Taverne von Ulmgard Immerdurst

In Mantron gibt es keinen Markt, hier lebt man wie eine große Familie zusammen und besitzt demnach auch mehrere große Lagerhäuser, in denen alles verwahrt wird, was die Mantroner brauchen. Nahrung, Werkzeug und sonstige Gegenstände.
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Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Kjartan » Freitag 15. März 2013, 11:20

In Absprache mit dem Mod Maruka]
[Komme von: Mantron, Heimat der Tapferen – Das Haupthaus]

Der Weg vom Haupthaus zu den Lagerhäusern war ereignislos verlaufen. Zielstrebig marschierten Kjartan und Imke Sternenblick, die nur eine kleine Fleischwunde in Brustkorbgegend erlitten hatte, auf die schwere Eichentür zu, die sie zu ihrem Ziel bringen würde. Kjartan hatte Imke auf dem Weg nach ihrem Befinden gefragt und was sie nun zu tun gedenke. Und er hatte ihr von seinem Plan erzählt. Dem Plan, zu Thure zu gelangen, die Seeschlange zu töten und Kontakt mit den Wassermenschen aufzunehmen. Die Reihenfolge seiner drei Ziele war ihm weniger wichtig als die Tatsache, sie zu verwirklichen. Auch wenn es für andere wohl dumm klingen mochte, Kontakt mit den Wassermenschen aufzunehmen, so hatte ihm die Begegnung mit der Aquadin und das Buch, das er gelesen hatte, doch eines gezeigt: Es war möglich. Die Genauigkeit, mit der die Dreizacke der Wesen beschrieben wurden, die Genauigkeit mit der die Wesen selbst beschrieben wurden. Es handelte sich hier nicht nur um ein Ammenmärchen. Es musste ein wahrer Kern hinter allem stecken, und wenn es früher möglich gewesen war, in Freundschaft mit den Wassermenschen zu leben, so wäre es dies jetzt auch. Die Möglichkeiten, die sich den Tapferen dadurch bieten würden, wären ungeheuerlich. Ihre Übermacht auf See wäre noch größer, die Eisinsel wäre noch bedeutend besser vor Angriffen gefeit.
Ulmgard Immerdursts Taverne stand inmitten der Lagerhäuser und war ein beliebter Anlaufpunkt für alt und jung. Jeder der Neuigkeiten zu erzählen hatte, Neuigkeiten erfahren wollte, oder einfach Durst hatte, besuchte den immer durstigen Wirt Ulmgard und seine Frau Tomke Streitbrecher.

Kjartan öffnete die Tür und sofort stieg ihm der süße Geruch von Met in die Nase. Es war ruhig in der Schenke, wie es meistens tagsüber war. Üblicherweise kamen die meisten Tapferen erst abends zu Ulmgard und Tomke. Zusätzlich zur Tageszeit kam noch, dass derzeit die meisten Männer entweder auf See verschollen, auf der Suche nach ihnen, oder aber verwundet im Haupthaus waren. Dennoch erkannte Kjartan ein paar bekannte Gesichter unter den Gästen und nickte freundlich. Wie oft er doch schon hier gewesen war, Kjartan vermochte es nicht zu sagen. Das Schöne an der Taverne war, dass sie sich über all die Jahre kaum verändert hatte. Der Boden war nach wie vor aus dunklen Holzdielen, an den Wänden hingen nach wie vor Felle, Schilde, Waffen und Skelette von erlegten Bestien. Die Theke war relativ hoch und aus Eschenholz gefertigt. Das Licht war stets spärlich und so wirkte die Schenke urig und – in Kombination mit all den Einrichtungsgegenständen an den Wänden und den wild verteilten Tischen und Stühlen – chaotisch.

Im hinteren Bereich der Taverne war zum einen eine Treppe, die unter die Erde führte, und zum anderen standen einige Gästezimmer bereit. Nicht dass die Mantroner des Öfteren von Gästen besucht wurden. Üblicherweise nutzten jene Tapferen diese Zimmer, die entweder ein paar vergnügliche Stunden mit einer Dame verbringen wollten, oder aber einfach zu betrunken waren um noch nach Hause zu ihren Hütten zu marschieren.

Kjartan und Imke marschierten auf Ulmgard, der hinter der Theke stand und mit einem fettigen Tuch einen der Bierkrüge abwischte, zu.
„Seid gegrüßt“, lachte er und hob die Hand. Er kannte den Wirt schon lange und hatte stets ein freundschaftliches Verhältnis zu ihm gehabt. Ulmgard war ein guter Mann, auch wenn er Met und Bier womöglich zu sehr frönte.
„Einen Krug Bier für Imke, einen für mich und schenk auch den anderen nach“, bestellte er laut genug, damit es alle hören konnten. „Gegen eine Seeschlange kämpft man nicht alle Tage“, fügte er etwas leiser, aber doch so, dass Ulmgard es noch hören würde, hinzu. Kjartan lehnte sich gegen die Theke.
„Was gibt es neues, Ulmgard?“, fragte er den Wirt.
„Gibt es Neuigkeiten von Thure und den anderen? Welches Schiff haben die Männer gefunden? Wann werden die Verletzten hier eintreffen?“ Die wichtigste Frage für ihn aber stellte er als letztes: „Wann brechen wieder Männer zu Thure auf? Ich muss zu ihm. Rasch.“ Mit ernstem Gesicht blickte er erst den Wirt, dann die anderen Gäste an. Es waren wahrlich nicht viele Gäste in der Schenke, dennoch hoffte er, dass zumindest einer von ihnen ihm weiterhelfen konnte. Womöglich würde das Bier die Zungen und Gemüter der Anwesenden etwas lockern und einer von ihnen wusste die Antwort auf seine Fragen.

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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Erzähler » Samstag 16. März 2013, 10:01

Imke nickte nur leicht bei Kjartans Frage nach ihrem Befinden und deutete auf ihre Seite. Ein etwas unförmiger Verband beulte ihr Lederhemd aus.
„Wie geht’s dir?“
, fragte der Seemann die Kriegerin, die nur zwei Meter von ihm entfernt auf ihrer Bettstatt lag.
„Begleitest du mich? Ich höre mich bei Ulmgard Immerdurst etwas um. Ich habe noch eine Rechnung mit der Seeschlange offen.“
"Klar, ich brauch sowieso ein bisschen Bewegung."
Ihr Blick ging fragend zu Ragan Lebensretter, der sie beide nur mit einer Hand weg wedelte und sich wieder einer Paste widmete, die er in einem Mörser mit dem dicken Stößel malträtierte. Anderen ging es noch deutlich schlechter. Ulf war körperlich nicht zu geschlagen, doch sein leerer Blick würde ihn sicher eine Weile noch begleiten. Der junge Mann war gerade erst zum Mann gereift, kaum mehr als 20 Sommer alt. Er lag stillschweigend auf seinem Lager und Ragen wechselte regelmäßig die Tücher die sein entstelltes Gesicht bedeckten. Er war kein uninteressanter Mann gewesen. Seine Züge waren zwar hart, aber charismatisch. Narben an sich waren nichts schlimmes in Mantron. Viele prahlten regelrecht mit ihnen, und den dazugehörigen Abenteuern, aber Ulf war schon immer ein Ruhiger gewesen und sah Kjartan ihn jetzt an, so wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas dunkles sich seiner bemächtigt hatte. Ein Schatten lag über seinen Augen. Aber sicher würde Olof sich um seinen Sohn kümmern. Die Familienbande waren stark in Mantrons Herzen.
Kjartan sah wieder zu Imke Sternenblick. Sie packte gerade ihre Habseligkeiten zusammen. Er kannte sie vom Sehen, aber hatte bisher noch wenig Worte mit ihr gewechselt. Sie war zwei Jahre jünger als er, 22 Sommer, aber er erinnerte sich an eine Begebenheit aus seiner Kindheit in der sie bei einem Streit dazwischen gegangen war. Zwei deutlich ältere Jungen hatten sich geprügelt, was an sich nichts besonderes war. Es war um irgend ein Tier gegangen, was sie in einer Falle gefangen hatten und jeder für sich beanspruchte. Sie hatte die beiden Streithähne nur angesehen und sie waren sofort ruhig gewesen. Dann hatte sie das Tier befreit und keiner hatte etwas von seiner Beute gehabt. Solange er sich erinnern konnte war sie immer eine sehr ruhige Person gewesen, hielt sich im Hintergrund. Er musterte sie. Aus dem Mädchen war eine Frau geworden. Dralle Rundungen wölbten den ledernen Brustharnisch aus. Das fast weißblonde Haar war eng geflochten und hing in einem dicken Zopf lang den Rücken hinunter. Ihr Körper war trainiert, von dem was er so sehen konnte. Ihr Gesicht zog vor allem mit ihren ungewöhnlich gefärbten Augen jeden in seinen Bann. Imke war nicht die schönste Frau der Insel, aber eben interessant. Die Lippen waren etwas zu schmal, die Nase ein wenig gebogen und die Stirn recht hoch. Das blaue und das grüne Auge mit den Sternen um die Pupillen zwinkerten ihm zu, als sie merkte, dass Kjartan sie beobachtete und sie grinste. Sie hatte ihn erwischt.
„Ich bin so weit.“
Mit wenig Worten brachen sie auf und auf dem Weg in die Taverne von Ulmgard Immerdurst hatte Kjartan die Möglichkeit von seinen Plänen zu berichten. Auf die Frage, was sie vor hatte, hatte sie nur kurz und knapp geantwortet:
„Ich werde dich eine Weile begleiten.“
Vielleicht lag es daran, dass sie eine gute Zuhörerin war, oder dass Kjartan einfach für sich noch mal seine Erlebnisse zusammen fassen wollte, aber er erzählte noch einmal in kurzen Sätzen, was sich ereignet hatte. Imke nickte immer nur, oder lächelte beeindruckt an manchen Stellen. Dann kamen sie auch schon an der Schenke an und gingen hinein.
Hinter der Theke stand Ulmgard und wischte mit einem fettigen Tuch den Tresen ab. Nicht nur des Schmutzes wegen, sondern damit die Krüge besser rutschten, wie er gern zu sagen pflegte. Das Holz glänzte im Licht der Feuer und er nickte Kjartan schon beim Eintreten entgegen. Außer dem Wirt waren nur vier Gäste da. Die beiden Schankmägde, Jenna und Suse, schliefen vermutlich noch, da sie immer die Spätschicht betreuten, wenn die Gäste bespaßt werden sollten. Ulmgard war ein stattlicher Mann, doch sein Bauch verriet, dass er ein Mann war der die schönen Dinge im Leben manches Mal zu sehr genoss. Unter seiner Lederschürze wölbte es sich ordentlich.
„Seid gegrüßt“
, lachte er und hob die Hand in die Runde.
„Einen Krug Bier für Imke, einen für mich und schenk auch den Anderen nach.“
, bestellte er laut genug, damit es alle hören konnten und die Umstehenden erhoben ihre Krüge zu Wunsch auf seine Gesundheit, und die Gesundheit war den Mantronern heilig. Einer nahm den Anlass und hob eine Laute auf seinen Schoß. Leise hob er zu einem Lied an und ein Anderer klopfte den Takt auf seinem Tisch.

Lautenspiel

Imke ließ Kjartan etwas Abstand und gesellte sich zu dem Sänger, stimmte ab und zu mit ein, damit der Seemann mit Ulmgard in Ruhe reden konnte.
„Gegen eine Seeschlange kämpft man nicht alle Tage“
, fügte er etwas leiser, aber doch so, dass Ulmgard es noch hören würde, hinzu. Der Wirt klopfte Kjartan auf die Schulter füge grinsend hinzu:
„ ... und überlebt es!“
Kjartan lehnte sich gegen die Theke.
„Was gibt es neues, Ulmgard?“
, fragte er den Wirt.
„Gibt es Neuigkeiten von Thure und den anderen? Welches Schiff haben die Männer gefunden? Wann werden die Verletzten hier eintreffen?“
Die wichtigste Frage für ihn aber stellte er als letztes:
„Wann brechen wieder Männer zu Thure auf? Ich muss zu ihm. Rasch.“
Mit ernstem Gesicht blickte er erst den Wirt, dann die anderen Gäste an. In Ulmgard hatte Kjartan den richtigen Gesprächspartner gefunden, denn stellte man es richtig an und das tat der Seemann, war der Wirt eine regelrechte Plaudertasche und schlimmer als jedes Waschweib! Sorgte man dafür, dass die Leute tranken und der Laden gut lief, erzählte er einem alles was man wissen wollte. Nur wenn seine Frau in der Nähe war, zügelte er sich, da sie eigentlich die Hosen an hatte und mit ihrem Kochlöffel eine echte Gefahr darstellte. Doch Tomke Streitbrecher war zu Kjartans Glück nirgends zu sehen, also kam Ulmgard schnell zum Punkt.
„So weit ich weiß, … “
Und der wusste immer viel!
„ … wurde ein Bote ausgesandt zu Thure und ein anderer ist zurück gekehrt. Die Männer sind noch nicht zurück, aber es heißt, das zweite Schiff ist nicht angegriffen worden. Das verfluchte Eis ist so dick, dass sie es gar nicht erst versucht haben, es aufzubrechen. Mit den Schlitten kommen sie dort sicher nicht so schnell voran. Im Norden sollen sich regelrechte Klüfte gebildet haben, wie ein Gebirge aus Eis. Die Drachenkralle soll es sein, die Thure sucht, aber da bin ich mit nicht so sicher. Die Drachenauge haben sie weiter südlich gesichtet, in der Nähe des Außenpostens, dort wo der Kanal noch nicht gefroren ist, aber es wir von Tag zu Tag schlimmer. Überall wo wir das Eis aufbrechen, gefriert es binnen Stunden wieder zu. Und sie berichteten von Lichtern im Meer. Einer soll gesagt haben, er hätte sich nur kurz umgedreht und die Arbeit von Stunden war vergebens, aber das klingt so … unvorstellbar. Das Meer gefriert doch nicht einfach so schnell!“
Ulmgard hatte also noch nichts von den magischen Netzen gehört. Alles hatte sich doch noch nicht herum gesprochen, aber er sah Kjartan an, dass er sich besonders um ein Schiff sorgte.
„Die Drachenzahn ist noch verschollen, aber ich bin mir sicher, dass es deinem Vater gut geht. Ich glaub, sie wollten Richtung Rumdett segeln und ein paar Piraten ärgern. Sie werden noch nicht zurück erwartet, also sorge dich nicht. Dein Vater kann auf sich aufpassen.“
So wollte der Wirt Kjartan beruhigen, doch ein Funken Ungewissheit blieb immer wenn die Männer auf See waren. Ventha war launisch, dass wusste der Seemann nur zu gut.
„Die Verletzten von eurem Schiff sind im Haupthaus, aber das weist du ja. Jasper soll durchgeknallt sein, stimmt das? Und Ulf soll's verschandelt haben? Da werden die Mädels drauf stehen. Ach, ich muss nachher sowieso hin und Met zur Stärkung liefern. Dann werd ich's ja sehen. Das ihr das heil überstanden habt, grenzt an ein Wunder! Jetzt musst du aber erzählen was du erlebt hast! Ich will jedes Detail hören! Du weist doch, ich lebe von euren Geschichten. Ich komm hier doch nicht raus. Schau mich an ...“
Dabei klopfte er lachend auf seinen Bauch.
„Mir fehlt die Bewegung.“
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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Kjartan » Montag 18. März 2013, 14:12

Während sich Kjartan mit Ulmgard Immerdurst unterhielt, spielte einer der Anwesenden auf seiner Laute, während ein anderer den Takt dazu am Tisch mitklopfte. Imke Sternenblick hatte sich zum Sänger gesetzt und stimmte ab und an mit ins Lied ein. Kjartan konnte sich so ungestört und ungehört mit Ulmgard unterhalten.
Der Seemann hatte Glück, Ulmgard war bei guter Laune und willig, Kjartan den neuesten Tratsch und Klatsch zu erzählen. Der Wirt berichtete davon, dass ein Bote zu Thure ausgesandt worden war, während ein anderer von ihm zurückgekehrt war. Bei dem Schiff, das Thure und die anderen entdeckt hatten, handelte es sich allem Anschein nach nicht um die Drachenzahn, auf der Kjartans Vater Baldor diente. Der Seemann schluckte schwer und Ulmgard dürfte wohl die Sorge in Kjartans Gesicht erkannt haben. Der Wirt versuchte ihn zu beruhigen, indem er meinte, sein Vater könne auf sich aufpassen und das Schiff wäre noch nicht überfällig, dennoch machte sich Kjartan Sorgen um seinen Vater. Er hatte, in Anbetracht der Geschehnisse der letzten Zeit, auch allen Grund dazu, befand der Krieger.

Da Ulmgard das magische Netz mit keinem Wort erwähnte, schloss der Seemann daraus, dass er noch nichts davon wusste. Offenbar hatten sich nicht alle Geschehnisse herumgesprochen. Der Wirt hatte lediglich vom schnell wachsenden Eis gehört, das sich so gar nicht bekämpfen ließ. Dennoch wirkte Ulmgard eher skeptisch, befand Kjartan und beschloss, dem Wirt die Wahrheit über das Eis und das magische Netz zu sagen.
„Es stimmt, was du gehört hast“, begann Kjartan zu erzählen. „Das Meer friert schneller wieder zu, als man das Eis aufbrechen kann. Der Grund dafür liegt bei den Wasserwesen“, erklärte der Seemann und erzählte dem Wirt die ganze Geschichte vom magischen Netz, vom Tauchgang mit Baltos, der Aquadin, die versucht hatte sie zu warnen und schließlich vom Angriff der Seeschlange. Dass Kjartan beinahe ertrunken wäre und gefühlte Stunden unter Wasser verbracht hatte, sparte der Krieger bei der Erzählung aus. Er wusste selbst, wie eigenartig sich die Geschichte über die Rettung durch die Aquadin anhörte. Wenn er nun noch extra betonte, dass er unter Wasser bewusstlos geworden war, würde der Wirt die ganze Geschichte wohl nur als Einbildung abtun.
„Und als meine Waffenbrüder in ihre Hörner bliesen, nahm die Seeschlange Reißaus und floh in die unendliche Tiefe der See. Mich aber begleitete die Wasserfrau an die Oberfläche, sah mir in die Augen und tauchte daraufhin wieder unter“, endete Kjartan mit der Erzählung, ging dann aber gleich auf die Fragen des Wirtes ein. „Ich bin mir nicht sicher ob Jasper durchgeknallt ist. Ein Feigling ist er, ganz ohne Frage. Aber er hat eine eigenartige Entdeckung gemacht. Er hat in einem Kinderbuch Sagen und Legenden über diese Wasserwesen und auch über Seeschlangen gefunden. Ich habe mir die Berichte selbst angesehen, mir die Bilder dazu angesehen. Ich sage dir, Ulmgard, da ist ein Funken Wahrheit dran. Ein gewisser Tritius oder so ähnlich hat das Buch geschrieben und die Zeichnungen verfasst. Du kennst ja diese Hexenmeister und Philosophen aus Zyranus und dem übrigen Festland. Vielleicht war Tritius auch ein Elf, was weiß ich. Jedenfalls wusste er genau, wovon er sprach. Ich habe die Wasserfrau gesehen, ich habe gegen die Seeschlange gekämpft. Die Beschreibungen, die Abbildungen stimmen vollkommen überein. Das war kein Zufall, soviel steht fest. Und laut diesem Tritius waren wir Männer vom Land und diese Wesen aus dem Meer einst befreundet. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, die Wesen wollten uns nur vor der Seeschlange schützen mit ihrer Magie“, Kjartan nahm einen großen Schluck Bier und versuchte Ulmgards Sicht der Dinge einzuschätzen. Würde der Wirt ihn überhaupt ernst nehmen? Mehr als die Wahrheit konnte Kjartan allerdings nicht erzählen.
„Und was Ulf angeht… ja, es hat ihn übel erwischt. Das halbe Gesicht hat das Vieh ihm weggerissen. Wenn du ihn siehst, sag besser nichts. Schau ihn besser gar nicht an. Er ist noch nicht so weit, die Trauer hält ihn in eisernem Griff. Aber eins kann ich dir sagen, Ulmgard. Ulf kommt ganz nach seinem Vater. Mag er auch etwas zurückhaltend sein, er ist ein wahrer Tapferer. Er stand furchtlos seinen Mann, klagte und jammerte keinen Augenblick. Olof hat ihn gut hinbekommen, seinen Sohn“, berichtete Kjartan. Womöglich übertrieb er bei der Erzählung etwas, dennoch war es dem Seemann ein Bedürfnis, dies zu tun. Ulmgard würde die Geschichte jedem seiner Gäste weitererzählen, und vielleicht würde Ulf dies dabei helfen, schneller wieder zu sich zu kommen.

Nachdem alle Geschichten ausgetauscht waren, trat Kjartan mit einer Bitte an den Wirt heran: „Wenn du etwas davon hörst, dass wieder jemand zu Thure aufbricht, lass nach mir schicken. Ich werde mitkommen. Die Seeschlange ist noch nicht tot, und ich werde beenden, was ich begonnen habe.“ Kjartan lachte lautstark los. „Man findet mich im Langhaus meiner Familie oder am Hafen.“ Der Seemann griff mit der rechten Hand in seinen Lederbeutel und suchte den Geldbeutel hervor. „Was bin ich dir schuldig?“, fragte er Ulmgard.

Kjartan beschloss, sich noch kurz zu Imke und den anderen zu setzen, ehe er aufbrach. Eigentlich wollte er ins Langhaus seiner Familie, uns seine Mutter und die Schwestern in den Arm nehmen. Wenn noch Zeit bliebe, würde er noch kurz am Hafen vorbeischauen. Es war zwar unwahrscheinlich, dass die Wasserfrau dort auftauchen würde, dennoch war es derzeit die beste Möglichkeit, die er hatte. Der Hafen wäre bestimmt leer und verlassen. Entweder waren die Schiffe noch auf hoher See, oder aber ihre Besatzung war mit Thure losgezogen. Und irgendetwas musste Kjartan schließlich tun, bis wieder jemand zu Thure aufbrach. Also nahm er sich einen freien Stuhl vom Nebentisch und setzte sich neben Imke und dem Lautenspieler. Freundlich grüßte er die Männer und blickte in die Runde.

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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. März 2013, 19:27

Der Wirt rief sich einen der Gäste heran, der die frischen, spendierten Krüge in der Taverne verteilte und hörte dann Kjartan aufmerksam zu. Und warum sollte er ihm auch nicht glauben. Es gab unter Mantronern selten Lügner. Meist schlug man sich die grausame Wahrheit um die Ohren oder schmückte vielleicht ein bisschen zu sehr die ein oder andere Geschichte aus, aber alles gesach immer zum Wohl der Tapferen. Ulmgard lauschte also fasziniert und nickte nur ab und zu eifrig auffordernd, wenn Kjartan ins Stocken geriet. Zwischendurch neckte er ihn einmal derb:
"Haha, da hast ja eine ganz schön feuchte Freundin gefunden!"
, aber hörte dann gleich wieder gefesselt den Berichten des Seemanns zu. Auch bei Ulfs Erwähnung nickte er zustimmend, ebenso als Kjartan in bat ihm bescheid zu geben, wenn er von einem Trupp zum Eiskanal hören würde. Am Ende grübelte er kurz und antwortete dann:
"Abzüglich deines Lohns für diese grandiose Geschichte ... gib mir 10 Füchse, dann sind wir quitt."
Dafür das damit der ganze Laden mit süßem Met versorgt worden war, war Kjartan günstig weg gekommen. Ein angenehmer Moment entstand in dem beide Männer vom Tresen her dem Sänger lauschten und gemütlich, amüsiert mit den Köpfen wippten. Kjartan stand auf, ging die paar Schritte zum Nebentisch hinüber und nahm sich einen Stuhl. Neben Imke, die gerade im Refrain mitsang, war noch Platz und die beiden älteren Männer, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters nicht mehr zur See fuhren, erfreuten sich sichtlich an ihrer Gesellschaft. Der Sänger war noch etwas jünger, doch von sehr schmächtiger Statur. Eben kein Krieger, wenn gleich sich jeder Elf noch zwei mal hinter ihm verstecken hätte können. Männer Mantrons wurden von Reisenden häufig in der Breite mit Zwergen und in der Höhe mit Trollen verglichen und doch waren die meisten herzensgute Menschen! Kjartan machte da keine Ausnahme und auch Imke war in Statur und Körperkraft den meisten Völkern Celcias überlegen. Sie waren ein tapferes Volk das eine hartes Leben bestritt und doch gab es diese schönen Momente, in denen sie ihren Zusammenhalt mit Lieder und Geschichten frönten.
" ... und ich ersann, was ich noch retten kann und retten will."
, erklang es im Schankraum. Die Männer grinsen und lachten ab und an. Die Stimmung war gut und heiter und als der Sänger endete kam Ulmgard noch einmal zu Kjartan.
"Mir ist da noch was eingefallen. Kommt ihr mal kurz mit mir?"
Kjartan tat wie ihm geheißen und folgte dem Wirt die Treppe hinunter in den Keller des Langhauses. Unten wurden ihm eine zusätzliche Fackel in die Hand gedrückt und Ulmgard ging zwischen Fässern und langen Regalen voran. Kjartan kam nicht umhin zu bemerken, dass die Aushebung dieses Kellers eine Arbeit für Generationen gewesen sein musste.
"Ich weiß nicht ob ihr es wusstet, aber meine Familie ist eine der ältesten in Mantron. Dieses Haus steht schon seit Generationen hier und auch wenn Ventha des öfteren mit ihren Launen den oberen Teil nieder gerissen hatte, so hat sie doch immer den Keller verschont, was mich an etwas erinnert hat."
Kjartan und Ulmgard erreichten eine Biegung und am Ende der voll beladenen Regale war eine nackte Wand zu sehen. Nur war sie nicht so nackt wie sie auf den ersten Blick anmutete. Als der Fackelschein auf sie fiel, entdeckte der Seemann eine alte Wandmalerei. Ulmgard räumte noch ein Fass beiseite, damit die ganze Fläche gut zu sehen war und zum Vorschein kam eine Karte von Mantron. Auf jener waren sogar die Uferzonen gut zu erkennen, die sonst Tag ein Tag aus unter dickem Eis begraben waren. Diese Malerei musste also noch aus der Zeit stammen, da Mantron noch einen Sommer hatte, eben aus jener Zeit vor dem Erscheinen des Eisdrachen. Nicht die ganze Insel war hier abgebildet, aber wohl die nähere Umgebung der Stadt und war wirklich erstaunlich war, waren die geographischen Furchen die sogar im Meer weiter gemalt worden waren, als hätte sie jemand unter Wasser erkundet. Eine dieser Furchen schien direkt bis zum Hafen ihrer geliebten Stadt zu gehen. Als Seemann wusste Kjartan, dass dies auch die beliebteste Rute der Kapitäne war, da hier am wenigsten Untiefen auszuloten waren. Ulmgard fuhr den unterseeischen Kanal mit dem Finger entlang und räumte eine Schaufel weg, die noch den Rest des Bildes verdeckte. Kjartan folgte seinem Finger mit den Augen und auch wenn an manchen Stellen schon der Stein abgebröckelt war so konnte man doch immer wieder diese gezackte Linie finden. Dann klopfte der Wirt an eine Stelle, wo ein V eine Stelle markierte und einer Fontäne sehr ähnlich sah.
"Schau, hier hat der Maler einen Ort im Meer markiert. Keine Ahnung was das ist. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen. Ich bin nur drauf gekommen, weil … hier“
Er schob einen Eimer ganz unten rechts beiseite und das Zeichen des Tritorius wurde sichtbar.
„Du kannst dir hier alles noch in Ruhe anschauen wenn du willst. Ich geh nach oben zu meinen Gästen, sonst bedienen die sich noch selbst, haha.“
Wenn Kjartan sich die alte Karte des Hafens noch einmal genau ansah und die Stelle versuchte in seinem Gedächtnis mit den Routen ihrer Schiffe abzugleichen, so konnte er gewisse Parallelen feststellen. Doch die Stelle mit dem leicht gebogenen V mieden die meisten Kapitäne, zu mindestens war Kjartan sich ziemlich sicher dort noch nie gewesen zu sein. Es wäre sicher interessant zu erfahren, warum das so war. Jetzt da der Eiskanal komplett zugefroren war, sollte man vielleicht sogar zu Fuß dort hin gelangen können. Wenn man sich von Mantrons Hafen aus strickt nach Süden wandte, so sollte es nicht mal einen halben Tagesmarsch dauern.
Es war schon interessant wie dieser „Tritorius“ sich vor so langer Zeit hier überall verewigt hatte. Kjartan konnte in Ruhe seine Gedanken schweifen lassen, denn von oben hörte er das nächste geschmetterte Lied erschallen. Der Bass des Wirtes donnerte über allem, wenn gleich der Text von hier unten nicht zu verstehen war.
Als Kjartan seine Untersuchungen abgeschlossen hatte und wieder nach oben kam, wurde er von einem recht gezwungenen Lächeln von Imke empfangen. Die Lieder der Männer hatten äußerst frivole Bereiche angenommen und sie fühlte sich wohl nicht mehr all zu wohl in ihrer Runde. Vielleicht sollte er sie retten, in dem er sie auf eine kleine Exkursion einlud? Jemanden bei sich zu haben, wenn man aufs Eis hinaus ging, war immer besser. Er war ein Seemann und kein Jäger. Auch wenn er sich sicher nicht verlaufen würde, solange die Sterne schienen, so war ein Fußmarsch nichts ganz so alltägliches für den Seebären. Vielleicht wollte er aber auch noch vorher seine Familie besuchen? All zu lange her war sein letztes Auftauchen ja nicht gewesen. Er hatte ja Landurlaub gehabt, bevor die Ereignisse sich überschlagen hatten, doch einmal kurz vorbei zu schauen um ihnen zu zeigen, dass es einem gut ging, war sicher auch nicht falsch.
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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Kjartan » Donnerstag 28. März 2013, 11:00

Gerade hatte sich Kjartan an den Tisch zu Imke gesetzt, als Ulmgard nochmals an ihn herantrat. Der beleibte Wirt hieß dem Seemann an, ihn kurz zu begleiten. So erhob sich Kjartan wieder und folgte Ulmgard zur Treppe, die hinunter in den Keller des Langhauses führte. Am Ende der Treppe angekommen, reichte ihm der Wirt eine Fackel und marschierte zwischen all den Fässern und Regalen voraus.
Kjartan folgte ihm und war ob der unglaublichen Größe des Gewölbes beeindruckt. Diesen Keller zu bauen musste jahrelange, harte Arbeit bedeutet haben. Auf der Eisinsel einen Keller zu bauen war schwer, ob des steinharten Untergrundes. Einen Keller solcher Größe zu bauen hätte Kjartan bis dato für unmöglich gehalten.
Als hätte Ulmgard die Gedanken des Seemannes gehört, erklärte er, dass seine Familie zu den ältesten Familien Mantrons gehört. Bestimmt hatte der Bau des Kellers einige Generationen lang gedauert, schlussfolgerte Kjartan und schritt zwischen den vollen Regalen weiter hinter Ulmgard her, bis sie schließlich an eine Biegung kamen und die Wand nackt zu sein schien.

Erst bei näherer Betrachtung erkannte der Seemann, dass die Wand keinesfalls leer war. Eine riesige Karte Mantrons kam zum Vorschein und Ulmgard musste sogar noch ein Fass aus dem Weg räumen, damit die Karte als Ganzes sichtbar wurde. Sofort hatte Kjartan erkannt, dass die Karte Mantron zeigen musste. Und sofort hatte er erkannt, dass die Karte uralt sein musste. Womöglich so alt wie die Familie Ulmgards oder gar noch älter. Sie musste aus der Zeit vor dem Eisdrachen stammen, damals, als Mantron noch einen Sommer gehabt hatte.
Es war zwar nicht die gesamte Eisinsel auf der Karte abgebildet, dafür lag der Fokus eindeutig auf Mantron selbst und den detailgetreu getroffenen Uferzonen. Und außerdem, und das war das wirklich eigenartige, waren sogar Furchen im Meer eingezeichnet. All die geografischen Unebenheiten waren abgebildet, sowohl zu Land als auch im Wasser. Beinahe wirkte es so, als hätte der Kartograph unter Wasser seine Karte genauso weitergezeichnet wie am Land.
Auch wenn sich Kjartan nicht sicher sein konnte, dass die Furchen und Gräben unter Wasser tatsächlich genauso verliefen, konnte er sich dies doch sehr gut vorstellen. Denn alles passte perfekt zu den Strömungen, mit denen die Kapitäne zu kämpfen hatten. Es wäre also durchaus vorstellbar, dass der Meeresgrund dort tatsächlich so aussah wie auf der Karte. Aber wie sollte das möglich sein?
Eine dieser Furchen schien direkt bis zum Hafen Mantrons zu gehen, und genau diese Route wählten üblicherweise auch die Kapitäne, da hier die wenigsten Untiefen waren. Kjartan war fasziniert und starrte gebannt auf Ulmgards Finger, der dem Kanal folgte. Eine angelehnte Schaufel verdeckte Teile des Bildes, die Ulmgard rasch zur Seite warf. Der Wirt fuhr mit seinen Fingern weiter den Kanal entlang, und obwohl Teile der Wand bereits abgebröckelt waren, ließ sich der Kanal doch immer wieder finden und mündete schließlich in ein V oder eine Fontäne.
"Schau, hier hat der Maler einen Ort im Meer markiert. Keine Ahnung was das ist. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen. Ich bin nur drauf gekommen, weil … hier“, sagte der Wirt und deute auf ein Zeichen rechts unten.

Kjartan erstarrte.
„Tritorius“, murmelte er und bückte sich ganz zur Signatur. Das war unmöglich. Es war einfach unmöglich. Wie konnte dieser Tritorius dies gemacht haben? Wer oder was war dieser Tritorius? Wie konnte er so unglaubliches Wissen über Seeschlangen, Wassermenschen und offenbar auch über Mantron haben?

Ob es wegen des gerade erlangten Wissens war, oder aber einfach wegen der Kälte, die hier unten herrschte, Kjartan lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Ein Gefühl, dass er nur sehr selten zuvor gespürt hatte.
Ulmgard riss ihn aus seiner Erstarrung, als er Kjartan erklärte, er würde wieder nach oben zu den Gästen gehen. Kjartan nickte nur und widmete sich gleich wieder der alten Karte. Es war schon eigenartig, dass die Schiffe Mantrons üblicherweise genau diesen eingezeichneten Kanal befuhren. Dieses V aber, wurde offenbar gemieden. Zumindest konnte sich Kjartan nicht daran erinnern, jemals dort gewesen zu sein. Zumindest aber war sich Kjartan sicher, was er als nächstes tun würde. Er würde dieser Stelle einen Besuch abstatten. Es war kein Zufall, Ventha schickte ihn zu diesem V. Üblicherweise war diese Stelle nur per Schiff erreichbar. Jetzt aber war das Eis zugefroren und er könnte die Stelle zu Fuß in einem halben Tagesmarsch erreichen. Es war das Tüpfelchen auf dem I. All diese Vorkommnisse der letzten Tage, Ventha wollte ihn zu diesem Punkt führen. Und er würde den Ruf seiner Göttin erhören.

Kjartan war einen letzten Blick auf die Karte und versuchte sie sich so gut wie möglich einzuprägen. Danach marschierte er wieder zurück in die Gaststube und wurde von einem gezwungenen Lächeln von Imke und einem derben Lied der Männer empfangen. Kjartan grinste. Die arme Frau musste die mittlerweile äußerst frivolen Späße der Männer ertragen, während Kjartan die Entdeckung des Jahres gemacht hatte.
Schnellen Schrittes kam er auf Imke zu.
„Wollen wir gehen?“, fragte er seine Begleiterin und blickte sie an.
„Ich habe einen Plan“, hielt er sich bedeckt und verabschiedete sich von den Männern. Bevor er die Schenke verließ, trat der Seemann noch einmal an Ulmgard heran.
„Vielen Dank. Für alles“, lächelte Kjartan.
„Ich muss unterrichtet werden, wenn der nächste Mann oder die nächste Gruppe zu Thure aufbricht. Ich habe wichtige Informationen für ihn. Man findet mich bei diesem V des Tritiu… Tritorius“, erklärte er Ulmgard und verließ sich darauf, dass der Wirt wusste, was er meinte.

So verließen Kjartan und Imke die Schenke und machten sich auf den Weg. Doch zuvor wollte Kjartan noch einen Abstecher zum Langhaus seiner Familie machen. Er wollte seiner Mutter sagen, dass es ihm gut ging. Und dass er den Schlitten und die Wölfe und etwas zu essen brauchen würde. Mit dem Schlitten waren er und Imke bedeutend schneller am Ziel und hätten die Möglichkeit, mehr Proviant mitzunehmen. Kjartan würde den Fußweg zum Haus nutzen, um Imke von den neuesten Erkenntnissen zu berichten.

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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Erzähler » Freitag 29. März 2013, 11:21

Bevor der Seemann davon eilen konnte, hörte er noch einmal Ulmgards tiefe rauchige Stimme:
„Wenn du Informationen für Thure hast, dann gib sie mir besser gleich. Wir haben im Moment nicht genug Männer für Botengänge. Ich gehe nachher zu seiner Frau, mehr kann ich dir nicht anbieten. Also entweder du bleibst und wartest auf eine Möglichkeit, oder du gehst und tust was du tun musst. Aber so wissen wir wenigstens wo wir suchen müssen, solltest du auch verloren gehen, Haha.“
Da hatte er wohl Recht. Mantron war wie ausgestorben und nur alte Frauen, Veteranen die ihre Verletzungen hier hielten und Kinder bevölkerten noch die kleine Stadt. Auch wenn der letzte Satz im derben Scherz gesprochen war und Kjartan ihn sicher auch so verstanden hatte, bemerkte der Seemann wie Imke die Stirn kurz kräuselte. Gemeinsam verließen sie die Schenke, denn Kjartans Entscheidung war gefallen. Er war fest der Meinung, dass er die Zeichen richtig deutete und Ventha in in ein neues Abenteuer rief, doch vorher wollte er noch kurz im Haus seiner Familie vorbei sehen.

(weiter bei: Kjartan's Elternhaus )
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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Erzähler » Freitag 7. Juni 2019, 11:57

((ooc: Einige Zeit ist seit dem letzten Besuch der Taverne ins Land gezogen.))

(Bilgar kommt von: Die Hafenanlage)

Als sie endlich Ulmgards Schenke erreichten, berichtet Jan gerade von seiner neuesten Errungenschaft:
„... und dann hab ich die Rinde umgedreht und darunter lauter Pilze entdeckt!“
Er lächelte so breit, dass man meinen könnte, ohne Ohren würde sich sein Kopf in zwei Hälften teilen und ihm vom Körper fallen. Jan liebte alles was mit Essen zu tun hatte. So groß und grobschlächtig er wirkte, so talentiert war er beim Zubereiten seiner Speisen. Deshalb war er auch der Koch der Schenke.
Das unscheinbare Haus war trotz allem eines der Ältesten in Mantron und hatte sogar ein Steinfundament. Auch hier waren die Fensteröffnungen mit dickem Leder abgehangen und man sah aus den Ritzen warme Luft in kleinen Schwaden aufsteigen. Von drinnen hörte man Gelächter und jemand stimmte wohl gerade eine Klampfe. Jan bückte sich und drückte mit der Schulter die Tür auf. Schnell traten alle drei ein und warme Luft umfing sie freundlich und geborgen. Bilgars Nase fing sofort an zu kribbeln und auch seine Hände beschwerten sich über den langen Tag am Hafen. Seine Füße schliefen noch im Eis seiner Stiefel, aber auch das war nichts ungewöhnliches. Sobald er sie dem wärmenden Feuer am großen offenen Kamin entgegen strecken würde, würden auch sie auftauen. Doch vorher wurden unter begeisterten Zurufen die Fässer hinter den Tresen gebracht und Ulmgard Immerdurst empfing den jungen Mann herzlich, indem er Bilgur kurz, aber heftig, an seine breite Brust drückte. Wenn man ihn und seinen Sohn so nebeneinander stehen sah, wusste man, woher der Junge seine Statur hatte. Beide passten kaum durch eine Tür und waren selbst unter den Tapferen, unter den am breitesten gebauten. Jan war sogar noch einen halben Kopf größer als sein Vater und es war immer wieder ein Bild für die Götter, wenn er am Herd stand oder feine Kräuter hackte. Jan war sowieso eine Seele, die kaum jemanden etwas zu leide tun konnte, … außer Jenna sagte es ihm! Dann sollte man tunlichst schneller sein!
Ulmgard klopfte seinem Sohn auf die Schulter und schickte ihn in die Küche. Jenna half schnell die Fässer anzustecken und sofort scharten sich durstiges Volk um sie. Bilgar blieb ein Moment Ruhe um seine kalten Kleider abzulegen, sich am Feuer zu wärmen und die Familie bei ihrem Tagewerk zu beobachten. Der blonde Ulmgard schenkte fleißig Bier aus und Jenna kümmerte sich um die Met-Wünsche. Die Familienähnlichkeit zwischen Vater und Sohn war unbestreitbar, nur bei Jennas fast zierlichen Körperbau hatte Ventha wohl etwas nachzuholen. Alle hatten strohblondes langes Haar, dass sie meist geflochten eng am Kopf trugen. Die blauen Augen hatten sie auch alle und auch die eher kleinen Nasen der Familie waren ihnen gemein. In Jans Gesicht wirkte das eher lustig, in Ulmgards, durch die vielen Narben wie verstümmelt, aber bei Jenna... irgendwie niedlich?

Sie unterhielten sich mit jedem Gast persönlich und hier kannte auch jeder jeden. Bilgar fiel auf, dass ein ausländischer Händler wohl übrig geblieben war und sich in dicken Felldecken in einer Ecke an einem dampfenden Krug Met fest hielt. Bilgar hatte ihn noch nicht gesehen, also musste er schon länger als ein Tag hier sein. Jenna brachte ihm gerade eine Schüssel mit Eintopf aus der Küche und dabei wehte der Duft von Fleisch und Pilzen zu Bilgar hinüber. Als sie dem Gast zunickte und dann aufsah, trafen sich kurz ihre Blicke und sie nickte ihm fragend zu, ob er auch etwas wolle.
Kurz darauf verschwand sie in Richtung Küche und Bilgar entdeckte noch zwei ihm sehr vertraute Gesichter unter den Männern Mantrons. Olof Eisenherz und Eirik Eulenruf saßen an einem nahen Tisch zum Händler und unterhielten sich leise. Olof zu sehen war nicht so richtig erfreulich, denn so richtig warm waren die beiden sich nie gekommen und auch wenn sie wenig Berührungspunkte hatten, so wusste Bilgar doch von ihm, dass er seinen Namen nicht ohne Grund trug. Es gab Gerüchte, doch ob die der Wahrheit entsprachen? Auf jeden Fall trug Olof, seit seiner Rückkehr vom Kampf gegen die Seeschlange seine Nase deutlich zu hoch. Er erzählte jedem gern seine Geschichte und war einer der wenigen, die unverletzt zurück gekehrt waren. Eirik, sein Begleiter, war da zurückhaltender und manch einer fragte sich, warum er sich überhaupt mit Olof abgab. Eirik war der älteste Sohn einer angesehenen Schiffsbaufamilie und eigentlich sogar im Rang über Olof, der auf seinem Schiff diente. Trotzdem stand er immer im Hintergrund und steckte nur zurück.

Dann trat Jenna in sein Blickfeld...
Sie hatte sich umgezogen und...
Noch nie hatte er sie in einem Mieder gesehen! Ihre schlanke Taille wurde durch die enge Schnürung noch betont und das feste Leder hob die kleinen Brüste keck empor. Statt der groben Fellhose, die sie sonst immer an hatte, trug sie einen Rock aus dünnem Fell, dessen Außenhaut mit feinen Stickereien versehen war. Das Hemd, dass sie darunter trug leuchtete in einem zarten hellen Blauton und kontrastierte schön mit den warmen Brauntönen des Leders. Wofür hatte sie sich so fein gemacht? Warum sah sie plötzlich aus wie... wie eine Frau? Auch ihr Haar war gebürstet und im Nacken hatte sie ein paar der Zöpfe gelöst, so dass sich jetzt weiche hell goldene Wellen über ihren Rücken ergossen. Sie kam näher und trug auf ihrem Tablett eine Schüssel mit würzig duftendem Eintopf. Als sie nah zu ihm trat, beugte sie sich vor und lächelte. Kurz fiel sein Blick auf den einen etwas höher geratenen Mundwinkel, aber hatte kaum eine Chance dort zu verweilen, denn viel zu nah darunter breitet sich unter dem zu locker gebundenen Stoff eine herrliche Hügellandschaft aus, die an cremig geschlagene Sahne erinnerte. Sogar ein paar Sommersprossen in der Konstellation des Sternbildes „großer Bär“ schlichen sich in Bilgars Blickwinkel, die sonst wohl noch niemand zu sehen bekommen hatte. Mantronerinnen liefen nicht häufig so freizügig herum. Allein die Kälte verbot so etwas!

… Anscheinend hatte Jenna heute nicht mehr vor das Haus zu verlassen!

Sie stellte ihm das Essen hin.
„Wohl bekomms.“
Ein Krug mit Bier folgte, dann war sie auch schon wieder fort. Irgendwann entdeckte auch Ulmgard seine Tochter in dem veränderten Aufzug und runzelte nachdenklich die Stirn. So richtig sah er seine Kinder aber beide noch nicht als erwachsen an und zuckte so nur mit den Schultern. Der Abend versprach interessant zu werden und nachdem der erste Tumult um das neue Bier sich gelegt hatte und alle Gäste gemütlich an ihren Tischen, den Bänken und in den Ecken Platz gefunden hatten, griff Ulmgard zu seiner Klampfe und spielte ein paar Klänge. Jenna, die das hörte, senkte den Kopf kurz, aber dann breitete ihr gewohntes süßes Lächeln sich auf ihren Zügen aus. Sie ging zu ihrem Vater, sah ihn an, küsste seine Wange und stimmte ein Lied an:


(Musik)
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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Bilgar Schneeblick » Sonntag 9. Juni 2019, 21:08

Und das bei dieser Kälte - Lass dir dieses verdammte Glück bloß nie nehmen. Manchmal habe ich das Gefühl, du würdest sogar Grün unter dem Schnee finden.“, gab Bilgar beeindruckt zu und pfiff mehr schlecht als recht durch die vor Kälte bläulich verfärbten Lippen. „Und wenn du mich davon nicht probieren lässt, dann bringe ich dir das nächste Mal nur ein leeres Fell für deinen Eintopf.“ Ein Zwinkern ersparte sich der junge Mann, da man es aufgrund der Dunkelheit und des Wetters ohnehin nicht hätte sehen können. Von der Fähigkeit seines Freundes, trotz der Witterung neue und seltene Quellen für allerlei Arten von Zutaten aufzutun, zweifelsohne fasziniert, freute Bilgar die Aussicht auf eine warme Stube und heißes, knisterndes Feuer das wieder Leben in die starren Glieder bringen würde. Die Schenke Immerdursts schälte sich aus dem milchigen Niederschlag und ihre Umrisse wurden immer deutlicher sichtbar. Es war nun nicht mehr weit und es irritierte den jungen Mann nach wie vor, dass eine so beliebte Einkunft eine solch' unscheinbare Fassade aufwies. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass das von außen klein wirkende Haus einen solchen Tiefgang und eine solche Anziehungskraft besaß. Der Vater der Geschwister erzählte gerne von der Tradition der Familie und dem Alter der Taverne. Und auch wenn die Mantroner gerne die Geschichten ihrer Ahnen und alten Legenden zum Besten gaben, so konnte man am Fundament, das vollkommen aus Fels bestand, erkennen, dass es sich bei diesem Gebäude wirklich um einen Grundstein der Stadt handeln musste. „Es gibt schlimmere Schicksale als in einem Teil lebendiger Geschichte sein Tagwerk zu verrichten“, dachte Bilgar während er das Fass unter seinem Arm fester griff. Die Temperaturen machten ihm langsam aber sicher zu schaffen und es fiel im Zusehens schwerer die Ware nicht fallen zu lassen. Jedoch verkündeten die lauten Rufe und die feinen Schwaden aus dampfender Hitze, welche unter den Lederstücken an den Fenstern emporstiegen, eine wohlige Erlösung.
Der gutmütige Riese Jan senkte sein Haupt und schob die Tür mit der Schulter auf. Es knarzte laut und ein paar Flocken suchten sich bestimmt einen Weg in Innere, bevor sie im Schein von Feuer auf Holz zu Boden gezwungen wurden. Eilig folgten Jenna und Bilgar ihm, denn es war nicht möglich neben dem Bruder durch einen schmalen Einlass zu gelangen. Seine breiten Schultern verwehrten es, wie das Geweih eines Elches. Dieser beeindruckende, körperliche Auswuchs war Jan von seinem Vater mitgegeben worden, welchen man trotz der unzähligen Gäste deutlich heraus sehen konnte. Erleichtert legte Bilgar sein Bündel mit Fellen neben den Sack, welchen Jenna unweit des Einganges abstellte. Vor Dieben hatte der junge Mantroner keine Angst, denn in dieser Stadt gab es für Diebstahl keinen Grund. Sicherlich gab es viele Ausländer, aber selbst diese wussten, dass man an einem solchen Ort lieber keine Fehltritte tat. Noch mit dem Handschuh rieb sich Schneeblick das getaute Wasser aus Gesicht und Bart, bevor er Jan folgte und die Fässer hinter den Tresen brachte. Es überraschte ihn die plötzlich Umarmung von Ulmgard, als er das Bier laut polternd auf den Eichendielen abstellte. Nicht die Herzlichkeit wunderte ihn, sondern dass er nicht auf eine so schnelle Begrüßung vorbereitet gewesen war. Schließlich hatte er noch die inzwischen durchnässte Kleidung an. Aber Bilgar besann sich rasch und erwiderte die Geste ebenso aufrichtig, wie er sie wahrgenommen hatte. Während Jan und Jenna von ihrem Vater an die Arbeit geschickt wurden, wies der breit gebaute Immerdurst Schneeblick mit einer einladenden Gebärde an, es sich irgendwo bequem zu machen. Es war etwas mühsam sich durch die Menge an durstigen Gästen zu zwängen, welche sich inzwischen um den Tresen scharten und versuchten als erste einen vollen Krug von Jenna zu bekommen. Hin und wieder konnte Bilgar Gesprächsfetzen wahrnehmen. Von Komplimenten bis zu penetranten Aufforderungen war alles dabei. Aber in so einer Nacht konnte man es den Männern und Frauen nicht verdenken, wenn sie sich süßen Met und starkes Bier schmecken lassen wollten. Er selbst schalt sich dafür nicht gleich einen Krug mitgenommen zu haben, als er an der Quelle stand. Doch für den Moment war wichtig die nassen und vor Kälte starren Kleider abzulegen. Der junge Mann suchte sich seinen Weg durch die Tische und ließ sich auf einem Stuhl nieder, nicht weit vom Kamin entfernt. Darin knisterte das Holz, als es von den Flammen hungrig verschlungen wurde. Bilgar legte zuvor seinen Umhang und Mantel über eine Stange in der Nähe der Feuerstelle, damit diese trocknen konnten. Das Schmelzwasser tropfte in schneller Folge auf den Boden, bildeten dort kleine dampfende Pfützen und würde alsbald versiegen. Die Lider des jungen Mannes schlossen sich kurz und ein tiefes, entspanntes Seufzen drang ihm aus der Kehle. Die Wärme breitete sich in ihm aus wie ein heißes Bad. Stück für Stück benetzte sie seine Haut und schien das Eis in seinen Adern zu vertreiben. Spielerisch wackelte er mit den Zehen, bewegte die Finger langsam, genoss die Beweglichkeit der Glieder und streckte dann alle Viere von sich, um den Bann der Witterung endgültig zu zerschlagen. Das sanfte rote Glühen der tanzenden Flammen drang selbst durch seine geschlossenen Augen. Die Geräusche um ihn herum schwollen an und wurden intensiver. Das Klirren von Geschirr, das Schaben der Messer und auch die lautstarken Gespräche. Hin und wieder unterbrach jemand seine Geschichte, um sich die Kehle zu befeuchten. Laut wurde geschluckt und von Zeit zu Zeit stieß jemand lautstark auf. Daraufhin gab man lauten Beifall oder tat anerkennende Worte kund. Klatschend floss neuer Alkohol in die hölzernen Krüge am Tresen, die Tür zur Küche, unverkennbar durch die metallische kleine Glocke darüber, schwang in regelmäßigen Abständen auf und zu. An den Nebentischen hörte man das Klacken von Spielsteinen. Jemand hatte sich wohl zu einer Partie 'Hnefatafl' zusammengesetzt. Zumindest nannten es die ausländischen Reisenden so, denn das eserische Wort für 'Schwert und Schild' musste sich im celcianischen wohl so anhören. Früher spielte Bilgar selbst gerne, doch in der Zwischenzeit fand er kaum die Gelegenheit sich für eine Partie zusammenzusetzen, denn es ging meist über einige Stunden hinweg. Wenn man es grob umschreiben wollte, so war es der Versuch einer Partei die andere mit einer bestimmten Anzahl aus Würfelwürfen, Figuren und Taktiken immer weiter vom Spielbrett zu drängen. Sobald eine der meist aus Robbenknochen geschnitzten Spielfiguren den Rand des Spielfeldes verlassen musste, war sie besiegt und damit ausgeschieden. Jede Figur hatte dabei eigenständige Fähigkeiten, wie zum Beispiel erweiterte Zugmöglichkeiten oder einen überraschenden Platztausch. Ein Schmunzeln trat auf seine Lippen, als er daran dachte, wie er seiner Mutter dieses traditionsreiche Spiel beibrachte. Inzwischen war sie gut, aber es dauerte lange die Regeln zu erlernen. Durch seinen Kontakt mit den ausländischen Händlern wusste er, dass man Schild und Schwert andernorts kaum bis gar nicht kannte. Es war beinahe eine Schande.
Doch noch bevor er sich weitere Gedanken darüber machen konnte, öffnete er die Augen langsam und der helle Schein des Kamins blendete ihn kurz. Die Menge vor dem Tresen war etwas verschwommen, aber hatte sich deutlich geleert. Die meisten mantronischen Männer suchten ein Gespräch mit Jenna, die immer noch dabei war die Krüge in Windeseile zu füllen. Belustigt schüttelte er Jäger seinen Kopf, ob soviel offensichtlicher Zuwendung. Aber es war bemerkenswert mit wie viel Geschick die zwei Jahre jüngere Mantronerin ihre Arbeit verrichtete. Allerdings erlangte man eine gewisse Profession in allem, dass man mit Leidenschaft tat und das häufig. Es war wie Jan, der, immer wenn Ulmgard etwas aus der Küche holte, an seinem Tisch zu sehen war, an welchem er mit viel Feingefühl Kräuter schnitt oder Fleisch zerlegte. Häufig war es das Fleisch Schneeblicks und bisher zumindest hatte der sanfte Riese noch keine Gelegenheit sich darüber zu beschweren. Sein Vater ging immer wieder von Tisch zu Tisch, sprach mit den Gästen, trank hier und dort etwas mit, gab Geschichten zum Besten und war im allgemeinen damit beschäftigt, jeden gut zu unterhalten. Bilgar fühlte sich hier wohl. Ulmgard nickte ihm freundlich zu, als dieser gerade hinter dem Tresen verschwand, um Jenna abzulösen. So dicht beieinander fiel ihm die Ähnlichkeit von Tochter und Vater auf. Obwohl die Nase bei der jungen Frau mehr wie die eines Fuchses oder einer Feldmaus aussah. Niedlich traf es da wohl. Er neckte Jenna zwar häufig, aber sie besaß ein durchaus als schön zu bezeichnendes Gesicht. Mit großer Sicherheit war das auch ein Grund, warum die anderen Kerle ihr schon beinahe in den Schoß krochen, wenn sie das Wort an sie richtete. Ihm kam ein Vorfall in den Sinn, als Svenson Kleinhammer ihr zu ihrem fünfzehnten Geburtstag seinen Arm anbot und ungemein wütend wurde, als seine Annäherungsversuche von ihr abgeblockt wurden. Bilgar lachte leise in sich hinein, denn daraufhin jagte Jan auf die Anweisung seiner Schwester hin, Svenson durch den halben Ort. Langsam wischte Schneeblick eine Träne aus dem Augenwinkel und fragte sich, ob sein alter Freund auch ihn durch Mantron hetzte, wenn Jenna etwas in der Art verlangte.
Erst jetzt bemerkte Bilgar den etwas zu kleinen Menschen an einem der Tische in der Ecke. Dieser verschwand beinahe unter einem Berg an Pelzen und klammerte sich verzweifelt an einen Krug mit aufgewärmten Met. Fragend hob der junge Mantroner eine Braue und fuhr sich nachdenklich mit den Fingern durch den krausen Bart. Der Raum war angenehm warm und das Getränk erhitzte das Blut. Dieser Mann musste aus einem sehr warmen Land stammen, wenn er trotz all' dieser Dinge noch immer so viele Kleidungsschichten nötig hatte. Das machte ihn interessant und sollte sich später die Gelegenheit erheben, würde Bilgar das Gespräch mit ihm suchen. Er liebte es einfach mit den Ausländern zu sprechen und den Geschichten aus der Ferne zu lauschen. Manchmal wollte er auch einfach wissen, wie es gerade in anderen Städten aussah oder was in der Welt passierte. Natürlich wusste Schneeblick das er damit immer ein Sonderling bleiben würde, denn ein Mantroner richtete seinen Blick auf die Insel. Darauf zu leben und zu sterben war ein erstrebenswerter Traum. An diesem Punkte sagte sich der junge Mann stets, dass es das Blut seiner Mutter sein musste, dass ihn so anders denken ließ. Aber er bereute es nicht. Niemals. Selbst als Knutsen Steinfaust ihm damals dafür bewusstlos schlug, hatte Bilgar niemals daran gezweifelt, dass sein Traum richtig und gerecht war. Doch noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, trat Jenna in sein Blickfeld und brachte dem Gast einen frisch zubereiteten Eintopf. Der Jäger roch das Kaninchenfleisch und sogar die Pilze darin. „Ob es die Pilze sind, die Jan vorhin erwähnt hatte?“, waren seine Gedanken und schnell beschloss er auch etwas davon probieren zu wollen. Als hätte Jenna seine Gedanken erraten, drehte sie ihren Blick zu ihm erfragte mit einem stummen Nicken seine Bestellung. Der Jäger hob die Hände und formte mit den Händen eine Schüssel, daraufhin zeigte er wortlos auf den Tisch des Fremdlings. Ein kleines Schmunzeln und sie verschwand wieder in Richtung der Küche. Die grünen Augen Schneeblicks verfolgten ihren Weg etwas und blieben dann an zwei Gesellen hängen, die er hier nicht vermisst hätte.
Olof Eisenherz saß nur einige wenige Tische von ihm entfernt. Unbehagen schlich sich in sein Herz, denn er hatte nicht vergessen, dass dieses stupide Wildschwein ihn erst vor zwei Wochen während einer Geschichte unterbrach, nur um erneut von seinem Kampf gegen die Seeschlage zu berichten. Dieser war nicht schon in Wort jedem hier Anwesenden bekannt, sondern es gab ausreichend Zweifler unter den Mantronern. Die Schlacht auf dem Fjord und die Legende von Baltos waren hinlänglich bekannt. Das Westvolk ehrte seine Helden. Doch bei einer Auseinandersetzung mit einem mächtigen Monster der Meere kehrte man nicht unverletzt zurück. Eisenherz allerdings war vollkommen unverletzt gewesen, wo andere, bessere Krieger, den Tod fanden. Vermutlich hätte Eirik, sein stetiger Begleiter, die Berichte von damals bestätigen oder widerlegen können, doch der Sohn einer bekannten Schiffsbaufamilie hielt sich stets mit Meinungen oder Kommentaren zurück. Mal gab es ein Kopfnicken oder ein grummeliges Wort. Jeder fragte sich immer wieder aufs Neue, was die Beiden wohl miteinander zu schaffen hatten. Natürlich waren sie Kameraden zu Wasser und dienten auf einem der Langboote. Aber die Männer waren von so unterschiedlicher Natur, dass ihre ständigen, abendlichen Tavernengänge Stoff für allerlei Gerüchte bot. Bilgar jedoch war kein Freund von verstohlener Rede und brachte sich daher nicht in den Waschweiberklatsch ein. Ihn interessierte nur die unfassbare Arroganz von Olof. Selbstverständlich war es berechtigt und richtig, wenn jemand mit seinen Taten prahlte, aber dann wäre es auch notwendig von Zeit zu Zeit neue dieser Errungenschaften vorzuweisen. Zumal ein Kampf einen Krieger ebenso wenig berühmt werden ließ, wie ein gejagter Hirsch oder ein gezapftes Bier. Eirik hingegen hätte mehr Grund sich in den Vordergrund zu stellen, denn dessen Vater baute nun bereits seit über zwanzig Jahren Schiffe. Darunter sogar Legenden wie 'Wellenreiter', 'Götterfähre' oder 'Ahnenschrei'. Allesamt große Werke die ihre Besatzungen zu Unmengen an Abendteuern führten. Ein Anlass mehr, warum man einen Grund dafür suchte, dass sich Eulenruf und Eisenherz immer wieder zusammenfanden. Allerdings war Bilgar kein Musterbeispiel an klaren Linien und da jeder Mensch auf dieser Welt seinen eigenen Weg finden musste, mischte er bei derlei Ratespielen nicht mit.
Schneeblick trommelte voller Unbehagen mit den Fingern auf der Tischplatte, stoppte jedoch abrupt, als sich eine junge Frau in sein Blickfeld schob. Im ersten Moment erkannte der Jäger Jenna nicht, da er sie noch nie so gesehen hatte. Entweder war sie den gesamten Abend in ihrer alltäglichen Aufmachung unterwegs oder er traf sie vermummt auf den Straßen. Doch heute wirkte ihre gesamte Erscheinung gereift und betont weiblich. Sie hatte sein Essen dabei, selbst wenn die dampfende Schüssel nicht das war, was gerade seinen Appetit anregte. Niemand durfte denken, dass Bilgar dem weiblichen Geschlecht abgeneigt war. Zwar hatte er in den einundzwanzig Jahren noch niemanden geehelicht, aber den körperlichen Kontakt zu den Mantronerinnen pflegte der junge Mann gerne und so oft es ihm möglich war. Und obwohl ihm seine Mutter und viele der Frauen des Dorfes geraten hatten, sich endlich für jemanden zu entscheiden und dort zu verweilen, war eine anhaltende Beziehung nichts für ihn. Schneeblick hatte kein Interesse daran, sich im Moment für immer an Mantron zu binden. Immer noch wollte der Bilgar die Welt sehen, aber das konnte er nicht, wenn in der Heimat eine Familie versorgt werden musste. Seine Frauengeschichten machten ihn nicht zu einem Schürzenjäger. Anders als die meisten Kerle im Ort jagte das Grünauge den Frauen nicht hinterher, sondern ließ sich auf sie ein oder versüßte sich den Ausklang einer Feier mit etwas wildem Beischlaf. So genoss es Bilgar auch hier, Jenna in einem anderen Licht zu sehen und er machte auch keinen Hehl daraus. Sein Blick fuhr an ihrem Körper entlang und das Grinsen auf ihren Lippen bewies ihm entweder, dass sie sich freute die schweren Pelze ablegen zu können oder dass ihn das Ergebnis beeindruckte. Am Ende könnte es ein Versuch sein, Schneeblick zu zeigen, dass sie doch gewachsen war und ihm damit eine auszuwischen. Leider war der junge Mann ein stiller Genießer, selbst als sich ihre beinahe milchweiße Haut unter dem locker geschnürten Oberteil abzeichnete, hielt er an sich und freute sich über das Bild. Die niedlichen Sommersprossen formten ein faszinierendes Muster auf ihrem Dekolletee. Die Schüssel mit Eintopf, von Bilgar fast vergessen, wurde lautstark auf den Tisch gestellt und beinahe schon süffisant kommentiert. „Der Eintopf oder der Einblick?“, gab der junge Mann freundlich und mit einem herausfordernden Blick in ihre Augen zum Besten. Viele der anderen Männern an den Tischen schauten auf, waren aber nicht schnell genug, denn Jenna holte bereits ein Bier vom Tresen, welches dann ebenso seinen Weg an die Tafel Bilgars fand. „Danke dir, Näktergal.“, erwiderte er und nickte freundlich. Es war sein Wort für Jenna, mal missfiel es ihr, mal nicht, es beschrieb einfach nur einen Singvogel der an den wärmeren Sommertagen sein melodische Lied in den Wäldern sang. Schneeblick hörte dem Tier gerne zu und er fand, da er auch Jenna gerne singen hörte, dass es ein passender Vergleich war. Beim ersten Mal, dass sie es hörte, hatte sie ihm gegen das Bein getreten und als der junge Mann es hier erklärt hatte, trat sie ihm gegen das andere und war der Meinung, dass man so etwas auch hätte früher hätte erwähnen können. Heute sagte es Bilgar gerne, wenn er ihr wohlgesonnen war. Doch nun verschwand sie, nicht ohne ihm einen herrlichen Blick auf ihren Hintern zu geben. Ob gewollt oder nicht, der Eintopf roch intensiver und das Bier ließ dem jungen Mann das Wasser im Munde zusammenlaufen. Eilig hob er die Schüssel an die Lippen und schob mit dem beigelegten Holzlöffel große Mengen davon einfach in den Mund. Langsam, den Geschmack bis zum Ende genießend, zerkaute Bilgar die Fleischstücke die auf eine, ihm unerklärliche Weise, perfekt mit den Pilzen harmonierten. Egal was Jan in den Küche tat, es war richtig. Lautstark schluckend spülte das Grünauge die letzten Reste zwischen seinen Zähnen mit dem dicken Bier Ulmgards herunter. Es war breiig und versetzt mit Kräutern. Eine hervorragende Mischung. Sie erfrischte und wärmte anders als der Eintopf. Eine gelungene Kombination und eindeutig der Grund, warum diese Taverne jeden Abend gut gefüllt war. Während er aß, stimmte jemand ein Instrument. Bilgar schaute auf und entdeckte Immerdurst auf einem Stuhl sitzend. Erst jetzt erkannte der Jäger, dass niemand mehr am Tresen stand und die meisten bereits Krüge an den Tischen hatten, um sich selbst bei Bedarf nachzuschenken. Er wusste, was nun kam und wischte sich eilig den Mund, entfernte die letzten Reste an Fleisch und Pilzen, um es sich in seinem Stuhl, mit dem Krug in der Hand, bequemer zu machen. Tatsächlich gesellte sich seine Jungendfreundin zu ihrem Vater, gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange und hob alsbald an zur Melodie zu singen. Es war als würden die warmen Lichter des Raumes mit Jenna tanzen, umspielte ihren Körper und warfen einen einnehmenden Schatten auf die Wand. Die Stimme des jungen Mädchens umspielte die Anwesenden und kaum jemand schaffte es noch, von den Getränken und dem Essen zu kosten. Jeder hing an ihren vollen Lippen und war verzaubert von Worten. Leise summte Bilgar mit ihr und die Worte formten Bilder in seiner Vorstellung. „ … die locken und rufen … der Zauber bei Nacht … “, hallten immer wieder und wieder durch seinen Kopf. Er kannte die Geschichte und wusste um das Alter dieses Textes. Schon vor Jahrzehnten, als das Land noch wild und ungezähmt war, existieren Gebiete, in den viele Mantroner verschwanden. Das gab den Anstoß und wurde sehr lange als warnendes Kinderlied von Müttern gesungen. Heute standen in einem solchen Gebiet die Ahnensteine, mahnend und wachend an den Küsten der Insel. Die Bewohner der Stadt liebten diese alten Lieder und Gedichte, die von der Vergangenheit erzählten und an daran erinnerten, dass die Natur und alles in ihr einen magischen Ursprung hat, der nur zu gerne unverhofft hervorbrach. Selbst Bilgar, Kind einer pelgarischen Mutter, kannte den 'verzauberten Wald' durch Elin Meersegen. Sie sang es oft. Leider führte das dazu, dass Schneeblick seine Leidenschaft für die Wälder um Mantron entdeckte. Doch egal wie tief er in Erinnerngen schwelgen wollte, so holte ihn Jennas Stimme immer wieder zurück, nahm sein Bewusstsein an die Hand und ließ es mit ihren Worte durch den Raum tanzen.



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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Erzähler » Dienstag 11. Juni 2019, 09:33

„Wohl bekomms.“
Das Sternbild des großen Bären... Sahne... sanfte Hügel...
Die Schüssel mit Eintopf, von Bilgar fast vergessen, wurde lautstark auf den Tisch gestellt und beinahe schon süffisant kommentiert.
„Der Eintopf oder der Einblick?“
, gab der junge Mann freundlich und mit einem herausfordernden Blick in ihre Augen zum Besten und Jennas Mundwinkel zuckten, obwohl sie versuchte nicht zu lachen. Viele der anderen Männern an den Tischen schauten zu und Jenna holte bereits ein Bier vom Tresen, welches dann ebenso seinen Weg an die Tafel Bilgars fand.
„Danke dir, Näktergal.“
, erwiderte er und nickte freundlich. Diesmal zuckte ihre niedliche Nase und sie zog sie kraus, doch das zarte Lächeln um ihre Lippen verschwand trotzdem nicht. Bilgars Singvogel entfernte sich wieder und kurz darauf, bewies sie wieder einmal, dass sie diesen Kosenamen wahrlich verdient hatte. Klangvoll, schwer, hell und klar tanzte ihre Stimme durch den Raum und holte jeden zu einer Reise in die Vergangenheit ab. Bilgar kannte das Lied gut. Es war eines seiner Lieblingsstücke, erzählte es doch von seinen geliebten Wäldern. Ob Jenna es für ihn sang?
Dieses Lied hatte dazu geführt, dass Schneeblick seine Leidenschaft für die Wälder um Mantron entdeckte. Es sprach von magischen Orten und Wundern der Vergangenheit. Das erste Mal hatte er es an einem Lagerfeuer gehört. Die Jugend hatte sich abendlich getroffen und unterm Sternenzelt irgendetwas gefeiert. Was war schon lang vergessen, aber er erinnerte sich an den zweistimmigen Klang jenes Liedes, der ihn berührt hatte. Damals war noch ein anderes Mädchen bei Jenna gewesen und sie hatte es zu singen begonnen. Jenna war mit eingestiegen und dann hatten sie einander bei den Händen gehalten. Das Bild tauchte in seiner Erinnerung wieder auf, unscharf aber doch detailreich.
Wenn er noch etwas länger darüber nachdachte, dann viel ihm auf, dass er dieses Mädchen eigentlich ständig bei Jenna gesehen hatte. Sie mussten Freundinnen gewesen sein. Doch wo war sie heute? Egal wie tief er in Erinnerungen schwelgen wollte, so holte ihn Jennas Stimme zurück, nahm sein Bewusstsein an die Hand und ließ es mit ihren Worten durch den Raum tanzen. Damals wie heute war sie der Mittelpunkt des Geschehens. Die Welt schien sich um sie zu drehen, ohne das es ihr bewusst war. Ihr Lächeln konnte Gletscher schmelzen und ihr Gesang ließ den wildesten Mann still und zahm werden. Bilgar genoss den Zauber und ließ seinen Blick über die Gesichter der Gäste schweifen. Die meisten sahen zu Jenna. Einige hatten sogar die Augen geschlossen und wiegten sich leicht im Takt ihre Stimme. Manch einer summte leise mit und andere starrten nur voller Bewunderung. Jenna selbst war in ihrer eigenen Welt, wenn sie sang. Jede Silbe sprach von Gefühl. Meist hielt sie die Augen geschlossen. Ihre Arme hatte sie um sich selbst geschlungen und es lag eine stille Verletzlichkeit in dieser Geste, die Bilgur genauer schauen ließ. Glitzerte da eine Träne unter dem dichten Wimpernkranz? Doch bevor sie sichtbar werden konnte, ließ sich Jenna vom Tresen gleiten und drehte sich mit erhobenen Arme einmal tanzend um die eigene Achse, wobei sie sich verstohlen das Gesicht wischte, um weiter singend durch den Raum zu wandeln. Die Träne war verschwunden und sie lief, die Gäste neckend, durch den Raum, lud sie ein den Refrain mitzusingen. Es war ein schöner Anblick wenn selbst alte Männer zu ihr auf sahen und selig lächelten, berührt von ihren eigenen Erinnerungen, an lang vergangene Zeiten und Schönheit. Sogar der fremdländische Händler hatte seinen Kopf gehoben und man konnte dunkle, vom Wetter gegerbte Haut erkennen. Sein Kinn war glatt rasiert und die Haut schon leicht faltig. Die Kleidung, die er unter den Fellen trug, schaute am Kragen ein Stück hervor. Sie wirkte seltsam glänzend und er hatte einen goldenen Ring im Ohr. Die Augen waren aus der Entfernung nicht zu erkennen, trug er noch seine Kapuze. Noch während Bilgar ihn beobachtete, drehte sich sein Kopf in Schneeblicks Richtung. Einen Moment verharrte er so und nickte dann grüßend, bevor er sich wieder seinem warmen Getränk zu wandte.
Jennas Lied hatte inzwischen geendet und sie hatte ein bekanntes Trinklied angestimmt, wo sofort einige der Männer lauthals mit einstimmten. So war sie wieder befreit und konnte ihrer Arbeit nachgehen, auch wenn sie immer mal wieder zwischendurch mit einstimmte. Ihr Vater spielte weiter die Klampfe und sie tanzte von Tisch zu Tisch. Bilgur behielt den Raum im Auge und so entging ihm auch Olofs Blick nicht. Etwas zu ernst betrachtete dieser Jennas Kleidung. Kurz war seine Zunge zu sehen, wie sie über seine Unterlippe schnellte und dann wieder verschwand. Seine Kiefermuskulatur arbeite, ohne dass er etwas zu sich genommen hatte. Kein Teller stand vor ihm, keine Schüssel, doch sein Appetit war unübersehbar. Plötzlich lag das lecker Kaninchen mit den würzigen Pilzen Bilgar schwer im Magen. Er sah wie Olof sich zu Eirik neigte und etwas flüsterte. Dieser bekam große Augen. Schrecken und Widerwillen lagen in seinem Blick bevor er sich zusammen riss und den Kopf schüttelte. Ein lautloser Streit schien unter den beiden zu entbrennen in dem der Eine dem Anderen versuchte etwas auszureden. Olof gewann jedoch und Eirik starrte mit geballten Fäusten bestürzt auf die Tischplatte. Eisenherz lachte und klopfte seinem Freund grinsend auf die Schulter, bevor er sich erhob und die Taverne verließ. Eirik sah zu Jenna und seine Fäuste arbeiten. Da hob er die Hand und winkte sie zu sich. Sie ging zu ihm und lauschte seiner Bestellung. Ein Kopfschütteln folgte, Eirik sagte noch etwas und sie zuckte fragend mit den Schultern. Jenna ging zu ihrem Vater und fragte ihn etwas. Dieser nickte nur und Jenna griff nach ihrem Mantel. Wahrscheinlich um noch etwas aus dem Lager zu holen. Es musste jedoch etwas leichtes sein, denn sonst hätte sie Jan mitgenommen. Schon machte sie sich auf den Weg zum Ausgang.
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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Bilgar Schneeblick » Dienstag 11. Juni 2019, 21:55

[[OOC: Wetter und NPC Antworten wurde mit Maruka abgesprochen.]]

Vielleicht war es das würzige Bier oder der deftige Eintopf, aber Bilgar spürte eine schwere in der Magengegend. Etwas schien sich in seinem Inneren abzuspielen und für einen kurzen Moment wusste der junge Mann nicht, wie ihm geschah. Es könnte die mitreißende Melodie sein oder die aufkommende Wärme des Alkohols. Als sich jedoch nur einen kurzen Augenblick später eine unvorstellbare Macht den Weg durch seinen Schlund bahnte, wusste er was dort in den Tiefen seiner Eingeweide gelauert hatte: Ein kurzes, aber kräftiges Rülpsen. Zum Glück war die Musik in der Schenke bereits zu einem mehrstimmigen Lied angeschwollen, so dass dieser kleine Beweis von Genuss und Entspannung niemanden unterbrach. Selbst etwas überrascht von dem plötzlichen Aufstoßen, durchfuhr der Jäger seinen Bart, um eventuelle Rückstände der Mahlzeit nachhaltig zu entfernen. Dieses abrupte Ende seiner Gesangsbeteiligung, gab ihm die Möglichkeit sich im Inneren des Raumes etwas genauer umzusehen. Es freute ihn, dass Jenna einen Großteil der Gäste bereits auf einen lustigen Abend einstimmten konnte. Sein Blick suchte den Ihren, doch hatte das junge Mädchen die Augen geschlossen und sich auf dem Tresen niedergelassen. Das erinnerte ihn an die Nacht vor einigen Jahren, als man in den milden Sommernächten bei einem großen Feuer saß und sich Geschichten erzählte oder alte Lieder zum Besten gab. Bilgar hatte dort zum allerersten Mal Jenna singen gehört und dabei erinnerte er sich auch an ihre Freundin, das andere Mädchen an ihrer Seite. Heute konnte der junge Mann nicht mehr sagen, wo oder wer sie war. Man verlor sich auch in Mantron aus den Augen, wenn man nicht viel miteinander zu tun hatte. Es war ein unabwendbarer Teil des Lebens hier und wahrscheinlich auch auf ganz Celcia. In diesem Moment war es ihm, als würde eine Träne im Augenwinkel der Immerdurst-Tochter aufleuchten, doch da sich Jenna geschickt vom Tresen schwang, verlor er den Gedanken und die Vermutung salzige Trauer bei ihr gesehen zu haben. Ihre raschen Bewegungen luden mehr der Gäste zum Mitsingen ein und als sie das Grünauge passierte, schnappte sie sich sein Bier und trank einen großen Zug davon, um ihn zu necken. Er ließ sie gewähren und schüttelte nur lachend den Kopf über so viel kindliche Frechheiten. Dabei war Bilgar nur wenige Jahre älter und trotzdem kam ihm die Kindheit seltsam weit entfernt vor. Er konnte es nicht erklären, denn immer wieder war es der Jägersmann selbst, der Streiche spielte und sich wie ein Jungspund über geltende Regeln hinwegsetzte.
Anfangs bemerkte Schneeblick es nicht, aber dann spürte er Blicke auf sich und als seine Augen durch die Schankstube wanderten, blieben diese an dem Fremden hängen, welcher das erste Mal an diesem Abend, seinen Kopf gehoben hatte. Schwarze Haut offenbarte sich unter den schützenden Fellen und regte die Neugierde Bilgars um ein Vielfaches an. So jemanden sah man trotz der Handelskontakte im Norden sehr selten in den eisigen Westlanden. Die wenigsten wollten sich vermutlich den Temperaturen aussetzen. Doch waren dort die Pelze dieser Landstriche ein Luxusgut, dass sich die reichen gerne an die Wand hingen. Zumindest waren das die Worte eines Anduineers, der einst drei Kisten eingelegtes Gemüse gegen vier Bärenfelle eingetauscht hatte. Das Nicken des Fremdlings erwiderte Bilgar vielleicht eine Spur zu euphorisch, aber er war niemand, der sich gut zurückhalten konnte und das traf wohl auf viele seines Volkes zu. Seine Mutter war oft der Meinung, dass es den Mantronern an guter Erziehung fehlte, aber Schneeblick korrigierte sie dann häufig: Es gäbe nur dann ein Mangel an Erziehung, wenn man diese zuerst einführe! Immer wieder war die der Aufhänger für eine lange, lustige und von Lachen untermalte Diskussion. In ihrem Herzen jedoch empfand Aria die Freiheit dieser Eislande immer auch als ihre Freiheit, die Flucht vor den Regeln und Statuten der anderen Städte. Natürlich hatte sie dieses sonderbare Empfinden nie ihrem Sohn, den das Fernweh oft plagte, erzählt. Sie wollte ihm den Traum nicht zerstören. Zerstören wollte Bilgar auch nicht die Stimmung der Taverne, denn die Menge hatte inzwischen, befeuert durch Jenna, ein altes Trinklied angestimmt. Schnell kam der junge Mann auf andere Gedanken hob seinen Becher und trank jedes Mal, wenn der Text die Anwesenden dazu aufforderte.

Einst ein Mann, in die Stadt er kam!
Trank das Bier, feierte wie wir!
An weißem Tag, in schwarzer Nacht,
trank er, dass der Tresen kracht!

Heb den Krug, trink ihn leer,
sag's dem Wirt, du willst noch MEHR!

Eine Maid, mit Brüsten weit!
Trank den Met, nie zu spät!
Süß der Wein, schmeckt so fein,
sie schrie so laut, es geht noch mehr rein!

Heb den Krug, trink ihn leer,
sag's dem Wirt, du willst noch MEHR!

Heb den Krug, trink ihn leer,
sag's dem Wirt, du willst noch MEHR!

VILL … ÄNNU … MER!
Der immer wiederkehrende Refrain leerte Bilgars Krug schnell und da er nicht selber nachfüllen wollte, sprang der junge Mann vom Tisch. Es handelte sich immer noch um sein erstes Bier und daher vergaß er auch nicht, auf dem gesunden Bein zu landen. Viele der umstehenden gaben Zeichen versuchten dadurch herauszufinden, warum einer der lautesten Sänger im Raum pausiert hatte. Mit einem gespielt entgeisterten Gesicht zeigte er durch das Umstürzen seines Behältnisses, dass dieses restlos geleert war. Viele waren nun gewillt, den Jäger mit deutlichen Gesten zum Nachschenken zu schicken. Die Hände zur Kapitulation erhoben und ein lautes Lachen auf dem Lippen, wandte sich Bilgar nun dem Ausschank zu. Allerdings war das Gedränge nun wieder groß, denn viele Gäste konnten sich nicht mehr auf ihren Plätzen halten. Sie tanzten wild und singend zwischen den Tischen umher. Gerade als sich Bilgar bei jemanden untergehakt hatte, bemerkten die scharfen Augen etwas, dass die Freunde in seinem Herzen schnell sterben ließ. Bei der ersten Drehung war es nur Olof's Gesicht, dann jedoch fiel ihm auf, dass er Jenna mit einem vielsagendem Blick bedachte. Bilgar löste sich aus dem Tanz, entschuldigte sich bei seinem Tanzpartner durch ein Schulterklopfen und versuchte Eisenherz zwischen den Köpfen der Anwesenden zu beobachten. Dessen Gesichtsausdruck nahm immer mehr die Züge eines hungrigen Tieres an. Schneeblick war inzwischen schon so weit nach Hinten gegangen, dass sein vom Tanzen nasser Rücken auf den kalten Stein der Tavernenwand traf. Doch nicht das brachte sein Blut zum gefrieren, sondern die stumme Unterhalt zwischen Eulenruf und seinem Schiffsgefährten. Der aufkommende Streit wurde ohne Worte geführt und es hatte den Anschein, dass Olof wie immer als Sieger daraus hervorging. Schnell schob Bilgar einen der Gäste, der ihm in sein Blickfeld lief, sanft zur Seite, aber da war der unliebsame Mantroner bereits verschwunden. Nur noch die tauenden Flocken in der Luft zeugten vom Öffnen der Eingangstür. Etwas stimmte nicht und innerlich hoffte der Jäger, dass Eisenherz nur ein Schwätzer war und nichts schlimmeres. In Mantron war das Leben trotz der rauen Sitten friedlich. Männer und Frauen lebten gleichberechtigt, so wie die Axt nicht zwischen den Geschlechtern unterschied, so unterschieden es auch nicht diejenigen, die sie führten. Leider gab es immer wieder Charaktere, die nach ihren eigenen Regeln leben wollten und das viel zu häufig zum Schaden aller anderen Einwohner des Ortes. In Gedanken versunken, bemerkte Bilgar nicht, dass Eirik inzwischen das Gespräch mit Jenna suchte. Plötzlich knackte etwas in der Hand des grünäugigen Jägers und so aus seinen Überlegungen gerissen, entdeckte er wie das junge Mädchen sich vom Schiffsjungen entfernte und zu ihrem Vater eilte. Den leeren Krug stellte Schneeblick hart ab und der beschädigte Henkel fiel polternd auf die Tischplatte. Energisch wühlte der Jäger durch die tanzende Menge und versuchte seine Jugendfreundin von dem abzuhalten, was ihr durch den wortlosen Plan des arroganten Halunken drohte. Endlich schälte sich seine Gestalt aus dem Pulk der Gäste, doch entdeckte er die Mantronerin nicht mehr. Die frierende Kälte in der eigentlich warmen Luft ließ Bilgar vermuten, dass sich die junge Frau bereits auf dem Weg in ihr Verderben befand. Doch wohin sie ging, wusste er nicht. Sein wütender Blick erfasste Eirik, welcher sich schuldbewusst die schwieligen Hände rieb. Aber aufgrund seiner Natur würde er Olof nicht verraten. Ihm blieb nur noch, Ulmgard zu fragen, was Jenna genau von ihm wollte und somit unterbrach der das Spiel der Klampfe für einen kurzen Moment. Die Meute dachte, es wäre eine Einladung um ohne Musik noch lauter zu singen, so dass Schneeblick sehr laut sprechen musste. „Ulmgard, wohin ist Jenna gegangen?“, fragte Bilgar augenscheinlich aufgebracht. Selbst wenn es den alten Immerdurst wunderte, dieser zögerte nicht zu antworten und verwies auf eine Bestellung Eulenrufs und dass er seine Tochter daher noch einmal ins Lager schicken musste. Mit beiden Händen auf Ulmgards breiten Schultern, damit er diesen nicht umwarf, rannte der Jäger an der Wand entlang zum Kamin und seiner verbleibenden Kleidung. Eilig warf er Mantel und Umhang über, hielt noch einmal kurz beim Besitzer der Taverne und wies diesen an, Jan zum Lager zu schicken, sobald es möglich war. Es wäre dringend und es gäbe etwas, dass nicht auf sich warten lassen würde. In diesem Moment zählte jede Sekunde und um Jan aus seiner Kochmanie herauszubekommen, würde es einige Zeit kosten. Vielleicht etwas zu kraftvoll trat Bilgar aus dem Taverne und stieß beinahe mit neuen Tavernengästen zusammen. Ungeschickt wich er diesen aus und viel in den frischen, neuen Schnee. Die Mantroner wollten ihm aufhelfen, aber er winkte ab und wünschte beiläufig eine gute Zeit. Jetzt erst, wo er tief im Schnee saß, wurde ihm bewusst, dass Venthas Hauch in dieser Nacht mehr als sonst regierte. Zwar hatte der Besuch der Schenke im das Blut wieder gewärmt und auch die Kleidung war trocken, doch die Nacht blieb bissig und eisig. Der Himmel war verhangen und es war kaum etwas zu sehen. Der viele Schnee, die Dunkelheit und die Menge an Gästen machte es Bilgar unmöglich Spuren zu lesen. Selbst wenn er aufgrund der Tiefe einiger Abdrücke einen zeitlichen Rahmen abstecken konnte, so war es einfach utopisch diesen auch Personen zuzuordnen. Doch Schneeblick wusste, dass Jenna in Richtung der Lager gegangen war und somit machte er sich so schnell er konnte auf den Weg, ihr zu folgen und wurde vom Zwielicht der Gebäude verschluckt.

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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 12. Juni 2019, 09:49

Eilig warf Schneeblick Mantel und Umhang über, hielt noch einmal kurz beim Besitzer der Taverne und wies diesen an, Jan zum Lager zu schicken, sobald es möglich war. Es wäre dringend und es gäbe etwas, dass nicht auf sich warten lassen würde. Ulmgard zog zwar die Brauen hoch, nickte aber. Sie kannten einander zu gut um Fragen zu stellen, wenn es eilig war.
Vielleicht etwas zu kraftvoll trat Bilgar kurz darauf aus dem Taverne und stieß beinahe mit neuen Tavernengästen zusammen. Ungeschickt wich er diesen aus und viel in den frischen, neuen Schnee. Freundliches Lachen erklang, hielt man ihn doch für trunken. Sigvard, ein weiteres bekanntes durch den Kampf mit dem Schrecken der Meere gezeichnetes Gesicht, wollten ihm aufhelfen, aber Bilgar winkte ab und wünschte beiläufig eine gute Zeit. Er musste schnellstens Jenna finden.
Die mondlose Nacht blieb bissig und eisig. Bilgars Haut vermisste sofort die wohlige Wärme der Taverne und seine Glieder drohten ihm durch dumpfes Pochen mit bevorstehender Steifigkeit, wenn er nicht bald wieder aus der Kälte kam. Wenn er sich draußen auf der Jagd befand, war das etwas anders. Dann war er in Bewegung und in seine dickste Kleidung gewandet. Des Nachts fielen jedoch auch in Mantron die Temperaturen in ungemütliche Tiefen. Außerhalb der Stadt war es noch kälter, aber für Bilgar war es nach dem langen Tag am Hafen, ohne viel Bewegung, besonders schlimm. Doch das alles kümmerte ihn nicht! Sein Blick huschte über die Spuren im Schnee. Der Himmel war verhangen und es war kaum etwas zu sehen. Die vielen Flocken, die Dunkelheit und die Menge an Gästen auf diesen Wegen, machte es Bilgar unmöglich Spuren zu lesen. Doch er wusste, dass Jenna in Richtung der Lager gegangen war und somit machte er sich so schnell er konnte auf den Weg, ihr zu folgen und wurde alsbald vom Zwielicht der Gebäude verschluckt. Ihr blindlings ohne Plan hinter her zu stürmen, wäre vermutlich erfolglos gewesen, so aber hatte der Mischling ein Ziel und ließ die Taverne eilig hinter sich.
Weit war es nicht, doch die Anspannung und das ungute Gefühl in seinem Magen ließ die Gasse vor ihm dunkler als sonst in solchen Nächten erscheinen. Jeder Schatten wirkte bedrohlich und jeder Bewegung ließ ihn kurz die Luft anhalten, wie gerade, als an einer entfernten Kreuzung ein eng umschlungenes Pärchen vorbei lief. Nein, das waren sie sicher nicht. Schneeblick lief weiter und kam in der Gasse an, wo Ulmgard sein Lager hatte.
Bilgar hatte einen grundsätzlichen Vorteil. Er kannte die Familie schon viele Jahre, hatte häufig bei kleineren und auch größeren Arbeiten geholfen und kannte sich somit in Ulmgards Lagerhaus aus. Er wusste, dass es zwei Eingänge, einen zur Hafen- einen zur Stadtseite gab. Ebenso erinnerte er sich an ein paar lose Bretter seitlich in einer der schmalen Gassen, durch die sie als Kinder heimlich hinein geschlüpft waren um in der Halle gelagerte getrocknete Beeren zu stibitzen oder einfach nur, um darin verstecken zu spielen.
Jenna hatte vermutlich den direkten und kürzesten Weg gewählt und war von der Stadtseite in die Halle getreten. Wenn Olof so finstere Gedanken hegte, wie er vermutete, dann war er wahrscheinlich schon drinnen und wartete auf sie.
Am einfachsten wäre es wohl, wenn Bilgar ihr direkt hinter her lief, vielleicht sogar erwischte, bevor Olof seinen dunklen Plan in die Tat umsetzen konnte, doch dieses Vorgehen hätte auch den Nachteil, dass er dann immernoch eine Bedrohung darstellte und DARÜBER war sich Bilgar vollkommen sicher! Olofs Blick, den er in der Taverne aufgefangen hatte, sprach von einer Gier, die nichts natürliches an sich hatte. Er musste ihn auf frischer Tat erwischen und trotzdem das schlimmste verhindern. Und er brauchte Zeugen. Jan war hoffentlich auch bald da.
Still und leise näherte er sich also von der Seite und lauschte kurz an der Wand. Ein leise klirrendes Geräusch ließ ihn vermuten, dass Jenna auf jeden Fall schon mal dort drinnen war, also schob er die Bretter beiseite und drückte sich durch den schmalen Spalt. **Früher war er hier einfacher durch gekommen.** Was für merkwürdige Gedanken, man manchmal hatte, wenn das Adrenalin in den Adern kitzelte. Bilgar versuchte so leise wie möglich zu sein und als er es endlich geschaffte hatte, hörte er gerade ein leises und erfreutes:
„Da bist du ja.“
Doch es war nicht Olofs Stimme, sondern Jennas die mit einer Weinflasche sprach.
Hinter ein paar hoch aufgestapelten Kisten gut verborgen spähte er vorsichtig um die Ecke und sah Jennas Hinterkopf zwischen den Regalen auftauchen. Sie war gut 20 Schritt entfernt und umwickelte eine Flasche gerade mit einem Lederlappen.
Dann nahm Bilgar plötzlich eine Bewegung aus dem Augenwinkel war. Olof!
Der Kerl schlich nah an seinem Versteck vorbei und näherte sich erstaunlich leise seinem Opfer von hinten. Fast war es verwunderlich, dass er nicht großspurig wie sonst auch, Jenna einfach ansprach, sie vielleicht noch in ein Gespräch verwickelte. Nein, er wirkte wie ein eiskaltes Raubtier.

…, dass aber leider noch nichts getan hatte. Bilgar steckte nun in Entscheidungsschwierigkeiten.
Entweder er überrumpelte Olof sofort, ohne das dieser etwas getan hatte, dann stand seine bloße Vermutung, gegen sein Wort und sogar Jennas. Wenn er wartete und ihn so lang wie es ihm eben sein eigenes Gewissen erlaubte gewähren ließ, dann konnte er vielleicht Beweise sammeln und vielleicht würde auch Jan als Verstärkung bald auftauchen. Wie gut stand es also um Bilgars Selbstbeherrschung und dem schmalen Grad seines Gewissens einen Jäger viel zu nah an sein Opfer heran zu lassen?

Noch war Olof nur knapp zwei Schritt von ihm entfernt und er könnte die ganze Szenerie umschreiben, aber dann würde der Kerl weiter herum laufen und womöglich...
Plötzlich fiel ihm etwas ein, dass er sonst wohl niemals hiermit in Zusammenhang gebracht hatte. Letzten Mondlauf hatte Imke Sternenblick Mantron verlassen. Auch sie war einer der Verletzten im Kampf um die Seeschlange gewesen und eine taffe Schildmaid gewesen. Kurz bevor sie die Stadt und damit auch Familie und Freunde verlassen hatte, wirkte sie seltsam ruhig und sprach kaum noch mit jemanden, wie jemand der gebrochen worden war, dem etwas schlimmes passiert war. Was also wenn Olof nicht zum ersten mal...
Doch das waren alles nur Theorien!
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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Bilgar Schneeblick » Donnerstag 13. Juni 2019, 00:27

Niemals wäre Schneeblick darauf gekommen, dass seine kreative Ader ihm eines Tages von seinen Nerven zehren würde. Oft lobte man ihn bei der Jagd für seine unkonventionelle Art oder auch seine Lösungen für das alltägliche Problem. Doch hier und jetzt malte ihm sein Verstand die grausamsten und abstoßendsten Bilder. Als Mantroner sah man geliebte Menschen auf groteske Weise sterben oder musste harte Zeiten durchstehen, aber viele Dinge im Leben konnte sich selbst ein gequälter Geist nicht vorstellen. Bilgar selbst hatte nie in einem Krieg gekämpft oder war Teil einer bewaffneten Auseinandersetzung. Immer behütet durch die Wälder der Insel und durch den Segen der Ventha stets auf dem richtigen Weg wandelnd, entgingen ihm die Schrecken der Welt. Prügel und Verletzungen, Kampf und Tod. Alles hatte seine möglichen Folgen und selbst, wenn man jeden Tag davon erzählte und jede Nacht davon träumte, so war es nur ein Trugbild, abseits dessen, was die Erfahrung einen Menschen lehrte. Etwas selbst erlebt zu haben, lässt die Sicht auf die Dinge verschwimmen und sich neu ordnen. Ein Mantroner hatte Angst. Vor einem frühzeitigen Ende oder vor Verlust und anderen ähnlichen Ereignissen. Der Unterschied zu den anderen Völkern auf Celcia war jedoch, dass sich jemand aus dem eisigen Westen, dieser Gefahr stellte und ihr ins Gesicht lachte, in Erwartung eines Sieges und nur eines solchen. Mit diesem Gedanken im Herzen, traf der schwere Stiefel den weichen Schnee und ließ Bilgar noch etwas schneller laufen. Flocken stoben auf und mehr als nur einmal wäre der Jäger auf einer eisigen Fläche ausgerutscht. Dank seiner Beweglichkeit jedoch konnte er immer wieder einen Sturz verhindern. Vielleicht war ihm die Wechselhafte auch einfach wohlgesonnen. Auf dem Weg zu den Lagerhäusern passierte er einige Seitenstraßen. Hatte Olof sie vielleicht abgefangen und in eine dieser dunklen Nischen gezogen? Kurz blieb der junge Mann stehen und lauschte in den Wind hinein, ob Schreie oder Geräusche eines Kampfes mitgetragen wurden. Doch die Nacht blieb weiterhin still, nur getränkt von dieser immer schwerer werdenden Schwärze. „Ich kann nicht jede Gasse Mantrons untersuchen! Sie wird es geschafft haben, Olof würde es nicht riskieren sie außerhalb eines Gebäudes zu überfallen!“, dachte er bei sich, als seine grünen Augen ein Pärchen in unmittelbarer Nähe vorbeischlenderte. Die Enge der Umarmung ließ den Schluss zu, dass man sich entweder wärmen wollte oder Zärtlichkeiten austauschte, aber unter keinen Umständen wirkte es wie das hektische Rangeln einer Entführung. Schneeblick riss sich los und rannte weiter. Endlich an der Lagerhäusern angekommen, lief ihm der Schweiß unter dem Kragen seines Umhanges hervor. Weiße Wolken stoben in schneller Folge aus seinem Rachen und wurden an der eisigen Nachtluft sofort wieder zu glitzernden Kristallen in seinem rot-brauen Bart.
Erschöpfung machte sich im jungen Mann breit. Sehr früh war die Nacht zu Ende, als er am heutigen Morgen die Waren für den Hafen bereit machte und eigentlich wäre er auch bereits im Bett gewesen, um ich die Müdigkeit aus dem Glieder zu schlafen. Doch dann wäre das Unglück am heutigen Abend nicht mehr abwendbar gewesen - Hoffentlich war es das noch. Mit beiden Händen ergriff Bilgar etwas Schnee und wusch sich damit durch das Gesicht. Überrascht von der plötzlich Kälte kehrten seine Sinne zurück und machten Geist und Körper klar für alles was bevorstand. Wieder lauschten die geschulten Ohren in die abendliche Ruhe hinein. Gebell, Vögel, das ferne Rauschen von Wellen und ein klirrendes Rasseln zu seiner rechten Seite. Jemand machte sich im Lager der Immerdurst-Familie zu schaffen. Könnte es sein, dass Jenna noch wohl auf war und Eisenherz seinen perfiden Plan, wie immer dieser auch aussah, nicht ausgeführt hatte. Vielleicht war es aber auch nur der erstickte Strampeln einer jungen Frau, die in ihrem Kampf um Ehre und Unversehrtheit versehentlich etwas umstieß. Stieße der Jäger frontal durch den Eingang zur Straße, könnte es sein, dass Olof in seiner ersten Reaktion versuchen würde, Zeugen verschwinden zu lassen. Allen voran, Jenna und ihn. Es war demzufolge kein guter Plan. Da er auch nicht wusste, auf welcher Seite der Feind oder die Freundin verweilte, wäre es am Hafentor das eben selbige Problem. Doch dann schenkte ihm die Göttin eine weise Einsicht. Als Kinder, hatte man sich durch ein paar alte Bretter an der Westseite des Gebäude gezwängt, um getrocknete Beeren und Süßkuchen zu stehlen. Natürlich war die Idee in seinem spitzbübischen Haupt erwachsen und heute, in dieser Nacht, dankte der junge Mann seinem streichfertigen jüngeren Selbst für diese Eingabe. Es dauerte einen Augenblick, bevor Bilgar den verstecken Zugang wiederfand. Dank der Schneefälle der letzten Wochen waren die Gänge zwischen den Lagerhäusern weit zugeschüttet worden. Hüfttief schob er sich durch die weiße Masse und entfernte alsbald ein paar leere Kisten, die zum Schutz vor Eindringlingen vor das morsche Loch geschoben wurden. Dabei ging er behutsam vor und es kostete Zeit. Selbst das durchsteigen, welches ihm als Kind deutlich einfacher in Erinnerung geblieben war, stellte sich als unerwartete Herausforderung dar. Allerdings wählte der Mantroner diesen Weg, um leise und unbemerkt in das Gebäude zu kommen. Ein Fluchen, knackendes Holz oder ein quietschender Nagel hätte dieses Unterfangen in sekundenschnelle zu einer Farce gemacht. Außerdem wäre es schade, wenn seine Kleidung an einem herausragenden Irgendwas zerrissen wäre. Sehr schade.
Der Innenraum unterschied sich kaum von anderen Lagerhäusern. Der Boden war etwas abgesenkt worden, um zusätzlichen Platz schaffen. Die Fässer mit Wein, Bier oder anderen Getränken befanden sich auf einer Holzplattform, um das wertvolle Gut vor Feuchtigkeit in der Erde zu schützen. Ulmgard hatte auf ein Fundament verzichtet. Licht gab es kaum, da offenes Feuer bei dem hölzernen Dach keine gute Lösung gewesen wäre. Ein wenig weiter hinten im Gebäude konnte man dennoch einen flackernden Schein sehen. Leider war die Quelle durch einige Stützpfeiler verdeckt und die Querstreben unter der Decke bargen soviel Dunkelheit, dass es unmöglich war, weiter hinauf zu schauen. Grob verteilt stapelten sich Kisten mit undefinierbarem Inhalt, denn die sie waren entweder zugenagelt oder ohne Aufschrift. Bilgar war sich jedoch sicher, dass dort eingelegte Zutaten lagerten. Es roch nach einer Mischung aus Moder, Säure von der Lebensmittellagerung und Malz. In einigen Abständen hatte man auch Fleisch, Beeren und Fisch zum Trocknen in Körbe gelegt oder zusammengebunden. Alles baumelte wie ein Wald von den Querbalken herab. Dann ertönte Jenna's Stimme und der junge Mann zuckte kurz zusammen. Die Stille war so allgegenwärtig gewesen, dass der plötzliche und von aller Besorgnis befreite Ausruf der Mantronerin ihn überraschte. Reflexartig bewegte der Jäger sich voran und ging hinter einem Stapel haltbar gemachter Gurken in Deckung. Es war nicht die Befürchtung von Jenna erwischt zu werden, aber wenn Schneeblick den Plan Olof's richtig gedeutet hatte, dann würde dieser hier ebenfalls irgendwie in der Gegend lauern. Vorsichtig spähte er um die Ecke und entdeckte das junge Mädchen, wie es im Schein einer Walfischtran-Lampe zu einem scheinbar seltenen Getränk sprach, welches nicht in ein Fass, sondern in einer Art gläsernen Flasche gefüllt wurde. Ein beruhigtes Seufzen ging über seine Lippen und in diesem Moment, in dem er Jenna ansprechen wollte, nahm das Grünauge die befürchtete Bewegung zu seiner Rechten wahr. Olofs stahl sich für ihn untypisch durch die Schatten. Ab diesem Punkt war klar, was passieren würde und es stellte sich die Frage, ob Bilgar es verhindern sollte oder den Burschen direkt bei der Tat ertappen musste. Beides wären Optionen und nur eine schien menschlich zu sein. Jenna durfte diesem Kerl nicht einmal für auch nur eine Sekunde in die Hände fallen. Es wäre sicherlich schwierig, aber tatsächlich zeigte sich die Schläue des pelgarischen Blutes in ihm. Egal wie er es drehte und wendete, ihm fiel nur eine Lösung ein, um das Mädchen vor Schändung zu retten und Olof daran zu hindern, etwas in der Art noch einmal zu tun. Geschickt wie er war, setzte sich Schneeblick hinter Eisenherz und folgte ihm in einem sicheren Abstand. Kurz bevor er zu dicht an seine Beute herankam, zog der Jäger sein Messer und legte es sich so in die Hand, dass er damit Olofs Nacken berühren konnte. In dem Moment, in dem der Schurke in das Halbdunkel der Öllampe trat, setzte Schneeblick nach und drückte die Klinge seiner Waffe gerade so stark in das Fleisch des Angreifers, dass dieser den Ernst der Lage erfassen musste. Inständig hoffte Bilgar, dass sein Gegner nicht betrunken war und daher eine instinktive Handlung einer rationalen vorzog. Leider war Schneeblick noch von einem für Mantroner erstaunlichen Kalkül gesegnet. Diese luxuriöse Eigenschaft war leider selten und unter solchen groben Seemännern wie Eisenherz eher Mangelware. Natürlich war der Jägersmann nicht dumm und war nicht darauf erpicht sich in einen direkten Schlagabtausch zu begeben. Olof war ihm, wie die meisten seiner männlichen Landsleute, sicherlich in Kraft überlegen. Vielleicht, wenn sich Eisenherz doch gegen eine 'friedliche' Lösung entscheiden würden, was seiner Rasse entsprechen würde, könnte Schneeblick lange genug durchhalten, bis Verstärkung eintraf. Und wenn Ventha ihm gewogen war, würde sich Olof wehren und ihm, dem Mischling, die Gelegenheit geben, dessen Nasenbein in seinen den Schädel zu rammen. Doch für den Moment, hieß es Zeit schinden. „Du solltest nicht mehr so spät aus dem Haus gehen, Olof, Bekommt dir scheinbar nicht.“, sagte Bilgar ruhig, aber mit einer Spur triumphaler Euphorie. „Eirik war wohl weniger mit deiner Entscheidung zufrieden und sagte uns, dass du deine private Seeschlange nicht so gut unter Kontrolle hast … du solltest dir die Wahl deiner Freunde vorher überlegen.“, feixte der junge Mann weiter und erhöhte den Druck etwas, so dass ein schwaches Rinnsal an Blut aus der winzigen Wunde hervor sickerte. Es war eine Finte. Eigentlich war es für jemanden des Westvolkes unredlich eine Waffe auf diese Weise an ein Mitglied des eigenen Volkes zu legen, aber in diesem Falle machte Bilgar gesonderte Umstände geltend. Hätte er Olof mit einer kräftigen Kopfnuss ohnmächtig schlagen können, so wie Jan, wäre das wohl seine erste Wahl gewesen. Selbst der Hieb mit der stumpfen Seite seiner Axt hätte nicht viel gebracht, denn es handelte sich um eine Wurfaxt, die zwar einen anderen Schwerpunkt besaß als eine Streitaxt, aber das Gewicht nicht hatte. Ohne die grünen Augen von seinem Gegenüber abzuwenden, sprach er Jenna an: „Ganz ruhig! Fragen werden wir später bei einem Bier klären. Ich brauche ein Seil, Näktergal. Und Olof wird mir derweil erzählen, ob Sternenblick ihm nicht gereicht hätte.“ Bilgar spielte nicht nur auf Zeit, sondern auch auf Risiko. Im Moment seiner etwas überraschenden Attacke, war ihm der Vorfall mit Imke Sternenblick eingefallen. Einer Bekannten der Eulenrufs und mit eine der besten Schildmaiden der Stadt. Sie verließ nach dem Kampf gegen das Monster des Meeres Mantron auf eigenen Wunsch und niemand konnte verstehen, warum jemand nach einer solchen Heldentat nicht froh und von Ehre erfüllt war. Eisenherz gehörte zu ihrem Trupp auf der „Ewigodem“. Es könnte ein Zufall sein, aber zumindest würde dieses Thema für etwas Konversation sorgen.

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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Erzähler » Montag 17. Juni 2019, 19:56

Der Mantroner wählte den mit kindlichen Erinnerungen besetzten Eingang, um leise und unbemerkt in das Gebäude zu kommen. Sehr schade wäre es, wenn seine Kleidung an einem herausragenden Irgendwas zerrissen wäre. Sehr schade, … aber so oder so blieb es, wenn es denn passierte erst einmal unbemerkt, da er wichtigeres im Kopf hatte, als auf seine Kleidung zu achten. Ging man hinaus in die Wildnis, so mochte ein Riss im Mantel ohne die Möglichkeit ihn zu flicken, ernsthafte Folgen haben, aber hier war die nächste Wärmequelle nicht weit und zu Haus wartete eine stickfähige Mutter.
Den Innenraum und die Aufstellung der Kisten und Fässer kannte Bilgur noch gut von seiner letzten etwas “unfreiwilligen“ Hilfsaktion, zu der ihn natürlich Jenna überredet hatte. Diesem Mädchen konnte man einfach nichts abschlagen.
Der Boden war etwas abgesenkt worden, um zusätzlichen Platz schaffen, also streckte er ein Bein weit nach vorne und rutschte dann leise den kleinen Abhang hinunter. Die Fässer mit Wein, Bier oder anderen Getränken befanden sich auf einer Holzplattform, um das wertvolle Gut vor Feuchtigkeit in der Erde zu schützen und boten damit einen guten Sichtschutz. Licht gab es ohnehin kaum, aber ein wenig weiter hinten im Gebäude konnte man dennoch einen flackernden Schein sehen. Leider war die Quelle durch einige Stützpfeiler verdeckt.
Dann ertönte Jenna's Stimme und der junge Mann zuckte kurz zusammen. Die Stille war so allgegenwärtig gewesen, dass der plötzliche und von aller Besorgnis befreite Ausruf der Mantronerin ihn überraschte. Reflexartig bewegte der Jäger sich voran und ging hinter einem Stapel haltbar gemachter Gurken in Deckung. Es war nicht die Befürchtung von Jenna erwischt zu werden, aber wenn Schneeblick den Plan Olof's richtig gedeutet hatte, dann würde dieser hier ebenfalls irgendwie in der Gegend lauern. Vorsichtig spähte er um die Ecke und entdeckte das junge Mädchen, wie es im Schein einer Walfischtran-Lampe zu einem scheinbar seltenen Getränk sprach, welches nicht in ein Fass, sondern in einer Art gläsernen Flasche gefüllt wurde. Ein beruhigtes Seufzen ging über seine Lippen und in diesem Moment, in dem er Jenna ansprechen wollte, nahm das Grünauge die befürchtete Bewegung zu seiner Rechten wahr. Olofs stahl sich für ihn untypisch durch die Schatten.
Ab diesem Punkt war klar, was passieren würde. Jenna durfte diesem Kerl nicht einmal für auch nur eine Sekunde in die Hände fallen. Egal wie er es drehte und wendete, ihm fiel nur eine Lösung ein, um das Mädchen vor Schändung zu retten und Olof daran zu hindern, etwas in der Art noch einmal zu tun. Geschickt wie er es von der Jagd gewohnt war, setzte sich Schneeblick hinter Eisenherz und folgte ihm in einem sicheren Abstand. Er ahmte automatisch seine Bewegungen nach um etwaige Geräusche seiner eigenen Schritte zu tarnen. Dann war er nah genug. Bilgar zog sein Messer und legte es sich so in die Hand, dass er damit Olofs Nacken berühren konnte. In dem Moment, in dem der Schurke in das Halbdunkel der Öllampe trat, setzte Schneeblick nach und drückte die Klinge seiner Waffe gerade so stark in das Fleisch des Angreifers, dass dieser den Ernst der Lage erfassen musste. Olof erstarrte für den Moment.
Der Jäger wusste, Olof war ihm, wie die meisten seiner männlichen Landsleute, in Kraft und Reichweite überlegen, aber im Moment befand er sich im Vorteil. Schneeblick musste nur so lange durchhalten, bis Verstärkung in Form von Jennas Bruder Jan eintraf. Und wenn Ventha ihm gewogen war, würde sich Olof wehren und ihm, dem Mischling, die Gelegenheit geben, dessen Nasenbein in seinen den Schädel zu rammen... Welch brutaler Gedanke und in der Umsetzung leichter erdacht als getan, wenn ein Nahkampf führ den Gegner von Vorteil wäre, doch für den Moment, hieß es sowieso Zeit schinden und hinter Olof zu bleiben, die Klinge an seine Haut zu halten und somit nicht seine überlegene Position aufzugeben.
„Du solltest nicht mehr so spät aus dem Haus gehen, Olof, Bekommt dir scheinbar nicht.“
, sagte Bilgar ruhig, aber mit einer Spur triumphaler Euphorie. Als Antwort erhielt er vorerst nur ein tiefes Brummen.
„Eirik war wohl weniger mit deiner Entscheidung zufrieden und sagte uns, dass du deine private Seeschlange nicht so gut unter Kontrolle hast … du solltest dir die Wahl deiner Freunde vorher überlegen.“
, feixte der junge Mann weiter und erhöhte den Druck etwas, so dass ein schwaches Rinnsal an Blut aus der winzigen Wunde hervor sickerte. Ein leises Zischen erklang in Olofs Kehle und sein Körper versteifte sich bei dem vorsichtigen Versuch sich zu bewegen, um der Klinge etwas den Druck zu nehmen.
„BILGAR! Was – machst – du – da ???“
Ohne die grünen Augen vom Nacken seines Gegners abzuwenden, sprach Bilgar Jenna an, deren Augen riesig vor Überraschung waren:
„Ganz ruhig! Fragen werden wir später bei einem Bier klären. Ich brauche ein Seil, Näktergal. Und Olof wird mir derweil erzählen, ob Sternenblick ihm nicht gereicht hätte.“
Olof wurde so denn möglich, noch ein wenig steifer, bei Bilgars letzten Worten. DA hatte der Jäger wohl den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf getroffen.
Jennas Hände stellten nach der Aufforderung ihres Freundes etwas verunsichert die Flasche auf die Kante einer Kiste ab. Das sicher teure Kleinod wackelte kurz, sie griff nach und schob sie etwas weiter nach hinten. Dann wandte sie sich ohne einen Kommentar zur Rückwand der Lagerhalle, wo in großen Schlingen die Seile für die Sicherung der Ladung auf den Schiffen zum trocknen hingen. Ein paar Schritte entfernte sie sich so von den beiden Männern, deren seltsames Verhalten sie ihrem Blick nach zu urteilen, gerade wohl nicht nachvollziehen konnte. Aber da sie Bilgars Kindheitsfreundin war, stellte sie keine nervigen Fragen, sondern holte einfach das Seil. Er würde schon wissen, was er da tat. Hoffentlich!
Bilgar spielte nicht nur auf Zeit, sondern auch auf Risiko.
Als Jenna weit genug entfernt war und sein leises Zischen nicht hören konnte, raunte Olof heiser:
„Bilgar, so heißt du also. Hätte mich nicht überraschen sollen, dass die Kleine noch mehr Verehrer hat, ist ja auch ein leckeres Honigtöpfchen! Bist du hier um deinen Löffel mal zum kosten einzutauchen?“
Jenna hatte das Seil und drehte sich wieder um. Binnen weniger Schritte war sie wider da und Olof sprach normal laut weiter:
„ICH wollte nur sicher gehen, dass der Wein heil ankommt – der gute Tropfen! Eirik ist so was zu teuer. Kann einfach keinen Spaß haben, der Kerl. Deshalb ist er mit allem unzufrieden, dabei kann er es sich doch leisten! ... Aber ich weiß wirklich nicht, was du jetzt mit Imke hast. War sie vielleicht dein Schatz? Und jetzt bist du rollig wie ein verlassener Kater, der seine Muschi sucht, nicht war.“
, behauptete er unschuldig die Hände langsam hebend, lachte dabei sogar leise, als mache er einen Scherz um die Stimmung aufzulockern und vollführte damit tatsächlich eine verbale 180 Grad Wende - körperlich war dies ja nicht möglich. Jenna sah beim letzten anklagenden Satz zu Bilgar und ihre Brauen hoben sich fragend. Ihre Lippen pressten sich ängstlich zusammen. Hatte sie gehofft, dass...? Egal, was sie gehofft hatte, hoffentlich glaubte sie Olof und seiner Schlangenzunge nicht!
Der Vorfall mit Imke Sternenblick war Bilgar gerade so noch eingefallen und er wusste nun ganz sicher auch, dass Olof da irgendwie mit drin hing, aber Olof war so glitschig wie ein Aal. Bei der Erwähnung ihres Namens, hatte er sich verspannt, aber er war auch nicht so dumm um gleich ein Geständnis auszuplaudern. Außerdem hatte er einer bekannten, vielleicht der besten Schildmaiden der Stadt etwas angetan und es so hin bekommen, dass sie ihre Heimat verlassen hatte, anstatt etwas zu sagen. Niemand konnte verstehen, warum jemand nach dem Kampf gegen die Seeschlange, nach einer solchen Heldentat nicht froh und von Ehre erfüllt war. Eisenherz gehörte wie Eirik zu ihrem Trupp auf der „Ewigodem“ auf der sie Navigator gewesen war. Leider war das Schiff bei der Schlacht gesunken, wie viele weitere der Drachenschiffe, die von den Eisdornen zerrieben worden waren wie Getreide zwischen Steinen. Eulenrufs Familie würde in nächster Zeit viel zu tun haben. Auch Eiriks Erwähnung hatte Olof in Jennas Beisein so verdreht, dass es um den Wein ging und nicht um seine „private Seeschlange“. Der verwirrte, fragende Blick in Jennas verletzlichen Seelenspiegeln zeigte, wie leicht beeinflussbar sie eigentlich noch in diesen Dingen war. Sie hielt das Seil einen Atemzug lang unschlüssig in den Händen, aber streckte es dann doch Bilgar entgegen. Aus dem Augenwinkel konnte er eine gewisse Traurigkeit in ihren Zügen lesen, doch im Moment gab es wichtigeres... oder? Fast hätte sich Bilgar ablenken lassen, aber merkte noch rechtzeitig, dass Olof zu einer schnellen Drehung ansetzte, die er einfach „mittanzen“ konnte. Als die kleine Pirouette beendet war, schnaufte Olof etwas missgünstig und sein Lächeln begann Schieflage zu bekommen und zu kentern. Erneut hob er beschwichtigend die Hände.
„Was soll der Unsinn. Ich hab nichts getan. Jenna? Du hast doch auch gesehen, dass Bilgar als erster das Messer gezogen hat. Wenn er mich jetzt einfach los lässt, vergesse ich die Sache.“
„Ääähm...“

Das war zum Glück der Moment wo Jennas Bruder zur Tür hinein kam, die Situation grob visuell erfasste - Jenna mit Seil in der Hand, Olof mit Bilgars Klinge am Hals - und Jan Olof mit der bloßen Hand einmal auf den Kopf klopfte, und ihm damit einen direkten Zughang zu Manthalas Reich verpasste. Bilgar konnte nur noch rechtzeitig seine Klinge weg ziehen, um den zusammen sinkenden Mehlsack nicht doch noch aus Versehen aufzuschlitzen. Dann standen sie zu dritt über Olofs bewusstlosen Körper und Jan fragte:
„Der is hin. Was jetz?“
Jenna verdrehte die Augen und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht bevor sie Luft holte und Bilgar anschrie:
„WAS SOLLTE DAS JETZT! BIST DU IRRE? DU KANNST DOCH NICHT... das ist Olof... einer der Überlebenden von dem Kampf gegen DEN SCHRECKEN DER TIEFE! Du kannst doch keinen Helden der Schlacht einfach angreifen ...“
Damit wandte sie sich ihrem Bruder zu und schimpfte weiter:
„... oder einfach NIEDERSCHLAGEN! WIE SOLL ICH PAPA DAS ERKLÄREN?!? Ich hör ihn schon! **Das wird uns Kundschaft kosten!**“
Sie konnte ihre Stimme wirklich gut wie die ihres Vaters klingen lassen, zumindest was den Tonfall anging. Jan zuckte nur mit den Schultern und wies auf Bilgar.
„Vater hat gesagt, ...dass Bilgur gesagt hat, ...es ist dringend und ich soll nicht warten!“
Na toll. Jetzt hatte er wieder Jennas ungeteilte, stürmische, flammende, funkelnde Aufmerksamkeit. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, so dass ihr Mantel ein kleines Stück auf klappte und etwas von der hübschen Bluse sichtbar wurde. Sie sah toll aus, wenn sie sich aufregte! Schade nur, dass Bilgar gerade Ziel ihrer Wut war.
„Na dann erklär mal, warum jetzt ein angesehener Krieger Mantrons in unserer Lagerhalle ein **Schläfchen** hält.“
„Er schläft nicht. Ich hab ihn umgehaun.“

, kommentierte Jan versehentlich die Situation und fing sich einen kräftigen Klaps ein. Er zuckte ein bisschen zusammen, wohl nicht durch den Schmerz, mehr durch die unverdiente Schelte durch seine Schwester. Das tat ihr dann anscheinend sofort leid, was sie auch ein wenig beruhigte, als sie ihm über den Arm streichelte.
„Bitte sei kurz still. Ich muss Bilgar jedes Haar einzeln raus reißen – AM GANZEN KÖRPER! – wenn er nicht sofort mit einer richtig guten Erklärung für diesen Schlamassel raus rückt!“
Und da waren sie wieder – Jennas Sturmaugen! Sie machte Ventha große Ehre!
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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Bilgar Schneeblick » Freitag 21. Juni 2019, 23:14

Das Messer in seinen Händen wog schwer. Zwar war der Griff zu dieser Waffe in einem Moment unüberlegter Notwendigkeit entstanden und das Vorhaben des bewusstlosen Mannes zu seinen Füßen rechtfertigte das Verhalten, aber einem anderen Mantroner mit kaltem Stahl zu drohen war dennoch eine ernstzunehmende Handlung und verlangte daher nach Konsequenzen. Langsam und bedächtig, schob Bilgar seine im Kerzenschein aufleuchtende Klinge zurück in die einfache Scheide aus Holz und Fell. Stumm nahm der junge Mann den Strick aus Jennas Händen zu seiner Rechten, kniete sich hin und begann damit Olofs Glieder zu binden, wie er es auf der Rehjagd gelernt hatte. Zuerst wurden die Gelenke umwickelt, dann das Seil mehrfach gekreuzt, bevor am am Ende eine Schlinge formte, welche sich bei einem Befreiungsversuch enger zog. Das sollte halten. Vorerst., dachte Schneeblick und erhob sich wieder, wobei er etwas Schmutz von seiner Hose klopfte, mehr um Zeit zu schinden, als um der Sauberkeit Willen. Jenna war wütend und versuchte die Situation zu erfassen. Bilgar konnte ihr ansehen das es nicht gelang. Ihm war inzwischen bewusst, dass die Erwähnung von Imke nicht zu seinem Vorteil war, denn mehr als einen Verdacht und ein paar Gerüchte hatte er nicht gehabt. Olof jedoch war Teil ihrer Besatzung und somit im Besitz weit tiefgreifender Details über sie als Bilgar. Natürlich hatte der grobschlächtige Mantroner die Situation ausgenutzt, um sich von jeder Schuld reinzuwaschen und Schneeblick auf sein Niveau hinunterzuziehen.
Ein abwertendes Schnauben erklang und der Jäger schüttelte den Kopf, dass die Haare links und rechts gegen seine Wange klatschten. Der Pferdeschwanz hatte ich etwas gelöst und mit einem geübten Griff, konnte der er den Lederriemen wieder festziehen. Dieser musste sich gelöst haben, als Olof sich von der Bedrohung durch das Messer befreien wollte und dabei eine Drehung vollführte. Allerdings war es Bilgar aufgefallen und mit einem Ausfallschritt, dicht gedrängt an den massigen Körper des Gegners, positionierte er sich sofort wieder im Rücken des Angreifers. Vielleicht war er kein so massiver Muskelberg wie die anderen des Westvolkes, aber dieses Merkmal hatte nicht nur negative Effekte. Indem Schneeblick erst auf den ohnmächtigen Körper am eiskalten Boden zeigte und dann auf Jan, konnte er seinem Freund eine bewundernde Geste schenken, um die kraftvolle Kopfnuss zu würdigen, die einem herabstürzenden Mast Konkurrenz gemacht hätte. Es war für alle Anwesenden ein Glück, dass ein Kampf auf diese Weise vermieden wurde. Eine Beule konnte heilen, eine zerfetzte Kehle nicht. Allerdings blitzten Jennas Augen ihn so energisch an, dass sich der junge Mann schnell wieder sammelte und versuchte, die Situation für das Mädchen zu erklären.
Wenn du mich weiter zu anstarrst, wirst du noch den Beinamen Sturmauge tragen. Jetzt beruhige dich erst einmal, lass mich erklären und dann darfst du mich um Verzeihung bitten.“, begann Bilgar, senkte beschwichtigend die Hände und bewegte sich etwas dichter an die Öllampe heran. Das wärmende Licht gab ihm etwas Sicherheit und verscheuchte die überall dominierende Schwärze der Nacht. „Zuerst einmal, egal was Olof aus seinem Schandmaul gefallen war, es ist gelogen und erfunden.“ Spielerisch nahm der junge Mann die teure Weinflasche von der Kiste und beäugte diese im schwachen Schein der einzigen Lichtquelle im Raum. Es war ein guter Jahrgang, sofern einer wie er etwas davon verstand. Zumindest war das Behältnis alt, stammte aus dem Ausland und war in einer Kiste versteckt unter alten, speckigen Lederfetzen. Ohne dabei jemanden anzusehen, stellte Bilgar die vergorenen Trauben zurück und fuhr fort. „Olof wollte dich zu Boden ringen und sich mit dir einen vergnüglichen Abend machen. Und bevor du etwas sagst ...“, setzte er etwas lauter nach und hob die Hand, um aufkeimenden Widerspruch zu unterbinden. „Ich kenne den Blick eines Tieres das Beute reißen will. Ich sah seine Augen in der Taverne deines Vaters, sah auch, wie er dich begaffte und die gesamte Haltung eines solchen Mannes verrät dir seine Absichten.“ Angeekelt spie Schneeblick zu Boden und wischte sich die Reste seines Speichels aus dem Mundwinkel. Ihm war die bloße Anwesenheit des Abschaums zuwider und am liebsten hätte er den regungslosen Körper in die kalte Nacht geworfen, doch das wäre Mord und selbst wenn es selten vorkam, in diesem Moment war er davon überzeugt, etwas besseres zu sein als Olof und sich am Ende nicht doch, auf dessen Niveau zu begeben. „Ich habe seine Geschichten auch gehört. Aber beim Namen der Wechselhaften, du bist doch nicht vom Fuchs gebissen, Jenna. Er …“, dabei deutete Bilgar auf Eisenherz, „... Olof Eisenherz wollte dir helfen und sichergehen, dass der Wein sicher ankommt? Ich bitte dich und selbst wenn es so wäre!“ Bilgar warf die Hände die Luft und begann vor den Anwesenden auf und ab zu gehen. Dabei verschluckte ihn das Halbdunkel von Zeit zu Zeit und verlieh dem Auftritt, ungewollt, eine düstere und beinahe theatralische Wirkung. „Wieso konnte Olof dich nicht vor dem Verlassen der Taverne abfangen oder draußen warten, denn er ging vor dir. Er schloss auch nicht während deines Weges zu dir auf und wartete beim Eingang eures Lagerhauses auf dich. Nein, dieser Schweinehaufen brach lieber ein und selbst dann wäre es ihm immer noch möglich gewesen, auf sich aufmerksam zu machen. Stattdessen hockte Olof im Dunkel der Halle, wartend und lauernd. Denn ich habe dich gehört. Du hast nach der Flasche gesucht, du warst also noch eine Weile beschäftigt.“ Bilgar kam schnell näher, legte seine Hand auf ihre Schulter und schaute dem Mädchen in die Augen. „Ich bin nicht gerade der intelligenteste Mensch in Mantron, aber selbst ich kann erkennen, dass da etwas nicht stimmt und wenn es mir gelingt, dann wird es jemanden wie dir noch allemal gelingen.“ Erst jetzt erkannte der junge Mann seine Sorge um die Freundin und seine Hand drückte die weiche Haut der Mantronerin, als Zeichen von Halt und von Freundschaft. In einem offenen Kampf hätte sich die Immerdurst Tochter wehren können, denn obgleich die Frauen dieses Volkes nicht so überragend muskulös waren wie die Männer, so besaßen sie Kraft, Wille und ein angeborenes Talent für den Kampf. Bilgar konnte sich nicht mehr daran erinnern, welche Waffen Jenna sonst führte, aber er wusste um ihre Fähigkeiten.
Schneeblick ersuchte Jan um ein paar Worte. „Jan, du musst Thure zu uns holen, er wird sicherlich noch in seinem Haus sein und feiern. Egal was auf uns zukommt, aber dieser Umstand erfordert sein Mitwirken. Jenna und ich bleiben, bewachen dieser Dreckskerl und achten darauf, dass er nicht flieht.“ Natürlich war ihm bewusst, dass sich alles gegen ihn richten konnte, denn am Ende gab es nur einen einzigen Zeugen: Eirik. Er wäre als einziger Mensch in der Lage durch seine Aussage ein Urteilsspruch zu beeinflussen. Als der Riese gegangen war, löste Bilgar die Hand von der Schulter seines Gegenüber, wischte dabei eine blonde Strähne zur Seite und seufzte etwas. Die Anspannung viel ab. „Und ich kannte Imke nicht einmal, ich hatte nur von ihr und ihrem plötzlichen Aufbruch gehört, wusste sie war mit diesem Bastard dort in einer Mannschaft und versuchte ihn damit aus der Reserve zu locken, in ein Gespräch zu verwickeln.“, brach es dem Mund des Jägers hervor. Ihm war aufgefallen, dass dieser Teil von Olofs Geschichten Jennas Gesicht hatte entgleisen lassen und selbst, wenn er in diesem Moment noch nicht wusste warum, so war es ihm ein Bedürfnis ihre Sorgen zu zerstreuen. „Und es wäre nett, wenn du mir meine Haare lassen würdest, es ist auch mit dem extra Fell kalt genug.“, spaßte er und ließ ein aufbauendes, der weltlichen Sorgen entrücktes Lächeln aufblitzen. Am Ende zählte nur, dass das Schlimmste nicht eingetroffen war, egal, wie die Folgen auf immer aussehen würden.

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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Erzähler » Dienstag 25. Juni 2019, 17:57

Bilgar wusste die kraftvolle Kopfnuss zu würdigen, die einem herabstürzenden Mast Konkurrenz gemacht hätte und Jan nickte zufrieden. Es war für alle Anwesenden ein Glück, dass ein Kampf auf diese Weise vermieden wurde. Eine Beule konnte heilen, eine zerfetzte Kehle nicht. Allerdings blitzten Jennas Augen ihn so energisch an, dass sich der junge Mann schnell wieder sammelte und versuchte, die Situation für das Mädchen zu erklären.
„Wenn du mich weiter zu anstarrst, wirst du noch den Beinamen Sturmauge tragen. Jetzt beruhige dich erst einmal, lass mich erklären und dann darfst du mich um Verzeihung bitten.“
Jenna schnaufte beim letzten Satz, als wäre dies ein Ding der Unmöglichkeit und würde erst geschehen wenn auf Mantrons Hügeln glühend heiße Sandstürme wehten.
„Zuerst einmal, egal was Olof aus seinem Schandmaul gefallen war, es ist gelogen und erfunden.“
Spielerisch nahm der junge Mann die teure Weinflasche von der Kiste und beäugte diese im schwachen Schein der einzigen Lichtquelle im Raum. Auch Jenna behielt das kostbare Stück im Auge und runzelte abermals die Stirn.
„Olof wollte dich zu Boden ringen und sich mit dir einen vergnüglichen Abend machen. Und bevor du etwas sagst ...“
, setzte er etwas lauter nach und hob die Hand, um aufkeimenden Widerspruch zu unterbinden. Jennas Mund klappte wieder zu und sie verschränkte bockig die Arme vor der Brust.
„Ich kenne den Blick eines Tieres das Beute reißen will. Ich sah seine Augen in der Taverne deines Vaters, sah auch, wie er dich begaffte und die gesamte Haltung eines solchen Mannes verrät dir seine Absichten.“
Angeekelt spie Schneeblick zu Boden und wischte sich die Reste seines Speichels aus dem Mundwinkel. Als er wieder aufsah bemerkte er es. Etwas in Jennas Haltung ließ vermuten, dass sie nachzudenken begann und die Vernunft sich gegen ihren Zorn erhob. Ihre Finger nestelten an ihrem Mantel, der sie zwar vor der gröbsten Kälte schützte, aber da sie viel zu wenig darunter trug, merkte man dass auch sie leicht fror. Ihr Augenmerk war zu Olof gewandert und ihre Zornes-runzeln, nicht dass sie welche hätte, hatten sich in eine steile Sorgenfalte verwandelt, die natürlich ganz niedlich und klein war.
„Ich habe seine Geschichten auch gehört. Aber beim Namen der Wechselhaften, du bist doch nicht vom Fuchs gebissen, Jenna. Er …“
, dabei deutete Bilgar auf Eisenherz,
„... Olof Eisenherz wollte dir helfen und sichergehen, dass der Wein sicher ankommt? Ich bitte dich und selbst wenn es so wäre!“
Bilgar warf die Hände die Luft und begann vor den Anwesenden auf und ab zu gehen, aber Jenna bemerkte es kaum. Ihr Zittern wurde merklich mehr. Aber vielleicht fror sie auch im Innern, bei der Vorstellung, was ihr hätte geschehen können? Noch schien die Realität sie nicht mit all ihrer Macht eingeholt zu haben, denn ihr Starrsinn, hielt sie aufrecht. Es brauchte leider noch mehr Indizien um sie zu überzeugen, also lieferte Bilgar ihr Stoff zum nachdenken:
„Wieso konnte Olof dich nicht vor dem Verlassen der Taverne abfangen oder draußen warten, denn er ging vor dir. Er schloss auch nicht während deines Weges zu dir auf und wartete beim Eingang eures Lagerhauses auf dich. Nein, dieser Schweinehaufen brach lieber ein und selbst dann wäre es ihm immer noch möglich gewesen, auf sich aufmerksam zu machen. Stattdessen hockte Olof im Dunkel der Halle, wartend und lauernd. Denn ich habe dich gehört. Du hast nach der Flasche gesucht, du warst also noch eine Weile beschäftigt.“
Ihre Welt geriet ins Schwanken, wie auch ihr Körper. Ihr Gesicht wirkte so hell und blass wie frisch gefallener Schnee im Mondlicht. Bilgar kam schnell näher, legte seine Hand auf ihre Schulter und schaute dem Mädchen in die Augen.
„Ich bin nicht gerade der intelligenteste Mensch in Mantron, aber selbst ich kann erkennen, dass da etwas nicht stimmt und wenn es mir gelingt, dann wird es jemanden wie dir noch allemal gelingen.“
Erst jetzt erkannte der junge Mann seine Sorge um die Freundin und seine Hand drückte die weiche aber kühle Haut der Mantronerin. Jenna besaß Kraft, Wille und ein angeborenes Talent für den Kampf, doch alleine gegen einen Mantroner wie Olof, wäre sie hilflos gewesen; das schien ihr gerade auch aufzugehen. Schneeblick ersuchte Jan um ein paar Worte:
„Jan, du musst Thure zu uns holen, er wird sicherlich noch in seinem Haus sein und feiern. Egal was auf uns zukommt, aber dieser Umstand erfordert sein Mitwirken. Jenna und ich bleiben, bewachen dieser Dreckskerl und achten darauf, dass er nicht flieht.“
Als der Riese gegangen war, lotst er seine Freundin zu einer Kiste, wo sie sich setzen konnte. Dann löste Bilgar die Hand von der Schulter seines Gegenüber, wischte dabei eine blonde Strähne zur Seite und seufzte etwas. Die Anspannung viel ab und nicht nur bei ihm. Der Schreck, den Jenna bekommen haben musste, ließ sie nun deutlich schneller atmen, gleich einem gejagtem Wild. Allein schon, damit sie nicht in Panik verfiel, musste er weiter sprechen:
„Und ich kannte Imke nicht einmal, ich hatte nur von ihr und ihrem plötzlichen Aufbruch gehört, wusste sie war mit diesem Bastard dort in einer Mannschaft und versuchte ihn damit aus der Reserve zu locken, in ein Gespräch zu verwickeln.“
, brach es dem Mund des Jägers hervor. Ihm war aufgefallen, dass dieser Teil von Olofs Geschichten Jennas Gesicht hatte entgleisen lassen und selbst, wenn er in diesem Moment noch nicht wusste warum, so war es ihm ein Bedürfnis ihre Sorgen zu zerstreuen.
„Und es wäre nett, wenn du mir meine Haare lassen würdest, es ist auch mit dem extra Fell kalt genug.“
, spaßte er und ließ ein aufbauendes, der weltlichen Sorgen entrücktes Lächeln aufblitzen. Am Ende zählte nur, dass das Schlimmste nicht eingetroffen war, egal, wie auch immer die Folgen aussehen würden.
„Du hast Recht...“
So etwas hatte er noch nie! NIE! niemals aus ihrem Mund gehört! Jenna starrte still vor sich hin.
„... Du würdest ohne Haar und Bart auch wie ne Seegurke aussehen, so kahl und hässlich! Bestimmt hättest in kürzester Zeit Pusteln von der kalten Seeluft und Warzen von den Händen der Alten, wenn sie deine Glatze tätscheln. Also ganz ne Seegurke!“
Das sah ihr ähnlich! Die ganze Zeit, während er geredet hatte, hatte sein Unterbewusstsein schon mit einer drohenden Ohnmacht, einem Schrei-Krampf oder schlimmer noch, ehrlichen Tränen gerechnet. Doch jetzt fokussierte sie ihr ganzes Denken auf die Vorstellung, wie er wohl kahl aussehen würde und machte sich darüber lustig. Besser so, denn das war Jenna, seine langjährige Freundin. Da waren ihm die neckischen Kosenamen sicher lieber, auch wenn ihre Stimme etwas monoton klang und der fröhliche Singsang fehlte. Trotzdem war sie über den Schock noch nicht hinweg.
„Bilgar...“
Sie starrte immernoch Olof an. Nun deutlich leiser, kaum ein Flüstern:
„Lass mich nicht allein!“
Ihre Hand griff neben sich und erwischte ein Stück Ärmel. Ihre Nägel krallten sich in das feste Material und hätten gezittert, wenn sie nicht so doll zugepackt hätte. Sie schluckte einmal hörbar und flüsterte dann noch einmal:
„...nicht allein!“
Ihr Körper wirkte unnatürlich steif neben seinem, ganz wie ein Schneehase, der vor seinem Jäger stand. Nur in Jennas Augen konnte man gerade den Kampf sehen, den sie mit ihrer Angst ausfocht. Sie wollte keine Furcht empfinden, vor etwas, dass nicht geschehen war. Das war irrational und dumm. Aber das wichtigste war erst einmal, Jenna glaubte ihm. Alles andere rückte in den Hintergrund. Es dauerte eine Weile, aber irgendwann atmete sie wieder ruhiger und lehnte sich an Bilgars Seine. Er könnte schwören, dass ihr Zittern nun wieder der Kälte geschuldet war und prompt erklang ihre leise Aufforderung:
„Lass mich mit unter deinen Mantel, der ist dicker.“
Und nach kurzem Wurschteln schmiegte sie sich an seine Seite, so wie sie es schon als Kinder getan hatten. Endlich ließ dann auch ihr Zittern nach und sie wärmten sich gegenseitig. Ihren dünneren Mantel hatte Jenna vor sie beide gespannt, Bilgars dicker wärmte ihre Rücken. Nach ein paar Minuten, in denen er nichts mehr von ihr gehört hatte, sah er sie von oben an und bemerkte, dass sie die Augen geschlossen hatte und ihren Kopf an seine Schulter gelehnt hatte. Sie schlief nicht, aber sie „verkroch“ sich gerade ein bisschen vor der Welt, was sicher auch verständlich war. Der Abend hatte so schön begonnen und war nun mehr als unangenehm. Und wenn Thure hier eintraf, würde es sicher noch sehr *laut* werden. Dabei fiel Bilgar auch wieder ein, er musste noch Eirik zu einer Aussage gegen seinen Freund bewegen.
Just bei diesem Gedanken wurde das Tor aufgeschoben und Jan, gefolgt von Thure und zwei seiner Tapferen traten in das Lagerhaus. Der Schein von drei weiteren Wahltranlampen breitete sich aus und erhellte die Kisten und vollen Regale.
„WAS IST HIER LOS?!“
Jenna befreite sich eilig von Bilgar und stellte sich wieder auf ihre Füße. Sie zog ihren Mantel wieder fest um sich und tat aufrecht vor ihren Anführer.
„Bilgar hat einen möglichen Übergriff durch Olof auf mich verhindert. Ich glaube seinem Wort und bezeuge, was ich gesehen habe.“
Dann fasste sie klar und kurz zusammen, was sie gesehen hatte, was leider nicht sehr viel war. Thure hörte derweil aufmerksam zu. Er ging mit langen Schritten um den bewusstlosen Körper am Boden herum und streichelte sich den geflochtenen Bart. Die eingeflochtenen Ringe und Plättchen klangen dabei leise. Seine dunkelblauen Augen waren auf Olof gerichtet, der hier angeklagt wurde. Die blau schimmernden Zeichnungen auf seiner Haut und der breite Kiefer gaben seinem Gesicht eine besondere Härte, doch wusste jeder Mann und jede Frau in Mantron, dass er immer gerecht und streng richtete. So wandte er sich auch jetzt an Bilgar und ließ ihn seinen Teil des Vorgefallenen erzählen, bevor er sich dann an seine beiden Begleiter wandte:
„BRINGT IHN IN MEIN HAUS! ICH WERDE AUCH IHN ANHÖREN, WENN ER WACH IST.“
Damit wandte er sich auch schon wieder zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um.
„GIBT ES SONST NOCH ZEUGEN, DIE GEHÖRT WERDEN SOLLTEN?“
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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Bilgar Schneeblick » Mittwoch 26. Juni 2019, 22:52

Nur einmal hatte der junge Mann seine älteste Freundin so sehen dürfen und selbst wenn dieser Moment so einzigartig und fremd gewesen war, so erinnerte er sich bis zum heutigen Tage daran, wie er sie, Jenna, damals in der Küche vorfand - In sich gekehrt und die schweren Tränen auf ihren geröteten Wangen. Ihm missfiel die emotionale Lage und hatte Bilgar anfänglich gehofft, wenigstens in diesem Moment der ärgsten Not an der Seite der Wirtstochter zu stehen, so wirkte es doch, als entgleite ihm die Situation zusehends. Natürlich musste ein Mensch mit der Trauer in seinem Herzen kämpfen und diese Schlacht schlug man stets allein. Einige alte Weiber und neunmalkluge Greise empfanden diesen inneren Kampf als Teil des Reifens. Doch am Ende ist es weder die Reife oder die Jugend die einem über den Schmerz und die Unsicherheit in jenem Moment des Wankens beisteht. Es ist das eigene Herz, der Wille und so es Venthas Wille war, die Freunde und Wegbegleiter, die man bei sich weiß wenn man nach ihnen verlangt. Und nur dieser Gedanke ermöglichte es Schneeblick trotz der dunkelsten Nächte ein Lächeln aufzusetzen, denn dies war nicht nur ein Ausdruck seiner Sicherheit, sondern auch der Versuch, einen Teil davon an andere weiterzugeben. Hätte er bereits damals, in dieser Küche, so gedacht, dann hätte er vielleicht versuchen können Jenna aufzuheitern oder ihre Sorgen zu verstehen. Doch dieser Tag ist vergangen und gegenwärtig sah er das von Verwirrung und nahender Einsamkeit entrückte Gesicht vor sich, dass so sehr dem zwölf jährigen Mädchen ähnelte, dass ihm damals zeigte, dass nicht nur Stärke die Seele eines Mantroners beherrschte. Vielleicht war dieser Moment der Grund gewesen, dass Bilgar sich nicht weiter zurückgezogen hatte, als dunkle Wolken seinen Verstand vernebelten. Vielleicht war dies der Grund, warum er sich Jenna gegenüber in einer Schuld sah. Vielleicht war dies aber auch der Grund, warum die Beiden sich besser verstanden, als es der jeweils andere zugeben oder verstehen wollte.
Als sich seine Lippen öffneten und ihm das altbekannte Lächeln aus der Miene schälte, konnte der junge Jäger nicht umher eine feine, aber gezielte Spitze gegen die Immerdurst-Tochter anzubringen, welche prompt und mit nicht ebenso deftiger Pointe zurückgegeben wurde. Inzwischen hockte Bilgar vor der morschen, mit alten Fellen abgedeckten Kiste, auf der sich die junge Frau eine kurze, aber dringend nötige Pause gönnte. In seinem Rücken grunzte Olof kurz auf und fing sich dadurch einen kurzen, saftigen Hieb mit der behandschuhten Linken ein. Das bärtige Schwein begehrte schnaufend auf, bevor es wieder in einen betretenden Schlummer fiel. Bilgar, auf diese Weise abgelenkt, überraschte Jennas Aussage so sehr, dass sich der junge Mann nicht mehr halten konnte und wie ein Kleinkind nach hinten auf den Hosenboden fiel. Er hatte Recht. Wie ein von Ventha gesandter Blitz jagte er durch seine Erinnerungen, auf der Suche nach einem ähnlichen Vorfall. Doch niemals in all' diesen wilden Jahren waren diese Worte so klar und ohne einen negativen Unterton über ihre Lippen gekommen. Selbst damals, als er genau wusste, dass die Abdrücke im Schnee zu einem Bären gehörten, war Jenna der Meinung, es wären die Spuren eines Hasen und ließ sich nicht von dieser Überzeugung abbringen. Zumal sie steif und fest zu behaupten wagte, Bilgar hätte diese tierischen Hinterlassenschaften mit einem Stock oder ähnlichem nachträglich verändert, nur damit er Recht behielt und nicht sie. Ähnliches passierte bei der Verkostung von Jans ersten Gerichten. Die Suppe aus Moos und Kiefernzapfen schmeckte breiig und bitter, aber nur weil Bilgar es zuerst anmerkte, wollte Jenna ihm die Stirn bieten und lobte das schwache Können ihres Bruders in höchsten Tönen. Sie zwang sich sogar zu einem Nachschlag, nur um dem Mischling nicht Recht geben zu müssen. Tatsächlich dauerte diese Überraschung nur einen Augenaufschlag und schnell setzte sich der junge Mann auf die Knie. Sein Hosenboden war trotz des Mantels feucht und verschmutzt. Mit ein paar kräftigen Hieben entfernten die rauen Hände jede Form von Verunreinigung zu gut es möglich war. In den kantigen Zügen Bilgars keimte eine Form von Stolz auf und gerade als diese in Form von Worten und Gesten hervorbrechen wollte, schmetterte ihm Jenna die geballte Faust ihrer verbalen Kreativität entgegen.
Das Gesicht des jungen Mannes verlor sich. Der Zeigefinger erhob sich, Worte quollen in seinem Verstand hervor und versuchten aus dem wilden Treiben von Sinn und Abwechslung, einem Schwarm Fisch gleich, genau den Konter vorzubereiten, den diese freche Etwas vor ihm verdiente. Die grünen Augen wurden schärfer, fixierten die blassen Wangen Jenna und hoben zum alles vernichtenden Schlag aus: „Ähm … Seegurke?!“, drang es herausfordernd aus seinem Mund hervor. In dem Moment, als er es aussprach, fragte sich Bilgar, ob es in dieser Aneinanderreihung von Ausdrücken auch nur den Hauch von Herausforderung gab. Leider hatte er dieses Wortgefecht verloren und dank seiner nachtragenden Art, wollte Schneeblick auch nicht weiter versuchen, sein Gegenüber aufzuheitern. “Es scheint ihr besser zu gehen, sehr gut., waren die beruhigten Gedanken Bilgars. „Warten wir ab, bis deine rosa Bäckchen am Boden schleifen, Wirtstochter!“, feixte er und schickte sich an aufzustehen. Ihm schmerzten die Beine und erst jetzt wurde einem Menschen bewusst, wie lange dieser Tag nun schon seine Stunden zählte. Es musste weit nach dem Mondzenit sein und es würde mit Sicherheit nicht mehr lange dauern, bis die Morgensonne über den verschneiten Wipfeln der nahen Wälder aufstieg. Allerdings war Zeit ein für den Moment irrelevanter Faktor, so dass der Jägersmann schnell das Interesse daran verlor, darüber nachzudenken. Laut gähnte er und streckte sich etwas, um die Müdigkeit aus den Knochen zu vertreiben.
Schnell wollte er sich Beine bei einem kleinen Gang durch die Reihen der Fässer und Kisten vertreten, doch da spürte der junge Mann einen feste Griff an seinem Wollmantel. Ihm war die Stimmlage seiner langjährigen Freundin bereits aufgefallen, aber er hatte es auf seinen trotzigen Willen geschoben, sie wegen der Seegurke irgendwann zu bestrafen. Jetzt blickten seine grünen Augen in ein angsterfülltes Gesicht. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass dieser innere Kampf immer noch nicht ausgefochten war und zeitgleich schalt er sich dafür, in dieser Hinsicht kein sehr gutes Gespür zu besitzen. Sie schmiegte sich an ihn und zog den jungen Mann zu sich auf die Kiste. Das Holz knarzte gefährlich, aber hielt dem zusätzlichen Gewicht stand. Ihre Aufforderung, dass er den Umhang und Mantel mit ihr Teilen sollte, fand sofort großen Anklang, denn die Nacht und die schlechte Abdichtung des Lagers hatten jedes bisschen Wärme aus dem Inneren vertrieben. Es dauerte einen Moment, aber schnell hatten sich die beide jungen Menschen unter dem Fell und Stoff zusammengefunden. So eng aneinander konnte Bilgar das Herz seiner Freundin leise schlagen hören. Ein wildes Hämmern war, was er vermutete, doch es war ganz ruhig und entspannt. Das ließ ihn an die Zeit denken, in der sie nach Festen oder bei langen Abenden an kleinen Feuern saßen und sich Geschichten erzählten. Hätte ihn Jenna damals nicht gebeten sie unter seinen Mantel zu lassen, so hätte er nie lange in der nächtlichen Kälte bleiben können und wäre heute vermutlich ein seltsamer Eigenbrötler geworden. „Weißt du, Jenna …“, begann Bilgar langsam und dachte über seine nächsten Worte nach. Nicht, weil er nicht wusste, was zu sagen war, sondern mehr, weil er es richtig sagen wollte. „Angst zu haben ist nichts, dass einen Menschen schlechter macht, sondern viel mehr der Umstand, ob man sich von ihr beherrschen lässt oder trotzdem weiterkämpft. Das macht uns Mantroner aus, nicht wahr?“ Der junge man spürte ihren Körper dichter an seinem und einem leichten Druck an seiner Schulter. „Meine Mutter sagte einmal, das wir nicht für ein leichtes Leben beten sollten, sondern dafür, ein schweres zu meistern. Ich denke, sie hat recht. Was meinst du?“, fragte er und blickte zu ihr herunter, doch da sah der junge Mann, wie sich das Mädchen bereits mit geschlossenen Augen dicht an seinen Oberkörper schmiegte. In diesem Winkel wirkte sie ungemein bezaubernd und jedweder Gedanke von jugendlicher Rivalität oder neckischer Intrige fiel von Bilgar ab. Eigentlich war er froh, dass sich die junge Frau etwas von dem Schock der Nacht erholen wollte, denn diese etwas zu gewichtigen Worte waren nicht von seiner Mutter, sondern vom ihm und er empfand sie im Nachhinein eher einem alten Mann zugehörig. Vorsichtig strich Schneeblick mit seinen Fingern durch die wenigen, lockeren Strähnen ihrer Haare und blickte zufrieden durch die grünen Augen in den schattigen Dunst der Dachbalken. Olof hatte er fast vergessen. Aber dann keimten die Gedanken auf, wie es weitergehen sollte. Thure würde bald eintreffen, Fragen stellen und der Ausgang dieser Geschichte lag auf einem dünnen Zweig. Es war mehr als deutlich, dass Eirik eine entscheide Rolle zu spielen hatte. Zum einen oder zum anderen Ende. Allerdings war es kaum möglich, diese Idee weiter zu verfolgen, denn mit einem aufbrausenden Krachen drangen Jan, Thure und zwei weitere Mantroner in die Halle ein. Schneeflocken, Wind und frische Nachtluft waren ihre Begleiter. Das Licht weiterer Laternen blendete Bilgar unangenehm. Doch noch viel mehr überraschte den jungen Jäger, wie schnell Jenna aufgesprungen war und sich dem Anführer ihrer Sippschaften entgegenstellte. Noch während das Mädchen die Situation schilderte, war es schwer für Bilgar ihren plötzlichen körperlichen und emotionalen Wandel zu begreifen. Erst als sich Sturmschreier in Bewegung setzte wurde seine Aufmerksamkeit von dessen imposanter Erscheinung an sich gerissen. Wenngleich man die Mantroner als Volk von Hünen und Barbaren ansah, so sagten es die ausländischen Händler, waren gegen ihren Anführer alle Legenden als untertrieben anzusehen. Thure war ein gewaltiger Mann mit ausgeprägtem Charakter und Antlitz. Sein Auftreten verschaffte ihm Respekt und allein aus diesem Grund, wählte man ihn als Interessenvertreter ihres Volkes. Nachdem Sturmschreier den am Boden verschnürten Olof ausreichend begutachtet hatte, wandten sich seine tiefblauen Augen endlich Bilgar zu und forderten ihn dadurch auf, dessen Teil der Geschichte zu erzählen. Also hob der junge Mann an zu berichten. „ ... daher habe ich ihn verfolgt und ...“, erst wollte er Jan's Kopfnuss erwähnen, aber im Moment war es wohl besser, dessen Teilnahme an dem Ganzen auf ein Minimum zu beschränken, denn es könnte sich eventuell auch gegen die drei Freunde richten. „ … und am Ende gefesselt, damit er vorerst ruhig gestellt ist. Ich kam gerade im rechten Augenblick.“, schloss das Grünauge die Erzählung. Etwas in Bilgars Innersten löste sich langsam und befreite seine Seele von ehernen Fesseln. Die Last der Ungewissheit war nicht gewichen, aber das Bewusstsein den Ausgang dieser Nacht in den Händen Thures zu wissen, war ein Gutes. Da sich Sturmschreier dem Ausgang zuneigte und eine letzte Frage in den Raum warf, hob Schneeblick ein letzte Mal an, etwas zu sagen: „Du musst Eirik Eulenruf zu dir bestellen, ihm hat Olof seinen Plan geschildert und dabei mitgewirkt.“ Dann ging auch der Anführer Mantrons hinaus in die Nacht, gefolgt von den Tapferen, die Eisenherz an Armen und Beinen gepackt zwischen sich trugen. Zurück blieben nur die drei Freunde und blickte noch lange den schwindenden Schatten hinterher. Es war Bilgar, der sich etwas verloren zu Wort meldete: „Und was machen wir jetzt?“, fragte er mehr sich selbst als die anderen Beiden.

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Re: Taverne von Ulmgard Immerdurst

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. Juni 2019, 08:47

Der innige Moment der Zweisamkeit ließ Erinnerungen wieder aufsteigen, in denen sie als Kinder zusammen gewesen waren, in der sie nach Festen oder bei langen Abenden an kleinen Feuern saßen und sich Geschichten erzählten. Hätte ihn Jenna damals nicht gebeten sie unter seinen Mantel zu lassen, so hätte er nie lange in der nächtlichen Kälte bleiben können und wäre heute vermutlich ein seltsamer Eigenbrötler geworden. Ob sie das damals bewusst gemacht hatte? Hatte sie sich um ihn gekümmert, so wie auch um ihren Bruder, als sie die bittere Suppe in den Himmel lobte um ihm mehr Selbstbewusstsein zu schenken? Sie war schon immer ein schlaues Ding gewesen, mit einem viel zu großen Herzen.
„Weißt du, Jenna …“
, begann Bilgar langsam und dachte über seine nächsten Worte nach. Nicht, weil er nicht wusste, was zu sagen war, sondern mehr, weil er es richtig sagen wollte.
„Angst zu haben ist nichts, dass einen Menschen schlechter macht, sondern viel mehr der Umstand, ob man sich von ihr beherrschen lässt oder trotzdem weiterkämpft. Das macht uns Mantroner aus, nicht wahr?“
Der junge man spürte ihren Körper dichter an seinem und einem leichten Druck an seiner Schulter.
„Meine Mutter sagte einmal, das wir nicht für ein leichtes Leben beten sollten, sondern dafür, ein schweres zu meistern. Ich denke, sie hat recht. Was meinst du?“
, fragte er und blickte zu ihr herunter, doch da sah der junge Mann, wie sich das Mädchen bereits mit geschlossenen Augen dicht an seinen Oberkörper schmiegte. In diesem Winkel wirkte sie ungemein bezaubernd und jedweder Gedanke von jugendlicher Rivalität oder neckischer Intrige fiel von Bilgar ab. Eigentlich war er froh, dass sich die junge Frau etwas von dem Schock der Nacht erholen wollte, denn diese etwas zu gewichtigen Worte waren nicht von seiner Mutter, sondern vom ihm und er empfand sie im Nachhinein eher einem alten Mann zugehörig. Vorsichtig strich Schneeblick mit seinen Fingern durch die wenigen, lockeren Strähnen ihrer Haare und blickte zufrieden durch die grünen Augen in den schattigen Dunst der Dachbalken. Sie hatte nicht geantwortet, aber an seiner Schulter genickt. Ein Moment des Friedens kehrte ein, in dem beide durchatmen konnten, doch er währte nicht lange, da Jan mit Thure und seinen Begleitern ankamen.
Nachdem Jenna ihre Version des Abends abgegeben hatte, Sturmschreier den am Boden verschnürten Olof ausreichend begutachtet hatte, wandten sich seine tiefblauen Augen endlich Bilgar zu und forderten ihn dadurch auf, dessen Teil der Geschichte zu erzählen. Also hob der junge Mann an zu berichten.
„ ... daher habe ich ihn verfolgt und ...“
, erst wollte er Jan's Kopfnuss erwähnen, aber im Moment war es wohl besser, dessen Teilnahme an dem Ganzen auf ein Minimum zu beschränken, denn es könnte sich eventuell auch gegen die drei Freunde richten.
„ … und am Ende gefesselt, damit er vorerst ruhig gestellt ist. Ich kam gerade im rechten Augenblick.“
, schloss das Grünauge die Erzählung. Etwas in Bilgars Innersten löste sich langsam und befreite seine Seele von ehernen Fesseln. Die Last der Ungewissheit war nicht gewichen, aber das Bewusstsein den Ausgang dieser Nacht in den Händen Thures zu wissen, war ein Gutes. Da sich Sturmschreier dem Ausgang zuneigte und eine letzte Frage in den Raum warf, hob Schneeblick ein letzte Mal an, etwas zu sagen:
„Du musst Eirik Eulenruf zu dir bestellen, ihm hat Olof seinen Plan geschildert und dabei mitgewirkt.“
Mantrons Patron nickte entschlossen.
„SEID MORGEN IM ZENIT DER SONNE BEI MIR, DANN WERDE ICH RECHT SPRECHEN:“
Dann ging hinaus in die Nacht, gefolgt von den Tapferen, die Eisenherz an Armen und Beinen gepackt zwischen sich trugen.

Zurück blieben nur die drei Freunde und blickte noch lange den schwindenden Schatten hinterher. Es war Bilgar, der sich etwas verloren zu Wort meldete:
„Und was machen wir jetzt?“
, fragte er mehr sich selbst als die anderen Beiden. Jan und Jenna wechselten kurz einen Blick und die Wirtstochter stemmte nun wieder ganz die Alte, die Hände in die Hüften und meinte dann:
„Wir müssen zurück in die Schenke, die Gäste versorgen und aufräumen. Kann ja nicht jeder herum bummeln wie du. Außerdem war unser Tag noch nicht so lang wie deiner. Du sieht aus, als hätte ein Eisbär sich auf dir erleichtert. Solltest vielleicht schlafen gehen.“
Jan grinste verhalten und ging schon mal voraus. Gemächlich untersuchte er das Lager, fand den Eingang zum Hafen offen, verschloss ihn wieder gründlich. Dann ging er zur Tür, die in die Stadt führte und die Anderen folgten. Auf der Gasse zog Jenna sich ihren Umhang wieder eng um den Körper, trat näher an Bilgar heran und meinte etwas leiser:
„Danke … , dass du auf mich aufgepasst hast.“
Ihre lustige Neckereien, die kannte und liebte Bilgar, aber in dieser Nacht hatten sich noch andere Seiten an seiner Jugendfreundin gezeigt, die noch eine Weile in ihm nachhallen würden. Sie sah zu Boden und wirkte so unsicher wie noch nie. Dann plötzlich griff sie nach seinem Kragen, zog sich auf die Zehenspitzen stellend an ihm hoch und küsste ihn schnell aufs … Kinn.
Vielleicht hätte es die Wange werden sollen oder der Mund, aber die Bewegung war schnell und ungeplant, also hatte sie hauptsächlich seinen Bart erwischt. Sie ließ ihn auch sofort los und rannte Jan hinterher. Bilgur konnte ihr nur noch nachsehen, wie sie sich bei ihrem Bruder unter hakte und einen kurzen Blick über die Schulter zu ihm zurück warf. Ihr Lächeln war aufrichtig und dankbar und das kecke Zwinkern, sprach von Zuneigung und Wärme, die ein Herz berühren konnte.
Dann wurden die beiden aber auch schon vom leichten Schneetreiben der Nacht verschluckt und Bilgar stand allein in der Kälte. Diesmal hatte Jenna wohl wieder mal Recht. Er sollte wirklich nach Hause gehen und schlafen!

(weiter bei: Bilgars Elternhaus)
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