Die Insel der Gezeiten

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Erzähler » Sonntag 24. März 2024, 16:18

Ysara kommt von: Unter Venthas Willkür

Ihre Stiefel sanken in den matschigen Sand und sie spürte dass diese Insel alles andere als richtig fest war. Der Boden bildete mehr Wasser als Trockenheit aus und ihre Schritte gaben ein schmatzendes Geräusch von sich. Areus war bereits ein Stück weitergegangen und wartete auf Ysara. Die blonde Krähe hatte ein skurriles Bild vor Augen: Die Dunkelheit malte einige gespenstische Schatten. Zum einen das gewaltige Segelschiff, das knarzend und sich wiegend in Schräglage auf dem Strand aufgelaufen war, zum anderen aber in nur wenigen Schritten erreichbar, der große Felsen. Zwischen schwarzem Schiff und schwarzem Felsen, befand sich ein schmaler Sandstrand und schließlich ein nur zirka zehn Schritt breiter Steinstreifen. Pflanzen gab es keine, jedenfalls keine, die an Land zu finden wären. Ysara konnte von Glück sagen, dass ihre Lederstiefel eine gute Fettung erhalten hatten, sonst hätte sie bereits jetzt nasse Füße. Dort wo der Sand zu Stein wurde, mussten jedoch beide aufpassen, da sich ein feiner Seetangfilm gebildet hatte. Ysi hatte die Laterne dabei und konnte so einen gewissen Radius ausleuchten, während Areus darauf nicht angewiesen war. Um sie herum toste das Wasser und man konnte eine Ahnung davon bekommen, wie klein man war, im Gegensatz zum Ozean. Die Geräuschkulisse machte es nötig, ein wenig lauter zu sprechen, aber im Moment waren die Eindrücke genug.
Areus folgte einem unbestimmten Weg und lenkte seine und Ysi’s Schritte weiter vom Schiff weg. Dort konnten sie noch die Lichtpunkte der anderen Laternen ausmachen, ansonsten wurden jegliche Geräusche von dort von Wind und Wasser verschluckt. Es dauerte nicht sehr lange, vom Schiff zum Felsen zu gelangen. Hoch und massiv ragte er über sie empor und war aus der Nähe noch gewaltiger. Wenn jener Felsen im Meer versank, hatte er gewiss schon das eine oder andere Schiff auf dem Gewissen, das ihn übersah und sich an der Spitze das Holz aufriss. Am Felsen direkt konnte man erkennen, dass er mit Muscheln, Seetang und Algen, sowie Korallen bedeckt war. Einige schillerten in Farben wie Rot oder Gelb, andere Pflanzen der Unterwasserwelt waren zusammengezogen. Sie brauchten das Wasser, wie die Fische. Tatsächlich konnte Ysara sehen, dass hier und dort mal ein Meeresbewohner zappelnd am Boden lag, doch das Meer nicht mehr erreichen würden. „Kannst du dir vorstellen, dass all das hier normalerweise tief im Meer versinkt?“, fragte Areus, indem er näher an sie herantrat, damit sie ihn auch hörte. Er strich am Fels entlang und nickte ehrfürchtig. In seinem Blick lag die oure Begeisterung. „Lass uns mal den Felsen umrunden. Das sollte nicht allzu lange dauern.“, überlegte er und setzte sich bereits in Bewegung.

Tatsächlich änderte sich die Optik von Fels und Insel nicht wesentlich. Auf der anderen Seite, die sie nach etwa einer halben Stunde erreichten, klatschte die Meeresströmung aber ungehinderter gegen das Eiland und die Pfützen hier wurden zu kleinen Rinnsalen, die wieder ins Meer flossen. Plötzlich ertönte ein unheimliches Aufheulen. Es klang gespenstisch und laut an ihre Ohren. Areus blieb stehen und sah sich um. Er lauschte, beobachtete, bevor er die Stirn etwas in Falten legte. „Dort…“, deutete er dann auf einen dunklen Schlund. Tatsächlich gab es auf dreiviertel des Weges, um das Massiv herum, einen Höhleneingang. Areus blitzte Ysara an und leckte sich die salzigen Lippen. „Wenn DAS nicht spannend ist!“, rief er freudig aus und war schon drauf und dran in die Höhle hinein zu gehen. Der Elf wollte eben hinein, da schoss eine Welle vor und spülte die Höhle aus. Er trat schnell zurück und ließ das Wasser erstmal abfließen, bevor er nach der nächsten Welle Ausschau hielt. Er deutete auf den Höhleneingang :“Schau du nach, ob das Wasser von der Höhle irgendwo hinfließt!“, wies er sie an und achtete auf die Strömung.
„Achtung! Nächste Welle!“, rief er ihr zu. Ysara konnte erkennen, wie das Wasser in den Höhleneingang floss und sich für einen Moment sammelte. Solange sie am Rand stand, konnte sie trockenen Fußes hineinschauen und die Strömung beobachten. Das meiste Wasser floss einfach wieder zurück ins Meer, doch dann konnte Ysi erkennen, dass ein kleiner Strudel in das Felsmassiv hineinfloss. Es war nicht viel Platz und doch würden sie bäuchlings durchaus dort hineingelangen können. Wieder ertönte das Heulen, als der Wind auf die Höhle traf. Durch die Dunkelheit sah es aus, wie der Schlund eines Raubtieres und an Bord war es definitiv gemütlicher. „Und? Ist da ein Eingang?“, rief Areus ihr zu und warnte sie vor der nächsten Welle. Was nun? Würde die Abenteuerlust die beiden soweit bringen, dass sie tiefer in die Höhle hinabstiegen ohne zu wissen, was sie dort erwartete? Oder sollten sie lieber umkehren? Vielleicht sollte erstmal einer nachschauen, ob es sicher wäre? Sie hatten ein Seil dabei… Sie mussten schnell sein, denn die Wellen spülten immer wieder Wasser nach.. so oder so: Areus wartete auf eine Antwort.
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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Ysara » Sonntag 24. März 2024, 22:45

Das Abenteuer, das sie so lang herbei gesehnt hatte, rief und Ysara war bereit, sich darauf einzulassen. Als Alma auf dem Deck auftauchte, beschloss Sadia entgegen ihrer ersten Worte, doch lieber bei Elian zu bleiben, und Ysara konnte es ihr nicht verübeln. Auch sie hatte noch so ihre Zweifel bezüglich Alma. Ysi warf ihrer Freundin einen aufmunternden Blick zu und nickte dann. "Einen Piratenschatz für Sadia. Geht klar", erwiderte sie, als würde sie im Kopf eine Liste mit Erledigungen schreiben, an die sie denken musste. Dann wandte sie sich Areus zu, der schon etwas vorbereitet hatte und ihr ein paar Dinge entgegen hielt. Etwas überrascht blickte sie auf das Messer, nahm es dann aber und befestigte es an ihrem Gürtel. Während Areus dann auch schon dabei war, das Schiff zu verlassen, steckte sie den Feuerstein ein. Danach beugte sie sich mit dem Oberkörper über die Reling und schaute hinab. Ihr entfuhr ein erstaunter Laut, als ihr bewusst wurde, wie hoch das Schiff war und auf welche Art und Weise sie von ihm herunterkommen würden. Als sie erkannte, dass der Elf am Boden angekommen war, atmete sie einmal tief ein und aus. Dann band sie die Laterne an ihrem Gürtel fest, um die Hände frei zu haben, und kletterte an dem Seil hinab auf die Insel. Glücklicherweise war ihr das Klettern und Laufen nicht fremd. Die Erfahrungen von ihren Streifzügen im Reichenviertel und die ein oder andere Flucht durch das Armenviertel zahlten sich jetzt aus und sie machte eine ganz gute Figur dabei, wie sie an der Seite des Schiffs hinunter kletterte. Auch wenn es anstrengend war, brauchte sich Areus zumindest keine Sorgen machen, dass sie wie ein Sack Kartoffeln hinab auf den Boden fiel. Trotzdem kostete es sie Kraft. Ihr Griff um das Seil war fest, während sie ihren Körper anspannte, um sich mit den Füßen an der Wand des Schiffes abzustützen.

Es sah auf jeden Fall einfacher aus, als es war, und sie war froh, als sie im Schein der Laterne endlich den Boden unter sich ausmachen konnte. Da stieß sie sich mit den Füßen von der Schiffswand ab, ließ das Seil los und landete sicher auf beiden Beinen mit einem schmatzenden Geräusch in dem feuchten Sand. Kurz blickte sie noch einmal zum Schiff hinauf und kam sich plötzlich ziemlich klein vor. Durch den schmalen Sandstrand wirkte es, als stünde sie mitten im Meer, das jetzt sehr viel lauter war als oben an Deck. Ysara friemelte die Laterne vom Gürtel, um sie in die Hand zu nehmen, und holte zu Areus auf, der in einigen Schritten Entfernung auf sie wartete. Sie verharrte neben ihm und ließ die Szenerie auf sich wirken. Das Knarzen des Schiffes und seine Silhouette in ihrem Rücken wirkte schon etwas gespenstisch, und der schwarze Fels vor ihnen in der Dunkelheit nicht weniger unheimlich. Mit der Laterne erleuchtete sie den Weg, während sie vorsichtig über die glitschigen Steine lief, die von rutschigen Algen überzogen waren. Dann standen sie auch schon vor dem Felsen, der die gesamte Aufmerksamkeit der Krähe auf sich zog. Sie hob die Hand mit der Laterne nah an den Felsen heran und erkannte endlich selbst, dass er von Muscheln, Seetang, Algen und Korallen überzogen war. Im Schein des Lichts sah es tatsächlich faszinierend aus, so wie Areus es vorhin gesagt hatte. Staunend strich Ysi mit der anderen Hand über die Lebewesen des Meeres, die sich am Felsen festgesetzt hatten. „Kannst du dir vorstellen, dass all das hier normalerweise tief im Meer versinkt?“, hörte sie plötzlich Areus neben sich, der näher an sie herangetreten war und dennoch laut sprechen musste, damit sie ihn über das Rauschen des Meeres verstand. Ysara sah ihn kurz an und schüttelte den Kopf zur Antwort. "Das ist absoluter Wahnsinn!", teilte sie ihm ihre Gedanken mit und übertönte das Tosen von Wind und Wellen. Die grünen Augen huschten ungläubig zurück zu dem Felsen. Sie konnte sich schwer vorstellen, dass er normalerweise unter dem Meer lag und nun freigelegt worden war. Vielmehr machte er den Eindruck, dass er aus dem Wasser empor gewachsen war. „Lass uns mal den Felsen umrunden. Das sollte nicht allzu lange dauern.“ Ysaras Blick fand zurück zu ihm. Sie lächelte breit und ihre Augen funkelten, als sie zustimmend nickte und ihm dann folgte.

Auf dem Weg um den Felsen herum, leuchtete sie diesen immer wieder mit der Laterne an und betrachtete begeistert die Pflanzen und Lebewesen darauf. Es sah wirklich wunderschön aus. Unweigerlich fragte sie sich, wie das alles am Tag aussehen würde und stellte sich schon vor, wie das Sonnenlicht sich hier brach. Aber jetzt war es dunkel und ein wenig unheimlich war die Nachtwanderung schon. Jedoch nicht unheimlich genug, um das Ganze abzubrechen, denn dafür war es wiederum viel zu aufregend. Und es war auch einem gewissen Elfen zu verdanken, dass sie sich nicht ganz so alleine und schutzlos auf dieser Insel fühlte. Allerdings wurde ihr zunehmend kälter und sie bereute es still, keinen Mantel mitgenommen zu haben. Aber auch das war kein Grund zum Umkehren, denn sie war auch einfach viel zu neugierig darauf, ob sich noch etwas auf dieser Insel verbarg. Gedanklich war sie schon bei Sadias Piratenschatz, als es plötzlich laut in der Dunkelheit aufheulte. Augenblicklich ruckte Ysis Kopf herum und sie sah Areus an, um unbewusst seine Reaktion zu prüfen. Rational betrachtet war ihr klar, dass es hier keine gefährlichen Tiere gab. Aber was war es dann.. Geister vielleicht? Nein, die gab es doch nur in Geschichten, oder? Ysis Herzschlag beschleunigte sich, als Adrenalin in ihrem Körper freigesetzt wurde. Areus hingegen blieb äußerlich ruhig und das ließ auch die Krähe wieder ruhiger werden. Die grünen Augen suchten die Gegend ab, bis der Elf sie auf etwas aufmerksam machte. Sie senkte die Laterne, um nicht von dem Licht vor ihren Augen geblendet zu werden, und erkannte dann den Umriss eines Höhleneingangs. Dann waren es also doch keine Geister. Ysi lächelte erleichtert.
„Wenn DAS nicht spannend ist!“ Ysara warf Areus einen Blick zu und grinste über seine Abenteuerlust. Offensichtlich war er Feuer und Flamme für diese geheimnisvolle Höhle. Wieso überraschte es sie nicht? Sie stellte aber auch fest, dass sich auch ihre Angst im Angesicht des ersten Schreckens, verflüchtigt hatte. Sie waren auf einer einsamen Insel, die normalerweise im Meer verborgen lag. Vor was sollten sie also Angst haben? Areus lief bereits los, das Ziel fest im Blick. "Pass auf!", rief sie noch, als sie sah, dass eine Welle angerollt kam, die ihn zwei Sekunden später erreichte, aber verfehlte, weil er schnell genug wieder zurücktrat. “Schau du nach, ob das Wasser von der Höhle irgendwo hinfließt!“, wies er sie an und Ysara tat wie geheißen. Sie trat näher an den Höhleneingang und wollte gerade einen Fuß hinein setzen, als sie Areus' Warnung vor der nächsten Welle vernahm. Schnell zog sie ihren Fuß zurück und entging so der Welle. Dann hielt sie die Laterne ein Stück von sich gestreckt, um zu ergründen, ob es einen Weg in die Höhle hinein gab, den das Wasser ihr zeigen würde. Sie entdeckte einen kleinen Strudel und trat ein paar Schritte vor, um besser sehen und abzuschätzen zu können, ob die Lücke, durch die tatsächlich Wasser in die Höhle floss, groß genug für Areus und sie war. Plötzlich frischte der Wind auf, blies in die Höhle und erzeugte erneut ein heulendes Echo an den Wänden. Ysara hob den Blick zur Decke und bekam den Eindruck, im Maul eines Raubtieres zu stehen.

„Und? Ist da ein Eingang?“, hörte sie Areus in ihrem Rücken rufen und dann seine Warnung vor der nächsten Welle. Eilig trat Ysi ein paar Schritte zurück, war jedoch nicht schnell genug und entkam dem Wasser nicht ganz. Ihre Stiefel waren zum Glück hoch genug, aber die Gischt spritzte ihre Hosenbeine nass. Die Blonde ignorierte es und kam mit einem gut gelaunten Grinsen auf den Lippen zu Areus hinüber. Dabei versuchte sie, die blonden Strähnen zu bändigen, die der Wind unablässig um ihren Kopf wirbelte, während er gleichzeitig an ihrer Kleidung zerrte und dann und wann den darunter liegenden Körper umspielte. Die Pfützen und Rinnsale ignorierend, lief sie einfach durch diese hindurch und strahlte den Elfen für einen Moment ob der Umstände an. "Es gibt einen Eingang", erklärte sie laut, was sie entdeckt hatte, um die tosenden Geräusche des Meeres zu übertönen. "Nicht sehr groß, aber ich denke, wir könnten durchpassen. Ich weiß nicht, ob die Laterne es überlebt. Vielleicht gehst du vor? Du brauchst kein Licht und hast die Hände frei." Dann fiel ihr Blick auf die Seile, die er mitgenommen hatte und sie tippte mit dem Zeigefinger der anderen Hand einen Moment dagegen. "Wir könnten uns aneinander binden - zur Sicherheit. Einmal ziehen, wenn du wieder umkehrst und rauskommst. Zwei mal ziehen, wenn ich hinterher kommen kann. Und drei mal, wenn's Probleme gibt", schlug sie vor und sah ihn gut gelaunt an, als würde sie die letzte Möglichkeit gar nicht weiter in Betracht ziehen. Genau genommen wollte sie auch gar nicht darüber nachdenken. Vielmehr wollte sie wissen, ob das Innere der Höhle genauso faszinierend aussah wie das Äußere - und nachsehen, was sich darin verbarg.

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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Erzähler » Montag 25. März 2024, 12:32

Natürlich war Ysara innerhalb von Grandea durchaus in das eine oder andere Abenteuer geraten. Die Krähen waren nämlich kein Buchclub, sondern eine echte Diebesbande! Sie hatten einige Beutezüge gemacht, die Ware zu Geld bei einem Hehler gemacht und schließlich in Form von Nahrung, Wasser oder Medizin an die Bedürftigen verteilt. Das allein hatte schon für Nervenkitzel gesorgt und niemand brauchte zu glauben, dass Ysara das reiche Püppchen Elinor war, das man aus ihr gerne gemacht hatte. Es war schon beeindruckend, dass die zierliche Ysara es scheinbar mühelos schaffte, den gesamten Rumpf des Schiffes hinunterzuklettern und schließlich in einem eleganten Flug auf dem Grund ankam. Später würden sie sich dann überlegen müssen, wie sie die anderthalb Meter zum Ende des Seils wieder überbrückten, wenn sie nach oben wollten, doch fürs erste war es unerheblich. Areus’ Art, das Leben zu nehmen, entsprach doch insgeheim dem, was Ysara sich auch für sich wünschte. Ihr Doppelleben in Grandea hatte es allerdings nötig gemacht, dass sie in sorgfältige Planungen mehr Energie gesteckt hatte als in das pure Leben. Jetzt sollte sie den Hauch einer Ahnung erhalten, worum es im Leben eines jeden gehen sollte. Die interessante, beeindruckende Kulisse förderte eine brennende Neugierde. Ysara leuchtete die Felswand ab und hier und dort, wo der Lichtkegel auf Meeresgetier traf, zogen sich auch mal die farbenfrohen Anemonen zurück, verbargen sich vor dem ungewohnten Licht. Sie waren die tiefe Dunkelheit des Meeres gewohnt und Ysara erkannte, dass es eben gerade das Fernbleiben von Licht, die Umgebung so schön machte. Ihre Laterne ermöglichte ihr hier und dort einige Eindrücke zu erhalten. Denn auch auf dem Weg gab es dann und wann mal ein Korallenriff, das gewiss auch mal Tiere beherbergt hatte. Einige von ihnen zappelten hilflos am Grund, sie alle aber einzusammeln, um sie ins Wasser zurückzuwerfen, würde definitiv zu lange dauern. So mussten sie dem Gezappel ausweichen und umrundeten den Felsen, bis sie eine Höhle entdeckten. Areus war sofort dabei herausfinden zu wollen, ob es weiterging oder lediglich eine Ausbuchtung war, die das Meer getätigt hatte. Und auch Ysi musste feststellen, dass ihre Angst dem Tatendrang Platz machte. Viel zu aufregend war das alles, um sich über irgendwelche Konsequenzen Gedanken machen zu wollen. Also achtete Ysi darauf, ob das Wasser innerhalb der Höhle weiterfloss und entdeckte wahrlich einen Zugang. Es war ein schmales Loch in der Wand, das man nicht mit bloßem Auge erkennen konnte, wenn nicht gerade das Wasser in jene Richtung floss. Das Meerwasser wurde durch die Strömung weitestgehend zurückgezogen, doch in dieser Öffnung, die breit genug schien, damit man dort im Liegen hinunterrutschten könnte, floss ebenfalls ein Teil der Gischt. "Es gibt einen Eingang. Nicht sehr groß, aber ich denke, wir könnten durchpassen. Ich weiß nicht, ob die Laterne es überlebt. Vielleicht gehst du vor? Du brauchst kein Licht und hast die Hände frei.", berichtete sie also Areus der einen Blick hinter sie warf, bevor sie erneut von einigen Spritzern der nächsten Welle erreicht wurden.
„Sehr gut!“, rief er ihr grinsend zu und nickte auf ihren Vorschlag hin. „Das wäre klug, aber ich fürchte, wir werden nicht genug Zeit dafür haben. Um in das Loch zu rutschen, müssen wir schnell sein, bevor die nächste Welle kommt. Sonst ertrinken wir womöglich. Wir wissen ja nicht, wie es da in der Höhle aussieht“, überlegte er laut und spürte das Tippen an den Seilen. Er schaute darauf und warf Ysi einen Blick zu. "Wir könnten uns aneinander binden - zur Sicherheit. Einmal ziehen, wenn du wieder umkehrst und rauskommst. Zwei mal ziehen, wenn ich hinterherkommen kann. Und drei mal, wenn's Probleme gibt" „Also gut. Wir werden es machen, wie du vorschlägst. Ich gehe vor, aber sei vorsichtig, mit den Wellen. Am besten stellst du dich so weit es geht an den Rand, damit sie an dir vorbeifließt. Ich schlage aber vor, dass wir jeweils ein Ende des Seils nur festhalten. Damit wir nicht gemeinsam zugrunde gehen, wenn dieser Einfall eine doofe Idee war!“, lachte er sorglos und zwinkerte ihr zu.

Der Nachtelf musterte das Loch, auf das Ysi aufmerksam gemacht hatte. „So kann einer immer noch loslassen, wenn es brenzlig werden sollte!“ überlegte er. Doch dann reichte er schon Ysi ein Seilende. „Ich gehe vor. Wenn du merkst, dass ich nicht mehr am anderen Ende hänge, dann wartest du ab, bis du etwas von mir hörst! Ansonsten“, nun wurde er ernst und kein Zweifel bestand, dass er es auch so meinte: „Gehst du zurück zum Schiff! Du kommst nicht nach! Dann ist es nicht sicher!“, mahnte er sie eindringlich. Er baute darauf, dass sie verstanden hatte. Nun aber kehrte wieder der Spaß in seinen Blick. Vielleicht war Areus etwas lebensmüde, aber auf der anderen Seite sah er ja noch recht gut aus, für das sorglose Leben, das er scheinbar führte. „Bereit?“, er warf ihr ein breites Lächeln zu, dass einem Piraten durchaus Konkurrenz machen könnte. „Dann mal los!“, er griff das andere Ende des Seils und stockte kurz. „Oh, warte mal!“, rief er und ließ das Seil wieder los. Das zweite Seil, welches er noch um den Oberkörper trug, konnte er unmöglich mitnehmen, denn das würde nur zu dick auftragen, um durch die Öffnung zu passen. Also lief er kurz zu einer nahegelegenen Koralle, die halbwegs stabil wirkte. „Wir verbinden die beiden Seile. Wir bauen uns einen Anker!“, meinte er und verknotete kurz darauf das eine Seile mit der Koralle. Er zog kräftig daran, während unablässig Wellen in die Höhle fuhren. Dann zuckte er die Schultern. „Sieht stabil aus“, meinte er und nahm Ysi das Ende ihres Seils ab. Er verknotete es mit dem an der Koralle und nickte schließlich. „In Ordnung… das müsste bis in die Höhle reichen. Vielleicht hilft uns das ja, für den Rückweg“, grinste er. Es war schon etwas verrückt dieses Unterfangen ohne Bedenken zu tun, aber… wer nichts wagt, der nicht gewinnt. Areus nickte also erneut und warf das Seil schließlich treffsicher in das Loch. Dann kam eine neue Welle angerollt. „Alles klar, nach dieser versuche ich es und du kommst nach der nächsten!“, dann machte er sich bereit. Die Welle kam, spülte den Höhlenschlund aus und zog sich zurück.
Noch während sie das tat, lief Areus ungeachtet der Nässe gegen den Strom an, führte das Seil locker in seiner Rechten und schlitterte schließlich den Rest, dass das ablaufende Wasser nur so spritzte auf seinem Hosenboden, um dann einfach so in dem Loch zu verschwinden. Plötzlich war der Elf verschwunden. Ysara konnte erkennen, dass das Seil zitterte und sich bewegte, was vermuten ließ, dass Areu’s noch dranhing, aber was da gerade passierte konnte Ysi nicht erkennen. Und dann blieb das Seil vollkommen ruhig liegen. Nichts rührte sich mehr, die Spannung fehlte. Da rauschte die nächste Welle heran und brach sich tosend im Eingang neben ihr. Nun war es an Ysi, ob sie folgte oder auf Areus‘ Rat hörte und lieber zurückkehrte. Noch immer regte sich nichts. Auch nachdem die nächste Welle bereits abfloss, blieb das Seil liegen. Doch gerade, als Ysara sich vielleicht für die Dummheit oder die Sicherheit entscheiden wollte, da flogen auf einmal Steine aus dem Loch. Kleine Kiesel, immer wieder. Sie versanken im Wasser der Höhle, das nicht ins Meer oder ins Loch gespült wurde. Das musste Areus sein! Er gab ihr ein Zeichen. Ysara musste die nächste Welle auslassen, denn sie kam zu zügig, doch dann rauschte endlich jene heran, nach der sie sich ebenfalls ins Loch begeben könnte.

Sobald sie sich entschloss, denselben Weg, wie Areus zu nehmen, musste auch sie sich klein machen und auf dem Boden rutschen, um durch die Öffnung zu passen. Sie war, erstmal darin angelangt, erstaunlich eng und klaustrophobisch. Ysi blieb aber keine Zeit darüber nachzudenken, denn schon donnerte über ihrem Kopf die nächste Welle hinein. Es lief ihr in Rinnsalen in den Nacken, doch das eiskalte Bad blieb glücklicherweise aus. Sie rutschte beinahe ohne ihr Zutun weiter hinab und in den Bauch des Felsmassivs. Tatsächlich war das Gestein hier einigermaßen glatt, sodass sie sich nicht an scharfen Kanten verletzte. Dieser schmale Höhlengang führte deutlich abwärts, was es ihr ermöglichte, den Schwung zu nutzen und voranzukommen. Dennoch musste sie etwas helfen weiter zu rutschen und mit den Füßen voran sich von den glitschigen Felsen abzustoßen. Das ging ganz gut, bis sie mit einem Mal den Halt verlor. Das Seil, welches neben ihr tatsächlich den Weg teilte, baumelte mit einem Mal neben ihr in der Luft und auch sie spürte für einen Moment plötzlich keinen Halt mehr: Sie fiel! Ysara verließ den Tunnel und rutschte über eine Kante, um schließlich im freien Fall in unbekanntes Gebiet zu gelangen. Der Schreck mochte groß sein, die Angst sie packen, aber tatsächlich fiel sie überhaupt nicht lange. Es war nur diese erste Sekunde des Schrecks, bevor sie mit einem Platsch in einer größeren Pfütze landete. Einige Fische stoben auseinander und schwammen dann um zwei Stiefelspitzen herum. „Hast du dir wehgetan?“, fragte der Elf und reichte ihr bereits eine Hand. Sobald sie sich geordnet hatte, konnte sie sich einen Überblick verschaffen: Sie waren in einer weiteren Höhle, aber jene war … gigantisch. Offenbar war der Felsen von innen hohl, denn die Höhlendecke war nicht zu erkennen, wenn man den Kopf in den Nacken legte. Rundherum war alles schwarz und auf dem glatten Boden ebenfalls Wasser, das ungefähr bis zur Mitte ihrer Schienbeine reichte. Das Wasser sammelte sich und sie waren tatsächlich in einer waschechten Unterwasserhöhle – wenn die Insel im Meer versunken geblieben wäre. Ysi fand hier nicht nur Fische zu ihren Füßen, sondern auch überall erneut ein buntes Potpourri an Algen, Korallen und Schlick. Es roch fischig hier und salzig, ein wenig muffig. Über ihnen konnten sie das Meer rauschen hören und die Öffnung, durch die sie gelangt waren, befand sich ungefähr einen Meter über ihren Köpfen. Die Wände der Höhle waren abgeschmirgelt durch das Wasser und Salz und fühlten sich ebenfalls glatt statt scharfkantig an. „Komm, ich will dir etwas zeigen!“, sagte Areus, der offenbar schon einen Blick riskiert hatte. Hier und dort gab es kleine Felsansammlungen, mit Löchern, die das Meer mal ausgehöhlt hatte. Das Innere der Höhle war wirklich immens, sodass sie ebenfalls mindestens eine halbe Stunde brauchen würden, um sie einmal zu umrunden. Aber Areus brauchte nicht lang. Er deutete auf etwas, das zwischen Schlick und Algen hervorlugte. „Ein Säbel“, sagte er und stieß mit dem Fuß dagegen. „Wir sind nicht die ersten hier!“, grinste er. Und sah sich weiter um. Alles hier war feucht und nass, Ysara hatte Mühe überhaupt etwas zu erkennen, aber ein Feuer würde sie hier auch nicht machen können. Es sei denn… Er deutete dann mit einem Mal auf eine Nische, aus der ein schummriges Licht kam. Er nickte zufrieden. „Erinnerst du dich an die leuchtenden Pilze?“, sagte er und riss einen Ärmel seines Hemdes entzwei. Er griff nach den fluoreszierenden Algen und stopfte eine ganze Hand voll in sein helles Hemd. Der Lichtkegel schien diffus dadurch, aber es ermöglichte Ysara, eine Art Fackel mitzunehmen. „Das müssen Verwandte dieser Pilze sein“, feixte er und präsentierte ihr die provisorische Lichtquelle. Dann konnten sie sich umsehen. Ysara würde irgendwann tatsächlich erkennen, dass die Höhle noch Abzweigungen besaß und weiterführte. Noch weiter hinein. Offenbar führte der Fels einem Eisberg nicht unähnlich noch in die Tiefe, wo die Höhe begrenzt schien. Aber bevor sie weitergingen, blitzte etwas im Schein ihrer Algenlampe, das irgendwie nicht hierhergehörte.
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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Ysara » Dienstag 26. März 2024, 13:21

Gemeinsam schmiedeten sie einen Plan, um in das Innere der Höhle zu gelangen. Ysara berichtete Areus von ihrer Entdeckung des Eingangs und schickte ihn aus nachvollziehbaren Gründen vor. „Sehr gut! Das wäre klug, aber ich fürchte, wir werden nicht genug Zeit dafür haben. Um in das Loch zu rutschen, müssen wir schnell sein, bevor die nächste Welle kommt. Sonst ertrinken wir womöglich. Wir wissen ja nicht, wie es da in der Höhle aussieht.“ Bei der Aussicht, zwischen den Felsen zu ertrinken, manifestierte sich ein Stein in ihrem Magen. Sie wollte eigentlich nicht darüber nachdenken, aber Areus' Einwand war gerechtfertigt. "Meinst du echt?", fragte sie deshalb und wollte sich lieber mit seinem Grinsen auseinandersetzen als mit der drohenden Gefahr. Ysara warf die Idee ein, sich aneinander zu binden. So würden sie nicht verloren gehen und zumindest Ysi versprach sich davon Sicherheit. „Also gut. Wir werden es machen, wie du vorschlägst. Ich gehe vor, aber sei vorsichtig, mit den Wellen. Am besten stellst du dich so weit es geht an den Rand, damit sie an dir vorbeifließt.“ Ysara nickte als Zeichen, dass sie verstanden hatte. „Ich schlage aber vor, dass wir jeweils ein Ende des Seils nur festhalten. Damit wir nicht gemeinsam zugrunde gehen, wenn dieser Einfall eine doofe Idee war!“ Der Stein in ihrem Magen wurde etwas größer und für einen Moment loderte Unsicherheit in ihrem Blick auf. Areus aber lachte und zwinkerte ihr zu, wodurch das Ganze ein Stück an Ernsthaftigkeit verlor. "Das wird schon nicht passieren!", sprach sie mehr sich selbst zu und versuchte, daran zu glauben. „So kann einer immer noch loslassen, wenn es brenzlig werden sollte!“ Da runzelte sie die Stirn, weil es ihrer Meinung nach besser wäre, nicht loszulassen, sondern dem anderen zu helfen. Hier aber schienen ihre Ansichten auseinander zu gehen. Ysi griff nach dem Seilende, das er ihr reichte. „Ich gehe vor. Wenn du merkst, dass ich nicht mehr am anderen Ende hänge, dann wartest du ab, bis du etwas von mir hörst! Ansonsten gehst du zurück zum Schiff! Du kommst nicht nach! Dann ist es nicht sicher!“ Einmal mehr bewies Areus, dass ihm durchaus auch der Ernst des Lebens bewusst war, auch wenn er dieses meistens mit einer gewissen Belustigung hinnahm. Auch Ysis Mimik wurde ernster. Sie hatte seine Worte vernommen, aber.. "Du meinst, ich soll dich einfach im Felsen zurücklassen und dich dort verrecken lassen?", präzisierte Ysi wenig charmant. Dann zuckte sie scheinbar lapidar die Schultern und sie hob einen Daumen in die Höhe. Sowohl ihre Worte als auch ihre Geste wirkten jedoch übertrieben unbeteiligt und dadurch sarkastisch. Für sie kam es nicht in Frage, jemanden zurück zu lassen. Sie kümmerte sich um ihre Leute und dazu zählte jetzt auch Areus. Es war ihr gemeinsames Abenteuer, ihr gemeinsamer Plan und sie würde ihn nicht zurücklassen. Ob er aufgrund der Lautstärke und des Tatendrangs allerdings die Ironie ihrer Zustimmung verstand, blieb abzuwarten.

„Bereit? Dann mal los!“, wurde er wieder sorglos wie eh und je und Ysaras Miene wurde im Angesicht seines Lächelns weicher. Kurz darauf blieb er aber nochmal stehen und mit ihm die Krähe, die das Seil nun alleine festhielt, weil er das zweite Seil von seinem Körper nahm. „Oh, warte mal! Wir verbinden die beiden Seile. Wir bauen uns einen Anker!“ "Gute Idee", pflichtete Ysara ihm bei und beobachtete ihn ansonsten still dabei, wie er die Seile miteinander und mit der Koralle verknotete. Hier und da huschte ihr Blick zum Meer oder zu der Höhle, während die Aufregung für ein Kribbeln in ihrem Körper sorgte. „In Ordnung… das müsste bis in die Höhle reichen. Vielleicht hilft uns das ja, für den Rückweg“ Ysara musste selbst noch einmal sichergehen, dass das Ganze wirklich halten würde. Und obwohl sie sicherlich weniger Kraft als Areus besaß, zog auch sie zweimal kräftig an dem Seil. Dann nickte sie zufrieden und Areus wartete nicht länger, sondern warf das Seil in das Loch. „Alles klar, nach dieser versuche ich es und du kommst nach der nächsten!“ "Sei vorsichtig", mahnte sie nun ihrerseits und warf ihm einen ernsten Blick zu. Es war aufregend, ohne Frage, aber sie sollten nicht übermütig oder leichtsinnig werden. Mit klopfendem Herzen beobachtete Ysi die Bewegung der jeweiligen Welle, die sich aus der Höhle zurück zog - und dann den Nachtelf, der sich bereit machte und nach der nächsten Welle durch das Loch schlitterte, als hätte er das schon einmal getan. Unbewusst hielt sie den Atem an und trat dann an die Stelle, an der Areus zuvor stand, während sie den Durchgang nicht aus den Augen ließ. Sie griff nach dem Seil, um wenigstens das Gefühl zu haben, etwas Helfendes zu tun, und war erleichtert zu spüren, dass Areus sich noch daran festhalten musste. Sie sah nicht, was hinter diesem Loch passierte, und diese Unwissenheit war kaum aufzuhalten. Mit einem Mal löste sich dann auch noch die Spannung des Seils und Ysis Herz machte einen Satz. Das konnte ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein. Sie zog einmal daran, doch vom anderen Ende kam keine Antwort. Ungeduldig biss sie sich auf die Unterlippe und zählte die Wellen, die an ihr vorbei in die Höhle und wieder hinaus schwappten, während sie angespannt wartete. "Mach schon, Areus", murmelte sie zu sich selbst und beobachtete angespannt, wie nichts weiter passierte. Das dauerte ihr viel zu lange! "Wieso dauert das so lange. Scheiße", entfuhr es ihr irgendwann. Ihr Griff um das Seil wurde fester, als sie einen Entschluss fasste, und der bestand nicht darin, Areus hier einfach so zurückzulassen! Da sah sie mit einem Mal die Kiesel durch das Loch fliegen und atmete bei diesem Lebenszeichen erleichtert auf. Areus ging es gut und offenbar konnte sie getrost nachkommen. Es dauerte jedoch noch zwei Wellen, bis sie innerlich so weit war. Sie wartete ab, bis sich die Welle zurück zog und eilte dann auf das Loch zu, um in ähnlicher Manier wie Areus dadurch zu schlittern. Sie war froh, dass der Elf ihr nicht zusah, denn sie war sich sicher, dass sie ziemlich unbeholfen dabei aussah. Vornehmlich konzentrierte sie sich aber darauf, durch das Loch zu rutschen, bevor die nächste Welle anrollte, und das gelang ihr. Direkt dahinter fand sie sich in einer engen Felsspalte wieder und ihr Herz begann wild zu schlagen. Sie versuchte, sich mit dem Gedanken zu tragen, dass Areus auch hier durchgelangt und irgendwo angekommen war und versuchte, die unweigerliche Angst, hier stecken zu bleiben, damit zu unterdrücken. Sie zuckte zusammen, als es ihr kalt in den Nacken tröpfelte, und rutschte dann über den Hintern weiter. Hier und da korrigierte sie ihren Weg mit den Füßen und hielt sich an dem Seil fest, um eine gewisse Orientierung beizubehalten.

Plötzlich traten ihre Füße aber ins Leere, während sie auch das Seil aus der Hand verlor, weil dieses über den Boden endete. Für einen Moment ergriff sie kalte Angst, als sie sich so unvermittelt im freien Fall befand. Ysara schrie erschreckt auf, denn weder blieb ihr die Zeit, den Schreck zu verdauen, noch einen klaren Gedanken zu fassen. Und bevor sie darauf reagieren konnte, spürte sie auch schon wieder Boden unter sich. Sie landete auf allen Vieren in einer Pfütze, sodass ihr Wasser und Schmutz ins Gesicht und auf die Kleidung spritzte. Da das Wasser hier bis zur Mitte der Schienbeine reichte, wurde sie also ordentlich nass. „Hast du dir wehgetan?“ Sie war erleichtert, Areus Stimme zu hören und griff nach seiner Hand, um aufzustehen, bis sie ihn dann wieder losließ. Dann schüttelte sie den Kopf und spuckte etwas Dreck aus ihrem Mund aus. "Nein, alles gut. Das war eine wilde Fahrt", versuchte sie es mit Humor zu nehmen. Sie musterte Areus einmal, aber er sah nicht so aus, dass ihm etwas fehlte. Dann rutschte ihr Blick an ihm vorbei und sie bekam einen ersten Eindruck von dem Ort, an dem sie gelandet waren. "Woah", entfuhr es ihr ehrfürchtig und sie drehte sich einmal um die eigene Achse, während sie die Ausmaße der Höhle in sich aufnahm. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und erkannte, dass nicht mal die Höhlendecke zu sehen war. "Das ist ja riesig hier. Wahnsinn", staunte sie und wusste gar nicht, wo sie zuerst hinsehen sollte. „Komm, ich will dir etwas zeigen!“ Grinsend und mit einem abenteuerlustigen Funkeln schaute sie zu Areus und folgte ihm, während die grünen Augen über die Felswände, Algen und Korallen schaute, die sie in der Dunkelheit erkennen konnte. „Ein Säbel. Wir sind nicht die ersten hier!“ Ysara hob überrascht die Augenbrauen, bevor sie überlegend die Stirn runzelte. "Großer Zufall", murmelte sie. "Vielleicht hat auch nur das Meer ihn hier reingespült?", überlegte sie laut, weil alles andere ja bedeuten würde, dass die Insel nicht zum ersten Mal aus dem Meer ragte und zufällig entdeckt worden war. Sie schaute zu Areus, der sie noch auf etwas anderes aufmerksam machte. Ysi blickte zu der Nische mit dem schummrigen Licht. "Was ist das?", wollte sie wissen und näherte sich zusammen mit Areus. „Erinnerst du dich an die leuchtenden Pilze?“ Sie nickte und hob dann fragend eine Augenbraue als er sich einfach so den Ärmel seines Hemdes abriss, um ihn stumm zu fragen, was er vorhatte. „Das müssen Verwandte dieser Pilze sein“, klärte er sie auf und sie erkannte, was er vorhatte. "Schlau von dir", bescheinigte sie ihm und nahm ihm die Algenfackel ab. Dann machte sie ein paar Schritte in die eine und andere Richtung, wobei sie darauf achtete, dass sie im Lichtschein noch Areus erkannte und ihn hier nicht verlor. Zwar konnte er sie im Dunkeln erkennen, aber sie fühlte sich sicherer, wenn das auf Gegenseitigkeit beruhte. "Hier gibts noch mehr Gänge", teilte sie ihm ihre Beobachtungen mit und war immer noch ganz erstaunt über diese riesige Höhle. "Vielleicht finden wir ja wirklich einen Schatz", mutmaßte sie und er konnte ihr diebisches Grinsen geradezu hören. In dem Moment sah sie ein Blitzen aus dem Augenwinkel und wandte sich diesem zu. "Siehst du das? Was ist das?" Sie deutete auf die Stelle, falls Areus es nicht aufgefallen war, und näherte sich dann natürlich dem unbekannten Etwas.

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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 28. März 2024, 07:54

Wie magisch sich doch auf einmal das Leben verändern konnte. Ein kleines Rädchen, dass mit zu wenig Öl bedacht wurde und auf einmal unrund lief, konnte ganz neue Welten erschaffen. Hätte Cassian nicht offenbart was ihm bevorstand, wäre nichts von alledem passiert. Ysara würde jetzt nicht in einer echten Unterwasserhöhle stehen und den Geheimnissen auf den Grund gehen, sondern vermutlich irgendeinem belanglosen Gespräch lauschen, während die immer gleichen Lieder mit den immer gleichen Gästen gehört wurden. Cassian hätte das hier gewiss gefallen- aber die Frage blieb, ob er jemals über seinen Schatten hätte springen können. Areus war da ganz anders. Er blickte dem Abenteuer ins Gesicht und lachte im Angesichts der Gefahr. Trotzdem war er nicht einfach nur verantwortungslos oder verrückt. Ysi spürte in seiner Nähe eine gewisse Freiheit, die sie bisher immer nur erträumte, nie aber ausleben konnte. Jetzt konnte sie es. Und sie tat es! Nachdem das waghalsige Manöver, durch den Schlund direkt hinein in den Harax und damit die Ungewissheit geschafft war, blieb einem dennoch die Luft zum Atmen weg! Die Höhle war gigantisch. Blendete man erstmal das gedämpfte Tosen der Wellen aus, konnte man es hier und dort tropfen hören. Die Höhle war nicht gänzlich trocken und sie wateten durch Schienbein-hohes Wasser. Areus und Ysi waren fasziniert von all dem. Ysara konnte beobachten, dass wenn sie mit dem Lichtkegel der Glühalgen den Anemonen und Seetangen in sämtliche Farben näherkam, sie nicht, wie an der Oberfläche, in sich zurückzogen, sondern weiterhin erblühten. Das Licht der Algen schien eine andere Streuung zu besitzen, sodass die hübschen Unterwasserpflanzen sich nicht versteckten. Manchmal brauchte es nur ein anderes Licht, um neue Dinge zu sehen. Dass sie hier nicht die ersten waren, zeigte ihnen der Säbel, den Areus zuvor gefunden hatte. Ysara’s Einwand brachte den Elfen zum Nicken. „Schon möglich, ja“, pflichtete er ihr bei. Beide machten sich auf den Weg der Erkundung und auch wenn Ysi sich immer nach der Nähe des Elfen versicherte, schaute jeder für sich in die Geheimnisse. Areus war ehrfürchtig, das konnte man dem Elfen ansehen. Kein lockerer Spruch verließ seine Lippen, kein überhebliches Gehabe zeigte sich. Er schaute sich um, nahm die Schönheit in sich auf und speicherte diese Eindrücke für sein Leben. Auch er hatte so etwas noch nicht erlebt.
"Hier gibts noch mehr Gänge.“ „Ja, die Höhle scheint erstaunlich weitläufig…", überlegte er. "Vielleicht finden wir ja wirklich einen Schatz" Areus schmunzelte: „So? Das wäre ziemlich… fantastisch!“, bemerkte er und sie konnte heraushören, dass er nicht wirklich daran glaubte. Areus aber war viel zu sehr Abenteurer, um der alleinigen Idee dieser Möglichkeit nicht Raum zu gewähren. Der Elf blieb an ihrer Seite, trat nur hier und da mal aus dem Lichtkegel. Er brauchte diesen jedenfalls nicht und besaß dabei einen Vorteil. Als er sich ein Korallengebilde anschaute und einige Fische innerhalb des Wassers davonstoben, sah Ysara ein Blitzen im Augenwinkel. "Siehst du das? Was ist das?" Sie hatte seine Aufmerksamkeit. Areus kam zu ihr und ließ sich von Ysara zu ihrer Entdeckung führen. Tatsächlich lockte ein Aufblitzen im Schein des diesigen Algenlichts sie zu einem Haufen aus Koralle, Schlick und Algen. Zwischen den glitschigen Pflanzen hindurch, blitzte es immer wieder, dann verschwand es. Das Wasser hier war ein wenig tiefer, da sie sich in einer kleinen Kuhle befanden.

Der Korallen-Algen-Haufen aber war groß. Er überragte sie nicht, doch sobald Ysi ausleuchtete konnte sie erkennen, dass er einen größeren Durchmesser besaß als die anderen, kleineren Ansammlungen. Vielleicht so groß, als würde sich Areus hinlegen. „Hm“, machte jener und bedachte das kleine Riff nachdenklich. „Ich sehe das Blitzen, aber offenbar muss da jemand hineinfassen und… nachwühlen!“, grinste er lausbubenhaft und neigte auffordernd den Kopf in ihre Richtung. „Du wolltest doch Abenteuer!“, feixte er und verschränkte die Arme, während er in einer Geste mit seiner flachen Hand ihr den Vortritt gewährte. „Bitte, das gehört dazu“, lächelte er zuckersüß und wusste genau, dass er ihr hier die unschöne Aufgabe zuteilwerden ließ. Allerdings hatte er auch nie den Eindruck gemacht, dass er sie tatsächlich für eine ‚Prinzessin‘ hielte und es war womöglich ein verstecktes Kompliment, dass er sie die Dinge ebenfalls ausprobieren ließ. Areus war kein Angeber – nun, nicht, wenn es nicht sein musste – aber er respektierte Ysara als gleichberechtigt. Sobald sich Ysara also an Areus abreagiert und überwunden hatte, in diesen schleimigen Tang zu greifen, spürte sie eine gallertartige Masse ihre Haut berühren. Es flutschte gut, war aber auch kalt und allein die Vorstellung ekelerregend. Letztendlich waren es nur Algen, aber sie fühlten sich nicht sonderlich gut an.
Ysara musste sich etwas vorbeugen, da ein Auswuchs dieser Koralle ihr das Vorankommen etwas erschwerte. Jetzt nur nicht das Gleichgewicht verlieren. Sehen konnte Ysi nichts, sie musste tasten und immer weiter ihren Arm hineinschieben. Hier und dort berührte ihre Hand etwas Scharfkantiges, womöglich eine Koralle. Dann spürte sie wieder hektische Verwirbelungen, die gewiss von Meeresbewohnern verübt wurden. Hauptsache es knabberte sie keiner an! Die blonde Krähe musste jetzt viel Überwindung und Gleichgewicht beweisen, denn tastend musste sie nach etwas suchen, was glänzte, ohne zu wissen, wonach sie eigentlich suchte. Dann fühlten ihre Fingerspitzen tatsächlich etwas: Es war… glatt und irgendwie wulstig. Es fühlte sich fest an und dennoch gab es bei leichtem Druck nach. Plötzlich zischte es unter ihren Fingern weg und eine Muräne suchte fauchend ihren Weg, weit weg von den Störenfrieden. Areus pfiff. „Lästige Biester! Gut, dass sie dich nicht gebissen hat!“, murmelte er und schaute dem schlangenartigen Wesen nach, wie es sich beleidigt ein neues Versteck suchte. Areus warf einen Blick um sich herum und verzog den Mund. „Hoffen wir, dass es hier nicht auch noch von Aalen und Seeschlangen wimmelt.“ Ysara aber, die sich vielleicht nach dem kleinen Schreck weiter traute, fasste endlich etwas anderes: Weder scharfkantig noch glitschig, war es hart und fest. Sie konnte es greifen und musste es dennoch von etwas abziehen. Dann passte es gut in ihre Hand. Sobald sie sich aus dem Algenberg zurückgezogen hatte und ihre Hand öffnete, ertönte ein Pfiff seitens Areus. Er griff nach ihrer Hand und legte seine darunter, um sich ihren Fund genauer zu betrachten. Er hob den Algenlichtbeutel an, damit auch Ysi es erkannte und schon blitzte es wieder auf und warf kleine Lichtpunkte um sie herum in die Dunkelheit.
„Das… muss ein Lichtfängerkristall sein…“, überlegte er und war fasziniert. „Ein Edelstein, der das Licht bricht und abstrahlt …“, murmelte er und berührte den etwa 1cm im Durchmesser fassenden, durchsichtigen Stein. Doch das war nicht alles. Der Stein war tatsächlich in einer Fassung und offenbar ein Ring. Das Schmuckstück war ein wenig vom Wasser verunreinigt, doch ließ sich der Ring abputzen. „Woher…“, er schaute zum Riff zurück und runzelte die Stirn. „Warte mal…“, sagte er, ließ sie los und wandte sich dem Riff zu. Dann griff auch Areus beherzt zu, rupfte hier und da die Algen beiseite und legte nach und nach das Riff frei. Dann zuckte er etwas zurück, als ihm klar wurde, was er da vor sich hatte: „Das war mal ein Mensch!“, rief er aus und starrte auf die Umrisse. Sobald Ysara leuchtete, würde auch sie das Muster erkennen können. Es war ein Skelett, das dort lag und offenbar schon so lange, dass sich Algen und Korallen auf seinen Knochen gebildet hatte. Er wurde für die Ewigkeit an den Meeresboden gebunden und bot nun neuen Lebensraum. Das, was Ysara also gefunden hatte, war vorher an dem Finger desjenigen gewesen, der dort vor ihnen lag.
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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Ysara » Sonntag 31. März 2024, 10:30

Das Licht der Grünalgen ermöglichte Ysi noch einmal eine ganz andere Sicht auf die Lebewesen des Meeres, die im Inneren der Höhle freigelegt worden waren. Die blonde Krähe kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus und wusste kaum, wo sie im eingeschränkten Lichtradius zuerst hinschauen sollte. Dann aber wurde das Licht von irgendetwas reflektiert und als sie zusammen mit dem Nachtelfen näher trat, erkannten sie einen großen Haufen aus Korallen, Algen und Schlick. Ysi merkte, wie das Wasser ein Stück höher an ihre Beine stieg, während sie sich etwas vorbeugte, um den Haufen auszuleuchten und mehr zu erkennen. „Ich sehe das Blitzen, aber offenbar muss da jemand hineinfassen und… nachwühlen!“ Bevor sie Areus ins Gesicht sah, hörte sie schon sein Grinsen heraus. „Du wolltest doch Abenteuer!“, ließ er ihr den Vortritt und Ysis Augen wurden ein Stück größer. "Dir macht das Spaß, oder?", fragte sie und grinste nun ebenfalls. „Bitte, das gehört dazu.“ Sie musterte ihn einen Moment mit seinem zuckersüßen Lächeln und schnaubte dann amüsiert. "Das ist der Gentleman, den ich kennenlernte", meinte sie deutlich ironisch. Tatsächlich hatte Areus' Auftreten zwar auf den ersten Blick darauf schließen lassen, aber er hatte dann doch recht schnell deutlich gemacht, dass er nicht viel auf all die Gepflogenheiten in ihren Kreisen gab. Er war nicht der Typ Mann, der ihr ungefragt zur Seite eilte, um ihr aufs Pferd zu helfen, oder ihr eine komfortable Kutschfahrt oder gar Schiffsfahrt aufs Meer organisierte. Er schonte sie nicht und es gefiel Ysi, dass er nicht Rücksicht auf sie nahm, nur weil sie eine Frau war und reiche Eltern hatte.
"Halt' mal", drückte sie ihm kurzerhand die Algenlampe in die Hand und krempelte die Ärmel ihrer Piratenbluse hoch. Dann warf sie dem Elf noch einmal einen Seitenblick zu, bevor ihre grünen Augen den Algenhaufen vor sich musterte. Es sind nur Algen, sprach sie sich Mut zu und Areus bemerkte vielleicht, dass sie das Ganze ein wenig hinauszögerte. Sie war nicht zimperlich, aber in einen glitschigen Haufen zu fassen, ohne zu sehen, was genau sie erwartete, kostete sie schon eine gewisse Überwindung. Aber sie kniff nicht. Auch, weil sie sich keine Blöße vor Areus geben wollte, aber vor allem, weil es rational betrachtet nur Algen waren und nichts Schlimmes passieren konnte. Sie atmete einmal tief ein und streckte dann ihre Hand in die Masse, die sie sogleich glitschig und kalt empfing. "Ürgh", kam es ihr angewidert über die Lippen und sie grinste Areus einen Moment an, bevor sie sich wieder auf die Arbeit konzentrierte. Ganz langsam tastete sie sich mit den Fingern vor, streckte den Arm immer weiter aus und war dann völlig konzentriert, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als sie plötzlich spürte, wie sich das Wasser um ihre Hand herum bewegte, hielt sie inne und wartete, bis die Verwirbelungen sich beruhigt hatte, bevor sie sich weiter vortastete. Sie spürte die harte Oberfläche von Korallen und dann plötzlich etwas glattes und wulstiges. "Ich wünschte, ich könnte was sehen", murmelte sie und ertastete die Umrisse des festen Etwas, woraufhin es sich plötzlich in ihrer Hand bewegte und mit einem Zischen davon schwamm. Ysis Herzschlag setzte vor Schreck einen Moment aus, während sie aufschrie und ihre Hand ein ganzes Stück zurück zog. Dabei verlor sie fast den Halt, schwankte gefährlich und brauchte einige Momente - oder noch viel länger, falls ihr nicht ein gewisser Nachtelf zur Sicherheit half -, um ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen.
"Mist", stieß sie aus und streckte ihren Arm wieder aus, um den Weg erneut zu bestreiten. „Lästige Biester! Gut, dass sie dich nicht gebissen hat!“ Da hielt sie inne und starrte Areus an. "Fische können beißen?", fragte sie überrascht und auch ein wenig aufgebracht, als würde sie ihm vorwerfen, wieso er das erst jetzt erzählte. „Hoffen wir, dass es hier nicht auch noch von Aalen und Seeschlangen wimmelt.“ Da grummelte sie etwas von "Tolle Aussichten" in ihren nicht vorhandenen Bart und tastete weiter in dem Algenhaufen, auf der Suche nach dem Licht reflektierenden Etwas. Dann erfasste sie endlich etwas Hartes, das sich nach erst zurückhaltender und dann genauerer Untersuchung auch nicht von allein bewegte. "Ich glaub, ich hab was", murmelte sie, ruckelte ein wenig daran, bis sie merkte, dass sich der Widerstand löste, und konnte es dann zu sich ziehen. Sie umschloss es mit der Hand, zog den Arm aus dem glitschigen Haufen und richtete sich auf. Gespannt öffnete sie die Hand und starrte auf ihren Fund, während Areus anerkennend pfiff. Da fasste er nach ihrer Hand und legte seine unter ihre. Ihr Handrücken kribbelte bei seiner Berührung und sie lächelte darüber, nahm es aufgrund der allgemeinen Aufregung jedoch selbst nicht wahr. Im Schein der Algenlampe erkannte auch sie, was sie eigentlich gefunden hatte. Ysi entfuhr ein erstaunter Laut, als der Kristall das Licht der Lampe reflektierte und kleine Lichtpunkte in der dunklen Höhle tanzen ließ. „Das… muss ein Lichtfängerkristall sein… Ein Edelstein, der das Licht bricht und abstrahlt …“ Dann erkannte sie, dass der Stein eingefasst war, und griff mit Daumen und Zeigefinger nach ihm, während sie Areus Finger, der den Stein gerade berührte, kurz streifte. Die andere Hand, die er noch immer hielt, entzog sie ihm jedoch nicht. Der Daumen ihrer freien Hand reichte aus, um den Dreck abzureiben, woraufhin sie den Ring als solchen erkannte. "Er ist wunderschön", raunte sie leise und musterte das Schmuckstück. „Woher… Warte mal…“ Ysi betrachte noch staunend ihren Fund und wollte schon ausprobieren, ob er ihr an den Finger passte, bevor sie realisierte, was Areus tat. Zuerst dachte sie, er durchwühlte den Algenberg nun selbst, aber stattdessen schob er Tang und Algen bei Seite.
„Das war mal ein Mensch!“
"Was?!", stieß sie aus, umschloss den Ring mit ihrer Hand, damit er ihr nicht ins Wasser fiel und verloren ging, und trat neben Areus. Schon bei seinen Worten erfasste sie ein kalter Schauder und ein weiterer, als sie die Algenlampe hob und im schwachen Lichtschein nun selbst die Überreste des Menschen sah. "Ach du Schande", hauchte sie fassungslos. "Das ist ja furchtbar", kommentierte sie betroffen das Schicksal des Unbekannten. Gleichzeitig wallte Ekel in ihr hinauf und sie musste den Blick abwenden. Sie hatte zwar schon Tote in den Gassen Grandeas gesehen, aber das hier war das erste Skelett, das sie sah. Die Vorstellung, mit ihren Fingern über die einzelnen Knochen gefahren zu sein, ließ sie schlecht werden. Langsam drehte sie den Kopf zurück zu den Überresten und presste die Kiefer aufeinander, während sie versuchte, die Übelkeit zu veratmen. Aber sie hielt den Anblick nicht lange aus und musste sich langsam daran gewöhnen. Vorerst wandte sie den Blick wieder ab, als würde sie die Umgebung absuchen, was aufgrund des schwachen Lichtscheins nicht möglich für sie war. Mit einem Mal überkam sie nämlich eine neue Angst. "Denkst du, wir kommen hier wieder raus?", fragte sie leise und all ihre Schlagfertigkeit war beim Anblick des Skeletts verpufft. Sie dachte an das Seil, das über ihren Köpfen geendet hatte und fragte sich unweigerlich, ob sie es erreichen und es schaffen würden, daran hinauf zu klettern. Sie schaute zu Areus und musterte ihn, um festzustellen, wie er auf das Skelett reagierte, das die Höhle offensichtlich nicht mehr verlassen konnte. Ihr Verhalten zeigte, dass es für sie alles andere als ein alltäglicher Anblick war. Aber wie sah es bei dem Nachtelfen aus, der laut Alma jemanden umgebracht haben sollte?
"Sollen wir.. es weiter durchsuchen? Vielleicht finden wir einen Hinweis darauf, wer er oder sie gewesen war und woher er kam?" Sie klang ehrlich betroffen von dem Schicksal des unbekannten Toten. Sie kannte ihn nicht, aber es ließ sie alles andere als kalt. "Er hätte eine richtige Bestattung verdient", murmelte sie und ließ den Blick schweifen, als würde sie schon nach einem geeigneten Platz suchen. Allerdings legte sie keinen großen Wert darauf, das Skelett tatsächlich zu bewegen und es hatte wohl schon vor Ewigkeiten sein endgültiges Grab hier in der Tiefe des Meeres gefunden.

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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 3. April 2024, 16:11

Vielleicht war Areus der erste, der sich einen feuchten Dreck um ihre Herkunft scherte. Er wusste darum, hatte sie hübsch zurechtgemacht im Festzelt gesehen und kannte ihr Elternhaus. Aber er behandelte sie nicht so, wie es sich eigentlich gehören würde. Andere Damen wären gewiss pikiert und würden sich auf ihren Stand berufen, nicht aber Ysara. Sie watete lieber mit dem Nachtelfen gemeinsam im Wasser einer Unterwasserhöhle auf irgendeiner Insel mitten im Sonnenmeer, auf dem Weg nach Andunie und fische im Trüben. Dass er ihr den Vortritt ließ, war für sie nicht unbedingt angenehm, aber sie würde sich auch nicht die Blöße geben, jetzt zu kneifen. Beherzt und voller Tatendrang, griff Ysara in das dunkle und vor allem kalte Wasser und befühlte die unterschiedlichen Oberflächen. Areus grinste in ihrem Rücken, verbarg es allerdings, wenn sie nach ihm schaute. Er feixte zufrieden und konnte nicht anders als auch Anerkennung für sie zu empfinden. Tatsächlich entpuppte sie sich als angenehme Reisebegleitung, was auch ihm nicht verborgen blieb. Nachdem sich Ysi von dem kleinen Schreck mit der Muräne erholt hatte, tastete sie erneut weiter und wurde sogar fündig. Das Kleidod entpuppte sich als wahrer Schatz. Ein Ring mit einem Kristall daran! Nachdem Ysi jenen etwas gesäubert hatte, funkelte selbst das matte Licht der Algen darin und brach sich glitzernd in der Höhle. Einen Moment standen die blonde Krähe und der Elf staunend da und reckten die Hälse nach dem Phänomen. Dabei hielten sie noch immer den Kontakt ihrer Hände aufrecht und bemerkten es nicht mal. Danach kam dem Elfen jedoch ein Gedanke und er machte sich daran, für seine Theorie einen Beweis zu finden. So befreite er das vermeintliche Korallenriff von dem Schlick und Algen und offenbarte dann etwas Schreckliches: Das Korallenriff war mal ein Mensch und Ysi hatte den Ring offenbar von dem toten, knöchernem Finger gezogen. "Ach du Schande, das ist ja furchtbar!“, regte sich sofort ihr Mitleid. Areus hingegen zuckte die Schultern. „Ich schätze er braucht den Ring nicht mehr“, meinte er salopp, ehe er schief grinste. Ysara aber verspürte einen Ekel aufkommen. Irgendwie beanspruchte das Skelett mehr ihre Nerven, als sie vielleicht vermutet hatte, denn tatsächlich hatte sie bereits mal Tote gesehen. Es blieb aber ein Unterschied, ob man ein Skelett oder einen gerade erst Verstorbenen betrachtete. Zudem spielte der Umstand seines Schicksals mit hinein und ließ Ysara sich unwohl fühlen. Areus bemerkte es und hob die Augenbrauen. „Na, wer wird denn vor einem Skelett gleich die Farbe verlieren?“, fragte er, hielt die Algenlampe hoch und musterte sie prüfend. „Geht es?“, vergewisserte er sich und tatsächlich lenkte er etwas ein. "Denkst du, wir kommen hier wieder raus?" Der Elf musterte Ysara einen Moment und brach daraufhin den Blickkontakt ab, um sich umzusehen. „Na aber sicher!“, verlautete er selbstsicher und nickte noch mal. Seine Aufmerksamkeit kehrte zu ihr zurück und er lächelte warm. „Mach dir keine Sorgen, Ysara. Wer weiß, was dem armen Burschen passiert ist und warum er den Weg raus nicht mehr schaffte.“, zuckte er die Schultern.
Tatsächlich wirkte Areus nicht halb so ergriffen, wie es Ysara in sich spürte. Ob das nun an einer gewissen Mordlust lag oder aber andere Gründe hatte, müsste Ysi anders in Erfahrung bringen. Vielleicht hatte Areus auch schon mehr mit Toten und ihren Überresten zu tun gehabt, als sie ahnte. Es waren viele Dinge möglich und gut kennen tat sie ihn nicht. "Sollen wir.. es weiter durchsuchen? Vielleicht finden wir einen Hinweis darauf, wer er oder sie gewesen war und woher er kam?" Areus wandte zweifelnd einen Blick auf die Überreste. „Hm… ich denke das ist Zeitverschwendung. Er – oder sie – ist jetzt neuer Lebensraum für Fische und Korallen, ich schätze da hat nichts anderes mehr überdauert, das uns einen Hinweis geben könnte!“, lächelte er gutmütig und legte eine Hand auf ihre Schulter, um sie zu drücken. „Aber du hast noch weitere Gänge erwähnt. Lass uns mal schauen, ob unser Freund hier – oder Freundin – noch mehr zu verbergen hat!“, zwinkerte er und erneut flammte etwas wie Abenteuerlust in dem violettfarbenen Blick auf.

"Er hätte eine richtige Bestattung verdient" „Es ehrt dich, Ysara“, warf Areus gleich ein und ließ sie wieder los, nur um ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen und mit einem gutgemeinten Lächeln ihr Kinn leicht anzuheben: „Aber er hat bereits ein Seemannsgrab gefunden und ist lange tot. Es bringt nichts, diesen Gefühlen in dir nachzugeben. Sie halten dich nur auf und … auch wenn ich dir dein Mitgefühl nicht absprechen möchte, sollten wir zusehen, dass wir hier durchkommen und dann zurück aufs Schiff!“, er brach die Nähe ab, löste jegliche Berührung auf und deutete auf das Wasser. „Scheinbar steigt es!“, meinte er noch wahnsinnig beiläufig, obwohl das eine gewisse Gefahr bergen konnte. Areus ging um Ysi herum und drückte ihr dabei die Lampe in die Hand. „Verlier dir Ring nicht, steck ihn dir auf den Finger, er scheint dir zu passen!“, meinte er und würde Recht behalten. Der Ring musste demnach einer Frau gehört haben. Dann watete Areus durch das Nass, um sich unweit der Überreste vor einem weiteren Gang wiederzufinden. Er musste sich etwas ducken, um nicht gegen die niedrige Deckenhöhe zu stoßen, doch dann schob er sich einfach in die Öffnung und wählte, ohne groß darüber nachzudenken.
„Oh, Wahnsinn!“, rief er plötzlich echoend aus, als er bereits im Dunkel verschwunden war. „Oh scheiße!“, rief er dann und plötzlich hörte sie einen Fluch in einer nebulösen Sprache, den sie nicht verstehen konnte, aber eindeutig von Areus stammte und schließlich ein Schleifen, ehe es dumpfer Aufprall folgte. „Vorsicht. Glatt!“, kam das dumpfe Echo seiner Stimme zu ihr heraufgehallt und warnte sie, was er übersehen hatte. Sobald Ysi ihm folgen würde, spürte sie, dass das Wasser hier etwas bergab floss und am Grund tatsächlich der Schlick sehr glitschig war. Sie musste sich an den Wänden festhalten, um nicht abzurutschen. Dort allerdings konnte sie den Grund für seinen ersten Ausruf erkennen. Die Wände waren beschriftet! Mit ihrer Algenlampe konnte Ysara einige eindeutig eingeritzte Striche erkennen. Dabei war eine Höhle eingezeichnet, die mit einigen Details aussah, als wäre damit diejenige gemeint, aus der sie gerade kamen. Da waren die Algen verzeichnet, das Riff, die abgehenden Gänge. Schließlich führte ein gestrichelter Weg durch einen der Gänge und in eine kleinere Höhle. Offenbar dort, wo Areus gerade eben unsanft gelandet war. Ysara konnte, sofern sie nicht auch abrutschte, erkennen, dass die anderen Wege ebenfalls zu Höhlen führten, aber einem Labyrinth gleich miteinander verbunden schienen. Immer wieder hatte jemand ein X eingezeichnet. Außer in den Gang, in dem sie standen. Dort führte der gestrichelte Weg weiter und schließlich in einen nächsten Gang, der noch weiter in das Höhlensystem führte. Hier waren wellenförmige Striche zu erkennen, als hätte jemand das Wasser dargestellt. Doch viel spannender war, was unterhalb dieser Wellen eingeritzt wurde: Ein Rechteck. Und ein Ausrufungszeichen. Und einige halbwegs runde Kreise, die oberhalb der Wasserlinien gemalt worden waren. Areus hatte diese Informationen gewiss nicht, der hatte vorher einen rutschigen Abgang gemacht. Zudem war es gerade bedeutend ruhig um den Elfen geworden. Sobald Ysara den Gang weiter ging, würde hier erneut ein kleiner Absatz auf sie warten. Sie konnte sich hinsetzen oder aus der Hocke springen, er war nicht sehr hoch. Areus musste auf einem Stein gelandet sein, der mit seiner Oberfläche aus deutlich höherem Wasser ragte als noch in der Höhle zuvor. Der Elf aber wischte sich gerade mit etwas geschöpftem Wasser über das Gesicht und wusch sich. Ysi konnte im Schein ihrer Lampe erkennen, dass sich das Wasser verfärbte. Offenbar hatte er sich beim Sturz den Kopf angeschlagen und blutete nun. Als er sie entdeckte, streckte er jedoch eine Hand aus und würde sie ihr reichen, wenn sie hinabsprang und das wollte. „Konntest du dir die Bilder ansehen?“, fragte er und lächelte leicht. „Ging mir auf einmal zu schnell!“, lachte er dann und verzog das Gesicht, weil die kleine Wunde ziepte und wieder etwas Blut hervorquoll, das er sich wegwischte. Hinter Areus entdeckte Ysara, dass der Gang, den sie auf der Malerei gesehen hatte, überflutete zu sein schien, da das Wasser hier deutlich höher war und der Gang noch niedriger als jener zuvor.
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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Ysara » Freitag 5. April 2024, 22:53

Das Schicksal des Toten berührte Ysara offensichtlich. Bei seinem Anblick gingen ihr gleich mehrere Gedanken durch den Kopf, die sie äußerte und die man ihr andernfalls auch offen ansehen konnte. „Ich schätze er braucht den Ring nicht mehr.“ Areus nahm das Ganze deutlich gelassener. Ysara schaute von dem Skelett zum Nachtelf, dessen Grinsen sie gerade nicht erwidern konnte. Der Anblick von Toten war ihr zwar aufgrund ihrer vielen Besuche im Armenviertel nicht gänzlich fremd. Aber das hier war dann doch eine Spur.. makaberer. „Na, wer wird denn vor einem Skelett gleich die Farbe verlieren?“ Sie versuchte, ihre Gefühle mit einem schiefen Lächeln zu überspielen, was ihr offenbar nicht sehr gut gelang. „Geht es?“ "Mir ist nur etwas mulmig", gab sie zu und es kam wohl nicht allein vom Anblick der Gebeine. Sie machte sich auch Sorgen darüber, ob sie beide hier wieder herauskommen würden. „Na aber sicher!“ Egal, ob er es mit gespielter Leichtigkeit nahm oder wirklich so sorglos war, was das anging - seine Reaktion beruhigte sie tatsächlich und der Ekel und die Nervosität in ihrem Inneren verflüchtigten sich langsam. „Mach dir keine Sorgen, Ysara. Wer weiß, was dem armen Burschen passiert ist und warum er den Weg raus nicht mehr schaffte.“ Sie betrachtete kurz sein Gesicht. Seine Mimik wirkte ehrlich und nicht zuletzt durch sein warmes Lächeln vermittelte er ihr ein sicheres Gefühl. "Du hast wohl Recht", erwiderte sie und nickte dann bekräftigend. Ihre Angst konnte er ihr zwar nehmen, aber das Mitgefühl für den Toten blieb. Sie überlegte laut, ob es sinnvoll wäre, herauszufinden, wer er gewesen war, aber Areus war da anderer Meinung. „Hm… ich denke das ist Zeitverschwendung. Er – oder sie – ist jetzt neuer Lebensraum für Fische und Korallen, ich schätze da hat nichts anderes mehr überdauert, das uns einen Hinweis geben könnte!“ Sie seufzte, weil sie ihm im Stillen auch hierbei Recht gab. Da spürte sie mit einem Mal seine Hand auf ihrer Schulter. Ihre grünen Augen huschten für einen Moment auf die Stelle, an der seine Berührung ein warmes Gefühl auf ihrer Haut hinterließ. Mit einem Lächeln sah sie zurück in seine Augen, in denen plötzlich wieder diese gewisse Abenteuerlust aufflammte. Ysara schmunzelte, als sie den Ausdruck erkannte.
„Aber du hast noch weitere Gänge erwähnt. Lass uns mal schauen, ob unser Freund hier – oder Freundin – noch mehr zu verbergen hat!“ Ihr Blick fiel zurück auf das Skelett und es war ihr nicht so einfach möglich, von jetzt auf gleich, dessen Schicksal einfach so auszublenden. Sie dachte sogar über seine letzte Ruhestätte nach, obwohl sie ihn überhaupt nicht kannte. „Es ehrt dich, Ysara.“ Ihre Lippen verzogen sich, als sie wieder zu Areus hinauf sah, und gaben ihr einen Ausdruck, dass sie eben nicht einfach aus ihrer Haut konnte. Er ließ währenddessen ihre Schulter los und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Diesmal wich sie nicht zurück, stutzte aber einen Moment, als sie seine Finger unter ihrem Kinn spürte. In ihrem Bauch machte sich ein Kribbeln bemerkbar und ihr Herz schlug einige Takte schneller, als ihr Kopf seiner Bewegung folgte und ihre grünen Augen auf seine ungewöhnlichen Violetten trafen. „Aber er hat bereits ein Seemannsgrab gefunden und ist lange tot. Es bringt nichts, diesen Gefühlen in dir nachzugeben. Sie halten dich nur auf und … auch wenn ich dir dein Mitgefühl nicht absprechen möchte, sollten wir zusehen, dass wir hier durchkommen und dann zurück aufs Schiff!“ Areus löste die Nähe schon wieder auf, aber Ysi war noch nachhaltig von ihr abgelenkt. Während er sich zum Gehen wandte, versuchte sie noch, gedanklich zusammen zu bekommen, was er gerade gesagt hatte. „Scheinbar steigt es!“ Da erwachte sie mit einem Mal aus ihrer Bewegungslosigkeit und sah erschrocken auf das Wasser hinab, wobei sie den Wasserpegel und seine Veränderung nicht hätte bestimmen können. "Es steigt?", murmelte sie und öffnete schon den Mund für einen Einwand. Dann schüttelte sie aber innerlich den Kopf und erinnerte sich daran, dass sie sich selbst nur das Abenteuer vermieste, wenn sie jetzt zum Umkehren drängte.
„Verlier dir Ring nicht, steck ihn dir auf den Finger, er scheint dir zu passen!“ Sie griff nach der Lampe, die er ihr in die Hand drückte. "Hab ich nicht vor", erwiderte sie direkt und probierte gleich mal aus, an welchen Finger er am besten passte. Am linken Ringfinger saß er weder zu fest noch zu locker. "Du hast ein gutes Auge." Sie verzog anerkennend das Gesicht und als sie wieder aufsah, war Areus schon weiter gelaufen, sodass sie schnell zu ihm aufschloss. Er war jedoch schon bei einen der Gänge angekommen und duckte sich gerade, um in solch einen hinein zu schlüpfen.

„Oh, Wahnsinn!“, hörte sie zuerst seine Stimme aus der Öffnung hallen und als kurz darauf ein paar Flüche und verdächtige Geräusche folgten, eilte Ysi zu der Stelle, an der er eben noch in ihrem Blickfeld gestanden hatte. "Alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und leuchtete in die Lücke vor sich. „Vorsicht. Glatt!“ Als sie seine Stimme hörte, war sie vor allem erleichtert. Mit vorsichtigen Schritten schob sie sich in den Gang, damit ihr nicht das gleiche wie ihm passierte. Sie klemmte sich die Algenlampe unter den einen Arm und hielt sich zur Sicherheit an den Wänden fest, um auf dem glitschigen Boden nicht auszurutschen. Dabei spürte sie auch, wie das Wasser sie weiter in Areus' Richtung drängte und bemerkte, dass es hier bergab ging. Angestrengt starrte sie im Schein der Lampe auf den Weg, der vor ihr lag, bis ihr die ersten Striche an der Wand auffielen. Da blieb auch sie stehen, hob die Lampe und konnte nun weitaus ausgiebiger als der Nachtelf die Zeichnungen an den Wänden anschauen. "Whoaa", entwich es ihr, während sie das Gemalte eingehend betrachtete und erkannte, dass es eine Skizze der Höhlengänge war. "Sie muss die ganze Höhle erkundet haben", sprach sie lauter und das Echo trug ihre Worte vermutlich zu Areus hinab. Zuletzt fiel ihr Blick auf die Kreise, die oberhalb einer Wasserlinie gemalt worden waren und dann auf das Rechteck mit dem Ausrufezeichen darunter. Während sie es für einige Moment betrachtete, bekamen ihre Augen ein gewisses Funkeln.
Von ihrer Entdeckung angetrieben, ging sie schließlich weiter und erreichte dann den Absatz. Weiter unten sah sie den Nachtelf stehen. "Da bist du ja. War das gerade ein nachtelfischer Fluch?", grinste sie Areus an, bevor sie seine Wunde sah und bei dem Anblick schlagartig ernst wurde. "Geht's dir gut?", wollte sie ehrlich besorgt wissen. Sie ging in die Hocke, nahm seine Hand, die er ihr entgegen streckte und landete so, im Gegensatz zu ihm, sicher auf der nächsten Ebene. "Lass mich mal sehen", meinte sie ohne Umschweife, zog ihre Hand aus seiner und trat einen Schritt näher, als sie sah, wie Blut aus der Wunde quoll. Er konnte an ihrer Mimik erkennen, dass ihr nicht gefiel, was sie sah. Sie streckte ein wenig den Körper und Kopf, hob die rechte Hand und beugte sich ihm ein Stück weit entgegen, während sie mit dem Daumen vorsichtig einige Haare zur Seite strich, um einen genaueren Blick auf die Wunde zu werfen. "Sieht nicht so aus, dass du gleich verbluten wirst. Du hast nicht zufällig die Salbe mitgenommen?" Sie vermutete, dass sie auch bei solchen Wunden gute Dienste leisten würde. Ysaras Finger lagen noch für einen Moment auf seinen Haaren, als sie mit einem Schmunzeln in seine Augen schaute. Augenblicklich verspürte sie wieder dieses Kribbeln im Bauch und starrte ihn für einen Moment an. Sie war so auf seine Verletzung konzentriert gewesen, dass ihr jetzt erst auffiel, wie nah sie ihm gekommen war. Die Stoffe ihrer Hemden berührten sich und Ysis verdutzter Blick verriet den Augenblick, in dem ihr das klar wurde. Sofort färbten sich ihre Wangen rot und sie trat einen Schritt zurück. "Verzeihung", sagte sie überspitzt förmlich, in dem Versuch, trotz der Nähe gelassen zu wirken und ihre Unsicherheit mit einem amüsierten Auflachen zu überspielen. Dann musste sie jedoch schnell und unbedingt überprüfen, ob die Algen auch noch fest genug von seinem abgerissenen Hemdsärmel umwickelt waren.

„Konntest du dir die Bilder ansehen? Ging mir auf einmal zu schnell!“ Erst da schaute sie von der Algenlampe auf und war froh, zurück zum Wesentlichen kommen zu können. "Oh, ja! Sie hat alle Gänge der Höhle aufgemalt - oder die, die sie bisher entdeckt hat. Alle Wege sind miteinander verbunden, es sah aus wie ein großes Labyrinth. Einige Stellen sind mit einem X markiert. Ich glaube, sie hat etwas gesucht. Ich sag' doch, hier gibt's einen Schatz!" Da trat wieder dieses Funkeln in ihre Augen. "Der Weg geht hier noch weiter und an seinem Ende hat sie ein Rechteck und ein Ausrufezeichen unter Wasser gemalt. Verstehst du?!", spürte sie plötzlich Aufregung in sich aufsteigen. Sie wollte sich gerade in Bewegung setzen, doch da fiel ihr noch etwas ein. "Keine Sorge, ist alles hier in meinem Kopf abgespeichert." Sie tippte sich kurz an die Stirn und dann zeigte sich ein freches Grinsen auf ihren Lippen. Natürlich spielte sie auf die Schatzkarte an, die er zerrissen hatte, weil er sich laut eigenen Aussagen alles davon so gut gemerkt hatte. "Kommst du?" Sie schnalzte mit der Zunge und ging dann wirklich an ihm vorbei, weiter in den Gang hinein. "Achja, über dem Wasser waren einige Kreise gemalt. Keine Ahnung, was die bedeuten könnten." Sie zuckte mit den Schultern und war viel zu sehr von dem potenziellen Schatz abgelenkt, um dem weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Nach ein paar wenigen Schritten erkannte sie, dass der Weg vor ihnen vielmehr unter ihnen liegen musste und überflutet war. "Scheiße. Deshalb das Wasser." Sie schaute über die Schulter zurück zu Areus. "Du erinnerst dich, dass ich nicht schwimmen kann?", rief sie ihm ins Gedächtnis. "Falls ich dort unten nicht stehen kann, übernimmst du diesmal am besten..", nutzte sie direkt die Chance, um sich für das Wühlen in menschlichen Überresten zu revanchieren.

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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Erzähler » Montag 8. April 2024, 12:09

Ysara musste erkennen, dass das Leben in Grandea zwar nicht besonders einfach für die Menschen im Außenring gewesen war, sie selbst deshalb aber noch lange nicht alles gesehen hatte. Und vieles von dem, was sie sich erträumt hatte, war dann doch eher Material für Albträume. Die Sorglosigkeit an Deck der ‚Jauchzenden Nixe‘ und der raue Tonfall waren die ersten Schrecken, die Ysara zu verdauen hatte. Nun zu erkennen, dass nicht jedes Abenteuer auch mit einem glücklichen Ende aufwarten konnte, war der nächste Teil einer unbequemen Wahrheit. Die blonde Krähe musste sich eingestehen, dass sie das Leben kaum kannte und sich lediglich in einem Ring aus Elend und Protz befunden hatte, der aber weitere Schrecken einfach nur aussperrte, statt auf sie vorzubereiten. So nagte das ungeklärte Schicksal des armen Toten hier in der Höhle an ihrem Gemüt, doch ein Blick in das markant-glatte Gesicht des Elfen verriet ihr, dass es in Ordnung war, so zu empfinden, sich aber nichts an den Tatsachen deshalb änderte. Areus schien tatsächlich mehr Erfahrung mit dem wahren Leben zu haben als sie selbst und so orientierte sich Ysi auch an seinem Verhalten. Dabei wirkte der Nachtelf weder gleichgültig noch pietätlos, aber er machte auch keine langfristigen Gedanken, die ihn in dieser Lage nicht voranbrachten. Das Gerippe war lange vor ihnen hier gestorben. Vermutlich war die Familie, sollte eine existiert haben, bereits lange darüber hinweg. Nachricht hat es womöglich nicht gegeben, was aus dem Tropf wurde, aber das waren Spekulationen, die ihnen derzeit nicht weiterhelfen konnten. Die Nähe, die er bei seinen Überzeugungsversuchen aufbaute, brachte Ysara allerdings dann doch noch auf gänzlich andere Gedanken. Das sanfte Kribbeln und Flirren in ihrem Innern, ließ sich nicht auf den Toten zurückführen als vielmehr dem Lebenden. Der Elf ließ Ysara jedoch wieder in Ruhe und merkte nur an, dass das Wasser zu steigen schien. Richtig gut konnte man das nicht erkennen, aber beim Gehen würde auch Ysi auffallen, dass es ein Müh beschwerlicher ging. Trotzdem war Areus dafür zu begeistern, nach weiteren Dingen Ausschau zu halten, die sich im Innern dieser ominösen Höhle verbergen konnten. Vielleicht war er dabei etwas zu enthusiastisch, denn schon riss es ihn von den Füßen und er landete mit einem dumpfen Ächzen in der nächsten Ebene.
Ysara konnte aufgrund seiner unfreiwilligen Feldstudie vorsichtiger sein und erkannte tatsächlich eine gemalte Karte an der Wand. Tatsächlich war der Untergrund, der Felsen, überall gleich dunkel. Es gab keine Abstufungen, als hätte hier eine Wasserkante für eine Verfärbung gesorgt. Das ließ nur einen Schluss zu: Entweder war dieser Teil nie Wasser ausgesetzt… oder ständig! So oder so, die Karte trieb Ysara erst recht weiter. "Da bist du ja. War das gerade ein nachtelfischer Fluch?" Areus grinste nur lausbubenhaft. Es musste ein deftiger Fluch gewesen sein! So nahm sie die Hilfe des Elfen an, um sich in die Ebene darunter rutschen zu lassen und entdeckte sofort die blutende Wunde an seinem Kopf. "Geht's dir gut?“ „Sicher!“ "Lass mich mal sehen"

Ohne groß darüber nachzudenken, trat Ysara näher und reckte sich dem Elfen entgegen. „Was?“, entfuhr es ihm, ehe er sich brummend geschlagen gab. Ysara inspizierte die Wunde und stellte fest, dass sie noch immer blutete. Es war ein glatter Schnitt, offenbar durch eine scharfe Felskante hervorgerufen. Wenn sie mit den Fingern drückte, zuckte Areus leicht und sog einmal die Luft scharf ein. "Sieht nicht so aus, dass du gleich verbluten wirst. Du hast nicht zufällig die Salbe mitgenommen?" „hm“, machte Areus und hob den Blick. Ysara war ihm zwangsläufig nähergekommen, als man es unter gewissen Umständen wohl gedacht hätte. Der Blick des Elfen musste sich an ihrem schlanken Hals vorbei zu ihrem Gesicht richten und landete dann punktgenau in ihren Augen. Man roch noch immer die salzige Seeluft, die Sonne, die seine Haut leicht verbrannt hatte und trotzdem nicht unangenehm wirkte. Er roch nach einer gewissen Freiheit, die nur das Meer auslösen konnte. Auf der anderen Seite schien er allerdings auch von ihr etwas abgelenkt zu sein. Er schaute nur. Und schien ihre Frage vergessen zu haben. Auch Ysi bemerkte jetzt die Nähe, die sie in Sorge unschuldig aufgebaut hatte und plötzlich war das alles gar nicht mehr so unschuldig. Ihre Blicke trafen sich und hielten sich für einen Moment ineinander fest, bevor Ysi die Röte in die Wangen schoss und sie die Nähe auflöste. "Verzeihung", nuschelte sie und Areus richtete sich wieder mehr auf. Er war ihr etwas entgegengekommen, doch jetzt räusperte er sich und nickte nur. „Die Wunde verheilt schon auch so“, leitete er die Emotionen auf Belangloses um und schaute sich daraufhin um.
Seine Frage nach der Zeichnung war Ablenkung genug für Ysi. "Oh, ja! Sie hat alle Gänge der Höhle aufgemalt - oder die, die sie bisher entdeckt hat. Alle Wege sind miteinander verbunden, es sah aus wie ein großes Labyrinth. Einige Stellen sind mit einem X markiert. Ich glaube, sie hat etwas gesucht. Ich sag' doch, hier gibt's einen Schatz!" Er schenkte ihr ein anerkennendes Grinsen und nickte. „Scheint so! Ein echter Piratenschatz!“, zwinkerte er und sah sich suchend um. "Der Weg geht hier noch weiter und an seinem Ende hat sie ein Rechteck und ein Ausrufezeichen unter Wasser gemalt. Verstehst du?!"
Er folgte ihrem Fingerzeig und trat mit ihr gemeinsam auf den Gang zu. "Keine Sorge, ist alles hier in meinem Kopf abgespeichert." „Ha!“, lachte er amüsiert auf und bewies damit, dass er die Anspielung sehr wohl verstanden hatte. Areus verengte kurz gespielt angezählt die Augen, ehe er sich den Gang genauer besah. "Achja, über dem Wasser waren einige Kreise gemalt. Keine Ahnung, was die bedeuten könnten." „Kreise?“, hakte er überlegend nach, bevor er ihr dann weiter folgte. Weit kam Ysara nicht. Der nächste Gang führte ebenfalls weiter in die Tiefe. Auch hier war er abschüssig und das Wasser lief von einer Höhle in die nächste und sofort. "Scheiße. Deshalb das Wasser. Du erinnerst dich, dass ich nicht schwimmen kann? Falls ich dort unten nicht stehen kann, übernimmst du diesmal am besten.."

Areus sah nachdenklich in den Gang hinein. Vor ihnen lag nun in ein paar wenigen Schritten ein Wasserbecken, das in einer Sackgasse zu enden schien. Es war voll mit Wasser und deutlich zu dunkel hier, um zu erkennen, wie tief dieses Becken wäre. Es war schmal und der Größe des Ganges angepasst. Der Elf schob sich an Ysi vorbei und berührte sie dabei leicht am Unterarm, um sie etwas beiseite zu drücken. Allerdings war seine Berührung zärtlich und fast schon vorsichtig. Dann ließ er sie wieder los und schaute weiterhin auf das Becken. „Du sagst, dass auf der Karte Wasser eingezeichnet war aber der Gang in einer weiteren Höhle endete? Und dort waren über dem Wasser Kreise gemalt?“, wiederholte er ihre Worte und überlegte. Areus hockte sich vor das Becken und schien nach etwas Ausschau zu halten. Dann sprang er kurzerhand einfach hinein. „Bei Manthala’s Segen ist das kalt!“, entfuhr es ihm und er zitterte augenblicklich. Areus aber stand tatsächlich und sein Oberkörper ragte ab den Schlüsselbeinen hinaus. Ysara würde also den Kopf etwas recken müssen, damit sie kein Wasser schluckte. „Ich glaube, dass die Zeichnung bedeutet, dass in der nächsten Höhle ein Luftloch existiert. Ich überprüfe das mal kurz!“, sagte er und tauchte augenblicklich unter. Er verschwand und nur wenige Atemzüge später war die Wasseroberfläche wieder ruhig. Es plätscherte hinter Ysi und unablässig führte ein Rinnsal an Wasser den Gang aus der Höhle, in der sich Areus verletzt hatte, hinab in dieses Becken. Ysara erinnerte sich vielleicht, wie unablässig Wellen gegen den Eingang der Höhle geschlagen waren und dass diese Insel eigentlich nicht auf den Karten existierte. Ob sie doch stets überflutet war? Das würde auch die fehlende Wasserkante erklären. Normalerweise war diese Insel mitsamt der Höhle also Unterwasser… Es dauerte. Von Areus war keine Spur zu sehen, seit sich die Oberfläche wieder beruhigte. Sekunden dehnten sich zu unheilvollen Momenten. Dann, plötzlich durchstieß ein dunkler Schopf die Oberfläche und gierte nach Luft. Areus wischte sich das Wasser vom Gesicht und verschmierte etwas die blutende Wunde, sodass sich das Wasser minimal rosa verfärbte, ehe er sich schlotternd an der Kante hochzog und dort sitzenblieb. Überall rann das Wasser aus seinen Klamotten und pressten den Stoff an den muskulösen Körper. Seine Haare klebten schwer an seinem Kopf, als er sie zurückstrich und die spitzen Ohren freilegte. Der Mann war ein Hingucker, noch wenn er sabberte, vermutlich. Leicht war das nicht! Aber er wusste auch noch anders abzulenken: Mit Informationen.
Der Elf deutete auf die dunkle Wasserwelt vor ihnen. „Der Gang führt unter Wasser tatsächlich in eine weitere Höhle. Es gibt eine minimale Luftblase dort, da kann man zu Atem kommen. Ich habe aber noch nichts weiter erkunden können. Dort gibt es gar kein Licht, sodass ich die Algen brauche, um etwas zu erkennen. Warte hier, ich bin gleich zurück!“, ließ er sie noch mal zurück und tauchte erneut unter. Dieses Mal konnte Ysara den Lichtschimmer der Leuchtalgen erkennen und wie er sich entfernte, bis er schließlich verschwunden war. Erneut wurde die Oberfläche ruhig und es dauerte, bis Areus sich erneut blicken ließ. Das Warten zeigte auch Ysi, wie kalt es eigentlich war. Das Wasser war eisig und hatte inzwischen ihre Beine erheblich abgekühlt. Auch spürte sie, wie in unregelmäßigen Abständen ein etwas größerer Schwall Wasser die Höhlengänge entlangspülte und in das Wasserbecken floss. Selbst die Kante des Beckens erweiterte sich und sie stand nach nur kurzer Zeit auch hier in mehr Wasser als noch bei ihrer Ankunft. Ablenkend leuchtete es im Becken vor ihr erneut auf und schon sah sie erneut den Schopf des Elfen auftauchen.

Wieder strich er sich über das Gesicht, legte dann die Lampe zu Ysi’s Füßen und kam kurz zu Atem. „Da ist eine Kiste! Ich brauche aber deine Hilfe, Ysara, sie zu öffnen!“, meinte er und blickte zu ihr hoch. „Ich kann nicht die Lampe halten und sie aufmachen.“, sagte er und blickte zurück. „Ich halte dich beim Schwimmen, in Ordnung? Wir schwimmen einen kleinen Gang entlang und alles, was du tun musst, ist die Luft anzuhalten. Ich mache den Rest.“, schlug er vor und blickte sie einen Moment an. Dann aber kam er mit einem kräftigen Stoß auf die Füße und kletterte zu ihr in den Höhlengang und aus dem Becken heraus. Er tropfte und es rauschte etwas, bis er sich hinter sie stellte. Ysi konnte die Kälte des Wasser als feinen Windzug spüren, ehe aber Areus seine Arme plötzlich unter ihren Armen hindurchschob und auf ihren Bauch legte. „Ich halte dich so“, murmelte er leise und brauchte nicht lauter zu reden, denn er stand direkt hinter ihr. „Das Wasser ist wirklich kalt, aber das verflüchtigt sich recht schnell – nein, stimmt nicht, ich friere mir alles ab!“, lachte er plötzlich und das Schütteln dadurch, übertrug sich auf ihren Körper, da er sie festhielt. „Aber es lohnt sich, ich bin mir sicher“, sprach er weiter. Er lehnte sich etwas vor und deutete dann auf das Becken. „Wir schwimmen zur gegenüberliegenden Kante, dann tauchen wir. Der Gang geht gerade weiter, folgt dem Lauf dieses Ganges hier. Dann macht er eine Biegung nach links und wir sind in der nächsten Höhle. Ich führe dich hinauf zur Luftblase und du kannst erstmal atmen. Im nächsten Schritt tauchen wir zum Grund und kümmern uns um die Kiste!“, erklärte er den Plan. Dann ließ er sie wieder los und drehte sie leicht zu sich, dass er sie ansehen konnte. Fest lag sein Blick in ihrem. „Ich lasse dich die ganze Zeit über nicht los, Ysara. Keine Angst“, lächelte er daraufhin und wartete ihre Antwort ab. Würde Ysi sich das trauen? Sie war auf ihn angewiesen. Und er hätte alle Trümpfe in der Hand.
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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Ysara » Donnerstag 11. April 2024, 14:27

Die blonde Krähe ließ Areus keinen Raum für Widerworte und ließ sich nicht davon abbringen, die Wunde an seinem Kopf zu betrachten. Vielleicht war es ja gar nicht schlecht, wenn wenigstens einer von ihnen den Ernst der Lage im Hinterkopf behielt. Der Navigator des Piratenschiffs hatte geschworen, dass er die Insel hier noch nie gesehen hatte und die fehlende Wasserkante an den Felswänden sowie das steigende Wasser schienen ihm Recht zu geben. Ysi wollte dieses Abenteuer mit Areus zusammen erleben und auch wieder gemeinsam aus dieser Höhle herauskommen. Die Blonde wollte lieber sichergehen und inspizierte die Kopfwunde, stellte aber schnell fest, dass der glatte Schnitt nicht tief war. So sah sie mit einem lockeren Spruch auf den Lippen in die Augen des Elfen. Ihr Grün musterte das schöne Violett seiner Augen. Plötzlich wurde es ganz still, für einen Moment starrten sich Elf und Menschin an und Ysi wurde da erst bewusst, wie nah sie ihm gekommen war. Es war, als ginge ein Ruck durch sie, als sie sich auf ihre angelernten und verinnerlichten Muster besann. Sie nahm schnell Abstand zu ihm und bemühte sich um Distanz zu Areus, was hier unten gar nicht so leicht war.
Schnell fanden sie aber wieder zum Eigentlichen zurück und seine Frage nach den Zeichnungen ließ Ysara wieder lockerer werden. Unverfänglich erzählte sie von ihrer Entdeckung und war ganz aufgeregt, weil sie offenbar doch einem Schatz auf der Spur waren. Sie grinste zufrieden, als er über ihre Anspielung lachte. Ysi war nun wieder voller Tatendrang, der jedoch schnell von dem Wasserbecken gebremst wurde, das sich vor ihren Füßen erstreckte. Es war dunkel und verbarg seine Geheimnisse und Tücken. Etwas ratlos sah sie Areus an und ließ sich bereitwillig zur Seite schieben, während sie ihn musterte und auf seine Reaktion wartete. Sie konnte nicht schwimmen, also musste er jetzt übernehmen. „Du sagst, dass auf der Karte Wasser eingezeichnet war aber der Gang in einer weiteren Höhle endete? Und dort waren über dem Wasser Kreise gemalt?“ "Jep", antwortete sie nur salopp und konnte quasi hören, wie es im Kopf des Elfen arbeitete. Dann überraschte er sie abermals, als er einfach so in das Becken sprang. Sie beobachtete seine Reaktion und konnte sich allein dadurch schon vorstellen, wie eiskalt das Wasser sein musste. „Ich glaube, dass die Zeichnung bedeutet, dass in der nächsten Höhle ein Luftloch existiert. Ich überprüfe das mal kurz!“ Bevor sie reagieren und irgendetwas einwerfen konnte, war er schon untergetaucht. "Areus!", rief sie beunruhigt aus und starrte einige Momente verdutzt auf die Wasseroberfläche, die den Elf verschluckt hatte und kurz darauf wieder ruhig da lag. "Du bist doch verrückt", murmelte sie. Das gefiel ihr gar nicht. Sie konnte jedoch nichts tun, außer zu warten - und zu hoffen, dass Areus das Ganze nicht falsch einschätzte. Es plätscherte unentwegt in ihrem Rücken und Ysara warf nicht nur einmal einen beunruhigenden Blick hinter sich.

Plötzlich tauchte Areus wieder auf und Ysara zuckte kurz zusammen, weil sie ihn unter Wasser nicht kommen gesehen hatte. Mühelos zog er sich an der Kante hoch und setzte sich tropfnass darauf. Ysara musterte ihn mit Sorge im Gesicht. Für einen Moment blieb ihr Blick an seinem Oberkörper hängen, der nun deutlich vom nassen Hemd betont wurde, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich von irgendetwas ablenken zu lassen. Sie machte sich viel mehr Sorgen um seine Gesundheit.
„Der Gang führt unter Wasser tatsächlich in eine weitere Höhle. Es gibt eine minimale Luftblase dort, da kann man zu Atem kommen. Ich habe aber noch nichts weiter erkunden können. Dort gibt es gar kein Licht, sodass ich die Algen brauche, um etwas zu erkennen.“ Zögerlich reichte sie ihm die Lampe. "Pass' auf dich auf", mahnte sie mit einem mulmigen Gefühl. „Warte hier, ich bin gleich zurück!“ Da verschwand er abermals unter Wasser, als würde ihm die Kälte nichts anhaben können. "Natürlich warte ich hier", murmelte sie und starrte auf das Licht der Algen, bis es aus ihrem Sichtfeld verschwand. Nicht nur ein Fluch verließ während des Wartens ihre Lippen. Ihre Beine fühlten sich inzwischen eiskalt an und sie bemerkte, wie das Wasser nun nicht mehr als Rinnsal, sondern viel mehr schwallartig zu ihr herab floss und das Wasser immer weiter stieg. Ungeduldig biss sie mit den Zähnen auf ihre Unterlippe und atmete erleichtert aus, als die Algenlampe und kurz darauf der Kopf von Areus wieder auftauchte.

"Alles ok?", vergewisserte sie sich nicht zum ersten Mal, seit sie in diese Höhle gekommen waren. Ysara war nicht so abgeklärt wie Areus. Für sie stand die Sicherheit ihrer Krähen an oberster Stelle. „Da ist eine Kiste!“ "Ha, ich wusste es!", entfuhr es ihr und der Gedanke an ihre Sicherheit rückte kurz in den Hintergrund. „Ich brauche aber deine Hilfe, Ysara, sie zu öffnen!“ Da verschwand das siegessichere Grinsen von ihren Lippen. Ysara wurde etwas blasser und zögerte. „Ich kann nicht die Lampe halten und sie aufmachen.“ "Ich kann aber nicht schwimmen", erinnerte sie ihn erneut, auch wenn sie wusste, dass ihm das klar war. „Ich halte dich beim Schwimmen, in Ordnung? Wir schwimmen einen kleinen Gang entlang und alles, was du tun musst, ist die Luft anzuhalten. Ich mache den Rest.“ Die grünen Augen schauten an ihm vorbei in das dunkle Wasser. "Wie soll das gehen? Ich wäre doch nur Ballast", warf sie ein und sah schon vor sich, wie Areus sie mehr schlecht als recht durchs Wasser zog, während sie panisch hinterher paddelte. Der Elf kletterte aus dem Wasser heraus. Als er an ihr vorbeiging, streifte ihr Blick seinen Oberkörper und sie spürte die Kälte, die sein Körper ausstrahlte. "Kannst du nicht.." Areus' plötzliche Berührung brachte sie vorzeitig zum Schweigen. Sie versteifte sich, als er seine Arme so unvermittelt unter ihre hindurch schob und seine Hände dann auch noch auf ihren Bauch legte. Sein Körper lehnte sich kalt an ihren Rücken und Ysara hielt den Atem an, und das nicht nur wegen der eisigen Kälte. Der Elf brachte sie gehörig durcheinander. „Ich halte dich so“, hörte sie seine Stimme so leise und nah, dass sie auf ganz andere Gedanken in den Armen des Elfen kam. Oh scheiße, dachte sie und merkte, wie es unter seinen Händen in ihrem Bauch gehörig kribbelte. Trotz der Kälte wurde ihr plötzlich warm in seinen Armen. Ein verdammter Dieb der Zunft hält mich in seinen Armen. Ein verdammt gut aussehender Dieb, schoss es ihr durch den Kopf und sie vergaß für den Augenblick die Kiste. Dann erinnerten Ysis Lungen sie daran, wieder Luft zu holen und das tat sie mit einem tieferen Atemzug, bei dem sich ihr Körper für einen Moment an seinen lehnte. „Das Wasser ist wirklich kalt, aber das verflüchtigt sich recht schnell – nein, stimmt nicht, ich friere mir alles ab!“, sprach Areus währenddessen weiter, als würde er gar nicht merken, was er gerade in der jungen Ysara auslöste. "Ja, klar.. ha-ha", sagte sie, um irgendetwas zu sagen und wurde dann von seinem Lachen durchgeschüttelt. Zumindest schüttelte er so ein wenig die Anspannung von ihr und Ysara stand nicht mehr steif wie ein Brett in seinen Armen. Sie war es überhaupt nicht gewöhnt, so angefasst zu werden. Areus' Art war erfrischend, aber eben auch distanzlos und damit völlig anders als die Art der Grandessaner, die sie kannte. Sie schaute auf seine Hände hinab und überlegte, ob sie ihre auf seine legen sollte. Bleib' locker, redete sie sich ein. Areus wirkte komischerweise trotz seiner Nähe so vollkommen auf den Plan fokussiert, dass Ysara nicht zu viel in das hier hinein interpretieren wollte - wobei sich das in Anbetracht seiner Art, Aussehen und Nähe ziemlich schwierig gestaltete. Sie würde sich jedoch ziemlich lächerlich machen, wenn sie Areus' missverstand, und so versuchte Ysara, einen kühlen Kopf zu bewahren und das ganze rational zu betrachten. Sie waren nur zwei Diebe auf Beutezug.

„Aber es lohnt sich, ich bin mir sicher.“ Ysaras Hände blieben, wo sie waren - neben ihrem Körper -, während sich Areus etwas vorlehnte und einen Schauer in ihrem Nacken auslöste. Konzentrier' dich, Ysi - auf den Plan!, sprach sie sich selbst zu und schaffte es irgendwie, sich weniger auf Areus Körper und mehr auf seine Worte zu fokussieren. „Wir schwimmen zur gegenüberliegenden Kante, dann tauchen wir. Der Gang geht gerade weiter, folgt dem Lauf dieses Ganges hier. Dann macht er eine Biegung nach links und wir sind in der nächsten Höhle. Ich führe dich hinauf zur Luftblase und du kannst erstmal atmen. Im nächsten Schritt tauchen wir zum Grund und kümmern uns um die Kiste!“
Das klang ziemlich abenteuerlich und waghalsig. Sie sollte ihm einfach so in das tiefe Wasser hinab folgen? Plötzlich kamen ihr ihre Eltern in den Sinn und was diese dazu sagen würden, wenn sie wüssten, was sie hier gerade mit Areus trieb, einen Nachtelf, den sie kaum kannte und der ihr so unangemessen nah kam. "Meine Eltern würden mich umbringen", murmelte sie in Gedanken versunken, während Areus sie losließ und zu sich herum drehte. „Ich lasse dich die ganze Zeit über nicht los, Ysara. Keine Angst.“ Mit klopfendem Herzen sah sie von seinen Augen hinab zu seinem Lächeln und wieder zurück. "Kannst du die Kiste nicht herholen?", erinnerte sie sich mit trockenem Hals an ihre Idee, von der er sie gerade eben abgelenkt hatte. Aber vielleicht hatte er das ja schon versucht und sie war zu schwer. Ysara seufzte. Ihr Blick fiel hinter Areus, wo es stetig plätscherte. "Das Wasser steigt unaufhörlich." Sie legte ihre Hände an seine Oberarme, wobei ihr Blick einen Moment überrascht auf ihre Hand fiel, unter der sie die Muskeln erfühlen konnte. Dann sah sie ihm fest in die Augen. Sie wusste, dass diese Chance nie wieder kommen würde. Wenn sie die Kiste hierließen, würde das Meer sie vielleicht für immer verschlingen. Jetzt blieb ihnen noch Zeit. Aber es war nicht nur die Aussicht auf den Schatz, die sie hier bleiben ließ. Sie mochte Areus und es war auch der Sympathie ihm gegenüber geschuldet, dass sie keinen Rückzieher machen wollte. "Wir sollten uns beeilen. Und wenn wir die Kiste geöffnet haben, schnappen wir uns den Schatz und kehren direkt um. Ok?" Sie vertraute ihm und vielleicht war es das Naivste und Tödlichste, das sie je getan hatte. Bis jetzt hatte Areus aber nicht den Eindruck erweckt, sie zu hintergehen. Sie brauchten einander - jetzt für die Bergung der Kiste und später für den Schatz in Morgeria. "Also gut, dann schnell. Aber wenn ich ertrinke, bringe ich dich um", prophezeite sie ihm nicht mal halb so locker, wie sie es vorhatte, und drehte sich dann herum, damit sie keine weitere Zeit verloren.

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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 18. April 2024, 22:41

Die Abenteuerlust musste man vermutlich im Blut haben. Man konnte das nicht lernen. Wenn sie betrachtete, wie Areus sich ‚einfach so‘ auf unbekanntes Terrain wagte, dann musste man neidlos anerkennen, dass er furchtlos war. Dabei wirkte er jedoch nicht so, als wären ihm Risiken vollkommen egal oder als würde er die Möglichkeiten derer ignorieren. Areus wägte schon ab, aber er wusste auch, dass man manchmal nicht anders als scheinbar kopflos handeln musste, um etwas zu erreichen. Und er steckte Ysara damit an. Sie ignorierte geflissentlich, dass sich der Wasserstand tatsächlich hob und kämpfte gegen den Impuls an, sich nun besser zurückzuziehen. Es war ein wenig so, als wäre Areus der schlechte Einfluss für das Adelstöchterchen, das eigentlich nur dem Ruf der Freiheit folgen wollte. Er war der aufregende Fremde, der sich ihr auf eine Weise präsentierte, die sie nicht kannte. Er war die verbotene Frucht. Einziger Unterschied: Ysara war niemals das Püppchen gewesen! ‚Freundinnen‘ von ihr waren da viel mehr in ihrer Rolle der Tochter aufgegangen. Sie lebten für arrangierte Ehen, rauschende Feste und bodenlange, sündhaft teure Kleider. Und Ysara? Die lebte genau hierfür. Der Nervenkitzel, der sich in ihr steigerte, je länger Areus unter Wasser blieb. Für die ausgekühlten Füße, die sie später gewiss am Feuer mit einer dicken Decke und einem seligen Lächeln auf den Lippen würde, wärmen können. Oder zumindest mit Decken, bedachte man ihr Reisegefährt. Ysara machte der Dreck nichts aus, der ihre Kleidung zum eigenständigen Stehen bringen könnte. Auch wenn sie den Luxus eines Bades zu schätzen wusste, würde sie ihn nicht verlangen.
Ysara wartete angespannt darauf, dass sich Areus wieder aus dem Wasser abzeichnete und atmete auf, als es soweit war. Nur, um erneut ins Stocken zu geraten, weil sich der Elf auf eine Weise präsentierte, die sie ebenfalls auf ganz andere Gedanken bringen wollte. Mit dem Ruf der Freiheit, dem sie gefolgt war – wenn auch unfreiwillig -, hatten sich auch ganz andere Ketten gelöst. Areus war eine Versuchung, wenn man erstmal den Blick dafür öffnete. Für ihre Unerfahrenheit in solchen Dingen, war gewiss alles eine Versuchung, aber Areus… Nun, er vereinte schon sehr viele Dinge, die ihr zusagten. Und er war hier. Während Cassian sich vermutlich derzeit ebenfalls auf dem Weg, lediglich dem direkten, nach Morgeria befand. Sicher reiste er mit einer Delegation und recht komfortabel mit seiner neuen Ehefrau. Ta’nurie würde neben ihm sitzen… Egal.

Areus schaffte es, dass Ysara für einen Moment die Luft anhielt, als er seine Arme unter ihren hindurchschob. Sofort versteifte sie sich und konnte sich gar nicht mehr bewegen. Areus bemerkte das durchaus, sodass er seine Hände etwas lockerte, aber trotzdem nicht zurückzog. Stattdessen redete er leise und fast schon beruhigend auf sie ein, erklärte ihr den Plan und schaffte es so, dass sie sich ein wenig entspannte. Er provozierte sie nicht, oder gab ihrer Fantasie mit Absicht Nahrung, doch er wollte ihr die Sicherheit geben, dass er sie bei diesem Unterfangen nicht allein ließ. Und Ysi musste sich selbst zur Raison rufen, damit sie sich nicht in die Nesseln setzte. Bisher wirkte Areus mehr auf den Schatz und diese Höhle konzentriert als auf ein Techtelmechtel. Zudem hatte Alma sie gewarnt. Areus schien nicht so einfach zu sein, was dieses Gebiet anging. Wie auch immer sie das gemeint hatte, wollte Ysi das wirklich herausfinden? Oder war es die bloße Vorstellung, die sie erröten ließ? Sie bemühte sich, sich auf seinen Plan zu fokussieren. "Meine Eltern würden mich umbringen", erwiderte sie und erntete ein amüsiertes Schnauben in ihren Nacken. "Kannst du die Kiste nicht herholen?" „Sie ist zu schwer, ich würde es nicht rechtzeitig zurückschaffen. Zu zweit allerdings… vielleicht würde das gehen.“, überlegte er, doch dann verwarf er den Gedanken wieder. „Wobei ich dich dann nicht halten könnte. Du müsstest allein schwimmen.“, gab er zu bedenken, bevor sie einander ansehen konnten, weil er sie herumdrehte. Er versicherte ihr, dass er sie nicht loslassen würde. Ysara wägte ab, was ihr nicht leichtfiel. Es war ein großes Wagnis. "Das Wasser steigt unaufhörlich.“, er folgte ihrem Blick und sah dann auf ihre Hände an seinen Oberarmen. "Wir sollten uns beeilen. Und wenn wir die Kiste geöffnet haben, schnappen wir uns den Schatz und kehren direkt um. Ok?" Er nickte sicher. „So machen wir’s.“ "Also gut, dann schnell. Aber wenn ich ertrinke, bringe ich dich um" Sein Gesicht hellte sich auf, trotz der spärlichen Lichtverhältnisse und er lächelte charmant. „Abgemacht!“, willigte er ein und zwinkerte. Doch dann schob er sich erneut an ihr vorbei, hockte sich hin und ließ sich in das kalte Wasser gleiten. „Himmel… verdammt…“, keuchte er und ballte kurz die Hände zu Fäusten. Das durfte ja … interessant werden!
Nun wartete er auf Ysara und reichte ihr unterstützend eine Hand, hielt sie auch anderweitig fest, sollte sie es brauchen und ließ sie sich an das kalte Wasser gewöhnen. Sofern man das sagen konnte. Es war wirklich verdammt eisig! Allerdings hatte auch Ysi genug Adrenalin aufgestaut, um ein wenig die Kälte zu kompensieren. Sobald sie soweit war, griff Areus ihr unter die Arme und zog sie an sich. Sie spürte seinen noch warmen Körper und durfte sich bei ihm festhalten. Bis zum Rand schwammen sie, wie angekündigt, dann hielt er sich und sie über Wasser. „Luft holen und keine Panik. Es ist nicht weit, ich führe dich direkt zum Luftloch in der nächsten Höhle in Ordnung?“, erinnerte er sie noch mal und wartete auf ihr OK, dann hielt auch er die Luft an und tauchte mit ihr gemeinsam hinab.

Ysi bekam noch mal zu spüren, wie schweinekalt das Wasser war. Ihr Kopf fühlte sich sofort an als würde sie an einer der feinen Eisskulpturen lehnen, die man gern auf etwaigen Festen präsentierte. Areus aber vergeudete keine Zeit. Er hatte sie fest im Griff und schwamm mit nur einem Arm und kräftigen Beinschlägen voran, zog sie durch die dunkle Unterwasserwelt, die lediglich von den Algen beleuchtet wurde. Tatsächlich schien deren Licht allmählich spärlicher zu werden. Ysara konnte beim Schwimmen feststellen, dass es einen leichten Sog gab. Er führte sie durch die Linksbiegung und schließlich in eine weitere Höhle, die allerdings unter Wasser lag. Sie konnte einen kleinen Blick auf die Kiste werfen, doch schon stob Areus nach oben und hielt sich mit der freien Hand an der Höhlendecke fest, damit sie sich nicht die Köpfe an der scharfkantigen Steindecke stießen. Das Luftloch war wirklich nicht sonderlich groß, sodass Ysi den Kopf in den Nacken legen musste, um Luft zu holen. Auch Areus tat es ihr gleich und gab ihr einen Moment. „Geht es?“, fragte er und hielt weiterhin seine Hand an ihrem unteren Rücken, um sie zu stützen. Sobald Ysi sich etwas akklimatisiert hatte, würde der nächste Part erfolgen. Schließlich tauchte Areus erneut mit ihr im Arm ab und zog sie etwas, falls sie das Tauchen nicht so gut hinbekommen würde. Dann trat die Schatzkiste in Ysi’s Blick und Areus lächelte etwas. Er leuchtete, deutete dann darauf, dass Ysi die Algen nehmen sollte und tauchte tiefer. Nun musste Ysi sich selbst unter Wasser halten und ein wenig strampeln. Falls sie Luft brauchte, müsste sie einfach nur nach oben steigen.
Areus aber tauchte zum Deckel der Kiste. Es war keine einfache Kiste, sondern eine aus Metall und Eisen. Sie musste wirklich schwer sein! Andernfalls aber wäre der Inhalt wohl dem Wasser zum Opfer gefallen. Der Dieb brauchte nun beide Hände und griff sich tatsächlich in die Hose. Einen Moment fingerte er an der Seite seiner Mitte herum, ehe er ein metallisches Werkzeug hervorzog. Das hatte man gar nicht bemerkt wie Ysi eventuell auffiel. Areus musste es sehr gut versteckt haben. Nun aber entfaltete der Dieb eine Reihe von unterschiedlich geformten und gezackten Metallstangen und nahm einen zweiten aus einer Vertiefung innerhalb des handlichen Korpus heraus.
Die unterschiedlichen Metallstangen konnte er darin verbergen, sodass einem das Geheimnis dieses Gebildes nicht sofort offenbar wurde.
Areus prüfte kurz das Schloss, dann klappte er alle anderen Metallstiele weg und machte sich daran, das Schloss an der Kiste zu suchen. Ysi spürte vielleicht, wie es ihr zunehmend schwerer fiel, die Luft anzuhalten. Ganz davon abhängig, ob sie sich nur mit unbeholfenen Bewegungen unter Wasser halten konnte oder schnell verstand, dass sie ruhig bleiben musste, um nicht zu viel Sauerstoff zu verbrauchen, war sie dennoch ungeübt und müsste gewiss einmal mehr als Areus Luftholen. Der Nachtelf aber konzentrierte sich nur auf die Kiste. Er suchte sie mit seinen Fingern ab und benutzte seine natürliche Gabe, im Finsteren zu sehen. Die Schatten, die die Algen warfen, hüllten ihn in ein zeitweise unheimliches Licht. Blasse Haut, glühende Augen, das schwarze Haar, das wie lose Fäden im Wasser waberte. Mit einem Mal aber schob er den Dietrich in seiner Hand vor und fand zielsicher ein Schloss. Er hob den Blick zu Ysara, prüfte, ob sie da war oder beim Luftloch. Sollte Ysi noch nicht aufgetaucht sein, würde er sie heranwinken, damit sie den Spanner halten konnte. War sie aufgetaucht, würde sie feststellen, dass das Luftloch noch kleiner geworden war. Lediglich Mund und Nase lugten nun noch heraus und ließen Luft zu. Ihr Gesicht blieb sonst unter der Wasserkante. Je nach dem, was Ysara just in jenem Moment tat, würde sie entweder erkennen, dass das Schloss der Truhe nicht ganz so leicht zu öffnen war, wie sie so manche Tür geöffnet hatte und zudem 3 Schlösser dieser widerspenstigen Art besaß. Oder aber sie konnte erkennen, dass das Wasser immer zügiger stieg. Beides waren wertvolle Informationen, die entscheidend für alles weitere wären.
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Re: Die Insel der Gezeiten

Beitrag von Ysara » Dienstag 23. April 2024, 13:44

Areus kam ihr so nah wie kaum ein Mann zuvor. Und das mit einer Leichtigkeit, die Ysara nicht gewohnt war und mit der er vermutlich nicht nur ihr den Kopf verdrehte - zumindest etwas. Der Elf fasste sie so selbstverständlich an, dass Ysi für einige Momente ziemlich überfordert in seinen Armen stand, während ihre Gedanken sich in eine wenig damenhafte Richtung bewegten. Diese Nähe, die er so unverhofft aufbaute, war mehr als unüblich in ihrer Heimat, sodass sie sie auch nur zögerlich zulassen konnte. Wie oft hatte man sie mit Blicken gestraft und über sie getuschelt, wenn sie Cassian völlig ohne Hintergedanken berührt hatte. Ihn dann mit Hintergedanken zu küssen, hatte nachhaltig etwas in der Krähe ausgelöst. Es gab mehr auf dieser Welt als ihre Krähen und auch mehr als Cassian, für den sie immer nur eine Freundin sein würde. Diese Wahrheit war bitter und schmeckte ihr auch jetzt nicht. Aber sie hatte ihr die Augen für anderes geweckt. Während sie in Areus Armen stand, versuchte sie dennoch, ruhig und locker zu bleiben. Sie hatte Almas Worte bezüglich Areus nicht vergessen. Und es war wohl auch ihrer Unerfahrenheit geschuldet, dass sie eher Sorge hatte, hier etwas Falsches hinein zu interpretieren und sich am Ende lächerlich zu machen. Für einen Moment musste sie sich vorstellen, wie ihre Eltern auf diese Szene und Areus reagieren würden und als sie sein amüsiertes Schnauben in ihrem Nacken spürte, wurde ihr klar, dass sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte. Schnell versuchte sie, sich wieder auf die Kiste zu konzentrieren und ihr fiel wieder ihre Idee ein, diese herzuholen, statt zu ihr hinab zu tauchen. „Sie ist zu schwer, ich würde es nicht rechtzeitig zurückschaffen. Zu zweit allerdings… vielleicht würde das gehen. Wobei ich dich dann nicht halten könnte. Du müsstest allein schwimmen.“ Ysara, die dem Nachtelfen wieder gegenüberstand, sah verstehend zu Areus hinauf und gab einen verstimmten Laut von sich. Offenbar gab es nur diesen einen Weg, wenn sie die Kiste noch erreichen wollten, denn das Wasser stieg unaufhörlich und würde den Schatz für immer verschlingen, wenn sie diese Chance nicht nutzten. Daher willigte Ysi schließlich ein, mahnte aber dazu, sich zu beeilen und drohte Areus, in dem Versuch, die angespannte Situation zu überspielen, ihn umzubringen, wenn sie hier ertrank. „Abgemacht!“ Sie musterte für einen Moment den Elfen mit seinem charmanten Lächeln und den Zwinkern, bevor sie ihm zur Wasserkante folgte.

Ysara beobachtete ihn dabei, wie er sich fluchend ins Wasser gleiten ließ, und unbewusst mahlten ihre Kiefer bei der Aussicht, die ihr gleich ebenfalls blühen würde, aufeinander. Sie setzte sich auf die Kante, griff nach Areus' Hand und ließ sich dann ebenfalls ins Wasser gleiten. Mit einem zischenden Laut sog sie die Luft zwischen den Zähnen ein. "Verflucht..!", stieß sie die Luft wieder aus, während das eisige Wasser einfach überall war. Verdammt, ist das kalt. Für einen Moment war Ysi drauf und dran, doch einen Rückzieher zu machen. Aber dafür war sie auch irgendwo zu stolz. Sie hatte eingewilligt und jetzt würden sie das Ganze auch durchziehen. Jetzt gab es kein Entkommen mehr. Areus zog sie an sich heran und diesmal genoss Ysi einfach die Wärme seines Körpers, die sich viel besser anfühlte als das eisige Wasser. Sie machte sich darüber auch keine Gedanken mehr, denn jetzt galt es nur noch, schnellstmöglichst zu der Kiste zu gelangen. Nun legte sie ihre Hände doch auf seine vor ihren Bauch, um Halt zu finden, denn was als Trockenübung so einfach gewesen war, war schwimmend im Wasser doch etwas ganz anderes. Sie schwammen bis zum Rand und Ysis Herz klopfte wie wild. Im Angesicht des dunklen Wassers, in das sie hinab tauchen wollten, konnte einem als Nichtschwimmerin schon mal ziemlich mulmig werden. Ysi versuchte, ruhig zu bleiben, und trotzdem murmelte sie den ein oder anderen Fluch mehr oder weniger laut vor sich hin. „Luft holen und keine Panik. Es ist nicht weit, ich führe dich direkt zum Luftloch in der nächsten Höhle in Ordnung?“ Sie sah von dem eisigen Wasser zu Areus hinauf, soweit das in ihrer Position ging. Dann atmete sie einmal tief ein und aus und versuchte, ihre Angst zu verdrängen, indem sie ihr gesamtes Vertrauen in den fremden Elfen setzte. "Ok", presste sie schließlich hervor und war nicht zu mehr fähig. Sie nahm einen großen Atemzug, hielt die Luft an und ließ sich dann von Areus mitziehen. Das Wasser schwappte über ihrem Kopf zusammen, als sie untertauchte. In dem Augenblick ging ihr ein Schauer durch Mark und Bein und sie musste sich zur Ruhe zwingen, um ihren Atem nicht für einen Schrei zu verschwenden. Keine Panik, Ysi, sagte sie sich und wiederholte diese Worte immer wieder in ihrem Kopf, als wäre es ein Mantra. Ihre Hand krallte sich ängstlich in den Rücken von Areus' Hand, mit der er sie noch hielt, ohne dass sie es bemerkte. Ansonsten versuchte sie, etwas von der Unterwasserwelt zu erkennen, und Areus mit Bewegungen oder eher wenig Bewegungen zu unterstützen, je nachdem was sich in der Situation hilfreicher anfühlte. Sie spürte den Sog und dann sah sie die Kiste mit ihren eigenen Augen. Zuerst jedoch schwamm Areus mit ihr nach oben und Ysi reckte gierig ihr Gesicht aus dem Wasser, um Luft zu holen. Der Weg war nicht weit gewesen und vermutlich hätte sie es noch etwas ausgehalten. Aber dieses Luftloch gab ihr doch eine immense Sicherheit. „Geht es?“ Ihr Blick streifte die Höhlendecke und dann Areus. Sie nickte und murmelte eine Zustimmung. Dann bemerkte sie erst, wie verkrampft sie sich an seinem Handrücken festkrallte, und lockerte den Griff. "Entschuldige." Sie strich mit der Hand kurz über seine, als würde es etwaige Kratzer verschwinden lassen, und schmunzelte etwas.

Schnell wurde sie jedoch wieder ernst. "Also los", sagte sie. Das Luftloch war nicht sehr groß und ihr war klar, dass es mit dem Steigen des Wassers kleiner werden würde. Sie sollten so schnell wie möglich zu der Kiste kommen. Ysi holte tief Luft und ließ sich erneut von Areus mitziehen. Ihr Blick fiel auf die Schatzkiste und ein aufregendes Kribbeln machte sich bemerkbar, das sich von der Angst, hier unten zu sein, deutlich unterschied. Auch sie lächelte und nahm Areus die Algenlampe ab, als er ihr diese entgegenhielt. Dann ließ er sie los und im ersten Moment war die Krähe etwas perplex, nun auf sich gestellt zu sein. Sie strampelte etwas mit den Füßen, um ihm noch etwas zu folgen und mit der Lampe die Umgebung für ihn zu erleuchten, damit er besser sehen konnte. Noch strampelte sie eher unbeholfen. Sie konzentrierte sich darauf, unter Wasser zu bleiben und Areus die Kiste zu erhellen, was als Nichtschwimmerin doch ziemlich kräftezehrend war. Sie konnte in der Dunkelheit nicht zur Gänze erkennen, was Areus da tat, aber sie hoffte, dass er sich beeilte. Die Kälte, die Bewegungen und das Luftanhalten zerrten doch an ihren Kräften. Ihr hatte nie jemand das Schwimmen beigebracht und so hielt sie sich ohne Areus' Halt eher schlecht als recht unter Wasser. Sie achtete darauf, die Algenlampe so weit wie möglich in Areus' Richtung auszustrecken, musste dann jedoch wieder auftauchen. Ungelenk schaffte sie es, mit kräftigen Beinstößen hinauf und streckte die andere Hand zur Decke aus, um Areus zu imitieren. Ihre Handfläche stieß jedoch sehr viel schneller als erwartet gegen die scharfe Decke. Sie legte den Kopf in den Nacken, merkte mit einer Welle von Angst, dass ihr Kopf nicht mehr vollständig aus dem Wasser ragte und schnappte gierig nach Luft. Nun wandelte sich ihre Angst doch langsam in Panik. Sie hatte nicht viel von Areus erkennen können und auch nicht, dass die Truhe drei Schlösser besaß. Aber als sie wieder hinab tauchte, sah sie, dass Areus immer noch mit seinem Werkzeug beschäftigt war. Sie versuchte, so schnell wie möglich zu ihm zu gelangen und winkte hektisch, um auf sich aufmerksam zu machen. Dann zeigte sie nach oben, bildete mit beiden Händen einen Kreis und zeigte ihm dann mit einer Geste Daumen und Zeigefinger mit einem geringen Abstand zueinander, um ihm zu bedeuten, dass die Luftblase immer kleiner wurde.

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