Dadurch, dass der fremde Ladenbesitzer eine Brille mit dunklen Gläsern trug und weil seine Miene absolut faltenlos blieb, ließ sich nicht darauf schließen, was er von Tahmos Eintreten hielt. Garmisch verstand der Blondschopf schließlich nicht und so konnte er nicht wissen, dass der Verkäufer lediglich fragte, was jeder Händler gern von einem potenziellen Kunden wissen wollte.
Ja, es gab sogar Orte in Celcia, da tummelten sich Ladenbesitzer, der Sohn und ein Lehrling in einem kleinen Verkaufsraum und drängten sich der Kundschaft nahezu auf, um zu erfahren, wie man ihm denn helfen konnte. Dabei wollte der Kunde am ehesten Hilfe, die neugierigen Verkäufer wieder loszuwerden, damit er sich in Frieden umschauen konnte. Ganz so aufdringlich war dieser seltsam gekleidete Glatzkopf dann nicht. Er stand einfach nur da, wischte sich die Hände an einem Lappen, welcher nicht minder fleckig als sein Mantel war, und guckte in Tahmos Richtung.
Auch der rotäugige Hase verhielt sich still. Würden die Fussel seines wirren Pelzes nicht leicht durch seine Atmung bewegt und so an den Spitzen etwas zum Tanzen gebracht, könnte man ihn für ein ausgestopftes, ziemlich Angst einjagendes Kuscheltier handeln. Aber dieses Tierchen lebte und es musterte Tahmo weiterhin mit wachsamen Auge.
"Nun?", fragte der hochgewachsene Kauz, als er den Lappen über einen kleinen Bügel hängte, der an der Seite seiner Verkaufstheke befestigt worden war. Er trat hinter die Theke, um das gute Vorbild eines Verkäufers zu mimen. Bei seinem Anblick, inklusive seiner Ware war das allerdings ein äußerst schwieriges Unterfangen.
Dann endlich, kaum dass Tahmo sich erklärt hatte, regte sich etwas in der Mimik des Verkäufers. Die Mundwinkel zuckten. Sie hoben sich langsam, als hätten sie damit Schwierigkeiten, letztendlich gelang es aber und der Mann stieß das Lachen eines alten Herrn aus: leicht räuspernd und kratzig. "Achso, achso", sagte er mit der Stimme eines Mannes, dem man die Eigenschaften eines geselligen Großvaters genauso zutraute wie die eines wahnsinnigen Massenmörders. "Dann hast du mich eben gar nicht verstanden. Nein. Heiler bin ich nicht. Brauchst du einen? Siehst nicht verletzt aus. Aber helfen kann ich dir vielleicht doch, wenn du einen Husten hast oder Probleme mit den Augen. Ich hab auch Mittelchen zur Besserung von ... du weißt schon. Damit die Gattin wieder glücklich im Bette ist. Haha, das Zeug verkauft sich wahrlich gut. Das arme Grandessa, ohne mich gäbe es keinen Nachwuchs." Er merkte wohl, dass er abschweifte, denn plötzlich verstummte der Mann, zuckte zusammen, blinzelte, dass sich die brauenlose Haut über seinen Augen verzog und schaute Tahmo wiederholt an. "Ich plappere zu viel. Mein Name ist Oswald Blassmer, ich bin Alchemist. Und der pelzige Geselle auf meiner Theke heißt Maurice. Was kann ich für dich tun?"