Der geheime Unterschlupf

Jeder weiß, dass sich das geheime Versteck in der Stadt selbst befindet, aber nur Mitglieder der Wüstendiebe kennen den Weg dorthin. Niemand weiß, wo man suchen muss und bisher blieb diese Gemeinschaft unentdeckt.
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Alea
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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Montag 29. Januar 2007, 13:27

[von: Marktplatz Sarmas --> Am Marktplatz]

Ohne noch etwas zu sagen, folgte sie Rejan zum geheimen Unterschlupf. Auf den Weg dorthin erinnerte sie sich zurück. Es war schon Jahre her, da war sie Rejan ebenfalls einfach so durch die Straßen gefolgt, obwohl er für sie damals noch ein Fremder gewesen war. <b>Wie schnell doch die Zeit vergeht...</b>
Sie schlüpfte durch das Loch, das hinter dem schweren Felsblock lag, den Rejan zur Seite geschoben hatte und wartete ab, bis er sich ebenfalls im Versteck befand und den Eingang wieder schloss. Dann übernahm sie die Führung. Während er ihr folgte, lief sie durch die langen, verzweigten Gänge. Vor einer Holztür blieb sie schließlich stehen und öffnete sie, um sie für Rejan aufzuhalten.
Hinter der Tür kam eine kleine Kammer in Sicht. In dieser hatte sie in den Jahren gelebt, die sie in der Gilde verbracht hatte. Glücklicher Weise war sie noch nicht neu vergeben worden und bis es soweit war, kam sie eigentlich immer in diesen Raum, wenn sie denn mal hier im Versteck der Wüstendiebe war.

Alea setzte sich auf das Bett und legte den Rucksack neben sich. Mit einem Blick stellte sie fest, dass Rejan bereit war, obwohl sie seine Neugierde gerne noch weiter gesteigert hätte. Bevor sie den Rucksack öffnete, hielt sie jedoch inne und grinste ihren Gegenüber an. "Warte. Erst einmal zeige ich dir...", dabei kramte sie in dem kleinen Beutel an ihrem Gürtel und fischte nach den smaragdgrünen Ohrringen. Vorsichtig zog sie sie heraus und legte sie in ihre Handfläche, die sie dann Rejan entgegen streckte, "...die hier", beendete sie ihren Satz dann erst und sah ihn fragend und erwartungsvoll an. "Sind sie nicht schön? Und der hier auch?" Dabei zeigte sie ihm ihre andere Hand, an der der schlichtere, geklaute Ring saß. "Aber das ist nur ein geringer Teil meiner Beute." Nachdem er seinen Kommentar dazu abgegeben hatte, zog sie das Tuch aus dem Rucksack, legte es zwischen sie auf das Bett und schlug den Stoff zurück, so dass er alles sehen konnte. Auf seine Reaktion war sie mehr als gespannt.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Wüstendieb » Montag 29. Januar 2007, 15:07

Rejan staunte nicht schlecht. Bewundernd und mit nicht weniger gierigem Blick als Alea vor kurzem starrte er auf die Ohrringe und das Schmuckstück an ihrem Finger. "Sehr prachtvoll", brachte er nur hervor, denn irgendwie verfing sich seine Aufmerksamkeit in den schimmernden Ohrringen.

Alea legte sie kurz beiseite. Sie wusste, Rejan würde ausnahmsweise so ehrenvoll sein und sie nicht bestehlen. Nein, <i>sie</i> nicht. Bei anderen Wüstendieben drückte der alte Halunke kein Auge zu, aber Alea bildete eine Ausnahme. Außerdem würde sie ihn sofort verdächtigen, wenn etwas fehlte, da er bisher der einzige war, der von ihrer Beute wusste.

Dennoch wich sein Blick nicht von den schönen Ohrringen, auch nicht, als Alea den Tuchbeutel auspackte und die restliche Beute vor sich auf dem Bett ausbreitete. Das Laken war recht staubig. Niemand nutzte ihren Raum, daher machte hier auch keiner sauber. Sie selbst verweilte lieber in ihrer eigenen kleinen Behausung als hier unten im stickigen Untergrund. Auch wenn es unter der Stadt viel kühler und daher angenehmer war, hatte sich Alea daran gewöhnt, mit der Hitze Sarmas einzuschlafen und morgens wieder zu erwachen.

Die Diebin erwartete gespannt Rejans Reaktion, aber der starrte immer noch wie gebannt auf die Ohrringe. Alea schubste ihn an. Erst dann rührte er sich.

"Verzeih mir", lachte er. "Das ist wohl der beste Fang, den ich seit Jahren gesehen habe. Zumindest von Dieben, die einzeln unterwegs sind. Die großen Gruppen der Wüstendiebe bringen ja immer reichlich Beute mit, weil die auch in die größten Anwesen eindringen." Endlich drehte sich Rejan auf dem Bett und beugte sich über den Schmuck. "Wo hast du all das her? Hast du einen Händler auf offener Straße all seiner Waren beraubt?"

Rejan grinste. Natürlich glaubte er nicht, dass Alea so riskant und naiv vorging. Auch sie plante ihre Raubzüge immer sehr gut voraus. Trotzdem konnte er keine Erklärung finden, wie sie all diese Schönheiten zusammengetragen hatte. Auf dem Bett lag ein kleines Vermögen.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Montag 29. Januar 2007, 19:14

Zunächst rührte sich Rejan nicht, sondern starrte wie gebannt auf die Ohrringe. So, wie es ihr ergangen war, als sie die beiden zum ersten Mal gesehen hatte. Sie wartete einige Momente, schubste ihn dann jedoch an, damit er sich von dem schönen Anblick los riss. Stolz lauschte sie dann seinen lobenden Worten, die sie nur noch zufriedener stellten. Auf seine Frage lachte sie kurz und schüttelte dann den Kopf. "Nunja, ich bin über den Marktplatz geschlendert und da funkelte mir etwas zwischen den Vorhängen eines Ladens entgegen. Er war voller Schmuck. Wie du siehst <i>war</i>", betonte sie noch einmal und lachte noch einmal. "Die Wasserpfeifen und Wandteppiche sind noch da, falls du etwas brauchst." Mit einem breiten Grinsen sah sie von ihm auf das Tuch mit dem ganzen Schmuck. Dafür würde sie unzählige Goldmünzen bekommen. Und was sie sich davon kaufen könnte!

Sie seufzte kurz, ehe ihr noch etwas einfiel. Ihre Finger glitten hinab zu ihrer Hose, aus dessen Tasche sie die kleine Schuppe hervor holte. Wie zuvor die Ohrringe, die sie inzwischen zur Seite gelegt hatte, bettete sie die Schuppe in ihrer Handfläche, um sie Rejan zu zeigen. "Die lag dort auch. Sieht aus wie eine Schuppe oder was meinst du?" Sie wollte zunächst wissen, was er davon hielt, bevor sie ihm noch erzählen würde, was passiert war, als sie sie das letzte Mal angefasst hatte.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Erzähler » Dienstag 30. Januar 2007, 09:29

Alea glaubte schon, dass die Sache mit dem Bild in ihrem Kopf nur Einbildung gewesen sei, denn zunächst geschah nichts dergleichen. Doch als sie die Schuppe beinahe liebevoll in ihre Handflächen legte und diese zu Rejans Gesicht hochhielt, war es wieder da. Wie ein Geistesblitz durchzuckte es Aleas Körper und erneut trat ein Bild vor ihre Augen. Dieses Mal jedoch blieb es lang genug, dass sie sich "betrachten" konnte, was sie da sah.

<i>Alea befand sich in der Wüste. Nichts als Sand um sie herum, aber da war noch etwas – oder jemand! Eine seltsame Person auf zwei Beinen, doch sie besaß einen Schwanz wie ein Tier. Diese fremde Gestalt schimmerte wie Feuer, wie die Schuppenbrosche in Aleas Händen: rot, orange, golden.</i>

Dann verschwamm das Bild wieder und Aleas seltsame Vision endete. War es denn eine Vision gewesen? Oder hatte ihr da ihre Einbildung nur einen Streich gespielt? Was sollte das alles?
Jemand hatte sie sanft an den Schultern gepackt und schüttelte sie leicht. In Aleas Kopf drehte sich alles einen Moment, aber schließlich fand sie zu sich selbst zurück. Rejan blickte sie besorgt an.

"Alles in Ordnung mit dir? Du hast mir dieses Schuppenschmuckstück oder was auch immer zeigen wollen und bist dabei beinahe nach hinten umgefallen. Zum Glück konnte ich dich noch auffangen. Fühlst du dich wohl?"

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Dienstag 30. Januar 2007, 09:55

Plötzlich war das Bild wieder da, als sie die Schuppe Rejan zeigen wollte. Dieses Mal erkannte sie es genauer und hatte ein wenig Zeit, es zu betrachten, mehr als nur Schemen zu erkennen.
Schließlich verschwamm das Bild wieder und sie brauchte einige Momente, um wieder zu Rejan zurück zu kehren. Ihr Kopf drehte sich und es dauerte etwas, bis sie Rejan als solchen erkannte und ihr klar wurde, was gerade passiert war.
"Das... das ist diese Schuppe", brachte sie schließlich hervor und sah kurz zu eben jener hinab. Mit der freien Hand stützte sie sich nun auf dem Bett ab, um vorerst Halt zu finden. "Als ich sie berührte, da sah ich auf einmal ein Bild vor mir, so etwas wie eine Vision, weißt du?" Sie wusste nicht recht, was sie darüber denken sollte, doch inzwischen glaubte sie, dass es keine Einbildung war. Seltsam war es jedoch allemal. "Vorhin im Laden ist mir dasselbe passiert, aber da hatte ich nichts erkennen können." Fragend sah sie Rejan an. Ob er sie jetzt für verrückt erklären würde? "Ich weiß, das klingt, als hätte ich es erfunden. Aber ich glaube, es war keine Einbildung. Ich habe ein Wesen gesehen, das auf zwei Beinen mitten in der Wüste stand. Und es hatte einen Schwanz und schimmerte in den Farben, die auch diese Schuppe hier hat."
Alea kam sich vor, wie eine schlechte Wahrsagerin oder Zauberin. <b>Was habe ich da nur gestohlen?</b>

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Wüstendieb » Dienstag 30. Januar 2007, 10:04

Rejan betrachtete die Schuppe in Aleas Hand. Aber zunächst verhalf er ihr zu etwas mehr Bequemlichkeit, indem er sie gegen die Wand lehnte, an der das Bett stand. "Damit du nicht nochmal umfällst", meinte er. "Lass mich dieses Schmuckstück mal genauer in Augenschein nehmen." Er nahm ihre Hand in seine und betrachtete die Schuppenbrosche. Dann hob er sie mit spitzen Fingern auf, hielt sie ganz nah vor sein Gesicht, drehte und wendete sie und umschloss sie schließlich mit seinen Fingern.

Nichts geschah.

Rejan legte das Schmuckstück auf das Tuch, zu den anderen Sachen. Im Schein der Fackeln, die in Halterungen an den Wänden vor sich hin brannten, schimmerte die Schuppe selbst wie loderndes Feuer.

"Bei mir hat sich nichts getan", seufzte Rejan. Zu gern hätte er erfahren, was Alea wusste. Auch er hätte gern dieses seltsame Bild von dem Zweibeiner mit einem Schwanz gesehen, dann wäre es ihm wohl leichter gefallen, diese Geschichte zu glauben. Im Moment konnte er sich nur auf Aleas Aussage stützen und auf ihren verlorenen Blick, den er wahrgenommen hatte, als sie beinahe ohnmächtig geworden wäre.

"Du hattest nicht zufällig irgendwelche magischen Verwandten oder Vorfahren? Vielleicht solltest du das herausfinden. Oder zumindest, woher diese Schuppe stammt. Auf mich reagiert sie jedenfalls nicht, schätze ich."

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Dienstag 30. Januar 2007, 10:14

Ohne sich zu wehren, überließ sie ihm die Schuppe und sah ihn dabei aufmerksam an. Sie wusste zwar nicht, wie man aussah, wenn man solch eine seltsame Vision bekam, aber sie hatte nicht das Gefühl, dass die Schuppe auf Rejan wirkte. Seine Worte, nach dem er sie ausführlich betrachtet hatte, bestätigte ihren Verdacht.

Immerhin schien er ihr zu glauben, was sie mit einem leichten Lächeln bemerkte. Andere hätten ihr wahrscheinlich nichts von den Erzählungen geglaubt oder ganz anders reagiert. Seine Worte verhalfen ihr wieder zu klarem Denken. Alleine hätte sie nun wohl erst einmal nicht gewusst, was zu machen ist. "Ich wüsste nicht, dass ich irgendwelche magischen Verwandte hätte. Und wie soll ich das herausfinden? Ich meine, wo soll ich hin, wen fragen?"
So schwer hatte sie sich wohl noch nie getan, wenn es darum ging, etwas in die Hand zu nehmen. Bei diesem Gedanken schmunzelte sie kurz. "Ich könnte einen Zauberer suchen oder eine Wahrsagerin oder wer auch immer sich damit auskennen möge", überlegte sie laut.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Wüstendieb » Dienstag 30. Januar 2007, 16:16

Rejan grinste. Er konnte Aleas Problem verstehen. Etwas über Verwandte und die eigenen Vergangenheit herauszufinden war für einen Wüstendieb oder überhaupt einen mittellosen Menschen in Sarma so gut wie unmöglich. Man scherte sich nicht um Stammbäume und wenn das Glück mit dir war, wusstest du zumindest, dass sich Menschen um dich kümmerten – wenn man bei einigen lebte. Ob dies dann Eltern, Verwandte oder Freunde waren, stand oft genug im Hintergrund. Rejan wusste auch nicht, zu wem er gehörte und hatte sich diese Frage seit Jahren nicht mehr gestellt. Er war den Wüstendieben loyal und das musste genügen.

"Du hast Recht, Alea. Der Vorschlag war dumm, da kommst du nicht weiter", grinste er sie an und rieb sich den Hinterkopf. "Trotzdem solltest du mehr über diese Brosche oder Schuppe – wie auch immer – herausfinden. Ich habe das Gefühl, dass sie noch wichtig für dich sein könnte."

Eine Weile schwieg der Dieb. Sein Blick fiel erneut auf die Schuppe. Sie glänzte und schimmerte rotgolden, die Flammen tanzten auf ihrer glatten Oberfläche und erneut trat ein träumerischer, wenn auch nachdenklicher Ausdruck auf Rejans Gesicht. Schließlich aber riss er die Augen auf und drehte den Kopf zu Alea um. Etwas zu schnell für seine Verhältnisse, denn es knackte kurz und dann hielt sich Rejan den Hals. "Au! Ich bin auch nicht mehr der jüngste", lachte er leicht gequält. "Aber ich habe eine Idee! Wenn du zu einer Wahrsagerin willst, dass besuche doch die alte Schabracke von Frau, die für uns arbeitet. Wie hieß sie noch? Achja, Samira bin Hala! Genau, so heißt sie. Ist eine uralte Frau, aber hat es faustig hinter den Ohren. Ich weiß garnicht, warum wir Wüstendiebe uns überhaupt mit ihr abgeben, vielleicht sind ihre Vorhersagen gut. Wo sie sich herumtreibt, weiß ich allerdings auch nicht. Da müsstest du mit dem Ratsherren unserer Vereinigung sprechen."

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Dienstag 30. Januar 2007, 17:42

"Das Gefühl habe ich auch", murmelte sie zustimmend und folgte Rejans Blick zur Schuppe. Sie sah den Flammen zu, die sich in der Brosche spiegelten. Dabei rief sie sich das Bild von diesem Wesen auf zwei Beinen mit dem Schwanz zurück. Die Schuppe hatte dieselbe Farbe, in der auch dieses Wesen geleuchtet hatte. Aber was hatte das zu bedeuten? Sie wusste nicht recht, was sie denken sollte, wie diese Dinge zusammen passten.

Als Rejan ihr von der Wahrsagerin erzählte, hob sie interessiert den Blick. Stimmt. Er hatte Recht, da gab es diese Frau, an die sie heran kommen könnte. "Gute Idee, Rejan", grinste sie und nickte bestätigend. Das war wenigstens ein Anfang. Und da sie eh nichts vorhatte, würde sie eben die Spur zum Geheimnis dieser Schuppe aufnehmen. Und der Anfang würde wohl oder übel diese alte Frau sein. Sie hoffte nur, dass sie mit ihren Wprten auch etwas anfangen konnte. Man wusste ja nie, was für ein wirres Zeug diese alten Menschen und dann auch noch Wahrsager erzählten.

Voller neuen Tatendrang packte sie den Schmuck wieder ordentlich in das Tuch ein und verstaute es in ihrem Beutel. Die Beute würde mitkommen müssen. <b>Vielleicht sollte ich später etwas davon nach Hause bringen und den Rest mitnehmen, falls ich einmal Geld brauche</b>, überlegte sie, während sie den Rucksack zuschnürte. Dann steckte sie die smaragdgrünen Ohrringe zurück in das kleine Beutelchen und zum Schluss die Schuppe in ihre Hosentasche, abwartend, ob bei der Berührung etwas passierte.
Bevor sie sich vom Bett erhob, lehnte sie sich vor und umarmte Rejan lächelnd. "Danke."

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Wüstendieb » Dienstag 30. Januar 2007, 23:32

Rejan erwiderte die Umarmung und drückte seine Freundin Alea fest. Er lächelte. Zu ihr hatte er immer noch eine gaz besondere Beziehung, ein vollkommener Gegensatz zu allen anderen Frauen in seinem Leben.
"Nichts zu danken", lachte er und löste sich. Dass Alea all ihre Schätze wieder verstaut hatte, frustrierte ihn ein wenig. Rejan hatte gehofft, dass sie ihm ein paar der Schmuckstücke verkaufen wollte, doch er fragte nicht weiter danach. Im Grunde wäre es eh nur Plunder, den er einem seiner neuen Geliebten geschenkt hätte und für diese Frauen hätte Alea sicher nicht freiwillig ihre Freiheit riskiert.

"Du weißt nicht, wo der Diebesrerat sich gegenwärtig aufhält, oder? Du warst ja eine ganze Weile nicht mehr hier unten. Hast ja beinahe schon den Aufstand der Gemeinschaft verschlafen. Wie gut, dass du mich hast, meine Liebe. Ich bringe dich zum Rat. Ich hoffe nur, er hat Zeit für dich."

Gemeinsam mit Rejan machte sich Alea auf den Weg. Sie musste vor den Diebesrat treten und um den Aufenhaltsort oder ein Gespräch mit dieser Wahrsagerin bitten. Mit Samira bin Hala. Ob sie ihr eine Antwort geben könnte? Zumindest konnte es nicht schaden, ihr Wissen einzuholen.
Die Schuppe hatte keine neue Vision gebracht, als Alea sie in die Hosentasche gleiten ließ. Waren diese Traumbilder vorüber? Oder kamen sie nur zu bestimmten Zeitpunkten? Vielleicht hatte Rejan deshalb nichts ... nein, das konnte nicht sein. Hoffentlich fände Alea bald mehr heraus.

Sie und der Wüstendieb liefen durch das unterirdische Labyrinth, welches unterhalb Sarma lag. Sie passierten Dutzende Gänge und nur mittels einer Karte von Rejan verhinderten sie, sich zu verlaufen. Kein Wüstendieb kannte den ganzen Komplex auswendig, weshalb es immer Geheimverstecke mit Karten oder Hinweissymbole in den Mauern gab, welche jedoch kaum aufzufinden waren. Die Wüstendiebe wollten ihre Sicherheitsvorkehrungen sogar noch erhöhen, nach dieser Sache mit dem angeblichen Verräter unter ihnen. Bisher war er wohl noch nicht gefasst, denn viele Diebe waren von ihrem Posten zurückgezogen und mit neuen Aufträgen betraut worden. Aber das brauchte Alea nicht zu kümmern, sie hatte einen eigenen, <i>persönlichen</i> Auftrag ergattert und der klang nach deutlich mehr Abenteuer.

Rejan erreichte eine Kreuzung, einen der vielen Sammelpunkte des Labyrinthes. Hier hockten und standen Wüstendiebe herum, die nur darauf warteten, Ankommende an ihr Ziel zu bringen. Rejan trat vor einen Kumpanen und flüsterte ihm etwas zu. Dieser zeigte einen Gang hinab und hob dann drei Finger der rechten Hand. Das bedeutete, sie sollten dem Gang folgen und die dritte Biegung nach rechts nehmen. Diese Gestalten sprachen nicht, verständigten sich nur durch Zeichensprache. Ob man ihnen die Zungen herausgeschnitten hatte, wusste Alea nicht. Ihre Gesichter waren stets vermummt und nie hatte sie einen Reden hören.

Rejan und sie folgten der Wegbeschreibung und gelangten schließlich an einen Torbogen, der mit dicken Samtvorhängen verdeckt war. Rejan klopfte gegen die Mauersteine. "Hoher Diebesrat, gewährt ihr uns einen kurzen Moment eurer kostbaren Zeit? Meine Freundin hier benötigt eine Auskunft."
Stille folgte.
Das bedeutete Ja.
Rejan zeigte einladend auf den Vorhang. Dahinter saß der Diebesrat und wartete auf Alea. Sie wusste, dass sie allein gehen musste. Aber Rehan würde hier warten.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Mittwoch 31. Januar 2007, 21:22

Rejan hatte Recht. Alea hatte nicht den geringsten Schimmer, wo sie den Rat finden würde. Doch glücklicher Weise bot Rejan an, sie zu ihm zu führen, ohne dass sie ihn darum bitten musste.
Und ohne seine Hilfe wäre sie wahrlich hilflos durch die ganzen Gänge geirrt. Zwar konnte sie die Hinweise richtig deuten, sie alle finden aber sicher nicht. Deshalb nahm sie wieder dieselbe Rolle wie vorhin ein. Sie folgte Rejan einfach nur. Dabei glitt ihr Blick über die Wände der Gänge, die sie passierten und die nur ein Bruchteil von den Tausenden darstellten. Interessiert und gleichermaßen bewundernd beobachtete sie Rejan, wie er die Hinweise zum Vorschein brachte oder wie er zum Beispiel mit den stummen Wüstendieben umging, die in den Gängen standen und einen den Weg wiesen.

Oft war Alea zwar nicht hier unten gewesen, aber diese Männer hatten ihr schon immer Unbehagen bereitet. In gewisser Weise machten sie ihr Angst, so vermummt wie sie dort standen und niemand ein Wort sprach, sie sich aber dennoch so gut untereinander verstanden. Außerdem wollte sie gar nicht wissen, wieso sie nicht sprachen. Schon der Ansatz einer Überlegung ließ eine Gänsehaut ausbrechen.

Rejan folgte der Wegweisung der stummen Diebe und Alea folgte wiederum ihm. Vor einem Torbogen, der von einem Samtvorhang verdeckt wurde, blieben sie schließlich stehen. Während Rejan um Einlass für sie bat, stand sie einfach nur stumm da und legte sich schon einmal Worte zurecht. Als keine Antwort kam, dachte sie sich schon, was dies bedeutete. Sie atmete einmal tief ein, nickte Rejan lächelnd zu und schlug dann den Vorhang beiseite. Jedoch nur so weit, bis sie hindurch gehen konnte, um in dem Raum dahinter zu gelangen.
"Seid gegrüßt." Sie nickte den Gestalten zu, die da vor ihr saßen. Nach dem höflichen Gruß sah sie einen nach den anderen an, auch um so ihre Unsicherheit zu überspielen. Sie wartete kurz, nicht wissend, ob sie gleich frei heraus nach der Wahrsagerin fragen sollte. Doch weiterhin schweigend vor dem Rat zu stehen, kam ihr auch ziemlich unpassend vor. Deshalb sparach sie schließlich frei heraus. "Ich würde gerne wissen, wo ich die Wahrsagerin Samira bin Hala finden kann. Mir kam zu Ohren, dass Ihr das sicherlich wisst." Dann lächelte sie freundlich und sah abwartend von einem zum anderen.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 1. Februar 2007, 00:22

Alea trat mutig durch den Bogen und gelangte in einen einfach eingerichteten Raum, wie es so viele hier im Untergrund gab. Man sollte meinen, dass der Diebesrat in prunkvollerer Umgebung arbeitete, aber vielleicht würden kostbare Gegenstände nur ablenkend sein. Wahrscheinlich hatten sie deshalb sorgar auf Kleinigkeiten wie Wandteppiche oder die bei den Wüstendieben sehr beliebten Wasserpfeifen verzichtet.

Hier gab es lediglich eine kleine Holzbühne, auf der der Diebesrat an einem langen Tisch saß und auf Bittsteller, Spione und sonstige Gesuche herab schauen konnte. Auf dem Tisch befand sich eine große Weinkaraffe und genug Gläser und Kelche für alle.
Vor der Bühne stand ein bequem aussehender Holzstuhl mit reichen Verzierungen und einem roten Polster. Er war das einzige Schmuckstück in dem Raum.
An den Wänden befanden sich mehrere Kerzenhalter, teilweise rußgeschwärzt und mit Spinnenweben verhangen. Der Diebesrat hatte wenig Zeit für Reinlichkeit.

Alea trat vor die Vermummten und sprach direkt heraus, um was sie begehrte. Mehr als ein Nein würden sie ihr nicht geben – hoffte sie.
Einer der Vermummten erhob sich langsam. Er war etwas gebeugt, wahrlich der Älteste unter ihnen. Alea konnte einen grauen Haaransatz erspähen und ein Paar dunkler Augen, die jedoch mit klarem Blick in die Welt starren.

"Der Rat der Wüstendiebe grüßt dich, junges Mitglied. Du kommst direkt auf den Punkt und das gefällt uns. Deshalb wollen wir dir schnell Auskunft geben. Das Wissen über den Aufenthaltsort von Samira bin Hala kostet dich nur 60 Goldmünzen oder etwas mit vergleichbarem Wert."

Natürlich. So waren sie, die Wüstendiebe. Alea hätte wissen sollen, dass ein Haken bei der Sache war. Hier tat niemand dem andereren einen Gefallen, nicht unter dieser Vereinigung – mit Ausnahme von Rejan vielleicht. Ja, er half Alea, wo immer er konnte. Das hatte er getan, seit sie sich das erste Mal begegnet waren. Er war für sie kein einfacher Wüstendieb, sondern ein Freund. Doch der Rat sah in ihr nur ein weiteres Mitglied, das keine Privilegien genoss. Entweder zahlte sie den Preis oder sie müsste sich selbst helfen.
Zuletzt geändert von Erzähler am Donnerstag 1. Februar 2007, 00:23, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Donnerstag 1. Februar 2007, 13:04

Für einen Moment überrascht sah sie den Rat vor sich an. Da verlangten sie doch tatsächlich Geld von ihr. Doch die Überraschung hielt nur für einen Moment. Natürlich verlangten sie Geld. Sie waren Diebe und auch wenn sie zu ihnen gehörte, schreckten sie nicht davor zurück, Gewinn zu machen.

Alea überlegte. Sie wusste nicht, wo sie morgen früh sein würde und da war es nützlicher, mehr Bargeld bei sich zu haben, als den Schmuck. Denn den würde sie nicht unbedingt verkauft bekommen. "Natürlich habe ich etwas für Euch mitgebracht." Sie tat so, als hätte sie von Anfang an daran gedacht und grinste kurz. Dann nahm sie ihren Rucksack vom Rücken. Während sie etwas von ihrer Beute heraus zog, hielt sie den Beutel so, dass der Rat nicht sehen konnte, wie viel sie bei sich trug. Und damit das auch so blieb, versuchte sie, so wenige Geräusche wie möglich zu verursachen. Gegen ein hin und wieder zu hörendes Klimpern konnte sie dennoch nichts tun.

Leider hatte sie nur Schmuck mitgehen lassen und keine Kelche, was vielleicht besser gewesen wäre, wie sie mit einem Blick auf den Tisch feststellte. Sie entschied sich für eine der Ketten und zog eben diese heraus. Den Rucksack ließ sie stehen, während sie zu dem Tisch und somit vor den Ältesten trat. Dann zeigte sie ihm die Kette. Sie war aus Silber und glänzte verführerisch. Doch es war keine einfache Kette, an ihr hing noch ein kreisrunder, ebenso silberner Anhänger. Auf ihm lag ein Vogel, der seine Flügel wie im Flug gespreizt hatte. So sah es aus, als wäre der Anhänger regelrecht geschnitzt worden. Und dadurch und durch seine Schönheit stieg natürlich auch sein Wert. „Ich denke, das dürfte reichen.“ Auffordernd sah sie den Dieb an, der ihr gegenüber saß. In Wirklichkeit wusste sie nicht, ob diese Kette wirklich den Wert von 60 Goldstücken hatte, aber was brachte es, die Unsicherheit darüber zu zeigen. Sie wirkte äußerlich völlig überzeugt von den gesprochenen Worten.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 1. Februar 2007, 15:03

Der Rat zeigte sich weder beeindruckt, noch ließ er ein sonstiges Gefühl oder eine Regung von sich. Starr saßen die Vermummten am Tisch, bis auf der, der Alea den Preis für die Auskunft über die Wahrsagerin genannt hatte. Er stand leicht gebeugt da, wartete ab, was Alea aus ihrem Rucksack zaubern würde.

Die Diebin gab sich große Mühe, ihre Beute geheim zu halten. Womöglich würde der Diebesrat mehr verlangen, wenn er wusste, wie viel sie derzeit in ihrer Taschte mit sich herum trug.
Aber die mysteriösen Gestalten schwiegen. Unter leisem Klimpern zog Alea die Silberkette aus ihrem Rucksack. Verführerisch schimmerte und glänzte sie im Kerzenlicht. Wie der Silbermond selbst strahlte die kleine Scheibe, die als Anhänger an der Kette befestigt war. Das Bildnis des Vogels schien zu fliegen, dabei funkelte es nur.

Alea trat an den Tisch heran. Der Stehende streckte die Hand nach ihr aus, ließ sich die Kette überreichen. Er drehte und wendete sie, sein Blick ruhte lange auf dem kleinen runden Anhänger. Dann reichte er das Schmuckstück an den ganz links sitzenden Vermummten weiter. Auch dieser musterte es genau. Nach einer Weile nickte er wortlos, während er die Kette in den Tiefen seiner Gewandung verschwinden ließ.

Der gebeugte Vermummte, der noch immer Alea gegenüber stand, sprach: "Samira bin Hala hält sich derzeit nicht hier im Untergrund auf. Sicher ist dir nicht entgangen, dass die Magierakademie der Feuerhexe Cassandra gebrannt hat und dass dafür ein Wüstendieb beschuldigt wird. Wir Diebe haben eine Vereinbarung mit der Hexe abgeschlossen, vor langer Zeit schon. Dieser Vertrag besagte, dass kein Wüstendieb jemals gegen ihre Akademie oder deren Besucher handgreiflich wird. Cassandra ist hier noch nicht aufgetaucht, aber wir fürchten, dass heiße Diskussionen folgen werden. Daher schickten wir die Wahrsagerin zur Akademie. Sie soll im Namen der Wüstendiebe am Aufbau helfen. Nur wir und Cassandra wissen, dass sie ein Mitglied unserer Vereinigung ist. Du wirst Samira bei der Feuerakademie suchen müssen."

"Doch es sei dir geraten, dich zu tarnen. Und erwähne keineswegs, dass du eine Wüstendiebin bist. Wenn Cassandra doch in ihrer Akademie herumschleicht und davon erfährt, könnte es womöglich alles komplizierter machen", sagte ein anderer des Rates und ein Dritter meinte: "Wir behalten uns vor, dich zur Verantwortung zu ziehen, sollte es Probleme geben. Sei dir dessen bewusst, Diebin. Jetz darfst du gehen!"

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Sonntag 4. Februar 2007, 14:53

Erleichert sah sie, wie ein Mann des Rates das angebotene Schmuckstück in den Tiefen seiner Kleidung verschwinden ließ. <b>Das wäre doch schon einmal geschafft.</b> Im Inneren grinste sie zufrieden, während sie nach außen hin ernst den Ältesten des Rates ansah und seinen Worten lauschte. Diese prägte sie sich genau ein.

Anscheinend würde es nicht so leicht werden, Samira bin Hala zu finden, wie sie gedacht und vor allem gehofft hatte. Es würde gewiss einfacher sein, wenn sie nicht in der Feuer-Akademie sein würde. Von dem Brand hatte sie gehört und die Gerüchte, dass ein Wüstendieb dahinter stecken sollte, waren auch bis zu ihren Ohren vorgegedrungen. Die letzten Worte, die zu ihr gesprochen wurden, trugen nicht gerade dazu bei, dass sie sich in ihrem Vorhaben sicherer fühlte. Unbewusst strich sie über die Hosentasche, in der die Schuppe lag und befühlte mit den Fingern die Umrisse. Anders würde sie wohl nicht heraus finden, was es mit ihr und den seltsamen Visionen auf sich hatte.

Alea nickte, als Zeichen, dass sie verstanden hatte und aus Dankbarkeit. "Ich werde mir Eure Worte gut merken. Seid gewiss, dass ich alles daran setzen werde, dass es keine Gründe für Auseinandersetzungen mit der Hexe geben wird. Danke für Euren Rat." Sie lächelte kurz und deutete eine Verbeugung an, ehe sie zurück zu ihrem Rucksack ging, jenen aufnahm und durch den Torbogen nach draußen schritt.

Dort erwartete sie Rejan, den sie zufrieden ansah. "Das wäre geschafft." Man sah ihr die Erleichterung, das Gespräch überstanden zu haben, deutlich an. "Ich muss zur Feuer-Akademie." Dies sagte sie nur leise und sah Rejan dann abwartend an. Sie wollte nicht fragen, ob er mitkam. Diesen Wunsch würde er schon von sich aus äußern müssen. Es war nur selten, dass sie nach Hilfe oder Unterstützung fragte und selbst bei Rejan konnte sie diese Eigenschaft nicht völlig ablegen.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Wüstendieb » Sonntag 4. Februar 2007, 15:33

Rejan grinste, als er Aleas Freude strahlendes Gesicht auftauchen sah. Sie zog den Vorhang zurück und lächelte. "Sieht ganz so aus, als sei es gut gelaufen", meinte er fröhlich. "Weißt du schon, wohin du als nächstes gehen musst?"

"Ich muss zur Feuerakademie", wisperte Alea vor sich hin. Sie war bereits bereit zum Aufbruch, auch wenn sie definitiv Rejans Hilfe oder die eines anderen Wüstendiebes brauchen würde, um den geheimen Komplex des Verstecks zu verlassen.
Aber diese Bitte blieb unausgesprochen, ebenso wie die, dass Rejan sie begleitete. Trotzdem wusste er, was in Alea vorging. Rejan kannte sie nur zu gut.

<b>Ob ich sie begleite? Es klingt schon nach einem Abenteuer, aber zur Feuerakademie?</b>

"Bist du sicher, dass du da hin willst?", hakte er nach. "Seit dem Brand sind die Magier und Studenten noch schlechter auf uns Diebe zu sprechen als ohnehin schon. Bisher herrschte eine Art Waffenstillstand. Wir haben uns gegenseitig in Frieden gelassen, doch jetzt hetzen sie jedem Dieb ein Flämmchen auf den Hals, sobald sie einem begegnen. Wenn wir da hingehen, sollten wir aufpassen."

Aha! Rejan hatte seine Antwort gegeben. Er sprach von "wir", also würde er mitkommen. Alea kannte ihn nämlich auch schon ziemlich gut. Niemals würde er sie bitten, dass sie ihn mitnahm. Das passte zu einem Kind, das unbedingt bei Mutter auf den Arm wollte, nicht aber zu Rejan.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Montag 5. Februar 2007, 15:42

Alea freute sich über die stille Zustimmung auf ihre stille Frage, ob er sie begleiten würde. Schon allein, weil sie anders wohl nicht den Weg nach draußen gefunden hätte. Ein fröhliches Grinsen erschien auf ihrem Gesicht, was jedoch nicht lange auf ihren Zügen blieb.
"Ja, du hast Recht, es könnte gefährlich sein", bestätigte sie, "aber wir müssen auch nicht in die Akademie gehen und lauthals heraus schreien, dass wir zu den Dieben gehören." Sie zwinkerte ihm zu, in dem Glauben, dass es schon nicht so schwer sein konnte, zu verbergen, was sie waren. Schließlich sahen sie nicht anders aus, als alle anderen Menschen. Jedenfalls nicht in sofern, dass man ihnen an der Nasenspitze erkennen konnte, dass sie Diebe waren.

Ohne noch länger zu warten, hake sie sich grinsend bei Rejan ein. Reden konnten sie immer noch auf den Weg nach draußen. "Außerdem <i>muss</i> ich dort hin. Sonst erfahren wir nie, was es mit dieser Schuppe auf sich hat." Und das wollte sie unbedingt wissen. Mit diesen Worten sprach sie auch aus, dass sie nichts dagegen hätte, dass Rejan bei ihr blieb, bis sie das mysteriöse Geheimnis gelöst hatten, egal, wie lange es dauern würde. "Wir können uns als Schüler der Akadmie ausgeben oder als Interessenten. So schwer wird es schon nicht werden."

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Wüstendieb » Montag 5. Februar 2007, 20:16

Rejan grinste. "Keine zehn Kamele werden mich dazu bringen, meine Zugehörigkeit zu den Wüstendieben vor einem Magier der Feuerakademie auszuplaudern! Ha! Aber bevor wir dorthin gehen, sollten wir schon noch für ein wenig Tarnung sorgen. Ich sehe nicht gerade wie der typische Lehrling in Sachen Feuermagie aus."

Rejan schaute an sich herab und er hatte Recht. Seine dunkle Hose, dazu das weite Hemd und das graue Tuch, welches er gern als Gürtel trug und in dem er seine kleinen Einbrecherutensilien verbarg, machten wirklich nicht den Eindruck, ein Feuermagier zu sein. Nicht einmal als Interessent, wie Alea es ausdrückte, würde er sonderlich ernst genommen werden. Selbst ins Sarma kleideten sich die Magier und angehenden Studenten in auffälligere Kleidung. Adlig und pompös wollten sie erscheinen, um erstens Eindruck zu schinden und sich zweitens aus der Menge hervor zu heben.

"Wir sollten wieder nahe des Marktplatzes aus dem Versteck treten. Vielleicht finden wir eine Schneiderei oder jemand verkauft uns dort direkt Stoffe. Ich warne dich jedoch vor: ich kann nicht besonders gut nähen." Wieder grinste er und führte Alea dann in das Labyrinth aus Gängen und Tunneln. Nach etwa einer halben Stunde erreichten sie eine Sackgasse, in der eine Leiter stand. Diese führte laut Rejan in eine Seitengasse ganz nahe des Marktes.


<i>[weiter in Der Marktplatz]</i>

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Dienstag 31. Juli 2007, 13:46

[komme von Die Wüstenstadt Sarma --> Das Stadttor Sarmas --> Stadt in Sicht]

Alea folgte Rejan in die verzweigten Gänge des Bundes, die unter der Wüstenstadt lagen. Wie immer, wenn sie hier unten waren, überließ sie Rejan die Führung. Sie konnte zwar einige versteckte Zeichen hier unten deuten, zweifelte aber daran, dass sie den Weg hier unten jemals alleine finden würde. Deshalb war sie immer froh, wenn er dabei war. Rejan.

Sie fühlte sich schlecht, wenn sie ihn ansah. Wenn sie an ihn dachte, an sich und ihn. Und an all die Frauen, die ihr Glücklichsein wohl immer verhindern würden. Aber es war gut, dass sie die Aussprache fürs Erste verschoben. So hatte sie Zeit über alles nachzudenken. Vor allem darüber, wieviel sie bereit war zu ertragen, um mit ihm zusammen zu sein. Oder jedenfalls teilweise.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Wüstendieb » Dienstag 31. Juli 2007, 16:37

Rejan führte Alea durch die labyrinthartigen Gänge unterhalb Sarmas. Niemand wusste, ob sich das Hauptquartier der Wüstendiebe überhaupt noch unterhalb der Stadt befand oder ob die Gänge und Katakomben nicht sogar in die Wüste Sar hinein führten? Sie waren einfach zu verschachtelt, um das sagen zu können. Und die Wüstendiebe schwiegen sich über dieses Thema selbst untereinander aus.

Schweigen herrschte auch zwischen Alea und Rejan. Keiner von beiden sagte etwas. Diese Erkenntnis war zumindest für den Wüstendieb eine Schreckliche. Er vermisste dieses Gefühl von Geborgenheit in Gegenwart von Alea und noch mehr vermisste er die Ungezwungenheit. Das Geschwisterliche, was zwischen ihnen geherrscht hatte – oder sehnte er sich inzwischen nicht sogar danach, ihr noch näher zu sein?

Nachdem die beiden nun schon fast eine halbe Stunde unter Sarma den engen Gewölbegängen gefolgt waren, stießen sie nun endlich auf einen anderen Wüstendieb. Dieser hockte auf einem Podest mitten in einer Kreuzung, von der insgesamt vier Gänge fort führten.
Er sah auf, als Rejan und Alea die Kreuzung erreichten. "He, euch beide habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen! Man wollte euch schon suchen und gegebenenfalls töten lassen, solltet ihr in die Hände unserer Feinde, der Stadtwache, gefallen sein. Wie gut, jetzt ersparen wir uns die Arbeit. Meldet euch beim Rat der Wüstendiebe!"

Der Wachposten wies einen der Gänge hinunter. Dieser führte offenbar direkt zum Rat der Wüstendiebe. Rejan dankte mit einem Nicken, nahm Alea bei der Hand und eilte auch schon los. Man dachte bereits daran, sie zu suchen und umzubringen – für den Fall, sie könnten das Bündnis verraten. Nun war höchste Eile geboten, ehe die ersten Assassinen der Wüstendiebe ausrückten.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Dienstag 31. Juli 2007, 23:49

Aleas Gedankengänge waren ähnlich mit den seinen. Sie fühlte sich unwohl, wie immer, wenn sie sich anschwiegen. Wenn sie schwiegen, weil es einfach nur Unangenehmes gab, über dass sie reden konnten. Und diese Stille gab es erst, seit sie losgreist waren. Sie wusste nicht, ob dieses Schweigen zuvor so schlimm gewesen war. Manchmal hatten sie sich gestritten und es hatte solche Momente auch früher gegeben. Nur nicht so oft in kurzer Zeit.

Vielleicht war es ein Fehler gewesen, loszureisen, sich so sehr aneinander zu binden. Vielleicht war es auch ein Fehler gewesen, Gefühle gegenüber Rejan offen zu zeigen. Vielleicht wäre das alles dann nicht passiert? Sie wusste es nicht. Aber eigentlich wollte sie es nicht wissen. Wenn in den vergangenen Tagen die letzten Berührungen geschehen waren, dann war sie froh, dass es sie immerhin gegeben hatte. Sie war froh, diese Gefühle jemals gespürt zu haben.

Sie war so in Gedanken vertieft, dass sich ihre Augen zur Orientierung einzig auf Rejans Rücken hafteten. So bemerkte sie den Dritten auch erst, als er sprach. Aber sie war deshalb nicht weniger erschrocken. Suchen? Töten? Da kamen sie scheinbar gerade noch rechtzeitig. War jedenfalls zu hoffen.

Rejan schnappte sich ihre Hand und hatte es scheinbar genauso eilig wie sie. Sie wollte nicht in das Visier eines ausgebildeten Mörders landen. Vor allem nicht in einen, der der Diebesgilde entsandt war. Das ging nahezu nie gut.

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. August 2007, 16:10

Gemeinsam mit Alea eilte Rejan den Gang entlang. "Wenn der Diebesrat bereits Assassinen auf uns angesetzt hat, leben wir nicht mehr lange", brachte Rejan die Warnung hervor. Er kannte den Diebesrat schon länger als Alea und war fester in die Angelegenheiten der Wüstendiebe involviert. Er wusste, dass sie alles tun würden, um ihre Geheimnisse zu wahren. Ja, sie gingen sogar über Leichen in den eigenen Reihen.

"Schneller", spornte Rejan nicht nur Alea, sondern in erster Linie sich selbst an. Rasch gelangten sie zu einem Torbogen, der mit einem Vorhang vom Gang abgetrennt war. Ein Wüstendieb, vermummt und mit Krummsäbel bewaffnet, stand neben dem Durchgang. Er antwortete nicht, als Rejan und Alea den Torbogen erreichten, sondern wies nur mit einem Wink hinein, zog dabei den Vorhang zurück.

Die Diebe betraten einen Raum mit einem großen Podest in der Mitte. Darauf lagen Kissen, Decken und weiche Sitzsäcke. Dazwischen befanden sich Wasserpfeifen, mehrere Kristallkaraffen mit Wein, aber auch Obstschalen. Auf einigen Kissen lagen insgesamt drei ziemlich nobel wirkende Diebe. Um jeden drängten sich Haremsdamen, fütterten mit Trauben oder massierten Schultern und Füße.
Einer der noblen Herren scheuchte die Mädchen mit einer Handbewegung davon, als Rejan und Alea eintraten. Es handelte sich um drei Vertreter des Diebesrates. Sie besaßen hohe Ränge, weshalb sie sich diesen Luxus mehr als leisten konnten.

"Aha, die Vermissten sind wieder da. Ich fürchtete schon, jemanden wie Euch aus unserem Bündnis tilgen zu müssen, Rejan. Erstattet Bericht, wo war ihr und was habt ihr erbeutet?"

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Alea » Mittwoch 1. August 2007, 18:52

<b>Hoffentlich kommen wir noch rechtzeitig.</b> Sie folgte Rejan mit ausholenden, schnellen Schritten. Als sie vor einem Torbogen stehen blieben, atmete Alea tief die Luft ein, damit sich ihr Atem wieder normalisierte und sich ihr Brustkorb nicht mehr so stark anhob und wieder senkte. Dann traten sie ein.

Alea ließ zuvor Rejans Hand los und sah sich in dem Raum um. Ihr Blick blieb etwas länger auf den Frauen liegen, die sich um die drei Männer sorgten, denen es scheinbar richtig gut hier ging. Ihr Anblick versetzte Alea einen kleinen Stich ins Herz, weil sie sofort wieder an Rejan denken musste, wenn sie diese Frauen sah.

Doch einer der Herren lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Wo sie waren? Was sie erbeutet hatten? In Alea begannen augenblicklich die Gedanken zu rasen. Was sollte sie erzählen? Die Wahrheit? Das konnte sie doch nicht. Die Männer würden ihre Reise für unnötig halten und außerdem wollten sie Beute sehen. Sie hatten es bestimmt nicht gerne, wenn man so lange weg blieb und dann nichts mitbrachte. Doch Alea hatte eine Idee.

Sie trat eine kleinen Schritt vor und nickte den Männern zum Gruße zu. "Wir wollten eigentlich nur mal aus Sarma raus und einen kurzen Ausflug machen. Aber dann stießen wir auf zwei Männer", begann sie zu erzählen. Und bevor ihre Worte den Mund verließen, überlegte sie schon, wie diese ausgedachte Geschichte weiter gehen sollte. "Sie führten Kamele bei sich, die unter anderem mit einigen an Schmuck beladen waren." Zur Unterstreichung ihrer Worte nahm sie ihren Beutel vom Rücken und ließ ihn mit leisen Klirren zu Boden gleiten, so dass sie den Schmuck förmlich hören konnten. Innerlich seufzte sie. Jetzt musste sie schon ihre schöne Beute opfern! Aber wenigstens hatte sie noch die Ohrringe und die Ringe und bestimmt ließ man ihr etwas <i>ihrer</i> Beute übrig.

"Tja, ihr kennt uns ja. Schnell war der Schmuck und die Kamele unser. Wer weiß, was aus den leblosen Körpern geworden ist... Leider erwies sich der Rückweg schwerer als gedacht. Ein Sandsturm überraschte uns und andere Gefahren", endete sie und sah die Männer an. <b>Wie oft habe ich den Rat eigentlich schon angelogen?</b> Gut war nur, dass man es ihr nicht ansah. Oder?

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Re: Der geheime Unterschlupf

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 1. August 2007, 20:56

Der Rat schaute sich mit Genugtuung die Sachen an, welche Alea ihnen präsentierte. Und man hörte sich ihre Geschichte an.
"Soso", meinte einer, der sich mit all seinem Übergewicht in den Kissen ausgebreitet hatte. Seine Gewänder platzten fast aus allen Nähten, doch es schien ihn wenig zu kümmern. Genüsslich stopfte er sich den Rest eines kleinen, sehr süßen Gebäcks in den Mund. "Ihr wolltet nur einmal aus Sarma heraus. War da nicht etwas, dass ihr die Feuerakademie hattet aufsuchen wollen? Nun, wenigstens scheint da alles glatt gelaufen zu sein."

Die anderen des Rates zählten inzwischen Aleas Beute. Sie nahmen wahrlich alles in ihren Besitz. "Keine schlechte Ausbeute. Das meiste geht natürlich direkt an uns. Bündnissteuer, das kennt ihr ja. Doch ein kleiner Verdienst soll Euch ebenfalls bleiben, Alea." Der Diebesrat reichte ihr 30 Goldmünzen. Nicht viel für die Ausbeute, aber eine gute Belohnung, wenn man bedachte, dass dies wohl der Preis war, um sich ihr Leben zu erkaufen – Aleas Lüge bildete natürlich die Basis.

Nun aber meldete sich Rejan zu Wort. Demütig sank er auf ein Knie nieder und neigte den Kopf. "Hoher Rat, verzeiht unsere schnelle und sehr spontane Meinungsänderung, aber diese Beute fiel uns praktisch ins Auge und wir mussten schnell handeln. Im Übrigen haben wir dadurch erfahren, wie sehr wir von Nutzen sein könnten, streiften Alea und ich außerhalb Sarmas umher. Denkt einmal darüber nach: die Wüstendiebe erobern auch das Festland. Natürlich müssten wir Celcia dann erst einmal genau auskundschaften."
Er erhob sich wieder und trat an Aleas Seite zurück. Also wollte Rejan wenigstens weiterhin Abenteuer mit ihr erleben – und dem alten Plan folgen, mit einem Schiff Sarma zu verlassen.

Die Mitglieder des Rates tauschten Blicke aus. "Ein interessanter Gedanke. Wir werden uns beraten. Ihr beiden verlasst die Stadt vorerst nicht, es kann sein, dass ihr zur Beratung hinzugezogen werden. Doch jetzt dürft ihr abtreten. Wir lassen es euch wissen, wenn man euch braucht."

<i>Alea erhält 30 gm</i>

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