Unterwegs nach Eldar

Dies ist das südliche Königreich unter der Herrschaft des jungen und großzügigen König Richard dem Dritten. Armut findet man hier kaum, sondern meist Wohlstand und Zufriedenheit, einfach ein Reich zum Wohlfühlen.
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Montag 23. März 2009, 19:23

Marga hörte Laiyas Vorstellung von einem Kompliment. Aber sie sollte auch lernen, Gegenstände ohne direkten Kontakt abzukühlen. Das war kein Problem. Sie probierte es aus - ohne es sich jedoch äußerlich anmerken zu lassen - und es stellte sich heraus, dass der Energiefaden auch Luft überwinden konnte. Zwar nicht sehr weit, aber die Strecke würde sich gewiss mit Margas Lernerfolg dehnen lassen. Sie könnte tatsächlich diesen Stock vor sich in den Schnee stecken und Magie auf ihn anwenden, OHNE ihn zu berühren. Aber das ließ sie sein. Es hatte etwas Reizvolles, ihre Lehrerin über ihren eigentlichen Erfolg im Unwissen zu lassen. Sollte sie nur denken, was sie wollte, am Ende würde ihre Meisterin sowieso jegliche Errungenschaft klein reden. Also behielt sie es für sich.

Als Marga ihre Fragen stellte, schien Laiya wieder genervt und blickte sogar zu Belenus hinüber. Brauchte sie gar Hilfe? Doch dieser verstand zwar etwas über Lichtmagie, aber Eismagie war ihm vermutlich unbekannt. Die Halborkin fand diese Reaktion überhaupt unangemessen. Sie brauchte nicht einmal die Finger zur Hilfe zu nehmen, um zu zählen, dass es nur zwei Fragen waren und die zweite eigentlich nur eine Ergänzung zu ersten war.
Aus der langen Antwort konnte sie kaum etwas schließen. Vielleicht war sie fachlich gesehen die einzig richtige, aber Marga nahm sich die harsche Ablehnung zum "Faden" nicht zu Herzen. Sie war eben sehr pragmatisch: Funktionierte ihre persönliche Methode, dann würde sie diese verwenden, egal was andere dazu sagen mochten. So nickte sie einfach nur.
"Aha.", meinte sie knapp. "Können weiter laufen."

Sie hielt beim Gehen wieder den Ast in die Höhe und lenkte den blauen Energiekanal, den sie "Faden" nannte, direkt vom Herzen zum Holz. Es mochte vielleicht so aussehen, als ob sie wieder nur die Magie über ihren Arm, mit dem sie den Ast hielt, führte. Aber in Wirklichkeit nahm die Kälte eine Abkürzung, nämlich den direkten, geraden Weg.
Währendessen dachte Marga darüber nach, ob sie durch Verschweigen ihrer eigentlichen Übung, zu einer Lügnerin wurde. Nach einer Weile kam sie auf ein definitives Nein. Lügen sprach man nämlich. Und selbst wenn: Das Versprechen, das sie ihrer Meisterin am Lagerfeuer gegeben hatte, wurde dadurch nicht gebrochen.

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Samstag 28. März 2009, 18:08

Laiya spürte, wie Marga ihre Magie kurz in den Raum um sie herum ausdehnte. Da ihr Lehrling aber nichts dazu sagte, schwieg auch sie. Obwohl es sie schon erstaunte, wie schnell Marga Vorschritte machte. Jedenfalls für eine Nichtelfe. Allerdings machte sich Laiya auch keine Sorgen, dass Marga ihre Magie nicht mehr kontrollieren könnte, denn dafür war jene nun wirklich noch nicht weit genug.

Bei Margas knapper Antwort auf ihre eigentlich wie sie fand sehr ausführlichen Antwort, verengte die Elfe kurz die Augen, drehte sich dann jedoch auf und schritt energisch weiter. Wobei sie jedoch noch immer keine Spuren im Schnee hinterließ. Bei Belenus angekommen, machte sie Anstalten, gegen dessen Beine treten zu wollen. Doch genau bevor ihr Fuß diese berührt hatte, sprang Belenus behände auf. „Fertig? Bestens.“ Gähnend streckte Belenus sich, nahm dann Laiya in die Arme und gab ihr einen langen Kuss, bevor er sie stehen ließ und weiter lief.
Die Elfe hatte das plötzliche Aufstehen wohl erwartet, denn sie schreckte kaum zusammen. Die Begrüßung hatte sie allerdings wohl nicht vorhergesehen und sie schien ihr auch nicht so ganz zu behagen. Auch wenn sie den Kuss leicht erwiderte und noch einen Moment mit zart geröteten Wangen stehen blieb, bevor sie Belenus entzürnt hinterher stürmte. Kurz darauf waren die beiden in eine liebevolle, aber hitzige Diskussion in ihrer Muttersprache vertieft.

Währenddessen kühlte Margas Ast erstaunlich schnell ab. Kurioserweise dauerte es aber, bis sich die ersten Reif- und Eiskristalle auf ihm bildeten. Ebenso wie jene sich nur sehr langsam, beinahe müßig auf jenem ausbreiteten. Auch fiel auf, dass Margas Umgebung wärmer zu werden schien, je kühler der Ast wurde.
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Sonntag 29. März 2009, 13:22

Marga musste feststellen, dass es doch nicht so leicht war, wie sie vorher gedacht hatte. Beim Weiterlaufen schwenkte der Faden mehrmals zur Seite und musste ständig neu justiert werden. Auch war er ziemlich dünn im Vergleich zu ihren Inneren "Netzwerk". Außerdem verlor bei jedem Fingerbreit, den er durch die Luft verlief, etwas Energie nach außen. Sie musste also noch so einiges verbessern, aber sie war sich bewusst, dass sie genug Zeit hatte, um alles zu üben. Wie sich der Stock abkühlte, das hätte sie vor einem Jahr mit direktem Hautkontakt schon erledigen können. Also war die Berührung viel effizienter als das Lenken der Energie außerhalb des Körpers.

Die Erinnerung an die Fähigkeiten vor einem Jahr, setzte sie auch in diese Zeit zurück, als sie noch Jersa lebte. Es wäre gelogen, es "die gute, alte Zeit" zu nennen, denn auch jetzt musste sie keinen Hunger leiden und nicht frieren. Andererseits war es auch keine schlimme Vergangenheit. Damit, dass sie einen ganzen Haushalt alleine führen musste und dass sie von allen anderen wie eine Aussätzige gemieden wurde, konnte sie leben. Die Vergangenheits-Marga war genauso stark wie die Gegenwarts-Marga und vielleicht auch die Zukunfts-Marga. Dennoch wurde sie im Laufe der Zeit mit jeder Übung mächtiger im Umgang mit der Magie. Irgendwann würde sie vielleicht sogar ihre Meisterin übertreffen und was wollte sie dann mit ihren Kräften anstellen? Das wusste sie noch nicht. Vielleicht hatte sie sich bis dahin schon eine Reihe Feinde oder einen ganz schlimmen Erzfeind besorgt? Dann würde sie diese beseitigen. Und dann vielleicht für eine gerechtere Welt kämpfen.

Laiya und Belenus liefen vorran und unterhielten sich. Marga war zwar nicht besonders neugierig, aber das Gespräch klang sehr hitzig, also versuchte sie ein paar Wortfetzen aufzuschnappen. Das gelang ihr aber nicht. Sie versuchte es noch eine Weile und musste irgendwann herausfinden, dass sie überhaupt kein Wort verstehen konnte. Das war eine andere Sprache als die normale. Und Garmisch war es auch nicht, denn auch diesen Dialekt hätte sie verstanden. Also war das, was die beiden von sich gaben, eine dritte Sprache, die Marga nicht verstand. Wollten sie etwa, dass Marga nicht verstand, was sie sagten? Was gab es da wohl zu bereden, dass die Schülerin keinen Wind davon bekommen sollte. Hmm, könnten sein, dass das ihre Muttersprache und sie die besser sprechen. Vielleicht auch ein bisschen von beiden Erklärungsversuchen. Also hielt die Halborkin sich aus der Sache heraus. Verstehen konnnte sie es sowieso nicht.
Stattdessen konzentrierte sie sich wieder auf ihre Übung. Es gab ja so einiges zu verbessern. Zuerst wollte sie eine Lösung suchen, wie sie den Magiefluss auf den Stock fixierte. Der einzige Einfall, den sie hatte, funktionierte in der Praxis nicht: Sie versuchte den Faden um den Stock zu binden und zu verknoten, aber er hatte keine Materie, ging sowohl durch den Stock hindurch, als auch durch sich selbst.

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Dienstag 14. April 2009, 18:49

Margas Versuche, den Faden aus Eismagie um den Stock zu wickeln und zu verknoten, schlug auch weiterhin fehl. Führte allerdings dazu, dass sich Reiflinien auf jenem abzeichneten. Dort, wo der Faden abgerutscht oder hindurchgeglitten war. Sie war gerade bei dem dritten oder vierten Versuch, als die beiden Elfen ziemlich abrupt aufhörten zu diskutieren.

Und das nicht ohne Grund. Denn Laiya fiel Belenus einfach in die Arme. Jener blinzelte einen Moment etwas verblüfft, richtete sich dann jedoch aufmerksam lauschend auf –soweit es ihm eben mit der bewusstlosen Elfe im Arm möglich war. Tatsächlich war der Wald auf einmal gespenstisch ruhig. Kein Tier war zu hören. Kein Wind strich durch die Luft. Aber es knirschte auch kein Schnee unter Schritten. Und doch konnte man spüren, dass sich etwas oder jemand näherte. Belenus reagierte schnell und hob Laiya ganz auf seine Arme, wobei ein Arm unter ihren Knien verlief und einer ihren Rücken umfasste. Die Haut der Elfe lief langsam bläulich an. Ausgehend von einem tiefblauen winzigen Punkt an ihrem Hals. Ihr Atem zeichnete sich als kleine Wolken ab... allerdings in der Form, dass jene Wolken pure Kälte auslösten, so dass Belenus jedes Mal leicht schauderte, als ihr Atem ihn traf.

Da erklang ein Lachen. Wenn man den wie klirrendes Eis klingenden Laut denn so nennen konnte. Einen Moment später lösten sich weiße Gestalten aus den verschneiten Bäumen. Mit weißen Haaren, weißer Haut, sogar weiß wirkenden Augen. Erst bei einem genaueren Hinsehen konnte man erkennen, dass die Augen von extrem blassen Farben waren. Auch ihre Kleidung und ihre Waffen waren weiß. Insgesamt waren es sechs... Wesen. Fünf von ihnen hatten ihre Bögen mit den extrem dünnen, beinahe durchscheinenden Pfeilen gezückt und richteten jene auf das Elfenpärchen. Während der sechste, jener, der gelacht hatte, mit einem kalten Lächeln mit einem gläsern wirkenden Dolch spielte. „Belenus... so sieht man sich wieder.“ Der blassgrüne Blick glitt über den Elfen und die bewusstlose Gestalt in seinen Armen, glitt dann kühl über Marga, wobei sich die blassen Lippen abwertend kräuselten. „Ich frage lieber nicht, womit Laiya solche Gesellschaft verdient hat.“ Belenus Augen verengten sich, doch schwieg er beharrlich. Festigte nur den Griff um seine Partnerin. Wieder lachte das weiße Wesen auf und schmiss die glatten Haare über die Schulter –was für einen winzigen Moment spitze Ohren offenbarte. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie deine Gefühle erwidert.“
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Beitrag von Marga » Dienstag 14. April 2009, 20:52

Sie war gerade auf die Übung konzentriert, als es passierte. Einfach so kippte Laiya um, ohne Vorwarnung. Hätte sie vielleicht vorher geschwankt oder getorkelt, hätte man es vorhersehen können, aber so fiel sie mitten im Gespräch um. Glücklicherweise konnte Belenus sie noch auffangen. Verwundert näherte sich Marga und auf halbem Weg hielt sie plötzlich inne. Irgendetwas war anders - nur was?
Sie lauschte und hörte bald, was los war, beziehungsweise hörte nicht, was los war. Überhaupt war es in Wäldern selten ruhig, ständig hörte man Wind zwischen den Stämmen wehen, Tiere herumhuschen und andere, nicht identifizierbare Geräusche. Aber jetzt gab es keinen einzigen Laut. Marga trat sogar einmal besonders stark auf den Schnee, der daraufhin etwas knirschte, nur um sicher zu gehen, dass sie nicht urplötzlich ertaubt war. Das hatte sie sowieso nicht vermutet. Nur alte Frauen wurden taub und außerdem erst nach langer Zeit. Vorher verloren sie langsam ihr Gehör und verstanden immer noch etwas, solange es laut geschrien wurde.

Plötzlich erschienen ein halbes Dutzend Gestalten um sie herum. Irgendwie hatten sie es geschafft, sich anzuschleichen. Vermutlich war es ihnen nur gelungen, weil sie mit der Tarnfarbe Weiß mit der Umgebung verschmolzen. Es sah beinahe so aus, als hätte ein Riese sie nach und nach in ein Fass voller weißer Farbe getaucht. Sogar die Haut war schneeweiß. Aber es sah nicht so aus, als ob es nur aufgetragene Farbe war, sondern eher wie bei Albinos - natürlich, wenn auch nur sehr selten. Die Personen waren zum größten Teil mit Bögen bewaffnet, die sogar gespannt waren. Schon wieder Banditen. Aber die Bande des gestrigen Tages bestand in Vergleich zu diesen Gestalten aus Witzfiguren. Reflexartig griff Marga zu ihrer Tasche, um ihr Messer zu ziehen. Aber sie hielt inne. Eine Waffe zu zücken wäre reiner Selbstmord. Für die Schülerin standen fünf Pfeile bereit und sogar ein Dolch, falls die Person bereit war, ihre Waffe zu werfen. Können mich fünf Pfeile überleben? Denken nicht.

Stattdessen kam sie auf eine bessere Idee. Anscheinend zielten sie nur auf Belenus und Laiya, nicht aber auf sie. Wenn sie sich vielleicht langsam mit kleinen Schritten entfernte... Nein, unglücklicherweise hatte man sie bereits gesehen, also blieb sie lieber auf der Stelle stehen. Der Mann, der ein so schreckliches Lachen hatte, fing an zu reden: Er kannte scheinbar das Paar. Und plötzlich erkannte Marga, dass dieser Mann, sowie die anderen Gestalten, spitze Ohren hatten... wie Laiya. Auch von der Hautfarbe her ähnelten sie sich.
Was überhaupt los war, verstand Marga bis jetzt noch nicht. Scheinbar waren es doch keine Banditen, aber in welcher Beziehung standen diese Fremden mit Laiya - waren es Familienmitglieder? - und hatten sie etwas mit der plötzlichen Ohnmacht zu tun? Was hatten sie vor? Aber Marga hatte keine Möglichkeit, Antworten auf diese Fragen zu finden. Vielleicht ergaben sie sich ja von selbst, wenn sie wartete und sich anhörte, was da los war. Mehr konnte sie sowieso nicht tun.

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Sonntag 3. Mai 2009, 19:07

Der sonst so fröhliche und friedfertige Belenus gab einen wütenden Laut von sich und drückte die leblose Laiya dichter an sich, den Blick allein auf den blassen Elfen mit dem durchsichtig scheinenden Dolch geheftet. „Nur weil du ihre Gefühle nicht nachvollziehen, geschweige denn verstehen kannst, heißt das noch lange nicht, dass sie jene nicht hat!“ Sogar die sonst so neckende und sanfte Stimme klang nun hart und tödlich ernst. „Wie gefühllos muss man sein, wenn man die eigene Schwester lieber zu Eis werden lässt, als sie glücklich sein zu lassen?“ Er schmiegte seine Wange kurz an die eisig kalte Stirn der Elfe in seinen Armen und warf dabei Marga einen beschwörenden Blick zu. Sie allein hatte die Möglichkeit Laiya zu retten. Jedenfalls im Moment.

Die weißen Elfen lachten bei Belenus Worten. Klirrend schwang der Laut durch den noch immer gespenstisch ruhigen Wald, bevor der Elf mit dem Dolch sich auf einmal blitzschnell vor bewegte und seine gläsern wirkende Klinge an Belenus Kehle setzte. „Erzähle du mir nichts über meine Gefühle, Waldelf.“ Das letzte Wort spuckte er förmlich wie unter Ekel aus. Im nächsten Moment richtete er sich jedoch erneut lachend auf. „Ich werd dir was verraten, wir werden dich nicht alleine lassen, während die Kälte sie nimmt.“ In eisigem Zorn bohrte sich sein Blick in den dunklen von Belenus. „Vielleicht haben wir ja Glück und die Magie nimmt euch beide.“

Marga schenkte keiner der weißen Elfen Beachtung, als wäre sie keinerlei Bedrohung –oder einfach ihrer Aufmerksamkeit nicht wert.
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Dienstag 5. Mai 2009, 16:08

Langsam verstand Marga die Lage, als Belenus erklärte, dass der blasse Spitzohrige Laiyas Bruder war. Ähnliches hatte sich schon ein paar Mal in Jersa erlebt: Wenn der Vater den Liebhaber seiner Tochter bei frischer Tat ertappte und mit der Mistgabel aus dem Haus jagte. Für sie war so etwas kein Problem gewesen, denn Jungen interessierten sich nicht für die "unheimlich hässliche" Marga. Das fand sie selbst sogar eher erfreulich, so ließ man ihr ihre wohlverdiente Ruhe.
Was sich hier abspielte war so ähnlich, nur dass ein Bruder gleich seine halbe Sippe zusammengerufen hatte. Und dass sie Bögen, statt Mistgabeln verwendeten. Und seltsamerweise, dass sie bereit waren die Schwester zu töten, anstatt einfach ihren Mann zu vertreiben. Diese Langohren waren einfach nicht zu verstehen, wie konnten diese Verrückten bitteschön Meister der Magie hervorbringen?
Belenus warf ihr einen Blick zu, den Marga als Hilferuf interprettierte. Konnte sie überhaupt helfen? Fünf bestimmt ziemlich gute Bogenschützen - diese Spitzohren hatten vermutlich noch mehr Talente neben der Magie - hatten gespannte Bögen. Aber sie waren alle auf Belenus gerichtet, keiner beachtete die Halborkin. Irgendwie hatte diese das Gefühl, dass das keine Beleidigung, sondern nur ein Wink des Schicksals war, dass sie als einzige Handlungsfreiheit besaß. Erst dachte sie darüber nach, einfach abzuhauen. Alles hinter sich zu lassen und sich eine neue Lehrerin zu suchen. Aber so einfach war das nicht. Sollte sie wegrennen, würde man sie problemlos von hinten erschießen oder sie würde sich in dem Wald verirren und verhungern. Außerdem wolle sich nicht zulassen, dass man ihr einfach so die Meisterin wegnahm, hierbei ging es ums Prinzip! Langsam näherte sie sich Belenus, auch nachdem der Anführer vorgetreten war, um ihn zu verspotten. Marga wusste nicht, was das "Waldelf" bedeutete. Eine Zahl im Wald, direkt nach der Baumzehn und vor der Unterholzzwölf? Aber auf jeden Fall war das eine Beleidigung.

Während sie sich näherte, entwickelte sie einen Plan. Aber er war nicht neu, sondern nur ein älterer, den man wie den Braten vom Vortag heute kalt und scheibenweise auf Brot aß. Sie hatte vor, sich den Anführer zu schnappen und dann freies Geleit zu fordern, wie sie es damals bei den Banditen hatte machen wollen. Sie müsste ihn einfach überwältigen, ihm dieses Messer (war es aus Glas? oder gar aus Eis?) entreißen und dann... würde sie von fünf Pfeilen durchlöchert hier in diesem Wald verbluten. Es gab die Möglichkeit, dass sie verfehlten oder es zu spät merkten, aber die war so gering und das eigene Leben wollte Marga nicht aufs Spiel setzen.
Aber was konnte sie dann tun? Offener Kampf war außer Frage und Flucht genauso. Sie suchte weiterhin nach einer Lösung, während sie noch näher kam. Sie nahm so kleine Schritte, dass sie fast nicht von der Stelle kam, aber glücklicherweise knirschte der Schnee diesmal nicht unter ihren Schuhsohlen.
Schließlich kam sie auf eine Idee, die aber Belenus Hilfe erforderte. Sie stellte Augenkontakt mit ihm her und ließ die Augen kurz über die Bogenschützen schweifen. Danach schaute sie ihm wieder in die Augen und formte mit den Lippen nur ein kurzes Wort: "blenden" Sie hoffte, dass Belenus verstand und es auch schaffte im geeigneten Augenblick mit seiner Lichtmagie die Bogenschützen zu blenden, damit sie freies Spiel hatten.

Sie war schließlich nahe genug. Sie fixierte ihren Blick auf den Dolch. Den musste sie sich schnappen. Sollte es ihr nicht gelingen, wäre das Tod des Trios. Mit einem Satz sprang Marga nach vorne. Mit der einen Hand versuchte sie, nach dem Dolch zu greifen, mit der anderen Hand wollte sie das Handgelenk seiner freien Hand zu packen. Mit dieser würde sie ihn zusätzlich von Belenus wegziehen und zwischen sich und die Bogenschützen bringen. Natürlich musste die Halborkin auch bedenken, dass dieser Mann bestimmt die Eismagie beherrschte. Aber sie glaubte, ein Mittel zu kennen, mit dem man selbst den mächtigsten, männlichen Magier bezwingen konnte: Neben den Handlungen mit ihren Händen versuchte sie gleichzeitig, ihm ihr Knie in den Unterleib zu rammen.

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Sonntag 31. Mai 2009, 18:26

[Ich hoffe, es ist alles stimmig; Ich fand aus der komplizierten Situation, die Gwen hier geschaffen hat, nicht sofort eine Lösung, deswegen musste eingegriffen werden *gg*]

Dass sich Marga zentimeterweise von ihrem eigentlichen Stammplatz entfernte, schien keiner der Anwesenden wahrzunehmen und auch Belenus ließ es sich nicht ansehen, hätte er doch mit einem weiteren Blick in Margas Richtung die Aufmerksamkeit der Eiselfen auf diese gelenkt. Nein, niemand beachtete sie und auch sonst schien sich zwischen dem Eiselfen, der den Dolch in der Hand trug, und Belenus eine heftige Spannung aufzubauen, die nicht erklärbar, sondern nur zu spüren war.
Erst als sich die Klinge des Eisdolches auf die Kehle des Waldelfen legte, fiel ihm aus den Augenwinkeln auf, wie Marga versuchte ihm etwas mitzuteilen. Blenden? Hatte er das richtig von ihren Lippen abgelesen? Wie wollte sie die Elfen blenden?
Er hatte eher gehofft, Marga würde Magie wirken, aber anscheinend war sie sich darin noch nicht sicher genug, dass sie auf den Gedanken gekommen war. Stattdessen näherte sie sich noch weiter dem Angreifer, bis sie vorsprang und nach dem Dolch griff. Belenus war überrascht, aber nur kurz, dann nutzte er den Moment, wo er sich wieder frei bewegen konnte und erschuf mit seinen bloßen Gedanken (seine Hände hielten ja Laiyas Leib) einen grellen Lichtblitz – genau in dem Moment, wo Marga es schaffte beide Hände des Eiselfen zu packen, ihn zu sich zu ziehen und das Knie in den Unterleib zu rammen.
Das alles geschah innerhalb von Augenblicken, und noch während die Bogenschützen erschrocken aufschrien und die Augen schlossen, sprang Belenus zurück und brachte zwischen sich und dem Schussfeld der Bogenschützen einen Baum,0000 um sich und Laiya in Sicherheit zu bringen.
Und Marga? Nun, ihr Angriff war so überraschend gekommen, dass sie den Eiselfen voll erwischt hatte und dieser sich nach Luft japsend krümmte. Doch den Dolch konnte sie ihm nicht entwinden, aber wenn sie seine Handgelenke weiterhin festhalten würde, konnte er ihn vorerst auch nicht gebrauchen. So wirkungsvoll die entsandte Lichtmagie auch im Augenblick gewesen sein mochte, desto schneller erholten sich die Angreifer von dem plötzlichen Angriff auch wieder, zumal die Blendung schon aufgehört hatte und die Umgebung wieder zu erkennen war.

Die Situation sah letztendlich wie folgt aus: Die Bogenschützen spannten wieder die Sehnen, waren aber unschlüssig, auf welches Ziel sie die Pfeile lenken sollten, denn Belenus und Laiya befanden sich außerhalb ihres Schussfeldes und Marga hielt ihren Anführer im eisernen Griff.
Dieser knurrte erbost, fand aber gerade keine Möglichkeit sich zu befreien. „Glaubt ihr etwa, meine Schützen könnten euch etwa nicht erwischen? Euer Rettungsversuch ist erbärmlich.“
Dann hielt er inne und lauschte, auch die anderen sahen sich um, denn man hörte auf einmal Hufgetrampel und das Klirren von Waffen und Rüstung, nur schwach gedämpft vom Schnee. Kurz darauf erschien ein Trupp vollgerüsteter Männer auf Pferden mit dem Wappen des Königs. Es waren sicherlich ein Dutzend an der Zahl, vielleicht auch mehr. Sie hielten jäh an, als sie den Schauplatz erreichten, ihr Anführer hob die Hand zum Stehenbleiben und zog zeitgleich sein Schwert, alle anderen taten es ebenfalls.
„Was ist hier los?“, sprach der berittene Truppenführer und sah von den elfischen Bogenschützen zu Marga und dem Eiselfen, den sie im Griff hatte. So, wie die Berittenen aussahen, waren es Ritter des Königs auf Durchzug – sicherlich nicht damit rechnend, Zeuge einer so gefährlichen Auseinandersetzung zu werden. „Im Namen des Königs von Jorsan, befehle ich euch, die Waffen niederzulegen.“
Es kehrte ein Moment des angespannten Harrens aus, der von Marga festgehaltene Eiself musterte die Menschen, bedachte ihre Waffen und ihre Übermacht. Dann warf er seinen Gefolgsleuten einen Blick zu und deutete ihnen, die Bögen niederzulegen. Widerwillig kamen die Eiselfen der Aufforderung nach. Und Marga? Auch ihr galt der Befehl, aber konnte sie dem Eiselfen soweit trauen und ihn loslassen, ohne seinen Eisdolch in ihrem Körper zu spüren?
„Tut, was ich sage, sonst werden wir eingreifen“, wiederholte der Ritter noch einmal eindringlicher und setzte sein Pferd einen Schritt nach vorne.
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Sonntag 31. Mai 2009, 20:00

Es geschah alles unheimlich schnell, aber Marga kam es vergleichsweise langsam vor. In dem Moment, als sie den Mann packte, fing die Zeit für sie an, zäh zu werden - der Fluss der Zeit wurde zu einem Honigstrom, der sich zähflüssig nach vorne schob, anstand anständig zu fließen. Sie nahm wahr, wie Belenus einen gleißenden Lichtblitz beschwor und die Bogenschützen geblendet ihre Augen abwenden mussten. Zum Glück hatte sie selbst kurzzeitig die Augen geschlossen, aber trotzdem konnte sie durch die Augenlider die Helligkeit sehen, durch die Adern in den Lidern rot gefärbt.
Der Stoß mit dem Knie hatte zwar zum Teil seinen Zweck erfüllt - nämlich den Bleichen kurzzeitig kampfunfähig zu machen - aber statt den Griff des Dolches erfasste sie nur dessen Handgelenk und jeder Versuch sich mit den Fingern zur Waffe vorzuarbeiten, scheiterte. Der Mann hielt immer noch fest. Die Halborkin fand es unterdessen unangenehm, dessen Haut zu berühren. Nicht nur war sie weiß wie ein Fischbauch, sondern zusätzlich war sie auch genauso kalt.
Je mehr sie sich darauf konzentrierte, an die Waffe zu gelangen, desto... seltsamer wurde die Welt. In den ersten paar Sekunden wurden alle Sinneseindrücke viel schärfer, sie konnte sehen, wie Belenus mit Laiya hinter einem Baum Deckung suchte, während die Bogenschützen langsam wieder zielten. Dann aber war es, als ob man in einen ruhigen See ein Steinchen geworfen hätte und alle Spiegelungen verschwammen. Aber nicht alles, übrig blieb sie selbst, der Feind und der Dolch, das Ziel. Der Rest der Welt war hinter einem roten Schleier versteckt und ihre Atmung wurde immer schneller.
Sie musste an den Dolch kommen, denn sonst würde der Feind sie abstechen. Und sie musste an den Dolch kommen, damit sie den Feind abstechen konnte. Sie wollte sagen: Gib schon her! Heraus brachte sie aber in ihrem Zustand nur "Giooerr...!", gefolgt von einem angestrengten Grunzen.
Sie hörte, dass der Feind etwas sagte. Marga reagierte nicht, es gab keine Schützen, es gab nur noch sie, ihn und die Waffe... und diesen roten Schleier. Eine Weile noch hielt dieser Zustand an, aber dann wurde er doch durchbrochen. Das Geräusch von Hufen, Pferdewiehern und eine Stimme. Marga erwachte aus ihrem Wahn, aber nicht schnell, sondern langsam. Erst schrittweise realisierte sie die Umwelt und währendessen hielt sie immer noch die Handgelenke des Mannes fest, was ziemlich dumm aussehen musste, denn damit hörte sie erst nach einer halben Minute nach der Ankunft der Berittenen auf.
Männer des Königs waren da, Reiter, vielleicht sogar Ritter. Sie waren in Sicherheit. Die Langohren legten alle ihre Bögen nieder. Nachdem sie die Handgelenke losgelassen hatte, verflog kontinuierlich der Rauschzustand. Kalter Schweiß war auf Margas Stirn und sie konnte wieder klar denken. Dennoch war sie unsicher, ob sie schon fähig war, wieder richtig zu sprechen. Deshalb wollte sie Belenus die Lage aufklären lassen. Der wusste auch über die Hintergrundgeschichte bescheid und warum wer wen hasste. Und Marga war sich auf einmal bewusst, dass sie weiterhin in Gefahr schwebte. Zwar waren zwar die Waffen beinahe alle niedergelegt (bis auf den Dolch), aber die bleiche Sippe war der Eismagie befähigt. Marga blieb auf der Hut und trat einige Schritte von ihnen weg in Richtung der Berittenen. Noch war die Möglichkeit eines Blutbades nicht ausgeschlossen.

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 3. Juni 2009, 13:57

Der Eiself, der von Marga gepackt war, spürte eine kräftige Woge unterdrückten Zorns und den starken Willen ihm die Waffe zu entreißen. In dem Moment bereute er es, diese stämmige Frau mit den markanten Zügen missachtet zu haben: Anscheinend war sie doch gefährlicher als zuerst angenommen. Aber gerade deshalb hatte sich die elfentypische Arroganz und Verachtung mal wieder bewiesen, dieses Mal nicht zu seinem Vorteil.

Nachdem also diese unerwünschten Gäste den Ort der Auseinandersetzung betreten hatten und forderten, die Waffen niederzulegen, regte sich Marga nicht, was den Eiselfen alarmiert die Augen zu schmalen Schlitzen verengen ließ. Dann endlich, ließ Marga los und der Eiself brachte sofort zwei Schritte Distanz zu dieser unheimlichen Frau, den Dolch noch immer in der Hand und nun die Lage musternd.
„Das gilt auch für Euch“, sagte der Berittene und starrte dem Eiselfen mit seinem Dolch warnend an. Dieser schien einen Augenblick noch zu überlegen, dann ließ er den eisigen Dolch in den Schnee fallen und hob die Hände leicht an. Seine Miene sprach von keinerlei Emotion, nur eisige Kälte sprang aus den hellen Augen wie die Eisspitze, mit welcher Laiya verletzt wurde.
Nun wagte sich Belenus auch wieder aus seinem Versteck hinter dem Baum, Laiya hatte er auf den Boden gelegt, den Oberkörper an den Stamm lehnend. Ihr Kopf lag reglos auf der Schulter und die Haut war noch blauer, als sie es ohnehin schon war. Der Waldelf und die Verletzte wurden seitens der königlichen Garde ebenso misstrauisch begutachtet und der Anführer fragte mit sarkastischem Ton: „So, sind denn nun alle aus ihren Verstecken gekrochen?“
Belenus warf Laiya noch einen besorgten Blick zu, dann trat er einen Schritt auf die Reiter zu. „Meine Freundin ist verletzt, Herr. Wir müssen etwas tun, ehe sie stirbt.“ Die Reiter prüften noch einmal eingehend die Lage, ehe ihr Anführer mit einem Nicken einwilligte.
Daraufhin warf Belenus Marga einen auffordernden Blick zu und winkte sie zu sich. Laiyas Brüder beachtete er im Augenblick nur halb, hoffte er doch, dass sie es nicht wagten in der Gegenwart von königlichen Abgesandten handgreiflich zu werden.
Und sie rührten sich wirklich nicht, allerdings wirkten sie nach wie vor angespannt und bereit nach ihren Bögen zu greifen.

Als Marga der Aufforderung des Waldelfen nachgekommen war, hatte dieser sich schon neben Laiya gehockt und strich ihr über die Wange. Ohne Marga anzusehen, sagte er: „Wir können ihr vielleicht helfen. Hier, schau, dort ist das Geschoss drin.“ Er deutete auf die Wunde am Hals, die schwarz verfärbt war und von dort aus sich dünne, dunkelblaue Linien entlang des ganzen Halses ausstreckten. „Versuch das, was da drin ist, rauszuholen. Irgendwie…“
Verzweiflung klang in seiner Stimme mit, und er sah eindringlich und bittend zu Marga auf. „Erst wenn das da draußen ist, kann ich sie heilen.“
So lag es nun an der Halborkin sich in ihren Fähigkeiten zu versuchen um die Eisspitze, die im Fleisch saß, herauszuholen.
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Freitag 5. Juni 2009, 19:53

Auch der Mann mit dem Dolch ließ seine Waffe fallen. Marga hatte schon befürchtet, dass dieser sie gleich danach angreifen würde, Reiter hin oder her. Aber er wich sogar noch etwas von ihr weg und es war gut, dass er Angst und somit auch Respekt vor ihr hatte. Denn ihr wurde bewusst, dass im Kampf die Chancen vielleicht nicht vollkommen auf ihrer Seite lagen: Würden die Bogenschützen auf die Pferde der vorderen Reiter schießen, würden diese durchdrehen, wegrennen und dabei vielleicht die anderen Pferde auch in Panik versetzen oder zu Boden werfen. Und bis sich der Tumult gelegt hätte, hätten sie jeden Reiter durchlöchern können.

Sie hörte sich an, was der Offizier sagte, als er auch Belenus und Laiya erblickte. War diese Lage nicht offensichtlich? Da standen sechs bewaffnete, bleiche Langohren und drei Unbewaffnete, von denen eine halb tot war, der andere sich um sie kümmerte und die letzte - sie selbst - versuchte, jemanden die Waffe zu entwenden? Naja, bis jetzt hatte sie noch nie daran geglaubt, dass Ordnungshüter zu irgendetwas taugten. Verbrechen geschahen doch trotzdem... Lägen auf dieser Lichtung ihre drei Leichen, würden sie sich ernsthaft um die Angelegenheit kümmern, jetzt aber taten sie vergleichsweise wenig, um schlimmes zu verhindern.
"Ihr nicht haben Santinäter... Arzt?", fragte Marga. Oder wollen nur zusehen?, fügte sie in Gedanken hinzu. Wenn sie helfen wollten, hätten sie es doch schon längst getan. Wieder einmal wurde sie in ihrer Annahme bestätigt. Belenus winkte sie her und sie folgte seiner Aufforderung. Es war ein gutes Gefühl, hinter dem Baum zu stehen, wo kein Pfeil hingelanen könnte.
Sie blickte sich die Lage an. Marga war auf dem Land aufgewachsen und hatte deswegen schon mehrmals miterlebt, wie man Tiere schlachtete. In der Regel hatte es immer etwas mit dem Hals zu tun und deswegen vermutete die Halborkin, dass Halsverletzungen die schlimmsten seien. Deswegen konnten sie auch nicht einfach das Fleisch aufschneiden und das Projektil herausholen, weil sie sonst alles noch viel schlimmer machen würden. Sie hörte sich an, was sie zu tun hatte und blickte sich noch einmal um. Keiner von den Reitern war abgestiegen, keiner half; Es hing jetzt alles an ihr. Sie krempelte den Ärmel hoch und überlegte. Nein, ihr Messer war zu breit, um die Spitze einfach herauszuhebeln. Also musste sie es mit den Finger anstellen. Mit Daumen und Zeigefinger näherte sie sich der Wunde und langte schließlich hinein. Sie versuchte, die Pfeilspitze zu fassen, wobei die zwei Fingerkuppen mit kalten Blut bedeckt waren. Sie berührte die Spitze kurz und zuckte zurück. Obwohl sie keinerlei Druck ausgeübt hatte, hatte sie in ihre Finger geschnitten. Auch an der Rückseite waren waren Spitzen und die Schülerin erkannte, dass es Widerhaken waren. Sie packte das Eis und versuchte es rauszuziehen - vergeblich wegen der Widerhaken. Und dann sah sie, dass sich auch an ihren Fingern blaue Linien hochzogen. Und ihr wurde bewusst, wie diese Waffe funktionierte: Das Eis gab langsam magische Energie über das Blut in Form von Kälte ab. Aber sie fühlte auch etwas anderes: Der Gegenstand hatte nicht unendlich Kraft; Auch er schmolz langsam.
Jetzt war sie der Lösung ganz nah: Sie musste das Eis schmelzen, nicht komplett, aber solange bis es klein genug war, damit Marga es rausziehen konnte. Aber Feuer zu machen würde lange dauern. Wenn sie ihm nicht Wärme zuführen könnte, würde sie ihm die Kälte wegnehmen. Und Marga fing an zu ziehen, in zweierlei hinsicht. Physisch zog sie mit den Fingern an der Eisspitze, aber magisch gesehen absorbierte sie langsam die Kälte daraus. Was natürlich zur Folge hatte, dass langsam die blauen Linien auch an ihren Arm hochwanderten und immer dunkler wurden.

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 10. Juni 2009, 18:22

Marga wurde nur kurz angesehen, als sie fragte, ob ein Arzt zugegen sein. In den Blicken der Reiter lag Geringschätzung und vielleicht sogar etwas Verachtung. Dabei war ihre Frage nicht einmal dumm gewesen, allerdings schienen die Männer sie nicht richtig ernst zu nehmen. Sie erhielt erst gar keine Antwort, eine unruhige Handbewegung sollte ausreichend sein.
Sie besaßen also keinen qualifizierten Heiler, oder wollten ihn nicht herausrücken, wie dem auch sei.

Als sich Marga abwandte um Belenus‘ Aufforderung nachzukommen, rührte sich Laiyas Bruder kaum merklich und machte Anstalten zu handeln – wie auch immer. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie er nach Vergeltung sann, nahm er ihr den Tritt in die Weichteile doch noch ziemlich übel.
Belenus warf Marga, die nun die Ärmel hochgekrempelt hatte, als wolle sie gleich etwas sehr Ekelhaftes tun, einen schiefen Seitenblick zu. Sei vorsichtig, lag in seinem Blick, aber er sprach es nicht aus. Aus irgendeinem Grund schenkte er der Halborkin mehr Vertrauen als es wohlmöglich sonst jemand der Anwesenden hier tat.
Er sog scharf die Luft ein, als Marga mit den Fingern begann in der Wunde zu wühlen. „Benutz‘ deine Magie um das Eis darin zu schmelzen oder anderweitig nutzlos zu machen. Sonst verliert sie wohlmöglich zu viel Blut.“
Um die Bemühungen der Halborkin zu unterstützen, hob er auch die Hand und legte sie seitlich an Laiyas Hals, allerdings ohne Marga in ihrem Tun zu behindern. Mildes Licht leuchtete auf und verhinderte, dass bei dem doch recht groben Tun die Wunde mehr beschädigt als geheilt wurde.

Während die Beiden also versuchten die Eiselfin zu heilen, schienen sich die Bogenschützen anders entschieden zu haben also nur nutz- und wehrlos herumzustehen und sich bedrohen zu lassen. Und das auch noch von Menschen! Sie teilten sich mit Blicken mit, was zu tun sei, und dann erfolgte der Angriff: Laiyas Bruder rollte sich auf den Boden, griff nach der fallengelassenen Klinge und warf sie in Richtung der Menschen. Sie bohrte sich pfeilschnell in die Brust des vordersten Pferdes, was daraufhin gepeinigt aufschrie und stieg. Der Reiter, nämlich der Anführer, fiel vom Rücken, während die Anderen schon reagierten und die ersten Pfeile flogen und los preschten. Die Zeit hatte den Eiselfen allerdings gereicht um nach ihren Bögen zu greifen und Pfeile auf die Sehnen zu legen. Zischend glitten sie durch die Luft und machten zwei der königlichen Garde sofort den Garaus.
Sie fielen leblos von ihren Sätteln.
Allerdings waren die Reiter keine unerfahrenen Männer. Ihr Anführer hatte sich vom Sturz sofort wieder erholt, zog sein Schwert und griff mit gezogener Klinge den Eiselfen an, der keinen Bogen besaß.

Ein wütendes Gefecht entstand, bei dem Marga, Laiya und Belenus froh sein konnten, sich in Deckung zu befinden. „Hör‘ nicht auf, wir haben es gleich geschafft“, sagte der Waldelf zu seiner Helferin und beobachtete, wie das ungesunde Blau von Layias Haut zurückwich. Und tatsächlich; Marga konnte den Pfeil nun herausziehen ohne dabei durch die Widerhaken noch mehr Fleisch zu zerschneiden und mit Belenus Lichtmagie schloss sich die Wunde für das Erste wieder.
Kurz darauf schlug Laiya die hellen, fast irislosen Augen auf und starrte die Beiden über sich an. Sie holte tief, aber erleichtert Luft, und das Atmen trug sich in jede Faser ihres Körpers fort, als würde jede einzelne Zelle mit den Lungen den Hauch des Lebens einatmen. Belenus, der die ganze Zeit über sehr ernst und besorgt ausgesehen hatte, lächelte auf einmal. „Willkommen zurück.“
Mit jedem Augenblick ähnelte Laiya mehr ihrem vorherigen Abbild und erholte sich, in ihren nun wieder klaren Blick lag Verwirrung, aber Belenus schüttelte den Kopf. „Kannst du aufstehen? Wir erklären dir später alles. Jetzt sollten wir die Gelegenheit nutzen und verschwinden.“
Er half seiner Liebsten sich aufzurichten.
Im Tosen des Kampfes ergab sich wirklich eine passende Möglichkeit abzuhauen, es sei denn, man fände sie.
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Mittwoch 10. Juni 2009, 21:39

Marga hatte so einige Gründe nervös zu sein. Sie fummelte mit zwei Fingern in einer Wunde herum, um eine Pfeilspitze zu entfernen, für die man besser eine desinfizierte, lange Metallpinzette verwenden sollte. Und das Leben ihrer Meisterin hing von ihrem Erfolg ab. Aber sie war viel zu konzentriert, um über die Konsequenzen nachzudenken. Ab und zu wischte sie sich mit dem linken Ärmel den kalten Schweiß von der Stirn. Wenigstens stand ihr Belenus zur Seite, der die Wunde wenigstens an den Rändern nachheilte, wo Marga sie mit ihrer groben "Operationsmethode" aufgerissen hatte. So minimierte er den Blutverlust und verlängerte Laiyas Lebensspanne. Wenn sie nämlich zusätzlich noch ihren Lebenssaft verlor, würde das ihre Chancen verringern.

Im Hintergrund hörte Marga, wie das Gefecht anfing, aber sie ignorierte es. Es gab kein zurück mehr, entweder sie schaffte es oder nicht. Der Baum zwischen ihnen und den Bogenschützen war im Moment mit einer Festung zu vergleichen, welche die Drei vor allem beschützte, was schädlich sein könnte. Langsam zeigte sich Besserung. Indem Marga die Kälte in ihren Körper umleitete, bewahrte sie Laiya davor, noch mehr davon abzubekommen. Und dann geschah es endlich: Mehr schlecht als recht ließ sich die Eisspitze rausziehen, wobei die Reste der Widerhaken zwar die Wundränder noch einmal aufschlitzten, aber nicht mehr den Weg verkeilten. In dem Moment, als das Eis draußen war, ließ Marga es auf den Boden fallen und trat darauf wie auf ein ekliges Insekt und zermahlte es unter ihrer Schuhsohle. Sie wollte verhindern, dass dieses Ding noch mehr Schaden anrichtete, obwohl das eigentlich lächerlich war. Bestimmt hatten die Bleichen noch viele dieser magischen Pfeile in den Köchern. Während Belenus die Wunde endgültig mit seiner Magie versiegelte und die Kälte aus dem Körper seiner Lebensgefährtin vertrieb, öffnete Marga mit der sauberen Hand ihre Handtasche und holte ihr altes Kleid heraus, das sowieso schon blutbesudelt war und trocknete damit die reche Hand ab, die in der Wunde gewesen war. Ihren Arm hoch verliefen einige dieser blauen Linien, aber da die Spitze niemals in ihrem Körper war, war die Kälte auch nicht besonders schlimm und die Linien waren hell und verblassten kontinuierlich, was anscheinend etwas Gutes war.
Erst jetzt stellte sie fest oder besser gesagt beschäftigte sie sich mit der Tatsache, dass gerade ein Scharmützel auf der Lichtung stattfand. Sie dachte erst daran, mit teilzunehmen, einfach ihr Messer zu zücken und so viele Langohren zu erwischen, wie sie konnte, aber dann erinnerte sie sich daran, dass obwohl auf jeden Bogenschützen zwei Reiter kamen, diese trotzdem noch nicht besiegt waren. Sie besaß weder Rüstung, noch eine bessere Waffe als ein Küchenmesser, noch hatte sie eine militärische Ausbildung genossen; Vernünftigerweise schloss sie sich also Belenus Gedanken an, das Weite zu ziehen.
Zuerst wollte sie einfach nur die Beine in die Hand nehmen und mit Belenus und Laiya wegrennen, aber Laiya war vermutlich noch etwas schwach auf den Beinen und bei einer Verfolgungsjagd wären sie verloren. Aber dann fiel ihr Blick auf etwas, was ihre Lage doch verbessern würde. "Belenus, mich haben Idee.", meinte sie und anstatt zu erklären, zeigte sie einfach darauf, was sie erblickt hatte. Bei dem Kampf hatten die ersten paar Pfeile zwei Reiter direkt aus dem Sattel befördert, die Pferde aber waren unversehrt geblieben und hatten es aus dem Gewimmel der Kämpfenden herausgeschafft. Sie standen jetzt etwas abseits, aber für die drei einfach zu erreichen, ohne ihre Deckung aufgeben zu müssen. "Ihr können reiten?", fragte Marga, die es selbst leider nicht konnte. Aber sie hoffte, dass ihr Pferd im Notfall schon dem anderen folgen würde. "Ihr nehmen das eine, ich das andere.", meinte sie. Das war allein schon aufgrund der Gewichtverteilung notwendig, denn die Halborkin war ziemlich stämmig, während die beiden Begleiter zierliche Gestalten waren. Außerdem könnte Belenus sich im Notfall besser um seine Frau kümmern.

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Samstag 13. Juni 2009, 15:07

Laiya musste von Belenus gestützt werden, aber immerhin trugen ihre Beine sie soweit, dass sie stehen konnte. Diese Tatsache machte eine sichere Flucht umso vielversprechender.
Das Gefecht zwischen Menschen und Elfen schien sich zugunsten der königlichen Garde zu wenden, zumal zwei der Elfen auf dem Boden lagen und tiefe Schnittwunden vorzuweisen hatten, während bisher nur drei Menschen außer Gefecht waren, was das Gleichgewicht zugunsten der Männer verschob, denn die waren noch immer in der Mehrzahl.
Dann allerdings riefen sich die Eiselfen untereinander etwas auf einer fremden Sprache zu und sie kamen zu einer gemeinsamen Übereinstimmung. Zwei von ihnen streckten in einem günstigen Moment die Arme aus, während sich zeitgleich der Schnee vom Boden hob und wie Ameisen über die Beine der Menschen kroch, dabei verhärtete er sich so, dass sie bald in ihrer Bewegung eingeschränkt waren. Magie hatten sie nicht viel entgegen zu setzen…

Belenus sah überrascht zu Marga, als sie ihre Idee kundgab und lächelte erleichtert, als sie auf zwei verwaiste Pferde deutete. „Das ist ein grandioser Vorschlag! Laiya, kannst du etwas laufen? Es ist nicht weit.“ Die Angesprochene hob den Kopf und presste die Lippen zu dünnen Strichen aufeinander. Ihr Blick wanderte zu den Pferden und sie nickte. „Sicher.“
Sie löste sich sanft von Belenus Halt und fand sicheren Stand auf den eigenen Füßen, entschlossen nickte sie noch einmal. Daraufhin warf der Waldelf noch einen Blick zurück zu den Kämpfenden und entschied, dass sie jetzt oder nie loslaufen sollten.
Und genau das taten sie auch.
Marga sollte voraus eilen, damit sie beide Pferde an Halfter nehmen und zur Not beruhigen konnte, während Belenus mit Laiya zurückfiel um sie zu schützen. Sie waren fast da, als auf einmal ein wütender Schrei zu hören war. Kurz darauf raschelten die schneebeladenen Äste über ihnen und der Schnee, der hinunterfiel, wurde noch im Flug zu spitzen Zacken, die schneller wurden und hinab fielen – direkt auf die Pferde und Marga, die schon da war, zu. Nur im allerletzten Moment formten sie sich wieder zu Schneekugeln und klatschten wirkungslos auf den Rücken der Tiere und Margas Kopf.
Laiya keuchte vor Anstrengend, war es doch sie gewesen, die reflexartig das Unheil abgewandt hatte. Allerdings waren sie und der Waldelf nun bei den Tieren angekommen und Belenus half Laiya in den Sattel des einen Pferdes, stieg kurz darauf selbst auf und setzte sich vor sie. „Halt‘ dich gut fest“, dann drückte er die Fersen in den Bauch des Pferdes hielt die Zügel fest.
Noch einen letzten Blick zu Marga, dann preschten sie los. Ein erboster Ruf begleitete sie noch einige Meter, ehe sie die Gefahr hinter sich ließen.
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Samstag 13. Juni 2009, 18:01

Trotz der Überzahl der königlichen Gardisten waren die Feinde immer noch nicht bezwungen. Und offensichtlich wendete sich das Blatt, als diese gemeinsam Eismagie einsetzten. Der Schnee kroch an einigen Männern bis zur Hüfte hinauf und verfestigte sich zu Eis, was sie bewegungsunfähig machte. Nun waren sie im Kampf nicht mehr zu gebrauchen, denn mit ihren Schwertern würden sie die mit den den spitzen Ohren nicht mehr erreichen, aber ein leichtes Ziel für die Bogenschützen sein. Selbst wenn sie die Schlacht überlebten, müsste man sie erst befreien und ihre Frostbeulen an den Beinen behandeln - Vorrausgesetzt es war noch jemand übrig, der sich frei bewegen konnte, oder ein Fremder kam des Weges. Vielleicht könnten sie sich aber auch selbst befreien, indem sie mit ihren Waffen das Eis zerschlugen, aber so sicher konnte man sich damit nicht sein.

Als über Marga die schneebedeckten Zweige wackelten, dachte sie sich nichts dabei, bis sie erkannte, dass sich der Schnee in Eiszapfen verwandelte. Beinahe wäre es zu spät, doch im entscheideten Moment machte ihre Lehrerin die Metamorphose rückgängig. Zwar bekam sie Schnee aufs Haupt, aber das war bei Weitem nicht so schlimm, wie von Eisspitzen durchbohrt zu werden. Selbst wenn sie es überlebt hätte, hätten die verletzten Pferde die Flucht ergriffen und ihnen ironischer Weise somit die Flucht vergönnt.
"Ruhig, ruhig.", sprach Marga den Tiere zu und zog eines am Zügel zu Belenus und Laiya, weil die beiden sich nicht so schnell bewegen konnten. Als diese versorgt waren, lief Marga zurück zum anderen Pferd. Und als sie aufsteigen wollte, wurde sie mit einem Problem konfrontiert, an das sie bis jetzt überhaupt nicht gedacht hatte - unglücklichwerweise. Das Problem war, dass sie im Gegensatz zum vorherigen Reiter keine Hose trug, sondern ein Kleid. Natürlich hatte Marga den Frauensitz beim Reiten schon einmal gesehen: Man ließ beide Füße auf einer Seite des Pferdes und hielt sich mit einer Hand am Zügel und der anderen am Pferderücken oder Sattel fest und konnte somit auch mit Kleid oder Rock reiten. Aber diese Methode war eher etwas für einen gemütlichen Nachmittagsausflug als für eine wilde Flucht: Sie würde herunterfallen und konnte das Pferd auch nicht richtig führen.
Die Halborkin war sich bewusst, dass sie doch wie ein Mann auf dem Pferd sitzen musste, um die Sicherheit der Steigbügel zu erlangen und nicht herunter zu fallen, wenn auch das sowohl unbequem sein, als auch undamenhaft aussehen würde. Trotz der Lage forderte es viel Überwindung, so auf das Pferd zu steigen, aber dann steckte sie beide Füße in die Steigbügel, ergriff die Zügel und machte es Belenus nach, weil sie selbst keine Erfahrungen mit dem Reiten hatte. Sie presste ihre Schuhe in die Seite des Pferdes und beugte sich zusätzlich noch nach vorne und sagte dem Pferd: "Du folgen einfach dein Freund, verstanden?"
Und tatsächlich setzte sich das Pferd in Bewegung. Marga hoffte unterdessen, dass das Tier ihre Forderung verstanden hatte. Denn wie man es in verschiedene Richtungen laufen ließ und nicht nur gerade aus, das wusste sie nämlich noch nicht.

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 17. Juni 2009, 12:16

Margas Problematik hatte keiner der beiden Elfen mitbekommen, trug Laiya zwar einen knöchellangen Mantel, darunter allerdings eine Hose. Es kam ja nicht selten vor, dass sie ritt, zudem war eine Hose weitaus praktischer beim ständigen Laufen und Wandern.
Margas Pferd schien gut ausgebildet und vor allem auf seinen Kollegen fixiert zu sein, sodass es anstandslos den Vorderen folgte. Es passte sich sogar deren Geschwindigkeit an und trabte nur mit wenig Abstand hinterher.
Bald war der Lärm verklungen, als hätte sich eine dicke Schneedecke darüber gelegt und wollte den Wald nicht länger mit dem unheiligen Blutvergießen behelligen. Keiner von ihnen sagte etwas, konzentrierten sich doch die Reiter auf den Weg vor ihnen und warfen ab und an einen Blick zurück um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand folgte.
Sollten Laiyas Brüder allerdings den Kampf überstanden haben und weiterhin nach Rache sinnen (vielleicht jetzt erst recht), dann konnten sie mühelos den Spuren folgen. Daher war es umso dringlicher, dass sie erst einmal eine ganze Strecke zwischen ihnen zurückließen, ehe sie sich eine Pause gönnten.

Mit der einbrechenden Dämmerung waren die drei unterschiedlichen Gefährten gezwungen zu rasten. Schon seit einigen Stunden waren sie wieder einem halbwegs befestigten Weg gefolgt, wo sich auch andere Spuren mit den ihren vermischten, ein glücklicher Vorteil.
Belenus zog sanft die Zügel an und sein und Laiyas Pferd blieb schnaubend stehen. Am Rande des Weges fiel ihm ein Holzschild auf, welches, halb von kahlen Ästen überwachsen, kaum erkennbar war. Der Waldelf stieg vorsichtig ab und ging zu dem besagten Schild, die Dunkelheit machte es zusätzlich schwer etwas zu entziffern. „Sieht aus, wie der Verweis zu einem Gasthaus.“ Er runzelte die Stirn und trat von einem Bein auf das Andere um sie nach dem langen Sitzen zum Leben zu erwecken. Sollte es wirklich ein Wegweiser sein, so zeigte es auf eine kleine Abzweigung, sicherlich schon länger nicht mehr benutzt worden. Ob es sich lohnte nachzusehen? Rasten müssten sie sowieso außerhalb des Hauptweges… Er sah auf und blicke von Laiya, die etwas zusammen gesunken, aber aufmerksam noch im Sattel saß, zu Marga, die ihnen ebenso stillschweigend gefolgt war.
„Wollen wir es versuchen?“
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Samstag 20. Juni 2009, 13:27

Die Flucht fiel vergleichbar unspektakulär aus. Nachdem sie sich ständig im zügigen Tempo von der Lichtung entfernten, hörte man irgendwann die Kampfgeräusche nicht mehr und auch sah man nichts mehr. Kaum einige hundert Schritt weiter könnte man kaum ahnen, was da ein paar Minuten Weg weiter passierte oder passiert war. Würde jemand die Leichen der Opfer finden? Diese Frage beschäftigte Marga kaum, das wichtigste war, nicht selbst eine zu werden.
Das Pferd war gut getrimmt und folgte dem anderen, ohne große Probleme zu machen. Auch schien es sich nicht daran zu stören, einen anderen Reiter weg zu tragen, als denjenigen, den es hergetragen hatte. Ein Pferd als Reisemittel war etwas praktisches, schnelles. Manchmal schüttelte es einen bei unebenen Gelände herum, aber das war ertragbar. Sie fragte sich, was sie mit dem Pferd wohl anstellen würde. Eigentlich war es unrechtmäßig erworben und es war das erste Mal, dass Marga ein Verbrechen begangen hatte, aber der Reiter war jetzt sicher tot und ohne Pferd würde sie auch tot sein. Sie könnte es behalten oder in der nächsten Ortschaft den Wachen übergeben, da es ja Eigentum der jorsanischen Krone war. Aber würde man auf die Halborkin hören, wenn sie die Geschichte erzählte? Nein, man würde alles so verdrehen, dass man einen Grund hätte, die gute Marga hinter Gitter zu bringen. Das beste wäre also, das Pferd zu behalten oder irgendwann freizulassen. Als sie einen halbwegs befestigten Weg erreichten, nahm Marga sich das als Anlass ihre Sitzposition zu ändern. Jetzt war der Ritt langsamer und ruhiger und die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu begegnen, gestiegen. Also hob sie, als die Begleiter wieder nach vorne schauten, das rechte Bein, und beförderte es mit einigen Schwierigkeiten über den Rücken des Pferdes zum anderen Bein. Als Gegengewicht zu den beiden Beinen auf einer Seite hängte sie ihre Tasche an den Sattelknauf zur rechten Seite hinunter. Der Frauensitz war nicht sehr bequem auf einem für Männer konzipierten Sattel, aber es erträglich. Erst jetzt schaute sie nach vorne zu ihrer Meisterin und bemerkte, dass diese eine Hose unter dem Mantel trug. Sie dachte nach und stellte fest, dass es das beste für sie wäre, irgendwann für sich selbst eine zu kaufen. Nell hätte ihr damals kein Kleid, sondern Beinkleider nähen sollen.

Die Stunden nutze sie zum Nachdenken über die Familie ihrer Meisterin. Deren Motive, eine Blutsverwandte töten zu wollen, verstand sie erst nach einer Weile, aber nur, da sie es mit ihrer Geschichte verglich. Ihre Großmutter hatte sie auch einst zu vergiften versucht, weil sie nicht in die Familie passte. Und Laiya war mit einem Mann zusammen, der nicht in die Familie passte.
Aber sie überlegte auch, wie man die bleiche Sippe besiegen könnte. Jetzt ging es nicht nur um die Beziehung einer Tochter zu einem Fremden, sondern auch um Rache. Und diesmal war Marga involviert, sie hatte dem Mann das Knie in den Unterleib gerammt und das würde dieser nie vergessen. Aber ewig konnten sie nicht weglaufen, irgendwann müssten sie sich stellen, sonst würde man sie unvorbereitet einholen. Und Marga sinnierte darüber, wie man das anstellen könnte - einmal hatte sie Laiya gefragt, wie viele Leute die Eismagie noch beherrschten, und sie hatte geantwortet, dass einige aus ihrer Familie es könnten. Die Zahl hatte sie vergessen, aber es waren mehrere und das war beunruhigend.

Irgendwann hielten sie an und Belenus zeigte auf ein Schild, das er dann näher begutachtete. Auch die Halborkin sprang hinunter, als man sie nach ihrer Meinung fragte. Sie schaute sich das Schild an, das morsche Holz, die abblätternde Farbe und den rostigen Nagel, an dem es befestigt war.
"Wir können, aber halte Gasthaus für verlassen. Besitzer hätte Äste abschneiden, bevor bedecken Schild. Und hätten längst erneuert. Ihr können entscheiden, ob lieber in verlassenes, altes Gebäude schlafen oder reiten weiter."

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. Juni 2009, 10:35

Zustimmend und mit einem Stirnrunzeln nickte Belenus auf Margas Hinweis hin und warf dem halb verwilderten Weg noch einen längeren Weg zu. Dann zuckte er letztendlich die Schultern.
„Zu verlieren haben wir nichts.“ Er warf einen Blick gen sich verfärbenden Himmel und ging wieder zu dem Pferd, auf dem Laiya nach wie vor saß und die Umgebung beobachtete. Sie sah noch immer etwas mitgenommen aus, versuchte sich aber davon nichts ansehen zu lassen.
Belenus schenkte ihr ein aufmunterndes, aber dennoch etwas besorgtes Lächeln und packte das Pferd dann am Halfter. Ohne Einwände ließ sich dieses von dem Waldelfen führen und gemeinsam verließen sie nun den Hauptweg.

Einst war der Pfad, der heute ziemlich schmal geworden war aufgrund von Gräsern und Moosen, die die Erde wieder eingenommen hatten, sicherlich gut besucht gewesen, dass zeugten die gerade verlaufenden Senkungen, die man unter den Gewächsen noch gut erkennen konnte. Alte Zeugen von Radspuren von Karren und vielleicht sogar Kutschen. Es war, seit sie den neuen Weg eingeschlagen hatten, stiller geworden. Es konnte Täuschung sein, dass der Wald und seine Bewohner anscheinend lautloser wurden, immerhin senkte sich nun der Abend auf das Land. Aber es war doch auffällig, dass die Natur gerade jetzt entschied, sich schlafen zu legen.
Die Pferde schnaubten mehrmals, anscheinend nervös. Ob es wirklich eine so kluge Entscheidung gewesen war, dem verwitterten Hinweisschild gefolgt zu sein? Belenus blieb angespannt und Laiya, die als Einzige noch im Sattel saß, entschied sich für einen Abstieg um mehr Handlungsfreiraum zu haben. Oben auf dem Rücken des Pferdes bot sie viel mehr Angriffsfläche als neben dem schützendem Tierleib. „Vielleicht sollten wir wieder umdrehen. Zeit dafür haben wir noch“, sagte die Eiselfe mit gedämpfter Stimme und ließ dabei die hellblauen Augen umherwandern.
Dabei warf sie Marga, die nur knapp hinter ihnen lief, einen Blick zu, als erwarte sie Zustimmung oder Ablehnung, aber wandte sich dann ohne einen Kommentar wieder ab.
„Schaut“, entgegnete Belenus schließlich und deutete auf ein Haus, das sich langsam ihren Blicken eröffnete, als wolle es seine Identität nur zögerlich preisgeben. Es war recht groß, zumindest groß genug um eine nicht geringe Anzahl von Gästen zu beherbergen – früher einmal. Jetzt stand es leer und einsam da wie ein Monument alter Zeit. Ein Pferdestall befand sich neben dem Gasthaus, alle Türen waren sorgsam verschlossen, keine Schäden von fremder Hand erkennbar. „Sieht so aus, als würde es immer noch jemanden geben, der auf alles aufpasst, sonst wären doch sicherlich schon längst Wegediebe und andere Reisende hier gewesen und hätten ihre Spuren hinterlassen.“
Belenus drehte sich nun um zu Laiya und Marga und zog die Schultern hoch. Eine Krähe landete auf dem Strohdach des Gasthauses und krächzte laut und schmerzhaft in den Ohren. Eine Warnung?
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Samstag 11. Juli 2009, 21:43

Die Stille auf der Nebenstraße beunruhigte Marga anfangs überhaupt nicht. Das Fehlen anderer Lebewesen war eher etwas positives, so würden sie weder von tierischen noch von menschlichen Räubern überrascht. Erst als ihre Lehrerin abstieg, kehrte in Marga die Erinnerung zurück, dass vor nicht allzu langer Zeit kurz vor dem Hinterhalt der bleichen Sippe auch eine derartige Stille geherrscht hatte. Und auch wenn sie nicht genau wusste, wieso es so still war und was es bedeuten mochte, so hatte sie ein ungutes Gefühl. Sie blieb zwar weiterhin auf ihrem Pferd sitzen, aber war wachsam und bereit, jeden Moment entweder auf festen Boden zu springen oder das Reittier weggaloppieren zu lassen.
Als Laiya den Vorschlag brachte, wieder zurückzureiten, schaute Marga hart nach vorne und zeigte keine Gefühle. Noch immer fühlte sie sich unwohl und wollte auch zurück. Aber es gab auch etwas, was sie weiter antrieb: Neugier. Sie war sich sicher, dass sie am Ende doch umkehren würden, aber sie wollte wenigstens wissen, vor was sie wegliefen und wie es um die Herberge bestellt war.

Nach und nach wurde das Gebäude sichtbar. Der Anblick überzog Margas Arme mit einer Gänsehaut. Auf rein sachlicher Ebene war daran nichts auszusetzten, aber es lief ihr kalt den Rücken runter, wenn sie darüber nachdachte, da drinnen zu übernachten. Als Kind hatte sie niemals irgendwelchen Spukgeschichten geglaubt, aber dennoch diverse Aspekte, so ähnlich wie "die Moral von der Geschichte" in Fabeln, in ihr Denken übernommen: Hüte dich vor verfallenen Burgen und verwahrlosten Herrenhäusern. Aber ein bürgerliches, intaktes Gasthaus weckte nun eine genausogroße Furcht in ihr. Die Halborkin sprang ab und beobachte das Haus, als sei es ein Tier, das sich jeden Moment bewegen und angreifen könnte, und kein Gebäude.

Als Belenus darauf aufmerksam machte, dass sich jemand darum kümmern musste, fielen Marga noch weitere Einzelheiten ein, die sie sofort mitteilte: "Das Gras sein geschneidet, die Fenster geputzt und das Strohdach nicht verfault.", wobei sie auf die jeweiligen Aspekte deutete. Der nächste Gedanke brauchte einige Zeit, um durchdacht und formuliert zu werden. Während sie nachdachte, lief sie ohne es zu merken hinter ihr Pferd, um es als Deckung zu benutzen. Das Tier war ziemlich aufgewühlt und würde, wenn die Frau nicht die Zügel in der Hand hielt, bestimmt ausreißen.

"Jemand leben darin oder in Nähe und kümmern sich um Haus. Aber nicht benutzen als Hebergen, sonst Schild besserer Zustand und Gäste hier. Person will nichts Besuch und leben in Wildnis, werden uns also nicht mögen."
Sie kletterte wieder auf ihr Pferd und hielt die Krähe mit dem Schrei, der Mark und Bein durchbringen vermochte, im Auge. Die Schülerin war nervös und fragte schließlich: "Meisterin, mich wollen hier weg. Lieber schlafen unter freiem Himmel, aber weit weg von hier." Ihr Blick war zwar nicht flehentlich und auch lag keine Panik in ihrer Stimme, aber sie meinte es trotzdem todernst. Das hier war ein schlimmer Ort.

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Dienstag 14. Juli 2009, 10:35

Auf Margas Beobachtungen hin nickte der Waldelf bedacht und runzelte die Stirn. Ja, irgendjemand schien alles in Takt zu halten, da hatte Marga sehr wohl Recht. Trotzdem, der Gedanke nicht draußen in der Kälte schlafen zu müssen war verlockend… so verlockend, dass er die Schultern zuckte und mit betont lockerer Stimme meinte: „Ich gehe mal zur Tür und klopfe… und wenn keiner aufmacht, gehen wir zur Pferdescheune und sehen, ob wir wenigstens etwas Heu oder Hafer für die Pferde anschaffen können.“ Laiya schnaubte daraufhin, teils amüsiert, teils höhnisch. Belenus warf ihr einen längeren Blick zu, es folgte ein stummer Blickaustausch, dann tat er, was er soeben gesagt hatte und ließ sein Pferd sowie die beiden Frauen zurück.
Laiya ging ein paar Schritte um ihr Pferd herum und sah dann zu Marga. „Pass auf dein Pferd auf, es haut sonst noch ab. Außerdem ist es unklug sich hinter diesen Tieren zu stellen, sie können austreten.“ Ihre Stimme klang wieder recht kühl, allerdings war ihr anzusehen, als sie wieder zum Gasthaus sah, dass sie mit Belenus‘ Idee nicht ganz einverstanden war. Aber was sollte es schon schaden, wenn man einfach mal klopfte?
Unbewusst krampften sich ihre Hände um das Zaumzeug und sie hielt die Luft an.
Auf Margas Wunschäußerung ging die Eiselfe auch nicht ein, aber eher so, als stimme sie ihr in Gedanken zu. Sie wollte hier auch weg.

Derweil war Belenus schon zum Gasthaus gegangen, griff nach einem Türklopfer –ein Türklopfer? Seit wann besaßen Gasthäuser Türklopfer?- und schlug diesen gegen das stabile Holz der Eingangstür. Der Ton trug sich im Inneren des Hauses noch weit fort, als wolle ess überlaut ankündigen, dass Besucher da waren. Unerwünschter Besuch…?
Es vergingen Augenblicke des angespannten Wartens. Nichts geschah. Noch einmal machte sich der Waldelf bemerkbar und wartete… nichts. Von Weitem konnten Laiya und Marga gut alle Fenster im Auge behalten, die zu ihnen gerichtet waren, nur leider waren sie alle verschlossen. So konnten sie nicht sehen, ob ein Gesicht oder dergleichen hinaus schaute. Schulterzuckend drehte sich Belenus um und ging zu den beiden wartenden Frauen zurück. Auf halber Strecke blieb er allerdings stehen, wandte sich dem Stall zu und ging zu diesem in Laufschritt. Ein quer liegender Holzbalken schloss die beiden Flügeltüren und der Schnee darauf, sowie die fehlenden Finger- oder Fußabdrücke auf dem Holz oder auf dem Boden, verriet, dass hier schon lange niemand mehr gewesen war. Mit ein wenig Kraftaufwand schob Belenus den Balken zur Seite, bis er eine der beiden Türen öffnen konnte.
Es kam ihm der Geruch von Stroh und Heu entgegen, aber alle Pferdeboxen waren leer. Mehrere große Fässer am Ende des Ganges zwischen den Ställen ließen vermuten, dass dort einmal Hafer gelagert wurde, und vielleicht heute immer noch.

Die Pferde bei Marga und Laiya stellten auf einmal aufmerksam die Ohren nach vorne auf und hoben die Köpfe. Ihre Nüstern blähten sich auf, dann begannen sie langsam in Richtung Scheune zu zerren, anscheinend angelockt von dem vielversprechenden Duft. Von Nervosität war nichts mehr zu sehen. Laiya hob eine Augenbraue und konnte ihr Tier kaum noch halten, so stur starrte es in Richtung Stallungen.
„Entweder sind sie sehr dumm und stellen ihren Hunger über ihre Instinkte, oder aber wir haben wirklich nichts zu befürchten.“ Sie warf einen Blick zurück zu Marga.
„Komm“, sagte sie nur und ließ ihrem Reittier den Willen, indem sich die Eiselfe auch in Bewegung setzte und mehr geführt wurde als das sie leitete.
Belenus, der kurz in der Scheune verschwunden war, kam wieder heraus und sagte: „Hier ist niemand und es gibt ausreichend gepresstes Heu. So sind wenigstens die Tiere gestärkt, wenn wir weitergehen.“ Er half den beiden Frauen die Pferde mit einem Strick an einer Aufstiegshilfe, die neben der Scheune stand, festzumachen und ging wieder in die Scheune. Links befanden sich einige aufeinander gestapelte Heuballen, von denen Belenus einen herauszog und mit seinem Messer öffnete. Laiya behielt derweil die Scheune im Auge. Es war etwas wärmer als draußen, was wohl an der ziemlich wind- und wasserdichten Verkleidung und der trockenen Luft lag. Selbst bei dieser Jahreszeit würde ein Funken reichen um alles lichterloh brennen zu lassen.
Obwohl es anscheinend wirklich alles sicher, hielt das ungute Gefühl an.
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Donnerstag 16. Juli 2009, 21:54

Was hatte sie anderes erwartet? Sie war die Schülerin und hatte nichts zu sagen und sie würden nicht weggehen, auch wenn es hier unheimlich war. Als Belenus sich sogar nach vorne wagte und den Türklopfer betätigte - den Umstand, dass bei Gasthäusern nicht geklopft werden musste, denn wer würde einem zahlenden Kunden schon den Eintritt verwehren, bedachte sie überhaupt nicht - fand sie tollkühn und unüberlegt. Statt hinter dem Pferd Deckung zu nehmen, führte sie es nun seitwärts und nahm dann die Position ein, bei welcher die Pferdeflanke zwischen ihr und dem Gasthaus war, das war sicherer, wenn sie die Erklärung des Mannes richtig verstand.

Möglicherweise war niemand zu Hause oder der Anwohner zeigte sich nicht. Es gab genügend abgedunkelte Fenster, die ein neugieriges Augenpaar im Inneren nach außen hin verbergen würden. Als Belenus den Pferdestall öffnete, verschränkte die Halborkin die Arme. Bis jetzt hatten sie noch nichts verwerfliches getan, aber jetzt wurde es so etwas wie Hausfriedensbruch und wenn man auch noch Tierfutter nahm, wäre das Diebstahl. Natürlich würde es rechtlich keine Konsequenzen geben, aber trotzdem behagte es ihr nicht dabei. Wie würde der Eigentümer reagieren?
Als der Stall geöffnet wurde, roch Marga Heu, sah aber keine Pferde. Wer hatte Pferdefutter, aber kein Pferd? Natürlich könnte der Besitzer gerade ausgeritten sein, doch auf dem Balken, der die schwenkenden Türen zuhielt, war Schnee gelegen. Ein längerer Ritt oder war das Tier ganz einfach gestorben? Sie konnte nicht länger nachdenken, denn es zog an den Zügeln: Doch das Pferd wollte nicht weg von Haus, sondern hatte das Heu gewittert und wollte jetzt dorthin. SIe gab nach, sollte es sich nur stärken. Auf Laiyas Bemerkung zum Verhalten der Pferde, entgegnete sie bloß: "Militatengaul." Damit deckte sie mehrere Aspekte ab: Dass sie das Pferd als nicht besondern intelligent einschätzte, aber doch daran glaubte, dass es ausgebildet war und im Normalfall erst auf Befehl Futter fassen würde. Andererseits konnte die letzte, gute Mahlzeit lang her sein und die Hoffnung auf leckeres Heu, was ja besser schmecken würde als Gras vom Wegesrand, hatte die Scheu besiegt. An dem Holzgebilde vor den Stallungen ließ Marga das Pferd von Belenus festbinden und lief dann wieder zügig einige Schritte zurück; Sie wollte einen Sicherheitsabstand einhalten.

Die Fütterung würde gewiss etwas dauern, also beschloss Marga etwas sinnvolleres zu tun, als zwei Pferden beim Fressen zuzusehen. "Gehen um Haus herum.", erklärte sie knapp. So ein Rundgang dürfte nicht länger als zwei Minuten dauern, vielleicht auch kürzer, wenn sie sich beeilte. Aber sie behielt einen recht ordentlichen Sicherheitsabstand bei, was den Weg verlängete und sie lief ruhig und auf ihre Schritte achtend. Sie wollte wissen, ob einen eine Hintertür gab, was sich hinter dem Haus befand, ob es weitere Spuren auf einen Bewohner gab und was sie daraus schließen konnte, vielleicht ein Garten oder Blumenbeete, natürlich brach in dieser Jahreszeit. Und natürlich wollte sie sich eine Vorstellung über die Ausmaße des Gebäudes machen.
Außerdem brauchte sie etwas Ruhe zum Nachdenken. Ein Gedanke war, wo sie etwas herbekommen könnte, um Feuer zu machen. Zuerst meinte sei, dass sie ja außerhalb vom Haus übernachten wollte und deswegen ein kleines Lagerfeuer brauche würde. Machen nichts vor! Du wollen fackeln ab Haus. Natürlich würde sie es nicht tun, wenn alles glatt lief, aber wenn etwas schief ging, sich der Bewohner als Mörder oder Monster entpuppen würde oder es ein Spukhaus war, dann könnte ein Feuer nützlich sein, um eine Flucht zu bewerkstelligen oder die Gefahr ganz und gar zu bannen. Aber sie hatte keine Schwefelhölzer, keinen Feuerstein und sie beherrschte auch nicht die Kunst der Naturburschen, mit zwei Stöcken durch Aneinanderreiben Feuer zu machen. Belenus beherrschte bestimmt solche Techniken, aber er würde bestimmt misstrauisch werden, wenn Marga sich heute noch danach erkundigte.
Während ihres Rundgangs dachte sie zwar nach, achtete aber immer noch auf die Umgebung und war bereit, bei jedem Anzeichen von Gefahr zurück zu ihrer Gruppe zurückzukehren.

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Samstag 18. Juli 2009, 14:34

Der Begriff ‚Militatengaul‘ ließ Laiya kurz schmunzeln. Man konnte Pferde mögen oder nicht, sie als Mittel zum Zweck verstehen oder als hilfreichen Freund. Wie dem auch war, die Tiere hatten Hunger und es bot sich die Möglichkeit, sie zu stärken. Ob das nun auf Kosten Anderer geschah oder nicht, spielte erst dann eine Rolle, wenn sie erwischt werden sollten. Spätestens jetzt hatte der Besitzer oder Pfleger des Hauses, sollte er denn anwesend sein, einen Grund herauszukommen, wollte er nicht einfach seinen Besitz mit Fremden teilen.
Aber bis jetzt tat sich nichts.
Als Marga Kund gab, dass sie sich umsehen wolle, nickte Laiya knapp, öffnete den Mund – und schloss ihn wieder wortlos. Die Halborkin brauchte keine Ermahnung, dass sie nicht zu weit weg gehen sollte, sie wusste das sicherlich auch selbst. So sah die Eiselfe ihr nur hinterher, ehe sie dann das von Belenus gelöste Heu aus dem Ballen griff und hinaus trug, um es den Pferden vorzulegen.

Während Marga also das große Gasthaus mitsamt Pferdeställen umrundete und dabei mit Bedacht und Vorsicht vorging, wurde sie beobachtet. Zuerst würde es nur ein schleichendes Gefühl sein, vielleicht eine Einbildung, die sie ergriff, aber wenn sie sich genauer umsah, konnte sie die Ursache schnell entdecken; Es befand sich zur Hinterseite des Hauses wirklich ein Stück Land, dass als Garten diente oder einst gedient hatte, die Jahreszeit verhinderte eine Aussage darüber, ob die Erde bewirtschaftet wurde oder nicht. Auf jeden Fall waren es Reihen von Beeten, die nebeneinander einige Meter in einem abgetrennten Bereich verliefen, manchmal unterbrochen von ein paar Bäumen, an denen zum Sommer hin sicherlich Früchte wuchsen.
Und auf einem kleinen Weg zwischen den Beeten saß eine Katze, kaum zu erkennen, weil ihr Fell so weiß war wie der Schnee unter ihren Pfoten. Grüne Augen starrten die Fremde an, abwartend. Ihre Schwanzspitze zuckte, dann ergriff sie nach weiteren Augenblicken des Starrens die Flucht, aber nicht hinein in den Wald, weg vom Garten, sondern in Margas Richtung und zwar auf eine Hintertür des Gasthauses zu. Durch eine kleine Klappe in der Tür verschwand sie ins Innere des Hauses.
Es existierte also ein Hintereingang und der schien nicht so abgesichert zu sein, wie die vordere Tür.

Sollte Marga ausprobieren, ob sie auch aufginge, so wäre sie überrascht – denn das tat sie. Und was sie willkommen hieß, wäre staubige Luft und eine tiefe, allumfassende Dunkelheit – und das Mauzen der Katze, sie sich irgendwo drinnen befand. War das eine Aufforderung? Ein Locken? Oder ein hämisches Lachen, als würde sie den Eindringling für seine naive Neugierde verhöhnen?
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Samstag 18. Juli 2009, 19:45

Mit einem weiten, ausgeladenen Bogen umkreiste sie sie Stallungen und erreichte die Rückseite des Anwesens. Dort schaute Marga sich um und begutachtete den Garten. Er war viel größer als die normalen Kleingärten und sie schätzte, dass man mit dem Ertrag eines Jahres einen Menschen ernähren könnte, wenn sich dieser zurückhielt, Vorräte für die kalte Zeit anlegte und nicht verschwenderisch mit der Nahrung umging. Man könnte mit Beeren und Nüssen aus dem Wald und vielleicht ab und zu etwas Fleisch von Wildtieren nicht schlecht leben.
Sie schlich zwischen den brach liegenden Beeten herum und versuchte Fußspuren zu entdecken. Im Schnee könnte man solche gut sehen, aber sie entdeckte keine. Niemand brauchte natürlich zu dieser Jahreszeit in den Garten zu gehen, überlegte sie nach einer Weile. Direkt bei der Hintertür konnte man auch nichts erkennen: Dort lag kein Schnee, denn der wurde durch den Rand des Daches darüber aufgefangen.
Als sie die Katze entdeckte, erschrak sie erst. Die Halborkin hatte das kleine Tier nicht sehen können, es hob sich durch das helle Fell kaum vom Hintergrund kaum ab. Das Tier war in erstaunlich guter Verfassung, es war nicht abgemagert und sah gesund aus. Ein Zeichen für die Pflege eines Besitzers? Sie konnte es nicht beurteilen und kaum hatte Marga sich versehen, da war die Katze schon weg. Hätte sie nicht noch gesehen wie die Katzenklappe noch einmal leicht vor und zurück schwang, hätte sie nicht gewusst, wohin sie verschwunden war.

Die Hintertür war genau wie der Rest des Hauses noch gut in Schuss. Sie trat hin und schaute sich die Tür an. Sollen aufmachen wagen?, fragte sie sich. Natürlich hatte sie kein Bedürfnis, das Haus zu betreten oder sogar noch tiefer zu erkunden, aber irgendwie errang die Neugier die Oberhand. Sie berührte den Türgriff, nichts passierte. Langsam zog sie die Klinke nach unten, wobei sie immer langsamer wurde. Dann zog sie die Tür, wundersamer Weise nicht verschlossen, vorsichtig auf. Sie blickte in einen dunklen Hausflur, etwas staubig, aber nicht verfallen. Hatte sie etwas anderes erwartet? Vielleicht das Tor in ein Dämonenreich? Das war ein normales Haus und das war gut so. Häuser waren leblose Gebilde aus Holz, Stein und Stroh, nur vor Besitzern musste man sich hüten.Sie trat sogar einen Schritt hinein und überzeugte sich, dass sie auf festen Bodendielen stand. Zur Sicherheit hatte sie die Hand nach hinten gestreckt um die Tür aufzuhalten, sollte sie zufallen. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie sich gerade in die Höhle des Löwen gewagt hatte und sprang mit einen Satz nach hinten. Sie starrte noch weiterhin in den leeren Flur. Marga hörte das Miauen der Katze und sie roch die staubige, trockene Luft, sie war zwar wärmer als die Außentemperatur, aber trotzdem vergleichsweise kühl. Sie trat noch ein paar Schritte zurück und schaute nach oben: Aus dem Schornstein kam kein Rauch, der Besitzer heizte also nicht. Eigentlich schade: Wo es ein Kaminfeuer gäbe, konnte man etwas finden, um Feuer zu machen und das könnte man benutzen, um...

Sie schloss die Hintertür und beendete ihren Rundgang. Allein würde sie das Haus nicht erkunden. Dass sie vor nicht allzu langer Zeit niemals das Gebäude betreten wollte, schien sie vergessen zu haben. Irgendwie übte das Haus eine unheimliche Faszination auf sie aus. Ein Teil von ihr hielt aber felsenfest an seiner Überzeugung, das Haus zu meiden, musste sich aber fügen. Wenigstens erreichte dieser Teil den Kompromiss, dass sie nicht allein und nicht ohne Absicherung hineingehen würde.
Sie würde also ihrer Meisterin und deren Mann ihre Beobachtungen über den Garten, die weiße Katze und der offenen Hintertür mitteilen, aber noch nicht den Vorschlag, sich im Haus umzusehen, darauf sollten sie selbst kommen. Sie trat um die letzte Hausecke...

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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. Juli 2009, 18:45

Die Katze war verschwunden, wahrscheinlich in eines der vielen Zimmer des Hauses. Ab und an hörte man noch ihr Mauzen oder Gurren – tat sie es einfach nur so oder klang es doch eher wie eine Begrüßung, als ob sie sich gerade an den Beinen eines Hausbesitzers rieb? Wie dem auch sei, Marga konnte bei ihrer kurzen Erkundung nicht viel entdecken, sondern nur aus Vorhandenem ihre Schlüsse ziehen: Es war kühl, also wurde nicht geheizt. Es war staubig, aber nichts war beschädigt. Die Luft roch ebenso, aber sauber und nicht nach einst gekochtem Essen oder dergleichen. Wenn man das alles in Betracht zog, dann schien das Gasthaus wirklich verlassen zu sein. Nur komisch, dass die Hintertür offen gewesen war.
Da sich Marga also entschieden hatte ihre Entdeckung nicht weiter fortzuführen, sondern die Anderen darüber in Kenntnis zu setzen, entzog sie sich dem Geheimnis, das vielleicht dort drinnen auf sie warten mochte. Als sie wieder hinaus trat hieß sie ein plötzlich aufkommender, kühler Abendwind willkommen und zerrte an ihren Haaren…

An den Pferdeställen waren die beiden Pferde versorgt und kauten vor der Scheunentür große Mengen an Heu mit Zufriedenheit. Sie zeigten keinerlei Scheu oder Nervosität mehr und schienen sich nicht weiter an der Anwesenheit des Hauses zu stören. Belenus und Laiya waren indes in der Scheune, saßen auf einem der gepressten Heuballen und redeten leise auf Lyrinthia miteinander. Laiya war immer noch erschöpft und gönnte sich schließlich die Gemütlichkeit, sich in das Heu hinter sich sinken zu lassen und die Augen sachte zu schließen. Es schien beinahe, als sei sie schon in einen leichten Schlaf gefallen und es war wirklich verlockend, die Nacht hier zu verbringen… in dem trockenem Heu, einem Dach über den Kopf und von erträglichen Temperaturen umgeben. Belenus, der Laiyas Hand ergriffen hatte und mit dem Daumen über die Handfläche strich, dachte ernsthaft darüber nach die Pferde in den Ställen unterzubringen und selbst hier zu nächtigen. Immerhin war es ja nur ein halber Einbruch und sie hatten nichts beschädigt… und das wenige an Heu, was die Pferde fraßen, sollte kein Grund sein, um einen Krieg zu erklären – von wem auch immer.
Der Waldelf horchte wieder auf, als er die sich nähernden Schritte hörte, die von Marga stammten. Es war nicht schwer diese nicht zu hören. In einer geschmeidigen Bewegung richtete er sich auf und ließ Laiya dort, wo sie war, auch wenn diese kurz die Augen aufschlug und ihn auf verschwommen Blick fragend ansah. Er deutete ihr, dass alles in Ordnung sei und trat wieder hinaus zu den Pferden um Marga entgegen zu gehen.
„Und, hast du was entdeckt?“ Er klopfte sich etwas von dem Heu von der Kleidung und blickte der Halborkin dann entgegen.
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Re: Unterwegs nach Eldar

Beitrag von Marga » Donnerstag 30. Juli 2009, 21:33

Diese seltsame Sprache, sie hatte diese noch nie gehört. Und die beiden unterhielten sich in ihr. Natürlich wusste sie, dass es viele Sprachen gab, aber sie kannte nur zwei. Die normale Sprache und Garmisch, ein Dialekt, den manche Jorsaner ab und zu sprachen. Irgendwie war ihr der Gedanke zuwieder, dass sich Laiya und Belenus so unterhielten, sodass sie es nicht verstehen konnte, hatten sie etwas zu verbergen? Die Sprache klang ziemlich wohlklingend, aber irgendwie falsch. Als Trägerin orkischen Blutes würde sie auch in anderen Sprachen immer dazu tendieren, harte, kräftige Töne von sich zu geben, auch wenn sie Kr'zner niemals erlernt hatte.

Sie schritt um die Ecke und ging zum Stall, ihr Rundlauf war beendet, man konnte ihrer ausdruckslosen Miene nicht unbedingt ansehen, was sie gesehen hatte, aber vielleicht fiel einem aufmerksamen Beobachter auf, dass ihre Haare etwas verwirbelt aussahen - die Folge des kalten Luftzuges an der Tür. Sie hatte einen Teil ihr Scheu verloren und es machte ihr nichts aus, den Stall zu betreten. Danach wollte sich erst einmal eine Sitzgelegenheit beschaffen. Erst dachte sie dabei an einen Strohballen, aber dann schlug sie den Gedanken aus dem Kopf. Gucken Meisterin an. Schlafen fast ein. Marga muss bleiben bei klar Verstand!
Im hinterem Teil des Stalles standen einige Fässer, aber sie hatte keine Lust, ein vielleicht sogar volles Fass her zu tragen oder zu rollen. Also blieb sie einfach stehen und verzichte auf einen Sitz. Heute hatte sie genug im Sattel gesessen und etwas Stehen konnte nicht schlecht sein.

Sie musste erst einmal ihre Gedanken ordnen, bevor sie ihre Erlebnisse berichten konnte: "Hinter Haus sein Garten, wissen aber nicht, ob sein noch immer benutzt, denn es sein falsch Jahreszeit für Pflanzen. Da sein auch weiß Mietzekatze, gingen aber in Haus, als mich kommen. Haben klein Tür in große Hintertür. Hintertür waren nicht abgesperrt, also bin rein, nur ein Schritt, weil nicht wissen, was mit Besitzer."
Als sie den Besitzer erwähnte, musste sie überlegen. Gab es einen, war er vielleicht nur eine Zeit lang weg? Es gab einerseits Zeichen, die darauf deuteten, während andere wiederum genau das Gegenteil implizierten. Was konnte das bedeuten? Es gab zwei Wege mit dieser Lage umzugehen: Es akzeptieren, hier die Nacht verbringen und dann ungewiss über den Sachverhalt weiterziehen oder die offene Hintertür ausnutzen und einen Erkundungsgang durch das Haus wagen.
Schließlich fasste sie den Entschluss, auf die Vorschläge der beiden anderen zu warten. Sollte einer das Gebäude besichtigen wolllen, würde sie diese Person begleiten, wenn es keiner wollte, würde sie hier bleiben. Nun ließ sie sich doch auf einen Heuballen nieder. Zwar nicht vergleichbar mit einem anständigen Bett, aber dennoch besser als der blanke Boden. Und abgesehen von den pieksenden Strohhalmen war der Ballen recht bequem. Sollte es notwendig sein, würde sie hier die Nacht verbringen können.

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