Der Weg wird steinig

Dieser prächtige Wald liegt im Norden Celcias. Der Fluss Tangros lässt dieses Gebiet blühen. Ein einsamer Priester ließ sich in diesem Wald nieder und erbaute ein Kloster, aber auch die Nachtelfen blieben nicht ohne Taten.
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Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 17. Mai 2012, 11:58

Sethiel verließ Das Reich der Nachtelfen

Nach dem langen Aufstieg aus dem Reich heraus, befand sich der junge Elf im Wald Arus. Hier war die Luft ganz anders - kühl und frisch und auch das Licht hatte sich deutlich verändert. Sethiel hatte gut daran getan, nachts loszuziehen, denn bis er einen Unterschlupf finden würde, dauerte es sicherlich eine ganze Weile. Kurama stand an der Seite seines Freundes und schnupperte in den Wind. Das junge Tier schien fast freudig erregt, dass sie die Höhle der Elfen verlassen haben und seinem natürlichen Lebensraum ein gutes Stück näher waren.
Ob der Fuchs seine Freiheit manchmal vermisste? Ob er hin und wieder in seinen Träumen durch die Wälder zog und das Leben an der Oberfläche herbeisehnte? Jetzt jedoch, in diesem Moment, genoss das treue Tier lediglich die frische Luft, die erst richtig klar machte, dass sie sich in einer Unterwelt befanden. Kurama trottete ein paar Schritte voraus und suchte mit auf dem Boden schnüffelnder Nase, nach einem Weg. Plötzlich hob er den Kopf und starrte in die Dunkelheit - sein Jagdtrieb war geweckt und doch beließ er es dabei, sich einfach nur auf die vermeintliche Beute zu konzentrieren. Er lebte schon lange bei Sethiel, was ihn dazu veranlasste, einfach wieder zu selbigem zurück zu laufen und an seiner Seite den Weg durch den Arus zu suchen.

Stunden vergingen, in denen Sethiel die Einsamkeit deutlich zu spüren bekam. Je weiter er sich von seiner Heimat entfernte, desto schriller keifte die Einsamkeit in seinem Inneren. Er musste sich bewusst machen, was dieses Leben für ihn bedeutete und dass er - mit Ausnahme von Kurama - niemanden hatte, der ihm beistehen würde - bei all den Gefahren, die sich sicher früher oder später zeigen würden. Doch vorerst taten sich keine Vorboten dieser Gefahren auf, sondern lediglich die Schönheit der Natur zeigte sich im Klang des Windes, der durch die Bäume streifte. Es war ein friedvoller Ort und er bettete den jungen Magier sanft in seine schützenden Arme. Hier würde Sethiel nichts geschehen... nicht in SEINEM Wald... nicht hier, Manthala würde ihn schützen und die Natur würde ihn gewiss warnen.

Es musste kurz vor Sonnenaufgang gewesen sein, als Kurama plötzlich aufmerkte und in den Wind schnupperte. Er schien alarmiert und drehte immer wieder die Ohren. Kein gutes Zeichen, denn der pelzige Freund, schien Gefahr zu wittern. Dann setzte der junge Fuchs plötzlich zum Sprung an und verschwand im dunklen Gehölz, ohne auf seinen Freund zu warten. Sethiel musste sich entscheiden, denn Kurama brachte mit jedem Moment mehr und mehr Distanz zwischen ihnen und hörte nicht auf Zurufe. Doch gleichzeitig musste der junge Nachtelf vorsichtig sein, denn die Sonne bahnte sich schon klammheimlich ihren Weg über den Horizont. Was sollte er also tun - Kurama nachsetzen, oder sich schleunigst einen Unterschlupf suchen und abwarten? Allerdings konnte dem Fuchs innerhalb eines ganzen Tages unheimlich viel zustoßen und was noch schlimmer war: Er konnte den Weg nicht mehr zurückfinden. Doch wenn Sethiel in die Fängen von Lysanthor geriet, wer würde ihm dann helfen?
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Donnerstag 17. Mai 2012, 22:40

Sethiel genoss die Luft, die den Wald leben ließ, der mit den dichten Tannen spielte, die einige ihrer Nadeln zu Boden fallen ließen. Seine Schritte auf dem Waldboden zu spüren... Es war einfach anders als im Reich, wo Stein regierte und Pflanzen so etwas wie Mangelware waren. Dennoch waren es gewohnte Schritte, kannte er doch den Wald, in dem er immer trainierte. Die Bäume, das Rauschen des Windes, alles würde er vielleicht nicht mehr so schnell hören, um so mehr ließ er es auf sich wirken. Seine Augen gewöhnten sich relativ schnell an die Lichtverhältnisse des Waldes. Sein Blick suchte immer wieder Kurama, war er doch sein Begleiter und sein Freund. „Du wirst einen Weg finden, nicht wahr Kurama?“, fragte er und beobachtete ihn, wie er schnüffelte, sich verhielt. Sethiel erwartete keine Antwort, er war froh, dass jemand bei ihm war. Wenn etwas raschelte, sah sich Sethiel kurz um, aber der Arus bei Nacht war seiner Meinung das Haus von Manthala, hier würde ihm nichts geschehen. Dieser Gedanke half ihm weiter zu gehen und seinen Blick aufrecht zu halten.

In den Stunden, die er unterwegs war, wurde ihm schmerzlich bewusst, dass es Fehler war ohne Gesellschaft zu gehen. Er hatte zwar Kurama bei sich, der sich weiter seinen Weg bahnte und sich hin und wieder umsah, doch Kurama war ein Fuchs und konnte nicht sprechen. Es wäre schön gewesen, jemanden zum Reden zu haben und Sethiel bereute es, dass er Karaya nicht überredet hatte, sie abgewiesen hatte. Ich hätte sie mitnehmen sollen, aber hätte sie mich überhaupt begleitet? Es war nicht so, dass er nicht kämpfen konnte, auch wenn er eher ein Stratege war. Ihm ging es nur um die Gesellschaft. Mit jemanden reden, Gedanken und Gefühle austauschen. Aber es war auch ein Weg, den er selbst gewählt hatte, er konnte nicht einfach wieder zurückkehren, nicht jetzt. Sethiel hatte das Gefühl, er würde sonst sein Gesicht verlieren und da war er einfach zu stolz. Unbeirrt ging Sethiel weiter durch den Wald.

Plötzlich blieb Kurama stehen. Der Fuchs schien unruhig zu sein. Noch ehe Sethiel etwas sagen konnte, rannte er davon. „Kurama? Kurama! Komm zurück!!“ Doch das Rufen half nichts. Der Fuchs rannte weiter, hörte nicht. „Wo willst du denn hin?“, rief Sethiel ihm hinterher. Er verstand nicht, warum das passierte. Kurama benahm sich sonst nicht so. Doch das war nicht das einzige Problem. Sethiel konnte schwach erkennen, dass der Himmel begann sich zu verfärben. Er schien heller zu werden. Auch wenn er kein reiner Nachtelf war, so wusste er nicht, ob er es in der Sonne aushalten konnte oder nicht. Doch er konnte Kurama nicht allein lassen, den Fuchs in Gefahr zu wissen schmerzte und er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete. Vielleicht war es die Angst noch einen Freund zu verlieren, allein zu sein und sich einen Weg suchen, der Gedanke, dem allem nicht gewachsen zu sein. Es gab so viele Gründe. Sethiel rannte Kurama hinterher, folgte ihm, riskierte in die Fänge Lysanthors zu gelangen. Eher ließ er Verbrennungen über sich ergehen. Ich werde dir helfen, mein Freund. Mit diesem Gedanken rannte Sethiel durch das Unterholz des Arus.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Montag 21. Mai 2012, 10:26

Kurama befand sich einige Schritte vor Sethiel und hörte nicht im Geringsten auf das, was sein Freund ihm zurief. Während die kleine Hatz weiter ging, kletterte die Sonne bedrohlich über den Horizont und schien immer schneller ihren Weg zu finden. Mit der Sonne kam auch das Leben in den Wald. Vögel sangen lauter, der Wind frischte nochmals auf und auch Insekten sirrten durch die Luft. Hin und wieder befand sich ein Ast im Weg und schien nach Sethiel greifen zu wollen - wenn er nicht auswich, würde er gewiss eine Schramme davon tragen.
Doch je weiter Sethiel Kurama folgte, desto mehr schien der Nachtelf zu vergessen, dass auch für ihn die Sonne gefährlich werden könnte. Kurama würde durchaus überleben, doch Sethiel?
Eine gute viertel Stunde später, hielt der Fuchs endlich an und starrte wie gebannt auf eine kleine Lichtung. Hier befanden sich Reste eines Lagers, die den Fuchs etwas zögerlicher werden ließen. Er schnupperte angestrengt und schien dann sicher zu sein, dass hier keiner war. Also trottete er zu dem erloschenen Lagerfeuer und kramte aus der Asche ein Stück verkohltes Fleisch. Offenbar hatte jemand diese Lagerstatt recht zeitig und gehetzt verlassen, den ansonsten wären die Spuren nicht so eindeutig.

Es befanden sich ausser dem Lagerfeuer, auch noch ein kleiner Beutel und so etwas wie ein hergerichtetes Bett an diesem Ort, die alle irgendwie daraufhin deuteten, dass hier jemand genächtigt hatte. Doch wo war diese Person jetzt? Weit und breit schien niemand in Sethiels Nähe zu sein..
Kurama hingegen mampfte das verkohlte Fleisch und schien zufrieden mit seiner Beute. Vielleicht entdeckte der junge Mischling, dass sich unweit des Lagers eine große Stelle abgeknickter Büsche befand, so als ob jemand da gelegen hätte. Wenn er dieser Spur folgen würde, würde ihm auffallen, dass sie sich weiter zog, bis zu einem kleinen Hang, den er von seinem jetzigen Standpunkt aus nicht sehen konnte.
Sollte er dieser Spur folgen, oder lieber zusehen, dass er und sein hungriger Freund das Weite suchten? War dies nur eine verlassene Lagerstatt, oder trug sich hier etwas zu, was das schnelle Verschwinden rechtfertigte? Und dann war da ja auch noch die Sonne und die Tatsache, dass Sethiel wegen Kurama den Weg verloren hatte, den er eigentlich einschlagen wollte. Also - was sollte der junge Elf nun machen? Den Hinweisen nachgehen, Kurama von dem Fleisch wegzerren und zusehen, dass sie dort schleunigst verschwanden oder das beinahe vollständig hergerichtete Lager nutzen, um sich vor der Sonne zu schützen?
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Donnerstag 24. Mai 2012, 23:59

Sethiel folgte seinem Freund, rief immer wieder dessen Namen, doch der hörte absolut nicht. Nur am Rande nahm er den Wandel von der Nacht zum Tag war, alles in ihm konzentrierte sich auf den Fuchs. Hin und wieder schob er Äste zur Seite um Kurama wieder in sein Sichtfeld zu bekommen. Der Fuchs ließ sich auf seinem Weg nicht beirren und in der Zwischenzeit hatte er es aufgegeben, nach ihm zu rufen. Kurama war ein Sturkopf und diesen hatte er erfolgreich durchgesetzt. Innerlich musste der Mischling schmunzeln, doch das war nur von kurzer Dauer. Kurama schien stehen geblieben zu sein. Er stellte sich neben den Fuchs, sein Blick war lenkte sich auf die Lichtung. Ein Lager hier? Sethiel wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Vielleicht war es die Tatsache, dass das Lager sich auf einer Lichtung befand und nicht in einer Höhle, wie der Mischling es für vernünftig gefunden hätte. Kurama schien es egal zu sein, wo sie ein Lager befand. Der Rotfuchs trottete einfach zur Feuerstelle und schien dort beschäftigt zu sein.

Sethiel nutzte die Zeit und sah sich in dem Lager um. Außer dem Lagerfeuer gab es noch eine Art Bett, dass wie Sethiel fand, nicht gerade ordentlich aussah. Mit langsamen Schritten, ging er zum Lagerfeuer. Es war erloschen und Kurama erfreute sich an einem Stück verkohlten Fleisch. Wenigstens er hat seinen Spaß, dachte der Mischling. Er wandte sich wieder seiner Umgebung zu. In seiner Nähe schien ein kleiner Beutel zu liegen. Sethiel hob ihn hoch. Es schien Inhalt in dem Beutel zu sein, doch hielt er es für unklug ihn zu öffnen. Zumindest für diesen Zeitpunkt. Später würde er sich dem Inhalt widmen, es konnte sein, dass etwas nützliches für die Reise darin war. Sein Blick fiel auf seinen Schatten und schon bereute er die kleine Hatz. Die Nacht war vorbei, Lysanthor hatte Manthala vertrieben, Uhugesang durch Vogelrufe ersetzt. Aber in dem Umhang, war es auch nicht gerade kalt. Suchend drehte er sich im Kreis. „Oh Kurama, du bringst uns in Gefahr.“, meinte und lief fast schon fluchtartig zum nächsten Schatten.

Hier konnte sich Sethiel in aller Ruhe seinen warmen Umhang entledigen und seinen Schal zum Schleier umfunktionieren. Seine Kleider aus Nachtelfenstoff waren wirklich ein Geschenk Manthalas, so konnte er Lysanthor für eine Weile entgehen. Doch übertreiben sollte er es nicht. Er räumte sowohl seinen Umhang, als auch den Beutel in seine Tasche. Er setzte sich auf den Waldboden, lehnte sich an einen Baumstamm. Was sollte er auch sonst machen? Es war besser, erst einmal hier zu bleiben und sich auszuruhen, als weiter zu gehen. Es barg zwar ein Risiko, sich hier aufzuhalten, aber Sethiel war bereit es einzugehen. Er war müde und konnte nicht wirklich einen klaren Gedanken fassen. Der Mischling schob seine Sorgen einfach weg, er würde später einen Weg finden müssen, die Tatsache, dass er sich dank Kurama verlaufen hatte, hatte er noch bewusst realisiert. Sethiel wusste nicht, wie lange er so saß, bis ihm die Augen zugefallen waren und man ihn ins Land der Träume schickte.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Dienstag 12. Juni 2012, 20:44

Sethiel zog es vor seinen Körper zunächst ruhen zu lassen, wenngleich die Sonne kurz davor stand über den Horizont zu blicken. Seine Glieder sehnten sich nach einer Mütze Schlaf und wer oder was sollte ihm jenen schon verwehren?
Kurama zumindest nicht. Er futterte zufrieden, ein noch schmackhaftes verkohltes Stück Fleisch und ließ dabei einige Schmatzlaute über die Lichtung hallen. Ob auch wirklich niemand mehr in der Nähe war? Möglicherweise wähnte sich der Mischling in einer falschen Sicherheit?
Lange Zeit, geschah nichts.
Der angehende Magier schlummerte, während er von seiner Heimat und Kayrana träumte, die er vor nicht allzu langer Zeit hinter sich gelassen hatte. Schuldgefühle zogen sich durch seine Träume wie ein roter Faden, ebenso wie die Trauer über seinen Bruder und das Versprechen was er ihm damals gegeben hatte. Für jeden Heranwachsenden kam einmal die Zeit, sich von seinen Lieben zu trennen und seinen Platz in der Welt zu finden. Sethiel hatte sich nun für einen Weg entschieden und sollte daher eigentlich keine Gewissensbisse haben, doch seine Träume hielten es ihm immer wieder vor: Er hatte seine Familie allein, ja im Stich gelassen!
Langsam erwuchs aus diesem Fantasiegetümmel ein Gedankenspiel, was ihm so gar nicht gefallen wollte. Langsam aber stetig verirrte sich Sethiels Geist in einem Alptraum...

Kurama unterdessen hatte sein Mahl beendet und blickte sich aufmerksam um. Sein Freund schlief so still und leise, dass man hätte annehmen können, dass er Tod sei! Kurama wusste es jedoch besser, war er doch ein ziemlich schlaues Tier.
Der Fuchs wanderte langsam und bedächtig um das Lager herum, und hielt nach Fremden Ausschau, die ihm und Sethiel gefährlich werden könnten. Nichts und Niemand ließ sich blicken, doch blieb der Fuchs immer wieder an einer bestimmten Stelle stehen. Er schnüffelte und bemerkte einen fremdartigen Geruch, doch anstatt dieser Spur auf den Grund zu gehen, setzte er sich hin und blickte stur gerade aus.
Er hielt Wache und das mit allen Sinnen.
Seine Ohren hatten sich aufgerichtet, seine Nase schnupperte angeregt die wäldliche Luft und sein Blick schweifte immer wieder die horizontale Linie ab, bereit seinen Freund zu warnen, wenn es denn notwendig werden sollte. Im Gegensatz zu ihm, hatte Kurama genug Reserven übrig um diese Wache aufrecht zu erhalten.
Doch dann hörte das treue Tier ein Rascheln in unmittelbarer Nähe. Seine Instinkte ließen alle Arlamglocken klingen und ließen den Fuchs aufstehen. Es raschelte weiterhin, während sich Kurama gespannt auf die Lauer legte, beinahe wurde es ihm sogar zu bunt! Seine Jagdtriebe übernahmen langsam seinen Körper, bis ein kleines weißes Kaninchen aus dem Strauch hoppste.
Dies war der Moment, den Kurama freudig ausnutzte. Mit aller Gelenkigkeit, die ihm Florencia und Phaun mit auf den Weg gegeben hatten, sprang er auf seine Beute zu und verfolgte es in die Tiefen des Waldes.
Da jagte der Wächter davon!
Wegen eines kleinen Kaninchens.

Fortan lag die Lichtung wieder still und leise in seinem dämmrigen Zustand, der von der stetig weiter ansteigenden Sonne langsam gebrochen wurde.Es war ein kalter Morgen, der einen ebenso kalten Wind mit sich brachte. Letzterer hielt aber nicht besonders lange an. Einige Wolken am Himmel verkündeten einen kurz bevorstehenden Regenguss, doch noch blieb es trocken.

Plötzlich knackte es in der Nähe des Mischlings. Eine junge Frau stahl sich immer näher und näher an den Schlafenden heran und witterte eine Chance.
Die Chance auf Geld.
Brot.
Wasser.
Vielleicht sogar auf ein kleines Souvenir?
Sie bewegte sich ziemlich leise auf ihn zu, doch ab und an konnte selbst sie ein sachtes Knacken nicht verhindern. Doch sie musste Erfolg haben! Sie hatte Hunger und kaum noch etwas von ihrem Proviant übrig.
Also schob sich die Frau mit dem grünen Umhang immer näher an ihre Beute heran und erreichte ihn schließlich.
Noch bevor sie handelte, hielt sie ihre Hand vor seine Nase. Sein Atem ging ruhig und gelassen vonstatten. Wenn er in diesem Moment noch unter seinem Alptraum litt, so hatte er seinen Körper erstaunlich gut unter Kontrolle!
Entweder das, oder er war in eine Art Koma gefallen, aber darüber wollte die junge Frau nun nicht nachdenken.
Was zählte war das Geld!
Oder der Proviant.
Je nach dem.

Ihre zarten Finger, tasteten den ruhenden Körper ab und fanden vorerst nichts gescheites. Sie war schlau genug um nicht laut zu fluchen, dennoch wirkte ihre Miene nun um einiges mürrischer als zu Anfang.
Doch dann ertastete sie einen Beutel.
Hauptgewinn!!
Eifrig machte sie diesen auf und erbeutete einen Laib Brot, sowie einige Beeren und ein kleines Stück Käse. Am liebsten hätte sie den ganzen Beutel mitgehen lassen, doch war ihr dies zu riskant. Sethiel hatte sich bereits im Schlaf bewegt und auf die andere Seite gelegt, da war ihr das umständliche zerren und pfriemeln zu gefährlich.
Neben dem bisschen Proviant, was sie sich gerade so in ihren eigenen kleinen Beutel stopfen konnte erkannte sie aber noch etwas anderes wertvolles, was ihr durchaus nützlich sein konnte.
Ohhh was für ein schicker Dolch. Der kommt auch mit!
Siegessicher wurde diese junge Dame allerdings etwas unvorsichtig. Ihr langes Kleid glitt über den Boden ebenso wie ihr langer grüner Umhang, der mit einem Reif um ihren Hals befestigt war und verursachte dadurch ein leises aber durchaus bemerkbares Geräusch. Auch achtete sie nicht auf den Boden vor ihr, da sie mit breitem Grinsen den jüngst erworbenen Dolch begutachtete.
Es kam also wie es kommen musste.
Das Mädchen stolperte und ließ dabei einen Aufschrei verlauten der einige Vögel in der Umgebung verschreckt davon fliegen ließ.
Erschrocken und ungelenk am Boden liegend, blickte das Mädchen zu Sethiel hinüber, musste sich dazu aber erst einige braune Strähnen aus dem Gesicht pusten. Ihr Herz fing an zu rasen, denn wenn er dadurch wach geworden war, würde sie jedes Tröpfchen Adrenalin in ihrem Körper brauchen.
Würde er sich seinen geliebten Dolch seines ehrwürdigen Großvaters wieder zurückholen? Oder würde er trotz alledem weiterschlafen wie ein Toter unter den Lebenden?
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Mittwoch 13. Juni 2012, 00:19

Irgendjemand sagte einmal, dass die Träume der Seele einen Spiegel vor ihr Gesicht hält. Auch der junge Elf hatte diese Erfahrung immer wieder gehabt, nur war sie nie so wirklich gewesen wie jetzt. Sethiel erkannte die Straßen, waren sie doch seine Heimat, sah Karaya, seine Familie, alle, die ihm etwas bedeuteten. Er hatte das Gefühl, dass all die Erinnerungen, diese Bilder, begannen sich zu drehen, bis es plötzlich um ihm herum schwarz wurde. Sein Gesicht versteckte er in seinen Händen, hatte das Gefühl, dass alle mit dem Finger auf ihn zeigten. Er hatte seine Familie verraten! Hatte sie im Stich gelassen, um seinen Egoismus zu befriedigen. Das ist nicht wahr! Doch seine gedanklichen Rechtfertigungen erhielten nur Spott und Ignoranz von seinen Traumgestalten. Ich will das nicht sehen... Als hätten seine Träume seine Bitte erhört, änderte sich die Szene. Flammen. Flammen, geschaffen vom Licht Lysanthors. Er bemerkte plötzlich Karaya. Die Elfe krümmte sich, hatte Schmerzen, kratzte sich überall auf. Blut lief zu Boden. Sethiel wollte ihr helfen, streckte seine Hand nach ihr aus. Aber je mehr er versuchte sich ihr zu nähern, desto mehr Distanz war zwischen ihnen. Plötzlich schrie sie vor Schmerz auf und sackte zusammen. Sethiel wollte rufen, doch kein Ton entkam seinen Lippen. Er schloss gepeinigt seine Augen.

Ein Ruck ging durch den Körper des Mischlings und er erwachte. Seine Augen sahen sich suchend um, hatte ihn doch ein merkwürdiges Gefühl beschlichen. Der Schrei in seinem Traum, war nicht von Karaya, das konnte nicht sein. Er setzte sich auf und erstarrte. Vor ihm lag eine Frau, die nun ihn anstarrte. Sein Blick wanderte zu ihrer Hand und erblickte seinen Dolch. Aus einem Reflex heraus griff er zu der Stelle, an der das Erbstück sein sollte. Das er ihn nicht ertastete, bestätigte nur, dass er nicht mehr träumte. Er stand so schnell wie er konnte auf, was nicht ganz leicht war, da seine Gelenke noch nicht ganz so wach waren, wie sein Geist. „Du wagst es mich zu bestehlen?“,fragte er und schritt auf die Frau zu. Sie trug einen grünen Umhang und ein langes Kleid, wie es schien. Wahrscheinlich ist sie gestolpert oder hat sich verheddert. Wenn sie nicht in seiner Nähe liegen würde, hätte er es nicht so schnell bemerkt, dass wusste er. Vor der Frau blieb er stehen. Sie war jung und hatte braune Haare, einige Strähnen schienen ihr im Gesicht zu hängen. Er sah sie von oben herab an, beugte sich zu ihr herunter und packte das Handgelenk der Hand, die noch immer den Dolch hielt. „Kann ich meinen Dolch wieder haben?“ Seine Stimme war ruhig, fast freundlich, aber dennoch kalt und beinahe schneidend. „Wenn du ihn mir zurückgibst, lasse ich dich gehen.“ Er übte etwas Druck auf die Hand aus. Er wollte ihr nicht wehtun, nur sichergehen, dass sie den Dolch losließ. Dabei baute er einen Blickkontakt zu ihr auf. Sethiel wollte ganz sicher sein. Noch hatte er nicht bemerkt, dass Kurama anderweitig beschäftigt war, aber das war auch gerade wirklich nicht wichtig. Vor allem den Dolch will ich zurück. Er ist das Einzige, was mich an meine Familie erinnert. Diese Gedanken halfen ihm, sich zu konzentrieren. „Also bekomme ich ihn wieder?“

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. Juni 2012, 17:27

Als seine Augen dem Druck und der Panik seines Traumes nicht mehr standhalten konnten und ruckartig erwachten, spürte Sethiel, dass etwas nicht stimmte. Seine Instinkte hatten ihn dabei nicht fehlgeleitet, musste er doch mit Entsetzen feststellen, dass ein junges Mädchen im Begriff gewesen war mit seinem wertvollen Dolch abzuhauen!
Zum Glück war sie gestolpert und schien auch sonst kein besonders begabter Dieb zu sein. Denn sie lief nicht einmal weg, als er sich ihr näherte. Dies lag jedoch daran, dass ihre Verletzung am Bein ihr wieder mächtige Schmerzen durch den Körper jagte. Eben konnte sie noch auf leisen Sohlen durch das Geäst schleichen, doch nun, durch den Sturz, wurde sie gewaltsam wieder an jene Wunde erinnert. Ruckartig faste sie sich an ihren linken Oberschenkel, der von ihrem langen Kleid verdeckt wurde. Als ob sie dadurch irgendeine Besserung erzwingen könnte!
Sethiel hingegen interessierte sich wenig für ihre Probleme, seines hatte Vorrang, war sie doch diejenige die hier jemandem Ungemach bereitet hatte!
In all seiner Aufregung, und der immer noch währenden Müdigkeit in seinen Gelenken, hatte Sethiel jedoch vergessen mit wem er es hier zu tun hatte. In seiner Heimatsprache forderte er seinen Dolch zurück, die Menschenfrau hingegen verstand nur ein düsteres, drohendes Stimmengewirr, was sie weder verstand noch zu deuten wusste.
„Lass mich los! Dreckiges Elfengesicht!!“ fluchte sie stattdessen und versuchte mit all ihrer Kraft ihre Hand aus der seinen zu befreien. Doch Sethiel hatte einen kräftigen Griff, wodurch sie kaum etwas bewirken konnte.
Natürlich wusste sie, dass er seine Sachen wieder haben wollte, doch konnte sie sich diesen Gewinn einfach nicht entgehen lassen. Mit dieser Waffe hatte sie zumindest eine kleine Chance in dieser Wildnis zu überleben, und der Proviant würde ihr zumindest für eine Weile den Hunger vertreiben. Sie konnte nicht einfach loslassen!
Andererseits hatte Sethiel mehr Kraft und könnte sich eigentlich mit Leichtigkeit all seine Sachen zurückerobern. Nur der Höflichkeit halber hatte er sie darauf hingewiesen ihm schleunigst den Dolch wieder zurück zu geben, auch wenn dies in Herendia passiert war. Mit ein wenig Gewalt und Skrupellosigkeit wäre das Problem aus der Welt, und er wieder im Besitz seines Erbstückes. Doch die junge Frau blieb stur und zerrte solange, bis ihr das Handgelenk anfing weh zu tun.

Kurama ließ sich derweil immer noch nicht blicken. Vermutlich hatte er so großen Gefallen an der Jagd gefunden, dass er absichtlich mit seiner Beute spielte und es jedes Mal wieder entkommen ließ. Vielleicht war er auch einfach nur sehr weit hinter dem Kaninchen hinterher gejagt und musste deswegen einen ebenso langen Lauf wieder zurück antreten. Es würde also vermutlich noch eine Weile dauern, bis sich der Fuchs wieder blicken ließe, aber das konnte Sethiel in diesem Moment egal sein.
Sein Griff blieb eisern, wie die dunkelelfische Sklavenketten in Kosral und je mehr sie sich anstrengte frei zu kommen, desto mehr Schmerzen durchzuckten ihren Körper. Schließlich gab sie es auf, indem sie heftigst zusammenzuckte und ihre freie Hand nach der Wunde suchte, die an ihrem linken Oberschenkel entlang klaffte. Ihre Hand wurde schwächer, bis ihr Widerstand vollkommen gebrochen war. Dann ließ sie den Dolch endlich los und hoffte dadurch in Ruhe gelassen zu werden.
Die Waffe konnte er ruhig wieder haben, doch der Proviant sollte in ihrem Magen landen! Darauf musste sie einfach bestehen!
„Ist schon.... gut.... nimm dein doofes Spielzeug....argh! Verdammt....“ Vielleicht würde er nicht einmal merken, dass ihm ein paar Nahrungsmittel fehlten? Allein auf diese Hoffnung konnte sie bauen, auf mehr allerdings nicht.
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Donnerstag 14. Juni 2012, 21:21

„Lass mich los! Dreckiges Elfengesicht!“ Die Worte der Frau ließen erst jetzt den jungen Elfen nachdenken. Er war doch freundlich gewesen, bestimmt, aber freundlich. Plötzlich musste er lächeln. Woher sollte sie wissen, was er meinte. Er hatte in der Sprache seiner Heimat gesprochen, wie er es gewohnt war, doch nun da er das Reich verlassen hatte, musste er sich nun auch anderer Sprachen bedienen. Celcianisch benutzte Sethiel in der Regel eher selten. Es war für ihn einfacher gewesen auf Herendia zu sprechen. Der Mischling merkte, wie sie sich wehrte, wie sie an seinem Arm zerrte, doch er hielt sie weiter fest, gab kein bisschen nach. Es war immerhin sein Dolch und nicht ihrer. Allerdings merkte er auch, wie sie hin und wieder zusammenzuckte. Ob sie wohl Schmerzen hat? Wahrscheinlich, ihre Hand wandert immer wieder zu ihrem Bein. Der Widerstand der Menschenfrau wurde immer weniger, bis sie den Dolch fallen ließ. „Ist schon... gut... nimm dein doofes Spielzeug... argh! Verdammt....“ Die Stimme der Frau klang erschöpft und unzufrieden. Vermutlich, weil er nicht locker gelassen hatte. Dennoch konnte er sie nicht loslassen, auch wenn ihm langsam seine Hand wehtat, er war körperlich gesehen, einfach nicht der Stärkste. Mit seiner freien Hand nahm er das Erbstück und befestigte es an seinen angestammten Platz. „Vielen Dank.“

Man konnte auf der Lichtung die Vögel zwitschern hören, so still war es. Sethiel beobachtete sie mit leichtem Argwohn. „Ihr seit verletzt, nicht wahr?“, sprach der Elf sie auf ihr Verhalten an. Er griff nach ihrem Kleid und zog es ein Stück hoch. Seine Augen weiteten sich etwas. „Wie ist das passiert?“, fragte er und berührte vorsichtig die Wunde. Sethiel musste sich beherrschen. Das Blut sah schön aus auf ihrer Haut. Innerlich schüttelte er sich. Ich sollte nicht so denken, nicht jetzt. „Ich bin kein Arzt, aber vielleicht kann ich Ihnen helfen, wenn ihr es wollt.“ Sethiel war es gewohnt Fremden gegenüber misstrauisch und höflich zu sein. Man sollte ihnen helfen, wenn jemand in Not war, aber nie zu leichtgläubig sein. „Ihr scheint ein schlechtes Bild über Elfen zu haben. Wenn ich euch erschreckt habe, tut es mir leid.“ Dabei suchte er bereits in der Tasche nach dem kleinen Beutel. Vielleicht war etwas darin, dass bei der Wunde helfen konnte. Ihre Hand hatte er in der Zwischenzeit losgelassen. Sein Blick blieb immer wieder an der Menschenfrau haften. Sie schien wirklich Schmerzen zu haben, kein Wunder bei der Wunde. In Sethiel keimten Vorstellungen, von Dingen, die sie vielleicht erlebt hatte. Ob sie angegriffen worden war? Oder war sie auf der Flucht? Doch während er den Inhalt seiner Tasche durchforstete, merkte er, dass ihm ein Teil seines Proviantes fehlte. Sein Gesichtsausdruck, der eben noch besorgt und verträumt ausgesehen hatte, wurde schlagartig wieder ernst. „Was hast du noch gestohlen?“ Seine Stimme, in der man vorhin seine Besorgnis deutlich zu hören war, wurde nun kalt und scharf, beinahe so, als wenn er in Herendia gesprochen hätte. Diesmal sprach er lieber gleich in Celcianisch, da er nicht noch einmal beschimpft werden wollte. Sie wollte ihn also tatsächlich nicht nur seine Waffe, sondern auch noch sein Essen mitnehmen, dass ohnehin recht knapp bemessen war. Es ein Marsch von 7 Tagen bis nach Santros und er hatte Proviant für gerade mal 5 Tage. Er fixierte sie wieder, suchte ihren Blick um ihr deutlich zu machen, wie sehr ihm ihr Verhalten missfiel.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Samstag 16. Juni 2012, 17:21

Ihre Konversation hätte wahrlich nicht holpriger anfangen können.
Während die eine Seite versuchte mit höflichen Worten einen einigermaßen glimpflichen Ausgang aus dieser Situation herbeizuführen, schimpfte die andere Seite, unwissend was ihr Gegenüber eigentlich gerade gesagt hatte, über ihr eigenes Versagen und gleichsam über die kräftige Hand ihres kürzlich noch überfallenen Opfers.
Schließlich wechselte Sethiel in die allgemeine Sprache und versuchte dadurch die Wogen zwischen ihnen ein wenig zu glätten. Eines musste man ihm wirklich zugute halten, trotz des Raubes seines wahrscheinlich wertvollsten Besitzes besaß er keine Rachegefühle sondern hatte sogar noch den Anstand, höflich mit der Diebin umzugehen.
Als diese ihre Beute losließ bedankte er sich und verwahrte den Dolch nun wieder an seinem rechtmäßigen Platz.
Die weibliche Hand erschlaffte und widmete sich ihren eigenen Problemen. Der Dolch war fort, da konnte sie nichts mehr machen, ihr blieb also nichts anderes übrig, als sich wichtigeren Dingen zu widmen.
Wie etwa ihrer Wunde.
Eine durchaus schmerzhafte Angelegenheit.
Allerdings keine Erwähnung in Anwesenheit eines fremden würdig.
Sie würde ihm niemals um Hilfe anbetteln, das allein verriet schon ihr skeptischer Blick. Wenn er mehr mit ihr vorhatte würde er sich auf einiges gefasst machen müssen!
Aber Sethiel war kein Verbrecher und dachte auch nicht daran, jemals damit anzufangen.
Doch was hätte sie denken sollen, nachdem er ihr so schamlos das Kleid hochschob? Er hatte zwar nach einer Wunde gefragt, und gesehen wo sie ihre Hand schützend hinhielt, doch das Mädchen war auf so ziemlich alles gefasst. Besonders nach den Ereignissen die sie vor nicht allzu langer Zeit über sich ergehen lassen musste...
Sie errötete augenblicklich, als Sethiels Blick ihren Oberschenkel streifte und sogar ihre Wunde berührte!
Nicht nur dass der Schmerz auf diese Berührung hin mit aller Gewalt reagierte, auch jagte ihr eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken und ließ sie beinahe erstarren.
Letzteres ließ sie aber nicht zu. Sie war stark und würde sich nicht erneut einem Mann beugen!
Eilig riss sie das Kleid wieder herunter und keifte ihn mit giftiger Stimme an: „Finger weg!!“
Doch trotz ihrer geheuchelten Feindseligkeit, lag noch etwas anderes in ihrer Stimme.
Furcht?
Ein gewisses Zittern war zu vernehmen und rasch hatte dieses auch ihren gesamten Körper für kurze Zeit in seiner Hand.
Sethiel tat gut daran misstrauisch zu sein, doch hieß dies aber nicht, dass diese junge Frau nicht ebenfalls eine gewisse Skepsis an den Tag legen konnte. Seine Höflichkeit könnte dabei vielleicht dafür sorgen, dass sie ihre schützende Hülle aus Argwohn ablegte. Andererseits hatte er sich dazu soeben nicht gerade bei ihr beliebt gemacht.
Mit aller Freundlichkeit versuchte er jedoch die Situation zu retten, er bot sogar seine Hilfe an, in der Hoffnung sie wäre nicht töricht genug, um diese abzuschlagen.
Auch hatte er ihre Hand wieder frei gelassen, sodass ihr erschreckter Körper endlich ein Stück weit von ihm abrücken konnte.
Man konnte ihre Angst nun doch in ihren Augen schimmern sehen, auch wenn sie dies niemals zugeben würde. Sie war doch kein schwaches kleines Mädchen mehr!

„Lasst mich, ich schaff das schon.“ Sie wirkte immer noch ein wenig gereizt, als sie versuchte sich aufzurichten. Seiner Hilfe zum Trotz stellte sie sich auf ihre Beine und versuchte einen selbstsicheren Eindruck zu machen. Jeder Beobachter dieser Situation hätte belustigt gegrinst.
Sie wusste eben, dass er gleich herausfinden würde, was sie ihm noch alles gestohlen hatte.
Also musste sie schleunigst das Weite suchen.
Seine Entschuldigung nahm sie dabei nur nebenbei wahr. In einer anderen Situation hätte sie abgewunken. Eigentlich hatte sie nichts gegen Elfen. Aber es war einfach zu viel passiert...
Schritt für Schritt arbeitete sie sich voran, während Sethiel nach seinen medizinischen Versorgungsmitteln suchte. Ihre Beine bewegten sich von Mal zu Mal schneller, obwohl sie nun arg humpelte.
Dann erkannte er es.
Und ihre Augen weiten sich.
„Was hast du noch gestohlen?“
Drohten seine Worte hinter ihrem Rücken.
Ihre Reflexe reagierten sofort.
Mit aller Gewalt zwang sie ihr verletztes Bein zu einem waghalsigen Spurt, ohne Rücksicht auf ihre Verletzung.
Was würde er ihr wohl antun, wenn er sie nun wieder zu fassen bekäme?
Das waren ihre Gedanken und sie brannten wie Feuer hinter ihrer Stirn.
Also rannte sie über Wurzelwerk und Moosbedeckte Steine, über umgefallene Baumstämme und ... Kurama.
Ob das Tier mit Absicht oder aus einfacher Unaufmerksamkeit dort gestanden hatte, blieb zunächst ungewiss, doch dieses Hindernis geriet so unvermittelt in ihr Sichtfeld, dass sie unweigerlich über den Fuchs stolperte.
Ihr Fall wurde mit einem hellen Aufschrei begleitet, der wieder einmal durch den ganzen Wald hallte. Früher oder später musste die Diebin einfach fallen.
Darüber war sich auch Sethiel im klaren, der genau wusste, dass diese merkwürdige Persönlichkeit nicht weit kommen konnte. Nicht mit dieser Verletzung, die er soeben noch fasziniert bewundert hatte. Tja, auch er war eine merkwürdige Persönlichkeit, doch im Gegensatz zu dieser frechen Diebin wusste er um seine Möglichkeiten und Unmöglichkeiten.
Diese halsbrecherische Flucht, als verletzte Person vor einer ausgeschlafenen und weitaus Gestärkteren, zählte definitiv zu den gewissen Unmöglichkeiten.
Nein nein nein nein!!! Was war das denn? Schnell weiter, bevor er kommt... Oh nein, ich will nicht!! Neeeeeiiiiiin ihr Götter bitte nicht!!
Ächzend quälte sich die Gestalt im grünen Umhang weiter voran, trotz der Tatsache, dass Sethiel nur vorbeischlendern brauchte um sie einzuholen. Ihr Wille trieb sie weiterhin an, oder war es doch die Furcht in ihrem Herzen? Dieser Nachtelf durfte sie auf jeden Fall nicht in die Hände bekommen, koste es was es wolle! Zumindest beherrschte dieser eine Satz ihre etwas seltsame Gedankenwelt.
Tja, Sethiel hingegen blieb nun die Wahl, das störrische Mädchen entweder seiner eigenen Habseligkeiten wieder zu erleichtern und im Wald liegen zu lassen, oder aber sie zu ihrem Glück zu zwingen und ihre Wunde zu versorgen, um dann vielleicht noch einmal von vorne anzufangen.
Sie würde sich ohnehin nicht mehr wehren können, zu sehr brannte der Schmerz in ihrem Oberschenkel und auch sonst hatte sie einen viel zu großen Hunger, als dass sie ihre Kräfte hätte erwecken können.
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Sonntag 17. Juni 2012, 14:27

„Lasst mich, ich schaff das schon.“ Als Sethiel das hörte, war er ein wenig überrascht. Sie hatte in seinen Augen eine aggressive Haltung, war sogar zurückgewichen und hatte ihn angegiftet, als er nach der Wunde geschaut hatte. Er hatte auch bemerkt, dass sie kurz gezittert hatte. Er schob es auf sich selbst, vielleicht war er zu stürmisch gewesen. Sethiel hatte nicht bemerkt, wie sie langsam weggegangen war, zu sehr war er damit beschäftigt den Beutel zu suchen, der ganz unten in seiner Tasche lag. Als der Elf allerdings merkte, dass sein Proviant erheblich geschrumpft war, hatte er aufgesehen. Die junge Frau rannte weg, weg von der Lichtung, als hätte sie Panik. Nun vielleicht hatte sie sie sogar, doch Sethiel sah keinen Grund. Überhaupt fand er es merkwürdig, sah aber nicht ein ihr hinterher zu rennen. Früher oder später wird sie stolpern und hinfallen. Mit so einer Wunde ist eine Flucht auswegslos. Sie benimmt sich etwas wie ein Kind. Gemütlich stand er auf und wartete ab. Er sollte schon sehr bald Recht behalten.

Ein heller Schrei erfüllte kurze Zeit später die Lichtung und Sethiel musste grinsen. Tatsächlich traf seine gedankliche Vorhersage ein. Er lief gemächlich in die Richtung des Schreis. Weit war sie wirklich nicht gekommen, denn schon nach kurzer Zeit erkannte er ihren Umhang. Sie schien tatsächlich über etwas gestolprert zu sein. Dieses etwas entpuppte sich als Kurama, der sich gerade wieder aufrappelte und einen etwas beleidigten Eindruck machte. „Schön dich zu sehen Kurama.“ Sethiel beugte sich zu dem Tier hinunter und streichelte ihn hinter den Ohren. Dabei sah er die junge Frau an. „Man muss kein Arzt um zu wissen, dass eine Flucht in der Situation nicht weiterhilft.“ Er ließ vom Fuchs ab und überbrückte den geringen Abstand zu ihr. Mit etwas Nachdruck dreht er sie auf den Rücken. Sethiel schob ihr Kleid so weit hoch, dass er wirklich nur die Wunde sah. „Ihr könnt weglaufen, doch mit diesem Bein werdet ihr nicht weit kommen. Ihr werdet in dem Wald sterben, wenn ihr euch nicht helfen lasst.“ Während er das sagte, hatte er den Beutel in der Hand und öffnete ihn. Darin waren tatsächlich Kräuter, die gegen so eine Wunde halfen. Sethiel war kein Arzt und er kannte sich auch eigentlich nicht so gut damit aus. Doch dieses Kraut kannte er, hatte er doch seine Wunden immer wieder selbst verbunden. Er legte die Kräuter auf und um die Wunde, dann nahm er seinen Schal und nutzte ihn als Verband. Kurama hatte sich neben sie gesetzt, als würde er aufpassen, dass sie keinen neuen Fluchtversuch startete. Als Sethiel fertig war und auch ihr Kleid wieder über das Bein drapierte, fragte er „Wo sind die anderen Sachen?“ Er wollte sie nicht absuchen, hoffte er doch darauf, dass die mit ihm kooperieren würde. Allerdings zweifelte er daran, was ihn nun doch dazu bewegte ihre Sachen zu durchsuchen. Kurama knurrte leise, als wollte er Sethiel warnen oder die junge Frau einschüchtern. So genau konnte der Elf seinen Laut nämlich nicht zuordnen. Schnell fand er seine Sachen und nahm sie ihr ab. Sethiel stand auf und wollte sich zum gehen abwenden. Kurama sah ihn einfach an, er konnte den Blick des Fuchses spüren. „Hälst du das wirklich für eine gute Idee?“ Kurama machte ein glucksenden Geräusch, als würde er zustimmen. Sein Blick fiel wieder auf die Frau. Er wusste nicht warum, aber er fühlte sich für sie verantwortlich. Vielleicht weil sie verletzt war und er nicht, weil sie nichts zu essen hatte und er schon. Vielleicht war es auch einfach der Wunsch nach Gesellschaft, der Wunsch jemanden bei sich zu haben mit dem er reden kann. Er gab ihr den Laib Brot, die Beeren und den Käse, den sie gestohlen hatte, zurück. „Du hast nichts zu essen dabei. Nimm es.“ Sethiel würde sich etwas einfallen lassen müssen, wenn er nach Santros wollte. Er würde irgendwo seine Vorräte aufstocken müssen, aber darüber konnte er sich noch später Gedanken machen.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. Juni 2012, 21:11

Sethiel war wirklich nicht dumm. Nicht mal im entferntesten.
Dieses kleine Schauspiel der jungen Frau war nicht nur nervenaufreibend sondern auch irgendwie kindisch in seinen Augen, daher blieb er vorerst sitzen und ließ das Menschenweib rennen. Er würde sie ohnehin mit Leichtigkeit einholen.
Aber warum lief sie überhaupt weg? Sie hatte keinen Grund dazu!
Gut, sie hatte ihm einiges an Proviant geraubt. Zugegebenermaßen war diese Nahrung auch essentiell für seine Reise nach Santros, doch Sethiel war kein Dunkelelf, der wegen jeder Kleinigkeit Rache schwor.
Geduldig wartete er, bis ihre Wunde die Menschin von ganz allein aufhielt. Der Mischling hatte die Wunde gesehen, sie würde damit kaum den nötigen Abstand zu ihm aufbauen können, den sie für eine erfolgreiche Flucht brauchen würde. Zumal sich ihre Verletzung auch sehr schnell entzünden konnte bei den hiesigen Temperaturen. Dass sie in ihren Kleidern nicht fror war schon verwunderlich. Doch darum machte sich der Mischling derweil keine Gedanken, vielmehr machte er sich nun langsam auf den Weg, der etwas tollpatschigen Diebin zu folgen. Hatte sie doch nun lautstark kund gegeben, dass sie einmal mehr gestolpert war.
Für Sethiel schien es eine Leichtigkeit zu sein, das Mädchen zu finden. Allerdings war das auch nicht weiter schwer, da sie sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, die Richtung zu wechseln. Entweder war sie zu unbedacht vorgegangen und ihrer eigenen Panik verfallen, oder aber sie war wirklich nicht gerade die intelligenteste Persönlichkeit, die Sethiel je gesehen hatte.
Wie dem auch gewesen sein mag, der Mischling behielt all seine Geduld beisammen, die er bei dieser Frau wirklich gut gebrauchen konnte. Würde sie sich nun immer noch so bockig zeigen?
Mit ruhigen Worten erklärte er ihr die Dummheit ihrer vorherigen Tat und verärgerte sie dadurch nur noch mehr. Am liebsten hätte sie noch eine giftige Bemerkung von sich gegeben, doch handelte Sethiel so geschwind, dass ihr die Luft wegblieb. Wieder offenbarte sich die Wunde an ihrem Oberschenkel. Das Blut troff in großen Mengen an ihrem schlanken, hellen Bein hinab und hinterließ schon langsam einen blutigen Fleck auf ihrem Kleid. Innerlich fluchte sie darüber, war es doch so schwierig diese Farbe da wieder raus zu waschen. Aber darum würde sich ganz sicher ihre Schwester kümmern. Die war doch immer so fürsorglich!
Sethiel setzte seine Rede fort, indem er sie darauf hinwies, dass sie kaum einen Tag in diesem Wald überleben würde. Das stimmte, da konnte sogar das Mädchen nur stillschweigend zustimmen.
Abgesehen davon wollte sie sich nicht erneut von einem dahergelaufenen Elfen zurechtweisen lassen, da hatte sie wahrlich besseres zu tun.
Aber wehe du tust irgendetwas dummes... dann schwöre ich dir bei den Göttern, dass du es bitter bereuen wirst! Giftige Gedanken die keinen Weg über ihre Lippen fanden. Dennoch standen ihr diese Worte praktisch ins Gesicht geschrieben. Missbilligend beobachtete die Diebin, wie er ihre Wunde verarztete und mit Kräutern behandelte, die ihr gar nicht mal so unbekannt waren. Die wuchsen hier irgendwo. Natürlich hätte sie früher oder später auch darauf zurückgegriffen!
Als er fertig war, spürte sie zwar immer noch wie der hohe Blutverlust sich langsam bemerkbar machte, doch fühlte sie sich nun ein wenig besser. Es war gut zu wissen, dass die eigene Wunde nun durch einen Verband oder, in diesem Fall, einem Schal geschützt wurde. Nun hatte der Mischling tatsächlich bewiesen, dass er nicht so war wie die Elfen, die SIE kannte.
Dennoch blieb sie stur.
Als er sie nach seinen anderen Sachen fragte, hob sie demonstrativ das Kinn und blickte dann wie eine verzogene Prinzessin in eine andere Richtung.
„Als wenn ich dir DAS verraten würde!“ Zumindest erlaubte sie sich diesmal keine weitere Beleidigung.
Sethiel musste sie sich also alleine holen, doch blieben ihm die, zu Krallen gewordenen, Hände nicht erspart, die ihn wütend davon abhielten ihren Beutel an sich zu reißen. Ihre Nägel waren nicht besonders lang, dennoch verursachten sie so einige Kratzer auf seiner Haut. Wenn sie sich kräftiger gefühlt hätte, wäre sie ihm sogar an den Hals gesprungen und hätte ihre Zähne in sein Fleisch gebohrt, doch glücklicherweise war sie dazu, wie gesagt, zu schwach.
Natürlich brachte das den Elfen nicht davon ab, seine Habseligkeiten dennoch wieder an sich zu reißen. Und natürlich hatte sie fast damit gerechnet. Ihre Hilflosigkeit ließ ihre Gedanken brodeln wie einen vergessen wordenen Heizkessel. Allein ihre Vernunft machte sie stumm und nachgiebig. Sie hatte diesen Kampf verloren, da konnte sie die Tatsachen drehen und wenden wie sie wollte. Das Mädchen würde sich also ein anderes Opfer suchen, oder doch noch allein auf die Jagd gehen müssen.
Verdammt... warum hat mir mein Vater nie beigebracht wie man jagt? Na ja, zur Not kann ich immer noch die Beeren und Pilze des Waldes verspeisen. Gut, dass ich ohnehin abnehmen wollte... Langsam schien sich die Brünette mit ihrem Schicksal abzufinden. Schwerlich setzte sie sich auf und noch viel schwerer tat sie sich mit dem Aufstehen. Eigentlich sollte sie sich schonen, zumal ihr schon schwindelig wurde. Die Umgebung wurde plötzlich viel dunkler. Ja, sogar schwarz!
Aber dann konnte sie wieder sehen und ihr Puls hämmerte wie wild das Blut durch ihre Adern. Gut, dass ihre Wunde verbunden war, ansonsten hätte sie nun noch viel mehr Lebenssaft verloren.
Sie hatte gar nicht bemerkt, wie der Elf mit seinem Fuchs redete. Das Mädchen ahnte noch nicht einmal, dass die beiden zusammengehörten. Das Tier war bisher schlichtweg ignoriert worden, und dennoch schien Kurama seinen Freund beinahe anzubetteln, dieses arme Wesen nicht einfach so im Wald liegen zu lassen. Gut, dass er dabei an Sethiels Gutglauben und Hilfsbereitschaft appellieren konnte, die bei weitem nicht bei jedem Elfen so stark ausgeprägt war.
Doch Sethiel tat noch mehr. Er gab ihr sogar ihre Beute, also seinen Proviant, zurück!
Welch seltsame Fügung des Schicksals, die Götter hatten es wirklich gut mit der Diebin gemeint. Vielleicht wollten sie ihr dadurch auch nur klar machen, dass man auch durch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft an Nahrung gelangen konnte, und es nicht immer nur den egoistischen Weg geben musste?
Die junge Frau verstand diesen Wink des Schicksals und nahm ihm zögerlich das Essen aus der Hand.
„Danke...“ Man merkte, dass ihr dieses Wort sehr schwer fiel, umso aufrichtiger klang es aber auch.
„Warum hast du das alles ge...“, plötzlich kippte sie nach vorne, direkt in Sethiels Arme. Der Blutverlust machte sich wieder bemerkbar und ließ ihr den Blick verschwimmen. Doch noch, ließ sie sich davon nicht unterkriegen. So schnell sie das Bewusstsein verloren hatte, so schnell war sie wieder bei Sinnen. Allerdings war ihre Stimme nun um einiges schwächer.
„Ah, ... was passiert mit mir?“ Das Mädchen hielt sich den Kopf. Alles drehte sich und schien damit auch gar nicht mehr aufhören zu wollen. Ihre andere Hand krallte sich in Sethiels Ärmel, ehe sie ihr Haupt hob und ihm direkt ins Gesicht sah. Er konnte ihren Atem nun ganz warm und sachte auf seiner Haut spüren, als sie weiter sprach: „Damit eines klar ist.... wir sprechen uns noch! Renn also verdammt nochmal nicht weg!“ Für diesen beinahe zärtlichen Moment hätte es kaum unpassendere Worte geben können. Sie schien wirklich ein temperamentvolles Fräulein zu sein.
Dann sackte sie wieder zusammen, diesmal bewusstlos.
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Sonntag 24. Juni 2012, 14:46

„Danke.“ Der Menschin fiel es anscheinend schwer, dieses Wort auszusprechen, als sie die Lebensmittel von Sethiel annahm. Dennoch hörte der Elf die Aufrichtigkeit, als ihr dieses Wort über die Lippen kam und freute sich. Es zauberte ihm sogar ein Lächeln ins Gesicht. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass man etwas getan hat, dass andere half, abgesehen von seinem Verantwortungsgefühl. „Warum hast du das alles ge...“ Noch während sie sprach kippte sie in seine zuvor von ihr verkratzten Arme. Sie taten ihm nicht sonderlich weh, aber dennoch brannten sie etwas. Doch das war für ihn nicht weiter von Belang. Auch wenn sie ihren Satz nicht zu Ende gesprochen hatte, wusste er, was sie fragen wollte. Sethiel öffnete den Mund um anzuworten, doch ihre Stimme ließ ihn nicht Wort kommen. „Ah, …was passiert mit mir?“ ,fragte sie nämlich. Ihre Stimme klang schwach und wie es schien brüchig. Mit besorgter Miene beobachtete der Elf die Frau, die sich den Kopf hielt und deren Hände sich in seinen Ärmel vergruben. Er beugte sich etwas vor, wollte sie stützen, als sie plötzlich ihren Kopf wieder hob und ihn anstarrte. Sethiel spürte ihren warmen Atem, der ihm eine Gänsehaut einbrachte. „Damit eines klar ist... wir sprechen uns noch! Renn also verdammt nochmal nicht weg!“ Wie soll ich wegrennen, wenn du halb auf mir liegst? Diese Gedanken hätte er am liebsten laut ausgesprochen, doch dazu kam er nicht, denn sie kippte wieder nach vorn. Ihre Augen hatte sie geschlossen, ihr Kopf lag nun auf seiner Brust. Die junge Frau schien bewusstlos zu sein. Wahrscheinlich hatte sie zu viel von dem Blut verloren, das vorhin ihr Bein so schön gefärbt hatte. Dazu kam noch die Erschöpfung, versuchte sie ja in dem Zustand zu fliehen. Der Elf war etwas erstaunt, mit so einer Situation hatte er nicht gerechnet.

Wenn man als Außenstehender ihre Geschichte nicht kannte, hätte man denken können, das zwei sich Liebende hier saßen. Sethiel rutschte zum nächsten Baum und lehnte sich an ihn. Aufstehen wollte er nicht und dieser Platz war nicht schlecht, da man ihn nicht so leicht einsehen konnte. Dieser Platz war auch im Schatten, perfekt für den Mischling. Auch wenn er keiner reiner Nachtelf war, so versuchte er die Sonne zu meiden. Die Menschenfrau ließ er auch sich schlafen, dabei strich er ihr immer wieder über den Rücken. Das ihr bei diesem Wetter nicht kalt ist. Sie holt sich nur den Tod. Sethiel griff nach seiner Tasche und holte seinen Umhang hervor. Diesen legte er auf sie. Kurama gesellte sich zu ihm, auch er schien nach ein bisschen Wärme zu suchen. „Unser Start hätte wohl nicht ereignisreicher sein können. Da bin ich froh über ein bisschen Ruhe.Ich hoffe, dass wir nicht in Schwierigkeiten hinein raten. Sie scheint Angst gehabt zu haben, auf der Flucht vor etwas oder vor jemanden. Sethiels Gedankengänge waren eher eine Analyse der Situation, gespikt mich Spekulationen. Der Elf machte sich Sorgen und das konnte man ihm genau aus dem Gesicht heraus ablesen. Natürlich wusste er, dass die Welt außerhalb des Reiches sehr rau sein würde, wusste er doch, dass viele Gefahren lauern und er auf der Hut sein musste. Unwillkürlich kam ihn sein toter Bruder in den Sinn, doch schnell verwarf er den Gedanken. Je weniger er an ihn dachte, desto besser war es für seine Nerven. Er durfte jetzt nicht der Panik verfallen, die in ihm aufkeimte. Stattdessen streichelte er den Hals des Fuchses und beobachtete ihn. Kurama würde garantiert eine Gefahr wittern können, es war von Vorteil einen Überlebenskünstler bei ihm zu haben. Immer wieder schwankte sein Blick zu der Bewusstlosen auf seiner Brust, die den Schlaf der Gerechten schlief. Wenn sie wach war, würde er sie einiges Fragen, kannte er nicht einmal ihren Namen. Auch wollte er wissen, woher sie ihre Wunde hatte. Doch bis dahin würde er sich woh gedulden müssen.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Montag 25. Juni 2012, 18:18

Die Menschenfrau hatte wirklich viel mehr Glück als sie möglicherweise verdient hatte. Der Mann, in dessen Arme sie sank, war kein rüder Schuft und auch kein frevelhafter Wüstling sondern vielmehr eine stützende Hilfe für ihr bewusstloses Selbst. Sethiel freute sich wirklich, dass er die Fremde doch irgendwie mit seiner Freundlichkeit erreicht hatte und auch sein Verantwortungsbewusstsein fühlte sich auf einmal seltsam beflügelt. Umso mehr konnte sich seine Hilfsbereitschaft unter Beweis stellen, als das Mädchen auf seine mehr oder weniger starken Arme angewiesen war. Er ließ es geschehen, wie eine einfache Naturgegebenheit und versuchte sich in eine bequemere Lage zu versetzten. Teils um ihren Körper besser stützen zu können, teilweise aber auch um seine eigenen Kräfte zu schonen. Selbst wenn diese Frau eine relativ leichte war, so hatte sie doch immer noch ein gewisses Gewicht, welches er nun zu tragen hatte.
Kurama beobachtete die Handlungen seines Freundes mit einem zufriedenen Leuchten in seinen Augen und wedelte sachte mit seinem Schweif. Das was Sethiel da tat, war richtig und gut. Man sollte verzeihen und vergeben können in einer Welt, in der Grausamkeit und Rachsucht auf dem Tagesplan standen. Sethiel lebte in wirklich schwierigen Zeiten und noch wusste er nicht, dass auch jenes Geschöpf in seinen Armen von diesen Grausamkeiten berührt wurde.
Grübelnd strich er der Frau über den Rücken, legte gleich darauf aber seinen eigenen Umhang über ihren Leib. Sie würde ihn gut brauchen können, war die Sonne in diesen Tagen doch eher geizig mit ihrer Wärme umgegangen. Beinahe zeitgleich setzte sich auch Kurama an seine Seite und döste ein wenig vor sich hin. Allerdings ohne seine Umgebung außer Acht zu lassen, der schlaue Fuchs blieb ständig auf der Hut. Aber nicht nur davon konnte Sethiel profitieren, Kurama spendete ebenso viel Wärme wie die Menschin, wenn nicht sogar noch mehr, und sorgte so dafür, dass Sethiel seinen Umhang nicht misste. Im Gegenteil, der Körper des Mädchens schien auf einmal wärmer zu werden. Schweiß, trat ihr auf die Stirn und ihre Finger verkrampften sich. Die Diebin blieb zwar ansonsten ziemlich ruhig, doch bekam sie ein ziemlich hohes Fieber. Vermutlich litt sie dabei auch an unangenehmen Träumen, wovon man allerdings wenig bemerkte. Man konnte nur Vermutungen über sie und ihren Zustand anstellen, denn fragwürdig war diese ganze Geschichte allemal.
Wo war sie hergekommen? Was machte sie so ganz alleine im Wald?
Wer war sie und woher hatte sie diese Verletzung?
Kurama blickte auf, als sich Sethiels Wort aus der Stille heraus erhob. Er konnte die Sorgen seines Freundes erkennen und fiepste, in der Hoffnung ein wenig trösten zu können. Zumindest erhielt er dadurch einige Streicheleinheiten, die der Fuchs sichtlich genoss.
Lange Zeit verharrte die kleine Gruppe in dieser zusammengekauerten Position ohne, dass etwas passierte. Die Sonne schob sich langsam aber sicher über den Horizont, bis sie am Firmament zu schweben begann und erhellte die Szenerie merklich. Wie schimmerndes Gold tanzten die Blätter des Waldes im Wind, um sich bald darauf von ihren Ästen zu lösen und unbehelligt gen Boden zu schweben. Auch während der Ruhepause Sethiels flogen braune, orangene und rote Blätter durch den Wald. Schließlich gesellten sich dem fliegenden Laub auch leise Regentropfen hinzu, blieben aber weitestgehend unbemerkt da sie kaum die nötige Kraft besaßen einen Körper zu durchnässen.
Auch Kurama ließ sich von diesem leichten Wetterumschwung nicht stören, war seine Umgebung doch viel interessanter. Diesmal ließ sich zwar kein scheues Kaninchen blicken, dafür aber der ein oder andere Vogel. Mit hin und her zuckendem Kopf betrachteten sie die kleine Gruppe und machten sich alsbald wieder auf und davon.
Eine weitere lange Zeit verstrich, ohne dass das Fieber der jungen Frau abnahm. Sie keuchte ab und an, blieb ansonsten aber still und machte auch keine Anstalten sich hin und her zu wälzen, zum Glück für Sethiel.

Doch dann zuckte Kurama zusammen und wandte seinen Kopf in südliche Richtung ihrer derzeitigen Position. All seine Sinne waren alarmiert und da der Mischling Kuramas Reaktionen auf bestimmte Geräusche kannte, wusste er sofort, dass es sich um etwas größeres als einen Vogel oder ein Kaninchen handeln musste. Kurz darauf konnte auch der Elf etwas vernehmen, was entfernt an eine Stimme erinnerte. Äste knackten verräterisch laut und etwas Großes schien dabei seinen unebenen Weg durch den Wald zu suchen. Ein Karren oder etwas in der Art musste dieses Geräusch verursachen.
Dann plötzlich ein Rufen. „IGARAAAAAAA! IGARAAAAAAA!“ unerbittlich brüllte eine weibliche Stimme durch den Wald, gefolgt von einem männlichen Bass. Sein Wortlaut war ähnlich prägnant: „IGARA! WO STECKST DU?!“
Kurama blickte zu Sethiel auf und blickte dann wieder in die Richtung der Stimmen. Sie waren viel zu laut um wirklich in diesen Wald zu passen. Mehr noch, sie wirkten wie tollpatschige Eindringlinge, die nicht wussten, was sie durch ihr Gebrüll alles anlocken konnten.
„NUN HÖRT DOCH AUF ZU BRÜLLEN! WER WEIß DENN SCHON, WO DER NÄCHSTE DUNKELELF LAUERT! MENSCHEnskindernochei...“ Eine dritte Stimme hatte sich über die beiden vorherigen erhoben und ermahnte sie ironischerweise zur Ruhe. Sein darauffolgendes Gemurmel war hingegen weniger gut zu hören. Dennoch war Sethiel nun mehr als gewarnt vor den Wesen die da im Dickicht umher wandelten. Natürlich konnte er sich nicht rühren, eine Flucht war demnach undenkbar, außer er ließe das Mädchen hier liegen. Andererseits war es vielleicht gar nicht nötig das Weite zu suchen? Dunkelelfen schienen es jedenfalls keine zu sein, hatten sie doch eben erst kund getan, dass sie sich vor jenen in Acht nehmen sollten. Waren es vielleicht Elfen? Nein, dafür waren sie zu laut und alles andere als waldliebend. Es konnten also nur Menschen sein, die sich da ihren Weg durch den Forst bahnten. Scheinbar waren sie auf der Suche nach einer gewissen 'Igara', war Sethiels kleine Diebin möglicherweise besagte Frau?
Schließlich schien der Karren stehen zu bleiben, ob durch eine Undurchlässigkeit des Waldes oder durch die weitreichende Suche blieb Sethiel verborgen, doch konnte er vernehmen, dass die Stimmen immer näher kamen.
„Er brüllt doch selbst wie ein wild gewordener Irrer! Soll er sich mal nicht so anstellen, die Dunkelelfen sind in Pelgar und nicht hier bei uns im Osten!“ Die weibliche Stimme war es, die nun kurz davor stand auf die kleine Lichtung zu treten, auf der sich Sethiel und sein Begleiter, sowie die Bewusstlose befanden. „Ach du kennst ihn doch, wenn er sich Sorgen macht, dann so richtig!“
Die zweite Stimme klang belustigt und gehörte definitiv zu einem Mann. Auch er schien schon recht nah zu sein.
Endlich brachen Sträucher auseinander und gaben den Blick auf eine junge hübsche Frau frei, die mit großen, runden Augen in Sethiels Richtung starrte.
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„Ich hab sie!!“ rief sie halblaut und trat vorsichtig auf die Lichtung. Sie hatte einen roten Umhang um ihren Leib gehüllt, der sie schützte und wärmte. Ihre große Kapuze bedeckte halb ihr Gesicht, bis sie sich jene vom Kopf nahm und eine glänzende, mit Perlen zurecht friesierte Haarpracht zur Schau stellte. Sie trug Ohrringe und einen roten Ring an ihrer linken Hand.
Eilig trat sie an Sethiel heran, stoppte abrupt und ließ ein Seufzen vernehmen. „Ach du meine Güte, was hast du jetzt wieder angestellt, Schwester?“ murmelte sie auf ihrer Muttersprache und besann sich. Sie hatte es schließlich mit einem Elfen zu tun. „Hat euch meine Schwester Ärger bereitet? Was sie Euch auch erzählt haben mag, glaubt ihr nicht! Sie ist eine gute Lügnerin.“
Schließlich trat auch die zweite Gestalt aus den Sträuchern heraus und folgte der jungen Frau auf dem Fuße. Der Mann lachte, als er Sethiel und das Mädchen so sah. Den Grund dafür lieferte er kurz darauf: „ Das ist doch nicht zu fassen. Da lässt man sie einen Augenblick aus den Augen und schon schmeißt sie sich dem nächsten Burschen an den Hals! Haha!“
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Seine Gewandung erinnerte an die Ausrüstung eines Jägers, jedoch trug er keinen Bogen bei sich. Tierfelle und Leder schützten den kräftigen Mann, der höchstens ein Kurzschwert bei sich trug und auf irgendetwas herumzukauen schien. Dies war aber nichts das Besondere an ihm, vielmehr erregte seine groteske Narbe, quer über seinem linken Auge, für Aufsehen. Sie ließ seinen Seelenspiegel milchig weiß erscheinen und gab zudem den Anlass zu glauben, er sei auf jener Seite erblindet. Ansonsten machte dieser Kerl einen sehr charakterstarken Eindruck, das schwarze bis dunkelgraue Haar hatte er sich in einem Zopf zusammengebunden, doch stahlen sich einige Strähnen doch noch ihren Weg an seinem Hals vorbei. Ansonsten konnte man nur noch erwähnen, dass sein Haaransatz bereits ergraute und er damit ein etwas älterer Mann sein musste. Ganz im Gegensatz zu der Frau, die zuerst aus den Sträuchern getreten war.
„HEY RARU! WIR HABEN SIEEEEE!“, rief der Mann schließlich über seine Schulter hinweg, ohne große Kraftanstrengung. Es war erstaunlich welch mächtiges Stimmenorgan in seiner Kehle saß. Damit hätte er definitiv Tote erwecken können.
Was machten diese beiden Fremden aber für einen Eindruck auf Sethiel? Ruhig und entspannt war es gewesen, als er sich an diesen Baum gelehnt hatte und die fiebernde Diebin schlafen ließ. Kurama war dabei sein stiller Wächter gewesen, der jeder Kleinigkeit die gefährlich werden könnte höchste Aufmerksamkeit schenkte. Doch nun hatte sich das Tier erhoben und knurrte angriffslustig in die Richtung der Fremden. Zwar hatten jene zumindest den Anstand gehabt einen gehörigen Abstand von den beiden Ruhenden zu nehmen, doch waren sie dennoch ziemlich laute Gesellen und forderten Kuramas Instinkte dadurch geradezu heraus!
Zumindest war eines nun klar, das Mädchen in Sethiels Armen hatte einen Namen, ja praktisch eine Identität erlangt!
Igara.
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Und sie hatte scheinbar Freunde, oder Familie, die auf sie acht gaben. Auch wenn dies in einem, für den Elfen, etwas ungewohnten Ton passierte, so gab es doch zumindest einen Anlass zur Beruhigung. Diese Fremden würden ihr helfen können und vielleicht konnten sie sogar dem Mischling als helfende Hand dienen?
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Mittwoch 27. Juni 2012, 00:11

Sethiel wusste nicht wie lange er so da saß. Es war, als hätte er jegliches Gefühl für Zeit verloren. Er spürte die Wärme, die das Mädchen ausstrahlte. Sethiel war wirklich kein Fachmann, aber diese Hitze war nicht normal, es musste Fieber sein. Der Elf ließ sie schlafen, vielleicht half es ihr. Vermutlich von den Wetterverhältnissen. Es hat ein paar Tropfen geregnet und im Wald ist es doch alles andere als warm. Seine Miene war wieder besorgt und dennoch zufrieden. Er liebte die Ruhe, die in diesem Wald herrschte, genoss sie regelrecht. Es war das besondere an diesem Wald, der für den Mischling auch als Trainingsstätte gedient hatte. Er schloss die Augen, sich auf die Ruhe konzentrierend und strich weiter seinen Freund Kurama.

Ruhe war ein Geschenk Manthalas. Das war zumindest die Meinung von Sethiels älterer Schwester gewesen. Die Ruhe war ein Freund der Nacht, in der sich Nachtelfen bewegten wie Schatten. Sie war allerdings auch kostbar, konnte man sie doch schnell vertreiben. Plötzlich zuckte Kurama und hob seinen Kopf. Ein Blick reichte dem jungen Elfen um zu verstehen. Etwas oder jemand war in der Nähe. Die Luft war nun erfüllt von Geräuschen. Etwas großes schien sich seinen Weg durch den Wald zu bahnen. Bald folgte nun eine Stimme. „IGARAAAAAAA! IGARAAAAAAA!“ Sie schien weiblich zu sein, doch bevor Sethiel sich weiter Gedanken darüber machen konnte, folgte eine männliche Stimme. „IGARA! WO STECKST DU?!“ Sethiel und Kurama wechselten einen Blick. Es waren eindeutig Menschen, da sie sehr laut nach jemanden zu suchen schienen. „NUN HÖRT DOCH AUF ZU BRÜLLEN! WER WEIß DENN SCHON, WO DER NÄCHSTE DUNKELELF LAUERT! MENSCHEnskindernochei...“ Das war eine dritte Stimme. Sie sind also zu dritt. Aber drei sind trotzdem mehr, als mir lieb sind. Sie bestätigte den Verdacht des Elfen und ließ ihn so gleich aufatmen. Dunkelelfen waren es auf jeden Fall keine, sonst würde die Dritte Stimme die anderen nicht zur Ruhe aufrufen. Dennoch wurde es dem Mischling mulmig zumute. Anscheinend suchten sie nach einer Igara. Doch wer oder was war sie? Sein Blick fiel auf die Schlafende auf ihm. Ob sie vielleicht so hieß? Er wusste es nicht, hatte er doch keine Gelegenheit gehabt sie nach ihren Namen zu fragen. „Er brüllt doch selbst wie ein wild gewordener Irrer! Soll er sich mal nicht so anstellen, die Dunkelelfen sind in Pelgar und nicht hier bei uns im Osten!“ Das war die weibliche Stimme und sie schien näher gekommen zu sein, genauso wie die männliche, die wohl das Verhalten ihres dritten Kameraden lustig fand. Sethiel merkte sehr wohl, dass sie unangenehm nah waren, doch noch ehe er überlegen konnte, was wohl am besten sei, wurden Sträucher zur Seite geschoben und eine Frau trat hervor. Sie blieb stehen und starrte ihn an. „Ich hab sie.“, rief sie halblaut und trat nun mehr auf die Lichtung. Nun konnte Sethiel sie näher betrachten. Sie trug einen roten Umhang mit Kapuze, darunter ein Kleid wie es schien. Sie hatte braune Haare, die mit Perlen frisiert waren, des weiteren trug sie Ohrringe. Alles in allem war die junge Frau hübsch. Mit schnellen Schritten ging sie zu diesem merkwürdigen Trio. Sie blieb stehen und begann in einer Sprache zu sprechen, die Sethiel noch nie gehört hatte. Die Frau schien es zu merken, denn sie wechselte in die allgemeine Sprache. „Hat euch meine Schwester Ärger bereitet? Was sie Euch auch erzählt haben mag, glaubt ihr nicht! Sie ist eine gute Lügnerin.“ Sethiel wollte zu einer Antwort ansetzen, als ein Mann auftauchte. Er schien älter als die Frau zu sein und man konnte ihn für einen Jäger halten. Der Elf blieb jedoch bei dessen Narbe und seinem milchig weißen Augen hängen. Er machte auch Sethiel einen starken Eindruck, allerdings war er ihm nicht ganz geheuer. Der Mann lachte beim Anblick dieser Szene und schaffte es so den Elfen zu verwirren. Der Mensch schien es zu bemerken und erläuterte den Grund. „Das ist doch nicht zu fassen. Da lässt man sie einen Augenblick aus den Augen und schon schmeißt sie sich dem nächsten Burschen an den Hals! Haha!“ Sethiel ließ es sich nicht anmerken, aber das fand er nicht ganz so komisch wie der Mensch, der nun seinen anderen Kameraden zurief, dass sie sie gefunden hätten. Plötzlich wurde Sethiel etwas klar. Die Frau, die Diebin war also Igara und sie wurde wohl von der Familie und von Freunden gesucht. Sein Blick fiel auf Kurama. Er hatte sich erhoben und knurrte angriffslustig die Fremden an. „Kurama, beruhige dich. Ich denke nicht, dass sie uns etwas antun wollen.“ Sethiel sprach mit dem Fuchs nur in Herendia. Das war einfach eine Gewohnheit, die auch nützlich sein konnte. Er stand auf und hielt dabei Igara in seinen Armen. „Zu eurer Frage, ob sie Ärger bereitet hatte, sie hatte versucht mich zu bestehlen. Doch die Gegenstände habe ich ihr wieder abgenommen.“ Es war nicht gerade nett, aber er wollte auch nicht lügen, vielleicht konnten sie ihm helfen. „Ihr geht es nicht gut. Sie hat eine große Wunde am Bein, ich habe notdürftig versorgt, allerdings scheint sie wohl an hohes Fieber zu leiden.“ Was aber auch nicht gerade verwunderlich ist, so wie sie hier durch den Wald gelaufen ist. Er stand nun vor dem Älteren und wollte ihm eigentlich Igara übergeben. Doch etwas hielt ihn zurück. Vielleicht war es sein Misstrauen, dass ihn dazu veranlasste so zu handeln. Stattdessen fragte er: „ Ihr erwähntet, dass sie eine gute Lügnerin sei, ich kann euch versichern, dass sie mir nichts erzählt hat. Aber sie schien nicht gerade gut auf Elfen zu sprechen sein, hatte den Anschein, dass eure Schwester in Panik war.“ Sethiel hörte eine Art leises Stöhnen und sah Igara an. „Ich würde es für angebracht halten, wenn wir uns an einer anderen Stelle unterhalten könnten. Es ist wichtiger sich um ihr Wohl zu kümmern. Ich habe nämlich einige Fragen, auf die ich mir eine Antwort erhoffe.“ Es war seine Art ruhig zu bleiben und überlegt vorzugehen. Igara war krank, sie brauchte dringend Hilfe. Er würde im Zweifel allein zurechtkommen, dennoch brauchte er vor allem den Weg nach Santros und erhoffte sich Hilfe von den Menschen. Kurama schien sich inzwischen etwas beruhigt zu haben, dennoch blieb das Tier vorsichtig und seinen Instinkten treu. Sethiels Durst nach Wissen war groß, doch wie reagierten sie auf ihn und seine Art? Würden sie ihm helfen, so wie er Igara geholfen hatte? Oder würden sie versuchen ihn loszuwerden? Man konnte nie wissen, es gab Tausende von Situationen, die eintreffen könnten. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, während er auf eine Antwort wartete.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 27. Juni 2012, 20:47

So leicht konnte etwas so wunderbar ruhiges und zartes wie die Stille zerbrechen. Aus den eigenen Gedanken gerissen, fand sich Sethiel nun zwei weiteren seltsamen Gestalten gegenüber, die ihn und seinen Freund Kurama ziemlich nervös machten. Fremde waren noch nie ein angenehmer Anblick gewesen, wie würde aber der Mischling auf jene reagieren?
Kurama konterte die lauten Stimmen mit einem aggressiven Knurren und ließ das Mädchen in rot entsetzt zurück schrecken. Der Mann jedoch grinste breit und hockte sich interessiert hin. Er befand sich nun auf Augenhöhe mit dem überaus vorsichtigen Begleiter Sethiels.
„Na sieh mal einer an, du bist vielleicht ein Prachtkerl von einem Fuchs. Wo habt Ihr den denn gefunden? So ein wunderschönes Fell habe ich selten gesehen und glaubt mir ich kenne mich aus in der Welt der Tiere.“ Der Fuchs ließ sich von dieser Belobigung kaum beeindrucken, beruhigte sich aber als Sethiel es ihm in der gewohnten Sprache der Nachtelfen gebot. Nun wurde auch die junge Frau hellhörig, da sie jene Sprache noch nie zuvor gehört hatte. Gerade wollte sie danach fragen, als der Mischling auf ihre vorherige Frage antwortete. Dass Igara ihn bestohlen haben soll, glaubte sie sofort. Ihre große Schwester war schon immer ziemlich hinterhältig und rücksichtslos mit Männern umgegangen, allgemein hatte sie einen eher frechen bis beinahe ruchlosen Charakter und nahm sich alles was sie sich unter den Nagel reißen konnte ohne Skrupel. Die junge Frau seufzte. Zu hoffen, dass Igara sich zumindest einmal benahm, war mindestens so aussichtslos wie die Hoffnung, dass irgendein Mann sie jemals bändigen würde. Auch ihr Begleiter schien ähnlicher Meinung zu sein, nahm diese Charaktereigenschaften aber lässig in Kauf. „Das sieht ihr ähnlich.“ antwortete er nur knapp und blickte auf die Schlafende, die scheinbar viel mehr Probleme zu machen schien, als dass sie jene löste.
Doch egal wie unberechenbar Igaras Charakter auch war, ihre Schwester war kein Unmensch. Als der Mischling von ihrer Verwundung und dem hohen Fieber erzählte, riss sie perplex die Augen auf und trat sofort näher. Trotz Kuramas offensichtlicher Unruhe.
„Ach du meine Güte! Wir müssen sie schnell zu Papa bringen! Sie hat sich bestimmt infiziert.“
„Dass Ihr auf sie Acht gegeben habt, ist sehr ehrenhaft von euch gewesen. Doch nun solltet Ihr sie in unsere Obhut geben.“ Zum ersten Mal klangen die Worte des Mannes weder belustigt noch heiter. Seine Züge hatten eine ernste Miene angenommen, die durch merkliche Stirnfalten einen harten Eindruck hinterließen. Er kam einen Schritt auf ihn zu und streckte seine Arme aus, doch noch wollte der Mischling nicht auf die beiden zukommen. Er hatte Fragen.
„ Ihr erwähntet, dass sie eine gute Lügnerin sei, ich kann euch versichern, dass sie mir nichts erzählt hat. Aber sie schien nicht gerade gut auf Elfen zu sprechen sein, hatte den Anschein, dass eure Schwester in Panik war.“
Nun zeigten sich auch Sorgenfalten im Gesicht der jungen Frau.
Dass ihre Schwester Panik hatte wegen irgendwem oder irgendetwas, war äußerst seltsam. Igara war eine sehr mutige Frau, mutiger als so mancher Kerl, ob der Fremde hier wirklich die Wahrheit sagte?
Noch bevor sie antworten konnten, machte Sethiel den Vorschlag, den die Gruppe in Bewegung setzte. Die Frau in grün brauchte wirklich dringend eine ärztliche Versorgung, da waren sich alle Anwesenden einig.
„Nun gut, kommt mit uns. Unsere Wagen stehen nicht weit von hier.“ schlug der fremde Mann vor und nahm Igara in seine starken Arme. Wie eine schlafende Prinzessin ließ sich das Mädchen nun von ihm tragen und keuchte und fieberte dabei ohne Unterlass.
Die drei und Kurama machten sich eiligst auf den Weg, überwanden knorrige Wurzeln, wichen dem einen oder anderen Ast aus und ließen sich von dem leichten Nieselregen die Kleider befeuchten. Mehr schafften diese eifrig arbeitenden Tropfen allerdings nicht. Dazu waren sie zu schwach und zu klein.
Bald schon erreichten sie einen Pfad der befahrbar und damit ideal für den Transport der drei Wohnwagen war, denen sich Sethiel nun gegenüber sah. Neben jenen gab es auch einen großen Karren mit einem verhüllten Holzkäfig darauf, der durch große Stoffdecken versteckt wurde. Der erste Mann der ihnen entgegentrat hatte ein hochrotes Gesicht und einen weißen Schnauzbart über den Lippen, der ihn äußerst grimmig erscheinen ließ. Scheinbar hatte er sich soeben aufgeregt und wartete nun auf jemandem an dem er seine Wut so richtig auslassen konnte. Doch der Anblick der Frau in grün ließ ihn erstarren. „Meine Tochter....“ Noch ehe jener alte, wenn auch sehr kräftig gebaute, Mann nähertreten konnte hielt ihn die Frau in rot auf. „Vater, schnell Igara ist verletzt! Sie fiebert und braucht dringend eine medizinische Versorgung!“ Prompt veränderte sich die Miene des Alten erneut und drängender Eifer sprühte aus seinen braunen Augen. „Los, bringt sie in meinen Wagen! Schickt Faraday zu mir. Und beeilt euch!“ Der Mann, welcher Igara in seinen Armen trug, ließ sich dies nicht zweimal sagen und stapfte mit großen Schritten in Richtung eines gelb gestrichenen Wagens. Der Mischling würde sofort erkennen, dass es sich hierbei um Zigeuner, das fahrende Volk, handelte, auf welches er da gestoßen war, wenn er denn schon von jenen Menschen gehört hatte, die ein Nomadendasein dem ruhigen Standort eines Hauses vorzogen.
Bald schon war ein weiteres Mädchen in heller Gewandung zu sehen, die eilig in den gelben Wagen stieg und dann wurde die Tür vorsichtig zugeschlossen. Ein anderer Mann wagte sich nun aus seinem Versteck hervor und stiefelten auf die Frau in rot zu. Sethiel blieb zunächst Nebensache.
„Oh Uasa, welch Glück, dass Ihr eure Schwester wiedergefunden habt. Ich glaubte schon meine Sinne hätten mich getäuscht.“ Es war ein äußerst kleiner Mann der da zu ihr sprach, war er doch mit Hut gerade mal so groß wie ihre Schulter hoch war. Jener Hut besaß eine schwungvolle Feder und war zu klein um seinen gesamten Kopf zu bedecken. Seine schmuddeligen Haare sprossen aus allen Ecken in langen braunen Strähnen unter seinem Hut hervor und zeugten von mangelnder Hygiene. Auch sein Bart verhielt sich ähnlich, waren sein Schnauzer und der Kinnbart doch von ähnlich strähniger Struktur. Der kleine Mann stützte sich auf einem Holzstock ab und rauchte eine kleine Pfeife in seinem Mundwinkel.
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Sein Geruch ließ die Frau in rot, Uasa, zurückweichen und die Nase rümpfen. „Erkel, Bei allem Respekt deinen Fähigkeiten gegenüber aber ich glaube wir haben es eher den Fertigkeiten Kasals zu verdanken, dass wir Igaras Spur aufnehmen konnten. Eure Vorhersage kam doch erst, als unsere Wagen hielten. Und wir, nebenbei bemerkt, all euren vorherigen Missdeutungen erfolglos auf den Zahn gefühlt haben.“ Dies ließ sich der Zwerg nicht gefallen, er nahm ärgerlich seine Pfeife aus dem Mund und deutete damit wütend in ihre Richtung. „Eure Ignoranz ist ebenso schändlich wie das sündige Verhalten Eurer Schwester! Wenn Ihr auf meine Worte gehört hättet, wäret Ihr vorbereitet gewesen auf ihre Flucht!“
Sethiel blieb noch immer ein Zaungast und auch Kurama schien kein großes Aufsehen zu erregen.
Die Frau in rot winkte ab und seufzte gespielt genervt. „Ach Erkel, du lernst es doch nie. Das ist nicht das erste Mal, dass sie unsere Gruppe verlässt. Sie ist eben ein etwas stürmisches Gemüt, dass muss man ihr nachsehen. Hat sie bestimmt von Paps. Manchmal hab ich auch das Bedürfnis einfach abzuhauen.“ Noch ehe der Wahrsager etwas darauf erwidern konnte schnitt ihm die junge Frau allerdings das Wort ab. „Ich denke ich sollte euch nun ihren Retter vorstellen, der sie im Wald gefunden hat und sie fürsorglich behandelte, bis wir kamen.“ Ein paar mal blinzelte das Fräulein, ehe sie zu Sethiel blickte und sich grinsend entschuldigte.
„Oh, das tut mir wirklich leid, ich kenne Euren Namen ja noch nicht einmal. Ich bin Uasa Taisamor und das hier ist Erkel Morunty.“ Der kleine Mann hob kurz seinen Hut und nickte ihm freundlich zu. Dennoch konnte man noch eine Spur bitterer Ärgernis in seinen Augen funkeln sehen. „Freut mich.“ Antwortete er mit seiner typisch kratzigen Stimme. Ehe er an Uasa gewandt fortfuhr. Seinen Ärger musste er dabei widerwillig herunter schlucken.
„Ondel schläft gerade noch, wird also so schnell nicht aus unserem Wagen herauskommen, ich schlage vor du nimmst Igaras neuen Freund mit in euren Wagen. Faraday ist schließlich auch gerade beschäftigt.“ Und mit diesen Worten watschelte Erkel hinter einen der Wagen. Er humpelte, doch dies versuchte er so gut es ging zu verbergen.
Auf was für Leute war Sethiel da nur gestoßen? Uasa geriet in sein Sichtfeld und lächelte ihn freundlich an. „Komm mit mir, unser Wagen ist der rote dort vorn. Dort können wir warten bis es Igara wieder besser geht. Dein Fuchs kann auch ruhig mit, ich denke die Mädchen haben nichts dagegen.“ Und so schritt sie mit wehendem Umhang auf jenen Wagen zu, der zwischen zwei weiteren Wagen stand, öffnete die relativ kleine Tür und bat ihren Gast herein.
Dieser Wohnwagen war äußerst schmal bot jedoch genügend Platz für mindestens drei Personen. Ein riesiges Bett gegenüber des Eingangs zeugte davon, dass die Mädchen hier wohl alle gemeinsam schliefen. Doch auch die vielen Stoffe und Schmuckstücke, die von den Wänden und teilweise sogar von der Decke hingen zeugten von weiblichen Besitzern. Das Bett war von leicht durchsichtigen, roten Tüchern verborgen, ließ aber die vielen Kissen hindurch schimmern, die sich auf jenem finden konnten. Direkt an der Eingangstür waren links und rechts zwei Sitzbänke, mit weichen roten Kissen bestückt, zu finden, die wirklich einladend aussahen, aber kaum Platz für lange Beine hatten. Ansonsten hatten nur noch kleine unscheinbare Schränkchen ihren festen Sitz in diesem Wohnwagen und vollendeten damit den Eindruck einer niedlichen, gemütlichen aber doch sehr engen Behausung.
„Ah gut, Fara hat aufgeräumt. Dann kann ich Euch ja ohne weitere Bedenken in unser Refugium lassen. Ihr müsst wissen, dass nur wenige den „Wagen der Mädchen“ betreten dürfen. Außer natürlich es handelt sich um einen von Igaras Verehrern... die zähl ich allerdings nicht mehr mit. Das sind einfach zu viele.“ Uasa war eine sehr gesprächige Persönlichkeit, in heiterem Ton erzählte sie einem Wildfremden von den Macken ihrer Schwester ohne auch nur daran zu denken, dass ihr Besucher möglicherweise ein gefährlicher Verbrecher sein könnte, der einfach nur auf Geld aus war. „Ihr seid also ein Elf? Wie sich herausgestellt hat, keiner dieser unheimlichen Dunkelelfen. Ich hab gehört, dass sie schwarz wie die Nacht seien und kaum eine Seele verschont lassen auf ihrem Raubzug durch Celcia. Mein Vater redet nur noch von diesen Kerlen seit Pelgar gefallen ist. Er ist vollkommen nervös und vermutet hinter jedem Gestrüpp eine ganze Armee.“ Sie lachte und hielt sich dann erschreckt den Mund. „ Oh verzeiht, Ihr habt sicher Durst, möchtet Ihr vielleicht etwas von unserem Wasser haben? Leider kann ich gerade keinen Tee zubereiten, weil wir noch keine Feuerstelle aufgebaut haben.“ Ohne eine Antwort abzuwarten drückte sie ihm einen Trinkschlauch in die Hand und kramte gleich darauf einige Beeren aus einem der Schränkchen.
„Hier etwas Süßes. Dem können wir einfach nicht widerstehen. Faraday macht daraus wunderbaren Kuchen wenn sie die nötigen Zutaten hat, aber momentan sind wir eher etwas knapp versorgt.“
Das Mädchen hatte noch nicht einmal bemerkt, dass Kurama außerhalb des Wohnwagens geblieben war. Er mochte solche engen Behausungen nicht, ganz zu schweigen von großen Städten oder bloßen Dörfern. Er zog sich zurück in den Schutz des Waldes und beäugte misstrauisch diese Karawane aus Wohnwagen. Irgendetwas kitzelte gehörig seine Nase und dieser Geruch kam eindeutig aus der Nähe des Karrens und seiner großen Beladung. Seine Neugierde bändigend wartete das Tier allerdings erstmal nur ab und setzte sich unter einen knorrigen alten Baum.
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Freitag 29. Juni 2012, 19:07

Sethiel war ein wenig verwundert, als er den Ältere so von Kurama schwärmen hörte. Er schien sich wirklich gut mit Tieren auszukennen. „Kurama ist mein Freund. Er begleitet mich.“, antwortete der Elf höflich. Auch wenn Kurama ruhiger war, so konnte sehr schnell ins Gegenteil verkehren. Doch Sethiels Aufmerksamkeit war wieder bei den Fremden. Der Ältere hatte sich erhoben und zum ersten vernahm er Worte die nicht heiter waren. Das ihm seine Aussage, sie ihn zu übergeben, sehr wichtig war konnte man ihm ansehen. Doch Sethiel machte nicht umsonst den Vorschlag, Die Unterhaltung an einen anderen Ort zu führen. So konnte er nämlich herausfinden, mit was diese Leute unterwegs waren. Neugierig war er schon immer gewesen. „Nun gut, kommt mit uns. Unsere Wagen stehen nicht weit von hier.“ Für den Elfen waren die Worte des Mannes mehr, als er erhofft hatte und gemeinsam kämpften sie sich durch den Wald. Bald kamen sie zu einem Pfad, der breit genug für die drei Wohnwagen war. Sethiel blieb kurz stehen. Er hatte noch nie solche Wohnwagen gesehen. Daneben war noch ein großer Karren, worauf ein Käfig stand. Allerdings konnte der Mischling nicht sehen, was darin war, wurde der Käfig doch verhüllt. Sethiel hatte von Zigeunern gehört, sein Bruder und sein Vater wussten einiges über sie zu erzählen. Sie lebten wie Familien, nur dass sie ständig auf reisen waren. Seine Überlegungen wurden unterbrochen, als er einen Mann auf sie zu kommen sah. Der Anblick dieses Mannes machte Sethiel nervös und unbewusst trat er etwas zurück. Als er jedoch Igara sah, die inzwischen von dem Mann getragen wurde, änderte sich Stimmung des Wütenden schlagartig. „Meine Tochter...“ Worte wie diese halfen Sethiel sich ein Bild zu machen. Der Mann mit dem hochroten Kopf, den braunen Augen und dem weißen Schnurrbart war also Igaras Vater und der Vater der Frau in rot. Diese erklärte ihm die Lage ihrer Schwester und sofort wurden Maßnahmen ergriffen. „Los, bringt sie in meinen Wagen! Schickt Faraday zu mir. Und beeilt euch!“ Sethiel konnte aus den Worten des Mannes schließen, dass er wohl eine Art führende Rolle inne hatte. Verstärkt wurde dieser Gedanke wohl der Tatsache, dass der Mann, der nur ein Auge hatte, sofort zu einem gelben Wagen, kaum hatte Igaras Vater fertig gesprochen. Es dauerte nicht lange und eine Frau in hellen Kleidern rannte zu dem Wagen. Sethiel vermutete, dass sie wohl Faraday sein musste, nach der man geschickt hatte. Doch lange konnte sich der Elf nicht mit ihr beschäftigen, da nun jemand anderes seine Aufmerksamkeit erregte. Dieser jemand schien kein Mensch zu sein. Ein Zwerg, vermutete der Elf. Dieser Zwerg machte auf ihn zwar einen freundlichen, wie er sich auf seinen Stock stütze und Pfeife rauchte, aber auch einen sehr ungepflegten Eindruck. Sein Geruch war wirklich nicht der Beste und Sethiel versuchte sich nicht anmerken zu lassen wie sehr es ihm missfiel. Kurama jedoch zeigte die Abneigung offen und wich Nase rümpfend zurück. Der Mann schien eine Art Magier zu sein, zumindest rühmte er sich, dass man Igara nur mit seiner Hilfe gefunden hatte. Dabei fiel der Name Uasa. So hieß die junge Frau in Rot also. Er konnte anhand des Gesprächs entnehmen, dass der Mann Erkel hieß und sie von ihm nicht gerade begeistert war. Dann fiel dann noch der Name Kasal. Ob der Mann so hieß, der mit Uasa Igara gefunden hatte? „Eure Ignoranz ist ebenso schändlich wie das sündige Verhalten Eurer Schwester! Wenn Ihr auf meine Worte gehört hättet, wäret Ihr vorbereitet gewesen auf ihre Flucht!“ Diese Aussage ließ Sethiel nachdenken. Sündiges Verhalten? Das Igara anscheinend immer wieder abhaut, habe ich schon mehrmals vernommen. Ob er vielleicht das meint? Oder gibt es noch etwas anderes? „Ich denke ich sollte euch nun ihren Retter vorstellen, der sie im Wald gefunden hat und sie fürsorglich behandelte, bis wir kamen.“ Nun sah Sethiel auf und trat ein wenig vor. Er bemerkte ihren Blick und lächelte sie kurz an. „Oh, das tut mir wirklich leid, ich kenne Euren Namen ja noch nicht einmal. Ich bin Uasa Taisamor und das hier ist Erkel Morunty.“ Das stimmte, er hatte noch nie seinen Namen genannt. „ Das ist in Ordnung, ich selbst habe versäumt mich vorzustellen, aber es gab wichtigeres. Ich höre auf den Namen Sethiel und er hört auf den Namen Kurama.“ Dabei verneigte er sich leicht und deutete bei Kuramas Namen auf den Fuchs. Dieser setzte sich hin und ließ sich anschauen. „Freut mich.“ Sethiel begutachtete den Zwerg. Er schien wirklich sehr nett zu sein. In seiner kratzigen Stimme schien etwas zu sein, was in dem Elfen Vertrauen schürte. Erkel hatte währenddessen weitergesprochen und Uasa vorgeschlagen ihn in ihren Wohnwagen mitzunehmen. Dann ging der Zwerg. Humpelt er etwa? Wenn ja, dann versucht er es zu verbergen. Weiter kam er nicht mit seinen Überlegungen, da Uasa nun vor ihm stand. „Komm mit mir, unser Wagen ist der rote dort vorn. Dort können wir warten bis es Igara wieder besser geht. Dein Fuchs kann auch ruhig mit, ich denke die Mädchen haben nichts dagegen.“ Noch ehe er etwas erwidern konnte, schritt sie voran und ihm blieb nichts weiter übrig, als ihr zu folgen.

Der Wohnwagen war eng. Zumindest war das Sethiels erster Gedanke. Es schienen mehrere Mädchen hier zu wohnen. Uasa erzählte von von den Gewohnheiten ihrer Schwester. Sie schien ausschweifend zu sein, überhaupt war sie wohl sehr frech und auch respektlos zu sein. Die Frau in Rot schien ihm wohl zu vertrauen, da sie ihm so viel erzählte. Sethiel war zwar ein misstrauischer Mensch, aber wenn er merkte, dass jemand ihm vertraute, so kannte auch nicht schaden dieser Person ebenfalls zu vertrauen. „Ihr seid also ein Elf? Wie sich herausgestellt hat, keiner dieser unheimlichen Dunkelelfen. Ich hab gehört, dass sie schwarz wie die Nacht seien und kaum eine Seele verschont lassen auf ihrem Raubzug durch Celcia. Mein Vater redet nur noch von diesen Kerlen seit Pelgar gefallen ist. Er ist vollkommen nervös und vermutet hinter jedem Gestrüpp eine ganze Armee.“ Pelgar? Ist das nicht die Hauptstadt der Menschen? Dunkelelfen haben sie erobert? Diese verdammten... ich muss mich beeilen und stärker werden. Er ballte seine Hand zur Faust. Sein Hass auf sie schien sich nach dieser Nachricht zu steigern und umso mehr schämte er sich das er zur Hälfte ebenfalls zu diesen dunklen Wesen gehörte. Uasa schien es nicht zu merken, gab ihn stattdessen einen Trinkschlauch und ein paar Beeren. Der Elf setzte sich auf das Bett und nahm einen Schluck zu sich. Das kühle nass rann seine Kehle hinunter und kräfitge ihn. Er bemerkte Uasas Blick, wahrscheinlich wollte sie eine Antwort hören. Doch was sollte er sagen? Er entschloss sich für die Wahrheit. „Ich stamme aus dem Reich der Nachtelfen, bin allerdings ein Mischling. Meine Mutter ist eine Nachtelfe, mein... Vater ist ein Dunkelelf.“ Man konnte genau den Abscheu hören, den er auf das Wort legte, den Hass gegenüber den Dunkelelfen. Er lächelte Uasa an. „Ich halte nicht viel von ihnen. Sie begehen reihenweise Verbrechen und zerstöre Familien. Sie hinterlassen nichts, als Trauer.“ Man konnte die Erfahrung heraus hören, die der Mischling hatte. Dunkelelfen hatten ihm seinem Bruder genommen und sie waren sein Ziel. „Aber genug von mir. Erzählt ein wenig von Euch. Es scheint, dass ihr viel gesehen habt, des weiteren würde ich gerne wissen mit welcher Sprache ihr im Wald gesprochen habt. Ich habe diese Sprache noch nicht gehört.“ Seine Neugier kante nun keine Grenzen. Er wollte mehr über diese Leute wissen, solange er hier wartete. Ihm war klar, dass Kurama draußen wartete, kannte er doch die Gewohnheiten des Fuchses, allerdings war dieses Wissen eher im Hintergrund.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Sonntag 1. Juli 2012, 22:50

Der Mischling bekam es mit recht freundlichen Menschen zu tun, die ihn gleich zu ihren Behausungen mitnahmen: Den fahrbaren Wohnwagen. Auch wenn ihre Beweggründe sich ausschließlich auf Igara konzentrierten hatte der Elf doch ganz viel Glück nicht auf sadistische Dunkelelfen gestoßen zu sein. In Igaras Zustand wäre eine Flucht schließlich undenkbar gewesen.
Besagte Wohnwagen waren besonders reich geschmückt mit verschiedensten Blumensorten, die aus den verschiedensten Ländern Celcias stammen mochten. Auch waren sie mit vielerlei Farben angestrichen worden, vermutlich um sie weniger schmutzig und heruntergekommen erscheinen zu lassen, als sie in Wirklichkeit waren. Der Karren mit dem verhüllten Käfig hingegen sah schmuddelig und schäbig aus, doch was mochte sich unter den schmutzigen Laken befinden?
Kurama interessierte sich sichtlich für diese Frage und schnupperte verdächtig nahe am Karren in der Luft herum, der halb erblindete Mann konnte darüber nur lachen. „Eurer Freund sollte sich nicht seiner Neugierde hingeben. Das könnte ganz böse für ihn enden. Aber ich sehe ihm an, dass er ein vorsichtiger kleiner Kerl ist. Er ist sicher auch ein treuer Begleiter.“ Sein Lachen verwandelte sich in ein Grinsen, was er dem Elfen schenkte, ehe die kleine Gruppe von Igaras Vater unterbrochen wurde. Bald schon verschwanden er und Igara im Wohnwagen des Alten und die Frau in rot sowie Sethiel wurden von einem zweiten, kleineren Mann angesprochen. Erkel, so hieß der kleine Mann, bemerkte nicht einmal wie Kurama die Nase rümpfte und Uasa sich ein wenig zurückzog. Er tadelte einfach drauf los als gäbe es keinen Morgen mehr und reagierte noch energischer auf Uasas kritische Einwände. Dieses kurze Gespräch nahm jedoch rasch ein Ende, als sich Sethiel vorgestellt und der Zwerg sich zurückgezogen hatte. Ein merkwürdiger kleiner Kauz und doch erweckte er einen sympathischen Eindruck bei dem Elfen. Er war zwar leicht zu reizen und schien vollkommen von seinen Fähigkeiten überzeugt zu sein, doch waren seine Augen freundlich gewesen, selbst als er Uasa zurechtwies. Letztere hingegen freute sich, endlich mit Sethiel allein sein zu können. War er doch gar nicht so unattraktiv und hatte gewiss die ein oder andere Geschichte zu erzählen. Uasa liebte Geschichten. Sie wollte sie hören, erleben und anschließend weiteren Leuten von diesen Geschichten erzählen. Also freute sie sich innerlich schon auf ein Gespräch mit ihm und führte ihn heiter durch den Nieselregen in ihre bescheidene Behausung.
Für Sethiel war es kaum möglich die Beine auszustrecken in diesem kleinen Wagen, gab es doch nur einen Platz an dem dies möglich war und genau dort pflanzte sich der Mischling hine. Uasa krabbelte hingegen auf den Sitzbänken herum, kniete sich dort hin und beäugte ihn aus neugierigen grünen Augen. Das Gespräch hatte sofort eine interessante Wendung genommen, denn Sethiel war nicht nur irgendein Elf sondern eine Mischung aus Nachtelf und Dunkelelf! Fasziniert weitete das Mädchen ihre Seelenspiegel und schien alle Informationen, die er ihr lieferte, aufzusaugen wie ein trockener Schwamm das Wasser. Auch Sethiel wurde mit Informationen gefüttert und bekam rein zufällig zu hören, dass Pelgar gefallen war. Dies schürte seinen Hass auf das Volk der Dunkelelfen noch mehr und dies drückte sich auch in seinen Erklärungen zu seiner Herkunft aus.
„Dein Vater war ein Dunkelelf? Wie sind die denn so? Sind sie wirklich so furchterregend wie alle sagen? Ich denke es müsste in diesem Volk auch Ausnahmen geben, jedes Volk hat Ausnahmen! Warum sollten sie denn alle böse und hinterhältig sein?“ Pure Naivität triefte aus jedem Wort was die Dame in rot von sich gab, doch das schien ihr selbst gar nicht aufzufallen. Sie redete einfach weiter als sei sie ein nimmer müder Wasserfall.
„Ihr sprecht als habt ihr schon einmal mit ihnen Kontakt gehabt.“ Sie kam ein Stückchen näher und flüsterte beinahe. „Haben sie auch bei Euch Trauer hinterlassen?“ Ein zärtlicher Blick streifte Sethiels Gesicht, ehe sich die junge Frau wieder zurück zog und wieder eine heitere Miene aufsetzte. Seine Aufforderung sie sprechen zu lassen, löste bei ihr eine helle Begeisterung aus, war sie doch eine so leidenschaftliche Plappertasche.
„Oh das war Garmisch, meine Muttersprache. Die sprechen wir in Grandea, aber dort war ich schon seit langer Zeit nicht mehr. Ich rutsche manchmal in diese Worte ab, besonders wenn ich aufgeregt bin.“ Sie kicherte. „Na ja, ansonsten haben wir wirklich schon viel gesehen, das muss ich sagen. Natürlich war alles noch viel einfacher bevor die Dunkelelfen in Pelgar und Andunie eingefallen sind. Damals konnten wir noch von einem Ort zum anderen pendeln ohne wirkliche Angst zu verspüren, aber jetzt... fliehen wir praktisch nur noch.“ Ihr Blick verlor sich in den weichen Kissen direkt hinter Sethiel. Trotz dass sie kaum eine Ahnung von den Dunkelelfen hatte, schien ihr diese Veränderung der Welt stark zu schaffen zu machen. Keine heiteren Gesänge mehr, kaum noch lustige Tänze und ihr Vater schien vollkommen seine Selbstbeherrschung verloren zu haben. Es war schon schwer das alte Leben so zusammen brechen zu sehen. Wie ein sinkendes Schiff, was man von weitem betrachtete. Man war zwar froh nicht mehr an Bord zu sein, doch wünschte man sich dennoch die Tage zurückdrehen zu können. Alles nochmal zu erleben.
„Einst waren wir auf dieser Insel, in der Wüstenstadt Sarma jenseits des Hafens von Andunie. Dort haben wir eine lange Zeit gelebt, und viel Geld mit unseren Auftritten verdient. Von dort haben wir auch all die feinen Stoffe und Kleider, sowie Schmuck und exotische Düfte.“ Ihre Finger glitten instinktiv zu ihrem rotfarbenen Ring, ehe sie fortfuhr. „Ich verteile jeden morgen etwas von diesen Düften in unserem Wohnwagen. Findet Ihr nicht auch, dass es hier nach fernen Zielen und Sehnsüchten junger Blüten riecht?“ Sie lächelte verträumt und machte ausschweifende Bewegungen mit ihren Händen, so als wolle sie den Duft zu ihrer Nase fächeln. „Einfach herrlich, findet Ihr nicht auch?“ Uasa bezog sich sehr auf ihren Gesprächspartner und interessierte sich für seine Meinung. Das war schon immer so gewesen und würde auch immer so bleiben, denn die Meinung anderer war ihr schon immer sehr wichtig gewesen.
Plötzlich wurde ihr Redeschwall jedoch von der Tür unterbrochen, die quietschend aufging und eine junge Frau offenbarte, die sich etwas schüchtern in den Wagen begab.
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„Hallo Uasa...“, gab sie kleinlaut von sich, ehe sie zu Sethiel blickte und sofort glühend rote Wangen bekam. „Ehh... kannst du... mir... mein...eh...“ Uasa grinste frech und zwickte dem Mädchen in die Seite. Es war jenes Mädchen gewesen, was Sethiel zuvor auch schon durch den Regen huschen sah. Mit einem langen weißen Mantel hatte sie ihr Haupt verborgen, doch waren schwarze Haare und hellbraune Augen nun deutlich unter dem Stoff zu sehen. „Hey Schwesterherz, schau mal wen wir hier haben, einen waschechten Elfen! Sag doch mal Hallo und stell dich vor, statt so unhöflich vor dich hin zu stottern.“ Das Mädchen schien noch viel roter zu werden und senkte sogleich ihr Haupt. Nervös sprach sie hastig aneinandergereihte Worte, die man kaum wirklich verstand: „GutenTagichbinFaraday.“ Und ihre Schwester rollte die Augen, ein übertrieben lauter Seufzer folgte. „Fara, das ist Sethiel. Er hat Igara im Wald gefunden... oder besser gesagt, sie hat ihn gefunden. Sie wollte ihn ausrauben. Ach, das Mädel wird sich doch niemals ändern.“
Die junge Frau in weiß, nickte bestätigend und hielt ihren Kopf weiterhin gesenkt, ihr Blick huschte zu ihrer Schwester und bettelte schließlich darum, dass sie ihr das gab was sie brauchte. Uasa wusste nur zu gut, was Faraday eigentlich wollte und nur weil Igara einer schweren Verletzung unterlag, tat sie ihrer Schwester auch den Gefallen und kramte aus einer der vielen Kommoden einen kleinen grünen Beutel hervor, der nach Kräutern roch. „Danke...“ murmelte das verschüchterte Mädchen und verschwand sofort wieder aus dem Wagen.
„Macht euch nichts draus, Faraday ist immer so schüchtern! Aber habt ihr ihre Glocken gesehen? Einfach unfassbar, wie man so gut gebaut sein kann! Hat die ein Schwein gehabt...“ Trotz all ihrer Freundlichkeit war Uasas schwarze Seite nun offenkundig zur Schau gestellt: Sie schien frech und äußerst gemein mit ihrer jüngeren Schwester umzugehen, und sprach auch äußerst eifersüchtig von ihr. Wie konnte man schließlich einem Wildfremden von der Oberweite seiner Schwester in so derben Worten erzählen? Nun war eindeutig klar, dass Sethiel auf keine gewöhnliche Familie gestoßen war, jedes seiner Mitglieder schien seine eigenen Macken aufzuweisen.
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Montag 2. Juli 2012, 16:44

Sethiel hatte zwar von Zigeunern gehört, war aber aufs angenehmste überrascht gewesen über ihre Freundlichkeit. Die meiste Zeit hatten die Mitglieder hier ein Lächeln auf den Lippen, sodass der Elf das Gefühl hatte, dass es hier sicher war. Er fühlte sich anfangs ein bisschen unwohl in seiner Haut, doch es legte sich relativ schnell. Der halb erblindete Mann hatte einen sehr guten Sinn für Tiere, dass merkte Sethiel daran, wie er mit Kurama sprach. Doch Zeit ihm zu antworten hatte er nicht, da Igaras Vater dazugekommen war. Dennoch wurde es ihm nicht langweilig, da er mit Erkel einen Mann kennenlernte, der ihn an seinen Stiefvater erinnerte. Auch er war freundlich gewesen, selbst wenn Sethiel etwas angestellt hatte. Er hatten ihn behandelt wie seinen eigenen Sohn und dass war der Grund, warum der Elf in seinem inneren mehr Nachtelf als Dunkelelf war. Doch mit Erkel zu reden blieb keine Zeit, weil er nachdem er sich vorgestellt hatte ging und mit Uasa in den Mädchenwohnwagen ging. Er hatte noch nie so bunte Dinge gesehen, war es im Reich doch eher dunkel und nicht ganz so farbenfroh. Ihm fielen auch die Blumen auf, von denen er die meisten gar nicht kannte. Er hatte sich auf das Bett gesetzt und sich gestärkt, während die Frau in Rot auf einer Sitzbank saß und ihn musterte. Uasa schaffte es ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Eigentlich wollte er nichts über seine Herkunft erzählen, doch lügen wollte er auch nicht. Die Nachricht, dass Sethiel ein halber Dunkelelf war, schien sie sehr zu interessieren und das überraschte ihn. „Dein Vater war ein Dunkelelf? Wie sind die denn so? Sind sie wirklich so furchterregend wie alle sagen? Ich denke es müsste in diesem Volk auch Ausnahmen geben, jedes Volk hat Ausnahmen! Warum sollten sie denn alle böse und hinterhältig sein?“ Sethiel merkte wie sich ein Abgrund mit noch mehr Fragen auftat. Ist sie wirklich so naiv, wie sie es gerade ist? Dunkelelfen und Ausnahmen... Das ist lächerlich. Sethiels Ausdruck war ein wenig verbittert. Er wusste sehr wohl unter welchen Umständen er gezeugt worden war, auch wenn er es hätte nicht wissen sollen. Heretha hatte ihm oft genug vorgehalten, dass er mehr Dunkelelf als Nachtelf sei, hatte ihn oft als Kind von Faldor bezeichnet. Im nach hinein hatte sie den Streich mit der Ratte verdient, doch dass war ein anderes Thema. „Ich kenne meinen Vater nicht. Ich weiß nur, dass er meine Mutter misshandelt hat. Der Mann, mit dem meine Mutter verheiratet ist, hat mich wie sein Kind großgezogen.“ Mit Absicht erzählte er ihr nicht die Wahrheit. Zum Einem weil er sich schämte und zum Anderen weil es niemanden etwas anging. Er erklärte ihr in knappen Worten, wie er über sie dachte, und hatte es dabei noch freundlich ausgedrückt. In Wahrheit waren sie für ihn Monster. Monster auf zwei Beinen, die es liebten Trauer und Schmerz zu verbreiten. „Ihr sprecht als habt ihr schon einmal mit ihnen Kontakt gehabt.“ Sethiel, der bis dahin eher den Boden angeschaut hatte, sah auf. Er merkte, dass sie ihm näher gekommen war und ihn dabei anstarrte. Der junge Elf war sich nicht ganz sicher, was er davon halten soll. „Haben sie auch bei Euch Trauer hinterlassen?“ Der Mischling bemerkte ihren sanften Blick, so wie auch das Flüstern dieser Worte. Auch? Haben Dunkelelfen auch ihnen jemanden genommen, den sie liebten? „Sie töteten meinen Bruder.“ Die Antwort war knapp und abweisend, auch wenn es eigentlich nicht beabsichtigt war, war sie doch sehr nett zu ihm. Er merkte wie die Atmosphäre immer niedergeschlagener wurde, auch wenn sie wieder eine heitere Miene aufsetzte und er sie anlächelte. Nun, das sie einiges über ihn wusste, wollte der Elf auch mehr über sie wissen, weswegen er sie auch dazu aufforderte. Ihre Miene hellte sich sofort auf und das freute ihn. Sie schien sehr gesprächig zu sein und er erfuhr eine Menge. Sethiel so die Informationen in sich auf und versuchte sich ein Bild zu machen. Garmisch, so hieß also die Sprache, mit der sie gesprochen hatte. Die Vermutung lag nahe, dass wohl die Menschen untereinander mit dieser Sprache kommunizierten, ähnlich wie die Nachtelfen auf Herendia sprachen. Dann fiel noch das Wort Grandea. Er hatte es noch nie gehört und es interessierte ihn. Ob es wohl ein Land war, das jenseits des Arus lag? Und noch Andunie. Eine Stadt, wie er vermutete, da sie von Dunkelelfen eingenommen wurde. Wieder Dunkelelfen. Sie waren der Grund allen Übels. Als sie darüber sprach, hatte ihr Blick eine seltsame Leere und Traurigkeit angenommen. Der Elf wusste nicht so recht, ob oder wie er darauf antworten sollte. Stattdessen näherte sich der Mischling kurz und berührte ihre Hand. Er wollte nicht diese Leere sehen, nicht solange man noch lebendig war. Das Leben außerhalb des Reiches war ein einziger Kampf ums Überleben und diesen musste man aufnehmen können. Sethiel schaffte es nicht seine Gedankengänge in Worte zu fassen, doch Uasa fuhr fort. „Einst waren wir auf dieser Insel, in der Wüstenstadt Sarma jenseits des Hafens von Andunie. Dort haben wir eine lange Zeit gelebt, und viel Geld mit unseren Auftritten verdient. Von dort haben wir auch all die feinen Stoffe und Kleider, sowie Schmuck und exotische Düfte.“ Er hatte ihre Hand wieder losgelassen und sich wieder aufs Bett gesetzt. Ihre Bewegung zu ihrem Ring entging ihm nicht. „Es scheint als bedeute Euch der Ring viel.“ Sethiels Stimme war ruhig und freundlich, da er davon ausging, dass das ein heikles Thema sein könnte. Sie schien zu lächeln und fuhr mit ihrer Ausführung fort. „Ich verteile jeden morgen etwas von diesen Düften in unserem Wohnwagen. Findet Ihr nicht auch, dass es hier nach fernen Zielen und Sehnsüchten junger Blüten riecht?“ Er bemerkte ihre Geste. Tatsächlich waren in diesem Wohnwagen Düfte im Raum, die er noch nie gerochen hatte. Sie hatte Recht, der Geruch weckte wirklich die Sehnsucht nach ferne Länder und nach Abenteuer. „Da habt Ihr recht. Die meisten Düfte kenne ich nicht, genauso wenig die Blumen an Euren Wohnwagen. Überhaupt die Welt, wenn das Licht von Lysanthor den Boden berührt.“ Es war für ihn wirklich eine andere Welt, eine Welt, von der man immer wieder gewarnt wurde. Sethiel war es aufgefallen, dass er der Sonne gegenüber unempfindlicher war, als die meisten seines Volkes. Er schob diese Tatsache auf den Dunkelelfen in ihm, das einzig nützliche, dass er mitbekommen hatte. Uasa schien sich wirklich für seine Meinung zu interessieren, das immer wieder danach fragte und ihr Redeschwall erst unterbrochen wurde, als die Tür zum Wohnwagen geöffnet wurde.

In der Tür stand eine junge Frau. Sie schien jünger als Uasa zu sein. Sie trug einen langen weißen Mantel, mit der sie ihr Haupt bedeckte. Sie hatte lange schwarze Haare und hellbraune Augen. Sethiel gefiel das Mädchen, sie wirkte irgendwie rein und unschuldig. „Hallo Uasa...“ Ihre Stimme war kleinlaut und nervös, anscheinend war sie wohl sehr schüchtern. Ihre Blicke trafen sich kurz und das Mädchen bekam glühend rote Wangen. Dem Elfen entging nicht, wie sie wegsah, vollkommen nervös. Sie stammelte etwas zusammen, doch ihre Schwester knuffte sie nur in die Seite. „Hey Schwesterherz, schau mal wen wir hier haben, einen waschechten Elfen! Sag doch mal Hallo und stell dich vor, statt so unhöflich vor dich hin zu stottern.“ Uasa war eine dominante Persönlichkeit, wie der Mischling feststellte, denn dass Mädchen senkte nun ihr Haupt und schien einen noch rötlicheren Ton auf ihren Wangen zu haben, als sie ihn schon davor hatte. „GutenTagichbinFaraday.“ Sie sprach so schnell, dass er sie kaum verstanden hatte. Uasa seufzte tief und stellte ihn auf ihre Art vor. Dabei vergaß sie natürlich nicht, ihrer Schwester vorzuhalten, was Igara getan hatte. Faraday nickte nur und bettelte ihre Schwester regelrecht an, ihr das zu geben, was sie benötigte. Uasa tat ihr schließlich den Gefallen und Sethiel lächelte Faraday aufmunternd an. Er war ein wenig angetan von ihr, von ihrer Schüchternheit. Das Mädchen in weiß bedankte sich hastig und beeilte sich den Wohnwagen zu verlassen. „Macht euch nichts draus, Faraday ist immer so schüchtern! Aber habt ihr ihre Glocken gesehen? Einfach unfassbar, wie man so gut gebaut sein kann! Hat die ein Schwein gehabt...“ Sethiel hörte den eifersüchtigen Ton, der mitschwang und der gefiel ihm ganz und gar nicht. Allerdings hatte Faraday wirklich eine anziehende Wirkung, nur war sie nicht von ihrem Körper hervorgerufen worden, sondern von ihrem Verhalten. „Eure Schwester ist wirklich schön. Aber das bedeutet nicht, dass ihr nicht ebenfalls eine anziehende Wirkung auf Männer habt.“ Zumindest nicht bei mir. So nett sie auch ist, ihre Schwestern sind beide interessanter. „Ich bin mir sicher, dass Ihr bei Euren Auftritten viele Zuschauer habt.“, versuchte das Gespräch eine weniger peinlichere Richtung zu lenken. „Was genau darf man sich bei diesen Auftritten vorstellen. Ich habe so etwas noch nie gesehen und möchte deswegen wissen, was da passiert. Des weiteren würde ich gerne mehr über den Mann erfahren, der Euch begleitete. Er scheint sich sehr gut mit Tieren auszukennen, wie ich eben bei Kurama sehen konnte. Allgemein möchte ich mehr über Euch als Person wissen.“ Je mehr er über diese Leute wusste, desto besser war es für ihn. So konnte er sich eher ein Bild machen und es war nicht schlecht ein oder zwei Gewohnheiten aufzuschnappen. Sethiel konnte sich also auf diese Art die Zeit vertreiben, während man Igara noch immer behandelte. Er würde erst dann den Weg nach Santros erfragen, wenn er sicher sein konnte, dass sie überlebte.
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 4. Juli 2012, 23:21

Es mochte dem Mischling erscheinen als habe er eine vollkommen andere Welt betreten: bunte Blumengirlanden, farbenfroh gestaltete Wagen und eine völlig andere Lebensweise als er es gewohnt war. Eine große Familie auf Reisen. Die Gesichter waren interessant und drängten ihn dazu, mehr über diese Menschen herauszufinden, doch leider befanden sie sich in einer Ausnahmesituation: Es galt eine Verletzte zu versorgen.
Igara.
Die Diebin aus dem Wald.
Seltsam wie sich das Schicksal manchmal zu einem Netz aus verschlungenen Pfaden und Begegnungen zusammen flechtete. Hätte er das Mädchen dort liegen gelassen und ihrem Schicksal überlassen, so wie es viele sicherlich in seiner Situation getan hätten, dann wäre er diesen fahrenden Leuten niemals begegnet. Seine Gutmütigkeit hatte ihm neue Wege geöffnet und vielleicht würden ihn jene sogar an sein Ziel führen: Santros.
Doch zunächst galt es, sich mit diesen Gesellen auseinanderzusetzen und sie richtig kennen zu lernen. Uasa war dafür eine ganz besonders gute Quelle, denn sie war eine Plappertasche, wie sie im Buche stand, und kannte ihre „Familie“ sehr gut.
Allerdings war ihre Zunge manchmal schneller als ihr Kopf, sie hatte bei Sethiel genau den Nerv getroffen, den er eigentlich lieber hätte schonen wollen, denn Dunkelelfen waren für ihn ein äußerst verhasstes Thema. Schließlich war er nicht gerade stolz darauf von einer solchen Ausgeburt der Finsternis gezeugt worden zu sein. All ihre Taten endeten im Chaos, Elend und Kummer aller anderen Völker und daher konnte es in seinen Augen keine „guten“ Dunkelelfen geben. Allerdings schien dies Uasas Interesse keinem Abbruch zu tun, im Gegenteil. Sie blickte mit ihren neugierigen großen Augen auf seine Lippen und schien jedes seiner Worte gierig zu schlucken, wie ein junges Küken, was sehnsüchtig auf sein Futter wartete. „Ach du meine Güte! Das muss ja richtig schlimm für deine Mutter gewesen sein!“ bemerkte sie schließlich und machte tatsächlich einen sehr mitleidigen Eindruck. Mit solch brutalen Wesen hatte sie noch nie zu tun gehabt, umso interessanter waren für sie die Geschichten über Dunkelelfen. Zumindest hatte sie den Anstand nicht weiter auf diesem Thema herum zu kauen, denn selbst sie erkannte an Sethiels Mimik, dass sie gewisse Grenzen erreicht hatte.
Dennoch konnte sie von ihm noch die Information entlocken, dass sein Bruder von Dunkelelfen getötet wurde. Die Stimmung im Wohnwagen wurde daraufhin seltsam betrübt und schwermütig, trotz der vielen bunten Tücher, Kissen und Verzierungen, die den „Mädchenwagen“ schmückten. Selbst Uasa schien es zunächst die Sprache verschlagen zu haben, in Gedanken malte sie sich aus, wie es für sie wäre wenn eine ihrer Schwestern das zeitliche segnen würde. War da auf einmal eine kleine Träne in ihrem Augenwinkel zu sehen?
Wenn dem so war, so konnte sich die Frau in rot recht gut beherrschen, im nächsten Moment waren ihre Augen nämlich wieder rein und klar wie eh und je. Dennoch wollte sie ihr Mitgefühl kund tun.
„Mein herzlichstes Beileid.“, waren ihre knappen Worte. Scheinbar wollte auch sie dieses Thema schnell vergessen und die positiven Dinge des Lebens wieder ins Blickfeld nehmen.
Ihr Lächeln wurde von seinem erwidert und wieder musste Uasa feststellen, wie hübsch er doch war. Sein Züge waren schmal, und sein Haar so schwarz wie die Nacht. Seine Haut war allerdings dunkel und nicht zu blass... und diese Augenfarbe. Einfach faszinierend.
Aber ihre verträumten Gedanken wurden schnell unterbrochen. Die Neugierde Sethiels äußerte sich in interessierten Fragen und so war Uasa auch gewillt, ihm diese zu beantworten. Allerdings schnitt er damit auch ein heikles Thema an, was die junge Frau tief in ihrem Inneren bekümmerte. Uasa war keine Frau die um ihr eigenes Schicksal weint, vielmehr verdrängt sie viele schlimme Erlebnisse ohne sie wirklich verarbeitet zu haben. Umso dringlicher war ihr Bedürfnis nach Kommunikation, Nähe und Gesellschaft! Menschen heiterten sie auf indem sie einfach da waren, die Einsamkeit hingegen war ihr ärgster Feind.
Der Mischling handelte, wie es für ihn am richtigsten erschien. Er berührte ihre Hand und blickte tröstend in ihre grünen, leeren Augen, die sofort einem anderen Ausdruck platz machten, den man wohl mit einer nervösen Verwunderung beschreiben konnte. Zwar wurde die junge Frau nicht rot, aber sie freute sich sichtlich über diese kleine Geste, kehrte doch schlagartig die Lebendigkeit in ihren Blick zurück. Nachdem sie ihre kurze Erzählung beendet hatte und sich geistesabwesend an den Ring fasste, blieb auch diese kleine Handlung nicht unbemerkt. Sofort setzte Uasa zu einer Erklärung an: „Ach, das ist ein Ring den mir meine erste große Liebe einst geschenkt hat. Er war ein weltoffener junger Mann und war als Kurier unterwegs. In Sarma habe ich ihn getroffen und ihn lieben gelernt, aber... er wollte sein Leben dem Reisen widmen und deswegen schenkte er mir diesen wunderschönen Ring. Als Trost und zum Abschied, sozusagen.“ Wieder eine schmerzhafte Erinnerung, die sie aber einfacher herunter schlucken konnte. Wie lange war diese Liebe schließlich nun her!
Leichthin fing sie also an über die Düfte und Blumen zu reden und erfuhr voller Begeisterung, dass Sethiel noch nie solche Gerüche wahrgenommen hatte. Eifrig begann sie zu erzählen: „ Diese Blumen sammeln wir auf all unseren Wegen. Viele verwelken und müssen neu gepflückt werden aber darum kümmern wir uns Mädels gerne. Es ist immer wieder schön mit meinen Schwestern in die Wälder zu gehen, Spaß zu haben und die ein oder andere Blume mitgehen zu lassen. Nur wenn Faraday wieder anfängt ihre Panikattacken zu kriegen, geht mir das ziemlich auf die Nerven. Sie hat vor so vielen Dingen Angst, das kann man gar nicht auflisten! Ach, manchmal ist dieses Mädchen echt anstrengend.“
Gerade über jene Schwester gesprochen, schon stand Faraday vor der Tür und schob sich schüchtern durch den Eingang. Tatsächlich hatte sie eine wirklich scheue Ader und schaffte es kaum ein Wort über die Lippen zu kriegen, wenn Fremde dabei waren. Besonders wenn es um junge Männer ging verkroch sie sich lieber, um ja nichts falsches zu sagen oder zu tun.
Uasa ging dieses Verhalten dermaßen auf die Nerven, dass sie geräuschvoll seufzte und ihre kleine Schwester zur Vernunft zwang. Sie verstand nicht unter welchen Ängsten ihre Schwester litt und tat ihr Verhalten daher stets als kindisch und gespielt ab. Sie wolle nur niedlich erscheinen und den Unschuldsengel spielen, behauptete die Frau in rot immer, bekam aber selten Recht.
Dieses Missverständnis zwischen den beiden, kam in dieser kurzen Situation allerdings kaum zum Ausdruck. Vielmehr gab Uasa schnell nach und gab ihr das kleine grüne Tässchen mit den wichtigsten Utensilien eines Heilers.
Nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte und Uasa und Sethiel wieder allein im Wohnwagen saßen, machte Uasa ungehemmt ihrer Eifersucht Luft. Wie hätte sie auch ahnen können, dass genau dieses Verhalten in den Augen des Elfen sie weniger interessant erscheinen ließ?
Seine darauffolgende Äußerung ließ dann auch sie erröten, und schürte Hoffnung in ihrem Herzen.
Waaaaahhhhh! Er sagt ich sei anziehend! Oh mein Gott! Ich bin auf dem besten Weg, ihn mir zu angeln!!
Seine Worte interpretierte sie ein wenig anders, als der Mischling es vermutlich beabsichtigt hatte und doch war sich Uasa sicher, dass sie ihm langsam sympathisch wurde.
„Ihr seid auch ein sehr ansehnlicher Mann, Sethiel“, gab sie zur Antwort und zwinkerte ihm verheißungsvoll zu. Doch leider bekam das Gespräch rasch eine andere Wendung und ein wenig enttäuscht, lehnte sich Uasa zurück.
Ihre Auftritte waren jedoch ein ebenfalls spannendes Thema, konnte sich die junge Frau doch nun damit profilieren ein Teil dieses bunten Erlebnisses zu sein. Heiter fing sie an ihre Rollen zu erklären.
„Also, Die Auftritte finden meist in Städten oder größeren Dörfern statt. Dort suchen wir uns dann eine Marktplatz und bauen dort eine große Holzbühne auf. Jeder von uns führt etwas Einzigartiges vor und besonders erheiterte Seelen lassen dann gerne etwas Geld springen. Manchmal werden Igara und ich sogar mit Kleidern und Schmuck überhäuft! Das passiert aber nur dort wo es reiche Männer gibt, die Geschmack an uns gefunden haben.
Na ja, jedenfalls laufen unsere Auftritte immer etwas anders ab. Jeder kommt dran, aber die Reihenfolge unterscheidet sich von Mal zu Mal.“ Sie lächelte freundlich und begleitete ihren Redefluss mit ruhigen Handbewegungen. „Ich bin die Sängerin unserer Gruppe und sorge für heitere Musik zusammen mit Ondel, unserem Barden. Er spielt die Laute ziemlich gut, und seine Stimme kann ich auch manchmal für ein lustiges Duett gebrauchen. Igara ist unsere Tänzerin und kann daher die meisten Männerherzen für sich gewinnen. Manchmal beneide ich sie für ihren verführerischen Hüftschwung aber, ich gönne ihr diese Fertigkeit, sie ist schließlich meine Schwester!
Mein Vater ist Feuerspucker und Erkel ein Zauberkünstler. Der Mann, den du vorhin gesehen hast, heißt Kalas und ist ein Tierbändiger. Mit seinen Tierchen hat er schon so manchem Adligen die Sprache verschlagen, da sie ihm praktisch aus der Hand fressen!“

Das Gespräch zwischen den beiden hatte wieder eine fröhliche Stimmung angenommen, was man sogar von Außen erahnen konnte, da Uasas Stimme ziemlich laut durch die Holzwände drang. Kurama interessierte das allerdings kaum. Seine Nase deutete immer öfter in die Richtung des Karrens und schnupperte intensiv. Was mochte sich nur unter diesem Laken verbergen? War seine unausgesprochene Frage und schließlich entschied sich der Fuchs doch noch dafür, sich diesen einmal näher anzuschauen. Kalas war außer Reichweite und so fühlte sich Kurama sicher genug, um seine Erforschung weiter fortzusetzen. Er stellte sich auf seine Hinterpfoten, um den Karren näher in Augenschein zu nehmen und schlüpfte mit seiner schlanken Schnauze unter die schäbige Verhüllung. Der Fuchs bekam es allerdings nur mit tiefer Dunkelheit zu tun, die sein Sehvermögen kaum zu durchdringen vermochte. Seine Nase nahm hingegen mehr war.
Er konnte den Geruch eines ihm vollkommen unbekannten Tieres wahrnehmen, musste aber auch feststellen, dass sich noch zwei weitere Tiere in dem Karren befanden. Ein weiteres Erschnüffeln genügte um wenigstens eines der Tiere zu identifizieren: Es handelte sich um einen Bären.
Doch noch ehe Kurama noch weiter an den Tieren herumschnüffeln konnte, wurden Schritte vernehmbar. Eilig huschte der Fuchs an seinen Platz zurück und bemerkte, dass sich Kalas seiner Position genähert hatte. „Warst wohl neugierig, was Kurama?“, lachte er und blieb belustigt stehen. „Lass das lieber bleiben, meine Tiere brauchen Ruhe und mögen es nicht wenn man sie beim schlafen stört.“
Der Fuchs reagierte darauf sichtlich neugierig, denn er stellte seinen Kopf schräg und schaute dem Tierbändiger direkt ins Gesicht. Selten redete jemand anderes außer Sethiel mit ihm. Doch trotz dieser Freundlichkeit, würde sich der Fuchs ihm nicht nähern. Viel lieber blieb er auf der Hut und beobachtete das Geschehen.

Währenddessen hatte im Wohnwagen immer noch Uasa das Wort, da sie immer noch begeistert von ihrer Familie und ihrem Lebensstil berichtete. Kalas, so hatte sie erzählt, war ihnen einst im Dorf der Waldmenschen begegnet, welches Elfen sowie Menschen beherbergte. Er hatte zu jener Zeit sein Geld mit der Jagd verdient und hielt sich bereits damals eine große Bärin, die ihn stets auf seinen Wegen begleitete. Enya, so hieß das Tier, war stets eine sehr treue Gefährtin und musste ständig ihre geliebten Kuscheleinheiten bekommen, sonst wurde sie grummelig und äußerst anhänglich.
„Sie und ihre beiden „Adoptivsöhne“, Adaru und Ataiu, liegen momentan in diesem großen Holzkäfig, der vorhin von deinem Freund Kurama so neugierig beschnuppert wurde. Du solltest ihn wirklich nicht zu nah heranlassen, denn Adaru und Ataiu sind ziemlich launische Panther. Wunderschönes Fell haben sie, aber wenn man sie allzu arg ärgert... kann es einem den Arm kosten.“
Sie nickte bestätigend. Diese beiden Raubkatzen wollte sie lieber nur von weitem betrachten. Auch wenn Kalas sie vollkommen im Griff hatte, irgendwie waren sie doch furchteinflößend.
Schließlich und endlich konnte Uasa wieder über sich reden, da der Mischling sich auch dafür zu interessieren schien. Doch bevor sie anfing, nahm sie sich einen Schluck aus dem Trinkschlauch und bot auch Sethiel wieder etwas davon an. „Du kannst dich auch ruhig an unseren Äpfeln bedienen, die sind noch ganz frisch!“ Dass Faraday diese gepflückt hatte, behielt sie jedoch für sich.
„Ich bin die zweite Schwester unserer Familie, Igara ist die Älteste und Faraday ist die Jüngste von uns. Doch während Igara bereits zwanzig Jahre zählt sind Fara und ich achtzehn Jahre alt. Das liegt daran, dass unsere Mutter kurz nach meiner Geburt erneut schwanger geworden ist... daher ist der Altersunterschied zwischen uns beiden nicht besonders groß. Dennoch würde ich sagen, dass Fara kaum über das Kindesalter hinausgewachsen ist, da sie sich verhält wie ein scheues Rehkitz, dass sich ständig hinter ihrer Mutter versteckt. Es ist so schwierig mit ihr!
Aber na ja, du wolltest ja mehr über mich wissen. Also wie schon gesagt, bin ich die Sängerin unserer Truppe. Bin aber nicht nur auf der Bühne eine starke Stimme. Manchmal kommt es mir so vor, als sei ich der vernünftige Ausgleich zwischen Igara und Fara. Ich bin weder so brav und treudoof wie meine jüngste Schwester, noch so trinklustig und Männergeil wie Igara. Aber auch ich hab meine Fehler, so ist es ja nicht.“
Endlich schien ihr Redefluss ins stocken zu geraten. Das Mädchen fing an zu grübeln, und es schien als sei sie in ihrem Kopf auf Erinnerungen gestoßen, die ihr weniger gute Gefühle ins Herz pflanzten.
Nur kurz wurde ihre Mimik düster.
Und ein wenig traurig.
Doch dann strahlte sie wieder und bekam wieder diesen neugierigen Ausdruck in ihren Augen, als habe sie diesen nie verloren.
„Warum wart Ihr denn eigentlich im Wald? Leben Nachtelfen nicht in diesem großen Loch, Unterhalb der Erde? Was verschlägt euch in dieses Gebiet?“
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Donnerstag 5. Juli 2012, 19:03

Uasa war in Sethiels Augen zwar eine herzliche, aber auch eine leicht naive Person. Das sie ausgerechnet jenes Thema so ausgiebig behandeln wollte, das er so sehr hasste, schien auf dem ersten Blick nicht gerade die beste Voraussetzung für ein Gespräch zu sein. Bei seinen Worten schien sie wirklich etwas geschockt zu sein, wenn man bedenkt das er die eigentliche Tat nicht erwähnt hatte. Die Frau in Rot schien den Anstand zu haben, nicht weiter auf dieses Thema einzugehen und das war für dein Elfen eine Erleichterung. Eine weitere Gefühlsregung zeigte die sonst so fröhliche Frau, als er von seinem toten Bruder erzählte. Sie sah aus, als würde sie heulen und der Elf wusste plötzlich nicht so recht, was er tun sollte. Sie sprach ihm ihr Beileid aus und er konnte entnehmen, dass auch sie ungern über Tote redete. Gerade wenn man sich nicht gut kannte, war es besser über positive Dinge zu reden. Es waren wirklich interessante Dinge, die er erfuhr, er konnte sich nicht wirklich eine Wüstenstadt vorstellen. Uasa war jemand, der gerne anderen etwas erzählte und auch jede Frage beantwortete, so auch die Frage nach dem Ring. „Ach, das ist ein Ring den mir meine erste große Liebe einst geschenkt hat. Er war ein weltoffener junger Mann und war als Kurier unterwegs. In Sarma habe ich ihn getroffen und ihn lieben gelernt, aber... er wollte sein Leben dem Reisen widmen und deswegen schenkte er mir diesen wunderschönen Ring. Als Trost und zum Abschied, sozusagen.“ Bei der Erklärung machte Sethiel ein Gesicht, wie drei Tage Regenwetter. Bei dieser Geschichte musste er unweigerlich an Karaya denken. Er hatte diese Nachtelfe sehr gemocht, vielleicht war er wirklich in sie verliebt gewesen, doch wollte er seinem besten Freund nicht im Weg stehen. Für sie schien es ebenfalls eine schmerzhafte Erinnerung zu sein, die sie wohl in die tiefen ihres Herzen bannte. Etwas in dem sie ihm nicht unähnlich war. Doch Uasa war auch jemand, dessen Gemüt wohl schnell schwankte, denn sie erzählte munter weiter. Sie erzählte ihm, wo sie die Blumen her holten und auch von ihren Schwestern. Die ihm bis dahin noch unbekannte Faraday kam kurz danach um etwas zu holen. Sie war wirklich nervös, aber Sethiel war angetan von ihr. Nachdem Faraday das Gewünschte bekommen hatte und die Frau in Rot sich Luft gemacht hatte, hielt es Sethiel am besten sie zu beruhigen und sie aufzumuntern. Das aufmuntern hatte funktioniert, aber nicht ganz so wie er es sich vorgestellt hatte. „Ihr seid auch ein sehr ansehnlicher Mann, Sethiel“ Zum ersten Mal, seit er im Arus war, wurde er verlegen und lief sogar etwas rot an. Ihr Zwinkern ließ ihn weiter rot anlaufen, er fand es zwar nett, aber es war ihm doch sehr peinlich, weswegen er so schnell wie möglich versuchte, das Gespräch in eine andere Bahn zu lenken. Ihm fiel allerdings nicht auf, das sie ein wenig enttäuscht war, hatte sie sich etwas anderes erhofft. Doch ihre Miene hellte sich bei seinem Interesse auf und sie plappert wieder munter los. So erfuhr er wo sie auftraten und das die Reihenfolgen verschieden sind. „Ich bin die Sängerin unserer Gruppe und sorge für heitere Musik zusammen mit Ondel, unserem Barden. Er spielt die Laute ziemlich gut, und seine Stimme kann ich auch manchmal für ein lustiges Duett gebrauchen. Igara ist unsere Tänzerin und kann daher die meisten Männerherzen für sich gewinnen. Manchmal beneide ich sie für ihren verführerischen Hüftschwung aber, ich gönne ihr diese Fertigkeit, sie ist schließlich meine Schwester!
Mein Vater ist Feuerspucker und Erkel ein Zauberkünstler. Der Mann, den du vorhin gesehen hast, heißt Kalas und ist ein Tierbändiger. Mit seinen Tierchen hat er schon so manchem Adligen die Sprache verschlagen, da sie ihm praktisch aus der Hand fressen!“
Im Stillen ging er nochmal die Worte nach. Uasa ist Sängerin, Igara Tänzerin. Dann ist noch ein gewisser Ondel, der Barde ist und mit Uasa auftritt. Ihr Vater ist Feuerspucker und Kalas tritt also mit Tieren auf... Deswegen kennt er sich so gut mit ihnen aus. Aber was ist mit Faraday? Er wollte fragen, doch unterbrechen wollte er sie auch nicht, nicht während sie gerade über den Jäger sprach. Sethiel hatte noch nie von einem Dorf gehört, in dem Menschen und Elfen zusammenlebten. Er hatte sein Leben unter seines gleichen verbracht, er war es anders gewohnt. Doch die Vorstellung mit Menschen zusammen zu leben gefiel ihm irgendwie. Schließlich erwähnte sie auch, was für Tiere in auf dem Karren waren. Ein Bär und zwei Panther. „Panther?“ Nun war es der Elf, der naiv wirkte, „Was kann ich mir unter einem Panther vorstellen? Soweit ich weiß lebt kein solches Tier hier im Arus.“ Jetzt weiß ich wenigstens, warum Kurama sich so für den Karren interessierte. Ich hoffe, er ist nicht nah daran gegangen. Das die Hoffnung allerdings bereits zu spät, konnte der Mischling nicht ahnen. Er wusste nicht, dass Kurama sich den Karren angeschaut hatte und den Bären gerochen hatte, ebenso wenig, dass Kalas den Fuchs erwischte und ihn freundlich tadelte. Uasa erzählte nun über sich und ihre Schwester. Davor hatte sie noch etwas getrunken und ihm angeboten zu essen. Der Bitte kam er nach und nahm sich einen der Äpfel. Während er aß, erfuhr er wie alt sie waren und das ließ ihn etwas ungläubig aussehen. Uasa ist erst 18? Sie hätte ich älter eingeschätzt und Igara jünger. Faraday hätte ich ebenfalls jünger geschätzt. In dem Punkt war er einfach miserabel, wenn es ums schätzen ging.

Sethiel dachte ein wenig nach. Das leben eines Menschen ist viel kürzer als das eines Elfen. Sie wurden schneller erwachsener als Elfen. Dafür war die Schönheit der Menschen kostbarer. Er bemerkte nicht, wie Uasas Redeschwall verebbt war und ein wenig traurig aussah. Doch sie fing sich schnell wieder und hatte auch wieder ihr heiteres Gemüt. „Warum wart Ihr denn eigentlich im Wald? Leben Nachtelfen nicht in diesem großen Loch, Unterhalb der Erde? Was verschlägt euch in dieses Gebiet?“ Diese Frage riss ihn aus seinen Gedanken. Uasas Neugier hatte einen wirklich guten Riecher, wie er feststellen musste. Da er das Gefühl hatte gleich einzuschlafen, wenn er noch länger auf dem Bett sitzen musste, stand er auf und lehnte sich neben die Wohnwagentür. Er überlegte kurz, wie er es am besten erklären sollte. Dabei schloss er die Augen und für einen Moment schien es, als würde er gar nicht antworten. Doch warum sollte er ihr nicht antworten, ein paar Informationen vor ab wären nicht schlecht, abgesehen davon hätte er sie früher pder später eh darauf angesprochen. Er öffnete seine Augen und fixierte sie. „Ich bin auf dem Weg zur Schattenakademie nach Santros.“, während er sprach setzte er sich zu Uasa, „ Ich habe vor den Traum von mir und meinen Bruder zu erfüllen.“ Er lächelte sie an. „Ich bin es ihm schuldig. Wir hatten uns versprochen die besten Schattenmagier der Welt zu werden, doch nun da er Tod, liegt es an mir dieses Versprechen zu halten. Abgesehen davon ist das Reich kein Loch. Oder zumindest nicht nur ein Loch. Es ist eine Art Höhlensystem.“ Dabei knuffte er sie in die Seite. Sethiel wirkte in dem Moment verspielt wie ein kleines Kind. „Ich hätte zwar im Reich lernen können, aber das wollte ich nicht. Ich wollte weder von Nachtelfen noch von Dunkelelfen lernen, sondern von Menschen. Es ging einmal das Gerücht um, dass Menschen die Magie leichter lernen, als Elfen und wenn das stimmt, kann ich einen Vorteil daraus ziehen.“ Er stand wieder auf und biss noch einmal in seinen Apfel. Während er kaute, überlegte er kurz. „Du hast vorhin alle aufgezählt, die bei den Auftritten mitwirken, aber was ist eigentlich mit Faraday? Was ist ihr Talent oder ist sie für etwas anderes verantwortlich?“ Sethiel wusste nicht warum, aber sein Interesse an Faraday wuchs, hatte Uasa doch einige nicht ganz nette Sachen gesagt. Er wollte wissen, wie die Frau in weiß wirklich war und es hatte fast den Anschein, als würde er darauf warten das noch einmal herkam.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Freitag 6. Juli 2012, 20:36

Der Regen prasselte sanft auf das Dach des roten Wagens, der trotz der düsteren Wolken am Himmel einen Schein zu bewahren schien. Den Schein von Glück, Geselligkeit und fröhlichen Gesängen, Tänzen und Unterhaltungen. Wenn man jedoch die einzelnen Tropfen über das Dach rinnen und gen Boden fallen sah, erweckte es mehr einen sehnsüchtigen Eindruck. Es wirkte als habe diese kleine Karawane aus fahrenden Behausungen einst bessere Tage gesehen. Nur um den äußeren Schein zu wahren lächelten sie noch immer in ihren alten, bunten Farben.
Tatsächlich blätterten hier und dort schon einige Farbreste ab, um das darunter liegende Holz wieder zu Tage zu befördern. Jede Maske wurde einst rissig, daher war es kaum verwunderlich, dass auch das fahrende Volk mit diesen Makeln zu kämpfen hatte. Sie besaßen schließlich nicht viel Geld, jedenfalls nicht mehr. Es war einmal anders, das wusste Uasa in schwärmerischen Worten zu erzählen, doch nun mussten sie weiter reisen, um eine neue Geldquelle ausfindig zu machen. Ob sie sich jemals wieder so viele schöne Dinge leisten können, bleibt jedoch zunächst ungewiss.
Sethiel konnte zumindest herausfinden, wie sie genau ihr Geld verdienten und wofür jeder Einzelne von ihnen zuständig war.
Uasas Plappermaul hatte also durchaus seine guten Seiten, zumal sich der Mischling dadurch ein besseres Bild von diesen Leuten machen konnte. Allerdings streifte das Gespräch an einigen Ecken noch Erinnerungen des Elfen, die er nur ungern geweckt wissen wollte. Karaya war da nur eine von vielen Dingen, die er zunächst in seinem Hinterkopf vergraben wollte. Zugegebenermaßen machte Uasa dies nicht mit Absicht, erzählte sie doch nur von ihren eigenen Erfahrungen, aber es mochte sie möglicherweise dennoch in kein gutes Licht rücken, dass sie so viel von sich preis gab. In ein offenes Buch sollte man schließlich nichts hineinschreiben, denn jeder könnte es lesen...
Der Mischling blieb also vorsichtig mit seinen Äußerungen und fütterte die neugierige Frau eben nur mit den Informationen, die in seinen Augen ausreichten.

Faradays plötzliches Erscheinen hatte das Gespräch in gewisse andere Bahnen gelenkt, die kaum angenehmer zu sein schienen als die Fragen bezüglich Sethiels Vergangenheit. Die junge Frau in weiß interessierte den Mischling, war sie doch so scheu und schüchtern gewesen, dass sie interessierte Fragen im Kopf des Elfen auslöste. Wer war sie, und was war ihre Aufgabe in dieser Familie?
Uasa ging darauf nicht wirklich ein, hatte sie doch noch viel zu viel Puste übrig um über all die anderen Gestalten zu sprechen mit denen Sethiel früher oder später zu tun haben würde. Kalas war dabei eine besonderes interessante Person, da er sich gut mit Tieren verstand und gewisse „Panther“ unter seiner schützenden Hand hielt. Tiere von denen der Mischling bisher noch nie etwas gehört hatte.
Uasa grinste vergnügt, da nun sie die Wissende war, die einem anderen etwas erklären konnte.
„Adaru und Ataiu sind Raubkatzen. Schwarz wie die Nacht, streifen diese Tiere durch wilde Dschungelgebiete, wie etwa den Urwald Kapayu, und beherrschen dort ihre Reviere. Es sind eigentlich Einzelgänger, aber diese beiden Panther wollen kaum voneinander weg. Kalas ist jedoch der einzige, der sich ihnen nähern darf, alle anderen werden als Feinde betrachtet. Ich finde es schon irgendwie unheimlich mit diesen Tieren durch die Welt zu fahren, aber sie sind die kostbarsten Schätze unseres Tierbändigers und daher kaum wegzudenken aus unserem Alltag.“
Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, während sie über ihre eigenen Worte nachdachte. Adaru und Ataiu jagten ihr wirklich einen Schrecken ein, besonders wenn sie auftraten und der Welt zeigten, wie gefährlich sie doch waren. Das Gebrüll hatte sich tief in ihr Unterbewusstsein gefressen und würde dort nicht so schnell wieder heraus zu löschen sein.
„Nein, diese Tiere tauchen hier im Arus, glücklicherweise, nicht auf. Kalas hat sie irgendwann im Urwald von Kapayu aufgegabelt, das ist aber schon eine ganze Weile her. Jetzt sind sie ausgewachsen und machen jedem die Hölle heiß, der sich zu nah an sie, Kalas oder ihre „Mama“ Enya heranwagen.“
Ja, in diesem Bezug waren die beiden wirklich liebenswert. Sie beschützten ihre Familie mit allen Mitteln die Phaun und Florancia ihnen zur Verfügung gestellt hatten. Zu dumm, dass nicht auch Uasa und ihre Schwestern zu dieser Familie zählten.
Das Gespräch der beiden wandte sich nun zu den drei Mädchen, die Sethiel nun nach und nach kennen lernte. Die Informationen die er über sie bekam erstaunten ihn sichtlich, was Uasa zum kichern brachte. Ihr war bewusst wie erwachsen sie schon aussah, und sah es auch immer wieder als Kompliment an, als Älteste zu gelten.
Da hab ich euch beiden was voraus... ätsch! dachte sie dabei im Stillen und lauschte anschließend den Worten des Elfen. Er wollte also in die Schattenakademie nach Santros und irgendwas in Uasas Herzen machte daraufhin einen ängstlichen Sprung. Beherrschte Sethiel etwa die Schattenmagie? Zauberei jeglicher Art hatten der Frau in rot schon immer starke Gänsehaut bereitet, doch Schattenmagie war noch eine ganz andere Geschichte. Nervös huschte ihr Blick von einem Punkt zum nächsten, während sie ihm weiter zuhörte. Vielleicht wollte er aber auch nur einen alten Freund besuchen?
„Seid ihr etwa ein Schattenmagier, Sethiel?“ rang sie sich schließlich die leise Frage ab und suchte angsterfüllt seinen Blick. Ihr Vater hatte sie schon immer vor Magiern gewarnt. Sie seien unberechenbar, machtgeil und äußerst leicht zu reizen. Eitelkeit und Arroganz würde ihnen auf Schritt und Tritt folgen und wenn man nur ein falsches Wort über sie verlor, würde sie einen in einen Frosch oder etwas noch viel grausameres verwandeln. Alte Schauergeschichten?
Uasa hatte sich lieber an diese Warnung gehalten, als es wirklich auszuprobieren.
Sein Lächeln verwirrte sie ziemlich, doch die Erwähnung seines Bruders stimmte sie nachdenklich. Ein Traum den sie sich erfüllen wollten und mit dem Tod seines Bruders war es nun an Sethiel diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Ein recht edles Ansinnen, in ihren Augen, doch konnte man deswegen einer von den „Guten“ sein?
Auf einmal knuffte er sie in die Seite und sorgte so für ein lautes Lachen, was ihre Stimmung sichtlich auflockerte. Sie war zwar nicht wirklich kitzelig, aber der Überraschungseffekt war auf seiner Seite gewesen. So etwas kindliches hätte sie von ihm nicht erwartet, doch fand sie dies nicht abschreckend oder unangemessen, nein sie fand es sogar recht süß.
Er beginnt mich zu mögen! Ha, damit habe ich einen Vorsprung, Igara!

„Ich weiß nicht viel von Magie... möchte aber auch kein Experte sein. Es ist mir... unheimlich.“
Auf einmal schien sie nicht mehr viel Sprechen zu wollen. Sethiel hatte also nun ein Thema erwischt, was ihr nicht sonderlich behagte. Und wenn es auch nur der Unterschied war, dass sie Angst vor diesem Thema hatte, so waren die Rollen nun getauscht.
Dieser Eindruck blieb aber nicht lange erhalten. Faraday sollte nun wieder das Gesprächsthema werden, weil Uasa sie gekonnt ignoriert hatte. Es gefiel ihr auch nicht wieder auf ihre Schwester zu sprechen zu kommen, aber sie wollte einen guten Eindruck machen und antwortete daher so freundlich wie möglich. „Fara, hat keine wirklichen Talente. Sie sagt zwar, dass sie Angst habe auf die Bühne zu gehen und dem Publikum etwas zu zeigen, aber ich sage, dass sie nur so tut. Sie versucht mit ihrer scheuen Art die Menschen um sie herum zu bezaubern und sie denken zu lassen, dass sie ein reiner Unschuldsengel sei.“ Uasa winkte ab, schüttelte nur genervt den Kopf und sprach dann weiter.
„Nein, Fara kümmert sich ausschließlich um unseren „Haushalt“. Wäsche waschen, sauber halten, Essen kochen,... all das liegt in ihrer Hand. Mehr kann sie aber auch nicht. Sie ist keine wirklich interessante Persönlichkeit.“
Unbewusst hatte die junge Frau dadurch einiges über sich und die Beziehung zu ihrer kleinen Schwester preis gegeben. Viel mehr noch als über Faraday selbst.
Ob sie dies wusste oder zu naiv dafür war, konnte man hingegen nicht genau sagen. Tatsächlich wurde aber offensichtlich wie sehr sie ihre kleine Schwester missachtete.
Mit diesem Thema beschäftigte sich Uasa ziemlich knapp, ihre Worte leiteten keinen weiteren Redefluss ein sondern ließen sie aufstehen und sich ausgiebig strecken. Wie schön dieser kleine Plausch auch gewesen sein mochte, jetzt war es an der Zeit nach Igara zu sehen.
„Kann ich Euch für einen Moment alleine lassen? Ich habe noch ein paar Dinge mit meinem Vater zu bereden und außerdem würde ich mich gerne über den Zustand meiner Schwester erkundigen. Ihr könnt unterdessen...“
In diesem Moment wurde wieder die Tür geöffnet und wieder einmal stand Faraday mit feuchten Kleidern davor. Was in Uasas Inneren vorging, konnte man ihr nicht im Gesicht ablesen, und nicht einmal ihre folgenden Worte zeugten von Missachtung: „Oh, Hi Fara. Seid ihr fertig mit Igara?“
Das Mädchen nickte stumm und erhaschte einen kurzen Blick auf den Fremden.
„Na, du bist ja mal wieder so gesprächig wie ein Fisch... ich werde selbst nach ihr sehen. Du kannst dich ja ein wenig mit unserem Gast anfreunden.“ Ihr freches Grinsen ließ Faraday erröten und noch ehe das Mädchen protestieren konnte, hatte Uasa die Gestalt in weiß in den Wagen gezogen und kräftig in die Seite geknufft. „Aber sei brav Fara, sollst doch nicht schamlos irgendwelche wildfremden Männer verführen, die dir gerade erst begegnet sind. Man sieht sich!“ Die Tür war schneller zugeschlagen, als das die verängstigte Frau reagieren konnte. Eigentlich wollte sie nur die grüne Tasche zurück bringen, und nun saß sie mit Sethiel in diesem Wagen fest. Weglaufen wäre unhöflich gewesen, also blieb sie.
Langsam drehte sich das Mädchen um, ihre feuchten dunklen Haare glitten über ihren schmalen Rücken. Ihre Augen fixierten die des Elfen und zeugten von starker Unsicherheit. Ihr langes Kleid drehte sich schwungvoll mit, als sie sich vollkommen zu ihm umdrehte und während sie so da stand und fieberhaft grübelte wie sie den Fremden unterhalten konnte, schluckte sie unsicher.
„Hallo...“ war ihr Anfang, der nicht gerade viel versprach. Sie setzte sich nicht, tat keinen Schritt auf ihn zu, sondern zupfte nur nervös an ihren Ärmeln und versuchte seinem Blick irgendwie stand zu halten. Die kleine grüne Tasche in ihrer Hand hielt sie dabei eisern fest, als könnte sie ihr irgendeinen Halt bieten in dieser Situation.

Nun war sie da, jetzt hatte er die Chance auf sie einzugehen und mehr über sie herauszufinden.
Doch wie viel würde er wohl aus diesem scheuen Ding, herausbekommen? Es war schwer einzuschätzen was sie wohl von ihm hielt, und doch hatte sie ihn bisher am meisten interessiert. Vielleicht weil er sie noch nicht wirklich kennen gelernt hatte und es daher noch sehr viele Dinge gab, die er über sie wissen wollte?
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Sonntag 15. Juli 2012, 19:55

Sethiel konnte hin und wieder die Regentropfen hören, die an das Dach klopften, als wollten sie um Einlass fragen. Gegen den Regen wirkte Uasa wie eine Sonne, die im Wohnwagen strahlte und Sethiel alle Fragen beantwortete, ihn an ihren Erfahrungen teilhaben ließ. Doch er merkte auch, wie schnell sie jemanden vertraute. Ihr Redeschwall wurde nur kurz von Faraday unterbrochen, doch kaum war sie weg, fing sie schon wieder an. Auch wenn er anfangs keine Informationen über die Frau in weiß bekam, so lernte er nun doch etwas Neues kennen. Er hatte noch nie von Panther gehört. Er sah wie sie grinste, es freute sie scheinbar richtig, ihm etwas erklären zu können. „Adaru und Ataiu sind Raubkatzen. Schwarz wie die Nacht, streifen diese Tiere durch wilde Dschungelgebiete, wie etwa den Urwald Kapayu, und beherrschen dort ihre Reviere. Es sind eigentlich Einzelgänger, aber diese beiden Panther wollen kaum voneinander weg. Kalas ist jedoch der einzige, der sich ihnen nähern darf, alle anderen werden als Feinde betrachtet. Ich finde es schon irgendwie unheimlich mit diesen Tieren durch die Welt zu fahren, aber sie sind die kostbarsten Schätze unseres Tierbändigers und daher kaum wegzudenken aus unserem Alltag.“ Schwarz wie die Nacht? Ob sie auch unter Manthalas Schutz stehen und die Nacht lieben? Wäre denkbar. Sie scheinen größer als eine normale Katze zu sein, wenn sie eine Bärin zur Mutter haben. Sethiel kannte Katzen, hatte auch schon ein paar gesehen, doch Raubkatzen waren ihm unbekannt. Die Nachricht, dass der Arus nicht ihr Lebensraum war, schien ihn merkwürdigerweise zu beruhigen. Vielleicht lag es daran, dass er sie nicht kannte und diese Panther nicht gerade angenehme Zeitgenossen zu sein scheinen. Die Tatsache, dass nur Kalas diese Tiere zähmen konnte stieß auf Bewunderung seitens des Mischlings. Doch Kalas war nicht die einzige interessante Person. Da waren ja auch noch Uasa und ihre Schwestern. Er hörte Uasas kichern, sie schien wohl zu merken, dass er bei allen drei Mädchen falsch geschätzt hatte. Es war auch etwas, was er wirklich nicht konnte. Das Alter von jemanden schätzen. Elfen sah man ihr eigentliches Alter nicht so an, aber bei Menschen schien es noch schwieriger zu sein und der Elf nahm sich vor, lieber nachzufragen.

Uasa war nicht nur jemand, der gerne redete, sie war auch äußerst neugierig, was sich auch in ihren Fragen widerspiegelte. Als er das Wort Schattenakademie erwähnte, wurde ihre Stimmung anders. Hatte sie... Angst? „Seid ihr etwa ein Schattenmagier, Sethiel?“ Die Frage war leise gewesen und dennoch konnte er sie hören. Sie suchte seinen Blick und er konnte ihre Angst sehen. Die Schattenmagie macht ihr wohl angst... Für den Elfen war es nie ein Thema gewesen. In seiner Familie ging man entweder dem Schneiderhandwerk nach oder man wurde Schattenmagier, wenn die Begabung vorhanden war. Freundlich erwiderte er ihren Blick, wollte ihr zeigen, dass sie sich nicht vor ihm fürchten musste. „Seit meiner Kindheit schon übe ich mich in der Schattenmagie, aber ich könnte mich nicht als Magier bezeichnen. Mein Bruder hatte mir viel beigebracht, bevor er starb.“ In knappen Worten erzählte er von ihrem gemeinsamen Traum, den er erfüllen wollte. Er merkte, dass er ein wohl ein Thema ansprach, dass nicht so geeignet war, abgesehen davon mochte er es, wenn sie lachte. Er knuffte sie in die Seite und wurde mit einem lauten Lachen belohnt. Sethiel musste ebenfalls lachen, es tat gut und schien die Stimmung wieder aufzulockern. „Ich weiß nicht viel von Magie... möchte aber auch kein Experte sein. Es ist mir... unheimlich.“ Bei diesen Worten nickte der Elf langsam und verständnisvoll. Seine ältere Schwester war auch nicht wirklich begeistert gewesen, als er mit der Magie angefangen hatte. Das war wohl einer der Punkte, weswegen sie und Raskoran sich einmal gestritten hatten, doch das war ewig her. Der Mischling stand auf und biss in seinen Apfel. Da waren noch unbeantwortete Fragen, Uasa hatte Faraday so gut wie nicht erwähnt und das war ein Grund noch einmal nachzuhaken. „Fara, hat keine wirklichen Talente. Sie sagt zwar, dass sie Angst habe auf die Bühne zu gehen und dem Publikum etwas zu zeigen, aber ich sage, dass sie nur so tut. Sie versucht mit ihrer scheuen Art die Menschen um sie herum zu bezaubern und sie denken zu lassen, dass sie ein reiner Unschuldsengel sei.“ Für Sethiel waren solche Worte erschütternd. Als die Frau in rot noch genervt den Kopf schüttelte und dabei weiter redete, bestätigte sie einen kleinen Gedanken. Sie scheint ihre Schwester nicht sonderlich zu mögen. Wenn ich so über meine Geschwister gesprochen hätte, hätte es richtig Ärger zu Hause gegeben. Der Elf gab sich alle Mühe nicht zu zeigen, wie sehr es ihm missfiel. Auf ihn machte es einen sehr schlechten Eindruck. Man sollte seine Familie ehren, auch wenn er sie da mit seinem Abhauen nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte. Glücklicherweise wechselte Uasa das Thema. Sie wollte nach ihrer Schwester sehen, ein verständlicher Wunsch. Ehe die Frau in rot ihren Satz zuende bringen konnte, öffnete sich die Tür und Faraday stand in der Tür. Sethiel fixierte Uasa, wollte er eine Reaktion sehen, immerhin hatte sie nicht gerade die beste Meinung ihrer Schwester gegenüber. Doch der Mischling wurde enttäuscht, Uasa ließ sich nichts anmerken. Stattdessen begrüßte sie die Frau in weiß, als wäre alles in Bester Ordnung. Faraday nickte ihrer Schwester zu ihrer Frage, ehe ihr Blick für einen kurzen Moment bei ihm lag. Doch Uasa zerstörte diesen Moment so schnell wieder wie er gekommen war. „Na, du bist ja mal wieder so gesprächig wie ein Fisch... ich werde selbst nach ihr sehen. Du kannst dich ja ein wenig mit unserem Gast anfreunden.“ Damit zog die Frau in rot das Mädchen in weiß in den Wagen. Ihrer Schwester sagte sie noch, dass sie keine wildfremden Männer verführen solle. Dann war die Tür auch schon zu und Sethiel war mit Faraday allein.

Faraday war ein wirklich schüchternes Mädchen. Sie drehte sich langsam zu ihm um und gab ihm damit – ob ungewollt oder nicht – die Möglichkeit sie zu begutachten. Sie war zierlich, ein wenig wie ein Elf, hatte lange dunkle Haare, die feucht vom Regen waren. Ihre hellbraunen Augen fixierten seine. Er erkannte ihre Unsicherheit, ihre ganze Haltung war zurückhaltend. „Hallo...“ Am liebsten wäre sie nicht hier. Sie ist wohl sehr verunsichert, nicht zuletzt wegen Uasas Bemerkung. Sethiel hatte eigentlich keine Probleme damit ihrem Blick standzuhalten, doch wusste er nicht ob es sie noch mehr verunsichern würde oder nicht. Der Elf suchte etwas, worüber man reden konnte. Gar nicht so leicht, war auch er eigentlich eine ruhige Person und nicht die Art Elf, die viel redete. Sethiel musste es aber versuchen. Er wollte etwas über sie erfahren. Vorsichtig ging der Mischling einen Schritt auf sie zu und zog dabei seine Handschuhe aus, die er schon die ganze Zeit an hatte. Hier war keine Sonne, da würde es wohl nicht schlimm sein, wenn er sie ablegte. Mit wenigen Griffen waren sie in seiner Tasche verstaut, die neben dem Bett lag. Der Elf lächelte sie freundlich an und streckte ihr seine Hand entgegen. „Ihr braucht keine Angst vor mir haben. Ich tue Euch nichts Faraday.“ Sethiel wollte sie beruhigen und ihr gleichzeitig zeigen, dass sie sich nicht fürchten musste. „Ihr müsst nicht reden, wenn ihr nicht wollt.“ Es ist wohl besser, wenn ich ihr so viele Freiheiten wie möglich lasse. Es scheint, als stünde sie unter einem Zwang. Sethiel machte sich wirklich Sorgen um sie. Ihm war wichtig, dass sie sich wohl fühlte und dafür würde er alles tun.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Freitag 27. Juli 2012, 22:59

Noch immer stand die Wagenkarawane im Wald herum, regungslos und abwartend. Der Regen klopfte unaufhörlich gegen die bunten Dächer und der Wind zerrte an den Blättern der umstehenden Bäume. Kurama hatte sich zusammengerollt und unter einen großen Baum gerettet, der ihn einigermaßen vor der Nässe schützte, allerdings dachte er nicht daran ein Nickerchen zu machen. Seine Ohren blieben aufrecht und aufmerksam, ebenso wie sein Haupt, was sich gespannt in Kalas Richtung gewandt hatte. Dieser Mann erntete vor allem die Aufmerksamkeit des Fuchses, weil er der einzige war der sich außerhalb der Wagen befand.
Der Mann schien sich ein wenig zu langweilen, denn er blickte von einem Wohnwagen zum nächsten, trat den einen oder anderen Stein beiseite und umkreiste ein paar mal den Wagen mit den Tieren. Schließlich lehnte er sich an den Karren und blickte zu Kurama. Er wirkte irgendwie geistesabwesend. Auch lag eine gewisse Traurigkeit in seinem Auge, die von niemandem außer Kurama gesehen wurde. Kein Mensch hatte je einen traurigen Gesichtsausdruck auf Kalas Zügen erblickt, da dieses Recht allein seinen Tieren vorbehalten war.

Plötzlich öffnete sich die Tür des roten Wagens und die Frau in Rot trat heraus. Eilig schlug sie die Tür hinter sich zu und stapfte, scheinbar wütend, in Richtung des gelben Wohnwagens. Sethiels Begleiter schaute auf und beobachtete ihren Gang. Sie schien es ziemlich eilig zu haben, und ließ sich nicht von der grüßenden Hand des Tierbändigers beirren. Er hatte sie sogar freundlich angelächelt, aber Uasa schien ihn keines Blickes zu würdigen.
Noch ehe Kalas sie irgendetwas diesbezüglich fragen konnte, war sie bereits im nächsten Wohnwagen verschwunden und hinterließ einen fragend blickenden Mann, der sich nun ziemlich ignoriert und irgendwie fehl am Platze fühlte.
„Dieses Mädchen. Launisch wie das Meer...“, murmelte er nur daraufhin und lächelte belustigt, ehe sein Gesicht sich wieder in eine traurige Maske verwandelte.

Sethiel hatte nun mit einem etwas anderen Naturell zu kämpfen, was ihn verunsicherte aber trotz allem nicht völlig verzweifeln ließ. Wie ging man mit einem schüchternen Mädchen um? Was konnte man sagen und was konnte man tun, um sie nicht zu verängstigen? Der Elf versuchte es schließlich auf die höfliche Art und Weise und zog sich die Handschuhe aus. Allein diese Bewegung ließ Faraday zusammenfahren, aber als er ihr bloß die Hand entgegen streckte wurden ihre Bewegungen flüssiger, irgendwie sicherer. Es war eine Handlung die überall im Land bekannt war, da konnte man nichts falsch machen. Daher fühlte sie sich in ihrer Reaktion bestätigt und führte den Händedruck ohne zu zögern aus, wenngleich seine warme Hand ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb. Allerdings beschämten sie seine Worte, da diese ihr wieder nur zu deutlich vor Augen führten, wie lächerlich sie sich doch anstellte.
Natürlich brauchte sie keine Angst vor ihm zu haben! Aber genau diese Äußerung jagte ihr eine unangenehme Gänsehaut nach der nächsten über den Rücken. Als sie ihre Hand zurück nahm fing diese sogar an zu zittern. Nervös fasste sie sich an die Arme, als ob ihr kalt wäre, und lächelte nervös. Sie wollte bloß irgendwie ihre Unsicherheit überspielen, was ihr irgendwie überhaupt nicht gelingen wollte. „Ich weiß...“ sagte sie leise und lächelte. Am liebsten hätte sie noch mehr gesagt, aber da war dieser riesige Kloß in ihrem Hals, der jedes weitere Wort unmöglich machte. Ihre Zunge erstarrte förmlich und ihre Gedanken fielen aus.
Sag etwas... Sag etwas!!
War alles was in ihrem Kopf herum spukte. Natürlich würde sie so keinen vernünftigen Gedanken äußern können. Also plapperte sie einfach darauf los ohne ihren Kopf zu benutzen. Eine Strategie, die sie schon öfter einfach so angewandt hatte, wenn ihr mal wieder die Sprache im Halse stecken blieb. In diesen Momenten versuchte sie dann aus purer Verzweiflung heraus ein Gespräch anzufangen, weil sie doch so gerne ein Konversation führte, es aber aus unerklärlichen Gründen nicht konnte.
„ Ach nein, ich rede gern... sehr gern. Über alles mögliche wenn Ihr wollt.“ Zumindest war ihr dieses Mal nichts Dummes über die Lippen gekommen, was ihr bei weitem nicht jedes Mal gelang.
Schließlich setzte sich die Frau in weiß hin und hielt sich weiterhin krampfhaft an den Armen. Ihre kleine grüne Tasche befand sich sicher in ihrer rechten Hand. Am liebsten hätte sie diese in lockerer Bewegung zurück an ihren Platz gelegt, aber alles in ihrem Körper schien auf einmal verrückt zu spielen.
Ihre Beine und Hände zitterten.
Ihr Mund trocknete augenblicklich aus.
Ihr Herz schlug wie wild.
Und ihr Gesicht nahm eine leichte Rötung an, die sie nur noch nervöser werden ließ.
Hilfe ich sehe aus wie eine Tomate!
Von allein schaffte sie es nicht, einen vernünftigen Satz heraus zu bringen. Sethiel würde sie wohl oder übel fragen müssen, aber woher sollte er wissen, ob sie überhaupt mit ihm reden wollte? Sie machte auf jeden Fremden einen so ängstlichen Eindruck, dass sich die meisten Leute lieber dazu entschlossen sie in Ruhe zu lassen. Ganz zum Kummer der jungen Faraday. Sie würde ja gerne mit anderen Leuten reden und einfach die Gesellschaft genießen – schließlich hasste sie es allein zu sein - aber ihre Schwäche ließ dies einfach nicht zu. In aller Stille betete sie zu den Göttern, dass ihr dieses Mal ein Gespräch gelingen möge.

Unterdessen trat Uasa wieder aus dem gelben Wagen heraus und war deutlich blasser als zuvor. Ihr Vater folgte ihr auf dem Fuße und bewegte sich mit schnellen Schritten auf Kalas zu. Dieser reagierte besorgt, konnte man doch sehen wie aufgelöst Uasas Vater war. Sein weißer Schauzbart zitterte als er leise Worte an den Tierbändiger richtete. Augenblicklich wurde auch er blass und suchte den Blick der jungen Frau.
Kurama beobachtete dieses gesamte Geschehen mit höchstem Interesse. Etwas schlimmes lag in der Luft und das spürte der Fuchs sofort. Seine Ohren zuckten aufgeregt, während sein Schweif nervös hin und her zuckte. Kalas blickte auch in seine Richtung und schluckte merklich. Dann schien er seine Fassung zurück zu gewinnen, denn er nickte entschlossen.
„Ich werde ihn dann mal aufwecken..“, sagte er nun etwas lauter und klopfte dem alten Mann auf die Schulter. Dieser lächelte traurig. Man merkte ihm deutlich an wie angespannt und erschöpft er eigentlich war. Die Sorgen um seine Tochter zerrten deutlich an seinen Kräften.
Kalas ging auf den dritten, grünen Wagen zu und verschwand im Inneren des Gefährts.
Die Pferde, die Kurama nun zum ersten Mal richtig auffielen, wieherten nervös. Auch sie spürten die negativen Veränderungen in der Luft und das machte wiederum die Tiere des Karrens munter. Ein gefährliches Brüllen ließ Vater und Tochter erschrocken zusammen fahren und hallten unheilvoll durch den tiefen Wald.
Wer vermochte schon zu sagen, was Uasas Vater nun zu folgendem Wutausbruch verleitete?
„HALS MAUL, VERDAMMTES VIECH!!!“ War es die Nervosität, die Angst oder alle Aufregungen des Tages zusammen?
Der alte Mann trat gegen den Karren und verursachte dadurch ein drohendes Knurren der Panther. Auch Enya äußerte sich grimmig mit einem Jaulen und ließen den ergrauten Mann verzweifeln. Uasa stellte sich schließlich dazwischen und hielt ihren Vater bei den Armen. „Hör schon auf, du alter Trottel! Das wird Igara auch nicht wieder gesund machen!“
Widerwillig gab er nach und wandte sich ab. Seine Augen verdeckte er, doch Kurama konnte erahnen welche Gefühle sich im Herzen dieses Mannes festgesetzt hatten.
Während dieses Ausbruchs, hatte sich der Fuchs hastig zurückgezogen, blieb aber dennoch neugierig wie ein junges Tier. Die Stimmung außerhalb der Wagen war zum zerreißen angespannt, der Elf konnte von Glück reden, dass ihm diese nervösen Veränderungen vorerst verborgen blieben, wenngleich die Laute der Tiere und das wütende Gebrüll des alten deutlich die Aufmerksamkeit seiner Gesprächspartnerin auf sich zogen.
Sie blickte verängstigt in Richtung der Tür, wagte es aber nicht aufzustehen. Diese laute waren ihr so vertraut wie das zwitschern der Vögel am Morgen. Abgesehen davon kannte sie die Beweggründe, die sich dahinter verbargen, also musste sie nicht nach draußen gehen um eine traurige Miene anzunehmen. Ein leiser Seufzer verließ ihre Kehle, um sogleich durch ein nervöses Lächeln ersetzt zu werden. Es war alles andere als echt, aber allemal besser als herunter gezogene Mundwinkel.
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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Sethiel » Freitag 3. August 2012, 22:33

Der Regen wurde stärker. Man konnte in auf die Dächer trommeln hören, als würde er seine ganz eigene Melodie spielen. Der Elf stand nun einem Wesen gegenüber, das so das Gegenteil von der Frau in Rot war. Schüchtern, beinahe verängstigt. Sie zuckte bei seiner Bewegung zusammen, als hätte sie das Schlimmste erwartet, doch erkannte sie die Bewegung. Ihre Hand war kalt, ganz im Gegensatz zu seiner eigenen. Wahrscheinlich, weil sie vorhin draußen war und die Handschuhe doch recht warm gaben. Sethiel wurde Zeuge wie die Frau in weiß errötete, nicht zuletzt noch wegen seinen Worten. Sie löste den Händedruck und hielt sie nervös an ihren Armen. Sie schein zu frieren und Sethiel fragte sich schon, ob er etwas falsch gemacht hatte. Er hatte keine Erfahrung wenn um schüchterne Wesen geht, war er doch selbst eher eine ruhige Gestalt und seine Umgebung konnte man gut als laut und stürmisch bezeichnen. „Ich weiß...“ Ihre Worte und ihr nervöses Lächeln zauberten auch bei dem Mischling ein Lächeln ins Gesicht. Gut zu wissen, dann muss ich mir diesbezüglich keine Gedanken machen... Aber Ich sollte trotzdem vorsichtig sein. Interessiert beobachtete er Faraday, wie sie nach Worten suchte und es ihr anscheinend schwer fiel. Doch Sethiel erkannte auch den guten Willen dahinter. „Ach nein, ich rede gern... sehr gern. Über alles mögliche wenn Ihr wollt.“ „Wirklich?“, fragte er sanft lächelnd nach, „Über alles was ich möchte?“ Dabei beobachtete er, wie sie sich setzte, ihre Hände sich regelrecht in ihre Arme krallten. Der Mischling setzte sich neben sie bemerkte wie sie rot wurde. Der Elf überlegte kurz, was er fragen könnte, wusste er doch relativ wenig von ihr. Sein Blick fiel auf die Tasche. „Was ist da drinnen? Seit ihr so etwas wie eine Heilerin?“ Er wollte sich langsam zu ihr vortasten und das ging wahrscheinlich am besten, wenn er erst einmal im Allgemein sprach. Abgesehen davon wollte er sehen, was in dem Beutel ist. Er musste lächeln und berührte dabei leicht ihre Wange, damit sie zu ihm sah. Man konnte den warmen Blick spüren, den er ihr schenkte. Eine Mischung aus Neugier und liebevoller Zuneigung. Für einen Außenstehenden wäre es die Geste eines Mannes gewesen, der seine Geliebte auf die Art liebkoste, man konnte nicht die Nervosität der beiden Beteiligten nicht sehen. Sie ist wirklich schüchtern... aber ich glaube, sie mag Gesellschaft...

In dem Wohnwagen war eine ruhige Stimmung. Es war Harmonie die in dieser kleinen Welt herrschte, unschuldig und rein wie das sanfte Licht des Vollmondes, das über eine kleine Waldlichtung schien. Doch die Harmonie wurde gestört, als eine sehr laute und Wütende Stimme etwas brüllte. Sethiel konnte nicht verstehen, was die Person sagte. War das... Garmisch? Für ihn war diese Sprache einfach nur fremd, genauso wie diese Panther. Noch ahnte er nichts von der Trauer, die draußen herrschte, von der Verzweiflung, die Kurama beobachtet hatte. Für den Fuchs muss es wohl ein Trauerspiel sein, konnte er doch zu genau die Gefühle des Tierbändigers, der Frau in Rot und ihres Vaters beobachten. Das Tier blieb dennoch in der Nähe, war doch sein Partner hier in einem dieser Wohnwagen. Sethiel stand auf. „Was ist da draußen los?“, fragte er Faraday mit einer Spur Nervosität. „Was ist mit deiner Schwester eigentlich?“ Warum hab ich nicht früher daran gedacht? Ich habe mich ablenken lassen... Sein Blick war auf Faraday gerichtet, die ihn mit einem nervösen Lächeln auf den Lippen ansah. „War diese Stimme eben dein Vater?“ Sethiel versuchte sich zu beruhigen, was ihm nicht leicht viel. Kurama war draußen und er wusste nicht ob dem Fuchs, seinem Freund, etwas zugestoßen war. Seine Hand wanderte zur Türklinke, war sich aber unsicher. Sollte er sie jetzt öffnen oder lieber abwarten. Sein Blick fiel wieder auf Faraday. Er würde anhand ihrer Antwort entscheiden, was er tun würde.

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Re: Der Weg wird steinig

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 8. August 2012, 16:56

Langsam aber sicher veränderte sich die Stimmung innerhalb der Zigeunergemeinde, wie der herrlich blühende Morgen, der sich in kürzester Zeit in eine wabernde graue Masse verwandelt hatte. Die Wolken wirkten bedrückend und schwer. Eine Last die kaum abzuschütteln war, schien auf einmal jedes Mitglied der Familie zu bekümmern. Was war geschehen?
Der wütende Ausbruch des Vaters gab höchstens Indizien, auf das was sich in seinem Herzen breit gemacht hatte und auch Uasas Reaktion darauf, konnte nur einen kleinen Teil der Misere offenbaren.
Kurz zuvor war doch noch alles einigermaßen friedlich zugegangen...
Sethiel hatte einen Ort gefunden der ihn mit offenen Armen empfing. Er hatte sich zwar von der Zigeunertochter bestehlen lassen, rettete ihr aber dennoch das Leben und wurde daraufhin freundlich in der Gruppe aufgenommen. Es blieb weitestgehend ruhig und Uasa sowie Sethiel konnten in aller Vertraulichkeit ihre Neugierde stillen.
Zumindest solange bis Die Frau in rot sich dazu entschloss, bei ihrer Schwester vorbei zu schauen. Faraday nahm kurz darauf ihren Platz ein und führte das Gespräch mehr oder weniger sicher fort.
Allerdings war es mehr an Sethiel diese Unterhaltung aufrechtzuerhalten denn sein Gegenüber zog sich sichtlich zurück. Ihr Lächeln blieb schüchtern und ihre Haltung abweisend, dennoch gab sie ihm Hinweise. Sie war eigentlich gewillt ihm mehr zu sagen. Nun war es an ihm es aus ihr herauszukitzeln.
Und tatsächlich ließ er sich darauf ein und fragte ungeniert nach, ob sie ihre Worte wirklich ernst gemeint hatte. War wirklich jede Frage recht? Würden sie über alles reden können?
Ihr Gesicht würde in nächster Zeit nicht wieder diese leichte Blässe annehmen, denn dazu brachte sie der junge Elf zu sehr in Verlegenheit.„Ich eh.... also... solange es vernünftige Themen bleiben versteht sich.“ Bei diesen Worten blickte Faraday zu Boden. Sie spürte die Wärme in ihrem Gesicht und schämte sich über alle Maßen.
Das Mädchen setzte sich daher und gab Sethiel dadurch ebenfalls einen Anlass es ihr gleich zu tun. Doch warum musste er sich ihr so sehr nähern?
Das Mädchen begann zu zittern.
Am ganzen Körper.
Unweigerlich.
Dann schluckte sie und wartete ab, ihr Blick immer noch auf den Boden geheftet.
Man hätte meinen können, sie säße neben einem Ungeheuer oder einer bösartigen Kreatur Faldors, denn nur solche Wesen hätten bei einem normalen Menschen solche Reaktionen ausgelöst. Und tatsächlich hatte Faraday in diesen Momenten hart mit ihrer Angst zu kämpfen. So nah war ihr bisher noch keiner gekommen. Keiner außer ihrer Familienmitglieder, versteht sich.
Schließlich begann er zu reden und das war wie ein befreiender Wink des Schicksals. So hatte Faraday nämlich ein Thema, um dass sich ihre verwirrten Gedanken kreisen konnten. Man hätte es wie eine hilfreiche Hand beschreiben können, an der sich eine anfängliche Seiltänzerin klammern konnte.
Und das tat die junge Frau in weiß mit dankbarem Herzen.
„Das?... Ist meine Heilertasche. Und ja ich bin eine Heilerin. Allerdings keine besonders Gute, ich mache das alles nur behelfsmäßig und … na ja mit den wenigen Kräutern, die ich hier habe...“ mit einem leisen Klacken öffnete sich die Tasche und beförderte getrocknete Kräuter, Tränke und Salben zutage. „ … kann ich kaum Leben retten. Also eigentlich habe ich auch..“
Plötzlich stockte sie und ihr Gesicht wurde heißer denn je. Sethiel hatte ihre Wange berührt und lächelte sie nun mit solch einer Zärtlichkeit an, dass sie am liebsten im Boden versunken wäre. So etwas war ihr noch nie passiert. Das war undenkbar! Ihr konnte so etwas nicht passieren!
Und doch erwiderte sie schüchtern sein Lächeln und wandte anschließend scheu ihr Gesicht ab. Ihr Herz erwärmte sich, denn diese Berührung fühlte sich an, wie der erste Sonnenstrahl des Morgens, der unverhohlen ihren Körper kitzelt. Es war unangenehm, machte sie aber lebendig und irgendwie froh.
Jemand interessierte sich für Faraday. Sie, die langweilige Köchin hinter der bunten Zigeunerfassade!
Die Stimmung innerhalb des Wohnwagens hätte nicht harmonischer sein können. Aufregung und Neugierde erwachten langsam in Faradays Innersten während Sethiel dazu bereit war einige Grenzen zu überschreiten, die er bei anderen Frauen stets in Ruhe gelassen hatte.
Allerdings befand sich die Atmosphäre des gesamten Zigeunerzuges in einem rasanten Wandel. Alles veränderte sich innerhalb weniger Sekunden und die Folgen waren nun für alle zu hören, auch für die Bewohner des Waldes.
Es war die Angst und die Verzweiflung eines alten Vaters, der die Aufmerksamkeit der gesamten Umgebung auf sich lenkte. Auch Sethiel und Faraday blieben davon nicht verschont und so kam der junge Elf nicht umhin zu fragen, was das alles zu bedeuten hatte.
„Mit den wenigen Mitteln die ich zur Verfügung habe kann ich sie nicht heilen.“ gab sie schließlich leise von sich, ohne aufzublicken.
„Sie scheint an einer schlimmen Vergiftung zu leiden, doch um welche es sich dabei handelt, kann ich nicht sagen!“
Um ein weiteres Wort zu vermeiden, biss sich das Mädchen auf die Lippen. Da war noch etwas, aber das konnte sie ihm unmöglich erzählen. Zu dumm nur, dass ihre Fähigkeit, Geheimnisse zu verbergen ziemlich schwach ausgeprägt war.

Auf einmal war wieder ein Poltern zu hören. Rufe hallten durch den Wald, die Faraday unweigerlich auffahren ließen. Ihre Augen weiteten sich.
Fragend.
Kurama konnte unterdessen mehr verfolgen als sein Herrchen, es in seiner Situation vermocht hätte.
„Was soll das heißen? … Was ist mit Ihr? Wo habt ihr Igara gefunden??“
ein Mann mittleren Alters kam angestürmt, die Klamotten noch halbwegs zerknittert und die Haare völlig zerzaust. Ein Blick genügte, um zu erkennen, dass er gerade aus dem Bett gescheucht wurde, nicht zuletzt an seinen noch rot unterlaufenen Augen.
Noch ehe der verzweifelte Vater darauf antworten konnte, hielt Uasa ihn zurück und trat an seiner statt vor. „Sei doch nicht so laut, Ondel! Sonst weckst du sie noch! Sie braucht Ruhe und sehr viel Schlaf! Mach einfach die Pferde bereit, wir werden noch heute weiter reisen müssen!“
Mittlerweile war die Angst aus ihren Augen gewichen und machte nur noch einem Ausdruck Platz, den man mehr als nur entschlossen nennen konnte. Alle Beteiligten wussten nun, dass sie fortan die Zügel in der Hand hatte, war ihr alter Herr Vater doch scheinbar nicht mehr in der Lage dazu. Seine Gefühle gingen mit ihm durch und verleiteten ihn nur allzu leicht zu inbrünstigen Wutausbrüchen. Zum Wohle der Pferde also, würde dieses Mal auch Uasa ein Pferdepaar unter ihre Kontrolle bringen und sie sicher ans Ziel geleiten. Kalas und Ondel würden die anderen beiden Karren fahren, an denen jeweils ein noch weiterer Wohnwagen befestigt war.
„Aber... sie...“ Noch immer stand der müde Mann da und begriff seine Umgebung nicht. Wie ein verwahrloster Irrer, blickten seine Augen von einer Person zur nächsten, um irgendwie einen Ansatzpunkt zu haben.
Einen Halt.
Eine Lösung!
Eine Hoffnung?
Er schien wie in Trance, scheinbar war sein Körper zwar da, doch sein Geist hing immer noch in der seligen Traumwelt, die keine Leiden und auch keine Schmerzen zu ließ.
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