Am Hafen

Obwohl Sarma eine Wüstenstadt ist, besitzt sie einen florierenden Hafen. Reisende und Händler aus Andunie laufen hier mit ihren Schiffen ein und aus. Selten ist im Hafen nichts los.
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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 6. Dezember 2007, 00:51

Unbemerkt war der alte Mann aufs Deck gekommen und schaute sich dieses merkwürdige Schauspiel schweigend an. Es interessierte ihn nicht ob seine Männer starben, sie waren ersetzbar. Billiges Pack das mehr Zeit im Suff verbrachte als im nüchternen Zustand. Schwach und kaufbar. Er verabscheute es, doch ließ er sie gerne für sich arbeiten.
Sadad erstaunte ihn und weckte sein Interesse.

Die drei Männer waren stehen geblieben als Bertan durch die Luft flog und hart auf den Boden knallte. Als Sadad ihn dann so schnell umbrachte schluckten sie und wichen ein Stück zurück. So hatten sie sich das sicherlich nicht vorgestellt. Als Sadad Masim direkt ansprach schluckte dieser schwer. Seine Ehre als Mann stand auf dem Spiel, würde er jetzt kneifen hatte er seinen Ruf als Feigling weg.

Er hob seine Fäuste und mit Schrecken erkannte er das sie zitterten. Sein Leben war ihm doch mehr wert als er gedacht hatte.
Hinter Masim war es still geworden, die Männer schwiegen. Doch beide Männer waren auf diesen Kampf fixiert, ehe Sadad seinen Blick änderte und herausfinden konnte was diese Stille ausgelöst hatte zerschnitt ein Geräusch die Luft. Das Geräusch vom sausen der Peitsche wurde augenblicklich von dem Geräusch abgelöst als die Peitsche auf Masims Rücken schlug.
Der Stoff zerriss, dämpfte aber auch den Schlag. Dennoch entstand eine feine Wunde.

„Masim, du elender Hund. An die Arbeit mit dir!“, sagte eine Stimme hinter dem Mann. Sie war ruhig und kalt. Sadad blickte in das Gesicht des Kapitäns.
Er war wirklich schon älter, Erfahrung sprach aus seinen Augen und eine kühle die vielen Menschen einen Schauer über den Rücken gejagt hätte. Der Mann packte die Peitsche ruhig weg, drehte sich noch einmal herum und schaute seine Mannschaft an. Alle gingen wortlos und sehr schnell ihrer Arbeit nach. Er hatte nichts gesagt oder gar seine Stimme erhoben

Der Alte kam auf Sadad zu und schaute ihn interessiert an, es war ein geübter Blick. Ein Blick der Erfahrung zeigte, aber nicht nur in der Seefahrt. Sadad musste sich die Frage stellen ob dieser Mann wirklich nur als Kapitän tätig war.

<span style="color:C33900;">„Ihr kämpft wahrlich sehr gut, werter Herr!</span>

Er grinste Sadad an und machte eine Einladende Bewegung zum Schiff.

<span style="color:C33900;">„Kommt, ich lade euch auf mein Schiff ein. Ich denke wir haben einiges zu besprechen, zumal ihr mir einen fähigen Mann ersetzen müsst und ich eben hörte dass ihr ein Schiff nach Andunie sucht, werter <i>Schreiber</i>.</span>

Er betonte das Wort „Schreiber“ sehr merkwürdig, fast so als wüsste er genau was Sadad eigentlich „beruflich“ tat und ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Doch ehe Sadad antworten konnte drehte sich der Kapitän um, ließ ihn einfach stehen und ging voraus.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Dienstag 8. April 2008, 16:41

Der Kapitän ging langsam übers Schiff. Er erteilte hier und dort einigen Matrosen eine Anweisung. Die Männer hatten Respekt vor dem Alten, jedoch sah man an ihren Gesichtern dass sie nicht unbedingt glücklich und zufrieden waren. Schließlich öffnete er eine Tür am hinteren Teil des Schiffes und trat ein. Sadad folgte ihm langsam hinein. Seine Kabine war sehr edel eingerichtet. Schwerer dunkelroter Stoff hing an der großen Fensterreihe. Einige Gemälde verzierten die Wände. Ein großer dunkler Tisch stand in einer Ecke des Raumes, anscheinend diente er als Esstisch. An der Fensterreihe wiederum stand ein weiter Tisch. Offenbar diente er als Schreibtisch, einige Unterlagen, Bücher und Karten lagen darauf verteilt.

Der alte Mann nahm aus einer Anrichte zwei Gläser und stellte sie auf den Esstisch.

<span style="color:C33900;"> „Möchtet ihr auch ein Glas Rotwein? Ich kann ihn nur empfehlen.“</span>

Ohne Sadads Antwort abzuwarten goss er die beiden Gläser halbvoll. Er nahm eines davon, ließ sich nieder, schwenkte den Wein ein bisschen und roch mit geschlossenen Augen daran. Dann wandte er sich an Sadad:

<span style="color:C33900;"> „Reden wir nicht lange um den heißen Brei. Ihr wisst genauso gut wie ich das ihr kein Schreiber seid. Aber ich vergaß meine Manieren. Ich bin der Kapitän dieses Schiffes. Mein Name ist Maukor Reiand.“</span>

Er stand auf, das Glas in der Hand und schritt zu den Fenstern. Sein Blick glitt nach draußen, nach einem kurzen Moment drehte er sich wieder herum und sprach weiter:

<span style="color:C33900;"> „Ich möchte eure Dienste in Anspruch nehmen. Ihr würdet gut bezahlt werden, hättet frei Überfahrt und brauchtet euch nicht um eure regelmäßigen Speisen zu sorgen. Das einzige was ihr machen müsst ist mich zu schützen. Nehmt ihr an bekommt ihr jetzt sofort von mir 50 Goldmünzen und weitere 50 Münzen wenn wir sicher in Andunie angekommen sind.“</span>

Er leerte das Glas in einem Zug und schaute Sadad an. Sein Gesicht zeigte keine Gefühlsregung, nichts ließ darauf schließen was er dachte. Bisher hatte er Sadad verschwiegen wovor er ihn beschützen sollte.

<span style="color:C33900;"> „Also wir laufen in morgen früh ab. Nehmt jetzt an und ihr bekommt das Gold und weitere Informationen oder lasst es sein und geht. Es liegt an euch!“</span>
Zuletzt geändert von Erzähler am Samstag 12. April 2008, 14:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Samstag 12. April 2008, 23:44

Maukor atmete erleichtert auf und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.

„Nun, meine Kabine ist immer abgeschlossen und nur ich habe den Schlüssel. Zudem war der Wein noch verkorkt gewesen. Ich habe ihn geöffnet als ich den Streit draußen hörte. Aber ich fürchte mich auch nicht vor einem einzelnen Mann.“

Er seufzte und schaute Sadad an:

„Dafür muss ich weiter ausholen. Ich bin ein sehr strenger Kapitän, doch ich habe eine zeitlang sehr gute Geschäfte gemacht. Ich versorgte meine Mannschaft gut und leistete mir diesen herrlichen Raum.“

Mit einem betrübten Gesichtsausdruck stand er auf und schaute hinaus. Die Männer waren bei der Arbeit, es gab nichts auszusetzen. Dann jedoch erhob einer der Männer den Kopf, rief den anderen etwas Unverständliches zu und die gesamte Mannschaft funkelte böse zu ihrem Kapitän.
Schnell verschwand er vom Fenster und wandte sich wieder an Sadad:

„Doch dann wand sich mein Glück und ich habe viele Geschäfte getan die mich mehr kostete als das sie einbrachten. Also kürzte ich die Rationen, es gab nicht mehr die Vielfalt zu essen, die Reisen wurden länger und die Heuer musste ich kürzen. Gleichzeitig habe ich jedoch einige Sachen für meine Privaten Zwecke gekauft. Die Männer bekamen es bei der letzten Reise heraus.“

Er hatte sich wieder vorsichtig dem Fenster zu gewandt. Schließlich ging er zum Esstisch, goss sich ein weiteres Glas ein und lachte bitter:

„Ihr müsst mich nicht vor einem einzelnen Mann schützen. Ihr sollt mich vor meiner Mannschaft schützen. Ich fürchte bei dem nächsten Auslauf eine Meuterei. Ihr sollt herausfinden wer die Meuterei plant und diesen….zu Faldor schicken. Ich würde eine neue Mannschaft zusammenstellen, doch dafür fehlt Zeit und Gold.“

Er stand auf, gab Sadad sein Gold in einem kleinen Beutel.

„Ich zähle auf euch, werter Assassine. Ihr habt ihr euren ersten Teil der Bezahlung. Ein kleines Zimmer findet ihr direkt neben meinen. Ich glaube kaum das es sinnvoll wäre bei der Mannschaft zu schlafen, zudem seit ihr so schneller bei mir wenn ich euch brauche!“

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Montag 21. April 2008, 18:38

Maukor seufzte und verdrehte die Augen.

„Ich glaube kaum das ich mit dieser Meute sprechen kann und ich habe es auch nicht vor. Diese Männer können kräftig anpacken, aber sie haben ein vorlautes Mundwerk. Zudem schlagen sie zuerst zu und denken dann nach. Aber wenn ihr das Gespräch suchen wollt nur zu.“

Er stand auf und sah Sadad an.

„Außerdem möchte ich das dieser Meute auffällt das jemand fehlt, am besten ihre wichtigsten Männer. Sie sollen lernen Respekt vor mir zu haben und sich Gedanken um die Reise machen, nicht über eine Meuterei. Und nun möchte ich nichts mehr davon hören. Ich muss die Ladung kontrollieren und dann laufen wir auch bald aus! Wenn ihr noch irgendetwas braucht besorgt es euch jetzt oder lasst es sein.“

Mit energischen Schritten ging er zur Tür.

„Ach und wenn ihr euch mit diesem Auftrag überfordert fühlt gebt mir mein Gold zurück und verlasst das Schiff. Es liegt an euch! Ich will Taten von euch sehen, schließlich bezahle ich euch dafür. Und nicht damit ihr mir Ratschläge geben könnt!“

Damit verließ er das Zimmer und trat zurück an Deck. Kurz darauf brüllte er den Männern etwas zu und verließ das Schiff. Sadad war ihm aufs Deck gefolgt, die Seeluft blies sanft in sein Gesicht.
Als er Maukor hinterher schaute sah er wie der Mann auf einer großen Kiste stand und Befehle gab. Sadad warf einen langen Schatten, ein paar Männer schauten nach oben zu ihm. Misstrauisch war ihr Blick.

Ob der Auftrag nicht doch eine Nummer zu groß für den Assassinen war?

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Re: Am Hafen

Beitrag von Erzähler » Freitag 25. April 2008, 23:17

Sadads Kabine war spärlich eingerichtet, düster und eng wirkte sie. Er legte seine Waffen griffbereit neben sich und legte sich hin. Erstaunlicherweise war das Bett frisch bezogen. Kurz dachte er noch darüber nach dann schlief er ein. Aus seinem leichten Schlaf wurde doch ein tieferer Schlaf und als er wieder wach wurde erklangen von oben Stimmen, zudem schwankte das Schiff. Anscheinend waren sie ausgelaufen. Sadad stand auf, band seine Waffen um und öffnete langsam und vorsichtig die Tür. Misstrauisch begutachtete er erst den Gang dann trat er hinaus und verschloss seine Tür.

Wie ein Schatten bewegte er sich nach oben und begegnete erstaunlicherweise niemanden. Schnell war der Grund dafür gefunden, es war wohl tiefste Nacht. In einem großen Raum schlief die Mannschaft, nur wenige Plätze waren frei. Anscheinend die Plätze der Männer die Wache hatten.

Als Sadad an Deck trat sah er an der Reling drei Männer stehen. Sie unterhielten sich leise und schauten hin und wieder auf die See. Sadad schaute nach rechts und links und sah nichts anderes außer Meer. Wann waren sie ausgelaufen, hatte Maukor nicht gesagt das sie erst morgen früh auslaufen wollten?!

Langsam und möglichst unauffällig versuchte er näher an die Männer heran zu kommen. Schließlich ließ er sich wieder hinter einer Kiste nieder und verstand nun fast jedes Wort der beiden Männer. Doch musste er mit Entsetzen feststellen das sie eine fremde Sprache sprachen. So hörte er zwar alles, verstand aber rein gar nichts. Die Sprache kam ihm bekannt vor und nach einigem Grübeln fiel ihm der Name der Sprache ein. Garmisch! Wenn nun aber die ganze Mannschaft Garmisch sprach würde sein Auftrag mehr als schwer werden. Lachend bewegten sie die Männer plötzlich fort und gingen unter Deck.

Sadad stand auf und schaute ihnen hinterher, heute Nacht würde er wohl keinen Erfolg mehr haben. Sein Blick glitt zum Himmel. Erleichtert sah er seinen treuen Begleiter auf einem der vielen Seile sitzen. Der Blick des Falken ruhte auf Sadad und mit einem leisen Ruf gab er Sadad zu verstehen das alles in Ordnung war. Lautlos sank er zu ihm herunter und setzte sich auf Sadads ausgestreckten Arm.

Dann plötzlich überkamen Sadad viele Bilder. Völliges Durcheinander herrschte in seinem Kopf. Er sah wieder mit den Augen des Falken. Dieser saß auf einem der Seile und begutachtete alles was auf dem Schiff geschah. Sadad sah sich selbst, wie er hinter Maukor aus der Kabine trat und nach unten ging. Dann plötzlich kam Maukor wieder nach oben und unterhielt sich seltsam freundlich mit zwei Männern der Mannschaft.

Danach folgte wieder eine sinnlose und schnelle Bildfolge die Sadad verwirrte. Anscheinend war viel passiert und Alhawa war wohl sehr aufgeregt gewesen. So würde Sadad nicht mehr erfahren, diese Nacht hatte mehr Fragen aufgeworfen als Antworten. Er löste sich von dem Falken, dieser flog wieder zurück und setzte sich wieder auf ein Seil.

So ging Sadad schnell und leise wieder hinunter in seine Koje. Auf dem Weg nach unten sah er wie die drei Männer unsanft andere Männer weckten. Wie befürchtet sprachen auch diese Garmisch.

Sadad ging weiter und stand schließlich vor seiner Tür. Er griff nach der Klinke und wollte gerade aufschließen als er feststellte dass die Tür offen war. Sie war zwar verschlossen, doch war das Schloss geöffnet worden. Jemand war in seinem Zimmer gewesen…oder befand sich noch darin.


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