Fliegende Fische an Bord?

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Piraten kapern alle Schiffe, die nicht dunkelelfisch oder verbündete mit sichtbarem Zeichen (Flagge) sind.
Die Mantroner versuchen, gegen die Piraten vorzugehen.
Ein Teil der Amazonen, sowie das dunkle Volk sind Verbündete der Piraten.
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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 11. Dezember 2007, 20:34

Als die Amazonenkapitänin befahl, Azlar dem Meer zu übergeben, schnaubte Rejan wütend in seinen Knebel. Er sprang vor und auf Hjalka zu, wollte sie umreißen. Niemand würde so einfach jemanden töten lassen, der sich zu Rejans Freunden zählte. Das wusste auch Alea, die er vor so vielen Jahren gerettet hatte – ohne, dass sie sich bis dahin überhaupt kannten. Nur weil er gefesselt und geknebelt war, hieß das nicht, dass er die Entscheidungen seines Peinigers erdulden würde.
Doch Rejan wurde aufgehalten. Zu viele Amazonen standen um sie herum, als dass er wirklich eine Chance gehabt hätte. Sofort wurde er gepackt. Weitere Amazonen zogen ihre Schwerter, traten an ihn heran und zielten mit den Spitzen ihrer Klingen auf seinen Hals. "Nanana, als Männlein solltest du es besser wissen, wann du zum Rebellen wirst."
"Vielleicht sollten wir ihn für diese Tat entmannen", meinte eine andere und grinste.
"Nein", entgegnete die erstere. "Wenn, dann hacken wir ihm einen Arm ab. Die braucht er nicht."
Leises Gelächter ringsum Rejan.

Inzwischen hatten die beiden Frauen und Azlar die Reling erreicht. Er zappelte vor sich hin – erfolglos. Gleich würde man ihn einfach über Bord werfen. Selbst wenn er schwimmen könnte, gefesselt war es noch einmal schwerer.

<i>"Er ... ist nicht krank."</i> Augenpaare mit amazonischer Weltsicht wandten sich erneut zu Alea um. Doch auch Rejan schaute. Seine Augen lächelten gütig. Azlar senkte den Blick, guckte gequält. Er machte anderen ungern solche Umstände. Am liebsten wäre er jetzt wieder in der Wüste, auch wenn ihn Abenteuer reizen mochten. Abenteuer mit einem schrecklichen Ende gefielen ihm nicht.

<i>"Er kann nicht schwimmen. Ihr könnt ihn doch noch einfach so umbringen."</i>
Diese Worte ließen Hjalkas Augen aufblitzen. Meinte Alea das ernst? Die Anführerin starrte sie geradezu erbost an. "Ich bin keine Mörderin", zischte sie zurück. "Nicht so wie die Männer, die vor gut 12 Jahren den Hof meiner Mutter überfallen, sie geschändet und ermordet haben! Oh, nein, ich bin nicht wie diese ... KERLE!"
Sie wirbelte herum und stapfte über Deck. Im Vorbeigehen verpasste sie Rejan einen Tritt in die Seite. "Den da unter Deck. Sperrt ihn fort, bis wir Xytras erreichen. Wasser und Brot, keine Gespräche!"
"Aye!"

Sie ging weiter, erreichte die Reling, an der Azlar noch immer stand, festgehalten von diesen muskelbepackten Frauen.
"Ein Boot! Verpflegung für vier Tage. Niemand kann dann von mir behaupten, ich hätte sein Leben auf dem Gewissen. So Ventha es will, wird sie ihn zu sich holen."
Die Amazonen schleppten Azlar mit sich fort aufs Mitteldeck, wo kleine Rettungsboote auf der Ladeluke lagen. Eine andere ging unter Deck, um den Proviant für wohl Azlars letzte Reise zu holen.

Hjalka indessen verschwand in ihre Kajüte. Sie war wütend. Sehr wütend. Caitlin wusste das, weshalb sie eine Hand auf Aleas Schulter legte. "Ihr Urteil fiel milde aus", meinte sie.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Sonntag 6. Juli 2008, 15:05

Alea bereute ihre Worte nicht. Diesmal nicht. Als sie den Blick Hjalkas einfing, rechnete sie mit allem. Auch selbst noch über Bord geworfen zu werden. Doch das war es ihr Wert. Azlar dürfte nicht sterben. Nicht wegen ihr.
Furcht sprach aus ihrem Gesicht, als Hjalka zu ihr herum fuhr. Furcht und für einen Moment Verstehen und Mitleid. Ihr Hass auf Männer war mit diesen paar Worten begründet. Es war schrecklich, aber Alea hatte keine Zeit, sich weiter mit dem Schicksal der Kapitänin zu beschäftigen. Viel zu viele Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Allen voran ging es um Azlar.

Deshalb hatte sie auch nur einen kurzen Blick für Rejan übrig. Auch wenn es Erleichterung in ihr auslöste, dass er nicht weggeschickt wurde. Eingeperrt zu werden war wohl das Maximum an Gnade, die sie sich hatten erhoffen können.
Rejan war gerettet, aber Azlar... wie erstarrt sah sie zur Reling, an der Hjalka letzte Befehle gab, den Halbechs mit Proviant in ein Boot zu setzen.
<i>So Ventha es will, wird sie ihn zu sich holen.</i> Aleas Herz krampfte sich zusammen. Nein, Ventha würde ihn sich nicht zu sich holen. Er würde nicht sterben. Sich Hoffnung zu machen, war das Einzige, das Alea jetzt noch übrig blieb.

Resignation machte sich in ihr breit. Sie konnte Azlar nicht mehr helfen, sie konnte ihn nicht retten. Sie konnte ihm nur eine Chance geben, indem sie nicht weiter darauf bestand, dass er bleiben dürfte und dadurch Gefahr lief, dass die Amazonen es sich anders überlegten und ihn gleich töteten.

Alea schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Caitlins Hand auf ihrer Schulter fühlte sich an, als würde sie all die Last ausdrücken, die ihr auf der Seele lagen. Sie hielt das Gewicht nicht lange aus.
Sie eilte zu Azlar, der schon zu den Booten gezerrt wurde. "Halt, wartet", ging sie dazwischen und quetschte sich an den beiden Amazonen zu Azlar vorbei. Es war ihr egal, was die beiden Frauen dachten, alle Amazonen. Sie würde nicht so kaltherzig tun, wie sie waren, auch wenn es an dem Schein zerren mochte, den sie hier zu wahren hatte.
"Es tut mir so leid, Azlar." Sie umarmte ihn fest und flüsterte ihn die Worte ins Ohr. Er spürte, wie eine Träne seine Schulter berührte, als sie den Kopf kurz an ihn lehnte. "Ich fürchte, ich kann nichts mehr tun. Bitte verzeihe mir. Bitte."
Vorwürfe brannten in ihrer Seele und ließen ihr Herz schmerzhaft zusammen ziehen. Sie ließ Azlar im Stich. Sie konnte nicht mit ihm gehen, sie hatte einen Auftrag zu erfüllen. Der Bund der Wüstendiebe war ihre Familie. Sie konnte sie nicht enttäuschen und musste ihre Aufgabe erfüllen, sonst konnte sie ihr gesamten Leben in Sarma aufgeben.
Auch wenn es schrecklich weh tat einen Freund dafür zu opfern. Sie hoffte, dass Azlar nicht die selben Gedanken hegte und ihr irgendwann verzeihen würde.
"Ich wünsche dir alles Glück der Welt. Wir werden uns wiedersehen." Sie wollte ihm Mut machen und gleichermaßen hoffte sie auf eine indirekte Bestätigung dafür, dass sie sich bei ihm wieder blicken lassen dürfte.

Dann trat sie schweren Herzens und Widerwillen zurück. Sie blinzelte und gebot Tränen, die sich zeigen wollten, Einhalt. Sie atmete tief ein, den Blick starr auf Azlar gerichtet. Sollten die Amazonen doch denken, was sie wollten.
Zuletzt geändert von Alea am Sonntag 6. Juli 2008, 15:06, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Montag 7. Juli 2008, 23:35

Hjalka, Kapitänin des Amazonenschiffes <i>Stolze Magdalena</i> hatte das Deck verlassen. Zurückgeblieben waren nur ihre Mannschaft – oder sprach man im Falle von Amazonen von einer Frauschaft? – sowie Alea und Azlar, den die beiden Mannsweiber zu einem der Rettungsbote zerrten. Rejan wurde schlagartig unter Deck gebracht, er wehrte sich jetzt nicht mehr, auch wenn er Azlar gern geholfen hätte. Sein letzter Blick galt Alea und er erkannte die Resignation in ihren Augen. Da wusste auch der Wüstendieb, dass es für Azlar nur unangenehmer enden würde, griffe er nun noch einmal in das Geschehen ein.

"Halte durch!", rief er ihm noch zu, dann verschwand sein Kopf im Schiffsrumpf. Azlar schaute ihm wehleidig nach. Er fürchtete sich, man sah es ihm an. Bleich konnte er nicht sein, war seine schuppige Haut doch ohnehin fast weiß. Aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Natürlich hatte er Angst. Er war ein Wüstenechs oder zumindest stammte er in irgendeiner Weise von ihnen ab. In der Wüste gab es solche Wassermassen nicht und nun würde man ihn mitten auf dem Ozean aussetzen, in einem kleinen Boot. Eine Wasserwüste ... und Alea konnte nichts mehr für ihn tun.

Alea löste sich von Caitlins Hand, die auf ihrer Schulter ruhte und zwängte sich zwischen den Amazonen zu Azlar durch. Ihr war es gleich, was diese Frauen nun von ihr halten würden, aber wenn sie schon einen Freund im Stich lassen musste, dann wollte sie sich wenigstens von ihm verabschieden. Dass Azlar ihr verzieh, konnte sie nicht verlangen, sondern nur hoffen.
Aber er drückte sie innig an sich, als sie ihn umarmte. Er hielt sie fest, strich sanft über ihr Haar. Es schimmerte seidig im Schein der Sonne.

<i>"Es tut mir so leid, Azlar. Ich fürchte, ich kann nichts mehr tun. Bitte, verzeihe mir. Bitte."</i>
Sanft zischelte Azlar in zu, schob dann seine schuppige Hand unter Aleas Kinn. Sie hatte sich nie davpr gescheut, ihn zu berühren. Dieser Gedanke erwärmte sein Herz. Er hob ihr Kinn an, dass sie ihn ansehen musste. Azlars Gesicht hatte sich entspannt, es wirkte milde lächelnd. Er wischte ihr die Tränenbahnen von den Wangen. "Ist schon gut. Wer immer Ventha ist, sie wird mich schützen. Und ich habe Zeit, schwimmen zu lernen." Er versuchte, es mit Humor zu sehen, obwohl er immer noch Angst hatte. Azlar wollte Alea nicht weinen sehen.

"Passt auf euch auf, ihr beiden. Lass nicht zu, dass diese Frauen dir Rejan auch noch wegnehmen", zischelte er ihr leise zu, dann drückte der Echs sie noch einmal. Die Amazonen warteten ab, auch wenn ihre Mienen sich zu grimmigen Fratzen verzogen hatten. Stillschweigend zeigten sie enorme Geduld mit Alea und dem Schuppenmännchen.
Dann löste sich Azlar von seiner Freundin. Sie konnten nicht ewig so verweilen. "Wir sehen uns wieder", bestätigte er ihr. Schließlich wandte er sich um, schaute über die Reling. "So viel Wasser ..."
Die Amazonen entschieden, dass es nun lange genug gedauert hatte. Eine packte Azlar an den Hüften und hob ihn einfach so ins Boot, als wäre er leicht wie eine Feder. Erschrocken keuchte der Echsenmensch auf. Schließlich ließ man das Boot zu Wasser. Die Amazone, welche den Proviant hatte holen sollen, tauchte auf. Sie hielt ein dickes Bündel in Händen und warf es hinunter, zu Azlar ins Boot. In dieser Hinsicht hielten die Frauen wenigstens ihr Versprechen. Sie gaben diesem Mann eine Chance.

"Segel setzen! Auf in die Heimat!", rief nun eine andere Amazone und schon herrschte wieder reges Treiben an Deck. Jede Frau kannte ihre Aufgabe. Einige erklommen die Takelage, andere stürmten über oder unter Deck. Die Steuerfrau schwenkte das Ruder herum. Die Navigatorin hob ihren Sextant und schaute gen Horizont. So schnell kehrte der amazonische Alltag wieder auf der <i>Magdalena</i> ein.

Caitlin müsste nun eigentlich auch wieder an ihre Aufgaben, doch sie wandte sich an Alea. "Du kannst zu deinem Bruder Rejan unter Deck gehen. Ich werde noch einmal mit Käpt'n Hjalka sprechen, wenn du möchtest. Vielleicht muss Rejan nicht die ganze Zeit eingesperrt bleiben. Vielleicht kann er nachts mal auf Deck, wenn die meisten Frauen in ihren Kojen liegen." Caitlin zeigte sich wirklich freundlich, sie war noch jung, eine unerfahrene Amazone. Welches Schicksal war das ihre, dass sie sich diesen Frauen angeschlossen hatte und auf die Männerwelt verzichten wollte?

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Donnerstag 10. Juli 2008, 14:32

Aleas Herz verkrampfte sich ein weiteres Mal. Doch jetzt, da Azlar ihr bestätigt hatte, dass sie sich wieder sehen würden, mischte sich auch ein wenig Erleichterung zwischen all ihre Gefühle. Und dann war es vorbei. Als wäre nichts gewesen, machten sich die Amazonen daran, weiter zu segeln. Einfach so, ohne einen weiteren Gedanken an den Echsenmensch zu verschwenden. <b>Was hab ich nur getan...</b> Sie starrte aufs Meer hinaus. Noch sah sie Azlar nicht, doch bald würden sie an Fahrt gewinnen und sie würde den Halbechs in der Ferne verschwinden sehen. Sie wusste nicht, ob sie diesen Anblick ertragen konnte. <b>Bitte lass' ihn heil in seine Heimat zurück kommen</b>, flehte sie still (wer sie erhören sollte, war ihr egal, so lange er etwas tat), als könnte sie dadurch alles vergessen machen, was sie angerichtete hatte. Genau so war es. Es war eine dumme Idee gewesen, Azlar aus der Wüste, seiner gewohnten Heimat, mitzunehmen. Hinauf aufs Wasser. Eine <i>Wüsten</i>echse auf dem Wasser, ha! Alea schalt sich eine Närrin.

Hätte Caitlin sie nicht aus ihren Gedanken geholt, hätte sie sich wohl zu Grunde gedacht. Sie nickte geistesabwesend. Doch dann sah sie lächelnd in Caitlins Gesicht. "Danke, du bist wirklich nett." Alea fand es abermals traurig, dass ihre 'Beziehung' auf Lügen aufgebaut war. Die junge Amazone wäre sicherlich eine gute Freundin gewesen. Aber auch so wollte sie ihre Chancen nicht verspielen. Sie brauchte hier eine Freundin, das war ihr von Anfang an klar gewesen. "Meinst du, du bekommst das hin? Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist, in kürzester Zeit meinen Namen und Rejan ihr gegenüber zu erwähnen." Sie zuckte hilflos mit den Schultern. Natürlich hätte Caitlin es probieren können, Alea rechnete sich aber keine allzu große Chancen aus.
"Aber zu ihm würde ich gerne." Schon allein, weil sie nicht wusste, was passieren würde, wenn man sie allein und untätig lassen würde. Im Moment wollte sie nicht an Azlar denken. Dann kamen nur die Bilder von ihren gemeinsamen Abenteuer hoch und daran wollte sie nicht denken.
Wenigstens hatte sie sich äußerlich einigermaßen im Griff. Auch wenn sie den Verlust des treuen Freunden betrauern wollte, hatte sie die Tränen hinunter geschluckt. Sie wirkte eben so, wie jemand, der keine Schwäche zeigen wollte. Immerhin ging es Rejan gut. Sie wusste nicht, was sie getan hätte, hätte man ihr auch noch ihn genommen. Vermutlich hätte sie alles abgebrochen. Dabei fielen ihr wieder die Worte der Amazonen von vorhin ein. Sie hatte immer noch nicht erfahren, was sie eigentlich mit Rejan vorhatten.

Die Diebin räusperte sich kurz. "Ach Caitlin. Von was für einen Aushang haben sie vorhin eigentlich geredet, als es um Rejan ging?" Sie versuchte wie beiläufig zu klingen, allerdings drang ihre Sorge um Rejan durch. Im Inneren wusste sie, dass sie es bestimmt gar nicht erst hören wollte. Was sie bisher von den Amazonen und ihrem Verhalten gesehen hatte, gefiel ihr ganz und gar nicht.
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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von fremde Frau » Samstag 12. Juli 2008, 17:24

Da trieb er in seinem kleinen Boot mit einer kümmerlichen Portion an Proviant – aus ihrem Leben. Aber nein, Azlar hatte gesagt, sie würden sich wiedersehen. Doch stimmte dies oder wollte er nur nicht, dass Alea allzu traurig bei seinem Abschied war? Hatte er sie mit ihnen nur trösten wollen, im Grunde aber falsche Hoffnungen gemacht, die im Nachhinein viel größeren Schmerz verursachen würden?
Kam Azlar als Wüstenechse auf dem weiten Meer zurecht? Sein Schicksal lag in den Händen der Götter, die Alea nun im Stillen anbetete. Es war ihr dabei gleich, ob nun Ventha als Herrin über Wind und Wasser eingriff oder ob sich ein anderer Gott Azlar erbarmte. Hauptsache, der Echsenmensch würde irgendwie gerettet. Wenn ein Sturm aufkäme, hätte er vermutlich nicht einmal den Hauch eine Chance.

Noch immer nicht ganz bei sich nickte Alea auf die Worte der Jung-Amazone und bedankte sich bei ihr. "Klar bin ich nett", grinste Caitlin ihr freundschaftlich und übertrieben hochmütig entgegen. Dann lachte sie und drückte Aleas Schulter. Zumindest besaß die Amazone einen guten Sinn für Humor, aber wahrscheinlich wollte sie nur versuchen, ein Lächeln auf Aleas Gesicht zu zaubern.

"Ach, mit Käpt'n Hjalka kann man reden und einen Versuch sollte ich auf jeden Fall unternehmen. Auch wenn dieser Rejan ein Männchen ist, etwas Auslauf braucht er. Vielleicht lässt ihn Käpt'n Hjalka ja raus zum Deck schrubben. Dann muss er zwar arbeiten, kann aber auch mal aus der Kammer." Sie zwinkerte. "Nicht alle Amazonen sind <i>so</i> gemein, immerhin ist er dein Bruder."
Dann nahm sie Aleas Hand wie eine jüngere Schwester und ging mit ihr unter Deck. Wenigstens war ihr Rejan geblieben, ganz allein unter den vielen Frauen ... vermutlich hätte sich Alea nicht wirklich wohl gefühlt. Rejan würde ihr jetzt Halt geben müssen.
Während Caitlin und sie unter Deck einem schmalen Korridor bis zu einer der Vorratskammern folgten, in der man Rejan untergebracht hatte, bekam die Wüstendiebin endlich genug Ruhe, um die Worte Hjalkas zu verarbeiten. Wofür wurde Rejan nun gebraucht? Sie hatte ihn lange gemustert und seltsame Dinge gesagt ... Befürchtungen stiegen in Alea auf. Sie musste der Sache auf den Grund gehen.

<i>"Ach Caitlin. Von was für einem Aushang haben sie vorhin eigentlich geredet, als es um Rejan ging?"</i>
"Nichts Wichtiges, wir brauchen nur mal wieder Spender." Auf Aleas wohl fragenden Blick hin, erklärte Caitlin: "Die Amazonen wären ein aussterbendes Frauenvölkchen, wenn sich nicht ab und an einige von uns opfern würden, um von einem Mann ... nun ... <i>gedeckt</i> zu werden. Viele meiner Schwestern reisen zwar auch aufs Festland und versuchen, junge Mädchen für unsere Lebensweise zu gewinnen – so kam ich beispielsweise zu ihnen –, aber es sind in bei weitem nicht genug. So reisen einzelne Amazonen auch in die Städte und hängen Plakate aus. Wir suchen im Grunde immer wieder nach geeigneten Spendern."

Sie erreichten die von einer kräftigen Amazone bewachte Tür zur Vorratskammer. Caitlin und die Amazone tauschten ein Nicken aus, dann trat Letztere beiseite. Erstere schob den Riegel zurück. "Dein Bruder kann sich sehr glücklich schätzen. Sein Blut wird in die Linie stolzer Frauen einfließen, welche aus seinem Samen entspringen werden. Für Söhne haben wir natürlich keine Verwendung."

Der Riegel wurde zurückgeschoben und die Tür geöffnet. Rejan blickte auf. Er hockte auf einem verschnürten Kartoffelsack, hatte bis eben noch den Kopf in die Hände gestützt und einen ziemlich betretenen Gesichtsausdruck gemacht.
Als er Alea erblickte, stand er auf und war mit schnellen Schritten bei ihr. Liebevoll zog er sie in seine Arme und hauchte in ihr Ohr: "Es tut mir so leid. Wir hätten diesen Auftrag niemals annehmen sollen." Auch er trauerte um Azlars unfreiwilligen Abschied.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Sonntag 13. Juli 2008, 17:59

Caitlins Worte machten ihr Mut. Zumindest die ersten. Ihre Worte klangen irgendwie schlüssig. Obwohl ihr Rejan jetzt schon Leid tat. Er musste arbeiten, um frische Luft zu schnappen und nicht in seiner Kammer zu versauern, während sie die Männer verabscheuende Amazone spielen dürfte. Nun ja, sie hatte ja selbst vorgeschlagen, ihren "Bruder" die Drecksarbeit machen zu lassen. So dürfte er wenigstens an Bord bleiben.
Sie unterdrückte ein Seufzen und folgte, Caitlins Hand haltend, der jungen Amazone. Sie wollte sich für ihren Einsatz bedanken, wusste aber nicht so wirklich wie. Ein plumpes Danke wäre ihr in dem Moment nicht passend gewesen. So schwieg sie und folgte ihr, ohne etwas zu sagen.

<i>"Nichts Wichtiges, wir brauchen nur mal wieder Spender."</i>
Alea kam nicht umhin, Caitlin fragend anzusehen, als sie ihr bezüglich der Aushänge antwortete. Ihr Herz machte einen Satz und ihre Befürchtungen wurden größer denn je. Die Diebin richtete den Blick nach vorne, damit Caitlin nicht den Ausdruck ihres Gesichtes sah, während sie ihr näher erläuterte, was es mit dieser Sache auf sich hatte.
Spender? Alea traute ihren Ohren nicht. Um gedeckt zu werden?
<b>Sie wollen Rejan benutzen, um Kinder zu zeugen?!</b> Verblüfft starrte sie auf die Holzdielen unter sich. Verblüfft, erschrocken und ja.. irgendwie entsetzt. Niemals würde sie es zulassen, dass sich eine andere Frau unter Rejan legte.
<b>Meine schlimmsten Ängste werden sich bewahrheiten.</b> Seit Rejan und sie sich so nahe standen, wie es bei liebenden Menschen üblich war, hatte sie immer die Angst gehegt, dass sie nicht die einzige Frau für ihn bleiben würde. Er würde es zwar sicher nicht freiwillig tun, aber sie würde es nicht ertragen können, zu wissen, dass er bei einer anderen lag oder es gar mit ansehen zu müssen. Sie sah es schon förmlich vor sich, ihn auf einer anderen Frau liegend.
Wer wusste, ob es ihm nicht doch gefallen würde. Wie lange es ihm <i>nicht</i> gefallen würde. In Sarma gab es dutzende Männer, die keinen Hehl aus ihrer Lust machten. Würde sich überhaupt ein Mann gegen diese Art von Spende wehren <i>wollen</i>? Würde sich Rejan dagegen wehren <i>wollen</i>?
<b>Für ihn müsste es doch eher wie ein Paradies sein.</b> Alea schreckte vor ihren eigenen Gedanken zurück. Nein, so war Rejan nicht. Er würde das nicht mit sich machen lassen. Bestimmt nicht. Und doch waren das alles nur Gedanken, um sich selbst zu beruhigen. Oder?

Alea presste die Lippen aufeinander, unfähig, etwas zu Caitlins Worten zu sagen. Da waren sie auch schon bei Rejans Kammer angekommen. Einerseits war es gut, da sie nun nicht mehr auf Caitlins Worte reagieren musste, ihr wäre nämlich rein gar nichts eingefallen. Andererseits wartete da drinnen Rejan. Zuerst hatte sie es als Vorteil gesehen, ihn gleich von den Absichten der Amazonen erzählen zu können. Jetzt jedoch, wo sie diese kannte, wusste sie überhaupt nicht, ob sie es ihm schon erzählen wollte und wenn, wie sie es ihm erzählen sollte. Im Moment war sie vollkommen sprachlos.

Als sie dann Rejan in der Vorratskammer erblickte, musste sie unweigerlich lächeln. Ihr stand noch immer deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sie gerade etwas erfahren hatte, dass sie nicht gerade glücklich machte. Irgendwie war sie auch blasser geworden. Oder lag es nur an dem spärlichen Licht?
Sie ließ sich in seine Arme ziehen und drückte ihn an sich. Seine Worte erinnerten sie wieder an Azlar und die Vorwürfe, die sie sich machte. Sie hätten nie die Seeperle betreten dürfen.
Sie widerstand dem Drang, sich an ihn zu schmiegen und ihn zu küssen, um sich Trost zu suchen, sondern schärfte sich ein, dass er hier auf dem Schiff offiziell ihr Bruder war. "Mir tut es auch Leid", flüsterte sie zurück, drückte sich kurz an ihn und löste sich dann von ihm, damit die Umarmung nicht anders als bei Geschwistern wirkte.

Dann stand sie unschlüssig vor ihm. In ihrem Kopf rasten die Gedanken. Sie wusste sie nicht zu ordnen, aber da die Amazonen noch in hörbarer Nähe waren, gab es sowieso keine Möglichkeit, ihm alles zu erzählen.
"Caitlin will die Kapitänin dazu überreden, dass du hier auch mal raus kommst. Auch wenn das wohl Arbeit auf Deck nach sich ziehen wird", meinte sie nur und lächelte kurz. Es war kein freudvolles Lächeln und den Wirbel von Gefühlen in Aleas Augen vermochte es ebenfalls nicht zu überdecken.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Wüstendieb » Sonntag 13. Juli 2008, 23:07

Caitlin stand schweigend an der Tür und beobachtete die geschwisterliche Umarmung mit gemischten Gefühlen. Gut, Rejan war Aleas Bruder, aber es gefiel ihr dennoch wenig, dass sich die beiden so innig in den Armen lagen. Kein Mann sollte einer zukünftigen Amazone so nahe sein und Caitlin erinnerte sich an Aleas Worte, dass sie das Frauenvolk faszinierte.
Caitlin wollte sich dies nicht länger ansehen, selbst als Alea sich endlich von ihrem Bruder löste. "Ich gehe zur Kapitänin und erkundige mich mal, ob sich etwas machen lässt." Die Jung-Amazone schwand, übrig blieb nur noch diese gewaltig muskulöse Frau, welche die Tür bewachte. Ganz allein waren sie also noch nicht ...

Rejan betrachtete sich Alea. Sie sah blasser aus und machte einen bedrückten Eindruck. Auch ihr tat es Leid, sie bereute ihre Entscheidung Azlar mitgenommen zu haben. Rejan kannte Alea und er sah es ihr deutlich an.
Fragend bezüglich Caitlins Verschwinden schaute er seine "Schwester" an. Alea erklärte schnell, dass die Möglichkeit bestand, dass Rejan auch mal an Deck gehen konnte – wenn er für die Amazonen Arbeiten erledigte. Der Wüstendieb grinste. "Traust du mir nicht zu, dass ich hart anpacken kann?" Dann lachte er leise, hielt Aleas Hände. "Kopf hoch", meinte er noch einmal tröstend. Alea schaute so sorgenvoll aus.

Mit einem Blick zur Amazone fragte er: "Kann ich mit meiner Schwester unter vier Augen sprechen?" Die Frau schnaubte. Sie musterte Rejan lange. Dieser hob beschwichtigend die Hände. "Ich schwöre, ich würde ihr niemals wehtun! Sie ist doch meine ... Schwester!"
"Als würde dies für einen Mann einen Unterschied machen", knurrte ihm die Amazone entgegen. Daraufhin verneigte sich Rejan tief. Er hatte viel Zeit bei den Wüstendieben verbracht und wusste, dass man sich auch dort oft gefügig und unterwürfig zeigen musste, um manchmal seinen Willen zu bekommen. Jenen Trick wandte er nun auch bei der Amazone an. Wie ein geschlagener Hund, der es unter keinen Umständen wagen würde, das Fleisch seines Herren auch nur anzusehen, verneigte er sich sehr tief und säuselte: "Bitte."

Die Amazone schnaubte. Doch dann zog sie die Tür zu. Rejan hatte gewonnen und das auf einem Schiff voller Frauen! Er und Alea waren nun unter sich. Schon zog er Alea wieder in seine Arme, strich über ihr Haar und atmete den Duft ihrer Haut ein. Er erinnerte Rejan an den warmen Wüstensand ihrer gemeinsamen Heimat. Im Moment war es ihm gleich, was diese Amazonen mit ihm anstellen und zu welchen Arbeiten sie ihn abkommandieren würden. Er fühlte sich wohl.
Aber noch wusste der Dieb ja nicht, was diese Frauen wirklich mit ihm vor hatten.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Montag 14. Juli 2008, 00:05

Ihre Laune war gesunken. Und in solchen Situationen verfluchte sie es, dass sie sie nicht zu überspielen wusste. Ihre Mundwinkel ließen sich nicht nach oben ziehen und ihre Augen strahlten keine Freude aus, wenn sie sie nicht wirklich empfand. Nicht in solchen Situationen.
Sie erwiderte den Druck seiner Hände, die Härchen auf ihrer Haut stellten sich auf. Wie sehr sie ihn mochte...
Sie beobachtete ihn dabei, wie er die Amazone vor der Tür dazu bringen wollte, sie alleine zu lassen. Jetzt musste sich Alea ein Schmunzeln verkneifen, als sie zusah, wie Rejan seine Überzeugungfähigkeiten spielen ließ. Sie versuchte, so ernst wie möglich zu wirken. In Richtung der Amazone hob sie kurz die Schultern: "Er wird mir schon nichts tun. Ich als Frau weiß mich schon zu wehren", meinte sie und versuchte, einen möglichst drohenden Ton zu treffen. Schlussendlich war es wohl Rejans Ergebenheit, die die Amazone die Tür schließen ließ.

Sofort befand sie sich wieder in Rejans Umarmung, die nun weitaus länger anhielt. Nach einigen Momenten schaute sie zu ihm auf und nahm sich den kleinen Kuss, nach dem es sie verlangte. <b>Wie soll ich es ihm bloß sagen?</b>, überlegte sie krampfhaft, spürte aber gleichzeitig, dass jetzt der richtige Zeitpunkt war und es sich nicht mehr länger hinaus zögern ließ. Deshalb löste sie sich, wenn auch widerwillig, von Rejan und nahm nun den Platz auf dem Kartoffelsack ein, den er zuvor besetzt hatte.
"Ich habe schlechte Neuigkeiten", begann sie mit der wohl überflüssigen Einleitung. Sie sprach leise, damit die Amazone vor der Tür sie nicht unbedingt hören konnte und bedrückt, weil sie Angst vor dem hatte, was sie ihm jetzt berichten musste.
"Sie haben dich nicht nur nicht über Bord geworfen, weil du mein... Bruder bist", sie sah zu ihm auf. Ein schwaches Lächeln bildete sich, als sie ihn ihr Bruder nannte. Doch dann musste sie den Blick abwenden.
<b>Sags einfach, dann ist es raus. Schnell und schmerzlos.</b> So kam es dann auch. "Sie suchen in ihrer Stadt nach", dann machte sie doch eine Pause, weil es ihr unendlich schwer fiel, es auszusprechen, "nach Spendern." Mehr bekam sie nicht heraus. Ihr Blick fand wieder Rejan und haftete sich hilflos an ihn.

Sie stand wieder auf und kam zu ihm zurück. "Sie brauchen Männer, um Kinder zu zeugen", endete sie schnell, in der Hoffnung, dass sie nicht mehr Worte darüber verlieren musste. Verzweifelt sah sie zu ihm auf. "Wir hätten den Auftrag wirklich nie annehmen dürfen. Dann wäre Azlar noch bei uns und wir würden jetzt nicht in dieser Sache drin stecken."
Am Liebsten hätte sie ihm gesagt, was für Ängste sie beschlichen, aber sie traute sich nicht, sich Rejan jetzt so zu öffnen. Sie hatte ihm schon einmal gesagt, wovor sie sich fürchtete und wahrscheinlich war es ihm auch ohne weitere Worte bewusst.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Wüstendieb » Montag 14. Juli 2008, 14:46

Als Alea ihn küsste, wenn auch nur flüchtig, schmunzelte Rejan. Es tat gut, sie so nah zu wissen. Doch da löste sie sich bereits von ihm. Verwirrt schaute Rejan zu Alea, die sich auf dem Kartoffelsack niederließ. Er grinste breit: "He, die Amazone wird uns schon nicht beobachten. Komm wieder her." Es gierte ihn nach mehr von ihr, er spürte ein Kribbeln in den Fingern und sehnte sich nach ihrer Wärme.

<i>"Ich habe schlechte Neuigkeiten."</i> Rejan bemerkte, dass sie es wirklich ernst meinte. So atmete er nur einmal tief durch, nickte dann und ließ sich auf einem Wasserfass nieder, das sich direkt neben dem Kartoffelsack befand. Sitzmöglichkeiten gab es hier reichlich, nur Schlafen würde man auf dem harten Holzboden müssen. Der Sack ließ sich unter Umständen noch als unbequemes Kopfkissen verwenden. Aber daran dachte Rejan im Moment nicht. Er bemerkte Alea leicht verkrampfte Haltung. Sie war angespannt, als fürchtete sie, die Neuigkeiten zu verkünden. Er lächelte ihr mutmachend entgegen. "Jetzt hast du mich schon neugierig gemacht, also raus mit der Sprache."
<i>"Sie haben dich nicht nur nicht über Bord geworfen, weil du mein ... Bruder bist."</i> Rejan nickte. Das hatte er sich schon gedacht. Die Amazonen waren für ihn neues Territorium, aber der erste Eindruck und die Behandlung Azlars hatten dem Wüstendieb vermittelt, dass diese Frauen im Allgemeinen auf keinen Mann gut zu sprechen waren. Es hatte Rejan tatsächich insgeheim verwundert, dass er sich noch immer auf ihrem Schiff befand. Doch Alea fuhr fort und er lauschte.
<i>"Sie suchen in ihrer Stadt nach ... nach Spendern."</i> Rejan starrte sie ungläubig an. "Spender?", brachte er halb keuchend, halb lachend hervor und sprang von seinem Fass. Er konnte nicht glauben, was sie da sagte. Diese Frauen, die sich zu einer Stadt der reinen Weiblichkeit zusammengetan und somit gegen die Männerwelt verschworen hatten, suchten ... Spender?
Wieder lachte er ungläubig auf, während er in der kleinen Vorratskammer auf und ab ging und sich an den Kopf griff. Alea erhob sich und kehrte zu ihm zurück. <i>"Sie brauchten Männer, um Kinder zu zeugen."</i>
"J-ja-ahahaha", brachte Rejan hervor. "Ich weiß wozu eine Frau einen Mann ... also ich meine ..." Er verfiel wieder in Schweigen. Diese Nachricht überraschte ihn doch sehr. Die Amazonen hatten ihn also auf dem Schiff behalten. Ihn, einen Mann. Damit er für Nachkommenschaft sorgte. Das hieß, er würde mit einigen von ihnen ... Rejan wusste nicht, ob er sich freuen oder sorgen sollte.

Dies war eine paradiesische Vorstellung. Wie viele Frauen würde er ... nun ... besteigen müssen – oder eher: dürfen? Fünf vielleicht oder zehn? Sie alle um ihn herum versammelt, in einem gewaltigen Bett. Sie alle würden sich ihm hingeben. Welcher Mann wollte dies nicht? Rejan fühlte sich unsicher. Da musste ein Haken bei sein. Die Amazonen hatten ihre Abneigungen gezeigt, warum strebten sie danach, einige in die "Höhle des Löwen" zu schicken?
Alea holte ihn kurzzeitig aus seinen Gedanken.

<i>"Wir hätten den Auftrag wirklich nie annehmen dürfen. Dann wäre Azlar noch bei uns und wir würden jetzt nicht in dieser Sache drin stecken."</i> Sie klang so verzweifelt und schien alles zu bereuen. Rejan wandte sich um, legte seine Hände auf ihre Schultern und schaute sie an. "Hee, nur nicht verzweifeln! Jetzt stecken wir nun einmal drin, das lässt sich leider nicht mehr ändern. Wir sind doch gewitzte Wüstendiebe, oder nicht? Uns fällt schon etwas ein. Was hatte Wammy gesagt? Wir sollen fünf Amazonen nach Rumdett bekommen. Konzentrieren wir uns darauf. Vielleicht lasse ich mich auch nur zum Spender machen, wenn sie diese Bedingung erfüllen. Ich meine, im Lügen bin ich doch Spezialist, haha!" Er legte seine Hand unter Aleas Kinn und schob es hoch, dass sie ihn anschauen musste. Auf seinem Gesicht breitete sich ein zuversichtliches Lächeln aus. "Vertrau mir nur ... Schwesterchen." Er grinste schließlich und dann suchten seine Lippen die ihren.

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Alea
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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Montag 14. Juli 2008, 15:47

Sie wartete ab und starrte ihn an. Wartend und doch so durchdringend, wie nur selten zuvor. Sie beobachtete ihn, jede Regung. Jedes Verziehen seiner Miene wurde aufgenommen, jede noch so kleine Änderung in seinem Blick registriert.
Und dann sah sie, auf das sie gewartet hatte und doch nicht sehen wollte. Sicherlich, er wirkte verunsichert, aber nicht abgeschreckt. Wenn man sich gegen etwas sträubte, reagierte man sicher nicht so wie er jetzt. Alea kannte ihn gut, zu gut, wie sie auch jetzt wieder bereute. Sie sah seine Vorstellungen förmlich vor sich, wie er sich ausmalte, wie das werden würde mit all den Frauen.

Seine aufmunternden Worte verfehlten ihre Wirkung. Und wie sie sie verfehlten! Sie erwiderte nicht seinen Kuss, sondern trat einen Schritt zurück und drückte sich mit den Händen an seiner Brust ab. Anstatt Liebe strahlten ihre dunklen Augen Wut aus. Einige Momente lang starrte sie ihn einfach nur an.
"Ja, stell ruhig noch Bedingungen auf, Rejan." Seinen Namen flüsterte sie nicht wie eine Verliebte in den Wind, sie sprach ihn mit der Schärfe eines Schwertes gleich aus. Sie hatte gehofft, dass er sagte, dass er es nie zulassen würde.
<i>Nein, Alea. Niemals würde ich das zulassen. Ich werde mich wehren, wie du es noch nie erlebt hast. Ich würde doch nie eine von ihnen anfassen!</i> Genau solche Worte hatte sie erhofft. Es lag keine Erwartung dahinter, nur Hoffnung.
<b>Welch ein Unsinn! Ich bin so eine verdammte Närrin!</b> Im Grunde wusste sie doch genau, wovon Rejan träumte. Sie wusste ganz genau, worauf sie sich da eingelassen hatte!
"Am Besten wir verlangen noch ein schönes, großes Bett, wo alle Damen hineinpassen. Weiche Kissen, in denen ihr euch balgen könnt und Essen und Trinken zur Stärkung, falls dir die Kraft ausgeht!" Letztendlich war es nur noch ein Angiften. Ihre Worte waren hitzige Worte, die sie wie einem Wirbelsturm gleich Rejan an den Kopf warf.

Sie hatte immer mehr Abstand zu ihm genommen und stand vor der gegen überliegenden Wand mit verschränkten Armen und Funken sprühenden Blick. Vor ihr sah sie nur noch Rejan über zahlreichen Frauen liegen. Das Bild verschwamm in den Tränen, ließ sich aber nicht gänzlich weg schwemmen.
"Ja, Rejan, du machst das schon mit deinem Witz und Charme. Das konntest du schon immer gut." Sie war in solcher Wut, dass sie überhaupt nicht darüber nachdachte, was sie sagte. Hauptsache, die Worte klangen verletzend und trafen ihn. Hauptsache, sie minderten ihre Wut.
"Ich muss hier raus." Mehr zu sich selbst murmelte sie diese Worte und wandte sich zum Gehen. Sie hielt es nicht mehr aus hier drinnen. Nicht mit den Bilder, die vor ihren Augen tanzten.
Zuletzt geändert von Alea am Montag 14. Juli 2008, 15:49, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Wüstendieb » Dienstag 15. Juli 2008, 00:14

Tröstend suchten seine Lippen die ihren, doch Alea erwiderte den Kuss nicht, sondern wich zurück. Sie stieß sich geradezu von Rejan los. Wut sammelte sich in ihren dunklen Augen wie ein Wirbelsturm. Rejan schaute sie verwirrt an. "Aber Alea ..."
<i>"Ja, stell ruhig noch Bedingungen auf, Rejan."</i> Das saß. Jetzt bemerkte selbst er, welchen Unsinn er gesprochen hatte. Für ihn war es nichts weiter, oft genug hatte er mit anderen Frauen herumgetollt. Außerdem wollten sie doch jetzt wenigstens den Auftrag der Wüstendiebe erfüllen. Zu groß wäre sonst der Preis, den sie würden zahlen müssen. Für jemanden wie Rejan war es auch kein Problem. Er empfand nichts für die Frauen, sie wären nur ein schneller Zeitvertreib und dann konnte er zu Alea zurück. Nie aber hätte der Dieb gedacht, dass ihr so viel an ihm zu liegen schien. So viel ... und er hatte es nicht erwidert.

"Alea, ich ... du weißt doch ..." Nein, sie wusste eben nicht oder hatte sich in seiner Art doch mehr getäuscht als geglaubt? Kannte sie ihn doch weniger als erwartet?
Alea schleuderte ihm ihre Wut und Enttäuschung entgegen. Rejan seufzte, ließ die Arme sinken und schaute auf die Holzdielen unter seinen Füßen. Aleas Worte taten ihre Wirkung, sie trafen ihn und es fühlte sich an wie ein sarma'scher Krummsäbel, der sich von der Wüstensonne erhitzt brennend in seinen Magen bohrte. Zugleich stach Rejans Herz, solche Schuldgefühle kannte er bislang nicht. Denn Alea war für ihn keine Frau unter vielen. <b>Vielleicht hätte ich ihr dies auch zeigen sollen.</b>

"Alea." Immer wieder sagte er ihren Namen, doch er kannte sie. Oh, er kannte sie so gut. Wenn sie einmal wütend war, konnte es eine ganze Weile dauern, bis sich der Sturm wieder legte. Außerdem ... ihr Blick genügte, um Rejan in den Abgrund zu reißen, denn sie weinte. Die Tränen schimmerten in ihren Augenwinkeln. "Nicht", hauchte er und hob eine Hand, wollte sich nähern und die Tränenflut auffangen, ehe sie sich in Sturzbächen aus ihren Augen warf.
Aber Alea kochte noch immer vor Wut, wollte ihn jetzt nicht um sich haben. Sie wollte nur noch eins: So schnell wie möglich hier heraus.

Ihre Gedanken aussprechend, wirbelte sie herum und zur Tür hinaus. Rejan stand wie vom Blitz getroffen da und starrte ihr im ersten Moment nach. Erneut befielen ihn tiefe Schuldgefühle. Sie schnürten ihm die Luft ab. <b>So sehr liebst du mich ...</b> Dann setzte er sich endlich in Bewegung. "Alea. ALEA!" Doch er kam nicht weit. Die Amazonenwache hatte Alea aus der Kammer stürmen sehen und schuf sich nun natürlich ihre eigene Version der Ereignisse. In amazonischen Denkweisen war sowieso immer der Mann schuld, also hatte Rejan nicht die geringste Chance. Die Tür knallte prompt vor seiner Nase zu und ein dumpfer Schlag verriet, dass der Dieb nicht mehr rechtzeitig hatte bremsen können. Trotzdem drang seine Stimme laut durch das Holz. "Alea! Komm zurück ... ich hab's nicht so gemeint. Alea!"

"Siehst du?", rief die Amazone der Enttäuschten nach. "Zwischen Brüdern und Männern gibt es auch keinen Unterschied."

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Freitag 18. Juli 2008, 17:35

Alea ignorierte ihn. Sie wollte erst gar nicht die Worte hören, die er ihr sagen und mit denen er sie besänftigen wollte. Er hätte ja doch alles nur wieder ins Lächerliche gezogen, so wie er es immer tat. Immer mit diesem verschmitzten Grinsen.

Die Diebin donnerte davon. Auch die Worte der Amazone rauschten an ihr vorbei. Sie wollte nichts hören, von niemanden. Blindlings trugen ihre Füße sie um die nächste Ecke.
Ein Eimer, der ihr ins Auge fiel, bekam ihre Wut zu spüren. Er stand nicht einmal im Weg, aber Alea brauchte irgendetwas, das sie schlagen oder treten konnte. Da kam dieser Eimer hier gerade recht. Noch im Laufen trat sie nach ihm. Ein kurzer Schmerz in ihren Fuß ließ sie jedoch kurz innehalten und zusammen zucken. Der Eimer war mit Wasser gefüllt und ließ sich somit nicht durch einen Tritt weg donnern, so wie sie es geplant hatte. Stattdessen kippte er nur um und das Wasser ergoss sich auf dem Boden des Ganges. Alea befriedigte das nicht, sie brauchte etwas anderes um ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Also stürmte sie davon. <b>Meinetwegen kann Rejan das aufwischen. Dieser ignorante Kameltreiber! Immer will er nur das Eine und das am Besten mit jeder, die ihm über den Weg läuft. Was für ein Glückspilz, dass es ihn auf ein Schiff voller Frauen verschlagen hat. Da kann er sich durch alle Betten treiben lassen</b>, dachte sie sarkastisch, aufgewühlt, traurig und wütend zugleich. Eigentlich hätte es sie beruhigen müssen, dass die Frauen Amazonen waren. Aber das tat es, nach allem, was sie erfahren hatte, nicht. Ganz im Gegenteil.

Ein Geräusch riss sie für einen kurzen Moment aus ihren Gedanken. Wieder hielt sie inne, nur um zu merken, dass sie es gewesen war. Ein weiteres Mal hörte man das Schluchzen. Sie sah sich um. Sie wusste nicht, wo sie war und wohin sie überhaupt wollte. Mit einem Mal wich die Wut aus ihr und sie schien in sich zusammen zu sinken, so hilflos fühlte sie sich. An Deck lauerten nur Amazonen, denen sie so nicht unter die Augen treten wollte. Auch wenn sie liebend gerne die Seeluft genossen hätte, mit der sie sich bestimmt beruhigt hätte.
Mit hängenden Schultern stand sie da und starrte einfach die Wand vor sich an. "Dieser dumme Idiot", murmelte sie zornig und blickte zu ihren zitternden Händen hinab, die sich zu Fäusten geballt hatten. Immer wieder musste sie an sein Gesichtsausdruck denken, an dieses doofe Grinsen, als er meinte, er könne mit dieser Aufgabe Amazonen für ihre Seite gewinnen. <b>Ich sollte mich dem nächsten Mann auch an den Hals werfen und davon reden, mich mit ihm im Bett zu tummeln. Mal sehen, wie ihm das gefallen würde</b>, dachte sie mit einem bitteren Geschmack im Mund. Natürlich würde sie so etwas nie machen. Das wusste sie selbst.

Sie atmete mehrmals tief ein und wieder aus, um einen klaren Gedanken zu fassen. Da erinnerte sie ein pochender Schmerz an ihren Fuß. Die Schmerzen würden sicherlich gleich vorbei sein. Und dann würde sie sich einen leeren Eimer suchen.
Gefangen in ihren Gedanken, so wie nur ein Sandsturm sie aufwühlen konnte, wusste sie nicht mehr weiter. Sie ließ sich mit dem Rücken an der Wand hinab gleiten, zog die Knie an und schlang die Arme darum. Sie ließ den Tränen freien Lauf und starrte ins Dunkle des spärlich beleuchteten Ganges. Jedes Mal, wenn sie zurück an das Gespräch dachte, kamen die Bilder wieder in ihr auf und ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen.
Sie konnte ihre Gedanken nicht ordnen, sondern sah immer nur Rejan vor sich mit unzähligen Weibern in einem Bett. Und mittendrin entdeckte sie sich in ihrer Vorstellung. <b>Was bedeute ich ihm überhaupt</b>, dachte sie verbittert, ohne eine Antwort zu finden.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Freitag 18. Juli 2008, 18:52

Da die wenigstens Amazonen unter Deck waren – schließlich hatten sie ein Schiff zu segeln – bekam auch kaum jemand etwas von Aleas Wutausbruch mit, den sie auf den Wassereimer übertrug.
Schwappend verteilte sich das Putzwasser über den Planken und sickerte in den noch tiefer liegenden Stauraum, der nur über eine schmale Luke im Gang zu erreichen war. Ja, darum würde sich Rejan womöglich wirklich kümmern, wenn er denn "Freigang" bekam. Caitlin hatte dies ja regeln wollen.
Aber was interessierte Alea nun überhaupt eine dieser Frauen, was interessierte sie Rejan? Es schien ja nur in sexueller Hinsicht auf Gegenseitigkeit beruhen. Soviel zum Thema Liebe. Was bedeutete sie ihm schon, sie war nur ein Fang, um den er sich eben hatte länger bemühen müssen. Einfach weil sie nicht so bereitwillig die Schenkel spreizte wie manche Bauchtänzerin in Sarma.

Alea gab sich ihren traurigen Gedanken hin, ohne es wirklich zu wollen. Sie wollte nichts denken, schon gar nicht an Rejan und seine Frauengeschichten. Sie hätte es wissen müssen, aber wie viele andere junge Mädchen hatte sie sich vom Charme des Wüstendiebes ablenken lassen. Da geriet die Vernunft in den Hintergrund und erhielt keine Chance mehr. Allein nur wenn Rejan lächelte, brachte er Dutzende Herzen zum Schmelzen. Auch Aleas ... und nun war niemand da, der sie trösten konnte.
Azlar trieb irgendwo in einem Boot auf dem Ozean. Alea musste sich wohl furchtbar allein nd unglücklich fühlen, falls nicht noch immer die Wut in ihr Überhand nahm. Und diese Gefühle würden wohl andauern, immerhin blieb sie noch eine Weile mit Rejan auf jenem Schiff voller Frauen – die sich alle mit dem Dieb vor Aleas geistigem Auge in einem übergroßen Bett tummelten!

"Na, was machst du denn hier an die Wand gelehnt?", fragte plötzlich eine bekannte Stimme, die nun sanft und fürsorglich klang. Caitlin stand direkt vor Alea, ging nun in die Hocke und betrachtete sie. "Du weint ja! Ist es wegen deinem Bruder?" Sie lächelte aufmunternd. "Ich habe doch gesagt, ich bekomme das hin. Er darf nachts unter Aufsicht einer Amazone an Deck gehen und tagsüber selbiges Schrubben, wenn er sich bereits erklärt, die Füße in Ketten legen zu lassen. Käpt'n Hjalka ist sehr zuvorkommend zu dir und ihm. Also Kopf hoch, du brauchst nicht weinen."
Sie ließ sich neben Alea, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, nieder und legte einen Arm um deren Schultern. Leicht drückte die junge Amazone die augeflöste Diebin. Caitlin könnte wirklich eine gute Freundin werden ...

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Freitag 18. Juli 2008, 20:29

Sie hatte wirklich geglaubt, dass sie ihm etwas bedeutete. So wie er sie ansah, nannte, berührte. Das konnte doch nur aus Liebe geschehen sein. Jetzt fühlte sie sich wie vor den Kopf gestoßen und in der Stunde der Einsamkeit rauschten alle Zweifel über ihr zusammen und drohten ihr die Luft zu nehmen. Sie fragte sich, wie ernst er es meinte. Wie sehr sich sein Verhalten ihr gegenüber zu dem von den anderen unterschied. <b>Vielleicht reagiere ich auch nur über</b>, überlegte sie, wusste aber gleichzeitig, dass sie immer eifersüchtig sein würde. Vielleicht würde sie sich auch selbst darüber ärgern - würde es nicht darum gehen, dass sich Rejan bereitwillig mit anderen das Bett teilen würde.

Verzweifelt biss sie sich auf die Unterlippe, bis sie ihr eigenes Blut schmeckte. Da erklang plötzlich eine Stimme neben ihr. Sie war so voller Sanft- und Freundlichkeit, dass sie sie nicht einmal erschreckte. Jetzt ärgerte sie sich jedoch darüber, dass sie so schwach war und hier heulend saß wie ein kleines Mädchen. Sie lächelte Caitlin ausweichend an und war froh, dass sie ihr gleich den Grund ihrer Tränen lieferte. Sie nickte nur zu ihren Worten und versuchte so zu lächeln, als würde sie sich über ihre Worte freuen. Tatsächlich war es ihr inzwischen egal. Ihretwegen konnte Rejan auf seinem Kartoffelsack verwesen. Andererseits ließ sich dort schlecht eine Lösung für ihr Problem finden (obwohl die Amazonen mit einem toten Spender wohl nicht viel anfangen konnten, weshalb es vielleicht doch nicht die schlechteste Idee war).
Aleas Verstand kehrte langsam zurück und begann wieder zu arbeiten. Sie musste ihre Gefühle zurück drängen. Sie hatte eine Aufgabe für die Wüstendiebe zu erledigen und den würde sie zur vollsten Zufriedenheit erfüllen.

Zuerst jedoch genoss sie es, an Caitlin gelehnt an der Wand zu sitzen. Sie bettete ihren Kopf an ihrer Schulter. Die Tränen versiegten und sie wurde wieder Herrin ihrer selbst. Am Liebsten hätte sie Caitlin alles erzählt. Sie erschien ihr noch wie keine richtige Amazone. Aber vermutlich wäre sie ihnen trotzdem schon so sehr verbunden, dass sie Rejan und ihr nicht helfen konnte.
Alea seufte leise und verharrte eine Weile so.
"Wieso willst du eine Amazone werden?" Sie wollte sich ablenken und das würde sicher gut klappen, wenn jemand anderes das Wort ergriff.
Außerdem war es ein guter Anfang. Denn im Inneren hatte sie, wie ihr jetzt bewusst wurde, schon beschlossen, dass Caitlin die erste von den fünf Frauen werden sollte, die sie nach Rumdett begleiten würde. Auch wenn sie es zuerst hatte vermeiden wollen, wurde nun der Wunsch nach einer Freundin und jemanden, der ihr zur Seite stand, größer.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von fremde Frau » Samstag 19. Juli 2008, 01:35

"Ist nicht schlimm, ich hab auch am Anfang oft geweint, als ich zum ersten Mal nach Xytras gefahren bin." Caitlin lächelte, als Alea ihren Kopf gegen ihre Schulter lehnte. Sie drückte die Schluchzende an sich und hielt sie. Zärtlich strich sie eine von Aleas Strähnen zurück. Zuletzt hatte Rejan eine solche Geste vollführt, kurz bevor sie nun diese Trauer gepackt hatte. Rejan konnte ihr gestohlen bleiben! Sollte er doch in seiner Vorratskammer versauern. Sie fühlte sich offenbar nicht gut und auch Caitlin spürte dies.

"Beruhige dich, du bist doch eine starke Frau", versuchte Caitlin sie aufzumuntern, ehe auch die junge Amazone für eine Weile in Schweigen verfiel. Es wurde ruhig. Lediglich das Trappeln der Frauschaft an Deck, das Rauschen der Wellen und die Schreie von Seemöwen, sowie das Knarzen der Schiffsplanken durchbrachen die Stille. Aber es fügte sich alles zusammen und man konnte es ausblenden und so meinen, dass es absolut ruhig wäre. Denn still war es niemals wirklich. Es gab immer ein Geräusch und sei es nur der Husten eines Insekts, getragen vom Wind.

<i>"Wieso willst du eine Amazone werden?"</i>

Caitlin lächelte und drehte den Kopf in Aleas Richtung. Ihre braunen Augen funkelten sie an. "Die gleiche Frage könnte ich dir stellen", kicherte sie wie ein kleines Mädchen. Dann richtete sie den Blick auf die gegenüber liegende Wand.
"Ich bin in einem kleinen Fischerdorf aufgewachsen. Serna heißt es, vielleicht hast du es schon einmal besucht." Sie schmunzelte. "Nein, das wohl nicht. Sonst würden wir uns kennen, so klein ist es. Besucher fallen da schnell auf. So auch damals ein Amazonen-Trio, das auf der Suche nach weiteren Frauen war, die sich ihrer Sache anschließen wollten. Ich war damals erst sieben Jahre alt, aber als ich diese tapferen und tollkühnen Frauen sah und ihre Art, mit Männern umzugehen, wusste ich, ich wollte Teil von ihnen sein. Sie ließen sich nichts sagen, nicht einmal von Soldaten. Sie waren frei und unabhängig, konnten die Welt entdecken und noch dazu kämpfen. Ich zählte damals nicht mehr als die Kühe auf dem Hof meines Vaters. So hab ich mich zu Lena, einer der ihren, geschlichen und sie gebeten, mich mitzunehmen."

Caitlin legte eine Pause ein. Ein Lächeln stand auf ihrem Gesicht. Schließlich fuhr sie unvermittelt fort: "Lena nahm mich nicht mit. Sie brachte mich zu meinen Eltern zurück und sagte, diese sollten besser auf mich aufpassen. Im gleichen Satz aber machte sie das Angebot, dass die Frauen von Xytras diese Aufgabe auch übernehmen und mich zu einer wahren Kämpfernatur ausbilden könnten. Da es meinem Vater recht egal und er froh darum war, ein Mäulchen weniger zu stopfen, gab er mich ab. Meine Mutter weinte sehr, aber ich tröstete sie mit den Worten, dass ich eines Tages zu ihr zurückkehren würde. Das habe ich auch immer noch vor, aber meine Ausbildung ist noch nicht abgeschlossen. Allerdings meint Käpt'n Hjalka, ich hätte großes Potenzial."

Caitlin seufzte. "Ich weiß nur nicht, ob ich das mit dem Männerhassen hinbekomme. So schlimm sind die auch nicht. Ich glaube, ich hätte nichts gegen einen Bruder einzuwenden. Ist es denn spaßig mit dem großen Bruder auf Reisen zu gehen?" Neugierig wandte sie den Blick wieder von der Wand ab und richtete ihn auf Alea. Dieses Thema schien Caitlin sehr zu interessieren und das war vielleicht auch gar nicht so verwunderlich. Sie hatte schon geraume Zeit auf einem Schiff voller Frauen verbracht und war eigentlich im heiratsfähigen Alter. Da war es doch nur normal, wenn auch sie sich für Männer interessierte. Ob sie auch eine von jenen Amazonen sein würde, die sich Rejans ... zur Verfügung stellten?

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Samstag 19. Juli 2008, 15:06

<i>Du bist doch eine starke Frau.</i> Ja, das redete sie sich auch ein. Sonst war es ihr auch so vorgekommen, sonst hatte sie selten etwas aus der Ruhe bringen können. Sie war selbstbewsst und setzte sich ohne Angst für Freunde ein. Aber wenn es um Rejan ging fühlte sie sich hilflos und wusste nicht weiter. Es war neu und unbekannt für sie und es machte sie unsicher.
Aber sie musste stark sein. Caitlins Worte erinnerten sie daran und tatsächlich ließen sich die Gedanken langsam zur Seite drängen und entfachten nicht mehr allzu großen Zorn in ihr. Was brachte es auch schon darüber zu grübeln. Tatsächlich wurde sie ruhiger und schon bald hob und senkte sich ihre Brust im normalen Takt.

Sie war froh, dass die junge Amazone sie nicht wirklich fragte, wieso sie denn Amazone werden wollte, sondern einfach nur erzählte. Alea hatte keine Lust, sich jetzt etwas aus den Fingern zu saugen.
Sie war etwas erstaunt darüber, wie bereitwillig und ausschweifend Caitlin ihr von ihrer Vergangenheit erzählte. Tatsächlich war sie nie in diesem Fischerdorf gewesen, was sie an der passenden Stelle mit einem Kopfschütteln zeigte.

Sie sprach von ihren Familienverhältnissen und Alea war froh, dass ihre Eltern ihr nie das Gefühl gegeben hatten, nur so viel wie eine Kuh zu zählen. Ihre Kindheit war bestimmt von Liebe gewesen. Alea lächelte bei den Erinnerungen. Erst später hatte die Aufmerksamkeit abgenommen, doch im Nachhinein verstand sie die Sorgen, die ihre Eltern früher belastet hatten. Wie lange es schon her war, seit sie noch mit ihnen geredet hatte.

Schweigend ließ sie Caitlin zu Ende reden und hörte ihr aufmerksam mit einer Mischung aus Neugier, Interesse und Spannung zu. Bis sie sie nach Rejan fragte.
"Ja, Männer sind gar nicht so übel, wie sie hier tun", meinte sie zunächst. Jetzt da sie wusste, dass Caitlin keinen Hass gegen Männer empfand, konnte sie die Gedanken, die gegen 'amazonische Gesetze' sprachen, aussprechen.
Sie drehte Caitlin das Gesicht zu und lächelte leicht, dann zuckte sie kurz mit den Schultern. "Ja, es ist sehr witzig." <i>Wenn er nicht gerade darüber nachdenkt, mit anderen Frauen das Bett zu teilen</i>, fügte sie in Gedanken hinzu und verfluchte gleich wieder, dass sie nicht an etwas anderes denken konnte.
Bereitwillig redete sie weiter: "Wir leben schon unser ganzes Leben zusammen in Sarma, in der Wüste erlebt man schon so einiges, was einen zusammen schweißt." Ihr Lächeln wurde etwas breiter, als sich wieder positive Erinnerungen hervor hoben. Die Reise zu den Echsen war wirklich schön gewesen. Es war so vieles passiert! Aleas Augen funkelten glücklich, während sie zurück dachte.
"Männer geben dir Halt und beschützen dich. Auch wenn sie sich immer aufspielen müssen und manchmal Idioten sind. Naja, so sind sie eben", sie lachte kurz auf und machte eine kurze Pause, ehe sie weiter sprach, "Sie sind wirklich nicht schlecht. Auch wenn es sicherlich ein paar Ausnahmen gibt."

Sie musste an Hjalkas Abriss aus ihrer Geschichte denken. Wäre ihrer Mutter das selbe wie ihrer zugestoßen würde sie heute bestimmt auch anders denken.
"Dann bist du schon lange bei den Amazonen oder? Erlauben sie denn überhaupt... männliche Besuche?" Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sich die Neugierde mit einbrachte, wie sehr sich Caitlin schon mit Männern beschäftigt hatte. Dass sie deshalb auf Rejan zu sprechen gekommen war, kam ihr nicht in den Sinn. Es war eben die Neugierde einer Freundin, die keinen Bruder besaß. Das war alles.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von fremde Frau » Sonntag 20. Juli 2008, 16:02

Alea schien für einen Moment etwas die Sorgen und Ängste, die Trauer und den Zweifel zu vergessen. Caitlin besaß eine Gabe, sie aufzumuntern. Die junge Amazone zeigte sich aber auch als gute Rednerin ... und vielleicht auch Zuhörerin, aber Alea wollte nicht von sich sprechen. Sie beruhigte sich, indem sie Caitlin von sich erzählen ließ. Die Amazone war sehr redsam, machte kein Geheimnis aus ihrer Lebensgeschichte und auch -einstellung. Vermutungen ließen erahnen, dass sich Caitlin bei den Amazonen ein besseres Leben erhoffte als auf dem Hof ihrer Eltern, wo sie mit Kühen auf eine Waagschale geworfen wurde.
Sie hatte nicht wirklich einen Grund, Männer zu hassen. Trotzdem war sie auf dem besten Wege, es zu lernen. Erste Anzeichen machten sich erkennbar, in ihren Aussagen fehlte jedoch noch der Biss, den Frauen mit einer solchen Lebenseinstellung normalerweise besaßen. Caitlin sagte es einfach locker heraus, dass Männer schlecht und schwach waren. Amazonen aber ... glaubten wahrlich daran. Für sie war der Mann an sich nur ein Werkzeug, um den Fortbestand ihrer Kultur zu sichern – oder eben der verhasste Feind.

Caitlin dachte zum Glück noch nicht so, im Gegenteil. Sie zeigte Interesse, wollte wissen, wie es sich so mit einem großen Bruder lebte. Konnte Alea ihr eine Antwort darauf geben? Rejan und sie waren keine Geschwister! Andererseits ... über all die Jahre hinweg, seit der Wüstendieb Alea in der Gasse vor Fremden errettet hatte, da war zwischen ihnen mehr gewesen als nur eine freundschaftliche Beziehung. Man konnte wohl von geschwisterlicher Fürsorge sprechen, bis Alea hatte erkennen dürfen, dass es sogar noch mehr war – zumindest von ihrer Seite. Sie hatte sich wirklich in Rejan verliebt. Doch wie stand es mit ihm? Was bedeutete ihm der Begriff Liebe? Setzte er ihn mit der Anzahl seiner Bettbeziehungen gleich?

Trotz dieser überlegenswerten Gedanken, meinte Alea schließlich am Ende von Caitlins Ausführungen, dass Männer gar nicht so übel seien. Und einen Bruder zu haben, sei wirklich witzig.

<i>"Männer geben dir Halt und beschützen dich. Auch wenn sie sich immer aufspielen müssen und manchmal Idioten sind. Naja, so sind sie eben. Sie sind wirklich nicht schlecht. Auch wenn es sicherlich ein paar Ausnahmen gibt."</i>
"Das müssen aber eine Menge Ausnahmen sein", meinte Caitlin nachdenklich. Sie zog die Beine an, um ihre überkreuzten Arme darauf zu stützen. Ihr Blick lag wieder auf Alea. "Xytras ist groß und es leben nur Frauen dort. Fast alle ... hatten wohl Begegnung mit einer solchen männlichen Ausnahme." Sie seufzte. "Klingt irgendwie seltsam, dass ich keine hatte. Man fühlt sich unter all den Frauen dann fast ... unnormal." Sie lächelte. "Aber wir brauchen nicht wirklich Männer, vor allem nicht um uns zu schützen. Wir sind selbstbewusst und stark. Und für den nötigen Halt ..." Sie hob den Kopf an, betrachtete Alea nun wesentlich intensiver. "Du hast schöne dunkle Augen", meinte Caitlin dann unverblümt und strich wieder eine von Aleas Strähnen zurück.

<i>"Dann bist du schon lange bei den Amazonen, oder? Erlauben sie denn überhaupt ... männliche Besuche?"</i> Caitlin schüttelte kurz den Kopf, hatte damit die Frage aber nicht verneinen wollen. "Natürlich, das kommt ab und an mal vor. Meist eben dann, wenn wir einen Spender brauchen oder eine Dame des Hochadels nicht auf ihre Leibwächter verzichten will." Sie grinste plötzlich. "Die haben dann plötzlich auch Leibwächter. Kein Mann darf über Xytras' Pflaster laufen ohne eine amazonische Wächterin an seiner Seite. Dann können wir sicher sein, dass sich diese Haudegen benehmen. So wird es auch hier auf dem Schiff sein. Rejan wird nichtmal allein pinkeln können." Sie brach in Gelächter aus, bei dem Gedanken, wie der Wüstendieb nachts an der Reling stand und hinter ihm eine Mauer aus Frauen, die ihn nur zu gern um ein Anhängsel erleichtern würden. Sie verfiel in einen wahren Lachkrampf, hielt sich den Bauch und krümmte sich, bis sich in ihren Augenwinkeln Tränen bildeten. Schließlich aber beruhigte sie sich wieder, lehnte sich an Alea an und atmete noch mehrmals tief durch, ehe sie sagte: "Ich mag dich, weißt du?"

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Sonntag 20. Juli 2008, 19:00

Alea dachte bei Caitlins Worten nach. Sie fragte sich, was den ganzen Frauen zugestoßen sein mochte, dass sie heute so waren. Wenn jede solch ein Schicksal durchlebt hatte, dann musste es wirklich eine Menge Mistkerle da draußen in der Welt geben. Irgendwie betrübte es Alea.
<i>"Und für den nötigen Halt ... Du hast schöne dunkle Augen."</i> Sie hob den Kopf und traf auf einen intensiven Blick von Caitlin. Alea schoss unvermittelt leichte Röte ins Gesicht, die man durch das schwache Licht hier unten hoffentlich nicht sehen konnte. Sie war vollkommen überrascht von den Worten der Amazone und fühlte sich überrumpelt.

Glücklicherweise hielt die Stille nicht lange und Caitlin antwortete ihr auf ihre andere Frage. Offensichtlich hatte sie nicht verstanden, worauf die Diebin eigentlich angespielt hatte. Doch da erinnerte sich Alea wieder an den Blick, mit dem sie sie bedacht hatte. Vielleicht legte die Amazone gar keinen Wert auf männliche Besuche? Aleas Haut kribbelte und sie begann sich unwohl in ihrer Haut zu fühlen.
Plötzlich brach Caitlin in Gelächter aus. Es war weniger die Vorstellung als mehr die Lache der jungen Frau, die sie ins Lachen mit einstimmen ließ. Es war befreiend und stimmte sie fröhlicher. Je länger sie lachte, desto schwerer fiel es auch ihr, sich wieder zu fangen. Doch beruhigte sie sich eher als Caitlin und beobachtete sie noch grinsend, bemüht nicht wieder los zu lachen.

Schließlich wurde auch Caitlin ruhiger und lehnte sich an sie. Aleas Herz setzte kurz aus, als sie ihr sagte, dass sie sie mochte. Es war nur eine ganz normale, eigentlich belanglose Aussage. Doch dann sah sie wieder den Ausdruck ihren Augen vor sich, wie sie sie angesehen hatte. Doch Alea lächelte weiterhin, während sie überlegte, was sie tun sollte.
Vielleicht dachte sie auch einfach nur falsch und bildete sich das nur ein? Doch so sehr sie sich bemühte, sie wurde das Gefühl nicht los. Sie konnte natürlich gleich Caitlin sagen, wie sie das sah, aber dann machte sie sich vielleicht doch lächerlich, wenn sie falsch lag. Außerdem würde sie auch so vielleicht riskieren alles zu verspielen. Sie brauchte Caitlin doch für ihren Auftrag. Vielleicht war aber auch gerade die beste Lösung so zu tun als, um Caitlin dazu zu bringen, nicht von ihr fort zu wollen? Dann würde sie ihr auch nach Rumdett folgen.
Hin oder her, Alea behagte jede Lösung nicht, vor allem, die die ihr am Besten gefiel, denn die würde nur aus Lügen und Täuschungen bestehen. Das wollte sie Caitlin nicht antun, eigentlich jedenfalls.
"Ich mag dich auch. Danke", sagte sie so unschuldig wie sie nur konnte. Sie lächelte sacht, schaute jetzt aber von Caitlin weg und versuchte die Ahnungslose zu spielen. "Was soll ich jetzt machen? Ich kann ja hier nicht ewig sitzen, bis wir in Xytras angekommen sind. Wie lange dauert es eigentlich?" Themenwechsel war immer eine gute Idee.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von fremde Frau » Montag 21. Juli 2008, 16:21

Caitlin grinste, als sie Aleas rote Wangen bemerkte. Die Amazone bekundete ihre Zuneigung, ob diese allerdings auf platonischer Ebene war oder weiter ging, konnte Alea nur vermuten. Welches Gewicht fiel in die Worte "ich mag dich", wenn eine Amazone sie aussprach?

<i>"Ich mag dich auch. Danke."</i> "Das freut mich", entgegnete Caitlin. Es klang mehr als aufrichtig. Die Amazone strahlte Glückseligkeit aus, was Aleas Vermutungen sicherlich noch bestärkte. Warum nur verliebten sich alle in sie?
<i>"Was soll ich jetzt machen? Ich kann ja hier nicht ewig sitzen, bis wir in Xytras angekommen sind. Wie lange dauert es eigentlich?"</i>

"Wenn die Winde mit uns sind, erreichen wir die Insel morgen vormittag. Bis dahin müssen wir alle uns gedulden." Die Jung-Amazone streckte sich ausgiebig. "Ich kann dir garnicht sagen, wie froh ich bin, endlich wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Eine Seefahrt mag aufregend sein, aber ich ziehe das Leben auf der Amazonenburg vor. Ist wesentlich spannender und gefährlicher. Wir kämpfen mit Schwertern und Stäben", fügte Caitlin rasch erklärend hinzu. Offensichtlich genoss sie das Leben einer Kriegerin in Ausbildung mehr als das einer jungen Bäuerin. Diese Frau war fürs Kämpfen geschaffen, Entschlossenheit dazu strahlte sie jedenfalls ebenso aus wie eine gehörige Portion Selbstvertrauen. Und sie schaffte es, andere damit anzustecken.

"Nur nicht den Kopf hängen lassen? Warum auch? Dein Bruder darf nachts doch raus, weshalb solltest du hier weiter rumsitzen und Trübsal blasen." Caitlin sprang auf. "Komm schon! Wenn du willst, kannst du mir helfen. Ich soll heute noch das Vorderdeck schrubben und vielleicht dürfen wir nachher in den Ausguck rauf. Was meinst du?" Aufmunternd hielt sie Alea die Hand entgegen.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Mittwoch 23. Juli 2008, 13:01

Morgen Vormittag würden sie schon da sein. Wenn alles gut lief. Alea bekam Zweifel, ob sie sich vorhin vielleicht hätte zusammen reißen sollen, um einen Plan mit Rejan zu entwickeln. Bis morgen hatten sie dazu nur noch Zeit, das war nicht gerade viel. Aber nein, sein Plan hatte ja schon fest gestanden und es hatte nicht gerade so geklungen, als käme etwas anderes in Frage.
<i>Vielleicht lasse ich mich auch nur zum Spender machen, wenn sie diese Bedingung erfüllen.</i> Als sie sich wieder daran erinnerte, unterdrückte sie die aufsteigende Wut. Nein, sie hatte eindeutig richtig gehandelt. Sollte sich dieser Kerl doch selbst etwas einfallen lassen. Sie befürchtete schon, dass er das nicht tun würde und fürchtete schon den morgigen Tag.

Dennoch lächelte sie leicht bei Caitlins Worten und ließ sich nichts anmerken. "Ja, das Wasser ist auch nicht gerade mein Element. Normalerweise laufe ich jeden Tag auf dem Sand der Wüste. Obwohl so eine Schifffahrt gar nicht mal schlecht ist." Tatsächlich empfand sie keine Furcht davor, auf dem Meer zu segeln. Auch wenn sie sich das früher immer ziemlich schlimm vorgestellt hatte. Sie auf dem Meer. Da hatte sie Angst und Übelkeit erwartet. Aber auf dem ersten Schiff, der Seeperle, hatte sie Augenblicke erlebt, die alles andere als schrecklich gewesen waren.

Sie hasste es, dass ihre Gedanken ständig zu Rejan abdrifteten. Sie wollte überhaupt nicht an ihn denken und doch erinnerte sie so vieles an ihn.
Sie hob den Blick und sah Caitlin an. "Mit Schwertern und Stäben?" Wie kämpfte man mit Stäben? Aus ihrem Tonfall war deutlich heraus zuhören, dass sie das wirklich interessierte. Sie fand es bewundernswert, dass all die Frauen im Kampf unterrichtet wurden. Sie hatte schon oft gesehen, dass kämpfende Frauen dem Spott der Männer ausgesetzt worden waren. Obwohl, in Sarma war dies für eine Frau auch wenn sie keine Waffe in der Hand hielt, nichts Ungewöhnliches. Doch die Amazonen trotzten dem Vorteil, dass das Kämpfen für Männer bestimmt war und zogen ihre Sache durch.

Plötzlich sprang Caitlin auf und machte ihr das Schrubben des Vorderdecks schmakchaft. Alea grinste und nickte nach kurzem Überlegen, das kaum der Rede Wert war. Ihre Beine waren schon fast eingeschlafen und Bewegung würde ihr allgemein gut tun. Die Arbeit würde sie ablenken und außerdem wollte sie Caitlin auch so unterstützen. Als Anwärterin einer Amazone dürfte sie sich nicht drücken.
"Also gut." Sie ergriff ihre Hand und erhob sich dann. "Ich bin gespannt, wie das Leben so auf einem Schiff abläuft." Und das war sie wirklich. Auf der Seeperle hatte sie ja eigentlich nur gegessen und das Bett genutzt. Hier würde das bestimmt anders ablaufen. Nun ja, sie war bereit, es herauszufinden.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von fremde Frau » Freitag 25. Juli 2008, 14:25

Zweifel und gewisse Unsicherheit bei dem kleinsten Gedanken an den morgigen Tag kamen in Alea auf, doch sie wischte diese fort, wie ein Lappen den Sandstaub der Wüste vom Tresen.
Morgen konnte sie sich wieder Sorgen um Rejan, den Auftrag der Wüstendiebe und alles andere machen, das sie innerlich beunruhigte. Jetzt aber musste sie stark sein – wie eine Amazone – wie Caitlin?

Im Versuch sich abzulenken, aber auch mit aufrichtigem Interesse fragte sie die Jung-Amazone näher zu den Kampfkünsten ihrer Frauenkultur. Caitlin lächelte. "Nicht alle Amazonen wählen das Schwert, aber jede beginnt in der Burg mit dem Stabkampf. Da gibt's nur blaue Flecken, wenn man den Schlag des Gegners einmal nicht abwehren kann." Caitlins Lächeln wandelte sich in ein wissendes Grinsen. Anscheinend hatte sie schon oft genug diese Erfahrung gemacht. Sie erweckte allerdings keineswegs den Eindruck, dass ihr diese schmerzlichen Niederlagen den Mut genommen hätten, im Gegenteil.
"Es gibt Ausnahmen", hob sie wieder zum Sprechen an, "aber nur wirklich talentierte junge Mädchen und Frauen erhalten einen speziellen Unterricht mit besonderen Waffen. In der Amazonenburg gibt es durchaus die eine oder andere Meisterin ihres Faches, jedenfalls sind sie alle sehr gut im Kampf. Meine Trainerin habe ich bisher noch nicht schlagen können. Ja, aber üblicherweise fängt man mit dem Holzstab an und geht dann über das Holzschwert zu einer richtigen Klinge. Ich darf schon eine benutzen", fügte sie stolz an.

Dann aber entschloss sie sich, dass es genug des Redens war. Immerhin musste sie noch einige Aufgaben an Deck erledigen, zu allererst das Schrubben. Wäre sie männlichen Geschlechts gewesen, hätte man sie auf dem Schiff wohl als Schiffsjungen bezeichnet. So nannte man sie sicherlich Schiffsmädchen, was aber bis auf den Namen keinen Unterschied machte. Die Aufgaben blieben dieselben. Aber sie lud Alea dazu ein, ihr zu helfen und sich zudem noch nützlich zu machen. Caitlin hatte keine Zweifel mehr, dass Alea nicht auch Amazone aus Überzeugung werden wollte. Somit würde sie irgendwann ohnehin mit dem Schiffsleben konfrontiert werden.
Die Heimatstadt der Amazonen – Xytras – lag nämlich am Rande der Insel Ardéris und war nur mit dem Schiff zu erreichen, außer man wuchs bei den Oblinox als einer der ihren auf. Da diese Rasse und die Amazonen sich gegenseitig jedoch mehr oder weniger ignorierten, waren fast alle Frauen Xytras' auch in der Seefahrt ausgebildet.

Alea nahm das Angebot an. <i>"Ich bin gespannt, wie das Leben so auf einem Schiff abläuft."</i> Caitlin lachte. "Bist du denn nicht schon vorher auf einem mitgefahren? Naja, morgen gehst du vermutlich wieder an Land. Wenn wir Glück haben, mit mir zusammen." Wie schon mehrmals zuvor bedachte sie die Diebin mit einem musternden, aber freundlichen Blick. "Von einem Tag auf See lernt man nicht allzu viel. Aber ich bringe dir gern alles bei, was ich weiß."

Schon ergriff Caitlin Aleas Hand und lief mit ihr zur Leiter, die an Deck führte. Oben begrüßte sie eine ordentliche Brise, die die Segel der <i>Stolzen Magdalena</i> blähte und das Schiff über die Wellen Richtung Heimathafen schob.
"Da bist du ja!", rief ihnen eine andere Amazone zu und reichte Caitlin im nächsten Moment schon Schrubber und einen mit Lauge gefüllten Eimer. "Das Vorderdeck wartet." Caitlin nickte, ließ Aleas Hand los, um ihre Arbeitsgeräte halten zu können und machte sich mit einem Nicken in ihre Richtung auf den Weg zum Vorderdeck.

"Wenn du mir helfen möchtest, kannst du dir den Schwamm aus dem Eimer nehmen und damit ordentlich hinter mir herwischen. Deckschrubben ist anstrengend, aber es kann trotzdem Spaß machen." Schon erreichten sie die Stelle, die Caitlin zu säubern hatte. Hier vorn am Bug war es verhältnismäßig ruhig. In einer Ecke saßen zwei Amazonen an der Reling und angelten. Das Sprietsegel, ein kleines Segel vorne an einem quer verlaufenden Teil des Mastes, bauschte sich unter den Winden auf und rauschte zu den Klängen der See. Die Sonne schien, aber in der Ferne glitzerte der Horizont unter dunklen Wolken.
"Sieh nur, da hinten ist ein Eisregen!" Caitlin zeigte in die Ferne, wo es wie unter Feenstaub glitzerte. Dann schwang sie endlich den Schrubber und fegte damit wirbelnd über Deck.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Montag 28. Juli 2008, 15:16

Während Caitlin ihr vom Stabkampf und davon erzählte, dass manche Amazonen auch den Umgang mit anderen Waffen erlernten, fragte sie sich, ob sie wohl auch den Säbelkampf unterrichten würden. Sie hätte nichts dagegen, sich von einer erfahrenen Amazone weiter darin unterrichten zu lassen. Das Training mit dem Säbel war zwar immer anstrengend gewesen, aber irgendwann wollte sie diese Waffe beherrschen. Andererseits hatte sie natürlich nicht vor, ewig auf Xytras zu bleiben. Am Besten wäre es natürlich, wenn sie ankommen, sich fünf Amazonen schnappen und Richtung Rumdett segeln würden. Aber Alea wusste, dass dies nur Wunschdenken war. Wer wusste schon, wie lange es wirklich dauern würde, bis sie die fünf oder - sie warf einen kurzen Seitenblick auf Caitlin - vier Frauen zusammen haben würden. Sie musste sich sowieso noch überlegen, wie sie das anstellen sollte.

<i>"Bist du denn nicht schon vorher auf einem mitgefahren? Naja, morgen gehst du vermutlich wieder an Land. Wenn wir Glück haben, mit mir zusammen."</i>
Sie ignorierte den Ausdruck in Caitlins Augen und erwiderte den Blick freundlich und mit einem Lächeln. Dann schüttelte sie kurz den Kopf. "Ich war bisher nur auf einem Schiff und da habe ich den Tag mit entspannen verbracht." Sie lachte kurz auf. Das wirkliche Schiffsleben hatte sie noch nicht erlebt. Aber das würde sich sicher gleich ändern, denn schon machten sie sich auf den Weg an Deck.

Dort angekommen wurden sie sofort von einer Amazone begrüßt, die Caitlin ihre Arbeitsmittel in die Hände drückte. Caitlin wies sie auch sofort ein, woraufhin Alea nickte. Kaum waren sie am Fleck ihrer Arbeit angekommen, girff die Diebin nach dem Schwamm, der sich mit Wasser vollgesogen hatte. Doch bevor es los ging, zeigte Caitlin nach vorne zum Horizont. Alea blickte auf und sah zu dem Eisregen, wie Caitlin sagte. So etwas hatte sie noch nie gesehen.
Während die Amazone schon begann, das Deck zu wischen, schaute Alea noch ganz fasziniert zu dem Eisregen. Es sah aus, als würde Feenstaub vom Himmel fallen. Die springenden Fische waren schon faszinierend gewesen und der Eisregen war fast genauso atemberaubend.
Als sie Caitlin aus den Augenwinkel schon arbeiten sah, riss sie sich los und begann, hinter der neuen Freundin her zu schrubben. Da sie auf den Knien hinter her kriechen musste und vor allem solch eine Arbeit gar nicht gewöhnt war, war die Arbeit noch anstrengender als erwartet. Da auch noch die Sonne direkt auf sie hinab schien, bildeten sich schnell Schweißperlen auf ihrem Gesicht, aus dem sie immer wieder die Haare strich, die dort oder im Nacken kleben blieben.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 29. Juli 2008, 15:18

Caitlin grinste, als sie beim Schrubben Alea aus den Augenwinkeln heraus betrachtete. Hatte sie nicht erzählt, dass sie auf dem anderen Schiff hauptsächlich auf der faulen Haut gelegen war und sich entspannt hatte? <b>Das wird ihr hier sicherlich kaum passieren!</b> Fleißig machte sich die Amazone wieder daran, die Planken zu wischen. Das Holz roch nach dem Salz des Meeres und nach Seeluft, aber es ging von einer Stelle nahe der Reling ein bestialischer Fischgestank aus.
"Hier haben meine Schwestern vorhin geangelt und den Fang abgelegt", erklärte Caitlin, während sie energisch über die erwähnte Stelle schrubbte. Ja, diese war besonders hartnäckig.

Alea und Caitlin hatten allerhand zu tun, doch die Arbeit unterschied sich nicht sonderlich von jener einer Hausfrau. Ob man nun Schiffsplanken oder die hölzerne Küchentheke wischte, das war nicht unbedingt etwas Anderes. Lediglich das Schwanken des Schiffes konnte möglicherweise Probleme machen. Einmal kippe Caitlin der Putzeimer um und sie musste die Wasserlache aufwischen und den Eimer neu füllen. Das war aber auch schon die einzige Abwechslung bei der Arbeit.

Als die die Sonne sich im Westen dem Meer näherte und das Wasser, sowie den Himmel in rosa-goldenes Licht tauchte, landete plötzlich eine der Amazonen im Stand auf dem Vordeck. Sie war direkt von der Takelage aus hierher gesprungen. Ihre Waden, die straffen Bauchmuskeln und die Arme zeigten, dass sie viel Kraft und Ausdauer besaß. Das wettergegerbte Gesicht umspielten braune Locken, die gerade einmal bis zu den Ohren reichten. Wenn die noch immer sichtbaren, weiblichen Rundungen nicht gewesen wären, hätte man sie auch für einen gutgebauten Mann halten können.

"Na, dann packt den Putzkram mal weg, Mädels, und holt euch eure Ration aus der Kombüse. Danach könnt ihr helfen, das kleine Segel zu flicken oder die alten Taue aufzuzwirbeln, um neue zu machen."
Caitlin nickte ihr zu, streckte ihre Hand wieder Alea hin. "Komm mit." Sie brachte Eimer und Wischer zu einer der Ladeluken, öffnete eine kleinere Klappe darin und ließ beides an einem Lastenaufzug herab. Dann ging es weiter Richtung Heckbereich. Dieser war – wie schon auf der Seeperle – erhöht und besaß zwischen zwei zum Ruder führenden Holzstiegen eine Tür.

"Die Tür führt in einen engen Gang, an den die Zimmer für Käpt'n Hjalka, unsere erste Maatin und Heilerin und die Kombüse angrenzen. Wir übrigen Amazonen schlafen in den Kojen unter Deck. Da wir beide weder Maat, noch Smutje sind, müssen wir uns mit Hängematten zufrieden geben." Sie kicherte. "In der ersten Nacht bin ich aus meiner hinausgefallen. Das war vielleicht ein Sturm!"
Caitlin öffnete die Tür und der Gang dahinter erfüllte tatsächlich, was die Amazone prophezeit hatte. Er war furchtbar eng, man konnte gerade so hintereinander darin stehen, dann befand man sich schon vor der Tür zur Kapitänskajüte. Als Gang konnte man dieses winzige Stück Diele wohl wirklich nicht bezeichnen. Caitlin klopfte an die links liegende Tür.

Eine Frau öffnete. Natürlich. Die Amazonen würden kaum einen Mann als Koch einstellen. Der Smutje – gab es überhaupt eine weibliche Bezeichnung hierfür? – hatte ihr rostrotes Haar unter einem zusammengeknoteten Leinentuch verborgen. Einige Strähnen lugten allerdings noch hervor. Sie trug eine Schürze, die nicht mehr ganz so weiß war wie vermutlich zum Zeitpunkt ihres Erwerbs. Kleine Speiseflecken in braun und gelb zierten sie, einige älter und verwaschen, andere noch ganz frisch.
"Ah, ihr kommt wegen eurer Ration, nicht wahr? Was soll's denn sein? Heute kann ich Reisbrei oder Fischsuppe anbieten. Zu beiden gibt es Zwieback."
Dies war nicht gerade eine gesunde Mahlzeit. Gemüse und Obst hielten sich nicht lange auf einem Schiff. Caitlin sah man deutlich an, dass sie sich wohl nach einer ausgewogeneren Ernährung sehnte. "Gib mir den Reisbrei", meinte sie seufzend und zu Alea gewandt flüsterte sie: "Ich kann es garnicht erwarten, wieder aufs Festland zu kommen. Ich kaufe mir dann sofort einen großen Korb Äpfel."
"Und was möchtest du, Schwester?", fragte die Köchin.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Donnerstag 31. Juli 2008, 21:50

Schon bald rann Alea der Schweiß von der Stirn. Wenn sie mit dem Arm über die Sitrn fuhr, war dieses Gefühl noch um einiges ekliger, sodass sie es bald völlig sein ließ. Sie sehnte sich fast auf die Seeperle zurück, nun wo sie erfuhr, was das Leben auf dem Schiff bedeutete. Sie strengte sich an und versuchte durchzuhalten, war jedoch mehr als erleichtert, als eine der Amazonen heran trat, um sie von dieser Arbeit zu befreien. Ihre Hände fühlten sich an wie die eines Frosches und kamen sich so abgenutzt wie noch nie zuvor vor. In ihrem normalen Alltag musste sie geschickt und schnell mit ihnen handeln. Mit einem Schwamm zu schrubben war sie nicht gewohnt. Entsprechend erschöpft war sie.

Die Aussicht auf Essen munterte sie jedoch schnell wieder auf, auch wenn die darauf wartende Arbeit sie fast wieder umstimmte und kein wirkliches Hohegefühl zuließ. Noch mehr arbeiten? Alea hätte gut und gerne darauf verzichten können. Allerdings sagte sie nichts, sondern lächelte nur. Warum sollte sie sich auch gegen diese Arbeit wehren? Immerhin bekam sie Verpflegung und Unterkunft. Und darüber hinaus das Vertrauen der Amazonen.

Sie folgte Caitlin, wenn auch erst leicht schwankend, da sich ihre Beine nach all dem Kriechen wie taub anfühlten und sich erst daran gewöhnen mussten, wieder Gewicht zu tragen. Während Caitlin auf dem Weg zur Kombüse wieder herum schwatzte, lief Alea nur schweigend hinter ihr her und gab an passender Stelle nur ein "Hm" oder "Aha" von sich oder schmunzelte einfach nur als Antwort. Sie war viel zu erschöpft, um von sich aus etwas zu erzählen. An die kommende Nacht wollte sie erst gar nicht denken. Sie hätte ein bequemes Bett für ihre Glieder, die nach der weiteren Arbeit auf jeden Fall schmerzen würden, gebrauchen können, in dem sie sich erholen konnte. Stattdessen würde sie in eine Hängematte schlafen, aus der sie höchst wahrscheinlcih hinaus fallen würde, so wie sie sich kannte. Sie drehte sich oft im Schlaf und in dem Moment darauf zu achten, wieviel Platz sie dafür hatte, zählte nicht zu ihren Stärken.

Plötzlich standen sie auch schon vor der Kombüse und Alea sah sich einer weiteren Amazone gegenüber, die sie auffordernd ansah. Alea war so in Gednaken versunken gewesen, dass sie scheinbar eine Frage nicht mitbekommen hatte. Worum es ging, war, wenn man direkt vor der Kombüse stand, nicht allzu schwer. Was zur Auswahl stand aber viel schwieriger. Schnell sammelte sie sich und deutete nur auf den Teller von Caitlin. "Ich nehme dasselbe", meinte sie schnell mit einem Lächeln, während sie sich fragte, was wohl das andere gewesen wäre. Doch nachdem sie ihren Teller in Empfang genommen hatte, stieg ihr der Geruch von Fisch in die Nase und sie war froh, dass sie dieses Essen gewählt hatte. Fisch schmeckte zwar auch lecker, vermutlich würde sie ihn in nächster Zeit aber eh öfter essen müssen, als ihr lieb war.

Mit dem Essen in der Hand wandte sie sich an Caitlin. "Und wo essen wird jetzt?" Sie vermutete, dass es hier einen ähnlichen Raum gab, wie auf der Seeperle, in dem alle ihr Essen zu sich nahmen. "Sitzen wäre jetzt wirklicht gut." <b>Und schlafen auch</b>, fügte sie in Gedanken hinzu. So schlimm war es zwar nicht, allerdings war sie schon ziemlich geschafft, was an ihrem schiefen Grinsen zu sehen war, mit dem sie ihre Erschöpfung offenbarte, wenn man sie ihr nicht schon vorher angesehen hatte.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Samstag 2. August 2008, 13:03

Deckschrubben war im Allgemeinen schon eine anstrengende Arbeit, aber wenn man es nicht gewohnt war, konnte es mehr als schweißtreibend sein. Aleas Arme und Knie schmerzten von der ewigen Wischbewegung und der krabbelnden Haltung, mit der sie hinter Caitlin hergeschrubbt hatte. Morgen würde sie wohl Muskelkater haben.
Aber wenigstens konnte sie nun von sich behaupten, mit angepackt zu haben. Niemand könnte ihr Faulheit vorhalten, sie hatte ihr Bestes gegeben. Nun sollten die Jung-Amazone und sie auch dafür belohnt werden. Ihr Magen meldete sich mit einem leisen Knurren zu Wort. Man merkte wohl erst wie hungrig man war, wenn einem der Duft des Essens in die Nase stieg. Und auch wenn Reisbrei und Zwieback nicht besonders lecker rochen, so reichte es für Alea sicher allemal aus. Sie entschied sich ebenfalls für den körnigen und matschigen Brei, der eine gelbliche Farbe besaß.
"Da ist eine Honigsoße untergemischt", gab die Köchin erklärend ab und klatschte Alea ihre Portion auf einen tiefen Holzteller. Anschließend reichte sie den beiden hungrigen Frauen jeweils einen Holzlöffel und machte sich wieder in die Kombüse. Vom Ausguck kamen nun zwei weitere Amazonen herunter, die hungrig nach ihrer Ration verlangten.

<i>"Und wo essen wir jetzt? Sitzen wäre jetzt wirklich gut."</i> Caitlin grinste. "Ja, im Stehen möchte ich auch nicht essen." Sie schaute sich kurz suchend auf Deck um. Dann zeigte sie zu einigen vertäuten Kisten herüber, in denen sich normalerweise weiteres Segeltuch und Flickzeug befanden. Noch hatte niemand damit begonnen, Reparaturen am Segel durchzuführen. Die Kisten waren frei.
"Da setzen wir uns hin. Ich weiß nicht, wie du auf dem anderen Schiff gegessen hast, aber bei uns setzt man sich einfach da hin, wo Platz ist. Zur Not muss es auch mal das Deck selbst sein. Aber heute haben wir Glück." Caitlin hielt zielstrebig auf die Kisten zu und ließ sich dann, den Rücken gegen die Reling lehnend, nieder. Sie sog den Duft der Mahlzeit auf und seufzte selig. "Ahh, gut!" Schon begann sie zu essen, wartete nicht erst auf Alea.

Ob diese sich auch gleich hinzugesellte, würde sich zeigen. Denn es wäre auch möglich, dass sie sich ablenken ließe – von den Geräuschen, die unter Deck vorgingen und schließlich nach oben kamen. Die Geräusche stammten von einem gefesselten Rejan, der von seiner Amazonenwächterin nach oben geschubst und gestoßen wurde.
"Ist ja gut, ich hab verstanden! Ich geh ja schon!", murrte er der Frau entgegen, deren grimmiges Gesicht hinter ihm aus der Luke herausschaute. Dann drehte sich Rejan um. Er hatte also tatsächlich Freigang auf Deck, sobald es langsam dunkel wurde. Der Himmel hatte eine tiefrosa Farbe angenommen. Fast ebenso rosa glühten nun die Wangen des Wüstendiebes, als er Alea erblickte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann jedoch wieder wortlos. Oh, dieser Kerl war imstande, einen wahren Dackelblick aufzulegen, obwohl fraglich war, ob er überhaupt wusste, was ein Dackel war. In der Wüstenstadt gab es diese Hunderasse nicht wirklich zu sehen.

Verschmitzt und reuig zugleich lächelte Rejan in Aleas Richtung. Er wäre am liebsten zu ihr herüber gegangen, doch dann tauchte die große Amazone auf und schubste ihn auf die andere Seite des Decks – wo er ganz allein den Abend würde genießen dürfen – oder müssen.

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