Kräutersuche

Der Wald liegt südwestlich und erstreckt sich weit in den Osten. Die Zwillingsflüsse Euwin und Auwin schenken dem Wald das Leben. Der Turm der Weisheit und die Ruinen Kosrals verbergen sich in ihm. Angeblich haben die Elfen dort ein Dorf errichtet.
Forumsregeln
HINWEIS!
Achtet bitte auf die derzeitigen Ereignisse in
  • Kosral
  • und Neryan
Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Kräutersuche

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 18. Oktober 2006, 14:35

Während sich Anezka um Awns Verwundung kümmerte, war der klatschnasse Siln auf den brennenden Busch zugelaufen und hatte sich konzentriert davor gesetzt. Er fiepte leise und es ähnelte beinahe ruhigem Gesang, als seine Streifen zu leuchten begannen und sich blau färbten. Dieses Licht konnte es mit dem Schein des Feuers beinahe aufnehmen und erhellte die Lichtung noch mehr. Über dem brennenden Busch bildete sich eine kleine Kugel, ebenfalls blau, die durch ein leuchtendes Band mit dem Eon verknüpft war. Immer größer wurde sie, bis sie wie ein Ballon wirkte. Siln fiepte, sprang zurück und trennte so die Verbindung. Als das Band riss, platzte auch der Ballon. Eine größere Menge Wasser klatschte auf den Busch, brachte diesen schlagartig zum Erlöschen und verteilte sich dann auf dem Waldboden, wo sofort kleine schlammige Pfützen entstanden. Zufrieden mit seiner Leistung hüpfte Siln zu den anderen zurück und knurrte, als er an der Elfe vorbei kam.

Anezka hatte inzwischen Awns Wunde versorgt, sie gereinigt und genäht. Awn hatte kaum gestöhnt, die Runen gaben ihm den Mut, seine Schmerzen zu unterdrücken. In ein paar Tagen würde sie so gut wie verheilt sein.
Nun kümmerte sie sich noch um Thrors Verletzung, die tatsächlich schlimmer aussah als sie war. Mit wenigen Handgriffen ließ sich auch beim Zwerg der restliche Teil des Pfeils entfernen und der kleine Riss nähen. Thror verzichtete auf das Stück Holz und ertrug die Schmerzen wie ein Zwerg.

Nun konnten sie sich auch endlich der Elfe zuwenden, die sich, kaum nachdem Anezka mit ihrer Arbeit fertig war, wieder regte und ächzend die Augen öffnete. "Was soll das?", keifte sie die drei an und versuchte, sie anzuspucken. Für eine Elfe benahm sie sich nicht gerade grazil, freundlich und höflich. Auch ihr Blick war kalt und Thror erkannte darin die gesammelten Erfahrungen und die Disziplin einer Jägerin. Als die Elfe bemerkte, dass man sie entwaffnet und gefesselt hatte, verfiel sie in Schweigen und mied den Blick der anderen.

Benutzeravatar
fremde Frau
Gast
Gast

Re: Kräutersuche

Beitrag von fremde Frau » Mittwoch 18. Oktober 2006, 15:47

Die Elfe ließ zu, dass Anezka ihr zusätzlich zu den Efeuranken auch nicht das Pferdehalfter um die Gelenke band. Nun, wirklich wehren konnte sie sich auch nicht. Sie hatte leichte Prellungen, sowie Kratzer und Schürfwunden vom Fall aus dem Baum davongetragen, aber ernsthaft verletzt war die Elfe nicht.

Von Anezkas Worten, die die Kämpferin an den Zwerg gerichtet hatte, ließ sie sich ebenfalls nicht beeindrucken.

<b>Wollen mich wohl zum Reden bringen. Sollen sie es ruhig versuchen, ich werde schweigen. Wenn Albrich und Gorgo bemerken, dass ich den Treffpunkt nicht rechtzeitig erreicht habe, werden sie mich schon suchen ... und dann sind die drei hier sowieso Geschichte und wir können uns den Schatz unter den Nagel reißen.</b>

Die Elfe grinste, aber sagte kein Wort. Listig funkelten ihre Augen, sie hatte keine Angst vor den dreien, die sie eben noch beschossen hatte. Ihr Blick war eiskalt und noch immer beherrscht von einem inneren Gefühl der Überlegenheit.

Benutzeravatar
fremde Frau
Gast
Gast

Re: Kräutersuche

Beitrag von fremde Frau » Mittwoch 18. Oktober 2006, 16:08

Die Elfe schwieg zunächst und betrachtete in Ruhe, wie Thror zehn kleine Splitter von dem Stock abschnitt und vor ihr ausbreitete.

<b>Zahnstocher ...</b>, dachte die Elfe und grinste wieder.

"Die beiden letzten Fragen muss ich demnach nur beantworten, wenn ich den Einsiedler getötet habe, wie? Nun, in dem Fall hörst du von mir nur ein Nein auf die erste Frage, Zwerg."

Die Elfe starrte Thror an wie eine Schlange, die versuchte, ihre Beute zu hypnotisieren, doch zugleich funkelten ihre Augen. Der Zwerg sah darin erneut das Wissen einer Jägerin und auch die Intelligenz einer redegewandten Frau, die sich Fragen so drehen konnte, dass ihre Antworten darauf immer passten. Diese Elfe würde sprechen, aber sie würde antworten wie sie es wollte.

<b>Nun, <i>ich</i> habe den Einsiedler schließlich wirklich nicht getötet. Mein Gefährte Gorgo war es, aber das wird der Zwerg von mir nicht erfahren. Er wird Gorgo schon noch kennenlernen – wenn dieser sein Schwert aus der Brust des Zwerges zieht.</b>

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Kräutersuche

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 18. Oktober 2006, 23:32

Anezka ritt scheinbar ziellos durch den Wald. Nur weg von der Elfe, bevor deren Kumpane kommen würden. Wer weiß, ob sie es in ihrem Zustand mit ihnen aufnehmen konnten? Awn war verletzt und auch Thror war angeschlagen.

Sie waren nicht mehr auf dem Pfad, dem sie in den wald gefolgt waren. Awn kannte den Weg nicht und auch das Eon fiepte nur. Wohin mussten sie ziehen, um eine Stadt zu erreichen? Was sollten sie tun. War überhaupt eine größere Stadt in der Nähe?

Wenn sie wieder die Stille Ebene erreichten, wüsste Anezka zwar den Weg zurück nach Pelgar, aber es würde deutlich zu lang dauern. Vielleicht ginge es Awn bis dahin schlechter. Noch hielt er sich gut im Sattel, aber Anezka wusste, dass er stark geschwächt war.

Nach einer Weile hörten sie jedoch Stimmen. Sie befanden sich immer noch im Wald, aber da drangen deutlich Geräusche zu ihnen heran. Kurz darauf fanden sie sich in einem kleinen Dorf wieder. Es war mehr eine Siedlung, aber immerhin. Vielleicht würde man ihnen dort helfen können – bis Thror bemerkte, dass sich in diesem Dorf nur Elfen aufhielten. Waren es Verbündete der Elfe, die sie angegriffen hatten?

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Kräutersuche

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 19. Oktober 2006, 12:12

Die Elfen kamen auf die drei Fremden zu. Einige tuschelten hinter vorgehaltener Hand, aber niemand griff zu einer Waffe oder nahm eine kampfbereite Haltung ein. Sie schauten nur aus neugierigen Augen auf die Pferde, die Kämpferin, den Zwerg und den verletzten Jungen.

Auch ohne Anezkas Bitte merkten sie schnell, dass dringend Hilfe vonnöten war. Ein Elf trat hervor, verneigte sich kurz, dass sein langes kastanienbraunes Haar über seine Schultern fiel. "Mein Name ist Roryan D'hantes. Willkommen in unserem kleinen Dorf der Neldoreth-Elfen. Wir werden Euch und Euren Kameraden gern helfen."

Sofort winkte Roryan zwei andere Elfen heran, die Awn vorsichtig vom Pferd halfen. Von den Elfen gestützt und von Roryan geführt, brachte man Awn, Anezka und Thror zu einer Hütte, die nicht viel anders aussah als die anderen hier im Dorf. Alles kleine Holzbauten, die mit Efeu überwuchert waren und so den Anschein von kleinen Hügeln mitten im Wald machten. Teilweise wuchs auch Moos auf den Dächern, zusammen mit betörend duftenden Wildblumen. Es wäre ein wirklich schönes und idyllisches Bild gewesen, überschatteten die pechschwarzen Wolken nicht das Ganze.

In der Hütte legte man Awn gleich auf ein Bett aus Moos und Stroh. Sofort setzte sich eine der Neldoreth-Elfen zu ihm und flößte ihm eine grünliche Flüssigkeit ein, befreite ihn von seinen blutverschmiertem Hemd und reinigte erneut die frisch genähte Wunde, um anschließend eine stinkende Salbe aufzutragen. "Sie wird den Heilungsprozess beschleunigen", sagte die Elfe freundlich.

Auch Thror wurde behandelt, wenn er auch auf einem der als Stühle dienenden Baumstümpfe Platz nehmen durfte. Auch seine Wunde wurde noch einmal gereinigt, mit der Salbe eingestrichen und neu verbunden.

Roryan bot allen inzwischen an, sich auszuruhen und setzte Teewasser auf. Nach einer Weile brachte er jedem einen dampfenden Becher und ließ sich ebenfalls auf einem der Stümpfe nieder. "Euer Freund hat eine böse Wunde davongetragen. Seid ihr angegriffen worden?", wandte sich der Elf an Thror und Anezka.

Awn hatte man inzwischen in eine sitzende Position gebracht, so dass auch er dem Gespräch lauschen und gegebenfalls selbst antworten konnte.

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Kräutersuche

Beitrag von fremder Mann » Donnerstag 19. Oktober 2006, 13:45

Roryan wich überrascht mit dem Gesicht zurück, als Anezka von dieser gewalttätigen Elfe sprach, von der sie, Thror und Awn angegriffen worden waren.

"Eine Elfe attackiert nicht grundlos irgendwelche fremden Reisenden. Vor allem keine Neldoreth-Elfe. Vielleicht stammt sie aus dem Eldoras, aber was macht sie dann hier? Ihr habt doch kein Verbrechen gegenüber den Wäldern begangen, oder?" Kritisch musterte er Anezka. "Nein", sagte er schließlich. "Das glaube ich nicht, Ihr seid einfache Reisende. Ich hätte es erfahren, wäre dem Wald etwas zugestoßen. Ebenso wie alle anderen Neldoreth-Elfen."

Roryan nahm einen Schluck von dem Tee, bevor er weitersprach: "Der Name Albrich sagt mir nichts. Er hört sich zwergisch an, aber ..."

"Ein Mann mit diesem Namen wanderte vor kurzem in unser Dorf und hat seine Vorräte aufgestockt", sagte plötzlich die Elfe, die neben Awn am Bett gesessen und ihn gepflegt hatte. Alle Augen richteten sich nun auf sie. "Er ... er war mit einem großen Krieger unterwegs, der aber am Dorfrand auf ihn gewartet hatte. Dieser Albrich machte jedoch keinen aggressiven Eindruck wie diese Elfe, von der ihr spracht. Er hat beiläufig etwas von Ruinen erwähnt, aber ich weiß nicht, ob er damit die Ruinen Kosrals gemeint hat. Doch das sind die einzigen hier in der Umgebung."

Benutzeravatar
fremder Mann
Gast
Gast

Re: Kräutersuche

Beitrag von fremder Mann » Freitag 20. Oktober 2006, 16:39

Der Neldoreth-Elf schaute ein wenig verwirrt drein. "Serpentinum? Nie gehört. Aber nehmt ein Glas unserer Salbe, sie beschleunigt die Heilung enorm. In wenigen Tagen werdet Ihr nur noch die Naht sehen und keinen Schmerz mehr spüren."

Roryan erhob sich und wandte sich ebenfalls an seine anderen Gäste. "Solltet Ihr sonst noch irgendetwas benötigen, so sagt es mir. Ich werde Euch gern helfen, so gut ich kann."

Er lächelte freundlich, zeigte keinerlei Anzeichen von Hinterlist oder Tücke. Neldoreth-Elfen waren wirklich sehr hilfsbereite Wesen. Friedlich und neutral. Nur wenn jemand ihren Wäldern etwas antat, griffen sie zu den Waffen und dann zeigten sie auch keine Gnade.

Benutzeravatar
Erzähler
Gast
Gast

Re: Kräutersuche

Beitrag von Erzähler » Freitag 20. Oktober 2006, 20:39

Während Awn und Thror sich den Rest des Tages erholten, ließ sich Anezka einiges über das Bogenschießen erzählen. Die Neldoreth-Elfen waren sehr geschickt mit dieser Fernkampfwaffe und trafen sogar auf weite Entfernungen noch ihr Ziel.
Anezka trainierte schließlich selbst ein wenig, ließ sich zeigen, wie sie den Bogen zu halten hatte und wie man den Pfeil richtig anlegte. Als es im Wald noch dunkler wurde und im Dorf erste Fackeln angezündet wurden, um die Finsternis noch ein wenig zu bannen, beendete sie ihre Übungen. Das Ziel konnte man längst nicht mehr sehen und sie hatte nicht vor, versehentlich einen Dorfbewohner niederzuschießen.

Als Anezka zurück in die Hütte kam, saß Thror immer noch oder wieder am Tisch. Awn erhob sich soeben vom Bett. Beide hatten wieder eine gesunde Gesichtsfarbe, außerdem sahen sie ausgeruht aus. Awn spürte schon seit knapp zwei Stunden keine Schmerzen mehr, die Salbe wirkte Wunder.

Roryan war nicht anwesend. Er hatte noch einige Dinge zu erledigen, aber die Sachen, die Anezka gewünscht hatte, waren bereits beschafft worden. Alles lag fein säuberlich auf dem Bett, zusammen mit zusätzlichen Decken und einer weiteren Dose Heilsalbe.

Auf einem beigefügten Zettel stand ein Preis, den Anezka wohl für für die Dinge zu zahlen hatte: 48 Goldmünzen. Nicht wenig, aber auch nicht übermäßig teuer, wenn man bedachte, wie groß der Proviantvorrat war.

Antworten

Zurück zu „Der Wald Neldoreth“