Am Marktplatz

Dutzende kleiner Stände sind hier zu finden, die mit bunten Markisen abgedeckt sind, um Ware und Händler vor der Hitze zu schützen. Auf dem Platz findet sich außerdem ein großer Brunnen, aus dem die Kamele und durstigen Wanderer trinken.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. Oktober 2008, 18:09

<b>Komme mit Sithal von -> Wohnviertel -> Eine Unterkunft bei Orthos</b>

Es war früher Abend, als Sithal beschloss Guardil aufzusuchen.
Sie verließ das Haus von Orthos, aber sogleich war eine beklemmende Unruhe spürbar. Wie ein Nebel legte sich eine Stille auf die Straßen, Dächer und Gärten der Stadt, die nur der Auftakt zu etwas Größerem sein konnte.
Die Ruhe vor dem Sturm.
Auf dem Marktplatz wurde sie schlauer. Es waren erstaunlich wenig Menschen unterwegs, und die, die es waren, drängten sich irgendwo gegen eine Hauswand und hielten stockend den Atem an. Wieso? Nun, wer einen Blick auf die Mitte des Platzes werfen würde, dem blieben die ca. zwei Dutzend in Kriegsrüstungen gehüllten Personen nicht unbemerkt. Schwarz glänzendes Metall spiegelte das restliche Tageslicht wieder, grimmige Gesichter waren unter den Helmen zu erkennen.
Dunkelelfische Gesichter und Orks.
Ein unangenehmer Geruch lag in der Luft, eine Mischung aus Schmieröl, Schweiß und Blut. Das Blut stammte von jenen Menschen, die regungslos auf den Boden lagen. Auf einen Blick konnte man vier Stück erkennen.
Die Krieger rührten sich nicht, als wenn sie auf einen Befehl warten würden. Aber auf welchen?
Was ging hier eigentlich vor?
Wenn Sithal Antworten erhalten möchte ohne sich großartig in Gefahr zu bringen, dann würde sie sich wohl jemanden suchen müssen, der mehr wusste. Ob die wenigen Menschen, die hastig versuchten vom Marktplatz zu verschwinden oder vor Schock zusammengesunken auf dem Boden saßen, vielleicht Antworten bringen würden?
Ganz sicher wäre es ratsamer einen von ihnen anzusprechen als jemanden vom dunklen Volk selbst.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Sithal » Donnerstag 23. Oktober 2008, 10:45

Es gefiel Sithal weiß Gott nicht, was sie sah, als sie sich dem Marktplatz näherte. Verängstigte Menschen, bewaffnete Krieger, Tote, oder zumindest annähernd Tote, auf dem Boden. Was um Himmels Willen war passiert?! Es stank, soviel wusste sie schon, bevor der Platz in Sichtweite gewesen war, und es war gespenstisch ruhig. War es die Ruhe vor dem Sturm oder war der Sturm schon über die Stadt hinüber gefegt und jetzt war nichts mehr da, was Geräusche von sich geben konnte? Sie tendierte zu letzterem, denn die Krieger, die unübersehbar in der Mitte des Platzes standen, waren keine Menschen – es waren Orks, Dunkelelfen, ein krasser Gegensatz, denn Dunkelelfen waren wunderschön, und Orks ... nun ja, hässlich. Ziemlich hässlich. Sithal mochte dergleichen nicht. Zwar hatte sie noch nie Probleme mit Morgerianern gehabt, es war nicht so, dass sie sie aus Blut hasste, aber erstens waren sie keine Menschen und zweitens war es sicher nicht gerade angenehm, unter ihrer Herrschaft zu leben ... und die schienen sie gerade an sich zu reißen.
Jetzt war es aber an der Zeit, rauszufinden, was eigentlich passiert war. Sie würde einen von den verängstigten Menschen fragen müssen, denn die Krieger konnte sie schlecht fragen. Zwar hatte sie wie schon gesagt keine Probleme mit ihnen, aber das wussten die ja nicht. Einige Augenblicke später würde sie dann wahrscheinlich zu den Toten oder annähernd Toten auf dem Boden gehören, und darauf wollte sie es nicht ankommen lassen.
Also musste sie einen Menschen fragen. Vorsichtig und unauffällig, so wie sie es gewohnt war, schlich sie an der Wand entlang, bis sie auf den erstbesten Bürger traf.
„Könnt Ihr mir sagen, was hier passiert ist?“, fragte sie, den Blick auf die Krieger gerichtet, die immer noch regungslos auf der Mitte des Markts standen.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 5. November 2008, 12:08

Es war wahrlich fraglich, wie weit die Übernahme des dunklen Volks auf Sarma schon fortgeschritten war, ob überhaupt schon der Palast eingenommen war oder ob noch Widerstand geleistet wurde. Hin und wieder hörte man einen Schrei in weiter Ferne, dann legte sich wieder gespenstische Stille über die sonst so belebte Stadt.
Es war anzunehmen, dass die Eindringlinge vom Meer aus kamen, aber gab es überhaupt so viele Schiffe um ein so großes Kontingent, dass gegen die Sarmaern vorgehen konnte, mit sich zu führen?
Als Sithal jenen verängstigten Bürger Sarmas –ein in typisch sarmaischer Kleidung gewandter, älterer Mann, der sicherlich der unteren Bevölkerungsschicht angehörte- erschrak dieser beinahe zu Tode, zumal Sithal sich fast lautlos angeschlichen hatte.
Seine glasigen Augen waren weit geöffnet und in ihnen war der Schrecken wiederzuerkennen, den er selbst gesehen hatte. „Bitte, nicht!“ Er machte Anstalten einfach wegzurennen, doch dann warf er den Kriegern einen erneuten Blick zu und entschied sich anders. Anscheinend wollte er nicht auffallen, weder durch Geräusche, noch durch Bewegung.
„Das dunkle Volk greift an!“ Seine Stimme zitterte leicht, ansonsten war sie aber gedämpft. „Schiffe mit schwarzem Segel vom Hafen aus, riesige Armeen aus der Wüste! Sie haben den Palast niedergeworfen, alles ging so schnell…“ Er schluchzte und schlug die schmutzigen Hände vor das Gesicht. Dann nahm er sie wieder runter und sah Sithal eindringlich an. „Ihr seid jung und gesund, versucht zu fliehen! Keiner, der genug Grips im Kopf hat, möchte unter solch einer Herrschaft leben… tut es, bevor es zu spät ist!“
Dann begann er wieder zu Schluchzen und sein Rücken krümmte sich vor Kummer, schließlich sank er zusammen und blieb auf dem Boden liegen, immer noch vom Schrecken durchschüttelt.
Seine Worte klangen alles andere als beruhigend… sollte die gesamte Stadt etwa schon eingenommen sein? Gab es keinen Widerstand, der sich gegen die dunklen Truppen aufgelehnt hatte? Aber die wichtigste aller Fragen war ja wohl, ob eine Flucht ratsam, und wenn ja, nicht schon zu spät war.
Es gab verschiedene Möglichkeiten, was jetzt zu tun sei: Sithal könnte zurück zu Orthos gehen und abwarten, was in der Stadt geschah. Oder sie könnte ihren ursprünglichen Plan nachgehen, obwohl fraglich war, ob sie jetzt überhaupt noch jemanden fand, der bereit war Auskunft zu geben. Oder sie könnte sich ein Bild dessen machen, was mit der Stadt los war.
Ob der Hafen vielleicht der richtige Ausgangspunkt war? Zumindest würde dort mehr von dem Grund des Übels zu sehen sein, als hier.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Sithal » Montag 10. November 2008, 19:25

Dass sich der arme Mann, den Sithal fragte, fast zu Tode erschrak, das hatte sie nicht gewollt. "Entschuldigt, ich wollte Euch nicht erschrecken, das war nicht meine Absicht.", beteuerte sie leise. Dann bekam sie die Antwort auf ihre Frage nach dem, was hier vorgefallen war ... und ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich. Die Dunkle Armee war in Sarma eingefallen und hatte die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Ein falsches Wort, eine falsche Bewegung könnte einem jetzt also das Leben kosten. Der Mann flehte sie geradezu darum an, dass sie doch fliehen solle. Sithal zögerte, verzichtete dann aber auch eine Antwort. Sie war sich noch nicht im Klaren über die Situation, ob eine Flucht überhaupt noch möglich war. Sie musste sich ein Bild verschaffen und konnte keineswegs nur still dasitzen und nichts tun, das war gar nicht ihre Art. Sie könnte zum Hafen gehen, vielleicht fanden sich dort Ecken, die nicht mit Argusaugen bewacht wurden, und ein paar redewillige Leute, die ihr mehr sagen konnte.
Doch dann kamen ihr Zweifel. Sollte sie nicht erst nach Orthos sehen? Nicht das er auch schon in der Gewalt der Angreifer gefallen war. Wer weiß, was sie mit einem alten, blinden Mann anstellen würden. „Sagt ...“, wollte sie sich wieder an den Mann wenden, als dieser in sich zusammen sank und auf dem Boden liegen blieb.
„Verdammt!“, fluchte sie leise, „Das sowas immer mir passieren muss!“ Dabei wurde ihr bewusst, da <i>das hier</i> nicht nur ihr, sondern vielen anderen Menschen gerade ebenso passierte. Alle waren Bewohner dieser Stadt, die nun in die Hände der dämonischen Völker zu fallen schien. <b>Hat diese Stadt denn keine ausgebildete Armee?</b>, fragte sie sich wütend. Auf so etwas musste man doch vorbereitet sein, gerade in einer Stadt wie Sarma, in der ja nicht gerade wenige reiche Kaufleute lebten. Trotzdem wurde ihr nicht ganz klar, warum es die Morgerianer gerade auf Sarma abgesehen hatten, denn außer den vielen Kaufleuten und wahrscheinlich vielen Sklaven war hier doch strategisch nichts zu holen, in dieser Stadt mitten in der Wüste, mitten im Meer.

Nun, jetzt ging es erst einmal darum, herauszufinden, wie schlimm es um die Stadt wirklich Stand. Ihr Gastgeber musste warten, denn, so Leid es ihr auch tat, ihr Leben ging erst einmal vor. Wenn es um die reichen Bürger so stand, dass Al Assin sie bei Erfüllung ihres Auftrags nicht mehr bezahlen könnte, dann lohnte es sich natürlich nicht sonderlich, hier zu bleiben, aber wenn eine Flucht über das Meer nicht mehr möglich war (auch in dem Fall würde sie nochmal zu Orthos' Anwesen zurückkehren müssen, denn ihr ganzen Hab & Gut war ja noch dort), dann würde sie wohl notgedrungen hier verharren müssen, bis die Krieger die Stadt wieder verließen ... denn durch die Wüste würde sie sich nicht schlagen, dass würde ihren sicheren Tod bedeuten.
Ihr Plan war, nun zum Hafen zu „gehen“ und die Situation abzuwägen, also versuchte sie, sich heimlich, still und leise und unbemerkt von den Wachen in der Mitte des Platzes vom Marktplatz zu stehlen.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 11. Dezember 2008, 20:17

Sithals Idee war nicht gerade die Ungefährlichste, aber sicherlich die Informativste, wenn sie sich denn einen Überblick verschaffen wollte.
Der Marktplatz war vielleicht zuerst die größte Hürde, denn Sithal musste direkt auf die andere Seite gelangen um sich dem Hafen annähern zu können. Die kleinen Seitengassen waren wie ausgestorben, selbst das Bettelvolk hatte sich irgendwohin verkrümelt und blieb ungesehen.
Zickzack, immer wieder eine andere Abkürzung nehmend, schaffte sie es den Marktplatz zu umrunden und sich von diesem zu entfernen. In einer kleinen Gasse, in die sie einbog, traf sie allerdings keine Leere vor, sondern eine schlanke Gestalt, die an einer Hauswand lehnte. Keuchend und leicht gekrümmt versuchte sie sich vorwärts zu bewegen, ging ein paar Schritte, geriet dann wieder ins Taumeln und musste sich an der Wand abstützen.
Es war eine Frau, vielleicht hatte sie gerade zwanzig Sommer gesehen, und ihr dunkelbraunes, lockiges Haar war durcheinander. Sie sah auf, als Sithal um die Ecke gebogen kam, und auf ihrem Gesicht war verwischte Schminke und Tränen zu sehen, die feuchte Rinnsale über den Wangen hinterlassen hatten.
Sie hielt sich die Hüfte und ihre Kleidung –dessen Oberteil recht viel von ihrem Dekolletee frei gab- war verrutscht und teilweise zerschlissen. Auf ihren Zügen lag der Schrecken, als sie die andere Frau sah. „Verschwindet, schnell! Er ist hier irgendwo, er hat mich… er will mich…“ Sie schluchzte, zuckte ab jäh zusammen, als man Schritte aus einen der Häuser vernahm. Angstvoll starrte sie auf eine angelehnte Tür und begann zu zittern.
Kurze Zeit später trat eine hochgewachsene Gestalt in schwarzer Rüstung aus dieser heraus und fixierte aus beinahe schwarzen Augen das geschundene Weib, das zur Salzsäule erstarrt war. Seine dunkle Haut, die schneeweißen Haare und die spitzen Ohren, die aus jenen herausstachen, machten ihn zum Dunkelelfen erkenntlich.
Seine ganze Konzentration lag auf dieser Frau, anscheinend hatte er Sithal noch nicht gesehen. „Wieso läufst du denn Weg, Helen? Weißt du nicht, dass du dir deine Wunde damit noch mehr aufreißt?“ Er überquerte den kleinen Abstand zwischen ihnen geschwind und berührte die Frau beinahe zärtlich an der Wange. „Ihr Menschlein seid so dumm, so naiv…“
Der Dunkelelf hatte Sithal immer noch nicht gesehen, und wenn sie sich geschickt anstellte, würde sie auch unbemerkt wieder entkommen können.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Sithal » Freitag 12. Dezember 2008, 18:17

Es war leichter, den Marktplatz unbemerkt zu verlassen, als sie gedacht hatte, denn die Stadt war wie leergefegt, als wären die Dunklen Truppen mit einem großen Sack durch die Straßen gegangen und hätten alles Lebendige eingesackt. Nicht einmal Eidechsen oder andere Tiere, die sich normalerweise hier draußen herumtrieben, ließen sich blicken.
In gewohnter Manier, nicht unbedingt den kürzesten Weg zu nehmen, aber auch keine langen Umwege zu machen, gelangte sie langsam aber sicher auf die andere Seite des Marktplatzes. Und immer noch war kein Lebenszeichen zu sehen oder zu hören. Wenn hier jemand war, dann saß er in einem der alten Häuser und spähte bestenfalls aus dem Fenster, wenn er sich nicht komplett verängstigt in der hintersten, dunkelsten Ecke verkrochen hatte. Warum um aller Welt war sie nach Sarma gekommen? Warum war sie nicht in Pelgar oder Andunie geblieben?! Aber ... wer sagte, dass nicht auch diese Städte, die sie in den Jahren ihrer Tätigkeit als Spionin ebenso lieb gewonnen hatte wie Sarma, schon längst von der Armee überrollt worden war? Was, wenn während ihrer mehrtägigen Überfahrt eine der beiden Städte schon angegriffen worden war? Aber sie konnte sich nicht vorstellen, das Pelgar gefallen war. Pelgar stellte sie sich immer nahezu unbesiegbar vor. Und Andunie ... Andunie war einfach eine wunderschöne Stadt, sie durfte einfach nicht unter die Herrschaft der Dunklen Armee fallen. Wahrscheinlich machte sie sich zu viele Gedanken, aber sie war noch nie in solch einer Situation gewesen und darauf vorbereitet gewesen war sie auch nicht.
Da sonst nirgendwo jemand zu sehen war, musste Sithal sich zusammenreißen, um nicht laut aufzuschreien, als sie hinter einer Ecke plötzlich auf eine junge Frau traf. Zwar versuchte sie, sich schnell wieder im Schatten „unsichtbar“ zu machen, aber die Frau hatte sie bemerkt. <i>„Verschwindet, schnell! Er ist hier irgendwo, er hat mich… er will mich…“ </i>, schluchzte sie, und klang Mitleid erregend. Sithal kam gerade noch dazu, die Frau zu mustern und sich ihre Gedanken dazu zu machen, als auch schon der Verfolger erschien.

<b>Verdammt! Verdammt, verdammt, verdammt!!!</b>, waren ihre ersten Gedanken. <b>Ein Dunkelelf!</b> Ja, unübersehbar ein Dunkelelf, dieser Mann mit der dunklen Haut und den leuchtendweißen Haaren. Automatisch presste sie sich an die Wand und reduzierte ihre Atmung auf das nötigste. Vorsichtig schüttelte sie den Kopf, damit das Tuch, in das sie nach wie vor eingehüllt war, ihr tiefer ins Gesicht fiel. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die zwei Gestalten. <i>„Wieso läufst du denn Weg, Helen? Weißt du nicht, dass du dir deine Wunde damit noch mehr aufreißt?</i>, meinte der Dunkelelf zu der Frau, deren Name anscheinend Helen war und deren Zustand verriet, was er vorgehabt hatte und es vermutlich immer noch vorhatte ... es erfüllte Sithal mit Abscheu. Es gab viele Dinge, die sie wütend machten, und misshandelte Frauen gehörten definitiv dazu. Sie fand es äußerst widerwärtig, wie die meisten Männer – anscheinend nicht nur die Menschenmänner – mit (ihren) Frauen umgingen. Schienen zu glauben, sie konnten mit ihnen machen, was sie wollten, nur weil sie das scheinbar schwächere Geschlecht waren. Aus diesem Grund bewunderte sie die Amazonen, die nahezu ohne Männer lebten. Sie waren ein gutes Beispiel dafür, dass Frauen auch ohne die ach so starken Männer zurecht kamen.
Anscheinend hatte der Dunkelelf sie immer noch nicht bemerkt, er schien nur Augen für die arme Frau zu haben. Sithal hatte nun die Möglichkeit, sich aus dem Staub zu machen. Andererseits konnte sie nicht einfach zusehen, wie dieses Schwein sich an der Frau verging. Eigentlich war sie stets auf ihren eigenen Vorteil bedacht, aber bei dieser Sache konnte sie einfach nicht wegsehen. Langsam wanderten ihre Finger zu ihrem Gürtel. Sie wollte nach ihrem Degen greifen ... aber den hatte sie ja nicht dabei. Außerdem – bei der Rüstung, die der Elf trug, hätte sie genauso gut mit einem Zahnstocher auf ihn losgehen können. Glücklicherweise hatte sie wenigstens ihre Dolche dabei. Vorsichtig zog sie zwei aus ihrem Gürtel, behielt eins in ihrer linken Hand. Die rechte hob sie in eine Höhe, aus der sie es werfen konnte. Sie versuchte zu zielen. Die Rüstung schien undurchdringlich für ihren Dolch, also würde sie versuchen, den Hals zu treffen. Sie wusste – wenn sie jetzt nicht traf, dann hatte ihr letztes Stündlein geschlagen, und das der jungen Frau ebenfalls. Aber diese hätte sowieso sehr zu leiden und ob Sithal die Stadt lebend verlassen könnte, das stand auch in den Sternen.
In Gedanken sandte sie noch ein Stoßgebet an Manthala ... dann warf sie, all ihre Wut auf den abscheulichen Dunkelelf bündelte sie und hoffte, sie würde treffen.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 17. Dezember 2008, 11:36

Der Dunkelelf beugte sich etwas zu der Menschenfrau herab, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Er roch nach Unheil.
Blitzschnell zog der Krieger seinen schon blutigen Dolch aus der Gürtelscheide und hielt ihn ihr vor der Nase. „Es ist dein Blut, was du unnütz vergossen hast. Hättest du auf mich gehört, wäre es nicht zu diesem kleinen Missgeschick gekommen.“ Seine Stimme klang düster und jede ausgesprochene Silbe beinhaltete boshaftes Vergnügen und Lüge gleichermaßen. Seine andere Hand legte sich auf ihren Oberschenkel, woraufhin die Frau ein Wimmern von sich gab; Man sah, dass an jener Stelle der Stoff zerrissen und mit Blut getränkt war. „Siehst du, wir hätten das alles auch ohne so viel Blutvergießen hinter uns bringen können, aber du wolltest es ja so.“
Mit einer ebenso schnellen Bewegung hatte er die Hand wieder erhoben und schlug der Frau hart ins Gesicht. Ihr Hinterkopf schlug gegen die Außenmauer des Hauses und sie stöhnte benommen. Allerdings währte ihre Benommenheit nicht sehr lange, denn sie wandte den Kopf wieder in seine Richtung und spuckte ihm ins Gesicht.
Damit hatte der Dunkelelf nicht gerechnet, er wandte den Kopf angeekelt ab. Leider in jenem Moment, als Sithal den Dolch warf. Aber ihr Wurf blieb dennoch nicht ohne Folgen, denn das Messer visierte noch seinen Hals an, bohrte sich allerdings nicht direkt in die Kehle sondern seitlich davon, in die Halsbeuge. Es war abzusehen, dass die Wunde nicht tödlich war, aber sie ließ den Dunkelelfen zurück taumeln und erschrocken keuchen.
Sein Opfer, die misshandelte Frau, nutzte die Gelegenheit sofort und rannte los – in Sithals Richtung. Die Schmerzen im Bein konnte sie noch gut ignorieren, aber nicht mehr lange, denn sie spürte wie ihr schwindelig wurde, weil sie so viel Blut verloren hatte.
Wortlos griff sie nach Sithals Arm, als sie bei ihrer fremden Retterin angekommen war und zog sie mit sich. „Kommt schnell! Ich weiß, wohin!“
Und so rannte sie mit wehendem Rock weiter, darauf hoffend, dass sie es schaffen würden.
Allerdings hörten sie hinter sich einen Fluch auf einer düsteren Sprache. Der Dunkelelf würde sie nicht einfach so entkommen lassen.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Sithal » Samstag 20. Dezember 2008, 15:08

Die Abscheu Sithals auf diesen frauenfeindlichen Dunkelelfen wuchs mit jeder seiner Bewegung. Warum suchte er sich nicht eine Frau aus seinem Volk? Weil diese sich stärker wehren würden? Aber auch diese war nicht wehrlos und das war es, was Sithals Wurf zu einem Treffer machte … zu einem halben Treffer zumindest. Denn sie traf zwar den Hals, aber nur an der Seite. Trotzdem – es verschaffte sowohl der verwundeten Frau als auch Sithal einige Sekunden Vorsprung. Das mochte nicht viel klingen – ein paar Sekunden, die konnte der Elf mit seinen langen Beinen ja schnell aufholen – aber Sithal wusste dass einige Sekunden reichten, wenn man die Umgebung kannte. Sithal kannte sie ein wenig, die Frau, die sofort los lief, sie mit sich zog und rief <i>„Kommt schnell! Ich weiß, wohin!“</i>, kannte sich hier anscheinend sehr gut aus und der Dunkelelf … nun ja, der war vermutlich noch nicht oft hier gewesen … obwohl er die Frau mit dem Namen 'Helen' angesprochen hatte, was wiederum darauf schließen ließ, dass er sie schön öfter „besucht“ hatte.

Sithal wurde also von der Frau namens Helen mitgezogen, halb hinterherstolpernd, halb die Frau stützend, denn diese war recht wackelig auf den Beinen unterwegs .. verständlicher Weise. Es wäre Sithal eigentlich lieber gewesen, alleine verschwinden zu können, schließlich war das ihr Beruf und sie wusste wie man es macht, aber andererseits schien ihre Mit-Flüchtende ganz genau zu wissen, wo sie hin wollte, und wenn sie den kürzesten Weg wusste, dann konnte es durchaus sein, dass sie ihrem Verfolger entkamen.
Denn dieser war ihnen dicht auf den Fersen. Der unerwartete Angriff hatte ihn anscheinend rasend gemacht … und ein rasender Gegner ist unberechendbar und zu allem fähig. Es würde ihn nicht weiter kümmern, zwei Frauen zu erschlagen … nicht, wenn die eine sich mehr oder weniger erfolgreich gegen seine Hartnäckigkeit gewehrt hat und die andere gerade versucht hat, ihn umzubringen. Es waren ja <i>nur</i> Frauen, zwei Frauen in einer Stadt, die gerade von einer feindlichen Armee eingenommen worden war.

So schätzte Sithal ihren Verfolger ein. Sie hatte nicht viel Erfahrung mit Verfolgungsjagden, sie erledigte ihre Arbeit für gewöhnlich leise und unauffällig. Und wenn sie verfolgt wurde, dann hatte es nichts mit persönlichen Gründen oder heldenhaften Rettungsversuchen zu tun. Aber hier lag der Fall anders. Sie hatte aus eigenem Antrieb gehandelt und nicht, weil sie Geld dafür bekam. Ihr Zielobjekt war zwar getroffen, aber nicht so sehr, dass es nicht noch wie von der Tarantel gestochen hinter ihnen her rennen konnte.
„Wer … ist … das?“, fragte sie die Frau im Rennen. Sie wüsste tatsächlich gerne, wen sie da gerade gegen sich aufgebracht hatte und was es mit der ganzen Geschichte auf sich hatte.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. Dezember 2008, 21:17

<b>Mit Sithal weiter in -> Wohnviertel Sarmas -> <a target="_blank" href="http://69169.rapidforum.com/topic=10566 ... >unbemerkt durch die Gassen Sarmas?</a></b>

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Faen » Montag 18. Oktober 2010, 22:01

Einstiegspost

Faen zog die Kapuze ihres Umhanges tiefer ins Gesicht. Tagsüber war ihr zu warm und nachts zu kalt. Aber sie konnte schlecht die ganze Zeit über in ihrem Lager bleiben, davor machte die Hitze auch keinen Halt. Also ging sie im gemütlichen Gang über den Marktplatz, schaute sich hin und wieder die Waren oder die anderen Besucher an.

Morgeria war ihr eindeutig lieber. Sowohl vom Wetter und den Gebäuden, aber besonders von den Bewohnern. Obwohl durch die Übernahme von Sarma eindeutig mehr Dunkelelfen zu sehen waren gab es für ihren Geschmack nach wie vor zu viele Menschen. Aber daran konnte man nun einmal nichts ändern, nur das Beste draus machen.

Seit dem Angriff war ihr Tag relativ eintönig und langweilig geworden. Abgesehen von dem Wetter und der Tatsache dass es nicht wirklich etwas zu tun gab konnte Faen nicht meckern.
Sie hatte auf den größten Teil ihrer Rüstung verzichtet, einfach aus der Tatsache heraus das die Hitze nicht auszuhalten war. Sie fühlte sich so zwar auch nicht wirklich wohler, aber besser als einen Hitzschock zu erleiden. Zumal sie nicht damit rechnete überfallen zu werden, schließlich war dies nicht Morgeria und Sarma hatte noch genug an dem Angriff zu knabbern. Außerdem war sie bewaffnet. Nein, Faen machte sich wirklich wenig Sorgen irgendeinen Schaden daraus zu ziehen nicht voll gerüstet ihr Lager verlassen zu haben.
Kurzerhand stellte sie sich in den Schatten, obwohl es nicht wirklich einen Temperaturunterschied ausmachte. Sie hatte heute Morgen ihre Haare zusammen gebunden und trotzdem spürte sie den feuchten Schweißfilm auf ihrer Haut. Sie entschied sich dazu heute Abend ein kühles Bad zu nehmen und so den Sand und Schweiß auf ihrer Haut los zu werden. Ein hoffnungsloses Unterfangen in dieser Stadt, aber Faen war es wichtig.

Nun stellte sich ihr die Frage was mit dem angefangen Tag sinnvoll anzufangen war. So Recht wollte ihr nichts einfallen. Also entschloss sie sich kurzerhand weiter über den Markt zu gehen. Vielleicht würde sich ja noch etwas Interessantes ergeben.

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"Die Wüstenrose" - Faen´s Abenteuer beginnt

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. Oktober 2010, 21:04

Die Luft war trocken. Das Sprechen viel den Armen und Bettlern der Stadt sichtlich schwer - Ohne Wasser, ohne Unterschlupf waren sie der brennenden Sonne gandenlos ausgesetzt. Nur die Besetzer der Wüstenstadt waren grausamer und raubten den Bewohnern Sarmas den letzten Rest der Hoffnung. Die Machthabenden waren niemals gnädig oder hatten ein offenes Ohr für die Belange der niederen Schicht, doch ließ man sie in Ruhe ihrem armseeligen Leben fröhnen ... Nur die Dunkelelfen verstanden sich darauf, den Tod erwünschenswert zu machen und auch die Schwachen auszubeuten.
Faen missfiel diese Ansammlung aus Abschaum. Die Rundohren waren mehr als niedrig und vermutlich sah die Elfe keinen Sinn darin etwas derart unsinniges länger am Leben zu halten als Notwendig. Derart in ihre Gedanken vertief, bemerkte sie die kümmerliche Gestalt nicht, welche sich aus dem Schatten einer winzigne Gasse zu ihr kroch. Der Mann hatte bereits mehr als 30 Zyklen gesehen und dennoch wirkte sein Körper alt und zerfallen. Tiefe Wunden zierten seinen Rücken - Peitschenhiebe der Sklaventreiber und höheren Herren. Die Augen waren voller Sandkörner und dem Bettler fehlte die Kraft und das Wasser um sie reinzuwaschen. ansonsten hätte er vermutlich niemals den Mut gefasst, sich einer Besatzerin zu zuwenden. Er wollte etwas sagen, doch aus seinem Mund ertönte nur ein kränkliches Ächzen. Er benötigte einen kurze Moment, bevor er in einem schwachen Sendli um Geld bettelte. Die Hände suchten das Schuhwerk der Elfe und tasteten nach ihren Knöcheln. Sein gesamter Körper war hager und kraftlos, vermutlich hätte sie ihn mit einem Tritt gegen die Schläfe des Schädels berauben können.
Etliche andere Samaer erkannten die Gefahr. Die meisten sagten nichts, doch war es eindeutig stummer auf dem Marktplatz geworden. Je mehr sich die Bewohner der Stadt aus der Angelegenheit heraushalten wollten, desto deutlicher wurde ihr Interesse. Eine kleine Dunkelelfen-Patrouille hatte das Problem bemerkt und kam über den Platz geschritten um der Artgenossin beizustehen. Vermutlich war es eher der Versuch, sich an dem Leid der Menschen zu delektieren - Denn das Volk der Dunkelelfen kannte untereinander keine wirkliche Bruderschaft.

"Was ist los Faen? Angewidert von den örtlichen Geflogenheiten - Sabber und Speichelleckerei? Oder gefällt dir das kleine hagere Menschlein, dass du es mit dir nehmen möchtest ... es züchten oder züchtigen?", griente der Anführer des Dreiergespanns. Ein rcht kleiner Kerl mit eine boshaften Funkeln in den Augen. Faen kannte ihn. Er war der zweite Adjutant hinter dem dritten Hauptmann, welcher diese Stadt kontrollierte. Ein Sadist und ein hervorragender Foltermeister: Kajel Hudr´Anas. Sie nannten ihn auch den 'schwarzen Stern' des Ostens. Seine Erfolge waren bekannt, auch wenn sie sich meist auf das Ausmerzen schwacher und hilfloser Menschengruppe konzentrierte. Nichtsdestotrotz, war Faen nicht dumm und wusste mit solchen Leuten umzugehen.

Der arme Mann fing nun an zu Schluchzen, denn er hatte die Sprache erkannt und wusste damit, dass er den Dunkelelfen zu Nahe gekomme nwar. Seine bemitleidenswerte Gestalt rollte sich zusammen und jammerte, bettelte. Er kannte nur Sendli und dennoch waren seine Worte klar. Er bat um Schonung un um Verzeihen.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Faen » Mittwoch 20. Oktober 2010, 13:40

Faen war so in Gedanken versunken das ihr der Mensch erst auffiel als er nach ihrem Stiefel griff. Sie schaute hinunter und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. So viel Dreistigkeit war ihr selten unter gekommen. Sie beschaute sich interessiert den Mann und ihr war schnell das ihm nicht aufgefallen war an wen er sich mit seiner Bitte wandte. Zwar konnte sie seine Sprache nicht verstehen doch Faen war klar das es nur um eine Bitte gehen konnte. Er widerte sie an und so zog sie ihren Stiefel fort. Doch er hatte ihre sadistische Ader angesprochen.

Grinsend trat sie ihm auf die Finger und spürte dass die umliegenden Besucher des Marktes das Szenario heimlich beobachteten. Zwar würde sich niemand einmischen, aber wegschauen konnte auch niemand. Faens Grinsen wurde größer als sie das schmerzverzerrte Gesicht des Mannes sah und sie ihr Gewicht gänzlich auf dessen Finger stellte. Sie hatte eine nette Abwechslung gefunden doch reizte sie es im Moment wenig sonst irgendetwas mit ihm anzustellen.
Eine besondere Herausforderung stellte der Mensch für sie auch nicht da. Man sah ihm deutlich an das er zu dem niedrigen Abschaum dieser Stadt gehörte.
Eigentlich wollte sie weiter gehen und dem Mann nicht einen schnellen Tod schenken. Doch ehe sie sich von ihm abwenden konnte kam neue Unruhe auf dem Marktplatz auf. Sie schaute von dem Bettler auf und erkannte eine kleine Patrouille die sich dem Treiben näherte. Faens Grinsen erstarb nicht gänzlich, doch war es nicht mehr so ausgeprägt wie vorher. Wie nicht anders zu erwarten kamen sie näher, manch außen stehender der das dunkle Volk nicht kannte hätte glauben können das es sich hier um Nächstenliebe handelte. Doch Faen war dieser Besuch gänzlich unrecht. Man würde ihr das Spielzeug wegnehmen. Entweder würden sie es selber erledigen oder von ihr dergleichen erwarten. Sie seufzte leise als sie die wohlklingenden Worte ihrer Heimatsprache vernahm:

"Was ist los Faen? Angewidert von den örtlichen Geflogenheiten - Sabber und Speichelleckerei? Oder gefällt dir das kleine hagere Menschlein, dass du es mit dir nehmen möchtest ... es züchten oder züchtigen?"

Sie schaute den Dunkelelf an und lächelte ihn zuckersüß an. Kajel Hudr´Anas war ihr nicht unbekannt. Sie wusste welchen Ruf er genoss und es galt Vorsicht walten zu lassen. Faen war sich sicher das von ihm mehr Gefahr ausging als von allen Besuchern des Marktes. Sie legte keinen sonderlichen Wert daraus seine Fähigkeiten am eigenen Leib zu erfahren. Schließlich machte Dunkelelfen auch vor ihrer eigenen Rasse keinen Halt.

„Seid gegrüßt, Kajel Hudr´Anas. Angewidert trifft es durch aus. Für meinen Geschmack wimmeln noch eindeutig zu viele Menschen hier herum. Aber mit diesem Übel muss man wohl leben, irgendeiner muss ja die Drecksarbeit machen. Aber dieser hier…“ Sie schaute wieder auf den Mann zu ihren Füßen, nach wie vor stand ihr Fuß auf seiner Hand. Sie drehte ihren Absatz auf seiner Hand langsam hin und her und konnte sich ein grinsen nicht verkneifen als sein Wimmern an ihr Ohr drang. Seine Worte verstand sie weiterhin nicht, aber Faen war klar das er seinen Fehler bemerkt hatte und lieber verschwinden würde. Die umstehenden Menschen interessierten sie herzlich wenig, im Gegenteil erfreute es Faens Herz die Macht des dunklen Volkes zur Schau zu stellen. Doch sie musste ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Gegenüber zu wenden. Also hob sie den Kopf und sprach weiter: „An ihm sieht man deutlich wie unfähig dieses Volk ist. Sollten sie doch mittlerweile begriffen haben wer die Macht in Sarma hält, doch stattdessen betteln sie einen an und beschmutzen einem die Stiefel. Als würde er elende Sand nicht reichen. Das züchtigen sollte ich besser euch überlassen, schließlich eilt euch euer Ruf weit voraus. Und züchten…ich dulde keinen Abschaum in meinem Bett und auch nicht an meinen Stiefel!!

Sie trat ihm fast schon zaghaft vor den Kopf und schaute sich angewiderte ihre Stiefel an. „Wundervoll, Blut und Sand. Ich sollte mir aus seiner Haut ein paar neue Stiefel machen lassen!“ grummelte sie mehr zu sich selbst.
Sie schaute wieder zu der Patrouille und fragte den Dunkelelfen grinsend: „Nun ihr als Könner eures Fachs, was schlägt ihr vor mit ihm zu tun?“

Faen wusste das es ihr nicht zustand ihn einfach zu übergehen und nach ihrem eigenen Ermessen mit dem Mann zu verfahren. Es lag an ihm zu entscheiden und danach würde sie sich richten.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. Oktober 2010, 16:22

"Bitte, Herrin!", keuchte der Bettler hervor. Er zitterte und wand sich wie ein wildes Tier, welches einem Jäger unachtsam in die Falle getappt war. Sein Schädel dröhnte und das Wimmern ging in ein klagendes Schluchzen über. Tränen quollen aus den Augwinkeln und wuschen seine Lider rein. Er blinzelte und ächzte als das Sonnenlicht ihn strafte, welches er bereits seit Wochen nicht mehr zu sehen durfte. Sein wässriger Blick fand das Gesicht seiner Peinigerin. Er stockte und war für de Bruchteil einer Sekunde überwältigt von deren Schönheit. Doch sogleich wich die Verzauberung der Angst und die Grausamkeit hinter dem nahe zu gottgleichen Anlitz ließ den Gefangenen noch mehr um sein Leben kämpfen.
Die Worte der Elfen waren kalt und verhießen nichts Gutes. Wenn gleich niemand die Besatzer verstand, so wusste ein jeder, dass es in ihren Gesprächen um den Tod und die Folter ging. Blut trof auf den weichen Sand. Faen´s Stiefel hatte getroffen und dem Alten eine Wunde zugefügt. Die Angst lähmte den Schmerz und trotz des quellenden Lebenssaftes kümmerte sich der Bettler nur darum den Rest seines Körpers zu retten. Kajel deutete eine schwache Verbeugung an - Er genoss es, wenn man von seinen Taten wusste und dementsprechend auf ihn reagierte. Seine Arroganz war vielleicht die markanteste Charaktereigenschaft des Adjutanten. Seine Rüstung war eine Einzelanfertigung und es war deutlich zu sehen, dass man sie mit einer fehlerlosen Perfektion hergestellt hatte, dass selbst die Bergmaden in ihren Höhlen darauf neidisch geworden wären. Die anderen Dunkelelfen ließenihren Blick über Faen´s nackte Haut schweifen, anstatt sich um den wimmernden Fleischsack zu kümmern, der am Boden vor sich hin starb. Doch der Adjutant hatte nur Augen für ihn.
"Eine gute Frage ... man könnte ihm den Brustkorb öffnen und sein Inneres zum Trocknen an die Rippen hängen. Es geht langsam ... man muss nur auf das Blut achten und das Rundohr wird Tage lang Schmerzen erleiden. Man könnte auch ...", pries er an und zog einen Langdolch hervor. Beinahe andächtig führte er das Werkzeug der Qual an die Augen des Bettlers. " ... eine kleine Schönheitskorrektur vornehmen, aber ich liebe den Ausdruck der Angst. Es wäre verschwendet, wenn man neben den Schreien, nicht auch die ... grlg!", ächzte der Adjutant plötzlich auf und rührte sich nicht mehr. In seinem Mund schimmerte etwas silbriges und schien die Sonne zu reflektieren. Die Augen Kajel´s rollten sich nach oben und verloren ihre Farbe. Ein dicker Blutschwall drang aus seinem Hals und benetzte den trockenen Wüstensand. Der leblos Körper wankte ein wenig, kippte zur Seite und drückte das metallische Ding weiter heraus. Jetzt konnte man ihn erkennen - Einen Wurfdolch, gleich einer eisernen Zunge, stack zwischen seinen Lippen hervor. Seine beiden Wachen spranen zur Seite und hatten ihre Speere zur Abwehr erhoben. Niemand hatte den Angreifer gesehen, selbst Faen nicht, obwohl ihre geübten Augen genau hinter den nun toten Dunkelelfen hatten blicken können.

"Was war da, bei Faldor?! Wer kann so dreist sein?!", brüllte einer der Soldaten fassungslos und wutentbrannt. Der Andere schien ruhiger und älter. Seine Augen suchten das Gelände ab, aber all' die Menschen auf dem Platz boten zuviele Verstecke. Vermutlich verbargen sich die Angreifer in der Menge und warteten auf eine zweite Möglichkeit - Vielleicht aber, war der Adjutant das einzige Ziel gewesen. "Das ist diese Wüstenrose ...", meinte der Jüngere verzerrt." Auch Faen war der Begriff nicht ganz unbekannt, auch wenn sie es für eine Legende, eine Hoffnung der Menschen hier hielt. Nichts erntes oder überhaupt etwas, über das es sich nachzudenken lohnt. Aber jetzt, mit dem Tod eines Adjutanten, schien dieses Hirngespinst schrecklich real geworden zu sein. Eine kleine Gruppe von Freiheitskämpfern, die sich gegen die Besatzer auflehnte und sie an vielen Punkten schwächte. Überfälle, Morde oder Entführungen waren nur die kleineren Vergehen, die man der Wüstenose zuschrieb. Höhstwahrscheinlich waren die Folterungen Kajels ein wenig zu herb gewesen ...

In den Reihen der Menschen wurde das Murmeln lauter. Jemand hatte es gewagt einen Dunkelelfen zu töten und lebte anscheinend noch. Jeder wollte, aber niemand konnte gehen, denn dann hätte man ihn verdächtigt der Mörder zu sein. Plötzlich gelte ein Schrei über den Markt und eine Frau stürzte aufgeschreckt zur Seite. Ihr Finger deutete auf eine schwarze Gestalt. Die Kapuze hing tief in ihrem Gesicht und in den Händen konnte man mehre Dolche erkennen - Klein und dünn, zum werfen perfekt geeignet. Sofort stob die Menge auseinander und entfernte sich vom Todgeweihten. Dieser jedoch lächelte matt und wirbelte seine Waffen wir ein Jongleur hin und her. Ohne jegliches Anzeichen dafür, schleuderte der Unbekannte eine der Waffen dem jüngeren Soldaten entgegen. Der zweite Elf wirbelte seinen Speer zur Seite und schlug das Wurfgeschoss aus seiner Bahn. Faen konnte so etwas wie Ähnlichkeiten ausmachen - Die Augen, die Nase ... vermutlich waren es Vater und Sohn. Leider diente der Angriff nur zur Ablenkung, denn aus dem Schatten, es wirkte wie Magie, einer Handelsbude schälte sich eine weitere vermummte Figur. Es war, als sei die Finsternis lebendig geworden und auf der Jagd nach Blut. Dieses Mal war es eine Frau, denn unter der Kleidung erkannte man den wohlgeformten Busen. Ihre Finger waren schnell. Blitzartig versenkte sie eines ihrer Kurzschwerter im Nacken des alten Elfen. Der Treffer war gut und Faen hatte es hier nicht mit Anfängern zu tun. Diese Leute kannten das Handwerk des Todes nur zu gut: Assassine. Die Frau lächelte süffisant und verneigte sich vor der Dunkelelfe. Plötzlich tauchten neben der Angreiferin vier weitere Figuren auf. Alle grinsend. Selbst der Jongluer tänzelte beinahe zu ihnen.

"Tod des Besatzer der Wüstenstadt - Die Wüstenrose erblüht mit dem Blut der Elfen!", gab die Anführerin in einem gebrochenen Dunkelelfisch zum Besten. Ihre Begleiter verschränkten die Arme vor der Brust. Der Bettler unter den Füßen der Elfe wand sich immernoch, aber seine Miene hatte sich geändert. Er lächelte und war scheinbar glücklich. Es war eine Falle. Doch für wen? Für Faen? Für Kajel? Für irgendeinen beliebigen Dunkelelfen? Was steckte dahinter und warum zeigten sich diese Gestalten, wenn es sovel leichter gewesen wäre, im Schatten zu bleiben und zu töten? Fragen über Fragen, doch im Moment waren Faen und der junge Krieger allein. Ihr stolz würde Angst nicht zu lassen, aber diese Angreifer verfügten über Magie und sie gehörten zu einer Gruppierung, die selbst für Elfen ihrer Art ein Mysterium bildeten. Assassine warn die Elitetruppen der Wüstenkinder und wenn gleich auch die meisten auf der Seite der Besatzer standen (Gezwungen, Gekauft oder druch Eigenwille) so sah man hier das lebende Beispiel, dass es einige Menschen gab, die sich nicht unterdrücken ließen und sich erfolgreich erwehren konnten.

Faen musste die kleine Gruppe hinhalten und darauf hoffen, dass der cholerische Elf neben ihr keine dummen Dinge tat - Bald würden weitere Truppen eintreffen, denn ihre Tat war sicherlich nicht unbemerkt geblieben. Allerdings war der Junge nicht so geduldig. Mit einem Schrei ging er in Angriffsposition und erntete nur spöttisches Gelächter.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Faen » Mittwoch 20. Oktober 2010, 20:21

Faen hatte ihren Blick von dem Alten abgewandt, es ärgerte sie dass sie den Abend mit dem Säubern ihrer Stiefel zu bringen musste. Dennoch blieb sie dem folgenden Gespräch aufmerksam. Der Adjutant war ihr eindeutig zu klein. Es kümmerte sie herzlich wenig das sie einen Mann ihr Eigen nannte und das dieser Dunkelelf einen berühmt berüchtigten Ruf hatte. Er war Faen einfach zu klein geraten und ein kleines Abenteuer mit ihm konnte böse enden. Aus den Augenwinkel nahm sie war das seine Begleiter sie musterten und Faen musste unwillkürlich grinsen. Ihre Eitelkeit wurde von diesen Blicken nur angesprochen. Immer wieder glitt ihr Blick über den Markt, fast hätte sie los gelacht als sie die verstohlenen Blicke der Besucher sah. Sie mussten hinschauen, aber niemand griff ein. Faen fühlte sich nur darin bestätigt das dieses Volk mehr als schwach war.
Der Alte versuchte mittlerweile von ihnen weg zu kommen. Faen betrachte ihn abwertend. Es musste ihm doch klar sein das er hier sein Ende gefunden hatte.
Während sie den Anblick noch genoss hörte sie die Worte von Kajel an ihr Ohr dringen, aber sie schenkte ihr keine Rechte Beachtung. Wenn überhaupt würde er ihr gestatten dabei zu sein, aber niemals durfte sie selber Hand anlegen. Sie seufzte, Faen behielt damit Recht das man ihr dieses kleine Spielzeug weg nehmen würde.

Plötzlich brachen Kajels Worte je ab. Erstaunt schaute sie zu ihm. Im ersten Moment wollte ihr nicht recht einleuchten was dort in der Sonne glitzerte. Erst als er die Augen verdrehte und sein Blut auf den sandigen Boden lief wurde Faen bewusst das jemand gewagt hatte sie anzugreifen. Im selben Moment dieser Erkenntnis verfluchte sie dieses heiße Wetter. Schließlich hatte dieses sie dazu verleitet einen Großteil ihrer Rüstung in ihrem Lager zu lassen. Doch einen Fehler sich einzugestehen ließ ihre Arroganz gar nicht zu. Kajel hatte seine perfekte Rüstung auch keinerlei Nutzen gebraucht.
Ihre Augen glitten suchend über die Menge während Kajels Wachen viel zu spät reagierten. Doch das kümmerte Faen herzlich wenig, dafür würde sie sich nicht verantworten müssen. Den Alten zu ihren Füßen hatte sie gänzlich vergessen im Moment interessierte sie nur wer der Angreifer war. Doch die vielen Besucher des Marktes waren nun mehr als hinderlich. Die aufgebrachten Worte des jüngeren Dunkelelf nahm sie gar nicht war. Solange es kein Befehl war konnte Faen solche Rufe wunderbar ausblenden.
Die nächsten Worte des Elfen drangen jedoch an ihr Ohr, vielleicht weil es in der allgemeinen Sprache gesprochen wurde oder wegen dem tieferen Sinn dieser Worte. Sie fauchte ihn an ohne den Marktplatz aus den Augen zu lassen:

„Überlege dir gut was du sagst. Ein Soldat des dunklen Volkes sollte nichts auf die unsinnigen Geschichten von diesem Abschaum geben!“

Gemurmel wurde auf dem Marktplatz lauter und Faen gefiel diese Entwicklung gar nicht. Besonders weil immer noch nicht feststand wer der Mörder von Kajel war. Die Dreistigkeit wie dies geschehen war musste bestraft werden. Mit geübten Blick suchte die Dunkelelfe den Marktplatz ab nach jemandem der sich verdächtig verhielt, doch die Leute waren wie fest gewachsen. Faen grummelte vor sich hin als plötzlich ein Schrei ertönte. Bewegung kam in die Massen und eine Frau stürzte vor ran. Ihre Finger zeigten auf eine Gestalt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Nur ein mattes Lächeln offenbarte sich Faen und die Tatsache dass er mehrere Wurfdolche in der Hand hielt. Mit Leichtigkeit fing er an diese zu jonglieren. Faens Hand wanderte an ihr Schwert. Sie schaute ihn mit abwertendem Blick an. Das Menschen immer dazu neigen den Helden zu spielen. Was erwartest du Menschenkind, das du mit uns allein fertig wirst und dein Name in Liedern gesungen wird? dachte sie sich und wollte schon auf ihn zu gehen als er plötzlich einen Dolch ohne jede Vorwarnung zu dem jüngeren Dunkelelf warf. Faens Blick nahm noch wahr wie der Elf die Waffe mit dem Speer abwerte, doch Faen blieb stehen. Hinter diesem Angreifer steckte mehr als nur ein Mensch der den Held spielen wollte.
Wie um ihre Vermutung zu bestätigen schälte sich aus dem Nichts eine Frau. Schattenmagie! schoss es Faen durch den Kopf und sie fluchte leise. Sie war das ein oder andere Mal in den zweifelhaften Genuss gekommen diese Magier in Aktion zu erleben. Doch noch nie als Gegner.
Die Frau war ebenso schnell und geschickt wie ihr Begleiter. Ehe einer von ihnen reagieren konnte versenkte sie eines ihrer Kurzschwerter im Nacken der älteren Wache. Der Elf brach sofort zusammen und Faen wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Ein absurder Gedanke kam ihr: Assassinen. Und wenn an den Gerüchten der Wüstenrose doch… Nein, sie weigerte sich entschlossen diesen Gedanken zu ende zu denken.
Vier weitere Gestalten gesellten sich zu der Frau hinzu, alle überzeugt von ihrer Sache sonst würde nicht ein Grinsen auf ihren Lippen liegen.
Nun waren sie eindeutig in der Unterzahl. Ihr Blick wanderte zu dem jüngeren Elf. Er war zu unruhig, zu nervös. Die ganze Situation gefiel Faen immer weniger. Zumal sich ihr völlig der Sinn hinter dieser Aktion entzog. Assassinen traten nie so offen auf. Sie töten aus dem Hinterhalt. Wozu das Ganze? Der Alte zu ihren Füßen wand sich immer noch und, sehr zu ihrem Unfrieden, sah Faen das er lächelte. Voller Wut trat sie ihm auf die Hand und hörte nur zu gern ein deutliches Knacken.

Was sie dann hörte ließ ihr einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen. Die Frau sprach ihre Sprache aber nicht mit dem wohlklingenden Klang.

„Tod des Besatzer der Wüstenstadt - Die Wüstenrose erblüht mit dem Blut der Elfen!"

Wie um diese Worte zu unterstreichen verschränkten ihre Begleiter die Arme vor der Brust. Faen zog die Augenbrauen hoch und schaute die Angreifer vor sich mit offener Ablehnung und deutlichen Zweifel an.

Also doch kein Märchen! Wir hätten diese gesamte elende Stadt niederrennen sollen und seine Bewohner gleich abschlachten sollen! Aber immer nur diese halbe Sachen! Aber was bei Faldor soll ihnen dieses Spielchen bringen? Wieso diese Falle? Wieso soviel Mühe? Es wird hier gleich nur von Dunkelelfen wimmeln! Oh, ihr dummen Menschen!

Angst wollte sich nicht Recht bei Faen einstellen. Dafür war ihr Stolz viel zu groß, außerdem stand sie vor den Angreifern mit dem Wissen bald nicht mehr allein zu sein. Denn den Dunkelelf neben sich konnte sie kaum als brauchbare Hilfe rechnen. Laut schreiend ging er in Angriffsposition über und Faen stöhne leise und genervt. Dieses Verhalten hätte bei ihr wohl Fremdschämen ausgelöst wenn sie nicht zum dunklen Volk gehören würde.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie musste schnell handeln, aber gezielt. Ein Angriff war sinnlos, sie war in der Unterzahl und ihre Gegner hatten zwei der irrigen ausgeschaltet ohne sonderliche Mühen aufzuwenden.
Trotz allem zog sie langsam ihr Schwert, hielt es aber gesenkt und wandte sich dann an die Frau:

„Nun, ich hielt die Wüstenrose für ein Märchen. Ihr habt mich eines besseren belehrt. Habt dank!“

Das war ihre einzige Möglichkeit. Reden und Zeit gewinnen bis Verstärkung da war. Bei dem Gemurmel auf dem Marktplatz war es nur eine Frage von Minuten.

„Doch weiht mich doch bitte in euer Geheimnis ein was dieser Aufmarsch soll. Sollte ich mich tatsächlich so getäuscht haben oder treten Assassinen normalerweise nicht so offensichtlich aus dem Schatten heraus. Eure Arbeit kann ich sicherlich nicht in Frage stellen höchsten das ihr eindeutig auf der falschen Seite steht. Aber das ließe sich ja noch ändern.“

Sie musste die Frau in ein Gespräch verwickeln und hoffen dass der Dunkelelf neben ihr die Ruhe bewahrte. Faen legte ihrem Artgenossen die Hand auf die Schulter und drückte fest zu.

„Verzeiht ihm seine aufbrausende Art. Er ist noch jung und weiß sich nicht zu verhalten!“

Aus irgendeinem Grund hatte Faen das dumme Gefühl er würde den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstehen. Ein Angriff würde seinen tot bedeuten und in diesem Fall ließ es sich vermeiden. Zumal Faen selber an ihrem Leben hing und ein weiterer Zeuge zu diesem Vorfall konnte sie selber nur besser dastehen lassen. Zumal der Tod des Adjutanten so nicht ihr aufgelastet werden konnte, schließlich hatten seine Wachen ihre Arbeit vernachlässigt. Faen hatte ihre kühle, gelassene Art wieder gefunden und hoffte das diese Menschenfrau genauso gern schwatzte wie alle anderen Weiber dieses Volkes.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 20. Oktober 2010, 21:20

"Elfen und ihre unvergleiche Art der Überheblichkeit.", ertönte die Stimme der Anführerin deutlich unter der Kapuze hervor. Sie konnte kaum älter als dreißig Zyklen sein. Die anderen Assassine lachten hohl und blickten sich von Zeit zu Zeit in unterschiedliche Richtungen um. Der Wind wirbelte den Sand der Straßen auf und verschleierte einen Großteil der Sicht - Niemand würde es leicht haben auf dem Marktplatz etwas wahrnehmen zu können. Mit großer Gelassenheit schritt die Frau, welche vermutlich den Angriff und all' das darauf folgende Spiel geplant hatte, vor Faen hin und her. Kritisch betrachtete sie ihre Fingernägel. Plötzlich blieb sie stehen, blickte über die Schulter und blickte mitleidig zu ihren Kameraden. "Schade, Freude ... die Elfen haben wie immer keinerlei Ahnung was vor ihren Augen stattfindet.", meinte die vermummte Dame gelangweilt. "Glücklicherweise hilft uns das bei der Ausrottung von euch Hasenohren." Ihre Stimme verdunkelte sich schlagartig. Ihr Bewegungen waren elegant und sie bewies, dass sie ebenso viel Umgang mit den weiblichen Reizen besaß wie Faen. Der Jongleur war jetzt bei seinen Leuten angekommen. "Darf ich es ihr sagen, Wüstenrose?", meinte er flachsend in seiner Heimatsprache und fing die Dolche geschickt mit einer Hand auf. Die Frau nickte und ein leichtes Jauchzen ging von dem doch recht kindlich wirkenden Mann aus.

"Pass auf Elfchen, ich erkläre es dir einmal ... denn mehr Zeit wirst du nicht haben!", brachte er zwischen einigen kurzen Lachattacken hervor. Keiner schien sich über den Tod des armen Bettlers zu sorgen und dass dieser Vertreter der Assassine auch noch herzlich lachte, bewies entweder, dass er vollkommen übergeschnappt war oder dass es sich bei dieser elitären Gruppe tatsächlich um perfekte Mörder handelte. Wobei das bei dem Fachsenmacher nur schwerlich vorstellbar war. Er hob an zu erzählen und versicherte sich mit einem Blick zur Anführerin, dass er diese Erlaubnis auch wirklich hatte. Ein erneutes Nicken und seltsamerweise begann die Assassine mit einer Münze zu spielen. Ihr verführerisches Lächeln machte sie gefährlich und unberechenbar, denn Faen hatte mit einer Mutmaßung Recht. So verhielten sich keine Assassine und Auftragsmörder der Wüste - Etwas war faul.

"Dies ist Marrisa Famina Del`Duran ... genannt: Die Wüstenrose und sie erblüht auf den Leichen der gefallenen Elfen, ihr Wasser ist euer Blut, ihre Sonne sind eure Schreie und du, halbnacktes Elfenweib, bist die größte Figur in unserem Spiel.", begann er seine kleine Rede und sofort wurde er durch Lachen zum Erfolg der Einleitung belohnt. Die Menschen auf dem Marktplatz nutzen die Gunst der Stunde und verloren sich in den verstaubten Gassen der Stadt. Nur eine Hand voller Rundohren blieb und betrachtete das Schauspiel. "Weiter, weiter ... Jaques, lass sie nur nicht im Unwissen.", grinte Wüstenrose und ließ die Münze über ihre Finger hüpfen. "Zeig´ihr die Überraschung, die wir vorbereitet haben."
Mit einer übertriebenen Verbeugung zeigte der Fachsenmacher, dass er verstanden hatte, holte tief Luft und klatschte in die Hände. Der Körper des toten Bettlers zitterte und die Haut zerfiel zu Asche. Allerdings war dies nicht erschreckend, schon gar nicht für eine Dunkelelfe wie Faen - Eher belustigend, denn wieso sollten Menschen ihre eigenen Leute foltern und das selbst nach dem Tod. Doch schon hob Wüstenrose den Finger und deutete auf die verstümmelte Leiche des Alten. Der Wind frischte auf und wehte die oberste graue Schicht ab. Darunter kam das Gesicht eines alten Dunkelelfen zum Vorschein. Bald schon war jeder Rest des verrußten Pulvers verschwunden und jetzt erkannte die dünn bekleidete Elfe, dass es sich bei dem Toten um den zweiten Adjutanten und gleichzeitigen Sohn des Hauptmannes handelte, der diesen Stadtteil verwaltete. Es war ein Trick gewesen. Jaques gluckste.
"Ein wenig hirnverführende Gifte, etwas Schelmenmagie und ihr Spitzohren wurdet bei der Arroganz gepackt - Schnapp, die Falle schlägt zu." Wüstenrose hob die Hand und ging gemächlich auf Faen zu. "Sei nicht enttäuscht, aber ich muss dir sagen, die bist nur durch Zufall hineingetabt ... es hätte auch jeder andere von euch sein können - Es mussten nur spitze Ohren sein.", sie stand nun so dicht vor Faen, dass es ein leichtes für die Elfe gewesen wäre, einen Stich zu setzen, bevor die anderen hätten eingreifen können - aber sollte sie ihr Leben auf´s Spiel setzen für Ruhm und Ehre ... nur weil sie auf diese Weise die Anführerin einer kleinen Gruppe vernichten könnte?
Doch plötzlich griff jemand von hinten nach ihrem Handgelenk. Faen reagierte, doch die Kraft war überraschend. Das dunkelelfische Schwert fand den Weg in das Fleisch des jüngeren Soldaten, der diesne Angriff nicht vorhergesehen hatte und die kalten Augen starrten die Dunkelelfe entsetzt an. "Verrät ...", brachte er noch hevor, bevor der Jongleur einen weiteren Dolch schleuderte und die Stimme für immer verstummen ließ. Ein blutiges Rinnsaal ergoss sich in den Sand. Hinter Faen stand Wüstenrose und das Schattenbild vor ihr verschwamm im Nichts. Eine Täuschung. Jeder Assassine war plötzlich verschwunden ... ein Augenblinzeln hatte den Marktplatz leer gefegt. Übrig waren Faen, einige Bewohner und vier tote Dunkelelfen.
Es schepperte in der Gasse. Heraus traten acht Soldaten der Besatzer und erfassten die Situation vor ihnen. "Du da ...", der Kommandant deutete auf Faen. " ... rühr dich nicht!" Der Trupp nährte und verteilte sich um die Leichen. Einer kniete nieder und begutachte die Toten. "Sir ... das sind der Adjutant Kajel und der Sohn des Hauptmannes." Ein Murmeln ging durch die kleine Gruppe und die Blicke richteten sich auf das Elfenweib. Mit einem schmatzenden Geräusch zog der Untersuchende den Dolch aus Kajel´s Hals und übergab ihn dem Anführer. Dieser nahm die Waffe, starrte etwas überrascht darauf und zeigte ihn Faen. "Was hat das zu bedeuten?", meinte er und wies auf die Klinge - Sie entstammte den Schmieden ihres Volkes.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Faen » Mittwoch 20. Oktober 2010, 22:11

Was auf Faens Versuch ein Gespräch in Gange zu bringen passierte entzog sich erst einmal völlig ihrem Verständnis.
Die Frau begann einige Worte zu sprechen, die üblichen Floskeln wie Faen fand und nichts wirklich Neues in Ohren.
Aber sollte sie ihren Spaß haben, bald würde sie nichts mehr zu lachen haben. Zumindest war sich Faen in diesem Moment noch sehr sicher darin.
Der Jongleur war mittlerweile bei seinen Leuten angekommen und wechselte ein paar Worte mit der Frau deren Sinn sich Faen entzog.
Doch das sollte sich bald ändern. Offensichtlich hatte er die Erlaubnis bekommen Faen das Geheimnis dieses Spielchens zu offenbaren.

Doch was er da von sich gab machte für Faen noch weniger Sinn als sein andauerndes Lachen zwischendurch. Das Menschen verrückt waren war ihr vorher schon klar, aber dieses Exemplar machte es nur noch einmal sehr deutlich.
Als er dann in die Hände schlug und der tote Bettler sich in Staub auflöste hob Faen zweifelnd eine Augenbraue. Was erwartete man nun von ihr? Sie würde sicherlich nicht deswegen in Tränen ausbrechen.
Was sich ihr dann aber offenbarte ließ Faen an ihrem Verstand zweifeln. Ein Dunkelelf lag vor nicht und nicht irgendeiner. Sie schluckte als ihr bewusst wurde das es ein Trick war und was sie getan hatte. Langsam begann sie zu begreifen, auch wenn sich die Tragweite dieser Falle noch nicht ganz in ihrem Bewusstsein breit machen wollte.
Das ewige Gelache zerrte nun ganz gewaltig an Faens Nerven. Instinktiv wurde ihr Griff um ihr Schwert fester. Doch die Frau, Wüstenrose kam auf sie zu und stellte sich nah an sie heran. Faen wandte den Blick nicht ab. Damit würden sie nicht durchkommen, immerhin war sie nicht allein.
Viel zu gern wollte Faen ihr deutlich zeigen was sie von alledem hielt. So nah an sie heran zu kommen war ein Fehler. Doch bevor sie in irgendeiner weise reagieren konnte umgriff jemand von hinten ihr Handgelenk. Sie war in Gedanken schon bei einer anderen Bewegung und die Kraft die dahinter steckte ließ Faen fast schon verzweifeln. Machtlos schaute sie dem jüngeren Dunkelelf in die kalten Augen. Als er ansetzte zum sprechen traf sein begonnener Vorwurf Faen tief, der Dolch der sein Leben beendete konnte den Vorwurf auch nicht zurück nehmen.
Faen schluckte und schaute wieder Wüstenrose an. Ihre Fragen waren auf eine einzige geschrumpft. Warum das alles?
Doch die Dunkelelf konnte ihr diese Frage nicht mehr stellen. Wie ein Trugbild löste sie sich einfach auf. Zurück blieb Faen die auf dem Marktplatz stand, vier tote Kameraden um sich herum, Unmengen von Sand, eine handvoll Menschen die sie anstarrten und tiefe Zweifel.
Verschwinde! war ihr nächster klarer Gedanke.
Doch auch dies blieb ihr verwährt. Ein scheppern in einer nahe gelegenen Gasse ließ Faens Blick wandern. Verdammt! dachte sie als acht Soldaten unmittelbar vor ihr auftauchten. Faen, lass dir ganz schnell was einfallen!

"Du da ...rühr dich nicht!" Das wäre Faen nun wirklich nicht mehr in den Sinn gekommen nachdem die Männer aufgetaucht waren. Eine Flucht wäre wirklich jedem Verrat gleich gekommen. Ruhig blieb sie stehen und versuchte sich eine Erklärung dafür einfallen zu lassen während sie die Männer um die Leichen verteilten.


"Sir ... das sind der Adjutant Kajel und der Sohn des Hauptmannes."

Faen verzog das Gesicht. Sie brauchte eine verdammt gute Erklärung und abgesehen von der Wahrheit wollte ihr keine einfallen. Aber wer würde ihr schon die Wahrheit abkaufen, das tat sie selber ja nicht einmal obwohl sie dabei gewesen war.

Mit dem typischen Geräusch zog einer der Männer die Waffe aus dem Leichnam und übergab sie dem Kommandanten.

"Was hat das zu bedeuten?"

Faen erkannte erst jetzt das die Waffe der Machtart des dunklen Volkes entsprach. Nun war guter Rat erst recht teuer. Kurzerhand entschied sie sich zur Wahrheit, zumindest vorerst.

„Ich kann euch diesen Vorfall erklären. Es war eine List von aufständigen Menschen. Ihre Anführerin nennt sich Wüstenrose. Wie jeder der mich kennt bezeugen kann kämpfe ich nicht mit Dolchen, egal welcher Art. Und dies habe ich auch nie in der Kaserne gelernt.

Faen war sich darüber bewusst das sie sich um Kopf und Kragen am reden war. Doch die Ereignisse der letzten Minuten hatten sie völlig aus der Bahn geworfen und bisher fehlte ihr ein guter Plan um ihren Hals zu retten.

"Vielleicht sollten wir dies im Lager besprechen und nicht hier auf offener Straße.“ schlug sie schließlich vor um Zeit zu gewinnen. In Gedanken verfluchte sie Wüstenrose. Das hier würde Faen sie bitter büssen lassen.

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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 21. Oktober 2010, 16:32

"Das nennt ihr eine Erklärung?", erwiderte der Kommandant skeptisch, spielte mit der elfischen Klinge und ließ den Blick über den Marktplatz wandern. Noch immer standen die Menschen dort - ängstlich, verwundert und unentschlossen. Nachdenklich wandte sich der Befehlshaber zur Seite. Einige der Samaer keuchten schwer und zogen ihre Kinder an sich, denn die rechte Hälfte seines Gesichtes war mit Narben übersät. Faen kannte diese Form der Bestrafung - Er hatte sich an der Frau einer Elfen vergangen der weit über ihm stand. Sein Anlitz wurde für die Ewigkeit vernichtet. Für Elfen jeder Art war die Zerstörung ihrer äußeren Perfektion eine Schmach, doch so ein Urteil wäre in diesem Moment eher eine Gnade als eine Bestrafung. Doch diese kleine Darstellung dunkelelfischer Rechtssprechung ermöglichte es Faen, den Anführer der kleinen Gruppe vor sich zu identifizieren. Sein Name lautet Sheal Don´ub und er diente bereits in der Armee als sie sich ihrer Ausbildung zugewandt hatte.
Ein letzter Tropfen fiel von der Spitze des Wurfdolches. Der letzte Rest roten Lebenssaftes zersprang im trockenen Sand der Wüste, als Shael zeitgleich damit begonnen hatte, wie ein Raubtier um Faen zu schleichen. Seine stahlblauen Augen verfolgten jede ihrer Bewegungen und leider blieben sie viel zu oft an den wohligen Rundungen der Artgenossin hängen. "Ich weiß, dass ihr im Umgang mit dem Dolch nicht sehr geschickt seid, Faen. Aber selbst ein Kind vermag mit einer Klinge zu töten.", erklärte er bestimmt. Eine Bewegung ging durch die Reihen der anderen Elfen und die Hände spannten sich fester um ihre Speere. Anders als bei den meisten menschlichen Lanzen, verwendeten die Elfen des Westens seit Jahrtausenden längliche Klingen als Spitze, anstatt einem keilförmigen Stahlklumpen. Die Bewegungen waren damit sehr viel feiner und für den Stil der leichtfüßigen Krieger und Kriegerinnen ideal. Gegen einen hätte sich Faen behaupten können, vielleicht sogar gegen einen zweien, aber gegen diese Truppe war es aussichtslos. "Der Rest euer Geschichte, Faen. Nun ... ich bin beeindruckt. In euer Situation hätte ich die Lust auf gute Späße verloren." Er blieb stehen und grinste heimtückisch. Er war durch und durch ein Elf ihres Volkes. Bösartig, machtgierig und er genoss die Qual anderer Wesen - Selbst, wenn sie von seinem Volk waren. Der Trupp Dunkler lachte höhnisch und einige schüttelten ungläubig den Kopf. "Wüstenrose? Die Rache der Nacht? Die Blühte reifend durch das Blut der Elfen? Kommt schon Faen. Dies ist nur eine Legende, eine kleine Geschichte um den Menschen ein wenig wertlose Hoffnugn zu schenken. Erinnert euch: Ihr habt mir selbst gesagt, dass ihr diesen Mist der Menschen nicht glaubt.", er schmückte seine kleine Ansprache theatralisch aus. Ohne jeden Zweifel hatten die Elfen des Westens den Sinn für Kunst nicht verloren - Auch wenn er sich stark von dem der Menschen und anderen Völker unterschied.
"Zudem: Ihr wollt mir doch nicht erzählen, dass ihr den Menschen so viel Intelligenz zusprecht, sich ein List zu überlegen um ein Volk wie Unseres zu täuschen?", winkte er ihre letzten, schlüssige These ab. Um seine Argumente zu unterstützen, ließ er den Dolch fallen und schmatzend versenkte sich dieser in das Fleisch der älteren Dunkelwache. "Aber wir werden sehen, Faen.", meinte Shael geheimnisvoll. Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, trat der Kommandant aus dem Ring seiner Soldaten und deutete auf eine Menschenfrau. Faen konnte aufatmen. Es war die selbe Samaerin, welche durch einen Schrei den ersten Assassinen verraten hatte. Sie musste den Kapf mitangesehen haben oder zumindest einen Angreifer entlarven können. "Was ist passiert, Weib und sprich rasch - Wagst du es zu lügen, sterben deine Familie und du, noch bevor die Sonne vergeht.", in der Stimme lag die typische finstere Art zu sprechen. Eine Kunst der Dunkelelfen und weit verbreitet. Die Stimme konnte fein und verführerisch sein, aber ebenso hart und erbarmungslos. Die Angesprochene zitterte und trat vorsichig aus der Masse. Ihre Augen wechselten zwischen Faen und Shael hin und her. "Nun?", drängte der Anführer das junge Ding. Plötzlich platzte sie aus sich heraus: "Sie war es ... erst tauchte sie mit dem einen Elfen auf und zertrat seinen Schädel, dann wartete sie auf die Patrouille des Adjutanten und bis sich dieser nachdem Toten gebückt hatte. Sie rammte ihm den Dolch in den Nacken, bevor sich seine Wachen wehren konnten wurden auch sie niedergestreckt!! Sie hat uns gedroht, dass sie uns töten würde, sollten wir etwas sagen.", schrie die verschreckte Frau aus und fiel weinen auf die Knie. Eine wirklich überzeugende Vorführung, doch selbst wenn Shael ihr nicht glauben würde, wäre es ihm beweis genug, Faen zu verurteilen. Viel mehr jedoch, war es der Stolz des Elfen, der ihn glauben machte, die Angst vor seinem Volk würde aushalten um die Wahrheit von menschlichen Zungen zu locken. Triumphirend wandte er sich um und schnippte mit den Fingern. Sofort wurde der Elfe die Waffe aus der Hand geschlagen und jemand hielt ihre Arme von hinten zusammen. "Faen ... ihr seid des Mordes an vier euer Art angeklagt. Es wäre mein Recht euch auf der Stelle zu töten, aber da es sich um den Sohn des Hauptmannes handelt, soll er über euh bestimmen - Das sollte sich auch als sehr viel lustiger herausstellen. Wenn ihr Glück habt: Ich suche immer nach neuen Gespielinnen für meinen Harem. Führt sie ab!", lachte Shael bösartig und ging vorran. Zwei Elfen blieben zurück um die Leichen zu bergen, während die anderen durch die Gassen entschwanden. Die weinende Frau wartet noch einige Momente, bevor sie sich aufrichtete und ein breites Lächeln auf das Gesicht trat. Unweigerlich fischte sie eine Münze aus der Tasche und spielte damit. Binnen eines Augenaufschlags, war sie verschwunden ...

Mod-Notiz: Faen wurde das Schwert genommen.
Es geht weiter in: "Das Spiel der Wüstenrose - Faen in Bedrängis!"
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Montag 13. Januar 2025, 16:18

Madiha kommt von Der Bund der Wüstendiebe -> Das Versteck der Anderen

"Du willst dennoch in das Haus eindringen?", fragte Kjetell'o, ohne den Kopf zu drehen. Er spazierte neben Caleb her, der Madiha ein Stück weit vorausgehen ließ. Die kannte den Weg. Außerdem mussten sie nur noch durch diesen einen Gang des Untergrund, um bald am Markplatz von Sarma in einer Seitengasse hervorzukriechen. Von hir aus ging es am leichtesten bis zu den Stadttoren. Da der Krieg vorbei war, musste man kaum mehr Scharmützel auf den Straßen fürchten, selbst wenn teilweise wirklich noch geplündert wurde. Caleb hatte es aber weder auf die Börse noch die teils verlassenen Häuser der einfachen Sarmaer abgesehen. Er wollte Khasibs Palast ausräumen. Das hatte er immer noch vor und so nickte er sachte auf die Frage des Shyáners.
"Was ist dir so wichtig daran? Madiha hat Recht, ihr seid nicht unbedingt auf Reichtum angewiesen."
Caleb senkte die Stimme und warf Kjetell'o einen leidlichen Blick zu. "Sie nicht. Ich schon. Nach außen hin und in ihren Augen war ich stets der heorische Wüstendieb mit der weißen Weste. Eine romantisierte Version meiner selbst, frei zu tun, was ich will. Das ... ist eine bittere Lüge. Kjet..." Er senkte die Stimme nun nur noch mehr, aber für den Elfen bestand kein Problem ihn zu verstehen. Seine geschärften Sinne waren hier von Vorteil. "Wenn Madi von meinen Geldsorgen wüsste, würde sie mich irgendwo verstecken. Mir geht sprichwörtlich der Arsch auf Wüstensand! Die Kerle von vorhin ... wollten mir noch zwei Tage geben, ansonsten..." Er machte eine eindeutige Schnittgeste über seinen eigenen Hals und Kjetell'os Miene nahm eine nie dagewesene Ernsthaftigkeit an. Seine Augen huschten an Madihas Hinterkopf. "Willst du ihr das nicht sagen?"
"Nein ... schau sie dir an! Sie kämpfte damit, für Ilmy und andere als jene nach Sarma zurückzukehren, die eine ganze Stadt retten sollte. Dann haben wir Corax verloren. Sie hat ihre Magie verloren, auch wenn ich den Schmerz nur in ihren Augen sehen, aber selbst nicht wirklich nachvollziehen kann. Aber eben ... ich hab sie noch nie so gesehen. Khasib ... die Zeit in seinem Palast ... muss ..." Er schüttelte den Kopf. "Ich wage nicht einen Vergleich anzustellen. Mir genügte ihr Blick. Sie ... hat richtige Angst, dorthin zu gehen und sie wäre dennoch mitgekommen - mir zuliebe. Ihr jetzt noch zu offenbaren, wie hoch das Risiko wirklich für mich war, nach Sarma zurückzukehren." Er sog die Luft ein. "Ich bekomme das hin, ohne sie weiter zu belasten. Ich bin überzeugt, Reichtümer in Khasibs Heim zu finden und wenn nicht dort, dann kann ich wirklich auf die Unterstützung von zu Hause hoffen. Aber das würde dauern und ich weiß nicht, wieviel die anderen Diebe mir noch an Zeit einräumen."
Der Elf brummte leicht. Auch sein Blick lag nun auf Madiha, die vor ihnen ging. Schließlich nickte er. "Sie hat viel erlebt. Aber mich wirst du mitnehmen, ja? Ihr zuliebe?"
"Meinetwegen..."

Auch wenn der Bund der Wüstendiebe sich sehr offen und aktiv an der Verteidigung Sarmas beteiligt und sogar Schutzsuchende in seinen Untergrund eingeladen hatte, blieb man jetzt doch wieder wachsam und vorsichtig. Ein Teil des Labyrinths unterhalb der Wüstenstadt mochte nun für mehr Uneingeweihte zugänglich, vielleicht sogar schon vertraut geworden sein. Der Bund aber wollte nicht alles aufgeben, was ihm gehörte und so stahlen Caleb, Kjetell'o und Madiha sich mehr an die Oberfläche als unbekümmert dort aufzutreten.
Die Gasse lag eng und dunkel da, dafür bot sie Kühle. Denn auch wenn in Sarma Krieg geherrscht hatte, kümmerte es den gnadenlosen Gott Lysanthor nicht. Er schickte nach wie vor seine sengende Hitze auf die Sarmaer herab, auch an diesem frühen Nachmittag. Doch was glücklicherweise fehlte, war die kriegerische Geräuschkulisse. Kein Krachen von einschlagenden Geschossen, keine agonischen Schmerzlaute, keine Schreie oder Kampfgeräusche. Sarma lag überraschend friedlich da, wenngleich nicht in einem ruhigen Frieden. Menschen und Dunkelelfen, Orks und Goblins waren gestorben. Die meisten Leichen hatte man in den letzten zwei Tagen wohl eingesammelt, aber es würde kaum einen ehrbaren Platz auf einem Friedhof für jene geben. Massengräber hob man jenseits der Stadt in der Wüste aus und Leichenkarren fuhren noch immer durch die Straßen. Der Marktplatz, der vor ihnen lag, war verwaist. Niemand hatte bisher in seinen Alltag zurückkehren können. Keine sarmaer Marktschreier priesen ihre Waren an. Es gab kaum Stände dafür. Ein Bettler hockte an seinem üblichen Platz, stoisch den Alltag verfolgend, den er auch vor dem Krieg geführt hatte. Er bot handgeschnitzte Kleinigkeiten an, aber keine Nahrung. Die wurde am Marktplatz von einer Gruppe Stadtwächter in Rationen verteilt. Menschen wie Elfen und auch ein Ork zwischen ihnen reihten sich in die Warteschlange ein. Auch Wasser wurde verteilt, bis man den halb zerstörten Brunnen wieder instand gebracht hätte. Trümmer lagen nach wie vor herum. Nur weil der Krieg als beendet galt, war eben nicht wieder allein Ordnung. Die Sarmaer versuchten dennoch, sich nicht unterkriegen zu lassen. Aufräumarbeiten und erste Versuche, ihre Heimat wieder aufzubauen, hatten längst begonnen. Und jene, die die Stadt erobern wollten, sich nun aber mit ihr verbündeten, griffen mit unter die Arme. Viele von ihnen wurden dabei zwar von Bewaffneten beaufsichtigt, aber eine Hierarchie wie unter den dunklen Völkern, die die Menschen sofort versklavt hätten, herrschte nicht. Man versuchte, tolerant und offen zu sein. Es würde nur etwas Zeit brauchen, das Misstrauen beiseite zu legen. Sarma war weniger weltoffen als Andunie. Vor allem, was Frauenrechte betraf, musste die Wüstenstadt noch immer dazulernen.
Als Caleb, Kjetell'o und Madiha den Marktplatz erreichten, konnten sie nämlich sehen, dass es zwischen einigen Wachen und einer Dunkelelfe Diskussionen darüber gab, dass sie ihr Gesicht nicht mit einem Schleier verhüllen wollte, sondern ihr nachtschwarzes Haar offen unter der Sonne trug. Sie fegte wütend den Turban eines Sarmaer Wächters von dessen Kopf und schimpfte darüber, dass sie als Frau offenbar gut genug wäre, in einem Krieg zu sterben, der nicht der ihre war, ihr Überleben aber nicht offen zur Schau stellen dürfte. Einige gerüstete Frauen in der Nähe, die weder dem dunklen Volk noch Sarmas Kultur zuzuschreiben waren, beobachteten die Szene. Sie sahen ... exotisch aus. Tapfere Valküren in knappen Rüstungen, mit Speeren oder Schwert und Schild bewaffnet und ein interessantes Wappen aus gekreuztem Schwert und Nudelholz auf ihren Wappenröcken tragend. Sie nickten eifrig über das Gebaren der Dunkelelfe, schritten aber noch nicht ein. Sie sollten keine Gelegenheit erhalten.

Plötzlich fegte ein Schatten über Sarma hinweg. Der Himmel verdunkelte sich für einen Moment und ließ sämtliche Versammelten auf dem Marktplatz aufschauen. Dann donnerte der Boden und einige Häuser am Rand des Platzes erzitterten, als der massige Körper des rot geschuppten Feuerdrachen einfach mitten auf dem Platz landete. Der Stadtbrunnen wurde dadurch endgültig zerstört und müsste nun gänzlich wieder aufgebaut werden. Auch einen Stall für Kamele traf es, die blökend flohen, nachdem der lange Drachenschwanz ihre Unterkunft durch ein simples Schlingern zerschlug. "Wo ist sie?", grollte das Wesen und reckte den Hals. Es wand den Kopf, um jeden einzelnen Stadtbewohner mit seinen großen, gelben Augen ins Visier zu nehmen. Viele flohen unter Schreien. Andere blieben gebannt stehen. Die Wachen zückten ihre Waffen, aber niemand wagte es, den Drachen anzugreifen. Man war sich sichtlich unsicher, immerhin hatte sein Läuterfeuer die Stadt gerettet, den Krieg beendet. Wen aber suchte er?
"MADIHAAAAAAAAAAHHRHRHRRRRRRR!!!!", dröhnte ihr Name über den Marktplatz und ließ Sarma erzitten. "Ich habe lang genug gewartet. WIR haben lang genug gewartet. WO BIST DU RRRRRHHRRHHRRRRR?!?!?!"
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Freitag 17. Januar 2025, 21:11

Madiha schrieb anderen niemals vor, was sie zu tun hatten. Sie war überhaupt sehr zurückhaltend, wenn es um andere ging. Sie war nicht der Typ Charakter, der sich über andere hinwegsetzte, sondern sich lieber selbst zurücknahm. Die Aussicht, dass Caleb ins Anwesen von Khasib steigen und dort nach Beute suchen wollte, verängstigte sie nicht nur, es versetzte sie in Panik. Madiha tat das nicht aus Berechnung, sie konnte sich dagegen nicht wehren. Sie wollte nicht zurück in dieses Haus, weil alles darin sie an dieses furchtbare Leben erinnerte, das sie hatte führen müssen. Sie versuchte sich nicht davon übermannen zu lassen, weil sie durchaus auch gelernt und vor allem wertgeschätzt hatte, was sie inzwischen erhalten hatte. Aber trotzdem überkam sie ein heißkalter Schauer, der sie lähmte. Und der ihr Feuer schürte, das sie längst verloren glaubte. "Madi... so meinte ich das nicht... Ich will dich doch nicht zwingen, bei Khasib einzusteigen. Ich wollte nur ..." Madiha senkte den Blick und nickte. Was sollte sie sonst tun? Caleb war ein Dieb und als solcher liebte er die Jagd nach Beute. Sie war sich sogar sicher, dass er sie nicht drängen, und ihr auch nichts Schlechtes wollte. Aber sie musste hier einen großen Schritt zurück machen, damit sie es überhaupt ihm zuliebe tun konnte. Trotzdem sprach dann plötzlich ein Leben aus ihr, das ihr sehr viel angetan und deutlich mehr Narben beschert hatte, als ihr Gesicht der Außenwelt zeigte. Caleb musste leider auf diese Art lernen, wie schrecklich ihr Leben war. Wie sehr sie gelitten hatte. Er musste die Worte voller Ekel, Abscheu und Wut hören, damit er endlich begreifen konnte, dass Madiha alles für ihn tat, aber dabei selbst vor die Hunde gehen würde. "Dann komme ich mit" Madiha’s Blick stach in Kjetell’os. War er nun ein Verräter? Dass er lieber mit Caleb ging? Eben noch, wollte er einen Drachen sehen, jetzt lieber Plündern? Madiha verstand nicht. Aber sie verstand wohl auch nicht richtig. Es war der Ruhe des Elfen zu verdanken, dass sie plötzlich die Rebellion aufgab. Madiha zuckte zurück. Wenn Kjet mit Caleb ging, dann wäre sie allein. Und womöglich würde Caleb sie nicht mehr so ansehen, wenn sie jetzt klarmachte, dass es bei ihr Grenzen geben sollte.
Sie fühlte sich allein, sodass sie zurückruderte. "Nein“, sie zuckte und sah Caleb erschrocken an. Doch er war gar nicht sauer, er wollte sie gar nicht ausschließen. Er nahm ihre Hände und sie blickte darauf. "Ich wollte mit dir ein kleines, diebisches Abenteuer erleben - nach deinem Erwachen und deinem Erfolg, den Krieg in Samra beendet zu haben. Aber ich will dich nicht zwingen, ein Haus zu betreten, das dir ... in dem du dermaßen ..."
"Er will dich nicht leiden lassen"
Madiha zog die Brauen zusammen und musterte Caleb. "Genau das. Und ... mir war nicht klar, wie sehr du unter diesem Mann ... und ... Abbas ...“ Sie schüttelte leicht den Kopf. Damals war sie nur ein kleines Kind gewesen. Abbas starb, bevor Madiha reif gewesen wäre.

"Es tut mir leid, Madi. Ich hab wieder einmal nicht so intensiv im Vorfeld nachgedacht wie ich sollte. Ich werde allein gehen, aber später. Es ... hat auch noch Zeit. Kein Problem! Du willst den Drachen sehen, weil es dir viel bedeutet. Und du bedeutest mir viel, also komme ich mit. Mir ist Zeit mit dir wichtiger." Madiha musterte Caleb ein wenig unentschlossen. „Ich will dir ja gar nichts wegnehmen oder nicht mit dir Zeit verbringen, bei den Dingen, die du magst“, räumte sie ein und wollte sie auch klarstellen. „Aber ich bin… ich bin nicht in der Lage ausgerechnet dorthin zu gehen…“, murmelte sie und es klang schon wieder, wie eine Entschuldigung. „Ich kann nicht…“, beteuerte sie und schloss die Augen. Ekel, Furcht, Schmerz, Leid, Wut alles mischte sich in ihr. Sie konnte wirklich nicht. Sonst würde sie es tun und sie hoffte, Caleb verstand das. Mit ein wenig gemischten Gefühlen und reichlich Nachdenklichkeit, befand sich Madiha auf dem Weg an der Oberfläche dann aber etwas Abseits. Sie ging voraus, brauchte Zeit sich mit dem Griff aus ihrer Vergangenheit zu arrangieren. So leicht schüttelte man das nicht ab, jahrelang Sklavin gewesen zu sein. Sie wusste die beiden Männer in ihrem Rücken, auch wenn sie derzeit nicht das Bedürfnis hatte, sich mit ihnen zu unterhalten. So bekam sie auch nichts von den Worten zwischen Kjet und Caleb mit, weil sie sich von der Oberwelt ablenken ließ. Sie schritt durch die Gassen und wandelte auf der Spur ihrer Vergangenheit. Als Kind war sie durch Sarma getobt, hatte gemeinsam mit ihrer Mutter kleine Diebereien gemacht und wusste auch, warum Caleb das mochte. Aus ihr hätte vermutlich auch eine Diebin werden können, wenn er sich damals anders entschieden hätte. Nun musste sie mit den aufkommenden Bildern und Gefühlen dazu zurechtkommen, während sie das Sarma betrachtete, das sich im Aufbau befand. Madiha’s Blick ruhte ruhig und scheinbar neutral auf allem. Dabei war sie aufgewühlt und ihre Seele lag so frei, wie selten. Gleichwohl verdrängte sie noch immer, dass sie Khasib getötet hatte. Madiha erlaubte es sich nicht, darüber nachzudenken, ließ sich immer wieder bereitwillig ablenken durch das, was um sie herum passierte. Als sie den Markt erreichten, blieb sie kurz stehen. Ihre Augen betrachteten die teilweisen ruinierten Stände, die anderen, die versuchten weiterzumachen. Sie sah die Markisen und erinnerte sich an die Szene, in der sie versucht hatte, ausgerechnet Caleb die Geldbörse zu stehlen. Ihr Blick verklärte sich, ehe sie sich zu den Männern umwandte und Caleb betrachtete. Wie sich alles entwickelt hatte… Und wie sehr sie sich sicher war, dass sie ihn liebte. Madiha trat ohne ein Wort an den Dieb heran und griff nach seiner Hand, die sie sanft drückte und schließlich zu streicheln begann. Sie lehnte sich leicht an ihn, suchte seine Nähe, die ihr immer Halt gegeben hatte und schloss für einen Moment die Augen. Sie war hier und doch… und doch war Sarma nicht der Ort, wo jemand, wie sie sein sollte.
Das wurde ihr bewusster, als sich die Szene mit der Elfe und den Soldaten zutrug. Sie diskutierten über die Rechte der Dunklen und Madiha versteifte sich wieder. Sarma hatte sich verändert… aber nicht geändert. Die gebürtige Sarmaerin holte tief und schwer Luft. Was sollte sie jetzt anfangen? Ob sie irgendwo helfen konnte? Sie wusste es nicht, wusste nicht mal, ob sie in Sarma bleiben wollte… Andunie war ihr weitaus fremder, aber sie hatte sich dort freier gefühlt. Ihr Blick fiel auf die Frauen, die kriegerisch funkelten, während sich die Elfe verteidigte. Doch dann wurde der Platz von einem Luftzug erschüttert und Madiha zuckte unwillkürlich zusammen und schaute in den Himmel auf, wie so viele andere. Dort erkannte sie den Drachen, dem sie mit großen Augen folgte. Sie ließ Caleb’s Hand los und trat einen Schritt vor. "Wo ist sie?", grollte das Wesen und Madiha überkam eine Gänsehaut. Wen suchte er ? Ob seine Braut hier war, er sie nur noch nicht gefunden hatte? "MADIHAAAAAAAAAAHHRHRHRRRRRRR!!!!" Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter und sie starrte mit einem Mal blass zum Drachen hinauf. Was wollte er denn noch von ihr? Wieso sie? Sie wollte zwar mit dem Drachen sprechen, aber sie hätte sie für möglich gehalten, dass er auf der Suche nach ihr wäre. Sie hatte ihm nichts mehr zu geben! "Ich habe lang genug gewartet. WIR haben lang genug gewartet. WO BIST DU RRRRRHHRRHHRRRRR?!?!?!" Madiha’s Hals wurde trocken. Sie war wie erstarrt, doch schließlich trat sie hervor, damit der Drache sie sehen konnte. „Hier“, zitterte ihre Stimme reichlich bang. Ihre Finger waren kalt vor nackter Angst. Doch sie fasste sich ein Herz, weil sie es ja versprochen hatte. Wieder mal. „Ich… ich soll fragen, was du hier noch brauchst? Ob… ob Sarma noch etwas tun kann, bevor du weiterfliegst?“, versuchte sie es diplomatisch und räusperte sich mehr als einmal. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Ob er ihr überhaupt antworten würde? Andererseits suchte er scheinbar sie. Was auch immer er von diesem dürren Mädchen ohne nennenswertes Können wollen könnte…
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Samstag 18. Januar 2025, 00:58

Madiha kämpfte mit ihren Gedanken. Khasib war tot. Sie stellte sich selbst dafür in die Verantwortung, auch wenn es im Grunde die Entscheidung des Drachens gewesen war, sein Feuer ausgerechnet in jenem Moment über den Palastgarten des Mannes zu jagen, der die Sarmaerin über so viele Jahre auf heftigste traumatisiert hatte. Sie konnte und wollte nicht einmal mehr jetzt, da er hinüber war, zurück in sein Haus. Zu viele Erinnerungen hingen daran. Der Schrecken der Vergangenheit klebte an den Wänden, dass sie bluten würden, wenn Madiha nur hinsähe. Sie wusste es. Erst würde das Palastinnere in Schwärze zerlaufen und dann ihr letzter Rest an Selbstbewusstsein. Viel war schließlich nicht mehr übrig. Sie fühlte sich klein und unbedeutend, auch ohne dass sie sich an den selbst zugeschobenen Mord erinnerte. Sie besaß kein Feuer mehr und musste sich neu ordnen. Caleb hatte eine Aufgabe. Er würde Sarma einen, ebenso wie er es in Andunie versuchen wollte. Es gab für ihn viel zu tun und sie könnte ihn unterstützen. Nur bei Khasib einbrechen, das konnte sie nicht. Und so grübelte sie, festgefahren in ihren Gedanken, vor sich hin. Auch noch an der Oberfläche konnte sie es nicht ablegen und sich kaum von den durchaus positiven Aspekten ablenken lassen. Ihre Heimat lag zu großen Teilen in Trümmern dar, aber sowohl Sarmaer als auch jene, die man nun wohl als Kriegsflüchtlinge bezeichnen konnte, wollten wieder etwas aufbauen - gemeinsam. Es zeichnete sich ein ähnliches Muster ab wie in Andunie. Madiha aber konnte nur sehen, dass sich gewisse Dinge nach wie vor nicht geändert hatten. Frauen, ganz gleich welcher Herkunft, würden es weiterhin sehr schwer in Sarma haben. Lediglich im Bund der Wüstendiebe, im Untergrund, konnte man auf Respekt hoffen. Jemand wie Dunia hatte sich diesen Respekt mehr als verdient. Sie beherrschte auch keinerlei Magie. Ob das Motviation genug für Madiha wäre, würde sie sich dessen bewusst? Aktuell dachte sie nicht darüber nach. Sie mochte keine Ablenkung im Geschehen der Stadt finden, wohl aber wussten mehrere Tonnen geschupptes Gewicht, dafür zu sorgen.
Der Drache landete ohne Vorwarnung mitten auf dem Marktplatz Sarmas. Er riss einigeverwaiste Stände ein und schabte mit seinem langen Schwanz an den Hausfassaden entlang. Er mochte die Sarmaer und auch dunklen Völker in ihrem sinnlosen Krieg aufgehalten und die Stadt von finsteren Seelen befreit haben, aber sein Gebaren machte nach wie vor deutlich, was er von den Menschen, Orks, Goblins und Elfen hielt. Er fühlte sich ihnen überlegen. Madiha hatte seine Haltung zu ihnen selbst gespürt, als er über Sarma hinweg geflogen war, um es zu läutern. Sie hatte sein Feuer gespürt - ihr Feuer, das nun nicht länger ihr gehörte. Umso seltsamer war, was das gewaltige Reptil von ihr wollen könnte. Es rief nach ihr. Es brüllte, dass die losen Stellen der Stadtmauer erzitterten. Teilweise bröckelte das Gestein erneut. Nicht nur Madiha wurde davon aufgeschreckt.
Caleb, der sofort wieder an ihrer Seite war und schützend einen Arm um sie legte, sprach aus, was sie sich fragte: "Was will er denn noch von dir?" Sein blaugrüner Blick glitt zu der Bestie empor, alamiert und bereit, Madiha um jeden Preis zu verteidigen. Kjetell'o war derjenige, der Ruhe bewahrte. Er legte eine Hand an Calebs Oberarm, wanderte mit den Fingern bis zu seinem Nacken, kraulte ihn dort beinahe sanft und gewann so nicht nur seine Aufmerksamkeit, sondern ließ dadurch auch die Wangen des Diebes rasch erröten. "Wir finden es wohl nur heraus, wenn wir fragen", säuselte der Elf. Dann löste er die Finger von seinem Begleiter, um seinerseits zum Drachen zu schauen. "Wahrlich ein Wunder der Natur", raunte er ganz ergriffen.
Madiha nutzte indessen die Gelegenheit. Der Drache suchte sie, aus welchem Grund auch immer. Er schien die Geduld nach zwei Tagen und drei Nächten nun endgültig verloren zu haben und es bestand Gefahr, dass er die frisch gerettete Stadt dem Erdboden gleich machte, wenn man seiner Forderung nicht nachkäme. In dieser Hinsicht sah er die Menschen nicht als ebenbürtig an. Das ohnehin nicht! Er erwartete, dass sie seine Wünsche erfüllten, allein weil er Äonen älter und machtvoller war als sie. Er besaß das Feuer und wer wusste schon, ob es nicht auch doch noch für alle brennen könnte.
"Hier." Ihre Stimme war nur ein Fiepsen im Vergleich zu den bloßen Atemzügen der geschuppten Bestie. Der Drache aber hörte sie sofort. Nein, er spürte sie und es beruhte auf Gegenseitigkeit. Kaum, dass sein geschlitzten Augen Madiha erfassten, durchfuhr sie eine Welle der arkanen Macht. Sie pulsierte im Drachen und Madiha trieb auf dem Rhythmus dahin, den die mit Magie angereicherten Feuerbeutel in seinen Lungen bei jedem Atemzug aufblähten. Sie spürte das Lodern darin, die Flammen, die seinen gesamten Körper wärmten und mit jedem Herzschlag die Magie durch seine Adern jagten. Er besaß so viel Macht. Sie hatte ihm diese zurückgegeben, ihm erst ermöglicht, dass er sie und Sarma sofort vernichten könnte, wenn er es denn wollte. Er ... wollte nicht.
"Endlich", grollte er. "Langsam wurde ich ungeduldig." Und das von einem Wesen, für das wenige Tage doch nur dahin plätscherten wie Minuten für ein viel kürzeres Menschenleben. Der Drache drehte sich Madiha zu. Dabei sank er auf seine Vorderpranken, so dass er wie eine geduckte, sehr haarlose Katze kauerte. Nur sein Hals war viel zu lang, als dass es mit einem dieser Vierbeiner vergleichbar gewesen wäre. Er ließ ihn schlingern, so dass sein Kopf sich wand und drehte, bis er ganz nah vor Madiha war. Sie konnte ihr Bildnis in der geschlitzten Pupille eines Auges erkennen. Da stand sie - klein, dürr, ohne Magie. Das Haar war zerzaust und in den Tagen ihrer Ruhe nicht gekämmt worden. Ihre Narben zogen sich wie ein Gitter über die eine Hälfte ihres Gesichts, als hätte der Drache sie mit einem Beutekreuz markiert. Die Kleidung hing ihr zwar nicht in Fetzen vom Körper, aber ihr Bildnis suggerierte es. Sie spürte, was der Drache alles war und was sie folglich nicht war. Sie war klein ... unbedeutend ... Madiha aus Sarma. Aber sie war auch nach wie vor jene Madiha, die ihre Versprechen hielt.
"Ich ... ich soll fragen, was du hier noch brauchst? Ob ... ob Sarma noch etwas tun kann, bevor du weiterfliegst?"
Heiße Luft wehte ihr entgegen, als der Drache auf ihre Worte hin erst einmal schnaubte. Seine Nüstern blähten sich und winzige Rauchsäulen entstiegen ihnen. Er wandte den Kopf, nahm die Stadt wieder in den Fokus. Jene Bewohner, die von seinem Blick erfasst wurden, wichen verschrecken zurück. Nur die gerüsteten Frauen und die Sarmaer Stadtwachen umklammerten jeweils ihre Waffen. Sie hätten keine Chance gegen die Bestie, wohl aber würden sie Sarma verteidigen. Sogar die Dunkelelfe, die eben noch mit den Wächtern diskutiert hatte, legte eine Hand an die Klinge an ihrem Gürtel. Der Drache beäugte sie allesamt. Dann reckte er den Kopf, legte den Hals zu einer gewundenen Welle in den Nacken und stieß ein Brüllen aus, das einem spöttischen Lachen gleich kam. Sein riesiges Auge wurde Madiha erneut zum Spiegel, als er das geschuppte Anlitzt wieder vor sie fahren ließ. Im Hintergrund stand Caleb, nur aufgehalten von Kjetell'o, der ihn am Arm berührte, um zu signalisieren, dass Madiha das schon allein schaffen würde.
"Mit ... Sarma bin ich fertig", erwiderte der Drache. "Ich habe es gereinigt und euren lächerlichen Zank beendet." Das hatte er. Seine Pupille engte sich. Er kam Madiha noch näher. "Ich hab das Geschwür ausgebrannt, das einen dunklen Fleck auf deine Seele legte. Sie hat es mir offenbart."
Wärme pulsierte auf, ohne das Madiha sie sehen konnte. Aber etwas war da und es legte sich wie eine Umarmung um ihren Leib. Dann hörte sie die vertraute Stimme in ihrem Geist, die sie ihr Leben lang bisher begleitet hatte. Er kann dir nicht mehr wehtun. Wir haben dich befreit. Weil ich dich so sehr liebe. Ich vergesse dich nicht. Ein kehliges Grollen drang aus dem Schlund des Drachen. Er brummte wohl und ließ Madiha mit ihrem Feuer kommunizieren. Es wurde ihm allerdings schnell genug. Er war wirklich nicht das geduldigste Exemplar seiner Art.
"Wir besprechen Weiteres in der Luft. Du wirst mitkommen, Madiha. Sofort." Es war keine Einladung, wenngleich plötzlich Bewegung in den Drachen kam. Er ließ sich noch tiefer auf dem Marktplatz nieder. Zwei Stände überlebten das Gewicht seines Leibes nicht. Er drückte sie unter seinem Schuppenbauch einfach zusammen. Holz splitterte und Sand wirbelte auf, als der massige Körper schließlich wie ein übergroßer, weniger niedlicher Welpe auf dem Platz lag. Der Drache schlang seinen Schwanz um die eigenen Beine und formte ihn so, dass er beinahe wie ein gezackter Weg an seiner Seite empor führte. Er senkte die angelegten Schwingen, so dass Madiha einen Blick auf seinen Rücken werfen konnte. Gezackte und verhärtete Hautlappen bildeten vom Nacken entlang seiner Wirbelsäule bis hin zum Steiß des Wesens ein Gebirge, zwischen dem ledigre, kürzere Hautlappen and die Schwimmhäute von Fröschen erinnerten. Teilweise besaßen sie Risse, denn der Drache war kein junges Exemplar. Er hatte viel erlebt. Selbst ein Geschöpf wie er trug Narben. "Steig auf!", forderte er Madiha auf. "Aber nur du. Keinem anderen deiner Art erlaube ich es."
"Heißt das, du nimmst sie mit?" brach es aus Caleb heraus und er löste sich von Kjetell'o, der ihn dieses Mal nicht zurückhalten konnte. Schon erreichte er Madiha und den Drachen. "Und was willst du dann von ihr, wenn du sie entführt hast? Willst du sie fressen, außerhalb unserer Reichweite?"
"Naiver Mensch", brummte der Drache. Er schnaubte und es riss Caleb von den Füßen. Mit einem Ächzen landete er im Sand. Der gewaltige Kopf folgte. Der Drache öffnete sein Maul und ... schnappte Caleb am Hemd wie eine Katzenmutter ihr Junges. Behutsam, aber mit Nachdruck setzte er ihn wieder auf seine Füße, ehe er sich zurückzog. "Ihr seid kein Hindernis für mich, wollte ich jemanden fressen. Und nun komm mit, Madiha. Länger warte ich nicht."
Hab keine Angst. Es wird ... wundervoll. Und nicht lang dauern. Bis zum Abend bist du zurück, versprochen! Er sprach von Paarung, aber ... nun ... das ist es nicht ganz ... aber es wird großartig! Ich warte schon so lang darauf, aber du musst dabei sein. Es get hier schließlich um dich. Wir lieben dich!
"Willst du das wirklich tun?" Caleb, der nun wieder stand, schaute Madiha in einer Mischung aus Sorge und Misstrauen dem Drachen gegenüber an. Immerhin würde er nicht dulden, dass ein anderer sonst sie begleitete.
"Ich beneide dich", sagte Kjetell'o, der endlich auch dazu stieß. Er schaute zum Drachen auf, während Caleb ihn ungläubig betrachtete. "Ich würde auch gern mitfliegen. Aber um deinen Geliebten abzulenken, könnten wir beide derweil doch in diesen Pala-"
"Nein", warf Caleb rasch ein, bevor der Elf sich in Anwesenheit der Stadtwache noch verplapperte. Man mochte im Aufbau Sarmas sein. Das hieß aber nicht, dass einige Bewohner nicht versuchten, in ihren Alltag zurückzukehren und bereit wären, Kriminalität sofort zu unterbinden. Doch darum ging es Caleb gar nicht. "Ich werde nicht von hier fortgehen, bis der Drache dich zurück gebracht hat, Madi. Ich warte hier und bewege mich nicht vom Fleck."
Kjetell'o seufzte. "Dann hole ich uns Wasser und einen Sonnenschutz. Unter der prallen Hitze gehst du sonst ein, ehe sie zurückkehrt." Fragend schaute der Elf von Madiha zum Drachen. "Du kommst doch zurück?"
"Ich fresse sie nicht", betonte der Geschuppte noch einmal und wirkte beinahe beleidigt. Kjetell'o schmunzelte und nickte.
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Samstag 18. Januar 2025, 12:15

Es war vermutlich für Freunde nicht immer einfach dabei zu zusehen, dass sich jemand, wie Madiha stets geringer schätzte als sie es sollte. Dass sie stets glaubte, selbst das Problem zu sein, anstatt selbstbewusst hervorzutreten und für ihre Sache einzustehen. Aber das Aufwachsen was essentiell für die Entwicklung und auch, wenn sich jemand grundsätzlich charakterlich eignete, bedeutete das noch lange nicht, dass sich derjenige auch stark und selbstbewusst entwickelte. Madiha war leider jemand, der sich für sehr viel unwichtiger nahm als sie es vielleicht sollte. Ihre Magie hatte ihr eine gewisse Sicherheit gegeben aber sie war nicht egoistisch genug, um zur Erhaltung dieser ihre Liebe und eine ganze Stadt aufzugeben. Madiha wollte, dass man sich auf sie verlassen konnte. Und das auch auf ihre eigenen Kosten, denn schlussendlich blieb unterm Strich nur übrig, dass es anderen gut ging. Die Samaerin hatte erst jetzt richtig Zeit sich damit auseinanderzusetzen, was die Rückkehr nach Sarma mit ihr machte. Sie war so voller Pflichtbewusstsein, dass sie selbst ihre Ängste und Sorgen hintenangestellt hatte. Als Caleb sie auf einen Streifzug durch Khasib’s Palast der Boshaftigkeit einlud, war sie jedoch nicht mehr imstande es einfach so zu akzeptieren. Sie musste zumindest deutlich machen, dass das etwas war, was ihr regelrecht die Panik emporsteigen ließ. Doch am Ende… hätte sie es getan, für Caleb. Glücklicherweise aber bemerkte er, was er verlangte. Und Caleb war zwar ein Filou, aber er ging gewiss nicht über Madiha’s Wohl. Er lenkte ein. Madiha lies sich ein wenig von der Nachkriegszeit ablenken, aber ganz konnte das ihre Gedanken nicht aufweichen. Caleb hätte hier noch allerhand zu tun, wie es aussah. Zwar reguliert sich Sarma auch selbst doch es bedurfte einem, der beide Seiten kannte. Wer wäre besser geeignet? Und wer wusste schon, was die Zukunft brachte? Immerhin konnte sie gewiss tatkräftig mit anpacken, konnte vielleicht Dunia helfen, wie früher. Sie würde gewiss eine Aufgabe finden, wenn sie nur erstmal anfing mitanzupacken. Der Weg durch die Gassen verlief ruhiger, bis sich plötzlich der Drache zeigte und einige Stände auf dem Markt zerstörte. Madiha sah sich kurz um, ob jemand verletzt war doch sie blickte nur in erschrockene Gesichter. Dann brüllte der Drache einen Namen. Ausgerechnet ihren Namen. Sie schluckte. Ohne zu wissen, was er von ihr wollte, ging sie auf ihn zu, trat etwas hervor, damit er aufhörte alle in Angst und Schrecken zu versetzen. Zaghaft und im Vergleich zu seinem lauten Organ kaum wahrnehmbar, machte sie auf sich aufmerksam. Als er sich ihr zuwandte, spürte sie die Macht, die er besaß und die sie für ihn verwahrt hatte. Das Mädchen schnappte nach Luft und spürte, wie ihr eine Träne ins Auge stieg. Es war so… erhaben, das Gefühl, das sie spürte. Sie fühlte die Wärme, die Göttlichkeit. Es erschütterte sie bis ins Mark. Was wollte so ein Wesen, ein Wesen, das so mächtig und alt war, ausgerechnet von ihr?

“Endlich. Langsam wurde ich ungeduldig.“, grollte er und Madiha schluckte erneut. Das machtvolle Pulsieren, machte sie ganz benommen. „Tut mir leid“, fühlte sie sich bemüßigt zu sagen. Man widersprach ihm nicht. Die Augen spiegelten sie wider und ihr Herz begann zu klopfen dabei. Sie erkannte ihre Gestalt und wie mickrig sie war. Sie fasste sich selbst am Arm und hoffte mit dieser Geste, etwas mehr Mut zu bekommen. Sie stellte die Frage, die sie versprochen hatte zu stellen. Und er blies ihr seinen heißen Atem entgegen. Madiha spürte, wie er an ihrer Kleidung zerrte. Doch die Wärme machte ihr nichts aus. Sie fühlte sie und sehnte sich nach ihrer Magie. Es würde nie mehr so sein. Als sich der Fokus wieder auf sie legte, trat Madiha nervös von einem Fuß auf den anderen. Gebannt starrte sie auf das rotgeschuppte Gesicht. "Mit ... Sarma bin ich fertig. Ich habe es gereinigt und euren lächerlichen Zank beendet.. Ich hab das Geschwür ausgebrannt, das einen dunklen Fleck auf deine Seele legte. Sie hat es mir offenbart.“ Madiha stutzte. Sie blickte den Drachen einen Moment innehaltend an. Er hatte…. Er hatte Khasib… nicht sie? Sie war es nicht? Madiha schluckte und warf einen Blick in Richtung Caleb und Kjetell’o. Dann fand sich ihr Fokus aber schnell wieder bei dem Drachen, als auch ihre Magie zu ihr sprach sofort wurde Madiha von einer Sehnsucht erfüllt, die ihr erneut die Feuchtigkeit in die Augen trieb. Er kann dir nicht mehr wehtun. Wir haben dich befreit. Weil ich dich so sehr liebe. Ich vergesse dich nicht. „Danke…“ hauchte sie voller Ehrlichkeit, obwohl es im Angesicht eines Mordes wohl falsch sein mochte. Aber Madiha dankte nicht für die Tat an sich. Sie dankte dem Drachen und ihrer einstigen Magie dafür, dass sie sich überhaupt um sie scherten. Für Madiha absolut keine Selbstverständlichkeit.
"Wir besprechen Weiteres in der Luft. Du wirst mitkommen, Madiha. Sofort." Sie erstarrte. „W-was?“ Der Drache kam in Bewegung und baute such so auf, dass sie aufsteigen konnte. Madiha riss die Augen auf. „Ich soll… Du willst…“, stammelte sie und wusste nicht, ob sie aufgeregt oder verängstigt sein sollte. “Steig auf! Aber nur du. Keinem anderen deiner Art erlaube ich es.“
„Heißt das, du nimmst sie mit?“
Caleb riss sie aus ihrer Starre. Sie wandte sich nach ihm um. "Und was willst du dann von ihr, wenn du sie entführt hast? Willst du sie fressen, außerhalb unserer Reichweite?"
"Naiver Mensch"
Er aber wurde von dem Drachen umgepustet, als wäre er auch nur ein unwichtiger Teil der Stadt. Madiha wollte schon zu ihm stürzen. „Caleb!“, rief sie entsetzt, aber der Drache glitt an ihr vorbei. „Tu ihm nicht weh!“, flehte sie aber es ging im Grollen des Drachen unter, als er Caleb schnappte und wieder auf die Füße stellte. Madiha’s Herz klopfte wie wild. "Ihr seid kein Hindernis für mich, wollte ich jemanden fressen. Und nun komm mit, Madiha. Länger warte ich nicht."
Hab keine Angst. Es wird ... wundervoll. Und nicht lang dauern. Bis zum Abend bist du zurück, versprochen! Er sprach von Paarung, aber ... nun ... das ist es nicht ganz ... aber es wird großartig! Ich warte schon so lang darauf, aber du musst dabei sein. Es get hier schließlich um dich. Wir lieben dich!
Madiha durchlief ein Schauer... was nur wollte der Drache von ihr. Paarung?? Ihr wurde schlecht, das war völlig aberwitzig und grotesk! Heiß und kalt wurde ihr bei der Ungewissheit.

"Willst du das wirklich tun?"
Madiha sah Caleb an. Sie hatte Angst, dass konnte er sehen aber sie war auch entschlossen, die Gefahr von ihm und der Stadt fortzubringen. „Habe ich eine Wahl?“, fragte sie leise und schüttelte leicht mit dem Kopf. Nein. Sie hatte selten eine Wahl. "Ich beneide dich. Ich würde auch gern mitfliegen. Aber um deinen Geliebten abzulenken, könnten wir beide derweil doch in diesen Pala-„
„Nein“
, schnitt Caleb dem Elf das Wort ab. Madiha blickte zwischen ihnen hin und her und Kjetell’os Worte verunsicherten sie noch mehr. Er würde mitfliegen?? Sah er nicht, wie gefährlich das war? Die Samaerin wandte sich dem Drachen zu und schluckte erneut. Dann aber trat sie beherzt an Caleb heran, zog ihn zu sich für einen Kuss des Abschieds und eilte schließlich ohne noch mal zurückzuschauen zum Drachen. Unsicher und behutsam, wohin sie treten oder wo sie anfassen durfte, kletterte Madiha auf den Rücken des Drachen. Es fühlte sich eigenartig an und war mit nichts zu vergleichen, das sie bereits erlebt haben würde. Das Mädchen verlor sich vermutlich ein wenig auf dem riesigen Drachenkörper und ihr Herz wummerte heftig in ihr. „Ich gehe mit dir… aber verschonen die Stadt und die, die in ihr leben weiterhin!“, versuchte sie ihn aufmerksam zu machen, dass er nichts mehr zerstörte. Madiha schaute hinab und blickte voller Furcht über ihre ungewisse Zukunft zu Caleb. Würde sie ihn wiedersehen?
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Samstag 18. Januar 2025, 17:00

"Habe ich denn eine Wahl?"
"Hast du. Natürlich hast du die. Du bist ein freier Mensch, Madi!", hielt Caleb dagegen. Es zeigte sich, dass er nach wie vor nicht begeistert war, seine Liebste in die Klauen eines Drachens zu übergeben, auch nicht, wenn er der Grund für Sarmas Läuterung gewesen war. Er angelte nach ihrer Hand, die Augen geengt, die Miene in verbissener Sorge verzerrt. Aber es waren Kjetell'os filigrane Finger, die ihn berührten, ehe er Madihas Gelenk erreichen konnte. "Lass sie", raunte er Caleb noch einmal zu und der Dieb gab nach. Schweren Herzens ließ er zu, dass die Liebe seines Lebens den Schuppenkörper erklomm. Er machte jedoch klar, dass er hier warten würde. Genau dort, wo er stand. Kjetell'o wollte ihm Beistand leisten und beide Männer sahen wenig später Madiha nach, die sich in die Lüfte erhob.
Kaum dass sie aufsaß, drückte der Drache bereits seine Beine vom Boden ab. Noch im Sprung breitete er die Schwingen aus, dass die schlagartig gespannte Lederhaut ein Rauschen erzeugte, gegen das Madiha niemals hätte anbrüllen können. Der Wind fegte ihr die Haare zurück, blies ihr aber auch Staub und Sand ins Gesicht, dass die winzigen Körner schmerzhaft piekten. Sie musste ihr Gesicht verbergen, um Verletzungen zu entgehen. Der Drache achtete nicht darauf. Es war nichts, womit er sich in seinem Leben je hätte auseinandersetzen müssen. Folglich war es auch nicht von Belang. Nicht jeder Drache mochte ein derartiges Bild besitzen, aber Feuerdrachen galten nicht unbedingt als empathisch. Dass dieser hier den Krieg zwischen Menschen und Dunkelelfen überhaupt hatte beenden können, lag einzig und allein daran wie Madiha all die Zeit mit ihrer Feuermagie umgegangen war. Jene schien sie nun auch auf's neue zu spüren. Sie hatte sie an den Geschuppten abgegeben, aber in dessen unmittelbarer Nähe fühlte sie ihre vertraute Macht noch immer. Die Magie schützte sie nach wie vor. So ballte sich um die Samraerin ein Schild, bei dem die Luft wie unter starker Hitze flackerte. Hier oben, knapp unter den Wolken, brannte Lysanthors Sonne allerdings lange nicht so kräftig. Hier fegte eine starke Brise, die abkühlte. Dennoch flirrte Unsichtbarkeit um sie herum, hielt Kleinstteile davon ab, Madihas Haut Schaden zuzufügen. Hab keine Angst. Bald ... sind wir eins.
"Bald...", erfasste das Grollen den gesamten Körper des Drachens. Seine Stimme schien immer davon begleitet und nun rollte sie über seine Schuppen hinweg, dass Madiha es virbrieren spüren konnte. Sie musste sich gut festhalten, um nicht in die Tiefe zu stürzen. Dennoch bot sich ihr eine Erfahrung wie kaum ein anderes Lebewesen Celcia sie je erleben durfte. Über ihr formte sich eine Wolkendecke wei ein weißer Schleier, der nur an einigen Stellen von Licht durchstoßen wurde. Die Strahlen, die ihren Weg hinab fanden, bündelten sich und brannten heiß auf Sarma. Madiha und den Drachen hingegen wärmten sie nur immer wieder in kurzen Intervallen, wenn der gewaltige Leib durch sie hindurch flog und seine Runden am Himmel drehte. Unter ihnen konnte sie die gesamte Insel Belfa sehen. Wie weiträumig die Wüste Sar doch war! Wusste Madiha, dass es mit Balar überhaupt auch ein Stück Grün auf Belfa gab? Wie ein Zipfel am Ende einer Stoffmütze hob es sich vom übrigen, eher goldgelben Teil der Insel ab. Belfa war wunderschön. Ein goldener Flecken inmitten einer Weite verschiedener Meere, die es umrahmten wie das Gemälde eines Künstlers. Und in der Ferne erkannte sie bereits den dunklen Streifen des celcianischen Festlandes. Irgendwo dort lag Andunie. Irgendwo dort lagen weitere Reiche, die sie unbedingt hatte besuchen wollen. Mit einem Drachen wäre das weder ein räumliches, noch zeitliches Problem. Oh, wohin sie überall fliegen könne, ließe er es nur zu? Aber der Drache schien andere Pläne zu haben. Es zog ihn tiefer in die Wüste hinein. Er hatte von Paarung gesprochen. Wollte er, dass Madiha ihm ein Weibchen aussuchte? Warum aber hatte ihr einstige Magie dann aber vermittelt, sie würden eins sein?
Irgendetwas stimmte nicht. Madiha sollte herausfinden, was es war und zwar bald.

Das Mädchen aus Sarma und ihr geschupptes Reittier ließen die Wüstenstadt hinter sich. Nicht einmal die Küste war mehr zu sehen, als der Drache etwas tiefer glitt. Dafür setzte er nun über ein Meer aus Sand hinweg. Golden lag es da, bewegte sich nicht und formte mit all seinen Dünen dennoch spitze Wellen unter Madihas Blicken. Hin und wieder erkannte sie kleinere oder größere Oasen. Hellblau waren die Gewässer, umringt von etwas Gras, Palmen und Kakteenwäldchen. Sie erinnerten in ihrem farblichen Zusammenspiel an Calebs Augen. Caleb, den sie zurückgelassen hatte, so wie alles andere. Und wofür?
"Es ist soweit." Der Drache begann damit, an einer bestimmten Stelle zu kreisen. Unterhalb konnte Madiha nur Wüste erkennen. Dieser Ort unterschied sich in nichts von anderen, die sie überflogen hatten. Nur über ihnen war der Himmel klar. Die Sonne schien auf die Schuppen des Drachen, ließ sie leuchten und rot funkeln. Er reckte sich dem Licht entgegen. "Wunderbar! Hier wird es geschehen. Endlich!"
Ja, endlich. Es ist Paarungszeit. Bist du bereit, Madiha? Es wird wundervoll. So wundervoll wie er! Wie ich. Wir werden uns vereinen und gemeinsam im Höhepunkt der Ekstase reines Glück schmieden. Ich freue mich so, endlich zu schmelzen! ENDLICH!
Der Drache flog immer engere Kreise. Er wirbelte umher und ließ dabei immer eine Schwinge seiner mächtigen Flügel angelegt, so dass er schräg segelte, um wilde Formen am Himmel zu schaffen. Sie besaßen ein Muster. Er flog gewisse Bahnen zielgenau, drehte Schleifen im weiten Blau und schickte ein Kreischen gen Sonne, das fast vogelartig klang. Sein Schwanz schlingerte in der Luft, um immer größer werdende Funken zu verteilen, die sich wie lose Hautpartikel von seinen Schuppen lösten. Plötzlich stoben Flammen auf. Sie begannen, den gesamten Leib des Drachen zu überziehen. Sie brachten die Schuppen zum Leuchten wie geschmolzendes Gold. Hitze breitete sich aus, nicht nur im Leib des Reptils. Madiha konnte nirgends hin. Die Wärme nahm von ihr Besitz. Es schmerzte nicht, aber es wurde immer heißer. Flammen streckten sich auch nach ihr aus. Der einzige Weg zur Flucht wäre ein Sprung in den Tod. Caleb hatte sich geirrt. Sie besaß keine Wahl. Feuer oder Fall, am Ende wartete nicht länger das Leben auf sie. Sie war verraten worden. Erneut verraten von ihrem Feuer. Das aber jauchzte und stöhnte, als würde es soeben von einem ungestpmen Partner mit Leidenschaft niedergestreckt. Jaaaaa, oh jaaaa! Du bist so wunderschön ... so stark und groß ... ohhh, dieses Brennen, die Hitze. Ich vergehe! Verbrenn mich! Verbrenn uns. Ich will schmelzen. Lass uns eins werden. Oh, ich liebe dich so sehr!
"Jaaaaahhhhrrrrrrrrrhrhrhrhrhrr ... Liebe ... Lust ... FEUER! Es kommt. Ich komme! RHHHRHRHRAAAAAAAAAHRHRHRHRHRRH!!!!"
Es kam. Mit einer unerträgliche Hitze brach es über den gesamten Leib des Drachen herein. Er brannte und mit ihm alles in seiner unmittelbaren Umgebung. Jetzt schmerzte es, aber nicht lang. Denn zu schnell züngelten die Flammen an Madiha entlang. Zu schnell fraßen sie sich durch ihre Haut, gierten nach Sehnen und Muskeln und leckten alles blank bis auf ihre Knochen. Sie spürte nur noch die Hitze, die sich in ihr sammelte. Sie spürte einen lodernden Kern, so alt und so mächtig wie die Zeit selbst. Ihn umtanzten Flammen voller Begehren, bogen sich und formten Kurven nur für ihn. Der Kern pulsierte, wuchs heran, bis sich dicke Wulsten auf seiner Oberfläche bildeten. In ihren floss reine Lava, so dass sich gar die Adern auf seiner Oberfläche verdickten. Sie nahmen einn Glühen an und dann ... platzte es. Tief in Madihas Rest ihres Seins zersprang der Kern, um alles ihrer bloßen Existenz mit seinem heißen Saft zu tränken. Empfangen wurde er von den Flammen. Sie umrundeten sie Hitze des Kerns schufen eine eigene und schmolzen, bis nichts mehr blieb. Asche. Auf einmal war da nur noch ... Asche.

"Sagtest du nicht, es gäbe genug zu tun und die Lage ist ernst?", fragte eine Stimme ohne Gestalt, ehe sich Letztere manifestierte.
"Schon, aber wir müssen dennoch unserer Pflicht nachgehen .. oh ... brauchst du einen Moment?"
Zwei Schatten erschienen im Gefüge Celcias. Der Größere beugte sich zu seinem Begleiter herab. Beide trugen sie Kutten aus schwarzer Ewigkeit, die in waberndem Rauch endeten. Wo aber bei der größeren Gestalt knöchernde Füße aus dem qualmenden Saum hervorlugten, waren es bei seinem Begleiter normale Zehen und Ballen, die Haut von einer Farbe, die sich irgendwo zwischen dem hellen Teint der Waldelfen und jenem der Dunkelelfen einfügte. Blaue Augen musterten das Geschehen unter einer Kapuze heraus, ehe sich die kleinere Gestalt eine Hand vor den Mund warf. "Ich werde mich niemals daran gewöhnen..."
"Sag niemals nie. Du hast die Ewigkeit Zeit. Aber vielleicht solltest du nach einem guten Magenmittel Ausschau halten. Ich schätze, Puffmais muss ich dir nun nicht anbieten."
Die kleinere Gestalt hob den Kopf. An Strähnen schwarzen Haares vorbei musterte sie das Skelett unter der anderen Kapuze. "Puffmais? Während der Ausübung unserer Pflichten? Du holst es doch nur hervor, wenn..."
Gevatter Tod nickte. "Schauen wir mal. Ich wollte dich dabei haben, da du sie kennst. Bisher hat es aber immer nur Begleiter ihrer Umgebung betroffen. Jetzt ... ist sie dran." Gevatter Tod ließ seine gewaltige Sense erscheinen. Das Blatt glomm in einer Mischung aus Silber und blau. Sein Geselle zückte noch unter Zögern einen Dolch, dessen Schneide ebenfalls eine Sensenform besaß. "Und nun? Soll ich-?", fragte er, aber Tod hob einen skelettierten Finger. Er deutete damit auf das Bild, das sich ihnen präsentierte. Dort unten, im Sand der Wüste Sar, umgeben von einem roten Schuppenkörper, lag ein Haufen Asche. Darüber schwebten die bläulichen Konturen einer Gestalt, die sein Lehrling tatsächlich gut kannte. Er hatte sie bereits im Untergrund sehen dürfen, vor einer gefühlten Ewigkeit. Damals hatte sie Angst um das Leben ihres Freundes gehabt. Dieses Diebes. Jener war nicht hier. Überhaupt war sie allein ... und körperlos. Es war Aufgabe des Gesellen von Gevatter Tod, ihre Seele von den Überresten ihres physischen Daseins zu schneiden, um sie nach Kata Mayan zu geleiten.
"Das ist nur Asche. Wie soll i-"
Erneut wedelte sein Meister mit den knöchernen Fingern. Still zeigte er nach vorn. Dann knirschte es, als er sich etwas vom gepufften Mais zwischen die Zähne warf.

Ist das richtig? Ich bin unsicher. Sie sollte nicht ... Asche sein. Haben wir ... in unserer Leidenschaft...?! Haben wir zerstört, was sie war?
Der Drache atmete tief und erschöpft. Seine Schuppen bedeckte Schweiß, seine Iriden glommen noch von den Nachwirkungen der arkanen Vereinigung in seinem Leib. Es war auch für ihn das erste Mal gewesen, obwohl er sich schon häufig gepaart hatte. Bisher fand das aber immer nur mit Weibchen statt und nicht ... zwischen seiner eigenen Magie und jener, die ihr ein sterbliches Wesen überlassen hatte, damit er wieder erstarken konnte. Dass dieses Wesen sterblich war, zeigte sich in dem, was noch von ihr übrig war. Madiha aus Sarma ... ein Haufen Asche. Sie sah sich. Sie konnte sich selbst sehen oder eben der kümmerliche Rest, der einmal ihr Körper gewesen war. Winzige schwarze Körnchen, nur noch beschützt vom Leib des Drachen, damit der Wind sie nicht fortwehen und zum Teil der Wüste machen konnte. Fühlte sich so der Tod an? Erstmals sah sie ihn ... Ihr geisterhafter Blick glitt ganz von allein in die Höhe und zu den beiden Gestalten in ihren schwarzen Kutten. Sie erkannte die Sense, ehe das Bild gänzlich verschwamm. Gevatter Tod neigte gelegentlich dazu, einem Verstorbenen in einer Form zu begegnen, die ihm weniger Furcht einjagte. Oder als Bildnis dessen, was jener Verstorbene als Gottheit sehen würde. Manchmal nahm er auch die Gestalt von Geliebten an. Aber Madihas Geist erschien nun weder Caleb, noch Lysanthor, aber das Skelett und sein Schüler unter der Kutte sah sie auch nicht länger.

"Willst du noch zusehen?" Tod ließ die Schale mit Puffmais verschwinden. Sein Lehrling blickte verwirrt drein. "Nehmen wir sie denn nicht mit?", fragte er. Sein Meister schüttelte den Kopf, ohne dass der schwere schwarze Stoff auch nur raschelte. "Nein", erwiderte er. "Wir holen nur die Seelen der Verstorbenen. Aber ich dachte, du würdest gern einmal Zeuge einer Wiedergeburt werden ... Drachen. Immer schaffen sie sich Sonderregeln. Ich hätte niemals diese Phönixklausel zulassen sollen, aber sei es drum. Nun, willst du noch zusehen?"
Der Geselle blickte zurück. Die blau schimmernde Kontur der Sarmaerin war nicht mehr zu sehen. Kein Geist, keine Seele. Nichts, was er mit seinem Sensendolch hätte trennen können. Es gab nichts zu tun. Dennoch blieb er an Ort und Stelle, zum einen aus Faszination. Zum anderen wollte er nicht schon wieder den Sprung durch Raum und Zeit zurück nehmen. Die Übelkeit der Hinreise ließ gerade erst nach.

"Willst du nicht aufstehen?" Die Stimme des Drachen war weich. Er war zutiefst befriedigt. Dennoch brannte in ihm nach wie vor eine gewisse Ungeduld. Feuerdrachen waren nun enimal impulsiv. Mit einer Krallenspitze schob er einen Teil der Asche beiseite. Luft erreichte Madiha. Sie ... konnte atmen. "Wie Phönix aus der Asche, blablabla. Das alte Lied. Mach es nicht so dramatisch. Ist ja nicht so, als wärst du gerade gestorben." Er brummte und stutzte dann, als er in seinem eigenen Innern eine verbale Schelle erhielt. Hetz sie nicht so! Du hast auch über eine Stunde gebraucht, bis du dich von unserem Höhepunkt erholt hattest. Selbst jetzt hat sich dein schlaffes Stück Fleisch noch nicht wieder ganz zurückgezogen.
Madiha war die Stimme vertraut und doch war sie ... anders. Sie klang zweistimmig, doch war sie ... eins. Ihr Feuer sprach, zugleich aber auch nicht. Zugleich sprach ein uralter Kern aus erhabener Macht, der ... sich gar nicht mehr so erhaben anfühlte. Lag es an der Erschöpfung? Steh auf, Geliebte. Schau, was wir dir geschenkt haben!
"Ein Dank ... für dein Opfer. Sein Feuer aufzugeben war sicher nicht leicht." Der Drache drehte den Kopf weg, schmulte aber aus einem geschlitzten Auge zu Madiha herunter. Sobald sie der Asche entstieg, die einst sie selbst und doch nicht sie gewesen war, würde sie erkennen, dass sie unverletzt war. Vollkommen hergestellt, auch wenn sie immer noch sie selbst war. Nach wie vor besaß sie die Narben, die ein Leben unter Khasibs Herrschaft ihr verpasst hatten. Manche Dinge konnte man auch mit einer Wiedergeburt nicht bereinigen. Aber sie fühlte ... etwas darin. Sie fühlte etwas in sich. Es schlummert noch. Spürst du es? Ist es nicht süß? Wir haben uns große Mühe gegeben, dass es gelingt. Meine liebste Madiha ... ich weiß, ich wollte immer bei dir sein, doch ich ahnte damals nicht, dass ... dass er mir begegnen würde.
Madiha fühlte die Wärme ihrer Feuermagie und wie sie kurz über den Drachenleib wanderte. Es prickelte auch auf ihrer Haut. Und als er tief und grollig atmete, glaubte sie, es ihm gleichzutun. Ich liebe dich, aber ich liebe auch ihn. Ich wusste in dem Moment, da du mich ihm geschenkt hast, dass ich ihn nie wieder würde verlassen können.
"Ich bin kein Dieb", brummelte der Drache. Wieder drehte er den Kopf etwas fort. War er etwa verlegen? Madiha kitzelte etwas. Wärme, die an ihrem Mundwinkel spielte und sich in ihre Narben stahl. Dort glomm und pulsierte sie wie ein Herzschlag aus geschmolzener Magie.
Aber ich versprach, dich niemals zu verlassen. Es gab für mich nun nur eine Lösung. Wenn ich schon nicht zu dir zurück kann, dann ... sollst du etwas Anderes von mir behalten. Etwas von uns.
"Willst du's denn? Es bedeutet viel Verantwortung. Und so wunderbar es auch geformt ist, du wirst es erziehen müssen. Pflegen, Für es sorgen. Und du musst es lieben. Ich warne dich! Wenn es leidet, suche ich dich heim!" Der Drache blähte die Nüstern. Madiha fühlte tief in ihrem Inneren etwas, das sie an einen Blasebalg erinnerte, der die Glut eines Haufens Kohle neu anfachte. Dann zuckte der Drache zusammen, als sein neues Gemisch aus seinem alten Kern und Madihas Magie ihn wieder in die Schranken wies. Sie wird sich kümmern. Sie ist das Liebste, das du dir vorstellen kannst. Und deshalb, Madi - Das Feuer wandte sich direkt an sie, formte dabei einen lodernden Leib vor ihr und mit dem Drachen im Hintergrund. Der Leib besaß die Konturen ihrer selbst und er hielt ein Bündel im Arm. Eines, das ebenfalls aus Flammen bestand. Du wirst dich gut darum kümmern, nicht wahr? Es ist jung und unbedarft, bereit die Welt kennen zu lernen, so wie du. Ich bin sicher, es wird glücklich werden, diesen Weg mit dir gemeinsam zu gehen. Es wird dich noch mehr lieben als ich es tue. Und es ist mächtiger als ich es je sein werde. Denn .. es ist wir. Es ist der beste Teil von uns beiden. Sag Hallo, kleine Glut. Zeig, was wir geschaffen haben!
Hallo...
Etwas in Madiha erhob sich und mit diesem Gefühl sie selbst. Sie hob vom Boden ab, wurde von zwei kleinen Säulen aus Feuer getragen. Ihre Augen sprühten Funken. Ihr Haar glühte im pulsierenden Flackern von Flammen. Durch den Riss ihrer Narben floss magische Lava. Erhabenheit erfüllte sie. Keine Göttlichkeit, aber die Macht von Drachen berührter Magie. Sie ruhte tief in ihr, öffnete die Augen und musterte sie. Dann lachte sie auf und streckte sie ihr mit einer liebevollen Umarmung entgegen. Es war nicht ihr Feuer. Es war das Ergebnis aus der Liebe ihrer Magie und die des Drachen. Sie schenkten ihr Kostbarsten an jene, die ihr Feuer einst für das Kostbarste gehalten hatte. Sie vertrauten es ihr an und Madiha fühlte, wie sehr dieses kleine Stück arkaner Macht bei ihr sein wollte. Es wollte an die Hand genommen werden - an ihre Hand! Es wollte sich führen lassen und herausfinden, was es erreichen konnte. Und es würde unter Madihas Weisung all das Potenzial entfalten, das ihr innewohnte. Denn es besaß die Macht dazu. Erhabene Macht. Drachenberührte, arkane Macht.


Madiha verfügt nun über drachenberührte Feuermagie der Stufe "meisterlich".
Das bedeutet, dass sie Feuermagie auf meisterlicher Stufe wirken kann und jeder Zauber gelingen wird. Es bedeutet aber auch, dass jeder noch so kleine Zauber mit maximaler Macht hervorbrechen wird, die sie unter Umständen erst noch kontrollieren muss. Überdimensionierte Feuermagie kann das Ergebnis sein. Die Wirkung liegt in der Hand des Mods. Feuermagie zu wirken, wird für Madiha keinerlei Probleme mehr darstellen und sie nur unter Umständen erschöpfen - auch hier gilt Modentscheid.
Wichtig ist, dass solche Macht von anderen Magiebegabten sofort gespürt werden kann. Madiha umgibt quasi eine Aura drachischer Feuermagie und als solche bereitet es anderen Magiern eventuell gewisses Unbehagen, denn drahisches Feuer birgt etwas Bedrohliches. Ob Madiha ihre Macht auch so einsetzt, bleib ihr überlassen. Verstecken kann sie ihre Kräfte vor dem Gespür anderer Magier fortan aber nicht mehr.
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Madiha Al'Sarma
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Samstag 18. Januar 2025, 23:06

Während Sarma unter ihr immer kleiner wurde, hatte Madiha mehr und mehr Mühe Caleb im Blick zu behalten. Sie stieg auf, mit dem Drachen unter sich und musste sich festkrallen, damit sie nicht abrutschte. Madiha war vor Angst erstarrt. Das, was Kjetell’o so bereitwillig erleben wollte, war für das Mädchen alles andere als ein Privileg. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, was der Drache von ihr wollte und so glaubte sie auch nicht daran, dass etwas Positives dabei herauskommen konnte. Ihre Magie hatte sie becirct, hatte ihr versprochen, dass sie wohlbehalten wieder zurückkehren würde. Sie glaubte ihr, weil es schließlich mal ihre gewesen war. Aber das änderte nichts daran, dass sie Angst um ihr Leben hatte.
Sie war dem Wesen unter sich vollkommen ausgeliefert und hatte absolut nichts entgegenzusetzen. Madiha hatte einfach nur ihre Versprechen halten wollen. Wollte ihre Sache gut machen. Doch wieder schien sie völlig blauäugig in diese Sache hineingerutscht zu sein. Was würde sie dieses Mal verlieren? Mehr als ihr Leben… hatte sie schließlich nicht und an ihrer Liebe hatte der Drache kein Interesse. Madiha’s Gedanken wirbelten gepaart mit ihrer Angst, doch je höher sie stiegen, desto weniger tobte der Sturm in ihrem Innern. Madiha traute sich nach einer Weile, die Augen zu öffnen und den Blick dafür zu schärfen, was sie eigentlich gerade erleben durfte. Die Angst verflog, wie die wattweißen Wolken über ihrem Kopf. Madiha’s Augen wurden groß, als sie die Weite der Welt auf dem Rücken eines Drachen erkennen durfte. Ihre Augen begannen zu schimmern. Sie war… ergriffen. Dankbar, demütig. In ihr regte sich die Erinnerung an ihren ersten Blick aus dem Turm bei Kjetell’o. Als sie erkannte, wie groß Celcia war. Und wie klein sie im Vergleich wirkte. Madiha starrte wie gebannt in die Welt und wusste kaum, wohin sie schauen sollte. Sie wurde ganz ruhig, während der kühle Wind sich durch ihr Haar schlängelte und an den lockeren Kleidungsstücken an ihrem Körper zerrte. Die Wärme ihrer Magie verhinderte, dass sie wirklich fror, aber Madiha spürte das ohnehin nicht. Sie war einfach… gebannt. Sie schaute unter sich und sah an den Flügeln des Drachen vorbei, wie sich Sarma immer weiter verkleinerte und schließlich die Wüste auftauchte. Vollkommen überrascht erkannte sie aber, dass die Insel Belfa einen grünen Teil besaß. „Ein Wald…“, murmelte sie und blinzelte. Madiha schluckte. Es war viel für die Augen, die immer viel sehen wollten. Die mit einer besonderen Neugierde in die Welt blickten. Madiha lächelte mit einem Mal. Ihr Blick glitt über das Meer und zum Festland, das irgendwo am Horizont sein musste. Dort lag sie… die Welt.

Eine Welt, die sie stets erkunden wollte. Sie wollte Schnee sehen, wollte Berge kennenlernen. Sie wollte… sie wollte alles kennenlernen. Madiha bekam eine Gänsehaut, weil sie so dankbar war, dass sie erlebte, was sie erlebte. Die Angst verflüchtigte sich. Wovor hatte sie Angst? Sie musste dankbar sein, dass sie das hier… erleben durfte! Das Mädchen aus Sarma blickte auf den gewaltigen Körper des Drachen, der im Sonnenlicht rot-golden Funkelte. „Wie wunderschön du bist“, flüsterte sie und strich mit zwei Fingern über eine der Schuppen. Madiha verlor für einen Moment die Unsicherheit in sich. Sie wurde erfüllt von der Schönheit des Moments und hob den Kopf. Sie lachte leise, breitete die Arme aus und schaute in den Himmel, der ein gutes Stück näher gerückt war. Aus Angst wurde Dankbarkeit. Bis der Drache sich sinken ließ. Das holte auch Madiha aus ihrem ‚Höhenflug‘. Das Mädchen schaute nach unten und fand die Wüste wieder. Sie erkannte hier und dort die Oasen, doch war sie selbst nie hier gewesen. "Es ist soweit." Nun wurde aus der Dankbarkeit, wieder Nervosität. Madiha griff in die Schuppen, um sich festhalten zu können und wartete mit trockener Kehle ab, was nun passieren würde. "Wunderbar! Hier wird es geschehen. Endlich!"
Ja, endlich. Es ist Paarungszeit. Bist du bereit, Madiha? Es wird wundervoll. So wundervoll wie er! Wie ich. Wir werden uns vereinen und gemeinsam im Höhepunkt der Ekstase reines Glück schmieden. Ich freue mich so, endlich zu schmelzen! ENDLICH!
„Was meinst du damit??“, rief sie in den Flugwind hinein und spürte erneut diese Unsicherheit in sich aufkommen. Sie erhielt keine Antwort darauf. Der Drache flog Kreise über einem Fleckchen Wüste und Madiha erkannte nichts als Sand unter sich. Dann vollführte er kunstvolle Flugfiguren, die Madiha sich eng an den Drachenleib klammern ließen. Sie senkte ihren Oberkörper auf ihn herab, damit sie nicht vom Wind heruntergeblasen wurde. Sie verstand nicht. Sie hatte Angst. Plötzlich aber züngelten Flammen am Drachen hoch. Er schrie hinein in die Welt, vollführte ungewöhnliche Bewegungen und Madiha starrte auf die Funken, die sich bildeten. Ihr Herz pochte, wie wild. Ihr Blick richtete sich noch mal nach unten. Abspringen war keine Option, sie würden beim Aufprall sterben. Und mit einem Mal leckten die Flammen an ihr hoch. Sie waren unerträglich heiß, auch wenn sie sie nicht schmerzten. Madiha keuchte. „Was tut ihr?! Wieso… wiesoo?!“, rief sie verzweifelt und rutschte immer mal von einer Flamme weg, versuchte auszuweichen. Jaaaaa, oh jaaaa! Du bist so wunderschön ... so stark und groß ... ohhh, dieses Brennen, die Hitze. Ich vergehe! Verbrenn mich! Verbrenn uns. Ich will schmelzen. Lass uns eins werden. Oh, ich liebe dich so sehr!
"Jaaaaahhhhrrrrrrrrrhrhrhrhrhrr ... Liebe ... Lust ... FEUER! Es kommt. Ich komme! RHHHRHRHRAAAAAAAAAHRHRHRHRHRRH!!!!"


Madiha wusste, dass es nicht sie meinte. Und als die entsetzlich heißen Flammen in Windeseile emporschnellten und sie einer Feuersbrunst gleich erfasste, schrie sie, den Kopf in den Nacken gelegt und spürte ein eigenartiges Gefühl der Faszination, Ekstase und nackten Panik. Sie starb. Aber sie starb in einem Inferno, das gleichzeitig einen Höhepunkt heraufbeschwor, der sie in einen Strudel aus Emotionen werfen wollte, die sie aber nicht mehr fühlen konnte. Madiha erkannte in dieser einen Sekunde, da ein Gefühl von Erfüllung, und Trauer sie erfasste, dass sie Caleb nicht wiedersehen würde. Dann verbrannte sie binnen Sekunden zu… nichts.
Madiha konnte den Schmerz fühlen, aber er war zu kurz, um sich wirklich in ihr Bewusstsein zu fressen. Und dann… dann war da nichts mehr. Das Mädchen starrte auf den Haufen Asche, der ihr Körper einst gewesen war. Sie selbst hing körperlos daneben und starrte einfach nur. Sie wollte weinen, wollte schreien, den Schmerz des Verlusts herausschreien, aber sie konnte nicht. Ihr Blick hob sich und sie sah zwei eigenartige Gestalten, die sie beobachteten. Sie wollte ihnen zuwinken, wollte sie fragen, was das alles zu bedeuten hatte. Aber zu… endgültig war dieser Zustand. Madiha verstand nicht richtig und gleichzeitig wusste sie alles. Sie starrte auf die Asche, die einst ihr Körper gewesen war. Sie dachte an den kurzen, heftigen Schmerz und daran, dass sie nichts von dem würde kennenlernen dürfen, das sie hatte sehen wollen. Caleb… ihre Gedanken galten ihm, selbst jetzt noch. Ist das richtig? Ich bin unsicher. Sie sollte nicht ... Asche sein. Haben wir ... in unserer Leidenschaft...?! Haben wir zerstört, was sie war? Madiha schloss die körperlosen Augen und atmete, nein… sie… sie dachte, sie würde atmen. Doch das musste sie nun nicht mehr. Als sie die Augen jedoch öffnete, sah sie… sah sie Dunkelheit. War dies der Übergang? "Willst du nicht aufstehen?" Madiha stutzte. Sie verstand schon wieder nicht. Das passierte ihr häufiger in letzter Zeit. "Wie Phönix aus der Asche, blablabla. Das alte Lied. Mach es nicht so dramatisch. Ist ja nicht so, als wärst du gerade gestorben."
Hetz sie nicht so! Du hast auch über eine Stunde gebraucht, bis du dich von unserem Höhepunkt erholt hattest. Selbst jetzt hat sich dein schlaffes Stück Fleisch noch nicht wieder ganz zurückgezogen. Steh auf, Geliebte. Schau, was wir dir geschenkt haben!
"Ein Dank ... für dein Opfer. Sein Feuer aufzugeben war sicher nicht leicht."
Madiha erkannte, dass sie gemeint war. Wahrlich sie. Sie versuchte sich zu bewegen und tatsächlich fühlte sie die feinen Körnchen, die sie einst selbst gewesen war. Sie schob sie mit dem Arm beiseite und plötzlich war da nicht mehr Dunkelheit… da war Licht. Ein Dank… sagte die vertraute Stimme. Madiha runzelte die Stirn. Sie fühlte sich eigenartig und gleichzeitig… gut? Es war nicht ganz das Wort, das sie suchte. Sie kannte kein Wort, das ihren Zustand beschreiben könnte. Madiha sah an sich hinunter und konnte erkennen, dass sie nackt war. Aber etwas anderes erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie konnte etwas in sich fühlen. Etwas… Fremdes… vertrautes und gleichwohl Erhabenes. Sie sah auf, blickte zum Drachen. Was war das?! Es schlummert noch. Spürst du es? Ist es nicht süß? Wir haben uns große Mühe gegeben, dass es gelingt. Meine liebste Madiha ... ich weiß, ich wollte immer bei dir sein, doch ich ahnte damals nicht, dass ... dass er mir begegnen würde. Sie holte tief Luft, als wäre das ihr erster Atemzug. Ich liebe dich, aber ich liebe auch ihn. Ich wusste in dem Moment, da du mich ihm geschenkt hast, dass ich ihn nie wieder würde verlassen können.
"Ich bin kein Dieb"
Madiha konnte nur lauschen, fühlen, betrachten. Sie verstand noch immer nicht und gleichzeitig war alles klar. Sie fühlte in sich diese seltsame Verbundenheit zu einem Wesen, das an das Göttliche herankam. Sie fühlte sich… ganz. Aber ich versprach, dich niemals zu verlassen. Es gab für mich nun nur eine Lösung. Wenn ich schon nicht zu dir zurück kann, dann ... sollst du etwas Anderes von mir behalten. Etwas von uns.
"Willst du's denn? Es bedeutet viel Verantwortung. Und so wunderbar es auch geformt ist, du wirst es erziehen müssen. Pflegen, Für es sorgen. Und du musst es lieben. Ich warne dich! Wenn es leidet, suche ich dich heim!"
Madiha zuckte zusammen unter der Drohung. Sie runzelte die Stirn, sah zum Drachen, bevor sie ihre Hände auf ihren Körper legte. Sie schaute an sich hinunter, versuchte zu ergründen, was dort in ihr war. Sie wird sich kümmern. Sie ist das Liebste, das du dir vorstellen kannst. Und deshalb, Madi Madiha hörte. Sie sah auf, betrachtete den Leib des Drachen, der ihre Magie erhalten hatte. Sie hörte. Du wirst dich gut darum kümmern, nicht wahr? Es ist jung und unbedarft, bereit die Welt kennen zu lernen, so wie du. Ich bin sicher, es wird glücklich werden, diesen Weg mit dir gemeinsam zu gehen. Es wird dich noch mehr lieben als ich es tue. Und es ist mächtiger als ich es je sein werde. Denn .. es ist wir. Es ist der beste Teil von uns beiden. Sag Hallo, kleine Glut. Zeig, was wir geschaffen haben!
Hallo...


Madiha’s Augen weiteten sich plötzlich als diese Stimme sie erfüllte. Ihre Augen starrten in die Welt, aber ihr Blick war nach Innen gerichtet. „Hallo“, wisperte sie ehrfürchtig und spürte dieses neue Etwas, das sie gleich in seinen Bann zog. Eine Gänsehaut legte sich über sie und Tränen traten in ihre Augen. „Habe ich das wirklich verdient?“, hauchte Madiha erstickt. Sie war so ergriffen davon, dass sie nicht länger unvollständig war. Sie konnte die neue Macht in sich fühlen, konnte spüren, wie sie bereits jetzt mit ihr verschmolz. Und plötzlich erhob sie sich aus der Asche, ließ den Boden der Welt hinter sich und stieg auf. Sie fühlte, wie die Flammen dieses neuen Feuers sich über sie ergossen. Wie sie im Antlitz der neuen Glut badete und ihre Augen waren weit geöffnet. Sie sah es. Sie atmete es. Es war ein unglaubliches Gefühl voller Dankbarkeit, Demut, Macht. Madiha’s Mimik wandelte sich. Von Erstaunen zu einem Gefühl der Akzeptanz.
Einem Willkommen der neuen Macht in sich. Das Mädchen aus Sarma schloss die Augen und ließ ihre Magie spurdeln. Sie öffnete sich der Macht und hieß sie bei sich willkommen. Dann lächelte Madiha losgelöst von ihren Schatten. Sie lächelte, breit und offen, bis sie lachte. Sie badete in Lava und es fühlte sich unbeschreiblich gut an. Sie lachte die Ketten ihrer Existenz hinfort, ließ die neue Macht in ihr teilhaben an ihrem Wechselbad der Gefühle. Pures Glück, pure Dankbarkeit und dem Wunsch, diesem Geschenk mit aller Würde zu begegnen, die sie aufbringen konnte, ließ Madiha ihre Vorbehalte los. Sie öffnete sich gänzlich, ließ sich vollständig von der Neugierde der Macht erfüllen und leuchtete am Himmel wie ein Signalfeuer der Hoffnung. „Ich werde euch nicht enttäuschen!“, sagte sie voller Wahrheit. „Dieses Geschenk… ist so viel mehr, als ich je zu träumen gewagt hätte… Ich… ich bin ehrfürchtig…“, sagte sie schließlich und öffnete die Augen. Selbst jene loderten. Alles loderte. Madiha al’Sarma war Feuer. „Ich werde mich als würdig erweisen“, versprach sie, ehe sie ihre Magie zurückziehen wollte, damit sie wieder Boden unter den Füßen fühlte. Madiha aber spürte, wie ihre Knie weich wurden. Das war alles wahrlich viel. Sie spürte, dass sie einen Moment innehalten musste. Dass sie jemals ein solches Geschenk erhalten würde, war niemals auch nur Teil ihres Strebens gewesen. Und jetzt… jetzt besaß sie eine Macht, die alles je Dagewesene übertraf. Wie könnte sie da nicht weiche Knie bekommen?
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Erzähler » Sonntag 19. Januar 2025, 11:41

Der erste Gruß in ihrem Inneren drang so schüchtern in Madihas Geist, dass man es kaum für möglich halten mochte, wieviel geballte Macht dahinter steckte. Eine Stärke, die nun auf sie überging und sich mit ihrem angeborenen Potenzial vereinte, welches Kjetell'o so bewundernswert fand. Der Grund hierfür war aber lediglich die so junge Existenz ihres neuen, eigenen Feuers. Es öffnete zum ersten Mal die Augen, lugte mit Neugier umher, aber suchte auch nach Führung. Deshalb bündelte Magie sich in den Geschöpfen Celcias. Deshalb ging sie mit ihnen Verbindungen ein. Magie war in seiner grundlegenden Form stark genug, so dass sie eigentlich nicht auf ein sterbliches Gefäß angewiesen wäre. Aber sie brauchte die Führung, sei es durch Emotion oder rationale Willenskraft. Unterschiedliche Magie-Arten bevorzugten hierbei unterschiedliche Methoden. Manche Magie-Arten zogen sogar bestimmte Lebewesen vor und zeigten sich in anderen gar nicht bis selten. Aber eines hatte die arkane Vielfalt gemein: Sie wollte geführt werden, allein um zu erfahren, was so ein sterbliches Gefäß alles mit ihnen anstellte. Was sie schaffen, zerstören oder gestalten konnten.
Das neu geschaffene Feuer, der winzige Kern in Madihas Innerem, streckte ein Flämmchen empor. Es leuchtete, es strahlte und es brannte mit so viel Willen, am Leben teilzuhaben. Es suchte nur einen Wegweiser. Madiha streckte der kleinen Glut ihre Hand aus und jene ... ergriff sie. Die Verbindung, die die Sarmaerin in diesem Atemzug mit ihrer Feuermagie einging, übertraf noch das Erlebte seiner Zeugung. Macht durchflutete Madiha bis in die winzigste Faser ihres Seins. Sie fühlte erstmals das Potenzial, das Kjetell'o in ihr sah. Sie atmete es, während es zusammen mit ihrem Blut durch das System ihres Körpers floss. Ihr Herz pumpte es wie eine kräftige Schmiede, die Erze schmolz, um sie neu zu formen. Ihre Lungen blähten sich, bis man das Rotgold als leuchtende Adern im Gewebe sah. Jedes einzelne ihrer Haare erfüllte sich mit dieser Macht, lecuhtete und brannte, ohne zu verbrennen.
Manche Celcianer kamen mit einer solchen Erfahrung nicht zurecht. Nicht einmal mit geringeren Mengen konnten sie umgehen. Sie ließen sich davon überwältigen, fielen in ein Loch, in dem es nur noch diese Sehnsucht nach dem Machtgefühl gab, sowie den tiefen Wunsch, sich fortan über andere zu stellen. Immerhin war man mächtig! Madiha aber bewies, dass ihre alte Feuermagie und die Mächte des Drachen mit ihr eine gute Wahl getroffen hatten, auf ihre eigene neue Schöpfung aufzupassen. Denn alles, was sie fühlte, war Dankbarkeit. Sie war so immens dankbar für dieses Geschenk, das sie endlich wieder vollständig machte. Denn nun, da Madiha nicht nur ihre Feuermagie zurück hatte, sondern sich einer ganz neuen erfreuen konnte, mit der sie die Wunder dieser Kräfte erfahren durfte, da erkannte wie, dass sie seit dem Verlust ihrer Kräfte zerbrochen gewesen war. Es hatte etwas gefehlt und der Anteil war nicht klein gewesen. Sie hatte ein wichtiges Bestandteil ihrer Seele, ihrer selbst, hergegeben. Nun aber wurde ihr Opfer vergolten und der Lohn hätte nicht größer sein können.
Neugierige Augen musterten sie, obwohl die junge Feuermagie gar keine physischen Augen besaß. Dennoch spürte Madiha, wie man sie betrachtete. Die kleine arkane Macht, die doch allein ob ihres drachischen Erbes so viel Größe besaß, umrundete sie und erkundete all ihre Winkel. Sie suchte sich einen Ort, an dem sie am liebsten in Madiha verweilen wollte. Sie wählte ihr Herz und sofort fühlte sich alles angenehm warm in der Brust der Sarmaerin an. Hier ist es schön. Hier ist es auch bereits warm. Oh, wer ist das? Das kleine Feuer formte ein Abbild einer Madiha nur allzu vertrauten Gestalt. Wie ihre alte Magie gelang es dem neuen Feuer, Caleb wunderbar als Flamme darzustellen. Ich mag die Wärme, die entsteht, wenn du an ihn denkst. Ich mag es, wie er in dir tanzt. Das Feuer ließ Calebs Flammenabbild durch Madihas Seele tanzen. Dabei entzündete es die Ecken und Winkel ihres Seins mit einer ganz eigenen Magie. Liebe durchströmte sie, umschmeichelt von ihrem neuen Kern und liebkost von jeglicher Wärme, die Madiha für Caleb empfinden konnte. Es war wundervoll, wie ihr altes Feuer es versprochen hatte!
Im Zuge ihrer Liebe zu diesem Mann, ihrer wachsenden Verbindung zu ihrer Magie und dem damit verbundenen Gefühlschaos stieg Madiha auf. Es hob sie von den Füßen, denn ihre Flammen trugen sie. Ihr nackter Körper wurde von ihnen umschlungen, gestreichelt und geliebt. Sie fühlte sich ganz warm. Sie fühlte sich mächtig. Sie fühlte sich ... ganz.
"Ich werde euch nicht enttäuschen!", versprach sie dem Drachen und der Verbindung aus seinem Kern und ihrer alten Magie, die in ihm nun fortwähren würden. Sie schaute den Geschuppten aus brennenden Augen an. Er reckte ein wenig die Schnauze und ein Schmunzeln kräuselte sich um sein Maul. Er wusste genau, was sie fühlte. Kein Wunder, dass er sich verraten glaubte, als man ihn in Sarma im Stich ließ und ihn derartig verletzte, dass er all seine Kraft aufbringen musste, um zu überleben. Auch er hatte seine Magie geopfert und nun war sie zu ihm zurückgekehrt. Er konnte genau nachempfinden, was Madiha nun erlebte. "Ich ... ich bin ehrfürchtig... Ich werde mich als würdig erweisen."
Das hast du längst. Pass auf unseren Liebling auf. Ich werde euch nicht vermissen, denn ich werde euch für immer spüren, wann immer ihr zusammen spielt.
Der Drache erhob sich. Er lockerte seine Schwingen. Die Zeit des Abschieds war gekommen. Er hatte getan, weshalb er noch in Sarma geblieben war. Er hatte seinen Teil erfüllt und würde nun tiefer in die Wüste fliegen, um seiner eigenen Bestimmung zu folgen. Er würde sich ein Weibchen suchen und mit ihr eine Familie gründen. Sein Gelege würde groß sein, mächtig und schön. So wie Madiha. Er musterte diesen Menschen, den einzigen, in dem er etwas sah. "Vielleicht sehen wir uns wieder. Wahrscheinlich aber nicht. Leb wo-"
Ein Knacken durchbrach die Stille über der Wüste. Es ging durch Mark und Bein und dann riss der Himmel auf. Der Drache spähte empor, aber der Spalt war nicht zu übersehen. In der Schönheit des Blaus über ihnen klaffte eine Wunde, gezackt und mindestens so lang wie der Drachenleib selbst. Schwärze troff daraus hervor wie dickflüssiges Blut, wie Teer. Sie regnete auf die Wüste herab, aber verdampfte zu giftig erscheinendem Qualm, noch ehe sie überhaupt nah genug an den Boden herankam. Der Drache grollte: "Was ist das?", fragte dieses Wesen, älter als die Welt, das doch schon alles gesehen haben musste. Es schnaubte und wetzte die Krallen am Sand der Wüste.
Dann erfüllte ein Schrei die Luft und mit tosendem Rauschen, der aus vielen einzelnen Schreien und Krächzen zu bestehen schien, sauste ein Schatten durch den Riss, als wäre ein Dämon vom Harax nach Celcia gelangt. Er zog einen Schweif aus schwarzem Kummer hinter sich her, der eine lange, dunkle Schliere am Himmel hinterließ. Der Riss aber schloss sich sofort, noch während der Schatten seine Kreise zog. Er kreiste einen Moment lang über der Wüste, bis er endlich eine richtige Gestalt annahm. Unter einem Schrei, der aus Verzweiflung, Trauer und Schmerz bestand, breitete der dunkle Fleck sich aus und bildete scharfe Konturen. Er entfaltete sich, entblätterte ein langes und eigentlich schönes Federkleid, bestünde es nicht aus Finsternis. Ein Schnabel, schärfer als jede Klinge entließ erneut einen Klagelaut und tiefrote Augen weinten blutrote Tränen. Eine gewaltige, rabenähnliche Bestie - ein Dämon? - breitete ihre Flügel aus, offenbarte zwei mit scharfen Krallen bewährte, schwarze Vogelfüße, die in Blut getaucht waren. Dann stob das Gefieder der Bestie auseinander. Sie zerplatzte zu Hunderten kleinerer Versionen ihrer selbst und der Schwarm aus haraxisch anmutenden Raben jagte im Sturzflug gen Boden. Sie stürzten auf den Drachen zu, der sofort eine verteidigende Position einnahm und einen Strahl gleißender Flammen auf diesen unbekannten Feind losließ. Die Raben wichen zu allen Seiten aus. Sie krächzten und fluchten ihr Lied, dass der Himmel über ihnen schwarz wurde. Dann sammelten sie sich, bildeten eine Wolke aus Teer und Finsternis und erneut fügten sie sich zu einem großen Rabenwesen zusammen. Jenes aber erstarrte nach kurzer Sondierung in der Luft und plötzlich war der Drache nicht mehr interessant. Die blutroten Augen hatten Madiha ausgemacht und das Wesen hielt nun genau auf sie zu. Es stürzte schneller auf sie herab, als dass sie oder der Drache oder ihr neues kleines Feuer hätten reagieren können. Sie hatte ohnehin bereits weiche Knie vor lauter Ehrfurcht. Nun aber war es Schwärze, die sie von den Füßen riss. Jedoch wurde sie nicht gepackt, um zerfetzt zu werden, auch wenn nach wie vor etwas nach ihr lange. Hände legten sich um sie, schlangen sie in eine Umarmung, die sie an den gefiederten Leib der Bestie drückten. Der schwarze Schnabel blitzte gefährlich nahe an ihrem Geist vorbei. Dann wirbelte sie herum. Alles drehte sich, als sie zusammen mit dem schwarzen Schatten mehrere Salti schlug, bis sie beide wieder im Sand zum Liegen kamen, die Bestie über ihr. Nein, keine Bestie.
"Kleine Herrin!" Unter all dem schwarzen Gefieder, das sie beide nun wie eine Kuppel aus Schwingen umgab, und unter einem kohlrabenschwarzen Haarschopf schaute sie ein Paar vor Glückseligkeit funkelnder Rubine an. Dann schimmerten die Iriden in allen Regenbogenfarben und einzelne Strähnen der Haare färbten sich silberweiß, damit das Spektrum aller Farben auf ihnen entlang glänzen konnte. Die Haut des Dunkelelfen, der sie hielt, wurde für den Moment hell wie Porzellan und unterhalb der Federn aus Kummer und Leid bildeten sich die farbenfrohen Geschwister des Glücks. Madiha spürte das Glück wie sie es schon einmal in Andunie hatte fühlen dürfen, als genau jener Rabe - als Corax - regenbogenfarbenes Glück auf die Hafenstadt regnen ließ. Und wie damals erfuhr sie, dass Glück immer nur kurz währte. Schon schwand es und mit ihm die wunderschönen Farben, die Corax so zum Strahlen brachten. Aber er blieb übrig. Schwarze Federn fielen von ihm ab. Er verlor die rabenhafte Gestalt, wenngleich er sich noch immer in ein Gewand aus dunklem Gefieder hüllte und sich als auch Madiha damit bedeckte. Er drückte sie eng an sich, hielt und herzte sie. "Ich hab dich gehört. Ich weiß, ich bin zu spät. Ich bin so schnell gekommen, wie es ging. Ich bin da, kleine Herrin. Ich beschütze dich vor jeder Gefahr. Fortan und immerdar."
Der Drache beobachtete das Geschehen, griff aber nicht ein. Vielmehr wich er langsam vor dem Rabenwesen zurück. Er musterte es. Auch ein Gefäß, aber nicht nur für Magie. Darin lag mehr und er wollte sich gewiss nicht mit etwas anlegen, dem er selbst in Jahrtausenden nicht gewachsen wäre.
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Madiha Al'Sarma
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Re: Am Marktplatz

Beitrag von Madiha Al'Sarma » Freitag 24. Januar 2025, 09:53

Es war unglaublich erhaben zu erkennen, wie sehr man gesegnet wurde. Madiha hätte niemals für möglich gehalten, dass sie derart viel Macht in sich vereinen könnte. Ihr ‚altes‘ Feuer war schon zu vielem fähig gewesen aber das ? Die Sarmaerin fühlte sich gleichsam machtvoll und stark als auch erschlagen und demütig. Sie wollte sich würdig erweisen, dieses Geschenk erhalten zu haben. Und das Feuer schien sich auch in ihr wohlzufühlen. Es inspizierte alles, jede Faser ihres Seins und das, was sie bewegte. Es entdeckte Caleb und ihre Liebe zu ihm und Madiha lächelte bei seinen Worten. Er würde sie beide lieben. „Er braucht keine Magie, um das zu erreichen, was ich… wir fühlen“, klärte sie ihr Feuer auf. Es bestand keinen Zweifel, dass er ihr das wichtigste war und das Feuer in ihr das vermutlich genau so sehen würde. Dann aber sah sie eine Bewegung aus dem Augenwinkel und erkannte, dass der Drache bereit war, zu gehen. Er hatte alles getan, was noch getan werden sollte und Madiha trat unmittelbar einen Schritt zurück, um ihm Platz zu machen. Sie betrachtete das majestätische Tier, das seine Wildheit und Gleichgültigkeit für einen Moment vergessen hatte, um ihr ein Geschenk zu machen, das sie nie erwartet hätte. Das Mädchen betrachtete die Schwingen, erinnerte sich an den Drachenflug und spürte ein rundum privilegiertes Gefühl. Die Ängste waren fort, das Gefühl, nichts leisten zu können, war verschwunden. Sie fühlte in sich eine seltsame Ruhe und eine beruhigende Gewissheit, dass alles seine Richtigkeit hatte. Madiha wuchs zu jemanden, den sie in ihren Träumen gesehen aber nie für möglich gehalten hatte. Sie würde jemand sein, sie wollte jemand sein und sie wollte ihre Vergangenheit endlich hinter sich lassen. Sie würde nicht länger Madiha Al’Sarma sein. Sie wollte Madiha sein und irgendwann, irgendwann würde sie Madiha Tjenniger heißen. Sie wusste, ihr Weg war nun ein ganz anderer und sie sah mit der Ruhe eines gewissen Waldelfen darauf. Ein Lächeln umspielte ihre Mimik, ein erwachter Ausdruck in den graublauen Augen. Sie war bereit, ihre Zukunft neu zu definieren.

Doch noch ehe es dazu kommen konnte, verdunkelte sich der Himmel. Madiha hob den Blick und runzelte die Stirn. Sie schirmte die Sonne ab und betrachtete das beängstigende Schauspiel. Auch der Drache wurde nervös und wetzte seine Krallen im Sand. Doch sobald die scharfen Konturen zu erkennen waren, sobald der Schrei durch die Wüste hallte, erklang etwas in Madiha. Das Mädchen riss die Augen auf, starrte und wagte dennoch noch nicht zu glauben, was sie sah und hörte. In ihr bildete sich eine leise Wahrheit, die nicht sein konnte und doch so klar auf der Hand lag. „Corax…?“, wisperte sie halb erstickt und starrte weiter gen Himmel, der sich nun in einen Schwarm aus Rabenfedern verdunkelte. Diese wollten auf den Drachen zustürzen, der sich verteidigte und Madiha in die Handlung zurückzog. „Nicht!“, rief sie, doch die Raben wichen dem Feuer aus. Dann schaute sie zurück und in dem Moment umfing sie eine geballte Schwärze. Sie ächzte noch, schaffte aber nicht mehr, sich irgendwie zu schützen oder zu wehren. Sie ließ sich von dem Schwarz einhüllen und spürte dann, wie sie den Boden unter den Füßen verlor. Madiha kullerte einige Meter durch den Sand und fand sich schließlich in einer Umarmung wieder. "Kleine Herrin!" Und schloss die Augen vor Glück. „Corax!“, rief sie, legte ihre Arme um ihn und schloss den Raben fest in ihre Arme. Sie atmete erleichtert aus und sofort sammelten sich Tränen in ihren Augen. Sie packte ihn, drückte ihn überall, als könnte sie es nicht glauben. „Du lebst… du lebst noch! Ich dachte, wir dachten… wir dachten du wärst tot…“, jammerte sie und war doch bloß erleichtert, dass er hier bei ihr war. Sie betrachtete ihn lächelnd, als die Welle des Glücks sichtbar für jeden auch Corax erfasste. Sie strich ihm die etwas widerspenstigen Strähnen aus dem Rubinrot und lachte dann glücklich. "Ich hab dich gehört. Ich weiß, ich bin zu spät. Ich bin so schnell gekommen, wie es ging. Ich bin da, kleine Herrin. Ich beschütze dich vor jeder Gefahr. Fortan und immerdar." Madiha aber schüttelte den Kopf. „Nein Corax, du musst mich nicht beschützen. Ich habe gesehen, wie deine Perle schwarz wurde. Und ich habe dich gerufen, damit ich DIR helfen kann. Du hast gesagt, die Perle würde dunkel werden, wenn dir etwas zugestoßen ist. Und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du verletzt bist oder sogar…“, ihre Mimik wurde von dem Schmerz gezeichnet, den sie gefühlt hatte. „Oh, Corax.. ich dachte du wärst tot… ich… es tut mir leid, dass ich dich in diese Aufgabe gestürzt habe. Ich wollte dich nicht vorschicken, es wäre meine Aufgabe gewesen! Und als ich dachte, dass du…“, sie schloss die Augen und atmete durch. „Ich fühlte mich so schuldig, verstehst du… ich wollte, dass es dir gut geht. Du hast schon viel zu viel gelitten…“, murmelte sie und zog ihn abermals in ihre Arme. „Du hast alles Glück verdient und ich wollte nicht verhindern, dass du es auch bekommst. Verzeihst du mir? Ich werde fortan jede Aufgabe angehen, die man mir stellt. Ich verspreche es.“, murmelte sie und atmete tief ein und aus. Nach einem Moment des Innehaltens, blickte sie zum Drachen. Sie lächelte ihm zu. „Schon in Ordnung, er ist ein Freund. Mein Freund.“, sie nickte dem Drachen zu. „Er tut dir nichts“, versprach sie ihm und blickte Corax schließlich wieder an. „Caleb, Jakub und Kjetell’o werden sich so sehr freuen, dass du lebst, dass es dir gut geht…“, sie hielt inne und schob ihn etwas von sich. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie noch nackt war und sofort versuchte sie alles zu verbergen, was sie so hatte. „Ehm..“, sie wurde rot. „Lange Geschichte…“, räusperte sie sich verlegen, ehe sie Corax aber wieder prüfend betrachtete. „Dir geht es doch gut?“, wollte sie schließlich besorgt wissen.
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