Unter Venthas Willkür

Das große Meer ist launisch wie das Wetter. Einmal ist es friedlich und dann wieder die reinste Gefahr. Erfahrene Seemänner befahren es mit ihren großen Schiffen. Alle Reisen sind hier verzeichnet.
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Piraten kapern alle Schiffe, die nicht dunkelelfisch oder verbündete mit sichtbarem Zeichen (Flagge) sind.
Die Mantroner versuchen, gegen die Piraten vorzugehen.
Ein Teil der Amazonen, sowie das dunkle Volk sind Verbündete der Piraten.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Sonntag 27. November 2022, 19:39

Während Madiha und Caleb alles Nötige besorgten, was für die rituelle Totenwaschung nach sarmaer Art wichtig war, blieb Corax bei Azura zurück. Zunächst sank er einfach an Ort und Stelle auf den Boden, wo Caleb ihn losgelassen hatte, unfähig, selbst wieder auf die Beine zu kommen. Als die beiden aber zurückkehrten mit Schalen voll Wasser und Kräutern und Tüchern, da stand er vor Azura, der er die Schichten ihres Kleides wieder ordentlich über sein Verbrechen gewzogen hatte. Er stand vor ihr und friemelte den roten Faden zwischen den Fingern.
Wortlos zog er sich für die Vorbereitungen etwas zurück, wartete ab und half, sofern Madiha ihn aufforderte. Caleb musste an Deck und sich einer anderen Aufgabe widmen. Die beiden blieben mit der Toten allein zurück. Es war eine stille Arbeit, bei der der Rabe mithalf. Gemeinsam zog man Azura aus, ehe die Reinigung begann. Er betrachtete, wie Madiha die Kerzen aufstellte und prägte sich die Position ein. Er sah genau hin, aber mit diesem farblosen Blick. Seine Augen waren so trostlos und schwarz geworden wie alles an ihm. Er wirkte viel älter ohne das blutrote Glühen darin. Er war ein Schatten und wie ein Schatten ahmte er Madihas Gesten nach. Erst als es an ihm war, das Gebet zu sprechen, drang seine Stimme belegt und kraftlos aus der Kehle. Er schaffte es nicht, alles zu wiederholen, obgleich er sich die Worte ebenso eingeprägt hatte. Sie wollten ihm nicht mehr über die Lippen kommen. Stattdessen rannen erneut Tränen, aber Corax wischte sie schnell weg, um das Ritual fortzusetzen. Madiha musste lediglich beim Gebet wieder eingreifen. Den Rest erledigte er. Nachdem Azuras totenweiße Haut, durch die bereits dunkle Flecken Anzeichen als Vorboten der Verwesung durchschimmerten, abgetrocknet war, versuchte der Elf sich erneut an einer Illusion. Er wollte seine liebste Verlorene herrichten wie sie es verdiente und zauberte ein Ballkleid an ihren Leib, das so prachtvoll war wie Madiha nichts zuvor in ihrem Leben gesehen hatte. In Sarma trugen die Frauen zur Aufhübschung Schleier und Gold- oder Silberschmuck. Die Wertvollsten unter ihnen verschönte man mit Edelstienen. Das hier aber war andunische Mode des Hochadels mit vielen Lagen aus Stoff, noch mehr Schleifen und einem dekadenten Übermaß an Rüschen. Corax hatte ein interessantes Grün für die Farbe des Stoffes gewählt, das von goldenen Splittern durchsetzt war, die im Licht wie winzige Sterne im Stoff glitzerten und das gesamte Kleid auf diese Weise sprenkelten. Der Anblick war Atem beraubend. Leider hielt er nur für eben wenige Züge dieses gestohlenen Lebenshauchs. Dann zerfaserte die Illusion. Sie zerfiel einfach, rieselte Staub gleich zu Boden und war fort. Zurück blieb der nackte Körper, schmuck- und leblos.
Ehe Corax wieder am Tisch zusammenbrechen konnte, klammerte er sich an die hölzerne Kante, dass seine Knöchel hellgrau hervortraten. Er bebte, unterdrückte jeden Ausbruch an Trauer, der über ein Schluchzen hinausging und brachte nur wenige Wortfetzen heraus. Sie genügten, dass Madiha verstehen würde. Er konnte es nicht tun. Er schaffte es jetzt nicht, eine Illusion zu formen. Nicht, wenn er sie um Azuras Körper legen musste, den er auf sie widerwärtige Weise entehrt hatte.
So blieb ihm und Madiha nichts Anderes übrig, als Azura wieder in die alte Kleidung zu hüllen. Nackt sollte sie ihren Eltern nicht präsentiert werden - vorausgesetzt, diese waren auffindbar und überhaupt noch am Leben. Das würde sich erst später feststellen lassen. Zuvor gab es eine mehr oder wenige gute Nachricht, als Caleb endlich wieder zu ihnen stieß. Die Dunkelelfen hatten das Schiff im Hafen offenbar nicht nur akzeptiert, sondern auch dessen nicht dunkelelfischen Kapitän. Die Fracht war gelöscht worden, die Mannschaft entlassen. Caleb gehörte jetzt ein Schiff und er konnte es erst einmal vor Anker im Hafen liegen lassen, als gemeinsamen Rückzugsort, sofern die Stadt ihnen zu bedrohlich würde.
Trotzdem weckte Andunie gerade bei Madiha die Neugier. Eine ganz andere Welt erwartete sie. Eine, die Teile von Calebs Vergangenheit bereithielt und ihr vielleicht auch mehr Einblicke über Azura bieten könnte. Eine Welt, die offensichtlich nichts mit Sarma gemein hatte. Die Neugier trieb das Kind der Wüste an.
Der Rabe hielt sie auf. Zwar wollte auch er von Bord, um sich auf die Suche nach Azuras Eltern zu machen und sie ihnen zurückzugeben, doch er hatte nicht vergessen, wer er war. Ein Sklave. Mehr noch, ein Täter. Er hatte sich erlaubt, einem eigenen Bedürfnis, woraus auch immer geboren, nachzugehen. Und er hatte seine Liebste geschändet. Er erwartete Strafe. Seine Haltung verriet es bereits. Corax spannte die Muskeln an, als erwartete er Schläge. Vielleicht, weil er diese Form bereits gewohnt war. Madiha und Azura hatten nur kurze Einblicke in seine Vergangenheit erhalten. Welche von all den schrecklichen Erfahrungen, die seine Seele hatte machen müssen, wohl die Schlimmste war?
Madiha entschied, keine weitere Narbe auf seinem Herzen zu sein.
"Keine Strafen", teilte sie ihm mit und berührte seine Schultern. Sie hielt ihn. Er lächelte, jedoch so voll Schmerz, als hätte sie ihm einen Peitschenhieb verpasst. "Ja. Das ist angemessen. Ungestraft zu bleiben für eine so grobe Tat ... und mit dem Wissen leben müssen, davongekommen zu sein." Er nickte.
"Wir können es besser, Corax. Wir machen unsere Regeln. Unsere eigenen."
Er weinte nicht. Auch bei ihm war der Quell versiegt, aber sein Blick zeugte davon, dass sie ihn mit diesen Worten gerührt hatte. "Du bist eine gute Herrin", brachte er so kratzig hervor, dass seine Stimme dabei brach. Er holte Luft und wandte sich ab, brauchte den Moment, um sich wieder zu fassen.
Caleb beobachtete die Szene von der Tür aus, welche er dann öffnete. Eine laue Brise wehte herein, die zumindest er und Madiha als kühl empfinden mussten, waren sie aus der Wüste doch andere Temperaturen gewohnt. "Frische Luft wird dir gut tun", sagte er und weil der Dieb celcianisch sprach, wusste man sofort, an wen die Worte gerichtet waren.
„Heißt das, dass wir jetzt vom Schiff gehen können?“
Caleb nickte. "Die Dunkelelfen haben mir zwar mit einer Klinge an der Kehle zu verstehen gegeben, keinen Ärger zu machen, aber wir dürfen uns frei bewegen. Nur Amandins Sklaven sollen wir aus dem Weg gehen - man erkennt sie an einem besonderen Symbol." Der Dieb malte es in der Luft nach, dass es wie ein geschwungenes A aussah, doch Madiha würde es wohl selbst sehen müssen, um zu wissen, ob sie richtig lag. Er hob die Schultern. Schlendern wir erst einmal ein bisschen durch die Stadt. Ich möchte mir ansehen, was aus ihr geworden ist."
"Ich komme gleich nach", murmelte Corax plötzlich. Er brauchte wirklich noch etwas Zeit, wollte beide aber begleiten. Allein deshalb schon, weil er seine Herrin nicht aus den Augen lassen würde, solange sie keinen anderen Befehl gab. Caleb nickte ihm zu. "Du musst auch kein Rabe sein, schätze ich. Deinesgleichen hat die Macht über die Stadt - du bist mehr wert als wir."
Corax hob den Blick. Er blinzelte und seine Augen reinster Finsternis wanderten über beide Gestalten. Dann schüttelte er den Kopf. Er sah es nicht so, hatte aber verstanden, wie der Kapitän es meinte. Jener lud Madiha ein, mit ihm nach draußen zu gehen, bis auch ihr Freund soweit wäre.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Sonntag 4. Februar 2024, 10:13

Ysara kommt von Unterwegs

Nun sausten die Vier rumpelnd durch die Nacht und nur einige Minuten später, konnten sie das Meer rauschen hören. Es war nun viel dichter und der Wind wurde noch etwas deutlicher spürbar. Vor ihnen taten sich nun vereinzelte und einfache Holzhütten auf. Es war eine überschaubare Anzahl, vielleicht an die 10 alle im losen Verbund zueinander gebaut. Der Wind und das Meer hatten sie ein wenig schief gemacht, doch sie schienen generell den Gezeiten und Witterungen standzuhalten. Ein Dorf war es nicht zu nennen. Es wirkte so, als hätte man sich hier Unterschlüpfe gebaut, wenn man die Tage mit Arbeit verbrachte. Areus hielt den Karren daraufhin an und kam mitten zwischen zwei Hütten zum Stehen. Man hörte … nichts. Außer dem Tosen des Meeres, der Brandung, die immer wieder die Wellen gegen den flachen Strand spülte. Vor ihnen wurde die Grasnarbe langsam zu einem Sandstrand. Hier und dort lagen Muscheln oder Steine herum. Aber was viel interessanter war: Es gab eine Handvoll Ruderboote, die festvertäut im flachen Gewässer schaukelten. Areus sprang vom Karren und stampfte zwei Schritte an den Hütten vorbei. Er stemmte die Hände in die Hüfte und schien zu lauschen. Kein Licht drang zu ihnen durch und kein Geräusch. Areus drehte sich nach einem Moment herum und bedeutete ihnen, dass sie leise sein sollten. Daraufhin trat er enger an sie heran und bedeutete ihnen, näherzukommen. „Wir kapern eines der Boote“, weihte er sie nun ein. In seiner Stimme bebte die Vorfreude auf diesen waghalsigen Plan. Sadia sah zweifelnd zu einem der kleinen Ruderboote. „Mit … dem Ding willst du nach Andunie?!“, japste sie und er zischte, dass sie leiser sein sollte. Die Bewohner dieser kargen Zusammenkunft schienen zwar zu schlafen, doch man wusste nie. Areus aber grinste erneut und zeigte eine Seite, die auch seine Waghalsigkeit offenbarte. „Wieso denn nicht?“, wollte er wissen und zuckte so lapidar die Schultern, dass man an seinem Verstand zweifeln konnte. Aber er strahlte auch Zuversicht und Abenteuerlust aus. „Wenn ihr das Leben in dieser Welt leben wollt, müsst ihr ab und an eure Zweifel beiseiteschieben. Es findet sich… immer.“, zwinkerte er erneut und löste den Kreis auf. Dann lief er einige Schritte rückwärts und breitete die Arme auffordernd aus, ihm zu folgen. Noch bevor einer Protest erheben konnte, wandte sich der Nachtelf um und lief zu einem der kleinen Boote, um es von seinem Pflock zu lösen. Er meinte es ernst. Sie würden also in einem Ruderboot nach Andunie kommen… Und als würde das Meer boshaft auf sie warten, brandete der Wind und die Wellen auf. Sie würden alle sterben.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Dienstag 6. Februar 2024, 22:02

Ysara versuchte auf dem schmalen Pfad zu wandeln, der zwischen ihrer Neugierde und der Absicht, Areus nicht an seine unliebsame Vergangenheit zu erinnern, lag. Sie wollte keine seiner Wunden aufreißen und respektierte, dass er nichts über das Geschehene in seiner Heimat erzählen wollte. Sie versuchte daher, mehr über den jetzigen Areus kennenzulernen. „Dieser Andere hat eine Perspektive im Leben, wo mein altes Ich schon längst Vergangenheit wäre. Also… ja, irgendwie bin ich gerne ‚dieser andere‘.“ Richtig überzeugt klang er in ihren Ohren nicht. Natürlich war er lieber, wer er jetzt war, als tot. Darüber hinaus erfuhr sie leider nicht viel mehr. Erst nach seinen Worten nahmen die grünen Augen Abstand von dem Elf und suchten stattdessen den Weg vor ihnen, auf dem sie fuhren. Doch im Gegensatz zu Areus erkannte sie rein gar nichts in der Dunkelheit. Dann hörte sie Elian in ihrem Rücken Schnauben. „Ich glaube, man kann sich nicht ändern. Sicher… für eine Weile, ein paar Wochen oder gar Monate, wenn man gut ist. Aber… für immer?? Nein, das halte ich für Quatsch.“ Da wandte sie sich zu ihrem Freund auf der Ladefläche herum, dessen Gestalt sie aufgrund der Nähe immerhin noch halbwegs erkennen konnte. "Ich weiß nicht..", antwortete sie, ohne dabei wirklich etwas zu sagen. Sie wusste es wirklich nicht, was sie davon halten sollte. Sie hatte bisher mehr von der Welt gelesen als gesehen. So vehement wie Elian würde sie es daher nicht ausschließen. „Hört nicht auf ihn, er… ist nur neidisch.“, hörte sie Sadia sagen und nahm dann wieder eine gerade Haltung auf dem Bock neben Areus ein. Dieser lehnte sich etwas zu ihr hinüber und sie schaute hinauf in die violetten Augen, die aus der Dunkelheit, die sie umgab, geradezu heraus stachen. „Na, wenigstens verliere ich nicht meinen Charme.“ Da konnte sie wohl nicht widersprechen und gerade dieser Charme ließ sie lächeln.

Trotz seiner Vergangenheit, was auch immer genau in dieser vorgefallen war, wirkte Areus nicht bekümmert, sondern gelassen wie zuvor. Daher wollte Ysara gleich noch mehr über ihn und die Diebeszunft erfahren, die er personifizierte. Sie gab offen zu, dass sie sich dieses Leben sehr aufregend vorstellte und verlor sich kurz in der Vorstellung, wie Areus' Leben als Dieb wohl aussah. „Wer innerhalb der Zunft lebt, lebt sein Leben nach bestimmten Regeln. Einem Kodex. Man verschreibt sich diesem völlig und wer ihn bricht… wird dafür zur Rechenschaft gezogen. Man kann es Freiheit nennen aber eine echte Wahl hat man auch wieder nicht.“ Sie ließ sich die Worte durch den Kopf gehen und nickte dann. "Verstehe. Wie bei den Krähen", äußerte sie grinsend, weil ihr durchaus bewusst war, dass sie Äpfel mit Birnen verglich. "Wir haben auch einen Kodex", fügte sie erklärend hinzu und war hörbar stolz darauf. Jede gute - und ernstzunehmende - Diebesbande besaß schließlich einen Kodex. "Aber ich vermute, die Zunft ist da etwas .. strenger?", stellte sie die Vermutung auf. Das Schlimmste, das einer Krähe beim Brechen ihres aufgestellten Kodex' passieren konnte, war doch lediglich der Ausschluss aus der Bande. Ysara sah Areus fragend an, denn seine Worte ließen vermuten, dass es innerhalb der Diebesgilde härtere Strafen gab. Für einen Moment musste sie an Lianth denken. Sie konnte nur hoffen, dass Tami ihn abgepasst hatte, bevor er irgendwelche Informationen über sie an Vashnar weitertragen konnte. Areus' Lächeln lenkte sie schnell von dem scheuen Shyáner Elf ab, dessen Leben sie wohl ordentlich durcheinander gebracht hatten.
„Aber die Möglichkeiten überwiegen das. Wenn man für dieses Leben geboren wurde, dann ist es der Himmel auf Celcia. Man sieht Orte, trifft Leute und bereist die entlegensten Winkel unserer Welt. Man muss diese Chance nutzen und ich habe das in den letzten Jahrzehnten getan.“ "Jahrzehnte? Du hast dich aber gut gehalten für einen alten Mann", warf sie frech ein, bevor sie darüber nachdachte. „Dieses Leben ist für all jene etwas, die mit sich allein zufrieden sein können. Wer hingegen Sesshaftigkeit, Familie und ein behütetes Leben sucht… sollte sich lieber davon fernhalten. Einmal eingeladen, gibt es kein Zurück mehr.“ Ysara stützte einen Ellenbogen auf ihrem Oberschenkel ab und legte ihr Kinn in die Hand, während sie nachdenklich in die Dunkelheit sah. Ihr Blick huschte jedoch immer wieder zurück zu Areus. In der heraufziehenden Nacht war er im Moment die Konstante für ihre Augen. Sie lächelte versonnen, als er erzählte, dass er schon so lange für die Gilde unterwegs war. Er berichtete von einer Freiheit, die sie schon immer hatte ergreifen wollen, und seine Worte weckten die Sehnsucht, die sie schon als junges Mädchen in sich verspürt hatte. Aber offenbar war das alles nicht so einfach, wie es in den romantisierten Wälzern geschrieben stand, die oft nur die Vorzüge solch eines Lebens beleuchteten. Es war eben etwas anderes, nur davon zu lesen, oder tatsächlich seine Familie und die Sicherheit eines sesshaften Leben gänzlich hinter sich zu lassen. Ysara wollte lieber nicht zu lange über ihre Familie nachdenken und darüber, wann sie diese wiedersehen würde. Falls sie erfolgreich und unbescholten aus Morgeria zurückkehren würden.. Jetzt begannen sich doch eher düstere Gedanken in ihrem Kopf abzuspielen. Sie startete einen Versuch, sich davon abzulenken, und fragte lieber Areus weiter aus, ob er in all den Jahren noch einmal in seiner Heimat gewesen war. Bis ihr auffiel, dass die Fragen seine Gedanken vielleicht in eine düstere Richtung lenken würden und Ysara war umsichtig genug, um ihm zu versichern, dass er nicht antworten musste. Areus jedoch reagierte ziemlich verständnisvoll und verschloss sich nicht etwa, wie sie kurz zuvor befürchtet hatte.
„Schon gut. Ich kann die Neugierde verstehen. Ich habe darüber nicht wirklich nachgedacht bisher. Ich verbinde mit meiner Heimat ein anderes Leben. Und dieses Leben… vermisse ich nicht. Über meine Heimat denke ich dabei nicht nach.“ "Nicht?", fragte sie dann doch etwas überrascht. Dachte man so über seine Heimat, wenn man seit Jahrzehnten getrennt von ihr war? „Außerdem… wem die Welt offensteht, der braucht keine Heimat, nicht wahr?“ Ysara neben ihm schnaubte amüsiert über das Wackeln der Augenbrauen, auch wenn sie ihm seine Unbekümmertheit nicht vollends abkaufte. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass einen das Verlassen seiner Heimat so kalt ließ. Andererseits fehlten ihr bist jetzt dahingehend auch jegliche Erfahrungen. Auch Sadia und Elian schienen diesbezüglich die Vorstellungskraft zu fehlen.
„So stinkend und abscheulich Grandea auch sein mag – es ist meine Heimat und nur aus diesem Gefühl heraus tu ich, was ich tun muss.“
"Ich glaube, dieses Drecksloch werden wir alle früher oder später vermissen", warf Ysara zustimmend ein und räusperte sich dann, als ihr bewusst wurde, wie sie vor Areus sprach - der ihr doch mehr als deutlich gemacht hatte, dass sie nicht verleugnen konnte, woher sie kam. Das traf dann wohl auch auf die Wortwahl zu, die sie sich als Krähe im Armenviertel angeeignet hatte. Glücklicherweise schaltete sich Elian schnell ein und nahm das Wort an sich. „Die Verbindung zu einer Heimat ist doch das wichtigste überhaupt?! Es … erdet einen!“
„Man kann andere Verbindungen finden, die einen erden.“
Ysara schaute erneut Areus neben sich an, während ihr gleichzeitig Cassian in den Sinn kam. Cassian hatte sie immer geerdet. Egal wo sie waren und egal, wie viele Menschen um sie herum gewesen waren. Sie war sich sogar sicher, dass er das überall auf Celcia getan hätte - wenn die Dinge anders gelaufen wären. In der Gegenwart des Erben hatte sie sich immer so sicher wie nirgends gefühlt. Sie wäre ihm wohl wirklich überall hin gefolgt, so wie es Tami beschrieben hatte, wenn auch mit ziemlich vulgären Worten. Doch jetzt saß sie hier, folgte diesem gut aussehenden, diebischen Nachtelfen nach Morgeria, während ihr der grandessanische Erbe im Kopf herumspukte. Das weckte doch ziemlich widersprüchliche und verwirrende Gefühle in Ysara, die schnell wieder den Blick von dem Elf nahm und lieber grübelnd in die Schwärze um sich herum schaute.

Sie kamen dem Meer eilig und auf dem rumpelnden Karren immer näher und so wollte die Blonde irgendwann wissen, ob Areus sie noch in ihrem Plan einweihen würde. Der jedoch zuckte die Schultern. „Meinen Plan? Ich habe keinen Plan, ich improvisiere!“ Da starrte sie ihn für einen Moment überrascht an, bevor sie sich wieder fing. "Oh. O..kay", erwiderte sie zögerlich und versuchte sich in einem Grinsen. Sie würde wohl noch etwas Übung benötigen, um das Ganze so leicht zu nehmen, wie es Areus offenbar tat. Dann aber wurde ihre Miene wieder ernst und sie seufzte. Ob sie hier wirklich das Richtige tat? Erneut krochen Zweifel in Ysara hoch, die sich im Stillen eingestehen musste, dass sie ihr Leben in die Hände des Elf gab. Er mochte gelassen wirken und bereitwillig antworten. Sie wusste inzwischen aber kaum mehr über ihn als vor ihrem Zusammentreffen. Bevor sich die Zweifel aber tatsächlich fest in dem hübschen Kopf verankern konnten, wehte die frische Seeluft sie einfach fort. Das Rauschen des Meeres brandete nun laut gegen ihre Ohren und erhöhte die Aufregung und Spannung noch um ein Vielfaches. Aufmerksam huschten die grünen Augen über die Umgebung. Das Meer blieb ihnen noch verborgen, aber sie erkannte bald die Umrisse der einfachen Holzhütten. Areus hielt den Karren zwischen den Häusern an und Ysara verharrte still. Waren die Hütten bewohnt? Sie hörte das beständige Rauschen der Wellen und erkannte, dass sich der Boden unter ihren Füßen wandelte. Vor ihnen lag offenbar der Strand, der sich vor dem Meer erstreckte. Die grünen Augen wurden ein ganzes Stück größer, als sie dem Sandstrand bis zu dem dunklen Meer folgten, das sich nun vor ihnen erschreckte. Sie wünschte sich für einen Moment, dass sie nachtelfische Augen hätte und mehr von dem Meer erkennen würde. So jedoch blieb es zunächst eine große, weite und dunkle Masse.
Areus war der Erste, der vom Karren sprang und gen Meer stapfte. Einige Sekunden später erhob sich Ysara und tat es ihm gleich. Als ihr Grün erneut auf den Elfen traf, bedeutete er ihnen, dass sie leise sein sollten. Ysara wechselte einen Blick mit Sadia, ehe sie aufmerksam die Hütten musterte, soweit sie sie erkennen konnte. Offenbar lebten hier tatsächlich Menschen, was dazu führte, dass sich ihr Hiersein mit einem Mal viel gefährlicher anfühlte als vor dieser Erkenntnis.
Schließlich standen sie eng an eng, um sich über das tosende Meer hinweg hören zu können, ohne die Bewohner der Hütten mit Rufen zu wecken. „Wir kapern eines der Boote“, weihte Areus sie da auch schon ein. Im selben Augenblick wie Sadia schaute auch Ysara zu den Ruderbooten hinüber, die im Wasser schaukelten. "Das verstehst du unter Schiff kapern?", fragte sie Areus, während sie den Blick wieder auf ihn richtete. Nun stemmte sie die Hände in die Hüften, aber er erkannte wohl das feine Grinsen auf ihren Lippen. Sie hatte sich etwas anderes vorgestellt. Natürlich keine große Fregatte, die er Säbel schwingend, einem Piraten gleich, tatsächlich kaperte. Aber das hier.. es war nur ein Ruderboot. Nichts weiter. Enttäuschend und belustigend zugleich.
„Mit … dem Ding willst du nach Andunie?!“, zweifelte Sadia dann den Plan des Elfen an.
„Wieso denn nicht?“ Erneut war Ysara erstaunt darüber, wie gelassen Areus wirkte. Er nahm wohl das Leben so, wie es auf ihn zukam. Vielleicht war das das Beste, das man tun konnte. Trotzdem war das schon ein ziemlich waghalsiger Plan. Ysara schaute zurück zum Meer, das von seiner Kraft im Moment noch mehr hören als erkennen ließ. „Wenn ihr das Leben in dieser Welt leben wollt, müsst ihr ab und an eure Zweifel beiseiteschieben. Es findet sich… immer.“ Areus war offenbar verrückt, waghalsig und abenteuerlustig. Eine Mischung, gepaart mit seinem Charme, die Ysara nicht unberührt ließ, auch wenn sie das nicht offen zugeben würde. Nicht nur sein Charme, auch seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Ysara wollte ein Teil dieser Welt sein. Und wie!

Als wäre ihm egal, was sie tun würden, wandte sich Areus dann auch schon einem der Boote zu. Ysara schaute noch einmal zu den Hütten in der Nähe, um sich zu versichern, dass niemand sie entdeckt hatte, und dann weiter zu Sadia und Elian. "Nun, ihr wolltet über das Meer", erinnerte sie die beiden mit einem schiefen Grinsen. "Ich schätze, wir haben gar keine Wahl. Ihr könnt natürlich immer noch den Gaul nehmen", dabei warf sie dem alten Pferd einen abschätzenden Blick zu, "aber mit dem kommt ihr definitiv nicht weit", prophezeite sie und wirkte dabei doppelt so mutig, wie sie sich fühlte. Dann griff sie kurzerhand nach Sadias Hand und zog sie einfach mit sich. Sie bemerkte, wie ihre Schuhe in dem weichen Sand einsanken und musste sich erst noch an dieses Gefühl gewöhnen. Areus hatte gesagt, dass sie ab und an auch ihre Zweifel beiseite schieben mussten. Aber durch die Aufforderung allein gelang das Ysara noch nicht wirklich, und so trat sie neben Areus, der schon eines der Boote gelöst hatte. Erst hier entließ sie Sadias Hand. "Sieh dir das an", raunte sie ihr leise zu und starrte auf die dunkle See vor ihnen. Für einige Moment schaffte es das Meer, von dem sie nun deutlich mehr erkennen konnte, sie von ihren Zweifeln abzulenken. Schon jetzt in der Dunkelheit - oder vielleicht auch aufgrund dieser - wirkte es mehr als beeindruckend. Ysaras Kopf bewegte sich langsam von links nach rechts, während sie die Dimensionen des Meeres in sich aufnahm und die salzige Luft bewusst tief in ihre Lungen sog. Dann gab sie dem Impuls nach, hockte sich hin und tauchte ihre Hand in die kalten Ausläufer der Wellen. "Das ist so.. Wahnsinn", murmelte sie und fand gar keine richtigen Worte dafür. Endlich war sie hier am Meer. Sie starrte einige Momente auf das Wasser, als hätten sie alle Zeit der Welt.
Dann besann sich Ysara wieder und wurde sich ihrem Umfeld bewusst. Sie war nicht alleine hier. Und sie war auch nicht wegen einem Spaziergang hergekommen. Während sie sich erhob, schaute sie auf das Ruderboot. Definitiv kein Spaziergang. Es sah robust aus, aber im Gegensatz zu dem Meer doch eher wie eine Nussschale. "Hast du das schon mal gemacht?", wollte sie von Areus wissen und ahnte bereits die Antwort. Wobei die nicht mal wirklich wichtig war. Es war Wahnsinn. So oder so. "Sollten wir nicht lieber warten, bis die Sonne aufgeht.. wenn wir schon nicht warten können, bis sich das Meer beruhigt hat?", fragte sie dann und lächelte schief, in dem Versuch, ihre Unsicherheit vor dem abgebrühten Nachtelf zu überspielen. "Wir sind Stadtkinder und in Grandea gibt's nicht mal einen See", erinnerte sie Areus daran und während sie das sagte, drang mit einem Mal ehrliche Sorge in ihre Stimme und ihren Blick. "Wenn wir da reinfallen, dann.. war es das. Ich will nicht gleich auf den ersten Metern des Abenteuers ertrinken." Diesmal sah sie Areus mit ernster Miene an, der entgegen seiner Worte deutliche Zweifel in ihren Augen erkennen konnte.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 7. Februar 2024, 20:14

Das Meer rauschte uns spülte mit gleichbleibendem Rhythmus immer wieder die Wellen an Land. Ysara spürte, wie der Boden unter ihren Füßen von fest zu locker wechselte und sich das Gehen als schwieriger entpuppte. Immer wieder sanken die Sohlen ihrer Schuhe ein und je näher sie der Grenze zwischen Land und Wasser kam, desto feuchter wurden ihre Füße. Das Leder hielt kein Wasser ab, denn es wurde nicht dementsprechend behandelt.. Grandea brauchte in der Regel keine wirklich wetterfesten Kleidungsstücke, denn die hohen Herren und Damen wurden kutschiert und um das arme Volk scherte sich niemand. Geschweige denn, dass sie sich solche Schuhe überhaupt hätten leisten können. Sadia war Ysi bereitwillig gefolgt. Sie stand neben ihrer Freundin, als jene fasziniert auf das schwarze Meer starrte. Auch Sadia war gebannt von der Kraft und der geballten Endlosigkeit, die ihnen dort entgegen schlug. Der Wind zerrte hier und dort an ihrer Kleidung und ihren Haaren. „Ist das nicht der helle Wahnsinn?“, fragte Sadia und auch Ysi sprach in dem Moment den gleichen Gedanken aus. Sadia lachte gelöst. Sie und Ysi waren nicht umsonst Freundinnen. Es hatte etwas Mühe gekostet, das Vertrauen von Sadia zu gewinnen, aber jetzt, wo sie da seit Jahren hatte, waren die beiden unzertrennlich. Sadia legte einen Arm um Ysi und ihren Kopf gegen den der anderen. „Wir beide, hm? Haben wir es nicht weit gebracht?“, grinste die Krähe und klopfte Ysi auf die Schulter. „Ich fürchte zwar, dassnwir alle nun sterben werden, aber… hey- wir haben das Meer gesehen! Das schaffen nicht viele aus Grandea’s Kloake!“, feixte Sadia und holte tief Luft. Dann ließ sie Ysi einen Moment für sich und stiefelte zu Areus. „Hey, Nachtelf – warte, ich helfe dir.“, rief sie und Elian trat an Ysis Seite. „Puh, also.. gemessen an unseren Gewichten, dem Gewicht des Bootes, Areus‘ Wagemut und der Entfernung nach Andunie… wir sind am Arsch!“, drückte er seine Rechnung gewählt aus und nickte als bräuchte er eine Bestätigung dafür. „Jap, wir sind sowas von am Arsch!“, wiederholte er und lächelte dennoch Ysi an. „Aber wir haben das Meer gesehen!“, feixte auch er. Entweder machte das Meer einen mutig oder dumm… es würde sich zeigen müssen, was es schließlich wurde. Was das Meer jedoch nicht zur Gänze schaffte war, die Zweifel über die Ausführung des bevorstehenden Plans zu unterdrücken. Ysara betrachtete das kleine Ruderboot und Skepsis legte sich auf ihre Züge.
Diese Boote waren dazu gedacht, nahe des Ufers bei ruhiger See einige Fische zu fangen… aber hochseetauglich waren die bestimmt nicht. Knarzend und polternd wurden sie immer mal wieder von schwachen Ausläufern der Brandung erwischt, aber nicht so, als dass die Flut sie nun fortreißen könnte. Alle Vier standen nun um eines der Boote herum, das Areus bereits losgezurrt hatte. Keiner sprach es aus, aber jeder wusste: DAS war Wahnsinn und nicht in dem Sinne, den Ysi beim Anblick des Meeres erfasst hatte. Auf ihre Nachfrage, ob er dies unter ‚Schiff kapern‘ verstünde, hatte er nur entwaffnend gegrinst. Und auch Elian und Sadia waren sich einig gewesen, nicht den alten Gaul nehmen zu wollen. Jetzt aber, wo sich dieser halbgare Plan zu verfestigen schien, sahen sie beinahe schon sehnsüchtig auf den kaum erkennbaren Schemen des grasenden Pferdes. "Hast du das schon mal gemacht?", wollte Ysara wissen und machte die Situation damit nicht einfacher. Areus griff gerade nach den beiden Rudern und reichte jeweils eines an Ysara und Sadia weiter. „Ein ‚Schiff‘ gekapert? Oder in einer Nussschale nach Andunie gefahren?“, erneut blitzten die weißen Zähne auf und auf sein Gesicht trat ein verwegenes Lächeln. „Irgendwann ist immer das erste Mal!“. Also nicht. Sadia sah Areus entgeistert an und hielt ihr Paddel. „Scheiße…“, murmelte sie und schluckte nervös. Elian aber wurde dazu verdonnert, mit Areus gemeinsam das Ruderboot anzuheben, um es den kleinen, sandigen Teil bis zum Wasser zu tragen. „Los jetzt! Das Abenteuer ruft!“, lachte Areus gegen den Wind und schien weitaus belustigter zu sein, als die anderen. Wie alt er wohl war? Er hatte von Jahrzehnten gesprochen. Das klang in menschlichen Ohren uralt, gerade, wenn man, wie Ysara und die Krähen, quasi den Kinderschuhen soeben entwachsen war. Aber für einen Elfen? Was war da ein Jahrzehnt. So sahen die beiden Frauen, wie sich ihre Mitfahrgelegenheit zum Einsatz bewegte. Sadia schluckte und sah zu Ysi: „ja sind wir denn verrückt?!“, fragte sie und deutete auf Areus. „ER definitiv!“, entschied sie und ging dann hinterher. Alles oder nichts! Sie hatten das Abenteuer gewählt und nun… begann es.

Als erstes schafften es Elian und Areus mit vereinten Kräften, das Boot soweit ins Wasser zu bekommen, dass sie sich mit den Paddeln abstoßen könnten. Noch hielt der Nachtelf das Boot fest und sah daraufhin die anderen auffordernd an. „Los! Einsteigen!“, rief er gegen das Tosen. Das Meer umspülte jetzt ihrer alle Füße. Trocken kam wohl keiner ins Boot. Sadia fluchte immer wieder und kletterte dann in die Nussschale, während sie das eine Ruder fest umklammert hielt. „Ich kann nicht schwimmen!“, betonte sie noch mal, während der Wind auffrischte. Elian folgte Sadia nicht, sondern wartete ebenfalls, bis Ysi auch endlich saß. Immer wieder wurde an dem schwimmenden Untersatz gezerrt. Die Wellen schienen es kaum erwarten zu können, sie endlich herumzuwirbeln. Sobald Ysara saß, folgte Elian und dann watete Areus noch etwas tiefer ins Wasser. Bis zu den Oberschenkel war er nun nass. Erst dann kletterte de Elf behände hinein und nahm neben Elian Platz, Ysara und Sadia gegenüber. „Gebt uns die Paddel!“, rief er über das Getöse hinweg. Jetzt hielt sie nichts mehr an Land. Die Wellen schoben das Boot mit den Insassen aufs offene Meer hinaus und zogen es mit sich immer weiter fort von dem sicheren Land. Je weiter sie von der Strömung rausgezogen wurden, desto mehr kam der Wind auf. Es war bitterkalt auf einmal, Gischt peitschte ihnen in die Gesichter und das Boot trudelte eine Weile, bis sich Elian und Areus organisiert hatten. Endlich schafften die Männer es, das Boot in eine vernünftige Lage zu bekommen. Das Schaukeln wurde etwas milder, die Wellen nicht mehr ganz so unpassierbar. Sie ruderten gemeinsam und schafften es tatsächlich, einige Meter vernünftig aufs offene Meer zu machen. Die Dunkelheit erschwerte die Sicht. Sie wussten aber, dass ringsherum nur noch Wasser war. Eine dunkle Landzunge erstreckte sich vor ihnen und plötzlich wurde klar: Sie hatten sich lediglich in einer Bucht befunden! Das wahre, offene Meer, würde erst noch folgen! Das hier war nur ein winziger Vorgeschmack auf den Wahnwitz, der kommen würde. „War doch kinderleicht!“, versuchte Areus die Stimmung aufzuhellen und lachte. Er war nass bis unters Kinn. Die Gischt hatte ordentlich gespritzt, doch ihm schien das nichts auszumachen. „Los, rudere weiter. Wenn du nicht mehr kannst, tauscht du mit Sadia oder Ysara.“, wies er Elian an. Offenbar war er kein Ritter, der die holde Maid in Nöten errettete. Jeder packte mit an! Sadia nickte Elian zu. „Sieht gut aus!“, grinste sie ihm dann entgegen und Eliab schnaubte schmunzelnd. „Achja? Dir gefällt, wie ich mich hier abrackere?“, grinste er und Sadia tat betont lässig. „Na und ob!“, bevor eine Welle sie daran erinnerte, dass das hier kein Spaß ist. „Wir sind aus der Bucht! Festhalten!“, rief Areus und wies Elian an, sich immer leicht schräg zu den Kämmen der Wellen zu halten. Es war eine Berg- und Talfahrt, die schon mal auf den Magen schlagen könnte. Der Wind war hier noch unerbittlicher, die Wellen 3 Meter hoch und höher. Es war als spielten die Götterkinder in der Badewanne mit ihrem Lieblingsspielzeug. Das kleine Boote hatte den gewaltigen Massen nichts entgegenzusetzen und trudelte von einer Welle in die nächste. Elian und Areus sah man die Plackerei deutlich an. Ihre Arme mussten brennen. Wie lange waren sie nun schon auf dem Meer?! Jegliches Zeitgefühl verlor sich völlig. Sie alle wurden durchnässt und keiner war sicher. Auch nicht ihr Boot selbst. Immer wieder schwappten Wassermassen in die Nussschale hinein und Sadia rief panisch: „YSI! Wir müssen das Wasser rauskriegen!“, was Ysara ganz gewiss selbst wusste, aber die schiere Aussicht darauf, dass sie… hier ertrinken könnten, versetzte Sadia in Angst. Und sie hatte nicht vor vielem Angst. Also griff Sadia beherzt zu, schöpfte mit den beiden Händen immer wieder Wassermassen heraus, doch es kam viel schneller wieder herein. Mit dem Kampf gegen die hohen Wellen, dem eiskalten Wind, der Gischt, der Nässe und dem Volllaufen ihres Bootes, verbrachten die Krähen und Areus sicher Stunden.
Irgendwann waren die Glieder ausgekühlt, die Finger taub, die Lungen brannten, vielleicht war dem einen oder anderen gar schwindelig und übel. Von Orientierung konnte längst keine Rede mehr sein, denn das Festland sahen sie schon lange nicht mehr. Irgendwann aber wurde die Sicht deutlich besser. Mehr und mehr beruhigte sich die See und auch der Wind ließ nach. Die Wellen ebbten ab, wurden zu kleinen Auf- und Abhüpfern, die sie gut meistern konnten. Sie alle sahen reichlich lädiert aus. Sadia’s Haar hing ihr wild über das Gesicht. Sie fror und Elian, der das Rudern irgendwann eingestellt hatte, weil es keinen Sinn mehr ergab und er schlicht und ergreifend das Ruder im Wind verlor, zog Sadia zu sich, um sie zu wärmen und das ganze Boot fing an zu schwanken. „HE! Vorsichtig!“, rief Areus und Elian ließ Sadia wieder los. Auch der Nachtelf war geschafft, auch wenn er noch immer ein gewisses Funkeln in den Augen hatte. Offenbar belebte ihn das Gefühl von Leichtsinn. Wie lange sie auf der beruhigten See herumdümpelten, wussten sie ebenfalls nicht. Irgendwo in weiter Ferne war ein Punkt auszumachen. Die Küste. Langsam, aber sicher wurde das Dunkel und der Sternenhimmel über ihnen klarer. Es wurde heller und dann… dann schob sich ein wundervoller Sonnenaufgang mit rotem Feuerball über den Horizont und blendete ihre müden Augen. Es war ein phänomenaler Anblick und gleichzeitig wie ein Hoffnungsschimmer. Allerdings ein bitterer, denn sie sahen nun, dass sie weitab von der Küste, völlig planlos auf dem offenen Meer trieben. Sie hatten nur noch ein Ruder, was ihnen nicht all zu viel brachte. Während Sadia und Elian zur Sonne blickten, zog Areus seine nasse Kapuze ins Gesicht, und bedeckte mit seinen Ärmeln sein Gesicht. Der Kragen war zu feucht, als dass er ihn noch bedecken könnte, doch dann hob er eine Hand an seine Augen und schirmte das Violett, das schimmerte wie Amethyste, vor dem Licht ab. Plötzlich lächelte er. „Jetzt weißt du, Ysara, wieso wir nicht bis zum Sonnenaufgang warten konnten...Da kommt unsere Mitfahrgelegenheit…“, deutete er mit einem Nicken auf einen gut sichtbaren Punkt in einiger Entfernung. Ein Schiff… es war wahrlich ein Schiff.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Donnerstag 8. Februar 2024, 10:57

Ihre Freundin war ebenso begeistert wie sie selbst von dem Anblick des Meeres, das sie gerade zum ersten Mal sahen. Diese Urgewalt mit eigenen Augen zu sehen, die salzige Seeluft zu riechen und den Wind auf der Haut zu spüren, war doch etwas ganz anderes als nur davon zu hören oder zu lesen. Ysi stimmte in das Lachen ihrer Freundin ein und fühlte, wie ein Teil ihrer inneren Anspannung von ihr abfiel. Auch sie legte einen Arm um ihre Freundin und so standen sie zusammen in der Brandung, während die Wellen gegen ihre Stiefel schwappten und sie durchnässten. Das störte die Blonde im Moment jedoch noch nicht großartig. „Wir beide, hm? Haben wir es nicht weit gebracht? Ich fürchte zwar, dass wir alle nun sterben werden, aber… hey- wir haben das Meer gesehen! Das schaffen nicht viele aus Grandea’s Kloake!“ Ysara grinste, denn es tat gut, die Ernsthaftigkeit ihrer bevorstehenden Lage zu überspielen. "Immerhin haben wir zwei Lebensziele erreicht: Grandea verlassen und das Meer sehen." Sie lachte und sah Sadia noch einen Augenblick nach, als diese zu Areus ging, um ihm zu helfen. Da wandte sich Elian an sie. „Puh, also.. gemessen an unseren Gewichten, dem Gewicht des Bootes, Areus‘ Wagemut und der Entfernung nach Andunie… wir sind am Arsch! Jap, wir sind sowas von am Arsch!“ Ysara erwiderte Elians Lächeln und war froh, dass er trotz seiner wohl sehr zutreffenden Berechnung nicht den ernsten Pragmatiker raushängen ließ. "Das sind wir", stimmte sie ihm lächelnd zu. „Aber wir haben das Meer gesehen!“ Ysaras Augen fanden zurück zum Meer. "Wer hätte das vor ein paar Tagen gedacht." Das Lächeln auf ihren Lippen wurde etwas schwächer, denn die letzten Tage hatten wirklich alles in ihrem Leben durcheinandergebracht. Die Welt stand ihnen offen. Sie mussten nur dieses Ruderboot wählen. Ysara beäugte dieses kritisch und der Anblick versetzte ihre Freude über den Anblick des Meeres einen ziemlichen Dämpfer.
Sie fragte Areus frei heraus, ob er das schon mal gemacht hatte, obwohl sie wusste, dass die Antwort unerheblich war. Ganz automatisch nahm sie das Ruder in die Hand, das er ihr entgegenhielt. „Ein ‚Schiff‘ gekapert? Oder in einer Nussschale nach Andunie gefahren?“ "Irgendetwas in der Richtung", warf sie kurz ein und bemerkte durchaus sein verwegenes Lächeln. „Irgendwann ist immer das erste Mal!“ Sadia neben ihr fluchte und Areus war offenbar ohne jegliche Vorkenntnisse, aber voller Tatendrang, dass einem übel werden konnte. Statt Sicherheit zu suggerieren, gab er offen zu, dass nicht mal er, der Jahrzehnte durch Celcia gereist war, eine Ahnung davon hatte, was sie hier taten. "Schöne Scheiße", murmelte sie neben Sadia und im Rücken der beiden Männer, die das Ruderboot schon in Richtung Wasser bugsierten. „Los jetzt! Das Abenteuer ruft!“ Der Wind trug Areus' lachende Worte an ihre Ohren, das die Stimmung gerade nicht aufzulockern wusste. Ysara war nervös und sie hatte Angst, denn nun wurde es ernst. „Ja sind wir denn verrückt?! ER definitiv!“ Das Boot lag bereits im Wasser. Jetzt konnte niemand mehr einen Rückzieher machen. Ysara schaute angespannt ihrer Freundin hinterher. Wenn die Eine zweifelte, trat die Andere mutig voran. Vielleicht waren Sadia und Ysara deshalb so ein gutes Team.

Auf wackeligen Beinen folgte Ysara ihren Freunden und umklammerte das Paddel in ihrer Hand so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortreten. "Scheiße", murmelte sie ungehört gegen den Wind, der laut in ihren Ohren pfiff. Nun versuchte sie gar nicht mehr, ihre Angst zu überspielen, denn diese war einfach zu groß. Sie reichte Sadia, die schon im Boot saß, für einen Moment das Paddel, um sich mit beiden Händen festhalten und ebenfalls einsteigen zu können. Dann nahm sie das Paddel wieder entgegen und versuchte, sich zu beruhigen. "Ich glaube, das ist ein Fehler", sagte sie zu ihrer Freundin und fasste dann kurzerhand nach ihrer Hand, denn ihr war klar, dass der Rückweg keine Option mehr war. Das Boot wackelte noch einmal ordentlich, als sich erst Elian und dann auch Areus setzte und dann ließ Ysara Sadias Hand los und sie reichten den Männern die Paddel. Schon wurde das Boot einfach vom Meer mitgerissen und es hatte den Anschein, dass die Paddelversuche der Männer nicht gerade von Erfolg gekrönt waren. Sie spürte die Kraft des Meeres, das allein über die Richtung zu bestimmten schien, die das Boot einschlug. Immer wieder sah sie in die Gesichter der anderen, doch zumindest Elian und Areus waren viel zu beschäftigt, um sich mit einer etwaigen Angst auseinanderzusetzen. Die Hände der blonden Krähe krallten sich in das Holz der Sitzbank, auf der sie saß, während ihr die Gischt unablässig gegen Gesicht und Körper spritzte. "Heilige Scheiße", murmelte sie in die Dunkelheit und blieb angespannt, bis das Boot zumindest etwas ruhiger schaukelte und sie den Eindruck gewann, dass Areus und Elian die Kontrolle über das Boot erlangt hatten. Damit fühlte sie sich zumindest fähig, ihre Umgebung wieder etwas genauer in Augenschein zu nehmen und bemerkte, dass sie sich bis jetzt tatsächlich nur in einer Bucht aufhielten. Das wiederum ließ den Stein in ihrem Magen ein ganzes Stück schwerer werden. Was lag dann noch vor ihnen? „War doch kinderleicht!“, lachte da Areus auf und erntete einen finsteren Blick von Ysara, der überhaupt nicht zum Lachen zumute war. "Das ist ein beschissener Plan", erwiderte sie nur, wobei man davon ausgehen konnte, dass sie unter anderen Umständen, zum Beispiel mit trockener Kleidung und festem Boden unter den Füßen, anders reagiert hätte. Aber diese turbulente Seefahrt war nichts für ihre Nerven. „Los, rudere weiter. Wenn du nicht mehr kannst, tauscht du mit Sadia oder Ysara.“ Sie bemerkte aber, dass es sie von der beklemmenden Angst ablenkte, wenn sie sich auf ihre Gefährten konzentrierte. "Brauchst du eine Pause?", fragte sie Areus daher mit einem neckenden Unterton und streckte tatsächlich eine Hand nach dem Ruder aus. Er war sich nicht zu fein, um sich allein wegen seinem Geschlecht über sie zu stellen und den aufopferungsvollen Gentlemen zu mimen. Und dass Ysara nicht die Dame war, die sie in den Augen ihrer Eltern zu sein hatte, das wusste er ja schon längst. Vielleicht würde das Rudern sie tatsächlich auch von ihrer Angst ablenken, weil sie dann das Gefühl hätte, etwas gegen diese Situation ausrichten zu können. Bevor sie ihm das Ruder jedoch tatsächlich hätte abnehmen können, folgte auf Sadias und Elians Schlagabtausch eine Welle, die sie hinaus aufs offene Meer spülte, und Areus und Elian zum Gegenhalten anspornte.

Ysara schloss die Augen, in dem Versuch, das alles auszublenden, aber davon wurde ihr nur schwindelig und schlecht, denn das Boot trudelte nun ordentlich durch die immensen Wellen. Die Grandessanerin hätte es nicht für möglich gehalten, dass sich so hohe Wellen auf dem Meer schlugen, aber jetzt sah sie sich ihnen gegenüber. Ihr wurde flau im Magen, als das Boot die Wellen hinauf fuhr und wenig später wieder hinab segelte. Sie glaubte zwar nicht an die Götter, aber hier draußen konnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass Ventha ihre Finger im Spiel hatte. „YSI! Wir müssen das Wasser rauskriegen!“ Mit zusammengebissenen Zähnen und deutlich blass starrte sie ihre Freundin an, bis sie realisierte, was sie sagte. Schnell schaute sie auf den Boden des Bootes, in dem das Wasser stand. Das löste ein wenig ihre Angststarre und sie tat es Sadia gleich und versuchte, so viel Wasser wie möglich aus dem Boot zu schöpfen, das die nächste Welle direkt wieder füllte. Es war fast aussichtslos, aber es half ihr dabei, das Drumherum und ihren körperlichen Zustand, der nach Stunden voller Nässe und Kälte nicht unbedingt gut war, auszublenden. Zwar war ihr noch immer schlecht, aber das versuchte sie zu verdrängen. Lieber war ihr übel, als dass sie mit dieser Nussschale unterging. Doch irgendwann ließ der Wind deutlich nach, das Meer beruhigte sich und die Wellen wurden überschaubar. Sie schöpfte noch eine Weile Wasser, doch als sie merkte, dass kein neues mehr ins Boot gespült wurde, sank sie erschöpft auf der Bank zusammen. Sie stützte ihre Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab und vergrub ihr Gesicht erschöpft in den Händen. Sie sah auf, als das Boot in Schieflage geriet und sah Sadia kurz in Elians Armen, ehe sich die beiden auf Areus' Ruf hin wieder los ließen. Ysara legte die Arme auf ihren Beinen ab und in der sich einstellenden Ruhe merkte sie die Erschöpfung und die Kälte in ihren Gliedern. Auch sie war von oben bis unten durchnässt vom eisigen Wasser, das sie über Stunden ausgekühlt hatte. Der Zopf vom Abend war nicht mehr vorhanden und die blonden Locken klebten ihr verwuschelt am Kopf. Ysara schlang die Arme um sich und versuchte, sich mit dem Reiben der Oberarme etwas aufzuwärmen. Doch stattdessen triefte das kalte Wasser, mit dem ihre Kleidung vollgesogen war, nur unangenehm ihren Körper hinab, sodass sie schnell wieder damit aufhörte. Es war wohl der schlimmste Morgen, den sie bisher in ihrem Leben erlebt hatte.

Irgendwann setzte dann endlich die Dämmerung ein und endlich waren ihr ihre Augen wieder nützlich. Bibbernd musterte sie die Umgebung, sah weit entfernt die Küste, aber hätte gar nicht sagen können, ob sie dort herkamen oder dorthin wollten. Sie hatte vollkommen die Orientierung verloren. Dann wurde es mit einem Mal warm in ihrem Gesicht und alles um sie herum wurde in ein warmes Licht getaucht. Ysara schaute zu dem riesigen Feuerball, der den Horizont hinauf kletterte. Dieser Sonnenaufgang war noch einmal atemberaubender als der, den sie über Grandeas Felder gesehen hatten. "Wow", entfuhr es ihr staunend und sie kniff etwas die Augen zusammen, weil die Sonne sie blendete. Offenbar wusste der Sonnenaufgang nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Gemüt etwas aufzuwärmen. Sie sah in die Runde und erkannte, dass Areus die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Da war ja was. Sie erkannte noch, wie seine Augen im Sonnenlicht wie zwei wunderschöne Edelsteine funkelten, da schirmte er sie aber von dem Sonnenlicht ab und suchte die Umgebung mit den Augen ab.
„Jetzt weißt du, Ysara, wieso wir nicht bis zum Sonnenaufgang warten konnten...Da kommt unsere Mitfahrgelegenheit…“ Stirnrunzelnd folgte sie seinem Nicken in die entsprechende Richtung. Da war noch etwas gewesen. Er hatte von einer Mitfahrgelegenheit gesprochen, aber beim Anblick des Ruderbootes und im Wirbel der turbulenten Seefahrt hatte sie diese Worte schon wieder vollkommen vergessen. Jetzt blieb ihr vor Erstaunen der Mund offen stehen. "Du meintest es wirklich so, wie du es gesagt hast.." Bei der Feststellung schwang ordentliche Verwunderung, aber auch Bewunderung mit. "Du bist echt verrückt." Ein Lachen entrann sich ihrer Kehle, denn der Anblick des Schiffes löste die angestaute Anspannung in ihrem Inneren. Es war tatsächlich ein Schiff! Ein Schiff, um dessen Untergehen sie sich keine Sorgen machen brauchten. Ein Schiff, das sie nach Andunie bringen würde. Ysara war erleichtert und freute sich und erneut hatte sie keine Scheu, das offen zu zeigen. "Und ein Glückspilz bist du wohl auch", bescheinigte sie ihm. "Vielleicht solltest du mit dem Spielen anfangen. Es gehört schon eine ordentliche Portion Glück dazu, diese Nacht in dem Ding hier zu überstehen und damit zur rechten Zeit am rechten Ort zu erscheinen." Die Angst der letzten Stunden verflüchtigte sich und Ysaras Augen funkelten. Areus erkannte wohl die Begeisterung in den grünen Augen, mit denen sie ihn ansah. Mit einem Grinsen schaute sie dann zu ihren Freunden, bevor sie versuchte, mehr von dem Schiff in der Ferne zu erkennen. "Was ist das für ein Schiff?", fragte sie dann nach und schaute zurück zu Areus.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Freitag 9. Februar 2024, 12:12

Natürlich zweifelte man an sich und seinem Vorhaben, wenn man erstmal spürte, wie klein man werden konnte. Wenn die Naturgewalten sich um einen herum aufbauten und mit nur einem Haps verschlingen konnten. Sich hierher zu begeben, war ein Selbstmordkommando. Die Wellen, das Meer und ihre kleine Nussschale waren keine gute Kombination. Elian hatte es kommen sehen und war dennoch eingestiegen. Er war ebenso abenteuerlustig, wie die anderen auch. Er war nur oftmals die Stimme der Vernunft, wobei hier und bei ihrem Vorhaben keine Vernunft Erfolg versprach. Unkonventionelle Wege mussten manchmal eben beschritten werden, um etwas zu erreichen. Ansonsten würde sich einfach nichts ändern. Sie alle wussten das und trotzdem erfasste die Angst Ysara’s Gemüt. Sie konnte noch so abenteuerlustig, noch so mutig sein. Hier spürte sie die wahre Hilflosigkeit. Wenn sie noch geglaubt hatte, dass sie hilflos in Sachen Cassian gewesen war… wusste sie spätestens jetzt, dass das hier ein Unterfangen war, das keine Aussicht auf Erfolg versprach. Nein, sie würden gewiss nicht lebend nach Andunie kommen. Dieser kleine Sturm war nur ein Husten im Vergleich zu dem, was sich auf hoher See auftürmen konnte. Die drei Meter Wellen waren nur kleinere Schluckaufs und trotzdem ahnten die Vier, dass ihre Zeit gekommen war. Und just in dem Moment, so schien es, da sie mit ihrem Leben abgeschlossen hatten, da beruhigte sich die See wieder. Sie waren Spielbälle für höhere Wesen. Sie waren nur Staubkörner auf deren Spielbrettern der Welt. Und während sie in sich hineinfühlten und spürten, wie kalt sie geworden waren, wie nass und müde ihre Körper waren, da tauchte die Sonne als Hoffnungsträger sie in goldenes Licht.
Sie hatte noch keine immense Kraft, sodass sie nur schwach wärmte, aber das reichte schon, um die eiskalten Glieder etwas mehr zu spüren. Auch Sadia und Elian seufzten leise auf, während sie alle der Sonne entgegenblickten. “Wow“, seufzte auch Ysara ergriffen und sprach ihnen allen damit aus dem Herzen. Areus lächelte leicht, während er sich vor Lysanthor verbarg und nur ein kurzes Aufblitzen seiner Augen Berührung mit dem Gott des Lichts zeigte. Daraufhin machte er in einiger Entfernung einen schwarzen Punkt aus. "Du meintest es wirklich so, wie du es gesagt hast..“, erkannte Ysara und konnte nicht erkennen, wie Areus lächelte, hörte aber sein leises Lachen. Er musterte ihr Gesicht aus dem Schatten seiner nassen Kapuze heraus. „Natürlich!“, pflichtete er ihr bei und tat so, als wäre er verwundert und sie hätte es wissen müssen. "Du bist echt verrückt.", bescheinigte sie ihm und nun brach sich ihre Erleichterung Bahnen. Ysara lachte freudig auf, auch Elian und Sadia feixten breit und erleichtert. DIESES Schiff würde es mühelos nach Andunie schaffen! Sie mussten also nicht in der Nussschale bleiben und elendig ersaufen. Areus hatte das Paddel zur Seite gelegt und blickte dem Schiff entgegen. Sie mussten nicht mehr paddeln, es reichte, wenn sie warteten. "Und ein Glückspilz bist du wohl auch. Vielleicht solltest du mit dem Spielen anfangen. Es gehört schon eine ordentliche Portion Glück dazu, diese Nacht in dem Ding hier zu überstehen und damit zur rechten Zeit am rechten Ort zu erscheinen."

Areus schmunzelte unter seinem Tuch, das er sich bis unterhalb der Augen gezogen hatte. Die Kapuze saß tief und legte seine Augen in den Schatten. Nun sah er wie ein echter Dieb aus, auch wenn diese Scharade ganz andere Gründe hatte. „Glück? Nun, mit Glück allein kommt man nicht weit.“, erwiderte er. „Das ist ein Handelsschiff aus Rumdett. Es fährt immer zur gleichen Zeit hier entlang und legt dann in Andunie an. Ich kenne da jemanden an Bord, der mir noch einen Gefallen schuldet“, zwinkerte er schelmisch in Ysi’s Richtung und erregte damit auch Elian’s Aufmerksamkeit. „Rumdett? Soll das heißen, wir werden die Überfahrt auf einem Schiff voller Piraten machen?“, hakte er nach und Sadia wechselte Blicke mit Ysara. Areus wandte sich Elian zu und blickte an ihm vorbei zum Schiff. Es kam nur gemächlich näher. „Wäre dir ein Schiff voller Dunkelelfen lieber, Elian?“, fragte der Nachtelf neutral und Elian schnaubte. „Ist das dieser Tage denn ein Unterschied?!“, fuhr Elian fort und Areus lachte leise. „Touché!“, erwiderte er nickend. „Nein, vermutlich nicht. Aber nicht alle Piraten paktieren mit den Dunklen, obwohl man …“, er sah kurz zu Ysi, „eine gehörige Portion Glück haben muss, um einen nicht wohlgesonnen Geist, der die Dunklen unterstützt, zu finden. Aber wie wir eben gelernt haben – habe ich Glück!“, zwinkerte er Ysara zu und blickte wieder zu Elian und Sadia. „Macht euch keine Sorgen. Vielleicht müssen wir uns für die Überfahrt und Kost nützlich machen, aber“, er warf jedem einen Blick zu, „ich halte euch nicht für Arbeitsscheu!“, bescheinigte er ihnen und sah wieder auf. „Nicht erschrecken!“, sagte er dann, griff in seine Innentasche, die nicht vollkommen durchnässt zu sein schien, und holte ein kleines Fläschchen hervor. Darin konnte man Pulver erkennen und eine klare Flüssigkeit. Areus erhob sich geschmeidig, sodass das Boot kaum wackelte, und warf das Fläschchen kräftig in den Himmel. Bevor er ins Wasser fallen konnte, zog er pfeilschnell ein kleines, metallisches Ding und warf es so zielgerichtet, dass das Fläschchen getroffen wurde und zerplatzte.
Dabei schien eine Reaktion zu entstehen, denn mit einem Mal gab es einen ordentlichen Knall und eine rote Rauchsäule zeichnete sich in der Luft, bis die Überreste ins Meer fielen. Danach setzte sich Areus wieder hin und blickte zum nahenden Schiff. „Jetzt heißt es warten“, nickte er. Das Schiff kam näher, aber es dauerte auch noch eine gute Stunde, bis es endlich nah genug war, dass Areus aktiv wurde. „Los, sie werden nicht anhalten, nur die Fahrt drosseln. Und passt auf die Bugwellen auf, sie werden unser Bott ordentlich zum Schaukeln bringen!“, unterrichtete er die anderen drei und tatsächlich: Das Schiff war wahnsinnig groß, wenn man darunter im Ruderboot saß. Sie konnten die zahlreiche Takelage erkennen und die gelblichen Segel, die sich im Wind blähten. Es war ein Dreimaster, wunderschön anzusehen. Die Gallionsfigur hatte einen eigenwilligen Touch: Es war eine barbusige Meernixe mit Fischschwanz, Piratenhut, Hakenhand und Augenklappe. Ihre Brustwarzen trugen Ringe und daran waren zwei stilistische Ankerketten befestigt. Sie hatte den Mund zu einem ‚O‘ geöffnet und ihr Blick sah aus, als hätte sie gerade den besten Sex ihres Lebens. Es war reichlich anzüglich und verrucht, aber was erwartete man denn auch von Rumdett? Hatte Ysara Geschichten gehört? Als das Schiff näherfuhr, hatten die Vier ordentlich damit zu tun, im Boot zu bleiben. Es war schon beeindruckend, welche Wassermassen durch das Schiff verdrängt wurden. Tatsächlich aber behielt das Schiff ein gemäßigtes Tempo bei, sodass Areus ordentlich kämpfte, um mit dem verbliebenen Paddel in die Nähe des Rumpfes zu kommen. Plötzlich wurde eine Strickleiter hinuntergeworfen, als Areus das Ruderboot ausreichend dicht an den Schiffsrumpf bekommen hatte. Ein Rotschopf streckte den Kopf über die Reling und feixte. Er trug einen ausladenden, schwarzen Piratenhut und ein rotes Tuch um den Kopfteil. „Rauf jetzt, oder wollt ihr da unten ersaufen?!“, gellte die äußerst helle Stimme des Burschen zu ihnen herunter.

Areus nickte Sadia, Elian und Ysara zu. „Los, rauf jetzt, ich versuche das Boot ruhigzuhalten.“, meinte er und bemühte sich daraufhin, am Rumpf mitzuhalten. Sie mussten sich beeilen, denn Areus würde es gewiss nicht lange schaffen mitzuhalten. Sadia war die erste, dann folgte Elian. Beiden gelang es, mit einigen Wacklern schließlich über die Reling zu steigen. Dann war Ysara dran. Sie konnte fühlen, wie wackelig diese Angelegenheit war. Es war anstrengend, denn die Strickleiter baumelte ungeniert in der Bewegung des Schiffes und im Wind. Immer mal wieder wurde sie gar unsanft gegen das Holz geschleudert und die nassen Glieder waren da auch nicht hilfreicher. Doch mit etwas Willen, schaffte auch Ysi es endlich, die Reling zu erreichen. Hier wurde sie gleich von kräftigen Händen ungeniert überall gepackt und über die Reling gezogen, bis sie sicheren Boden unter ihren Füßen hatte. Sadia und Elian keuchten noch und schlotterten. Dann schaffte es auch Areus hinter Ysara mit einem gekonnten Sprung über die Reling und landete auf den Planken des Schiffes. Als sie zu Atem gekommen waren, und die Blicke hoben, starrten sie in einen bunten Haufen aus allerlei celcianischer Köstlichkeiten. Grimmig, verlebt, feixend stand ihnen die zahlreiche Crew gegenüber und schien auf etwas zu warten. Dann landete vor ihnen von dem mittleren Mast aus ein paar Füße in Schluppenstiefeln. Ein schicker Waffenrock und wehendes Haar im Wind offenbarten sich ihnen. „Willkommen an Bord der ‚Jauchzenden Nixe‘! Ich bin Kapitän Salik!“ donnerte ein kräftiges Timbre über das Deck. Vor ihnen stand ein braungebrannter, schwarzhaariger Bär von einem Mann. Mit gestählter Brust, dessen unbehaarte Muskeln man durch das leger geöffnete Leinenhemd erkennen konnte. Es war locker in die Pluderhose gestopft und mit einem Band als Gürtel zusammengehalten. Er trug das längere Haar geöffnet und nur von dem ausladenden Piratenhut gehalten. An den Armen trug er lederne Schutze und hier und dort einen Ring an seinem Finger. Seine Pranken umfassten bei der Vorstellung seinen Säbel und seine Hüfte. Salik war bestimmt doppelt so breit wie Areus und einen Kopf größer. Er sah nicht ungepflegt aus, eher verwegen und voller Geschichten, die er gewiss erzählen könnte. Und unter der Hutkrempe zeigte sich ein drei Tage Bart Gesicht und wachsame braune Augen.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Samstag 10. Februar 2024, 14:31

Es war pure Erleichterung, die Ysara durchströmte und die Kälte und Anspannung für einige Momente vergessen ließen. Ysara lachte aus vollem Herzen. Sie hatten diese Nacht in absoluter Dunkelheit und Ungewissheit überlebt. Sie lebten! Das konnte in dem ausgekühlten und erschöpften Körper schon mal für eine erheiternde Befreiung sorgen. Und vor sich sahen sie ein seetaugliches Schiff, das der Mitfahrgelegenheit, von der Areus gesprochen hatte, durchaus gerecht wurde. Als sich Ysara und ihre Krähen wieder etwas beruhigt hatten, bescheinigte sie dem Nachtelfen, eine große Portion Glück zu besitzen. „Glück? Nun, mit Glück allein kommt man nicht weit“, erwiderte er, aber Ysara zuckte leicht mit den Schultern. "Ganz ohne wären wir bestimmt nicht hier", hielt sie dagegen und war überzeugt davon. Sein Plan mochte aufgegangen sein. Aber er war extrem waghalsig gewesen und ganz ohne Glück hätten sie diese Nacht in der Nussschale sicherlich nicht überlebt. „Das ist ein Handelsschiff aus Rumdett. Es fährt immer zur gleichen Zeit hier entlang und legt dann in Andunie an. Ich kenne da jemanden an Bord, der mir noch einen Gefallen schuldet.“ Da schmunzelte Ysara. "Wieso wundert mich das nicht", murmelte sie, schaute Areus belustigt an und dann weiter zu Elian. „Rumdett? Soll das heißen, wir werden die Überfahrt auf einem Schiff voller Piraten machen?“
Ysara schaute zu Sadia, um zu sehen, was diese davon hielt, während die Männer sich über Piraten und Dunkelelfen austauschten. Piraten klangen irgendwie.. aufregend. Aber Ysara wusste auch, dass sie keine Unschuldigen waren. Auf die Begegnung mit Dunkelelfen konnte sie hingegen getrost verzichten und bei der aktuellen politischen Lage fürchtete auch sie sich davor, eben jenen auf dem Schiff in die Hände zu fallen. Daher gab sie auch einen zustimmenden Laut von sich, als Elian in den Raum stellte, ob es auf dem Meer aktuell überhaupt einen Unterschied zwischen Piraten und Dunkelelfen gab.
„Aber nicht alle Piraten paktieren mit den Dunklen, obwohl man … eine gehörige Portion Glück haben muss, um einen nicht wohlgesonnen Geist, der die Dunklen unterstützt, zu finden. Aber wie wir eben gelernt haben – habe ich Glück!“ Ysara erwiderte Areus' Blick und zwinkerte ihm mit einem Zungenschnalzer zu, um den Wahrheitsgehalt seiner letzten Worte zu unterstreichen. Sie war froh, dass sein Bekannter offenbar nicht zu den Dunkelelfen gehörte, denn vor denen flüchteten sie doch gerade und in Ysaras Vorstellung steckten diese finsteren Elfen doch alle irgendwo unter einer gemeinsamen Decke. „Macht euch keine Sorgen. Vielleicht müssen wir uns für die Überfahrt und Kost nützlich machen, aber ich halte euch nicht für Arbeitsscheu!“ Ysara nickte verstehend und es gab keinen Grund für Widerworte. Sie würde sich die Hände schmutzig machen, wenn das der Preis für die Fahrt nach Andunie war. Darum machte sie sich keine Sorgen. Piraten waren aber auch nicht unbedingt friedliche Gesellen. Sie wusste durch ihre Lehrer und Bücher, dass Rumdett ein hartes Pflaster war, schlimmer noch und härter als das Leben in Grandea. Sie war sich sicher, dass ein Pirat einen gewissen Schneid besitzen musste, um in dieser undankbaren Umgebung zu überleben oder gar anerkannt zu werden. Ysara konnte nur hoffen, dass Areus' Menschenkenntnis reichte, um sich ihrer Sicherheit an Bord dieses Schiffes gewiss zu sein.
„Nicht erschrecken!“ Mit dem Elf würde es so schnell wohl nicht langweilig werden. Überrascht und neugierig beobachtete sie ihn dabei, wie er eine kleine Phiole zu Tage förderte und sich im nächsten Moment erhob und diese in die Luft warf. Der folgenden Bewegung konnten die grünen Augen jedoch kaum folgen. Zu schnell warf er etwas gegen die Flasche, sodass diese zersprang und eine rote Rauchsäule über dem Meer zu sehen war. Ysara hatte so etwas noch nie gesehen und war erstaunt darüber. "Was war das denn?", fragte sie dann neugierig, um ihren Wissensdurst zu stillen.

Dann hieß es warten. Die Sonne kroch allmählich höher, warm wurde Ysara in ihrer nassen Kleidung jedoch nicht. Sie zitterte und versuchte, sich mit belanglosen Gesprächen mit ihren Freunden von ihrem erschöpften Zustand abzulenken. Dadurch dauerte es gefühlt eine halbe Ewigkeit, bis der Dreimaster in greifbare Nähe kam. Zuerst sprang ihr natürlich die fast schon obszöne Gallionsfigur ins Auge, die man nicht übersehen konnte. Ysara musterte sie einmal und schloss unweigerlich von der Darstellung der Nixe auf die Vorlieben des Kapitäns. Sie wusste ja nicht, dass die meisten Galionsfiguren so oder ähnlich aussahen. Diese hier war in ihren Augen schon sehr.. eigenwillig. Staunend stellte Ysara dann fest, dass solch ein Schiff sehr viel riesiger war als in ihrer Vorstellung. Wie viele Männer und Frauen dort wohl Platz fanden? Und schnell war es. „Los, sie werden nicht anhalten, nur die Fahrt drosseln. Und passt auf die Bugwellen auf, sie werden unser Boot ordentlich zum Schaukeln bringen!“ Ein kurzer Seitenblick zu Areus machte klar, dass er nicht scherzte. Aber sie hatten die Nacht überstanden und auch wenn sich Ysaras Körper klamm und steif anfühlte, war sie sich sicher, dass sie das jetzt auch noch schaffen würden. Die Piraten würden doch nicht so nah an sie heran fahren und sie dann einfach sich selbst überlassen?
Wieder begann ihre kleine Nussschale zu schaukeln und Ysara sah etwas hilflos zwischen dieser und dem riesigen Dreimaster hin und her, wusste jedoch auch nicht, inwiefern sie hierbei Areus helfen konnte. Schließlich waren sie nah genug an dem Schiff dran und ihnen wurde eine Strickleiter hinab geworfen. Ysara legte den Kopf in den Nacken und erblickte einen Rotschopf, der sie zu sich hinauf rief. Um Sadia und Elian Platz zu machen, blieb Ysara vorerst sitzen und wartete. Als Elian dann die Strickleiter erklomm, erhob sie sich und versuchte, sie festzuhalten, um sowohl Areus als auch der Krähe zu helfen. Das war jedoch eine ziemlich wackelige Angelegenheit. Ysara griff fest nach der Leiter und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Als Elian über die Reling gezogen wurde, war sie wohl dran. Ihr Griff wurde eine Spur fester und Ysara legte ihre volle Konzentration in das Hochklettern dieser Leiter, die vom Wind hin und her gerissen wurde. Hier und dort prallte sie unsanft gegen das Schiff, keuchte auf und würde vermutlich ein paar blaue Flecken von der Aktion davontragen.
Die Leiter war nicht lang, aber durch die Umstände war der Aufstieg doch ziemlich kräftezehrend. Sie bemerkte gar nicht, dass sie schon fast oben war, als sie mehrere Hände an sich spürte, die sie helfend über die Reling zogen.

Ysara landete irgendwie auf den Planken und blieb einige Momente darauf sitzen, während sie keuchte und fror. Sie schaute zu Elian und Sadia, um sich davon zu überzeugen, dass es ihnen gut ging, aber auch sie sahen mitgenommen aus. Zusammen bildeten sie vermutlich ein Häufchen Elend. Zuletzt landete Areus auf den Planken und Ysara hob den Kopf. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie viele Männer und Frauen um sie herum standen. Es war ein bunter Haufen verschiedener Persönlichkeiten und unzählige Augenpaare, die sie musterten. Dann legte der Kapitän des Schiffes seinen Auftritt hin und Ysara erhob sich endlich.
„Willkommen an Bord der ‚Jauchzenden Nixe‘! Ich bin Kapitän Salik!“ Ysara richtete sich auf und schlang die Arme um ihren Oberkörper, was sie jedoch nicht wie gewünscht aufwärmte. Sie musterte Kapitän Salik ausgiebig und mit offener Neugier. Er sah aus wie ein Pirat, wie er im Buche stand. Sie lächelte. Das war alles so unfassbar aufregend! Erst vor wenigen Tagen war sie noch in Grandea gewesen und jetzt stand sie einem echten Piraten gegenüber, der sie aus dem Meer gefischt hatte. "Danke für die Rettung und das Willkommen heißen", meinte sie aufrichtig und ehrlich, aber auch ziemlich erschöpft. Sie schaute Salik einige Moment in die braunen Augen und dann zu Areus. Sie hatte ihm das erste Wort überlassen wollen, immerhin waren das hier seine Bekannte, aber die ehrliche Dankbarkeit über ihre Rettung war ihr dann doch einfach so über die Lippen gekommen.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Sonntag 11. Februar 2024, 16:40

Nachdem eine gehörige Portion Glück und eine Prise Auskennen in der Welt dazu geführt haben, dass die Krähen und Areus endlich ein vernünftiges Gefährt für die Überfahrt nach Andunie hatten, blieb ihnen ein Moment Zeit, sich umzusehen. Der Kapitän der ‚Jauchzenden Nixe‘ stellte sich als Salik vor und war wahrlich ein Brocken. Er hatte Muskeln und war braungebrannt von der täglichen Arbeit unter der Sonne. Seine Wurzeln dürften eher im Süden der Welt liegen und seine celcianische Aussprache war ein wenig fremdländisch. Sarma war wohl seine Heimat, was zumindest zu Namen, Optik und Sprache passte. Sein brauner, wachsamer Blick lag auf Ysara, die er beinahe schon auszog damit. Sein Lächeln wurde eine Spur breitet, sein Gebaren etwas kokett. “Danke für die Rettung und das Willkommen heißen“, jauchzte Ysara, die die Euphorie nicht gänzlich leugnen und auch nicht verbergen konnte Salik verneigte sich leicht vor ihr. „Aber, aber,“, gurrte er und trat auf Ysi zu, um ihr eine Hand zu klauen und sie gekonnt sich drehen zu lassen, dass sie kaum eine Wahl hatte. Dann lies er sie wieder los. „Solch schöne Schätze, muss man doch aus der See bergen!“, schnurrte er und fixierte sie ohne jede Scheu mit seinem Blick. Ihm gefiel offenbar, was er sah und zwinkerte ihr zu. Seine Mannschaft im Hintergrund johlte und Sadia‘s, wie auch Elian’s Gesicht verdunkelten sich. Salik war zwar forsch aber auch nicht unangenehm. Sein gutes Aussehen stand außer Frage und sein Selbstbewusstsein kam gewiss nicht von ungefähr. Salik breitete die Arme aus und stellte seine Mannschaft vor. „Das ist Gerron, unser erster Maat!“, der Vorgestellte trat vor und Ysi konnte einen ebenfalls hochgewachsenen Mann erkennen, in Lederweste, ohne Hemd. Jener hatte eine Glatze und trug einen blonden Vollbart. Ebenfalls muskelbepackt, ließ sein nackter Oberkörper keine Fragen offen und wurde hier und da von Tattoos verziert. „Bei Fragen, wendet euch an ihn. Wenn er etwas sagt, dann leistet ihr Folge!“, instruierte Salik weiter. „Das ist Kallum, er ist der Steuermann. Und Gavna dort,“ er deutete auf die Rothaarige, die zuvor schon die Strickleiter geworfen hatte. Erst jetzt konnte man erkennen, dass sie eine Frau war. Rote Haare, hübsches Näschen und ein hinterhältiges Lächeln. Ihr grauer Blick galt Areus, den sie mit einem gewissen Hunger musterte. „Ist unsere gute Fee für alles.“, er lachte dreckig und seine Mannschaft stieg ein. Gavna löste sich von Areus‘ Anblick und funkelte jeden direkt an. Salik zwinkerte nun Areus und Elian zu. „Und sie ist wirklich eine gute Fee!“, merkte er zweideutig an. Elian lief rot an, wusste gar nicht, wohin er blicken sollte, doch Areus erwiderte stoisch den Blick des Kapitäns.

Jener allerdings wurde nun auch auf Sadia aufmerksam. „Schwester! DU hast das Feuer der Wüste Sar in dir!“, sprach er sie an und Sadia grunzte, als sie ein Lachen unterdrücken wollte. „Was habe ich?!“, feixte sie und Salik genoss es offenbar, das Lächeln zu sehen. Er wirkte wie ein leidenschaftlicher Balzhahn und seine Libido war ganz offenbar mehr als ausreichend, um sich sofort an die Gäste heranzuschmeißen. „Gerron! Zeig ihnen, wo sie schlafen werden.“, wies der Kapitän den ersten Maat an und jener trat erneut vor. Bevor Ysi und Sadia allerdings losgehen konnten, hielt Salik sie abermals auf: „Wie heißt du, Schöne?“, fragte er Ysara und deutete dann auf eine Doppeltür, die vom Deck aus zu erreichen war. „Du schläfst im Kapitänsquartier!“, funkelte er sie an und Areus musterte Salik einen Moment länger als vielleicht nötig. „Ich bin mir sicher, dass die Freunde zusammenbleiben wollen, Salik.“, mischte sich der Nachtelf ein. Der Kapitän richtete seinen Blick auf Areus und taxierte ihn. „So? Nun, das Quartier ist reichlich komfortabel und ausreichend Platz wäre auch darin. Du glaubst dich wohl nicht, dass ich so einer Blume die Mannschaftsquartiere zumute?“, fragte er donnernd und die Männer im Hintergrund beschwerten sich mit Murren. „Maul halten!“, fuhr Salik dazwischen. Er sah zu Ysara zurück: „Schöne, sie würden dir schon in der ersten Nacht, die Kleider vom Leib reißen und ich kann es ihnen nicht mal verdenken!“, schnarrte er und auch sein Blick fuhr lasziv über ihren Körper. Ysara wurde klar, dass sie hier an Bord damit rechnen musste, dass man ihr Avancen machte. Dabei wurde aber nicht deutlich, ob die Mannschaft oder Salik wirklich soweit gingen, sich an ihr zu vergreifen. Sadia trat an die Seite ihrer Freundin und auch Elian tat dies. „Wehe, ihr rührt sie an!“, zischte die Dunkelhaarige und der Kapitän funkelte nun zu ihr.
„Oh, Wildkatze!“, schnurrte ernund trat näher, um Sadia einen Arm umzulegen. Dabei griff er ihr an den Po und Sadia schubste ihn wütend weg. „FINGER weg!“, fuhr sie ihn an und plötzlich zogen alle ihre Säbel und Waffen und traten auf die Krähen zu. Nun war es Areus, der sich dazwischen schob und die Hände gehoben hatte. „Wir suchen eine Überfahrt. Nicht mehr!“, wollte er einlenken, doch Salik schnitt ihm weitere Worte ab. „Schon gut, Elf. Ich steh auf diese kratzbürstige Scheiße!“, leckte er sich die Lippen und richtete sich ungeniert den Schritt, in dem sich eine Beule abzeichnete. „Los! Bringt sie hinunter zum Mannschaftsquartier. Ihr werdet am nächsten Abend darum betteln, bei mir zu schlafen…“, schnurrte er und funkelte Ysara dabei an. „Ich kann sehr lange und sehr oft… du wirst dir nie wieder einen anderen Stecher wünschen!“, versprach er ihr, lachte dann donnernd und seine Mannschaft stimmte mit ein. Daraufhin nickte der erste Maat wortlos mit dem Kopf und bedeutete ihnen zu folgen. Auch Gavna war mit von der Partie und reihte sich neben Areus ein.

Der Elf wirkte verkniffen, denn offenbar galt seine Sorge dem Wohl seiner Mitreisenden. „Ich hätte es wissen müssen.“, knirschte er unwillig und warf den Frauen einen entschuldigenden Blick zu. „Aber Salik redet nur, der wird euch nicht gegen euren Willen anfassen. Und auch niemand aus seiner Mannschaft. Sie geben nur gerne an und sie schüchtern gerne ein…“, versuchte er ihnen Mut zu machen. Gavna aber lächelte zuckersüß. „Areus, du bist und bleibst ein Weltverbesserer!“, schnurrte sie und lehnte sich an seine Seite. Offenbar himmelte sie den Elfen an, der darauf erstmal nichts erwiderte. Garron führte die Krähen weiter und schließlich eine Treppe hinunter in den Bauch des Schiffes. Er drehte an einer kleinen Öllampe und entzündete eine winzige Funzel. „Hier ist die Kombüse, Gavna’s Reich und dort meines.“, deutete er auf drei Türen, ehe es weitere Stufen hinunter ging. „Hier ist das Mannschaftsquartier.“, zeigte er und tatsächlich konnten sie mehrere Hängematten erkennen und einige Lagerfässer. Alles roch hier etwas muffig und klamm und tatsächlich etwas nach Urin. Es standen Eimer bereit, um seine Notdurft zu verrichten. „Ihr könnt dort hinten die beiden Hängematten haben. Die beiden habens nicht aus Rumdett rausgeschafft. Und die hier vorne ist frei und dort hinten.“, erklärte er. Es gab also zwei Matten, die beieinander hingen und zwei, die sich gegenüber lagen. Darunter und dazwischen gäbe es aber noch andere Hängematten. Sadia und Elian hielten sich an den Händen. „Und wird man uns gleich vergewaltigen, sobald wir die Augen zumachen?!“, fragte Sadia forsch und Garron warf einen Blick auf sie. „So wie ihr ausseht? Wer kann es jemandem da verübeln, dass er einen steifen Schritt bekommt?“, fragte er mürrisch, doch dann: „aber niemand wird euch zwingen. Gavna passt auf euch auf.“, versprach er und klang aufrichtig dabei. Gavna trat aus dem Hintergrund und zog eine Schnute. „Muss ich?“, quengelte sie einem Kind nicht sehr unähnlich, doch Garron schnaubte. „Wenn du es nicht tust und für unsere Gäste sorgst, dann werde ich dir bei deinem nächsten Ritt zeigen, wer die Zügel straff hält!“, grollte er und Gavna grinste breit. „Hmmm, vielleicht spornt mich das an?“, gurrte sie und Garron leckte sich die Lippen.

Dann aber ließ er die Krähen und Areus stehen und ging wieder an Deck. Sadia und Elian starrte Areus an. Wo hatte er sie da nur reingerissen? Der Nachtelf aber blickte die Rothaarige an. „Gavna… So nennst du dich also jetzt?“, fragte er und die junge Frau grinste schulterzuckend. „Sie interessieren sich nicht für Namen, solange ich ihnen die Schwätze lutsche!“, meinte sie vulgär, klang aber dabei deutlich souveräner und abgebrühter. „Und wen haben wir also hier? Grandessaner?“ fragte sie, stemmte die Hände in die Hüften und musterte Elian, Sadia und als letztes Ysara. Areus sah sich offenbar in einer Erklärungspflicht: „Alma, wie sie eigentlich heißt, ist Prostituierte aus Rumdett. Sie heuert auf den Schiffen an, macht einen heiden Geld und fährt dann mit dem nächsten wieder zurück. Ihr könnt ihr vertrauen.“, bemerkte er und Elian musterte die hübsche Rothaarige neugierig. Sadia verzog das Gesicht. „Ich spiele eine Rolle, solange ich auf einem Schiff bin. Wenn ihr mich verratet, kostet euch das euer Leben!“, drohte sie und man spürte, dass sie mehr als tough war. Musste man wohl auch, wenn man solch einer Arbeit auf solch einem Schiff nachging. Bei Areus wurde ihr Blick jedoch milder und sie war handzahm, wie ein Kätzchen. Offenbar gefiel ihr der Elf, der allerdings keine Erwiderungen gab. „Die Überfahrt dauert nicht lange, aber wenn ihr beiden“, sie deutete auf Ysara und Sadia, „nicht als Futter herhalten wollt, dann solltet ihr euch dringend im Kapitänsquartier einnisten. Ich kann maximal drei zur gleichen Zeit beschäftigen!“, sprach sie so salopp darüber, das man rote Ohren bekommen konnte. Dann tippelte sie mit den Fingern an Areus‘ Oberkörper hoch. „Dich kann ich aber jederzeit dazwischen… schieben“, säuselte sie und Areus lachte, während er ihre Hände griff und mit sanftem Druck entfernte. „Vielen Dank, für das entzückende Angebot. Aber wir hatten das Thema schon“, erinnerte er sie offenbar an etwas, als sie eine Schnute zog. Ihr Blick glitt zu Elian. „Was ist mit dir, Schätzchen?“, fragte sie und Sadia bekam bereits einen roten Wutkopf. Elian zögerte zu lange. Sadia schnaubte, stieß ihn an und stiefelte daraufhin wieder in Richtung Deck. „Sadia! Warte!“, rief Elian, der aus seinem Tagtraum auftauchte. Alma grinste und winkte mit den Fingern, ehe sie Hüften schwingend ebenfalls das Weite suchte. Da stand Ysara nun auf einem Schiff mit reichlich Potenz und würde diese Überfahrt irgendwie schaffen müssen. Areus sah Gavna seufzend nach, bevor er zu Ysi blickte. Schweigend ruhte sein Blick auf ihr. „Irgendwie habe ich das Gefühl, mich entschuldigen zu müssen“, seufzte er und zog sich seine Maskierung vom Gesicht.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Montag 12. Februar 2024, 11:42

Endlich waren sie in Sicherheit! Das war zumindest Ysaras erster Gedanke an Bord des Schiffes. Dann musterte sie aber Kapitän Salik, dem seine anzüglichen Gedanken so frei heraus ins Gesicht geschrieben standen, dass selbst der unschuldigen Ysara sofort klar wurde, woran er dachte, als er sie ansah. Sie versuchte noch, ihr schlechtes Bauchgefühl zu ignorieren und bedankte sich ehrlich bei Salik für seine Rettung, doch dann verstärkte sich dieses Gefühl, als Salik gurrend auf sie zukam und sie, hilflos wie sie gerade war, herum wirbelte. „Solch schöne Schätze, muss man doch aus der See bergen!“ Salik protzte vor gutem Aussehen und Selbstbewusstsein und schüchterte Ysara dadurch ein. Die volle Ladung Aufmerksamkeit des Kerls verunsicherte sie sichtlich. Sie warf Areus einen kurzen Seitenblick zu, schließlich war er dafür verantwortlich, dass sie jetzt hier waren. Ysara versteifte sich unter dem Johlen von Saliks Männer und sie versuchte noch tapfer, darüber hinweg zu lächeln. Sie waren hier die Gäste, die etwas von dem Kapitän wollten und so wollte die Blonde es mit einer guten Mine versuchen. Dennoch machte sie einen kleinen Schritt nach hinten, sodass sie dichter an Sadia und Elian stand, und die grünen Augen huschten von Mann zu Mann, die der Kapitän ihnen nacheinander vorstellte. Erst als er dann Gavna als ihre gute Fee vorstellte, zeigte sich ein ehrliches und freundliches Lächeln auf Ysaras Lippen. Sie erkannte die Rothaarige wieder, sie hatte ihnen die Leiter hinuntergeworfen. Sie sah gut aus und war für Ysara ein kleiner Lichtblick in dem lauten Männerhaufen. Sie musterte sie einmal, sah von ihr zu Areus, von dem sie ganz offensichtlich gar nicht die Augen lassen konnte, und dann wieder zurück zu Gavna. Wenn sie also ein Problem hatte, konnte sie sich ruhigen Gewissens an sie, die gute Fee eben, wenden. Das dreckige Lachen der Männer auf diese Bezeichnung hin, verunsicherte sie jedoch, weil sie es nicht einordnen konnte. Dann versicherte Salik aber ausgerechnet Areus und Elian mit einem Zwinkern erneut: „Und sie ist wirklich eine gute Fee!“ Da wurde auch ihr mit einem Schlag klar, was Gavnas eigentliche Aufgabe auf diesem Schiff war, und sie lief ebenso rot an wie Elian. Etwas verdutzt beobachtete sie, mit welcher Gelassenheit Gavna es hinnahm, dass sie völlig Fremden angeboten wurde. Im Gegensatz zu Elian wirkte Areus aber weder wirklich überrascht noch angetan von der Rothaarigen.
„Schwester! DU hast das Feuer der Wüste Sar in dir!“ Als Salik sich dann so Sadia zuwandte, hefteten sich Ysaras grüne Augen an den Kapitän. Seine Worte klangen zwar unverfänglich, aber die ganze Atmosphäre an Bord ließ die Krähe wachsam werden. Ihr erster Eindruck vom Kapitän, den sie bereits beim Anblick der Gallionsfigur erhalten hatte, hatte sie scheinbar nicht getäuscht. Er stolzierte hier herum wie ein liebestoller Kater und Ysara fürchtete seine direkten Avancen. Im nächsten Augenblick forderte er Gerron dazu auf, ihnen zu zeigen, wo sie schlafen würden, doch als sie dem Ersten Maat folgen wollte, hielt Salik sie noch einmal auf. „Wie heißt du, Schöne?“ Sie atmete einmal tief ein und aus und straffte die Schultern. "Ysara", antwortete sie dann und es fiel ihr ziemlich schwer, seinen Blick zu erwidern, ohne sich anmerken zu lassen, wie sehr er sie verunsicherte. Sie hatte sich zwar innerlich gewappnet, aber nichts von dem Gehörten oder Gelesenen hatte sie auf diesen Kapitän und seine Crew vorbereiten können. „Du schläfst im Kapitänsquartier!“ Ysaras Augen folgten seinem Fingerzeig zu der großen Tür. Dann schaute sie reichlich überrascht und überfordert zurück zu Salik. "Mit Euch?", fragte sie irritiert. Auf keinen Fall wollte sie sich mit diesen Balzhahn ein Quartier teilen. Er mochte gut aussehen, aber seine forsche Art und die Blicke, mit denen er sie schon jetzt in aller Öffentlichkeit auszog, gefielen ihr gar nicht. Er machte den Anschein, als wolle er am liebsten jetzt sofort über sie herfallen, und Ysara wurde bei diesem Gedanken übel. "Danke, aber.. ich.." Sie sah zu Sadia und dann war es Areus, der sich einbrachte. „Ich bin mir sicher, dass die Freunde zusammenbleiben wollen, Salik“, hörte sie ihn sagen und schaute den Elf überrascht an. Dass er sich bemüßigt fühlte, sich direkt einzumischen, war.. alarmierend. "Genau so ist es", stimmte sie ihm schnell zu. Sie war ja sonst nicht auf den Mund gefallen und per se eine selbstbewusste Persönlichkeit. Doch im Moment war sie noch ziemlich überfahren von den ersten Eindrücken und musste sich selbst daran erinnern, eine Selbstsicherheit zu ihrem Schutz auszustrahlen, die sie gerade gar nicht fühlte.
„So? Nun, das Quartier ist reichlich komfortabel und ausreichend Platz wäre auch darin. Du glaubst dich wohl nicht, dass ich so einer Blume die Mannschaftsquartiere zumute?“ Unsicher huschten Ysaras Augen zu der daraufhin murrenden Mannschaft. Wieso interessieren die sich dafür, wo ich schlafe? Ysara sah reichlich irritiert in die braunen Augen des Kapitäns zurück, der die Frage in den ihren zu lesen schien. „Schöne, sie würden dir schon in der ersten Nacht, die Kleider vom Leib reißen und ich kann es ihnen nicht mal verdenken!“ Ysara schlang die Arme gleich noch ein wenig enger um ihren zitternden Körper. "Aber, ich.. Würden sie nicht. Oder?", versuchte sie kläglich herauszufinden, ob das ein Scherz war. Dabei musste sie im Moment aussehen wie ein Häufchen Elend und wenn Salik das schon in ihrem jetzigen Aufzug von ihr dachte.. Ihr Bauchgefühl wandelte sich in Bauchschmerzen und jetzt schaute sie ängstlich über die männliche Crew. Tatsächlich schmiegte sich ihre nasse Kleidung eng an ihren Körper und betonte ihre schlanke Gestalt nur umso mehr. Die blonden Locken trockneten langsam und umrahmten in einer Art und Weise ihr Gesicht, durch die sie aufregender aussah, als sie wollte. Es waren viele Männer hier und einer sah stärker als der andere aus. Sie hoffte inständig, dass hinter Saliks Worten nichts weiter steckte als die Absicht, sich vor seiner Mannschaft brüsken zu wollen.
„Wehe, ihr rührt sie an!“, hörte sie da Sadia sagen und war froh um ihre Nähe und ihren Beistand. Salik jedoch war völlig unbeeindruckt davon. „Oh, Wildkatze!“ In Ysara erwachte eine schlimme Befürchtung, als Salik einen Arm um ihre Freundin schlang, und diese wurde sofort bestätigt, als er sie einfach so anfasste.Ysara riss die Augen auf. „FINGER weg!“ Sadia schubste den Kapitän von sich weg und Ysara baute sich vor ihrer Freundin auf. Jetzt nahm sie auch die Hände von ihrem schlotternden Körper und ging in Verteidigungsposition. "Lasst sie in Ruhe! Wir sind kein Freiwild!", zischte sie gen Salik und funkelte diesen wütend an. Dass er ihre Freundin bedrohte, weckte ihren Beschützerinstinkt und drängte ihre Unsicherheit in den Hintergrund. Was aber nicht hieß, dass sie einfach verschwand. Nein, sie blitzte in ihren Augen auf, als die Mannschaft plötzlich die Säbel zog, als hätten sie die Befürchtung, dass die Freuen ihrem Kapitän gleich an die Kehle springen würden. Vielleicht erweckte Ysara ja wirklich diesen Eindruck, denn tatsächlich würde sie ihre Freundin mit ihrem Leben verteidigen. Dann war es Areus, der sich zwischen ihnen und Salik aufbaute. „Wir suchen eine Überfahrt. Nicht mehr!“, erklärte er, sein Versuch der Beschwichtigung schien jedoch an den bärigen Sarmaer abzuprallen. „Schon gut, Elf. Ich steh auf diese kratzbürstige Scheiße!“ Ysara wurde ganz anders bei seinem Gebaren und sie trat neben Sadia und warf ihr einen Blick zu. Scheiße! Wo waren sie hier nur gelandet? Da schnurrte Salik erneut in ihre Richtung, dass Ysaras Körper sich anspannte. „Los! Bringt sie hinunter zum Mannschaftsquartier. Ihr werdet am nächsten Abend darum betteln, bei mir zu schlafen… Ich kann sehr lange und sehr oft… du wirst dir nie wieder einen anderen Stecher wünschen!“ Das Versprechen erzeugte einen eisigen Schauer und Ysara wurde übel. Sie starrte Salik mit großen Augen an und der Gedanke, oft und lange mit diesem großen, kräftigen und obszönen Kerl zu tun, was sie noch nie getan hatte.. ängstigte sie. Ysaras Gesicht wurde reichlich blass bei dieser Vorstellung. "Wir wollen einfach nur nach Andunie. Nichts weiter", bekräftigte sie leise Areus' Worte, wusste aber nicht, ob Salik sie unter dem donnernden Lachen seiner Mannschaft hörte - oder ob es ihn überhaupt interessierte, was sie wollte und eben nicht.

Ysara war froh, als sie dem Kapitän endlich aus dem Weg gehen konnte und folgte Gerron schnell unter Deck. „Ich hätte es wissen müssen.“ Ysara warf Areus einen wütenden Blick zu und zerschmetterte seinen entschuldigenden Blick in Einzelteile, bevor er ihr Herz erreichen konnte. Ohja, sie war wütend und es würde mehr als diese lapidaren Worte benötigen, um sie zu besänftigen. Er hatte sie sehenden Auges in diese missliche Lage gebracht. „Aber Salik redet nur, der wird euch nicht gegen euren Willen anfassen. Und auch niemand aus seiner Mannschaft. Sie geben nur gerne an und sie schüchtern gerne ein…“ "Ja? Weißt du das oder glaubst du das nur? Wie oft hat er sich schon an dich rangemacht?", fragte sie leise und messerscharf und sprach ihm damit ab, sich darüber ein Urteil bilden zu können. Er war ein Mann und war damit sicherlich nie Opfer der anzüglichen Blicke, Worte oder gar Taten des Kapitäns geworden. Ysara schüttelte es. Sie sah ihre Unschuld hier in Gefahr und Areus konnte diese Angst allein mit diesen Worten nicht ausräumen. „Areus, du bist und bleibst ein Weltverbesserer!“ Sie schaute Gavna an, die sich wie eine Katze an Areus' Seite schmiegte und deren Worte klar machten, dass die Rothaarige ganz genau wusste, wie der Laden hier lief. Nämlich so, wie auch Ysara es befürchtet hatte, was sich ganz klar von Areus' Wunschvorstellung unterschied. Ysara schnaubte und stapfte hinter Garron her, der sie tiefer in den Bauch des Schiffes führte. Er zeigte ihnen sein Quartier, Gavnas und die Kombüse und dann ging es weiter hinab ins Mannschaftsquartier. Ysara rümpfte die Nase und besah sich den muffigen Raum. Während der ersten Momente hielt sie sich ihren Ärmel vor die Nase, um sich langsam an den Gestank zu gewöhnen. Unzählige Hängematten hingen hier und nahmen einem jegliche Privatsphäre. Etwas, das Ysaras Unbehagen verstärkte. „Und wird man uns gleich vergewaltigen, sobald wir die Augen zumachen?!“ Ysara zuckte innerlich zusammen. Der Gedanke, hier auf diesem Schiff von jemand Wildfremden auf diese Art entehrt zu werden.. „So wie ihr ausseht? Wer kann es jemandem da verübeln, dass er einen steifen Schritt bekommt?“ Sie ballte die Hände zu Fäusten und versuchte, diese Vorstellung nicht zu nah an sich heran zu lassen - was allerdings unmöglich war. Die Blonde war vollkommen unberührt und hatte sich ja schon vor Areus' kleiner Berührung gescheut. Wenn sie da an den kräftigen Salik dachte, der sie um einiges überragte und breit wie ein Stier war.. Nun zitterte sie nicht nur vor Kälte und starrte Garron an. Wie konnten sie alle so unverfroren und frei über diese intimen Dinge plaudern? „Aber niemand wird euch zwingen. Gavna passt auf euch auf.“ Das sorgte für ein klein wenig Erleichterung und Ysaras Blick heftete sich hoffnungsvoll an Gavna und es wurde klar, dass sie dieser ab jetzt wohl kaum mehr von der Seite weichen würde. Garron und Gavna wechselten noch einige eindeutige Worte über ihre Beziehung zueinander und Ysara hätte sich am liebsten abgewandt. Die obszönen Worte überforderten und verschreckten sie offensichtlich, auch wenn sie froh war, dass diesmal nicht sie Ziel dieser wurde. Gavna überraschte sie hingegen mit ihrer ruhigen und schlagfertigen Art, als würden sie nicht gerade über ihren Körper reden und was Garron alles mit ihr anstellen wollte.

Vielleicht konnte sie sich für die Dauer ihrer Reise noch etwas von der resoluten Art der Rothaarigen abschauen, aber das war aufgrund ihrer unterschiedlichen Leben wohl auch sehr unwahrscheinlich. Garron ließ sie alleine und Ysara folgte dem Wortwechsel zwischen Areus und der Rothaarigen. „Gavna… So nennst du dich also jetzt?“ „Sie interessieren sich nicht für Namen, solange ich ihnen die Schwätze lutsche!“ Ysara blieb der Mund offen stehen und sie wich ihrem Blick aus. Das wurde langsam eindeutig zu viel für Ysaras unschuldige Ohren. „Und wen haben wir also hier? Grandessaner?“ Erst da schaute die Blonde wieder zurück zu Gavna und nickte, bevor auch sie einen fragenden Blick gen Areus warf. Offenbar kannten sich die beiden gut. „Alma, wie sie eigentlich heißt, ist Prostituierte aus Rumdett. Sie heuert auf den Schiffen an, macht einen heiden Geld und fährt dann mit dem nächsten wieder zurück. Ihr könnt ihr vertrauen.“ Ysaras Ausdruck blieb regungslos, während sie die Information sacken ließ. Dass sie ihr vertrauen konnten, war gut, aber Ysara hoffte, dass das auch stimmte. Immerhin hatte sie Areus vertraut und er hatte sie auf ein Schiff voller Männer gebracht, die zu allererst nur das Eine im Kopf zu haben schienen, wenn ihnen eine Frau über den Weg lief. Dass sich Alma hier verdingte, um ihnen Abhilfe zu schaffen, tat Ysara einerseits für die Rothaarige leid und weckte andererseits Abscheu gegenüber den Männern. „Ich spiele eine Rolle, solange ich auf einem Schiff bin. Wenn ihr mich verratet, kostet euch das euer Leben!“ Ysara hob abwehrend die Hände vor die Brust und schüttelte den Kopf. "Keine Sorge. Wir sollten zusammen halten", äußerte sie, denn sie befürchtete, dass es am Ende vielleicht wirklich auf Alma ankam, ob sie hier angefasst wurden oder nicht. Sie wollte es sich auf keinen Fall mit ihr verscherzen. „Die Überfahrt dauert nicht lange, aber wenn ihr beiden nicht als Futter herhalten wollt, dann solltet ihr euch dringend im Kapitänsquartier einnisten.“ Ysaras Augen weiteten sich und sie sah Alma mit einer Mischung aus Überraschung und Unverständnis an. "Beim Kapitän? Ist das dein Ernst? So aufdringlich wie er war.. meinst du, er lässt uns wirklich in Ruhe?" Ysara wurde unruhig bei diesem Gedanken. „Ich kann maximal drei zur gleichen Zeit beschäftigen!“, sprach Alma dann weiter und der blonden Krähe war anzusehen, dass sie unweigerlich versuchte, sich das vorzustellen. Wie will sie das machen? Sie hat doch nur zwei Hände und.. Oh. Sie erinnerte sich wieder an die vorherigen Worte der Rothaarigen, wie sie die Männer hier beschäftigte. Da lief Ysara rot an und schaute einen Moment zur Seite. Sie wollte nicht wie das Unschuldslamm wirken, aber genau das war sie und dementsprechend reagierte sie auf die Worte, die hier an der Tagesordnung waren.
Dann wandte sich Alma ungeniert Areus zu und unterbreitete ihm ein klares Angebot. Ysaras Blick huschte zwischen den beiden hin und her. Sie war durchaus neugierig, wie Areus reagierte. Der ließ sich von der hübschen Rothaarigen nicht beirren und lehnte ihr Angebot auf seine charmante Art ab. Es wurde deutlich, dass Alma es nicht das erste Mal bei ihm versuchte und nicht das erste Mal von ihm abgewiesen wurde. Offenbar reihte sich Areus nicht in die Männer ein, die Almas Angebot wohl nur zu gerne und auf der Stelle angenommen hätten, und das beruhigte Ysara.
„Was ist mit dir, Schätzchen?“ Sie folgte dem Blick der Rothaarigen zu Elian, die ihren nächsten potenziellen Kunden ins Auge fasste. Hör' auf zu starren, wollte sie ihm noch gedanklich beschwören, obwohl sie es ihm nicht verdenken konnte. Es war eher verwunderlich, dass die Hübsche Areus so kalt ließ. Doch Elian hörte nicht auf zu starren und eine sichtlich verärgerte Sadia rauschte an ihnen vorbei. „Sadia! Warte!“ Immerhin reagierte er jetzt und eilte seiner Freundin nach. Ysara seufzte. Dann sah sie zu Alma, die entgegen ihrer Vermutung aber nicht noch einen Versuch bei Areus startete, sondern sich ebenfalls entfernte. Ysara war froh darüber und hoffte, dass Alma so ein Auge auf Sadia haben würde. Vermutlich hatte sie auf dem Schiff aber auch noch anderes zu tun. Wo waren sie hier nur gelandet? „Irgendwie habe ich das Gefühl, mich entschuldigen zu müssen“ Die grünen Augen fanden zurück zu Areus und verengten sich. "Oh, du hast das Gefühl?", fragte sie spitzzüngig. Almas Worte und Auftreten hatten sie zwar kurzweilig aus dem Konzept gebracht, sie aber nicht vergessen lassen, wem sie zu verdanken hatten, wo sie jetzt waren. Ysara nahm das Leben gerne mit einer gewissen Leichtigkeit, aber die derzeitigen Umstände wogen schwer und der Aufenthalt hier zerrte schon jetzt an ihren Nerven. Das Schiff fühlte sich schon jetzt an wie ein Minenfeld voller ausgehungerter Männer, dabei waren sie gerade erst hier angekommen. Wenn Areus also dachte, dass diese Andeutung einer Entschuldigung allein reichte, um die Wogen zu glätten, lag er diesmal falsch. Woher sollte sie wissen, ob Salik sich nicht doch einfach nahm, was ihm so gut gefiel, wenn sie sich ihm jetzt auch noch ausliefern und in seiner Kajüte schlafen sollten? "Scheiße, was hast du dir dabei gedacht, Areus?", fuhr sie ihn an und kam einen Schritt auf ihn zu. "Schön, wenn du bei der Überfahrt an Alma denkst und dir vorstellst, wie sie dir jeden Wunsch von den Lippen abliest. Aber hast du vorher mal darüber nachgedacht, wie das hier für Sadia und mich werden wird? Oder warst du deine letzten Besuche so abgelenkt, dass dir gar nicht aufgefallen ist, wie sich die Kerle da oben aufführen?" Sie machte einen weiteren Schritt auf Areus zu und in ihrer Wut kam sie ihm nun näher, als sie es unter normalen Umständen getan hätte. Sie hatte gesehen, wie ruhig Areus Alma abgewiesen hatte und warf ihm trotzdem vor, kopflos gehandelt zu haben, um der rothaarigen Schönheit zu begegnen und in die Vorzüge ihrer Aufmerksamkeit zu gelangen. Dass er sich nicht mit ihr vergnügte, hieß nicht, dass ihm ihre Schmeicheleien nicht gefielen. "Ich schwöre dir, wenn sie Sadia auch nur ein Haar krümmen, werf' ich dich persönlich ins Meer", knurrte sie nun wie eine Löwin, die ihr Junges beschützte und sie war ihm so nah, dass ihr warmer Atem sein Gesicht streifte. Sie funkelte ihn noch ein paar Sekunden lang an, um zu sehen, ob er sie verstanden hatte, dann drehte sie sich abrupt um und nahm Abstand von ihm. Sie atmete hörbar aus und starrte auf die Hängematten, die von der Decke herunter hingen, während sie ihm den Rücken zukehrte. "Wie lange müssen wir jetzt die Zähne zusammenbeißen, bis wir in Andunie sind?", wollte sie dann zerknirscht wissen und verschränkte die Arme vor ihrem zitternden Körper.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Dienstag 13. Februar 2024, 10:54

Für jemanden, der sein kleines Nest noch niemals verlassen musste, konnte die Weite der Welt schon mal unangenehm wirken. Ysara sah sich binnen kürzester zeit damit konfrontiert, sich stets und ständig irgendwelchen neuen Dingen ausgeliefert zu sein. Dabei war es das eine, ob man dem dunklen Elfen aus einer Diebeszunft vertraute oder nicht und etwas völlig anderes, wenn man auf einmal unter so vielen nicht einzuschätzenden Individuen war. Das Schiff, das eigentlich ihre Rettung sein sollte, entpuppte sich ziemlich zügig zu einem wahren Albtraum. Ysi konnte kaum atmen, so schrecklich unangenehm waren die Worte, die hier um ihre unbescholtenen Ohren flogen. Hatte sie doch eben erst entdeckt, dass es zwischen Mann und Frau sehr viel mehr geben konnte als nur Albernheiten, war da auf einmal ein ganzes Schiff an testosterongesteuerten Halunken, die ihr ans Leder wollten. Oder eher an die Dinge, die das Leder verbergen sollte! Wie sollte sie mit dieser furchtbar offenen Art bloß umgehen? Als es auch Sadia traf, da erwachte Ysara aber aus ihrer Schockstarre. Sie verteidigte ihre Freundin und würde das wohl auch, wenn sie selbst dabei korrumpiert werden würde. Salik aber blieb scheinbar unbeeindruckt, auch wenn in seinem dunklen Blick das ganze anders aussah. Ja, er war ein äußerst selbstbewusster Mann und ließ keinen Zweifel daran, dass er auch bekam, was er wollte. Er wollte ihren Namen wissen und Ysara antwortete in der Hoffnung, halbwegs stark rüberzukommen. Salik nickte daraufhin und eröffnete ihr, dass sie bei ihm schlafen würde. Ysara entfuhr ein entsetztes “Mit euch?!“, dass Salik zum Feixen brachte. „Klar, Schätzchen, wenn du willst?“, spielte er auf ihre Formulierung an und erntete donnerndes Gelächter. Areus half aus, nachdem sie klarmachen wollte, dass sie nicht getrennt werden sollten. Und wieder versuchte Ysi eine Stärke zu demonstrieren, die sie nicht fühlte, doch es zeigte insofern Wirkung, dass sie mit dem ersten Maat mitgehen und sich die Mannschaftsräume zeigen lassen sollten.
Areus murmelte eine Art Entschuldigung, die Ysara’s Wut nur noch mehr schürte. Er hatte sie in diese Lage gebracht! Und so prallte sein Blick und seine Worte an ihrer Wut ab und verrauchten, ohne, dass sie ihr Innerstes hätten erreichen können. "Ja? Weißt du das oder glaubst du das nur? Wie oft hat er sich schon an dich rangemacht?", fauchte sie einer Wildkatze nicht unähnlich und Areus‘ Augenbrauen zuckten in die Höhe. Bevor er etwas darauf sagen konnte, mischte sich Gavna ein. Eine rothaarige Schönheit, die sich hier an Bord als Hure verdingte. Und es schien ihr nicht mal etwas auszumachen, so wie sie sich gab. Sie sollte also dafür sorgen, dass ihr und Sadia nichts geschah. Ysi erkannte, dass sie sich mit der Rothaarigen, die Areus als Alma ansprach, gutstellen mussten, damit sie hier sicher wären. Wenn das überhaupt möglich war. Allerdings nahm auch sie kein Blatt vor den Mund. Sie umgarnte Areus mit Blicken und scheinbar zufälligen Berührungen. Die Frau wusste ganz genau, wie sie die Männer um den Finger wickeln konnte und sie bei Laune hielt. Nur Areus schien das nicht weiter zu berühren. Er ließ sie abblitzen. Trotzdem bescheinigte er ihr ein gewisses Maß an Vertrauen, sodass er den Krähen riet, sich an sie zu wenden, wenn etwas schieflief. Ysara aber konnte das kaum glauben. Immerhin hatte Areus sie auf ein Schiff gebracht, das ganz und gar nicht sicher war. Sie gab ihm die Schuld für alles, obwohl der Elf gewiss nichts für die Mannschaft konnte. Er kannte Alma… aber mit wem sie segelte… ?

"Beim Kapitän? Ist das dein Ernst? So aufdringlich wie er war.. meinst du, er lässt uns wirklich in Ruhe?", wollte Ysi dann wissen, als Alma sagte, sie sollten lieber in der Kajüte übernachten. „Salik ist ein Großmaul und Angeber. Aber er tut nur so – vor seinen Männern.“, gab Alma zwinkernd zu. „Eigentlich ist er ein Riesenbaby, das gerne in den Arm genommen werden will. Sein gutes Aussehen hat ihm ein wenig die Sicht auf die Welt verdorben und er kriegt für gewöhnlich das, was er will. Aber er ist kein Vergewaltiger.“, erklärte Alma so nüchtern und emotionslos, wie es wohl nur eine Frau tun konnte, die schon alles miterlebt und gesehen hatte. Dann versuchte sie es bei Areus, der zwar lachte aber sie dennoch abwies. Was auch immer zwischen ihnen war, Ysara beruhigte sein Tun dann doch. Obwohl es nicht ihre Wut verrauchen ließ. Dann allerdings tappte Elian, der mindestens so unschuldig war, wie die anderen Krähen, in Alma’s Venusfliegenfalle. Oh, ja. Sie war gut und sie war schön und Elian ein Kind im Vergleich zu Areus. Er starrte und wirkte, als würde er über das Angebot nachdenken, was Sadia wiederum wütend werden ließ. Die rassige Grandessanerin ließ die Gruppe sauer stehen und Elian wachte daraufhin auf. Er folgte ihr, ließ Ysi mit Alma und Areus allein und versuchte Sadia aufzuhalten. Alma folgte ihnen mit einem Grinsen. Unruhe stiften konnte sie offenbar gut. Nun blieben Ysi und Areus allein zurück und der Nachtelf wagte einen Versuch, sich für das Dilemma zu entschuldigen. Leider traf er Ysara’s Nerv. "Oh, du hast das Gefühl?", kam sofort eine scharfe Replik und Areus‘ Augenbrauen senkten sich kurz zu einem Runzeln aufgrund der Schärfe ihrer Stimme. "Scheiße, was hast du dir dabei gedacht, Areus?" Der Elf blinzelte sichtlich überrascht von ihrer Härte. „Moment mal… was?“, wollte er einlenken, aber Ysi war noch nicht fertig. Die Angst, die Strapazen und das Unsicherheitsgefühl schwappten über und vermischten sich zu einem Wutklumpen.

"Schön, wenn du bei der Überfahrt an Alma denkst und dir vorstellst, wie sie dir jeden Wunsch von den Lippen abliest. Aber hast du vorher mal darüber nachgedacht, wie das hier für Sadia und mich werden wird? Oder warst du deine letzten Besuche so abgelenkt, dass dir gar nicht aufgefallen ist, wie sich die Kerle da oben aufführen?" Nun wirkte Areus vollkommen überrascht. „Was redest du denn da?!“, wollte er wissen und fühlte sich sichtlich angegriffen durch ihr Handeln. Sie hatte einen guten Blick auf sein Gesicht, da er sich seiner Maskerade gegen die Sonne entledigt hatte hier im Bauch des Schiffes. Er blieb stehen, während sie einem Raubtier gleich auf ihn zuhielt und dann vor ihm stehenblieb. Er warf ihr einen taxierenden Blick vor und sie konnte sehen, dass ihre Vorwürfe ihn trafen. "Ich schwöre dir, wenn sie Sadia auch nur ein Haar krümmen, werf' ich dich persönlich ins Meer", drohte sie und wandte sich ab. Sie war wütend, mehr als das! Aber Areus starrte sie mit einem Unverständnis an, das zeigte, dass ihn diese Wut eiskalt erwischte. Der Nachtelf musste einige Sekunden verdauen, was da gerade passierte. Doch dann zog er seine Maskerade wieder an und verbarg seine Haut. „Bevor du so losschlägst, solltest du die Fakten genauer ansehen, Ysara!“, revanchierte er sich nun mit kühler Stimme. „Ich bin gewiss nicht wegen Alma hier und das, was du da sagst ist lächerlich!“, verteidigte er seine Ehre, die sie angriff. „Ich habe gewiss nicht nötig mich von irgendwem derart angehen zu lassen. Ich habe eine Überfahrt versprochen und nicht, dass sie der Hochwohlgeborenen standesgemäß erscheint!“, schnauzte er halb zurück. Seine Worte waren nicht laut, aber das zeugte davon, dass Ysi ihn auf dem falschen Fuß erwischte. „Und trotzdem tut es mir leid, dass wir nun an den dreckigsten Haufen geraten sind, aber das heißt nicht, dass ich das vorher wusste!“, erklärte er und zog das Tuch vor sein Gesicht. "Wie lange müssen wir jetzt die Zähne zusammenbeißen, bis wir in Andunie sind?" „Sechs Tage, wenn der Wind gutsteht“, beantwortete er schnörkellos ihre Frage, aber auch nicht mehr. „Vielleicht regst du dich erstmal wieder ab, bevor du noch Dinge tust, die dir hinterher leidtun könnten!“, mahnte er, bevor er sich abwandte und sie tatsächlich stehenließ. Auch er verließ das Quartier und kehrte an Deck zurück. Ysara blieb nun allein zurück und konnte, sobald sich Stille über sie gelegt hatte, neben dem Knarzen des Holzes auch einige kleine Rattenfüße hören, die im Dunkel umherhuschten. Alles in allem war die Lage… ätzend. Aber sie mussten fast eine Woche aushalten. Wie sollte ihr das gelingen? Wie sollte sie hierbleiben?
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Dienstag 13. Februar 2024, 23:18

Die blonde Krähe wollte sich bei Alma versichern, ob es wirklich eine gute Idee war, sich im Kapitänsquartier einzunisten. Ysara war nicht überzeugt von dieser Idee. War es wirklich sicher dort für Sadia und sie oder würden sie sich nicht viel mehr in die Höhle des Löwen begeben? „Salik ist ein Großmaul und Angeber. Aber er tut nur so – vor seinen Männern. Eigentlich ist er ein Riesenbaby, das gerne in den Arm genommen werden will. Sein gutes Aussehen hat ihm ein wenig die Sicht auf die Welt verdorben und er kriegt für gewöhnlich das, was er will. Aber er ist kein Vergewaltiger.“ Die Einschätzung der Rothaarigen konnte Ysara jedoch nur etwas beruhigen. Saliks Auftreten war so forsch und einnehmend gewesen, dass es nicht mit Almas Beschreibung zusammenpassen wollte. Aber Ysara war klar, dass Alma den Kapitän besser und auch unter anderen Umständen kennengelernt hatte. Alma war tough und wusste mit diesen Männern umzugehen. Sie stammte aus Rumdett, war sicherlich einiges gewöhnt und konnte einiges einstecken. Ihre Worte ließen darauf schließen, dass sie ihm einiges bot, das er schätzte und das er sich nicht erst nehmen musste. Wie sah es da mit den Frauen aus, die nicht wollten? "Ich hoffe, du behältst Recht", murmelte Ysara und tauschte einen Blick mit Sadia, die wohl erkannte, dass Alma ihre Sorgen nicht einfach in Luft aufgelöst hatte. Sie war froh, dass ihre beste Freundin hier war. Sie hatten schon so viel zusammen erlebt, da würden sie das hier auch unbescholten überleben. Oder nicht? Doch vorerst sorgte Elians Reaktion auf Almas Angebot dafür, dass ihre Freundin wütend das Weite suchte. Ysara ließ sie ziehen, denn das musste und konnte nur Elian gerade biegen. Als sich dann auch Alma auf den Weg nach oben machte, war Ysara noch ein wenig beruhigter und hoffte, dass die Rothaarige ihre Freundin im Auge behalten würde.

Damit waren Areus und sie schließlich allein. Sie fühlte sich an Bord des Schiffes nicht sicher und als dann der Nachtelf mit einer halbgaren Entschuldigung daher kam, brachen sich Angst, Verunsicherung und Wut ihre Bahnen und die Blonde fühlte sich bemüßigt, Areus verbal zur Rechenschaft zu ziehen. Dass er auch noch so überrascht tat, fuchste sie zusätzlich und sie fuhr ihm einfach über den Mund. Sie war wütend, dass sie sich jetzt dieser Situation gegenüberstand, dass sie sich von den Blicken völlig Fremder ausgezogen fühlte und ihr so schamlos eine Zweisamkeit angeboten wurde, die sie sich so gar nicht vorstellen wollte. Und für all das gab sie Areus die Schuld. Er hatte sie hierher gebracht und sie zweifelte offen an, dass er dabei an Sadia und sie gedacht hatte und wie es ihnen in Angesicht dieser Männer ergehen würde. „Was redest du denn da?!“ Areus wirkte überrascht. Ehrlich überrascht und getroffen von ihren Vorwürfen, dass Ysara für einen Moment überlegte, ob sie ihm vielleicht unrecht tat. Aber die Wut war stärker und am Ende ihrer sehr kurzen Überlegung, sah sie sich definitiv im Recht. Er hatte ihnen die Mitfahrgelegenheit wie ein lustiges Abenteuer verkauft, doch es hatte sich ganz und gar nicht als solches herausgestellt. Die Fahrt hierher war todesmutig gewesen und am Ende hatte sie ihr Leben vielleicht nur riskiert, damit die Männer ihr hier an die Wäsche gingen. Aber sie machte sich nicht nur Sorgen um ihr eigenes Wohl, sondern auch um Sadias Wohl, das sie nun in den Vordergrund stellte. Sie ging in ihrer Wut sogar so weit, dem Nachtelfen zu drohen, und wirkte sehr überzeugend und authentisch dabei. Während sie ihn anfunkelte, sah sie das Unverständnis in seinen Augen und wandte sich daraufhin ab. Wenn er ihre Wut selbst nach ihren Worten nicht nachvollziehen konnte, konnte sie ihm auch nicht helfen.
„Bevor du so losschlägst, solltest du die Fakten genauer ansehen, Ysara!“, entgegnete er in ihrem Rücken und erntete ein Schnauben. Sie schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe, um sich einen Kommentar zu verkneifen. „Ich bin gewiss nicht wegen Alma hier und das, was du da sagst ist lächerlich!“ Nun drehte sich Ysara wieder zu ihm herum und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit gehobener Augenbraue sah sie ihn an und war offenbar gespannt auf eine Erklärung und Richtigstellung ihrer Worte. Doch diese blieb aus und wer konnte es ihm verübeln, dass er sich stattdessen verteidigte. „Ich habe gewiss nicht nötig mich von irgendwem derart angehen zu lassen. Ich habe eine Überfahrt versprochen und nicht, dass sie der Hochwohlgeborenen standesgemäß erscheint!“, schlug es ihr leise entgegen und jetzt konnte Areus erkennen, dass er erfolgreich zurückgeschossen hatte. Ysara stutzte einen Moment und sah ihn ehrlich getroffen an. Dann fing sie sich wieder und ließ sich nicht von einer Antwort abbringen. "Der Einzige, der Wert auf meine 'Hochwohlgeborenheit' legt", begann sie und setzte das Wort mit ihren Fingern in Anführungszeichen, "bist du, Areus. Du musst mich nicht daran erinnern. Ich weiß sehr wohl, woher ich komme, wo ihr es doch stets hervorhebt. Wie soll ich es annehmen, wenn es mir jeder zum Vorwurf macht?", zischte sie zurück. Er hatte ihr in Fizz' Herberge gesagt, sie solle ihre Herkunft annehmen und nicht verleugnen. Doch jetzt stand er vor ihr und hielt es ihr unter die Nase, als wäre es doch etwas Schlechtes. Für einen Moment schimmerte die Betroffenheit über seinen Vorwurf in ihren Augen. Es erinnerte sie an Tami, die ihr ihre Herkunft ebenfalls im Streit vorgeworfen hatte, nur um sie zu verletzen, obwohl sie wusste, wie wenig sie selber zu den Gutbetuchten gehören wollte. Dass auch sie Areus vorgeworfen hatte, wegen Alma hier zu sein, obwohl er sie deutlich abgewiesen hatte, nur um ihn als Ventil für ihre Wut zu benutzen, blendete sie gekonnt aus. „Und trotzdem tut es mir leid, dass wir nun an den dreckigsten Haufen geraten sind, aber das heißt nicht, dass ich das vorher wusste!“ Sie vernahm seine Entschuldigung zwar, aber vermutlich hatte sie die Stimmung zu sehr aufgebauscht, um jetzt noch die Kurve zu bekommen. Sie hatte Areus verletzt und er sie und das wollte sie jetzt nicht auf sich sitzen lassen. Entschuldigung hin oder her, in diesem Moment erreichte sie die Blonde nicht, die lieber den Moment nutzte und ihren Unmut auf unfaire Art und Weise kundtat. "Stimmt, wusstest du nicht. Du hattest keinen Plan. Du setzt einfach das Leben von uns drei aufs Spiel und hoffst, dass dir schon irgendein Schiff vor der Nase vorbeifahren wird. Du vertraust dem guten Willen eines Bekannten und weißt nicht mal, mit welchen Leuten er sich abgibt", brachte sie ihre Sicht der Dinge auf den Punkt. Erneut schnaubte sie, weil sie ihm nicht abkaufte, dass er keine Ahnung gehabt hatte, was auf sie zukäme. Am liebsten würde sie dieses Schiff sofort wieder verlassen, aber das war natürlich keine Option. Laut Areus mussten sie die nächsten sechs Tage hier verbringen und er konnte erkennen, dass ihr diese Antwort gar nicht schmeckte. „Vielleicht regst du dich erstmal wieder ab, bevor du noch Dinge tust, die dir hinterher leidtun könnten!“, empfahl er ihr dann kühl und ließ sie damit einfach stehen. Mit zusammengekniffenen Augen und mahlendem Kiefer blickte sie dem Nachtelf hinterher.

Sie wartete, bis seine Schritte über ihr verklungen waren. Dann atmete sie die Reste ihrer angestauten Wut aus. Ysara stritt sich selten, aber jetzt war die Wut und Verzweiflung einfach aus ihr herausgebrochen, was dafür sprach, wie übermächtig beides gewesen war. Fluchend raufte sie sich die Haare und trat dann einen Eimer um. Sie erschrak kurz, weil ihr dann erst klar wurde, dass sie die Notdurft auf dem Boden verteilte, stellte dann aber glücklicherweise fest, dass der Eimer leer war. Ysara fluchte erneut. Sie war eigentlich keine Furie. Sie war auch nicht streitlustig. Eigentlich war sie immer diejenige, die Ruhe in die Gruppe brachte und versuchte, für eine harmonische Stimmung zu sorgen. Ihr kam in den Sinn, wie verdutzt Areus bei ihren Vorhaltungen gewesen war und ihr wurde klar, dass sie ordentlich übers Ziel hinaus geschossen war. Sie hatte sich Luft gemacht, aber sie wusste, dass der Preis zu hoch gewesen war, auch wenn sie weiterhin zu ihren Aussagen stand. Aber nun, da ihr Kopf langsam abkühlte und sie das Gespräch noch einmal Revue passieren ließ, wurde ihr auch klar, dass sie unfair gewesen war. Irgendwann wurde ihr klar, dass sie ganz alleine hier unten war, und sie beschloss, lieber schnell an Deck zu gehen, um die sichere Nähe von Sadia oder Alma zu suchen. Ihre Freundin war ihr sicherer Hafen und vielleicht würde sie sie von dem Streit mit Areus und ihrem schlechten Gewissen ablenken können. Ysara war immer noch wütend auf Areus, der sie mit seinen Worten nachhaltig verletzt und verärgert hatte. Und sie war immer noch wütend auf seinen haltlosen Plan, der sie hier her gebracht hatte und mit dessen Konsequenzen sie sich nun auseinandersetzen musste. Falls sie den Nachtelf also auf dem Deck sah, würde sie seine Nähe und Blicke zu ihm meiden, sodass ihr durchaus anzusehen war, dass sie nicht gut auf ihn zu sprechen war. Jetzt suchte sie jedoch erst einmal nach Sadia. Vielleicht würde sie mit ihr zusammen Alma um ein paar trockene Kleider bitten können und dann musste sie ja immer noch Kapitän Salik aufsuchen und sich um sein Quartier bemühen - falls er nicht schon auf sie nächstbeste Gelegenheit wartete, um auf sie zuzukommen.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Donnerstag 15. Februar 2024, 20:54

Ob Alma wirklich das richtige Pferd im Stall war, auf das man setzen sollte, würde sich wohl noch zeigen müssen. Zumindest wirkte die Rothaarige souverän im Umgang mit dieser lüsternen Meute und das allein war bereits Grund genug, ihr etwas zu vertrauen. Aber die Zeitspanne, die sie nun hierbleiben und sich diesen Fatzken aussetzen sollten, die missfiel Ysara gehörig. Und das schürte nur zusätzlich ihre Unzufriedenheit, die mehr aus Hilflosigkeit geboren wurde und entfachte ihre Wut. Jene entlud sich allerdings nicht ganz an der richtigen Adresse, sodass sich Ysara Gegenwind gefallen lassen musste. Areus schien nicht einverstanden mit ihren Worten zu sein und bot ihr daraufhin Paroli, während sich Sadia, Elian und Alma bereits verabschiedet hatten. "Der Einzige, der Wert auf meine 'Hochwohlgeborenheit' legt bist du, Areus. Du musst mich nicht daran erinnern. Ich weiß sehr wohl, woher ich komme, wo ihr es doch stets hervorhebt. Wie soll ich es annehmen, wenn es mir jeder zum Vorwurf macht?" Nun war er es, der schnaubte. „Ich mache dir nicht DAS zum Vorwurf, sondern deine naiven Vorstellungen!“, schoss er zurück und redete sich ebenfalls in Rage. Dabei wurde er jedoch nicht laut, sondern bezeichnend ruhig. Die Betroffenheit in ihrem Blick, nahm er wahr, doch das änderte nichts für ihn. In seinen Augen erlebte Ysara zum ersten Mal die Realität und kam schon jetzt ins Straucheln. Wie sollten sie diesen Weg gehen, wenn sie bereits jetzt litt? Er versuchte es dennoch noch mal und entgegnete ihr eine Entschuldigung, die sie aber nicht mehr aufnehmen konnte. Viel zu getroffen von seinen Worten war sie und das benebelte ihre mitfühlende Ader. "Stimmt, wusstest du nicht. Du hattest keinen Plan. Du setzt einfach das Leben von uns drei aufs Spiel und hoffst, dass dir schon irgendein Schiff vor der Nase vorbeifahren wird. Du vertraust dem guten Willen eines Bekannten und weißt nicht mal, mit welchen Leuten er sich abgibt" Nun aber verengten sich die violetten Augen merklich und er taxierte ihr Gesicht. Er konnte nicht glauben, was er da hören musste und seine Lippen, oft zu einem spitzbübischen Lächeln verzogen, wurden ein schmaler und missbilligender Strich.
„Ich handle, Ysara. Zeit zum Planen war nicht viel, nach allem, was in Grandea schiefgelaufen war. Deine Worte, nicht wahr? Räumst du also nur euch ein, dass die Zeit nicht ausreichte, um tiefgreifende Pläne zu schüren? Bis vor wenigen Stunden hattet ihr nichts. Und jetzt seid ihr auf dem Weg nach Andunie!“, erinnerte er sie daran, was seine ‚Planlosigkeit‘ binnen kürzester Zeit bewirkt hatte. Aber Areus hatte auch genug und hörte auf, sich zu verteidigen. Er gab ihr zu verstehen, dass sie zu weit gegangen war und ließ sie schließlich mit ein paar Worten stehen. Auch er verabschiedete sich wortlos von der Anführerin der Krähen, sodass sie kurz darauf allein im Matrosennest blieb. Während ihre Wut das Ventil in einem Notdurfteimer fand, verrauchte sie allmählich. Sie verschwand nicht gänzlich, doch flauten die Wogen insofern ab, dass Ysara sich eingestehen konnte, Areus Unrecht getan zu haben. Das änderte allerdings nichts daran, dass sie derzeit keinen gesteigerten Bedarf an dem Mann hatte und so ignorierte sie seine Anwesenheit auch, als sie das Deck betrat.

Die Sonne war derweil etwas höher geklettert und an Deck herrschte gutes Licht. Es war schön, nach dem Regen, endlich mal wieder Sonne zu sehen und sie wärmte sogar ein wenig die eigene Haut. Der Wind war nicht mehr so stark, wie auf dem Ruderboot, doch etwas kühl, gerade, wenn man nasse Kleidung hatte. Sadia stand tatsächlich auf dem Mitteldeck an der Reling und starrte auf das Wasser. Von Elian, Areus und Alma fehlte jede Spur. Tatsächlich würde Ysara feststellen, sofern sie überhaupt nach ihm Ausschau halten würde, dass der Nachtelf nicht an Deck zu finden war. Sadia merkte auf, als Ysi näher an sie herantrat. „Hey!“, begrüßte sie ihre Freundin und lächelte. „Alma ist gerade los und holt uns trockene Kleidung. Dann können wir unsere in den Wind hängen und trocknen, meinte sie“, erwiderte Sadia als hätte sie Ysi’s Gedanken erraten. Sadia aber schaute zurück zum Meer und atmete tief ein. „Ist das nicht großartig, Ysara?“, fragte sie ihre Freundin und ließ den Blick über die Wassermassen schweifen. „Es ist so endlos, groß und mächtig… Ich kann nicht glauben, dass wir auf einem echten Handelsschiff sind und in die größte Hafenmetropole unterwegs sind!“, schwärmte sie weiter. Tatsächlich wurden die beiden Frauen nicht sonderlich behelligt oder beachtet. Die Mannschaft ging ihrem Tagewerk nach und jeder hatte irgendwie etwas zu tun. Salik stand am Steuerrad und besprach sich mit seinem Navigator, während einige Matrosen in der Takelage herumkletterten und hier und dort mal nautische Befehle gerufen wurden. Sadia seufzte abermals. „Elian ist ein Idiot…“, murrte sie dann und rieb sich durch die immer noch feuchten Haare. „Wieso sind Männer so?! Ich meine… Alma ist wohl das rassigste Weib, das ich je gesehen habe und… ja, ich verstehe es irgendwo. Aber… ich stand daneben, bei den Göttern!“, beklagte sie sich und schüttelte die dunkle Mähne. „Hab ihn zum Teufel gejagt. Der kann sich schön etwas überlegen, bevor er wieder ankommen kann!“, grinste sie dann.
Ysara kannte Sadia lange genug und wusste, dass die zweite Anführerin der Krähen längst nicht so nachtragend war, wie sie manchmal tat. Im Grunde hatte sie Elian bereits verziehen und ließ ihn nur etwas zappeln. „Ihr redet über mich?“, kam Alma plötzlich dazu und grinste als sie Sadia’s überraschtes Gesicht sah. Dann winkte sie ab. „Schon gut, ich habe nur die Hälfte mitbekommen und verstanden. Garmisch war nie meine Stärke.“, gab sie zu und überreichte Ysara und Sadia jeweils ein Satz Kleidung. Tatsächlich bekamen sie halbwegs passende Hosen und etwas zu große Hemden. Es war nicht die kleidsamste Mode, aber es würde sie trockenhalten. „Ich habe mit Salik gesprochen. Er wird das Zimmer des Ersten Maats nehmen, Garron geht in die Mannschaftsquartiere und ihr beide nehmt die Kapitänskajüte. Eure Kerle schlafen bei den anderen.“ Alma lehnte sich neben Ysi an die Reling und beobachtete kurz das Treiben an Deck. „Dieser Haufen sieht aus wie Scheiße, stinkt wie Scheiße, aber ich schwöre euch, wenn ihr erstmal Freundschaften schließt… es gibt keine besseren!“, erklärte sie und Sadia grunzte kurz. „Ach ja? Ich glaube, ich verzichte. Sonst glaubt noch einer, diese ‚Freundschaft‘ ausnutzen zu müssen!“, murrte sie, die Kleidung in der Hand. „Zeigt ihnen, dass ihr stark seid. Gebt ihnen einfach keinen Grund zu glauben, ihr wärt ängstliche, kleine Häschen. Männer wollen jagen. Also seid ihr die Jäger – alles klar?“, beriet die Rothaarige die beiden Krähen und zwinkerte. Dann klopfte sie auf das Holz der Reling. „Also dann, wenn sonst nichts ist?“, würde sie sich wieder verabschieden, sofern sie nicht mehr gebraucht würde. Die Rastplätze waren also geklärt. Ysi und Sadia würden gemeinsam das Kapitänsquartier beziehen. Das war ja schon mal was – oder?
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Sonntag 18. Februar 2024, 19:52

Die Angst und Verzweiflung vor Übergriffen der Mannschaft an Bord hielten Ysara gefangen und suchten sich am Ende ein Ventil. Areus war es, der ihre Wut abbekam und einen Blick auf eine sehr dünnhäutige Krähe werfen konnte, die gerade jedes Wort auf die Waagschale legte und den Elfen daher missverstand. „Ich mache dir nicht DAS zum Vorwurf, sondern deine naiven Vorstellungen!“ Sie zögerte einen Moment und er konnte ihr gedankliches 'Oh' daraufhin in ihren Augen ablesen, als sie verstand, dass ihre Worte bezüglich ihrer Hochwohlgeborenheit nun in Angesicht seiner erklärenden Worte leicht übertrieben gewesen waren. Es war nicht schön, sich Naivität vorwerfen zu lassen. Aber es war besser, als für seine Herkunft verurteilt zu werden. Dennoch blieb die Situation angespannt. Areus kam auf den dreckigen Haufen, wie er die Mannschaft selbst nannte, zu sprechen und Ysara witterte eine Chance, sich darüber auszulassen, wie planlos er agiert hatte und dass sie sich wegen ihm nun eben jenem Haufen gegenüber sahen. Sie konnte nicht recht glauben, dass er nicht vorher gewusst hatte, auf wen sie hier treffen würden, und machte ihm dies zum Vorwurf. Als sich seine Augen daraufhin verengten und er sie so abschätzig betrachtete, war das schon ein erster Anhaltspunkt für Ysara, um zu bemerken, dass sie zu weit gegangen war. Eigentlich taten ihr ihre Worte in diesem Augenblick schon wieder leid. „Ich handle, Ysara. Zeit zum Planen war nicht viel, nach allem, was in Grandea schiefgelaufen war. Deine Worte, nicht wahr? Räumst du also nur euch ein, dass die Zeit nicht ausreichte, um tiefgreifende Pläne zu schüren?“ Sie sah ihn an und ihr Gesichtsausdruck wurde weniger verbissen und milder. Sie schüttelte einsichtig den blonden Lockenkopf. „Bis vor wenigen Stunden hattet ihr nichts. Und jetzt seid ihr auf dem Weg nach Andunie!“ Sie musterte sein angespanntes Gesicht mit dem missbilligenden Ausdruck und fühlte sich schlecht dabei, seinen Unmut geweckt zu haben. Sie öffnete den Mund, um ihn zu besänftigen, aber Areus hatte genug gehört und empfahl ihr, sich erst einmal wieder zu beruhigen. Ysara schloss also den Mund wieder und nahm seine Worte zähneknirschend an, während sich in ihrem Bauch nun Wut über sich selbst anstaute und nur ein wenig verrauchte, als sie gegen einen Eimer trat.

Einige Minuten später trat sie an Deck. Sie hätte den Streit am liebsten ungeschehen gemacht und bereute, was sie gesagt hatte. Denn am Ende hatte Areus Recht. Sie selbst waren haltlos nach Bernar gestiefelt und hatten vor ihrer Begegnung mit Areus keinen eigenen Plan ausgetüftelt. Stattdessen waren sie in dem Gasthaus gewesen und hatten alles auf sich zukommen lassen, in der Hoffnung, dass schon alles irgendwie gut werden würde. Die Sonne konnte Ysaras Laune nur bedingt heben. Sie ließ den Blick schweifen und ihr fiel durchaus auf, dass Areus nicht in ihrem Blickfeld auftauchte. Vielleicht war das aber auch besser so. Vielleicht war es besser, erst einmal etwas Zeit vergehen zu lassen, bis zumindest sie wieder etwas klarer denken konnte. Und vielleicht wäre er dann auch empfänglicher für eine Entschuldigung. Dann aber entdeckte sie Sadia und gesellte sich zu ihrer Freundin an die Reling. „Hey“, erwiderte sie ihren Gruß auf die gleiche Art und versuchte, zu überspielen, dass sie der Streit mit Areus bedrückte. „Alma ist gerade los und holt uns trockene Kleidung. Dann können wir unsere in den Wind hängen und trocknen, meinte sie.“ Das waren doch mal gute Nachrichten. "Ein Hoch auf Alma.. oder Gavna", grinste sie, auch wenn die Emotion nicht ihre Augen erreichte. Auch wenn sie auf Garmisch sprachen, wollte sie doch lieber kein Risiko eingehen und nicht die Missgunst der Rothaarigen auf sich ziehen, indem sie hier ihren wahren Namen aussprachen. „Ist das nicht großartig, Ysara?“ Sie wandte den Kopf und ihre Augen folgten Sadias Blick aufs Meer hinaus. Es war wirklich großartig. Das Meer lag nun ruhig da und es schien um das Schiff herum nichts anderes mehr auf der Welt zu geben. Eine Brise Meeresluft und Abenteuerlust wehte ihr entgegen. Ysara schloss die Augen und lächelte selig, während sich ihre Laune tatsächlich wieder hob. „Es ist so endlos, groß und mächtig… Ich kann nicht glauben, dass wir auf einem echten Handelsschiff sind und in die größte Hafenmetropole unterwegs sind!“ Da öffnete sie die Augen wieder und versuchte, ihre losen Haare zu bändigen, die von dem Wind in alle Richtungen geweht wurden. "Wenn das Wetter so bleibt, sind wir laut Areus in sechs Tagen dort", informierte sie ihre Freundin. Dann stützte sie sich mit den Ellenbogen auf der Reling ab und legte ihr Gesicht in ihre Hände. "Man, Sadia, ich hoffe nur, dass all die Kerle nicht auf dumme Ideen kommen", murmelte sie und sah ihre Freundin von der Seite an, während ihr der Streit mit Areus noch viel zu gut im Gedächtnis war. "Apropos Kerle.. wo ist eigentlich Elian?", fiel ihr dann erst auf, dass der gar nicht hier war, um reumütig um Entschuldigung zu bitten. Oder hatten sie das schon geklärt? „Elian ist ein Idiot…“ Ysara löste die Arme von der Reling und lehnte sich nun mit der Rückseite dagegen, während sie ihre Freundin mit einem Schmunzeln bedachte. „Wieso sind Männer so?! Ich meine… Alma ist wohl das rassigste Weib, das ich je gesehen habe und… ja, ich verstehe es irgendwo. Aber… ich stand daneben, bei den Göttern!“ "Sie weiß auf jeden Fall, was sie kann. Und es freut mich zu hören, dass die Männer auch für dich ein Rätsel sind", pflichtete sie ihr zunächst ein und grinste dann schief. Was Männer anging, war Ysara wohl die Letzte, die etwas über diese und ihre Geheimnisse sagen konnte und gegenüber von Sadia konnte sie das wenigstens mit Humor nehmen. „Hab ihn zum Teufel gejagt. Der kann sich schön etwas überlegen, bevor er wieder ankommen kann!“ Da wurde ihr Grinsen eine Spur breiter. "Hast du richtig so gemacht", stärkte sie ihrer Freundin mit einem schelmischen Blick den Rücken. Sie kannte sie und sie wusste, dass sie ihrem Freund innerlich doch schon längst vergeben hatte. Aber sie wusste, sicherlich ebenso gut wie Elian, dass es keine gute Idee war, Sadia wütend zu machen und dass es diese einem nicht leicht machte, in ihrer Gunst wieder zu steigen. So wie Elian Alma angestarrt hatte, fand Ysara es nur richtig, ihm eine Lektion zu erteilen.

Bevor das Thema bezüglich Männer noch mal vertieft werden konnte, stand Alma plötzlich bei ihnen. „Ihr redet über mich?“ Ysara schaute verdutzt auf und war ebenso überrascht wie Sadia davon, dass Alma Garmisch beherrschte. Diese klärte sie jedoch direkt auf. „Schon gut, ich habe nur die Hälfte mitbekommen und verstanden. Garmisch war nie meine Stärke.“ Ysara schmunzelte und nahm ihr dankend die Kleidung ab. Langsam wurde es wirklich sehr klamm in ihren Sachen. „Ich habe mit Salik gesprochen. Er wird das Zimmer des Ersten Maats nehmen, Garron geht in die Mannschaftsquartiere und ihr beide nehmt die Kapitänskajüte. Eure Kerle schlafen bei den anderen.“ Ysara atmete die Erleichterung aus, die mit einem Mal durch ihren Körper strömte. "Ist das wahr? Das tut er?", vergewisserte sie sich und hätte es nicht für möglich gehalten, dass der Kapitän für sie sein Quartier räumte. Bei seinem Angebot von vorhin hatten sich doch eher einige Horrorszenarien in ihrem Kopf gebildet und sie war davon ausgegangen, dass sie mit zu ihm ins Quartier ziehen sollten. Vielleicht war das auch ursprünglich seine Absicht gewesen. Vielleicht hatte sie ihn auch missverstanden. So oder so: Ysara war sichtlich erleichtert. "Danke! Du bist die Beste", bescheinigte sie ihr und ihr stand ehrliche Freude über diese Nachricht ins Gesicht geschrieben. Dann folgte sie dem Blick der Rothaarigen und auch sie musterte die Männer auf dem Schiff. „Dieser Haufen sieht aus wie Scheiße, stinkt wie Scheiße, aber ich schwöre euch, wenn ihr erstmal Freundschaften schließt… es gibt keine besseren!“ Ysara sah noch immer wenig überzeugt davon aus und auch Sadia hatte ihre Zweifel. „Ach ja? Ich glaube, ich verzichte. Sonst glaubt noch einer, diese ‚Freundschaft‘ ausnutzen zu müssen!“ Die Blonde brummte zustimmend und war innerlich froh, dass Sadia ihre Meinung und Angst dahingehend teilte und sie sich offensichtlich keine unnötigen oder unberechtigten Gedanken darüber gemacht hatte, auch wenn Salik nun sein Quartier ihnen beiden allein überließ. „Zeigt ihnen, dass ihr stark seid. Gebt ihnen einfach keinen Grund zu glauben, ihr wärt ängstliche, kleine Häschen. Männer wollen jagen. Also seid ihr die Jäger – alles klar?“, empfahl Alma ihnen, wie sie mit diesen Männern umgehen sollten. Die Blonde ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Sie sollte zur Jägerin werden? Ysara kannte ja schon einige weniger freundliche Gesellen aus Grandeas Armenviertel, von denen sich manche in ihrer Aufdringlichkeit nicht mal von den Männern im Innenring unterschieden. Schon dort war Ysara weder ein Häschen gewesen noch eine Dame, die sich erobern lassen wollte. Hier jedoch sah sie sich mehr als einem Galant gegenüber, der vielleicht aufdringlich war, aber wohl nie die ungeschriebenen Gesetze überschreiten würde. Ysara sah ein, dass sie vielleicht wirklich zu ängstlich war, dass die Unsicherheit in Anbetracht des Unbekannten sie übermannt hatte und dass sie sich darüber ein Stück selbst vergessen hatte. Als sie darüber nachdachte, wurde ihr Blick fester. "Du hast Recht", nickte sie Alma zu und straffte unbewusst die Schultern. Sie war kein Hase, noch nie gewesen. Und sie würde auch jetzt keines mimen. Sie bezweifelte zwar, dass sie zur sprichwörtlichen Jägerin taugte, denn dafür fehlte ihr mit Sicherheit die Erfahrung und Selbstsicherheit. Aber sie würde sich nicht mehr verunsichern lassen und schwor sich, Salik und seinen Männern die Stirn zu bieten. Auf keinen Fall wollte sie das kleine Häschen sein und verängstigt auf den Jäger warten. Bei den Gedanken schüttelte es Ysara innerlich und sie hoffte inständig, dass diese sechs Tage schnell vorbeigehen würden.
„Also dann, wenn sonst nichts ist?“ Ysara schüttelte den Kopf. "Danke dir", bekräftigte sie aber noch einmal und musterte Alma für einen Moment. Sie war neugierig auf die Frau vor ihnen, aber sie fror schon seit einer halben Ewigkeit und wollte gerade nichts anderes tun, als in trockene Kleidung zu schlüpfen. Vor ihnen lag eine mehrtägige Reise und es würde noch genug Zeit bleiben, um Alma näher kennenzulernen.

Lächelnd schaute sie der Rothaarigen nach, bevor sie den Kopf wieder zu Sadia drehte. "Na dann, Häschen. Wollen wir uns unser Quartier für diese Woche ansehen?", zwinkerte sie ihrer Freundin grinsend zu und zog sie an ihrer Hand einfach mit sich. Sie vergewisserte sich, dass Salik noch immer beim Steuerrad war und sie keine weiteren Avancen zu befürchten hatte, bevor sie sein Quartier betrat. Sie ließ ihren Blick einmal schweifen und legte den Satz Kleidung auf einem geeigneten Platz ab. "Ich muss unbedingt aus diesen Klamotten raus", erklärte sie und begann dann auch schon, sich von der nassen Kleidung zu befreien. Vor Sadia handelte sie dabei vollkommen ohne Schamgefühl. Als sie die trockene und warme Kleidung angezogen hatte, seufzte sie zufrieden. "So gut hab ich mich schon lange nicht mehr gefühlt", grinste sie schief, weil sie noch gar nicht so lange unterwegs waren und sie sich daran gemessen, eine ziemlich kurze Zeit in der klitschnassen Kleidung befunden hatte. Dann begann Ysara, das Quartier abzuschreiten und neugierig genauer unter die Lupe zu nehmen. "Glaubst du, Alma hat Recht?", fragte sie dann ohne jeglichen Kontext in die Stille hinein. Aus Gewohnheit sprach sie weiter auf Garmisch, denn unter einem Haufen fremder Männer, fühlte sie sich dadurch etwas sicherer, selbst jetzt, als keiner der Männer anwesend war. "Das mit den Hasen und Jägern und dass.. naja.. dass der Kapitän und seine Crew nichts gegen unseren Willen tun werden?", fügte sie dann erklärend hinzu und schaute Sadia unsicher und fragend zugleich an. Sadia wusste, dass Ysara vollkommen unberührt war und diese erhoffte sich ein wenig Zuspruch von ihrer Freundin. Almas Worte hatten ihr auf jeden Fall schon etwas geholfen. Zu wissen, wie sie sich der Crew gegenüber am besten verhalten sollte, schaffte Sicherheit. Nun, da sie alleine waren, und sich Ysara tatsächlich etwas entspannte, sah Sadia ihr vielleicht auch an, dass sie mehr als das bedrückte. Die Blonde seufzte und suchte nach kurzem Zögern erneut die braunen Augen ihrer Freundin. "Ich bin Areus ganz schön an den Karren gefahren vorhin im Schiff, als ihr alle weg wart", erzählte sie dann und es mutete zuerst wie ein plötzlicher Themenwechsel an, obwohl beides im Zusammenhang miteinander stand. "Salik hat mich so verunsichert und mir Angst gemacht mit seinem Auftreten und allem.. und ich hab es an Areus ausgelassen. Ich hab ihm vorgeworfen, dass er völlig planlos gehandelt und unsere Leben riskiert hat. Er wusste, dass ein Schiff auf der Route vorbeifahren wird, aber dass diese Crew so.. so ist, wie sie nunmal ist und dass das gefährlich werden würde, hat er offenbar nicht bedacht." Sadia konnte die Reue in Ysaras Augen kennen und diese schüttelte einen Moment den Kopf, als sie sich an den Streit erinnerte und daran, was sie ihm Alma betreffend zu Unrecht an den Kopf geworfen hatte. "Ich war ziemlich unfair ihm gegenüber. Immerhin hatte er einen Plan. Und der war gar nicht so verkehrt. Schließlich sind wir nun hier, auf dem Weg nach Andunie. Aber jetzt hat uns Salik sogar sein Quartier überlassen, Alma erzählt, dass uns die Männer nicht behelligen werden und all das macht meine Reaktion irgendwie.." Sie brach ab und seufzte erneut, ehe sie ein Stück leiser wurde. "Ich hab' mich wie eine streitlustige Ziege verhalten", gestand sie dann und ließ die Schultern hängen. Sie starrte einige Moment auf den Boden, bevor sie wieder Sadias Blick suchte. "Ich werde mich natürlich bei ihm entschuldigen und hoffe, dass er mir verzeiht und uns nicht in Andunie uns selbst überlässt", sagte sie dann schnell. Sie glaubte zwar nicht, dass ihre Freundin ihr den Kopf abreißen würde, aber sie wollte sie dennoch beruhigen und klar machen, dass sie wusste, dass sie sich bei dem Nachtelf entschuldigen musste.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Montag 19. Februar 2024, 13:50

Sie konnten nicht sicher sein, ob die Männer auf der ‚Jauchzenden Nixe‘ den Versprechungen anderer gerecht würden. Alma sicherte ihnen zu, dass sie, wenn sie stark genug auftraten, niemand ihnen an die Wäsche gingen. Und auch Areus war sich diesbezüglich sicher. Leider aber fehlte Ysara das Vertrauen in beide, um sich darauf verlassen zu wollen. Sadia war da die einzige, der sie dann doch ausreichend Vertrauen entgegenbrachte, um sich besser zu fühlen. Und sie dachte so wie Ysara. Es tat gut, dass ihre Freundin sie unterstützte. Und einmal mehr bewies Sadia, wieso sie Freundinnen und gemeinsam Anführerinnen der Krähen waren. "Na dann, Häschen. Wollen wir uns unser Quartier für diese Woche ansehen?", grinste Ysi, die nun langsam auch wieder Scherz machen konnte und zog ihre Freundin mit sich. Die Reling blieb allein zurück und der Trubel an Deck wurde hinter der ins Schloss fallenden Tür der Kapitänskajüte ausgesperrt. Nur dumpf drangen hier und dort Rufe und Befehle zu ihnen ins Innere durch. Ansonsten aber blieb ihnen Zeit, sich in der Kajüte umzusehen. Es war etwas diesig hier, auch wenn durch viele kleinere Fenstergläser etwas von dem Licht hereinfiel. Draußen war es sonnig gewesen und der Himmel nur von einigen Schleierwolken behangen. Das hereinfallende Licht beschien einen Schreibtisch mit einigen Pergamenten und Seekarten darauf. Ein Tintenfass war umgestürzt und verteilte den Inhalt kleckernd auf einigen gelblichen Seiten und dem Fußboden neben dem Schreibtisch. Es gab einen gebrauchten Kerzenhalter mit einem Rest Stummelwachs. Dazu stand eine grüne Flasche im Korb und ein benutztes Trinkglas bereit. Der Schreibtisch selbst schien festgenagelt zu sein, damit er nicht verrückte bei schwerem Wellengang. Ebenso waren die Kanten etwas erhöht, damit nicht alles herumkugelte, außer dort, wo man saß. Das Schiff wiegte sich gemächlich in die Wellen hinein und schaukelte in einem Tempo, das man gut ausgleichen konnte. Neben dem Schreibtisch gab es ein großes Bett. Es war nicht ganz ein Doppelbett, aber zwei schlanke Frauenkörper würden darin gemütlich Platz finden. Salik hatte sein Bett nicht gemacht, was vermutlich an dem fehlenden, weiblichen Auge hier lag. Trotzdem muffelte es nicht oder war anderweitig spakig. Neben dem Bett stand eine große Reisetruhe, die ebenfalls fest montiert war. Hier drin gab es Wechselkleidung für den Kapitän und einige weitere Kleinode, die aber allesamt eher von minderem Interesse waren. Es gab noch einen Stuhl plus kleinem Tisch, an dem man durchaus auch vernünftig sitzen und lesen könnte, so man denn ein Buch hatte. Sadia drehte sich einmal um sich selbst und musterte alles genauer. „Gar nicht so schlecht, wie befürchtet!“, gab sie zu und schnalzte mit der Zunge. Dann aber tat sie es Ysi gleich und sah ebenfalls zu, aus der Klamotte zu kommen und endlich etwas Trockenes anzuziehen. "So gut hab ich mich schon lange nicht mehr gefühlt" Sadia lachte und nickte. „Ich weiß, was du meinst. Ewigkeiten her! Ich glaube, so oft habe ich mich in den letzten zehn Jahren nicht umgezogen!“, stieg sie scherzend ein und streifte sich die letzten Sachen über den Kopf.
"Glaubst du, Alma hat Recht? Das mit den Hasen und Jägern und dass.. naja.. dass der Kapitän und seine Crew nichts gegen unseren Willen tun werden?" Sadia atmete lange aus und zuckte die Schultern. „Ich glaube, Alma will uns Mut machen und schätze, sie ist überzeugt davon. Andererseits dürfen die Jungs bei ihr auch ran, wenn sie zahlen. So, wie ich Areus verstanden habe!“, erläuterte sie ihre eigenen Gedanken und zuckte erneut die Schultern. „Wir sollten ihnen einfach keinen Grund geben, es zu versuchen!“, entschied sie. Und Ysara nutzte die Erwähnung des Nachtelfen, um sich ihrer besten Freundin anzuvertrauen: "Ich bin Areus ganz schön an den Karren gefahren vorhin im Schiff, als ihr alle weg wart. Salik hat mich so verunsichert und mir Angst gemacht mit seinem Auftreten und allem.. und ich hab es an Areus ausgelassen. Ich hab ihm vorgeworfen, dass er völlig planlos gehandelt und unsere Leben riskiert hat. Er wusste, dass ein Schiff auf der Route vorbeifahren wird, aber dass diese Crew so.. so ist, wie sie nunmal ist und dass das gefährlich werden würde, hat er offenbar nicht bedacht. Ich war ziemlich unfair ihm gegenüber. Immerhin hatte er einen Plan. Und der war gar nicht so verkehrt. Schließlich sind wir nun hier, auf dem Weg nach Andunie. Aber jetzt hat uns Salik sogar sein Quartier überlassen, Alma erzählt, dass uns die Männer nicht behelligen werden und all das macht meine Reaktion irgendwie.. Ich hab' mich wie eine streitlustige Ziege verhalten. "Ich werde mich natürlich bei ihm entschuldigen und hoffe, dass er mir verzeiht und uns nicht in Andunie uns selbst überlässt"

Sadia hatte sich auf den Stuhl gesetzt, der dem Schreibtisch und der Fensterfront, am Heck des Schiffes, gegenüberstand. Sie hatte Ysi beobachtet und ihr zugehört und faltete nun die Hände auf ihrem Bauch. Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Er ist unsere beste Chance im Moment. So wenig mir das schmeckt. Wir sollten aufpassen, ihn nicht zu verprellen. Aber ich verstehe auch, dass du sauer warst. Die ganze Sache war mehr als unangenehm und irgendjemand musste es abbekommen. Ich denke, lieber Areus, als einer der anderen hier. Die hätten vermutlich keinen Anstand besessen, dir den Mund zu verbieten. Ich weiß nicht, Areus wirkt auf mich nicht, wie jemand, der sich tatsächlich aus dem Staub macht. Also… versteh mich nicht falsch, wir kennen ihn nicht und ich bin immer noch misstrauisch. Aber letztendlich hat er alles gehalten, was er gesagt hatte.“, zuckte sie erneut die Schultern. Sadia erhob sich und kam zu Ysi. Sie lächelte sie aufmunternd an. „Vielleicht gibst du ihm einen Moment Zeit, damit sich die Wogen wieder glätten können. Dann ist die halbe Miete schon wieder erledigt. Und dann sprichst du mit ihm und entschuldigst dich für das Ziegenverhalten!“, neckte sie sie, damit Ysi wieder lächelte.
„So… wir müssen also sechs Tage auf diesem Schiff aushalten? Was sollen wir nur bis dahin tun?“, fragte sie überfordert und schaute sich demonstrativ um. Erst dann ertönte von draußen ein Poltern gegen die Tür. „He! Antreten. Arbeit schläft nicht!“, hörten sie Garron rufen und dann die schweren Schritte sich entfernen. Offenbar würden sie sich nicht langweilen müssen. Sobald die Frauen fertig waren und nach draußen gingen, sahen sie bereits die Mannschaft mit Wischmob und Eimern bewaffnet. Einige von ihnen kletterten über ihren Köpfen akkrobatisch in der Takelage herum und überprüften die Seile. Wieder andere der Mannschaft kontrollierten die Verzurrung von Ware und Gut und eine Alma hatte sich einen großen Bottich mit Kartoffeln zwischen die Beine gestellt und saß neben einem schlaksigen Jungen mit schiefen Zähnen und krausem Lockenkopf und schälte jene, die sie wieder in einen anderen Bottich warfen. Areus war auch dabei und hatte offensichtlich einen Platz im Krähennest gewonnen. Er stand da oben wie eine Statue und starrte in die Ferne, während er sich vollkommen vermummt hatte. Da oben war für den Nachtelfen die aller schlechteste Position, wenn man es Recht bedachte. Und sicher war das eine kleine Gemeinheit seitens Salik, weil er sich einmischte im Bezug auf Sadia und Ysara. Der Kapitän war es dann auch, der sich zu den Frauen gesellte und auf die Eimer deutete. „Ihr helft dort oder beim Kartoffelschälen.“, brummte er und überließ es den Frauen, was sie wollten. Sadia sah Ysi an und überließ ihr die Wahl, wohin sie wollte. Das andere würde Sadia dann übernehmen. Elian stand tatsächlich beim Steuerrad und studierte eine Karte. Er hatte wohl eine der angenehmeren Aufgaben ergattern können. Immer mal wieder warf Alma ihm ein Lächeln zu, das ein vorsichtiger Seitenblick von Elian auffing. Vielleicht hatte Alma auch ihre Finger bei dieser Aufgabe im Spiel. So oder so – die Arbeit musste getan werden und wenn sie hier reisen wollten, würden sie arbeiten müssen. Garron war ihr Ansprechpartner und zeigte ihnen, worauf es beim Deckschrubben oder beim Kartoffelschälen ankam.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Montag 26. Februar 2024, 14:49

Neugierig schweiften die grünen Augen der Krähe durch das Quartier des Kapitäns. Sie war noch nie auf einem Piratenschiff gewesen und wollte jeden neuen Eindruck ganz genau in sich aufnehmen. Die Augen hüpften von dem Schreibtisch hinüber zu dem Bett, das ziemlich bequem aussah und auf jeden Fall breit genug für Sadia und sie war. Ysara war froh, festzustellen, dass das Bett und der Rest des Raumes ziemlich sauber war. „Gar nicht so schlecht, wie befürchtet!“, sprach Sadia ihre Gedanken aus und Ysara brummte zustimmend. Ihr Blick fiel auf die Holztruhe, allerdings hob sie nur kurz den Deckel und warf einen oberflächlichen Blick hinein. Sie durchwühlte den Inhalt jedoch nicht. Sie war nicht hier, um Salik etwas zu stehlen und so war nichts hierin von größerer Bedeutung für sie. Sie wollte einfach nur noch unbeschadet in Andunie landen. Nachdem sie endlich wieder trockene Kleider anhatte, äußerte sie ihre Bedenken bezüglich Almas Worte und erhoffte sich ein wenig Mut von ihrer Freundin. „Ich glaube, Alma will uns Mut machen und schätze, sie ist überzeugt davon. Andererseits dürfen die Jungs bei ihr auch ran, wenn sie zahlen. So, wie ich Areus verstanden habe! Wir sollten ihnen einfach keinen Grund geben, es zu versuchen!“ Ysara ließ sich die Worte für einen Moment durch den Kopf geben, ehe sie geschlagen seufzte. "Da hast du allerdings Recht. Wir sollten Stärke zeigen." Bevor sich dann jedoch Stille zwischen ihnen ausbreiten konnte, nutzte Ysara die Gelegenheit, um Sadia von ihrem Streit mit Areus zu berichten. Erst blickte sie aus der Fensterfront auf das recht ruhige Meer hinaus, ehe sich ihr Blick auf Sadia heftete, die sich gerade setzte, um ihre Reaktion einzufangen. „Er ist unsere beste Chance im Moment. So wenig mir das schmeckt. Wir sollten aufpassen, ihn nicht zu verprellen. Aber ich verstehe auch, dass du sauer warst. Die ganze Sache war mehr als unangenehm und irgendjemand musste es abbekommen. Ich denke, lieber Areus, als einer der anderen hier. Die hätten vermutlich keinen Anstand besessen, dir den Mund zu verbieten. Ich weiß nicht, Areus wirkt auf mich nicht, wie jemand, der sich tatsächlich aus dem Staub macht. Also… versteh mich nicht falsch, wir kennen ihn nicht und ich bin immer noch misstrauisch. Aber letztendlich hat er alles gehalten, was er gesagt hatte.“ Die Blonde blickte einen Moment betreten zu Boden und strich sich dann die Strähnen aus dem Gesicht. "Das hat er", bekräftigte sie ihre Worte und das schlechte Gewissen wurde gleich noch ein Stück größer. Dann schaute sie ihrer Freundin entgegen, die zu ihr hinüber kam. „Vielleicht gibst du ihm einen Moment Zeit, damit sich die Wogen wieder glätten können. Dann ist die halbe Miete schon wieder erledigt. Und dann sprichst du mit ihm und entschuldigst dich für das Ziegenverhalten!“ Ysara konnte natürlich nicht anders, als auf die neckenden Worte mit einem Grinsen zu reagieren. "Das werde ich. Wäre auch ziemlich blöd, wenn die Reise in Andunie schon vorbei wäre", murmelte sie und kräuselte kurz die Nase. Dann zog sie Sadia in eine feste Umarmung und drückte sie kurz an sie. "Mhm, du riechst gut. Das Meer steht dir", löste sie sich grinsend und ihr war anzusehen, dass sie schon wieder ein wenig besser drauf war, nachdem sie bei ihrer Freundin ihr Herz ausgeschüttet hatte.

Gerade, als sich diese über etwaige Langweile beschwert hatte, polterte es gegen die Tür. „He! Antreten. Arbeit schläft nicht!“ Ysara warf Sadia einen Seitenblick zu. "Deine Gebete wurden aber schnell erhört", schmunzelte sie, strich ihre Kleidung glatt und straffte die Schultern. "Also dann.. auf in den Kampf", murmelte sie und rief sich Almas Worte in Erinnerung. So trat sie schon eine Spur selbstsicherer und mit gehobenen Kopf zurück an Deck. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen! Und sie würde sich dieses Abenteuer nicht von ein paar testosteron gesteuerten Kerlen vermiesen lassen. Ysara kniff für einige Momente die Augen zusammen, bis sie sich an die Helligkeit hier draußen wieder gewöhnt hatte. Dann sah sie die geschäftige Mannschaft, die sich nützlich auf dem Schiff machte. Offenbar gab es mehr als genug Arbeit. Es war jetzt zwar nicht der richtige Zeitpunkt für ein ruhiges Gespräch unter vier Augen, trotzdem suchte die Krähe das Deck nach Areus ab. Ein entschuldigender Blick in seine Richtung würde sicher nicht schaden. Zu ihrer Überraschung entdeckte sie ihn jedoch ganz oben im Krähennest, wo er der Sonne so nah war, wie er nur sein konnte. Ysara presste die Lippen aufeinander. Da trat Salik neben sie und sie atmete einige Momente tief durch, um den Kommentar hinunter zu schlucken, der ihr auf der Zunge lag. Aber sie schwieg, weil sie wusste, dass es besser für sie vier wäre. Es war Saliks Schiff und was eine Auflehnung gegen ihn bedeuten konnte, durfte nun der Nachtelf demonstrieren. Ysara hoffte nur inständig, dass der Stoff ihn genügend vor dem stetigen Sonnenlicht schützen würde, dem er ausgesetzt war.
„Ihr helft dort oder beim Kartoffelschälen.“ Ysaras Aufmerksamkeit kehrte zurück zum Kapitän. Sie sah zu ihm hinauf und dabei streiften ihre Augen seine Statur und machten ihr abermals bewusst, dass er gut aussah und ihr körperlich mehr als überlegen wäre. "Aye, Käpt'n", murmelte sie deshalb loyal, konnte ein verstohlenes Grinsen jedoch nicht ganz unterdrücken. Langsam kehrte die Abenteuerlust zurück in ihre Adern. Wer wollte nicht schon immer mal auf einem Piratenschiff anheuern? "Danke, dass wir Euer Quartier beziehen dürfen. Wir wissen das zu schätzen", versuchte sie direkt ein wenig die Wogen zwischen ihnen zu glätten. "Ich werde Gavna helfen, ok?" Sie warf Sadia einen Seitenblick zu. Nicht, dass sie sich vor dem Schrubben scheute, vielmehr sah sie die Gelegenheit darin, die Rothaarige ein wenig über Areus auszufragen. So gesellte sie sich zu der guten Fee, nickte ihr und dem Jungen neben ihr zu und fackelte dann nicht lange, sondern nahm direkt Messer und Kartoffel in die Hände, um beim Schälen zu helfen. Als sie Alma erneut mit einem Blick bedachte, fing sie das Lächeln auf, das sie in Richtung Elian warf, der offenbar nur darauf gewartet hatte. Ysara runzelte einen Moment die Stirn. "Sadia und Elian sind sehr glücklich miteinander", raunte sie dann leise. Sie lächelte ihr versöhnlich zu, denn sie meinte es nicht böse. Aber sie fühlte sich dazu verpflichtet, Alma klarzumachen, dass es zwischen Sadia und Elian keinen Platz für sie gab. Dann schnappte sie sich die nächste Kartoffel und ihr Blick fiel erneut auf Areus. Ihr war klar, dass er dort oben war, weil er sich für sie eingesetzt hatte. Sie seufzte tonlos und schüttelte kurz den Kopf. Dann schaute sie Alma an und begann, auch diese Kartoffel zu schälen. "Areus und du.. ihr scheint euch gut zu kennen? Kennt ihr euch schon lange?", leitete sie dann so unschuldig wie möglich ein Gespräch ein und setzte auf Almas offene Art, die bisher immer frei von der Leber weg geredet hatte.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Samstag 2. März 2024, 23:30

Es wäre wohl zuviel verlangt gewesen, wenn Sadia und Ysara einfach in der Kajüte des Kapitäns hätten ausharren können, bis sie Andunie erreichten. Sechs lange Tage und Nächte, in denen sie hier gefangen wären. Alma’s Ratschlag klang zwar plausibel, aber ob sie beide dazu auch wirklich in der Lage wären, wenn es hart auf hart käme? Sie wollten es zumindest versuchen und Ysi fühlte sich mit diesem Rüstzeug im Gepäck etwas wohler. Das zeigte sich auch als sie an Deck zurückkehrte und sowohl die Anweisungen von Garron, dem ersten Maat, als auch Salik, dem Kapitän erhielten. Kartoffelschälen oder Deckschrubben. Ysara entschied sich für das knollige Gemüse und überließ es Sadia, mit einem Teil der Manschaft, die Planken zu reinigen. Ihre dunkelhaarige Freundin hob eine Augenbraue und schürzte gespielt empört die Lippen, doch dann winkte sie lächelnd ab und überließ Ysara die Schälerei, während sie sich einen Eimer und Schrubber suchte. Ysi konnte sogar spüren, dass sich allmählich wieder die Abenteuerlust einstellen wollte, was angesichts des ersten Schrecks doch ganz angenehm war. Nun musste sie sich nur noch mit Areus versöhnen, doch den hatte das Aufbegehren gegenüber Salik ein härteres Los beschert. Zumindest, wenn man bedachte, dass er Nachtelf war. Die Nähe zur Sonne war wohl nichts, was dem Elfen gerade besonders zuträglich war. Doch im Moment blieb der Blonden nicht viel mehr übrig als sich mit den Erdäpfeln zu beschäftigen Alma warf gerade eine der Kartoffeln in den Eimer für die Geschälten und griff nach einer neuen als Ysi sich ebenfalls bediente. Die Rothaarige bedachte sie kurz mit einem Blick. „Dachte, so ein feines Püppchen aus Grandea’s Ring der Dekadenz wüsste nicht mal, wie man so ein Messer hält.“, sagte sie und es war gar nicht abfällig gemeint, sondern ein Fakt, der auf viele dort zuträfe. Es war wohl eine Art Anerkennung für Ysi. Dann aber fing jene das Lächeln auf und fühlte sich bemüßigt, für Klarheit zu sorgen: “Sadia und Elian sind sehr glücklich miteinander“ Alma ließ ihren Blick zu Ysi wandern und musterte sie einen Moment. Dann lehnte sie sich vor und griff nach einer neuen Kartoffel. „Ach? Und wenn sie so glücklich sind, wieso kann er dann den Blick nicht von mir lassen?“, schnurrte sie und grinste. Dann seufzte sie. „Was soll ich sagen, Ysara? Ich erkenne eben einen anständigen Kerl, wenn ich ihn sehe. Und so leid es mir tut- auch ich bin jemand, der Abwechslung braucht.“, sie zwinkerte kokett und zuckte die Schultern. „Wenn sie so glücklich sind, wie du sagst, hat deine Freundin nichts zu befürchten. Aber ich muss dennoch meine Möglichkeiten ausloten, wenn du verstehst. Und…“, ihr Blick glitt zum Krähennest, „wenn der eine nicht will,… versuche ich es beim anderen. Und Elian sieht wirklich zum Anbeißen aus!“, schnurrte sie und lachte dann glockenhell, dass sich hier und dort einer der Köpfe drehte. „Und klug ist er auch! Was ein echter Bonus ist. Bei all den Holzköpfen hier.“, erwähnte sie raunend, ehe sie sich wieder mehr um die Kartoffeln kümmerte.
Ysara spürte beim erneuten Blick auf Areus, dass sie das schlechte Gewissen plagte. Und dennoch obsiegte die Neugierde. "Areus und du.. ihr scheint euch gut zu kennen? Kennt ihr euch schon lange?" Alma wischte sich in einer fließenden Bewegung die roten Locken von der linken Schulter und nickte. „Eine Weile,“ beantwortete sie vorerst karg. Sie schälte noch ihre Kartoffeln zu ende, ehe sie zu dem Jungen blickte. „Fjordor… schälst du eigentlich Kartoffeln oder glotzt du unserem Gast nur auf die Möpse?!“, blaffte sie den Jungen an, der daraufhin zusammenzuckte und das Messer fallenließ. Fjordor starrte Alma mit großen Augen an und blickte dann mit einem schiefen Grinsen zu Ysi. Seine schiefen Zähne waren dabei nicht gerade ein Hingucker. „Ähm“, machte er eloquent und Alma ruckte mit dem Kopf. „Verzieh dich! Geh das Deck schrubben, so kann ich dich nicht gebrauchen!“, murrte sie und der Junge war schon weg, bevor noch jemand Kartoffel sagen konnte.

Für einen Moment sah Alma ihm nach, prüfte dann die Umgebung und blickte zurück zu Ysi. „Jetzt misst du seinen Anteil machen, wenn du schon so neugierig bist.“, sagte sie, ohne, dass es wie ein Scherz klang. Alma nickte zum Kartoffelbottich, denn sie hatten noch ordentlich zu tun. „Areus und ich sind in Rumdett aufeinander…gestoßen“, sie grinste. „Nun, jedenfalls sollte es so kommen. Der Gauner hatte mich gebucht und wir gingen auf das Zimmer in ‚Die rote Susi‘- das Bordell, in dem ich arbeite. Sobald die Tür ins Schloss fiel, gab er mit einen Beutel Geld, ich zog mich aus und er…“, sie schnalzte mit der Zunge, „mich wieder an. Der Mann ist so glatt wie ein Babyhintern.“, murrte sie und konnte es offenbar immer noch nicht fassen. „Er sagte, er müsse sich nur für eine Weile verstecken, dass ich aber nichts zu befürchten hätte und auf seine Kosten ein paar Stunden ausspannen sollte.“, sie zuckte die Schultern. Dann hielt sie inne und musterte Ysi. „Ernsthaft, ich dachte, er verarscht mich.“ Sie begann erneut zu schälen. Allmählich leerte sich der Bottich. „Nach rund vier Stunden war ich sauberer als eine Jungfrau und hatte einen Batzen Geld verdient. Er verschwand sang und klanglos und ich hielt den Mund. Einige Wochen später, das selbe Spiel. Wieder buchte er mich, wieder bezahlte er für… nichts. Dieses Mal sprach er wenigstens mit mir. Sagte, er habe Geschäfte in Rumdett und bräuchte immer wieder einen Unterschlupf. Wir kamen überein, dass er zwei Drittel von dem zahlte, was er da anfänglich hinlegte, sofern er mir den einen oder anderen Gefallen tat.“, sie lächelte etwas hinterrücks. „Eine Hure hat eben auch ihre Geheimnisse, weißt du? Und Areus war jemand, der mit Informationen etwas anzufangen weiß. Der Kerl ist eine ziemliche Versuchung. Gebildet, zuvorkommend, geheimnisvoll…“, ihre Augen blitzten verzückt.
„Er ist jemand, der das Jagdfieber weckt. Schon mal davon gehört, Süße?“, schmunzelte sie erneut. „Nach einer Weile hatten wir eine Art… Austausch der intellektuellen Art. Ich schnappe hier und dort etwas auf und trage es an ihn heran und er… erledigt mal das ein oder andere, was mir nicht so möglich wäre.“, sie hob den Blick und lehnte sich vor, um nicht so laut sprechen zu müssen. „Manche haben es verdient, dass er ihnen einen Besuch abstattet.“, weihte sie Ysi ein, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Dann widmete sie sich den restlichen Kartoffeln und half dann auch Ysara mit ihrer doppelten Portion von Fjordor.

Danach, als alle geschält waren, wies sie Ysi mit einem Nicken an, den zweiten Henkel am Bottich mit den geschälten Kartoffeln zu nehmen, damit sie ihn zusammen zur Kombüse tragen konnten. Inzwischen war die Mittagszeit vorbei und die Sonne begann ihren Abstieg in Richtung Abend. In der Kombüse war zurzeit niemand, sodass Alma einen Moment durchschnaufte. Bis sie sich einen Schemel heranzog und hinaufstellte, um ein höhergelegenes Regal zu erreichen. Sie streckte den Arm aus, fingerte dann zwischen Einmachgläsern und Butterbrotpapier herum, ehe sie einen kleinen Tiegel hervorzog. Ohne Vorwarnung warf sie Ysi jenen zu und sollte sie fangen, würde sie darin eine butterartige Masse erkennen, die weißlich war und herb bis süßlich roch. „Nimm das. Wenn der Elf nachher runterkommt, wird er es gewiss brauchen,“ meinte sie und schürzte die Lippen. Dann grinste Alma. „Wusstest du, dass der Smutje immer ein Päckchen Karamell versteckt hält? Sie griff zielsicher im eine unscheinbar wirkende Dose und holte eine Handvoll trockene Nudeln heraus, ehe sie das Päckchen hinausfischte.
„Hier“, reichte sie es Ysi und forderte sie auf, sich ein Stück abzubrechen, um die süße Leckerei auf der Zunge zergehen zu lassen. Dann hörten sie Schritte und ob Ysi nun ein Stück stibitzte oder nicht, Alma nahm es und tat es flugs zurück an Ort und Stelle. „Was wollt ihr hier?!“, grunzte der Koch und trat in die nun viel zu enge Kombüse. „Kartoffeln, Dicker“, antwortete Alma. „Aha. Und warum steht ihr dann noch hier?!“, brummte der große, etwas dickere, Koch in ihre Richtung. Alma trat auf ihn zu, langte in seinen Schritt, zog ihn zu sich, küsste ihn vollkommen hemmungslos und gurrte: „Nicht aufregen, Schätzchen. Heute Abend darfst du ran“, schnurrte sie, dass der Koch ganz zahm wurde. Dann nahm sie Ysi an der Hand und zog sie schleunigst mit sich, um sich dem Brummeln des Kochs zu entziehen. Zurück an Deck ließ sie die Blonde los und trat an die Reling. Sie lehnte ihre Arme darauf und blickte in Fahrtrichtung. „Was wollt ihr in Andunie eigentlich? Im Übrigen… Areus ist ein feiner Kerl. Gibt kaum einen besseren, würde ich behaupten.“ Sie drehte sich Ysi zu und stützte ihre Unterarme auf die Reling. „Aber er ist auch reichlich… verkorkst? Kompliziert? Weiß gar nicht, wie ichs beschreiben soll. Er folgt seinem Weg und geht dabei auch gerne mal über… Leichen. Nun, sinnhaft. Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich töten kann, seit seiner Verstoßung.“ Alma winkte mit den Fingern einem Matrosen, der sie anstarrte. Dann warf sie Ysi einen Blick zu. „Schon mal darüber nachgedacht, die Branche zu wechseln? Du könntest einen Haufen Kohle machen, so, wie du aussiehst!“, bescheinigte sie ihr und zwinkerte.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Donnerstag 7. März 2024, 13:45

Nun hieß es Kartoffelschälen und Alma wurde Zeugin davon, dass Ysara das nicht zum ersten Mal machte. „Dachte, so ein feines Püppchen aus Grandea’s Ring der Dekadenz wüsste nicht mal, wie man so ein Messer hält.“ Da hielt Ysi in der Bewegung inne und betrachtete Alma einen Moment stirnrunzelnd. "Hat er dir das erzählt?", fragte sie dann und nickte leicht mit dem Kopf in Richtung Areus. Ysara klang nicht beleidigt, sondern vielmehr irritiert. Woher sonst sollte Alma wissen, dass sie aus dem Innenring stammte? "Ich bin nicht so ein feines Püppchen", merkte sie dann recht nüchtern an, in ihrem Mundwinkel zeigte sich jedoch ein kleines Schmunzeln, das erahnen ließ, dass Ysi für ein paar Überraschungen gut war. Im weiteren Verlauf ihres Kartoffelschälens fielen ihr die Blicke auf, die Alma Elian zuwarf, und die Blonde fühlte sich bemüßigt, Alma von etwaigen dummen Ideen abzubringen. Sie griff nach einer Kartoffel, während sie den Blick der Rothaarigen ruhig erwiderte. „Ach? Und wenn sie so glücklich sind, wieso kann er dann den Blick nicht von mir lassen?“ Ysara hob vielsagend eine Augenbraue, denn die Antwort war natürlich klar. Alma war ein echter Hingucker, aber das wusste diese sicher auch, ohne dass Ysara ihr dies zusätzlich unter die Nase rieb. „Was soll ich sagen, Ysara? Ich erkenne eben einen anständigen Kerl, wenn ich ihn sehe. Und so leid es mir tut- auch ich bin jemand, der Abwechslung braucht. Wenn sie so glücklich sind, wie du sagst, hat deine Freundin nichts zu befürchten. Aber ich muss dennoch meine Möglichkeiten ausloten, wenn du verstehst. Und…“ Schweigend hörte Ysara ihr zu und bemerkte anhand ihrer Worte, dass sich der Gedanke in der Rothaarigen bereits gefestigt hatte. Sie folgte ihrem Blick hinauf zum Krähennest, auf dem noch immer der Nachtelf stand. „wenn der eine nicht will,… versuche ich es beim anderen. Und Elian sieht wirklich zum Anbeißen aus!“ Während Alma laut auflachte, als wäre das ein wirklich guter Witz, atmete Ysi einmal tief ein und aus. „Und klug ist er auch! Was ein echter Bonus ist. Bei all den Holzköpfen hier.“ Sie konnte es Alma nicht verdenken. Rein objektiv gesehen sah Elian wirklich gut aus, auch wenn sich Ysara damit nie näher befasst hatte. Vielmehr achtete sie ihn aufgrund seiner Intelligenz, die ihn tatsächlich von vielen Männern unterschied, die sie kannte. Sie verstand, dass beides zusammen Alma reizte und für sie im krassen Gegensatz zu den Männern der Mannschaft stand, die für sie doch nur ein Beruf waren. Für einen Moment sah sie noch einmal zu Elian hinüber, fokussierte dann aber wieder Alma. "Elian ist ein anständiger Kerl. Du kannst dir die Mühe sparen." Sie versuchte sich in einem Lächeln, denn noch immer wollte sie es sich nicht mit Alma verscherzen. Ganz im Gegenteil, sie wollte in jedem Fall verhindern, dass irgendetwas ihre Freunde und damit ihr Dreiergespann auseinander brachte. Alma hatte jedoch klargemacht, dass sie sich nicht von ihrem Ziel abbringen lassen würde. Ysara nahm sich vor, die andere im Auge zu behalten, soweit das ging, und nahm sich im Stillen bereits vor, sie bei ihren Avancen Elian gegenüber zu stören. Immerhin fiel selbst ihr auf, wie gut Alma aussah, und ein Mann sah das sicherlich nochmal mit ganz anderen Augen.

Die Grandessanerin widmete sich der nächsten Kartoffel und lenkte das Gespräch lieber auf Areus. Sie wollte von Alma wissen, ob sie sich schon lange kannten, doch die andere antwortete ihr nicht direkt. Stattdessen wies sie plötzlich den Jungen neben ihr zurecht. „Fjordor… schälst du eigentlich Kartoffeln oder glotzt du unserem Gast nur auf die Möpse?!“ Ysara war wohl ebenso überrascht wie der Junge mit den schiefen Zähnen, der vor Schreck sein Messer fallen ließ. Sie hatte zwar aus dem Augenwinkel den ein oder anderen Blick von ihm bemerkt, aber nicht, dass er sie auf diese Art anglotzte. Ysara fixierte Fjordor und übte sich gleich mal darin, ihm zumindest durch Blicke die Stirn zu bieten, ehe Alma ihn anfuhr und davon jagte. Da grinste Ysi die andere an und warf ihr einen anerkennenden Blick zu. Offenbar hatte sie die Männer an Bord ordentlich im Griff und wurde nicht nur für ihren Körper geschätzt. Ein Hinweis mehr darauf, dass sie wusste, wie der Hase hier lief. „Jetzt musst du seinen Anteil machen, wenn du schon so neugierig bist.“ Ysara grinste schief, aber das nahm sie gerne in Kauf. "Ist nicht so, dass ich heute noch was vorhabe", erwiderte sie schmunzelnd und ergab sich dann ihrem Schicksal. Immer wieder sah Ysara von den Kartoffeln, die sie nacheinander schälte, zu der Rothaarigen auf, die ihr nun berichtete, wie Areus und sie sich kennengelernt hatten. „Areus und ich sind in Rumdett aufeinander…gestoßen. Nun, jedenfalls sollte es so kommen. Der Gauner hatte mich gebucht und wir gingen auf das Zimmer in ‚Die rote Susi‘- das Bordell, in dem ich arbeite. Sobald die Tür ins Schloss fiel, gab er mit einen Beutel Geld, ich zog mich aus und er…“ Die Blonde unterbrach den Blickkontakt, denn bei Almas offener Art erwartete sie schon fast eine ausführliche Beschreibung dessen, was sie gar nicht so genau wissen wollte. Dann beendete sie ihren Satz jedoch anders als erwartet. „mich wieder an. Der Mann ist so glatt wie ein Babyhintern.“ Ysara hob den Blick und grinste für einen Moment ob der Wortwahl. Einerseits überraschte es sie, dass Areus offenbar immer wieder Almas Versuche widerstehen konnte. Andererseits warf das ein ziemlich gutes Licht auf ihn - und ein weniger gutes auf Ysara, die ihm im Streit das Gegenteil vorgeworfen hatte. Doch Alma schien die Zurückweisung des Elfen nicht ganz so zu amüsieren wie sie. „Er sagte, er müsse sich nur für eine Weile verstecken, dass ich aber nichts zu befürchten hätte und auf seine Kosten ein paar Stunden ausspannen sollte. Ernsthaft, ich dachte, er verarscht mich.“ Ysara fing ihren Blick auf, der ihr schlechtes Gewissen zur Seite schob und ihr ein Auflachen entlockte. „Nach rund vier Stunden war ich sauberer als eine Jungfrau und hatte einen Batzen Geld verdient. Er verschwand sang und klanglos und ich hielt den Mund. Einige Wochen später, das selbe Spiel. Wieder buchte er mich, wieder bezahlte er für… nichts. Dieses Mal sprach er wenigstens mit mir. Sagte, er habe Geschäfte in Rumdett und bräuchte immer wieder einen Unterschlupf. Wir kamen überein, dass er zwei Drittel von dem zahlte, was er da anfänglich hinlegte, sofern er mir den einen oder anderen Gefallen tat.“ "Ich verstehe", warf sie kurz ein, ehe Alma auch schon weiter sprach. „Eine Hure hat eben auch ihre Geheimnisse, weißt du?“ Ysara nickte, denn das konnte sie sich tatsächlich sehr gut vorstellen. „ Und Areus war jemand, der mit Informationen etwas anzufangen weiß. Der Kerl ist eine ziemliche Versuchung. Gebildet, zuvorkommend, geheimnisvoll…“ Die Diebin schmunzelte und nickte dann, denn Alma beschrieb den Nachtelf ziemlich passend, auch wenn sie nicht das Wort 'Versuchung' genutzt hätte. Aber er war tatsächlich auf seine Art faszinierend, das hatte auch schon Ysi festgestellt. „Er ist jemand, der das Jagdfieber weckt. Schon mal davon gehört, Süße?“ "Jagdfieber?", fragte sie nach und beantwortete ihre Frage damit wohl ausreichend. Die hatte davon noch nichts gehört, aber sie erinnerte sich, dass Alma vorhin schon einmal ähnliche Worte benutzt haben. "Du meinst, etwas haben zu wollen, das nicht erreichbar ist? Wie.. Elian zum Beispiel?", konnte es sich Ysi dann doch nicht nehmen lassen und es blitzte frech in ihren Augen. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Freund ebenso wenig Interesse an der Hure hatte, wie Areus. Doch bisher hatte er nicht so standhaft und glatt diesbezüglich gewirkt wie Areus. „Nach einer Weile hatten wir eine Art… Austausch der intellektuellen Art. Ich schnappe hier und dort etwas auf und trage es an ihn heran und er… erledigt mal das ein oder andere, was mir nicht so möglich wäre. Manche haben es verdient, dass er ihnen einen Besuch abstattet.“ Ysara beobachtete Alma dabei, wie diese sich verschwörerisch zu ihr vorbeugte. Aus einem Reflex heraus tat die Diebin es ihr gleich und versicherte sich mit einem Seitenblick, dass niemand in Hörweite war, ehe sie fragte: "Wie meinst du das?" Was Areus genau tat? Almas Umschreibung gab seiner geheimnisvollen Art jedenfalls zusätzliches Futter.

Ysara stellte erleichtert fest, dass sich die ungeschälten Kartoffeln zur Neige gingen. Auf Dauer war die eintönige Arbeit doch ziemlich mühsam. Außerdem war sie froh, endlich einen Grund zu haben, um aufzustehen und sich etwas bewegen zu können. Sie streckte sich einmal ordentlich, bevor sie Alma unter die Arme griff und mit ihr zusammen den Bottich bis in die Kombüse trug. Dort angekommen, streckte Ysara noch einmal alle Glieder ordentlich durch, denn sie hatten wirklich viele Kartoffeln geschält. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und beobachtete Alma, die gerade auf einen Schemel geklettert war und irgendetwas aus dem Regal erreichen wollte. Im nächsten Augenblick warf ihr die Rothaarige plötzlich etwas zu und Ysara entwich ein überraschter Laut. Sie riss die Hände in die Höhe, erwischte den Tiegel gerade so mit den Fingerspitzen der linken Hand, sodass er nach rechts flog, woraufhin Ysi eine Abfolge zappelnder Bewegungen ausührte. Den Tiegel bekam sie jedoch nicht mehr zu fassen und er fiel zu Boden. Einen Moment blickte sie Alma an und dieser Blick sagte schon alles. Musste das sein? "Warn' mich nächstes Mal vor", bat sie trocken, aber nicht wirklich verärgert. Sie hob den Tiegel auf und öffnete ihn neugierig, woraufhin ihr ein angenehmer Duft in die Nase drang. „Nimm das. Wenn der Elf nachher runterkommt, wird er es gewiss brauchen“ Sie schloss den Tiegel wieder. "Gute Idee, danke." Dann lächelte sie sacht und sah das Grinsen auf den Lippen der Rothaarigen, die offenbar etwas im Schilde führte. „Wusstest du, dass der Smutje immer ein Päckchen Karamell versteckt hält?“ Sie schüttelte den Kopf mit den blonden Locken, denn die Antwort war wohl eindeutig. Natürlich wusste sie nichts über dieses Schiff, seine Mannschaft oder deren Vorlieben. Ysi steckte den Tiegel ein und trat nun näher, damit Alma nicht auf die Idee kam, noch einmal ihre Reaktionsfähigkeit zu testen. Diesmal hielt sie ihr das Karamell nur entgegen und mit einem diebischen Grinsen brach sich Ysi ein Stück ab. Dann hörte sie Schritte und nahm Abstand zu Alma, um einen möglichst unschuldigen Eindruck zu erwecken. Das Karamell lag noch immer verborgen in ihrer Hand, als der Koch eintrat, der nicht lang fackelte und sie beide anraunzte. Ysara bewahrte Haltung, während Alma das Wort an sich riss.. und im nächten Augenblick den ganzen Koch. Die Miene der Grandessanerin brach etwas auf und zeigte ihre Überraschung über diese hemmungslose Nähe zwischen den beiden. Einen Moment starrte sie die beiden an, ehe sie den Blick abwandte. Sie fühlte sich überrumpelt davon und im Gegensatz zum Smutje fühlte sie sich nicht unbedingt wohl bei der Nähe, die Alma ungeniert aufbaute. Dort, wo sie herkam, herrschte diese Hemmungslosigkeit nicht. Die meisten hielten sich unter den Augen der anderen doch eher höflich zurück. Ysara hatte es schon eine riesige Überwindung gekostet, Cassian für einen Kuss nahe zu kommen, und sie hatte sich ziemlich scheu dabei angestellt. Alma hätte dies sicherlich belustigt, wenn sie davon wüsste. Ysara atmete unweigerlich auf, als Alma sie bei der Hand nahm, und ließ sich bereitwillig mitziehen, während sie das Stück Karamell in die Tasche mit dem Tiefel verschwinden ließ.

Als sie sie wieder an Deck waren und an der Reling standen, musterte sie Alma für einen Moment und verspürte eine gewisse Bewunderung über ihre Art, die Dinge zu handhaben. Sie wusste offenbar, was sie wollte, und wie sie das bekam. Das merkte man ihr an. „Was wollt ihr in Andunie eigentlich?“ Ysara lächelte und wirkte fast ein wenig verschwörerisch dabei, als sie die Augen ein wenig zusammen kniff. "Geschäfte", antwortete sie zunächst und grinste dann etwas. "Ich weiß, nicht sehr spezifisch. Andunie ist nur ein Zwischenstopp, aber mehr kann ich dir leider nicht sagen. Das ist besser so für dich." Für sie alle. Wenn Alma auf irgendwelche neugierigen Dunkelelfen traf, wäre es doch besser, wenn sie nichts genaueres über ihr eigentliches Ziel oder ihre Pläne wüsste. „Im Übrigen… Areus ist ein feiner Kerl. Gibt kaum einen besseren, würde ich behaupten. Aber er ist auch reichlich… verkorkst? Kompliziert?“ "Verkorkst? Wie meinst du das?", fragte sie mit ehrlicher Neugierde, auch wenn sie glaubte, zu wissen, was sie meinte. Areus war eben.. anders. „Weiß gar nicht, wie ichs beschreiben soll. Er folgt seinem Weg und geht dabei auch gerne mal über… Leichen. Nun, sinnhaft. Ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich töten kann, seit seiner Verstoßung.“ Da wurden Ysara Augen größer und sie schaute die Rothaarige prüfend an, als könnte sie ergründen, wie genau sie auch diese Worte meinte. "Du meinst.. Hat er jemanden umgebracht? In seiner Heimat? Wie meinst du das, er kann das nicht mehr seit seiner Verstoßung?", versuchte sie, Almas Worte in einen Kontext zu bringen, was ihr nicht wirklich gelang. Ysara verspürte eine Gänsehaut und ihre Augen suchten unweigerlich nach dem Nachtelfen. War er ein Mörder? Wie sollte das aber zu dem 'feinen Kerl' passen, für den Alma ihn hielt?
Die Blonde wechselte die Position, drehte sich zum Meer um und stützte sich mit den Ellenbogen auf der Reling ab, während der Wind mit ihren Haaren spielte. „Schon mal darüber nachgedacht, die Branche zu wechseln? Du könntest einen Haufen Kohle machen, so, wie du aussiehst!“, fragte Alma sie plötzlich. Überrascht von diesen direkten Worten, schaute Ysara mit geöffnetem Mund zu ihrer Gesprächspartnerin. Dann lachte sie auf und schüttelte den Kopf. "Nein, das wäre nichts für mich. Aber.. danke", grinste sie etwas schief über das eigenwillige Kompliment. Dann wurde sie etwas ernster. "Macht dir dein Beruf denn Spaß?", fragte sie nach und zuckte mit den Schultern. "Blöde Frage wahrscheinlich", schob sie dann gleich hinterher, denn wer hatte schon Spaß dabei, sich für Geld jedem beliebigen Mann hingeben zu müssen? Ysara wandte den Blick ab und räusperte sich, weil der Gedanke für eine trockene Kehle sorgte. "Die Männer hier hast du jedenfalls gut im Griff", bescheinigte sie ihr dann noch und warf ihr einen anerkennenden Seitenblick zu.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Freitag 8. März 2024, 21:11

Die eher deftige Würze von Alma’s Schlag war nicht für jeden etwas. Ysara war stets recht behütet aufgewachsen und auch wenn sie sich immer für durchaus tough gehalten hatte, musste sie sich in Gegenwart der Rothaarigen eingestehen, dass sie noch so einiges zu lernen hatte. Alma war allerdings auch ein erfrischendes Beispiel für eine gestandene Frau. Sie hatte die Männerbande an Bord gehörig im Griff und das imponierte Ysara durchaus. Die Prostituierte ließ sich von ihrem Leben nicht unterkriegen und wirkte ganz und gar nicht hilfsbedürftig. Nicht jede Frau, die dieses Leben lebte, hatte sich nur einem traurigen Schicksal ergeben. Alma wirkte, als habe sie dieses Leben tatsächlich bewusst gewählt und aus ihrem Können eine profitable Arbeit gemacht. Allerdings hatte das auch zum Nachteil, dass die Frau sehr wohl wusste, was sie konnte und was nicht. "Elian ist ein anständiger Kerl. Du kannst dir die Mühe sparen." Ysara würde nicht tatenlos danebensitzen und sich ansehen, wie ihre Freunde in ein Unglück rannten. Alma aber hob eine Augenbraue und lächelte nur unbestimmt. Was auch immer das heißen sollte. Die Rothaarige würden gewiss noch für Wirbel sorgen, davon durfte Ysi ausgehen. Allerdings lernte Ysi auch schnell. Denn nachdem Alma das Jagdfieber erwähnte und sich ein wenig über Areus ausgelassen hatte, schoss Ysi gekonnt zurück: „Jagdfieber? Du meinst, etwas haben zu wollen, das nicht erreichbar ist? Wie.. Elian zum Beispiel?" Alma hob die Augenbrauen und sah Ysi offen an. Dann brach das hübsche Gesicht auf und sie strahlte sie an. „Chapeau, Madame!“, grinste sie anerkennend und nickte lachend. Alma war wirklich eine Naturgewalt. Und sympathisch war sie offenbar auch noch. Nachdem die Frauen dann die Kartoffeln ohne Fjordor geschält hatten, hatte Alma ihr einen kleinen Tiegel in der Kombüse zugeworfen, den sie fallenlassen hatte. Die Rothaarige hatte nur gegrunzt und sich amüsiert, bevor dann der Smudje den Raum betrat und die Frauen bei ihrer geheimen Nascherei fast überrascht hätte. Alma wusste allerdings auch hier unverblümt abzulenken, dass es Ysi die Röte ins Gesicht trieb. Etwas mehr Zurückhaltung wäre dann wohl doch angebracht, aber es zeigte auch die gewünschte Wirkung. Der ‚Dicke‘ sah Alma nur sabbernd hinterher, bevor er sich daran zu erinnern versuchte, was er eigentlich hier wollte und dass er der Koch war. Die Frauen kehrten an Deck zurück, wo sie das angenehme Wetter einen Moment genießen konnten. Gleichwohl bot es mehr Raum für ein aufschlussreiches Gespräch und Alma berichtete davon, dass Areus eher eine schwierige Mischung von Mann war. "Verkorkst? Wie meinst du das?"
Die Hure zuckte die Schultern. „Weiß nicht. Ich glaube nicht, dass er jemals was mit jemandem hatte. Also… schon, irgendwie. Aber er scheint so gar kein Interesse zu haben…“, schmollte sie etwas überspitzt und Ysara’s Vermutung bestätigte sich wohl, dass die Rothaarige es nicht guthaben konnte, wenn sie jemanden nicht haben konnte. Und da lag wohl auch der einzige Antrieb begründet. Er war interessant, weil er sich nicht rarmachen konnte. Aber Alma wusste auch ein wenig mehr über ihn zu erzählen, was in Anbetracht ihrer gemeinsamen Reise gewiss nicht ganz uninteressant war. "Du meinst.. Hat er jemanden umgebracht? In seiner Heimat? Wie meinst du das, er kann das nicht mehr seit seiner Verstoßung?" Alma musterte Ysara einen Moment und kaute auf ihrer Unterlippe. Daraufhin zuckte sie die Schultern. „So genau hat er mir das alles nicht erzählt, aber angedeutet schon. Dafür ist er aus seiner Heimat vertrieben worden. Schien ziemlich heftig gewesen zu sein. Mehr weiß ich aber nicht.“, bestätigte sie noch mal und wandte sich dem Meer zu. Einen Moment schwiegen sie und verdauten das schwere Thema.

Bis Alma wieder zu überraschen wusste: "Nein, das wäre nichts für mich. Aber.. danke.“ Sie lachte kurz und nickte. „Nee, bist ein anständiges Mädchen. Das sieht man!“, feixte sie und schaute zum Horizont. "Macht dir dein Beruf denn Spaß? Blöde Frage wahrscheinlich. Die Männer hier hast du jedenfalls gut im Griff" Alma behielt ihren Blick auf dem Meer und sog tief die frische Salzluft ein. „Tut es.“, antwortete sie und wandte den Blick mit einem Funkel zu Ysara zurück. „Mir macht es Spaß. Doch, wirklich. Ich weiß, man glaubt das immer nicht aber…“, sie hob die Schultern. „Ich bin mein eigener Chef und kann nach meinen Prinzipien arbeiten. Das Geld, das ich verdiene, verdiene ich hart und trotzdem ist es meins. Ich kann tun und lassen, was ich will und wenn ich eines Tages die Schnauze voll habe, dann höre ich auf und setze mich zur Ruhe!“, grinste sie selbstsicher. „Es ist ein Abenteuer. Nicht das Abenteuer für jedermann, aber für mich. Und wenn mir einer dumm kommt, dann bereut er es.“, zuckte sie salopp die Schultern. „Es gelten meine Regeln, verstehst du? Meine allein.“ Dann deutete sie auf die Mannschaft.
„Diese Männer sind einsame Gesellen. Viele von ihnen trauen sich nicht mal eine Frau anzusprechen, auch wenn das hier einen ganz anderen Eindruck machte.“, sie blickte Ysi an. „Doch, wirklich. Sie sind nur im Rudel Wölfe, ansonsten Lämmchen!“, sie feixte, lehnte sich abermals verschwörerisch zu Ysi und murmelte: „Einige von ihnen, haben noch nie mit einer Frau geschlafen. Und wenn sie zu mir kommen, dann um zu… reden.“, sie zuckte die Augenbrauen und lächelte wieder offen. „Es geht nicht immer nur um Sex.“, erklärte sie. „Manche sind einfach einsam, weil sie niemals sozial so gewandt wären, sich angstfrei zu artikulieren.“, sprach sie und zeigte, dass sie ganz und gar nicht ungebildet war. Alma hatte auf eine andere Art und Weise gelernt und verdeutlichte, dass sie aufmerksam und pfiffig war. „Also, Ysara. Ihr habt also Geschäfte in Andunie zu tun und haltet für einen Zwischenstopp. Interessant. Dann hoffe ich, dass ihr findet, was auch immer ihr sucht. Und trau dich ruhig ein Bisschen, auf den Putz zu hauen“, riet sie ihr und nickte zu Salik und den Männern. „Eine starke Frau zu sein ist kein Verbrechen. Zeig ihnen, was in dir steckt!“, sagte sie wissend und schien erkannt zu haben, dass die blonde Krähe mitnichten nur ‚das Püppchen‘ ist. Offenbar war Alma wirklich gut darin, Menschen zu durchschauen. „Ich werde jetzt mal ein Nickerchen halten. Die meisten sind Nachtaktiv“, zwinkerte sie und lachte, während sie ging. Ysara blieb allein zurück und konnte für einen Moment durchatmen und ihren Gedanken nachhängen. Auch Sadia beendete ihre Aufgabe und sie konnte erkennen, wie die Dunkelhaarige zu Elian ging und sie miteinander ein ruhigeres Fleckchen suchten, um wohl zu reden. Der Nachmittag dümpelte für Ysi etwas dahin und keiner schien recht viel Notiz von ihr zu nehmen.

Salik war beschäftigt, Sadia und Elian führten ein recht intensives Gespräch und Areus war wohl versteinert in dem Krähennest. Irgendwann aber senkte sich die Sonne allmählich dem Horizont entgegen. Das Licht wurde schummriger und sie konnte einen Seemann sehen, der an Bord hier und dort Laternen entzündete. Mit dem Untergehen der Sonne, wurde die Stimmung am Bord ein wenig heiterer. Die Arbeiten waren allmählich erfüllt und tatsächlich konnte Ysara erkennen, wie sich drei Männer langsam einfanden und begannen, Instrumente zu spielen. Der Smudje brachte dampfende Kartoffeln mit Butter und Salz. Dazu kreiste der Rum. Es gab essen und der Abend begann. Während man auch die Krähen verköstigte und sich hier ein Grüppchen zum Kartenspielen zusammentat, dort eines, um einige Knoten mit dem jungen Fjordor zu üben, legte sich eine gewisse Gemütlichkeit über die ‚Jauchzende Nixe‘. Salik saß mit einigen Männern zusammen und schien zu Würfeln. Es wurde lauter und ausgelassen. Dann spielten sie eine Melodie, die man auf einem Schiff wohl erwartete. Und während ein älterer Seemann langsam im tiefen Bass begann ein Lied anzustimmen, sang bald darauf das ganze Schiff. Mit Salz auf unserer Haut und dem Wind im Gesicht. Fahr’n wir raus weit in die Ferne, wir fürchten uns nicht. Bis ans Ende der Welt. Bis ans Ende der Zeit. Der Sonne stets entgegen, in die Unendlichkeit… Sadia und Elian standen beieinander und hatten sich wohl erstmal wieder zusammengerauft. Sie schauten den Männern beim Singen zu und zumindest Sadia musste ein wenig lächeln. Wir sind sturmgeboren. Sturmgeboren. Freiheit im Blut, bis die See uns zu sich nimmt. Eins mit dem Meer, gemacht aus Wellen und Wind… Die Melodien waren eingängig und luden zum Tanzen ein, wenn man sich so lockern konnte. Vielleicht war die Überfahrt nach Andunie doch nicht das schlechteste. Auch wenn der Ton rau und die Situation ungewohnt war. Ysara hatte tatsächlich jede Möglichkeit. Sie konnte ein Spielchen wagen, sich einfach nur von der Ausgelassenheit der Seemänner tragen lassen oder zu ihren Freunden gehen. Und dann geriet auch noch jemand in ihr Blickfeld: Areus hatte endlich das Krähennest verlassen und den Fuß zurück auf das Schiffsdeck gesetzt. Allerdings machte er sich schnurstracks auf den Weg zum Mannschaftsquartier und hatte einen seltsam hölzernen Gang dabei.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Samstag 9. März 2024, 17:53

Ysara war sich noch nicht so sicher, was sie von Alma halten sollte. Mit ihrer offenen und direkten Art war sie ihr durchaus sympathisch. Der Frau war einiges zuzutrauen, aber das war auch der Grund, wieso Ysi ihr nicht zu hundert Prozent über den Weg traute. Solange sie nicht die Finger von Elian ließ, was in Ysaras Augen vergebene Mühe wäre, würde sie für die nächsten sechs Tage, die sie hier gemeinsam an Bord verbringen würden, ein Auge auf die Rothaarige behalten. Doch bald schon ging es nicht mehr um Elian. Zuerst lenkte der Koch Alma ab - oder eher andersherum - und zurück an Deck drehte sich ihr Gespräch doch wieder um Areus. Ysara wollte gerne mehr über ihren Reisegefährten in Erfahrung bringen, der zwar durchaus Rede und Antwort gestanden hatte, aber selbst Alma, die ihn schon eine ganze Weile kannte, war in all der Zeit offenbar nicht wirklich schlau aus ihm geworden und bezeichnete ihn gar als verkorkst. „Weiß nicht. Ich glaube nicht, dass er jemals was mit jemandem hatte. Also… schon, irgendwie. Aber er scheint so gar kein Interesse zu haben…“ Die Blonde musterte die Hure einen Moment, die ziemlich angefressen davon wirkte. Dann funkelte es amüsiert in den grünen Augen und sie schmunzelte vor sich hin. Offensichtlich kam es Alma gar nicht in den Sinn, dass sich das Leben nicht vordergründig um die Intimitäten drehte, die ihren Beruf ausmachten. So machte es auf Ysara doch mehr den Eindruck, als wäre es eher für Alma ein Problem als eines des Nachtelfen, dass er kein Interesse an ihr oder jemand anderem hatte. Ysaras Gedanken jedenfalls drehten sich nicht länger um Areus' Liebesleben. Sie selbst besaß keines - sie hatte nie eines besessen, wie ihr gerade etwas wehmütig bewusst wurde. Von daher verschwendete sie auch gar keinen Gedanken daran, wie es um Areus stand. Es war seine private Sache und für Ysara nichts, über das man so unverfänglich mit einer Fremden sprechen sollte. Viel interessanter, weil es sie viel mehr tangieren könnte, war da doch eher die Andeutung davon, dass er schon einmal jemanden umgebracht hatte. „So genau hat er mir das alles nicht erzählt, aber angedeutet schon. Dafür ist er aus seiner Heimat vertrieben worden. Schien ziemlich heftig gewesen zu sein. Mehr weiß ich aber nicht.“ Ysara runzelte die Stirn und gab ein nachdenkliches Murmeln von sich. Areus wirkte auf sie nicht wie ein Halsabschneider. Andererseits kannte sie natürlich auch die Erzählungen über nachtelfische Assassinen, wobei Areus bisher nicht solch einen Eindruck hinterlassen hatte. Almas Worte hinterließen jedoch ein mulmiges Gefühl in Ysara, die noch einen langen Weg mit Areus bereisen würde.

Sie grübelte noch etwas darüber nach und was sie mit dieser Information anfangen solle, als Alma ihr ein Branchenwechsel vorschlug. Daraufhin sah Ysara auf und lehnte ihr Angebot mit einem amüsierten Lachen ab. „Nee, bist ein anständiges Mädchen. Das sieht man!“ Sie warf Alma einen Seitenblick zu und schnalzte dann zustimmend mit der Zunge, sodass der wahre Kern dieser Aussage hoffentlich mit einer scherzhaften Mimik verschwamm. Danach lenkte sie die Aufmerksamkeit jedoch zurück auf Alma und war neugierig, ob ihr ihr Beruf denn eigentlich Spaß machte. „Tut es. Mir macht es Spaß. Doch, wirklich. Ich weiß, man glaubt das immer nicht aber… Ich bin mein eigener Chef und kann nach meinen Prinzipien arbeiten. Das Geld, das ich verdiene, verdiene ich hart und trotzdem ist es meins. Ich kann tun und lassen, was ich will und wenn ich eines Tages die Schnauze voll habe, dann höre ich auf und setze mich zur Ruhe!“ Da musste sie lächeln. "Das klingt gut", meinte sie ehrlich und schweifte mit den Gedanken kurz ab. Im Grunde war es das, was sie sich auch für sich wünschte. Unabhängigkeit! Unabhängig sein von ihren Eltern und von der feinen Gesellschaft. Das war sie jetzt auch - notgedrungen und zu diesem Zeitpunkt dann doch eher unfreiwillig. Aber Almas Worte klangen wie eine Zukunft, die sie sich als Diebin auch vorstellen konnte - als bekannte Diebin mit Namen und Ruf. „Es ist ein Abenteuer. Nicht das Abenteuer für jedermann, aber für mich. Und wenn mir einer dumm kommt, dann bereut er es. Es gelten meine Regeln, verstehst du? Meine allein.“ Sie nickte verstehend und kurz musste sie schmunzeln. "Es klingt wie ein gutes Leben. Ein unabhängiges Leben, auf das so manche neidisch wäre. Du weißt, was du willst", bescheinigte sie ihr und machte keinen Hehl um die Anerkennung, die sie für sie übrig hatte. Alma war eine starke Frau mit noch stärkerem Willen. Dann folgten die grünen Augen kurz ihrem Fingerzeig und musterten die Männer, die in ihrem Sichtfeld standen. „Diese Männer sind einsame Gesellen. Viele von ihnen trauen sich nicht mal eine Frau anzusprechen, auch wenn das hier einen ganz anderen Eindruck machte.“ "Quatsch", murmelte sie ungläubig und sah zurück zu der Rothaarigen. „Doch, wirklich. Sie sind nur im Rudel Wölfe, ansonsten Lämmchen! Einige von ihnen, haben noch nie mit einer Frau geschlafen. Und wenn sie zu mir kommen, dann um zu… reden.“ Ysaras ungläubiger Blick war wohl Erwiderung genug auf ihre Worte. Sie konnte nicht glauben, was Alma ihr da erzählte. Bei dem Empfang der Mannschaft hätte sie ihre Kleidung darauf verwettet, dass alle von ihnen schon bei einer Frau gelegen hatten. Zum Glück hatte sie aber nicht gewettet. Da nahmen sie Alma extra als 'gute Fee' mit an Bord und dann wollten sie nur ihre Gesellschaft? „Es geht nicht immer nur um Sex. Manche sind einfach einsam, weil sie niemals sozial so gewandt wären, sich angstfrei zu artikulieren.“ "Das klingt verrückt. Kleine ängstliche Lämmchen im Wolfspelz", grinste sie und das Wissen gab ihr tatsächlich auch wieder ihre Selbstsicherheit zurück. „Also, Ysara. Ihr habt also Geschäfte in Andunie zu tun und haltet für einen Zwischenstopp. Interessant. Dann hoffe ich, dass ihr findet, was auch immer ihr sucht. Und trau dich ruhig ein Bisschen, auf den Putz zu hauen. Eine starke Frau zu sein ist kein Verbrechen. Zeig ihnen, was in dir steckt!“ "Ich weiß. Wir hätten uns in Grandea treffen sollen, dann hättest du ein anderes Bild von mir", erwiderte sie mit einem schiefen Lächeln. "Salik und seine Männer können einen ganz schön Angst machen", gestand sie der Anderen, bevor sie wieder grinste. "Aber jetzt weiß ich ja, was hinter ihrem Gehabe steckt", zwinkerte sie. „Ich werde jetzt mal ein Nickerchen halten. Die meisten sind Nachtaktiv.“ Ysara grinste, nickte ihr zu und schaute ihr dann hinterher.

Für einen Moment dachte sie noch darüber nach, dass Alma wirklich eine Person für sich war. Dann fiel ihr Blick auf Sadia und Elian und sie war froh zu sehen, dass die beiden sich wieder annäherten. Das gab Alma weniger Platz zwischen ihnen und das begrüßte Ysara aus ganzem Herzen. Sie schaute sich nach dem Käpt'n oder Ersten Maat um, aber niemand schien mehr ihre Hilfe zu benötigen oder zu erwarten. Daher wandte sich Ysara wieder dem Meer zu und musterte das unendliche Blau. Es war so weit und groß und der Anblick der Wellen einfach nur faszinierend. Das hätte dir gefallen, Cassian, dachte sie und lächelte in trauriger Erinnerung an ihn und ihre verpassten Chancen. Sie dachte an den sanften Kuss in der Mühle zurück, der den Anfang ihrer Liebelei und gleichzeitig auch deren Ende besiegelt hatte. Sie waren Freunde. Cassian hatte es ihr abschließend gesagt. In einem anderen Leben würde er so einiges für sie tun, aber in diesem blieben sie Freunde. Ysara seufzte und versuchte noch immer, das zu akzeptieren. Als Freundin würde sie ihm helfen und mit dem Stehlen des Schatzes hoffentlich auch seine Ketten von der dunkelelfischen Familie lösen. Ysara kreiste ihre Schultern und den Kopf, um die Anspannungen zu lösen, die sich in den letzten Tagen angestaut hatten. Jetzt endlich hatte sie etwas Zeit zum Nachdenken und ließ die Dinge, die seit der Feier des Generals geschehen waren, Revue passieren. Cassian ließ sie ab dem Zeitpunkt seines Verlassens jedoch bewusst außen vor. Ysara nutzte die Zeit, die ihr noch blieb, um über das Deck zu spazieren und das Schiff genauer unter die Lupe zu nehmen. Immer mal wieder schweifte ihr Blick zu ihren Freunden oder Areus, der jedoch immer noch wie versteinert im Krähennest stand. Die Sonne begann sich zwar langsam zu senken, aber Salik ließ den Nachtelf noch immer dort oben schmoren. Langsam machte sie sich wirklich Sorgen um ihn und seine Gesundheit. Deshalb nahm sie all ihren Mut zusammen, wartete in der Nähe von Salik und ergriff die nächstbeste Gelegenheit, als er mal nicht von jemand anderen in Beschlag genommen wurde. "Käpt'n?", sprach sie ihn an und räusperte sich kurz, als ihr bewusst wurde, dass sie eher wie ein Häschen sprach. "Käpt'n Salik", sagte sie dann mit fester Stimme. "Areus ist schon den ganzen Tag dort oben. Ich denke, er könnte eine Pause gebrauchen. Ich würde ihn ablösen", schlug sie vor und versuchte sich in ihrem freundlichsten Lächeln. Ob es daran lag, dass er der Meinung war, dass Areus noch nicht lange genug dort oben brutzelte, er ihr diese Aufgabe nicht zutraute oder einfach aus Prinzip verneinte. Ysara nahm es geknickt und mit einem aufgesetzten Lächeln hin und verzog sich wie geheißen.

Etwas geknickt vertrieb sie sich also anders die Zeit bis zum frühen Abend, als die ersten Laternen entzündet wurden und Essen an Deck gebracht wurde. Mit dem Sonnenuntergang wurde sie jedoch etwas lockerer, weil die Sorge um Areus etwas nachließ, obwohl sie nicht ganz verschwand. Mit knurrenden Magen gesellte sich Ysara zu Elian und Sadia und aß mit ihnen zusammen. Das Essen war einfach, aber sie freute sich jetzt gerade auch einfach über eine warme, gewürzte Mahlzeit. Sie wippte leicht mit dem Fuß zu der Musik, die die drei Musiker zum Besten gaben. Ansonsten beobachtete sie die ausgelassene Mannschaft mehr als sich zu ihnen zu gesellen. Sie lauschte der Musik, beobachtete das Würfelspiel, aber hielt sich noch zurück. Irgendwann sah sie eher zufällig Areus aus dem Augenwinkel und beobachtete ihn aufmerksam. In der Dunkelheit konnte sie nicht viel von ihn erkennen, aber sein Gang wirkte steif und sie befürchtete, dass er schon längst viel zu lange in der Sonne gestanden hatte. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihn. Er gehörte jetzt zu ihnen und sie kümmerte sich um jede ihrer Krähe. Die Rune auf seiner Haut mochte ihn zwar zum Teil schützen, aber er hatte auch erzählt, dass er den Schmerz des Sonnenlichts trotzdem spürte und gelernt hatte, ihn auszuhalten. Aber wie viel Sonnenlicht konnte ein Nachtelf aushalten? Außerdem hatte sie den Tiegel, den Alma ihr vorausschauend gegeben hatte, und der seinen Schmerz lindern konnte. Ysara warf Sadia einen Blick zu, deutete auf die Tür, durch die Areus unter Deck gegangen war, und erhob sich dann. Sie hatte ihm sogar einen Teller mit Kartoffeln zurückgehalten und nahm nun diesen und einen Becher Wasser mit sich. Mit beiden machte sie sich auf den Weg, um Areus zu folgen. Als die Tür hinter ihr zugefallen war, verharrte sie noch ein paar Augenblicke, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit unter Deck gewöhnt hatten, denn auf dem Deck war es immer noch heller als hier drin. "Areus?", fragte sie und bewegte sich dann langsam, um keine Stufe und kein Hindernis zu übersehen, hinab bis zum Mannschaftsquartier, wo sie ihn vermutete. "Ich bins, Ysi", sagt sie, um auf sich aufmerksam zu machen, obwohl sie sich ziemlich sicher war, dass er sie bereits oben an der Tür gehört hatte. "Ich wollte nach dir sehen, hab dir Essen mitgebracht und etwas zu trinken", erklärte sie und nahm dann die letzte Stufe, ehe sie auch schon mitten im Schiffsbauch stand und Ausschau nach dem Nachtelfen hielt.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Montag 11. März 2024, 13:07

Ysara konnte verstehen, dass Alma dieses Leben führte. Sie würde vermutlich nicht die selbe Profession wählen, aber Ysi träumte ebenfalls davon ein selbstbestimmtes Leben zu haben. Sie wollte nicht länger dein Vogel im Käfig sein und nur herausgelassen werden, um zu singen. Sie wollte fliegen, frei sein und sich irgendwo wohlfühlen. Auch wenn sie nun Hals über Kopf hatte fliehen müssen, sie fing an, das Abenteuer auch sehen zu können. Dass es nicht so romantisiert, wie in ihren Büchern, ablief, war einfach der Realität geschuldet. Trotzdem war es etwas, das sie anregen konnte. Ysi befand sich mitten auf dem großen, weiten Meer! Sie sprach mit einer waschechten Hure, die unzählige Dinge erlebt hatte und zu berichten wusste. Sie war umgeben von Piraten und Halunken, hatte ihre Freunde dabei und war auf dem Weg nach Andunie! Sie hatte Bernar gesehen, hatte sich ein wildes, mutiges Wettreiten mit Areus geliefert und war am Ende tatsächlich einem Dieb aus der altehrwürdigen Zunft begegnet! Sie hatte, seit sie Grandea’s Grenzen gesprengt hatte, so vieles erlebt und nichts davon wäre in ihrem Leben geschehen, wenn sie nicht gehandelt hätte. Man konnte darüber weinen, was man zurückließ. Aber das Leben schrieb die besten Geschichten und Ysara war dabei, ihre eigene zu kreieren. Und sie hatte viel zu lernen. So auch, dass nicht immer alles schwarz und weiß war. Die Männer unter Kapitän Salik waren nicht nur die sabbernden Vergewaltiger, wie sie sich ihr präsentiert hatten. Alma wies sie darauf hin, dass es auch andere Gründe für gewisses Verhalten gäbe. Sicher waren sie alle keine unbescholtenen Kerle, aber sie waren auch nicht die furchtbaren Monster, für die man sie vielleicht halten wollte. So schwer es Ysi fiel, das zu glauben, musste sie sich eingestehen, dass manchmal ein zweiter Blick nötig war, um das ganze Bild zu erfassen. Und auch Areus war nicht der gewiefte Dieb einer ominösen Zunft, derer sich Ysi gern mit ihren Krähen anschließen wollte. Auch er barg eine Schattenseite, die sie sich bei ihm nicht gut vorstellen konnte. Es änderte ihre Moral, ihren Kompass für Richtig und Falsch. Was hatte Areus getan? Einen Mord begangen? Getötet und das hinterrücks? Man hörte schließlich so einiges über die Nachtelfen und ihre Verschlagenheit. Aber Ysara musste sich wohl eingestehen, dass sie ihr Wissen immer nur aus Büchern bezogen hatte. Zwar nicht nur aus Romanen, sondern auch Sachtexten, aber es waren immer die Eindrücke und Erfahrungen anderer. Es wurde Zeit, dass sie ihre eigenen Thesen überprüfte und eventuell auch revidierte. Sie musste anfangen zu leben, sonst würde sie nicht bestehen können. Ihr half es tatsächlich, dass sie das Wissen durch Alma im Hinterkopf behalten konnte. Sie wusste sich schon etwas sicherer zu bewegen und tatsächlich kam ihr keiner mehr ungefragt näher, sondern falls mal etwas geschah, dann waren es Blicke, ein Zwinkern oder gar mal Pfiffe. Ysara war bildschön – sie würde sich vielleicht gewöhnen müssen, dass man ihr das auch zeigte. Allerdings hatten die Seemänner auch alle Hände zu tun.

Ysara erhielt einen Eindruck davon, was auf einem Schiff alles zu tun war und konnte den Nachmittag über nicht nur ihren Gedanken nachhängen, sondern auch erkennen, dass man so ein Schiff niemals allein segeln könnte. Die Takelage musste beackert werden, der Kurs ausgerechnet und eingehalten werden, Fahrtenbücher geschrieben und auf das Wetter geachtet werden. Areus war für den Posten des Ausgucks abgestellt und litt dort oben in der Sonne wohl heftig. Sie konnte das nur vermuten und ihr Versuch, ihn abzulösen, wurde von Salik abgewiegelt. Er würde Ysi nicht anpacken, aber er würde sich auch nicht in seine Methoden reinreden lassen. Er schaute ihr beim Gehen noch mal auf den Hintern, seufzte theatralisch und richtete sich den Schritt, kümmerte sich dann aber wieder um den Kurs, den sein Naivgator ihm unter die Nase hielt. So verging der erste Tag reichlich durchwachsen und schließlich fand Ysi Zuflucht bei Sadia und Elian. Die Stimmung der beiden war grundsätzlich gut. Auch wenn einige Spannungen noch nachbebten. Elian hatte Sadia erzählt, dass er Alma nicht gänzlich widerstehen konnte und die dunkelhaarige Krähe, die ansonsten stets selbstsicher und schlagfertig gewesen war, fühlte sich ein wenig verunsichert. Dennoch aßen die beiden zusammen mit Ysi ihre Kartoffeln. Es gab nicht viel mehr als das und etwas Butter und Salz, damit sie nicht so trocken waren. Dazu gab es Wasser, aber die Rationen waren eingeteilt und durch die vier Neuankömmlinge musste sie noch etwas gestreckt werden. Der Weg war nicht ewig weit, aber es musste manchmal auch mit Verzögerungen gerechnet werden. So aßen sie diese karge aber trotzdem sättigende Mahl und der Abend nahm eine gemütliche Note an. Irgendwann fiel Ysara auf, dass auch Areus endlich seinen Ausguck hatte verlassen dürfen. Der Nachtelf aber nahm sich nichts zum Essen, sondern verschwand gleich unter Deck. Ysara hielt für ihn eine Portion zurück und folgte ihm, mit einem erklärenden Wink auf Sadia. Jene grinste leicht und nickte, bevor sie wieder ernster wurde. Sie blickte auf Elian und seufzte leise, bevor sie wieder in Schweigen verfielen. Ysara kehrte unter Deck zurück und balancierte Wasser und Essen auf ihren Händen, bevor sie sich einen Moment an die Dunkelheit hier gewöhnen musste.
"Areus? Ich bin’s, Ysi“, machte sie aufmerksam auf sich und ging die Stufen hinunter, bis sie die Mannschaftsquartiere erreichte. "Ich wollte nach dir sehen, hab dir Essen mitgebracht und etwas zu trinken" Tatsächlich waren hier ebenfalls zwei Laternen entzündet, die festverankert in Halterungen leuchteten. Es gab ein schummriges Licht, da man sie nicht zu sehr anzündete, um die Brandgefahr zu minimieren, doch zumindest für Ysi’s Augen war es hilfreich, hier überhaupt etwas zu erkennen. Und was sie erkannte, war gleichermaßen anregend, wie verstörend. Areus stand nur mit seiner dunklen Hose bekleidet im Raum und hatte ihr den Rücken zugewandt. Ysi erkannte die schmale Form eines V’s und die Muskeln, die sich von jeglicher Fassadenkletterei und Training gestählt hatten. Dabei war er nicht übermäßig beladen, besaß aber deutlich mehr Definition als ein Cassian, der in seinem Leben niemals hart hatte schuften müssen. Auf seinem Rücken aber glänzten im feinen Schummerlicht so einige Narben aus älterer Zeit und gleichzeitig auch erhebliche Rötungen und teilweise Blasen, die offenbar von seinem Tag in der Sonne standen. Als Ysara die letzte Stufe genommen hatte, wandte sich der Elf zu ihr herum. Ysara hatte nun auch einen guten Blick auf seine Brust, die in heller Haut und glatt, die gleichen Merkmale aufwies. Areus musterte Ysi einen Moment, doch dann griff er nach einem neuen, schwarzen Hemd und streifte es sich über, um seinen Körper vor ihren Blicken zu verbergen. Er tat dies ruhig und keineswegs so, als hätte sie ihn ertappt oder unangenehm erwischt. Er bedeckte sich nur, weil sie anwesend war. „Ysara.“, bemerkte er und lächelte leicht zur Begrüßung. Dann wurde er wieder ernst und nickte auf die Gaben in ihren Händen. „Vielen Dank.“, bemerkte er höflich und Ysi spürte, dass es eine gewisse Distanz gab. Areus hatte sich das Hemd wieder zugeknöpft und lehnte sich daraufhin mit seinem Oberarm gegen einen Holzbalken. „Wie war dein Tag?“, fragte er unverfänglich und schien nicht ganz zu wissen, wie er ihr nun begegnen sollte. Er hatte ihren Streit also nicht vergessen, wahrte aber trotzdem eine gewisse Höflichkeit. Ysi erkannte derweil, dass in seinem Gesicht ebenfalls Rötungen, und auch an seinem Hals unangenehme Blasen entstanden waren. Doch er beschwerte sich nicht. Er verbarg den Schmerz gut, den er haben musste. „Ich hoffe, es war nicht zu unangenehm.“, ließ er sie ehrlich wissen. Es lag ihm fern, ihr Unbehagen zu bereiten.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Montag 11. März 2024, 18:36

Während sie mit ihren Freunden zusammensaß und sie gemeinsam die Kartoffeln aßen, ließ Ysara noch einmal den Tag Revue passieren. Sie fand, dass sie sich nach den Startschwierigkeiten eigentlich ganz gut geschlagen hatte. Sie hatte sich vor Salik hoffentlich nichts anmerken lassen, wie nervös sein Gehabe sie machte, und an die Blicke und Pfiffe der Männer hatte sie sich inzwischen auch schon etwas gewöhnt. Solange sie damit zufrieden waren, ließ Ysara sie machen und versuchte es als positive Bestätigung anzusehen. Das Verhältnis zwischen Sadia und Elian hingegen schien noch immer angespannt zu sein. Ysi bemerkte die Verunsicherung, die Sadia aufgrund von Alma verspürte und es tat ihr leid, weil das ihrer Freundin gar nicht ähnlich sah. "Gavna scheint nett zu sein, ich hab mich vorhin ein wenig mit ihr unterhalten. Sie hat mir einiges darüber erzählt, wie es hier läuft", meinte Ysara irgendwann, als das Thema auf Alma zu sprechen kam. Sie sagte es zwar zu Sadia, wie es eben Frauen machten, die über andere Frauen redeten.. Aber sie beobachtete durchaus auch Elian aus dem Augenwinkel. "Sie braucht scheinbar immer neue Herausforderungen.." Ysara blickte Sadia an und schielte in Richtung Elian. "Aber am nächsten Hafen sind wir weg und wer weiß, wo Gavna es dann hintreibt. Während wir zusammen das Abenteuer suchen." Ysara lehnte sich zurück und grinste dann plötzlich. "Wisst ihr noch, wie uns einmal die Stadtwachen fasst erwischt hätten und wir nur knapp über die Dächer entkommen sind?", begann sie dann scheinbar ein ganz anderes Thema und packte eine kleine Anekdote über einen Raubzug aus, den Elian und Sadia rückblickend zusammengeschweißt hatte. Ysara glaubte, sich daran zu erinnern, dass die beiden wenig später zusammen gekommen waren. Die blonde Krähe lächelte Elian und Sadia an und hoffte, ein paar gute alte Erinnerungen zu wecken, die sicherlich mehr Bedeutung hatten als eine rothaarige Hure, bevor sie sich auf den Weg machte, um nach Areus zu sehen.

Erleichtert stellte sie fest, dass die Piraten auch im Schiffsbauch für Licht gesorgt hatten, was ihr den Weg nach unten ziemlich erleichterte. Ysi balancierte Essen und Trinken für den Nachtelfen, während sie vorsichtig jede Stufe einzeln nahm, um nicht unglücklich zu stolpern. Als sie die letzte Treppenstufe ins Auge gefasst hatte, hob sie den Blick und die grünen Augen fielen direkt auf den nackten Rücken des Elfen. Die Bewegung ihrer Beine wurde langsamer, während sie ihn völlig überrumpelt anstarrte. Ihr Blick fuhr über die helle Haut des Elfen, erfasste seine Muskeln, aber auch die Narben sowie Rötungen und Blasen durch das Sonnenlicht. Es sah schmerzhaft aus. Ysi fragte sich, woher wohl die Narben rührten, doch die Frage verblasste schnell wieder, als sich Areus zu ihr umdrehte. Nun schob sich seine nackte Brust mit den definierten Muskeln in ihr Blickfeld. Oha. Er sieht gut aus, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte noch nicht viele halbnackte Männer in ihrem Leben gesehen und die meisten von ihnen waren weder halbwegs interessant, klug oder optisch ansprechend gewesen. Auf Areus traf jedoch irgendwie alles zu. Zweifelsfrei lag es aber auch an der unvorhersehbaren Gelegenheit, die sich ihr hier bot, dass sie nicht sofort den Blick von seinem Oberkörper nahm, sondern ihn musterte. Die grünen Augen erfassten die Rune auf seiner Brust und sie betrachtete einen Moment lang das Muster auf seiner Haut. Dann wurde ihr bewusst, dass Areus sie bereits ansah und sie hob schnell den Blick hinauf in sein Gesicht. Wärme schoss ihr in die Wangen, denn sie fühlte sich ertappt. Ysara lächelte zaghaft und es war ihr anzusehen, dass sie nicht damit gerechnet hatte, ihn hier halbnackt stehen zu sehen. Sie sah ziemlich überfordert damit aus, ihn nicht anzusehen. Als er nach seinem Hemd griff und die Augen von ihr nahm, gingen ihre Augen unweigerlich auf Wanderschaft. Elinor Callista Ysara, hör' auf zu starren, hörte sie plötzlich die scharfe Zurechtweisung ihrer Mutter in Gedanken. Immerhin hatte sie die Höflichkeit besessen, sich vorher anzukündigen, verteidigte sie sich im Stillen. Wenn Areus sein Hemd nicht direkt anzog, war das ja wirklich nicht ihr Vergehen. Ein Schmunzeln huschte über ihre Lippen, bis Areus seinen Körper unter seinem Hemd verbarg und sich ihr zuwandte.

„Ysara. Vielen Dank.“ Er klang höflich, aber auf eine so spezielle distanzierte Art, dass Ysi hellhörig wurde und sich gleich noch etwas schlechter fühlte. Sie hatte ihn angeraunzt und jetzt stand sie hier und starrte ihn an, anstatt sich zu entschuldigen. Während er sein Hemd zuknöpfte, suchte sie eine Möglichkeit, sein Essen und Trinken abzustellen und tat dies dann auch auf einer nahen Kiste. Als sie sich zu ihm herum drehte und gerade zu einer Entschuldigung ansetzte, kam er ihr jedoch zuvor. „Wie war dein Tag?“ "Mein Tag?", fragte sie nach und stutzte kurz. „Ich hoffe, es war nicht zu unangenehm.“ Man musste Areus zugute halten, dass er wirklich höflich sein konnte, wenn er wollte. Ysara dachte einen Moment nach, wie sie reagieren sollte, dann schüttelte sie aber den Kopf und holte Luft. "Ehrlich gesagt begann mein Tag ganz schön besch..eiden. Ich habe jemanden ziemlich unfair behandelt, nachdem er uns eine spontane Überfahrt nach Andunie organisiert hat." Einige Momente schaute sie ihm schweigend in die Augen. Diese Überfahrt war zwar eher waghalsig und er hatte sie viel mehr improvisiert als organisiert, aber Ysi drückte sich diplomatisch aus. Dann seufzte sie und strich sich kurz durch die Haare, während sie den Blickkontakt für einen Moment unterbrach, weil ihr das Ganze tatsächlich ziemlich unangenehm war und.. "Es tut mir leid, Areus. Ich war eine dumme Meckerziege." Sie sah zurück in seine Augen und er konnte erkennen, dass sie es aufrichtig meinte. Alles davon. "Ich war durch den Wind. Ich dachte, wir erleben nach der Nacht den Morgen nicht mehr und dann die Mannschaft und Salik.. Sie haben mir Angst gemacht. Irgendwie kam alles zusammen und ich hab wohl überreagiert", gestand sie dann kleinlaut, weil sie damit auch zugab, dass sie keine Ahnung hatte, wie das Leben außerhalb von Grandea ablief und gleich vom Schlimmsten ausgegangen war. Er hatte ihre Vorstellungen als naiv bezeichnet und Ysara sah ein, dass sie sich das alles einfacher vorgestellt hatte. "Ich möchte mich bei dir entschuldigen, weil ich deine Ehre zu Unrecht in Frage gestellt habe." Sie biss sich einen Moment auf die Unterlippe, denn dieser Punkt war ihr besonders unangenehm, wie er erkennen konnte. "Es war nicht fair und ziemlich.. dumm." Sie grinste für einen kurzen Augenblick, wurde dann aber wieder ernst, denn sie war noch nicht fertig. "Du hast absolut Recht: Bevor wir dich in Bernar trafen, hatten wir keinen Plan und jetzt sind wir hier. Dank dir. Du hast alles gehalten, was du versprochen hast, und es gibt keinen Grund, an dein Wort zu zweifeln." Nervös rieben ihre Fingerspitzen aneinander, während sie den Elfen nicht aus den Augen ließ. Sie hoffte, dass er erkannte, dass sie es aufrichtig und ehrlich meinte. "Es tut mir wirklich leid und vermutlich erzähle ich dir jetzt nichts Neues, aber wir brauchen dich." Sie versuchte sich in einem charmanten Lächeln, was ihr tatsächlich ziemlich gut gelang, und wartete angespannt auf eine Reaktion von ihm.

Je nachdem, wie diese ausfiel, würde sie früher oder später auf die Salbe zurückkommen, denn diese wollte sie ihm in jedem Fall geben. "Ich hab noch etwas für dich..", begann sie und griff in die Tasche mit dem Tiegel. "Oh", entfuhr es ihr dann überrascht und ihr Lächeln wurde eine Spur schelmisch, als ihr die Süßigkeit in die Hand fiel, die sie ganz vergessen hatte. "Magst du Karamell?", fragte sie und hielt ihm eben jenes mit einem verschwörerischen Funkeln in den Augen entgegen, während sie mit der anderen Hand den Tiegel zum Vorschein brachte und ihm ebenfalls reichte. "Eine Salbe gegen deine Wunden. Es sieht schmerzhaft aus und ich hoffe, sie hilft dir", meinte sie mitfühlend und betrachtete die Rötungen und Bläschen, die in seinem Gesicht und an seinem Hals erkennbar waren. "Wie geht's dir?", wollte sie dann wissen und betrachtete seine Mimik eingehend.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Mittwoch 13. März 2024, 11:33

Selbst mit den Rötungen und den teilweise schmerzhaft aussehenden Blasen, sah der Nachtelf gut aus. Ysara bemerkte gar nicht, wie ihr Blick auf seinen Muskeln verharrte und sie ins Starren geriet. Areus aber wahrte eine höfliche Distanz, die ihr ins Gedächtnis rief, dass sie noch etwas gutmachen musste. Sie war dem Elfen auf eine Weise begegnet, die er nicht verdient hatte. Zwar war Areus gewiss nicht sehr sorgsam mit den ‚Neulingen‘ in Sachen Abenteuer umgegangen, aber er hatte dennoch dafür gesorgt, dass es weiterging und sie obendrein nicht Gefahr liefen, dass Schergen von General Vashnar sie in der Weite zwischen Grandessa und Andunie fanden. Der Elf wirkte jedoch ein wenig in seiner Art eingeschränkt. War er in Bernar und auch in Grandea noch theatralisch, voller Leidenschaft und frech gewesen, wirkte er nun reduzierter. Ernster. Ob das einzig an Ysara’s Fauxpas lag, konnte jene nicht wissen. Vielleicht lag es auch an den Brandblasen, die Areus trotz der Schutzrune ‚Algiz‘, die auf seiner linken Brust tätowiert worden war, erlitten hatte. Offenbar verhinderte jene Rune, die mit schwarzer Tinte und mit breitem Pinselstrich gestochen worden war und sich deutlich von seiner eher hellen Haut abhob, nur den normalen Aufenthalt innerhalb der Sonne. Nicht aber das stundenlange Stehen und Ausharren. Während Ysara noch ihre Worte finden musste, verbarg Areus sein gutes Aussehen wieder unter einem schwarzen Hemd. Er erlöste Ysara von dem ablenkenden Gedanken und schaffte so Platz für das, was sie eigentlich sagen wollte. Er machte es ihr auch hier leichter, indem er zuerst ein paar Fragen stellte und sie beantworten ließ. "Ehrlich gesagt begann mein Tag ganz schön besch..eiden. Ich habe jemanden ziemlich unfair behandelt, nachdem er uns eine spontane Überfahrt nach Andunie organisiert hat." Areus musterte ihr Gesicht und seine Augenbrauen hoben sich fragend. „Ist das so? Klingt danach, dass derjenige vielleicht zu spontan gehandelt hat.“, stieg er auf ihren Text ein und verschränkte die Arme vor der Brust, die nun wieder unter dem Hemd verborgen lag. "Es tut mir leid, Areus. Ich war eine dumme Meckerziege.", schaffte sie es endlich, die eigentliche Entschuldigung auszusprechen. „Hm“, machte der Elf und schnalzte mit der Zunge. „Warst du.“, pflichtete er ihr dann nonchalant bei und sah ihr ins Gesicht. "Ich war durch den Wind. Ich dachte, wir erleben nach der Nacht den Morgen nicht mehr und dann die Mannschaft und Salik.. Sie haben mir Angst gemacht. Irgendwie kam alles zusammen und ich hab wohl überreagiert" „Hast du.“, kam es wieder knapp von ihm, während er sie zappeln ließ.

"Ich möchte mich bei dir entschuldigen, weil ich deine Ehre zu Unrecht in Frage gestellt habe.“ „Meine Ehre?“, fragte er überrascht nach. „Nun… die kann man getrost in Frage stellen, nicht aber meine Motive.“, korrigierte er etwas und neigte den Kopf als erwartete er noch etwas: "Es war nicht fair und ziemlich.. dumm." „War es.“, antwortete er wieder kurz und nickte bestätigend. „Gut, wenn du es selbst erkennst.“, meinte er noch und schien sich dennoch nicht aus der Distanz lösen zu wollen. War er wirklich so gekränkt? Oder… neckte er sie gerade? Ließ sie zappeln? "Du hast absolut Recht: Bevor wir dich in Bernar trafen, hatten wir keinen Plan und jetzt sind wir hier. Dank dir. Du hast alles gehalten, was du versprochen hast, und es gibt keinen Grund, an deinem Wort zu zweifeln. Es tut mir wirklich leid und vermutlich erzähle ich dir jetzt nichts Neues, aber wir brauchen dich." Der Nachtelf lehnte gegen den Balken mitten im Schiff, der eine Verlängerung des höchsten Mastes darstellte. „Hm“, machte er wieder. Sein Violett ruhte im Grün der Krähe und ließ sie nicht einen Moment aus dem Blick. „Entschuldigung angenommen.“, antwortete er endlich und löste die Verschränkung seiner Arme auf. „Ich schätze es ist nur verständlich, dass dich meine Genialität überrumpelt hat!“, plötzlich öffnete sich sein Gesicht zu einem charmanten Lächeln und er zeigte ein weißes Blitzen seiner Zähne. „Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass diese Pläne am besten funktionieren und man sich auch mal… ins Zeug legen muss!“, grinste er noch etwas spitzbübischer. Er meinte es nur halbernst. Der Elf war zwar ein selbstbewusster Kerl, aber er war nicht wirklich arrogant. „Dass wir hier gelandet sind, ist ein unglücklicher Zustand. Alma heuerte in den letzten Monaten vermehrt auf Handelsschiffen aus Santros an, aber dieses Mal stand ihr offenbar der Sinn nach Piraterie.“, zuckte er die Schultern. Er wusste also nur, dass sie alle paar Wochen auf einem Schiff war, aber nicht auf was für einem. „Was sie angeht…“, er wurde noch mal ernst. „Sie ist eine… Bekannte. Vielleicht sagt man schon Freundin, was weiß ich. Aber sie ist ganz bestimmt nicht die Art von Frau, die mich um den Verstand bringt!“, mahnte er Ysara und sie brauchte keinen Zweifel zu haben, dass er es so meinte.
Er verbat sich den Vorwurf, dass er nicht klar denken würde, nur weil ihm jemand schöne Augen machte. Das hatte ihn offenbar getroffen. Warum auch immer. Dann wandte er Ysara den Rücken zu und dehnte kurz seine Schulter, bevor er seine am Tage getragenen Sachen zusammensuchte. Er räumte sie tatsächlich recht ordentlich in einen Seesack und ließ jenen auf einer Hängematte fallen. "Ich hab noch etwas für dich..", fiel Ysi ein und er wandte sich ihr wieder zu. Areus‘ Blick aber fiel, während sie in ihrer Tasche kramte, auf das mitgebrachte Essen und vor allem den Becher mit Wasser. Er seufzte tonlos, trat auf Ysara zu, die neben dem Fass stand, wo sie die Mitbringsel abgestellt hatte und griff just in dem Moment nach dem Becher, da Ysi ihre Hände mit Tiegel und Karamell vorstreckte. Sie liefen ineinander und Areus‘ Hände packten Ysi mit effizienter Geschwindigkeit, damit sie nicht strauchelte. „Oh!“, stießen beide gleichzeitig aus und Areus blickte auf sie hinab. Er stand ihr nahe, dass sie die Wärme spürte, die sein Körper unfreiwillig aufgenommen hatte, während er im Krähennest ausharren musste. „Entschuldige!“, brummte er und ließ sie wieder los. Er trat zurück, griff nach dem Becher und zeigte ihn ihr als stumme Erklärung, was das sollte und trank ihn schließlich in einem Zug leer. Seufzend, weil er endlich etwas trinken konnte, wischte er sich mit dem Handrücken über die glänzenden Lippen und betrachtete dann erst, was Ysi ihm entgegenhielt.

"Magst du Karamell?" Areus‘ Blick hüpfte von der Leckerei zu Ysara’s Augen und zurück. Dann griff er danach und betrachtete es schmunzelnd. „Wer mag bitte kein Karamell?“, scherzte er und brach das Stück in zwei Hälften. „Woher hast du das?“, wollte er wissen, während er Ysi ein Stück überließ. „Danke.“, nickte er und schob sich das klebrige Zeug in den Mund. „hmm..“, er schloss sogar die Augen vor Genuss und nickte. „Das belebt die Geister!“, lachte er und kaute. Dann war der Tiegel dran und Areus musterte auch diesen, während er noch mit dem Karamell beschäftigt war, das doch ziemlich an den Zähnen klebte. "Eine Salbe gegen deine Wunden. Es sieht schmerzhaft aus und ich hoffe, sie hilft dir. Wie geht's dir?" Er nahm nun auch die Salbe und betrachtete sie einen Moment, bevor er den Korkdeckel entfernte und daran roch. „Jasmin… und Engelwurz“, murmelte er und lächelte dann. „Die hat Alma angerührt, nicht wahr?“, fragte er Ysara und nickte. „Danke, dass du sie mir bringst. Es ist nicht das erste Mal, dass ich SO aussehe, wenn ich auf einem Schiff unterwegs bin“, erklärte er noch, wieso Alma scheinbar so gut vorbereitet war. Er lachte bei der Erinnerung daran, führte sie aber nicht näher aus. Danach aber richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Ysara und gab ihr wieder etwas mehr Raum. Er hatte noch einen Moment dicht bei ihr gestanden, bevor er sich zurückzog. „Es geht mir gut. Wie gesagt, es ist nicht das erste Mal und… ich werde es überleben“, er schnaufte amüsiert, „hoffentlich. Die Salbe hilft tatsächlich ganz gut. Jasmin und Engelwurz scheinen eine gute Kombination für Nachtelfen zu sein. Die Pflanzen wachsen aber nicht im Nachtelfenreich, weshalb wir kaum an die Kräuter kommen.“, er zuckte mit den Schultern. „Wir haben leuchtende Pilze!“, sagte er, als wäre das etwas Großartiges! Aber dann lachte er sie an und wirkte tatsächlich nicht mehr so zurückhaltend, wie noch vor ihrer Entschuldigung. Er legte den Tiegel zur Seite und zeigte auf den Teller mit der Kartoffel. „Darf ich?“, fragte er nun vorsichtig, damit sie nicht wieder zusammenstießen.
Er nahm sich das Essen und setzte sich auf ein anderes Fass, um die Kartoffel Richtung Magen zu schicken. Wie er so lässig auf dem Fass saß, ein Bein auf dem Boden zum Haltgeben, eines angewinkelt und das lockere Hemd, das sich um seine ansehnliche Brust legte, konnte man nicht übersehen, dass er wahrlich charmant und gut aussah. Aber er schien daraus gar keine Sache zu machen. Das machte es fast noch schlimmer. „Ist das Quartier von Salik denn annehmbar?“, wollte er wissen und tunkte die Kartoffel in etwas Kräutersalz, ehe er herzhaft abbiss. Er musste wirklich Hunger und Durst haben. „Die Winde stehen jedenfalls gut. Wolken sind auch genug vorhanden, sodass wir gewiss nicht lange brauchen werden, bis Andunie.“, erklärte er und beendet das karge Mahl. Er leckte sich den Zeigefinger ab, wischte sich knapp über die Lippen, um die Butter zu entfernen und seufzte wohlig auf. „Das hat wirklich gut getan. Ich dachte schon, ich verhungere!“, witzelte er und lächelte sie offen an. Für einen Moment wurde es still im Bauch des Schiffes. Es knarzte lediglich leicht, wenn der Rumpf sich im Wasser wiegte und hier oder da etwas gegen die Wand klopfte. Oberhalb ihrer Köpfe konnten sie die Musik noch gedämpft hören und einige Seemänner schienen ausgelassen zu tanzen. Areus musterte Ysara direkt. „Hoffst du, dass du zu der Zunft gehören wirst, eines Tages?“, stellte er unvermittelt eine Frage und wartete geduldig darauf, ob und was sie antworten würde.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Samstag 16. März 2024, 18:14

Die blonde Krähe befürchtete, dass der Streit ihre gemeinsame Weiterreise belasten oder - schlimmer noch - vorzeitig beenden könnte und suchte daher das Gespräch mit Areus. Ihr war das schlechte Gewissen förmlich anzusehen. Ysi hatte schon gezeigt, dass sie sich mit ihren Gefühlen nicht zurückhielt und das war auch jetzt der Fall. Sie gestand Areus gegenüber ein, dass sie 'jemanden' ziemlich unfair behandelt hatte. Der Nachtelf griff ihre Worte direkt auf. „Ist das so? Klingt danach, dass derjenige vielleicht zu spontan gehandelt hat.“ War das ein Eingeständnis? Ysara musterte ihn einen Moment mit etwas schief geneigten Kopf. Der Elf aber verschränkte die Arme vor der Brust und seine Haltung wirkte nicht so offen und unbekümmert, wie sie ihn kennengelernt hat. Sie entschuldigte sich indes einsichtig und ganz offen dafür, dass sie eine Meckerziege gewesen war. „Hm. Warst du.“ Bei seinen nonchalanten Worten hob sich minimal ihre linke Augenbraue, ehe sie weiter sprach und zugab, dass sie überreagiert hatte. „Hast du.“ Da stutzte sie dann doch für einen Moment und ihre Augen verengten sich kurz ob seiner distanzierten Zustimmung hier und dort. Hatte sie ihn wirklich so falsch eingeschätzt? War er doch abgebrühter und nachtragender als erwartet. Oder ließ er sie nur zappeln? Sie beschloss, es zu ignorieren und entschuldigte sich weiter dafür, seine Ehre angegriffen zu haben. „Meine Ehre?“ Ysara nickte und er konnte die stumme Frage in den grünen Augen erkennen. Hatte sie diese nicht verletzt? War ihm nicht genau das sauer aufgestoßen? „Nun… die kann man getrost in Frage stellen, nicht aber meine Motive“, stellte er klar. Es überraschte sie für einen Moment, dass es ihm nicht um seine Ehre ging, die doch so ziemlich alle Männer verteidigten, sobald sie sich gekränkt fühlten - zumindest die meist hochnäsigen Männer, die sie kannte. Dann kamen ihr wieder Almas Worte in den Sinn, die angedeutet hatte, dass er in der Vergangenheit jemanden getötet hatte. Ysara schob den Gedanken fürs Erste beiseite, denn darum ging es jetzt nicht. "Dann, weil ich deine Motive in Frage gestellt habe", präzisierte sie und versuchte sich in einem beschwichtigenden Lächeln. Sie behielt seine Mimik im Auge und versuchte, diese zu deuten, weil sie noch immer nicht wusste, wie er zu ihren Worten stand. Er neigte den Kopf und sie gab zu, dass ihr Verhalten unfair und dumm gewesen war. „War es. Gut, wenn du es selbst erkennst.“ Wenn ihr das Ganze nicht so unangenehm gewesen wäre oder sie die Situation von außen als Unbeteiligte betrachtet hätte, hätte sein Verhalten sie vielleicht sogar amüsiert. So aber wartete sie angespannt und wusste weiterhin nicht einzuordnen, was er von ihrer Entschuldigung und Erklärungen hielt. Er wirkte noch immer so distanziert, dass Ysara leise in die Stille seufzte. Sie mochte diese dicke Luft nach Streitereien nicht. Auch wenn es nicht schön war, wusste sie, dass die Entschuldigung nötig war und sie stand zu ihren Fehlern. Aber sie erhielt nichts außer diese distanzierten und knappen Zustimmungen. Ysara bekräftigte abschließend noch einmal, was sie ihm zu verdanken hatten und dass sie ihn brauchten. Noch immer behielt sie den Elfen im Auge, der lässig an dem Balken lehnte „Hm.“ Sie erwiderte seinen Blick eindringlich, während sie gespannt auf eine Reaktion wartete. Sie hatte ihn bisher nicht als sehr nachtragend eingeschätzt, allerdings hatten sie sich bis jetzt auch nicht gestritten. „Entschuldigung angenommen“, sagte er dann nach einer gefühlten Ewigkeit. Die Krähe atmete erleichtert aus und unweigerlich zeigte sich ein Lächeln auf den Lippen, die sie zuvor angespannt aufeinander gepresst hatte. Areus lockerte endlich seine Haltung. „Ich schätze es ist nur verständlich, dass dich meine Genialität überrumpelt hat!“ Mit einem Mal brach seine verschlossene Mimik auf und Ysara war erleichtert über sein charmantes Lächeln, das ihr die Last von den Schultern nahm. "Achja?", erwiderte sie, nun wieder weniger betreten und dafür mutiger, mit einem Schmunzeln. „Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass diese Pläne am besten funktionieren und man sich auch mal… ins Zeug legen muss!“ Nun funkelte es amüsiert in ihren Augen. "Und ich bin mir sicher, du wirst mir zeigen, wie das geht", meinte sie ebenso scherzhaft und fand langsam zu ihrem eigenen Ich zurück. Nach all der Aufregung heute Morgen und dem Streit mit Areus fühlte sie sich mit einem Mal sehr erleichtert und entspannt, nachdem sie beides endlich geklärt hatte.
„Dass wir hier gelandet sind, ist ein unglücklicher Zustand. Alma heuerte in den letzten Monaten vermehrt auf Handelsschiffen aus Santros an, aber dieses Mal stand ihr offenbar der Sinn nach Piraterie.“ Ysara nickte und verstand, dass er wirklich keinen Schimmer gehabt hatte, auf was für ein Schiff sie treffen würden. "Alma mag die Abwechslung", kommentierte sie bewusst zweideutig und grinste schief, bis sie sah, dass Areus noch einmal ernster wurde. „Was sie angeht… Sie ist eine… Bekannte. Vielleicht sagt man schon Freundin, was weiß ich. Aber sie ist ganz bestimmt nicht die Art von Frau, die mich um den Verstand bringt!“ Ysara war etwas überrascht, mit welcher Offenherzigkeit er sich verteidigte, aber er machte dadurch noch einmal klar, dass sie ihn mit ihrem Vorwurf wirklich getroffen hatte, was auch immer genau dahinter steckte. Dafür entschuldigt hatte sie sich schon, deshalb nickte sie knapp. "Ist angekommen", versicherte sie salopp und lächelte ihm dann versöhnlich zu.

"Ich bin froh, dass wir das geklärt haben", sagte sie weiter, als er sich umdrehte und begann, seine Sachen zu ordnen. Da fiel Ysara der Tiegel wieder ein und sie schaute auf ihre Tasche hinab, aus der sie nicht nur den, sondern auch das Stück Karamell ans gedämpfte Licht beförderte. Beides streckte sie dem Elfen entgegen, während sie erst jetzt den Blick hob, sodass ihr seine Absicht, sich dem Essen und Trinken zu widmen, völlig entgangen war. Sie setzten sich gleichzeitig in Bewegung und stießen unweigerlich gegeneinander. "Oh!", entfuhr es ihr ob des überraschenden Zusammenstoßes. Sie konnte gar nicht so schnell reagieren und hätte vermutlich das Gleichgewicht verloren, wenn Areus nicht reaktionsschnell nach ihr gegriffen hätte. Sie versuchte, Tiegel und Karamell mit ein paar Fingern zu umschließen und sich gleichzeitig mit den anderen an ihm festzuhalten. So bekam sie zwar sein Hemd an den Unterarmen zu fassen, das allein hätte sie aber nicht davor bewahrt, das Gleichgewicht zu verlieren. Sie spürte Areus' zielsicheren Griff, der einen Reiz auf ihrer Haut auslöste, dies jedoch eher unbewusst, da sie sich darauf konzentrierte, wieder einen sicheren Stand zu erlangen. Für einen Moment standen sie dann nah beieinander und Ysi spürte die Wärme seines Körpers, dessen Anblick sie so schnell nicht vergessen hatte - und wohl auch nicht würde. Sie sah zu ihm auf und wollte die Situation überspielen. Dann fiel ihr Blick jedoch in seine violetten Augen, mit denen er auf sie herab sah. Sie würde sich wohl noch an diese besondere Farbe gewöhnen müssen. Ebenso ungewohnt war die Nähe, die er unbeabsichtigt aufgebaut hatte. Sie spürte, dass ihr Hals plötzlich ganz trocken war und musterte den gutaussehenden Elfen, während sie unbewusst auf ihre Unterlippe biss. „Entschuldige!“ Damit ließ er sie los und Ysara wurde klar, was für ein Bild sie abgeben mussten. Räuspernd trat sie einen Schritt zurück. "Nichts passiert", murmelte sie halblaut und beobachtete Areus, wie er nach dem Becher griff und ihr diesen zeigte, um seine eigentliche Absicht zu erklären.

Dann erinnerte sie sich wieder an das Stück Karamell, das sie ihm schnell anbot, um wieder einen Übergang zu einem zwanglosen Beieinandersein zu bilden. „Wer mag bitte kein Karamell?“ Sie runzelte einen Moment die Stirn und erweckte den Anschein, darüber nachdenken zu müssen. "Gute Frage. Ich kenne niemanden, der dazu Nein sagen würde", grinste sie dann. „Woher hast du das?“ Sie nahm das übrige Stück entgegen und steckte es sich in den Mund. "Hat Alma dem Koch stibitzt. Ich weiß, wo noch mehr ist, falls uns hier langweilig wird", stellte sie grinsend in Aussicht und überreichte ihm dann die Salbe, an der er roch. „Jasmin… und Engelwurz. Die hat Alma angerührt, nicht wahr?“ Ysara war für einen Moment überrascht, dass Alma die Salbe nicht nur aus der Kombüse entwendet, sondern auch selbst hergestellt haben sollte. "Sie meinte, du könntest sie gebrauchen. Offenbar macht sie sich Sorgen um dich", fügte sie an und hob kurz vielsagend eine Augenbraue. Sie hatte verstanden, dass die Rothaarige ihn nicht reizte. Aber war er trotzdem für Späße dieser Art empfänglich und ließ sich damit aufziehen? „Danke, dass du sie mir bringst. Es ist nicht das erste Mal, dass ich SO aussehe, wenn ich auf einem Schiff unterwegs bin.“ Sein Auflachen war ansteckend und Ysara grinste breit. Sie war neugierig auf die Geschichte dahinter, aber Areus ging nicht darauf ein. „Es geht mir gut. Wie gesagt, es ist nicht das erste Mal und… ich werde es überleben.“ "Wäre sonst schade um die Genialität, die verloren ginge", spielte sie auf seine vorherigen Worte an und grinste. „Hoffentlich. Die Salbe hilft tatsächlich ganz gut. Jasmin und Engelwurz scheinen eine gute Kombination für Nachtelfen zu sein. Die Pflanzen wachsen aber nicht im Nachtelfenreich, weshalb wir kaum an die Kräuter kommen. Wir haben leuchtende Pilze!“ Ysara war sichtlich überrascht davon. "Leuchtende Pilze? Leuchten sie die ganze Zeit? Kann man sie essen?" Ysara hatte noch nie etwas davon gehört und war ehrlich neugierig auf diese Pilze, die für Areus vermutlich nichts Besonderes waren, so deutlich wie er ihre Besonderheit betonte. Sein Lachen ließ sie warm lächeln und sie stellte fest, dass er ihr so viel besser gefiel als so distanziert wie zu Beginn des Gesprächs. Doch davon war nichts mehr zu spüren. Offenbar war er genauso wenig nachtragend wie sie.

„Darf ich?“ Ysara folgte seinem Blick zu den Kartoffeln. Dann grinste sie schelmisch, machte einen übertrieben großen Schritt zur Seite und deutete gönnerhaft auf das Essen. "Ich bitte darum." Die grünen Augen funkelten und Ysara entspannte sich mehr und mehr in seiner Gesellschaft. Sie genoss die lockere Atmosphäre und die Ablenkung von all dem Stress, der sich am Tage an Deck abgespielt hatte. Ihr Blick blieb an Areus hängen, während er lässig auf dem Fass saß und selbst dabei eine gute Figur machte. Ysara dachte darüber nach, dass es das erste Mal war, seit sie sich kennengelernt hatten, dass sie die Zeit an so einem ruhigen Ort verbrachten. Sie hatten zusammen auf dem Fest eines Dunkelelfen getanzt, sich in einer Hecke versteckt, hatten ein Wettrennen zu Pferde gemacht und die Nacht in einem Ruderboot verbracht. Ysara schmunzelte kurz, während sie in Gedanken versunken war. Das waren ganz schön viele Abenteuer für die kurze Zeit, die sie sich kannten.
Ysara stand da und amüsierte sich über das vergangene Geschehen, bis Areus sie ansprach. „Ist das Quartier von Salik denn annehmbar?“ Sie blinzelte, dachte einen Moment nach und sah sich dann kurz um. "Es ist ok", begann sie und setzte sie sich in Ermangelung an Alternativen auf das Fass, auf dem eben noch sein Essen gestanden hatte. "Das Quartier und das Bett sind etwas klein und die Aussicht..", sie seufzte kurz gespielt, "ziemlich eintönig, wenn du mich fragst." Dann konnte sie nicht länger ernst bleiben und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. "Nein, es ist sehr annehmbar", meinte sie dann ernst. "Danke, dass du uns zur Seite gesprungen bist", lächelte sie und dachte an die Bläschen auf seinem Rücken zurück, die der Preis dafür gewesen waren. Ysara ließ die Beine baumeln und musterte Areus von ihrem Fass aus.
„Die Winde stehen jedenfalls gut. Wolken sind auch genug vorhanden, sodass wir gewiss nicht lange brauchen werden, bis Andunie.“ Sie nickte, denn das klang ziemlich gut. "Und wie schlagen wir uns von da weiter durch? Hast du schon einen Plan?", wollte sie wissen, bevor er sein Essen beendete. „Das hat wirklich gut getan. Ich dachte schon, ich verhungere!“ Sie erwiderte sein Lächeln und war froh darüber, ihm geholfen zu haben und ihn satt und zufrieden zu sehen. "Essen ist immer gut", murmelte sie, als wäre das eine alte Weisheit. Dann wurde es still und die Musik vom Deck drang gedämpft an ihre Ohren. Sie ließ den Blick zur Decke schweifen, wobei sie den Kopf in den Nacken legte, und genoss für einen Moment den Abend, der sich doch noch zum Guten gewendet hatte. Da war nur die Musik und das Schiff, das knarzte, sodass sie sogar fast vergaß, dass sie hier zusammen mit Areus saß.
„Hoffst du, dass du zu der Zunft gehören wirst, eines Tages?“ Da richtete sie den Kopf und Blick wieder auf den Nachtelf aus und betrachtete ihn überlegend und mit ernster Miene. Einige Momente dachte sie darüber nach und auch darüber, was sie ihm erzählen sollte. "Möchte das nicht jeder Dieb?", fragte sie zunächst, sie lächelte jedoch dabei. "Seit meiner Kindheit wollte ich die Ungerechtigkeit in Grandea auflösen. Ich weiß, das ist ein hohes Ziel - unmöglich vermutlich." Sie zuckte mit den Schultern, als könne sie das nicht davon abhalten, ihr Möglichstes zu tun. "Mit unserer Beute helfen wir denjenigen, die es wirklich brauchen. Viele im Armenviertel - oder Außenring, wie der König es nennt - fürchten täglich darum, zu verhungern", erklärte sie und sah Areus an, ob er ihre Motive nachvollziehen konnte. "Ich hab' mich oft gefragt, ob die Zunft ein Auge auf uns hat - ob wir schon so viel erreicht haben. Und wie es wäre, ein Mitglied zu sein", sprach sie weiter und antwortete noch immer nicht direkt auf seine Frage. "Je mehr Diebe, desto mehr Beute, oder? Ich könnte viel von euch - oder dir - lernen", gestand sie offen und grinste. "Ich könnte mir einen Namen in der Zunft machen und aufsteigen", sinnierte sie, ziemlich überzeugt von sich, und es wurde wohl klar, dass sie das Ganze nicht zum ersten Mal in Gedanken durchspielte. "Aber die Zunft hat ihre eigenen Ziele, nicht wahr?" Fragend legte sie den Kopf schief. Ein Teil von ihr wollte zu gerne eine Diebin der Zunft sein, die alle Vorteile genießen konnte. Aber konnte sie dann noch ihre eigenen Ziele und Werte verfolgen? Im Grunde träumte Ysara von ihrer eigenen großen Gilde. Irgendwann. Sie wollte unabhängig sein und fürchtete als Mitglied der Zunft, für immer dem Willen dieser zu unterliegen. Ihren eigentlichen Lebenstraum wollte sie Areus jedoch nicht direkt auf die Nase binden. "Kannst du es empfehlen, das Leben in der Zunft?", wollte sie dann ihrerseits wissen und hoffte, dass er seine Erfahrungen mit ihr teilte. Vielleicht konnte er ja auch ihre Zweifel ausräumen? "Du sagtest, du hast dich mit Leib und Seele einem Mann der Zunft verschrieben? Klingt so, dass du da nicht mehr rauskommst, falls du überhaupt möchtest?", fragte sie nach und musterte ihn neugierig.

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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Erzähler » Montag 18. März 2024, 14:00

Es war überhaupt nicht leicht, sich einzugestehen, dass man im Unrecht war. Ysara aber zeigte einmal mehr, dass sie nicht die arrogante Persönlichkeit einer Bessergestellten innehatte und durchaus in der Lage war, fair und im Team zu spielen. Sie war es gewohnt, dass man ihr Recht gab, dass ihr Stand allein dafür reichte, den Ton anzugeben. Aber ihr innewohnendes Naturell war es doch, das es ihr überhaupt ermöglicht hatte, innerhalb einer Gemeinschaft zu agieren. Seite an Seite mit Gleichberechtigten und niemand setzte sich ungefragt die Herrscherkrone auf. Sie alle hatten ihre Momente, sie alle entschieden hier und dort mal etwas. Jeder nach seinen Fähigkeiten und natürlich am Ende sie und oder Sadia. Ysara wusste, dass sie diese Reise nur retten könnte, wenn sie den mutigen Schritt tat und sich bei Areus entschuldigte. Der Mann wirkte anfangs etwas verstimmt und es blieb die Frage, ob er tatsächlich so nachtragend war. Ysi aber bemühte sich, sich davon nicht ablenken zu lassen. Selbst wenn er weiterhin sauer auf sie wäre, ihr ihren Fehler nachtrug – Aufrichtigkeit verlangte keinen Gegenzug. Sie wollte sich entschuldigen und so setzte sie dieses Vorhaben auch in die Tat um. Tatsächlich aber durfte sie nur wenig später aufatmen: Sie hatte sich bei Areus nicht getäuscht. Der Elf hatte lediglich den Moment gekostet und sich einen kleinen Spaß mit ihr erlaubt. Er hatte sie geneckt. Und Ysi war ehrlich froh darüber, dass er es tat, denn es zeigte ihr, dass sie keine Sorge haben müsste, sich in seiner Nähe aufzuhalten. Der Nachtelf bewies, dass ihn eine kleine Meinungsverschiedenheit zwar nicht kuschen ließ, aber ihn auch nicht mehr als das beschäftigte. Er hatte Ysara ihren Freiraum gegeben – latent gezwungen, da Salik von ihm die Haltung des Krähennestes verlangt hatte – aber dennoch… Erleichtert konnte Ysara wieder allmählich zu ihrem wahren Naturell zurückkehren und prompt fand sie sich wieder in einer seltsamen Nähe wieder, die ihr immer wieder vor die Füße fiel. Erst mit Cassian, den sie plötzlich mit anderen Augen sah, jetzt mit Areus.
Als hätte man ein unsichtbares Schild von ihr genommen, das bisher verhindert hatte, dass sie auf Tuchfühlung ging. Der Blick aus den violetten Augen war intensiv und die Wärme seines Körpers, der leicht salzige Geruch seiner Haut waren dazu angeraten, ihre Sinne auf eine besondere Reise zu schicken. Allerdings war es vor allem der Elf, der ihr dabei half, nicht in den Erinnerungen an seinen freien Oberkörper zu versinken. Er half ihr wieder in den Stand zurück, bevor er andeutete, was er eigentlich vorgehabt hatte. Die Situation war peinlich und gleichermaßen verwirrend, aber beide überspielten sie auf ihre Weise. Ysi bot eine süße Leckerei und Areus stieg darauf ein. "Gute Frage. Ich kenne niemanden, der dazu Nein sagen würde" Er schnaubte amüsiert. „Ich auch nicht.“, bestätigte er und aß dann das Karamell. "Hat Alma dem Koch stibitzt. Ich weiß, wo noch mehr ist, falls uns hier langweilig wird" Seine Augen blitzten amüsiert auf. Die Idee gefiel ihm. „Sehr gut, das behalten wir im Kopf.“, zwinkerte er und schmunzelte leicht.

Danach roch er an der Creme und erkannte die Ingredienzien. "Sie meinte, du könntest sie gebrauchen. Offenbar macht sie sich Sorgen um dich", ließ Ysi ihn wissen und er sah sie für einen Moment über den Tiegel hinweg an. „Und trotzdem stehst du hier und überreichst mir die Creme…“, konterte er amüsiert und lachte leise. Er bedankte sich, versicherte, dass es ihm gut ginge und er zurechtkäme. "Wäre sonst schade um die Genialität, die verloren ginge" Erneut sah Areus auf und es blitzte in seinem Blick. Er schien es zu mögen, wenn man ihn forderte. „Ganz deiner Meinung. Der Welt ginge so viel Potenzial verloren!“, zwinkerte er ihr charmant zu und ein schiefes Lächeln ließ seine Züge im Gesicht auf eine besondere Art wirken. Er erzählte weiter und Ysi war begierig mehr von den Besonderheiten der Welt zu erfahren. "Leuchtende Pilze? Leuchten sie die ganze Zeit? Kann man sie essen?" „Sie sind eine Lichtquelle in meiner Heimat. Das Reich ist unterhalb der Erde und schützt uns ganz gut vor Lysanthor dem Angeber!“, schmunzelte er. „Essen würde ich die aber nicht“, verzog er das Gesicht in gespieltem Ekel, bevor er schließlich nach seiner Kartoffel bat, die Ysi ihm mitgebracht hatte. Areus war bemüht ihr nicht noch einmal so nahezukommen. Ysara aber stieg übertrieben darauf ein, was Areus leise lachen ließ. Er neigte vornehm das Haupt, trat ebenso affektiert, wie ihre Bewegung an ihr vorbei und griff sich den Teller. Danach setzte er sich lässig auf eines der Fässer. Falls er Schmerzen wegen der Beulen hatte, überspielte er jenen ziemlich gut. Es stellte sich einen Moment Ruhe ein, was ungewöhnlich wirkte. Immerhin war ihre Bekanntschaft seither turbulent gewesen und doch gab es endlich etwas Zeit, einander etwas besser kennenzulernen. Areus aß die Kartoffel in Ruhe und hatte es offenbar nicht eilig, aus der Nähe der Krähe zu fliehen. Im Gegenteil:
Er suchte das Gespräch und führte es ungezwungen fort. "Es ist ok", antwortete sie auf seine Frage nach der Unterkunft. Überrascht hob er den Kopf und musterte sie, während sie weiter an ihrer Rolle festhielt. "Das Quartier und das Bett sind etwas klein und die Aussicht.. ziemlich eintönig, wenn du mich fragst." Areus kaute seine Kartoffel und nuschelte: „Tauschen wir? Hier hast du Aussichten auf sämtliche Monde der Welt, Gerüche aller Art und dem schönsten Konzert, seit es Musik gibt!“, schnaubte er salopp und Ysi musste grinsen. "Nein, es ist sehr annehmbar“ Areus schürzte die Lippen, als er sie so sah. „Ha-ha, Fräulein Hochwohlgeboren!“, zwinkerte er und lachte amüsiert auf. "Danke, dass du uns zur Seite gesprungen bist", er winkte ab. Tatsächlich konnte Ysara feststellen, dass er ein äußerst zufriedener Mann sein musste. Seine Haltung war entspannt, trotz seiner Erlebnisse. Er ließ die Beine etwas baumeln, aß seine Kartoffel und beschwerte sich nicht einmal über etwas. Seine lockere Art stand ihm viel zu gut und machte das Optische nur noch reizvoller. Er bewies einen Hang zur Selbstironie und auch wenn er in der Vergangenheit bewiesen hatte, dass er durchaus auch dick auftragen konnte, schien es so, dass Ysara gerade den wahren Kern seiner Persönlichkeit entdeckte.

Sie sprachen über Andunie und Ysara wollte wissen, wie es weiterging. "Und wie schlagen wir uns von da weiter durch? Hast du schon einen Plan?" Mit dem letzten Rest Kartoffel im Mund nuschelte er: „Herrschaftszeiten, du musst aber noch lernen, wie man entspannt, oder?“, neckte er sie und beendete seine Mahlzeit. „Das war gut. Wir schauen in Andunie, was so geht. Ich habe seit der Übernahme dort nicht mehr viele Bekannte. Mal schauen“, murmelte er. „War seither nicht mehr dort!“ Und er wusste folglich nicht, wer von seinen Bekannten überhaupt noch dort oder am Leben wäre. Einen Moment kehrte Ruhe ein und doch wollte keiner so recht die Zweisamkeit auflösen. Warum auch die Chance ungenutzt lassen, die Ruhe zum Kennenlernen zu benutzen? Immerhin würden sie noch eine Weile gemeinsam reisen. Areus fragte Ysi nach ihren Motiven. "Möchte das nicht jeder Dieb? Seit meiner Kindheit wollte ich die Ungerechtigkeit in Grandea auflösen. Ich weiß, das ist ein hohes Ziel - unmöglich vermutlich. Mit unserer Beute helfen wir denjenigen, die es wirklich brauchen. Viele im Armenviertel - oder Außenring, wie der König es nennt - fürchten täglich darum, zu verhungern. Ich hab' mich oft gefragt, ob die Zunft ein Auge auf uns hat - ob wir schon so viel erreicht haben. Und wie es wäre, ein Mitglied zu sein" Er betrachtete sie ruhig und ließ sie erzählen. Anhand seiner Mimik konnte sie allerdings nicht erkennen, was er darüber genau dachte. "Je mehr Diebe, desto mehr Beute, oder? Ich könnte viel von euch - oder dir – lernen. Ich könnte mir einen Namen in der Zunft machen und aufsteigen" „hm“, kam es nur von dem Elfen, ehe er sich die Hände an seiner Hose abwischte und den Teller in eine Hängematte stellte, die daraufhin ein kleines Bisschen vollgekleckert wurde. Er ignorierte es, konzentrierte sich lieber auf Ysara. "Aber die Zunft hat ihre eigenen Ziele, nicht wahr? Kannst du es empfehlen, das Leben in der Zunft?" Areus betrachtete sie einen Moment nachdenklich, dann schüttelte er den Kopf. „Ich kann dir nicht sagen, was du tun oder lassen sollst, Ysara. Ich kenne dich und deine Ziele nicht und letztendlich musst du deinen Weg gehen.“, stellte er klar. „Die Zunft ist ein guter Ort, um sich in einem sicheren Hafen zu befinden. Man hat einen gewissen Rahmen, in dem man sich bewegen sollte, aber sie schränken einen auch nicht in dem Maße ein, dass man seine eigenen Dinge nicht mehr machen kann. Aber sie verlangen auch einen gewissen Gehorsam. Und sie verlangen Tribute.“, erklärte er. Wer „Sie“ waren, würde Ysara vielleicht irgendwann erfahren.
"Du sagtest, du hast dich mit Leib und Seele einem Mann der Zunft verschrieben? Klingt so, dass du da nicht mehr rauskommst, falls du überhaupt möchtest?" „Das ist etwas anderes.“, meinte er und wandte den Blick ab. Er sah auf den kleinen Cremetiegel und begann damit, seine Hemdärmel hochzukrempeln. Darunter kamen muskulöse Arme zum Vorschein, die ebenfalls Pustel aufwiesen. Er begann damit sie einzureiben und seufzte bei der kühlenden Masse. „Ich verdanke ihm mein Leben. Das hat aber nichts mit der Zunft zu tun. Die Diebeszunft funktioniert nach Regeln und jene müssen eingehalten werden. Bricht man sie, bricht man seinen Eid. Im Grunde ist es ganz einfach aber – sie sind da auch sehr strikt. Nicht immer ist das Leben darauf ausgelegt, dass man rechtschaffen alle Probleme löst. Manchmal… muss man eben improvisieren“, zuckte er seine Schultern und schmierte daraufhin den anderen Arm ein.
Es entfaltete sich ein angenehmer Geruch, der das latent stickige im Innern des Schiffes übertünchte. Areus hob den Blick wieder kurz und sah sie an. „Stürze dich nicht gleich in das nächste Abenteuer, wenn du das eigentliche noch nicht beendet hast“, lächelte er. „Eines nach dem anderen, du hast Zeit, du bist jung…“, bemerkte er und betrachtete sie einen Moment länger als es vielleicht hätte sein müssen. Daraufhin schloss er lächelnd den Tiegel wieder und rutschte vom Fass. „Wir sollten vielleicht zuse“-, plötzlich brach an Deck Tumult aus und Rufe wurden laut, ehe das Schiff plötzlich und unerwartet zu Ruckeln und stottern anfing. Ysi spürte einen Ruck durch das ganze Schiff gehen und das Fass, auf dem sie saß, schwankte gefährlich und würde kippen. Auch Areus blieb nicht auf den Beinen, sondern prallte schwankend gegen den Mast und zischte vor Schmerz auf. Stirnrunzelnd blickte er sich um und ein heftiges Poltern und Rumsen störte die Ruhe, die sich hatte aufbauen wollen. „Was zum…“, knurrte der Elf und hob den Kopf zur Decke. Dann aber suchte sein Blick den von Ysara. „Hast du dir wehgetan?“, fragte er und würde ihr die Hand reichen, falls sie gefallen war. Ysi musste in sich hineinhorchen, ob sie sich verletzt hatte, doch dann sollten sie eventuell nachsehen, was passiert war.
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Re: Unter Venthas Willkür

Beitrag von Ysara » Montag 18. März 2024, 21:47

Nachdem Areus ihr verziehen hatte, war Ysi deutlich empfänglicher für seine neckenden Worte. Stück für Stück fand sie zu ihrem Naturell zurück und die Stimmung zwischen ihnen lockerte sich - bis auf den kleinen Zusammenstoß vielleicht, der sie dem Elf unverhofft näher brachte. Ysara konnte die Wärme, die er ausstrahlte, kaum ignorieren, während der salzige Duft des Meeres sie beide hier unten umgab. Es brauchte schon den Impuls des Elfen, sonst hätte sie ihn wohl noch ein klein bisschen länger angestarrt. Die Nähe war sehr ungewohnt für Ysara, die bis vor kurzem keinem Mann überhaupt so nah gekommen war. Was aber nicht hieß, dass sie ihr nicht gefiel. Es war aber reichlich verwirrend und am Ende war sie dann doch froh, Areus' Aufmerksamkeit auf das Karamell zu lenken. Danach reichte sie ihm die Creme und spielte darauf an, dass sich Alma offenbar um ihn sorgte. „Und trotzdem stehst du hier und überreichst mir die Creme…“ Für einen Moment stutzte Ysi überrascht, denn ihrer Meinung nach war das doch selbstverständlich und ihre Absichten hatten nichts mit denen gemeinsam, die Alma hegte. Areus gehörte jetzt zu ihnen, wenn auch nur übergangsweise, und da war es für Ysi selbstverständlich, auch für sein Wohlergehen zu sorgen. Das machte auch das Schulterzucken und Schnauben deutlich, mit dem sie auf seine Worte reagierte, ehe ihr Grinsen wieder eine Spur breiter wurde.
Als er begann, von leuchtenden Pilzen zu sprechen, hörte sie ihm sichtlich interessiert zu. Für ihn mochte es etwas Alltägliches sein, aber für Ysara klang das sowohl ungewöhnlich als auch faszinierend. „Sie sind eine Lichtquelle in meiner Heimat. Das Reich ist unterhalb der Erde und schützt uns ganz gut vor Lysanthor dem Angeber! Essen würde ich die aber nicht.“ Als er so von dem Gott des Lichts sprach, musste sie ebenfalls schmunzeln. Und da sie gerade beim Thema Essen waren, wollte sich Areus seinem nun widmen. Ysara gestattete es ihm in gespielter Manier. Sein Lachen ließ ihre Augen für einen Moment funkeln und sie begann, ihr weiteres Gespräch sichtlich zu genießen. Sie entspannte sich mehr und mehr und bot Areus hier und da scherzhaft die Stirn. So kritisierte sie auch ironisch ihr Quartier und dessen Aussicht, wobei sie mit ihrer Art auch unbeabsichtigt deutlich machte, dass sie auch über sich selbst lachen konnte. „Tauschen wir? Hier hast du Aussichten auf sämtliche Monde der Welt, Gerüche aller Art und dem schönsten Konzert, seit es Musik gibt!“, bot Areus an und bei der Aussicht auf vielerlei Monde lachte Ysi plötzlich belustigt und gelöst auf, weil er offenbar ihren Humor getroffen hatte. "Danke, ich verzichte", meinte sie dann, schnaubte noch einmal amüsiert und versicherte anschließend ernster, dass ihr Quartier tatsächlich ziemlich annehmbar war. „Ha-ha, Fräulein Hochwohlgeboren!“, konterte er mit einem Zwinkern, das ihm ziemlich gut stand. Sie hingegen verzog ihr Gesicht in gespielter, getroffener Manier und für einen Moment sah es so aus, als würde sie ihm gleich die Zunge rausstrecken. Stattdessen gab sie jedoch nur ein gespielt empörtes "Tz" von sich, war jedoch nicht wirklich beleidigt. Dann wurde sie aber wieder ernster und bedankte sich dafür, dass er ihnen zur Seite gesprungen war. Sie lächelte, als Areus abwinkte und sich seinem Essen widmete, während sie ihn noch einen Moment dabei musterte, wie er dort gelassen und gleichsam sympathisch und gutaussehend saß und das Leben mit seinen Umständen scheinbar so nahm, wie diese kamen.

Die blonde Krähe würde sich davon wohl noch eine Scheibe abschneiden können. In Grandea, ihrem gewohnten Umfeld, das sie wie ihre Westentasche kannte, war sie weitaus sorgloser gewesen, als bisher auf diesem Schiff. Jetzt wollte sie bereits Pläne für ihre Ankunft in Andunie schmieden und von Areus wissen, ob er schon welche in der Hinterhand hatte. „Herrschaftszeiten, du musst aber noch lernen, wie man entspannt, oder?“, bremste er sie aus und Ysara blinzelte für einen Moment. Sie war voller Tatendrang und im ersten Moment überraschte es sie wirklich, dass sie offenbar einen so angespannten Eindruck machte. Dabei ging es ihr vornehmlich darum, eine gewisse Weitsicht zu bewahren und mögliche Gefahren auszuloten. Doch mit seinen Worten wurde ihr bewusst, wie verkrampft sie an die Sache ranging. Dass sie sich dadurch selbst einen gewissen Spaß nahm, erkannte sie tatsächlich erst durch seine Worte. Sie war mitten auf dem Meer, auf einem echten Piratenschiff. Das Abenteuer umgab sie bereits. Sie musste nur zugreifen. "Du hast wohl Recht", murmelte sie und lächelte schief. "Ich muss mich wohl noch etwas umgewöhnen. Entspannung also." Sie nickte abermals und suchte sich dann einen Platz auf einem der Fässer, während Areus weitersprach. „Das war gut. Wir schauen in Andunie, was so geht. Ich habe seit der Übernahme dort nicht mehr viele Bekannte. Mal schauen. War seither nicht mehr dort!“
Danach kehrte für einige Momente eine entspannte Ruhe ein. Die Musik vom Deck drang an ihre Ohren und es schien fast so, als hätte sie sich Areus' Worte zu Herzen genommen. Sie saß einfach nur auf dem Fass, ließ die Beine baumeln und die Zeit an sich vorüberziehen, während sie über alles und nichts nachdachte. Bis der Nachtelf sie fragte, ob sie eines Tages der Zunft angehören wollte. Ysara antwortete ihm ausführlich, hatte aber keine klare Antwort darauf, wie er feststellen durfte. Als er sich seinem dreckigen Geschirr in der Hängematte entledigte, machte Ysara eine Pause und beobachtete ihn grinsend dabei, bis er fertig war. Dann fragte sie ihn, ob er das Leben in der Zunft empfehlen würde, denn sie persönlich wusste im Grunde nichts über diese und hoffte auch ein paar echte Erfahrungswerte von einem ihrer Mitglieder. „Ich kann dir nicht sagen, was du tun oder lassen sollst, Ysara. Ich kenne dich und deine Ziele nicht und letztendlich musst du deinen Weg gehen.“ "Ich weiß." Sie nickte, denn das war ihr durchaus klar. „Die Zunft ist ein guter Ort, um sich in einem sicheren Hafen zu befinden. Man hat einen gewissen Rahmen, in dem man sich bewegen sollte, aber sie schränken einen auch nicht in dem Maße ein, dass man seine eigenen Dinge nicht mehr machen kann. Aber sie verlangen auch einen gewissen Gehorsam. Und sie verlangen Tribute.“
"Hmm", machte nun Ysara und dachte einen Moment darüber nach. Sie saugte die Informationen über die Zunft in sich auf. Dann fiel ihr wieder ein, dass Areus erwähnt hatte, dass er sich seinem Retter verschrieben hatte und sie interpretierte es so, dass ihn dieser auch an die Zunft band. „Das ist etwas anderes“, stellte er jedoch klar. Die grünen Augen beobachteten ihn, als er nach dem Tiegel griff. Sie versuchte, unbeteiligt zu wirken, als er die Ärmel seines Hemdes hochkrempelte, um seine Wunden einzucremen, aber hin und wieder huschten die grünen Augen dann doch zu seinen muskulösen Armen und konnten nicht durchgehend und gänzlich ungerührt in seinem Gesicht verweilen. „Ich verdanke ihm mein Leben. Das hat aber nichts mit der Zunft zu tun. Die Diebeszunft funktioniert nach Regeln und jene müssen eingehalten werden. Bricht man sie, bricht man seinen Eid. Im Grunde ist es ganz einfach aber – sie sind da auch sehr strikt. Nicht immer ist das Leben darauf ausgelegt, dass man rechtschaffen alle Probleme löst. Manchmal… muss man eben improvisieren.“ Sie ließ die Worte einen Moment wirken. Dann zeigte sich ein Funkeln in ihren Augen, das ein erster Anhaltspunkt für eine schelmische Erwiderung ihrerseits war. "Und wie wir wissen: Das Improvisieren beherrschst du wie kein Zweiter", grinste sie.

"Oh, das riecht wirklich gut", bemerkte sie dann, als ein Hauch Jasmin und Engelwurz zu ihr herüber wehte. Der Nachtelf blickte auf und ihr Grün traf auf das faszinierende Violett seiner Augen. „Stürze dich nicht gleich in das nächste Abenteuer, wenn du das eigentliche noch nicht beendet hast. Eines nach dem anderen, du hast Zeit, du bist jung…“ Er sprach reine Tatsachen aus, aber sein anhaltender Blick ließ sie plötzlich wie von selbst warm lächeln. Dann beendete er diesen Moment, als er den Tiegel schloss und sich erhob. Ysi wandte in der gleichen Bewegung den Blick ab. Von einer auf die nächste Sekunde änderte sich dann die ruhige Stimmung völlig unvermittelt. Ein Ruck ging durch das Schiff und das so abrupt und kraftvoll, dass das Fass, auf dem sie saß, mit einem Mal zur Seite kippte. Im gleichen Moment sah sie, wie Areus gegen den Mast prallte. Noch im Fall versuchte sie, sich am Rand des Fasses festzuhalten, doch es kippte schneller, als sie reagieren konnte. Überrascht entfuhr Ysara ein Schrei, als sie auch schon unsanft auf den Boden prallte. Sie hob noch geistesgegenwärtig die Hände, sodass das Fass nicht völlig ungebremst gegen sie knallte. Stattdessen kippte es zur Seite, streifte dabei aber ihren linken Oberarm und hinterließ unter der Kleidung eine schmerzhafte Schramme. Ysara sog zischend die Luft ein. "Elendes Fass", keuchte sie, als würde sie es persönlich meinen. Da trat Areus in ihr Blickfeld. „Hast du dir wehgetan?“ Ihr Blick fiel auf seine Hand und sie griff mit ihrer warmen Hand nach seiner, um sich auf die Beine helfen zu lassen, auch wenn diese das Ganze unbeschadet überlebt hatten und sie die Hilfe eigentlich nicht nötig hätte. "Danke. Ist nur ein Kratzer", murmelte sie, als sie in den Stand kam. Sie schaute ihm ins Gesicht, während sie noch immer seine Hand hielt. Als jedoch ihre Kleidung unangenehm über die Schramme rieb, verzog sie kurz das Gesicht, löste ihre Hand aus seinem Griff und fuhr sich damit über den Oberarm, als könnte das den Schmerz lindern. "Alles ok bei dir?", fragte sie dann ihrerseits und die grünen Augen huschten hinauf zu den dicken Balken, als könnte sie durch diese hindurch sehen. "Was zum Harax war das?", murmelte sie und schaute erneut zu Areus. "Das war es wohl mit der Entspannung. Wir sollten nachsehen, was uns gestört hat", meinte sie. Diesmal erreichte ihr Grinsen aber nicht ihre Augen, sondern es spiegelte sich eine gewisse Sorge darin. Dann machte sich die Krähe schon auf den Weg in Richtung Deck.

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