Fliegende Fische an Bord?

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Piraten kapern alle Schiffe, die nicht dunkelelfisch oder verbündete mit sichtbarem Zeichen (Flagge) sind.
Die Mantroner versuchen, gegen die Piraten vorzugehen.
Ein Teil der Amazonen, sowie das dunkle Volk sind Verbündete der Piraten.
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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Freitag 12. Oktober 2007, 01:02

Rejan unterbrach kurz die Liebkosungen an Aleas Ohr. "Hunger? Oh ja", raunte er verführerisch hinein. "Ich hab doch gesagt, dass ich mich an dir nicht satt essen kann." Er küsste ihre Ohrmuschel entlang und dann am Hals hinab. Rejan sog ihren Duft ein und grinste. "Du schmeckst nach der salzigen See", meinte er und leckte wie eine junge Ziege über ihre Haut. Anschließend küsste er weiter. Der Spaziergang würde wohl einer der Sorte werden, bei der man nicht weit herum kam – zumindest nicht in der Welt. Was Aleas Körper betraf, so wanderte Rejan bereits wieder schön geschwungene Pfade auf ihrer Haut entlang.

Bis er kurz innehielt. Die dunkle Wolkenmasse, die sich in der Ferne aufbaute, beunruhigte ihn. "Glaubst du, es sind schon wieder diese pechschwarzen Wolken, die Sarma heimgesucht haben?" Sein Miene wurde ernst. Er hoffte inständig, sich zu irren. Sarma in Dunkelheit hatte ihm nicht gefallen.
Es mochte stimmen, dass Diebe und Einbrecher oft genug dunkle Gassen und die Nacht vorzogen, aber bei dauerhafter Finsternis wie es zur Zeit der dunklen Tage vorherrschte, traute sich so wenig potenzielle Beute auf die Straßen. Natürlich befanden sie sich derzeit auf einem Schiff, da konnte man nicht einfach herum schleichen und stehlen. Früh genug würde es auffallen. Rejan wollte zumindest kein Risiko eingehen, außerdem hatten die Wüstendiebe ihm nicht den Auftrag erteilt, eine Seefahrermannschaft auszurauben!

Die Wolken aber ließen in seinem Magen ein flaues Gefühl aufkommen. "Meinst du, wir sollten dem Kapitän Bescheid geben?"
Da drang ein gesättigtes Seufzen an ihre Ohren und zeitgleich gesellten sich Schritte hinzu. "Aaaach, war das ein Festmahl! He, ihr beiden, wie gefällt euch die Reise bisher? Das Schiff ist nicht wirklich groß und trotzdem haben wir uns irgendwie aus den Augen verloren." Es war Azlar, der sich an Deck bequemt hatte. Offenbar hatte auch ihm Wammys Mahlzeit geschmeckt. Seine goldenen Augen huschten sofort zum Horizont. "Oh, da braut sich wohl ein Sturm zusammen. Äh ... wie sicher ist es auf einem Schiff bei Sandsturm auf dem Meer?" Sandsturm ... Azlar kannte es nicht anders. In der Wüste existierte keine See.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Montag 15. Oktober 2007, 19:30

Alea schmiegte sich an ihn und genoss die Art, wie er sie verwöhnte. Die kleinen Härchen auf ihrer Haut richteten sich bei jeder neuen Berührung auf. Sie grinste bei seinen Worten, konnte gar nicht oft genug solche Worte aus seinem Mund hören. Sie seufzte wohlig und schloss die Augen, stand einfach nur da und genoss seine Anwesenheit und die Berührungen. Einzig ihre Hände strichen über die seinen, sofern sie nicht groß ihre Position änderten.

Erst als er inne hielt öffnete sie die Augen und lenkte ihren Blick wieder zu den dunklen Wolken, die Rejan offensichtlich beunruhigten. Ihre Stirn legte sich bei seinen Worten in Falten. "Glaubst du? Ich hoffe es ist nur ein Gewitter", murmelte sie und drehte den Kopf etwas seitlich, um Rejan anzusehen. Ihrem Kopf folgte ihr Körper, so dass sie gleich darauf Bauch an Bauch an der Reling standen. Sie grinste kurz und wuschelte ihm durchs Haar. "Keine Angst, Kleiner. Ich bin ja da", sprach sie dann zu ihm wie zu einem kleinen Kind, das ihr ihre Angst vor einem Unwetter beichtete. Dann wurde ihre Miene wieder etwas ernster. Denn auch wenn es nicht ganz so aussah, fand sie das Ganze nicht nur witzig. Der Gedanke, dass das diese schwarzen Wolken sein konnten, die Sarmas Himmel bedeckt hatten, gefiel ihr überhaupt nicht. Sie hatte den dunklen Wolken nicht gemocht, nichts von der Sonne sehen zu können. Das einzig Gute daran waren die Gelegenheiten für Raubzüge, die Alea genutzt hatte. Sie dachte an den Laden zurück, in den es sie gezogen hatte. Und in dem sie diese seltsame Schuppe gefunden hatte.

Wie von ihren Gedanken gerufen kam Azlar plötzlich an Deck. Sie schmunzelte kurz bei seinem Lob über das Essen, das auch sie für wirklich lecker gehalten hatte, und sah ihm dann lächeln entgegen. Sein Blick traf sofort auf den dunklen Fleck am Horizont und dann fragte er doch tatsächlich, wie gefährlich ein Sandsturm werden würde. Alea hätte fast gelacht, doch sie wollte nicht, dass sich der Halbechs ausgelacht fühlte, was dann wohl passiert wäre. Deshalb unterdrückte sie es, grinste aber dementsprechend breit.
"Oh nein, kein Sandsturm." Sie schüttelte den Kopf. "Hoffentlich ist es nur ein Unwetter... ein Gewitter." Sie legte den Kopf schief. "Das kennst du oder?" Ja, sie hatten es ja selbst zu dritt in der Wüste erlebt. Doch wie gefährlich das werden konnte, darüber war sich auch Alea nicht bewusst. Sie hoffte ja immer noch, dass das Schiff einen Bogen um den dunklen Fleck herum machen würde. "Nur etwas Regen und Wind. Hoffe ich." Sie grinste schief und zuckte mit den Schultern.

Dann fiel ihr etwas ein, wenn sie gerade daran dachte, dass das Schiff darum herum fahren sollte. Wammy würde einen Kurswechsel einleiten, sie mussten auf ein anderes Schiff. Und was war dann mit Azlar? Sie sah von dem Halbechs zu Rejan. Ihn hatte sie ganz vergessen. "Wir müssen ihn noch irgendwann aufklären... wegen dem Schiffswechsel und so", flüsterte sie Rejan zu und sah ihn fragend an. Sie hatte überhaupt nicht daran gedacht, dass da noch Azlar war, den sie dann auch unbemerkt aufs andere Schiff bringen mussten. Denn zurück lassen würde sie den Freund nicht.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 16. Oktober 2007, 17:36

"Kleiner?!" Rejan setzte ein schiefes Grinsen auf. Dass Alea ihm durchs Haar wuschelte, ließ er ja noch zu. Aber ihn Kleiner zu nennen ... das verlangte nach einer Strafe. Er grinste vielsagend. "Mal sehen wie klein ich bin!" Mit dieser Vorwarnung hob er Alea hoch und schwang sie herum. "Kann das ein Kleiner auch mit dir?", grinste er sie an. Viermal wirbelte er sie so um seine eigene Achse, ehe er sie wieder herunter ließ und sich anschmiegte.
"Ich mag deine Haare, wenn sie wehen", gestand er ihr.

Dann wurden sie von Azlar unterbrochen. Der Halbechs hatte sich lang nicht blicken lassen. Vermutlich war dies auch der Grund, warum Alea erst jetzt einfiel, dass sie diesen Freund auch bald einmal über die Pläne der Wüstendiebe würde aufklären müssen.

Rejan nickte, als sie ihm leise zuflüsterte. "Ich hoffe nur, es bringt ihn und uns nicht unnötig in Schwierigkeiten. Die Wüstendiebe haben Azlar nicht mit eingeplant", wisperte er zurück.
Der Halbechs hingegen schaute noch immer über die Reling auf die dunklen Wolken. Diese kamen näher. Es handelte sich tatsächlich nur um ein einfaches Gewitter, denn im Unterschied zu den pechschwarzen Wolken über Sarma damals, goss es aus diesen wie aus Eimern.

"Ein Gewitter ... so hab ich es noch nicht kennengelernt. Aus den Wolken fällt Wasser", entgegnete Azlar und zeigte auf die dunkle Front, die sie inzwischen streifte. In wenigen Minuten würde die Seeperle direkt unterhalb des aufkeimenden Unwetters schippern.

"Hee, ist das dunkel hier oben", rief plötzlich eine fremde Stimme. Ein Matrose trat an Deck und betrachtete sich den Himmel. "Uh oh, da kommt gleich was runter, bei Venthas Launen!" Er gingm Heck und läutete eine kleine Glocke, die jemand dort angebracht hatte. Es handelte sich um eine Sturmglocke. Sie wurde jedesmal geläutet, wenn sich ein Unwetter anbahnte. Eine nützliche Vorrichtung, die alle noch rechtzeitig warnte.
Es dauerte auch nicht lange, da erschienen weitere Matrosen an Deck. Einer von ihnen erteilte Befehle, der Kapitän war nirgends zu sehen.

"He, ihr drei! Helft ihr mit oder wollt ihr lieber unter Deck? So ein Unwetter kann gefährlich sein!", rief Rumpa zu Alea, Azlar und Rejan herüber.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Freitag 19. Oktober 2007, 11:48

Sie nickte zu seinen Worten, die Azlar und ihren Auftrag von den Wüstendieben betrafen. Ja, er hatte Recht, aber sie konnten den Halbechs doch schlecht einfach so auf dem Schiff zurück lassen, mit Kurs nach Rumdett. Wer wusste schon, wie lange sie brauchen würden, um diese Amazonen zusammen zu haben und sie machte sich Sorgen, dass Azlar etwas geschehen könnte, wenn sie ihn alleine lassen würden.

Ihre Gedanken wurden je von einer fremden Stimme unterbrochen. Ein fremder Seemann kam an Deck und schien sich weitaus besser mit den Gewittern auf See auszukennen. Sofort läutete er eine Glocke, deren Bedeutung Alea erst klar wurde, als daraufhin weitere Matrosen an Deck traten, um sich und das Schiff auf das Gewitter, auf das sie gerade zu zu segelten, vorzubereiten.

Als sie angesprochen wurden, wandte Alea den Kopf zu Rumpa. Die Diebin dachte gar nicht daran, unter Deck zu gehen. Hier oben würde es viel aufregender werden und das war eine gute Abwechslung zu dem Rumsitzen in der Kajüte. Auch wenn die Zweisamkeit mit Rejan auch so seine Reize hatte. "Ach, wir können mit anpacken", rief sie zu Rumpa zurück und sprach für alle drei, wonach sie ihre beiden Begleiter kurz ansah. "Ihr habt doch nichts dagegen oder? Hm, Kleiner?" Der letzte Satz galt Rejan, der sie mit seinem Herumwirbeln nicht abgeschreckt hatte, sondern eher angespornt, ihn weiter so zu nennen. Und im Moment dürfte es ja niemand außer Azlar gehört haben.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Samstag 20. Oktober 2007, 12:34

"Gut, helft mit! Wir können jeden gebrauchen!" Rumpa eilte weiter über Deck. Die Mannschaft verteilte sich inzwischen auf Heck und Bug, kletterte die Takelagen hoch und versuchte, die Segel einzuholen. Andere banden sich Seilen an Haken fest, die aus den Schiffswänden herausstanden. Ein vorbei rennender Matrose warf auch Azlar und Rejan Seile zu.

"Binden wir uns auch fest!", rief Rejan zu Alea und begann derweil einen Knoten um seine Hüfte zu machen. "Und über das Kleiner sprechen wir noch." Sein spitzbübisches Grinsen verlor er nicht, im Gegenteil. Zwar wünschte sich Rejan ebensowenig einen Sturm herbei wie wohl der Rest der Seeperle, doch es hatte auch seine Reize. Rejan liebte Adrenalinschübe und ein Sturm sorgte bereits dafür noch ehe man ihn wirklich erreichte.
Auch Azlar band sich fest. Für Alea fehlte aber noch ein Seil. Rejan wollte seinen Knoten schon wieder lösen, als er dann jedoch das andere Ende nahm und es um Alea wickelte. "Dann gehen wir wenigstens zusammen verloren", lächelte er, hätte sie am liebsten geküsst, aber plötzlich geriet das Schiff heftig ins schwanken.

Die Seefahrer brüllten sich gegenseitig Befehle zu und rannten wie aufgescheuchte Hühne über Deck. Trotzdem schienen sie diejenigen zu sein, die genau wussten, wo anzupacken war. Eine brüllte in Aleas Richtung: "Jemand muss die Fässer vertäuen, damit sie uns nicht über den Haufen rollen!"
Oh ja, diese Aufgabe sollte schnell jemand übernehmen, denn schon wieder schaukelte die Seeperle auf den immer höher werdenden Wellen und erste kleine Gegenstände an Deck – allen voran ein Wischmob und ein Eimer – flogen und kullerten über die Planken.

"Jemand muss dem Navigator helfen! Das Ruder, haltet das Ruder fest!" Zu spät. Das Schiff machte eine starke Linkskurve, dass die Matrosen in der Takelage arge Probleme bekamen. Einer von ihnen konnte sich nicht mehr halten und stürzte in Meer.
"MANN ÜBER BORD!" Sofort sprangen andere Matrosen zur Reling, warfen einen Rettungsring an einem Seil ins Wasser. Der Schwimmende versuchte, den Ring zu erreichen, wurde jedoch immer mehr von den Wellen durchgerüttelt und langsam vom Schiff abgetrieben.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Sonntag 21. Oktober 2007, 11:18

Alea nickte. Plötzlich schien sich ein eigener Sturm auf der Seeperle auszubreiten. Jeder Mann kam an Deck und wusste scheinbar gleich, was zu tun war. Ganz im Gegensatz zu Alea. Sie hatte zwar halbwegs mit Freude zugestimmt, zu helfen, aber im Prinzip wusste sie doch gar nicht, wie genau. Rejan rief ihr zu, dass sie sich fest binden sollten, womit Aleas Blick wieder ihm galt. Sie sah sein Seil und dann das von Azlar und verzog kurz das Gesicht. Sie fragte sich schon, wie sie sich ohne Seil fest binden sollte, doch dann kam auch schon Rejan mit der Lösung. Sie lächelte, als er meinte, dass sie dann wenigstens zusammen verloren gehen würden. Wenn überhaupt, dann war das wohl die beste Lösung. Sie griff nach dem Ende seines Seils, um sich fest zu binden, da erfasste sie ein kurzes Schwanken. Reflexartig packte sie Rejans Arm, um nicht umzufallen und grinste ihn danach kurz und entschuldigend an, da sie befürchtete, dass sie doch etwas zu hart im Moment des Schreckens zugepackt hatte.

Gerade hatte sie es endlich geschafft, als man in ihre Richtung rief, dass man die Fässer vertäuen sollte. Zuerst sah sie sich etwas ratlos um, bis sie die gemeinten Fässer entdeckte und daneben große Netze und Seile. Wahrscheinlich war das mit vertäuen gemeint und eigentlich war es egal, denn das schien im Moment die sicherste Lösung zu sein. Also machte sich Alea, durch das Seil zusammen mit Rejan, auf zu den Fässern. Sie stemmte sich gegen den stärker werdenden Wind, wurde dann aber plötzlich zur Seite gerissen, als das Schiff stark nach links zog. Sie prallte gegen die Reling, konnte sich aber noch halbwegs auf den Beinen halten. "Aua..", murmelte sie und rieb sich ein paar Mal über den Ellenbogen, als würde davon der Schmerz abklingen.

"MANN ÜBER BORD!" Alea riss augenblicklich den Kopf herum und blickte vor sich aufs Meer. Der Schmerz des Ellenbogens war damit vollkommen vergessen. Ein Seemann war bei der Linkskurve ins Meer gestürzt und weitere Männer folgten, um ihn zu retten. Alea wurde es flau im Magen als sie mit aufgerissenen Augen das Geschehen verfolgte. Jetzt wurde ihr bewusst, was geschehen konnte. Und sie war froh, Rejan neben sich und nicht anstelle des Mannes im Meer zu wissen. Sie wollte ihn nicht noch einmal verlieren.

Sie musste sich zusammen reißen, um sich von dem immer weiter abtreibenden Matrosen zu lösen, um sich dann endlich um die Fässer zu kümmern. Einige waren schon umgefallen und drohten, aufs ganze Deck rum zu rollen. "Wir müssen uns beeilen", meinte sie zu Rejan und ging eilig auf die Fässer zu. "Ich würde sagen, du holst die entlaufenden Fässer und ich binde schon mal die anderen fest", gab sie die Anweisung, ohne es selbst zu merken. Für sie zählte jetzt im Moment die Aufgabe zu erfüllen, damit nicht noch mehr Schlimmes passierte, an dem sie dann vielleicht Schuld war. Also legte sie auch gleich los, schwang erst eines der Netze über einen Teil der noch stehenden, aber gefährlich schwankenden Fässer, um sie dann mit Seilen darum herum festzubinden und diese an die heraus stehenden Haken am Schiff fest zubinden.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Sonntag 21. Oktober 2007, 19:22

Die Matrosen kümmerten sich um ihren im Wasser strampelnden Kameraden. Ob sie Erfolg hatten, bekam Alea schon nicht mehr mit. Ein vorbei rollendes Fass erinnerte sie daran, dass sich bislang niemand um die unvertäute Schiffsladung kümmerte. So zog sie Rejan mit sich, als sie loslief und organisierte alles. Rejan nickte ihr zu. Das Seil, das sie aneinander band, war lang genug, dass Alea die Kisten und Fässer vertäuen und Rejan selbige vom Deck aus zu ihr bringen konnte.

Azlar und zwei weitere Seefahrer tauchten auf, halfen mit wo es ging. So kam es, dass die Ladung schnell gesichert werden konnte. Gerade im richtigen Augenblick, denn schon schwappte eine gigantische Welle über die Reling und tauchte das Deck für einige Momente unter Salzwasser. Prustend kam Rejan auf die Beine. Da platschte die nächste Flutwelle heran.
"Festhalten!", schrie Rumpa über den Sturm hinweg. Alle Matrosen klammerten sich irgendwo fest und schnürten schnell noch einige Taue um Körper oder rettende Haken. Da riss es den Navigator fort. Erneut schallte ein "Mann über Bord" aus den Kehlen einiger Matrosen, doch die Rufe gingen im Sturm unter. Wind wirbelte über die Seeperle hinweg, peitschte auf Deck und ließ die Wellen zu Todesboten werden. Ventha mochte wahrlich schlechte Laune haben, denn das ganze Schiff wurde wild durchgerüttelt.

Azlar verlor den Halt, rutschte quer über Deck, konnte sich aber am Hauptmast festhalten. Rejan krabbelte zu Alea hoch, packte sie, hielt sie. "Geh mir bloß nicht verloren!", brüllte er ihr zu, doch der Sturm ließ es zu einem Wispern werden.

Nun brach Regen auch noch aus den Wolkenbergen heraus, traf wie ein Pfelhagel auf die Seeperle. Eine Takelage hatte sich bereits losgerisse, flatterte ungebändigt im Wind. Der Kapitän versuchte, ans Ruder zu kommen, ebenso andere Seefahrer. "Wir müssen das Schiff aus dem Sturm lenken!", schrie er seinen Kameraden zu.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Dienstag 23. Oktober 2007, 12:31

Mit Hilfe von Azlar und zwei anderen Männern gelang es ihnen die Ladung zu sichern. Alea wollte gerade nach getaner Arbeit die Hände als Geste, dass alles erledigt war, aneinander abwischen, da hörte sie ein lautes Rauschen. Und im nächsten Moment war sie inmitten der Welle, die über die Reling geschwappt war. Sie war vollkommen unter Wasser, kniff aus Reflex die Augen zusammen und spürte das Salz des Meeres auf ihren Lippen. Erschrocken schnappte sie nach Luft, während sie gleichzeitig die Haare aus dem Gesicht strich, die ihr die Welle in jenes geschlagen hatte. Doch sofort fand sie sich unter einer zweiten Welle wieder. Panik drohte in ihr aufzukeimen. Denn unter Wasser bekam man keine Luft und das war das Einzige, an das sie gerade dachte. Auch ohne Rumpas Worte suchte sie unter dem Wasser nach irgendetwas zum Festhalten. Sie fand etwas, auch wenn sie nicht wusste was. Es interessierte sie auch nicht. Alles was sie interessierte war, dass sie irgendwie auf dem Schiff blieb. Glücklicherweise schienen die beiden Wellen die Einzigen zu bleiben. Trotzdem beruhigte sie das nicht und sie hielt sich mit aller Kraft fest.

Da schallte ein weiteres <i>Mann über Bord!</i> an ihre Ohren, kaum dass sie wieder atmen konnte. Sofort wirbelte ihr Kopf herum, ihre Augen blickten sich nach allen Seiten um. Dass Azlar quer übers Schiff rutschte bemerkte sie nicht, denn in dem Moment fanden ihre Augen den, den sie gesucht hatten. Rejan krabbelte zu ihr und sie drückte sich Schutz suchend an ihn als er sie festhielt. Sie hielt sich an ihm fest und sah gleichermaßen ängstlich wie hilflos über das Deck. Dann erblickte sie auch Azlar, der sich am Hauptmast festhielt und betete, dass er sich noch weiter festhalten konnte.

Die Mannschaft der Seeperle unternahm alles, um den Schaden in Grenzen zu halten und eben machten sie sich daran, das Ruder zu erreichen, um das Schiff aus dem Sturm zu lenken. Doch selbst wenn Alean nicht Starr vor Schreck gewesen wäre, hätte sie wohl kaum helfen können. Also klammerte sie sich an Rejan fest und hoffte, dass alles schnell vorbei gehen würde.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 24. Oktober 2007, 00:24

Das Schiff wurde erneut von den Wellen herumgewirbelt und hing nun gefährlich auf der Seite. Seefahrer rutschten und kullerten über Deck, jeder versuchte, sich an etwas festzuhalten. Einige hielten die Seile zurück. Glücklicherweise fiel nicht noch jemand über Bord, zumindest im Moment nicht. Selbst Azlar schaffte es, sich die ganze Zeit über am Mast festzuklammern.

Der Kapitän und zwei andere Seemänner erreichten inzwischen die Treppe zum erhöhten Heckbereich, wo das Ruder wild herumwirbelte. Der Steuermann war nicht zu sehen, aber wussten Alea und Rejan überhaupt wie er aussah. So genau hatten sie wohl nicht auf ihn geachtet.

Die Wellen hoben und senkten sich. Erneut wurde Wasser auf das Deck geschleudert. Und dann öffneten sich die Wolken, aber es war kein Regen, der auf das Schiff niederging. Hagelkörner, so dick wie Maiskörner prasselten trommelnd auf das Deck und auf Köpfe. Die Matrosen schützten sich mit Händen, einige stürmten sofort auf die Luken zu, um unter Deck Schutz zu suchen.
"Unter Deck, alle!", brüllte Rumpa lauthals, entdeckte schließlich Azlar und packte ihn einfach an der Kleidung. Dann rannte er auf Alea und Rejan zu. "Schnell! Wir müssen abwarten, bis es vorbei ist. <i>IHR</i> müsst warten. Ich muss meinem Käpt'n helfen!" Er hielt ihnen eine Luke auf und schob Azlar schon zur Leiter, die von unten daran lehnte. Sie wurde von einigen Matrosen festgehalten, unten polterte es. Einige Ladungsteile mussten quer durch den Schiffsbauch rollen.

"Komm schon!", meinte Rejan, der keine Sekunde länger an Deck bleiben wollte. Es war sein erster Kontakt mit Hagelkörnern und er mochte ihn durchaus nicht. "Bevor wir von dem weißen Zeug erschlagen werden." Vorsichtig kletterte er die ersten Leitersprossen unter Deck.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Mittwoch 24. Oktober 2007, 23:42

Alea klammerte sich an Rejan fest. Nicht eine Sekunde lang ließ sie ihn los. Eher griff sie noch mehr zu, als weitere Wellen auf das Schiff trafen und es letzendlich auf die Seite zu fallen drohte. Diesen Eindruck machte es jedenfalls auf Alea. Und ihr stand ins Gesicht geschrieben, wie sie darüber dachte. Sie wollte weg. Raus aus dem Unwetter, weg von den Wellen, vor denen sie Angst hatte, dass sie sie erdrücken würden. Das hier hatte überhaupt nichts mehr mit Abenteurlust gemein. Alea wünschte sich nur noch, dass sie nicht so freudig zugestimmt hätte, zu helfen. Das nächste Mal würde sie es ja besser wissen. Wenn es denn ein nächstes Mal gab.

Die Realität holte sie vorerst aus ihren Gedanken zurück. Und die Realität bestand aus großen Hagelkörnern, die auf sie nieder prasselten. Sie zog den Kopf ein und vergrub ihn an Rejan, da sie sich nicht traute, die Hände schützend zu heben. Dann musste sie ihn los lassen und würde ins Meer fallen. Das glaubte sie genau zu wissen. Und deshalb prasselte der Hagel nur so auf sie hernieder und ließ sie die Augen schließen, sobald sie ein weiteres, schmerzhaftes Pieken auf dem Kopf verspürte.

Dann hörte sie wieder Rumpas Stimme. Er brüllte, dass sie unter Deck mussten und Alea fand das eine wirklich gute Idee. Rejan schien es ähnlich zu sehen, denn er machte sich gleich darauf auf, um Rumpas Worten nach zu kommen. Sie folgte ihm eilig und ohne Umwege und kletterte nach ihm die Leiter, die unters Deck führte und damit in schützende Räume, hinunter. Unten angekommen war das Erste, das sie tat, Rejan zu umarmen.
"Geht es dir gut?", fragte sie und sprach damit zum ersten Mal seit einigen Minuten. Sie drückte den Kopf an seine Brust und hielt ihn fest. Nicht nur ihre Arme, mit dem sie ihn umarmte, zitterten. Ihr ganzer Körper bebte vor Kälte, die sich erst jetzt hier unten im halbwegs Warmen bemerkbar machte. Dann hob sie den Kopf und fand Azlar. "Und dir?", fragte sie dann auch ihn. Ihre Zähne trafen mit einem leisen Klappern immer wieder aufeinander, auch wenn sie einfach nur schwieg, wie nach diesen wenigen Worten. Ihre Haare und Kleidung tropften, waren vollkommen durchgenässt und auch ihr gerötetes Gesicht sprach von der Kälte, die sie einnahm.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 25. Oktober 2007, 15:08

Unter Deck hatte sich kein Teil der Ladung gelöst. Alles polterte nur wild durcheinander, denn bis auf Rumpa, den Kapitän und ein oder zwei Matrosen musste sich hier die gesamte Mannschaft im Schiffsbauch versammelt haben. Selbst Wammy krabbelte irgendwo zwischen den Männern umher. Er zeigte sich ausgesprochen munter. "Jaja!", rief er mit seinem katzenhaften Akzent. "Immer mit der Ruhe. Vergreift euch nicht an den Vorräten, das ist nur ein Sturm, wir werden weder verhungern noch ertrinken ... und, nein, ersaufen schon gar nicht!" Als daraufhin das Schiff bedrohlich schwankte, fauchte Wammy und krallte sich am nächstbesten Seefahrer fest. "Rettet die Katze, rettet die Katze!" Offensichtlich hatte er das wasserscheue Verhalten im Fall eines Sturmes nicht ganz so gut unter Kontrolle wie sonst.

Alea aber bekam davon nicht wirklich viel mit. Sie klammerte sich an Rejan, der hielt sie sehr fest, fuhr durch ihr nasses Haar und säuselte leise ein Lied der Wüste. Es handelte sich um ein altbekanntes Kinderlied, das Mütter den Kleinen vorm Schlafengehen vorsummten. Eine liebliche Melodie über die warme Sonne und den goldenen Wüstensand. Rejan versuchte, sich und Alea damit zu beruhigen. Bei ihm funktionierte es, wenn zu Anfang auch nur halbwegs. Diese schrecklichen Fluten. Als Wüstendieb war er so viel Wasser beim besten Willen nicht gewöhnt. Und dann die Hagelkörner, die Rejan noch immer für harte, weiße Steinchen hielt. "Versteinerte Wolkenstücke", murmelte er vor sich her, schaute dann Alea an und nickte. "Ja, mir geht's gut. Du bist ja da." Er lächelte aufmunternd, hoffte, dass auch sie sich beruhigt hatte. Sie zitterte so heftig, dass Rejan sie nur noch mehr an sich drückte, ungeachtet, wie nass er dadurch wurde. Sie waren ja alle von den Fluten getroffen worden. Auch seine Kleidung triefte. Doch im Bauch eines Schiffes Feuer machen ... das ging wohl nicht, jedenfalls nicht hier.

Wammy drängte sich an ihnen vorbei. "Ich muss in die Küche, setze Wasser auf. Wir brauchen alle etwas Warmes. Holt euch Decken vom Stapel da hinten. Und die nassen Sachen ausziehen, auf eine Leine hängen." Er huschte davon.
Azlar trat an Rejan und Alea heran. "Ich komme zurecht", antwortete er ihr, begann bereits, seine Kleidung abzustreifen. "Das Meer ist nass", beklagte er sich grinsend, klopfte Rejan auf die Schulter und schaute Alea mit seinen goldenen Echsenaugen an. Schließlich wandte er sich von den beiden ab und tappte zu den Matrosen herüber. Die hockten alle in ihrer Unterwäsche da, in Decken gehüllt und dicht aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen. Einige schnieften. Erkältungen bahnten sich an.

Rejan folgte Azlar nicht. Er wusste, dass sie aus den nassen Sachen heraus mussten. Er wusste, dass eine Decke und sicher auch eine warme Tasse Tee von Wammy ihnen nur gut tun konnte. Aber er wollte sich noch nicht von Alea lösen. "Nächstes Mal bleiben wir einfach bei den Echsen", hauchte er ihr zu und schmunzelte.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Freitag 26. Oktober 2007, 14:15

An Aleas Ohren drang die Melodie eines ihr nur zu gut bekannten Liedes. Sofort fühlte sie sich etwas besser, war dazu verleitet, leise mit zusummen, hielt sich aber zurück und lauschte nur lächelnd. Es erinnerte sie unweigerlich an die Wüste, an den gold-gelben warmen Sand. An die Sonne, an Sarma. Und es keimte, nur für einen Moment, der Wunsch auf, jetzt genau da zu sein. Dort hätten sie keine Probleme. Würden vielleicht vor irgendwelchen Stadtwachen fliehen, um nicht ins Gefängnis zu kommen. Nichts Außergewöhnliches eben.
Doch diese Situation hier war für sie viel zu unbekannt und überforderte sie. Was hatte sie schon mit Wasser zu tun. Sie kannte sich mit Sand aus, war auf ihm aufgewachsen, aber nicht auf der See, wie vielleicht einige der Männer, die im Moment in ihrer Nähe waren. Und diesen schenkte sie auch keine weitere Beachtung. Sie registierte Wammys katzenartig gesprochenen Worte und nickte zu denen von Azlar. Nur, um sich dann wieder an Rejan zu drücken. Auch über sie siegte der Wunsch nach Nähe, besiegte die Vernunft. Im Moment interessierte sie keine Decken, kein Tee. Sie wollte einfach nur da stehen und die Geborgenheit spüren, die Rejan ihr unweigerlich gab, indem er sie einfach nur hielt. Und indem er ihr aufmunternde Worte zumurmelte.

"Ja, bei unserem Volk", erwiderte sie leise, aber für den Moment grinsend. <b>Retter der Echsen.</b> Sie grinste, als ihr das in diesem Moment wieder einfiel. Sie hatten sich selbst zum König und zur Königin der Echsen ernannt, auch wenn das dieses Volk selber nicht erfahren würde. Aber einen besseren König an ihrer Seite hätte sich Alea gar nicht wünschen können. Ihr fiel wieder einmal auf, wieviel ihr Rejan gab. Und wie sehr sie ihn brauchte... und liebte. Die dunklen Augen sahen zu ihm auf und betrachteten ihn für zwei Sekunden, um ihn dann genau das zu sagen. "Ich liebe dich", flüsterte sie und stellte sich kurz ein wenig auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. "Du bist so wunderbar." Sie musste kurz grinsen. Sie wollte nicht wie ein verfallenes Mädchen wirken, dass ihm jedesmal versichern musste, wie toll sie ihn fand. Aber genau das war sie nun mal. Auch wenn es ihr selbst ein wenig Angst machte, denn je mehr sie sich ihm hingab, desto mehr war da, das verletzt werden konnte.
Dann lehnte sie den Kopf wieder an ihn, die Gedanken weg schiebend, sah aber schon bald wieder auf. "Wir sollten uns vielleicht doch ein paar Decken schnappen." Sie zitterte zwar nicht mehr so sehr wie vorhin noch, aber sie spürte, wie die Kälte sie förmlich wie Kleidung umgab. Jedes Stückchen Haut fühlte sich so an, als würde es sie zum Erfrieren bringen, wenn sie nicht bald etwas dagegen tat.

So schlich sich ihre Vernunft wieder ins Bewusstsein und brachte sie dazu, sich doch von Rejan zu lösen. Jedenfalls von allem außer seiner Hand, denn die hielt sie fest umschlossen. So steuerte sie den Stapel mit Decken an, der schon sehr viel kleiner geworden war. Aber Hauptsache da lagen überhaupt noch welche für sie. Auf dem kurzen Weg dahin fiel ihr Blick auf die Seemänner. Da fiel ihr auf, dass sie die ganze Zeit die Einzigen gewesen waren, die gestanden hatten. Und damit sicher aufgefallen sein mussten. Sie hoffte nur nicht die ganze Zeit beobachtet geworden zu sein, denn darauf hatte sie vor ein paar Momenten überhaupt nicht geachtet. Was ihr außerdem auffiel waren die unbekleideten Beine, die zum Teil unter den Decken hervor lugten. Ja, Wammy hatte etwas von Ausziehen gesagt. Alea erinnerte sich. Und ihr wurde unwohl. Sie wollte sich nicht entkleiden. Nicht hier vor den Männern. Einzig vor Männern. Wo sie die einzige Frau war. Dieser Gedanke ließ sie automatisch langsamer nach den Decken greifen. So als könnte sie damit diese Situation in die Ferne schieben. Doch es brachte ihr nur ein paar Sekunden und die nassen Kleider, die sie noch trug und die Kälte, die sie einnahm, erinnerten sie an die Dringligkeit.

Also griff sie beherzt zu, drückte Rejan drei Decken in die Hände und nahm sich genau so viel. Dann sah sie sich nach einem freien Plätzchen um und fand ein paar freie Kisten, in deren unmittelbarer Nähe nicht einmal so viel Leute der Mannschaft saßen. Doch bevor sie sich auszog mummelte sie sich in zwei der Decken ein und setzte sich hin. Etwas umständlicher war es ja schon so die Hose nach den Stiefeln auszuziehen, vor allem da sie nass waren und an der Haut klebten. Und es sah wohl auch etwas ungelenk aus. Aber Hauptsache war, dass die anderen so wenig wie möglich sahen. Doch sie hob nicht den Blick, um zu sehen, ob ihr überhaupt Beachtung zu Teil kam, denn danach zu schauen war ihr auch zu peinlich. Doch schlimmer war es das Oberteil auszuziehen, denn darunter trug sie nichts. Aber noch schlimmer war es, es anzubehalten und Alea befürchtete eine schwere Erkältung als Folge. Also stand sie dann doch wieder auf und wickelte sich die eine Decke um die Hüfte. Sie ärgerte sich nun, dass sie die Hose zuerst ausgezogen hatte, die nun auf dem Boden neben ihren Stiefeln lag. Aber es nützte ja alles nichts.
<b>Ganz schnell. Es dauert ja nicht lang. Und wenn sie Anstand haben, dann sehen sie eh nicht hin.</b> Alea beruhigte sich im Stillen und zählte bis drei. Dann drehte sie sich um, so dass sie wenigstens niemand von vorne sehen konnte. Und dann zog sie ganz schnell ihr Oberteil aus und noch schneller schwang sie sich die zweite Decke um die Schultern und hielt sie mit den kalten Händen vor sich zusammen. Alea hatte sich nun mal so und machte sich etwas daraus, wenn man ihren Körper sah.
Als sie sich dann wieder hinsetzte, sich an Rejan kuschelte und die dritte Decke über sich legte, tat sie einfach so als wäre nichts gewesen. Kam aber nicht drum herum, sich unauffällig umzusehen, ob nicht doch jemand geguckt hatte. Dabei hoffte sie, dass ein jeder mit sich selbst oder irgendwie anders beschäftigt war.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Samstag 27. Oktober 2007, 01:35

Rejan erwiderte ihren Kuss, strich wieder durch ihr nasses Haar und zupfte ein paar Hagelkörner heraus, die langsam in der vorherrschenden Wärme unter Deck zu schmerzen begannen. Doch schon schlug Alea vor, dass sie sich endlich einige Decken holen sollten. Dieser Gedanke war gut, denn Rejan fror mindestens genau so wie sie. Er bibberte leicht. "Gut." So gingen sie zum Deckenstapel und schnappten sich jeweils drei davon.

Während sich Azlar zu den Matrosen hockte und seine Schuppenhaut mit einer der Decken trocken rubbelte, suchten sich Rejan und Alea ein ruhigeres Plätzchen. Sie fanden es neben einigen Kisten, die den meisten Seefahrern die Sicht versperrte. So bekamen wohl nur wenige mit, wie sich Alea etwas unbeholfen und abmühend auszog. Trotzdem schauten ein paar. Doch sie hatten nicht mit Rejan gerechnet. Der sagte zwar nichts, stellte sich aber mit einer Decke in den Weg, die er wie eine stoffliche wand zwischen Alea und die Blicke der Männer aufhielt.

Er wartete, bis sie sich soweit ausgezogen und in die Decken gewickelt hatte. Erst dann hockte sich Rejan zu ihr, empfing sie mit offenen Armen und streichelte sie.
Die Seeperle schwankte noch immer beträchtlich, doch langsam schien sich der Sturm zu legen. Bald schon tauchte auch Wammy auf und brachte einen großen Kessel mit, in dem der Tee vor sich hin schwappte. Mehrmals verschüttete er den Inhalt, aber niemand achtete großartig darauf. Die meisten Matrosen warteten nur begierig, dass der Katzenhybrid den Tee endlich ausschenkte. Doch er ging mit einem Krug zu allererst zu Alea. "Damen haben Vortritt!", rief er vergnügt. Leise aber wisperte er Alea und Rejan zu, als er ihnen Krüge mit Tee in die Hände drückte: "Der Navigator ging über Bord. Das ist zwar tragisch, aber so konnte ich sofort den Kurs ändern. Haltet euch bereit, in ein paar Tagen auf ein Schiff der Amazonen überzusetzen." Dann wandte er sich um und verteilte an seine Mannschaft.

Irgendwann tauchte auch der Kapitän unten auf. "Wir haben Cliffton und Alek verloren", sagte er, nahm seine Mütze ab und gedachte der beiden Männer. Auch die Matrosen legten eine Schweigeminute ein.
Die Seeperle schipperte indessen aus dem Sturm heraus und weiter Richtung Süden. Doch jetzt hieß der Kurs Ardéris, die Vulkaninsel.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Dienstag 30. Oktober 2007, 12:37

Alea registrierte Rejans Sichtschutz mit einem kleinen, wenn auch zitternden Lächeln. Außerdem bekam er von ihr dafür einen Kuss, als sie endlich in seinen Armen saß. Das Schwanken der Seeperle ließ nicht wirklich nach, weshalb sie sich noch enger an Rejan schmiegte. Wenigstens konnte man von hier aus nicht von Bord fallen und diese Tatsache beruhigte Alea ungemein. Es dauerte nicht lange, da tauchte auch Wammy wieder auf. Die Mannschaft hatte sich, wie von ihm 'befohlen' ausgezogen und Decken geschnappt und dafür gab es wie angekündigt heißen, gut tuenden Tee. Alea hatte auch noch das Glück als Erstes eine Tasse zu bekommen. Doch der Kater kam nicht nur zu ihr, um ihr das warme Trinken zu geben, sondern auch, um ihnen zu sagen, dass Mission "Kurswechsel" begonnen hatte. Sie lächelte und nickte, so als wäre das nur auf den Tee bezogen. "Danke." Aber es war ein Zeichen dafür, dass sie verstanden hatte und irgendwie war sie froh, dass er diese Chance hatte nutzen können. Auch wenn es natürlich tragisch für den Navigator der Seeperle war. Und für das Schiff an sich vielleicht auch. Aber nunja, das war vielleicht nicht das erste Mal und die Männer würden sicher eine Lösung finden. Und bis dahin würden Rejan, Azlar und sie auf einem Schiff der Amazonen sitzen.

Sie nippte an dem heißen Tee, während sie ihren Gedanken nachhing. Unterbrochen wurden sie erst, als der Kapitän unter Deck kam. Er brachte die Nachricht, dass Cliffton und Alek über Bord gegangen waren. Alea kannte sie nicht, einer der beiden musste aber wohl der Navigator sein. Doch auch wenn sie nicht mehr über diese beiden Männer wusste, war es traurig. Und vor allem erschreckend. Kaum war diese Nachricht verkündet wurde es still und eine Schweigeminute folgte. Auch Alea schwieg und gedachte so der Männer. Egal ob bekannt oder nicht, sie waren von dem Schiff gefallen, mit dem Alea mit ihnen gefahren war. Und es verdeutlichte ihr, dass ihr dasselbe hätte passieren können. Oder Rejan. Sie drückte seine Hand und sah bedrückt zu Boden.

Indes bemerkte sie, dass das Schwanken langsam nachließ. Man spürte förmlich, wie sie dem Sturm davon fuhren und hoffentlich in sonnigere Gebiete. Aber die Amazonenstadt lag auf Ardéris, eine Vulkaninsel. Das war vielleicht ein Zeichen für warmes Wetter. Alea hätte jedenfalls nichts dagegen, ähnliche Temperaturen wie in der Wüste zu spüren. Und sie wusste ja nicht, dass in anderen Regionen das Wetter je nach Jahreszeit wechselte. Diese kannte sie zwar, aber die zählten in der Wüste irgendwie nicht. Dort war es immer warm, genauso wie Alea es als Mensch der Wüste mochte.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 30. Oktober 2007, 21:43

Wammy nahm Alea Lächeln zur Kenntnis. Er zwinkerte ihr zu, maunzte leise und verteilte dann den Tee an die gesamte Mannschaft. Schließlich ließ auch der Katzenhybrid sich erschöpft auf eine Kiste fallen. Dort rollte er sich sofort in eine Decke und schloss die Augen. Oh, er ähnelte ja so viel mehr einem sprechenden Kater denn einem Menschen, der von der falschen Katze gebissen worden war. Kinder hätten Wammy wohl am liebsten auf den Arm genommen und gekuschelt. Doch der lag nur da und brummte leise – kein Schnurren.

Als dann der Kapitän hereinkam und sie alle den über Bord gegangenen Matrosen gedachte, hob auch Wammy den Kopf, um ihn anschließend andächtig zu senken. Alle im Schiffsbauch zeigten sich eine Weile betroffen. Schließlich jedoch meinte der Kapitän: "Das Leben geht weiter. Sehen wir zu, dass die Seeperle wieder in Gang kommt." Er rief drei Männer zu sich und marschierte mit ihnen wieder nach oben. Die anderen wärmten sich noch eine Weile auf, ehe etwa die Hälfte auch erneut an Deck stieg.

Der Rest blieb unten. Auch Rejan, Azlar und Alea. Der Halbechs unterhielt sich mit Rumpa, welcher die Teetassen einsammelte, da Wammy nun endgültig eine Pause einlegte.
Rejan kuschelte sich enger an Alea, strich über ihre Haare, die langsam trockneten. Trotzdem schwieg er, sagte kein Wort. Das Schiff schwankte nun kaum noch, lediglich im Wellengang ein wenig, aber auf übliche Weise. Sie waren dem Sturm also entkommen, aber wie viele Schäden würde die Seeperle davongetragen haben?

Ein Seemann kam in den Schiffsbauch und schaute sich suchend um. "Ich brauche ein paar Männer, die helfen, das Segel zu reparieren. Sollten gut mit Nadel und Faden umgehen können." Zwei Seemänner erhoben sich. "Das sind noch zu wenig. Keine weiteren Freiwilligen hier?"
Rejan meldete sich nicht, obwohl er ziemlich gut mit Nadeln umgehen konnte. Jedenfalls hatte er schon so manches Schloss mit einer einzigen Nadel knacken können. Er hielt die Augen geschlossen, sog Aleas Duft in sich auf und dämmerte langsam weg. Seine Hände lagen nur noch leicht um ihren Leib, dafür lehnte sein Kopf an der Wand.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Mittwoch 31. Oktober 2007, 21:01

Rejan strich ihr durch die noch feuchten Haare und es beruhigte sie ungemein. Das Schwanken des Schiffes, das mit der Zeit abschwächte und regelrecht angenehm wurde tat sein Übriges. Genießend schloss sie die Augen und döste vor sich hin. Doch sie schlief nicht ein, dafür war das alles viel zu aufwirbelnd gewesen. Vielmehr lag sie einfach nur da und fand es eine schöne Abwechslung mal an nichts zu denken. Denn genau das war der Fall. Sie verfolgte bruchstückenhaft mal hier, mal dort ein Gespräch der Anwesenden, aber ohne wirkliches Interesse, sondern einfach nur als eine Art der Beschäftigung.

Doch bald durchbrach eine Stimme den Raum, der sie vollkommene Aufmerksamkeit schenkte. <i>"Ich brauche ein paar Männer, die helfen, das Segel zu reparieren. Sollten gut mit Nadel und Faden umgehen können."</i> Alea horchte auf und öffnete die Augen, um zu dem Mann zu sehen, der nach den helfenden Händen gefragt hatte. Sie konnte nähen. Im Gegensatz zu Schlafen. Jedenfalls im Moment, denn das wollte ihr nicht so ganz nach dem ganzen Tumult gelingen. Durch das Dösen war sie zwar schon etwas müde geworden, aber tief schlafen konnte sie jetzt nicht. Da tat etwas Ablenkung, mit der man gleichzeitig half, wohl ganz gut.

Deshalb meldete sie sich, etwas zaghaft, genauso wie sie sprach. "Ich... ich kann nähen." Sie räusperte sich kurz, um es dann mit etwas kräftigerer Stimme zu wiederholen. Ja, sie hatte es von ihrer Mutter gelernt und da sie manchmal nicht sehr viel Geld besaß, war sie das ganze Leben lang hin und wieder gezwungen gewesen zu nähen, wobei es doch auch eine relativ schöne Arbeit war. Und Segel flicken stellte sie sich nicht schwerer vor. Sie lehnte sich etwas vor, vorsichtig, da sie merkte, dass Rejan beim Einschlafen war und sie ihn nicht wecken wollte, und sah fragend und abwartend zu dem Matrosen, dem sie ihre Hilfe angeboten hatte. Dabei lächelte sie etwas und grinste dann: "Ich bin zwar kein Mann, aber Frauenhände sollen ja hin und wieder geschickter und flinker sein."

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 31. Oktober 2007, 23:05

Der Seemann schaute wie Dutzend weitere Augenpaare zu Alea herüber, als sie zaghaft die Hand hob und verkündete, nähen zu können. Rejan reagierte nur mit einem Nuscheln. "N...hen", murmelte er, glitt dabei langsam ins Reich der Träume hinüber. Für ihn war der Sturm, der Hagelschauer, einfach alles sehr anstrengend gewesen und ein Kerl wie Rejan holte sich seine verlorene Energie zurück, wenn er sie brauchte. Nicht einmal Alea würde ihn jetzt wohl davon abhalten können, einzuschlafen. Aber das brauchte sie auch nicht, denn der Matrose nickte eifrig und winkte sie zu sich heran.

"Wir können jede helfende Hand gebrauchen, egal ob am Rest eine Frau oder ein Mann hängt." Er lachte. Die Stimmung schien sich wieder zu heben, jetzt, da Arbeit auf dem Schiff anstand.
Rumpa brummte beiläufig: "Mit Alea hast du eine nützliche Hand an deiner Seite. Die hilft schon fast wie ein waschechter Seemann." Weitere Matrosen nickten. Sie hatten Aleas Einsatz an Deck gesehen, als Fässer über die Planken rollten. Der Respekt, der ohnehin schon auf der Seeperle herrschte, war angesichts ihrer Einsatzbereitschaft deutlich gestiegen. Die Männer vertrauten ihr.

Gemeinsam mit dem Matrosen und einigen weiteren ging Alea nun an Deck. Dort hatte jemand bereits das große Segeltuch ausgebreitet. Es war ziemlich zerfetzt worden, da man es zu Beginn des Sturmes nicht rechtzeitig hatte einholen können. "Am besten schnappst du dir Nadel und Faden von dort drüben und suchst dir ein Loch, das du flicken kannst." Der Matrose zeigte zu einem Kameraden, welcher das Handarbeitszeug verteilte. Auch konnte man sich bei diesem Stoffstücke nehmen, mit denen das Tuch repariert werden sollte.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Mittwoch 31. Oktober 2007, 23:24

Bei dem Lachen des Mannes wurde auch Aleas Grinsen breiter. Er hatte wohl Recht. Egal ob Mann oder Frau, jetzt wurde wohl jede Hilfe gebraucht. Alea nickte eifrig, denn sie war froh, dass sie helfen konnte. Und scheinbar war es den anderen nicht entgangen, dass sie es auch schon vorhin getan hatte. Rumpa war es auf jeden Fall aufgefallen und sie musste bei seinen Worten lachen. Wie ein waschechter Seebär. "Na hoffentlich seh ich nicht auch schon so aus", meinte sie lachend und zwinkerte ihm zu.

Dann machte sie sich daran, sich aus Rejans Griff zu befreien, der sie nicht einmal mehr wirklich festhielt. Sie erwartete schon fast ein Schnarchen aus seiner Richtung, aber das blieb aus. Danach ging es daran, sich wieder irgendwie in die Sachen reinzuzwängen. Wenigstens waren sie ein wenig getrocknet und Alea überwand sich schon allein mit dem Gedanken an die Männer. Also drehte sie ihnen wieder den Rücken zu und zog sich die feuchten Sachen an.

Danach folgte sie den Männern, mit einem letzten lächelnden Blick zu ihrem Wirbelwind. An Deck wurden sie schon erwartet. Ihre Augen weiteten sich bei dem Anblick des ausgeweiteten Segels, das am Boden noch viel größer wirkte. Der Matrose, dessen Name sie nicht einmal wusste, wies sie kurz und knapp ein und sie nickte. Sofort ging sie zu dem anderen hinüber und suchte sich eine passende Nadel und ließ sich vor allem eine Menge Faden geben. Denn solch ein großes, riesengroßes Stück Stoff erforderte viel Material zum Flicken. Dazu gehörte auch weiterer Stoff, den sie sich von einem Stapel nahm. Und nach einem Loch musste sie auch nicht gerade lange suchen. Das Segel hatte wirklich was mit gemacht und es war wohl mehr als nötig, dass es geflickt wurde. Also machte sich Alea mit geschickten und vor allem geübten Fingern ans Werk und nutzte die Gelegenheit an Deck, um hin und wieder aufs Meer hinaus zu schauen, da es ja doch etwas ungewohnt war auf Holz das Meer zu durchqueren.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 1. November 2007, 18:08

Alea stellte sich wirklich sehr geschickt an – kein Wunder, sie war Wüstendiebin. Das Loch vor ihr schloss sich mit jedem neuen Nadelstich und schon bald hatte sie einen Großteil von dem Segel repariert. Hin und wieder schaute sie aufs Meer hinaus. Ob Wammy die Kursänderung gelungen war?

So vergingen mehrere Stunden. Zwischendurch tauchte der Katzensmutje oder auch ein in seinem Auftrag geschickter Matrose auf, um den Arbeitenden heißen Tee zu bringen. Denn hier oben an Deck war es eisig und ohne das dampfende Getränk, an dem sie sich die Finger wärmen konnten, wären diese wohl schon längst blau und taub. So aber ließ es sich aushalten. Man brachte zusätzlich Pelzdecken und immer wieder wurden Pausen eingelegt.

Als Alea trotzdem irgendwann die Finger schmerzten, rief es plötzlich aus dem Krähennäst: "Schiff backbord voraus!" Mehrere Männer hoben die Köpfe, einige rannten sogar zur Reling, um zu schauen. Tatsächlich, da näherte sich ein Schiff, den Fahrtwind in den Segeln. Stolz sah es aus und es war eindeutig größer als die Seeperle. Von mehreren Masten spannten sich goldweiße Segel und reflektierten das bisschen Licht. Doch ein Segel war besonders interessant. Genauer gesagt, eine Fahne, die oben an der Spitze des höchsten Mastes im Wind flatterte.

<img src="http://i140.photobucket.com/albums/r21/ ... hiff-1.jpg">

"Das ... das ist ein Schiff aus Xytras", meinte ein Seemann nahe Alea ungläubig.
"Xytras?", fragte ein anderer ebenso erstaunt. "Also Amazonen? Sind wir so weit vom Kurs abgekommen?"

Es schien so, denn je näher das fremde Schiff kam, dest besser war die Fahne zu erkennen, auf der Schwert und Nudelholz über Kreuz zu sehen waren – das Wappen der Amazonen.
Wammy, der gerade vorbei tappste und neuen Tee einschenkte, zwinkerte Alea vielsagend zu.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Freitag 2. November 2007, 17:32

Die Arbeit dauerte viel länger, als Alea zunächst gedacht hatte. Dennoch verging die Zeit relativ schnell, denn sie sah sofort das Ergebnis ihrer Arbeit, der aufeinander folgenden Nadelstiche, was Alea anspornte weiter zu machen. Hin und wieder kam jemand an Deck, um ihr und den anderen Arbeitern Tee oder warme Decken zu bringen. Alea wusste nicht, über was sie dankbarer sein sollte, denn ohne eines von beiden konnte sie sich gut vorstellen, am Boden festzufrieren. Fast so wie ihre Haare, die zuerst noch feucht gewesen waren und inzwischen steif und halb gefroren vom Kopf hingen.

Irgendwann wurde eine neue Runde Tee ausgeschenkt, den Alea freudig entgegen nahm, um sich aufzuwärmen. Vor allem die Finger schmerzten von der feinen Arbeit und dem eisigem Wind, der sie dabei immer wieder traf. Ihre Hände waren rot und sie war froh, an ihren Fingern überhaupt noch die Hitze vom Tee zu spüren. Wieso war es auch so verdammt kalt. Etwas Bewegung hätte vielleicht gut getan, aber ihre eingeschlafenen Muskeln machten diese Idee nicht unbedingt schmackhaft. Denn auf das Kribbeln und Pieken in den Beinen und Füßen konnte sie gut verzichten, auch wenn es unumgänglich war.

Nach einer Weile sah sie in ihre Tasse. Sie war schon wieder leer. Sie wollte sich gerade umsehen, ob sie nicht irgendwo her noch etwas Tee bekommen konnte, da rief plötzlich jemand vom Hauptmast herunter: <i>"Schiff backbord voraus!"</i>
Alea sah aufs Meer hinaus, konnte von ihrem Platz aus aber nicht wirklich viel und vor allem nicht das ganze Schiff sehen. Also richtete sie sich doch mit etwas Mühe auf und verzog das Gesicht, als wieder Blut durch ihre Beine floss und ein unangenehmes Gefühl hinterließ, so als würden Nadeln in ihre Fußsohlen gestochen werden. So folgte sie langsam den Männern, die zur Reling stürmten, um ebenfalls das Schiff zu betrachten.

Alea riss vor Staunen Augen und Mund auf. Es schien, als würde sie jedes Detail mit den dunklen Augen in sich hinein saugen. Und an dem riesigen Schiff gab es nun wirklich genug zu mustern. Nicht zuletzt die Flagge, die Alea zwar nichts sagte, durch einen Wortwechsel von zwei Männern aber gleich aufgeklärt wurde. Amazonen! Das war wirklich ein Schiff der Amazonen. Und je näher es kam, desto deutlicher konnte sie das Zeichen auf der hiesigen Flagge erkennen. Ein Nudelholz und ein Schwert, die gekreuzt übereinander lagen. Alea musste breit und amüsiert grinsen. Ein Nudelholz?! Wer machte sich denn sowas zum Wappen? Dann erwartete sie vielleicht köstliches Essen... oder ein Schlag mit einem Nudelholz?

Sie schmunzelte Wammy zu, der gerade zu ihr hinüber kam. Und noch besser war: Er hatte sogar frischen Tee dabei! Sie ließ sich einschenken und nippte sogleich daran. Des Katers Zwinkern bemerkte sie natürlich, reagierte jedoch nicht weiter darauf. Dann sah sie wieder zum Schiff. "Amazonen, das glaub ich nicht! Ich bin noch nie einer begegnet", begann sie laut zu reden, damit es auch irgenjemand hörte. "Ich sollte Rejan holen. Das Schiff muss er sich unbedingt ansehen." Mit den letzten Satz sprach sie dann doch einen in der Nähe stehenden Matrosen an, den sie nicht kannte. Egal, Hauptsache ihre Worte wurden gehört.

Also drehte sie sich um und machte sich schleunigst auf den Weg unter Deck. Sie musste Rejan holen, denn bald würden sie wohl auf eben jenem Schiff übersetzen. Schleichend und unbemerkt, so wie sie es am Besten konnten.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Samstag 3. November 2007, 12:29

Das Schiff der Amazonen näherte sich. Aus der Ferne konnte man schon die langen und aufgebauschten Mähnen einiger Frauen erkennen, die in dicken Pelzen am Bug standen und auf die Seeperle zeigten. Weitere Gestalten tummelten sich on der Takelage oder standen auf den Querbalken des Mastes, an dem die Segel befestigt waren. Doch auf den erstn Blick entdeckte man keinen einzigen Mann an Bord.

Zwei gegensätzliche Schiffe trafen gleich aufeinander. Da war die Seeperle, auf der Alea die einzige Frau war. Und dann kam da ein Schiff aus Xytras, voll bepackt mit stolzen und tapferen Frauen, die sich nicht von der celcianischen Männerherrschaft unterjochen ließen.

Alea verkündete lautstark ihr Staunen über das Amazonenschiff und auch, dass sie rasch unter Deck musste, um Rejan zu holen. Den meisten Mannen der Besatzung entging es nicht. Einer rief Alea noch nach: "Dann gebt auch dem Käpt'n Bescheid!"
Inzwischen blähten sich die Segel des herannahenden Schiffes und trieben es stetig auf die Seeperle zu. In wenigen Minuten würde man aufeinander treffen.

Alea eilte unter Deck. Inzwischen befand sich fast niemand mehr im Schiffsbauch – nur der Kapitän und zwei Matrosen standen beisammen und Rejan lag zwischen den Kissen und schlief. Er hatte sich in die Decken gerollt, ein Bein lag frei und zuckte leicht. Er schnarchte leise, atmete gleichmäßig.

Der Käpt'n schaute zu Alea, als diese unter Deck auftauchte. "Ich hörte Rufe, ein Schiff nähert sich. Hat man Euch geschickt, um mir Genaueres zu berichten?"

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Dienstag 6. November 2007, 11:16

Kaum war sie unter Deck vernahm sie die Stimme des Kapitäns, der sie ansprach. Sie fühlte sich irgendwie geehrt von seinen Worten. Dass er - als Kapitän - annahm, dass sie - nur ein Passagier auf seinem Schiff - geschickt wurde, um ihn über die derzeitige Lage in Kenntnis zu setzen. Das war zwar auch so, aber doch eher nur Zufall. Schließlich war sie nur hinunter gekommen, um in erster Linie Rejan zu holen. Dass sie dem Kapitän Bescheid geben sollte hatte sich dann ja nur so ergeben. Doch sie lächelte und nickte eifrig. "Ja, hat man. Ein Schiff der Amazonen kommt direkt auf uns zu. Es ist wahnsinnig groß! Und die Frauen, wie sie aussehen. So fremd und stark. Aber das wisst Ihr ja sicher, weil ihr sie bestimmt schon oft gesehen habt. Im Gegensatz zu mir. In Sarma gibt es keine Amazonen und da legen auch keine Schiffe von ihnen an. Deshalb kenne ich sie überhaupt nicht." Sie plapperte fröhlich vor sich hin, redete von dem, was ihn wohl nicht mehr allzu sehr interessierte. Wer wusste, wie er zu den Amazonen stand. Das fiel dann auch Alea ein und sie verstummte schlagartig. "Naja", sie kratzte sich am Hinterkopf und schaute verlegen, "jedenfalls... sind da Amazonen." Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln und drehte sich dann um, um zu Rejan zu gehen, den sie schon beim Herunterkommen entdeckt hatte.

"He." Sie setzte sich neben ihn auf die Kisten, auf die er lag, und schob ihn noch ein wenig zurück, um mehr Platz zu haben. "Aufstehen du Schlafmütze." Sie grinste in Anbetracht seiner Lage. Als er nicht auf ihre Worte reagierte hielt sie ihm mit Daumen und Zeigefinger die Nase zu und wartete, dass er davon aufwachte. "He, du Kamel. Zeit zum Aufstehen. Die Sonne lacht, der Tag ist erwacht." Es war zwar nicht Morgen, aber das sagte sie ja nur spaßeshalber. Und dazu noch gut gelaunt. Dann ließ sie seine Nase los und rüttelte noch etwas an seinen Schultern. Sie wollte ihm unbedingt die Neuigkeiten erzählen. Da kamen immerhin richtige Amazonen auf sie zu! Und mit ihnen ihr Auftrag von den Wüstendieben.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Dienstag 6. November 2007, 16:42

Der Kapitän lauschte Aleas Worten, wenn auch nicht allzu lang. Er schmunzelte, dass sie solche Begeisterung für Amazonen aufbringen konnte, doch dann kratzte er sich besorgt am Bart. "Wir sind also in die Gewässer-Abschnitte der Amazonen geraten. Dann sind wir weiter vom Kurs abgekommen als ich gedacht habe. Ich muss an Deck, die Sache klären!" Mit den Seemännern im Schlepptau machte er sich nach oben auf.

Inzwischen versuchte Alea, Rejan zu wecken. Dies wollte erst gelingen, als sie ihm mit Daumen und Zeigefinger die Nasenlöcher zuhielt. Er schnarchte auf und rollte sich zur Seite. Dann aber öffnete er die Augen, gähnte und fragte unbekümmert: "Was ist denn los? Ich bin ja wach, ich bin ja wach." Erneut gähnte er, streckte sich. Schließlich lächelte er Alea direkt an. "Wüstenblümchen." Eine Hand fuhr zu ihren Haaren und Rejan strich darüber.

"Ich hab was Komisches geträumt. Amazonen seien angedockt." Als er Aleas Gesicht sah und sich im leeren Schiffsbauch umblickte, korrigierte er sich. "Kein Traum? Die Amazonen sind da? Was hocken wir dann noch hier herum!" Er sprang auf, war schon auf halbem Weg zur Leiter an Deck. Dann hielt er nochmal inne, drehte sich um. "Azlar weiß immer noch nichts. Außerdem haben wir noch keinen Plan wie wir auf das Schiff der Damen kommen wollen."

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Alea » Mittwoch 7. November 2007, 10:48

Sie girnste, als er endlich aufwachte und fragte, was los sei. <b>Niedlich.</b> Doch sie sprach nicht aus, was sie dachte, dazu reichten wohl auch ihr Blick und das Lächeln. Dieses verstärkte sich als Rejan ihr durchs Haar fuhr und sie die Gelegenheit nutzte, um ihm sacht und nur kurz über die Wange zu streicheln.

Als er ihr von seinem Traum erzählte grinste sie ihn vielsagend an. Der leere Schiffsbauch war weitere Bestätigung dafür, dass es kein Traum gewesen war. Scheinbar hatte er im Halbschlaf ihre Berichterstattung gegenüber dem Kapitän gehört und das hatte sich mit seinem Traum vermischt.
"Huch." Da war er auch schon aufgesprungen und eilte zur Leiter. Außer den zerzausten Haaren, Alea betrachtete sie mit einem Grinsen, deutete nichts mehr darauf hin, dass er eben noch seelenruhig hier gelegen und geschlafen hatte. Er wirkte auf einmal hellwach und voller Tatendrang.

Doch dann fiel ihm ein, dass Azlar noch gar nichts wusste und sie an sich noch überhaupt keinen Plan hatten. Alea nickte bestätigend und begann auch gleich darüber nachzudenken. Denn wirkliche Gedanken darum hatte sie sich noch nicht gemacht. "Hmm", sie sah Rejan an, "wie kommt man am Besten von einem Schiff aufs andere?" Sie versuchte sich die ungewohnte Situation vorzustellen. "Also wir könnten uns mit Seilen rüberschwingen. Aber ich glaub unauffällig ist etwas anderes." Sie grinste, ehe sie über andere Möglichkeiten nachdachte. "Wenn wir nah genug dran sind könnten wir auch Bretter benutzen, um überzuwechseln, oder rüber springen. Oder wir klettern an herunter hängenden Seilen hinauf. Obwohl ich nicht unbedingt ins Wasser will." Nachdenkend runzelte sie die Stirn. "Mehr fällt mir nicht ein", gab sie dann zu und wartete, ob Rejan eine bessere Idee hatte. Vielleicht dachte sie ja auch zu kompliziert oder überhaupt nicht weit genug. "Auf jeden Fall muss es etwas echsentaugliches sein. Ich kann Azlar Bescheid geben, wenn du magst und du siehst dir währenddessen mal das Amazonenschiff an? Vielleicht fällt dir dann noch was ein?", schlug sie dann vor und sah ihn fragend an. Sie dürften schließlich nicht so viel Zeit verlieren, sonst war das Schiff der Amazonen noch davon und sie gescheitert. Und das wäre es dann wohl mit ihrer für die Wüstendiebe getarnten Weltreise.

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Re: Fliegende Fische an Bord?

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 7. November 2007, 18:26

"Wir lassen uns was einfallen", stimmte Rejan zu. "Die Idee mit dem Brett gefällt mit bisher am besten. Vielleicht mit einer Ablenkung. Glaubst du, Wammy würde uns diesbezüglich nochmal helfen? Obwohl es schwer werden könnte, zwei ganze Schiffsbesatzungen abzulenken." Auch der Wüstendieb geriet ins Grübeln, doch zu lange konnten weder er noch Alea sich das erlauben. Sie mussten handeln, ehe ihre Chance, nach Xytras zu kommen vertan wäre.

Da schlug Alea vor, dass sich Rejan zuerst einmal das Schiff ansehen sollte. Sie würde Azlar Bescheid geben. Er nickte. "In Ordnung. Vielleicht finde ich eine Lösung für unser Problem, bis du mit Azlar auftauchst. Bis gleich!" Er zwinkerte ihr zu, strubbelte sich die Haare einigermaßen zurecht und kletterte schließlich die Leiter hinauf an Deck.

Alea blieb allein zurück. Wo mochte Azlar sein? Vielleicht ebenfalls an Deck oder womöglich bei Wammy in der Kajüte? Vielleicht hatte er sogar einen Einfall. Auf jeden Fall musste sie ihn endlich in das Geheimnis einweihen. Er würde sicherlich verwundert gucken, wenn sie einfach so die Schiffe wechselten.

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