Gibt es Geister wirklich...?

Auf Grandeas Friedhof werden das einfach Volk und der Adel zu gleichen Teilen beigesetzt. Nun gut, der Adel erhält wundervoll gestaltete Grufthäuser, der Rest wird einfach in Erdlöcher geworfen oder erhält vielleicht noch einen kleinen Grabstein.
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Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Samstag 20. April 2013, 10:06

Feder kommt von: Von Schatten und Musik

Es war mehr als finster in den Gassen und nirgends konnte sie einen Anhaltspunkt ausmachen, wo sie sich überhaupt befand. Sogar der Himmel hatte sich gegen jedwedes Licht verschworen, da sich die Sterne von Wolken hatten verhüllen lassen müssen. So konnten selbst die geschulten Augen der jungen Frau kaum erkennen, wohin ihre Beine sie überhaupt trugen.
Solange, bis sie an einer Mauer ankam, an der sie entlang bis zu einem Tor gelangte. War das schon das Stadttor? Ein bisschen klein dafür, oder?
Andererseits… vielleicht ein Nebenzugang? Das wäre natürlich ideal, denn es wäre hier kaum einer der Wachen zugegen, um die Ausgangssperre durchzusetzen, die inzwischen herrschte. Oder war der Zugang mit einem Vorhängeschloss versperrt? Dem sollte Feder auf den Grund gehen. Außerdem waren die Häuser ein bisschen zurück gewichen, sodass sie mehr Platz hatte, sich zu bewegen.
Ein schmiedeeisernes Tor tauchte zu ihrer Rechten auf und lud dazu ein, es behutsam zu öffnen und hindurch zu schreiten. Hoffentlich nur würde es nicht zu laut quietschen. Wie weit der Lärm zu dieser Stunde getragen werden konnte, hatte sie schließlich zuvor gehört bei dem Säugling.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Feder » Samstag 20. April 2013, 16:33

Behutsam setze Feder einen Fuß vor den anderen, darauf bedacht nicht auf das zu treten, was diesen bestialischen Gestank verursachte. Es war wirklich Zeit die Stadt zu verlassen. So irrte sie von einer Gasse in die nächste, die ihr alle das Gefühl gaben irgendwie gleich auszusehen. Dass jene auch nicht geradlinig verliefen, trug nicht gerade zur Orientierung bei. Immerhin war es dunkel, was ihr ein gewisses Gefühl von Sicherheit verlieh.
Zumindest solange bis ein lauter Schrei aus dem Haus direkt neben ihr ertönte. Ihr Herz beschleunigte seinen Takt ebenso wie ihre Schritte. Es klang nach einem Baby, aber was es auch immer in diesem Haus verloren hatte, sie wollte es gar nicht wissen. Vielleicht war es mit seinen Eltern dort, da sie sich keine andere Unterkunft leisten konnten. Vielleicht wollte aber auch jemand ein Kind los werden. Wie schon gesagt, sie wollte es gar nicht wissen. Immerhin war auch sie selbst von ihren Eltern verlassen worden. Sie biss sich nervös auf die Lippe. Oder aber sie waren gezwungen sie zu verlassen. Ein müßiges Rätsel, da es keinerlei Anhaltspunkte gab.

Sie ging und ging und ging und ging, dabei schien das ganze kein Ende zu nehmen. Frustriert kickte sie ein kleines Steinchen aus dem Weg, der klackend gegen eine Mauer flog. Endlich eine Veränderung im Stadtbild. War dies schon die Stadtmauer? Sich an der Mauer orientierend, setzte sie ihren Weg fort, beschwingter nun, durch die Aussicht dem Ganzen bald entkommen zu sein. Nach einiger Zeit wichen die Häuser dann zurück und gaben den Blick auf ein kleines schmiedeeisernes Tor frei. Ein solches eignete sich ja wohl kaum als Stadttor? Dennoch wollte Feder es sich genauer ansehen. Denn im Nachhinein zu merken, man hatte den Ausgang verpasst, weil man an die Vernunft von Menschen geglaubt hatte, wäre mehr als ärgerlich. Vorsichtig näherte sie sich nun dem Tor, während sie das Auge des Mondes wirkte. Einer der simpelsten Zauber der Schattenmagie, den sie schon ganz zu Beginn gelernt hatte. Dennoch war er einer der Nützlichsten, konnte man mit ihm doch auch in absoluter Finsternis sehen. Er würde seine ganze Wirkung zwar nur in geschlossenen Räumen entfalten können, aber um ein Tor direkt vor sich zu betrachten sollte er mehr als ausreichen. Und vielleicht konnte man auch einen Blick durch die Gitterstäbe erhaschen?
Sie warf noch einen kurzen Blick über die Schulter, ehe sie das Tor genauer untersuchte. Sie würde erst versuchen es zu öffnen, nachdem sie versucht hatte, etwas durch die Gitterstäbe zu erkennen.

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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. April 2013, 11:40

Städte waren generell Orte, an die man sich gewöhnen musste, war man darin nicht aufgewachsen. Sobald man einmal Gefallen an der Weite oder die wohltuenden Düfte der Natur gewöhnt hatte, fiel es einem schwer, wieder in diesen Mief zurück zu kehren. Denn der Wind konnte hier kaum etwas ausrichten, zwischen all den Häusern.
Hinzu kam, dass sich die junge Frau in einem der ärmsten Teile des Armenviertels bewegte. Da kümmerte sich niemand um den Zustand, wusste auch keiner um die Gesundheit gefährdenden Faktoren, sondern alle waren schon froh genug, wenn sie den nächsten Tag erleben konnten. Der ein oder andere hingegen würde vermutlich sogar das Gegenteil erreichen wollen und wäre froh, wenn auch ihn endlich eine der unsagbar vielen tödlichen Krankheiten treffen würde, die in diesen Häusern die Runde machten.
So war es kein Wunder, dass Feder Wege einschlug, deren Beschaffenheit sie gar nicht wissen wollte, und dass sich ihre Nase gegen all die Gerüche sträubte. Wobei sie noch Glück hatte, die frische Brise machte es eine Winzigkeit erträglicher, als wenn gerade die stickigste, heißeste Saison wäre.
Die Nacht war unheimlich an einem Ort wie diesem und trotzdem konnte sie sich relativ sicher fühlen. Weniger deswegen, weil sie sich bei solchen Bedingungen regelrecht unsichtbar machen konnte, sondern einfach aus dem Grund, dass sich hierher nur in den allerseltensten Fällen das diebische Gesinde verirrte.
Dazu war es in diesem Bereich nicht lohnend genug, denn die meisten hatten ohnehin nichts, viele nicht mal einen richtigen letzten Fetzen am Leib. Und die Frauen waren allesamt zu schmutzig, hatten zu schlechte Zähne und verschiedenste Krankheiten, als dass sich Männer damit konfrontieren wollten.
Trotzdem gab es hier Leben und ein Beispiel davon schrie gerade krähend in einem der dunklen Gebäude, sodass es klang, als wolle es die gesamte Stadt aufwecken. Was natürlich nicht geschehen würde, aber es konnte einem schon einen gehörigen Schrecken einjagen.
Die junge Frau verfolgte ihren Weg weiterhin, was anderes blieb ihr auch nicht übrig. Es dauerte scheinbar ewig, bis sich etwas an ihrer Umgebung änderte. Wirklich zu sehen war es nicht, dazu war die Nacht zu finster.
Allerdings fand Feder es auf eine andere Art und Weise heraus, indem sie ein Steinchen mit dem Fuß wegschoss und es zufällig die Mauer traf. Die Frage war lediglich… welche Art Mauer war das?
Sie konnte es nicht so recht erkennen, denn sie endete mehr als zwei Köpfe über ihr und es war kein Übergang zur Nacht auszumachen, sodass sie noch höher hätte sein können. Immerhin, sie sah und hörte keinen Wachmann oder entdeckte ein Feuer, sodass sie womöglich unerkannt verschwinden könnte.
Und ein Tor kam ebenfalls in Reichweite, kaum auszumachen und trotzdem eindeutig genug, weil die Düsternis sich ein bisschen aufgehellt hatte durch den durchfallenden Schein. Viel half es ihr nicht, eben außer zu erkennen, dass es hier einen Durchgang gab.
Ob das ein Seitentor der Stadtmauer war? Eine Schwachstelle in der Verteidigung? Möglich wäre es, denn es war allgemein bekannt, dass der König sich seiner selbst viel zu sicher war. Aber die junge Frau wollte es natürlich genauer wissen und hatte den Vorteil auf ihrer Seite, dass sie eine Begabung für die Schattenmagie besaß.
Die setzte sie auch ein, um wenigstens das Tor absuchen zu können. Es besaß ein rostiges Schloss an einer noch rostigeren Kette, sodass dies kaum ein Hindernis darstellen würde, sollte sie hindurch schlüpfen wollen. Wahrscheinlich würde es auch quietschen.
Jedoch dahinter… befand sich eine offene Fläche. Genaueres konnte sie nicht erkennen, dazu war die Nacht trotz allem auch weiterhin zu finster. Anscheinend hatte sie allerdings einen Ausgang gefunden.
Was sonst sollte eine freie Fläche mitten in einem Wohnviertel bieten? An einen Friedhof zu denken, wie es der Wahrheit entsprach, lag fern, denn diese wurden eigentlich außerhalb der Mauern angelegt. Dass dies im Fall der Adeligen sogar zutraf, denn zwischen deren und dem hiesigen Viertel gab es ja eine steinerne Abgrenzung, war ein anderes Thema.
Die junge Frau konnte ihre Gabe nicht so weit konzentrieren, dass sie bis zu den ersten Grabsteinen das Gebiet hätte erkennen können. So gab es für sie hier lediglich ein Tor und danach nichts, was mit weiteren Häusern verbaut wäre. Also eigentlich der Ausgang, den sie suchte…
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Feder » Mittwoch 1. Mai 2013, 12:58

Nachdenklich betrachtete Feder die von rotem Rost zerfressene Kette. Sie könnte das Schloss natürlich auch mit einem Schlüssel aus Zwielicht öffnen, aber das würde vermutlich mehr als eine gefühlte Ewigkeit dauern und im Moment konnte es ihr kaum schnell genug gehen. Mit etwas Glück hatte der Zahn der Zeit die Kette soweit bearbeite, dass sie zerspringen würde, sobald sie versuchte die Flügel des Tors aufzustemmen.
Bei der ganzen Sache bereitete ihr aber vor allem die Tatsache, dass die Scharniere wohl schon seit einer Weile nicht mehr geölt worden waren, einige Sorgen. Ihre Aktion dürfte eine Menge Lärm verursachen. Sollte dann das Tor nicht aufgehen, hatte sie ein echtes Problem.
Ein weiteres Mal schaute Feder sich um, konnte aber weit und breit keine Menschenseele entdecken. Nun gut. Mit aller Kraft drückte sie gegen das Tor, welches augenblicklich ein erbarmungswürdiges Kreischen von sich gab. Die Flügel schwangen einige Zentimeter auf, ehe sie von der Kette gehalten, mit einem Ruck zum stehen kamen. Verflucht. Ein weiteres mal drückte Feder die Flügel auseinander so gut sie konnte. Jeder einzelne Muskel war angespannt. Aber die Kette wollte nicht bersten.
Was für eine Blöde Idee! Gehetzt sah sie sich um. Niemand zu sehen. Noch nicht zumindest. Sie wollte sich gar nicht vorstellen was geschehen würde, sollte man sie erwischen.
Hektisch zog sie aus ihrem Gürtel einen der Dolche hervor und begann mit dem Knauf auf das schon stark beschädigte Schloss einzuschlagen. Sollte es ihrer Gewalt nachgeben, würde sie schnellstmöglich durch das Tor schlüpfen und so viel Abstand zwischen sich und das Tor bringen wie nur möglich.

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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 8. Mai 2013, 14:19

Eigentlich sollte das Tor besser gesichert sein, denn, was dahinter lag, war Eigentum der gesamten Stadt und somit auch der Elite. Allerdings hatte diese eigene Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Außerdem befand sich Feder an einem der Seiteneingänge, ohne es zu wissen, sodass hier erst recht keiner wirklich auf die Instandhaltung der Kette und des Schlosses geachtet hatte. Wobei… letzteres war vermutlich derart vom Rost zerfressen, dass es sowieso nicht mehr mit dem Schlüssel zu öffnen wäre aufgrund der Rückstände im Getriebe.
Und da durch dieses Tor lediglich der Zugang für die Bewohner dieses Armenviertels gedacht war, herrschte noch weniger Interesse an der Wartung. Von daher würde es kaum jemanden stören, wenn die junge Frau tat, worauf viele insgeheim schon warteten. Großartigen Lärm würde es vermutlich auch nicht verursachen, wenn sie die Glieder der Kette auseinander zog, bis diese zerbröselten. Sie könnte sich die Mühe eines aufwendigen Zaubers also sparen.
Mehr Aufmerksamkeit würde da schon das Tor selbst auf sich ziehen, zwangsläufig, denn die Scharnieren waren bestimmt seit Ewigkeiten nicht mehr geölt worden. Wenn überhaupt, seitdem dieses Tor gefertigt worden war.
Es würde quietschen und dieses Geräusch würde sich weit durch die Nacht tragen. Aber wenn Feder da hindurch wollte, musste sie das nun einmal in Kauf nehmen. Wenngleich vermutlich kaum jemand nachsehen kommen würde, wer da um diese Uhrzeit noch diesen Weg einschlug. Die Bewohner hier hatten ganz eigene Sorgen und kümmerten sich nur äußerst selten um Dinge, die sie nichts angingen, sogar dann, wenn sie dessen Zeugen wurden.
Und tatsächlich, so wie das Tor aussah, klang es auch, denn es protestierte kräftig gegen die Bewegung. Noch hielt die Kette obendrein. Doch selbst, als Feder in die Nacht hinein lauschte und wartete, rührte sich nicht viel mehr als das heisere Kläffen eines weit entfernt lebenden Hundes, der gegen diese Störung seines Schlafes damit angehen wollte. Auch der Säugling war inzwischen entweder verstummt oder greinte nur noch so leise, dass dessen Plärren nicht mehr bis zu ihr vordringen konnte.
Dafür rührte sich etwas lautlos auf der anderen Seite des Tores, etwas, das sie weder ausmachen, noch sonst wie erkennen konnte und das sie gewarnt hätte, vielleicht ihren Plan lieber aufzugeben.
Somit gab es nichts, das die junge Frau aufhalten konnte, als diese ihre Waffe zog und mit zwei kurzen, gezielten Schlägen dafür sorgte, dass sie Kettenglieder endgültig zerfielen und das Schloss vor ihren Füßen auf den Untergrund aufschlug. Dort blieb es unbeachtet liegen und sie konnte das Tor soweit aufdrücken, nach einem kurzen Widerstand seitens der verrosteten, verkrusteten Scharnieren, dass sie hindurch schlüpfen konnte.
Dahinter erwartete sie eine scheinbar freie Fläche, die so wirkte, als hätte sie tatsächlich ein Schlupfloch durch die Stadtmauer entdeckt. Allerdings war der Himmel nun gänzlich Wolken verhangen und selbst eine angehende Schattenmagierin wie Feder konnte die Hand vor Augen nicht mehr erkennen. Trotzdem kam sie voran, langsam, aber doch, auf einem Weg, den wohl schon viele vor ihr benutzt hatten.
Plötzlich jedoch war ein Gegenstand vor ihren Beinen und da sie nichts sehen konnte, stolperte sie direkt dagegen und musste prompt um ihr Gleichgewicht kämpfen. Während sie damit noch beschäftigt war, um nicht zu hart auf ihren vier Buchstaben zu landen, riss die Wolkendecke flüchtig auf und bot ihr ausreichend Licht um zu erkennen, was ihr da Widerstand geboten hatte.
Es war… ein Stein? Eine rechteckige Platte, in den Boden eingelassen und unbeschriftet, nur leicht erhöht in dem wuchernden Gras. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten? Bedauerlicherweise schloss sich der Himmel zu rasch wieder, als dass es ihr möglich gewesen wäre, einen Blick in die Runde zu erhaschen.
Ob es hier noch mehrere solcher Platten gab? Und wenn ja, warum? Ein Hindernis für all diejenigen, die sich nachts in die Stadt rein- oder rausschleichen wollten, damit sie sich zuvor alle Zehen brachen? Wäre da ein Graben nicht viel sinnvoller?
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Feder » Donnerstag 9. Mai 2013, 20:50

Nachdem Feder es endlich geschafft hatte das störrische Schloss zu zerstören, öffnete sie die Torflügel, soweit der Rost es zuließ. Nach wie vor war sie nervös, fürchtete sie doch auf den letzten Metern noch in irgendeine unangenehme Situation zu geraten.
Umso zügiger schritt sie deshalb aus, im Glauben Grandea hinter sich zu lassen.
Aufgrund ihrer Eile schmerzte es fürchterlich, als ihre Zehen plötzlich auf Widerstand trafen. Sie zischte laut und begann Flüche vor sich hin zu murmeln. Für einen Augenblick erbarmte sich dann der Mond und erleuchtete ihr Hindernis. Eine Steinplatte. Im nächsten Moment kuschelte er sich aber schon wieder in seine dunkle Wolkendecke. So konnte sie sich keinen Reim darauf machen, was eine Steinplatte mitten auf freiem Feld zu suchen haben könnte. Wie konnte es nur so verflucht dunkel sein? Vielleicht würde es ihr einleuchten wenn sie mehr sehen könnte. Doch im Moment gab es nichts zu tun als einfach weiter zu irren. Sie schaute sich um und sah absolut überhaupt nichts. Sie war sich nicht einmal mehr sicher in welche Richtung sie zu gehen hatte? War sie dort her gekommen? Vorsichtiger nun, um sich bloß nicht wieder anzuschlagen, tastete Feder sich Schritt für Schritt durch die Dunkelheit, nicht mehr ganz so sicher, ob ihr überhasteter Aufbruch die beste Idee gewesen war.

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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 16. Mai 2013, 10:14

Während die junge Frau auf den Friedhof trat und nichts, absolut gar nichts sehen konnte, nicht einmal bemerkte, an welchem Ort sie sich unabsichtlich begeben hatte, blieb ihr Eindringen dennoch nicht unbemerkt. Denn es gab durchaus Wesen, die auch zu dieser Uhrzeit bei dieser Witterung etwas erkennen konnten.
Vielleicht nicht unbedingt mit den Augen, dazu war das Licht definitiv zu schlecht. Aber es gab noch andere, ausgeprägte Sinne, welche diese beiden Wesen aufscheuchten und dazu brachten, sich langsam anzuschleichen. Da arbeiteten feuchte Nasen und da zuckten die empfindlichen Ohren, um jeglichen Geruch und sämtliche Geräusche, die nicht in ihren Alltag passten, aufnehmen zu können.
Und als der Mond für einen kurzen Moment zum Vorschein kam, konnten sie mit ihren Augen ebenfalls ausmachen, was die anderen Sinne bereits erkannt hatten. Hier gab es einen Eindringling! Sie selbst hingegen blieben regelrecht unsichtbar, denn sie hatten es gelernt, sich zu ducken, sobald sich auch nur eine winzige Kleinigkeit in der Umgebung änderte.
Lautlos, ohne sich verständigen zu müssen, dazu waren sie ein zu gut eingespieltes Team und hatten ihre Instinkte, trennten die Beiden sich und kreisten somit Feder ein, die davon nichts mitbekommen konnte. Das hier war ihr Revier, sie kannten jeden Millimeter und so passierte es auch nicht, dass das wuchernde Unkraut unbeabsichtigt raschelte oder ein Steinchen gekickt wurde, was ein warnendes Geräusch verursacht hätte. Absolut rein gar nichts verriet diejenigen, welche die Witterung aufgenommen hatten und sich deswegen nun anschlichen.
In der Zwischenzeit war es längst wieder finster geworden und so mussten sich die Beiden erneut auf ihre anderen Sinne konzentrieren. Trotzdem konnten sie sich nähern und gleichzeitig der jungen Frau folgen, als diese sich ihren Weg weiter voran tastete, um nicht erneut einen Zehenbruch zu riskieren.
Und schließlich, als sie nahe genug an ihr dran waren und lediglich auf eine falsche Bewegung, so klein wie ein Zucken, warteten, erschien der Mond erneut hinter der Wolkendecke. Nicht so hell wie zuvor, denn einige Schlieren blieben vor der abnehmenden Scheibe, aber ausreichend, um etwas erkennen zu können.
Nun konnten und wollten die Wesen sich nicht mehr verstecken, sondern zum Angriff übergehen. Oder eher dafür zu sorgen, dass der Eindringling rasch wieder verschwand.
Als Feder ausmachen konnte, dass sie nicht völlig alleine war, wussten auch die Zwei, dass die Zeit des Versteckens in dieser Situation vorüber war. Rechts von der jungen Frau erklang ein warnendes Knurren und links funkelten gelbliche Augen besonders nah.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Feder » Donnerstag 30. Mai 2013, 00:11

Nach wie vor hielt Mutter Nacht die Szene in ihrem schwarzen Griff und machte es Feder unmöglich etwas zu erkennen. Nervös biss sie sich auf der Unterlippe herum, um den Schmerz, der in ihren Zehen pochte, zu unterdrücken. Mit dem Geruch von toter Erde stieg ein unangenehmes Gefühl ihn ihr empor. Hatte hier vor den Toren eine Schlacht stattgefunden, bei der viele Menschen gestorben waren? Wie hätte sie so etwas verpassen können? Die Sekunden zogen sich lang, zäh und gummiartig, wie das letzte Stuck Brot das sie gegessen hatte, dahin. Könnte der verfluchte Mond nicht endlich wieder zum Vorschein kommen, damit sie sich orientieren könnte? Natürlich hatte sie schon darüber nachgedacht sich einfach hinzusetzen, bis der Morgen Hand in Hand mit dem Licht kam. Aber irgendetwas stimmte hier nicht, nach wie vor hielt sie ein ungutes Gefühl fest gepackt.
Und während sie sich so vorsichtig ihren Weg suchte, schlichen sich die Kreaturen immer näher an die junge Frau heran. Dann, endlich, erfüllte der Mond Feders Wunsch und tauchte die Erde in fahles, verlorenes Zwielicht. Nicht hell, aber dennoch genug um das Meer an Grabsteinen zu erkennen, in dem sie gestrandet war. Doch bevor sie überhaupt weiter darüber nachdenken konnte, erklang ein gefährliches Knurren von Links und Rechts.
Abscheuliche eitergelbe Augen starrten sie an, deren Grässlichkeit nur noch von einer Vielzahl messerscharfer Zähne überboten wurde.
Sie hätte einfach im Bett bleiben sollen. Dies war einer der wenigen Momente, in denen Feder sich ein eigenes Haus oder eine Heimat wünschte. Denn wenn es ihr Bett gewesen wäre, hätte sie dort auch ohne Probleme den ganzen Tag liegen können.
Während ihr Herz seinen Rhythmus beschleunigte, dachte sie fieberhaft über einen Ausweg nach. Ihre Magie würde ihr jetzt nicht großartig helfen, da sie schon entdeckt wurde und ihre Fähigkeiten sie hauptsächlich davor schützen sollten. Ein weiterer Beweis dafür, dass sie unbedingt ihre Ausbildung unter professioneller Anleitung fortsetzen sollte. So tat sie das Einzige, das ihr sinnvoll schien. Mit zitternden Händen nestelte sie die Dolche aus ihrem Gürtel, um dann einen auf jede der Kreaturen zu richten. Auch wenn ihre Haltung eindeutig linkisch war, so hoffte sie dennoch, diese Wesen damit abschrecken zu können. Wenn auch grausam, so sahen sie nicht gerade intelligent genug aus um ihren Bluff durchschauen zu können. Sie musste nur selbstbewusst genug wirken. Augenblicklich straffte sich ihre Körperhaltung, der Kopf streckte sich und mit der herausgestreckten Brust, strahlte sie eine Selbstsicherheit aus, die sie definitiv nicht besaß. Langsam begannen die Kreaturen Kreise um Feder zu ziehen, vermutlich um ihre spärliche Verteidigung zu unterlaufen. Feder folgte den Bewegungen der Kreaturen, wurde aber zusehends unruhiger. Ihr war bewusst, dass diese nur auf die nächsten Wolken warteten. Da sie sich scheinbar sehr gut in der Dunkelheit zurechtfanden, war es also nur eine Frage der Zeit, bis Feder wieder hilflos auf dem Präsentierteller stand. Aber bei aller Anstrengung fiel ihr einfach kein Ausweg ein.

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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Freitag 31. Mai 2013, 12:07

Die Natur war nicht gerade ein Freund der jungen Frau und die Nacht seit neuestem auch nicht. Durch ihre magische Begabung konnte sie zwar mehr sehen als gewöhnliche Vertreter ihrer Rasse, allerdings war auch ihren Sinnen hier eine Grenze gesetzt worden. Eventuell hätte sie sich lieber eine der kleinen, schwachen Kerzen aufheben und mitnehmen sollen? Das hätte ihr jetzt definitiv geholfen!
Doch es half alles nichts, entweder sie würde warten, bis sich die Wolken verzogen oder es dämmern würde, oder sie würde sich weiter blind voran tasten müssen. Aber sie hatte Glück, wenigstens in einem Punkt, da die Wolkendecke sich noch einmal erbarmte und ein wenig aufriss, sodass fahles Licht sie erreichte. Für viele wäre es nicht mehr wert als die absolute Düsternis bisher, jedoch konnte Feder dank ihrer Gabe ausreichend erkennen, um sich endlich ein wenig zurecht finden zu können.
Wenngleich sie darauf vielleicht hätte verzichten können… Denn wer fand sich schon gern auf einem Friedhof wieder, den man nicht hatte ansteuern wollen? Und als wäre es damit nicht schon genug des Üblen, gab es auch Wesen, die sich von diesem Eindringling gestört fühlten!
Sie knurrten leise und warnend, hatten ihr Opfer allerdings schon deutlich eingekreist. Was waren das denn für Viecher? Überdimensionierte Hunde?! Denn Wölfe gab es bei einer Stadt nicht… oder? Würden sie angreifen? Würden sie die junge Frau fressen wollen? Keine Situation, in welcher man bleiben und fragen wollte, wenn diese Tiere hätten sprechen können.
Stattdessen wäre es wohl vorteilhaft, Fersengeld zu geben… schleunigst!
Geduckt, mit gesträubtem Nackenfell kamen sie langsam näher, schlichen sich an, obwohl sie den Blickkontakt erfasst und auch begriffen hatten, und wirkten ganz so, als würden sie gleich angreifen.
Die Dolche ließen sie zwar einen Moment lang inne halten, weil sie mit dieser Art Waffen nur bedingt etwas anfangen und mit Gefahr verbinden konnten, ehe sie sich weiter heran wagten. Auch das vorgegaukelte Selbstbewusstsein beeindruckte sie nicht, da sie die Angst nur umso deutlicher riechen konnten. Ganz zu schweigen davon, dass das hier ihr Revier war und sie gegen jeden nächtlichen Ankömmling vorgehen würden, der unvorsichtig genug war, ohne Licht an diesem Ort zu erscheinen. Einer der vielen Gründen, warum der Friedhof gerade nachts nicht über Besucherandrang klagen konnte.
Immer enger zogen die Räuber ihren Kreis und begannen nun ihrerseits zu zeigen, dass auch sie bluffen konnten. Einer der Beiden, seine gelblich wirkenden Augen waren in Wahrheit grün, doch das ließen die Lichtverhältnisse derzeit nicht erkennen, sprang hervor und entlockte dem Opfer einen instinktiven, spitzen Schrei.
Durchdringend und weit tragend an einem Ort wie diesem, so weit sogar, dass er ein weiteres Wesen erreichte, das sich in seinem Versteck rührte.
Von dem anderen Angreifer kam ein erneutes Knurren, eher missbilligend darüber, dass so großer Lärm gemacht worden war. Doch das bedeutete nicht, dass die Beiden von ihrer Beute abgelassen hätten.
Sie wäre auch nicht die Erste gewesen, die auf dem Friedhof bei Nacht spurlos verschwunden wäre. Ein Glück wohl, dass die junge Frau das nicht zu genau wusste…
Allmählich wurde es wirklich brenzlig, denn die Wolkendecke konnte sich jeden Moment wieder zu ziehen, und es würde auch nicht mehr lange dauern, bis der Kreis eng genug war, dass Feder einen Angreifer zwangsläufig im Rücken hatte und somit nicht mehr würde entkommen können.
Was sollte sie tun? Wie konnte sie dieser Gefahr noch entgehen? Würde sie ihr überhaupt entkommen? So, wie diese Räuber wirkten, wäre es ihr wohl kaum möglich. Sie müsste eine viel ausdauerndere Läuferin sein als diese Vierbeiner und sich in einem für sie unbekannten Gelände mit fast keinem Licht besser zurecht finden.
Welcher Weg also blieb ihr? Beten und hoffen, dass dieser Kelch an ihr vorüber gehen würde? Kaum möglich…
Sich ausmalen, wie das Jenseits wäre? Ob der Sensenmann freundlich zu ihr wäre, weil sie es im Leben nie leicht gehabt hatte…? Vielleicht wäre auch…
In diesem Moment sprang einer der Jäger mit gefletschten Zähnen ab, direkt auf sie zu… und schnappte lediglich in die Luft, als ein durchdringender Pfiff ertönte. Hinter der jungen Frau erklang ein unwilliges Knurren, doch die beiden Tiere zogen sich zumindest auf einen halben Schritt zurück und behielten sie nur noch lauernd im Auge. Aber sie warteten, taten sonst nichts mehr und schienen darauf zu harren, wie die nächste Anweisung für sie lauten würde.
In dieser Zeit näherte sich ein weiteres Wesen, diesmal auf zwei Beinen. Mehr jedoch konnte Feder vorerst leider nicht erkennen… Blödes Nachtlicht!
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Feder » Samstag 1. Juni 2013, 13:05

Sie konnte sich nicht erinnern, sich jemals so hilflos gefühlt zu haben. Rennen hätte keinen Zweck, innerhalb kurzer Zeit wären die Biester schon bei ihr. Hätte sie sich doch nur angestrengt bei den Lektionen im Dolchkampf. Aber wenn man irgendwo in Ruhe und Frieden sitzt, ist es ja auch einfach zu behaupten, dass man sowieso niemals Waffen benutzen wolle. Jetzt hingegen wäre eine solide Technik wohl Gold wert. Ob sie vielleicht genug Abstand gewinnen könnte, um es mit einem komplexeren Zauber zu versuchen? Unwahrscheinlich, sie war viel zu aufgeregt um sich anständig konzentrieren zu können.
Ständig huschten Feders Augen von der einen Kreatur zur anderen, damit sie bloß keine aus den Augen verlor. Angstschweiß perlte ihren Rücken hinab. Wirklich? So sollte es also enden? Wie lange es wohl dauern würde, bis der Mond wieder zuzog?
Doch ihre Angreifer machten sich nicht mal die Mühe solange zu warten. Schon sprang der erste auf sie zu, was zu einem unwillkürlichen Schrei führte. Wie ein kleines Mädchen! Das einzige was man damit erreichen kann, ist vermutlich noch mehr von diesen Biestern anzulocken. Was vermutlich auch keinen allzu großen unterschied mehr machen würde. Immer verzweifelter versuchte sie einen Ausweg zu finden. Doch ihre Angreifer waren mittlerweile deutlich zu nahe. Heiße Tränen stiegen in ihr auf. Was für blöde Mistviecher!
Und schon sprangen die Kreaturen wieder aus sie zu. Widerlicher Atem schlug ihr entgegen, doch bevor sich die Zähne tief in ihr weiches Fleisch graben konnten, schnitt ein Pfiff durch die Nacht, wie eine Messer durch Butter. Sichtlich unbegeistert, von etwas das Feder für ein Kommando hielt, zogen sich die Wesen eine Winzigkeit zurück. Doch schon zeichneten sich die Umrisse einer weiteren Gestalt in der Dunkelheit ab. Langsam, schemenhaft kam sie näher. Unausweichlich wie der Mann im schwarzen Gewandt.
Aber da Feder endgültig genug von diesem Nerven zerreißenden Spiel hatte, schwor sie sich ihren Dolch mindestens einem von den Dreien, in eine wirklich unangenehme Stelle zu rammen. So leicht würde sie es ihnen nicht machen. Sie atmete tief durch, versuchte ihr Gleichgewicht wieder herzustellen. Es war eindeutig, dass sie nicht mehr entkommen würde. Sie musste sich damit abfinden und das Beste aus ihrer Situation machen. Verflucht sollte sie sein, wenn sie wie ein Schatten verschwinden würde, der nie eine Spur im Leben hinterlassen hatte. Einer der Drei sollte sich Ewig an sie erinnern. Ihre Händen hörten allmählich auf zu zittern, der Strom an Tränen versiegte und sie blinzelte sich ihre Sicht frei. Die Gestalt war nun schon ganz nah. Das schien ihr Anführer zu sein. Dabei wies er gar keine große Ähnlichkeit mit den Anderen auf. Auch egal. Ein trauriges Lächeln umspielte ihren Mund. Einen Schritt noch, komm einen Schritt näher. Was für eine traurige Nacht.

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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 5. Juni 2013, 17:57

Es war zu spät, sich Gedanken darüber zu machen, was wäre wenn gewesen. Ja, vielleicht hätte sie eine bessere Chance gehabt, wenn sie im Dolchkampf geschulter wäre, zumindest ein Tier hätte sie dadurch bewusst verletzen können. Allerdings gegen zwei solche Räuber? Nein, da hätte selbst jemand Talentierteres für den Nahkampf seine Probleme gehabt, eine ungeübte Schattenmagierin in Ausbildung erst recht.
Somit blieb ihr nur noch abzuwarten, die Augen zusammen zu kneifen und zu beten, dass es möglichst schnell vorbei wäre, sich die Schmerzen in Grenzen halten würden.
Indes hatten diese überdimensionierten Hunde keine Ahnung und auch kein Interesse daran, was in ihrer Beute vorgehen mochte. Für sie war die junge Frau lediglich ein unerwünschter Eindringling, den es galt, unschädlich zu machen. Dafür waren sie hier, wurden an diesem Ort gehalten und versorgt.
Denn in dem spärlichen Licht war klar, dass sie keine ausgehungerten Räuber waren, die vom Hunger auf diesen Friedhof getrieben worden waren. Ihr Fell war nicht zu bestimmen, ob es gepflegt oder voller Flöhe und strohig wäre. Aber bei ihnen stachen keine Knochen hervor, ihr Atem war, nüchtern betrachtet, nicht so übelriechend vor Fäulnis wie bei Menschen in diesen Vierteln und auch ihre Augen wirkten klar. Somit hätten sie es eigentlich gar nicht nötig, Feder fressen zu wollen... sofern sie das überhaupt wollten und nicht allein darauf aus wären, sie zu töten.
Und das wollten sie nun auch tun... wären sie nicht mitten in der Aktion durch einen scharfen Pfiff gestoppt worden. Denn, auch wenn sie sich wie ein kleines, schreckhaftes Mädchen angehört hatte, der Schrei würde ihr letzten Endes das Leben retten.
Knurrend und widerwillig zogen sich die Tiere eine Spur weit zurück, würden jedoch jederzeit wieder angreifen und zuschlagen können, sollte ihr Besitzer dieser Meinung sein. Was vorerst nicht der Fall war, stattdessen näherte er sich und die junge Frau hatte noch weiterhin Glück. Die Wolken schoben sich nicht soweit wieder vor den Mond, dass sie nichts mehr hätte erkennen können.
So sah sie, dass neben dem Vierbeiner, der sie zuletzt angesprungen hatte, die Person stehen blieb und flüchtig den Kopf kraulte, der sich ihm entgegen reckte, ohne Feder aus den Augen zu lassen.
Danach richtete der Neuzugang sich wieder auf und verschränkte die muskulösen Arme, denn er hatte sein Gegenüber an der Stimme erkannt und auch den Dolch ausgemacht. Er war nicht lebensmüde, sodass er in dem Abstand blieb, teilweise auch, um den Räuber, der ungeduldigere der Beiden, eher zurückhalten zu können.
"Was wird das? Verfolgst du mich jetzt oder wie?", murrte Simon, nicht gerade erfreut über diesen Besuch.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Feder » Montag 10. Juni 2013, 17:57

Die Biester hatten von ihr abgelassen, dafür stand zwischen ihnen jetzt ein weiterer Schatten. Tief atmete sie ein. Er war noch zu weit weg. Feder war sich überhaupt nicht sicher ob man ihn würde verwunden können, dennoch würde sie es versuchen. Was gab es schon noch zu verlieren? Ihre widerspenstigen Haare halfen nicht gerade dabei, den Finsteren genauer zu betrachten, wild fielen einzelne Strähnen in ihr Gesicht, vor ihre Augen und eine sogar bis hinab zu ihrem Mundwinkel. Der Dritte begann eines der Viecher zu streicheln. Wie war sie nur hier rein geraten? Nervös kaute sie die Strähne um sich zu beruhigen.
Dann ertönte eine vertraute Stimme: "Was wird das? Verfolgst du mich jetzt oder wie?"
Simon? War das Simon? Was sollte er Nachts auf einem Friedhof machen, in Begleitung zweier Bestien? War das nicht eher ein Trick? Vielleicht wollte das Ding noch mit ihr spielen, ihren Verstand zermahlen wie eine Mühle das Korn. Vielleicht hatte sie sich auch nur verhört, vielleicht wollte sie so sehr eine bekannte Stimme hören, dass sie sich einfach eine einbildete. Oder der Mann mit der Sense erlaubte sich einen perversen Spaß, Simon war der Stein, der alles ins Rollen brachte und mit ihm sollte es nun auch Enden.
Machte das Sinn? Diese Möglichkeiten schienen ihr ebenso unwahrscheinlich, wie die Tatsache, dass dort Simon vor ihr stehen sollte.
Er könnte hier natürlich sein Versteck haben. Immer noch mit Haaren im Mund versuchte sie die anderen aus ihrem Gesicht zu pusten. Vielleicht erhaschte sie doch einen besserer Blick. Der Mond hatte sich bisher noch nicht dazu entschieden wieder zu verschwinden. Immerhin etwas. Aber der Schatten blieb ein Rätsel. Wie konnte sie herausfinden ob das Ding Simon war? Wie viel wusste das Ding über sie?
Was konnte niemand außer Simon wissen?
„Ich wollte mich entschuldigen wegen vorhin...“ erwiderte sie unsicher und machte dabei einen vorsichtigen Schritt zurück. Feder hielt den Atem an. Wie würde es reagieren und wollte sie das überhaupt wissen? Am liebsten würde sie einfach verschwinden, ganz klein werden, ganz wenig werden, damit niemand sie jemals finden konnte, niemand sie jemals sehen konnte. Ein Staubkorn in der Nacht.
Fest hielt sie die Dolche umklammert, als wären sie ihr einziger Halt in dieser gespenstischen Welt.

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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Montag 1. Juli 2013, 20:02

Die Tiere gehorchten, sie waren dressiert und auch auf ihren Herrn fixiert, den sie hier beschützt hatten. So griffen sie zwar nicht mehr an, blieben allerdings lauernd in Reichweite. Einer der beiden Jäger war in diesem Fall an der Seite des Mannes, der andere verharrte in Feders Rücken und behielt sie im Blick, ohne, dass sie es ebenfalls tun konnte.
Dass die junge Frau diesen Angriff überhaupt überlebt hatte, war, paradoxerweise, ihrem Schrei zu verdanken, für den sie sich zuvor noch verflucht hatte. Denn der Besitzer war erst durch die Stimme aufmerksam geworden und eingeschritten, weil sie ihm bekannt vorgekommen war. Was er bestätigt sah, sodass er seine Tiere zurück gepfiffen hatte. Vorerst zumindest...
Denn wütend und in seinem männlichen Stolz gekränkt war er noch immer und so fiel seine Begrüßung alles andere als freundlich aus. Hätte er allerdings geahnt, dass sie an seiner Identität zweifelte, er hätte abfällig gelacht und wäre beinahe darüber amüsiert gewesen. Schließlich war er es tatsächlich und hatte diese beiden Wölfe nicht nur aus reiner Tierliebe aufgezogen sowie dressiert.
Nein, auf dem Friedhof befand sich eines seiner bestgehütetsten Verstecke, die er in der Stadt besaß. Deswegen diese Vorsichtsmaßnahmen, und seine noch zusätzlich dazu geschmälerte Freundlichkeit, da es ihm verständlicherweise absolut nicht gefiel, sobald ihm jemand hinterher schlich. Er hatte viel zu viel zu verlieren, wenn er aufspürbar wurde.
Und dann reagierte Feder, nach quälend langen Sekunden des Schweigens gab sie ihm eine Antwort, die ihn abfällig schnauben und die muskulösen Arme verschränken ließ. Noch bevor er darauf jedoch etwas erwidern konnte, knurrte das Tier hinter Feder warnend, da diese einen Schritt zurück gemacht hatte.
"Vorsicht. Munin mag es nicht, wenn man ihm auf die Pelle rückt.", bemerkte Simon trocken und mit einem freudlosen Grinsen im Mundwinkel. Seine Finger waren noch immer in dem Fell des anderen Jägers vergraben, um ihn zurück zu halten. Denn Hugin, der Bruder von Munin, war nicht der Geduldigste, während der andere mehr der Taktierer und, so vermutete dessen Herr, der Klügere von beiden war.
"Du wolltest dich also entschuldigen? Wie kommt's? Oder hat dich der Wirt rausgeworfen, weil du ihm auch so deutlich gesagt hast, wie wenig anziehend er ist?", fuhr er dann fort und ahnte nicht, dass er mit diesen Worten Feder einige Anhaltspunkte zur Klärung seiner Identität gab. Für ihn war nur klar, dass er ihr zeigte, dass er ihr keineswegs so einfach vergeben würde, nur weil sie ihn vielleicht aufsuchte.
Was ihn zu seiner anfänglichen Frage führte. "Bist du mir nachgeschlichen?" Sein Tonfall senkte sich ein wenig und wurde grollender, fast so wie die Laute, die seine Wachwölfe von sich gaben. Denn dieser Punkt war ihm am wichtigsten zu klären, noch vor einer vielleicht ehrlich gemeinten Entschuldigung seiner Freundin aus Kindertagen.
Sollte es so sein, dass sie sein Versteck kannte oder dessen Vorhandensein erahnte, würde er es aufgeben müssen... und dafür sorgen, dass sie ihn kein zweites Mal aufspüren könnte. Was das bedeuten könnte, wollte er sich lieber noch nicht ausmalen.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Feder » Freitag 13. September 2013, 21:27

Nach wie vor wurde Feder von den Wölfen argwöhnisch belauert. Und auch wenn ihre Anspannung nicht weichen wollte, so war das unmittelbare Gefühl von Bedrohung verschwunden. Munin knurrte hässlich hinter ihr, doch Simon würde ihr nichts zustoßen lassen. Er war vielleicht verletzt, aber doch nicht grausam. Hoffte sie zumindest. Trotzdem passte es ihr gar nicht, dass sie die Zwei nicht gleichzeitig im Auge behalten konnte. Es würde zwar ziemlich sicher sowieso nichts ändern, sollten sie sich für einen Angriff entscheiden und dennoch würde Feder es doch lieber kommen sehen. Vielleicht wäre sie dann noch in der Lage ihrem Freund eine derbe Beleidigung an den Kopf zu werfen. Verhalten begann sie sich auf der Lippe herum zu beissen.
Immerhin war sie sich sicher, dass es ihr Freund aus Kindheitstagen war, so schnippisch wie er antwortete. Bei der letzten Frage hingegen lag etwas Kaltes in seiner Stimme. Etwas das ihr zeigte, besser eine gute Antwort parat zu haben. Sie hatte ihn ja wirklich nicht verfolgt. Warum sollte sie auch? Sie sah den Fehler nach wie vor nicht bei sich! Da hatte sie sich ja in etwas reingeredet....
„Ich wollte mich bei dir entschuldigen, sobald ich dir über den Weg laufe, was nicht heißt, dass ich dir nachgelaufen wäre. Dann hätte ich ja wohl kaum meine ganzen Habseligkeiten dabei?“, dabei sah sie ihm herausfordernd in die Augen. Auf die Frage warum sie das Gasthaus verlassen hatte, ging sie nicht ein. Es war einfach keine gute Situation ihm zu erklären, dass sein Verhalten ihre schlechte Meinung über andere Menschen mal wieder bestätigt hatte, weswegen sie dem Wirt lieber nicht mehr unter die Augen kommen wollte.
„Und warum ich mich entschuldige ist ja wohl meine Sache. Vielleicht wollte ich so eine lächerliche Kleinigkeit nicht unser Wiedersehen verderben lassen!“. Es war ihr bewusst, dass sie es sich mit ihrer forschen Art nicht gerade leichter machte. Auf der anderen Seite hatten seine Monster sie fast in Stücke gerissen, weswegen ihr auch so gar nicht nach nett sein zumute war. „Was machst du hier auch mitten in der Nacht? Mit deinen Wölfen den Mond anheulen?“, dabei schaute sie wieder misstrauisch zu den Tieren. Immerhin schienen sie sich für den Moment auf das Lauern zu beschränken. Doch so ganz traute sie der Sache nicht. Wölfe waren nach wie vor wilde Tiere, wer weiß wie lange er sie überhaupt im Griff hatte. Schützend hielt sie ihren Beutel mit der Harfe vor sich umklammert.
Langsam wurde ihr Kalt und eigentlich würde sie sich gerne einfach nur fallen lassen. Gänsehaut breitete sich über ihren Rücken aus. Sie war ja nach wie vor auf einem Friedhof. Irgendwie schon unheimlich. Hätte sie nicht einfach den Ausgang aus der Stadt finden können? Ein unterdrückter Seufzer entfuhr ihr, löste sich im selben Moment auf wie der Gedanke. Hoffentlich würde das hier nicht doch noch eine unangenehme Wendung nehmen. Feder fand, sie hätte nun aber auch echt mal ein wenig Glück verdient.

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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Sonntag 15. September 2013, 11:24

Die Tiere waren und würden immer wild bleiben, denn sie entschieden selbst, ob sie an diesem Ort verweilten und ihre Freundschaft schenkten oder nicht. Dessen war sich auch der junge Mann bewusst und froh drum, einen guten Zugang zu den Beiden zu haben. Sonst hätte es wirklich übel ausgehen können, dass sich Feder so einfach hier eingeschlichen hatte, noch dazu nachts.
Dann, wenn Hugin und Munin aktiv wurden und auf zusätzliche Beute lauerten. Die er ihnen nicht bieten wollte, indem er seine ehemalige Freundin opferte. Auch sonst versuchte er, das Schlimmste zu vermeiden unter seinesgleichen, oder wenigstens abwesend zu sein, um nichts davon sehen zu müssen.
Trotzdem lauerte er mit seinen beiden Bewachern auf ihre Bewegungen und ihre Antworten, misstraute ihr, weil er jederzeit um seine Entdeckung fürchten musste. So gut er in seinem Metier auch war, so viele Verstecke er auch hatte, vor Verrat war er dadurch erst recht nicht gefeit.
Dadurch ließ sich auch seine Reaktion auf ihre Erwiderung hin erklären, denn er schnaubte abfällig, gab seine abwehrende Haltung mit den verschränkten, muskulösen Armen nicht auf. "Oh, natürlich, um solch eine Uhrzeit machst du mit all deinen Habseligkeiten einen Spaziergang auf den Friedhof der Stadt, um mir zufällig über den Weg zu laufen? Mach dich nicht lächerlich! All die Jahre können deine Intelligenz nicht so weggeblasen haben!", schoss er kalt zurück, was der Wolf neben ihm mit einem leisen, warnenden Knurren unterstrich, als wäre er derselben Meinung.
Simon tätschelte ihm lieber den pelzigen Kopf, um ihn vor einer vorschnellen Reaktion abzuhalten. Sein Bruder hingegen verhielt sich ruhig, wartete ab und schien beinahe schon interessiert an dieser Auseinandersetzung.
Dass sie weiterhin forsch, regelrecht angriffslustig war, verdüsterte jedoch seine Miene und machte ihn nicht gerade zugänglicher. Oder ihre Worte in seinen Ohren glaubwürdiger. Am Ende deutete er sogar eine spöttische Verbeugung an. "Oh, natürlich, edle Frau, dem niederen Volk hat man ja selbstverständlich nichts zu erklären!", gab er sarkastisch von sich, sodass Munin wie zustimmend hinter ihr bellte.
Von Hugin indes kam ein abfälliges Schnauben, als die Sache mit dem Mond zur Sprache kam, ganz so, als würde er das auch verstehen. Der junge Mann hingegen verdrehte die Augen.
"Anscheinend hat die edle Dame schon vergessen, woher wir uns kennen. Oder hat sie einen Schlag auf den Kopf bekommen, weil sie den Wirten mit ihren Worten gekränkt hat? Oder vernebelt die Angst ihre Sinne? Aber ich bin so gnädig und werde es Ihr verraten. Unsereins bevorzugt die Nacht, denn sie schirmt uns von neugierigen Blicken ab!" Mit jedem Wort wurde wohl klarer, dass Feder, sollte sie sich ernsthaft wieder mit ihm versöhnen wollen, besser eine andere Strategie verfolgen sollte, um ihn versöhnlicher zu stimmen.
Denn so, wie er im Moment sich verhielt, war er alles andere als zugänglich dafür. Noch dazu, da er weiterhin befürchtete, dass sie ihm gefolgt war und er eines seiner besten Verstecke deswegen aufgeben müsste, um sich zu schützen.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Feder » Dienstag 17. September 2013, 23:14

Wann war der Junge eigentlich so unausstehlich geworden? Da konnte er so gut aussehen wie er wollte. Meint immer schön austeilen zu müssen, aber wie man gesehen hat, rennt er weg wie ein kleines Mädchen, sobald er mal einstecken muss. Ruhig ganz ruhig. Einfach nachgeben und sich dann nach Möglichkeit schnell absetzen. Denn nach wie vor war er in der eindeutig besseren Position. Mit gewaltiger Willensanstrengung schluckte Feder ihre Verärgerung herunter. Sein weiteres, spöttisches Gerede versuchte sie nach Möglichkeit auszublenden und sie ging auch nicht darauf ein, dass ihr seine Vorliebe für die Dunkelheit durchaus bewusst war, dies aber nicht erklärte, was er auf einem Friedhof zu suchen hatte.
„Ich hatte eigentlich nicht vor auf dem Friedhof zu landen.“Was hatte sie nur alles falsch gemacht, um das verdient zu haben? Da ihr allerdings zu schnell deutlich zu viele Dinge einfielen, verdrängte sie den Gedanken lieber wieder. Von einem Fuß auf den anderen tretend sprach sie leise weiter: „Ich hab mich in dem abartigen Gewirr von Gassen verlaufen und die Dunkelheit hat nicht gerade dabei geholfen, den Weg zu finden. Vor allem da ich es nicht gewohnt bin, mich in Städten zu orientieren.“Jetzt schaute sie ihm nicht mehr in die Augen, sie wollte ihn nicht noch weiter provozieren. Ob das tatsächlich dabei helfen würde, wusste sie zwar nicht. Da ihre bisherige Taktik allerdings nicht gerade erfolgreich war, konnte ein Versuch kaum schaden. Um ihre Kapitulation zu unterstreichen steckte sie auch ihre Dolche zurück in den Gürtel. Nicht mehr als eine Geste, bei ihrem Talent stellten sie sowieso keine wirkliche Bedrohung dar. Mal ganz davon abgesehen, dass sie sowieso niemanden verletzen wollte, egal wie sehr Feder die betreffende Person nun mochte, oder nicht mochte. Ihren Beutel presste sie danach aber wieder an die Brust. Der Ernst der Lage war ihr durchaus bewusst, da wollte sie nun lieber eingeschüchtert wirken. Aber was sollte denn noch passieren?
Vielleicht hätte sie es auch einfach auf die Spitze treiben sollen. Was hätte er schon tun sollen? Sie umbringen? Weil er sie nachts auf einem Friedhof getroffen hat? Jetzt wo die Angst ihren eisigen Griff lockerte und sie klarer darüber nachdenken konnte, schien ihr die ganze Situation sehr merkwürdig. Warum war er überhaupt noch so angespannt? Sie hatte ihn ja wohl hoffentlich nicht beim Plündern von Gräbern gestört. Unruhig ließ sie ihren Blick über die Reihen bleicher, verwitterter Grabsteine schweifen. Nein, die Leute die hier lagen hatten vermutlich kaum etwas wertvolles. Und selbst wenn, warum sollte Simon dann so aggressiv gegen Feder vorgehen? Er glaubte ja wohl nicht, dass sie ihn bei der Stadtwache anschwärzen würde. Das ergab keinen Sinn. Es musste etwas anderes sein. Ehrlich gesagt war es ihr absolut egal. Er konnte seine Geheimnisse für sich behalten. Sie wollte doch nur weg von hier.
„Ich habe keine Ahnung was du hier mitten in der Nacht machst und es geht mich auch nichts an. Willst du mich jetzt hier festhalten weil ich dich beleidigt habe? Es tut mir leid dich verletzt zu haben. Aber glaubst du nicht du überreagierst ein wenig, wenn du mich deswegen mit Wölfen in Schach hältst?“,dabei versuchte sie einen diplomatisch Tonfall anzuschlagen. Sie nach wie vor umstellt zu halten schien ihr einfach überzogen. Zum wiederholten Male fragte Feder sich, was ihr ehemaliger Kindheitsfreund wohl auf dem Friedhof zu verbergen hatte. Sie wollte es gar nicht wissen. Aus manchen Dingen hält man am besten seine Nase raus. Sie wäre ja schon sehr froh, wenn sie mit einer einigermaßen heilen Nase aus der ganzen Geschichte rauskäme.

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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. November 2013, 18:20

Sein Leben war hart gewesen und so etwas formte einen Charakter. Außerdem hatte er dank seines Aussehens nur selten Zurückweisung bei der Damenwelt erfahren, egal, wie gerissen er danach für so einige Diebstähle gesorgt hatte. Das hatte ihn ebenfalls geprägt und ihn angreifbar gemacht, sobald er eine andere Reaktion hervorrief. Deswegen hatte er derart empfindlich gehandelt und war regelrecht weggelaufen. Etwas, was er sonst nur selten tat, besonders bei Frauen. Was ihn somit erst recht alles andere als positiv auf Feder zu sprechen brachte.
Dennoch war es maßgeblich für sein derzeitiges Verhalten, wie vehement er dafür sorgen wollte, dass sie den tatsächlichen Grund für seinen Aufenthalt hier nicht herausfinden konnte. Die Freundschaft war früher sehr eng gewesen und gerne hätte er das wieder aufleben lassen. Doch schien sich das Mädchen von damals viel zu sehr dafür verändert zu haben... Denn selbstverständlich hatte er sich nur zum, in seinen Augen, Guten gewandelt in den letzten Jahren.
Obendrein war er sehr misstrauisch und glaubte seinem Gegenüber nicht, sodass er nachhakte, wieso sie hier war.
Ihr zweiter Versuch klang in der Hinsicht schon glaubwürdiger, obwohl er ihr noch immer gedanklich unterstellte, ihn anzuflunkern und ihm eigentlich hinterher spioniert zu haben. Trotzdem gab sie ihm ein paar Punkte, die zum Nachdenken anregten und dafür sorgten, dass er seine Augenbraue anhob. "Aha, du hast also beschlossen, einen Ausflug in der Nacht zu unternehmen, in einer Stadt, die dir als solche in mehrer Hinsicht fremd ist. Wieso hab ich das Gefühl, das ar keine wohlüberlegte Idee, sondern was Spontanes? Es klingt ja fast, als wolltest du bei Dunkelheit und Nebel klammheimlich verschwinden. Warum bloß?", erwiderte er in einem Tonfall, als würde er ernsthaft darüber sinnieren und nicht weiterhin annehmen, sie hätte ihn verfolgen wollen.
Oder hatte sie Ärger bekommen? Weswegen? Es war kein vordergründiges Interesse an ihren Belangen, wie sie bei Freunden auftauchen mochte, aber vollkommen abwegig war es auch nicht. Ganz gleich, ob ihn am meisten sein eigenes Wohl und seine eigene Sicherheit natürlich interessierten.
Währenddessen beleuchtete der Mond, durch eine dünne Wolke hindurch, wie die junge Frau ihre Waffen einsteckte und daraufhin ihren Beutel an die magere Brust presste. Simons Augenbraue wanderte noch mehr in die Höhe. "Glaubst du, ich würde dich bestehlen?", fragte er auch prompt und war sich nicht sicher, ob es ihn amüsieren oder kränken sollte.
Schließlich hatte er ja selbst gesehen, wie wenig Habe Feder bei sich führte, und irgendwie waren sie mal Freunde gewesen. Er hatte weitaus profitablere Opfer in dieser Stadt, bei denen er niemals Gewissensbisse verspüren und die seine Tätigkeiten mit Leichtigkeit verschmerzen würde.
Bei ihren nächsten Worten nickte er zwischendurch knapp. "Stimmt, es geht dich nichts an.", kommentierte er lakonisch und schnaubte schließlich.
Anstatt auf den Rest allerdings zu reagieren, fragte er seinerseits, ohne sich darum zu kümmern, dass es womöglich ihn nichts angehen könnte:"Wo wolltest du hin um diese Uhrzeit?" Er wollte auf diese Weise versuchen, einerseits rauszufinden, ob sein Misstrauen vielleicht etwas zu stark, weil unbegründet war.
Und andererseits, weil er doch irgendwie helfen wollte, da er sich selbstverständlich zu jeder Zeit und bei jedem Licht in dieser Stadt auskannte. Anders konnte man als Straßenkind nicht überleben!
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Janay » Donnerstag 15. August 2024, 19:48

Janay kommt von Auf dem Marktplatz


Die junge Frau hatte es noch rechtzeitig nach Hause geschafft und sich umziehen können, ehe ihre kleine Rasselbande pünktlich eintraf. Cíara war, wie immer, die Erste und das konnte man auch deutlich hören. "Bin wieder da! Wer hat mich vermisst?", rief sie fröhlich und voller Energie, warf ihre Tasche im Flur gedankenlos zu Boden und wollte sofort in Richtung Esszimmer stürmen. Denn ihre Nase verriet deutlich, dass es heute tolle Leckereien gäbe, selbst, wenn sie vergessen hätte, dass ihr Geburtstag war.
Doch Janay war zur Stelle und stellte sich ihr grinsend in den Weg, sodass das Mädchen in die Umarmung hinein laufen musste. "Oh, mein Liebling, mein Goldsternchen, mein Augenschmauß! Endlich bist du da! Lass' dich drücken und küssen!", flötete die Mutter betont übertrieben und gab ihr mehrere laute Schmatzer auf die Wangen.
Die Kleine quiekte und protestierte und strampelte dagegen an, konnte sich aber erst befreien, als Janay es auch zuließ. Demonstrativ rubbelte Cíara sich die Wangen und warf böse Blicke um sich. "Mama, hör' auf damit! Du weißt, das ist ekelig!", beschwerte sie sich. Doch die Gescholtene lachte nur und warf ihr eine Kusshand zu, ehe sie den Weg in Richtung Esszimmer freigab.
Denn natürlich war diese Art Begrüßung zu einem Ritual geworden, das sie beide auf ihre Weise genossen und das obendrein zur Vorwarnung für die letzten Vorbereitungen diente. Unter anderem dafür, die Tür abzuschließen und nach dem richtigen Passwort zu verlangen. Das verschaffte Janay für gewöhnlich Zeit, um auch ihren Sohn willkommen zu heißen, der für gewöhnlich ruhiger hinterher trottete und mit den Gedanken ganz woanders war.
Diesmal allerdings wirkte er irgendwie... bekümmert und ehe die junge Frau ihn in die Arme ziehen konnte, schlang er die seinen schon um sie und klammerte sich regelrecht an sie. Sofort verflog ihre gute Laune und besorgt sah sie zu ihm herab. "Hey, mein Großer, was ist denn los? Gab es Ärger in der Schule?", fragte sie sanft und strich ihm über das helle Haar, das dem ihren so ähnlich war.
Er schüttelte den Kopf und drückte sein Gesicht noch enger an ihren Bauch, als wolle er zurück in diese warme Höhle, die er einst darin gehabt hatte. "Was ist dann los? War Cía gemein?", ließ sie nicht locker.
Erneut verneinte er nonverbal und sah mit großen Augen zu ihr hoch. "Gehst du weg?", kam es schließlich kleinlaut und voller Kummer über seine kindlichen Lippen.
Die junge Frau erschrak, innerlich vermutlich sogar mehr als sonst, beinahe fühlte sie sich ertappt. "Wie kommst du denn auf so was?", erwiderte sie schließlich und bemühte sich um ein beruhigendes Lächeln, während sie seine Wange streichelte.
Der Junge zuckte hilflos mit den Schultern und senkte beschämt den Blick. "Weiß nicht... nur ein Gefühl..."
"Ach, Siri...", seufzte sie und zog ihn enger an sich, damit er nicht ihre Mimik sehen konnte, in der es arbeitete.
"Jetzt kommt schon! Lasst mich endlich rein! Ich hab Hungeeeeeer!", quengelte in diesem Moment Cíara mehr als lautstark und half Janay dadurch dabei, sich wieder zu fassen.
So konnte sie wieder lächeln, als sie Sirideans Kinn anhob. "Du siehst, ich bin hier, mein Großer. Und ich werde immer bei dir sein." Sie tippte ihn an, direkt über seinem Herzen. "Da drin, da werd' ich immer sein. Versprochen!"
Das half, denn endlich kehrte die Freude und Zuversicht in seinen Blick zurück. Auch erschien sein feines, stets verträumt wirkendes Lächeln auf den Lippen und er nickte. "Und jetzt komm', beeilen wir uns, ehe deine Schwester die Tür niederbrüllt und wir eine neue brauchen.", neckte sie ihn und entlockte ihm damit sogar ein leises Lachen.
Daraufhin konnten sie endlich damit beginnen, den Geburtstag der Zwillinge zu feiern. Arina hatte sich mit dem Kuchen selbst übertroffen und inzwischen leisteten sie sich sieben Kerzen dafür. Wobei ihnen anzusehen war, dass sie wieder verwendet wurden, denn sie bildeten eine Art Treppe mit ihren unterschiedlichen Höhen. Wie immer erhielt Siri das erste Stück, obwohl Cía darüber motzte. Aber es war eine der wenigen Regelmäßigkeiten, bei denen der Junge zuerst im Vordergrund stand und inzwischen verstanden die Kinder auch den Grund dafür.
Nach dem Schmausen ging es ans Geschenke auspacken, wobei die Eule wie erwartet große Freude auslöste. Und am Abend gab es das Lieblingsessen der Zwillinge, bei dem sie sich ausnahmsweise einig waren: Flaumig weiche Topfenknödel mit fruchtiger Füllung, in einer Bröselzuckermischung gewälzt. Davon wurden Jahr für Jahr mehr verputzt und mit vollen Bäuchen gab es dann noch eine friedliche Leserunde auf dem weichen Teppich in der guten Stube, nur sie drei, in der sie kuschelten. Mit der Neuerung, dass nicht mehr allein sie las, wofür sie sehr dankbar war, sondern auch ihre Kinder ein paar Sätze.
Schließlich ging es für die Beiden ab ins Bett, wobei Cíara durch all ihre verbrauchte Energie rasch einschlief, während Siridean wie immer noch ein bisschen Zeit mit ihr allein bekam, in der sie miteinander kuschelten. "Du gehst nachher noch weg.", murmelte er schließlich mit schon schwer werdenden Lidern.
Janay seufzte tief und warf ihm ein leidendes Lächeln zu, als sie ihm die Haare zerstrubbelte. "Dir entgeht aber auch gar nichts!", beschwerte sie sich mit warmer Stimme und küsste ihn auf die Stirn. "Ja, ich gehe noch aus, aber ich komme bald wieder. Und wenn du willst, erzähle ich euch bald davon, wohin ich gehe, ja? Und jetzt wird geschlafen, sonst komme ich erst morgen Früh wieder nach Hause und wer weiß, wie dann meine Schalen werden, die ich morgen machen muss!", überspielte sie die Gefühle, die er mit dieser Offenbarung in ihr auslöste.
Zum Glück war der Junge schon zu erschöpft, um noch viel Widerstand zu leisten. Sorgfältig deckte sie ihn zu, strich ihm das Haar aus der Stirn und küsste ihn darauf. "Egal, wo ich bin, ich bin auch immer bei euch.", wisperte sie. Dann wandte sie sich Cías Bett zu, wischte ihr den Sabber aus dem Mundwinkel und gab auch ihr einen Kuss auf die Stirn.
Im Anschluss daran gab sie Zissus Bescheid, schnappte sich ihren speziellen Korb für diesen Weg und machte sich auf den Weg zum Friedhof. Es dämmerte inzwischen und wenn sie sich nicht beeilte, würde sie ihren kleinen Andachtsplatz nicht so leicht finden, obwohl sie den Weg bereits gut kannte. Jedoch nutzte sie den Pfad beim Hingehen nun einmal lieber bei Tageslicht. Der Rückweg war nicht so schwierig, denn sie fand sich bei jedem Ausgang zurecht, da die Mauer des Innenrings sehr nahe lag und daran entlang das richtige Tor kaum zu übersehen war.
Also beeilte sie sich und war lediglich ein wenig außer Atem, als sie bei ihrem speziellen Fleckchen ankam. Ein trauriges Lächeln schlich sich wie von selbst auf ihre Lippen. "Hallo, Kazel, da bin ich!", murmelte sie und merkte, wie ihr die Augen feucht werden wollten. Rasch lenkte sie sich davon ab, indem sie sich auf den Boden kniete und den Inhalt ihres Korbs ausräumte.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Sonntag 18. August 2024, 16:00

Es war schon verzwickt, dass sich Janay genau dort befand, wo sie immer sein wollte und viele Jahre drauf hingearbeitet hatte und jetzt das Gefühl bekam, es fehle ihr etwas. Schließlich sollte sie dankbar und demütig sein, für das Leben ihrer Zwillinge, das durchaus auch mal auf Messers Schneide gestanden hatte. Aber etwas in Janay rief sie und die Elfe wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Umso besser, wenn man sich ablenken und den Alltag bestreiten konnte! Nachdem sie mit Killin fertiggesprochen und Erama hinter sich gelassen hatte, konnte sie ihre Gedanken diesbezüglich zwar noch nicht richtig abstellen, aber mit jedem Schritt weiter in Richtung ihres Heimes, verdrängten die Gedanken an die Vorbereitungen die Gedanken an seltsame Alte und Geister. Janay hatte noch genug zu tun, bis die beiden aus der Schule kamen. Diese war bereits Zeichen der Veränderungen in der Welt. Inzwischen gab es gemischte Schulen und so nannten Siridean und Ciara auch durchaus Grandessaner ihre Mitschüler. Man schaffte es sogar hier und dort mal einen kurzen Plausch zu halten, unabhängig von Herkunft. Grandea war nach der langen Zeit durchaus dem Beispiel in Andunie gefolgt und hatte sich mit dem neuen Zustand arrangiert. Trotzdem gab es in Grandea weiterhin das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich, doch das war kein Problem der Dunklen Epoche. Schließlich aber kehrten die Kinder nach Hause zurück und zumindest Ciára war begeistert und aufgeregt. Wie so oft war der Wirbelwind lautstark zu vernehmen und musste eher gebändigt als gedrückt werden. Anders war das beim Bruder. Siridean wirkte insichgekehrt und fast schon traurig. Der Junge schloss seine Mutter in die Arme und seine Worte wussten etwas in Janay auszulösen. Die junge Mutter brauchte eine Sekunde zum Durchatmen, weil sie sich ertappt fühlte. Was war es, dass ihren Jungen erschreckt hatte und glauben ließ, sie ginge fort? Das… konnte doch nicht wahr sein, oder? Janay aber schaffte es, sich davon freizumachen und ihren Siridean zu beruhigen und gar das Lächeln zurückzuzaubern. Schließlich hatten die beiden heute Geburtstag und das musste gefeiert werden. Nachdem die eingeschworene Familie einen wundervollen Tag mit vielen schönen Momenten hatte, wurde es am Abend Zeit für das alltägliche Ritual. Alle drei genossen es, sich vor dem Zubettgehen einzukuscheln und noch Geschichten zu lesen und schließlich schlief gerade Ciá als erste ein. So viel Energie, wie sie stets verpulverte, war das aber auch kein Wunder. Sodass Mutter und Sohn noch einen Moment mehr Zeit miteinander hatten. Wieder überraschte der Junge Janay mit seinem Wissen und Janay entschied, dass sie ihm irgendwann erklären würde, wohin sie jeden Geburtstags-Abend ging. Nachdem auch Siridean endlich müde und glücklich eingeschlafen war, wurde es endlich Zeit.

Jetzt gab es ihre ganz persönliche Zeit, ihr ganz persönliches Ritual. Um nicht zu vergessen. Um sich zu erinnern und in bewusster Entscheidung teilhaben zu lassen. Janay fand Arina und Zissus noch in der Küche, als sie daran vorbeihuschte. Die beiden schäkerten miteinander und wuschen das restliche Geschirr. Die beiden passten zusammen, denn sie taten einander mehr als gut. Das sie aber nur Augen füreinander hatten, gab Janay Gelegenheit, sich endlich auf den Weg zu machen. Die Straßen waren geleert, denn der Abend glitt allmählich in die Nacht über. Noch war der Weg mit Dämmerlicht erhellt, was ihr gut zupasskam. Ihre kleine Ecke war nicht leicht zu finden, dafür hatte sie gesorgt. Es sollte nicht zu auffällig sein, wenn jemand zufällig darauf stieß. Janay wurde nicht behelligt, konnte das Tor passieren, weil sowieso gerade Wachwechsel war und niemand jetzt noch eine Kontrolle durchführen wollte, bevor er endlich nach Hause kam. So fand Janay den Weg zu ihrem Fleckchen Ruhe und konnte aufatmen. Noch immer drückte die Trauer ein wenig die Stimmung, aber sie war längst nicht mehr so niederschmetternd, wie noch vor einigen Jahren. Es hatte stets etwas… heilsames, sich hier einzufinden und diese Zeit zu nutzen. “Hallo Kazel, da bin ich“, sagte sie und kniete sich hin, um ihr Ritual zu beginnen. Janay hatte, wie immer Zeit, sich in Ruhe mit Kazel zu unterhalten. Ihm von dem letzten Jahr der Zwillinge zu erzählen, witzige und traurige, harte und schöne Geschichten. Sie wurde nicht gestört, niemand kam hier an ihrem Platz vorbei. Auch ein Grund, wieso sie ihn dort gewählt hatte. Der Platz war gesäumt von hohen Tannen und darunter stand eine Bank, die für Besucher des Friedhofs sein sollte. Allerdings waren die Gräber, die hier in der Nähe angelegt worden waren, schon sehr, sehr alt und teilweise nicht gepflegt, sodass davon auszugehen war, dass es keine Besucher mehr gab, die sich hierher verirren konnten. Janay erhielt also genügend Zeit, während die Sonne schließlich unterging und alles in ein diffuses Licht tauchte. Noch war Manthala nicht vollständig erwacht, aber der Mond kletterte über die ersten Wipfel in weiterer Entfernung. Ein silbrig-rotes Licht legte sich auf die Umgebung. Wo Lysanthor sich zur Ruhe neigte, begrüßte er auf dem Weg Manthala und andersherum. Das Licht beider Götter mischte sich und spielte ein wunderschönes Naturschauspiel ab. Dort, wo Janay kniete und sich voller Liebe an Kazel erinnerte, fiel der Lichtpunkt hin und tauchte sie in das warme Licht der Sonne und kalte Licht des Mondes. Vielleicht war das auch ein Punkt gewesen, wieso Janay diesen Ort für ihr Gedenken auswählte. Nur kurz dauerte dieser Moment an, dann hatte Manthala die Oberhand erlangt und die Sonne versank. Dunkelheit legte sich nun über den Friedhof, lockte nachtaktives Getier hervor und erfüllte die Umgebung mit allerlei anderen Geräuschen.
Blätter raschelten, der Wind huschte durch die Wipfel. Äste knackten und irgendwo schuhute eine Eule. Gespenstisch mochte man sagen, wenn man daran glaubte. Die Schatten wurden länger und letztendlich wurde der Friedhof doch zu einem kühlen und wenig einladendem Ort. Sobald Janay aber das Gefühl hatte, dass sie vielleicht langsam nach Hause aufbrechen sollte, durchschnitt etwas anderes die Geräusche der Nacht: „Verdammter Mist, wo ist denn… wo… habe ich denn bloß… ach, das gibt’s doch nicht!“, schnauzte eine Mädchenstimme und trotzdem konnte Janay sie nicht sehen. Es kam von einigen Grabreihen weiter vorn, unweit ihrer Position, aber sie würde einige Schritte in die Richtung machen müssen, wenn sie denn wollte. „Ich hatte das doch hier hingelegt… scheiße, scheiße, scheiße…!“, jammerte die Stimme und begann eine wilde Fluchtirade abzuspulen, die womöglich nicht so angebracht war für einen Friedhof. „In Ordnung… wie war das noch…“, brabbelte die Stimme weiter und machte eine Pause. Offenbar war da noch jemand, jedenfalls hielt die Mädchenstimme inne, schien zu lauschen, nur um dann vollkommen ungerührt loszupoltern: „Ja denkst du etwas ICH hab‘ mir das ausgesucht! Klugscheißer mag keiner!“, fuhr sie offenbar jemanden an. Sofern Janay nachsehen würde, wer das so schimpfte, würde sie nach diesem Satz tatsächlich eine Frauengestalt sehen können. Oder besser… den hinteren Teil. Denn der schimpfende Rohrspatz hing mit dem Oberkörper in einem Gebüsch und schien darin herumzuwühlen, während das knackige Hinterteil herumwackelte und für jeden, der es wollte und nicht, gut sichtbar war. Neben dem Gebüsch, auf einem halbrunden Grabstein, saß ein kleiner Schemen, der einem Eichhörnchen ähnlich war. „Ich hab gesagt, du sollst es da nicht reinwerfen!“, kam es spitz von dem Grabstein-Eichhörnchen und aus dem Gebüsch: „Und ich habe gesagt, Klugscheißer mag keiner!“
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Janay » Sonntag 18. August 2024, 19:14

Die junge Frau verstand sich selbst nicht immer. Ja, sie war dankbar für die Ruhe und den gesicherten Alltag mit ihren Kindern, ihrer Schwester und Zissus in dem hübschen Haus und der geschützten Umgebung. Sie war glücklich darüber, töpfern zu können und damit auch noch erfolgreich zu sein. Und sie fühlte sich wohl damit, in der Nachbarschaft akzeptiert zu sein. Aber es war über all die Jahre hinweg auch irgendwie... eintönig geworden.
Hinzu kam die Verbindung von Arina und Zissus, die ihr vor Augen führte, was sie eben nicht hatte. Zwar freute sie sich für die Beiden und wollte sie so verliebt durchaus sehen, während sie selbst kein Bedürfnis hatte, ihr Herz wieder gegenüber jemandem zu öffnen. Jedoch tat es auf der anderen Seite auch weh und sollte ihre Schwester sich jemals heilen lassen, um selbst Kinder zu bekommen, würde Janay ständig vor Augen haben, was sie ihren Zwillingen nicht bieten konnte: einen liebenden Vater an ihrer Seite. Allerdings war dieser Umstand nicht ausschlaggebend für ihre Gefühle, eher bestärkend, und Vorwürfe machte sie dem Paar auch keine.
Was war es also dann, das sie so unruhig werden ließ? Das sie nicht zufrieden sein ließ mit dem Erreichten? Und... wie konnte sie etwas daran ändern? Aus Grandea wollte sie nicht wegziehen und ihre Kinder schon gar nicht aus dem vertrauten Umfeld reißen. Doch wirklich bleiben... wollte sie das noch? Sie könnte auf Reisen gehen, ab und zu hatte sie das wegen ihrer Töpferei schon getan. Nur... wie lange würde das vorhalten, bis es sie wieder unruhig werden ließ? War es denn das, was sie wirklich wollte oder musste sie erst noch der Lösung näher kommen?
Janay musste sich mit sich selbst, ihren Gedanken und Bedürfnissen beschäftigen, aber dazu hatte sie keine Zeit, an diesem Tag erst recht nicht! Stattdessen kümmerte sie sich um den Geburtstag ihrer Kinder und setzte alles daran, um diesen für die Zwei so schön wie möglich zu gestalten. Ihre Zwillinge sollte es an nichts mangeln, worauf sie Einfluss hatte! Und so schaffte es dieser innerste ihrer Wünsche es, dass sie sich auch gänzlich darauf einließ, sobald die Kleinen nach Hause kamen, und jeglichen anderen Gedanken verdrängte, sobald sie auch ihren sensiblen Sohn zum Feiern verleiten konnte.
Jedoch würde sie sein Ausbruch noch beschäftigen, später bestimmt, vor allem, weil er bislang nichts von ihrer Gabe geerbt zu haben schien. Ob sich daran etwas änderte? Oder hatte er lediglich schlecht geträumt oder etwas gehört, das ihn zu solch einer Vorstellung gebracht hatte? Sie würde sich auch mit Zissus bereden, er konnte ihr beim Grübeln dazu bestimmt helfen.
Wenngleich nicht sofort, denn erst einmal hieß es das leckere Essen vernichten, die Geschenke bewundern und ihr abendliches Ritual auszukosten, ehe es für die Kinder ins Bett ging. Noch einmal zeigte Siri ihr, wie viel er von seiner Umwelt mitbekam, obwohl man es ihm ob all seiner Träumereien gar nicht zutraute. Allerdings konnte sie ihn erneut beruhigen und die Müdigkeit tat ihr Übriges. Somit wurde es auch für die junge Frau Zeit, ihren letzten Weg des Tages zu beschreiten und den Friedhof aufzusuchen.
Als sie sich raus schlich, bemerkte sie die Verliebten und beobachtete sie flüchtig mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Dann war sie draußen und eilte zum Friedhof, zu ihrem ganz speziellen, ganz persönlichen Fleckchen. Als sie dieses erreicht hatte, spürte sie die aufsteigende Traurigkeit und ließ sie dieses Mal auch zu. Hier war der Ort zum Trauern für sie, obwohl sie trotzdem nicht gänzlich aus ihrer Haut heraus konnte.
Also begrüßte sie ihren verstorbenen Liebsten wie jedes Mal, stellte ihren Korb ab und holte die mitgebrachten Utensilien heraus. Das war eine kleine Kerze, die sie jedes Jahr begleitete und das noch ein paar weitere schaffen würde, ehe sie gänzlich herunter gebrannt wäre. Sie stellte diese neben die kleine, schmale Tonvase, eines ihrer ersten eigenen Werke. Die darin verwelkten Blumen nahm sie heraus und ersetzte sie mit einem selbst gepflückten neuen Sträußchen. Das Alte verstaute sie in ihrem Korb und würde es bei der nächsten Gelegenheit zu Hause im Ofen verbrennen, um es nicht wegschmeißen zu müssen. Danach holte sie etwas zum Anzünden heraus und brachte den Funken zum Docht.
Im sanften Kerzenschein betrachtete sie ihr Werk und spürte, wie sich eine einzelne Träne löste, um ihre Wange langsam herunter zu kullern. "Kannst du es glauben, Kazel? Schon wieder ist ein Jahr vergangen...", wisperte sie und machte es sich so bequem wie möglich, um ihre Erzählung zum Besten zu geben.
Und dieses Mal gab es wieder viel zu berichten, schließlich waren ihre Zwillinge nun Schulkinder und zeigten immer stärker ihre unterschiedlichen Talente. Nachdem sie damit fertig war, ging sie dazu über, von Zissus und Arina zu sprechen, von deren Gefühlen und der Verlobung und ihren eigenen Empfindungen dabei. Nun flossen schon mehr Tränen, schließlich war es das eine, ihre Worte in Gedanken zu spinnen, jedoch etwas vollkommen anderes, sie auch auszusprechen und mit eigenen Worten zu hören. Mehrfach erwähnte sie, dass er ihr fehlte und dass sie gerne ebenfalls soweit mit ihm gekommen wäre. Damit es am Ende allerdings nicht zu trübselig wurde, ging sie allmählich über zu ihrer Töpferei, ihren Erfolgen und ihren Hoppalas, die dann trotz allem ihre eigene Stimmung allmählich wieder heben konnte. Zumindest versiegten die Tränen und sie konnte sich die Wangen trocken wischen.
In der Zwischenzeit schwand auch der letzte Rest Tageslicht und die Kerze blendete immer stärker. Der Wind frischte auf und ließ sie frösteln. Es wurde langsam Zeit, das spürte sie, und trotzdem fiel es ihr wie immer schwer, sich zu lösen. Es war beinahe wie damals in Morgeria, ehe sie Kazel zu seinem verhängnisvollen Auftrag nach Andunie hatte gehen lassen. Noch einmal kehrte diese Erinnerung zurück und drohte, wie eine Welle über sie zu schwappen.
Obwohl sie es beinahe für überstanden geglaubt hatte, schossen die Tränen zurück in ihre Augen, sie schluchzte verzweifelt auf, umschlang sich selbst und beugte sich nach vor. "Warum nur...? Warum habe ich das zugelassen? Ich hätte bei dir bleiben, dich begleiten müssen!", wimmerte sie voller Herzensschmerz und innerer Qual. Doch bevor sie tiefer in ihre Verzweiflung versinken, sich darin verlieren könnte, schreckte sie etwas anderes auf.
Eigentlich war sie um diese Zeit die Einzige auf dem Friedhof, in all den Jahren war das so gewesen. Aber dieses Mal... Plötzlich stockte sie in ihrem Schluchzen, weil eine andere Stimme ihre Ohren zucken ließ. Was bei Manthala...? Janay schniefte und wischte sich mit dem Handrücken die Nase, während sie weiter das Gezetere hören konnte, nun, wo sie sich darauf konzentrierte und ruhig war, umso deutlicher. "Was zum...?", murmelte sie beinahe lautlos und schüttelte den Kopf.
Nein, das ging sie nichts an. Es war besser, sie würde sich da raushalten und ihr Gespräch mit Kazel beenden, um nach Hause zu kommen. Ihr Blick glitt zu ihrem kleinen Schrein und der flackernden Kerze.
Kurz zögerte sie noch, als erneut die Stimme erklang. Leise seufzte sie und wischte sich noch einmal die Wangen. "Verzeih', Kazel, aber..." Ihre Lippen zuckten zu einem schiefen Grinsen, dann zuckte sie mit den Schultern. "Du kennst ja meine Neugier. Und behaupte ja nicht, Cía hätte die von mir geerbt!", frotzelte sie, als stünde er ihr leibhaftig gegenüber.
Dann beugte sie sich vor, blies die Kerze aus und blinzelte mehrfach, damit ihre Augen sich rascher an das schwache Nachtlicht zu gewöhnen. Normalerweise würde sie jetzt all ihre Sachen zusammen packen und verschwinden, jedoch wollte sie sich mit dem Korb nicht belasten, während sie der Stimme folgen würde. "Pass' gut drauf auf, ich bin gleich wieder zurück!", murmelte sie zum Abschied und erhob sich.
Kurz verzog sich ihr Gesicht, weil ihre Gelenke knackten und aufgrund der ungewohnten, lang eingehaltenen Position unangenehm zogen. Daraufhin hatte sie sich gefangen und lauschte, um sich zu orientieren. Wie gut, dass sie den Friedhof in den letzten Jahren oft abgeschritten war, um die verschiedenen Fleckchen hier zu erkunden. So fiel es ihr nicht schwer, einen Pfad zu finden, auf dem sie sich anschleichen konnte.
Der Weg war nicht weit und Manthala schien ihr gewogen, denn der Mond kam hinter einer dünnen Wolke hervor, um die Szenerie zu beleuchten, die sich da einige Grabreihen entfernt abspielte. Janay blieb stehen und hob eine Augenbraue an, während sie zusehen konnte, wie jemand im Gebüsch hing und ihr die Kehrseite präsentierte. Wäre sie ein Mann... Nein, an solche Dinge wollte sie nicht einmal im Ansatz denken, schließlich wusste sie, was ein derartiger Anblick bei Männern auszulösen vermochte.
Trotzdem schien die Person nicht allein zu sein und die junge Frau war neugierig geworden. Vielleicht wäre es klüger, wenn sie lediglich beobachtete, aber... die Worte waren schneller über ihre Lippen gedrungen, während sie die Arme vor der Brust verschränkte und aus der Dunkelheit trat. "Vielleicht hat man es dir noch nicht erklärt, doch an diesem Ort sollte Ruhe und Anstand herrschen, um den Toten gedenken zu können.", bemerkte sie beinahe schon amüsiert und beugte sich etwas vor, nahe an dem Gebüsch. "Suchst du was? Wäre dafür Tageslicht nicht besser?", schlug sie fast schon versöhnlich vor.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 20. August 2024, 15:03

Dieser Moment war oftmals der einzige, den sich Janay in all den Monaten gönnte, um ganz offen ihre Gefühle zu zeigen. Nicht immer war Platz im Alltag dafür und noch weniger, wenn sie ihr Geschäft weiter voranbringen musste. Kunden wollten keine trauernde Geschäftsfrau sehen. Sie wollten, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse beachtet und erfüllt wurden. Ebenso verhielt es sich mit ihren Kindern. Sie waren doch noch so klein, betrachtete man sie mit den Augen einer Mutter. Sollte sie sie wirklich jetzt schon mit diesen Dingen belasten? Sie wuchsen ohne Vater auf und die kurzen, kaum nennenswerten Momente, da sich die Kinder nach ihrem Vater erkundigten, waren gut händelbar geblieben. Mit zunehmendem Alter wollten die Zwillinge natürlich mehr wissen. Zumindest Siridean, denn Cía bewies jetzt schon eine toughe Unabhängigkeit, die manchmal dem Mutterherz wehtat. Nichtsdestotrotz war es der Moment, der nur ihr gehörte. Hier musste sie ihre Gefühle auch nicht verbergen, damit Zissus und Arina ihr Glück unbeschwert genießen konnten. Hier durfte sie, sie sein: Janay, die ihre Liebe verloren hatte. Am Anfang holperte es immer ein wenig, denn sofort die tiefgründigen Gefühle herauszuholen, war dann auch nicht so einfach. Doch irgendwann fand Janay nicht nur ihre bequeme Position, sondern auch den Zugang zu ihrem Inneren. Sie erzählte unverblümt von all den Höhen und Tiefen im letzten Jahr. Sie sprach davon, wie hart es manchmal war, allem gerecht werden zu wollen. Wie sehr sie Kazel hier und dort vermisste, weil es zu zweit leichter gewesen wäre. Aber sie grollte ihm nicht mehr, machte sie sich manchmal eher noch Vorwürfe, dass sie damals nicht mitgegangen war. Aber wäre es das richtige gewesen? Leichter vielleicht, weil sie den Schmerz nicht ertragen musste. Aber richtig? Janay hatte nie wirklich herausgefunden, was damals in Andunie passiert war. Einzig berichtet wurde über einschlägige Möglichkeiten, dass es in Andunie eine Art Explosion gegeben hatte… Und dass aus jener ein wundervoller Park entstanden war und jener zudem seltsamen Tiere beherbergte. Es war ein Mysterium, aber letztendlich hatte Janay erfahren, dass die Mission, auf die Kazel geschickt worden war, geglückt sein musste. Denn Janay erfuhr, dass Frauen gerettet wurden, denen man grausame Dinge angetan hatte. Zumindest diese Gewissheit hatte sie erhalten, dass Kazel die Aufgabe erfüllen konnte. Wenn auch nicht so, wie sie beide es sich erhofft hatten. Der Gevatter war ihr nur das eine Mal erschienen, danach hatte sie ihn nie wieder gesehen. Während Janay wie immer nicht gehen wollte, wurde sie dieses Mal allerdings bei dem Versuch, Abschied zu nehmen für ein ganzes Jahr, gestört. Eine laute und verbal äußerst deutliche Stimme machte den stummen Abschied zunichte, sodass sich Janay bemüßigt sah, sich nach der Verursacherin umzusehen.

Aufgrund ihrer Kenntnisse, denn Grandea war bei ihrer Ankunft damals bedeutend gefährlicher für Dunkelelfen gewesen, wusste sie nun um einige Schleichwege innerhalb des Friedhofs und so gelang es ihr, sich soweit anzuschleichen, dass sie eine gute Sicht auf den Rückteil der Person hatte. Offenbar hatte das Mädchen etwas verloren, sodass Janay die Chance nutzte und neben der Person im Busch stehen blieb, um sich, die Arme verschränkend, bemerkbar zu machen: "Vielleicht hat man es dir noch nicht erklärt, doch an diesem Ort sollte Ruhe und Anstand herrschen, um den Toten gedenken zu können." Die Reaktion war… heftig! Das Mädchen kam sofort emporgeschossen und starrte Janay erschrocken und ertappt an, während schräg hinter ihr das seltsame Grabstein-Eichhörnchen lachend vom Hocker fiel. „Du solltest mal dein Gesicht sehen!“, rief es und… ja! Es sprach tatsächlich! Das Mädchen starrte Janay immer noch an und klammerte sich an einem Notizbuch fest. "Suchst du was? Wäre dafür Tageslicht nicht besser?" Die Augen des Mädchens wanderten auf das Notizbuch in ihren schlanken Fingern, dann brach die Schockstarre auf und sie grinste mit einem Mal furchtbar ertappt und reichlich bemüht, sich das nicht auch noch anmerken zu lassen. „Ähhhhhm….“, zog sie das lang und warf das Buch kurzerhand über ihre Schulter. Ein leises, aber nicht minder empörtes ‚AU!‘ verriet den Unglückseligen, der es abbekommen hatte. „Sag mal, was stimmt mit dir nicht?!“, schnauzte es von hinter dem Grabstein und das Mädchen räusperte sich. Sie grinste immer noch und presste die Zähne dabei zusammen, sodass ein reichlich eigenartiges Lächeln zustande kam. „Sie ist eeees“, zischte das Mädchen dem Grabstein zu und sofort kam das Tier wieder emporgeklettert. „Echt?“, machte es und hob sich auf seine Hinterbeine, um nach Janay zu schnuppern. „Entschuldige!“, sagte dann das Mädchen und trat etwas dichter, sodass Janay durchaus ihre Merkmale erkennen konnte. Der Mond war heute besonders hell. Rote Haare, zu frechen Zöpfen gebunden, spitze Ohren, Sommersprossen und gelbe Augen. Ihre Kleidung verdeutlichte ihre schlanke Gestalt und Jugend, denn sie trug rote, halbhohe Schuhe, dazu gelbe Socken, eine grüne Hose und eine weiße Bluse mit brauner Weste. „Und wie geht’s jetzt weiter?“, fragte das Tier bemüht leise an die Frau gewandt. Janay konnte nämlich erkennen, dass das ‚Mädchen‘ zwar so aussah und sich verhielt, aber ihre Augen verrieten ihr, dass sie weitaus älter war. „Keine Ahnung…“, murmelte sie zurück und lächelte wieder Janay an. Dann aber streckte sie plötzlich mit reichlich Elan ihre Hand hin. „Hallo! Ich bin Naella… öhm, Nell, wenn du willst!“, nickte sie und blinzelte liebreizend. „Ich habe dich gesucht!“ Das Eichhörnchen klatschte sich mit der winzigen Hand gegen die Stirn und verbarg sein Gesicht darin. Offenbar waren sie über die Vorgehensweise nicht sonderlich… einig. "Neeelll! Neeehheell!", zischte dann das Eichhörnchen und wedelte mit dem Notizbuch, was durchaus beachtlich für so einen kleinen Kerl war. Nell aber ließ Janay nicht aus den Augen und betrachtete sie reichlich neugierig. "Nell!", nervte das Tier weiter, sodass Nell einen Finger hob, der Janay warten hieß und sich zu dem Vieh umdrehte. "Mikk! WAS bei allen Göttern ist denn?!", herrschte sie ihn an und Mikk räusperte sich. Er deutete stumm auf das Buch. Nell stutzte, seufzte und griff sich das Buch, um es aufzuschlagen. Sie las darin und murmelte ein paar Worte, die Janay nur halb verstehen konnte. "...Person nicht...ansprechen... Abstand... halten... Beobachten...", mit jedem Wort, das Nell las wurde ihr Gesicht immer dunkler vor Scham. "Oh...", machte sie schließlich, als sie fertiggelesen hatte und hob langsam den Blick wieder auf Janay... "Ja. Oh!", kommentierte Mikk. Da standen sie nun.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Janay » Dienstag 20. August 2024, 20:50

Für gewöhnlich hatte sie sich im Griff und inzwischen auch einen Alltag, bei dem sie gar nicht anders konnte, als stark zu sein. Für ihre Kinder, ihre Schwester und Zissus, für ihr wachsendes Geschäft. Selbst abends, wenn sie hundemüde ins Bett fiel, war sie zu erschöpft, um sich groß um ihre Gefühle zu kümmern und zu ergründen. Die Trauer und Einsamkeit ihres Herzens war tief in ihr eingeschlossen. Trotzdem hatte sie gelernt weiter zu leben, zu lachen und es im Großen und Ganzen zu genießen. Lediglich verstärkt in letzter Zeit war da eine Sehnsucht in ihr, eine Unruhe, die sie nicht greifen konnte. Ob diese mit den anderen Empfindungen zu tun hatte, die sie nur selten beachtete?
Hier, bei ihrem kleinen Ort der Andacht auf dem Friedhof war die Gelegenheit, um sich endlich damit auseinander zu setzen. Hier sah sie niemand, hörte sie niemand und konnte sie dennoch das Gefühl haben, jemand lauschte ihren Worten und schenkte ihr positive Aufmerksamkeit. Es war nur Einbildung, aber es war wohltuend und gab ihr jedes Jahr aufs Neue Kraft den nächsten Zyklus der Jahreszeiten zu überstehen.
Nur, dass sie gar nicht soweit kam, über diese für sie noch unerklärliche Zappeligkeit zu reden, denn eine andere Emotion brach sich Bahn. Schluchzend umarmte sie sich selbst und war bei den Selbstvorwürfen zu damals angelangt, als ein Geräusch sie in ihrer Aufgewühltheit störte. Es war laut genug, um sie tatsächlich heraus zu holen und ihr bewusst zu machen, dass sie drauf und dran gewesen war, sich in ihrer Trauer zu verlieren.
Also ließ sie sich lieber von ihrer Neugier leiten und diese gebot ihr, sich vorläufig von ihrem toten Gesprächspartner zu verabschieden, um dem auf den Grund zu gehen. Dank ihrer inzwischen erworbenen Ortskenntnis konnte sie sich erfolgreich trotz der späten, ruhigen Stunde anschleichen und den Blick auf ein vorteilhaft hochgestrecktes Hinterteil werfen.
Nun hatte die junge Frau die Wahl. Sie könnte bleiben, wo sie war, und einfach beobachten, um daraus ihre Schlüsse zu ziehen. Doch sie war noch zu wenig wieder beherrscht, um sich in Geduld üben zu können. So entschied sie sich für die zweite Möglichkeit und mischte sich kurzerhand ins Geschehen ein.
Bei der Reaktion indes konnte sie froh sein darüber, einen gewissen Abstand gewahrt zu haben. Denn als das Mädchen in die Höhe schoss, als hätte sie etwas in die runde Kehrseite gepiekt, hätte sie Janay getroffen, wenn diese sich über sie gebeugt hätte. "Ui, schnell! Also nicht festgesteckt!", entkam es ihr mit einem schiefen Grinsen, als hinter dem Mädchen eine weitere Stimme ertönte.
Daraufhin reckte die Dunkelelfe ihren Hals und versuchte zu erkennen, wer das gewesen sein mochte, weil sie zwar sehr gut hören, jedoch nur durchschnittlich sehen konnte wie gewöhnliche Menschen. Dank des hellen Mondlichts und der wenigen Wolken in dieser Nacht konnte sie zwar auf dem Grabstein hinter der Fremden etwas hocken sehen, aber sie glaubte nicht daran, dass dieses... Ding... Tier gesprochen hatte. "Wo ist da noch jemand?", murmelte sie deswegen skeptisch und blickte sich weiter um, wenngleich ohne jemanden entdecken zu können.
Also widmete sie sich erneut dem Mädchen. Dieses Mal sah die Angesprochene an sich herab und hielt etwas in der Hand. War das ein Buch? Was machte sie mit einem Buch hier am Friedhof... nachts? Janays Augenbraue wanderte noch höher.
Flugs flog der Gegenstand in die Höhe und traf, scheinbar zielsicher, das Tier auf dem Grabstein. Das Geräusch klang direkt... menschlich, aber das konnte ja nicht sein. Und als es hinter dem Grabstein verschwunden war, erklang noch einmal die Stimme. Hatte sich also noch jemand dort versteckt? Die junge Frau reckte den Hals und hätte trotzdem an ihrem Gegenüber vorbei gehen müssen, um erfolgreich nachsehen zu können. Ihre geringe Größe gereichte ihr, mal wieder, nicht zum Vorteil!
"Wer ist da noch? Springt da gleich jemand hervor und ruft Überfall oder was?", versuchte sie es mit frecher Zunge, denn allmählich war die Szenerie dermaßen abstrus, dass ihr dennoch mulmig zumute wurde. Das Mädchen war ja noch in Ordnung, die konnten zwar flink sein, allerdings wirkte sie nicht so, als könne sie mit viel Kraft rohe Gewalt ausüben. Ein Mann hingegen, der sich noch nicht gezeigt hatte...
Da wirkte das verkniffene Grinsen der Kleinen nicht gerade... ermutigend. Und noch weniger, als ihre Ohren bei den gezischten Worten zuckten und jede Nuance auffangen zu wollen schienen. "Ja, ich bin ich. Hätten wir das also geklärt. Und du bist?", fragte sie nun schon etwas ungeduldiger und auch distanzierter, als erneut die Stimme hinter dem Grabstein erklang.
Gefolgt von kratzenden Krallen auf Stein und das Wesen erschien erneut auf der oberen Abrundung. Janay blinzelte und wagte kaum zu denken, was sich ihr gerade aufdrängen wollte. Nein, das war zu seltsam, das konnte nicht sein! Ihr Schlafmangel und ihre Aufgewühltheit mussten ihr einen Streich spielen. Tiere konnten schließlich nicht reden!
Abgelenkt von dem Versuch, Realität von Einbildung zu unterscheiden, bemerkte sie zu spät, dass das Mädchen ihr näher kam. Plötzlich sah sie sich diesem rothaarigen Geschöpf gegenüber, das dicht genug vor ihr stand, um selbst bei Mondlicht die Sommersprossen und das Gelb ihrer Augen zu erkennen. "Hey, was soll das?", entfuhr es der jungen Frau und sie machte ihrerseits einen Schritt rückwärts, um ausreichend Distanz für eine mögliche Flucht zu schaffen. Das Ganze war ihr eindeutig nicht länger geheuer und schon gar nicht mehr witzig wie noch zuvor.
Außerdem mochte sie es nicht, wenn man ihr ungefragt zu nahe trat. Das weckte... unschöne Erinnerungen, auf die sie getrost verzichten konnte, und barg obendrein Risiken, wie sie eben Leute unterer Schichten nur zu gut kannten.
Schon wieder erklang aus dem Hintergrund die Stimme, die ihre Ohren zucken ließ, und langsam musste sie sich mit dem Gedanken beschäftigen, dass es tatsächlich das Tier zu sein schien, dass da sprach. Oder dass sie zu halluzinieren anfing... Ganz gleich, was es war, sie gelangte zu der Überzeugung, dass es besser wäre, ihre Neugier hierbei zu belassen und den Rückzug anzutreten.
Das wollte sie auch schon machen, als ihr plötzlich und unvermittelt eine Hand entgegen gestreckt wurde. Überrumpelt davon und der Vorstellung reagierte sie rein automatisch, indem sie die Geste erwiderte, schwach und mit kühlen Fingern, aber dennoch unverkennbar. "Äh... ja... nett, dich kennen zu lernen...", gab sie zögerlich zurück und verstand noch immer so gut wie gar nichts. Als wäre das noch nicht genug, wurde ihr offenbart, dass sie gesucht worden war.
Abrupt zog sie ihre Hand zurück und machte einen halben Schritt rückwärts. "Wie schön...", nuschelte sie kaum verständlich und deutete ein Kopfschütteln an.
Gesucht? Sie? Warum sollte ausgerechnet sie gesucht werden? Und von wem? Fragen über Fragen tauchten hinter ihrer Stirn auf und doch würde sie vorerst keine davon stellen. Zu sehr war sie davon überrumpelt und fühlte den Fluchtinstinkt deutlich. Außerdem entspann sich kurz darauf ein Dialog zwischen dieser... Nell und dem seltsamen, sprechenden Tier, das zuvor vom Buch getroffen war und dieses nun herum schwenkte, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Es wurden nicht viele Worte gewechselt, jedoch auch diese wenigen reichten, um die junge Frau davon zu überzeugen, dass es endgültig an der Zeit für sie war zu gehen, solange es ihr noch möglich war.
"Äh... ja... gut... schön... toll, dich getroffen zu haben, Nell... und... äh... Mikk... Aber ich... ich muss dann mal... los!", stammelte sie und nahm daraufhin die Beine in die Hand. Flüchtig kam ihr der Gedanke, dass sie all ihr Zeug noch bei Kazels Andachtsstelle hatte, doch zu dieser würde sie jetzt gewiss nicht laufen und noch weniger sich Zeit nehmen, alles einzusammeln. Es würde wohl kaum jemand so schnell finden und sie würde es eben am nächsten Morgen abholen. Jetzt hingegen wollte sie erst einmal dieser verrückten Begegnung entkommen!
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 21. August 2024, 11:53

Es schien fast so, als wäre das Leben nicht recht einverstanden damit, dass sich Janay dieses Mal ihrer Trauer hingab. Sie hätte sich gewiss einige Stunden darin verlieren und darin baden können, aber dieses Mal nicht. Dieser Möglichkeit wurde sie von zwei seltsamen Gestalten beraubt, die erst ihre Neugierde und schließlich ihren Argwohn schürten. Dass sie mit plötzlicher, aufdringlicher Nähe nicht umgehen konnte, war keine Überraschung. Janay hatte sich stets darum bemühen müssen, eine gewisse Distanz zu wahren, vor allem wegen ihres ursprünglichen Gewerbes. Jetzt aber verkannte sie offenbar die Lage, denn anstatt sie angehen zu wollen, wollte die Rothaarige sich lediglich vorstellen. Aber der Grundstein für Misstrauen war gelegt. Hinzu kam, dass Janay nicht recht erklären konnte, woher die zweite Stimme kam. Sie war eindeutig männlich, wenn auch nicht so tief, als dass sich dahinter ein muskelbepackter, Bärtiger vermuten ließ. Allerdings war sie gewarnt. Sollte das hier ein Hinterhalt werden? Hatte ihre Neugierde sie nun schließlich direkt einer Gefahr ausgesetzt? Es war nicht so leicht, wenn man, wie Janay, gerne dem Unbekannten nachging, aber jetzt sollte ihr das offenbar zum ersten Mal zum Verhängnis werden. Die Dunkelelfe zog sich ein wenig zurück. Nell und ihr seltsamer, bis dahin ‚unsichtbarer‘ Freund schienen zwar im ersten Moment chaotischer, denn gefährlicher Natur zu sein, aber das musste nichts heißen. Die Erfahrung lehrte sie, dass man nie vorsichtig genug sein konnte. Als Naella sich vorstellte, konnte Janay nicht darüber hinwegsehen, dass ihr das sprechende Vieh und diese naseweise Rothaarige doch Unbehagen einflößten. "Äh... ja... nett, dich kennen zu lernen..." Nell nickte. „Nicht wahr?!“, feixte sie selbstbewusst und zwinkerte Mikk zu, der nur den Kopf schüttelte. Sie offenbarte Janay, dass sie sie gesucht hätte und das war der Schalter, der sich bei der Elfe umlegte. Jetzt hieß es: Flucht! Mit reichlich Gestammel, zog sich Janay langsam zurück und suchte den perfekten Moment, um sich endlich abzusetzen. "Äh... ja... gut... schön... toll, dich getroffen zu haben, Nell... und... äh... Mikk... Aber ich... ich muss dann mal... los!" „Was? Nein! Warte…“, rief Nell und kam auf Janay zu, die nur noch die Beine in die Hand nahm. „He!! Aber ich … wir sind doch we…- Hallo?!“, rief Nell noch hinterher, aber Janay hörte gar nicht mehr.

Sie dachte noch an die Habseligkeiten, bei Kazel’s Gedenkplatz, aber die würde sie am nächsten Tag holen müssen. Jetzt brauchte sie Sicherheit und die würde sie nur erlangen, wenn sie schleunigst von hier verschwand! Für einen Moment hörte Janay niemanden, der sie verfolgte. Tatsächlich konnte sie nur sich und ihre Schritte, sowie ihren Atem hören, vielleicht noch das rasend schlagende Herz. Wann war sie denn das letzte Mal so gerannt? Ansonsten waren da keine raschelnden Blätter oder wilde Rufe, weil man sie jagte. Offenbar hatte sie Nell und Mikk überrumpelt und erfolgreich abgeschüttelt! Pah! Sie suchen, wer waren die beiden Vögel überhaupt?! Nein. Darauf fiel Janay nicht herein, sie war schließlich nicht von gestern. Den Weg zurückzufinden war nicht schwer für Janay. Die Straßen im Außenring wurden nicht so gut beleuchtet, aber das mussten sie auch nicht. Der Friedhof lag unweit der Mauern und so brauchte sie die lange, bis sie endlich den Durchgang erreicht hatte. Dort angekommen, wurde man schließlich seitens der Wachen auf sie aufmerksam. „Braucht ihr Hilfe?“, wurde sie von einem Grandessaner angesprochen, der die Farben des Königreichs auf seiner Rüstung trug. Schräg hinter ihm stand ein Dunkelelf. Inzwischen lebte man in Grandea zusammen und übte auch dieselben Pflichten aus. Es war zum normalen Stadtbild geworden, Mensch und Elf Hand in Hand zu sehen. Hinter den Soldaten begann dann der Innenring und Janay’s Haus wäre nicht mehr weit. Dort waren die Gassen und Straßen auch gut beleuchtet und gepflegt. Sicherheit für das in Angst geratene Herz. Andererseits wäre es auch eine Möglichkeit, die Soldaten um Hilfe zu bitten, oder? Für einen Moment konnte Janay die Möglichkeiten abwiegen, doch dann tauchten plötzlich in ihrem Rücken eilige Schritte auf. Es knirschte unter Schuhwerk und offenbar rannte da jemand direkt in ihre Richtung. Einer der Soldaten wurde aufmerksam, hob den Kopf und legte sogleich eine Hand an den Knauf seines in der Scheide steckenden Schwertes. „Halt!“, rief er gebieterisch und die Schritte schlitterten direkt hinter Janay, bevor sie stumm blieben.
Sobald sie sich umdrehte, würde sie in das rote Gesicht von Killin blicken. Er war außer Atem und schwitzte etwas. Der Junge starrte mit weitaufgerissenen Augen auf die Männer in der Rüstung. In seinen Händen trug er das Körbchen, das Janay stehengelassen hatte. „Ich..“, „Belästigst du etwa diese Frau?!“, polterte der Grandessaner gleich los und schüchterte den Jungen erheblich ein. „Wa… nein…“, beteuerte er und der Mensch schob Janay etwas schützend hinter sich. „Sieh zu, dass du in dein Dreckloch zurückkehrst, Bursche!“, blaffte er den Jungen an und versetzte ihm einen Stoß, dass Killin stolperte und auf den Hosenboden fiel. Der Junge schluckte und man sah ihm an, dass er sich ungerecht behandelt fühlte. Das Körbchen fiel zu Boden und kippte glücklicherweise trotzdem nicht aus. „Aber ich wollte doch nur“, setzte er noch mal an, bevor der Soldat noch einen Schritt auf ihn zu machte. Er würde ihm gewiss Beine machen, wenn niemand einschritt.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Janay » Mittwoch 21. August 2024, 17:01

Ihre Verletzlichkeit, ihre Trauer und ihre Verwirrung hätten sich Bahn gebrochen und sie gewiss so lange hier bei ihrem speziellen Fleckchen auf dem Friedhof gehalten, dass sie die Vereinbarung mit dem Wächter nicht gebraucht hätte, weil sie erst im Morgengrauen hätte aufbrechen können. Doch ehe sie sich in ihren Gefühlen vergraben, sich darin verlieren und sich somit endlich diesen stellen könnte, um Klarheit für sich selbst zu finden, wurde sie unterbrochen und in die Wirklichkeit zurück geholt.
Und da sie gerade empfänglich für ihre Empfindungen war, hatte sie ihrer Neugier auch nichts entgegen zu setzen. Außerdem kam sie ihr ein wenig gelegen, denn zum Teil fürchtete sie sich davor, sich ihren Gefühlen zu stellen. Also verließ sie ihren Platz und ging nachsehen.
Was sie dort beim Busch vorfand... hätte sie so nicht erwartet. Das Mädchen konnte sie amüsieren mit ihrer Schusseligkeit, aber dafür war gerade sowohl der falsche Ort, als auch die falsche Zeit. Und das sprechende Tier... sofern sie sich nicht irrte und der eigentliche Besitzer der Stimme noch immer sich verborgen hielt, machte das Ganze ziemlich sonderbar. So sehr, dass sie allmählich das Gefühl beschlich, besser den Rückzug anzutreten.
Da half auch nichts die plötzliche Vorstellung und das scheinbar unbedarfte Verhalten, um sie zu beruhigen. Im Gegenteil, das Gespräch, das sich danach entwickelte, und der Umstand, dass sie scheinbar gesucht worden war, waren der endgültige Ausschlag, um ihren Fluchtinstinkt zu wecken.
Das lag in mehreren Faktoren begründet: Sie war eine Frau, die sich zwar wehren, aber nicht richtig kämpfen konnte und somit bei körperlicher Gewalt rasch unterlegen wäre. Und mit Waffen hatte sie auch keine schöne Erfahrung gemacht, vor allem nicht, wenn diese ihren Rücken erwischen könnten. Sie hatte als Käufliche gearbeitet und wusste darum, wie fragil die leibliche Unversehrtheit war. Vier lange Jahre war sie quasi Freiwild gewesen, das prägte nun einmal, wenngleich sie sich glücklich schätzen konnte, nie einen wirklichen Überfall und Gewalt erlebt zu haben. Und zu guter Letzt war sie eine Dunkelelfe der mittleren Bürgerschicht. Das bedeutete, wenn sie nicht kämpfen und sich verteidigen konnte, war es klüger und lebensverlängernder schnell Fersengeld geben zu können.
Somit passte Janay den richtigen Moment mit der in ihren Augen größten Ablenkung ab, um sich zu verabschieden. Ohne auf eine Reaktion zu warten oder dem Gehörten in ihrem Rücken noch Aufmerksamkeit zu schenken, eilte sie davon, den knöchellangen Rock gerafft, um sich nicht in dem Stoff zu verheddern. Dabei dachte sie auch an ihren Korb und ihre Utensilien, doch wagte sie es nicht, zu ihrem Fleckchen zu laufen. Außerdem hätte das Einpacken sie Zeit gekostet und die durfte sie sich auf einer Flucht nicht nehmen. Somit musste sie darauf vertrauen, am nächsten Morgen, im Tageslicht, alles einsammeln und heim bringen zu können. Und wenn nicht... würde sie es auch verkraften können, denn Kazel würde es verstehen, wenn er bei ihr wäre, obwohl sie es trotzdem bedauern würde.
Jetzt musste sie erst einmal in Sicherheit gelangen. Das glückte auch, schließlich kannte sie den Großteil der Wege auf dem Friedhof, vor allem jene, die sie zur Mauer des Innenrings zurück bringen würden. Rasch erreichte sie die Grenze zum Gottesacker und fand sich flugs darauf bei der Mauer wieder. Dieser zu folgen bis zu einem bewachten Tor benötigte nicht sonderlich viel Zeit und war besser beleuchtet als ihr bisheriger Weg.
Als das Tor in Reichweite kam, wurde sie endlich langsamer, weil sie sich sicherer fühlte und auch weil ihr allmählich die Puste ausging. Ihre Wangen waren gerötet, ihr Blick unstet und ihr Atem ging heftig, während das Herz in ihrer Brust wie wild hämmerte. Ein flüchtiges Zurücksehen über die Schulter zeigte ihr, dass sie nicht direkt in Gefahr schwebte, sodass sie es sich erlaubte, stehen zu bleiben und sich an dem Mauerwerk abzustützen, um erst einmal Luft zu holen. Sie war sowieso schon ungewöhnlich spät damit, in den Innenring zurück zu kehren, da wollte sie nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen, indem sie schnaufend und schwitzend, wie ein gehetztes Tier auftauchte.
Allerdings hatte sie den Umstand unterschätzt, dass um diese Zeit nicht sonderlich viel los war und jede Änderung dessen auffällig war. Denn noch ehe sie sich gefangen hatte, wurde sie bereits von der Nachtwache angesprochen. Damit hatte sie nicht gerechnet und trotzdem gelang es ihr, ihren Schreckenslaut derart zu unterdrücken, das ihn wohl höchstens empfindliche Elfenohren würden wahrnehmen können.
Abrupt hob sie den Kopf an und musste darauf bauen, dass das Licht zu schlecht war, um ihr den Schrecken und das Unbehagen allzu deutlich ansehen zu können, ehe sie sich beherrschen konnte. Noch ein wenig außer Atem, das konnte sie bedauerlicherweise nicht verbergen, winkte sie ab. "Nein... nein... geht schon...", schnaufte sie und hielt sich die Seite, in der es unangenehm stach. Oh, sie war in den letzten Jahren eindeutig bequem geworden!
Aber sie hatte nicht die Fähigkeit verloren, etwas zu überspielen oder sich dessen bewusst zu sein, dass das nötig wäre. So setzte sie ihr bekanntes, verschmitztes Lächeln auf, das schon vielen Männern gefallen und sie von anderem abgelenkt hatte.
Doch ehe sie sich rasch eine Ausrede einfallen lassen konnte, weil die Wahrheit nicht infrage käme, warum sie so abgehetzt zu dieser späten Stunde hier auftauchte, tat sich in ihrem Rücken etwas. Sie hörte das Rascheln und ihr rutschte das Herz einige Etagen tiefer. Schon wurde von Seiten des Wächters gerufen und sie konnte hören, wie jemand hinter ihr schlitternd zum Stehen kam.
Erst jetzt, mit merklicher Verspätung, fand sie den Mut, den Kopf ein wenig zu drehen. Als sie jedoch erkannte, wer da in ihrem Rücken aufgetaucht war, machte sie große Augen. "Du?!", kam es ihr wie ein Hauch voller Überraschung über die Lippen, denn sie hätte niemals damit gerechnet, dass ihr Lieblingsschnitzer mit hochrotem Gesicht hinter ihr hergerannt kommen würde.
Was machte er da? Wieso war er nicht bei seiner Familie? War das etwa ihr Korb in seinen Händen? War er ihr schon wieder... nachgeschlichen?! Und wollte sie nun... bestehlen?!
Ehe allerdings Unmut über letztere Möglichkeiten in ihr aufsteigen und das Erstaunen sowie die Verwirrung verdrängen konnten, war der grandessarische Wächter erneut schneller. Schon nahm er das Naheliegendste an und das war nicht sonderlich... positiv, um entsprechend zu reagieren. Mit einem Mal fand sich Killin dem großen, bulligen Kerl gegenüber, der allein schon durch seine Statur und Rüstung einen heftigen Kontrast zu dem viel zu dünnen Jungen aus armen Verhältnissen bildete. Als wäre das nicht genug, wurde er handgreiflich und demonstrierte die gesellschaftlichen Unterschiede unbarmherzig.
Während Janay noch viel zu überrumpelt war und mit ihren eigenen Gefühlen rang, bekam ihr Verfolger einen unsanften Stoß und landete auf seinen Vier Buchstaben. "Hey!", entkam es ihr dadurch und endlich konnte auch sie sich wieder fassen. Mehr noch, ihr möglicher Unmut und ihre Zweifel wurden in den Hintergrund gedrängt, denn trotz allem fühlte sie sich Killin weit genug verbunden, ihn nicht so behandelt sehen zu wollen!
Ohne an die Konsequenzen zu denken oder daran, dass auch ihr Gefahr drohen könnte, legte sie ihre Hand auf den Unterarm des Wächters, als dieser einen weiteren Schritt auf den Jungen zumachte. "So haltet ein, ich bitte Euch!", verlangte sie und schob sich nun ihrerseits zwischen ihn und Killin. "Das ist nur mein Bursche, er hat mich nicht verfolgt! Er..." Kurz zögerte sie und sah hinter sich, um sich zu vergewissern, dass ihm außer ein eventueller blauer Fleck nicht mehr zugestoßen war.
Dann kehrte ihr Blick zurück zu dem Wächter und sie setzte ein verlegenes Lächeln auf. "Er kam nur, um mich daran zu erinnern, wie spät es bereits ist, damit ich rechtzeitig zu Hause ankomme.", log sie ohne mit der Wimper zu zucken und ließ ihre Stimme weich, schmeichelnd klingen, um zu beruhigen. "Wisst Ihr, mir ist die Andacht an meine Eltern sehr, sehr wichtig und dabei vergesse ich oft die Zeit.", fuhr sie fort und nahm lieber derartige Verwandtschaft als einen Liebhaber oder gar verstorbenen Ehemann oder ähnliches, um nicht den Eindruck zu erwecken, ein hilfloses, ungebundenes Frauenzimmer zu sein.
Scheinbar entschuldigend zuckte sie mit den Schultern. "Ich bin zu sentimental, sagt mein Verlobter immer, aber was soll ich machen? Ich bin nun einmal eine Frau.", bediente sie weiter das Klischee, das Männer so gerne glauben wollten, und ließ absichtlich auch einen männlichen, familiären Schutz einfließen. Indes deutete sie in ihrem Rücken Killin an, dass er besser aufstehen sollte. Sie wollte rasch in den Innenring, um diese Begegnung zu beenden, ehe es gefährlich für sie wurde, da wäre es gut, wenn er flink wäre und nicht noch am Boden säße.
Janay nickte dem Wächter zu und deutete sogar einen knappen Knicks an. "Wärt Ihr nun so freundlich und würdet uns einlassen? Soweit ich weiß, sorgt mein Verlobter stets dafür, dass Eure Dienste dafür entsprechend vergütet werden.", setzte sie noch hinzu, griff nach Killins Schulter und hoffte inständig, dass es nun keinen Ärger mehr geben würde. Dass der Junge mitspielen würde, davon ging sie aus, schließlich war er ein Kind der Unterschicht und diese brauchten einen Instinkt für derartige Wendungen, um überleben zu können.
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Re: Gibt es Geister wirklich...?

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 22. August 2024, 23:37

Die Situation war nicht leicht zu verstehen und noch weniger leicht zu durchschauen. Dass die rothaarige Elfe keinen gefährlichen Eindruck machte, musste nicht heißen, dass es auch der Tatsache entsprach. Und die deutlich männliche Stimme konnte unmöglich von dem kleinen Kerlchen stammen, sodass Janay einen Hinterhalt vermutete. Und sie würde gewiss nicht darauf warten, bis man sie überwältigte! Also rannte sie vor der Begegnung weg und nahm auch jegliche Chance auf Erklärung mit. Janay fand den Weg zügig zurück zum Grenzposten zwischen Innen- und Außenring und versuchte sich vorzeitig zu beruhigen, damit niemand auf sie aufmerksam wurde, doch weitgefehlt. Zu dieser Stunde war kaum etwas los, weshalb man natürlich aufmerksam auf eine junge Frau wurde. Die Soldaten vergewissern sich glücklicherweise, dass es ihr gut ging und man unterstellte ihr keineswegs zwielichtige Absichten. Das war eben noch ein Vorteil, wenn man ein wenig darauf achtete, was man trug und gleichwohl eine Dunkelelfe war. Hellere Haut hin oder her, man sah es ihr trotzdem an. Zumal Janay nicht das erste Mal hier Vorbeugung. So wurde sie gefragt, ob man helfen könne und sie setzte ein kokettes Lächeln auf, das ihr in der Vergangenheit bereits häufiger geholfen hatte. Der Grandessaner sah sie… stumpf an. Und der Dunkle in seinem Rücken, zupft sich gerade den Handschuh zurecht. Hier würde sie wohl nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen. Trotzdem beschwichtigten ihre Worte den Menschen in Rüstung und er nickte. Er war schon fast gewillt, ihr den Durchgang freizumachen, als in ihrem Rücken plötzlich schnelle Schritte zu hören waren. Sofort gebot der Soldat verbal Einhalt und Janay erkannte Killin. Augenblicklich wurde sie misstrauisch! Klaute der Bengel etwa ihre Habe?! Steckte er dahinter oder zumindest mit drin? Was für ein Spiel, wurde ihr auf ihre Kosten gespielt?! Sie sah mit an, wie Killin durch den grandessanischen Soldaten geschubst wurde und auf dem Boden landete. "So haltet ein, ich bitte Euch!" ,legte sie eine Hand auf den Unterarm und der Soldat musterte sie von oben, da er gut 1,5 Köpfe größer war als sie. „Er belästigt Euch!“, verteidigte er sein Handeln, doch Janay sponn bereits die nächste Lüge: “Das ist nur mein Bursche, er hat mich nicht verfolgt! Er.... Er kam nur, um mich daran zu erinnern, wie spät es bereits ist, damit ich rechtzeitig zu Hause ankomme."

Der Soldat musterte sie einen Moment ungerührt. Dann wurde sein Gesicht weicher und er nickte. „Achso, dann tut es mir leid!“, entschuldigte er sich, während der Dunkle alles aus dem Hintergrund beobachtete. "Wisst Ihr, mir ist die Andacht an meine Eltern sehr, sehr wichtig und dabei vergesse ich oft die Zeit.", erklärte sie weiter, während Killin die Lage prüfte und sich langsam aufsammeln wollte. Der Soldat musterte Janay höflich und nickte auf ihre Erklärung hin. „Sicher“, pflichtete er bei. "Ich bin zu sentimental, sagt mein Verlobter immer, aber was soll ich machen? Ich bin nun einmal eine Frau." Nun runzelte sich die Brauen des Soldaten und er betrachtete Janay einen Moment nachdenklich. „Meint Ihr, Frauen sind stets sentimentaler als Männer?“, hakte er nach und sein Kollege schnaubte schon, die Arme verschränkend. Killin kam indes wirklich auf die Beine und blieb in Janay’s Rücken. Der Soldat aber betrachtete Janay eingehend. „Ich denke nicht, dass Frauen das schwächere Geschlecht sind. Meine Frau kann ganz schön austeilen!“, lachte der Grandessaner plötzlich und versuchte seinen Kollegen zum Einstimmen zu bewegen, aber der wirkte allenfalls gelangweilt. Er kannte die Geschichte offenbar schon. „Meine Mala wird zur Furie, wenn etwas nicht nach ihrem Willen läuft! Da will ich lieber nicht im Weg stehen!“, plapperte der Soldat plötzlich weiter und bediente mal so gar kein Klischee, wie Janay es befürchtete. Aber sie wollte kein Risiko eingehen und setzte noch eine Schippe drauf.
"Wärt Ihr nun so freundlich und würdet uns einlassen? Soweit ich weiß, sorgt mein Verlobter stets dafür, dass Eure Dienste dafür entsprechend vergütet werden.", Nun sah auch der Dunkle sie stirnrunzelnd an, während der Mensch sein Lachen abrupt beendete. „Euer Verlobter? Ihr seid mit Tavros G’ata verlobt?“, fragte der Mensch verblüfft und Janay dürfte klar werden, dass ihre Lüge hier gerade auf ganz dünnes Eis geriet. Manchmal war weniger mehr, denn augenscheinlich kannten die Männer den Verantwortlichen. Der Dunkle beäugte die Elfe streng. „Hat er gar nicht erwähnt…“, mischte er sich nun ein und der Mensch schaute über seine Schulter. „Vielleicht erzählt er dir nicht alles?“, meinte er Achselzuckend. Der Dunkle trat vor und blieb neben dem Menschen stehen. Seine dunklen Augen ruhten auf Janay und er inspizierte sie eingehend. „Er ist mein bester Freund, ich… wüsste davon!“, wurde die Stimme energischer. Jetzt war guter Rat teuer! Killin räusperte sich und schob sich aus Janay’s Deckung. „Wir müssen jetzt wirklich los“, beteuerte er im Sinne ihrer Lüge und sprach sie drängend an als müsste er sie stets ermahnen, an die Zeit zu denken. Sie hatten Gelegenheit an den beiden Soldaten vorbeizutreten, denn sie hielten sie nicht auf. Doch sobald sie glaubten, sie wären aus der Gefahr, rief der Dunkelelf „Halt!“, und kam mit schnellen Schritten auf sie zu. Er blieb direkt vor Janay stehen und musterte sie abermals. „Sag Tavros, dass wir uns unbedingt zu viert treffen müssen! Ich will schließlich seine Verlobte kennenlernen!“, sagte er und stutzte dann.. „Nein, warte!“, er wandte sich an den Menschen. „Sigurd, du hältst die Stellung, ich begleite die Verlobte meines besten Freundes nach Hause, damit sie sicheres Geleit hat. Und im Zuge dessen,“, er wandte sich wieder an Janay und lächelte freundlich, „kann mit Tavros erklären, wieso er mir eine so schöne Verlobte vorenthalten!“, feixte er, bot Janay galant den Arm an und würde sie begleiten…Verdammt!
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