Ein Silberstreif am Horizont

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 7. März 2024, 13:33

Razag:

Im Grunde war es ganz einfach. Mädchen mochte Junge, Junge mochte Mädchen. In Razag’s und Synnover’s Fall aber, brachten jene Gefühle so viele Probleme und Sorgen mit sich, dass der Weg nicht so klar zu beschreiten war, wie es sein sollte. Während Syn sich erst noch bewusstwerden musste, dass er überhaupt fähig war, Aufrichtigkeit und echte Emotionen zu empfinden, musste Razag lernen, dass er nicht nur ein Monster in aller Augen war. Mindestens ein besonders hübsches Augenpaar, sah in ihm nicht den großen, schrecklichen, furchtlosen Ork. Sie sahen über die Narben und die Muskeln, geschmiedet, um zu töten, hinweg und direkt in das aufgeregt schlagende Herz. Crystin blickte auf seine Brust, während er ihre Hand auf sein Herz legte. Sie fühlte das heftige Wummern, das aufgeregte Pochen und lächelte dabei. Sie zuckte nicht zurück, wenn er ihr näherkam. Sie konnte nicht sehen, was andere aus ihm gemacht hatten und er tief in sich verborgen hielt. Sie hatte einen Vorgeschmack bekommen, als er durch das Lager gewütet war. Aber sie war nicht ängstlich geflohen. Sie hatte ihre Angst überwunden, weil ihr wirklich etwas an ihm lag. Weil sie wissen wollte, was in ihm vorging, was ihn ausmachte. Nicht das, was er vorgeben musste, sondern wirklich das, was er fühlte. Crystin mochte auf Razag als Wunder wirken. Sie war wohl die erste und für ihn vielleicht einzige Frau, der einzige Mensch, der ihn so ansehen konnte. Aber das stimmte nicht ausnahmslos. Auch Syn erkannte allmählich den hohen Wert seines Freundes und war bereit, ihm jenen Titel ohne Hintergedanken zu überreichen. Und Zarrah hatte Razag nicht ohne Grund aus der Arena geholt. Auch sie hatte mehr in ihm gesehen und tiefer geblickt als ein Aran’Duran Las‘thulien. Razag war mehr. Und jenes Mehr lechzte danach, endlich erfüllt zu werden. Crystin bewies, dass sie einfühlsam und aufmerksam war. Sie gab ihm die zärtliche Waschung zurück, führte sie an ihm fort und berührte nicht nur seine Haut damit. Sie nahm sich Zeit, Zeit für ihn und für sich. Dabei knisterte die Luft und geriet in Spannungen, die beiden den Atem antrieben. Es war anregend zu fühlen, was einfache Berührungen auslösen konnten, wenn sie mit der richtigen Intention getan wurden. Razag spürte die Lieblichkeit ihrer Seele auf seiner und gemeinsam verflochten sie ihre zarten Bande miteinander. Razag fehlten die Worte, aber das machte nichts. Seine Blicke, seine tränenfeuchten Augen, sprachen genug für ihn und Crystin lächelte ob den Anblicks. Auch sie war gerührt. Auch sie wurde ergriffen von dem, was sie spüren durfte, wenn sie bei ihm war. Ihre Zärtlichkeiten trieben Razag beinahe zum Äußersten, aber er wollte dieses Mal nicht einfach das Abspulen, was er in all den Jahren erlernt hatte. Oh, er könnte Crystin bis zur Verzückung schreien lassen, wenn er es gewollt hätte. Aber das hier… zusammen mit ihr, im eiskalten Wasser, das sich dennoch ungewohnt aufheizte, das war etwas vollkommen anderes. Liebkosend reizte Crys Razag an empfindlichen Stellen und ließ ihn spüren, wozu Liebe führen konnte.
Es war nicht nur das Verlangen oder ein schöner Körper, es war auch die tiefe Verbundenheit zu einer Seele. Crystin folgte seinem Blick in tiefere Gefilde und senkte den Kopf. Sie betrachtete im Ansatz das, was ihre Schenkel, ihr Schoß schon zu spüren bekamen. Das verlangende Zucken und die kalten Reize des Meeres waren ein verschlingender Kontrast. Crystin’s Atem stockte. Es war nicht der Anblick, sondern vielmehr das Gefühl, das sie bekam, als sie sich bewusstwurde, dass der Moment gekommen war. Langsam tastete ihr Blick zurück in seinen und verankerte sich darin. Sie legte einen Arm um seinen Nacken, zog sich etwas dichter zu ihm heran und drückte ihre Brüste gegen seine Haut. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, bebten vor Anspannung. Sie erhob ihr Becken ein wenig und das Wasser lief in Rinnsalen daran herab. Seine Unterstützung an ihrem Gesäß machte es ihr leicht, da ihre Knie butterweich wurden. Doch Crystin achtete nur auf ihn. Sie blickte in sein Gesicht, bereit, dieses erste Erlebnis nur mit ihm und ohne die Welt zu fühlen. Dann glitt ihre freie Hand zwischen sie und sie berührte ihn.

Vorsichtig… tastend und streichelnd berührte sie Razag. Sie achtete auf seine Regungen und auch wenn das Körperliche keinen Zweifel auf die Richtung ließ, war es ihr doch wichtig, dass sie ihm Zeit gab. Aber Razag erdete sich. Vielleicht war das Meer für ihn gar keine schlechte Wahl. Vielleicht war es nicht die Kälte, die ihm half, sondern eben jenes Element, das ihm so viel Sicherheit schenkte. Razag fühlte sich dem Meer auf eine Weise verbunden, die er nicht nachvollziehen konnte, doch gerade jetzt, da er mit der Frau seines Herzens in den Wellen des Meeres eine Vereinigung vollziehen wollte, spürte er, wie er ruhig wurde. Wie das sanfte Wogen des Wassers ihn einbettete in Frieden. Dann spürte er, wie ihre Hand seine gespannte Liebe in Position brachte. Crystin senkte ihr Becken etwas hinab und legte dann ihre Hand ebenfalls an seine Wange. Sie kam seinem Gesicht so nahe, dass sie ihre Stirn an ihn lehnen konnte. Und senkte sich langsam weiter. Razag aber spürte, wie sich seine Angebetete Millimeter um Millimeter um ihn legte. Crystin keuchte auf als sie ihn spürte. Es dauerte etwas, er war mächtig und sie vollkommen unerfahren. Vielleicht musste er sie etwas führen, ihr ein wenig helfen. Die Dehnung ihrer Mitte war ungewohnt für Crystin, das konnte er spüren. Und Razag war sehr gut bestückt. Weiter glitt er und wurde von einer lieblichen Höhlen empfangen, die ihn mehr als nur willkommen hieß. Crystin klammerte sich an ihn und hielt sich fest. Sie spürte das Zittern ihrer Beine und stieß ihren Atem gegen sein Ohr. Sie war bereit und sie wollte es. Langsam erhob sich Crystin noch einmal und senkte sich weiter. Stück um Stück versenkte sich Razag’s Liebespfahl in der Menschenfrau und bescherte ihm eine umschließende Sicherheit und ihr das Gefühl, vollkommen ausgefüllt zu sein. Bis sie schließlich auf ihm saß. Crystin’s Lippen bebten als sie den letzten Zentimeter in sich aufnahm. Sie starrte Razag’s in die Augen und hatte ihre weit aufgerissen. Für eine Sekunde tat sich nichts. Das Meer schwappte, es rauschte und die Möwen kreischten über ihren Köpfen.
Crystin aber hatte nur Augen für ihren Razag und spürte diese unglaubliche, erste Verbindung. Das, was ihr da geschah, war… ein Wunder. Und Razag konnte sehen, dass sie so empfand. „Du…“, keuchte sie zitternd und wagte sich noch nicht, sich zu bewegen, „Du bist atemberaubend“, brachte sie hervor, ehe sie dann den Mut fand und begann, sich zu bewegen. „Oh!“, keuchte sie und spürte, wie die Reibung in ihrer Mitte ein vollkommen ungekanntes Feuerwerk auslöste. Anfangs war sie etwas zaghaft, doch schon bald wurde sie von ihren Gefühlen überrollt. Ihr liefen Tränen über die Wangen, während sie Razag in die Augen starrte. Erneut wollte sie wissen, ob es gut war. Ob es schön war für ihn. Bevor sie sich vorlehnte, um ihn mit all den Glücksgefühlen zu küssen.

Syn:

Gefühle waren niemals einfach. Für niemanden. Aber wenn man darauf programmiert wurde, sie erst gar nicht zuzulassen und zu empfinden, dann hatte man viel verpasst in seinem Leben. Niemand war frei von Emotionen und so kam es einer Folterung gleich, sie jemanden absprechen zu wollen. Yolintha hatte bei Synnover erheblichen Schaden angerichtet. Nicht nur sein Sklavendenken bescherte ihm hier eine große Kluft zu dem, was Zarrah versuchte zu äußern, auch das grelle Lachen der Schwester, als er seine ersten Empfindungen zum Ausdruck hatte bringen wollen, war ein furchtbar schwerer Klotz, der ihn nicht aufsteigen ließ. Und so verglich er den Ausspruch der Jüngsten mit dem der Älteren. Zarrah aber sprach ihm seine Empfindungen nicht ab. Sie wusste nur, dass er es unmöglich so meinen konnte, wie er sagte. Sie wusste, dass er es sagte, weil er glaubte, er müsste es tun. Und sie war niemals geliebt worden. Familie war nicht immer das, was man sich darunter vorstellte. Das Leben der Zarrah war ein einsames inmitten einer ganzen Gesellschaft, war sie der Schatten gewesen. Wo Syn immer sichtbarer wurde, aufstieg und sich allen Prunk und Protz redlich und hart verdiente, da wurde sie immer unsichtbarer und verschwand in den Nebeln. Ihr Plan war damals aufgegangen. Jetzt bereute sie ihn, weil sie ‚das weiße Kaninchen‘ hatte beobachten können. Weil er ihr stets vor Augen hielt, was sie ihm angetan hatte. Syn wusste, dass er ihr dennoch dienen wollte. Fernab von echten Gefühlen, fernab von inneren Wünschen. Er würde ihr dienen, aus Dankbarkeit.
Doch auch das war eine Empfindung, die er erst bei ihr wirklich entdeckt hatte. Erst im Wald war er darauf gestoßen, dass er jenes Gefühl ganz echt und ehrlich meinte. Und das war es, was ihn nun dazu brachte, innerlich einzugestehen, dass er ihr nicht von der Seite weichen würde. Bis sie vier kleine Worte sagte, die ihn aus dem Konzept brachten. Vermutlich ereilte ihn die Nulllinie genau in dem Moment, da Razag die Luft anhielt, als Crystin sich auf ihn setzte. Zarrah aber ließ die Worte wirken. Sie waren nicht daher gesagt. Sie waren nicht geheuchelt. Sie hätte das nicht sagen müssen, er war ja bereits soweit, ihr weiter zu folgen. Aber genau das war es, was Syn stutzig machte. "Mögen ... so ... wie einen guten Wein?" Zarrah hob den Blick und musterte ihn. Dann lächelte sie erneut und wandte den Blick wieder zum Horizont. „Ein Bisschen vielleicht.. aber.. anders“, meinte sie zur Antwort und verfiel wieder in Schweigen. Auch Syn schwieg. Er konnte ebenso wie sie nicht umkehren und zurück. Aber die Gründe waren gar nicht so verschieden, wie sie vielleicht voneinander glaubten. Zarrah war auf einer Mission und sie hatte vielleicht ein wenig egoistisch Syn, Crystin und Razag mit hineingezogen. Nicht aus schlechten Motiven heraus, nur eben nicht ganz so uneigennützig, wie man vielleicht dachte. Einsamkeit war nichts, was einem Elfen, einer Menschin oder einem Zwerg auf Dauer guttat. Viele redeten sich das ein, am Ende würden sie aber alle erkennen müssen, dass dem nicht so war. Auch Zarrah erkannte das. Ihr Weg, ihr Leben war immer einsam gewesen. Aber mit dem Einmischen in anderer Leute Leben, merkte die Elfe selbst, dass sie das nicht mehr wollte. Und so rettete sie Crystin, beschützte sie, wurde zu einer Freundin. Und sie rettete Razag, rettete… Syn.

Jener trat nun neben die Elfe und gemeinsam blickten sie zum Horizont, während seine leise, gesäuselten Worte, vom Wind an ihr spitzes Ohr getragen wurde. Sie sah zur Seite und musterte sein Profil. "Ich dachte, du möchtest das hören, weil ... alle Frauen es gern tun, wenn ich bei ihnen sein soll. Ich hab nicht bedacht, dass du ... nicht wie alle anderen Frauen bist. Ich verstehe nicht, warum. Ich weiß nicht, was du dir davon erhoffst, aber ... dein einsamer Weg bedeutet für mich keinerlei Umgewöhnung.“ Sie drehte sich ihm etwas entgegen und er konnte sehen, dass er ihre Aufmerksamkeit hatte. Wo er sich wieder dem Meer zuwandte, blieb sie jedoch ihm zugewandt. “Ich wünschte nur, dein Lebensstil wäre etwas ... luxuriöser. Ich beklage mich nicht! Das wirst du von mir nicht hören!" Zarrah hob die Augenbrauen. „Warum nicht?“, hakte sie ein und musterte ihn. „Warum werde ich das nicht hören?“, wollte sie wissen. „Weil du glaubst, es stünde dir nicht zu?“ "Ich hab nur nicht gedacht, dass ich all das so vermissen könnte. Die heißen Zuber, die kostbare Kleidung ... die Betten. Oh, ich vermisse die großen, weichen, morgerianischen Betten!" Sie schnaubte, auch wenn es nicht abfällig war. „Es steht dir zu. Beklage dich, verlange, fordere… Wir alle tun das. Und du hast Recht… die Betten in Morgeria waren wirklich weich“, murmelte sie und hob kurz amüsiert einen Mundwinkel. "Ich hatte so viel ... ich hab so hart dafür gearbeitet, so viel geopfert ... und es ist alles fort...“ Sie nickte. „Ich weiß.“, antwortete sie und ließ den Blickkontakt kurz abbrechen.
Sie sah an ihm nachdenklich vorbei. Dann wandte sie sich wieder um und betrachtete die Wellen einen Moment. In eben jenem, strichen seine Finger über ihre und ergriffen ihre Hand. Zarrah hielt kurz inne, doch dann bewegte sie ihre Finger und ließ sie leicht über seine gleiten, bis sie ineinander Halt fanden. "Die Wahrheit ist ... auf deinem Weg, den du mit uns gehst, war ich der Einsamkeit niemals so fern." Sie drückte seine Hand. Es war ein Impuls, den sie nicht wohlgesetzt hatte. Seine Worte lösten das in ihr aus und sie handelte, ohne darüber nachzudenken. Zarrah schluckte. Hand in Hand standen sie für einen Moment wieder schweigend nebeneinander. Für weitaus fühlendere Wesen mussten sie ein seltsames Bild abgeben. Aber sie lernten erst. „Sag mir diese Worte nicht mehr.“, begann sie mit einem Mal und es war klar, welche Worte sie meinte. „Sag sie mir nie wieder, wenn du sie nicht auch so empfindest…“, bat sie ihn und drückte seine Finger erneut. „Sie wurden mir oft gesagt, aber…“, nun wurde ihr Druck gar etwas schmerzhaft als erinnere sie sich an etwas äußerst unangenehmes, „niemals wurden sie gemeint. Ich will sie nicht hören, denn sie haben keine Bedeutung…“, murmelte sie und schluckte einen Kloß hinunter. „Sie brachten nur Leid und… Schmerz“, erzählte sie weiter. Der Druck an seiner Hand wurde weniger. „Aber ich fühle mich auch ohne diese Worte nicht mehr so einsam… Und das liegt an dir…“, gestand sie ihm daraufhin und wandte den Kopf wieder zu ihm. Ihr Blick wurde intensiver, während sie in seine Augen blickte. Irgendwie schaffte sie es, dass die Zeit einen Moment gedehnter wirkte. Etwas lag in der Luft, etwas, das von ihr ausging. Dann öffneten sich die feinen Lippen der Elfe: „…Synnover“.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Donnerstag 7. März 2024, 21:51

Zarrah zeigte sich so offen, meinte es so aufrichtig mit ihm! Sie hätte Syn ihre sanfte Zuneigung zu ihm nicht preisgeben müssen. Er verstand es nicht, weil er diese Aufrichtigkeit ebenso wenig kannte wie das Gefühl, gemocht zu werden oder auch selbst zu mögen - Personen, nicht Dinge. Es gab genug Materielles, das er schätzte, begonnen beim Wein. Den würde er selbst jetzt nach Karrish noch mögen, wenngleich vielleicht nicht mehr die typisch morgerianischen Sorten. Aber die waren ihm schon immer viel zu schwer gewesen. Es gab einen lieblicheren Wein in den Vorräten der ältesten Nachtklinge. Irgendetwas mit Apfel. Er war süß und leicht, deshalb schmeckte er Synnover schon immer. Das Fruchtige hob die Laune, während die feine Note des Alkohols selbst den Geist ganz charmant benebelte und man eher das Gefühl hatte zu schweben. Morgerianische Weine drückten mit ihrer schweren, dunklen Note nicht nur auf das Gemüt, sondern den Geist auch hinab. Man kam zurück auf den Boden der Tatsachen. Wie Zarrah es wohl meinte, wenn sie sagte, sie mochte ihn? Wie Wein? Syn konnte keine anderen Vergleiche ziehen als in Bezug auf Materielles.
Oh, Yolintha hatte mehr an ihm angerichtet als er selbst wohl auch nur ansatzweise ahnte. Sie hatte nicht nur dafür gesorgt, dass er Gefühlen wie Liebe absprach. Er konnte nicht einmal mehr begreifen, was es hieß, gemocht zu werden oder andere zu mögen. Dabei suchte er doch instinktiv schon Zarrahs Nähe! Er angelte blind nach ihrer Hand, fand sie und ließ sich von ihren Fingern erkunden. Seine Haut war weich, aber längst nicht mehr so angenehm wie in Morgeria. Sie brauchte Pflege und ein Bad im Meer reichte nicht aus, um sie so zart und geschmeidig zu halten wie sonst. Trotzdem nahm Zarrah es an. Sie nahm ihn an, verflocht ihre Finger mit den seinen. Syn musste sich eingestehen, dass es ein angenehmes Gefühl war, ihre Hand zu halten. Es machte ... Spaß. Es schenkte ihm etwas, das er so nicht fassen konnte. Es war wie mit der Umarmung, die Razag vorschlug, wenn man nicht mehr weiter wusste. Auch hier könnte Syn nur schwer benennen, was daran nun so gut tat. Dass es ihm aber half, hatte er entdeckt und es hatte dazu geführt, dass er den Ork nun einen Freund nennen wollte. Was es letztendlich bedeutete, einen echten Freund an seiner Seite zu haben und diese Freundschaft auch zu pflegen, würde er erst noch lernen müssen. Aber er war auf einem guten Weg. Auch Zarrah erkannte das. Sie sah Fortschritte. Alles, was Syn gelegentlich noch benötigte, war einen Wink in die richtige Richtung. Er hatte Zarrah darum gebeten und sie musste ihn nun anleiten. Es begann schon damit, dass er beteuerte, ihr gegenüber kein Wort der Klage fallen zu lassen.
"Warum nicht? Weil du glaubst, es stünde dir nicht zu?" Er erwiderte ihren Blick irritiert und mit einer Spur Skepsis in seinem. Fragte sie ihn ernsthaft? Es kam ihm so vor, als würde Zarrah sich kaum in ihrer eigenen Ebene der Gesellschaft auskennen. Warum kannte Syn die Regeln denn besser als sie? Er wusste, dass Sklaven kein Recht darauf hatten, zu jammern. "Anstatt mich zu beklagen, sollte ich mich glücklich schätzen über die Privilegien, die man mir gestattet. Dinge, die man mir zusteht", antwortete er ihr. Es klang nicht nach ihm. Er nutzte Floskeln, die eine morgerianische Geselleschaft jenen einbläute, die in den Augen der Oberen gerade so viel Wert besaßen, überhaupt hin und wieder bemerkt zu werden. "Ich bin dankbar", setzte Syn nach. Es hatte nichts mit den Tränen zu tun, die er im Wald nicht vor Zarrah versteckt hatte. Es schwang nicht die Aufrichtigkeit mit, die er in seine Küsse legte, welche ihre Lippen berührten. Es waren nur Worte, so leer wie seine Liebesbekundungen. Er sprach sie aus, weil man wünschte und erwartete, dass er es tat. Die einzige Bedeutung, die sie für Syn besaßen, war, dass er mit diesen Worten und jener Haltung Strafen entkam. Mit Glück stand er sogar eine Weile in der Gunst der Wertvolleren. Er musste sich nur bemühen, funktionieren und ... dankbar sein.
"Es steht dir zu. Beklage dich, verlange, fordere ... Wir alle tun das. Und du hast Recht ... die Betten in Morgeria waren wirklich weich."
Syn schaute zu Zarrah herüber und ... schmunzelte. "Beinahe hätte ich mein eigenes gehabt. Dieses große, weiche Bett, in dem ich hätte schlafen können, auch ohne ... allein." Er musste grinsen. "Oh, das wäre mir nicht bekommen. Ich hätte plötzlich Dinge unternommen, die zur Strafe gehabt hätten, dass Yolintha mich eine Nacht lang verschmäht. Dann müsste ich in dieses große Bett zurückkehren und allein die Weichheit ertragen." Er seufzte auf. Obwohl er nicht eine Nacht auf den bezaubernden Laken verbracht hatte, vermisste er sie. "Beklagen, hm?" Es wurde Zeit, sich auszuprobieren. Zarrah hatte ihn bisher nicht bestraft, obwohl er hier und da bereits aus seinem Schema ausgebrochen war. Sie hatte ihn weder für seine schauspielerische Leistung als Waldgott gerügt, noch für sein Geschrei Erin gegenüber. Er holte Luft und schaute zum Himmel empor. "Ich mag es nicht, in Frauenkleidung gesteckt zu werden. Was bin ich? Ein zart besaitetes Püppchen? Ich hab nicht einmal die passende Oberweiter für die meisten Stoffe! Allerdings ... das Brautkleid. Das schwarze, welches Crystin für mich umnähen wollte ... das hat mir schon gefallen." Plötzlich musste er glucksen, senkte den Kopf und schaute zur Seite, als wäre es ihm unangenehm. Die gute Laune aber blieb und sie lockte. Sie lockte Zarrah, zu handeln.
"Sag mir diese Worte nicht mehr?" "Hm?" Syn schaute auf, konnte im ersten Moment den roten Faden nicht fassen. Ein Blick in die Augen der Elfe genügte jedoch und er wusste, worum es ging. "Sag sie mir nie wieder, wenn du sie nicht auch so empfindest..." Syn nickte langsam. Nie wieder also. Plötzlich spürte er den Druck ihrer Finger. Sie quetschte die seinen, dass sich ihre Nägel wie kleine Sichelmonde in seine Haut fraßen. Es ziepte. Syn hielt still. Er betrachtete Zarrah aufmerksam und nahm den Schmerz unter Schweigen zur Kenntnis.
"Ich will sie nicht hören, denn sie haben keine Bedeutung ... Sie brachten nur Leid und ... Schmerz."
"Ja...", entgegnete das Kaninchen und dachte seit Jahren wieder an jenen Abend zurück, da er sie erstmals und aus dem Glauben heraus geäußert hatte, sich ihrer Bedeutung bewusst zu sein. Er hatte unter dem spöttischen Blick gelitten und das Lachen schmerzte noch heute, wenn er sich erinnerte. Wie schnell man doch verlieren konnte, was man nie kannte und wie bedeutend schneller sich Hass entwickeln konnte. Er hasste Yolintha. Er hasste ihre Stimme, ganz gleich ob sie plauderte, forderte, stöhnte oder schimpfte. Er hasste ihren Körper, unabhängig von der drallen Oberweite und den wohlgeformten Kurven oder wie sie damit umzugehen wusste. Er hasste ihr Lachen, da so sehr schmerzte. "Ja", wiederholte Syn. "Ich werde dir kein Leid und Schmerz mehr zufügen."
Aufrichtigkeit oder der Wille, es ehrlich zu meinen und sich zu bemühen, waren Balsam auf den Wunden, die unbedachte Bedeutungslosigkeit schaffen konnte. Aber auch wenn man jemanden fand, der ähnliches erlebt hatte und man dessen Leid nachvollziehen, auf sich beziehen und gemeinsam darüber reden konnte, heilte es die Seele. Es vertrieb das Gefühl, inmitten einer Masse aus morgerianischen Dunkelelfen, Orks und Goblins, Adligen und Sklaven, vollkommen allein zu sein.
"Und das liegt an dir..." Er lächelte, drehte ihr erneut sein Gesicht zu. Er neigte sogar schon den Kopf, um es gleich mit aufrichtiger Dankbarkeit zu vergelten. Denn für Zarrah galt das gleiche. Es lag an ihr. "Synnover."
"W-was...?!" Wie schön, melodisch und leicht er klang, wenn man ihn in dieser Sprache vortrug, die Syn nur aus seiner Erinnerung heraus kannte und doch irgendwie verstand. Er war ja sogar in der Lage gewesen, Worte zu lesen und allein durch das Geschriebene deren Bedeutung zu entziffern und ihren Klang als dieselbe Sprache zu erkennen, in der er nun diesen Namen hörte. Seinen Namen. Er klang wundervoll, ganz weich und ... hell. Wie ein Sonnenstrahl, der den Himmel mit seinem Schein ein wenig verjüngt. Die mickrigen Versuche der Orks, diesen Namen erst auf Krz'ner zu zerlegen und schließlich halbwegs auf Celcianisch zu etwas zu formen, auf das ihr gefundenes Haustierchen reagierte, waren im Vergleich wie das Kratzen von kurz geschnittenen Nägeln über eine Schiefertafel. Es schmerzte nicht nur in den Ohren, man rieb sich auch die obersten Hautschichten der Fingerkuppen damit blutig. Es war hart und kantig und schmerzhaft und alles andere als schön. Jetzt aber ... noch dazu aus diesem Mund ... es war so schön. Die Bedeutung jedoch erschreckte.
Syn riss die Augen auf und seine Hand aus den Fingern der Elfe. Er starrte Zarrah an. Seine helle Haut ließ kaum erkennen, wie blass er geworden war, aber in seinem Blick formte sich blankes Entsetzen. Angst. Verlust und Panik. Er japste, konnte nicht in Worte fassen, was ihn so aufwühlte. Er konnte überhaupt kein Wort mehr fassen, während dieses eine in all seiner melodischen Gänze und wie aus den Fetzen seiner eigenen Erinnerung gerissen noch immer durch seinen Geist schwebte. Es erfüllte ihn und zugleich hinterließ es überall in ihm eine tiefe Leere. Jemand hatte nicht nur das Kästchen gefunden, das er tief in seiner Seele verborgen hielt, sondern es auch geöffnet und nun flog dieses flatterhafte Wort, dieser Name - sein Name! - einfach davon. Es war so schön ihn zu sehen, wie er einem Schmetterling gleich die Freiheit fand. Gleichzeitig aber zertrümmerte es alles, was es zurückließ. Du gehörst doch mir, mir allein.
Er hatte Zarrah am Fluss eine Hand vor Augen gehalten und ihr so gezeigt, was einem Sklaven in dieser Welt eigentlich gehörte, wohl wissend, dass er dieses kleine Geheimnis besaß, das ihm niemand hatte nehmen können. Sein Leben lang nicht. Er hatte es so sicher in sich verwahrt und niemandem - nicht einmal Karrish - anvertraut, dass es existierte. Es war sein, obwohl er nicht das Recht darauf besaß. Nein, er besaß nichts ... bis auf das. Und nun nahm Zarrah es ihm weg, indem sie es benutzte. Woher wusste sie davon?!
Weil Herren alles über ihr Eigentum wussten und Syn war nicht mehr als das. Freiheit war ebenso bedeutungslos wie alles andere, wenn man ihm in dieser Freiheit seinen letzten Funken Hoffnung nehmen konnte, etwas zu haben, von dem er glaubte, niemand Anderes kannte es. Er war gläsern. Sie hatten ihn verspottet und verhöhnt, indem sie ihn in diesem Glauben ließen. Nun fielen alle Masken, die Spielerei war vorüber. Es wurde Zeit, ihn zu zerbrechen. Er besaß nichts auf dieser Welt, nicht einmal seinen vollen Namen. Nichts gehörte ihm. Er war nichts.
Syn riss sich von Zarrah los. Er stolperte zurück, ohne den Blick von ihr nehmen zu können. Seine Pupillen hatten sich zu winzigen Punkten verengt, während die Iriden darum ganz blassgrün geworden waren. Sein Blick zitterte. Er zitterte. Er wusste nichts zu sagen, nichts zu fühlen. Er konnte nicht einmal Weinen, obwohl alles in ihm danach schrie. So reagierte er seinem Namen nach - nicht seinem! Dem, den man ihm gegeben hatte. Das weiße Kaninchen schlug einen Haken. Es wirbelte herum und sprang los. Weg, nur weg! Nein. Daran dachte er nicht. Syn dachte überhaupt nicht nach. Er reagierte aus Reflex, denn alles in ihm war zum Stillstand gekommen und sein Körper nahm sich den Rest, um irgendetwas zu tun. So rannte er, lief und lief weiter, ohne auf die Richtung oder ein Ziel zu achten. Es war schließlich gleichgültig. Er dachte weder darüber nach, noch über mögliche Konsequenzen und das, obwohl er in Morgeria stets so vorsichtig gewesen war. Da wägte er jedes Wort, jede Bewegung genau ab. Er beobachtet und er dachte viel nach, ehe er handelte. Nun aber fehlten ihm die Worte, um Gedanken in seinem Geist zu formen. Das einzige Wort, das er jemals mit sich verbunden hatte und glaubte, zu besitzen, war nun fort. So musste auch er fort. Irgendwohin. Es war vollkommen gleich, solange er nur lief. Und er würde laufen, seinen Körper antreiben, bis er zusammenbrach. Nichts Anderes erfüllte mehr seinen Geist. Er ignorierte das Gefühl des Sandes unter seinen Füßen oder auch den Wind, der ihm entgegen wehte, als wollte er ihn aufhalten. Dabei sollte jener sich ihm doch unterwerfen, ihm gehorchen! Er verfügte über dessen Macht. Er sollte doch auch fordern und verlangen! Oh, wenn er es gerade nur könnte, dann hätte er dem Wind befohlen, ihn anzutreiben und fliegen zu lassen. Einfach nach vorn, einfach fort und weiter. Laufen, laufen, laufen. Fliegen. Stürzen. Sterben. Es war bedeutungslos, wie alles. Wie er.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Freitag 8. März 2024, 22:41

Syn:

Synnover… Synnover… Synnover…

Dieses eine, kleine Wort. Die immense Bedeutung dahinter, die sich in all den Jahren der harten, unliebsamen Realität zu so etwas , wie Heimat entwickelt hatte. Das war sein Ruhepol, sein Innerstes. Sein… wahres Ich gewesen. Niemand hatte es ihm nehmen können, weil niemand darüber Bescheid wusste. Die Orks konnten ihn nicht aussprechen und die Nachtklingen hatten kein gesteigertes Interesse an ihm. Bis auf ein Schatten mit silberweißem Haar und Augen, die scheinbar dunkle Opale beherbergten. Synnover prallte an dem melodischen Klang seines eigenen Namens ab. Es war so süß, so frisch und leicht. Wundervoll gesprochen, und trotzdem riss es ihm den Boden unter den Füßen weg. Zarrah blickte ihn an, wirkte tatsächlich schockiert über die Reaktion, die er ihr zeigte. Aber Syn konnte nicht mehr klar denken. Er konnte nicht mehr handeln oder fühlen, er wich zurück. Sein Innerstes, das letzte Bisschen von ihm wurde aus seiner Seele gerissen. SIE riss es heraus. „Syn…“, machte Zarrah einen Schritt auf ihn zu, doch Syn blieb nicht stehen. Der Verrat war zu tief, der Schmerz zu fatal. Er suchte sein Heil in der Flucht. „Syn!“, hörte er die Stimme durch seinen Schleier endloser Leere dringen und schaffte dennoch nicht, sie als Anker zu nutzen. Er rannte… der Boden unter seinen Füßen war Sand und er sank immer wieder ein, rutschte etwas zur Seite, ließ sich nicht aufhalten. Er rannte ohne zu sehen, ohne zu hören und zu fühlen. Syn blieb nichts anderes mehr übrig. „Hey, Syn wohin…des… Weges…?“, rauschte er an Erin und Amos vorbei, die ihm mit erhobenen Augenbrauen nachblickten. „Was soll das schon wieder?“, fragte Amos lachend und schüttelte den Kopf. Syn aber nahm nichts davon wahr. Er rannte weiter, den Strand entlang und den schmalen Weg hinauf zur Klippe. Hier hatten sie gestanden, hier hatten sie die Unendlichkeit gesehen. Hier war er noch jemand mit einem echten Besitz.
Nun war das alles vorbei. Und er rannte noch immer, er schlug Haken und spürte den willkommenen Schmerz seiner brennenden Muskeln, weil er viel zu schnell und viel zu lange schon rannte. Seine Kondition war bemerkenswert, aber sein Fokus war verschoben. Er verlor den Kopf und hatte keine Kontrolle mehr. So lief er an der Klippe entlang, Steinchen rollten an ihr hinab und endeten im Wasser unter seinen Füßen. Das Meer brandete auf, trug seinen Schmerz auf der nassen Zunge und spuckte seinen Namen in den Wind. „Synnover“… es war seins. Das einzige, was ihm allein gehörte. Genommen… verloren. Nun war er wirklich nichts mehr, ein Nichts ohne Bedeutung.

Syn rannte im Kreis. Er rannte immer wieder an der Steilküste entlang und kam mit jeder neuen Runde dem Abgrund gefährlich nahe. Hier und da zuckten seine Beine schon. Sie brauchten Ruhe, er brauchte Ruhe. Er war zu schnell und zu lange rannte er schon. Dann drehte er erneut eine Runde. Er kam wieder am Rand der Klippe an und strauchelte. Für eine Sekunde, in der sein Fuß ins Leere trat, hatte Syn das Gefühl schwerelos zu sein. Unerfüllt von Echtheit, seinem kleinen Anker auf dieser Welt beraubt. Er … löste sich auf, so fühlte es sich an, als sein Körper registrierte, dass er fallen würde. Dann spulte die Zeit voran und er kippte. Kippte über den Rand der Welt und sah unter sie sich lechzenden Fluten. Bevor auch sein zweites Bein den Dienst quittierte und er den Wassermassen entgegenfiel, spürte er etwas neues. An seinem Arm bildete sich ein Zug. Kräftig, beschwerend. Dieses Gewicht wollte ihn nicht gänzlich kippen lassen. Es zog und zerrte und schließlich kippte er zur anderen Seite. Er fiel auf etwas weiches und gleichzeitig legten sich Arme locker aber schützend um ihn. Sie hielten ihn nicht einengend fest aber sie hielten ihn. Syn spürte seine Beine kaum noch.
Das Brennen war einem Taubheitsgefühl gewichen. Die Arme, die ihn hielten waren warm und jetzt, da der erste Schreck verflog, da merkte er auch das Auf und Ab wippen eines Brustkorbs. Sobald sein Blick sich klärte, sobald er soweit wäre, würde er erkennen, dass er auf Zarrah lag. Die Elfe hielt ihn, atmete selbst schnell und ein Schweißfilm hatte sich auf ihrer Stirn gebildet. Ihr Körper war warm und überhitzt, sie war gerannt… „Ich habe dir etwas weggenommen“, raunte sie an seinem Ohr „Es tut mir leid, Syn! Es tut mir leid!“, beteuerte sie und entließ ihn zu jederzeit aus ihren Armen, so er das denn wollte. „Ich wollte dir nichts wegnehmen“, sagte sie noch einmal und würde langsam von der Klippe wegrutschen, um ihm zu helfen. Laufen würde er wohl erstmal nicht können. Zarrah aber kam in den Sitz und starrte ihn an. Sie war erschrocken über das, was geschehen war. „Das Brautkleid“, rief sie über das Tosen der Brandung hinweg und wischte sich erneut über das Gesicht. „Es war meins“, sagte sie und blickte ihn an. „Ich sollte verheiratet werden.“, erzählte sie weiter und das obwohl sie nicht mal wusste, ob Syn ihr zuhören konnte. Aber sie versuchte es. Versuchte, ihn mit etwas Banalem zu erreichen. Und sie ging weiter, sie hatte sich inzwischen aufgesetzt, starrte auf das Meer und ließ den Wind an ihrem desolaten Zopf reißen.
Sie hatte Syn von der Kante geholt und sie hatte ihn aus ihrer Umarmung entlassen, damit er Luft bekommen konnte. Damit er nicht glaubte, sie hielte ihn gefangen. „Ich habe meine Eltern getötet“, sagte sie dann und das Grün zuckte in sein Gesicht. „Das habe ich bisher niemandem erzählt.“, vertraute sie ihm nun an. Und es war ihr ernst damit. Sie kam ihm näher und streckte ihre Hand aus, dass er sie ergreifen könnte. „Dein Name, ist das schönste, was ich je habe hören dürfen. Nun kennst du mein Geheimnis , das sonst niemand weiß. Ich gebe es dir und verwahre deines, solange du es nicht teilen willst.“
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Freitag 8. März 2024, 23:56

Es existierten Situationen, in denen auch ein weißes Kaninchen sich einmal ärgerte. Momente, in denen der Frust über solche Situationen, Geschehnisse oder Personen dermaßen anwuchs, dass er sich Luft machen musste. Immer dann, wenn ihm der Kopf kreiste oder er aufgrund schier unüberwindbarer Hindernisse keinen Rat mehr wusste, hatte er sich in die morgerianischen Betten geflüchtet. Entweder lag er dann bei einer Dunkelelfe von Rang und Namen, die er verführen und den Nachtklingen so Vorteile verschaffen sollte oder er hatte schweren Herzens den Weg zwischen Yolinthas Schenkel gesucht. Hauptsache, er konnte sich Luft machen und sich den Verstand frei vögeln. Es war ohnehin eine Tätigkeit, für die man ihn geschaffen, geschmiedet und geschliffen hatte. Doch wenn der Kopf leer war, half es nicht. Es hätte jetzt nichts genutzt, sich inneren Frieden bei einer Frau zu suchen. Davon abgesehen, dass keine geeignete in der Nähe war. Erin stand nicht bei ihm und Zarrah war der Grund, weshalb Syn sich überhaupt in dieser schrecklichen Lage sah. Sie hatte ihn bestohlen. Sie hatte ihm das einzige genommen, was er glaubte, sein Eigentum nennen zu können. Alles, was ihn überhaupt ausmachte, wenn es das weiße Kaninchen, den Gladiator, den Uneinholbaren, den Liebhaber, den Rammler, nicht mehr gab. Wenn alles seine Bedeutung verlor, so wie zahlreiche Floskeln, Phrasen, Versprechen und Worte, dann war ihm doch immer noch dieser Kern geblieben, an den er sich hatte klammern können. Sein kleines Geheimnis. Nun war es gelüftet und hinterließ ihn wie ein leeres Gefäß mit zu vielen Rissen. Syn war dem Zerbrechen nahe. Einzig seine Reflexe und seine antrainierte Kondition hielten ihn noch aufrecht. Er musste nicht nachdenken, wenn er lief und so agierte sein Körper von selbst. Viel blieb nicht mehr von ihm. Er musste nur laufen, laufen und immer weiter laufen. Irgendwann wären auch die physischen Reserven ausgeschöpft. Dann konnte er vergehen, verschwinden, so wie sein Name im Wind.
Synnover.
Es sauste in seinen Ohren, rauschte durch seine Gedanken, obwohl er doch nichts wirklich fassen konnte. Es quälte ihn zu wissen, dass selbst seine eigene Erinnerung gerade mit ihm spielte, ihn verhöhnte und letztendlich allein lassen würde. Allein. Einsam. Eben noch hatte er Zarrah gestanden, dass er sich in der aufgebauten Gruppe am wenigsten allein fühlte. Dass er etwas fühlte und es ihm durchaus gefiel. Jetzt fühlte er nichts mehr, auch nicht den Schmerz seiner Muskeln. Sie krampften schon fast, gelangten an ihre Grenzen, aber noch immer verlangte das Kaninchen ihnen alles ab. Er konzentrierte sich nicht auf den Weg, überließ es seinem Leib, die Route zu wählen. Seine gesamte Existenz waberte nur noch in dieser geleerten Hülle umher und wartete darauf, dass der Käfig zerbrach. Dann würde er zerbersten und wäre fort. Für immer. So endete dieses bedeutungslose Leben, dem man eben noch mit allem Sadismus aufgezeigt hatte, was hätte sein können, wäre er nur ... mehr gewesen.
Du könntest so viel mehr sein als das, hatte Zarrah ihm gesagt und bedeutungsschwer die Tätowierung in seinem Nacken berührt. Razag - sein frisch gefundener, sein einziger Freund! - hatte ihm Vorschläge gemacht, was in einem freien Leben alles möglich wäre. Er könnte mit seinen flinken Fingerchen so einiges anstellen. Mehr als nur Frauenschöße zu beglücken und Brüste, Schultern oder Rücken zu massieren. Ja, das Schnitzen hatte er nicht wirklich ernst genommen und frü Crystins Passion fehlte ihm die nötige Leidenschaft. Ein heilkundiger wäre er selbst mit den Möglichkeiten nicht geworden. Aber der Fächertanz als ästhetische Kampfvariante hätte es sein können. Und das Schwimmen. Das Treiben im Wasser mit dem Blick auf etwas, das er mit dem Begriff Freiheit hatte verbinden können. Selbst der Himmel schaute nun höhnisch auf ihn herab, schickte den Wind, um ihn zu triezen und bei jeder weiteren Runde an der Klippe entlang näher zur Kante zu schubsen. Oh, vielleicht wollten beide ihm auch helfen. Er musste gar nicht zu Tode rennen, wenn er einfach nur...
Der nächste Schritt traf nicht auf Widerstand. Er hatte die Grenze überschritten und bei einer Klippe bedeutete dies, dass dahinter nur der Fall auf ihn wartete. Für den Bruchteil einer Sekunde blieb die Welt stehen, machte ihm klar, dass dieser Schritt ein Fehler war und nun das Ende einläutete. Sein Ende. Im letzten Moment seines Lebens würde er fliegen ... bevor der Tod ihn aus einem kurzen, aber heftigen Moment eines schmerzlichen Aufpralls retten würde. Oh, auf ihn war Verlass! Warum hatte er das nicht früher erkannt, als er als unsichtbare Präsenz, aber deutlich spürbar über jeden Arenakampf hinweg geschwebt war, um mindestens einen der Kombattanten mitzunehmen? Syn hätte sich so viel Leid ersparen können, wenn er schon beim ersten dreckigen Kampf in den goblinischen Hintergassen einfach die Hand nach dieser Option ausgestreckt hätte. Sein Leben wäre kürzer gewesen, aber was bedeutete es schon, wenn es an sich schon wertlos war?
Die Zeit rann weiter und er hatte mit sich abgeschlossen. Man sagte, das eigene Leben lief noch einmal vor dem geistigen Auge ab, bevor man starb. Syn hatte nichts gesehen. Er hatte nie gelebt, aber jetzt durfte er sterben. Er war bereit, denn was blieb ihm schon? Die Schwere zog ihn herab, hinunter in die Tiefe. Sie rief seinen Namen.
Synnover? Nein, dieses Mal nicht. Es klang anders ... kürzer, härter. Es besaß Widerstand, der ihn nicht schweben und nicht stürzen lassen wollte. Er spürte diesen Widerstand. Er spürte einen Zug und im nächsten Moment kippte er, allerdings in die entgegengesetzte Richtung seiner Erwartungen. Der Aufprall war weder schmerzhaft, noch tödlich. Er war ... weich und warm. Wie die Arme, die sich sanft um ihn schlossen. Jemand rief seinen Namen. Umgeben von anderen Worten, die seinen Geist erfüllen sollten. Worte, die nicht ihm gehörten, aber für ihn bestimmt waren und dazwischen...
"Es tut mir leid, Syn! Es tut mir leid!"
Die Stimme. Sie gefiel ihm. Sie war ebenfalls weich und warm, jedenfalls immer, wenn sie zu ihm gesprochen hatte. Sie hätte ihn gar tadeln können und er hatte immer diesen warmen Kern heraushören können. So schön warm. Taubheit legte sich über seinen Körper. Syn spürte seine Beine nicht mehr. Er spürte die eigene Erschöpfung. Er fühlte, dass sein Brustkorb mit aller Kraft versuchte, die Lungen zu füllen und aufgebrauchte Luft wieder auszustoßen. Er glaubte, dass die Magie selbst ihn gerade mehr am Leben hielt als er es überhaupt versuchte. Man bemühte sich um ihn. Nicht nur die magische Kraft versuchte es, sondern auch dieser weiche, warme Körper, der sich wie ein Schutzschild vor der Welt um ihn legte. Durch einen Schleier hindurch erkannte er zuerst, was ihm immer als erstes ins Gesicht sprang, wenn er den Blick auf das ihre richtete: tiefgrüne Smaragde, geheimnisvoll und Grund, warum man Hoffnung diese Farbe zuwies. Ihre Stimme drang zu ihm durch und ihre hastig ausgestoßenen Worte wurden langsam von der Leere in ihm verarbeitet. Zumindest hörte er sie, ließ sie in sich hinein sickern. Aber er konnte nichts erwidern. Er konnte noch nichts finden, um sich daran festzuhalten. Das hatte sie aus ihm herausgerissen.
"Ich wollte dir nichts wegnehmen."
Er antwortete ihr mit einem knappen Blick. Dann glitt sein Fokus wieder an ihr vorbei. Syn blieb einfach liegen. Er ließ zu, dass sie ihn umarmte. Er hielt sie weder zurück, falls sie sich löste, noch schubste er sie von sich. Er lag da und ... existierte, immer noch. Nicht einmal der Tod sah einen Wert in ihm. Er ließ ihn liegen. Derweil versuchte Zarrah alles, die Leere mit neuen Worten zu füllen. Sie schenkte Syn Informationen, die seine Aufmerksamkeit gewinnen sollten. Sie offenbarte ihm das Geheimnis hinter dem Brautkleid und ging noch weiter. Er erfuhr, dass es nicht nur ihr gehörte, sondern dass sie es offenbar nicht freiwillig ausgesucht hatte. "Ich sollte verheiratet werden." Seine Wimpern wippen nach oben, damit der eigene Blick nochmals den der Elfe suchen konnte. Kurz nur, dann verrauchte die Kraft wieder und er hörte einfach nur zu. Sein Innerstes aber griff sich die Worte aus der Luft und legte sie wie einen Verband um die Wunde, die Zarrah in seine Seele geschlagen hatte. Sein Verstand labte sich daran, nicht im Leerlauf zu sein. Er verarbeitete das Gesagte stillschweigend.
Plötzlich schwand ihre Wärme. Die Arme lösten sich. Syn winselte, aber ob dieser mickrige Laut gegen das Rauschen der Brandung und den Wind selbst ankäme? Er war kalt. Warum gehorchte ihm der Wind nicht und hielt still? Warum brachte er ihm nicht die Wärme zurück? Etwas tanzte vor seinen Augen umher. Silberne Fäden, gewoben aus Feenstaub und Nebelseide. Silberne und weiße, feine Haare. Sie tanzten. Der Wind zerzauste sie.
Ich möchte sie bürsten, bis sie glatt sind und glänzen... Syn drehte den kopf etwas, um eine bessere Sicht auf Zarrahs gesamten Zopf zu erhalten. So wie einzelne Strähnen sich in der Brise verfingen, verflocht er seinen Blick mit ihrem Haar. Schön...
"Ich habe meine Eltern getötet."
Er sah nicht auf. Es hatte keine Bedeutung. Eltern ... besaß er nicht. Er besaß nichts. Und ihre Eltern? Kannte er nicht. Dass Zarrah sie getötet hatte ... nun, sie war eine Nachtklinge. Sie lebte in einer Welt, in der Tod genauso bedeutungslos war wie die Leben, die er nahm. Was war daran schon wichtig? Das Brautkleid. Sein Verstand labte sich daran, zu arbeiten. Er ließ Syn nicht zur Ruhe kommen. Eine aufgezwungene Hochzeit und ein Weg hinaus. Der Tod der Eltern wird bedeutungslos, spielt den Nachfahren in die Hände. Karrish ist der Älteste der Nachtklingenkinder. Er profitierte. Trotzdem war es Mord. Zarrah hat ihre eigenen Bande gekappt. Deshalb hat es für sie Bedeutung. Das weiß niemand.
"Das habe ich bisher niemandem erzählt." Sie suchte seinen Blick. Syn schaute durch sie hindurch. Sie streckte ihm die Hand entgegen. Seine blieben auf dem Grund liegen, so wie er. Er rührte sich nicht, atmete nur und lauschte ihr weiterhin. "Dein Name ist das schönste, was ich je habe hören dürfen. Nun kennst du mein Geheimnis, das sonst niemand weiß. Ich gebe es dir und verwahre deines, solange du es nicht teilen willst."
Wollte er nicht. Hatte er nie gewollt, auch mit ihr nicht. Woher ... wusste sie überhaupt davon? Seine Augen wanderten fragend zu ihr empor, aber Lippen und Stimmbänder versagten ihm nach wie vor den Dienst. So brach er den Blickkontakt erneut ab. Syn schloss die Augen. Er lag eine ganze Weile einfach nur ruhig da. Er sammelte, was in seinem Inneren noch übrig war. Ich muss das einfordern. Du musst mir gehorchen. Ich ... verlange es, rief er den Wind und seine eigene Magie an, aber ob jene ohne physische Kräfte überhaupt auf ihn hören würde? Je nachdem, wie sehr die Luftmagie ihm zu Hilfe kam - wenn überhaupt - dauerte es schier endlos, bis Syns Körper sich rührte. Zunächst tat sich nichts. Dann spürte er den Schmerz der im Übermaß beanspruchten Muskeln. Sein ganzer Leib brannte, zog und schickte Impulse reinster Pein durch ihn hindurch. Er ächzte auf, stieß den Atem schwer aus und stämmte darunter seinen Oberkörper etwas auf. Die Arme zitterten unter dem Gewicht. Die Beine versagten ihm nach wie vor den Dienst. Er konnte nicht aufstehen, sich nicht einmal aufsetzen. Er kratzte all seine letzten Reserven zusammen und schleppte sich in einem halben Bogen weit genug auf Zarrah zu, dass er sie berührte, als die Kraft nachließ und er neben ihr wieder auf den Grund krachte. Aber er war ihr nah. Er fühlte ihren Körper, die Weichheit und die Wärme. Er seufzte tief aus, schloss die Augen und ... schweig. Er rührte sich nicht mehr. Nur seine Atmung signalisierte, dass er noch lebte. Sein Brustkorb hob und senkte sich unter der jüngsten Anstrengung. Zarrah musste nun sehr geduldig sein. Es verging mindestens eine Stunde, wenn nicht gar mehr, in der Syn keinen Ton von sich gab und sich auf nicht mehr bewegte. Er döste und registrierte stumm die Wärme, die Zarrah ihm zukommen ließ.
Irgendwann, als man schon glauben mochte, er sei eingeschlafen, hoben sich die Lider. Erschöpftes Lindgrün suchte einen Fokus und fand ihn wie so oft in Zarrahs dunklen Smaragden. Er schaute zu ihr auf. Seine Lippen öffneten sich. Die Kehle war ihm trocken, so dass auch das Sprechen schmerzte. Aber es gab Worte, die mussten gesagt werden. Worte, die Bedeutung hatten, damit er sie wieder haben konnte.
"Lässt ... du mich ihn ... nochmal hören? Den Namen?" Nicht seinen, denn ihm gehörte nichts. Aber er wollte sich erinnern und das wenigstens verwahren. Es war kein Geheimnis mehr, aber Zarrah hatte auch ihres gelüftet. Vielleicht war sein winziges Seelenkästchen aufgebrochen worden und nun für immer unbrauchbar, aber die Dunkelelfe stellte ihm eine Vitrine zur Verfügung. Eine mit Vorhang, den er aufziehen könnte, wann immer er bereit wäre, das Verwahrte darin vorzuzeigen. "Meinen Namen? Einmal noch?" Er musste ihn hören. Er wollte ihn hören. Sie hatte Recht. Es war das Schönste, das ihm bislang begegnet war ... aber er kannte auch Platz zwei in der Liste. Seine Blicke verfingen sich erneut in den silbrigen Strähnen ihrer Haare und anschließend in ihren Augen.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Samstag 9. März 2024, 10:48

Hätte Razag von dem was bei Syn passierte etwas mitbekommen, er hätte ihn eingefangen, ihn fest in seine Arme genommen, seine luftig zerfaserten Gedanken zusammen gedrückt, bis das Kaninchen entweder platze, oder sein Körper auf den Boden der Tatsachen zurück fand. Vielleicht hätte der Ork sich auch einfach auf seinen Kumpel drauf gesetzt. Druck erdete bekanntlich und Grenzen gaben dem Geist Sicherheit. Vielleicht hätte auch eine freundschaftliche Ohrfeige... Orks hatten so ihre ganz eigenen Methoden um mit Stress umzugehen. Es waren sicher nicht die besten, aber es wäre immer gut gemeint.

Aber nichts von alle dem geschah, denn Razag war mit seinem eigenen Leben zu beschäftigt, dass gerade seine Form verlor und ihn verwandelte. Cris verwandelte ihn und es gefiel ihm. Es machte ihn zu einem besseren Ork.
Cris konnte Wunder bewirken! So viel war schon mal sicher!
Manchmal strahlte sie wie eine kleine Sonne... also wirklich! Zum Beispiel, als sie aus seinem Bett gefallen war. Manchmal war es aber nur ein Blick oder eine Berührung auf die Razag ansprach. Der Ork war offen für die Veränderungen die sie an ihm vornahm. Schließlich wollte er nicht mehr das Monster sein, die Bestie von Morgeria, die man am Halsband durch die Reihen der lüsternen Frauen zerrte. Er wollte nicht mehr auf Befehl gelernte Fähigkeiten Präsentieren, Gräueltaten begehen und Sklavendienste leisten. Razags Seele wollte frei sein und sich öffnen für neue Erfahrungen, für Freundschaft und für Liebe. So ließ er sich von Cris an die Hand nehmen und folgte ihr furchtlos in diese unsicheren Gewässer, wo sie sich beide aus unterschiedlichen Richtungen annähern konnten. Beide hatten sie gemein, dass sie unerfahren in Herzensangelegenheiten waren, aber sie stürzten sich furchtlos in die Brandung ihrer Gefühle. Wie Kinder die die Angst vor dem Versagen, die Furcht zu scheitern noch nicht kannten, spielten sie in den Wellen ihrer Leidenschaft. Razag hatte keine Angst mehr. Er genoss furchtlos jeden Augenblick. Es war tatsächlich so einfach! Mädchen mochte Junge, Junge mochte Mädchen.
Dafür musste man nur aufhören alles kaputt zu denken und über die Unterschiede hinweg sehen, seinen Horizont erweitern. Für Razag war sein Horizont gerade unendlich weit und rückte mit Cris ganz nah. Sie sah über die Narben und die Muskeln, geschmiedet, um zu töten, hinweg und direkt in das aufgeregt schlagende Herz des Orks. Crystin blickte auf seine Brust, während er ihre Hand auf sein Herz legte. Sie fühlte das heftige Wummern, das aufgeregte Pochen und lächelte dabei. Sie zuckte nicht zurück, wenn er ihr näherkam. Sie konnte nicht sehen, was andere aus ihm gemacht hatten und er gerade tief in sich hoffentlich für immer verschloss. Sie hatte einen Vorgeschmack seiner Vergangenheit, seiner dunklen Seite bekommen, als er durch das Lager gewütet war. Ja, er war blutrünstig aber er war auch ein Beschützer. Cris war nicht ängstlich vor ihm geflohen. Sie hatte ihre Angst überwunden, weil ihr wirklich etwas an ihm lag und das war das aller größte Geschenk das sie ihm machen konnte.
Aber es war aber nicht nur Dankbarkeit, die sein Herz schneller schlagen ließ. Es war die tiefe Glut, ein Funke der das ausgedörrte Herz des Orks hatte entflammen lassen, das wie Zunder in ihrer Zuneigung auf ging. Razag brannte für seine kleine Heilerin. Crystin bewies, dass sie einfühlsam und aufmerksam war. Sie gab ihm die Zärtlichkeit zurück, die er gab. Dabei ging es nicht um schnöden Sex. Auch wenn die Luft knisterte und in Spannungen geriet. Noch nie hatte sich Razag einem anderen Wesen so nah gefühlt oder so lebendig. Das hier war auch SEIN erstes Mal!
Es war unendlich aufregend zu fühlen, was kleine liebevolle Berührungen auslösen konnten, wenn sie mit der richtigen Intention getan wurden, wenn sie aus Liebe kamen. Razag spürte die Lieblichkeit ihrer Seele auf seiner wie frischer Morgentau und gemeinsam verflochten sie ihre zarten Bande miteinander. Er bekam keinen Ton mehr raus, was auch gut so war. Vielleicht hätte er es sonst doch noch geschafft, etwas an der perfekten Situation zu zerstören. Razag fehlten die Worte, aber das machte nichts. Seine Blicke, seine tränenfeuchten Augen, sprachen für ihn. Auch Cris war gerührt und ihr glasig...nein fiebriger Blick verriet ihre tiefen Gefühle für ihn. Auch sie war ganz ergriffen von dem, was sie beide spürten.

Es gab nur ein kleines... nun nicht mehr soooo kleines Problem zwischen ihnen. Razags Herz war nicht allein angeschwollen und ganz hinten im seinem Hinterkopf wunderte sich der Ork über das ungewöhnlich warme Wasser, das sich um sie herum ungewohnt aufgeheizt hatte. Hatte Nalia da ihre geistigen Finger im Spiel? Veränderte sie die Strömung des Meeres, damit ihr dummer Ork nicht doch noch im letzten Augenblick versagte? Aber aktuell machte sich Razag darüber keine Gedanken. Genauer gesagt dachte er überhaupt nicht mehr.

Razag war vollkommen gefangen von den Reizen einer anderen Seele. Er hatte sich Kopfüber in Cris Seele verknallt. Ihre Reinheit war der Gegensatz, den es gebraucht hatte um ihn aus seiner Einsamkeit zu locken und seine harte Schale aufzubrechen. Sie hatte das schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen geschafft. Mit ihren heilenden Händen hatte sie einfach seine Abwehr unterwandert, ihm gar keine Chance gegeben sich nicht in sie zu verlieben. Razag war glücklich darüber! Er hatte sich Kopf über in dieses unbekannte Abenteuer 'Liebe' gestürzt, denn es war nicht nur das Verlangen oder ein schöner Körper, es war diese tiefe Verbundenheit zu einer Seele, die ihn anmachten. Der Rest war einfach. Sein Körper folgte seinem Herzen und Crystin folgte seinem Blick in tiefere Gefilde und senkte den Kopf. Sie betrachtete im Ansatz das, was ihre Schenkel, ihr Schoß schon zu spüren bekamen. Crystin’s Atem stockte. Es war nicht der Anblick, sondern vielmehr das Gefühl, das sie bekam, als sie sich bewusstwurde, dass der Moment gekommen war. Auch Razags Atem stockte. Das Auflodern des Feuers in ihren Augen war ein Anblick, der allein schon Razag fast zum explodieren gebracht hätte. Langsam tastete ihr Blick zurück in seinen und verankerte sich darin. Sein kleines Nicken, seine Zustimmung wurde nicht übersehen. Wo vorher Unsicherheit geherrscht hatte, da war nur noch Klarheit – auf beiden Seiten. Das hier war nicht nur einvernehmlich, es war Wunsch und Erfüllung in einem Atemzug. Razag dachte nicht mehr nach. Alle Sorgen waren weg gewischt, wie von einer Tafel. Er übergab sich ihr leer, damit sie ihn neu beschreiben konnte.
Cris legte einen Arm um seinen Nacken, zog sich etwas dichter zu ihm heran und drückte ihre Brüste gegen seine Haut. Sein Atem hob seinen Brustkorb und er kam ihr entgegen. Razag badete in ihrem Anblick. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, bebten vor Anspannung. Sie erhob ihr Becken ein wenig und Razags Atem versagte. Die Anspannung war zu groß. Aber er konnte bekanntlich auch eine Weile ohne Sauerstoff auskommen. Sie blickte in sein Gesicht, bereit, dieses erste Erlebnis nur mit ihm und ohne die Welt zu fühlen. Von seiner Umgebung bekam er nichts mehr mit. Nur noch Cris und er zählten. Jede ihrer Bewegungen wurden zu einem ganzen Kapitel in seinem Leben. Die Welt schrumpfte um sie zusammen und dehnte sich in diesen kleinen Empfindungen ins Unendliche aus. Dann glitt ihre kleine Hand zwischen sie und sie berührte ihn. In Razags Gehirn explodierten kleine Sterne, während sein Lendenschurz wohl durch zauberhafte Hände verschwand.

Vorsichtig… tastend und streichelnd berührte sie Razag und all seine Empfindungen bündelten sich um diesen Moment, woben ihn ein und verknoteten sich im Geflecht seiner Seele. Seine Lider senkten sich und er genoss den kostbaren Augenblick. Auch wenn er oft berührt worden war, so hatte Cris das einmalige Vorrecht, sich damit in sein Herz einzuschreiben. Die sanften Wogen des Wassers boten ihm den Frieden, den Raum um sich treiben zu lassen. Dann spürte er, wie ihre Hand seine gespannte Liebe in Position brachte und er atmete einmal scharf aus, als er ihre erste Körperwärme spüren durfte. Crystin senkte ihr Becken etwas hinab und legte dann ihre Hand ebenfalls an seine Wange. Seine Lider flatterten, aber er bekam sie nicht ganz auf. Sie kam seinem Gesicht so nahe, dass sie ihre Stirn an ihn lehnte. Dann senkte sie sich langsam weiter.

Wie war so etwas möglich? Wie konnte sich Nähe so gut anfühlen? Warum war die körperliche Annäherung plötzlich nicht mehr falsch. Sie war richtig! Cris hieß ihn Willkommen und er hatte wahrlich viele Frauen besucht, doch nie war es so gewesen. Sein Herz raste und wollte ihm aus der Brust springen um sich bei Cris für immer einzunisten. War so etwas überhaupt möglich? Warum liebte sie ihn? Sie hatte es ihm gesagt, trotzdem blieb es ein Wunder.

Razag aber spürte, wie sich seine Angebetete Millimeter um Millimeter um ihn legte. Crystin keuchte auf und er riss die Augen auf. Hatte er ihr doch weh getan? Aber er spürte nicht das Aufbauen des Drucks und auch nicht den kleinen Ruck und das hinein rutschen, wenn der Widerstand wich, wie es bei einer Jungfrau sein sollte... Es dauerte etwas, er war mächtig und sie vollkommen unerfahren, aber war sie wirtlich noch Jungfrau? Hatte das Leben ihr an anderer Stelle die kleine schützende Haut geraubt? Gedanken, die Razag nicht hatte, die vielleicht später aus dem Strudel der Empfindungen wieder auftauchen könnten, oder sie blieben verborgen und wurden im Sturm der Gefühle fort geweht und vergessen. Wer wusste das schon. Er nicht. Razag war gerade eine große grüne Masse aus reinster Glückseligkeit.

Er wurde von einer lieblichen Höhle empfangen, die ihn mehr als nur willkommen hieß. Crystin klammerte sich an ihn und hielt sich fest, so wie er sich an ihr. Er spürte das Zittern ihrer Beine und und hob seine Knie hinter ihr ein wenig an, damit sie besser saß und ihr eigenes Gesicht dazu nutzen konnte, sich langsam abzusenken. Sie stieß ihren Atem gegen sein Ohr und er wusste nicht ob er seine Hände wandern lassen sollte, sie streicheln oder einfach nur still halten sollte, bis sie sich an ihn gewöhnt hatte. Sein Unterbewusstsein wählte letzteres.
Langsam erhob sich Crystin noch einmal und senkte sich weiter, was ihn heftig aufstöhnen ließ. Stück um Stück versenkte sich Razag’s Liebespfahl in der Menschenfrau und bescherte ihm eine umschließende geborgene Sicherheit und ihr das Gefühl, vollkommen ausgefüllt zu sein, bis sie schließlich auf ihm saß. Es war ein bisschen wie ankommen, wie vollständig werden und erst dann zu erkennen, dass man vorher nur halb gewesen war. Er war in ihr, um sie herum, überall und sie war das Zentrum seines Körpers, seines Universums. Nichts anderes war mehr von Bedeutung.

Crystin’s Lippen bebten als sie den letzten Zentimeter in sich aufnahm, auch wenn es nicht die letzten waren. Razag wusste nur zu gut, dass in dieser Position das nicht möglich war. Er genoss aber auch die Sicherheit, die sein Wissen ihm gab. Andere Stellungen würden sie zu sehr beanspruchen und Cris hatte für ihr erstes Mal eine gewählt, die er gut kontrollieren konnte. Seine leicht angewinkelten Beine in ihrem Rücken verhinderten zu viel Druck auf ihre inneren Organe. Das musste nicht gleich beim ersten Mal sein. Was gleichermaßen ihm wie ihr ein wenig Sicherheit bot, hatte aber auch den enormen Vorteil, dass jene kleine Perle sich in einem sehr vorteilhaften Winkel gegen seinen Körper drückte und jede Bewegung ihres Beckens ihr nicht nur Dehnung sondern auch zusätzliche Freude schenken würde. Diesen Moment war es aber vollkommen still in ihm. Es war einfach perfekt. Cris war perfekt für ihn. Sie war so mutig! So furchtlos und so wollte er in allen Dingen auch für sie sein. Sie starrte Razag’s in die Augen und hatte ihre weit aufgerissen. Für eine unendlich lange Sekunde tat sich nichts. Das Meer schwappte, es rauschte und die Möwen kreischten über ihren Köpfen.
Sie spürten bei nur diese unglaubliche, erste Verbindung. Das, was ihnen da geschah, war… ein Wunder. Und Razag konnte sehen, dass sie so empfand. Es stand so deutlich in ihren Augen, dafür musste er nicht lesen können. Er musste nichts können, außer da zu sein und das war er.
„Du…“
, keuchte sie zitternd und wagte sich noch nicht, sich zu bewegen. Auch er hielt ganz still, denn auch er brauchte Zeit. Der Druck war enorm und er sehr nah am Rand seiner inneren Klippen.
„Du bist atemberaubend“
, brachte sie hervor und Razag keuchte auf als sie dann den Mut fand und begann, sich zu bewegen.
„Oh!“
, keuchte auch sie und spürte, wie die Reibung in ihrer Mitte ein vollkommen ungekanntes Feuerwerk auslöste. Anfangs war sie etwas zaghaft, doch schon bald wurde sie von ihren Gefühlen überrollt. Razag glaubte kurz, sie würde mit ihm davon galoppieren.
...wwwarte...
Fast wäre er sofort gekommen. Seine Hände geboten ihr etwas Einhalt, hielten ihr Becken und führten sie in einen gemäßigten langsamen Rhythmus hinein. Er wie sie waren vollkommen überwältigt. Cris liefen Tränen über die Wangen, während sie Razag in die Augen starrte, aber es war kein Schmerz, was er in ihnen sah. Seine linke Hand hob sich aus dem Wasser und strich sanft das Salzwasser ihres Glücks von ihrer Wange. Auf der anderen Seite küsste er den Streifen Tränen fort. In ihrem Blick fand er die Frage, ob es gut war und er lächelte selig. Razag war vollkommen und unwiderruflich ihr verfallen. Er gehörte ihr, mit jeder Zelle seines Körpers, jedem Gedanken, jedem Schlag seines Herzens. Ob es schön war für ihn? Sein einer Mundwinkel hob sich und sein Blick quoll über vor Liebe. Er hielt sie, umfing sie von innen wie von außen, war eins mit ihr und als sie sich vor lehnte, um ihn mit all den Glücksgefühlen zu küssen, empfing er Cris mit allem was er hatte. Die Weichheit ihres Mundes kostend, jede einzelne kleine Falte ihres Lippen, das war der Tropfen, der das Fass zum über... der das Meer zu Sturmflut auftürmte. Razag fühlte eine Welle Liebe über ihnen zusammen schlagen und gleichermaßen wie sein Körper unweigerlich tiefer in sie hinein wuchs. Einen Moment schoben sich ihre Lippen zwischen einander und gleichermaßen wuchsen sie noch enger zusammen und der Druck erhöhte sich. Razag hatte seine Arme um ihren kleinen Leib geschlungen, seine Oberschenkel keilten ihren Unterleib auf seinem ein und am liebsten hätte er sie auf der Stelle verschlungen. Alles an ihm wollte sie noch tiefer, noch inniger spüren und gleichermaßen, wie er nicht genug bekommen konnte, war er noch nie so übervoll. Konnten zwei Herzen ineinander aufgehen, wahrlich eins werden? Falls ja, dann war es bei Razag so. Wo seine Seele sich gleichermaßen auflöste und zu ihr hinüber glitt, da bildeten sich an anderer Stelle wahnwitzige Vorstellungen, dass sie einfach für immer so bleiben könnten. Adaptionen, dass er sie sich so vor seinen Bauch binden könnte um fortan sie immer so zu spüren... Ja, der Ork verlor seinen Verstand. War das schlimm? Er tat es ja nicht und er nahm sich sogar zurück. Sein Kuss war so übervoll von Liebe, aber seine Zunge blieb bei ihm. Es fühlte sich gut so an, wie es war. Noch mehr wäre zu viel. Raz spürte dieses überwältigende Verlangen, aber er erdrückte sie nicht, sondern überließ ihr die Führung, nachdem er ihr gezeigt hatte, wie sie sich selbst und auch ihm Freude bereiten konnte. Und es war nicht nur 'Freude'! Es war mehr! So viel Meer! Wellen der Leidenschaft brandeten an ihre Herzen und verbanden sich im Rhythmus ihrer langsam schaukelnden Körper. Razag löste vorsichtig den innigen Kuss und lehnte sich leicht zurück, was Cris mehr Raum für ihre Bewegungen gab. Er wusste, dass das womöglich ein Fehler seinerseits war, aber er wollte auch lernen. Er wollte erleben, was es hieß sich mit dem denjenigen zu verbinden, für dessen Herz man leben wollte. Langsam lockerte er seine fast umklammernde Umarmung und nahm einen Arm hinter seinen Rücken um sich dort abzustützen. Vorsichtig entblößte er damit erst seine Brust, sein Herz und seinen Bauch, dessen Muskeln sich rhythmisch immer wieder zusammen zogen. Nie war es so intensiv gewesen und sein Blick hatte seinen Anker in ihren Augen gefunden. Keine noch so kleine Regung wollte er sich entgehen lassen. Er studierte das Erstaunen, das Lernen und genoss ihr Erleben, was zu seinem wurde. Seine andere Hand ließ er an ihrer Hüfte. Sein Atem ging schnell und jede Bewegung war vielleicht die eine die ihn über den Rand schubsen könnte. Aber er hatte keine Angst mehr davor. Cris würde auch nicht über ihn lachen, oder ihn auspeitschen, wenn er ihr nur kurzes Glück bescherte oder sogar ganz versagte. Sie würden es wieder tun können... immer wieder, biss alles passte... versprach er sich und sein Herz wurde ganz warm. Razag hatte jetzt eine Verlobte, die ihn wollte. Eine Frau, die ihn nahm wie er war, die sich weder fürchtete, noch Ansprüche stellte. Das erste Mal in seinem Leben ging es nicht um Erfüllung von Wünschen oder Erwartungen, sondern einzig um zwei schlagende Herzen, die zueinander gefunden hatten. Gemeinsam konnten sie früher oder später den Horizont erreichen, da war er sich ganz sicher. Er war bereit sich fallen zu lassen.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Montag 11. März 2024, 10:12

Razag:

Nachdem Crystin es geschafft hatte, mit ihrer Liebe und ihrer Geduld und ihrem Willen, Razag so nahezukommen, dass sie einander erfahren durften, wurde sie mutiger. Sie spürte das unglaubliche Gefühl in sich und diese neue Erfahrung machte sie unbedarft. Dass sie, wenn sie sich zu schnell bewegte, dem ganze zu schnell ein Ende bereiten würde, ahnte Crystin nicht. Sie wusste es alles theoretisch und rein medizinisch, aber Crys war kein Mensch, der sich nur von Fakten leiten ließ. Sie war durch und durch Gefühlsmensch und lebte dafür, diese auch anderen zu geben. So wurde sie ein wenig zu schnell, dass Razag sie halten musste. Mit ruhigem Tempo erlebten sie beide, was es bedeutete, sich mit jemanden zu vereinigen, den man aufrichtig liebte. Es war für Razag vollkommen neu und eine wirklich erste Erfahrung, dass jemand sich seiner auf diese Weise näherte. Crystin wusste nichts von seinen Fähigkeiten, sie wusste nichts von seiner Bestie, die er bei Bedarf herausholen und tun lassen konnte, was wahnsinnige Frauen verlangten. Es war auch nicht wichtig, ob er besonders lange oder besonders kreativ werden konnte. Crystin wollte das. Und zeigte ihm das auch. Sie schaute ihm unumwunden in die Augen und konnte die Tränen des Glücks nicht aufhalten. Sein Daumen strich das Wasser ihrer Gefühle beiseite und sie lächelte ergriffen. Sich leicht in seine Berührung schmiegend, fragte sie stumm, wie es sich für ihn anfühlte. Und Razag konnte keine Worte dafür finden. Auch er war ergriffen, selig und glücklich. Glück wurde mehr, wenn man es teilte und gerade er hatte es mehr als verdient. Die Schatten, die er noch auf dem Floß heraufbeschworen hatte, die gab es in diesem Moment nicht mehr. Crys lehnte sich vor, küsste ihn und er empfing sie mit einer Reinheit im Herzen, die wie eine neue Leinwand war. Crys vertrieb mit ihrer Liebe jede Dunkelheit in ihm und er durfte spüren, wie er sich erneuerte. Mit jeder Bewegung ihres Beckens, sendete ihre Liebe feine Impulse in seinen Körper. Und jeder einzelne Impuls fuhr durch ihn hindurch und schien jedes Gefäß, jede Ader und jede Vene zu erneuern.
Diese Vereinigung war etwas ganz besonderes, auf mehrere Arten. Jedes Mal, wenn ihre Lippen übereinander streichelten, füllte sich das große Orkherz mit etwas Reinem an. Als würde Crystin in ihm etwas hinterlassen, das ihm fortan als Wegweiser dienen könnte. Es waren kleine Perlen voller Glück, die er jederzeit in sich wachrufen konnte, wenn das Leben ihm vielleicht zu viel abverlangte. Mit jedem Kuss, jeder Bewegung, trieben die beiden Herzen auf der Welle des Glücks und begleitet vom Rauschen des Ozean’s dahin und flossen entgegen aller Erwartungen, der Quelle entgegen. Sie erklommen gemeinsam den Berg, der sich ihnen in den Weg hatte stellen wollen. Jeder Gedanke, ob etwas nicht passte, nicht sein sollte, oder Irrsinn wäre, wurde auf ihrem gemeinsamen Weg dem Höhepunkt entgegen ausgemerzt. Sie erreichten gemeinsam die Spitze. Crystin hörte nicht mehr auf und öffnete nur ihre Augen, um Razag anzusehen. Sie war so weit und er durfte spüren, dass auch er nicht länger aushalten konnte. Das hatte weder etwas mit fehlender Ausdauer oder mangelndem Können zu tun… Sie waren, wie er für sich erkannte, einfach übervoll. Sie waren so angereichert mit Liebe und Glück, dass es nicht länger aufgefüllt werden konnte. Crystin’s Atem ging heftig und sie ließ ihre Mitte immer wieder über ihn gleiten, rieb sich dabei gleichzeitig selbst zum Glück. Ihre Körper schwitzten, trotz des kühlenden Meeres um sie herum. Und auch Razag spürte, wie er anschwoll, wie er nicht länger dagegen ankämpfen wollte. Und während sie gemeinsam an der Spitze standen und auf eine neue, gemeinsame Zukunft blickten, da nahm Crys in metaphorisch an die Hand, schaute in seine Augen und… Sprang.

In eben jenem Moment, da sie gemeinsam den Höhepunkt erlebten, änderte sich alles. Crystin warf den Kopf in den Nacken und wirklich alles an ihr sendete einen unwahrscheinlich hellen Lichtstrahl aus. Er kam ihr aus den Augen, aus dem Mund, aus ihren Armen, ihren Beinen. Überall strahlte pures Licht ab und schickte jenen sogar bis zum Himmel aus. Er war überall zu sehen, erhellte das Land und tauchte es in ein warmes Licht. Razag wurde, während er seinen Höhepunkt erlebte, geblendet und gleichzeitig konnte er die Wärme spüren, die dieses Licht seiner Heilerin aussendete. Es war liebevoll, rein und nichts daran konnte verbrennen oder verzehren. Lichtpunkte tanzten vor seinen Augen und er spürte, das sich etwas verändert hatte. Dass etwaige Ketten, die er aus der Zeit in Morgeria noch hatte, durch Crystin’s Liebe gesprengt wurden. Er konnte fühlen, dass etwas mit ihm geschehen war und sich grundlegend in seinem Innern änderte. Er war frei. Er konnte seine Sterne neu ordnen, sich von all dem Schlechten freimachen. Er würde in ein neues Leben starten und hätte alle Trümpfe in der Hand. Doch zuvor… kehrte Crystin in seine Arme zurück. Der Lichtstrahl war versiegt und sie sank an seine Brust, legte ihren Kopf an seinen Hals und ihre Arme um seine Schultern. Crystin hielt ihn und rührte sich nicht. Sie fühlte sich warm an und weich. Etwas verschwitzt und trotzdem zart. Sie löste sich auch noch nicht von ihm, blieb sitzen und spürte einfach nur nach, was sie soeben miteinander geteilt hatten. Razag hatte noch einen Moment damit zu tun, dass die Lichtpunkte vor seinen Augen verschwanden.
Wenn er sie schloss, zuckten weiße Punkte blitzartig hervor und wenn er sie öffnete, waren sie schwarz. Nur langsam verblassten sie wieder und er erkannte, dass Crystin von einem leichten Schimmer umgeben war. Es war ein warmes gelb und waberte um sie herum, als würde sie leuchten. “Du hast es geschafft!“, hörte er plötzlich eine bekannte Stimme, die in seinem Kopf bereits zuvor schon für ordentlich Verwirrung gesorgt hatte. “Ich gratuliere!“ Es klang aufrichtig und mit jedem Wort irgendwie... näher und weniger nach seinen Gedanken. Sobald er seine Augen öffnete, konnte er erkennen, wie eine schlanke, weibliche Person aus den Fluten aufstieg und im seichten Gewässer auf ihn zukam. Er konnte die goldenen Augen sehen und das feine Blaugrün ihrer Haut, das im Sonnenlicht schimmerte. Er sah, wie hier und da Muscheln und Seetang als Schmuck den Körper zierten. An ihren Händen und ihren Füßen befanden sich Schwimmhäute zwischen den Zehen und Fingern. In einigem Abstand blieb sie stehen und lächelte auf Crystin und Razag herab. „Hallo, Razag. Ich bin es, Nalia…“, sagte sie und verneigte sich leicht vor ihm. Crystin aber rührte sich nicht. Sie schien die Aquadin nicht zu hören, aber Nalia stand ganz klar neben ihnen im Wasser. Was war hier los?

Synnover:

Niemand ging wohl davon aus, dass einem Sklaven, der sein ganzes Leben in Diensten verbracht hatte, überhaupt so etwas wie Besitzansprüche stellte. Es war normal geworden, ihm alles zu nehmen, ihm nichts zu lassen und ihn nicht in die Verlegenheit zu bringen, dass er glaubte, er könne daran etwas ändern. Dass Zarrah nun eben jenes Kästchen mit dem kostbarsten Geheimnis öffnete und ihm entriss, war schlicht zu viel. Es war das, was seine Seele noch für das letzte bisschen Selbstachtung zusammengehalten hatte. Und es zerfaserte im Wind, wie es die Seele des einstigen Sklaven tat. Syn wollte nichts so sehr als davonzulaufen. Er rannte… rannte buchstäblich von diesem Gefühl davon und trug es dennoch mit sich. Nichts konnte er mehr denken, nichts verstehen. Alles war belanglos, aber nicht das. So rannte er, bis er einfach aufgeben musste. Seine Muskeln besaßen Ausdauer, kannten das viele Rennen und Trainieren, aber sie waren nicht unerschöpflich. So begannen sie ihn zur Ruhe zu zwingen, in zum Stillstand zu zwingen, was er für das endgültige Ende hielt. Ohnehin nicht in der Lage, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf die kreischende Leere in seinem Herzen, verstolperte er sich und verlor mit einem Mal endgültig den Halt. Hatte die Erde noch dafür gesorgt, dass er zumindest rein physisch anwesend war, entließ sie ihn mit einem Mal aus ihrer Anziehung und er schien ebenso im Wind zu vergehen, wie es sein Name, sein Besitz getan hatte. Er würde ihm folgen. Auch er würde verschwinden und hätte niemals existiert. Dass er nicht gesehen wurde, zeigte ihm dann aber doch das Leben. Mit einem kräftigen Zupacken, schloss Zarrah ihn in ihre Arme und fiel mit ihm gemeinsam zurück auf den Boden der Klippen. Sie hielt ihn, barg ihn in ihre Arme und spendete ihm Wärme und Halt. Sie klammerte sich nicht an ihm fest, engte ihn nicht ein, sodass er spüren konnte, dass er hier nicht in Gefahr wäre. Ihr Herz hämmerte, ihr Atem ging schnell. Sie musste gerannt sein oder sich äußerst erschrocken haben. Schon flogen die Worte auf ihn nieder, die er kaum in der Lage war zu fassen. Syn fühlte die Wärme, aber er konnte sie nicht verarbeiten. Er war leer, vollkommen leer. Ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Und die Dunkle versuchte ihn mit Worten, mit Anekdoten abzulenken. Sie erzählte ihm von der Wahrheit über das Brautkleid. Ihre Reaktion war damals bezeichnend gewesen, aber sie hatte sich darüber ausgeschwiegen. Und sie erzählte ihm, dass auch sie Zwängen unterlegen war. Dass sie hätte heiraten sollen und es offenbar nicht getan hat. Sie regte seinen Geist an, sich mit etwas anderem zu beschäftigen als jener Leere. Syn blieb, wo er war. Er rannte nicht mehr, spürte die Erschöpfung seiner Beine. Zarrah aber löste sich, sobald sie sicher sein konnte, dass er nicht wieder laufen würde. Sie beobachtete ihn, erzählte ihm sogar noch mehr. Sie gab ihm etwas zurück, weil sie verstand, was sie angerichtet hatte. Ihre dargebotene Hand konnte Syn nicht annehmen. Also griff sie nicht danach. Sie ließ ihn ausruhen, ließ ihm die Zeit, die er benötigte. Aber Zarrah blieb derweil nicht untätig. Während Syn in eine Art Vakuum gefangen blieb und versuchte zu Atem zu kommen, da bewegte sich Zarrah am Rande seiner Aufmerksamkeit.
Während er versuchte den Wind zu bändigen und es nicht schaffte, sondern zum Warten verdammt wurde, da wurde Zarrah Herrin über das Feuer. Sie erschuf ein kleines Lager, brachte einige Holzscheite zum Brennen und griff dann nach einem Rucksack, den sie offenkundig aus dem Lager geschnappt hatte. Sie öffnete ihn und holte eine Decke heraus. Natürlich hatte Zarrah nicht erst Sachen gepackt, nachdem sie Synnover davonrennen, gesehen hatte. Aber sie hatte nach etwas Habe gegriffen, als auch sie das Lager mit Erin und Amos erreichte und wollte nicht gänzlich ohne etwas dem rennenden Kaninchen hinterher. Wer hätte schon gewusst, wo er endete? So besaß Zarrah zumindest einige Dinge, die jetzt hilfreich wurden. Während Syn noch immer versuchte, seine Lungen wieder zu beruhigen, baute Zarrah ein kleines Lager. Es bestand nur aus einer Decke und einem minimalen Lagerfeuer, aber es reichte, um das Licht in all der gefühlten Dunkelheit zu entzünden. Syn rührte sich über einen langen Zeitraum nicht. Zarrah aber blieb bei ihm. Sie saß neben ihm, nachdem er es unter größter Anstrengung geschafft hatte ihre Nähe zu erreichen und hatte die Decke über ihn gelegt. Sie wartete. Stoisch saß sie mit dem Blick auf den Ozean gerichtet da und ließ sich nicht anmerken, was sie dachte oder fühlte. Sie würde warten, solange er es brauchte.

Synnover aber spürte, dass er langsam wieder Luft in seine Lungen bekam, ohne, dass es schmerzte. Er fühlte, dass seine Beine nun nicht mehr taub waren, aber brannten. Seine Muskeln würden sich die nächsten Tage immens beschweren und ihm das Leben zum Harax machen. Aber er würde leben und er würde spüren, dass er lebte. Wenn man Schmerzen hatte, dann wusste man, man war am Leben oder nicht? Während das Feuer knackte und knisterte und ein paar Funken in die kühle Luft stoben, da öffnete Syn seine Augen wieder. Er lag inzwischen bei Zarrah, mit dem Kopf auf ihrem Schoß. Sie hatte ihn darauf gebettet und er schien es nicht mal gemerkt zu haben. Aber sie war da und bot ihm zumindest einen Anker, sofern er einen wollte. Yolintha hatte ihm seine Gefühle entrissen und ihn allein gelassen. Zarrah tat das nicht. Sie hatte ihm nicht schaden wollen, sondern wollte ihm etwas geben. Wissen und ein Stück seiner wahren Persönlichkeit. Sie wusste um sein Geheimnis. Aber nicht, um ihn zu zerschmettern, sondern, um ihm etwas wiederzugeben, was ihm vor so langer Zeit genommen worden war. "Lässt ... du mich ihn ... nochmal hören? Den Namen?" Er wagte nicht mehr ihn sein Eigen zu nennen. Zarrah blickte auf sein Gesicht, welches in ihrem Schoß ruhte und hielt ihren Blick in seinem. Ihre linke legte sich auf seinen Brustkorb, der unter der Decke war. Das Feuer und die Decke gaben Syn etwas Wärme und sie ebenfalls. Sonst wäre er wohl noch zusätzlich erfroren. Seine krächzende Stimme ließ Zarrah sich kurz nach hinten abwenden, bis sie eine Flasche mit Wasser hervorholte. Sie öffnete sie und legte sie an seine Lippen, dass er trinken konnte. Nur ein paar kleine Schlucke, bevor sie wieder abließ.
"Meinen Namen? Einmal noch?" Die Dunkle musterte ihn und Milde trat in ihr Gesicht. „Synnover…“, antwortete sie und blickte ihn abwartend an. Sie hielt ihren Blick in seinem und erwiderte ihn mit einer unendlichen Ruhe darin. Dabei bemerkte sie scheinbar nicht, wie sich ihre Finger an seinen etwas länger gewordenen Strähnen zu schaffen machten. Sie zwirbelte leicht daran und strich sie ihm dann aus der Stirn. „Ein Sohn Hymlia’s“, erklärte sie ihm und ihr Blick kletterte langsam über sein Gesicht, dass er ihrem folgen könnte. Sie schaute zum Himmel, irgendwo über dem Meer und nickte leicht. „Du stammst aus den Wolken, Syn…“, sprach sie leise und strich erneut über seine Haare. Einen Moment schaute sie in die Richtung. Man konnte nichts erkennen, außer einige Wolken weit über dem Meer, ansonsten war der Himmel blau, das Wetter schön, nur etwas kalt. Die Sonne überschritt nun deutlich den Zenit aber strahlte noch unumwunden. Zarrah wandte den Blick zurück in das Gesicht des Menschen. „Du bist nicht verloren… du hast eine Heimat“, sagte sie warm und voller Ehrlichkeit. Und kurz nachdem sie ihm das sagte, blitzte ein heller Strahl über den Himmel und tauchte alles in ein warmes Licht der Zuversicht. Zarrah sah kurz auf und betrachtete das wunderhafte Schauspiel, dann kehrte sie aber mit ihrer Aufmerksamkeit zu Syn zurück und musterte ihn erneut. Zarrah nahm nicht. Sie gab und wollte geben. Sie wollte ihm die Freiheit schenken und hatte ihm das Sklaventum genommen. Damit er bereit wäre, für etwas Neues. Etwas Echtes. Etwas, das seins wäre.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Montag 11. März 2024, 12:53

Es war neu! Für Razag war es vollkommen neu und eine wirklich erste Erfahrung, dass jemand sich seiner mit Liebe im Herzen näherte. Hinter diesem Glück verschwamm seine Vergangenheit. Er konnte los lassen, sich fallen lassen und neu werden.
Sein Daumen strich das Wasser ihrer Gefühle beiseite und gern hätte er diese Tränen des Glücks für immer wie Diamanten in einem Kästchen bewahrt. Doch Tränen waren flüssige Gefühle und auch diese vergingen. Doch dieses wunderbare Wesen schmiegte sich in seine Berührungen und war genauso ergriffen, selig und glücklich wie er. Sie lebten den Moment und wo er zuvor ihre Worte nicht verstanden hatte, so 'erlebte' er nun, was sie gemeint hatte. Crys vertrieb mit ihrer Liebe jede Dunkelheit in ihm und er durfte spüren, wie er sich erneuerte. Nach diesem Erlebnis hier wäre er ein anderer! Er wäre immernoch Raz'ulak der Furchtlose, wenn er auf Namen etwas geben würde, denn ganz ließ sich keine Vergangenheit ablegen, aber er würde nicht mehr auf die dunklen Stimmen hören. Jetzt wäre er nur noch Razag, oder jeder Name, den sie ihm geben wollte. Eine andere Stimme hatte das dunkle Flüstern ersetzt. Der Klang von Cris leichtem Seufzen, wenn sie sich bewegte, das leise Stöhnen, wenn sein Körper sie vervollkommnete, das weiche Gefühl ihrer Lippen und allem voran ihre Liebe machten aus dem blutrünstigen Ork, einen überaus zahmen Liebhaber. Liebhaber war dafür aber ein viel zu kleines Wort, auch wenn er Cris sehr sehr lieb hatte! Razag verdankte ihr so viel mehr für diese Erfahrung. Es machte ihn nicht nur neu, Cris schenkte ihm etwas, das er nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, es jemals zu empfinden.
Freiheit.
Nicht die Freiheit, in die Zarrah ihn entlassen hatte. Cris befreite sein vernarbtes Herz. Sie heilte ihn in mehr als nur einer Weise. Das Leben hatte ihn so grausame Taten vollbringen lassen, dass die Narben davon sich wie ein fester Panzer um seinen großen schlagenden Muskel gelegt hatten. Er hatte sie immer hinter seiner Freundlichkeit versteckt, jeden in sein offen stehendes Herz eingeladen, egal wie schlecht sie ihn behandelten, denn jeder Schmerz den man ihm bereiten würde, jede Beleidigung, selbst eine verratene Freundschaft wäre nicht halb so schlimm wie das, was man ihm angetan hatte. Aber wer genau hinsah, der erkannte die Abgründe. Cris sah hin. Sie hatten schon eine Weile nebeneinander her gelebt und sie kannte ihn auf eine Weise, betrachtete ihn auf eine Weise, wie niemand es sonst tat. Und trotzdem liebte sie ihn!
Es war allgemein bekannt gewesen, dass er nicht nur in der Arena mit seinen Fähigkeiten äußerst kreativ zu morden glänzte. Die Übernachtungen im Hause Tenebrée, seine 'Ehrung' als Liebesdiener mit dem Ring war kein Geheimnis. Razag war sehr lange sogar 'stolz' auf seinen Erfolg gewesen, hatte vor andern damit ganz offen 'geprahlt', weil so ein Verhalten erwartet wurde. Aber er hatte es tatsächlich auch hin und wieder genossen, denn sie ermöglichten ihm einigen Luxus, wie regelmäßige Bäder, die er mehr brauchte, als viele wussten. Cris hatte sich trotz allem in ihn verliebt und wenn er schon vorher heimlich hin und wieder nur mal ein Auge auf sie geworfen hatte, sich dann in Cris verliebt hatte, so war er ihr nun vollends verfallen.
Sie schälte alles schlechte von ihm ab, pellte ihn wie eine Kartoffel, schnitt mit der scharfen Klinge der Liebe die Schlechtheit von seinen Erinnerungen wie die Schale einer Orange. Niemand wusste um die Abgründe, die sich tief in ihm verborgen hielten. Niemand außer... Flussnadel vielleicht? Die Klinge hatte ihre ganz eigene Stimme ...ein Echo in ihm und sobald er sie in die Hand nahm, zapfte sie das Dunkel in ihm an. Sie war aber jetzt gerade sehr fern und lag weit weg an einem Lagerfeuer. Aber Cris war bei ihm und ganz nah. Sie war das absolute und vollkommene Gegenteil. Ihre Liebe war wie ein Suchscheinwerfer, wie ein Leuchtturm in der Finsternis. Sie war wie eine kostbare Muschel und mit jeder Bewegung ihres Beckens, sandte ihre Liebe feine Impulse in seinen Körper und jeder einzelne Impuls fuhr durch ihn hindurch und schien jedes Gefäß, jede Ader und jede Vene zu erneuern.
Diese Vereinigung war etwas ganz besonderes, auf mehrere Arten. Jedes Mal, wenn ihre Lippen übereinander streichelten, füllte sich das große Orkherz mit etwas Reinem an. Fühlte sich so überlaufen vor Glück an?
Razag weinte! Tatsächlich! Tränen liefen ihm nun aus den Augen. Unaufhaltsam und ohne Scham weinte er in Cris Armen, während ihr Körper langsam auf ihm auf und ab glitt. Es waren kleine Perlen voller Glück, die seine Augen verließen und gleichzeitig immer mehr wurden. Etwas von dem Leid würde mit jeder Träne fort gespült und mit jedem Kuss, jeder Bewegung, trieben die beiden Herzen auf der Welle des Glücks davon. Jeder Gedanke, ob etwas nicht passte, nicht sein sollte, oder Irrsinn wäre, wurde auf ihrem gemeinsamen Weg dem Höhepunkt entgegen ausgemerzt. Crystin hörte nicht mehr auf und öffnete nur ihre Augen, um Razag anzusehen. Sie war so weit und er durfte spüren, dass auch er nicht länger aushalten konnte. Hand in Hand standen sie an der Klippe. Die Perlen waren zu viel geworden, quollen über... Sie waren übervoll! Crys nahm ihn metaphorisch an die Hand, schaute in seine Augen und… sprang. Razags Welt explodierte... ...tatsächlich!!!
In eben jenem Moment, da sie gemeinsam den Höhepunkt erlebten, änderte sich alles. Razag hatte einen Moment die Augen geschlossen gehabt, als sein Körper ihn zum Horizont und zurück schickte. Die Welt war eine Scheibe und er fiel über den Rand und wurde in der nächsten Sekunde hier mit Cris wieder geboren. Doch dann sandten seine Nerven diese grellen Lichtblitze...

Er blinzelte. Crystin hatte den Kopf in den Nacken geworfen und wirklich alles an ihr sendete einen unwahrscheinlich hellen Lichtstrahl aus. Er musste das Gesicht abwenden. Überall strahlte sie pures Licht ab und schickte jenen sogar bis zum Himmel aus. Es erinnerte an den kleinen Moment, in der Taverne im Wald, als sie aus seinem Bett gepurzelt war, aber war um ein tausendfaches intensiver. Es war überall zu sehen, erhellte das Land und tauchte es in ein warmes Licht.
Razag wurde, während er noch seinen Höhepunkt abebte, geblendet und gleichzeitig konnte er die Wärme spüren, die dieses Licht seiner Heilerin aussendete. Es war liebevoll, rein und nichts daran konnte verbrennen oder verzehren.
... mein Leuchtfeuer in der Nacht.
Seine Gedanken kehrten langsam und träge zu ihm zurück. Der Lichtstrahl versiegte und Cris sank an seine Brust, legte ihren Kopf an seinen Hals und ihre Arme um seine Schultern. Crystin hielt ihn und rührte sich nicht. Sie fühlte sich warm an und weich.
Was war das?
Natürlich war das nicht normal... also für gewöhnlich nicht. Bisher hatte er noch nie eine Frau zum Leuchten gebracht. Razag hatte es zwar schon im Ansatz vorher bei ihr erlebt, aber DAS war mehr, als er erwartet hatte. Unbewusst fragte er sich sogar, ob das jetzt immer passieren würde, wenn sie zusammen waren? Das könnte zum Problem werden, wenn sie jedes Mal wie ein Leuchtrurm strahlte. Es könnte Aufmerksamkeit auf sie ziehen, mehr als die Razag gewillt war mit neugiereigen Augen zu teilen. Aber der Nachhall seiner Liebe war noch zu nah, als dass es ihn solche Gedanken wirlich bewusst wurden.
Still lag seine Liebste in seinen Armen und gemeinsam genossen sie noch ein Weilchen ihre Verbundenheit. Razag hatte auch noch einen Moment damit zu tun, dass die Lichtpunkte vor seinen Augen verschwanden und blinzelte immer wieder. Nur langsam verblassten sie wieder und er erkannte, dass Crystin von einem leichten Schimmer umgeben war. Es war ein warmes gelb und waberte um sie herum, als würde sie leuchten.
“Du hast es geschafft!“
, hörte er plötzlich eine bekannte Stimme: Nalia.
Was geschafft...?
'Geschafft' klang in dieser Szenerie irgendwie merkwürdig, aber vielleicht hatte die Aquadin das gleiche ausgeprägte Talent nicht die richtigen Worte zu finden. Außerdem empfand er sie gerade eher als störend. Da war sie also, die erste Schaulustige?
“Ich gratuliere!“
, nervte sie weiter.
Gratulation zu was?
Es klang zwar aufrichtig, aber passte irgendwie nicht. Warum beglückwünschte sie ihn und was hatte er geschafft? Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Wenn er früher etwas 'geschafft' und gelobt worden war, dann war es danach meistens vorbei....quasi erledigt und er durfte nach Hause in seine Zelle. Razag wollte aber nicht, dass das mit Cris und ihm vorbei wäre. Mit jedem Wort klang die Stimme auch irgendwie... näher und weniger nach seinen Gedanken, was noch irritierender war. Als er seinen Kopf zu der Geräuschquelle wandte, konnte er erkennen, wie ihre schlanke, weibliche Gestalt aus den Fluten aufstieg und im seichten Gewässer auf ihn zukam. Er blinzelte abermals.
Das ist... merkwürdig real. Warum höre ich dich? ...so.
Zuvor hatte er maximal ein verschwommenes Bild als Spiegelung im Wasser gesehen. Nie mehr. Nun konnte er die goldenen Augen sehen und das feine Blaugrün ihrer Haut, das im Sonnenlicht schimmerte.
Zu real.
Er hielt immernoch Cris in seinem Arm und auch auf seinem Schoß was durchaus etwas irritierend war, wenn man sich dabei mit einer anderen Frau unterhielt, sei es auch nur in Gedanken. Langsam verspannte er sich etwas. Er sah, wie hier und da Muscheln und Seetang als Schmuck den Körper zierten, der da auf ihn und Cris zu kam. An ihren Händen und ihren Füßen befanden sich Schwimmhäute zwischen den Zehen und Fingern, so deutlich sah er sie. Dass sie ausgerechnet jetzt auftauchte, war wirklich seltsam und irritierend. Irgendwie fühlte es sich an, als hätte sie auf diesen Moment gewartet...?
In einigem Abstand blieb sie stehen und lächelte auf Crystin und Razag herab.
„Hallo, Razag. Ich bin es, Nalia…“
, sagte sie und verneigte sich leicht vor ihm.
Ich weiß, wäre nett, wenn du uns allein lässt... das hier... ist doch eher... privat.
Crystin rührte sich nicht und er streichelte mit einem Finger ihren Nacken, hielt sie ansonsten beschützend im Arm. Sie schien die Aquadin nicht zu hören, aber Nalia stand ganz klar neben ihnen im Wasser. Langsam wurde das hier unangenehm, also hob er Cris vorsichtig ein Stück an und trennte damit ihre körperliche Verbindung, behielt sie aber im Arm.
Einmal tief durchatmen.
Was ist hier los? Du... bist ...anders. Oder bin ich ...verrückt?
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Montag 11. März 2024, 19:07

Syn schlug die langsam die Augen auf. Der Boden unter ihm fühlte sich hart und kalt an, er fror dennoch nicht. Eine Decke lag über ihm und sein Kopf ruhte weich. Das Knistern eines Feuers ganz in der Nähe verriet es, bevor ihm auch die Wärme von der Seite bewusst wurde. Wann war er eingeschlafen und für wie lange? Es konnte keine Ewigkeit her sein, der Himmel war immer noch hell und klar, ebenso wie das tiefgrüne Augenpaar, das ihn musterte. Zarrah. Sie strich ihm mit den Fingern einige Strähnen aus der Stirn. Sein Haar war schon wieder viel zu lang geworden und er führte kein Messer mit sich, um die kürzeren Stellen auf wenige Millimeter herunter zu scheren. Sicher wuchs ihm bereits auch eine hauchdünne Schicht an Flaum den Kiefer entlang, die ihm eher einen Schatten verlieh als einen wirklichen Bart. Noch kratzte es nicht, trotzdem hatte Syn in Morgeria immer Wert darauf gelegt, für die Damenwelt glatt und weich zu sein. Wo steckte sein Rasiermesser? Seins ... Nichts war ihm. Zarrah hatte es doch verdeutlich. Oder nicht? Er blickte zu ihr auf, dass sie einander lang und schweigend anschauten. Sie war noch da, zusammen mit ihrem ... besorgten und entschuldigenden Blick. Ihre Worte waren noch da. Den Name, den sie geraubt hatte. Seinen Namen...
Er hatte unendlich schön geklungen, ausgesprochen. Syn erinnerte sich kaum daran, ihn selbst gesagt zu haben. Er musste es jedoch getan haben, denn die Orks hatten solche Schwierigkeiten mit der Betonung gehabt, dass er zu Syn geworden war. Syn, das Haustierchen. Syn, das weiße Kaninchen. Synnover gab es fortan nur noch in seinem Kopf, in seinem Herzen. Er hatte den Namen nie wieder ausgesprochen. Woher kennt sie ihn? Er runzelte die Stirn, doch ein anderer Wunsch war drängender. Er bahnte sich seinen Weg die Kehle empor und stieß sich wie ein todesmutiger Klippenspringer von seinen Lippen. Hinter ihm krächzte der Wind, schabte an Syns Stimmbändern entlang. Auch jetzt war Zarrah da, sofort. Sie beschaffte ihm Flüssigkeit, ließ ihn trinken und Syn nahm es an. Still, aber dankbar. Sie ist noch da. Der Name auch? M-mein Name...? War er noch immer ein Teil von ihm? Gehörte er nach wie vor ihm, auch wenn man ihn aus seiner Seele gerissen und an die Oberfläche gezerrt hatte, gleichermaßen wie das Kaninchen aus dem Geschwür heraus, das sich Morgeria nannte?
"Synnover..."
Zarrah konnte es nicht sehen, doch über Syns gesamten Körper legte sich eine Gänsehaut, jagte ihm wohlige Schauer den Rücken herauf und wieder herunter, dass er leicht erbebte. Für diesen Augenblick ließ gar das Brennen in seinen Muskeln nach. Er seufzte tief und schloss kurz die Augen, um dem Nachhall dieses Namens zu lauschen. Seines Namens.
"Ein Sohn Hymlias."
Erneut hob er die Lider an. Er suchte gezielt nach einer Antwort in Zarrahs Augen, aber die Smaragde waren so ruhig und tief. Eher würde er sich darin verlieren, als eine Erklärung zu erhalten. Es passierte bereits. Syn starrte sie an. "Wessen Sohn?", fragte er, konnte doch mit dem Begriff nichts anfangen. Er ahnte nicht, dass sich dahinter keine Person, sondern ein Ort verbarg. Er wusste nichts.
Zarrah war da. Sie ließ ihn damit nicht allein, im Gegenteil. Langsam führte sie ihn an Wissen heran, das er niemals erhalten hätte, wenn er seinen Namen weiterhin in seinem Innersten vergraben behalten hätte. Wobei Zarrah ihn vorab schon gewusst hatte. Er hatte ihr ihn nicht mitgeteilt. Ihr nicht, Yolintha nicht, Karrish nicht. Niemandem. Woher weiß sie ihn? Woher weiß sie von Hymlia? Wer ist das?
Zarrahs Blick löste sich und das Kaninchen spürte Kälte aufkommen. Es fröstelte, als Unbehagen sich mit frostigen Fingern um sein Herz legen wollte. Aber die Elfe schaute nur zum Himmel empor. Sie erklärte: "Du stammst aus den Wolken, Syn..."
Synno.. Sein Mund schloss sich, ehe er ihn weit genug geöffnet hatte, um sich selbst an dem Namen zu versuchen. Er wusste nicht einmal, ob er ihn im gleichen Klang wie Zarrah aussprechen könnte. Plötzlich fürchtete er sich davor. Argwohn schlich sich in seinen Geist. War das alles ein Trick? Wollte sie ihn nur der Lächerlichkeit preisgeben, wenn er versuchte, das, was er immer als sein eigen gesehen hatte, laut auszusprechen? Wenn er scheiterte? Lockte sie ihn deshalb mit dieser unglaublichen Geschichte, er stammte direkt aus den Wolken? Aus Hymlia?
"Verspottest du mich?", winselte er, denn es drohte, ihm erneut das Herz zu brechen. Wieviel musste er noch ertragen? Sie hatte ihm doch schon alles genommen. War sie nur deshalb noch hier? Sie wollte sehen, wie er in Tausende Teile zersprang, um niemals die Ebene des Himmels zu erreichen. Aber Zarrah schaute ihn weiter an. Sie spielte mit seinen Haarsträhnen, zwirbelte sie gar liebevoll. Das hier ... war ... echt!
"Du bist nicht verloren ... du hast eine Heimat."
Er schluckte. "Hymlia..." Dann schaute auch er in das fast wolkenlose Blau empor. Als wollte es ihm antworten, wurde die Weite über ihm von einem Lichtblitz erhellt. Es blendete, aber nur kurz. Dann kehrte die Aussicht zurück. Syn hielt den Atem an, bis seine Lungen verlangten, dass er die Tätigkeit wieder aufnahm. Er japste, als ihm eine Sache klar zu werden schien. "Bin ich ... ein Stern, der auf Celcia gefallen ist?"
Er sprach selten über den Leberfleck auf seiner Kehrseite, der eben jene Sternenform besaß. Wenn Syn wirklich ein Kind des Himmels wäre, das aus irgendeinem Grund auf Celcias Boden gestürzt sein musste, dann würde es dieses Zeichen nur erklären. Es war ein Symbol für seine Zugehörigkeit. Deshalb fühlte er immer eine unerklärliche Sehnsucht, seit er diese Weite über sich in Gänze hatte sehen dürfen. Deshalb ... war er neidisch auf den Himmel, seine unendliche Größe, Freiheit und Macht. Er stand über Morgeria, über den Göttern. Er wachte stets über alle, ob im Tages- oder sternenbehangenen Nachtgewand. Manthala musste ihren Mond unter seiner Erlaubnis bis zum Morgen erheben. Ihr verhasster Bruder durfte seine Sonne nicht über ihn stellen. Der Himmel ... herrschte über sie alle. Er war frei, unerreichbar und mächtiger als alles andere. Und irgendwo dort oben befand sich also seine Heimat? Hymlia?
Er bemerkte gar nicht, wie ihm die Augen wieder feucht wurden und zwei Tränen rechterseits über den Rand schwappten, um lange Bahnen an seiner Schläfe entlang bis zu Zarrahs Schenkel zu bilden, auf den sie herab tropften. Fragen wuchsen in seinem Kopf, füllten die Leere aus, die sein entrissener Name dort hinterlassen hatte. So viele Fragen, aber woher sollte er nur Antworten erhalten. Durch den verschwommenen Schleier seiner Tränen drang der tiefgrüne Blick von oben. Syn zog rasselnd die Luft ein. "Sag ihn...", bat er, flehte er. "Nenn ihn, so oft du möchtest, aber nur, wenn wir allein sein. Ich ... ich möchte niemandem die Gelegenheit geben, dass..." Syn rollte sich halb seitwärts, umschlang Zarrahs Hüfte und klammerte sich daran fest, als die Emotionen ihn zu zerreißen drohten und er nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. "Niemand soll ihn benutzen wie man ... mich benutzt hat. Bitte!" Das war das wichtigste für ihn. Dieser Name - sein Name - war doch alles, was er besessen hatte. Er musste rein bleiben, als einzige Echtheit in seinem Leben. Eine kleine Konstante, die durch ihre Freilassung, ihre Nennung nun mehr zu Tage förderte. Das war Zarrahs Vergehen und Syn erlaubte ihr den Gebrauch. Es war mehr Vertrauen als er jemals in ein anderes Lebewesen gesetzt hatte. Mehr als er aktuell in Razag setzte und der war sein einziger Freund.
Als Syn sich langsam beruhigte, löste er sich wieder etwas von Zarrah. Mehr noch, er rutschte von ihren Beinen und hob die Decke einladend an. Auch ihr musste kalt sein, aber das war nur ein Vorwand für das Kaninchen. Die bisherige Nähe reichte ihm nicht aus. Alles in ihm bettelte, dass Zarrah sich zu ihm legte. Er löste nicht einmal mehr den Blick von ihr und würde seine Arme um sie schlingen, sollte sie seiner stillen Bitte nachkommen. Dann erwartete sie auch erneut ein "Darf ich...?" als Frage, ob er sie wieder küssen dürfte. Auch dem käme er nach, sanft und liebevoll, dass es ihn selbst ein wenig erschreckte. "Sag ihn, wie es dir gefällt ... aber sag mir ...?"
Vermutlich würde er im Laufe der Zeit auch noch auf ihre Worte und ihre Offenbarungen eingehen. Aber nicht jetzt. Er hatte sie gehört. Er hatte alles gehört. Die Geschichte um das Brautkleid, die Zwangsehe und gleichermaßen ihren Mord an beiden Elternteilen. Er hatte es gehört und in sich verwahrt. Er würde noch darauf eingehen, doch jetzt konnte er das nicht. Es gab zu viel, auf das er Antworten brauchte. Allen voran: "Woher weißt du das alles?"
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. März 2024, 21:49

Syn:

Synnover stellte fest, dass es durchaus auch anders ging. Der einstige Sklave lernte, dass nicht immer nur genommen werden musste. Tatsächlich gab es auf dieser Welt auch ein Geben. Er musste sich erst in der neuen Freiheit eingewöhnen, aber er hatte seine Wahl auf eine Lehrerin gelegt, die es zumindest ehrlich mit ihm meinte. Sie war gewiss nicht sonderlich herausragend darin, dem menschlichen Herzen schonend und liebevoll die Welt zu erklären, aber ihre Aufrichtigkeit war es, die selbst Syn irgendwann erkennen konnte. Zarrah nahm nicht, um eine verwüstete Seele zu hinterlassen. Sie tat gewisse Dinge aus Gründen, die sie auch tatsächlich erklären konnte. Sie wählte gewiss hier und dort die falschen Wege, aber am Ende war sie es, die hier bei ihm saß. Sie hatte sich nicht abweisen lassen und erkannt, dass die Benutzung seines Namens etwas war, dass ihn zerstören könnte. Und sie war gekommen, um ihm zu zeigen, dass es nicht das war, was sie damit bezweckte. Sie wollte ihm langsam begreiflich machen, dass sie Informationen hatte, die sie ihm gern schenken würde. Sie wollte Geben – nicht nehmen. "Hymlia...", Zarrah nickte. Sie blickte Syn auf ihrem Schoß an und wartete geduldig ab. "Bin ich ... ein Stern, der auf Celcia gefallen ist?" Zarrah hob leicht die Augenbrauen an und runzelte sie gleich darauf etwas. „Nun… nicht direkt. Aber soweit ich es verstanden habe, bist du auf die Erde gefallen, ja.“, erklärte sie und ein feines Schmunzeln legte sich auf ihre Züge. „Aber die Sterne sind noch weiter weg als Hymlia“, fügte sie an. „Glaube ich…“, murmelte sie. Wissen konnte auch Zarrah es nicht wirklich. Hymlia war weitestgehend ein Mythos. Aber sie erzählte hier keine Märchen und Syn begann, die Informationen miteinander zu verknüpfen. Seine Affinität zum Himmel bekam eine neue Farbe. Es würde passen, wieso er sich so sehr danach sehnte zu fliegen, dem Wind zu lauschen und den Himmel zu betrachten. Syn erkannte, dass jener Ort hoch oben über allem stand. Er war nicht der Bodensatz dieser Welt… er führte sie an! Wenn es stimmte, was sie sagte, dann war er erhaben. Er konnte sich über die Yolintha’s, Karrish’s und Arenen dieser Welt erheben. Tränen zeugten davon, was diese Informationen mit ihm machten. Zarrah musterte ihn schweigend und sah einer der Tränen zu, wie sie auf ihre Hose tropften.
"Sag ihn... Nenn ihn, so oft du möchtest, aber nur, wenn wir allein sein. Ich ... ich möchte niemandem die Gelegenheit geben, dass...“ Überrascht hob sie beide Arme etwas seitlich an und blickte auf ihn, als er sich um ihre Hüfte klammerte und sein Gesicht in ihrem Bauch vergrub. Zarrah wurde kurz etwas steif in ihrer Haltung und zögerte einen Moment. "Niemand soll ihn benutzen wie man ... mich benutzt hat. Bitte!" Sie entspannte sich, ließ ihre Hände sinken und legte sie sowohl auf seine Schulter als auch auf seinen Kopf. „Niemand wird ihn benutzen können. Er ist der Anfang für dein neues Leben.“, versuchte sie ihm Trost zu spenden und erneut begannen ihre Finger in seinen Strähnen zu spielen. Sie tat das nicht mal mit sonderlich viel Fokus darauf. Es geschah einfach. Bis Syn sich wieder löste. Da lösten sich auch ihre Hände wieder und betrachteten, was er vorhatte. Zarrah musterte die Decke, die er plötzlich einladend anhob. Ihre Augen blickten auf den Platz neben ihm und wanderten daraufhin in seine Augen. Sie zögerte etwas. Zarrah war nicht gut darin, so viel Nähe auf einmal zuzulassen und hatte in den letzten Stunden einen erheblichen Sprung gemacht.

Doch bevor Syn das Gefühl von Zurückweisung erreichen konnte, legte sich die Dunkelelfe tatsächlich neben ihn und lag erst etwas steif daneben auf dem Rücken. Sie räusperte sich, bis die Wärme sie empfing und einlullte. Sie wurde weicher in ihrem Körper und schaute für einen Moment in den blauen Himmel. Danach drehte sie den Kopf etwas und musterte Synnover. Er aber brauchte die Nähe gerade sehr und so rutschte er dichter heran, schlang die Arme daraufhin um ihren Leib und schmiegte sich ein wenig an sie an. Zarrah atmete etwas gepresst. Es fiel ihr schwer diese Emotionen anzunehmen, aber sie bemühte sich. Sie blieb liegen, ließ es zu. "Darf ich...?" Sie blinzelte. Dann drehte sie den Kopf erneut und war seinem so nahe, dass es kaum mehr Bewegung bedurfte. Die Elfe nickte nach einigen Gedankengängen und ließ es zu, dass Syn sich zu ihr lehnte und seine Lippen auf ihre legte. Augenblicklich schlossen sich die grünen Augen und sie spürte das seichte Kribbeln, das sie erfassen konnte, wenn er sie küsste. Jetzt war sie bereit, das Gefühl auch zuzulassen und sich nicht zu verkrampfen. Mehr noch, sie erwiderte den Kuss sanft. Synnover aber schreckte sich über die Art des Kusses. Er war zart, liebevoll und … neu. Als er sich löste, hatte Zarrah noch einen Moment länger ihre Augen geschlossen, spürte dem Kuss nach und war sich über die Besonderheit der Art bewusst. Danach sah sie ihn an. "Sag ihn, wie es dir gefällt ... aber sag mir ... Woher weißt du das alles?“ Sie brauchten nicht laut zu sprechen.
Die Nähe zueinander war intensiv und so drehte sich Zarrah dem Menschen zu und bettete ihren Kopf auf ihre rechte Handfläche, um sich etwas abzustützen, während die Linke zwischen ihnen auf der Erde lag. „Du bist etwas Besonderes.“, begann sie, ohne jeglichen Spott in der Stimme. „Das… sieht man. Ich wollte wissen, woher du kommst. Und ich habe nachgeforscht. Ich habe herausgefunden, dass du als Kind vermutlich unbeabsichtigt auf diese Welt geraten bist – wieso und wie, weiß ich nicht. Aber ich fand jemanden, der sich mit Menschen wie dir auskannte. Und er bestätigte mir, dass es sich bei dir um… einen Hymlianer – wie man die Menschen aus Hymlia nennt – handelt. Deine Muttersprache ist Hymlikor – dein Name, Synnover wird dem echten Klang in deiner Heimatsprache nicht gerecht. Synnover ist die richtige Sprachweise“, erklärte sie. Dann seufzte sie und brach den Blickkontakt trotz der Nähe ab. „Mich ließ es nicht los.“, murmelte sie und drehte sich wieder auf den Rücken, dass sich ihr Blick in den Himmel richtete.
„Als ich dich bei den Reißern sah, schlug ich meinem Bruder vor, dich ihnen abzukaufen. Ich wollte damals, dass er etwas hatte, worauf er sich konzentrieren konnte. Ich…“, sie schloss die Augen und schluckte etwas. „Ich aber konnte nicht aufhören dich zu beobachten, Synnover. Ich wusste, du gehörst nicht in diese Welt. Und noch weniger nach Morgeria als alle anderen. Aber… du warst sein. Und… und ich war frei.“, murmelte sie und öffnete den grünen Blick wieder. „Ich hätte dich früher befreien sollen… Glaub mir, ich suchte Wege. Aber ich fand keinen… bis zum Triell. Das war meine Chance…“, erläuterte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die der Wind ihr vorwitzig hin wehte. Zarrah aber zögerte erneut, um ihn anzusehen. Es dauerte, bis sie den Kopf wieder etwas drehte und sich erneut auf die Seite bewegte. Sie griff mit ihrer Linken an seine Brust und legte ihre Hand warm darauf: „Ich verspreche dir jetzt etwas und darauf kannst du dich verlassen: Sobald wir die Rolle der Ritualmagie gefunden haben, bringe ich dich zu deinesgleichen. Ich finde für dich heraus, wie es geht und bringe dich hin. Du wirst deine Heimat wiedersehen!“ Sie wollte ihre Hand sinken lassen. „Ich schulde dir das.“

Razag:

Sobald einen die Liebe traf, so sagte man, erneuerte sich die Welt. Sie war auf einmal farbenfroher, lieblicher und schöner. Nichts konnte einem so recht die Laune trüben und alles war leichter. Razag erfuhr es auf eben jene Weise. Crystin’s und sein gemeinsamer Höhepunkt waren etwas, das an ein Wunder herankam. Gleichwohl warf er Fragen auf, denn Crystin sandte einen so hellen Lichtstrahl in den Himmel, dass Razag zurecht kurz überlegte, ob sie das wohl immer machte? Es wäre doch recht unangenehm, wenn sie einander nahekommen wollten und dann immer wieder die Motten zum Licht anlockten? Allerdings verhinderten seine Gefühle und das heftige Schlagen seines Herzens, dass er näher darauf einging. Crystin sank in seine Umarmung und er spürte die Wärme, die sie aussandte. Nicht nur körperlich auch metaphorisch. Sie war seine ganz persönliche Sonne, etwas liebevolleres hatte er gewiss noch nicht in den Armen gehalten. Ihr Atem ging heftig und belebte Razag’s Wonne nur noch. Es hätte für immer so bleiben können. Er, sie, das Wasser und… Nalia. Plötzlich konnte Razag die nervige Stimme in seinem Kopf sehen. Komplett. Als wäre sie… echt?! Razag’s Sinne waren träge von dem Glück, das er eben noch erfahren hatte. Er brauchte einen Moment, um die neue Situation zu verstehen und musste reichlich lustig dabei aussehen, denn Nalia lachte plötzlich in einer Mischung aus Geckern und Kichern. Es klang… irgendwie ungewöhnlich, aber die Freude war echt. Das ist... merkwürdig real. Warum höre ich dich? ...so. „Weil du deinen Zugang gefunden hast.“, Nalia nickte auf Crystin „Durch sie. Deshalb gratuliere ich“, zwinkerte sie mit dem großen, mandelförmigen Auge. Dabei besaß Nalia keine Augenlider, wie Crys oder er, sondern es schoben sich zwei Membrane übereinander und öffneten sich wieder. „Entschuldige, dass ich hier so dazwischen platze, aber ich habe mir den Moment auch nicht ausgesucht.“, ließ sie Razag wissen und räusperte sich. Ich weiß, wäre nett, wenn du uns allein lässt... das hier... ist doch eher... privat.
Nalia nickte kurz. „Sicher. Ich warte. Beende das hier kurz und schick sie weg. Wir müssen reden.“, plapperte Nalia und wedelte mit ihrer Hand, als wäre ‚diese Sache‘ nun einfach so vorbei. Sie drehte sich um und sah zum Meer. Razag hatte eine gute Sicht auf einen entzückenden Rücken und kaum etwas, dass ihre Pobacken verhüllte. Allerdings rührte sich daraufhin Crystin endlich. Die Heilerin wurde mit Razag’s Hilfe von ihm gehoben und kuschelte sich dennoch in seinen Arm. Sie hob langsam den Kopf und blinzelte zu ihm auf. Ihre Augen strahlten noch ein wenig nach von dem Lichtstrahl und nahmen dann ihre normale Farbe wieder an. Crystin schien Nalia wirklich nicht sehen zu können. Jene aber hatte sich inzwischen in die Brandung etwas weiter weggesetzt und schien mit einigen Fischen zu spielen. Sie streichelte die Wasseroberfläche und ließ Muscheln auftauchen und wieder verschwinden. Was ist hier los? Du... bist ...anders. Oder bin ich ...verrückt? „Du bist anders, Razag!“, rief Nalia aus der Entfernung. „Sie hat dein Herz befreit und nun… nun kannst du mich sehen. Uns sehen.“, erklärte Nalia und auch wieder nicht. Doch noch bevor er nachfragen konnte, rührte sich Crys erneut und lächelte ihn glücklich an. Sie schob ihre Arme über seine breiten Schultern und hielt sich selbst am Handgelenk fest. Dann schob sie sich ihm entgegen und haschte nach seinen Lippen. „hmm..“, machte Crys und schloss die Augen vor Genuss. „Ich bereue keine Sekunde, dass ich gewartet habe und diese Erfahrung mit dir tun durfte.“, säuselte sie. Crys legte ihre Hände an seine Wangen und streichelte sanft darüber. „Ich fühle mich… fühle mich so … so… ganz“, fand sie das richtige Wort und blickte ihrem Razag in die grauen Augen.
„Willst du…“, sie biss sich auf die Unterlippe. „Willst du… also … noch mal?“, fragte sie leise und lief puterrot an. Crys‘ Hände aber glitten über seine Brust und streichelten ihn liebevoll. „ohhh! Harax noch eins, dann beeil dich, Razag, wir haben zu reden!“, brauste Nalia auf und patschte ins Wasser, dass es spritzte. Sie saß noch immer etwas abseits und doch schien sie auf seltsame Art seine Gedanken hören zu können, ebenso, wie Crystins Gesäusel. Aber sie saß da… und störte. „Ich warte, aber WEHE das zieht sich die ganze Nacht, dann nerve ich dich, bis du schlapp wirst!“, warnte Nalia eloquent wie immer und sabotierte die Stimmung irgendwie. Wobei Crystin sie wieder in die richtigen Bahnen zu lenken versuchte. Razag aber hatte nun die Wahl. Er könnte sich wieder vollkommen auf Crystin konzentrieren und das schöne Erlebnis wiederholen. Sie lud ihn dazu ein und ihre Finger versuchten ihn davon zu überzeugen. Oder aber er ließ sich von Nalia genug stören, um lieber mit ihr zu reden. Allerdings konnte Crys die Aquadin noch immer nicht sehen oder gar hören. Es war.. skurril. Eindeutig. Würde aber auch bedeuten, dass Raz sie nun ‚loswerden‘ musste, wollte er mit Nalia sprechen. Und wollte er das? Jetzt? Der Zeitpunkt war überhaupt nicht gut gewählt, für solche Dinge. Aber andererseits war Nalia eine Projizierung seines Kopfes und … er könnte sie gewiss einfach ignorieren – oder?
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Donnerstag 14. März 2024, 22:42

Syn könnte einen leichteren Einstieg in ein Leben in Freiheit haben. Erin hätte ihn beispielsweise anders an Dinge herangeführt, sanft und mit der nötigen Behutsamkeit, die eine durch Sklaverei und Missbrauch gebeutelte Seele benötigte. So wie sie ihn in der Nacht geführt hatte, ohne dass er es merkte. Dennoch entschied er sich ganz bewusst für Zarrah. Nicht nur, weil sie seine einstige Herrin war - das gewiss nicht. Zarrah mochte zu den Nachtklingen gehören, hatte Syn als Sklaven allerdings bisweilen nicht beansprucht. Die beiden hatten einander ja kaum im Anwesen gesehen. Sie war ein Schatten gewesen, zufrieden mit ihrem Schicksal im Hintergrund zu agieren. Er hingegen hatte sich immer mehr darauf konzentriert, präsent zu sein. Wen man nicht vergaß, der besaß Wert und wurde unentbehrlicher als andere. Er hatte sich einen Namen gemacht, hatte sich wichtig genug gemacht, dass man nicht auf ihn verzichten wollte, aber genau das war auch die Kehrseite der Medaille. So hatte er regelmäßig bei Yolintha liegen und nur noch mehr Kämpfe in der Arena bestehen müssen. Denn sie alle wollten ihn. Sie alle wollten das weiße Kaninchen. Sie nahmen sich alles, was ihn ausmachte, bis kaum mehr etwas von ihm übrig war. Kaum mehr als ein Name, verborgen in seinem Herzen und zuletzt ausgesprochen von Kindermund. Es war zu lange her und wie schön es klang, wenn Zarrah ihn sagte! Sie hatte ihn vielleicht genommen, aber sie gab ihn auch zurück, jedes Mal, wenn sie ihn in Syns Umgebung nannte. Doch nicht nur das, sie gab ihm noch mehr. Aufmerksam lauschte er ihren Worten. Er erfuhr von einer Welt, fernab von hier ... eine Welt über ihnen, hoch oben in den weiten des Himmels, zu dem er sich immer wieder hingezogen fühlte. Hymlia verbarg sich dort irgendwo, über den Wolken. Seine Heimat. Er sollte ein Kind des Himmels selbst sein, ein Stern vielleicht?
"Nun ... nicht direkt. Aber soweit ich es verstanden habe, bist du auf die Erde gefallen, ja. Aber die Sterne sind noch weiter weg als Hymlia ... glaube ich..."
Synnover schaute empor. Blau zog sich endlos weit über sie hinweg, schmückte sich hier und da mit ein paar kleineren Schönwetterwolken. Die Sonne schien noch. Unter diesen Umständen konnte man keine Sterne sehen. Die trug die große Freiheit über ihnen nur in der Nacht, als wollte sie Manthalas Mond mit ihrem Geschmeide verführen. "Nicht so weit weg wie die Sterne, aber doch ... dort oben." Syn seufzte aus. Er streckte die Hand aus, die Finger gespreizt. Natürlich gelang es ihm nicht, den Himmel zu schnappen. In seiner liegenden Position, den Kopf auf Zarrahs Beinen gebettet, könnte er nicht einmal einen Apfel von einem Baum pflücken, wäre einer hier am Strand gewachsen. Die Geste untermalte dennoch seine Skepsis. Er engte die Augen und schüttelte leicht den Kopf. "Wie kann das sein? Jeder würde sterben, der aus dieser Höhe herabfällt." Er konnte es nicht glauben und doch ... tat er es irgendwie. Anders waren die Tränen nicht zu erklären, die seine Augenwinkel verließen. Er besaß Hoffnung, denn irgendwo sollte es einen Ort geben, an den er hingehörte. Ein Platz, an dem er wohl kein Sklave wäre, niemals gewesen war. Vielleicht sogar ein Ort, an dem er glücklich werden könne, weil es niemanden gab, der ihn benutzte. Hymlia...
Yolintha hatte mehr an Syn angerichtet, als bislang offenbart wurde. Doch seine in einem Ausbruch und der Suche nach Nähe ausgesprochene Bitte, Zarrah mochte den Namen nicht benutzen wie den Rest von ihm, zeigte, wie viele Wunden die Nachtklingen in seine Seele gerissen hatten. Jede einzelne Nacht mit Yolintha, nachdem sie Syn so verlacht hatte, schnitt eine tiefe Wunde und nicht alle waren mit der Zeit vernarbt. Karrish war auch nicht besser mit ihm umgegangen, aber er hatte sich wenigstens selbst nicht an ihm vergangen. Er hatte ihn benutzt, aber zu seinem Vorteil und nicht zu seinem Vergnügen. Es war das kleinere Übel. Wie groß jenes namens Yolintha gewesen war, zeigte sich deutlich, wenn Syn die letzten sechs Jahre aufrichtig geglaubt hatte, dass die Zeit mit Karrish gut und sein Leben vollkommen gewesen war. Er hatte sich so sehr an diesen Irrtum geklammert, bis die Lüge sich zur einzigen Wahrheit festigte, die ihn hatte weitermachen lassen. Weil er glaubte, dass der Dunkelelf ihm so wenigstens Anerkennung schenkte, etwas in ihm sah. Sein weißes Kaninchen, das den Namen der Nachtklingen mit Stolz in die Arena trug und für sie Ruhm erntete. Nichts in dieser selbst gemalten Welt entsprach der Wahrheit und Syn hatte eine Zeit lang arg unter den Trümmern gelitten. Zarrah hatte ihm den Boden unter den Füßen fortgerissen, indem sie ihn mit sich nahm. Sie ließ ihn lange in diesem Scherbenhaufen seiner eigenen kleinen Welt stehen, aber sie ließ ihn nicht bluten. Sie verlangte auch nicht, dass er die Scherben aufsammelte, geschweige denn wieder zusammensetzte. Die jüngste Nachtklinge kam mit einem Kehrbesen und einer kleinen Schaufel heran und befreite ihn aus dem Dilemma. Sie zeigte ihm, dass sich unter seinem zersplitterten Boden ein zweiter auftat und selbst wenn nicht, so besaß Syn doch Flügel, um dorthin aufzusteigen, wo er hingehörte. Nach Hymlia ... unter neuem Namen. Seinem Namen!
"Niemand wird ihn benutzen können. Er ist der Anfang für dein neues Leben." Sie beendete es nicht. Sie schenkte noch mehr. Sie spendete Trost und weitere Hoffnung. Syn beruhigte sich, genoss eine Weile sogar die Streicheleinheiten. Am liebsten wäre er so nun einfach eingeschlafen. Seine Beine brannten noch immer. Morgen würde er sich für die Überreizung seiner Muskeln gewaltig ärgern. Jetzt aber dachte er noch nicht daran, sondern konzentrierte sich nur auf die Weichheit und Wärme des Körpers, auf dem er seinen Kopf bettete. Trotzdem war es Syn, der sich alsbald löste. Es war kein Anflug von Nächstenliebe, der ihn dazu bewog, Zarrah zu sich unter die Decke einzuladen. Es war reiner Egoismus. Er sehnte sich nach mehr Nähe und sie hatte beteuert, er könne bei ihr einschlafen. Nur seinen Kopf verwöhnen zu lassen, genügte ihm nicht. Er wollte sich an ihren Körper schmiegen, die Wärme wie ein Schwamm das Wasser aufsaugen und so seine innere Ruhe zurückgewinnen, während er über ihre Worte nachdachte. Dass weitere folgen sollten, ahnte er nicht. Er bat darum, glaubte aber nicht daran, dass Zarrah ihm wirklich Rede und Antwort stand. Yolintha hätte ihn verlacht oder gescholten, nicht so neugierig zu sein. Karrish hätte nichts gesagt. Maximal hätte er das Kaninchen an seine Pflichten erinnert, indem er mit spitzem Finger auf ein Lehrbuch, das Schachbrett oder gen Arena gewiesen hätte. Syn hatte sich seine Antworten stets selbst zusammensuchen müssen und nur so war es ihm überhaupt gelungen, etwas über seine luftmagische Begabung zu entdecken. Zarrah bewies jedoch erneut, dass sie anders war. Sie bestätigte Syn, die richtige Entscheidung mit ihr als Wegweiserin in sein neues Leben getroffen zu haben.
Kaum dass sie neben ihm lag, schmiegte er sich an sie, schlang die Arme locker um ihren Leib. Für Syn war es nichts Ungewöhnliches. Der Unterschied war, dass er nicht zuvor hatte Leistungen in Form sexueller Gefälligkeit erbringen müssen. Er durfte die Belohnung auch so einheimsen und Zarrah schlief nicht einmal dabei. Er seufzte tief aus, bis ihm klar wurde, dass sie wohl zumindest eine Form des Danks erwartete. So fragte er erneut nach einem Kuss und schenkte ihn. Seine Lider senkten sich etwas, als sie diesen sogar sanft erwiderte. Oh, sie war wirklich anders. Denn als das Kaninchen sich zurückzog, da prickelten seine Lippen leicht und er spürte in sich den Drang, es wiederholen zu wollen. Er riss sich zusammen. Jetzt nicht, noch nicht. Er brauchte vorher mehr Antworten. Hymlia ... schuf neue Fragen. Er versuchte sein Glück, hoffte, dass Zarrah erneut bereit wäre zu sprechen. Tatsächlich wurde er belohnt.
Syn musterte Zarrah aufmerksam, während sie ihren Kopf in einer Hand abstützte. Nicht eine Silbe wollte er sich entgehen lassen. "Du bist etwas Besonderes." Er nickte. Das war nichts Neues. Sie erzählte das Offensichtliche. Er war besonders. Es gab nicht viele Menschen in Morgeria. Allesamt waren Sklaven, aber selbst unter ihnen fiel Syn auf wie ein ... weißes Kaninchen unter schwarzen Schafen. Er stach heraus, aufgrund seiner anmutig blassen Haut, der feinen Gesichtszüge, den weißen Haaren, die bei Menschen nur im Alter verbreitet waren, dann aber nicht so silbrig zart glänzten und nicht zuletzt durch seine naturelle Schönheit. Er war ein Augenschmaus, ohne Untertreibung. Dass Zarrah es bemerkte, schmeichelte ihm nicht einmal mehr, denn er war es gewohnt, diese Form von Kompliment zu erhalten.
"Ich wollte wissen, woher du kommst. Und ich habe nachgeforscht. Ich habe herausgefunden, dass du als Kind vermutlich unbeabsichtigt auf diese Welt geraten bist - wieso und wie, weiß ich nicht."
Syn wusste es, zumindest in Teilen. Er zuckte zusammen, als Erinnerung ihn wie ein Blitz durchströmte. Es waren nur Bruchstücke aus einer Zeit, als der Kopf selbst nicht alle Erfahrungen speicherte und schlimmere Ereignisse lieber vollkommen ausblendete, um sein eigenes Bewusstsein nicht für's Leben zu traumatisieren. Doch manchmal glitt ein kleiner Teil der Erinnerungen aus den Händen des Verstandes, blieb haften und fand seinen Weg an die Oberfläche. Meist geschah es durch Zufall, flüchtig und vollkommen plötzlich. Syn starrte vor sich in die Leere. "Ich bin ... gefallen ... glaube ich. Es ... es tat nicht weh, aber es war kalt. Der Boden war kalt und schlammig. Aber die Pranke, die mich gepackt hat, war warm. Ich ... ich glaube, das war Sodth." Er berührte seine Stirn, da die Erinnerungen wieder verblassten und er sie kein zweites Mal abrufen konnte. Verärgert stieß er ein leises Knurren aus. Zu sehr darüber nachzudenken, bereitete ihm Kopfschmerzen. Er schüttelte selbigen. "Nein, mehr ist da nicht. Ich bin ... gefallen? Aber sicher gelandet... anscheinend." Wieder wandte er seinen Blick dem Himmel zu. Er konnte sich nicht von Zarrahs Worten lösen, aber die Vorstellung eines Hymlias so weit oben über ihnen ... war schwer zu begreifen.
"Dein Name, Synnover, wird dem echten Klang in deiner Heimatsprache nicht gerecht. Synnover ist die richtige Sprachweise."
Erneut erfasste ihn ein Schauer, der ihm heißkalt den Rücken entlang wanderte und ihm am ganzen Körper eine Gänsehaut bescherte. Er atmete tief durch, schloss die Augen und lauschte dem Nachhall, mit dem Zarrahs Stimme seinen Namen an den Wind abgegeben hatte. Es klang so schön. Syn drehte sich Zarrah zu, neigte sich ihr entgegen. Das Bedürfnis, sie erneut zu küssen, nur weil sie seinen Namen auf Hymlikor aussprach, war echt. Aber sie hatte sich etwas abgewandt und offenbarte nun ein Geheimnis, das ihn erstarren ließ. Sie war es gewesen, die ihn bei den Reißern entdeckt hatte. Sie war es, die Karrish erst auf ihn aufmerksam und ihm das weiße Kaninchen schmackhaft gemacht hatte ... damit man sich nicht länger auf sie konzentrierte. Er erinnerte sich an andere Anmerkungen ihrerseits. Dass niemand in Sklaverei leben sollte. Dass sie nie Zeit gehabt hatte für fleischliche Freuden oder ... echte Küsse. Dass auch sie Ketten gesprengt hatte und nicht mehr umkehren konnte. Sie war es, den Karrishs Schergen verfolgten. Sie hatte ihre Eltern getötet.
"Ich wusste, du gehörst nicht in diese Welt. Und noch weniger nach Morgeria als alle anderen. Aber ... du warst sein. Und ... und ich war frei." Er hörte ihr weiter zu. Es klang, als wollte sie sich rechtfertigen. Als ersuchte sie ihn, ihr zu verzeihen, dass sie ihn in diese Situation geführt hatte. Dass sie ihn nicht eher Karrishs, Yolinthas und Morgerias Griff entrissen hatte. Und sie versprach, nach ihrer Mission alles zu tun, um ihn dorthin zu bringen, wo er hingehörte. Unter seinesgleichen. Nach Hause. Nach Hymlia. "Ich schulde dir das."
Syn betrachtete sie lange und schweigend. Irgendwann schüttelte er den Kopf. "Du hast alle Mittel genutzt, um von dir abzulenken und deine Situation zu verbessern. Dir war nichts zu schade. Du hast andere ins Schussfeld geworfen, um selbst aus dem Zielvisier zu geraten. Du hast getan, was nötig war. Ich hab das gleiche getan. Oft." Er rollte sich auf die Seite, um ihren Blick einzufangen. Die freie Hand legte er dabei über ihre, welche noch immer warm an seiner Brust weilte. "Außerdem hast du mich ins Haus der Nachtklingen gebracht." Andere hätten sie dafür verurteilt, wären wütend geworden. Syn betrachtete Zarrah mit anderen Augen. "Ich hätte alles getan, um meinem Leben unter den Reißern zu entkommen, aber ich dachte, es war mein Schicksal. Ich war nur ein Haustierchen. Du hast mich gerettet, Zarrah ... damals schon." Er blinzelte, als ihm erneut Tränen in den Augenwinkeln brannten. Für einen Moment rang er um Fassung. "Es ... war nicht immer leicht, eure ... Erwartungen zu erfüllen." Wieder atmete er durch. Es war alles andere als leicht gewesen, all die Jahre. Es hatte ihn viel gekostet. "Aber es war eine Rettung aus schlimmeren Verhältnissen und ... ich kann nur dankbar sein für das, was ich erhalten habe." Keine Schläge mehr, keine Strafen, die ihn nachhaltig geprägt hatten. Kein Leben zwischen Aas, fauligen Lumpen und Krankheit. Er hatte all das durch körperlichen und seelischen Missbrauch eintauschen können ... und durch eine Erziehungsmaßnahme, die ihn selbst jetzt noch dazu drängte, es als gut anzusehen! "Ich bin ... dankbar." Es waren Worte, die man ihm so lange eingetrichtert hatte, bis er sie lebte. Er war eine Zeit lang sogar dankbar dafür gewesen, dass Yolintha ihn Nacht für Nacht zu sich kommen ließ. Es bedeutete, nicht allein sein zu müssen und keinen Schlaf zu finden, weil sein Kopf voller Gedanken und Bilder dessen war, was man ihm wirklich antat. Das Perfide aber war, dass Syn Zarrah wirklich aufrichtig dankbar war. Es hätte für ihn so viel schlimmer sein können. Er war in Ketten gelegt worden wie sie und hatte das Beste daraus gemacht. Mit ihrer Hilfe waren die Glieder um einige erweitert, sein Freiraum vergrößert worden. Er hatte hin und wieder den Himmel durch das vergitterte Fenster seines kleinen Zimmers sehen können. Er war dankbar, noch immer.
Deshalb lächelte er auch, nicht einmal gezwungen. "Es geht voran, Schritt für Schritt", murmelte er und bezog es wohl nicht nur auf sich selbst. Doch dann runzelte er die Stirn. Seine Augen wurden kritischer. Es gab eine Unstimmigkeit in allem, was er erfahren hatte. Langsam drang es zu ihm durch. "Trotz alledem hast du mir aber noch immer nicht verraten, woher du meinen Namen kennst. Ich ... habe ihn nicht genannt. Er stand wohl kaum in deinen ... Nachforschungen." Syn presste die Lippen aufeinander. Er suchte noch keine Distanz, aber es war spürbar, dass all seine Hoffnung plötzlich leicht taumelte. "Ist es nur eine Geschichte, um dir meine Loyalität zu sichern? Ist es eine Lüge - Hymlia? Damit ich hoffe und dir folge?" Sie wäre nicht die Erste, die ihre Spiele mit ihm trieb. Aber sie wäre die erste, von der er aufgrund dessen enttäuscht wäre. "Du musst nicht lügen. Ich ... ich werde dir folgen. Bitte, sag mir, dass du keine Märchen erzählst! Woher kennst du meinen Namen? Woher kennst du ... Synnover?" Er zuckte zusammen, wich etwas zurück. Jetzt hatte er ihn erstmals selbst ausgesprochen - seinen Namen. Und es klang Atem beraubend schön.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Freitag 15. März 2024, 12:27

Raz sah garnicht ein Cris weg zu schicken, weil ein Gespenst es gerade so wollte. Er wurde vor die Wahl gestellt entweder mit Nalia zu reden, oder noch mal die Gunst seiner Verlobten zu gewinnen, die bereits versuchte, seinen Leib erneut in Licht zu tauchen. Aber Raz überraschte vielleicht einmal mehr seine Umwelt in dem er einen dritten Pfad wählte: den der Wahrheit.
Er schnappte sich Cris wandernde Finger und küsste sanft ihre Fingerspitzen. Dann lächelte er.
„Ich würde sehr gerne das hier mit dir immer wieder und wann immer du möchtest wiederholen, jedoch brauch mein Körper eine kleine Pause. Das ist so bei Männern. Gib mir ein paar Minuten und...“
Damit war zumindest schon mal sein eher tiefen entspannter und gerade deutlich schlaffer Zustand erklärt, aber Raz würde seine Liebste nicht einfach wegschicken. Niemals!
„...ich würde die Zeit gern nutzen um dir etwas zu... ...erklären?“
Er fand mal wieder nicht gleich die richtigen Worte, also zuckte er nach kurzem Nachdenken mit den Schultern und platze mit der Wahrheit heraus:
„Ich hab dir doch von Nalia erzählt...“
Das Missverständnis im Suff auf dem Flur der Taverne im Wald, dass er quasi eine ferne Geliebte hätte... eine 'Fernfrau' vielleicht... das hatte sich ja schon geklärt – zumindest ansatzweise. So sprach er einfach weiter:
„Sie ist hier.“
Sicher sah Cris in die Richtung die Razag nun mit einem Kopfnicken wies, aber sah vermutlich nichts. Die Verwirrung nutzend und auch ein bisschen ängstlich, dass Cris vielleicht ihn doch einfach für verrückt hielt, umarmte er sie noch mal fester.
„Warte... versuche es zu erklären... ich ...“
Nein, er war nicht gut darin, aber vertraute auf Cris Geduld und Liebe zu ihm. Meistens steckte hinter seinem Gestammel ja doch etwas, wenn man ihm Zeit ließ. Er lehnte sich wieder zurück, hielt Cris auf seinem Schoß und zeigte zu Nalia.
„Sie sitzt da hinten und streichelt Fische.“
Dann bekam er einen nachdenklichen Gesichtsausdruck und es ratterte in seinem Schädel.
„Ich hab eine Vermutung... also... Du weist doch, dass ich vom Bärenclan abstamme...“
Leider erklärte das immernoch nicht alles, also musste er es weiter versuchen.
„...so mit Schamanenzeug uns so...“
Rhetorik war echt nicht sein Ding, aber Raz war weder dumm, noch gab er auf.
„Ich glaube, ich hab einen... 'Geist' in mir... schon eine Weile und... sie meinte gerade zu mir, ich hab jetzt irgendwie 'Zugang' bekommen, gratulierte mir und... nun ja, sie sitzt da drüben. Ich kann sie sehen. Du vermutlich nicht, oder?“
Cris hatte sie bisher nicht wahrgenommen.
„Ich hab keine Ahnung von Magie und mag sie auch normaler Weise nicht besonders... ausgenommen natürlich deine! Nicht böse sein!... Ähm... Ich verzettel... Ach ja. Ich denke, deine Magie eben hat bei mir irgendwas aufgemacht... oder so. Ich hab sie früher nur gehört und mal wabernd im Wasser gesehen. Jetzt sitzt sie da drüben und sieht aus wie jeder andere für mich.“
Razag wusste noch nicht, was er dazu fühlte oder wie der dazu stand. Es war neu. Es war aber halt so, also akzeptierte er es und seine Verlobte wurde genauso selbstverständlich mit einbezogen. Vor Cris würde er nie Geheimnisse haben. Er zuckte mit den Schultern und meinte nach ein paar Sekunden des Nachgrübelns:
„Ich sehe Gespenster...Geister... irgendwas in der Art...“
Im Bärenclan war das nicht all zu selten. Sie hatten die meisten Schamanen unter sich. Bei Raz hatte sich aber nie ein Talent für diese Art Magie entwickelt und das hier war auch kein orkischer Ahn der ihn besuchte um seine Weisheiten mit ihn zu teilen. Es war anders, aber ...irgendwie auch gut. Auch wenn Nalia gelegentlich nervte, zu den unmöglichsten Momenten auftauchte, so war sie doch ...vertraut und ein Teil seines Lebens, ein Teil von ihm und somit kein Geheimnis was er vor Cris verbergen wollte. Sie war seine Verlobte und sollte auch alles von ihm wissen.
„Sie will mit mir sprechen und wartet, dass ich zu ihr gehe. Ich hab ihr gesagt, dass sie gerade... stört. Ich ...ich denke, ich kann mich nicht konzentrieren, solange sie da hinten sitzt.“
Raz wirkte etwas genervt und sogar leicht verstimmt. Aber für Cris nahm er sich zusammen.
„Wäre es in Ordnung für dich, wenn ich mich darum kümmer? Ich glaube, sie will etwas Abstand und mir ein paar Sachen erklären. Dann geht sie bestimmt erst mal wieder weg, denke ich.“
Hoffentlich, denn du nervst gewaltig und die Vorstellung, dass du mir jetzt immer zuguckst, wenn ich mit Cris zusammen bin, find ich... Ach, eigentlich ist es mir egal. Dann ignoriere ich dich halt. Sie gehört zu mir. Wenn du mit mir redest, dann darf sie das wissen. Ich verheimliche ihr nicht, dass ich... dich sehe.
Er sah zurück in Cris Augen und suchte darin nach ihrer Reaktion.
„Du gehörst zu mir. Wenn SIE das stört, ist das ihr Problem. Ich will nur, dass du weißt, was da gerade passiert... mit mir.“
Razag guckte etwas verunsichert. Er hatte keine Ahnung wo gerade die Reise hin ging, oder ob Cris als gebürtige Zyranerin vielleicht sogar mehr verstand als er. Er zählte gerade nur eins und eins zusammen und kam dabei auf 11. Er verstand nicht was vor sich ging, er riet einfach mal ins blaue Meer hinein und versuchte irgendwie dabei offen und wahrhaftig zu bleiben.
Da Nalia …
...ein Teil von mir, neugierig und nervtötend...
wie sie nun mal war, gewiss zugehört hatte, wartete er jetzt erst einmal auf Cris Reaktion.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Freitag 15. März 2024, 14:18

Synnover:

Noch nie in seinem Leben hatte er so viel besessen. Durch die Dunkelelfe, die sich entschieden hatte, anders zu sein, erhielt Synnover so viel mehr als er zu hoffen gewagt hatte. Sie blieb. Sie blieb, weil er sie darum gebeten hatte. Sie schenkte ihm Freiheit, aber gleichzeitig auch einen konstanten Punkt, an dem er sich festklammern durfte. Sie verstieß ihn nicht, wenn er Fehler beging – stattdessen suchte sie bei sich die Fehler, die dazu führten. Sie gab ihm Aufrichtigkeit, die ihm zwar schwerfiel zu glauben, aber sie tat es immer wieder. Er brauchte nur zu fragen und sie war bereit ihm Antworten zu geben. Syn erlebte, dass es nicht das echte Leben gewesen war, dass er all die Jahre gelebt hatte. Er verstand ganz langsam, dass die Illusion der Sicherheit eben nur eine solche gewesen war. Aufrichtigkeit hatte er nie erfahren und war stets auf der Hut gewesen, sich von anderen benutzen zu lassen. Lieber benutzte er selbst und drehte den Spieß um, damit sie sich verletzten, aber nicht er. Wenn sie seine Liebe wollten, dann säuselte er sie ihnen in ihre verdammten Ohren, aber er behielt die Genugtuung für sich, dass er es nicht so meinte! Viel hatte ein Sklave nicht zur Verfügung, um sich zu schützen. Aber das… das war sein Eigentum gewesen. Seine wahren Gefühle. Zarrah wurde Zeugin jener Gefühle, als Syn mit dem Gedanken spielte, den sie gepflanzt hatte. Er war ein Kind des Himmels, oberhalb der Wolken und unterhalb der Sterne. Irgendetwas dazwischen. Dort kam er her, dort gab es… Hoffnung. Die grünen Augen beobachteten, wie er seine Hand ausstreckte und versuchte, danach zu greifen. Hymlia. Er hatte einen weiteren Namen erhalten und würde ihn nun in der Vitrine in seinem Innern verwahren können. Zarrah machte aus einem ‚Ding‘ zwei und belohnte ihn, ohne, dass er vorher aktiv hätte werden müssen.
Er glaubte dennoch, dass er ihr den Kuss schuldete. Seine Form des Dankes. Er empfand jenen aufrichtig, aber die Frage blieb, ob es angebracht war. Ein Kuss implementierte eben etwas anderes und vielleicht war es Synnover, der nun mit Gefühlen von anderen spielen durfte, weil er sie so zu dem bewegen konnte, was er wollte. Nicht andersherum. Er gab, um sie in Sicherheit zu wiegen. Und nahm dann die Informationen, die ihm etwas nutzten. Es war nun sein Spiel und Zarrah spielte es nach seinen Regeln. Sie willigte ein, empfing seinen Kuss und erwiderte ihn auf eine Weise, mit der Syn noch immer nicht rechnete. Sie war liebevoll, weder lüstern noch fordernd. Er bat um den Kuss und sie gab ihm nur das, nahm sich aber nichts. Es war kompliziert. Denn gerade noch glaubte er, dass er es tat, um sie zu weiteren Worten zu bewegen, doch da mischte sich ein feiner Impuls in sein Denken. Er wollte es wiederholen. Seine Lippen wurden mit einer leisen Sehnsucht zurückgelassen, als er den Abstand zu ihr vergrößerte.

Syn aber schob jenes Gefühl beiseite. Er brauchte und wollte Antworten. Und er musste Zarrah bei Laune halten, damit sie ihm jene gab – oder? Die Elfe bewies zumindest, dass sie gewillt war, wieder mit ihm zu sprechen. Sie gab Antworten – und welche das alle waren! Zarrah berichtete davon, dass seine Andersartigkeit dazu führte, dass man sich alle Finger nach ihm leckte. Syn wusste das. Das war ein Fakt, keine Neuigkeit. Doch sie sprach weiter und erklärte, wie sie zu ihren Informationen gekommen war. Und Syn begann sich zu erinnern. Er spürte mit einem Mal den eisigen Luftzug und das pochende Herz. Es pochte vor Freude, Aufregung aber auch vor Angst. Der Wind war sein Freund, das wusste er noch. Irgendwie. Aber dann war es nur noch kalt, dunkel und er spürte Angst. Da war niemand, der sich seiner annahm, er war allein – bis sich Sodth’s Pranke um seine Schulter klammerte und sein Schicksal eine Wendung nahm, die ihn bis zu jenem Moment an Zarrah’s Seite führte. Die Elfe nickte leicht. "Nein, mehr ist da nicht. Ich bin ... gefallen? Aber sicher gelandet... anscheinend." Ihre Mundwinkel zuckten. „Anscheinend…“, pflichtete sie dem Offensichtlichen bei. Sie offenbarte ihm noch mehr. Zarrah’s Schweigen war gebrochen und Syn durfte erkennen, dass sie es nicht aufrechterhalten hatte, weil sie ihn nicht wertschätzte, sondern weil sie glaubte, dass sie ihn verletzte. Jetzt aber wollte sie erzählen, auch wenn er davon ausgehen durfte, dass sie noch so manches Geheimnis hegte. Aber hier, mit ihm auf den Klippen unweit des Lagers am Strand, da war sie aufrichtig und im Bezug auf ihn ohnehin. Ihr Geständnis, dass sie es gewesen war, die ihn zu den Nachtklingen brachte, ließ Syn stutzen. Er musste darüber nachdenken und fand in sich eine traurige Wahrheit. Es war die Einzige, die derzeit Bestand haben konnte, denn sah man von seiner Warte aus, hatte sich sein Leben tatsächlich verbessert.
"Du hast alle Mittel genutzt, um von dir abzulenken und deine Situation zu verbessern. Dir war nichts zu schade. Du hast andere ins Schussfeld geworfen, um selbst aus dem Zielvisier zu geraten. Du hast getan, was nötig war. Ich hab das gleiche getan. Oft." Seine Worte schmerzten. Er konnte sehen, dass sie sich verschloss. Sie war nicht stolz darauf, es tat ihr leid. Aber auch sie wurde zu Dingen gezwungen, die sie nicht hatte tun wollen. "Außerdem hast du mich ins Haus der Nachtklingen gebracht. Ich hätte alles getan, um meinem Leben unter den Reißern zu entkommen, aber ich dachte, es war mein Schicksal. Ich war nur ein Haustierchen. Du hast mich gerettet, Zarrah ... damals schon." Sie schnaubte und schloss die Augen beim letzten Satz. „Ich hätte dich aus Morgeria fortschaffen sollen…“, murmelte sie bitter und öffnete die Augen wieder. Es lag Schmerz darin. Sie fühlte sich schuldig ihm gegenüber. "Es ... war nicht immer leicht, eure ... Erwartungen zu erfüllen.“ Ihr Blick kehrte zu seinem zurück und sie sah die Tränen. Was sie nur noch mehr schmerzte. Zarrah schluckte trocken und wartete auf seine nächsten Worte. "Aber es war eine Rettung aus schlimmeren Verhältnissen und ... ich kann nur dankbar sein für das, was ich erhalten habe.“ Sie presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick. "Ich bin ... dankbar." Es war auch für Zarrah nicht leicht zu erkennen, ob er Dinge tat oder sagte, weil er so konditioniert war oder wirklich so meinte. Sie blieb vorsichtig, auch wenn er lächelte. "Es geht voran, Schritt für Schritt.“

Einen Moment lang herrschte Stille. Doch Syn’s Leere, die er empfand, war inzwischen aufgefüllt mit allerlei Dingen. Und Zarrah’s Methode, ihm einfach viel mehr an die Hand zu geben, wirkte. Sie förderte aber auch Fragen zutage, die die Elfe eventuell nicht bedacht hatte. Argwohn fand Platz in Syn’s Herzen und er fühlte sich inzwischen sicher genug, um es anzusprechen. Auch das hatte sie ihm gegeben: Sicherheit zu tun, was er tun wollte. "Trotz alledem hast du mir aber noch immer nicht verraten, woher du meinen Namen kennst. Ich ... habe ihn nicht genannt. Er stand wohl kaum in deinen ... Nachforschungen." Die Elfe hatte kurz die Augen geschlossen. Sie hatte die letzte Nacht nicht geschlafen und nicht in den Armen körperlicher Wärme und Geborgenheit verbracht. Allmählich, unter der Decke und der mit der einlullenden Wärme, wurde Zarrah schläfrig. Jetzt aber öffnete sie ihren Blick und schaute Synnover direkt an. "Ist es nur eine Geschichte, um dir meine Loyalität zu sichern? Ist es eine Lüge - Hymlia? Damit ich hoffe und dir folge?" Der Vorwurf war hart, betrachtete man ihre Bemühungen. Aber er war auch nachvollziehbar, wenn man Syn’s Werdegang betrachtete. Zarrah aber blieb ruhig liegen und … schaute nur. "Du musst nicht lügen. Ich ... ich werde dir folgen. Bitte, sag mir, dass du keine Märchen erzählst! Woher kennst du meinen Namen? Woher kennst du ... Synnover?" Syn spürte, wie es sich völlig natürlich anfühlte, diese Sprache zu benutzen. Es war nicht schwer für ihn, denn es war... seins. Sie gehörte zu ihm, wie die grünen Augen und weißen Haare. Hymlikor war Heimat, das fühlte er und er sprach seinen Namen noch einmal mehr mit einer himmlischen Weichheit aus.
Zarrah aber hätte toben können. Aufspringen und ihn anschreien können, was ihm einfiele. Sie hätte laut Krawall machen und sich verletzt geben können. Misstrauen wog schwer und verletzte mit scharfen Schneiden. Zarrah aber blieb… ruhig. Jedenfalls äußerlich. Sie musterte sein Gesicht und rutschte plötzlich vor. Die Elfe nahm sich doch etwas… sie nahm sich die Freiheit heraus, ihn nun ihrerseits zu küssen. Dabei legten sich ihre Lippen sanft und mit Druck auf seine. Sie liebkoste das empfindliche Fleisch und hörte nicht auf damit. Sie umschmeichelte, streichelte und wärmte es. Zarrah schenkte ihm einen zärtlichen, gar liebevollen Kuss und zog sich nur einen Millimeter zurück, um ihn besser ansehen zu können. „Ich sage dir die Wahrheit“, flüsterte sie und streichelte mit kühlen Fingern über sein Kinn, hielt es einen Moment fest und besiegelte ihre Worte abermals mit einem Kuss.

Erst danach ließ sie wieder Platz zwischen ihrer beider Körper und drehte sich auf den Rücken. Erneut wanderte ihr Blick in den Himmel. „Ich weiß den Namen von den Reißern.“, erklärte sie. „Du musst ihn, als sie dich fanden, gerufen haben. Sie verstanden dich nicht, konnten mit der Schönheit deines Namens nichts anfangen. Sie änderten ihn in ‚Syn‘ und fortan… warst du Syn. Ich aber stattete ihnen einen Besuch ab, kurz nachdem Karrish dich kaufte.“, jetzt verschloss sich die Dunkle wieder. Ihr Gesicht wurde glatt und emotionslos. Sie verbarg ihre wahren Gefühle, sobald der Name ihres Bruders fiel. „Er sandte mich aus, das Geld zurückzuholen.“, berichtete sie kühl und schloss jegliche Emotionen aus. Man durfte ahnen, was Karrish ihr befohlen hatte. „Sie wehrten sich. Sie schrien und zeterten. Und kurz bevor ihr Ende eintrat… Rief einer von ihnen deinen Namen. Es klang hölzern. Seltsam. Es war.. es war so skurril, wie er versuchte Hymlikor zu sprechen und doch… Synnover… brannte sich dein Name in mein Gedächtnis. Ich fand heraus, wie man ihn richtig ausspricht…“, erklärte sie. Dabei war sie jedoch nicht einmal von der Kühle abgewichen. Zarrah hatte den Blick vom Himmel nicht genommen und ihn angesehen. Sie war geschickt worden, den Reißern das gezahlte Geld wieder abzunehmen. Als würde jemand, wie Karrish, sich wirklich herablassen dreckigen Orks etwas zu zahlen, wenn er etwas besitzen wollte…. Nein. Er hatte die Jüngste geschickt, diese Finte wieder zurückzudrehen. Und Zarrah hatte gehorcht. „Ich weiß, dass ich dein Vertrauen nicht vorbehaltlos verdiene. Aber ich lüge dich nicht an, Synnover. Manche Details sind es nicht wert, dass man sie hört… Aber du darfst jederzeit nachfragen. Ich wünsche mir für dich, dass du lernst dir zu nehmen, was du willst. Dass du lernst nach allem zu fragen, was du nicht weißt. Und dass du tust, wonach dir ist.“, sagte sie noch und ließ ihren Atem langsam aus ihren Lungen fließen. „Solange ich es kann, wirst du von mir jede Hilfe erhalten, die du verlangst.“, sagte sie ernst. „Meine Art der Entschuldigung…“, raunte sie leise und schloss die Augen für einen Moment.


Razag:

Razag konnte sicher sein, dass Crystin seine Nähe schätzte und dass ihre Liebe ihn mit Aufrichtigkeit traf. Aber würde sie es auch ertragen, wenn sie ihn für verrückt halten würde? Er hätte diese Klippe umschiffen und sich etwas als Notlüge ausdenken können, aber er wollte die Reinheit, die sie beide verband, jetzt nicht mit Schmutz beladen. Er wollte, dass das, was er mit Crystin hatte, so wundervoll und rein blieb, wie es begann. Also entschied sich der Ork für einen mehr als mutigen Weg: Er sagte ihr einfach die Wahrheit. „Ich würde sehr gerne das hier mit dir immer wieder und wann immer du möchtest, wiederholen, jedoch braucht mein Körper eine kleine Pause. Das ist so bei Männern. Gib mir ein paar Minuten und...“ Sie musterte ihn und lächelte mit einer leicht verlegenden Röte. „Oh, sicher…“, pflichtete sie ihm bei und räusperte sich. Es war vielleicht etwas unangenehm, dass sie nicht genug von ihm bekommen konnte, aber sie fühlte sich eher von ihren Gefühlen überrannt als von seinen. „...ich würde die Zeit gern nutzen um dir etwas zu... ...erklären?“ Nun schaute sie neugierig. „Was denn?“, fragte sie und streichelte seine Finger, die ihre noch immer festhielten. „Ich hab dir doch von Nalia erzählt...“ Crystin hob den Blick und hielt inne in ihrem Tun. „Ja?“, kam es etwas unsicher, doch sie strahlte noch immer Zuversicht aus. Und Liebe. „Sie ist hier.“ Sofort wandte Crys ihren Kopf um und bedeckte dabei ihre Blöße. Sie hatte geglaubt allein mit Razag zu sein und war sichtlich überrascht davon, dass jemand ihnen zusehen sollte. „Was?! Wo?!“, japste sie und drehte den Kopf zur anderen Seite. Sie wurde etwas unruhig, weil sie Nalia nicht sehen konnte. „Wo denn?“, fragte sie erneut und runzelte unsicher die Stirn. Machte er einen Spaß? Razag fing die Unsicherheit von Crys mit seinen Armen auf und sie kehrte mit ihrer Aufmerksamkeit zurück zu ihm. „Warte... versuche es zu erklären... ich ... Sie sitzt da hinten und streichelt Fische.“ Crystin lachte kurz auf, weil sie glaubte, er veralbere sie. Doch sein nachdenklicher Gesichtsausdruck, stimmte sie vorsichtig. Etwas war da, was sie nicht begreifen konnte. Also wartete Crystin und gab Razag die Zeit, die er brauchte.
„Ich hab eine Vermutung... also... Du weist doch, dass ich vom Bärenclan abstamme... so mit Schamanenzeug uns so... Ich glaube, ich hab einen... 'Geist' in mir... schon eine Weile und... sie meinte gerade zu mir, ich hab jetzt irgendwie 'Zugang' bekommen, gratulierte mir und... nun ja, sie sitzt da drüben. Ich kann sie sehen. Du vermutlich nicht, oder?“ ganz ruhig wurde Crystin auf seinem Schoß. Noch immer waren sie beide nackt und doch waren Razag’s Worte jetzt erstmal wichtiger. Crystin wandte den Kopf erneut, als er davon sprach, dass sie am Wasser sitzen würde. Aber sie sah sie nicht. „Ich sehe gar nichts“, murmelte sie noch mal zur Bestätigung und musterte Razag nachdenklich. „Ich hab keine Ahnung von Magie und mag sie auch normaler Weise nicht besonders... ausgenommen natürlich deine! Nicht böse sein!... Ähm... Ich verzettel... Ach ja. Ich denke, deine Magie eben hat bei mir irgendwas aufgemacht... oder so. Ich hab sie früher nur gehört und mal wabernd im Wasser gesehen. Jetzt sitzt sie da drüben und sieht aus wie jeder andere für mich.“

Crystin’s Gedankenfurche an der Stirn wurde etwas tiefer. Die Sommersprossen in ihrem Gesicht verzogen sich, als auch ihre Nase etwas kraus wurde. „Ich sehe Gespenster...Geister... irgendwas in der Art...“ Dann öffnete sich Crystin’s Blick etwas und Erkenntnis stand darin. „Oh! Du meinst, dass… ich dir geholfen habe, deine Magie in dir zu entdecken?“, fragte sie und Razag erkannte, dass sie sein Gestammel sehr wohl verstand. „Dass in dir Schamanenmagie schlummert?“, Crystin’s Blick funkelte mit jeder Sekunde, die sie sich mit diesem Gedanken trug, voller Stolz. „Razag, das ist ja… das…“, Sie biss sich auf die Unterlippe und lächelte dann. „Das ist wundervoll!“, entschied sie für sich. Sie streichelte über seine Wange und nickte noch mal. „Das ist etwas Gutes – oder nicht?“, fragte sie aufgeregt. „Sie will mit mir sprechen und wartet, dass ich zu ihr gehe. Ich hab ihr gesagt, dass sie gerade... stört. Ich ...ich denke, ich kann mich nicht konzentrieren, solange sie da hinten sitzt. Wäre es in Ordnung für dich, wenn ich mich darum kümmer? Ich glaube, sie will etwas Abstand und mir ein paar Sachen erklären. Dann geht sie bestimmt erst mal wieder weg, denke ich.“ Crystin verstand. „Oh! Aber natürlich Razag, das… das ist wirklich etwas tolles, natürlich ist es in Ordnung, wenn du dich darum kümmerst!“, sagte sie ohne irgendwelches Bedauern. Für Crystin war es nur selbstverständlich, dass sich Razag um so etwas wichtiges kümmerte. Sie rutschte gar von seinem Schoß und räusperte sich etwas beschämt. „Peinlich, dass sie uns sieht“, flüsterte sie mit ein wenig Schalk im Blick. Sie kicherte verschwörerisch in seine Richtung und suchte nach ihren Klamotten. Das Wasser hatte sie gemeinsam ausgekühlt, sodass Crys nun fror.
Aber Als Razag sich ebenfalls erhob und vor ihr stand, blickte er auf sie hinab. „Du gehörst zu mir. Wenn SIE das stört, ist das ihr Problem. Ich will nur, dass du weißt, was da gerade passiert... mit mir.“ Crystin vergaß, dass sie fror und auch keine Kleidung trug. Sie trat an Razag heran, nahm seine große Pranke und schmiegte ihr Gesicht hinein. „Razag, ich gehöre zu dir… Jederzeit! Und wenn du etwas zu klären hast, dann ist dir meine Hilfe sicher. Du musst nur danach fragen.“ Sie hob den Blick wieder in sein Gesicht. Crys streckte sich auf die Zehenspitzen, dass ihr knackiger Po sich anspannte und griff nach seinem Hals, damit er sich ihr entgegenbeugte. Sie küsste ihn liebevoll und strich ihm zuversichtlich über die Wange danach. „Du musst dir keine Sorgen machen. Wenn ich etwas über Magie gelernt habe in Zyranus – dann doch, dass sie sich ihren Weg sucht und niemals der Feind ist für einen selbst!“, sie nickte. „Sprich mit Nalia und frage, was sie will. Ich glaube, du siehst dann etwas klarer!“, nickte sie noch mal.
Doch dann wandte sie den Kopf und fröstelte. „Ich, ziehe mir etwas an und bleibe in der Nähe. Du kannst jederzeit nach mir rufen, ich bin für dich da!“, versprach sie ihm. „Oder ich komme gleich mit und bleibe bei dir, auch wenn ich sie nicht sehe!“, nickte sie. Wie auch immer Razag sich entschied, am Ende säße er bei Nalia, die sich von ihrem Platz nicht wegbewegte sondern geduldig wartete. Wenn Crys bei ihm bleiben sollte, würde sie das tun und sich einfach dazusetzen, abwarten und zur Not zur Verfügung stehen. Ansonsten hätte sie sich wieder angezogen und sich in den weichen Sand, ein Stück hinter Razag gesetzt, sodass er genug Privatsphäre hätte. Aber in Rufreichweite wäre.

Nalia sah auf, als sich Razag näherte. Sie lächelte. „Hast ihr also alles gesagt, hm? Mutig!“, bescheinigte sie ihm und spielte wieder mit dem Wasser. „Aber sie scheint ja das Herz am rechten Fleck zu haben. Ich glaube, sie hat nicht einmal gezögert dir zu glauben! Sie muss dich sehr lieben!“, plapperte die Aquadin weiter und schaute ihn mit einem koketten Funkeln im Blick an. „Da sind wir nun, Razag.“ Nalia schaute zum Meer. „Zeit für ein paar Erklärungen, findest du nicht? Offenbar hat deine kleine Lichtmagierin dir die Sicht gereinigt.“, lachte sie und fing einen Fisch blitzschnell, ehe sie ihn wieder freiließ. „Beeindruckend, dass dein Hirn nicht so stumpf funktioniert, wie du es anderen immer weismachen wolltest. Das, was du Crystin sagtest, stimmt sogar fast. Hm… eigentlich stimmt es. Erinnerst du dich an den Tag, da du als kleiner Ork ins Wasser gefallen bist?“, fragte sie und schaute ihn an. „Und erinnerst du dich, dass du unnormal lange die Luftanhalten konntest und es seitdem immer kannst?“, sie lächelte. „Das bin ich. An dem Tag, da habe ich dich gerettet. Und mich mit dir verbunden…“, Nalia schaute auf das Wasser. „Ich bin eine Aquadin. Eine vom Wasservolk. Wir leben in den Tiefen des Ozeans in einer wundervollen… Welt…“, sie klang ein wenig traurig. „Ich vermisse meine Heimat sehr…“, murmelte sie. „Ich habe mein Leben verloren, lange bevor du geboren wurdest. Aber ich konnte mich nicht von dieser Welt lösen. Ich… ich wollte nicht. Ich habe Familie, weißt du?“, sie sah ihn wieder an, lächelte, aber es sah traurig aus. „Ich konnte sie nicht zurücklassen. Also blieb ich. Allein, ungesehen… An jenem Tag, da du ins Meer fielst, da sah ich deinen Überlebenskampf. Ich… ich konnte nicht einfach zusehen, wollte helfen. Und auf einmal…“, sie hob die schmalen blaugrünen Schultern, „war ich mit dir verbunden…. Ich hörte fortan, was du dachtest, ich wurde aus meinem Zustand gerissen und fortgetragen. Ich… kann es nicht erklären, ich verstehe es nicht. Aber inzwischen weiß ich, dass du Schamanenmagie in dir tragen musst. Sie scheint blockiert gewesen zu sein, weshalb du mich nicht hören konntest. Aber ich konnte dich hören. Jederzeit. Und auf einmal… hast du geantwortet!“, sie lachte und etwas Wasser spritzte, als sie in die Hände klatschte. „Plötzlich hast du auf meine Worte reagiert und dann konntest du mich auch erkennen. Weißt du, wie glücklich ich war, endlich nicht mehr allein zu sein?“, Nalia blickte Razag liebevoll an.
„Das erste Mal hast du mich in deinem Traum gesehen, als du glaubtest, Crystin hätte sich für deinen Kumpel entschieden. Erinnerst du dich? Und jetzt… sieh dich an!“, sie zeigte auf ihn. Hatte er inzwischen wieder etwas an? Oder blieb er so, wie er gewesen war? „Irgendwie scheint die Heilerin etwas mit dir zu machen. Was auch immer, aber sie ist schon das zweite Mal ausschlaggebend, wenn sich bei dir eine Veränderung einstellt. Du hast sie in dein Herz gelassen und folglich… bist du wohl bereit, endlich deine natürliche Begabung anzunehmen.“, schloss sie und ließ ihn nicht aus den Augen. Das waren viele Informationen… sehr viele. Und verwirrend. Aber Razag spürte noch etwas weiteres: Nalia war nicht der Feind. Sie mochte nerven, aber sie war nicht gegen ihn. Das war eine tiefe Wahrheit in seinem Herzen. Er war mit ihr verbunden. Und er konnte auch erkennen, welche Absichten sie hegte. Jetzt im Moment, da freute sie sich, ihm endlich alles erklären zu können.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Samstag 16. März 2024, 09:42

Langsam erkannte Synnover, was anders an Zarrah war. Sie nahm nicht, sie gab und zwar ausschließlich das, um seinen Informationsdurst zu stillen. Sie erwiderte seine Küsse, ohne das Verlangen nach mehr aufsteigen zu lassen. Wie sie es ihm vorab schon häufiger gegenüber erwähnt hatte, erwartete sie nichts. Es ging nicht darum, dass sie einen Vorteil davon trug. Es ging einzig und allein um ihn, aber ohne dieses bittere Wissen, dass man ihn präsentierte und herum reichte wie einen Zuchthengst. Der letzte Kuss hinterließ ein sanftes Prickeln auf Syns Lippen. Es war der Hauch einer Sehnsucht nach Wiederholung. Zarrah rief nicht ihr ihr Verlangen auf den Plan, wenn sie seinen Kuss erwiderte. Sie weckte seines. Er blinzelte, denn das war neu. Natürlich begehrte Syn auch die Körper der Frauen, die er nahm. Er konnte seinen Trieb nicht einfach deaktivieren und selbst, wenn er ihnen seine Lust nur vorspielte, mussten bestimmte Teile von ihm schließlich funktionieren. Aber es war stets ein mechanisches Verlangen gewesen, eine natürliche Reaktion auf gezielt gesetzte Auslöser. So wie man die Hände hochriss, um sein Gesicht zu schützen, wenn jemand mit einer Faust in diese Richtung schlug oder dass man erwartete, nass zu werden, wenn Regen einsetzte. Es hatte nichts mit Gefühlen zu tun. Jetzt aber spürte Syn zum ersten ... nein, zum zweiten Mal in seinem Leben den aufrichtigen Wunsch, dass da noch mehr käme.
Um sich von diesem Ungewohnten in seinem Inneren abzulenken, konzentrierte Synnover sich darauf, so viele Informationen wie möglich aus Zarrah heraus zu holen. Schließlich funktionierte auch das. Sie stand ihm Rede und Antwort. Er musste dafür nicht einmal etwas tun. Er musste nur fragen! Und gelegentlich ein Dankeskuss, aber die waren ehrlich, denn ... sie sind schön. Er stutzte ob seines eigenen Gedankengangs, musste sich die Wahrheit dahinter allerdings mehr und mehr eingestehen. Es war schön, Zarrah zu küssen. Vor allem, seit sie jene erwiderte. Es war einfach ... schön.
Dem Kaninchen fehlten Umschreibungen für das Unbekannte. Echte Gefühle waren so neu wie das Wissen, das die Dunkelelfe ihm vermittelte. Dass jene dabei langsam eine kritische Phase erreichte, ahnte ihr Gegenüber nicht. Er fragte weiter, wollte so viel wissen wie möglich und hakte schließlich bezüglich seines Namens noch einmal nach. Woher konnte Zarrah ihn wissen, wenn er ihn nie genannt hatte? Jetzt gab es kein Ausweichen mehr! Syn konzentrierte sich ausschließlich auf diese Antwort. Und Zarrah gab sie ihm.
"Ich hätte dich aus Morgeria fortschaffen sollen...", murmelte sie voller Schmerz. Diese Schuld konnte sie nicht von ihren Schultern nehmen. Es belastete sie vermutlich jedes Mal, wenn sie Syn hatte tapfer seinen Weg durch das Haus der Nachtklingen gen Arena nehmen sehen. Es schmerzte, immer dann, wenn er mit dieser grinsenden Triumphmaske von einem der anderen Adelshäuser zurückkehrte und stolz verkündete, die ansässige Herrin dort könne nun eine Woche nicht mehr sitzen, stehen, gehen. Obwohl Syn sie zur Perfektion trug, hatte Zarrah stets dahinter blicken können. Sie war aufmerksam, beobachtete aus den Schatten. Sie hatte die winzigen Momente entdeckt, in denen das Kaninchen sich sicher wähnte und vielleicht nur mit einem Seufzen oder einem unsicheren Blick zu Boden signalisierte, dass er nichts von alldem genoss, was er nach außen trug. Trotzem biss es sich durch, Tag für Tag und Jahr um Jahr. Es musste schmerzen, ihn zu sehen, aber auch Zarrah blieb tapfer. Sie geißelte sich selbst, indem sie ihn ansah, seine Tränen aufkommen sah, als er sich endlich ein Stück weit öffnete. Er hatte es all die Jahre ertragen und sie tat dies ebenfalls. Dass sie beide nun hier lagen, unter der Decke und dicht beieinander mit ihrem gegenseitigen Schmerz, schuf auch Vertrauen. Synnover konnte allerdings noch nicht ganz über seinen Schatten springen. Es war nachvollziehbar. Jedes Mal, wenn er kleine Hüpfer gewagt hatte, war eine Kaninchenfalle ausgelegt und sein Vertrauen missbraucht oder verhöhnt worden. Zarrah musste nun mit dem auskommen, was andere geprägt hatten. Es würde lange dauern, aber wenn sie nicht aufgab, konnte sie diese Wunden in ihm schließen und die Narben langsam vergessen machen. Er aber musste endlich erkennen, dass sie sein Vertrauen hüten würde. So wagte Zarrah einen für sie eher unüblichen Schritt.
Sie rutschte dichter an ihn heran und stahl sich einen Kuss. Oder gab sie ihn wieder? Er war so sanft wie die vorherigen, zärtlich und liebevoll. Überrascht ließ Syn es geschehen, dieses Mal ohne Erwiderung seinerseits. Er hatte nicht damit gerechnet und hob nur die Brauen zu feinen dunklen Bögen an. "Ich sage dir die Wahrheit." Er betrachtete sie. Ein unsicherer Funken an Zweifel ließ das Lindgrün seiner Augen glitzern, aber darin lag doch viel mehr Hoffnung. Er wollte ihr glauben, so sehr. Denn es würde bedeuten, dass er endlich einmal hoffen durfte, ohne dass es wieder zerschlagen würde. Syn hob seine Hand, berührte seine eigenen Lippen und nickte langsam.
Inzwischen machte Zarrah sich bereit für noch mehr Wahrheiten. Sie konnte dem nicht mehr ausweichen, ohne ihm ein Gefühl von Misstrauen zu schenken. Das durfte nicht geschehen, also musste sie sich und ihn damit konfrontieren. Zarrah versuchte, es Syn so schonend wie möglich beizubringen - auf ihre Art.
"Ich weiß den Namen von den Reißern."
Syn schnaufte und schaute fort von ihr, über den Rand der Klippen und zum Meer hin. Das konnte er kaum glauben. "Sie können ihn nicht aussprechen", hielt er dagegen. Zarrah bestätigte es nur. "Sie verstanden dich nicht, konnten mit der Schönheit deines Namens nichts anfangen. Sie änderten ihn in 'Syn' und fortan ... warst du Syn." Er lauschte nun still. Die Erklärung schien logisch und doch so schwer zu begreifen. Sodth und die anderen Reißer hatten nie wieder versucht, seinen Namen zu sprechen. Weder auf Celcianischen noch ... Hymlikor. Warum hätten sie es in ihrer Gegenwart noch einmal tun sollen? Dann erwähnte Zarrah ihren Bruder. Wo sich ihre Züge zu Unnahbarkeit glätteten, da legte sich der Schmerz des Verlusts auf Synnovers. Karrish war nicht tot, aber inzwischen unerreichbar für ihn. Er hatte ihn schon vorab verstoßen, durch seinen mutmaßlichen Untergang beim Triell der Giganten. Doch indem Syn Zarrah am Leben ließ, ihr folgte und nicht versuchte, zu seinem Herrn zurückzukehren, nahm er sich selbst jede Möglichkeit auf sein altes Leben. Es war verloren und mit ihm Karrish, die einzige Konstante in seiner Scheinwelt, bei der er diese Hoffnung auf Wertschätzung hatte. Aber es war nur eine Illusion. Karrish war niemals diese väterliche Figur, zu der Syn ihn gemacht hatte. Er war berechnend, kalt und er ließ sich von Orks nicht das Geld für ... Dinge aus der Tasche ziehen, die er besitzen wollte.
"Sie wehrten sich. Sie schrien und zeterten", setzte Zarrah, die Assassinin, ihre Geschichte fort. "Und kurz bevor ihr Ende eintrat ... rief einer von ihnen deinen Namen. Es klang hölzern. Seltsam. Es war ... es war so skurril, wie er versuchte Hymlikor zu sprechen und doch ... Synnover ... brannte sich dein Name in mein Gedächtnis." Sie erzählte ihm von ihren Forschungen und wie sie selbst sich beibrachte, ihn in Syns Muttersprache zu formulieren. Es klang so schön, wenn sie ihn sagte. Es klang Atem beraubend, wenn er ihn selbst sagte. Wer auch immer ihm diesen Namen gegeben hatte, musste etwas tief in sich gefühlt haben, für das das Kaninchen heutzutage keine Beschreibung besaß. Es war warm ... und weich.
Synnover schaute zu Zarrah herüber. Sie kämpfte bereits mit der Schläfrigkeit, schaute allerdings gen Himmel, wenn ihre Lider weit genug offen blieben. Vielleicht wagte sie auch nicht, in sein Gesicht zu sehen bei dieser Wahrheit. Dabei schaute er vollkommen neutral, als ginge ihn der Tod der Reißer - Sodths Tod - überhaupt nichts an. Er sagte auch nichts dazu. Er musterte Zarrah lediglich, dafür umso intensiver.
"Ich wünsche mir für dich, dass du lernst dir zu nehmen, was du willst. Dass du lernst, nach allem zu fragen, was du nicht weißt. Und dass du tust, wonach dir ist."
Ein Schatten fiel über sie. Syn hatte sich soweit erhoben und war zu ihr hin gerutscht, dass er sich nun über sie beugte. Schon setzte er einen Arm neben ihrer Schulter auf den Untergrund, stützte sich so ab, dass sie direkt unter ihm lag. Er betrachtete sie nachdenklich. "Mir nehmen, was ich will...", wiederholte er den Wunsch und verringerte die Distanz zu Zarrah Stück um Stück. Seine Lider senkten sich leicht, umrahmt von Wimpern und einem silbrigen weißen Rand der länger gewachsenen Haare, die ihm bis über die Stirn schon fielen. Er näherte sich ihr weiter. Seine Augen hefteten sich an ihre Lippen, auf die er zusteuerte. Sich nehmen, was er wollte. Tun, wonach ihm war.
"Solange ich es kann, wirst du von mir jede Hilfe erhalten, die du verlangst." Syn hielt inne. "... die ich ... verlange?", wiederholte er und musterte sie nun mit wacherem Blick. "Meine Art der Entschuldigung..." Und der Moment, an dem sich das Zünglein der Waage etwas bewegte und sie in eine andere Richtung kippen ließ. SYn zog sich zurück. Er setzte sich auf, wirkte nachdenklich. Sein Blick aber blieb auf Zarrah gerichtet. Mit einem Mal veränderte sich seine Mimik. Er hob den Kopf weiter an, reckte das Kinn etwas empor und engte die Augen. Wären sie und auch seine Augen dunkler, sähe er einem ihrer Blutsverwandten nicht unähnlich. Er ahmte die kühle Haltung nach, ohne es zu bemerken.
"Auf die Knie", verlangte er. Und nach einer Pause setzte Syn mit überaus dominnantem Nachdruck hinterher: "Geh auf die Knie und ... küss mir die Füße!" Es war nicht das, was er wirklich wollte oder wonach ihm war. Es war keine Form von Hilfe, die es von Zarrah benötigt hätte und doch ... nun, sie bot es an und Syn musste es wissen. Er musste wissen, wie es sich in der Position eines Herrn anfühlte und was dieses Machtgefühl über andere ihnen gab. Er musste es wissen, um zu verstehen, wie Karrish oder Yolintha ihn all die Jahre gesehen hatten. Er musste wissen, was er für sie wirklich war.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Samstag 16. März 2024, 18:50

Freiheit bedeutete zu tun was, man wollte. Um zu tun was man wollte, musste man eine Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen zu treffen war manchmal schwer und erforderte Mut, da man auch immer Gefahr lief einen Fehler zu machen. Aus Fehlern konnte man lernen, genauso wie aus Erfolgen und Razag war gerade sehr fleißig dabei zu lernen. Auch war er mutig genug Fehler zu machen und sich sogar einer Niederlage zu stellen. Entscheidungen hatten Konsequenzen und Raz'ulak der Furchtlose entschied sich für die Wahrheit.
Tatsächlich wurde diese sogar belohnt, denn Cris liebte Razags Wahrheiten. Sie hörte ihm bis zum Ende zu, bestätigte ihn in seinem Mut und unterstütze ihn in seinem Handeln, selbst wenn es ein Fehler sein könnte. Razag war so stolz auf seine Heilerin! Er hatte ihr alles erzählt, war aufgestanden und bereit sich Nalia zu stellen. Zuvor wollte er nur noch mal klar stellen wo ER stand:
„Du gehörst zu mir. Wenn SIE das stört, ist das ihr Problem. Ich will nur, dass du weißt, was da gerade passiert... mit mir.“
In seinem instinktiven Denken gehörte zu einer guten Beziehung, dass man sich nicht gegenseitig weh tat und gegenseitig den Rücken frei hielt, sei es nun Freundschaft oder Liebe, dass man sich beschützte. Selbst wenn Cris in einer Runde ganz offensichtlich lügen würde... z.B. erzählen würde, sie hätte unsichtbare Flügel aus Mondlicht und könnte damit aber nur im Schatten des Mondes fliegen, dann würde Razag das bestätigen und Stein und Bein behaupten, sie dabei gesehen zu haben. Es war Unsinn, aber er würde es tun, oder ihr zumindest nicht in den Rücken fallen und sie als irre beschimpfen. Er liebte und stand ihr bei. Liebe war aber nur perfekt, wenn sie gegenseitig war. Dann war sie das Schönste auf der Welt. Sein Blick sprach auch diese Wahrheiten aus und lag schwer und ernst auf seiner Verlobten.
Crystin vergaß, dass sie fror und auch keine Kleidung trug. Sie trat an Razag heran, nahm seine große Pranke und schmiegte ihr Gesicht hinein. Der Ork strahlte genug Wärme für zwei ab und war sofort wieder weich und handzahm.
„Razag, ich gehöre zu dir… Jederzeit!“
Sein Herz schwoll an. Es war so voll, dass er glaubte es überlaufen zu hören. In seinen Ohren rauschte das Blut. Razag war rot geworden. Was eine kleine Bestätigung so auslösen konnte?!
„Und wenn du etwas zu klären hast, dann ist dir meine Hilfe sicher. Du musst nur danach fragen.“
Crys streckte sich auf die Zehenspitzen, dass ihr knackiger Po sich anspannte und griff nach seinem Hals, damit er sich ihr entgegen beugte. Natürlich folgte er ihrer Einladung. Sie küssten sich liebevoll und sie strich ihm zuversichtlich über die Wange.
„Du musst dir keine Sorgen machen. Wenn ich etwas über Magie gelernt habe in Zyranus – dann doch, dass sie sich ihren Weg sucht und niemals der Feind ist für einen selbst! Sprich mit Nalia und frage, was sie will. Ich glaube, du siehst dann etwas klarer! ...Ich, ziehe mir etwas an und bleibe in der Nähe. Du kannst jederzeit nach mir rufen, ich bin für dich da! Oder ich komme gleich mit und bleibe bei dir, auch wenn ich sie nicht sehe!“
Raz und sie hatten nur ihre Unterwäsche zum schwimmen dabei gehabt, als sie spazieren gegangen waren. Das Lager lag ein gutes Stück entfernt. Er wartete, bis sie sich zumindest wieder mit ihrer Unterwäsche bedeckt hatte und legte ebenfalls seinen Lendenschurz wieder an.
„Ich will dich dabei haben. Ich weis nur nicht, ob sie vielleicht türmt, wenn du dich näherst. Wir werden es seh... also ich werd es sehen und dir ggf. bescheid sagen.“
Damit nahm er dann Cris Hand und gemeinsam gingen sie dann in Richtung der Stelle, wo Nalia saß. Sie verpuffte auch nicht einfach, als Raz sich mit seiner Verlobten in die Nähe auf einen Stein setzte und ihr seinen warmen Schoß anbot. Cris dabei zu haben, beruhigte ihn einfach. Sie beruhigte ihn immer... außer sie wollte 'spielen', dann bewirkte sie das Gegenteil. Nalia lächelte als er dann den Blick auf sie richtete.
„Hast ihr also alles gesagt, hm? Mutig! ...Aber sie scheint ja das Herz am rechten Fleck zu haben. Ich glaube, sie hat nicht einmal gezögert dir zu glauben! Sie muss dich sehr lieben!“
, plapperte die Aquadin weiter und schaute ihn mit einem koketten Funkeln im Blick an. Razag grinste stolz von einem spitzen Ohr zum anderen.
Recht haste.
„Da sind wir nun, Razag... Zeit für ein paar Erklärungen, findest du nicht? Offenbar hat deine kleine Lichtmagierin dir die Sicht gereinigt. Beeindruckend, dass dein Hirn nicht so stumpf funktioniert, wie du es anderen immer weismachen wolltest.“
Razag verzog den Mund leicht schief, aber sagte nichts dazu. Er war zwar ungebildet, aber nicht dumm und dazu müsste er nicht mal gedanklich einen Kommentar abgeben.
„Das, was du Crystin sagtest, stimmt sogar fast. Hm… eigentlich stimmt es. Erinnerst du dich an den Tag, da du als kleiner Ork ins Wasser gefallen bist?“
, fragte sie und schaute ihn an. Er nickte. Für Cris war er einfach in ein langes Schweigen verfallen und manchmal huschte sein Blick minimal hier oder dort hin, wenn er einer Geste des Geistes folgte. Später würde er ihr eine kleine Zusammenfassung geben, nahm er sich vor.
„Und erinnerst du dich, dass du unnormal lange die Luftanhalten konntest und es seitdem immer kannst?...Das bin ich.“
„Hab ich mir irgendwie gedacht.“
„An dem Tag, da habe ich dich gerettet. Und mich mit dir verbunden… Ich bin eine Aquadin. Eine vom Wasservolk. Wir leben in den Tiefen des Ozeans in einer wundervollen… Welt…Ich vermisse meine Heimat sehr…“
, murmelte sie und Raz hatte Mitleid mit ihr. Seid er Cris hatte, vermisste er seine Heimat nicht mehr ganz so sehr, aber er kannte das Gefühl.
„Danke dafür.“
, murmelte er leise und betroffen, denn hier offenbarte sich gerade ihre traurige Geschichte.
„Ich habe mein Leben verloren, lange bevor du geboren wurdest. Aber ich konnte mich nicht von dieser Welt lösen. Ich… ich wollte nicht. Ich habe Familie, weißt du?... Ich konnte sie nicht zurücklassen. Also blieb ich. Allein, ungesehen… An jenem Tag, da du ins Meer fielst, da sah ich deinen Überlebenskampf. Ich… ich konnte nicht einfach zusehen, wollte helfen. Und auf einmal…war ich mit dir verbunden…. Ich hörte fortan, was du dachtest, ich wurde aus meinem Zustand gerissen und fortgetragen. Ich… kann es nicht erklären, ich verstehe es nicht. Aber inzwischen weiß ich, dass du Schamanenmagie in dir tragen musst. Sie scheint blockiert gewesen zu sein, weshalb du mich nicht hören konntest. Aber ich konnte dich hören. Jederzeit. Und auf einmal… hast du geantwortet!“
, sie lachte und etwas Wasser spritzte, als sie in die Hände klatschte. Razag gluckste ebenfalls und antwortete:
„Ja, manchmal bin ich etwas langsam. Entschuldige.“
Dabei grinste er ein bisschen frech um die Stimmung zu heben. Er konnte immer gut über sich selbst lachen.
„Plötzlich hast du auf meine Worte reagiert und dann konntest du mich auch erkennen. Weißt du, wie glücklich ich war, endlich nicht mehr allein zu sein?“
, Nalia blickte Razag liebevoll an und er fühlte sich ein wenig peinlich berührt. Sein Lächeln wurde breiter.
„Ähm... gern geschehen?“
„Das erste Mal hast du mich in deinem Traum gesehen, als du glaubtest, Crystin hätte sich für deinen Kumpel entschieden. Erinnerst du dich? Und jetzt… sieh dich an! Irgendwie scheint die Heilerin etwas mit dir zu machen. Was auch immer, aber sie ist schon das zweite Mal ausschlaggebend, wenn sich bei dir eine Veränderung einstellt. Du hast sie in dein Herz gelassen und folglich… bist du wohl bereit, endlich deine natürliche Begabung anzunehmen.“
, schloss sie und ließ ihn nicht aus den Augen.
In meinem Herzen ist sie eigentlich schon viel länger als heute... Heute war... anders.
Es waren viele Informationen, die sie da zusammen getragen hatte, aber…
Ich verstehe.
Ihm schwirrte zwar ein bisschen der Schädel, so wie wenn er früher die Knochen in der Arena hatte aufsammeln sollen, wenn die Warge mit dem Fressen der unwürdigen Sklaven fertig waren. Da hatte er sich immer viel und tief bücken müssen und dabei war ihm manchmal schwindlig geworden. Aber Razag wusste nun noch etwas mit Gewissheit: Nalia war nicht der Feind, dass war sie nie gewesen. Sie mochte manchmal echt nerven, aber sie war nicht gegen ihn. Das war eine tiefe Wahrheit in seinem Herzen. Er war mit ihr verbunden und dieses Gespräch verdeutlichte das nur noch einmal. Jetzt im Moment, da freute sie sich, ihm endlich alles erklären zu können, so richtig – von Angesicht zu Angesicht und nicht nur im Hintergrund als 'langer Atem' oder starker Affinität zum Wasser zu wirken. Aber Raz war schon immer gern geschwommen, selbst als er es noch nicht konnte, warum es vielleicht zu diesem Unfall gekommen war.
„Tut mir leid, dass du gestorben bist, ohne deine Familie noch einmal zu sehen.“
, meinte er ehrlich.
„Aber... nicht böse sein,... ich freu mich dich endlich richtig Kennen zu lernen und sehen zu können. Ich freu mich, dass du da bist.“
Grinsend beugte er sich leicht vor und stupste ihr gegen die Schulter... oder hatte zumindest die Intension dazu. Ob er sie berühren könnte, war mehr als fraglich. Wahrscheinlicher war, dass er einfach durch sie hindurch griff. Dann wandte er Cris sein Gesicht zu:
„Nalia ist eine lang verstorben Aquadin, die sich bei einem Unfall in meiner Kindheit an mich gehängt hat und mir seid dem zum Beispiel hilft extrem lange die Luft anzuhalten. Sie meint, du hast irgendwas in mir ausgelöst, dass ich irgendwie blockiert war. Sie findet, du musst mich sehr lieben, weil du mir gleich geglaubt hast. ...Sie kommt aus den Tiefen des Ozeans und vermisst ihre Heimat und ihre Familie. Sie war lange sehr einsam und freut sich jetzt mit mir reden zu können.“
Raz schmunzelte ein bisschen und fügte noch aus eigener Meinung an:
„Ich glaube ich beide, wäret gute Freundinnen.“
, grübelte er.
„Obwohl... Ihr könntet dazu neigen, euch gegen mich zu verschwören.“
Er verengte die Augen und grinste dabei breit.
„Ist vielleicht ganz gut, dass nur ich Nalia sehen und hören kann. Ha!“
Dann kitzelte er Cris verspielt und drückte sie gegen seine warme Brust, bis sie zappelte. Aber er ließ auch schnell von ihr wieder ab und fragte:
„Willst du sie was fragen? Wenn ihr langsam sprecht, übersetzte ich eins zu eins.“
Sicher würde auch Razag früher... eher später Fragen haben, aber das brauchte immer ein bisschen. Vielleicht war es ganz gut, wenn die beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben sich erst einmal unterhielten.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Montag 18. März 2024, 09:42

Synnover:

Er musste erst lernen, dass es Schönheit nicht nur in materiellen Dingen gab. Das einem nicht nur ein weiches Bett oder ein hübsches Accessoire etwas bedeuten konnte. Wein konnte zwar wärmen, aber es war flüchtig. Einseitig. Ein Buch zu lesen, vermittelte Wissen, aber man lernte nicht, dieses Wissen in Frage zu stellen. Es stand geschrieben und so wurde es zu einer Wahrheit, die nicht angezweifelt wurde. Karrish hatte Syn Zugang gewährt zu erlesenen Dingen. Aber er hatte ihn stets nur davorgestellt, ihm gewährt sie anzusehen, aber durfte er sie auch wirklich haben? Die Bibliothek in dem Anwesen der Nachtklingen war reich angefüllt mit allerlei Wissen. Und es war absolut unmöglich, dass dort nichts zu Syn’s Herkunft gestanden hatte. Karrish zeigte Syn den Genuss von Wein. Er zeigte ihm aber nur jene Weine, die er ausgesucht hatte. Niemals hatte Syn im Weinkeller gestanden und selbst eine Flasche ausgesucht. Auch sprach der Älteste nicht viel. Er gewährte Syn kein Wissen, kein Vorankommen. Ging nicht mit ihm in Diskussionen. Er sagte nichts und Syn bekam nichts zum Nachdenken. So erschuf er in all der Zeit seine eigene Welt. Sein Verständnis eines ‚guten Lebens‘. Woher hätte er es auch anders erfahren sollen? Er lernte, wenn er gut war – zwischen den Beinen einer Frau oder in der Arena -, dass er etwas Schönes erhielt. Und so lernte er, dass das die erstrebenswerten Dinge waren. Es würde Zeit brauchen, bis sich diese Sichtweise veränderte und er erkannte, worauf es wirklich ankam. Zarrah half ihm und zeigte ihm, dass er das erste Mal in seinem Leben nichts dafür geben musste. Auch musste er sich nicht allein eine Wahrheit zusammenreimen. Sie half ihm hierbei ebenso und schaffte es, dass der Mensch mehr Vertrauen in ihre Worte legte.
Ehrlichkeit war etwas, das Syn selten, bis gar nicht erfahren hatte. Und wenn doch, dann auf eine niederschmetternde Art und Weise. Er hatte Ehrlichkeit erfahren als Yolintha ihn verlacht hatte. Ihn und seine Gefühle. Und Ehrlichkeit als Karrish ihn liegen ließ. Aber er erfuhr auch Ehrlichkeit bei Razag. Und jener war es, der ihm das auch ganz klar und offen zeigte. Zarrah war auch ehrlich zu ihm gewesen, von Anfang an, aber sie war verschlossener als Razag. Nun zeigte sie sich das erste Mal offen und redselig. Sie teilte ihm mit, was er erfahren wollte und nahm nichts dafür. Sie zwang ihn nicht zwischen ihre Schenkel, sie verlangte nicht, dass er einen Kampf für sie führte. Er erhielt zu all den Informationen und der Herkunft seines Namens und ihm selbst auch noch etwas Neues:

Ein Gefühl. Prickelnd und anregend formte es ein neues Verlangen in ihm. Das Verlangen es wieder und wieder heraufzubeschwören. Es erneut erleben zu dürfen. Syn aber brauchte Zeit. Freiheit musste in Dosen gelernt werden und nicht in Massen. Es würde ihn erdrücken. Trotzdem konnte Zarrah noch nicht aufhören. Sie musste sein Misstrauen verhindern und das, was sie konnte, erklären. Ob er ihr glaubte oder nicht, mehr konnte sie nicht tun. Außer ehrlich zu sein. Die Elfe erklärte, woher sie seinen Namen kannte und berichtete gleichermaßen davon, was sie dem Clan der Reißer angetan hatte. Syn interessierte das nicht. Sodth und seine dreckigen Schergen waren… Abfall. Sie hatten ihn niemals geschätzt, niemals als das gesehen, was er war… Ein vom Himmel gefallener Stern. Zarrah hatte hier keinen schmerzhaften Fauxpas begangen. Sie musste sich deshalb nicht schlecht fühlen. Wäre Synnover weiter gewesen, hätte er vielleicht erkannt, dass sie sich nicht wegen der Orks schwer damit tat. Nicht persönlich. Aber hier ging es nicht um Zarrah oder Sodth oder sonst wen. Es ging um Syn, der zu Synnover werden wollte.
Nachdem sie ihren Wunsch an ihn herangetragen hatte, dass er sein Leben nun endlich selbstbestimmte und in sich hinein horchte, war er schneller über ihr als sie ihm hätte Einhalt gebieten können. Zarrah lag unter ihm, das weiße Haar in wilder Schönheit auf der kargen Erde verteilt. Das Grün ihrer Augen richtete sich auf das seine, während er sich ihr entgegen senkte und seinen Körper halb auf ihr ablegte. Zarrah wurde ganz ruhig. Sie versteifte sich dieses Mal nicht. Sie blieb weich in ihrem Körper und beobachtete ihn weder mit Argwohn, noch mit Distanz. Sie wirkte … erwartungsvoll. Fast ein wenig neugierig. Ihre Lippen blieben einen Spalt breit geöffnet, während die Brust sich hob und senkte. Ihr schlanker Hals streckte sich etwas als sie in sein Gesicht blickte. Aus der Nähe konnte dem Betrachter auffallen, dass sie gar nicht so herrische Züge besaß, wie Karrish oder füllige, wie Yolintha. Zarrah besaß klare Züge aber die Kälte war lediglich Schein. Im Grunde war sie nicht anders als er. Sie trug Masken.

Zarrah ließ ihn gewähren und Syn spürte, dass er es wollte. Er wollte es, glaubte zumindest, dass es das war, was er in sich fühlte. Bis Zarrah ihm die Absolution erteilte. Er würde jede Hilfe erhalten, die er verlangte. Verlangen… gebieten- Etwas in Synnover änderte sich erneut. Syn trat in den Vordergrund und Rädchen griffen ineinander.“… die ich … verlange?“, hielt er inne und die Idee ihn fest im Griff. Zarrah nickte leicht. Sie hatte eine Hand gehoben und ihm gegen die Brust gelegt, in Erwartung, dass er ihr noch näherkommen würde. Ihre Entschuldigung war stellvertretend, weil er niemals von Sodth, Karrish oder Yolintha etwas derartiges hören würde. Syn vergrößerte den Abstand und reckte überheblich das Kinn. Zarrah’s Blick zuckte kurz fragend. Er jedoch richtete sich auf und spürte mit einem Mal Macht in sich… da war so viel… Macht. Und er wollte davon kosten. Er wollte sie schmecken und erfahren, was Karrish und Yolintha all die Jahre genossen hatten. Zarrah. Auch sie war nur eine Nachtklinge. Zarrah’lindae. Nur eine von ihnen und ebenso gut, sich für all das zu rächen, was man ihm angetan hatte. Es würde keinen Unterschied machen! “Auf die Knie“ Zarrah’s Grün loderte auf und brannte sich in seine Augen. „Wie bitte?“, entfuhr es ihr für eine Sekunde ehrlich überrascht und sie kam so geschmeidig in den Stand, dass man sich fragen musste, ob sie niemals schlafen musste, um fit zu bleiben. “Geh auf die Knie und … küss mir die Füße!“, forderte er mit einem arroganten Ton und Nachdruck in der Stimme, dass Zarrah für jenen Moment die Gesichtszüge entglitten. Sie starrte Syn an und wusste für einen Moment nichts zu sagen. Sie war erstarrt, ballte dann die Hände zu Fäusten. Sie suchte noch nach dem Scherz dahinter. Sie wartete. Doch Syn meinte es ernst. Er musste es testen – sie hatte es schließlich angeboten, oder? War das nun die Hilfe, die er von ihr brauchte? Zarrah aber verlor ihre Weichheit. Sie verlor das Offene und sie verlor ihre Wärme. Stumm betrachtete sie das Kaninchen und … sank dann langsam auf ihre Knie. Die stolze Nachtklinge kniete vor ihm. Oh, welch Hochgefühl nicht wahr? Welcher Genuss, es endlich selbst zu fühlen. Sie unterwarf sich – IHM, Synnover! Was ausblieb war allerdings, dass sie vorkippte und ihm tatsächlich die Füße küsste. Stattdessen presste sie die Lippen aufeinander und versuchte irgendwo ihre Würde zu behalten.
Aber Syn hatte jahrelang von den besten gelernt. Er wusste es am besten mit anderen zu spielen und jene Schmerzen zuzufügen, wie er sie erlitten hatte. Er hatte sie glauben lassen, dass er sie anders sah als ihre Geschwister. Jetzt, da sie vor ihm kniete, sah er aber seinen Triumph. Sie hatte es geglaubt. Ja, vielleicht gehofft. Endlich war er es, der sich oben wähnte. Er durfte auf SIE herabblicken. Er spürte die Macht, die es auslöste, jemanden zu dominieren. Wenn der andere devot und schüchtern den Blick senkte… Zarrah aber sah ihren Fehler just in dem Moment, da er sich über sie erhob. Sie lächelte nicht. Sie senkte auch nicht den Blick. Sie war zu stark, um devot zu sein. „Weiter werde ich es nicht zulassen“, schnitt ihre Stimme durch das Lager, das sie für ihn gebaut hatte. „Sauge diesen Moment in dir auf, Syn… ich werde nicht noch einmal vor dir knien.“, Sie sagte ihn nicht. Sie benutzte den Namen nicht. Das hier war keine Situation für Synnover. Das hier war Syn. Und sie wieder in Morgeria. Danach erhob sich Zarrah steif. Sie wandte den Kopf. „Schaffst du es zum Lager?“, fragte sie nüchtern und verschloss das Herz, das sie ihm hatte zeigen wollen, wieder. „Ich stütze dich sonst.“, bot sie mechanisch an und wartete auf seine Einschätzung. Der Wind frischte auf und kurz verdunkelte eine Wolke die Sonne. Syn hatte es geschafft. Er hatte sich über die Nachtklingen erhoben. Er, das weiße Kaninchen! Die Frage blieb, ob er es sich genauso vorgestellt hatte.

Razag:

Razag lernte schnell. Sein weit geöffnetes Herz verhalf dem Grünen dazu, dass er sich schneller auf neue Dinge einlassen konnte. Ein Ork hatte eben keine hohe Lebenserwartung und so lebten sie ein Bisschen intensiver, ein Bisschen risikofreudiger. Fehler waren da, um sie zu machen und anschließend aus ihnen zu lernen. Sowohl Synnover begann langsam, das zu verstehen, als auch Razag. Crystin gab ihm hierbei den sicheren Rahmen, sodass er sich mit Vertrauen auch in die Nesseln setzen durfte und wusste, er würde liebevoll behandelt werden. Aber er spürte auch, dass er keine Geheimnisse haben wollte. Nicht vor ihr. Das Missverständnis mit Nalia war bereits einmal zum Selbstläufer geworden und hatte sich zu etwas entwickelt, das niemals wieder passieren durfte: Crystin hatte an den Gefühlen gezweifelt, die sie glaubte bei Razag entdeckt zu haben. Der Ork aber war sich auf einmal vollkommen sicher. Sie war die Frau seines Herzens und niemand hätte wohl gedacht, dass dem so schnell keiner mehr widersprechen würde. Aber manchmal geschahen die guten Dinge ganz unerwartet. Und nachdem sich auch körperlich keine neue Katastrophe eingestellt hatte und sie auch hier ihre reinen, wundervollen Erfahrungen hatten machen dürfen, da entstand eine Situation, die in mehrere Richtungen hätte laufen können. Razag hätte Crystin irgendeine Geschichte erzählen können, er hätte sie belügen können oder aber er hätte Nalia ignoriert. Beides kam für den Ork nicht in Frage und so wählte er einen Weg, der Mut erforderte. Die Wahrheit war nicht immer einfach. Sie wog meist schwer und brachte neue Probleme zutage, die man lieber gerne umschifft hätte. Aber nicht heute und nicht mit Crystin. Nachdem sie ihm abermals bestätigte, dass sie zu ihm gehörte und dies alles keine flüchtige Liebelei darstellte, zogen sie sich das bisschen Stoff an, das sie noch hatten und bedeckten so zumindest ihre ganz privaten Zonen. „Ich will dich dabei haben. Ich weiß nur nicht, ob sie vielleicht türmt, wenn du dich näherst. Wir werden es seh... also ich werd es sehen und dir ggf. bescheid sagen.“, räumte er ein und Crys nickte. Sie würde Razag nicht im Weg stehen, darauf durfte er sich verlassen. Bei ihr durfte er so sein, wie er sich fühlte und sie würde ihre Arme schützend um sein Herz legen und darauf gut aufpassen. Vollkommen selbstverständlich fand die Heilerin ihren Platz auf Razag’s Schoß und strahlte eine abwartende Ruhe aus. Sie achtete auf ihren Ork und schaute nach Anzeichen, wie das Gespräch verlaufen würde. Crystin war empathisch genug, um ihm einen Anker zu geben, sollte ihn das Gesagte aufwühlen. Und Nalia schien sie ebenfalls zu akzeptieren. Die Aquadin verstand, dass Crystin für Razag wichtig war. Sie konnte es ob ihrer Verbundenheit fühlen und somit hatte Razag plötzlich zwei Frauen in seinem Leben, die ihm Halt und Stabilität gaben. Nun… Nalia bliebe abzuwarten, bisher war sie dann doch eher ein gewisser Störfaktor. Aber das würde sich vielleicht ja zurechtrücken, wenn sie erstmal miteinander vernünftig gesprochen hatten. Nalia erzählte ihm, dass sie der Grund für seine langen Apnoe-Phasen wäre. Dass sie ihn damals als kleiner Ork gerettet hatte und seitdem mit ihm verbunden war. Razag hatte es geahnt. Er kannte sich ein wenig mit Schamanismus aus und wusste, dass man als Angehöriger des Bären-Clans ein wenig affiner war als andere. Nur hatte sich diese Magie in ihm nie so richtig gezeigt. Vielleicht hätte er nur etwas mehr Zeit benötigt, die ihm dann durch den ‚Raub‘ seiner selbst von Aran’Duran verwehrt wurde. Er konzentrierte sich auf den Kampf, aufs Überleben. Und vergaß für eine Weile seine Heimat. Jetzt, da er sich von den Ketten Morgeria’s löste, konnten sich seine Fähigkeiten entfalten. Er ließ sie zu. „Tut mir leid, dass du gestorben bist, ohne deine Familie noch einmal zu sehen. Aber... nicht böse sein,... ich freu mich dich endlich richtig Kennen zu lernen und sehen zu können. Ich freu mich, dass du da bist.“ Nalia kicherte und nickte bestätigend. „Ich freue mich auch, Razag! Es ist ein guter Tag… Das Warten hat sich gelohnt.“, seufzte sie und schaute zum Horizont. „Ich habe das Gefühl, bei dir richtig aufgehoben zu sein. Dein Gefallen an Wasser, kommt mir sehr gelegen!“, lachte sie und blickte den Ork wieder an. „Leider musst du seit dem immer wieder Wasser um dich haben – das ist vielleicht ein Makel, aber… ein paar meiner Eigenschaften färben offensichtlich ab, obwohl ich nicht mehr lebe!“, zuckte sie die Schultern, lächelte aber.
Crystin schaute derweil zum Meer und genoss die Ruhe, die auf sie wirkte. Sie streichelte gedankenverloren Razag’s Hand, als er sich vorbeugte und Nalia stupsen wollte. Die Aquadin hob ihre nicht vorhandenen Augenbrauen. „Das geht nicht. Soweit bist du noch nicht!“, lächelte sie. „Vielleicht irgendwann? Keine Ahnung. Ich habe nie viel Ahnung von Magie gehabt. Dafür ist sie“, sie nickte zu Crys, die gerade eine Muschel entdeckt hatte und sich danach reckte, „zuständig vielleicht.“ Razag nutzte den Moment und berichtete Crys, was er erfahren hatte.

Die blauen Augen richteten sich auf die Stelle, wo Nalia für sie unsichtbar saß. „Es freut mich auch, Nalia!“, begrüßte sie sie und plötzlich spritzte etwas Wasser empor, als Nalia es aufspritzen ließ. Crystin’s Blick leuchtete, dann lachte sie. „War sie das?“, fragte sie aufgeregt und blickte Razag an. „Ich glaube ihr beide, wärt gute Freundinnen. Obwohl... Ihr könntet dazu neigen, euch gegen mich zu verschwören.“ Beide Frauen begannen zu lachen. "Ist vielleicht ganz gut, dass nur ich Nalia sehen und hören kann. Ha!“ „Vielleicht!“, kam es aus beiden Mündern und Razag musste feststellen, dass sie einander schon jetzt verstanden. Das Ganze hatte aber eher einen ausgelassenen Tenor, denn eines nachdenklichen. „Willst du sie was fragen? Wenn ihr langsam sprecht, übersetzte ich eins zu eins.“ „Ich kann sie hören, Razag“, erwiderte Nalia. Crystin überlegte kurz. Dann nickte sie und wandte sich trotz allem wieder zu der unsichtbaren Frau. „Nalia, bist du jetzt für immer mit Razag verbunden? Oder ist es dein Wunsch, dich zu lösen? Ich meine, nicht falsch verstehen, aber… Ist es das Leben nach dem Tod, das man führen will?“, fragte Crystin behutsam und wartete, bis Razag ihr Nalia’s Antwort übermittelte. „Jetzt, da ich mich zeigen und er mich sehen und hören kann, fühlt es sich nicht mehr an wie eine ewige Einsamkeit. Ich habe das Gefühl, ich bin am richtigen Ort. Als… gäbe es etwas für mich, das ich tun muss und deshalb – ich bleibe.“, sagte Nalia und nickte sich ihrer Sache sicher. Crystin hörte die Antwort und nickte auch mit einem Lächeln. Nun war es aber Nalia, die eine Frage an Crystin hatte: „Wie kommt es, dass deine Magie dafür sorgte, dass sich bei Razag etwas änderte?“ Wieder wurde Razag zum Übermittler und Crystin verfiel für einen Moment in Schweigen. Eine feine Röte kletterte auf ihre Wangen und nistete sich dort ein. „Oh… ich…. ich weiß es nicht. Als ich …“, sie lächelte Razag verliebt und schüchtern an, „dich spürte und wir gemeinsam… nunja – also ich fühlte mich so frei. Ich war so… ich war so glücklich, dass ich es einfach hinauslassen musste. Meine Magie koppelt sich an meine Gefühle. Das war schon immer so und oftmals auch der Grund, warum ich nicht so zurechtkam mit meinen Studien. Noch ein Grund, in den Eldoras zu gehen, sie sollten mir damit helfen. Nachdem ich in Morgeria gelandet bin, lernte ich alles über die Heilkunst ohne Magie, das ich finden konnte. Denn wenn meine Angst zu groß wird, dann schaffe ich es manchmal nicht, meine Magie zu kanalisieren. Aber Lichtmagie hat nicht nur den Aspekt der Heilung, wisst ihr?“, erklärte sie weiter und strich sich eine Strähne zurück. „Sie ist auch… Wärmend. Sie spendet Mut und kann einen stärken, wenn man zweifelt. Ich kann, mit den richtigen Studien, auch dafür sorgen, dass sich die Moral hebt. Und ich vertreibe die Dunkelheit, das Unsichtbare. Ich erhelle, richtig angewandt, das Zwielicht und fördere zutage, was vielleicht verborgen sein sollte.“, sinnierte sie. Nalia nickte verstehend. „Vielleicht ist es das, Razag.“, sagte die Aquadin.
„Crystin’s Magie führte dazu, dass sich dein Potenzial zeigte. Sie reinigte dich…“, meinte sie und für einen Moment schwiegen sie alle. Der Schmutz Morgeria’s musste sich erstmal abnutzen, bevor sich etwas Neues entwickeln konnte. Razag besaß also Schamanenmagie. Und Nalia hatte sich verbunden mit ihm. Sie war kein Ork-Ahn, aber sie war trotzdem da. Er konnte ihr Ratschläge und Weisungen abverlangen und würde Antworten erhalten. Sie hatte Zugang zu seinen Gedanken und seinen Gefühlen. Sie wusste, dass Razag Crystin mochte, als er sich noch dagegen weigern wollte, weil er nicht verletzt werden wollte. Sie hatte ihm gut zugeredet und ihn daran erinnert, dass er ebenso wichtig war. Sie hatte ihm geraten, nicht nur auf Syn zu schauen, sondern auf sich. Nalia würde sein Gewissen sein, wenn er es vielleicht nicht finden konnte. Sie war ein Teil von ihm. Und Crystin? Sie war sein Anker im Diesseits. Und so schön diese Situation auch war, Razag ahnte dennoch, dass es nicht das Ende der Fahnenstange sein würde.
Wenn er Nalia sehen konnte, konnte er dann auch andere sehen? Crystin sagte, ihre Magie wäre erhellend. Und er hatte das Gefühl gehabt, dass seine Augen für einen Moment geblendet gewesen waren und schließlich hatte er danach Nalia erkannt. “Wir werden großes vollbringen“, hörte Razag in seinen Gedanken und für einen Moment fühlte sich der Wind bedeutend kälter an. Er mochte für zwei wärmen, aber das ließ eine Gänsehaut zurück. Diese Stimme war weder warm noch einladend. Und doch verströmte sie einen gewissen Sog. Sofern Razag sich umsah, würde er nur flüchtig, einer Täuschung gleich, einen schwarzen Schatten in Richtung Lager erkennen, der nach einem Blinzeln wieder fort wäre. Nicht sicher, ob es echt oder Einbildung war. Aber die Stimme war es. Sie war ein feines Ziehen im Hinterstübchen. Eine lauernde Ahnung, ein Verlangen. „Ist Nalia jetzt eigentlich… also wenn… wenn… wir..“, stammelte Crystin und die dunkle Ahnung verpuffte wieder, das Licht wurde heller. Nalia lachte geckernd und wieder spritzte sie Wasser umher. „Nein! Keine Sorge. Ich schaue NICHT zu, wenn ihr… zusammen seid! Versprochen. Ich ziehe mich zurück und lasse euch… in Ruhe. Aber wenn du mich brauchst, Razag, dann bin ich für dich da.“, versprach die Aquadin. Ihr Blick wurde etwas ernster und sie musterte ihn aus ihren goldenen, mandelförmigen Augen. „Ich fürchte, ich bin nicht die Einzige, die an dir hängt.“, warnte sie ihn. „Pass auf dich und auf sie auf, Razag!“, nickte sie zu Crys und lächelte dann wieder.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Montag 18. März 2024, 11:10

Lernen war ein Prozess, der mit schlechten Lehrern zwar funktionierte, aber aus dem man keinen Mehrwert beziehen konnte. Syn hatte in den Jahren bei den Nachtklingen eine Menge lernen dürfen, aber Karrish stellte sich als schlechter Lehrer heraus. Er stellte sein Kaninchen vor Tatsachen und flößte ihm Wissen ein, das er in einem bestimmten Winkel sah. Syn durfte nicht über den Tellerrand schauen, das Gelernte nicht anwenden, um neue Denkprozesse zu aktivieren. Er erhielt ein Schachbrett, man teilte ihm die Regeln mit, aber man ließ ihn keine eigenen Ideen entwickelt, mit den Figuren und dem System zu spielen. Er erhielt Bücher, angereichert mit Wissen, aber er durfte über dieses Wissen keine weiteren Fragen stellen, es nicht anzweifeln oder neue Thesen entwickeln. Karrish hatte ihn vor Aufgaben gestellt, die er erfüllen und lösen musste, wie sein Herr es erwartete. Das Denken aus diesem Rahmen heraus, welches möglicherweise ebenfalls zur Lösung geführt hätte, war unerwünscht. Syn sollte nicht denken, er sollte funktionieren. Und so konnte er nur das tun, was jeder auf diese Weise schlecht gelehrte Schüler sich auf der Prägung seines Lebensweges mitnahmen: die Erwartungen durch Nachahmung erfüllen.
Synnover spürte Macht. Sie strömte in Wellen über ihn hinweg, durchflutete und erfüllte ihn. Niemals zuvor hatte er es auf diese Weise gespürt. Natürlich war sogar aus ihm einmal die Arroganz hindurchgebrochen. Natürlich hatte er "niedere" Sklaven, die noch unter ihm standen, plötzlich schlecher behandelt, nachdem er selbst aufgestiegen war. Aber eigentlich hatte er sie nur ignoriert. Nicht länger mit Blicken gewürdigt, denn jene zeigten nach unten und er selbst wollte nie wieder dorthin zurück ... ganz nach unten. Er hatte sich hochgearbeitet und niemals zurückgeblickt. Nicht zu Sklaven, die diesen Weg noch gehen mussten oder es zumindest versuchten und im Gegensatz zu ihm scheiterten. Nicht zurück in die orkischen Baracken-Viertel und auch nicht ein einziges Mal zu Sodth und den Reißern. Deren endliches Schicksal kümmerte ihn nicht. Sodth mochte ihn aufgenommen und ihm ein Heim gegeben haben, aber es war keines, an das man sich gern zurück erinnerte. Es hatte gestunken, war schmutzig und rustikal gewesen. Der Schrank hatte ihn mit Ängsten geprägt, die Syn vielleicht nie wieder loswürde. Die Reißer hätten ihn beinahe seinen Fuß gekostet, nur weil sie der Welt hatten zeigen wollen, dass er ihr Besitz war. Ihr Haustierchen, das in Abfällen schlief und sie aß, wenn sich der Magen vor Hunger verkrampfte. Das Kaninchen, das dennoch kämpfen und sich beweisen musste, damit sie es selbst nicht aßen. Das Kaninchen, das dankbar war, wenn sich eine orkische Pranke nur auf seinen Rücken legte und ihm auf natürliche Weise Wärme spendete, anstatt ihn beiseite zu schubsen, zu schlagen oder ihm beides anzudrohen, weil er den Erwartungen nicht entsprach. Und er hatte sich geduckt, war still geblieben, hielt den Blick gesenkt und hoffte all die Zeit nur, unauffällig genug zu sein, um nicht erneut in den Schrank gesperrt zu werden. Wer sollte schon Bedauern für das Ende solcher Peiniger haben? Syn hatte es nicht, aber jetzt durfte er spüren, wie jene Peiniger sich gefühlt haben mussten. Er spürte wie Yolintha sich fühlte, wie Karrish es tun musste, wenn er auf ihn herabsah.
Zarrah'lindae von den Nachtklingen kniete sich vor ihm nieder und Syn wurde von dieser Welle ergriffen, dass sie ihn fast mit sich mitzureißen drohte. Eine Nachtelfe kniete sich vor ihn. IHN! Er zitterte im Rausch der Macht und spürte nur durch dieses alles betäubende Wabern hindurch, dass sein Körper auf die Beine kam. Der Schmerz war nicht wichtig. Dass seine Knie wackelten, war nicht wichtig. Er stand, stand über Zarrah und durfte nach unten schauen. Er durfte sehen, was unten war, ohne fürchten zu müssen, selbst wieder herabzufallen. Er sah...
Syn stutzte. Sein Blick engte sich. Er schob einen Fuß vor, bereit für die Ausführung seines restlichen Befehls. Zarrah aber hockte nur vor ihm und ... sie schaute ihn an. Ihre Lippen waren zwar so sehr aufeinandergepresst, dass sie hell hervorstachen, aber sie blickte zu ihm auf. Nicht demütig nach unten. Syn kannte diesen Blick. Er trug ihn selbst, Tag um Tag, Jahr um Jahr. Er kniete sich nieder, buckelte, aber auch er trug ihn. Nur Zarrah legte keine Maske davor und wagte, dabei nach oben zu schauen. Sie ließ sich nicht brechen, nicht einmal jetzt.
Das Machtgefühl war da, aber er wusste plötzlich, dass er nicht spürte, was Karrish oder Yolintha fühlten, wenn sie mit ihren Sklaven - mit ihrem weißen Kaninchen - so umgingen. Er würde es niemals fühlen, denn letztendlich war er doch immer noch ein Sklave. Einer, der sich erhob, um auf Dunkelelfen herabzuschauen und einmal ihre Macht kosten zu dürfen. Am Ende aber sahen sie weiterhin auf ihn herab. Nicht zu ihm auf, nicht einmal auf gleicher Ebene in seine Augen. Sobald ihnen das Spiel zuwider wurde, würden sie ihn wieder hinabstoßen. Deshalb konnte Zarrah zu ihm aufschauen. Sie zeigte ihm, dass es trotz allem noch einen Unterschied gab.
Synnover schob seinen Fuß zurück. Er schwankte ein wenig zurück mit einem Blick aus angewidertem Hass. Und Zarrah zeigte ihm, dass sie genug hatte. Sie erhob sich. "Sauge diesen Moment in dir auf, Syn ... ich werde nicht noch einmal vor dir knien." Da war es. Sie zeigte ihm, dass er nicht wirklich Macht besaß. Sie gewährte ihm nur so viel, damit er sich zurfrieden geben und dankbar sein durfte. Damit er sich weiter in dem Laufrad drehen würde, das höher gestellte Wesen mit mehr Wert für ihn errichteten. Damit er in dem Glauben funktionierte, er könne diese Macht eines Tages besitzen ... dabei durfte er lediglich ein bisschen damit spielen, so wie mit dem Schachbrett, dem Wissen aus Büchern, die man ihm bereitstellte oder den Wein, den man für ihn aussuchte. Er würde niemals frei sein. Nicht, wenn er versuchte, sich weiterhin in einen Kreis der Gesellschaft zu pressen, den andere formten. Er musste ausbrechen aus diesem Kreis. Er musste Haken schlagen und andere Formen bilden. Er musste seinen eigenen Weg finden und konnte - durfte! - nie wieder zurückblicken. Es gab keinen Weg mehr zurück.
Doch sein Weg nach vorn entglitt ihm gerade ebenso. Zarrah wandte sich mit verschlossener Miene ab. Sie nahm jegliche Wärme mit sich, das Glitzern in ihren Augen, die Ruhe, als sie eben noch unter ihm gelegen hatte und das sanfte Lächeln, das sie nur ihm geschenkt hatte, bevor er versucht hatte, wie alles anderen zu sein.
"Schaffst du es zum Lager? Ich stütze dich sonst." Er würde es nicht schaffen. Er glaubte gar, dass ihm die Beine gleich unter dem Körper wegbrachen, sobald er nur versuchte, sie zu bewegen. Doch es interessierte ihn nicht. Er sah diesen Blick auf sich und er fühlte noch immer den Nachhall der Macht, die ihn umfangen hatte. Ihm war übel.
Er brach aus den Fluten heraus. Er streckte die Hand nach vorn, um noch einmal nach jener Rettungsleine zu greifen, die man ihm hatte zuwerfen wollen, nun aber wieder einzog. Sie durften ihn nicht in den Fluten der Macht zurücklassen. Er wollte nicht darin untergehen. Er wollte...
"Sarra!"
Synnover kannte zu wenig Silben, um alle Laute direkt vom Celcianischen in Hymlikor zu wandeln. Er konnte nur mit jenen Begriffen arbeiten, die ihn Zeit seines Lebens begleiteten, die er sich selbst aus Bücherwissen beigebracht und welche der Wind ihm zugeflüstert hatte. Synnover, Atemnot, Odem. Aus den wenigen, aber wohlklingenden Lauten, die er kannte, formte er, was noch am nächsten an Zarrahs Namen herankam. Sicherlich klang es schön, war aber nicht ganz der ihre. Dass er überhaupt ins Hymlikor wechselte, ließ nur erahnen, wie sehr er sie nun nicht gehen lassen wollte. Nicht so und nicht mit diesem wieder verschlossenen Herzen.
Syn griff nach der Rettungsleine. Er fasste nach Zarrahs Handgelenk und dann ließen seine Beine ihn etwas im Stich. Er strauchelte, taumelte gegen sie, so dass er sich auch an ihrer Schulter festhalten musste, um nicht zu stürzen. Er ächzte auf, unterdrückte die Blöße, nun vor Schmerz aufzuschreien. Seine Muskeln brannten wie Feuer. Aber so ließ das Feuer wenigstens die Reste der Machtfluten verdampfen und schenkte ihm einen klaren Kopf.
Syn blickte sie an, so dass die Flammen aus seiem Lindgrün herauslosderten. "Nie wieder", keuchte er, schluckte. Das Feuer durfte ihn wach und am Leben halten, aber der Schmerz durfte ihn nun nicht übermannen. Reiß dich zusammen!
"Du wirst nie wieder vor mir knien und ich ... werde nicht wieder so etwas verlangen." Tränen schossen ihm in die Augen. Ob aus Emotionen oder Schmerz, ließ sich schwer sagen. Er ließ sie zu. Er ließ zu, dass sie das Feuer in seinem Blick ein wenig herunterschraubten und seine Wangen nutzten, um die Übelkeit aus seinem Körper zu spülen, die die Gewässer der Macht dort hinterlassen hatten. "Wie können sie das nur ... genießen? Es fühlt sich nicht gut an. Du solltest nicht so knien. Niemand! Niemand sollte so knien ... es ... ist nicht schön und ich will ... ich will nicht so sein wie ... sie." Er wollte lernen, aber nicht die Weisen, die Karrish oder Yolintha vorgaben. Perspektiven, die keine Freiheit zuließen, nicht einmal für Experimente, um Ziele mit anderen Wegen zu erreichen. Er wollte keine Macht über andere haben, wenn er sich selbst dabei ansehen musste, wie er da kniete und versuchte, hinter der Maske tapfer zu bleiben. Er wollte nicht in eine Rolle aufsteigen, die ihn zwänge Freiheit in Luxus zu genießen, der durch die Demütigung anderer geschaffen wurde ... anderer weißer Kaninchen ... anderer ... Zarrahs. Er wollte nicht sein wie Morgeria. Er wollte sein wie ... sie. Und um wie sie zu sein, musste er von ihr lernen, indem er ihre Weisen nachahmte, bis er wusste, welche davon er für sich nutzen und nach seinen Wünschen formen konnte. Denn sie versuchte, ihm zu lehren, dass er ihr Wissen so nutzte, wie es ihm gefiel.
"Es tut mir leid ... ich habe einen Fehler gemacht", ahmte er sie nach, aber mit der Erkenntnis, sich einzugestehen, dass er nicht unfehlbar war. Und dass er Fehler machen durfte, wenn er nur nach außen kommunizierte, dass er sie erkannt hatte und so aus ihnen lernen würde. Dass Fehler nicht Strafe oder das Ende bedeuteten, sondern einfach auch nur ein Weg in einem Lernprozess waren. Einen, den weder Karrish noch Yolintha vorgaben, denn sie duldeten keine Fehler. Sie duldeten Zarrah nicht. Deshalb hetzte Karrish Schergen auf sie ... weil auch sie Fehler machte, sie tun wollte! Um zu lernen. Um auszubrechen und keinen Weg mehr zurück zu nehmen.
Synnover ließ ihr Handgelenk los und hob die Finger bis an Zarrahs Gesicht. Seine Beine schrien den Protest in Impulsen der Pein, die sie durch seinen gesamten Körper jagten. Er knickte leicht ein. Sein Griff um die Schulter der Elfe festigte sich. Noch nicht ... er durfte noch nicht fallen. Er hatte noch etwas zu erledigen. Angestrengt blieb er auf den Beinen. Erneut reckte er den Hals, aber hob das Kinn dabei nicht an. Es wollte nicht über Zarrah hinwegsehen, sondern nur in ihre Augen. Auf einer Ebene. "Ich hätte tun sollen ... was ich eigentlich wollte, denn ... auch da will ich wissen, wie ... es ist. Es ist doch auch neu. Etwas ... ist ganz neu daran." Sein Blick verweilte auf ihrem, fragend ob sie ihm diese Chance nun gewähren würde. Ob sie es könnte, nachdem er ihr so viel abverlangt hatte. Ob es noch eine Chance gäbe. Aber seine Lippen wollten auf keine Antwort mehr warten. Sie waren ohnehin verärgert, überhaupt so lange hatten warten zu müssen. Sie sehnten sich nach dem Neuen, dem Prickeln und was immer es noch auslösen könnte, wenn er sie so lange küsste, bis seine Beine ihm endgültig den Dienst verwehrten. Es war ihm gleich, ob er danach fiel und wieder ganz unten wäre. Er wollte einmal noch tun, was er sich wünschte. Etwas, das ihm ... Synnover ... gefiel, ohne materiell zu sein.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Samstag 23. März 2024, 11:01

Synnover:

Manche waren zum Lehren geboren, andere taten es, ohne es vorzuhaben und wieder andere schwangen sich zu Gelehrten auf und folgten einem zerstörerischen Pfad. Synnover erkannte, dass er nicht ohne Zarrah weiterkommen konnte. Er hatte früh erkannt, dass sie ihm die Freiheit beibringen würde aber noch nie hat er etwas wahrhaftig bereut. Erst als er die stolze und aufrichtige Dunkelelfe knien sah, wollte das Gefühl der Macht nicht so recht schmecken. Er konnte erkennen, wie ihre Wärme sich verflüchtigte als hätte es sie nie gegeben. Syn wusste, dass er zu weit gegangen war und trotzdem blieb ein seltsames Gefühl zurück. War nun alles eine Lüge? Gestand Zarrah ihm gar nicht uneingeschränkte Macht zu? Sollte es also doch nur eine Illusion mit ihren Regeln sein? Nein… Syn schaute in das harte Gesicht und spürte, dass ihm etwas darin zu fehlen begann. Die Wärme… das feine Lächeln. Das Weiche. Zarrah war eben noch weich gewesen, hatte sich warm und anschmiegsam angefühlt. Jetzt war da nur eine Maske und sie trug sie, weil er sie dazu zwang. Ihre Hilfe war ihm sicher aber er würde sie nicht unterwerfen. Syn spürte, dass es auch nicht das war, was er gewollt hatte. Sicher, er musste wissen, was es war, dass Karrish und Yolintha als Vertreter der ‚Herrenrasse‘ daran schätzten, diese Macht auszuüben. Aber er lernte, ohne es vielleicht bewusst zu tun, dass es sich nicht gut anfühlte jemanden zu dominieren, den man… mögen könnte. Zarrah war das, was einer auf Zuneigung basierten Konstante am nächsten kam. Und sie nun so zu sehen, tat weh. Es war unbequem und zwickte. Gleichzeitig gab es einen anderen Gedanken, der sich eventuell formen könnte: Wenn es ihm unangenehm wurde, Zarrah zu dominieren – wieso konnte Karrish es dann über Jahre bei ihm tun? Fehlten vielleicht gewisse … Gefühle, die er glaubte bei dem ältesten Bruder gesehen zu haben? “Sarra“, versuchte er seine ursprüngliche Heimatsprache zu nutzen und durfte feststellen, wie sich manche Dinge, wie von selbst ineinander fügten. Syn spürte, dass es zwar ungewohnt war, die Sprache zu benutzen aber es fühlte sich vollkommen natürlich an. Seine Zunge formte ganz selbstverständlich diese weichen Klänge und verkrampfte dabei überhaupt nicht.
Es fiel ihm… leicht. Er würde diese Sprache vermutlich mühelos anwenden können, sobald er mehr Konsonanten, Vokale und Betonungen erlernt hatte. Er konnte spüren, dass diese Klänge zu ihm gehörten. Vielleicht entwickelte sich der Wunsch, sich näher damit zu beschäftigen.

Jetzt aber musste er sich um etwas anderes bemühen: „Nie wieder“, hielt er sie verbal auf und fasste sie am Handgelenk. Zarrah hatte sich abgewendet, hielt nun aber inne und wandte den Kopf halb zu ihm. “Du wirst nie wieder vor mir knien und ich … werde nicht wieder so etwas verlangen.“ Das Grün ruhte auf ihm. Sie überlegte und forschte nach seiner Aufrichtigkeit. Seine Tränen aber halfen bei der Entscheidungsfindung. “Wie können sie das nur … genießen? Es fühlt sich nicht gut an. Du solltest nicht so knien. Niemand! Niemand sollte so knien … es … ist nicht schön und ich will … ich will nicht so sein wie … sie.“ „Niemand zwang sie je dazu…“, antwortete Zarrah mit kühler Stimme. Aber ihr Blick bröckelte bereits wieder und ihre Haltung erweichte sich. "Es tut mir leid ... ich habe einen Fehler gemacht" Zarrah seufzte und drehte sich ihm wieder zu. Syn musste gegen die Ermüdung seiner Muskeln ankämpfen, aber es war so wichtig, dass er das jetzt tat. Er hielt sich an ihr fest und reckte das Kinn. Zarrah musterte sein angestrengtes Gesicht und legte ihre Hände an seine Unterarme, um ihn etwas zu stützen. Syn erinnerte sich, dass er etwas gänzlich anderes tun wollte. Es war ein neues Gefühl, dem er nachgehen wollte und das längst dafür gesorgt hatte, dass es ihm leidtat.
"Ich hätte tun sollen ... was ich eigentlich wollte, denn ... auch da will ich wissen, wie ... es ist. Es ist doch auch neu. Etwas ... ist ganz neu daran." Sie schluckte. „Und… das wäre?“, fragte sie leise und beobachtete ihn, wie er sich unter Schmerzen durchrang zu seinem Vorhaben. Syn lehnte sich vor und seine Lippen fanden fast von selbst die einladende Weichheit der ihren. Zarrah erstarrte für einen Moment. Er küsste sie und spürte das Zittern seiner Beine. Dann gaben sie nach und zogen ihn gen Boden. Doch Zarrah reagierte so schnell, dass er ihre Lippen dabei nicht verlor. Die Elfe stützte seinen Fall, folgte ihm gar Richtung Boden und behielt die innige Verbindung ihrer Lippen aufrecht. Sie schlang ihre Arme um seinen Körper, während sie gemeinsam zu Boden gingen. Syn landete gebremst und verletzte sich nicht. Zarrah lag zur Hälfte auf ihm und legte eine Hand an seine Wange, während sie die Augen schloss und seinen Kuss erwiderte. Es war zärtlich und liebevoll, vorsichtig und erforschend. Immer wieder massierte sie seine Lippen mit den ihren und hielt dabei in schützender Manier seine Wange. Sie war dabei leidenschaftlich und gleichzeitig behutsam. Syn konnte spüren, dass sie sich entspannte und wohlfühlte. Nach einigen intensiven Momenten, in denen es nur diesen Kuss gab, löste sich Zarrah etwas außer Atem. Sie blieb in seiner Nähe aber öffnete die Augen. „Ich spüre, wie ich das immer wieder tun möchte.“, gestand sie ihm leise, während das Feuer in ihrer Nähe knackte und zischte. Ihre Finger strichen über seine Haut an der Wange und schließlich über seine Lippen. Ihr Blick fiel darauf. „Es ist… anders… mit dir.“, flüsterte sie und hob den Blick wieder. „Ich habe nicht geglaubt, dass ich jemals das… fühlen würde. Aber du…“, sie neigte sich vor und schloss erneut die Augen, während sie abermals von seinen Lippen kostete. „Hmm“, seufzte sie und genoss es sichtlich. „Ich spüre, dass ich weitergehen möchte aber…“, sie hob den Blick erneut und musterte ihn. Ihr Gesicht war seinem so nahe und ihre Haare fielen ein Stück über ihre Schulter. „Nur, wenn du es“, ihre Hand wanderte zu seinem Herzen und legte sich warm darauf, „hier auch fühlst.“, flüsterte sie. Zarrah stemmte sich etwas hoch und vergrößerte den Abstand etwas. „Ich spüre, dass ich es möchte… aber nur mit dir…“, sie runzelte die Stirn als wäre das auch für sie eine Neuigkeit. „Und nur, wenn es echt ist…“, erinnerte sie sich an das erste Mal, da sie zu voreilig gewesen war. „Du musst es wollen, fühlen und … erfahren… wir beide…“, flüsterte sie schließlich, ehe sie ihn wieder ansah. Es war ihr ernst. Sie hatte ihm ihre Gefühle offenbart und trotzdem nahm sie nichts, was er nicht bereit wäre zu geben. Sie fragte ihn und respektierte, was er wirklich wollte.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Samstag 23. März 2024, 17:50

Er wusste nicht, was Liebe ist, bräuchte sie folglich auch weder zu fühlen noch zu verstehen. Das war es, was Yolintha dem jungen Syn am Anfang seines Werdegangs im Haus der Nachtklingen sehr schnell deutlich gemacht hatte. Damit hatte sie sein Herz zerschlagen und auch einen Teil der Hoffnung, dass er - so wie er war - irgendwo als mehr angenommen werden könnte als das weiße Kaninchen, das Haustierchen und der Sklave. Ähnlich verhielt es sich nun auch mit Macht. Es reichte nicht, davon zu kosten, wenn man sich offensichtlich nicht zu jenen zählte, die dieses Privileg auch zu führen verstanden. Denn Syn begriff nicht, was daran erquickend oder gut sein sollte, jemandes Willen zu zerschlagen. Er hatte die Wärme aus Zarrahs Blick schwinden sehen, zusammen mit einem Vertrauen, das sie bislang nur ihm unter einem seichten Lächeln bereit gewesen war zu schenken. Rebellion trat stattdessen nicht auf den Plan. Auch sie war loyal. Sie würde zu ihrem Wort stehen und ihn führen - nur würde es ihr nicht gefallen. Sie würde tun, was nötig war. Als Zarrah'lindae von den Nachtklingen vor Syn gekniet hatte, wusste er nicht, was gut daran sein sollte, Macht über sie zu haben. Eine Macht, die so vieles in ihr zertrümmern konnte ... so vieles in ihm zertrümmert hatte.
Zweifel mischte sich als bitterer Beigeschmack in seine Gedanken. Zweifel darum, ob ein solches Machtgefühl nur dann den Rausch mit sich brachte, wenn man nichts für seinen Gegenüber empfand. Wenn da kein lebendes Wesen zu den eigenen Füßen kniete, sondern nur ein Werkzeug. Etwas Namen- und Wertloses, nur dazu da, den eigenen Ruf und Reichtum zu mehren. Jemand wie das weiße Kaninchen, das man in Arenen und den Betten Morgerias kämpfen ließ. Tag umd Tag, Jahr um Jahr und welches man mit kleinen, nicht minder wertlosen Geschenken ruhig stellte.
Schmerz machte sich nicht nur in Syns Beinen breit, als er versuchte, hinter Zarrah herzukommen und sie aufzuhalten. Sein Herz war mit einem Mal furchtbar schwer. Nicht, weil er langsam erkannte, was er irgendwie schon immer befürchtet hatte. Außerdem hatte er sich jeglicher Gunst und Gnade seitens der Nachtklingen entzogen, als er sich für Zarrahs Überleben entschieden hatte. Aber wenn auch sie ihn nun verließ ... oder ihm half, ohne Aufrichtigkeit in ihren Zügen, sondern mit ihrer eigenen Maske, die Syn doch selbst so vertraut war, dann würde er fallen. Ein Schritt und er kippte bereits, musste sich an ihr festhalten. Oh, wie abhängig er doch stets von anderen war. Wie konnte man hierbei nur von Freiheit sprechen?! Und doch sah er sie, als Zarrah sich zu ihm umwandte, seinen Worten lauschte und Weichheit ihre Züge etwas glättete. Um Freiheit musste man kämpfen wie um alles andere, aber sie gewann man durchaus auch an der Seite eines anderen. Man musste sich nur bemühen und zeigen, dass man für diesen Kampf man selbst blieb. Keine Masken. Man nahm die eigene Verteidigung herunter und präsentierte die blanke Seele. Man zeigte sich schwach, damit der Sehende darauf bauen konnte, einen Verbündeten zu haben, um gemeinsam stärker zu sein.
Syn spürte die Stärke in Form von Zarrahs Händen. Sie griff nach seinen Unterarmen, hielt und stützte ihn ein wenig. Noch konnte er sich auf den Beinen halten, aber seine Muskeln fühlten sich an, als würden sie gleich zerreißen. Er durfte nicht aufgeben, nicht jetzt.
Wie oft hatte er sich vor Yolintha oder Karrish niedergekniet, den Kopf devot gesenkt und angenommen, was immer sie von ihm verlangten? Wie oft hatte er versucht, ihre Erwartungen zu erfüllen und Strafen ertragen, falls er dabei scheiterte? Mindestens so oft, wie er daran geglaubt hatte, dass sie es zu seinem Besten taten, um ihn zur perfekten Version seiner selbst zu formen und ihn zu leiten. Weil sie ihn wertschätzten...
Seine Hoffnung hatte ihn durch all diese Zeit gebracht. Sein fester Glaube, er würde für all die Mühen eines Tages entlohnt ... mit einem warmen, echten Lächeln Yolinthas und dem Versprechen, ihm endlich zu zeigen, was ein Sklave niemals würde verstehen müssen. Mit einem Wort seitens Karrish, nein, mehr noch: wohlwollenden Worten, an ihn gerichtet. Worte, aus denen der Stolz eines Herrn für seinen besten Sklaven mitschwang. Er hätte alles dafür getan. Er hatte viel dafür getan. Er hatte getötet, verführt, seinen Körper und seine Seele verkauft. Er hatte sich selbst aufgegeben und war das gewesen, was andere in ihm hatten sehen wollen. Und nur weil er sich rechtzeitig hatte anpassen können, waren ihm zwei Dinge geblieben: ein Name, von dem sonst niemand zu wissen schien und sein Wille, den er zu unterdrücken wusste, wann es angebracht war.
Jener Wille war es nun, der ihn nicht nur noch einen Moment länger auf den Beinen hielt, sondern ihm auch stur genug blieben ließ, den Schmerz ein Quäntchen länger zu ignorieren. Lange genug, damit er eben jenem Willen folgen und tun konnte, was er sich wünschte. Danach durfte die Welt - seine Welt - untergehen. Aber einmal noch wollte er die Süße von Zarrahs Lippen schmecken und ihre Weichheit an seinen spüren. Er hoffte nicht einmal auf eine Erwiderung, war umso überraschter, als sanfter Druck sich auch gegen seine Lippen schmiegte, empfing diesen aber mit tiefster Dankbarkeit. Der Boden gab unter seinen Füßen nach und er begann zu schweben! Nein, es waren seine Beine, die nachgaben, aber Zarrah hatte ihn im Griff. Sie hielt ihn, sank mit ihm langsam zum Grund, ohne den Kuss auch nur einen Moment lang aufzulösen. So kam er verhältnismäßig schmerzfrei zum Liegen. Dass seine Beine noch immer brannten, bemerkte er schon fast nicht mehr. Die Pein dort war so groß, dass sie sich selbst betäubte. Vielleicht würde er nie wieder laufen können, fuhr es durch seinen Geist. Dann ließ er sich von Zarrah ablenken und vergaß. Was kümmerte es ihn? Sie hielt seine Wange. Ihre Finger waren weich und warm, ebenso wie ihre Lippen. Nicht nur die Dunkelelfe schloss im Kuss die Augen. Synnover sperrte die Welt mit all den negativen Gefühlen aus. Zurück blieb, was er er im Zentrum empfand. Wärme, Süße, eine zärtliche Innigkeit, die er schon so oft gesucht, aber nie gefunden hatte. Küsse ohne Gefühl, mechanisch und nur dazu da, die Lust einer von zwei Beteiligten zu entfachen, waren nichts wert. So wie er in diesen Situationen nichts wert gewesen war. Zarrah jedoch gab ihm etwas von Wert. Es war nicht der Kuss, sondern alles, was ungesagt dahinter stand. Sie gab ihn trotz der gemachten Fehler nicht auf. Sie hielt an ihm fest, aber nicht, weil sie seine Leistungen schätzte, sondern all das hinter der Maske. Das wenige, das ihn ausmachte. Sie stahl es ihm, nutzte es in seiner Gegenwart und fügte es so zu etwas Neuem, Größerem zusammen. Etwas, in dem auch Synnover langsam erkennen konnte, wer er war.
Als Zarrah sich von seinen Lippen löste, reckte er den Kopf, folgte ihr wie ein Spürhund der aufgenommenen Fährte. Er sehnte sich bereits jetzt nach mehr, aber mit diesem Bedürfnis war er nicht allein. Ich spüre, wie ich das immer wieder tun möchte."
"Tu's doch", lud er sie ein, klang dabei aber anders einladend als sonst. Er stand ihr nicht zur Verfügung, damit sie ihre Bedürfnisse an ihm stillen könnte. Er lud sie zu etwas Gemeinsamen ein. Das sanfte Schmunzeln, das seine Mundwinkel aufrichtig heben ließ, verriet es, gleichermaßen wir sein Blick. Das helle Grün glänzte. Er küsste ihre Fingerspitzen, als sie an seinen Lippen entlang strichen. Er wusste, was Frauen wollten. Es war leicht, sie zu erreichen, zu verführen und mit kleinen Gesten oder Worten zum Schmelzen zu bringen. Das hier aber war...
"Es ist ... anders ... mit dir." Syn betrachtete sie. Zarrah gelang es, sein eigenes, verwirrendes und doch nicht unangenehmes Chaos in seinem Inneren zu ordnen. Sie erkannte es, benannte und umschrieb es. Er konnte ihr zu allem stumm zustimmen. Vor allem aber fand er in ihren Worten endlich eine Bedeutung für all das Fremde in ihm.
"Ich habe nicht geglaubt, dass ich jemals das ... fühlen würde."
"Was fühlst du denn?" Es waren nicht nur Neugier und Interesse für ihre Emotionen, die aus ihm sprachen. Es war begieriger Wissensdurst, um auch endlich zu verstehen, was in ihm vorging. Indem sie es sagte, entdeckte Syn es überhaupt erst in sich. Es kam ihm so ungewohnt, fremd und bisweilen auch ... falsch vor, dass er es stets versucht hatte, auszublenden. Es gehörte nicht in ihn hinein. Es war nichts, das er besitzen, geschweige denn begreifen durfte. Das brauchte er nicht zu tun, denn dafür war er nie da gewesen. Falls Yolintha glaubte, die Gefühle damit aus ihrem Kaninchen gedrängt und vernichtet zu haben, irrte sie sich. Sie blieben. Syn konnte sie nur nicht mehr benennen, nicht greifen. Zarrah hingegen lockte all das an die Oberfläche und es war ... warm und weich.
Ihre Hand legte sich auf seine Brust. Darunter schlug sein Herz überraschend ruhig. Es hämmerte erst kräftiger ob ihrer Worte, denn auch mit diesen löste sie Gefühle in ihm aus. "Ich spüre, dass ich weitergehen möchte, aber ... nur, wenn du es hier auch fühlst."
Syns Blick engte sich. Er griff nach Zarrahs Hand und schob sie von seinem Herzen herunter, doch er hielt sie weiter fest. Dafür versuchte er, ihrem enttäuschten Blick zu entkommen, indem er den Kopf zur Seite drehte und in die Ferne schaute. "Das liegt jenseits meiner Fähigkeiten", gestand er sich überraschend neutral ein. Es war die einzige Schwäche, über die er schon immer hatte sprechen können - weil sie nicht als solche gesehen wurde. Er wäre schwach, hätte er sich jemals wieder dem hingegeben, was man ihm ausgetrieben hatte. Und nun ... gab es die Möglichkeit überhaupt noch in ihm? Syn bezweifelte es. Er wusste nicht, was Liebe bedeutete. Er hatte es nicht zu wissen!
"Ich kann dich alles erleben lassen, was du möchtest", wandte er sich wieder Zarrah zu, aber seine Miene war neutral. Sie besaß die übliche Schönheit, den Charme des hymlianischen Liebhabers aus dem Hause Nachtklinge. Er trug seine schönste Maske für sie, aber er hielt sie sich nur vor, anstatt sie aufzusetzen. Es war alles, was er ihr bieten konnte. "Es macht mir nichts aus ... bei dir ... glaube ich."
"Ich spüre, dass ich es möchte ... aber nur mit dir ... und nur, wenn es echt ist..." Syn seufzte aus. Da zerfiel die Maske, doch hinter ihr war nichts. Auf dieser Ebene gab es nichts Echtes, denn es gab nichts, das er je kennengelernt hätte - das er je hätte erfahren dürfen. Es stand ihm nicht zu. Er verstand es nicht und das ... würde auch so bleiben.
"Du musst es wollen, fühlen und ... erfahren ... wir beide..." Er suchte ihren Blick. Es stand kein Schmerz in seinem. Yolintha war schrecklich erfolgreich gewesen an diesem Punkt, dass er nichts, absolut nichts vermisste. Das funktionierte auch nicht, wenn man nicht kannte, was fehlte. Danks Synnovers Namen besaß er etwas, das Sehnsucht schüren konnte. Ein Wissen, dass da etwas war ... irgendetwas. Hier jedoch...
"Ich weiß, dass du von Liebe sprichst - glaube ich zumindest. Aber ich kann deine Erwartungen nicht erfüllen, Zarrah." Er lächelte sogar entschuldigend. Dieses verdammte, charmante, aufgesetzte Lächeln! Es war alles, womit er in einer solchen Situation reagieren konnte. "Ich weiß nämlich nicht, was Liebe ist. Ich kann dir nur anbieten, dir Befriedigung zu verschaffen, aber ... das würde ich tun. Es ... wäre anders." Etwas Echtes stahl sich in seinen Blick. "Du siehst nämlich schön aus, wenn du es genießt."
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Montag 25. März 2024, 08:22

Cris und Nalia sinnierten darüber, was genau nun bei Razag gewirkt hatte, dass sich sein Blick geklärt hatte. Dabei erklärte Cris einen Teil ihrer Fähigkeiten:
„...dass sich die Moral hebt. Und ich vertreibe die Dunkelheit, das Unsichtbare.“
Na das wäre doch eher hinderlich bei Geistern, oder? Das Unsichtbare zu vertreiben...
Razag wusste nicht viel über sein magisches Erbe und wie Schamanenmagie funktionierte. Er glaubte sich nur fade zu erinnern, wie in Nebel getaucht, dass sein Stamm nichts von 'Geistermagie' hielt, da sie irgendwie... etwas Gegenteiliges war? Geistermagie unterjochte die Seelen der Verstorbenen und das fanden Schamanische Orks schlicht und einfach: Scheiße, denn sie ehrten ihre Verstorbenen mit ihrer Magie. Aber hier gab es ja auch niemanden der Geistermagie wirkte, sondern Licht. Cris als Lichtmagierin konnte sich Nalia nähern, was ja schon mal gut war und hatte ihn selbst irgendwie die Augen gewaschen, bzw. seine Seele gereinigt ...oder so. Bei ihrer Magie kollidierte nichts mit der seinen.
„Ich erhelle, richtig angewandt, das Zwielicht und fördere zutage, was vielleicht verborgen sein sollte.“
, sinnierte sie. Nalia nickte verstehend und Razag tat es ihr gleich, auch wenn er nicht wirklich verstand.
„Vielleicht ist es das, Razag.“
, sagte die Aquadin.
Ist es das?
„Crystin’s Magie führte dazu, dass sich dein Potenzial zeigte. Sie reinigte dich…“
Dabei bin ich doch immer schon so reinlich... Hehe! Aber ja, ich denke, ich weis jetzt was sie meint.
Razag witzelte herum, weil ihm das Reden über diese metaphysischen Dinge noch sehr verunsicherten. Und wenn man unsicher war, wich man aus, oder wurde albern. Veränderungen nahm der Ork nur langsam an. Bevor sich etwas Neues entwickeln konnte, musste er sich damit auseinander setzten, aber das brauchte Zeit.
Ich hab also doch Schamanenmagie in mir. Sie war nur irgendwie unter einer Schmutzschicht verborgen.
Und Nalia hatte sich mit ihm verbunden, wie ein Ahn es hätte tun können. Einem Ahn könnte er Ratschläge und Weisungen abverlangen und würde Antworten erhalten. Nalia gab diese freiwillig... manchmal ungefragt und ...nervte ihn damit auch manchmal, aber das war durchaus trotzdem etwas gutes! Razag mochte sie ja auch. Ihm auf die Nerven zu gehen machte ihn wach und holte ihn aus seiner Starre. Die Aquadin war gut darin in immer wieder zu necken, ihn mit ihrer Meinung zum denken anzuregen und auf Trab zu halten. Sie hatte Zugang zu seinen Gedanken und seinen Gefühlen. Sie wusste, dass Razag Crystin mochte, als er sich noch dagegen gesträubt hatte. Sie hatte ihm gut zugeredet und ihn daran erinnert, dass er ebenso wichtig war, wie alle anderen in dieser Geschichte. Sie hatte ihm geraten, nicht nur auf Syn zu schauen, sondern auf sich. Er bereute es nicht, sein Schneckenhaus verlassen zu haben.
Nalia könnte sein Gewissen sein, ein Ratgeber in seinen Gedanken. Sie war ein Teil von ihm. Und Crystin? Sie war sein Anker im Diesseits und band ihn an die Realität.
Aber so schön diese Situation auch war, Razag ahnte bereits, dass es nicht alles war.
Wenn ich Nalia sehen kann, kann ich dann auch andere sehen?
“Wir werden großes vollbringen.“
, hörte Razag in seinen Gedanken und für einen Moment fühlte sich der Wind bedeutend kälter an. Er mochte für zwei wärmen, aber dies Stimme hinterließ eine Gänsehaut. Sie war weder warm noch einladend. Und doch verströmte sie einen gewissen Sog. Razag sah über seine Schulter. Flüchtig, einer Täuschung gleich, sah er einen schwarzen Schatten in Richtung des Lagers, der nach einem Blinzeln wieder fort war.
Flussnadel...
Sie wartete auf ihn, eine lauernde Ahnung, ein Verlangen nach Blut...
„Ist Nalia jetzt eigentlich… also wenn… wenn… wir..“
, stammelte Crystin, unterbrach seine Gedanken und die dunkle Ahnung verpuffte sofort, als er Cris süß gerötete Wangen sah, die das Thema in eine so ganz andere Richtung zurück lenkte. Nalia lachte und wieder spritzte sie Wasser umher.
„Nein! Keine Sorge. Ich schaue NICHT zu, wenn ihr… zusammen seid! Versprochen. Ich ziehe mich zurück und lasse euch… in Ruhe. Aber wenn du mich brauchst, Razag, dann bin ich für dich da.“
, versprach die Aquadin.
Na DAFÜR brauche ich dich bestimmt nicht.
Er lachte. Es fühlte sich gut an, jetzt einen Witz zu reißen, da die Kühle des Schattens nach ihm gegriffen hatte. Nalias Blick wurde etwas ernster und sie musterte ihn aus ihren goldenen, mandelförmigen Augen.
...Hast du... hast du sie auch bemerkt? Kannst du sie sehen? Kann ein Geist einen anderen sehen?
„Ich fürchte, ich bin nicht die Einzige, die an dir hängt.“
, warnte sie ihn.
Also ja.
„Pass auf dich und auf sie auf, Razag!“
, nickte sie zu Crys und lächelte dann wieder. Razag nickte ebenfalls sehr ernst. Die Verlockung jener Klinge war groß, aber Cris hatte nun einen ganz speziellen Platz in seinem Leben geschaffen und den wollte er nicht an etwas anderes verlieren. Eher würde er Flussnadel wieder in irgend einem Fluss oder im Meer versenken, wenn sie sich nicht benahm.
„Es gibt noch einen anderen Geist, der ...Kontakt zu mir hat.“
, erklärte er Cris, die gerade eine kleine Weile wieder der Stille hatte lauschen müssen.
„Das Schwert, das ich im Fluss gefunden habe. Diese Klinge... sie hat auch einen Geist, der mir zu flüstert.“
Es kam Razag vor als hätte er plötzlich einen hellen und einen dunklen Geist auf je einer Schulter zu sitzen, die ihm sagen wollten, was zu tun sei. Aber hören tat er nun mal nur auf sich selbst. ...und Cris. Er drückte leicht ihre Hand.
Er selbst empfand Flussnadel auch nicht als rein 'böse'. Sie hatte ihm gut geholfen, als es notwendig gewesen war. Sie war wie... eine Droge. Man musste wahnsinnig aufpassen nicht zu viel zu nehmen, da man sonst nicht mehr den Weg zurück fand. Nachdenklich sah er noch einmal über seine Schulter und 'tastete' nach ihrer kalten Präsenz, ohne sie berühren zu wollen. Sie war elegant, tödlich und schön... eigentlich keine Waffe für einen Ork, aber trotzdem hatte auch sie sich mit ihm verbunden. Die Seelen der Toten beeinflussten die Lebenden, aber im Schamanismus blieb beiden Seiten der freie Wille. Razag wurde sich bewusst, dass er aber aufpassen musste. Auch Geister waren nicht immer uneigennützig. Sie hatten ihre Geschichten und ihren Willen. Nalia wie Flussnadel konnten ihn mal mehr ins Wasser mal mehr zum Blut ziehen. Beides lag ihm und beides machte ihn neugierig. Wenn Flussnadel sich einmal mit ihm unterhalten würde wollen, dann hoffte er nur, dass auch dann Cris dabei sein würde. Ihre Ausstrahlung gab ihm die Ruhe den Blutdurst zu dämpfen.
Doch jetzt saßen sie gerade mit Nalia zusammen und die beiden liebsten Frauen in seinem Leben verstanden sich gut. Glücklich grinsend wartete er ab, was sich noch so ergeben würde.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Dienstag 26. März 2024, 10:32

Synnover:

"Tu's doch", kam es von Synnover und Zarrah hob den Blick für einen Moment erstaunt in sein Gesicht. Tu’s doch… Es klang so banal und einfach und doch war keiner von ihnen je in der Lage, die Dinge ‚einfach zu tun‘. Auch die Elfe nicht. Synnover hatte stets nur das gesehen, was er glaubte, sehen zu müssen. Zarrah aber lebte ein ganz anderes Leben als es ihre Geschwister suggerierten. Die Elfe gestand ihm, dass es anders war mit ihm, als sie es bisher geglaubt hatte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie empfinden könnte, was sie empfand, und Syn erkannte gewisse Parallelen, die er dennoch nicht benennen konnte. Aber Zarrah war ein Quell des Wissens für ihn. Und er fragte sie, weil er gelernt hatte, dass sie ihm antworten wollte. "Was fühlst du denn?", wollte er wissen und Zarrah hielt erneut inne. Sie ließ ihre Augen zur Seite wandern und runzelte die Stirn. Was fühlte sie eigentlich? Ihr Blick glitt zum Horizont, während sie ihre Worte zu wählen versuchte. „Nähe. Geborgenheit. Ich… fühle mich wohl, wenn ich zulasse, dass jene Gefühle auch an die Oberfläche kommen. Gleichzeitig habe ich aber Angst davor, was geschieht, wenn ich es wirklich zulasse“, erklärte sie und kehrte mit ihrem Blick zu Syn zurück. Zarrah aber legte ihre Hand auf sein Herz. „Aber … vielleicht ist es in Ordnung, es einmal zu… fühlen…“, murmelte sie. Sie sagte ihm, dass sie weitergehen wollen würde ihm aber nichts abverlangte. Sie gab ihm die Chance jederzeit ‚nein‘ zu sagen. Aber sie brauchte die Gewissheit, dass er es auch fühlte. Das aber war etwas, das Syn noch nicht konnte. Er konnte seine Gefühle nicht benennen, noch wahrhaftig zulassen. Er konnte sich dem Gefühl nicht hingeben. Nicht loslassen. Viel zu sehr war er geprägt und Zarrah erkannte es, als er ihre Hand fortschob und nun seinerseits diese Wärme und das Gefühl von Nähe mit sich nahm. "Das liegt jenseits meiner Fähigkeiten", wies er sie ab und erklärte, dass sie zu viel verlangte. Schweigend musterte sie Syn und hörte zu, was er zu sagen hatte. "Ich kann dich alles erleben lassen, was du möchtest" Nun engte sich ihr Blick kurz in Zweifel. "Es macht mir nichts aus ... bei dir ... glaube ich."
Zarrah löste ihre Hand aus seiner und erhob sich leicht. Sie setzte sich neben ihn und seufzte tonlos. Enttäuscht sah sie nicht aus, aber dennoch flackerte die Offenheit in ihrem Blick. Es war eben ein gefährliches Spiel, wenn man sein zartes Herz offenbarte. Man wusste nie, ob es gewürdigt würde oder niedergetrampelt. Sie sagte ihm, dass sie es wollen würde – aber nur, wenn er wahrlich Gefühle für sie hegte, die ihm die Verbindung mit ihr auch Freude bereitete. Zarrah aber verlangte schon wieder zu viel und Syn konnte ihr nur noch das bleierne Nichts hinter seiner kokettierenden Maske geben. "Ich weiß, dass du von Liebe sprichst - glaube ich zumindest. Aber ich kann deine Erwartungen nicht erfüllen, Zarrah." Ihr Kopf wandte sich erschrocken zu ihm herum. Er sprach aus, was sie nicht konnte, weil es dann viel zu wahr würde. "Ich weiß nämlich nicht, was Liebe ist. Ich kann dir nur anbieten, dir Befriedigung zu verschaffen, aber ... das würde ich tun. Es ... wäre anders. Du siehst nämlich schön aus, wenn du es genießt."

Das Grün ihrer Augen ruhte auf seinem Gesicht. Sie ließ sich nicht blenden von Masken und charmantem Gelächel. Sie sah darüber hinweg und tiefer, auch wenn Syn der Meinung war, es gäbe dort nichts. Zarrah aber schien nachzudenken, bis sie den Kopf wieder wegdrehte und erneut den Horizont zur Hilfe nahm, um die Gedanken zu ordnen. Dann ging ein Ruck durch ihren Körper. Sie drehte sich zu Syn herum und lehnte sich über ihn. Ihre Lippen schwebten über seinen, während ihr Blick erneut eine gewisse Wärme projizierte. „Wir wissen beide nicht, was Liebe ist“, raunte sie und schenkte ihm einen hauchzarten Kuss. „Aber ich weiß zumindest, dass ich dir nicht schaden will. Dass mir wichtig ist, dass du lebst.“, erneut küsste sie ihn sanft. „Ich möchte, dass du glücklich wirst. Ich will dir dabei helfen.“, murmelte sie und küsste schließlich seine Stirn, bevor sie sich wieder zurückzog. „Dazu gehört aber auch, dass du dir viele, verschiedene Meinungen anhörst, Synnover. Nicht nur meine.“, sagte sie, während sie sich auf ihre Waden setzte. „Und für dich erkennst, was du willst und was du vor allem nicht willst.“, sie holte tief Luft. „Mach deine Erfahrungen, Synnover. Lebe und lerne, ich werde dich unterstützen, wenn ich kann. Du kannst zu mir kommen, wenn du es möchtest, aber ich werde nichts von dir verlangen.“, versprach sie ihm. „Na komm“, sie lächelte ihm zu. Er brauchte keine Angst zu haben, dass sie sauer, enttäuscht oder traurig war. „Ich bringe dich zum Lager, damit du dich stärken kannst.“, bot sie an und hielt ihm die Hand hin. Zarrah würde ihre eigenen Gefühle verschließen, damit Syn lernen konnte, dass nicht jeder und jede ‚Erstbeste‘, der ein bisschen freundlich zu ihm war, auch das war, was er haben wollte. Zarrah meinte es ernst mit ihm. Aber sie wählte auch einen harten Weg. Trotzdem musste Synnover lernen zu lieben und zu hassen. Er musste erkennen dürfen, wer es gut mit ihm meinte und wer weniger. Er musste die Unterschiede dieser Welt, dieser Freiheit kennenlernen und er sollte dann frei wählen können. Er hatte sich an Zarrah gehängt, weil sie es war, die ihm Gutes tat. Aber war es auch wirklich …Liebe?

Razag:

Razag hatte nie viel Erfahrung mit der Magie seiner Sippe machen können. Er wusste nur, dass die Schamanenmagie weit verbreitet und geläufig innerhalb des Bärenclans war. Auch in ihn hatte man gewisse Hoffnungen gesetzt, aber die Magie hatte sich nie wirklich gezeigt. Nun aber saß er einem Geist gegenüber, der ihm erklärte, dass er die Magie sehr wohl in sich getragen hatte. Sie war nur verschüttet gewesen. Wäre Razag nicht seiner Familie entrissen worden, wäre die Magie ganz gewiss schneller zu Tage getreten und er hätte lernen können, sie anzuwenden. Aber der Fokus lag einzig und allein auf Kampf und Sex, während seiner Jahre in Morgeria’s schwarzer Arena. Da war kein Platz für Magie und schon gar nicht solcher, wie der Schamanenmagie. Jene war der Geistmagie nicht unbedingt unähnlich und trotzdem war da ein entscheidender Unterschied: Geistmagier benutzten Geister, um sie Dinge tun zu lassen, die der Magier im Sinn hat. Er nahm die Seelen der Verstorbenen und kontrollierte sie. Ein Schamane aber lebte mit der Existenz von Geistern. Er war in der Lage mit ihnen zu kommunizieren, aber nur, wenn die Geister es auch wollten. Er unterjochte sie nicht, aber er sah sie. Crystins Lichtmagie, die offenbar eine Reinheit entwickelt hatte, als Razag’s Liebe sie in jeglicher Form ausfüllte, hatte den Schmutz von dem Leben in Morgeria von seinen Augen, seiner Seele genommen. Er hatte sich so verbunden gefühlt mit ihr und dem neuen Leben, das da auf ihn wartete, dass er die Ketten der Sklaverei gesprengt und endlich entdeckt hatte, dass er zu viel mehr fähig sein könnte als fleischliche Liebe und Blutrausch. Es entblätterte sich ein neues Kapitel und die Seiten, die folgten, musste er selbst beschreiben. Endlich war auch Razag nicht mehr gefangen in den Dogmen, die andere für ihn beschrieben hatten. Auch er durfte wählen und tat es bereits, indem er Crystin einweihte und ihr nichts verheimlichte. So auch nicht, als er neben Nalia noch etwas anderes spürte. Plötzlich war da nicht nur eine Stimme, ein seltsamer Sog, sondern auch ein Schemen. Er war undeutlich und nicht als Silhouette erkennbar, aber da war etwas Dunkles und es fühlte sich ebenso verbunden an, wie es Nalia war. Auch hier bewies Razag, dass er nicht nur in schwarz-weiß Denken verhaftet war.
Denn er sah die Möglichkeit, dass Flussnadel nicht rein Böse war, obwohl er sich gut an ihre Zuflüsterungen erinnern konnte. Sie hatte gewollt, dass er tötete, dass er ihre Macht nutzte. Flussnadel schürte ein dunkles Verlangen in ihm und seine Affinität zum Kampf, sein Blutrausch, die sprachen sehr wohl darauf an. Razag würde entscheiden müssen, wem er zuhören wollte. Und er würde gewiss irgendwann auch mit ‚Flussnadel‘ reden, sollte sie es wollen. Er lud sie dazu ein, wollte ihre Geschichte hören. Aber er fragte auch Nalia, ob sie den Geist gesehen hatte. „Wir sehen einander immer, ja.“, bestätigte sie. „Aber Razag – ich kann dir nur beistehen, ich… kann nicht eingreifen. Dafür bin ich nicht stark genug.“, räumte Nalia ein und zuckte die blaugrauen Schultern. „Es gibt Geister, die von Lebenden Besitz ergreifen können, aber… wie sie es machen, weiß ich nicht. Ich kann es jedenfalls nicht.“, erklärte sie noch mal und seufzte. Auch sie blickte zum Lager, wo der Schemen bereits wieder weg ist. „Das ist etwas anderes. Ihr seid seltsamerweise verbunden, seid du das Schwert aus dem Fluss gezogen hast.“ Razag verstand und er würde ihren Rat, auf Crystin und sich aufzupassen, beherzigen.

Dennoch weihte er die Lichtmagierin ein: „Es gibt noch einen anderen Geist, der ...Kontakt zu mir hat. Das Schwert, das ich im Fluss gefunden habe. Diese Klinge... sie hat auch einen Geist, der mir zu flüstert.“ Überrascht schaute Crys ihn an. „Ja wirklich? Was… was flüstert die Klinge denn?“, wollte sie wissen und runzelte die Stirn. Er drückte ihre Hand und Crystin erwiderte es. Razag versuchte die kalte Präsenz heraufzubeschwören, aber sie zeigte sich vorerst nicht. Viel zu angefüllt mit Liebe war sein Herz, sodass das Schlechte keinen Zutritt hatte. Flussnadel würde sich gewiss zeigen und er wusste nun, dass sie da war. Aber jetzt, jetzt wurde es Zeit, dass sie ihre Wege fortsetzten. Mit allem Neuen, das sie erfahren hatten. Es würde sich zeigen, wohin die Reise ging. Crystin ebnete nun den Weg für die nähere Zukunft: „Razag? Mir ist etwas kalt und ich schätze, ich würde gern zurückgehen, um mir etwas anzuziehen. Willst du mit Nalia noch hierbleiben, oder gehen wir gemeinsam?“, fragte sie und lächelte abwartend. Er hatte die Wahl und auch Nalia überließ es ihm. Wenn er noch Fragen hätte, würde sie ihm diese bestimmt beantworten. Ansonsten wusste er jedoch, dass die Aquadin stets an seiner Seite sein würde. So wie Crystin, Synnover und vermutlich auch Zarrah. Sie waren eine eigenartige Gruppe geworden, die sich dennoch immer mehr zusammenraufte. Nun würde sich zeigen, wie das Leben so spielte.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Dienstag 26. März 2024, 15:35

Razag fragte Nalia, ob sie den Geist gesehen hatte.
„Wir sehen einander immer, ja.“
, bestätigte sie.
„Aber Razag – ich kann dir nur beistehen, ich… kann nicht eingreifen. Dafür bin ich nicht stark genug... Es gibt Geister, die von Lebenden Besitz ergreifen können, aber… wie sie es machen, weiß ich nicht. Ich kann es jedenfalls nicht.“
, erklärte sie noch mal und seufzte. Auch sie blickte zum Lager, wo der Schemen bereits wieder weg war.
„Das ist etwas anderes. Ihr seid seltsamerweise verbunden, seid du das Schwert aus dem Fluss gezogen hast.“
Razag verstand und er würde ihren Rat, auf Crystin und sich aufzupassen, beherzigen. Gerade deswegen weihte er auch Cris ein, dass noch ein anderer Geist ihm zu flüsterte und sprach seine Gedanken dazu fortan einfach laut aus, damit seine Verlobte mithören konnte.
„Ja wirklich? Was… was flüstert die Klinge denn?“
„Das wir großes vollbringen werden. Als ich mit ihr kämpfte, da steigerte sie meinen Blutrausch. Vielleicht lieh sie mir auch einen Teil ihrer Kraft und führte meine Hand? Ich weis es nicht genau. Es fühlte sich... gut an...im Sinne von berauschend. Ich würde nicht sagen, dass sie mich komplett übernommen hat. Ich war immernoch ich. - nur wütender.“
, beantwortete er damit vielleicht auch Nalias Sorgen.
„Manche Ahnen können Besitz von einem Schamanen ergreifen. Ich weis nicht ob Flussnadel oder Nalia dazu in der Lage sind. Nalia sagt, sie kann es nicht. Ich ...müsste ihnen vielleicht dazu einen Pfad in meine Seele öffnen, oder so...denke ich. Keine Ahnung!“
Er grübelte eine Weile.
„Kommt wohl auf einen Versuch an. So lernt man ja am effektivsten. Versuch, Erfolg und Misserfolg.“
Razag grinste Nalia an. Sein Herz war ihr gegenüber so offen, dass er vermutlich sofort seinen Körper ihr bereit gestellt hätte, hätte sie danach gefragt. Dazu kam es aber nicht, denn Cris unterbrach sie:
„Razag? Mir ist etwas kalt und ich schätze, ich würde gern zurückgehen, um mir etwas anzuziehen. Willst du mit Nalia noch hierbleiben, oder gehen wir gemeinsam?“
, fragte sie und lächelte abwartend. Razag erhob sich mit Cris, stellte sie wieder auf ihre eigenen Füße, nachdem er sich noch einen intensiven Kuss geraubt hatte. Sie so halb nackt bei sich zu haben, war schon verlockend für einen Abstecher im Dickicht zu verschwinden. Aber er sah ihre Gänsehaut und nickte. Sie hatte versprochen immer und überall für ihn da zu sein und allein diese Worte wärmten ihn von innen heraus genügend. Doch seine kleine menschliche Verlobte brauchte Kleidung und er würde ihren Wunsch respektieren. Also gingen sie zurück zum Lager um sich anzukleiden und auf die anderen zu treffen. Weitere Fragen hatte er auch gerade nicht an Nalia.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Donnerstag 28. März 2024, 20:41

Zarrah bot Synnover an, sein Wissen zu stillen, soweit sie es konnte. Inzwischen hatte sich eine Vertrautheit zu ihr aufgebaut, dass er es auch wagte, zu fragen. Er rechnete nicht mit Schweigen wie bei Karrish oder einem verächtlichen Kichern wie bei Yolintha, weil er Dinge wissen wollte, die einen Sklaven nichts angingen. Vielleicht hätte er die jüngste Nachtklinge sogar nach Liebe selbst fragen können, aber soweit war er noch nicht. Er kannte es nicht, vermisste es nicht und hatte eingetrichtert bekommen, dass er es auch nicht brauchte. Was brachte es ihn, mehr über Liebe zu erfahren, wenn sie für seinesgleichen ohnehin verwehrt blieb? Gefühle aber gab es. Syn kannte einige davon, die meisten mit Negativem behaftet. Nur Lust war es, die ihm hin und wieder etwas zu geben vermochte. Das und die falsche Geborgenheit, wenn er sich an einen Körper schmiegte, der von ihm nicht mehr wollte als dein seinen. Dort herrschten im Grunde überhaupt keine Gefühle. In der Arena gab es nur Angst, Adrenalin, aber auch diese Erleichterung, wenn das Publikum so laut jubelete, dass es dem weißen Kaninchen in den Ohren rauschte. Siege gegen andere Glasiatoren und neben einer Frau einzuschlafen als Lohn für seine sexuellen Gefälligkeiten waren die wenigen Freuden, die er aufrichtig hatte genießen und sich an sie klammern können, um einen weiteren Tag durchzuhalten ... und noch einen ... Tag um Tag, Woche um Woche, Jahr um Jahr. Er suchte diese beiden Formen von Glück, weil sie ihm annähernd geben konnten, was ein einziger Blick vom Wipfel der höchsten Bäume hinauf in den Himmel geschafft hatte. Da hatte er gefühlt, war vollkommen überwältigt davon gewesen, dass er nicht wusste, wohin mit sich? Er hatte nur seine Dankbarkeit in Form eines Kusses - seines ersten, echten Kusses - auf Zarrahs Lippen zum Ausdruck bringen können und auch dieses Gefühl war überwältigend gewesen. Beide Momente hatten sich in sein Herz gebrannt, verdrängten den Wunsch nach weiteren Siegen bei Kämpfen auf Leben und Tod und wischten das Bedürfnis fort, sich selbst auch nur noch eine Nacht mehr hergeben zu müssen für ein bisschen Körperwärme und friedlichen Schlaf. Aber auch der Moment, in dem Zarrah nun immer wieder seinen Namen nannte, weckte etwas in ihm. Er sehnte sich danach, ihre Lippen zu berühren, sich mit seinen daran zu schmiegen und sie zu schmecken. Zarrah wollte jedoch mehr und genau das verstand er nicht. Er wollte sie nicht haben, nicht so! Denn aus seiner Sicht bedeutete diese Nähe Arbeit. Er musste verführen, umgarnen und sich körperlich verausgaben, ohne selbst den Gipfel erreichen zu dürfen. Erin hatte es ihm gestattet und die Nacht mit ihr war allein aus diesem Grund erheblich besser gewesen als die meisten der letzten sechs Jahre. Doch es reichte ihm nicht. Es fehlte etwas. Es fehlte ein Gefühl, das er nicht benennen konnte, weil er es nicht kannte. Er glaubte aber, dass Zarrah sich dessen bewusst war und so fragte Synnover, was sie denn empfand.
Daraufhin blickte die Dunkelelfe gen Horizont, dachte eine ganze Weile nach. Er blieb geduldig, nutzte die Zeit, um sich auszuruhen. Seine Beine dankten es ihm. Der Muskelkater würde die Folgetage aber sicher nicht leicht werden. Zarrah riss ihn aus seinen Gedanken, als sie endlich antwortete. Was fühlte sie an seiner Seite?
"Nähe. Geborgenheit." Syn nickte. Tatsächlich konnte er es auch von sich behaupten. Bei Zarrah war es warm, weich. Er schlief gut neben ihr und das, ohne dass sie von ihm bisweilen erneut verlangte, Dinge zu tun. Das steigerte beide Emotionen nur noch mehr. "Ich ... fühle mich wohl, wenn ich zulasse, dass jene Gefühle auch an die Oberfläche kommen. Gleichzeitig habe ich aber Angst davor, was geschieht, wenn ich es wirklich zulasse."
"Ja", pflichtete er ihr bei. Synnover wagte es noch nicht. Zu tief waren die Wunden, die man seiner Seele zugefügt hatte. Das Herz war vernarbt, so dass er ohnehin inzwischen nur noch Taubheit spürte.
"Aber ... vielleicht ist es in Ordnung, es einmal zu ... fühlen..." Ihre Schwester dachte da anders. Syn senkte den Blick und presste die Lippen aufeinander. Er bemerkte nicht einmal, dass seine Hände sich zu Fäusten ballten. "Yolintha sieht es anders", gestand er Zarrah, zögerte aber mit einem Flackern im Blick, als erwartete er selbst nun von ihr eine Strafe. Es war halbherzig, aber das Kaninchen hatte gelernt, dass es niemals etwas Gutes bedeutete, schlecht von seinen einstigen Herren zu sprechen. Doch das machte nun den Unterschied aus. Er war nicht länger Eigentum von Yolintha ... oder Karrish ... nicht einmal Zarrah gehörte er. Er war frei und sie ermutigte ihn immer wieder, es zu zeigen. Er durfte frei sprechen, ohne dafür mit harten Konsequenzen rechnen zu müssen. Nach und nach gewöhnte er sich daran. Darüber hinaus wuchs sein Vertrauen gegenüber der jüngsten Nachtklinge. Trotzdem blieb er weiterhin eine Spur vorsichtig. Es war ein stetiges Hin und Her wie bei einem Haken schlagenden Kaninchen. Syn musste noch immer die Balance finden, aber die Chancen für Zarrah standen immer besser. Denn schließlich öffnete er sich auch ihr, wenngleich er kaum von seinen guten Empfindungen sprechen konnte. "Da war dieses ... Gefühl ... glaube ich. Ich erinnere mich eigentlich nicht mehr. Nicht an das Gefühl, nur an ... Yolintha." Er schluckte, als er glaubte, ihr Lachen in seinem Geist zu hören. Es schüttelte ihn und er wischte die Erinnerung daran weg. Zarrahs Schwester hatte ihm nicht nur sein Empfinden für Liebe geraubt, sondern schmückte jeden Versuch einer Rückkehr mit den Bildern und Geräuschen an jenem Tag, da sie das Herz des weißen Kaninchens zerschlagen hatte. Natürlich wollte Syn daran nicht mehr denken, vor allem nicht, wenn er nicht sicher sein konnte, eben jenes verlorene Gefühl wiederzufinden. Existierte es überhaupt noch? Könnte er es jemals wieder erfahren? Aber einmal reichte doch, nicht wahr?
Syn blockte ab. Er konnte nicht loslassen, wollte nicht zulassen, dass andere Gefühle ihn übermannten, die ihn schon einmal so hart zu Boden geworfen hatten, ehe Yolintha ihm selbigen unter dem Leib hinweg riss. Er wollte nicht wieder daran eirnnert werden, an all den Schmerz. Ihn fühlte er noch und es tat weh!
Zarrah erkannte, dass es mehr als ihren Wunsch brauchte, mit ihm den nächsten Schritt zu gehen. Es brauchte vor allem Zeit und Zuwendung, damit vielleicht heilen konnte, was Jahre lang hinter Taubheit und falschen Masken verschlossen worden war. Synnover brauchte vor allem Zeit, Syn loszulassen. Umso leichter fiel es ihm, offen anzusprechen, dass Zarrah - seiner Einschätzung nach - Liebe empfand. Weil er sie nicht mehr begreifen konnte. Hinter dieser Aussage steckte für ihn nichts. Ebenso leicht hätte er ihr offenbaren können, dass ihr die Aussicht auf das Meer gefiel ... wobei der Vergleich hinkte, denn Synnover konnte durchaus nachempfinden, wie schön der Anblick auf die Wellen und vor allem die Weite war. Liebe aber ... war nur ein Wort.
Er versuchte es. Er war aufrichtig und bemüht, es ihr Recht zu machen, einfach weil er tief in sich ein Bedürfnis verspürte, ihr genau das zu geben. Ihm gefiel ihr Anblick, wenn sie genoss und Liebe empfand. Wenn sie Lust verspürte und sie mit etwas verband, das er nicht finden konnte. Aber allein, dass sie ihn als Zuschauer daran teilnehmen ließ, genügte Syn. Er mochte im 'Gejagten Eber' weder seinen eigenen Zenit überschritten haben, noch mehr als die Erfüllung der an ihn gerichteten Erwartungen verspürt haben, aber Zarrahs Bild, wie sie auf ihm saß und sich lustvoll räkelte, ihn ritt und ihm all das zeigte, würde er nicht vergessen. Es war ... ein Stückchen Glück gewesen. Genug, dass er es wiederholen wollte, unabhängig davon, ob er selbst jemals mehr als das würde haben können. Es machte ihn zufrieden, Zarrah so zu sehen. Weil es warm und weich ist.
Ihr aber genügte es nicht. Sie hatte Syn klar gemacht, dass sie ihn nicht benutzen wollte. Sie hatte sich für diesen einmaligen Ausrutscher sogar bei ihm entschuldigt! Sie könnte sich nicht von ihm holen, was nur sie allein glücklich machen würde. Das Unterschied sie von ... allen.
Für eine Weile schauten Synnover und Zarrah einander nur an. Dann unterbrach sie diesen Blickkontakt, um Antworten im Panorama zu finden, das Meer und Horizont ihr boten. Schließlich aber und schneller als das Kaninchen in der Lage zu reagieren war, drehte sie sich wieder zu ihm um, kam ihm nahe. Ihre Lippen hingen über den seinen, dass er sich bereits jetzt schon einbildete, sie schmecken zu können. Er reckte den Hals etwas, wollte sie erreichen. Da hielten ihre Worte ihn davon ab, sich einen Kuss zu nehmen. "Wir wissen beide nicht, was Liebe ist." Er starrte sie an, ungläubig, aber langsam sickerte die Erkenntnis zu ihm durch. Natürlich wusste auch sie es nicht. Morgeria war keine Welt, die auf Liebe aufbaute. Der Begriff an sich war so wertlos wie alle Sklaven der Stadt. Warum existierte er dann überhaupt?
"Ich möchte, dass du glücklich wirst. Ich will dir dabei helfen", sagte sie und küsste ihn mehrfach, zuletzt auf die Stirn. Syn schloss darunter tatsächlich seine Augen. Er genoss ihre Berührungen und zeigte es ihr, indem er nicht versuchte, auch nur eine ihrer Gesten mit Verführung zu erwidern. Er lag da und lauschte. "Mach deine Erfahrungen, Synnover." Allein die Nennung seines Namens ließ ihn aufseufzen, weil es ihm noch immer eine Gänsehaut bereitete, selbst wenn Zarrah nicht Hymlikor verwendete. "Lebe und lerne, ich werde dich unterstützen, wenn ich kann. Du kannst zu mir kommen, wenn du es möchtest, aber ich werde nichts von dir verlangen. Na komm. Ich bringe dich zum Lager, damit du dich stärken kannst." Sie erhob sich zuerst und bot ihm dann ihre Hand an. Syn öffnete die Augen, ergriff sie aber nicht. Es war keine Ablehnung, sondern das antrainierte Wissen, dass niemand ihm jemals half. Er musste es selbst schaffen und nur dann konnte er sich Anerkennung erhoffen ... glaubte er. Er hatte immer geglaubt, Karrish schätzte es, wenn er sich stark und hart gab. Aber der Elf war nicht hier. Er hatte sich nicht um ihn bemüht, nach dem Triell nicht nach ihm gesehen. Er hatte ihn weggeworfen wie einen ranzigen Käse. Zarrah hingegen war hier. Trotzdem versuchte Syn, allein aufzustehen. Es gelang nur mäßig. Er kam zwar auf die Beine, spürte aber den Schmerz, als schrie er ihn direkt von den Waden aus her an. Syn machte einen Schritt, taumelte einen weiteren und prallte dann gegen Zarrah, um sich festzuklammern. Da sie ihn nicht von sich stieß, erlaubte er sich nach einigem Zögern, sich an ihrer Hüfte festzuhalten. Sie half ihm auf dem Weg zurück zum Lager.
Die Klippe hinunter schwieg Synnover. Schweiß perlte auf seiner Stirn, so sehr konzentrierte er sich darauf, nicht zusammenzubrechen. Seine Beine hassten ihn und er strafte sie, indem er sich und sie nur noch mehr leiden ließ, Schritt um Schritt. Es kostete ihn viel Kraft, überhaupt nur zu gehen und dabei seinen Schmerz nicht lauthals herauszuschreien. Er riss sich zusammen. Irgendwann stellte sich Taubheit ein. Seine Muskeln gaben auf, konnten nicht einmal mehr die Pein halten. Sie würden es ihm morgen vergelten. Dann wäre er vermutlich nicht einmal in der Lage, schmerzfrei zu sitzen. Aber für heute hatte er es geschafft. Die Bewegung hielt das dumpfe Gefühl der betäubten Muskeln aufrecht. Er atmete durch, da es ihn nun nicht mehr all seine Konzentration kostete. So konnte er sich anderen Dingen zuwenden - anderen Personen.
"Ich bin glücklich, Zarrah", meinte er plötzlich und scheinbar vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen. "So glücklich wie ich nur sein kann." Es stimmte. Denn so viel wie jetzt hatte er sein ganzes Leben lang nicht gehabt. Selbst die Offenbarung seines Namens hatte ihm letztendlich nichts gneommen. Im Gegenteil. Er sehnte sich bereits danach, dass er ihn noch einmal von Zarrah hören würde. Da hob Synnover seinen Blick nach vorn, Richtung Lager. Von der anderen Seite schienen sich ebenfalls zwei Gestalten zu nähern. Er fasste einen Entschluss. "Ich will's ihnen sagen", meinte er mit Blick nach vorn. "Meinen Namen. Aber nur auf Celcianisch." Ein paar Dinge sollten weiterhin ihm allein gehören - ihm und Zarrah.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Erzähler » Samstag 30. März 2024, 22:22

Manchmal brauchte es eine gewisse Atempause, damit neue Dinge entstehen konnten. Razag’s Vorschlag, dass er an diesem Tag Schwimmübungen abhalten wollte und Zarrah’s Einverständnis dazu, trugen am Ende solch großen Früchte, dass sowohl Razag als auch Syn – Synnover – sich auf einer neuen Stufe in ihrem Leben wiederfanden. Razag hatte sich letztendlich doch der Liebe hingeben können und erfahren, dass es das wohl schönste sein konnte, wenn es mit der richtigen Person passierte. Er erfuhr, dass er noch so viel mehr zu bieten hatte, als nur das, was andere aus ihm hatten machen wollen. Er war magisch – nicht nur für Crystin und er erfuhr, dass er fortan wohl mit Toten kommunizieren können würde. Er brauchte dafür keine komplizierten Zauber oder dergleichen. Er würde es schon noch merken, was sich für ihn nun änderte und würde jenen Weg beschreiten oder sich für etwas anderes entscheiden. Razag wählte das, was er wollte und wirklich tief in sich entdeckte. Er würde sich nicht mehr benutzen lassen und würde künftig selbst entscheiden, was ihm gut tat und was nicht. Crystin war ihm eine große Stütze und entpuppte sich als wahrer Fels in einer Brandung, die Razag sonst fortreißen könnte. Sie war sein Hafen, sein Anker und hielt ihn über Wasser, wenn es irgendwann drohte zu ertrinken. Auch wenn das leise Flüstern des Dunkels nicht gänzlich verschwand und er ahnte, dass Flussnadel nicht ganz unschuldig daran war, würde er sich dennoch an den bezaubernden Moment mit Crystin erinnern.
Und Synnover? Er stieg auf. Er erklomm gleich so viele Stufen, dass man meinen könnte, er hätte das Fliegen erlernt. Ihm wurde erst etwas entrissen, was dann jedoch umso stärker zurückgegeben wurde. Er lernte, dass Zarrah nicht einfach nur ein Spiel spielte. Sie hatte sich ihm offenbart und in intimer Zweisamkeit anvertraut. Sie hatte ihm eine Heimat geschenkt und das Versprechen, dass er jene eines Tages sehen würde. Sie hatte ihm versprochen, dass sie ihn respektieren und niemals zu etwas zwingen würde, was er nicht wollte. Sie nahm ihre eigenen Bedürfnisse zurück, für ihn. Sie gab ihn frei und legte ihm nichts auf. Zarrah hatte seine Ketten genommen und seine Wunden mit Balsam eingerieben. Sie würde ihn nicht wieder zurück zwingen, um zu bekommen, was sie wollte. Sie würde ertragen, was er sich aussuchte und welchen Weg er auch wählte, damit er wahrhaftig lernen konnte, was Freiheit bedeutete. Während Razag Crystin zum Lager zurückbrachte, führte Zarrah Syn langsam den Weg zurück. Sie brauchten einige Zeit, denn das Kaninchen hatte sich erheblich verausgabt. Die nächsten Tage würde er nur mühsam stehen und gehen können, aber er war trainiert genug, um das schneller als andere zu überstehen. Auf dem Weg zum Lager entdeckte er dann Razag und Crystin, die bereits ans Lagerfeuer getreten waren. Crystin kramte einige Klamotten hervor, die inzwischen getrocknet waren und zog sich wieder an. "Ich bin glücklich, Zarrah. So glücklich wie ich nur sein kann." Die Elfe wandte den Kopf in seine Richtung und musterte ihn. Dann nickte sie stumm und folgte seinem Blick zu Razag und Crystin. „Versuche dieses Gefühl immer wieder hervorzurufen, Syn.“ "Ich will's ihnen sagen. Meinen Namen. Aber nur auf Celcianisch." Zarrah schwieg einen Moment, dann aber führte sie Syn weiter. „Eine gute Idee“, pflichtete sie ihm bei. Letztendlich aber war es ganz allein seine Entscheidung, die er treffen konnte, aber nicht musste.

Die letzten Meter bis zum Lager musste sich der Mensch dann aber konzentrieren, seine Schritte überhaupt noch zu setzen. Er spürte, wie die Säure innerhalb seiner Muskeln sich ausbreitete und sie schmerzen ließ. Erin betrachtete ihn einen Moment fragend und ihr lag bereits ein kesser Spruch, grinsend auf den Lippen, als sie Zarrah’s mahnenden Blick auffing und sich lieber die Worte verkniff. Sie schaute in die Runde. „Schön, dass ihr alle wieder eingetroffen seid. Flosse berichtet uns, dass es langsam Zeit wird, hier die Segel zu streichen. Es scheint ein kleines Unwetter im Anmarsch zu sein und wir sollten an Bord der ‚Silberpfeil‘ sein, bevor es uns trifft.“ Vielleicht fielen Razag und Syn auf, dass bereits die meisten Sachen gepackt waren. Die Decken und Schlafsäcke waren zusammengerollt, das Feuer gelöscht und mit Sand überworfen, das Geschirr und Proviant in der hölzernen Kiste verstaut und so fort. Crystin blickte zum Meer und schirmte ihre Augen vor der Sonne ab. „Waren da schon immer zwei Beiboote?“, fragte sie und Amos schüttelte den Kopf. „Nö! Flosse und Erin haben ein weiteres geholt. Wir haben noch mal überschlagen und zusammen mit dem Gepäck und uns allen, wäre es doch reichlich kuschelig geworden – nicht, dass mich das stören würde!“, grinste er. „Neben Flosse bin ich offenbar der Einzige, der reichlich untervögelt ist!“, seufzte er theatralisch, grinste dann aber wissend in Razag’s und Syn’s Richtung. Crystin hatte plötzlich etwas ganz dringend zu tun und Zarrah griff sich ihren Rucksack. Auch Syn und Razag sollten zusehen, dass sie ihre Fächer und Flussnadel einsteckten, damit sie nicht im Sand irgendwann vergessen wurden. Sobald Razag Flussnadel ergriff, würde er erneut einen feinen Sog spüren, als zupfe jemand an seiner Seele. Allerding blieb ein Schemen aus. Auch flüsterte nichts in seinem Inneren. Es gab lediglich dieses zarte Sehnen, das dunkel und lauernd in seinen Eingeweiden saß. Sobald alle bereit waren, wurde Razag gebeten, die schwere Kiste in eines der Beiboote zu hieven und Syn sollte sich an eines der Ruder setzen.
Auch Crystin wollte mithelfen, sodass sie sich neben ihn setzte und ihn angrinste. Sie würden gemeinsam mit Razag das eine Beiboot steuern, während Flosse, Erin, Amos und Zarrah im anderen Platz fanden. Bei Razag und Syn fuhr die Kiste mit. „Also dann!“, rief Amos gespielt aufgeplustert: „Volle Kraft vorauuuus!“, deutete er auf das Schiff in einiger Entfernung. Tatsächlich war die See einigermaßen ruhig. Während sie jedoch von Ufer wegfuhren, frischte der Wind etwas auf und auch der Wellengang wurde ein wenig unruhiger. Alles in allem aber, war von einem Unwetter bisher noch nichts zu merken, außer, dass sich der Luftdruck ein wenig änderte. Razag konnte neben dem Beiboot Nalia durch das Wasser pflügen sehen und wie sie glücklich und ausgelassen in den Fluten spielte, nur, um dann wieder zu verschwinden. Crystin strengte sich ordentlich an, gemeinsam mit Syn gegen den Wind zu arbeiten. Im Grunde hätte Razag das Rudern übernehmen können, aber manchmal wollte man sich vielleicht auch nützlich fühlen. Trotzdem stand es wohl jedem frei, um Hilfe zu bitten oder sie anzubieten. Das Ruderboot von Erin und Amos war eine halbe Länge vorn und irgendwann verdeckte ein immer größer werdender Schatten die Sonne, während sich das Segelschiff – ein Viermaster – über ihnen erhob.
Dunkles Holz und graue Segel, die allesamt eingezogen waren, dümpelten gelangweilt im Meer umher. An der des Bugs konnte man in silbernen Lettern „Silberpfeil“ lesen, die mit eben jenem unterstrichen waren. Der Pfeil schien zu fliegen und direkt auf eine wundervolle Gallionsfigur zu zeigen. Jene schälte sich aus dem Holz des Bugs und spannte einen Bogen, um ebenfalls einen Pfeil abzuschießen. Das wallende Haar aus Holz wehte dabei im Wind und ihr Gesicht zierte ein ebenso schelmisches Lächeln, wie es Erin oder Amos beherrschten. Unverkennbar trug die Figur einen Piratenhut und machte deutlich, woher die Geschwister stammten. Ein Pfiff ertönte, dann wurde kurz darauf eine wackelige Strickleiter herabgelassen, an der sie alle samt emporklettern sollten. Für Syn würde es sich als Akt des Wollens entpuppen, aufgrund seiner Muskeln. Und für Razag, weil die Leiter etwas klein war. Sie war nicht für einen Ork gebaut. Sie würde halten, aber er dürfte keine Zeit vertrödeln, wenn er das Sprossenholz nicht überstrapazieren wollte. Gepäck und Kiste konnten sie lassen, wo sie waren, darum würde man sich kümmern. Jetzt aber hieß es erstmal, an Bord der ‚Silberpfeil‘ zu gelangen.
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Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Synnover » Sonntag 31. März 2024, 15:25

Der Weg zurück zum Lager kam ihm erheblich länger als hinauf auf die Klippen. War es schon immer so weit gewesen ... und so schmerzhaft? Synnovers Waden brannten. Sie protestierten gewaltig, forderten ihre wohl verdiente Ruhe. Er hatte sich mit seiner Fortlaufen keinen Gefallen getan, aber er hatte es gebraucht, um all das zu verarbeiten, womit er nun lernen musste umzugehen: Er verlor seinen Namen nicht, wenn andere ihn benutzten. Es kam auf die Personen an, denen er diese Kostbarkeit anvertraute. Zarrah hatte ihn bislang nicht missbraucht, im Gegenteil. Sie hatte Synnover mit Informationen überhäuft, die er wohl erst in einigen Tagen richtig begreifen würde. Bislang schwirrten sie nur durch sein Denken, waren vorhanden, aber Erkenntnisse brachen sich wohl erst mit der Zeit Bahn. Er wusste jetzt, dass seine Heimat nicht Morgeria war. Sie war es nie gewesen. Er stammte aus dem Himmel, lebte eigentlich weit über den Wolken in einem Reich namens Hymlia. Er war Hymlianer - was immer das bedeutete. Er war kein Stern, obgleich das Mal auf seiner Kehrseite perfekt zu diesem Gedanken passte. Er war ... ein Himmelskind? Die Frage blieb, warum er auf Celcia herabgestürzt war. Mochte die große Freiheit an Blau über ihm selbst ihn nicht? Hatte sie ihn verstoßen? Er würde sich diesen Fragen stellen, aber nicht jetzt. Sie flatterten unstet durch seinen Geist, doch konnten sich nicht festigen. Der Schmerz priorisierte und mit ihm die Konzentration, seinen Körper voranzuschleppen. Die felsige Klippe hinunter ging es noch relativ leicht, aber spätestens als seine nackten Füße immer wieder in den Sand einsanken, verlangsamte Syn das Tempo noch etwas mehr. Zum Glück blieb Zarrah an seiner Seite. Ohne ihre Stützte wäre er einfach irgendwo liegengeblieben und vielleicht in der Nacht erfroren. Er trug außer seiner Unterhose ja nichts am Leib, dessen nahezu makellose Haut inzwischen kleine Spuren von Erde, Dreck und Sand zierten, zusammen mit einem leichten Schweißfilm. Darunter flehten seine Muskeln um Gnade. Sie wollten ruhen und sich für Stunden nicht mehr rühren. Doch es half nichts. Jetzt musste er vorankommen.
Endlich erreichten Zarrah und er das Lager. Im Schneckentempo kamen sie an Erin vorbei, die beiden entgegen grinste. Sie schien auch schon einen frechen Spruch auf den Lippen zu haben, doch ein Blick seitens der Dunkelelfe genügte, dass sie ihn sich verkniff. Doch auch Synnover hatte das Glitzern in ihren Augen gesehen. Er hatte Zarrahs Kopfdrehung bemerkt und spürte ihre warnende Aura wie Hitze neben sich aufsteigen. Nach wie vor von den letzten sechs Jahren geprägt drückte Syn sich von ihr weg. Wie musste es aussehen, wenn eine Nachtklinge ihren Gladiator, Liebesdiener und Sklaven schleppen musste, weil er nicht in der Lage wäre, selbst zu laufen?! Weil er schwach war? Es ließ das Haus Nachtklinge in einem schlechten Licht erscheinenund genau das war dem weißen Kaninchen sehr deutlich klargemacht worden. Er hätte schwere Strafen zu erwarten, würde er den Ruf seiner Herrschaften schädigen. Davon kam er auch jetzt noch nicht los, aber er entwand sich Zarrah und taumelte zur nächstbesten Kiste herüber. Seine Beine hassten ihn, sein ganzer Körper verwünschte ihn. Er biss die Zähne zusammen und rang sich eine neutrale Miene ab. Insgeheim konnte er nicht dankbarer für seine Sitzgelegenheit sein. Syn seufzte aus, dann stutzte er. Niemand erwartet, dass ich mich zusammenreiße. Es gibt keinen Ruf mehr, den ich schädigen könnte, denn ... ich bin frei.
Er schaute zu Zarrah und Erin herüber. Die Blonde verkündete gerade, dass es Zeit wurde, aufzubrechen. Die Reise sollte per Schiff weitergehen und ehe das Unwetter losbrach, welches eine Seefahrerin wie sie wohl bereits in den Knochen spürte. Synnover sah davon nichts. Der Himmel war doch klar und schön. Amos erschien. Kurzerhand erwähnte er, dass sie extra mehr Beiboote herangeschafft hatten. "Neben Flosse bin ich offenbar der Einzige, der reichlich untervögelt ist!", seufzte Erins Bruder. Seine Scherz war locker, doch löste bei Syn ein Zusammenzucken aus. Er kannte diese Floskeln, wenn auch nicht von Männern. Meist waren es die Damen, die blumige Umschreibungen nutzten und doch darauf hinwiesen, dass sie dringend Aktivitäten im Bett benötigten. Seine Augen huschten zu Zarrah, suchten nach einem Signal, dass sie ihn von der Leine nahm, damit er Amos' Bedürfnisse erfüllen sollte. Aber da kam nichts. Er runzelte die Stirn. Ich bin frei ... ich muss das nie wieder tun und Zarrah würde es nicht von mir verlangen. Synnover klatschte sich beide Hände an die Wangen, damit diese Wahrheit sich endlich in ihm festigte. Er musste sich daran erinnern, immer und immer wieder, bis sie so natürlich wäre wie das Atmen. Tief sog er die Luft ein und packte dann seine verbliebenen Habseligkeiten zusammen - jene, an die er herankam. Als er nach den Fächern griff und sie musterte, bemerkte er, wie sein Blick wiederholt zur Dunkelelfe flog. Ich muss üben, dachte er und fasste einen Entschluss. Er würde es tun - nicht für Zarrah, sondern für sich. Damit er sie unterstützen und beschützen könnte, so wie sie es für ihn tat. Er fühlte sich ihr dabei nicht einmal verpflichtet, vielmehr ... wollte er es tun. Aber das hatte Zeit. Erst einmal musste er lebend im Beiboot ankommen.
Auch der Weg dorthin, die wenigen Meter über den Strand, waren die reinste Pein. Dieses Mal jedoch ließ er sich von niemandem helfen. Er würde es schaffen, beweisen, dass er stark genug dafür war. Immerhin war es sein eigenes Vergehen. Er hätte nicht so maßlos rennen müssen. Das sollte der Rest der Gruppe nun nicht ausbaden müssen. Er zwang sich, Schritt um Schritt. Als seine Füße von den ans Ufer schlagenden Wellen empfangen wurden, seufzte er aus. Das kühle Salzwasser hieß ihn Willkommen, umarmte seine Waden und betäubte den Schmerz ein wenig. Eher schlecht als Recht gelang es Syn, das Beiboot zu erklimmen. Erschöpft ließ er sich auf der Sitzfläche nieder, die sich neben einem der Ruder befand. Seine Arme hatten noch nicht gelitten, waren noch einsatzfähig und das würden sie auch sein müssen, denn Crystin ließ sich neben ihm nieder.
Sie grinste ihm entgegen. Vermutlich schwand es schnell oder füllte sich mit Verlegenheit, so wie Syn die Heilerin inzwischen einschätzte. Denn er kommentierte nur Amos' Aussage mit: "Untervögelt, als Einziger? Also hat Razag dir eine gute Zeit geschenkt."
Er gab Crystin Gelegenheit, sich wieder zu fassen. Syn schaute zum anderen Beiboot hinüber. Sie will, aber nur wenn ich auch will. Ich ... will nicht. Oder? Mit ihr? Er schüttelte den Kopf. Die Gelegenheit war vorbei und er musste sich nun ohnehin auf Anderes konzentrieren. Razag gab den Kapitän ihres kleinen Bootes. Syn und Crystin ruderten. Sie brauchten einen Moment, um in Einklang zu kommen. Zunächst ruderte er nämlich zu schnell und Crystin nicht kräftig genug. Das Boot machte einen Schlenker, drehte sich eher im Kreis und fiel dadurch sofort hinter dem anderen zurück. Mit Razags Hilfe - falls er sich neben Schwimmen auch etwas mit dem Steuern eines Wassergefährts dieser Art auskannte - gelang es dann aber doch. Wie schon auf dem Floß konnte der Ork sein Wissen zum Besten geben und so erneut in eine Lehrerrolle schlüpfen. Syn und Crystin mussten ihm zwangsläufig zuhören, sonst würden sie das große Schiff niemals erreichen.
Irgendwann aber kamen sie dem breiten Rumpf nahe genug, dass man den silbrigen Namenszug samt darunter befindlichem Pfeil am Bud erkennen konnte. Syn betrachtete das Wasserfahrzeug mit großen Augen. In Morgeria gab es nicht einmal einen Fluss. Nie zuvor hatte er ein solches Konstrukt gesehen und wo allein die Galionsfigur genug Eindruck schindete, schaffte auch der Rest des Schiffes es, dass das Kaninchen vor Staunen ganz vergaß, die letzten Ruderzüge zu tun. Das Boot schwappte über die Wellen und kollidierte ganz leicht mit dem Rumpf. Ein Ruck ging durch das Holz und auch durch Syn. Er zuckte wieder, blickte sich um wie aus einem Traum gerissen. Da ließ man ihnen schon eine Strickleiter herab.
Er wollte als Erstes hinauf, um sich schnellstmöglich dieses Gefährt genauer anzuschauen, aber ...
"Ich kann nicht aufstehen." Er starrte auf seine Beine hinab. Er legte die Hände an die Oberschenkel und zischte. Selbst die bloße Berührung seiner Haut jagte ihm schmerzhafte Impulse durch den Körper. Seine Muskeln waren empfindlicher denn je und versagten ihm ausgerechnet jetzt jeglichen Dienst. Der Geist war willig, aber das Fleisch schwach. So sehr er im Kopf verlangte, wenigstens einen Zeh zu rühren, da bewegte sich nichts bei ihm. Er war wie gelähmt, die Beine vollkommen paralysiert. Er würde weder in den Stand kommen, geschweige denn die wacklige Strickleiter empor. Sie müssten ihn zurücklassen, ausgesetzt auf dem Wasser, bis das Boot in die Unendlichkeit trieb oder unterging.
"Razag...", versuchte er, die Aufmerksamkeit seines Kumpels zu erregen. "Du hast doch gesagt, du würdest gern ausprobieren wollen, mich zu werfen." Syn glaubte selbst nicht, was er da sagte. Er spähte am Holzrumpf des Schiffes empor. Es ging schon weit hoch und sicher wäre die Landung nicht gerade weich. Vielleicht brach er sich ein paar Rippen, aber es wäre besser als zurückzubleiben. Und ich werde kurz fliegen ... irgendwie. Er nahm es mit Galgenhumor, dass es ihm sogar ein schiefes Lächeln entlockte. Dann schaute er Razag entschlossen an. "Du bekommst deine Gelegenheit. Wirf mich!" Er nickte zur Lücke in der Reling empor, wo man das obere Ende der Strickleiter befestigt hatte. Anders ging es wohl nicht. Er musste schließlich irgendwie dort hinauf kommen. Crystin wäre zu schwach, ihn zu tragen und wenn er zu Razag zusätzliches Gewicht auf die Leiter brächte, würde sie wohl reißen. Syn sah keinen anderen weg. Mental bereitete er sich darauf vor, gepackt und geworfen zu werden. Er würde fliegen ... das klang wunderbar. Aber er würde auch landen.
Plötzlich stutzte er. Dann schaute er von Razag zu Crystin. "Macht euch keine Sorgen, mir passiert schon nichts. Den Sturz aus dem Himmel hab ich auch unbeschadet überlebt. Und ... da war ich noch ein Kind." Synnover schaute zum Blau über ihren Köpfen empor. "Zarrah sagt, ich stamme eigentlich von da oben. Ist das nicht verrückt?"
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Aufenthaltsort: Morgeria
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Rasse: Ork
Sprachen: Krzner, Lerium, Celcianisch
Beruf: Gladiator
Fähigkeiten: Gib mir was in die Hand und es ist eine Waffe! HAHA!
Streitaxt (sehr gut)
Orkisches Kriegsschwert (sehr gut)
Zweililien (gut)
Wurfnetz (durchschnittlich)
Lebensenergie:

Geld: 0D, 0L, 0F
Ausrüstung: [br][/br]Leder-Lendenschurz und Ring
- Bärenfellumhang mit Tatze
- Waffengurt
- Knochenschmuck
- diverse Waffen
Zum Vorzeigen: Razag + Syn

Re: Ein Silberstreif am Horizont

Beitrag von Raz'ulak der Furchtlose » Montag 1. April 2024, 10:02

Sie waren wieder beim Lagerfeuer und angezogen, als Syn zurück gehumpelt kam. Razag musterte seinen Kumpel abschätzend, aber sagte nichts. Er dachte sich seinen Teil:
...seine Beine... merkwürdig. Durch das Schwimmen kann das nicht passiert sein und Beischlaf hinterlässt eher im Rumpf, Bauch und Muskelkater in den Leisten... Er muss wieder mal gerannt sein, das Kaninchen.
Auf andere Kommentare ging er nicht ein, denn er war einfach nur glücklich. Er zwinkerte nur einmal Cris zu und überließ es ihr, was und wie viel sie den anderen von ihrem Glück mitteilen wollte. Dann ging es auch schon daran das Schiff zu erreichen. Mit kleinen Booten kannte er sich auch aus, aber so etwas hatte er nur aus der Ferne bisher bewundern dürfen. Schiffe dieser Art waren immer nur am Horizont seiner Kindheit vorbei gesegelt und einzig im Hafen von Morgeria hatte er mal aus der Nähe welche vor Anker liegen sehen. Betreten hatte er nie eines.
Ich darf auf ein Schiff!!!
Aufgeregt half er also wo er nur konnte und trug die schweren Sachen, die man ihm anvertraute. Dann ging es los und er überließ sehr bald das Steuerruder des kleinen Beiboots Cris und nahm sich beide Seiten-Paddel um für den Antrieb zu sorgen. Syns anfängliche Sitzplatzverteilung in dem Boot war nicht sonderlich pragmatisch. Er vertraute da eher auf Nalia, die um das Boot schwamm und sie mit der Strömung schon irgendwie zum Schiff bringen würde.
Dann sah er sich auch schon dem nächsten Problem gegenüber, wie er die Ladung die Schiffswand hinauf bekommen sollte, genauso wie seinen Kumpel, der darum bat geworfen zu werden. Also rief er schlicht nach oben:
„Leute? Wie bekommt ihr Lasten da hoch? Könnt ihr meinen Freund hier mit der Strickleiter hochziehen, oder habt ihr eine Seilwinde oder diese Schaukeln wie die Schiffe im Hafen?“
Syn zu werfen war zwar eine Möglichkeit, aber sie hatten keine Zeit gehabt das im Wasser zu üben, also wollte er es nicht riskieren, wenn es nicht notwendig war. Im Hafen hatten sie ja auch die Ladung irgendwie an Board bekommen. Auf Antwort wartend musterte er die Strickleiter und die Sprossen. Das Seil würde ihn aushalten, aber die hölzernen Streben auch?
Wenn ich meinen Fuß ganz nah an die Knoten setzte und nicht mittig wo sie durchbrechen könnten... Ach, notfalls zieh ich mich nur mit den Armen hoch.
Irgendwie würden sie schon da hoch gelangen. Das Abenteuer würde sicher nicht an einer Steigung wie dieser, Muskelkater oder an seinem Gewicht scheitern und oben angekommen durfte er dann das erste Mal in seinem Leben ein richtiges Segelschiff bestaunen. Fast liebevoll streichelten seine Finger das Holz der Planken, die für die nächste Zeit sein Zuhause sein sollten. Jedes Seil, jeder Knoten hatte eine Funktion, die es zu erkunden galt. Razag fühlte sich spontan wohl und betrachtete alles mit neugierigem Funkeln in den Augen. Darüber vergaß er sogar kurz die anderen und tapste nur staunend umher, bis irgendjemand ihn aufhielt und ihn zurück zu seinen Leuten schob. Der grüne Riese war Lammfromm und gutmütig, dass merkte schnell jeder von der Besatzung, die nun sicher einige neue Gesichter bereit hielt. Razag hielt auch nicht mehr hinter dem Berg, wie er es in Morgeria gelernt hatte. Er war offen für alles neue und nun stand ihnen allen die Welt offen.
… Steht mir jetzt die Welt offen? Bin ich frei?
Der Gedanke war von anderen umschattet, denn sie sollten ja immernoch diese Rolle holen. Razag sah zu Zarrah. Auch sie wirkte weicher, gelöster, wenn man das von einer ihrer Art sagen konnte. Aber folgten sie immernoch ihrem Auftrag? Warum tat sie es? War es ihr Motiv, oder handelte sie im Auftrag ihrer verrufenen Familie?
Razag verstand es nicht, denn ihm fehlten wichtige Informationen um das Gesamtbild zu sehen. Nur weil seine Ketten gelöst waren, weil er Liebe gefunden hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass sie frei waren hinzugehen wo hin sie wollten. Überlebensschuld band ihn an Zarrah. Sie hatte ihn gerettet und er schuldete ihr etwas... Oder?
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