Deutlich zu spät

Natürlich wird auch hier fleißig mit Waren gehandelt, welche "vom Boden" beschafft wurden. Aber auch einheimische Waren sind hier zu finden. Es wird getauscht, versteigert und einfach nur verkauft.
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Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Samstag 29. Oktober 2011, 16:07

Nihil kommt von Wohnviertel Hymloas - Anwesen der De´Vals

Nihil musste es recht eilig haben, zum Platz der inneren Ruhe zu kommen. Schließlich war er schon zu spät dran. Und so, wie er seinen Lehrmeister kannte, würde ihn sicherlich eine Strafe erwarten, die mit jeder weiteren Minute schlimmer ausfallen würde. Zwar waren die Tadelungen Palanthors eigentlich immer recht milde, zum Beispiel musste Nihil seinen Medizinschrank aufräumen oder dergleichen, dennoch war es nie sonderlich ratsam, den eigenen Lehrer zu verängstigen. Er könnte schließlich den Eindruck bekommen, Nihil interessiere sich nicht mehr wirklich für das Erlernen der Lichtmagie.
Die Füße des jungen Magiers trugen ihn einen bekannten Weg durch die Wolkenstadt, geradewegs auf den recht zentral liegenden Platz der inneren Ruhe zu. Sein Weg führte ihn durch eine der belebteren Gegenden Himlyas: Den Marktplatz und die darum liegenden Straßen. Hier gab es nicht nur den großen Markt, auf dem Händler in kleineren und größeren Ständen ihre Waren feil boten, sondern auch Geschäfte aller Art waren in den Straßen um den Marktplatz herum verteilt. Einige der Händler hatte aufgrund der späten Tageszeit schon angefangen, ihre Stände zusammenzupacken, andere hofften noch darauf, ein paar Kunden anwerben zu können. Denn obwohl es schon langsam dunkel wurde, war noch viel Betrieb in dieser Gegend. Himlyaner, die wegen ihrer Arbeitszeiten oder dergleichen noch nicht zum Einkaufen gekommen waren, strömten nun auf den Markt, um in letzter Minute noch ein paar Besorgungen erledigen zu können. Die vielen Menschen hielten Nihil weiter auf, weshalb sein Antreffen am Platz der inneren Ruhe sich noch weiter verzögern würde. Als er es endlich geschafft hatte, sich durch den übervölkerten Marktplatz zu kämpfen, lagen nur noch zwei bis drei Querstraßen vor ihm, die ihn von seinem Ziel trennten.

Plötzlich konnte Nihil recht laut und deutlich ein großes Krachen hören, irgendwo muss gerade ein ziemlich schwerer Gegenstand umgefallen oder auf den Boden gefallen sein. Beinahe zeitgleich setzte aus der gleichen Richtung ein schmerzverzerrtes Geschrei einer männlicher Person ein. Die Geräusche kamen aus einer der Schmieden, die am Rande der Marktgegend standen, in der hauptsächlich Waffen, Schilder und Rüstungen für die Himmelsreiter hergestellt wurden. Anscheinend hatte es in dieser Schmiede einen Unfall gegeben. Als angehender Lichtmagier könnte Nihil dem scheinbar recht schwer Verletzem sicherlich von Hilfe sein, allerdings würde er damit sein Antreffen am Platz der inneren Ruhe noch weiter verspäten. Wie sollte er sich entscheiden?

Entschied sich Nihil dafür, in der Schmiede nach dem Rechten zu sehen, so würde er einen der Schmiedelehrlinge vorfinden, dessen Fuß unter einem Amboss eingeklemmt war. Andere Arbeiter der Schmiede bemühten sich gerade darum, eben jenen Amboss vom Fuß des Eingeklemmten zu stämmen.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Nihil De´val » Samstag 29. Oktober 2011, 18:21

Der schmerzerfüllte Schrei ging Nihil durch Mark und Bein. Einen Moment lang stand er regungslos herum und überlegte was er nun tun sollte. Sein Meister hatte ihm beigebracht, mittels Magie Verletzungen zu heilen und offenbar war dort ein Verletzter, doch legte Palanthor auch sehr viel Wert auf Pünktlichkeit. Schließlich entschied sich Nihil dafür, nach dem Rechten zu sehen und eilte zur Schmiede. Dort angekommen stellte er fest, dass die Lage wohl ziemlich ernst zu sein schien. Der Fuß des Lehrlings war unter dem Amboss eingeklemmt und Nihils anatomische Kenntnisse reichten durchaus aus um zu wissen, dass es sich hierbei um eine größere Verletzung handelte als eine Verstauchung oder dergleichen. Er trat ein paar Schritte zurück und flüsterte eine liebliche Melodie, während er die Hände vor sich hielt wie eine Schale. In seinen Händen bildete sich eine Kugel aus reinem weißen Licht die sich nun rasch erhob und über den Dächern der Häuser gleißendes Licht austrahlte, bevor sie sich nach wenigen Sekunden wieder auflöste. Dies war der erste Zauber, den Nihil von seinem Meister erlernt hatte. Ein äußerst simpler Zaubertrick der jedoch sehr nützlich in Situationen wie diesen sein konnte, da Nihil so auf sich aufmerksam machen konnte. Palanthor würde das Licht sehen und es als das seines Schülers erkennen. Dann würde er zu ihm kommen und könnte helfen den Lehrling zu heilen. Als das getan war, wendete sich Nihil wieder der Schmiede zu. Mittlerweile wurde der Amboss angehoben und entblößte den zerquetschten Fuß des vor Schmerzen wimmernden Lehrlings. Nihil näherte sich rasch dem Lehrling. Er beugte sich zu ihm herunter und begutachtete seinen Fuß

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"Es wird alles wieder gut. Palanthor ist bereits unterwegs und bis er hier ist kann ich versuchen dir zumindest die Schmerzen etwas erträglicher zu machen. Ich werde jetzt deinen Schuh ausziehen damit ich mir ein besseres Bild von deiner Verletzung machen kann. Keine Angst das wird schon wieder"
Nihil sprach wie er es von seinem Meister gelernt hat ruhig und melodisch um den Jungen ein wenig zu beruhigen. Vorsichtig löste er den Schuh vom Fuß des Lehrlings und legte den Fuß frei. Soweit Nihil die Verletzung auf den ersten Blick einschätzen konnte, hatte der Amboss einige innere Blutungen im Fuß ausgelöst - dieser war mittlerweile auch schon angeschwollen - und wahrscheinlich auch Knochen gebrochen. Nihil war sich nicht sicher, ob seine Fähigkeiten schon ausreichen würden, einen Bruch zu heilen, doch selbst wenn nicht, so konnte er sich zumindest um die Schwellung kümmern und die Schmerzen lindern, bis Palanthor eintreffen würde. Er hielt seine Hände über den verletzten Fuß und verfiel wieder in einen melodischen Singsang. Aus seinen Handflächen kamen weißgoldene leicht durchsichtige Fäden, die sich langsam um den Fuß des Jungen schlängelten, und diesen komplett einsponnen. Nihils gesamte Konzentration lag auf seinem Zauber. Sein Meister hatte ihm beigebracht, beim heilen immer ein möglichst genaues Bild von der Verletzung zu haben, um so seine Magie besser fokussieren und somit effektiver einsetzen konnte.

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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 2. November 2011, 00:30

Als Nihil die Schmiede betrat wurde er mit dankbaren Blicken empfangen. Sein Mentor war in der Himmelsstadt ein bekannter Mann und Nihil als sein Schüler durfte sich daher an ein wenig Bekanntheit erfreuen. Einige der Anwesenden staunten nicht schlecht als Nihil eine Lichtkugel heraufbeschwor, die dann in die Luft stieg und wie eine Feuerwerk zerplatzte. Lichtmagie war in Hymlia etwas ungewöhnliches, die meisten Magier beherrschten natürlich die Luftmagie. Dementsprechend selten und wertvoll war es, wenn jemand wie Nihil auch eine andere Art der Magie beherrschte. Und dass er dann auch noch ein Lichtmagier war, der sich um Verletzte kümmern konnte, setzte dem ganzen noch die Krone auf.
Die Schmiede und deren Assistenten schafften es mit vereinten Kräften, den Amboss vom Fuß des Lehrlings zu hebeln. Dass das mehrere hundert Kilogramm schwere Stück Eisen den Fuß des Lehrlings nicht unverletzt ließ, lag auf der Hand. Das Entfernen des Schuhes stellte sich als äußerst schwierig heraus, denn er war schon dick angeschwollen. Jeder Versuch, das Kleidungsstück vom Fuße zu streifen, endete in heftigen Schmerzensschreien des Mannes. Schließlich brachte einer der in der Schmiede Arbeitenden eine große Schere, mit der der Schuh aufgeschnitten werden konnte. Als dies dann erledigt war, konnte Nihil sich den Fuß ansehen. Richtig erkannte er, dass sich der Auszubildende den Fuß gebrochen hatte. Zwar konnte Nihil diese ziemlich komplizierte Verletzung nicht hie rheilen, doch bemühte er sich wenigstens, die Schwellung zu unterdrücken. Als das erledigt war dauert es auch nicht mehr lange bis Nihils Lehrmeister, der Lichtmagier Palanthor, auftauchte. Er hatte das Signal seines Schülers bemerkt und war ihm in gemächlimen Tempo gefolgt. In wie üblich gebückter Haltung, als würde ihm das Alter schwer auf den Schultern liegen, schlenderte er in die Schmiede hinein. Die dort Herrschende Hektik schien ihn nicht aus seiner Ruhe bringen zu können, er beobachtete die Situation und ging schließlich neben dem Verletzten in die Knie. Dabei knackten seine Gelenke lautstark was der Alte nur mit einem leichten Grinsen kommentierte. Routiniert strich er über den Fuß des Verwundeten um damit die Art der Verletzung zu erfühlen. Und währen seine Hände langsam golden zu strahlen begannen verfinsterte sich die Miene des Lichtmagiers gleichermaßen. Als er mit seiner Untersuchung fertig war blickte er zum Lehrling hinauf und lächte ihn freundlich und zuversichtlich an. "Einige deiner Fußknochen sind gebrochen, das ist ein etwas kompliziert. Gestatest du, dass ich meinem Schüler anhand deines Fußes ein wenig etwas beibringe?", fragte Palanthor den Verletzten und sprach ihn wie selbstverständlich mit "du" an. Das war eine Eigenart von ihm, die niemand so recht zu deuten wusste. Der Schmiedelehrling jedenfalls war froh, dass man sich um ihn kümmerte und stimmte zu.

Die Situation hatte sich sehr zu Nihils Gunsten gewendet. Nicht nur, dass er bei den Schmieden nun sicherlich gut im Gedächtnis blieb, auch schien sein Meister nichts von der Verspätung mitbekommen zu haben. Zudem konnte er nun auch noch etwas Praktisches lernen. Unter den neugierigen Blicken der Umstehenden verfiel Palanthor in ein Murmeln. Seine Hände griffen um das Fußgelenk des Verletzten und als Palanthor sie wieder entfernte, war eine Art goldenes Band um das Gelenk gelegt. "Das nimmt dem Patienten jegliches Gefühl für das abgeschirmte Körperteil, dadurch verspürt er keine Schmerzen.", erklärte er nebenbei und sah dabei zu Nihil auf, wie um sich zu vergewissern, dass er sich alles merkte. Dann schenlte er seine Aufmerksamkeit wieder dem verletzten Fuß. "Wir können zwar Knochen zusammenwachsen lassen, aber dabei müssen wir aufpassen, dass sie auch richtig verheilen.", sprach er im Nihil schon bekannten, lehrenden Ton. "Einen größeren Knochen, wie einem Arm- oder Beinknochen, müssen wir erst schienen, bevor wir ihn verheilen. Bei kleineren Knochen, wie die im Fuß, reicht es, wenn wir sie grob ausrichten." Palanthor drückte ein wenig auf dem gebrochenen Fuß herum und Nihil konnte erahnen, dass sein Lehrmeister gerade die Knochen des Fußes wieder richtig arrangierte, sie dort hinschob, wo sie hingehörten. "Dabei müssen wir aufpassen, dass wir mit den Knochensplittern die Muskeln und Sehnen nicht zerreisen. Also machen wir keine hastigen, schnellen Bewegungen. Wenn der Fuß ausreichend betäubt ist können wir uns alle Zeit der Welt lassen." Als der Alte nach einigen Augenblicken anscheinend mit der Anordnung der Knochenfragmente zufrieden war, stellte er das Herumdrücken und -schieben ein und legte beide Hände auf den Fuß. "Nun benutzen wir die heilende Kraft der Lichtmagie, lassen sie tief in den Fuß hineinströmen und die Knochen sich wieder verbinden lassen." Während Palanthor sprach begannen seine Hände erneut, golden zu glühen. Er wirkte konzentiert und ließ sogar das Erklären bleiben bis die Heilung vollendet war. Dann schüttelte er die Hände aus, richtete sich wieder auf und begutachtete den Fuß noch einmal. Zufrieden nickend nahm er mit einer flüssigen Handgeste das goldene Band vom Fußgelenk des Schmiedelehrlings und ließ es sich in Luft auflösen. "Versuche, wieder aufzustehen.", wieß er den Verarzteten an und dieser stand tatsählich auf, konnte ganz normal gehen und seinen Fuß belasten. Er bedankte sich sowohl bei Palanthor für die Heilung als auch bei Nihil für das schnelle Eingreifen und nach ein paar weiteren Worten, die zwischen dem Heiler und dem Meister der Schmiede gewechselt wurden, bedeutete Palanthor seinem Schüler, mitzukommen.

Zusammen machten sie sich auf den Weg zu Palanthors Haus.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Montag 22. April 2024, 10:48

Synnover kommt von Ein Silberstreif am Horizont

Er hatte Zarrah zurückgelassen und sie hatte es akzeptiert. Sie hatte es für ihn akzeptiert. Nicht ein böses Wort, nicht ein böser Blick. Alles, was sie ihm gezeigt hatte, war der Schmerz, den seine Entscheidung in ihr ausgelöst hatte. Aber sie hatte es ihm nicht vergolten und sie würde es wohl auch nicht. Es war gut. Sobald Synnover die Sturmwolken erreicht und mithilfe der Vögel passiert hatte, blendete ihn das gleißende Licht der Sonne. Hier wurde alles in silbernes Licht getaucht, warme Sonnenstrahlen empfingen ihn und umhüllten sein inneres Gefühl von Schmerz. Die Wolkendecke verschloss den Riss nach seinem Hindurchtreten wieder und schickte womöglich just in dem Moment den Regen und den Sturm auf die Silberpfeil zurück. Er aber bekam von dem Wetter unterhalb seiner Füße nichts mit. Er sah lediglich, dass die wasserreichen Wolken, die eben noch über ihm gehangen hatten, nun unter ihm waren. Über seinem Kopf gab es nur weiße, reine Wolken, die sich oberhalb seines Kopfes im gemächlichen Tempo über den weiteren Himmel schoben. Er konnte sich nur schwer an die Helligkeit hier gewöhnen und an das gleißende Licht der Sonne, die ihm kräftig entgegen strahlte. Die Vogeltreppe endete plötzlich und die Tiere stoben in sämtliche Richtungen davon. Dennoch fiel Synnover nicht, denn nach wie vor war der Wind da und hielt ihn. Unterhalb seiner Füße konnte Syn spüren, wie er blies und ihn trug. Ein Schatten verdunkelte für einen Moment den Blick in seinem Augenwinkel. Sobald er den Kopf danach drehen würde, sähe er Lysanthor’s Scheibe durchbrochen von einem Schatten.
Weite, ausladende Flügel mit einer immensen Spannweite, dazu ein erhabener Kopf und prächtiger Pferdekörper. Das geflügelte Pferd brachte mit jedem Schlag der weißen Federn eine gehörige Portion Wind mit. Dann erkannte Syn, dass das Tier nicht allein war: Obenauf ritt eine Gestalt. Sie hielt die Zügel des Pferdes in einer Hand, während in der anderen Hand ein Horn zu sehen war. Der Reiter trug eine leichte Rüstung in Gold und Blau und einen Helm, dessen Spitze eine silberblaue Feder zierte. Hellblaue Augen aus einem ansonsten glatten, weißen Gesicht schauten auf Synnover und betrachtete ihn einen Moment überrascht. „Ein Rückkehrer?“, sprach der Mann und die Melodie seiner Stimme kam Synnover seltsam vertraut vor. Er verstand vielleicht nicht viel, aber er wusste, dass sein Name aus derselben Sprache stammte.

Der Mann auf dem geflügelten Pferd, hielt neben Synnover an und jener konnte das Ausmaß des Tieres genauer erkennen. Der Sattel glich eher einer Decke, in denselben Farben gehalten, wie die Rüstung. Das Tier schnaubte erhaben und musterte Syn aufmerksam als hätte es seine eigenen Gedanken. Der Mann aber wurde mit einem Mal etwas unruhig. Er lehnte sich etwas zur Seite und reichte Syn das Horn in seiner Hand. „Halt das mal, ja, ich prüfe das!“, plapperte er weiter und holte aus einer Tasche an seinem Gürtel ein kleines Pergament hervor. Er entfaltete es, blickte darauf und runzelte die Stirn. „Hier steht gar nichts davon, dass wir einen Bodenwandler haben!“, murmelte er und faltete das Papier wieder zusammen, ehe er es verstaute. Er nahm Syn das Horn wieder ab. „Danke!“, meinte er. Dann musterte der blaue Blick Syn. Er glitt einmal über seine Statur und zurück, ehe er sich die Nase kratzte. Der Mann zu Pferd war ebenfalls äußerst ansehnlich. Er besaß dieselbe Haut, wie Syn, das selbe schöne Antlitz, auch wenn seine Nase breiter und seine Gestalt generell massiger wirkte, aufgrund von mehr Muskeln. „Woher kommst du? Und… wieso steht nirgendwo geschrieben, dass du auf dem Boden unterwegs warst?“, wollte er wissen und merkte erst jetzt, dass Synnover ihn offenbar nicht richtig verstehen konnte. „Du… bist doch Hymlianer! Sonst hätte dich der Wind nicht hergebracht…“, überlegte er und verstand wohl selbst gerade nicht so viel. „Wieso immer in meiner Schicht?“, murmelte er dann und schüttelte den Kopf. Er nahm den Helm ab, offenbarte silbernes, kurzes Haar, strich es sich einmal zurück und setzte ihn sich wieder auf. „Na, das sollen die anderen klären. Ich mach ja auch nur meine Arbeit…“, murmelte er und reichte Syn dann die Hand, damit er hinter ihm auf das Pferd aufsteigen konnte. „Ich bin Laerovor, die meisten nennen mich Laero“, stellte er sich vor. „Und du bist?“, fragte er, bevor er das Horn zum Mund führte und hineinstieß. Ein satter, aber weicher Ton entstand, der sanft durch den Himmel getragen wurde. Dann antwortete ein Ton in weiter Ferne. Laero nickte. „Gut, dann wollen wir mal!“, und gab dem Tier mit einem sanften Druck seiner Schenkel zu verstehen, dass es in Bewegung kommen sollte. Das Pferd spannte die wundervollen Flügel aus und ließ den Wind hindurchgleiten. Dann schlug es kräftig und gemeinsam erhob es sich mit Laero und Synnover in die Lüfte, bis sich aus den nächsten, reinweißen Wolken eine gigantische Stadt erhob. Im Glanz der Sonne, umgeben von fluffigen Wolken, konnte Syn eine weiß-silberne Stadt erkennen, die sich mit Zinnen und Türmchen mehr und mehr abzeichnete. Hymlia.
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- zwei metallene Kampffächer
- Familienmedaillon mit Namensgravur
- Überlebensausrüstung (Turoks Satteltaschen)
- Karte Celcias
Tierische Begleiter: Turok (Pegasus)

Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Donnerstag 25. April 2024, 11:04

Es war niemals eine Sehnsucht gewesen, dem Himmel nahe sein zu wollen. Jedes Mal, wenn Syn zu dem verheißungsvollen Blau über sich geschaut oder die kleinen, funkelnden Juwelen an der nächtlichen Schwärze über sich beobachtet hatte, fehlte der Wunsch, es mit dem Himmel zusammen zu erleben oder unter ihm. Es war purer Neid, der ihn immer wieder befiel. Neid auf die große Weite über sich, die schier grenzenlos schien und selbst über den Göttern stand, denn Manthalas Mond und Lysanthors Sonne hatten sich selbst dem zauberhaften Blau unterzuordnen.
Schon immer träumte das weiße Kaninchen davon, wie es sein könnte, wenn man sich ihm unterstellte. Wie fühlte es sich an, wenn man Entscheidungen traf und sein Gegenüber konnte nichts Anderes tun als es zu akzeptieren? Wie fühlte sich diese Macht an? Zarrah hatte ihm einen Vorgeschmack gegeben, als er von ihr befahl, sich vor ihn zu knien und seine Füße zu küssen. Letzterem hatte sie sich verwehrt, aber vermutlich hätte Synnover sie bei dem Versuch sogar aufgehalten. Er hielt es vorher schon kaum aus, sie so zu sehen. Sie, diese stolze, stark wirkende Dunkelelfe mit dem kämpferischen Leuchten im Blick, in dem er sich nur allzu gern verlor. Als sie auf der Klippe vor ihm niedersank, hatte sich etwas in seiner Brust verkrampft. Ähnlich erging es ihm auch jetzt, als er ihr mitteilte wie gern er sie mitnehmen wollte, aber doch nicht konnte. In ihm tobte es und doch wusste er, dass er diesen Weg allein beschreiten musste. Auch sie wusste es und sie versuchte, ungemein tapfer zu sein, denn jetzt verlor sie ihr Spielzeug. Nein. So denkt sie nicht. Sie ... mag mich. Sie verlor jemanden, an dem sie hing. Syn besaß keinen Vergleich. Er hatte an Karrish gehangen und doch schien das Verhältnis zu Zarrah ein ganz anderes zu sein. Einzigartig für ihn, denn er hing auch an ihr und es schmerzte auch ihn, sie zurückzulassen. Sie, Razag und sogar Crystin, aber Zarrah am allermeisten.
Er hatte nicht vor, ihr für immer Lebewohl zu sagen. Es ging ihm nicht davon, alles hinter sich zu lassen. Selbst, wenn es vielleicht das Beste für ihn wäre, so konnte auch er sich nicht vollkommen lösen. Er dachte nicht in diesen Bahnen - noch nicht. Es würde ihn aktuell wohl immer zu dem Vertrauten zurückführen, ganz gleich ob es Zarrah, Karrish, Yolintha oder einfach Morgeria wäre. Deshalb musste Syn allein gehen. Das erkannte er. Er musste eine Erfahrung machen, die ihm Möglichkeiten aufzeigte, damit er sich im Anschluss fragen konnte, ob er Morgeria noch brauchte ... oder Yolintha und Karrish ... oder Zarrah'lindae von den Nachtklingen. Es war kein Abschied für immer, aber eine Weiche auf seinem weiteren Lebensweg und wenn das Schicksal es so wollte, würde er danach einen Pfad ohne die Dunkelelfe einschlagen.
"Schon gut..." Arme legten sich um seinen Körper, hielten ihn ein mutmaßlich letztes Mal. Zarrah akzeptierte, was sie weder ändern konnte, noch aufhalten wollte. Denn sie wünschte sich nur das Beste für Syn - für Synnover. "Finde dein ... wahres Schicksal, Synnover. Es ist gut..."
Er schenkte ihr einen letzten Blick zurück, nahm das Bild ihrer Gestalt im Krähennest in sich auf, wie sie so mutig dastand, die Maske der Neutralität über ihre echtes Gesicht gelegt. Eine Maske, die ihm bestens vertraut war. Es war nicht gut, nicht für sie. Sie konnte nur gut lügen und Syn wusste es. Aber er konnte nicht zurück, jetzt nicht. Er wollte es tun - später, nachdem er gesehen hatte, was für ihn Heimat werden könnte. Im Gegensatz zu ihm wusste Zarrah bereits, dass diese gezeigte Heimat ihn durchaus Willkommen heißen und für immer bei sich behalten könnte. Für sie war es ein Abschied für immer.

Synnover erkannte das vielleicht noch, irgendwann in naher Zukunft. Jetzt aber tappte er die Treppe aus Gefieder empor mit dem Gedanken, dass er nur einen Blick auf das Geheimnis hinter den Wolken werfen wollte. Eine kurze Aussicht von dem nehmen, was seine Heimat sein sollte. Hymlia. Danach würde er schnell zurückkehren, sich Zarrahs Mission wieder anschließen, sie beschützen. Seine Pläne, sowie seine Gedanken an die Dunkelelfe lösten sich in Luft auf, als er die Grenze zwischen Sturm und einem strahlenden blauen Himmel mit den letzten Schritten über die Vogeltrippe durchbrach.
Sonnenlicht blendete ihn und ließ ihn gedankenlos etwas zurückweichen, aber die Vögel waren bereits auseinandergestoben. Trotzdem fiel er nicht. Syn fühlte Halt unter seinen nackten Füßen. Der Wind war noch da und er trug ihn, warum auch immer. Das weiße Kaninchen sprach es nicht seiner Magie zu, denn er beherrschte doch kaum mehr als einen rudimentären Satz an Zaubern und er hatte dem Wind nichts befohlen. Dennoch blieb das Element an seiner Seite, hielt ihn aufrecht und sicher, dass er sich fühlte, als wandelte er auf Wolken. Der Eindruck passte. Denn als seine Augen sich langsam an die Lichtverhältnisse gewöhnten, schwebte er zwischen den neblig bauschigen Himmelsschafen, von denen nur jene hinter ihm eine dunklere Farbe angenommen hatten. Der Sturm lag unter ihm. Vor ihm aber breitete sich erneut das friedvolle Blau aus, das keine Grenzen kannte. Sonnenlicht berührte seine Haut, stellte ihm sämtliche Härchen auf und hinterließ ein Kribbeln, das angenehmer nicht hätte sein können. Keine noch so neugierige Frauenhand bescherte ihm derart wohlige Schauer. Für den Moment schloss Syn die Augen und genoss die Wärme, sowie Lysanthor liebevolles Streicheln, ohne sich diesem Gott je näher gefühlt zu haben als seinen Namen zu kennen, weil Dunkelelfen ihn verfluchten.
Erst, als er den Eindruck erhielt, ein Schatten legte sich über seine geschlossenen Lider, hob Syn jene an und erkannte, dass es sich bewahrheitete. Zwischen ihm und der Sonne befand sich ein Schatten. Er wuchs. Das bedeutete, er kam auf ihn zu. Unschlüssig, was er nun tun sollte, nahm Syn dennoch aus reiner Gewohnheit eine Kampfhaltung ein, die ihn für einen schnellen Sprint vorbereitete. Könnte er hier oben allerdings Haken schlagen, um seinen Feind mürbe zu machen und dessen Angriffen zu entkommen? Was würde passieren, wenn er für den Wind zu schnell wäre? Tappte er irgendwann ins Leere und fiel?
Ehe Synnover sich diese Fragen ausgiebiger stellen konnte, erreichte ihn der Schatten und der junge Mann stutzte. Er hatte in Morgeria schon Pferde gesehen. Schwarz, stolz und bissig ließen sie ihn in den Kasernen niemals zu nahe an sich heran. Sie wurden trainiert wie die Warge, was dazu führte, dass jeder außer ihren Ausbildern und Reitern einen Finger verlöre, wenn er sich zu nah an sie heran wagte. Dieses Pferd unterschied sich aber nicht nur durch das weiße Fell. Es besaß ... Flügel! Syn starrte das Tier an, welches sich mit majestätischer Leichtigkeit vor ihm in der Schwebe hielt. Er spürte den Luftzug, den der Flügelschlag ihm entgegen stieß. Er genoss es richtig, dass seine Haare dabei zurückgeworfen und nach dem Sturmregen ein bisschen getrocknet wurden. So fiel ihm der Reiter erst beim zweiten Hinsehen auf. Erneut starrte Syn, denn er konnte nicht ganz begreifen, wen oder was er dort sah.
Wäre er im Himmel aufgewachsen, könnte er nun auf diesem Pferd sitzen, groß und kräftig, in eine luftige Rüstung aus Blau, weiß und Gold gehüllt und mit einem Federhelm ausgestattet wie er ihn nie zuvor in Morgeria gesehen hatte. Einzig, dass sein Gegenüber strahlend blaue Augen besaß - wie der Himmel selbst! - machte den Unterschied.
"Ein Rückkehrer?", sprach er ihn an und Synnover verstand kein Wort. Wohl aber erkannte er den melodischen Klang der Silben, die sich mehr nach Musik anhörten als nach einer Sprache. Er bemerkte kaum, dass er kurz auflächelte. Er sehnte sich danach, seinen Namen noch einmal in dieser Sprache zu hören. Nicht von ihm selbst, nicht von Zarrah, sondern von diesem Fremden. Er wollte wissen, wie 'Synnover' aus seinem Munde klang.
Weitere Worte prasselten auf ihn hernieder, erfrischten ihn wie ein sanfter Sommerregen, aber plötzlich bekam er ein Horn in die Hände gedrückt und klammerte sich rechtzeitig daran fest, ehe es in die Tiefe unter ihnen fallen konnte. So aus seiner Träumerei gerissen, starrte Syn den Reiter wiederholt an. Jener achtete gerade nicht auf ihn, sondern zückte ein Pergament und schien eine darauf verfasste Liste durchzugehen. Syn hielt still, wartete geduldig. Es war ihm antrainiert worden. Wenn sein Herr Karrish etwas zu erledigen hatte, so hatte er geduldig zu sein. Bloß kein Wort sagen, ihn bloß nicht unterbrechen, dann konnte er sich zwar nicht seiner Gunst gewiss sein, wohl aber Ärger vermeiden. Aber Syn starrte weiterhin. Das Bild des geflügelten Perdes samt Reiter war auch zu befremdlich, als dass er sich nun soweit hätte im Zaum halten können.
Mit weiteren Worten der melodischen Sprache - Ist er etwa Hymlianer? - nahm der muskulöse Mann Syn das Horn wieder ab und endlich sprach er ihn auf Celcianisch an, da er bemerkte, dass Syn trotz der optischen Ähnlichkeit bisher kein einziges Wort auf Hymlikor herausgebracht hatte und eher perplex starrte als jemand, der vertraut mit seinesgleichen war.
"Woher kommst du? Und ... wieso steht nirgendwo geschrieben, dass du auf dem Boden unterwegs warst? Du ... bist doch Hymlianer! Sonst hätte dich der Wind nicht hergebracht... Wieso immer in meiner Schicht?" Syns Augen blitzten auf, als der Mann kurzzeitig den Helm abnahm. Sein Haar glänzte so silbrig weiß im Licht wie das eigene. Hymlianer..., dachte das Kaninchen und der Zweifel fiel langsam von ihm ab. Die Ähnlichkeit war einfach zu stark. Niemand konnte den Umstand ignorieren, dass sie fast gleich waren. Ich bin Hymlianer...
"Ich bin Laerovor, die meisten nennen mich Laero. Und du bist?"
"Laero...", wiederholte Syn den Namen und fragte sich prompt, wie er in der Sprache der Hymlianer klingen mochte. Dann stutzte er, denn natürlich hieß er nicht so wie der Reiter, auch wenn sie optisch Brüder hätten sein können. "Äh ... Syn-" Und nochmal stutzte er, doch selbst wenn er sich hätte korrigieren wollen, wurde er jetzt durch den lauten Ton des Horns unterbrochen, als Laero Luft hindurch blies. Laut wie Donner, aber weitaus harmonischer hallte sein Klang durch den Himmel. Ein ähnlicher, wenngleich etwas höher und weiter entfernt antwortete ihm. Es fühlte sich an, als würden gigantische Himmelswesen durch Musik miteinander kommunizieren und hätte Synnover in seinem Leben jemals einen Drachen gesehen, so hätte er den Tönen nun wohl dieses Bild zugeordnet. Aber er war noch vollkommen perplex vom Anblick Laerovors samt geflügeltem Pferd. Auf jenes zog der Mann ihn auch kurzerhand empor und riet ihm, sich gut festzuhalten. Schon schlug das Tier mit den Flügeln. Syn spürte die Kraft dahinter und wie sie nicht nur durch den Leib des Pferdes ging, sondern auch seinen Körper in Wallung brachte. Weitere Flügelschläge stießen sie höher in die Luft, ehe das Pferdewesen die Schwingen weit von sich streckte und durch die blaue Freiheit glitt wie ein Blatt, das über allem tanzte.
Syn klammerte sich an Laeros Leib, jedoch alles andere als ängstlich. Er reckte den Kopf, ließ den Wind seinen Körper umspielen, sein Haar und die Kleidung trocknen. Er atmete die Kälte tief in seine Lungen ein und stieß sie unter einem befreiten Seufzen wieder aus. Am liebsten wäre er aufgestanden, hätte die Arme ausgebreitet, um das gleiche Gefühl zu verspüren wie bei seinem ersten richtigen Ausflug ins Krähennest der Silberpfeil. An das Schiff dachte Synnover jedoch nicht. Er dachte gerade überhaupt nicht an jene, die er zurückgelassen hatte und bestätigte somit wohl bereits, was Zarrah befürchtet, letztendlich aber mit Schmerz im Herzen akzeptiert hatte. Er kehrte heim, zurück nach ...
"Hymlia, wooooaaahhhh", ließ Synnover sich hinreißen, die Stadt mit Staunen zu begrüßen, als sie sich vor ihm und aus einem Wolkenberg heraus erhob. Weiße Türme, geschmückte Zinnen und silbrig glänzende Dächer hießen ihn ebenso Willkommen wie zahllose Säulen, die nicht nur der Stabilität wegen erbaut zu sein schienen. Bräume mit einem wolkengleichen Laubdach, das sich wohl auch der Tageszeit anpasste und bei Sonnenuntergang violett und rosa schimmern würde, wiegte sich sanft im Wind. Gebäude, weiß wie die Wolken selbst, erhoben sich aus jenen hinaus. Sie waren stabil gebaut und wirkten doch zerbrechlich, weil die Architektur viel verspielter war als Morgeria. Von dort kannte Syn nur schaurige Wasserspeier, steinerne Fledermäuse, Dornengewächse, gotische Fenster, Zäune aus Eisen und schwarzes Gestein. Hier aber erhob sich seine Heimat als weißer Kontrast vor dem blauen Himmel und der warmen Sonne. Hymlia war das zauberhafte Gegenstück zum Reich der dunklen Völker, wo Menschen wie er nichts weiter als Zierde und besondere Sklaven waren. Was würde hier aus ihm werden?
Du könntest so viel mehr sein...
Zarrahs Worte zuckten durch seine Erinnerung und Synnover warf kurz einen Blick über die Schulter zurück. Der Sturm, das Schiff und auch die Dunkelelfe waren jedoch schon lange nicht mehr zu sehen. Sie waren fort, zusammen mit seiner Vergangenheit. All das lag nun hinter ihm. Vor ihm aber erhob sich eine glorreiche, vielversprechende Zukunft, umgeben von blauer Freiheit und warmem Licht, das seine Haut vor Aufregung kribbeln ließ.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 2. Mai 2024, 11:53

Woher hätte Synnover wissen sollen, wie es sich anfühlte, wenn jemandem wirklich etwas an einem lag? Er hatte diese empfundene Zuneigung nie kennengelernt oder gar gesehen. In Morgeria war nun wirklich nicht das beste Anschauungsmaterial vorhanden, wenn es um Zwischenmenschliches ging. Aber auch ihn ließ der Abschied nicht vollkommen unberührt. Zwar hegte er das Gefühl, diesen Gang alleine tun zu müssen, doch etwas stach in seiner Brust. Die Erinnerung an das Gesicht der Elfe würde nicht so schnell verblassen, auch nicht im Angesicht dieses Wunders, das sich vor ihm auftat. Synnover erlebte etwas, was wohl nur wenigen wirklich vergönnt war. Man rief ihn heim. Heim in die Wolken, aus denen er einst fiel und von denen er bis vor kurzem nicht mal wusste, dass er zu ihnen gehörte. Das einstige weiße Kaninchen, wurde zum weißen Adler, der seine Flügel in den Himmel reckte und den Wind spürte. Synnover blieb nicht lange allein. Dies war kein Übergang in das Reich der Götter, er würde weiterleben und doch auf eine Weise, die er bisher nicht mal zu träumen gewagt hatte. Er machte Bekanntschaft mit Laerovor und dem geflügelten Pferd. Fasziniert brachte Syn vorerst kein Wort über die Lippen. Er kannte den Klang der Sprache aber der Reiter schien zu verstehen, dass er den Sinn seiner Worte nicht verstand. Sich davon kaum irritieren lassend, wechselte Laero ins Celcianische und half dem Neuankömmling auf den Rücken des Tieres. Kraftvoll war der Körper, was Syn durchaus spüren konnte unter seinen Beinen. Dann flog Laero los und dem Klang des zweiten Horns entgegen. Der Flug war für Syn eine Premiere und tatsächlich überhaupt nicht zu vergleichen mit dem Wurf seines grünen Kumpels. DAS war Fliegen… Das war Freiheit. “ Hymlia, wooooaaahhhh", konnte Syn nicht verbergen, wie er sich fühlte. Laero lachte und nickte. „Ja, ich bin auch jedes Mal aufs Neue beeindruckt, wenn ich den Rückweg antrete!“, gestand er gutmütig und drückte dem Tier die Schenkel in die Flanken, damit es schneller flog. Ein kräftiger Stoß seiner Flügel und sie sausten noch etwas schneller durch den Himmel. Nun kam die Stadt immer näher und mit jedem Meter, erkannte Synnover auch mehr Details.

Hymlia war nicht so klein, wie man eventuell glauben wollte. Aber es stimmte, dass es einfach so in der Luft schwebte und aussah, als wäre es auf einem runden Plateau gebaut worden. Dieses Plateau, das die Grundfeste der Stadt bildete, wirkte, als hätte man es aus der Erde gerissen. Tatsächlich hingen einige Felsstücke und grüner Bewuchs herab und schienen irgendwo ins Erdreich zu gehören. Ansonsten aber war die ganze Stadt weiß und filigran aus Stein gebaut worden. Synnover erkannte beinahe einen ganzen Wald aus Zinnen, Türmchen und verschlungenen Treppen. Weil man nicht in die Breite bauen konnte, hatten sich die Bewohner der Himmelsstadt in die Höhe orientiert. Und jene weitere Stockwerke erreichte man über Wendeltreppen mit handwerklich auf höchstem Niveau hergestellten zierenden Handläufen. Die Spitzen der Türmchen waren teilweise dunkel abgesetzt, als hätten sie sich an der Nähe zur Sonne verbrannt. Es fügte sich aber wundervoll in das Gesamtbild. Laero flog mit Syn eine kleine Schleife über die Stadt hinweg. Tatsächlich konnte der einstige Gladiator erkennen, dass auch die Wege reinweiß gehalten waren und sich hier und dort einige Menschen auf ihnen bewegten. Immer wieder gab es hier und dort mal grüne Tupfer, wenn ein Stück Gras oder Busch ins Auge sprang. Allerdings dominierte hier eine für Syn neuartige Pflanze mit Blüten, die kleinen Wölkchen glichen. Hymlia war… das Gegenteil zu Morgeria. „Wir landen, halt dich fest!“, rief Laerovor und schon senkte sich der kraftvolle Körper des Pferdes hinab und sie gingen in den Sinkflug. Mit einem sanften Federn landete das Tier auf einem tiefergelegten Platz, als es die Stadt an sich war. Eine weiße Steintreppe führte von diesem Rondel hinauf und durch ein imposantes Stadttor. Es war, wie die meisten Häuser hier, von Zinnen und Türmchen geziert, allerdings waren jene so filigran das klar wurde, dass dies lediglich dem Gesamteindruck, denn einem echten Nutzen diente. Der Platz auf dem Syn landete und vom geflügelten Pferd absteigen konnte war schlicht sauber. Man achtete scheinbar penibel darauf, dass hier kein Dreck irgendetwas verunstaltete. Laero stieg ebenfalls ab und schon kam ein kleiner Junge angelaufen, der die Zügel des Pferdes nahm und sich scheinbar um das Tier kümmerte. Der Junge mochte vielleicht zehn oder zwölf Jahre alt sein, besaß silberne, kurze Haare und helle Augen. Auch sie waren eher bläulich. Das fast weiße Gesicht war noch eine Spur heller als bei Synnover, während die hohen Wangen ihm eine eigene Note verlieh. „Laerovor!“, hörte man eine dunkelgefärbte Stimme und sobald sich Syn umdrehte, würde er einen großgewachsenen Mann erkennen, der im Gegensatz zu Laero keine Rüstung, sondern ein fließendes Gewand trug. Es schien Seide zu sein und schmeichelte der schlanken Figur des Mannes. Jener sah aus, wie Syn selbst. Helle Haare, deutlich länger als Synnover’s, grünliche Augen und helle Haut. Sein Blick fiel auf den Ankömmling und Laero deutete auf ihn.
„Das ist Syn. Er wurde durch den Wind getragen, aber er scheint kein Hymlikor zu verstehen, daher sprich bitte in der allgemeinen Sprache.“, bat der Reiter und der Mann mit den grünen Augen nickte. „Verzeih, das wusste ich nicht!“, lächelte er Synnover an und reichte ihm die Hand zum Gruß. „Ich bin Gallanva, der Willkommens-Botschafter“, stellte er sich vor und lächelte noch immer. Er betrachtete Syn einige Momente eingehender. „Und du verstehst unsere Sprache Hymlikor nicht? Dabei siehst du aus, als wärst du einer von uns. Und der Wind… irrt sich niemals“, murmelte er nachdenklich. „Nun, das besprechen wir alles noch, wo sind meine Manieren? Jetzt komm erstmal richtig an. Können wir dir etwas zum Essen und zum Trinken anbieten, Syn?“, fragte er, öffnete seinen linken Arm zu einer einladenden Geste und deutete auf die breite Marmortreppe unweit ihres Landeplatzes. Das geflügelte Pferd war bereits vom Jungen in eine Art Stall gebracht worden. Ein Unterstand, der Schatten spendete, wenn die Sonne brannte und wo die Tiere etwas Futter und Wasser erhielten. Laerovor klopfte sich zweimal gegen die Brust und wackelte daraufhin in einer ausschweifenden Geste mit den Fingern. „Möge der Wind nie enden!“ und Gallanva drehte sich zu ihm und nickte: „Auf dass er uns immer trägt!“, neigte er den Kopf. Daraufhin machte sich Laero wieder auf den Weg und Gallanva übernahm nun. Gallanva aber führte Syn weiter und über die breite Marmortreppe hinauf durch das imposante Eingangstor und in die Stadt hinein.

Hier konnte Synnover sehen, dass die Menschen alle doch recht ähnlichen waren. Es gab beinahe keinen Zweifel mehr, ob er von hier stammte oder nicht. Der einzige, feine Unterschied blieb: Grüne Augen waren eher rar. Ansonsten hatten sie alle diese feine porzellan-Haut oder das helle Haar. Auch waren sie allesamt mehr als schön anzusehen. Nicht nur die Bauweise der Stadt, sondern auch die Menschen selbst war fein, wirkte zerbrechlich und wundervoll. Die Menschen, denen sie auf ihrem Weg begegneten, waren allesamt höflich, freundlich gar glücklich. Sie lächelten ihnen zu, begrüßten sie mit einem Nicken oder aber einem scheinbar allgemeingültigen Gruß ‚Der Wind ist mit dir‘. Es fiel auf, dass sich hier allesamt duzten und keiner eine förmliche Anrede benutzte. Gallanva führte Syn über eine kleine Brücke, die über einen kristallklaren Bachlauf gebaut worden war. Das Wasser floss tatsächlich durch die gesamte Stadt und glitzerte im Sonnenlicht, das hier deutlich wärmer anmutete, als noch am Strand oder gar auf dem Schiff. Hier war es… angenehm. Der Wind kühlte, während niemand frieren musste. Immer wieder gingen sie an einigen neuartigen Blumen vorbei, aber Syn entdeckte auch wieder grüne Gräser und Büsche, die das Reinweiß etwas aufbrachen. Nachdem sie die Brücke passiert hatten, führte Gallanva ihn auf ein Gebäude zu.
Sie waren nicht lange gelaufen, hatten nur eine kleine Ecke der Stadt selbst gesehen, aber es reichte, um einen gewissen Eindruck vermittelt zu bekommen. Nun klopfte Gallanva an eine Tür, wartete einige Sekunden und schon wurde geöffnet. „Vater!“, kam es überrascht und ein Mädchen blickte den Besuchern entgegen. Sie besaß strahlende, blaue Augen aus einem tiefen, dunklen Blau mit silbernen Sprenkeln, als hätte sie den Nachthimmel eingefangen. Ihre rosige Haut schimmerte leicht, während das silberne Haar fließen zu beiden Seiten ihres Halses über ihren schlanken Körper fiel. Sie war schön, wirklich schön, aber das waren sie hier ohnehin alle. Das Mädchen besaß aber einen Makel: Sie hatte Mehl auf ihrer Nasenspitze und an den Händen, sowie wurde das zartrosa Kleid, welches sie trug, von einer verklecksten Schürze geschützt. „Wir haben einen Gast und er versteht Hymlikor nicht, bitte Lariana, sprich die allgemeine Sprache“, forderte Gallanva sie auf und Lariana nickte verstehend. Sie schien nur ein paar Jahre jünger als Syn zu sein. „Aber sicher, kommt rein. Ich habe gerade gebacken.“ Sie machte ihnen Platz und deutete ins Innere der Wohnung.

Tatsächlich war hier drinnen alles ebenfalls aus Stein und trotzdem gemütlich eingerichtet. Sie befanden sich sogleich nach dem Eintreten in einer Wohnstube mit samt der Küche darin. An einer länglichen, steinernen Tafel hatten einige Gäste Platz und eine kleine Wendeltreppe führte noch in ein weiteres Stockwerk. Der Wohnbereich wirkte, als würde man hier regelmäßig Gäste empfangen, denn alles war für die mehrfach Bewirtung ausgerüstet. Es gab sogar einen Kamin, der ein wärmendes Feuer bereithielt und darüber eine würzig riechende Suppe oder ein Eintopf brutzelte. „Setzt euch, ich bringe gleich etwas zum Trinken“, sagte Lariana geschäftig und lächelte ihren Vater und auch Syn an. Jener durfte sich an den Tisch setzen und bekam sogleich eine goldgelbe Flüssigkeit hingestellt. Sollte er kosten, schmeckte es süßlich nach Honig und dem Met nicht unähnlich, allerdings war es nicht so schwer und alkoholisch, wie der Honigwein am Boden. „Ambrosia – der Nektar aus unserem eigenen Anbau von Honig!“, lächelte Lariana Syn an. Dann aber begann das Mädchen damit, ihm allerlei Süßpasteten, Brote, Butter, Fleisch und Fisch, so wie Suppe hinzustellen. Das Mädchen schien einen gar endlosen Fundus an Nahrung zu besitzen und all das wurde dem Neuankömmling bereitgestellt. Erst dann setzte sie sich ebenfalls an den Tisch und stützte ihr Gesicht auf den Handballen. „Und, Syn? Woher kommst du?“, fragte sie neugierig, während ihr Vater sich räusperte. „Nicht so stürmisch Lariana. Lass ihn erstmal Luftholen!“, beschwichtigte er seine Tochter, doch Lariana hörte kaum zu. Sie wirkte neugierig. „Du musst lange weggewesen sein von zu Hause. Du scheinst einiges mitgemacht zu haben, hm?“, fragte sie weiter und deutete auf sein Äußeres. „Wenn du willst, wasche ich dir die Sachen und ich bereite dir ein Bad“, „Lariana! Das gehört sich nicht“, warnte ihr Vater und wandte sich an Syn: „Nichts für ungut, du sollst ein Bad haben, keine Frage. Aber lass uns erstmal wissen, woher du kommst und… wie es dir ergangen ist!“, bat er und lächelte wieder.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Donnerstag 9. Mai 2024, 12:01

Der Flug war Atem beraubend. Er ließ sich mit nichts vergleichen, was Synnover bisher auch nur ansatzweise in diese Richtung erlebt hatte. Dabei genügte damals schon die bloße Aussicht auf den weiten, blauen Himmel von den Wipfeln einiger Bäume aus, um sein Herz von Masken und Ketten zu befreien, die ihm seit seiner Kindheit auferlegt worden waren und hinter denen er sich verbarg, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Jetzt war es an der Zeit, auch seine eigenen Vorstellungen vom Leben geltend zu machen - selbst dann, wenn er sich nach wie vor nicht so recht welche machen konnte. Denn Syn hatte nie gelebt. Jetzt erhielt er erste Kostproben. Sie begannen mit Zarrah und ihrer unverblümten Art, ihn auf Augenhöhe zu betrachten und im Gegensatz zu allen anderen Bewohnern Morgerias nichts von ihm zu erwarten. Sie hatte ihn weder zu Tätigkeiten gezwungen, noch ihn verurteilt, wenn er hier und da erstmals probehalber aus dem Raster fiel. Im Gegenteil, sie hatte ihn unterstützt! So weit, dass sie ihn am Ende entgegen ihres eigenen Wunsches allein ziehen ließ. Syn würde sich nicht nur einmal noch an ihr versucht tapferes Gesicht erinnern, bevor er ihr endgültig den Rücken gekehrt hatte. Doch jetzt verblasste es angesichts der Eindrücke, die auf ihn einprasselten. Wie bereits erwähnt, hätte der Flug auf dem Rücken des Pferdes schon ausgereicht und war mit nichts zu vergleichen. Dann aber entdeckte er mit einem Blick an Laerovors breitem Rücken vorbei Hymlia. Sie schwebte wie eine lose Insel inmitten des Meeres aus Himmel. Auch Razag hätte das gefallen, doch er war nicht hier. Niemand war hier und so konnte Synnover die Aussicht ganz für sich allein genießen. Auch sie raubte ihm den Atem, ließ ihn sprachlos zurück. Er starrte über die Architektur hinweg, betrachtete das kristallklare, glitzernde Wasser, die wolkenartigen Laubbäume und all die verspielten Zierden, welche Hymlias Fassaden nur noch zauberhafter aussehen ließen. Es war wie ein Traum. Diese Stadt stellte den lieblich hellen Kontrast zu Morgeria dar und das zeigte sich auch in ihren Bewohnern. Synnover entdeckte nicht einen Dunkelelfen. Hier gab es ebenso wenig Orks oder Goblins und ... offenbar keine Sklaven. Die Menschen, die ihm in Optik und Schönheit glichen, dass er kaum noch auffiel, spazierten frei und ungezwungen durch die Straßen - ihre Straßen! Niemand legte sie hier in Ketten, obwohl sie allesamt Menschen waren. Sie waren frei. So frei wie er es nun sein würde.
Laerovor bemerkte das Staunen des Aufgesammelten und gönnte ihm mehr von der Aussicht. Er flog eine weitere Runde über der Stadt, ehe er auf einem großen, freien Platz Hymlias landete, dass die Hufe seines Flugtieres fast tonlos auf dem Grund aufsetzten. Der Hymlianer half Syn vom Rücken des Tieres und jener schaute sich weiträumig um. Sein inneres Kind ließ sich an die Oberfläche locken. Er hätte ja selbst nicht geglaubt, dass es noch lebte, aber nun zeigte es sich als Staunen und Strahlen in seinen Zügen. Es glitzerte im Lindgrün seiner Augen, färbte seine Wangen rosig vor Aufregung und ließ sein Haar noch silbriger schimmern als jemals zuvor.
Syn drehte sich einmal um sich selbst, damit er so viele Eindrücke von seiner Umgebung in sich aufnehmen konnte. Dass ihm dabei eher schwindlig wurde, erkannte er viel zu spät. Sacht fuhr er sich durch die Haare, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Er lächelte. Nein, er grinste! Hymlia war wunderschön. Der Heimgekehrte musterte den Jungen, welcher heran eilte, um das Pferd am Zügel fort zu bringen. Syn betrachtete ihn aufmerksam. Hab ich als Kind auch so ausgesehen? Könnte ... ich das sein, wäre ich nicht in Morgeria gelandet? Heruntergefallen, wie Zarrah meinte? Der Junge besaß blaue Augen, aber dennoch konnte Syn sich gut in seine Optik hineinversetzen. Er hatte sich als Kind niemals wahrgenommen, niemals gesehen. Im Clan der Reißer existierten keine Spiegel und selten war das Trinkwasser in seinem Napf klar genug, als dass er mehr als trübe Flecke seiner selbst hätte ausmachen können. Er erinnerte sich noch gut daran, sein jugendliches Äußeres zum ersten Mal in einem Spiegel im Haus der Nachtklingen ausgemacht zu haben. Yolintha hatte ihn verlacht, als er sich zuerst von seinem eigenen Anblick erschreckte und dann fasziniert musterte. Und er erinnerte sich daran, sich einen ganzen Raum aus Spiegel gewünscht zu haben. Yolintha hatte ihn zumindest ein ein Zimmer geführt, in dem mehrere dieser gläsernen Ebenbilder platziert worden waren. Im ersten Moment war ihm das Herz aufgegangen. Dann hatte die dralle Dunkelelfe einen großen Hammer ergriffen und alle Spiegel zerschlagen. Für Syn blieb die Erinnerung dennoch positiv. Er hatte sich in jedem der zertrümmerten Splitter sehen können und sich an jenem Tag mehr gefühlt, als durch Aktionen, die Yolintha ihm abverlangte.
Das Gefühl war bald vergessen. Begraben unter Neutralität, falschen Emotionen und Masken, die diese in die Öffentlichkeit trugen. Jetzt stand er mitten in Hymlia und es kam ihm so vor, als hätte er sein Spiegelzimmer erhalten. Jedes Gesicht, jeder andere grazile Körper, der an ihnen vorbei schlenderte, schenkte ihm einen Blick auf sich selbst. Sogar der etwas ältere Fremde, der sich Laerovor und ihm nun näherte, vermochte ihm diesen Eindruck zu schenken. Er war hochgewachsen und in luftige Stoffe gekleidet, wo Laerovor Rüstung und Syn das Leinen von Seefahrern trug. Hatte er eigentlich die beiden Kampffächer noch am Gürtel? Nach seinem üblichen Morgentraining pflegte er sie dort zu verstauen, nur um sie vor dem Schlafengehen irgendwo zusammen mit seiner Hose abzulegen, aber jene trug er gerade. Sie war noch immer feucht vom hereingebrochenen Sturm über die Silberpfeil. Das Ereignis schien jetzt bereits unglaublich lang her zu sein. Syn kam es vor, als hätte man ihn nicht nur aus seiner neuen, alten Welt gerissen, sondern auch aus der Zeit. Was ihn hier über den Wolken erwartete, war ein gänzlich anderes Leben. Etwas Neues, das er mit niemandem teilte und dennoch waren die ansässigen Bewohner bereit, ihn Willkommen zu heißen.
Laerovor stellte Synnover vor und der fremde Hymlianer erwiderte es. Er hieß Gallanva und war ein...
"Willkommens-Botschafter?" Syn hob eine Braue, wagte jedoch nicht, einen weiteren Kommentar abzugeben. Er konnte die Hymlianer noch nicht einschätzen und vielleicht würden sie ihn direkt wieder aus den Wolken stürzen, wenn er nachfragte, ob man denn einen Willkommensbotschafter so weit hier oben benötigte. Es sah schließlich nicht danach aus, als empfinge Hymlia regelmäßig Gäste. Nicht einmal, wenn Laero einen so ruhigen Eindruck bei Syn hinterlassen hatte.
"Und du verstehst unsere Sprache Hymlikor nicht? Dabei siehst du aus, als wärst du einer von uns. Und der Wind ... irrt sich niemals."
"Hymlikor...", wiederholte Syn nachdenklich. Dann schüttelte er den Kopf. "Ich kenne nur meinen Namen in dieser Sprache", behauptete er. So freundlich sich Laerovor und Gallanva auch gaben, würde das weiße Kaninchen nicht arglos alles über sich vor ihnen ausbreiten. Niemand brauchte wissen, dass er zum einen mehr als den Namen Synnover beherrschte, zum anderen auch der Luftmagie fähig war. Er mochte kein ausgebildeter Meister darin sein, aber das Überraschungsmoment läge gewiss auf seiner Seite, würde er in einer Notsituation möglichen Feinden die Luft abschnüren können.
"Nun, das besprechen wir alles noch, wo sind meine Manieren?" Damit erinnerte Gallanva auch das Kaninchen an etwas. Er hatte sich von Hymlia begeistern, geradezu überwältigen lassen. Zwar hielt er sich mit Informationen über sich selbst zurück, zeigte sich darüber hinaus aber gänzlich arglos. In Zarrahs Gesellschaft hatte er das tun können, aber sie war nicht hier. Niemand war hier und niemand garantierte ihm die Freiheit, die er glaubte, nun gewonnen zu haben. Er durfte sich nicht in zu viel Sicherheit wiegen und um seine Vorsicht zu kaschieren, griff er auf alte Methoden zurück. Dem Lächeln fehlte die Echtheit, als er auf Gallanvas Einladung zum Essen hin freundlich nickte. "Ich danke Euch für die Großzügigkeit", holte er auch seine erlernte Portion Manieren hervor. Dann begleitete er den Botschafter die Treppe empor und tiefer in die Stadt hinein. Laerovor ließen sie zurück. Syn schenkte ihm einen letzten Blick, ein verabschiedendes Nicken, aber kein Wort des Dankes. Er fand sich schnell wieder in seine alte Rolle hinein. So rückte auch das offene Staunen des jungen Mannes in den Hintergrund. Er schlenderte geradezu selbstbewusst hinter Gallanva her, grüßte Passanten mit einem Nicken und die Damen darüber hinaus mit einem Zwinkern oder besonderen Augenaufschlag. Dabei stach er nicht einmal mit seinen grünen Augen sonderlich aus den anderen Hymlianern heraus. Lediglich die Seefahrerkleidung blieb wohl noch auffällig ... ebenso wie der Geruch, der Syn anhaftete. Er hatte sich an Bord der Silberpfeil natürlich ebenso gewaschen wie alle anderen, aber eine Schale Wasser und Kernseife hielten gewisse Aromen eben nicht zurück. Sein Haar glänzte nicht so schön wie das der Männer und Frauen, die an ihm vorüber zogen. Seine Haut könnte ein paar der morgerianischen Pflegeprodukte vertragen und sein Körper sehnte sich nach einem heißen Bad mit parfümiertem Zusatz. "Eure Kleidung ist wahrlich extravagant, wenn ich das anmerken darf", schickte er ein Kompliment an Gallanva, das tatsächlich in gewisser Weise aufrichtig war. Denn Syn interessierte sich schnell für die hymlianische Mode. Sie wirkte so leicht wie sein Flug durch die Wolken und die gefärbte Seide vermochte es, Körperstellen auf eine derart fantasievolle Weise zu verdecken, dass sogar er sich im Geiste ausmalte, welche zarte Knospe sich unter dem dünnen Streifen Stoff verbarg. Hinzu kam der hymliansche Schmuck, der fast so glitzerte wie Syns Augen. Gewisse Dinge konnte nicht einmal eine Maske kaschieren. Er war hin und weg von den Dingen, mit denen Stadt und Einwohner sich ausstatteten. Und er wollte ebenso aussehen.

Nach einer Weile erreichten Gast und Botschafter dessen Haus, das sich an einer eher unscheinbaren Ecke der Stadt befand. Das hieß allerdings nichts. Selbst die hässlichste Hintergasse würde in Hymlia mit Sauberkeit und einer verspielten Art glänzen, so dass man sich dort gern niederließ. Gallanvas Heim wirkte lediglich etwas abgelegen und somit gut für Neuankömmlinge, damit sie nicht gleich von einer Vielzahl neugieriger Nachbarn erschlagen würden. Dennoch lebte der Hymlianer nicht allein hier, wie Syn schnell feststellen durfte. Ein Mädchen, vielleicht wenige Jahre jünger als Syn selbst, öffnete die Tür. Sofort fielen ihm ihre Augen auf, denn im Gegensatz zu den meisten Hymlianern, denen sie begegnet waren, wirkte ihr blau dunkel wie der Nachthimmel. Es schien beinahe schwarz, doch mit jedem Aufglitzern darin erkannte man den blauen Unterton. Winzige Sprenkel funkelten ihm darüber hinaus wie Sterne entgegen. Syn starrte sie offen an, bemerkte den Klecks Mehl auf ihrer Nase nicht einmal und hätte wohl noch perplex weitergestarrt, hätten Vater und Tochter nicht ins Celcianische gewechselt - ihm zuliebe!
"Wir haben einen Gast und er versteht Hymlikor nicht, bitte Lariana, sprich die allgemeine Sprache."
"Aber sicher, kommt herein. Ich habe gerade gebacken."

Syn wunderte es, dass Lariana dafür keinen Skalven beauftragte. Dann aber fiel ihm ein, dass er sich nicht in Morgeria befand. Hier in Hymlia machten wohl alle ihre Arbeiten selbst. Schweigend folgte er ins Haus und in dessen Wohnstube, die einen offenen Bereich bis in die Küche besaß. Gallanva und Syn ließen sich an einem großen Steintisch nieder, der einen zentralen Platz der Wohnstube einnahm. Es gab aber noch andere Bereiche, die ihrerseits nicht nur gewissen Charme versprühten, sondern darauf ausgelegt zu sein schienen, Gäste zu empfangen. Syn betrachtete sich alles genau, allein schon, weil auch die Eindrichtung Eindruck hinterließ. Alles wirkte so ... leicht. Sogar der Tisch, an dem er saß, machte nicht diesen schweren Eindruck von massivem Stein. Vielleicht, weil er so hell war und sich angenehm glatt anfühlte. Syn ertappte sich dabei, seine Oberfläche mit der flachen Hand abzutasten.
Dann kehrte Lariana aber auch schon zu ihnen zurück und servierte nicht nur eine Kleinigkeit zu trinken. Syn schluckte leer, während sie eine um die andere Platte mit kostbaren Speisen auftischte. Seine Augen wurden feucht vor Glück. Eine einzelne Träne entkam sogar, als er von dem Getränk kostete. An Bord der Silberpfeil hatte es zwar neben Wasser auch alkoholische Getränke oder Tee gegeben, doch nichts schmeckte so lieblich wie das hier. "Euer Met ist..." Ihm fiel kein Wort ein. Er trank noch einen Schluck und wischte sich in einem geeigneten Moment verstohlen die salzige Bahn von der Wange.
"Ambrosia - der Nektar aus unserem eigenen Anbau von Honig!"
"Ambrosia ... eine Lobpreisung an die Götter, an welche auch immer", murmelte Syn. Da er den kostbaren Nektar trinken durfte, erhob er sich in gewisser Weise gerade selbst zum Gott. Aber erfühlte sich auch so - göttlich. Lariana lächelte ihn an und er erwiderte es, auch wenn es seine Augen nicht erreichte. Syn kämpfte ein wenig mit sich selbst. Er war nach wie vor unentschlossen, ob er gegenüber den Hymlianern ebenso offen leben konnte wie in Zarrahs Gruppe. Er blieb vorsichtig, vor allem, weil gerade des Botschafters Tochter eine massive Neugier aufwies.
"Und, Syn? Woher kommst du?" Es ärgerte ihn beinahe, nun durch Fragen unterbrochen zu werden. Denn Syn hatte sich wie die übrigen auch bereits am Essen bedient. Lariana hatte ein Festmahl aufgetischt, bei dem er gar nicht wusste, wo er zugreifen sollte, ohne einen verfressen unhöflichen Eindruck zu hinterlassen. Er hielt sich stark im Zaum, hätte er sich doch am liebsten durch die gesamte Platte gepflügt. Langsam senkte er das Besteck, griff nach einem kleinen Taschentuch und tupfte sich die Lippen sauber. Das gab Lariana Gelegenheit, weiter zu plappern, aber auch ihrem Vater missfiel dieser ungeniert offene Tonfall.
"Du musst lange weggewesen sein von zu Hause. Du scheinst einiges mitgemacht zu haben, hm? Wenn du willst, wasche ich dir die Sachen und ich bereite dir ein Bad."
"Lariana! Das gehört sich nicht!"
Gallanva versuchte zu beschwichtigen: "Nichts für ungut, du sollst ein Bad haben, keine Frage. Aber lass uns erstmal wissen, woher du kommst und ... wie es dir ergangen ist!"
Jetzt erhielt Syn Gelegenheit, auf beide einzugehen. Er faltete das Taschentuch wieder zusammen, klemmte es unter seinem Teller fest und nickte dem Botschafter zu. Ein Hinweis, dass er gleich antworten würde. Zunächst wandte er sich aber an dessen Tochter. Syn streckte sich ihr etwas entgegen, griff nach vorn und wischte mit dem Daumen den Mehlfleck von ihrer Nase. Sie hatte sich so sehr in die Arbeit gestürzt, eine Mahlzeit höchsten Ausmaßes zu kredenzen, dass das Mehl nach wie vor auf ihrer Nasenspitze haften geblieben war. Syn spielte es mit einem charmanten Lächeln herunter und zwinkerte erneut, ganz nach dem Motto, dass er ihr diesen Fauxpas eher als lieblich zuschrieb. "Das angebotene Bad möchte ich gern annehmen. Es klingt traumhaft, vor allem, wenn jemand wie Ihr es mir vorbereiten würdet, Lariana." Er schenkte ihr einen längeren Blick als nötig gewesen wäre und richtete sich bereits mental darauf ein, sie vor Vollendung ihrer Aufgabe aufzusuchen. Gewiss gefiel es ihr, wenn sie ihm dabei zusehen könnte, wie er sich auszog. Syn dachte nun einmal noch immer in morgerianischen Bahnen und ohne Zarrah oder Freunde wie Razag und Crystin an seiner Seite wieder stärker als seit einer ganzen Weile.
"Ich komme nicht von hier ... glaube ich", wandte er sich im Anschluss an Gallanva, denn auch ihm war er nun eine Antwort schuldig. Sein Blick löste sich von der Tochter, wanderte zum Vater herüber. Er schaute ihn gar ernst an, wenn auch etwas distanziert. So schön Hymlia war, so sah er trotz der Worte der Dunkelelfe noch immer nicht seine Heimat hierin. Es war zu ... traumhaft, um wahr zu sein. "Man sagte mir jüngst, ich müsse aus dem Himmel gefallen sein, weil ... ich Hymlianer sein soll." Er hob die Schultern an. "Aber ich stamme aus Morgeria. Ich war eben einfach dort. Schon ... immer. Einen Ort wie diesen würde man wohl kaum vergessen, aber ich kenne ihn nicht. Ich ... erinnere mich nicht, je hier gewesen zu sein."
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 22. Mai 2024, 20:41

Der Kontrast war wirklich nicht leicht verdaulich. Wenn man nur die Dunkelheit kannte, konnte das Licht wahrlich blenden. Zudem musste man sich doch die Frage stellen, was man im Leben sonst noch verpasst hatte, wenn es Orte wie diesen gab. Synnover wurde nach und nach bewusst, dass Morgeria eben nicht die Welt war, die er glaubte zu kennen. Es war nur ein Fleck im großen Ganzen. Ein Schandfleck, wie man immer wieder feststellen musste. Denn wo Gehorsam, Angst und Gewalt vorherrschten, wurde er hier mit Gegenteiligem überhäuft. Er fand in Laero, Gallanva und Lariana die ersten echten Vertreter Hymlia’s und sie alle waren höflich, zuvorkommend und freundlich zu ihm. Gleichwohl löste dieses Verhalten in Syn so einige widersprüchliche Gefühle aus. Misstrauen war eines davon. Er hatte gelernt, dass Freundlichkeit nicht existierte und wenn jemand vermeintlich nett war, dann wollte er etwas von ihm. Zarrah war nicht überschwänglich nett gewesen, hatte sich erst später ein wenig geöffnet, doch sie war immer ehrlich zu ihm. Es fiel dem Hymlianer weitaus schwerer zu glauben, dass jemand einfach nur… hilfsbereit war. Also fehlte seinem Lächeln der Glanz in den grünen Augen und seine Antworten waren brav einstudiert worden. Dabei empfand er diesen Ort als wahrlich schön und konnte sich dieser Schönheit auch nicht entziehen. Aber er blieb vorsichtig. Er musste. Es war alles, was er jemals hatte kennenlernen dürfen. Synnover folgte dem ‚Willkommens-Botschafter‘. Seine Gedanken diesbezüglich zeigten sich auch in der tristen Geradlinigkeit, die er gewohnt war. Niemals war ihm gestattet worden, selbst und weiter zu denken als das, was seine Gebieter ihm gestatteten. Auch Karrish hatte ihm lediglich Zugang dazu gewährt, was er für richtig hielt. Das aber war kein Lehren, das war trainieren. Und zwar nur das, was er für richtig hielt. Wozu gab es also diesen Botschafter, wenn Hymlia nicht viele Gäste hatte? Manchmal reichte es aber, wenn nur einer zu Besuch kam… Auf seinem Weg zum Hause Gallanva’s, konnte Syn weiterhin die arechtektonische Verspieltheit der weißen Gebäude bestaunen. Gleichwohl aber fand er Gefallen an der Mode. Sie war weich, fließend, wirkte exquisit und für einen Körper, wie seinen gerade maßgefertigt. Die Leichtigkeit entfaltete ihre magische Wirkung auf das einstige Kaninchen. Synnover machte Bekanntschaft mit Gallanva’s Tochter Lariana und jene fesselte trotz dem Überfluss an Schönheit einmal etwas länger seinen Blick. Allerdings war es das, was das Mädchen tat, was den Weißhaarigen rührte: Lariana tischte auf und das reichlich. Sie stellte Syn hin, wonach einem nach langer Reise und Jahren des Darbens nur verlangen konnte, ohne, dass man es gewusst hatte. Auch der Honigwein war etwas, das Syn durchaus zu schätzen wusste. Lariana lächelte auf, als er sich eine Träne des Glücks zur Seite wischte. "Ambrosia ... eine Lobpreisung an die Götter, an welche auch immer" „Ventha!“, erwiderte Lariana und fügte hinzu: „Die Göttin des Windes und des Meeres. Sie ist es, der wir huldigen!“.

Das Mädchen belehrte Syn nicht und sie argwöhnte ihm auch nicht. Sie nahm es, wie es kam und machte selbst bei ihren neugierigen Fragen keinen Hehl aus ihrer Freundlichkeit. Auch ihr Vater konnte sie nicht recht bremsen, sodass sich Syn also dem glitzernden, neugierigem Blick gegenübersah. Er hingegen wusste, wie man sich jemandem, der scheinbar naiv war, gegenüber verhielt. So tat er, was er gut konnte und kokettierte damit. Lariana blinzelte, als er ihr das Mehl von der Nase wischte und wischte dann ertappt selbst noch mal nach. „huch“, machte sie lediglich und lächelte dann etwas verlegen. "Das angebotene Bad möchte ich gern annehmen. Es klingt traumhaft, vor allem, wenn jemand wie Ihr es mir vorbereiten würdet, Lariana." Das Mädchen hob die Augenbrauen und starrte Synnover an. Dann wurden die fast weißen Wangen deutlich dunkler und ein verlegenes Lächeln zeichnete sich von den rosafarbenen Lippen ab. „Kein Grund förmlich zu werden. Wir duzen uns hier alle, Syn“, erklärte sie und lächelte nochmal etwas breiter. Daraufhin wandte sich Syn zu Gallanva, der gerade in eine süße Pastete biss und mit der heraustropfenden Marmelade kämpfte. "Ich komme nicht von hier ... glaube ich. Man sagte mir jüngst, ich müsse aus dem Himmel gefallen sein, weil ... ich Hymlianer sein soll. Aber ich stamme aus Morgeria. Ich war eben einfach dort. Schon ... immer. Einen Ort wie diesen würde man wohl kaum vergessen, aber ich kenne ihn nicht. Ich ... erinnere mich nicht, je hier gewesen zu sein." „Unmöglich“, warf Lariana sofort ein und schüttelte den silbernen Schopf. „Du stammst definitiv von Hymlianern ab!“, protestierte sie und deutete einmal an Synnover’s Statur auf und ab. Gallanva hatte den Kampf gegen die Marmelade verloren und wischte sich gerade sämtliche Finger mit einer Serviette ab. Lariana reichte ihm stumm eine weitere, damit er auch das bekleckerte Kinn abwischen konnte. Seine Fingerspitzen klebten nun und er räusperte sich. „Nun, Lariana hat grundsätzlich recht. Aber…“, er musterte Syn nachdenklich, während seine Tochter sich erhob und einen feuchten Lappen holte, damit Gallanva nicht noch am Papier festklebte.
„…Wenn du tatsächlich ein Gefallener bist, müsste es Aufzeichnungen darüber geben“, fuhr er gelassen fort. Offenbar war es gar keine Seltenheit, dass das passieren konnte. Lariana legte Syn einfach noch etwas mehr Fleisch, Obst und Gemüse auf seinen Teller. Einem zweiten legte sie ebenfalls Süßspeisen bei und schnaubte leise, bei den Worten ihres Vaters. „Na und ob er ein Gefallener ist.“, meinte sie. Dann aber wandte sie sich wieder an Synnover selbst. „Keine Sorge, das finden wir heraus. Du musst wissen, dass wir Hymlianer a.l.l.e.s. aufzeichnen!“ Sie lachte glockenklar und lutschte sich den klebrigen Finger sauber. Gallanva nickte. „Sie hat leider recht. Morgeria sagst du?“, hakte er dann aber ein und Lariana wurde ruhiger. „Man hört nicht viel Gutes von dort“, merkte sie an und musterte Syn sogar etwas mitleidig. „Dort bist du also aufgewachsen?“, hakte sie noch mal nach. Gallanva aber schleckte noch einen Klecks Marmelade von seinem Teller und lehnte sich daraufhin zurück. „Lari, sei so gut und mache mir einen starken Tee. Ich will mal schauen, ob wir unserem Freund hier noch etwas Wissen verschaffen können, bevor die Bibliothek zumacht.“, meinte er und Lariana nickte. Sie erhob sich, räumte bereits einige der beladenen Teller wieder weg, ohne, dass Synnover das Gefühl haben müsste, er müsste das Essen beenden. Sie hatte ihm seinen Teller randvoll gepackt. Daraufhin setzte Lariana Teewasser auf und Gallanva neigte sich Syn noch mal entgegen.
„Syn, bleib hier, bis wir genaueres wissen. Du hast hier ein Zimmer und darfst dich jederzeit frei bewegen. Nur keine falsche Scheu, wir haben nichts zu verbergen!“, lachte er gutmütig und nickte daraufhin. „Iss, trink und lass dich von Lariana etwas verwöhnen. Man sieht dir deine Strapazen nur zu deutlich an. Du bist hier in Sicherheit und keiner wird dir hier ein Leid zufügen. Ich werde nachsehen, ob ich etwas über dich in Erfahrung bringe und komme dann so bald, wie möglich zurück. Bis dahin – halte dich an Lariana. Sie wird dir alles zeigen und wenn du Fragen hast, wende dich an sie. Morgen früh kann sie dich vielleicht mit zu ihrem Unterricht nehmen, falls du magst!“, bot er großherzig an und erhob sich daraufhin, als Lariana mit dem Tee in einem Becher mit Deckel zurück an den Tisch kam. Die Tochter gab dem Vater einen kleinen Schmatzer auf die Wange, ehe sich Gallanva anschickte sein Versprechen in die Tat umsetzen zu wollen. Lariana aber wandte sich an Synnover und lächelte erneut herzerwärmend. „Also, Syn aus Morgeria – Dann wollen wir dir mal ein schönes Bad richten und während du deine müden Knochen einweichst, richte ich dir dein Zimmer her. Das Essen kannst du mitnehmen oder dir später holen, wie du magst. Und soll ich dir deine Kleider waschen? Oder verbrennen wir sie gleich?“, lachte sie über den kleinen Scherz. „Ich lege dir frische Kleider bereit, dann kannst du dir etwas schönes aussuchen!“, bot sie ernsthafter an und deutete daraufhin auf die Wendeltreppe. „Nach dir!“, sagte sie höflich, ehe sie in den ersten Stock des Hauses gelangten.

Auch hier gab es eine offene Galeria mit gemütlichen Polstermöbeln und einer Leseecke mit Regalen und einigen Büchern. Sie war längst nicht zu vergleichen mit Karrish’s Bibliothek, aber durchaus gemütlicher zu betrachten. Alles war hell und freundlich gehalten. Staubigen Muff suchte man vergebens. Auf einem kleinen, runden Beistelltisch, sowie einer Kommode standen frische Blumen mit fluffig, weißen Blüten. Es wirkte liebevoll und … warm, trotz der Helligkeit. Lariana führte Syn von der Galerie einen kleinen Flur entlang und deutete auf eine weiße Holztür mit verspielten Glasornamenten. „Hier darfst du dich dann ausruhen. Ich beziehe es noch frisch, aber der Zuber gehört zu dem Zimmer.“, erklärte sie und öffnete die Tür. Synnover’s Blick fiel sogleich auf ein mehr als geräumiges Himmelbett in dem er selbst viermal Platz gehabt hätte. Noch war es nicht bezogen, aber schon jetzt wirkte das Bettzeug wahnsinnig fluffig. Gleich hinter dem Bett tat sich eine Glasfront auf. Sie ließ das wundervolle Licht hinein, während himmelblaue Vorhänge dafür sorgen würden, dass es dunkler wurde. Es wehte eine feine Briese durch den Raum und Lariana deutete auf einen Hebel neben der Tür. Dieser hatte einen Mechanismus, der zur Decke führte. Syn konnte erkennen, dass es auch ein Dachfenster gab, das leicht angelupft war. Hier hatte er einen wundervollen Blick auf den Himmel und dessen facettenreiches Blau. „Ich mag es einfach, wenn der Wind leicht bläst“, schwärme Lari und lächelte etwas. „Aber falls es dir zu kalt ist, ziehe an diesem Hebel, dann schließt das Fenster“, erklärte sie und wandte sich linkerhand zu einer Nische. Hier gab es einen mit einem weiteren, blickdichten Vorhang abgetrennten Bereich.
Die Hymlianerin schob den Vorhang zur Seite und offenbarte dahinter einen üppigen, runden Zuber, indem Synnover mehr als genug Platz haben sollte. Hier hätte er gar bequem mit noch zwei Personen Platz. Ansonsten gab es ein ganzes Regal mit Flakons aller Art. Sie schimmerten im Licht der Sonne, denn auch hier gab es eine großzügige Fensterfront, die alles erhellte. Auch hier konnte man sich entscheiden, ob man lieber ungestört sein wollte oder die Aussicht auf die Stadt genoss. Wenn man im Zuber saß, war es mühelos möglich, sich das Treiben auf den Straßen anzusehen, ohne selbst gesehen zu werden. Neben den verschiedenen Flakons, die allesamt unterschiedliche Düfte bereithielten, die man als Zusatz ins Wasser tun konnte, gab es auch eine Schale mit niedlichen Seifentierchen, die verschieden dufteten. Handtücher lagen in einem schmalen Regal bereit, eines weicher und kuscheliger als das andere. Es gab einen mannshohen Spiegel und gar einen Schrank, den Lariana gerade öffnete. „Hier findest du Gewänder aller Art. Bedien dich einfach!“, erläuterte sie und drehte daraufhin an einigen Hähnen im Zuber. Tatsächlich floss das Wasser aus goldenen Hähnen und sie hielt ihre Hand darunter, damit die Temperatur richtig eingestellt würde. „Rot für warm, blau für kalt.“, sagte sie knapp und schüttelte ihre Hand aus. Sie lächelte Synnover an. „Mach in Ruhe und komm‘ erstmal an, in Ordnung?“, fragte sie und stand noch einen Moment bereit, damit er eventuelle Fragen stellen konnte.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Dienstag 28. Mai 2024, 20:42

Zu jemandem wie Zarrah erste Spuren von Vertrauen zu fassen, war Syn wesentlich leichter gefallen als es jetzt bei den Hymlianern der Fall war. Sie hatte ihn weder euphorisch als Teil ihrer Gruppe Willkommen geheißen, noch war sie so lautstark hinterher gewesen, ihm zu helfen. Aber sie hatte ihm geholfen. 'Ich helfe dir', hatte sie im Gejagten Eber gesagt und sich dann genommen, was sie als Gegenleistung ansah - weil sie Synnover mochte und es hatte haben wollen. Jedenfalls war dies die Annahme desjenigen, der ihre erste gemeinsame Nacht nicht so hatte genießen können wie die Dunkelelfe es sich wohl gewünscht hätte. Doch er konnte sich damit arrangieren. Es machte ihm nichts aus, dass Zarrah sich etwas von ihm nahm, weil sie ihm im Gegenzug auch etwas gab oder zeigte. Für jemanden wie Syn war es so viel schwerer zu begreifen, dass man ihm aus reiner Freundlichkeit Hilfe zukommen ließ. So mutmaßte er sowohl hinter Laeros als auch Gallanvas und nicht zuletzt Larianas Verhalten, dass sie etwas von ihm erwarteten. Was, das konnte er sich zu Beginn seiner Ankunft in dieser Wolkenwelt noch nicht vorstellen, aber es kristallisierte sich nach und nach heraus. Vor allem, als man ihn nach dem Essen mit Lariana allein ließ, damit sie ihm seine Unterkunft zeigte. Vorab machte sie den Neuankömmling allerdings noch darauf aufmerksam, dass sein formelles Reden in Hymlia fehl am Platze war. Hier sprach man vertraulich miteinander und zwar alle. Syn kommentierte diesen Hinweis nur im Geiste: Das klingt ja fast, als wären hier alle ebenbürtig. Ha!
Er warf Gallanva einen knappen Blick zu, ob jener seiner Tochter wegen dieser Worte Einhalt gebot, aber er schwieg. Der Ältere hatte eher mit der schlüpfrigen Marmelade zu kämpfen und ihm drohte eine Niederlage. Syn beobachtete das Ganze einen Moment lang und ignorierte es anschließend. Hätten beide ihn auch nicht noch einmal auf seine dementierte Herkunft angesprochen, wäre es dabei geblieben. Doch sowohl Vater als auch Tochter schienen überzeugt, dass auch er aus Hymlia stammte. Zarrah hat das ja auch gedacht. Er blinzelte, weil er nun schon das zweite Mal an die Elfe erinnert wurde. Rasch wischte er den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das aufgekommene Gespräch.
"Wenn du tatsächlich ein Gefallener bist, müsste es Aufzeichnungen darüber geben."
"Na und ob er ein Gefallener ist. Keine Sorge, das finden wir heraus. Du musst wissen, dass wir Hymlianer a.l.l.e.s. aufzeichnen!"
"Sie hat leider Recht"
, wandte Gallanva sich nun direkt an Synnover. Morgeria, sagst du?"
Syn nickte. "Man fand mich dort", gab er zumindest und wenngleich unbewusst die Information, dass er nicht in der Stadt von Dunkelelfen, Orks und Goblins geboren worden zu sein schien.
"Man hört nichts Gutes von dort", kommentierte Lariana. Ihre mitleidigen Blick ertrug Syn beinahe nicht. So war er froh darum, dass sie nicht näher darauf einging, sondern weitere Fragen stellte: "Du bist dort also aufgewachsen?" Syns Augen engten sich daraufhin allerdings. Er hatte inzwischen selbst festgestellt, dass Morgeria so schwarz wie Hymlia weiß war. Er erinnerte sich an den Großteil seines Lebens, der in Unrat und eingesperrt in Schränken, in gefährlichen Hintergassen und auf deren schlammigen Boden stattgefunden hatte. Dennoch war es alles, was er jemals hatte Heimat nennen dürfen. Es war nur natürlich, dass man selbst die widerlichste Müllkippe Celcias verteidigte, wenn man sich ihr zugehörig fühlte und diese Bindung hatte sich nach wie vor noch nicht vollends gelöst.
"Morgeria ist kein schlechter Ort und mein Leben war es auch nicht", erwiderte er mit einer Kühle in Haltung und Stimme, dass man glauben konnte, sie ging kurz auf die Umgebung über. Vielleicht war die sanft erfrischende Brise aber auch nur Zufall. "Nicht viele können von sich behaupten, einem dunkelelfischen Adelshaus gehört zu haben", fuhr er voller Stolz fort. Er fühlte sich selbst jetzt noch anderen überlegen, weil er ein Sklave Adliger hatte sein dürfen! Dass es letztendlich eine missbräuchliche Knechtschaft war, der er niemals hätte entkommen sollen, fand in seinem Denkgefügte keinen Platz.
Gallanva zog offenbar seine eigenen Schlüsse aus Verhalten und Worten des Neuzugangs. Er schickte Lariana los, ihm einen Tee aufzusetzen und wandte sich im richtigen Moment noch einmal an das Kaninchen. Er riet ihm, in Hymlia zu bleiben und Ergebnisse seiner geplanten Untersuchungen abzuwarten. Wahrscheinlich erhoffte der Alte sich, dass Syn mehr aus seinem Denkmuster ausbrechen würde, wenn er erst einmal hymlianische Verhältnisse kennen lernte und sie möglicherweise gar zu seinem Weltbild hinzufügte. Er bot ihm nicht nur ein eigenes Zimmer an, sondern teilte ihm auch mit, dass er alle Freiheiten besaß, die Welt über den Wolken zu erkunden. Lariana sollte ihm hierbei eine Begleiterin sein, an die er sich in erster Instanz wenden könnte. Gallanva wäre jedoch ebenfalls für ihn da und bot ihm sogar die Aussicht auf Unterricht an.
"Das ist ... viel", entgegnete Syn. Er meinte nicht das Ausmaß an Möglichkeiten oder Informationen, sondern mutmaßte hinter all den Optionen bereits eine Menge an Gegenleistungen und in Lariana sah er die einzige Möglichkeit, sie zu begleichen. Vielleicht hatte Gallanva aber auch andere Töchter. Bei der Menge an Aussichten, die auf das weiße Kaninchen wartete, müsste der Mann etwa ein halbes Dutzend Kinder in beglückungswürdigem Alter haben.
Lariana kehrte mit dem Tee zurück. Plötzlich entstand eine Art Aufbruchstimmung. Gallanva wollte sich um die Erforschung seiner Herkunft kümmern. Syn sollte seine Tochter begleiten. Sie erzählte bereits eifrig davon, ihm ein Bad herzurichten und während er sich einweichte, wollte sie sein Zimmer auf Vordermann bringen. Außerdem wollte sie ihn von seiner Kleidung befreien - ganz gleich, ob sie gewaschen oder verbrannt würde.
"Eure Mode schmeichelt nicht nur dem Auge. Ich würde gern hineinschlüpfen", entgegnete Syn, doch seine Hand drückte sich dabei an das schlichte Leinenhemd. "Aber diese Sachen sind nicht mein Eigentum, also nur waschen." Ich bekomme nur Ärger, wenn ich sie nicht zurückbringe, schob Syn als Vorwand vor, um sein Gewissen bloß nicht darauf aufmerksam zu machen, dass er an diesen Lumpen hing. Sie waren ein letzter Fingerzeig darauf, dass jenseits Hymlias noch eine Welt existierte. Eine, die keineswegs so luftig und schön war. Eine, in der Zarrah ihn mit diesem tapferen und dennoch traurigen Blick nachgesehen hatte...
"Ich möchte die Sachen behalten, aber neue anzuziehen wäre erst einmal schön." Tatsächlich klang die Aussicht auf ein Bad, das weder in einem Fluss noch in Salzwasser stattfände, ebenfalls verlockend. So folgte er Lariana bereitwillig aus dem großen Empfangsraum. Sie leitete ihn bis zu einer Wendeltreppe, an der sie ihm nun den Vortritt ließ. Syn erklomm Stufe umd Stufe und erreichte neue Höhen. Er durfte feststellen, dass wahrlich alles in Hymlia den Eindruck von Leichtigkeit erweckte. Sogar geschlossene Räume weckten kein Unbehagen in ihm, denn sie waren es nicht. Allein die Höhe der Decke ließ ihn glauben, noch immer unter freiem Himmel zu sein - mehr denn je.
Gemeinsam mit der hymlianischen Tochter des Botschafters durchquerte er eine kleine Bibliothek. Auch sie wusste zu locken. Syn hätte gern einen Blick in einige Bücher geworfen, einfach um zu sehen, was er hier finden könnte. Doch das Bad würde seine Bedürfnisse eher stillen. Er konnte immer noch nachschauen gehen, wenn er Gallanvas Worten Glauben schenken durfte. Wenig später erreichten er und Lariana den Raum, der vorerst sein kleines Heim sein sollte. Klein war dabei eine reichliche Untertreibung. Syns Augen weiteten sich, doch konnte er die Weite des Zimmers, das sich ihm präsentierte, dennoch nicht umfassen. Auch hier war die Decke hoch, aber es existierte ein Dachfenster - leicht gekippt - durch das er jederzeit den Himmel würde sehen können. Doch er musste nicht den Kopf anheben, um diesen Wunsch zu erfüllen. Eine gigantische Fensterfront gab einen kristallklaren Blick auf Hymlias Architektur, die Wolken, Sonne und den Himmel preis. Davor erwartete ihn ein Himmelbett, in dem er sich mehr als vier Mal hätte ausstrecken können. Es war noch viel größer als jenes, das Karrish ihn für seinen Sieg beim Triell versprochen hätte. Und die Laken versprachen bereits ohne Berührung, dass sie ihn mit einer Weichheit umfangen würden, die er bis dahin noch nicht kannte. Syn leckte sich die Lippen. Hätte er seinen Eigengeruch nicht in die Nase bekommen, wäre er am liebsten sofort in dieses Traumbett gegangen. Nein, gesprungen! Er wollte jauchzen, einen großen Luftsprung machen und in diese Laken hüpfen, um mit ausgestreckten Gliedern dort liegen zu bleiben, um in all der Kuscheligkeit zu versinken. Sein inneres Kind forderte ihn auf, diesem Bedürfnis nachzugeben. Aber sein Kind besaß keine laute Stimme, nicht einmal wenn es schrie. Es war unter orkischem Dreck, Angst und einem Sklavenleben begraben worden. Es hatte Angst vor Karrish und Yolintha gehabt - vor allem Yolintha und ihrem Gelächter. Aber es hatte auch den jungen Mann gescheut, zu dem Synnover geworden war. Es hatte sich mit seinem echten - seinem hymlianischen - Namen tief in das Herz zurückgezogen und obgleich Syn nun bei wenigen offen diesen Namen nannte, wagte das Kind sich noch nicht aus der Sicherheit einer Seele hervor, die weder der Hilfsbereitschaft, noch der gezeigten Traumwelt oder dem Glück so recht trauen mochte. Deshalb blieb Kälte zurück, zusammen mit einer Maske, hinter der Syns wahres Gemüt verborgen blieb. Er lächelte, aber es erreichte nicht seine Augen. Ohja, es war viel leichter, die Masken zu tragen und offensichtlich wurde es nun Zeit, sich wieder in seine Rolle zu fügen.
Lariana präsentierte ihm den Badebereich. Auch der Zuber protzte mit einer Größe, die man ihm in Morgeria niemals zugestanden hätte. Er rang erneut um Selbstbeherrschung. Das innere Kind musste sich gar nicht melden. Die Bilder vor ihm riefen ebenfalls dazu auf, sich ihnen einfach hinzugeben. Syn schluckte. Inzwischen war Lariana fertig mit der kleinen Rundführung. Sie zeigte zuletzt auf einen Spiegel, größer als Syn, und einen Schrank, in dem er genug Kleidung finden könnte, um einige Stunden damit zu verbringen, seine persönliche, hymlianische Mode zusammenzustellen.
"Mach in Ruhe und komm erstmal an, in Ordnung?"
Syn nickte mechanisch. Dann durchfuhr ihn ein Zucken. Was weder ein traumhaftes Zimmer mit Himmelbett und göttlich großem Zuber, noch die Stimme in seinem Kopf erreichen konnten, das schaffte antrainierte Etikette. Ein Nicken allein genügte nicht. Man erwartete mehr von ihm. So wandte er sich Lariana mit einem tief berührten und dennoch falschen Lächeln zu. Er trat knapp vor sie, um ihre Hand zu ergreifen und ihre Finger bis zu seinen Lippen zu heben. Auf den Handrücken hauchte er einen Kuss. Dann hob er den Blick unter dem dunklen Vorhang seiner Wimpern, warf ihr einen dieser Augenaufschläge zu, bei dem Frauen sonst die Knie weich wurden und lächelte anschließend. "Ich bin Euch ... dir ... zu tiefstem Dank verpflichtet und ich werde mich bedanken, sobald mein Körper und meine Optik dazu passen. Aber keine Sorge, Schöne, ich vergesse es nicht."
Dann zog er sich zurück, ohne den Blick von ihr zu nehmen, bis er hinter dem Raumtrenner verschwunden war.

Syn wusste, dass er Larianas Erwartungen würde erfüllen müssen. Er wusste, was auf ihn zukäme. Aber auch ohne dieses Wissen hätte er sich Zeit genommen. Da der Zuber groß genug war und er sich unbeobachtet fühlte, gab er sogar einmal seinem Spieltrieb nach. Er planschte im Wasser, schwamm von einer Seite der Wanne zur anderen und gluckste, als ihm eine Seifenblase auf der Nase landete. Ehe man seine aufrichtige Freude bemerken konnte, tauchte er unter. Er genoss die friedvolle Stille unter Wasser und musste zwangsläufig an seinen Freund Razag denken. In dem Zuber hätte er endlich mal Platz gehabt. Syn tauchte wieder auf, ehe ihm das Herz aus ihm unerfindlichen Gründen schwer werden konnte. Er schrubbte sich ausgiebig und überall, trocknete die Stellen nach dem Bad mit Handtüchern, die er am liebsten als Kleidung getragen hätte. Die Weichheit des Stoffes verführte seine Haut wie er plante, Lariana bald zu verführen. Denn das erwartete sie doch, oder? Natürlich musste er dafür auch ordentlich riechen und schöner denn je aussehen!
Syn verbrachte viel Zeit damit, den passenden Duft für sich zu finden. Er durchstreifte die Flakons mit Wässerchen, bis er mit einem zufrieden war. Er konnte die Aufschrift auf dem Etikett nicht vollends lesen, dazu war er in Hymlikor einfach zu wenig bewandert, aber allein die geschwungenen Lettern gefielen ihm. Venthas Sinnlichkeit, hatte er sich als seinen Duft gewählt, denn es erinnerte ihn nicht nur an eine warme Sommerbrise, sondern die liebliche Fruchtnote darin besaß ein Versprechen, dass seine Haut so gut schmecken wie duften würde. Anschließend kürzte er seine Frisur mit Schere und Kamm wie er es in Morgeria immer tat. Die länger gewordenen Zotteln fielen als silbrige Strähnen zu Boden und sclussendlich nutzte er eine bereitliegende Rasierklinge für den weichen Flaum um seinen Kiefer, als auch für seinen Hinterkopf. Dort schor er sich nicht kahl, aber die Haare auf wenige Millimeter, so dass sein Hauptschopf gekürzt und dennoch locker ein wenig über Ohren und in die Stirn fiel. Ihm sagte dieser Schnitt schon immer zu, vielleicht weil jegliche Dunkelelfen außer Yolintha ihn dafür lobten. Sie hätte Syn gern mit einer weniger 'abenteuerlustigen' Frisur gesehen, doch da die Kundschaft ihn nur umso mehr buchte, war ihm diese Wahl erlaubt geblieben.
Einer Veränderung der Haare folgte eine Neugestaltung seiner Kleidung. Der Schrank wartete wirklich mit zahlreichen Gewändern auf, aber allesamt waren sie in hellen Tönen gehalten, während die Ausstattung für alles sehr luftig blieb. Syn probierte zahlreiche Ober- und Unterteile an, prüfte sie in kombination mit Schmuck und schaute jedes Mal im Spiegel nach, ob es zu seiner natürlichen Optik passte. Er verbrachte insgesamt sicherlich Stunden in seinem persönlichen, kleinen Badezimmer.
Irgendwann aber stolzierte er eitel wie ein Pfau und mit ebenso erhobenem Haupt am Raumtrenner vorbei zurück in den Wohn- und Schlafbereich. Er duftete lieblich und sah einfach nur Atem beraubend aus. Synnover umwehte ein Hauch von Nichts. Über einer knielangen, leichten Hose aus dünner Baumwolle - zumindest glaubte er, dass es sich darum handelte - fügte sich nicht mehr an seinen Körper als hauchdünner Seidenstoff. In langen Bahnen legte sich das halb durchsichtige, weiße Gewand um Schultern und Arme, fuhr aber zentral auf Gürtelhöhe zu einem Knotenpunkt zusammen. Dort wurde er von einer sternförmigen, silbernen Schnalle gehalten, von der weiteres Geschmeide abging. Alles an Schmuck glänzten silbern, so dass es nicht nur perfekt mit Syns Haaren harmonierte, sondern auch seine Augen betonte. Das taten aber ebenso die zahllosen winzigen Schmucksteinchen, die ebenfalls in einem blassen Lindgrün schimmerten wie sein Blick. Die meisten von ihnen besaßen eine Tropfenform, hingen an Silberbändern von seiner Taille herab oder schmiegten sich ansehnlich um die Schultern, unterhalb der Bahnen luftiger Seide. Dort hielten sie nicht nur den feinen Stoff in Position, sondern legten sich wie ein kristallener Schutz um seine Schultern, nur um von dort wieder die grünen Tränen über seine Oberarme klimpern zu lassen.
Seine Unterarme zierten hingegen seidene, ebenfalls halb durchsichtige Handschuhe, die die Fingerglieder frei ließen. Er hatte sich die Nägel mit Silberlack bestrichen. Wieder schmückten Tränen seiner Seelenspiegel in Kristallform das Accessoire und selbst an den Füßen fanden sie sich. Synnover stand barfuß im Raum, doch die Knöchel umschmeichelten filigrane Silberkettchen, um den Anschein von Schuhen zu erregen. Tatsächlich aber waren sie nur Zierde. Auffällige Zierde stellte auch der silberne Sichelmond dar, den er an einer Kette um den Hals trug. Sie war so lang, dass das Schmuckstück vor seinem Solarplexus des nackten Oberkörpers baumelte. Es wusste nur bedingt von seiner eigenen, makellosen Statur und den Muskeln abzulenken. Syn war drahtig, was ihm nicht nur den Vorteil verschaffte, mit den Muskeln trainiert auszusehen, sondern ihn schlank hielt und nicht gleich zum aufgeplusterten Ochsenfrosch machte. Er wirkte schön, beinahe feminin. Es mochte vielleicht auch daran liegen, dass er nun Ohrring trug. Sie durchstachen nicht seine Haut, denn das hätte einen Affront an seine von Makeln freie Perfektion dargestellt. Mit silbernen Klemmen hielten sich die feinen Kettenglieder an seinen Ohrläppchen fest, so dass die in Silberfassungen befindlichen, wieder tränenförmigen Edelsteine blassgrün und knapp über seinen Schultern schimmerten. Als er so ausgestattet fast schon majestätisch durch den Raum schritt, ließ sich die lange Schleppe aus weiterem Seidenstoff erkennen. Sie war wie alles andere an ihm in feinem, halb durchsichtigen Weiß gehalten. Doch was hier wie ein Umhang von seinen Schultern bis auf den Boden reichte und dort im leichten Wind seines Ganges immer wieder etwas aufgewirbelt wurde, besaß aufgestickte Silbersterne, als würde ihm ein farbloser Nachthimmel oder geisterhafter Sternennebel folgen. Synnover hatte sich nicht nur optimal in Szene gesetzt, sondern gewandelt. Er war vom weißen Kaninchen zum Nebelgeist der Lindgrüntränen geworden, dabei gab sein Äußeres keinerlei Anlass zum Weinen - außer man betrachtete ihn voller Neid, weil man selbst niemals diese Schönheit erreichen würde.
Elegant und leichtfüßig schwebte er durch den Raum, drehte sich ein paar Mal, so dass der Schmuck auf seiner Haut lieblich klimperte. Dann breitete er die Arme aus, wagte einstudierte Tanzschritte und vollführte einige weitere Pirouetten. "So gefalle ich mir gleich besser", verkündete er zufrieden. "Findest du nicht auch, Z-" Er stockte. Sein Tanz endete abrupt. Dann schaute er sich um. Sie war nicht hier, ebenso wenig Razag oder Crystin, Erin oder Amos. Nicht einmal Sprotte sperrte sein vorwitziges Seefahrermaul auf. "Oh..." Richtig. Er war ganz allein hierher gekommen. Niemand würde ihm das Märchen von seiner Heimat im Himmel glauben, aber konnte Hymlia das überhaupt sein ohne jene, die er inzwischen als Freunde ins Herz geschlossen hatte? Sprotte nicht, den mochte er nach wie vor nicht! Aber etwas fehlte hier. Jemand fehlte...

Inspirationen zu Synnovers Kleidung:
Gewänder | Gewänder (Farbgebung) | Schulterschmuck | Handschuhe | Fußkettchen | Seidenschleppe
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Sonntag 9. Juni 2024, 00:02

Es war gar nicht leicht für Synnover, sich plötzlich außerhalb von Morgeria und außerhalb seiner Freunde zurechtzufinden. Es war nur logisch, dass er in ihm bekannte Verhaltensmuster zurückfiel und sich Masken aufsetzte, die jahrelang Schutz bedeutet hatten. Es war klug von ihm, sich nicht gleich von vermeintlicher Freundlichkeit einlullen zu lassen. Denn immerhin hatte er auf äußerst nachhaltige und schmerzhafte Art und Weise erfahren müssen, was es bedeutete, wenn er seine Gefühle zu offen zur Schau stellte. Dennoch blieb er nicht blind auf einem Auge. Syn beobachtete, wie er es immer getan hatte und konnte feststellen, dass Gallanva und Lariana bisher nichts an Heimtücke oder Skrupellosigkeit preisgaben. Aber Synnover wusste schließlich, was das hieß. Nämlich gar nichts! Bisher hatte noch jeder freundlich zu ihm gesehen, ihn mit Speisen gelockt und den Himmel vorgelobt, wenn er am Ende nur stramm stand und seine Möhre teilte. Nichts davon war je echt gewesen. Und hier lag es nahe, dass ebenfalls nichts echt war. Synnover blieb vorsichtig und trotzdem konnte ihn die zauberhafte Atmosphäre dieses Ortes nicht gänzlich kalt lassen. Auch der leise Hauch der Vergangenheit war nicht einfach fortzuwischen. Immer wieder ertappte sich Syn dabei, dass er an Begebenheiten mit einer gewisen Elfe dachte. Einer, die er zurückgelassen hatte, um Hymlia für sich zu haben. So war es auch keine Frage für ihn, ob er seine Sachen endgültig hergeben wollte.
Lariana musterte ihn mit einem Nicken, als er sie bat, die Kleidung nur zu waschen und schließlich wieder an ihn auszuhändigen. „Gewiss doch“, pflichtete sie seinem Wunsch bei und zeigte ihm daraufhin so vieles, was er sich in Morgeria nur durch wirklich harte und entbehrende Arbeit verdient hatte. Hier war das Zimmer, das er immer besitzen wollte. Hier war der Himmel nur ein Armausstrecken weit und selbst das Bad besaß alles, was er sich je zu erträumen gewagt hatte. Hier gab es das alles… einfach so. Wo war der Haken? Er war… allein. Zwar fehlte es an jenem Ort nicht an Wärme, trotz der eher vorherrschenden weißen Farbe überall, aber er traute sich auch nicht, seine neu erlernte Leichtigkeit einfließen zu lassen. Er wollte in das übergroße Bett springen und laut auflachen, vor Freude. Aber er durfte nicht. Er durfte sich die Blöße nicht geben. Syn war niemals frei und er würde es auch jetzt nicht sein. Er wusste, dass er dafür einen Tribut zu zahlen hatte. Und so fiel seine Freude lediglich als flüchtiger Gedanke aus und verschwand in den Tiefen seiner Seele. Trotzdem vergaß er dabei seine erlernten Formen nicht und brachte nun Lariana zum Staunen. Sie beobachtete, wie er ihre Hand emporhob und einen Kuss auf ihre Finger hauchte. Sie errötete augenblicklich und lächelte irritiert. Ich bin Euch ... dir ... zu tiefstem Dank verpflichtet und ich werde mich bedanken, sobald mein Körper und meine Optik dazu passen. Aber keine Sorge, Schöne, ich vergesse es nicht.", säuselte er formvollendet und Lariana japste etwas nach Luft. Sie fächelte sich ein wenig davon zu und blinzelte überrascht. „Ehm… eh… also…“, stammelte sie, noch immer putterrot um die Nase. Ihr dunkelblauer Blick folgte Synnover, bis er hinter dem Paravant verschwand und ihr dann einfiel, dass sie noch immer starrte, während er sich bereits entkleidete. Lariana zuckte zusammen und sah zu, dass sie verschwand. Syn aber war allein. Tatsächlich konnte er die Zeit vollkommen genießen, wurde nicht gestört und auch kein drängendes Rufen, wann er denn soweit wäre, war seitens seiner Gastfamilie zu hören. Er konnte nebenan hier und dort einige Schritte hören, doch letztendlich blieb es ruhig. Lariana hatte ja gesagt, sie würde sein Zimmer richten, während er badete. So gestattete sich Syn tatsächlich auch diesen Moment der wahren Freiheit. Er dachte über Razag nach und musste dennoch schleunigst die Gedanken auf anderes richten, da ihn ein seltsames Gefühl überkam. Letztendlich brach nun eine neue Zeit für das einst weiße Kaninchen an. Eine, in der er herausfinden musste, ob es etwas gab auf jener Welt, das ihm wichtiger war, als er selbst. Oder ob er sich nun endlich all das holte, was er all die Jahre nicht haben durfte. Es lag bei ihm.

Nachdem er sich ausgiebig in dem Zuber gewaschen hatte und schließlich auch Ventha’s Sinnlichkeit trug, suchte er sich ein Hauch von nichts aus und staffierte sich mit Perlen und feinen Kettchen aus. Syn machte seiner anerzogenen Extravaganz alle Ehre, während er sich im mannshohen Spiegel bewundern konnte. Aber das reichte nicht. Er wollte vor allem von anderen bewundert werden! Zudem wusste er ja, was man nun von ihm erwartete. Die Freiheit bekam wieder Schloss und Riegel und schließlich ließ er das Bad hinter sich. Tatsächlich hatte er sogleich den Blick auf den durchaus niedlichen Po von Lariana frei, als jene sich gerade über das Bett lehnte, um es neu zu beziehen. Sie hatte etwas Mühe mit dem Laken, doch dann schreckte sie auf, als Syn plötzlich sprach "So gefalle ich mir gleich besser! Findest du nicht auch, Z-" Sie war nicht hier, aber dafür wirbelte Lariana herum und das ebenfalls silbrige Haar umspielte seidig ihre Gesichtszüge. Ihre Augen legten sich auf Synnover und weiteten sich augenblicklich. „So gefälltst du mir auch besser…“, dann schlug sie sich die Hand vor den Mund und japste. „Oh! Verzeih mir. Wirklich, ich…“, sie starrte. Synnover hatte voll eingeschlagen und konnte mehr als zufrieden mit sich sein. Lariana’s Mund musste trocken sein, denn sie stammelte nur noch. „Du siehst… umwerfend aus… wirklich… verzeih, dass ich so… forsch bin aber…“, sie errötete gleich wieder und kicherte auf einmal. „Ich kann nicht anders!“, gestand sie nun etwas offener und ließ das Bettzeug los, das halbfertig zum Erliegen kam. Lariana richtete sich etwas auf und neigte den Kopf. Ihre Nervosität wandelte sich in ein Funkeln, das Synnover schon oft gesehen hatte. Dabei war es weniger Begierde, als Faszination und doch durfte Synnover einen kleinen Hunger erkennen, den sein Äußeres bei der Hymlianerin weckte. „Jetzt siehst du wie ein echter Hymlianer aus…“, murmelte Lariana anerkennend und zweifelsfrei, dass er auch hier geboren wurde. „Aber mit einem gewissen Extra, das nur Bodengänger haben…“, setzte sie ihr Kompliment fort und starrte noch einen Moment an seinem perfekten Körper auf und ab. Dann aber besann sich das Mädchen ihrer Aufgaben und wandte sich wieder ab. Sie kletterte erneut halb ins Bett, um endlich das Laken zu bändigen. „Weißt du schon, was du als nächstes machen willst?“, rief sie ihm zu und mühte sich weiter ab.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Donnerstag 13. Juni 2024, 16:23

Hymlia war um so vieles anders als Morgeria. Es betraf nicht nur den Kontrast in Farmen und Formen oder die Tatsache, dass Syn sich gerade in einer Stadt befand, die weit über den Wolken vor sich hin schwebte. Es lag auch an den Bewohnern, jenen wenigen, die er bisher kennen gelernt hatte. Sie waren freundlich. Natürlich war es auch in Morgeria vorgekommen, dass man ihn höflich, geradezu nett, empfing. In der Heimat von Goblins, Orks und Dunkelelfen steckte jedoch immer eine Bedingung hinter diesem Entgegenkommen. Man erwartete eine gewisse Leistung von ihm. Meistens fiel sie in horizontaler Lage aus. Nur der Clan der Reißer und später Karrish wünschten, dass er sich auch im Kampf bewies. Frauen wie Yolintha zogen eine andere Form der Schlacht vor. Eine, die das weiße Kaninchen nachhaltig geprägt hatte. Eine, in der Liebe an der Tagesordnung stand, ohne dass er sie wirklich fühlen, gar begreifen durfte. Alles, was Synnover im Leben jemals dargestellt hatte, war nicht echt gewesen. Und so nahm er auch in Hymlia an, dass sich jede noch so liebenswerte Geste, jeder freundliche Blick in seine Richtung mit einer Scharade kombinierte, an deren Ende eine Gefälligkeit stand. Es erschreckte ihn nicht. Er wusste sich zu wappnen, indem er in alte Muster verfiel. Und so rechnete er bereits damit, welche Erwartungen Gallanva und Lariana an ihn stellten, noch bevor er das ihm zur Verfügung gestellte Zimmer erreichte. Dort zeigten sich jedoch vorerst die Unterschiede zu Morgeria. Laut der Tochter des Botschafters stünde ihm all das, was er sah, zur Verfügung. Er hatte weder sein Leben in einer Arena riskieren noch sich die Haut wund scheuern müssen, um das weiträumige Zimmer mit dem mehr als großzügig gebauten Himmelbett, den gigantischen Fenstern, einer traumhaften Aussicht und sogar einem eigenen Badebereich zu erhalten. So ganz konnte der einstige Sklave es nicht glauben. Wo war der Haken an der Sache? Die Gedanken streiften durch seinen Geist, gingen angesichts des entspannenden Bades allerdings schnell verloren. Er nutzte die Zeit, um den Körper zu pflegen und seinen Geist ein wenig zu verwöhnen. Wie lange hatte er diesen Luxus nicht mehr genießen können! Vor allem die Auswahl an Kleidung erfreute sein Herz und beflügelte ihn. Er staffierte sich aus, obwohl er am Ende doch nur einen Hauch von Nichts trug. Aber die halb durchsichtigen Seidenbahnen, die vielen kleinen Accessoires und der Schmuck, der an jedem Zentimeter seines Körpers selbigen nur noch schöner darstellte, machten ihn vollkommen. Syn badete und kleidete sich in Extravaganz und als er endlich den abgeschirmten Bereich seines Zimmers verließ, wurde er mit etwas Vertrautem belohnt.
Lariana erwartete ihn zwar nicht direkt, denn sie bereitete gerade das Bett vor. Letztendlich erkannte er in ihrer Reaktion aber genau das, was das weiße Kaninchen aus Morgeria seit dem ersten Tag hatte erhaschen sollen, als Yolintha ihn auf die dunkelelfische Damenwelt losließ. Es erschreckte ihn, denn es gab ihm die Bestätigung, dass auch hier in Hymlia am Ende nichts anders war. Gleichzeitig schenkte es ihm eine Spur von Sicherheit. Endlich kannte er das Terrain. Endlich würde er sich zurechtfinden. Aus zahlreichen Masken seiner eigenen, gesellschaftlichen Persönlichkeit wählte er eine aus, von der er hoffte, Lariana damit einzufangen.
Syn lächelte mit all seinem antrainierten Charme, der selbst gekonnt zu kaschieren wusste, dass dieses Lächeln nicht seine Augen erreichte. Für Lariana genügte es vollkommen. Sie japste leicht, starrte ihn an. Sie konnte sich überhaupt nicht mehr von seinem Anblick lösen und er badete zum wiederholten Mal, jetzt in ihrer Reaktion statt in einem Zuber. Es besaß den gleichen Effekt: Balsam für seine Seele und einen ordentlichen Schub für sein Selbstbewusstsein, das er zeitweise auf der Reise hinein in diese große, ihm vollkommen fremde Welt verloren glaubte. Ganz gleich wie riesig Celcia war, seine Bewohner blieben überall gleich. Das bedeutete, dass er sie lenken konnte. Denn wer, wenn nicht er, verstand das Spiel?
"Du siehst ... umwerfend aus ... wirklich ... verzeih, dass ich so ... forsch bin, aber ... Ich kann nicht anders!"
Syn schenkte ihr einen milden Augenaufschlag. Er trat näher, kam ihr sehr dicht, um seine Worte in ein sinnliches Raunen zu kleiden. "Wenn es darum geht, mich mit Komplimenten zu überhäufen, darfst du gern so forsch wie ein Reibeisen sein. Gestatte mir aber, es dir auf ähnliche Weise zu vergelten." Er schenkte ihr eine Aussicht darauf, was sie erwarten würde, als er seine Lippen scheinbar zufällig, aber von Syns Seite aus mit voller Absicht, an ihrer roten Wange entlang streichen ließ. Der Kuss konnte kaum als solcher bezeichnet werden. Es war ein Vorgeschmack, mit dem er die Sehnsucht in seinen Gegenübern zu wecken wusste. Entweder geisterten in Larianas Kopf nun Wünsche umher, die seine Lippen auf den ihren beinhalteten oder sie war schon wieder und malte sich Szenerien aus, bei denen sie sich ihm hingebungsvoll öffnete. Letztendlich würde es genau darauf hinauslaufen. so funktionierte die Welt - seine Welt - und jene, die ihm erste Ausblicke auf eine Alternative ganz nach seinem Willen gezeigt hatte, war nicht hier. Auch in Hymlia kam es nicht darauf an, was er woll-
"Weißt du schon, was du als nächstes machen willst?" Larianas Worte erreichten ihn auf eine so unschuldige Weise, weil sie jene so beiläufig von sich gab, während sie sich weiter mit dem Laken abmühte, dass sie Synnovers Innerstes zerrissen. Aus dem Konzept gebracht, wich er gar einen halben Schritt zurück. Nun war es an ihm, zu starren. Was ... Ich machen will? "Ich weiß nicht, ich hab doch noch nie getan, was ich..." Er brach ab, riss sich zusammen. Wo war seine perfektionierte Selbstbeherrschung nur hin? Hatte er sie im Laufe der Reise abgelegt und gegen etwas wie einen echten Freund eingetauscht? Gegen etwas, das sich anders anfühlte, wenn er küsste und nah war? Gegen etwas, das ihn friedlich hatte schlafen lassen, ohne oder gerade weil jemand keine Erwartungen besaß oder Bedingungen an seinen Frieden knüpfte?
Syn blinzelte. Dann war der Moment der Verwirrung vorbei. Es gehörte nicht hierher. Er durfte weder Hoffnungen haben, noch seine Masken - seinen Schutz - ablegen. Er hatte es getan, vor fast sechs Jahren und es hatte ihm das Herz zerrissen. Er durfte nicht dumm sein, nur weil Lariana ihn mit einer falschen Freundlichkeit lockte. Seltsamerweise kaufte er ihr das Gebaren nicht ab. Vielleicht weil sie so übermäßig darauf aus war, dass es ihm gut ging. Er fühlte sich geradezu bedrängt. Nicht so wie bei...
Syn straffte die Schultern und räusperte sich. Sie war nicht hier. Niemand war hier. Er war allein, wie er es immer gewesen war. Hymlia mochte vielleicht anders aussehen, letztendlich wandelte er aber auch nur erneut in einer Arena mit nicht enden wollenden Herausforderungen. Er durfte sich nicht locken, nicht verführen lassen, sonst würde er verlieren.
Jetzt wurde er aktiv. Er griff nach Larianas Unterarm, zog sie daran und vom frisch gemachten Laken herunter, bis sie vor ihm stand, das Bett im Rücken. "Wir wissen doch beide genau, was wir wollen", säuselte er ihr entgegen. "Keine Sorge, ich teile deine tiefsten Sehnsüchte. Ich werde sie dir erfüllen, jeden noch so kleinen und großen Wunsch." Er strich mit den Fingerspitzen an ihrer Haut entlang, bis sich beide Hände sanft an ihre Hüften legten. Syn kam noch dichter. "Ich will", begann er, dann übte er schon ein wenig Druck aus im Versuch, die Hymlianerin in die Horizontale zu befördern, nur um ihr zu folgen. "Dich", beendete er den Satz. "Ich will die schönsten Arien von deinen Lippen stöhnen hören, mit meinem Namen als Zentrum der Melodie. Ich will das Theaterstück sehen, dass Lust und Begierde auf der Bühne deiner Augen spielen. Lass mich mit dir auf dem Parkett hymlianischer Weichheit tanzen." OH JA, DIESES BETT IST SOOOOO WEICH! Ah, ich ... ich muss mich konzentrieren! Diese Laken! Ich möchte nur hier liegen und einschlafen! Friedlich! Das würde er, wenn es so lief wie immer. Er bekäm seine Belohnung, nachdem er gearbeitet hätte. Jetzt blieb nur offen, welche Begierden er erfüllen und welche Freuden er wecken musste. "Ich werde nichts tun, was du nicht willst", raunte er nahe an Larianas Ohr, "aber ich werde alles tun, wonach du dich sehnst ... jedes noch so tief verborgene Geheimnis dunkelster Lust will ich dir erfüllen. Hier und jetzt, ohne Ausnahme ... du Schöne."
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 13. Juni 2024, 19:32

Es musste so sein. Nie hatte er es anders gelernt und seine Freiheit war noch nicht weit fortgeschritten als dass er bereits an anderes hätte glauben können. All dieser Luxus, diese Zuwendung, die Schönheit des Raumes – das würde es nicht umsonst geben. Nicht für jemanden, wie ihn. Ob er nun in Morgeria oder Hymlia wäre. Für Synnover funktionierte die Welt auf eben jene Weise und wenn niemand bei ihm war, der ihn vor diesem Glauben bewahrte, dann konnte er nicht aus eigener Kraft daraus erwachen. Noch brauchte Syn die Anleitung friedlicher Geister, die ihm nichts wegnehmen, sondern nur geben wollten. Jener eine Geist aber war nicht hier bei ihm. Immer wieder merkte er, wie er sich darauf zu verlassen versuchte und musste in den Tiefen seiner noch immer vorhandenen Empfindungen erkennen, dass sie nicht da war. Er hatte sie nicht mitnehmen wollen, um Hymlia, seine mutmaßliche Heimat, allein zu erkunden. Dass dies auch Nachteile haben würde, bemerkte er nun am Rande des Geschehens. Nachdem sich Syn ausgiebig gewaschen und endlich wieder den Luxus von Düften und Seife auf seiner sehr beanspruchten Haut genossen hatte, staffierte er sich mit einem zarten Nichts aus, das seinem duftenden Körper mehr als schmeichelte. Es… untermalte seine Schönheit und stützte jene, brachte sie mit sanften Tönen zum Leuchten. DAS war Syn. Ob Synnover selbst auch Gefallen daran finden würde, wenn er inzwischen verinnerlicht hätte, dass er das nicht mehr brauchte? Er gefiel – zumindest einer Person auf dieser Welt – genau so, wie er hinter all der Fassade war. Aber… sie war nicht hier. Dafür aber fiel sein blassgrüner Blick auf ein recht wohlgeformtes Hinterteil. Immerhin war die Tochter des Hauses keine Schabracke und so fiel auch jemandem wie Syn diese lästige Pflicht deutlich leichter. Es war immer eine Spur härter, wenn die Damenwelt das welke Pflänzchen präsentierte. Lariana aber war schön, wie er und gleichwohl zart und liebreizend. Und sie war unschuldig, denn ihr Ausdruck in den dunklen Augen verriet einem Kenner, wie Syn so einiges. Der Hymlianer erkannte die Signale, die sie aussandte und las in ihr, wie er in einem Buch niemals lesen würde. Lariana schmeichelte ihm auch gleichzeitig und versteckte sich nicht hinter Ausflüchten. Es war immer dasselbe. Syn hatte diese Wirkung perfektioniert und Lariana schmeichelte seinem Können. Das wiederum ließ Synnover sicherer werden. Immerhin war dies der Trampelpfad, der er sich jahrelang hart erarbeitete. Hier wusste er sich zu bewegen. Und so war es ihm bereits in Fleisch und Blut übergegangen, die zarte Blume mit einer scheinbar flüchtigen Geste zu reizen.
Lariana wandte sich in seinem Griff um und hielt gar den Atem an. Ihre Wangen blieben leicht gefärbt, während er alles gab, um sie zu becircen. "Wenn es darum geht, mich mit Komplimenten zu überhäufen, darfst du gern so forsch wie ein Reibeisen sein. Gestatte mir aber, es dir auf ähnliche Weise zu vergelten." Ein Schauer durchfuhr das Mädchen, als sich seine Lippen zart, wie ein Blütenkuss auf ihrer Wange verewigte. Es war Genugtuung, die Syn empfinden könnte, ob ihrer Reaktion. Er hatte es nie verlernt. Er konnte es noch. Auf seiner bisherigen Reise war ihm der Erfolg einzig bei Yasmina vergönnt gewesen, doch ansonsten…? Erin hatte eher ihn erobert und Crystin war tabu gewesen. Dafür hatte er bei Zarrah liegen dürfen, ohne je etwas Vergleichbares tun zu müssen. Das dunkle Blau wandte sich wieder der Arbeit zu, was Syn aus seinen Gedanken zu holen wusste. Ihre Frage aber war es, die ihn stutzen ließ. Lariana wollte wissen, was ER tun wollte. "Ich weiß nicht, ich hab doch noch nie getan, was ich..." Einen Moment strauchelte er, ob dieser unschuldigen Frage und dann fand er zurück. Er holte ihre Aufmerksamkeit zurück, um sich abermals in der feinen Röte zu sonnen. "Wir wissen doch beide genau, was wir wollen", wurde er wieder lasziv. Lariana schluckte. „J-Ja?“, hakte sie etwas überrumpelt nach. "Keine Sorge, ich teile deine tiefsten Sehnsüchte. Ich werde sie dir erfüllen, jeden noch so kleinen und großen Wunsch." Das dunkle Blau hob sich ein Stück und verankerte sich in seinem zarten Grün. „Syn…“, flüsterte sie mit trockener Kehle. Ihr Herz klopfte, das konnte er an ihrem schlanken Hals erkennen. „Ich… ich schätze du…“, sie schluckte, leckte über ihre Lippen. Oh ja, ihr Körper begann auf ihn zu reagieren. Jetzt musste er nur noch den Verstand überzeugen, der noch etwas haderte. Syn aber wusste, welche Knöpfe er zu drücken hatte. Er war ein Meister darin, zu verführen. Und er las schnell in seinen ‚Opfern‘. Er wusste instinktiv die richtigen Worte zu wählen, die richtigen Signale zu senden. Nur mit sanftem Druck ließ sich der schlanke Körper rücklings in das immens weiche Bett drücken. Lariana aber starrte ihn weiterhin etwas perplex an. Sie wusste nicht, wie ihr geschah. Aber sie war eine Beute im Netz des Verführers.

"Ich will dich“, raunte er und sie zitterte unter der Anspannung, die er in ihr auslöste. Lariana’s Dekolleté hob sich bebend. „Mich?“, sie leckte sich abermals über die Lippen. „Wie… wieso?“, fragte sie rauchig und suchte in seinem Gesicht nach einer plausiblen Antwort. Ihr Verstand war nicht darauf ausgelegt gewesen, mit ihm zu schlafen. Das konnte Syn erkennen. Vielleicht ahnte er, dass sie daran nicht gedacht hatte – trotz ihres Kompliments. "Ich will die schönsten Arien von deinen Lippen stöhnen hören, mit meinem Namen als Zentrum der Melodie. Ich will das Theaterstück sehen, dass Lust und Begierde auf der Bühne deiner Augen spielen. Lass mich mit dir auf dem Parkett hymlianischer Weichheit tanzen." Die Schönheit unter ihm japste erneut. Ihre Hände fanden Halt an seiner Brust, ehe sie ihr Becken etwas in seine Richtung hob. „Wundervoll…“, flüsterte sie ergriffen, ob seiner blumigen Worte. „Du bist ein Poet“, flüsterte sie und ihr Widerstand bröckelte. Lariana lächelte lieblich und ihre Handfläche der rechten Hand glitt über seine Schulter, hinterließ ein leises Klimpern, ob der zahlreichen Ketten und fand schließlich seine Wange. Sie strich darüber – zärtlich, behutsam, als wäre er ein Kunstwerk, das sie nicht zerstören wollte. "Ich werde nichts tun, was du nicht willst. Aber ich werde alles tun, wonach du dich sehnst ... jedes noch so tief verborgene Geheimnis dunkelster Lust will ich dir erfüllen. Hier und jetzt, ohne Ausnahme ... du Schöne." Die ‚Schöne‘ schloss die Augen und lehnte ihren Kopf zurück. Sie seufzte und verhinderte die Lautstärke mit ihrem gekrümmten Zeigefinger der linken Hand, auf den sie Biss. „Wie kannst du das nur wissen..“, flüsterte sie beeindruckt und öffnete ihre Augen wieder. Sie stützte sich etwas auf ihre Unterarme und verringerte so den Abstand zu seinem Gesicht. Nun war sie es, die ein wenig Initiative übernahm. Lariana strich ihm über die gepflegten Lippen. „Du bist rätselhaft, Syn…“, flüsterte sie und lächelte. „Poetisch und rätselhaft… Und ich kann nicht leugnen, dass du eine Lust in mir entfachst, die ich… die ich bisher nicht kannte. Ich…“, sie biss sich auf die Unterlippe, „Ich will es endlich erleben, doch nie hat ein Mann das geschafft, was du… schaffst. Und ich kenne dich gar nicht.“, gestand sie ihm und offenbarte, wie Recht Syn doch hatte. Jede Frau wollte ihn zwischen ihren Beinen. Lariana aber schien bisher noch nie in den Genuss gekommen zu sein. „Ich… will das, will dich auf mir, in mir und… deine Hände überall an mir. Ich kann kaum glauben, dass ich das sage, aber du… du weckst das in mir. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du das wirklich willst? Du…“, sie strich über seine Brust und über seine Ketten. Sie seufzte erregt. Er löste in ihr tatsächlich die Leidenschaft aus, die er beabsichtigte. Aber sie versuchte dennoch standhaft zu sein. „Aber vielleicht sollten wir uns einander erstmal besser kennenlernen?“, fragte sie daraufhin und sank zurück in die Weichheit der Laken. Lariana sprang auf sein Können an. Aber offenbar hegte sie diesen Gedanken gar nicht, den Syn glaubte in allen Menschen zu finden. Er wirkte auf sie und sie wollte ihn dennoch kennenlernen? War das eine neue List? Ein Test? Oder erkannte Synnover vielleicht, dass nicht zwangsweise alles so lief, wie in Morgeria? Gewiss war… legte er es darauf an, würde Lariana heute noch unter ihm seinen Namen stöhnen.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Samstag 15. Juni 2024, 21:46

So fremd ihm Lariana auch war, Syn bewegte sich auf vertrautem Terrain. Er wusste sie zu lesen. Jede noch so kleine Regung ihres Körpers präsentierte sich quasi wie das Paar geöffneter Beine, das am Ende seines Spieles auf ihn warten würde. Glücklicherweise war Gallanvas Tochter unberührt, jedenfalls sprachen sämtliche Anzeichen dafür. Syn hatte schon einige ihrer Art zur Frau gemacht, denn auch dafür musste er herhalten: Das erste Mal möglichst sanft einleiten und ihnen die Furcht nehmen, damit sie beim vermeintlich ersten Zusammenkommen mit einem versprochenen Gatten die Hochzeitsnacht nicht durch schmerzhafte Laute, Wimmern oder eine ängstliche Flucht ruinierten. Syn wusste, dass sogar Dunkelelfen es nicht immer leicht hatten. Es betraf zumindest du Frauen adliger Häuser. Zarrah ... die ihre Eltern getötet hat... Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf und schwand so schnell wieder wie Lariana die Röte in die Wangen stieg. Nie zuvor war es passiert, dass er während der Ausübung seiner Pflichten an eine andere dachte, Yolintha einmal ausgenommen. Sie schwebte stets wie ein Damoklesschwert über seinem Kopf, all die Jahre lang. Manchmal hatte er in ihrem Auftrag sogar Gifte im Essen oder im Wein verteilen müssen. Es waren Dinge, die er genauso anging wie das Verführen fremder Frauen: emotionslos. Dabei legte er so viel Gefühl in jede zarte Berührung, jedes Säuseln und jeden Augenaufschlag, der aktuell nur für Lariana bestimmt war. Aber all das war falsch. Syn trug eine Maske von meisterhafter Machart und er hatte nur Zarrah gestattet, dahinter zu schauen. Aber sie war nicht hier. Sie konnte ihn weder aufhalten, noch daran erinnern, dass er frei war zu entscheiden, ob er so weit gehen wollte wie jetzt. Sie hätte ihn sicherlich auch darauf angesprochen, dass außerhalb von Morgeria nicht jede noch so freundliche Geste mit einer körperlichen Gefälligkeit seinerseits enden musste. Aber die jüngste Nachtklinge hatte verpasst, ihm dieses Wissen so intensiv auf den Weg zu geben, dass es jetzt an die Oberfläche getreten wäre. Man konnte es ihr nicht vorwerfen. Sie hatte lange nicht so viel Zeit besessen, um Syn von seinen Ketten zu lösen, die Yolintha und Karrish ihm sechs Jahre lang auferlegt hatten. Sechs lange Jahre, in denen sein Geist auf eine ganz andere Weise gebrochen worden war als bei üblichen Sklaven. Denn Syn ahnte nichts. Für ihn war es eine Offenbarung gewesen, plötzlich in diesem großen Anwesen leben zu dürfen. Für ihn bedeutete es Glück, mit feinen Kleidern ausgestattet zu werden, während man ihn von einer Feierlichkeit zur nächsten und somit auch von einem Bett in das nächste schleppte. Er hatte kostbarste Speisen und lieblichste Weine genießen dürfen. Er hatte all das bekommen, was ihm zuvor vierzehn Jahre lang nicht einmal als Sehnsucht offenbart worden war, denn im Clan der Reißer hatte er solche Möglichkeiten überhaupt nicht gekannt. Da war es Luxus gewesen, wenn an einem seiner zugeworfenen Knochen noch etwas Fleisch hing oder wenn er nur Prügel kassiert als wieder eine Nacht im engen Schrank verbringen zu müssen. Natürlich fiel es mit diesem Hintergrund schwer, überhaupt erst einmal zu erkennen, dass man ihn benutzte und dass jegliche Pflicht seinerseits Missbrauch war. Bei von Rauschkräutern Abhängigen erwartete man schließlich auch nicht, dass sie sich binnen weniger Wochen gänzlich von ihren Drogen lossagen könnten. Nicht, wenn sie es allein schaffen mussten. Syn war allein und so verfiel er in alte Muster, folgte den Schemata, die man ihm antrainiert hatte. Er war von ihnen abhängig wie andere von der Flasche, denn sie sicherten ihm das Überleben. Außerdem funktionierte es, sogar hier in Hymlia. Lariana war vollkommen hin und weg von diesem mutmaßlichen Volksgenossen mit dem Hauch Bodengänger, der sie offensichtlich reizte.
"Syn..." Der Angesprochene leckte sich die Lippen. Beinahe wäre ihm eine Korrektur herausgerutscht, denn sein richtiger - vollständiger - Name klang um so vieles schöner. Ihn wollte er noch einmal hören, doch er stellte fest, dass Larianas Lippen dafür nicht die richtigen wären. So süß sie sich auch formten, würde sein Name mit dem Klang ihrer Stimme niemals ähnliche Gefühle in ihm wachrufen wie bei...
Ein sanftes Klimpern wie von Kristall lockte ihn aus seinen Gedanken. Larianas Hand berührte ihn. Sie wanderte von seiner Brust über die Schulter und erreichte schließlich sein Gesicht. Mit zärtlicher Neugier erkundeten ihre Fingerspitzen seine Züge und Syn ließ sie gewähren. Er lächelte ihr entgegen, setzte einen warmen Schlafzimmerblick auf, voller Sehnsucht nach mehr. Es war eine der letzten Masken, die er aus seiner Mottenkiste zu ziehen hatte, ehe der eigene Körper aktiv werden müsste. Innerlich wappnete Syn sich für zahlreiche Küsse, Berührungen, Zärtlichkeiten und letztendlich Leidenschaft. Er kannte das Muster, brauchte ihm nur zu folgen. Seine imaginäre Liste wartete darauf, dass er die Punkte der Reihe nach abhakte. Für ihn hatte all das hier nichts mit Gefühlen zu tun, von Zuneigung oder gar Liebe brauchte man gar nicht erst sprechen. Er kannte all das nicht, obgleich er es zu spielen wusste. Perfekt sogar, denn Lariana verfiel ihm weitaus schneller als so manch erfahrene Dunkelelfe. Es war fast schon zu einfach.
Lariana schloss die Augen, ließ sich auf die weichen Laken sinken, für die Synnover größere Sehnsucht verspürte als mit ihr zusammenzukommen. Auch er wollte die Weichheit hymlianischer Bettwäsche genießen. Er wollte einschlafen und den Frieden verspüren, den nur seine Träume ihm gewähren konnten, vor allem, wenn sie sich nicht zeigten. Er leckte sich die Lippen, konnte es kaum erwarten, nach getaner Arbeit zu ruhen. Aber soweit war er noch nicht. Lariana leider auch nicht. Überraschenderweise gab sie sich ihm nicht sofort hin. Sie öffnete die Augen wieder, stützte sich auf die Unterarme ab. Als sie seinem Gesicht nahe kam, hätte Syn sie beinahe geküsst, doch ihre Finger waren schneller. Sanft strich sie seine Lippen entlang und wieder wartete er geduldig. Sie wollte es, sie wollte ihn. Vermutlich rührte das Zögern nur von ihrer Unerfahrenheit. Oh, wie er sich doch irren konnte!
"Ich ... will das, will dich auf mir, in mir und ... deine Hände überall an mir." Noch während sie sprach, ließ Syn seine Finger schon an ihrer Hüfte entlang wandern, langsam und beim kleinsten Anzeichen von Unsicherheit ihrerseits zog er sie zurück. Aber Lariana wirkte nicht so scheu wie andere Jungfrauen, die unter ihm gelegen hatten. Er erreichte sogar ihre Brüste und umschloss die weichen Rundungen mit seiner Hand. Kundig knetete er, um Lariana wortlos dazu zu überreden, das Gespräch einzustellen und sich wichtigeren Dingen zu widmen. Denn so war es Routine, zumindest für ihn.
"Ich kann kaum glauben, dass ich das sage, aber du ... du weckst das in mir. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du das wirklich willst? Du..."
"Natürlich will ich", erwiderte er. Seine Antwort kam schnell. Er musste nicht darüber nachdenken, denn mechanisch einstudierte Erwiderungen brauchten seinen Verstand nicht. Ihm war eingebläut worden, dass er genau das wollte, was man von ihm erwartete. Alternativen existierten nicht, wenn er weiterleben wollte. Wenn er dieses bessere Leben genießen wollte, fernab von Unrat, Schmutz, Krankheiten, Schlägen und ... Einsamkeit, die er mit Schmuck, Duftwässerchen, schönen Kleidern, kokettierten Gesprächen, Sex und vor allem ruhigen Abenden bei Schachspiel, Büchern, einem schweigenden Karrish und Wein überdecken konnte. Natürlich wollte er das! Er wollte die negativen Seiten des Lebens nicht, wollte die Einsamkeit nicht fühlen. Jeder sehnte sich doch nach Geborgenheit. Was kümmerte es ihn, bei wem er sie erhielt und wie echt sie war? Er gab sich sogar mit den Lügenbildern zufrieden, denn sie waren alles, was er kriegen konnte.
Und dann kam Lariana, um ihn aus seinem vorbereiteten Konstrukt der Falschheit zu reißen. "Aber vielleicht sollten wir uns einander erstmal besser kennenlernen?"
Ihre Worte schnitten wie ein heißes Messer in sein Fleisch, dass er jegliche Berührungen unterbrach, sich gar etwas zurückzog und sie anstarrte. Da hockte das Kaninchen gebannt vor der Schlange, nur dass Lariana in keinster Weise mit dem Reptil vergleichbar war. Er glotzte sie verständnislos an. Erst als die Stille zwischen ihnen fast schon unangenehm wurde, brachte er eine Antwort hervor. Seine Kehle fühlte sich dabei kratzig an, so dass es eher heiser über die eigenen Lippen kam, aber viel hatte er ohnehin nicht zu sagen. "Wozu?", fragte er und meinte es so viel aufrichtiger als alle poetisch gehauchten Worte von davor. Er verstand nicht. Niemand wollte ihn ... kennen lernen. Nicht einmal Zarrah hatte das erbeten, aber sie kannte ihn vermutlich bereits besser als er sich selbst. Was sie gewollt hatte, war mehr gewesen als er ihr hätte bieten können. Sie wollte seine Nähe, seine Zuneigung und vielleicht gar seine Liebe - nichts davon hatte er zu verteilen. Nichts davon war ihm vertraut. Doch auch Lariana weckte bei ihm Unbekanntes. Er verstand nicht und das bereitete ihm Unbehagen. Denn es passte nicht in das Schema, dem er so vertrauensvoll hatte folgen können.
Syn rutschte zurück. Erst von ihr herunter, dann aus dem Bett. Die Sehnsucht nach den Laken war wie weggeblasen. Fast schon hektisch schaute er sich nach allen Seiten um. Das Kaninchen suchte nach einem Fluchtweg aus einer Situation, mit der er in keinster Weise umzugehen wusste. "Ich muss kurz austreten", murmelte er, klang kein bisschen selbstsicher mehr, sondern eher verwirrt. Orientierungslos wanderte er gen Tür, nur um die letzten Schritte in leichtem Spring zu nehmen. Noch ehe die Tür wieder zufliegen konnte, war er heraus und um die Ecke. Weit kam er nicht. Er blieb einfach neben dem Zugang zu seinem Zimmer stehen, lehnte sich dort mit dem Rücken an die Wand und legte den Kopf in den Nacken. Syn starrte zur Decke empor, deren Weiß ein wenig durchzogen war von blassblauen und zartrosa Nuancen. Es ließ ganz Hymlia wärmer wirken und alles andere als steril. Er atmete tief durch. Dann aber spürte er ein Brennen in seinen Augenwinkeln. Jetzt, allein und mit dieser Verschnaufpause, rang die Erkenntnis sich einen Weg an die Oberfläche, was er beinahe erneut seinem Körper, seiner Seele und sich selbst angetan hätte. Etwas, das er nicht mehr tun musste, weil er frei war.
Syn schluchzte auf, wirbelte herum, dass seine Stirn am kühlen Gestein hinter sich zum Liegen kam. Er verbarg das Gesicht in den Händen, während seine Schultern bebten. Er erlaubte sich nicht, hörbar zu weinen. Auch das hatte er im Laufe seines Lebens gelernt. Man hatte still zu leiden und sich zusammenzureißen, wenn die Herrschaften zugegen waren. Für die Zuschaustellung der eigenen Gefühle wurde man ohnehin nur ausgelacht, dass die Seele in Tausend Splitter zerbrach. Und obwohl er all das inzwischen aufgezeigt bekommen hatte, obwohl er die Wahrheit, sowie die Freiheit von Zarrah erhalten hatte...
"Ich hab's schon wieder getan", erinnerte er sich und fühlte nichts als Scham. "Warum? Warum bin ich so?!" Langsam sank er an der Wand herab in die Hocke, lehnte mit der Stirn weiter am Stein und wagte nicht, die Welt um sich herum anzuschauen. Eine Welt, die vielleicht ganz anders als Morgeria sein konnte, aber er konnte es nicht. Nur weil er frei war, änderten sich Dinge nicht. Er änderte sich nicht. Dabei sah er nicht, dass er sich mitten in eben jenem Wandlungsprozess befand und dass Veränderung neben Zeit und Geduld auch viel Kraft brauchte, weil der Weg zum Ziel selten leicht war.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Dienstag 18. Juni 2024, 20:56

Natürlich griff Syn zu eben jenen Verhaltensmustern, die ihm antrainiert worden waren. Und das in einer Phase seines Lebens, da er einfach alles geglaubt hatte. Kinder brauchen Anleitung und Fürsorge. Sie brauchen Regeln, Grenzen und vor allem – Liebe. Jene war ihm in falscher Form zuteilgeworden. Er glaubte, wenn er etwas geschenkt bekäme, etwas haben durfte, was er sonst nie bekam, dann war das Liebe. Aber es waren einfach nur die Käsestückchen für ihn, die Maus. Man fütterte ihn mit dem aller Wenigsten und hielt ihn so bei der Stange. Niemals hat Syn hinterfragt, ob er tatsächlich geliebt wurde. Es musste so sein! Wein, Aufmerksamkeit, Kleidung und Teilnahme an der Gesellschaft… es gab unzählige Dinge, die er mit Liebe gleichzusetzen wusste und nichts davon war echt. Zarrah hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass es eine weitaus reinere Form der Nächstenliebe gab. Sie hatte ihn für einen Wimpernschlag anleiten können. Hatte die Zweifel gesät und konnte jetzt nur hoffen, dass sie eines Tages Früchte tragen würden. Synnover hatte sich viel schneller ihrem Einflussbereich entzogen, als sie gedacht hatte. Dass er nach Hymlia gerufen worden war, stand nicht auf ihrem Plan. Sie hatte ihn und Razag gebeten, ihr bei ihrer Mission zu helfen. Aber sie hatte ihn nicht aufgehalten. Nicht um ihren Auftrag willen. Sie hatte ihn zurückgerufen um seinetwillen… Es ging nicht darum, ihm etwas wegzunehmen, sondern einzig darum, dass ihr etwas fehlte, wenn er fort war.
Aber Zarrah hatte auch geschworen, zu warten. Auf ihn… Sie wollte keine Ketten mehr für ihn, sie wollte nicht mehr die Last dessen tragen, dass sie es gewesen war, die ihn zu Karrish brachte. Sie hatte es ihm gesagt. Sie war verantwortlich und doch… doch war sie es auch, die bisher am ehrlichsten mit ihm umgegangen war. Bis jetzt. Lariana’s Reaktionen waren ebenfalls als ehrlich einzustufen. Sie nahm auch kein Blatt vor den Mund und bestätigte, dass er sie durchaus reizte. Aber sie sah in ihm nicht den Sklaven, der sich ihrem Willen beugen sollte. Sie sah ihn als Persönlichkeit und respektierte ihn. Ja, sie fragte gar nach, ob er das wirklich wollen könnte. Er kannte solche Fragen und antwortete nach Schema. Doch dann wollte sie, dass sie sich erstmal etwas kennenlernten.

Das brachte Synnover gänzlich aus dem Konzept. Er prallte zurück, als hätte sie ihn fortgestoßen und flüchtete mit einer fadenscheinigen Ausrede aus dem wundervollen Zimmer, das doch seines hätte sein sollen. Lariana blickte ihm fragend nach. Syn aber schaffte es nicht mal weit. Er sank neben der Tür in sich zusammen und weinte…. Er versuchte es zu verbergen, versuchte keine Geräusche zu machen aber die Zweifel wogen schwer und trommelten wie dicke, schwere Tropfen gegen seine Augen. Er musste sie loslassen. "Ich hab's schon wieder getan. Warum? Warum bin ich so?!", stieß er aus und übersah dabei, dass er bereits auf dem Weg war. Allein diese Frage zu stellen bedeutete, dass eine Wandlung stattfand. Er brauchte nur Zeit und Geduld. Nun aber erhielt er auch eine Antwort auf seine Frage. „Keine Sorge, Syn. Alles in Ordnung. Manchmal gehen die Pferde mit einem durch!“, lächelte ihm Lariana’s Blick entgegen, als sie im Türrahmen auftauchte und beruhigend eine Hand auf seine Schulter legte. „Schäme dich nicht. Es ist alles in Ordnung.“, betonte sie abermals, ehe sie ihn mit leichtem Druck dazu bewegen wollte, dass er sich erhob. Danach ließ sie ihn los. Ihr Gesicht zeigte weder Scham noch Reue oder gar Wut. Sie nahm es einfach hin – ganz egal, was sein Geheimnis war, das sie nicht kannte. „Du kannst erstmal schlafen, wenn du möchtest? Deine Boden-Erfahrungen haben sicher einiges an Kraft gekostet, nicht wahr? Schlafe, falls du willst. Sobald du dann ausgeruht bist, kannst du zu mir kommen. Ich muss nachher noch in die Luftakademie und du könntest mich begleiten, falls du Lust hast?“, bot sie an und hob einen Mundwinkel. „Und… vielleicht kann ich dir unsere Pferde noch mal zeigen!“, lehnte sie sich verschwörerisch in seine Richtung und dämpfte die Stimme, als wäre es ein Geheimnis nur zwischen ihm und ihr.
„Oh! Und unsere Halle der körperlichen Ertüchtigung! Da dürfen wir üben und wir dürfen unter Aufsicht auch Übungskämpfe machen!", plapperte sie und offenbarte ihm mehrere Möglichkeiten. "Wir könnten auch gleich los, wenn du willst?“, fragte sie dann noch, ehe sie die Zimmertür freigab. „Vielleicht erzählst du mir ja noch ein wenig von deinem Leben in Morgeria und… am Boden. Es muss wahnsinnig aufregend sein!“, stellte sie sich vor und hatte ja keine Ahnung. Man sah Lariana an, dass sie im höchsten Maße neugierig war, was den Boden betraf. „Ich war noch nie am Boden.“, schmollte sie leicht. „Vater sagt, ich darf nicht“, äffte sie ihn mit einer Grimasse nach und seufzte. „Dabei bin ich echt gut im Pegasi-Fliegen! Und ich kann auch schon die allgemeinen Windzauber. Ich könnte mich gewiss beweisen!“, offenbarte sie einige ihrer Gedanken und überlagerte einfach das beinahe Stelldichein, das sie gehabt hätten. Offenbar konnte Lariana es durchaus akzeptieren, dass Syn sich nun anders entschieden hatte. Sie hatte als folglich nicht von ihm erwartet und war tatsächlich durch seine Avancen überrascht worden. Es gab also Hoffnung für Hymlia’s Gastfreundschaft…
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Mittwoch 19. Juni 2024, 19:13

Eigentlich passte er deutlich mehr auf. Eigentlich achtete er seit dem Vorfall, bei dem er Yolintha seine aufrichtige Zuneigung gestanden hatte, erpicht auf seine Umgebung. Doch dieser Moment war lange her und man hatte ihn konditioniert. Wenn die Tränen kamen, dann nur, wenn Syn es auch zuließ. Nur, wenn er sich sicher war, unbeobachtet zu sein. Er weinte oft, aber nie laut, damit die Frauen neben ihm im Bett nicht erwachten. Er weinte im Badezimmer des Nachtklingen-Anwesens, das man ihm zu nutzen gestattete. Wenn Wasser von seinem Silberhaar tropfte, erkannte kaum jemand die Tränen, die sich darunter mischten. Er weinte stumm, denn ein größerer Ausbruch bedeutete Probleme. Dabei scheute er nicht einmal körperliche Züchtigung - die erhielt er auf solche Weise ohnehin nicht - noch eine kalte Forderung, sich zusammenzureißen. Es waren abfällige Bemerkungen hinsichtlich seiner Emotionen oder offen gezeigter Hohn. Yolinthas Lachen würde er niemals wieder vergessen. Selbst jetzt rann es wie Eiswasser durch seine Erinnerungen, verpasste ihm eine Gänsehaut und brachte ihn zum zittern. Jetzt konnte er es nicht. Er konnte nicht auf seine Umgebung achten oder ob er allein war. Denn jetzt weinte er nicht um das, was er schon getan hatte, sondern dass er sich selbst nicht erneut erinnerte, dass er nicht länger dazu gezwungen wäre. Er war frei. Er musste sich nie wieder auf diese Weise hergeben ... aber wieder hatte er es vollkommen ausgeblendet, weil ihm all die Muster, all die verführerischen Mechaniken tief genug eingetrichtert worden waren, dass er sie atmete. Könnte er je damit aufhören und falls ja, würde er dann nicht ersticken und sterben?
"Keine Sorge, Syn. Alles in Ordnung. Manchmal gehen de Pferde mit einem durch!" Larianas Hand legte sich auf seine Schulter. Nein, sie ließ sich dort nieder, sanft und zierlich, mit dem Gewicht eines Vögelchens. Er spürte sie kaum und doch ließ sie ihn sofort erstarren. "Schäme dich nicht. Es ist alles in Ordnung."
Syn biss die Zähne zusammen. Seine Augen drückten noch einen Überbleibsel an Tränen hervor, als er sie engte. Dann richtete er sich langsam auf, dass Larianas Hand von seiner Schulter glitt. Ohne es nun zu verstecken wischte er sich über die Augen, die Wangen. Er straffte seine Haltung, atmete durch. Dann wandte er sich ihr zu. Seine Miene konnte kein Lächeln aufbringen, die Maske entglitt ihm. Aber er kannte diese Momente und wusste, dass er immer ein Notfallbild parat hatte, um es vor sein Antlitz - sein wahres Ich - zu schieben. Neutral, mit glatten schönen Zügen und einem festen Blick trotz der geröteten Augen schaute er auf Lariana herab. Syn nickte. "Ja. Es ist alles in Ordnung", log er wie so oft. Manche Dunkelelfendamen hatten ihn bemerkt, gerade bei den Anfängen. Sie hatten gelacht. Sie hatten ihn geohrfeigt, er solle seine Pflichten gefälligst mit Freude angehen und sich glücklich schätzen, sie besteigen zu dürfen. Nicht eine hatte ihn jemals so angesehen wie Lariana und ihm Absolution erteilt. Sie bot ihm gar an, sich im Schlaf zu erholen, doch Syn schüttelte nur den Kopf. Er würde kein Auge zutun können, erst Recht nicht, wenn sie in diese Luftakademie unterwegs wäre, wie sie ankündigte. Syn streckte die Finger nach ihren aus, um sie zu ergreifen. Selbst wenn sie ihn anschrie, schlug oder sonst eine erniedrigende Bedingung stellte, wollte er jetzt nicht allein sein.
"Ich muss nachher noch in die Luftakademie und du könntest mich begleiten, falls du Lust hast? Und ... vielleicht kann ich dir unsere Pferde nochmal zeigen! Oh! Und unsere Halle der körperlichen Ertüchtigung! Da dürfen wir üben und wir dürfen unter Aufsicht auch Übungskämpfe machen!"
Seine Augen blitzten auf. Er verstand. "Oh ... also sind diese Hallen eine Art Arena? Ich schätze, dort erwartet man mich dann." Er klang nicht begeistert. Es hatte sich nichts geändert. Die hymlianische Arena war vielleicht nur weiß. Ob er auch dort zum Triell antreten müsste? Welchen Gegnern er sich hier oben wohl würde stellen müssen? Er kannte dieses Wolkenreich schließlich nicht. Es war ihm so fremd wie Lariana der Boden, aber im Gegensatz zu ihm zeigte sie eine natürliche Faszination für das Unbekannte. Das lag vor allem daran, weil Syn sich nicht einmal Unbekanntes vorstellen konnte! Er hatte nur Morgeria als Vergleich ... und die Zeit mit seinen Freunden Crystin, Razag und ... Zarrah. Die beste Zeit bisher, stellte er fest. Für den Bruchteil eines Herzschlags verspürte er etwas, das andere als Heimweh bezeichnet hätten. Aber Lariana redete weiter auf ihn ein und wischte es sofort beiseite.
"Vielleicht erzählst du mir ja noch ein wenig von deinem Leben in Morgeria und ... am Boden. Es muss wahnsinnig aufregend sein!"
"Eigentlich nicht. Außer die Wälder ... und ... das erste Mal das Meer sehen ... darauf zu fahren, mit einem Schiff. Ich war dem Himmel so nah." Das Lächeln schaffte es nicht, sich auf seine Lippen zu schleichen, wohl aber als Funkeln in seine Augen. Es war wirklich die beste Zeit seines Lebens gewesen und dort hatte er sich fast vorstellen können, was es hieß, wirklich frei zu sein. Plötzlich zuckten seine Mundwinkel. Er lachte, auch wenn es eher nach einem Schnaufen klang. "Seltsam, nicht wahr? Jetzt bin ich dem Himmel schließlich näher als jemals zuvor und doch fühlte es sich da unten anders an."
Dass Syn es mit seinen Ausführungen für Lariana nicht leicht machte, ihre Neugier für die Welt am Boden zu verlieren, ließ sich nicht abstreiten. Ob sie überhaupt wusste, was ein Schiff war oder Wälder? Syn hatte Teile von Hymlia bereits sehen dürfen, auch vom Rücken des Pegasus' aus. Einen Wald hatte er nicht erkannt, vielleicht aber auch nur nicht als solchen wahrgenommen, weil die hymlianischen Pflanzen gänzlich andere Farben für ihr Laub besaßen. Es existierten durchaus schöne Dinge am Boden, mit denen es nicht einmal Hymlia aufnehmen konnte.
"Vater sagt, ich darf nicht!", lenkte Lariana ihn ab. Er betrachtete sie, sah ihren Eifer. Sie war bereit, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Sie wollte diesem Leben entfliehen und mehr von Celcia sehen. Syn hatte das nie gewollt. Und jetzt? Aber er bekam im Gegensatz zu der Hymlianerin ein helles, schönes, offenes Reich in den Wolken zu sehen. Unten wartete Anderes. Deshalb erwiderte er: "Dein Vater hat Recht. Am Boden ... entscheiden andere, was du willst." Syn ließ den Blick schweifen. Sie hatte ihm so viele Optionen genannt, so viele Möglichkeiten und ihm jeden Pfad angeboten. Er musste nur entscheiden, welchen er einschlagen wollte. Wehmütig sah er, wie sie alle vor seinem geistigen Auge verschwammen und er vor diesem Traumbild zurückwich, denn es bereitete ihm Unbehagen. Aber Zarrah hatte etwas in seiner Seele gesät und es durchstieß bereits mit grünen Halmen den Boden. "Deshalb weiß ich nicht, was ich will", erklärte er. Syn drückte Larianas Hand. "Am besten wird es sein, ich komme erst einmal mit dir. Ich begleite dich, stehe an deiner Seite und sehe schön aus. Darin bin ich sehr gut. Zu dieser Akademie also?"
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 26. Juni 2024, 11:37

Es war ihm in Fleisch und Blut übergegangen und er brauchte nicht mal aktiv etwas daran zu tun. Seine Neutralität verlieh ihm auch eine ebenmäßige Schönheit, die selten auf dem Boden war, aber in Hymlia fast schon normal wirkte. Dennoch betrachtete ihn die Tochter des Botschafters einen Moment und ließ den dunkelblauen Blick über seine nun wieder glatten Züge wandern. Dabei ließ sich Lariana nicht in die eigenen Gedanken schauen. Aber sie hob kurz die Mundwinkel an und nickte sachte. Dann griff er nach ihrer Hand und… sie gewährte sie ihm. Ja, mehr noch. Lariana umfasste seine leicht feuchten Finger und drückte sie sanft, während sie ihm erzählte, dass sie noch in die Akademie für Luftmagie müsste. Sie bot Synnover an, dass er sie begleiten könnte, sofern er das wünschte und eröffnete ihm gleichwohl mehrere Möglichkeiten. "Oh ... also sind diese Hallen eine Art Arena? Ich schätze, dort erwartet man mich dann." Lariana hob die feingeschwungenen Augenbrauen, die sich hervorragend als Rahmen für die Augen machten. „Wieso sollte man dich dort erwarten?“, wollte sie wissen und musterte ihn abermals kurz. Dann schien sie zu verstehen: „Hast du auf dem Boden auch Übungen gemacht?“, fragte sie wieder mal neugierig und lächelte leicht. Sie wollte gerne mehr darüber erfahren und Syn tat ihr den Gefallen, soweit er konnte: "Eigentlich nicht. Außer die Wälder ... und ... das erste Mal das Meer sehen ... darauf zu fahren, mit einem Schiff. Ich war dem Himmel so nah." „Das Meer…“, flüsterte die Hymlianerin sehnsüchtig und ihre Augen bekamen einen neuen Glanz. „Und… Wälder? Ich habe gehört, dass sie grün sind“, sie gluckste und hielt weiterhin seine Hand, als wäre es das Normalste auf dieser Welt. „Grün… wie sieht das wohl aus, hm?“, lächelte sie und unterstrich, dass sie Hymlia niemals verlassen hatte. "Seltsam, nicht wahr? Jetzt bin ich dem Himmel schließlich näher als jemals zuvor und doch fühlte es sich da unten anders an." Sie nickte und lächelte sachte. „Ja, hier ist es wunderschön. Aber… aber alles wirkt stets so… gleich, weißt du? Alles ist so… vorgegeben. Farben gibt es hier nur anhand der Kleider. Aber… aber am Boden da gibt es zahlreiche Farben, Formen und… Blumen.“, bemerkte Lariana seufzend. „Ich wette, du findest Hymlia langweilig“, unterstellte sie ihm und zuckte die schmalen Schultern. Dann offenbarte sie, dass ihr Vater offenbar etwas dagegen hatte, dass sie die Wolkenstadt verließ, was ihr selbst missfiel. Syn konnte nur zustimmen: "Dein Vater hat Recht. Am Boden ... entscheiden andere, was du willst." Sie blickte ihn an. "Deshalb weiß ich nicht, was ich will. Am besten wird es sein, ich komme erst einmal mit dir. Ich begleite dich, stehe an deiner Seite und sehe schön aus. Darin bin ich sehr gut. Zu dieser Akademie also?" Lariana hielt noch einen Moment inne und musterte Syn. „Ich bin mir sicher, dass du viel mehr kannst als ‚schön auszusehen‘.“, drückte sie seine Finger und lächelte aufmunternd. „Komm, ich zeige dir die Luftakademie! Du wirst staunen, ich bin mir sicher.“, strahlte sie daraufhin und zog ihn lachend die Treppe hinunter und in den unteren Stock. Lariana ließ dort seine Hand los und griff sich einige Bücher, die sie offenbar brauchte. Alles stand auf Hymlikor und Syn hatte nicht gelernt darauf zu lesen. Folglich wusste er nicht, um was für Bücher es sich handelte, aber das war zu diesem Zeitpunkt auch nicht wichtig. Lariana strich sich einmal mit gespreizten Fingern durch das lange Haar und nickte daraufhin. „Also los! Ich zeige dir mein ‚langweiliges Hymlia‘“, blitzte sie ihn an und zog ihn lachend vor die Tür.

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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Samstag 20. Juli 2024, 13:29

Synnover kommt von: Auf einen Humpen

Lariana schwankte ein wenig, da der Unterschied doch recht deutlich war. Sie seufzte und ihre Wangen begannen ausnahmsweise mal nicht wegen Syn zu glühen. Einen Moment gingen sie gemeinsam und schweigend, bis sie die Taverne mit all ihrer Hitze und Geräuschkulisse hinter sich gelassen hatten. Hymlia zeigte sich in einem sanften Blauschimmer, während die Sterne fantastisch und silbern über ihren Köpfen funkelten. Der Mond, dick, rund und um so vieles näher als noch am Boden, leuchtete sie aus. Als sie ein wenig die dichter bewohnte Gegend hinter sich gelassen hatten, bot sich Syn ein neues Schauspiel: Links und rechts von den Wegen, die aus weißem Stein gelegt worden waren, erleuchteten kleine Pilze den Weg, dass man wusste, wohin man trat. Es war zauberhaft und gleichwohl schön. "Ich habe die letzten sechs Jahre mit Frauen getanzt, sie verführt und mit ihnen geschlafen. Jede Nacht. Ich kann an einer Hand abzählen, wann ich in dieser Zeit hab allein liegen müssen. Da war nichts Elektrisierendes ... nichts. Es hat nicht gekribbelt, aber das sollte es auch nicht. Das ... ist nicht gestattet und ich verstehe sowieso nichts davon." Lariana blieb stehen und sah Synnover aufmerksam an. Sie war erstaunt über das, was er zu erzählen hatte. Aber sie ließ ihm auch das Wort und hörte zu. "Ich fühle nichts dabei, weder ein Kribbeln noch sonst irgendetwas ... und ich weiß nicht, ob ich das überhaupt kann." Sie legte ihr Gesicht in Falten und neigte leicht den Kopf. Wärme strahlten ihre Augen aus, auch wenn es dunkel war. "Muss ich es wollen, damit dieses Kribbeln geschieht?" Sie nickte sachte. „Du solltest dich darauf freuen… Es… es sollte kein Zwang sein, denn das tötet jedes Kribbeln ab.“, Lariana holte tief Luft und schaute sich einen Moment um, als läge die Antwort auf dem Weg vor ihnen.
„Ich glaube, wenn man jemanden mag, wirklich mag und sich wohl in der Nähe fühlt, wenn man an ihn denkt und nicht aufhören kann zu lächeln, obwohl man allein ist… wenn… wenn man sich vorstellt, wie er einen berührt und, wie sich diese Berührung auf der eigenen Haut anfühlt…“, schwärmte Lariana mit sanfter Stimme. Sie selbst schien sich die Dinge auch mehr vorzustellen als es tatsächlich zu erfahren. Sie blickte Syn wieder etwas schüchtern an. Immerhin sprach sie ziemlich aufrichtig mit ihm und fand ihn ohnehin äußerst interessant. „Wenn der bloße Gedanke einem schon einen wohligen Schauer beschert…“, versuchte sie ihm Beispiele zu geben, wie es sich anfühlen könnte. „Ich glaube, du… du musstest sehr viel erleiden und das lässt sich nicht ‚einfach so‘ abschütteln.“, bemerkte sie milde, bevor sie einen Schritt nähertrat. „Gib dir Zeit dafür, Synnover. Ich meine es wirklich so. Du hast schreckliches erlebt, man hat dir schreckliches angetan und… und deine Seele muss heilen. Das braucht Zeit und niemand wird hier von dir etwas derartig verlangen!“, versprach sie sicher. "Und was kann ich tun, damit ich es will? Denn ... ich will nicht. Es ist nicht gut. Es macht mir keinen Spaß. Nichts daran ist gut.“ Lariana musterte ihn mitfühlend. Er angelte nach ihrer Hand und sie ließ es nun zu. "Lari... Ich will mit dir nach Hause gehen ... und ich will immer noch tanzen. Mit dir. Wir brauchen dafür kein Himmelsfeuer oder Musik oder einen Parkettboden." Das Mädchen hob die Mundwinkel überrascht und gleichwohl geschmeichelt an. Sie lachte leise, als er sie an sich zog und in eine Position, die das Tanzen ermöglichte. "Darf ich bitten?" Lariana schaute zu Synnover hinaus und funkelte ihn aus dem dunklen Blau an. „Ihr dürft, werter Synnover…“, neigte sie auf das Spiel einsteigend das Haupt, löste sich noch mal von ihm, knickste, das Kleid einmal anhebend und trat daraufhin an ihn heran. Sie schmiegte sich in seine Haltung, ließ sich von ihm berühren und ihr Herz begann augenblicklich zu pochen. Wärme durchflutete sie, während sie Synnover näherkam. Sie biss sich auf die Unterlippe und schlug immer mal wieder schüchtern die Augen nieder.
Dann setzte mit einem Mal Musik ein. Völlig unerwartet, ertönte eine Geige, als sich ein hochgewachsener Hymlianer aus dem Schatten eines Hauses schälte und ihnen aufspielte. Er lächelte und Lariana hob lachend die Augenbrauen. „Wie passend!“, sagte sie, während Synnover dem Takt folgen konnte, um Lariana in dieser zauberhaften Nacht über den Boden zu bewegen und sie tanzen zu sehen. Die Hymlianerin hatte sichtlich Vergnügen, war vollkommen glücklich mit dieser Situation und der Geiger spielte für sie, um diesen Moment perfekter zu machen als er ohnehin sein würde. Für einige Tanzschritte genoss es Lariana nur und ließ sich von Synnover mühelos führen. Sie konnte nicht so geschmeidig tanzen, wie Galina, aber sie tanzte auf ihre Weise mit einer gewissen Begabung. Sie war weich und anschmiegsam, ohne zu viel Nähe aufzubauen oder ihn zu bedrängen. Mit jedem Wirbel verteilte sich der feine Duft nach Honig, den sie im Himmelsfeuer zu sich genommen hatte. Dann als sie sich wieder einander annäherten, setzte sie abermals zum Gespräch an: „Ich glaube, du musst herausfinden, was du magst. Und dann kommt das Kribbeln von ganz allein…“, murmelte sie. Sie hob den Blick und schaute ihm tief in die Augen. „Du wirst wissen, wenn du es spürst, es ist ein berauschendes Gefühl… und es lässt einen nicht mehr los…“, berichtete sie als spräche sie aus Erfahrung.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Sonntag 21. Juli 2024, 23:46

Synnover kannte den Ausdruck in Larianas Gesicht, obwohl er ihn nie zuvor gesehen hatte. Aber ihm war bewusst, dass er selbst genau so geschaut haben musste, als Zarrah sich bei ihm für ihr Verhalten entschuldigt hatte. Es ging nicht um den Inhalt einer solchen Nachricht, sondern dass das Gegenüber es überhaupt bemerkte. Dass es etwas offen aussprach, was sich ... nicht richtig anfühlte, weil man entweder glaubte, es selbst gar nicht hören zu dürfen oder bislang unbemerkt worden war unter all den begehrenswerten weißen Kaninchen und Galinas da draußen. Syn hatte nie zuvor so geschaut und folglich auch in keinem Spiegel die aufrichtige Überraschung gesehen, die nun Lariana ins Gesicht geschrieben kann. Dennoch wusste er es. Er sah die seichten Schleier aus Unbehagen, weil man immer noch Angst hatte, hier lief etwas nicht richtig. Er sah die Unsicherheit und Verlegenheit, weil man nicht wusste, wie man auf etwas derart ... Positives reagieren sollte. Aber er sah auch die winzigen Splitter aus Hoffnung, die durch den Blick kreisten, sich drehten und dabei aufblitzten wie die Sterne am Nachthimmel über ihnen und ringsum.
"Ja wirklich?", fragte Lariana, die es ebenso wenig glauben konnte wie Syn seinerseit damals. Deshalb nickte er. Er wollte, dass sie dieses Gefühl verwahrte, so wie er es tat. Seine erste Entschuldigung ... wieder war es eine Geste gewesen, die von Zarrah kam. Zarrah... Jetzt konnte er ihre Haltung weitergeben an jemanden, von dem er glaubte, dass sie es gar nicht nötig hatte. Doch er wusste, wie warm ihm dabei geworden war. Wie es ... hatte es gekribbelt? War es elektrisierend gewesen? Daran konnte Syn sich nicht mehr erinnern. Wohl aber lebte dieser Moment irgendwo in seinem Herzen, verschlossen und sicher verwahrt wie lange zuvor sein eigener Name. Nun teilte er ihn mit der Welt. Lariana wusste ihn, Galina hatte ihn hören dürfen und ... es fühlte sich gut an. Dann musste es auch gut sein, die Hymlianerin darauf aufmerksam zu machen, dass Synnover ihre Gesellschaft durchaus mehr genoss als die anderer. "Wirklich", erwiderte er mit einem sachten Nicken. "Du hast mir die Stadt gezeigt, die Taverne und du bist nett. Herzensgut", verwendete er auch gleich noch Professor Philius' Begriff für seine Schülerin Lariana. "Es macht Spaß, Zeit mit dir zu verbringen." Er stutzte und musste einen Moment in sich hinein horchen. Vielleicht macht es auch nur Spaß, weil sie ebenso wenig erwartet wie ... Weil ich nichts tun muss, das ich nicht will.
Er erzählte davon. Ein weiterer Grund, lieber bei der eher ruhigeren Hymlianerin zu sein als weiterhin in der Taverne 'Zur leuchtenden Wolke'. Syn hatte das Gefühl, offen sprechen zu können. Er musste nichts zurückhalten, auch nicht die düsterten Ansichten. Dass er sie dabei auf Lariana ablud, nun, das berücksichtigte er gerade nicht. Hier fehlte ihm noch das nötige Taktgefühl, aber es tat auch gut, sich endlich einmal Dinge von der Seele zu reden. Bei Zarrah hatte er es nicht gewagt, obgleich er ihr vertraute. Aber sie war nun einmal die jüngste derer, die ihn für auch nur ein falsches Wort über das Haus der Nachtklingen bluten lassen würden. Oder sie zwangen ihn zu anderen Formen, seinen Fehler wiedergutzumachen.
Syn berichtete Lariana von der schweren Zeit, die im Grunde fast ein Drittel seines Lebens ausmachte. Diese Zeit hatte ihn gebrochen, aber auch aufsteigen lassen. Es war besser als in den orkischen Baracken. Für jeden Tag, an dem er nicht mehr dort hatte sein müssen, war er dankbar gewesen und das hatte es für Karrish und Yolintha so leicht gemacht, ihn für ihre Interessen zu gewinnen. Das weiße Kaninchen hatte sich freiwillig in die Manipulation begeben, weil sie weniger schwer zu ertragen war als die beiden anderen Drittel davor. Und dennoch hatte es ohne echte Gefühle stattgefunden, ohne wahre Freude.
Synnover fragte nach, ob gerade Letzteres Bedingung war, um echte körperliche und vielleicht auch seelische Nähe empfinden zu können. Ob er bewusst Dinge tun wollte, die man ihm aufgezwungen hatte, all die Jahre und von denen er gar nicht mehr glauben konnte, dass jemand sie freiwillig tun wollte. Nicht jemand wie er.
"Du solltest dich darauf freuen ... Es ... es sollte kein Zwang sein, denn das tötet jedes Kribbeln ab."
"Vielleicht bin ich längst tot", murmelte er in Gedanken versunken, aber ohne Bitterkeit in der Stimme. Andere hätten so empfunden, wenn sie erkannten, was man ihnen genommen hatte. Syn aber ... verstand nicht, was ihm fehlte. Er kannte es nicht. Er wusste nur nicht so recht, ob es jemals zu ihm kommen würde. Oder ob Yolintha Recht hatte und er niemals verstehen sollte, was Liebe ist. Ob er jemals lieben wollen könnte.
Eine Sache existierte allerdings, der Synnover wirklich noch nachgehen wollte und das war es, mit Lariana zu tanzen. Es war eine gewisse Leidenschaft von ihm. Nichts, dem er sich mit Leib und Seele hingeben würde, hätte er in jüngeren Jahren eine Wahl gehabt, aber wenigstens hatte er beim Tanzen weder Küssen noch mehr tun müssen, um am Ende einen ähnlichen Effekt zu erzielen. Die Frauen lagen ihm zu Füßen, dafür hatte Yolintha mit ihren harten Trainingsstunden gesorgt.
Er wollte es aber auch für Lariana tun und das war neu! Das war ... spannend. Sie hatte es sich gewünscht und es war so simpel zu erfüllen. Er wollte, dass sie sich darüber freute. Das ließ Synnover erneut stutzen.
"Ich glaube, wenn man jemanden mag, wirklich mag und sich wohl in der Nähe fühlt, wenn man an ihn denkt und nicht aufhören kann zu lächeln, obwohl man allein ist ... wenn ... wenn man sich vorstellt, wie er einen berührt und wie sich diese Berührung auf der eigenen Haut anfühlt..." Syn hob den Blick. Er musterte Lariana nachdenklich, aber sie verfiel ins Schwärmen. "Wenn der bloße Gedanke einem schon einen wohligen Schauer beschert ... Ich glaube, du ... du musstest sehr viel erleiden und das lässt sich nicht 'einfach so' abschütteln."
"Lari." Syn trat wieder dicht an sie heran. Er griff ihr sogar unter das Kinn, damit sie seinen Blick auffassen konnte und nicht weiter über die düsteren Themen seines Herzens sprach. Denn sie hatte ganz andere Dinge erwähnt, auf die er nun Fragen besaß. Fragen, von denen er sich aufrichtige Antworten erhoffte, die ... echter waren als jedes begehrliche Kompliment einer dunkelelfischen Adligen. "An wen denkst du, dass es dir Wonneschauer versetzt?" Er wartete nicht ab, dass sie sprach. Er wartete nicht einmal, dass ihre Wangen sich röten könnten, sondern neigte sich vor, um ihr einen zarten, fast unschuldigen Kuss an die Lippen zu hauchen. "An mich?" Er zwinkerte ihr zu. Dann entließ er sie, breitete die Arme aus und drehte sich einmal, dass das Licht der zahlreichen kleinen Pilze zu verwaschenen Flecken verschwamm. "Dann sollte ich dir dieses Lächeln in der Einsamkeit, dieses Kribbeln und warme Gedanken an meine Berührungen nicht vorenthalten!" Er lachte auf. Natürlich spielte er nun wieder, aber es fühlte sich nicht so schwer an. Das Gewicht der Masken lastete nicht auf seinem schönen Antlitz. Er ... wollte ein wenig spielen. Denn bei Lariana machte es Spaß, weil sie aufrichtig gut an ihn dachte, ohne ihn auf seine körperlichen Merkmale oder Talente in der Horizontalen zu reduzieren. "Lass uns meine Seele mit einem Tänzchen heilen." Er schenkte ihr nicht nur einen dieser Augenaufschläge, welche Damenunterwäsche in Auffangbecken für sprudelnde Quellen der Lust verwandelte, sondern er nahm auch Haltung an, verneigte sich formvollendet vor Lariana wie es die morgerianische Etikette verlangte und lud sie ein, mit ihm nun zu tanzen. Allein das zauberte schon ein Lächeln auf ihre Züge und wenig später, nach einem lieblichen Knicks ihrerseits, fand sie sich in Position.
Lariana tanzte nicht so geübt wie er selbst oder Galina. Mit ihr würde er keinen erregenden, feurigen Schwung auf das Parkett legen wie mit Zarrah in der Taverne im Wald. Aber Lariana war auch nicht Zarrah. Sie bevorzugte andere Schritte. Als plötzlich eine Geige aufspielte und wenig später der dazugehörige Violinist erschien, war es geradezu perfekt. Die Nachtmelodie löste sich von den Saiten des Instruments und passte sich rasch Synnovers Schritten an. Der fremde Hymlianer spielte etwas Fröhliches und Syn führte Lari durch mit Leichtigkeit durch die heiteren Schritte. Anstelle sie wild zu drehen, von sich fortzuschicken und zu hoffen, sie käme zurück, zog er sie im Laufe ihrer gemeinsamen Drehungen dichter an sich heran.
"Ich glaube, du musst herausfinden, was du magst. Und dann kommt das Kribbeln von ganz allein..."
Synnover wurde langsamer und mit ihm die Musik. Am Ende tanzte er einfach nur noch leicht von einem Bein auf das andere, ließ sich mehr von der Stimmung dirigieren als von einstudierter Choreographie. Irgendwann senkte er sogar seine Arme, löste die klassische Tanzpose auf, die er gelernt hatte. Er umschlang Lariana locker, berührte ihren Hinterkopf und schob die Finger in ihr Haar. Dann drückte er ihren Kopf ein wenig nach vorn, damit sie sich gegen ihn lehnen könnte.
"Ich glaube, ich mag dich, Lari ... jedenfalls weit genug, dass ich möchte, dass du lächeln kannst, wenn du einsam bist. Ich ... möchte dich berühren. Oder hast du schon vergessen, was ich dir ohnehin versprochen habe?" Syn löste seine Finger aus ihrem Haar, nur um mit zwei davon hauchzarte Trippelschritte an ihrem Hals entlang nach vorn zu führen. "Ich wollte Poesie auf deinen Körper schreiben. Es ... macht mir nichts aus, wenn ich derjenige bin, den du magst." Er suchte es in ihrem Blick, dieses Mal ohne zwinkern. Er suchte es wirklich, denn bis auf Razag und Zarrah, vielleicht sogar Crystin hatte ihn noch niemand ... gemocht. Ihn. Nicht das Haustierchen. Nicht das weiße Kaninchen, der Gladiator, der Liebhaber und Lustsklave. Nicht Syn. Nur ihn. Synnover. Und Zarrah liebt mich sogar.
Er lächelte, erinnerte sich an ihre gemeinsame Zeit auf der Klippe und als sie mit seinen silbrigen Fransen gespielt hatte, vollkommen in Gedanken versunken, ehe sie ihm von Hymlia erzählte - seiner Heimat. Er hatte all das hier ihr zu verdanken.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Freitag 26. Juli 2024, 20:06

So sehr Synnover auch mit dem Willen anderer aufgewachsen war, es war noch nicht alles verloren. Professor Filius, Lariana, Zarrah, Razag und Crystin, Erin… sie alle hatten ihm auf die eine oder andere Weise gezeigt, dass er durchaus noch Wert besaß. Über sein Tun hinaus! Er war wertvoll für jene, die nichts erwarteten. Filius hatte dem jungen Magieschüler in spe einfach seine Weisheit geschenkt. Ihn daran teilhaben lassen. Lariana war noch immer nett zu ihm, obwohl er sie bisher noch nicht beglückt hatte. Er Syn mochte nicht wissen, was Liebe war oder Gefühle über die Lust hinaus, doch er sah Lariana durchaus an, dass sie in seiner Nähe errötete. Auch in der Vergangenheit hatte er gewiss das eine oder andere Herz höherschlagen lassen – über die reine Leidenschaft hinaus! Doch das war es nicht, was seine Herrin von ihm wollte. Leistung war es. Yolintha im Bett, Karrish in der Arena. Synnover glaubte, dass er selbst vermutlich bereits längst tot wäre. Allerdings stand er noch ganz am Anfang und hatte viele Jahre nachzuholen. Zeit war etwas, das ihm durch die Jüngste der Nachtklingen geschenkt wurde. Sie hatte ihm jene bereits vor seinem Aufstieg nach Hymlia eingeräumt und nun war sie allein weitergesegelt, um das zu tun, was sie anfangs von ihm und Razag gewollt hatte. Synnover durfte sich die Zeit nehmen. Und noch mehr: Während er sich nämlich immer wieder an den Worten von seinen helfenden Mitmenschen entlanghangelte, entwickelte er auf einmal eigene Interessen. Er wollte lernen, weil er es endlich durfte. Und er fand in sich auch ein Vertrauen, dass ihn niemand fürs Scheitern züchtigen würde. Und so beflügelt, wollte er gemeinsam mit Lariana, der herzensguten Lariana, tanzen. Bevor es dazu allerdings kam, geriet die Hymlianerin ein wenig ins romantische Schwelgen, das Syn gekonnt unterband: "Lari.", trat er dicht an die heran, dass sie augenblicklich verstummte mit ihrem Gefasel. "An wen denkst du, dass es dir Wonneschauer versetzt?" Sie öffnete gerade so weit die Lippen, dass Syn ihr einen zarten Kuss aufdrücken konnte. Sie vergaß auf einmal das Atmen und starrte ihn mit hochrotem Gesicht an. "An mich?" „Hm?!?“, machte sie ertappt und gleichwohl überrascht darüber. "Dann sollte ich dir dieses Lächeln in der Einsamkeit, dieses Kribbeln und warme Gedanken an meine Berührungen nicht vorenthalten!" Lariana beobachtete Synnover und lachte leise. Sie strich sich eine Strähne verlegen aus ihrem Gesicht, während er sich ein wenig lustig machte, ohne es böse zu meinen. "Lass uns meine Seele mit einem Tänzchen heilen." Der Augenaufschlag saß. Sie biss sich auf die Unterlippe und war von seiner Scharade überrumpelt, ohne ihm zu grollen. Was sollte man nur gegen ein schneller schlagendes Herz tun? Sollte sie leugnen, dass sie ihn mochte? Er hatte sie doch längst durchschaut. Lariana aber wurde nicht zudringlich oder erwartete nun gar, dass er sich ihr näherte. Sie erwartete überhaupt nichts, sondern freute sich lediglich über das, was er ihr geben wollte. Sie … genoss das, was er ihr gab. Nicht das, was sie sich nahm. Nachdem beide zeigten, dass ihnen das höfliche Geplänkel nicht unbekannt war, fanden sie sich zügig in einem wunderschönen, sittsamen Tanz ein. Er besaß nicht das Feuer, das Zarrah mit ihm entflammt hatte, aber es war auf seine Weise schön. Als schließlich noch der Geiger einsetzte, da wurde die Nacht annähernd perfekt und Lariana mochte keine grandiose Tänzerin sein, wohl aber ließ sie sich leicht führen. Sie lachte und Syn konnte erkennen, dass sie sichtlich Spaß hatte! Ganz ohne seine horizontalen Talente. Einfach nur, Zeit mit ihm verbringen, sich von seiner Nähe einlullen lassen. Lariana konnte keinen Hehl daraus machen, dass sie den ‚Neuen‘ mochte. Und Synnover musste keine Sorge haben, dass sie daran dachte, ihn in ihr Bett zu locken. Nachdem der offizielle Teil des Tanzens vollendet war und sich der Geiger langsam, aber sicher zurückzog, begann Synnover nur noch zu schunkeln.

Er zog sie in eine Umarmung und sie folgte bereitwillig seiner Geste, um ihre Wange gegen seine Brust zu lehnen. Sie schloss von ihm unbemerkt die Augen, als sie sich an ihn schmiegte. Ihr Herz hämmerte, wie verrückt, doch sie sagte nichts vorerst. "Ich glaube, ich mag dich, Lari ... jedenfalls weit genug, dass ich möchte, dass du lächeln kannst, wenn du einsam bist. Ich ... möchte dich berühren. Oder hast du schon vergessen, was ich dir ohnehin versprochen habe?" Seinen tippelnden Fingern, folgte eine Gänsehaut. Sie hob den Blick zu ihm und blinzelte. "Ich wollte Poesie auf deinen Körper schreiben. Es ... macht mir nichts aus, wenn ich derjenige bin, den du magst." Er suchte es in dem dunkelblauen Blick der Hymlianerin. Mochte sie ihn aufrichtig? Oder würde die Maske bald fallen? Sie trug doch auch eine, wenn sie so tat, als wäre sie nicht in ihn verschossen! Syn wusste es! Sie alle wollten ihn. Lariana aber wirkte verlegen, wenn auch ehrlich. „Ich…“, setzte sie an und brachte es doch nicht so einfach über sich. „Ich…“, wollte sie wieder, wurde aber dieses Mal von einem Gackern und Grölen abgelenkt. Sie erschrak, wich aber nicht aus seinem Arm. Sie sah in einiger Entfernung einige Studenten den Heimweg antreten. Ausgelassen war die Stimmung, dann ein Quietschen, ein Lachen und anschließend Pfiffe. Einer der Jungs hatte ein Mädchen geküsst. Einfach so… überschwänglich und souverän. Und sie? Sie hatte erst gequietscht, sich dann aber erlöst an ihn gelehnt und ihren Gefühlen freien Lauf gelassen. Lariana schluckte. Ihre Finger gruben sich etwas in den Stoff seiner spärlichen Bekleidung. Dann schaute sie zurück und lächelte ihm ins Gesicht. „Ich bin nicht mutig genug für das…“, gestand sie ihm und erneut verirrten sich ihre schlanken Finger an einer Haarsträhne, um sie unnötig hinter die runden Ohren zu streichen. „Bin ich nie… Also… was heißt nie, das klingt ja, als erginge es mir ständig so, versteh mich nicht falsch, oh…“, stolperte sie verbal durch das Gefühlsgestrüpp und seufzte. „Was ich damit sagen will… also, ich möchte nicht, dass du denkst, dass ich mich bei jedem so… also naja … so verhalten...“, murmelte sie etwas zerknirscht. Lariana löste sich aus seinem Griff und reckte daraufhin etwas das Kinn. Sie hatte das wohl bei deutlich extrovertierteren Frauen gesehen, aber bei ihr hatte es etwas Aufrichtiges und gleichwohl niedliches. „Synnover? Ich bin der Meinung, dass es großes Glück gewesen ist, dass du herkamst. Ich… ich mag dich … sehr und auch wenn wir uns kaum einen Tag lang kennen, habe ich schon jetzt das Gefühl, dass ich einfach alles über dich wissen möchte. Ich… ich würde mir wünschen, dass du mir vertraust und weißt, dass ich dir nichts schlechtes möchte.“, redete sie und lächelte, dieses Mal aber vor Aufregung. „Ich erwarte gar nicht, dass du das verstehen kannst, ich versteh es ja selbst nicht. Aber… aber als Vater dich zu uns brachte und ich dich das erste Mal sah, da… wusste ich es… Du du bist ein wirklich guter Kerl und keine Ahnung wieso, aber… ich mochte dich sofort!“, gestand sie ihm mit hochrotem Kopf und nervös funkelnden Augen. Sie knete ihre Finger, während sie mit einem Fuß tippelte. Dann ging sie einen Schritt weiter und griff mit beiden Händen nach seinen Wangen, zog ihn zu sich und in einem Anflug von Überstürzung, küsste sie ihn. Lariana war… zärtlich, voller Weichheit und dabei sehr gefühlvoll. Sie mochte ihn. Darin bestand kein Zweifel. Doch dann wurde ihr mit einem Mal ihre Courage zu viel und sie riss sich erschrocken von seinen Lippen los, starrte ihn mit großen Augen an, taumelte zwei Schritte zurück und presste sich die Hände vor den Mund.
„Tut mir leid!“, japste sie erschrocken. „Ich… oh, ich bin viel zu weit gegangen, ich habe mich mitreißen lassen, ich weiß ja gar nicht, oh Synnover das ist … das ist… Oh weh, lass uns lieber nach Hause also.. also jetzt finde ich keine andere Bleibe mehr für dich, also wenn du willst, würde ich das verstehen aber, aber, aber so schnell… morgen vielleicht, ja da würde ich mich gleich auf die Suche nach etwas machen für dich, aber jetzt…“ Vermutlich würde sie gar nicht mehr stoppen mit dem Reden, wenn ihm nichts einfiele. Lariana aber war schon von selbst weitergelaufen in Richtung Haus. Sie hatte offenbar nicht mit ihrer eigenen Courage gerechnet…
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Sonntag 28. Juli 2024, 10:57

Es war nicht allein die Möglichkeit, freien Zugang zu Wissen - jeglichem Wissen - zu haben, die seinen Ehrgeit weckte. Synnover wollte lernen, aber nicht nur, weil er es jetzt konnte. Vom Moment an, da er erkannte, dass ihm alle Pfade offen lagen und er jeden einzelnen aus freien Stücken begehen könnte, keimte ein Samen in ihm auf, von dem man glaubte, er sei längst vergessen. Nur eine hatte diesen Setzling tief in ihm gesehen und auch zu spüren bekommen, was es bedeuten könnte, würde er wachsen, knospen und sich zu einem jener Bäume entfalten, die sich zur Freiheit des Himmels reckten. Zarrah hatte erkannt, welches Schicksal all jenen blühen mochte, die Synnover sein Leben lang im Weg gestanden hatten. Jene, die sein Leben bestimmt hatten.
Wer die perfekte Waffe schmiedete, musste damit rechnen, dass sie gegen einen selbst eingesetzt wurde.
Synnover wollte lernen, auch Dinge jenseits der Freiheit oder der Tatsache, dass er so viel Wert wie eigenen Willen besaß. Er wollte mehr tun als Interessen verfolgen, für die er sich begeistern konnte. Er würde seine magischen Fähigkeiten ausbessern, dass sie ihm im richtigen Moment nützlich wären. Er würde sich erkundigen, ob Hymlianer den Kampf mit Fächern lehrten und er wollte sich bemühen, ihn sich selbst anzueignen. Er musste darin nicht perfekt werden. Es musste nur genügen, dass man hinter seinem Tanz mit den metallischen Faltstäben nichts vermutete, bis er in eine blutige Choreographie wechselte.
Yolintha ... Karrish ... Zarrah, die mich liebt...
Morgen würden sich seine Pläne noch mehr festigen und mit jedem Tag weiter ausbauen. Doch heute wollte er erst einmal nicht mehr an diesen einen kleinen Gedanken erinnert werden, der im Garten seiner Rachegelüste heranreifte und eifrig umhegt wurde. Heute, hier und jetzt, tanzte er mit Lariana. Es war wundervoll, wie er feststellen durfte. Sie mochte bei weitem nicht so begabt sein wie Galina und keineswegs das Feuer in ihm entfachen wie Zarrah es getan hatte, aber die Hymlianerin besaß ihren ganz eigenen Liebreiz. Sie umgarnte Synnover ganz anders als er es bei all den Frauen getan hatte. Bei ihm war es offensichtlich. Er hatte nicht verstecken müssen, was man von ihm erwartete. Lariana hingegen blieb vorsichtig. Sie tastete sich zaghaft voran, prüfte das Terrain und nur wenn es ihr sicher genug war, wagte sie einen einzigen nächsten Schritt. Wurde sie hingegen ermutigt, dann sprang sie regelrecht aus ihrer sicheren Deckung heraus.
Nicht einmal das entfernte Gackern konnte sie ablenken. Es tauchte wie aus dem Nichts auf, fühlte sich dafür umso lauter an. Erst jetzt bemerkte Syn, dass die Präsenz des Geigenspielers einfach verschwunden war. Dafür stand nun eine Gruppe jugendlicher Hymlianer auf dem Plan. Sie streiften durch die Straßen, schienen nun aber für ein ganz besonderes Ereignis eine Pause in ihrem Spaziergang einzulegen. Lachen und heitere Pfiffe begleiteten den Eifer eines jungen Mannes, der soeben seine Lippen mit denen einer Hymlianerin - vielleicht in Larianas Alter - vereinte. Jemand klatschte sogar Beifall.
Für Synnover war es nichts Besonderes, das zu sehen. Der junge Mann eroberte irgendein Mädchen, vermutlich auf Anweisungen eines seiner Freunde. Er würde sie heute zu sich ins Bett holen, sie verführen und liebkosen, bis sie unter seinen Lenden dahinschmolz. Das Übliche und kein Grund für ihn selbst, sich nun zurückzuziehen. Wie oft war er schon von Dunkelelfen sogar beim Akt selbst beobachtet worden! Sie hatten auf ihn gewettet, wie lange es dauern würde. Sie hatten spekuliert, wieviele Höhepunkte die Frau unter ihm hätte und all das hatte im Laufe des Abends entweder zu einer wilden Orgie aller aldigen Dunklen geführt oder aber neue Kundschaft angelockt, an der das weiße Kaninchen sich die darauffolgenden Abende abrackern durfte.
Als er den Kuss sah, mutmaßte Syn nichts Anderes als das dahinter, was seine eigenen Erfahrungen gefüllt hatte. Bei Lariana hinterließ die Aktion hingegen ganz andere Spuren. Sie beobachtete sowohl den Jungen als auch das Mädchen. Sie war angetan von seinem Mut und vergolt es ihm mit einer Geste, die rein von ihren Emotionen begleitet war. Als die Truppe zusammen mit dem Paar weiterzog, das ihre Zuneigung so offen ausleben konnte, kehrte der Blick der Hymlianerin zu Synnover zurück. Erst jetzt bemerkte er, wie fest sie sich an seine Seidenkleidung geklammert hatte. Sie wirkte etwas verkrampft, nervös. Schließlicht gestand sie ihm: "Ich bin nicht mutig genug für das..."
"Warum nicht?", fragte Syn sofort. Er hatte ihr schließlich nie einen Anlass gegeben, sich vor ihm zu fürchten. Dann stutzte er, denn er erinnerte sich an seine eigene Nervosität, mit der er frisch nach seinem allerersten Mal zu Yolintha gegangen war. Auch er hatte all seinen Mut zusammengekratzt, um offen zu ihr zu sein. Aufrichtig ... mit allem, was er tief in seinem Inneren für sie empfand ... geblieben war nichts.
Synnover schauderte. Ernst grub sich in seine Züge, dass sich Schatten um seine Konturen bildeten und einen kurzen Einblick auf die Abgründe gaben, die er stets mit einem Lächeln, Zwinkern oder spielerischen Worten zu kaschieren wusste. "Hast du Angst, ich würde dich und deinen Mut verspotten? Das werde ich nicht", erwiderte er. "Niemals." Denn er wusste sehr gut wie es sich anfühlte, all die Hoffnung zerschlagen zu bekommen. Er wusste, wie sehr es schmerzte, barfuß über diesen Scherbenhaufen zu wandern. Jeder Splitter, der sich in das eigene Fleisch schob, entzündete sich, brannte bei jedem künftigen Schritt und es hatte nur eine Lösung gegeben, nicht vor Pein zu vergehen: Er hatte sich selbst betäuben müssen, all die Gefühle, all den Schmerz. Nichts zu empfinden hatte eine Hornhaut um seine Füße gebildet, damit er weitergehen konnte. Damit er weitere Schritte durch sein Leben überhaupt machen konnte, ohne gänzlich zu zerbrechen ... und die Scherbensplitter waren über die Jahre einfach tiefer gewandert, irgendwo empor bis zu seinem Herzen. Dort hatten sie bleiben können, denn dort fühlte er nichts mehr. Es hatte funktioniert, sechs lange Jahre. Und dann war Zarrah gekommen, um fast schon unbarmherzig das entzündete Herz freizulegen und die Splitter mit einer Pinzette herauszupicken. Lariana hingegen war jene, die anschließend Balsam auf die vernähten Wunden legte. Durch sie heilte schneller, was die Dunkelelfe längst angestoßen hatte.
"Niemals", wiederholte Synnover entschlossen. Vielleicht gab es Lariana genug Aufwind, dass sie es wagte, auch wenn sie laut eigener Aussage den Mut nicht aufbrachte. Denn plötzlich löste sie sich von ihm, reckte das Kinn und mit jedem weiteren Wort, das sie sprach, wirkte sie gefestigter. Sie wappnete sich für etwas, das nicht einmal Synnover kommen sah.
"Du bist ein wirklich guter Kerl und keine Ahnung, wieso, aber ... ich mochte dich sofort!"
"Ein guter Kerl...", wiederholte er halb gemurmelt, dafür umso überraschter. Ein Lob dieser Art hatte er noch nie erhalten. Wenn man ihn gut nannte, dann nur in Bezug auf seine körperlichen Meisterleistungen. Seine Erfolge in der Arena wurden mit keinem Wort gelobt. Er wusste, dass er gut war, weil er als Sieger aus den Kämpfen hervorging. Das hier aber ... Ein guter Kerl ... bin ich das denn wirklich? Ich habe so viele getötet. Noch während er darüber nachdachte, geschah es. Larianas Mut erreichte den Gipfel. Sie wagte sich vor, griff nach seinen Wangen, zog sein Gesicht an sich heran und drückte ihm ihre weichen, warmen Lippen auf. Ein Impuls fuhr durch Synnovers Körper. Er raste mit elektrisierender Schnelligkeit durch ihn hindurch und hinterließ auf dem Weg von seinen Lippen über den Nacken, die Wirbelsäule herunter und bis in seine Fingerspitzen ein seltsames Gefühl. Er bekam eine Gänsehaut. Er starrte, so dass er kaum auf den Kuss reagieren konnte. Natürlich formten sich seine Lippen in antrainierter Routine, umschmeichelten Larianas und erwiderten so den Kuss. Synnover bekam es allerdings nur bedingt mit. Er genoss ihn nicht richtig, weil er vollkommen überrumpelt worden war. Und dann war es vorbei. Hektisch zog Lariana sich zurück, warf die eigenen Hände vor den Mund und schaute furchtbar erschreckt drein - wie ein Reh, das auf einmal vor einem Rudel Wölfe stand. Die Metapher hinkte, denn Synnover hatte in seinem Leben bisher weder ein Reh noch Wölfe in freier Wildbahn gesehen. Er kannte nur Wargs, doch wenn man unerwartet in die haarigen Bestien hineinlief, schaute man sicherlich ebenso wie Lariana nun.
"Tut mir leid! Ich ... oh, ich bin viel zu weit gegangen, ich habe mich mitreißen lassen, ich weiß ja gar nicht, oh Synnpver das ist ... das ist ... Oh weh, lass und lieber nach Hause, also ... also jetzt finde ich keine andere Bleibe mehr für dich, also wenn du willst, würde ich das verstehen, aber, aber, aber so schnell..."
"Lari", unterbrach er sie wieder. Ebenso verringerte er die Distanz, als er den Schritt zwischen ihnen überwand und nach ihren Handgelenken griff. Langsam, aber bestimmt zog er ihre Hände von ihrem Mund fort, stricht dann bis zu ihren Fingern vor und hielt sie. Schon beugte er sich zu ihr herunter. Wieder formte sich zwischen ihnen ein Kuss und Synnover entschied sich dafür, ihr einen ebenso weichen zurückzugeben wie sie ihm geschenkt hatte. "Du glaubst doch nicht, dass ich woanders bleiben wollen würde als bei dir?", neckte er sie. "Du lässt mich doch bei dir bleiben? Heute Nacht und jede weitere, ja?"

Wie konnte sie da schon ablehnen? Heute nicht mehr, vielleicht morgen. Aber diese Nacht würde Synnover bei ihr verbringen. So gingen sie zurück in Larianas Elternhaus. Es war bereits still. Ob noch Lichter brannten, bemerkte Syn gar nicht. Er ließ sich einfach von der Hymlianerin ins Innere und dort in ihr Zimmer führen. Auch die Einrichtung nahm er zunächst nur als vorhanden wahr. Synnover war wichtiger, Lariana nun zu zeigen, dass ihr Mut nicht belächelt oder verhöhnt wurde. Er drückte immer wieder ihre Finger, die er auf dem Weg zurück nicht losgelassen hatte. In ihren eigenen vier Wänden angekommen aber entglitt er ihnen endlich. Er suchte sich eine geeignete Stelle im Raum, an der das Licht perfekt auf ihn fallen würde. "Mach es dir doch bequem, meine Schöne", säuselte er Lariana zu. Sein Kopfnicken glitt zum Bett, von wo aus sie wohl die beste Aussicht haben dürfte. Dann brachte er sich selbst in Position. Syn wandte Lariana den Rücken zu. Er streckte eine Hand in lockerer Pose von sich. Die vielen kleinen Kristalltropfen an seinen Ärmeln klimperten, als er jenen auch schon mit spitzen Fingern abstreifte. Es folgten die silbrigen Armbänder und das erste Seidenband, das sich um seine Haut schmiegte. Mit sachter Bewegung strich Synnover es ab. Er achtete darauf, dass sein Profil gut zu sehen war und konzentrierte sich darauf, die eigene Neugier zu überwinden. Er brauchte Larianas Reaktion nicht sehen. Er wusste, dass sie ihm gebannt zuschaute. Das taten sie immer, sobald er die Kleidung abstreifte.
Weitere Seidenbahnen folgten und schließlich legte Synnover Hand am Gürtel an, der alles zusammenhielt. Fast schon schwerfällig fiel er hinab. Da war es bei seiner Hose leichter. Er spannte den Bund und ließ ihn betont langsam über seine Kehrseite herab rutschten. Jene fuhr er wie zufällig einmal mit der Hand nach. Lariana konnte gewiss das kleine Muttermal auf seiner rechten Backe erkennen, das dort wie ein einzelner, dunkler Stern an perlmutt farbenem Himmel prangte. Synnover war sehr stolz auf diesen Schönheitsfleck. Hingegen gefiel ihm das vernarbte Clanssymbol der Reißer überhaupt nicht. Auch jenes mochte man nun sehen, da das Loswerden seiner Beinkleidung darauf aufmerksam machte. Syn bückte sich bewusst, um den Stoff aufzuheben und nun war am rechten oberen Knöchel die Brandnarbe gut zu erkennen: Drei Krallen, parallel übereinander. Sie verunstalteten ihn nicht sonderlich, aber er hasste die Orks dennoch dafür, ihn dermaßen verschandelt zu haben. Eigentlich müsste es ihm bei seiner Nackentätowierung ähnlich gehen, aber diese konnte Syn nicht sehen. Er wusste lediglich, dass sie existierte - immer noch. Im Moment konzentrierte er sich aber nicht darauf, sondern stattdessen auf seine Wirkung, die er mit dem erotischen Ausziehen bei Lariana hinterlassen haben mochte. Die letzten klimpernden Kristalltropfen fielen von ihm herab. Synnover begab sich zurück in seine Ausgangsposition, stand geradezu in perfekter Kurve da. Seine Hände führte er nach vorn, um sie schützend vor seinem Schritt zu falten. Dann erst schaute er über die Schulter zurück. Er schenkte Lariana einen warmen Blick, ehe er sich langsam umdrehte. Sehr langsam, denn sie sollte die Aussicht genießen. Und hätte sie sich erst einmal an ihm satt gesehen, würde Syn ihr den schönsten Part seines Körpers präsentieren, schnell für Bereitschaft sorgen und die junge Hymlianerin nach Strich und Faden verführen. Er musste es nicht tun. Er wusste es inzwischen! Er war frei.
Aber sie mochte ihn. So sehr, dass sie ihn geküsst hatte, ohne mehr zu fordern. Trotzdem würde sie mehr erhalten, auch wenn er nicht dazu verpflichtet war und sie es nicht erwartete. Aber er stellte fest, dass in ihm die Frage heranreifte, ob er es am Folgetag bereuen würde. Käm das Schamgefühl zurück, gefolgt von Selbsthass und diesem Unbehagen, nur Mittel zum Zweck anderer zu sein? Würde er nachts heimlich aufwachen, um leise neben der Schlafenden zu weinen? Oder könnte er es zumindest auf gefühlfreier, körperlicher Lustebene genießen wie bei Erin? Oder ... mehr? Würde es kribbeln? Synnover musste es wissen! Er musste es ausprobieren! Er ... wollte es ausprobieren. Mit Lariana. Denn irgendwie erkannte er, dass es ihm jetzt wohl nichts ausmachen würde, das Experiment zu wagen.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Dienstag 30. Juli 2024, 14:53

Bevor Lariana sich in ihrer Unsicherheit noch vergraben konnte, hielt Synnover sie zurück. “Lari.“ Er kam auf sie zu und sie sah ihn mit großen Augen an. "Du glaubst doch nicht, dass ich woanders bleiben wollen würde als bei dir? Du lässt mich doch bei dir bleiben? Heute Nacht und jede weitere, ja?" Lariana japste. „Bist du… sicher?“, fragte sie vollkommen überrascht und entspannte sich ein wenig. Sie blinzelte Syn an und musterte sein Gesicht. „Du… willst bei mir bleiben?“, fragte sie und konnte es offenbar selbst nicht glauben. Lariana lächelte schüchtern, doch dann traten Tränen in ihre Augen. Sie freute sich. Sie freute sich sehr und vor allem darüber, dass er Wort gehalten hatte und nicht auf ihrer Offenbarung bezüglich ihrer Gefühle herumtrampelte. Lariana nahm Synnover bei der Hand und zog ihn mit. Wobei sie das überhaupt nicht musste, denn Syn hatte selbst vor, endlich zu ihr nach Hause zu gelangen. Das Haus lag bereits im Dunkel, sodass davon auszugehen war, dass ihr Vater bereits schlief. Leise öffnete Lari die Tür und bedeutete Synnover ebenfalls still zu sein. Sie kicherte aufgeregt und zog ihn durch die Küche, um zur Treppe zu gelangen. Bevor sie allerdings dort ankam, blieb sie noch mal stehen, ließ ihn los und eilte zum Vorratsraum. Lariana mopste etwas Wurst, ein wenig Käse und vor allem eine Flasche von dem Honigwein, den Syn bereits probieren durfte und eilte mit den Sachen im Arm zu Synnover zurück. Gemeinsam erklommen sie die erste Etage und fanden schließlich Lariana’s Zimmer. Synnover konnte erkennen, dass ihr Zimmer deutlich kleiner als sein eigenes war, doch nicht minder schön eingerichtet. Auch sie besaß ein Himmelbett mit einem zarten Vorhang, der die Sicht nur verzerrte, nicht aber vollkommen aussperrte. Die Kissen, die Decken und die Laken waren allesamt weich und gemütlich und das dunkle Blau versprach eine angenehme Kühle. Synnover fand hier eine gemütliche Sitzecke mit einem Erker, aus dem man durch die Fenster auf den Rand von Hymlia blicken konnte. Der Himmel war nah und der große, helle Mond spendete ein angenehmes Licht. Sterne glitzerten am Firmament, während Lariana das Essen und den Wein auf eine kleine Anrichte stellte, in der wohl ihre Kleidung verstaut war.
An einem Schreibtisch fanden sich unzählige Notizen, Bücher und Tintenkleckse. Hier arbeitete und studierte sie vermutlich fleißig. Ein halb aufgegessener Apfel lag noch herum, den sie mit einem leichten Erröten in einen offenen Eimer warf. Lariana drehte sich zu Synnover um und betrachtete ihn. Das Mondlicht fiel auf sie und tauchte sie in ein bezauberndes Licht. Synnover aber wollte ihr etwas geben. "Mach es dir doch bequem, meine Schöne" Sie lächelte erwartungsvoll, aber nicht lüstern. Lariana war… aufgeregt. Die Hymlianerin wandte sich suchend um und setzte sich auf das Bett. Sie räusperte sich ein wenig unbeholfen, doch dann legte sie sich hin und betrachtete Synnover, wie er in das Mondlicht eintauchte und von ihm auf mystische Weise verzaubert wurde. Ihr stand der Mund offen. Synnover wusste perfekt sich in Szene zu setzen und spielte mit seinen Vorzügen. Die Hellhaarige ließ ihren Blick erst schüchtern, doch dann immer angeregter über die Stellen gleiten, die er ihr gewährte. Mit jedem Klirren der dekorativen Tropfen, die zu Boden glitten, schlug ihr Herz noch schneller. Es bestand nicht länger Zweifel daran, worauf das hier hinauslief. Der dunkelblaue Blick betrachtete seinen immer nackteren Körper mit einer gewissen Neugierde und Anspannung. Dabei unterschied sich Lariana jedoch von den Dunkelelfinnen aus Morgeria: Sie tat es nicht mit dieser Überheblichkeit. Sie tat es mit Faszination, mit Gefühlen, denen Syn sich noch nie gegenüber gesehen hatte. Sie mochte ihn und so war es kaum verwunderlich, dass sie ihn auch mochte, wenn er sich SO präsentierte.

Die Hymlianerin sah Synnover mit trockenem Mund an. Er konnte an ihr erkennen, wie anregend sie es fand, was er tat und sie wollte längst nicht mehr, dass er aufhörte. So drehte sich Synnover quälend langsam zu ihr herum und präsentierte ihr schließlich auch den letzten Rest seines perfekten Körpers. Lariana klappte der Mund auf. Sie starrte und brachte kein Wort mehr heraus. Bis ihr das bewusst wurde, sie zusammenzuckte, blinzelte und sich schließlich erhob. Nun war sie es, die sich weiterwagte und auf ihn zu ging. Die Hymlianerin schluckte als sie seine Wärme spüren konnte. „Ich… ich bin ganz aufgeregt“, gestand sie ihm mit einer erfrischenden Ehrlichkeit. Ihr Blick rutschte auf seine Brust. Schließlich wagte sich Lariana vor, hob ihre Finger an und strich mit Zärtlichkeit über seine nackte Haut an seinen Armen. Sie berührte ihn erst vorsichtig, dann aber immer mehr, sofern er sie ließ. Dabei betrachtete sie ihr Handeln und verschaffte sich so selbst etwas mehr Mut. Bis sie an seinem Hals, seiner Wange ankam und ihren Blick hob. Lariana zögerte nur noch einen Moment, doch dann senkte sie ihre Lippen auf seine und küsste ihn mit einer innigen Zärtlichkeit, die ihr Herz offenbarte. Schließlich trat sie von ihm zurück, lächelte kokett und ließ auch ihr Kleid fallen, sodass sie für Chancengleichheit sorgte. Lariana’s Körper war makellos aber nicht ganz so feurig, wie der von Zarrah. Wo der Körper der Elfe eine Geschichte erzählte, war der von Lariana vollkommen unberührt. Keine Narben, keine Flecken. Ihre perlmuttweiße Haut schimmerte im silbernen Mondlicht und ihre süßen Brüste, gerade eine Handvoll, stellten sich auf, reckten die Spitzen dem Mann entgegen, der ihr Herz höherschlagen ließ. Weil er er war, nicht weil er der beste Liebhaber Morgeria’s war. Lari seufzte, biss sich auf die Unterlippe und strich sich ein wenig unsicher über den Oberarm. „Gefalle ich dir?“, fragte sie dann und griff nach seiner Hand. Auch wenn Lariana unerfahren war, so war sie nicht ängstlich. Sie wusste offenbar theoretisch um die schönste Nebensache der Welt, auch wenn sie es bisher offenbar nicht erlebt hatte. Jetzt zog sie Syn zu sich und schmiegte sich in seine Arme und ihren Körper an seinen. Sie zog ihn zu sich, küsste ihn und führte ihn so zum Himmelbett, das für sie beide in dieser Nacht mehr als nur Gemütlichkeit bereithalten sollte.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Donnerstag 1. August 2024, 15:32

Nicht nur Lariana konnte nicht ganz glauben, was sie soeben hörte. Syn wollte bei ihr bleiben. Diese Nacht, kommende Nächte. Er nickte. Er meinte es so. Sie ahnte ja nicht, dass es nicht nur reine Zuneigung für sie war, sondern noch immer die Unsicherheit und Ungewohntheit, allein schlafen zu müssen. Denn er wollte schlafen, er musste. Er könnte seine Pläne nicht weiter verfolgen, wenn er wie zu einem Großteil auf seiner Reise mit Zarrah, Razag und Crystin vor lauter Müdigkeit kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Trotzdem war es mit Lariana auch für ihn etwas Neues, etwas Unglaubliches. Er sah ihre Tränen. Er sah ihr Lächeln. Sie freute sich aufrichtig darüber, ihn in ihrer Nähe zu haben und keiner von beiden sprach bislang davon, auch körperlich auf Tuchfühlung gehen zu müssen. Trotzdem wirkte sie so glücklich. Es bewegte Synnover. Niemand hatte sich jemals so offen sichtbar und so ... echt darüber gefreut, dass er bei demjenigen bleiben würde. In Yolinthas und den Gesichtern anderer Dunkelelfinnen glühte nur das Wissen auf, dass sie ihn dann die ganze Nacht beanspruchen könnten ... und würden. Aber nicht einmal Zarrah hatte ihn mit dieser Wärme und Herzlichkeit empfangen. Es war eben nicht ihre Art. Außerdem nahm sie mich wegen ihrer Mission mit. Jedenfalls war das noch zu Beginn der Grund. Dass sie ihn liebte, kristallisierte sich ja erst viel später heraus und im Grunde nicht einmal das. Auf den Klippen hatte sie ihm ihre Zuneigung gestanden, sowie ihren Wunsch mehr zu wollen. Mehr ... Körperlichkeit. Lariana wollte all das nicht. Sie erhoffte es sich, aber sie limitierte ihn nicht darauf. Nun, Zarrah hatte es auch nicht getan. Andererseits hatte sie ihn zu diesem Zeitpunkt bereits einmal gehabt. Darüber hinaus war sie keine Jungfer mehr gewesen, oh bei weitem nicht! Syn erinnerte sich an ihren Ritt und wie fest sie dabei im ... Sattel saß. Sie hatte ihn gut geführt, so wie er die Hymlianerin vorhin noch beim Tanz. Jetzt aber griff sie aufgeregt die Hand des einstigen Sklaven, um ihn mit sich nach Hause zu bringen.
Eine kleine Schleichaktion mit stibitzter Wurst, Käse und Honigwein später fanden sie sich im Zimmer der Hymlianerin ein. Der Mond füllte beinahe den gesamten Rahmen des großen Fensters aus. Sein blasses Licht tauchte den Raum in matte Farben. Sterne glitzerten hinter ihm, aber Synnover hatte jetzt weder einen Blick für sie übrig noch für den Himmel an sich. Er brauchte weder mit Neid noch Sehnsucht zum Unbegriff der Freiheit empor schauen, er besaß sie bereits und gerade spürte er sie sehr intensiv. Ein wenig fühlte er sich verpflichtet, Lariana etwas zurückzugeben. Ihrer Art allein war es zu verdanken, dass ihn dabei nicht das übliche Unbehagen beschlich, das er stets unterdrücken musste, um die Farben seiner Masken nicht verblassen zu lassen. Bei Lariana hingegen fühlte es sich alles natürlich an. Selbstverständlich würde er ihr eine fantastische Aussicht bieten, indem er sich gemächlich vor ihr entkleidete und dabei die besten Posen einnahm, um in seiner Abwesenheit von ihm zu träumen. Er wollte Poesie auf ihren Körper schreiben, doch im Moment schlug er eher mit Hammer und Meißel sein Abbild in ihr Gedächtnis. Sie würde diese Bilder niemals wieder vergessen.
Als finale Tat wandte er sich schließlich dem Bett zu. Lariana hatte es sich dort bequem gemacht, besaß aber nur Augen für Synnover. Schöne, große, blaue Augen, in denen keine Lust, sondern Faszination glitzerte. Für einen Wimperschlagen stoppte Syn in seiner Bewegung, um sie zu mustern. Ihm stand der Mund nicht offen, aber es legte sich erneut die Überraschung des Ungewohnten zusammen mit einer Spur Rührung auf sein Herz, als er sie so sah. Dann blinzelte er den Moment beiseite und konzentrierte sich wieder auf die eigene Darbietung. Die letzten Hüllen in Form seiner Hände fielen und er zeigte Lariana, was Mann von Frau unterschied und womit er sie bald verführen würde. Bereit war er dafür noch nicht, aber darüber sorgte er sich keine Sekunde. Er kannte sich. Sein Körper war jederzeit abrufbar. Man hatte ihn darauf konditioniert. Er müsste nur etwas Anregendes denken und schon würde sein Fleisch sich festigen und der schönen Hymlianerin entgegen recken. Sie half aus, als sie das Bett verließ, um nicht nur mit den Augen zu ergründen.
"Ich ... bin ganz aufgeregt."
"Ich noch nicht", witzelte er und schaute an sich herab. Larianas Blick reichte ihm zunächst jedoch nur bis zur Brust. Sie blieb nicht passiv, aber sie war noch unerfahren. Es zeigte sich in ersten zaghaften, dennoch tapferen Schritten. Sie erkundete seine nackte Haut mit den Fingerspitzen, dass es Syn die Härchen aufrichtete ... und mehr. Er seufzte auf, stieß die Luft dabei bewusst mit einem seichten Brummen aus. Die Frauen mochten es, wenn er auf diese Weise "schnurrte". Er gab Lariana die Zeit, die sie brauchte und ließ sich berühren. Er hob sogar ein wenig die Arme vom Körper weg, damit sie jeden Zentimeter von ihm abtasten konnte, wenn sie es wollte. Dabei blieb er höflich, drängte sie auch nicht dazu, doch mal tiefer zu greifen. So war er nicht, denn das hätte eher ihm Lust bereitet als ihr ... und das war nicht Sinn der Sache. Jedenfalls früher nicht. Erin hatte es zur Bedingung gestellt ... und es hatte sich großartig angefühlt. Er beobachtete Larianas Finger nun mit einer gewissen Sehnsucht. Aber sie wanderten nicht unterhalb seiner Gürtellinie. Sie kniff ihm nicht einmal in den Hintern. Dafür war sie zu unschuldig, zu artig. Er würde es ihr schon noch austreiben, obgleich er es durchaus niedlich fand - an ihr!
Die Pfade ihrer Finger führten definitiv eher empor, bis er seine Wange in ihre Hand lehnte und den Kopf dabei etwas schief legte. Er lächelte sie auf eine Weise an, die eigentlich einstudiert war und das perfekte Bild eines verliebten Jünglings darstellte. Verliebt war er wohl nicht - er wusste ja gar nicht, wie! - aber es war ausnahmsweise echt. Das Lächeln lag nicht nur auf seinen Lippen. Es erreichte seine Augen und zauberte Glitzerstaub über die lindgrünen Weiten. Auch Lariana verzauberte es, so dass sie nach nur kurzem Zögern wiederholte, was ihr auf den Straßen aus dem Affekt heraus passiert war. Ihre Lippen senkten sich auf die seinen. Sie küsste ihn so sanft, als setzte sich ein Schmetterling auf seine Haut. Er spürte es kaum, zugleich aber so intensiv, dass sein ganzer Körper von einem Schauer durchfahren wurde.
Jetzt war auch Synnover bereit, so dass Larianas Rückzug geradezu perfekt abgestimmt war. Die kleine Distanz die sie aufbaute, füllte ein wackerer Körperteil des weißen Kaninchens aus, indem er sie wie ein Arm nach Larianas ausstreckte. Als sie dann noch für Gerechtigkeit in Sachen Nacktsein sorgte und sich auszog, zuckte Synnovers Fleisch geradezu willig.
Synnover wusste jedoch, sich zu beherrschen. Er gönnte sich den Ausblick auf ihre Brüste. Sie würden genau in seine Hände passen. Sie sind etwas kleiner als bei Zarrah, stellte er fest, wertete Lariana dadurch aber nicht ab. Es kam nicht auf die Größe an, Hauptsache sie waren vorhanden und bereit, von ihm gestreichelt, geknetet, geküsst und angeknabbert zu werden. Er würde sich gut um sie kümmern, ebenso wie um den Rest dieses Körpers.
"Gefalle ich dir?"
"Wie keine andere", zog er eine Karte aus seinem Musterhandbuch der Antworten, die Frauen gefielen. Er musste sich eben noch von seiner Routine lösen, so wie Lariana gerade lernte, Neues in ihre Welt zu lassen. Nach dieser Nacht sollten beide wohl nie wieder dieselben sein. Nach einem erneuten Kuss zog sie Synnover mit sich zum Himmelbett. Die Laken waren so weich wie sie aussahen und versprachen eine erholsame Nacht, nachdem er seine Arbeit geleistet hätte. Aber war es noch das? Er war frei und er ... wollte es tun. Er wollte es zumindest ausprobieren und erfahren, ob es einen Unterschied machte. Doch hierzu fehlte noch ein ganz essentielles Detail.
Synnover kroch hinter Lariana her auf das Bett. Sobald sie lag, beugte er sich schon über sie, schaute sie an. "Lari...", begann er und zuckte plötzlich wie unter einem Peitschenknall zusammen, als eine Welle aus Angst ihn überkam. Hektisch schaute er sich um. Yolintha war nicht hier. Niemand war hier, der ihn verurteilen oder gar züchtigen würde, weil er es wagte, auch von seinen Bedürfnissen sprechen zu wollen. Lariana war nett. Sie würde ihm zumindest gestatten, darüber zu reden. Und er war frei.
So schnell wie der Schreck in ihn gefahren war, so schnell ließ er auch wieder von ihm ab. Trotzdem legte sich eine gewisse Beklemmung um sein Herz, als wollte sie ihn doch noch daran hindern, auf das hoffnungsvolle Schlagen zu hören. Syn räusperte sich. "Stellst du ... irgendwelche Bedingungen?", fragte er und bemerkte selbst, wie grotesk es sich anhörte. So schüttelte er den Kopf, versuchte es anders. So wie Lariana sich an seiner Haut vorgewagt hatte, musste Synnover nun kleine, unbeholfene Schritte aus Mut gehen. Beinahe hinterließ er den Eindruck, die unberührte Jungfer zu sein. Er war nervös, wich ihrem Blick immer wieder aus, setzte mehrmals zum Sprechen an und seufzte dann, weil es ihm nicht gelang. Schließlich zog er sich von ihr zurück, um sich auf die eigenen Fersen zu setzen. Mit den Fingern rutschte er über die Haut seiner Oberschenkel hinweg. Dann schloss er die Augen, atmete ein letztes Mal tief durch. Nun musste es heraus. Mehr als ihn zu schlagen für seine Dreistigkeit würde sie wohl nicht tun. Vielleicht jagte sie ihn auch nackt aus dem Haus. Dann musste er sich einen anderen Schlafplatz suchen ... und neue Kleidung. Oder er müsste betteln und die ganze Nacht Wiedergutmachung leisten. Aber er würde es nicht erfahren, wenn er jetzt den Mund hielt und er musste es wissen. Schließlich hoffte er darauf, dass es einen Unterschied machte.
"Lari ... sag mal ... werden wir beide ... also ..." Synnover hob den Blick an, um ihn auf die blauen Augen der Schönheit vor sich zu richten. "Darf ich dich fragen, ob ... ich auch ... Darf ich ebenfalls auf meine Kosten kommen? Du musst es nicht erlauben und ich werde nie wieder fragen! Ich verspreche es. ich brauche nur jetzt ... eine Antwort. Um Klarheit zu schaffen! Nicht, dass ich mich ... danach ... sehne.." Seine Stimme verlor an Kraft, wurde zu einem Wispern und auch sein Blick rutschte wieder bis auf das Laken hinunter. Er spannte sich an, um jede Möglichkeit eines Zitterns im Keim zu ersticken. Nun war er es, der ganz aufgeregt war. Sie ist nett. Sie wird schon nicht zu brutal sein. Eine Ohrfeige und ein paar maßregelnde Worte, dann weiß ich Bescheid. Er schluckte leer, weil er dennoch das Gefühl hatte, dass eine derartige Reaktion mehr schmerzen könnte als die Strafen, die Yolintha ihm für eine derartige Entgleisung zu spüren gegeben hätte. Alles, was er wollte, war doch nur die Hoffnung auf ein wenig Glück ... weil es ihm nichts ausmachen würde, mit Lariana in die Horizontale zu gehen. Weil es mit ihrer Erlaubnis auf beidseitige Befriedigung sogar möglich sein könnte, dass ... es ihm nicht nur nichts ausmachte, sondern er Gefallen daran finden könnte. Es wäre eine ganz andere Form der Freiheit, könnte Synnover sich endlich auch von den letzten Ketten der Nachtklingenherrschaft über seinen Leib und seine Seele lösen. Es lag nun an dieser unschuldigen Hymlianerin. Sie würde sein Schicksal bestimmen und sie ahnte nichts!
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Montag 5. August 2024, 13:47

Bisher war Synnover nicht in den Genuss gekommen, der Dunkelelfe aufrichtig und ohne Wertung zuzuhören. Noch bis vor Kurzem war er von Zweifeln zerfressen, ob Zarrah mit ihm ebenfalls nur spielte. Es lag ständige eine gewisse Gefahr darin, sich zu sehr einzulassen und etwas zu erhoffen, von dem Synnover wusste, dass Sklaven es nicht bekamen. Zuneigung war etwas, das er sich durchaus wünschen könnte, aber war Zarrah hier die richtige Person dafür? Oder war sie doch eben ‚nur‘ eine Nachtklinge und er musste den Sprung weg vom Boden und den darauf Wandelnden schaffen? War nicht sein alleiniger Ausflug nach Hymlia bereits dieser erste Schritt? Nun stand er hier, vor Lariana die sich ihm ebenfalls zeigte und würde gleich ihren Schoß erobern. Er wollte es, denn er fühlte sich hier oben sehr wohl. Hier hatte niemand einen Grund, ihn zu hintergehen und keiner wusste, wofür er eigentlich geschaffen worden war. Hier schlug ihm Aufrichtigkeit entgegen, selbst wenn eine Galina nur ihren Spaß mit ihm haben wollte. Aber… er durfte ablehnen. Niemand schlug ihn dafür. Ehrlichkeit auszuleben war ein wundervolles Gut und Syn lernte, wie es sich anfühlen konnte, wahrlich in Freiheit zu leben. Auch wenn Zarrah erst die Möglichkeit für all das geschaffen hatte… war sie doch nicht diejenige, die sich ihm nun auf jene zärtliche Weise annahm, wie es Lari tat. Die Hymlianerin ging äußerst behutsam mit ihm um und hatte ihm bereits gestanden, dass sie von Anfang an verzaubert, war von ihm. Dabei aber nicht von seiner Optik, denn die hatte sie hier in vielfacher Ausführung. Es … lag an ihm. An seinem Inneren. Auch wenn sie sich kaum kannten, reichte es bereits aus, dass jemand von ihm verzaubert wurde. Synnover’s innerer Kampf um die Freiheit bekam ein weiches Kissen und durfte sich darauf betten. Sie war sicher. Sicher vor allen Nachtklingen und Morgeria’s dieser Welt. Lari gestand Synnover, dass sie aufgeregt war. Für sie war es Neuland, für ihn lästiger Alltag und doch entwickelte sich etwas Neues hier und jetzt. "Ich noch nicht", machte er sogar einen Witz und das, ohne gescholten zu werden. Lariana gluckste und warf einen Blick auf die Mitte des Kaninchens. „Das kommt schon noch“, biss sie sich frech auf die Unterlippe und kicherte abermals. Lariana erkundete seinen nackten Körper mit ihren Fingern und schaffte es schließlich durch einen weiteren, zarten aber beherzten Kuss, dass er sich nach ihr reckte.
Sie trat zurück, ließ die Hüllen fallen und fragte, ob sie ihm gefiele. "Wie keine andere", kam es fast etwas zu schnell und Lariana stutzte für den Bruchteil einer Sekunde. Dann aber lächelte sie geschmeichelt, blickte auf die Mitte des Kaninchens und holte tief Luft. Welch Anblick! Lariana konnte nicht verbergen, dass es ihr in jeden Fall gefiel, denn sie beleckte sich die Lippen und biss sich erneut darauf. Ihre Wangen färbten sich rot und ein Schauer ließ ihre Spitzen sich aufrichten. Sie reagierte auf das, was sie sah, und ihr Körper begann sich danach zu sehnen. Sie zog Syn mit sich, der sofort über sie rutschte und ihre Hände fanden Halt an seinen Schultern. “Lari…“, setzte er an, doch die boshaften Erinnerungen seiner Vergangenheit konnten keine Ruhe geben. Synnover fühlte, wie die Panik in ihm aufstieg. Er wollte, er musste nachfragen aber… was würde geschehen, wenn er es tat? Würde sie ihn zertrampeln? Schlagen? Fortjagen?

"Stellst du ... irgendwelche Bedingungen?" Sie verstand nicht und hob die Augenbrauen. „Hm?“, fragte sie nach. Sie kam auf die Unterarme, als er sich zurückzog und auf die Fersen setzte. Fragend blickten ihm die dunkelblauen Augen entgegen. Für einen Moment huschte nun auch durch ihre Mimik Unsicherheit. Aber Larian griff nach seiner Hand. „Du kannst es mir sagen?“, ermutigte sie ihn und wartete dann geduldig ab, was er ihr zu sagen hatte. "Lari ... sag mal ... werden wir beide ... also ... Darf ich dich fragen, ob ... ich auch ... Darf ich ebenfalls auf meine Kosten kommen? Du musst es nicht erlauben und ich werde nie wieder fragen! Ich verspreche es. ich brauche nur jetzt ... eine Antwort. Um Klarheit zu schaffen! Nicht, dass ich mich ... danach ... sehne.." Lariana hob die Augenbrauen an und machte ein fragendes Gesicht. Dann sickerte Erkenntnis darüber, was er meinte, in ihr Bewusstsein und sie verstand. „Oh!“, meinte sie und sofort schoss ihr die Röte erneut in die Wangen, während sie zu lächeln begann. Nun folgte sie Synnover und kniete sich vor ihn. Lariana sah den Weißhaarigen einen Moment lang an, dann hob sie ihre Hand und legte sie an seine Wange. „Synnover aber… aber genau darum geht es doch! Ich… möchte es gerne mit dir erleben aber… aber nicht, wenn du keinen Spaß daran hast!“, lächelte sie. Lariana wurde etwas mutiger, neigte sich vor und begann dann damit, seine Wange zu küssen, sein Ohr, seinen Hals. „Es soll sich für dich gut anfühlen, so wie für mich… wir… wir machen das zusammen, nicht wahr?“, raunte sie, küsste, leckte und probierte sich in der Rolle der Verführerin aus. Dann schließlich umschloss ihre Linke seine Mitte und begann mit sanftem Druck daran zu reiben. „Ich möchte sehen können, dass du Freude daran hast… dass es dich erregt, wenn ich dich berühre… so, wie es mich erregt, wenn du mich ansiehst, mich berührst…“, flüsterte sie zärtlich und küsste sein Schlüsselbein. Lariana war gewiss Jungfrau, aber sie war nicht unbelesen. Sie kannte die Theorie und übertrug sie nun nach bestem Wissen und Gewissen auf die Praxis. Schließlich erreichte sie seine Brust, leckte neckisch mit der Zungenspitze darüber, ehe sie sich immer weiter hinunterbeugte. Bis sie mit ihren Lippen vor seinem Speer innehielt. Ihr Atem hauchte warm darüber und sie schluckte kurz. Unsicherheit war auch jetzt noch vorhanden, aber sie war mutig. Und sie war freudig erregt, sich mit Synnover’s Hilfe auszuprobieren. Zu sehen, was ihm gefiel… „Zeig mir, was dir gefällt, Synnover…“, hauchte sie erregt und umschloss seinen Speer mit ihren Lippen. Sie brauchte einen Moment, um sich ein wenig an das Gefühl zu gewöhnen, aber dann saugte sie daran, leckte und stöhnte zufrieden, weil es sie selbst anregte. Dann warf sie einen Blick hinauf in sein Gesicht und wollte ergründen, was ihm gefiel und was nicht. Synnover brauchte keine Bedenken zu haben… Lariana würde sich mit ihm gemeinsam ausprobieren und er durfte ihr sagen, was ihm gefiel, was er wollte und worin ER sich ausprobieren wollte. Lariana ließ auch ihn üben. So konnten sie gemeinsam diese Nacht nutzen, um herauszufinden, was ihnen gefiel und was sie nicht mochten. Es war ein Testen, ein Necken, ein… Spiel. Wohl das schönste Liebesspiel, das Synnover jemals hatte haben dürfen. Und… womöglich lernte er, dass er den Boden und alles, was er darauf zurückgelassen hatte, nicht mehr brauchte… Hier war er frei, frei wie der Wind.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Synnover » Sonntag 11. August 2024, 16:33

Es war schwer vorstellbar - gerade für Synnover -, dass Lariana ihn ob seiner inneren Werte anziehend fand. Jedenfalls auf eine Art und Weise, dass sie sich nur dadurch verzaubern ließ. Denn wieviel von ihm hatte sie bisher gesehen und erlebt? Reichte ein Tag aus, um nicht nur in anfängliches Schwärmen zu geraten? Das konnte Syn generell nicht beantworten. Er schwärmte nicht. Dieses Gefühl gab es für ihn nicht - nicht mehr, auch wenn er mehr und mehr die Treppe aus Freiheit erklomm und sich mit jeder Stufe weiter von all dem entfernte, was am Boden war. Was oder wer dort vielleicht auf ihn wartete...
Aufrichtige Zuneigung empfand er für Lariana nicht, zumindest nicht in dem Ausmaß wie sie es ihm so herzlich entgegenbrachte. Bedauerlicherweise war er über ihre Schönheit hinaus kaum verzaubert worden. Sie gefiel ihm, denn niemand konnte abstreiten, dass sie eine wahre Augenweide war. Man musste sich nur den einen oder anderen Blick mehr gönnen. Dann bemerkte man nämlich, dass Lariana es nicht nötig hatte, sich auszustaffieren. Sie strahlte eine natürliche, hymlianische Faszination aus. Allein ihr Blick konnte in den Bann schlagen und vielleicht ließ das weiße Kaninchen sich auch davon etwas einlullen. Mehr aber zog ihn ihre Freundlichkeit an, so dass er sie keineswegs mehr mit neutralem Blick anschaute. Aber von ihr verzaubert war er nicht. Er ... schätzte sie, sehr sogar. Er war ihr dankbar, dass sie ihn in Hymlia an der Hand nahm, ihm Dinge zeigte. Vor allem aber stellte sie ihm einer Welt vor, die ihn ehrlich mit sich sein ließ und das war es, weshalb er nun vor ihr stand - nackt und durchaus bereit, sich aus eigenem Willen auf sie einzulassen. Er dachte kaum darüber nach, ob es sein Wunsch oder antrainiertes Erfüllen von Erwartungen war, wenn er sie küsste oder berührte. Syn merkte einfach, dass es ihm nicht ausmachte - nicht bei Lariana. Das stellte einen enormen Unterschied dar, mehr schien es jedoch nicht zu geben. Das Kribbeln, das die Hymlianerin beschrieben hatte, blieb bisweilen aus. Leider ging es Synnover genau darum. Er wollte es erfahren. Er verknüpfte es mit Professor Filius' Definitionen von Liebe und redete sich bereits ein, dass er sie dadurch verstünde, wenn sich auch in seinem Bauch ein Schwarm von Schmetterlingen breitmachte, sobald er auch nur in der Nähe einer anderen wäre. Lariana war nicht diese eine, aber vielleicht ... wenn er erst einmal mit ihr auf Tuchfühlung gegangen wäre? Schließlich war schon das Vorspiel des Vorspiels mit ihr so anders als mit anderen!
Synnover hatte seinen Entschluss längst gefasst. Er wollte ausprobieren, was und ob sich überhaupt eine Änderung - für ihn - einstellte, wenn er tat, was er immer hatte tun müssen. Für ihn stellte es schon einen Fortschritt dar, dass die bislang einzig erkannte Änderung war, dass er plötzlich durchaus freiwillig auf Sex einzugehen bereit war. Mehr noch, unter seinen Fingern juckte eine gewisse Neugier. Lag es nur daran, dass endlich jemand nett mit ihm umsprang? Wirklich und aufrichtig nett? Bei Lariana erwies sich, dass sie sogar mehr als das war. Sie war geduldig, offenherzig und auch ein bisschen mutig. Sie zögerte nicht, sich ihm ebenso schnell nackt zu präsentieren. Für eine Jungfrau überschritt sie hier Grenzen, die Synnover fremd waren. Sie war gewiss nicht seine erste gänzlich Unberührte. Es gab dunkelelfische Adelshäuser, die ihn speziell auf die gehüteten Töchter ansetzten, damit sie für den eigentlichen Ehemann in der Hochzeitsnacht auch entsprechend vorbereitet wären. Das weiße Kaninchen galt hierbei quasi als Übung. Allerdings hatte er im Laufe dieser Jahre es eher mit Jungfrauen von Crystins Schema zu tun bekommen: scheu, peinlich berührt und zögerlich, ihren inneren Trieben nachzugeben. Er musste es stets aus ihnen herauskitzeln, sich fallenzulassen. Etwas, das ihm nie erlaubt gewesen war!
Und nun war hier Lariana - ebenso unberührt, unerfahren, aber keineswegs scheu, verlegen oder ängstlich. Es war ein so erfrischendes Gefühl, mit ihr nackt zu sein und sich betrachten zu lassen. Es besaß einen derartigen Reiz, dass Synnover sich sogar dabei ertappte, neugierig auch auf ihren Körper zu sein. Auch er betrachtete sie, wollte ihre Haut berühren und herausfinden, wie sie auf seine Zärtlichkeiten wohl reagierten mochte. Mit ihrem Mut schenkte sie ihm eine Zuversicht, sich ebenfalls mehr zu öffnen. So fragte er, ob er auch bislang verbotene Grenzen für sich überschreiten durfte. Es war etwas, das er bei Yolintha niemals wieder gewagt hätte, nachdem sein erster und einziger Versuch zum Zerschlagen seiner Seele geführt hatte. Ich bin entweder dumm oder ... Hymlia ist doch anders als alles, was ich bislang habe durchleben müssen.
Synnover war nicht dumm. Er war mutig, aufrichtig und sollte dafür endlich einmal belohnt werden.
Als Lariana verstand, was er mit seinem Nachfragen überhaupt ausdrücken wollte - mehr als die Frage selbst suggerierte - röteten sich ihre Wangen, so dass das Nachtblau ihrer Augen von den Farben eines Sonnenuntergangs umrahmt wurde. Sie kniete sie vor ihn und berührte Synnovers wange. Sie fühlte sich warm an, aber nicht erhitzt von aufgeregter Verlegenheit. Er hielt still, denn er traute dem Ganzen noch nicht. Ein kleiner Rest Zweifel blieb - aus Erfahrung geboren. Denn auch wenn Lariana sich so anders als Yolintha oder die vielen Dunkelelfen zeigte, von denen er sich auf ähnliche Weise hatte berühren lassen, konnte diese Form der Zärtlichkeit immer noch umschlagen. Jederzeit. Ein Körnchen Furcht ließ ihn Abstand halten und sich lieber doch für Schmerz wappnen. Lariana mochte keine Dunkelelfe sein, aber nicht einmal das musste etwas heißen. Auch Jasmina aus dem 'Gejagten Eber' hatte ihn erst sanft berührt, nur um ihn dann mit Schmerz an seinen einzigen Zweck auf Celcia zu erinnern.
Er wartete ab, erwartete den Schmerz. Die Ohrfeige blieb aus. Das ließ Syn dann doch die Stirn runzeln. Würde sie ihn gar nicht bestrafen, obwohl er seine eigenen Bedürfnisse mindestens auf gleiche Ebene mit den ihren gestellt hatte? Obwohl er gefragt hatte, ob er nicht vielleicht auch ... Freude an dem haben dürfte, was sie beide gleich tun wollten?
"Synnover, aber ... aber genau darum geht es doch!"
"Seit wann?", erwiderte er in einer Mischung aus versteckter Bitterkeit und ehrlicher Überraschung. Denn er spürte, dass Lariana ihre Gegenfrage genauso aufrichtig stellte wie sie ihm bisweilen begegnete. Sie war zwar so ehrlich mit ihm wie Zarrah, aber im Gegensatz zur jüngsten der Nachtklingen schien sie keine eigenen Geheimnisse zu wahren. Lariana war ... vollkommen offen, nur damit er nichts fürchten musste. Sie bot ihm eine Zuflucht an, dessen Existenz Synnover zum einen nicht erwartet hätte, zum anderen niemals geglaubt hätte, für sich beanspruchen zu dürfen.
"Ich ... möchte es gerne mit dir erleben, aber ... aber nicht, wenn du keinen Spaß daran hast!" Er schwieg. Auch diese Aussage ließ ihn gänzlich perplex zurück. Sie erlaubte ihm nicht nur Spaß, sie wünschte es ihm! Sie wollte das Gefühl mit ihm teilen. Sie dachte an ihn. Sie ... war anders.
Synnover konnte nicht sagen, niemals in seinem Leben Freude an Sex gehabt zu haben. Gerade sein erstes Mal mit Yolintha war überragend gewesen, aber sein Irrglaube, dass dabei aufrichtige Gefühle im Spiel wären oder er gar verstand, was vor sich ging, hatte sich bitter gerächt. Fortan war Spaß bei Yolintha nur noch eine Illusion, die Leistung und einer Erwartungshaltung ihrerseits an das weiße Kaninchen ersetzten. Doch auch danach hatte Synnover sich hin und wieder dem Gefühl von Freude hingeben dürfen. Es war nur nicht mehr so rein gewesen und die Male, in denen man es ihm gestattete, hatte er an einer Hand abzählen können. Eine Hand ... in sechs Jahren, in denen er mutmaßlich keine Nacht je allein verbracht hatte, wenn er sich nicht gerade von einer Verletzung erholte oder mit Arrest bestraft worden war. Selbst dann gab es Momente, in denen er dennoch in der Horizontalen noch hatte Leistung erbringen müssen. Wen scherte schon sein Schmerz? Wen kümmerte es, was er fühlte oder eben nicht fühlen durfte?
So bewahrte er die wenigen Momente an Freude in dieser Zeit in sich auf, obgleich er wusste, dass sie nicht ansatzweise an seine erste Nacht mit Yolintha heranreichten, an die er sich kaum noch hatte erinnern können. Er wusste nur noch, dass sie einzigartig gewesen war. Den Rest hatte sie mit seiner Seele zertrümmert und irgendwie ... waren zumindest rein emotional alle Gedanken daran verloren gegangen. Es blieb einfach ... nichts, erst recht kein Kribbeln. Das hatte er auch mit anderen Dunkelelfinnen nicht erlebt, selbst wenn sie ihm gestatteten, sich hinzugeben. Schließlich zählte auch dort nur die Leistung und so hatte er sich stets zurückgehalten. Er fand ... Befriedigung, aber sie fühlte sich leer an. Taub. Sie fand rein physisch statt, erreichte aber weder seinen Geist noch seine Seele.
Mit Erin war es ähnlich gewesen. Die blonde Seefahrerin hatte die Bedingung an ihn gestellt, Spaß zu haben und Synnover hatte sich bemüht, die gestellte Erwartung zu erfüllen. Er erinnerte sich, ihr am Morgen bestätigt zu haben, dass es gut gewesen war. Das hatte vordergründig aber den Schlaf als Grund gehabt, den er nach seiner Leistung erhalten hatte dürfen. Sein Höhepunkt mit Erin war zwar ... ehrlicher gewesen als so mancher Kuss, aber auch hierbei hatte etwas gefehlt. Er konnte am Morgen danach nicht einmal die Freude missen, weil Schamgefühl und ein Ekel auf sich selbst seine Emotionen vollkommen einnahmen.
Syns langes Schweigen spornte Lariana offenbar zu Aktivismus an. Plötzlich weckte sie ihn aus seinen Gedanken, als sie Wange, Ohr und Hals küsste. Er neigte den Kopf vollkommen routiniert, damit sie die bevorzugten Stellen erreichen konnte. Er war es schließlich gewohnt, den Wünschen seiner Kundinnen zu entsprechen, auf ihre Vorlieben einzugehen. Er...
"Es soll sich für dich gut anfühlen, so wie für mich ... wir ... wir machen das zusammen, nicht wahr?"
Syn stutzte. Lariana aber ließ sich nun nicht mehr bremsen. Sie setzte weitere Küsse an seinen Hals, wanderte von dort bis zu seinem Schlüsselbein und fuhr mit ihrer Zungenspitze den Knochen unter seiner Haut nach. Ein angenehmer Schauer überkam ihn. Trotzdem reichte es nicht ansatzweise an das Gefühl heran, das sie ihm mit ihrer folgenden Berührung zukommen ließ. Erneut überraschte sie Syn mit ihrem Mut und umschloss trotz aller Unerfahrenheit sein von den Damen stets am höchsten gelobte Körperteil. Sie hielt sich nicht nur daran fest oder erkundete scheu Größe und Form - beides leicht überdurchschnittlich für seine Herkunft. Er brauchte nichts zu verstecken! Lariana wollte das auch gar nicht. Aber sie hielt sich auch nicht damit auf, nur eine eigene Entdeckungsreise zu machen. Sie wollte ihm Zärtlichkeiten zukommen lassen. Sie wollte ... es zusammen erleben.
Ihre Handbewegungen waren noch ein wenig grobmotorisch, bis sie ihr aus Büchern angeeignetes Wissen auch in die Praxis umsetzen konnte. Ihre schnelle Auffassungsgabe ließ die ersten unbeholfenen Reibungen sich aber rasch ausbauen und schon bald hatte sie heraus, wie sie seine gespannte Haut liebkosen musste, damit sie eine Veränderung in Synnnovers Atmung bemerkte.
Sie war dennoch nicht perfekt. Das brauchte einfach Zeit und Übung. Aber sie schaffte es trotzdem, Syn auf eine Art und Weise zu reizen, dass er gänzlich selbst vergaß zu handeln. Normalerweise nahm er sofort das Zepter in die Hand, führte und wies gerade die Unerfahrenen an, damit sie die höchsten Freuden des Körperlichen erlebten. Jedoch jedoch sorgte Lariana bei ihm dafür und das ließ ihn gänzlich handlungsunfähig zurück. Bis sie sie ihr Gesicht direkt vor seiner prall massierten Härte herab neigte und mit heißem Atem gegen die Spitze seiner Haut hauchte: "Zeig mir, was dir gefällt, Synnover..." Schon wölbte sie ihre Lippen über alles, womit sich ihre Hand bis dahin noch befasst hatte. Feuchte Wärme hieß Syn Willkommen, zusammen mit einer Zunge, die nicht nur seinen Geschmack erkundete. Er spürte sie an seiner gesamten Länge entlang gleiten, wo Lariana hin und wieder neugierigen Druck ausübte. Syn schluckte.
"Gefällt mir", brachte er hervor und musste sich räuspern. Sein Hals war trocken, als hätte sein erregter Atem dort alles ausgedörrt. Noch sträubte sich sein antrainiertes Verhalten dagegen, den Verstand hinweg driften zu lassen. Er schaute auf den weißen Schopf herab, der an ihm zu Gange war. Er verfolgte die Schattenspiele, die Mondlicht auf Larianas Rücken und ihren empor gestreckten Hintern zauberte. Normalerweise erregte ihn ein derartiger Anblick kaum noch. Sein Körper reagierte darauf, aber jetzt fiel ihm auf, dass er sich die Hymlianerin ... gern anschaute. Vor allem, wenn sie an ihm herumspielte und versuchte, ihn über die Grenzen des Verbotenen zu locken. Aber nein, nichts war ihm mehr verboten, nicht bei ihr! Sie wollte sogar, dass er sich fallen ließ. Sie wollte, dass er Freude daran hatte ... gemeinsam mit ihr.
Syn schob seine Hand in Larianas Haare. Sie fühlten sich weich und seidig an. Er streichelte ihren Kopf, wies sie so stumm an, die Geschwindigkeit ein wenig zu drosseln. Gleichzeitig gab er ihr eine erste Rückmeldung, dass sie ruhig weitermachen konnte. Denn Sprechen war ihm gerade nicht möglich. Um die Stimmung nicht zu unterbrechen oder gar zu ruinieren, bis er sich auf die Knöchel seiner zur Faust geballten anderen Hand. Er biss hinein, damit er nicht shcluchzte, während ihm heiße Tränen die Wangen hinunter rannten. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, wischte er sie hastig beiseite. Erst dann versuchte er, Lariana von sich zu lösen. Synnover lächelte dabei, aber der jungen Frau würden vielleicht die geröteten Augen auffallen. Vielleicht auch nicht, bedachte man die Lichtverhältnisse. Es kümmerte Synnpver nicht. Yolintha hatte es auch nie gekümmert, wenn er offene Tränen gezeigt hatte. Solang er nicht wimmerte, schluchzte oder Herz zerreißend weinte, sondern sie einfach strömen ließ, tolerierte sie diese Schwäche am Kaninchen. Lariana aber würde mehr tun. Er wusste es instinktiv. Sie würde es ... akzeptieren, so wie sie ihn akzeptierte.
"Lass mich dir zeigen, was dir gefällt", raunte er, nun auch wieder Herr über seine Stimme. Woher auch immer sie ihr Wissen bezog, es war an der Zeit, dass Synnover ihr die Praktiken zeigte. Nun war er es, der nach ihren Lippen haschte, ihren Hals und mehr küsste. Er wandelte einen erotischen Pfad zwischen ihren Brüsten entlang, wobei er die Erklimmung der beiden sanften Hügel gewiss nicht ausließ. Wie er versprochen hatte, wollte Syn Poesie auf ihren Körper zeichnen, nahm sich dabei Zeit und schrieb besonders verschnörkelte Formulierungen. Dabei sagte er nicht viel. Hin und wieder säuselte er Lariana zu, was ihm an ihr gefiel, neckte über eine Reaktion, beteuerte ihr vor allem aber, dass sie ihm signalisieren sollte, falls es an irgendeiner Stelle für sie zu viel würde. Er war der geborene Liebhaber, gerade für die Unerfahrenen. Synnover ging schon immer zärtlich mit ihnen um, verlachte weder unbeholfene erste Versuche noch düstere Fantasien. Er konnte hierzu aber auch auf ein reiches Repertoir zurückgreifen. Einzig auf LIebesbekundungen verzichtete er jetzt. Diese ... passten nicht hierher.
Wärme und bald auch echte Lust breiteten sich in ihm aus, vereinnahmten sein Tun und ließen selbst ihn außerhalb der Routine handeln. Er eroberte Lariana nicht, so wie er es bei Crystin vorgehabt hätte, wäre seine Wunde dabei nicht aufgerissen. Er ließ sich aber auch nicht einfach erobern wie Zarrah es mit ihm getan hatte, um sich selbst einen guten Ritt und ihm eine angenehme Aussicht zu bescheren. Lariana wollte es gemeinsam erleben und so lagen Synnover und sie bald nebeneinander, aneinander geschmiegt, dass sie sich in die Augen schauen konnten. Er spürte ihre harten Spitzen an seiner eigenen Brust und sie durfte erleben wie es sich anfühlte, wenn ein Mann willig um Einlass klopfte. Immer wieder zuckte Synnovers Fleisch gegen ihre Mitte, ohne dass er sich nahm, was ihre beiden Körper wollten. Noch nicht, aber gleich wäre es soweit. Die Stimmung war nahezu perfekt.
"Danke", hauchte Syn schon jetzt. Er schenkte Lariana noch einen langen Kuss, wobei seine Finger ihr Schauer bescheren wollten, indem sie ihre Schulter, den Arm und schließlich die Taille entlang tänzelten, auf dem Weg zu ihrem Hintern. Dort angekommen umschmeichelte er ihre Form, kniff in das zarte Fleisch und schob seine Hand schließlich an ihrem Schenkel entlang. Seine Augen suchten in ihrem Blick die Einwilligung für das, was gleich geschehen sollte. Er hob ihr Bein an, öffnete sie so für sich wie es der Himmel für ihn getan hatte, als er auf den weichen Vogelstufen gen Hymlia gestiegen war. Dann zog Synnover den zarten Leib an sich heran und drängte sich behutsam in ihr Innerstes. Er achtete auf Larianas Reaktion, pausierte, falls es schmerzlich klang, setzte dann aber fort. Er wusste ja, wie schnell es sich für sie gut anfühlen würde. Nach wenigen Stößen aber stockte er und starrte sie an.
Ohne Mahnungen, ohne Verbote und das Wissen, hier nur Erwartungen erfüllen zu müssen fühlte es sich auch für ihn ... gut an. Zumal Larianas unverbrauchter Körper mit einer unerkundeten Enge lockte, die ihn besonders zu stimulieren wusste. "Gemeinsam", raunte er ihr zu und suchte erneut ihre Lippen für einen innigen Kuss. "Ich sorge dafür, dass wir gemeinsam den Gipfel erreichen und ... den freien Himmel sehen." Von sich selbst angespornt würde Syn nun sein Bestes geben, diese Nacht unvergesslich zu machen. Und da auch er sich fallen lassen konnte und durfte, würde sie ebenfalls für ihn etwas ganz Besonderes sein. Dessen konnte er sich nun vollends gewiss sein, was ihm diesen Liebesakt vollführen ließ, als würde er dabei fliegen.
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Re: Deutlich zu spät

Beitrag von Erzähler » Sonntag 18. August 2024, 15:25

Was auch immer es war, dass Synnover bei Lariana fand und die Hymlianer in ihm… es reichte aus, dass sie miteinander eine Erfahrung teilen wollten, die sie beide auf eine Weise erlebten, die an Zuneigung, Vertrauen und Rücksicht nicht mangeln ließ. Lariana war in der Praxis unerfahren, hatte aber einiges verinnerlicht, dass sie nun ausprobieren wollte und auch probierte. Synnover war praktisch mehr als sattelfest und doch war es etwas vollkommen anderes, sich hier und heute Lariana hinzugeben. Er ließ sich nicht erobern, wie Zarrah es getan hatte. Das war ebenfalls übergriffig und harsch gewesen.
Die Dunkelelfe hatte es übertrieben, war zu weit gegangen. Lariana aber achtete stets darauf, dass Synnover sich wohlfühlte. Merkte die Hymlianerin, dass es ihm gefiel, was sie tat, intensivierte sie es und lächelte zufrieden, wenn sie ein Stöhnen oder Zittern von Syn erhielt. Es war ein wundervolles Spiel, vorsichtig aber klar in seinen Regeln. Synnover musste nicht ein einziges Mal Angst haben, dass er zu weit ging oder den falschen Pfad beschritt. Lariana wand sich unter seinem Können, zog ihn voller Wärme zu sich, versuchte ihn so nahe bei sich zu halten, wie sie konnte. Sie stöhnte, errötete und jauchzte, wenn er sie verwöhnte oder berührte. Egal, ob er mit der Zunge, den Fingern oder seinem Freudenspender tat, was er jahrelang hatte hart erarbeiten müssen – er traf bei ihr genau die richtigen Knöpfe. Dabei aber und das war wohl das Entscheidendste, vergaß sie ihn nicht. Auch sie strengte sich an! Auch Lariana wollte ihm das schöne Gefühl bescheren, das er bei ihr hinterließ. Sie hob und senkte ihr Becken, spannte ihren Beckenboden mal mehr mal weniger an. Es war eine Nacht voller Experimente und sie alle glückten. Nichts davon scheiterte oder hinterließ einen faden Beigeschmack, wenn es rein um die Ausführung oder das Miteinander ging.

Und Lariana erwies sich als äußerst langatmig. Sie schaffte es, Synnover’s Können gut dreiviertel der Nacht standzuhalten. Und nicht nur einmal oder zweimal erbebte ihr nun erblühter Körper unter seinem Handeln. Sie war jedes Mal zutiefst befriedigt, war mit hochroten Wangen wunderschön und ihr schwitzender Körper voller Leben. Die Laken unter ihnen hatten bereits erhebliche Falten und die Decke hatte sie irgendwann gen Boden verabschiedet. Im Schein des Mondes liebten sie sich, auch wenn die Gefühle womöglich noch nicht nennenswert waren. Die Erfahrung aber würde es sein. Es war der erste Schritt in die richtige Richtung, wenn Synnover sich tatsächlich wohlfühlte. Wenn er es tatsächlich genießen konnte, was sie ihm schenkte. Lariana war perfekt gewählt und er hatte gewiss nicht nur einen Höhepunkt. Vielleicht kam er gar auf den Geschmack? Irgendwann aber konnte selbst der ausdauerndste Körper nicht mehr den Wonnen und Freuden der körperlichen Liebe standhalten. Irgendwann waren alle Reize gesetzt und mussten sich erst wieder regenerieren. Lariana zog ihn irgendwann an sich und in eine herzliche und warme Umarmung. Sie küsste ihn so voller Leben und Wonne, dass kein Zweifel daran bestehen konnte, dass sich ihr Herz für Syn geöffnet hatte, damit er darin sicher verwahrt ruhen konnte. Schließlich aber sank sie verschwitzt, aber glücklich in die Laken und schlief lächelnd ein. Und auch Syn, egal wie viel Energie er vielleicht noch haben würde, würde irgendwann den Schlaf finden. Endlich Schlaf, beruhigend, sicher und genau dort, wohin er gehörte: Ins Bett neben der Frau, die ihm womöglich hatte zeigen können, dass Sex sehr wohl etwas wundervolles war, hatte man ihn mit den richtigen Personen. Einer Frau, die ihm zeigte, wie viel Wert er besaß. Sie an Aufrichtigkeit und Liebe nichts vermissen ließ.
Am nächsten Morgen stand Lysanthor in voller Blüte und wärmte die nackten Körper von Lariana und Synnover. Die Hymlianerin lag auf der Seite, den schlanken Rücken präsentierend, während die Decke locker und leicht über ihre Kehrseite gelegt war. Sie atmete ruhig, friedlich und besaß immer noch ein Lächeln auf den vielgeküssten Lippen. Synnover hatte mehrere Möglichkeiten. Er konnte Lariana beim Schlafen zuschauen, sie mit eindeutigen Absichten wecken oder aber für sich sein wollen. Er konnte in sich hineinhorchen, wie es ihm ging oder aber das Bad aufsuchen. Ganz gleich, was er sich aussuchte für diesen Morgen: Klar war nur, dass er um ein gutes Stück freier aufgewacht war, als er ins Bett ging. Lariana hatte alles aufgewendet, damit es ihm in dieser wichtigen Nacht gut ging. Und sie war noch da. Sie lag neben ihm, als gehöre sie dorthin. Was war es nun, was ihm durch den Kopf ging? Hymlia… Dies war vielleicht der erste Tag, vom Rest seines Lebens, wenn er das wollte.
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