Ihre Förderung entsprach ganz Delis Willen, eine helfende, eine heilende Magi werden zu wollen. So führte sie sie sehr bald in den Teil der Akademie, in der ein Hospital eingerichtet worden war um diejenigen Kranken Celcias zu behandeln, die sonst verloren wären.
Tempel des Lichts, Lysanthor-Geweihte gab es einige im Land, doch hier in der Lichtakademie befasste man sich mit den schwersten Fällen, den Hoffnungslosen, mit dem Leid und mit dem Tod. Delilah hörte auch von einem anderen Ort, der vergleichbar war mit diesem, doch tief verborgen bei den Elfen in den Wäldern lag. Das erste Mal, nachdem Nova diesen Trakt, das Hospital, betreten hatte, bereiteten die Bilder, die sie dort gesehen hatte, eine lange, schlaflose Nacht. Doch schon am nächsten Tag, wusste sie ganz tief in sich, dass es genau das war, für was sie geboren worden war. Hier wollte sie helfen und lernen! Hier wollte sie ihre Macht kanalisieren und die Zauber studieren, die diesen armen Seelen helfen konnten. Hier war sie richtig! Hier war sie angekommen. Ein starker Funke erwachte in ihr, der schnell zur Flamme wurde und sie voran trieb. Hier wollte sie den Kampf gegen die übelsten Krankheiten, grausige Verletzungen und die Schatten des Todes aufnehmen. Das war der Plan, der Plan für ihr Leben. Delilah wusste sofort, kein noch so grausamer Anblick, Nichts könnte sie mehr schrecken, wie das Unvermögen, ihre eigene Hilflosigkeit, nichts dagegen tun zu können, nicht helfen zu können. Das Ziel war gesetzt und Nova war gewillt und hoch motiviert alle Hürden zu meistern und wo konnte ihr das besser gelingen als hier!

Ein besonderes Ereignis überraschte Nova am Ende des ersten Monats, ihres Aufenthaltes in der Lichtakademie. Raphael Cinzento, der „Graue“, Templer der heiligen Inquisition und Wächter des Lichts, besuchte sie. Magi Sixtema hatte ihm die Erlaubnis dazu erteilt, nachdem die Inqusistion an sie heran getreten war. Sein Anblick rief sofort all die Bilder ihrer jüngsten Vergangenheit wieder wach. Die Erinnerung an Omniel, an die Schatten, mahnend, dass es auch noch finstere Mächte gab, die dort draußen lauerten. Auch dies war ein Bereich, den Delilah in ihren Studien nicht vernachlässigen sollte, denn das Leben hatte ihr ihre Fähigkeiten gezeigt. Etwas in ihr, eine Gabe, schenkte ihr die Macht, Schatten zu sehen. Ihr Gabe, ihr Licht, ihr ganzes Wesen hatte Omniel davor bewahrt, sich seinem Fluch zu ergeben. Delilah nahm sich vor, das eingehender zu erforschen. Der Templer, der sie auf dem Marktplatz gefunden hatte überbrachte Grüße und Nachricht von ihrer Moma. Resa schrieb in einem Brief, wie stolz sie war, wie glücklich und was der Signore Cinzento doch für ein charmanter Mann war. Gleichzeitig schwärmte sie von Mortimer, dem Schneider und berichtete von einer Gruppe Ritter, die wohl vor kurzem in die Stadt gekommen waren. Auf dem Marktplatz kursierten wilde Gerüchte und sie hätte mal drei gesehen. Herrliche junge Männer, die das Herz der Frauen im Sturm eroberten, aber nicht ihre Altersklasse waren. Deli würden sie gefallen. Einer ritt auf einem silberweißen Ross, dass so herrlich war, dass es Deli wohl lieben müsse. Resa schwärmte wie ein junges Mädchen, aber das war ihre Art. Sie war immer lustig und schrieb ihrer Enkelin von allem was geschehen war, sei es noch so unwichtig. Der Kuchen war angebrannt, im Garten schaufelte sie Schnee, die Nachbarin hatte sich beruhigt und alle redeten wieder gut über die Familie. Raphael, der Graue, wartete geduldig und überbrachte Novas Antwort. Seine ruhige Art, die knappen, sachlichen Fragen die er bezüglich Omniels Verbleib und Delilahs Vermutungen darüber stellte, ließen Deli aufatmen. Sie konnte ihm nichts sagen und war glücklich nicht lügen zu müssen. Ihr Freund war also entkommen und die Inquisition hatte, auf das Anraten des Grauen, von einer intensiven Suche Abstand genommen, sofern sie keine neuen Hinweise liefern würde. Signore Cinzento war ein Mann von Ehre, ein Diener Lysanthors und trotz seiner Berufung, war er doch an Wahrheit und Gerechtigkeit interessiert. Delilah fühlte instinktiv, dass er ihr, genau sowenig wie Omniel, dem Menschen, nichts Böses hatte wollen. Es war nur seine Berufung, die Schatten zu jagen, genauso wie sie das Licht in sich trug die Schatten zu zähmen. Raphael, wie sie ihn fortan nennen durfte, trug ein interessantes Siegel bei sich, in Form eines goldenen Löwen. Wieder gab es ein Symbol mehr, dem sie folgen könnte. Sie erinnerte sich an ihren Traum und den brennenden Boten. Leon war ihr als erster erschienen. War er der Löwe dem sie folgen sollte? Oder war es Raphael, der Graue? War es das Symbol Lysanthors und der Templer, die heilige Inquisition? Oder war es Lysanthor selbst und die Magie des Lichts, die sie zu sich riefen? Ihr weiterer Weg würde es zeigen.

Die ersten Monate offenbarten der jungen Novizin ein Leben voller neuer Möglichkeiten, aber auch Entbehrungen. Das Monster, mit Namen „Heimweh“ verließ sie nie ganz, aber die Ablenkung des Alltags halfen das Ziehen in ihrem Herzen jeden Tag ein bisschen leichter zu ertragen. Sie erfuhr Dinge, die sie sich niemals auch nur erträumen hätte können. Die Magie in ihr begann ihr Gesicht zu zeigen. Einige Zauber gingen ihr leicht von der Hand, andere bräuchten wohl ein Jahrzehnte langes Üben.
Sie lernte viele neue Freunde kennen und auch von ihnen erfuhr sie immer mehr. Starke Bande bildeten sich, aber auch Antipathien formten ihren Alltag. Wo Brit ihr von Anfang an eine treue Freundin war, so merkte Nova schnell, dass Malferius Conrad Silhemten der Dritte, oder auch Rius genannt, der den Erstkontakt zu den Schülern gern für seine Zwecke nutzte, ein hintertriebenes Wesen hatte. Er nutzte die Unwissenheit der Neuen gerne aus und einige der Mädchen hatten regelrechte Angst vor ihm. Leon war da das ganze Gegenteil. Ihm schienen die Mädchen regelrecht hinterher zu laufen, doch unter den Schülerinnen konnte sich keine einzige damit rühmen, mehr als ein Lächeln und liebe Worte erhalten zu haben. Nun ja, alle außer Nova, die sich eine Umarmung gestohlenen hatte. Mit der Zeit bekam sie auch über ihn einige interessante Details heraus, da auch ihr Interesse nicht ganz verschwinden wollte. Leon an sich war ein „Lieber“, aber seine Kontakte reichten weit. So weit, dass es schon wieder viele Neider weckte. Über Brit bekam Deli heraus, dass der besagte Verwandte Leons, ein gewisser Verano Milagros, der Erste, Graf von Weißenfels zu Rugta ein Bruder/Sohn/Cousin/Onkel/Vater oder kurz eben ein Verwandter, eben von dem weißen Ritter, den sie auf dem Marktplatz gesehen hatte, ein Tha'Roon-Blut-Mischling sein sollte. Wie viel davon wahr war, stand in den Sternen und es gab viele Geschichten, die sich um Leon und ihn drehten, aber niemand konnte etwas genaues sagen. Das einige was Delilah über die Tha'Roon heraus fand war, dass man sie vielerorts für Geister hielt. Eines der Lieblings-Gerüchte der Mädchen war, das sie in die Gedanken und Träume der Wesen reisen konnten um dort ihre Liebe zu wecken, was natürlich völliger Quatsch war. Dennoch hielten sich solche Aussagen hartnäckig.
Einen besonderen Freund konnte Nova für sich gewinnen, in dem sie dem „Mädchen für Alles“ seine Kleidung nähte. Grimmog stellte sich als ein Riesentroll reraus, der im Untergrund der Akademie sich um das leeren der Toiletten kümmerte, die Zimmer ordentlich hielt und sonst ein eher stiller Gefährte war. Wie er an die Akademie gekommen war, erzählte er nicht, aber er zeigte Nova seinen magischen Zaubertrick. Die einzige Lichtmagie, die er anwenden konnte, war ein kleiner Zauber, der drei kleine Lichtpunkte um seinen Kopf tanzen lassen konnte, die dann für ihn die dunklen Gänge erhellten. Für einen Troll war das eine herausragende Leistung. Außerdem kannte er ein paar schicke Abkürzungen durch verborgene, aufregende Geheimgänge. Sonst fühlte er sich vor allem der Erde verbunden und huldigte dem Uhrgeist. Er kümmerte sich um eine unterirdische Pilzzucht, die hervorragend schmeckten und steuerte so seinen Teil für die Gemeinschaft bei. Jeder bekam Aufgaben zugeteilt, die ihren Fähigkeiten entsprachen und so fand auch Delilah ihren Platz im Gefüge der Lichtakademie. Magi Sixtema fragte sie eines Tages, ob sie im magischen Garten arbeiten lernen wollte und da Delilah schon von Kindesbeinen an ihrer Moma im Garten geholfen hatte, fühlte sie sich mit dieser Aufgabe sehr wohl. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an die veränderten Lichtverhältnisse in diesem Bereich der Akademie gewöhnt hatte, aber dann genoss sie dort jede Stunde. Hier konnte man zu jeder Jahreszeit, jede Vegetation, jedes Kraut und jede Pflanze züchten, die man zum heilen brauchte. Auch Grimmogs unterirdisches Zutun hatte etwas damit zu tun. Manche Pflanzen waren so kostbar, dass sie unter kleinen magischen Kuppeln gezogen wurden und nur von ausgesuchten Personen berührt werden durften, andere wiederum wucherten in der Wachstumsfördernden Umgebung wie Unkraut um mussten jeden Tag gestutzt werden. Die Gartenarbeit bereitete Nova viel Freude, da man beim schweren, körperlichen Arbeiten die Gedanken fließen lassen konnte.

Alles wäre also perfekt gewesen, wenn es nicht immer einen Punkt geben würde, der Ärger bereit hält. In Novas Fall war dies ihre Zimmernachbarin, Hexyra Äskulaptus , Zyranerin, 7J. Enkelin des Vorsitzenden des Zyranischen Rates. Das Mädchen schien es sich nicht ausreden zu lassen, in Nova eine Konkurrentin sehen zu wollen. Jeder Erfolg, den Delilah vorzuweisen hatte, wurde von ihr abgewertet. Ganz ohne ihr Zutun, entwickelte sich zwischen den beiden Mädchen eine schleichende Feindschaft. Um so netter Nova versuchte zu sein, um so mehr fühlte sich Hexyra durch sie herablassend behandelt. Ignorierte sie sie, so wurde dies als vermeintliche Aufgabe gewertet und sie machte sich über sie lustig. Es war diesem Kind nicht zu helfen. Delilah erkannte bald, dass es nur die Möglichkeit gab, sich aus dem Weg zu gehen und dies gelang leider nur, in dem sie so schnell wie möglich aus dem Novizen-Trakt in den Flur der höheren Schüler verlegt werden würde. Hexyra würde trotz all ihrer Talente dort noch länger verweilen müssen, da sie schlicht weg noch zu jung für einige Dinge war. Also lernte Delilah wie besessen, doch auch dies war ein Stein des Anstoßes, doch da musste sie durch.
Wie auf jeder Schule gab es also gute und auch schlechte Tage, Freunde und Feinde, Schatten und Licht. Die Zeit verging wie im Fluge und bald, sehr bald, fühlte Nova in sich die Magie reifen und erblühen. Es gab Rückschläge und Erfolge, doch was auch geschah, ein Aufgeben oder Entfliehen kam für Delilah Tesseras, hier genannt Nova, nicht mehr in Frage. Das Kind in ihr reifte und Verantwortung für Kranke und Leidende formten ihren Charakter. Ihr Licht, tief im Innern ihrer Seele begann nach außen zu strahlen. Selbstbewusstsein, Stärke, die Sicherheit mit ihrer Magie umgehen zu können, niemanden zu verletzten, Anderen Trost zu spenden, das alles war ein Prozess des Wachsens und des Wandelns und
Delilah war bereit den Weg des Lichts zu gehen.



(ooc: Delilah pausiert voraussichtlich bis Januar.)
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