Eine Seefahrt, die ist lustig...

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 28. Juni 2022, 13:36

Eleyna erwacht von Auf nach Unbekannt


Ihr Untergrund schaukelte und überall rund um sie herum knarzte es, als sie allmählich aus der Dunkelheit empor stieg. Auch die Luft hatte sich verändert, war abgestanden, warm... und salzig?! Geräusche drangen nur gedämpft an ihre Ohren, sofern sie diese überhaupt verstand und ihnen einen Sinn geben konnte, und manche klangen auch tierisch.
Wo mochte sie sein? Was war passiert? Würde sie sich einen Reim darauf machen oder an ihre Unruhe und all die losen Fäden anknüpfen, die sie vor ihrem unfreiwilligen Schlaf gehegt hatte? Wie lange war sie eigentlich weg gewesen?
In ihrem Bauch rumorte es und auch ein anderes Bedürfnis, für das in der Ecke ein Eimer bereit stand, meldete sich äußerst dringlich. So sehr sogar, dass sie sich am besten rasch aus der schaukelnden Unterlage heraus kämpfte und dieses befriedigte, ehe sie auch nur irgendetwas anderes denken würde.
Danach hätte sie mehr Muße, um sich klar zu werden, dass sie sich in einem kleinen, hölzernen Raum mit zwei schaukelnden Betten und einem kleinen, am Boden festgenagelten Tisch mitsamt zwei Stühlen befand. Als einzige Lichtquelle gab es ein rundes Fenster mit dickem Glas und die, derzeit geschlossene und somit nicht hilfreiche, Tür, die heraus führen würde.
Wo, beim verdammten Harax, war sie jetzt wieder gelandet?! Was hatte er dieses Mal angestellt? Und... WO war der Mistkerl?! Hier, in diesen vier Wänden definitiv nicht. Würde sie nach ihm suchen? Oder musste sie erst einmal mit ihrem Innersten kämpfen, physisch wie psychisch, ehe sie an ihre Vergeltung denken konnte?
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Dienstag 28. Juni 2022, 21:20

Sie atmete scharf ein, als ihr ins Bewusstsein sickerte, was er vorhatte. Eleyna wandte noch den Kopf, doch es war zu spät. Schwärze umfing sie augenblicklich und sie kam nicht mehr dazu ihre Gedanken laut auszusprechen. Kraftlos sank der Körper der Spionin in seiner Umarmung zu Boden und blieb dort, bis er sich dazu entschied, sie mit sich zu nehmen.

Alles folgende bekam sie nicht mit. Zu stark war der Druck auf ihr Hirn gewesen, sodass sie nicht mal ahnen konnte, was er mit ihr vorhatte. Es gab keinen Anhaltspunkt, keinen Hauch einer Lösung des Rätsels. Nur Schwärze. Und vermutlich war eben jene Schwärze genau das, was ihr Verstand gebraucht hatte. Sie war gefangen gewesen in ihren Gedanken die nicht ruhiger, sondern immer lebhafter wurden. Sprunghaft hatten sie sich in ihrem Kopf gesammelt und sie nicht mal mehr durchatmen lassen. Eleyna war belastbar, aber irgendwann waren all die Enthüllungen zu viel. Nicht in dergestalt, als dass sie das nicht würde händeln können, doch dies benötigte Zeit und vor allem Ruhe. Einen wachen Geist und ausgeruhte Knochen. Es würde ein langer Marsch werden, bis sie sich mit all dem und allem was noch kommen sollte, arrangieren könnte. Da war sein Eingreifen irgendwie nachvollziehbar und fast schon gnädig gewesen. Es entstand also eine äußerst große Lücke in ihrem Gedächtnis, die nur Laogh würde auffüllen können. Jetzt tauchte sie mühsam aus dem Dämmerschlaf auf. Als erstes spürte Eleyna eine Bewegung. Irgendwie beruhigend und sanft, wenn sie näher darüber nachdenken wollen würde. Es schaukelte, wenn sie sich nicht irrte und kurz runzelte sich ihre Stirn, als sich ihr Bewusstsein wieder in den Vordergrund drängte. Allerdings hielt sich das nicht lange und war noch nicht stark genug, gänzlich aus der Versenkung aufzutauchen. Die Spionin schlief unter dem sanften Schaukeln wieder ein und begann zu träumen. Langsam blendeten Bilder vor ihrem inneren Auge auf und durchzuckten ihren Verstand. Da waren Fetzen von Gesprächen. Stimmen die ihr bekannt vorkamen, sie aber nicht recht zuordnen konnte. Immer wieder zeichnete sich ihre Mühe, das was sie sah und hörte zu verstehen, in ihrem Gesicht ab, während sich die Bilder verdichteten. Die Geräusche zunahmen. Plötzlich fand sich Eleyna in Morgeria wieder. Sie erkannte die Dunkelheit der Stadt, sie roch diese seltsam metallische Luft, die man sich vielleicht auch nur einbildete. Sie stand dort in einem weißen Kleid, nackte Füße und lange, geöffnete Haare. Sie blickte an sich hinunter und verstand diesen Aufzug nicht. Es wirkte unschuldig, obwohl sie sich so nicht sah. Plötzlich veränderte sie sich und hob ihre Hände. Sie waren blutüberströmt. Erschrocken hob sie im Traum den Kopf und schaute sich abermals um. Erneut veränderte sich die Umgebung und sie fand sich in dem Haus ihrer Mutter wieder. Doch anstatt das aufgeräumte, mit erlesenen Stücken verzierte, Anwesen zu sehen, war da nur ein riesiges Spinnennetz gespannt. Der Traum-Eleyna blieb die Luft weg, als sie sich das Ausmaß betrachtete. Irgendwo schnippte jemand plötzlich und sie befand sich in der Mitte des Netzes. Etwas lachte schauderhaft. Die Arme und Beine von sich gestreckt, steckte Eleyna in dem Netz fest und konnte sich nicht befreien, egal wie sehr sie an den Fäden zerrte und wackelte. Plötzlich tauchte in ihrem Augenwinkel eine immens große Spinne auf. Doch diese Spinne hatte den Kopf ihrer Mutter und kam unaufhaltsam auf sie zugekrochen. „Du hast mich betrogen. Dafür nehme ich dir, was ich dir aufopferungsvoll schenkte: Dein Leben!“, fauchte die schwarze Spinne mit roten Strichen auf ihrem Rücken. Eleyna starrte entsetzt darauf und erkannte das Zeichen, welches Laogh in den Sand malte. „Stirb du undankbarer Bastard!“, kreischte die Spinnenmutter und wollte zubeißen. Doch anstatt den Schmerz zu spüren, spürte sie lediglich, wie sich ein Gewicht auf sie legte. Noch immer war sie gefangen, doch ihre Mutter war verschwunden. Stattdessen prunkte da eine andere Spinne über ihr: Laogh. Mit seinen acht Beinen hatte er sie unter sich begraben und aus seinem Hinterteil kam ein silbriger Faden, mit dem er sie begann einzuwickeln. Eleyna indes war unfähig etwas zu sagen, konnte nur starren und zulassen was mit ihr geschah. Bevor der Spinnen-Laogh sie vollständig mit seinem Faden eingelullt hatte, hielt er inne und schaute ihr mit einem diebischen Funkeln ins Gesicht. „Du bleibst bei mir“, klackerte er mit den Beißern an seinem Mund, senkte sich ihr entgegen und wollte sie küssen oder fressen, so genau wusste Eleyna das nicht.

Nach Luft schnappend, saß die Spionin mit einem Mal kerzengerade in ihrem unbekannten Bett und keuchte. Es dauerte einen Moment, bis sie sich von dem Alptraum befreien konnte und es wagte, die Augen zu öffnen. Noch immer war da ein sanftes Schaukeln und stirnrunzelnd blickte sie sich um. „Was zum...?!“, entkam ihren Lippen und ihre Augen wurden größer als sie sich in einem Zimmer wiederfand. Ihr Herz klopfte sofort schneller, denn in ihr türmten sich in Sekunden etliche Fragen auf. Wo zum Harax war sie?! Wie ist sie hergekommen?! Wie viel Zeit ist vergangen?! Warum schaukelt alles?! Und wo zum Henker bekam sie etwas zum Essen her?! Ihr Magen grummelte rebellisch und sie verzog die Miene. Eleyna schwang langsam die Füße aus dem Bett und betrachtete sich. War sie angezogen? Hatte sie Schuhe an oder war sie barfuß? Wie auch immer, sie erhob sich langsam und… setzte sich erstmal wieder. Ihr wurde schwindelig, denn offenbar hatte sie eine ganze Weile ohne Bewusstsein verbracht. Jetzt von null auf hundertachtzig zu springen war zu viel. Ihr wurde schlecht. Nicht zuletzt, weil sie einen deutlichen Hunger verspürte. Und weil sie schaukelte, immer noch. Die Spionin drehte langsam den bleiernen Kopf und fasste sich in den Nacken. Ein spezieller Punkt dort, pochte mit einem Mal und sie erinnerte sich schlagartig an seine Worte in ihrem Rücken. „Oh dieser Mistkerl…“, fluchte sie zischend und rieb sich die Stelle. Langsam kam mehr Leben in ihre Knochen, sodass sie einen zweiten Versuch unternahm, aufzustehen. Sie streckte sich, dehnte die schläfrigen Glieder und sah dann zum Bullauge. Eleyna ging zögerlich darauf zu und spähte hinaus, indem sie sich etwas auf die Zehenspitzen stellte. Wasser. Der träge Verstand der Halbelfe war schlagartig wieder da. Sie war auf einem Schiff! Hatte er sie jetzt doch noch entsorgt?! Ebenso wie Arvid?! War sie ihm also endlich lästig genug geworden? Die Spionin spürte sofort wieder die Galle hochkochen, doch anstatt wütend zur Tür hinauszustampfen, lehnte sie ihre Stirn gegen das dicke Glas und schloss die Augen. Sie seufzte leise und schüttelte langsam den Kopf. Sie wollte resignieren und aufgeben. Dahin waren die Möglichkeiten, Antworten zu bekommen. Er hatte sie also ebenso einfach auf das nächstbeste Schiff geladen, wie lästige Fracht. Die Spionin lächelte bitter über ihre Dummheit zu glauben, dass er ihr würde all die unzähligen Fragen beantworten. Langsam stieß sich Eleyna ab und strich sich über das Gesicht. Sie verließ das Bullauge, ging zur Tür und prüfte, ob sie sich öffnen ließ. Sie wollte an Deck gehen, musste sich orientieren. Sie wollte wissen was das für ein Schiff war, wohin es fuhr und ob die Crew ihr freundlich gesinnt war, oder sie als blinde Passagierin deklarierten. Vielleicht würde das, das Puzzle etwas zusammenfügen. Und vor allem wollte sie essen. Ihr Magen hing in den Kniekehlen und die Übelkeit war äußerst präsent.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. Juni 2022, 09:40

Was war passiert? Richtig, er hatte mal wieder über sie bestimmt und kurzerhand dafür gesorgt, dass ihr die Lichter ausgingen. Dabei hätte sie es sich fast schon denken können, dass er seinen Willen durchsetzen würde. Wenngleich er dieses Mal vermutlich gut daran getan hatte, denn ihr Kopf wäre anderweitig wohl kaum zur Ruhe gekommen. Und trotzdem...
Wie lange war sie weggetreten gewesen? Das vermochte sie ohne Hilfe nicht zu sagen, denn ihr Schlaf war tief gewesen und jedes Mal, wenn sie womöglich hätte aufwachen können, hatte er es zu verhindern gewusst. Aus welchem Grund hatte er das nun aufgegeben?
Sobald ihr klar werden würde, was das beständige Schaukeln bedeutete, würde sie es wissen: Sie befand sich auf einem Schiff und es war naheliegend, dass es bereits ausgelaufen war. Somit hätte sie, wollte sie nicht ertrinken oder entkräftet in einem Beiboot vor sich hin dümpeln, keine Fluchtmöglichkeit. Er hatte also erfolgreich dafür gesorgt, dass sie dorthin gelangen würde, wo er sie hin haben wollte.
Wo mochte das sein? Wie lange würde es dauern? Und... wo befand sie sich bereits?! Konnte sie ihre Kabine eigentlich verlassen oder wäre sie hier für eine gewisse Dauer noch länger eingesperrt?
Nachdem sie jedenfalls ihren Kreislauf erstmal wieder in Schwung gebracht und ihren frisch bekleideten Körper aufgestellt hatte, konnte sie wenigstens nach ein paar Antworten suchen. Sie strebte zur Tür, während sie davon ausging, dass er sie entsorgt hatte.
Hätte sie indes sich mehr in dem kleinen Raum umgesehen, hätte es einige Anhaltspunkte für eine Berichtigung gegeben. Da war einmal die zweite Schlafgelegenheit, aber auch die beiden Seerucksäcke, die sorgfältig unter dem Tisch verstaut worden waren, um selbst bei höherem Seegang nicht herum zu purzeln.
Doch sie drängte es nach draußen und es hinderte sie nichts daran, es war nicht abgeschlossen. Was sie darüber denken würde? Würde es sie freuen oder vielleicht sogar zögerlich werden lassen, dieser kleine Ausdruck von Freiheit?
Ganz gleich, wie lange es dauerte, bis sie den leeren Gang nehmen würde, er würde sie letzten Endes zu einer kurzen Treppe führen, die zwei Optionen bot: einmal hinunter, tiefer in den Bauch des Schiffes hinein. Was darauf hindeutete, dass es sich um mehr als einen kleinen Kahn handeln musste. Also ein Gefährt für eine längere Reise? Von wo aus gestartet? Mit was im unteren Bereich? Ob sie noch einmal in Santros gewesen war, trotz des Maulwurfs?
Aber die Treppe führte auch hinauf an Deck und dorthin zog es die Mischlingselfe auch zuerst. Sobald sie die Tür öffnen würde, würden die gedämpften Geräusche um ein Vielfaches deutlicher werden. Da waren die Rufe auf einem typischen Schiff, das mit einer eingespielten Crew gesegnet war. Zwischen Befehle und deren Bestätigung in Sendli von santronischer Färbung gab es auch immer wieder Scherzworte und Gelächter, während die Segel sich im sanften Wind blähten und der salzige Geruch sämtliche Poren zu durchdringen begann. Wie letzteres sich wohl auf ihre Übelkeit auswirken mochte?
Kalt war es trotz der blassen Sonne dennoch, wenngleich nicht dermaßen eisig wie noch im Grasland. Was vermutlich daran liegen mochte, dass jemand sie in warme Sachen gesteckt hatte. Na, immerhin versorgte er sie gut... bis auf Nahrung!
Denn diese fehlte ihr inzwischen so sehr, dass sich ihr Magen zu verknoten schien. Oder würde sie den, für Seeleute verhältnismäßig leichten, Seegang nicht vertragen?
Jedenfalls wuselte es vor ihren Augen geschäftig, allerdings unaufgeregt, was für eine unkompliziere Fahrt sprach, und niemand schien von ihr Notiz zu nehmen... oder nehmen zu wollen. War das gut oder schlecht? Wie lange würde es dauern, bis sich daran etwas ändern würde? Und wen sollte sie fragen, wo es hier etwas zu essen gäbe?
Vielleicht jene Gestalt, die einsam an der Reling stand, hoch auch gerichtet, die Hände locker auf dem Holz ruhend und den Blick in scheinbar weite Fernen gerichtet? Wer mochte diese vermummte Person sein, die sich da so aufgebaut hatte und die alles um sie herum nicht zu kümmern schien? Die Person gehörte offensichtlich nicht zur Crew... oder war hochgestellt genug, um nicht mit den niederen Handgriffen einer Schifffahrt belästigt werden zu müssen.
Aber sie strahlte auch so etwas aus wie... Ablehnung? Einsamkeit? Es war schwierig zu benennen, jedoch auf jeden Fall etwas, das nonverbal vermittelte, dass die Gestalt ihre Ruhe haben wollte. Ob Eleyna darauf Rücksicht nehmen würde?
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 29. Juni 2022, 10:18

Laogh wäre vielleicht beleidigt gewesen, wenn er geahnt hätte, was sie dachte, als sie allein in dem kargen Raum aufwachte. In ihrer deutlichen Verwirrung blieb keine Zeit sich die Räumlichkeiten genauer zu betrachten und die kleinen Hinweise zu finden, die er dort gelassen hatte. Allerdings konnte man ihr das wohl auch kaum verdenken, da sie offenbar sehr lange bewusstlos gewesen war und sich erstmal wieder akklimatisieren musste. So war es kaum verwunderlich, dass sie als erstes ihren Kreislauf in Gang bringen musste, um dann aufgrund der Erkenntnis, auf offener See zu sein, die Tür ansteuerte. Vorsichtig betätigte sie den Knauf und tatsächlich sprang diese auf. Gefangen war sie also nicht, jedenfalls nicht in dem Zimmer. Auf dem Schiff – nun… darüber könnte man streiten, allerdings beruhigte es die Spionin, dass sie sich frei bewegen durfte. Vermeintlich. Eleyna setzte einen Fuß vor die Tür und sah sich um. Sie lauschte, hörte jedoch nichts, was ihr sonderbar vorkäme oder sie nicht erwartet hätte und führte ihren Weg weiter fort, bis sie zur Treppe gelangte. Hier ging es sowohl in die Tiefe als auch an Deck und auch wenn sie sicherlich wissen wollte, was das für eine Art Schiff wäre, zog es sie vorerst hinaus. Sie brauchte eine Orientierung, sie musste mehr sehen als Holz und Fässer. Es war ein wirklich eigenartiges Gefühl plötzlich an einem ganz anderen Ort mit ganz anderen Gegebenheiten aufzuwachen. Es war gelinde gesagt… beängstigend. Denn wie auch immer sie hierhergekommen war, wie viel Zeit auch vergangen sein mochte, es waren nicht bloß Stunden. Und das wiederum bedeutete, dass ihr vielleicht Tage fehlten, in denen sie hilflos allem und jedem ausgeliefert war. Eleyna trieb es weiter, bis sie die Tür zum Oberdeck öffnete. Die Geräusche der See drangen wie eine Flutwelle zu ihr herein und das Licht der faden Sonne blendete sie im ersten Moment. Eleyna schirmte ihre Augen ab, drückte die Tür weiter auf und trat hindurch. Während das Holz wieder ins Schloss fiel, stand sie erstmal da und erfasste die Umgebung. Geschäftiges, aber entspanntes Treiben herrschte und die Wortfetzen gelangten an ihre Ohren, sodass sie ziemlich schnell wusste, dass es sich um Sendli handelte. Eleyna stutzte und runzelte die Stirn. Sendli?! War sie etwas schon in Sarma?! Der Spionin wurde schlecht. Es war sehr lange her, dass sie in der Wüstenstadt war, und im Prinzip hatte sie vorerst nicht vor gehabt dorthin zurückzukehren.
Allerdings war sie sicherlich nicht Wochen bewusstlos gewesen, sodass sie davon ausgehen konnte, dass es lediglich ein Handelsschiff war, das sich vielleicht auf dem Weg zurück befand. Eleyna trat einen Schritt weiter auf das Deck und kam aus der kleinen Nische mit der Treppe zum Steuerdeck hervor. Niemand schien sie wirklich wahrzunehmen, sodass sie sich sicher sein konnte, nicht ungebeten an Bord gelangt zu sein. Plötzlich frischte der Wind auf und Eleyna wollte die Arme schützend um sich legen, weil sie ihre Tunika erwartete, als sie feststellte, dass man ihr offenbar wärmere Kleidung angezogen hatte. Die Halbelfe sah an sich hinunter und fand sich in neuer Kleidung wieder. Sie strich kurz mit den Handflächen darüber, als könne sie es nicht glauben, was auch irgendwie stimmte, denn ihre Erinnerungen deckten sich gar nicht mit dem, was sie sehen konnte. Eleyna hob ihren Kopf und sah sich wieder um.
Ihr Blick fiel dann doch zügig auf jenen Teil des Gesamtbildes, der nicht so recht reinpassen wollte. Die Gestalt an der Reling war unverkennbar anders und wenn sich ihre Intuition nicht noch in der Bewusstlosigkeit befand, dann ahnte sie wer dort stehen würde. Sie brauchte nicht mal viel von der Gestalt zu sehen, die aufrechte Haltung und die mysteriöse Ausstrahlung sprachen in dieser Art und Weise nur für eine Person. Dennoch zögerte Eleyna, denn mit dem Blick auf den Rücken der Gestalt, musste sie auch erkennen, dass sie falsch gelegen hatte. Er hatte sie nicht verschnürt und weggeschickt. Er war hier. Und so wie es aussah, hatte er sich um sie gekümmert, denn abgesehen vom Hunger, ging es ihr gut. Langsam setzte Eleyna einen Fuß vor den anderen und der Geruch von salzhaltiger Luft und Fisch führte bei ihr dazu, dass ihr doch noch schlecht wurde. Sie hatte wirklich Hunger. Wie lange hatte sie nicht gegessen?! In ihrer Erinnerung hatte sie bereits das Essen ausgelassen, als er sie im Grasland aufgelesen hatte. Dann hatte sie das Essen vor Wut ins Feuer geworfen. Es war also wirklich lange her und inzwischen merkte sie es deutlich. Kurz das Wanken ausgleichend, fand sie dann aber doch den Weg unbehelligt zur Gestalt. Langsam kam sie an deren Seite und legte ebenso die Hände auf das Holz, wie die Person es tat. Der Wind fegte ihr durch die Haare und sie ließ ihren Blick über das Meer schweifen. Es war eindrucksvoll und Eleyna musste sich eingestehen, dass sie das Meer liebte. Es war wild und ungezähmt, voller Geheimnisse und der starke Wind klärte die Gedanken. Es dauerte einen Moment, bis sie das Wort an die Gestalt richtete und sich etwas aus der gebeugten Haltung erhob. Sie drehte sich der Vermummten zu und hielt sich mit der Linken an der Reling fest. „Ein Schiff?!“, eröffnete sie das Gespräch und ihre Stimme klang ausnahmsweise mal nicht wütend. Sobald man ihr ins Gesicht blicken würde, würde sie sogar leicht schmunzeln. Offenbar gab der Erfolg der Methode Recht. Sie wirkte ausgeruhter, ausgeglichener. „Ich glaube, du hast dich selbst übertroffen…“, meinte sie und wartete geduldig ab, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag und sie gleich in die violetten Augen des einzigen Dunkelelfen blicken würde, der zu solch einer Übergriffigkeit im Stande war.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. Juni 2022, 13:35

Ob sie sich gefragt hätte, was der Schatten nun trieb, wenn sie geistig schon klarer gewesen wäre? Oder hätte erst einmal ihre Wut verrauchen müssen dafür? Oder ihre Enttäuschung? Ein gebrochenes Herz?
Müßig darüber zu spekulieren, denn sie dachte eher praktisch, besser gesagt, ihr Magen sorgte dafür, dass sie gar nicht anders konnte. Dieses knurrende Organ trieb sie hinaus bis an Deck, wo sie sich zuerst mal umsah. Es ging geschäftig und dennoch nicht hektisch zu, das Wetter schien zu passen und alle guter Dinge zu sein auf dieser Reise wohin auch immer.
Nur eine vermummte Gestalt stach heraus, die hoch aufgerichtet an der Reling stand und den Blick hinaus gerichtet hatte, anstatt an dem Leben im Rücken teilzunehmen. Und zu dieser zog es die Mischlingselfe schließlich. Keine Reaktion, als sie in den Blickwinkel geriet, kein Laut kam der Person über die Lippen.
Solange, bis sie das Wort eröffnete. Ein leises, abfälliges Schnauben bekam sie als Antwort. Mehr musste es auch nicht sein, um zu beweisen, dass unter der Verkleidung der Meisterspion steckte.
Viel war von seinem Gesicht ohnehin nicht zu erkennen, lediglich die Augenpartie war frei geblieben, ganz so, wie es die Wüstenbewohner von Sarma auf Reisen zu tragen pflegten. Warum hatte er das getan? Waren sie etwa auf den Weg dorthin? Oder womöglich schon fast da?! Oder hatte diese Art der Tarnung einen anderen Sinn, dem sie nur noch nicht auf den Grund gehen konnte, weil ihr schlichtweg die Zusammenhänge fehlten?
Wies das Sendli auf dem Schiff gar nicht auf die ihr bekannte Insel hin? Es klang anders, vertraut und dennoch irgendwie fremd, was man auf die Seemannssprache schieben könnte... oder darauf, dass auch in Santros Sendli verwendet wurde.
"Ist dem so?", fragte er gedämpft und betont auf Garmisch zurück, wenngleich einen Hauch geprresst klingend.
Warum? Vielleicht... Tarnung? Immerhin befanden sie sich auf einem menschlichen Schiff, das konnte sie trotz des Gewusels an den Matrosen erkennen, und er selbst verbarg sich fast vollständig. Das würde zumindest ein stimmiges Bild ergeben. Obwohl... wieso dann nicht diese seltsame Phiole mit Gestaltwandlung, wie in Santros selbst? Wenngleich derern Wirkung nicht ewig angehalten hatte, wie sie hatte feststellen können. War das somit ein Zeichen dafür, dass ih Aufenthalt hier... länger dauern würde? Und wenn ja, was wäre länger?!
Das Knurren in ihrer Leibesmitte übertönte sämtliche Gedanken und brachte alle Überlegungen zu einem einzigen, erkenntnisreichen Punkt: Es war absolut gleichgültig, bevor sie nicht etwas zwischen die Beißer bekommen würde! Als hätten die Götter... oder Laogh diesen letzten Wink noch abgewartet, tauchte in ihrem Rücken ein Matrose auf, der sich die Freiheit nahm, sie kurzerhand anzusprechen. Und das in seinem tiefsten Dialekt, als käme er gar nicht auf die Idee, dass dies das Verständnis erschweren würde... oder weil er es nicht anders konnte. "Heast, Puppal, putz di lieaba! Dea Oide is' ka guada Seebäa, nuar a blede Londrotz!"
Der Mann mittleren Alters mit der wettergegerbten Haut und der zwar etwas verblassten, jedoch ansonsten ordentlichen Kleidung trug ein aufgerolltes, dickes Seil, das einiges an Gewicht haben musste, so, wie sich sein Bizeps unter dem hochgekrempelten Ärmel wölbte. Er hatte kinnlanges Haar von schmutzig-brauner Farbe, aber dafür freundlich funkelnde, ebenfalls braune Augen, und schien sich nicht daran zu stören, dass man ihr das Mischlingsblut ansah.
Ob sie ihn kannte? Unwahrscheinlich... oder?
Jedenfalls schnaubte der Schatten erneut und blieb definitiv dem Wasser zugewandt. "Vazupf di, Mundl, di hot kana g'frogt!", brummte Laogh in derselben Mundart. Natürlich konnte er das, was denn sonst?!
Der so angesprochene Matrose zuckte mit den Schultern und zeigte ein breites, amüsiertes Grinsen, wobei er zwar ein gesundes, jedoch nicht mehr ganz vollständiges Gebiss offenbarte. "Wos is? I sog eich nua de Woaheit, so vü, wia du de Fisch' scho g'fiadatst host! Sei net so a og'riarte Mimose!", erwiderte der Mann ungerührt und voller guter Laune, um daraufhin erneut mit den Schultern zu zucken und von dannen zu ziehen, wenn ihn niemand aufhielt. Schließlich hatte selbst er als erster Maat die Zeit nicht mit Löffeln gefressen.

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Übersetzung:
Pass auf, Mädchen, geh lieber weg! Der Alte ist kein guter Seebär, nur eine blöde Landratte!
Verzieh dich, Edmund, dich hat keiner gefragt!
Was ist los? Ich sag euch nur die Wahrheit, so viel, wie du die Fische schon gefütterst hast! Sei nicht so ein beleidigtes Weichei!
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 29. Juni 2022, 15:51

Man konnte nicht leugnen, dass es dieses Mal eine deutliche Besserung der Situation erzielt hatte, als der Schatten sie wieder einmal gegen ihren Willen ausknockte. Eleyna war zwar hungrig, aber ihrem Gemüt hatte diese Unterbrechung auf jeden Fall geholfen. Ihre Gedanken setzten trotz des aufwühlenden Traumes nicht sofort wieder ein und so konnte sie alles was sie erfahren hatte getrost erstmal beiseite schieben. Sicherlich war auch das kein gesunder Umgang damit, aber wer sollte sie anklagen? Die Spionin suchte sich ihren Weg, bis sie tatsächlich das Oberdeck erreichte und ihr gleichzeitig auffiel, wie an der Reling eine vermummte Gestalt stand. Unverkennbar, jedenfalls für sie, war das Laogh. Eleyna brauchte nicht lange, um zu ihm auszuschließen und gönnte sich dennoch vorerst den Blick über die Reling. Ihre Unterarme ruhten locker auf dem Holz, während der Wind seinen Teil zur Klärung ihrer Gedanken beitrug. Sie genoss den Moment. Den Wind, die Weite und die Einfachheit der Aussicht. Ja, Eleyna wäre sicherlich prima zur See gefahren, wenn die Option bestanden hätte. Jetzt aber wandte sie sich dem Schatten zu und zwar nicht, wie er vielleicht geglaubt hatte, mit Wut und Schimpftiraden, sondern mit einem feinen Schmunzeln im Mundwinkel und einer lässig, entspannten Körperhaltung. Sie gewährte ihm sogar ein Kompliment, indem sie seine Künste, jemanden einfach so zu entführen und von einem Teil der Welt in den nächsten zu verschiffen, würdigte.
Die Spionin beobachtete ihn und erkannte, dass er tatsächlich recht vermummt war. Dann presste er auf Garmisch seine Worte hervor, die sie fragend blicken ließen. Bevor sie allerdings nachhaken konnte, kam ihr einer der Seemänner zuvor. Eleyna stellte sich gerade hin und betrachtete die gutmütig wirkenden, braunen Augen. Während er sprach konnte sie nicht anders und ihr Gesicht erhellte sich mit einem deutlicheren Lächeln. Sie verstand den Dialekt nicht so gut wie das normale Sendli -welches sie verstehen, aber nicht sprechen konnte – und musste sich aus einigen wenigen Fragmenten den Sinn dahinter zusammenreimen. Eleyna überlegte kurz ob der Mann ihr bekannt vorkam, doch das hungrige Hirn hatte nicht den Eindruck. Obwohl sie fand, dass er wirklich nett wirkte. Es war wie eine Salbe für ihre angekratzte Seele, dass jemand einfach nur freundlich und geschwätzig war. Und der Dialekt machte das Übrige. Als dann Laogh jedoch plötzlich mit dem selben Zungenschlag antwortete konnte sie sich ein offenes Lächeln nicht mehr verkneifen. Mit einer Augenbraue erhoben, musterte sie den Schatten fragend und grinste den Matrosen an. Sie verstand tatsächlich nicht so viel, aber dass er Laogh nicht besonders lobte, das konnte sie sinnhaft erkennen. Eleyna war in dem Moment entspannt, als der Mann keine Anstalten machte ihr misstrauisch zu begegnen. Somit lehnte sie während des Schlagabtausches lässig an der Reling und hörte brav zu, ehe der erste Maat gehen wollte. Eleyna zuckte kurz und hielt den Mann am Arm auf indem sie ihn nur kurz berührte. Sie probierte es mit der allgemeinen Sprache, damit es keine Missverständnisse gab: „Kurze Frage, ihr habt nicht zufällig ein Stück Brot oder Obst? Ich verhungere sonst gleich.“, sie lächelte ihn tatsächlich an. Keine Spur von Traurigkeit, Zorn oder der Dunkelheit in ihrem Innern. Eleyna wirkte irgendwie… gelöst. Ob das an dem Meer lag? An ihrem Zwangsschlaf? Oder war es eine Mischung aus allem? Und… spielte es eine Rolle, dass Laogh noch da war? Sicher. Irgendwie war auch das etwas, was sie sehr milde gestimmt hatte. Er war mit ihr hier und hatte sie nicht entsorgt, wie zuvor von ihr befürchtet. Sobald der erste Maat gegangen wäre, würde sich die Spionin an Laogh wenden: „Ein Freund von dir?“, grinste sie ihn frech an und drehte sich wieder dem Wasser entgegen. Erneut fing der Horizont ihren Blick ein und nur kurz flammte darin die Erinnerung an die Enthüllungen auf. Doch sie schob das beiseite. „Ich muss zugeben, ich bin… beeindruckt. Nicht, dass ich die Art und Weise gutheiße, das werde ich nie, aber.. Trotzdem. Erzählst du mir, wie wir hierher kommen? Wohin dieses Schiff uns bringt? Und.. wie lange du mich zum Schlafen verdammt hast?“ Sie sah ihn nicht an, wirkte aber auch nicht angriffslustig, obwohl der letzte Teil durchaus als leiser Vorwurf interpretiert werden konnte. Dennoch… Eleyna war regelrecht ausgewechselt. Und das war sicherlich selbst neu für Laogh. Irgendwann jedoch, knurrte abermals ihr Bauch. Eleyna verzog das Gesicht und plötzlich konnte sie der See nicht mehr die Schönheit abgewinnen. „Ich muss wirklich essen.. meine Güte wie lange war ich nur weggetreten..“, murmelte sie und fasste sich an den Kopf. „Und trinken. Du kennst nicht zufällig auch den Smutje hier?" grinste sie ihn frech an und spielte auf seine eher nicht so schmeichelnde Unterhaltung mit dem Maat an.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 29. Juni 2022, 20:31

Hätte er gewusst oder sie es ihm verraten, dass sie ihm im Prinzip recht geben musste, er hätte es ihr sicherlich unendlich oft unter die Nase gerieben und das ziemlich selbstgefällig. Doch so konnte er nur durch seine eigenen Beobachtungen zu dem Schluss kommen, richtig gehandelt zu haben, da sie ihm nicht gleich an die Gurgel ging. Wenngleich er gerade mit anderen Problemen zu kämpfen hatte und einem Wortgefecht vermutlich nicht vollkommen gerecht geworden wäre.
Aber er hatte es ausnahmsweise ihr zuliebe getan und sich, mal wieder, um ihr Wohlergehen gekümmert. Aus welchen Gründen auch immer es ihn überhaupt interessierte. Diese und weitere Antworten war er ihr definitiv noch schuldig! Wann er sie ihr wohl geben wollen würde?
Musste sie ihm eigentlich danken für sein Handeln? Ja und nein... oder? Es hatte geholfen, ja, jedoch war es, wie fast immer, gegen ihren Willen geschehen! Ob sie irgendeine Chance hatte, ihm klar zu machen, dass er nicht stets für sie bestimmen konnte? Ganz egal, wie viel älter und erfahrener er sein mochte!
Und wieso tat er es überhaupt? Fast schon so wie... na ja, wie ein großer Bruder oder ein eng vertrauter Onkel, der sich um sie kümmerte... sah man von ihren sexuellen Experimenten einmal ab.
Daran hatte er, erstaunlicherweise, seit dem Aufklauben im Grasland kein Interesse gezeigt, nicht einmal zur Ablenkung oder als Waffe, um seinen Sturkopf durchzusetzen. Und sie? Hätte sie auf diese Weise Ablenkung überhaupt suchen wollen? Schließlich hätte es sie durchaus erfolgreich wärmen und auf eine andere Art und Weise zur Ruhe bringen können.
Jetzt hingegen übernahm diese Aufgabe mehr oder weniger das Meer, auf das sie hinaus blicken konnte. Wenn sie ihre Augen anstrengen würde, könnte sie ganz weit entfernt, dicht am Horizont noch so etwas wie einen Hafen ausmachen. Wann sie wohl ausgelaufen waren? Einige Stunden musste das definitiv schon her sein!
Und woher kam die neue Kleidung, die sie nun warm hielt und der Umgebung angemessen schien, ebenso wie die seine. Ganz davon abgesehen... wo war ihr Pferd abgeblieben?! Ebenso wie Draca? Wo könnte er sie untergestellt haben, um sie versorgt zu wissen? Oder mussten die armen Tiere tiefer im Bauch des Schiffes die Überfahrt ertragen? Zu hören, was auch nur annähernd einem Reittier ähnlich klang, war zumindest nichts.
Was nicht zwangsläufig was heißen musste, denn auch bei ruhiger, planmäßig verlaufender Fahrt war es an Deck alles andere als leise. Da brauchte es keinen polternden, tratschfreudigen Ersten Maat, der dennoch bei ihnen vorbei kam und ihr in seiner schwer verständlichen Sprache einen guten Rat gab.
Den der Schatten eher missmutig konterte, den Seemann damit jedoch nicht im Geringsten beeindrucken konnte. Somit schnaubte er eingeschnappt und drehte sich betont weg.
Der Mensch indes wollte weiter, aber sie kam ihm mit einer leichten Berührung und ihren Worten zuvor. Er hielt inne und lauschte, während man deutlich sehen konnte, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, um sie zu verstehen. "Na jo, oiso...", murmelte er und katzte sich mit der Hand, an deren Arm das dicke Seil aufgerollt war, am Hinterkopf. Dabei schlug das Tau leicht gegen Laoghs Rücken, der fast lautlos missmutig brummte.
Dann aber erhellte sich das Gesicht von Mundl und er drehte sich um. "Hearst, Pepi, wos host'n du zum Futtan übaaa?", rief er in Richtung des Zugangs zum Bauch des Schiffes.
Dort war neben der Tür ein breitschultriger, braun gebrannter Kerl mit ehemals blondem, schütter werdendem Haar damit beschäftigt, einige Tücher auszuwringen, die er in dem Schaff mit der Seifenlauge gewaschen hatte. Keine schöne Arbeit, denn er wäre auch ohne seinem kleinen Kugelbauch schweißgebadet gewesen.
Nun richtete er sich auf und zeigte blitzblaue Augen in dem wettergegerbten Gesicht, die sich auf den Ersten Maat richteten. "Bin i dei Speiskoat'n?", rief er, sichtlich missmutig, zurück. Wobei nicht ganz zu eruieren war, ob es an der Arbeit oder an deren Unterbrechung lag.
Sein Vorgesetzter lachte leise, ehe er eine übertrieben nachdenkliche Miene aufsetzte. "Oiso, wonnst mi so froooogst...", meinte er gedehnt.
Wütend und mit viel Schwung landete das so eben noch dem Trocknen bestimmte Tuch in dem Wasser, dass es nur so heraus spritzte. "Hau di üba'd Heisa, Mundl!!!", bekam er als Antwort. Doch während der so Angesprochene in brüllendes Gelächter ausbrach, stampfte Pepi schimpfend tatsächlich zur Tür und verschwand im Schiffsinneren.
Mundl indes wandte sich der Frau zu und zwinkerte ihr zu. "Hear net auf eam, ea tuat nua so! Biss'l Geduid, donn kriagst wos zwisch'n d'Zähnt!", erklärte er ihr und tippte sich grüßend gegen die Stirn, wo sonst wohl ein Hut saß. Laogh verdrehte leicht die Augen, hielt sich ansonsten allerdings bewusst heraus.
Dass er mit ganz anderen Dingen zu kämpfen hatte, wollte er um jeden Preis verbergen, solange die Mischlingselfe nicht zu verstehen schien, was der Erste Maat so freiherzig offenbart hatte. Denn als sie sich an den Schatten wandte, verlor sie keine noch so geringe Andeutung darüber. Zumindest nicht direkt, denn ihre freche Frage ließ ihn nicht nur schnauben, sondern ihr tatsächlich einen bitterbösen Blick zuwerfen. Oh, er war eindeutig nicht auf der Höhe seiner Kunst!
Doch ansonsten erwiderte er darauf nichts, sodass es sein Geheimnis blieb, wie er zu diesem Menschen stand. Denn sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, Mundl war eine jener seltenen Personen, die dem, was man unter Freund verstehen mochte, sehr nahe kam. Als sie sich dem Meer zuwandte, tat er es ihr gleich und stützte sich auch wieder auf der Reling ab. Hatte denn dieses Schwanken nie ein Ende?! Wie sehr er Seereisen hasste! Da waren ihm sogar die Wüstenschiffe Sarmas, die Kamele, tausendmal lieber!
"Zwei Nächte und einen Tag... den halben, den du seit dem Morgengrauen verschlafen hast, nicht mit eingerechnet.", gab er ihr relativ kühl und weiterhin mit leicht gepressten Unterton zurück. Mehr Erklärungen gewährte er ihr hingegen im Moment nicht. Wobei es dieses Mal seine Eingeweide waren, die daran die Schuld trugen, denn er musste gegen den Würgereiz ankämpfen.
Als sie weiter sprach, schnaubte er erneut. "Der ist grad losgeschickt worden.", murrte er.
Wie aufs Stichwort öffnete Pepi die Tür und kam mit einem kleinen Tablett angepoltert, das er geschickt balancierte. Keine Herausforderung bei diesem leichten Wellengang für ihn. "Wea woit da wos zum Essan?", knurrte er betont böse, weil er bei seiner Arbeit unterbrochen worden war.
Seine ganze Miene sprach für seinen Ärger, nur seine Augen hatten daneben noch ein freundliches Funkeln. Denn im Herzen war er eine nette, treue Seele. "Wäh, schleich di mit dein' Fraaaß!", entkam es dem Schatten, der sich hastig abwandte, um sich nicht doch noch zu übergeben.
Der Schiffskoch hätte nun allen Grund gehabt, um beleidigt zu sein und wieder los zu poltern. Stattdessen allerdings... begann er breit zu grinsen an. Es fehlte nicht viel und er hätte dem Schatten demonstrativ seine Ausbeute, bestehend aus einem Kanten Brot, ein paar gedörrten Trauben und einem Becher Trinkwasse unter die Nase gehalten.

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Übersetzung:
Na ja, also...
Sag, Josef, was hast du denn zum Essen übrig?
Bin ich deine Speisekarte? = Woher soll ich das wissen?
Also, wenn du mich so fragst...
Hau dich über die Häuser, Edmund!!! = Verzieh dich, Edmund!!!
Hör nicht auf ihn, er tut nur so! Ein bisschen Geduld, dann bekommst du etwas zum Essen!
Wer wollte hier etwas zum Essen?
Igitt, verschwinde mit deinem ekelerregenden Essen!
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 29. Juni 2022, 21:32

Wenn Eleyna etwas gelernt hatte, in der Zeit, in der sie mit Laogh zusammen reiste, dann sicherlich das, dass sie nicht mehr alle Fragen auf einmal stellte. Sicherlich, sie hatte wieder mal so einige, aber inzwischen wusste sie, dass er ihr nicht immer alle Antworten sofort lieferte. Himmel, im Grunde wusste sie, dass er ihr nur sehr sporadisch mal antwortete. Doch bevor sie ihm die ersten wesentlichen Fragen überhaupt stellen konnte, kam der erste Maat auf sie zu. Sie musterte ihn einmal von oben bis unten und stellte erfreut fest, dass sie offenbar keine Anfeindung erdulden musste. Die Spionin entspannte sich merklich weiter und lauschte dem stark von Dialekt geprägten Sendli. Nur Bruchstücke verstand sie und musste sich konzentrieren, um überhaupt einen Sinn der Worte zu erkennen. Eleyna hörte jedenfalls zu und konnte nicht verbergen, dass sie sich amüsierte. Stets war da ein sanftes Lächeln in ihrem Mundwinkel und die braunen, gutmütigen Augen des Seebären taten ihr übrigens. Bevor der Mann allerdings wieder verschwinden konnte, hielt sie ihn auf. Sie brauchte Essen, wirklich jetzt. Sonst würde sie vermutlich gleich wieder in die Koje wandern. Während er überlegte, registrierte Eleyna das Tau, welches dem Schatten gegen den Rücken schlug. Ihre Augen glitten zu ihm, während ihr langsam etwas zu dämmern schien. Doch bevor sie den Pfad verfolgen konnte, rief der Maat zu einem weiteren Matrosen und Eleyna schirmte ihre Augen ab, damit sie diesen erkennen konnte. Offenbar hatte er mal blondes Haar besessen, doch jetzt war es bereits karg und dennoch hatte auch er ein Äußeres, das ihr durchaus sympathisch anmutete. Seine blauen Augen richteten sich auf den Maat und offenbar pflegten die beiden einen freundschaftlichen Umgang denn der Ton wurde neckender. Eleyna grinste, während der Worte und auch hier verstand sie nicht alles, aber genug, um selbst den kleinen Spaß dahinter zu verstehen.
Während Pepi im Bauch des Schiffes verschwand, kehrte Eleyna mit ihren Augen zu Edmund zurück. Sie lachte auf, während er sich amüsierte und musste zugeben, dass die beiden durchaus herzensgut erschienen. Wann hatte sie eigentlich mal gelacht? Es war sehr lange her und ihr hatte das durchaus gefehlt. Hier hatte sie das Gefühl, dass es nicht das letzte Mal sein würde. Die Elfe nickte Mundl zu und blitzte freundlich zu ihm herüber. „Danke“, entgegnete sie ehrlich und wandte sich, nach seinem Abgang, wieder dem Schatten zu. Sie ließ etwas Zeit verstreichen, bevor sie ihn frech von der Seite angrinste. Sein Blick jagte ihr jedenfalls keinen Schauer über den Rücken, sondern befeuerte nur den neckischen Ausdruck in ihrem Gesicht. Sie stellte ihre Fragen und sah im Augenwinkel, wie sich der Spion an der Reling abzustützen schien. Sie runzelte die Stirn, denn entspannt sah er dabei nicht aus. Und dann, ganz langsam sickerte endlich die Erkenntnis in ihr Bewusstsein. Sie verband die verschiedenen Hinweise und konnte jetzt auch verifizieren, was sie nur geglaubt hatte zu hören. Ohhhh! Eleyna wusste mit einem Mal was das alles sollte und wieso sich Laogh so seltsam verhielt. Doch da dieser so abgelenkt war und offenbar hochkonzentriert, verbarg sie diese Erkenntnis schnell wieder und tat so, als merke sie nichts. Eleyna schaute aufs Meer zurück und nickte langsam. „Es fühlt sich länger an…“, meinte sie, als Antwort auf seine Enthüllung und rieb sich naserümpfend über den Bauch. Sie beklagte ihren Hunger abermals, ehe sich plötzlich die Tür öffnete und der Smutje Pepi mit einem Tablett an Deck auflief. Eleyna wandte sich dem Smutje zu als dieser sich lautstark nach dem Hungrigen erkundigte. Plötzlich aber, bevor Eleyna etwas sagen konnte, fauchte Laogh in seine Richtung und das hatte sie sehr wohl verstanden. Sie musste sich ein Lachen regelrecht verkneifen, bevor sie sich gefangen hatte und vermeintlich fromm hustete, um auf sich aufmerksam zu machen. „Hmmm…“, machte Eleyna und zwinkerte, von Laogh abgewandt, Pepi zu. „Das sieht aber gut aus, Pepi. Was hast du denn da alles?“, fragte sie scheinheilig und reckte das Kinn, um auf das Tablett schauen zu können. „Brot…, lecker. Und Trauben?! Wie lange hatte ich schon keine Trauben mehr, wirklich… sehr lecker! Das ist ja ein Festmahl – ich danke dir!“, gurrte sie zuckersüß und grinste den Koch wissend an.
Sie griff nach dem Brot, den Trauben und dem Wasser, um sich dicht an Laogh zu stellen und unschuldig das Brot in seine Richtung zu halten. „Möchtest du auch etwas? Es ist gar nicht so trocken, wie es den Anschein macht…“, meinte sie weiterhin höchst unschuldig. Dann reichte sie ihm die Trauben. „Guck mal, die sind wirklich erfrischend.“. Sie biss sich auf die Unterlippe und musste sich beherrschen, nicht loszuprusten. Doch Eleyna war eben auch vom Fach und schaffte es hervorragend die Unschuldige zu mimen, die ihm doch bloß etwas Gutes wollte. Danach biss sie herzhaft ins Brot und kaute, nicht aber ohne immer wieder genussvolle Laute von sich zu geben. „Herrlich…“, schwärmte sie, als würde sie ein 5-Gänge-Menü genießen dürfen. Kauend sah sie wieder zu dem Schatten und nickte. „Das ist genau das Richtige. Eine sanfte Brise, gemächliches Schaukeln und etwas für den Magen. Mensch, wenn das länger gedauert hätte mit dem Essen, dann wäre ich vermutlich über Bord gegangen.“, laberte sie mit Absicht und ließ definitiv keine Gelegenheit verstreichen, ihr Essen zu erwähnen. „Willst du wirklich nichts? Du… siehst etwas blass aus, ist dir nicht gut?“, grinste sie dann aber doch offen in seine Richtung und über ihren Kanten Brot hinweg. Das war mal eine andere Art, wie die eisblauen Augen funkelten. Zorn kannte er – aber Ausgelassenheit? Wohl eher nicht.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Freitag 1. Juli 2022, 13:55

Der Schatten wirkte deplatziert und etwas abweisend, selbst auf sie, während er so vermummt an der Reling stand, dass man kaum etwas von seiner dunklen Haut erkennen und ihn als Dunkelelf identifizieren konnte. Doch was ihn weitaus mehr als die Feindseligkeit der Mannschaft beschäftigte, war sein Magen, der eine Seefahrt noch nie gutgeheißen hatte.
Trotzdem hatte er dies auf sich genommen. Und wofür? Für einen absoluten Quälgeist! Und einen Ersten Maat, der sich nur zu gerne über ihn lustig machte.
Dabei sollte er endlich einmal seine Wettschuld einlösen und mit ihm einen Tag lang durch das Grasland reiten. Da würde sich schon zeigen, wer hier mehr Sitzfleisch hätte! Nur leider hatte Mundl stets viel zu tun und sie sahen sich zu selten, als dass Laogh ihn einmal hätte abfangen können. Nun ja, früher oder später eben...
Jetzt indes widmete sich der Mensch der Spionin, die ihn um Nahrung bat. Verständlich und dennoch... allein der Gedanke daran sorgte dafür, dass sich bei dem Dunklen schon wieder alles verkrampfte, sodass er sich mit fest zusammen gebissenen Zähnen lieber abwandte und so tat, als hätte er lediglich schlechte Laune.
Die Matrosen hingegen waren sichtlich guter Dinge, denn sie konnten einander frotzeln und beschimpfen, ohne es ernst zu meinen. Während der Schiffskoch im Rumpf verschwand, tippte sich der Erste Maat grüßend an die, derzeit nicht vorhandene, Mütze bei ihrem Dank. Freundliche Augen sahen sie dabei offen an.
"Gern g'sheh'n, Puppal... äh... Fräulein.", verbesserte er sich rasch, grinste schief und... wurde tatsächlich ein wenig rot, sodass er sich hastig abwandte und sich seinen eigentlichen Aufgaben zuwandte.
Somit hatte sie Zeit, erneut das Gespräch mit dem Schatten zu suchen, obwohl es diesem lieber gewesen wäre, weiterhin seine Ruhe zu haben. "Kannst du gern haben.", murrte er missmutig und würde keine Skrupel kennen, sie erneut auszuknocken, sollte sie ihm weiter auf die Nerven gehen. Was er auch gerne bei einzelnen Vertretern dieser Mannschaft getan hätte, wenn sie nicht allesamt notwendig gewesen wären!
Allen voran bei dem ersten Maat und seinem Kumpel, der mit Essbaren zu ihnen kam. Schon wieder drehte sich ihm halb der Magen um, da zu seinem großen Leidwesen auch gerade eine etwas höhere Welle vom Schiff überwunden wurde.
Der Koch indes wurde mit einem Eifer und einer Freundlichkeit begrüßt, die er überhaupt nicht gewohnt war. Deutlich konnte man sehen, wie seine Augen vor Überraschung groß wurden und seinen Wangen sich rot färbten, als dieses junge, attraktive Weibsbild die karge Kost so überschwänglich lobte. "Jo, oiso...", nuschelte er verlegen und strich sich mit einer Hand über die Stelle auf seinem Hinterkopf, die keine Haare, dafür aber eine stets gerötete Haut besaß.
Dann grinste er schief und entblößte dabei ein Gebiss, das ebenfalls schon in die Haare gekommen und ein wenig löchrig geworden war. "Endli amoi ane, de mei Bemüh'n würdigt. Waßt, mei Oide sogt imma, i ko net koch'n, nua, wö i mit oim so spoasam bi. Vasteht se afoch net, wia des laft auf an Schiff! Dafia kumman mia fost imma mit unsan Vorrät'n so aus, wia ma soin und i hau fost nix weg. Oba kriag i dafia moi a Lob? Naaaa! Imma nua meckerns olle, wös eana z'fad schmeckt oda z'trock'n is! I hob hoit kan Backof'n fia täglich frisch' Brot und so an Kramuri!", schwatzte der Koch sofort los und hätte sicher noch weiter gemacht damit, wenn er nicht gerufen worden wäre. "'Tschuidig mi, i muss weida.", verabschiedete er sich mit einem kleinen Lächeln und watschelte davon.
Sie hingegen stellte sich dicht neben ihren Begleiter, der angewidert mit einem halben Schritt rasch zur Seite wich und so tat, als müsse er sich die Augen auf See aus dem Leib starren. So versuchte er zu ignorieren, wie sie sich benahm und augenscheinlich doch verstanden hatte, mit welchem Problem er sich hier herumschlagen musste.
"Oh, wir könnten gleich testen, wie gut du schwimmen kannst.", knurrte er zwischendurch mal und das so leise, dass sie ihn vielleicht hören konnte. Oder wollte, je nachdem.
Zu seinem Leidwesen kam allerdings auch der Erste Maat schon wieder vorbei, auf seinem Weg zum Steuerruder, wo sich seine nächste Arbeit befand. Dabei sah er zu ihr hin und blieb kurz stehen. "Ah, i siach, da Pepi woar scho do. Hey!", sprach er freundlich und stockte, als er die Trauben entdeckte.
Kurzerhand wandte er sich um und rief in die Richtung des Kochs, der sich gerade endlich wieder seinen Lappen widmen wollte. "Pepi, du oida Hoalunke, wo host'n du de Traub'n her?", rief er anklagend, als wäre es die größte Schandtat aller Zeiten, welche Leckerei ihr da aufgetischt worden war.
Der Angesprochene grinste selbstzufrieden. "Varrot i net! Und du kriagatst eh kane davo!", gab er zurück und brachte damit einige der umstehenden Matrosen zum Grinsen. Aha, also hatte der Koch doch so ein paar Geheimnisse in seiner Vorratskammer, die selbst Mundl noch nicht herausgefunden hatte.
Der grinste ebenfalls und zuckte mit den Schultern, ehe er der Mischlingselfe zuzwinkerte. "Brauch i a net, mei Oide vasuagt mi imma mit de best'n Nascherei'n, wonn i bei ia bin. Oba psssst!", raunte er ihr zu und hielt sich verschwörerisch den Zeigefinger an die Lippen.
Dann rempelte er Laogh kurz mit dem Ellbogen an. "Nimm wos vom Brot, de Fisch hob'n des gern und mia kenntat'n wöche fongan.", scherzte er und erhielt einen bitterbösen, vernichtenden Blick von dem Dunklen, der simplere Gemüter durchaus in die Flucht getrieben hätte. Nicht jedoch einen standhaften, wahrhaftigen Seebären wie den Ersten Maat!
"Jetzt reicht's oba! Bleda Kajüt'npupsa!", schimpfte der Schatten ernsthaft beleidigt und stapfte in Richtung Tür. Wie zur Bestätigung der abwertenden Bezeichnung gab ein Schiffsjunge, der gerade das Deck scheuerte, lautstark eben jenen Ton von sich.
Laogh warf einen vernichtenden Blick in dessen Richtung mitsamt einem angeekelten Laut, brummte ein "Bled's Gfrast!" und verschwand dann die Treppe hinunter. Er würde sich in die gemeinsame Kabine verziehen und dort für sich alleine und in Ruhe leiden.
"Hansl, benimm di! Mia hom a Puppal on Bord!", tadelte auch der Erste Maat den Jungen, der abrupt den Kopf drehte. Erst jetzt fiel ihm dieser Umstand auf und das pickelige Gesicht wurde puterrot. Umso eifriger wischte er in den nächsten Minuten die Planken, als wäre das ein Ersatz für seinen Wunsch, im Erdboden zu versinken.
Mundl indes schnaubte leicht und wandte sich dann wieder der Passagierin zu. "Nimm's eam net üb'l.", entschuldigte er sich und könnte damit sowohl seinen Schiffsjungen als auch den Meisterspion meinen.
Dann grinste er leicht. "De See is ruhig grod. Bet' zu Ventha, dass se es so bleib'n losst." Damit tippte er sich erneut an die Stirn und wollte endlich in Richtung Heck zum Steuerrad.

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Übersetzung:
Gern geschehen, Fräulein!
Ja, also...
Endlich einmal jemand, der meine Bemühungen würdigt. Weißt du, meine Frau sagt immer, ich kann nicht kochen, nur, weil ich mit allem so sparsam bin. Versteht sie einfach nicht, wie das auf einem Schiff läuft! Dafür kommen wir fast immer mit unseren Vorräten so aus, wie wir sollen und ich schmeiße fast nichts weg. Aber bekomme ich dafür mal ein Lob? Nein! Immer nur beschweren sich alle, weil es ihnen zu langweilig schmeckt oder zu trocken ist! Ich habe halt keinen Backofen für ein täglich frisches Brot und so einen Kram!
Entschuldige mich, ich muss weiter.
Ah, ich sehe, Pepi war schon da.
Pepi, du alter Harlunke, wo hast du denn die Trauben her?
Verrate ich nicht! Und du bekommst sowieso keine davon!
Brauche ich auch nicht, meine Frau versorgt mich immer mit den besten Leckereien, wenn ich bei ihr bin. Aber psssst!
Nimm was vom Brot, die Fische haben das gern und wir könnten welche fangen.
Jetzt reicht's aber! Blöder Kajütenfurzer!
Bleds Gfrast = Piiiiiiiiiep :D
Johann, benimm dich! Wir haben ein Fräulein an Bord!
Nimm es ihm nicht übel.
Die See ist gerade ruhig. Bete zu Ventha, dass sie es so bleiben lässt.
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 1. Juli 2022, 22:25

Eleyna sah dem ersten Maat lächelnd nach als er sich verlegen abwandte und seine Aufgaben suchen ging. Für einen Moment schaute sie ihm nachdenklich nach und ließ dabei den Blick einmal über das gesamte Deck wandern. Ob Laogh als er sie auf dieses Schiff brachte geahnt hatte, was das Meer mit ihr anstellen würde? Dass der Wind es schaffte sie zu bändigen? Dass die Wellen es erreichten, dass ihre Seele sich beruhigte und einbettete in die friedliche Stimmung, die hier offenbar herrschte? Sie wandte sich dem Schatten zu und genoss noch den Ausblick, während sie ihm die brennendsten Fragen stellte. Seine Antwort war – ruppig, sodass die Spionin eine Augenbraue hob und ihm einen Seitenblick schenkte. Die Erkenntnis, wieso er so abweisend und kurz angebunden war, erheiterte sie indes erheblich. Sie ließ sich nichts anmerken, als sie sich Pepi’s Essen widmete und gekonnt ignorierte, dass er sich davon sogar leicht verlegen fühlte. Seine Worte waren dabei so erfrischend ehrlich, dass sie ihm tatsächlich gerne zuhörte. Immer mal nickte sie verstehend und ließ ihm die Zeit, um ihr das kleine Leid zu klagen. Eleyna schüttelte daraufhin die dunklen Haare und steckte sich eine Beere in den Mund. „Die Kunst ist es doch, aus Wenigem viel zu machen!“, bestärkte sie den Smutje und nahm ihm die Speisen ab. „Und das kannst du definitiv behaupten!“, lobte sie ihn weiter und machte sich einen kleinen harmlosen Spaß daraus, dem Smutje mit einem Kompliment zu schmeicheln. „Bis bald und danke noch mal!“, entgegnete Eleyna dem Koch und sah ihm kurz nach, bevor sie sich mit ihrer Ausbeute neben den Schatten stellte. Ausgelassen und angestachelt von der Crew, begann Eleyna damit den Spion weiter aufzuziehen. Scheinbar unschuldig plapperte sie drauflos und seine Antwort blieb gewohnt scharf. Während sie sich etwas Brot in den Mund schob, war sie so ausgelassen, dass sie nur mit den Schultern zuckte und die Mundwinkel kurz verzog. „Ich kann nicht schwimmen.“, eröffnete sie ihm beiläufig und klopfte sich das bisschen Mehl von den Fingerspitzen.
Es stimmte zwar nur teilweise, denn sie konnte grundsätzlich schon schwimmen, tat es aber seit Jahren nicht mehr. Nicht seitdem sie als junge Elfe beinahe ertrunken wäre. Es war ein wenig grotesk, dass sie das Meer an sich liebte und dennoch Gefahr lief, zu ertrinken, wenn es schlecht lief. Aber Eleyna war nicht danach über solche Dinge nachzudenken. Sie schob diese Art von aufwühlendem Ballast zur Seite und widmete sich lieber dem Spaß, den sie auf Kosten von Laogh hatte. Noch bevor sie ihn weiter aufziehen konnte, kam Mundl zurück und sie wandte sich um zu ihm. Ihr Blick fiel auf die Trauben in ihrer Hand, während sich der Maat lautstark bei dem Smutje erkundigte, woher er denn diese Leckerei hergezaubert hatte.

Die Mischlingselfe biss sich auf ihre Unterlippe, um sich ein weiteres Grinsen zu verkneifen. Offenbar hatte der Koch einen kleinen Geheimvorrat für sie geplündert. Sie schenkte ihm einen warmen Blick. Es war wirklich eine Wohltat zu sehen, dass es noch einfache, freundlich gesinnte Menschen gab, die den Schrecken auf dem Festland und zur See einfach etwas anders begegneten. Eleyna war Laogh tatsächlich dankbar, dass er sie mitgenommen hatte. Er wusste es nur noch nicht. Eleyna zwinkerte dem ersten Maat verschwörerisch zu, als dieser um ihre Diskretion bat. „Von mir erfährt es keiner!“, versicherte sie ehrlich und lachte leise. Dann musste Laogh erneut herhalten für einen Spaß und offenbar war das der Tropfen, der sein Gemüt zum Überlaufen brachte. Überrascht sah sie dem Abgang hinterher und als er verschwunden war, grinste sie breit, dass sich ihre spitzen Ohren etwas anhoben. Die kurze, peinliche Situation durch den Schiffsjungen, brachte die Elfe dann doch zum herzhaften Lachen. Sie lachte, als hätte man ihr endlich erlaubt zu lachen. Losgelöst und ehrlich amüsiert, hielt sie sich den Bauch und wischte sich eine kleine Lachträne aus dem Augenwinkel, während sich die Crew wieder ihren Aufgaben widmete. Sie selbst wandte sich dem Meer zu, nachdem ihr Lachen abebbte und griff nach dem Brot. Eleyna nahm die Speisen und das Wasser, ehe sie sich von dem Platz entfernte und langsam zu einem Fass ging. Hier setzte sie sich drauf und ließ sich den Wind um die Nase wehen. In Ruhe aß sie das Brot, trank dazu das Wasser und genoss auch die Trauben. Sie ließ sich Zeit damit, beobachtete das Treiben an Deck und sog die Friedfertigkeit in sich auf.

Immer mal zerrte der Wind an ihrem Haar und ihrer Kleidung, die sie schön warmhielt. Eleyna wusste, dass sie Laogh dieses Mal mehr danken, als ihn verdammen musste. Es war schon seltsam, dass er sich so sehr um sie kümmerte und sie verstand auch den wahren Sinn dahinter nicht, das musste sie zugeben. Allerdings war es dieses Mal anders. Sie hatte das Gefühl, dass er ihretwegen hier war. Sein Zustand war wohl kaum etwas, was er nicht bereits vorher gewusst hatte. Und doch war er hier. Mit ihr. Eleyna blieb noch einen Moment sitzen, nachdem sie ihr Mahl beendet hatte und griff danach den geleerten Becher. Sie rutschte vom Fass, überquerte in Ruhe das Deck und wich hier und dort einem Mitglied der Crew lächelnd aus, bevor sie sich zu dem Smutje durchfragte. Bei diesem angekommen reichte sie ihm den Becher. „Sag mal, Pepi – hättest du etwas Ingwer? Vielleicht auch Kamille, Kümmel und heißes Wasser übrig?“, fragte sie ihn und schmunzelte leicht. „Würdest du mir daraus einen Tee aufgießen? Ich mach es sonst auch selbst, wenn du gerade beschäftigt bist.“, fragte sie ihn und wartete ab. Sobald Pepi ihr den Aufguss gegeben hätte, beziehungsweise, sie den Tee zubereiten durfte, würde sie sich wieder durch die Tür begeben und die Stufen hinunternehmen. Eleyna brauchte nicht zu überlegen, wo ihre Kajüte lag. Sie hatte sich den Weg eingeprägt und fand also mühelos die kleine Unterkunft wieder. Vor der Tür blieb sie stehen, atmete kurz durch und klopfte höflich. Die Spionin wartete allerdings nicht darauf, dass sie hereingebeten wurde. Sie betrat den kleinen Raum einfach und erfasste Laogh. Leise schloss sie die Tür hinter sich und lehnte einen Moment dagegen. In ihrer Hand hielt sie den dampfenden Becher, der ein süßlich-scharfes Aroma verströmte. Ihre Augen ruhten auf dem Spion, ehe sie die Distanz überbrückte. „Trink das, das wird dir helfen, ich verspreche es.“, meinte sie versöhnlich und es lag tatsächlich kein Spott mehr in ihrer Stimme. Sie wusste, dass Ingwer gegen Übelkeit und Erbrechen half, da es Enzyme enthielt, die im Magen gewisse Rezeptoren ansprachen. Es sollte seine Beschwerden zumindest lindern können. Sie stellte ihm, falls er den Tee nicht nehmen würde, den Becher auf den festgenagelten Tisch und setzte sich dann mit einer Pobacke auf diesen, um den Schatten zu betrachten. Wie er ihr wohl begegnete? Sie lächelte mit einem Mal. „Du kennst die Crew nicht erst ein paar Stunden – oder?“, fragte sie ihn und erinnerte sich an die Art und Weise, wie sie miteinander kommunizierten. „Es ist…“, sie sah durchs Bullauge „erfrischend.“, stellte sie fest und sah mit leuchtenden Augen zurück zu ihm.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Montag 4. Juli 2022, 09:42

Er kannte einen Gutteil der Mannschaft schon lange und das hatte auch seine Gründe. Und die wichtigsten Personen hier wussten auch, zwangsläufig, dass er ein Dunkelelf war. Allerdings hatte er längst bewiesen, dass sie ihn weder zu fürchten, noch zu verdammen brauchten. Trotzdem bevorzugte er diese Vermummung, auch, um zu verbergen, wie schlecht ihm schon bei diesem leichten Wellengang war.
Doch würde er etwas davon preisgeben? Nein, niemals! Es war schon schlimm genug für ihn, dass er dieser Schwäche partout nicht Herr werden konnte.
Umso mehr ärgerte es ihn, wie flapsig der Erste Maat mit seinem Leiden umging und einfach ausplauderte. Zuerst verstand sie den Dialekt zwar nicht, aber das würde nicht ewig so bleiben und als der Schiffskoch auch noch mit etwas Essbarem daher kam, war es zu seinem großen Leidwesen absolut offensichtlich. So hielt er sich auch aus allem heraus und versuchte lediglich, seine Galle in sich zu behalten.
Pepi hingegen bekam endlich einmal die Anerkennung, die er immer mit seinem Grant einforderte... und fühlte sich sichtlich verlegen dadurch. "Jo, oiso...", nuschelte er verlegen und war froh, einen Grund für seinen Abgang gefunden zu haben. Trotzdem murmelte er noch, während er davon stapfte:"So a nett's Mad'l..."
Dass sie ihn hingegen aufziehen und für dumm verkaufen könnte und sich deswegen so verhalten hatte, kam ihm nicht in den Sinn. Dazu war er schlichtweg von einem zu simplen, gutmütigen Wesen. Das galt nicht für die Mischlingselfe und auch nicht für den Schatten, den sie endlich einmal mit etwas aufziehen konnte.
Bei ihren Worten hob sich ungesehen sein Mundwinkel etwas und in seinen Augen blitzte etwas Unheilvolles auf. "Gut so...", murmelte er in sich hinein und stellte sich einen Moment lang vor, wie das wohl ablaufen würde.
Er würde sie packen und über die Reling werfen, und endlich würde er seine Übelkeit etwas vergessen können, weil er sich amüsiert ansah, wie sie hilflos da unten paddelte, als Strafe für ihr unverschämtes Benehmen. Und erst, als wenn sie ganz entkräftet unterzugehen drohte, würde er sie retten kommen und darauf bestehen, dass sie kein Wort mehr über seine Schwäche verlor und ihn nie wieder damit ärgerte. Nun, das machte er natürlich nicht, aber allein diese Möglichkeit half ihm schon ein wenig.
Was nur nicht lange anhielt bei dieser Umgebung. Das ging soweit, dass der Erste Maat ihn endgültig von Deck vertrieb. Der Meisterspion der Dunklen verzog sich schmollend und leidend in seine Kajüte. Dadurch gab es nun keine einsame, vermummte Gestalt mehr, die in all der fröhlichen Betriebsamkeit fehl am Platze wirkte. Stattdessen konnte sich die Spionin frei und unbeobachtet bewegen, solange sie niemandem im Weg stand, ihren Gedanken freien Lauf lassen und die Zeit hier einfach genießen.
Aber irgendwann besann sie sich dann eines Besseren und wollte tatsächlich etwas Nettes tun. Also suchte sie Pepi auf und sprach ihn, der endlich seinen letzten Fetzen zu seiner Zufriedenheit gewaschen hatte, an.
Der Mann blinzelte, da sie ein wenig in der Sonne stand, und machte zuerst ein fragendes Gesicht. Dann jedoch schüttelte er entschieden den Kopf. "Naaaa, oiso, in mei Kuch'l hantiiia nua i!", stellte er sofort ruppig klar, sammelte aber seine Siebensachen ein und deutete ihr, mitzukommen.
So führte er sie in den Bauch des Schiffes in sein Heiligtum, das trotz allem gut ausgestattet war. Es war zweckmäßig, in Ordnung gehalten und ungewöhnlich sauber. Scheinbar war der Schiffskoch einer der absolut reinlichen Sorte. War allerdings sicherlich nichts Schlechtes, wenn man die Gegebenheiten bedachte und die Notwendigkeit, mitunter Wochen lang keinen anderen Ort zum Kochen zu haben. Die Vorräte, zumindest die dringlichsten, befanden sich in einem kleinen Raum dahinter, der nur von der Küche aus zugänglich war.
Dort hinein verschwand Pepi auch und kramte herum, immer wieder Schimpfworte oder sonstige Bemerkungen von sich gebend, die darauf schließen ließen, dass es die Ordnung bis dahin noch nicht geschafft hatte. Oder ihre Wünsche derart ungewöhnlich waren, dass er nicht sofort wusste, wo er nachzusehen hatte.
Am Ende indes konnte er ihr den gefüllten Becher reichen und grinste schief. "Prost!", wünschte er und schob sie zeitgleich damit hinaus, um seine Arbeit weiter machen zu wollen. Anscheinend nahm er seine eigenen Worte von vorhin recht ernst und duldete in seiner Abwesenheit niemanden in seinem Reich.
Mit dem dampfenden Getränk in der Hand kehrte sie zu ihrer Kajüte zurück und fand in dem hängenden Bett eine leidende Person vor, die lediglich ihre Kopfbedeckung abgenommen hatte. Er wandte ihr den Rücken zu und unterdrückte ein gequältes Stöhnen, da seine spitzen Ohren ihre Ankunft längst verraten hatten, selbst, wenn sie nicht geklopft hätte.
Als sie herum kam und ihm der Geruch in die Nase stieg, der sich in dem ganzen, kleinen Raum rasch ausbreiten konnte, verzog er angewidert das Gesicht. "Geh weg mit deinem Gesöff!", schimpfte er und kämpfte sich auf die andere Seite, um zu demonstrieren, dass er nicht bereit zum Reden war.
Sie hingegen verschwand nicht, sondern stellte den Becher lediglich ab und begann dann, ihre Fragen zu stellen. "Hau ab!", knurrte er und kniff die Augen zusammen, während er sich die Faust vor den Mund presste, um ein mögliches Entkommen von Galle zu verhindern. Oh, wie sehr er eine Schifffahrt hasste!

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Ja, also...
So ein nettes Mädchen!
Nein, also, in meiner Küche arbeite nur ich!
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 4. Juli 2022, 22:01

"Gut so...". Eleyna schnaubte bei seiner Bemerkung und warf ihm einen tadelnden Seitenblick zu. „Denk nicht mal daran.“, ermahnte sie ihn, als könne sie seine Gedanken lesen, bevor sie sich wieder abwandte. Die Mischlingselfe frotzelte wenig später mit den beiden Crew-Mitgliedern und auch wenn ihr Essen sicherlich nicht den höchsten Standards entsprach, war sie doch ehrlich dankbar, dass sich Pepi so viel Mühe gemacht hatte. Immerhin hatte er sicherlich andere Aufgaben zu erfüllen und würde alsbald vielleicht die nächste Ration vorbereiten müssen, wenn die Crew Hunger verspürte. Sie zog ihn keineswegs auf, sondern nutzte seine Überschwänglichkeit lediglich dafür, dass sie Laogh einige kleinere Gemeinheiten zurückzahlen konnte. Nachdem Pepi und auch Mundl ihrer Wege gingen und sich ihren Aufgaben widmeten, fiel ihr Blick nur noch kurz auf den Rücken des Schattens. Er hatte sich beleidigt zurückgezogen und sie nutzte den ungestörten Moment für sich. In Ruhe genoss sie etwas abseits, ihr karges Mahl, während der Wellengang ihr nichts anhaben konnte. Sie genoss das Schaukeln und sanfte Wiegen des Schiffes. Konnte die Nase nicht genug in den Wind halten und auch wenn es kalt war, klärte die frische Luft ihre Gedanken. Es tat gut einfach nur mit sich im Jetzt beschäftigt zu sein. Seit Wochen hatte sie viel zu viel Zeit damit verbracht sich zu sorgen, misstrauisch alles zu hinterfragen was gesagt oder getan wurde. Hinter jeder Nuance an Mimik und Gestik einen Verrat zu wittern. Eleyna war einfach froh, dass sie hier auf dem Schiff nicht gleich wieder damit konfrontiert wurde. Auch wenn Laogh sie offenbar für Stunden und Tage außer Gefecht gesetzt hatte. Noch vor zwei Wochen war sie darüber in Panik geraten, denn es bedeutete, dass er hatte alles aber auch wirklich alles mit ihr anstellen können. Er hatte sie aus Pelgar geschafft, doch damals wusste sie überhaupt nichts über seine Absichten. Inzwischen war das anders. Auch wenn der Streit von einigen Stunden zuvor nachhallte und sie immer noch vorsichtig war, was Laogh anging… Das hier war kein Akt der Durchtriebenheit. Er hatte sie fortschaffen wollen, das konnte sie sehen. Weg von den weiten Ausläufern ihrer Mutter.
Die Halbelfe beendete ihr Mahl und nahm das Geschirr mit sich mit, um zum Smutje zu gehen. Sie fragte ihn nach allerlei Dingen und seine Antwort fiel erstaunlich energisch aus, sodass sie ihn fragend anblinzelte. Als er sich jedoch breitschlagen ließ, lächelte sie leicht und folgte ihm unauffällig in sein Reich. Sie stellte überrascht fest, dass alles seinen Platz und seine Ordnung hatte. Ja, Pepi schien ohnehin auf Sauberkeit zu achten, so wie er die Stoffe gereinigt hatte. Geduldig wartete Eleyna, bis er in seiner Hinterkammer fluchend alles zusammengekramt hatte, um was sie ihn bat und schenkte dem Koch erneut ein ehrlich gemeintes und dankbares Lächeln. „Wunderbar, vielen Dank, Pepi. Falls ich dir mal helfen kann…“, ließ sie das Angebot offen stehen und nutzte sein ‚Hinausbegleiten‘, um sich auf den Weg zurück zur Kajüte zu machen. Hier angekommen klopfte sie leise an. Es war eine reine Höflichkeit und im Grunde hätte sie es nicht tun müssen, da er sicher bereits wusste, dass sie kam und sie hier offenbar ebenso Quartier bezogen hatte, wie er.

Eleyna betrat die kleine Unterkunft, schloss die Tür hinter sich und lehnte einen Moment dagegen. Sie fand ihn in der Hängematte und kam mit dem Getränk um diese herum, damit er sie ansehen musste. Seine Begrüßung fiel doch recht schroff aus und Eleyna hob eine Augenbraue. Ungeachtet seiner flapsigen Bemerkung kam sie wieder um die Hängematte herum, stellte das Getränk auf den Tisch und setzte sich danach auf diesen. Ihre Hände ruhten in ihrem Schoß, als sie ihn bezüglich der Crew ausfragte. Erneut erntete sie eine Reaktion, die ihr doch sauer aufstieß. Sie versuchte diesen Impuls hinunterzuschlucken. Es entstand eine kurze Pause, in der sie mit sich rang, es dann aber doch noch mal friedlich versuchte: „Das ist Ingwer. Er hilft deinem Magen, sich zu beruhigen und unterbindet deine Übelkeit.“, erklärte sie ihm abermals und betrachtete den dampfenden Becher vor sich. „In Sarma hat man mir den Tee eingeflößt, damit ich während meiner Folter nicht erbreche.“, offenbarte sie so nebenbei, als würde es nichts aussagen. „Hat wahre Wunder geholfen.“, bemerkte sie zynisch und schaute zu dem Schatten auf. „Trink, ich meine es ernst. Es wird dir danach besser gehen.“, beschwor sie ihn und sah eindringlich in sein Gesicht. Sie ließ sich von ihm nicht wegschicken. Einen Moment wartete sie, ob er sich bemüßigt, fühlen würde. Es entstand eine schwere Stille im Raum, denn auch wenn inzwischen 2 Tage vergangen waren, war für sie der ausschweifende Streit noch äußerst präsent. Und sie fühlte noch immer die Worte, die gesagt wurden und die sie ihm entgegnete, ohne dass er darauf reagiert hatte. Doch Eleyna wärmte das nicht wieder auf, knüpfte lediglich leicht daran an: „Ich weiß zu schätzen, was du hier für mich getan hast.“, meinte sie leise und dennoch mit einem ehrlichen Ausdruck im Gesicht. Sie zog ihn nicht auf und scherzte nicht. „Danke.“, entgegnete sie knapp und verzog den Mundwinkel leicht zu einem schiefen Lächeln. Daraufhin erhob sie sich und griff den Becher. Sie kam erneut auf Laogh zu, bis sie vor ihm stand und sich etwas zu ihm hinunterbeugte. „Trink das jetzt!“, befahl sie ihm wie die Mutter einem Kind und mit einem Anflug eines Grinsen. „Oder muss ich dich zwingen?“, schürzte sie die Lippen und schob den Becher in ihrer Hand zu ihm hin, damit er ihn endlich trank.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 6. Juli 2022, 13:26

Wäre das Schiff nicht gerade über eine etwas höhere Welle geschaukelt und hätte damit seinen Magen bedenklich angehoben, er hätte ihr einen betont unschuldigen Blick bei ihrer Ermahnung zugeworfen. Natürlich dachte er daran und allein die Vorstellung, wie er sie über die Reling beförderte, um sie am Ende gnädigerweise zu retten, damit ihr Manieren beigebracht wurden, munterte ihn zumindest kurzfristig auf.
Dann allerdings hatte ihn die Wirklichkeit wieder und dadurch auch der Spott des Ersten Maats, der es sich nicht nehmen ließ, sich schon wieder blicken zu lassen. Nicht, dass er Pepi nicht traute, jedoch kannte er seine Leute gut genug und wollte lediglich sicherstellen, dass sein Koch nicht zu sehr trödelte.
Laogh hingegen war nicht nach spaßen zumute und machte letzten Endes einen beleidigten Abgang. So bekam die Mischlingselfe Gelegenheit, sich frei an Deck zu bewegen und das in dem Wissen, dass er es nicht beobachten und kommentieren konnte.
Die Schiffscrew indes beachtete sie nicht, sondern ging ganz gewohnt ihrer Arbeit nach. Wie das wohl kommen mochte, dass ihr dunkles Blut hier für kein Aufsehen sorgte? Und auch, dass der Schatten zwar vermummt, aber nicht verwandelt hier herumstehen konnte? Er hatte ihr Lerium der Begrüßung abgelehnt und das Garmische bevorzugt, vielleicht, um keine unnötige Aufmerksamkeit auf ihrer beider Herkunft zu ziehen. Also gänzlich problemfrei wäre dieser Umstand somit wohl nicht. Und dennoch auch nicht ein vollkommenener Störfaktor. Hinzu kam der recht vertraute Umgang von Mundl mit dem Meisterspion sowie dessen Beherrschung des dialektbehafteten Sendli santronischer Prägung.
Ob sie von ihm auch Antworten zu damit verbundenen Fragen bekäme? Oder würde es mehr Sinn machen, die auskunftsfreudigeren Matrosen zu belästigen und in ein Gespräch zu verwickeln? Das würde sich noch weisen.
Jetzt erst einmal hatte sie ihr Mahl beendet und wollte tatsächlich etwas Nettes für Laogh tun. So einfach wie gedacht, machte es ihr Pepi allerdings nicht. Zwar gewährte er ihr das Wissen, wo sich sein Reich befand, darin herumwerken würde sich jedoch für sie definitiv nicht empfehlen. Da verstand der Schiffskoch überhaupt keinen Spaß!
Stattdessen übernahm er die ungewohnte Mehrarbeit kurzerhand selbst und brühte ihr das Getränk persönlich zusammen, um sie im Anschluss daran auch schon zu verscheuchen. Wenn auch mit einem kleinen, schiefen Grinsen und geröteten Wangen im Gesicht.

Das Willkommen in ihrer Kabine fiel hingegen weit weniger freundlich aus. Bei ihren Erklärungen zu dem Gebräu, das seinen Geruch in dem ganzen, kleinen Raum mit Leichtigkeit verbreiten konnte, schnaubte er leise. "Wenn du mich vergiften willst, stell dich hinten an.", murrte er missmutig und scheute sich nicht, in der Sicherheit der Abgeschiedenheit, diese Sprache wiederum zu verwenden.
Er hielt die Lider gesenkt, um sie nur durch einen minimalen, kaum wahrnehmbaren Spalt hindurch beobachten zu können. Erneut schnaubte er bei ihren Worten und sie konnte gut die Bewegung unter der dunklen Haut erkennen, als er mit den Augen rollte. "Jetzt wird sie auch noch rührselig.", brummte er und zeigte weiterhin seine schlechte Laune, obwohl es bei weitem nicht so bissig klang, als wenn er sie hätte kränken wollen. Vielmehr wollte er lediglich erreichen, dass sie ihn endlich in Ruhe leiden ließ.
Doch daran dachte sie nicht, sondern kam mit dem Becher zu ihm und wollte ihn offenbar zu seinem Glück zwingen. Er knurrte leise etwas, das vermutlich eine Beleidigung war, aber zu undeutlich formuliert wurde, als dass sie es hätte verstehen können.
Dann griff er jedoch gehorsam nach dem Becher, rappelte sich, soweit der Stoff seiner Unterlage es zuließ, auf und nippte daran. Sein Gesicht verzog sich angewidert. "Bäh, also doch vergiften!", schimpfte er und war drauf und dran, das Ganze einfach wegzuleeren, weil es so scheußlich schmeckte.
Ihre Reaktion, sei es nun durch einen Blick, eine Geste, eine Bemerkung oder was auch immer, verhinderte dieses Vorhaben und er schaute sie nur missmutig an. Um den Inhalt des Gesöffs in einem Zug die Kehle runter zu stürzen, obwohl er sich leichte Verbrühungen dadurch zu zog und sich vor Ekel schüttelte.
Danach drückte er ihr den Becher fast schon grob wieder in die Hand und ließ sich stöhnend zurück fallen. "Da, zufrieden?", maulte er und reckte die Arme nach oben, um den Hinterkopf auf seine ineinander verschränkten Hände zu betten und zur Decke zu starren.
"Und jetzt sei ein braves Mädchen und beschäftige mich mit deinem Mund, dann verzeihe ich dir auch... vielleicht.", sprach er in einem ernsten, fordernden Tonfall, als wäre sie nichts weiter als sein Eigentum, das er stets so behandeln konnte, wenn er wollte, und hob seine Hüfte ruckartig ein paar Mal an, um die Bedeutung noch mehr zu unterstreichen. Lediglich in seinen Augen blitzte etwas von dem gewohnten Spott auf und machte deutlich, dass diese Worte einen ganz anderen Sinn hatten.
Er wollte sie ärgern, entweder, um es erneut hitzig zwischen ihnen werden zu lassen... oder damit sie endlich verschwand und er seine Ruhe hatte. Denn in seinem Bauch rumorte es nach dem zu schnell genossenen Trank umso heftiger.
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Mittwoch 6. Juli 2022, 14:07

Es war beinahe zu erwarten gewesen, dass sich Laogh nicht gerade erfreut zeigte, dass sie ihn jetzt aufsuchte. Alles an ihm schrie Perfektion und der Umstand, dass er sich erbrechen musste, wenn das Schiff sich von der einen zur anderen Seite neigte, war einfach das Gegenteil von perfekt. Dennoch ließ sich die Mischlingselfe nicht davon beirren. Sie kannte ihn ja nun auch bereits eine Weile und folgte ihrem Vorhaben. Eleyna kam mit dem Becher näher und seine Reaktion rief in ihr kurz einen Funken ihres Temperaments wach. Nein. Dieses Mal gönnte sie ihm das nicht. Eleyna wusste, dass er sie wegstieß. Nicht weil er sie nicht dahaben wollte, sondern weil es ihm unangenehm war, dass er litt. Und nachdem sie ihm an Deck deutlich seine vielen kleinen Gemeinheiten zurückgezahlt hatte, wollte sie jetzt etwas Nettes tun. Eleyna erklärte die Wahl des Getränkes und verengte die Augen, als er sie aufzog. Ein leichtes Nicken kam von ihr: „Richtig, ich weiß ja nicht, bei wem ich mich sonst ausweinen sollte.“, spielte sie die traurige Elfe und wurde danach wieder abgeklärter. Sie versuchte ihm zu verdeutlichen, dass sie sich dankbar fühlte, doch seine gewohnte Art machte es schwierig, dass sie an ihn herankam. Die Spionin wartete einen Moment ab und als er keine Anstalten machte, sich den Becher doch nehmen zu wollen, half sie ihm auf die Sprünge. Sie griff sich das warme Getränk, kam zu ihm und schob ihn vor seine Nase. Streng und nachdrücklich waren ihre Worte, die ihn schlussendlich dann, doch dazu brachten sich etwas aufzusetzen und den Tee endlich zu probieren. Eleyna grinste bei seiner Reaktion. „So schlimm ist es nicht!“, mahnte sie ihn und wippte mit ihren Fingern, dass er bloß nicht aufhörte den Tee zu trinken. „Weiter!“, forderte sie und beobachtete genau, wie er die Medizin endlich leerte. Kurz verzog sie das Gesicht. Immerhin war der Tee heiß gewesen. „Autsch…“, murmelte sie, zuckte aber die Schultern. Er drückte ihr den Becher wieder in die Hand und murrte sie erneut an. Eleyna wandte sich um, um die paar wenigen Schritte zum Tisch zurückzumachen.

In ihrem Rücken verfiel der Schatten in seine gewohnte spöttelnde Art und sie stellte nach seinen Worten den Becher etwas stärker auf den Tisch, sodass er knallte. Ihre Schulter hoben sich an, als würde sie sich bemühen ruhig bleiben zu müssen. Das Machoverhalten kannte sie ja schon. Allerdings gab es zwischen ihnen so viele unausgesprochene Dinge und vor allem Wichtigeres. Doch wenn er glaubte, dass sie dieses Mal an die Decke ging, irrte er. Eleyna wandte sich langsam um und entgegen den Anzeichen ihrer bebenden Schultern, war da keine Wut ob seiner Worte. Sie musterte ihn mit festem Blick und neigte leicht den Kopf. Dann hob sich für eine Sekunde ein Mundwinkel zu einem Lächeln. Nur fein, und mehr herausfordernd, als wirklich erfreut. Eleyna ließ ihre Fingerspitzen vom Tisch rutschen und kam mit langsamen Schritten und wiegenden Hüften auf seine Hängematte zu. „Oh...“, begann sie leise und blieb neben ihm stehen. „Aber… natürlich!“, kokettierte sie mit ihm. Die Spionin ließ sich langsam zu ihm hinuntergleiten und stieg dann einfach so in die Hängematte zu ihm. Rittlings kniete sie über ihm. Einzig ihrer beider Kondition war es zu verdanken, dass sie nicht zusammen aus der Hängematte kippten. Eleyna legte ihre Hände neben seinem Kopf ab und blickte ihm in die Augen. Es funkelte in ihren. „Hmm..“, machte sie geschmeidig wie eine Katze und senkte sich leicht seinem Körper entgegen. „Etwa… so?“, fragte sie, als wüsste sie nicht wie sie wirkte. Eleyna kam seinem Mund etwas näher, kroch allerdings danach weiter nach unten und ließ ihre Finger über seinen Körper und die Decke gleiten. Tiefer… tiefer… bis sie beinahe seine unteren Gefilde erreichten. „Alles was du willst.“, gurrte sie und bewegte ihren Körper lasziv, um ihm zu zeigen, was er seit geraumer Zeit vermissen durfte. Danach kroch sie mit ihrem Kopf tiefer und nestelte mit frechen Fingern an seiner Hüfte. Eleyna hob den Blick und lächelte ihn von unten herauf an. Bis sie das Knistern abbrach, zu ihm hoch krabbelte und etwas weniger aufs Schaukeln achtete und ihm tatsächlich einen Kuss auf die Stirn drückte. „Werde erstmal wieder gesund.“, sagte sie ernüchtert und glitt von der Hängematte wieder hinunter, um mit zügigen Schritten das Quartier zu verlassen.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 7. Juli 2022, 13:18

Er wollte tatsächlich seine Ruhe haben. Nicht nur, um möglichen neugierigen Blicken keine Schwäche zeigen zu müssen, sondern und vor allem, um jammernd vor sich hin zu leiden und sich zu bemitleiden. Er hasste die Seefahrt und bevorzugte festen Boden unter den Füßen! Oder wenigstens Steigbügel...
Aber nein, er war ja so ein Lieber und hatte sie nicht einfach auf dieses Schiff geschafft, um sie allein in eine ungewisse Zukunft reisen zu lassen. Wieso war er eigentlich mitgekommen? Ach ja, richtig, um dafür zu sorgen, dass sie tatsächlich dort ankam, wo sie sollte. Wenn nur dieser vermaledeite Seeweg dazwischen nicht wäre!
Natürlich hätte er einen Gutteil auch über Land zurück legen können, nur... da hätte er sie viel länger bewusstlos sein lassen oder fesseln und knebeln müssen, um sie ans Ziel zu bringen. Wobei das in Anbetracht seines jetzigen Zustands beinahe das kleinere Übel gewesen wäre. Und er hätte die Pferde nicht zurück lassen müssen...
Lautlos seufzte er gequält und wollte umso mehr für sich sein. Doch nein, sie gewährte ihm das nicht, sondern kam mit einem stinkenden Gifttrank in die Kabine, der natürlich den gesamten Raum einhüllen musste. Ihr Geplänkel entlockte ihm ein weiteres Schnauben. "Ich wusste es schon immer, du benutzt mich nur.", murrte er und ließ sich dennoch breitschlagen, das Gebräu zu sich zu nehmen.
Nicht, weil er ihr besonderen Glauben schenkte, dass es helfen würde, denn dazu hatte er schon viel zu viel ausprobiert. Er wollte lediglich rascher seine Ruhe haben... und zum Teil sogar honorieren, dass sie ihm etwas Gutes zu tun versuchte.
Trotzdem machte er es ihr nicht leicht und verhielt sich demonstrativ so, als würde er das gnadenhalber trinken. Oder besser gesagt, die Kehle hinab zu stürzen und sich so auf das Gefühl der leichten Verbrühung konzentrieren zu können, anstatt auf die permamente Übelkeit in seinen Eingeweiden. Bei ihrem Gemurmel warf er ihr einen betont arroganten Blick zu, ganz so, als wolle er ihr sagen, dass solche Kleinigkeiten lächerlich waren und er nichts auf diese leichten Schmerzen gab.
Danach bemühte er sich um sein übliches Verhalten und machte es sich, entgegen dem Rumoren in seiner Leibesmitte, bequem. Wobei er es nicht lassen konnte, sie schon wieder zu ärgern. Dass es ihm gelang, bewies ihm der mit Wucht hingestellte Becher und während sie ihm noch den Rücken zuwandte, gestattete er sich ein feines, zufriedenes Grinsen. Davon war jedoch nichts mehr zu erkennen, als sie sich zu ihm drehte und die Taktik änderte.
Unter gesenkten Lidern beobachtete er ihre Bewegungen und ließ es zu, dass sie zu ihm in die Hängematte kletterte, um sich auf ihn zu setzen. Dass er jetzt und unter diesen Umständen tatsächlich sexuelle Gelüste ausleben könnte, war nichts weiter als heiße Luft gewesen, in dem nächsten Versuch, sie zu vertreiben.
Und auch, dass sie darauf einzugehen gedachte, nahm er ihr nicht ganz ab. Schließlich hatte auch sie gelernt zu manipulieren und sie beide waren sich inzwischen längst zu vertraut, als dass er ihr das jetzt abkaufte.
Wenngleich er sie in dem Glauben ließ und einen wohligen Laut von sich gab, als sie sich über ihn beugte. "Tiefer...", grollte er in dieser Mischung aus Gefahr und sexueller Anziehung, die er bei ihr schon einige Male erfolgreich eingesetzt hatte, um ihr die Knie weich werden zu lassen. Ansonsten allerdings rührte er sich nicht, sodass es zu keinem unerwarteten Kuss kam, als sie ihre Lippen den seinen näherte.
Schon gehorchte sie und wanderte tiefer, setzte einiges daran, ihn glauben zu machen, sie könne tatsächlich das brave Kätzchen sein, das ihn auf diese Weise ja doch nur langweilen würde. "Wird's bald?", schnauzte er sie deswegen auch an bei ihrem Knurren, um den Eindruck zu erwecken, dass er ihr auf den Leim ging... und um sie zu ärgern.
Schließlich verriet ein Umstand ganz deutlich, dass er nicht auf der Höhe seiner Kräfte war... oder dass er ihr nicht glaubte. Denn zwischen seinen Beinen regte sich... nichts. Nun ja, fast nichts, die Beule war so klein angewachsen, dass sie seine sonstige Ausstattung fast schon beleidigte.
Wenig später bestätigte sie seine Vermutung, als sie das Ganze abbrach und ihm frecherweise einen harmlosen Kuss auf die Stirn gab, ehe sie hinaus krabbelte und ihn verlassen wollte. Ihre Worte ließen ihn ein weiteres Mal schnauben und erst, als sich die Tür beinahe hinter ihr geschlossen hatte, rief er ihr mit seinem verführerischsten Timbre nach:"Und du übe mehr, um eine bessere Schauspielerin zu werden, mein Kätzchen!"
Ja, er wollte sie weiter ärgern und ja, er war überzeugt davon, dass es ihm gelingen würde. Dennoch erwartete er nicht, dass sie zurückkehren und ihm an die Gurgel gehen würde deswegen, sodass er sich zur Seite rollte, um endlich wieder für sich leiden zu können.
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Freitag 8. Juli 2022, 12:24

Eleyna ging mit zielstrebigen Schritten bis zur Tür. Sie öffnete diese und noch ehe sie sie hinter sich hatte schließen können, folgte die nächste Gemeinheit. Nun war es an ihr zu schnauben: „Sobald du ein besseres Publikum bist!“, flötete sie und schloss die Tür hinter sich. Er sollte sich in seiner schlechten Laune allein suhlen, danach stand ihr nun wirklich nicht der Sinn. Eleyna atmete tief durch. Wenn sie mit Laogh zusammen war, dann herrschte stets eine angespannte Situation. Entweder sie musste sich gegen seine Kommentare wehren oder aber aufpassen, dass sie ihm nicht bei all seinen Lügen und Andeutungen auf den Leim ging. Es fehlte die Leichtigkeit. Es fehlte die Einfachheit. Manchmal jedenfalls denn im Grunde war es nichts Verwerfliches, dass sie einander immer wieder herausforderten. Jetzt jedoch hatte sie ihm etwas Gutes tun wollen. Sie versuchte ihre undefinierte Verbindung auf ein neues Level zu heben und prallte hart an seiner Mauer ab. Schon zuvor, als sie ihm auf den Kopf zusagte, dass er seine Masken nur ein einziges Mal fallen lassen könnte, hatte er sie weggestoßen mit seiner Tatenlosigkeit. Eleyna jedoch wollte nicht erneut streiten. Zu sehr waren die Begebenheiten der letzten Tage präsent und bevor sie drohte, erneut in ihren Sumpf zu versinken, entzog sie sich lieber. Die Spionin nahm mit Leichtigkeit die Stufen hinauf zum Oberdeck. Hier erfasste der Seewind ihre Haare und sofort zeichnete sich ein zufriedener Ausdruck ihre Konturen. Sie ließ die Türen ins Schloss fallen und suchte mit den eisblauen Augen das Deck ab. Sie konnte den Burschen, der auf Laogh’s Kommentar weniger zarte Töne von sich gegeben hatte, entdecken und als sie den Blick weiterschweifen ließ, erkannte sie auch Pepi und Mundl. Vorerst jedoch schlenderte sie zur Reling und hielt sich mit einer Hand an dem Holz, mit der anderen an einem der Taue fest. Die Wellen schaukelten das Schiff, welches mühelos durch das Wasser glitt. In der Ferne sah sie den Horizont und unweigerlich wollten ihre Gedanken erneut auf Wanderschaft gehen.
Sie hatte inzwischen erkannt, dass dieses Schiff ein sarmaisches war. Und die Crew hatte offenbar santronische Einschläge, daher auch der zu Anfang schwer zu verstehende Dialekt. Ob das Schiff tatsächlich nach Sarma fuhr? Es war lange her, dass sie dort gewesen war. Die Zeit dort hatte sie gemocht, es hatte ihr bei den Dieben gefallen. Allerdings gab es viele unschöne Erinnerungen und auch wenn sie sich diesen durchaus bereit war zu stellen, blieb das seltsame Gefühl. In Sarma hatte sie tatsächlich so etwas wie eine Heimat gefunden und wäre wohl auch dortgeblieben, wenn die Dinge nicht so aus dem Ruder gelaufen wären. Die Mischlingselfe lehnte sich nun mit beiden Unterarmen auf die Reling und schaute hinunter zum Rumpf des Schiffes. Die Erinnerungen ließen ihr den Frieden nicht und so tauchte im durch Fahrwasser gebrochenem Meer das Gesicht von Veron auf. Dunkle Haut, sonnengebräunt mochte man sagen. Schwarze Haare und dunkle, warme Augen. Seine weißen Zähne blitzten hervor, wenn er lächelte. Stets hatte er den Schalk im Nacken und ein Zwinkern im Auge. Eleyna schmunzelte bei der Erinnerung an ihn. Sie waren wohl Freunde gewesen, wie sie es dann erst bei Arrond wieder erlebte. Allerdings waren sie weitaus mehr und auch wenn sie arbeiteten, gab es immer etwas zwischen ihnen. Ihr wurde bewusst, dass sie offenbar einem gewissen Muster zu folgen schien. Auch Arrond war stets… irgendwie mehr. Auch wenn sie das mit ihm sicher nie wieder ergründen würde. Die Erinnerung an den Pelgarer zog einen Stich in ihrer Brust nach sich. Eleyna hob den Blick wieder an und schaute erneut gen Horizont. Erneut wollten die Gedanken sie überwältigen, aber sie klopfte mit der Faust drei Mal auf das Holz und wandte sich ab von der See. Erneut suchten ihre Augen das Deck ab, dann entdeckte sie den ersten Maat. Eleyna entschied sich, ihre Gedanken einfach erneut zu unterdrücken und schlenderte auf den ersten Maat zu. „Mundl“, sprach sie ihn an. Sie lächelte freundlich, als er sich ihr zuwandte. „Was machst du? Kann ich dir helfen?“, fragte sie ihn ehrlich. „Darf ich dich fragen, wohin eure Reise geht?“, versuchte sie ein Gespräch mit ihm und ihn gleichzeitig bei seiner eventuellen Aufgabe zu unterstützen, wenn sie konnte.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Freitag 8. Juli 2022, 14:21

Der Schatten brummte leise und grinste dennoch zufrieden, obwohl sie es nicht mehr sehen konnte. Er hatte sie vertrieben und konnte wieder ungesehen für sich leiden, während es in seinem Inneren arbeitete. Zugleich hatte er ihren Willen erfüllt und würde sich diese Geste, die er durchaus verstanden hatte, gut im Gedächtnis behalten.
Zwar hatte er ihr schon einige gute Taten voraus, aber das meiste ahnte sie ja nicht einmal und er konnte sowieso nicht zulassen, dass er ins Hintertreffen geraten würde. Schließlich würden sich ihrer Wege sicherlich irgendwann wieder trennen und bis dahin waren sämtliche Schulden seinerseits zu tilgen. Ihrerseits eigentlich auch, nur... es konnte auch Vorteile haben, jemanden in der Hinterhand zu haben, der noch nicht alles hatte begleichen können.
Mit diesen und ähnlichen Gedanken wälzte er sich auf die andere Seite, stöhnte gequält auf bei einer etwas höheren Welle und versuchte sich abzulenken, indem er sich ausmalte, wie sie ihm seine Wohltaten entlohnen würde. Wobei er es sich gestattete, dass sich seine Hose leicht spannen konnte.

Oben an Deck indes verlief alles in geübter Manier, die Fahrt verlief ruhig, das Wetter war recht kühl und dennoch schön, denn die blasse Sonne am Himmel musste gegen keinerlei Wolken ankämpfen. Links am Horizont konnte man die Küste ausmachen und sich somit orientieren, dass es in Richtung Süden ging.
Wohin? Nun, die Crew wusste es, die weibliche Passagierin indes nicht.
Wie lange sie wohl unterwegs sein würden? Unter den besten Umständen, verstand sich, denn sobald das Wetter umschlug, könnte niemand mehr die Dauer der Reise mit Gewissheit voraussagen.
Wie es wohl nachts werden würde? Würden sie weiter segeln oder müssten sie ab und zu Halt machen, warum auch immer? Welches Ziel gab es für diese Reise außerdem, abgesehen von den beiden Spionen als Mitfahrenden?
Es war auf jeden Fall ein großer Segler, schnell und dennoch stabil, sicherlich ein kleines Vermögen aus Holz. Hatte er Fracht geladen? Wenn ja, welcher Art und von welchem Besitzer? Ob sie nachfragen oder gar nachschauen könnte? Womöglich gäbe es ja etwas dabei, das sie interessieren und sie kaufen könnte?
Wobei... mit welchem Geld? Viel hatte sie nicht besessen, das hätte sie nur behindert, und während ihres letzten Schlafs hatte Laogh mal wieder volle Handhabe darüber gehabt. Seit sie indes aufgewacht war, hatte sie noch nicht nachgesehen und überprüft, was er ihr gelassen hatte, abgesehen von der neuen, wärmenden Kleidung, die sie am Leib trug.
Und die erstaunlich gut saß, zu gut, um in der kurzen Zeit ihrer geistigen Abwesenheit geschaffen worden zu sein. Ob er womöglich zu Arrond gegangen war? Trotz des Maulwurfs und des unwürdigen Schauspiels eine Option, die sich nicht sofort verneinen ließ.
Und wieder einmal gab es unzählige Fragen und die Hoffnung, er würde ihr auch nur eine Handvoll davon beantworten, war äußerst gering. Vielleicht hätte sie ihn doch nicht so ärgern sollen? Nur... es war einfach viel zu verlockend gewesen!
Nach einiger Zeit kehrte sie aus ihrer Gedankenwelt wieder zurück, besah sich ihre unmittelbare Umgebung und konnte am erhöhten Heckteil am Steuerrad den Ersten Maat entdecken, wie er ein fröhliches Liedchen vor sich hin pfiff. Sie wanderte zu ihm hin und er begrüßte sie mit einem Nicken sowie mit einem kleinen, freundlichen Lächeln auf den Lippen.
"Hm?", machte er fragend und schüttelte etwas verspätet, den Kopf, weil es ihm nicht so leicht von der Hand ging, die allgemeine Sprache zu verstehen. "Naaa, passt scho'. Ois guat im Griff!" Er grinste und zeigte sein erstaunlich gut erhaltenes, sauberes Gebiss, während er angeberisch mit nur einem Zeigefinger kurz das Steuerrad bediente, ehe er wieder richtig zugriff.
"Oiso, mia foan noch..." Plötzlich hielt er inne und machte ein verlegenes Gesicht. "Ups, des deaf i da nit sog'n, sunst wiad ea bes. Tuat laaad!" Er zuckte mit den Schultern und kratzte sich kurz am Hinterkopf. "A wonn i nit vasteh'n tua, warum da Chef des so wüüü! Immahi wean ma guade dre Woch'n untawegs sei', da wirst as eh irg'ndwonn amoi hean.", plauderte er weiter und schien sich trotzdem davor zu scheuen, es ihr sofort zu verraten.
"Oba wos soi i tuan? Ea spinnt eb'n ab und zua!" Erneut grinste der Matrose und unterstrich damit seine gutmütige Art.

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Übersetzung:
Nein, passt schon. Alles gut im Griff.
Also, wir fahren nach...
Ups, das darf ich dir nicht sagen, sonst wird er böse. Tut mir leid,
Auch wenn ich nicht verstehe, warum der Chef das so will! Immerhin werden wir gute drei Wochen unterwegs sein, da wirst du es sowieso irgendwann einmal hören.
Aber was soll ich tun? Er spinnt eben manchmal!
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Sonntag 10. Juli 2022, 09:42

Die feine Linie am Horizont zu sehen, ließ Eleyna die Frage formulieren, wohin sie eigentlich segelten. Offenbar befuhren sie eine Handelsroute, denn sonst wären sie weiter auf See und könnten die Küste nicht mehr erkennen. Sie orientierten sich also daran, wie sie für sich registrierte. Trotzdem waren das Dinge, die immer wieder von ihren größeren Dämonen im Innern verscheucht wurden und erst als sie sich aktiv nach Ablenkung umsah, verschwanden die Geister ihrer Vergangenheit. Eleyna ging, nach kurzem Ausschauhalten, zum ersten Maat. Die wenigen Stufen aus Holz hatte sie mühelos erklommen, als sie ihn ansprach. Seine Geste kommentierte sie mit einem Lächeln und nickte: „Ich sehe schon.“. Eleyna stellte sich seitlich vor Mundl und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Balustrade vor dem Steuerrad. Ruhig blieben die Augen auf ihm kleben, bis sie seine Antwort verstanden hatte. Eleyna hob beide Augenbrauen: „Drei Wochen?!“, sie schnaubte. „Dieser Mistkerl..“, murmelte sie und schüttelte den Kopf. Erneut suchte das Eisblau ihrer Augen die raue See. Der Wind fegte ihr unbarmherzig durch den geflochtenen Zopf und zerrte einige Strähnen hervor. Sie überlegte. Während ihr Blick über die Küstenlinie wanderte, ging sie gedanklich die Karten ab, die sie verinnerlicht hatte. Jorsan. Oder die Insel der Amazonen, doch dahin würden sie gewiss nicht reisen. Handelten die Kämpferinnen überhaupt? Eleyna wusste es nicht. Sie wandte den Kopf zu Mundl. „Er liebt seine Geheimnisse…“, stellte die Spionin fest und grinste flüchtig. „Lassen wir ihm seinen Willen.“, frotzelte sie ein wenig, ehe sie kurz überlegte, bevor sie weitersprach: „Wie lange fährst du schon zur See, Mundl?“. Sie änderte das Thema. Eleyna kannte Laogh und wusste, dass er sich dem Schweigen versichert hatte. Allerdings vergaß sie ihre eigentliche Frage nicht, versuchte lediglich auf anderem Weg dorthin zu kommen. „Ihr scheint alle eingespielt zu sein. Sicherlich fahrt ihr bereits seit langem zur See, oder?“, plauderte sie weiter. „Und was habt ihr für Fracht? Gewürze? Tücher?“, versuchte sie einige ungeklärte Fragen zu klären.

Der erste Maat schien wirklich nett zu sein und offenkundig nicht so verschlossen, wie sie es von Laogh gewohnt war. Allerdings war der Schatten auch ein besonderes Exemplar, sodass sie halb vergessen hatte, dass längst nicht alle Individuen in Celcia auf ihrer Zunge saßen. Eleyna wischte sich eine Strähne aus den Augen. „Wie habt ihr euch denn kennengelernt, du und … er.“, sie wusste nicht, ob er den wahren Namen von Laogh kannte und war noch vorsichtig. Vielleicht hatte der Schatten auch einen anderen Namen benutzt, das wollte sie nicht durch Trampeligkeit zunichte machen. Die Spionin öffnete ihre Arme und stützte sich links und rechts ihres Körpers auf der Reling, die das obere Deck zum Unterdeck abtrennte. „Macht ihr das eigentlich öfter?“, hakte sie nach. Sobald Mundl siebfragend ansah, fuhr sie fort: „Bewusstlose auf euer Schiff laden und mit zwei Passagieren weitersegeln?“, sie lächelte dabei leicht, beobachtete aber auch seine Reaktion genau. Immerhin hätte sie auch entführt sein können. Sie wollte wissen, inwieweit sich die Crew mit Laogh vertraut zeigte. Ungewöhnlich war es ja schon. „Trug ich die Sachen eigentlich schon als ich an Bord ging… getragen wurde oder trug ich anderes?“, fragte sie und hob die Augenbrauen. „Ich versuche ein paar Lücken zu füllen, verstehst du?“. Vielleicht konnte Mundl ihr ja einige andere Dinge erklären, wenn sie schon nicht erfahren durfte, wohin sie fuhren. 3 Wochen waren lang. Wirklich lang. Sie fragte sich, wie Laogh diese Überfahrt entlohnte. Immerhin mussten sie essen und Platz hatten sie auch bekommen. Wer von der Crew musste weichen? Handelsfregatten hatten meist keine Extraplätze und waren nur nötig ausgestattet. Da fiel ihr ein, dass sie völlig neue Kleidung hatte. Sie war mit Fell beschaffen und warm. Wovon hatte er das bezahlt? Sie würde später nach ihren Sachen gucken. Jetzt aber wandte sie sich wieder an den Maat und wartete geduldig auf das, was er bereit war zu erzählen.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Sonntag 10. Juli 2022, 14:34

Befand sie sich auf einem Handels- oder einem Passagierschiff? War es ein friedliches, so, wie die Mannschaft auch wirkte, oder würde es sich letzten Endes als Piratenschiff entpuppen? Und wie kam es, dass sich der Schatten darauf ebenso wie sie völlig unbehelligt bewegen konnte, mit ein paar Vorkehrungen versteht sich? Mehr noch, sie wurden freundlich, beinahe schon kameradschaftlich behandelt, wenngleich sie sich unter Menschen befanden. Wie passte das alles zusammen?
Der Meisterspion war zu sehr mit sich und seinem Leiden beschäftigt, um sich ihren Fragen zu widmen und selbst wenn, hätte er sie wohl kaum beantwortet. Also tat sie gut daran, sich jemand anderes dafür zu suchen. Und wer wäre besser geeignet als der nette, redselige Erste Maat, der gerade alleine am Steuerrad stand?
Der Weg war weder weit, noch anstrengend für sie und doch gab es eine, unsichtbare, Hürde, die sie sogar jetzt nicht überwinden konnte. Wie ärgerlich! Auch Mundl fehlte dafür offensichtlich das Verständnis, aber er hielt sich an die Order... noch.
Ein wenig wurde sein Blick fragend bei ihrem Ausbruch, dann jedoch zuckte er mit den Schultern. Das ging ihn schließlich nichts an, auch wenn es ihn durchaus näher interessieren würde. Allerdings hatte er bei seinem Chef gelernt, seine Nase nicht zu tief in Geheimnisse stecken zu wollen, die ihn betrafen. Das konnte schmerzhaft enden für jenes Körperteil.
Dennoch grinste er etwas schief. "Z'mind'st, wonns guat geht. Wonns Wetta umschlogt, wird's länga dauan.", schränkte er ein.
Danach ließ er sie ihre Gedanken wälzen und überlegte selbst, ob er seinerseits Fragen sollte. Doch sie kam ihm zuvor und entlockte ihm mit ihrer Feststellung ein kurzes, raues Seemannslachen. "Oh ja, des tuat ea!", pflichtete er ihr bei und nickte überzeugt. "Is' a gsinda... monchmoi."
Daraufhin brachte sie ihn zum Nachdenken. "Uff, Puppal, du frogst Soch'n! Loss mi amoi nochdenkan.", erwiderte er und wirkte hochkonzentriert, während er wie nebenbei das Steuerrad auf Kurs hielt.
"Oiso... auf dem Madl hia bin i jetzt seit fünfe... na, sechs Joar, davua wor i a Handvoi Joar drüb'n und davua wor no... Hm... Oida, wie long is des jetzt? Hm... i bin jetzt... Na, des sog i net!" Er grinste ein wenig verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. Da schien ihm die Erleuchtung zu kommen und er machte eine wahre Leidensmiene. "Wonn i mi net vazöööt hob, san's jetzt dreiß'g Joar... oda so... Oida, bei Ventha, bin i oid!" Er lachte erneut und schüttelte leicht den Kopf.
Daraufhin nickte er zustimmend. "Joa, de Crew is scho long zam. Oiso... net olle, ab und zua kummt wer neicha, wonn a oida gongan is." Mundl zuckte leicht mit den Schultern. "Oba im Prinzip san ma scho long beieinond. Und uns're Soch'n?" Er schabte sich übers Kinn, das schon leichte, helle Stoppeln aufwies und sicher bald hinter einem stattlichen Bart verschwinden würde, wenn er nichts dagegen unternehmen würde. "Na jo, wos hoit grod do is oda wos er g'liefat hob'n wü. Des, wos du g'sogt host, oba a g'soizanen Fisch oda g'pökeltes Fleisch, Hoiz, G'schiar und oi des. Amoi hob'n ma sogoa zwa Pfead mitnehman miassn. Ma, du glabst goar net, wia miahsam des woar! Zwa Foihn, eh scho onstrengand, wös des net kennan hob'n, oba des weiße woar... Na, des konn i net amoi beschreib'n!", gab er leutselig Auskunft und fast wäre die Versuchung groß nach dem Verbleib dieser Tiere zu fragen. "Und ob und zua kummt ea eb'n söbst mit. Oba guat tuats eam net." Mundl lachte in sich hinein in gutmütigem Spott.
Dann kam ihre nächste Frage und er machte ein theatralisches Gesicht. "Maaa, Puppal, du tuast ma wos o! Bei mein'm oid'n Hian!" Er grinste, tat ihr jedoch den Gefallen, ernsthaft zu überlegen. "Oiso... des woar damois, ois i mei letzte Onstellung... na jo, sog'n mia, i woit afoch a ondas Schiff zum Seg'ln. Und in Serna hob i mei Glick vasuacht..."

Es war ein warmer, sonniger Tag, der Gutes zu verheißen schien. Jeder im Dorf Serna, im Königreich Jorsan gelegen, war bereits auf den Beinen. Der Großteil der Männer war mit der See beschäftigt, entweder indem er selbst mit einem kleinen Boot raus gerudert war, um nach seinen Fängen zu sehen oder welche zu machen, oder um beim Löschen und Verfrachten der Ladung zu helfen. Denn am Morgen waren zwei große Segler angekommen, die im Hafen vor Anker lagen und handeln wollten. Die Frauen waren ebenfalls beschäftigt mit ihren Alltagsaufgaben, um ihre Väter, Brüder, Männer, Söhne möglichst zu entlasten.
Auch Edmund, der seit einigen Wochen in diesem Dorf gestrandet war, verdingte sich im Trubel des Hafens und half mit beim Entladen eines der beiden Segler. Dabei merkte er zufällig, wie einer der Männer den Steg hinunter taumelte und sich sichtlich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
Rasch war er bei ihm und hielt die Kiste, sodass sie zu zweit die Ladung heil an den Pier brachten. "Ois in Uadnung, Mann?", fragte der Santroner ehrlich und mit freundlicher Miene.
Der Fremde mit der käsigen Gesichtsfarbe schüttelte leicht den Kopf und zuckte mit den Schultern. "Na, oba i muas weida tuan.", entgegnete er und schwankte Richtung Steg.
Edmund hielt ihn auf und nötigte ihn mit, relativ geringer, Kraft dazu, erst einmal sich auf einen Poller zu setzen. "Nix da, du mochst a Paus'n! Wos soist oba hoin?", bestimmte der fremde Matrose und nach einer kurzen Erklärung, übernahm er kurzerhand die fremde, zusätzliche Arbeit.
Das ging auch gut und der kränkelnde Mann war ihm ehrlich dankbar, bis Mundl die letzte Kiste gerade ablud. "Was soll das?!", donnerte eine befehlsgewohnte Stimme.
Während der eine zusammen zuckte wie unter einem Peitschenhieb, ließ sich der Santroner davon nicht beeindrucken, kümmerte sich erst einmal um seine Fracht und widmete sich erst dann dem Ersten Maat, der wie ein Henker sich vor den Beiden aufgebaut hatte. "Wos soi wos? I hüf an G'schwächt'n, des is ois.", erklärte er ehrlich und direkt.
Sein Gegenüber schnaubte und warf zuerst dem Kranken und dann dem anderen einen vernichtenden Blick zu. "Unsinn, der ist nur faul! Zurück an die Arbeit!", befahl er grob und drehte sich um. Für ihn war die Sache erledigt.
Edmund hingegen zuckte mit den Schultern und tat, als wäre es ihm egal. "Wonnst maaanst! Oba wunda di donn nit, wonn dei Ladung im Wossa lond't!", erwiderte er mutig und drückte den armen Matosen zurück in seine sitzende Position.
Der Erste Maat fuhr herum und funkelte den ungehobelten Hilfsarbeiter an. "Wie war das?!", knurrte er angriffslustig und kam bedrohlich näher.
Erneut zuckte der Santroner mit den Schultern, hob aber beschwichtigend die Hände. "I sog nua, wia's is!", verteidigte er sich.
Die Hände des Ersten Maats ballten sich zu Fäusten und er knurrte:"Ich zeig dir gleich..."
"Was ist hier los?", fuhr eine neue Stimme ruhig und kühl dazwischen.
Sofort erstarrte der Erste Maat und wirbelte im nächsten Atemzug herum. Hinter ihm war eine hochgewachsene, vermummte Gestalt aufgetaucht, deren kühler Blick längst die Situation erfasst haben musste, sodass die Frage eigentlich umsonst gestellt worden war. Im selben Moment verpuffte die Wut des Matrosen und er wurde sogar ein wenig blass. "Ni... nichts, Herr. Alles in Ordnung! Ich... ich musste nur nach dem Rechten sehen, damit unserer Ware nichts geschieht. Das ist jetzt erledigt und Ihr könnt in Ruhe Euch wieder Euren Angelegenheit widmen!", meinte er eilfertig.
Die Gestalt deutete auf den in sich zusammen gesunkenen Mann auf dem Poller. "Was ist mit ihm?"
Der Erste Maat schluckte, dass sein Adamsapfel unruhig hüpfte. "Ach, nichts, nichts, Herr! Hat sich nur etwas übernommen und wird gleich wieder...
"Eam geht's net guat!", mischte sich Edmund unverfroren und mutig zugleich ein.
Sofort waren zwei Augenpaare auf ihn gerichtet, eines wütend, das andere ruhig und abwartend. Der Santroner fühlte sich mit einem Mal nicht mehr ganz so couragiert, schluckte leicht und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
Dann aber gab er sich einen Ruck und zuckte mit den Schultern. "Is so, eam geht's net guat. Is fost ins Wossa g'foi'n. Hob eam nua g'hoif'n.", erklärte er schlicht und hoffte, dass damit die Schlägerei wenigstens vom Tisch war. Aufmerksamkeit hatten sie ebenfalls schon auf sich gezogen, immer mehr von dem Trubel um sie herum war zum Stillstand gekommen und sie wurden neugierig beobachtet.
"Nun...", machte die Gestalt nach einigen Sekunden Ewigkeit und wandte sich wieder dem Ersten Maat zu. "... dann gibt es hier nur noch das Problem, dass du einen deiner Männer versorgen lassen musst. Die Arbeitskaft geht uns nicht verloren."
Damit nickte er Edmund zu, drehte sich um und verschwand in der Menge im Hafen. Eine wahre Kunst, so auffallend, wie seine Erscheinung war!
Der Erste Maat starrte ihm nach und gab sich schließlich grummelnd geschlagen. Wobei er die Demütigung nicht gänzlich vergaß und den Santroner die besonders schweren Kisten schleppen ließ. Der war jedoch hart im Nehmen und gab sich keine Blöße bei der Arbeit.


"... Und zwa Tog späta bin i donn mitg'seg'lt und seitdem auf dies'm Madl hia!" Mundl grinste und tätschelte das Holz des Steuerrads, als wäre es eine liebgewonnene, fleißige Kuh oder ähnliches.
Er war wahrlich ein guter Erzähler, denn bei seiner Schilderung hatte man das Gefühl gehabt, bei der Szene als Zuschauer dabei sein zu können. Was für eine Abwechslung zu den Unterhaltungen der letzten Wochen!
Daraufhin zuckte er mit den Schultern und machte ein trauiges Gesicht. "Dem Petar is es leida nimma long guat gongan. A Zohn is eam faulig wuad'n und in Andunie hob'n ma eam absetz'n miasn. Da Chef hot dafia g'sort, doss ea no ham zu seina Famü kumman is. Oba g'seh'n hob i eam leida nia wieda." Er seufzte leise und wirkte einen Moment lang in sich versunken, als würde er das Andenken des verstorbenen Matrosen ehren.
Bis ihre nächste Fragen die aufkommende Ruhe unterbrachen. Der Erste Maat blinzelte kurz, dann grinste er breit von einem Mundwinkel zum anderen. "A geh, mia san's g'wohnt, dass dem Chef de Puppal'n zu Fiaß'n lieg'n, gö!", neckte er sie und schüttelte dann leicht den Kopf. "Na, Spaß beiseit', da Chef hot g'sogt, du bist kronk und ea konn di net do loss'n, oiso muasst mit kumman." Erneut zuckte er mit den Schultern.
Dann nickte er. "Jep, du host des scho ong'hobt. Vielleicht a Zeich'n, doss'd di amoi wosch'n wüst? Muast nua wos sog'n, donn loss i da wos richt'n.", bot er sofort freundlich an.
Würde sie das Angebot annehmen? Oder wäre ihr der Sinn noch nach mehr reden? Immerhin hatte sie gerade auch einiges erfahren und könnte das erst einmal sacken lassen. Und was war das für ein Grummeln in ihrem Bauch? Bekam sie etwa schon wieder Hunger?!

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Übersetzung:
Zumindest, wenn es gut geht. Wenn das Wetter umschlägt, wirds länger dauern.
Oh ja, das tut er!
Ist auch gesünder... manchmal.
Uff, Mädchen, du fragst Sachen! Lass mich einmal nachdenken.
Also... auf dem Mädchen hier bin ich jetzt seit fünf... nein, sechs Jahren, davor war ich eine Handvoll Jahre drüben und davor war noch... Hm... Oh man, wie lange ist das jetzt? Hm... ich bin jetzt... Nein, das sag ich nicht!
Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es jetzt dreißig Jahre... oder so... Oh man, bei Ventha, bin ich alt!
Ja, die Crew ist schon lange zusammen. Also... nicht alle, ab und zu kommt jemand neues, wenn ein alter gegangen ist.
Aber im Prinzip sind wir schon lange beieinander. Und unsere Sachen?
Na ja, was halt gerade da ist oder was er geliefert haben möchte. Das, was du gesagt hast, aber auch gesalzenen Fisch oder gepökeltes Fleisch, Holz, Geschirr und all das. Einmal haben wir sogar zwei Pferde mitnehmen müssen. Oh man, du glaubst gar nicht, wie mühsam das war! Zwei Fohlen, sowieso schon anstrengend, weil sie das nicht gekannt haben, aber das Weiße war... Na, das kann ich nicht einmal beschreiben!
Und ab und zu kommt er eben selbst mit. Aber gut tut es ihm nicht.
Oh man, Mädchen, du tust mir was an! Bei meinem alten Gedächtnis!
Also... das war damals, als ich meine letzte Anstellung... na ja, sagen wir es so, ich wollte einfach ein anderes Schiff zum Segeln. Und in Serna habe ich mein Glück versucht...
Alles in Ordnung, Mann?
Nein, aber ich muss weiter machen.
Nichts da, du machst eine Pause! Was sollst du runter holen?
Was soll was? Ich helfe einem Geschwächten, das ist alles.
Wenn du meinst! Aber wundere dich dann nicht, wenn deine Ladung im Wasser landet!
Ich sage nur, wie es ist!
Ihm geht es nicht gut!
Ist so, ihm geht es nicht gut. Er ist fast ins Wasser gefallen. Ich habe ihm nur geholfen.
Und zwei Tage später bin ich dann mitgesegelt und seitdem auf diesem Mädchen hier!
Petar ist es leider nicht mehr lange gut gegangen. Ein Zahn ist ihm faulig geworden und in Andunie haben wir ihn absetzen Müssen. Der Chef hat dafür gesorgt, dass er noch nach Hause zu seiner Familie gekommen ist. Aber gesehen hab ich ihn leider nie wieder.
Ach was, wir sind es gewohnt, dass dem Chef die Mädchen zu Füßen liegen!
Nein, Spaß beiseite, der Chef hat gesagt, du bist krank und er kann dich nicht da lassen, also musst du mitkommen.
Ja, du hast das schon angehabt. Vielleicht ein Zeichen, dass du dich einmal waschen willst? Du musst nu etwas sagen, dann lass ich dir was herrichten.
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Montag 11. Juli 2022, 13:51

Für Eleyna gab es gar keinen Zweifel daran, dass sie sich auf einem Handelsschiff befand. Sie sah keine anderen Passagiere, außer Laogh und sich und die Crew wirkte nicht so, als wären sie für Überfahrten mit Gästen geschult. Allerdings waren das nur Beobachtungen nebenbei und hätten kaum etwas an ihren Fragen und Gedanken geändert. Dass sie indes drei lange Wochen auf dem Schiff verbringen würde, hatte sie nicht geahnt. Wohin brachte er sie nun wieder? Eleyna hasste diese Ungewissheit und war sie, seit sie denken konnte auf sich alleine gestellt, entschied sie plötzlich nichts mehr. Immerhin war ihr noch gut im Gedächtnis, dass sie ihn in ihre Pläne eingeweiht hatte. Sie wollte nach Morgeria zurückkehren und ihre Mutter zu Fall bringen. Sicher… ein paar mehr Eckpunkte ihres Planes, hätte sie noch ausarbeiten müssen, aber sie jetzt einfach an den anderen Rand der Welt zu bringen… Eleyna seufzte, ohne sich gegenüber Mundl zu erklären. Dieser dachte gerade scharf nach, als sie nach seinen Arbeitsjahren fragte. Während er sich zu erinnern versuchte, tasteten ihre Augen sein Gesicht ab. „Drüben?“, hakte sie interessiert nach, fand sie die Aussage doch sehr vage. Allerdings sprach der erste Maat weiter und so ließ sie ihn erzählen. Als er sich wegen seines Alters genierte, lachte sie leise auf und winkte ab. „Ich wette, ich bin älter. Keine Sorge.“, murmelte sie und musste diesen Umstand auch nicht verbergen – sie war nun mal Elfe. Das hatte sie mit keiner Kleidung verborgen. Bei der Erwähnung der geladenen Waren, die sie von einem Landstrich zum nächsten brachten, nickte sie nur leicht. Dann aber sprach er weiter und offenbarte ihr etwas, was sie wohl interessierte: „Du meinst, dieses Schiff gehört ihm?!“, hakte sie nach und wandte den Blick wieder ab. Sie überlegte. Das würde so einiges erklären und sicher… eine weitere Einnahmequelle wäre nicht schlecht. Wie alt auch immer Laogh sei, es würde zu ihm passen, dass er mit Waren handelte und vielleicht ein oder zwei Schiffe besaß. Warum auch nicht? Zumal es auf einem eigenen Schiff durchaus leichter wäre, gewisse Waren oder… Personen… zu transportieren. Die Gefahr überprüft zu werden, war weitaus geringer als an Land und wenn man dafür sorgte, dass die Crew wehrhaft gegenüber Plünderern und Piraten blieb, wäre das eine hervorragende Investition. Plötzlich sickerte ihr noch eine Erkenntnis in den Verstand: Die Pferde. Eleyna hob eine Augenbraue und betrachtete ihn argwöhnisch. In ihr keimte ein Verdacht und sie hätte sich inzwischen über gar nichts mehr gewundert, wenn sie ehrlich war. „Sag mal… Mundl… Welche Farbe hatte denn das zweite Fohlen?“, hakte sie scheinbar beiläufig nach.

Wenn sie ehrlich war, glaubte sie nicht dran und empfand es als abwegig, dass neben dem weißen Fohlen, das garantiert Draca gewesen war, auch Raik mitreiste, allerdings hatte sie mit dem Schatten auch bereits genug durch, um sich nicht doch diese Frage zu stellen. Es wäre schon ein immenser Zufall, sollte dem so sein und sie musste sich tatsächlich fragen, was in ihrem Leben eigentlich nicht dem Zufall entsprangen war. Allerdings hatte der Seemann durchaus Interesse, ihr ihre Fragen zu beantworten, sodass sie ihn dabei beobachtete, wie er sich zu erinnern versuchte. Lächelnd musterte sie ihn geduldig und als er begann, konnte sich Eleyna bereits früh die Szene vorstellen, die sich in seinem Leben abgespielt hatte. Unverkennbar hatte Mundl schon immer ein großes Herz besessen und während er sich in seiner Erinnerung verlor, setzte sie sich auf den schmalen Balken der Reling hinter sich und lauschte. Die Informationen waren nachhaltig. Es bestätigte Eleyna in ihren Gedanken, dass Laogh selbst der Inhaber dieses Schiffes war. Denn auch, wenn Mundl nie einen Namen benutzte, war anhand seiner Beschreibung und dem Sprachgebrauch deutlich genug, wer hier die Strippen zog. Natürlich. Laogh bezahlte keine Überfahrt – er bekam wohl noch Geld. Vorzugsweise von ihr, das würde er ihr sicher unter die Nase reiben. Als der erste Maat geendet hatte, lächelte sie ihn leicht an. „Verstehe, da war das Schicksal besiegelt, was?“, meinte sie unverfänglich und schaute kurz zum Meer. „Nett von dir und ‚dem Chef‘, dafür zu sorgen, dass er bei seinen Lieben sein konnte.“, bestätigte sie aufmunternd, ehe sie wieder zu ihm zurückblickte. Seine nächste Antwort allerdings, entlockte ihr ein Augenrollen. „Da bin ich sicher.“, gab sie zurück und wirkte recht neutral dabei. Was sie wirklich davon hielt? Dass er womöglich an jedem Finger eine Frau hatte? Es war ihr in diesem Augenblick nicht wichtig. Sie hatte sehr viel größere Probleme zu wälzen als Laogh’s Amüsement. Sie konnte Mundl’s Leichtigkeit genießen, denn es brachte sie weg von der Dunkelheit in sich. Und es war ja so viel einfacher, sich zu fragen, ob Draca bereits vor Jahren bei Laogh war, als ob ihre Mutter sie tot sehen wollen würde. Oder Arvid. Oder Maulwürfe. Oder, oder, oder. Die Spionin schüttelte dann jedoch den Kopf. „Ich bin nicht krank. Er hat mich zweieinhalb Tage lang bewusstlos bleiben lassen, um mich hierher zu verschleppen.“, offenbarte sie dem Steuermann und zuckte die Schultern. „Ist irgendwie sein Ding, weißt du?“, bemerkte sie zynisch und wischte sich danach über das Gesicht. Als er die Sprache aufs Baden lenkte, schaute sie unter ihrer Hand hervor und nickte daraufhin eifrig. „Das geht?“, hakte sie überrascht nach. „Ich würde mich gerne waschen.“, bestätigte sie und seufzte innerlich. Vermutlich sprach er von einer Waschschüssel und nicht zwangsläufig von einem halbwegs entspannenden Bad. Das wäre auch zu viel verlangt, das wusste sie. Dennoch durfte man ja noch mal träumen. Eleyna rutschte von der Reling hinunter und hatte dann doch noch eine Frage: „Mundl – wenn wir 3 Wochen hierbleiben – wie auch immer das Wetter wird – wie kann ich mich nützlich machen? Ich kann nicht all die Tage nur aufs Meer starren.“, offenbarte sie ihm und lächelte entwaffnend. …Und vor allem nicht Gedanken wälzen. Ablenkung musste her. Jede Menge!

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Freitag 15. Juli 2022, 13:48

Es war nicht das erste Mal, dass der Chef persönlich mitfuhr, jedoch hielten sich seine Aufenthalte auf den schaukelnden Planken stets in Grenzen. Wenn er es dann aber einmal tat, dann hatte das stets auch einen Grund, obwohl er niemandem aus der Mannschaft Rechenschaft schuldete und seine Beweggründe nur äußerst selten preisgab.
Meist konnte sich der Erste Maat, denn einen Kapitän gab es in der Hinsicht nicht, am Ende der Fahrt ein paar Dinge zusammen reimen. Doch wenn nicht, kümmerte er sich auch nicht weiter darum. Es war nie offensichtlich etwas Kriminelles und mehr war ihm auch schon nicht wichtig, da alles andere stimmte, vor allem der Lohn.
Und auch sonst wurde für ihrer aller Wohlergehen gesorgt, solange sie in seinen Diensten standen, sollte es über das Erforderliche hinaus gehen und anderweitig nicht machbar sein. So wie damals auch bei Petar...
Dass nun an der Überfahrt, für die sie einen kleinen Umweg nehmen müssten, auch eine junge Frau beteiligt war... Mundl und der Rest hatte es hingenommen und keine Fragen gestellt.
Was nicht bedeutete, dass er nicht gerne mal ein Pläuschchen hielt, wenn seine Aufgaben es zuließen. Und bei ruhiger See und diesem Traumwetter war das Steuerrad bedienen eine seiner leichtesten Übungen. Da konnte er auch mal intensiver über die Vergangenheit nachdenken und aus dem Nähkästchen plaudern.
Als sie nachhakte, grinste er schief und zuckte mit den Schultern. "Joa... bin hoit a bissl rumkumman, gö?", erwiderte er und wollte nun auch nicht alles preisgeben. Es gab da durchaus ein paar Fahrten, auf die er weniger stolz war.
Danach wurde ihm bewusst, wie alt er inzwischen war, und fühlte sich gleich noch mal ein oder zwei Jahrzehnte zusätzlich älter. Ihr Gemurmel konnte er hören und zwinkerte ihr grinsend zu. "Siacht ma da oba net o, Puppal.", lobte er ihr Äußeres ehrlich und frei von Anzüglichkeiten.
Ob er eigentlich in ihr Beuteschema passen würde? Und wie es umgekehrt stehen würde? Eine Schiffsreise war oft lang, eine Ehefrau daheim weit weg und Männer hielten es da nur sehr, sehr selten mit der Treue. Ob Mundl eigentlich Kinder hatte? Ob er alle davon auch kannte? Wie lange er wohl noch zur See fahren wollen würde? Oder müsste?
Schon kamen sie zum nächsten Thema und ihre erstaunte Nachfrage, ließ ihn leise und gutmütig lachen. "Ja, kloa! Wos host'n du denkt?", neckte er sie und sah sich plötzlich absichernd um.
Allerdings war niemand von der Mannschaft in Hörweite und beobachtet wurden sie auch nicht, sodass er sich etwas näher zu ihr beugte und sie mit einem Mal ernst ansah. "I waß, dass ar'a Dunkla is, a wonn ea's zum Vasteck'n suacht. Oba i waß a, dass a ondas ois da Rest is. Trutzdem kamat ea net auf's Schiff, wonns eam net g'hean darat, wö'd Männa eam sunst net duid'n darat'n. Oba so hob'ns ka Woi und hob'n se damit arranschiat, wö's sa se sunst a ondre Oabeit suach'n kenntat'n.", erklärte er ihr gedämpft, um keine schlafenden Hunde zu wecken.
Dann war der ernste Moment vorbei, er grinste wieder schief und zuckte mit den Schultern, während er sich aufrichtete. "Oba frog mi net, ob ea no ondre a hot. I bin nua a afocha Seemooo!", fügte er vorsorglich hinzu, als könne er ihr bereits an der Nasenspitze ablesen, dass sie auf diese Idee gekommen wäre. Vielleicht war er tatsächlich ein so guter Menschen-... oder auch Elfenkenner?
Danach kam ohnehin eine andere Frage. Er stieß pustend die Luft aus. "Oiso, du bist ma Ane! Du frogst Soch'n!", beschwerte er sich gutmütig und gab sich tatsächlich Mühe, sich zu erinnern. Wie lang diese spezielle Fracht wohl hergewesen war?
"Uff... oiso... gonz sicha bin i ma net und du frog mi joa net nach den genauen Foab'n, oba es woar g'scheckat, des auf jed'n Foi! Is ma aufg'foin im Vagleich zu dem rein weiß'n vom ondan Viech!" Gut, somit wäre wohl geklärt, dass es sich dabei nicht um Raik gehandelt haben konnte. Es sei denn, Mundl erinnerte sich falsch. Ob es sich lohnen würde, den Schatten darauf anzusprechen?
Anschließend konnte er sich wieder anderen Erinnerungen widmen und machte sich durchaus als Erzähler nützlich, den man sich gut abends vor einem heimeligen Feuer, umringt von einer großen Kinderschar, sitzend vorstellen konnte. Er wäre sicher der Held aller Kleinen, die ihm begeistert an den Lippen hängen würden! Außerdem schien er nicht zu jenen Aufschneidern zu gehören, die gerne sich selbst besser darstellten oder sonstwie ihre Geschichten ausschmückten, denn seine Worte klangen schlüssig und durchaus so, wie es abgelaufen sein konnte.
Am Ende grinste er schief und zuckte zum wiederholten Male mit den Schultern. "Joa... na... eigentli no net... Oba wenige Monate späta is uns dea oide Erste Maat abhond'n kumman und i bin dazu vadunnat wurd'n, sei Position onz'nehman. Z'erst hob i zwoa net woin, oba ois da Chef ma g'sogt hot, wos i dafia kriag... I muass hoit a schau'n, dass es Göd ham kummt." Er klang ehrlich verlegen und ganz so, als wäre er tatsächlich mit seiner Rolle als einfacher Matrose zufrieden gewesen.
Ob sich bei seiner Familie etwas verändert hatte, sodass ihm der höhere Lohn gerade recht gekommen war? Denkbar wäre es. Aber zu privat, um genauer nachzufragen... oder?
Also wollte er von sich ablenken und sie ein wenig necken, was nur bedauerlicherweise daneben zu gehen schien. Ihre Reaktion sorgte dafür, dass er sie einen Moment lang aufmerksamer ansah, ehe er langsam nickte. "Vasteh, vasteh.", nuschelte er in sich hinein.
Um wenig später die Augen weit zu öffnen und sie ungläubig anzusehen. Dann jedoch schüttelte er langsam den Kopf und hob kurz abwehrend beide Hände. "Davo waß i nix, tuat lad! I waß nua, doss ea nie wos ton hot, wos an g'schod't hot, wonn ma sei Freind is.", verteidigte er sich. "Oba wieso soit ea so wos tuan?"
Man konnte ihm ansehen, wie unangenehm ihm dieses Thema mit einem Mal war, und wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Sollte er näher zur Küste ran und sie von Bord gehen lassen, ungerlaubt und heimlich, sodass er und vermutlich die gesamte Mannschaft ordentlich Probleme bekommen würden? Oder sollte er dieses neue Wissen verdrängen und bei einer Entführung mithelfen, deren Hintergründe er nicht kannte?
Um aus der Zwickmühle vorerst zu kommen, brachte er einen anderen Vorschlag vor, der rasch auf Interesse stieß. Er konnte wieder grinsen und nickte. "Guat, donn loss i da a Bod richt'n. Mia wiss'n, doss da Chef a sea... hm... Saubara is." Das klang jetzt nicht gerade nach einem Kompliment, aber darauf hätte sie auch selbst kommen können, so, wie sie Laogh bislang erlebt hatte.
Schon wandte sich Mundl ab und rief laut, mit tragender, befehlsgewohnter Stimme übers Deck:"Heast, Hansl! Nimm de' Bana in'd Hond und suag fiar'a haß Wossa im Schaff'l! Du host fünf Minut'n!"
Der Schiffsjunge, der noch immer die Planken schrubbte, verzog leidend das Gesicht, wagte aber nicht, dagegen aufzubegehren. Stattdessen gab der den Mop in den Kübel und schlurfte in Richtung Türabgang.
Der Erste Maat indes wandte sich wieder an Eleyna, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. "Gib eam zehn Minut'n, donn soit ea's g'schofft hob'n. Wonnst zu deina Kabin' gehst, a Tia weida, duat konnst bod'n. A sauba's Tiachl und a Saaaf soitat a duat sei.", erklärte er ihr bereitwillig und schürte damit Hoffnungen auf etwas mehr Luxus als eine einfache Schüssel mit kaltem Wasser.
Als sie ihn um eine Aufgabe bat, musste er bedauernd den Kopf schütteln. "Puppal, des is net so afoch. Mia san ei'g'spüt und olle Aufgob'n san scho auftöt. Oba... red amoi mit'm Chef und i wead a nochdenkan.", versuchte er seine Absage netter zu verpacken und so, wie sie ihn einschätzen durfte, würde er zu seinem Wort stehen.

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Übersetzung:
Ja... bin halt ein bisschen rumgekommen, nicht wahr?
Sieht man dir aber nicht an, Mädchen!
Ja, klar! Was hast du denn gedacht?
Ich weiß, dass er ein Dunkler ist, auch wenn er es versucht zu verstecken. Aber ich weiß auch, dass er anders als der Rest ist. Trotzdem käme er nicht auf das Schiff, wenn es ihm nicht gehörern wüde, weil die Männer ihn sonst nicht dulden würden. Aber so haben sie keine Wahl und haben sich damit arrangiert, weil sie sich sonst eine andere Arbeit suchen müssten.
Aber frag mich nicht, ob er noch andere auch hat. Ich bin nur ein einfacher Seemann!
Also, du bist mir Eine! Du fragst Sachen!
Uff... also... ganz sicher bin ich mir nicht und du frag mich ja nicht nach den genauen Farben, aber es war gefleckt, das auf jeden Fall! Ist mi aufgefallen im Vergleich zu dem reinen Weiß vom anderen Tier!
Ja... nein... eigentlich noch nicht... Aber wenige Monate später ist uns der alte Erste Maat abhanden gekommen und ich bin dazu verdonnert worden, seine Position einzunehmen. Zuerst habe ich zwar nicht gewollt, aber als der Chef mir gesagt hat, was ich dafür bekomme... Ich muss halt auch schauen, dass das Geld heim kommt.
Verstehe, verstehe.
Davon weiß ich nichts, tut mir leid! Ich weiß nur, dass er nie etwas getan hat, was einem geschadet hat, wenn man sein Freund ist.
Aber wieso sollte er so etwas machen?
Gut, dann lass ich dir ein Bad richten. Wir wissen, dass der Chef ein sehr... hm... Reinlicher ist.
Hey, Hans! Beeil dich und sorg für heißes Wasser im Zuber! Du hast fünf Minuten!
Gib ihm zehn Minuten, dann sollte er es geschafft haben. Wenn du zu deiner Kabinen gehst, eine Tür weiter, dort kannst du baden. Ein sauberes Tuch und eine Seife sollten auch dort sein.
Mädchen, das ist nicht so einfach. Wir sind eingespielt und alle Aufgaben sind schon aufgeteilt. Aber... rede einmal mit dem Chef und ich werde auch nachdenken.
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Samstag 16. Juli 2022, 22:13

Das was Eleyna erfahren konnte, indem sie mit dem Ersten Maat plauderte, war wirklich eine Menge. Sicherlich waren das nicht die allerwichtigsten Informationen, aber alles half ein gewisses Rätsel näher zu beleuchten. Die Spionin genoss es außerdem mit Mundl zu sprechen. Ihre letzten Gespräche verliefen eher… bescheiden. Lauryn hatte kaum etwas preisgeben wollen, Rodrick sie stets nur mürrisch angeschaut, Arvid ihr nur Drohungen entgegnet, Arrond hatte auch keine Gelegenheit geboten. Und Laogh? Nun, der sagte aus Prinzip kaum etwas und wenn alles nur mit dunkler Andeutung und vagen Hintergründen. Der Seemann indes war… gesprächig. Auf ein normales Maß gesprächig und das tat gut. Kein Schweigen auf ihre Fragen, keine bedeutungsschwangeren Blicke oder eine Mimik die mehr Rätsel denn Antworten lieferte. Es fügte sich in die Leichtigkeit, die das Meer auf sie projizierte. Seinem Kompliment entgegnete sie mit einem Schmunzeln und einer angedeuteten Verneigung ihres Kopfes. Es herrschte eine gewisse Harmonie zwischen ihnen, die ihr nicht verborgen blieb. Mundl wäre sicherlich jemand, auf den man sich verlassen konnte im Ernstfall und Eleyna verstand, wieso Laogh ihn ausgesucht hatte. Der Seemann hatte eine ehrliche Haut und schien nichts weiter zu wollen, als in Ruhe sein Schiff zu steuern und ansonsten keine Scherereien zu haben. Am Ende der Fahrt würde er seinen Lohn sicher zu seiner Familie, statt zu einer Hafendirne tragen und sich mit seinen Kindern beschäftigen, anstelle mit Kumpels zu saufen. Jedenfalls konnte sie sich das für ihn gut vorstellen. Als er sich verschwörerisch zu ihr neigte, kam sie ihm ein Wenig entgegen und lauschte dem Dialekt konzentriert. Aha. Also wurde er als Dunkelelf geduldet, weil er den Lohn zahlte. Nun, das war immerhin eine passable Absicherung, dass ihm die Crew gute Dienste leistete. Und wem es nicht passte, der könnte gehen. Auch Eleyna richtete sich wieder auf, als der verschwörerische Moment vorbei war und sie nickte knapp. „Ja, er scheint tatsächlich anders zu sein.“, pflichtete sie dem Maat bei und zuckte mit den Schultern. „Zumindest stellt er es so dar.“, setzte sie nach und ließ damit offen, ob sie ihm das abkaufte oder nicht. Im Grunde hatte auch sie das bereits gelernt und erkannt. Mundl erzählte ihr da nichts neues, auch wenn sie sich dennoch liebend gerne mit ihm anlegte. Allerdings lag das an seiner Art – nicht an seiner Herkunft. Und sie? Erkannte Mundl auch in ihr die Dunkelelfen? Jedenfalls ließ er sich das nicht anmerken, weshalb sie auch nicht weiter darauf einging. Daraufhin erheiterte sie ihn, als sie erfuhr, dass Laogh dieses Schiff gehörte. Eleyna ließ sich zu einem ebenso offenen Lächeln hinreißen. Auf seine Frage hob sie nur die Schultern. „Dass er die Überfahrt erkauft hat, zum Beispiel?“, lenkte sie ein, dass ihre Überraschung nicht so abwegig war.

Danach ließ er ihren Verdacht in eine Sackgasse laufen, als er die Farbe des zweiten Fohlens beschrieb und konnte das gedanklich beiseiteschieben. Sie würde auch nicht Laogh danach fragen, dafür war es zu trivial. Es zeigte nur, welch enge Verbindung er zu Draca hatte und das wusste sie bereits vorher. Eleyna hatte in dem Gespräch mit dem Ersten Maat viel erfahren und konnte sich schlussendlich ein besseres Bild machen. Allerdings ließ sie ihn nicht in dem Glauben, dass sie freiwillig hier an Bord gekommen war. Und dass schien ihn dann doch zu erschrecken. Eleyna musterte Mundl aufmerksam, während er sich zu erklären versuchte. Bis sie die Arme verschränkte und kurz abwinkte. „Mach dir keine Sorgen. Irgendwie hat er mich damit davor bewahrt, vorschnell eine Dummheit zu begehen.“, räumte sie ehrlich ein und ließ sich von dem Maat anstecken. „Auch wenn die Art und Weise zu wünschen übriglässt – ich sehe die Notwendigkeit. Irgendwie.“, meinte sie noch erklärend und hoffte, dass Mundl sich damit arrangieren konnte und nicht gleich das Schiff wendete. Eleyna war nicht daran gelegen, hier irgendetwas durcheinander zu bringen im Gefüge. Das war nichts woran sie Interesse hegte und auch, wenn sie doch gehörig schlecht auf Laogh zu sprechen gewesen war, war das keine Art damit umzugehen. Er hatte hier seinen Stand. Und sie würde sich da nicht einmischen. Gerade auch deshalb war sie froh, dass er dann das Thema wechselte. Wenn man so miteinander plauderte, dann lief man stets auch Gefahr, selbst ins Verhör genommen zu werden. Und Eleyna hatte gewiss keine Lust über sich zu reden. Also hakte sie bei der Aussicht auf ein Bad sofort ein. Und Mundl schürte ihre Hoffnung darauf noch weiter, als er den Burschen antrieb, ihr das Wasser zu bereiten. Eleyna musterte den Jungen wie er missmutig verschwand und blickte zum Seemann am Steuerrad zurück. „Danke Mundl – auch für deine Ehrlichkeit.“, verabschiedete sie sich und fügte noch mal das Angebot an, einige Aufgaben zu übernehmen. Seine Antwort glich einem Anschlagen des Fasses in ihrem Innern. Wenn sie sich nicht beschäftigte… dann würde sie vermutlich zurück in ihre Gedanken fallen und das wollte sie um jeden Preis verhindern. „Werde ich. Danke.“, antwortete sie knapp, bevor sie ihn wieder allein ließ und für die empfohlenen zehn Minuten erneut die Reling aufsuchte, um sich das Meer zu besehen. Danach kehrte Eleyna zurück zum Bauch des Schiffes und fand die besagte Tür recht schnell. Bevor sie allerdings hineinging, machte sie einen Schlenker über die Kabine, in der sie ihre Sachen gesehen hatte. Sie verhielt sich leise und sprach nicht, falls Laogh ‚schlafen‘ würde, kramte einige saubere Sachen hervor und ebenso ein Stück Seife, welches sie stets dabeihatte. Sie roch kurz daran, ehe sie den Raum wieder verließ. Die Tür war schnell gefunden und sie trat ein, um ein ordentliches und ausgedehntes Bad zu nehmen, solange das Wasser warm wäre.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Dienstag 19. Juli 2022, 08:48

Der Erste Maat war ein leutseliger Zeitgenosse und jemand, mit dem es sich gut aushalten ließ. Er war freundlich zu ihr und schien sich überhaupt nicht an den optischen Merkmalen zu stören, die sie als teilweise dunkelelfisch identifizierten. Wäre irgendwie auch seltsam, wenn es so gewesen wäre, bedachte man, für wen er arbeitete und wie ungezwungen er mit dieser Person umging.
Zugleich war er eine ehrliche Haut und obwohl er nicht zu viele private Details preisgab, wirkte er auch nicht so, als würde er viel fabulieren, sondern einfach erzählen, wie es abgelaufen war. Auch gab er sich Mühe, ihr ihre unzähligen Fragen zu beantworten und ihr weiterzuhelfen.
Dass sie nicht selbst bereits auf die Idee gekommen war, dass dem Schatten das Schiff gehörte, belustigte Mundl in der Tat und ihr Einlenken ließ ihn kurz und ehrlich auflachen. Hätte wohl nicht viel gefehlt und er hätte ihr kumpelhaft auf die Schulter geklopft. "Haha, na, du bist ma ane! Ois ob a Dunkla afoch so a Übafoat bei Mensch'n dakauf'n kenntat!", neckte er sie und schüttelte breit grinsend den Kopf.
Ihr Gespräch entwickelte sich weiter und gipfelte darin, dass sie ihm erzählte, warum sie bewusstlos auf das Schiff gekommen war. Womit sie ihn ordentlich in die Bedrouille brachte, denn Entführungen und andere kriminelle Machenschaften waren nichts, womit er zu tun haben wollte. Gut, auch er hatte schon die ein oder andere Kleinigkeit auf dem Kerbholz, aber so ein Kaliber? Nein, niemals! Wie gut, dass sie ihn etwas aus der Zwickmühle half.
Sichtlich erleichtert atmete er auf und entspannte seine Schultern wieder. Trotzdem fiel das Grinsen etwas schief aus, als er meinte:"Joa, so is a, da Chef. Irg'ndwie komisch und trutzd'm a ana, dea höf'n wü." Damit war das Thema zum Glück erledigt, zumindest vorerst.
Dennoch würde der Erste Maat das Gespräch mit dem Schatten suchen müssen, um diesen ihm unangenehmen Punkt zur Sprache zu bringen. So etwas ging nicht, ganz egal, ob er in Lohn stand oder nicht!
Danach kamen sie aufs Baden und sofort gab er bei ihrem Wunsch die entsprechende Order. Vielleicht auch ein wenig, um sein eigenes Gewissen zu beruhigen ob der Tatsache, wie sie an Deck gekommen war.
Bei ihrem Abschied nickte er lächelnd und als sie sich bereits abwandte, fiel ihm noch etwas ein. "Ah jo, Puppal!", wandte er sich noch einmal an sie und wartete, bis sie ihn wieder ansah. Sein Lächeln wurde wärmer, fast väterlich, obwohl sie ja die Ältere von ihnen beiden war. "A guada Tipp, loss di net zu vü vun eam ärgan. Ea hosst de Seefoaht und es geht eam net guat damit. Oba i glab, ea mog di.", gab er ihr noch den Rat, ehe er vom Vorderdeck gerufen wurde, sodass da nicht noch mehr kommen konnte.
Rasch war der eigentliche Steuermann zur Stelle, sodass Mundl nachsehen konnte, warum er andernorts gebraucht wurde. Das gab der Mischlingselfe die Gelegenheit, nach der veranschlagten Zeit wieder unter Deck zu verschwinden.
In der eigenen Kabine war es ruhig und Laogh ignorierte sie geflissentlich, tat, als würde er schlafen, während er beinahe unmerklich ihre Bewegungen beobachtete. Doch er litt zu sehr, trotz ihres Tranks, der ihm ein wenig Linderung verschafft hatte, als dass er Lust auf einen verbalen Schlagabtausch hatte.
So konnte sie unbehelligt ihre Sachen zusammen suchen und feststellen, dass er vorausschauend agiert hatte, denn in ihren Taschen befand sich warme Wechselkleidung. Mit welchem Geld das wohl bezahlt worden war? Ob noch etwas von ihrer Barschaft übrig war oder hätte er sich daran ungeniert bedient?
Schließlich suchte sie den Nebenraum auf, der scheinbar zu nichts anderem gedacht war, als sich baden zu können. Er war klein, an beiden Seiten des Bullauges befanden sich kleine Regale mit sauberen Tüchern und zwei Seifen und neben der Tür eine Halterung für eine Kerze, um auch bei Dunkelheit ein wenig Licht haben zu können. Ansonsten war nur noch in der Mitte des Raumes der Zuber am Boden befestigt, aus dem es einladend dampfte.
Ob das auch auf Laoghs Mist gewachsen war? Höchstwahrscheinlich, denn Matrosen hatten für gewöhnlich anderes zu tun, als sich die Zeit für ein Bad nehmen zu können. Auch war es relativ ruhig, das Holz schirmte recht gut ab, sodass nichts dagegen sprach, sich hier etwas zu entspannen und die Gedanken treiben zu lassen.

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Übersetzung:
Haha, na, du bist mir eine! Als ob ein Dunkler einfach so eine Überfahrt bei Menschen kaufen könnte!
Ja, so ist er, der Chef. Irgendwie komisch und trotzdem auch einer, der helfen möchte.
Ach ja, Mädchen!
Ein guter Tipp, lass dich nicht zu viel von ihm ärgern. Er hasst die Seefahrt und es geht ihm nicht gut damit. Aber ich glaube, er mag dich.
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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Eleyna d'Yaincre » Donnerstag 21. Juli 2022, 00:40

Er hielt sie zurück. Eleyna wandte den Kopf und blickte Mundl abwartend an. Das was er sagte begann als gut gemeinter Rat und so recht wusste sie nicht, weshalb er es überhaupt ansprach. Allerdings endete der erste Maat mit einem Satz, der sie dann doch irgendwo in ihrem Hintertürchen traf. Ein wenig wie vom Donner gerührt schaute sie dem Maat nach und hatte Mühe das Gesagte einzuordnen. Woher kam diese Offenheit? Wieso brach er für den Spion eine Lanze? Und wieso tat er es in ihre Richtung? War da etwas? Hatte Mundl etwas mitbekommen, wovon sie nichts ahnen konnte, weil sie bewusstlos gewesen war? Eleyna schaute ihm noch immer nach, als er bereits bei seiner neueren Aufgabe angelangt war. Den neuen Steuermann bedachte sie nur mit einem schnellen Blick und einem Nicken, dann ging sie zur Reling zurück, um die vereinbarte Zeitspanne abzuwarten. Ob Mundl nun mit voller Absicht diese Worte platziert hatte oder nicht, sie trafen die Spionin und beschäftigten sie mehr als sie sollten. Eleyna versuchte auch diese Gedanken zu verbannen, schaffte es aber nur mäßig. Schon Lauryn hatte so etwas angedeutet und nun sprach erneut jemand davon. Wieso erzählten es ihr alle? Wollte sie das denn? Sah sie so aus, als würde sie das wissen wollen? Eleyna schüttelte die gefährlichen Gedanken ab, indem sie einfach das Deck verließ und wieder in Richtung ihrer Kabine ging. Sie holte einige ihrer Sachen und entdeckte tatsächlich Wechselwäsche. Stirnrunzelnd strich sie mit einer Hand über den Stoff, bevor sie in ihrer Tasche kramte und ein Ledersäckchen hervorzog. Sie wog es in der hohlen Hand, ob es noch so schwer war als sie es das letzte Mal überprüfte. Danach glitt das Säckchen wieder zurück und sie erhob sich. Von Laogh kam kein Mucks. Sie bezweifelte, dass er wirklich schlief, allerdings war es ihr auch Recht, dass er nicht das Wort an sie richtete. So konnte sie ihr Vorhaben, zu baden, ungehindert in die Tat umsetzen und verließ den Raum geräuscharm.
Eleyna fand den Raum der Begierde und musste positiv überrascht lächeln, als dahinter wirklich ein Badezuber steckte. Sie betrachtete das einladende Bild einen Moment. Ungewöhnlich war es ja schon, dass es auf einem Schiff einen Badezuber gab. Sie fragte sich, ob das eine Annehmlichkeit für den Inhaber des Schiffes wäre. Zuzutrauen wäre es Laogh in jedem Falle. Aber das war nun etwas, was sie ihm ausnahmsweise nicht negativ auslegte. Denn auch wenn sie durchaus entbehrend leben konnte… bei einem Bad sagte sie nie nein. Es war ihre Art eine Entspannung zu erzielen und das anschließende, frische Gefühl auf der Haut, versüßte dieses Unterfangen nur. So trug sie auch stets ein eigenes Stück Seife mit sich.

Eleyna besaß kaum etwas. Sie hatte in Morgeria, im Hause ihrer Familie, ein Zimmer in dem einige persönliche Dinge standen, allerdings nichts von wert. Ansonsten gab es ihre pragmatische Habe, die sie auch jetzt bei sich hatte. Nichts woran ihr Herz hing, das hatte sie sich schnell abgewöhnt, denn sie war nun seit Wochen nicht mehr ‚Zuhause‘ gewesen und das immer wieder mal, sodass sie an nichts ihr Herz hing. Außer an Menschen… vermutlich. Eleyna streifte mit dem Ablegen ihrer Kleidung auch diesen Impuls wieder ab. Sie zwang sich dazu, denn der Schmerz war da, die Dunkelheit war da. Sie konnte in sich fühlen, wie sie sich weiter isolieren wollte und kämpfte dennoch dagegen an, es wirklich zu tun. Die Halbelfe legte die neuen Kleidungsstücke ab und ordentlich zur Seite. Dann testete sie die Temperatur mit den Fingern und schüttelte ihre Hand kurz aus. Sie war zufrieden und lächelte leicht und vor Vorfreude. Eleyna stieg in den Zuber und unter leisem Plätschern setzte sie sich hinein.
Sofort löste sich eine gewisse Anspannung aus ihrem Körper und sie lehnte sich seufzend zurück, um die Entspannung zu genießen. Für einige Sekunden war da gar nichts. Eleyna fühlte nichts, außer den Moment und sie dachte nichts. Allerdings wer so sehr mit Problemen behaftet war wie sie, der kam zwangsläufig wieder zum Denken zurück. Und hielt die friedvolle Atmosphäre nicht lange aus.

Die Mischlingselfe zog das Kinn wieder Richtung Brust und öffnete die eisblauen Augen. Das Wasser hatte sich langsam nach ihrem Eindringen wieder beruhigt. Ihr fiel eine schwarze Haarsträhne ins Gesicht und sie störte sich nicht daran. Eleyna bewegte etwas die Schultern, lockerte sie und die Narben verzogen sich hin und wieder zu länglichen Linien. Mahnmale ihrer bewegten Zeit und gleichzeitig Erinnerung an das verratene Vertrauen. Nur Jahre später widerfuhr ihr das in einer gewissen Art und Weise erneut: Arrond hatte sich lieber einer Finte bedient, als das geheime Gespräch zu suchen. Eben so, wie es Monate lang auch funktioniert hatte. Doch Eleyna wollte sich nicht erneut damit befassen. Sie lehnte sich etwas aus dem Zuber, tropfte aufgrund ihres ausgestreckten Armes den Boden voll, ehe sie sich wieder zurückzog und die Seife in der Hand hielt. Sie tauchte das gute Stück ins Wasser und rieb etwas daran. Danach wusch sie Arme und Hals, während ihre Gedanken erneut auf die Reise gingen. Es war seltsam ruhig in dieser Kajüte, so als hätte man darauf besonders Wert gelegt.
Eleyna bemühte sich darum, ihre Gedanken zu sortieren. Sie wusste bereits, dass sie dem Schatten nicht grundlos oder zufällig begegnet war. Er hatte sehr viel früher über sie Bescheid gewusst und sie auf -halbwegs- direktem Weg zu Arrond gebracht. Und er hatte sie nicht verpfiffen. Warum nicht? Offenbar aus fadenscheinigen Gründen, dass er sein eigenes Ding macht. Aber was hatte das mit ihr zu tun? Es war klar, dass er ihre Mutter und offenbar auch ihren Halbbruder kannte. Und… Eleyna hielt in ihrer Bewegung mit der Aeife inne und es vildete sich ein leichter Film im Wasser. Und er kannte offenbar auch ihren Vater? Was hatte er noch diesbezüglich erwähnt? “Für seinen Tod nicht, aber für sein Leben“… Eleyna wälzte diese Worte einige Momente lang. Was wollte er damit sagen? Ihr Vater war tot. Das war ein Umstand, den sie schmerzlich hatte erkennen müssen und der ihr beinahe den Verstand raubte. Langsam tunkte sie die Seife wieder ein und zerrieb ein wenig davon zwischen den Fingern. Es bildete sich inzwischen Schaum an den Rändern des Badezubers.

Plötzlich machten ihre Gedanken einen kleinen Sprung. Wohin brachte er sie eigentlich? Und wieso zum Harax unternahm er diese Reise, wenn ihm das ganz offensichtlich nicht bekam. Er musste sich schon sehr, sehr sicher sein mit dieser Reise, denn sonst hätte er das wohl kaum auf sich genommen. So berechnend und vorausschauend er war. Er mag dich, summten die Worte Mundls in ihrem Kopf. Eleyna schüttelte den Kopf, als würde sie dem ersten Maat persönlich antworten und rieb sich erneut mit der Seife ein. Danach knetete sie ihre Haare, die sie bereits vom Zopf gelöst hatte, legte die Seife weg und tauchte eine Weile unter. Sie zog die Beine an, damit ihr Oberkörper im Bottich verschwinden konnte. Eine Minute… zwei. Es war sehr friedlich hier unten im Wasser.. keine Schreckensnachrichten, keine Probleme. Man konnte alles vergessen, wenn man wollte. Und sie wollte definitiv. Die Spionin tauchte wieder auf und wartete mit starrem Blick darauf, dass sich die Wasseroberfläche wieder beruhigte. Ihr tropften die Wasserperlen vom Gesicht, doch das störte sie nicht. Ihr Blick fiel auf ihren verzerrten Körper. Dann, als hätte jemand ein Brett vor ihre Stirn gehalten, fiel ihr etwas ein. Sie überlegte. Überlegte weiter. Und angestrengt und sie rechnete … dann wurde ihr heiß und kalt, als ihr bewusst wurde, dass sie bisher nicht geblutet hatte. Eleyna runzelte erst die Stirn, bevor sie diesen Gedanken dennoch weit von sich schob. Sie lehnte sich wieder zurück, deutlich angespannter, als noch vor einigen Sekunden. Sie schloss ihre Augen, ehe die Bilder vor ihrem geistigen Auge aufzuckten und sie mit allem quälten, wovon sie betroffen war. Ihre Mutter, Arvid, Laogh, ihr Vater, Arrond, Rodrick und alles weitere. Dann fiel ihr Blick wieder auf sich selbst und missmutig die Stirn runzelnd, schob sie abermals den keimenden Gedanken beiseite. Das war die Aufregung der letzten Wochen. Garantiert. Es wäre ja überhaupt nicht nicht möglich, das was sie nicht mal bereit war in Gedanken zu benennen. Schon früher hatte Stress dazu geführt, dass sie nicht blutete. Das war nichts neues und nicht ungewöhnlich.
Eleyna räusperte sich unruhig, strich sich die nassen Haarr zurück und über die Schulter, bevor sie sie vorlehnte. Sie umfasste mit ihren Armen ihre aufgestellten Knie und lehnte ihren Kopf dagegen. War es denn ein Wunder, dass sie inzwischen auch auf den Stress körperlich reagierte? Wohlkaum. Dass ihre Mutter eine weitaus mörderische Persönlichkeit sein sollte, als sie ohnehin schon war... das konnte einem schon mal Übelkeit und Unwohlsein bescheren. Eleyna zuckte unter ihren Gedanken. Die Übelkeit... die Halbelfe blinzelte. Ihr war in letzter azeit vermehrt schlecht geworden. Sie schluckte und wurde blass. Instinktiv stritt sie diesen Gedankengang vor sich ab und spürte gleichzeitig ein seltsames, mahnendes, Ziehen im Bauch.

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Re: Eine Seefahrt, die ist lustig...

Beitrag von Erzähler » Freitag 22. Juli 2022, 09:16

Es war eine wahre Wohltat, ungezwungen mit dem Ersten Maat plaudern zu können. Es war fast wie... ja, wie bei Arrond, nachdem sie ihn einmal davon überzeugt hatte, dass sie es ernst mit ihrem Seitenwechsel gemeint hatte. Oder auch mit Veron hatte sie unbeschwerte Stunden erleben können, fast schon zu sehr, denn die Vergeltung hatte auf dem Fuße gefolgt. Doch bei beiden Menschen war ihr Beruf stets mitgeschwungen, hatte sie nie völlig frei und sie selbst sein können, weil sie immer ein gewisses Maß an Vorsicht hatte walten lassen müssen, um niemanden zu gefährden.
Hier jedoch... Ob Mundl eigentlich wusste, wer sie war? Und welchem Hauptgeschäft sein Chef nachging? Selbst wenn, schien es ihn wenig zu beeindrucken und er gab ihr mit seiner empathischen Art schlicht und ergreifend ein Gefühl von Freiheit, das sich mit jenem auf der friedlichen See mischen konnte.
Lediglich zum Schluss ihres Gesprächs sagte er ihr etwas, das ihr zu denken gab. Wieso? Und warum schlug er in eine ähnliche Kerbe wie Lauryn?
Was wohl aus ihr geworden war? Seit dem Morgen, an dem sie die kleine Elfe in der Schenke zurück gelassen hatten, hatte sie nichts mehr von ihr gehört. Hatte sie überhaupt an die andere, die ein gutes Herz besessen hatte, gedacht?
Sie war auch eines jener Wesen, das der Schatten vor Schlimmeren bewahrt hatte. Bei dem er Herz gezeigt hatte... oder nicht doch eher Kalkül? Denn jede Person, von der sie wusste, dass er in einer Notlage geholfen hatte, konnte an sich durchaus Vorteile für ihn bringen. Lauryn mit ihren Heilkräften, Mundl als sicherlich guter, erfolgreicher Erster Maat. Ja, sogar Arrond war dem Schatten nützlich, für Informationen und auch, um sein eigenes Doppelspiel zu stützen, um keine Langeweile in den nächsten Jahrzehnten im Spionagegeschäft aufkommen zu lassen. Für Rodrick gäbe es da sicherlich ebenfalls so einige Einsatzmöglichkeiten, selbst wenn dieser Mensch weitaus schwieriger zu händeln und abhängig zu machen wäre.
Stellte sich also die Frage... was war mit ihr? Welchen Nutzen sollte sie erfüllen in seinen Augen, weil er ihr immer und immer wieder aus der Patsche half, nachdem er sie schwungvoll hinein befördert hatte. Mehr noch, er nahm sogar eine für ihn qualvolle Schifffahrt für sie in Kauf! Warum? Um sie gegen ihre Mutter zu benutzen? Oder wegen Arvid? Oder... wegen was? Was war sein verdammtes Ziel?! Abgesehen von dem Bisschen an körperlichen Vergnügen, das sie schon miteinander geteilt hatten. Das konnte bei weitem nicht alles sein, dazu war er ein zu anspruchsvoller Charakter.
Was sollten also diese Hinweise darauf, dass in der Hinsicht auf seine Hilfe bei ihr mehr im Spiel sein könnte als reiner Zweck? Noch dazu von zwei voneinander absolut unabhängigen Personen! Es hätte wohl kaum einen Sinn, Laogh direkt darauf anzusprechen.
Dass er generell es vorzog zu schweigen, bewies er ihr, als sie sich kurz bei ihm in der gemeinsamen Kajüte aufhielt und in ihren Sachen kramte. Nachdem sie festgestellt hatte, dass er ihr auch neues Ersatzgewand besorgt hatte, wog sie ihre kleine Geldkatze.
War sie leichter geworden, seit sie sich das letzte Mal daraus bedient hatte? Es war lange her, sodass sie sich nicht sicher sein könnte. Lediglich ein direktes Nachzählen der Münzen würde ihr da Klarheit bringen. Allerdings, auch wenn er so tat, als schliefe er, konnte sie davon ausgehen, dass ihm nichts entging. Besser, sie nutzte einen anderen, besseren Moment, um nachzusehen.
Ohnehin wartete das heiße Wasser auf sie und als sie schließlich den Nebenraum betrat, empfand sie diese eine seiner Macken als durchaus wohltuend. Denn der Meisterspion war sehr reinlich und da war es eigentlich nicht sonderlich abwegig, dass er sich diesen kleinen Luxus auch auf seinem eigenen Schiff gönnen wollte, wenn es ihm ansonsten schon schlecht ging. Also nutzte Eleyna diese Gelegenheit und versuchte, dieses Bad zu genießen.
Wenn... ja, wenn da nur nicht all ihre Gedanken und Fragen und Unsicherheiten gewesen wären, die ihr die Entspannung vertrieben! Zu allem Übel kam noch eine Erkenntnis, die eine wahre Sprengkraft in sich barg. Doch das konnte nur ein Trugschluss sein, ja, es musste! Alles andere wäre eine Katastrophe! Nein, bestimmt war sie einfach nur viel zu gestresst, sodass es kaum verwunderlich wäre, dass ihr Körper auf seine Art darauf reagierte.
Wann hatte sie sich eigentlich das erste Mal mit Laogh vergnügt...? Es war am Lagerfeuer gewesen und er hatte sein großspuriges Verhalten leider viel zu deutlich Realität werden lassen, dass es unvergesslich gewesen war. Wie viele Wochen war das nun her...? Nein, sie musste sich irren, es war nur eine Reaktion und nichts weiter!
Trotzdem war ihr das Bad ein wenig vergällt, wenngleich sie nichts anderes zu tun hatte, als hier zu sitzen und sich treiben zu lassen, während das Schiff ruhig vor sich hinschaukelte und vom sachten Wind angetrieben wurde.

Wie zu erwarten, war der Schatten nicht gewillt, ihr bei einer Aufgabenfindung zu helfen. Er reagierte nur mürrisch darauf und schlug wenig produktiv vor, sie könne sich ja knapper anziehen und das Deck schrubben, dann käme die Mannschaft auch auf ihre Kosten. Nein, mit ihm war überhaupt nicht gut Kirschen essen, wenn er so an seiner Seekrankheit litt.
Und auch Mundl bot keine neue Möglichkeit, mit ihm darüber zu sprechen, denn er hatte seine eigenen Dinge zu erledigen und die forderten ihn immer wieder, sodass sich kein weiteres Gespräch ergab vorerst.
Dass sie trotzdem in den nächsten Tagen nicht vollkommen Däumchen drehte und ausschließlich ihre Gedanken wälzte, um daran verrückt zu werden, hatte sie Pepi zu verdanken. Der Schiffskoch kam auf die Idee, nachdem er ihr schon einen speziellen Tee aufgebrüht hatte, sie ein wenig einzusetzen. Es war nicht viel und nichts langwieriges, aber immerhin hatte sie dadurch ein paar Mal am Tag etwas zu tun, nämlich das gekochte Essen an den Mann zu bringen.
Das hatte zusätzlich den Vorteil, dass sie allmählich zumindest die Gesichter der Crew kennenlernte, bei manchen auch ihre Namen und ihre Position. Und bis auf wenige, von Mundl und Pepi rasch unterdrückte, Vorbehalte gab es niemanden, der ihr feindselig gegenüber trat.
So verging eine gute Woche und das Wetter hielt. Auch das Umfeld blieb friedlich, die Küste war immer im Blick und zugleich weit genug entfernt, um in keine unsicheren Fahrwasser zu geraten. Geblutet hatte sie immer noch nicht, aber es war besser, nicht weiter darüber nachzudenken.
Und dann, eines Vormittages, erschien tatsächlich die vermummte Gestalt wieder einmal an Deck, um sich an die Reling zu stellen und düster hinüber zum Festland zu blicken. Der Himmel selbst war nicht ganz so blitzblau wie die letzten Tage und der Wind hatte ein wenig aufgefrischt, doch noch war alles harmlos zu bezeichnen, sodass auf dem Schiff weiterhin gute Laune und ruhige Routine herrschte.
Es dauerte nicht lange und der Erste Maat war bei ihm, um ihm leise Bericht zu erstatten. Zwar rührte sich der Schatten nicht und zeigte scheinbar überhaupt kein Interesse daran, doch ließ sich Mundl davon absolut nicht aus dem Konzept bringen. Womöglich ein Hinweis darauf, wie eingespielt er auch mit dem Meisterspion war?
Jedenfalls nickte der Vermummte am Ende knapp und der Mensch ließ ihn wieder allein. Wobei er auch Eleyna entdeckte und ihr, wie des Öfteren in den letzten Tagen, mit einem kleinen Grinsen zuzwinkerte.
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