Die Anhöhe der Verurteilten

Pelgars Markt ist auf einem rechteckigen großen Platz zu finden, in dessen Mitte sich ein Steinbrunnen befindet. Hier erhält man Nahrungsmittel, Vieh, aber auch tüchtige Handwerker kann man antreffen, die gegen Gold ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.
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Kazel Tenebrée
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Kazel Tenebrée » Montag 24. September 2007, 00:45

Vor Kazel verschwamm alles. Nur noch benommen sah er die Konturen des Priesters, sah nicht mehr, dass dieser grinste, hörte nicht mehr hin. Er hörte nur noch das Zittern seines Körpers, fühlte die Schläfrigkeit, die ihn schlagartig übermannte. Geschwächt sank er auf den Käfigboden, eine kleine Kugel unter der Decke, die Füße aus dem Käfig hängend, damit die schmerzenden Sohlen auch ja nichts berührten. Dass sie dabei jedoch auskühlten, daran dachte Kazel nicht. Aber er spürte seine Füße auch kaum noch. Sie hatten sich in zwei taube Klumpen verwandelt, die stetig leichte Schmerzimpulse aussandten.

Noch einmal hob Kazel den Blick, doch wohin war der Priester verschwunden? <b>Gegangen ... kann nichts mehr tun?</b> Er hörte einen Aufprall, als landete etwas Schweres am Boden. <b>Der Aufprall kommt aber spät ... bin doch viel früher zusammengesunken. Egal ... ich brauch Schlaf, nur einen Moment.</b> Er schloss die Augen, bekam so nicht mit, dass der Priester nicht gegangen, sondern nur von einem Betäubungspfeil getroffen worden war. Er driftete davon, träumte.
Kazel sah im Traum die Finsternis und eine Treppe, deren Stufen er folgte. Er wusste nicht wohin, folgte stundenlang scheinbar der Treppe, weiter nach unten. Vor ihm flackerte ein kleines Licht und er hörte eine liebliche Stimme. Irgendwie glaubte er auch, das Gesicht Bronkos zu erkennen, der sich an einer lang gewachsenen Slefa durch die Dunkelheit schwang und nach Ratten rief.
"L...nd..ia ... Lcht", murmelte er, als es rings um ihn herum quietschte. Er spürte einen Ruck, von woher der kam, das wusste Kazel nicht.
Dann bewegte er sich, nein, jemand bewegte ihn, bis er endlich zum liegen kam. Der Mischling keuchte auf, als seine Glieder ausgestreckt auf kalter Erde lagen. Noch immer war er benommen, ließ die Augen geschlossen. Irgendwie tat es gut, einfach nur zu liegen, auch wenn es kalt war, so frostig kalt.

Dann war es plötzlich nicht mehr ganz so kühl. Stoff legte sich auf ihn. Kazels Bewusstsein kehrte langsam zurück. Er hörte: <span style="color:1A365E;"><i>"Hier, schnell, zieht das an wenn ihr frei sein wollt und euch euer Leben lieb ist."</span></i>
Er öffnete träge ein Auge. "P-Priester?", brabbelte er, denn er sah ihn, den Fremden, der ihm gegenüber lag und sich nicht rührte. War er doch betäubt durch Vanas Pfeil, aber das wusste Kazel ja nicht. Vana hatter er noch nicht einmal wahrgenommen. Sie war ein schwarzer Schatten in der verschwommenen Umgebung.
Schwarze Umgebung ... ja, sie verdunkelte sich wieder. Kazel drohte, erneut in Bewusstlosigkeit zu sinken – bis jemand ihm mehrfach einen Klaps auf die Wange gab. Es brannte leicht, denn sein ganzer Körper war schon ziemlich steif und absolut unterkühlt.
"Hmm? W-was ..." Kazel erwachte, wenigstens halbwegs. Er schaute die Fremde vor sich an. Schwarze Kleidung und ein ernster Blick, mehr erkannte er nicht. Aus dem Tätscheln wurden Ohrfeigen, die Kazel nun endgültig in die Realität zurück holten. Kazel rappelte sich hoch, bis er am Boden hockte.
<i><span style="color:1A365E;">"Verdammt, kommt zu euch, zum Sterben habt ihr noch genug Zeit und jetzt zieht endlich die Sachen an oder, bei Manthala, ich lasse euch hier einfach verrecken, habt ihr mich verstanden!"</i></span>

Kazel verstand nicht. Er war zwar wieder irgendwie wach, doch sein Körper schlotterte noch immer, so dass es ihm mehr als schwer fiel, sich zu konzentrieren. Jemand wollte etwas von ihm. Verwirrt schaute er auf die Kleidung. Was immer diese Stimme zu ihm sagte, er besaß Kleidung. <b>Anziehen</b>, flog durch seine Gedanken, die schwer wie Blei schienen.
Aber er zog sich an, wenn auch etwas unbeholfen und schwerfällig. Inzwischen zeichnete Vana ihre Runen auf die Stirn des Inquisitors, den Kazel für einen Priester hielt.

Kaum, dass er endlich alles Sachen am Leib trug und sie begannen, seinen Muskeln zu wärmen, dass diese sich krampfhaft lösten, waren Stimmen zu hören. Eldrian und Restros! Warum Kazel gerade die Namen der beiden Wachen so klar im Gedächtnis geblieben waren, vermochte er nicht zu sagen. Er musste fort von hier. So schaute er wieder zu dem schwarzen Schatten, der sich immer mehr in die geschmeidige Gestalt einer Frau verwandelte, je klarer Kazel sehen konnte. "Ich ... hier weg ... muss weg", keuchte er und versuchte, aufzustehen. Sofort wurde ihm eine Hand angeboten und seine schwarzgekleidete Retterin hob ihn an, legte seinen Arm um ihre Schultern, um ihn zu stützen.

Dass Vana in diesem Moment bereits auf die Rothaarige und ihre Katze starrte, würde Kazel nie erfahren. Er spürte, wie sich Gewicht auf seine Füße legte – sein Gewicht. Er biss sich auf die Unterlippe, die sofort aufplatzte, dass sich ein dünnes Blutrinnsal einen Weg über das Kinn bahnte.
Ihm wurde schwindelig. Er hörte seine Retterin sprechen, sie drohte jemandem. "Verschwinden ... müssen weg", nuschelte er vor sich hin, denn nur dieses eine Ziel hatte er jetzt. Sein Verstand arbeitete im Moment nicht besonders gut, Kazel funktionierte gerade eher durch natürliche Überlebensinstinkte.

Und dann geschah es. Die Schwarzgekleidete setzte sich in Bewegung, so dass auch Kazel gezwungen war, mitzugehen. Zu gehen! Auf seinen Füßen!
Schmerz pochte von seinen Sohlen seine Beine hinauf bis zum Hals. Dort verteilte er sich über den gesamten Körper und rüttelte ihn in brennender Pein. Er glaubte, jede einzelne Brandblase, jede Frostbeule zu fühlen, wie sie sich zu einem noch gewaltigeren Schmerz vereinigten und an den Klumpen aus Pein explodierten, die seine Füße darstellten.
Die Frau mochte Vana ruhig gestellt haben, doch Kazel sicher nicht. Dadurch, dass sie ihn zum Gehen zwang, brach der Schmerz durch die Barriere der Taubheit, welche die Kälte auf seinem Köprer errichtet hatte. Und Schmerz entlud sich bekanntlich als ...

<span style="color:1A365E;">"AAAAARRRRRRRGGGGHHHHH!!!!!!"</span>

... gewaltiger Schrei. Das ganze Viertel rund um den Marktplatz musste Kazel wohl gehört haben. Und kaum, dass er seine Qual herausgeschrien hatte, überkam Kazel ein Zitteranfall. "Fü ...fü", klagte er, kämpfte nicht gegen die Tränen an, die ihm aus den Augenwinkeln strömten, um seine Pein noch zusätzlich zu untermalen.
Zuletzt geändert von Kazel Tenebrée am Montag 24. September 2007, 00:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Stadtwache
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Stadtwache » Montag 24. September 2007, 20:49

Das Mädchen starrte Vana ängstlich an und wurde bleicher ja beinahe durchsichtig. Sie umklammerte ihre Katze, als wollte sie sich an ihr festhalten. Das kleine Pelzviech fauchte Vana böse an, als wäre sie masslos darüber enttäuscht, dass sich ihre Auserwählte so feindselig verhielt. Das junge Màdchen hatte sich mehr an Kazel erschreckt als an Vana, schliesslich sah die grosse Priesterin, selbst im Dunklen so schön, fein und lieblich aus, nicht aber ihre Augen und ihre Worte. Sie standen im krassen Kontrast zum Rest.
Die junge Frau rührte sich nicht, nur die Katze grollte und fauchte, vibrierte schon vor missbehagen und Zorn. Sie schien ihre Besitzerin wahrlich zu mögen, wenn sie sie so schützte.
Kein Schrei, kein Laut, nichts entfleuchte der jungen Kehle. Nur ängstliche Augen. Welche die unmissverständliche Geste von Vana starr vor entsetzen entgegennahm. Sie schauderte als Vana an ihr vorbei zog, nah und den Gefangenen schleppend. Er stank fürchterlich nach Fäkalien – verbrannten, entzündeten Fäkalien – einfach grässlich - und sie trat unweigerlich angewidert einen Schritt zurück. Ruhig und vorsichtig, damit die Elfe sie nicht suchen und zu Tode quälen würde. Die Frau Rümpfte die Nase, selbst die Katze schnaubte und schniefte, nieste schliesslich und drückte ihren Kopf gegen die weiche Oberweite ihrer Besitzerin. Dort schien es deutlich angenehmer zu sein, denn das Tierchen schnurrte vor sich hin.

Pelgar schlief, Vanas Plan schien – so unglaublich es war – aufzugehen.
Ein greller Schrei durchzog die kühle Nacht. Kazels Pein welcher sich der Welt – oder zumindest der nahen Umgebung mitteilte. Genau in dieser Befanden sich Retros und Eldrian, sowie eine leicht nach Slefa riechende Gestalt, die sich überrascht umdrehte und nun statt auf den Käfig, zum Ursprungsort des Schreis blickte. Ohne dass sie selbst hätte gesehen werden können, denn die Dunkelheit hielt sie fest umhüllt.
Estrian war der Erste der beiden, welches Desaster sich hier zugetragen hatte. Er starrte den Betäubten Priester an und dann zur Schreiquelle, erhaschte dabei Vana die den schweren und sich windenden Kazel schleppte. „HALT! Im Namen Pelgars!“ Brüllte der Söldner, umfasste seine Pike stärker und sprintete auf die beiden zu. Retros folgte, mit geringen Abstand, da er sich erst vergewissert hatte ob der Priester überhaupt noch lebte. „Verfluchte Vogelkacke¨“ Fluchte Retros als er sich mit wippender Wampe abmühte und seinem Kollegen hinterher jagte. Er keuchte jetzt schon unter der schweren Rüstung. „WACHE PELGARS! DAHER!“ Krächzte er schliesslich und er schien nicht ungehört zu bleiben – kein Wunder, war es schliesslich Nacht. Pelgar war eine gut bewachte Stadt und einige Söldner trieben sich immerzu in den Strassen herum. Vor ihnen hörte man ebenfalls das Hallen schwerer Schritte. Hinter ihnen kam Estrian angeschossen. Direkt neben ihr stand noch immer wie angewurzelt das Mädchen und starrte auf Kazels Füsse.
Nur eine Gestalt bewegte sich in jenem Moment der Hektik völlig ruhig und geschmeidig auf den Bewusstlosen Priester zu, bückte sich nach ihm und tätschelte seine Wangen. Er rührte sich nicht.
Die angeforderte Verstärkung kam gerade um die Ecke, vier stämmige Mannen mit gezogenen Schwertern und Aufgewecktem und Aufgeregtem Blick, welche sofort die Fliehenden fixierten.
„Stehen bleiben sofort!“ Knurrte einer der Wachen. „Auf den Boden!“ Schnauzte er schliesslich. Vana und Kazel sassen ziemlich in der Klemme. Nun erreichte auch Retros seinen Kollegen er hatte einen ganz roten Kopf gekriegt und musste sich leicht vornüberbeugen um genug Luft zu bekommen. Er schien sehr verärgert. „Geht da weg Mädchen!“ Brummte er das Mädchen an und dieses folgte nur zu gern indem es sich langsam von den beiden entfernte.

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Vana Erendis Morgaine
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Montag 24. September 2007, 22:33

Die junge Frau starrte Vana und den Verurteilten nur angstvoll an, als Vana ihr unmissverständlich klar machte, was sie erwartete, wenn sie plaudern würde. Zufrieden registrierte sie, dass das Mädchen so verstört war, dass von ihr keine Gefahr ausging, doch hatte sie ihre Erfahrung gelehrt, dass man nie den Tag vor dem Abend loben sollte und immer wieder unvorhergesehene Dinge geschehen konnten. Und wie um ihre Gedanken zu bestätigen erklang genau in dem Moment, als sie den Gefangenen endlich davon schleppen wollte, ein solch qualvoller und grässlicher Schrei aus seinem Mund, dass an eine unbemerkte Flucht nicht mehr zu denken war.

Nicht genug, dass, durch den Schrei alarmiert, die beiden Wachposten auf Vana und ihren Schützling aufmerksam wurden, nein, diese machten nun solch einen Lärm und riefen nach Verstärkung, dass kurz darauf vier weitere Wachen in Vanas Sichtfeld auftauchten und eine weitere Flucht aussichtslos erscheinen ließen.

Schon ertönten erste scharfe Kommandos: „Stehen bleiben!“ und „Auf den Boden.“, während sie langsam von den Wachen eingekreist wurden. Vorsichtig ließ Vana den Gefangenen zu Boden gleiten, fixierte die Wache mit kaltem Blick, während sie rasend schnell die Situation analysierte. Glücklicherweise waren die vier neuen Wachen noch zu weit weg, um rechtzeitig eingreifen zu können und eine der beiden Wachen kümmerte sich zudem gerade um das Mädchen. Lediglich derjenige, der als erster bei Vana aufgetaucht war, stand nun drohend vor ihr und hielt ihr abwehrend seine Pike entgegen.
Langsam und vorsichtig hob Vana ihre Arme und legte ihre Hände hinter den Kopf, dabei fasste sie mit der rechten Hand an den Griff ihres Katanas, was der Wächter wegen der Dunkelheit jedoch nicht erkennen konnte.
<span style="color:01019A;">„Ist ja gut, ganz ruhig.“</span>, sagte sie mit einlullender Stimme. <span style="color:01019A;">„Ich ergebe mich freiwillig, ich weiß, wann ich verloren habe.“</span>, dabei ließ sie den Wächter keine Sekunde aus den Augen, wartete auf den richtigen Moment. In ihrem langen Leben war sie schon häufig in ausweglos erscheinenden Situationen gewesen und fast immer rettete sie die Überheblichkeit derjenigen, die sich ihrer Beute sicher glaubten. Und auch diesmal war es nicht anders, denn in dem Gefühl, die Flüchtenden sicher zu haben, ließ der Wächter (Estrian) in seiner Aufmerksamkeit nach und drehte sich kurz zu seinem Kumpanen (Retros), der noch damit beschäftigt war das Mädchen mit der Katze zu beruhigen, um.
Genau auf diesen Moment hatte Vana gewartet. Mit einer kaum wahrnehmbaren, blitzschnellen und geschmeidigen Bewegung riss sie ihr Katana aus der Scheide, duckte sich unter der Pike weg und schlug mit einer fließenden Drehung dem Wachmann das Standbein ab. Dumpf schlug das Bein auf das Pflaster, doch der Wachmann kam nicht mehr dazu seinen Schmerz herauszuschreien, denn Vana vollendete soeben ihre Körperdrehung, richtete sich katzengleich auf und stieß ihm das Schwert in den Hals. Anschließend zog sie es wieder heraus und während die Wache wie ein Sack auf das Pflaster schlug, sprang sie bereits wie eine Katze über den am Boden liegenden Gefangenen hinweg und verschwand in der Dunkelheit des Marktplatzes. Nur ihre hämische Stimme hallte noch zu den Wachen: <span style="color:01019A;">„Wenn ihr Morticia fangen wollt, dann müsst ihr schon früher aufstehen.“ </span>

Ein Kampf gegen sechs Wachen Pelgars war auch für Vana nicht zu gewinnen und so versuchte sie es lieber mit einer Ablenkungstaktik und mit dem Hinweis auf ihre Identität als Morticia, die in allen Städten Celcias gefürchtet war, hoffte sie die Wachen ködern zu können. Hin und wieder zeigte sie sich den Wachen, so dass diese sie nicht aus den Augen verloren und versuchte so, sie langsam vom Marktplatz weg zu locken. Wenn ihre Rechnung aufging, dann sollten ihr die vier Wachen, die zur Verstärkung gekommen waren und am Ende doch nicht rechtzeitig eingreifen konnten der vermeintlich flüchtenden Frau folgen.
Nach einiger Zeit verschwand sie dann spurlos in der Dunkelheit, schlug einen weiten Bogen um den Marktplatz ein und näherte sich nun ungesehen von der anderen Seite dem Schauplatz der Befreiungsaktion. Dabei fiel ihr auf, dass eine seltsame, in einen schwarzen Umhang gehüllte Frau über den alten Priester gebeugt hockte und diesen eingehend untersuchte. Irgendwie schien ihr das seltsam und unheimlich, wie vertraut diese Frau mit dem Priester umging, als wenn sie zu ihm gehören würde. Doch machte sich Vana im Moment keine weiteren Gedanken darüber, die Wachen und der Gefangene waren wichtiger, vor allem die Frage, ob ihr Ablenkungsmanöver gelungen war oder nicht. Alles Weitere hing von der Beantwortung dieser Frage ab.

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Kazel Tenebrée
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Kazel Tenebrée » Dienstag 25. September 2007, 00:57

Schmerzen waren eine qualvolle Sache. Aber Schmerzen in den Füßen und dazu stehen oder gar gehen, das war Folter. Kazels Schrei hallte noch durch die Straßen, vermischte sich bereits mit den Rufen der Wächter, als er erneut einen Schrei ausstieß. "Loslassen!", flehte er Vana ächzend an. Er ertrug es nicht, auf diesen Füßen zu bleiben. Wild zappelte er, versuchte, sich aus Vanas Griff zu befreien. Im Geiste wäre er ihr wohl unendlich dankbar, dass sie ihn aus dem Käfig geholt hatte, aber sein Geist war derzeit ziemlich verwirrt – und dachte nur noch an Brandblasen und Frostbeulen.
Da eilten schon die beiden Wachen von der Anhöhe herbei.
Sie riefen ihre Befehle und auch nach Verstärkung. Kazel keuchte in Vanas Armen: "Ja ... Hilfe ..."
Eldrian und Retros tauchten auf. Geistesgegenwärtig verlangten sie, stehenzubleiben und sich auf den Boden zu werfen.
"Ja, Boden ... lass mich runter", flehte Kazel erneut, kämpfte dagegen an, erneut bewusstlos zu werden. Ob Vana seiner Bitte nachkam oder einfach nur auf den Wachmann hörte, jedenfalls sank Kazel auf das kühle Pflaster. Der Schneefall hatte es feucht und glitschig werden lassen – und kalt. Aber Kazel war jetzt alles recht, solange er nicht auf seinen Füßen stehen musste. Leise wimmernd blieb er am Boden liegen, beobachtete eine Menge Füße, die um ihn und Vana herum standen.

Plötzlich ging alles ganz schnell, viel zu schnell für Kazel. Er sah nur noch seine Retterin, die sich wie ein Schatten bewegte. Eine Klinge blitzte im Schein einer Fackel auf, die in einer Halterung an einer Hauswand brannte. Dann spritzte Blut, regnete dunkelrot auf die Pflastersteine. Neue Schreie, aber es war nicht Kazel, der sie ausstieß. Eldrians Stimme, doch schnell verebbten die Schreie. Kazels geheimnisvolle Retterin sorgte für ein schnelles Ende. Dann türmte sie und rief den Wachen noch etwas zu. Kazel kannte die Sprache nicht, vermutete aber, dass seine Retterin sich wohl entschied, ihn lieber zurück zu lassen, um ihr eigenes Leben zu schützen.

<b>Ja, so sind sie alle. Ich hätte vielleicht nicht viel anders gehandelt ... immerhin kennen wir uns nicht. Ich hab auch keine Ahnung, warum sie mich retten wollte. Jetzt ist sie weg.</b>

Kazel blieb liegen, er rührte sich kaum. Lediglich die Beine zog er an, damit niemand ihm versehentlich gegen die Fußsohlen treten konnte. Er schaute sich leicht benommen um, während die feuchte Straße seine Kleidung aufweichte. Sein Blick fiel auf das Mädchen mit der Katze, welches noch immer wie erstarrt da stand. Was die Wächter machten, bekam er nur zum Teil mit. Alles wuselte wild um ihn herum, Schritte verhallten.

Kazel streckte einen Arm in die Richtung der Rothaarigen aus. Oh, wie erbärmlich und zugleich abstoßend musste er aussehen. Ein mandelfarbiger Elf, stinkend, verlaust und verdreckt, im Schneematsch liegend mit geschändeten Füßen.
<span style="color:1A365E;">"Bitte, hilf mir."</span> Kazel merkte nicht einmal, dass er sie auf Lerium ansprach. Er streckte nur immer weiter seine Hand aus, nahm all seine Kraft zusammen und robbte auf das Mädchen zu. <span style="color:1A365E;">"Meine Füße .. bitte."</span>
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Erzähler
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Erzähler » Dienstag 25. September 2007, 19:42

„Na komm schon Mädchen mach keinen Unsinn!“ Knurrte einer der Wachen nervös. Sie konnten die Fremde in der Dunkelheit kaum erkennen, nur ihre Stimme – die so unsagbar arglos und weich klang und dennoch ich der Lage war grässliche Dinge zu zischen. Sie wirkte auf die Bewaffneten nicht wirklich gefährlich. Vermutlich nur eine blind Verliebte, die in einem Ansturm von Romantik die grosse Rettungsaktion für den stinkenden Gefangenen machen wollte.

Retros versuchte das Mädchen zu beruhigen – obwohl sie eigentlich ebreits ruhig war. Stocksteif mit weit aufgerissenen Augen noch immer den stinkenden Kazel anstarrend.
Sie entspannten sich sichtlich als Vana ihnen zulullte, sie würde sich ergeben. Ihre Konzentration liess etwas nach. Sie fühlten sich ohnehin haushoch überlegen. Es würde eine kurze Festnahme geben, bei der zierlichen und hübschen Figur der Frau vielleicht noch ein kleines „Vergnügen“ und dann würden sie sich schon bald zum Morgenrapport bei der Frühschicht melden.

Sie ahnten ja nicht, dass bis zur Frühschicht noch so viele schreckliche Dinge geschahen.

Eine kurze Unachtsamkeit des Hageren Eldrians genügte, um sein Schicksal jäh zu besiegeln. Vanas Katana spaltete ihm das Standbein vom Oberschenkel weg. Er fiel. Brüllte entsetzt auf, welches jedoch sofort in ein klägliches Blutgurgeln und Röcheln verwandelt wurde, als das kalte Metall seine Kehle durchdrang und alles zerfetzte was ihm einst zur Luft und Nahrungsaufnahme sowie zur Blutversorgung seines Oberstübchens gedient hatte. Ein leises hässliches Knirschen war ausserdem beweis dafür, dass sie ihm gerade den Hanswirbel durchtrennt hatte. Sein Kopf kippte haltlos und völlig überstreckt nach hinten und er sackte in sich zusammen. Tot. Die Pupillen weiteten sich und in Windeseile blutete er aus. Konnte noch nicht einmal mehr den Namen seiner dreijährigen Tochter röcheln, die in diesem Moment wohl ruhig in den Armen seiner Frau und ihrer Mutter Sybille lag und friedlich schlief. Sie mochte wohl von ihrem neuen Kleid träumen welches Eldrian ihr versprochen hatte- wofür er absichtlich die Nachtschichten übernommen hatte um ein paar Münzen mehr verdienen zu können.

Nun würde sich Sybille das Kleidchen wohl durch die Sterbeabfindung leisten können, die jede Witwe eines gefallenen Söldners in Pelgar erhielt.

Die Söldner wichen erschrocken zurück und starrten sich gegenseitig entsetzt an als sie den Unheilvollen und weit über Pelgar hinaus gefürchteten Namen „Morticia“ vernahmen. Blass und in dieser für sie selbst so schrecklichen Untätigkeit in welche sie durch ihren Schock aufgrund des plötzlichen gewaltsamen Ablebens ihres Kameraden direkt vor ihren Augen – gefesselt waren.

Dies verschaffte Vana die einmalige Möglichkeit zu fliehen. Sie huschte flink über Kaze lhinweg und verschwand im Dunkeln. Erst einige Sekunden und damit auch mit beträchtlichem Abstand lösten sie sich aus ihrer Starre und folgten Der Dunkelelfe. Verloren aber ihre Spur schon nach der nächsten Hausecke. „Ausschwärmen!“ Knurrte einer der Soldaten und so teilten sie sich. Keiner jedoch wählte die Richtung in welche die Mörderin verschwunden war.

Nur einer der Wachen blieb zurück. Der leichenblasse Retros, welcher noch immer von seinem Sprint schnaubte und völlig irritiert auf seinen toten Freund starrte. Vana hatte sich gerade einen Todfeind geschaffen. Sein Blick fiel auf Kazel, für ihn war klar, dass sein Kamerad wegen diesem Bastarden hatte sterben müssen! Wäre er nicht gewesen, so hätte es diese Aktion hier niemals gegeben!

Das Mädchen sah gerade wie Eldrian starb und gleichzeitig der bereits mehr tot als lebendig aussehende Kazel wild vor sich hinbrabbelnd auf sie zurobbte. Die geschändeten Füsse liessen eine im Mond schwarz schimmernde Spur zurück. Blut, von aufgeplatzter Haut stammend. „N-nein geht weg! Geht weg!“ Weinte sie und taumelte zurück, verschwand schliesslich verwirrt im Dunkeln und irrte durch die Stadt. Hatte zu viel gesehen. Viel zu viel für eine 20 jährige Seele.

Auch für Retros Nerven war es zu viel als das warme Blut seinen Stiefel berührte. Er umfasste seine Pike mit kaltschweissiger Hand. Starrte auf den Gefangenen. „Du… Bastard!“ Keuchte er. Trat langsam auf Kazel zu. Er konnte vielleicht dieses Weib nicht erwischen. Aber ihn… ihn würde er für den Mord an seinen Kamerad leiden lassen.

Neugierige, analysierende Augen hatten die Szenerie beobachtet. Landria kniete noch immer über dem Priester, hatte aber rübergeschaut. Sie lächelte überrascht als sie sah wie die Fremde floh. <b>Nur Jäger lassen in ihrer Not die Beute zurück… na ja und Feiglinge vielleicht. Doch sie hier ist wohl weder das eine, noch das andere. Verbündete, kehren zurück.“</b> Auch sah sie, dass Retros drauf und dran war den Gefangenen zu töten. Dies konnte sie natürlich nicht zulassen. Schliesslich gefährdete dies ihr Experiment. Der Inquisitor würde ihr wohl alle Knochen brechen lassen für diesen Patzer.

<b> Wer bist du Fremde? Ich habe dich in Kazels Erinnerung nicht gesehen, du bist nicht Shantih – nein sonst hätte er anders Geschrieen als du ihn getragen hast, du bist auch nicht Luziver, nein. Luziver ist jünger und würde aufgrund ihres persönlichkeitsprofils wohl anders reagieren. Wer bist du also und welches Motiv leitet dich ihm zu helfen? Was verbindet dich mit ihm? Eine heimliche Liebe von der er nichts weiss? Oder… Mitleid… mit einem Leidensgenossen?</b>

Sie blickte nochmals den alten Mann an strich ihm nachdenklich über die Stirn und stand dann auf. Eilte zu Retros der gerade seine Pike hob und Kazel mit einem kräftigen Tritt in die Seite auf den Rücken zwang. Er senkte seine Pike und drückte sie ihm zwischen die Augen, langsam wollte er ihm das Eisen in den Schädel stossen. „Stirb elendiger Bastard!“ Knurrte er. Der Soldat fuhr herum als ihn eine weiche, ruhige Hand an der Schulter berührte. Er starrte Landria an, die ihn beruhigend und freundlich – mitfühlend ansah. „Shht Soldat.“ Sie umarmte ihn. Retros wollte die Frau erst wütend wegdrücken, doch das Beruhigende Slefa welches sie ihm unter die Nase hielt tat seine Wirkung. Er entspannte sich, wurde schläfrig, wankte leit und glitt dann, geführt von der Geisteswissenschaftlerin, sanft auf den Boden. <span style="color:01019A;"> „Schlaf… konzentrier dich auf meine Stimme Soldat Retros. Folge… ihr… sie ist dein Licht.“</span> Sprach sie den Wachposten auf Garmisch an. Ähnliche Worte wie sie sie auch bei Kazel benutzt hatte.
Retros wurde ruhig. Die Geisteswissenschaftlerin flüsterte ihm leise irgendwelche unverständlichen Worte ins Ohr. Dann liess sie ihn schlafen… und zog sich zurück. Nicht auf Kazel achtend. Schliesslich wollte sie sehen. Ob die Fremde wirklich nicht nur eine Jägerin war. Sie kniete sich wieder zum Priester und versuchte ihn zu wecken.

Es schien so als hätte sie der Anblick des toten Eldrians überhaupt nicht gerührt. Das stimmte nur bedingt, sie war einfach sehr geübt darin, solche Dinge kurzzeitig zu verdrängen. Sie war nicht abgestumpft – keineswegs, war sie gar sehr sensibel. Aber in ihrer Arbeit ungeheuerlich diszipliniert, ausserdem war die Strafe welche bei einem Versagen drohte, viel schrecklicher als das.
Zuletzt geändert von Erzähler am Dienstag 25. September 2007, 19:43, insgesamt 1-mal geändert.

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Vana Erendis Morgaine
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Mittwoch 26. September 2007, 13:22

Die Wachen waren bis auf den Einen, der vorhin bei dem Mädchen mit der Katze gestanden hatte, verschwunden. Wenigstens ihr Ablenkungsmanöver war geglückt, doch sonst war bis zu diesem Zeitpunkt fast alles was schief gehen konnte auch wirklich schief gegangen.
<b>Jetzt nur nichts überstürzen, auch wenn die Zeit drängt. Besser die Situation genau beobachtet, als wieder in einen Schlamassel zu geraten.</b>, dachte sich Vana. Aus ihrem neuen Versteck heraus, sie stand im Schatten einer vorstehenden Hauswand, beobachtete sie zunächst, was sich auf dem Richtberg tat. Überstürztes Handeln konnte auch die letzte Chance auf eine erfolgreiche Befreiung zunichte machen. Doch im Moment stand für sie die eigene Sicherheit klar vor der Rettung des Gefangenen.
Erst als sie begriff, dass die verbliebene Wache drauf und dran war, den Gefangenen mit der Pike aufzuspießen, griff sie zu ihrem Katana und wollte schon die sichere Deckung verlassen, doch da bewegte sich die neben dem Priester hockende Frau, so dass sich Vana entspannte, ihr schon halb gezogenes Katana wieder in die Scheide schob und weiter beobachtete.

Die Wache hatte keine Ahnung von ihrem Glück, nur knapp ihrem Katana entgangen zu sein und Vana bot sich zudem eine recht interessante Vorstellung, als die Frau die Wache einfach so in das Land der Träume schickte. Die wenigen Worte, die sie dabei auf Garmisch sagte, reichten ihr, um einige wichtige Zusammenhänge erkennen zu können.
Die Frau und der Priester, bei dem sie nun wieder kniete, gehörten tatsächlich zusammen und beide hatten aus irgendeinem Grund ein Interesse daran, dass der Gefangene sich rächte. Dafür sollte er frei sein und leben, doch einzig und allein nur dafür. Ihr Interesse reichte nicht weiter, denn nach erfolgter Rache sollte er auf jeden Fall sterben. Sie benutzten ihn für ihre Zwecke, von denen Vana nicht wusste welche es waren, und anschließend sollte er entsorgt werden. Und die Frau hatte ihm wahrscheinlich, so wie der Wache eben auch, hypnotische Befehle erteilt.
<b>Sie ist gefährlich! Mädel pass auf, dass du nicht auch in ihre Fänge gerätst, denn was ihre Verschlagenheit und Hinterhältigkeit angeht scheint sie dir ebenbürtig zu sein.</b>

Dieser Gedanke ging Vana durch den Kopf, während sie überlegte, was sie jetzt machen sollte. Die Wache war glücklicherweise dank der Frau ausgeschaltet, doch warum saß sie noch immer hier herum? Warum brachte sie nicht einfach den Priester, mit dem sie offensichtlich etwas verband, weg?
<b>Worauf wartest du noch? Nimm den Kerl und verschwinde endlich! … Oder …?</b> Ein aberwitziger Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Hatte sie ihre Finte etwa durchschaut und wartete darauf, ob sie zurück kommen und den Gefangenen doch noch holen würde?
Wenn das so sein sollte, dann musste sie jetzt handeln oder sie würde unverrichteter Dinge abziehen müssen. Zudem würde die Wirkung des Betäubungspfeils nicht ewig vorhalten und sie wollte sich nicht ausmalen was passierte, wenn der Priester vorher erwachte.
Doch war da noch die Tatsache, dass beide, der Priester und die Frau, daran interessiert waren, dass der Gefangene frei kam. Über das Danach machte sie sich jetzt noch keine Gedanken, bei der Frau würde es sicher anders sein, sollte sie erfahren, dass Vana möglicherweise in der Lage war ihre Geistesmanipulation rückgängig zu machen. Doch im Moment traf vielleicht der Ausspruch eines berühmten ehemaligen Feldherren, der da einst sagte: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“, auch auf die Frau und den Priester zu.
Trotzdem war sich Vana nicht sicher, wie sie auf ihr Erscheinen reagieren würde und beschloss kein Risiko einzugehen.

So zog sie behutsam ihr Katana, schlich sich vorsichtig hinterrücks an die Frau heran, um sie dann mit einer blitzschnellen Bewegung mit dem linken Arm zu umfassen. Gleichzeitig legte sie ihr das Katana in ihrer Rechten an die Kehle und raunte ihr auf Garmisch ins Ohr:
<span style="color:01019A;">„Ein Mucks und ich schlitze euch die Kehle auf! Streckt eure Hände aus, ich will sie sehen und keine faulen Tricks! Und nun sagt mir, warum habt ihr die Wache daran gehindert, einen zum Tode verurteilten zu töten? Schnell! Ich habe wenig Zeit für lange Reden.“</span>

Nun, da sie dicht hinter der Frau stand, nahm sie auch den leicht betäubenden Duft von Slefa wahr, der von ihr ausging. Nur gut, dass sie ihr Gesicht mit dem Tuch verhüllt hatte, damit es niemand erkennen konnte, denn so wirkte das Tuch gleichzeitig wie ein Atemschutz, der die Wirkung der Slefa stark reduzierte.
Oh ja, die Frau wahr noch wesentlich gefäührlicher und tückischer als Vana vorher geahnt hatte. Sie durfte sich nicht zu lange in ihrer Nähe aufhalten.
Zuletzt geändert von Vana Erendis Morgaine am Mittwoch 26. September 2007, 13:46, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 27. September 2007, 13:54

Landria musterte den Inquisitor. Strich ihm wieder über die Wangen. „Wacht auf.“ Nun klang ihre Stimme nicht so verführerisch und ruhig, so einlullend wie sie bei Retros geklungen hatte. Nein sie war kühl und sachlich. Sie überlegte es sich gerade ob es nicht doch sinnvoller gewesen wäre diesen Kerl einfach verrecken zu lassen. Doch das Risiko war ihr zu hoch. Sie konnte in dieser Sache nichts riskieren, dass würde sie sich nie verzeihen. So versuchte sie ihn weiterhin wach zu kriegen, während sie mit einem Auge immer noch den Gefangenen im Blickwinkel hielt.

<b> Nein sie ist keine Jägerin, nicht mehr…</b> Dachte sie und schmunzelte. Nicht ahnend, dass sich Vana gerade hinter ihr anschlich.

Plötzlich wurde sie gepackt und hochgerissen, sie spürte das kalte Metall an ihrer Kehle und so hob sie ihren Kopf leicht an. Die beiden Frauen waren etwa gleich gross und in anbetracht ihrer beiden schwarzen Umhänge konnte man beinahe glauben, dass sie vom gleichen Schlag wären. Nur das Katana irritierte das Bild und machte aus den beiden Frauen bestimmt keine Freunde.

Wer glaubte, dass die Geisteswissenschaftlerin bereits so kühl und abgestumpft war, dass sie noch nicht einmal mehr Angst kannte, irrte sich. Landria hatte schreckliche Angst und verspannte sich nervös. Atmete schnell und gepresst. Zitterte leicht.
Sie spürte Vanas Nähe. Ihre Körper schmiegten sich aneinander. Vanas Griff an ihrem linken Arm war fest und entschlossen. Die ruhige Stimme der Fremden zeigte ihr auf, dass diese Frau offensichtlich schon mehr als nur einen Söldner auf dem Gewissen hatte.

„I-i…“ Begann sie panisch. Sie streckte zittrig ihre Hände aus. Wollte die Fremde nicht unnötig provozieren – dafür war sie definitiv nicht in der richtigen Position.

Sie konnte sich ziemlich schlecht konzentrieren – kein wunder hatte sie den drohenden Tod an der Kehle sitzen. Sie schluckte schwer. Zwang sich selbst zur Ruhe. Das einzig gute an der Sache war, dass die Fremde offensichtlich im Besitz geistiger Gesundheit war. Dies machte sie weit berechenbarer als einen Verrückten.

„Ich habe das nicht… für den Gefangenen getan. Sondern für Retros.“ Brachte sie ängstlich hervor und ihre hellgrünen Augen fixierten den schlafenden Wachposten. „Er… hat gerade seinen besten Freund verloren und in seiner Wut und in seinem Entsetzen hätte er in jenem Augenblick schnell zum Mörder werden können. Ich… kenne ihn nicht sehr gut, weiss aber, dass er mit einer solchen Gewissenslast… jener die jedem Mörder obliegt… nicht umgehen könnte. Besonders nicht, weil er erfahren würde, dass ihm seine Rache auch nicht den besten Freund zurückbringen wird. Er muss trauern, nicht schreien... und er… ist mein Meister. Ich <i>muss</i> ihm helfen.“

Ihre Worte ratterten in Windeseile durch die Nacht. Sie sprach leise aber gehetzt. Hatte spürbar angst um ihr eigenes Wohl. Nur beim letzten Satz verhärtete sie sich merklich. Wurde etwas kühler.

Die gewählte Taktik war in ihren Grundzügen einfach, erforderte aber ziemliches geschickt sie wirklich glaubhaft zu vermitteln. Sie versuchte die Fremde zu irritieren, indem sie nicht direkt dies sagte was sie zu hören gedacht hatte. Ausserdem wurde sie selbst indirekt angesprochen. Landria hatte ihr einen Grund genannt und weiss der Geier er konnte ja sogar stimmen. So erfüllte sie die Bedingung der Fremden, ohne ihr tatsächliche Informationen zu vermitteln.

Es war eine Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die Fremde konnte sie nicht kennen, das war nahezu Unmöglich. Landria kannte ihre Stimme nicht, dafür hatte sie ein sehr gutes Gedächtnis. Besonders jene Stimmen die genau so ruhig und anziehend waren wie ihre eigene. Ausserdem vermutete Landria, dass sie nicht einmal Kazel gut kannte. Sie hatte sich auf ihrer Flucht nicht einmal zu ihm umgedreht und auch jetzt schien sie sich kaum auf den Mann zu konzentrieren. Enge Freunde setzten die Absicherung über das Wohl des Anderen über die Sicherheit hinaus und verloren meist die nötige Konzentration aufs Wesentliche.

Eine gängige Verhaltensweise, die sie schon oft beobachten konnte. Wie Menschen in der Hoffnung ihren Geliebten oder Freund zu retten selbst blindlings ins Verderben rannten, weil sie sich nicht die Zeit nahmen auf ihre eigene Sicherheit zu achten.

Kazels Wesensveränderung war nicht zwingend auf sie Rückzuführen. Schliesslich verlor manch einer in einem solchen Käfig und nach schlimmster Folter den Verstand. Einzig auffallendes Detail war wohl, dass sich der Bastard abgesehen von ihrer Manipulationen noch immer absolut normal verhielt. Dies würde einem Freund bestimmt auffallen. Der seine Biographie kannte.

Zudem hatte Landria ein klarer Vorteil gegenüber Vana. Sie hatte Zeit.

Slefa war ein heimtückisches Kraut. Langsam beschlich es den Stoff Vanas, sie musste sich vorsehen, denn die Dämpfe stiegen unaufhaltsam höher und würden sie früher oder später trotz Schutz erreichen. Die Elfe schien irgendwie immun dagegen zu sein – interessantes Detail.

Kazel hatte Landrias Nähe bestimmt hören und spüren können doch ein leiser Befehl… der sonst keiner hätte vernehmen können flüsterte sie ihm vorsorglich ins Ohr als sie Retros gerade zu Boden gelegt hatte. „Sprich nicht vom Licht. Wenn es bei dir ist.“ Hauchte sie ihm zuckersüss zu und lächelte. Sie wusste das Kazels Verstand für sie selbst im Moment ein offenes Tor war, in welches sie rein und raus treten konnte wie es ihr gerade passte. Dann verliess sie ihn. Nur noch der Geruch des Slefas blieb zurück.

Während sich die beiden Frauen so „nett“ unterhielten lag Kazel noch immer auf dem kalten Boden, direkt neben dem schlafenden Retros. Der ihn beinahe getötet und ihn ohnehin ziemlich übel mitgespielt hatte. Er lag so unendlich nah und war völlig wehrlos…

Ewig würden die Ausgeschwärmten Wachen nicht suchen und mit Bestimmtheit würden sie an diese Stelle zurückkehren.

Die Zeit verstrich.

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Kazel Tenebrée
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Kazel Tenebrée » Donnerstag 27. September 2007, 21:02

Kazels lag einfach nur da – stinkend, von eigenem Erbrochenem, Blut, Schmutz und Läusen geradezu befleckt – und bibberte. Seine Kleidung hatte sich längst mit dem nassen Match des Schnees vollgesogen und auch die Kälte des Pflasters hielt Einzug in seine Glieder. Er schaute dem Mädchen nach, das sich endlich dank der Worte von Retros in Bewegung gesetzt hatte und verschwunden war. Auch seine unbekannte Retterin war fort. Sie musste ihr eigenes Leben retten. Irgendwie verstand Kazel dies. Er war ihr dankbar, verstand ihre Motive jedoch nicht. Aber sie hatte ihm mehr geholfen als er selbst es je vermocht hätte. Er war frei – wenn auch mit Brandblasen und Frostbeulen an den Füßen und hier zitternd am Boden liegen. Aber jetzt konnte er fort. Wohin? Für einen Moment wusste er es gar nicht. Seine Rachegefühle waren angesichts seines schlechten Zustands und der aufkeimenden Erkenntnis aus dem Käfig heraus zu sein, verebbt.

Aber egal, was Kazel nun in Zukunft tun wollte, erstmal musste er hier weg. Raus aus Pelgar. Weg von ... "Retros!", keuchte er erstickt. Der Wächter war zu ihm getreten und hatte ihn mit dem Stiefel auf den Rücken gedreht. Kazel schaute erschöpft zu ihm auf. Wenigstens riss dieser Kerl ihn jetzt nicht auf die Füße, sein Plan war jedoch auch nicht viel besser. Schon hatte Kazel die Spitze der Pike genau zwischen den Augen, die er nun schloss. "Tu's nicht", flehte er, doch glaubte kaum, dass seine heiser gekrächzten Worte bis zu dem Wachmann durchdringen würden.
Er wartete auf den entscheidenen Moment – den letzten in seinem Leben. Aber weder Schmerz trat ein noch der Tod. <b>Was braucht der so lange?</b>

Kazel öffnete zaghaft die Augen. Aber da war keine Pike, kein Retros, sondern ... <b>dieses Gesicht, diese Frau. Ich kenn sie – oder nicht?</b>
Es war Landria, aber daran erinnerte sich der Mischling nicht. Doch ihre liebliche Stimme ... dieser sanfte Hauch. Er wusste, er kannte ihn. Leise raunte sie ihm zu, dass er in keinem Fall sein Licht erwähnen solle. Es roch nach Slefa. Kazel beruhigte sich, schloss die Augen und sammelte Kräfte. Seine Retterin würde kaum zurückkehren, also musste er seine Flucht aus eigener Kraft schaffen.

Gerade wollte er diesen Versuch wagen und sich auf den Bauch drehen, um dann auf Knien kriechend fort zu kommen, da tauchte ein Schatten wie aus dem Nichts aus. Kazel, der immer noch auf dem Rücken lag, drehte den Kopf in die Richtung des Schattens. Und dann sah er zwei Gestalten, ganz in schwarz gekleidet. Kazel blinzelte. Sah er jetzt schon doppelt? Aber nein, eine von beiden Gestalten hielt der anderen eine Klinge an den Hals. Kazel erkannte die Waffe. Ein Katana ... seine Retterin hatte damit den armen Soldaten Eldrian aufgespießt, dessen Leiche hier noch im eigenen Blut lag. Und dann entdeckte er Retros, der direkt bei ihm in der Nähe lag und ... <b>schläft?!</b>

Das war Kazels Chance. Wegkriechen, -krabbeln oder -rennen. Egals was, nur fort. Niemand achtete im Moment auf ihn. So rollte er sich auf den Bauch und rappelte sich auf. Das kostete schon viel Kraft, doch er durfte jetzt nicht aufgeben. Ob er sich bei seiner Retterin bedanken sollte? <b>Nein, ich darf jetzt keine Aufmerksamkeit auf mich lenken!</b>
Von wegen! Denn dummerweise dachte er kurz nicht an seine geschundenen Füße und stützte sich auf sein Knie, dass die rechte Sohle den Boden berührte.

"Arrrrrgh, verdammt!!!" Schon kippte Kazel um und hockte auf dem Hosenboden. Er griff sich an den Fuß, ließ sofort wieder los, denn auch seine Finger bereiteten ihm große Qualen. Wie konnte etwas so dermaßen schmerzen – ohne dass man versuchte, ihm die Haut mit einer Peitsche abzuziehen. "Lass die Gestalt laufen", flehte er die Schwarzgekleidete an, von der er nicht wusste, dass sie Vana hieß. Er hatte nur einen Namen im Kopf. "Morticia, helft mir", keuchte Kazel, denn die Erkenntnis kam mit seiner Bitte: allein käme er hier nicht weg.
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Vana Erendis Morgaine
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Freitag 28. September 2007, 00:37

Die Erklärung der Frau klang durchaus plausibel und wenn Vana nicht bereits durch ihre Beobachtungen erkannt hätte, dass es dem Priester und dieser Frau nur um den Gefangenen ging, so hätte sie sich damit zufrieden gegeben. Insgeheim empfand sie sogar so etwas wie Bewunderung für diese Frau, die trotz ihrer Angst einen kühlen Kopf bewahrte und ihr eine sehr gute Geschichte auftischte. Und nicht nur das, sie versuchte damit sogar noch ihren Vorteil aus der Situation zu ziehen, indem sie versuchte, Vana zu weiteren Fragen zu verleiten. Sie spielte auf Zeit, wohl wissend, dass diese gegen Vana lief.

So lachte Vana nur leise auf, drückte ihr Katana noch ein wenig fester an die Kehle der Frau und zischte verärgert: <span style="color:01019A;">„Eine schöne Geschichte, ihr wollt mir also weiß machen, dieser Tölpel von einer Wache wäre euer Meister? Für wie dumm haltet ihr mich eigentlich? Allein für den dreisten Versuch mich hinzuhalten, bin ich versucht euch die Kehle durchzuschneiden. Und nun sagt mir endlich, warum ihr wollt, dass der Verurteilte lebt und keine Tricks mehr! Ich zähle jetzt bis drei und habe ich bis dahin keine befriedigende Antwort, dann ...“</span>, Vana ließ offen, was dann geschehen würde, die Frau konnte es sich wohl auch so ausmalen. <span style="color:01019A;">„Also, EINS ... ZWEI ...“</span> Ein lautes und gequältes Stöhnen ließ beide ihren Blick zu dem Gefangenen wenden, auf den sie die ganze Zeit nicht mehr geachtet hatten. Dieser saß mittlerweile ein Stück von seiner letzten Position entfernt auf dem Boden und betastete gerade seine Füße, hörte aber gleich nach den ersten Berührungen stöhnend auf und sah zu den beiden Frauen. Mit flehendem Blick rief er keuchend: "Lass die Gestalt laufen." und dann noch "Morticia, helft mir."

Die Worte brachten Vana zur Besinnung und sie wurde Gewahr, dass die Slefa ganz langsam auf sie einwirkte. Auch wenn sie nicht so schnell auf sie wirkte wie auf andere, so war sie doch nicht resistent gegen ihre Wirkung. Sie vertat ihre Zeit mit der Fremden, nur der Gefangene war wichtig. Die Fremde würde sie irgendwann sicher wieder treffen. So gern sie die Frau noch etwas ausgequetscht hätte, die Zeit rann ihr buchstäblich zwischen den Fingern davon.
<span style="color:01019A;">„Ihr habt Glück, ich werde den Wunsch eures Schützlings respektieren, doch seid euch gewiss, wir haben uns nicht zum letzten Mal gesehen.“</span> Mit einer blitzschnellen Bewegung trat sie der Frau in die Kniekehlen, so dass sie vor ihr auf die Knie fiel, nahm ihr Katana von ihrer Kehle und schlug ihr mit dem Schwertgriff gegen den Hinterkopf, worauf die Frau bewusstlos über den Priester fiel.
<span style="color:1A365E;">„Tut mir leid, ich hätte gerne noch ein wenig mehr mit euch geplaudert, doch rennt mir die Zeit davon und ich kann euch nicht trauen.“</span>, murmelte sie und rannte schnell zu dem Gefangenen.

Bevor dieser etwas sagen konnte beruhigte sie ihn auf Lerium: <span style="color:1A365E;">„Keine Sorge, sie ist nur bewusstlos. Ich konnte aber nicht zulassen, dass sie uns in den Rücken fällt. Und jetzt haltet still, ich will versuchen, eure Schmerzen etwas zu lindern, solange wir noch Zeit dazu haben. Fragt nicht, was ich auch mache, vertraut mir einfach.“</span>
Sie nahm behutsam seine Hand und ritzte mit dem Katana einen kleinen Schnitt in den Ballen. Seine Hände waren bereits so erfroren, dass er den Schnitt kaum spürte, dafür lief jedoch auch nur wenig Blut aus der Wunde. Das Wenige reichte Vana jedoch für das, was sie vorhatte. Sie schob ihr Katana wieder in die Scheide auf dem Rücken und zeichnete mit dem Blut des Gefangenen jeweils die Runen Nauthiz und Algiz auf seine Füße, legte anschließend jeweils eine Hand über die Runen und sprach leise: <span style="color:1A365E;">“Asluth Bjar Baroth Harpah Handar . Heilende Kraft von Nauthiz, befreie diesen Körper vom Schmerz, Kraft von Algiz gib ihm Schutz vor neuer Pein.“</span> Zwischen ihren Händen und den Füßen entstand eine leuchtende Aura und man konnte beinahe den Strom magischer Energie erkennen, der von Vanas Händen zu den Runen auf den Füßen des Verurteilten floss.
Lange hielt sie die Verbindung allerdings nicht, denn es bestand die Gefahr, dass die Wachen jeden Augenblick zurück kommen konnten. Die kurze Zeit musste reichen, damit er wenigstens wieder einigermaßen schmerzfrei laufen konnte.
Nachdem sie fertig war, half sie ihm auf die Beine, wobei sie ihm beruhigend zuraunte: <span style="color:1A365E;">Ich denke, dass ihr nun etwas besser gehen könnt und wir sollten endlich schnellstens von hier verschwinden. Nein, ich sagte bereits, dass ihr nicht fragen sollt, ich werde euch später alles erklären. Nun kommt endlich oder wollt ihr wieder in dem Käfig landen?“</span>
Trotz ihrer Behandlung war er so geschwächt, dass sie ihn stützen musste, aber immerhin war er bei Bewusstsein und schien tatsächlich besser laufen zu können. Die Frage war nur, ob sie es unangefochten bis zur Schenke schaffen würden.

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Erzähler
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Erzähler » Freitag 28. September 2007, 02:12

Landria Sinal war darauf geschult in jeder Situation analytisch zu denken, auch dann, wenn eine eigene Strategie fehlschlug konnte man dennoch aus der Reaktion und dem Verhalten seines Gegenübers mehr über ihn erfahren. Das Risiko welches sie dafür hingenommen hatte war ziemlich gross gewesen und vermutlich zählte auch eine grosse Portion Glück dazu, dass sich gerade Kazel meldete. Denn Vana drückte er die Schwertschneide fester gegen die Haut und redete eindringlich auf sie ein. Landria hielt den Atem an, weil sie befürchtete sich durch diese feine Bewegung an der scharfen Kante jener Waffe zu verletzen.

<b>Du bist also Inkonsequent… du änderst deine Bedingungen wenn du nicht die gewünschten Informationen erhältst… interessant.</b> Dachte sie angestrengt als Vana ihr zuhauchte, dass sie die Geschichte nicht abkaufte und sie erneut aufforderte zu sprechen. Diesmal ohne Tricks – das hatte sie vorhin schon einmal gesagt. Nicht dass Landria über das Zögern der Frau unglücklich gewesen wäre! Im Gegenteil! Aber es gab ein Indiz für die Wahl ihrer eigenen Taktik.

Ja Kommunikation war die Königsdisziplin des Kampfes. In keiner anderen Kampfkunst gab es so viele Angriffs, Verteidigungs- und Ausweichtaktiken. Auch konnten kaum in einer anderen Disziplin so viele geschickte Finten gelegt und Fallen gestellt werden. Es war eine Kunst und Landria hatte genau diese jahrelang studiert. Endlich schien sie – neben dem Inquisitor eine echte Herausforderung gefunden zu haben.

Doch ihr Kampf endete jäh als Kazel aufschrie und die Fremde hinter ihr auf seine Worte hörte. Nicht bis drei durchzählte sondern sich anders besann. Sie spürte wie die Mörderin ihre Haltung änderte, doch wagte sie es nicht sich zu rühren, zu gross war die Verletzungsgefahr. Da traf ein Stiefel gegen ihre Kniekehle. Sie keuchte schmerzerfüllt auf und sackte auf die Knie. Noch ehe sie weiter reagieren konnte, traf sie der harte Schwertknauf und schickte sie in die Dunkelheit. Ihre Augen verdrehten sich und sie fiel haltlos über den Priester. Da beide in schwarz gekleidet waren, sah es von weitem aus wie ein einzelner Stoffhaufen, ein seltsamer Menschenknäuel. Nicht gerade ein ehrenhaftes Bildnis. Lagen hier schliesslich die beiden wichtigsten und zweifellos einflussreichsten Vertreter, desmächtigsten Geheimbundes Pelgars auf dem nassen Boden.

Vana wandte sich Kazel zu. Der noch immer neben dem schnarchenden Retros lag, Eldrians ausgeströmtes Blut war zu der Wange des Schlafenden geronnen. Er würde es an sich kleben haben, wenn er aufwachte. Das Blut seines Freundes.

Kazel spürte nicht wie Vana ihm in die Hand schnitt. Er spürte ohnehin nicht mehr gerade fiel. Doch in jenem Moment als er gesehen hatte wie Landria niedergeschlagen wurde, regte sich etwas tief in seinem Verstand und rebellierte gegen das gesehene. Ohne sich erklären zu können weshalb gelang er zu der Überzeugung, dass das was eben geschehen war. Nicht gut gewesen war. Direkte Konsequenz jedoch hatte es keine, nicht solche wie jene Rachegefühle die er nun für Shantih und Luziver empfand. Nein. Nur ein flaues unwohles Gefühl, dass nicht richtig greifbar war.

Kurz darauf verspürte er an seinen Füssen leichte Linderung. Vanas Runenmagie wirkte. Doch sie hatte auch ihren Preis. Was sie dem geschwächten Gefangenen an Heilung bot, entzog sich ihrer eigenen Energie und ihr wurde kurz leicht schummrig. Sie war dadurch wohl auch etwas empfänglicher auf den ganzen Slefaduf geworden, welcher sich hartnäckig an ihren Kleidern verfangen hatte. Doch das leichte düstere Flackern um ihre Augen verschwand wieder.

Genau so wie ihre Zeit schwand.

Es war der Inquisitor, der seine Augen aufschlug und verwirrt das Gewicht auf sich spürte. Er keuchte und rührte sich. Drückte Landria von sich weg. „Landria?!“ Nuschelte er. Seine Sprache klang verwaschen von der Betäubung. Er drehte sie auf den Rücken und zog ihr die Kapuze runter. Ihr blondes Haar wurde sofort vom dreckigen Boden benetzt. Ausserdem war an ihrem Hinterkopf ein beträchtlicher roter Fleck zu sehen. Landrias Schädel war offensichtlich nicht so dick wie man hätte vermuten können. Auch dem Inquisitor ging es nicht wirklich gut. Er richtete sich auf und schwankte gefährlich herum, sah jedoch zu Kazel und Vanas Unglück genau in ihre Richtung. Doch er unternahm nichts gegen ihre Flucht sondern schnaubte nur verächtlich als er den Rücken seiner Angreiferin sah. <b>Das wirst du mir bitter büssen!</b> Er musste sich wieder hinsetzen, weil ihn seine Beine noch nicht richtig tragen wollten. „WACHE DAHER!“ Brüllte er schliesslich ins Dunkel. Dies war vorerst alles, was er gegen die Fliehenden hatte unternehmen können. Doch dies war sicherlich nicht das einzige, was er gegen sie unternehmen würde…

Es dauerte einen Moment bis die ersten der ausgeschwärmten Wachen den Weg zurückfanden. Ihre Eisenstiefel hallten über den Plastersteinboden. Sie näherten sich ihnen schnell. Doch Vana und Kazel hatten sich schon ein beträchtliches Stück von der Mordstätte entfernt und die Nacht – Manthalas Geschenk – Bot ihnen in der Dunkelheit die sie ihnen brachte Schutz und Deckung. Zudem kümmerten sich die beiden Zurückgekehrten erst um den Inquisitor und um Landria, die offensichtlich ärztlicher Hilfe bedurfte, da die Blutung nicht stoppen wollte. Was weiter auf der Anhöhe der Verurteilten geschah – würde sich dem Wissen und der Beobachtungen Kazels und Vana verborgen bleiben.

Nur Iktors tote, starren Augen welche im Mondlicht glitzerten, waren stumme Zeugen jener Geschehnisse, die doch nichts empfingen.

Kazel hatte indes seine eigenen Probleme. Während Vana ihn irgendwie zur Schenke schleppte. Seine Hände waren Taub und so steifgefroren, dass er sie nicht mehr bewegen konnte. Zudem hielt sein Kreislauf ihn eher schlecht als recht über Wasser. Die Unterkühlung machte seinem Körper arg zu schaffen. Trotz Vanas Runenmagie hatte dieser Mann im Moment nicht mehr lange zu leben – wenn er nicht schleunigst gewärmt werden würde. Die unzähligen Bronko-Läuse die auf Kazels Kopf fremdgegangen waren, bohrten sich nur noch tiefer in sein Haar um vor der Kälte geschützt zu sein. Es juckte grässlich. Um sich warm zu Halten (Ja Reibung erzeugte schliesslich wärme) vermehrten sich diese Viecher in Windeseile. Ausserdem war zu befürchten, dass die Wachen nicht sichtbaren Spuren folgen müssten, sondern lediglich dem Gestank welcher von Kazel ausging.

Dennoch.

Ob es nun ein stummer Segen Manthalas war. Oder Glück. Oder verdammtes Glück. Oder das Versagen der Wachen. Sie erreichten ungestellt die Schenke und zu ihrem närrischen Glück war die Hausherrin und Ehefrau des Wirtes sogar noch zugegen. Sie öffnete gerade die Tür, trat hinaus und leerte brummelnd einen voll gekotzten Eimer aus. Bronko hätte diese Begrüssung wohl gefallen. Sie starrte die beiden heraneilenden überrascht an als sie auf sie zugeeilt kamen und zielstrebig ihre Schenke ansteuerten. „Bei Lysanthor!“ Sie schlug ihre Hände vor den Mund als sie Kazels Füsse erspähte. „Kommt rein schnell!“

Anabella so hiess die Wirtin war eine Frau in ihren „besten Jahren“ (wie es ihr Mann immer zu sagen pflegte) nämlich den Wechseljahren. Ihr eigentlich schwarzes Haar war bereits von mehren grauen Strähnen durchpflügt, ihr Gesicht zeigte die natürlichen Spuren des älter werdens, doch die Züge waren Weich und Aufgeschlossen. Sie war vollschlank und vor allem vollbusig (wie es ihr Mann immer zu sagen pflegte). Sie trug einen Morgenrock über ihrem Schlafgewand. Die Kotze stammte von ihrem Herr Gemahl, der sich an seinem eigenen Fisch der er sonst seinen Gästen anbot, eine Magenverstimmung eingefangen hatte.

Alle Bekannten und Verwandten und auch Unbekannte und Nicht Verwandte hatten ihr stets gesagt, dass dieser Mann nicht der Richtige für sie war. Doch Anabella liebte ihn und war zufrieden mit ihm. Das war das einzige was für sie zählte, auch wenn dies ein einfaches Leben in dieser Schenke bedeutete. Am liebsten hätte sie nämlich die Ritualmagie erlernt. Wieso? Das hatte sie nie jemandem erzählt.

Doch ihre verwelkten Träume waren ja im Moment auch überhaupt nicht wichtig. Sondern eine Fremde und ein ziemlich ungesund aussehender Mann der sich an der grossen Frau mühsam und erschöpft abstützte. Für Anabella – eine treue und loyale Pelgarerin, die ihr Herz nur ihrem Manne ihrem Gott und dem Rest der Welt schenkte – war es eine religiöse Pflicht zu helfen, wenn sie dazu die Möglichkeit hatte. So bat sie die beiden ohne Fragen zu stellen erst einmal ins warme Haus.

„Ich lass gleich ein warmes Bad ein!“ Sagte sie nervös und stürmte auch schon wieder weg. Eine Frau die Half und (noch) keine Fragen stellte. Es schien so als wäre das Glück ihnen wahrlich hold.

Draussen hörten sie einigen Tumult. Als Wachen vorbei rannten. „Wo ist diese Hure nur hin?!“ Hörte man einen davon Knurren. „Vielleicht in dieses Gasthaus?!“ Sie blieben stehen. Vana konnte es deutlich hören.

Und da war das Glück wohl auch schon wieder weiter gezogen, direkt in die Arme der Wachen?

Nein.

Diesmal nicht. „Ach komm vergiss es! Die kommt hier ohnehin nicht aus den Toren! Die kriegen wir bei Tag schon! Die wird ja kaum einen Trinken gegangen sein! Ausserdem ist die Schenke zu!“ „Aber es brennt noch Licht!“ „Was interessiert mich das!“ „HE IHR DA! BEWEGT EURE FAULEN ÄRSCHE, HIER GIBT ES EINE VERLETZTE ZU TRANSPORTIEREN SCHNELL!“ Brüllte eine dritte Stimme weiter Entfernt, dafür umso kräftiger.

Schritte entfernten sich.

Anabella kam zurück sie brachte dicke Decken und reichte diese Vana. „Wickelt ihn ein!“ Sie schien nichts von dem Tumult vor der Schenke mitbekommen zu haben.

[Vana verliert durch Anwendung der Magie 5% ihrer Lebensenergie. Kazel gewinnt durch Magie und die Wärme des Hauses 10% lebensenergie - kann aber aufgrund der Eingefrorenen Glieder, die Hände nicht bewegen.]

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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Kazel Tenebrée » Freitag 28. September 2007, 10:10

Die Schwarzgekleidete steckte ihr Katana zurück. Sie hatte Kazel wohl erhört. Er atmete erleichtert aus, denn irgendwie behagte es ihm nicht, dass immerhin schon Eldrians Leben schwer wie Blei auf seinen Schultern lag. Er hatte sterben müssen, damit Kazel nun auf nassem Pflaster hockte – stinkend und schmutzig. Eine Seele war schon mehr als genug und die andere dunkel verhüllte Person hatte mit der ganzen Sache doch nicht zu tun? Irgendwie wusste Kazel sie immer noch nicht einzuordnen, obwohl eine gewisse Vertrautheit vorhanden war – trotz der Tatsache, dass er das Gesicht der Frau nicht einmal gesehen hatte.
Aber diese Morticia würde sie nicht umbringen. Das war gut. Es gab nur wenige, die den Tod verdienten. <b>Dunkelelfen ... Luziver und Shantih ...</b>, flogen die Gedanken durch seinen Kopf und beinahe wären die Rachegefühle wieder hochgeschwappt wie die eigene Galle bei Übelkeit. Doch Morticias Handlung unterdrückte es. Sie trat der Fremden in die Kniekehlen, dass diese fiel und verpasste ihr einen Schlag mit dem Knauf ihrer Waffe. Die Frau sank bewusstlos auf dem Priester zusammen.

Dann tauchte Morticia an Kazels Seite auf. <i>"Haltet still, ich will versuchen, eure Schmerzen etwas zu lindern, solange wir noch Zeit dazu haben. Fragt nicht, was ich auch mache, vertraut mir einfach."</i>
Vertrauen?! Oh, warum wollte diese Fremde, diese Morticia, ihn befreien? Ihre Worte bewiesen, dass sie Kazel nicht im Geringsten kannte! Sie wusste gar nichts von ihm, was jedoch auch auf Gegenseitigkeit beruhte. Welche Motive hatte diese Frau? Und dann sollte er ihr <i>vertrauen</i>! Wo er doch niemals in seinem Leben anderen vertraute, ja manchmal nicht einmal sich selbst!!!
Kazel hätte ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Er hob zaghaft die Hand, um auszuholen, doch Morticia packte sie und schnitt ihm in den Handballen. Es schmerzte nicht einmal, denn seine Hände waren vor Kälte ganz steif gefroren. Er konnte die Finger nicht bewegen. Seine unergründliche Retterin wandte Magie an, die Kazel gänzlich unbekannt war. Natürlich kannte er Runen, doch nie zuvor hatte er Runenmagie im Einsatz gesehen. So vertraute er immer noch nicht, als Morticia ihm stützend unter die Arme griff und aufrichtete.

"Nein", keuchte Kazel, denn er wollte nicht mehr stehen. Stehen und gehen verband er derzeit mit qualvollen Schmerzen und die wollte er möglichst vermeiden. Doch die Runenmagie zeigte Wikrung. Überrascht starrte der Mischling auf sene Füße, dann zu Morticia. Aber sie hatte ihn gebeten keine Fragen zu stellen. <b>Keine Fragen! Halt die Klappe! Das ist deine Chance hier zu verschwinden! Warte nicht darauf, dass die Wachen dich aus der Stadt begleiten, Idiot!</b>

Sein Gewissen, da war es wieder. Und es sprach vernünftig. Also setzte sich Kazel mit Morticias Hilfe in Bewegung. Die Runen taten ihr übriges, auch wenn er das Pflaster unter der schützenden Aura spürte. Wenigstens brannten die Sohlen nicht.
Langsam ging es voran und Kazel kämpfte, bei Bewusstsein zu bleiben, immer brav einen Fuß vor den anderen setzend. Er durfte jetzt nicht schlapp machen, das wusste er. Doch wohin es ging, bekam er kaum mit. Häuser, überall nur Häuser und hier und da weitere Straßen. Brachte Morticia ihn zum Stadttor? Nein ... "Taverne", murmelte er, als ihm das Schild über der Tür des Gasthauses auffiel. Kazel war im Moment alles Recht. Hauptsache Wärme und die Möglichkeit sich ein wenig auszuruhen.

So ließ er zu, dass Morticia ihn in die gute Stube brachte. Beide konnten von Glück reden, dass die Wirtin noch wach war, denn sie hatte die Taverne wohl eben schließen wollen.
Ächzend trat der Mischlings-Elf über die Türschwelle.

<i>„Bei Lysanthor! Kommt rein schnell!“</i>, rief die Wirtin aus. <b>Du hast Glück im Unglück, Idiot! Die schaut nur auf deine Füße und nicht auf deine Haut. Noch wird sie dich nicht an die Stadtwache verraten!</b> Wenigstens hierfür waren seine Füße gut. Doch Kazel traute auch der Wirtin nicht. Ganz Pelgar war ihm bisher übel auf den Magen geschlagen. Ja, sein Magen ... der knurrte beträchtlich. Ausgerechnet jetzt. Als hätte er nicht andere Probleme als Hunger. Sein Kopf war ein einziges Läusenest und wild sprangen die kleinen Biester in seinen Haaren herum. Er stank nach Kotze, Fäkalien und Blut. Seine Fußsohlen waren absolut unbrauchbar und sobald die magische Wirkung nachließ, würde er sich nur noch kriechend vorwärts bewegen können. Und da meldete sich sein <i>Magen</i>! "Verdammt", brummte er über seine Lage, dabei konnte er doch recht glücklich sein. Er war frei. Sein Blick flog zu Morticia. "Es war dumm von Euch, Euren Namen preiszugeben", meinte er nur und verfiel dann in Schweigen.

Die Wirtin sprach von einem warmen Bad und verschwand eilig. <b>Ja, baden. Wärme .. oh, du Idiot, du bist durchgefroren, weißt du das? Deshalb fühlst du momentan auch nichts. Vonwegen Runenmagie, bei dir ist nur alles taub. Du standest kurz vorm Verrecken!</b>
Kazel versuchte, seine Finger zu bewegen. Schmerz durchflutete ihn und sein Versuch blieb erfolglos. Da hörte man Stimmen von draußen. Die Wachen hatten sie also doch eingeholt und er selbst war unbewaffnet! Ha! Worüber er sich schon wieder sorgte! Selbst mit Waffe würde er kaum kämpfen können.
Sein Herz schlug wild, das einzige Organ, welches seinen Dienst ob der Kälte wohl nicht ganz versagte, denn seine Lungen brannten bereits bei jedem Atemzug. Ja, Kälte konnte brennen, auch wenn man es nicht glauben mochte.
Die Wachen entfernten sich, wollten die Taverne nicht betreten. Kazels Herz schlug langsamer, ruhiger und er seufzte erleichtert. Jemand bei den Göttern gab ihm eine Chance. "M...nth...la", murmelte er durch seine aufgesprungenen, bläulichen Lippen, als die Wirtin auftauchte und einen ganzen Berg Decken anschleppte.
Rasch wurde Kazel darin eingewickelt. Schön warm! Zufrieden schloss er die Augen.

[weiter --> Schenke Zum Pony ---> Im Hinterzimmer des Schankraums (neues Topic)]
Zuletzt geändert von Kazel Tenebrée am Freitag 28. September 2007, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Vana Erendis Morgaine
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Donnerstag 7. Mai 2009, 14:03

[komme mit Eskorte von In den Gefägnisszellen Pelgars

Ihre Worte waren provokant und die Reaktion der Wache darauf fast schon vorhersehbar, insofern überraschte es sie nicht, als einer der Wächter knurrend seine Pike gegen sie erhob. Auch die mahnenden Worte des Priesters entlockten ihr nur ein müdes Lächeln. Natürlich war dieser, so wie sie auch, ausgebildet, derartigen Provokationen mit Gelassenheit zu begegnen und so dem Provozierenden jeglichen Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie nickte daher nur wissend ob der folgenden Worte und ließ den Priester ansonsten im Unklaren darüber, ob sie von seinen Worten nun berührt wurde oder nicht. In jedem Fall war sie der überzeugung, ihr Gewissen nicht erleichtern zu müssen. Lysanthor allein würde nicht über sie zu richten haben, da war sie sich vollkommen sicher, auch seine Schwester würde hier ein gewichtiges Wort mitzureden haben.

Nun, da alles gesagt war, unterbrach die Wache ungeduldig, ja schien es fast schon eilig zu haben, Vana oder Morticia, wie sie von ihnen hasserfüllt genannt wurde, fort zu schaffen. Lediglich der Priester legte so etwas wie Respekt ihr gegenüber an den Tag, als er sein Haupt neigte und ihr Glück in der anderen Welt wünschte. Man ließ ihr gerade noch so viel Zeit, die Geste zu erwidern und dem Priester ebenso ehrfurchtsvoll das Haupt zuzuneigen und ihm für den Wunsch zu danken, doch dann wurde sie ruppig und mit harschen Worten auf die Füße gezerrt: "Hoch mit dir, Mörderin. Es wird Zeit."
Man legte ihr neue Hand- und Fußfesseln, welche durch eine straffe Kette miteinander verbunden waren an und löste anschließend die Ketten, mit denen sie an die Kerkermauern gefesselt war.
Pelgar wollte jetzt keine Zeit mehr verlieren und sicher gehen, dass die gesuchte Mörderin auch ja schnell abgeurteilt wurde. Als die Wächter sie, nun da sie sich nur schwerfällig bewegen konnte, aus der Zelle trieben, meinte Vana schließlich spottend:
„Die Sitten in Pelgar sind seit meinem letzten Besuch inzwischen auch immer mehr verroht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass vor noch nicht allzu langer Zeit zum Tode verurteilten Verbrechern wenigstens eine ordentliche Henkersmahlzeit gewährt wurde. Anscheinend sind den getreuen Lysanthors die alten Sitten nicht mehr geläufig. Ich hoffe doch, dass der Brauch, einem zum Tode verurteilten einen letzten Wunsch zu gewähren nicht ebenso in Vergessenheit geraten ist.“
Die Spitzen mehrerer Piken, die sich in ihren Rücken bohrten und sie vorwärts trieben waren die einzige Antwort darauf. So zog die traurige Prozession an den kalten Kerkermauern vorbei, bis Vana schließlich mit Bronkos Abschiedsgruß im Ohr aus dem Kerker heraus auf den Kasernenhof gestoßen wurde. Dort schleifte man sie unter den Augen der anwesende Kasernenbesatzung in einen bereits bereit stehenden zweirädrigen vergitterten Karren an den ein Esel gespannt war und der sie von der Kaserne zur Anhöhe der Verurteilten bringen sollte. Die grimmigen Mienen der Soldaten und deren drohend erhobenen Waffen ließen sie erahnen, was ihr auf dem Weg zum Richtberg bevorstehen mochte.
Mit einem Ruck zog der Esel auf das Kommando der den Zug begleitenden Wachen den Wagen mit der Delinquentin an und zum Tor hinaus, wo sbereits eine johlende und neugierige Menschenmenge auf das kommende Schauspiel wartete.

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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Erzähler » Samstag 9. Mai 2009, 16:49

Pelgars Wächter vertrödelten keine Zeit mehr. Zu lange hatte man nach Morticia gesucht und zu viele Schwierigkeiten hatte die dunkelelfische Mörderin gemacht. Jetzt wollte man sie loswerden - endgültig und schnell. Daher hatte die Stadt sich auch nicht auf das Urteil "Tod durch das Rad" entschlossen, obgleich es für eine brutale Frau wie diese die wohl passendste Bestrafung gewesen wäre. Nein, man gewährte ihr einen schnellen Tod. Einerseits um sie, wie schon erwähnt, möglichst bald loszuwerden und damit die Legende Morticia ein für alle mal in Vergessenheit geraten zu lassen und zum anderen, weil man nicht auch noch Lust hatte, ihr Henkersmahlzeit oder einen letzten Wunsch zukommen zu lassen.
Pelgar hatte die alten Sitten nicht vergessen, auf die Vana die Soldaten nun ansprach - welche nur mit den Spitzen ihrer Piken antworten konnten. Aber nicht jedem musste man eine solche Sitte leisten. Schließlich lud man einen Mörder nicht in sein Haus ein, auch wenn es draußen noch so sehr stürmte oder schneite. Auch Pelgar hatte seinen Stolz.

Nicht einmal der Kommandant oder der Hohe Rat waren gekommen, wie Vana das erkennen konnte. Auf der Anhöhe befanden sich nur einfache Schaulustige. Bürger, die man in jeder Stadt fand, ganz gleich, wie die übrige Kultur sich gestaltete. Wenn es einen Urteilsspruch umzusetzen galt, so konnte sich offenbar jeder zum Richtfest einladen.
Der Karren mit der im Käfig sitzenden Vana klapperte an den Umstehenden vorbei und die Anhöhe herauf. Dort hatte man auf einer kleinen Bühne einen Holzklotz aufgestellt. Keine Hängung, kein Gift, kein Verhungern am Kreuz ...
Neben dem Holzklotz stand ein mit schwarzer Kappe maskierter Mann. Über seine Schulter hatte er eine große Axt gelegt. Das Sonnenlicht, welches spottend auf den Richtplatz herab schien, reflektierte von der scharf geschliffenen Schneide des Axtblattes.

Einer der Soldaten trat mit einem Pergament vor die Schaulustigen, die sich am Rande der Bühne versammelt hatten. Unterdessen zerrte man Vana aus ihrem Käfig und hinauf zu ihrem Henker. Der Soldat entrollte das Pergament und verlas: "Am heuten Tage zur Zeit der Abendsonne und somit im direkten Angesicht unseres Gerechten Gottes Lysanthor soll die mehrfache Mörderin Morticia, auch bekannt unter dem Namen Vana Morgaine, ihr gerechtes Schicksal erhalten. Das Urteil lautet: Tod durch Enthauptung und ist von einem ausgebildeten Henker der Stadt Pelgar zu vollstrecken. Ihr Kopf soll anschließend getrennt vom Körper außerhalb der Stadt in die Berge geworfen werden. Der Rumpf verbleibt auf dem Richtberg, um den Aasfressern als Nahrung zu dienen." Der Mann rollte das Pergament unter dem zustimmenden Johlen der Menge zusammen. Dann drehte er sich zum Henker und nickte ihm zu.

Die Soldaten führten Vana an den Holzklotz heran, drückten ihr so fest auf die Schultern, dass sie knien musste und raunten ihr zu, sie solle den Kopf auf das Holz legen. Der Henker sank inzwischen ebenfalls auf ein Knie herab. "Lysanthor, Herr über Wahrheit und Recht, bitte verurteile mich nicht zum Mörder ob meiner kommenden Tat. Ich töte diese Frau, um dir zu dienen, Allmächtiger. So richte bitte nicht über mich, indem du mir Alpträume oder Schlimmeres entsendest." Er machte ein göttliches Zeichen und erhob sich wieder. Mit der Axt trat er an Vana heran.
"Legt den Kopf seitlich, dann ist es schnell vorbei", gab er ihr mit neutralen Worten den vermutlich letzten Ratschlag, den ihre Ohren hören sollten.

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Vana Erendis Morgaine
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Vana Erendis Morgaine » Donnerstag 28. Mai 2009, 23:04

Die Fahrt zur Richtstätte war weniger schlimm als Vana zuerst gedacht hatte. Durch das Turnier waren die Bürger Pelgars anscheinend zu sehr beschäftigt, als dass sie sich für eine Hinrichtung interessieren würden, auch wenn es sich um die berüchtigte Morticia handelte.
Natürlich waren noch genug Schaulustige gekommen und es fehlte nicht an Schmähungen und drohend erhobenen Fäusten, doch blieb ihr so wenigstens das faule Obst und Gemüse erspart, mit dem die Menge sonst immer die Verurteilten zu bewerfen pflegte.

Am Richtplatz angekommen führten die Schergen Pelgars sie ohne Umschweife auf eine kleine Bühne, auf der schon der Scharfrichter mit seinem Beil wartete. Nun, angesichts der bevorstehenden Hinrichtung, schlich sich doch so etwas wie Angst in ihr Herz. Auch wenn sie sich nach außen hin gefasst, ja fast desinteressiert gab und spöttisch anmerkte, dass man in Pelgar wohl noch nicht einmal mehr den letzten Wunsch eines zum Tode verurteilten achtete, schauderte sie innerlich bei dem Gedanken, dass dies die letzten Augenblicke ihres Lebens waren.
Die Minuten, während man ihr Urteil verlaß vergingen quälend langsam, viel zu langsam und Vana wünschte sich, dass es endlich vorbei sein mochte. In diesen Augenblicken empfand sie auf einmal die gleichen Ängste und Gefühle wie sie ihre Opfer, kurz bevor sie ihnen das Leben genommen hatte, gefühlt hatten. Und erst jetzt, im Angesicht ihres sicherenTodes empfand sie so etwas wie Mitleid und Reue, fragte sie sich, ob dies wirklich der richtige Weg gewesen war.

Schließlich war das Urteil verlesen und man drückte sie mit roher Gewalt nach unten, so dass ihr Hals auf dem Richtblock zu liegen kam. Es war soweit und eine plötzliche und ihr unerklärliche innere Ruhe stellte sich ein. Noch nicht einmal eine spöttische Bemerkung kam über ihre Lippen, als ihr der Scharfrichter den Rat gab, den Kopf seitlich auf den Richtblock zu legen. Stumm kam sie seinem Rat nach und raunte ihm nur noch leise zu:
"Ich spreche euch frei von der Schuld an meinem Tod. Ich bitte euch lediglich darum, euer Werk kurz und schmerzlos zu vollenden."
Danach warf sie einen letzten Blick auf die Menge, schloss ihre Augen und wartete auf den Tod, hoffend, dass er schnell und schmerzlos zu ihr kommen würde.
Das letzte, was sie in ihrem Leben wahrnahm war das pfeifende Geräusch der herabsausenden Axt und ein scharfer Ruck, der ihr durch den Hals fuhr, dann versank sie in ewiger Dunkelheit.

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Gevatter Tod
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Re: Die Anhöhe der Verurteilten

Beitrag von Gevatter Tod » Freitag 29. Mai 2009, 11:22

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