Bellamies Residenz

Viele kleine und große Häuser reihen sich hier aneinander. Bunte Farben zieren die kahlen Wände und vor allem die Dächer. Mit diesen Farben symbolisieren die Magier ihren Rang und ihr Können in einer oder mehr Magiearten.
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Bellamies Residenz

Beitrag von Gestalt » Samstag 19. Februar 2011, 17:07

[Dormian kommt von hier: Die große Bibliothek]

Im inneren war der ekelige Geruch noch stärker. Die Wohnung, eigentlich geräumig aber durch unzählige Bücherregale und Schränke vollgestellt, lag im halbdunkeln, die Jalousien waren herunter gelassen und Vorhänge geschlossen. Dementsprechend war es hier zusätzlich auch noch sehr stickig. Rufus hatte sich seinen weißen Schal über die Nase gezogen. Ob er wohl mit dieser Situation gerechnet und Vorbereitungen getroffen hatte? Er folgte dem gewunden, schmalen Weg durch den vollgestopften Flur und machte den Eindruck zu wissen, wo es lang ging. Wahrscheinlicher war wohl, dass er einfach dem Ursprung des Geruchs folgte. Rufus trat durch eine Tür am Ende des Flurs und verbeugte sich. Erst auf den zweiten Blick war die abgemagerte, skelettartige Gestallt zu erkennen, die sich kaum über den Berg aus Kissen erhob. Die gebrochenen Augen blickten Blind zur Decke und der Mann sah fast aus wie Leiche. Dazu passte dann wohl auch der Geruch. ”Willkommen Kinder. Was kann ... ein alter ... Mann ... für euch ... tun?” Das dieser Knochenberg mit der Papyrusfarbenen, dünnen haut sprechen konnte, war bestimmt das einzige Lebenszeichen.
Rufus antwortete nicht auf die Frage des alten, der wohl nur noch unter Anstrengungen sprechen konnte, sondern trat ein wenig zur Seite, damit auch Dormian in das Schlafzimmer eintreten konnte. Anscheinend wollte er es seinem „Meister“ überlassen, die Vorstellung für ihn zu übernehmen und das Gespräch zu führen. Vielleicht wollte e auch einfach nicht seinen Schal vom Gesicht ziehen ...
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Re: Bellamies Residenz

Beitrag von Dormian Arboris » Samstag 19. Februar 2011, 18:23

Dormians Augenbrauen wanderten überrascht in die Höhe, als der Name Rufus Faust fiel und sich auch noch als der Vorfahr seines schusseligen Freundes herausstellte. Selbstverständlich kannte der junge Magier diese Ikone seiner Domäne, hatte jedoch nicht viel über ihn herausfinden können. Die Tatsache, dass der Hohe Rat mit Hexenjägern auf ihm Jagd hatte machen lassen, begründete auch, wieso.
"Ich habe von ihm gehört", antwortete der Bursche nachdenklich und erinnerte sich flüchtig an Erzählungen seines Vaters. Langsam wunderte es ihn gar nicht mehr, wieso er von allem, was ihm begegnete, wenn dann von seinem Vater Bescheid wusste. Aber das würde nicht mehr lange so sein, denn Dormian hatte vor, seine Erfahrungen ins Unendliche zu verfielfachen.
"Allerdings nicht viel. Er soll wirklich ein großer Erdmagier gewesen sein, trotz seiner Zwiste mit dem Hohen Rat. Und wenn mein Vater sagt, dass er mächtig war, dann glaube ich es ihm auch. Er ist selbst ein Mann, der nicht durch Worte die Macht meiner Familie aufrecht erhielt... Entschuldige, falls ich das öfter sage oder darauf anspiele... ich bin stolz auf meine Abstammung und auf den, der mich gezeugt hat. Ich will eines Tages noch begabter in der Erdmagie werden als er. Und es wird mir gelingen..."

Anschließend hatte Dormian nichts weiter gesagt; er folgte lediglich seinem Begleiter, der sich hier doch recht gut auszukennen schien. Als sie schließlich in eines der Häuser eingelassen wurden, wallte Dormian ein alles andere als lieblicher Geruch entgegen. Es roch nach altem Pergament und penetrant nach alten Menschen, die diesem Gestank nach zu urteilen schon eine ganze Weile zu ihrem Gott hätten ziehen sollen. Er war einmal bei seiner Großmutter gewesen, als sie in ihrem Gartenhaus an einer bestimmten Pflanze experimentierte. Bei der Kultivierung schnitt sie dem Gewächs einen Ast ab, aus dem eine Flüssigkeit tropfte, die der hiesigen Konkurrenz hätte machen können. Trotzdem trat Dormian ein und gab sich fortan Mühe, keinen angewiderten Gesichtsausdruck zu machen. Man konnte nicht von ihm behaupten, dass er ein Weichei war, doch auch für ihn gab es Grenzen. Als Rufus ihn vorbei in das Schlafzimmer ließ, musste der Arboris zweimal hinsehen, um die lebenden Überreste des Alten zu erkennen, der mit stetig schwindender Lebenskraft zu ihnen sprach. Dormian trat vor.
"Verzeiht, wenn wir eure Ruhe stören, Meister Bellamie. Ich heiße Dormian Arboris und bin der Sohn von Mesophes Arboris. Ich forsche schon einige Zeit nach... einem Ort, der vermutlich unterhalb von Zyranus liegt. Rufus hier hat mir sehr dabei geholfen und er sagte mir, dass ihr vielleicht mehr darüber wissen könntet. Es geht um das Tor der Erde, so wird es in Aufzeichnungen zumindest genannt. Wir würden gerne wissen, ob ihr uns etwas mehr darüber erzählen könnt", sprach er Bellamie freundlich und mit Respekt an.

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Re: Bellamies Residenz

Beitrag von Erzähler » Samstag 19. Februar 2011, 19:14

Rufus hielt sich dezent im Hintergrund, im übertragenden und wörtlichen Sinne. Nicht nur, dass er Dormian im Licht stehen und die Unterredung mit dem uralten Magier führen lies, er hatte sich auch in die Ecke des Raumes zurück gezogen und schien nur die welkende Hülle Bellamies mit großes Interesse zu beobachten. Beide Hände hatten sich um den Einband des Folianten geklammert, den er sich nun vor die Brust drückte, seine Augen waren ein wenig geweitet. Vielleicht war es auch einfach nur Ehrfurcht, die ihn übermannt hatte. Auch wenn der alte Zyraner nur noch ein Schatten seines früheren Selbst war, so blieb er trotzdem eine Ikone, der man mit Respekt und Achtung zu begegnen hatte.
Das Schlafzimmer, in dem sich die drei Magier aufhielten, war ähnlich vollgestopft wie der Flur, nur stapelten sich die Bücher hier direkt vom Boden bis zur Decke. In einer Ecke, Rufus genau gegenüber, waren die Türme zusammengebrochen und lagen unordentlich vor dem einzigen, großen Fenster des Raumes. Anscheinend hatte sich bisher noch niemand darum gekümmert, diese Unordnung zu beseitigen, denn Bellamie selbst war dazu bestimmt nicht mehr in der Lage. Es war mehr als wahrscheinlich, dass er alleine gar nicht mehr zurecht kam, so schwach und gebrechlich wie er aussah. Schließlich schaffte er es nicht einmal, sich jetzt vollkommen aufzurichten, auch wenn sich die dürren Arme gegen die Decke stemmten. Zumindest rutschte er in den Kissen etwashöher, so dass die milchigen Augen in Richtung Dormian schielen konnten. ”Arboris sagst du …” Der Alte verstummte wieder und schien sich an etwas erinnern zu wollen. Mehrmals öffnete er den Mund, ohne das Worte zu hören waren. Schließlich schien er seine Gedanken ordnen zu können, er blinzelte schnell, ehe er weitersprach. ”Mesophes, bist du das? Wie geht ... es deinem Groß- ... Vater?” Allen Anschein nach, funktionierte Bellamies Verstand nicht mehr so, wie man es sich für einen Mann seines Standes wünschte. Vielleicht war er verwirrt, vielleicht hatte er auch einfach nicht richtig verstanden, was Dormian gesagt hatte. Die einfachen Menschen des Umlandes, allen voran die Bewohner von Grandessa, stichelten immer, das alle Zyraner mit den Jahren Wahnsinnig werden.
Ein staubtrockenes Husten drang aus Bellamies Kehle, auch Rufus in seiner dunklen Ecke schien ein wenig nach Luft zu ringen, auch wenn er keinen Laut von sich gab. Die Luft war wirklich schlecht, warm und von diesem bitteren Geruch erfüllt, der einen würgen lies. Wenn der alte Mann tatsächlich eine Haushaltshilfe hatte, so vernachlässigte sie ihre Aufgabe sträflich. Bellamie schien sich wieder gefangen gehaben, schmatzte leicht und Blickte mit seinen blinden Augen an Dormian vorbei. Etwas lief seinen Mundwinkel hinunter und tropfte auf die karierte Flickendecke. “Mesophes … ich hab dich … schon lange ... nicht mehr gesehen. Du suchst … etwas ? Ein Tor?“ Er musste tief Atem holen, der dürre Brustkorb, der sich unter der Decke abzeichnete, blähte sich sichtlich. ”Tor der Erde … Tor des Feuers. Achtzehn Tore, eine Treppe in einer runden Halle. Ist Verboten. Darf man nicht betreten. Mesophes, mir ist kalt ... es ist so dunkel.”
Rufus trat von hinten an Dormian und legte ihm eine schweißnasse hand auf die Schulter. Er drückte leicht und ermutigend zu, die Augen weiterhin auf den Mann im Bett gerichtet. Er blinzelte nicht ein mal und seine grauen Pupillen lagen vollkommen still. “Sein Geist ist wohl verwirrt. Schnell, solange er sich erinnert, versuche mehr herauszufinden. Nutze die gelegenheit!“ Seine Stimme drang nur gedämpft unter dem weißen Schal hindurch, unter dem es bestimmt unerträglich warm war, aber der Geruch nicht vordringen konnte. Irgendwie klang er im Augenblick ein wenig Herzlos, die geistige Unklarheit eines verwirrten Mannes auszunutzen, wie sich der Mitfühlende Teil von Dormian eingestehen musste, andererseits behielten seine Worte auch etwas wahres, denn wer wusste schon, welche Geheimnisse er nun preisgeben könnte?
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Re: Bellamies Residenz

Beitrag von Dormian Arboris » Sonntag 20. Februar 2011, 12:51

Dormian spürte die Hand von Rufus auf seiner Schulter und nickte ihm kurz zu, ehe er nach vorne ans Bett trat und sich Bellamie näherte. Bei näherer Betrachtung war es für den Zauberlehrling ein Rätsel, wie ein gewöhnlicher Mensch, wenn auch ein Zyraner, so lange Zeit die Sterblichkeit ertragen konnte. Es gab viele, darunter auch seine Großmutter, die über 100 Zyklen zählte, doch alles sollte einmal ein Ende haben. Jedenfalls war der Tod seiner Ansicht nach besser, als in so einem Zustand dahin zu siechen. Doch erstaunlicherweise schien sich der Alte noch an gewisse Ereignisse und Personen zu erinnern. Auch wenn der Wahn mit der Zeit Besitz von ihm ergriffen hatte, so erkannte er doch die Ähnlichkeit zwischen Dormian und seinem Vater. Das war besser als nichts, auch wenn sich der junge Mann ein wenig seltsam dabei fühlte, mit Mesophes verglichen zu werden. Sicher, er war sein Vater und war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten... doch es würde noch viel Wasser auf die Erde niedergehen, bis man ihn tatsächlich mit seinem Erzeuger vergleichen konnte. Doch nun war nicht die Zeit, darüber nachzudenken, denn Rufus hatte Recht. Solange der Alte ansprechbar war und sich wenigstens teilweise erinnerte, musste man das ausnutzen. Er sah ohnehin so aus, als würde er beim kleinsten Windhauch in sich zusammenfallen.

"M-meinem Großvater geht es gut, Herr... Aber ich brauche eure Hilfe, es ist für mich von äußerster Wichtigkeit. Ihr wisst von dem Tor der Erde... wo ist diese verbotene Halle? Bitte, erinnert euch! Dass ich sie nicht betreten darf, soll jetzt nicht wichtig sein, ich muss nur wissen, wo sie ist! Sagt es mir, Bellamie!", redete Dormian ruhig und deutlich, aber eindringlich und ernst. Hier die Geduld zu verlieren brachte überhaupt nichts. Er musste zu dem noch nicht ganz wahnsinnigen und vom Alter zerfressenen Teil von Bellamies Verstand dringen, der ihm sagen konnte, was er wissen wollte. Doch zugleich empfand der Arboris tiefen Respekt für die Person, die zwischen den Kissen kauerte. In diesem langen Leben musste er so viel entdeckt und an Wissen angesammelt haben, dass selbst der Hohe Rat neidisch würde. Vielleicht hatte er sogar etwas gefunden, womit er sein Leben verlängern konnte? 200 Jahre waren zwar für einen Zyraner kein Ding der Unmöglichkeit, doch häufig konnte man auch nicht behaupten, so einen alten Magier in der Familie zu haben.

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Re: Bellamies Residenz

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 23. Februar 2011, 19:46

Obwohl das einzige Fenster im Schlafgemach des alten Historikers geschlossen und die schwere Holztür angelehnt war, erklang ein Geräusch, wie von einem starken Windhauch. Rufus, der sich bereits wieder ein Stück von Dormian zurück gezogen hatte, wich wie erschrocken mit einem Satz an die Wand, seine Augen starr und weit aufgerissen. Man konnte unter seinem Schal eine undeutliche Bewegung sehen, obwohl man ihn nichts sagen hörte. Wahrscheinlich rezitierte er grade stumm Gebete an seinen Gott, welches der elf Überwesen das auch war.
In Bellamie, der bis eben halb tot in den Laken gelegen hatte, schien plötzlich wieder ein Funken Leben zurückgekehrt zu sein. Auch wenn er noch immer so schwach und krank aussah, wie zuvor, so stemmte der alte Zyraner sich nun mit aller Kraft gegen die Matratze und schaffte es tatsächlich, seinen Oberkörper aufzurichten. Seine Augen schienen vom Schleier der Umnachtung befreit zu sein und er betrachtete lange das Gesicht des jungen Arboris, bevor er wieder etwas sagte. Dachte er nach? Hatte er die Posse erkannt und bemerkt das Dormian nicht sein Vater war? Für einen Herzschlag schien es so, als wäre der Alte wütend, dann aber seufzte er und der Gesichtsausdruck war als Erschöpfung zu erkennen. Wahrscheinlich war bereits diese einfache Tat, sich in der Lagerstätte aufzurichten, eine erstaunlich starke Anstrengung für den Magier, der vor 100 Jahren noch vor Kraft gestrotzt hatte. "Mesophes … gut." Von hinten konnte man Rufus erleichtert aufatmen hören. Auch wenn es nicht ganz klar war, wie verwertbar die Informationen des Greises waren, so waren fragliche Antworten immer noch besser als überhaupt keine Antworten. Bellamie hob den rechten Arm, der nur noch aus Knochen und Haut zu bestehen schien und bedeckte seine Augen, so als wüsste er nicht, wo er anfangen sollte.
"Tausend .. einhundertund ... vier Jahre ist es her. Vielleicht. Vielleicht auch ... mehr oder ... weniger. Sie bauten den .. Brunnen. Dann die Treppe mit ... ihren unzähligen Stufen. Dann die Tunnel. Die Tunnel ... und am Ende jedes Tunnels ... ein Tor. Und dahinter die ... Kammern." Bellamie musste innehalten und wieder zu Atem kommen. Entweder das Sprechen oder die bloßen Erinnerungen waren anstrengend für ihn. "Niemand darf … die achtzehn ... Kammern betreten. Es ist ... verboten. Nicht erlaubt. Und unmöglich ... denn nur das Blut ... der Erzmagier ... und Baumeister ... können die Tore ... öffnen. Dort ruhen sie ... das heiligste ... Zyranus’."
Nun, dass war jetzt eine Beschreibung des Ortes, den Dormian und Rufus suchten, vielleicht sogar eine bessere, als die gesamte Bibliothek liefern konnte. Und was noch wichtiger war, sie wussten nun in etwa, wie man das Tor der Erde offnen könnten und das dort tatsächlich etwas aufgebaut war, dass für Zyranus als Heilig galt. Aber das wichtigste, nämlich WO sich der Einstieg zu diesem Brunnen, wie Bellamie ihn genannt hatte, befand! Aber der alte Mann war zurück in seine Kissen gefallen und atmete schwer. Die hand die grade noch vor seinen Augen ruhte, krampfte sich nun um seine Brust, die anscheinend schmerzte. Trotz alles, erhob Bellamie noch ein letztes mal die Stimme. "Dort, wo die ... neue Generation erzogen wird ... ruht das Wissen, ... der Alten. Tief unten. Zugemauert ... neben ... Gift... Halle …"
Während der Gesprochen hatte, war Bellamie immer leiser und langsamer geworden, dabei hatten sich seine Augen geschlossen. Beide Arme ruhten jetzt wieder auf den Laken, doch da die Brust sich immer noch leicht hob und senkte, schien der Lebensfaden des Mannes durch die Aufregung nicht durchtrennt worden sein. Es sah mehr so aus, als wäre er zurück in den Schlummer gefallen.
Von hinten legte sich erneut Rufus Hand auf Dormians Schulter und drückte leicht und beruhigend zu. "Wir sollten nun gehen und ihn in Ruhe lassen." Rufus klang belegt und auch ein wenig erschöpft, so als hätte er mit dem Relikt aus alten Tagen mitgelitten. "Komm Dormian, er hat und genug gesagt, dem wir nachgehen können."
Der Rotschopf dirigierte seinen Kameraden zur Tür des Gemachs, damit sie diese Hütte und ihr zweifelhaftes Aroma endlich verlassen konnte. Aber in dem Moment, da Dormian durch den Rahmen trat, erklang eine schneidende Stimme von hinten. "Vor fünfzig Jahren habe ich es dir nicht gesagt Mesophes. Vielleicht wäre dieses wissen mit mir gestorben. Dein Urahn gehörte zu den Baumeistern." Es war schwer zu sagen, was seltsamer zu hörn war. Bellamie der flüssig und kräftig sprach, oder das Lachen, dass er danach hören lies. Ein böses Lachen und doch erfüllt von schmerz. So plötzlich wie es anfing, endete es auch. "Wir sollten gehen!" drängte Rufus Nocheinmahl, doch nun mit mehr Nachdruck. Seinem Gesichtsausdruck zu schließen, war ihm die Sache nicht geheuer.
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Re: Bellamies Residenz

Beitrag von Dormian Arboris » Freitag 25. Februar 2011, 16:30

Dormian brauchte einige Sekunden, bis er begriff, was Bellamie soeben ausgesprochen hatte. Rufus bugsierte seinen Gefährten aus dem Haus des uralten Magiers hinaus, schloss die Tür und schien sichtlich erleichtert darüber, nicht mehr in der Gegenwart des offenbar Wahnsinnigen zu verbringen. Doch der junge Erdmagier erstarrte zur Salzsäule. So viele und eindeutige Hinweise auf einmal, das hatte sich der Bursche nicht einmal erträumt, geschweige denn davon, etwas über seine Ahnen zu erfahren. Gerade für ihn, der auf seine Abstammung stolz war und diese niedergeschrieben auf einem magischen Pergament im Hohlraum seines Stabes ruhte. Unbewusst sah er zu der Stelle und griff das Holz fester.
"Beim Urgeist und allen seinen Schöpfungen...", raunte Dormian fast schon schockiert und lehnte sich mit in die Weite reichendem Blick an die nächstbeste Mauer eines Hauses, von denen es hier genügend gab. Einer seiner Vorfahren war einer der Baumeister gewesen, die genau das erbaut hatten, was er jetzt suchte! Der Lehrling wusste ja, dass die Erd- und Naturmagie in seiner Familie lag. Doch weit über 100 Generationen, vielleicht noch mehr, das hätte er sich nie erträumen lassen. In seinen Adern floss das Blut der personifizierten Macht über Erde und Natur! Auch, wenn das etwas zu übertrieben war, so kam es doch der Wahrheit sehr nahe. Er wusste, dass sich Magie nach einem unbekannten System in magiebegabten Wesen entwickelte. Doch seine Macht, die Begabung seiner Familie schien sich fest und unveränderlich vererben zu lassen. Am liebsten hätte Dormian seinen Vater aufgesucht und ihn so lange gelöchert, ob er etwas über den Grund dafür wusste. Vielleicht war der Urgründer der Arboris ja von Florencia, Phaun und dem Urgeist persönlich gesegnet worden? Es hätte zumindest einiges erklärt.

"Es ist unter der Universität", sprach Dormian schließlich fest und entschlossen, um sich aus der Trance seiner Gedankengänge zu befreien.
"Er sagte, dort, wo die neuen Generationen erzogen werden. Zugemauert, mit Fallen und Gift geschützt ruht das Wissen der Alten. Das muss der Ort sein, wo die Schriftrollen aufbewahrt werden. Meine Familie vererbt aus irgendeinem Grund Natur- und vor allem Erdmagie. Schon seit hunderten von Jahren! Dann ist es nur logisch, dass mein Ahne einer der Baumeister war. Die Erde zu formen und zu verändern, diese Werte sind für normale Baumeister ein Segen! Das schränkt die Suche ja wohl gewaltig ein, wenn du mich fragst. So viele Brunnen wird es auf der Universität ja wohl nicht geben, nicht wahr?", fragte Dormian an Rufus gerichtet. Sein sonst so ruhiges, entspanntes Gemüt hätte in diesem Moment mit dem Temperament eines Feuermagiers verglichen werden können. Der junge Arboris sprühte förmlich vor Forscherdrang und dem Willen, etwas Unglaubliches zu erreichen. Die Schriftrollen der Magie... was, wenn die meisten oder vielleicht sogar ALLE davon noch in diesen alten Gemäuern lagerten? Die Faszination seiner eigenen Überlegungen riss den Burschen förmlich mit, spülte die Eigenschaften Ruhe und Entspannung hinweg und bildeten einen Durst, der nur durch Aufklärung des Unbekannten gestillt werden konnte.

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Re: Bellamies Residenz

Beitrag von Gestalt » Samstag 26. Februar 2011, 17:17

Wieder an der frischen Luft und im Licht der Sonne zu sein, war nach dem Aufenthalt in Bellamies Behausung wahrlich eine Wohltat. Für Rufus jedenfalls schien der kurze Besuch nicht besonders angenehm gewesen zu sein. Seine linke Hand zitterte leicht, als er sich seinen Schal von Mund und Nase zog, um wieder frei atmen zu können. Seine Haut wirkte nun im Licht recht gräulich und er hatte, schwach erkennbar, dunkle Runge unter den Augen. Überhaupt wirkte der rothaarige Magier ein wenig zerstreut und ebenso erschrocken. War das seltsame gebären des alten Mannes daran schuld? Wahrscheinlich, denn vor allem die Episode zum Schluss war doch reichlich seltsam gewesen.
Nichtsdestotrotz lächelte er seinen Kameraden breit an. Denn auch wenn man nicht genau wusste, wie viel Glauben man den Worten des alten Historikers schenken durfte, so wies dieser doch einen ziemlich genauen Weg vor, dem man nur noch folgen musste. Wie genau tatsächlich hatte sich aber offenbar nur Rufus erschlossen. "Die meisten Magier machen sich über mich lustig, weil ich weniger die Magie studiere, als die anderen Themen, die in der Universität gelernt werden. Sprachen, Historik, Alchemie ..." Das letzte Wort betonte er besonders deutlich und sein Grinsen wurde ein Stück breiter, als er seinen Folianten bei einem Lesezeichen aufschlug und Dormian eine Schraffierung zeigte. "Du hast dich nie mit Alchemie beschäftigt nicht wahr? Na ja, wahrscheinlich bist du in der Anwendung von Magie einfach geschickter als ich."
Das skizzenhafte Bild, dass Rufus Dormian zeigte, stellte einen hohen Raum dar, in dem sich hunderte Käfige und Terrarien befanden. Daran waren die umrisse von Schlangen, Skorpionen, Echsen und anderen Lebewesen zu erahnen. Rufus tippte energisch gegen das Bild und klappte dann das Buch wieder zu. "Jetzt kannst du wohl doppelt froh sein, mich dabei zu haben. Ich schätze Bellamie wollte uns nicht sagen, dass Fallen und Gifte auf uns warten, sondern dass der Eingang sich tatsächlich neben der Gifthalle befindet. So heißt dieses riesige Kellergewölbe, in dem die ganzen giftigen Viecher leben." Plötzlich verebbte seine gute Laune wieder und sein grinsen fiel in sich zusammen. "Aber das bedeutet für uns ein anderes Problem: Da runter dürfen Schüler nicht mehr, seit es vor Gut hundert Jahren einen Unfall mit einer Giftschlange und einem Studenten gab. Das wars dann wohl. Zumal wir ohnehin keine Werkzeuge haben, um eine Mauer einzureißen."
Entschuldigend zuckte er mit den Schultern und klopfte Dormian Kameradschaftlich gegen den Rücken. Anscheinend schien dies ein Hindernis für Rufus zu sein, an dem es kein vorbei gab. Er gehörte wohl zu jener Sorte Menschen, die sich lieber ein Bein brachen, als gegen Gesetze und Regeln zu verstoßen. Oder hatte er einfach Angst davor erwischt zu werden? Dass sein Gehilfe nicht der mutigste war, hatte sich Dormian ja bereits früher gedacht ...
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Re: Bellamies Residenz

Beitrag von Dormian Arboris » Sonntag 27. Februar 2011, 22:39

Nun sah Dormian seinen Begleiter doch etwas enttäuscht an. Er hatte schon nach wenigen Stunden bemerkt, dass Rufus nicht gerade der Mutigste war, doch dass er angesichts jeden Problems gleich aufgab, das gefiel dem Erdmagier gar nicht.
"Nun reiß dich mal zusammen. Nur weil es nicht immer so abläuft, wie du es am Leichtesten hättest, muss man noch lange nicht aufgeben. Du sagst, durch eine Mauer kommen wir nicht? Dann kennst du mich aber schlecht", sprach der Lehrling und ballte die rechte Faust. Es kostete ihn zwar eine kurze und heftige Konzentrationsübung, doch im selben Moment tat sich ein fingerdicker Riss im Boden auf.
"Ich gebe nicht auf, glaub mir. Und nur zum Spaß lerne ich nicht die Macht meiner Familie zu beherrschen. Wir gehen da runter und kommen durch jede Mauer, die sich uns in den Weg stellt. Ich habe ein paar Zauber gelernt, mit denen ich es schaffen könnte, auch wenn es ziemlich anstrengend wird."

Dormian zeigte sich trotz der vor ihnen liegenden Aufgaben zuversichtlich. Er kannte tatsächlich einen Zauber, mit dem man durch eine feste Mauer gelangen konnte. Wenn alles richtig funktionierte, dann konnte er das Gestein, aus dem diese Mauer bestand, zur Seite drängen und ein großes Loch formen, durch dass er und Rufus passen konnten.
"Führ mich einfach nur in diese komische Gifthalle. Ich wollte schon lange mal wieder meine Kräfte ausprobieren und ein bisschen Anforderung kann nicht schaden. Wie wollen wir denn sonst unsere Fähigkeiten verbessern, statt nur unsere Nasen in Wälzern zu verstecken? Da könnten wir genauso anfangen, Rheumadecken und Wollmützen zu stricken. Für die alten und schwachen letzten Jahre unseres Lebens. Ich habe nicht vor, ohne Erfahrung und kraftlos in meinem Haus zu verrotten, wie es dieser Bellamie tut. Ich will was aus meinem Leben machen und ohne Herausforderungen wird das nichts, ich hoffe, du kapierst das und hilfst mir. Was also wirst du tun? Weglaufen und den Schwanz einziehen oder Mut zusammenkratzen und mal was Aufregendes erledigen?", fügte Dormian lächelnd hinzu und knuffte von Weißenstein mit der Faust gegen die Schulter.

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Re: Bellamies Residenz

Beitrag von Gestalt » Montag 28. Februar 2011, 22:27

Rufus lies traurig die Schultern hängen und wirkte nun wie ein kleines Häufleich elend. Anscheinend war ihm die Standpauke seines Freundes näher gegangen, als von diesem geplant war. Was ging jetzt wohl hinter dieser hoher Stirn vor? Die Rädchen seines Verstandes schienen sehr kräftig zu rotieren. Unschlüssig sah er immer wieder von Dormian in die Richtung, in der man in der Ferne die Türme der Universität sehen konnte. Mit beiden Armen klammerte der Student sich an seinen Folianten, so als würde dieser ihm halt geben. Dann hielt er in seinem tun inne und fixierte Dormians Gesicht mit festem Blick. Seine Miene war in dem Moment zwar unlesbar, doch die Entschlossenheit, die Dormian an den Tag legte, war bestimmt ermutigend und motivierend. Schließlich straffte sich der Rotschopf wieder und atmete tief ein, so als würde ihm das nachfolgende wirklich schwer fallen. Ein zittriges “Na gut, wie du meinst ...“ drang über seine Lippen, die Schmal wie Striche geworden waren. Wohl von seiner eigenen – wir wollen es einmal Kühnheit nennen – überrascht, wich auch der Rest von Farbe, der seit dem verlassen von Bellamies Haus zurückgekehrt war, aus seinem schmalen Gesicht.
Dann machte er auf dem Absatz kehrt und lief den Weg zurück den sie gekommen waren. Da sie jetzt kein einzelnes Haus mehr suchten, konnten sie schneller gehen, denn die weit sichtbare Akademie war ein sehr guter Ziel- und Orientierungspunkt. An der ersten Biegung blieb er stehen und sah ernst zu seinem Begleiter. Dass er mit dem Plan noch immer nicht ganz zufrieden war, war klar zu erkennen. ”Und du bist dir wirklich sicher? Bellamie hat doch auch gesagt, dass es verboten sei diese Kammern zu betreten. Auf unserer Liste stehen also drei Dinge, die gegen die Regeln der Universität verstoßen. Ich hoffe mal, du bist dir der Konsequenzen Bewusst, wenn wir erwischt werden. Aber ... du kannst dich auf mich verlassen! Ich werde wohl oder übel aus meinem eigenen Schatten hinaus treten!” Rufus versuchte schwach zu lächeln, aber die Geste wollte ihm nicht wirklich gelingen. Stattdessen zuckte er noch mal mit den Schultern und setzte seinen Weg fort.
Die restliche Strecke, bis zurück zum Universitätsgebäude, verbrachten die beide schweigend, doch trotzdem schienen sie wie im Flug ihr Ziel zu erreichen. Das Majestätische Steingebäude erhob sich direkt vor ihnen und wuchs mit jedem Schritt. Der Morgen war lange vorbei, die zeit näherte sich dem Vormittag, als die beiden Erdmagier die letzten hundert Meter überbrückten. Inzwischen waren die Straßen gefüllt, Händler, Studenten und Gelehrte drängten sich auf den dichten Wegen eng aneinander.
Als sie endlich die Treppe zum Hauptportal hinauf gingen, befand sich die Sonne direkt hinter dem höchsten Turm, ein langer, bedrohlicher Schatten hatte sich vor dem Eingangstor ausgebreitet. Die perfekte Begrüßung wenn man es so wollte, oder vielleicht auch nur ein Vorgeschmack auf das, was sie nun erwartete.

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